Das Versteck an der Küste

Diese Küstenstadt ist verrufen, gefürchtet und niederträchtig. Hier leben Rassen aller Art und sie sind Piraten, Hehler und Gesindel. Neue Besucher sollten sich einer Gemeinschaft anschließen, wenn sie in Rumdett überleben wollen.
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Alea
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Alea » Samstag 25. August 2012, 18:19

Devin schien dem Kobold im Gegensatz zu ihr sofort zu glauben. Als er ihn fragte, ob er auch zaubern konnte, spitzte Alea die Ohren. Denn daran hatte sie noch nicht gedacht und nicht einmal ansatzweise vermutet, dass sie je einem Wesen begegnen würde, das dazu fähig sein würde. Bis auf Magier natürlich, war sie doch selbst so etwas wie eine. Angeblich konnte er das also auch. Und angeblich konnten auch Kobolde, zumindest Rabaukenheimer, zaubern, wenn sie ihm glauben konnte. Interessant. Die anderen Worte des gefangenen Kobolds registrierte Alea schmunzelnd, konnte man bei seiner Art und Weise doch unmöglich ernst bleiben. Auch beim Thema Nächstenliebe. Natürlich hätte sie den Kobold auch einfach so mitgenommen. Ihre Bedingung war auch mehr scherzhaft gemeint, aber im Grunde war es relativ egal, wie er diese aufnahm, denn scheinbar war er durchaus bereit, ihr etwas über sein Volk zu erzählen.

"Urks?", hakte sie nach, weil sie noch immer nicht ganz verstand, was er damit meinte und dieses Wort noch nie gehört hatte. Vielleicht war ja auch das irgendein gaiaynisches Wort. Rabaukenheimers Bemerkung zur ihrem Namen überging sie geflissentlich, da sie annahm, dass er es sicher nicht ernst meinte. Außerdem trug sie sicherlich nicht den schlimmsten Namen. Das schien auch Devin so zu sehen und bevor sie auf die Frage des Kobolds einging und ihn alle möglichen Fragen über sein Volk stellte, warf sie mit erhobener Augenbraue einen Seitenblick zu ihrem jungen Begleiter. Nicht die Aussage an sich, die sie noch mit einem zufriedenen Lächeln hingenommen hatte, sondern eher der Ton dieses Kompliments ließ sie Devin näher betrachten. Die Röte in seinem Gesicht und Jhins Worte sprachen eigentlich Bände. Wann war denn das passiert? Da Devin sich abwandte und ihm offenbar nichts daran lag, sich näher dazu zu äußern, schaute die Diebin sowohl verwirrt als auch neugierig zu dem Tha'Roon. "Was hat er denn?", flüsterte sie laut genug, dass Jhin sie auch verstehen würde und dabei ganz vergessend, dass es ihr selbst noch vor wenigen Momenten überhaupt nicht recht gewesen war, dass der lilafarbene Fremde in ihrem Kopf gelesen hatte. An Devins Verhalten konnte sie sich schon fast denken, was der Junge hatte, was ihr ein amüsiertes Schmunzeln entlockte.

Dann jedoch schaute sie wieder zu ihrem Finger hinab, an dem der Kobold im Ring fest saß. "Ein richtiger Dschinn..", flüsterte sie ehrfurchtsvoll. "Wie gerne würde ich auch mal so einen sehen und mich davon überzeugen." Noch immer konnte sie sich deren wahre Existenz nicht vorstellen. Aber welche phantasievolle, junge Frau träumte nicht einmal gerne davon, dass all die zauberhaften Geschichten wahr wurden. Waren diese doch oft so viel schöner als die Realität. Doch wer einen Kobold überrumpelte und ihn 100 Jahre lang einsam in einer Höhle, dazu noch eingesperrt in einem RIng, hinterließ.. vielleicht war es doch nicht so gut, sich eine Begegnung mit einem Dschinn zu wünschen und dann vielleicht genauso überrumpelt zu werden.

"Du willst mir drei WÜnsche erfüllen?" Alea musste kurz lachen. Ein Lachen, das ihren Unglauben ein weiteres mal verdeutlichte. So ganz wollte ihr Kopf das Ganze noch nicht fassen. "Nun, lass uns erst einmal diese Höhle verlassen", erwiderte sie stattdessen und machte sich daran, zu General zu treten, der noch immer Rejan auf seinem Rücken trug. Als sie die Zügel des Pferdes in der Hand hielt, streichelte sie kurz zur Beruhigung über seine Schnauze und hob die Hand mit dem Ring so, dass der Kobold das Pferd und Rejan darauf sehen konnte. "Siehst du ihn? Das ist Rejan, mein.. Gefährte." Sie stockte und berührte kurz seine kalte, von Schatten durchflutete Hand. "Wenn du die Schatten aus ihm heraus zaubern oder uns nach Zyranus zaubern könntest.. das wären die einzigen Wünsche, die es wirklich wert wären, erfüllt zu werden." Ihre Stimme hatte einen nachdenklichen Ton angenommen. Sie war zunehmend in Gedanken versunken, aus denen sie nur langsam wieder auftauchte. Ihr Blick klärte sich, bis die Frage auftauchte, ob es nicht vielleicht doch möglich war? Waren das WÜnsche, die für immer unerfüllt bleiben würden, oder..? So etwas wie Hoffnung schimmerte in den dunklen Augen als sie heimlich zu dem Ring sahen und auf eine Erwiderung warteten, die ihre Wünsche vielleicht doch nicht als hoffnungslos, sondern als erfüllbar beurteilen würde. "Ist so etwas möglich?", hauchte sie überlegend und sah zu ihrem bewusstlosen Rejan hinauf. Die Fragen zu Rabaukenheimer und seinem Volk traten in den Hintergrund, als ihr klar wurde, wie sehr die Macht einen Koboldes ihr helfen konnte - wenn es denn ginge.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Kobold » Montag 27. August 2012, 12:09

In der Wüste und den Straßen Sarmas mochte sich Alea wohl auskennen, aber mit der zauberhaften Magie nur soweit, wie es ihre eigenen Fähigkeiten in der Kunst der Schatten zuließen. Dass es nicht nur Magier, sondern auch magisch begabte Wesen auf Celcia gab, musste sie erst noch insofern bewusst entdecken, als dass diese nicht Geschichten aus 1000 und einer Nacht waren. Ja, es gab Wesen wie Kobolde und Dschinne und ja, sie konnten offensichtlich auch allesamt zaubern. Welche Macht Günther Knurspel Rabaukenheimer von und zu Hoppsala allerdings wirklich besaß, würde sich noch zeigen müssen. Für die Diebin bestand allerdings kein Zweifel daran, dass sie ihn nicht mitnehmen würde. Allein der Ring mochte schon so genug Aufmerksamkeit und Faszination bei ihr geweckt haben, ihn einzustecken. Dass sie dadurch nun auch einen Kobold ihren Begleiter nennen durfte, war ein überaus fantastischer Nebeneffekt.
"Urks, jawoll, jawoll!", plapperte Knurpsel munter vor sich her. "Das ist meine Heimat, es liegt unter der Erde, aber da ist nicht alles so ... so ... erdig und braun. Nein, wir Kobolde sorgen dafür, dass es immer munter und bunt hergeht. Glaubt man kaum, dass über unseren Köpfen die Stille Ebene liegt. In Urks ist es nämlich niemals still. Ist manchmal schwierig, bei all dem Gelächter und der Feierlaune Schlaf zu finden, aber wer will schon schlafen, wenn es so lustig zugeht? Ich tanze da am liebsten. Jawoll, jawoll, tanzen ist was ganz Feines! Wenn ich aus dem Ring heraus komme, könnten wir eine heiße Sohle aufs Parkett legen ... oder sonstwo, Parkett ist selten da, aber wir tanzen trotzdem, jawoll, jawoll!" Der kleine Knirps im Ring ließ sich gar nicht mehr bremsen. Er schnatterte wie eine Ente, sprudelte wie ein Wasserfall und erzählte scheinbar zusammenhanglos vor sich her, dass es schwer fiel, all seinen ausgesprochenen Gedankengängen mit einer gewissen Logik zu folgen.
Da wurde Alea schon eher auf Devins Reaktion aufmerksam. Seine Nasenspitze und die Ohren hatten eine rote Farbe angenommen, er druckste leicht herum und wandte sich schließlich ab. Auch Jhin blickte den Jungen einen Moment lang an, jedoch weniger überrascht als vielmehr mit einer wachsamen Faszination über dessen Verhalten. Er war hier ganz der Forscher, welcher ein interessantes Ereignis beobachten und im Geiste Notizen dazu machen durfte. "Er empfindet tiefe Bewunderung für dich, Alea", antwortete der Tha'Roon schließlich, der ganz offensichtlich Devins Gedanken gelesen hatte. Der Junge wurde noch röter, blickte aber zu Alea auf. "Naja, du bist doch sowas wie eine richtige Abenteurerin. Deshalb begleite ich dich doch. Dann kann ich auch Abenteuer erleben und werde von einer Heldin geleitet." Er scharrte verlegen mit dem Schuh über den Boden, dass einige Münzen klirrend umkippten.

Da dieses Thema geklärt war, konnte sich Alea erneut dem Kobold widmen. Dieser lugte aus dem Ring heraus, man sah nur ein einziges großes Auge. Es leuchtete wild gelb. "Oh nein, nein, nein. Du solltest niemals einen Dschinn treffen. Das sind verschlagene Kerlchen. Vonwegen Wünsche erfüllen! Sieh doch, in welchem Schlamassel ich jetzt stecke. Ist doch viel besser, dass du mich getroffen hast, jawoll, jawoll. Ich kann dir helfen und bessere Wünsche erfüllen als jeder unlustige Dschinn!" So hielt Knurpsel ausnahmsweise einmal den Mund, um sich Aleas Wünsche nazuhören und den unter dem Fluch stehenden Rejan zu betrachten. "Kann ich nicht", antwortete er dann. "Aber ich könnte euch alle von hier aus nach Urks schaffen und von dort nach Zyranus. Das sogar blitzschnell! In nicht einmal zwei Stunden könnten wir bei den Kobolden sein, jawoll, jawoll. Ihr müsst nur die große Truhe mit den vergoldeten Metallteilen und dem violetten Samtbeschlag beiseite schieben. Dahinter ist ein Loch, in das ihr hinein springen müsst. Schon können wir nach Urks aufbrechen."
Devin suchte die Reichtümer sofort ab, noch ehe Alea etwas dazu sagen konnte. "Hier ist sie!", rief er herüber und schob bereits besagte Truhe ein Stück. Dahinter tat sich ein schlundartiges Loch auf. Es war breit genug, dass selbst General hinein passen könnte, aber wollte ein Pferd in unbekannte Tiefen springen? Ein mattes, blaues Glühen drang aus dem Schlund hervor, aber es reichte nicht aus, um mehr zu erkennen. Wo dieses Loch endete, war ungewiss.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Alea » Freitag 31. August 2012, 15:06

Aleas Blick ließ den Kobold in dem Ring keinen Moment aus den Augen. Jeder Muskel der Diebin war angespannt, während sie auf seine Antwort wartete.
"Kann ich nicht."
Alea ließ den Kopf sinken. Sie wusste nicht wieso, aber so spontan ihr dieser Gedanke gekommen war, so sehr hatte sie sich daran festgehalten. Dass Rabaukenheimer nichts tun konnte.. es trieb ihr die Tränen in die Augen, die sie versuchte wegzublinzeln. Bis sie von ganz alleine trockneten, als Knurpsel weiter sprach. Dabei klappte ihr sogar die Kinnlade herunter. "Nach.. nach Urks und Zyranus? .. Zwei Stunden?", stammelte sie, unvorstellbar, dass so etwas möglich war. Bevor sie auch nur verstand, dass Knurpsel es ernst meinte oder irgendetwas anderes tun oder sagen konnte, verkündete Devin, dass er die Truhe, hinter der sich das Loch nach Urks verbergen sollte, gefunden hatte. Alea schwirrte einige Sekunden lang der Kopf. Eben erst war ihr die Idee gekommen, dass der Kobold ihnen helfen konnte. Und so schnell er ihre Vorstellungen hatte zerplatzen lassen wie eine Seifenblase, so plötzlich sprach er davon, sie blitzschnell nach Zyranus zu bringen.

Sie schaute zu Devin hinüber, der schon dabei war, die Truhe zur Seite zu schieben. Eben noch hatte sie ihn zu seiner Erklärung angelächelt - jedoch so, dass er sich weder belächelt noch ausgelacht wegen seiner Gefühle fühlte. Dass er sie so bewunderte, hatte sie nicht erwartet.. Außerdem hatte sie einen Witz gemacht, dass sie gar keine so tolle Heldin war. Nun jedoch schaute sie ihn regelrecht verstört an. Es gab also wirklich einen Weg. Langsam erwachte die Diebin aus ihrer Starre.
Auch wenn sie es sich noch nicht wirklich vorstellen konnte, sie musste sich wohl darauf einlassen. Also beschloss sie, all die Skepsis über Bord zu werfen. Viel anderes blieb ihr sowieso nicht übrig. Das hier war eine Riesenchance, die sie bestimmt kein zweites Mal bekommen würde!
"Ich würde dich am liebsten drücken und knutschen, Rabaukenheimer", seufzte sie endlich und für einen Moment sprach all ihre Erleichterung und Freude aus ihren Augen und von ihrem Grinsen.
Dann lief sie schnell zu Devin hinüber, trat an den Rand des Lochs und beugte sich darüber, um hinunter zu sehen. Doch viel zu erkennen war nicht.

Dieser Weg sollte nach Urks führen, die Heimat, von der Knurpsel vorhin so freudesprühend erzählt hatte? Sie hatte noch nie etwas von Urks gehört. Kein Wunder, denn auch weder Kobolde noch deren Sprache waren ihr bisher ein Begriff gewesen. Vorhin hatte sie sogar fast bedauert, noch nie in Urks gewesen zu sein und angenommen, dass sie sicherlich nie dorthin kommen würde. In ihrer Vorstellung waren Kobolde kleine Wesen mit dicken Nasen, großen Köpfen und kurzen Gliedmaßen. Dort, wo sie laut Rabaukenheimer feierten und ihren Spaß hatten, konnte Alea in ihrer Vorstellung nicht einmal stehen, ohne sich den Kopf an den Höhlendecken zu stoßen. Kurz schmunzelte sie über die Vorstellungen, die bei der Erinnerung an Rabaukenheimers anschaulicher Beschreibung erneut durch ihren Kopf spukten.

Alea beobachtete das Glühen in der Tiefe für einige Momente, ehe sie sich wieder in eine aufrechte Position zurück lehnte und die Hände in die Hüften stemmte.
"Na gut. Wenn ihr wollt, werden wir mit Rabaukenheimer nach Urks gehen." Sie musste schmunzeln ob des seltsamen Satzes. Es gab Dinge, von denen man vorher nie gedacht hätte, sie je auszusprechen.
"Aber wie bekommen wir General dort hinein?" Sie sah besorgt zu Devin. "Denkst du, er würde mit hinunter kommen. Nicht, dass er sich verletzt.." Sie sah kurz zu dem treuen Pferd hinüber. Dann blickte sie zu Jhin, denn da gab es noch etwas: "Jhin, könntest du vielleicht Rejan tragen? Ich fürchte, ich würde ihn nicht wirklich lange tragen können und du scheinst zäh und stark zu sein.." Sie versuchte es bei dem Tha'Roon mit einem ihrer besten Dackelblicke, falls Devin nicht doch eine Idee hatte oder der Überzeugung war, dass General ihnen ohne zu scheuen brav in das dunkle Loch folgen würde.

Als sie Jhin außer Hörweite glaubte, rückte Alea noch ein Stück näher an Devin heran. Als sie sich flüsternd an ihn wandte, durchzog ein verschwörerischer Klang ihre Stimme. "Denkst du, wir sollten noch ein paar Andenken an diesen wundervollen, glänzenden Ort mitnehmen?" In ihren Augen funkele es verschlagen, ganz die goldliebende Diebin. "Ich finde, wir sollten nicht wie arme Bettler nach Zyranus reisen, die sich dann dort nichts leisten können, um den Anblick der Stadt so richtig zu genießen."

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Kobold » Donnerstag 6. September 2012, 08:21

"Bitte, sammle deine Gedanken." Jhin Aviskârta griff sich an die Stirn. Er spürte Aleas Unruhe, er lauschte ihrem Geist, der zuerst in ein augewühltes Meer von Sorgen und Enttäuschung gerissen wurde, nur um daraus voller Hoffnung aufzusteigen, als der Kobold an ihrem Ring verkündete, sie alle binnen kürzester Zeit nach Zyranus bringen zu können. Selbst Jhin spürte Hoffnung in sich wachsen, doch Aleas Gedanken erforderten größere Aufmerksamkeit, dass es ihm schon Kopfschmerzen bereitete. "Bitte", setzte er noch einmal nach. Mit der freien Hand lehnte er sich gegen die Höhlenwand. Es konnte also auch von Nachteil sein, die Gedanken anderer zu hören.
Günther Knurpsel Rabaukenheimer hingegen lunste mit seinem großen Auge aus dem Ring heraus. Dass er die Stirn runzelte, konnte man selbst so am Rand der Fassung erkennen. "Natürlich! Zwei Stunden werdet ihr doch wohl noch laufen können! So weit ist es gar nicht, wenn ich euch magisch beschleunige. Lass mich nur machen!", jauchtze er. "Und drücken kannst du mich, wenn ich aus dem Ring heraus komme. Am besten nimmst du mich nach Zyranus mit, die Zauberer mit ihren dicken Bäuchen und den spitzen Hüten können vielleicht etwas für mich tun. Ich kenne keinen Koboldzauber, der mich aus dem Ring herausholen könne, nein nein. Ich hatte hundert Jahre, zu überleben, mir ist aber nichts eingefallen, nein nein." Er seufzte, allerdings nur kurz. Sein Gemüt konnte wohl gar nichts trüben. Fröhlich blickte er sofort wieder aus seinem Gefängnis und gab lauthals Bestätigungen ab, dass Devin die richtige Truhe und natürlich somit auch den Zugang zum Höhlenweg nach Urks gefunden habe.
Jhin trat an das Loch heran. Er schaute hinab, in die nicht enden wollende und dennoch leicht glühende Tiefe. "Nicht nur euer General wird Probleme haben. Ich möchte mich ebensowenig verletzen." Der Tha'Roon schüttelte sich leicht. So viel Angst hatte er davor, dort hinunter zu steigen oder zu springen? Sicher, es bestand bei ihnen allen die Gefahr, sich zu verletzen, aber die Menschenwesen waren dem Pferd doch noch immer klar überlegen. Rabaukenheimer meldete sich aus dem Ring: "Jaja, schon gut, ich beginne den Zauber. Bitte alle mal im Kreis aufstellen. Alea, du musst mich nacheinander auf die Leutchen, die mitkommen wollen, halten, damit ich sie sehen kann. Zuletzt auf dich selbst, sonst bleibst du hier, jawoll jawoll! Achtung, ich leite den Zauber Urksreise ein, jawoll!"
"Einen Moment", gab Jhin noch einmal zu Bedenken. Entschuldigend blickte er zu Alea herüber. "Ich bin nicht so kräftig wie ich aussehe. Wir Tha'Roon haben es im Kopf, nicht in den Armen. Ich fürchte, lange würde ich deinen verzauberten Freund auch nicht tra..."
"Das mach ich!" Devin schnellte zu General herüber und begann bereits, Rejans Haltefesseln zu lösen. Der Bewusstlose sank sofort seitlich herunter und der Bursche fing ihn unter einem Ächzen auf. Er gab sich alle Mühe, Rejan zu halten. Anfangs gelang es ihm nicht so ganz, doch schließlich - und mit Jhins Hilfe, der heran kam und Rejan in Position brachte - trug Devin ihn auf seinen Schultern, halb Huckepack. Er grinste unter den herab baumelnden Armen des Wüstendiebes hervor. "Geht schon, so schwer ... uff ... ist er nicht." Schon perlte ein Schweißtropfen auf seiner Stirn, aber er nickte, als Alea fragte, ob sie sich am Schatz bedienen sollten. "Wir haben uns eine Belohnung verdient, oder nicht?"

Aus dem Ring an Aleas Finger lachte es. "Ihr macht euch alle umsonst sorgen. Deute auf Rejan, Alea! Ich zauberere!!!" Der Kobold sprach einige seltsame Formeln. Was immer er in dem Ring anstellte, war nicht zu erkennen. Aber plötzlich brach ein Regenbogen daraus hervor. Farben aus dem gesamten Spektrum schossen auf Rejan und Devin zu, trafen ebenfalls General. Und etwas Seltsames geschah. Die drei begannen zu schrumpfen. Gleichzeitig formten sich lange, dünne Tentakel an ihrem Rücken, die jedoch schnell die Form von Ranken und schließlich Libellenflügeln annahmen. Generals Flügel wirkten irgendwie pelzig, sie waren braun und ocker. Devin hatte wunderschön geschwungene, blassblaue Flügel, die an den Enden spitz zuliefen. Rejans Schwingen, die seinen Körper von ganz allein in der Luft hielten, waren schwarz und violett. Außerdem formten sie sich zu etwas, dass man als schwebenden Fetzenmantel hätte bezeichnen können. Es verlieh ihm eine mystische bis unheimliche Note, vor allem, weil der Rest von ihm so leblos wirkte.
Jhin tippte sich ans Kinn, betrachtete die schwebenden Gestalten, die auf die Größe von Handpuppen geschrumpft waren. "Interessant", sagte er, während Devin freudig überrascht seine Runden in der Luft drehte. Er flatterte wie ein aufgeregter Schmetterling umher, wie ein Falter, der vom Licht angezogen worden war. Auch General machte erste Flugbversuche. Seine Pelzschwingen hinterließen winzige Pollen in der Luft.
"Na? Naaaaaaa?", kam es aus dem Ring. "Jetzt ihr beiden! Zeig auf den violetten Denker und dann auf dich. Oder wollt ihr nicht mit nach Urks?"

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Alea » Freitag 19. Oktober 2012, 20:36

Jhin schien die ganze Sache mit dem Loch im Gegensatz zu ihr eher beängstigend zu finden. Ja, sicher. Auf jemanden zu hören, der in einem Ring gefangen und angeblich ein Kobold war, war vielleicht nicht die beste Idee. Aber er konnte ihr helfen, wenn sie ihm glauben konnte! Alea schüttelte kurz den Kopf und konzentrierte sich auf Rabaukenheimers Worte. Sie wollte Jhin nicht noch mehr Gefühlschaos aussetzen. Der Kobold wollte einen Zauber wirken? Alea hob skeptisch eine Augenbraue, nickte jedoch zu seinen folgenden Anweisungen. Sie wollte schon zu Devin eilen, um ihm mit Rejan zu helfen, doch dann tat dies Jhin wider seiner vorherigen Worte. "Danke." Sie lächelte Devin ehrlich zu. Sie bewunderte seinen Tatendrang und auch wenn sie glaubte, fast stärker als der Bursche zu sein, ließ sie ihn Rejan tragen. Doch dieses Problem sollte sich bald von selbst lösen.

Alea blieb nur noch Zeit, sich die Schätze genauer zu betrachten, denn ehe sie eine Auswahl treffen konnte, was sie genau mitnehmen wollte, wies der Kobold sie an, mit dem Ring auf Rejan zu zeigen. Reflexartig tat sie wie geheißen, ballte die Hand zur Faust und richtete sie so zu Rejan aus, dass das Koboldauge direkt auf ihn zeigte. Als der Regenbogen aus dem Ring hervor geschossen kam, riss Alea die Augen auf. "Wooow", hauchte sie beeindruckt und stierte den farbenfrohen Bogen an. Erstarrt vor Erstaunen verharrte sie an Ort und Stelle und beobachtete fasziniert, wie die drei Begleiter schrumpften und am Ende sogar Flügel bekamen. "Unmöglich", flüsterte die Diebin zutiefst beeindruckt und konnte sich von dem Anblick gar nicht los reißen. Ein Pferd mit Flügeln hatte sie noch nie gesehen, genauso wenig wie geflügelte Menschen. Jhins 'Interessant' war eine pure Untertreibung. Vermutlich hätte sie die drei Geflügelten noch Stunden mit offenem Mund anstarren können, hätte der Kobold sie nicht aus der Starre geweckt. "Bekomme.. ich dann auch Flügel?" Ihr Herz wummerte bereits bei dem Gedanken an diese neue, unglaubliche Erfahrung. Es würde sich wohl zeigen. Sie zeigte mit dem Ring zuerst auf Jhin und dann auf sich selbst, angespannt und erwartungsvoll. Die Schätze um sie herum waren schon wieder vergessen durch das Unglaubliche, was sie im Moment erlebte.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Freitag 25. Januar 2013, 10:33

"Natürlich bekommst du auch Flügel!", raunte es aus dem Ring, dem ein keckes Lachen folgte. Was der Kobold in seinem schmuckhaften Gefängnis anstellte, blieb unklar. Man wusste ja nicht einmal, ob er sich überhaupt bewegen konnte, aber derzeit amüsierte er sich offenbar sehr gut darin. "Nur wie sie aussehen, kann ich nicht sagen. Ist von Person zu Person unterschiedlich, hoho! Siehst du ja, jawoll!"
Zunächst war aber erst einmal Jhin dran. Der Tha'Roon neigte den Kopf etwas. Er kratzte sich die Wange. Es war wohl seine Art, Nervosität auszudrücken. Zumindest konnte man dies wohl in sein Verhalten gerade noch hinein interpretieren. Die Miene blieb nämlich sehr emotionslos. Er wartete, nickte dann. "Ich bin bereit." Schon wurde er von einem weiteren Regenbogen zauberhafter Farben getroffen, der seinen Tanz vom Ring aus begann und sich um den violetten Jhin legte, als wollte sich eine zweite, buntere Haut auf ihn legen. Kaum, dass das Licht des Regenbogens ihn berührte, verschmolz es mit dem Tha'Roon, dem sofort ein Paar interessant anmutender Flügel aus wässrigen kleinen Tröpfchen zu wachsen schien, die an einen Nebel erinnerten, zuckten dazwischen nicht immer wieder kleine Blitze auf. Schwingen aus einem Gewitterschleier, so hätte man sie wohl am besten umschreiben können. Und was war mit Alea? Auch auf sie hielt der Regenbogen nun zu. Nein, sie wurde nicht verschont, auch ihr sollten Flügel wachsen. Auch sie sollte schrumpfen, wie es jetzt mit Jhin geschah. Nur wie würde sie aussehen?

"Oh, Alea! Du bist die Schönste von uns allen!" Devin, nun wieder auf ihrer Größe, weil auch die Wüstendiebin geschrumpft worden war, flatterte wie ein munterer Schmetterling um sie herum. Seine bläulichen Libellenflügel sirrten in der Luft, die er durch ihre Schläge zerschnitt. Bei Alea konnte man vielmehr ein leises Rauschen wahrnehmen. Es würde sie vermutlich an die Wüstenstürme erinnern, die ihrer Heimat anhafteten und wofür die Sar so bekannt war wie sie als gefährlich bezeichnet wurde.
Der Junge umrundete Alea, schwirrte immer wieder an ihr vorbei und ihm folgte der wiehernde General. Dem Pferd gefiel es offenbar, zu einer "Pferdefliege" gemacht worden zu sein. Die pelzigen Schwingen schickten ihn als braunen Pfeil durch die Luft. Jhin hingegen schwebte nahezu mit seinen Elektoflügeln. Neben ihm waberte Rejan reglos in der Luft. Aber abgesehen von ihm, der ja nicht konnte, richteten sich alle Augen auf die Diebin - besonders auf ihre Schwingen, die sich mit jedem Flügelschlag neu zu formen schienen. Sie waren winzige Sandkörnchen, ein wahrer Wirbelsturm, der sie trug. Wenn die kleinen Steinchen aufeinander trafen, knirschten sie leise, erzeugten dieses sandige Geräusch, wie wenn man in Sarma spazieren ging. Und sie waren warm. Eine angenehme Wärme, die sich über Aleas Schultern und die Wirbelsäule entlang legte. Es war beinahe so, als sei sie zu Hause, wo die Wüstensonne ihren Rücken erhitzte.
"Sind wir soweit?", quiekte es aus dem Ring. Der Kobold drückte sich ungeduldig an das einzige Fenster zur Welt. Er gab aufgeregte Laute von sich. "Einfach dem Tunnel folgen! Ihr werdet schneller als sonst sein und wenn ihr kräftig genug mit euren Flügelchen schlagt, dann sind wir bald in Zyranus, jawoll! Los, los, ich vermisse die anderen Kobolde! Eilt euch, jaja?"
"Interessant", gab Jhin nur von sich. Er musterte noch einmal seine Schwingen, berührte einen der Blitze und zuckte merklich mit der Hand zurück. Es war wohl Zeit, aufzubrechen. Wo würden sie ankommen? Wäre die Stadt der Magier tatsächlich ihr Ziel? Sie würden es nur heraus finden, wenn sie dem Tunnel folgten, wie Rabaukenheimer es angeraten hatte.
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Alea » Sonntag 27. Januar 2013, 20:30

Rabaukenheimers Worte ließen ihr Herz nicht unbedingt langsamer schlagen. Nervös schaute sie dabei zu, wie auch Jhin seine Flügel bekam, während sie auf ihre eigenen immer neugieriger wurde. Gleichzeitig fragte sie sich, ob der Tha'Roon wirklich so gelassen war, wie es den Anschein hatte. Aber dies wiederum würde sie vermutlich nie erfahren. Plötzlich und viel schneller als gedacht, sah sie den Regenbogen dann auch auf sich zurasen. Gespannt versuchte sie den Bogen mit den Augen zu verfolgen, doch alles passierte viel zu schnell. Nur ein paar Wimpernschläge später sah sie sich Devin gegenüber, der die gleiche Größe wie sie besaß. Alea sah sich um und konnte gar nicht glauben, wie riesig die Schatzhöhle auf einmal war. Auch sie war innerhalb von wenigen Sekunden geschrumpft. Und auch sie besaß Flügel! Die sandigen Geräusche in ihrem Rücken bemerkte sie sofort und auch die Wärme auf ihren Schultern spürte sie nur zu deutlich. Für einen Moment schloss sie die Augen und sah die Sar vor sich, mit ihrem Sand, der Trockenheit und der Hitze. Als sie die Augen wieder öffnete, wurde ihr bewusst, dass alle anderen sie anschauten. Devins Worte waren also nicht nur ein bloßes Kompliment gewesen. Daher drehte Alea den Kopf über die Schulter zurück und bewunderte ihre Flügel, soweit sie sie sehen konnte. "Wie schön", hauchte sie und war sofort verliebt in ihre eigenen Flügel. In Normalgröße würde jeder normale Mensch Angst vor solch einer Art Wirbelsturm haben. Aber in Form von Flügeln konnte sich Alea keine besseren vorstellen. Selbst das Gefühl des Fliegens fühlte sich mit ihnen an, als wäre es das Normalste auf der Welt.

Rabaukenheimer trieb sie schließlich zur Weiterreise und Eile an. "Du hast Recht", erwiderte zu dem Ring im Miniformat an ihrem Finger. Sie grinste zufrieden und seltsam glücklich. Nie hätte sie sich vorstellen können, so klein zu sein und Flügel zu besitzen. Aber das alles hier war kein Traum. Das war ihr nun schon lange bewusst. "Dann machen wir uns auf den Weg!"
Instinktiv und seltsamerweise konnte Alea ihre Flügel sofort kontrollieren. Es war so unglaublich einfach, zu fliegen! Selbst erwartete Schwindelgefühle blieben aus, sodass sie das Ganze vollkommen genießen konnte. Ohne weitere Sekunden zu verlieren, flog sie auf den freigelegten Tunnel zu, während ihr Herz erneut kräftiger zu schlagen begann. Wo der Tunnel nun wirklich hinführen würde? Würden sie wirklich über diesen Weg schneller in Zyranus landen? Ihre Skepsis konnte sie nicht vollkommen ablegen, aber ihre Hoffnung blieb dennoch eisern bestehen.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. Februar 2013, 13:53

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Montag 8. April 2024, 03:12

Skýler und Eleyna kommten von Taverne Teufelsrochen -> Das beste Haus am Platz
Rumdett erwies sich als eine Stadt, bei der man nicht nur den Seefahrercharme erkannte, sondern die auch andere piratische Eigenschaften besaß. Nicht nur auf See wurde erbeutet und zusammengeschustert, was man ergattern konnte. Kaum ein Haus sah aus wie das andere. Steinbauten reihten sich an klapprige Holzbaracken oder welche, bei denen sich das Dach wie ein zu langes Kleid aus runden Ziegeln über das oberere Stockwerk bis zum Erdgeschoss warf. An anderer Stelle hatte jemand seine runde Hütte auf einem massiven Holzpfahl errichtet und derjenige ließ seine Gäste nur herein, wenn er gewillt war, die Strickleiter abzulassen - oder einen großen Eimer an einem Seil für die Kumpels mit Hakenhand und Holzbein. Ein andere schien hier auf Grund gelaufen zu sein und hatte sein Schiff einfach zum Eigenheim umfunktioniert. Nannte man eine solche Konstruktion dann ein Hausboot? Wie auch immer, Eleyna und Skýler kamen an zahlreichen Unikaten rumdett'scher Architekturskunst vorbei, ehe sie das östliche Stadttor erreichten. Hier existierte sogar eine Mauer, auch wenn sie kaum stabil genug gebaut war, um die Einwohner vor einem äußeren Angriff zu schützen. Vielmehr sollte sie wohl eine stürmische Brise von Strandseite etwas abdämpfen.
Durch das steinerne Bogentor mit der zweiflügeligen, großen Holztür gelangten sie problemlos hinaus. Das Tor wurde nicht bewacht, auch wenn es einen Ausguck gab, den man über eine angelehnte Leiter auf der Innenseite erreichen konnte. Im Bogen über der Tür hing eine Glocke - Alarmsignal für was auch immer. Als Minx und Bolte mit dem toten Arvid als Beute abgehauen waren, hatte sie jedenfalls niemals geläutet.
Das Verfolgerpärchen erreichte den Strand. Er war alles andere als romantisch. Hier wuchsen keine Palmen und der Sand glich keinem goldenen Pulverteppich. Er war dunklen, von anderen Steinchen, Muscheln und Stöcken durchzogen. Hier und da lag eine verendete Qualle wie ein glibberiger Pfannkuchen herum. Algen und die Tang ählichen Stränge von Haifischeiern verpassten dem Boden einen grünen Anstrich. Dünenbewuchs gab es nicht. Dazu musste man erst die Uferböschung erklimmen, die sich mit größerer Distanz immer mehr in eine Küstenklippe aus zerklüfteten Felsen verwandelte. In der Ferne erhob sie sich schon fast zu einem Berg, der aussah, als hätten die Götter selbst sich geradewegs ein Stück davon abgeschnitten wie bei einem graugrünen Kuchen. Dort erkannte man auch den einzelnen Felsen, den Jannis erwähnt hatte. Wie ein breiter Daumen ohne Nagel ragte er aus dem Wasser, damit die Brandung sich an ihm brechen konnte. Weit und breit keine Spur von Minx oder Bolte.
Skýler steuerte ein aufgelaufenes Boot an. Es musste schon vor Jahren an den Strand gespült worden sein. Der Rumpf besaß ein Loch, die Planken waren morsch und die Ruder fehlten. Gräser und kleine Muscheln hatten darin aber ein neues Zuhause gefunden, ebenso wie ein Krebs, der eilig das Weite suchte, als die Stiefelpaare sich näherten. Als Sitzgelegenheit taugte das Boot immer noch, solange man nicht das Gewicht von Bolte besaß. Außerdem bot es den beiden Mischlingen Gelegenheit, einige Dinge zu klären. Zum einen, weil Eleynas Misstrauen gegenüber Skýler - oder Azael - langsam wuchs oder sich zumindest als Skepsis an die Oberfläche wagte. Er schien mehr zu sein als ein Reisender, viel mehr. Doch was genau, das wusste er gekonnt zu verbergen und das machte es für die Spionin nur noch verdächtiger. Zum anderen aber kam sie im entgegen, indem sie sich selbst und trotz aller Bedenken offenbarte. Den Grund allein kannte nur sie, aber vielleicht wollte Eleyna auch weder skeptisch noch misstrauisch gesein. Sie hatte erkannt, welche Fähigkeiten ihr Begleiter besaß. Er wäre ein mehr als hilfreicher Verbündeter. Allerdings wäre er auch sehr schnell eine weitere Leiche auf ihrem Fluchtweg hinaus aus dem Netzwerk ihrer Mutter. Da der Begriff der Spinne nun schon mehrfach gefallen war - selbst Jannis hatte davon erzählt, auch wenn es bei ihm eher nach einem Schauermärchen geklungen hatte - musste Eleyna damit rechnen, dass ihre Mutter hier irgendwie die Finger im Spiel hatte. Also war es gefährlicher als geahnt und auch wenn Skýler nicht so recht nachvollziehen konnte, was ein Spionagenetzwerk mit einer Leiche wollte, so wusste es zumindest die Halbelfe. Sie musste ihn informieren, ihm klar machen, dass er besser zurückblieb, um nicht auch Opfer dieser Gefahr zu werden. Eleyna würde ihm keinem Risiko aussetzen, aber sie hatte nun einmal nicht mit Skýler gerechnet. Wie auch, sie ahnte nicht, wie tief auch er in den Maschen des Netzwerk verfangen war. Das wusste er vielleicht nicht einmal selbst. Skýler sah sich als Werkzeug seines Ausbilders Kraz'hian. Er interpretierte seinen Platz laufend über die Fäden des Netzes, wohin auch immer ihn die kleinere Spinne, die Kraz'hian nun einmal war, aussandte. Aber er sah sich keineswegs als Beutetier, das festklebte. Er sah jedoch auch nicht, dass Boltes oder Jannis' Andeutungen in Bezug auf die Spinne wahrlich mit dem Spionagenetzwerk zu tun hatten. Vielmehr scherzte er davon, dass es sich um eine der Riesenspinnen handeln könnte. Sie wäre viel zu weit von ihrem eigentlichen Lebensraum, der Toten Ebene, entfernt, doch dann würde sie erst Recht Futter gebrauchen. Man merkte die dunkle Ader des Mischlingselfen durchaus gelegentlich hervorbrechen. Noch immer schienen Schatten seinen Blick ein wenig zu verdunkeln. Er aber spürte seine magischen Kräfte wie Adrenalin durch sein BLut rauschen. Wann hatte er das letzte Mal eine Beute verfolgt, wann sich an jemandem gerächt, der ihn auszutricksen wagen wollte? Man konnte mal außer Acht lassen, dass die goldene Minx bisweilen erfolgreich gewesen war, denn dieser Erfolg würde nicht lang anhalten. Skýler hatte mehr als ein Hühnchen mit ihr zu rupfen. Er würde sie rupfen! Folglich blieb er garantiert nicht zurück und das teilte er auch Eleyna mit.
Da sie nun also beide in einem Boot saßen oder vielmher: dahinter versteckt standen, musste als nächstes ein Plan her. Sie schauten den Strand entlang bis hinunter zu dem monumentartigen Felsen, aber von ihrer Stelle aus ließ sich noch nicht viel erkennen. Glücklicherweise sahen beide allerdings, dass der Strand um diese Tageszeit - im Westen würde es bald dämmern - kaum besucht war. Abseits auf dem Meer trieben zwei intakte Fischerboote, aber sie würden ihren Fang kaum zum Strand fahren, sondern gen Hafenbucht nach Rumdett einziehen. Über den Sand selbst lief niemand. Vom grünen Ufer her hörte man einen Hund bellen, aber wahrscheinlich handelte es sich nur um einen Spaziergänger. Trotzdem war es besser, das Versteck hinter dem Boot aufzugeben. Die Höhen konnten die beiden von hier aus ohnehin noch nicht sehen.
Tatsächlich mussten sie fast zwanzig Minuten laufen, bis sie die erhöhte Klippe erreichten, wo sich der Felsen nahezu gegenüber, aber einige Meter weit entfernt, aus dem Wasser erhob. Weitere kleine Felsen verteilten sich hier am Strand, so dass es reichlich Deckung in verschiedenen Größen gab. Bei einem angespülten Baumstamm fanden sich Überreste eines Strandfeuers. Es musste aber schon eine ganze Weile nicht mehr entzündet worden sein. Frisches Brennholz ließ sich ebenfalls nicht ausmachen. Wer aber einen Blick auf den Sand warf, erkannte dass es auch nicht viele hierher trieb. In der Tat existierten Spuren, aber für Fährtenleser war zu erkennen, dass es sich immer wieder um die gleichen handelte. Schmale Stiefelabdrücke und breite Klumpfüße, die eindeutig tiefere Mulden im Sand hinterließen. Sie führten sowohl zu den Klippenhöhlen hin, als auch von ihnen fort und das in mehrfacher Ausführung.
Die Höhlen selbst boten Zugänge auf unterschiedlichen Höhen und in verschiedenen Größen. Die gewaltigste von ihnen konnte man gut und gern als Haupteingang bezeichnen. Sie befand sich direkt am Strand unterhalb eines wie ein Torbogen geschwungenen Steinstückes, das geformt war, als müsste es die gesamte Klippe festhalten. Wer es wagte, die zerklüftete Felswand zu erklimmen, konnte auf mehreren Metern Höhe nicht nur die von Vogelkot umgebenen Nischen mit Nestern entdecken, sondern weitere Öffnungen in der Wand. Einige wären sogar erreichbar, auch wenn sich hier Klettermaterial oder zumindest ein Seil mehr als nützlich machen würden. Weitere Höhlenzugänge am Boden ließen sich nicht entdecken.
Der Wind pfiff an dieser Stelle des Strandes stärker, wehte zwischen den kleineren Felsen umher und vor allem unter dem Bogen der Klippe hindurch. Dort erzeugte er einen dumpfen Ton, der jegliche Geräusche verschluckte, die möglicherweise aus dem Inneren der Höhlen kommen könnten. Andererseits wiederum würde er auch verhindern, verdächtige Geräuche von Eleyna oder Skýler dort hinein zu tragen. Sie konnten sich sogar halbwegs sicher dem Eingang nähern, solange sie sich nicht offen hinein stellten. Dann sähen sie tiefer in der steinernen Höhle nicht nur zahlreiche Stalaktiten und Felsengänge, die von den oberen Zugängen der Klippe zu Verstecken oder wie Brücken durch die Höhle hindurch führten, sondern auch eine Lichtquelle, die tiefer, aber zentral in der Höhle flackerte. Um mehr zu erkennen müsste man sie dann aber doch betreten.
Inwieweit dieses Wissen ausreichte, damit Eleyna und Skýler einen fundierten Plan schmieden konnten, blieb abzuwarten. Fest stand jedoch: Wenn einer von ihnen oder beide erfolgreich zu einigen der anderen Felsenlöcher klettern könnten, würden sie alternative Wege ins Innere nutzen können und sich wahrscheinlich auf irgendeiner natürliche Steinbrücke oder in einer der Felsennischen wiederfinden, um aus erhöhter Position die Höhle sichten zu können.

Inspiration zu den Strandhöhlen
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Montag 8. April 2024, 21:56

Eleyna und Skýler standen sich gegenüber. Von ihrem Gesicht konnte er ablesen, dass sie glaubte, dass er den Ernst der Lage nicht begriff. Noch dazu fiel es ihr schwer nachzuvollziehen, wieso er bereit war, ihr weiterhin zu helfen. Hatte sie ihm nicht gerade erklärt, dass es sich hierbei um etwas viel Größeres – viel Gefährlicheres handeln könnte?
„Aber… das ist kein Spaß, Skýler!“, betonte Eleyna noch einmal, woraufhin er lediglich knapp nickte. Ein amüsiertes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, während er ihren Gesichtsausdruck musterte. Aus ihrer Sicht war sein Vorhaben vermutlich wirklich irrsinnig – pure Unvernunft!
Doch woher sollte sein Vögelchen auch wissen, wer er war - wie viel er wusste und dass er gelernt hatte, sich in schwierigen und auch gefährlichen Situationen zu behaupten?! Das Misstrauen gegenüber seinen Absichten, das sich immer wieder einen Weg in ihr Bewusstsein bahnte, war bisher stets flüchtig gewesen. In Eleynas bisherigem Leben war zu viel passiert, als dass sie sein Können nicht argwöhnisch beäugen und ihm einfach so ihr Vertrauen schenken würde. Doch leider war dem Mischling längst aufgefallen, dass sie eine große Schwäche in sich trug: Sie besaß ein gutes Herz, das am rechten Fleck schlug! Ein Herz, dass sich danach sehnte, nicht weiterem Verrat und Kummer ausgesetzt zu werden. Und ganz offenbar schien Skýler es geschafft zu haben, ihre Hoffnung dahingehend zu schüren, in ihm jemanden gefunden zu haben, bei dem sie all dies nicht befürchten musste.
„Ich meine es wirklich ernst! Das ist kein Abenteuer, kein Spiel…! Du solltest gehen…“ Das verborgene Schmunzeln verlor sich, als sie ihm noch einmal schwach, aber eindringlich dazu riet zu verschwinden. Sie tat das, weil sie ihn schützen und nicht riskieren wollte, dass er in ihre Probleme hineingezogen wurde. Dabei steckte der Mischling längst mittendrin und das schon bevor sie miteinander zu tun bekamen.
„Ich weiß!“, bestätigte er entspannt und doch vollkommen souverän. „Es ist auch mein ernst, wenn ich dir sage, dass ich dir nicht den ganzen Spaß alleine überlassen werde!“ Skýler hob seine Hand und legte sie auf Eleynas Schulter, wo seine Finger, in einer zugehörigen Geste, sachten Druck ausübten. „Mach dir keine Gedanken! Ich habe verstanden, dass es gefährlich werden könnte.“, versicherte er ihr mit einem aufrichtigen Blick, der schwer anzuzweifeln war. Der Mischling versicherte ihr, dass er wusste, auf was er sich hier einließ und dass er in der Lage wäre klar zu kommen.
Als er dann etwas später und auf umschreibende Art sein Vorhaben äußerte, Minx ihre Täuschung heimzuzahlen, schnaubte Eleyna, ob seiner Wortwahl. Ihr schien dies kein angemessener Grund zu sein, sich in diese ungewisse Situation zu stürzen. Skýler hingegen, schien es vollkommen zu reichen. Sein seitlich gerichteter Blick zu den scharfkantigen Felswänden, gepaart mit dem schiefen Lächeln, sprach eindeutig davon, dass er Minx diese ‚Kleinigkeit‘ nachtrug. Ihre Worte, mit denen sie an seine Vernunft appellieren wollte, hatten gegen seinen Dickkopf und seine gekränkte Eitelkeit keine Chance. Doch machte das die Grundsituation zu etwas Schlechtem? Eleyna würde Unterstützung haben. Sie wäre nicht alleine und vielleicht, sollten die Götter ihnen gnädig gestimmt sein, würde sie Arvid zumindest im Tod vor ihrer Mutter bewahren können. Ihre Chancen standen zumindest ein klein wenig besser, als zuvor. Dennoch verstand sie nicht, wieso er das alles tat.
Dass Skýler ahnte, dass sie verwirrt war, ließ er sich nicht anmerken. Nachdem sie sich geeinigt hatten rieb er sich über die zerzausten Haare, während er an dem Boot, dass ihnen Sichtschutz bot, vorbei zu den Klippenhöhlen sah. Seine eigenen Motive lockten ihn bereits weiterzugehen. Doch noch hielt er seine Neugierde in Zaum. Ohne Absprache, ohne einen Plan, würde er sicher nicht mit dem Vögelchen eine dieser Höhlen betreten. Glücklicherweise sah sie dies ganz ähnlich. Nach wie vor zweifelte der Mischling daran, dass es sich bei dieser Spinne um das Spionagenetzwerk handelte. Ganz anders als Eleyna, denn sie wusste um ein feines, aber bedeutsames Detail – quasi das Puzzlestück, dass das Bild erst kenntlich machen würde.
„Und wieso sollten sie eine Riesenspinne halten? Jannis sagte, dass sie vielleicht einen Schatz bergen wollten. Ich glaube nicht, dass sie dafür eine Riesenspinne einsetzen. Überhaupt glaube ich nicht an diese Theorie.“ Sein Blick wanderte zurück zu ihr. Für einen Moment wirkte er nachdenklich, doch dann verzog er skeptisch die Miene, als würde die andere Möglichkeit noch immer keinen Sinn ergeben.
„Wer weiß, worauf diese Piraten alles kommen. Vielleicht wollte Bolte ein Haustier und Minx sah in so einem Viech einen effektiven Wächter. Allerdings…“ er verzog schmunzelnd den Mund „… ergäbe das nur Sinn, wenn es sich bei dem Schatz um ihre eigene Beute handeln würde und man Riesenspinnen abrichten könnte, wie Hunde. Und ob das geht, weiß der Geier – ich nicht!“
Seine Schultern zuckten unter einem leisen Lachen. Ja, von Sorge fehlte bei ihm definitiv jede Spur. Doch das bedeutete nicht, dass er gedankenlos und leichtsinnig sein würde. Und als ob er das unter Beweis stellen wollte, wandte er sich ihr erneut zu und fragte sie nach einem Plan! Da es vorrangig Eleynas Angelegenheit war, wollte Skýler ihr die Gelegenheit geben ihre Gedanken zu äußern. Noch dazu wollte er hören, wie sie vorgehen würde. Alleine das könnte ihm mehr Informationen über ihre Denkweise und Strategieplanung geben.
Ský lehnte sich locker, aber nicht mit vollem Gewicht gegen die Seitenwand des Bootes. Mittlerweile nahm er den salzigen und zugleich modrig-fischigen Geruch des Strandes kaum noch wahr. Sein grauer Blick lag geduldig auf ihrem Gesicht und betrachtete ihr nachdenkliches Mienenspiel. Prüfend erkundeten ihre Augen die Umgebung und er musste sich eingestehen, dass er diesen Anblick irgendwie genoss. Sie war ganz anders, als die Frauen, mit denen er es normalerweise zu tun hatte. Eleyna war… ein Teil seiner Welt! Und genau das war ironischerweise etwas Besonderes. Denn er konnte ihre Blicke verstehen und ihre Gedanken von ihnen ableiten. Zumindest gerade konnte er es, während sie die Lage sondierte und sich einen Plan überlegte. Solche Vorgehensweisen waren auch ihm in Fleisch und Blut übergegangen.
Ohne es zu merken lächelte er leicht, während er sie betrachtete.
„Wie gut bist du aus dem Hinterhalt?“, fragte sie plötzlich und warf den Mischling damit aus seiner Gedankenwelt. Die Frage war einfach zu beantworten, doch würde er dieses Wissen über sich preisgeben?
„Nicht schlecht!“, antwortete er etwas vage, doch waren die Worte ohne jedes Zögern oder nur den Hauch von Unsicherheit gesprochen worden, dass man unmöglich an ihnen zweifeln konnte.
„Da ich das größere Interesse an Arvid habe, wäre mein Vorschlag folgender: Ich werde offen auftreten, während du dich im Hintergrund hältst. Wenn diese ganze Schose etwas mit dem erwähnten Netzwerk zu tun hat, bin ich ohnehin die fettere Beute, glaub mir. Ich könnte sie hinhalten, man wird mir nicht sofort den Garaus machen wollen. Bei dir sähe das anders aus, du… bist unbeteiligt und ich riskiere trotz deines Mutes – oder deines Wahnsinns – mir zu helfen nicht, dass du unnötige Risiken eingehst. Du bist mein … Joker! Der gute Schatten im Hintergrund…“ Es war das erste Mal, dass man ihn den guten Schatten aus dem Hintergrund nannte und für einen Moment hörte es sich in Skýlers Ohren einfach nur fremd und irgendwie falsch an. Zwar bekam man in der Regel nie eine laute Beschreibung seiner Tätigkeiten zu hören, doch wenn, würden diese eher von Worten, wie: ausspionierend, totbringend, verräterisch, oder schlicht böse begleitete werden. Die junge Frau vor ihm war die Erste, die ihn offenbar nicht mit diesen Begriffen beschreiben würde - … zumindest noch nicht! Und auf merkwürdige Art und Weise ließ eben dies ein fremdes und warmes Gefühl in seinem Innern aufsteigen.
Er sah Eleyna schweigend an, während sie ihr Haar öffnete. Es war das erste Mal, dass er sie mit geöffnetem Haar sah und offenbar war der Anblick es wert, genauer hinzusehen. Denn sein Grau tanzte über ihr Erscheinungsbild. Bis er sich seiner besann und nach dem nächsten Wimpernschlag, sein unleserliches und zugleich selbstbewusst-souveränes Gehabe wieder darbot. Er verzog die Lippe seitlich zu seinem schiefen Lächeln.
„Das heißt also, dass du möchtest, dass ich mich möglichst unsichtbar mache. Das sollte kein Problem sein, nur …“ Er machte einen Schritt auf sie zu. Eleyna hatte ihre Finger als Kammersatz durch ihre Haare gestrichen und war gerade dabei ihren Pferdeschwanz zu binden. Seitlich ihres Nackens war dabei eine Strähne unbemerkt geblieben, die ihre Finger nicht ergriffen hatten.
„Sollte es bloß eine Riesenspinne mit gehörigem Appetit sein, kannst du immer noch dazukommen.“
Der Mischling hob die Hände seitlich ihres Gesichts und griff nach ihrer Hand, die die gefassten Haare zusammenhielt. Mit der anderen strich er über ihren Hals, seine Finger schlüpften unter die entwischte Strähne und führten sie so dem Strauß an glänzendem Schwarz hinzu. Erst als ihre Finger die gesammelte Menge umgriffen, ließ er sie wieder los und trat den Schritt wieder zurück, als wäre dieser kleine Moment nie geschehen.
„Die Vorstellung gegen so ein haariges, achtbeiniges und mehräugiges Riesenvieh mit speicheltriefenden Chelizeren zu kämpfen… lässt mich beinahe hoffen, einen Spionagekollegen von dir kennenzulernen!“, scherzte Ský, obwohl sein Gesichtsausdruck verriet, dass er darauf wohl tatsächlich hoffte.
„Ich verlange die Herausgabe von Arvid und… schaue, wie sie reagieren. Wenn Minx etwas versuchen sollte… gehört sie dir!“, meinte sie, woraufhin Skýler nach kurzem Grübeln zustimmend nickte.
„Aber denkst du nicht, dass zumindest Minx damit rechnen wird, dass ich dich begleite? Immerhin hat sie uns zusammen angetroffen und hat keinen Grund zu glauben, dass ich dich alleine lasse.“, warf er zu Bedenken ein. Doch nachdem sie auch dies geklärt hatten, zuckte er nur leicht mit den Schultern.
„Unterschätz Bolte nur nicht. Er hat sicher mehr nutzen, als seine Stärke zum Schleppen von Leichnamen. Sonst würde Minx das Plappermaul sicher nicht neben sich dulden.“, warnte nun er, ehe er sich einmal ausgiebig streckte. Seine große und schlanke, doch zugleich durchaus muskulöse Statur wurde dabei gut sichtbar, denn der Umhang schob sich zu beiden Seiten nach hinten.
„Wollen wir dann?“, fragte er und sah das Stück zu ihr hinab, das ihre Größen voneinander trennte. Er sah in ihr klares Blau und ein fragender Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, als sie für einen Moment schweigend innehielt.
„Ganz gleich, wie das ausgeht. Ich muss dir danken. Für alles, Skýler. Ohne dich, wäre ich längst tot...“ Überraschung trat in seinen Blick und sein Mund öffnete sich ganz leicht.
Eleyna überrumpelte ihn ein weiteres Mal. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm dankte, denn normalerweise tat er nichts, was einen Dank verdient hätte. So auch jetzt nicht … nicht im tiefersinnigen Grund zumindest. Doch das alles ahnte das Vögelchen nicht.
Ský erstarrte leicht. Das Gefühl, das ihn mit eben diesen Worten traf war ebenfalls ziemlich neu, oder schon sehr, sehr lange nicht empfunden.
„Ich weiß das wirklich zu schätzen… Es ist selten genug und…“, als sie lächelte hatte er das Gefühl, als würde er eine kleine Ohrfeige seines eigenen Gewissens kassieren. „Ich werde das nicht vergessen!“
Nur langsam schloss sich sein Mund. Er musste sich ziemlich zusammenreißen, um sich wieder zu fangen und ein einzelnes, etwas heiseres Räuspern, als würde er verlegen sein, oder etwas im Hals stecken haben, war zu hören, während er den Blick abwandte und sich über den Nacken rieb.
„Dank mir nicht Vögelchen…! Ich habe nichts gemacht und deinen Bruder hast du auch noch nicht zurück.“ Das, was nach falscher Bescheidenheit klang, war bittere Wahrheit und stieß ihm selbst sauer auf, so dass er am liebsten ausgespuckt hätte. Der Spion bekam nach vielen Jahrzehnten zum ersten Mal wieder den bitteren Geschmack eines schlechten Gewissens zu schmecken.
Es war nicht so, dass er zuvor nie eines empfunden hatte. Besonders in den Anfängen seiner Ausbildung hatte er elendig gelitten. Sein Gewissen war zu seinem schlimmsten Feind geworden und hatte ihm, nach aufgezwungenen grausamen Taten, in zahlreichen Nächten den Schlaf geraubt. Doch irgendwann stumpfte jede Seele ab, so gut und unschuldig sie anfangs noch gewesen war.
Vielleicht war es noch nicht viel, doch Eleynas gutmütiges Wesen, ihre Worte der ehrlichen Dankbarkeit … das Vertrauen, das sie in ihn setzte, stach ihm, wie ein Feind in den Rücken. Zumindest fühlte es sich entfernt so an…!
Eine kaum erkennbare Traurigkeit – oder Reue mischte sich in das aufgesetzte Lächeln, das er ihr zum Überspielen der Situation zeigte, ehe er sich umwandte und um das Boot ging. Er lenkte Eleyna zum Ufer, wo die Wellen bräunlich-schmutzige Schaumkronen hinterließen. Der Sand war hier fester und würde mit der heraufziehenden Flut ihre Fußspuren je nach Wellenkraft schnell beseitigen.
Dennoch zog sich der Weg länger, als erwartet. Etwa 20 Minuten brauchten sie über den Strand zu den Klippenhöhlen, in denen die beiden Minx und Bolte vermuteten. Bisher hatte sich kein menschliches Wesen gezeigt, lediglich ein Haufen dreister Möwen umflog streitend die imposanten Steinwände. Einige landeten auf dem kieseligen Strand, einige auf den Vorsprüngen der Klippen, von wo sie schreiend zusahen, wie sich die unteren Gesellen an Krebstieren und Muscheln ergötzten.
Skýler betrachtete die Möglichkeiten, die sich vor ihnen auftraten. Er hatte aufmerksam die hinterlassenen Spuren verfolgt und sah sich nun nach einem Hinweis um, der ihnen die Wahl des Höhleneingangs erleichtern würde. Der naheliegendste war der große Eingang am Grund. Bolte war zwar groß und stämmig, doch trotz allem wäre er vermutlich nicht mit Arvid die scharfkantigen Steinwände hinaufgekommen. Von daher schien ihr weiterer Weg bereits beschlossen zu sein. Sie schlichen sich geübt an die Seiten, von wo sie nicht so schnell auszumachen wären. Doch irgendwann würden sie vortreten müssen. Ein kleiner Blick ins Innere der Höhle hatte dem Spion zumindest gezeigt, dass der Weg hinunter mit künstlichem Licht beleuchtet war. Zu seinem Glück vermutlich spärlich!
„Scheinbar führt der Weg immer weiter der Nase nach!“, vermutete er leise und zog sich die Kapuze seines schwarzen Umhangs über. „Du gehst dann wohl vor!“, vermutete er, ehe er sich dann hinab zu Eleynas Ohr beugte.
„Auch, wenn du mich nicht siehst – ich bin da! Und wenn du in Schwierigkeiten steckst ruf…!“, er hielt inne, offenbar um nachzudenken, doch währenddessen streifte sein Atem sanft ihre Ohren. Eleyna könnte sich vermutlich gerade selbst eine Art Signalwort ausdenken, wenn sie schnell genug war.
Hätten sie alles geklärt, würde er die Elfe mit einem aufmunternden Lächeln vorgehen lassen. Doch konnte sie sich sicher sein, dass er sie sicher nicht alleine lassen würde. Sich verborgen zu halten war für ihn keine Schwierigkeit. Das gehörte für ihn quasi zum Alltag und in Kombination mit seiner Schattenmagie war er beinahe unauffindbar - besonders, wenn es dunkle Flecken gab. Dennoch schien Ský es noch zu verhindern seine Fähigkeiten offen vor Eleyna preiszugeben oder zu zeigen...

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 9. April 2024, 12:43

Dass Skýler sie auf eine Weise betrachten konnte, die sie nicht ahnte, verschaffte dem Mischling einen Moment der Ruhe, während sie sich einen Plan überlegte. Mit geschulten Augen tastete sie das Gebiet ab, das sich ihnen auftat. Sie suchte nach Verstecken, Anhöhen, Möglichkeiten zur Flucht. Von ihrem jetzigen Standort aus, blieb ihr ein Teil der Möglichkeiten verwehrt und müsste beim Näherkommen genauer betrachtet werden. Eleyna wählte oft lieber den direkten Weg. Zumindest, wenn sie ein Ass im Ärmel hatte. Dass sie Skýler hatte, wähnte Eleyna in diesem Moment noch als Glück. Die junge Elfe war dabei nicht sonderlich naiv oder wusste es einfach nicht besser. Sie wählte bewusst den Weg des Vertrauens. Um es nicht zu verlernen. Um nicht Gefahr zu laufen, irgendwann niemanden mehr in ihr Herz lassen zu können. Egal, wie oft es gebrochen würde. Sie wollte daran glauben, dass es irgendwann jemanden gab, der es tatsächlich gut mit ihr meinte. Irgendwann. Der Mischling hatte sich als einfühlsam, hilfreich und versiert entpuppt. Sie hatte versucht ihn auf Abstand zu halten, ihn gebeten zu gehen. Doch Skýler hegte seine ganz eigenen Gründe, in diesem Moment zu bleiben. Und Eleyna hatte ihn hinlänglich gewarnt, es nicht zu tun. Mehr konnte sie nun nicht mehr unternehmen, damit er sich nicht ihretwegen in Gefahr bringt. Der Mann war älter als sie, auch wenn man ihm das nicht an der Nasenspitze ansehen konnte, so wirkte er um einiges abgeklärter. Seine Reaktionen gaben der Halbelfe Rückschlüsse auf sein Können und enervierten ein Vertrauen in ihr, das sie akzeptieren ließ, dass er blieb. Und schließlich auch froh darüber war. Bevor sie sich nun also auf den Weg machen konnten, erklärte Eleyna, was sie sich für ihr Vorhaben überlegt hatte. Danach bereitete sie sich mit einer Geste vor, die sie sich im Laufe der Zeit angewöhnt hatte: Sie ordnete die langen, schwarzen Haare. Trotz des Windes versuchte sie ihre Strähnen ein wenig zu glätten und bemerkte dabei nicht, dass sie eine der Strähnen verlor. „Das heißt also, dass du möchtest, dass ich mich möglichst unsichtbar mache. Das sollte kein Problem sein, nur …“ Sie nickte und sah auf als er nähertrat.
Kurz hielt sie inne und harrte in ihrer Bewegung aus, während sich seine Hand auf ihre legte. Ein feines Kribbeln löste die Wärme seiner Hand in ihr aus und sie hob den Blick teils fragend, teils neugierig. „Das heißt also, dass du möchtest, dass ich mich möglichst unsichtbar mache. Das sollte kein Problem sein, nur …“ Er strich an ihrem Hals entlang und ahnte vermutlich ganz genau, was er damit auslösen konnte.

Eine Gänsehaut bildete sich und sie öffnete leicht die Lippen, als sie ganz ruhig wurde und ihn gewähren ließ. Sie spürte die Strähne, die er ihrem Bund an Haaren zufügte und für einen Moment reagierte Eleyna gar nicht. Sie starrte nur hinauf in sein Gesicht, das sie ihren Kopf etwas heben musste, weil er so dicht stand. Für dehnbare Sekunden rauschte die Zeit an ihren Ohren in Form von BBrackwasser-Wellen vorbei und sie merkte nicht mal, dass sie die Luft anhielt. Bis sie sich darauf besann, dass er auf eine Reaktion wartete, sie ihre Finger öffnete und die Strähnen dazu nahm. Er entließ sie aus seiner Nähe und gab ihr Raum. Einen Moment war Eleyna verwirrt von diesem Moment, der so unvermittelt kam und sie durcheinander brachte. „Die Vorstellung gegen so ein haariges, achtbeiniges und mehräugiges Riesenvieh mit speicheltriefenden Chelizeren zu kämpfen… lässt mich beinahe hoffen, einen Spionagekollegen von dir kennenzulernen!“ Sein Lachen steckte ihre Mundwinkel an, sodass sie schief lächelte. „Dann sind wir uns also einig, dass beide Möglichkeiten wenig Reiz besitzen.“, spielte sie noch mal darauf an, dass sie von unterschiedlichen Problemen ausgingen. Sie beendete ihr Tun und stand dann mit einem hohen Pferdeschwanz da, der ihren schlanken Nacken betonte. „Aber denkst du nicht, dass zumindest Minx damit rechnen wird, dass ich dich begleite? Immerhin hat sie uns zusammen angetroffen und hat keinen Grund zu glauben, dass ich dich alleine lasse.“ „Ich spiele hierbei auf das allgemein bekannte ‚jeder ist sich selbst der Nächste‘ hin.“, sie zuckte die Schultern. „Minx scheint hier zu leben. Sie wird wissen, dass nicht jede Allianz auch auf Nächstenliebe beruht. Wenn sie misstrauisch wird, sage ich einfach, dass du keinen Toten nachjagen wolltest und lieber dein Glück woanders suchtest. Es wird schon plausibel genug sein!“, winkte sie ab. „Unterschätz Bolte nur nicht. Er hat sicher mehr nutzen, als seine Stärke zum Schleppen von Leichnamen. Sonst würde Minx das Plappermaul sicher nicht neben sich dulden.“ Eleyna sah kurz zu den Höhlen und nickte. „Ja, du hast Recht, der könnte zum Problem wer“-, sie hatte den Blick zurückgelenkt und betrachtete gerade, wie sich der Mantel den Mischlings verschob als er sich streckte. Eleyna blinzelte für einen Moment und vergaß ihr Wort. Das Hellblau ihrer Augen wanderte einmal über die Statur des Mischlings und das Gesehene ließ sie vergessen, was sie sagen wollte. Das war diese verdammte Nachwirkung von seinem Auftritt zuvor! „Werden“, vollendete sie ihren Satz und räusperte sich, um den Blick abzuwenden. „Wollen wir dann?“ „Sicher…“, meinte sie und hatte auf einmal einen Impuls, dem sie nachgeben wollte.

Wären die Umstände andere, wäre ihr Leben ein anderes, Eleyna hätte Skýler gern kennengelernt. Richtig kennengelernt. So aber wusste die Elfe, dass es besser war, wenn sie einander vielleicht halfen und dann doch getrennte Wege gingen. Eleyna aber erkannte den fragenden Ausdruck und lächelte einmal ertappt, weil sie ihn gemustert hatte. Dann aber bedankte sie sich bei dem Rothaarigen. Es war einem Impuls geschuldet und für sie vollkommen ernstgemeint. Auch wenn er sich damit nicht ganz so wohl zu scheinen fühlte. „Dank mir nicht Vögelchen…! Ich habe nichts gemacht und deinen Bruder hast du auch noch nicht zurück.“ Sie nickte. „Es zählt viel, seine Hilfe anzubieten. Dabei kommt es nicht zwangsläufig auf das Ergebnis an.“, erwiderte sie nur und zuckte die Schultern. Sie hatte gesagt, was sie zu sagen hatte. Sie hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich in immense Gefahr begab, solange er in ihrer Nähe blieb. Und sie hatte ihm für seine Unterstützung gedankt. Mit einem undurchsichtigen, aber nachdenklichen Blick musterte sie immer wieder die Umgebung, als sie sich gemeinsam am Rand der Wellenkante entlang bewegten und somit ihre Spuren der baldigen Flut aussetzten. So mussten sie sich keine Gedanken um das Beseitigen machen. Je näher sie dem Klippenbogen kamen, desto konzentrierter wurde Eleyna. Sie beobachtete aufmerksam sämtliche, mögliche Hinterhalte und hatte bereits beim Näherkommen, etwaige mögliche Höhleneingänge oberhalb des offensichtlichen ausgemacht. Die Elfe folgte Ský, als hätten sie schon immer zusammen gearbeitet, blind. Als er sich hinter einem kleineren Felsen verbarg, um auch hier noch mal die Lage zu sondieren, tat sie es ihm ohne Umschweife gleich. Es war ihr durchaus möglich, sich an andere anzupassen und das aber auch nur, wenn sie Vertrauen zu jemandem besaß. Und Ský durfte sich offenbar zu diesem kleinen Kreis zählen. „Scheinbar führt der Weg immer weiter der Nase nach!“ Kurz zuckten ihre Mundwinkel. „Richtig. Auf den Rängen gibt es weitere Eingänge, aber ich bezweifle, dass Bolte sich die Mühe gemacht hat“, griff sie unbewusst seinen Gedanken verbal auf. „Der hatte ja auch seine Milch nicht“, witzelte die trotz der Situation leichthin, ehe sie wieder ernster wurde. Sie beobachtete den Eingang noch einen Moment, während Skýler sich in ihrem Rücken fertig machte. „Du gehst dann wohl vor!“ Erneut nickte sie als sie seine Präsenz auf einmal hinter sich fühlte. Seine Stimme brummte leise in ihr Ohr und ließ ihre Nackenhaare sich aufstellen.
„Auch, wenn du mich nicht siehst – ich bin da! Und wenn du in Schwierigkeiten steckst ruf…!“ Gänsehaut. Sie hatte schon wieder Gänsehaut. Eleyna verfluchte sich noch insgeheim, doch dann spürte sie den Atem an ihrem Ohr und musste sich zusammenreißen, nicht auch noch weiche Knie zu bekommen. Tatsächlich verwirrte Skýler sie und Eleyna konnte das so gar nicht gebrauchen. Nicht an diesem Punkt in ihrem Leben. Also riss sie sich zusammen und schüttelte das aufkommende Gefühl ab. „…Vögelchen?“, antwortete sie dann in seine Pause hinein und drehte den Kopf leicht schmunzelnd. Sich auf den Höhleneingang konzentrierend, nickte sie. Sie war bereit. „Wenn wir hier wieder raus sind, erklärst du mir mal den Spitznamen, in Ordnung?“, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten und machte sich schließlich leise, geguckt und auf der Hut auf den Weg zum Eingang in ihren vermutlich ganz persönlichen Harax.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 10. April 2024, 13:41

Etwas lag in der Luft und dieses Mal war ausnahmsweise nicht der fischige Gestank gemein, welcher eher vom Rumdetter Hafen denn vom Meer an das Mischlingselfen-Duo herangetragen wurde. Zwischen ihnen prickelte etwas. Wären die Umstände andere gewesen, dann hätte zumindest Eleyna sich vielleicht in diesen Traum fallen gelassen. Doch sie wollte ihn weder platzen lassen wie eine Seifenblase, noch zu eben jener aufbauen. So sehr Skýler sie auch faszinierte - auf eine Weise, die sie selbst nicht ganz beschreiben konnte - durfte sie ihren Gefühlen nun nicht nachgeben. Sie appellierte an ihre Vernunft und dass sie ihn ohnehin schon weit genug in ihre Welt einspannte als gut für ihn wäre. Es war riskant, es war gefährlich und wenn sie sich nun auf ihn einließ, würde sie am Ende mehr verlieren als ihr lieb wäre.
Dass Skýler entgegen ihrer Annahme bereits mit mehr als einem nackten Zeh im See ihrer Probleme stand, konnte Eleyna überhaupt nicht wissen. Er hielt sich viel zu bedeckt, ganz seiner Profession folgend. Doch auch Ský konnte nicht vollends leugnen, dass da etwas zwischen ihm und der Halbelfe war. Etwas, das über seinen Auftrag hinaus ging. Warum sonst musterte er das Vögelchen ständig so lang? Warum schlich sich ein Lächeln auf seine Züge, dessen nicht einmal er sich bewusst war? Warum lockte es ihn so sehr, Eleynas lose Strähne zu ihren Brüdern und Schwestern, hinein in die schwarze Mähne des Zopfes, zu schieben? Er galt nicht als pedantisch und besaß auch keine inneren Zwang, die Dinge nach seinen Wünschen zu ordnen. Natürlich war es auch in seinem Berufsfeld wichtig, einen Ort so zu verlassen wie man ihn betreten hatte, aber Skýler war niemand, der den Anblick eines unaufgeräumten Schreibtisches oder einer Kleidertruhe mit schlampig zusammengewürfeltem Inhalt nicht ertrug - oder einer frechen Haarlocke, die sie von den anderen löste.
Allein die Umstände waren es, die beide zurückhielten. Für den Moment schien es besser so, denn sie hatten eine Aufgabe. Wo Arvids verschleppter Leichnam nur Vorwand war, um sich an Minx für ihr erfolgreiches Trickspiel zu rächen, da lag Eleyna weit mehr daran, ihren toten Halbbruder zurückzugewinnen als sie es sich wohl eingestehen wollte. Beide verband allerdings noch mehr. Beide konnten Boltes Worte nicht mehr vergessen. Die Spinne steckte dahinter und beide Mischlinge waren Teil ihres Netzes. Auch wenn Eleyna versuchte, sich den klebrigen Maschen zu entziehen, so wusste sie doch davon und wahrscheinlich würde sie der drallen Königin im Zentrum niemals entkommen, wenn sie nicht ihr gesamtes Fundament niederbrannte. So weit war sie allerdings noch lange nicht. Doch der Spinne eine wahrlich fette Beute vorzuenthalten, das konnte sie jetzt schon erreichen. Sie musste Arvid zurückholen und herausfinden, was eigentlich vor sich ging.
Skýler war ebenfalls interessiert, mehr zu erfahren. Dass es hier möglicherweise schon zu einer Übergabe des unerlaubterweise gelösten Fadens im Netz kommen könnte, hatte er sich wohl nur am Rande und eher flüchtig überlegt. Wie würde er entscheiden, wenn es hart auf hart käme? Er hatte Eleyna schließlich auszuliefern, aber konnte er das noch? Und würde er tatsächlich auf die oberste Instanz des Netzes treffen, auf die Spinne selbst? Das Blut in seinen Adern pulsierte, mehr zu erfahren und auch seine Schattenmagie meldete sich langsam zu Wort. Er hatte sie in all den Jahrzehnten nicht nur führen, sondern auch lieben gelernt. Sie war ihm der einzig wahre Freund zwischen Drill und Tortur gewesen und sie hatte ihn nie verlassen. Wenn Skýler sich auf etwas oder jemanden verlassen konnte, dann waren es die ihm innewohnenden Kräfte. Der kleine, unkontrollierte Ausbruch von vorhin war längst vergessen und kaum der Rede wert. Er wusste, dass er seine Mächte beherrschte. Sie folgten ihm und unterwarfen sich seinem Willen. Dass es Ausflüchte gab, wenn jener Wille aber durch bestimmte Auslöser angekratzt wurde, wollte er bisweilen noch nicht wahrhaben. Er verdrängte es mit dem Selbstbewusstsein eines Mannes, der lang und hart genug dafür trainiert hatte, die Kontrolle zu behalten. So sollte es auch jetzt sein. Er würde das umsetzen, was er in seiner Ausbildung gelernt hatte und Eleyna wollte ihn auch genau so einsetzen. Er würde der Schatten im Dunkel sein. Dass sie ihn dabei ihren "guten Schatten" nannte, überrumpelte den Halbelfen dann doch noch. Niemand hatte das jemals getan, nicht einmal Kraz'hian. Er drückte seinen Stolz anders aus und vor allem nicht so, dass Skýler Nutznießer davon wäre. Wenn Kraz'hian ihn lobte, dann geschah es stets in eine Richtung, dass er sich selbst die Schulter klopfte. Schließlich hatte er dieses kostbare Spionagewerkzeug ausgebildet und es könnte ihm mit jedem gelingen. Skýler durfte sich lediglich glücklich schätzen, dass man ihn für diese Aufgabe auserwählt und nicht gleich getötet hatte. Aber hier und jetzt würde er ein guter Schatten sein - Schutz aus dem Dunkeln für das Vögelchen, welches er möglicherweise nun direkt ins Netz der Spinne schickte.

Eleyna ging voraus. Skýler folgte ihr, ebenfalls durch den großen und als einziger direkt am Strand befindlichen Eingang hinein in die Höhle. Er brauchte seine Schattenmagie nur bedingt zum Einsatz zu bringen und wenn, dann auch wirklich nur in jenem Moment, da er durch den Eingang huschte. Jener erwartete die beiden einem weit aufgerissenen Maul gleich. Stalaktiten-Zähne rahmten den oberen Teil dieses Schlunds ein, während winzige Kiesel und zwei in den Boden gerammte Fackeln den naturellen Unterkiefer schmückten. Die Fackeln waren nicht entzündet und auch sonst zeigte sich die Höhle selbst eher in einem dämmrigen Licht. Schatten waren reichlich vorhanden. Solange Skýler still blieb, würde man ihn vermutlich nicht entdecken. Wichtiger war, dass er einen wachen Blick auf den Höhlenboden und die Felswände hatte. Das Erdreich bedeckten gerade nahe des Eingangs viele Tangreste und Muscheln. Einige davon blitzten scharfkantig im schwachen Tageslicht, das noch wenige Meter bis in die Höhle hinein fand. Die Felswände hingegen zierten verschiedenste Moose, wenige Pilze, in den trockeneren Stellen aber auch jede Menge Spinnweben. Wollte die Herrin des Netzwerks hier etwas ihrem Namen alle Ehre machen?
Wie tief die Höhle in den Küstenfelsen selbst hinein führte, war schwer zu sagen, denn es fehlte das nötige Licht. Einzige Quellen, vom Eingang einmal abgesehen, waren ein Loch, das oberhalb er Küstenklippe wohl in den Fels gebrochen sein musste. Ohne Seil und Kletterhaken unerreichbar, wenn man nicht an den Wänden direkt entlang laufen oder fliegen könnte. Ein Spalt, breit grinsend wie das Maul eines Luchses und ähnlich gezackt wie dessen Gebiss zog sich ein Spalt über die Höhlendecke. Er war vielleicht zwischen drei und vier Metern lang, aber kaum anderthalb Meter breit. Es reichte aus, dass etwas Tageslicht aus vollkommener Schwärze graubraune Konturen und Schatten formte. Von dort oben hingen einige dicke Wurzeln herab, die teilweise noch Gras bewachsenes Erdreich umschlungen hielten. Man sah aber auch hier lange und mit Staub verhangene Weben, die wie silbrig graue Haare in einem sanften Luftzug von oben bewegt wurden. Hier und dort hörte man sogar Staub oder winzige Kiesel zu Boden rieseln.
Die feinen Elfensinne beider Mischlinge nahmen jedoch noch mehr auf. Ein kaum wahrnehmbares Fiepsen aus dem Dunkeln verriet sowohl Eleyna als auch Skýler, dass die Strandhöhle Rückzugsort für mindestens eine Gruppe Fledermäuse darstellte. Da es bereits dämmerte, würden sie bald erwachen und auf Jagd gehen. Noch war es allerdings nicht soweit. Die einzigen Jäger befanden sich am Boden und wagten sich nun tiefer in die Höhle hinein. Die Hoffnung, Arvid - ihre Beute - zu finden wuchs, denn schon nach wenigen Metern einen halbsteilen Hang aus Erde und Sand hinab, konnte zumindest Eleyna Feuerschein erkennen. Das flackernde Licht einer einzigen Fackel zauberte Schatten auf die Felsen der Umgebung. Im Abstand von etwa 15 bis 20 Metern vor ihr und somit am Ende des Hangpfades, der mit reichlich Stalakmiten und breiten Felsensäulen gesäumt war, konnte sie Boltes breite Statur ausmachen. Vor ihm lag etwas Unförmiges, das sie nur anhand der Farben im Feuerschein als Arvids reglosen Körper ausmachen konnte. Bolte hatte ihn einfach vor sich auf den Erdboden abgelegt. Er stand da, als würde er warten, den Rücken eben jenem Hangweg zugewandt, den Eleyna nun beschritt. Wo Skýler sich aufhielt, wusste nur er selbst. Die Schatten hatten ihn geschluckt und Willkommen geheißen wie einen verlorenen Sohn.
Bolte selbst schien auf jemanden zu warten. Er ließ den Blick eine Weile über die Höhlendecke wandern, drehte sich mit Kopf und Oberkörper dann aber nach rechts. Er spähte in eine Nische, die für Eleyna halb verborgen und für Skýler auf Abstand wohl überhaupt nicht zu entdecken war. Boltes Seufzen erfüllte die gesamte Höhle wie ein Donnergrollen den Himmel, sobald die Gewitterwolken sich gesammelt hatten.
"War deine Idee...", sprach er in die Stille hinein. Falls ihm jemand antwortete, hörte man es nicht. Bolte seufzte erneut. Schließlich erhob sich Minx' Stimme, wenn auch belegt und wie durch Stoff gedämpft: "Du hättest die Spinne nicht erwähnen sollen. Es ist auch so schon schwer genug."
"Noch einmal: deine Idee", erwiderte der Fleischberg von einem Mann. "Dass ich's dir nicht unbedingt leichter machen würde, wusstest du vorher schon. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass en Kätzchen es noch am leichtesten hat. Und ich werd'n Auge zudrücken, falls mich jemand wegen dem toten Piraten im Kanal fragt, aye?"
"... aye ..."
Bolte wandte sich wieder um, so dass er in die Schwarze vor sich starrte, die das Fackellicht nicht mehr erreichte. "Also, wo ist sie, die Spinne? Wir sind überpünktlich! Schon gemein, uns hier warten zu lassen, wo wir so'ne tolle Beute für sie haben." Bolte spuckte aus. Ihm schien es selbst nicht zu gefallen, Arvid hierher geschleppt zu haben, doch er wartete geduldig. Bisweilen geschah allerdings nichts weiter, sah man davon ab, dass winzige schwarze und achtbeinige Schatten immer zahlreicher über den Erdboden zu seinen nackten Füßen huschten. Sie bewegten sich am Rand des Lichtscheins entlang, krabbelten aber wild umher und versammelten sich, als wären sie neugierige Zuschauer. Und obwohl die Höhle geradezu dafür geschaffen schien, selbst laute Geräusche in ihrer Tiefe einfach zu verschlucken, enstand durch das Schaben und Krabbeln der Achtbeiner ein nachhaltig unangenehmes Ensemble aus Unbehagen. Etwas lauerte in der Schwärze.
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 13. April 2024, 22:09

Sie spürte eine innere Erregung als sie auf den Höhleneingang zuhielt. Eleyna’s Sinne und ihre Muskeln befanden sich schlagartig wieder in einem Modus, den man ihr über Jahre hinweg eingetrichtert hatte. Sofort lag ihr Fokus auf mögliche Gefahren neben, vor und hinter ihr. Sie achtete auf alles, was sich bewegte und Ungereimtheiten. Nichts konnte sie jetzt aber davon abhalten, das Innere der Höhle zu betreten. Leise als würden ihre Schritte nicht existieren erreichte sie den Schlund zum Innern. Ihre Augen gewöhnten sich für einen Moment an die hier herrschende Dunkelheit, bevor sie sich am Rand in einer natürlichen Nische für den ersten Moment des Innehaltens ein Versteck suchte. Eleyna lauschte. Sie achtete auf Skýler, der sich dann in den Schatten drückte. Seine Tarnung war vortrefflich, denn er schien beinahe mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Eleyna aber achtete nicht im gesonderten Maße darauf. Sie richtete ihre Augen weiter auf den spärlich beleuchteten Weg. Das Ziel war klar hervorgetan, sodass sie keine große Überlegung anstellen musste. Ihre Augen glitten über die Höhlenwände und hinauf zu der Felsspalte in der Decke. Das spärliche Licht kam ihr zugute, aber sie achtete trotzdem darauf, sich nicht im Licht dessen zu bewegen. Sie verließ sich auf Skýler, dass er sein Wort hielt und sich im Hintergrund bereithielt. Also schlich die Mischlingselfe näher zum natürlichen Weg und folgte ihm weiterhin bedacht und leise. Sie achtete darauf, wohin sie trat, um keine unnötigen Kiesel oder Zweige zu übersehen, die sie beim Knacken oder Fallen verraten würden. Behutsam setzte sie ihre Schritte den Abhang hinab und blieb kurz stehen, als sie das Flackern einer Fackel entdeckte. Sie lauschte. Nichts verriet, dass sich hier jemand den Weg hinaufbewegte, sodass sie weiterschlich. Eleyna war dieses Prozedere in Fleisch und Blut übergegangen. Sie brauchte kaum mehr darüber nachzudenken, wusste was sie tun musste. Ihre Schritte blieben gedämpft, ihr Atem floss ruhig und ihre Sinne weiterhin geschärft. Sie lauschte, sie achtete auf sämtliche Schattenspiele, die einen Hinterhalt zur Folge haben könnten. Noch immer trug sie Minx‘ Wurfmesser verborgen und auch die Waffen von Ský schmiegten sich an ihren Körper, sodass sie zügig an sie herankäme und gleichwohl sich auch ohne Waffen zu verteidigen wusste. Die Elfe war versiert im waffenlosen Kampf und würde blitzschnell reagieren, sollte sich hier eine Falle etablieren. Ob der Mischling noch in ihrem Rücken war, versuchte sie von Zeit zu Zeit zu verfizieren und warf einen Blick oder einen Lauschangriff nach hinten, ohne sich lange damit aufzuhalten. Eleyna folgte dem statisch vorgegebenen Weg noch ein paar wenige Meter, als sie die massige Gestalt des milchtrinkenden Hünen ausmachte. Die Elfe hielt sofort inne und drückte sich in die Hocke und an die Seite hinter eine Gruppe von Stalagmiten. Sie beobachtete das weitere Schauspiel und ihr Blick fiel auf die Leiche von Arvid. Tatsächlich schien Bolte zu warten und Minx außerhalb ihrer Sicht in einer Nische zu hocken. Kurz überlegte Eleyna, ob die Katze sich verstecken wollte, doch Bolte machte das allein mit seinem Gefasel und seinem Blick zunichte. Die Worte aber waren interessant: "War deine Idee..." "Du hättest die Spinne nicht erwähnen sollen. Es ist auch so schon schwer genug."
"Noch einmal: deine Idee. Dass ich's dir nicht unbedingt leichter machen würde, wusstest du vorher schon. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass en Kätzchen es noch am leichtesten hat. Und ich werd'n Auge zudrücken, falls mich jemand wegen dem toten Piraten im Kanal fragt, aye?"
"... aye ..."
Die Elfe runzelte die Stirn. Was scherten sie sich um tote Piraten? Was sollte das bedeuten, dass Bolte ein Auge zudrückte? Und was zum Henker sollte das für eine Idee sein?! Eleyna verstand den Zusammenhang nicht. Das alles war sehr dubios, aber wie eine Schatzsuche sah das hier nicht aus. Der Junge im Teufelsrochen, Jannis, der irrte sich, dessen war sie sich sicher. Es ging hier nicht um Schätze und Piratenansehen! Etwas anderes ging hier vor. "Also, wo ist sie, die Spinne? Wir sind überpünktlich! Schon gemein, uns hier warten zu lassen, wo wir so'ne tolle Beute für sie haben." Eleyna’s Sinne richteten sich auf die immer mehr werdenden Krabbelviecher, die sich mehr und mehr um Bolte zu scheren schienen. Die Elfe engte die Augen und runzelte die Stirn. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, bei dem Schauspiel und irgendwas sagte ihr, dass dies hier nicht in einer Sackgasse enden würde. Eleyna prüfte, ob sie die Chance hatte, sich näher heranzuwagen, ohne gleich ihre Deckung aufgeben zu müssen. Sie wollte Minx sehen, sie wollte in die schwarze Nische sehen können, in die Bolte geblickt hatte. Und sie wollte erkennen, was es weiterhin auf sich hatte mit diesen beiden schrägen Vögeln. Sie wartete vorerst ab und würde beobachten. Nichts drängte sie derzeit zum übereilten Handeln. Arvid war ja bereits tot.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 14. April 2024, 22:08

Es war eigentlich unbestreitbar, dass da etwas zwischen ihnen war und doch schien Skýler es nicht bewusst zu registrieren. Normalerweise empfand er kein persönliches Interesse an Personen, doch in diesem Fall – bei Eleyna war das anders.
Als sie sich ihm anvertraute und dadurch bestätigte, dass sie das Vögelchen war, hätte er sich gewünscht, dass sie schwieg. Er wäre lieber im Ungewissen geblieben, denn diese hätte ihm mehrere Ausweichmöglichkeiten geboten. So legte ihm das Wissen darüber eine Fessel an, die ihn seine Pflichten nicht vergessen lassen würde. Doch was er daraus eines Tages machen würde, welche Entscheidung er treffen würde – das wusste vielleicht nur das Schicksal.
Jetzt wollte Skýler nicht, dass sich Eleyna bei ihm bedankte, denn dadurch fühlte er sich merklich unwohl. Schon seit Ewigkeiten hatte sich kein schlechtes Gewissen mehr in ihm gerecht, doch nun? Die Mischlingselfe machte es ihm wirklich nicht leicht!
„Es zählt viel, seine Hilfe anzubieten. Dabei kommt es nicht zwangsläufig auf das Ergebnis an.“, sagte sie und gab damit dem weiteren Verlauf eine gewisse Absolution. Egal was geschehen würde, sie wäre ihn wohl dennoch dankbar, dass er ihr zur Seite gestanden hatte. Es gab lediglich ein Szenario, bei dem er wusste, dass sie jedes dieser Worte zurücknehmen würde.
Das unangenehme Stechen seines Gewissens ignorierend, war er froh, als sie zusammen losgingen um die Höhlenklippen zu erreichen. Der Weg allein bot Ablenkung und so fand der Spion bald zu seinem üblichen Sein zurück. Für ihn war es spannend zu bemerken, welch gute Einheit sie bildeten. Ihre Bewegungen waren ähnlich und als würden sie bereits Jahrzehnte lang zusammenarbeiten, reichte es aus, indem sie sich mit Blicken verständigen. Dennoch war noch nicht alles geklärt, als sie vor dem großen Eingang lauerten. Und da keiner von ihnen ihre Sicherheit einem unbedachten Risiko aussetzen wollte, sprachen sie die letzten Feinheiten ab.
Eleyna würde alleine vorgehen. Ský verborgen nachkommen. Dass dieser vorhatte sich in seinen Schatten zu verbergen, mit denen er vollständig verschmelzen konnte, würde die Halbelfe nicht wissen können. Daher wollte er sichergehen, dass die nicht dem Glauben verfiel, dass er sie im Stich gelassen hatte.
„Auch, wenn du mich nicht siehst – ich bin da! Und wenn du in Schwierigkeiten steckst ruf…!“, brummte er in ihr Ohr, wodurch sich bei ihr eine unkontrollierbare Gänsehaut aufstellte. Während sie darüber fluchte, bemerkte der Mischling ihren Geruch, den er merkwürdigerweise mehr als angenehm empfand. Normal reagierte er nicht auf so etwas und noch weniger auf den häufig künstlichen Geruch von Frauen.
Wieder einmal bahnte sich ein kleiner Moment zwischen ihnen an, den sie beide von sich aus aufhielten. Nun war nicht die Zeit dafür. Sie würden Arvids Leichnam zurückholen und herausfinden, was es mit dieser eigenartigen Spinne auf sich hatte.
Doch bevor Eleyna den Weg in den Eingang folgte, wandte sie sich noch einmal zu ihm um.
„…Vögelchen? Wenn wir hier wieder raus sind, erklärst du mir mal den Spitznamen, in Ordnung?“ Ohne eine Antwort abzuwarten wandte sich die Dunkelhaarige geduckt um und betrat den, von ihr so empfundenen, persönlichen Harax.
Einen Augenblick lang sah Skýler ihr nach und dachte über ihre Worte nach. Den Spitznamen würde er ihr kaum erklären können, denn er war ein Synonym für die Person, die das Netz verraten hatte. Noch nie hatte ihn ein Auftrag so… beschäftigt! Wie sollte das nur weitergehen? Vermutlich würde er eine Weile Zeit schinden können, doch sobald Krazhian das Spielfeld betreten würde, wäre der Mischling in argen Schwierigkeiten. So schwierig seine Beziehung zu dem Dunkelelf auch war – eine Jahrzehnte lang bestehende und antrainierte Loyalität war nicht so einfach zu verraten. Auch nicht, wenn man sich für sein Leben etwas völlig Anderes wünschte. Er besaß vermutlich mehr schlimme als gute Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit, doch alleine, weil es ein paar Gute gab, war die Situation für Skýler umso schwieriger. Der Junge von einst hatte sich oft gewünscht, dass der Meister ihn nicht nur als Werkzeug betrachtete. Dass es da etwas gab, was man mit einer Familienbande vergleichen könnte. Doch bis zum heutigen Tag wusste er sich nicht anders zu bezeichnen, als Werkzeug oder Schatten. Und mittlerweile war er in einem Alter, in dem er nicht mehr hoffte.

Kopfschüttelnd schob er die inneren Diskussionen, die sich gebildet hatten zur Seite. Er atmete einmal tief durch und brachte sich dadurch in einen ruhigen Zustand der Professionalität. Nun war etwas ganz anderes wichtig. Er hatte noch eine Rechnung offen und den verstummten Nervenbengel würden sie auch zurückholen!
So folgte der Spion seiner Partnerin und verschmolz mit den Schatten. Das spärliche Licht kam ihn dabei zu Gute. Der Schattenmagier fühlte sich immer sicherer und spannte bereits am Eingang eigene Schattenfäden, die ihn vor eventuell neu hinzukommenden Ankömmlingen waren würden.
Er behielt Eleyna im Blick und beobachtete, wie sie sich katzenartig schleichend immer tiefer in die Höhle pirschte. Auch Skýler achtete auf seine Schritte. Im Wald wäre er so gut wie nicht hörbar, doch hier lagen immer wieder Steinchen und Kiesel herum, die auch seinen Gang hörbar machen könnten.
Die Höhlenstruktur war glücklicherweise nicht zu komplex und bot mehr als einen Eingang, doch war davon kaum einer sofort einsehbar. Oberhalb der Wände gab es eine Öffnung, durch die man den Himmel sehen könnte, doch war fraglich wie schnell sie diese im Fall einer Flucht erreichen könnten. Passendes Handwerkzeug hatten sie vermutlich nicht dabei – zumindest Skýler trug kein langes und tragendes Seil mit Ankerung bei sich.
In Schatten gehüllt schlüpfte er von einer dunklen Ecke in die Nächste. Dabei machte er möglichst wenig Bewegungen. Auch ihm war solch ein Vorgang in Fleisch und Blut übergegangen. Wären die Vorbereitungsmöglichkeiten anders gewesen, hätte er vermutlich sogar den Weg von oben gewählt. In Städten befand er sich häufig auf erhöhter Position, wenn sein Ziel keine reine Lauscherei war.

Es dauerte nicht lange und sowohl Eleyna, als auch Skýler konnten die Gestalt Boltes ausmachen. Minx blieb verborgen, was zumindest den Mischling gedanklich schnalzen ließ. Immerhin hatte er eine Rechnung mit diesem Weib offen…!
Von seiner Position heraus konnte er die Nische, in der sich seine unwissende Verabredung befand nicht ausmachen. Und so hörte er auch nur Bolte kellertief seufzen, so dass das Echo es leise gegen die Wände warf.
„War deine Idee...“, sprach er, was zumindest für Skýler interessant war, da er nun einen Hinweis darauf bekam, dass der Hüne nicht alleine war. Doch eine Antwort ließ auf sich warten und obwohl der Mischling gute Ohren hatte, bekam er Minx verspäteten Worte nur bruchstückhaft zu hören.
Er ließ seinen grauen Blick umherwandern, bis er eine andere dunkle Nische fand, in die er sich leisen Schrittes zurückzog. Er war nun ein paar Meter entfernt vom Rücken Boltes und konnte schräg recht vor sich noch immer Eleyna erkennen.
„... aye ...“, hörte er nur noch, ehe sich Bolte umwandte und beinahe in seine Richtung sah. Manch einen hätte dies vermutlich einen Schreck eingejagt, doch Skýler fühlte sich sicher in seinen Schatten und blieb vollkommen ruhig.
„Also, wo ist sie, die Spinne? Wir sind überpünktlich! Schon gemein, uns hier warten zu lassen, wo wir so'ne tolle Beute für sie haben.“ Wieder erwähnte Bolte die Spinne! Das Ganze ging dem Spion langsam gehörig auf die Nerven. Sollte Eleyna doch recht haben und sie waren hier in die Aktionen eines anderen Seitenarms geraten? Oder gar in die Fänge des Kopfes – obwohl er das noch immer stark bezweifelte. Viel wusste er ja selbst nicht über den Anführer, doch bezweifelte der Spion, dass dieser sich in eine solche Höhle begeben würde. Nein, der Kopf würde sein gemütliches Nest in der Mitte nicht verlassen.
Eine Weile lang blieb ihnen allen nichts Anderes übrig als mucksmäuschenstill zu sein und auszuharren. Das graue Augenpaar bewegte sich lediglich zwischen Bolte, der Nische, in der er Minx vermutete und Eleyna hin und her.
Innerlich hoffte er, dass das hier nicht ewige Stunden dauern würde. Doch nach einer Weile schien sich doch etwas zu tun. Sein Augenmerk wurde auf die unnatürlich vielen kleinen Spinnen gelenkt, die sich immer zahlreicher und dadurch sogar hörbar versammelten.
Der Spion verzog leicht das Gesicht. Die winzigen Krabbler machten ihm nicht wirklich etwas aus, doch angenehm war die Menge auch nicht. Noch dazu hoffte er darauf, dass sich nicht bald auch größere Gefährten dazu mischten.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 18. April 2024, 01:53

Je weiter Eleyna sich mit jedem Schritt tiefer in die Höhle von Skýler entfernte, desto weniger plagte ihn sein Gewissen aufgrund des auszuliefernden Vögelchens. Er machte sich reichlich Gedanken und sicher auch nicht unbegründet. Schließlich hatte Bolte mehr als einmal die Spinne erwähnt und die goldene Minx war darüber durchaus erbost gewesen. Es könnte hier und heute in dieser Höhle vielleicht wirklich zu einer Konfrontation kommen und dann würde der Mischling sich entscheiden müssen, auf welcher Seite er stand. Für ihn war es im Grunde klar, denn niemals zuvor hatte er sich gegen Kraz'hians Anweisungen und folglich die der Spinne gestellt. Aber bislang war er auch noch niemandem wie Eleyna begegnet.
Sie wagte sich tiefer in die Höhe vor, folgte einem seichten Hangweg, der sie fast schon in eine Art Grube hinab leitete. Glücklicherweise boten einige Felsnischen, sowie zahlreiche Stalagmiten ihr genug Schutz, damit sie von Bolte nicht entdeckt würde. Der fleischige Koloss stand im Zentrum der Grube und auch seines Fackellichts, Eleyna den Rücken zugewandt. Zu seinen Füßen lag Arvids Leichnam, während die goldene Minx von niemandem zu finden war. Dass sie sich aber in Boltes Nähe befand, verriet das Gespräch, das der Große mit ihr führte. Die Piratin mochte nur knappe Laute als Erwiderung von sich geben, aber Eleyna hörte sie. Sogar Skýler nahm von seinem Versteck aus etwas wahr. Er konnte den Lauten nur keine Bedeutung abgewinnen. Dafür befand er sich geraume Zeit doch zu weit weg vom Geschehen.
Tatsächlich war er Dank seiner Magie mit den Schatten der Höhle verschmolzen, bewegte sich durch sie hindurch und nahezu lautlos an den Felswänden entlang. Er musste einen Bogen machen, um seinem Pfad zu folgen. Eleyna ließ er dabei kaum aus den Augen, nutzte jedoch nicht ihren Weg hinunter in die Grube. Stattdessen wandelte der Halbelf auf den dunklen Pfaden seine Gabe. Es war ihm schon in Fleisch und Blut übergegangen, durch die Schatten zu springen. Ganz im Sinne des Netzwerk wob er sogar Fäden aus Finsternis und legte sie wie dünne Drahtfallen aus. Sie würden niemanden zum Stolpern bringen, wohl aber ihn informieren, sollte sich jemand durch die fadendünnen Schatten bewegen. Einen Hinterhalt könnte er so zwar immer noch nicht ausschließen, Skýler würde ihn jedoch zeitnah bemerken und handeln können. Sein Körper wappnete sich bereits für das vertraute Kribbeln, das ihn beschlich, wenn jemand an den Schattenstrippen zog, weil er unachtsam hindurch stapfte. Es verschaffte dem Spion ungewollte Schauer, eine Gänsehaut oder andere Gefühlsregungen, die angesichts seines fokussierten Geistes unangebracht waren. So jedoch alarmierten sie ihn bisweilen zuverlässig.
Für einen möglichen Hinterhalt war demnach gesorgt. Er hatte Eleyna nun halbwegs gut im Blick, Bolte ebenfalls. Nur Minx fehlte noch. Seine Spitzohren nahmen die feinen Laute aus einer der Nischen als ihre Stimme war, konnten die Worte jedoch nichten. Aber das Kätzchen war hier und bedauerlicherweise außerhalb von Skýlers Sichtweite. Er musste näher heran!
Auf leisen Sohlen schlich er in einem weiteren Bogen am Rand der Felswand entlang. Dabei fielen ihm nicht nur mögliche Fluchtwege auf. Er würde für einige nicht einmal Seil und Haken benötigen. Teilweise existierten natürliche Treppen, die zu verschiedenen Höhlen oder langläufigen Felsgängen in luftiger Höhe führten. Im Notfall könnte er über einen dieser Fluchtwege entkommen. Die Frage wäre, ob es ihm gelänge, Eleyna mitzunehmen. Doch ehe er sich darüber nähere Gedanken machen konnte, wurde Skýler auf zwei Dinge aufmerksam. Auf seinem Weg hinter Bolte und Eleyna, die sich nun beide schräg rechts von ihm befanden, war ihm eine der größeren Höhlen innerhalb des Gewölbes aufgefallen. Sie stieg ihm deshalb nun in Erinnerung, weil er zunehmend mehr und mehr Krabbeltierchen über den sandigen Boden wuseln sah. Spinnen, zahlreich. Als hätten kleine, dicke Ableger der Schatten plötzlich Beinchen entwickelt, wanderten die schwarzen Flecken zum Zentrum, in dem Bolte stand. Sie mieden zwar den Lichtkreis seiner Fackel, schienen sich dennoch sehr bewusst am Rande zu versammeln. Dabei bemerkte nicht nur Skýler die Vielfalt jener Spinnen. Auch Eleyna erkannte von ihrer Position aus, dass die Wesen nicht alle derselben Gattung abstammten. Weberknechte wankten auf ihren langen, dürren Beinen fast schon schnakengleich über den Sand. Daneben huschten kleinere, dicke Spinnen wie Murmeln umher, stießen einander an und fauchten dabei sogar, dass es die verborgenen Mischlinge an streitende Katzen erinnern könnte. Dann wandelten trotz ihres kugeligen Hinterleibs dennoch grazil wirkende, schwarze Spinnen über den Stein, als wollten sie mit ihrer Eleganz punkten. Einige besaßen ein rotes Kreuz auf dem wackelnden Hinterleib. Andere waren gänzlich schwarz. Zwischendurch sprangen winzigste Spinnchen wie Flöhe umher und nur knapp an Eleyna vorbei schob sich der haarige Körper einer nahezu schwarzen, aber letztendlich doch eher dunkelbraunen Spinne bis kurz vor Arvids Leib. Das Viech war so groß wie ein Vogel! Kaum jemand würde abstreiten, dass es sich nicht von Vierbeinern ernährte!
Wo Eleyna einen ausreichenden Blick auf die zahlreichen Untergattungen der Achtbeiner erhaschen durfte, hatte Skýler etwas Anderes entdeckt, das ihr gänzlich verborgen geblieben war. Wie gesagt, ihm waren zwei Dinge aufgefallen. Zum einen die Spinnen, die auch Eleyna nicht ignorieren konnte. Zum anderen aber schien er deren Bau gefunden zu haben. Auf seinem Weg hinunter und bis in sein Versteck war ihm dieser eine, bestimmt fast zwei einhalb Meter hohe Höhlendurchgang aufgefallen. Nicht nur, weil er so enorm war, sondern auch weil seine Rände über und über mit Spinnenweben verklebt gewesen waren. Sie verteilten sich wie silbrige Platzdeckchen auf die umliegenden Felsen, gleichzeitig hingen sie als löchriger Vorhang vom bogenhaften Gestein herab und versperrten die Sicht auf das Innere des Höhlenganges. Skýler hatte kein Schaben wahrgenommen, kein Fauchen oder andere Signale, die ihn alarmiert hätten. Trotzdem war der Anblick, nun gepaart mit den vielen Achtbeinern durchaus ein wenig unbehaglich. So langsam wollte sich der Gedanke verflüchtigen, dass das Netzwerk seine Finger hier im Spiel hatte. Er konnte jedoch mit niemandem darüber spekulieren. Selbst wenn er Eleyna nun in sein Geheimnis einweihen wollen würde, war sie ein Stück zu weit weg. Er würde den kurzen, aber schattenfreien Weg zur ihr überbrücken müssen. Das ging vielleicht, wenn Ský leise genug wäre, denn noch schaute Bolte nicht in seine Richtung. Der Koloss von einem Mann stand mit ungeduldiger Haltung nach wie vor mit dem Rücken zu Eleyna und folglich auch halb mit dem Rücken zu ihm. Er beschwerte sich soeben über die Unpünktlichkeit der Spinne, vor allem weil man ihr diese wunderbare Beute in Form von Arvid gebracht hätte.
Auch Skýler hoffte auf ein baldiges Geschehen, ganz gleich wie das Ergebnis aussähe. Ihn packte die Ungeduld. Da war ihm Eleyna eine Nasenlänge voraus. Obgleich sie beide zu Spionen ausgebildet worden waren, schien die Halbelfe besser damit zurecht zu kommen, länger ausharren zu müssen. Sie wagte sich nicht aus ihrem Versteck heraus. Warum auch? Noch sah sie keinen Anlass dafür. Arvid würde schließlich nicht plötzlich wieder auferstehen - andererseits traute ein winziger Teil in ihrem Inneren es dem Halbbruder durchaus zu, sie jetzt noch damit zur Weißglut zu treiben, dass er sich plötzlich sogar von den Toten erhob, nur um zu klagen oder zu provozieren. Ohja, es hätte gut zu ihm gepasst. Aber nicht einmal Arvid konnte sich seinem eigenen Schicksal entziehen. Reglos blieb sein Körper auf Gestein und Sand liegen. Mittlerweile hatten sich so viele kleine Spinnen um den Lichtkreis versammelt, dass es einem schwarzen Teppich glich, der sich nur an den äußeren Rändern wie eine einzige Masse bewegte. Winzige, aber scharfe Mandibeln klackerten, kratzten übereinander. Zischen und Fauchen erfüllte die Höhle, dass es leicht hallte und das Geräusch nur noch unheimlicher machte. Das Schaben zahlloser Beinchen über Gestein trug auch nicht dazu bei, sich wohler zu fühlen. Im Gegenteil, das Geräusch allein war imstande, die Haut kribbeln zu lassen. Skýler als auch Eleyna mussten selbstbeherrscht gegen das Bedürfnis ankämpfen, sich zu kratzen. Bolte hingegen gab dem Drang ungeniert nach. Er rieb sich einmal über den Arm und kratzte sich dann so schamlos am Hintern, dass ihm dabei die Hose etwas herabrutschte. Eleyna erhielt Aussicht auf das Schlangentattoo, welches dem Mann vom Kahlschädel in den Nacken und offenbar bis hinunter zum Fußknöchel wanderte. Es machte bei seinem Hintern nicht Halt.
"Pha, wo ist sie? Ausgeflogen?"
"... wohl kaum..." Nun hörte auch Skýler Minx' Stimme deutlich genug, um die Worte zu verstehen. Nach wie vor klang sie denoch, als spräche sie durch eine Lage Stoff. Außerdem hörte sie sich alles andere als euphorisch an. Bolte hingegen wirkte schon lange nicht mehr wie der tumbe, große Geselle. In seiner Stimme lag nun etwas Kerniges und das kam nicht nur von seiner wachsenden Unzufriedenheit. "Und nun?", fragte er in die Nische hinein. "Nehmen wir den Bengel wieder mit? Der ist verwest, bis wir nochmal hierher kommen. Außerdem hat sie uns bislang nie warten la-"
Plötzlich brach der Fleischberg ab. Etwas erregte seine Aufmerksamkeit und Skýler sollte der Erste sein, der den Grund dafür erfuhr. Seine Schattenmagie rettete ihm nun vermutlich das Leben oder zumindest bewahrte sie ihn davor, entdeckt zu werden. Keine zwei Zentimeter von seiner Schulter entfernt stob ein langer, schwarzer, leicht gebogener .. Speer ... in den Boden. Nein, es war kein Speer, aber auch kein Ast. Die glatte Oberfläche glänzte wie Obsidian, doch im nächsten Moment fiel dem Mischling eine andere Umschreibung für den anderthalb Meter großen Bogen ein, der nun wieder die unterste Spitze vom Boden hob: Chitin. Das Material, aus dem Insektenpanzer bestanden. Es war robust, hielt vielen giftigen substanzen der Tier- und Pflanzenwelt stand und ja, es glänzte unbeschreiblich anziehend, sowohl in der Sonne als auch der Dunkelheit. Und es bewegte sich von ihm fort. Doch Skýler war noch nicht außer Gefahr. Dieses lange, bogenförmige Chitinding besaß nämlich Geschwister. Weitere sieben an der Zahl, wie er feststellen durfte. Sie führten ihrerseits in Bögen bis zum Zentrum eines schwarzen schlanken Leibes, der aus drei beweglichen Teilstücken zu bestehen schien. Am letzten hing, gewaltig wie ein Ochsenkarren, ein Hinterleib wie er ihn nun schon mehrfach, aber in kleinerer Form in der Höhle gesehen hatte. Am spitz zulaufenden Ende ein wenig beharrt glänzte der Unterleib dennoch in feinstem Schwarz, dass der Elf Eleynas Spiegelung darin sehen konnte. Mit leichtem Wippen, verursacht durch die Fortbewegung der acht Beine, tanzte dieser gewaltige Körper an Skýler vorbei. Er könnte die Hand ausstrecken und ihn berühren, aber wollte er wirklich die Aufmerksamkeit dieser Bestie so auf sich lenken?
Sobald er den Blick vom Hintern des Wesens lösen konnte, würde er entdecken, was nun auch für Eleyna sichtbar wurde. Obwohl die sich fast neben ihr aus der Dunkelheit der Höhlendecke und über seinen langen Silberfaden abgeseilt hatte, war sie selbst beim Aufkommen unglaublich leise gewesen. Sie verdankte es ihren Elfensinnen, dass sie überhaupt ein Geräusch über die Kulisse aus Kratzen, Schaben, Klackern und leisem Fauchen vernommen hatte. Nun aber blickte sie nicht nur an den fast zwei Meter langen, schwarzen Beinen und dem gewaltigen Hinterleib zu dem Spinnenwesen empor. Nein, sie sah mehr!
"Ah, da ist sie ja!" Bolte wandte sich um und breitete die Arme aus. Dann neigte er den Kopf zur Seite, um in die Nische zu rufen: "Minxy, sei ist hier!" Schon drehte er sich wieder nach vorn und verbeugte sich dermaßen übertrieben, dass man kein großer Menschenkenner sein musste, um hinter der Geste nichts als Hohn zu erkennen. Das Spinnenwesen beeindruckte es nicht. Es schnalzte und verschränkte seine fleischigen Arme. Denn im Gegensatz zu den vielen winzigen Artgenossen, die nun sehr aufgeregt um die kräftigen Beine des Wesens umher wuselten, besaß die Spinne keinen schaurigen Kopf mit acht Augen. Ihr Leib führte weiter, wechselte vom Chitinpanzer zu einer fleischlichen Hülle, aber die Haut blieb gleichermaßen schwarz. Wäre der gesamte, gigantische Unterleib kein Spinnentier, sondern ein Pferdekörper gewesen, hätte man nun von einem der Sagen umwobenen Zentauren sprechen können. So hingegen war es einfach nur eine unheimliche Riesenspinne mit dem Oberkörper eines ... Dunkelelfen? Er glich Eleyna und Skýler tatsächlich. Muskulös, humanoid, aber mit den feinen elfischen Zügen, die auch ihre beiden Gesichter exotischer machten. Spitze Ohren und langes, silbriges Haar, als wollte er mit den eigenen Spinnenfäden konkurrieren. Die Augen hingegen glühten rot, das über die Iriden hinaus ging. Der gesamte Augapfel dieses Wesens war ein blutrotes Leuchten inmitten seines Gesichts. Narben zierten den Körper, verunstalteten ihn aber nicht sonderlich. Vielmehr unterstrichen sie das Ausmaß des Grauens, denn wann bekam man schon einmal einen ... Spinnendunkelelfen ... eine Dunkelelfenspinne ... ein Monstrum wie dieses zu Gesicht? Und trotz alledem besaß es etwas ... Menschliches. Etwas Elfisches. Etwas, das es nicht ganz als das Ungeheuer erscheinen lassen wollte, das es darstellte. Vielleicht lag es am goldenen Geschmeide, das um den elfischen Leib hing. Lange, goldene Ketten, verbunden über eine Art Schmuckharnisch, ebenfalls aus Gold und durch eine goldene Scheibe über dem Solarplexus zusammengehalten, hingen dem Elfenspinnling bis knapp über den Spinnenleib. Auch seine Unterarme zierte ähnlicher Schmuck. In der rechten Hand - der elfischen Hand - hielt das Wesen einen Dolch, dessen Griff und Knauf ebenfalls aus Gold gefertigt zu sein schien.
Bolte musterte die Klinge, wobei er erst den Kopf schief legte, ehe er diese Haltung mit einem gleichsam schiefen Grinsen ausglich. "Sag mir nicht, du hast versucht, mit 'nem Dolch zu kämpfen. Was hattest du vor, Spinne? Jagen?"
"Ich dachte, ich versuche es mal..." Es konnte sprechen. Die Stimme klang sogar angenehm, besaß einen morgerianischen Akzent, den Skýler vielleichtn icht erkennen konnte, wohl aber Eleyna. Sie hatte ihn oft genug bei ihrer Mutter gehört.
Boltes Lachen erfüllte die gesamte Höhle, dass einige der kleineren Spinnen schlagartig ihr Heil in der Flucht suchten. Der Mann stämmte die Hände in seine ausladenden Hüften. Er schaute zu dem elfischen Anteil des Wesens empor, ohne jegliche Furcht. "Deine Versuche sind gefährlich. Ich dachte, das hast du mit Minxy geklärt. Das Kätzchen sorgt sich noch um dich ... nicht, dass jemand dich platt tritt, hahahah!" Bolte lachte nur noch lauter. Dann trat er beseite, verbeugte sich erneut sehr übertrieben und sehr tief, wobei er mit der linken auf Arvids Körper winkte. "Ist auch nicht nötig. Kätzchen hat dir Beute versprochen und hier ist sie. Kein ausgewachsener Pirat, aber besser als nichts, aye?"
Aus der Nische hörte man ein ersticktes Schluchzen. Bolte seufzte und wandte den Kopf wieder um: "Deine Idee, Kätzchen!"
Das Spinnenwesen hingegen senkte sich, indem es seine langen Obsidian glänzenden Beine angwinkelte. Der Spinnenleib berührte dennoch nicht den Boden. Der elfische Anteil beugte sich weit vor, um Arvids Körper zu begutachten. Der Spinnerich nickte. "Das ist mehr als genug", sagte er. "Für eine oder sogar zwei Wochen werde ich niemanden mehr brauchen." Er streckte seine Hand aus, aber nicht nach Arvid, sondern um Bolte den Dolch zu reichen. "Würdest du das halten, damit ich ihn einspinnen kann?"
"Können wir ... gehen, Bolte?", drang es wie ein Flehen aus der Dunkelheit der Nische. Minx klang kein bisschen mehr nach der selbstbewussten, vor Charme strotzenden Piratin, die Skýler und Eleyna im Hafen vorgefunden hatten.
"Nix da!", erwiderte Bolte harsch. "Deine Idee, vergiss es nicht. Wir löffeln die Suppe jetzt alle gemeinsam aus - bis zum Ende."

Inspiration: Bild der Spinne
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 19. April 2024, 09:38

Dass Skýler magisch mit den Schatten verschmolz, bekam Eleyna nicht mit. Sie glaubte noch daran, dass er tatsächlich versiert im Verbergen war und wähnte ihn stets in einer Nische irgendwo hinter sich. Er hatte ihr gesagt, dass er da wäre, auch wenn sie ihn nicht sehen könnte. So blieb Eleyna fokussiert, folgte dem Hangweg bis sie den Koloss und ihren Halbbruder ausmachte. Sich hinter einigen Stelen aus Stein verbergend, wartete Eleyna auf das, was dieses Schaustück ihr zu bieten hatte. Die Atmosphäre hier war… gelinde gesagt nervenaufreibend. Etwas kitzelte ihre Sinne, etwas, wovon sie noch nicht genau sagen konnte, was es war. Angespannt und dennoch wachsam, blieb das helle Blau ihrer Augen auf die Situation vor sich geheftet. Das Gespräch von Bolte und Minx blieb so geheimnisvoll, wie eh und je. Noch konnte Eleyna sich keinen tatsächlichen Reim auf all das machen. Sie hegte ihre Vermutungen und hatte auch dem Mischling viel zu viel darüber verraten. Allerdings sah sie sich ihm gegenüber auch in der Schuld dazu, ehrlich zu sein. So ehrlich, wie sie eben sein konnte. Denn dass sie ausgerechnet die Tochter der ‚Spinne‘ war und Verrat im höchsten Maße begangen hatte, das behielt sie für sich. Es änderte nichts an dem, was er wissen musste. Im Grunde hätte Eleyna vermutlich davon abgesehen, Minx und Bolte zu verfolgen. Es war zu gefährlich nun ihrer Mutter oder irgendeinem hochrangigem Mitglied oder gar Berater über den Weg zu laufen. Ein paar von ihnen kannten Eleyna vermutlich, auch wenn sie selbst damals noch nicht gewusst hatte, was ihre Mutter da trieb. Das erfuhr sie erst vor einigen Monaten. Sie hätte jetzt nicht einfach wegen der goldenen Minx alles riskiert. Aber zu wissen, dass Arvid’s Leichnam auf diese Art und Weise geschändet wurde, konnte sie nicht auf sich beruhen lassen. Sie wollte ihrem Halbbruder – so nervig er auch gewesen war – die letzte Ehre erweisen. Auf ihre Art, nicht auf Morgeria’s oder Rumdett’s. Nur auf ihre. Als Zeichen ihres Respekts. Trotz aller Umstände. Die Halbelfe aber hatte gelernt, zu warten. Sie würde jetzt nichts überstürzen und wollte erstmal einen Eindruck der Situation gewinnen. Bolte schien mit einem Mal längst nicht mehr so tumb und einfach gestrickt, wie noch im Teufelsrochen, aber das bemerkte sie nur am Rande. Viel mehr erregten all die unzähligen Krabbelviecher ihre Aufmerksamkeit. Eleyna’s Blick rutschte vom Fleischklops hinab zum Boden an ihren Füßen. Hier tummelte sich allerhand Spinnengetier und krabbelte über und unter einander hindurch oder hinweg. Die Elfe verzog das Gesicht. Mit leichtem Grauen, verfolgte sie den Weg und starrte auf die seltsame Begebenheit, dass sie alle vor dem Übergang zum Lichtkegel Boltes stehenblieben. Sie bildeten dort einen Ring aus Gebein und Wanzt. Eleyna schüttelte es kurz. Dann stellten sich ihre Nackenhaare auf. Wenn sich kleinere Tiere so verhielten… dann musste ein Jäger in der Nähe sein. Die Halbelfe wandte kurz den Blick über die Schulter und suchte ein Hinweis von Skýler, doch sie entdeckte ihn nirgendwo. Eleyna wandte sich wieder der Szene zu. "Pha, wo ist sie? Ausgeflogen?"
"... wohl kaum..."
Minx klang irgendwie erstickt, wenn sie es recht bedachte. Vielleicht hatte sie sich verborgen oder es steckte noch etwas anderes dahinter. Eleyna bekam langsam Zweifel, ob das hier wirklich ein Treffen von Mitgliedern des Netzwerks war. Auch wenn sich ihre Mutter ‚Die Spinne‘ getauft hatte, würden nicht wirklich alle Spinnen dazugehören. Das war… grotesk. Stirnrunzelnd mahlte Eleyna auf diesen Gedanken herum. "Und nun? Nehmen wir den Bengel wieder mit? Der ist verwest, bis wir nochmal hierherkommen. Außerdem hat sie uns bislang nie warten la-"

Auch Eleyna stutzte und sah sich aufmerksam um. Noch bemerkte sie nicht, dass in ihrem Rücken sich etwas regte. Doch etwas schien Bolte zum Schweigen zu bringen. Bevor sie aber ungeduldig werden konnte hörte sie Bolte’s Worte im Einklang mit dem, was sie zu Gesicht bekam. Eleyna entgleisten die Gesichtszüge. Sie hob den Blick an einem der Beine entlang und starrte direkt auf … eine menschliche Spinne?! Einen … Die Elfe war sprachlos, während sich der Hybrid über sie hinwegbewegte und auf Bolte zuhielt. Alles an ihr war auf Vorsicht gestellt. Sie machte keinen Mucks. Hätte sie gar nicht gekonnt, denn sie war einfach nur perplex. Damit hatte sie nicht gerechnet. Eleyna blickte mit angeekelter Faszination auf das Tierwesen und folgte seinem Gang hinab. "Sag mir nicht, du hast versucht, mit 'nem Dolch zu kämpfen. Was hattest du vor, Spinne? Jagen?"
"Ich dachte, ich versuche es mal..."
Sie blinzelte. Sie scherzten miteinander? Das alles war Wahnsinn und Eleyna musste sich eingestehen, dass sie noch weniger Ahnung hatte, was das alles hier sollte. "Deine Versuche sind gefährlich. Ich dachte, das hast du mit Minxy geklärt. Das Kätzchen sorgt sich noch um dich ... nicht, dass jemand dich platt tritt, hahahah!" Das Lachen war nichts, was Eleyna hätte in dem Moment anstecken können. Es entspannte sie auch nicht, dass die beiden scheinbar recht locker miteinander umgingen. Sie fühlte Grauen. Und Ahnungslosigkeit. Sie wusste nicht, ob es nun tatsächlich einfach nur um die Fütterung einer Spinne ging… oder doch um das Netzwerk. Eleyna hätte beinahe geflucht, biss sich aber noch im rechten Moment auf die Unterlippe. Stirnrunzelnd und angespannt, verfolgte sie das weitere Bühnenstück. Kurz glitt ihr Blick suchend nach Skýler umher. Wusste er vielleicht doch mehr? Hatte er so etwas schon mal gesehen? Die Elfe wandte den Blick wieder fokussiert zurück zu Bolte. "Ist auch nicht nötig. Kätzchen hat dir Beute versprochen und hier ist sie. Kein ausgewachsener Pirat, aber besser als nichts, aye?" Das erstickte Schluchzen verwirrte Eleyna nur noch mehr. Hatte Minx nun Angst vor Spinnen? Oder entwickelte sie gar Mitgefühl? Was zum Henker hatte das alles zu bedeuten?! Ungeduld wuchs in der Halbelfe, aber sie hielt sich weiterhin zurück. "Das ist mehr als genug. Für eine oder sogar zwei Wochen werde ich niemanden mehr brauchen. Würdest du das halten, damit ich ihn einspinnen kann?" Eleyna’s Faust ballte sich und sie keuchte tonlos. In ihr schlugen Aktionismus und Vernunft hohe Wellen. Sie konnte Arvid nicht diesem… Ding überlassen! Aber sie konnte sich auch nicht offenbaren. Sie wusste zu wenig.

Verflucht!, knirschte sie mit den Zähnen und beobachtete, wie sich die Spinne Arvid nähern wollte. "Können wir ... gehen, Bolte?" "Nix da! Deine Idee, vergiss es nicht. Wir löffeln die Suppe jetzt alle gemeinsam aus - bis zum Ende." Eleyna engte den Blick. Offenbar hatten Bolte und Minx die Rollen getauscht. Wieso? Was war hier nur los? Die Elfe legte ihren Blick auf Arvid, der inzwischen deutlich ungesund aussah. Das Restblut war bereits versackt. Er musste bereits sehr steif sein. Es schüttelte sie. Eleyna befand sich in einem Dilemma und drehte sich ab von der Szene. Sie lehnte mit ihrem Rücken gegen die Stelen und schloss für einen Moment die Augen. Sie brauchte Luft. Durchatmend öffnete und schloss sie ihre Finger. Sie fühlte sich wie gelähmt. Wenn sie nichts unternahm, würde Arvid das Futter für diesen Hybriden werden… Wenn sie etwas unternahm, würde sie womöglich nicht erfahren, was das alles sollte. Die Elfe öffnete die Lippen und entließ ein wenig die Anspannung in Form ihres Atems. Dann suchte ihr Blick erneut nach Skýler. Was sollte sie nur tun? Für einige Sekunden sah man ihren inneren Konflikt noch an. Doch dann wurde ihr Gesicht eine glatte Maske. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Gegen ihr Herz, für den Verstand. Eleyna wurde blass, doch es musste sein. Ihr Entschluss stand fest. Langsam und ein wenig steif, drehte sie sich wieder um und warf erneut einen Blick auf das ungleiche Trio. Dann rutschte er auf Arvid. Ruhe in Frieden, Arvid. Ihr Blick verschwamm. Diese Entscheidung konnte sie nicht gewinnen. Aber sie musste sie treffen. Dann überließ sie der Spinne den Leichnam und blieb an Ort und Stelle. Sie blieb und griff nicht ein. Denn diesen Kampf, sollte es dazu kommen, konnte sie nicht führen und gewinnen. Das Risiko war zu groß. Sie hatte verloren…

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Umgang anderer Waffen - rudimentär
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 21. April 2024, 19:33

Es war nicht so, dass sich Skýler vor Spinnen ekelte. Normal kümmerten die kleinen Krabbler ihn nicht, doch diese Masse war anders zu bewerten. Es schauderte ihn leicht und er musste den Drang unterbinden sich zu schütteln oder zu Kratzen. Sein Blick wanderte zu Eleyna die mit dem gleichen Problem zu kämpfen hatte.
Innerlich fluchend wünschte sich der Mischling gerade, dass sie nicht in diese Höhle gegangen wären. Arvid schaffte es sogar im Tod für Aufregung und Nervenreiberei zu sorgen! Wie einfach wäre es gewesen, wenn Eleyna der Verbleib dessen Leibs egal gewesen wäre. Doch einen Vorwurf konnte er ihr nicht machen. Er verstand ihr Bedürfnis nach einer anständigen Bestattung – noch dazu waren sie auch wegen den Spinnen-Äußerungen hergekommen.
Doch das schien ein vollkommener Reinfall geworden zu sein. Die Organisation Spinne hatte nicht wirklich etwas mit Spinnen zu tun. Und dass hier so eine Masse auftauchte, deutete auf etwas ganz Anderes hin. Seine Schattenfäden lösten alleine durch die Berührungen der kleinen Krabbler dauerhafte Impulse aus, die er auf seiner Haut spüren konnte. Bei weitem kein angenehmes Gefühl. Die Spinnenleiber sahen vollkommen unterschiedlich aus und Skýler konnte nur hoffen, dass keine von ihnen giftig sein würde.
Er sah zu Eleyna und überlegte, wie er sie hier unbemerkt wieder rausschaffen könnte. Erst einmal würde er zu ihr gelangen müssen, doch der eigentliche Besucher, auf den Minx und Bolte warteten, schien noch nicht aufgetaucht zu sein. Würde sie auf diesen warten wollen? Oder darauf bestehen, dass Arvids Leichnam sie begleitete?
In Gedanken befriedigte er das Bedürfnis sich über den Nacken zu reiben, was er in Wirklichkeit nicht tun konnte. Genau in diesem Moment spürte er ein kräftiges Zupfen an seinem Oberarm und lediglich seinen guten Reflexen war es zu verdanken, dass Skýler von dem gigantischen Spinnenbein nicht zerdrückt oder aufgespießt worden war. Er war zur Seite gezuckt, hatte den Oberkörper dabei hab abgedreht, als die Spinne sich bemerkbar gemacht hatte.
Erschrocken starrte Skýler, weiter mit seinen Schatten verschmolzen zu dem wuchtigen Körper. Eine Gänsehaut breitete sich auf seiner Haut aus und ließ ihm leicht erschaudert. So gigantische Viecher waren ihm nun wirklich nicht recht. Doch nachdem die Spinne ein paar Schritte auf Bolte zugekrabbelt war, entdeckte der der Spion den Leib eines Dunkelelfen, der mit dem des Spinnenleibes verbunden war,
Ein Hybrid!? Es war das erste Mal, dass Ský einen Spinnenhybriden sah und wenn es nach ihm gehen würde, könnte er auf ein direktes Kennenlernen verzichten! Doch wie sollten sie es hier herausschaffen?
Seine grauen Augen tasteten über die dunkelhäutige Gestalt des Elfenkörpers. Ein Dunkelelfenhybrid… auch das war für ihn neu!
„Ah, da ist sie ja!“, rief Bolte aus und verneigte sich ein wenig übertrieben. Der Dummkopf war nicht mehr wiederzuerkennen – hatte er ihn also auch gelinkt? Dabei war ihm sein vergangenes Ich geradezu sympathisch gewesen!
„Minxy, sei ist hier!“, teilte er der Frau mit, die sich noch immer verbarg. Auch sie – sein eigentliches Opfer, war plötzlich vollkommen anders! Doch darüber konnte er sich nun keine Gedanken machen. Der Mischling ahnte, dass sie sich in größerer Gefahr befanden, als ihnen zunächst bewusst war. Gegen so ein Wesen zu kämpfen würde nicht einfach sein! Eleyna und auch er waren keine Krieger. Skýler vertraute zwar noch immer auf seine Magie, doch gehörte er nicht zu jeden, die sich Hals über Kopf in eine Gefahr begaben.
Gedanklich sah er sich und Eleyna bereits aus der Höhle hechten, dicht gefolgt von einem dolchschwingenden Spinnenhybriden, der schräg über die Wände laufen konnte. Bei diesem Gedanken verzog er den Mund leicht.
Auch Bolte war der Dolch nicht entgangen.
„Sag mir nicht, du hast versucht, mit 'nem Dolch zu kämpfen. Was hattest du vor, Spinne? Jagen?“, fragte der massige Mensch, als würde er mit dem Hybriden schon länger bekannt sein.
Ich dachte, ich versuche es mal..." Wie erwartet konnte das Mischwesen ebenfalls sprechen. Dennoch machte ihn das in den Augen des Spions nicht gerade sympathischer.
Boltes Lachen erklang und wurde als Echo von den Wänden umhergeworfen. Es schien wirklich keine Angst zu haben. Doch sollte ihn das beruhigen? Ein Blick zu Eleyna verriet, dass auch sie von dieser unvorhergesehenen Wendung geschickt war. Sie presste sich gegen den Felsen und schien ebenfalls bemüht keine Reaktion zuzulassen, die sie verraten könnten.
Ganz ruhig Vögelchen…! Keine Panik!, dachte Skýler, als er bemerkte, dass sie sich offenbar nach ihm umsah. Aber natürlich konnte sie ihn nicht hören.
„Deine Versuche sind gefährlich. Ich dachte, das hast du mit Minxy geklärt. Das Kätzchen sorgt sich noch um dich ... nicht, dass jemand dich platt tritt, hahahah! Ist auch nicht nötig. Kätzchen hat dir Beute versprochen und hier ist sie. Kein ausgewachsener Pirat, aber besser als nichts, aye?“ Bolte machte nun auf Arvid aufmerksam und aus der Nische, in der sich Minx verbarg, erklang ein hörbares Schluchzen. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Was hatte Minx mit diesem Wesen zu schaffen? Wieso versorgte sie es, wenn sie so große Angst zu haben schien?
„Das ist mehr als genug! Für eine oder sogar zwei Wochen werde ich niemanden mehr brauchen.“, sagte nun der Spinnenhybrid, der zwar als die Spinne bezeichnet wurde, allerdings augenscheinlich männlichen Geschlechts war. Er streckte seine Hand aus, um Bolte den Dolch zu reichen. „Würdest du das halten, damit ich ihn einspinnen kann?“
Der Gedanke, dass der Hybrid auch noch über diese Spinnenfähigkeiten verfügte, war für den Mischling ein weiterer Grund abhauen zu wollen. Er sah sich um, blickte auf das viele Krabbelgetier, das sich über den ganzen Boden verteilte.
„Können wir ... gehen, Bolte?“, hörte er Minx eingeschüchtert fragen, doch noch schien sie diese Gnade noch nicht zu erreichen.
„Nix da! Deine Idee, vergiss es nicht. Wir löffeln die Suppe jetzt alle gemeinsam aus - bis zum Ende.“ Diese tolle Idee von Minx hatte nun auch sie mit einbezogen, was Skýler innerlich fluchen ließ. Er atmete still ein und unterdrückte ein Seufzen.
Der Stratege in ihm ahnte bereits, dass es kein Entkommen geben würde. Kein Ausweg ohne eine Konfrontation. Vermutlich wusste der Spinnenhybrid bereits von ihrer Anwesenheit. Wenn nicht von Skýlers, der sich dank seiner Magie von dem Krabbelgetier ein wenig abschotten konnte, dann doch von Eleynas! Dahingehend war er sich sicher. Der Hybrid war sicher fähig sich mit seinen Artgenossen zu verständigen.
Nun musste er sich nur noch schnell einen Plan überlegen. Was wäre am besten zu tun? Wenn er sich bewegte, um zu Eleyna zu huschen, würde er seinen Schatten mindestens für einen kleinen Augenblick verlassen müssen. Er könnte sich zwar einhüllen, doch für die anderen würde dennoch ein dunkler Schatten durch den Lichtbereich ziehen.
Der graue Blick betrachtete den gigantischen Körper. Wieso ausgerechnet ein Spinnenhybrid? Er war sich sicher, dass selbst Kraz’hian ihn in diesem Moment ein wenig bemitleiden würde!
Schwachstellen waren zwar sichtbar, doch waren sie schwer zu erreichen. Der Chitrinpanzer war mit Sicherheit hart und für ihre Waffen undurchdringbar. Einzig der humanähnliche Oberkörper bot Schwachstellen, die auch er besaß. Doch hatte er seine Wurfmesser Eleyna gegeben und würde dahingehend nichts unternehmen können. Gedanklich wanderte er ab, was er bei sich trug, aber nichts wollte ihm so schnell und einfach helfen.
Nein, er würde sich, wie so oft auf seine Spontanität und seine Schatten verlassen müssen. Durch diese hatte er zumindest noch ein paar Asse im Ärmel.
Mit einem Mal traf ihn ein Geistesblitz. Etwas, durch das sie ein wenig Zeit gewinnen könnten! Zumindest würde er so vielleicht Eleyna aus der Höhle bekommen! Hoffentlich sah sie ihre Chance, wenn diese sich bot und würde keinen zu großen Schrecken erleiden! Ihm fiel leider keine andere Ablenkung ein, ohne sich selbst direkt in Gefahr zu bringen.
Der Mischling legte eine Hand auf den Boden, schubste mit den Schatten die kleinen Krabbler davor zur Seite. Sein Blick war auf Arvid gerichtet und ein schiefes Lächeln verzog seinen Mund, als er seine Schatten ausstreckte. Seine Magie verschmolz mit der Dunkelheit der Höhle, was ihm zumindest in einem größeren Radius Spielraum bieten würde. Solange Schatten da waren, konnte seine Magie quasi unsichtbar sein! Dazu war er mittlerweile fähig!
Seine Schatten erreichten Arvids Leichnam, noch bevor der Spinnenhybrid mit seinem Werk beginnen konnte. Sie umwickelten die Arme und Beine des toten Jungen, wie mit dünnen Fäden. Und dadurch konnte er ihn wie eine Marionette anheben. Einen Moment lang überlegte er noch, ob er ihn vorerst nur zucken lassen sollte, doch dann entschied er sich für den vollen Schreck! Seine Schattenfäden zogen Arvids Körper an seinen Schultern in eine aufrechte Position. Er würde ihn auch bis unter die Decke ziehen, wenn nötig, Hauptsache Eleyna würde reagieren und ihre Chance nutzen. Sie würde doch sicher die Gefahr erkannt haben…?! Darauf setzte er in diesem Moment und hoffte, dass er sich in ihr nicht täuschte!

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. April 2024, 14:58

Nun stand es fest. Was Bolte und Minx in der Höhle an Rumdetts Küste trieben, hatte nichts mit dem Netzwerk zu tun. Die Spinne, Eleynas Mutter, war überhaupt nicht beteiligt. Wahrscheinlicher war, dass sie nicht einmal davon wusste, dass ein Namensvetter jenseits ihrer Spionagegruppierung existierte. Abwägig war es allerdings ebenso wenig, denn gerade der Begriff einer Spinne war nun nicht so herausragend, dass er nicht auch anderen Bündnissen in den Sinn käme, wenn sie an eine vernetzte Reichweite dachten. Unter der mit Stalagtiten gezierten Feslendecke der Höhle fand jedoch etwas ganz Anderes statt. Die Spinne, um die sich hier alles drehte, war wirklich eine ... und irgendwie auch nicht. Zum einen unterschied sich ihr massiger Körper von dem anderer Spinnen schon einmal dadurch, dass sie viel größer gewachsen war. Ja, sie ragte sogar noch ein ganzes Stück über Bolte hinaus und der nahm wahrlich Masse ein! Als zusätzliches Merkmal kam darüber hinaus jedoch noch hinzu, dass es sich bei der Spinne um einen Hybriden handelte. Ein Mischwesen, infiziert mit dem so genannten Hybridenvirus, der jedes Tier Celcias befallen und es zum Überträger selbigen machen konnte. Eine Veränderung fand allerdings ausschließlich bei humanoiden Gestalten statt, wobei auch hier Abstriche gemacht werden konnten, je nachdem, welches Volk betroffen war. Menschen schienen am empfänglichsten dafür zu sein, Nachwirkungen des Virus' am eigenen Leib zu erfahren, aber auch die Elfenvölker waren davor nicht gefeit. So wie die Sache hier aussah, hatte es einen Dunkelelfen erwischt und das nicht einmal zu seinem Vorteil. Gewiss könnte er nun sehr schnell und auf nahezu jeder Oberfläche sogar kopfüber wandeln, wenn er wollte. Aber ob man bereit war, das gegen sein schauriges Äußeres zu tauschen? Wer wollte schon eine Spinne sein?
Des Weiteren schien er seine Ernährung durch die Wandlung umgestellt zu haben. Arvid sollte niemals Eleynas Mutter ausgeliefert werden. Sein Leichnam galt als Futterquelle für dieses Biest eines Mischwesens und gerade beugte er sich zu Bolte nieder, um ihm den Dolch zu reichen, denn er brauchte wohl freie Hände. Der Spinnerich wollte Arvids Körper mit klebrigen Webfäden umhüllen, um ihn im Laufe der Zeit zu fressen.
Diese Erkenntnis traf bei Eleyna auf gemischte Gefühle. Natürlich handelte es sich hierbei um ihren Halbbruder und auch wenn er die meiste Zeit unausstehlich gewesen war, verdiente selbst ein Arvid eine ordentliche Bestattung. Andererseits meldete sich bei der Elfe auch der Verstand zu Wort. Es grenzte an einen Selbstmordversuch, den Körper ihres Bruders nun aus den Fängen einer Riesenspinne zu befreien. Hinzu kamen Bolte und Minx, auch wenn Letztere sich bislang nicht hatte blicken lassen und ihre Worte belegt klangen. Sie schluchzte gar aus dem Schatten ihrer Ecke hervor, wirkte scheu und überhaupt nicht mehr so selbstbewusst wie Eleyna und Skýler sie erlebt hatten. Trotzdem war sie es, die sich Arvid unerlaubterweise unter den Nagel gerissen und hierher gebracht hatte. Sie und Bolte lieferten seinen Leichnam mit voller Absicht den Körper aus! Das hieß im Umkehrschluss, dass sie die dargebrachte Beute auch verteidigen würden und sei es nur aus dem Grund, damit der Hybrid sich nicht auf ihre Leiber stürzte. Auch wenn diese Überlegung abwegig war, denn so wie Bolte mit ihm scherzte, schienen sie sympathisierende Verbündete zu sein.
Für Eleyna waren das alles zu riskante Fakten, als dass sie eine große Chance sah, ihren Bruder zu retten und selbst mit dem Leben davon zu kommen. Außerdem steckte doch noch Skýler irgendwo verborgen in den Schatten. Sie setzte nicht nur sich einem Risiko aus, sondern auch ihn. Ihre Vernunft appellierte an sie und gewann. In ihrem eigenen Versteck drehte sie sich halb ab. Sie ertrug den Anblick kaum, noch weniger jedoch das Wissen, dass sie Arvid hier im Stich ließ. Aber alles andere wäre blanker Wahnsinn und am Ende lägen zwei oder gar drei tote Elfen als Mahlzeit vor den schwarz glänzenden Spinnenbeinen. So sehr es sie schmerzte, sie konnte nichts tun. Gedanklich verabschiedete sie sich von Arvid und konnte nur hoffen, dass seine Seele bereits den Weg ins Jenseit gefunden hatte, so dass hier nur noch eine Hülle zurückbliebe, die sie nun im Stich ließ. Mit feuchten Augen suchte sie die Umgebung nach Skýler ab und bemerkte dabei nicht einmal, dass längst nicht mehr alle der kleinen Spinnen sich dem Zentrum mit Boltes Fackelschein widmeten. Einige fanden sich um ihre eigenen Füße ein, krabbelten am Felsen empor, gegen den sie lehnte und schienen sie geradezu neugierig aus mehreren Dutzend Augen zu beobachten, jeweils zu acht Paaren zusammengefasst.
Weder die Spinnentierchen bei Eleyna, noch die Mischelfe selbst entdeckten Skýler. Er verbarg sich gut in den Schatten, denn seine Magie hielt ihn zwischen denen der Felsen verschmolzen. Solang er sich nicht bewegte, konnte man ihn so überhaupt nicht ausmachen. Dass ein Lebewesen allein durch seine Atmung Bewegung erzeugte, sorgte natürlich immer für ein Restrisiko, aber im Moment durfte Skýler sich sicher wähnen. Der Fokus lag auf dem gewaltigen Spinnenhybriden und seiner Beute.
Im Grunde wäre er sogar recht schnell bereit, Arvid aufzugeben. Er spielte tatsächlich bereits mit dem Gedanken, wie er und Eleyna sicher wieder aus der Höhle kämen. All die Krabbeltierchen zupften an den Fäden seiner Schattenmagie, so dass er sich nur schwer darauf konzentrieren konnte, ob ein Ziepen nicht doch von einem Hinterhalt stammte. Weiterhin nahmen seine, sowie auch Eleynas Spitzohren das sanfte Fiepsen unterhalb der Höhlendecke wahr. Würden sie bei einer Flucht zu großen Lärm veranstalten, schreckten sie nicht nur die Spinnen auf. Irgendwo in der Höhle schlummerten Fledermäuse. Allerdings durften sie sich nun auch nicht mehr zu viel Zeit lassen. Sie waren bei Einbruch der Dämmerung an der Küstenhöhle angekommen. Die Flattertierchen würden bald auf Jagd gehen und sie bei ihrem Flug hinaus möglicherweise entdecken und damit das ungleiche Trio am Ende des Hangwegs warnen. Die Situation schien aussichtslos, von Arvids Rettung ganz zu schweigen. Es stand fest, der Elfenbengel war verloren und nach Skýlers Ansicht sollten die Lebenden nicht das riskieren, was der Tote nicht länger besaß, um seine Überreste zu retten. Stattdessen kam ihm der Gedanke, ob man Arvid dann nicht nutzen könnte, um der Höhle und somit auch dem Spinnenhybriden zu entkommen. Denn gerade jener Achtbeiner bereitete Skýler reichlich Kopfzerbrechen. Bei der Größe des Dunkelelfen-Spinnen-Mischwesens neigte man dazu, ihn zu unterschätzen. Auch fette Spinnen waren schnell und er besäße zwei freie Hände, um seine Beute zu packen. Außerdem schien er auch mit Webfäden agieren zu können, wenn er plante, Arvids Leib einzuspinnen. Diese konnten ebenfalls zu einer klebrigen Waffe werden. Hinzu käme, dass man sich kaum auf irgendeiner Höhe würde verstecken können. Der Spinnling wäre in der Lage, selbst unterhalb der Decke zu krabbeln. Er schien ein nahezu unbezwingbarer Gegner. Einer, mit dem Skýler es Zeit seines Lebens nicht zu tun bekommen hatte und Kraz'hian hatte ihm reichlich ... Lebendmaterial vorgesetzt, um ihn zu prüfen.
Die Erinnerung an seinen Lehr- und Drillmeister brachte ihn auf eine Idee. Lebendmaterial ... Als versierter Schattenmagier musste Skýler sich nicht zwingend selbst zwischen den Feind und einen Fluchtweg stellen. Er konnte auch mithilfe seiner Magie für genug Ablenkung sorgen. So löste er seine Tarnung etwas auf, aber nur weit genug, als dass er die Schatten um sich herum etwas zappeln und wabern ließ, denn er bewegte sich. Seine Hand landete auf dem Erdreich unter ihm. Der Felsen war kalt und fest, vor allem aber kantig. Das bedeutete, dass selbst kleinste Erhebungen hier und da einen Schatten warfen. Skýler ließ seine Magie durch diese Schatten springen. Sie bahnten sich ihren Weg bis hinunter zum Feuerschein, wo sie sich sogar noch einmal sammeln konnten. Denn im Kontrast des Lichts war ein Schatten am stärksten. Der Mischling spürte, wie seine geistigen Kräfte in Arvids Schatten fuhren. Er musste einiges an Konzentration aufbringen, um dem Schatten selbst mit genug Willen zu versorgen, dass er Masse bewegen konnte, aber es funktionierte.
Gerade, als der Hybrid seinen elfischen Leib weit genug herab neigte, um Arvids Körper zu erreichen, drückten Skýler magische Schattenkräfte die Gliedmaßen empor. Es sah etwas ungelenk aus. Zudem musste Skýler feststellen, dass Eleynas Annahme sich bewahrheitete. Arvid war bei seinem Verwesungsprozess längst im Stadium der Leichenstarre angekommen. Seine Extrmitäten waren steif, was mehr Kraft erforderte als Skýler zunächst angenommen hatte. Er musste all seine Konzentration aufbringen, um mit bloßem Willen und seiner Magie gegen körperliche Zustände anzukommen. Es knackte, als es ihm gelang, einen Arm des Toten in eine andere Richtung zu bewegen. Es knackte erneut, als sich auch ein Bein anhob, gefolgt von dessen versteiftem Gegenstück. Arvid richtete sich auf, von Schatten gehalten. Sein Kopf hin herab, seine Haltung war mehr als ungelenk, vollkommen unnatürlich gar. Trotzdem besaß es die nötige Wirkung.
Der Hybrid wich mit allen acht Beinen zurück, ohne Arvid auch nur berührt zu haben. Er blickte erst in die in Schatten liegende Nische, aus der Minx' Schluchzen gekommen war, dann schaute er Bolte an. Seine roten Augen kniffen sich ein wenig zusammen, als seine Züge einen strengen Ausdruck annahmen. "Er lebt ja noch!" Und zur Überraschung beider Verborgener villeicht richtete das Spinnenwesen seine Worte nun direkt an Arvid: "Keine Angst, ich werde dich nicht fressen, solange du lebst ... und ich werde dich auch nicht extra fafür tö-"
Das unangenehme Geräusch, wenn eine Klinge in Fleisch tauchte, durchschnitt die Worte des Spinnerichs. Es schmatzte leicht, als Bolte den Dolch wieder aus Arvids Rücken zog. Blut floss nicht mehr heraus, denn im Leib des toten Elfen fand schon lange keine Zirkulation mehr statt. Noch einmal stach Bolte zu und noch einmal. Er hackte regelrecht auf Arvid ein, dass sogar Minx sich aus ihrer Nische zu Wort meldete.
"Hör auf, Bolte!", rief sie, aber der Fleischberg von einem Mann versenkte den Dolch noch ein letztes Mal, ehe er ihn wieder zog.
"Jetzt nässt euch beide mal nicht ein", erwiderte er. "Seht ihr? Der ist längst tot. Keine Ahnung, warum er noch tanzt, aber da lebt nichts mehr. Tot wie der Schwanz eines jorsaner Soldaten, ha!"
Der Spinnling engte seine Augen noch einen Deut mehr. "Ist es nicht gegen die Regeln deiner Gruppierung, zu töten?"
"Achtbeinchen, hörst du mir überhaupt zu?", blaffte Bolte ihm entgegen. "Der Bengel ist schon tot! Da zählt das nicht. So und jetzt friss ihn endlich. Wir haben uns extra die Mühe gemacht, aye?" Bolte war gnadenlos. Er packte Arvids Körper und Skýler spürte, wie er gegen die Kraft des Fleischbergs ankämpfen musste und dennoch verlor. Die Schatten konnten den Leichnam nicht halten. Bolte entriss ihnen den toten Körper, nur um ihn in die Arme des Hybriden zu werfen. Jener fing Arvid auf und hielt ihn fast beschützerisch an seinen eigenen, elfischen Körperpart. Dann aber stutzte er und jetzt konnte Eleyna es spüren, wenn sie nicht schon direkt in die Augen des Wesens sah. Für einen Moment blickte der Hybrid genau zu ihrem Versteck. "Besuch", war seine einzige Warnung an Bolte und Minx. Entgegen anderer Annahmen schnalzte er mit der Zunge: "Lauft, ihr Kleinen!" Dann zog er sich etwas zurück, dass die Schatten der Höhle seinen Spinnenleib umfingen. Arvid behielt er in den Armen, achtete kaum auf ihn. Sein Blick galt weiterhin den Stalagmiten, hinter denen Eleyna sich verbarg. "Minx...", rief er die Piratin zu sich und endlich tauchte sie aus der Nische auf. Flink wie ein junges Kätzchen sauste zu dem Spinnenhybriden und schob sich unter seinen glänzenden Spinnenleib, um hinter seinen Beinen geschützt zu sein. Bolte jedoch fuchtelte bereits mit dem Dolch in der Luft. "Sooo? Besuch, aye? Nun, dann tritt der Besuch besser mal vor, ehe ich grob werden muss."
Er war wirklich der einzige, der es harsch anging. Denn selbst die vielen kleinen Spinnen folgten dem Ruf ihres größeren Mischverbündeten. Sie wuselten an Eleyna vorbei, ignorierten Skýler in seinem Versteck und stoben als ein einziger Brei aus Schwärze, Augen und Beinchen zum Ende des Hangweges und von dort die mit Spinnweben verklebten Felswände hinter dem Hybriden empor, bis sie einen einzigen, lückenlosen schwarzen Teppich dort bildeten.
"Na los, rauskommen!", befahl Bolte, der sich sogar schon in eine Position begab, mit seinen Unmengen an Speck loszusprinten, sollte jemand nun einen Fuchtversuch wagen. Er würde definitiv keinen entkommen lassen wollen, wer auch immer ihnen in die Höhle gefolgt war.
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 1. Mai 2024, 08:25

Würde es wohl jemals anders werden? Alle sprachen von Krieg, Unterwerfung und Macht. Ein jeder kämpfte. Aber wofür? Eleyna verabschiedete sich geistig von einem Halbbruder der ihr anfangs noch Hoffnung beschert, sie aber sehr schnell wieder zerstört hatte. Familie… seit über 50 Jahren kämpfte Eleyna d’Yaincre darum, eine zu besitzen. Seit über 50 Jahren versuchte sie ein Leben in dieser Welt zu haben. Einen Platz, der sicher und geborgen ist. Mantron hätte jener Platz sein können, aber die Geister der Vergangenheit ließen sich eben nicht einfach abschütteln. Eleyna gehörte nicht sich selbst, sie gehörte anderen, wurde zum Spielball derer und erkannte es erst jetzt. Jahrelang hatte sie geglaubt die Zügel selbst in der Hand zu haben. Die Fäden ihres Schicksals. Aber das stimmte nicht. Schon Laogh hatte ihr immer wieder gezeigt, was sie alles nicht wusste, nicht war und nicht konnte. Und Arvid konnte sie nun nicht retten, um ihm ein würdiges Ende zu bescheren. Etwas zuckte. Die blauen Augen hoben sich und schauten auf den Leichnam. Er zuckte wieder und augenblicklich verengte sich angespannt ihre Sicht. Was zum…? Dann kehrte scheinbar Leben in den toten Körper. Eleyna zuckte zurück und starrte überrumpelt auf den Körper, der ganz sicher tot gewesen war. Jetzt aber zuckte er und bewegte sich in abnormalen Bewegungen. Eleyna keuchte auf und konnte ihren Blick nicht von dem zuckenden Leib lösen. Es war unwürdig. Die Halbelfe schloss die Augen und atmete durch. Sie hörte die Stimmen von Bolte und der Spinne und holte noch mal Luft. Eine Ablenkung… sie verstand. Trotz des Grauens, das sie verspürte verstand sie, wozu diese schreckliche Scharade diente.

Doch wer? Kurz glaubte Eleyna daran, dass eine neue Partei die Bühne betrat, doch dann wandte sie den Kopf und suchte den noch immer verborgenen Skýler. Ihr wurde klar, dass er dahinterstecken musste. Dann aber zerriss ein Schmatzen die Szenerie. Eleyna wandte den Blick zurück und starrte auf Bolte, der Arvid mit seinem Dolch malträtierte. „Verfluchter…“, knurrte sie flüsternd und war schon drauf und dran ihre Deckung aufzugeben. Allerdings wurde ihr diese Entscheidung abgenommen. Sie wurde entdeckt just in dem Moment, da die Spinne ihren Blick auf ihr Versteck richtete. Eleyna wappnete sich, doch erneut überraschte der Hybrid und zog sich zurück. Mehr noch, er nahm auch Arvid mit sich und Minx. Die Piratin schien nun doch keine Angst mehr zu haben, sondern versteckte sich hinter den vielzähligen Beinen. Eleyna verstand überhaupt nichts mehr. Doch noch ehe sie sich damit auseinandersetzen konnte, ebenso mit all dem Gehörten zuvor, forderte Bolte auf, sich zu zeigen. Der Fleischberg fuchtelte dilettantisch mit dem Dolch herum und schien nur darauf zu warten, damit Unheil anzurichten. Eleyna merkte auf. Ihr kam eine Idee und ein feines Funkeln legte sich in ihre Augen. Mit einem leichten Drehen des Kopfes gab sie Skýler das Zeichen, sich weiter im Hintergrund zu halten. Er war der gute Schatten und sollte es bleiben. Eleyna aber gab endlich das Versteckspiel auf und zeigte sich. Sie trat einige Schritte näher und … hob die Hände. „Ganz ruhig. Ihr habt etwas gestohlen, das mir gehört. Ich will es zurück, dann muss keinem etwas zustoßen..“, erklärte sie und kam noch näher. Allerdings blieb sie am Fuß des Hanges stehen. Sie war dicht genug für ihre Wurfmesser aber weit genug entfernt, dass Bolte sie nicht einfach packen könnte. „Interessante Freunde habt ihr.“,, erwähnte sie beiläufig und verriet nicht, wie erschrocken sie von dem Spinnenmann gewesen war. Oder von dem Schauerstück. Eleyna schaltet: „Ich hoffe, dir hat die Vorstellung gefallen, die mein Bruder geliefert hat“, erwähnte sie nicht ohne Grund sowohl ihre Bande als auch die Magie. Bolte und alle anderen sollten glauben, dass es ihr Werk gewesen war. Damit sie Skýler vergaßen. „Du verstehst sicher, dass ich ihn nicht einfach hergeben kann…“, blieb sie auf eine lauernde Art und Weise sachlich. Dabei ließ sie die Spinne oder Minx im Hintergrund nicht außer Acht. Eine Bewegung und sie würde ihre Wurfmesser einzusetzen wissen. Und sie hoffte, dass Skýler zu nutzen wusste, dass sie ihn als Joker bewahrte. Was auch immer diese Situation noch bereithalten würde, sie musste einfach erfahren, ob sie sich wahrlich so getäuscht hatte. Es konnte nicht sein, dass das hier nur um den Hybriden ging. Warum? Welchen Nutzen gab es für das Piratenpärchen? Noch aber lauerte sie darauf. „Komm schon Bolte. Auf dich wartet noch ein Eimer Milch", lauerte sie weiter und hatte noch immer die Hände gehoben. Sie wog ihn in Sicherheit. Aber Eleyna hatte den kleinen Hinweis nicht vergessen, dass es offenbar ein Gelöbnis gab, niemanden zu töten. Wer wäre sie, wenn sie dieses Wissen nicht nutzbringend einsetzte… "Warum liefert ihr dem Hybriden Nahrung? Was versprecht ihr euch davon? Worin liegt der Nutzen?", bohrte sie weiter und warf dem Spinnerich in den Schatten einen Blick zu. "Findet ihr keine anderen Leichen?", fragte sie, als würde es einzig und allein um Arvid gehen. Dann senkte sie den Blick zu Minx: "Du hast einen Fehler gemacht, mich auszutricksen. Damit bin ich erstrecht auf eure Spur gekommen...", meinte sie seelenruhig und ließ Ský weiterhin aus der Rechnung raus. Sie sollten glauben, dass es hier nur um sie und ihren Bruder ging. Sie hatte das Motiv. Das hier war ihr Ding.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 11. Mai 2024, 21:49

Es war auch für Skýler das erste Mal, dass er mit Hilfe seiner Magie einen Leichnam bewegte. Er hatte es sich einfacher vorgestellt die Gliedmaßen zu bewegen, denn er hatte die Leichenstarre nicht bedacht. Glücklicherweise war der Mischling kein Anfänger mehr und so gelang es ihm nach ein paar kurzen Testbewegungen Arvid zu lenken, wie eine Marionette. Das unangenehme Knacken der Knochen ignorierte er dabei geflissentlich. Was sollte ihm auch anderes übrig bleiben. Er spielte diese Scharade nicht zum Spaß – er versuchte für Eleyna Zeit und Ablenkung zu schinden, damit diese den Rückzug antreten konnte. Flucht war in Skýlers Augen das Beste Mittel. Gegen solch einen Hybriden wollte er, wenn es ging, nicht kämpfen!
Die Mühen die Leiche zu bewegen hielten sich in Grenzen und sein Plan ging auf: Der Schreck war sowohl Minx, Bolte, als auch dem Spinnenhybriden ins Gesicht geschrieben. Zeit, sich nach Eleyna umzusehen hatte der Verborgene gerade nicht. Dafür musste er sich doch zu stark konzentrieren.
Verlier keine Zeit Vögelchen…!, beschwor er sie in Gedanken, ohne dass sie davon etwas mitbekommen könnte. Dass auch die Halbelfe sicher einen Schreck erlitten hatte, ahnte er. Doch ihm war auf die Schnelle nichts Anderes eingefallen.


„Er lebt ja noch!", hörte Skýler das Spinnenwesen sagen und verzog dabei die Lippen zu einem schiefen Lächeln. Nicht ganz, aber glaub es ruhig!, dachte er und hoffte, dass die drei weiter zurückweichen würden, als der Hybrid erneut das Wort ergriff. Und dieses Mal ließen ihn die Worte doch verwundert zurück:
„Keine Angst, ich werde dich nicht fressen, solange du lebst ... und ich werde dich auch nicht extra dafür tö-„ Ein Ruck zerrte an seinen Schattenfäden! Hatte er gerade noch darüber gerätselt, was die Spinne mit seinen Worten bezwecken wollte, als Bolte hervorgeschnellt kam und dem toten Arvid mehrfach hintereinander einen Dolch durch den Körper jagte.
So ein Scheiß, fluchte der Spion in Gedanken, während er damit beschäftigt war die Verbindung zum Toten nicht zu verlieren. Mit so einer Aktion hatte er wirklich nicht gerechnet und erneut fiel ihm ein, dass er den alten Bolte deutlich mehr gemocht hatte.
„Jetzt nässt euch beide mal nicht ein. Seht ihr? Der ist längst tot. Keine Ahnung, warum er noch tanzt, aber da lebt nichts mehr. Tot wie der Schwanz eines jorsaner Soldaten, ha!", kommentierte der Hüne nun, der sein kleines, schönes Schauspiel zerstört hatte.
„Ist es nicht gegen die Regeln deiner Gruppierung, zu töten?“, fragte der Spinnenhybrid plötzlich, was den Spion noch mehr irritierte. Hier schien wirklich alles anders zu sein, als es augenscheinlich wirkte. Wenigstens erfuhr er, dass es sich doch um eine Gruppierung handelte, in deren Machenschaften sie hineingeraten waren. Zwar bezweifelte er weiterhin, dass es sich dabei um die Organisation handelte, der er diente, doch half ihm die Erkenntnis so oder so kaum weiter.
„Achtbeinchen, hörst du mir überhaupt zu? Der Bengel ist schon tot! Da zählt das nicht. So und jetzt friss ihn endlich. Wir haben uns extra die Mühe gemacht, aye?“ Skýler spürte an seinen Fäden Boltes harschen Griff, doch da sein Spiel eh missglückt war, sah er keinen Sinn darin gegen den Zug anzukämpfen. Er trennte fast zeitgleich die Verbindung zum Leichnam, wie Bolte den Körper packte und dem Spinnerich entgegenwarf. Sein Plan war nicht aufgegangen! Nun konnte er nur hoffen, dass er für ein wenig Ablenkung und dadurch Eleyna zur Flucht verholfen hatte.
Gedanklich schnalzte Skýler mit der Zunge und sah sich dann um. Hatte Eleyna die Chance zur Flucht ergreifen können? Sein Blick huschte suchend hin und her. Dann entdeckte er ihren dunklen Schopf!
„Besuch“. Dieses eine Wort löste in dem Mischling einen eiskalten Schauder aus! Sie waren aufgeflogen!
„Sooo? Besuch, aye? Nun, dann tritt der Besuch besser mal vor, ehe ich grob werden muss.“ Ský hielt die Luft an und rührte sich nicht. Seine Gedanken rasten, während er den Hybriden dabei beobachtete, wie er sich weiter zurückzog und auch Minx Schutz bei ihm suchte. Der Blick des Spinnenwesens lag auf der Stelle, hinter der sich Eleyna versteckte. Ihn selbst traf kein Blick.
Bin ich unbemerkt geblieben?, fragte er sich still und schluckte. Was sollten sie nun tun? Selbst, wenn Eleyna nun loslaufen würde, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie geschnappt werden würde. Zumindest positionierte sich Bolte so, dass er sofort lossprinten könnte. Der stämmige Pirat hatte sich unerwarteter Weise zu ihrem größten Problem entwickelt!
„Na los, rauskommen!“ befahl Bolte laut und wurde ihm noch ein wenig unsympathischer. Nun saßen sie in der Klemme! Vermutlich war es seine Schuld, dass man Eleyna erwischt hatte! Doch alleine würde er sie nicht lassen! Sein grauer Blick lag auf ihr, als sie sich erhob. Auch er war bereits sich aus den Schatten zu lösen. Doch bevor er dies tun konnte, entdeckte er ihr Zeichen.
Seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als er begriff, was sie ihm mitzuteilen versuchte. Ihm war nicht wohl dabei sie alleine im Fokus dieser Irren zu lassen, doch vermutlich sollten sie ihre Chancen nicht verspielen. Bisher schien niemand Skýler entdeckt zu haben. Was nicht unbedingt überraschend für ihn war – war er schon lange kein einfacher Magieschüler mehr. Er war mittlerweile auf einem Stand mit dem er selbst lehren könnte, wenn er denn wollte.
Nicht unbedingt glücklich mit der Situation blieb der Spion weiterhin im Schatten verborgen, während Eleyna einige Schritte machte und ins Sichtfeld aller Anwesenden schritt.
„Ganz ruhig. Ihr habt etwas gestohlen, das mir gehört. Ich will es zurück, dann muss keinem etwas zustoßen…“ Wie schon anfangs besprochen schien Eleyna darauf aus zu sein, dass Minx, Bolte und der Hybrid glaubten, dass sie alleine gekommen war.
Wenn einer von ihnen ihr ein Haar krümmt bring ich ihn um! Skýler spürte, dass er sich anspannte. Normal konnte er ganz gut mit solchen Situationen zurechtkommen, immerhin war er stets auf seine eigene Sicherheit bedacht. Doch dieses Mal war es anders. Das Vögelchen war nicht nur sein Zielobjekt, auf das er aufpassen musste – er wollte auch nicht, dass ihr hier etwas wiederfuhr! Doch momentan konnte er nichts Anderes tun, als unsichtbar und wachsam zu bleiben, auf Eleyna zu vertrauen und abzuwarten, bis er in Aktion treten müsste.
„Interessante Freunde habt ihr. Ich hoffe, dir hat die Vorstellung gefallen, die mein Bruder geliefert hat.“ Er ahnte bereits, dass er sich zu seinem makabren Spiel noch etwas anhören müsste, sollten sie es schaffen hier heile herauszukommen!
„Du verstehst sicher, dass ich ihn nicht einfach hergeben kann…“ Skýler ließ keinen der drei Gegner aus den Augen. Auch er war in Habachtstellung. Minx spielte zwar das verängstigte Kätzchen, doch auch sie würde angreifen, sollte sie sich dazu genötigt fühlen! Und was der Spinnenelf tun würde…? Das war die Unsicherste aller Fragen! Der Hybrid war irgendwie … unerwartet friedlich. Darauf konnte er nicht vertrauen!
Eleyna schaffte es selbstsicher aufzutreten! Er hätte es ihr zumindest abgekauft!
„Komm schon Bolte. Auf dich wartet noch ein Eimer Milch“ Bei dieser Bemerkung verzog der Mischling angespannt das Gesicht.
Provozier ihn nicht zu stark! Der Kerl ist unberechenbar! Doch leider blieben diese Worte ein weiteres Mal ungehört, da er sie lediglich in seinen Gedanken aussprach.
„Warum liefert ihr dem Hybriden Nahrung? Was versprecht ihr euch davon? Worin liegt der Nutzen? Findet ihr keine anderen Leichen?“ Die Antworten würden auch Skýler interessieren und irgendwie war er gespannt, wer von ihnen zuerst etwas sagen würde. Bolte? Oder würde Minx ihre Stimme zurückfinden?
„Du hast einen Fehler gemacht, mich auszutricksen. Damit bin ich erstrecht auf eure Spur gekommen!“ Blieb abzuwarten, ob die beiden seine Person vergessen würden…! Gerade konnte Skýler nichts Anderes tun, als weiter wachsam bleiben und das Geschehen verfolgen. Er hoffte einfach nur, dass die Situation nicht eskalieren würde, denn auch, wenn er sich zutraute in dieser zurechtzukommen, war er doch kein richtiger Krieger. Er war Spion, nicht unbedingt jemand, der an vorderster Front kämpfte. Seine Spezialität war der Angriff aus dem Hinterhalt! Dort fühlte er sich auch am wohlsten, doch wenn es sein musste, - und in diesem Fall würde er Eleyna beschützen - würde er in die Offensive gehen!

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Samstag 18. Mai 2024, 13:12

Seine Familie suchte man sich nicht aus. Das galt sowohl für die Eltern als auch Geschwister. Die meisten wurden geliebt und arg vermisst. Kaum einer würde wohl den Schmerz hinter Skýlers Fassade aus spitzbübischem Charme vermuten, den der Verlust seiner Mutter bei ihm verursacht hatte. Es konnte aber auch anders zugehen. Eleynas Mutter hatte sich nicht gerade darum gerissen, um die Liebe ihrer Tochter zu buhlen. Seit ihrem forcierten Umzug von Andunie nach Morgeria hatte sich diese Elfe grundlegend geändert. Natürlich bestand noch Interesse bei der fortan als Spinne bekannten Frau für ihr Kind. Es prägte sich jedoch nicht durch Hezrensangelegenheit, nicht einmal durch Blutsverwandtschaft. Eleynas Mutter zeigte sich aufmerksam, weil sie ihre Tochter gut ausgebildet hatte und wissen wollte, ob ihr Werk Früchte trug. Erfolg war es, mit dem Eleyna sich ihre Gunst einkaufen konnte. Diese Möglichkeit hatte sie mit ihrer Flucht nun verbüßt. Zwischen den beiden würde sich wohl kein gutes Verhältnis mehr einstellen. Auch bei der Findung ihrer übrigen Familie hatte sich die Hoffnung der Mischlingselfe eher zerschlagen. Natürlich sah sie es als wunderbar an, dass es da noch mehr als ihre Mutter gab. Arvid hatte so viel bedeutet und Euphorie auf den harmonischen Frieden geweckt, den sie sich so sehr herbeisehnte. Doch der Halbbruder hatte nur enttäuscht. Die aktuelle Behandlung durch Bolte und dem Wellendolch hatte aber nicht einmal Arvid verdient. Auch wenn Eleyna nicht zusammenzuckte, so schien sie das Stechen der Klinge in den toten Leib an ihrem eigenen zu spüren. Ihre Nackenhaare richteten sich auf. Vielleicht handelte es sich aber auch nur um eine körperliche Reaktion auf ihre Umgebung. Ihre Instinkte wollten sie warnen. Ebenso tat es Skýler, jedoch nur im Stillen. Gedanklich riet er ihr schon, im passenden Moment die Beine in die Hände zu nehmen. Ihm war die eigene und sogar Elenyas Unversehrtheit allemal mehr wert als Arvid zu retten. Der junge war längst tot und das Risiko aus Sicht des Spions viel zu hoch. Doch sein Schweigen erreichte Eleyna nicht. Dafür wurde sie entdeckt. Der Spinnenhybrid schien tatsächlich mit den übrigen Krabbeltierchen kommunizieren zu können und sie hatten Eleynas Versteck verraten. Allerdings war nur sie von den zahlreichen Achtbeinern entdeckt worden. Skýlers Schattenmagie verbarg ihn und nur ein Blickaustausch mit seiner Gefährtin genügte, dass er sich auch weiterhin bedeckt halten würde. Sie hingegen...
Für Eleyna schien die Zeit stillzustehen. Vielleicht hoben sich angesichts der wachsenden Gefahr auch nur Details so immens hervor, dass sie diese kaum mehr ausblenden konnte. Ihr fiel nicht nur das seichte Zischen und Schnalzen des Hybriden auf oder sein Rückzug mit dem Leichnam in die schattigeren Teile der Höhle. Nein, da war noch sein Ruf nach Minx und die Reaktion besagter Piratin. Wo sie sich Bolte gegenüber unwohl, bisweilen gar ängstlich ob der gesamten Situation gegeben hatte, zeigte sie sich nun überraschend vertrauensvoll mit dem Spinnenwesen. Sie folgte seinem Ruf, huschte unter dessen glänzenden Hinterleib, so dass sie von den leicht haarigen Spinnenbeinen vor Angriffen zunächst geschützt wäre. Sie berührte sogar das schimmernde Schwarz, hielt sich locker an einem der acht Beine fest und lugte daran vorbei. Ihre braunen Augen schimmerten beinahe intensiver als der goldene Ohrschmuck. Sie reckte den Hals etwas. Eine gewisse Neugier blieb ihr trotz der Persönlichkeitsveränderung erhalten. Es gelang ihr nur kaum, an Bolte vorbeizusehen, der sich sowohl für einen Angriff als auch einen Sprint möglichen Flüchtenden nach wappnete. Beides war aus Eleynas Sicht nicht nötig. Sie entschied sich für einen anderen Weg. So trat sie aus ihrem Versteck heraus, wähnte Skýler als Trumpf noch in der Hinterhand. Ihre eigenen hob sie an, um Bolte zu signalisieren, dass sie unbewaffnet wäre. Der Fleischberg ließ die eigene Vorsicht jedoch nicht fallen. Das machte kein Rumdetter, denn die Stadt selbst würde dir jederzeit noch ein Messer in den Rücken stoßen, wenn es einen Vorteil brächte. Der Glaube an das Gute wurde hier mit Naivität gleichgesetzt und mit mörderischer Blauäugigkeit vergolten. Das hieß jedoch nicht, dass nicht auch Rumdetter zu Verhandlungen bereit wären. Eleyna versuchte es auf eben jenem Weg.
"Ganz ruhig. Ihr habt etwas gestohlen, das mir gehört."
Bolte blickte nicht über die Schulter zurück. Er wusste genau, weshalb die Elfe hier war. Ohja, er wusste es. Ebenso wie ihm bereits die Erkenntnis gkeommen sein musste, dass es keinen Sinn hatte, die Rolle des tumben Tunichtgut einzunehmen. Dass er allerdings bereit war, Eleyna anzuhören, konnte sie an der veränderten Haltung seiner Hand erkennen. Er senkte die Klinge nicht, doch er begann, mit ihr zu spielen. Bolte ließ sie seicht durch die Luft schneiden, als wollte er sich bereits für einen ordentlichen Stich in ihre Richtung aufwärmen. Es war reines Geplänkel, der Versuch einzuschüchtern. Gleichermaßen konnte sie daraus aber auch herauslesen, dass er nicht mehr so angespannt wachsam war wie noch zuvor. Er unterschätzte sie gewiss nicht, doch sah er in ihr zunächst keine so große Gefahr wie durch einen blinden Wüterich, der sich einfach auf den nächstbesten Feind stürzen wollte.
"Interessante Freunde habt ihr", setzte die Elfe das bislang eher einseitige Gespräch fort. Der Hybrid schob sich etwas weiter in den Hintergrund und drängte auf diese Weise auch Minx weiter zurück. Eleyna sah es nur bedingt. Ihre feinen Ohren konnten allerdings das Kratzen seiner Spinnenbeine über den Grund deutlich ausmachen und auch die kleineren Freunde des Hybriden suchten Verstecke in den Schatten auf. Ähnlich erging es Eleynas Freund. Sowohl sie als auch Skýler konnten nur hoffen, dass Bolte ihn vergessen hatte. Um die Annahme zu untermauern, Eleyna befände sich in einem Alleingang hier, behauptete sie aalglatt: "Ich hoffe, dir hat die Vorstellung gefallen, die mein Bruder geliefert hat." Der Spinnenhybrid im Hintergrund reckte nun ähnlich der Piratin unter ihm den Kopf. Dann richtete er sein Hauptaugenmerk auf den Leichnam, welchen es weiterhin mit beiden Armen umschlungen hielt. "Du verstehst sicher, dass ich ihn nicht einfach hergeben kann..."
Bolte grunzte: "Dann hättest du's nicht bereits in Rochen tun sollen." Aus dieser Perspektive befand er sich im Recht. Eleyna und Skýler hatten ihm den Leichnam nur allzu leicht überlassen. Die Idee fußte sogar auf Eleynas Bitte hin, weil sie den Anblick ihres toten Halbbruders am Tisch nicht länger hatte ertragen können. Doch so war es gewiss nicht gemeint gewesen! "Komm schon, Bolte", redete sie auf ihn ein, wobei ihr Fokus auf den Gestalten in seinem Rücken blieb. Die Wurfmesser hielt sie schon nahe genug an ihren Fingern, um sie jederzeit einsetzen zu können. Außerdem vertraute sie auf ihren guten Schatten, wie sie Skýler betitelte. Er würde sie nicht im Stich lassen, davon ging sie aus. Und auch Skýler musste es sich eingestehen. Er würde Eleyna nicht aufgeben und wäre wohl bereit, auch ihr Leben gegen Bolte, Minx und ein viel größeres, schauriges Spinnenwesen zu verteidigen. Wobei Skýler weniger heroisch dachte als es ein Krieger tun würde. Seine Pläne sahen nicht vor, sich zwischen Eleyna und ihre gemeinsamen Gegner zu stellen. Jedenfalls nicht, um sich in ein längeres Gefecht zu stürzen. Seine Schatten würden ihn unterstützen, um eine erfolgreiche Flucht mit dem Vögelchen zu ermöglichen. Der Plan war nicht feige, sondern rational. Skýler sah bereits ein, dass er gegen Bolte und einen Spinnenhybriden keine Chance hatte. Trotzdem würde es ihn sicherlich ärgern, wenn er mit Minx kein Hühnchen mehr rupfen könnte. Aber noch hielt Eleyna das Gespräch aufrecht. Sie appellierte sogar an den alten, den viel gutmütigeren Bolte und dessen Leidenschaft, die er im 'Teufelsrochen' noch so fröhlich gezeigt hatte. "Auf dich wartet noch ein Eimer Milch."
"HAHAHA!" Der alte Bolte, den beide Mischlingselfen viel sympatischer empfanden, trat hervor. Zumindest klang der neue Bolte genauso heiter, wenn er lachte. Amüsiert wischte er sich gar mit dem Handrücken über die Augen, als müsste er seine Sicht von Lachtränen klären. Doch so schnell und humorvoll er eben noch gewesen war, so schnell konnte er wieder in einen nahezu bedrohlichen Ernst wechseln. "Die muss jetzt wohl sauer werden", erwiderte er mit einer Kälte in der Stimme, welche wachsende Ungeduld suggerierte. Eleynas Verhandlungen senkten die Waagschalen nicht zu ihren Gunsten, zumindest nicht bei dem dicken Piraten. Trotzdem oder vielleicht genau deshalb setzte sie nun alles ein. "Warum liefert ihr dem Hybriden Nahrung? Was versprecht ihr euch davon? Worin liegt der Nutzen? Findet ihr keine anderen Leichen?"
Da geschah es. Ehe Bolte antworten konnte, kam hinter ihm Bewegung ins Spiel. Vielleicht reagiert Eleyna sogar noch und konnte eines oder mehrere Wurfmesser fliegen lassen, doch sie würde dann feststellen müssen, wie schnell selbst ein so gewaltiger Spinnenleib sein konnte. Mit einer Flinkheit, die man ihm gewiss nicht zuschrieb, krabbelte der Hybrid die Höhlenwand hoch. Arvid war unter seinen rechten Arm geklemmt, Minx hingegen hatte er zurückgelassen. Sie war so rasch sie konnte in die Schatten gesprungen und zog nun einen Säbel. Ihre Haltung wies jedoch auf einen verteidigenden Kampfstil hin. Sie wollte von sich aus wohl nicht angreifen - ganz im Gegensatz zu Bolte. Aber möglicherweise reagierte auch Skýler nun aus den Schatten. Der Pirat riss den Dolch nämlich empor, als wollte er im nächsten Moment auf sein Vögelchen losgehen. Skýler hatte aber bereits im Vorfeld schon angespannt festgestellt, dass er alles und jeden hier umbringen würde, um sie zu verteidigen. Den Grund kannte nur er selbst, aber diese Haltung ließ ihn nun möglicherweise seine Vorsicht vergessen. Vielleicht griff er seinerseits an? Vielleicht wusste er angesichts seiner langjährigen Ausbildung aber auch, sich zu beherrschen und den Platz in den Schatten nicht zu verlassen. Was auch immer geschähe, Bolte sollte nicht dazu kommen, Eleyna auch nur ein Haar zu krümmen.
Wie bereits anschaulich gezeigt, war der Spinnenhybrid immens schnell auf seinen acht Beinen. Vor allem hinderten ihn aber weder Wände noch Decke am Vorankommen. Noch bevor Bolte mit der bewaffneten Hand überhaupt für einen Schwung hatte ausholen können, war der Spinnerich schon über ihm an der Höhlendecke angekommen. Mit dem Geräusch eines sirrenden Pfeiles, der die Luft durchschnitt, schoss ein silbrig-weißer Faden Klebrigkeit aus dem Hinterleib des Wesens hinaus, klatschte mit einem feuchten Schmatzen gegen die steinenr Gewölbedecke. Ihm folgten weitere, die sich an die herab hängenden Stalagtiten klebten und den Hauptfaden so stabilisierten. Dann glitt der massige Spinnenleib schon über Eleynas und Boltes Köpfen herab. Er schwebte nur an diesem Faden in der Luft und selbst wenn jemand auf die Idee käme, ihn mit einer Klinge oder Magie zu durchtrennen, würde man feststellen, dass dieser Strang doch stabiler war als erwartet. Das musste er auch sein, denn er musste einen Hybriden samt des Gewichts seiner Beute tragen.
"Bitte, es reicht!", hielt der Hybrid Bolte nicht nur mit Worten davon ab, Eleyna etwas anzutun. Der Dolch gab ein metallisches Schaben von sich, als er an einem der Spinnenbeine abglitt und dort nicht mehr als einen dünnen Kratzer hinterließ. Bolte knurrte, senkte die Waffe nun jedoch.
"Die Kleine hat sich echt bemüht um dich und du...", begann er, aber das Hybridenwesen hörte ihm gar nicht zu. Er hing noch immer in der Luft, von der Decke herab, aber sein elfischer Oberkörper hielt sich aufrecht. Trotzdem musste Eleyna zu dem Wesen aufsehen, als er ihr plötzlich Arvids Körper reichte. "Wir finden eine andere Leiche", sprach der Spinnenelf sie an. "Hier, nimm deinen Bruder mit dir. Bitte, erzähle niemandem von mir."
"Sonst müssen wir dich doch noch töten", warnte Bolte. Er konnte das Augenrollen des Hybriden nicht sehen, Eleyna und Skýler schon. Der Spinnenmann wandte sich wieder an die Elfe: "Er wird dich nicht töten. Das darf er nicht. Er ist an einen Eid gebund-"
"Verrate ihr gleich alle Geheimnisse. Bei Venthas Salzmeertitten! Du bist naiver als ein Kind, Spinne!"
Jetzt schaute der elfische Part des Wesens doch einmal über die Schulter zurück zu Bolte, dann aber weiter. Er sah nach hinten in die Schatten. Dort stand Minx, wirkte wie ein Reh, das hoffte, der vor ihr stehende Wolf würde sie nicht verschlingen, sondern ihr eher einen Strauß Blumen darbieten. Beide tauschten kurze Blicke. Schließlich kehrte die Aufmerksamkeit des Hybriden wieder auf Bolte zurück. Er schaute dabei jedoch Eleyna und ihren toten Halbbruder an, den sie nun übergeben bekommen hatte. "Ich will ihr keine Angst machen - nicht mehr als ohnehin schon", setzte er nach, denn er war sich seines Äußeren mehr als bewusst. "Du kannst gehen", nickte er ihr zu. "Niemand wird dich aufhalten."
"Du wirst ihn nicht verraten, oder?", drang plötzlich Minx' Stimme aus dem Hintergrund. Sie näherte sich der Gruppe langsam, während sie ihren Säbel im Gehen schon wieder zurück in die Scheide am Gürtel schob. Dann hob sie eine Hand, zur lockeren Faust geschlossen. Nur der kleine Finger stand gespreizt davon ab. "Fingerschwur, Eleyna. Vorher lasse zumindest ich dich nicht gehen. Ist wichtig und so'n Fingerschwur hat mehr Ehre im Leib als jeder verdammte Dreckspirat in Rumdett. Kannst du mir glauben. Du hast deinenen Freund - dein Brüderchen? - zurück, also kann ich das von dir verlangen. Nein, ich bestehe drauf!" Ihr Selbstbewusstsein kehrte zurück, als sie Eleyna ihre Hand entgegenhielt. "Fingerschwur!", blökte sie.
Bolte seufzte, schüttelte den Kopf. Der Spinnenhybrid lächelte warm. Vermutlich verstanden Eleyna und Skýler immer weniger von der Situation, aber sie waren nur einen Fingerschwur davon entfernt, unbehelligt wieder gehen zu können. Zumindest, wenn sie an Minx' Ehre glaubten.
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Mittwoch 22. Mai 2024, 22:43

Im Verborgenen konnte Skýler unbemerkt das Geschehen beobachten. Doch das hieß nicht, dass er sich sicher, oder gar wohl fühlte. Er war angespannt! Einmal, weil er wusste, dass sich ein Vorteil schnell auflösen und zu einem Nachteil werden konnte. Zum anderen, weil nun drei gegnerische Augenpaare auf dem Vögelchen lagen – das eines gewaltbereiten Hünen, einer wurfsicheren und listigen Füchsin und eines schaurigen Spinnenwesens, das so aussah, als würde es sie beide im Nuh umbringen können.
Eleyna hielt sich tapfer – bewies Mut und Courage! Es ging zwar um den Leichnam ihren Bruder, dem man schwer zugesetzt hatte, aber dennoch. Er kannte keine andere Frau, die in einer so riskanten Situation Rückgrat bewiesen hätte.
Skýler wusste, dass sie auf ihn zählte – ihm vertraute! Etwas, was sie sicher nicht tun sollte, doch in diesem Moment würde er sie nicht enttäuschen. Aufmerksam und reaktionsbereit wartete er und wachte in der Sicherheit der Schatten über sie.
Glücklicherweise schienen sich weder Bolte, noch Minx ihn in Erinnerung rufen wollen. Auch stellte es sich als weiteres Glück dar, dass Unwissende meinen könnten, dass Eleyna die Quelle der eben angewandten Magie war – seiner Magie!
„Du verstehst sicher, dass ich ihn nicht einfach hergeben kann...“, merkte das Vögelchen beeindruckend selbstbewusst an, doch schien sie auf Bolte keinen großen Eindruck zu machen:
„Dann hättest du's nicht bereits in Rochen tun sollen.“, argumentierte er dagegen, was Skýler gedanklich schnalzen ließ. Offenbar bog sich der Pirat die Geschehnisse so, wie er sie am besten gebrauchen konnte. Lästig…!
„Auf dich wartet noch ein Eimer Milch.“, stichelte Eleyna wagemutig, was sogar Bolte zum Lachen brachte. Doch die Stimmung kippte schneller, als ihm lieb war! Wie vermutet schien der ehemals stumpfsinnige Bolte ein unterschätzter Gegner zu sein, der ihnen gerade die meisten Probleme bescherte. Doch lag Skýlers grauer Blick nicht nur auf ihm. Er würde Minx und den Spinnenhybriden niemals unbeachtet, oder aus den Augen lassen! Dafür stellten sie beide ein zu großes Risiko dar.
Boltes Lachen hallte durch die Höhle und schleuderte das Echo ohrenpeinigend von Wand zu Wand. „Die muss jetzt wohl sauer werden“, erwiderte er mit einer Kälte in der Stimme, welche wachsende Ungeduld suggerierte und den Mischling sofort in Alarmbereitschaft versetzte. Eleyna hingegen spielte weiter und zeigte sich größtenteils unbeeindruckt. Das hübsche Frauenzimmer wollte wohl wahrlich keinen Schritt zurückweichen.
Ist sie nun nur unvernünftig, oder irre?, fragte sich Skýler mit einem Grinsen, das gezeigt hätte, dass ihm Eleynas untypisches Verhalten … ja, irgendwie gefiel. Er spielte zwar nie gerne auf Risiko, aber ihre Furchtlosigkeit beeindruckte ihn. Mehr, als sie vermutlich sollte.
„Warum liefert ihr dem Hybriden Nahrung? Was versprecht ihr euch davon? Worin liegt der Nutzen? Findet ihr keine anderen Leichen?“ Frage um Frage war sie den beiden Piraten entgegen, doch war von Minx weiterhin keine große Reaktion zu sehen. Zumindest anfangs…!
Schneller, als Skýler lieb war, setzte sich der Spinnenhybrid plötzlich in Bewegung. Mit einer Flinkheit, bei der selbst er Probleme haben würde, krabbelte das Wesen die Höhlenwand hinauf und schoss klebrige Fäden umher. Zwar nicht gegen sie, doch dass dies kein wirklicher Angriff war, konnte der Spion in diesem Augenblick nicht sofort erkennen, oder unterscheiden.
Auch Bolte und Minx kamen in Bewegung, obwohl sich die rothaarige Piratin weiterhin mehr im Hintergrund hielt. Die Bewegung, die Skýler von seiner Defensive in die Offensive trieb, kam von Bolte!
Ohne einen weiten Moment nachzudenken, manifestierte Skýler mehrere breite Schatten, die sich aus dem von Eleyna erhoben und einer sich schließenden Blume ähnlich, schützend die Halbelfe einschlossen, bevor Boltes Schlagbewegung sie erreichen könnte.
Skýlers Schatten umschlossen sie und nur kleine Spalte würden ihr die weitere Sicht auf das Geschehen garantieren. Die Brust des Anwenders hob und senkte sich rasch hintereinander. Nicht unbedingt, weil ihn diese Anwendung viel Kraft raubte, sondern weil er vor Zorn zu beben begann. Niemand – wirklich durfte hatte sein Ziel – sein Vögelchen anzugreifen!
Seine Zähne knirschten leicht, weil er sie aufeinanderbiss und wäre er nicht weiter von seinen Schatten umhüllt und verborgen, würde Bolte nun in zwei eiskalte, stechende und mordlüsterne sturmgraue Augen blicken. Er würde ihn umbringen – das war sein einziger Gedanke und er formte die Enden seiner Schatten bereits zu Spitzen, die denen von Speeren ähnelten.
Es dauerte ein paar Sekunden, bevor er registrierte, dass sich noch jemand in den Angriff Boltes eingemischt hatte. Der Schlag war erfolgt – hatte getroffen, doch weder Eleyna, noch seine Schatten. Die Klinge des Dolches war mit einem metallenen Schaben an einem der Spinnenbeine abgeglitten und als Ský den Blick hob, sah er den Hybriden über ihren Köpfen an einem der Faden schwebend… oder besser gesagt hängend.
„Bitte, es reicht!“, hielt der Spinnenhybrid Bolte auf, der knurrend die Waffe senkte.
„Die Kleine hat sich echt bemüht um dich und du...“, protestierte Bolte, ohne wirkliche Beachtung zu erreichen. Skýlers Herz pochte nervös, denn sein Instinkt und das, was er gerade sah, waren nicht im Einklang. Das Hybridenwesen, das ganz offensichtlich ihr schlimmster Feind in diesem Kampf sein könnte, hatte den Angriff geblockt und… schien auf keinen weiteren Kampf aus zu sein. Es war unwirklich…! Und das Misstrauen des Spions war kaum niederzukämpfen. Dennoch achtete er auf Eleyna und würde sie Anstalten machen mit dem Wesen in Kontakt zu treten, würde er seine Schatten leicht, wenn auch unwillig öffnen. Doch würde er sie sofort schützend zuschnappen lassen, würde er auch nur eine bedrohende Bewegung ausmachen.
Zu Eleynas, wie auch zu Skýlers Überraschung reichte der Spinnerich ihr plötzlich den toten Leib Arvids zurück. Auf das Gesicht des Mischlings, das die anderen Anwesenden noch immer nicht sehen konnten, trat Verwirrung.
Was zum Harax geht hier vor?, fluchte er innerlich und mit all der Härte, die Lerium zu bieten hatte.
„Wir finden eine andere Leiche! Hier, nimm deinen Bruder mit dir. Bitte, erzähle niemandem von mir.“, bat der Hybrid nun sein Vögelchen, die mit Sicherheit genauso verwirrt sein dürfte, wie er selbst. Dennoch ließ er sie auch hier nicht ganz alleine. Seine Schatten umschlungen Arvids Körper und zogen ihn neben Eleyna, wo er ihn auf den Boden bettete und schützend, wie in einer dunklen, aber leicht durchsichtigen Blase umschloss.
Der Impuls eines Hustens kam in Skýler auf, den er gerade noch so unterdrücken konnte. Dennoch bemerkte er erst in diesem Moment, dass er vor Anspannung die Luft angehalten hatte. Konnte er sich… etwas entspannen? Irgendwie wagte er es nicht. Es drängte ihn seine sichere Dunkelheit zu verlassen, doch noch… drängte ihn sein Verstand zur Geduld. Die Drei könnten noch immer etwas aushecken und sie sollten ihren Vorteil nicht so schnell aufgeben!
„Sonst müssen wir dich doch noch töten“, hörte er Bolte plötzlich drohen, was zumindest für den Mischling das Fass bedrohlich nahe dem Überlaufen brachte. Er würde Bolte…. Er wollte ihn… und dann Minx! Mit beiden hatte er nun eine offene Rechnung, die er begleichen würde…!
Doch noch hielt er sich zurück – wegen Eleyna. Seine Schatten hatten den Blick auf sie wieder frei gegeben, doch formten sie noch immer, in Höhe ihrer Körpermitte und in einer halben Spiralform eine Art Schutzbereich. Und konnte es der Mischling nicht unterlassen zwei spitze Schattenzapfen in Boltes Richtung auszustrecken.
„Er wird dich nicht töten. Das darf er nicht. Er ist an einen Eid gebund-…“
„Verrate ihr gleich alle Geheimnisse. Bei Venthas Salzmeertitten! Du bist naiver als ein Kind, Spinne!“
Bolte und der Spinnerich schienen nun nicht einer Meinung zu sein!
Von was für einem Eid sprechen die beiden da…?, fragte sich Ský, noch immer misstrauisch, ob man solchen Andeutungen trauen könnte.
„Ich will ihr keine Angst machen - nicht mehr als ohnehin schon. Du kannst gehen. Niemand wird dich aufhalten.“, erklärte der Hybrid… geradezu zahm und freundlich, dass es aufrichtig klang. Ský erhob sich aus seiner knienden Position, verlor dabei aber nicht eine Sekunde die Kontrolle seiner Magie. Noch immer stob Zorn durch seinen Körper und bot seiner Magie eine Kraftquelle aus der er sie nähren konnte. Gleichzeitig bot sie ein verborgenes Risiko. Der Mischling hatte in Momenten großer Wut und Zorn schon immer eine überwältigende Kraft aufbringen können, doch gleichzeitig verlor er dabei jegliches Empfinden für eine Grenze der Kraftaufwändung, bei der es für ihn selbst lebensgefährlich wurde. In diesem Moment drohte diese Gefahr nicht – dafür hatte er sich noch zu gut unter Kontrolle. Doch stach die Wut in seinen Nacken, als würde sie ihn drängen Bolte und auch Minx für alles büßen zu lassen.
Letztere trat nun auch plötzlich hervor und fand ihre Stimme zurück.
„Du wirst ihn nicht verraten, oder?“, fragte und forderte sie gleichzeitig von Eleyna, auf der ihr Blick lag. Der graue Blick beobachtete, wie die Piratin näher zu ihr trat. Ja, er würde sie am liebsten noch immer erwürgen. Allerdings merkte Skýler, dass durchaus die Chance bestand, dass sie hier ohne einen Kampf herauskommen würden. Und diese Aussicht kämpfte seine Rachegelüste nieder.
„Fingerschwur, Eleyna. Vorher lasse zumindest ich dich nicht gehen. Ist wichtig und so'n Fingerschwur hat mehr Ehre im Leib als jeder verdammte Dreckspirat in Rumdett. Kannst du mir glauben. Du hast deinenen Freund - dein Brüderchen? - zurück, also kann ich das von dir verlangen. Nein, ich bestehe drauf! Fingerschwur!“ Ein leiser, abfälliger Laut schlupfte dem Spion über die Lippen. Er hatte sich in der Dunkelheit hinter Eleyna begeben. Da sich seine Schatten um sie ebenfalls leicht bewegten, würde ein weiterer im Hintergrund kaum auffallen.
Langsam entspannten sich seine Züge und er verzog sie Lippen zu einem schiefen und noch immer leicht skeptischen Lächeln, als er das Warme des Hybriden sah, als Minx Eleyna einen Schwur abforderte. Wie ein kleines Kind einem anderen!
Einfach verrückt…! Die ganze Situation! Ich durchschaue wirklich nicht mehr wer vor wem Angst hat oder haben sollte und wer hier was zu sagen oder zu entscheiden hat! Für einen Spion ein äußerst frustrierender Zustand.
Skýler beschloss weiter Eleyna entscheiden zu lassen und den schützenden Schatten im Verborgenen zu spielen. Zumindest solange, bis sie ihm ein Zeichen geben würde, dass er sich zeigen sollte.
Doch bis dahin konnte er es sich nicht verkneifen einen seiner Schatten und ihr rechtes Handgelenk und einmal um ihre Handfläche zu wickeln, als würde er sie mit seiner Hand ergreifen.
Das Gefühl seiner Schatten wäre vermutlich schwer zu beschreiben. Er war auf einem magischen Level, auf dem er seinen Schatteneine spürbare Form verleihen konnte. Diese Form konnte je nach Magieinvestition starr und sogar hart werden. Um Eleynas Hand fühlte sie sich allerdings weich an…, wie trockenes Wasser. Besser würde man es wohl kaum beschreiben können!

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 28. Mai 2024, 11:24

Eleyna hatte lernen müssen, sich nichts von ihren Emotionen anmerken zu lassen, wenn man sie beobachtete. Das bedeutete allerdings nicht, dass das, was sie erlebte und mitansehen musste, nichts in ihr auslöste. Eleyna war schon immer ein kleinwenig zu emotional, zu empathisch. Ihre Mitmenschen waren ihr nicht egal und sie empfand auch keine kalte Freude daran, ihnen grundlos Schaden zuzufügen. Ihre Mutter hatte sie immer für eine gute Spionin gehalten, die auch durchaus für die ‚Drecksarbeit‘ genügte. Eleyna aber konnte sich noch heute sehr genau an ihren ersten Mord erinnern. Töten war nichts, was die Halbelfe leichtfertig tat und was ihrem Naturell entsprach. Eleyna fühlte also sehr wohl etwas, während sie scheinbar emotionslos auf das Massaker an ihrem toten Bruder sah. Doch sie wusste es zu verbergen und wirkte dadurch abgeklärt und vielleicht auch abgebrüht. Dennoch ließ sie sich vordergründig mit nichts aus der Ruhe bringen. Auch nicht, als sie entdeckt wurde und sie schließlich ihre Position aufgab. Sie blieb ruhig, forderte Bolte gar ein wenig heraus und lotete die Lage aus. Sie musste dahinterkommen, was das ganze hier sollte, doch der Fleischberg ließ sich nicht manipulieren. Er wirkte mit einem Mal sehr viel impulsiver und das sympathische Gefühl für ihn, verflüchtigte sich. "Dann hättest du's nicht bereits in Rochen tun sollen.", erwiderte er endlich, nachdem er ein wenig die Körperspannung auflockerte. Eleyna’s Blick blitzte in seine Richtung. Ganz offenbar hatte er die Situation vollkommen anders in Erinnerung. Sie selbst hatte sich zum Wohle der Situation darauf eingelassen. Sie hatte ihn nicht leichthin hergegeben. Aber das zeigte wieder mal, dass auch sie ihr leidliches Handwerk gut beherrschte. Offenbar hatte man ihr die Scharade abgekauft. Die Elfe seufzte innerlich und ungesehen, doch dann versuchte sie es erneut, Bolte zur Vernunft zu bringen. Er lachte auf, was Eleyna für einen Moment glauben ließ, dass er sich entspannte, doch gleich die nächste Änderung seiner Mimik ließ sie diese Hoffnung vergessen. "Die muss jetzt wohl sauer werden" Nun senkte Eleyna ein wenig ihren Oberkörper. Nicht viel, nur so weit, dass auch sie in eine lauernde Stellung kam. „Jammerschade“, zischte sie ebenso ernsthaft zurück und zeigte damit, dass sie keine Angst vor dem Fleischklops hatte. Nein, sie würde sich mit Vergnügen an ihm abreagieren, wenn er sie nun angreifen sollte. Die Luft knisterte auf gefährliche Art und Weise. Eleyna war bemüht, sich nicht zwangsweise in eine gefährliche Situation zu begeben, aber sie war auch nicht davor gefeit, ihrem inneren Zorn nachzugeben. Schon früher hatte sie Situationen erlebt, in denen sie jeden anständigen Versuch aufgegeben hatte und sich dann mit Freuden an den Unbelehrbaren abreagierte. Auch sie trug einen dunklen Fleck auf der Seele, der ihr manchmal die Kontrolle nahm. Sie wollte weitere Antworten, doch anstelle jener, regte sich mit tödlicher Geschwindigkeit etwas in ihrem Augenwinkel. Die Elfe blickte zum Spinnenmann und griff noch beherzt an ihre Kleidung, um die versteckte Klinge zu ziehen, damit sie sich gegen den vermeintlichen Angriff wehren konnte. Doch bevor sie schließlich zum Zug kam, veränderte sich ihr Sichtfeld.

Dunkelheit stieg an ihr herauf und hüllte sie ein, wie den kostbaren Nektar in einer seltenen Blume. Der Blütenkelch wurde zu einem sicheren Gefängnis und Eleyna ließ für einen Moment erstaunt die Hand sinken, die ihren Wurfdolch hätte führen sollen. Sie sah zur Spinne, die sich oberhalb blitzschnell auf sie zubewegte. Die Spionin wandte den Kopf und versuchte noch einen Blick auf Skyler zu erhaschen, doch er zeigte sich nach wie vor nicht. Das war der Moment, da sie umschaltete und wieder nichts weiter erkennen ließ, als die Tatsache, dass sie es war, die die Schatten befehligte. Es war ihr Werk – das verkaufte sie. Dann aber wandte sie den Blick zu dem Spinnenmann, ehe er sich niedersenkte und sie sich zur Seite duckte, weil sie einen Angriff erwartete. Allerdings hörte auch sie das metallische Scharben, als Boltes Klinge nicht sie, sondern das Spinnenbein traf. Ihr Blick richtete sich auf den Dicken und hörte gleichzeitig die Worte des Hybriden. Fragend sah sie jenen an, denn entgegen ihrer Annahme, beschwichtigte er die Situation. "Die Kleine hat sich echt bemüht um dich und du..." Es war klar, dass er Minx meinte. Eleyna musterte die Situation durch die kleinen Schlitze, die Skyler ihr zugestand, damit sie am Geschehen teilnehmen konnte. "Wir finden eine andere Leiche" Überrascht musste Eleyna sehen, wie der Hybrid auf sie direkt zukam und ihr tatsächlich Arvid’s Leichnam überreichte. In jenem Moment blätterte die Schattenblüte auf und gab ihren Oberkörper frei. Sie streckte die Hände nach dem toten Körper aus, ehe auch hier die Schatten zu ihrem Helfer wurden und den Toten auf den Boden betteten. Eleyna starrte darauf und wusste für einen Moment die Situation nicht einzuordnen. Sie blinzelte sprachlos, ehe sie ihren Blick von Arvid losreißen konnte. Das alles machte keinen Sinn und doch wollte sich in ihr ein Gedanke formen, den sie noch nicht mitteilte. "Hier, nimm deinen Bruder mit dir. Bitte, erzähle niemandem von mir."
"Sonst müssen wir dich doch noch töten"

Eleyna war drauf und dran dem Hybriden zuzunicken und ihr Einverständnis zu signalisieren, als ihr kühler Blick Bolte traf. „Versuch es noch mal und das war deine letzte blöde Entscheidung!“, fauchte sie zurück. Bolte brauchte nicht zu denken, dass sie sich von ihm einschüchtern ließ! Dann aber kehrte ihre Aufmerksamkeit zum Spinnenmann zurück. Er wird dich nicht töten. Das darf er nicht. Er ist an einen Eid gebund-"
"Verrate ihr gleich alle Geheimnisse. Bei Venthas Salzmeertitten! Du bist naiver als ein Kind, Spinne!"
Eleyna schnaubte nur bei Bolte’s Worten.

Sie aber blieb mit der Aufmerksamkeit beim Dunkelelfen. Ihr Blick suchte im Gesicht dessen nach einer Finte, konnte aber nur Aufrichtigkeit darin erkennen. „Ich erzähle niemanden von euch“, meinte sie mit fester Stimme und reichte dem Hybriden sogar die Hand, zum Besiegeln. "Ich will ihr keine Angst machen - nicht mehr als ohnehin schon. Du kannst gehen. Niemand wird dich aufhalten." Die Mischlingselfe runzelte die Stirn und musterte den Spinnerich zweifelnd. „Einfach so?“, fragte sie und ließ ihre Hand wieder sinken. Da meldete sich Minx. "Du wirst ihn nicht verraten, oder?" Ihre Augen fanden das Braun von der Piratin, die sich nun ebenfalls näherte. "Fingerschwur, Eleyna. Vorher lasse zumindest ich dich nicht gehen. Ist wichtig und so'n Fingerschwur hat mehr Ehre im Leib als jeder verdammte Dreckspirat in Rumdett. Kannst du mir glauben. Du hast deinen Freund - dein Brüderchen? - zurück, also kann ich das von dir verlangen. Nein, ich bestehe drauf! Fingerschwur!" Die Mischlingselfe betrachtete Minx Gesicht und versuchte ihre Worte noch in eine richtige Richtung einzuordnen, da spürte sie mit einem Mal etwas an ihrer Hand. Die Elfe war überrascht und warf einen Blick darauf, ehe sie den Schatten erkannte, der sich seltsam in ihrer Hand anfühlte. Aber die spürte einen Druck und bei allem, was hier seltsam war, war das doch eine eher angenehme Sache. Offenbar beherrschte Skýler die Magie außerordentlich und die Elfe hatte keine Ahnung, wie so etwas überhaupt möglich war, war sie doch völlig unmagisch, doch das spielte jetzt keine Rolle. Sie schätzte die Geste auf eine seltsame Art und Weise, denn bisher hatte sie nicht mal gewusst, dass ihr so etwas tatsächlich Beistand spenden konnte. Und dass sie diesen offenbar brauchte. Es fühlte sich an, als wäre sie mit Skýler verbunden. Er war da, auch wenn sie ihn nicht sah…. Ich bin immer da, auch wenn du mich nicht siehst war auch mal eine Aussage eines anderen gewesen… Doch sie war sich absolut sicher, dass er nie wieder auf sie aufpassen würde. Es wurde Zeit loszulassen… und neu zu beginnen. Die Elfe richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Minx und betrachtete sie, wie sie noch immer auf den Fingerschwur wartete. Dann trat Eleyna einen halben Schritt vor, harkte ihren kleinen Finger in den von Minx und zog sie daran dichter zu sich. Fest sah sie der Piratin in die Augen dabei und ließ keinen Zweifel daran, dass sie alles meinte, was sie folgend sagte: „
Ich verspreche es! Ich erzähle niemandem von ihm und bewahre das Geheimnis. Im Gegenzug klärst du mich jetzt auf, was hier los ist. Damit ich die Zusammenhänge verstehen und dementsprechend der Wahrheit im Falle des Falls ausweichen kann. Warum versteckt ihr euch und wovor hast du Angst, Minx?“, fragte Eleyna und ließ ihre Hand los, sofern Minx sie lösen wollte. Ihr blauer Blick suchte den von Bolte. „Ich bewahre Geheimnisse also entspann dich.“, meinte sie, ehe sie zum Hybriden sah. „Eingepfercht in einer dunklen Höhle – sieht so dein Leben aus? Ich möchte verstehen, was hier vor sich geht!“, meinte sie und glaubte inzwischen, dass es nicht um das Spinnennetzwerk ihrer Mutter ging. Folglich konnte sich Eleyna auch ein wenig entspannen und zeigte ehrliches Interesse an dieser Begebenheit hier. „Erklärt es mir…“, meinte sie und sah jeden der drei ungleichen Partner an. „Ich könnte vielleicht helfen?“, fragte sie und bot es an. Vielleicht brauchten sie ja Hilfe. Eleyna glaubte inzwischen, dass lediglich die Angst vor einer Entdeckung die drei so handeln lassen hatte. Aber das hatte die Mischlingselfe gar nicht vor. Was ging es sie an, dass sie sich hier verkrochen? Aber sie wollte dennoch die Umstände verstehen können. Nur so konnte sie ihren Fingerschwur auch wirklich einhalten, ohne sich eventuell zu verplappern und eine vernünftige Geschichte zu… spinnen. „Und ich könnte Hilfe gebrauchen, meinem Bruder ein vernünftiges Begräbnis zu ermöglichen…“, fügte sie an. Es war ein Angebot, dass sie einander etwas mehr vertrauten. Vielleicht konnte das für Klarheit sorgen…

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Montag 3. Juni 2024, 23:30

Die angespannte Situation spitzte sich immer weiter zu und für eine Weile zweifelte Skýler doch etwas an der Vernunft seiner Begleiterin. Zeitgleich aber respektierte er sie für ihren Mut, den sie gerade Bolte und dem gewaltigen Spinnenwesen gegenüber an den Tag legte. Die listige Goldkatze Minx hielt sich bisweilen schließlich eher im Hintergrund. Außerdem strahlte sie längst nicht mehr das Selbstbewusstsein aus, mit dem es ihr im Teufelsrochen noch gelungen war, ihnen Arvid unter der Nase wegzuschnappen. Arvid ... selbst im Tod bereitete er den beiden Mischlingen noch Probleme, aber er blieb nun einmal Eleynas Bruder. Skýler wusste, was es hieß, Familie zu haben, denn er besaß keine mehr. Kraz'hian ließ sich schließlich kaum Familie nennen. Alles, was er je geliebt hatte, war mit dem Verlust seiner Mutter verlorengegangen. Eleyna musste es ähnlich gehen und so könnte der Spion vielleicht nachvollziehen, warum sie so sehr darum kämpfte, diese kleine, tote Nervensäge wenigstens noch anständig zu bestatten. Aber dazu brauchte sie ihn zurück.
Das bedeutete allerdings, sich sowohl Bolte und Minx als auch dieser Halbspinne entgegen zu stellen. Eleyna schreckte nicht zurück und Skýler würde es ebenfalls nicht tun. Sie vertraute ihm, was ihn wiederum - wenngleich vielleicht nur unterbewusst - anspornte, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen. Er war ihr Schatten aus dem Hintergrund und als eben jene setzte er genau das nun ein, als Bolte schon mit einem Angriff drohte. Er schloss Eleyna in eine schaurige, wie gleichermaßen geheimnisvolle Blüte aus Dunkelheit ein. Sie flackerte in verschiedenen Abstufungen um sie herum, bildete spitz zulaufende Blätter, die sie als ihren süßen Pollenkern jederzeit vor Bedrohung bewahren könnten, indem sie die gesamte Außenwelt aussperrten. Eleyna fiel es schwer, an dieser Barriere vorbeizuschauen, aber Skýler ließ ihr wenigstens noch einen schmalen Spalt übrig. Sie lugte hindurch und erkannte trotz des metallischen Klirrens, dass die von Bolte erhobene Klinge sie nicht traf. Der Dolch prallte soeben am Bein der Spinne ab, welche sich zuvor über ihre Köpfe erhoben und an der Decke entlang gekrabbelt war - mit ihrem Bruder noch im Arm. Jetzt hing der Hybrid kopfüber von der Decke, den elfischen Leib so weit aufgerichtet, dass er eben keinen Schwindelanfall bekommen würde. Arvid trug er nach wie vor in den Armen, verteidigte Eleyna jedoch mit seinen Chitin geschützten Spinnenbeinen vor den eigenen Leuten. Mehr noch, er bot ihr den toten Halbbruder an - einfach so.
Die Schattenblüten um Eleyna herum senkten sich nur langsam. Es war nicht nur Skýlers Skepsis geschuldet. Er musste sich auch erst einmal wieder beruhigen. Die ganze Situation hatte ihn doch nervöser gemacht als ihm lieb war. Dabei war er nicht einmal selbst aktiv involviert. Nach wie vor hatte ihn niemand erwähnt. Nicht einmal Minx hielt Ausschau nach ihm. Sie fragten gar nicht, weil Elenya den perfekten Lockvogel spielte und sie vollkommen von der Tatsache ablenkte, dass sie nicht allein in die Taverne gegangen war. Und trotzdem hämmerte sein Herz wild gegen die eigene Brust. Nach einem kurzen Durchatmen, bei dem Skýler auch feststellen dürfte, wie sehr er die Zähne aufeinander gerieben hatte - sein Kiefer fühlte sich ungewohnt verspannt an mit einem Mal - ließ er die Schattenbarriere nicht nur sinken, sondern nahm mit ihr auch Arvid entgegen. Er bettete den Toten auf dem Boden, schlang erneut flackernde Dunkelheit um ihn. Das Bild war deutlich. Eleyna würde ihn nicht mehr hergeben.
Die geradezu freundliche Geste seitens des Spinnlings zerstreute aber weder Skýlers noch Eleynas Verwirrung, im Gegenteil. Hinzu kam nämlich, dass er darum bat, niemandem etwas von seiner Existenz zu verraten. Im Gegenzug würde er Eleyna samt ihres toten Bruders ziehen lassen.
"Einfach so?" Der Spinnerich nickte. Die Halbelfe entschied jedoch, dass es Zeit wurde für Antworten. Sie würde noch nicht gehen. Sie konnte nicht. Minx teilte ihre Meinung. Die kleine Piratin kam plötzlich doch aus den Schatten heraus. Sie kehrte zwar nicht mit der bisher gewohnten selbstbewussten Art zurück, wohl aber mit einer Forderung. Und während Skýler sich noch fragte, welchen Eid der Spinnerich soeben erwähnt hatte, der Bolte anscheinend daran hinderte, zu töten, streckte Minx ihren kleinen Finger empor. "Fingerschwur!"
Die Augen des Hybriden huschten kurz zu den Schatten, in denen Skýler sich verborgen hielt und einen abfälligen Laut nicht hatte unterdrücken können. Dann aber konzentrierte die Spinne sich erneut auf das Geschehen halb unter ihm. Minx streckte noch immer ihre Faust mit dem abgespreizten Finger aus. Bolte hielt sich etwas im Hintergrund, wirkte jedoch nicht vollauf zufrieden mit dem aktuellen Geschehen. Ihm sah man an, dass er Eleyna nach wie vor misstraute, aber auch der Spinnerich spielte seine Rolle offensichtlich nicht ganz nach Wünschen des großen Piraten. Eleyna musterte ihr Gegenüber einen Moment lang. Dann aber glitt ihr Blick flüchtig zu ihrer Hand. Sie spürte Skýlers Magie dort eher, als dass sie diese genauer hätte betrachten können. Ansonsten wäre es aufgefallen. So fühlte sie nur, wie seine Schatten sich mit einer geradezu angenehmen Kühle um ihre Finger legten, ganz so, als wollte er ihre Hand halten. Dadurch bestärkt entschied Eleyna sich erst Recht dafür, nach Antworten zu verlangen. Allerdings hatte der Spinnling als durchaus umgänglich entpuppt und selbst Minx schien sie gehen lassen zu wollen, solange sie den Achtbeinigen nicht verriet ... und den Fingerschwur ausführte. Sie tat es. Sie hakte sich bei Minx' kleinem Finger ein und jene hob ihre beider Hände drei Mal hoch. Dann löste sie sich, trat zurück. Plötzlich wirkte sie deutlich leichter. Ihr Grinsen kehrte auf ihre Züge zurück. Eleyna konnte den Goldzahn aufblitzen sehen. Da war sie wieder, eine Spur ihres vertrauten Selbstbewusstseins. "Großartig!", gab sie sogar von sich und strahlte dann zu dem Spinnling empor. Jener erwiderte ihr Strahlen mit einem knappen Lächeln. Dann aber erinnerte er sie an Eleynas Worte: "Vergiss nicht, sie möchte eine Erklärung von uns." Damit schaute er zu der Halbelfe hin. "Du hast viele Fragen. Die werden sich schwer im Stehen beantworten lassen." Seine Augen, rote Blutpunkte in den Schatten seiner Züge, wanderten über Minx und hinüber zu Bolte. "Ich bin müde", erklärte er. Minx nickte sogleich. "Du brauchst endlich eine Magen füllende Mahlzeit", erwiderte sie und Bolte schnaubte nur. Dann geschah etwas: Der Spinnenelf sackte in sich zusammen. Auch wenn er acht Beine besaß, konnten sie seinen gewölbten Leib kaum noch tragen. Er sank auf den Höhlenboden, so dass seine Insektenbeine wie Spaliere über seinen Kopf hinweg ragten. Minx musterte ihn mit aufrichtiger Sorge im Blick. Ja, sie sorgte sich um diese Halbbestie.
Eleyna ließ sich nicht beeindrucken. "Warum versteckt ihr euch und wovor hast du Angst, Minx?" Die Piratin fing ihren Blick auf. Sie stämmte die Hände in die Hüften, stellte sich breitbeinig auf und rang sich ein derart übertriebenes Auflachen ab, dass jedes Kind die Scharade durchschaut hätte. Ihre selbstbewusste Art aus Rumdett war nichts weiter als Schauspielerei. Sie versteckte sich dahinter, so wie der Spinnling sich in der Höhle verbarg. "Haha! Ich und Angst? Wovor denn? Ich bin die goldene Minx, ich hab vor nichts und niemandem Angst!"
"Außer davor, deinem Monsterfreund beim Fressen zuzusehen", warf Bolte ein. Er fing sich einen bösen Blick der Kleineren auf, zuckte daraufhin aber nur mit den Schultern. "Er ist kein Monster!", schalt sie ihn. Und ehe sie mit dem nicht mehr ganz so gutmütigen Fleischkloß erneut in Streit geraten konnte, mischte Eleyna sich von Neuem ein. Sie wandte sich allerdings an den Hybriden. "Eingepfercht in einer dunklen Höhle - sieht so dein Leben aus? Ich möchte verstehen, was hier vor sich geht!"
"Mein Leben hat deutlich schlimmere Tage gesehen. Das hier ... ist Luxus." Er lächelte nicht. Er wusste, dass er hier kein komfortables oder gutes Leben führte, aber es schien das einzige zu sein, was er hatte. Wenigstens war er nicht allein. Minx ließ davon ab, sich mit Bolte anzulegen. Während Eleyna um Erklärungen bat, mit denen sie etwas anfangen konnte, schob sich die Piratin an den Spinnenleib heran, bis sie in Armreichweite des dunkelelfischen Parts war. Sie hob ihre Hand, griff nach seiner. Er drückte ihre Finger sanft.
"Ich könnte vielleicht helfen?"
"Hättest du gekonnt, hättest du dem Kätzchen deinen toten Freund überlassen", kommentierte Bolte. Er klang jedoch längst nicht mehr so harsch wie bisher, nur noch ein wenig genervt. Ganz so, als trauerte er seinem Eimer Milch insgeheim nun doch nach. Den Dolch reichte er sogar an den Spinnling zurück und hockte sich anschließend auf einen Felsen.
"Ich werde deinen Gefährten nicht verschlingen", beteuerte der Hybrid noch einmal. "Aber wenn du nicht zufällig einen entbehrlichen Zweibeiner hast ... oder ein Lebewesen, das mindestens gleichermaßen groß ist, kannst du nicht helfen."
"Er muss essen", rang Minx sich als erste endlich zu einer deutlicheren Erklärung ab. "Und Fledermäuse oder Klippenmöwen reichen längst nicht mehr aus. Er kannt nicht einfach Brot oder Fisch zu sich nehmen. Das heißt, er kann es schon ... sein dunkelelfischer Teil braucht ja auch Kraft. Aber die Spinne in ihm braucht eben mehr."
"Vor allem muss ich mit meinem Gift die Organe verflüssigen, ehe ich sie aus dem Körper saugen kann", ergänzte der Spinnerich trocken. Für ihn schien es längst kein Problem mehr zu sein. Wer wusste schon, wie lange er Hybrid war und sich mit dieser Art zu überleben abgefunden hatte. Die Alternative war verhungern. Minx hingegen schauderte ob seiner Worte, mied für eine Weile seinen Blick, ließ die dunkle Hand aber nicht los.
"Er ist so schwach geworden, dass er kaum noch selbst jagen kann. Deshalb ... wollte ich ..."
"Die Kleine ist zu gutherzig. So wird das nie was, Kätzchen!"
"Ach, sei doch still, Bolte! Ich geb mir Mühe, ja? Siehst du doch wie sehr! Und du drohst mit Mord!"
"Eine Drohung ist keine Tat, Kätzchen", ging es zwischen beiden hin und her. Minx schüttelte schließlich den Kopf, seufzte und wandte ihren Fokus erneut auf Eleyna. Ihre Augen wanderten dabei zu Arvid, der noch immer von Skýlers Schatten geschützt wurde. "Dein totes Brüderchen kam wirklich wie gerufen. Ich hatte es ja eigentlich auf den großen Kerl abgesehen, der ihn bedrohte. Bedrohte!", betonte die Goldene mit Nachdruck. "Ich hab ihn nicht aus einer Laune heraus getötet oder weil's 'n Auftrag war. Ich hab euch verteidigt und dabei ging er eben drauf. Das ... ist wie 'ne Ausnahme. Das zählt nicht, Bolte!"
"Aye", gab der Große nur von sich und kratzte seine Wampe. Der Laut allein schien Minx zu beruhigen. "Leider ist der Kerl ja ins Wasser gefallen", fuhr sie fort. "Ich hatte keine Wahl. Ich meine, sieh ihn dir doch an!" Sie zeigte auf den Hybriden. "Es geht ihm wirklich nicht gut. Vielleicht hat er nur noch eine Woche, möglicherweise zwei, aber wenn er nicht bald was für seinen Spinnenleib frisst, dann landet er noch unter der Erde. Ich hab dich nicht hintergangen, weil's Spaß macht. Er braucht Hilfe."
"Und ich könnte Hilfe gebrauchen, meinem Bruder ein vernünftiges Begräbnis zu ermöglichen." Vom Felsen her brummte es. Bolte erhob sich mit genervter Grimmigkeit. Er streckte seine Hand aus, winkte damit um Arvid direkt einzufordern. "Na, her damit, ich vergrabe ihn auf den Klippen."
"Sie wird dir nicht einmal ihre Hand reichen, Bolte", meinte Minx und schüttelte den Kopf. "Aber du könntest ein Grab ausheben und wir bringen ihn dann dahin, aye?"
Bolte verschränkte die wulstigen Arme. "Damit du in der Zwischenzeit zusammen mit Spinnchen sämtliche Geheimniss ausplaudern kannst? Minxylein, so wird das nie was mit dir. Du stehst selbst als Kätzchen auf Messers Schneide." Sie ließ den Kopf hängen, dann die Schultern. Und da zeigte sich, dass nicht alles an Bolte wirklich skrupellos war. Unter all dem Fett, der grantigen Art und den harschen Worten verbarg sich eben doch noch ein Herz, selbst wenn es nur hin und wieder schlug. Er brummte wieder, warf die Hände über den Kopf. "AYE!", maulte er, als er sich geschlagen gab. "Ich such 'ne Schaufel." Dann stiefelte er gen Höhlenausgang.
Der Hybrid schaute ihm nach. Als er Minx' Hand erneut drückte, hob sie wieder den Kopf. Jetzt grinste sie. Auch sie wusste zu spielen. Ihr Blick traf Eleyna, wurde etwas weicher. "Ich schätze, wir müssen dir wirklich einiges erklären. Aber nicht alles, das ... geht nicht."
"Richtig", stimmte der Spinnling zu. "Sie möchte nämlich noch versuchen, Teil dieser Gruppierung zu werden und da sind Geheimnisse wich... oh..." Minx starrte zum dunklen Gesicht empor. Dann lachte sie und der Spinnenmann mit ihr. Er neigte sich tiefer, so dass sie ihm beide Arme umlegen und ihn drücken konnte. "Erzähl du deine Geschichte, die ist viel spannender."
"Und düster", ergänzte der Hybrid, nickte aber. Er wartete, bis die Piratin sich etwas von ihm löste. Dann deutete er einladend auf einen der Felsen, damit Eleyna sich setzen könnte. Es würde wohl etwas länger werden, doch schon seine ersten Worte dürften etwas in ihr auslösen. "Ich war nicht immer eine Spinne, aber sie, mit der ich den Namen dieses Wesens teile, hat mich dazu gemacht. Ich war ein Niemand in Morgeria und sie versprach, mich zu jemandem zu machen. Im Grunde hatte sie Recht. Nun bin ich einzigartig, nicht wahr? Meine Situation hat sich dadurch allerdings nur verschlechtert." Er holte tief Luft, ließ diese Worte erst einmal sacken. Aber er würde nun wohl alles offenlegen, zumindest was ihn betraf. Doch es ergab sich eine Pause, falls Eleyna Fragen hatte. Und wieder krabbelten andere, wesentlich kleinere Spinnen herbei, um sich wie Miniaturen zum größeren Hybriden-Abbild um ihn zu scharen.
"Wo steckt eigentlich dein gut aussehender Freund mit den schönen Augen?", fiel Minx nun Skýlers Abwesenheit auf.
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Samstag 8. Juni 2024, 13:59

Überraschenderweise schien die Gefahr vorerst gebannt zu sein. Damit hatten wohl weder Eleyna, noch Sky gerechnet. Gerade der Unheimlichste des merkwürdigen Spinnen-Trios schien der Friedliebendste von ihnen zu sein und gab dem Vögelchen sogar ihren Bruder zurück, der eigentlich als Mahlzeit hatte enden sollen.
Erleichterung keimte in dem Schattenmagier auf und hinterließ ein merkwürdiges Prickeln unter seiner Haut, die vermutlich das Entspannen der Muskeln zur Folge hatte. Als Einzelgänger war er bisher lediglich auf seine eigene Sicherheit bedacht gewesen. Nun musste Skýler lernen, wie auslaugend es sein konnte, wenn man auch noch für jemand anderen Verantwortung trug. Doch lag diese nicht mehr länger nur an seinem Auftrag. Eleyna hätte er auch beschützt, wenn er sich in ihr geirrt hätte und sie nicht länger sein Ziel gewesen wäre.

Noch immer verbarg er sich in den Schatten, doch langsam, aber sicher hatte er das Gefühl, als würde es an der Zeit sein, sich endlich wieder zu zeigen. Auch, wenn es durchaus interessant war den Erzählungen zu lauschen, ohne dass einer von ihnen ahnte, dass es noch einen weiteren Zuhörer gab.
Eleyna stellte einige Fragen, auf die auch er eine Antwort haben wollte. Besonders interessant fand er diese ominöse Gruppierung, der scheinbar Bolte angehörte und der Minx beitreten wollte. Der Spion war schon so oft und lange im Rumdett gewesen und er hatte noch nie auch nur einen Mucks über eine solche Vereinigung gehört.
Gleichzeitig wollte er herausfinden, wie ein Dunkelelf zu solch einem Mischwesen hatte werden können. Der Hybrid schien reinrassig gewesen sein, doch nun…?
„Mein Leben hat deutlich schlimmere Tage gesehen. Das hier ... ist Luxus.“, erklärte der Spinnerich, auf Eleynas Bemerkung, dass sein Leben lediglich in dieser trostlosen Höhle abzuspielen schien. Ský selbst war es im Grunde egal, wo dieses Wesen sein Leben fristen wollte, doch fragte er sich, wieso er sich nicht außerhalb zu bewegen schien. Wenigstens im Schutz der Nacht?! Dann würde er doch sicher keine Probleme haben sich Nahrung zu besorgen.
„Ich könnte vielleicht helfen?“ Diese Bemerkung seitens seines Vögelchens ließ Skýler zusammenzucken.
Nein…! NEIN, das hast du jetzt nicht angeboten!? Bei Faldor… Eleyna!, meckerte der Mischling in Gedanken, der nun eine weitere Verzögerung in seinem Auftrag erkannte. Obwohl es ihm hierbei wohl weniger um die Verzögerung ging, als um die Aussicht noch länger die Gesellschaft der Drei Rumdetter zu genießen. In seinem Inneren loderte noch immer eine Flamme der Wut und Mordlust, die gegen Bolte gerichtet war. Minx… nun er hatte sich ihren roten Schopf in der Vorstellung mehrfach unter Wasser gedrückt vorgestellt, doch dieser Reiz hatte ein wenig verloren. Dennoch trug er ihr das Täuschungsmanöver und die Gefährdung Eleynas nach und ob dieses Gefühl so schnell verschwinden würde, war fraglich.
„Hättest du gekonnt, hättest du dem Kätzchen deinen toten Freund überlassen“, hörte er Bolte sagen und zum ersten Mal, an diesem Tag dachte er, dass das unter diesen Umständen vielleicht nicht einmal das Schlechteste wäre. Er selbst hing keineswegs an Arvid, doch würde er dafür sorgen, dass Eleynas Wunsch erfüllt wurde und der tote Nervenzwerg ein anständiges Begräbnis erhalten würde.
„Ich werde deinen Gefährten nicht verschlingen. Aber wenn du nicht zufällig einen entbehrlichen Zweibeiner hast ... oder ein Lebewesen, das mindestens gleichermaßen groß ist, kannst du nicht helfen."
„Er muss essen“
Der Hybrid schien weniger auf sich zu achten, als die Moral, was für einen Abkömmling der Dunkelelfen äußerst … selten, nein gar merkwürdig war. Ský schüttelte leicht mit dem Kopf. Kein Wunder, dass die Spinne hier halb zusammenbrach, wenn er seine Chancen zu fressen nicht nutzte. Nicht, dass er sich in ihrem Fall beschweren würde…!
Minx Einwurf ließ ihn ahnen, dass ihre nächste Aufgabe vermutlich das Beschaffen eines oder mehrerer Toten war.
Bolte gäbe doch eine hervorragende Mahlzeit ab…!, dachte er kurz mit boshaftem Vergnügen bei der Vorstellung, wie er dem anderen den Kopf verdrehte, bis ein widerliches und endgültiges Knacken zu hören wäre. Allerdings war Skýler nicht verrückt genug, um anzunehmen, dass er dem Hünen kräftemäßig ebenbürtig wäre. Nein, seine Stärke lag in seiner Magie, die zweifellos genug Möglichkeiten bot, um jemanden in den Harax zu verfrachten.
„Und Fledermäuse oder Klippenmöwen reichen längst nicht mehr aus. Er kannt nicht einfach Brot oder Fisch zu sich nehmen. Das heißt, er kann es schon ... sein dunkelelfischer Teil braucht ja auch Kraft. Aber die Spinne in ihm braucht eben mehr.“ Langsam löste sich der Spion von seinem Platz und ging ein paar stumme Schritte weiter. Er suchte einen Platz, aus dem er sich ungesehen aus den Schatten schälen könnte.
„Vor allem muss ich mit meinem Gift die Organe verflüssigen, ehe ich sie aus dem Körper saugen kann“
Bei dieser Bemerkung verzog nicht nur Minx das Gesicht – auch Ský rümpfte die Nase. Das waren doch sehr appetitliche Ansichten.
Für einen Moment bewunderte er, dass sich Minx davon nicht abschrecken ließ. Aus so leichtem Holz schien sie wohl doch nicht geschnitzt zu sein. Sein grauer Blick betrachtete die verhakten Hände des Hybrids und des sogenannten Kätzchens, die sich gerade mit Bolte eine verbale Auseinandersetzung lieferte.
Was ist das für eine Gruppierung, die Morde in einem solchen Fall verbietet? Muss es überhaupt ein humaner Körper sein? Würde nicht auch ein Hirsch, oder ein Bär ausreichen? Es kamen immer mehr Fragen auf, die ihn innerlich drängten sich zu zeigen.
Wir sind hier in Rumdett! So schwer ist eine Leiche nun auch nicht aufzutreiben…!, dachte er weiter, doch ohne die Intention der Ausführende zu sein. Allerdings schien er der Einzige zu sein, der offenbar willig oder fähig wäre, diese benötigte Mahlzeit aktiv zu besorgen…!
„Es geht ihm wirklich nicht gut. Vielleicht hat er nur noch eine Woche, möglicherweise zwei, aber wenn er nicht bald was für seinen Spinnenleib frisst, dann landet er noch unter der Erde. Ich hab dich nicht hintergangen, weil's Spaß macht. Er braucht Hilfe." Innerlich grummelnd bemerkte er, dass diese Erklärung zu Gunsten von Minx seinen Ärger ihr gegenüber zu beschwichtigen schien.
Eleyna handelte unterdessen Hilfe für das Begräbnis von Arvid heraus. Bolte wollte ihn bei den Klippen vergraben, doch Minx erkannte vermutlich ganz richtig, dass weder Eleyna (noch er) dem Piraten Vertrauen entgegenbringen würden. So machte sich der stämmige Hüne auf, um ein Grab auszuheben.
Als Bolte gen Ausgang ging, konnte es sich Ský nicht verkneifen ihm eine kleine Stolperfalle mit einem seiner Schatten zu stellen. Die Freude über das kurze Torkeln des anderen, verflog allerdings sofort, als er der Erzählung des Spinnlings lauschte, der auf Minx und Eleynas Aufforderung begann ein paar Details zu erklären.
„Ich war nicht immer eine Spinne, aber sie, mit der ich den Namen dieses Wesens teile, hat mich dazu gemacht. Ich war ein Niemand in Morgeria und sie versprach, mich zu jemandem zu machen. Im Grunde hatte sie Recht. Nun bin ich einzigartig, nicht wahr? Meine Situation hat sich dadurch allerdings nur verschlechtert.“ Morgeria – Spinne! Skýler lief es plötzlich eiskalt über den Rücken. Hatte dieses ganze Chaos etwa doch etwas mit der Organisation zu tun, der er selbst angehörte? Ging es hier – indirekt doch um die Spinne?
In Morgeria… gibt es nur eine Spinne! Doch ich höre zum ersten Mal davon, dass solche Experimente gemacht werden! Anders als Eleyna, hatte Skýler unter Krazhian nie etwas von den Experimenten ihrer Mutter mitbekommen. Er hatte den Kopf noch nie gesehen und wusste nur das, was er bei und von seinem Lehrmeister erfahren hatte – was augenscheinlich nicht sehr viel war.
Mittlerweile stand Skýler hinter dem Spinnling. Der imposante Körper ließ ihn noch immer ein wenig erschaudern. Bei vollen Kräften wäre der Hybrid ein gefährlicher Gegner, dem er sich nicht entgegenstellen wollte. Und für die Organisation wäre er sicher … nützlich! Der Gedanke war schaurig und einleuchtend zugleich.
„Wo steckt eigentlich dein gut aussehender Freund mit den schönen Augen?“, hörte Skýler Minx plötzlich sagen, was ihn von all der Grübelei um die Spinne ablenkte. Ein gemeines Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er einen Schritt machte und hinter sie trat.
„Wie schön, dass ich dir nun doch noch einfalle, wo du mich doch versetzt hast!“, schnurrte Skýler beinahe in ihr Ohr, jedoch mit einem düsterlauernden Unterton, während er gleichzeitig seinen Schattenmantel fallen ließ und so sichtbar wurde. Sollten sich Minx und der Spinnling nun umdrehen, wäre es für sie vermutlich so, als wäre er aus dem Boden aufgetaucht.
Ský hatte sich zu seiner vollen Größe aufgebaut und blickte so auf die deutlich kleinere Minx hinab. Seine Miene war verschlossen und sein Grau hatte den diplomatischen Funken der Freundlichkeit, den er bei ihrem ersten Treffen noch gezeigt hatte, verloren.
Er hob den Blick nur kurz, sollte der Hybrid reagieren, ehe er sich an ihnen vorbei zu Eleyna begab. Vor ihr blieb er kurz stehen. Seine Finger berührten ihr Kinn und er schien sich zu versichern, dass sie keine Verletzung davongetragen hatte. Dann strich sein Daumen kurz zur Seite, über ihre Wange, bis er mit einem sachten Lächeln nickte. Das Vögelchen hatte wirklich mehr Mumm gezeigt, als er erwartet hatte und die hatten ein gutes Team abgegeben.
Als er sich umwandte, um die beiden anderen anzusehen, erlosch das Lächeln, wie auch der sanftere Ausdruck auf seiner Miene wieder.
„Ich war die ganze Zeit hier Minx, hast du das etwa nicht bemerkt?“, fragte er und stemmte einen Arm in die Seite. Seine Lippe verzog sich nun doch ein wenig gehässig.
„Es war äußerst aufschlussreich von dir und deinem… Freund hier zu erfahren!“ Er hob die freie Hand in einem lockeren Ballen hoch und streckte nur den kleinen Finger ab.
„Forderst du von mir nun auch einen Fingerschwur? Nach all dem Chaos, in das du uns manövriert hast und nachdem Bolte Eleyna angegriffen hat?“ In seinem Blick lag eindeutig die Frage: Traust du dich das wirklich? – und verbarg damit nicht im Geringsten, dass er nicht so milde gestimmt war, wie sein Vögelchen.
Skýler legte es nun nicht auf eine erneute Auseinandersetzung an, doch er würde auch nicht vorgeben, dass er diesen ganzen Schlamassel so einfach wegwischte oder vergaß, dass Bolte den Versuch gestartet hatte Eleyna zu erdolchen.
Sein Blick lag beinahe erbarmungslos auf Minx, ehe er mit einem Wimpernschlag den Kopf leicht hob und den Spinnling ansah.
„Hast du auch einen Namen? Oder nennen dich hier wirklich alle nur Spinne?“, fragte er und hob leicht eine Augenbraue.

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