Deutlich zu spät

Natürlich wird auch hier fleißig mit Waren gehandelt, welche "vom Boden" beschafft wurden. Aber auch einheimische Waren sind hier zu finden. Es wird getauscht, versteigert und einfach nur verkauft.
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Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Samstag 29. Oktober 2011, 16:07

Nihil kommt von Wohnviertel Hymloas - Anwesen der De´Vals

Nihil musste es recht eilig haben, zum Platz der inneren Ruhe zu kommen. Schließlich war er schon zu spät dran. Und so, wie er seinen Lehrmeister kannte, würde ihn sicherlich eine Strafe erwarten, die mit jeder weiteren Minute schlimmer ausfallen würde. Zwar waren die Tadelungen Palanthors eigentlich immer recht milde, zum Beispiel musste Nihil seinen Medizinschrank aufräumen oder dergleichen, dennoch war es nie sonderlich ratsam, den eigenen Lehrer zu verängstigen. Er könnte schließlich den Eindruck bekommen, Nihil interessiere sich nicht mehr wirklich für das Erlernen der Lichtmagie.
Die Füße des jungen Magiers trugen ihn einen bekannten Weg durch die Wolkenstadt, geradewegs auf den recht zentral liegenden Platz der inneren Ruhe zu. Sein Weg führte ihn durch eine der belebteren Gegenden Himlyas: Den Marktplatz und die darum liegenden Straßen. Hier gab es nicht nur den großen Markt, auf dem Händler in kleineren und größeren Ständen ihre Waren feil boten, sondern auch Geschäfte aller Art waren in den Straßen um den Marktplatz herum verteilt. Einige der Händler hatte aufgrund der späten Tageszeit schon angefangen, ihre Stände zusammenzupacken, andere hofften noch darauf, ein paar Kunden anwerben zu können. Denn obwohl es schon langsam dunkel wurde, war noch viel Betrieb in dieser Gegend. Himlyaner, die wegen ihrer Arbeitszeiten oder dergleichen noch nicht zum Einkaufen gekommen waren, strömten nun auf den Markt, um in letzter Minute noch ein paar Besorgungen erledigen zu können. Die vielen Menschen hielten Nihil weiter auf, weshalb sein Antreffen am Platz der inneren Ruhe sich noch weiter verzögern würde. Als er es endlich geschafft hatte, sich durch den übervölkerten Marktplatz zu kämpfen, lagen nur noch zwei bis drei Querstraßen vor ihm, die ihn von seinem Ziel trennten.

Plötzlich konnte Nihil recht laut und deutlich ein großes Krachen hören, irgendwo muss gerade ein ziemlich schwerer Gegenstand umgefallen oder auf den Boden gefallen sein. Beinahe zeitgleich setzte aus der gleichen Richtung ein schmerzverzerrtes Geschrei einer männlicher Person ein. Die Geräusche kamen aus einer der Schmieden, die am Rande der Marktgegend standen, in der hauptsächlich Waffen, Schilder und Rüstungen für die Himmelsreiter hergestellt wurden. Anscheinend hatte es in dieser Schmiede einen Unfall gegeben. Als angehender Lichtmagier könnte Nihil dem scheinbar recht schwer Verletzem sicherlich von Hilfe sein, allerdings würde er damit sein Antreffen am Platz der inneren Ruhe noch weiter verspäten. Wie sollte er sich entscheiden?

Entschied sich Nihil dafür, in der Schmiede nach dem Rechten zu sehen, so würde er einen der Schmiedelehrlinge vorfinden, dessen Fuß unter einem Amboss eingeklemmt war. Andere Arbeiter der Schmiede bemühten sich gerade darum, eben jenen Amboss vom Fuß des Eingeklemmten zu stämmen.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Nihil De´val » Samstag 29. Oktober 2011, 18:21

Der schmerzerfüllte Schrei ging Nihil durch Mark und Bein. Einen Moment lang stand er regungslos herum und überlegte was er nun tun sollte. Sein Meister hatte ihm beigebracht, mittels Magie Verletzungen zu heilen und offenbar war dort ein Verletzter, doch legte Palanthor auch sehr viel Wert auf Pünktlichkeit. Schließlich entschied sich Nihil dafür, nach dem Rechten zu sehen und eilte zur Schmiede. Dort angekommen stellte er fest, dass die Lage wohl ziemlich ernst zu sein schien. Der Fuß des Lehrlings war unter dem Amboss eingeklemmt und Nihils anatomische Kenntnisse reichten durchaus aus um zu wissen, dass es sich hierbei um eine größere Verletzung handelte als eine Verstauchung oder dergleichen. Er trat ein paar Schritte zurück und flüsterte eine liebliche Melodie, während er die Hände vor sich hielt wie eine Schale. In seinen Händen bildete sich eine Kugel aus reinem weißen Licht die sich nun rasch erhob und über den Dächern der Häuser gleißendes Licht austrahlte, bevor sie sich nach wenigen Sekunden wieder auflöste. Dies war der erste Zauber, den Nihil von seinem Meister erlernt hatte. Ein äußerst simpler Zaubertrick der jedoch sehr nützlich in Situationen wie diesen sein konnte, da Nihil so auf sich aufmerksam machen konnte. Palanthor würde das Licht sehen und es als das seines Schülers erkennen. Dann würde er zu ihm kommen und könnte helfen den Lehrling zu heilen. Als das getan war, wendete sich Nihil wieder der Schmiede zu. Mittlerweile wurde der Amboss angehoben und entblößte den zerquetschten Fuß des vor Schmerzen wimmernden Lehrlings. Nihil näherte sich rasch dem Lehrling. Er beugte sich zu ihm herunter und begutachtete seinen Fuß

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"Es wird alles wieder gut. Palanthor ist bereits unterwegs und bis er hier ist kann ich versuchen dir zumindest die Schmerzen etwas erträglicher zu machen. Ich werde jetzt deinen Schuh ausziehen damit ich mir ein besseres Bild von deiner Verletzung machen kann. Keine Angst das wird schon wieder"
Nihil sprach wie er es von seinem Meister gelernt hat ruhig und melodisch um den Jungen ein wenig zu beruhigen. Vorsichtig löste er den Schuh vom Fuß des Lehrlings und legte den Fuß frei. Soweit Nihil die Verletzung auf den ersten Blick einschätzen konnte, hatte der Amboss einige innere Blutungen im Fuß ausgelöst - dieser war mittlerweile auch schon angeschwollen - und wahrscheinlich auch Knochen gebrochen. Nihil war sich nicht sicher, ob seine Fähigkeiten schon ausreichen würden, einen Bruch zu heilen, doch selbst wenn nicht, so konnte er sich zumindest um die Schwellung kümmern und die Schmerzen lindern, bis Palanthor eintreffen würde. Er hielt seine Hände über den verletzten Fuß und verfiel wieder in einen melodischen Singsang. Aus seinen Handflächen kamen weißgoldene leicht durchsichtige Fäden, die sich langsam um den Fuß des Jungen schlängelten, und diesen komplett einsponnen. Nihils gesamte Konzentration lag auf seinem Zauber. Sein Meister hatte ihm beigebracht, beim heilen immer ein möglichst genaues Bild von der Verletzung zu haben, um so seine Magie besser fokussieren und somit effektiver einsetzen konnte.

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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. November 2011, 00:30

Als Nihil die Schmiede betrat wurde er mit dankbaren Blicken empfangen. Sein Mentor war in der Himmelsstadt ein bekannter Mann und Nihil als sein Schüler durfte sich daher an ein wenig Bekanntheit erfreuen. Einige der Anwesenden staunten nicht schlecht als Nihil eine Lichtkugel heraufbeschwor, die dann in die Luft stieg und wie eine Feuerwerk zerplatzte. Lichtmagie war in Hymlia etwas ungewöhnliches, die meisten Magier beherrschten natürlich die Luftmagie. Dementsprechend selten und wertvoll war es, wenn jemand wie Nihil auch eine andere Art der Magie beherrschte. Und dass er dann auch noch ein Lichtmagier war, der sich um Verletzte kümmern konnte, setzte dem ganzen noch die Krone auf.
Die Schmiede und deren Assistenten schafften es mit vereinten Kräften, den Amboss vom Fuß des Lehrlings zu hebeln. Dass das mehrere hundert Kilogramm schwere Stück Eisen den Fuß des Lehrlings nicht unverletzt ließ, lag auf der Hand. Das Entfernen des Schuhes stellte sich als äußerst schwierig heraus, denn er war schon dick angeschwollen. Jeder Versuch, das Kleidungsstück vom Fuße zu streifen, endete in heftigen Schmerzensschreien des Mannes. Schließlich brachte einer der in der Schmiede Arbeitenden eine große Schere, mit der der Schuh aufgeschnitten werden konnte. Als dies dann erledigt war, konnte Nihil sich den Fuß ansehen. Richtig erkannte er, dass sich der Auszubildende den Fuß gebrochen hatte. Zwar konnte Nihil diese ziemlich komplizierte Verletzung nicht hie rheilen, doch bemühte er sich wenigstens, die Schwellung zu unterdrücken. Als das erledigt war dauert es auch nicht mehr lange bis Nihils Lehrmeister, der Lichtmagier Palanthor, auftauchte. Er hatte das Signal seines Schülers bemerkt und war ihm in gemächlimen Tempo gefolgt. In wie üblich gebückter Haltung, als würde ihm das Alter schwer auf den Schultern liegen, schlenderte er in die Schmiede hinein. Die dort Herrschende Hektik schien ihn nicht aus seiner Ruhe bringen zu können, er beobachtete die Situation und ging schließlich neben dem Verletzten in die Knie. Dabei knackten seine Gelenke lautstark was der Alte nur mit einem leichten Grinsen kommentierte. Routiniert strich er über den Fuß des Verwundeten um damit die Art der Verletzung zu erfühlen. Und währen seine Hände langsam golden zu strahlen begannen verfinsterte sich die Miene des Lichtmagiers gleichermaßen. Als er mit seiner Untersuchung fertig war blickte er zum Lehrling hinauf und lächte ihn freundlich und zuversichtlich an. "Einige deiner Fußknochen sind gebrochen, das ist ein etwas kompliziert. Gestatest du, dass ich meinem Schüler anhand deines Fußes ein wenig etwas beibringe?", fragte Palanthor den Verletzten und sprach ihn wie selbstverständlich mit "du" an. Das war eine Eigenart von ihm, die niemand so recht zu deuten wusste. Der Schmiedelehrling jedenfalls war froh, dass man sich um ihn kümmerte und stimmte zu.

Die Situation hatte sich sehr zu Nihils Gunsten gewendet. Nicht nur, dass er bei den Schmieden nun sicherlich gut im Gedächtnis blieb, auch schien sein Meister nichts von der Verspätung mitbekommen zu haben. Zudem konnte er nun auch noch etwas Praktisches lernen. Unter den neugierigen Blicken der Umstehenden verfiel Palanthor in ein Murmeln. Seine Hände griffen um das Fußgelenk des Verletzten und als Palanthor sie wieder entfernte, war eine Art goldenes Band um das Gelenk gelegt. "Das nimmt dem Patienten jegliches Gefühl für das abgeschirmte Körperteil, dadurch verspürt er keine Schmerzen.", erklärte er nebenbei und sah dabei zu Nihil auf, wie um sich zu vergewissern, dass er sich alles merkte. Dann schenlte er seine Aufmerksamkeit wieder dem verletzten Fuß. "Wir können zwar Knochen zusammenwachsen lassen, aber dabei müssen wir aufpassen, dass sie auch richtig verheilen.", sprach er im Nihil schon bekannten, lehrenden Ton. "Einen größeren Knochen, wie einem Arm- oder Beinknochen, müssen wir erst schienen, bevor wir ihn verheilen. Bei kleineren Knochen, wie die im Fuß, reicht es, wenn wir sie grob ausrichten." Palanthor drückte ein wenig auf dem gebrochenen Fuß herum und Nihil konnte erahnen, dass sein Lehrmeister gerade die Knochen des Fußes wieder richtig arrangierte, sie dort hinschob, wo sie hingehörten. "Dabei müssen wir aufpassen, dass wir mit den Knochensplittern die Muskeln und Sehnen nicht zerreisen. Also machen wir keine hastigen, schnellen Bewegungen. Wenn der Fuß ausreichend betäubt ist können wir uns alle Zeit der Welt lassen." Als der Alte nach einigen Augenblicken anscheinend mit der Anordnung der Knochenfragmente zufrieden war, stellte er das Herumdrücken und -schieben ein und legte beide Hände auf den Fuß. "Nun benutzen wir die heilende Kraft der Lichtmagie, lassen sie tief in den Fuß hineinströmen und die Knochen sich wieder verbinden lassen." Während Palanthor sprach begannen seine Hände erneut, golden zu glühen. Er wirkte konzentiert und ließ sogar das Erklären bleiben bis die Heilung vollendet war. Dann schüttelte er die Hände aus, richtete sich wieder auf und begutachtete den Fuß noch einmal. Zufrieden nickend nahm er mit einer flüssigen Handgeste das goldene Band vom Fußgelenk des Schmiedelehrlings und ließ es sich in Luft auflösen. "Versuche, wieder aufzustehen.", wieß er den Verarzteten an und dieser stand tatsählich auf, konnte ganz normal gehen und seinen Fuß belasten. Er bedankte sich sowohl bei Palanthor für die Heilung als auch bei Nihil für das schnelle Eingreifen und nach ein paar weiteren Worten, die zwischen dem Heiler und dem Meister der Schmiede gewechselt wurden, bedeutete Palanthor seinem Schüler, mitzukommen.

Zusammen machten sie sich auf den Weg zu Palanthors Haus.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Montag 22. April 2024, 10:48

Synnover kommt von Ein Silberstreif am Horizont

Er hatte Zarrah zurückgelassen und sie hatte es akzeptiert. Sie hatte es für ihn akzeptiert. Nicht ein böses Wort, nicht ein böser Blick. Alles, was sie ihm gezeigt hatte, war der Schmerz, den seine Entscheidung in ihr ausgelöst hatte. Aber sie hatte es ihm nicht vergolten und sie würde es wohl auch nicht. Es war gut. Sobald Synnover die Sturmwolken erreicht und mithilfe der Vögel passiert hatte, blendete ihn das gleißende Licht der Sonne. Hier wurde alles in silbernes Licht getaucht, warme Sonnenstrahlen empfingen ihn und umhüllten sein inneres Gefühl von Schmerz. Die Wolkendecke verschloss den Riss nach seinem Hindurchtreten wieder und schickte womöglich just in dem Moment den Regen und den Sturm auf die Silberpfeil zurück. Er aber bekam von dem Wetter unterhalb seiner Füße nichts mit. Er sah lediglich, dass die wasserreichen Wolken, die eben noch über ihm gehangen hatten, nun unter ihm waren. Über seinem Kopf gab es nur weiße, reine Wolken, die sich oberhalb seines Kopfes im gemächlichen Tempo über den weiteren Himmel schoben. Er konnte sich nur schwer an die Helligkeit hier gewöhnen und an das gleißende Licht der Sonne, die ihm kräftig entgegen strahlte. Die Vogeltreppe endete plötzlich und die Tiere stoben in sämtliche Richtungen davon. Dennoch fiel Synnover nicht, denn nach wie vor war der Wind da und hielt ihn. Unterhalb seiner Füße konnte Syn spüren, wie er blies und ihn trug. Ein Schatten verdunkelte für einen Moment den Blick in seinem Augenwinkel. Sobald er den Kopf danach drehen würde, sähe er Lysanthor’s Scheibe durchbrochen von einem Schatten.
Weite, ausladende Flügel mit einer immensen Spannweite, dazu ein erhabener Kopf und prächtiger Pferdekörper. Das geflügelte Pferd brachte mit jedem Schlag der weißen Federn eine gehörige Portion Wind mit. Dann erkannte Syn, dass das Tier nicht allein war: Obenauf ritt eine Gestalt. Sie hielt die Zügel des Pferdes in einer Hand, während in der anderen Hand ein Horn zu sehen war. Der Reiter trug eine leichte Rüstung in Gold und Blau und einen Helm, dessen Spitze eine silberblaue Feder zierte. Hellblaue Augen aus einem ansonsten glatten, weißen Gesicht schauten auf Synnover und betrachtete ihn einen Moment überrascht. „Ein Rückkehrer?“, sprach der Mann und die Melodie seiner Stimme kam Synnover seltsam vertraut vor. Er verstand vielleicht nicht viel, aber er wusste, dass sein Name aus derselben Sprache stammte.

Der Mann auf dem geflügelten Pferd, hielt neben Synnover an und jener konnte das Ausmaß des Tieres genauer erkennen. Der Sattel glich eher einer Decke, in denselben Farben gehalten, wie die Rüstung. Das Tier schnaubte erhaben und musterte Syn aufmerksam als hätte es seine eigenen Gedanken. Der Mann aber wurde mit einem Mal etwas unruhig. Er lehnte sich etwas zur Seite und reichte Syn das Horn in seiner Hand. „Halt das mal, ja, ich prüfe das!“, plapperte er weiter und holte aus einer Tasche an seinem Gürtel ein kleines Pergament hervor. Er entfaltete es, blickte darauf und runzelte die Stirn. „Hier steht gar nichts davon, dass wir einen Bodenwandler haben!“, murmelte er und faltete das Papier wieder zusammen, ehe er es verstaute. Er nahm Syn das Horn wieder ab. „Danke!“, meinte er. Dann musterte der blaue Blick Syn. Er glitt einmal über seine Statur und zurück, ehe er sich die Nase kratzte. Der Mann zu Pferd war ebenfalls äußerst ansehnlich. Er besaß dieselbe Haut, wie Syn, das selbe schöne Antlitz, auch wenn seine Nase breiter und seine Gestalt generell massiger wirkte, aufgrund von mehr Muskeln. „Woher kommst du? Und… wieso steht nirgendwo geschrieben, dass du auf dem Boden unterwegs warst?“, wollte er wissen und merkte erst jetzt, dass Synnover ihn offenbar nicht richtig verstehen konnte. „Du… bist doch Hymlianer! Sonst hätte dich der Wind nicht hergebracht…“, überlegte er und verstand wohl selbst gerade nicht so viel. „Wieso immer in meiner Schicht?“, murmelte er dann und schüttelte den Kopf. Er nahm den Helm ab, offenbarte silbernes, kurzes Haar, strich es sich einmal zurück und setzte ihn sich wieder auf. „Na, das sollen die anderen klären. Ich mach ja auch nur meine Arbeit…“, murmelte er und reichte Syn dann die Hand, damit er hinter ihm auf das Pferd aufsteigen konnte. „Ich bin Laerovor, die meisten nennen mich Laero“, stellte er sich vor. „Und du bist?“, fragte er, bevor er das Horn zum Mund führte und hineinstieß. Ein satter, aber weicher Ton entstand, der sanft durch den Himmel getragen wurde. Dann antwortete ein Ton in weiter Ferne. Laero nickte. „Gut, dann wollen wir mal!“, und gab dem Tier mit einem sanften Druck seiner Schenkel zu verstehen, dass es in Bewegung kommen sollte. Das Pferd spannte die wundervollen Flügel aus und ließ den Wind hindurchgleiten. Dann schlug es kräftig und gemeinsam erhob es sich mit Laero und Synnover in die Lüfte, bis sich aus den nächsten, reinweißen Wolken eine gigantische Stadt erhob. Im Glanz der Sonne, umgeben von fluffigen Wolken, konnte Syn eine weiß-silberne Stadt erkennen, die sich mit Zinnen und Türmchen mehr und mehr abzeichnete. Hymlia.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Donnerstag 25. April 2024, 11:04

Es war niemals eine Sehnsucht gewesen, dem Himmel nahe sein zu wollen. Jedes Mal, wenn Syn zu dem verheißungsvollen Blau über sich geschaut oder die kleinen, funkelnden Juwelen an der nächtlichen Schwärze über sich beobachtet hatte, fehlte der Wunsch, es mit dem Himmel zusammen zu erleben oder unter ihm. Es war purer Neid, der ihn immer wieder befiel. Neid auf die große Weite über sich, die schier grenzenlos schien und selbst über den Göttern stand, denn Manthalas Mond und Lysanthors Sonne hatten sich selbst dem zauberhaften Blau unterzuordnen.
Schon immer träumte das weiße Kaninchen davon, wie es sein könnte, wenn man sich ihm unterstellte. Wie fühlte es sich an, wenn man Entscheidungen traf und sein Gegenüber konnte nichts Anderes tun als es zu akzeptieren? Wie fühlte sich diese Macht an? Zarrah hatte ihm einen Vorgeschmack gegeben, als er von ihr befahl, sich vor ihn zu knien und seine Füße zu küssen. Letzterem hatte sie sich verwehrt, aber vermutlich hätte Synnover sie bei dem Versuch sogar aufgehalten. Er hielt es vorher schon kaum aus, sie so zu sehen. Sie, diese stolze, stark wirkende Dunkelelfe mit dem kämpferischen Leuchten im Blick, in dem er sich nur allzu gern verlor. Als sie auf der Klippe vor ihm niedersank, hatte sich etwas in seiner Brust verkrampft. Ähnlich erging es ihm auch jetzt, als er ihr mitteilte wie gern er sie mitnehmen wollte, aber doch nicht konnte. In ihm tobte es und doch wusste er, dass er diesen Weg allein beschreiten musste. Auch sie wusste es und sie versuchte, ungemein tapfer zu sein, denn jetzt verlor sie ihr Spielzeug. Nein. So denkt sie nicht. Sie ... mag mich. Sie verlor jemanden, an dem sie hing. Syn besaß keinen Vergleich. Er hatte an Karrish gehangen und doch schien das Verhältnis zu Zarrah ein ganz anderes zu sein. Einzigartig für ihn, denn er hing auch an ihr und es schmerzte auch ihn, sie zurückzulassen. Sie, Razag und sogar Crystin, aber Zarrah am allermeisten.
Er hatte nicht vor, ihr für immer Lebewohl zu sagen. Es ging ihm nicht davon, alles hinter sich zu lassen. Selbst, wenn es vielleicht das Beste für ihn wäre, so konnte auch er sich nicht vollkommen lösen. Er dachte nicht in diesen Bahnen - noch nicht. Es würde ihn aktuell wohl immer zu dem Vertrauten zurückführen, ganz gleich ob es Zarrah, Karrish, Yolintha oder einfach Morgeria wäre. Deshalb musste Syn allein gehen. Das erkannte er. Er musste eine Erfahrung machen, die ihm Möglichkeiten aufzeigte, damit er sich im Anschluss fragen konnte, ob er Morgeria noch brauchte ... oder Yolintha und Karrish ... oder Zarrah'lindae von den Nachtklingen. Es war kein Abschied für immer, aber eine Weiche auf seinem weiteren Lebensweg und wenn das Schicksal es so wollte, würde er danach einen Pfad ohne die Dunkelelfe einschlagen.
"Schon gut..." Arme legten sich um seinen Körper, hielten ihn ein mutmaßlich letztes Mal. Zarrah akzeptierte, was sie weder ändern konnte, noch aufhalten wollte. Denn sie wünschte sich nur das Beste für Syn - für Synnover. "Finde dein ... wahres Schicksal, Synnover. Es ist gut..."
Er schenkte ihr einen letzten Blick zurück, nahm das Bild ihrer Gestalt im Krähennest in sich auf, wie sie so mutig dastand, die Maske der Neutralität über ihre echtes Gesicht gelegt. Eine Maske, die ihm bestens vertraut war. Es war nicht gut, nicht für sie. Sie konnte nur gut lügen und Syn wusste es. Aber er konnte nicht zurück, jetzt nicht. Er wollte es tun - später, nachdem er gesehen hatte, was für ihn Heimat werden könnte. Im Gegensatz zu ihm wusste Zarrah bereits, dass diese gezeigte Heimat ihn durchaus Willkommen heißen und für immer bei sich behalten könnte. Für sie war es ein Abschied für immer.

Synnover erkannte das vielleicht noch, irgendwann in naher Zukunft. Jetzt aber tappte er die Treppe aus Gefieder empor mit dem Gedanken, dass er nur einen Blick auf das Geheimnis hinter den Wolken werfen wollte. Eine kurze Aussicht von dem nehmen, was seine Heimat sein sollte. Hymlia. Danach würde er schnell zurückkehren, sich Zarrahs Mission wieder anschließen, sie beschützen. Seine Pläne, sowie seine Gedanken an die Dunkelelfe lösten sich in Luft auf, als er die Grenze zwischen Sturm und einem strahlenden blauen Himmel mit den letzten Schritten über die Vogeltrippe durchbrach.
Sonnenlicht blendete ihn und ließ ihn gedankenlos etwas zurückweichen, aber die Vögel waren bereits auseinandergestoben. Trotzdem fiel er nicht. Syn fühlte Halt unter seinen nackten Füßen. Der Wind war noch da und er trug ihn, warum auch immer. Das weiße Kaninchen sprach es nicht seiner Magie zu, denn er beherrschte doch kaum mehr als einen rudimentären Satz an Zaubern und er hatte dem Wind nichts befohlen. Dennoch blieb das Element an seiner Seite, hielt ihn aufrecht und sicher, dass er sich fühlte, als wandelte er auf Wolken. Der Eindruck passte. Denn als seine Augen sich langsam an die Lichtverhältnisse gewöhnten, schwebte er zwischen den neblig bauschigen Himmelsschafen, von denen nur jene hinter ihm eine dunklere Farbe angenommen hatten. Der Sturm lag unter ihm. Vor ihm aber breitete sich erneut das friedvolle Blau aus, das keine Grenzen kannte. Sonnenlicht berührte seine Haut, stellte ihm sämtliche Härchen auf und hinterließ ein Kribbeln, das angenehmer nicht hätte sein können. Keine noch so neugierige Frauenhand bescherte ihm derart wohlige Schauer. Für den Moment schloss Syn die Augen und genoss die Wärme, sowie Lysanthor liebevolles Streicheln, ohne sich diesem Gott je näher gefühlt zu haben als seinen Namen zu kennen, weil Dunkelelfen ihn verfluchten.
Erst, als er den Eindruck erhielt, ein Schatten legte sich über seine geschlossenen Lider, hob Syn jene an und erkannte, dass es sich bewahrheitete. Zwischen ihm und der Sonne befand sich ein Schatten. Er wuchs. Das bedeutete, er kam auf ihn zu. Unschlüssig, was er nun tun sollte, nahm Syn dennoch aus reiner Gewohnheit eine Kampfhaltung ein, die ihn für einen schnellen Sprint vorbereitete. Könnte er hier oben allerdings Haken schlagen, um seinen Feind mürbe zu machen und dessen Angriffen zu entkommen? Was würde passieren, wenn er für den Wind zu schnell wäre? Tappte er irgendwann ins Leere und fiel?
Ehe Synnover sich diese Fragen ausgiebiger stellen konnte, erreichte ihn der Schatten und der junge Mann stutzte. Er hatte in Morgeria schon Pferde gesehen. Schwarz, stolz und bissig ließen sie ihn in den Kasernen niemals zu nahe an sich heran. Sie wurden trainiert wie die Warge, was dazu führte, dass jeder außer ihren Ausbildern und Reitern einen Finger verlöre, wenn er sich zu nah an sie heran wagte. Dieses Pferd unterschied sich aber nicht nur durch das weiße Fell. Es besaß ... Flügel! Syn starrte das Tier an, welches sich mit majestätischer Leichtigkeit vor ihm in der Schwebe hielt. Er spürte den Luftzug, den der Flügelschlag ihm entgegen stieß. Er genoss es richtig, dass seine Haare dabei zurückgeworfen und nach dem Sturmregen ein bisschen getrocknet wurden. So fiel ihm der Reiter erst beim zweiten Hinsehen auf. Erneut starrte Syn, denn er konnte nicht ganz begreifen, wen oder was er dort sah.
Wäre er im Himmel aufgewachsen, könnte er nun auf diesem Pferd sitzen, groß und kräftig, in eine luftige Rüstung aus Blau, weiß und Gold gehüllt und mit einem Federhelm ausgestattet wie er ihn nie zuvor in Morgeria gesehen hatte. Einzig, dass sein Gegenüber strahlend blaue Augen besaß - wie der Himmel selbst! - machte den Unterschied.
"Ein Rückkehrer?", sprach er ihn an und Synnover verstand kein Wort. Wohl aber erkannte er den melodischen Klang der Silben, die sich mehr nach Musik anhörten als nach einer Sprache. Er bemerkte kaum, dass er kurz auflächelte. Er sehnte sich danach, seinen Namen noch einmal in dieser Sprache zu hören. Nicht von ihm selbst, nicht von Zarrah, sondern von diesem Fremden. Er wollte wissen, wie 'Synnover' aus seinem Munde klang.
Weitere Worte prasselten auf ihn hernieder, erfrischten ihn wie ein sanfter Sommerregen, aber plötzlich bekam er ein Horn in die Hände gedrückt und klammerte sich rechtzeitig daran fest, ehe es in die Tiefe unter ihnen fallen konnte. So aus seiner Träumerei gerissen, starrte Syn den Reiter wiederholt an. Jener achtete gerade nicht auf ihn, sondern zückte ein Pergament und schien eine darauf verfasste Liste durchzugehen. Syn hielt still, wartete geduldig. Es war ihm antrainiert worden. Wenn sein Herr Karrish etwas zu erledigen hatte, so hatte er geduldig zu sein. Bloß kein Wort sagen, ihn bloß nicht unterbrechen, dann konnte er sich zwar nicht seiner Gunst gewiss sein, wohl aber Ärger vermeiden. Aber Syn starrte weiterhin. Das Bild des geflügelten Perdes samt Reiter war auch zu befremdlich, als dass er sich nun soweit hätte im Zaum halten können.
Mit weiteren Worten der melodischen Sprache - Ist er etwa Hymlianer? - nahm der muskulöse Mann Syn das Horn wieder ab und endlich sprach er ihn auf Celcianisch an, da er bemerkte, dass Syn trotz der optischen Ähnlichkeit bisher kein einziges Wort auf Hymlikor herausgebracht hatte und eher perplex starrte als jemand, der vertraut mit seinesgleichen war.
"Woher kommst du? Und ... wieso steht nirgendwo geschrieben, dass du auf dem Boden unterwegs warst? Du ... bist doch Hymlianer! Sonst hätte dich der Wind nicht hergebracht... Wieso immer in meiner Schicht?" Syns Augen blitzten auf, als der Mann kurzzeitig den Helm abnahm. Sein Haar glänzte so silbrig weiß im Licht wie das eigene. Hymlianer..., dachte das Kaninchen und der Zweifel fiel langsam von ihm ab. Die Ähnlichkeit war einfach zu stark. Niemand konnte den Umstand ignorieren, dass sie fast gleich waren. Ich bin Hymlianer...
"Ich bin Laerovor, die meisten nennen mich Laero. Und du bist?"
"Laero...", wiederholte Syn den Namen und fragte sich prompt, wie er in der Sprache der Hymlianer klingen mochte. Dann stutzte er, denn natürlich hieß er nicht so wie der Reiter, auch wenn sie optisch Brüder hätten sein können. "Äh ... Syn-" Und nochmal stutzte er, doch selbst wenn er sich hätte korrigieren wollen, wurde er jetzt durch den lauten Ton des Horns unterbrochen, als Laero Luft hindurch blies. Laut wie Donner, aber weitaus harmonischer hallte sein Klang durch den Himmel. Ein ähnlicher, wenngleich etwas höher und weiter entfernt antwortete ihm. Es fühlte sich an, als würden gigantische Himmelswesen durch Musik miteinander kommunizieren und hätte Synnover in seinem Leben jemals einen Drachen gesehen, so hätte er den Tönen nun wohl dieses Bild zugeordnet. Aber er war noch vollkommen perplex vom Anblick Laerovors samt geflügeltem Pferd. Auf jenes zog der Mann ihn auch kurzerhand empor und riet ihm, sich gut festzuhalten. Schon schlug das Tier mit den Flügeln. Syn spürte die Kraft dahinter und wie sie nicht nur durch den Leib des Pferdes ging, sondern auch seinen Körper in Wallung brachte. Weitere Flügelschläge stießen sie höher in die Luft, ehe das Pferdewesen die Schwingen weit von sich streckte und durch die blaue Freiheit glitt wie ein Blatt, das über allem tanzte.
Syn klammerte sich an Laeros Leib, jedoch alles andere als ängstlich. Er reckte den Kopf, ließ den Wind seinen Körper umspielen, sein Haar und die Kleidung trocknen. Er atmete die Kälte tief in seine Lungen ein und stieß sie unter einem befreiten Seufzen wieder aus. Am liebsten wäre er aufgestanden, hätte die Arme ausgebreitet, um das gleiche Gefühl zu verspüren wie bei seinem ersten richtigen Ausflug ins Krähennest der Silberpfeil. An das Schiff dachte Synnover jedoch nicht. Er dachte gerade überhaupt nicht an jene, die er zurückgelassen hatte und bestätigte somit wohl bereits, was Zarrah befürchtet, letztendlich aber mit Schmerz im Herzen akzeptiert hatte. Er kehrte heim, zurück nach ...
"Hymlia, wooooaaahhhh", ließ Synnover sich hinreißen, die Stadt mit Staunen zu begrüßen, als sie sich vor ihm und aus einem Wolkenberg heraus erhob. Weiße Türme, geschmückte Zinnen und silbrig glänzende Dächer hießen ihn ebenso Willkommen wie zahllose Säulen, die nicht nur der Stabilität wegen erbaut zu sein schienen. Bräume mit einem wolkengleichen Laubdach, das sich wohl auch der Tageszeit anpasste und bei Sonnenuntergang violett und rosa schimmern würde, wiegte sich sanft im Wind. Gebäude, weiß wie die Wolken selbst, erhoben sich aus jenen hinaus. Sie waren stabil gebaut und wirkten doch zerbrechlich, weil die Architektur viel verspielter war als Morgeria. Von dort kannte Syn nur schaurige Wasserspeier, steinerne Fledermäuse, Dornengewächse, gotische Fenster, Zäune aus Eisen und schwarzes Gestein. Hier aber erhob sich seine Heimat als weißer Kontrast vor dem blauen Himmel und der warmen Sonne. Hymlia war das zauberhafte Gegenstück zum Reich der dunklen Völker, wo Menschen wie er nichts weiter als Zierde und besondere Sklaven waren. Was würde hier aus ihm werden?
Du könntest so viel mehr sein...
Zarrahs Worte zuckten durch seine Erinnerung und Synnover warf kurz einen Blick über die Schulter zurück. Der Sturm, das Schiff und auch die Dunkelelfe waren jedoch schon lange nicht mehr zu sehen. Sie waren fort, zusammen mit seiner Vergangenheit. All das lag nun hinter ihm. Vor ihm aber erhob sich eine glorreiche, vielversprechende Zukunft, umgeben von blauer Freiheit und warmem Licht, das seine Haut vor Aufregung kribbeln ließ.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. Mai 2024, 11:53

Woher hätte Synnover wissen sollen, wie es sich anfühlte, wenn jemandem wirklich etwas an einem lag? Er hatte diese empfundene Zuneigung nie kennengelernt oder gar gesehen. In Morgeria war nun wirklich nicht das beste Anschauungsmaterial vorhanden, wenn es um Zwischenmenschliches ging. Aber auch ihn ließ der Abschied nicht vollkommen unberührt. Zwar hegte er das Gefühl, diesen Gang alleine tun zu müssen, doch etwas stach in seiner Brust. Die Erinnerung an das Gesicht der Elfe würde nicht so schnell verblassen, auch nicht im Angesicht dieses Wunders, das sich vor ihm auftat. Synnover erlebte etwas, was wohl nur wenigen wirklich vergönnt war. Man rief ihn heim. Heim in die Wolken, aus denen er einst fiel und von denen er bis vor kurzem nicht mal wusste, dass er zu ihnen gehörte. Das einstige weiße Kaninchen, wurde zum weißen Adler, der seine Flügel in den Himmel reckte und den Wind spürte. Synnover blieb nicht lange allein. Dies war kein Übergang in das Reich der Götter, er würde weiterleben und doch auf eine Weise, die er bisher nicht mal zu träumen gewagt hatte. Er machte Bekanntschaft mit Laerovor und dem geflügelten Pferd. Fasziniert brachte Syn vorerst kein Wort über die Lippen. Er kannte den Klang der Sprache aber der Reiter schien zu verstehen, dass er den Sinn seiner Worte nicht verstand. Sich davon kaum irritieren lassend, wechselte Laero ins Celcianische und half dem Neuankömmling auf den Rücken des Tieres. Kraftvoll war der Körper, was Syn durchaus spüren konnte unter seinen Beinen. Dann flog Laero los und dem Klang des zweiten Horns entgegen. Der Flug war für Syn eine Premiere und tatsächlich überhaupt nicht zu vergleichen mit dem Wurf seines grünen Kumpels. DAS war Fliegen… Das war Freiheit. “ Hymlia, wooooaaahhhh", konnte Syn nicht verbergen, wie er sich fühlte. Laero lachte und nickte. „Ja, ich bin auch jedes Mal aufs Neue beeindruckt, wenn ich den Rückweg antrete!“, gestand er gutmütig und drückte dem Tier die Schenkel in die Flanken, damit es schneller flog. Ein kräftiger Stoß seiner Flügel und sie sausten noch etwas schneller durch den Himmel. Nun kam die Stadt immer näher und mit jedem Meter, erkannte Synnover auch mehr Details.

Hymlia war nicht so klein, wie man eventuell glauben wollte. Aber es stimmte, dass es einfach so in der Luft schwebte und aussah, als wäre es auf einem runden Plateau gebaut worden. Dieses Plateau, das die Grundfeste der Stadt bildete, wirkte, als hätte man es aus der Erde gerissen. Tatsächlich hingen einige Felsstücke und grüner Bewuchs herab und schienen irgendwo ins Erdreich zu gehören. Ansonsten aber war die ganze Stadt weiß und filigran aus Stein gebaut worden. Synnover erkannte beinahe einen ganzen Wald aus Zinnen, Türmchen und verschlungenen Treppen. Weil man nicht in die Breite bauen konnte, hatten sich die Bewohner der Himmelsstadt in die Höhe orientiert. Und jene weitere Stockwerke erreichte man über Wendeltreppen mit handwerklich auf höchstem Niveau hergestellten zierenden Handläufen. Die Spitzen der Türmchen waren teilweise dunkel abgesetzt, als hätten sie sich an der Nähe zur Sonne verbrannt. Es fügte sich aber wundervoll in das Gesamtbild. Laero flog mit Syn eine kleine Schleife über die Stadt hinweg. Tatsächlich konnte der einstige Gladiator erkennen, dass auch die Wege reinweiß gehalten waren und sich hier und dort einige Menschen auf ihnen bewegten. Immer wieder gab es hier und dort mal grüne Tupfer, wenn ein Stück Gras oder Busch ins Auge sprang. Allerdings dominierte hier eine für Syn neuartige Pflanze mit Blüten, die kleinen Wölkchen glichen. Hymlia war… das Gegenteil zu Morgeria. „Wir landen, halt dich fest!“, rief Laerovor und schon senkte sich der kraftvolle Körper des Pferdes hinab und sie gingen in den Sinkflug. Mit einem sanften Federn landete das Tier auf einem tiefergelegten Platz, als es die Stadt an sich war. Eine weiße Steintreppe führte von diesem Rondel hinauf und durch ein imposantes Stadttor. Es war, wie die meisten Häuser hier, von Zinnen und Türmchen geziert, allerdings waren jene so filigran das klar wurde, dass dies lediglich dem Gesamteindruck, denn einem echten Nutzen diente. Der Platz auf dem Syn landete und vom geflügelten Pferd absteigen konnte war schlicht sauber. Man achtete scheinbar penibel darauf, dass hier kein Dreck irgendetwas verunstaltete. Laero stieg ebenfalls ab und schon kam ein kleiner Junge angelaufen, der die Zügel des Pferdes nahm und sich scheinbar um das Tier kümmerte. Der Junge mochte vielleicht zehn oder zwölf Jahre alt sein, besaß silberne, kurze Haare und helle Augen. Auch sie waren eher bläulich. Das fast weiße Gesicht war noch eine Spur heller als bei Synnover, während die hohen Wangen ihm eine eigene Note verlieh. „Laerovor!“, hörte man eine dunkelgefärbte Stimme und sobald sich Syn umdrehte, würde er einen großgewachsenen Mann erkennen, der im Gegensatz zu Laero keine Rüstung, sondern ein fließendes Gewand trug. Es schien Seide zu sein und schmeichelte der schlanken Figur des Mannes. Jener sah aus, wie Syn selbst. Helle Haare, deutlich länger als Synnover’s, grünliche Augen und helle Haut. Sein Blick fiel auf den Ankömmling und Laero deutete auf ihn.
„Das ist Syn. Er wurde durch den Wind getragen, aber er scheint kein Hymlikor zu verstehen, daher sprich bitte in der allgemeinen Sprache.“, bat der Reiter und der Mann mit den grünen Augen nickte. „Verzeih, das wusste ich nicht!“, lächelte er Synnover an und reichte ihm die Hand zum Gruß. „Ich bin Gallanva, der Willkommens-Botschafter“, stellte er sich vor und lächelte noch immer. Er betrachtete Syn einige Momente eingehender. „Und du verstehst unsere Sprache Hymlikor nicht? Dabei siehst du aus, als wärst du einer von uns. Und der Wind… irrt sich niemals“, murmelte er nachdenklich. „Nun, das besprechen wir alles noch, wo sind meine Manieren? Jetzt komm erstmal richtig an. Können wir dir etwas zum Essen und zum Trinken anbieten, Syn?“, fragte er, öffnete seinen linken Arm zu einer einladenden Geste und deutete auf die breite Marmortreppe unweit ihres Landeplatzes. Das geflügelte Pferd war bereits vom Jungen in eine Art Stall gebracht worden. Ein Unterstand, der Schatten spendete, wenn die Sonne brannte und wo die Tiere etwas Futter und Wasser erhielten. Laerovor klopfte sich zweimal gegen die Brust und wackelte daraufhin in einer ausschweifenden Geste mit den Fingern. „Möge der Wind nie enden!“ und Gallanva drehte sich zu ihm und nickte: „Auf dass er uns immer trägt!“, neigte er den Kopf. Daraufhin machte sich Laero wieder auf den Weg und Gallanva übernahm nun. Gallanva aber führte Syn weiter und über die breite Marmortreppe hinauf durch das imposante Eingangstor und in die Stadt hinein.

Hier konnte Synnover sehen, dass die Menschen alle doch recht ähnlichen waren. Es gab beinahe keinen Zweifel mehr, ob er von hier stammte oder nicht. Der einzige, feine Unterschied blieb: Grüne Augen waren eher rar. Ansonsten hatten sie alle diese feine porzellan-Haut oder das helle Haar. Auch waren sie allesamt mehr als schön anzusehen. Nicht nur die Bauweise der Stadt, sondern auch die Menschen selbst war fein, wirkte zerbrechlich und wundervoll. Die Menschen, denen sie auf ihrem Weg begegneten, waren allesamt höflich, freundlich gar glücklich. Sie lächelten ihnen zu, begrüßten sie mit einem Nicken oder aber einem scheinbar allgemeingültigen Gruß ‚Der Wind ist mit dir‘. Es fiel auf, dass sich hier allesamt duzten und keiner eine förmliche Anrede benutzte. Gallanva führte Syn über eine kleine Brücke, die über einen kristallklaren Bachlauf gebaut worden war. Das Wasser floss tatsächlich durch die gesamte Stadt und glitzerte im Sonnenlicht, das hier deutlich wärmer anmutete, als noch am Strand oder gar auf dem Schiff. Hier war es… angenehm. Der Wind kühlte, während niemand frieren musste. Immer wieder gingen sie an einigen neuartigen Blumen vorbei, aber Syn entdeckte auch wieder grüne Gräser und Büsche, die das Reinweiß etwas aufbrachen. Nachdem sie die Brücke passiert hatten, führte Gallanva ihn auf ein Gebäude zu.
Sie waren nicht lange gelaufen, hatten nur eine kleine Ecke der Stadt selbst gesehen, aber es reichte, um einen gewissen Eindruck vermittelt zu bekommen. Nun klopfte Gallanva an eine Tür, wartete einige Sekunden und schon wurde geöffnet. „Vater!“, kam es überrascht und ein Mädchen blickte den Besuchern entgegen. Sie besaß strahlende, blaue Augen aus einem tiefen, dunklen Blau mit silbernen Sprenkeln, als hätte sie den Nachthimmel eingefangen. Ihre rosige Haut schimmerte leicht, während das silberne Haar fließen zu beiden Seiten ihres Halses über ihren schlanken Körper fiel. Sie war schön, wirklich schön, aber das waren sie hier ohnehin alle. Das Mädchen besaß aber einen Makel: Sie hatte Mehl auf ihrer Nasenspitze und an den Händen, sowie wurde das zartrosa Kleid, welches sie trug, von einer verklecksten Schürze geschützt. „Wir haben einen Gast und er versteht Hymlikor nicht, bitte Lariana, sprich die allgemeine Sprache“, forderte Gallanva sie auf und Lariana nickte verstehend. Sie schien nur ein paar Jahre jünger als Syn zu sein. „Aber sicher, kommt rein. Ich habe gerade gebacken.“ Sie machte ihnen Platz und deutete ins Innere der Wohnung.

Tatsächlich war hier drinnen alles ebenfalls aus Stein und trotzdem gemütlich eingerichtet. Sie befanden sich sogleich nach dem Eintreten in einer Wohnstube mit samt der Küche darin. An einer länglichen, steinernen Tafel hatten einige Gäste Platz und eine kleine Wendeltreppe führte noch in ein weiteres Stockwerk. Der Wohnbereich wirkte, als würde man hier regelmäßig Gäste empfangen, denn alles war für die mehrfach Bewirtung ausgerüstet. Es gab sogar einen Kamin, der ein wärmendes Feuer bereithielt und darüber eine würzig riechende Suppe oder ein Eintopf brutzelte. „Setzt euch, ich bringe gleich etwas zum Trinken“, sagte Lariana geschäftig und lächelte ihren Vater und auch Syn an. Jener durfte sich an den Tisch setzen und bekam sogleich eine goldgelbe Flüssigkeit hingestellt. Sollte er kosten, schmeckte es süßlich nach Honig und dem Met nicht unähnlich, allerdings war es nicht so schwer und alkoholisch, wie der Honigwein am Boden. „Ambrosia – der Nektar aus unserem eigenen Anbau von Honig!“, lächelte Lariana Syn an. Dann aber begann das Mädchen damit, ihm allerlei Süßpasteten, Brote, Butter, Fleisch und Fisch, so wie Suppe hinzustellen. Das Mädchen schien einen gar endlosen Fundus an Nahrung zu besitzen und all das wurde dem Neuankömmling bereitgestellt. Erst dann setzte sie sich ebenfalls an den Tisch und stützte ihr Gesicht auf den Handballen. „Und, Syn? Woher kommst du?“, fragte sie neugierig, während ihr Vater sich räusperte. „Nicht so stürmisch Lariana. Lass ihn erstmal Luftholen!“, beschwichtigte er seine Tochter, doch Lariana hörte kaum zu. Sie wirkte neugierig. „Du musst lange weggewesen sein von zu Hause. Du scheinst einiges mitgemacht zu haben, hm?“, fragte sie weiter und deutete auf sein Äußeres. „Wenn du willst, wasche ich dir die Sachen und ich bereite dir ein Bad“, „Lariana! Das gehört sich nicht“, warnte ihr Vater und wandte sich an Syn: „Nichts für ungut, du sollst ein Bad haben, keine Frage. Aber lass uns erstmal wissen, woher du kommst und… wie es dir ergangen ist!“, bat er und lächelte wieder.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Donnerstag 9. Mai 2024, 12:01

Der Flug war Atem beraubend. Er ließ sich mit nichts vergleichen, was Synnover bisher auch nur ansatzweise in diese Richtung erlebt hatte. Dabei genügte damals schon die bloße Aussicht auf den weiten, blauen Himmel von den Wipfeln einiger Bäume aus, um sein Herz von Masken und Ketten zu befreien, die ihm seit seiner Kindheit auferlegt worden waren und hinter denen er sich verbarg, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Jetzt war es an der Zeit, auch seine eigenen Vorstellungen vom Leben geltend zu machen - selbst dann, wenn er sich nach wie vor nicht so recht welche machen konnte. Denn Syn hatte nie gelebt. Jetzt erhielt er erste Kostproben. Sie begannen mit Zarrah und ihrer unverblümten Art, ihn auf Augenhöhe zu betrachten und im Gegensatz zu allen anderen Bewohnern Morgerias nichts von ihm zu erwarten. Sie hatte ihn weder zu Tätigkeiten gezwungen, noch ihn verurteilt, wenn er hier und da erstmals probehalber aus dem Raster fiel. Im Gegenteil, sie hatte ihn unterstützt! So weit, dass sie ihn am Ende entgegen ihres eigenen Wunsches allein ziehen ließ. Syn würde sich nicht nur einmal noch an ihr versucht tapferes Gesicht erinnern, bevor er ihr endgültig den Rücken gekehrt hatte. Doch jetzt verblasste es angesichts der Eindrücke, die auf ihn einprasselten. Wie bereits erwähnt, hätte der Flug auf dem Rücken des Pferdes schon ausgereicht und war mit nichts zu vergleichen. Dann aber entdeckte er mit einem Blick an Laerovors breitem Rücken vorbei Hymlia. Sie schwebte wie eine lose Insel inmitten des Meeres aus Himmel. Auch Razag hätte das gefallen, doch er war nicht hier. Niemand war hier und so konnte Synnover die Aussicht ganz für sich allein genießen. Auch sie raubte ihm den Atem, ließ ihn sprachlos zurück. Er starrte über die Architektur hinweg, betrachtete das kristallklare, glitzernde Wasser, die wolkenartigen Laubbäume und all die verspielten Zierden, welche Hymlias Fassaden nur noch zauberhafter aussehen ließen. Es war wie ein Traum. Diese Stadt stellte den lieblich hellen Kontrast zu Morgeria dar und das zeigte sich auch in ihren Bewohnern. Synnover entdeckte nicht einen Dunkelelfen. Hier gab es ebenso wenig Orks oder Goblins und ... offenbar keine Sklaven. Die Menschen, die ihm in Optik und Schönheit glichen, dass er kaum noch auffiel, spazierten frei und ungezwungen durch die Straßen - ihre Straßen! Niemand legte sie hier in Ketten, obwohl sie allesamt Menschen waren. Sie waren frei. So frei wie er es nun sein würde.
Laerovor bemerkte das Staunen des Aufgesammelten und gönnte ihm mehr von der Aussicht. Er flog eine weitere Runde über der Stadt, ehe er auf einem großen, freien Platz Hymlias landete, dass die Hufe seines Flugtieres fast tonlos auf dem Grund aufsetzten. Der Hymlianer half Syn vom Rücken des Tieres und jener schaute sich weiträumig um. Sein inneres Kind ließ sich an die Oberfläche locken. Er hätte ja selbst nicht geglaubt, dass es noch lebte, aber nun zeigte es sich als Staunen und Strahlen in seinen Zügen. Es glitzerte im Lindgrün seiner Augen, färbte seine Wangen rosig vor Aufregung und ließ sein Haar noch silbriger schimmern als jemals zuvor.
Syn drehte sich einmal um sich selbst, damit er so viele Eindrücke von seiner Umgebung in sich aufnehmen konnte. Dass ihm dabei eher schwindlig wurde, erkannte er viel zu spät. Sacht fuhr er sich durch die Haare, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Er lächelte. Nein, er grinste! Hymlia war wunderschön. Der Heimgekehrte musterte den Jungen, welcher heran eilte, um das Pferd am Zügel fort zu bringen. Syn betrachtete ihn aufmerksam. Hab ich als Kind auch so ausgesehen? Könnte ... ich das sein, wäre ich nicht in Morgeria gelandet? Heruntergefallen, wie Zarrah meinte? Der Junge besaß blaue Augen, aber dennoch konnte Syn sich gut in seine Optik hineinversetzen. Er hatte sich als Kind niemals wahrgenommen, niemals gesehen. Im Clan der Reißer existierten keine Spiegel und selten war das Trinkwasser in seinem Napf klar genug, als dass er mehr als trübe Flecke seiner selbst hätte ausmachen können. Er erinnerte sich noch gut daran, sein jugendliches Äußeres zum ersten Mal in einem Spiegel im Haus der Nachtklingen ausgemacht zu haben. Yolintha hatte ihn verlacht, als er sich zuerst von seinem eigenen Anblick erschreckte und dann fasziniert musterte. Und er erinnerte sich daran, sich einen ganzen Raum aus Spiegel gewünscht zu haben. Yolintha hatte ihn zumindest ein ein Zimmer geführt, in dem mehrere dieser gläsernen Ebenbilder platziert worden waren. Im ersten Moment war ihm das Herz aufgegangen. Dann hatte die dralle Dunkelelfe einen großen Hammer ergriffen und alle Spiegel zerschlagen. Für Syn blieb die Erinnerung dennoch positiv. Er hatte sich in jedem der zertrümmerten Splitter sehen können und sich an jenem Tag mehr gefühlt, als durch Aktionen, die Yolintha ihm abverlangte.
Das Gefühl war bald vergessen. Begraben unter Neutralität, falschen Emotionen und Masken, die diese in die Öffentlichkeit trugen. Jetzt stand er mitten in Hymlia und es kam ihm so vor, als hätte er sein Spiegelzimmer erhalten. Jedes Gesicht, jeder andere grazile Körper, der an ihnen vorbei schlenderte, schenkte ihm einen Blick auf sich selbst. Sogar der etwas ältere Fremde, der sich Laerovor und ihm nun näherte, vermochte ihm diesen Eindruck zu schenken. Er war hochgewachsen und in luftige Stoffe gekleidet, wo Laerovor Rüstung und Syn das Leinen von Seefahrern trug. Hatte er eigentlich die beiden Kampffächer noch am Gürtel? Nach seinem üblichen Morgentraining pflegte er sie dort zu verstauen, nur um sie vor dem Schlafengehen irgendwo zusammen mit seiner Hose abzulegen, aber jene trug er gerade. Sie war noch immer feucht vom hereingebrochenen Sturm über die Silberpfeil. Das Ereignis schien jetzt bereits unglaublich lang her zu sein. Syn kam es vor, als hätte man ihn nicht nur aus seiner neuen, alten Welt gerissen, sondern auch aus der Zeit. Was ihn hier über den Wolken erwartete, war ein gänzlich anderes Leben. Etwas Neues, das er mit niemandem teilte und dennoch waren die ansässigen Bewohner bereit, ihn Willkommen zu heißen.
Laerovor stellte Synnover vor und der fremde Hymlianer erwiderte es. Er hieß Gallanva und war ein...
"Willkommens-Botschafter?" Syn hob eine Braue, wagte jedoch nicht, einen weiteren Kommentar abzugeben. Er konnte die Hymlianer noch nicht einschätzen und vielleicht würden sie ihn direkt wieder aus den Wolken stürzen, wenn er nachfragte, ob man denn einen Willkommensbotschafter so weit hier oben benötigte. Es sah schließlich nicht danach aus, als empfinge Hymlia regelmäßig Gäste. Nicht einmal, wenn Laero einen so ruhigen Eindruck bei Syn hinterlassen hatte.
"Und du verstehst unsere Sprache Hymlikor nicht? Dabei siehst du aus, als wärst du einer von uns. Und der Wind ... irrt sich niemals."
"Hymlikor...", wiederholte Syn nachdenklich. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich kenne nur meinen Namen in dieser Sprache", behauptete er. So freundlich sich Laerovor und Gallanva auch gaben, würde das weiße Kaninchen nicht arglos alles über sich vor ihnen ausbreiten. Niemand brauchte wissen, dass er zum einen mehr als den Namen Synnover beherrschte, zum anderen auch der Luftmagie fähig war. Er mochte kein ausgebildeter Meister darin sein, aber das Überraschungsmoment läge gewiss auf seiner Seite, würde er in einer Notsituation möglichen Feinden die Luft abschnüren können.
"Nun, das besprechen wir alles noch, wo sind meine Manieren?" Damit erinnerte Gallanva auch das Kaninchen an etwas. Er hatte sich von Hymlia begeistern, geradezu überwältigen lassen. Zwar hielt er sich mit Informationen über sich selbst zurück, zeigte sich darüber hinaus aber gänzlich arglos. In Zarrahs Gesellschaft hatte er das tun können, aber sie war nicht hier. Niemand war hier und niemand garantierte ihm die Freiheit, die er glaubte, nun gewonnen zu haben. Er durfte sich nicht in zu viel Sicherheit wiegen und um seine Vorsicht zu kaschieren, griff er auf alte Methoden zurück. Dem Lächeln fehlte die Echtheit, als er auf Gallanvas Einladung zum Essen hin freundlich nickte. "Ich danke Euch für die Großzügigkeit", holte er auch seine erlernte Portion Manieren hervor. Dann begleitete er den Botschafter die Treppe empor und tiefer in die Stadt hinein. Laerovor ließen sie zurück. Syn schenkte ihm einen letzten Blick, ein verabschiedendes Nicken, aber kein Wort des Dankes. Er fand sich schnell wieder in seine alte Rolle hinein. So rückte auch das offene Staunen des jungen Mannes in den Hintergrund. Er schlenderte geradezu selbstbewusst hinter Gallanva her, grüßte Passanten mit einem Nicken und die Damen darüber hinaus mit einem Zwinkern oder besonderen Augenaufschlag. Dabei stach er nicht einmal mit seinen grünen Augen sonderlich aus den anderen Hymlianern heraus. Lediglich die Seefahrerkleidung blieb wohl noch auffällig ... ebenso wie der Geruch, der Syn anhaftete. Er hatte sich an Bord der Silberpfeil natürlich ebenso gewaschen wie alle anderen, aber eine Schale Wasser und Kernseife hielten gewisse Aromen eben nicht zurück. Sein Haar glänzte nicht so schön wie das der Männer und Frauen, die an ihm vorüber zogen. Seine Haut könnte ein paar der morgerianischen Pflegeprodukte vertragen und sein Körper sehnte sich nach einem heißen Bad mit parfümiertem Zusatz. "Eure Kleidung ist wahrlich extravagant, wenn ich das anmerken darf", schickte er ein Kompliment an Gallanva, das tatsächlich in gewisser Weise aufrichtig war. Denn Syn interessierte sich schnell für die hymlianische Mode. Sie wirkte so leicht wie sein Flug durch die Wolken und die gefärbte Seide vermochte es, Körperstellen auf eine derart fantasievolle Weise zu verdecken, dass sogar er sich im Geiste ausmalte, welche zarte Knospe sich unter dem dünnen Streifen Stoff verbarg. Hinzu kam der hymliansche Schmuck, der fast so glitzerte wie Syns Augen. Gewisse Dinge konnte nicht einmal eine Maske kaschieren. Er war hin und weg von den Dingen, mit denen Stadt und Einwohner sich ausstatteten. Und er wollte ebenso aussehen.

Nach einer Weile erreichten Gast und Botschafter dessen Haus, das sich an einer eher unscheinbaren Ecke der Stadt befand. Das hieß allerdings nichts. Selbst die hässlichste Hintergasse würde in Hymlia mit Sauberkeit und einer verspielten Art glänzen, so dass man sich dort gern niederließ. Gallanvas Heim wirkte lediglich etwas abgelegen und somit gut für Neuankömmlinge, damit sie nicht gleich von einer Vielzahl neugieriger Nachbarn erschlagen würden. Dennoch lebte der Hymlianer nicht allein hier, wie Syn schnell feststellen durfte. Ein Mädchen, vielleicht wenige Jahre jünger als Syn selbst, öffnete die Tür. Sofort fielen ihm ihre Augen auf, denn im Gegensatz zu den meisten Hymlianern, denen sie begegnet waren, wirkte ihr blau dunkel wie der Nachthimmel. Es schien beinahe schwarz, doch mit jedem Aufglitzern darin erkannte man den blauen Unterton. Winzige Sprenkel funkelten ihm darüber hinaus wie Sterne entgegen. Syn starrte sie offen an, bemerkte den Klecks Mehl auf ihrer Nase nicht einmal und hätte wohl noch perplex weitergestarrt, hätten Vater und Tochter nicht ins Celcianische gewechselt - ihm zuliebe!
"Wir haben einen Gast und er versteht Hymlikor nicht, bitte Lariana, sprich die allgemeine Sprache."
"Aber sicher, kommt herein. Ich habe gerade gebacken."

Syn wunderte es, dass Lariana dafür keinen Skalven beauftragte. Dann aber fiel ihm ein, dass er sich nicht in Morgeria befand. Hier in Hymlia machten wohl alle ihre Arbeiten selbst. Schweigend folgte er ins Haus und in dessen Wohnstube, die einen offenen Bereich bis in die Küche besaß. Gallanva und Syn ließen sich an einem großen Steintisch nieder, der einen zentralen Platz der Wohnstube einnahm. Es gab aber noch andere Bereiche, die ihrerseits nicht nur gewissen Charme versprühten, sondern darauf ausgelegt zu sein schienen, Gäste zu empfangen. Syn betrachtete sich alles genau, allein schon, weil auch die Eindrichtung Eindruck hinterließ. Alles wirkte so ... leicht. Sogar der Tisch, an dem er saß, machte nicht diesen schweren Eindruck von massivem Stein. Vielleicht, weil er so hell war und sich angenehm glatt anfühlte. Syn ertappte sich dabei, seine Oberfläche mit der flachen Hand abzutasten.
Dann kehrte Lariana aber auch schon zu ihnen zurück und servierte nicht nur eine Kleinigkeit zu trinken. Syn schluckte leer, während sie eine um die andere Platte mit kostbaren Speisen auftischte. Seine Augen wurden feucht vor Glück. Eine einzelne Träne entkam sogar, als er von dem Getränk kostete. An Bord der Silberpfeil hatte es zwar neben Wasser auch alkoholische Getränke oder Tee gegeben, doch nichts schmeckte so lieblich wie das hier. "Euer Met ist..." Ihm fiel kein Wort ein. Er trank noch einen Schluck und wischte sich in einem geeigneten Moment verstohlen die salzige Bahn von der Wange.
"Ambrosia - der Nektar aus unserem eigenen Anbau von Honig!"
"Ambrosia ... eine Lobpreisung an die Götter, an welche auch immer", murmelte Syn. Da er den kostbaren Nektar trinken durfte, erhob er sich in gewisser Weise gerade selbst zum Gott. Aber erfühlte sich auch so - göttlich. Lariana lächelte ihn an und er erwiderte es, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. Syn kämpfte ein wenig mit sich selbst. Er war nach wie vor unentschlossen, ob er gegenüber den Hymlianern ebenso offen leben konnte wie in Zarrahs Gruppe. Er blieb vorsichtig, vor allem, weil gerade des Botschafters Tochter eine massive Neugier aufwies.
"Und, Syn? Woher kommst du?" Es ärgerte ihn beinahe, nun durch Fragen unterbrochen zu werden. Denn Syn hatte sich wie die übrigen auch bereits am Essen bedient. Lariana hatte ein Festmahl aufgetischt, bei dem er gar nicht wusste, wo er zugreifen sollte, ohne einen verfressen unhöflichen Eindruck zu hinterlassen. Er hielt sich stark im Zaum, hätte er sich doch am liebsten durch die gesamte Platte gepflügt. Langsam senkte er das Besteck, griff nach einem kleinen Taschentuch und tupfte sich die Lippen sauber. Das gab Lariana Gelegenheit, weiter zu plappern, aber auch ihrem Vater missfiel dieser ungeniert offene Tonfall.
"Du musst lange weggewesen sein von zu Hause. Du scheinst einiges mitgemacht zu haben, hm? Wenn du willst, wasche ich dir die Sachen und ich bereite dir ein Bad."
"Lariana! Das gehört sich nicht!"
Gallanva versuchte zu beschwichtigen: "Nichts für ungut, du sollst ein Bad haben, keine Frage. Aber lass uns erstmal wissen, woher du kommst und ... wie es dir ergangen ist!"
Jetzt erhielt Syn Gelegenheit, auf beide einzugehen. Er faltete das Taschentuch wieder zusammen, klemmte es unter seinem Teller fest und nickte dem Botschafter zu. Ein Hinweis, dass er gleich antworten würde. Zunächst wandte er sich aber an dessen Tochter. Syn streckte sich ihr etwas entgegen, griff nach vorn und wischte mit dem Daumen den Mehlfleck von ihrer Nase. Sie hatte sich so sehr in die Arbeit gestürzt, eine Mahlzeit höchsten Ausmaßes zu kredenzen, dass das Mehl nach wie vor auf ihrer Nasenspitze haften geblieben war. Syn spielte es mit einem charmanten Lächeln herunter und zwinkerte erneut, ganz nach dem Motto, dass er ihr diesen Fauxpas eher als lieblich zuschrieb. "Das angebotene Bad möchte ich gern annehmen. Es klingt traumhaft, vor allem, wenn jemand wie Ihr es mir vorbereiten würdet, Lariana." Er schenkte ihr einen längeren Blick als nötig gewesen wäre und richtete sich bereits mental darauf ein, sie vor Vollendung ihrer Aufgabe aufzusuchen. Gewiss gefiel es ihr, wenn sie ihm dabei zusehen könnte, wie er sich auszog. Syn dachte nun einmal noch immer in morgerianischen Bahnen und ohne Zarrah oder Freunde wie Razag und Crystin an seiner Seite wieder stärker als seit einer ganzen Weile.
"Ich komme nicht von hier ... glaube ich", wandte er sich im Anschluss an Gallanva, denn auch ihm war er nun eine Antwort schuldig. Sein Blick löste sich von der Tochter, wanderte zum Vater herüber. Er schaute ihn gar ernst an, wenn auch etwas distanziert. So schön Hymlia war, so sah er trotz der Worte der Dunkelelfe noch immer nicht seine Heimat hierin. Es war zu ... traumhaft, um wahr zu sein. "Man sagte mir jüngst, ich müsse aus dem Himmel gefallen sein, weil ... ich Hymlianer sein soll." Er hob die Schultern an. "Aber ich stamme aus Morgeria. Ich war eben einfach dort. Schon ... immer. Einen Ort wie diesen würde man wohl kaum vergessen, aber ich kenne ihn nicht. Ich ... erinnere mich nicht, je hier gewesen zu sein."
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 22. Mai 2024, 20:41

Der Kontrast war wirklich nicht leicht verdaulich. Wenn man nur die Dunkelheit kannte, konnte das Licht wahrlich blenden. Zudem musste man sich doch die Frage stellen, was man im Leben sonst noch verpasst hatte, wenn es Orte wie diesen gab. Synnover wurde nach und nach bewusst, dass Morgeria eben nicht die Welt war, die er glaubte zu kennen. Es war nur ein Fleck im großen Ganzen. Ein Schandfleck, wie man immer wieder feststellen musste. Denn wo Gehorsam, Angst und Gewalt vorherrschten, wurde er hier mit Gegenteiligem überhäuft. Er fand in Laero, Gallanva und Lariana die ersten echten Vertreter Hymlia’s und sie alle waren höflich, zuvorkommend und freundlich zu ihm. Gleichwohl löste dieses Verhalten in Syn so einige widersprüchliche Gefühle aus. Misstrauen war eines davon. Er hatte gelernt, dass Freundlichkeit nicht existierte und wenn jemand vermeintlich nett war, dann wollte er etwas von ihm. Zarrah war nicht überschwänglich nett gewesen, hatte sich erst später ein wenig geöffnet, doch sie war immer ehrlich zu ihm. Es fiel dem Hymlianer weitaus schwerer zu glauben, dass jemand einfach nur… hilfsbereit war. Also fehlte seinem Lächeln der Glanz in den grünen Augen und seine Antworten waren brav einstudiert worden. Dabei empfand er diesen Ort als wahrlich schön und konnte sich dieser Schönheit auch nicht entziehen. Aber er blieb vorsichtig. Er musste. Es war alles, was er jemals hatte kennenlernen dürfen. Synnover folgte dem ‚Willkommens-Botschafter‘. Seine Gedanken diesbezüglich zeigten sich auch in der tristen Geradlinigkeit, die er gewohnt war. Niemals war ihm gestattet worden, selbst und weiter zu denken als das, was seine Gebieter ihm gestatteten. Auch Karrish hatte ihm lediglich Zugang dazu gewährt, was er für richtig hielt. Das aber war kein Lehren, das war trainieren. Und zwar nur das, was er für richtig hielt. Wozu gab es also diesen Botschafter, wenn Hymlia nicht viele Gäste hatte? Manchmal reichte es aber, wenn nur einer zu Besuch kam… Auf seinem Weg zum Hause Gallanva’s, konnte Syn weiterhin die arechtektonische Verspieltheit der weißen Gebäude bestaunen. Gleichwohl aber fand er Gefallen an der Mode. Sie war weich, fließend, wirkte exquisit und für einen Körper, wie seinen gerade maßgefertigt. Die Leichtigkeit entfaltete ihre magische Wirkung auf das einstige Kaninchen. Synnover machte Bekanntschaft mit Gallanva’s Tochter Lariana und jene fesselte trotz dem Überfluss an Schönheit einmal etwas länger seinen Blick. Allerdings war es das, was das Mädchen tat, was den Weißhaarigen rührte: Lariana tischte auf und das reichlich. Sie stellte Syn hin, wonach einem nach langer Reise und Jahren des Darbens nur verlangen konnte, ohne, dass man es gewusst hatte. Auch der Honigwein war etwas, das Syn durchaus zu schätzen wusste. Lariana lächelte auf, als er sich eine Träne des Glücks zur Seite wischte. "Ambrosia ... eine Lobpreisung an die Götter, an welche auch immer" „Ventha!“, erwiderte Lariana und fügte hinzu: „Die Göttin des Windes und des Meeres. Sie ist es, der wir huldigen!“.

Das Mädchen belehrte Syn nicht und sie argwöhnte ihm auch nicht. Sie nahm es, wie es kam und machte selbst bei ihren neugierigen Fragen keinen Hehl aus ihrer Freundlichkeit. Auch ihr Vater konnte sie nicht recht bremsen, sodass sich Syn also dem glitzernden, neugierigem Blick gegenübersah. Er hingegen wusste, wie man sich jemandem, der scheinbar naiv war, gegenüber verhielt. So tat er, was er gut konnte und kokettierte damit. Lariana blinzelte, als er ihr das Mehl von der Nase wischte und wischte dann ertappt selbst noch mal nach. „huch“, machte sie lediglich und lächelte dann etwas verlegen. "Das angebotene Bad möchte ich gern annehmen. Es klingt traumhaft, vor allem, wenn jemand wie Ihr es mir vorbereiten würdet, Lariana." Das Mädchen hob die Augenbrauen und starrte Synnover an. Dann wurden die fast weißen Wangen deutlich dunkler und ein verlegenes Lächeln zeichnete sich von den rosafarbenen Lippen ab. „Kein Grund förmlich zu werden. Wir duzen uns hier alle, Syn“, erklärte sie und lächelte nochmal etwas breiter. Daraufhin wandte sich Syn zu Gallanva, der gerade in eine süße Pastete biss und mit der heraustropfenden Marmelade kämpfte. "Ich komme nicht von hier ... glaube ich. Man sagte mir jüngst, ich müsse aus dem Himmel gefallen sein, weil ... ich Hymlianer sein soll. Aber ich stamme aus Morgeria. Ich war eben einfach dort. Schon ... immer. Einen Ort wie diesen würde man wohl kaum vergessen, aber ich kenne ihn nicht. Ich ... erinnere mich nicht, je hier gewesen zu sein." „Unmöglich“, warf Lariana sofort ein und schüttelte den silbernen Schopf. „Du stammst definitiv von Hymlianern ab!“, protestierte sie und deutete einmal an Synnover’s Statur auf und ab. Gallanva hatte den Kampf gegen die Marmelade verloren und wischte sich gerade sämtliche Finger mit einer Serviette ab. Lariana reichte ihm stumm eine weitere, damit er auch das bekleckerte Kinn abwischen konnte. Seine Fingerspitzen klebten nun und er räusperte sich. „Nun, Lariana hat grundsätzlich recht. Aber…“, er musterte Syn nachdenklich, während seine Tochter sich erhob und einen feuchten Lappen holte, damit Gallanva nicht noch am Papier festklebte.
„…Wenn du tatsächlich ein Gefallener bist, müsste es Aufzeichnungen darüber geben“, fuhr er gelassen fort. Offenbar war es gar keine Seltenheit, dass das passieren konnte. Lariana legte Syn einfach noch etwas mehr Fleisch, Obst und Gemüse auf seinen Teller. Einem zweiten legte sie ebenfalls Süßspeisen bei und schnaubte leise, bei den Worten ihres Vaters. „Na und ob er ein Gefallener ist.“, meinte sie. Dann aber wandte sie sich wieder an Synnover selbst. „Keine Sorge, das finden wir heraus. Du musst wissen, dass wir Hymlianer a.l.l.e.s. aufzeichnen!“ Sie lachte glockenklar und lutschte sich den klebrigen Finger sauber. Gallanva nickte. „Sie hat leider recht. Morgeria sagst du?“, hakte er dann aber ein und Lariana wurde ruhiger. „Man hört nicht viel Gutes von dort“, merkte sie an und musterte Syn sogar etwas mitleidig. „Dort bist du also aufgewachsen?“, hakte sie noch mal nach. Gallanva aber schleckte noch einen Klecks Marmelade von seinem Teller und lehnte sich daraufhin zurück. „Lari, sei so gut und mache mir einen starken Tee. Ich will mal schauen, ob wir unserem Freund hier noch etwas Wissen verschaffen können, bevor die Bibliothek zumacht.“, meinte er und Lariana nickte. Sie erhob sich, räumte bereits einige der beladenen Teller wieder weg, ohne, dass Synnover das Gefühl haben müsste, er müsste das Essen beenden. Sie hatte ihm seinen Teller randvoll gepackt. Daraufhin setzte Lariana Teewasser auf und Gallanva neigte sich Syn noch mal entgegen.
„Syn, bleib hier, bis wir genaueres wissen. Du hast hier ein Zimmer und darfst dich jederzeit frei bewegen. Nur keine falsche Scheu, wir haben nichts zu verbergen!“, lachte er gutmütig und nickte daraufhin. „Iss, trink und lass dich von Lariana etwas verwöhnen. Man sieht dir deine Strapazen nur zu deutlich an. Du bist hier in Sicherheit und keiner wird dir hier ein Leid zufügen. Ich werde nachsehen, ob ich etwas über dich in Erfahrung bringe und komme dann so bald, wie möglich zurück. Bis dahin – halte dich an Lariana. Sie wird dir alles zeigen und wenn du Fragen hast, wende dich an sie. Morgen früh kann sie dich vielleicht mit zu ihrem Unterricht nehmen, falls du magst!“, bot er großherzig an und erhob sich daraufhin, als Lariana mit dem Tee in einem Becher mit Deckel zurück an den Tisch kam. Die Tochter gab dem Vater einen kleinen Schmatzer auf die Wange, ehe sich Gallanva anschickte sein Versprechen in die Tat umsetzen zu wollen. Lariana aber wandte sich an Synnover und lächelte erneut herzerwärmend. „Also, Syn aus Morgeria – Dann wollen wir dir mal ein schönes Bad richten und während du deine müden Knochen einweichst, richte ich dir dein Zimmer her. Das Essen kannst du mitnehmen oder dir später holen, wie du magst. Und soll ich dir deine Kleider waschen? Oder verbrennen wir sie gleich?“, lachte sie über den kleinen Scherz. „Ich lege dir frische Kleider bereit, dann kannst du dir etwas schönes aussuchen!“, bot sie ernsthafter an und deutete daraufhin auf die Wendeltreppe. „Nach dir!“, sagte sie höflich, ehe sie in den ersten Stock des Hauses gelangten.

Auch hier gab es eine offene Galeria mit gemütlichen Polstermöbeln und einer Leseecke mit Regalen und einigen Büchern. Sie war längst nicht zu vergleichen mit Karrish’s Bibliothek, aber durchaus gemütlicher zu betrachten. Alles war hell und freundlich gehalten. Staubigen Muff suchte man vergebens. Auf einem kleinen, runden Beistelltisch, sowie einer Kommode standen frische Blumen mit fluffig, weißen Blüten. Es wirkte liebevoll und … warm, trotz der Helligkeit. Lariana führte Syn von der Galerie einen kleinen Flur entlang und deutete auf eine weiße Holztür mit verspielten Glasornamenten. „Hier darfst du dich dann ausruhen. Ich beziehe es noch frisch, aber der Zuber gehört zu dem Zimmer.“, erklärte sie und öffnete die Tür. Synnover’s Blick fiel sogleich auf ein mehr als geräumiges Himmelbett in dem er selbst viermal Platz gehabt hätte. Noch war es nicht bezogen, aber schon jetzt wirkte das Bettzeug wahnsinnig fluffig. Gleich hinter dem Bett tat sich eine Glasfront auf. Sie ließ das wundervolle Licht hinein, während himmelblaue Vorhänge dafür sorgen würden, dass es dunkler wurde. Es wehte eine feine Briese durch den Raum und Lariana deutete auf einen Hebel neben der Tür. Dieser hatte einen Mechanismus, der zur Decke führte. Syn konnte erkennen, dass es auch ein Dachfenster gab, das leicht angelupft war. Hier hatte er einen wundervollen Blick auf den Himmel und dessen facettenreiches Blau. „Ich mag es einfach, wenn der Wind leicht bläst“, schwärme Lari und lächelte etwas. „Aber falls es dir zu kalt ist, ziehe an diesem Hebel, dann schließt das Fenster“, erklärte sie und wandte sich linkerhand zu einer Nische. Hier gab es einen mit einem weiteren, blickdichten Vorhang abgetrennten Bereich.
Die Hymlianerin schob den Vorhang zur Seite und offenbarte dahinter einen üppigen, runden Zuber, indem Synnover mehr als genug Platz haben sollte. Hier hätte er gar bequem mit noch zwei Personen Platz. Ansonsten gab es ein ganzes Regal mit Flakons aller Art. Sie schimmerten im Licht der Sonne, denn auch hier gab es eine großzügige Fensterfront, die alles erhellte. Auch hier konnte man sich entscheiden, ob man lieber ungestört sein wollte oder die Aussicht auf die Stadt genoss. Wenn man im Zuber saß, war es mühelos möglich, sich das Treiben auf den Straßen anzusehen, ohne selbst gesehen zu werden. Neben den verschiedenen Flakons, die allesamt unterschiedliche Düfte bereithielten, die man als Zusatz ins Wasser tun konnte, gab es auch eine Schale mit niedlichen Seifentierchen, die verschieden dufteten. Handtücher lagen in einem schmalen Regal bereit, eines weicher und kuscheliger als das andere. Es gab einen mannshohen Spiegel und gar einen Schrank, den Lariana gerade öffnete. „Hier findest du Gewänder aller Art. Bedien dich einfach!“, erläuterte sie und drehte daraufhin an einigen Hähnen im Zuber. Tatsächlich floss das Wasser aus goldenen Hähnen und sie hielt ihre Hand darunter, damit die Temperatur richtig eingestellt würde. „Rot für warm, blau für kalt.“, sagte sie knapp und schüttelte ihre Hand aus. Sie lächelte Synnover an. „Mach in Ruhe und komm‘ erstmal an, in Ordnung?“, fragte sie und stand noch einen Moment bereit, damit er eventuelle Fragen stellen konnte.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Dienstag 28. Mai 2024, 20:42

Zu jemandem wie Zarrah erste Spuren von Vertrauen zu fassen, war Syn wesentlich leichter gefallen als es jetzt bei den Hymlianern der Fall war. Sie hatte ihn weder euphorisch als Teil ihrer Gruppe Willkommen geheißen, noch war sie so lautstark hinterher gewesen, ihm zu helfen. Aber sie hatte ihm geholfen. 'Ich helfe dir', hatte sie im Gejagten Eber gesagt und sich dann genommen, was sie als Gegenleistung ansah - weil sie Synnover mochte und es hatte haben wollen. Jedenfalls war dies die Annahme desjenigen, der ihre erste gemeinsame Nacht nicht so hatte genießen können wie die Dunkelelfe es sich wohl gewünscht hätte. Doch er konnte sich damit arrangieren. Es machte ihm nichts aus, dass Zarrah sich etwas von ihm nahm, weil sie ihm im Gegenzug auch etwas gab oder zeigte. Für jemanden wie Syn war es so viel schwerer zu begreifen, dass man ihm aus reiner Freundlichkeit Hilfe zukommen ließ. So mutmaßte er sowohl hinter Laeros als auch Gallanvas und nicht zuletzt Larianas Verhalten, dass sie etwas von ihm erwarteten. Was, das konnte er sich zu Beginn seiner Ankunft in dieser Wolkenwelt noch nicht vorstellen, aber es kristallisierte sich nach und nach heraus. Vor allem, als man ihn nach dem Essen mit Lariana allein ließ, damit sie ihm seine Unterkunft zeigte. Vorab machte sie den Neuankömmling allerdings noch darauf aufmerksam, dass sein formelles Reden in Hymlia fehl am Platze war. Hier sprach man vertraulich miteinander und zwar alle. Syn kommentierte diesen Hinweis nur im Geiste: Das klingt ja fast, als wären hier alle ebenbürtig. Ha!
Er warf Gallanva einen knappen Blick zu, ob jener seiner Tochter wegen dieser Worte Einhalt gebot, aber er schwieg. Der Ältere hatte eher mit der schlüpfrigen Marmelade zu kämpfen und ihm drohte eine Niederlage. Syn beobachtete das Ganze einen Moment lang und ignorierte es anschließend. Hätten beide ihn auch nicht noch einmal auf seine dementierte Herkunft angesprochen, wäre es dabei geblieben. Doch sowohl Vater als auch Tochter schienen überzeugt, dass auch er aus Hymlia stammte. Zarrah hat das ja auch gedacht. Er blinzelte, weil er nun schon das zweite Mal an die Elfe erinnert wurde. Rasch wischte er den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das aufgekommene Gespräch.
"Wenn du tatsächlich ein Gefallener bist, müsste es Aufzeichnungen darüber geben."
"Na und ob er ein Gefallener ist. Keine Sorge, das finden wir heraus. Du musst wissen, dass wir Hymlianer a.l.l.e.s. aufzeichnen!"
"Sie hat leider Recht"
, wandte Gallanva sich nun direkt an Synnover. Morgeria, sagst du?"
Syn nickte. "Man fand mich dort", gab er zumindest und wenngleich unbewusst die Information, dass er nicht in der Stadt von Dunkelelfen, Orks und Goblins geboren worden zu sein schien.
"Man hört nichts Gutes von dort", kommentierte Lariana. Ihre mitleidigen Blick ertrug Syn beinahe nicht. So war er froh darum, dass sie nicht näher darauf einging, sondern weitere Fragen stellte: "Du bist dort also aufgewachsen?" Syns Augen engten sich daraufhin allerdings. Er hatte inzwischen selbst festgestellt, dass Morgeria so schwarz wie Hymlia weiß war. Er erinnerte sich an den Großteil seines Lebens, der in Unrat und eingesperrt in Schränken, in gefährlichen Hintergassen und auf deren schlammigen Boden stattgefunden hatte. Dennoch war es alles, was er jemals hatte Heimat nennen dürfen. Es war nur natürlich, dass man selbst die widerlichste Müllkippe Celcias verteidigte, wenn man sich ihr zugehörig fühlte und diese Bindung hatte sich nach wie vor noch nicht vollends gelöst.
"Morgeria ist kein schlechter Ort und mein Leben war es auch nicht", erwiderte er mit einer Kühle in Haltung und Stimme, dass man glauben konnte, sie ging kurz auf die Umgebung über. Vielleicht war die sanft erfrischende Brise aber auch nur Zufall. "Nicht viele können von sich behaupten, einem dunkelelfischen Adelshaus gehört zu haben", fuhr er voller Stolz fort. Er fühlte sich selbst jetzt noch anderen überlegen, weil er ein Sklave Adliger hatte sein dürfen! Dass es letztendlich eine missbräuchliche Knechtschaft war, der er niemals hätte entkommen sollen, fand in seinem Denkgefügte keinen Platz.
Gallanva zog offenbar seine eigenen Schlüsse aus Verhalten und Worten des Neuzugangs. Er schickte Lariana los, ihm einen Tee aufzusetzen und wandte sich im richtigen Moment noch einmal an das Kaninchen. Er riet ihm, in Hymlia zu bleiben und Ergebnisse seiner geplanten Untersuchungen abzuwarten. Wahrscheinlich erhoffte der Alte sich, dass Syn mehr aus seinem Denkmuster ausbrechen würde, wenn er erst einmal hymlianische Verhältnisse kennen lernte und sie möglicherweise gar zu seinem Weltbild hinzufügte. Er bot ihm nicht nur ein eigenes Zimmer an, sondern teilte ihm auch mit, dass er alle Freiheiten besaß, die Welt über den Wolken zu erkunden. Lariana sollte ihm hierbei eine Begleiterin sein, an die er sich in erster Instanz wenden könnte. Gallanva wäre jedoch ebenfalls für ihn da und bot ihm sogar die Aussicht auf Unterricht an.
"Das ist ... viel", entgegnete Syn. Er meinte nicht das Ausmaß an Möglichkeiten oder Informationen, sondern mutmaßte hinter all den Optionen bereits eine Menge an Gegenleistungen und in Lariana sah er die einzige Möglichkeit, sie zu begleichen. Vielleicht hatte Gallanva aber auch andere Töchter. Bei der Menge an Aussichten, die auf das weiße Kaninchen wartete, müsste der Mann etwa ein halbes Dutzend Kinder in beglückungswürdigem Alter haben.
Lariana kehrte mit dem Tee zurück. Plötzlich entstand eine Art Aufbruchstimmung. Gallanva wollte sich um die Erforschung seiner Herkunft kümmern. Syn sollte seine Tochter begleiten. Sie erzählte bereits eifrig davon, ihm ein Bad herzurichten und während er sich einweichte, wollte sie sein Zimmer auf Vordermann bringen. Außerdem wollte sie ihn von seiner Kleidung befreien - ganz gleich, ob sie gewaschen oder verbrannt würde.
"Eure Mode schmeichelt nicht nur dem Auge. Ich würde gern hineinschlüpfen", entgegnete Syn, doch seine Hand drückte sich dabei an das schlichte Leinenhemd. "Aber diese Sachen sind nicht mein Eigentum, also nur waschen." Ich bekomme nur Ärger, wenn ich sie nicht zurückbringe, schob Syn als Vorwand vor, um sein Gewissen bloß nicht darauf aufmerksam zu machen, dass er an diesen Lumpen hing. Sie waren ein letzter Fingerzeig darauf, dass jenseits Hymlias noch eine Welt existierte. Eine, die keineswegs so luftig und schön war. Eine, in der Zarrah ihn mit diesem tapferen und dennoch traurigen Blick nachgesehen hatte...
"Ich möchte die Sachen behalten, aber neue anzuziehen wäre erst einmal schön." Tatsächlich klang die Aussicht auf ein Bad, das weder in einem Fluss noch in Salzwasser stattfände, ebenfalls verlockend. So folgte er Lariana bereitwillig aus dem großen Empfangsraum. Sie leitete ihn bis zu einer Wendeltreppe, an der sie ihm nun den Vortritt ließ. Syn erklomm Stufe umd Stufe und erreichte neue Höhen. Er durfte feststellen, dass wahrlich alles in Hymlia den Eindruck von Leichtigkeit erweckte. Sogar geschlossene Räume weckten kein Unbehagen in ihm, denn sie waren es nicht. Allein die Höhe der Decke ließ ihn glauben, noch immer unter freiem Himmel zu sein - mehr denn je.
Gemeinsam mit der hymlianischen Tochter des Botschafters durchquerte er eine kleine Bibliothek. Auch sie wusste zu locken. Syn hätte gern einen Blick in einige Bücher geworfen, einfach um zu sehen, was er hier finden könnte. Doch das Bad würde seine Bedürfnisse eher stillen. Er konnte immer noch nachschauen gehen, wenn er Gallanvas Worten Glauben schenken durfte. Wenig später erreichten er und Lariana den Raum, der vorerst sein kleines Heim sein sollte. Klein war dabei eine reichliche Untertreibung. Syns Augen weiteten sich, doch konnte er die Weite des Zimmers, das sich ihm präsentierte, dennoch nicht umfassen. Auch hier war die Decke hoch, aber es existierte ein Dachfenster - leicht gekippt - durch das er jederzeit den Himmel würde sehen können. Doch er musste nicht den Kopf anheben, um diesen Wunsch zu erfüllen. Eine gigantische Fensterfront gab einen kristallklaren Blick auf Hymlias Architektur, die Wolken, Sonne und den Himmel preis. Davor erwartete ihn ein Himmelbett, in dem er sich mehr als vier Mal hätte ausstrecken können. Es war noch viel größer als jenes, das Karrish ihn für seinen Sieg beim Triell versprochen hätte. Und die Laken versprachen bereits ohne Berührung, dass sie ihn mit einer Weichheit umfangen würden, die er bis dahin noch nicht kannte. Syn leckte sich die Lippen. Hätte er seinen Eigengeruch nicht in die Nase bekommen, wäre er am liebsten sofort in dieses Traumbett gegangen. Nein, gesprungen! Er wollte jauchzen, einen großen Luftsprung machen und in diese Laken hüpfen, um mit ausgestreckten Gliedern dort liegen zu bleiben, um in all der Kuscheligkeit zu versinken. Sein inneres Kind forderte ihn auf, diesem Bedürfnis nachzugeben. Aber sein Kind besaß keine laute Stimme, nicht einmal wenn es schrie. Es war unter orkischem Dreck, Angst und einem Sklavenleben begraben worden. Es hatte Angst vor Karrish und Yolintha gehabt - vor allem Yolintha und ihrem Gelächter. Aber es hatte auch den jungen Mann gescheut, zu dem Synnover geworden war. Es hatte sich mit seinem echten - seinem hymlianischen - Namen tief in das Herz zurückgezogen und obgleich Syn nun bei wenigen offen diesen Namen nannte, wagte das Kind sich noch nicht aus der Sicherheit einer Seele hervor, die weder der Hilfsbereitschaft, noch der gezeigten Traumwelt oder dem Glück so recht trauen mochte. Deshalb blieb Kälte zurück, zusammen mit einer Maske, hinter der Syns wahres Gemüt verborgen blieb. Er lächelte, aber es erreichte nicht seine Augen. Ohja, es war viel leichter, die Masken zu tragen und offensichtlich wurde es nun Zeit, sich wieder in seine Rolle zu fügen.
Lariana präsentierte ihm den Badebereich. Auch der Zuber protzte mit einer Größe, die man ihm in Morgeria niemals zugestanden hätte. Er rang erneut um Selbstbeherrschung. Das innere Kind musste sich gar nicht melden. Die Bilder vor ihm riefen ebenfalls dazu auf, sich ihnen einfach hinzugeben. Syn schluckte. Inzwischen war Lariana fertig mit der kleinen Rundführung. Sie zeigte zuletzt auf einen Spiegel, größer als Syn, und einen Schrank, in dem er genug Kleidung finden könnte, um einige Stunden damit zu verbringen, seine persönliche, hymlianische Mode zusammenzustellen.
"Mach in Ruhe und komm erstmal an, in Ordnung?"
Syn nickte mechanisch. Dann durchfuhr ihn ein Zucken. Was weder ein traumhaftes Zimmer mit Himmelbett und göttlich großem Zuber, noch die Stimme in seinem Kopf erreichen konnten, das schaffte antrainierte Etikette. Ein Nicken allein genügte nicht. Man erwartete mehr von ihm. So wandte er sich Lariana mit einem tief berührten und dennoch falschen Lächeln zu. Er trat knapp vor sie, um ihre Hand zu ergreifen und ihre Finger bis zu seinen Lippen zu heben. Auf den Handrücken hauchte er einen Kuss. Dann hob er den Blick unter dem dunklen Vorhang seiner Wimpern, warf ihr einen dieser Augenaufschläge zu, bei dem Frauen sonst die Knie weich wurden und lächelte anschließend. "Ich bin Euch ... dir ... zu tiefstem Dank verpflichtet und ich werde mich bedanken, sobald mein Körper und meine Optik dazu passen. Aber keine Sorge, Schöne, ich vergesse es nicht."
Dann zog er sich zurück, ohne den Blick von ihr zu nehmen, bis er hinter dem Raumtrenner verschwunden war.

Syn wusste, dass er Larianas Erwartungen würde erfüllen müssen. Er wusste, was auf ihn zukäme. Aber auch ohne dieses Wissen hätte er sich Zeit genommen. Da der Zuber groß genug war und er sich unbeobachtet fühlte, gab er sogar einmal seinem Spieltrieb nach. Er planschte im Wasser, schwamm von einer Seite der Wanne zur anderen und gluckste, als ihm eine Seifenblase auf der Nase landete. Ehe man seine aufrichtige Freude bemerken konnte, tauchte er unter. Er genoss die friedvolle Stille unter Wasser und musste zwangsläufig an seinen Freund Razag denken. In dem Zuber hätte er endlich mal Platz gehabt. Syn tauchte wieder auf, ehe ihm das Herz aus ihm unerfindlichen Gründen schwer werden konnte. Er schrubbte sich ausgiebig und überall, trocknete die Stellen nach dem Bad mit Handtüchern, die er am liebsten als Kleidung getragen hätte. Die Weichheit des Stoffes verführte seine Haut wie er plante, Lariana bald zu verführen. Denn das erwartete sie doch, oder? Natürlich musste er dafür auch ordentlich riechen und schöner denn je aussehen!
Syn verbrachte viel Zeit damit, den passenden Duft für sich zu finden. Er durchstreifte die Flakons mit Wässerchen, bis er mit einem zufrieden war. Er konnte die Aufschrift auf dem Etikett nicht vollends lesen, dazu war er in Hymlikor einfach zu wenig bewandert, aber allein die geschwungenen Lettern gefielen ihm. Venthas Sinnlichkeit, hatte er sich als seinen Duft gewählt, denn es erinnerte ihn nicht nur an eine warme Sommerbrise, sondern die liebliche Fruchtnote darin besaß ein Versprechen, dass seine Haut so gut schmecken wie duften würde. Anschließend kürzte er seine Frisur mit Schere und Kamm wie er es in Morgeria immer tat. Die länger gewordenen Zotteln fielen als silbrige Strähnen zu Boden und sclussendlich nutzte er eine bereitliegende Rasierklinge für den weichen Flaum um seinen Kiefer, als auch für seinen Hinterkopf. Dort schor er sich nicht kahl, aber die Haare auf wenige Millimeter, so dass sein Hauptschopf gekürzt und dennoch locker ein wenig über Ohren und in die Stirn fiel. Ihm sagte dieser Schnitt schon immer zu, vielleicht weil jegliche Dunkelelfen außer Yolintha ihn dafür lobten. Sie hätte Syn gern mit einer weniger 'abenteuerlustigen' Frisur gesehen, doch da die Kundschaft ihn nur umso mehr buchte, war ihm diese Wahl erlaubt geblieben.
Einer Veränderung der Haare folgte eine Neugestaltung seiner Kleidung. Der Schrank wartete wirklich mit zahlreichen Gewändern auf, aber allesamt waren sie in hellen Tönen gehalten, während die Ausstattung für alles sehr luftig blieb. Syn probierte zahlreiche Ober- und Unterteile an, prüfte sie in kombination mit Schmuck und schaute jedes Mal im Spiegel nach, ob es zu seiner natürlichen Optik passte. Er verbrachte insgesamt sicherlich Stunden in seinem persönlichen, kleinen Badezimmer.
Irgendwann aber stolzierte er eitel wie ein Pfau und mit ebenso erhobenem Haupt am Raumtrenner vorbei zurück in den Wohn- und Schlafbereich. Er duftete lieblich und sah einfach nur Atem beraubend aus. Synnover umwehte ein Hauch von Nichts. Über einer knielangen, leichten Hose aus dünner Baumwolle - zumindest glaubte er, dass es sich darum handelte - fügte sich nicht mehr an seinen Körper als hauchdünner Seidenstoff. In langen Bahnen legte sich das halb durchsichtige, weiße Gewand um Schultern und Arme, fuhr aber zentral auf Gürtelhöhe zu einem Knotenpunkt zusammen. Dort wurde er von einer sternförmigen, silbernen Schnalle gehalten, von der weiteres Geschmeide abging. Alles an Schmuck glänzten silbern, so dass es nicht nur perfekt mit Syns Haaren harmonierte, sondern auch seine Augen betonte. Das taten aber ebenso die zahllosen winzigen Schmucksteinchen, die ebenfalls in einem blassen Lindgrün schimmerten wie sein Blick. Die meisten von ihnen besaßen eine Tropfenform, hingen an Silberbändern von seiner Taille herab oder schmiegten sich ansehnlich um die Schultern, unterhalb der Bahnen luftiger Seide. Dort hielten sie nicht nur den feinen Stoff in Position, sondern legten sich wie ein kristallener Schutz um seine Schultern, nur um von dort wieder die grünen Tränen über seine Oberarme klimpern zu lassen.
Seine Unterarme zierten hingegen seidene, ebenfalls halb durchsichtige Handschuhe, die die Fingerglieder frei ließen. Er hatte sich die Nägel mit Silberlack bestrichen. Wieder schmückten Tränen seiner Seelenspiegel in Kristallform das Accessoire und selbst an den Füßen fanden sie sich. Synnover stand barfuß im Raum, doch die Knöchel umschmeichelten filigrane Silberkettchen, um den Anschein von Schuhen zu erregen. Tatsächlich aber waren sie nur Zierde. Auffällige Zierde stellte auch der silberne Sichelmond dar, den er an einer Kette um den Hals trug. Sie war so lang, dass das Schmuckstück vor seinem Solarplexus des nackten Oberkörpers baumelte. Es wusste nur bedingt von seiner eigenen, makellosen Statur und den Muskeln abzulenken. Syn war drahtig, was ihm nicht nur den Vorteil verschaffte, mit den Muskeln trainiert auszusehen, sondern ihn schlank hielt und nicht gleich zum aufgeplusterten Ochsenfrosch machte. Er wirkte schön, beinahe feminin. Es mochte vielleicht auch daran liegen, dass er nun Ohrring trug. Sie durchstachen nicht seine Haut, denn das hätte einen Affront an seine von Makeln freie Perfektion dargestellt. Mit silbernen Klemmen hielten sich die feinen Kettenglieder an seinen Ohrläppchen fest, so dass die in Silberfassungen befindlichen, wieder tränenförmigen Edelsteine blassgrün und knapp über seinen Schultern schimmerten. Als er so ausgestattet fast schon majestätisch durch den Raum schritt, ließ sich die lange Schleppe aus weiterem Seidenstoff erkennen. Sie war wie alles andere an ihm in feinem, halb durchsichtigen Weiß gehalten. Doch was hier wie ein Umhang von seinen Schultern bis auf den Boden reichte und dort im leichten Wind seines Ganges immer wieder etwas aufgewirbelt wurde, besaß aufgestickte Silbersterne, als würde ihm ein farbloser Nachthimmel oder geisterhafter Sternennebel folgen. Synnover hatte sich nicht nur optimal in Szene gesetzt, sondern gewandelt. Er war vom weißen Kaninchen zum Nebelgeist der Lindgrüntränen geworden, dabei gab sein Äußeres keinerlei Anlass zum Weinen - außer man betrachtete ihn voller Neid, weil man selbst niemals diese Schönheit erreichen würde.
Elegant und leichtfüßig schwebte er durch den Raum, drehte sich ein paar Mal, so dass der Schmuck auf seiner Haut lieblich klimperte. Dann breitete er die Arme aus, wagte einstudierte Tanzschritte und vollführte einige weitere Pirouetten. "So gefalle ich mir gleich besser", verkündete er zufrieden. "Findest du nicht auch, Z-" Er stockte. Sein Tanz endete abrupt. Dann schaute er sich um. Sie war nicht hier, ebenso wenig Razag oder Crystin, Erin oder Amos. Nicht einmal Sprotte sperrte sein vorwitziges Seefahrermaul auf. "Oh..." Richtig. Er war ganz allein hierher gekommen. Niemand würde ihm das Märchen von seiner Heimat im Himmel glauben, aber konnte Hymlia das überhaupt sein ohne jene, die er inzwischen als Freunde ins Herz geschlossen hatte? Sprotte nicht, den mochte er nach wie vor nicht! Aber etwas fehlte hier. Jemand fehlte...

Inspirationen zu Synnovers Kleidung:
Gewänder | Gewänder (Farbgebung) | Schulterschmuck | Handschuhe | Fußkettchen | Seidenschleppe
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Sonntag 9. Juni 2024, 00:02

Es war gar nicht leicht für Synnover, sich plötzlich außerhalb von Morgeria und außerhalb seiner Freunde zurechtzufinden. Es war nur logisch, dass er in ihm bekannte Verhaltensmuster zurückfiel und sich Masken aufsetzte, die jahrelang Schutz bedeutet hatten. Es war klug von ihm, sich nicht gleich von vermeintlicher Freundlichkeit einlullen zu lassen. Denn immerhin hatte er auf äußerst nachhaltige und schmerzhafte Art und Weise erfahren müssen, was es bedeutete, wenn er seine Gefühle zu offen zur Schau stellte. Dennoch blieb er nicht blind auf einem Auge. Syn beobachtete, wie er es immer getan hatte und konnte feststellen, dass Gallanva und Lariana bisher nichts an Heimtücke oder Skrupellosigkeit preisgaben. Aber Synnover wusste schließlich, was das hieß. Nämlich gar nichts! Bisher hatte noch jeder freundlich zu ihm gesehen, ihn mit Speisen gelockt und den Himmel vorgelobt, wenn er am Ende nur stramm stand und seine Möhre teilte. Nichts davon war je echt gewesen. Und hier lag es nahe, dass ebenfalls nichts echt war. Synnover blieb vorsichtig und trotzdem konnte ihn die zauberhafte Atmosphäre dieses Ortes nicht gänzlich kalt lassen. Auch der leise Hauch der Vergangenheit war nicht einfach fortzuwischen. Immer wieder ertappte sich Syn dabei, dass er an Begebenheiten mit einer gewisen Elfe dachte. Einer, die er zurückgelassen hatte, um Hymlia für sich zu haben. So war es auch keine Frage für ihn, ob er seine Sachen endgültig hergeben wollte.
Lariana musterte ihn mit einem Nicken, als er sie bat, die Kleidung nur zu waschen und schließlich wieder an ihn auszuhändigen. „Gewiss doch“, pflichtete sie seinem Wunsch bei und zeigte ihm daraufhin so vieles, was er sich in Morgeria nur durch wirklich harte und entbehrende Arbeit verdient hatte. Hier war das Zimmer, das er immer besitzen wollte. Hier war der Himmel nur ein Armausstrecken weit und selbst das Bad besaß alles, was er sich je zu erträumen gewagt hatte. Hier gab es das alles… einfach so. Wo war der Haken? Er war… allein. Zwar fehlte es an jenem Ort nicht an Wärme, trotz der eher vorherrschenden weißen Farbe überall, aber er traute sich auch nicht, seine neu erlernte Leichtigkeit einfließen zu lassen. Er wollte in das übergroße Bett springen und laut auflachen, vor Freude. Aber er durfte nicht. Er durfte sich die Blöße nicht geben. Syn war niemals frei und er würde es auch jetzt nicht sein. Er wusste, dass er dafür einen Tribut zu zahlen hatte. Und so fiel seine Freude lediglich als flüchtiger Gedanke aus und verschwand in den Tiefen seiner Seele. Trotzdem vergaß er dabei seine erlernten Formen nicht und brachte nun Lariana zum Staunen. Sie beobachtete, wie er ihre Hand emporhob und einen Kuss auf ihre Finger hauchte. Sie errötete augenblicklich und lächelte irritiert. Ich bin Euch ... dir ... zu tiefstem Dank verpflichtet und ich werde mich bedanken, sobald mein Körper und meine Optik dazu passen. Aber keine Sorge, Schöne, ich vergesse es nicht.", säuselte er formvollendet und Lariana japste etwas nach Luft. Sie fächelte sich ein wenig davon zu und blinzelte überrascht. „Ehm… eh… also…“, stammelte sie, noch immer putterrot um die Nase. Ihr dunkelblauer Blick folgte Synnover, bis er hinter dem Paravant verschwand und ihr dann einfiel, dass sie noch immer starrte, während er sich bereits entkleidete. Lariana zuckte zusammen und sah zu, dass sie verschwand. Syn aber war allein. Tatsächlich konnte er die Zeit vollkommen genießen, wurde nicht gestört und auch kein drängendes Rufen, wann er denn soweit wäre, war seitens seiner Gastfamilie zu hören. Er konnte nebenan hier und dort einige Schritte hören, doch letztendlich blieb es ruhig. Lariana hatte ja gesagt, sie würde sein Zimmer richten, während er badete. So gestattete sich Syn tatsächlich auch diesen Moment der wahren Freiheit. Er dachte über Razag nach und musste dennoch schleunigst die Gedanken auf anderes richten, da ihn ein seltsames Gefühl überkam. Letztendlich brach nun eine neue Zeit für das einst weiße Kaninchen an. Eine, in der er herausfinden musste, ob es etwas gab auf jener Welt, das ihm wichtiger war, als er selbst. Oder ob er sich nun endlich all das holte, was er all die Jahre nicht haben durfte. Es lag bei ihm.

Nachdem er sich ausgiebig in dem Zuber gewaschen hatte und schließlich auch Ventha’s Sinnlichkeit trug, suchte er sich ein Hauch von nichts aus und staffierte sich mit Perlen und feinen Kettchen aus. Syn machte seiner anerzogenen Extravaganz alle Ehre, während er sich im mannshohen Spiegel bewundern konnte. Aber das reichte nicht. Er wollte vor allem von anderen bewundert werden! Zudem wusste er ja, was man nun von ihm erwartete. Die Freiheit bekam wieder Schloss und Riegel und schließlich ließ er das Bad hinter sich. Tatsächlich hatte er sogleich den Blick auf den durchaus niedlichen Po von Lariana frei, als jene sich gerade über das Bett lehnte, um es neu zu beziehen. Sie hatte etwas Mühe mit dem Laken, doch dann schreckte sie auf, als Syn plötzlich sprach "So gefalle ich mir gleich besser! Findest du nicht auch, Z-" Sie war nicht hier, aber dafür wirbelte Lariana herum und das ebenfalls silbrige Haar umspielte seidig ihre Gesichtszüge. Ihre Augen legten sich auf Synnover und weiteten sich augenblicklich. „So gefälltst du mir auch besser…“, dann schlug sie sich die Hand vor den Mund und japste. „Oh! Verzeih mir. Wirklich, ich…“, sie starrte. Synnover hatte voll eingeschlagen und konnte mehr als zufrieden mit sich sein. Lariana’s Mund musste trocken sein, denn sie stammelte nur noch. „Du siehst… umwerfend aus… wirklich… verzeih, dass ich so… forsch bin aber…“, sie errötete gleich wieder und kicherte auf einmal. „Ich kann nicht anders!“, gestand sie nun etwas offener und ließ das Bettzeug los, das halbfertig zum Erliegen kam. Lariana richtete sich etwas auf und neigte den Kopf. Ihre Nervosität wandelte sich in ein Funkeln, das Synnover schon oft gesehen hatte. Dabei war es weniger Begierde, als Faszination und doch durfte Synnover einen kleinen Hunger erkennen, den sein Äußeres bei der Hymlianerin weckte. „Jetzt siehst du wie ein echter Hymlianer aus…“, murmelte Lariana anerkennend und zweifelsfrei, dass er auch hier geboren wurde. „Aber mit einem gewissen Extra, das nur Bodengänger haben…“, setzte sie ihr Kompliment fort und starrte noch einen Moment an seinem perfekten Körper auf und ab. Dann aber besann sich das Mädchen ihrer Aufgaben und wandte sich wieder ab. Sie kletterte erneut halb ins Bett, um endlich das Laken zu bändigen. „Weißt du schon, was du als nächstes machen willst?“, rief sie ihm zu und mühte sich weiter ab.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Donnerstag 13. Juni 2024, 16:23

Hymlia war um so vieles anders als Morgeria. Es betraf nicht nur den Kontrast in Farmen und Formen oder die Tatsache, dass Syn sich gerade in einer Stadt befand, die weit über den Wolken vor sich hin schwebte. Es lag auch an den Bewohnern, jenen wenigen, die er bisher kennen gelernt hatte. Sie waren freundlich. Natürlich war es auch in Morgeria vorgekommen, dass man ihn höflich, geradezu nett, empfing. In der Heimat von Goblins, Orks und Dunkelelfen steckte jedoch immer eine Bedingung hinter diesem Entgegenkommen. Man erwartete eine gewisse Leistung von ihm. Meistens fiel sie in horizontaler Lage aus. Nur der Clan der Reißer und später Karrish wünschten, dass er sich auch im Kampf bewies. Frauen wie Yolintha zogen eine andere Form der Schlacht vor. Eine, die das weiße Kaninchen nachhaltig geprägt hatte. Eine, in der Liebe an der Tagesordnung stand, ohne dass er sie wirklich fühlen, gar begreifen durfte. Alles, was Synnover im Leben jemals dargestellt hatte, war nicht echt gewesen. Und so nahm er auch in Hymlia an, dass sich jede noch so liebenswerte Geste, jeder freundliche Blick in seine Richtung mit einer Scharade kombinierte, an deren Ende eine Gefälligkeit stand. Es erschreckte ihn nicht. Er wusste sich zu wappnen, indem er in alte Muster verfiel. Und so rechnete er bereits damit, welche Erwartungen Gallanva und Lariana an ihn stellten, noch bevor er das ihm zur Verfügung gestellte Zimmer erreichte. Dort zeigten sich jedoch vorerst die Unterschiede zu Morgeria. Laut der Tochter des Botschafters stünde ihm all das, was er sah, zur Verfügung. Er hatte weder sein Leben in einer Arena riskieren noch sich die Haut wund scheuern müssen, um das weiträumige Zimmer mit dem mehr als großzügig gebauten Himmelbett, den gigantischen Fenstern, einer traumhaften Aussicht und sogar einem eigenen Badebereich zu erhalten. So ganz konnte der einstige Sklave es nicht glauben. Wo war der Haken an der Sache? Die Gedanken streiften durch seinen Geist, gingen angesichts des entspannenden Bades allerdings schnell verloren. Er nutzte die Zeit, um den Körper zu pflegen und seinen Geist ein wenig zu verwöhnen. Wie lange hatte er diesen Luxus nicht mehr genießen können! Vor allem die Auswahl an Kleidung erfreute sein Herz und beflügelte ihn. Er staffierte sich aus, obwohl er am Ende doch nur einen Hauch von Nichts trug. Aber die halb durchsichtigen Seidenbahnen, die vielen kleinen Accessoires und der Schmuck, der an jedem Zentimeter seines Körpers selbigen nur noch schöner darstellte, machten ihn vollkommen. Syn badete und kleidete sich in Extravaganz und als er endlich den abgeschirmten Bereich seines Zimmers verließ, wurde er mit etwas Vertrautem belohnt.
Lariana erwartete ihn zwar nicht direkt, denn sie bereitete gerade das Bett vor. Letztendlich erkannte er in ihrer Reaktion aber genau das, was das weiße Kaninchen aus Morgeria seit dem ersten Tag hatte erhaschen sollen, als Yolintha ihn auf die dunkelelfische Damenwelt losließ. Es erschreckte ihn, denn es gab ihm die Bestätigung, dass auch hier in Hymlia am Ende nichts anders war. Gleichzeitig schenkte es ihm eine Spur von Sicherheit. Endlich kannte er das Terrain. Endlich würde er sich zurechtfinden. Aus zahlreichen Masken seiner eigenen, gesellschaftlichen Persönlichkeit wählte er eine aus, von der er hoffte, Lariana damit einzufangen.
Syn lächelte mit all seinem antrainierten Charme, der selbst gekonnt zu kaschieren wusste, dass dieses Lächeln nicht seine Augen erreichte. Für Lariana genügte es vollkommen. Sie japste leicht, starrte ihn an. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr von seinem Anblick lösen und er badete zum wiederholten Mal, jetzt in ihrer Reaktion statt in einem Zuber. Es besaß den gleichen Effekt: Balsam für seine Seele und einen ordentlichen Schub für sein Selbstbewusstsein, das er zeitweise auf der Reise hinein in diese große, ihm vollkommen fremde Welt verloren glaubte. Ganz gleich wie riesig Celcia war, seine Bewohner blieben überall gleich. Das bedeutete, dass er sie lenken konnte. Denn wer, wenn nicht er, verstand das Spiel?
"Du siehst ... umwerfend aus ... wirklich ... verzeih, dass ich so ... forsch bin, aber ... Ich kann nicht anders!"
Syn schenkte ihr einen milden Augenaufschlag. Er trat näher, kam ihr sehr dicht, um seine Worte in ein sinnliches Raunen zu kleiden. "Wenn es darum geht, mich mit Komplimenten zu überhäufen, darfst du gern so forsch wie ein Reibeisen sein. Gestatte mir aber, es dir auf ähnliche Weise zu vergelten." Er schenkte ihr eine Aussicht darauf, was sie erwarten würde, als er seine Lippen scheinbar zufällig, aber von Syns Seite aus mit voller Absicht, an ihrer roten Wange entlang streichen ließ. Der Kuss konnte kaum als solcher bezeichnet werden. Es war ein Vorgeschmack, mit dem er die Sehnsucht in seinen Gegenübern zu wecken wusste. Entweder geisterten in Larianas Kopf nun Wünsche umher, die seine Lippen auf den ihren beinhalteten oder sie war schon wieder und malte sich Szenerien aus, bei denen sie sich ihm hingebungsvoll öffnete. Letztendlich würde es genau darauf hinauslaufen. so funktionierte die Welt - seine Welt - und jene, die ihm erste Ausblicke auf eine Alternative ganz nach seinem Willen gezeigt hatte, war nicht hier. Auch in Hymlia kam es nicht darauf an, was er woll-
"Weißt du schon, was du als nächstes machen willst?" Larianas Worte erreichten ihn auf eine so unschuldige Weise, weil sie jene so beiläufig von sich gab, während sie sich weiter mit dem Laken abmühte, dass sie Synnovers Innerstes zerrissen. Aus dem Konzept gebracht, wich er gar einen halben Schritt zurück. Nun war es an ihm, zu starren. Was ... Ich machen will? "Ich weiß nicht, ich hab doch noch nie getan, was ich..." Er brach ab, riss sich zusammen. Wo war seine perfektionierte Selbstbeherrschung nur hin? Hatte er sie im Laufe der Reise abgelegt und gegen etwas wie einen echten Freund eingetauscht? Gegen etwas, das sich anders anfühlte, wenn er küsste und nah war? Gegen etwas, das ihn friedlich hatte schlafen lassen, ohne oder gerade weil jemand keine Erwartungen besaß oder Bedingungen an seinen Frieden knüpfte?
Syn blinzelte. Dann war der Moment der Verwirrung vorbei. Es gehörte nicht hierher. Er durfte weder Hoffnungen haben, noch seine Masken - seinen Schutz - ablegen. Er hatte es getan, vor fast sechs Jahren und es hatte ihm das Herz zerrissen. Er durfte nicht dumm sein, nur weil Lariana ihn mit einer falschen Freundlichkeit lockte. Seltsamerweise kaufte er ihr das Gebaren nicht ab. Vielleicht weil sie so übermäßig darauf aus war, dass es ihm gut ging. Er fühlte sich geradezu bedrängt. Nicht so wie bei...
Syn straffte die Schultern und räusperte sich. Sie war nicht hier. Niemand war hier. Er war allein, wie er es immer gewesen war. Hymlia mochte vielleicht anders aussehen, letztendlich wandelte er aber auch nur erneut in einer Arena mit nicht enden wollenden Herausforderungen. Er durfte sich nicht locken, nicht verführen lassen, sonst würde er verlieren.
Jetzt wurde er aktiv. Er griff nach Larianas Unterarm, zog sie daran und vom frisch gemachten Laken herunter, bis sie vor ihm stand, das Bett im Rücken. "Wir wissen doch beide genau, was wir wollen", säuselte er ihr entgegen. "Keine Sorge, ich teile deine tiefsten Sehnsüchte. Ich werde sie dir erfüllen, jeden noch so kleinen und großen Wunsch." Er strich mit den Fingerspitzen an ihrer Haut entlang, bis sich beide Hände sanft an ihre Hüften legten. Syn kam noch dichter. "Ich will", begann er, dann übte er schon ein wenig Druck aus im Versuch, die Hymlianerin in die Horizontale zu befördern, nur um ihr zu folgen. "Dich", beendete er den Satz. "Ich will die schönsten Arien von deinen Lippen stöhnen hören, mit meinem Namen als Zentrum der Melodie. Ich will das Theaterstück sehen, dass Lust und Begierde auf der Bühne deiner Augen spielen. Lass mich mit dir auf dem Parkett hymlianischer Weichheit tanzen." OH JA, DIESES BETT IST SOOOOO WEICH! Ah, ich ... ich muss mich konzentrieren! Diese Laken! Ich möchte nur hier liegen und einschlafen! Friedlich! Das würde er, wenn es so lief wie immer. Er bekäm seine Belohnung, nachdem er gearbeitet hätte. Jetzt blieb nur offen, welche Begierden er erfüllen und welche Freuden er wecken musste. "Ich werde nichts tun, was du nicht willst", raunte er nahe an Larianas Ohr, "aber ich werde alles tun, wonach du dich sehnst ... jedes noch so tief verborgene Geheimnis dunkelster Lust will ich dir erfüllen. Hier und jetzt, ohne Ausnahme ... du Schöne."
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 13. Juni 2024, 19:32

Es musste so sein. Nie hatte er es anders gelernt und seine Freiheit war noch nicht weit fortgeschritten als dass er bereits an anderes hätte glauben können. All dieser Luxus, diese Zuwendung, die Schönheit des Raumes – das würde es nicht umsonst geben. Nicht für jemanden, wie ihn. Ob er nun in Morgeria oder Hymlia wäre. Für Synnover funktionierte die Welt auf eben jene Weise und wenn niemand bei ihm war, der ihn vor diesem Glauben bewahrte, dann konnte er nicht aus eigener Kraft daraus erwachen. Noch brauchte Syn die Anleitung friedlicher Geister, die ihm nichts wegnehmen, sondern nur geben wollten. Jener eine Geist aber war nicht hier bei ihm. Immer wieder merkte er, wie er sich darauf zu verlassen versuchte und musste in den Tiefen seiner noch immer vorhandenen Empfindungen erkennen, dass sie nicht da war. Er hatte sie nicht mitnehmen wollen, um Hymlia, seine mutmaßliche Heimat, allein zu erkunden. Dass dies auch Nachteile haben würde, bemerkte er nun am Rande des Geschehens. Nachdem sich Syn ausgiebig gewaschen und endlich wieder den Luxus von Düften und Seife auf seiner sehr beanspruchten Haut genossen hatte, staffierte er sich mit einem zarten Nichts aus, das seinem duftenden Körper mehr als schmeichelte. Es… untermalte seine Schönheit und stützte jene, brachte sie mit sanften Tönen zum Leuchten. DAS war Syn. Ob Synnover selbst auch Gefallen daran finden würde, wenn er inzwischen verinnerlicht hätte, dass er das nicht mehr brauchte? Er gefiel – zumindest einer Person auf dieser Welt – genau so, wie er hinter all der Fassade war. Aber… sie war nicht hier. Dafür aber fiel sein blassgrüner Blick auf ein recht wohlgeformtes Hinterteil. Immerhin war die Tochter des Hauses keine Schabracke und so fiel auch jemandem wie Syn diese lästige Pflicht deutlich leichter. Es war immer eine Spur härter, wenn die Damenwelt das welke Pflänzchen präsentierte. Lariana aber war schön, wie er und gleichwohl zart und liebreizend. Und sie war unschuldig, denn ihr Ausdruck in den dunklen Augen verriet einem Kenner, wie Syn so einiges. Der Hymlianer erkannte die Signale, die sie aussandte und las in ihr, wie er in einem Buch niemals lesen würde. Lariana schmeichelte ihm auch gleichzeitig und versteckte sich nicht hinter Ausflüchten. Es war immer dasselbe. Syn hatte diese Wirkung perfektioniert und Lariana schmeichelte seinem Können. Das wiederum ließ Synnover sicherer werden. Immerhin war dies der Trampelpfad, der er sich jahrelang hart erarbeitete. Hier wusste er sich zu bewegen. Und so war es ihm bereits in Fleisch und Blut übergegangen, die zarte Blume mit einer scheinbar flüchtigen Geste zu reizen.
Lariana wandte sich in seinem Griff um und hielt gar den Atem an. Ihre Wangen blieben leicht gefärbt, während er alles gab, um sie zu becircen. "Wenn es darum geht, mich mit Komplimenten zu überhäufen, darfst du gern so forsch wie ein Reibeisen sein. Gestatte mir aber, es dir auf ähnliche Weise zu vergelten." Ein Schauer durchfuhr das Mädchen, als sich seine Lippen zart, wie ein Blütenkuss auf ihrer Wange verewigte. Es war Genugtuung, die Syn empfinden könnte, ob ihrer Reaktion. Er hatte es nie verlernt. Er konnte es noch. Auf seiner bisherigen Reise war ihm der Erfolg einzig bei Yasmina vergönnt gewesen, doch ansonsten…? Erin hatte eher ihn erobert und Crystin war tabu gewesen. Dafür hatte er bei Zarrah liegen dürfen, ohne je etwas Vergleichbares tun zu müssen. Das dunkle Blau wandte sich wieder der Arbeit zu, was Syn aus seinen Gedanken zu holen wusste. Ihre Frage aber war es, die ihn stutzen ließ. Lariana wollte wissen, was ER tun wollte. "Ich weiß nicht, ich hab doch noch nie getan, was ich..." Einen Moment strauchelte er, ob dieser unschuldigen Frage und dann fand er zurück. Er holte ihre Aufmerksamkeit zurück, um sich abermals in der feinen Röte zu sonnen. "Wir wissen doch beide genau, was wir wollen", wurde er wieder lasziv. Lariana schluckte. „J-Ja?“, hakte sie etwas überrumpelt nach. "Keine Sorge, ich teile deine tiefsten Sehnsüchte. Ich werde sie dir erfüllen, jeden noch so kleinen und großen Wunsch." Das dunkle Blau hob sich ein Stück und verankerte sich in seinem zarten Grün. „Syn…“, flüsterte sie mit trockener Kehle. Ihr Herz klopfte, das konnte er an ihrem schlanken Hals erkennen. „Ich… ich schätze du…“, sie schluckte, leckte über ihre Lippen. Oh ja, ihr Körper begann auf ihn zu reagieren. Jetzt musste er nur noch den Verstand überzeugen, der noch etwas haderte. Syn aber wusste, welche Knöpfe er zu drücken hatte. Er war ein Meister darin, zu verführen. Und er las schnell in seinen ‚Opfern‘. Er wusste instinktiv die richtigen Worte zu wählen, die richtigen Signale zu senden. Nur mit sanftem Druck ließ sich der schlanke Körper rücklings in das immens weiche Bett drücken. Lariana aber starrte ihn weiterhin etwas perplex an. Sie wusste nicht, wie ihr geschah. Aber sie war eine Beute im Netz des Verführers.

"Ich will dich“, raunte er und sie zitterte unter der Anspannung, die er in ihr auslöste. Lariana’s Dekolleté hob sich bebend. „Mich?“, sie leckte sich abermals über die Lippen. „Wie… wieso?“, fragte sie rauchig und suchte in seinem Gesicht nach einer plausiblen Antwort. Ihr Verstand war nicht darauf ausgelegt gewesen, mit ihm zu schlafen. Das konnte Syn erkennen. Vielleicht ahnte er, dass sie daran nicht gedacht hatte – trotz ihres Kompliments. "Ich will die schönsten Arien von deinen Lippen stöhnen hören, mit meinem Namen als Zentrum der Melodie. Ich will das Theaterstück sehen, dass Lust und Begierde auf der Bühne deiner Augen spielen. Lass mich mit dir auf dem Parkett hymlianischer Weichheit tanzen." Die Schönheit unter ihm japste erneut. Ihre Hände fanden Halt an seiner Brust, ehe sie ihr Becken etwas in seine Richtung hob. „Wundervoll…“, flüsterte sie ergriffen, ob seiner blumigen Worte. „Du bist ein Poet“, flüsterte sie und ihr Widerstand bröckelte. Lariana lächelte lieblich und ihre Handfläche der rechten Hand glitt über seine Schulter, hinterließ ein leises Klimpern, ob der zahlreichen Ketten und fand schließlich seine Wange. Sie strich darüber – zärtlich, behutsam, als wäre er ein Kunstwerk, das sie nicht zerstören wollte. "Ich werde nichts tun, was du nicht willst. Aber ich werde alles tun, wonach du dich sehnst ... jedes noch so tief verborgene Geheimnis dunkelster Lust will ich dir erfüllen. Hier und jetzt, ohne Ausnahme ... du Schöne." Die ‚Schöne‘ schloss die Augen und lehnte ihren Kopf zurück. Sie seufzte und verhinderte die Lautstärke mit ihrem gekrümmten Zeigefinger der linken Hand, auf den sie Biss. „Wie kannst du das nur wissen..“, flüsterte sie beeindruckt und öffnete ihre Augen wieder. Sie stützte sich etwas auf ihre Unterarme und verringerte so den Abstand zu seinem Gesicht. Nun war sie es, die ein wenig Initiative übernahm. Lariana strich ihm über die gepflegten Lippen. „Du bist rätselhaft, Syn…“, flüsterte sie und lächelte. „Poetisch und rätselhaft… Und ich kann nicht leugnen, dass du eine Lust in mir entfachst, die ich… die ich bisher nicht kannte. Ich…“, sie biss sich auf die Unterlippe, „Ich will es endlich erleben, doch nie hat ein Mann das geschafft, was du… schaffst. Und ich kenne dich gar nicht.“, gestand sie ihm und offenbarte, wie Recht Syn doch hatte. Jede Frau wollte ihn zwischen ihren Beinen. Lariana aber schien bisher noch nie in den Genuss gekommen zu sein. „Ich… will das, will dich auf mir, in mir und… deine Hände überall an mir. Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber du… du weckst das in mir. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du das wirklich willst? Du…“, sie strich über seine Brust und über seine Ketten. Sie seufzte erregt. Er löste in ihr tatsächlich die Leidenschaft aus, die er beabsichtigte. Aber sie versuchte dennoch standhaft zu sein. „Aber vielleicht sollten wir uns einander erstmal besser kennenlernen?“, fragte sie daraufhin und sank zurück in die Weichheit der Laken. Lariana sprang auf sein Können an. Aber offenbar hegte sie diesen Gedanken gar nicht, den Syn glaubte in allen Menschen zu finden. Er wirkte auf sie und sie wollte ihn dennoch kennenlernen? War das eine neue List? Ein Test? Oder erkannte Synnover vielleicht, dass nicht zwangsweise alles so lief, wie in Morgeria? Gewiss war… legte er es darauf an, würde Lariana heute noch unter ihm seinen Namen stöhnen.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Samstag 15. Juni 2024, 21:46

So fremd ihm Lariana auch war, Syn bewegte sich auf vertrautem Terrain. Er wusste sie zu lesen. Jede noch so kleine Regung ihres Körpers präsentierte sich quasi wie das Paar geöffneter Beine, das am Ende seines Spieles auf ihn warten würde. Glücklicherweise war Gallanvas Tochter unberührt, jedenfalls sprachen sämtliche Anzeichen dafür. Syn hatte schon einige ihrer Art zur Frau gemacht, denn auch dafür musste er herhalten: Das erste Mal möglichst sanft einleiten und ihnen die Furcht nehmen, damit sie beim vermeintlich ersten Zusammenkommen mit einem versprochenen Gatten die Hochzeitsnacht nicht durch schmerzhafte Laute, Wimmern oder eine ängstliche Flucht ruinierten. Syn wusste, dass sogar Dunkelelfen es nicht immer leicht hatten. Es betraf zumindest du Frauen adliger Häuser. Zarrah ... die ihre Eltern getötet hat... Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf und schwand so schnell wieder wie Lariana die Röte in die Wangen stieg. Nie zuvor war es passiert, dass er während der Ausübung seiner Pflichten an eine andere dachte, Yolintha einmal ausgenommen. Sie schwebte stets wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf, all die Jahre lang. Manchmal hatte er in ihrem Auftrag sogar Gifte im Essen oder im Wein verteilen müssen. Es waren Dinge, die er genauso anging wie das Verführen fremder Frauen: emotionslos. Dabei legte er so viel Gefühl in jede zarte Berührung, jedes Säuseln und jeden Augenaufschlag, der aktuell nur für Lariana bestimmt war. Aber all das war falsch. Syn trug eine Maske von meisterhafter Machart und er hatte nur Zarrah gestattet, dahinter zu schauen. Aber sie war nicht hier. Sie konnte ihn weder aufhalten, noch daran erinnern, dass er frei war zu entscheiden, ob er so weit gehen wollte wie jetzt. Sie hätte ihn sicherlich auch darauf angesprochen, dass außerhalb von Morgeria nicht jede noch so freundliche Geste mit einer körperlichen Gefälligkeit seinerseits enden musste. Aber die jüngste Nachtklinge hatte verpasst, ihm dieses Wissen so intensiv auf den Weg zu geben, dass es jetzt an die Oberfläche getreten wäre. Man konnte es ihr nicht vorwerfen. Sie hatte lange nicht so viel Zeit besessen, um Syn von seinen Ketten zu lösen, die Yolintha und Karrish ihm sechs Jahre lang auferlegt hatten. Sechs lange Jahre, in denen sein Geist auf eine ganz andere Weise gebrochen worden war als bei üblichen Sklaven. Denn Syn ahnte nichts. Für ihn war es eine Offenbarung gewesen, plötzlich in diesem großen Anwesen leben zu dürfen. Für ihn bedeutete es Glück, mit feinen Kleidern ausgestattet zu werden, während man ihn von einer Feierlichkeit zur nächsten und somit auch von einem Bett in das nächste schleppte. Er hatte kostbarste Speisen und lieblichste Weine genießen dürfen. Er hatte all das bekommen, was ihm zuvor vierzehn Jahre lang nicht einmal als Sehnsucht offenbart worden war, denn im Clan der Reißer hatte er solche Möglichkeiten überhaupt nicht gekannt. Da war es Luxus gewesen, wenn an einem seiner zugeworfenen Knochen noch etwas Fleisch hing oder wenn er nur Prügel kassiert als wieder eine Nacht im engen Schrank verbringen zu müssen. Natürlich fiel es mit diesem Hintergrund schwer, überhaupt erst einmal zu erkennen, dass man ihn benutzte und dass jegliche Pflicht seinerseits Missbrauch war. Bei von Rauschkräutern Abhängigen erwartete man schließlich auch nicht, dass sie sich binnen weniger Wochen gänzlich von ihren Drogen lossagen könnten. Nicht, wenn sie es allein schaffen mussten. Syn war allein und so verfiel er in alte Muster, folgte den Schemata, die man ihm antrainiert hatte. Er war von ihnen abhängig wie andere von der Flasche, denn sie sicherten ihm das Überleben. Außerdem funktionierte es, sogar hier in Hymlia. Lariana war vollkommen hin und weg von diesem mutmaßlichen Volksgenossen mit dem Hauch Bodengänger, der sie offensichtlich reizte.
"Syn..." Der Angesprochene leckte sich die Lippen. Beinahe wäre ihm eine Korrektur herausgerutscht, denn sein richtiger - vollständiger - Name klang um so vieles schöner. Ihn wollte er noch einmal hören, doch er stellte fest, dass Larianas Lippen dafür nicht die richtigen wären. So süß sie sich auch formten, würde sein Name mit dem Klang ihrer Stimme niemals ähnliche Gefühle in ihm wachrufen wie bei...
Ein sanftes Klimpern wie von Kristall lockte ihn aus seinen Gedanken. Larianas Hand berührte ihn. Sie wanderte von seiner Brust über die Schulter und erreichte schließlich sein Gesicht. Mit zärtlicher Neugier erkundeten ihre Fingerspitzen seine Züge und Syn ließ sie gewähren. Er lächelte ihr entgegen, setzte einen warmen Schlafzimmerblick auf, voller Sehnsucht nach mehr. Es war eine der letzten Masken, die er aus seiner Mottenkiste zu ziehen hatte, ehe der eigene Körper aktiv werden müsste. Innerlich wappnete Syn sich für zahlreiche Küsse, Berührungen, Zärtlichkeiten und letztendlich Leidenschaft. Er kannte das Muster, brauchte ihm nur zu folgen. Seine imaginäre Liste wartete darauf, dass er die Punkte der Reihe nach abhakte. Für ihn hatte all das hier nichts mit Gefühlen zu tun, von Zuneigung oder gar Liebe brauchte man gar nicht erst sprechen. Er kannte all das nicht, obgleich er es zu spielen wusste. Perfekt sogar, denn Lariana verfiel ihm weitaus schneller als so manch erfahrene Dunkelelfe. Es war fast schon zu einfach.
Lariana schloss die Augen, ließ sich auf die weichen Laken sinken, für die Synnover größere Sehnsucht verspürte als mit ihr zusammenzukommen. Auch er wollte die Weichheit hymlianischer Bettwäsche genießen. Er wollte einschlafen und den Frieden verspüren, den nur seine Träume ihm gewähren konnten, vor allem, wenn sie sich nicht zeigten. Er leckte sich die Lippen, konnte es kaum erwarten, nach getaner Arbeit zu ruhen. Aber soweit war er noch nicht. Lariana leider auch nicht. Überraschenderweise gab sie sich ihm nicht sofort hin. Sie öffnete die Augen wieder, stützte sich auf die Unterarme ab. Als sie seinem Gesicht nahe kam, hätte Syn sie beinahe geküsst, doch ihre Finger waren schneller. Sanft strich sie seine Lippen entlang und wieder wartete er geduldig. Sie wollte es, sie wollte ihn. Vermutlich rührte das Zögern nur von ihrer Unerfahrenheit. Oh, wie er sich doch irren konnte!
"Ich ... will das, will dich auf mir, in mir und ... deine Hände überall an mir." Noch während sie sprach, ließ Syn seine Finger schon an ihrer Hüfte entlang wandern, langsam und beim kleinsten Anzeichen von Unsicherheit ihrerseits zog er sie zurück. Aber Lariana wirkte nicht so scheu wie andere Jungfrauen, die unter ihm gelegen hatten. Er erreichte sogar ihre Brüste und umschloss die weichen Rundungen mit seiner Hand. Kundig knetete er, um Lariana wortlos dazu zu überreden, das Gespräch einzustellen und sich wichtigeren Dingen zu widmen. Denn so war es Routine, zumindest für ihn.
"Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber du ... du weckst das in mir. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du das wirklich willst? Du..."
"Natürlich will ich", erwiderte er. Seine Antwort kam schnell. Er musste nicht darüber nachdenken, denn mechanisch einstudierte Erwiderungen brauchten seinen Verstand nicht. Ihm war eingebläut worden, dass er genau das wollte, was man von ihm erwartete. Alternativen existierten nicht, wenn er weiterleben wollte. Wenn er dieses bessere Leben genießen wollte, fernab von Unrat, Schmutz, Krankheiten, Schlägen und ... Einsamkeit, die er mit Schmuck, Duftwässerchen, schönen Kleidern, kokettierten Gesprächen, Sex und vor allem ruhigen Abenden bei Schachspiel, Büchern, einem schweigenden Karrish und Wein überdecken konnte. Natürlich wollte er das! Er wollte die negativen Seiten des Lebens nicht, wollte die Einsamkeit nicht fühlen. Jeder sehnte sich doch nach Geborgenheit. Was kümmerte es ihn, bei wem er sie erhielt und wie echt sie war? Er gab sich sogar mit den Lügenbildern zufrieden, denn sie waren alles, was er kriegen konnte.
Und dann kam Lariana, um ihn aus seinem vorbereiteten Konstrukt der Falschheit zu reißen. "Aber vielleicht sollten wir uns einander erstmal besser kennenlernen?"
Ihre Worte schnitten wie ein heißes Messer in sein Fleisch, dass er jegliche Berührungen unterbrach, sich gar etwas zurückzog und sie anstarrte. Da hockte das Kaninchen gebannt vor der Schlange, nur dass Lariana in keinster Weise mit dem Reptil vergleichbar war. Er glotzte sie verständnislos an. Erst als die Stille zwischen ihnen fast schon unangenehm wurde, brachte er eine Antwort hervor. Seine Kehle fühlte sich dabei kratzig an, so dass es eher heiser über die eigenen Lippen kam, aber viel hatte er ohnehin nicht zu sagen. "Wozu?", fragte er und meinte es so viel aufrichtiger als alle poetisch gehauchten Worte von davor. Er verstand nicht. Niemand wollte ihn ... kennen lernen. Nicht einmal Zarrah hatte das erbeten, aber sie kannte ihn vermutlich bereits besser als er sich selbst. Was sie gewollt hatte, war mehr gewesen als er ihr hätte bieten können. Sie wollte seine Nähe, seine Zuneigung und vielleicht gar seine Liebe - nichts davon hatte er zu verteilen. Nichts davon war ihm vertraut. Doch auch Lariana weckte bei ihm Unbekanntes. Er verstand nicht und das bereitete ihm Unbehagen. Denn es passte nicht in das Schema, dem er so vertrauensvoll hatte folgen können.
Syn rutschte zurück. Erst von ihr herunter, dann aus dem Bett. Die Sehnsucht nach den Laken war wie weggeblasen. Fast schon hektisch schaute er sich nach allen Seiten um. Das Kaninchen suchte nach einem Fluchtweg aus einer Situation, mit der er in keinster Weise umzugehen wusste. "Ich muss kurz austreten", murmelte er, klang kein bisschen selbstsicher mehr, sondern eher verwirrt. Orientierungslos wanderte er gen Tür, nur um die letzten Schritte in leichtem Spring zu nehmen. Noch ehe die Tür wieder zufliegen konnte, war er heraus und um die Ecke. Weit kam er nicht. Er blieb einfach neben dem Zugang zu seinem Zimmer stehen, lehnte sich dort mit dem Rücken an die Wand und legte den Kopf in den Nacken. Syn starrte zur Decke empor, deren Weiß ein wenig durchzogen war von blassblauen und zartrosa Nuancen. Es ließ ganz Hymlia wärmer wirken und alles andere als steril. Er atmete tief durch. Dann aber spürte er ein Brennen in seinen Augenwinkeln. Jetzt, allein und mit dieser Verschnaufpause, rang die Erkenntnis sich einen Weg an die Oberfläche, was er beinahe erneut seinem Körper, seiner Seele und sich selbst angetan hätte. Etwas, das er nicht mehr tun musste, weil er frei war.
Syn schluchzte auf, wirbelte herum, dass seine Stirn am kühlen Gestein hinter sich zum Liegen kam. Er verbarg das Gesicht in den Händen, während seine Schultern bebten. Er erlaubte sich nicht, hörbar zu weinen. Auch das hatte er im Laufe seines Lebens gelernt. Man hatte still zu leiden und sich zusammenzureißen, wenn die Herrschaften zugegen waren. Für die Zuschaustellung der eigenen Gefühle wurde man ohnehin nur ausgelacht, dass die Seele in Tausend Splitter zerbrach. Und obwohl er all das inzwischen aufgezeigt bekommen hatte, obwohl er die Wahrheit, sowie die Freiheit von Zarrah erhalten hatte...
"Ich hab's schon wieder getan", erinnerte er sich und fühlte nichts als Scham. "Warum? Warum bin ich so?!" Langsam sank er an der Wand herab in die Hocke, lehnte mit der Stirn weiter am Stein und wagte nicht, die Welt um sich herum anzuschauen. Eine Welt, die vielleicht ganz anders als Morgeria sein konnte, aber er konnte es nicht. Nur weil er frei war, änderten sich Dinge nicht. Er änderte sich nicht. Dabei sah er nicht, dass er sich mitten in eben jenem Wandlungsprozess befand und dass Veränderung neben Zeit und Geduld auch viel Kraft brauchte, weil der Weg zum Ziel selten leicht war.
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