Auf nach Dessaria

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fremde Frau
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Re: Auf nach Dessaria

Beitrag von fremde Frau » Sonntag 14. Januar 2007, 21:02

Die Priesterin Amberle rührte sich. Immer mehr war sie aus der Welt des Schlafes geglitten und ins Wachsein zurückgekehrt. Aber nicht Albträume waren der Grund, sondern Kälte. Dabei hatte es nichts mit physischer Kälte zu tun, denn Amberle lag nahe am Feuer.

Nein, es war noch eine andere Kühle, sie lag in der Luft und war ebenso erfüllt von Sehnsucht. Die Sinne der Priesterin hatten sich im Laufe ihres Lebens für diese Empfindungen geöffnet, dass sie sogar von ihnen wachgerüttelt werden konnte. Als Priesterin musste sie vielen Menschen und auch anderen Wesen Hoffnung spenden, so lernte sie, auf die Trauernden zu achten, um ihnen besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Langsam schlug Amberle die Augen auf. In ihren Decken fühlte sie die goldene Löwenfigur. Es war ihr zu unsicher, sie auf dem Pferd zu lassen. Sie würde die Figur mit ihrem Leben verteidigen, wenn es sein musste. Aber um ihr Leben sorgten sich Lysanthor sei Dank ihre Wächter. Wo waren diese eigentlich?

Amberle stützte sich auf einen Ellenbogen. Sie sah Séréna am Feuer sitzen, in ihre Decke gehüllt. Xoél konnte sie nicht ausmachen, er stand ein Stück abseits des Lichtkreises, an den Baum gelehnt, so dass die Priesterin ihn nicht entdeckte. Aber noch immer fühlte sie diese Kälte, die wie die schwarzen Wolken über ihnen hing. Und an den schattenhaften Zügen der Elfe ahnte sie, was noch immer ungesagt im Raume stand.

"Rückt endlich mit der Wahrheit heraus, Séréna", wisperte sie. "Wenn Ihr es nicht wagt, wenn Ihr nicht den Mut aufbringt, werdet Ihr niemals erfahren, ob Eure Gefühle zueinander so ernst waren. Und eines Tages könntet Ihr es bereuen. Herzeleid schmerzt unsagbar, kann ein Leben lang weh tun. Aber Zweifel sind viel schlimmer. Wie eine unheilbare Krankheit, die Euch von innen zerfrisst und mit jedem Bissen nährt sie einen anderen Schmerz, genannt Einsamkeit. Glaubt den Worten einer Priesterin oder nicht, aber mein Ratschlag lautet: Fasst Mut."

Dann senkte Amberle wieder den Kopf in ihre Armbeuge und schloss die Augen. Sie war müde und wollte keinesfalls erschöpft die Reise durch den düsteren Sumpf antreten.

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Re: Auf nach Dessaria

Beitrag von Erzähler » Montag 15. Januar 2007, 19:22

Die beiden saßen friedlich am Feuer, wenn Xoél auch noch etwas apathisch wirkte. Sérénas Liebesgeständnis war verwirrend, aber er fand nicht die Möglichkeit, sich darüber Gedanken zu machen. Ihren Kuss schmeckte er noch immer und dort, wo sie die Träne fortgewischt hatte, brannte seine Haut, war angenehm warm.

Séréna hingegen lehnte sanft an seiner Schulter, genoss seine Wärme und die aufkeimende Geborgenheit, die ihr so gefehlt hatte.
Die Priesterin hatte sich in ihre Decke gewunden, war nur noch ein unförmiger Haufen aus Haaren, Laken und einem Arm, der zum Feuer hin heraus lugte.

Niemand bemerkte den Nebel, der wie ein Gefahrenschleier aus dem Sumpf ein Stück in dei Stille Ebene waberte und die Gruppe um ihre glimmendes Lagerfeuer einhüllte.
Erst als das Heulen eines Wesens wie der Gesang des heranrückenden Todes durch die Nacht flog, wurden Séréna und Xoél darauf aufmerksam. Doch bereits zu spät erkannten sie, dass der Nebel sie wie ein gewaltiges milchiges Maul verschluckt hatte.

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Re: Auf nach Dessaria

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. Januar 2007, 13:21

Während sich Séréna um die Pferde kümmerte, die ihr auch sofort gehorchten, versuchte Xoél die Priesterin zu finden.
Die Pferde waren sehr verstört und heilfroh, als sie die klangvolle Elfenstimme vernahmen. Sie spendete Ruhe und Hoffnung, nicht allein dem schrecklichen Nebel ausgesetzt zu sein. Eilig folgten die Tiere der Stimme und erreichten Séréna sehr schnell. Sie schnaubten dankbar, ließen sich von ihr ans Feuer führen, das wie ein eine rötlich glimmende Masse aus dem Nebel heraus leuchtete.

Der Lichtkreis war deutlich geschrumpft, ebenso wie das Feuer. Die Feuchtigkeit in der Luft verhinderte, dass es erneut hoch auflodern konnte. So brannten und glühten die kleinen Flämmchen mit letzter Kraft vor sich hin.

Xoél hatte das Lagerfeuer inzwischen umrundet, suchte noch immer nach Amberle. Schritt für Schritt tastete er sich vorwärts. Dann aber stolperte er, da sich sein Fuß in etwas verfangen hatte. Bäuchlings fiel er hin und sofort schrie jemand.
Xoél war über die bis dahin noch schlafende Priesterin gestolpert und gestürzt. Quer lag er nun über ihren Beinen, während sie vor Schreck kaum aufhören konnte zu schreien. Ihre Finger umklammerten Decke, aber auch die Statue, welche nach Dessaria geschafft werden musste. Dann erinnerte sie sich ihrer Stellung.
Als Priesterin unter dem Zeichen Lysanthors hatte man Mut zu zeigen. Sie beendete ihren Schrei und sprach laut heraus. "Wer immer Ihr seid, Fremder, steht sofort auf und geht von mir herunter. Andernfalls werde ich Euren Schädel mit Lysanthors Geschenk an Dessaria zerteilen!"

Sie hatte nicht wirklich vor, dies zu tun. Nur in einer absolut ausweglosen Situation. Allerdings besaß sie aber auch keine Waffe, weswegen sie zu drastischen Maßnahmen greifen musste.

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Re: Auf nach Dessaria

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. Januar 2007, 19:54

Der Nebel verdichtete sich immer mehr und die drei Reisegefährten ritten eng hintereinander in den Sumpf hinein. Um sie herum wurden Geräusche lauter: das Blubbern von Moorlöchern und das Rauschen von mannshohen Schilfrohren im Wind konnte einem eine Gänsehaut über den Rücken jagen.
Die wabernde undurchsichtige Nebelwand trug ihr übriges dazu bei. Und auch das Heulen, welches nun an das von Wölfen erinnerte, war unheimlich.

Séréna ritt allen voraus. Ihre Elfen-Augen waren scharf wie die eines Adlers, trotzdem sah sie kaum mehr als Xoél oder Amberle. Fleckensterns Schnauben zog als kleines Wölkchen an ihr vorbei.
Xoél indessen hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Er teilte dies Amberle mit und sie sagte es Séréna.
"Bleibt tapfer", meinte die Priesterin und schon stieß sie ein leises Gebet zum Himmel. "Lysanthor, schenke uns den Mut, um diesem Nebel uns seinen Geschöpfen der Schatten die Stirn zu bieten."

Xoél und Séréna glaubten nicht unbedingt an Lysanthors Güte, aber jede Hilfe wäre jetzt ein zuvorkommendes Angebot. Vorsichtig bahnten sich die Pferde ihren Weg durch den Sumpf. Das Heulen wurde lauter und langsam stieg der Gruppe der Geruch von Tod und Verwesung in die Nasen.



<i>[weiter in Der Sumpf Mashmoor]</i>

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Re: Auf nach Dessaria

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 7. März 2007, 12:47

Während Kar gedankenverloren über die Stille Ebene in Richtung des Sumpfes wanderte, bemerkte er nicht wie es langsam Abend wurde. Die Sonne war hinter den dicken Wolken ohnehin nicht zu erkennen, weshalb er sich -wie alle anderen Lebewesen- auf seine innere Uhr verlassen musste. Doch nach einigen Stunden spürte er die Müdigkeit in seinen Knochen. Er würde sich einen Lagerplatz suchen und dann etwas essbares finden müssen. Doch das machte Kar wenig Sorgen. Er war immer ein geschickter Jäger gewesen. Die Stille Ebene war fast so dicht mit Lebewesen bevölkert wie der Sumpf, vielleicht würde er ein Kaninchen oder etwas ähnliches erwischen.
Während er sich den Geschmack des frischen Fleisches vorstellte, entdeckte er vor sich einige niedrige Bäume, die sich um einen großen Felsen gruppierten. Das sah doch nach einem sicheren Ort zum ausruhen aus!

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Re: Auf nach Dessaria

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 8. März 2007, 16:03

Kar verbrachte eine ruhige Nacht und wachte am nächsten morgen erfrischt und gestärkt auf. Er streckte sich, um die Muskeln zu lockern und ärgerte sich dann darüber dass es hier keine Sonne gab. Als Echse war es für ihn angenehmer, wenn er sich mittels der Sonne aufwärmen konnte.
Er sah sich kurz um und musste erfreut feststellen, dass er sich einen sehr guten Lagerplatz ausgesucht hatte. Nur wenige dutzend Meter von dem Platz entfernt an dem er geschlafen hatte entdeckte er Spuren auf dem Boden die offenbar von Hasen oder ähnlichen Tieren stammen mussten. Und wo eine Spur war, war sicher auch ein Bau zu finden. Kar machte sich also hungrig auf die Suche.

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Re: Auf nach Dessaria

Beitrag von Erzähler » Dienstag 13. März 2007, 16:18

Nachdem Kar sich gestärkt hatte machte er sich wieder auf den Weg in Richtung Sumpf. Er fragte sich was ihn dort erwarten würde, aber zu große Gedanken machte er sich nicht. Sein ganzes Denken drehte sich um den Drachen, den er im Fischerdorf gesehen hatte.
In der Dunkelheit, welche die Wolken verursachte, war nicht viel zu erkennen, aber Kar musste sich nicht auf seine Augen verlassen, er hatte auch noch andere Sinne. Er spürte die Feuchtigkeit in der Luft und roch einen leichten Geruch nach Moder, als er sich dem Sumpf näherte. Er war noch weit entfernt, und ein Wesen mit weniger ausgeprägten Sinnen hätte noch nichts vom Sumpf bemerkt. Kars Schritte beschleunigten sich unbewusst, als er sich dem Sumpf, seiner natürlichen Heimat, näherte.

[Kar erhält 15 % Lebensenergie wegen Nahrung und Pause zurück]

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Re: Auf nach Dessaria

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 14. März 2007, 16:05

Die Sumpfechse wanderte weiter und konnte bald die ersten Dunstschlieren erkennen, die über dem Sumpf waberten. Der Untergrund wurde weicher und nasser, zudem hatte Kar den Eindruck, in eine Senke hinein zu laufen, was natürlich auch stimmte.
Langsam überkam ihn das wohlige Gefühl zu Hause zu sein, und spätestens als sein Fuß das erste mal in eine stinkende Pfütze mit brackigem Wasser platschte, war er in Hochstimmung. Endlich hatte er den Sumpf erreicht!

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