Eine Lehrstunde im Hof.

Es handelt sich um einen etwa 100 Quadratmeter großen Hof, umgeben von Bambus. Eine steinerne Treppe führt vom Ordenshaus zu ihm hinunter, denn er liegt in einer kleinen Senke. Hier halten die Nichtgenannten ihr Training ab oder meditieren.
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Asahi
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Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Montag 2. Dezember 2024, 07:42

[Einstiegspost: Asahi]



„Wer hat das schönste Herz?“
Asahi stand im Hintergrund auf seinen Reisigbesen gelehnt, schaute aufmerksam in das Gesicht von Meister Sen und lauschte seinen Lehren. Zu dem Meister hatten sich einige maskierte Ordensbrüder geschart, der nun eine seiner weisen Geschichten zum Besten gab, die auch Asahi immer zum Nachdenken anregten. Still lauschte er seiner weit tragenden und doch so sanften Stimme, die er seit seinem ersten bewussten Gedanken so gut kannte. Sobald er sprach, kehrte Ruhe in Asahis Herzen ein.
„Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz in der ganzen Gegend habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm.
Der Mann war sehr stolz auf sein schönes Herz und genoss das Bad in der Menge, die ihm laut zujubelte.
Da tauchte ein alter Mann in der Menge auf und sagte: "Ja, Dein Herz ist wirklich sehr schön. Aber meines ist noch um ein vielfaches schöner."
Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig und es gab einige ausgefranste Ecken. An einigen Stellen waren tiefe Furchen. Ja ganze Teile fehlten sogar. Die Leute starrten ihn an. Wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie.
Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte. "Du musst scherzen", sagte er, "dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und ohne Makel, während deines ein Durcheinander aus Narben und Tränen ist."
"Ja", sagte der alte Mann, "Deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal auch, ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde. Und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren werden und den Platz ausfüllen, den ich ihnen freihalte. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?"
Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten, jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten, vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde des jungen Mannes Herzens. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte.
Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.“
Eine dicke Träne rollte über Asahis Wange. Er wischte sie auch nicht weg, denn er schämte sich auch nicht dafür. Die Worte seines Meisters hatten ihn tief berührt, aber es wurde Zeit für ihn seiner Arbeit nachzugehen.
Ich muss noch Koriander für das Essen ernten.
Still reckte er sich kurz im Hintergrund der lauschenden Gruppe, verbeugte sich lautlos und entfernte sich barfuß über die von ihm stets gepflegten Platten des Hofes der Schmerzen. Sein Garten wartete auf ihn. Auf dem Weg ging er langsam und war heute ein wenig mehr in Gedanken versunken, als an manch andern Tagen. Manchmal brauchte es eben seine Zeit bis eine Geschichte in ihm Wurzeln schlug und sein Geist den Sinn dahinter ganz erfassen konnte. So blieb er noch einmal am Rand des Hofs stehen und besann sich:
Habe denn ich ein schönes Herz?
Meister Sen riet ihnen immer sich selbst zu hinterfragen. Seine große Hand legte sich auf seine Brust und er blieb einen Moment stehen, schloss die Augen und lauschte in sich hinein. **Bodom – Bodom** schlug es in seiner breiten Brust.
„Bombom, bombom“
, raunte er leise vor sich hin und erinnerte sich an all den Schmerz, den er schon von anderen erhalten hatte, so ähnlich wie der alte Mann aus der Geschichte von Meister Sen. Sein Herz war sicher auch sehr unansehnlich, fransig und vernarbt, aber dadurch vielleicht ...auch wunderschön? War sein Herz 'alt' wie das in der Geschichte, selbst wenn es jung an Jahren war? So lange er denken konnte, kamen die Menschen ihm nahe und das Leid ergoss sich in ihn. Ihr Leid wurde zu seinem und am Anfang war es wie ein alles erstickender Wasserfall gewesen, unter dem er zu ertrinken drohte. Noch immer überwältigen ihn die Anfälle von Katatonie, wenn er zu viel Schmerz durch eine unbedachte Berührung in sich aufgenommen hatte. Noch immer hatte er keine Kontrolle darüber.
Aber wenn ich ihr Leid in mich aufnehme... macht es mich dann ...schön?
Es war vielelicht ein naiver Gedanke, aber er ließ ihn sanftmütig lächeln.
Oder ist es eben nur ein fremdes Leid, dass ich unabhängig davon in mir trage?
Im Gleichnis war es auch um Liebe gegangen, nicht um Schmerz. Das Gleichnis blieb aber eine Geschichte und Asahi konnte sein eigenes Herz nun mal nicht wirlich betrachten. Aber er hatte mit den Jahren gelernt still den Schmerz zu ertragen. Er war zu seinem Leben geworden, ein Teil von ihm. Das Leid war ein Teil von ihm. Aber war es deswegen etwas schlechtes? Er erinnerte sich an die Erleichterung in den Gesichtern, dergejnigen die seinen Weg gestreift hatten.
Tief Atem holend öffnete er seine Augen und setzte seinen Weg zum Rand des Hofes fort. Sein Ziel war der nahe Bambuswald und er liebkoste die vertraute Umgebung mit jedem Blick. Eine kleine Anhöhe bot guten Überblick über die tiefer liegenden Gärten. Jede Blüte war ihm Freund, jedes Blatt eine Hand die ihn streichelte. Er betrachtete die bunt gefärbten Blätter der Kirschbäume, die in der Zeit des Erwachens die Gärten mit ihren Teppichen aus zart rosa Blüten bedeckten und er sah seine liebevoll gepflegten Steingärten mit den gehackten Mustern im Sand. Der Weg zum Kräutergarten war nicht weit und heute wollte er den Ordensbrüdern wieder etwas wohltuendes in der Küche zaubern.
Eine kräftige Suppe mit Bambus-herzen, den Keimlingen die ich aus den Bohnen gezogen habe, Zitronengras für die Säure und frischem Koriander aus dem Gewächshaus. Für die Süße eingelegte Karotten, für die Schärfe etwas Ingwer. Alles abrunden mit etwas Sojasoße. Gut. Dann wäre alles für einen vollmundigen Geschmack vorhanden, sauer, süß, salzig und scharf... Ja, das wird ihnen schmecken.
Er hakte schon mal seine Sichel aus der Gürtelschlaufe an seiner Hüfte, als der Wind etwas auffrischte. Die dunklen Tage standen bald bevor und es gab noch viel zu tun. Eingelagertes Gemüse musste noch eingekocht werden, Bäume beschnitten und Beete abgedeckt werden, bevor es richtig kalt wurde. Sein Blick glitt noch einmal über seine Schulter zurück zu der Gruppe im Hof, dann machte er sich auf den Weg.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. Dezember 2024, 21:26

Die Geschichte seines Meisters hallte in seinen Gedanken nach, während Asahi sich langsam darauf besann, welche Aufgaben an diesem Morgen noch auf ihn warteten. Während die anderen Brüder des Ordens auf ihren Knien sitzenblieben und ebenfalls dem Verklingen der Stimme des Meisters lauschten, musste Asahi seine Gedanken ein wenig zur Ordnung rufen. Er durfte schweigend, stumm und unbemerkt am Rande zuhören und niemand nahm Anstoß daran. Aber es war ihm nicht erlaubt, sich danach in eine tiefe Meditation zu begeben, um dem Sinn auf die Spur zu kommen. Meister Sen schätzte es, wenn er zuhörte. Aber er hatte ihn auch ermahnt, darüber nicht seine Pflichten zu vergessen. Dass er im Orden der Nichtgenannten lebte, verdankte er nur dem Meister. Und wenn er bleiben wollte, dann musste er sich einbringen und nützlich machen. Aber Asahi musste man dazu nicht drängen. Noch während die Brüder sich vor dem Meister verneigten, kreisten seine Gedanken bereits wieder um die Ernte von Gewürzen. Er wusste, dass Koriander sein heutiges Gericht verfeinern würde aber auch, dass nicht alle Mitglieder dieses Kraut mochten. Es war eine interessante Nebensächlichkeit, dass für die einen Koriander ganz normal nach Kräutern schmeckte, während andere das Gefühl hatten, Seife im Mund zu haben. Eine Anomalie im menschlichen Körper. Während sich der Hüne auf den sorgsam angelegten Steinplatten in Richtung Garten bewegte, kam er am Haupthaus des Ordens vorbei. Hier hörte man von drinnen, einige Stimmen, die sich im gemeinsames Singsang zu einem einheitlichen Summen verschmolzen. Dann gab es da noch andere Geräusche, ein Schaben und Platschen. Jedes Mitglied hier, übernahm hin und wieder auch die häuslichen Pflichten. Zwar war Asahi ein Helfer im Hintergrund, aber alles würde er auch nicht schaffen. Es würde ihm keine Zeit für Gebete oder Meditationen bleiben. Er könnte nicht die Zeit nutzen, um Meister Sen zu lauschen. Aber er hatte seine festen Aufgaben. Und eine davon war und blieb die Zubereitung von Essen. Der kühle Morgenwind vertrieb ein wenig die salzige Träne auf seiner Wange. Was blieb, war das sanfte Klingen in seinen Gedanken. Besaß er ein gutes Herz? Brauchte ein gutes Herz denn stets Narben, Ecken und Löcher? War es das, was das Herz gut machte? Asahi befühlte seine Brust und fühlte einen Moment dem kräftigen Schlag nach. Würde man anhand von Narben messen, besäße er wohl eines der Schönsten. Aber reichte das denn? Denn Asahi nahm anderen zwar ihre Schmerzen, ihr Leid und damit einen Teil ihrer Sorgen – aber reichte es aus, damit sein eigenes Herz leichter wurde? Für diesen Moment reichte es, dass er lächeln konnte. Der Gedanke, dass er anderen die Herzen etwas anheben konnte, indem er ihnen die Schmerzen nahm, war ein schöner Gedanke. Aber was war mit ihm? Asahi dachte in jenem Moment nicht weiter darüber nach.

Jetzt musste er sich beeilen, damit er auch mit dem Mittagessen rechtzeitig fertig werden würde. Er hatte bereits einen Plan, was er den Ordensbrüdern kredenzen wollte. Und als er endlich die sorgsam ausgelegten Steinplatten verließ und unter seinen schweren Füßen die grauen Kiesel knirschten, da verdrängte der vertraute Anblick von Bambus, Kirschblüten und Orchideen seine Schwermut. Hier war er wahrlich Zuhause. Hier atmete er unbewusst durch, fühlte sich leichter, wenn er die feine Note der Blüten roch oder das leise Summen der Bienen im Hintergrund des Bambushains hörte. Es erfüllte den massigen Mann mit einer Leichtigkeit. Da war es erstmal unerheblich, ob das fremde Leid ihn schön machte oder er sich nur erbarmte, es zu tragen. Schmerz war etwas, das er in seinem jungen Leben schon häufig gefühlt hatte und das dennoch kaum richtig greifbar geworden war in all der Zeit. Alle Experimente, alle Versuche es besser auszuhalten, waren bislang gescheitert. Meditation half, aber es kostete ihn auch wertvolle Zeit. Zeit, die er nicht in seinem liebevoll gepflegten Garten verbringen konnte. Zeit, die er nicht Meister Sen lauschen und seine Weisheit aufnehmen konnte. Zeit, die sich in seinem Leben potenzierte, weil er nicht leben konnte, wenn er starr und voll des Schmerzes vor sich hinstarrte. Und es machte… einsam. Asahi war eine Randfigur in seinem eigenen Leben und dankbar dafür, dass er wenigstens dort einen Platz gefunden hatte. Und diese Dankbarkeit drückte er in vollmundigen Speisen aus. Er achtete stets darauf, dass sich sämtliche der sechs Geschmacksrichtungen im Essen befanden.
Mit den Jahren hatte er gelernt, dass dies eine Ausgewogenheit nach sich zog, die die Brüder ausgeglichen und rein im Geist machten. Nun hatte er bereits sauer, süß, salzig, scharf… Aber was war mit einer leichten Bitternote? Oder dem herben Geschmack? Hatte er nicht in seinem Garten etwas, womit er auch jene Geschmäcker bedienen konnte? Oder würde es noch einen feinen Nachtisch geben an diesem Tag? Asahi durfte stets selbst entscheiden, was er kochte. Und wenn der Orden gemeinschaftlich da saß und sie schweigend aßen, war es das größte der Komplimente, für sein Können. So oder so musste er beginnen, seinen Garten allmählich abzuernten. Er hatte den kühlen Wind gefühlt und wusste, wollte er die Mühen der letzten Monate nicht umsonst geleistet haben, musste er die vielen Tonkrüge hervorholen, säubern und für das Einmachen bereitstellen. Es war noch einiges an Arbeit und über allem stand noch die Frage, ob sein gutes Herz allein durch die Aufnahme des Leids der anderen Bestand hatte.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Samstag 7. Dezember 2024, 12:12

Ein Diener, aber vor allem ein Koch im Orden der Nichtgenannten zu sein, stellte hohe Ansprüche an Asahis Kreativität und Flexibilität. Nicht immer hatte er jedoch die Mittel jedem sein Leibgericht zu zubereiten, zumal sie manchmal aus sehr unterschiedlichen Ecken der Welt stammten und auch unterschiedliche Geschmacksrichtungen bevorzugten. Besonders wenn sich das Jahr dem Ende zu neigte und frische Feldfrüchte rar wurden, musste er oft etwas 'zaubern'.
Er konnte nur mit dem arbeiten was sie selbst anbauten oder in nahen Ortschaften eintauschten, was aber eher selten geschah. Die Brüder lebten zurückgezogen. Sehr selten kam es vor, dass Fremde den Orden besuchen durften. Wann immer das geschehen war, hatte er den Drang verspürt nach neuen Rezepten oder Zutaten zu fragen, aber immer stets die Anweisungen des Meisters befolgt. Meist hatte er sich zurückhalten müssen. Stets bat er aber seine Brüder mit den Masken, wenn sie auf Reisen gingen, ihm neues Saatgut mitzubringen. Er wusste auch um die Eigenheiten jedes einzelnen seiner Brüder und konnte sie an winzigen Kleinigkeiten unterscheiden, selbst wenn sie ihren Namen ablegt hatten. Er war mit ihnen aufgewachsen. Manch einer vertrug keine Hülsenfrüchte, andere mochten keinen Koriander und wieder einer litt unter Krämpfen wenn er Milch trank. Grundsätzlich aßen sie alle was auf den Tisch kam, denn viel Wahlmöglichkeiten gab es manches Mal einfach nicht. Asahi versuchte trotzdem immer das Menü so anzupassen, dass der Koriander in einem Extra-Schälchen auf den Tisch kam, damit jeder sich selbst an den frischen Kräutern bedienen konnte und seine Brüder sich nach dem Essen gestärkt und wohl fühlten. Das war ihm ein Bedürfnis. Er selbst war da zum Glück mit einem stählernen Magen gesegnet, der alles vertrug und einem feinen Gaumen, der gerne neues testete und einer Nase, die süßes liebte.
Was mach ich heute als Nachspeise?
Asahi rieb sich die etwas kühl gewordenen Hände. Der Gedanke an Honig, Zuckerrohr oder Süßholz wärmte seine Seele. Es stand noch viel Arbeit an. Bis er mit dem Essen beginnen musste, hatte er noch etwas Zeit für den Garten. Vor ein paar Jahren hatte einer der Brüder eine merkwürdige Pflanze mitgebracht, die man im der Zeit des Wandels aus der Erde grub. Sie trug ihre Früchte an den Wurzeln und hieß: Kartoffel. So wie Reis oder Weizen war sie sehr stärkehaltig und man konnte sie sogar zwei mal im Jahr ernten. Sie war sehr vielseitig einsetzbar.
Ich könnte sie raspeln und zu kleinen Talern braten...mit etwas Apfelkompott...
Er holte sich seine Forke und fing an die Pflanzen auszugraben. Dabei achtete er sorgsam darauf immer nur in bereits aufgebrochene Erde zu stechen, das nächste Stück Erde damit aufzuhebeln, damit die kleinen Knollen nicht verletzt wurden. Dann schüttelte er ein bisschen die ausgegrabene Pflanze, so dass die gröbste Erde herab fiel und warf sie dann schwungvoll auf ein schräg stehendes Gitterrost. Dort verfingen sich die dünnen Pflanzenteile und die schweren Knollen rollten herab. Die kleineren müsste er später noch aussortieren, aber so war es einfacher. Die Arbeit hielt ihn warm. So verbrachte er gut zwei Stunden im Garten und erntete gut zwei große Säcke.
Noch nicht alles, aber für jetzt muss es reichen. Nach dem Essen muss ich erst mal die Winteräpfel einlagern. Kisten den Berg rauf ins Lager schleppen... Hab ich die Karotten schon eingelegt?
, dachte er so vor sich hin, an das was er noch zu tun hatte. Die Vielfalt der Pflanzen war über die Jahre immer größer geworden und er freute sich immer sehr über eine Erweiterung seines Reichs hier. Es gehörte ihm nicht, aber es war sein Zuhause.

Später, nachdem er sich gewaschen hatte, führte sein Weg ihn in die Küche. Diese war wirklich sein Reich, auch wenn die anderen auch manchmal mit halfen, wenn sie Zeit und Muse dafür fanden. Ein stilles nebeneinander war ihm am liebsten. Manchmal lachten sie aber auch, oder Asahi sang leise vor sich hin. Er war sowieso der Meinung, dass viele Zwistigkeiten, vielleicht sogar Kriege verhindert werden könnten, wenn man die Menschen dazu bringen könnte, sich bei jedem Streit zusammen zu setzten und gemeinsam erst einmal etwas zu essen. Die Geschmäcker verbanden sich und ein Gefühl der Gemeinschaftlichkeit entstand, wenn man zusammen etwas neues kostete und dann darüber diskutierte. Der Genuss konnte die Menschen verbinden, da war er sich ganz sicher.
Asahi befeuerte die große Kochstelle und wischte noch einmal gründlich den großen Topf aus. Dann machte er sich daran das Gemüse zu schneiden, ließ die Messer nur so wirbeln und begann die Basis aus Öl und Gewürzen vorzubereiten.
Knoblauch und Ingwer sind immer eine gute Grundlage und gut für die Abwehr in dieser kälter werdenden Jahreszeit.
Dann kam das Gemüse hinzu, wurde eine kleine Weile mit angebraten, bis alles duftete und wurde zum Schluss mit Brühe abgelöscht. Dampfende Wolken stiegen in der Küche auf und füllten auch die benachbarten Räume mit ihren Aromen. Als als die kräftigende Suppe fertig war, stellte er alles für die Selbstbedienung bereit und sah sich in seiner Küche um. Der liebste Teil seiner Arbeit war und blieb der Nachtisch. Er hatte noch die würzigen Noten der unterschiedlichen Geschmacksrichtungen in der Nase und es fehlte noch eine zarte Note Bitternis.
Hm.... oder einen dünnen Backteig mit einer Cranberry-Marmelade?
Die kleinen Beeren waren süß und bitter zu gleichen Teilen und erfrischten den Gaumen. Es tat ihm gut sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Darin blühte er auf. Darin war er gut. Darin konnte er eine Weile jeden Schmerz und jede Sorge vergessen. Zur Zeit ging es ihm recht gut, so dass es wenig zu vergessen gab, aber die Liebe zum Kochen blieb. Es war seine Leidenschaft.
Asahi hatte sich die Schürze umgebunden und trug sonst nur leichte Gewandung. Sein Hemd hatte keine Ärmel da es in der Küche sehr warm wurde und er die Bewegungsfreiheit brauchte. So stand er leicht vorn über gebeugt über der Arbeitsfläche und rührte in einer Schüssel.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Sonntag 8. Dezember 2024, 11:55

Die Ordensbrüder hatten durchaus Glück, jemanden, wie Asahi in ihren Diensten zu wissen. Seit das Findelkind das richtige Alter erreicht hatte, hatte er gewisse Aufgaben in der Küche übernommen und schnell ein Talent dafür entwickelt. Es machte ihm Freude, verschiedenste Zutaten zu erproben, sie in ausgefallene Kombinationen zu stellen und schließlich wahre Gaumenfreuden zu kreieren. Asahi entwickelte über die Jahre einen immer feineren Gaumen und bereits ein Geruch oder ein Geschmack entlockten ihm Ideen zur Weiterverarbeitung. Zudem lernte er die saisonale Küche kennen und was das Erdreich in den verschiedensten Jahreszeiten alles zu bieten hatte. Der Garten war zwar ein gemeinschaftlicher, so, wie die Küche auch aber jeder der Nichtgenannten wusste, dass es Asahi’s Gebiet war. Und kaum einer redete ihm hinein, denn sie alle hatten etwas davon: Mehr Zeit für die Dinge, die ihnen am Herzen lagen. Sei es nun das Kochen im Falle des großen Dieners oder aber die Studien der Lehren des Schmerzes. Während Asahi sich über die Zubereitung eines Nachtisches Gedanken machte, entwickelte er eine Strategie, wie er das alles bis zur Essenszeit schaffen konnte. Wenn er geraspelte Kartoffel anbieten wollte, dann musste er sie erstmal ernten.
Auf den Knien über den Acker gebeugt, erkannte Asahi, dass ein Jahreszeitenwandel bevorstand. Die Erde wurde ein wenig fester, kälter. Er spürte es in den Knochen, an seinen Fingern und seiner Gesichtshaut. Es würde bald ein Wechsel stattfinden und er musste vermutlich noch das Gemüse aussähen, das in den dunklen Tagen wuchs. Es würde vermutlich morgen auf seinem Plan stehen, denn länger warten durfte er damit nicht, wollte er auch in dieser Jahreszeit vernünftige Nahrung anbieten. So erntete er seine Kartoffeln, klopfte sich den Dreck von den Knien und brachte den Sack mühelos in seine Küche. An einem kleinen Becken mit frischem Brunnenwasser, konnte er sich waschen und achtete darauf, nichts von der klaren Flüssigkeit zu verschwenden. Er wusste selbst, wie mühsam es war, den weiten Weg zu einer Quelle in der Nähe der Bergstadt Dessaria zu wandern. Es dauerte ganze zwei Tage, um hin und wieder zurückzugehen. Die ursprünglichen Bewohner hatten zwar einen Brunnen in der Mitte des Ordens gegraben aber gerade in den wärmen Tagen, mussten sie sich mit anderen Möglichkeiten behelfen. Und Asahi hatte durchaus gelernt, wie gut seine Suppen und Eintöpfe schmeckten, wenn das Wasser, mit dem er kochte, direkt von der Quelle kam! Asahi ging nicht oft weg vom Orden. Meistens begleitete er seinen Meister, aber auch das waren nur Ausnahmen. Meist musste er in den Dörfern etwas besorgen und brauchte Asahi, um etwas zu tragen. Der große Mann legte nicht sehr viel Wert darauf, unter andere Menschen zu kommen. Es behagte ihm nicht, weil er wusste, dass er jederzeit Gefahr lief, mit Schmerz und Leid konfrontiert zu werden. Aber der Weg zu der Quelle ihres Brunnens, war ein einsamer. Es war ein guter Weg, um sich die Beine zu vertreten, sich auf dem Weg der Stille hinzugeben, sich seinen Gedanken zu verschreiben. Allein zu sein. Nun aber machte er sich endlich ans Werk und wollte beginnen, um am Ende zufriedenes Schweigen als Zustimmung des Geschmacks zu erhalten.
In der Küche war Asahi gelöst. Er wirbelte mit dem Werkzeug, wie andere mit ihren Musikinstrumenten und führte einen ganz eigenen Reigen dabei auf. Es war seine Art, sich zu entspannen. Dass dabei manchmal auch Organisationstalent und Präzision sein mussten, fiel ihm nicht schwer. Er wusste, wann er was machen musste, um sich nicht zu verzetteln. Solange alles nach Plan verlief und er nicht gestört wurde. Als er sich über seine Schüsseln beugte und zu rühren begann, wurde die Tür zur Küche geöffnet. „Asahi“, rief einer der Brüder nach ihm. Es war derjenige, der immer ein wenig heiser klang. Bruder ‚Heiser‘ wartete, bis er die Aufmerksamkeit vom Koch hatte. Es war ungewöhnlich, dass man ihn jetzt aufsuchte. „Ein Lieferant, am Tor. Er sagt, wir hätten zwanzig Säcke Saatgut bestellt und will nicht gehen, bevor wir das nicht angenommen haben. Zwanzig Säcke! Hast du dich wieder verschrieben?“, fragte Bruder Heiser und schüttelte den Kopf. Asahi konnte zwar hin und wieder schwierige Wörter nicht gut buchstabieren, aber er hatte aus einer 2 sicher nicht zwanzig gemacht! Das wäre ja viel zu viel und viel zu teuer. Dieses Dilemma musste er wohl jetzt regeln, sonst säße der Orden auf viel zu vielen Saaten und könnte sie niemals aussähen, bevor sie ungenießbar wurden. Gleichzeitig köchelten aber seine Kartoffeln und er hatte noch genug zu tun, um alles pünktlich zu schaffen.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Sonntag 8. Dezember 2024, 14:59

Auf den Knien über den Acker gebeugt, fühlte Asahi es:
Ganz schön kalt heute. Die nächsten Tage muss ich mehr anziehen.
Seine Finger hielten den festen Stiel der Forke, wurden langsam etwas steif, aber seine Muskeln arbeiten effektiv. Darauf konnte er sich verlassen. Er hatte viel Kraft und wusste diese auch dosiert einzusetzen, um das zarte Gemüse nicht zu verletzen. Aber ein Jahreszeitenwandel stand bevor, das war sicher. Die Erde war fester und kalt, ließ sich schwerer aufbrechen als noch Tage zuvor. Das bedeutete auch, dass anderes Saatgut bald in die Erde musste, dass über den kalten Zeitraum langsam keimte und um so mehr Nährstoffe anreicherte.
Morgen muss ich mit der Saat beginnen. Also muss der Rest Kartoffeln heute oder morgen noch raus, sonst wird es eng.
, nahm er sich vor. Er hatte das Feld schon verplant und der gleiche Ort, der jetzt die Kartoffeln genährt hatte, brauchte bald eine andere Pflanze. Der Wechsel war wichtig, sonst laugte es den Boden aus.

Später in seiner Küche, nachdem er sich an dem kleinen Becken mit frischem Brunnenwasser gewaschen hatte, dachte er kurz an den weiten Weg zu einer Quelle in der Nähe der Bergstadt Dessaria. Es dauerte ganze zwei Tage, um hin und wieder zurückzugehen, aber der Weg lohnte sich jedes Mal. Das Wasser aus dieser Quelle hatte einfach etwas besonderes und war perfekt für die 100jährigen Soßen, oder um beispielsweise milden Pflaumenwein anzusetzen. Der Mineralgehalt und und die weiche Textur war einmalig, vom Geschmack ganz zu schweigen. Asahi hatte sich sogar ein besonderes Tragegestell für zwei riesige Wasserschläuche gebastelt, um die Last ausgeglichen auf seinem breiten Rücken sicher tragen zu können. Selbst wenn sie mal runter fielen, waren die Schläuche aber auch so fest, dass sie nicht platzten. Sein Blick wanderte zur Tür, die zum Lager führte.
Wenn ich noch etwas Zeit übrig hätte... Nein.
Es gab noch zu viel zu tun und die Soßen waren geduldig. Da kam es nicht auf einen oder zwei Monate an. Das härtere Brunnenwasser dieser Gegend musste für die alltäglichen Abläufe reichen und auch das konnte er mit sehr viel Mühe und Schichten aus Kohle und feinem Leinentuch filtern, auch wenn es dann immernoch nicht an diese Qualität heran reichte.
Asahi ging nicht oft weg vom Orden, aber manchmal musste es eben sein, allein wollte er seine Leidenschaft bedienen. Meistens begleitete er dann seinen Meister als Träger, aber auch das waren eher Ausnahmen in seinem Alltag. Den Weg zu dieser besonderen Quelle nahe Dessaria hatte er bisher auch nicht allein bestritten. Auch war er grundsätzlich nicht wirklich gern ...allein. Seine Fähigkeit zwang ihn zwar Abstand zu halten, aber er liebte doch die Geselligkeit, selbst wenn sie still war. Die zufriedenen Gesichter, ein genussvolles Lächeln oder ein sanftes Nicken oder ein dankbarer Blick seiner Brüder waren ihm das größte Lob.
In der Küche war Asahi gelöst. Er wirbelte mit dem Werkzeug, wie andere mit ihren Musikinstrumenten und komponierte seine Symphonien. Es war seine Art, sich zu entspannen. Dass dabei manchmal auch Organisationstalent und Präzision sein mussten, fiel ihm nicht schwer. Die meisten Handlungen waren ohnehin inzwischen automatisiert. Aber er liebte den kreativen Teil seiner Arbeit und dachte sich immer wieder gern neue Rezepte aus. Ab und an da keimte ein winziger Wunsch in seinem Kopf auf, wenn er sich so dem Prozess hingab.
Hmmmm...wie es wohl in anderen Küchen aussieht?
Er brummte leise vor sich hin und rührte den Teig.
… Ich würde gern mal Mäuschen spielen.
Mäuschen. ER! Allein dass er in manch eine Küche wohl nicht mal körperlich hinein passen würde, war ein Problem, von seinen anderen Defiziten mal ganz abgesehen. Wer wollte schon, dass ein Angsteinflößender Koloss ihm über die Schulter sah und seine Rezepte stahl. Da wurde die Tür zur Küche geöffnet.
„Asahi“
, rief einer der Brüder nach ihm und sein Kopf schnellte in die Höhe. Asahi erkannte die Stimme sofort. Bruder ‚Heiser‘ stand im Türrahmen. Es war ungewöhnlich, dass er ihn jetzt aufsuchte.
„Ein Lieferant, am Tor. Er sagt, wir hätten zwanzig Säcke Saatgut bestellt und will nicht gehen, bevor wir das nicht angenommen haben. Zwanzig Säcke! Hast du dich wieder verschrieben?“
, fragte Bruder Heiser und schüttelte den Kopf. Jeder Bruder hatte seinen speziellen Namen in Asahis Kopf. Auch Asahi schüttelte seinen kräftig, ließ die Schüssel mit dem Teig stehen, zog die experimentellen geraspelten Kartoffeln in der Pfanne vom Feuer und drehte sich zu ihm.
„Hab ich nicht.“
Mist! Das wird viel zu viel und viel zu teuer. Was denkt der sich?! Muss der neuer Händler sein. Er will es halt mal versuchen. Das ist mir immer sehr unangenehm. Hm...
Asahi war eine sanfte Seele und stritt sich nicht gern. Aber 20 Sack waren viel zu viel. Er hatte zwei Sack Weizen für die Aussaat in der Zeit des Wandels bestellt, die dann keimen würden, sobald die ersten Sonnenstrahlen die Erde erwärmten. Zwei würde er bezahlen. Da war er eisern. Da Budget des Ordens war ohnehin nicht das größte und er war auch nicht verschwenderisch veranlagt, da gab es nur selten kleine Ausnahmen, wenn es etwas neues auf dem Markt gab. Jeder Händler wollte Profit machen und manche, meist die die den Orden noch nicht kannten, neigten dazu es mal zu probieren, ob man diese Einsiedler über Ohr hauen konnte. Dass sie durchaus wehrhaft waren und mit ihren Masken auch immer etwas abschreckend wirkten, war manchmal eben sowohl Vor- und Nachteil. Das alles kam ihm aber jetzt gerade nicht sonderlich gelegen. Er hatte noch genug zu tun, um alles pünktlich zu schaffen, was er vor hatte, aber so war das Leben. Sich spontan einem wuchernden Händler zu stellen gehört dazu, aber...
Ich muss es ja nicht alleine.
„Kommst du bitte mit? Es wäre hilfreich, wenn du einen möglichst abschreckenden Eindruck machst. Also ...wehrhaft. Lass die Hand auf dem Schwert oder so. Dann fällt mir das Handeln leichter.“
Asahi war in dem meisten Fällen abschreckend genug, wenn man ihn zum ersten Mal sah, dass vorwitzige Händler sich es zwei mal überlegten. Aber ein bisschen Rückendeckung konnte heute gewiss nicht schaden. Kannte man sich dann besser, bemerkten sie bald, dass er doch eher einem Lamm glich, aber dann hatte man sich bereits auf faire Preise geeinigt. Asahi war aber auch nicht so dumm, den ersten Eindruck nicht auch mal zu seinem Vorteil zu nutzen.
„Lass uns das schnell erledigen, sonst gibt es heute keinen Nachtisch.“
Das war normaler Weise für seine Brüder Motivation genug. Er griente ein bisschen und nahm den Beutel mit dem wöchentlichen Haushaltsgeld an sich. Der Inhalt sollte für zwei Sack Weizen reichen.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Montag 9. Dezember 2024, 00:06

Nur kurz überlegte Asahi, ob er noch Zeit hätte für den Weg bis zur Quelle. Es würde seine Soßen, seinen Wein und seine Eintöpfe auf jeden Fall aufwerten, aber er musste einsehen, dass es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war. Der großgewachsene Diener hatte genug um die Ohren und er konnte sich seine Zeit auch nicht wirklich selbst einteilen. Der Tagesablauf im Orden war festgelegt und jeder Bruder hielt sich daran. Wenn er da also nicht mit seinen Arbeiten vorankam, störte er den gesamten, gut situierten Ablauf. Und das maß sich der Hüne nun wirklich nicht an. Asahi lebte seine Kreativität gerne in der Küche aus, aber er war doch nicht so eigen, als dass er hier Ärger machen wollte. Dankbarkeit war eben auch eine Art von Fessel, die man nur ungerne lösen wollte. Der Meister hatte ihm ein gutes Leben ermöglicht und er war nicht die Art von Charakter, die die Hand beißt, die ihn ernährte. Asahi verwarf den Gedanken wieder und würde womöglich wann anders darauf zurückkommen. Nun musste er zusehen, dass er sämtliche Arbeiten gewissenhaft verrichtete, um dann zur gewohnten Zeit das Essen parat zu haben. Er begann gerade wieder voller Elan sich gänzlich der Zubereitung zu widmen, als er erneut unterbrochen wurde. Dieses Mal allerdings nicht durch seine Gedanken, sondern durch Bruder ‚Heiser‘. Jenem Ordensmitglied, das stets so klang, als hätte er eine Kehlkopfentzündung. Vielleicht hatte er die auch mal gehabt und verschleppt, dass er fortan immer so sprechen musste. Aber davon wusste Asahi nichts. Jeder hatte spezielle Merkmale, die wohl nur dem großen Beobachter am Rande des Geschehens auffielen, weil er immer mit ihnen zu tun gehabt hatte. Früher als Kind war es für ihn gewiss auch nicht leicht gewesen, sich immer an die Regeln zu halten und er hatte gewiss mal hier und dort unter die Maske luschern wollen, nur um dafür ordentlich Schelte zu erhalten. Jetzt war er klüger.
Der Bruder aber traute ihm durchaus Fehler zu und sagte es ihm auch gleich. „Hab ich nicht.“, verteidigte er gleich seine Gewissenhaftigkeit. Bruder Heiser sah ihn nur an. Er konnte auch nicht anders schauen, trug er doch die Maske des Schmerzes. „Kommst du bitte mit? Es wäre hilfreich, wenn du einen möglichst abschreckenden Eindruck machst. Also ...wehrhaft. Lass die Hand auf dem Schwert oder so. Dann fällt mir das Handeln leichter.“ Der Bruder seufzte leise. „Sicher“, willigte er ein und wartete, bis Asahi sich von seiner Küche lösen konnte. Hinter dem Großen schloss er die Tür und gemeinsam gingen sie durch den Steingarten zurück bis zum Haupthaus. Das rechteckige Eingangstor stand offen und Asahi konnte über zwei weitere Brüder hinweg schauen, um einen Ochsenkarren mit zwanzig Sack Weizensaat zu erkennen. Vor dem Karren aber stand ein recht zierlicher Junge, der eine selbstgehäkelte Wollmütze trug, die ihm etwas zu groß war und bis über die Stirn rutschte.
In der einen Hand hielt er die Zügel, die am Ochsen befestigt waren. In der anderen einen langen, leicht gebogenen Stock, der sicher zum Treiben gedacht war. Die Kleidung des Jungen war zerschlissen und er trug keine Schuhe. Seine vor Dreck stehenden Füße wiesen getrocknetes Blut auf, das sicher aus Wunden, die durch den Weg entstanden waren, kam. Sein Gesicht aber wirkte angespannt und er musterte argwöhnisch die Brüder mit ihren Masken, die ihn nicht einlassen wollten. Als Asahi nahe genug war, hörte er den Jungen mit kindlicher Stimme sagen: „Erst bestellen und dann nicht zahlen wollen!“, rief er vorwurfsvoll, wischte sich mit dem Ärmel seines etwas zu großen Hemdes über die Nase und spuckte dann auch noch aus. „Hundsgemeine Kerle seid ihr!“, beschwerte er sich. „Was sollen wir mit 20 Säcken Weizen, hm?“, versuchte es ein Ordensbruder, der ‚die Stimme‘ genannt wurde. Jedenfalls wenn keiner hinhörte. Er besaß einen melodischen Klang und es war wahrscheinlich, dass er ein Elf sein könnte. „Weiß ich doch nich‘ mir auch völlig egal, ich will mein Geld!“, schnauzte der Bengel am Tor. Und schaute schließlich auf, als Asahi im Blickfeld auftauchte. Sein Gesicht wurde erstmal staunend, ob der Größe des Kochs. „Ui!“, meinte er dann und zog noch mal die Nase hoch. „Du bist mal n Brocken. Großzügig, dass ihr endlich abladet. Muss ich's nich' allein tun!“, sagte er naseweis und feixte dann.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Montag 9. Dezember 2024, 10:11

Das rechteckige Eingangstor zum Gelände des Ordens stand offen. Normaler Weise liebte er den Anblick der geschnitzten Säulen und dem leicht an den Enden nach oben gebogenen Querholm, denn er verhießen, je aus welcher Richtung man ihn betrachtete entweder die Rückkehr in die Heimat, oder den Aufbruch in ein Abenteuer. Es war wie mit Grenzsteinen. Sie markierten Punkte, die das Leben und die Wege des Schicksals verändern konnten.
Asahi streckte sich ein wenig und sah schon früh über zwei weitere Brüder hinweg einen voll beladenen Ochsenkarren. Davor stand ein zierlicher Junge mit schief sitzender Mütze. Er trug keine Schuhe. Seine vor Dreck stehenden Füße wiesen getrocknetes Blut auf, das sicher aus Wunden, die durch den Weg entstanden waren, kam.
Hat er den ganzen Weg den Ochsen geführt?
Der Anblick allein jagte Asahi einen scharfen Stich in sein großes Herz. Der Wagen sah auch nicht aus, als könnte man darauf sitzen und mitfahren, bzw. hatte das offensichtlich der Junge nicht getan.
Armes Ding. ...hab ich etwas für seine Füße? Ob ich ihn behandeln dürfte? ...warm Wasser und... Ich müsste den Meister fragen, ob er den Orden betreten und sich eine Weile bei uns ausruhen dürfte. Oder ich bring ihm etwas zu essen hinunter, wenn ich fertig bin...
Sein Gesicht aber wirkte angespannt und er musterte argwöhnisch die Brüder mit ihren Masken, die ihn nicht einlassen wollten und auch nicht durften. Als Asahi nahe genug war, hörte er den Jungen mit kindlicher Stimme sagen:
„Erst bestellen und dann nicht zahlen wollen!“
, rief er vorwurfsvoll, wischte sich mit dem Ärmel seines etwas zu großen Hemdes über die Nase und spuckte dann auch noch aus. Der Speichel traf fast den Pfosten des Torbogens.
Hmmm... frech und ungezogen. Keine Erziehung erkennbar.
„Hundsgemeine Kerle seid ihr!“
, beschwerte er sich. Asahi zog die Brauen hoch, bei der kindlich wütenden Beleidigung. Das Leid sprach aus ihm. Das Kind tat ihm leid, aber das änderte nichts an seinem schlechten Verhalten. Das er aussah, als wäre der über Schmerz der Welt mit seinen blutenden Sohlen gelaufen, machte es nicht besser. Der Junge kam ihm aber auch nicht bekannt vor, also überlegte er kurz:
Ich hatte bei Bauer Ruben zwei Säcke bestellt. Ob er sein Sohn ist? Oder ein Gehilfe? Warum konnte er nicht selbst kommen und schickt an seiner Stelle diesen Jungen, der sich kaum auf den Beinen halten kann und ...ohne Schuhe den langen Weg auf sich genommen hat?
„Was sollen wir mit 20 Säcken Weizen, hm?“
, versuchte es ein Ordensbruder, der ‚die Stimme‘ genannt wurde.
„Weiß ich doch nich‘ mir auch völlig egal, ich will mein Geld!“
, schnauzte der Bengel und schaute schließlich auf, als Asahi im Blickfeld auftauchte. Sein Gesicht wurde erstmal staunend, ob der Größe des Kochs.
„Ui!“
, meinte er dann und zog noch mal die Nase hoch.
„Du bist mal n Brocken. Großzügig, dass ihr endlich abladet. Muss ich's nich' allein tun!“
, sagte er naseweis und feixte dann.
Frech ist er, gerade weg auf einen dunklen Weg hinaus... Aus der Not wird oft großes Leid geboren, was zu Wut und Hass führen kann.
Asahi verbeugte sich mit einem langsamen Senken seines Kopfes, wie er es vor jedem tat. Eine kleine Ehrerbietung für die Mühen die dieser Junge sich gemacht hatte um her zu kommen und gleichermaßen Bestätigung, dass er nun abladen wollte.
Er beißt um sich wie ein wütender Welpe. Er ist leider viel zu stur und zu jung um um die Waren zu handeln. Warum schickt sein Herr ihn dies allein zu tun? Ich würde gern helfen... aber 20 Säcke sind zu viel. Das darf ich nicht entscheiden. Ich kann nicht frei verfügen.
Hätte ein sturer Händler, oder in diesem Fall Ruben der Bauer dort am Wagen gestanden, so hätte er die Verhandlungen aufgenommen, aber ein kleiner verletzter Junge? Das Kind war kein Vertragspartner und offensichtlich nicht gewillt einen Fehler einzugestehen, selbst wenn der wo anders liegen könnte. Kinder waren irrational und emotional, keine Händler mit denen man vernünftig reden konnte. Diese Option verblasste mehr und mehr. Asahis Herz wurde immer schwerer, aber er konnte erst einmal nichts anderes tun, als mit seiner brummenden Stimme zu sagen:
„Kleiner Freund, ich nehme diese zwei Säcke hier ...“
, tat es und lud sie sich auf die Schultern.
„...und trag sie hinauf. Ich frage unseren Meister, ob wir dir noch anders helfen dürfen. Bleib solange hier und warte geduldig. Diese Brüder passen auf dich auf.“
Regeln waren Regeln und es lag nicht an Asahi letztendlich zu entscheiden, was er tun durfte um zu helfen und was nicht.
Ich weis nicht mal, ob er von Ruben kommt, oder einfach nur frech sein Glück versucht.
Dann blieb er noch einmal stehen und sah über seine scheinbar vollkommen mühelos beladenen Schultern:
„Ich bin Asahi.“
Noch ein kleines Nicken folgte, dann fragte er mit noch sanfterer Stimme:
„Wie ist dein Name?... und wer schickt dich?“
Wo hab ich meine alten Sandaletten aus Kindertagen hin gelegt? Die könnte er noch eine Weile tragen. Jetzt wären sie noch ein wenig zu groß, aber später durch die Riemen gut anzupassen, selbst wenn er noch darüber hinaus wächst.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Montag 9. Dezember 2024, 22:27

Asahi wusste ganz genau, was wer mit wem besprochen hatte bezüglich der Saatkörner. Entgegen manchen Meinungen war er ein äußerst gewissenhafter Arbeiter und sich seiner Verantwortung mehr als nur bewusst. Er betrachtete die Verwaltung der Küchenkasse als ein Privileg und er hatte sich das lange erarbeiten müssen. Ihm unterlief ein solcher Fehler nicht, weil er wusste, der Orden müsste dann dafür aufkommen! Bruder Heiser unterstellte ihm zwar eine Tollpatschigkeit, aber im Grunde hatte er dafür keine Beweise. Vielleicht hielt er den großen Koch für ein wenig einfältig, weil Asahi nicht viel sprach. Aber seine Gedanken kannte der Ordensbruder nicht und konnte somit nicht wissen, dass Asahi durchaus intelligent war. Und weil er genau wusste, was er mit dem Bauern Ruben besprochen hatte, konnte Asahi den Weg zum Tor auch mutig voranschreiten. Beim Näherkommen aber erkannte er bereits das Kind, das sich vor dem Ochsenkarren aufgebaut hatte. Der Lausebengel konnte nicht älter als ungefähr zehn Jahre sein, vielleicht zwölf. Aufgrund von schlechter Ernährung in einigen Siedlungen, wuchsen die Kinder nicht so sehr, wie sie es vermutlich in größeren Städten oder reicheren Familien taten. Der Aufmerksamkeit des Hünen entgingen jedoch nicht die vielen Details. Sofort arbeitete sein Verstand daran, eine plausible Geschichte zu weben und er fragte sich instinktiv, ob der Junge den Weg ganz allein und das auch noch zu Fuß gegangen war. Bauer Ruben hatte ein winziges Gehöft einige Stunden Fußmarsch entfernt. Normalerweise fuhr er auf dem Karren aber der Junge schien nicht den richtigen angespannt zu haben. Gleichwohl fiel Asahi die Erziehung, beziehungsweise das Fehlen dieser, auf. Der Junge sprach frech und gleichwohl mutig aus, was er dachte. Und er ließ sich nicht von den Masken einschüchtern, auch wenn er den Blick nur Sekunden in den verhüllten Gesichtern der Männer belassen konnte. Das große Herz des Koches aber schlug für den Bengel. Er wollte ihm ermöglichen, dass er einen Moment verschnaufen und womöglich auch etwas für seine Wunden erhalten könnte. Aber das durfte er nicht entscheiden, denn das überstieg seine Befugnisse. Die Aufnahme von Fremden oblag dem Meister und sein Wort war Gesetz. Endlich fand er eine kurze Verschnaufpause in den verbalen Auswüchsen des Kindes und neigte seinen Kopf. Eine respektierende Geste, damit der Junge sich wertgeschätzt fühlte.
„Kleiner Freund, ich nehme diese zwei Säcke hier ...“ Der Junge zog eine Augenbraue hoch und die Lippen schief. Argwohn sprach aus seinen Augen, als er Asahi beobachtete, wie dieser die beiden Säcke nahm. „...und trag sie hinauf. Ich frage unseren Meister, ob wir dir noch anders helfen dürfen. Bleib solange hier und warte geduldig. Diese Brüder passen auf dich auf.“ „Was?! Nein! Du bezahlst für Ware, die du vom Wagen nimmst!“, verlangte der Bengel. Tatsächlich war dies ein Ausspruch, den Asahi bereits von Bauer Ruben kannte. War er also doch von dessen Hof? Wieso hatte er ihn noch nie gesehen? Doch wenn Asahi genauer darüber nachdachte, dann hatte er auf dem Hof stets nur den Bauern persönlich gesehen. „Ich bin Asahi.“, stellte er sich noch vor und das ließ den Jungen perplex blinzeln. „Du bist Asahi?“, fragte er plötzlich und musterte den großen Mann noch mal genauer. Neugierde lag auf seinen Zügen, aber dann verdunkelte sich das Gesicht wieder etwas. „Trotzdem will ich das Geld! Abgemacht, ist abgemacht!“, er flehte schon fast. Man sah in seinen kindlichen, braunen Augen, dass er das Geld dringend brauchte. Er hatte Angst, dass er ohne etwas stehengelassen wurde. Asahi hatte bereits bemerkt, dass aus Leid oftmals Hass oder schlimmeres geboren werden konnte. Der Junge aber wirkte nicht so. Er wirkte viel mehr verzweifelt. „Wie ist dein Name?... und wer schickt dich?“ „Niemand.“, antwortete der Junge sofort und verschränkte trotzig die Arme.

Einen Moment sah es so aus, als würde er nichts mehr antworten, doch dann seufzte er resigniert. „Carlus.“, antwortete er und kickte ein Steinchen vor seinen schmutzen Füßen weg. „Bauer Ruben ist mein Onkel.“, sagte er und zog eine Schnute. Er sah Asahi eindringlich an. „Bitte. Ich brauche das Geld. Dann… dann… gebt mir nur die zwei Säcke, aber… bitte, lasst mich nicht ohne irgendetwas gehen! Bitte!“, begann er zu betteln. Er hatte versucht sich tapfer durchzuschlagen, wollte hartes Verhandlungsgeschick beweisen aber letztendlich war er nur ein Kind. Und Asahi konnte einschüchternd wirken. Der ganze Orden war für die Bewohner der umliegenden Lande ein Buch mit sieben Siegeln. Gerüchte gab es genug, doch wissen, was hier passierte, das tat keiner. Carlus zog die Augenbrauen zusammen und bat Asahi inständig ihn nicht über den Tisch zu ziehen. „Ruben ist sehr krank! Ich muss Geld auftreiben, damit ich seine Medizin bezahlen kann!“, erklärte er. Bruder Heiser verschränkte die Arme. „Er zieht uns über den Tisch“, meinte er festgefahren. Auch die anderen Brüder nickten einstimmig. Der Junge hatte gelogen und wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht. Asahi aber wollte sich nicht vorschnell beirren lassen. Also ging er den kurzen Weg zum Haupthaus zurück und schon beim Näherkommen, trat der Meister aus dem Haus und hatte seine Arme jeweils in den großen Ärmeln seiner Kutte versenkt. Erhaben blickte er Asahi entgegen und nur kurz glitt sein stahlgrauer Blick zu dem Aufruhr am Tor. „Probleme, Asahi?“, fragte der Meister mit sonorer, tiefer Stimme. Sie hatte etwas Beruhigendes und gleichzeitig schien er allein mit einem Wort eine ganze Geschichte erzählen zu können.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Dienstag 10. Dezember 2024, 08:07

„Wie immer.“
, antwortete der hoch gewachsene Diener des Ordens auf die Frage von Meister Sen fast ein wenig amüsiert und lächelte etwas schief.
Wie fasse ich das nur schnell zusammen?
„Ich brauche euren Rat.“
Asahi stöhnte einmal lang den Atem ausstoßend und legte die zwei Säcke Weizensaat unter dem Vordach des Haupthauses ab. Hier konnten sie sicher liegen, bis er einen einlagern und den anderen auf dem Feld ausbringen würde. Dann resümierte er gedanklich, wie der Junge reagiert hatte. Er war trotzig, frech, unhöflich und irgendwie verwildert in seiner Art. Aber das alles war geboren aus Verzweiflung. Der Junge hatte ihm erst nicht mal seinen Namen verraten wollen. Es war ihm immernoch zuzutrauen, dass er log. Er hatte sich dann als Carlus vorgestellt und leider viel geflunkert, was sich negativ für ihn ausgewirkt hatte. Asahi hatte ihn ohne ein weiteres Wort stehen gelassen und darauf vertraut, dass die Ordensbrüder verhinderten, dass er ihm einfach nach lief. Er hatte gesagt, dass er bezahlen würde, dass der Junge warten sollte und Asahi neigte nicht dazu sich zu wiederholen.
Dann war er zu seinem Meister den Weg hinauf gelaufen und erklärte diesem nun in knappen Worten was für ein Problem vor lag:
„Ich hatte zwei Sack bei Ruben bestellt, der ist sehr krank, sagt der Junge, wohl sein frecher Neffe. Er wollte uns 20 Sack verkaufen. Ich weiß, das geht nicht. Er ist nur so verzweifelt. Können wir vielleicht...“
Dabei sah er zu seinem Meister hoch, der ein paar Stufen über ihm stand. Meister Sen erkannte sicher an seinem Gesichtsausdruck, dass seinem Diener das alles sehr nahe ging. Asahi stand gebückt da, ließ die Schultern hängen und stellte sich auch selten auf eine Ebene mit ihm, dafür sorgte schon sein Unterbewusstsein.
„Er ist verletzt. Seine Füße bluten. Er hat keine Schuhe und ist unterernährt.“
, fasste er die Fakten zusammen.
„Ich kaufe nur die zwei Sack, aber ich würde ihm gern noch etwas mehr helfen, nur nach meinen Möglichkeiten natürlich und nur was wir entbehren können. Darf ich ihm etwas zu essen geben? Vielleicht noch die Füße verbinden und ...meine alten Sandalen geben? Die brauch ich nicht mehr. Und... ich würde gern bald nach Ruben sehen.“
Letzteres war schon etwas, dass sein Meister durchaus ablehnen könnte, denn den Orden zu verlassen, war auch für Asahi immer ein kleines Abenteuer. Aber er hatte auch einen guten Grund:
„Er ist unser zuverlässigster Lieferant. Wenn sein Bruder, oder der Junge Carlus auch versucht haben uns zu täuschen, so geschah dies sicher nur aus der Not heraus.“
Vielleicht bin ich zu leichtgläubig, aber ich habe auch nicht wirklich den Eindruck gewonnen, dass der kleine Lügner ernsthaft schon so tief auf dem Pfad der Dunkelheit wandelt. Vielleicht könnte ein gutes Vorbild, ein bisschen aufrechte Hilfe ihm noch den rechten Weg weisen. Gutes nährt Gutes.
Sein Meister konnte gewiss keine Gedanken lesen, aber er kannte seinen Schützling teilweise besser als dieser sich selbst. Meister Sen würde wissen was ihn umtrieb, antrieb und was in ihm vor ging. Asahi konnte bei diesem so offen sich zeigenden Leid nicht weg sehen. Aber vielleicht hatte der Meister noch selbst eine Idee? Hatte er Einwände? Asahi hatte ihn gebeten, helfen zu dürfen, aber er hatte hier auch seine Verpflichtungen. Die Ordensbrüder mussten versorgt werden. Der reichhaltige Eintopf war fertig gewesen, aber der Nachtisch fehlte. Wenn Asahi jetzt diesem Jungen helfen durfte, bekam keiner der Brüder seine Nachspeise. Alles würden bestraft um das Leid eines einzelnen zu mindern, besonders, wenn Asahi dann vielleicht noch den Jungen zu Bauer Ruben begleiten dürfte. Ein bisschen hoffte er, dass sein Meister vielleicht … etwas Medizin erübrigen könnte, sofern aus dem Jungen heraus zu kriegen war, woran er litt. Oder er hatte eine andere sogar bessere Idee, wie man anders helfen konnte, ohne den Orden oder Asahi zu sehr zu involvieren.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Freitag 13. Dezember 2024, 14:47

Asahi wusste, dass er sich stets an den Meister wenden konnte, wenn er Hilfe brauchte. Das galt für alle Ordensmitglieder und insbesondere für Asahi. Der Hüne hatte lediglich den Meister als Bezugsperson und er kam so etwas, wie einem Vater gleich. Respekt und Dankbarkeit verband Asahi mit Meister Sen und so fiel es ihm auch nicht sonderlich schwer, gleich zum Kern seiner Sorgenfalten zu kommen: „Ich hatte zwei Sack bei Ruben bestellt, der ist sehr krank, sagt der Junge, wohl sein frecher Neffe. Er wollte uns 20 Sack verkaufen. Ich weiß, das geht nicht. Er ist nur so verzweifelt. Können wir vielleicht...“ Meister Sen hatte sich während der Erzählung nicht bewegt. Er hörte stillschweigend zu und auch seine Mimik ließ nicht erkennen, was er dazu dachte. Es war eine Eigenart des Meisters, dass er stets erstmal alles anhörte, bevor er überhaupt eine Tendenz abgab. Asahi ließ keine wichtigen Informationen aus und teilte sein Dilemma unverblümt mit. Er konnte unmöglich aus Mitgefühl all die Säcke kaufen und damit das Budget sprengen. Das wusste er und trotzdem schlug in ihm ein Herz, das eben empathisch und wohlmeinend war. „Er ist verletzt. Seine Füße bluten. Er hat keine Schuhe und ist unterernährt. Ich kaufe nur die zwei Sack, aber ich würde ihm gern noch etwas mehr helfen, nur nach meinen Möglichkeiten natürlich und nur was wir entbehren können. Darf ich ihm etwas zu essen geben? Vielleicht noch die Füße verbinden und ...meine alten Sandalen geben? Die brauch ich nicht mehr. Und... ich würde gern bald nach Ruben sehen. Er ist unser zuverlässigster Lieferant. Wenn sein Bruder, oder der Junge Carlus auch versucht haben uns zu täuschen, so geschah dies sicher nur aus der Not heraus.“ Als Asahi seine Bitte vorgetragen und beendet hatte, verfiel der Meister noch einen Moment in Schweigen. Der Wind frischte erneut auf, während sich der dunklegraue Blick von Meister Sen auf die Szene am Tor legte. Dort konnte man Bruder Heiser und ‚Die Stimme‘ sehen, wie sie den Jungen im Auge behielten. Jener allerdings lehnte mit verschränkten Armen und mürrischem Gesicht an seinem Karren, während der Ochse gutmütig kaute. „Es ehrt dich, dass du dich seiner annehmen willst, Asahi“, begann der Meister und machte eine kurze Pause. „Es macht dein Herz rein und warm. Die Frage aber ist, ob der Junge bereit ist, sich diesem Geschenk bewusst zu sein? Er wirkt nicht so, als wollte er Hilfe haben“, bemerkte er seufzend. „Man kann niemandem wahrlich helfen, der keine Hilfe annehmen möchte. Bist du dir sicher, dass deine Taten auch gute Früchte tragen oder geht es dir nur darum, dass es dein Gewissen erleichert?“, fragte er ihn und sah ihn daraufhin direkt an. „Ist es das Mitleid, das du nicht erträgst und das du durch Geschenke und Gaben mindern möchtest? Oder glaubst du fest daran, dass aus deinen heutigen Taten etwas Gutes erwächst?“, wollte er wissen. Der Meister hatte noch nie einfache Worte für einfache Fragen gefunden. Immer wieder vollzog er Gedankenspiele und schärfte seinen Zuhörer kritisches Hinterfragen ein. Taten sie es für sich? Oder tatsächlich für die anderen? Meister Sen blickte erneut von Asahi zum Tor. Dann aber trat er die zwei Stufen hinunter und blieb vor dem Diener des Ordens stehen. Asahi überragte den Meister nun, aber das schien jener auch zu dulden. „Ich möchte, dass du mit dem Jungen gehst und nach Bauer Ruben schaust, sobald du das Mittagessen bereitet hast. Schau dir mit eigenen Augen an, was da los ist und wenn du dann immer noch helfen willst – lasse dich nicht davon abbringen. Es ist wichtig, Asahi, dass du deine eigenen Erfahrungen machst und nach ihnen handelst. Es wird nicht immer so sein können, dass ich dir einen Rat gebe, den du befolgst.“ Der Meister lächelte sachte. Er tippte Asahi vorsichtig gegen die Stirn. Er wusste, dass der Hüne durchaus Schmerz empfinden könnte dabei, aber der Meister war mit sich im Reinen. Asahi spürte nichts weltbewegendes, als der Finger von Sen ihn berührte. „Nutze deinen eigenen Verstand, denn er ist das Wertvollste, das du hast. Deine Augen mögen getäuscht werden, dein Herz mag sich irren – nicht aber dein Verstand. Den musst du scharf halten und dich stets darauf verlassen können!“, erteilte er ihm eine erneute Lektion. Tatsächlich half Asahi das just in dem Moment nicht sehr weiter. Aber er hatte zumindest eine Richtung erhalten. Würde er sich denn trauen, den Jungen zu begleiten? Er kannte das kleine Gehöft des Bauern bereits, aber er kannte den Jungen nicht. Andererseits hatte Asahi nie die Hütte von Ruben betreten, war immer auf Abstand geblieben. Sie hatten die Geschäfte außerhalb gemacht. „Ich werde den Brüdern heute eine Lektion halten, damit sie das Ausbleiben der Nachspeise verkraften“, schmunzelte Meister Sen dann leicht und gab Asahi somit den Nachmittag frei, sollte er es wirklich wollen. Es lag nun in seiner Entscheidungsgewalt, ob er dem Jungen lediglich Sachen schenkte, die es ihm leichter machten, ihn nach Symptomen des Bauern befragte, um eine Medizin mitzugeben oder ihn gar begleitete.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Samstag 14. Dezember 2024, 20:03

„Es ehrt dich, dass du dich seiner annehmen willst, Asahi... Es macht dein Herz rein und warm. Die Frage aber ist, ob der Junge bereit ist, sich diesem Geschenk bewusst zu sein? Er wirkt nicht so, als wollte er Hilfe haben.“
Asahi wusste sofort was sein Meister meinte. Dieser hatte wohl aus der Ferne schon mitbekommen, wie bockig dieses Kind reagiert hatte. Entwickelte er sich weiter auf diesem Wege, so könnte er in die Schatten abdriften und sich darin verlieren.
„Man kann niemandem wahrlich helfen, der keine Hilfe annehmen möchte. Bist du dir sicher, dass deine Taten auch gute Früchte tragen oder geht es dir nur darum, dass es dein Gewissen erleichtert?...“
Ob sie Früchte tragen... ich weis es nicht. Meister Sen stellt meine Beweggründe in Frage. Ich muss nachdenken und mich selbst hinterfragen! Was ist es, was mich leitet?
„Ist es das Mitleid, das du nicht erträgst und das du durch Geschenke und Gaben mindern möchtest? Oder glaubst du fest daran, dass aus deinen heutigen Taten etwas Gutes erwächst?“
Ja, ich möchte helfen, aber ich hoffe ihm auch etwas zeigen zu können. Seine Füße werden vermutlich von selbst heilen, doch sein Vertrauen in das Gute wird es nicht, wenn er es nicht gezeigt bekommt, dass es Menschen gibt, die gutes tun.
Meister Sen blickte erneut von Asahi zum Tor und trat er die zwei Stufen zu Asahi hinunter. Der Diener hatte nachdenklich den Kopf geneigt.
„Ich möchte, dass du mit dem Jungen gehst und nach Bauer Ruben schaust, sobald du das Mittagessen bereitet hast. Schau dir mit eigenen Augen an, was da los ist und wenn du dann immer noch helfen willst – lasse dich nicht davon abbringen.“
Gleichermaßen muss er lernen, dass er nicht einfach andere ausnutzen oder belügen darf. Verstehe.
Asahi nickte dankbar. Diese Erlaubnis bedeutete ihm viel, zumal es noch so viel für ihn zu tun gab. Einiges musste er vielleicht dann doch an einige Ordensbrüder delegieren.
Ich werde mich beeilen. Vielleicht kann mir Bruder Heiser noch einmal helfen?
„Es ist wichtig, Asahi, dass du deine eigenen Erfahrungen machst und nach ihnen handelst. Es wird nicht immer so sein können, dass ich dir einen Rat gebe, den du befolgst.“
Der Meister lächelte sachte. Allein der Hauch einer Vorstellung, dass dieser Mann, der ihn aufgezogen hatte, einmal diese Welt verlassen könnte, ließ ihn kurz erschauern. Asahi fühlte sich zu dem jetzigen Meister so verbunden wie zu einem Vater und dieser tippte ihm gerade vorsichtig gegen die Stirn. Er war auch der einzige, bei dem der Diener dies immer zu ließ. Bei jedem Anderen wäre er schon aus Reflex ausgewichen oder hätte das Handgelenk ergriffen um die Berührung zu verhindern, vorausgesetzt er trüge Handschuhe. Hier im Orden wusste das aber jeder und hielt immer einen Schritt Abstand. Draußen war das anders und 25 Jahre hatten seinen Körper konditioniert, Berührungen zu vermeiden. Die Berührungen seines Meisters waren aber anders. Zu Meister Sen hatte er ein unerschütterliches Urvertrauen. Dieser hatte seinen Schmerz so gut unter Kontrolle, bzw. war mit sich derart im Reinen, dass er nur wie ein fernes Echo in seinem Geist erklang, dass er kaum noch wahr nahm.
„Nutze deinen eigenen Verstand, denn er ist das Wertvollste, das du hast. Deine Augen mögen getäuscht werden, dein Herz mag sich irren – nicht aber dein Verstand. Den musst du scharf halten und dich stets darauf verlassen können!“
, erteilte er ihm eine erneute Lektion.
Ich weis. Ich lasse mich viel zu oft von meinem Herzen leiten.
Das war Asahis größte Gabe, aber auch manches Mal ein großer Nachteil.
Er durfte den Jungen zu begleiten.
Das Gehöft ist nicht weit weg. Ich darf dem Jungen aber auch nicht einfach trauen, nur weil er ein Kind ist! So jung ist er auch nicht mehr. Bei Ruben habe ich ihn auch nie gesehen... aber ich war auch nie in seiner Hütte. Verhandelt haben wir immer auf den Feldern zwischen den Früchten der Erde. Ich weis nicht mal, ob er er eine Frau hat. Von einem Bruder hat er nicht erzählt, aber dafür ergab sich auch nie eine Gelegenheit. Wenn Ruben krank ist, dann hat er vielleicht seinen Bruder um Hilfe gebeten und dieser hat den Jungen...
Sein Meister sprach weiter und holte ihn aus seinen Gedankengängen:
„Ich werde den Brüdern heute eine Lektion halten, damit sie das Ausbleiben der Nachspeise verkraften.“
Asahi lächelte sofort etwas gequält.
„Habt Dank, Meister Sen. Das Essen ist bereits fertig und ich sag noch einem der Brüder bescheid, was nicht liegen bleiben darf.“
Er verbeugte sich tief und machte sich auf den Weg. Seine Brüder taten ihm leid, denn Asahi glaubte, er hatte mit den dünnen Fladen und der Cranberry-Marmelade eine gute Idee gehabt, die er unbedingt noch ausprobieren wollte. Er verwöhnte sie doch so gerne ...und sich selbst auch.
Ein anderes Mal... Ich muss mich beeilen.
Meister Sen hatte Asahi den Nachmittag frei gegeben. Alles weitere lag nun in der Entscheidungsgewalt des massigen Dieners. Nach Ruben zu sehen war ihm einfach ein Bedürfnis und das nicht nur, weil dieser einen großen Anteil an der Versorgung des Ordens hatte. Ob er dem Jungen einen anderen, einen besseren Weg als den der Lüge zeigen könnte, würde sich noch zeigen. Das Schicksal ließ so manches Mal seine Wege sich verzweigen wie die Äste eines Baumes.
Ich muss mich schnell umziehen, die Sandalen holen, etwas Gase und ich müsste noch einen kleinen Rest von der blutstillenden Salbe haben.
Er verletzte sich auch öfter Mal im Garten bei der Arbeit, weswegen es logisch war, kleinere Wunden selbst zu behandeln.
Die Suppe ist fertig und steht zur Selbstbedienung bereit. Ich könnte einen Schlauch für den Jungen damit befüllen und ich nehme nur wenig mehr Münzen für den Notfall mit, als für die zwei Sack Weizen. Dann gerate ich nicht in Versuchung und man kann mich auch nicht um sehr viel mehr erleichtern...
Ja, es gab böse Menschen da draußen, die stahlen und schlimmeres taten.
Bruder Heiser kann die zwei Säcke bestimmt für mich ins Lager bringen. Dann kann ich morgen früh gleich nach dem Frühstück mit der Aussaht beginnen. Hab ich auch nichts vergessen?
Er ging noch mal seinen Tagesablauf durch. Einiges konnte man getrost auch auf den nächsten Tag verschieben. Solange es nicht anfing zu schneien, war die Arbeit in der Kälte zwar anstrengender, aber noch möglich. Erst bei Frost wäre es für manche Keimlinge zu spät und noch rechnete er mit ein paar guten Tagen. In einem oder spätestens zwei Mondläufen mussten die Felder aber alle abgeerntet und für die kalte Jahreszeit vorbereitet sein. Das es kälter wurde, hatte er heute schon gespürt. Noch ein Grund mehr, seinen langen Mantel mit Kapuze anzulegen, sowie ein langes Hemd und noch eine leichte Jacke dazwischen. Asahi fror nicht gern, wenn er nicht musste und er musste ja nicht. Seine Tasche befüllte er mit den Sachen für den Jungen Carlus. Gut verhüllt verließ er seine Hütte. Dann ging es weiter zur Küche, wo er alles erledigte, was nicht warten konnte und noch einen Reiseschlauch mit Suppe füllte. Der Beutel mit dem Haushaltsgeld ließ er an dem dafür vorgesehenen Ort und steckte nur wie geplant ein paar Münzen mehr ein.
Für den Weizen und den Notfall.
Dann eilte er den Weg zu Bruder Heiser hinunter und bat ihn, die zwei oben am Haupthaus liegenden Säcke noch ins Lager zu bringen und vielleicht noch den Topf auszuwaschen, sobald alle gespeist hatten, wenn möglich.
„Meister Sen lässt mich Bauer Ruben besuchen. Gen Abend sollte ich wieder da sein.“
, meldete er sich auch bei den Torwächtern ab. Dann bezahlte er wortlos den Jungen, wartete bis der die Münzen verstaut hatte, nahm ihn dann unter den Armen und setzte ihn auf den Wagen. Dabei erschrak er fast über die vielen Rippen, die er selbst durch seine Handschuhe und die Kleidung des Jungen tasten konnte. Er musste die Zähne ein wenig zusammen beißen, was sicher grimmig aussah.
„Jetzt fahren wir zu deinem Onkel.“
, brummte er dann entschieden und 'finster' drein schauend, was eigentlich nur streng wirken sollte. Der Ochse wurde kurzer Hand am Leder gepackte und samt Karren umgelenkt. Asahi führte das Tier, schritt zügig voran und nahm sich vor, den Jungen erst einmal plappern zu lassen und zuzuhören. Meistens redeten die Menschen mehr, wenn man ihnen zuhörte und dieses Kind hatte viel zu sagen. Den Plan, den Jungen nach der Krankheit seines Onkels zu befragen, hatte er erst einmal verworfen. Er war bei weitem kein Heiler und selbst nur in der nötigsten Selbstversorgung geschult. Außerdem hatte der Junge erwähnt, dass er Geld für die Medizin brauchte und somit musste der Onkel schon von einem Medikus untersucht worden sein, wenn seine Worte wahr waren. So oder so musste er sich erst einmal ein Bild von der Situation machen, wie sein Meister es ihm geraten hatte. Und sobald Carlus mal zugänglicher wurde, wollte er sich um dessen Füße kümmern. Zuwendung, Verbände und Suppe gab es nur als Belohnung, wenn er sich auch kooperativ zeigte und Hilfe annehmen konnte. So machten sie sich gemeinsam auf den Weg zu Bauer Ruben, ob der Junge nun wollte oder nicht.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Montag 16. Dezember 2024, 10:10

Meister Sen war stets daran interessiert, seine Ordensmitglieder herauszufordern. Aber nicht nur diese. Auch Asahi stand in seinem Fokus und er lehrte auch den Diener sich und andere zu hinterfragen. Asahi verstand die Lektion, die sein Meister ihm auferlegte und doch konnte er noch nicht klar benennen, was sein eigener Antrieb eigentlich war. War es Mitleid? Güte? Eine helfende Hand, die nicht stillhalten konnte? Alles gute Dinge, doch wie gut waren sie, wenn sie einen selbst am Ende belasteten? Meister Sen schickte Asahi mit dem Jungen los. Er war darauf aus, dass der Hüne seine eigenen Erfahrungen machte und lernte, sich oder auch anderen zu vertrauen. Es ging ihm um eine gesunde Balance, bei der Asahi seine gute Seele nicht verlor, aber eben auch nicht aufopferte. Der schmale Grat war nicht leicht zu bewerkstelligen, denn meist kippte man in die eine oder andere Richtung. Asahi aber wollte diese Erfahrung angehen. Er war dankbar, dass der Meister ihm erlaubte seinem Herzen zu folgen und blieb trotzdem wachsam. Er nahm sich die Worte sehr zu Herzen, wollte sich nicht blenden lassen. Nur weil der Junge Carlus bemitleidenswert ausschaute, hieß das noch lange nicht, dass er dieses auch verdiente. Asahi würde sich davon überzeugen, was der Wahrheit entsprach und was nicht.

Bevor er aber losgehen konnte, musste er noch einige Dinge in die richtigen Bahnen lenken. Asahi war gewissenhaft und ging auch mit seinen Pflichten so um. Es kam für ihn nicht in Frage alles stehen und liegen zu lassen, damit er Hals über Kopf einem Fremden behilflich sein konnte. So spannte er Bruder ‚Heiser‘ ein und bat ihn, hier und dort darauf zu achten, dass alles seine Richtigkeit hatte. Dass es keine Nachspeise geben würde, könnte er gewiss an anderer Stelle wiedergutmachen und auch die Aussaat dürfte noch ein paar Tage warten können. Nachdem Asahi sowohl Suppe, Schuhe und Salbe eingepackt hatte, zog er seinen wetterfesten Mantel an und kehrte zum Tor zurück. Dort stand Bruder ‚Stimme‘ noch und schwieg sich mit dem Rotzlöffel an. Die Stimmung war nicht sonderlich locker, aber das musste auch nicht sein. Es half, dass Asahi eine gewisse Distanz wahren konnte und der Junge schaute nicht schlecht, als der Hüne ihn plötzlich hochhob. „Hey du Halunke!“, brummte er angriffslustig und machte ein zerknirschtes Gesicht. „Jetzt fahren wir zu deinem Onkel.“, brummte er und musste einmal mehr aufpassen, dass der körperliche Zustand des Jungen nicht sein Urteilsvermögen trübte. „Häh?“, machte jener nichtverstehend und musterte Asahi vom Kutschbock aus. „Du willst mit? Wieso?“, fragte er neugierig, wie Kinder waren. Doch Asahi entschloss sich, erstmal den Jungen ein wenig zappeln zu lassen und wendete den Karren. Gutmütig und genügsam folgte der Ochse, zupfte sich noch mal schnell ein karges Grasbüschel, ehe er mampfend hinter Asahi hertrottete.

Bauer Ruben's Hof
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Freitag 3. Januar 2025, 20:47

Asahi kommt von: Bauer Ruben's Hof

Als Asahi in seinen Gedanken versunken das Tor erreichte, machte er auf sich aufmerksam und schickte einen der Brüder los, dass er ihm den Meister hole. Tatsächlich musste er nicht sehr lange warten aber doch lange genug, um zu wissen, dass der Meister eine Lehrstunde im Hof unterbrochen haben musste. Als Meister Sen hinaustrat, betrachtete er Asahi ruhig. „Ich habe Bauer Ruben auf seinem Hof besucht. Er hat Freunde aus Zyranus zu Besuch, eine junge Frau, Viola und den Jungen Carlus, ihren Bruder, der bei uns hier aufgetaucht war. Sie sind Waisen nach der Belagerung vor der Stadt. Ruben selbst liegt schwer krank im Bett und die beiden kümmern sich mehr schlecht als recht um ihn. Der Hof funktioniert aber nicht ohne ihn. Er hatte laut der Erzählung der beiden einen kranken Mann bei sich in der Scheune untergebracht, der aber verschwunden ist. Der muss die Krankheit eingeschleppt haben. Bauer Ruben ...kämpft. Es sieht nicht gut aus. Das Krankenlager hat so einen merkwürdigen Geruch... sauer und süß und hierlässt einen pelzigen Geschmack im Mund. So etwas hab ich noch nie gerochen. Sein Körper hat dicke Beulen. Das Mädchen hustet auch schon, etwas womit es bei ihm auch angefangen hat. Wenn Ruben ausfällt, sich nicht wieder erholt... Bauer Ruben könnte sterben. Viola könnte sterben und vielleicht der Junge auch. Ich ...könnte die Krankheit an mir haben. Ich sorge mich um meine Brüder, aber ich möchte auch helfen. Ich bin stark und selten krank gewesen. Ich trau mir zu ihnen zu helfen, damit der Hof weiter läuft und wir diese Nahrungsmittelquelle nicht verlieren. Aber ich weis nicht, was ich gegen diese Krankheit tun kann. Der Junge hatte einen Heiler Ruben untersuchen lassen, aber der verlangt Geld und ist auch nicht mehr da. Die Kühe müssen täglich versorgt werden und es gibt viel, dass die beiden derzeit nicht allein schaffen.“ Der Bericht war allumfassend und Meister Sen hatte die ganze Zeit schweigend und ohne einmal die Mimik zu verziehen, gelauscht. „Ich erbitte euren Rat.“

Der Meister holte etwas Luft und trat dann ein kleines Stück näher heran. Er hatte die Hände im Ärmel des jeweils anderen Armes versenkt und blickte in die untergehende Sonne am Horizont. Die letzten Strahlen wärmten einem im direkten Licht die Haut, doch der Wind flüsterte bereits leise die Ankunft der kälteren Tage. „Wir können nicht jedes Schicksal aufhalten. Nicht jedem Weg den Stein ins Flussbett legen, damit sich der Fluss des Lebens einen neuen Weg sucht“, begann er wie immer mit ruhiger Stimme. „Der Schmerz, der sich deiner Seele bemächtigt, weil du zwiegespalten bist, ist nichts Verwerfliches. Nimm ihn an, Asahi. Aber bedenke auch, dass du nicht allmächtig bist. Nur die Götter sind das. Lasse dich von deinem Schmerz nicht verleiten überstürzten Gedanken zu folgen. Atme.“ Er machte eine Pause, ließ seine Worte sacken. Bis er sich an Asahi direkt wandte und ihn ansah. „Deine Pflichten hier verlangen viel von dir und deiner Zeit. Du wirst es nicht schaffen, beides zu deiner Zufriedenheit zu bewerkstelligen.“, erkannte er und blickte erneut in die Sonne, dieses Mal aber nachdenklicher. Sein Meister ließ ihn nicht mit leeren Worten hängen. „Morgen wirst du im Orden gebraucht. Wir erwarten die Ankunft eines kleinen Gefolges, die uns ersuchten, auf ihrer Reise hier rasten zu dürfen. Nicht viele, aber es werden mehr Mägen zu füllen sein und gleichzeitig wirst du ein wenig Aufwand betreiben müssen. Dieses Gefolge kommt aus dem Wald Arus und zieht weiter nach Santros. Die Abgesandten brauchen Schutz vor der Sonne und kommen in der Nacht an.“, erklärte er ihm. Asahi wusste, dass er alle Hände voll zu tun haben würde. „Was diese Krankheit angeht, so hat sie scheinbar eine Inkubationszeit von mehreren Tagen. Es erscheint mir, dass man erst Krankheitszeichen haben muss, bevor es zu einer Ansteckung kommen kann. Womöglich sind diese Pusteln ein Hinweis.“, er dachte nach, während sich die abendliche Stille langsam über das Land legte. „Keine Sorge also, dass du uns anstecken könntest. Bisher zeigst du keine Symptome und ich habe dich noch nie ernsthaft erkranken sehen!“, schmunzelte er daraufhin leicht, bevor er wieder so erhaben und ernsthaft, wie eh und je wurde. „Ein seltsamer Geschmack auf der Zunge, sagst du?“, überlegte er abermals und runzelte leicht die Stirn. „Geh und bereite alles für unsere Abgesandten der Nachtelfen vor, Asahi. Ich werde einige Bücher lesen und sehen, ob ich dir helfen kann. Sobald das Gefolge am nächsten Abend weiterzieht, werde ich dir für den nächsten Tag drei Brüder mitschicken, die sich mit dir zusammen um das Gehöft kümmern, ohne sich den Kranken zu sehr zu nähern.“, entschied er. „Du hast heute gut gehandelt, Asahi.“, lobte er ihn aufrichtig und schenkte ihm einen kurz gehobenen Mundwinkel. „Nun wasch‘ dich und geh an deine Arbeit. Morgen die Gesandten, dann das Gehöft“, priorisierte er. Meister Sen’s Wort war Gesetz. Aber ob Asahi es genau so sah, wie er? Letztendlich musste der Hüne vermutlich Folge leisten, oder? Würde er es wagen sich dem entgegenzustellen?
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Samstag 4. Januar 2025, 15:23

Asahi ließ den Anblick der beiden Gestalten im Türrahmen von Rubens Hütte auf sich wirken. Zum Abschied drehte er sich noch einmal um und hob winkend seine Hand. Das Gefühl in seiner Brust schien enger zu werden. Er konnte jedoch nicht bestimmen, was es war was er fühlte.
Werde ich sie wieder sehen?
Viele Faktoren könnten zielführend oder auch vereitelnd auf diese Frage einwirken. Vor allem waren es Faktoren auf die er wenig Einfluss hatte und so schüttelte er die Gedanken ab und kam auch bald in seinem Zuhause an.

Nach dem Bericht für Meister Sen, lauschte er seinen Worten.
„Wir können nicht jedes Schicksal aufhalten. Nicht jedem Weg den Stein ins Flussbett legen, damit sich der Fluss des Lebens einen neuen Weg sucht. Der Schmerz, der sich deiner Seele bemächtigt, weil du zwiegespalten bist, ist nichts Verwerfliches. Nimm ihn an, Asahi. Aber bedenke auch, dass du nicht allmächtig bist. Nur die Götter sind das. Lasse dich von deinem Schmerz nicht verleiten überstürzten Gedanken zu folgen. Atme.“
Brav sog Asahi die kühle Abendluft ein, füllte seine Lungen, weitete sein Herz und ließ alles störende wieder mit dem nächsten Atemzug ausströmen. Gleich fühlte er sich besser und konnte sich auch wieder konzentrieren.
Ich kann nicht die Welt von ihrem Schmerz heilen. Ich bin nur ein Stein im Fluss des Lebens.
, sinnierte der Diener und sein Meister sprach weiter:
„Deine Pflichten hier verlangen viel von dir und deiner Zeit. Du wirst es nicht schaffen, beides zu deiner Zufriedenheit zu bewerkstelligen. Morgen wirst du im Orden gebraucht.“
Das ist wahr. Ich kann nicht an beiden Orten sein. Ich würde gern alle zufrieden stellen, doch das liegt nicht in meiner Macht. Eines wird immer leiden, wenn ich es versuche.
Dann gab es noch Neuigkeiten:
„Wir erwarten die Ankunft eines kleinen Gefolges, die uns ersuchten, auf ihrer Reise hier rasten zu dürfen. Nicht viele, aber es werden mehr Mägen zu füllen sein und gleichzeitig wirst du ein wenig Aufwand betreiben müssen. Dieses Gefolge kommt aus dem Wald Arus und zieht weiter nach Santros. Die Abgesandten brauchen Schutz vor der Sonne und kommen in der Nacht an.“
Aus dem Arus? Schutz vor der Sonne? Also Nachtelfen, aha... Moment... in DIESER NACHT?
, schlussfolgerte Asahi und wusste, dass er jetzt noch alle Hände voll zu tun haben würde. Er atmete gleich noch mal tief durch.
Bleib fokussiert.
Meister Sen führte seine Gedanken aber auch gleich zurück zu einem ihm sehr wichtigen Punkt.
„Was diese Krankheit angeht, so hat sie scheinbar eine Inkubationszeit von mehreren Tagen. Es erscheint mir, dass man erst Krankheitszeichen haben muss, bevor es zu einer Ansteckung kommen kann. Womöglich sind diese Pusteln ein Hinweis.“
Das könnte stimmten. Der Junge ist ja gesund und nur Viola hat Ruben berührt. Dann besteht Hoffnung.
„Keine Sorge also, dass du uns anstecken könntest. Bisher zeigst du keine Symptome und ich habe dich noch nie ernsthaft erkranken sehen! Ein seltsamer Geschmack auf der Zunge, sagst du?“
Asahi nickte eifrig bestätigend.
„Geh und bereite alles für unsere Abgesandten der Nachtelfen vor, Asahi.“
Asahi erhob sich sofort.
„Ich werde einige Bücher lesen und sehen, ob ich dir helfen kann. Sobald das Gefolge am nächsten Abend weiterzieht, werde ich dir für den nächsten Tag drei Brüder mitschicken, die sich mit dir zusammen um das Gehöft kümmern, ohne sich den Kranken zu sehr zu nähern.“
, entschied er und auf dem Gesicht des Dieners breitete sich kurz Überraschung und dann ein dankbares Lächeln aus.
„Du hast heute gut gehandelt, Asahi.“
, lobte er ihn aufrichtig und schenkte ihm einen kurz gehobenen Mundwinkel. Das ging runter wie warme Honigmilch! Asahis Lider senkten sich wie die eines Katers, wenn man ihn kraulte und er neigte ehrerbietig den Kopf.
„Nun wasch‘ dich und geh an deine Arbeit. Morgen die Gesandten, dann das Gehöft.“
, priorisierte er und Asahi nickte, straffte die Schultern und machte sich auf den Weg. Es gab noch viel zu tun. Meister Sen’s Wort war Gesetz, aber nicht nur das. Er war wie ein Vater für den Diener. Er war das was einem Vater am nächsten kam und Asahi war mit Urvertrauen in ihn aufgewachsen. Niemals hatte er sein Wort in Frage gestellt, denn er wusste, dass alles was Meister Sen befahl einen tieferen Sinn hatte und niemals jemandem Schaden zufügen würde. Selbst Bestrafungen hatten einen Zweck, denn sie schützen vor Wiederholungsfehlern. Wenn Meister Sen befehlen sollte, Asahi sollte irgendwo in ein bodenloses dunkles Loch springen, dann würde er es tun, ohne Zögern, denn er hatte Urvertrauen. Wie ein Kind war der Diener unter seinem Schutz aufgewachsen und diese eine Konstante hatte nie versagt, oder das Vertrauen enttäuscht. Selbst WENN Meister Sen mal etwas 'falsches' tun oder anordnen würde, Asahi würde er trotzdem tun, denn er tat es in gutem Glauben. Deswegen könnte man ihn auch gutgläubig nennen, aber darin lag für den Diener nichts falsches. Der Meister regte ihn aber auch dazu an, eigene Gedanken und Entscheidungen zu treffen um sich weiter zu entwickeln. Er war ein guter 'Vater' und gerade sie jüngste Zeit hatte gezeigt, dass er Asahi auch hinaus in die Welt schicken konnte und ihm mehr zutraute als dieser sich selbst. Doch nun gab es noch einiges zu erledigen. Die verdiente Nachtruhe des Dieners rückte erst einmal wieder in weite Ferne. Aber 'schlimm' war das nicht. Asahi war jung und gesund und auch wenn er bereits viel gearbeitet hatte, so hatte er immernoch ein bisschen Kraft und vor allem den Willen übrig für andere da zu sein.
… mich gründlich waschen, das Lager kontrollieren, die Küche für die Gäste kontrollieren und Zimmer vorbereiten. 'Nicht viele' hat er gesagt …
Das war keine Anzahl aber Asahi kannte den Meister und schätzte, dass zwischen fünf bis zehn Personen dieser Gesandtschaft angehören könnten. Wenn es mehr würden, hätte er mehr zu tun, wenn weniger, gut. Vielleicht wusste der Meister selbst nicht genau, wie viele Personen kommen würden.
Ich habe noch Laken im Lager, die könnte ich als Baldachine über die Gänge spannen, falls sie länger als diese Nacht bleiben.
, überlegte er. Dann drifteten seine Gedanken schon zum Menü ab.
„Was koche ich...?“
, murmelte er leise vor sich hin, während er sich gründlich wusch. Die subtile Sorge, doch etwas eingeschleppt zu haben ließ ihn noch gründlicher sein als sonst. Er schrubbte sich mit Seife, bis seine Haut leicht rosa leuchtete. Dann zog er sich frische Sachen an und kochte die schmutzige Wäsche aus. Inzwischen war sicher der Abend schon herein gebrochen, aber die Tage waren kurz. So nahm er sich eine Laterne und füllte seine Abendstunden mit so viel wie möglichen Arbeiten, die er noch erledigen wollte.
Was fertig ist, kann ich nicht vergessen.
So kontrollierte er, ob der Weizen sein Ziel gefunden hatte, schaute noch nach was er an Zutaten für die Gäste da hatte und ob die Küche aufgeräumt worden war. Dann ging er eilig die Gästezimmer ab und spannte schon mal ein paar Laken wie kleine Marquisen auf, damit die Nachtelfen sich ggf. auch später am Tage von einem Ort zum anderen bewegen konnten. Das würde es auch den Gästen leichter machen sich zu orientieren und zum Beispiel den Weg zum Abort zu finden.
Wir erwarten sie in der Nacht. Gute Zeitplanung ist wichtig. Ich sollte vielleicht einfach wach bleiben, dann kann ich auf spezielle Wünsche eingehen, wenn es nötig werden sollte.
Kurz drifteten seine Gedanken zu Viola und Carlus ab.
Ob sie zurecht kommen? ...ja... sie schaffen das! Nur diese Nacht und Morgen... vielleicht ein oder zwei Tage, dann komme ich mit Verstärkung.
Er lächelte vor sich hin, denn dass der Meister ihm drei Brüder mitgeben wollte, war ein großes Lob an seine Fähigkeiten und beflügelte sein Handeln. Nicht nur Asahi vertraute dem Meister, nein... der Meister vertraute auch ihm!
Er hatte die Gästezimmer soweit vorbereitet, dass er nur noch Wasser für die Schüsseln zum frisch machen holen musste, wenn es soweit war. Jetzt galt es erst einmal etwas zu Essen vorzubereiten, was man ggf. auch kalt genießen konnte, denn er wusste ja nicht wann die Gesandtschaft ankommen würde. Versunken in Gedanken verschwand er eine Weile in der Küche um seine Ideen umzusetzen:
Hm... ich mach am besten einen Kürbis-Apfel-Salat.
Dafür bereitete er eine sehr große ovale Schale vor, die er dann mit den Zutaten befüllen konnte.
...mit Orangen-Chili-Marinade.
Dafür gab es eine kleine Kanne.
Alles in den Farben der Saison.
Das Auge aß bekanntlich mit. Asahi begann zu kochen.
Dazu nehme ich gebackenen Kürbis, der nährt gut, kandierte Äpfel für den süßen Genuss, Radicchio und Feldsalat für die bittere Note und die Vitamine, begleitet von einer Möhrenreduktion und geschrotete Fenchel- oder Koriandersamen zum individuellen abschmecken. Ein paar angeröstete Nüsse zum drüber steuen... perfekt.
Drum herum stellte er ein paar kleine Schalen mit haltbar gemachtem, in Öl und Kräutern eingelegtem Gemüse bereit und ein paar Bretter, auf dem er Brot servierte. Dazu gab es sahnige Butter von Bauer Ruben und frische Kräuter aus dem Ordensgarten zum würzen. Als letztes holte er zwei große Krüge Wasser aus der Küche und ein Tablett mit 10 Bechern, einen Stapel Teller und Besteck. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Dann atmete er einmal tief durch.
Das wichtigste ist fertig. Gut! Jetzt könnte ich noch die Baldachine für die Gänge fertig vorbereiten und das Wasser für die Zimmer holen...
Sobald die Gäste erst einmal versorgt waren, wollte er sich dann um das Frühstück für die Ordensbrüder kümmern. Die Nacht versprach lang zu werden und irgendwie fühlte sich das auch aufregend an.
Uns besuchen sonst kaum Leute von außen. Was sie hier wohl wollen?
Asahi ging seiner Arbeit nach. Ein bisschen neugierig war er schon, aber er hielt sich auch an seine Abläufe. Er würde Meister Sen nicht in Verlegenheit bringen.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Montag 6. Januar 2025, 08:17

Es war schon nervenaufreibend, dass sich plötzlich so vieles im ansonsten gewohnten Ablauf seines Tages veränderte. Erst der kleine Bengel Carlus, dann der Zustand des Bauern und nun die Abgesandten aus dem Nachtelfenreich. Asahi hatte wahrlich einen aufregenden Tag! Und er sollte noch länger dauern, wie Meister Sen durchblicken ließ. Tatsächlich sollten die Reisenden noch in dieser Nacht ankommen und Asahi verstand, dass er ihnen wenigstens etwas Brot und Butter zukommen ließ, damit sie nicht noch hungrig ins Bett gingen. Auch die Zimmer mussten hergerichtet werden. Asahi würde feststellen, dass einige seiner ‚Brüder‘ zusammen die Zimmer bezogen, um etwas Platz zu schaffen. Es war nicht oft der Fall, dass Besucher hier einfach einkehren, aber scheinbar war dies etwas anderes. Woran das wohl lag? Der Orden lebte grundsätzlich eher für sich und jeder, der hier eintreten wollte, wurde am Ende auch Mitglied. Doch Meister Sen hatte bereits erwähnt, dass sie auf der Durchreise wären. Sie wollten nach Santros. Dem hünenhaften Diener blieb kaum Zeit, sich näher damit zu befassen. Das nächtliche Mahl musste bereitet werden, die Zimmer bestückt, die Gänge abgeschirmt. Und dann das Frühstück für die eigentlichen Bewohner. Und die sonstigen Pflichten. Es gab so viel zu tun und Asahi hatte bereits den ganzen Tag gearbeitet. Ob er irgendwann die Knochen spürte? Ob er gähnte? Ihm machte die Arbeit grundsätzlich nichts aus, aber sie war an diesem Tag ungewohnt üppig. Nun aber kreierte er dennoch einen wundervoll duftenden und aussehenden Salat. Er bereitete auch dieses Essen mit Liebe und Zuneigung zu. Er ließ es sich nicht nehmen, das Schöne in den Speisen hervorzurufen. Wann Viola und Carlus wohl jemals so bekocht worden waren? Nein… diese Gedanken waren jetzt nicht hilfreich. Asahi ging gedanklich alles durch. Er hatte Glück gehabt, dass die Brüder seine Anweisungen gut befolgt hatten, so musste er hier nicht nacharbeiten. Die Küche war geräumt, der Weizen verstaut. Und am Ende hatte er alles vorbereitet, das vorzubereiten war. Er konnte stolz auf sich sein, dass er das alles noch geschafft hatte! Und keinen Moment zu früh. Am Himmel standen bereits nur noch die Sterne hoch und funkelnd über ihm. Sie leuchteten wundervoll, zahlreich und mystisch auf den kleinen Orden hinab. Auch der Mond zeigte sich in hellem Licht. Meister Sen stand am Tor und zwei Ordensbrüder hielten Laternen empor, um etwas Licht zu spenden. Asahi war ebenfalls dabei, damit er den Ankömmlingen Wasser und Nahrung reichen konnte. Demnach wurde er auch Zeuge der Ankunft. Es war ein kleiner, überschaubarer Tross. Fünf an der Zahl, ebenso, wie Asahi vermutet hatte. Die Elfen waren allesamt von schlanker Gestalt, bewegten sich grazil und andächtig. Lautlos waren ihre Schritte über den Kiesboden des Ordens. Meister Sen neigte den Kopf etwas, als er schließlich einen der Elfen mit einer vertrauten Geste begrüßte. Sie schienen sich zu kennen, wenn nicht alles tauschte. Der Bekannte neigte sein Haupt, während ihm die hellen Haare über die Schultern fielen. Seine Augen leuchteten wie Mondsteine. „Alter Freund, ich danke dir für diese Möglichkeit“, sagte der Elf und Meister Sen nickte nur. „Selbstverständlich“, erwiderte er und bat dann das Gefolge, näherzutreten. Asahi erhaschte einige Blicke auf die Nachtelfen. Es waren drei Männer und zwei Frauen unter ihnen. Die Männer trugen allesamt praktische Kleidung in Schwarz, mit Schwertern und oder Bögen. Auch eine der Frauen trug Waffen, während die zweite ein wunderbar fließendes, dunkelblauen Kleid trug. Sie wirkte zarter als die anderen, aber der violette Blick blieb aufmerksam und fest. „Das ist Asahi“, stellte Meister Sen ihn vor. „Er blieb extra auf, damit ihr eine kleine Stärkung zu euch nehmen könnt. Er verdeckte auch die Gänge, damit ihr euch morgen bei Tag bewegen könnt.“, erklärte er. Der Elf mit den hellen Haaren, reichte Asahi eine Hand, um sich zu bedanken. Trug Asahi noch seine Handschuhe? Die Frau mit den violetten Augen musterte den Hünen mit unverholener Neugierde. „Habt Dank, Asahi für eure Mühen“ sagte der Nachtelf, der scheinbar auch der Anführer war. „Wir werden am morgigen Abend zeitnah weiterleiten. Dennoch sind wir dankbar über die Arbeit, die ihr euch gemacht habt!“, sagte er ohne Hintergedanken. Dann war es Zeit, den Elfen die Speisen und anschließend die Zimmer zu zeigen. Asahi hatte sicherlich noch Gelegenheit, für ein Gespräch, so er denn nicht endlich auch in Bett wollte. Ansonsten ergäbe sich gewiss am Tage noch das eine oder andere interessante Gesprächsthema mit den Nachtelfen, sofern er überhaupt Wert darauf legte.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Montag 6. Januar 2025, 17:27

Keine Sekunde zu früh!
Asahi hörte die leise Glocke, die Gäste ankündigte.
Es ist soweit.
Ein kleine Welle aus Neugierde, Aufregung, gepaart mit Sorge, ob es den Gesandten auch schmecken würde, rollte durch seinen Magen. Beim Kochen hatte er zwar hier und da in bisschen naschen können, was eben beim Abschmecken so geschah, aber richtig gegessen hatte er selbst noch nicht. Außerdem begannen plötzlich, jetzt da die Anspannung nach ließ, seine Hände zu zittern. Das passierte ihm manchmal, wenn er sich überfordert hatte. Bis eben war er im Fluss gewesen, jetzt aber war...
...alles fertig. Wenn jetzt noch was fehlt, dann fehlt es eben.
Also ballte er die Hände und verschränkte die Arme hinterm Rücken, so dass seine Fäuste sich mit den Knöcheln berührten. Angespannt lauschte er und hörte...
...nichts? Kommen sie nicht? Oh...
Lautlos über Kies zu laufen war nun mal eine Kunst, die ER nicht beherrschte, genau sowenig wie die meisten Wesen dieser Welt. Neugierig reckte er den Kopf und spürte in der Aufrichtung ein Ziehen im Rücken. Ja, der Tag war lang gewesen! SEHR LANG! Er spürte seine Muskeln, seine Knochen, jeden Finger und ein leichtes Brennen im Bauch. Gleichermaßen war er müde und aufgekratzt, so dass ein leicht flaues Gefühl seinen Magen eroberte, welches an eine leichte Übelkeit erinnerte. Asahi war total übermüdet und fertig, aber eben auch neugierig und pflichtbewusst. Also stand er da und begrüßte die Abgesandten mit seiner Anwesenheit in der Schönheit der Nacht. Das Sternenzelt und der große runde Mond beleuchteten diesen Moment mit ihrem silbrigen Licht. Ein gewisser Zauber lag in solchen Augenblicken und Asahi war jemand, der so etwas schätzte. Nach getaner Arbeit sah er gern in die Gesichter seiner Brüder und las darin. Doch heute sollten ein paar neue Gesichter dazu kommen und das war aufregend. Fast hätte er ein bisschen auf den Fersen gewippt.
Fünf. Perfekt.
Damit war schon mal sicher gestellt, dass die vorbereiteten Zimmer ausreichen würden. Er atmete einmal tief durch. Mit diesem letzten Punkt auf seiner Liste, war er für heute fertig mit der Arbeit. Alles weitere lag jetzt im Verlauf des Treffens und nicht mehr in seiner Verantwortung. Dieses Wissen ließ seine breiten Schultern wieder entspannt ein Stück nach unten sinken. Dann genoss er still den Moment des Auftauchens der Gesandtschaft.
Meister Sen neigte den Kopf etwas, als er schließlich einen der Elfen mit einer vertrauten Geste begrüßte.
Er kennt ihn?
Asahis weißgraue Brauen hoben sich ein Stück. Der Bekannte neigte sein Haupt, während ihm die hellen Haare über die Schultern fielen. Seine Augen leuchteten wie Mondsteine.
Wow!
„Alter Freund, ich danke dir für diese Möglichkeit.“
, sagte der Elf und Meister Sen nickte nur. Auch die Stimme des Elfen klang überaus angenehm.
Ob er wohl singen kann?
Manchmal drifteten seine Gedanken in nicht so wichtige Bereiche ab und dann stellte er sich solche Fragen. Trotz seiner Größe und des Alters, war er doch noch ein wenig unerfahren und emotional nicht ganz so weit entwickelt wie manch anderer.
„Selbstverständlich.“
, erwiderte er der Meister.
Selbstverständlich? Na so selbstverständlich ist das hier eigentlich nicht... interessant. Sie müssen sich GUT kennen. Ob er mal hier ein Bruder war?
Meister Sen bat das Gefolge, näherzutreten. Asahi ließ aus dem Hintergrund seinen Blick über die Gruppe der Nachtelfen gleiten. Es waren drei Männer und zwei Frauen unter ihnen. Die Männer trugen allesamt praktische Kleidung in Schwarz, mit Schwertern und oder Bögen.
Sie müssen noch nicht mal ihre Waffen ablegen. Das bedeutet, Meister Sen vertraut ihnen. Sie müssen ihm wichtig sein. Also sind sie mir auch wichtig.
Auch eine der Frauen trug Waffen, während die zweite ein wunderbar fließendes, dunkelblauen Kleid trug. Sie wirkte zarter als die anderen, aber der violette Blick blieb aufmerksam und fest.
So zarrrrt....
Elfen, auch die Elfen, die es unter den Brüdern gab, waren alle immer sehr dünn. Asahi war das Gegenteil und hatte bei ihrem Anblick immer das Gefühl sie füttern zu müssen. Außerdem fürchtete er Berührungen, da er schnell Angst hatte, sie zu zerdrücken. Meist war das vollkommen unbegründete, denn Elfen waren furchtbar schnell und hatten gute Reflexe, so dass es selten zu solchen Unfällen kam. Aber das Gefühl wurde er trotzdem nicht los. Es war nun mal ein Fakt, dass der Diener stärker als die meisten war und damit ging er sehr vorsichtig um. Noch während er die Gruppe in Augenschein nahm, da passierte etwas, dass Asahi etwas aus dem Gleichgewicht brachte:
„Das ist Asahi?“
, stellte Meister Sen ihn vor.
Was?
Sein Kopf ruckte hoch und er blinzelte schnell. Dann trat er natürlich sofort pflichbewusst vor.
Warum?
„Er blieb extra auf, damit ihr eine kleine Stärkung zu euch nehmen könnt. Er verdeckte auch die Gänge, damit ihr euch morgen bei Tag bewegen könnt.“
, erklärte er. Der Diener sah etwas irritiert zu seinem Meister. Der Elf mit den hellen Haaren, reichte Asahi eine Hand, um sich zu bedanken. Kurz starrte Asahi auf die dargebotene Hand, hatte aber noch weder die Zeit gehabt nach dem Essen sich die Hände zu waschen oder sich umzuziehen, also auch keine Handschuhe an. Also blinzelte er gleich noch mal hektisch und senkte dann seinen Oberkörper tief zu einer ehrerbietigen Verbeugung.
„Ich hab es gern gemacht.“
, sagte er leise mit seiner brummenden Stimme.
„Willkommen!“
Als er sich wieder aufrichtete, sah die Frau mit den violetten Augen musternd den Hünen mit unverhohlener Neugierde an.
„Habt Dank, Asahi für eure Mühen.“
, sagte der Nachtelf, der scheinbar auch der Anführer war. Asahi verneigte sich noch mal.
„Wir werden am morgigen Abend zeitnah weiterleiten. Dennoch sind wir dankbar über die Arbeit, die ihr euch gemacht habt!“
, sagte er und eine dritte Verbeugung folgte seitens des Dieners. So viel Dankbarkeit hatte er nicht erwartet. So viel Aufmerksamkeit auch nicht. Etwas überfordert, versuchte er sich in einem Lächelnd, was ihm wie immer misslang und etwas schief geriet. Dann war es an der Zeit, den Elfen die Speisen zu servieren, also ging er mit einplanender Geste voraus und führte die Gruppe in den Speisesaal.
„Bitte. Ich wünsche gut zu speisen.“
Er schaute noch einmal auf den Tisch und nickte für sich zufrieden. Falls jemand Unsicherheit zeigte, wie man etwas aß oder zusammen stellte oder Fragen hatte, stand er hilfreich bereit. Neugierig versuchte er in den Gesichtern zu lesen, ob es ihnen schmeckte. Sonst nahm er an, dass die Nachtelfen sich mit allem auskannten und nach dem Essen zeigte er anschließend die vorbereiteten Zimmer. Sobald sie eingezogen waren, holte er noch insgesamt fünf Eimer Wasser für die Gäste, damit sie sich frisch machen konnten. Die Neugierde trieb ihn an, doch sein Körper wollte langsam nicht mehr. Als er den letzten Eimer am Brunnen abstellte und zurück schaute, knackte sein Nacken.
Au.
Langsam ließ er seine Schultern kreisen. Rechtschaffend müde trottete er nun langsam sichtlich erschöpft zu seiner Hütte hinter den Gärten zurück. Für Gespräche wäre er zu gern bereit gewesen, aber so langsam war er nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Er wollte auch sicher nicht seinen Meister enttäuschen, in dem er mit weit aufgerissener Kehle jemanden angähnte. Vielleicht ergab sich noch die Gelegenheit für ein Gespräch. Als er dann aber in seinem Bett lag, starrte er noch ein paar Minuten einfach an die Decke. Der Tag war lang und schwer und aufregend gewesen und hielt in fern von Manthalas Reichen. So viel ging ihm durch den Kopf, dass er die einzelnen Gedanken nicht mehr einordnen konnte. Auch wenn er sich vorgenommen hatte, die Nacht durch zu machen, was bei seiner körperlichen Stärke und Konstitution nicht unmöglich war, so hatte allein die Anzahl der Ereignisse ihn letztendlich geschafft. Niedergestreckt wie ein Krieger nach der Schlacht, lag er erschöpft da und schloss die Augen. Letztendlich schlief er doch ein und Fetzten des Tages geisterten bildhaft durch seinen Kopf. Tief ein und ausatmend leerte er seinen Brustkorb und damit auch seinen Geist. Er brauchte Schlaf und der Schlaf fand ihn.
Wenn man ihn diese Nacht nicht zu etwaigen Aufgaben rief, oder etwas anders geschah, so würde er vermutlich bis kurz vor dem Morgengrauen schlafen, wo seine innere über Jahrzehnte gut antrainierte Uhr in wecken würde.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. Januar 2025, 12:56

Asahi hatte am heutigen Tag wahrlich mehr als seine Routine getan. Er war aus seinem Alltag ausgebrochen und hatte doch so einiges bewirken können. Nun merkte er allerdings, dass der Tag an seinen Ressourcen fraß und musste hin und wieder die Schultern kreisen lassen. Es war nicht wirklich selbstverständlich, dass der Orden Gäste empfing und dem Hünen wurde auch klar, wieso es dieses Mal eine Ausnahme gab. Meister Sen schien den Anführer der Nachtelfen-Entourage zu kennen. Aufatmen konnte Asahi durchaus bei der Anzahl. Er hatte sich weder viel zu viel Mühe gemacht, noch musste er jetzt erneut nacharbeiten. Das Essen würde reichen, die Zimmer auch – er war fertig für heute, im wahrsten Sinne des Wortes! Doch bevor er nun endlich in sein eigenes, kleines Reich gehen durfte, musste sich der Diener des Ordens noch einen Moment gedulden. Überraschend war, dass Meister Sen ihn sogar vorstellte. Asahi wusste im ersten Moment nicht damit umzugehen und kaschierte das Ausbleiben des Händedrucks mit einer tiefen Verbeugung.

Der Nachtelf mit den Mondstein-Augen musterte ihn und nickte schließlich. Beleidigt hatte er ihn nicht, wie es schien. So empathisch Asahi auch sein konnte, er hatte keine wirkliche Erfahrung mit höherrangigem Besuch. Zumal im Orden einzig Meister Sen etwas im Rang über allen stand und das auch nur aus Respekt gegenüber seiner Person. So waren sie alle gleich – jedenfalls wurde es so gelehrt und gelebt. Dem Diener fiel nun die Aufgabe zu, die Gruppe in den Speiseraum zu führen. Hier hatte er den leckeren Kürbis-Apfel-Salat angerichtet, das frische Brot drapiert und Krüge mit Wasser bereitgestellt. Die Nachtelfe mit den silbrig-langen Haare, die kunstvoll zu einem Halbzopf geflochten worden waren, begutachtete mit Neugierde das Essen. Sie lächelte gar, wie Asahi beobachten konnte und schien sehr angetan zu sein. „Wie das duftet!“, murmelte sie der anderen weiblichen Elfe zu, die kurz prüfend den Blick über die Speisen und den Raum im Allgemeinen schweifen ließ. Sie schien als eine Art Wache eingeteilt zu sein. „Bitte. Ich wünsche gut zu speisen.“, bemerkte Asahi höflich und erregte damit die Aufmerksamkeit der zarten Elfe und ‚Mondstein-Auge‘. Sie nickten beide und lächelten ihm zu. „Vielen Dank, für eure Mühe Asahi!“, sagte die Elfe und schenkte ihm noch mal ein Lächeln, ehe sich Asahi daran mache, für jedes Zimmer ein Wassereimer bereitzustellen. Doch beim letzten musste er erkennen, dass für heute Schluss war. Er war müde, erschöpft und musste endlich ins Bett. Niemand war ihm böse deswegen und während er in seinem Bett noch darauf wartete, dass die Gedanken ruhiger und Manthala ein Einsehen hätte, hörte er noch, wie auch die Gäste scheinbar zur Ruhe gingen. Dann wurde es ganz still im versteckten Hain im Grasland. Endlich kehrte die wohlverdiente Ruhe ein, legte sich über sie alle und Manthala wachte über ihre Träume. Auch Asahi schlief ein, überwältigt von den ganzen Extraaufgaben. Schließlich waberten einige Fetzen seiner Erlebnisse durch seine Träume, aber nichts davon konnte verhindern, dass er am nächsten Tag, pünktlich zu seiner normalen Zeit erholt erwachte. Die Arbeit an der frischen Luft hatte ihr Übriges getan und Asahi würde hier und dort vielleicht das eine oder andere Knacken im Körper spüren, aber er hätte wenigstens wieder Energie für den neuen Tag.

Stets der Erste am Morgen, konnte er seiner normalen Routine folgen und tun, was er sich vorgenommen hatte. Bis er in den Innenhof trat, um ihn eventuell zu fegen, wie am Tag zuvor, bevor der Meister eine seiner Lehreinheiten abhielt. Denn dort wäre er mit einem Mal nicht der Erste. Mitten im Hof, barfuß und in einem fließend weißem Gewand, stand die violett-äugige Elfe und schaute zum Himmel. Jener war in ein sanftes Blau getaucht. Es musste kurz vor Sonnenaufgang sein, während sich Mond und Sonne am Himmelszelt trafen. Einige Sterne, die besonders hellen, funkelten noch, bevor man sie am Tage nicht mehr sah. Die Elfe stand einfach da, inmitten des Kiesplatzes und ließ sich von dem sanften, doch kühlen Wind umwehen. Das lange Haar fiel offen über die schmalen Schultern. Sie blickte hinauf, atmete ruhig und schien in ihren Gedanken versunken. Ihre Hände hatte sie im jeweils anderen Ärmel versteckt, sodass man keinen Blick auf die zartweiße Haut erhaschen konnte. Als sie sich gewahr wurde, dass da noch jemand war, wandte sie sich um und entdeckte Asahi, der es nicht gewohnt war, so leise zu treten, wie es die Elfen taten. Sie lächelte kurz. „Asahi, richtig?“ fragte sie noch mal nach und nickte ihm zu. „Guten Morgen. Ich dachte, ich wäre Frühaufsteherin!“, lachte sie leise und wirkte alles andere als gezwungen. Doch dann wurde ihr Gesicht, so fein und apart, wieder neutraler. „Störe ich euch?“, wollte sie wissen und deutete schließlich auf den Himmel. „Ich warte immer, bis der Mond von der Sonne abgelöst wird und sich der Himmel von Blau zu rosa und orange verändert… meine liebste Zeit“, erwähnte sie versonnen lächelnd und atmete erneut tief durch. „Ich bin Lazana“, stellte sie sich ihm vor und hob einen Mundwinkel an. „Euer Salat war wundervoll, ich hätte gerne das Rezept, wenn ihr erlaubt?“, fragte sie schließlich und beobachtete ihn erneut mit einer gewissen Neugierde.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Dienstag 7. Januar 2025, 18:07

Die Nacht war ruhig geblieben und nur vereinzelte Bilder von ungewohnt viel lächelnden Lippen, weich, voll und irgendwie lockend, ... schwarzem und weißem Haar, grünen und fliederfarbenen Augen, mandelförmig und rund, sowie spitzen Ohren oder oder kleinen normalen, geisterten durch seinen Kopf. Mit dem Einschlafen hatte Asahi noch an die Geschwister auf dem Bauernhof gedacht und mit dem Aufwachen, erdete sich sein Dasein im Hier und Jetzt. Die Stunden die er geschlafen hatte, waren wohl an einer Hand abzuzählen, aber sein innerer Rhythmus brachte ihn in den noch jungen schlafenden Tag. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und er öffnete etwas träge die Augen. Die Decke seiner Hütte lag noch im Dunkeln. Der Nachhall etwas unterbewussten klang noch in ihm nach. Etwas war anders... mit ihm. Er fühlte es, aber wusste es nicht einzuordnen. Sein Körper war noch müde und doch hellwach, manche Teile mehr, andere weniger. Solange er noch still lag, lauschte er in sich hinein.
...
Das Problem war nur, dass sein Körper nicht sehr gesprächig war und sein Geist sich bereits dem neuen Tag stellen wollte, also tastete der Diener blind nach seiner Lampe.
Ich sollte mal wieder meditieren.
Der Tag war nicht mehr fern und es gab wieder viel zu tun, also stand er auf. Stets der Erste am Morgen, konnte er seiner normalen Routine folgen und tun, was er sich vorgenommen hatte. Da sie Gäste hatten, stellte Asahi die Prioritäten etwas um. Den Tag über würden viele der Nachtelfen sicher schlafen wollen und so vertagte er Arbeiten soweit es ging, die viel Krach machen würden, wie Holzhacken und zog solche vor, die er leise verrichten konnte, wie Vorkochen. So sortierte er seine innere Liste um und trat dann aus seiner Hütte.
Hoffentlich findet Meister Sen etwas, dass Ruben helfen kann.
Hinter seiner Behausung stand sein eigener Wasservorrat zum Waschen. Als erstes stand nun seine eigene Hygiene auf dem Plan und so zog er sich aus und tauchte seinen Lappen in den kalten Wassereimer. Nach einer gründlichen Wäsche holte er tief Luft und prüfte innerlich, ob er irgendeine Art von Hustenreiz verspürte.
Nichts. In Ordnung. Also weiter.
Selbst im Winter ließ er sich so lange es ging diese Morgenroutine nicht nehmen, denn das härtete ab. Asahi mochte fast jedes Wetter aber das schönste was er je erlebt hatte, war ein Bad im Winter in den eben jenen heißen Quellen gewesen, die das besondere Wasser hervor brachten. Sich danach mit kaltem Schnee abzureiben, war ein wahrer Traum gewesen. Das ließ die Haut so schön prickeln und man fühlte sich so richtig lebendig. Beides stand aber gerade nicht zur Verfügung, also zog er wieder seine weiten Sachen an. Da es auch kühler wurde, achtete er auch bei der Wahl auf lange Ärmel.
Nicht die Handschuhe vergessen! Wir haben Gäste.
, erinnerte er sich selbst und begann dann damit sich ausgiebig zu dehnen.
Nur ein gesunder Körper trägt einen gesunden Geist.
Es war eine einfache Wahrheit, denn selbst der glücklichste Mensch war wenn er krank war nie ganz er selbst. Alle Brüder und natürlich auch er waren immer dazu angehalten gut auf sich zu achten. Asahi achtete als Koch im besonderen auch auf die gesunde Ernährung seiner Brüder. Doch jetzt gerade...
Ich spüre jeden Knochen! War etwas viel gestern...
Also hieß es erst einmal: DEHNEN! Damit die Muskeln sich nicht verkürzten.
Erst den Kopf und Nacken seitliche neigen, dann die Schultern und die Arme vor dem Körper abwechselnd kreuzten und zur Seite ziehen, Ellenbogen über den Kopf und seitlich den Rumpf dehnen und dann hinab bis jeder einzelne Finger den Boden berührte *knackknackknack*, dann den Rücken vorbeugen, Hände auf einen niedrigen Baumstumpf abstützen und den Arsch in die Höhe bei gestreckten Knien, dass es auf der Rückseite der Oberschenkel ordentlich zog *uiuiiuiuiiii*. Der lange Marsch am Vortag steckte ihm noch in den Knochen, also noch die Oberschenkelvorderseite dehnen, in dem er seine Knöchel abwechselnd packte und an den Hintern zog und noch beidseitig einen Ausfallschritt, Fersen auf den Boden drücken und die Waden dehnen. Zum Schluss hüpfte Asahi ein paar mal wie die Kämpfer seines Ordens auf und ab um den Kreislauf anzuregen und schüttelte die Gelenke aus. Dann war er bereit.
Los geht’s!
Als erstes galt es frisches Wasser für die Ordensbrüder und die Gäste zu holen, also Ausdauertraining am frühen Morgen mit jeweils zwei Eimern immer den Hang rauf und runter. Dann in die Küche, den Frühstücksbrei vorbereiten.
Heute müssen ein paar gewalzte Haferflocken reichen mit zermörserten Nüssen und Weizenschrot ...noch ein paar getrockneten Trauben. Alles leicht mit Wasser ein köcheln, damit es leichter verdaulich ist. Bei der Milch muss ich etwas sparen, bis wir wissen wie es mit Bauer Ruben weiter geht, also kriegt jeder nur einen kleinen Schluck als Abschluss drauf. Vielleicht dafür als Ausgleich ein bisschen mehr Honig.
So bereitete er noch im halbdunkel des Tages, im Schein der Lampen für die Frühaufsteher das Frühstück vor. Dann ging er nach draußen um den Hof zu fegen, bevor die ersten...
Oh.
Als er in den Innenhof trat, war er mit einem Mal nicht der Erste. Mitten im Hof, barfuß und in einem fließend weißem Gewand, stand die violett-äugige Elfe und schaute zum Himmel. Ihr Anblick war von fast ätherischer Schönheit und kurz wagte Asahi kaum zu atmen, als würde ein Luftzug das Bild zerstören können.
Nicht kaputt machen.
Dann atmete er flach weiter und überlegte schon, ob er lieber wo anders weiter arbeiten sollte. Aber der Hof musste jetzt gefegt werden. Er sah sie eine Weile an und folgte dann ihrem Blick in den Himmel. Jener war in ein sanftes noch dunkles Blau getaucht. Der Tag war langsam am Erwachen. Es war jetzt kurz vor Sonnenaufgang. Einige Sterne funkelten gerade noch so, bevor der Morgen sie überstrahlen würde. Asahis Blick wanderte wieder zu der Elfe. Sie stand einfach da, inmitten des Kiesplatzes und ließ sich von dem sanften, doch kühlen Wind umwehen.
Hat sie auch nur so kurz geschlafen, oder ist sie immernoch wach? Ob ich um sie herum fegen kann?
, fragte er sich und schüttelte über sich selbst den Kopf. Dann betrachtete er sie wieder. Ihr langes Haar fiel offen über die schmalen Schultern. Elfen wirkten auf ihn einfach immer so zerbrechlich. Ihre schmalen Gestalten waren wie die Triebe des jungen Bambus, der den Orden umgab, lang und biegsam. Sie blickte immernoch hinauf, atmete ruhig und schien in ihren Gedanken versunken. Ihre Hände hatte sie im jeweils anderen Ärmel versteckt, sodass man keinen Blick auf die zarte weiße Haut erhaschen konnte, die man jedoch in ihrem Gesicht gut erkennen konnte. Als sie sich gewahr wurde, dass da noch jemand war, wandte sie sich um und entdeckte Asahi, der es nicht so leise treten konnte, wie es die Elfen taten. Er vermochte es nicht geräuschlos über Kies zu gehen, aber er kannte hier jeden Stein, jede Platte und hatte den Hof noch nicht betreten. Vom Rand aus, dort wo die offenen Gänge den Innenhof umrahmten, hatte er sie entdeckt und aus 'sicherem' Abstand einen Moment beobachten können. Doch dann musste er wohl oder übel sich nähern, damit er seine Arbeit tun konnte und war auf den Kies getreten. So sah sie auf und lächelte kurz. Ihr fliederfarbener Blick war schon ungewöhnlich und erinnerte ihn an bereits verblassende Traumbilder.
„Asahi, richtig?“
, fragte sie noch mal nach und nickte ihm zu. Er verbeugte sich sogleich tief und nickte dann bestätigend.
„Guten Morgen. Ich dachte, ich wäre Frühaufsteherin!“
, lachte sie leise und wirkte alles andere als gezwungen. Vielleicht steckte es an, denn Asahi erwiderte prompt und ohne nachzudenken:
„Nein, darin hat mich noch niemand geschlagen.“
Warum hab ich das jetzt gesagt? Warum plauder ich mit ihr so ungezwungen? Klang das wieder zu...
Etwas betreten huschte sein Blick nervös umher. Dabei wurde ihr Gesicht wieder neutraler.
„Störe ich euch?“
, wollte sie wissen.
Ja.
Fast hätte er genickt. Asahi wand sich. Sie deutete auf den Himmel und wandte zum Glück kurz ihren Blick ab.
Puh. Gerade noch mal gut gegangen.
„Ich warte immer, bis der Mond von der Sonne abgelöst wird und sich der Himmel von Blau zu rosa und orange verändert… meine liebste Zeit“
, erwähnte sie versonnen lächelnd und atmete erneut tief durch.
„Ich bin Lazana.“
, stellte sie sich ihm vor und hob einen Mundwinkel an.
„Lasana...“
, wiederholte er mit seiner tiefen brummenden Stimme und bei ihm klang das 'Z' viel weicher. Vielleicht war das falsch ausgesprochen, aber noch korrigierte sie ihn nicht.
„Mein Name ist Asahi.“
, stellte er sich automatisch noch einmal vor.
Himmel, fall mir auf den Kopf! Bin ich so doof! Das weiß sie doch! Warum plapper ich hier so dumm rum? Ich muss doch fegen, aber... Sie ist ein Gast des Meisters! Ich sollte besonders nett sein... Nur wie macht man das???
Asahi war unsicher und das merkte man ihm deutlich an. Er wusste auch um seine oft abschreckende Wirkung und geriet gerade ein bisschen in Panik, weil er dieses ätherische Wesen auf keinen Fall verschrecken wollte. Für seinen Meister wollte er einen guten Eindruck hinterlassen, also grinste er leicht irre und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Sie fragte:
„Euer Salat war wundervoll, ich hätte gerne das Rezept, wenn ihr erlaubt?“
Etwas in Asahis Kopf knackte, als hätte man Druck von seinen Ohren abgelassen. Sogleich trat er mit dem Besen in der Hand auf den offenen Hof und näherte sich mit großen langen Schritten der Elfe.
„Oh, das freut mich!“
Gut eine Armeslänge bremste er soweit ab, dass es nicht mehr ganz den Eindruck machte, als wolle er sie umrennen, blieb vor ihr stehen und begann zu plappern:
„Die Orangen-Chili-Marinade mag ich am liebsten. Sie hält sich auch Monate lang und verdirbt nicht durch die Schärfe. Die Chilis trockne ich im Sommer und koche sie nach dem Mörsern über fünf Stunden mit kleiner Hitze zu einer Reduktion aus Orangen und einen Hauch Zimt. Darf nicht zu heiß werden, sonst wird sie bitter. Der Rest ist verhältnismäßig einfach. Den gebackenen Kürbis macht man als erstes und lässt ihn dann abkühlen. Ich verwende den etwas frischer schmeckenden Hokaido und pinsel ihn mit Sesamöl vor dem Backen ein. Man kann ihn auch etwas salzen, muss man aber nicht. Frische Kräuter zum Abschmecken genügen da vollkommen als Ausgleich. Die Äpfel können ruhig schon etwas überreif sein, dann sind sie weicher. Radicchio gibt eine angenehm bittere Note und Feldsalat frische Leichtigkeit. Im den kälteren Jahreszeiten mache ich noch eine Möhrenreduktion, als zweite Soße, die ist sehr gesund. Dafür kann man auch Honig und ein wenig Rosmarin verwenden."
Er sah kurz von seinen gestikulierenden Händen auf.
Interesannte Ohrenform. Wie kleine spitz zulaufende Teigtaschen...
"...Dieses Mal hatte ich aber Fenchelsaat und Koriandersamen dazu gestellt. Für ein bisschen was zu beißen im Mund, füge ich zum Schluss noch geröstete Nüsse, oder Pinienkerne hinzu... Ah. Oh. Ähm."
Asahi merkte, dass er sich hatte gehen lassen und sah abermals auf seine bis eben noch wild gestikulierenden Hände und hielt inne. Schnell versteckte er die Pranken wieder hinter dem Rücken. Dabei blieb er an dem Besenstiel hängen, den er halb bewusst sich an die Schulter gelehnt hatte und der fiel klappernd zu Boden. Eilig drehte er sich um und hob das Putzgerät wieder auf. Sich am Stiel fest haltend, sah er sie dann steif auf sie nieder starrend an.
"Entschuldigung."
Ich kann das einfach nicht. Frauen machen mich nervös.
"Ich muss jetzt weiter arbeiten. Fegen. Hier."
Das klang jetzt unhöflich. Oder?
"Ich..."
Irgendwie versuchte er seine tolpatschige Art wieder gut zu machen.
"Ich kann euch das Rezept auch später aufschreiben."
Schließlich war er ein durchaus gebildeter Mann und hatte vom Meister schreiben und rechnen gelernt. Nur der Umgang mit Gästen oder anderen Menschen als den Ordensbrüdern war ihm fast vollkommen fremd. Etwas verunsichert lächelnd sah er auf sie nieder und verbeugte sich prompt noch mal, weil er einfach nicht weiter wusste. Dabei sah er kurz auf ihre nackten Füße.
"Ist euch nicht kalt? So ohne Schuhe? Ich mein... Ähm."
Halt doch einfach den Mund.
Er senkte den Blick auf ihre Füße, aber irgendetwas an ihr ließ, oder etwas in ihm, ließ ihn einfach weiter stammeln:
"Ich könnte euch eine Decke holen oder euch zu eurem Zimmer zurük tragen, damit eure Füße nicht dreckig werden....dreckiger...also nicht dass sie es sonderlich wären... also schmutzig."
Ja, es ging noch schlimmer! Immer schlimmer! Der Druck auf den Ohren war wieder da. Panik kroch sein Rückrad hinauf. Konnte ihn nicht mal jemand retten?
"Aber ihr seid ja auch barfuß irgendwie hier her gelangt. Öhm. Tja. Und das mit dem leisetreten habt ihr perfektioniert, was? Ähm. Tolle Sache das. Wieso seid ihr eigentlich hier? Der Meister kennt euch ja ...irgendwie."
Asahi war kurz davor sich mental mit dem Besenstiel selbst KO zu schlagen. Vielleicht wäre eine Umsetzung in der Realität doch hilfreich?
Das geht dich nichts an! Halt - den - MUND!
Er klappte eben jenen geräuschvoll zu, so dass sogar ein Klacken zu hören war, als seine Zähne aufeinander schlugen. Die Kiefermuskulatur arbeitete und seine Schläfen pulsierten. Der arme Besenstiel wurde erwürgt und Asahi traten erste Schweißperlen auf die Stirn. Jeder körperlicher Kraftakt war nicht so anstrengend wie das hier. Also verbeugte er sich noch mal und blieb dann einfach unten. So konnte man wenigstens nicht sein vor Scham ganz rotes Gesicht sehen.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 9. Januar 2025, 20:57

Asahi war es nicht gewohnt, dass man sonderlich viel Notiz von ihm nahm. Zwar wurde er weder gemieden noch verkannt, aber die Brüder im Orden waren so etwas, wie seine Familie. Sie waren … vertraut. Nie käme er auf den Gedanken, sich vor ihnen besonders benehmen zu wollen oder zu genieren. Sie kannten den hünenhaften Diener und seine Eigenheiten. Hier fühlte sich Asahi sicher und musste nicht über vieles nachdenken. Das gestaltete sich aber mit Ankunft der ominösen Gäste ganz anders. Plötzlich war da ein Störfaktor in der Routine, die ihm Sicherheit gab. Er war nicht mehr länger ungezwungen, wenn er vor allen anderen aufstand. Mit einem Mal, stand da eine Frau in seinem Innenhof, den er doch nur fegen wollte! Asahi hatte gut daran getan, die Lockerungen nach dem Aufstehen zu machen, denn ansonsten hätte er sich womöglich noch einen Hexenschuss zugezogen, als er die Elfe im Innenhof stehen sah. Sie war ein Stein in seinem Fluss, der ihn nun zwang, drumherum zu fließen. Und sie begann auch noch zu plaudern, was ihn dazu verleitete auch einfach er selbst zu sein. „Nein, darin hat mich noch niemand geschlagen.“, erwähnte er salopp. Sie lächelte über seinen ‚Scherz‘. Danach stellte sie sich vor und Asahi sprach ihren Namen sehr viel weicher aus, als sie es tat. Das mochte am unterschiedlichen Zungenschlag liegen, aber sie musterte ihn einen Moment neugierig. „Lazana“, versuchte sie es mit weicher Zunge, wie er. Dann schmunzelte sie. „Bei euch klingt das viel weicher, als bei mir“, ließ sie ihn wissen und sie wirkte nicht im Mindesten so, als würde es etwas ausmachen. Schließlich schaute sie zurück zum Mond und erwähnte daraufhin, dass ihr sein Essen sehr gut geschmeckt hatte. Das war der Moment, da Asahi auftaute. Sie hatte ihn. Über Essen konnte er stundenlang und noch Tage dazu sprechen. Er kam mit seiner massigen Gestalt beinahe ungebremst auf Lazana zu und die Elfe wich einen halben Schritt zurück. Sofort kam Asahi ins Plappern und erklärte kleinschrittig, wie er das Essen zubereitet hatte. Die Elfe beobachtete seine zufriedene Mimik, seine weiche Körperhaltung und die Liebe im Blick genau. Ein feines Lächeln zierte ihre blassrosa Lippen. Ashai bemerkte, wie er wild gestikulierte und ins Schwafeln geriet. "...Dieses Mal hatte ich aber Fenchelsaat und Koriandersamen dazu gestellt. Für ein bisschen was zu beißen im Mund, füge ich zum Schluss noch geröstete Nüsse, oder Pinienkerne hinzu... Ah. Oh. Ähm. Entschuldigung.“

Sie schüttelte langsam den Kopf. „Wofür denn? Eine solche Leidenschaft zu sehen, ist nicht oft und,“ sie lehnte sich etwas vor, um ihm verschwörerisch zuzuraunen: „mal unter uns, in meiner Heimat ist niemand derart begeistert von dem, was er tut“, verriet sie ihm und kicherte leise, bevor sie sich zurückzog. Dann aber wurde sie wieder etwas ernster. „Ich danke Euch für das Rezept, Asahi. Ich werde es mir merken und bei Gelegenheit nachmachen! Und an euch dabei denken!“, fügte sie zwinkernd an und wandte sich wieder dem Mond zu. Sie betrachtete die langsam heller werdende Blaufärbung. Bald würde die Sonne aufgehen. "Ich muss jetzt weiter arbeiten. Fegen. Hier." Sie hob die Augenbrauen. „Oh!“, sagte sie und blickte zum Kiesboden, auf dem sie stand. „Verzeihung, ich…“, sie hob den Blick zurück in sein Gesicht. „Würdet ihr noch ein paar wenige Minuten ausharren können? Jedes Mal, wenn ich an der Oberfläche bin, sehe ich mir den Sonnenaufgang an… Näher ans Tageslicht, komme ich nicht“, sie breitete die Arme aus „So. Wir Nachtelfen können das Tageslicht nicht sonderlich gut aushalten, deshalb… Verzeiht mir, ich bin sofort weg, wenn die ersten Strahlen auftauchen!“, versuchte sie, ihm etwas Zeit abzuringen.
"Ist euch nicht kalt? So ohne Schuhe? Ich mein... Ähm." Sie schüttelte den Kopf. „Gar nicht“, "Ich könnte euch eine Decke holen oder euch zu eurem Zimmer zurük tragen, damit eure Füße nicht dreckig werden....dreckiger...also nicht dass sie es sonderlich wären... also schmutzig. Aber ihr seid ja auch barfuß irgendwie hier her gelangt. Öhm. Tja. Und das mit dem leisetreten habt ihr perfektioniert, was? Ähm. Tolle Sache das. Wieso seid ihr eigentlich hier? Der Meister kennt euch ja ...irgendwie." Sie schmunzelte erneut, weil er sich so häufig verhaspelte. „Wir hatten auch einen Koch bei uns als wir ausbrachen.“, erklärte sie. „Ihr erinnert mich ein wenig an ihn, er war auch… so… so freundlich!“, fand sie das passende Wort. Dann wurde sie ernst. „Leider starb er an einer Vergiftung, unlängs nach dem Aufbruch aus dem Reich… Er trank aus einer Wasserquelle, nicht sehr weit von hier und Stunden später plagten ihn Krämpfe, er hustete, bekam Beulen…“, sie schauderte bei der Erinnerung daran. „Es war furchtbar, aber am meisten hat er wohl gelitten… Ich…verzeiht mir Asahi. Ich halte euch nicht nur von eurer Pflicht ab, sondern erzähle auch noch Schauergeschichten. Vergesst das, was ich sagte. Manchmal passieren schlimme Dinge, nicht? Und manchmal nimmt das Leben einen Umweg, um das Schicksal zu erfüllen..“, überlegte sie leise, bevor ihr Blick erneut gen Himmel ging. Jetzt, allmählich, verfärbte er sich rot und rosa und als die Sonne schließlich wirklich aufging, leuchtete für einen Moment das Gesicht der Elfe wundervoll auf, ehe sie den Kopf abwandte und mit der Hand abschirmte.
„Ich danke euch, Asahi, für eure Gesellschaft. Ich bin sehr gespannt, welch feine Kreation wir heute von euch erwarten dürfen!“, sagte sie noch höflich und vornehm, bevor sie schließlich lautlos zu den abgedeckten Gängen des Ordens lief, damit die Sonne sie nicht verbrennen konnte. Asahi blieb zurück. Lazana war freundlich gewesen und gleichwohl schien sie nicht selten nachdenklich zu sein. Aber er hatte auch Pflichten und der Meister würde gewiss erst seine Morgenstunde abhalten, bevor er dann mit dem kommen würde, was er womöglich herausgefunden hätte, bezüglich der Krankheiten.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Freitag 10. Januar 2025, 10:10

Der Ordensdiener war an diesem Morgen ein bisschen mehr, als nur durch den Wind. Der Tag hatte früh begonnen, er hatte schon einiges erledigt, aber schon ging es weiter mit den kleinen Stolpersteinen in seiner Routine. So sehr ihn da alles aus dem Konzept brachte, so aufregend und vor allem lehrreich war es auch. Außerdem war Asahi auch kein all zu unflexibler Mensch. Er wusste sich anzupassen und seine Kreativität half ihm auch sich auf neue Situationen einzustellen. Beim Kochen war es oft nicht anders. Es ging um Probieren und Verbessern, um Erfolg und Misserfolg. Sein Unterbewusstsein sog diese Erfahrungen hungrig auf und kostete diesen neuen Eindrücke des sich stetig verändernden Lebens. Das er dabei auch mal ein wenig überschäumte mit seiner Leidenschaft, war zu erwarten gewesen.
„...Ah. Oh. Ähm. Entschuldigung.“
Die Nachtelfe schüttelte langsam den Kopf.
„Wofür denn? Eine solche Leidenschaft zu sehen, ist nicht oft und,“
Sie lehnte sich etwas vor, um ihm verschwörerisch zuzuraunen:
„mal unter uns, in meiner Heimat ist niemand derart begeistert von dem, was er tut“
, verriet sie ihm und kicherte leise, bevor sie sich zurückzog. Asahi starrte sie etwas verwundert an.
Was tun sie den in ihrer Heimat, dass sie sich nicht begeistern können?!? Hm... Ich finde, wer tut was er liebt, der muss nicht einen Tag in seinem Leben arbeiten.
„Ich danke Euch für das Rezept, Asahi. Ich werde es mir merken und bei Gelegenheit nachmachen! Und an euch dabei denken!“
, fügte sie zwinkernd an und wandte sich wieder dem Mond zu.
Sie wird an mich denken???
Das war eine merkwürdige Aussage und seine Lider flatterten kurz. Sie sah ihn nicht an, was gut war, denn er starrte sie abermals regelrecht an. Sein Gesicht wirkte dabei erst einmal ungläubig, vielleicht durch seine kantigen Züge sogar etwas finster.
Sie will mein Rezept nach kochen...und wird dabei an mich denken.
Irgendwie fühlte sich das garnicht so schlecht an. Ein weiteres unbekanntes Gefühl machte sich in ihm breit und ließ ihn sich unbewusst aufrichten. Sein Rücken, den er sonst oft wegen seiner enormen Größe in Anwesenheit anderer unbewusst beugte, richtete sich auf, seine Schultern wanderten ein Stück nach hinten und sein Atem ging etwas freier. Seine Hände langen locker um den Stiel des Besens und er blickte nun ebenfalls in den Himmel. Dann zauberte der Gedanke an diese Ehrung ein kleines Lächeln in sein Gesicht. Es gefiel ihn, dass jemand seine Werke würdigte und sogar versuchte ihn nachzueifern. Das machte etwas mit seinem Selbstbewusstsein. Er wusste, dass seine Brüder seine Küche aßen, doch die hatten ja auch keine andere Wahl! Wenn sie still und manchmal lächelnd aßen, dann war ihm das Lohn genug. Das nun aber jemand von 'Außen', das diese langlebige Elfe seine Gerichte so sehr mochte, dass war etwas besonderes! Sicher hatte sie schon viele Salate in ihrem Leben gekostet und ihr gefiel was der einfache Diener da erschaffen hatte. Das war ein großes Lob für Asahi und ließ ihn zu seinen vollen 2,22m hoch auf 'wachsen'. So stand er einen Moment einfach still hinter ihr, während sie sich der Betrachtung des Himmels widmete. Aber dann drängte die Zeit und er unterbrach die angenehme Stille.
"Ich muss jetzt weiter arbeiten. Fegen. Hier."
Sie hob die Augenbrauen.
„Oh!“
, sagte sie und blickte zum Kiesboden, auf dem sie stand.
„Verzeihung, ich…“
, sie hob den Blick zurück in sein Gesicht.
„Würdet ihr noch ein paar wenige Minuten ausharren können? Jedes Mal, wenn ich an der Oberfläche bin, sehe ich mir den Sonnenaufgang an… Näher ans Tageslicht, komme ich nicht“
, sie breitete die Arme aus. Asahi verstand die Geste nicht so recht, aber wartete ab.
„So. Wir Nachtelfen können das Tageslicht nicht sonderlich gut aushalten, deshalb… Verzeiht mir, ich bin sofort weg, wenn die ersten Strahlen auftauchen!“
, versuchte sie, ihm etwas Zeit abzuringen. Asahi nickte wie selbstverständlich. Dann musterte er sie noch mal und fühlte wieder diese Nervosität in sich aufwallen. Sie wollte hier in der kalten Morgenluft rum stehen...
"Ist euch nicht kalt? So ohne Schuhe? Ich mein... Ähm."
Sie schüttelte den Kopf.
„Gar nicht“
"Ich könnte euch eine Decke holen oder euch zu eurem Zimmer zurück tragen, damit eure Füße nicht dreckig werden....dreckiger...also nicht dass sie es sonderlich wären... also schmutzig. Aber ihr seid ja auch barfuß irgendwie hier her gelangt. Öhm. Tja. Und das mit dem leisetreten habt ihr perfektioniert, was? Ähm. Tolle Sache das. Wieso seid ihr eigentlich hier? Der Meister kennt euch ja ...irgendwie."
Sie schmunzelte erneut, weil er sich so häufig verhaspelte.
„Wir hatten auch einen Koch bei uns als wir ausbrachen.“
, erklärte sie.
Was hat das jetzt mit ihren Füßen zu tun???
Asahi war völlig neben der Spur.
„Ihr erinnert mich ein wenig an ihn, er war auch… so… so freundlich!“
, fand sie das passende Wort.
Ach so... freundlich. Weil ich... Das ist nett. Ich benehme mich daneben und sie... ist nett. Danke.
, dachte er für sich im Stillen und schloss den Mund erst einmal. Aber ihr Blick wurde plötzlich ernst, so dass er bereits befürchtete, doch etwas zu weit gegangen zu sein.
„Leider starb er an einer Vergiftung, unlängs nach dem Aufbruch aus dem Reich… Er trank aus einer Wasserquelle, nicht sehr weit von hier und Stunden später plagten ihn Krämpfe, er hustete, bekam Beulen…“
WAS???
Alle Alarmglocken erklangen in seinem Kopf und er starrte entgeistert auf sie nieder, konnte sich aber gerade nicht regen, da sie noch weiter erzählte. Vollkommen gebannt hörte er zu.
„Es war furchtbar, aber am meisten hat er wohl gelitten… Ich…verzeiht mir Asahi. Ich halte euch nicht nur von eurer Pflicht ab, sondern erzähle auch noch Schauergeschichten. Vergesst das, was ich sagte. Manchmal passieren schlimme Dinge, nicht? Und manchmal nimmt das Leben einen Umweg, um das Schicksal zu erfüllen..“
Asahi hatte den Blick für die zarten Farben des Himmels verloren, wo gerade jetzt die Sonne auf ging.
„Ich danke euch, Asahi, für eure Gesellschaft. Ich bin sehr gespannt, welch feine Kreation wir heute von euch erwarten dürfen!“
, sagte sie, bevor sie schließlich abermals lautlos zu den abgedeckten Gängen des Ordens ging. Asahi blieb kurz sprachlos zurück.
Er trank aus einer Wasserquelle, nicht sehr weit von hier und Stunden später plagten ihn Krämpfe, er hustete, bekam Beulen…Das klingt nach Rubens Krankheit!!! Meister Sen muss das wissen und wir müssen die Quelle sperren, bevor noch mehr Leute krank werden!!!
Er ließ den Besen fallen und eilte ihr nach, rannte fast. Er bremste wieder nur knapp und kurz wirkte es fast so, als überlegte er ernsthaft sie sich einfach über die Schulter zu werfen und einfach mitzuschleppen.
Sie wiegt nichts. Ich könnte...
Er besann sich aber auf seine gute Erziehung und verbeugte sich noch einmal, als er sich ihr in den Weg stellte und dann sehr schnell sprach:
„Vereherte Lazana, ich muss euch dringend bitten mit mir zu kommen!“
Damit wies er schon in die Richtung in der das Haus des Meisters lag und hätte sie am liebsten geschoben. Doch er würde sie oder einen anderen Menschen nie ungebeten anfassen! Tat er schon aus Eigenschutz nie. Während er sie so 'sanft drängte', versuchte er zu erklären:
„Ihr habt da gerade von dieser Quelle und eurem Koch erzählt. Ein Bauer in der Gegend hat die gleichen Leiden und da war es nur ein Reisender, der die Krankheit mit brachte. Bitte hier lang... Meister Sen versucht bereits zu helfen, aber wenn es an dieser Quelle liegt, dann muss sie schnellstens gesichert werden. Dort entlang...“
Er wies an jeder Ecke mit Handzeichen den Weg.
„Sonst gibt es bald noch sehr viel mehr Tote.“
Dann hatten sie den Eingang zu Meister Sen's Räumen erreicht und Asahi klopfte. Sobald Schritte zu hören waren, senkte er den Kopf zur Verbeugung. Sobald der Meister das Wort an ihn gerichtet hatte, bat er das Fräulein Lazana noch einmal dem Meister genau zu berichten, was mit dem Koch geschehen war.
Meister Sen wird wissen was zu tun ist.
Vor lauter Aufregung hatte Asahi lauter rote Flecken am Hals und rote Ohren.
Die Leute im Dorf müssen auch gewarnt werden, wenn die Quelle verdorben ist.
Er wollte sich garnicht ausmalen, was alles geschehen könnte und vielleicht schon passiert war. Ein sehr ungutes Gefühl machte sich in seinem Magen breit.
Die Ansteckung von Ruben ist schon eine Weile her. Es könnte sich auch schon wo anderes ausgebreitet haben. Was wenn... Halt! Das bringt nichts! Bleib konzentriert!
Trotzdem standen ihm die Sorgen offen ins Gesicht geschrieben.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. Januar 2025, 09:19

Es war schon spannend herauszufinden, was andere Kulturen so trieben, was ihnen gefiel und, wie sie lebten. Asahi konnte deutlich merken, dass er einen grundlegenden Wissensdurst besaß, den er sonst nicht unbedingt in seinen Alltag integriert bekam. Das Leben im Orden verlief stoisch und doch fehlte es Asahi in der Regel an nichts. Allerdings war diese Woche etwas besonderes. So viele Ausnahmen, so viel Neues… das konnte einen Geist schon mal beflügeln! Und Lazana half ihm dabei auf eine Weise, die ihm das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein. Asahi wurde vor Stolz noch etwas größer, als er ohnehin schon war. Das Kompliment seiner Küche war das eine aber gesagt zu bekommen, dass jemand an ihn dachte… etwas völlig anderes! Asahi durfte erleben, wie wichtig es doch auch war, gesehen zu werden. Und was es für einen Unterschied machte wenn das jemand vollkommen Fremdes tat! Lazana hatte keinen Grund extra freundlich oder ungemein höflich zu sein. Sie meinte es einfach ehrlich und genau darin lag der Hund begraben. Mit stolzer Haltung und einem warmen Gefühl im Herzen, entspannte sich Asahi in Gegenwart der Elfe. Aus dem anfänglichen Störfaktor wurde ein interessantes Gespräch und Asahi nahm sich die Zeit, dafür. Er gewährte auch ihr die Zeit, um ihrem Morgenritual zu frönen, allerdings brachten ihre folgenden Worte alles durcheinander.

Lazana berichtete von ihrem Koch, der unter tragischen Umständen starb. Sofort waren Asahi’s Alarmglocken aktiv und er konnte gar nicht glauben, was er da hörte. Sollte das etwa der Ursprung sein?? Lazana war bereits auf dem Weg in ihr Zimmer, da die Sonne sich nun immer stärker zeigte. Doch Asahi war erstaunlich schnell, trotz seiner immensen Größe. Er holte die Elfe ein, rannte sie beinahe um und hielt sie auf. „Vereherte Lazana, ich muss euch dringend bitten mit mir zu kommen!“ Überrascht blieb sie stehen und sah gar etwas erschrocken über seine Vehemenz aus. „Wohin? Was… was ist denn los?“, fragte sie unsicher. Ihr Blick ging sogar etwas hilfesuchend durch den Hof, aber noch war niemand da. Asahi drängte sie allein mit seiner aufgeregten Präsenz in eben jene Richtung, die er sie brauchte und sie folgte seinem Drängen schon automatisch. Im Gehen berichtete er von Ruben und Viola, erklärte sein alarmierte Verhalten. Lazana verstand offenbar „Und ihr meint, dass das im Zusammenhang stünde…“, sagte sie nachdenklich und nickte leicht. Immer wieder folgte sie ihm auf seinen Fingerzeig hin und nur kurz darauf standen sie beide vor dem Türen von Meister Sen. Es war eine Doppeltür und sie schwang nach Innen auf. In der Mitte befand sich ein Kreis, der von einer roten Sonne ausgefüllt wurde. Meister Sen hatte Asahi mal erklärt, dass die rote Sonne das gepeinigte Leben für ihn symbolisiert. Es war ein persönlicher Geschmack des Meisters aber nichts, was im gesamten Orden allgemeingültig war.

Nach dem Anklopfen, dauerte es nur ein paar zähe Sekunden, die vermutlich länger anmutenden, als sie wirklich waren. Dann öffneten sich die Türen und Meister Sen blickte ihnen aus seinen dunklen Augen fragend entgegen. „Habe ich verschlafene?“, schmunzelte der Meister noch gut gelaunt, ehe er aber Asahi’s Ausdruck einordnen und sich sein Gesicht glättete. „Was ist passiert?“, fragte er ernst und Asahi bekam Gelegenheit alles zu erzählen. Dann wiederholte Lazana, während sie beide eintreten durften, was sie wusste und Asahi blieb für einen Moment Zeit, sofern er dafür nun einen Kopf hatte, die Einrichtung seines Meisters zu betrachten.
Meister Sen lebte bescheiden und doch war sein Zimmer außerordentlich gemütlich. Er besaß einen rechteckigen, großen Raum an dessen Wände jeweils ein Fenster überall in den Orden zeigte. Gegenüberliegend der Tür lag ein Kissen und Decke für eine Person auf dem Boden einer Bambusmatte, ordentlich hergerichtet. Decke und Kissen sahen aus, wie überall im Orden. Neben dem ‚Bett‘, oder besser Schlafplatz, gab es ein großes Regal, das bis zur Decke reichte und Asahi mühelos bis oben erreichen könnte. Meister Sen hatte einen kleinen Hocker daneben gestellt, damit er auch die obere Reihe der Bücher würde erreichen können. Rechts vom Eingang und gegenüber vom Bett, gab es eine Sitzecke. Allerdings gab es keine Stühle, sondern einfache Sitzkissen aus blauem und roten Stoff. In der Mitte stand ein rundes Tablett mit einer schwarzen Kanne Tee, die Asahi nicht selten in seinem Leben gefüllt hatte, und henkellosen Bechern. Es gab noch einen kleinen Hain, liebevoll auf Holz gesetzt. Hier gab es eine Schale in der feiner Sand war, eine winzigkleine Harke, die beruhigende Muster in den feinen Sand ziehen konnte. Es gab einige Steine, kleine Bäumchen und einige Symbole an einer hölzernen Kette, die für Gebete genutzt wurde. Meister Sen hatte ein paar Kräuter angezündet, die feine Düfte im Raum verteilten. Alles an dem Raum versprach Ruhe und Frieden. Vielleicht lindert es auch Asahi’s Aufgeregtheit, vielleicht war sie aber auch zu stark.

Meister Sen bot Lazana höflich einen Sitz an, doch die Elfe schüttelte den Kopf. „Verzeiht meine Unhöflichkeit aber man wird mich suchen und ich möchte nicht mehr Chaos bringen als sowieso schon. Ich kann Laron fragen, ob er, falls nötig, euch zu der Quelle führt. Er wird es sicher tun.“, bot sie an. Meister Sen nickte leicht. „Wir werden darauf zurückkommen, werte Lazana. Ich danke Euch und bitte, fühlte euch frei, jederzeit zu mir zu kommen!“ Lazana nickte und verabschiedet sich auch von Asahi mit einem milden Lächeln. Als sie den Raum verlassen hatte, seufzte Meister Sen leise und bedeutete Asahi sich zu ihm zu gesellen. Aufgrund seiner Größe war es vermutlich etwas unbequem auf dem Sitzkissen Platz zu nehmen, aber er fand gewiss eine Lösung für sich. Meister Sen wollte Asahi Tee eingießen, als er stutzte. „Oh!“, er lächelte und schaute Asahi vielsagend an. „Scheinbar ist heute alles etwas durcheinander geraten, was?“, schmunzelte er und spielte darauf an, dass Asahi sonst jeden Morgen einen Tee bereitstellte für das morgendliche Ritual des Meisters. Nun gab es keinen Tee, aber die Lage war ohnehin ernst. Wobei der Meister mal zu Asahi gesagt hatte, dass es immer Zeit für einen Tee geben musste! Selbst, wenn der Himmel aufbrechen würde.
Er ging jedoch nicht weiter darauf ein, sondern griff nach einem Buch in Leder gebunden und hellbraun Einband. Ein rotes Lesezeichenband schaute an einer Stelle heraus, die er dann aufschlug. Er las vor: …Ich habe so etwas noch nie gesehen. Allerdings habe ich Briefe in alle Ecken der Welt entsandt und die Antworten waren gleichsam beunruhigend. Offenbar häufen sich die Symptome, die Zahl der Infizierten und niemandem ist bisher eine Heilung geglückt. Meister Sen sah auf. „Das ist der Bericht eines Shyanér, der sich mit Erkrankungen auseinandersetzte. Er beschreibt die selben Symptome wie du und Fräulein Lazana. Und sie scheinen nicht einzigartig zu sein. Was auch immer zu dieser Erkrankung führt… am Ende wartet der Tod.“, Asahi seufzte leise, legte das Buch beiseite. Dann trat er an seinen kleinen Hain, den er offenbar zum Meditieren benutzte. „Wir müssen uns von Laron zu der Quelle führen lassen. Und wir müssen herausfinden, inwieweit sich die Ausbreitung schon vollzogen hat. Wir sollten unser eigenes Wasser abkommen, bevor wir es zu uns nehmen. Und wir sollten jemanden ins Dorf schicken, der die Leute dort warnt.“, zählte er auf. „Wir sollten uns aufteilen.“ Er drehte sich zu Asahi um. „Möchtest du etwas davon übernehmen?“, fragte er seinen Diener und wartete ab, ob Asahi etwas präferierte.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Montag 13. Januar 2025, 10:09

„Habe ich verschlafen?“
, schmunzelte der Meister noch gut gelaunt, ehe er aber Asahi’s Ausdruck einordnen und sich sein Gesicht glättete.
„Was ist passiert?“
Der Diner bekam Gelegenheit alles zu erzählen und die Nachtelfe bestätigte ihren Teil. Das vertraute Ambiente und der Duft der entzündeten Kräuter versprach Ruhe und Frieden, doch gerade war Asahis Geist viel zu beschäftigt mit den Gefahren und Nöten anderer. Meister Sen bot Lazana höflich einen Sitz an, doch die Elfe schüttelte den Kopf.
„Verzeiht meine Unhöflichkeit aber man wird mich suchen und ich möchte nicht mehr Chaos bringen als sowieso schon. Ich kann Laron fragen, ob er, falls nötig, euch zu der Quelle führt. Er wird es sicher tun.“
, bot sie an. Meister Sen nickte leicht und Asahi ebenfalls dankbar.
Laron... sicher einer der Begleiter. Die Quelle, die sie meine kann nicht weit weg sein...
Asahi kannte die nähere Umgebung ganz gut und suchte bereits im Geiste nach dem Ort, der gemeint sein könnte.
Die Gäste wollten erst am folgenden Abend abreisen, also haben wir den Tag über Zeit. So viel... und es wird immer mehr.
„Wir werden darauf zurückkommen, werte Lazana. Ich danke Euch und bitte, fühlte euch frei, jederzeit zu mir zu kommen!“
Lazana nickte und verabschiedet sich auch von Asahi mit einem milden Lächeln. Als sie den Raum verlassen hatte, seufzte Meister Sen leise und bedeutete Asahi sich zu ihm zu gesellen, also nahm er auf einem der Kissen Platz. Innerlich wüteten die Gedanken und Planungen, Sorgen und Ängste in ihm und ihm gegenüberliegend saß sein Meister, der eine Ruhe ausstrahlte, die ihn normaler Weise hätte beruhigen können, doch irgendetwas drängte ihn zur Eile. Er wollte handeln, doch die Ruhe seines Meisters zupfte an seinen Nerven.
Konzentrieren! Bleib ruhig. Blinder Aktionismus hat schon immer mehr geschadet, als geholfen. Er wird Rat wissen.
Asahi sah zu ihm hinüber. Meister Sen wollte seinen Tee trinken, doch...
„Oh!“
, er lächelte und schaute Asahi vielsagend an.
Ich weiß, zu wenig Zeit. Tut mir leid.
Er nickte schuldbewusst.
„Scheinbar ist heute alles etwas durcheinander geraten, was?“
, schmunzelte er und spielte darauf an, dass Asahi sonst jeden Morgen einen Tee bereitstellte. Asahi gingen tausend Antworten durch den Kopf, ob er sich verteidigen sollte, weil die Elfe ihn abgehalten hatte, ob Erklärungen helfen würden, aber all das hätte nur zum Ziel, dass er sich besser fühlen würde und um Vergebung bat. Doch das war alles nicht zielführend. Es war seine Aufgabe, er hatte sie nicht erfüllt und Meister Sen kannte ihn gut genug, dass er wusste, dass sein Versäumnis einen guten Grund hatte und keine Faulheit war. Also antwortete er schlicht:
„Scheinbar.“
Mit einem etwas schief geratenem Lächeln atmete er tief durch. Meister Sen ging auch nicht weiter darauf ein, sondern griff nach einem Buch in Leder gebunden und hellbraun Einband, dann las er vor:
„…Ich habe so etwas noch nie gesehen. Allerdings habe ich Briefe in alle Ecken der Welt entsandt und die Antworten waren gleichsam beunruhigend. Offenbar häufen sich die Symptome, die Zahl der Infizierten und niemandem ist bisher eine Heilung geglückt.“
Meister Sen sah auf und Asahis Stirnfalte vertiefte sich.
Das ist beunruhigend.
Sein Meister hatte nachgeforscht und etwas über diese Krankheit heraus gefunden, doch leider war es nichts gutes. Hoffnung war so ein zerbrechliches Konstrukt.
Dann wird Ruben sterben, egal was Viola versucht... und sie vielleicht auch, weil sie es tut.
Ein scharfer Stich, wie von einem spitzen glühenden Messer flammte in seiner Brust auf. Der Schmerz fühlte sich lebendig an, wie ein eigenes Wesen, dass von ihm Besitz ergriff. Asahi atmete dagegen und drückte ihn nach außen, auch wenn es sich einen Moment so anfühlte, als hätte diese Erkenntnis Klingen, die bei jedem Atemzug sich tiefer in sein Fleisch schneiden würden. Er sah die von Tränen nassen Wangen des Jungen bereits vor seinem inneren Auge. Diese Nachricht war schlimm. Asahi glaubte seinem Meister und zweifelte nicht an der Gründlichkeit seiner Recherche. Das machte es nur um o schlimmer... es machte es real. Es bereitete Schmerz. Schmerz, den Asahi nicht von jemand anderes bekommen hatte, sondern Schmerz, der aus ihm selbst entstand. Einzig die warme ruhige Stimme seines Meisters drang gerade so zu ihm durch:
„Das ist der Bericht eines Shyanér, der sich mit Erkrankungen auseinandersetzte. Er beschreibt die selben Symptome wie du und Fräulein Lazana. Und sie scheinen nicht einzigartig zu sein. Was auch immer zu dieser Erkrankung führt… am Ende wartet der Tod.“
Meister Sen seufzte leise, legte das Buch beiseite. Dann trat er an seinen kleinen Hain, den er offenbar zum Meditieren benutzte. Asahi merkte, dass er einen Moment vergessen hatte zu atmen. Stockend sog er die Luft ein und dachte:
Es gibt das Leben und den Tod. Wir schreiben unsere Geburt und unseren Todestag auf unsere Grabsteine, aber das was wirklich zählt ...ist der Bindestrich!
Vor allem anderen galt es aber jetzt besonne zu handeln und das fasste Meister Sen in klare Worte:
„Wir müssen uns von Laron zu der Quelle führen lassen. Und wir müssen herausfinden, inwieweit sich die Ausbreitung schon vollzogen hat. Wir sollten unser eigenes Wasser abkochen, bevor wir es zu uns nehmen. Und wir sollten jemanden ins Dorf schicken, der die Leute dort warnt... Wir sollten uns aufteilen.“
Er drehte sich zu Asahi um. Der langsam seinen Kopf hob. Der große Diener rieb sich unbewusst die Brust, dort wo das geistige Messer steckte. Es gab einfach Dinge, die man nicht beeinflussen oder ändern konnte, das hieß aber nicht, dass man sie nicht mit ein bisschen Mühe und viel Liebe eine Zeit lang aufschieben konnte. Er blinzelte ein paar mal um die Feuchtigkeit aus seinen Augen zu vertreiben.
Dies werden Leidvolle Tage... Wir können nur versuchen es zu mildern, in dem wir jene schützen, die noch nicht betroffen sind.
„Möchtest du etwas davon übernehmen?“
Asahi nickte selbstverständlich.
„Ich würde gerne die Quelle untersuchen. Ich denke, Bruder Stimme wäre besser geeignet um die Leute im Dorf zu warnen, oder nachzufragen, ob schon jemand krank ist.“
Die Vorstellung, dass ER ins Dorf lief und mit vielen Menschen reden sollte, fühlte sich falsch an. Sein Ersteindruck war nie besonders beruhigend. Das konnten andere besser. Asahi war zwar schon einige Male mit Meister Sen im Dorf gewesen, aber alle kannten den äußerlich abschreckten doch innerlich sanften Riesen noch nicht.
„Ich nehme ein paar Latten, Band und Wachskreide für Schilder mit.“
, dachte er halblaut. Ein gezeichneter Totenkopf sollte auch jene warnen, die nicht lesen konnten und Wachkreide wusch sich auch im Regen nicht ab.
Drei sollten reichen.
Ein Dreieck deckte immer eine Fläche gut ab. Ein einzelnes Schild am Rand eines Teiches könnte von der anderen Seite übersehen werden, wenn sich von gegenüber jemand näherte.
Und ich nehme rote Wachskreide, die sieht man schon aus der Ferne.
„Wegen Bauer Ruben...“
Asahi zögerte, denn es gingen ihm so viele Gedanken durch den Kopf, dass sie ein bisschen durcheinander purzelten.
„Wäre es in Ordnung, wenn ich nach dem Untersuchen und Sichern der Quelle nur ganz kurz bei ihm vorbei gehe und Viola und den Jungen informiere? Carlus ist noch nicht krank und ...das solle so bleiben, wenn er in der Scheune schläft und sie ...getrennt essen und das Wasser kochen...“
Der Gedanke an diese schönen lindgrünen Augen bohrte sich stechend in sein Herz. Würden sie sich auch bald für immer schließen? Asahi war ein wenig verwundert über die Intensität dieses Schmerzes und seine Gesichtsmuskeln zuckten leicht. Sie hatten sich doch gerade erst kennen gelernt! Lag es daran, dass er sich irgendwie für sie verantwortlich fühlte? Weil er ihnen hatte helfen können und sich nun wünschte, es sei nicht vergebens gewesen?
„Oder... Ihr meintet, ihr wolltet mir drei Brüder für die Versorgung des Hofs mitgeben. Ist das noch aktuell?“
Die Planung könnte sich nun verändert haben, aber das musste Meister Sen entscheiden. Wenn es stimmte, was Meister Sen heraus gefunden hatte und davon ging er aus, dann würde Ruben in jedem Fall sterben und der Hof bliebe unversorgt, wenn auch die beiden... Aber Viola und Carlus? Sie waren vor den Nachwehen des Krieges um Zyranus zu ihm geflohen um jetzt hier von einem noch schlimmeren Schicksal getroffen zu werden. Das Leben war oft ungerecht, aber jede Seele hatte nur mal eine begrenzte Zeit auf dieser Welt... den Bindestrich. Es kam halt darauf an, mit wie viel Bedeutung man ihn füllte. Asahi rieb sich kurz über die Augen und schüttelte die Dunkelheit in seinem Geist ab, die sich von den Seiten her anschleichen wollte, wie ein sich verengendes Blickfeld, kurz vor der Ohnmacht. Seinem Kreislauf ging es gut, aber seinem Gemütszustand nicht wirklich. Sie brauchten einen klaren Kopf!
Es stehen uns schlimme Zeiten bevor, wenn sich das ausbreitet. Viel Leid. Viel Schmerz. Wir müssen besonnen handeln.
Besonnenheit war nun sehr wichtig. Er wartete die Antwort seines Meisters ab und verneigte sich dann. Es gab wie immer viel zu tun, doch heute noch viel mehr und die letzte Nacht war kurz gewesen. Asahi war stark und ausdauernd, doch er wusste auch, dass er sich selbst und seine Verpflichtungen nicht vernachlässigen durfte, wenn er das bleiben wollte. Also plante er seinen ersten Weg zur Küche, wo er nun selbst etwas essen würde, ein paar Aufgaben für den Mittag abgeben und weiter delegieren musste. Er brauchte flaches Holz für die Schilder, ein paar Bretter, Seil um sie zu befestigen und die Wachskreide. Weiterhin wollte er etwas Reste von dem Frühstücksbrei mitnehmen für Viola und Carlus, sowie ein paar Äpfel, denn die hielten gesund. Der Orden war gut versorgt und konnte sich in der Not auch selbst ernähren. Die Lager waren voll. Ein paar Kleinigkeiten konnten sie erübrigen und dies waren besondere Zeiten. Damit dies aber so blieb, musste Asahi auch seine Arbeit machen. Ein paar Beete und angelegte Felder mussten abgeerntet werden und er musste das Gemüse für den Winter einkochen. Erstere Aufgaben konnten auch andere übernehmen, aber zweitere wollte er lieber selbst tun. Da gab es zu viel zu beachten.
Die Zwiebeln müssen aus der Erde, bevor der erste Frost kommt. Sonst werden sie matschig. Beim Einlegen kommt es auf das Verhältnis zwischen Säure und Zucker an... Lorbeerblätter gehören auch rein.
Er driftete mit seinen Gedanken ab.
Wo finde ich diesen Laron? Wenn er auch ein Nachtelf ist, dann wird der Weg führ ihn sicher nicht angenehm.
Er würde im Speiseraum nach ihm fragen oder ggf. die Gästezimmer besuchen. Es gab viel zu tun und der Tag hatte gerade erst begonnen. Als er die Räume seines Meisters verließ hatte sich die Sonne bereits einen kleinen Teil des Horizonts erobert und schien in Farben von Rosa und heller werdendem Gold durch die Baumbusstämme, den Waldes. Die feinen spitzen Blätter raschelten im Wind und die kühle Luft streichelte Asahis Sinne. Er streckte sich, dehnte noch einmal den Nacken.
Los geht’s.
Er wusste, er konnte nicht die Welt heilen, nicht mal ernähren, auch wenn das ein schöner Gedanke für ihn als Koch wäre. Er war nur ein Rad im Gefüge des Schicksals, aber er gab sich Mühe seinen Teil beizutragen.

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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Freitag 17. Januar 2025, 22:23

Die Worte des Meisters, die er aus dem Buch vorlas, waren niederschmetternd. Asahi wusste gar nicht, wohin mit seinen Gedanken und Gefühlen. Es gab so vieles zu tun, so viel zu beachten und doch musste er unweigerlich daran denken, dass Ruben und womöglich auch Viola sterben würden. Es tat weh. Asahi spürte einen Schmerz, den er so nicht erwartet hätte. Er hatte doch immer gut zugehört, wenn der Meister darüber gesprochen hatte, den Schmerz anzunehmen. Aber das war gerade gar nicht so einfach. Zumal ihm die anderen Dinge ebenfalls penetrant im Kopf schwirrten. Und Meister Sen gab ihm in diesem Augenblick nicht die Gelegenheit, seinem Schmerz nachzuspüren. Er wollte von ihm wissen, ob es eine Aufgabe gab, die er gern übernehmen wollen würde. „Ich würde gerne die Quelle untersuchen. Ich denke, Bruder Stimme wäre besser geeignet, um die Leute im Dorf zu warnen, oder nachzufragen, ob schon jemand krank ist.“ Meister Sen blickte zu Asahi und nickte leicht versonnen. Er schien zu überlegen. „Vielleicht hast du damit recht“, räumte er ein und seufzte schließlich. „Noch immer fürchten sie, was sie nicht kennen.“, winkte er ab und lächelte Asahi dann zu. „Dabei wärst du eine Bereicherung in jeder Gesellschaft!“, lobte er seinen Schützling. „Ich nehme ein paar Latten, Band und Wachskreide für Schilder mit.“, war er bereits dabei alles zu planen, was er gebrauchen könnte. „Tu‘ das, Asahi. Jetzt ist jede Sicherheit gefragt.“ Im Grunde war alles erstmal besprochen, doch Asahi brannte noch etwas unter den Nägeln, weshalb er noch nicht gehen konnte: „Wegen Bauer Ruben...“ Meister Sen hob den Blick und sah ihn abwartend an. „Wäre es in Ordnung, wenn ich nach dem Untersuchen und Sichern der Quelle nur ganz kurz bei ihm vorbei gehe und Viola und den Jungen informiere? Carlus ist noch nicht krank und ...das solle so bleiben, wenn er in der Scheune schläft und sie ...getrennt essen und das Wasser kochen... Oder... Ihr meintet, ihr wolltet mir drei Brüder für die Versorgung des Hofs mitgeben. Ist das noch aktuell?“

Nun wurde der Blick etwas eindringlicher und der Meister bekam einen prüfenden Gesichtsausdruck. „Asahi. Du solltest versuchen, dein Herz nicht zu sehr an diese Leute zu hängen. Du weißt nicht, ob sie eine Chance haben und ob deine Bemühungen überhaupt helfen. Dein Herz wird womöglich nicht ertragen können, wenn… du alles tust und nichts geholfen hat. Bedenke die Worte des Heilers in dem Buch. Versuche eine gewisse Neutralität zu wahren. Du darfst natürlich gehen, aber vergiss darüber nicht deine Pflichten. Wir müssen auch unseren Orden schützen!“, warnte er und die Worte waren bitter. Im Grunde hatte der Meister wohl nicht Unrecht, aber letztendlich war Nächstenliebe doch etwas Wundervolles. War der Orden denn wirklich wichtiger als das Leben von Ruben? Von Viola? Nun, Ruben war wichtig für den Orden, die Geschwister nicht. Machte sie das automatisch zu Unwichtigen? Oder wollte er Asahi wirklich nur schützen? Aber… war es nicht der Schmerz, den die Brüder hier annehmen sollten? Traf das nicht auch auf Asahi zu? „Sobald der Orden abgesichert ist vor einer Ansteckung, werden dir die Brüder zur Verfügung stehen. Aber erst morgen. Willst du früher gehen, dann tu‘ das.“, nickte Meister Sen zu. Sein Gesicht zeigte eine gewisse Distanz, die womöglich darin lag, dass er nun verantwortlich für alle Männer des Ordens war. Aber Asahi fühlte in sich eine Verantwortlichkeit für Viola und Carlus. Wie ging er damit um? Mit Aktionismus. Asahi konzentrierte sich darauf, dass er selbst dabei nun nicht vergessen wurde. In der Küche fand er Nahrhaftes und versuchte ein wenig seine Gedanken zu sortieren. Vielleicht half dabei heute eine Extraportion Süßes. Manchmal brauchte die Seele etwas, das sie von den Strapazen ablenkte und da bot sich doch ein leckeres Honigbrot oder eine fruchtige Süße aus Datteln aus Sarma gut an. Sobald er damit seine inneren Wogen etwas geglättet hatte, konnte er die meisten seiner Aufgaben umverteilen. Die Zubereitung für das Abendessen würde er noch selbst übernehmen müssen, denn keiner kochte, wie er. Aber die anderen konnten bereits vorbereiten oder auch für die Mittagsstunde, die Asahi womöglich verpassen würde bei all seinen Aufgaben, bereits einfache, belegte Brote schmieren. Es würde sich schon finden. Mit den Worten des Meisters, die das erste Mal womöglich auch nicht gänzlich Asahi’s Ansichten trafen, oder doch?, im Gepäck überlegte er, wo Laron wohl stecken mochte. Die Sonne war derweil aufgegangen und obwohl es ein wenig neblig und feucht war, besaß die Sonne heute einen unverstellten Weg auf das Gesicht des Hünen. Sie besaß noch Kraft. Besaß noch Wärme. Ein kleines Bisschen Hoffnung, seitens Lysanthor’s, wenn man denn daran glaubte. Bevor Asahi Laron ausfindig machen konnte, war es Lazana, die wieder seinen Weg kreuzte. Die zarte Elfe hatte ein langärmeliges Gewand an, das ihre nackten Hautstellen gut verbarg. Auch trug sie einen Schleier über ihrem Gesicht. „Asahi!“, rief sie und winkte ihm, um auf sich aufmerksam zu machen. „Laron wartet bereits draußen auf euch. Er wird euch hinführen“, bestätigte sie und ging daraufhin wieder zu Meister Sen hinauf. Womöglich war ihr noch etwas eingefallen. Asahi aber konnte am Hoftor durchaus den schlanken Umriss des Elfen ausmachen.

Asahi weiter bei: Im Zwielicht des Verrats
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Erzähler » Montag 17. Februar 2025, 17:38

Asahi kommt von: Im Zwielicht des Verrats


Nachdem Carlus mit der Heilpaste, Anweisungen und ein wenig mehr Hoffnung losgewetzt war, machte sich auch Asahi mit Laron und Dario Umpa auf den Weg. Er wollte zurück zum Orden, musste nachlesen, was er noch für die Mischung brauchte. Und er brauchte Rat von seinem Meister! Während des Weges durch den Arus, fand Asahi hier und da noch das ein oder andere Kraut, das er womöglich auch gebrauchen konnte. Dario Umpa wehrte sich immer wieder gegen die Gefangennahme, doch Laron hatte ihn fest im Griff. Der Elf war wieder in ein angenehmes Schweigen verfallen, was Asahi die Möglichkeit gab, die Gefühle in seinem Innern zu differenzieren. Carlus hatte er nur kurz berührt und doch war der Schmerz im Innern des Jungen heftig. Er ließ sich nicht leicht abschütteln, sondern begleitete Asahi den ganzen Weg über. Er spürte eine größere Angst, spürte Verlust, Zukunftsangst. Er fühlte, dass Carlus sich Vorwürfe machte, dass er glaubte, schuld an allem zu sein. Der Junge fühlte sich verloren und Asahi wurde Zeuge dessen, wenn er nur in sich hineinhörte. Es war wohl ungemein wichtig, Viola vor einem endgültigen Schicksal zu bewahren. Aber was dann? Der Meister hatte ihm geraten, sich nicht einzulassen. Aber ging das überhaupt? War er nicht längst mit den Geschwistern unabdingbar verknüpft? Und hätte er Carlus womöglich begleiten können, um Viola ebenfalls von dem Schmerz zu befreien? Die Fragen führten zwar derzeit nicht zu Antworten, aber sie verkürzten den Weg zurück zum Orden. Noch ehe sich Asahi womöglich entscheidende Gedanken zu allem gemacht hatte, sah er das Tor seiner Heimat vor sich. Es lag recht friedlich da, zeugte nicht von den Geschehnissen, die Asahi hatte erleben müssen. Vermutlich war Bruder Stimme noch nicht zurück, sodass die Kunde aus dem Dorf noch nicht verfügbar war. Asahi aber hatte auch noch Dario Umpa im Schlepptau. Was wollte er mit ihm machen? Und konnte der Mensch überhaupt für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden? Bisher erwies er sich als lästig und wenig hilfreich. Hatte der Koch eine Idee, was er nun diesbezüglich tun wollte? Und würde er Viola und Carlus, sowie Ruben aufsuchen? Und was war mit dem Gift? Bevor die Gedanken wieder zu viel werden konnten, öffnete sich das Tor und ein ihm vertrautes Gesicht zeigte sich. „Asahi!“, rief der Meister ihn und winkte ihn heran. „Konntest du etwas herausfinden? Und wer ist… das?“, fragte er, mit Blick auf Dario, der verschnürt und wenig glücklich aussah.
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Re: Eine Lehrstunde im Hof.

Beitrag von Asahi » Dienstag 18. Februar 2025, 18:43

Es war nur eine kleine Berührung und Asahi hatte sehr konzentriert einen Moment davor seinen einen Handschuh ausgezogen. Es war schon kühl zu dieser Jahreszeit und er trug sie sowieso fast immer, ob im Garten zur Arbeit, oder wenn er wie heute mal den Orden verließ. Ohne war er kaum anzutreffen. Doch heute musste er einfach eine Ausnahme machen. So kniete er sich nieder, auf Augenhöhe mit dem Jungen und streichelte ihm einmal weit ausatmend über den Lausbuben-Schädel. Carlus Haare fühlen sich erstaunlich weich unter seinen Fingern an, zu weich für diesen kleinen verfilzten Kopf, voller Flausen. Aber als er dann an der Wange ankam, da kam auch der Schmerz.
Carlus‘ Sorgen waren immens und der Schmerz, dass er seine Schwester auch noch verlieren könnte, erheblich. Schließlich hatte er schon seine Eltern verloren. Die Angst saß tief. Es war als wollte man ein Welle im Meer mit bloßer Hand auffangen. Asahi atmete konzentriert dagegen an. Er konnte und durfte nicht alles in sich aufnehmen, sonst zerbrach er daran. So nahm er nur einen kleinen Teil. Es korrumpierte ihn, aber der Junge bekam einen festeren Ausdruck in den Augen und dafür lohnte es sich in jedem Fall! Trotz des sofort aufflammenden körperlichen Schmerzes lächelte der massige Koch, unterbrach den Kontakt und richtete sich wieder auf. Carlus wirkte nicht länger fahrig und unstet in seiner Angst. Er entspannte sich und auch Asahi fühlte unter dem Schmerz eine kleine Welle ...des Glücks. Er konnte sehr wohl mehr für Carlus und Viola tun. Er war nicht nutzlos. Er hatte dem Jungen gerade mehr geholfen, als alle ahnten, denn auch Krankheiten brachten eine Art von Schmerz mit sich, die den Körper, die Seele eines anderen verletzten.
Dann gab er letzte Anweisungen und schickte den Jungen fort, nur eben ein bisschen leichter... erleichtert um seine Verzweiflung. Auf seine letzte Frage hin hatte er veschwiegen, aber ihm fest in die Augen gesehen, damit der Junge wusste, dass sie beide nun ein Gespann waren, egal wie es aus ging. Ja, Asahi hatte sich an dieses Kind 'gebunden'. Wie fest dieses Band war und wo hin es führte, würde sich noch zeigen.
...
Nachdem Carlus mit der Heilpaste, Anweisungen und ein wenig mehr Hoffnung verschwunden war, machte sich auch Asahi mit Laron und dem geknebelten Dario Umpa auf den Weg. Kurz nach dem sie aufgebrochen waren auf, ühlte er es dann:
Nein! Nicht jetzt!!! Einatmen! Ausatmen!
Seine Muskelberge wurden schwer. Er fühlte die Nachwirkungen seiner Gabe. Die Katatonischen Anfälle waren das schlimmste und lähmten seine massigen Muskeln. Er sah auf Larons schmalen Rücken und Darios dürre Gestalt, die weit weniger an Gewicht zu schleppen hatten und es war ihm als trüge er mit jedem Schritt einen Sack Korn mehr von Rubens Hof auf seinem Rücken. Schweiß brach ihm auf der Stirn aus und wanderte dann in kalten Schauern über seinen Rücken. Er konzentrierte sich auf jeden Schritt!
Einfach weiter atmen... einfach weiter gehen!!! Atmen! Gehen! Atmen! Gehen!
Eine Weile lang konnte er auch nur das. Atmen. Gehen.
Die Stille und der straffe Marsch taten gut und klärten Asahis Geist langsam ein wenig. Es half. Der Schmerz blieb noch lange, aber jeder Schritt machte es auch wieder etwas leichter. Als ginge man einen steilen Berg erst hinauf und dann wieder hinab. Asahi hatte zwar schon ein paar Mal den Schmerz eines anderen auf sich genommen, meist eher unbeabsichtigt, aber auch ein paar mal unter Anleitung seines Meisters, aber das hier und heute war seine Entscheidung gewesen. Fiel es ihm vielleicht deshalb leichter es zu ertragen? Als das Schlimmste überwunden war, war er fast ein bisschen stolz auf sich. Er hatte nicht viel aus dem kleinen Körper des Kindes genommen, aber doch so viel, dass es Folgen haben musste. So kämpfte er sich voran und verarbeitete mit jedem Schritt die Eindrücke der Angst des Jungen. Er fühlte, dass Carlus sich Vorwürfe machte, dass er glaubte, schuld an allem zu sein. Der Junge fühlte sich verloren und Asahi war Zeuge dessen geworden.Es war wichtig, Viola vor einem endgültigen Schicksal zu bewahren. Aber was dann? Und was, wenn Asahi es nicht schaffte? Mit der Verzweiflung des Jungen hatte er auch seine Zweifel in sich aufgenommen.
Was wenn ich es nicht schaffe?
Solche Gedanken durften ihn nicht beherrschen. Was, Wenn, Hätte, Könnte – waren alles Worte die nur Möglichkeiten in seinen Geist malten und keine Tatsachen! Er musste sie abschütteln und das tat er auch. Er schüttelte seine kribbelnden Arme und Schultern und stapfte weiter.
Der Meister Sen hat mir geraten, mich nicht einzulassen.
Noch könnte er sich abwenden... oder? War er nicht längst mit den Geschwistern unabdingbar verknüpft? Aber auch wenn dem so war. Er konnte es ertragen, so wie er alles bisher ertragen hatte. Fragen, ob sein Handeln jetzt richtig oder falsch war, ob er etwas anders hätte machen können waren irrelevant. Es waren sich verknotende Stränge des Schicksalsfadens und er konnte immer nur einem folgen. So war nun mal das Leben. Hinter jeder Entscheidung stand ein neuer Weg und zurück konnte man nicht. Man musste den Schmerz akzeptieren und seine Entscheidungen durfte man nicht bereuen. Sie waren alles samt teil des Lebens – die guten wie die schlechten und es tat gut, für etwas zu kämpfen!
Damit konnte sich Asahi wenigstens so weit fokussieren um diese Aufgabe zu tragen. Jeder Mensch band sich hier und da an irgendetwas oder jemanden. So wie Bauer Ruben ein Band zum Orden gewebt hatte, als er ihnen die Milch verkaufte, oder das Nachbardorf, die gelegentlich Gewürze aus Asahis Garten gegen andere notwendige Kleinigkeiten tauschten oder kauften. Es gab überall Bande, mal stärker, mal schwächer. Manche kamen mit Macht und woben sich fest und andere verblassten manchmal ohne das man es merkte und gerieten dann in Vergessenheit.
Asahis schwerer Gang, auch wenn er nicht langsamer oder schneller wurde, verkürzte den Weg zurück zum Orden, denn der Schmerz lenkte ihn ab. Er sah kaum etwas um sich herum und nahm kaum etwas wahr. Ein Überfall wäre jetzt sehr erfolgreich gewesen. Dann war da auch schon das Tor seiner Heimat vor ihm und ein ihm vertrautes Gesicht zeigte sich.
„Asahi!“
, rief der Meister ihn und winkte ihn heran.
Hat er hier auf uns gewartet?
Seine schweren Beine gehorchten automatisch.
„Konntest du etwas herausfinden? Und wer ist… das?“
, fragte er, mit Blick auf Dario, der verschnürt und wenig glücklich aussah. Der Diener machte seine gewohnte Verbeugung und legte damit auch gänzlich die Rolle des 'brutalen Riesen' ab. Endlich im Orden angekommen, durfte er wieder ganz er selbst.
„Meister Sen. Das ist Dario Umpa. Zumindest sagte er das. Er lügt ziemlich viel, wie Laron und ich feststellen mussten. Er bezeichnete sich als Meister der Tränke und bezichtigte eine wahrscheinlich erfundene Frau der Hexerei....“
Asahi merke, dass er falsch angefangen hatte und schüttelte kurz den Kopf. Die Anstrengung des Marsches unter den erschwerten Umständen seiner Katatonischen Krämpfen hatten ihn erschöpft.
„Verzeiht... von Anfang. Wir haben den Ursprung der Krankheit in einem kleinen Teich, nahe einer Quelle gefunden. Im Ablauf zu einem kleinen Bach haben wir das hier gefunden.“
Er kniete sich nieder und öffnete seine Tasche um die kleinen Flaschen und die anderen Fundstücke zu zeigen.
„Der Mann hat uns dabei beobachtet, wie wir das vergiftete Becken mit Steinen verschlossen. Die Quelle wird sich nun einen anderen Weg suchen und reines Wasser führen. Dario hatte sich aber bei der Befragung verraten und zugegeben, diese Flasche dort deponiert zu haben. Wir befragten ihn weiter und er meinte, eine Hexe sei verantwortlich und zeigte uns den Weg dort hin. Er versuchte mehrfach zu fliehen. Die Hütte die wir vorfanden war jedoch verlassen. Eine genauere Untersuchung ergab jedoch, dass er dort das Gift hergestellt hatte. Diese Kiste und dieses Rezept haben wir gefunden.“
Asahi rieb sich einmal die verschwitzte Stirn.
„Dann erschien Carlus, der Junge von Rubens Hof und ich machte eine Heilpaste... gab sie ihm mit und... Ich glaube, ich könnte... Ich möchte versuchen ein Gegengift herzustellen, aber ich brauche dafür Zugang zu euer Sammlung.“
Damit meinte er die Bücher des Meisters. Asahi wandte sich zu Laron, da er tatsächlich erschöpft war und sich gerade nicht so gut konzentrieren konnte. Aber er vertraute auf seinen Gefährten, der alles miterlebt hatte.
„Laron, hab ich was vergessen?“
Vielleicht hatte dieser noch was zur Ergänzung zu sagen. Besonders was Dario Umpa betraf war er der bessere Ansprechpartner, da der Elf auch mehr aus ihm mit seinen Fragen heraus geholt hatte – in Zusammenarbeit mit Asahis 'böser' einschüchternder Rolle. Laron sollte die Details der widersprüchlichen Gespräche mit dem Gefangenen besser wieder geben können. So wartete er, bis auch Laron alles erzählt hatte.
Es widerstrebte Asahi außerdem sehr das Gift überhaupt mit in den Orden zu nehmen. Deshalb berichtete er auch so ausführlich schon unter dem Eingangstor seinem Meister. Er sah sich ein wenig unsicher um. Es lag an Meister Sen, ob sie weiter gehen durften. Die infektiösen Gegenstände hatte Asahi mit besonderer Sorgfalt behandelt und niemanden anfassen lassen. Vielleicht waren auch noch ein paar seiner maskierten Brüder anwesend. Meister Sen ging selten ohne Begleitung hinaus und so war er sicher auch nicht hier allein gewesen. Es galt einmal mehr den Orden zu beschützen.
Gedanklich suchte der Koch bereits nach einem Ort, wo er das Gegenmittel sicher brauen könnte...
Gleichermaßen brannte die Neugierde ihm unter den Nägeln, wie es den Dorfbewohnern ging und ob Bruder Stimme schon sicher behalten zurück war. Noch hatte der Meister nichts dergleichen erwähnt. Doch er musste beim Thema bleiben:
„Meister, was sollen wir mit diesem Mann machen, der so unbedacht... verzeiht. Ich sollte nicht wehrten.“
Kurz war da ein wenig Wut mit einem Grollen in seiner Stimme durchgekommen. Ein bisschen schämte er sich für die Intensität, die ihn kurz ergriffen hatte. Asahi legte die offene Hand an seine Brust und atmete beherrscht.
„Er ist Mitschuld und in seinem Handeln gefährlich, auch wenn der Ursprung des Übels ein anderer sein mag, wie das Zeichen auf der Kiste, den Gläsern und dem Rezept zeigt.“
DAS war nun mal eine Tatsache und diese Meinung vertrat Asahi auch offen und ehrlich. Aber die letzte Entscheidung lag nicht bei ihm. Es war der Diener des Ordens und nicht der Meister. Er maßte sich nicht an zu richten. Dafür gab es andere in dieser Welt. Diese Bürde wollte er auch nicht tragen und musste er auch nicht.
„Ich bitte darum eure Bibliothek nutzen und mich auf ein Gegenmittel konzentrieren zu dürfen.“
Eine weiter Verbeugung folgte und dann mit gesenktem Kopf geduldiges Warten auf Antwort.
In der Ordensküche sollte ich nicht experimentieren... Ich könnte in meiner Hütte, fern ab der anderen versuchen etwas herzustellen. Notfalls könnte man die sogar nieder brennen wenn was schief geht. Ich muss mich auch gründlich waschen und die Bücher finden... Was mach ich mit meinen alltäglichen Pflichten? Ob Meister Sen da schon einen Ersatz für mich gefunden hat? Einfache Mahlzeiten – eher sehr schlichte, die könnte auch Bruder Heiser zubereiten. Wird nicht so lecker sein, aber eine Weile sollte es gehen. Er kann das.
Jetzt da er wieder im Orden war, da holten ihn auch die Gedanken an seine Pflichten ihn wieder ein. Aber gab es gerade eine andere Gewichtung? Meister Sen wusste genauso gut wie er und sicher sogar besser, wie alles Leben miteinander zusammen hing. Wenn Bauer Ruben tot war, dann mussten andere den Hof übernehmen, damit auch der Orden weiter gut versorgt wäre. Sicher, es ginge auch ohne Milch und Weizen, aber es wäre um einiges schwieriger. Die Leute in dieser Gegend arbeiteten dich zusammen und jeder hatte seine Aufgabe. So einfach das Leben hier auch sein mochte, so filigran und fein verwoben waren die Bänder, die das Schicksal hier zu einem kunstvollen und wunderschönen Teppich verknüpft hatte. Asahi liebte diese Einfachheit, das Muster seines Lebens und natürlich wollte er helfen es zu erhalten. Dafür nahm er Schmerz auf sich, brütete gedanklich über 'giftigen' Rezepten und Heilmitteln und vernachlässigte schon mal seine eigene Gesundheit. Aber er hatte auch Reserven. Er war stark und gesund und hatte sogar ein klein bisschen Speck im Gewebe, was 'Dürrezeiten' nicht ganz so dürr werden lassen sollte. Da fiel ihm noch etwas ein.
Sind die Nachtelfen schon abgereist? Nein... Laron ist ja noch hier. Aber er muss sicher bald fort.
Kurz huschte das Bild der vergeistigten Elfe durch seinen Kopf, die so 'störend' durch seine liebevollen Hark-Muster gelaufen war. Ihre nackten Füße, die zarte Gestalt ...aber vor allem ihre offene Art hatten erst ermöglicht einen Zusammenhang zwischen Rubens Krankheit und dem Ort des Verbrechens zu ziehen.
Ich würde ihr gern noch Danke sagen. Egal, wie es ausgeht.
Ob er die Möglichkeit dazu bekam, stand wohl in ihren so sehr bewunderten Sternen. Doch jetzt war es Tag und Asahi hatte noch einiges vor. Vielleicht würde er auch einfach irgendwann einfach zum schlafen umfallen. Jetzt - aber - nicht!

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