Am Hafen

Obwohl Sarma eine Wüstenstadt ist, besitzt sie einen florierenden Hafen. Reisende und Händler aus Andunie laufen hier mit ihren Schiffen ein und aus. Selten ist im Hafen nichts los.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Dezember 2007, 00:51

Unbemerkt war der alte Mann aufs Deck gekommen und schaute sich dieses merkwürdige Schauspiel schweigend an. Es interessierte ihn nicht ob seine Männer starben, sie waren ersetzbar. Billiges Pack das mehr Zeit im Suff verbrachte als im nüchternen Zustand. Schwach und kaufbar. Er verabscheute es, doch ließ er sie gerne für sich arbeiten.
Sadad erstaunte ihn und weckte sein Interesse.

Die drei Männer waren stehen geblieben als Bertan durch die Luft flog und hart auf den Boden knallte. Als Sadad ihn dann so schnell umbrachte schluckten sie und wichen ein Stück zurück. So hatten sie sich das sicherlich nicht vorgestellt. Als Sadad Masim direkt ansprach schluckte dieser schwer. Seine Ehre als Mann stand auf dem Spiel, würde er jetzt kneifen hatte er seinen Ruf als Feigling weg.

Er hob seine Fäuste und mit Schrecken erkannte er das sie zitterten. Sein Leben war ihm doch mehr wert als er gedacht hatte.
Hinter Masim war es still geworden, die Männer schwiegen. Doch beide Männer waren auf diesen Kampf fixiert, ehe Sadad seinen Blick änderte und herausfinden konnte was diese Stille ausgelöst hatte zerschnitt ein Geräusch die Luft. Das Geräusch vom sausen der Peitsche wurde augenblicklich von dem Geräusch abgelöst als die Peitsche auf Masims Rücken schlug.
Der Stoff zerriss, dämpfte aber auch den Schlag. Dennoch entstand eine feine Wunde.

„Masim, du elender Hund. An die Arbeit mit dir!“, sagte eine Stimme hinter dem Mann. Sie war ruhig und kalt. Sadad blickte in das Gesicht des Kapitäns.
Er war wirklich schon älter, Erfahrung sprach aus seinen Augen und eine kühle die vielen Menschen einen Schauer über den Rücken gejagt hätte. Der Mann packte die Peitsche ruhig weg, drehte sich noch einmal herum und schaute seine Mannschaft an. Alle gingen wortlos und sehr schnell ihrer Arbeit nach. Er hatte nichts gesagt oder gar seine Stimme erhoben

Der Alte kam auf Sadad zu und schaute ihn interessiert an, es war ein geübter Blick. Ein Blick der Erfahrung zeigte, aber nicht nur in der Seefahrt. Sadad musste sich die Frage stellen ob dieser Mann wirklich nur als Kapitän tätig war.

<span style="color:C33900;">„Ihr kämpft wahrlich sehr gut, werter Herr!</span>

Er grinste Sadad an und machte eine Einladende Bewegung zum Schiff.

<span style="color:C33900;">„Kommt, ich lade euch auf mein Schiff ein. Ich denke wir haben einiges zu besprechen, zumal ihr mir einen fähigen Mann ersetzen müsst und ich eben hörte dass ihr ein Schiff nach Andunie sucht, werter <i>Schreiber</i>.</span>

Er betonte das Wort „Schreiber“ sehr merkwürdig, fast so als wüsste er genau was Sadad eigentlich „beruflich“ tat und ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Doch ehe Sadad antworten konnte drehte sich der Kapitän um, ließ ihn einfach stehen und ging voraus.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. April 2008, 16:41

Der Kapitän ging langsam übers Schiff. Er erteilte hier und dort einigen Matrosen eine Anweisung. Die Männer hatten Respekt vor dem Alten, jedoch sah man an ihren Gesichtern dass sie nicht unbedingt glücklich und zufrieden waren. Schließlich öffnete er eine Tür am hinteren Teil des Schiffes und trat ein. Sadad folgte ihm langsam hinein. Seine Kabine war sehr edel eingerichtet. Schwerer dunkelroter Stoff hing an der großen Fensterreihe. Einige Gemälde verzierten die Wände. Ein großer dunkler Tisch stand in einer Ecke des Raumes, anscheinend diente er als Esstisch. An der Fensterreihe wiederum stand ein weiter Tisch. Offenbar diente er als Schreibtisch, einige Unterlagen, Bücher und Karten lagen darauf verteilt.

Der alte Mann nahm aus einer Anrichte zwei Gläser und stellte sie auf den Esstisch.

<span style="color:C33900;"> „Möchtet ihr auch ein Glas Rotwein? Ich kann ihn nur empfehlen.“</span>

Ohne Sadads Antwort abzuwarten goss er die beiden Gläser halbvoll. Er nahm eines davon, ließ sich nieder, schwenkte den Wein ein bisschen und roch mit geschlossenen Augen daran. Dann wandte er sich an Sadad:

<span style="color:C33900;"> „Reden wir nicht lange um den heißen Brei. Ihr wisst genauso gut wie ich das ihr kein Schreiber seid. Aber ich vergaß meine Manieren. Ich bin der Kapitän dieses Schiffes. Mein Name ist Maukor Reiand.“</span>

Er stand auf, das Glas in der Hand und schritt zu den Fenstern. Sein Blick glitt nach draußen, nach einem kurzen Moment drehte er sich wieder herum und sprach weiter:

<span style="color:C33900;"> „Ich möchte eure Dienste in Anspruch nehmen. Ihr würdet gut bezahlt werden, hättet frei Überfahrt und brauchtet euch nicht um eure regelmäßigen Speisen zu sorgen. Das einzige was ihr machen müsst ist mich zu schützen. Nehmt ihr an bekommt ihr jetzt sofort von mir 50 Goldmünzen und weitere 50 Münzen wenn wir sicher in Andunie angekommen sind.“</span>

Er leerte das Glas in einem Zug und schaute Sadad an. Sein Gesicht zeigte keine Gefühlsregung, nichts ließ darauf schließen was er dachte. Bisher hatte er Sadad verschwiegen wovor er ihn beschützen sollte.

<span style="color:C33900;"> „Also wir laufen in morgen früh ab. Nehmt jetzt an und ihr bekommt das Gold und weitere Informationen oder lasst es sein und geht. Es liegt an euch!“</span>
Zuletzt geändert von Erzähler am Samstag 12. April 2008, 14:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Samstag 12. April 2008, 23:44

Maukor atmete erleichtert auf und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

„Nun, meine Kabine ist immer abgeschlossen und nur ich habe den Schlüssel. Zudem war der Wein noch verkorkt gewesen. Ich habe ihn geöffnet als ich den Streit draußen hörte. Aber ich fürchte mich auch nicht vor einem einzelnen Mann.“

Er seufzte und schaute Sadad an:

„Dafür muss ich weiter ausholen. Ich bin ein sehr strenger Kapitän, doch ich habe eine zeitlang sehr gute Geschäfte gemacht. Ich versorgte meine Mannschaft gut und leistete mir diesen herrlichen Raum.“

Mit einem betrübten Gesichtsausdruck stand er auf und schaute hinaus. Die Männer waren bei der Arbeit, es gab nichts auszusetzen. Dann jedoch erhob einer der Männer den Kopf, rief den anderen etwas Unverständliches zu und die gesamte Mannschaft funkelte böse zu ihrem Kapitän.
Schnell verschwand er vom Fenster und wandte sich wieder an Sadad:

„Doch dann wand sich mein Glück und ich habe viele Geschäfte getan die mich mehr kostete als das sie einbrachten. Also kürzte ich die Rationen, es gab nicht mehr die Vielfalt zu essen, die Reisen wurden länger und die Heuer musste ich kürzen. Gleichzeitig habe ich jedoch einige Sachen für meine Privaten Zwecke gekauft. Die Männer bekamen es bei der letzten Reise heraus.“

Er hatte sich wieder vorsichtig dem Fenster zu gewandt. Schließlich ging er zum Esstisch, goss sich ein weiteres Glas ein und lachte bitter:

„Ihr müsst mich nicht vor einem einzelnen Mann schützen. Ihr sollt mich vor meiner Mannschaft schützen. Ich fürchte bei dem nächsten Auslauf eine Meuterei. Ihr sollt herausfinden wer die Meuterei plant und diesen….zu Faldor schicken. Ich würde eine neue Mannschaft zusammenstellen, doch dafür fehlt Zeit und Gold.“

Er stand auf, gab Sadad sein Gold in einem kleinen Beutel.

„Ich zähle auf euch, werter Assassine. Ihr habt ihr euren ersten Teil der Bezahlung. Ein kleines Zimmer findet ihr direkt neben meinen. Ich glaube kaum das es sinnvoll wäre bei der Mannschaft zu schlafen, zudem seit ihr so schneller bei mir wenn ich euch brauche!“

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Montag 21. April 2008, 18:38

Maukor seufzte und verdrehte die Augen.

„Ich glaube kaum das ich mit dieser Meute sprechen kann und ich habe es auch nicht vor. Diese Männer können kräftig anpacken, aber sie haben ein vorlautes Mundwerk. Zudem schlagen sie zuerst zu und denken dann nach. Aber wenn ihr das Gespräch suchen wollt nur zu.“

Er stand auf und sah Sadad an.

„Außerdem möchte ich das dieser Meute auffällt das jemand fehlt, am besten ihre wichtigsten Männer. Sie sollen lernen Respekt vor mir zu haben und sich Gedanken um die Reise machen, nicht über eine Meuterei. Und nun möchte ich nichts mehr davon hören. Ich muss die Ladung kontrollieren und dann laufen wir auch bald aus! Wenn ihr noch irgendetwas braucht besorgt es euch jetzt oder lasst es sein.“

Mit energischen Schritten ging er zur Tür.

„Ach und wenn ihr euch mit diesem Auftrag überfordert fühlt gebt mir mein Gold zurück und verlasst das Schiff. Es liegt an euch! Ich will Taten von euch sehen, schließlich bezahle ich euch dafür. Und nicht damit ihr mir Ratschläge geben könnt!“

Damit verließ er das Zimmer und trat zurück an Deck. Kurz darauf brüllte er den Männern etwas zu und verließ das Schiff. Sadad war ihm aufs Deck gefolgt, die Seeluft blies sanft in sein Gesicht.
Als er Maukor hinterher schaute sah er wie der Mann auf einer großen Kiste stand und Befehle gab. Sadad warf einen langen Schatten, ein paar Männer schauten nach oben zu ihm. Misstrauisch war ihr Blick.

Ob der Auftrag nicht doch eine Nummer zu groß für den Assassinen war?

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Freitag 25. April 2008, 23:17

Sadads Kabine war spärlich eingerichtet, düster und eng wirkte sie. Er legte seine Waffen griffbereit neben sich und legte sich hin. Erstaunlicherweise war das Bett frisch bezogen. Kurz dachte er noch darüber nach dann schlief er ein. Aus seinem leichten Schlaf wurde doch ein tieferer Schlaf und als er wieder wach wurde erklangen von oben Stimmen, zudem schwankte das Schiff. Anscheinend waren sie ausgelaufen. Sadad stand auf, band seine Waffen um und öffnete langsam und vorsichtig die Tür. Misstrauisch begutachtete er erst den Gang dann trat er hinaus und verschloss seine Tür.

Wie ein Schatten bewegte er sich nach oben und begegnete erstaunlicherweise niemanden. Schnell war der Grund dafür gefunden, es war wohl tiefste Nacht. In einem großen Raum schlief die Mannschaft, nur wenige Plätze waren frei. Anscheinend die Plätze der Männer die Wache hatten.

Als Sadad an Deck trat sah er an der Reling drei Männer stehen. Sie unterhielten sich leise und schauten hin und wieder auf die See. Sadad schaute nach rechts und links und sah nichts anderes außer Meer. Wann waren sie ausgelaufen, hatte Maukor nicht gesagt das sie erst morgen früh auslaufen wollten?!

Langsam und möglichst unauffällig versuchte er näher an die Männer heran zu kommen. Schließlich ließ er sich wieder hinter einer Kiste nieder und verstand nun fast jedes Wort der beiden Männer. Doch musste er mit Entsetzen feststellen das sie eine fremde Sprache sprachen. So hörte er zwar alles, verstand aber rein gar nichts. Die Sprache kam ihm bekannt vor und nach einigem Grübeln fiel ihm der Name der Sprache ein. Garmisch! Wenn nun aber die ganze Mannschaft Garmisch sprach würde sein Auftrag mehr als schwer werden. Lachend bewegten sie die Männer plötzlich fort und gingen unter Deck.

Sadad stand auf und schaute ihnen hinterher, heute Nacht würde er wohl keinen Erfolg mehr haben. Sein Blick glitt zum Himmel. Erleichtert sah er seinen treuen Begleiter auf einem der vielen Seile sitzen. Der Blick des Falken ruhte auf Sadad und mit einem leisen Ruf gab er Sadad zu verstehen das alles in Ordnung war. Lautlos sank er zu ihm herunter und setzte sich auf Sadads ausgestreckten Arm.

Dann plötzlich überkamen Sadad viele Bilder. Völliges Durcheinander herrschte in seinem Kopf. Er sah wieder mit den Augen des Falken. Dieser saß auf einem der Seile und begutachtete alles was auf dem Schiff geschah. Sadad sah sich selbst, wie er hinter Maukor aus der Kabine trat und nach unten ging. Dann plötzlich kam Maukor wieder nach oben und unterhielt sich seltsam freundlich mit zwei Männern der Mannschaft.

Danach folgte wieder eine sinnlose und schnelle Bildfolge die Sadad verwirrte. Anscheinend war viel passiert und Alhawa war wohl sehr aufgeregt gewesen. So würde Sadad nicht mehr erfahren, diese Nacht hatte mehr Fragen aufgeworfen als Antworten. Er löste sich von dem Falken, dieser flog wieder zurück und setzte sich wieder auf ein Seil.

So ging Sadad schnell und leise wieder hinunter in seine Koje. Auf dem Weg nach unten sah er wie die drei Männer unsanft andere Männer weckten. Wie befürchtet sprachen auch diese Garmisch.

Sadad ging weiter und stand schließlich vor seiner Tür. Er griff nach der Klinke und wollte gerade aufschließen als er feststellte dass die Tür offen war. Sie war zwar verschlossen, doch war das Schloss geöffnet worden. Jemand war in seinem Zimmer gewesen…oder befand sich noch darin.


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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Freitag 22. November 2024, 19:07

Madiha kommt von Auf hoher See -> Schwarze Segel

Sarma, die goldene Perle der Wüste Sar, an der Küste der Insel Belfa. Normalerweise glänzte sie mit sandfarbenen Gebäuden und weißgoldenen Kuppeldächern der kleinen Anwesen der Sultane. Palmen wiegten sich im Wind und Kakteen trugen Früchte, die nur Kamele und Dromedare ungehindert einfach verspeisen konnten. Die Hitze über der Stadt ließ die Luft flackern, aber in den engen Gassen und ihren Schatten konnte man ein wenig Abkühlung erhalten. Turban tragende Bürger und halb vermummte Bürgerinnen durchstreiften normalerweise die Straßen, handelten auf dem Marktplatz, wo Ware wild rufend angepriesen wurde. Taugenichtse beobachteten das Treiben von den Dächern aus, bis sie eine Chance sahen, ihre eigenen Taschen zu füllen, indem sie fremde leerten. Bettelkinder rannten durch die eher schmutzigen Ecken, jagten einander oder wurden von einem Händler verfolgt, dem sie Brot, Obst oder Gemüse gestohlen hatten. Reiche Pfeffersäcke brachten die kostbaren Schätze wie edle Stoffe, Schmuck oder Tabak aus dem Kapayu an den Mann - meist solche, die Kinder wie Madiha damals besessen hatten. Das war Sarma. Von diesem Bild blieb nun kaum mehr etwas übrig. Risse in der Stadtmauer gaben Einblicke auf teilweise verwaiste Straßen, in denen nur noch alte Blutflecken und jene, aus denen sie gelaufen waren, zu finden waren. Trümmer, niedergerissene Stände, vieles schwelte vor sich her. Selbst einige Eingänge der Häuser waren restlos aufgebrochen. Ein Sarmaer baumelte, am eigenen Turban erhängt, von einem Einsturz gefährdeten Balkon herab. Aber auch Leichen der dunklen Völker konnte man entdecken. In der Ferne drangen Schreie bis an den Stadtrand herüber. Manchmal erschreckt, manchmal klangen sie nach gebellten Befehle. Dann wiederrum durchbrach das Klirren von Waffen die Stille. Irgendwo bellte ein Hund. Vom einst so stolzen Sarma schien nichts mehr geblieben.
Auch der Hafen war davon nicht ausgenommen. Obwohl außerhalb der Mauern hatte man auch vor ihm nicht Halt gemacht. Am meisten erschreckte hier aber zunächst die Stille. Schiffe lagen vor Anker, Frachtgut auf den Stegen, aber niemand war da, um sich darum zu kümmern. Keine Matrosen stelzen mit ihrem Sold in Richtung der Bordelle. Keine Wachpatrouille marschierte umher, den Blick auf verdächtige Personen gerichtet. Stattdessen schwammen aufgedunsene Körper mit dem Kopf nach unten im Hafenbecken. Soldaten, von beiden Seiten. Ein totes Pferd ließ den leblosen Kopf mit den starr augerissenen Augen über den Rand eines Steges hängen, den toten Reiter noch auf dem Sattel. Die Stadtmauer und Wände jener Häuser, welche zur Hafenseite direkt in sie integriert worden waren, strotzten nur so von blutigen Flecken. Der Anblick brachte auch noch den letzten Matrosen auf der Schattenmuräne zum Verstummen. Das Schiff fuhr gemächlich in den Hafen ein und niemand nahm davon Notiz. Es gab niemanden, der es hätte tun können, mit einer Ausnahme. Im Bereich des Hafens, zwischen Docks und Zugang zur Stadt, lag der gewaltige Drachenkkörper. Blut rann aus zahlreichen Wunden in den sandigen Stein, auf dem sich sonst immer jede Menge Kisten stapelten, die in Kontore auf auf Schiffe gebracht wurden. Jetzt lagen sie in Trümmern unter dem schweren, roten Drachenleib, zusammen mit den zerquetschten Leiber jener, die nicht schnell genug hatten fliehen können. Einige von ihnen waren bereits von ihren Rüstungen getrennt worden. Der Drache musste das Fleisch aus dem Metall und Leder gepellt haben wie Wurst aus einem Darm. Übrig blieben jetzt nur noch Haufen an Schrott und Knochen. Doch das Reptil hatte sich kaum aus Hunger hier niedergelassen. Man erkannte nicht sofort gebrochene Beine oder entfernte Gliedmaßen. Er war noch intakt, den langen Schuppenschwanz halb um den eigenen Körper gerollt. Fast katzenartig hatte er seine Vorderpranken zusammengezogen und eingewinkelt. Immer wieder warf er einen Blick über die Mauer und in die Stadt hinein. Solange dem Wesen aber niemand zu nahe kam, schien auch er sich zurückzuhalten.
"Vielleicht machen wir doch einen Bogen um ihn herum", murmelte Caleb, dem das Wesen nun schon nah genug war, obwohl er noch immer auf dem Schiff stand. Die Muräne erreichte gerade ein Ende der Docks, noch einige Meter von Platz mit dem Drachen entfernt. Der Geschuppte wandte dennoch den Kopf um, musterte, was da anlegte. Und plötzlich zogen sich seine Pupillen zu Schlitzen zusammen. Er schaute zu jenen herüber, die an der Reling standen: Liquis, Caleb, Madiha und Kjetell'o. Jakub beaufsichtigte die Matrosen, aber viele von ihnen hielten nun auch in ihrem Tun inne.
"Feuer!", brummte es in Madihas Kopf, dass es stach.
Das bin ich nicht, meldete sich ihre Kraft sofort und dennoch konnte ise Hitze aus dem einzigen Wort hören, das sich zuvor wie ein gleißender Strahl durch ihren Verstand hatte brennen wollen. Ihre Kräfte hingegen bemerkten: Wie unendlich schwach er ist. Wir könnten es glatt mit ihm aufnehmen...
Neben Madiha krallte Kjetell'o sich in das Holz der Reling und stöhnte auf. Auch er hielt sich den Kopf fest.
"Alles in Ordnung mit euch?", fragte Caleb sofort besorgt. Niemand achtete auf Liquis, der sich soeben von Bord und direkt ins Hafenbecken schwang, nur um wenig später quäkend aufzutauchen. "Wähhhh ... toter Fisch, toter Fisch! Gefahr, Gefahr! Das ganze Wasser ist versucht mit Tod. Igitt!"
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Madiha Al'Sarma
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Re: Am Hafen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 23. November 2024, 12:39

"Da bist du ja wieder" Madiha lächelte leicht und nickte kaum merklich. Ein wenig war es ihr unangenehm den Weg verloren zu haben, aber sie war sich auch bewusst, dass sie noch lernte. Und sie erinnerte sich, dass sie das gerne tat. Madiha fühlte sich befreit und atmete durch, ehe sie einen Schritt auf Caleb zu machte, um ihn zu küssen. Sie fühlte die Anziehung zu ihm deutlich wieder lodern. Die Wärme war wieder da, das Gefühl von Geborgenheit, das sich für einen Moment verflüchtigt hatte. Nun aber wollte sie nichts lieber, als ihm zeigen, dass sie nicht verloren war. Und dass sie ihn nach wie vor liebte, ohne Einschränkung. Bevor sie aber dazu kam, ihm ihre Liebe in Form eines Kusses zu zeigen, wurden sie unterbrochen. Madiha zuckte zusammen und als sie sich umdrehte entdeckte sie den Urheber dieses grollenden Geräuschs. Ihre Augen weiteten sich und voller Staunen, Faszination und… Ehfurcht betrachtete sie den rot schillernden Drachen, der sich über dem Hafen Sarma’s befand. Sie konnte gar nicht genau sagen, was sie beim Anblick empfand aber es war eine bunte Mischung aus verschiedenen Gefühlen. Ihr Verstand riet ihr zur Angst, Vorsicht und Zurückhaltung, während ihr Herz für die Schönheit, die Größe und die Seltenheit dieser Tiere schlug. Doch bevor sie sich mit dem Großen beschäftigen konnten, musste sie erfahren, welchen Plan Caleb und Jakub ausbaldowert hatten. "Na, hier ist ja doch noch jemand vernünftig, hör auf deine Frau, Käpt'n!"
"F-Frau ... a-also, wir sind nicht ... noch nicht, ich meine..."
Madiha grinste leicht, nicht aber ohne zu erröten. Dann stieß sie Caleb kurz an, damit er sich wieder beruhigte, ehe Jakub erläuterte, was sie nun vorhatten.

"Der Plan sieht genauso aus wie die Muräne - schwarz, düster, dunkelelfisch, aye? Wir fahren einfach in den Hafen ein, legen an den Docks an. Schließlich sind wir Verstärkung mit 'nem andunischen Kapitän und ein paar anderen menschlichen ... Unterworfenen. Sklave will ich nich' sagen, sonst kommt noch jemand auf dumme Ideen. Aber wir haben eine Art ... Waffenruhe. So können mit Sarma und den Dunklen gleich ins Thema einsteigen. In Andunie klappt's doch gut, warum nicht auch hier?"
"Du vegisst, dass im Hafen ein Drache hockt und ziemlich wütend aussieht"
Madiha überlegte. „Ihr wollt ihnen also zeigen, was wir erreichen könnten…“, murmelte sie und war nicht sicher, ob das so einfach funktionierte. „Ob man uns im Eifer des Gefechts überhaupt zuhört, sei mal dahingestellt.“, wandte sie ein, ehe sie zu Caleb blickte. „Der Drache ist faszinierend, aber wir dürfen die Gefahr nicht unterschätzen, Caleb. Wir wissen gar nicht, auf welcher Seite er kämpft und… und er ist verletzt und ganz sicher wütend…“, murmelte sie. Sie wollte Caleb daran erinnern, dass er nicht einfach losrannte und Futter für den Riesen wurde! "Aqua, Aqua ... Liquis Freund mit Drache.", warf da Liquis ein. Sie wandte sich ihm zu und lächelte. „Ja? Ein Wassermensch mit einem Feuerdrachen?“, fragte sie und konnte es nicht ganz glauben. Sollte es wirklich so sein? Madiha blickte nachdenklich über ihre Schulter. Schließlich aber wurde der Plan in die Tat umgesetzt. Sie fuhren in den Hafen von Sarma ein und Madiha wurde mit einem Mal ganz ruhig. Je lauter die Kriegsgeräusche tobten, desto insichgekehrter wurde Madiha. Ihr Blick ruhte stoisch vor sich, glitt hier hin und dort hin, während sie die Auswirkungen dieses Kriegs in sich aufsog. Es war… erschlagend. Madiha schluckte trocken, während sich ihr Herz verkrampfte. Es tat weh, Sarma so zu sehen und gleichzeitig flüsterte ein kleiner Teil in ihr, dass es die Stadt auch nicht anders verdient hatte. Sarma ging mit seinen Bewohnern nicht gut um, gerade mit Bewohnern wie ihr. Aber dieser Funke Häme verblasste schnell wieder im Angesicht der Zerstörung. Madiha war ernst geworden, starrte auf all die Leichen im Wasser und spürte, wie ihr kalt wurde.
„So…. so viel Leid…“, hauchte Madiha entsetzt und spürte, dass ihr innewohnendes Mitgefühl sehr viel größer war als das Leid, dass sie in dieser Stadt erfahren hatte. Während das Schiff leise zum Anlegen glitt, sog sie alles in sich auf. Bilder, die sie vermutlich nicht mehr vergessen würde. Die sie prägten und ihren weiteren Weg begleiteten. Doch dann hob sie den Blick von dem toten Pferd samt Reiter und erfasste den kolossalen Drachen. Madiha klappte der Mund auf. Er war noch viel größer als sie anfangs dachte. Wie er dort lag, eingerollt und geschützt von seinem massigen Schwanz. Sie trat noch einen Schritt näher an die Reling und hielt sich an einem der Taue fest. Ihr Blick glitt über die roten Schuppen, die im Schein von Feuer so erhaben leuchteten. Bis sie die Fetzen erkannte, aus denen das Blut des Tieres rann. Ihr Blick verdunkelte sich. Sie presste die Lippen aufeinander. „Hat einer von euch schon mal einen Drachen gesehen?“, fragte sie leise, doch ihre Stimme klang bitter. „Wie können sie…“, sie verstummte auf einmal. Plötzlich pochte ihr Kopf, zwang sie zum Verstummen. Madiha keuchte, als das Wort ihren Verstand traf und beinahe zum Explodieren brachte. Sie klammerte sich unter Schmerzen fest und fühlte dann ihr eigenes Feuer. "Alles in Ordnung mit euch?", fragte Caleb irgendwo zwischen Schmerz und ihrer Magie. Madiha fasste sich an die Stirn und schloss für einen Moment die Augen. „Er… seine Magie… kommuniziert mit uns…“, keuchte sie hervor. Dann aber zwang sie sich den Blick wieder zu heben. Sie sah dem Drachen direkt ins Gesicht. Wir tun ihm nichts!, befahl sie ihrem Feuer. Sieh ihn dir an… So wundervoll.. Madiha sah zu Kjetell’o, der sich ebenfalls auf den Beinen halten musste. Dann aber traf sie eine Entscheidung. Nicht rational, nicht überlegt. Madiha handelte aus einem Impuls heraus, einem Gefühl in ihrem Innern.

„Wartet hier!“, rief sie mit einem Mal und eilte dann die Planke hinunter, die Jakub derweil veranlasst hatte zu senken. Sie lief tatsächlich über den Steg, wich den Kadavern aus und versuchte diese auszublenden. Es misslang, denn der Anblick, der Geruch, alles brannte sich ihr in die Seele. Madiha war jetzt schon erschrocken über die Überbleibsel des Krieges. Aber sie fühlte sich schon wieder verantwortlich. Verantwortlich für einen… Drachen. Irrational und ohne Sinn oder Verstand, lief Madiha bis sie dem Drachen beinahe so nahe stand, dass sie ihn berühren könnte. Aber das wagte Madiha nicht. Sie blickte ihn an und musste den Kopf in den Nacken legen. Er war so unendlich groß und sie… war winzig. Nichtig. Er konnte sie mühelos von dieser Welt verbannen, wenn er nur ausatmen würde. Madiha schluckte. Was tat sie hier überhaupt? Dann fiel es ihr ein… Sie schloss die Augen und rief ihr Feuer an. Sie hatte Angst, ob sie hier nicht einen Fehler beging. Aber sie versuchte es mit Nachdruck und öffnete dann ihre Augen wieder. Auf ihrer Hand tanzte eine Flamme, die sich dann über ihre Haut weiterleiten sollte, bis ihr Arm in Flammen stand. „Hilft es dir?“, fragte sie den Drachen. „Hilft dir Feuer? Brauchst du es, damit du heilen kannst?“, fragte sie ihn und wusste nicht mal, ob er verstand. Aber seine Magie hatte mit ihrer kommunziert, oder? „Sie hatten kein Recht dazu, dich zu benutzen!“, sagte sie und versuchte den Blick des Drachen aufzufangen. Sie meinte es ernst. „Sie… sie haben dir Unrecht getan und nun bist du verletzt… Wegen ihnen… Es tut mir leid!“, entschuldigte sie sich für ihre Rasse. „Lass mich dir helfen…“, sagte sie und trat noch einen Schritt näher, völlig wahnwitzig und ohne jeglichen Schutz, sollte sie sich fatal irren.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Samstag 23. November 2024, 15:08

Der in nächtlichen Stunden so intensiv ausgearbeitete Plan, von dem Jakub bislang im Grunde nur den Anfang mitgeteilt hatte, würde nicht umsetzbar sein. Denn niemand hatte mit einem Drachen im Hafen gerechnet, noch dazu mit einem wütend wirkenden. Alle starrten darauf, einige fasziniert, andere mit Vorsicht. Liquis aber teilte zunächst einmal mit, dass er und der Drache offenbar Freunde waren. Der Aquade erntete von sämtlichen Umstehenden überraschte Blick, aber nur Madiha sprach ihn auch an.
"Ja? Ein Wassermensch mit einem Feuerdrachen?"
Daraufhin neigte Liquis den Kopf, der Ausdruck in seinen Augen war fragend. "Feu?", fragte er, schaute dann aber wieder zu dem Ungetüm am Hafen hinüber. Schließlich aber fiel sein Blick auf die eigene Flossenhand. Er betrachtete sich die Narbe, die Madihas Unterwasserblase dort hinterlassen hatte. "Feu... Drache", blubberte der Aquade, jetzt deutlich in seiner Vorfreude gedämpft.
"Ich bezweifle, dass er Freunde hat", kommentierte Kjetell'o. Er hielt sich nach wie vor an der Reling fest, die andere Hand an die Schläfe gepresst. Offensichtlich setzte ihm der Kontakt mit dem Geschuppten mehr zu als Madiha. "Feuerdrachen sind impulsiv und machen selten Freunde. Schon gar nicht mit Zweibeinern."
Caleb brummte daraufhin grimmig. "Was nun?", fragte er in die Runde und Madiha konnte wohl dankbar dafür sein, dass er es tat. Denn er versuchte dieses Mal, vorher nachzudenken. Er wollte sich Rat einholen. Jetzt war sie es, die Unvernunft zeigte. Wo niemand Liquis' Abgang ins Wasser bisweilen bemerkt hatte, starrten alle plötzlich Madiha hinterher, als sie kurzerhand den Weg über die Planke und auf den Steg nahm.
"Madi!"
"Wartet hier!"
Jakub lachte unagläubig auf. "Ist das ihr Ernst?!" Er war der einzige, der amüsiert wirkte. Kjetell'o und Caleb gerieten in Aufruhr. Der Elf berührte den Dieb am Oberarm und teilte ihm in einem Tonfall der Warnung mit: "Feuerdrachen sind nicht für ihre Freundlichkeit bekannt. Sie sind aggressiv und ihr Flammenodem dient nur der Zerstörung."
"MADI!" Jetzt befand sich Caleb in höchster Alarmbereitschaft. Da seine Geliebte aber nicht zurückkehrte, ja, sich nicht einmal zu ihm umdrehte, musste er ihr natürlich hinterher. Schon schwang auch er sich über die Planke, die das Schiff mit den Docks verband. Die Matrosen eilten sich, die Muräne zu vertäuen, damit sie im Hafenbecken nicht zu weit abtrieb und noch versehentlich eines der anderen Schiffe rammte. Und da verließ auch Kjetell'o das Deck. Wie sie es ihr mitgeteilt hatten, würde keiner von ihnen Madiha im Stich lassen. Nur Jakub blieb zurück, schaute grimmig, ehe er sich umwandte und einige Befehle brüllte. Er half auf seine Weise ... und er war klug genug zu erkennen, dass es ein Himmelfahrtskommando wäre, blind einem Drachen entgegenzulaufen. "Andunische Apfelscheiße, Mann!", fluchte er dennoch mit Blick auf Madiha, die im Vergleich zum Drachen unglaublich klein wirkte.

Sie hatte das Wesen inzwischen erreicht. Der Drache nahm tatsächlich bislang keine Notiz von ihr, obwohl sie direkt nahe seiner Pranken stand. Aber so wie ein Kamel die Fliegen am Hintern erst kümmerten, wenn sie zubissen, so ignorierte dieses erhabene Wesen Madihas mickrige Präsenz. Jedenfalls für den Moment, denn er war abgelenkt, der Geschuppte. Sein Kopf ragte über die Stadtmauer hinweg. Er spähte in die Straßen hinein, aber dort, wo er sich befand, wagte sich niemand mehr hinaus. Genug Leichen färbten mit ihrem Blut die Gassen bereits rot. Die Sarmaer waren nicht dumm! Nicht alle...
"Hilft dir Feuer? Brauchst du es, damit du heilen kannst?" Sie hatte ihre inneren Kräfte angerufen und zunächst als Feuerkugel in ihrer Handfläche entfacht. Jetzt züngelten die Flammen an ihrem Arm empor, ohne sie zu verletzen. Sie konnte sie sogar soweit in Schach halten, dass das Feuer nicht nach ihrer Kleidung lechzte. Es würde zu Fressen bekommen, aber weder sollte sie ihm Nahrung sein noch der Drache. Madiha gewann dafür endlich dessen Aufmerksamkeit. Mit der Gemächlichkeit einer Kuh beim Fressen, aber der Erhabenheit eines Königs, der vor seiner Armee als erster in die Schlacht ritt, wandte der Geschuppte seinen Kopf herum. Er war ... riesig! Größer noch als ein Karren, auf dem mindestens acht Leute hätte Platz finden können neigte sich das Haupt. Madiha konnte dunkelrote Schuppenlappen erkennen, aus denen Hörner herauswuchsen. Für den Drachen waren sie klein, zierten ihn wie ein gehörnter Backenbart, aber sie maßen wohl noch mehr als Madiha groß war. Zwei längere Hörner schwangen sich auch in eleganten Bögen von der gefächtert geschuppten Stirn des Drachen weg. Zwischen ihnen begann eine lange Zackenbahn aus verhärteten Hautlappen, die sich über den Hals und Rücken des Getiers zog, um letztendich in seiner pfeilförmigen Schwanzspitze zu enden. Einige der Zacken waren etwas abgeknickt, an anderen konnte Madiha alte und neue Verletzungen sehen. Narben zogen sich weißlich über die ledrige Haut. Mit ihnen schien der Drache allerdings gut zurechtzukommen, denn sie waren alt. Madiha machten seine jüngsten Wunden Sorge. Das Wesen aber ignorierte diese gänzlich. Dafür näherte er sich nun mit seinem Kopf der Sarmaerin. Seine Nüstern blähten sich, so dass Madiha einfach in sie hineinschreiten hätte können. Plötzlich aber wurde sie von einem Schwall heißen Atems von den Füßen gerissen. Ihr Feuer erlosch bis auf einen kleinen Glutkern, der weiterhin über ihrer Hand schwebte und sich erst nach der Landung erneut zu mehr Flammen aufbaute. Ehe Madiha aber selbst aufstehen konnte, sog der Drache die Atemluft wieder durch seine Schnauze ein. Es war so kräftig, dass er die junge Frau erneut empor riss und sie nur mit reichlich Gezappel halbwegs sicher zurück auf den Beinen landete. Dieses Mal erlosch ihr Feuer, aber der feine Rauch stieg dem Drachen in die Nüstern. Ein Grollen erhob sich, als stünde Madiha mitten in einer Gewitterwolke.
Der Drachenkopf glitt nun so weit an ihr vorbei, dass eines der anderthalb Meter messenden Augen sie aus der geschlitzten Pupille betrachten konnte. Die Lider befeuchteten den goldgelben Augapfel einmal, glitten aber seitlich darüber. Dann glänzte Madihas Spiegelbild ihr wieder entgegen. Hinter ihr schrie plötzlich jemand auf. Es war Kjetell'o, der knapp hinter Caleb hergerannt war und nun einfach zusammenbrach. Er hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Caleb bremste, hin- und hergerissen, ob er nun einem Freund oder seiner Liebsten zu Hilfe eilen sollte. Madiha bekam sein Dilemma nicht mit. Auch in ihrem Kopf dröhnte es, der Schmerz hielt sich jedoch in Grenzen. Es war auch nicht wirklich Kopfschmerz. Vielmehr brannten die Worte, die der Drache zu ihr aussandte. Sie waren heiß und dennoch ...
Schwach. So schwach, knisterte ihre eigene Magie bedauernd, zugleich auch neugierig. Wie kann er schwächer sein als ich?
Schon raffte der Drache all seine Reserven zusammen und während er wiederholt grollte, dran seine Stimme wie die einer anderen Magie in Madihas Geist: "Schwach, ja. Heilung, pha! Sehe ich aus als wäre ich ernsthaft verletzt? Zerquetschen sollte ich dich für diese Beleidigung. Aber ... rrrrRRRRRrrrrjjjjaaahhhhrrrr .... FeuerrrrrRRrrrr. Der Drache legte seinen Hals um Madiha, schloss sie in einer Wand aus fleischigen Schuppen ein und musterte sie weiterhin, dieses Mal mit dem anderen Auge.
"Madi, MADI!", konnte sie Caleb hören und auch Kjetell'o rief etwas, aber es verschwamm zwischen dem drachischen Grollen und seinen glühenden Worten in ihrem Geist. "Mit Feuer könnte ich heilen ... Rache ist Heilung ... gib mir dein Feuer, Mensch! Zahle die Schuld eines anderen, der mich kämpfen ließ, aber dann floh. Fort, er ist fort ... ich beschütze nichts, das er im Stich lässt. Ich verlange Blutschuld. Neeeeihhhrrrrnnn .... FEUERSCHULD!"
Mit einem Brüllen, das Teile der Stadtmauer zum Erzittern brachte, riss der Drache seinen gewaltigen Kopf empor. Er spreizte sein Maul. Mehrere Reihen spitzer Zähne waren das letzte, was Madiha sehen sollte. Sie fuhren auf sie herab. Dann herrschte Dunkelheit und als der Drache den Kopf wieder zurücklegte, war Madiha Al'Sarma verschwunden. Einfach ... verschluckt?
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Re: Am Hafen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 23. November 2024, 20:37

Warum hatte sie dieses Mal die Vorsicht fahren lassen? Was war es, dass sie so selbstsicher wirken ließ, einem Drachen entgegenzulaufen? Madiha dachte nicht nach. So, wie ihre Naivität abfärben mochte auf schwere Gemüter, war es offenbar Caleb’s Sorglosigkeit im Bezug auf einen Drachen, die auf sie abfärbte. Madiha lief und hörte nicht mehr, wie man sie rief. Wie Jakub auflachte und Kjetell’o seine Warnung an Caleb weitergab. Es machte überhaupt keinen Sinn aber die schiere Tatsache, dass dieses Wesen existierte und dort im Hafen von Sarma lag, war für Madiha ein Magnet. Die junge Menschenfrau fühlte sich auf eine eigenartige Weise verantwortlich, dass man dieses majestätische Wesen für die Kämpfe der Menschen und Elfen missbrauchte. In ihren Augen war der Drache ein Wunder. Und sie hatte die anderen gefragt, ob sie jemals einen Drachen gesehen hatten. Ohne die Antworten zu kennen, glaubte sie, dass dem nicht so war. Madiha wollte damit aufzeigen, dass dieses Wesen so selten war, dass es gewiss nicht für ein solches Schicksal bestimmt gewesen war. Aber was konnte sie denn tun? Madiha wusste es nicht. Sie blieb vor dem Drachen stehen und beobachtete die Wunden, die Schwäche, die ihr eigenes Feuer bemerkte. Ihre Augen glitten über diese Erhabenheit einer Existenz und wusste, dass sie niemals dieses Maß an Wichtigkeit erreichen würde. Dass sie in ihrem Leben überhaupt in den Genuss kam, nicht nur Aquaden und Feen zu bezeugen, sondern auch einen Drachen…

Das Mädchen war einfach nur fasziniert. Vielleicht hätte Caleb mit dem Zurückholen ihrer ureigenen Seele warten sollen. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen… So aber stand Madiha vor dem Roten und spürte die Hitze, die er ausstrahlte. Sie selbst wollte ihm helfen, wollte sich für das Tun ihrer Artgenossen entschuldigen und fühlte sich aufgrund des Feuers mit ihm verbunden. Was vollkommen irre war, betrachtete man, wie Jakub, die kleine Madiha vor dem riesenhaften Drachen. Jener wandte endlich den Kopf. Ihre Augen glitten über den Dornenbesatz und schluckte unwillkürlich. Ihr wurde mit einem Mal bewusst, dass sie hier in aller größter Gefahr schwebte. Nichts konnte sie nun retten. Nichts, außer die Götter, die ihren Mut und ihr Vorhaben guthießen. Sie hatte sich dem Drachen ausgeliefert und dennoch wich sie von dem Plan in ihrem Innern nicht ab. Er durfte nicht sterben, weil die Menschen und Elfen dieser Welt rachsüchtig wurden. Plötzlich schnaufte der Drache aus und riss sie von den Füßen. Sie taumelte, ruderte mit den Armen und fiel. Ihre Flamme erlosch und Madiha riss die Augen auf. Sie hatte einen fatalen Fehler begangen, oder? Um ihre Gedanken durcheinanderzuwirbeln, atmete der Drache ein und hob sie mühelos hoch. Madiha’s Herz setzte aus. Sie war nichts. Nichts von Bedeutung, nichts, das Bestand haben würde. Nun raste ihr Herz los, ob dieser Erkenntnis. Dann folgte das Donnern seiner Kehle, während ihr Feuer verschwand. Madiha riss die Augen auf und starrte dem Drachen in die goldenen Augen. Sie hörte, wie jemand hinter ihr aufschrie und wollte den Kopf drehen, aber es misslang ihr. Sie war wie erstarrt als das Fremdfeuer heiß und dröhnend in ihren Kopf eindrang. Sie hielt die Luft an, unfähig sich zu rühren. Madiha wurde klar, dass sie vollkommen wahnsinnig geworden war. "Schwach, ja. Heilung, pha! Sehe ich aus als wäre ich ernsthaft verletzt? Zerquetschen sollte ich dich für diese Beleidigung. Aber ... rrrrRRRRRrrrrjjjjaaahhhhrrrr .... FeuerrrrrRRrrrr.

Ihre Kehle war so unsagbar trocken, ihre Augen dafür begangen zu schwimmen. Sie hatte sich ihm ausgeliefert. Im falschen Glauben daran, dass sie ihm würde helfen können. "Madi, MADI!", „Caleb…“, krächzte sie im Angesicht ihres fatalen Fehlers. Sie wandte den Kopf ein Stück, um ihn zu sehen. Es tat ihr unsagbar leid… Der Drachenkörper rutschte näher und Madiha wusste plötzlich, dass sie nicht mehr lebend hier herauskommen würde. Es war eine seltsame Klarheit, die sie erfasste. Der Drache brauchte sie nicht. Sie war nur eine von vielen, die sich ihm im falschen Glauben näherten. Wer war sie, dass sie glaubte, dass er etwas von ihr brauchen könnte? Ihre Augen rutschten wieder zum Drachen. "Mit Feuer könnte ich heilen ... Rache ist Heilung ... gib mir dein Feuer, Mensch! Zahle die Schuld eines anderen, der mich kämpfen ließ, aber dann floh. Fort, er ist fort ... ich beschütze nichts, das er im Stich lässt. Ich verlange Blutschuld. Neeeeihhhrrrrnnn .... FEUERSCHULD!" Madiha riss die Augen auf. Sie wollte etwas sagen, aber ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Noch einmal blickte sie mit erschrockenen Augen auf Caleb. Sie liebte ihn, sie wollte ihm zeigen, wie leid ihr alles tat. Dass sie den Fehler erkannte, ihren Fehler… Dann aber baute sich ein kolossaler Schatten über ihr auf und sie schloss die Augen. „Es tut mir leid…“, flüsterte sie, ohne je gehört zu werden. Dann sah sie in den Schlund des Drachen und Panik erfasste sie. Sie sah die unzähligen scharfen Zähne, die sich in vernichtender Absicht über sie stülpten. Madiha kauerte sich winzig klein zusammen, erwartete den schmerzhaften Tod. Es würde sicher schnell gehen. Aber sie würde die Zähne in ihrem Fleisch spüren, bis sie nicht mehr war. Die Dunkelheit seines Mauls umfing sie und Madiha richtete den Blick nach innen. Ich habe versagt! Brenne... für ihn..., dachte sie an ihr Feuer gerichtet. Sie bedauerte. Aber sie akzeptierte, trotz der Angst. Sie wollte leben. Wollte sie immer... aber sie hatte es herausgefordert. Dann wurde es dunkel und der Hafen verschwand…
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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Samstag 23. November 2024, 21:40

Schwärze umfing Madiha. Schwarz war auch das Gewand eines fernen Beobachters der gesamten Szenerie. Er war schon lange vor Ankunft der Schattenmuräne hier. Er kam und ging und kam wieder, um sich der Pflichten anzunehmen, die ein Krieg als Konsequenz mit sich brachte. Es gab viel zu tun. Er schritt durch die Berge unbeweglicher Körper. Das Fleisch interessierte ihn ebenso wenig wie die Habseligkeiten in den Taschen jener, die sich nicht mehr rührten. Ihn ging nur an, was Sterbliche nicht sehen konnten. So schritt er zwischen den Leichnamen umher, seine vollkommen blanken Füße schoben dabei lautlos das Gefüge auseinander, welches sich hinter seinem Gewand wieder zusammenzog. Schwarz war es wie die Finsternis, die Madiha umgab. Er schaute zu ihr herüber und zum Drachen, der soeben sein Maul über sie stülpte und sie verschwinden ließ.
Gevatter Tod senkte seine Sense. Es gab noch viel zu tun, aber er hatte Zeit. Zeit war für ihn wahrlich kein Begriff. So nahm er sich genug davon, um nachzudenken, ob er seinen Lehrling herbeirufen sollte. Jener hatte das Mädchen schon häufiger gesehen, ohne dabei jedes Mal wegen ihr gekommen zu sein. Damals waren sie ob ihres Liebhabers hier gewesen, in den labyrinthartigen Katakomben unterhalb der Wüstenstadt. Damals war es sehr knapp gewesen. Ein anderes Mal hatten sie die zur Frau Herangereifte in Andunie angetroffen, als einer ihrer Freunde in ihrem Namen gleich mehrere Seelen in die Nachwelt gerissen hatte. Da war es um Dunkelelfen und Orks gegangen, wie teilweise nun hier auf dem Schlachtfeld, aber auch damals war Madiha Al'Sarma nur Unbeteiligte gewesen, die man beobachten konnte. Sein Schülter hatte gewissermaßen einen Narren an ihr gefressen. Zumindest zeigte er neben seinem Pflichtbewusstsein auch erste Neugier für diese Seele. Sicherlich würde er sie kennen lernen und sich vielleicht seinerseits die Zeit nehmen, den Lebensweg dieser Sarmaerin zu erfragen. Tod hatte es vor Jahrhunderten nahezu eingestellt. Hin und wieder unterhielt er sich mal mit einer verblichenen Seele, aber mehr für die Abwechslung, weniger aus echtem Interesse. Er hatte nun einmal schon nahezu alle Geschichten gehört. Menschen, Elfen, Hybriden, Gnome ... sie starben im Namen einer Gottheit, für die Liebe, aus Dummheit oder vorschnellem Handeln. Sie starben, weil sie einander ständig bekämpfen mussten. Oder sie starben aufgrund des hohen Alters, denn jeder Körper war an seinen zeitlichen Verschleiß geknüpft und irgendwann gab er auf. Der Leib des Mädchens - Madiha Al' Sarma - war noch nicht soweit, aber es existierte so viele Tode, so viele Seelen, die unabsichtlich zu früh aus der Welt schieden.
Der Gevatter schüttelte den Kopf. Seine Kapuze rutschte ihm dabei ein wenig vom Schädel. Die Morgensonne reflektierte darauf und doch konnte es niemand sonst sehen. Ausnahme bildeten die Seelen, die er noch einsammeln müsste. Er oder sein Lehrling, aber der Gute hatte im Moment genug zu tun. Tod entschied sich dagegen, ihn zu holen, nur um erneut zu beobachten, wie Madiha Al'Sarma seinem Sensenschwung wieder entkam.

"NEEEEEEEIN! MADIHA! MADI! OH, MADIHAAAA....!!!"
Calebs Schreie hörte sie nur dumpf inmitten all der Schwärze, als umgäbe sie eine dicke Wand aus Fleisch, Sehnen, Muskeln und Haut. Aber sie hörte ihn. Sie hörte ihn so kläglich schreien, dass es ihr das Herz zerreißen wollte. War es nicht längst in Fetzen gezupft worden? War sie bereits tot? Sie spürte keinen Schmerz, nur eine stickige Umgebung, die leicht beißend stank und zugleich auch etwas faulig. Verweste sie? Aber wann war sie zermalmt worden? Nein, Madiha lebte noch immer. Sie klammerte sich an ihr Leben wie so oft, wenn ihr Trotz sie einfach nicht ziehen lassen wollte. Dabei hatte sie doch eigentlich schon abgeschlossen, hatte Absolution in Calebs Blick für ihre letzte dumme Tat gesucht. Sie hatte sich verabschiedet und nun hörte sie ihn noch immer schreien.
"MADIII ... NEIN, NEIN, NEEEEIN! KOMM ZURÜCK ZU MIR! MADIHA!!!" Niemals zuvor klang er dermaßen verzweifelt und zerrissen. Er schrie sich die Stimmbänder heiser, wenn er so weitermachte. Er würde sich bestimmt gleich irgendeine Waffe greifen, um den Drachen zu attackieren. Eine viel zu winzige Klinge. Dann wäre er schnell bei ihr ... falls Madiha gestorben war. Aber sie fühlte, mehr als in der verhältnismäßig kurzen Zeit, in der sie con Corax' Ableben erfahren hatte. Ob sie ihn wenigstens gleich wiedersähe? Nein. Denn sie lebte. Sie spürte es. Sie klammerte sich ans Leben. Mehr noch, sie klammerte sich wirklich an etwas. Es war groß und tropfenförmig und ein wenig glitschig, aber sie konnte sich dennoch halbwegs gut daran festhalten, solang es nicht wild herum baumelte. Unter hier drang in regelmäßigem Rhythmus ein Luftstrom empor. Er brachte den Gestank mit sich, aber auch die Hitze. Es war kein Feuer, mehr die Wärme eines jeden Körpers. Da erreichte sie die Erkenntnis. Sie war nicht von messerscharfen Zahnreihen zerfetzt und verschlungen worden. Der Drache hatte versucht, sie in einem Stück herunterzuschlingen, aber instinktiv hatte sie nach dem letzten Storhhalm gegriffen, der sie vor einem Zersetzungsende in Magensäure bewahrte. Sie klammerte sich nicht nur an das Leben selbst, sondern auch an das Zäpfchen des Geschuppten. Und sie hörte ihn wieder. Sie hörte das Grollen aus der Tiefe seines Brustkorbs, aber auch das Glühen in ihrem Kopf. Dieses Mal war es leiser, fast so als hielte er sich bewusst zurück, um ihre Konzentration nicht zu zerreißen. Ganz so, als wollte er sie nicht in seinen Schlund stürzen lassen.
"Noch nicht loslassen. Ich muss den richtigen Kanal öffnen." Unter Madiha gluckerte es. Dann brodelte etwas. Das Grollen drang näher, bis eine kräftige Böe sie und das Zäpfchen heftig zum Schaukeln brachte. Der Gestank wurde fast unerträglich, eine Mischung aus verwestem Fleisch, Gegorenem und dem beißenden von Galle. Plötzlich wurde es hell, nur für einen Bruchteil. Madiha sah durch einen Wald aus weißen Zackenreihen. Sie sah Sarma. Sie sah den Hafen. Sie sah Caleb, der verzweifelt versuchte, sich von Kjetell'o und Jakub zu befreien. Beide hielten ihn fest, pressten ihn zu Boden. Damit er ihr nicht folgte. Der Magenwind fegte an ihr vorbei, drang als grollender Rülpser an die Oberfläche und schon schloss sich das Maul wieder.
".... DIHA! DU SCHEUSAL! JETZT VERHÖHNST DU UNS NOCH! GIB SIE MIR WIEDER! OH MADIHAAAAA!!!" Jedes Wimmern in jeder Silbe ihres Namens bescherte Madiha unangenehme Schauer. Caleb verlor gerade alles. Er würde in ein noch schlimmeres Vakuum fallen als sie bei Corax. Er würde alles aufgeben, weil er nichts mehr fand, wofür er kämpfen wollte. Er würde sich aufgeben. Er zerbrach.
"Hör zu, Mensch! Ich öffne gleich den Weg zu meiner Drachenlunge. Du musst dich fallen lassen und mir dort dann dein Feuer geben. Ansonsten würge ich dich hoch und wähle den Weg in meinen Magen. Wage es nicht, mit mir zu spielen! Bist du bereit? Jetzt!" Das Zäpfchen geriet ins Schwanken, ins Schaukeln. Der Drache schluckte bewusst, um es derart zum Hüpfen zu bringen, dass Madiha sich nicht mehr würde halten können. Er wollte, dass sie abrutschte, aber offenbar sollte sie nicht in seinem Bauch landen, sondern ... in seiner Lunge? Funktionierte das? Sie würde es herausfinden, denn keine Willenskraft Celcias konnte sie ewig halten. Irgendwann glitten ihre Finger ab und endlich fiel sie, fiel in einen Schlund, der noch schwärzer war als das Maul.
Madiha landete verhältnismäßig weich. Vor allem schwamm sie nicht in Magensäure. Hier war es trocken und sogar die Finsternis schwand. Denn zwischen seltsamen Wänden, die von Adern umschlungen waren und sich immer wieder im gleichen Rhythmus blähten und wieder ausdünnten, glomm eine Art Sack. Er betand wie alles andere aus Haut, aber seine war deutlich dünner, so dass sie fast transparent wirkte. Darin glühte es, aber sehr schwach. Es reichte gerade, dass Madiha halbwegs ihre eigenen Konturen erkennen konnte.
Sein Feuer!, erschrak das ihre. Es ist fast erloschen. Aber wie...?"
Plötzlich wankte der Boden. Die Wände zogen sich zusammen. Das Grollen war überall, als der Drache brüllte. "Nein, aufhören! Ihr widerlichen Feuchtviecher! Lasst ab von mir oder ich fresse euch alle!"

"MADIHAAAA!" Langsam ging Caleb die Kraft aus. Jakub und Kjetell'o hingen mit all ihrem Körpergewicht auf ihm und drückten seinen Leib zu Boden. Inzwischen hatten sich sogar Elre und zwei weitere Matrosen herangewagt, die ihren Kapitän nicht an einen Drachen verlieren wollten. Aber hatte verloren. Er hatte die Liebe seines Lebens verloren. "Lasst mich los. Ich muss sie herausschneiden. So schnell kann er sie nicht ... sie ist sicher in seinem Bauch. Ich schneid ihn vom Scheitel bis zur Sohle auf. MADIHAAAA!"
"Caleb, hör auf. Du kannst nichts mehr für sie tun. Dich mit einem Feuerdrachen allein anzulegen ist Wahnsinn." Kjetell'o appellierte an ihn, der Dieb hörte es auch, aber er überhörte die Vernunft. In ihm rangen Kummer und Zorn um die Vorherrschaft. Er ließ sich nicht beruhigen, bis ...
Jakub packte Caleb am Kragen, riss seinen Kopf hoch und verpasste ihm einen kräftigen Schlag an die Schläfe. Bewusstlos sackte er in sich zusammen und nun konnte auch Kjetell'o aufatmen. "Tut mir echt leid, Käpt'n", brummte der Erste Maat. Dann erhob er sich von Calebs Rücken und half auch Kjetell'o auf. Er nickte Elre zu. "Bringt ihn zurück auf's Schiff. Bindet ihn an den Mast oder so. Ich schwöre euch, er wird sofort lospreschen, wenn wir ihn nicht aufhalten."
"Aye!" Die Matrosen trugen Calebs schlaffen Körper zurück an Deck. Kjetell'o rieb sich unauffällig über die Augen. Jakub seufzte. "Scheiße", murrte er. "Aber wird dürfen nun nicht noch mehr verlieren, weil sie alle zu blöd sind und Helden spielen wollen. Mensch, Madi, ein Drache! So unnötig!"
"MADIQA!" Jakub und Kjetell'o rissen gleichzeitig die Köpfe herum. Nicht nur die Sarmaerin schlug jegliche Vernunft in den Wind. Aquaden konnten das offenbar auch gut, zumindest einer von ihnen. Wie eine Ente watschelte Liquis über den Steg. An Land fand er sich tatsächlich etwas schwerer zurecht. An Bord der Muräne hatte das Deck wenigstens im Einklang mit dem Wellengang geschwankt. Hier war alles so ... fest. Auch er zählte dazu, denn er war fest entschlossen, etwas zu unternehmen. Madiha, Caleb und Kjetell'o waren seine neuen Freunde. Vor allem Madiha hatte er in sein feuchtes Herz geschlossen und wollte nun etwas tun, um ihr zu helfen.
Er kam nicht allein. Noch im Lauf zückte er sein Muschelhorn und blies hinein. Die Aquaden, die tapfer genug waren, lenkten ihre Delfine durch das von Tod versuchte Hafenbecken. Sie organisierten sich. Sie kamen nicht an Land, aber das war auch nicht nötig. Gerade vom Ufer aus ließ es sich wunderbar mit Wassermagie händeln. Ein Strahl Meerwasser nach dem anderen erhob sich peitschenartig und prasselte auf den roten Schuppenleib des Drachen nieder. Jener bäumte sich auf, brüllte und spie. Aus seinem Maul drang aber nur fauliger Atem.
"Er kann kein Feuer speien! Er ist gar kein Feuerdrache!"
"Egal, Liquis, unser Element schadet ihm. Angriff, Aquaden!"
"Wie seltsam..."
, wunderte sich Liquis, der als einziger auf dem Steg stand und beobachtete, wie seine Artgenossen einen Strahl Wasser nach dem anderen auf den Drachen jagten, dass dieser schon klatschnass geworden war. "Unserer Schuppenfreundin im Meer macht das überhaupt nichts aus. Feuerdrache? Aber er ist schwächer als Madiha. Sie konnte unter Wasser ... feuern. Brennen?" Liquis blickte auf seine Handflöche hinab und hoffte, dass die Verursacherin seiner Narbe noch irgendwo da in der Bestie steckte.

Das tat sie. Madiha bekam zu spüren, wie sehr die Wasserangriffe dem Drachen zusetzten, ohne dass sie wirklich wusste, was vor sich ging. Der gesamte Leib bebte und sie wurde in der Lunge hin- und hergeschleudert.
"Sie sollen aufhören! Igitt, bwaaahh, das Wasser wird meinen letzten Funken löschen! AUFHÖREN! GRRRRRR!!! Wenn ich Feuer hätte, ich würde euch einheizen, jaaaaaahhhrrrrrrwoooohll!"
Du sagtest, ich solle für ... ihn brennen. Willst du das noch immer? Ich kann die Glut sehen. So winzig, so schwach. So ... verführerisch. Ich will mich paaren und neues schaffen. Ich will brennen! Das Feuer lenkte seine und somit auch einen Teil von Madihas Aufmerksamkeit erneut auf den Lungensack, der halb transparent war. Hinter den dünnen Hautwänden glomm ein Restflämmchen, aber mit den anhaltenden Attacken von außen schien es kleiner und kleiner zu werden. Aus eigener Kraft würde es nicht mehr wachsen. Dazu war eine Menge Fremdfeuer nötig. Doch mit dem Anblick eines sterbenden Flämmchens wusste Madiha instinktiv, dass sie ihres verlöre, würde sie es abgeben. Ein Teil genügte nicht. Sie müsste alles opfern.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 23. November 2024, 22:43

Madiha erwartete den Schmerz und wies ihr Feuer an, dass es brennen sollte. Vielleicht hatte sie gehofft, dass sie damit das Unvermeidliche aufhalten könnte. Ihre Magie war so mächtig, laut Kjetell’o… aber mächtiger als ein Drache? Wohl nicht… Sie war so töricht gewesen, das wusste sie jetzt. Nachdem sie ihre Hoffnung wiedergefunden hatte, hatte sie viel zu überschwänglich gehandelt. Aber es brachte jetzt nichts mehr das zu bedauern, denn es war geschehen und sie… sie musste es akzeptieren. "NEEEEEEEIN! MADIHA! MADI! OH, MADIHAAAA....!!!" Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter und in jenem Moment, da der Drache schluckte, griff sie sich das erste, was sie fassen konnte. „Caleb…“, wisperte sie und versuchte dann nicht zu sehr einzuatmen. Sie griff nach dem glitschigen Etwas und musste noch mal nachpacken, weil sie sonst drohte abzurutschen. Säuerlicher Atem schlug ihr entgegen und sie verbarg ihre Nase in ihrem Arm. Dann erst wurde ihr etwas bewusst… Sie war nicht tot. Sie spürte keinen Schmerz, keine Wunde, die brannte und das Leben aus ihr fließen ließ. Madiha blinzelte, versuchte im Dunkel etwas zu erkennen. Sie befühlte ihre Rettung zwischen ihren Händen und verstand dennoch noch nicht. Viel zu seltsam war das alles und sie hatte sich den Tod… anders vorgestellt. "MADIII ... NEIN, NEIN, NEEEEIN! KOMM ZURÜCK ZU MIR! MADIHA!!!" Madiha spürte sofort, wie ihr die Tränen kamen. „Es tut mir so leid…“, wisperte sie erneut reumütig und schloss die Augen, die trotz der Hitze nicht aufhören wollten, Tränen zu produzieren. Sie spürte den Ring an ihrem Finger und er brannte heißer als der Atem des Drachen.

Der Drache… Madiha schaute sich um. Sie gewöhnte sich langsam an das Dunkel, erkannte die weiß-gelben Zähne und sah dann ein dunkles Ungetüm auf und ab tanzen. „Sein Maul…“, flüsterte sie zu sich selbst. Sie war in seinem Maul! Sie lebte! Sie war noch nicht…, dann senkte sie den Blick in das Dunkel zu ihren Füßen. Instinktiv griff sie nach und erkannte die schreckliche Wahrheit. Sie war… nein, sie hing über dem Abgrund! Und der Drache bestätigte es: "Noch nicht loslassen. Ich muss den richtigen Kanal öffnen." Verwirrt über diese Aussage war Madiha nicht fähig dazu einen klaren Gedanken zu fassen. Sie war viel zu erstarrt von dem Geschehen. Sie war nicht tot… das allein war ein Wunder. Dann aber Caleb, der so litt… ihretwegen. Sie wollte nicht, dass er ihretwegen so litt. Wie hatte sie das nur vergessen können? Sie war abgelenkt gewesen. Von einem Wesen, so schön und so erhaben, dass sie den Boden unter den Füßen verloren hatte. Sie hatte sich blenden lassen und vergaß, wohin sie gehörte. Hochmut kam vor dem Fall… Und Madiha musste wahrlich tief fallen.
Plötzlich brodelte es, der Geruch war abartig. Sie hielt die Luft an und wähnte sich schon fallen, als der Drache wahrhaftig … aufstieß! ".... DIHA! DU SCHEUSAL! JETZT VERHÖHNST DU UNS NOCH! GIB SIE MIR WIEDER! OH MADIHAAAAA!!!" Sie versuchte einen Blick auf die Szene zu werfen, aber der Drache verschloss sein Maul sofort wieder. Sie geriet in Panik. Sie wollte fliehen, wollte leben! Sie wollte nicht sterben. Auch nicht für einen Drachen. Sie wollte leben, für Caleb! Für sich… für… Corax. "Hör zu, Mensch! Ich öffne gleich den Weg zu meiner Drachenlunge. Du musst dich fallen lassen und mir dort dann dein Feuer geben. Ansonsten würge ich dich hoch und wähle den Weg in meinen Magen. Wage es nicht, mit mir zu spielen! Bist du bereit? Jetzt!" Das Dröhnen in ihrem Kopf war weit weniger donnernd als noch zuvor. Offenbar war der Drache in der Lage, sich zu mäßigen. Aber er wollte auch etwas von ihr und es war nicht ihr Tod. Madiha schaute in den Schlund zurück, der zu ihren Füßen dunkel und angsteinflößend wartete. „Warte was?!“, wollte sie wissen, aber der Drache ließ ihr keine Wahl. Er schluckte und sie klammerte sich fest. Sie hatte Angst. Große Angst. Wie könnte sie auch nicht. Ihr Blick glitt zurück zur Zahnreihe, die sie von Caleb trennte. Doch dann hüpfte das Zäpfchen zu sehr und sie glitt ab. „NEEEEEEEEIN!“, rief sie im Fallen, versuchte etwas zu packen, sich festzukrallen, doch vergebens… sie fiel… Entgegen ihrer Erwartung – wobei das übertrieben war, denn sie erwartete gar nichts, starr vor Angst, wie sie war – fiel sie nicht in ein säurehaltiges Becken.

Sie landete relativ weich und musste dennoch einen Moment warten, bis sie wieder zu Atem kam. Dann erst gelang es ihr, sich aufzurappeln und auf dem weichen Untergrund Halt zu finden. Madiha keuchte, während sie sich umsah. Es war skurril, dass sie offenbar wirklich in dem Körper des Drachen steckte. Sie war wirklich unbedeutend! Madiha spürte, wie die Angst und Ungewissheit sie zittern ließen. Sie weinte stumm, zu geschockt von dem, was ihr widerfuhr. Daraufhin fiel ihr Blick auf den Sack, der offenbar ein schwaches Glimmen innehatte. Sein Feuer! Es ist fast erloschen. Aber wie...? Madiha schüttelte den Kopf. „Ich… weiß es nicht…“, murmelte sie zu ihrem Feuern, obwohl es aus ihrem Innern kam. Ihre Magie war allerdings so sehr Teil von ihr geworden, dass sie sie als eigene Persönlichkeit wahrnahm. Sie sprach mit ihr, wie mit einem alten Freund. Es machte sie zu einem neuen Menschen. Die Offenbarung auf der Schattenmuräne war wichtig für sie geworden. Es hatte sie gereinigt. "Nein, aufhören! Ihr widerlichen Feuchtviecher! Lasst ab von mir oder ich fresse euch alle!" Madiha zuckte zusammen und duckte sich instinktiv. Sie starrte auf das Feuer und sah, wie es immer kleiner zu werden drohte. Sie streckte die Hand aus, zog die Finger aber wieder zurück. „Er… es erstickt… er erlischt.. vollständig..“, murmelte sie erkennend, ehe sie keuchte als sich der Drache gegen etwas erwehren musste und sie von den Füßen gerissen wurde. Sie kullerte wie ein Staubkorn hin und her und brauchte mehrere Anläufe, sich wieder auf die Füße zu bringen. Der Drache grollte erneut und sie schloss die Augen. "Sie sollen aufhören! Igitt, bwaaahh, das Wasser wird meinen letzten Funken löschen! AUFHÖREN! GRRRRRR!!! Wenn ich Feuer hätte, ich würde euch einheizen, jaaaaaahhhrrrrrrwoooohll!"
Du sagtest, ich solle für ... ihn brennen. Willst du das noch immer? Ich kann die Glut sehen. So winzig, so schwach. So ... verführerisch. Ich will mich paaren und neues schaffen. Ich will brennen!


Madiha erstarrte. „Du… du willst brennen? Mit… ihm?“, fragte sie heiser.
Sie kniete auf allen Vieren, denn die Bewegung des Drachen machte es ihr unmöglich, sich zu halten. Madiha starrte auf das erlöschende Feuer. Sie sah sich selbst auf den Drachen zulaufen, um ihm ihr Feuer anzubieten. Aber… aber sie hatte nicht geglaubt, dass sie hier landen würde. Sie hatte überhaupt nicht nachgedacht. Sie spürte, wie die Erkenntnis, die sie traf, ihren Körper zittern ließ. ich verliere dich…, dachte sie und schloss die Augen. Sie richtete ihren Blick nach innen. Wenn ich dich ihm überlasse, verliere ich dich…! Ich will dich nicht verlieren… du….. du gehörst zu mir… du… bist ich… Wer bin ich dann noch?!, wollte sie wissen und spürte, wie ihr die Tränen wieder kamen, obwohl es hier irre heiß war. Sie schwitzte, doch das machte ihr nichts aus. Madiha öffnete ihre Augen wieder und sah durch einen Schleier von Trauer auf den Feuersack. Kjetell’o sagte, ich hätte viel Potenzial… eine neue Feuerhexe… er…. sie schluckte und dann brach das Weinen aus ihr heraus. „Es gehört zu mir! Du verlangst… du verlangst zu viel!“, weinte sie und schrie es dem Drachen entgegen. Doch sie spürte ihr Feuer. Es lechzte nach dem des Drachen. Es wollte das… Und sie hatte ihm versprochen, ihn niemals einzuschränken. Madiha keuchte erneut.
Sie hörte Caleb schreien, die Erinnerung an sein Leid… Was sollte sie nur tun? Die Entscheidung war eigentlich keine, denn sie wusste es nicht. Madiha kroch auf allen Vieren zum Feuersack und setzte sich dort vor, die Arme um ihre Beine geschlungen. Sie starrte unsicher auf die erlöschende Flamme. Ihr blieb keine Zeit zum Überlegen und sie wusste, sie würde keine Antwort darauf finden können. „Wenn ich das tue, dann lässt du mich gehen!“, versuchte sie kläglich etwas zu verlangen. Eine Garantie würde sie niemals haben und der Drache war ihr nichts schuldig. Er hatte sämtliche Trümpfe auf seiner Seite. Sie war ein Nichts und ohne ihre Magie …. War sie wieder weniger als Nichts. Madiha bebte vor Trauer. „Ich will zurück zu ihnen!“, jammerte sie herzzerreißend. Wenigstens das… ob sie sie noch haben wollten? Ja, sie folgten ihr. Gemeinsam. Aber jetzt… wenn sie dem Drachen half und er sie… Madiha schüttelte den Kopf. „Woher weiß ich, dass du sie nicht alle mit meinem Feuer tötest?!“, rief sie und wischte sich über die Augen. Dann richtete sie sich wieder an ihre Magie Lass nicht zu, dass er ihnen wehtut… ich bitte dich… ich… ich will mein Wort halten, will dich nicht aufhalten… Du bist zu mehr bestimmt, als ich dir jemals geben könnte…, wimmerte sie. Es war so unsagbar schwer. Es war… vernichtend. Madiha aber wollte Caleb den Schmerz nehmen. Sie war noch hier. Sie würde nur wieder nichts sein. Aber vielleicht reichte es ihm. Vielleicht war es in Ordnung, wenn sie wenigstens bei ihm wäre. „Ich weiß, dass ich nichts verlangen kann… aber ich bitte dich inständig, dass du sie verschonst… sie sind alles, was mir bleibt… Bitte!“, versuchte sie ihm ein Zugeständnis abzuringen. Und ohne eine Garantie zu erhalten, rappelte sich Madiha mit weichen Knien auf. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihr war noch nie so kalt gewesen, wie in diesem Moment. Ihr Mund wurde trocken, ihr Herz wollte zerspringen. „Lebewohl…“, flüsterte sie und noch einmal zeigte sie ihrer Magie, wie sehr sie sie liebte. Wie sehr sie ihr das geben wollte, was sie brauchte… Dann ließ Madiha los. Sie ließ ihr Feuer ziehen, damit es seine Bestimmung finden würde, ohne zu wissen, ob sie nicht verantwortlich sein würde, für einige Tote mehr… dabei hatte sie schützen wollen… wärmen… Sie musste einsehen, dass es nicht das war, was Feuer machte. Sie schloss die Augen und berührte den Feuersack des Drachen, damit ihr Feuer das tun konnte, was es wollte….
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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. November 2024, 14:42

Wenn man damit rechnete, dem Tod selbst gleich zu begegnen und wenn es aus eine vorschnellen Handlung heraus geschah, dann schmerzte es umso mehr, das Leiden der Hinterbliebenen mitzuerleben. Calebs Schreie drangen Madiha durch Mark und Bein. Sie hatte Gewissensbisse, weil sie so kopflos zum Drachen hingestürmt war, im guten Glauben mit ihm sprechen zu können. Gewissermaßen hatte sie das auch getan, aber Drachen - besonders die roten, feurigen - besaßen eine relativ kurze Zündschnur. Er hatte nicht lange gefackelt. Reden lag ihm nicht, er agierte. So wie Madiha es nun getan hatte. Doch statt sich mit dem Gevatter konfrontiert zu sehen oder einem unangenehmen Zersetzungsende in Magensäure, rutschte sie in einen eher trockenen Abgrund. Sie fand sich in der Drachenlunge wieder, die kaum Licht bot. Die einzige Quelle war ein nur noch schwach glimmender Glutkern, eingeschlossen in einen Sack aus halbtransparenter Haut, dessen Adern ihn immer wieder leicht ansschwellen ließen. Es erinnerte an ein Blasebalg, der hier jedoch vergeblich versuchte, das Feuer zu schüren. Die Glut war zu klein geworden und würde vergehen. Sowohl Madiha als auch ihr elementares Inneres erkannten das. Letzteres fühlte sich allerdings von dem Anblick hingezogen, entwickelte eine befremdliche Paarungsbereitschaft und wollte - wie es der Drache forderte - auf die Glut übergehen. Es war wie gebannt von dem Anblick. Madiha aber sah nur diesen schwach glimmenden Klumpen. Die Nachricht hingegen erschreckte sie.
"Du ... du willst brennen? Mit ... ihm?"
Ja. Ist er nicht schön? In Ordnung, er mag gerade sehr schwach sein, aber doch nur, wenn ihm niemand hilft. Ich möchte helfen. ihn streicheln, küssen und mit ihm verschmelzen. Lodern. Brennen. Wie wunderschön er doch ist! Ihr Feuer schwärmte, aber Madiha wurde ganz kalt. Bisher hatte sie geglaubt, mit ihrem Element in einer inzwischen harmonischen Beziehung zu stehen. Es hatte ihr gesagt, dass es sie liebte. Mehr als einmal. Nun aber wollte es sich einfach von ihr lösen. Ein bisschen fühlte es sich wie Verrat an, aber noch größer war der Kummer um einen weiteren Verlust. Erst Corax, nun ihre Magie? Sie würde trauern, aber wohl nicht lang, denn anschließend wäre sie dran. Sie würde sich verlieren ... Kummer bei jenen entfachen, deren Schreie inzwischen verklungen waren. Caleb würde sie verlieren. Und doch wog die mögliche Trennung zu ihrer Magie gerade größer. Da rückte der Dieb glatt in den Hintergrund. Er war da für sie, war es lange Zeit gewesen und selbst dann, wenn Madiha nicht mit ihm gerechnet hatte. Ihre Magie jedoch hatte sie von Geburt an begleitet. Sie war es, die ihre Herzensglut antrieb, ihren Willen in Feuer schmiedete und ihr half, sich einen Weg durch sämtliche Hindernisse zu brennen ... um zu wärmen. Um Calebs Herz und das andere, nicht zuletzt auch ihr eigenes, warm zu halten mit hoffnungsvoller Geborgenheit. Das alles würde verschwinden, wenn der Forderung des Drachen nun nachgab.
Wenn ich dich ihm überlasse, verliere ich dich...! Ich will dich nicht verlieren ... du ... du gehörst zu mir ... du ... bist ich ... Wer bin ich dann noch?!
Das Feuer löste sich bereits von ihr. Es trat durch ihre Poren heraus ins Freie, wie es sonst nur Wasser gelang. Es züngelte empor, wärmte ihre Haut, versengte aber nicht ein Härchen. Dann glitt es vor ihr auf den Boden, wuchs dort und formte sich, bis die seicht tanzenden Flammen die vertraute Gestalt Calebs schufen. Das tat ihr Feuer immer, weil es wusste, wen sie noch liebte. Seine Augen waren aber nicht blaugrün, sondern glühten im Moment gelb, fast weiß. Sein Haar flatterte in endenden Feuerzungen umher. Ihr Feuer-Caleb war wunderschön.
Ich liebe so sehr, was wir haben, sprach er. Seine brennenden Arme legten sich sanft um Madiha. Es fühlte sich so warm an, so geborgen. Wie kalt würde es ohne ihn sein?
"Es gehört zu mir! Du verlangst ... du verlangst zu viel!", klagte Madiha dem Drachen ihr eigenes Leid. Tränen strömten über ihre Wangen. Ihr Feuer, ihre Magie, mochten kein eigenständiges Wesen sein und doch fühlte es sich genau so an. Es fühlte sich an, als sollte sie jemanden opfern, der Zeit ihrer Geburt an ihrer Seite geblieben war. Ein feuriger Zwilling, ein Geschwisterchen, Mutter, Vater. Sie hatte doch nichts und niemanden, nur ihre Magie.
Ich brauche es, erwiderte der Drache als einziges Argument. Ansonsten sterbe ich. Er klang bei weitem nicht mehr so aggressiv und fordernd wie zu Anfang. Aber in seinem Grollen, das Madihas Geist erfüllte, schwang Todesangst mit. Sie unterschied sich von der humaoider Sterblicher. Drachen fürchteten sich nicht wirklich. Aber dieser hier war zumindest ... besorgt? Nein. Erzürnt? Ein wenig. Wütend ohne Wut zu zeigen. Er wollte nicht von Celcia scheiden, dafür war er noch nicht vorgesehen. Aus seinen wenigen Worten ließ sich so vieles ablesen. Er war zu jung, um das Zeitliche zu segnen. Er hatte seine Bestimmung noch nicht erfüllt ... ein Weibchen finden, vor ihr mit seinem Feuer prahlen und seine Vorzüge präsentieren, bis sie einverstanden wäre, mit ihm ein Gelege zu umsorgen. Er war noch nie in den Himmel empor gestiegen, um mit einem solchen Weibchen einen drachischen Paarungstanz zu vollziehen. Er hatte noch nie ein eigenes Gelege beschützt, zugesehen wie junge Drachlinge schlüpften und er sie mit erbeuteten Rindern, Kamelen oder Menschen fütterte. Er hatte kaum etwas erlebt und sollte nun dahinscheiden, weil er sich auf einen einzigen Menschen und dessen Wunsch, seine Art zu verteidigen, eingelassen hatte. Ein Mensch, der nun einfach nicht mehr in Sarma war. Vielleicht tot, aber was spielte es für eine Rolle? Er hatte den Drachen Feinden zum Fraß vorgeworfen, zu denen er selbst keinerlei Bezug besaß, außer die Tatsache, dass mehr Zweibeiner seinen Lebensraum gefährden würden. Und es waren zu viele, um sie zu fressen. Zu viele, um sich selbst zu verteidigen, wenn die GLut ausgebrannt wäre.
Mein Feuer stirbt.
Aber ich will es retten, das vergehende Flämmchen dort, meldete sich Madihas Magie zu Wort. Ich möchte mich vereinen, weil ... es ist so wunderschön. Hätte ich ein Herz, würde es mir bis zum Hals schlagen. Ich bin ganz aufgeregt. Siehst du nicht, wie gottgleich schön es ist? Ich kann unmöglich einfach weiterziehen, bei dir sein und es ... ungeliebt lassen. Tränen aus Lava strömten aus Feuer-Calebs Augen. Er wandte den Blick zu dem Hautsack um, in dem der Glutkern immer matter leuchtete. Du hast mehr als einmal alles getan, um jene zu beschützen, zu retten und zu halten, die du liebst. Damit sie nicht sterben. Jetzt ... bin ich dran. Er ist wie ich, nur so ... klein. Er braucht mich jetzt so sehr. Schau ihn dir doch an. Ich bin so verliebt. Nie zuvor hab ich so für ein Fremdfeuer gefühlt. Ich brenne, zerfließe, vergehe und lodere für ihn. Oh ... ihn vergehen zu lassen ist falsch. Bitte ... gib mich frei. Ich werde dir ewig dankbar sein. Und ich werde dich niemals vergessen. Madiha ... meine erste Liebe. Meine menschliche Liebe!
Sei wusste bereits, dass ihr Feuer sich nicht aufhalten lassen würde. Es löste sich schon von ihr. Es zog sich aus ihr heraus, um den brennenden Caleb zu bilden. Und es wollte auf die kleine, sterbende Glut übergehen.
Es war zu spät. Die Entscheidung war von Anfang an getroffen worden. Nicht nur von ihrem Feuer, sondern auch von ihr selbst. Just als Madiha über die Planke hinab auf den Steg gelaufen und einfach zum Drachen hingerannt war, hatte sie ihre Wahl doch getroffen. Sie hatte dem Wesen helfen wollen. Das würde sie nun tun ... und verlieren.
Ihre Willenskraft allein war es, die trotz allem noch immer nicht aufgeben wollte. Denn es handelte sich um Madiha. Madiha, das mittellose Kind aus Sarma. Madiha, die mutterlose Sklavin. Madiha, die bis zum Kopf im Sand steckte. Madiha, die sich durch einen Krieg in die Unterwelt Sarmas und von dort auf ein Schiff gekämpft hatte, weil sie glaubte, Caleb würde sie zurücklassen. Madiha, die über das Meer gesegelt war, wo Sonnen- und Mondmeer sich vereinten. Madiha, die Andunie erreicht und Celcia von der Spitze eines Turms aus gesehen hatte. Madiha, die ihren Freund Corax aus den Ketten seiner Herrin hatte befreien und sogar mit einer Wassermagierin zeitweise zusammenarbeiten können. Madiha, die so viele Seelen beeinflusst hatte. Auch ohne ihr Feuer wäre sie noch immer dieses Mädchen, das verbissen und willensstark einfach nicht sterben wollte. Es würde schwerer werden, aber sie wäre nach wie vor nicht allein. Das hatten ihre Freunde ihr versichert. Ihre Liebe! Sie musste nur zu ihnen zurück. Sie musste überleben!
"Wenn ich das tue, dann lässt du mich gehen! Ich will zurück zu ihnen! Woher weiß ich, dass du sie nicht alle mit meinem Feuer tötest?!"
Weil ihr nicht mein Ziel seid und ich nicht vorhatte, dich kleinen Menschen in meiner Lunge zu behalten. Meine Feinde sind dort draußen und bevor du zu mir gekommen bist. Sie werden es sein, die brennen!
Lass nicht zu, dass er ihnen wehtut ... ich bitte dich ... ich ... ich will mein Wort halten, ich will dich nicht aufhalten ... Du bist zu mehr bestimmt als ich dir jemals geben könnte..., wimmerte Madiha in ihrem Geist, weil sie diese Worte nur an ihre Magie richten wollte. Das Feuer erhörte sie. Es wandte sich ein letztes Mal um, noch immer in Flammen-Calebs Gestalt. Madiha, meine Liebe... Es zog sie an sich, umarmte und hielt sie. Niemals vergesse ich dir das. Es war schön mit dir, weil dein Herz so warm brennt. Kein anderes Quäntchen Feuermagie hat jemals so fühlen dürfen wie ich. Meine Liebe! Feuer-Caleb senkte den Kopf und neigte seine Lippen den ihren entgegen. Der Kuss kribbelte, brannte leicht, aber verletzte nicht. Er war einfach nur heiß. Eine Wärme, die sich mehr und mehr aus Madiha zurückzog. Die letzten Funken lösten sich von ihren Lippen, als ihre Feuermagie endgültig aus ihr schwand. Lebewohl. Ich vergesse dir das nie. Ich liebe dich!

Es war ... kalt. Schlagartig befiel Madiha das frösteln. Weder Körper noch Geist waren es gewohnt, so kalt zu sein, von innen heraus. Ein essentieller Teil von ihr fehlte und ließ sie allein zurück. Sie sah ihn ziehen, sah, wie sich Calebs Gestalt vor ihr auflöste und die Flammen den Hautsack als Ganzes umwaberten. Sie drangen durch die halbtransparente Hülle. Der kleine Glutkern hätte sie Willkommen geheißen, wäre er noch dazu in der Lage gewesen. So geschah es andersherum. Ihr Feuer - Madihas Magie - umwarb den letzten Rest des drachischen Funkens. Es streichelte ihn, berührte ihn, so wie es das sonst nur mit Madihas Seele getan hatte. Eine tiefe Sehnsucht ergriff sie, zusammen mit einem Zittern. Es war so kalt und fühlte sich noch intensiver an, weil sie zusehen musste, was für sie fortan unerreichbar wäre. Aber nicht alles daran war Elend. Ihr Feuer zerstörte nicht nur, so wie es sich für Madihas Seele nun anfühlen musste. Es schuf auch. Es umschlang den drachischen Glutkern, vereinte sich mit ihm. Gemeinsam pulsierten sie, als stöhnte flammende Liebe zwischen zwei Körpern auf. Das Brennen wuchs an, wurde größer und blähte den Hautsack weiter auf, bis er fast zum Bersten prall war. Funken drangen durch die Membran, flackerten und erhellten den gesamten Lugnenraum. Dann explodierte eine Flamme im Inneren des Beutels und Madiha konnte spüren, wie der Raum um sie herum heißer wurde. Nur ihr Herz, dem fehlte diese Wärme gerade.
JAAAAAAAAAHHHRRHRHRHRHRRR!!! ICH BIN ZURÜCK! Der Drache klang verändert. Pure Kraft sprudelte aus ihm empor wie Lava aus einem explodierenden Vulkan. Sie verteilte sich und das heiße Magmar ließ ihn seine Muskeln anspannen. Sein gesamter Körper geriet in Wallung. Madiha aber wurde die Luft knapp. Im Inneren der Lungen roch es nach Rauch. Er kratzte in ihrem Hals, brachte ihre Augen zum Tränen und die Hitze um sie herum begann unangenehm zu schmerzen.
"Ich weiß, dass ich nichts verlangen kann ... aber ich bitte dich inständig, dass du sie verschonst ... sie sind alles, was mir bleibt ... Bitte!"
Was haben sie davon, verschont zu werden, wenn du vergehst, Mensch? Was bleibt ihnen dann?, erwiderte der Drache in ihrem Geist. Er ließ diese Frage kurz sacken, doch ehe daraus Panik entstehen konnte, fügte er an: Das werde ich nicht zulassen.
Sein Innenraum der Lunge geriet nun in Bewegung. Madiha konnte zwischen dem Qualm und der sich ausbreitenden Hitze, dem gleißenden Feuer in seinem Hautsack noch sehen, dass sich auch die anderen Lungenbeutel blähten. Der Platz wurde eng, sie schon an die glatten Wände der Beutel gedrückt. Wenn sie nicht erstickte oder er ihr durch seine - ihre! - magische Hitze das Fleisch von den Knochen röstete, würde sie zwischen seinen Lungenflügeln einfach zerquetscht werden. Dann geschah etwas. Madihas Welt bebte. Sie hörte ein Röcheln, ein gegrolltes Husten und mit einem Mal erfasste sie eine unsichtbare Kraft. Zusammen mit erhitzter Luft, Qalm und ein wenig Schleim bahnte sie sich ihren Weg zurück durch den schmalen Tunnel der Luftröhre. Sie konnte die Zackenreihen der Drachenzähne nur noch verwaschen wahrnehmen, da flog sie auch schon aus dem Maul heraus, einen Schweif aus Speichel hinter sich herziehend. Unsanft landete sie auf dem sandigen Stein zwischen Wüstenstadt und den Stegen des Hafens.
"MADIHA!" Kjetell'os Stimme schlug ihr von hinten entgegen. Eilige Schritte folgten und jemand umfasste ihre Arme, um sie in eine halbwegs sitzende Position zu ziehen. Neben ihr erschienen die besorgten Gesichter des Shyáner Elfen und Jakubs. Sie starrten Madiha an, redeten auf sie ein, aber all ihre Laute waren nur ein verwaschenes Gewirr am Rand ihrer Wahrnehmung. Vor ihr richtete sich der Drache zu seiner vollen Größe auf. Er überragte die Stadtmauer nun noch um ein weiteres. Sein Schwanz schlingerte unruhig über den Sand, fegte dabei einige Aquaden zurück ins Wasser. Sie hatten sich ob ihres Erfolges der nassen Attacken gar bis an Land gewagt. Nun aber wichen sie zurück und Liquis schrie irgendetwas, das Madiha nicht verstand. Er winkte und wedelte wild mit seinen Flossen. Die übrigen Aquaden bestiegen Delfine oder tauchten direkt im Hafenbecken ab. Sie flohen. Nur Liquis blieb. Er wandte sich um, eilte auf Madiha zu. Ihr Blick aber lag zwangsläufig auf dem Feuerdrachen.
Ein solches Wesen war erhaben. Gewaltig. Mächtig, wenn es sich seiner Kräfte bedienen konnte. Dieser Drache hatte sie zurück. Qualm entstieg seinen Nüstern, Grollen seinem Maul. Er öffnete es leicht und das Feuer in seinen Lungen züngelte bereits aus dem hinteren Teil seines Rachens. Es war ihre - Madihas - Magie, die ihm alte Stärke verlieh.
Danke, tönte es in ihrem Kopf. Sein goldgelber Blick traf sie. Dann verdunkelte sich der Himmel, als der Drache seine angelegten Flügel ausbreitete. Die Schwingen waren weiter als das Segel ihres Schiffes. Das Organe farbene Leder spannte sich über Madihas gesamtes Lichtfeld. Die Sonne konnte es nicht durchdringen, wohl aber von hinten anleuchten, so dass es wie flüssiges Feuer waberte. Mit zwei kräftigen Flügelschlägen und dem Schwung seiner Hinterbeine stieß der Drache sich vom Boden ab. Die Wellen im Hafenbecken türmten sich auf. Die Schiffe schwankten auf ihnen, als wären sie in Seenot geraten, ein Hausdach konnte der Druckwelle nicht standhalten, bröckelte und stürzte in sich zusammen. Aus der Stadt her schrien einige Menschen. Doch ihre Rufe waren nichts im Vergleich zur Geräuschkulisse, die gleich entstehen sollte. Der Drache zog weite Kreise über den Himmel, ein orangerotgoldener Schatten seiner selbst. Dann wurde er größer und größer, als er in rasend schnellem Sturzflug auf Sarma zuhielt. Er fegte über die Wüstenperle hinweg, riss weitere Mauerteile um, ließ Dächer einstürzen und Fahnen von den Türmen brechen. Jetzt schrien die Menschen und Elfen in Sarma wahrlich erst auf, als ein gleißend heller Feuerstrahl sich durch die Straßen zog, um alles zu verbrennen, was brennbar war.
Er behielt sein Wort. Die Schiffe im Hafen, ihre Besatzung, nicht einmal die geflohenen Aquaden ging er an. Der Drache hatte ein anderes Ziel und neben Madihas Magie, die ihm die Möglichkeiten verlieh, seine Ziele umzusetzen, war Rache sein Treibstoff.


Mod-Hinweis: Madiha hat ihre feuermagischen Fähigkeiten verloren. Bitte aus dem Profil streichen und einen Hinweis im Steckbrief unter "Charakterliche Entwicklung" machen.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Montag 25. November 2024, 00:14

Madiha hatte sich niemals groß oder bedeutend gefühlt. Sicher war das auch etwas, was sie zu einer bescheidenen, zurückhaltenden Person gemacht hatte aber es brauchte auch immens viel Zeit, um sie überhaupt aus ihrem Schneckenhaus zu holen. Als ihr Feuer so unverblümt zugab, dass es sie verlassen wollte, um sich mit dem Drachenfeuer zu vereinen, da fühlte sie sich… allein. Verraten und ein wenig hintergangen. Ja. Ist er nicht schön? In Ordnung, er mag gerade sehr schwach sein, aber doch nur, wenn ihm niemand hilft. Ich möchte helfen. ihn streicheln, küssen und mit ihm verschmelzen. Lodern. Brennen. Wie wunderschön er doch ist! Sie schluckte entsetzt und leer einen viel zu großen Kloß hinunter. Ihre Tränen hörten nicht auf zu fließen, denn sie konnte wahrhaftig fühlen, was das Feuer empfand. Aber sie empfand es nicht so. Ihr Blick glitt zum erlöschenden Feuer des Drachen und sie empfand Hilflosigkeit. Ihr eigenes Feuer, das, was sie überhaupt erst komplettierte, sehnte sich nach etwas anderem. Madiha konnte es kaum glauben, noch weniger verstehen. Sie erkannte, dass sie ihre Magie verlieren würde. Vollständig. Damit hatte sie nicht gerechnet und es traf sie wie ein heftiger Schlag in die Magengrube. In ihrer Panik, ihrer Verzweiflung wurde ihr sogar schlecht. Ich liebe so sehr, was wir haben Warum verlässt du mich dann…, warf sie ihm vor und nahm sich das Recht der Verschmähten heraus. Sie war getroffen. Fühlte sich unwahrscheinlich winzig und haltlos.

Der Drache mischte sich ein und drängte sie weiter. Er brauchte das Feuer… sie verstand, sie konnte es sehen aber… Madiha hatte nichts anderes, das nur ihr allein gehörte. Das sie zu etwas machte, das nicht ‚Sklavin‘ schrie. Madiha konnte fühlen, wie ihre Weigerung nichts brachte. Sie fühlte, wie die Magie sie bereits jetzt verließ und sich zu dem Flammen-Caleb formte. Sie japste und presste sich die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschluchzen. Das Bildnis ihres Diebes ließ sie sich erinnern, dass er litt, weil er sie verloren glaubte. Und sie war es auch… Die Worte des Feuers hinterließen eine Spur aus Eis in ihrem Innern. Ihr Feuer wollte weiterziehen. Es hielt nichts mehr bei ihr, sie war seiner gar nicht würdig gewesen. Hatte sie nur diesen Zweck gehabt? Es zu verwahren, bis es etwas fände, was weitaus mehr der Magie entsprach? Sie fühlte sich seltsam benutzt und konnte kaum atmen vor Kummer. Es war so unsagbar kalt. Sie zitterte richtiggehend. War das also der Grund, warum sie so überstürzt gehandelt hatte? Weil ihr Feuer die Chance sah? Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Die Angst vor der Nutzlosigkeit, die Angst vor der Einsamkeit war greifbar für Madiha. Aber vielleicht hatte sie noch einen Nutzen für andere? Vielleicht war all ihr Bemühen, ihr Wachsen nicht umsonst gewesen? Wenn sie nur zurückkäme. Madiha wagte einen Vorstoß und wollte wissen, was aus ihr wurde. Was aus den anderen wurde. Weil ihr nicht mein Ziel seid und ich nicht vorhatte, dich kleinen Menschen in meiner Lunge zu behalten. Meine Feinde sind dort draußen und bevor du zu mir gekommen bist. Sie werden es sein, die brennen! ‚Kleiner Mensch‘. Ja… mehr war sie nicht mehr. Eben noch war sie jemand, jetzt… jetzt war sie Madiha, die ihr Feuer verlor. Ihre Wangen schimmerten unter den salzigen Tränen, die nicht aufhörte zu laufen.
Madiha, meine Liebe... Niemals vergesse ich dir das. Es war schön mit dir, weil dein Herz so warm brennt. Kein anderes Quäntchen Feuermagie hat jemals so fühlen dürfen wie ich. Meine Liebe!Sie keuchte auf, als der Flammen-Caleb sie küsste. Madiha schloss sehnsuchtsvoll die Augen und wollte das Feuer nicht hergeben. Sie wollte es zurück… es gehörte zu ihr und die Worte der Magie waren wenig tröstend. Es schnitt nur tiefer in ihr Fleisch. Lebewohl. Ich vergesse dir das nie. Ich liebe dich!Sie war nicht fähig etwas zu sagen. Sie starrte nur, spürte, wie sich alles aus ihr zurückzog und dann... verschwunden war.

Was blieb, war eine Kälte, die Madiha mit nichts vergleichen konnte. Sie starrte auf das Feuer, das nicht länger ihr gehörte und war unfähig sich zu bewegen. Starr vor Schock sah sie dem Feuer dabei zu, wie es sich liebkosend verband und schließlich verschmolz. Ein donnerndes Grollen war das Resultat. Der Drache atmete auf, er lebte, er erstarkte. Madiha aber schloss nur bebend die Augen. Sie wollte zurück. Sie wollte nicht, dass es das gewesen war. Was haben sie davon, verschont zu werden, wenn du vergehst, Mensch? Was bleibt ihnen dann? Sie öffnete die Augen wieder und japste auf. Noch immer liefen ihr die Tränen. Sie fühlte sich so einsam, so leer und … kalt. Ihr war so schrecklich kalt. Das werde ich nicht zulassen. Madiha spürte, wie Bewegung in den Drachen kam und starrte auf das Innere der Lunge. Ihr Blick glitt abermals zum Feuer, das nun einem anderen gehörte und sie spürte, wie ihre Lippen bebten. War es Angst? Trauer? Einsamkeit?...
Bevor sich Madiha Gedanken darüber machen konnte, wurde sie an die Wand der Lunge gepresst. Es wurde heiß und wusste sie dennoch nicht zu wärmen. Madiha sah die Wände der Organe näherkommen und wählte sich schon elendig zerquetscht. Bis sie plötzlich nach vorn gesogen wurde und ohne Halt oder Orientierung durch den Drachenschlund flog, um dann in der hellen Wirklichkeit anzukommen. Unsanft und mit einem dumpfen Schlag, kam Madiha auf und kullerte noch einige Male, ehe sie von Händen aufgehalten wurde. Orientierungslos kam Madiha nur mit Hilfe ins Sitzen. Sie wandte den Blick, sah weder Kjetell’o noch sonst jemanden sondern nur den Drachen, der sich mit neuer Stärke und majestätisch entfaltete. Er bedankte sich bei ihr, sah sie direkt an, doch Madiha empfand nichts dabei. Sie stand unter Schock, spürte nur die Kälte. Sie sah zu, wie er sich in die Luft erhob, die Schwingen ausbreitete und der Druck dieser die Hauswand zertrümmerte.
Dann erhob er sich in die Luft, umkreiste die Wüstenstadt und setzte daraufhin zum Angriff an. Die Schreie… das Feuer, Madiha zuckte zusammen und konnte einmal mehr nicht verhindern, dass sie weinte. Die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen. Sie war schuld. Wiedermal war sie schuld. Der Drache veranstaltete ein wahres Feuerspektakel und das nur, weil er ihre Kraft benutzte… Ihre… nein. Es war nicht ihre. Niemals war es ihre gewesen. Sie war nur das Aufbewahrungsgefäß. Mittel zum Zweck. Madiha wandte den Blick ab und wollte sich über ihre Wangen wischen. Dabei zuckte sie zurück. Ihre Hände waren so kalt… alles an ihr war kalt. Madiha wand sich aus den Griffen, die sie hielten. Sie stürzte nach vorn, bevor sie einige Male würgte, weil ihr so schlecht wurde. Aber es kam nichts. Es war nichts da, nichts in ihr, das sie noch hätte verlassen können. Sie war längst verlassen. Und so kauerte sie sich wie ein Häufchen Elend zusammen, vergrub vor Scham und Trauer, aber auch Erleichterung, dass sie lebte, ihr Gesicht und begann zu weinen. Einfach nur zu weinen.
Sie wusste nicht, wie lange sie so da lag und einfach nur heftig schluchzte. Ihr fehlte jedes Zeitgefühl und die Verbindung zur Realität. Alles fühlte sich seltsam verzögert an. Sie hatte überlebt aber... wie? Wer war sie jetzt noch? Madiha verlor die Kraft, um weiter zu weinen. Sie wurde ganz ruhig, atmete... bis sie sich aufrichtete und langsam den Blick über die Umstehenden schweifen ließ. Ihr graublauer Blick, kühl und verloren, fand Kjetell’o's bekanntes Gesicht. Einen Moment starrte sie den Elfen an. Er konnte ihre Fassungslosigkeit deutlich erkennen. Dann aber fiel sie ihm in die Arme, klammerte sich ungeniert an ihm fest und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. "Mir ist so kalt...", murmelte sie erstickt. Ihre Stimme wollte kaum ihren Dienst tun. Sie krallte sich an Kjet fest und konnte nicht mehr los lassen. Denn wenn sie es täte, würde sie fallen, endlos und ohne Halt.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 26. November 2024, 20:46

Magie steckte in einem jeden celcianischen Lebewesen, zumindest was die humanoiden Lebensformen betraf. Bei Tieren war man sich nicht so sicher, doch eines stand fest: Wurde Magie genug gefördert, konnte sie vieles vollbringen. Madihas Kern hatte sich dem Feuer hin zugewandt, vielleicht weil es ihrer Persönlichkeit entsprach. Denn auch wenn sie ein überaus ruhiger, empathischer Mensch war, so besaß sie eine passionierte Willenskraft und brannte geradezu für Dinge, die ihre Begeisterung wecken konnten. Dazu zählte vieles. Noch vor wenigen Augenblicken hatte sie geglaubt, all dieses Feuer in sich durch Corax' Ableben und was es auf sie bezogen bedeuten konnte verloren zu haben. Jetzt jedoch gab sie ihr Feuer wirklich auf. Sie ließ es ziehen, weil sie es weder einschränken noch mit Ketten an sich binden wollte. Sie ließ es ziehen, weil es in diesem winzigen Glutkern, der vom Feuer eines echten Drachen noch übrig war, mehr sah als es Madiha jemals möglich gewesen wäre. Dennoch fühlte es sich für sie wie Verrat an. Ihr Feuer entdeckte ein anderes ihrer Art, das es als schöner empfand als die Verbindung, die sie zu Madiha hatte und prompt geriet ihre Anwenderung - ihre Liebe, wie es oft genug sagte - in Vergessenheit. Die Magie meinte, sie würde Madiha niemals vergessen, aber was brachte ihr das? Zurück blieb nun nur noch Kälte ... einsame Kälte. Etwas war ihr entrissen worden, dass sie von Geburt an begleitet hatte. Es war mehr als ein Gliedmaß des Körpers. Man konnte sich ohne einen Finger, einem Auge oder der Fähigkeit zu hören noch immer arrangieren. Es gab viele Heiler, die einem Menschen mit amputiertem Bein klar machten, dass er immer noch eines von zweien besaß. Es war wichtig, sie daran zu erinnern, damit sie die Hoffnung nicht aufgaben und nach vorn blicken konnten. Damit sie lernten, mit den verbliebenen Dingen zurechtzukommen. Was aber sagte man einer jungen Frau, die ihre Magie - ihr inneres Feuer - verloren hatte? und was hatte sie denn nun verloren? War die Magie eigenständig oder ein Teil ihrer Seele? Es fühlte sich so schrecklich kalt an, so ... unvollständig. Wie sollte sie jemals wieder ihren Platz in der Welt finden, wenn sie nicht komplett wäre?
Die Dankbarkeit ihrer aufgegebenen Kräfte konnte Madiha ebenso offen aufnehmen wie die Worte des Drachen, dass er sowohl sie als auch ihre Freunde verschonen würde. Sie fühlte keine wirkliche Leere in sich, nicht so wie nach der Schreckensnachricht, ihren dunkelelfischen Rabenfreund wohl niemals wiederzusehen. Es war gänzlich anders und schwer zu beschreiben. Für jemanden, der seit jeher mit magischem Feuer zu tun hatte, war 'Kälte' wohl noch der passendste Begriff.
Selbst ihr Körper reagierte darauf. Kaum, dass der Feuerdrache sie unter einem heißen Atemschub und reichlich Speichel ausgespien hatte, spürte sie das Zittern. Sie schlotterte am ganzen Leib und nicht einmal der heiße Wüstensand hätte sie wärmen können. Nur verschwommen nahm sie wahr, wie der Geschuppte seine endlos weiten Schwingen ausbreitete und sich vom Boden abstieß. Sein Brüllen, Fauchen und die anschließenden Schreie von der Stadt aus waren wie in Watte gepackt vor einem Hintergrund aus verlaufenem Rot, Gold und gleßendem Weiß, das in einem flackernden Strahl über Sarma niederging.
Warum nur? Warum hatte ihr Feuer sie verlassen. "Weil ich schaffen möchte statt zu zerstören ... weil du mir gezeigt hast, dass das geht, auch mit unserem Element." Das waren ihre Worte gewesen, doch sie halfen nun nicht. Madiha blieb ohne Magie zurück, ohne Halt. Dachte sie, denn sie fand ihn schnell um sich herum. Jemand griff nach ihr, packte ihre Arme und die Hüfte, zog sie in eine halbwegs sitzende Position. Gesichter schoben sich vor das Bild einer brennenden Wüstenstadt, über der ein roter Fleck seine Kreise zog und ihre Magie nutzte, um ... nicht zu schaffen. Um zu vernichten.
Madiha zuckte in den Armen eines anderen zusammen. Sie konnte nicht sagen, wer sie hielt. Sie erkannte nichts. Alles war ein Farbenspiel aus Schreien und Feuer. Ihr Feuer. Ihre Magie. Sie fühlte sich schrecklich benutzt, zugleich auch unzureichend, denn das Feuer hatte nicht bei ihr bleiben wollen. Madiha aus Sarma genügte nicht einmal als Gefäß.
In einem Chaos der Gefühle entwand sie sich den Händen, welche sie hielten. Sie stürzte nach vorn und landete unsanft auf dem Stein, mit den man den Teil des Hafens gepflastert hatte, der von Sarma aus zu den Stegen führte. Reichlich Sand lag darauf, immer wieder heran- und fortgetragen von der Wüste Sar und ihren warmen Wüstenwinden. Madiha lag mit der Wange auf dem Stein. Nichts fühlte sich warm an. Sie wischte ihre Tränen fort und stellte fest, dass es auch auf ihre eigenen Hände zutraf. Sie waren erschreckend kalt auf ihrer Haut. Fühlte Schnee sich auch so an? So kalt? Sie wollte doch den Schnee eines Tages sehen! Kjetell'os wollte ihn ihr zeigen ... Sie weinte, weinte lang. Bis Kjetell'os Gesicht vor dem verwaschenen Schleier ihrer mit Tränen benetzten Augen langsam wieder Konturen annahm.
Langsam richtete sie sich auf. Der Elf saß bei ihr und erhob sich zusammen mit ihr. Im Hintergrund entdeckte sie auch Jakub, der mit verschränkten Armen einen Blick auf die Stadt richtete. Noch immer drangen Schreie von dort herüber. Es knisterte, denn die Straßen brannten. Wo Sarma unter der drachischen Hitze zu schmelzen schien, da war nichts von dieser Temperatur mehr in Madiha übrig. Das bemerkte auch Kjetell'o, als sie sich ürplötzlich in einer stürmischen Umarmung an seinen Hals warf und sich an seinem Körper festklammerte. Er war warm. Sie nicht.
Der Shyáner zuckte zusammen, legte nur zögerlich seine Hände um ihren Leib. Dann aber wurde der Griff fester, zärtlicher. Er hielt sie wie ein Vater seine Tochter halten würde. Er strich ihr über den Hinterkopf, durch das Haar und sacht den Rücken herab.
"Mir ist so kalt..."
"Ja ... du bist eisig. Was ... was ist geschehen?" Kjetell'o erwartete keine Antwort, noch nicht. Er war der Geduldigste von allen und würde Madiha die nötige Zeit geben. Jakub tat das nicht. "Wär besser, wenn wir auf die Muräne zurückgehen. Keine Ahnung, ob so'n Drache wie der überhaupt ins Wasser will, aber ich glaube, da sind wir sicherer als in Sarma, aye? Und der Käpt'n..."
Kjetell'o nickte. Er stützte Madiha. Er ließ sie nicht los. Sie spürte sogar, dass ein Teil seiner magischen Wärme auf sie übergehen wollte. Ihrem Körper tat es gut, aber erreichte es auch ihre Seele? Gewiss konnte es die Leere nicht füllen, die ihre verlorene Magie dort hinterlassen hatte. Denn Kjetell'os Magie war ein Fremdfeuer. Nicht ihres. Sie besaß keine magischen Fähigkeiten mehr.
"Wir müssen ihm zeigen, dass du noch lebst, sonst begeht er irgendeine dumme Tat", rief Kjetell'o, auch um Madiha zunächst auf ein ZIel zu richten. Gemeinsam und mit langsamen Schritten kehrten sie über die Stege zu ihrem Schiff zurück. Jakub bildete das Schlusslicht mit wachsamem Blick gen Sarma. Er runzelte die Stirn, denn er war gerade der einzige, der aus den vom Drachenfeuer lodernden Straßen eine Sarmaerin mit zwei Kindern kommen sah. Eines führte sie an der Hand, das andere - einen Säugling - hielt sie auf dem Arm. Sie traten zu dritt direkt aus den Flammen, unversehrt. Nicht ein Brandfleck haftete ihnen an. "Hrrrm...", machte der Erste Maat, entschied sich jedoch, seine Überlegungen zu einem anderen Zeitpunkt an seine Gefährten hernazutragen. Selbst er hatte bemerkt, dass Madiha gerade alles andere als aufnahmefähig dafür war.

Behutsam wurde sie von Kjetell'o zurück an Deck gebracht. Dort hatten die Matrosen unter Elres Einsatz Caleb wirklich am Mast festgebunden. Er hing in den Seilen, der Kopf ruhte auf seiner Brust, so dass sein zerzaustes Haar einen wilden Vorhang vor seinem Gesicht bildete. Kjetell'o führte seine Schülerin direkt zu ihm hin. War sie das denn nun noch? Seine Schülerin? Sie beherrschte nichts mehr, was sollte er ihr denn nun noch beibringen? Würde er sich abwenden und nach Hause zurückkehren, um Azura noch einmal aufzusuchen? Würde er sie trösten, weil Corax ... oder waren ihr Rabenfreund und die Adlige mit den eigensinnigen Attitüden etwa beide...?
Madiha dachte im Moment wohl nicht darüber nach. Kjetell'o setzte sie vorsichtig vor Caleb ab und tätschelte anschließend dessen Wange. "Wach auf, Freund. Sie lebt. Sie ist noch bei uns."
Caleb brummte, stöhnte. Dann öffnete er die Augen und hob den Kopf an. "Madi... MADIHA!", brüllte er, aber es klang schrecklich heiser. Er hatte sich bereits die Stimmbänder wund geschrien - vorhin. Schon wand er sich unruhig in seinen Fesseln. Tränen rannen ihm über das Gesicht, aber er lächelte voller Erleichterung und in seinen Augen stand so viel Liebe. "Bindet mich doch endlich los!", forderte er. Elre zückte kurzerhand seinen Säbel und kappte die Seile. Caleb war wieder frei. Eilig befreite er sich den Tauen, um sogleich auf Madiha loszustürzen. Er umarmte sie herzlich, drückte sie an sich und sie konnte spüren wie dieser große, kräftige Mann ebenso am Leib zitterte wie sie.
"Madi, oh Madiha ... ich habe dich wieder. Ich hatte solche Angst um dich!" Er grunzte erleichtert auf, weil er nicht wusste, wohin mit seinen Gefühlen und wie es bei Caleb so üblich war, verwandelte er sie in einen dämlichen Kommentar. "Damit ... sind wir nun quitt", brachte er halbherzig zum Scherzen aufgelegt vor. Schon drückte er Madiha noch enger an sich, seufzte voller Erleichterung. Ich habe dich immer noch. Ich weiß gar nicht ... was ... hätte ich denn ohne dich ... weiter getan? Du bist mein Feuer, mein Herz! Du ..." Es gelang ihm, sie auf Armeslänge von sich zu drücken, auch wenn man ihm ansah, dass es ihm bereits schwer fiel, nur diesen Abstand zu ihr zu halten. "Du bist so kalt", murmelte er und musterte sie. Caleb mochte nichts von Magie verstehen. Er war ein Stein. Nein, weniger. Wahrscheinlich steckte in jedem noch so winzigen Kiesel am Ufer des Hafenbeckens mehr Magie als in ihm. Er wusste nicht wie es sich anfühlte, von arkanen Kräften erfüllt zu sein. Er wusste nicht, wie schrecklich es war, wenn sie fehlten. Aber er sah, dass Madiha etwas bedrückte. Mehr noch.
Seine Hand schob sich an ihre Wange. Er hielt sie und starrte sie an. Dann schüttelte er sacht seinen Kopf, lächelte mit einer Wärme, die sie auf magischer Ebene nicht mehr in sich finden konnte. "Was immer es ist, du lebst. Du lebst noch und bist bei mir. Ich liebe dich, Madi. Und alles andere ... wir finden schon eine Lösung. Du kennst mich doch!"
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Re: Am Hafen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Donnerstag 28. November 2024, 11:33

Madiha war schon oft verlassen worden. In ihren jungen Jahren war nichts so sicher, wie das. Irgendwann war sie doch allein. Früher hatte sie noch den Fehler begangen, sich an jemanden zu klammern, doch das verlor sich schnell, wenn sie sich bewusst wurde, dass sich nichts verlässliches daraus ergab. Die Frauen im Harem von Khasib waren austauschbar, so, wie sie selbst. Bei Abbas waren die Kinder irgendwann alt genug und wurden weiter verkauft, so, wie sie selbst. Nichts war von Dauer. Aber ihr Feuer, dass sie endlich entdeckt und als etwas angesehen hatte, das zu ihr gehörte… das hätte Bestand haben sollen. Madiha verstand die Welt nicht mehr und genau das war es auch, was ihr so sehr den Boden unter den Füßen entriss. Sie hatte sich darauf eingelassen, wie sie sich darauf eingelassen hatte, dass Caleb wirklich bei ihr blieb. Auch hier hatte sie einen langen Weg hinter sich. Es war nicht leicht, das Misstrauen zu vergessen. Madiha hatte oft das Gefühl, nicht zu genügen und musste erst lernen, dass es anders war. Der Verlust ihres Feuers nun, brachte den Lernerfolg wieder ins Wanken. Wer war sie, ohne Feuer im Herzen? Ohne Magie, die sie zu etwas Besonderem machte? Wer war sie? Madiha konnte es nicht mehr sagen, als sie bei Kjetell’o im Arm hing und sich an dem Elfen festhielt. Sie spürte, dass er erst zögerte, dann aber begann sie beruhigen zu wollen. Es tat gut, dass er sie nicht von sich stieß, aber sie war kaum in der Lage einen vernünftigen Gedanken zu fassen. “Ja … du bist eisig. Was … was ist geschehen?“ Ja, was war geschehen? Madiha konnte gerade nicht antworten, starrte einfach nur leer in die Welt. Sie war verlassen worden und konnte jetzt nicht mehr erkennen, wohin sie gehörte. Jakub bewies wie eh und je einen gewissen Pragmatismus.

"Wär besser, wenn wir auf die Muräne zurückgehen. Keine Ahnung, ob so'n Drache wie der überhaupt ins Wasser will, aber ich glaube, da sind wir sicherer als in Sarma, aye? Und der Käpt'n..." Madiha wandte mechanisch den Kopf. Alles wirkte verzögert, ein deutliches Zeichen ihres Schocks. Eben noch war sie nach Corax‘ Verlust gerade wieder zu sich gekommen und nun... Madiha lies sich aufhelfen und folgte auch brav dem Zug des Elfen. Ihre Schritte brauchten einen Moment, bis sie richtig in Schwung kamen. Sie spürte die Wärme, die Kjetell’o auf sie übergehen lassen wollte. Aber es fühlte sich nicht an als wäre es etwas gutes. Sie hatte die letzten Tage oft Fremdfeuer gespürt und es war ihr stets wie eine Herausforderung vorgekommen, etwas davon aufzunehmen. Jetzt erreichte es vielleicht ihren Körper, aber dieses Frieren kam von tief aus ihren Innern. Es war ein seelisches Frösteln, ausgelöst durch den Verrat. Madiha folgte mit auf die Muräne und fand sich plötzlich vor Caleb wieder. Ihr Blick kletterte langsam an ihm hoch und als sie ihn da bewusstlos hängen sah, erreichte sich ihr Herz. Sie verzog das Gesicht und blickte ihn mitleidig an. Er kam dank Kjetell’o langsam zu sich und erkannte sie dann. Madiha nickte auf seinen Ausruf. „Ich bin hier!“, sagte sie und Tränen stiegen ihr in die Augen. Es tat ihr so leid, ihm diesen Kummer gemacht zu haben. "Madi, oh Madiha ... ich habe dich wieder. Ich hatte solche Angst um dich!" „Es tut mir so leid, Caleb…“, gestand sie und ließ sich von ihm umarmen. Diese Wärme war schön und wusste sie auch zu liebkosen, aber es reichte noch nicht bis in alle Winkel ihrer Seele. Auch sie schloss ihn in ihre Arme. Sie hielt sich ganz fest.
"Damit ... sind wir nun quitt" Sie schnaubte, weil sie nicht fassen konnte, dass er diesen Scherz machte. Aber sie drückte ihn etwas fester. "Ich habe dich immer noch. Ich weiß gar nicht ... was ... hätte ich denn ohne dich ... weiter getan? Du bist mein Feuer, mein Herz! Du ..." Sie spürte seinen Druck und wich seinem Blick aus, als er sie musterte. "Du bist so kalt", bemerkte er und Madiha schloss die Augen. „Ich weiß… Es wird nie wieder anders sein…“, murmelte sie niedergeschlagen. "Was immer es ist, du lebst. Du lebst noch und bist bei mir. Ich liebe dich, Madi. Und alles andere ... wir finden schon eine Lösung. Du kennst mich doch.“ Madiha aber konnte seine Zuversicht nicht teilen. Sie blickte ihn mit graublauen Augen an und starrte einen Moment gedankenverloren. Dann blickte sie zu Kjetell’o. „Ein Teil von mir hat überlebt…“, versuchte sie der Wahrheit näherzukommen. Es war so skurril. Ihr Blick glitt zu Caleb. Sie griff nach seiner Hand, die im Gegensatz zu ihrer sehr warm war. „Ich bin nicht mehr vollständig. Ich werde nie wieder ich sein…Der Drache hat meine Magie. Mein Feuer. Ich… ich musste es aufgeben…“, sie stutzte. „Nein, es hat mich verlassen. Es wollte …. Es wollte mich nicht … mehr…“, die Worte schnitten tief in ihr Fleisch. Es tat irrsinnig weh. „Ich habe euch enttäuscht…“, murmelte sie und blickte kurz zu Kjetell’o. „Ich habe versagt… ich konnte es nicht halten, ich… ich war einfach nicht genug…“, wurde ihre Stimme zum Ende nur noch ein Flüstern. Madiha starrte vor sich auf die Planken und ihre Augen füllten dich wieder mit Tränen. „Erst konnte ich Corax nicht retten … und jetzt kann ich Sarma nicht retten… ich kann überhaupt nichts tun… ich bin nutzlos… ich habe nichts vorzuweisen.“, zog sie das bittere Resümee und schluchzte kurz auf. „Mir tut das alles so leid…“, meinte sie ehrlich und zeigte offen ihre eigene Enttäuschung über sich selbst.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. November 2024, 17:08

Madiha fühlte sich verlassen. Ihr Feuer, das doch als eine der wenigen Konstanten in ihrem Leben hätte immer Bestand haben sollen, war fort. Es hatte sie verlassen und nun sah sie sich allein ... unvollständig. Denn wer war sie noch, ohne ihre Feuermagie? Dass sie nicht ganz allein war, übersah sie in ihrem Schock. Wäre sie wahrlich allein gewesen, hätte niemand sie in die Arme genommen und festgestellt wie kalt sie war. Niemand hätte sie auf die Füße gezogen, um sie zum Schiff zurück zu bringen. Niemand hätte auf Caleb hingewiesen, der dort am Mast in den Seilen hing, im Glauben, ebenfalls einen Verlust erlitten zu haben. Und dass ihre bloße Existenz ihm mehr als genügte, wurde deutlich, als er sie sah. Sofort verlangte er, dass man seine Fesseln löste. Der Dieb konnte sie gar nicht schnell genug in seine Arme schließen. Er war einfach nur erleichtert, Madiha noch immer bei sich zu haben. Das drückte er wie üblich mit einem denkbar schlechten Scherz aus, aber er schaffte es so auch, zumindest einigen ein Schnauben abzuringen. Es lockerte die Stimmung etwas.
Madiha klammerte sich derweil an seinen Körper. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sie von Kjetell'o zu Caleb gewechselt war, aber von ihm wurde sie nun gehalten. Er besaß überhaupt keine Magie. Kein Fremdfeuer, an dem sie versuchen konnte, ihre Seele zu wärmen. Er besaß nur sich selbst, aber es fühlte sich besser an als bei dem Elfen. Natürlich erreichte es nicht die erkalteten Winkel, aber es unterstützte Madiha auf andere Weise. Sie konnte sich eine Weile festhalten. Es löste den Schock ein wenig. Genug, dass sie zumindest versuchen wollte, ihre Freunde über ihren Zustand aufzuklären, ohne dass der Verlustschmerz sie gleich zerriss.
Ihre Augen wanderten zu Kjetell'o. "Ein Teil von mir hat überlebt..." Er nickte. Er verstand es sofort. Als Magier konnte er das. Caleb fiel es deutlich schwerer. Mit gerunzelter Stirn musterte er Madiha, unterbrach sie jedoch nicht. "Ich bin nicht mehr vollständig. Ich werde nie wieder Ich sein ... Der Drache hat meine Magie. Mein Feuer. Ich ... ich musste es aufgeben... Nein, es hat mich verlassen. Es wollte ... Es wollte mich nicht ... mehr..."
"Hat es dir das mitgeteilt?" Kjetell'o verstand offensichtlich mehr als genug. Nicht nur mit Madiha schien ihre elementare Kraft zu sprechen. Galt es für jeden Magier? Sie hatte den Elfen nie danach gefragt. Er kniete sich zu ihr und Caleb, um einen tieferen Blick in ihre Augen zu werfen. Dann nickte er bedauernd. "Es sieht zumindest aus, als sei es fort. Aber vielleicht ist das nicht von Dauer. Wir werden die Übungen wohl wieder etwas einfacher gestalten und es erst noch einmal neu hervorlocken müssen." Plötzlich blickte er nachdenklich drein. Seine Augen glitten zur eigenen Hand. Er drehte sie mehrmals, ehe er seine Finger um Madihas Unterarm legte. "Es sei denn..." Er achtete auf eine Reaktion ihres Körpers, als er sein eigenes magische Feuer in ihren Leib schickte, dieses Mal nicht um sie zu wärmen. Seine Flammen durchströmten sie, erkundeten wie ein Gast die Räumlichkeiten einer Taverne. Es war auf der Suche nach einem geeigneten Zimmer. "Ich muss darüber nachdenken", verkündete er. Aber eines stand fest: Er gab Madiha nicht auf. Er sprach weiterhin von Übungen ... wie wollte er das anstellen, wenn ihr doch die magischen Fähigkeiten fehlten?
"Ich habe euch enttäuscht ... Ich habe versagt ... ich konnte es nicht halten, ich ... ich war einfach nicht genug..."
"So ein Blödsinn!", murrte Caleb und zog Madiha dann wieder dicht an sich. "Glaubst du, du bestehst nur aus Feuer? Jeder noch so kleine Teil ist wichtig ... und jeder Krümel von dir bei mir ist genug." Caleb drehte ihr Gesicht, neigte sein eigenes, als wollte er sie küssen. Madiha blieb jedoch in ihrem Kummer gefangen. "Erst konnte ich Corax nicht retten ... und jetzt kann ich Sarma nicht retten ... ich kann überhaupt nichts tun ... ich bin nutzlos ... Ich habe nichts vorzuweisen. Mit tut das alles so leid..."
Calebs Griff um ihre Wangen festigte sich etwas. Es tat beinahe weh und er war sich wohl selbst nicht bewusst, wie grob er gerade mit ihr umging. Sein Blick traf fest auf den ihren. "Lügnerin", gab er entschieden zurück. "Du hast mein Leben gerettet - von Anfang an."
"Und du musst dich nicht nur durch deine magischen Kräfte definieren", fügte Kjetell'o in deutlich wärmeren Ton an. Dabei berührte er Caleb am Arm, um ihm zu signalisieren, sich etwas zurückzunehmen. Der Dieb bemerkte es, zuckte gar erschrocken zusammen und ließ Madiha gänzlich los. Aber er schaute sie unter Schmerz an. "Du hast Wert", sagte er. "Und du hast Dinge in Celcia erreicht. Vergiss das doch nicht einfach."
Jakub brummte. Er lehnte an der Reling, spähte aber über den Rand des Schiffs hinweg zum Hafen zurück. Er behielt die Stadt im Auge, die Docks und den Drachen. Nur einmal giltten seine Augen zu seinen Freunden. Er zögerte. Es gab wohl etwas zu sagen, aber er entschied sich, dass der Zeitpunkt nicht unbedingt jetzt sein musste. Stattdessen riet er: "War 'ne ganz schön erschreckende Erfahrung, so'n Drache. Vielleicht ruht ihr euch ersmtal unter Deck aus. Ich halt die Stellung. Käpt'n?"
Caleb schaute zu ihm und nickte. Auch Kjetell'o schien von dem Vorschlag angetan. Er angelte nach Madihas Hand, rutschte noch etwas näher, um mit gedämpfter Stimme an ihr Ohr zu sprechen. "Glaubst du, es ist möglich, Magie mit reinem Fremdfeuer zu wirken? Möchtest du es mit mir versuchen." Er lehnte sich zurück und neigte unter beschwichtigender Miene den Kopf. "Nicht sofort. Du bist sicher erschöpft. Und ich weiß auch nicht, ob es überhaupt funktioniert, aber ..." Dann lächelte er. "Dein Feuer mag fehlen, aber das Potenzial sehe ich dir immer noch an. Ich würde gern ein Experiment starten."
"Erstmal unter Deck!", entschied Caleb, der Madiha kurzerhand wie eine Braut auf seine Arme hob. Er ging mit ihr bis zur Luke. Dort aber blieb er noch einmal stehen, um sie anzusehen. "Jede Zelle deines Körpers ist es Wert. Das sehen deine Freunde, das hat Corax gesehen und ich ... ich sehe es auch. Madiha." Jetzt ließ er sich den Kuss nicht länger nehmen. Vielleicht war es Calebs ganz eigene Möglichkeit, auf Celcia ein wenig zu zaubern und wenn er es tat, dann nur für sie. Weil nur Madiha es wert war, in diesen magischen Bann geschlagen zu werden.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 29. November 2024, 23:19

Es bestand keinen Zweifel daran, dass Caleb immer ihr Anker sein würde. Auch jetzt, obwohl sie sich so klein und haltlos fühlte, reichte ein Blick auf sein Gesicht, um sie daran zu erinnern, dass sie nicht mutterseelenallein war. Madiha spürte in sich eine schwindende Wärme, die ihr wenigstens ein wenig die Lebensgeister zurückgab. Sie hatte das Feuer in sich verloren, aber nicht die Menschen und Elfen, um sich herum. Als Caleb sie in seine Arme schloss, konnte Madiha ein wenig Luft holen. Sie klammerte sich an ihn und sog seinen ganz eigenen Duft in sich auf. Alles, was ihre Leere füllte, war nun Willkommen. Seine Worte waren ein wenig Salbe auf ihren Wunden, sodass sich Madiha in der Lage sah, sich endlich zu erklären. Sie hatte nicht nur einen roten Feuerdrachen überlebt, sie hatte ihre Magie verloren! "Hat es dir das mitgeteilt?" Sie warf dem Elfen einen Seitenblick zu, während sie weiterhin in den Armen des Diebes hing. Sie nickte bestätigend. „Es sehnte sich danach, mit der schwindenden Magie zu verschmelzen…“, präzisierte sie und schloss die Augen. Es tat weh, daran zu denken. Es kam ihr so vernichtend vor. Madiha hatte große Angst, niemals genug zu sein und selbst ihre Magie hatte sie verlassen. "Es sieht zumindest aus, als sei es fort. Aber vielleicht ist das nicht von Dauer. Wir werden die Übungen wohl wieder etwas einfacher gestalten und es erst noch einmal neu hervorlocken müssen." Sie musterte den Elfen einen Moment ratlos. „Aber…“, wollte sie einwenden, doch es gelang ihr noch nicht, sachlich darüber nachzudenken. Madiha spürte derweil nur ihre Unzulänglichkeit. Und sie wusste auch, dass sie ihr Umfeld damit in Aufruhr versetzte, weil sie ständig an sich zweifelte. "So ein Blödsinn! Glaubst du, du bestehst nur aus Feuer? Jeder noch so kleine Teil ist wichtig ... und jeder Krümel von dir bei mir ist genug." Sie lächelte schwach. Ja, das stimmte. Und ihr ging es mit ihm ja genau so, aber sie hatte ganz andere Sorgen. Sie wusste nicht, was sie nun noch ausrichten konnte. Wie sollte sie ihr Versprechen halten? Ohne Feuer war sie nicht in der Lage überhaupt etwas zu tun. Sie hatte nichts gelernt, was nun nützlich sein würde. Dass sie Caleb damit gar sauer machte, ahnte Madiha nicht.
Erst als er sie fester anpackte, schenkte sie ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie starrte ihn an, spürte den feinen Schmerz an ihrem Gesicht. "Lügnerin. Du hast mein Leben gerettet - von Anfang an.“ Sie zog die Brauen in die Mitte und schluckte. Niemals war Caleb grob geworden. Sie musste ihn wütend machen mit ihrem Selbstzweifel. Madiha legte eine Hand auf seine, wollte ihm zeigen, dass er zu weit ging, doch erst Kjetell’o schaffte es, ihr Linderung zu verschaffen. "Und du musst dich nicht nur durch deine magischen Kräfte definieren" Ihre Augen schwammen von selbst. Sie hielt sich die Wange eine Sekunde lang, dann sah sie wieder zum Shyaner.

„Aber was bleibt noch übrig?“, wollte sie wissen. "Du hast Wert! Und du hast Dinge in Celcia erreicht. Vergiss das doch nicht einfach." Madiha’s Blick glitt zurück zu Caleb, der reichlich erschrocken war, ob seines Zupackens. Madiha überging das. „Versteh mich nicht falsch!“, bat sie eindringlich. „Mir reicht es völlig, wenn du mich liebst!“, sagte sie mit aller Ehrlichkeit, die in ihr wohnte. „Aber das reicht niemals für Sarma. Niemals reicht das für die Erfüllung von Hoffnung und Versprechen!“, erinnerte sie Caleb daran, was man ihr auferlegt hatte. Jakub unterbrach diese Grundsatzdiskussion. "War 'ne ganz schön erschreckende Erfahrung, so'n Drache. Vielleicht ruht ihr euch ersmtal unter Deck aus. Ich halt die Stellung. Käpt'n?" Madiha wandte den Blick zum ersten Maat und betrachtete seinen glatzköpfigen Hinterkopf. Bevor sie ein Veto einlegen konnte, denn sie hatte keine Zeit jetzt auszuruhen, sie musste schnell etwas Neues lernen, damit sie helfen konnte, da spürte sie die Hand von Kjetell’o, der ihr etwas ins Ohr flüsterte. Madiha lauschte mit gerunzelter Stirn, ehe sich ihr Gesicht etwas glättete. Die Idee, die Kjetell’o da aussprach war… eigensinnig. Aber Madiha hatte bereits Fremdfeuer bezogen und erfolgreich gespeichert. Warum sollte es nicht möglich sein? Gab es vielleicht einen Unterschied zu einer magischen Begabung und der elementaren Kraft? Sie schaute Kjet verblüfft an. "Nicht sofort. Du bist sicher erschöpft. Und ich weiß auch nicht, ob es überhaupt funktioniert, aber ... Dein Feuer mag fehlen, aber das Potenzial sehe ich dir immer noch an. Ich würde gern ein Experiment starten." Madiha’s Herz klopfte auf einmal schneller. In ihren Augen glomm ein eigenartiger Funke auf, der ihr tatsächlich Hoffnung machte. Konnte diese Idee funktionieren? Würde sie das schaffen können? Ihre Augen hefteten sich einen Moment an die goldenen Sprenkel. Dann nickte sie ihm zu. Ja, sie wollte dieses Experiment wagen! Caleb unterbrach den Tatendrang, der sich durch all die triste Traurigkeit schlängelte. Madiha fühlte immer noch die Leere und wusste nicht recht, wohin mit sich. Aber sie hatte Dank Kjetell’o mehr Hoffnung als noch vor einer Minute. Caleb hob sie hoch und unterbrach den Blickkontakt zu Kjetell’o. Madiha richtete ihre Aufmerksamkeit auf Caleb aus und umschlang seinen Hals. Als er stehenblieb, erwiderte sie seinen Blick aus den blaugrünen Augen. "Jede Zelle deines Körpers ist es wert. Das sehen deine Freunde, das hat Corax gesehen und ich ... ich sehe es auch. Madiha."
Der Kuss, der folgte, war für Madiha der Verband. Zuvor hatte er Salbe auf ihre Wunden geschmiert, jetzt aber deckte er sie behutsam ab. Sie schloss die Augen und widmete sich für diese Sekunden der Glückseligkeit ausschließlich ihm. Sie legte eine Hand an seine Wange und eine Träne rollte vor Liebe, die sie empfand, über ihre Wange. „Danke“, hauchte sie und öffnete die Augen wieder. „Dass du da bist. Dass … du mich nicht aufgibst!“, flüsterte sie weiter. Das war nur für ihren Dieb bestimmt und für niemanden sonst. „Ich weiß, dass ich nicht… nicht unwichtig bin… aber ich fühle mich dennoch schrecklich nutzlos. Ich dachte, mit meiner Magie wäre ich endlich etwas. Jetzt…“, sie schaute kurz nach Sarma. „Jetzt muss ich erst wieder lernen etwas anderes zu sein. Und wir haben keine Zeit. Sarma brennt. Ich… ich habe Angst, dass alles scheitert und wir am Ende gescheitert sind.“, murmelte sie. Ihr Blick glitt über Caleb’s Schulter zum Elfen, dann zu Jakub. Madiha durchzuckte eine Idee. Sie bat Caleb, dass er sie hinunterließ. „Jakub!“, rief sie den Maat, blieb aber bei Caleb stehen. Sie suchte seine Nähe und wollte ihn gar nicht wegstoßen. Aber sie brauchte jetzt auch etwas, das sie tun konnte. „Kannst du mir beibringen, wie man kämpft?“, fragte sie und schluckte dann über ihre Courage. „Ich meine… jetzt, wo… wo ich nicht mehr…“, sie hob die schmalen Schultern. Dann sah sie zu Kjetell’o. „Und deine Experimente… können wir gleich anfangen? Wir haben keine Zeit uns auszuruhen…“, sagte sie und jeder konnte erkennen, dass sie die Lücke unbedingt füllen wollte. Um nicht das Gefühl zu behalten, nichts zu können.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Samstag 30. November 2024, 03:39

Kjetell'o lauschte aufmerksam. Seine Spitzohren zuckten sogar kurz, als Madiha genauer wiedergab, wie es dazu hatte kommen können, dass ihr Feuer sich von ihr abwandte. "Es sehnte sich danach, mit der schwindenden Magie zu verschmelzen..." Die Augen des Elfen glommen mit kleinen goldenen Lichtern. Auch sein Blick beruhigte. Kjetell'o war immer so ruhig und er sah Dinge oft aus einem anderen Blickwinkel. Vielleicht musste man das, um auch jetzt noch Potenzial in jemandem wie Madiha zu sehen. "Es hat also nicht explizit erwähnt, dass es nicht gern länger bei dir wäre ... nur eine Sehnsucht ... Schwindende Magie, sagst du? Dann wollte es dem Drachen helfen?" Im Grunde hatte es nichts Anderes getan als Madiha. Sie und ihr Feuer waren sich ähnlich, abgesehen davon, dass es den letzten Schritt gegangen war. Aber hätte der Drache sie wirklich vollends und auf ewig verschlungen, hätte auch Madiha sich von jemandem gelöst. Dann würde Caleb nun die Leere, vielleicht sich selbst in wiegenden Bewegungen umarmen. Auch Madiha war bereit gewesen, ihre Beziehung zu ihm zu verraten ... um ... zu helfen.
Natürlich machte es den Fakt nicht besser. Ihr Feuer war verschwunden und sie fühlte sich leer. Aber vielleicht half es, die Dinge besser zu verstehen. Für Kjetell'o schien es jedenfalls weder der Untergang ihrer Welt noch Grund zu sein, sie aufzugeben. Im Gegenteil, er wollte weiterhin Übungen mit ihr machen, hoffte auf eine Rückkehr ihrer Kräfte und wenn das nicht fruchtete ... er dachte tatsächlich bereits über alternative Lösungen nach. So sehr glaubte er an Madihas Potenzial, wollte es um jeden Preis fördern und am Brennen halten. Notfalls auch mit Fremdfeuer.
Aber nicht nur der Elf sah weiterhin einen Wert in ihr, den Madiha nicht mehr finden konnte. Caleb wurde darüber sogar richtig zornig. So sehr, dass er drohte, seine Beherrschung zu verlieren. Erschreckt über seine eigene Leidenschaft zog er sich zurück, sobald Kjetell'o ihn auf seine Grobheit gegenüber der Liebsten hinwies. Er starrte seine Hand und dann Madiha an. Sie musste doch erkennen, was sie für ihn bedeutete, ob mit oder ohne Magie!
"Mir reicht es völlig, wenn du mich liebst! Aber das reicht niemals für Sarma. Niemals reicht das für die Erfüllung von Hoffnung und Versprechen!" Jakub brummte daraufhin, ohne zunächst zu dem Trio zu schauen. Sein Blick galt Sarma. Letztendlich aber wandte er sich lange genug ab, um seinem Kapitän den Rat zu unterbreiten, Madiha ausruhen zu lassen. Caleb stimmte dem zu und hob sie schon auf seine starken Arme. Er gab ihr Halt. Kjetell'os Worte und Ideen hingegen schenkten ihr einen Funken an Hoffnung, der wärmer brannte als es sein Feuer bisher für sie getan hatte. Aber genau jenen Feuers sollte sie sich bedienen? Denn wenn die Überlegungen des Elfen sich umsetzen ließen, könnte Madiha weiterhin auch magisch von Nutzen sein. Sie würde an Kjets Seite bleiben müssen, da er ihr Quell für das Arkane wäre, aber ... stimmte es? Er sah so viel Potenzial in ihr, mehr als in sich selbst. Könnte sie mit seinen Mächten vielleicht mehr bewirken als er?
Mit so viel Unterstützung nach ihrem schienbaren Niedergang rechnete sie nicht. Auch Caleb blieb weiterhin treu, hörte nicht auf, ihren Wert zu betonen und unterstrich es endlich durch einen Kuss, der Madihas Körper mit Frieden belegte. Sie gab sich diesem kleinen Moment vollkommen hin und auch Kjetell'o und Jakub ließen den Liebenden die Zeit.
"Danke ... Dass du da bist. Dass ... du mich nicht aufgibst!"
"Niemals, Madi!", beteuerte Caleb und war drauf und dran, sie noch einmal zu küssen. Madiha aber schaute an ihm vorbei, über ihre Schulter zurück gen Sarma. "Jetzt muss ich erst wieder lernen, etwas Anderes zu sein. Und wir haben keine Zeit. Sarma brennt." Sie rief Jakub herbei, der noch immer an der Reling lehnte, die Arme verschränkt. Er stieß sich mit dem Rücken davon ab und trat auf sie zu. Sein Mund öffnete sich, als wollte er etwas sagen. Madiha aber kam ihm zuvor.
Jakub! Kannst du mir beibringen wie man kämpft?" Der Erste Maat blickte perplex drein. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Der Moment weilte allerdings nicht lange. Schon setzte er wieder seine altbekannte, leicht strenge Miene auf, hinter der sich ein weicherer Kern verbarg als er vorgab. Er nickte. "Glaub aber nicht, dass es nötig ist, denn..." Er wurde unterbrochen. Madihas Aktivismus zwang sie, nach jedem Strohhalb zu greifen, mit dem sie ihren Wert beweisen konnte.
"Und deine Experimente ... können wir gleich anfangen? Wir haben keine Zeit, uns auzuruhen..."
"Langsam, langsam!", hielt Kjetell'o dagegen. "Ich muss mir selbst erst einmal Gedanken dazu machen."
"Sie hat aber Recht. Sarma brennt", entgegnete Caleb und wurde nun seinerseits von einem gedehnten Laut seitens des Maats am weiteren Sprechen gehindert.
Hätte Madiha ihre intimen Worte von vorhin auf Celcianisch gesagt, wäre Jakub gewiss eingeschritten. Dann hätte er den richtigen Moment erwischen können, um seine Entdeckung mitzuteilen. Sie ging dennoch nicht unter, denn nun sah Madiha es selbst. Ja, sie sah Sarma brennen ... und wiederum auch nicht. Das Feuer loderte noch immer in den Straßen, dass es eine mit Flammen gefüllte Schlucht zwischen den sandfarbenen Bauten, den Trümmern und Mauern bildete. Aber Madiha erkannte auch Sarmaer Fahnen, die von den Flammen umlodert wurden, ohne diese zu entzünden. Sie sah Markisen, umgeben von dem hellen rot jenes Feuers, das ursprünglich das ihre war. Und sie sah ... Menschen. Elfen. Sarmaer wie Dunkelelfen trotteten aus den Straßen. Sie kamen zum Hafen, klopften an ihrer Kleidung herum, bis sie feststellen, dass nichts davon brannte. Sie waren nicht einmal versengt. Sie marschierten aus dem Drachenfeuer heraus, nahezu unversehrt. Tatsächlich erkannte sie auch einige Dunkelelfensoldaten, die ihre Kameraden auf dem Weg nach draußen stützten. Die Verletzungen stammten jedoch von Schwertern, nicht aber von Feuer.
Immer mehr Menschen und Elfen sammelten sich mit konfusen Blicken am Hafen. Dort teilten sie sich zwar in zwei, nach Völkern getrennten Gruppen auf, spähten einander aber ebenso verwirrt an wie das ganze Bild die Lage erscheinen ließ. Sarma brannte ... ohne zu brennen.
"Ihr seht's jetzt auch, aye?", fragte Jakub und drehte sich, um zum Hafen zu blicken. Frauen und Kinder standen dort. Einige Sarmaer Männer, einige elfische Soldaten. Sie alle wirkten ... überrascht und blickten auf die Schiffe im Hafen oder hinter sich auf die Stadt.
"Was ... geht da nur vor sich?", fragte Caleb nicht minder verwirrt. "Sollten wir nachsehen?"
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Re: Am Hafen

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Dienstag 3. Dezember 2024, 11:32

Madiha wollte niemals ihre Beziehung zu Caleb verraten. Sie hatte einen unbändigen Wunsch zu helfen, aber sie würde Caleb nicht kopflos verlassen. Das hätte sie ihm nie angetan, wo sie doch am eigenen Leib erfahren hatte, was das mit einem machte. Nein, Madiha war im Irrglauben zum Drachen gelaufen, dass die Verbindung von Feuer zu Feuer dicker wäre. Dass sie ihm mit ein wenig ihrer Magie hätte Linderung verschaffen können. Sie wollte sich weder opfern, noch ihr Leben aufgeben. Madiha hing an ihrem Leben und sie hatte naiver Weise nicht kommen sehen, dass der Drache sie verschlingen würde. Und auch nicht, dass er ihre helfende Hand auffraß und ihr alles nahm. Das Mädchen fühlte sich nicht gut dabei, aber es war geschehen. Sie hatte einen guten Glauben besessen, der sich als fatal herausstellte. Sie hatte sich von ihrer Magie verleiten lassen und war ihr vertrauensvoll gefolgt. Dass sie damit den Weg ebnete, damit es sie verlassen konnte… damit hatte sie nicht eine Sekunde gerechnet. Sie hatte es nicht für möglich gehalten. Jetzt musste Madiha damit leben lernen, dass sie diesem Irrglauben aufgessesen war. Sie würde einen Weg finden, es zu verarbeiten und schließlich ihren Weg weiter gehen. Eine kleine Abzweigung, ein Pfad, der sie zwar nicht besonders machte, sie aber überlebte. Madiha würde gewiss irgendwann erkennen, dass ihre Magie nicht alles war, das sie beitragen konnte. Jetzt jedoch schaffte sie das noch nicht. Deshalb bat sie auch Jakub darum, dass er ihr das Kämpfen beibrachte. Sie traute dem ersten Maat durchaus zu, dass er dazu in der Lage wäre. Und sie hatte keine Zeit. Sie musste schnell lernen, damit sie nicht vollkommen unfähig wäre, sollte es zum äußersten kommen. Und sie wollte, dass Kjetell’o sofort mit seinen Experimenten begann. Sie wollte nicht warten, weil sie das Gefühl hatte, nicht warten zu können. In jeder Sekunde, in der sie untätig blieb, starben Menschen. Sarma brannte ihr unter den Augen weg. "Langsam, langsam! Ich muss mir selbst erst einmal Gedanken dazu machen."
"Sie hat aber Recht. Sarma brennt"


Madiha blickte zu Jakub, der einen eigenartigen Laut von sich gab. Dann folgten ihre Augen seinem Blick und auch sie konnte die lodernde Stadt erkennen. Es bescherte ihr ein Schaudern, weil sie wusste, dass der Drache nur durch sie in der Lage war. Madiha presste die Lippen aufeinander und zwang sich trotzdem, hinzusehen. Sie geißelte sich selbst, weil sie es gewesen war, die den Fehler machte. Und der nun Unzähligen ihr Leben auf grausame, schmerzhafte Weise kostete. Das Mädchen löste sich von Caleb’s Nähe und trat auf die Reling zu. Sie betrachtete das orange-rote Spiel des warmen Elements und schluckte einen immens großen Kloß hinunter. Ihre Augen wanderten über die Fassade im Hafen, bis sie stutzte. Ihr Blick flog zurück und sie entdeckte eine Markiese, die von Feuer umhüllt war, aber dennoch nicht in Flammen stand. Sie runzelte die Stirn, denn sie glaubte, dass ihre Augen ihr einen Streich spielten. Ihr Blick glitt weiter und nun fielen ihr immer mehr Details auf. Da waren Stoffe, die normalerweise sofort in Flammen aufgingen. Und soweit sie wusste, besaß Sarma kein Zaubermittel, das vor Flammen zu schützen wusste. Jetzt darauf gespitzt, entdeckte Madiha immer mehr solcher ungewöhnlichen Details. Da waren allerlei brennbare Materialien, die eben nicht brannten, obwohl die Flammenschneise sie deutlich traf. „Wie…?“, wollte sie eine Frage formulieren, als Jakub’s Stimme einhakte: "Ihr seht's jetzt auch, aye?" Dann sah Madiha die Menschen, Elfen, egal ob Dunkel oder Wald. Sie alle traten mit überraschten Gesichtern aus der Stadt und in den Hafen. Madiha umfasste die breite Reling und starrte sie alle nacheinander an. Keiner von ihnen war verletzt, keiner wirkte… verwundet oder brannte gar lichterloh. "Was ... geht da nur vor sich? Sollen wir nachsehen?“, hörte sie Caleb hinter sich und starrte noch einen Moment perplex den anderen entgegen. „Sie sind unverletzt…“, murmelte sie und runzelte nachdenklich die Stirn. Dann aber zuckte sie vor. Sie wollte voranstürmen, wollte wissen, wie das möglich war, aber sie brauchte nur eine Sekunde, um den Impuls im Keim zu ersticken. Zu tief saß das Erlebnis mit dem Drachen. Madiha wollte nicht wieder einen Fehler machen. „Vielleicht sollten wir lieber nicht zu schnell handeln…“, murmelte sie kleinlaut. Dann schaute sie die anderen an. „Vielleicht geht dieses Mal einer von euch…“ rieb sie sich über den Arm und wirkte verlegen. Sie war nicht länger die richtige Person, um einen ersten Schritt zu wagen. „Ich folge euch“, murmelte sie und lächelte schief.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. Dezember 2024, 11:39

Madiha hatte schon immer an das Gute geglaubt, nicht nur was ihre Mitmenschen anging. Auch ihrer eigenen magischen Kraft hatte sie zugetraut, zu mehr als Zerstörung fähig zu sein. Sie hatte etwas schaffen wollen - Wärme, Geborgenheit. Sie hatte beschützen und nicht verbrennen wollen. Nun brannte in ihr nichts mehr, denn alles Feuer, das einst ihre Seele umschlossen hielt, gehörte nun dem Drachen. Und er nutzte es auf die erdenklich grausamste Weise.
Mit Schrecken mussten Madiha und die übrigen an Deck Gebliebenen ansehen, wie das geschuppte Ungeheuer seine Kreise über der Wüstenstadt zog. Dabei setzte es immer wieder zum Sturzflug an, dass sich ein wahres Flammenmeer auf Sarma ergoss. Schreie wurden laut, sobald die gleißend roten Flammen - einst Madihas Flammen! - in die Gasse gespült wurden. Es war schrecklich, allerdings nur auf den ersten Blick. Denn schon bei genauerem Hinschauen ließ sich erkennen, dass weitaus weniger brannte als angenommen. Auch Madiha fiel auf, dass die vom Drachen ausgespuckten Flammen zwar an Häuserwänden hochzüngelten und sich einer Flut gleich durch Sarmas Straßen bahnten, aber dass eben nicht alles brannte. Markisen aus einfachem Leinen blieben verschont. Mit Kakteen gefüllte Pflanzenkübel stachen schön aus dem Wechsel aus Rot, Gold und Weiß hervor, ohne dass auch nur eine Kaktusnadel versengt wurde. Und auch die Menschen, Dunkelelfen blieben unversehrt. Nun, zumindest was das Feuer selbst betraf.
Madiha starrte zu den Überlebenden, die langsam am Hafen eintrafen. Sie erkannte leicht verletzte Mütter, Kinder, ältere Sarmaer und Soldaten auf beiden Seiten. Ja, auch Dunkelelfen waren unter den Versammelten. Sie entdeckte sogar zwei Orks! Die Blessuren, die die meisten trugen, mochten von Stürzen oder kleinen Scharmützeln in den Straßen stammen. Brandverletzungen erkannte sie jedoch nicht.
Schon zuckte sie vor, wollte losstürmen, um sich dieses merkwürdige Phänomen genauer zu betrachten, aber sie musste erkennen, dass sie es war, die verbrannt wurde. Sie hatte ihr Feuer verloren, weil sie zu schnell losgeprescht war. Nun scheute sie eben jenes Feuer, das ein anderer nutzte. Sie würde nicht noch einmal so viel riskieren. Der Verlust hinterließ ein zu großes Loch. Wer wusste schon, was man ihr noch nehmen könnte und wie leer sie sich danach fühlen würde?
"Vielleicht sollten wir lieber nicht zu schnell handeln..." Ihr Blick wanderte verlegen über die Schulter zurück und doch lächelte sie schief auf. Caleb, Jakub und Kjetell'o erwiderten ihren Blick, allesamt mit Sorge im eigenen. "Vielleicht geht dieses Mal einer von euch ... Ich folge euch." Natürlich war es ihr geliebter Dieb, der das Zepter ergriff. Er trat auf sie zu, schlang einen Arm um ihren Körper und drückte sie auf diese Weise an den seinen. "Wir gehen zusammen", meinte er. Kjetell'o nickte unter einem warmen Lächeln. Er reichte Madiha sogar die Hand. Jakub brummte nur: "Dann ist's ja geklärt. Ich geh voran! Käpt'n?"
Caleb nickte nur zur Planke und der Erste Maat setzte sich in Bewegung. Die beiden Männer folgten ihm, Madiha zwischen sich. Gemeinsam betraten sie die Stege und wanderten zum Ufer. Dort hatten sich inzwischen drei Gruppen gebildet. Die größte von ihnen bildete eine Traube aus Frauen, Älteren und Kindern. Sie kauerten sich in einer Ecke nahe des Hafens zusammen, wo halb zerstörte Kontore sich in die Stadtmauer Sarmas schmiegten. Die Jüngsten der kleinen Sarmaer wimmerten, wurden von den Müttern oder Geschwistern so gut es eben ging beruhigt. Aber alle schauten verwirrt bis ängstlich.
Eine weitere Gruppe bildeten die dunklen Völker. Es handelte sich ausschließlich um Soldaten. Natürlich! Familien waren nicht nach Sarma gereist, um an der Invasion teilzunehmen. Erst wurde durch Militär erobert, ehe man die Kampfunfähigen holte, damit sie sich im eroberten Gebiet niederlassen könnten. So weit war das dunkle Volk noch nicht. Deshalb fanden sich hier hauptsächlich Männer ihres Schlags und allesamt definitiv Soldaten. Nur ein halbes Dutzend Goblins, die sich hinter der breiten Masse eines Orks versteckten, wirkten reichlich fehl am Platz. Ihre Größe sorgte dafür, dass man sie von vornherein unterschätzte, aber sie sahen auch nicht wie Soldaten aus. Dazu waren sie zu wenig gerüstet. Sie trugen Schürzen und schwer aussehende Taschen bei sich, waren mit Schraubenschlüssel und Hammer bewaffnet. Beides konnte durchaus verletzen, doch sie hielten ihr Werkzeug nicht mit der Erfahrung eines Dunkelelfen, der sein schwarzes Schwert soeben gegen die letzte Gruppierung erhob.
Dabei handelte es sich nämlich um Sarmaer Soldaten. In einem Halbkreis um die Dunklen hatten sie ihre verbliebenen Waffen gezückt, deuteten aber keinen Angriff an. Vielmehr wirkten sie wie eine Warnung, dass man weder den Kindern noch ihren Eltern im Hintergrund ein Haar krümmen sollte. Sie verteidigten - beide Seiten taten dies und so entstand zwischen ihnen eine Spannung, die man fast als Flirren in der Luft sehen konnte. Möglicherweise stammte dieser Effekt aber auch von der Hitze, die das Drachenfeuer innerhalb Sarmas auslöste.
Gerade, als Jakub, Caleb, Madiha und Kjetell'o den mit breiten, flachen Steinen gepflasterten Hafenbereich erreichten, löste sich eine Frau in den Mittvierzigern aus ihrer Gruppe. Sie setzte ihr jüngstes Kind bei den Geschwistern ab, raffte ihre Röcke und kümmerte sich auch nicht darum, dass während ihres Ganges zu den beiden anderen Gruppen ihr Kopftuch fiel, um im Sand liegen zu bleiben. Schwarze, wilde Locken wallten über ihren Rücken, so zügig marschierte sie. Und sie war so schnell, dass der Sarmaer Soldat ihr Kommen nicht bemerkte. So konnte sie ihm noch im Gehen den Krummsäbel entreißen, um ihn anschließend auf die Dunkelelfen zu richten. Die hoben ihrerseits ihre Schwerter.
"Ihr habt meinen Mann auf dem Gewissen!", keifte sie die Spitzohren an. Jene tauschten knappe Blicke, nahmen aber sofort eine defensive Haltung ein.
"Was will das Weib?"
"Ich verstehe sie nicht!"
"Wenn du sie tötest, greift der Rest an."

Aber auch unter den Sarmaer Soldaten wurde es lauter. "Sie wirken eingeschüchtert."
"Dann ... töten wir sie. Wir schaffen das!"
"Sie sind in der Unterzahl, aber sie haben noch Orks. Die können gleich drei von uns in den Boden rammen, wenn sie wollen."

"Die Lage spitzt sich zu", murmelte Kjetell'o, der vermutlich keine von beiden Sprachen verstand und doch anhand der angespannten Körper, düsteren, aber wachsamen Blicke schnell erkannte, dass die Situation brenzlig war. Keine von beiden Seiten schien einen Angriff provozieren zu wollen, von der Witwe abgesehen. Diese war einfach nur verzweifelt, getrieben von ihrem Verlust. Die Soldaten beider Seiten aber schienen eher verteidigen zu wollen und gar nicht darauf aus, hier am Hafen das nächste Massaker zu begehen.
"HEY!", brüllte Jakub plötzlich in die Runde und schon lagen aller Augen auf ihm. Die dunklen Völker musterten die Neuankömmlinge kritisch. Die Sarmaer Soldaten wirkten verwirrt. Schließlich mischten sich hier zwei Andunier, ein Shyáner Elf und nur eine Sarmaerin ein. Was sollte dieses GRüppchen jetzt auch noch hier? Sogar die verzweifelte Mutter verlor den Wind aus ihren Segeln, aber das war wohl das Beste, was passieren konnte. Jetzt hieß es verhandeln. Jakub sah sich allerdings nicht in der Position. Er knurrte, wandte sich um, schaute erst Caleb an. Schließlich aber sprach er direkt mit Madiha: "Bin kein großer Rednet. Mach du das, sonst muss es der Käpt'n noch tun und dann sind wir alle verloren."
"Bist du mit deinem Posten als Erster Maat so unzufrieden?", konterte Caleb. Beide Männer grinsten sich knapp an. Kjetell'o aber schob Madiha aus ihren Reihen auf die Gruppen zu. "Jakub hat Recht", säuselte er ihr zu. "Wenn jemand mit ihnen reden kann, dann bist du es. Dazu brauchst du keine elementare Magie, sondern nur die deines Herzens."
Er warf Madiha ins kalte Wasser, aber ließ sie dabei nicht im Stich. Kjetell'o blieb in ihrer Nähe, in ihrem Rücken. Und Caleb und Jakub schlossen sich an. Der Dieb legte Madiha eine Hand auf die Schulter. Jakub beobachtete alles, seine Finger am Säbel, aber noch nicht in einer Haltung, die irgendjemanden dazu veranlassen könnte, aktiv zu werden. Alle schauten nach wie vor etwas verwirrt auf die Gruppe. Niemand schien so recht zu wissen, wie man auf die Situation reagieren sollte.
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