Aufbruch nach Westen

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Rascall » Mittwoch 6. Dezember 2006, 23:50

Rascall kämpfte mit seinen Ängsten, mit Zweifeln, Sehnsüchten und dem Wunsch, all diesen schrecklichen Gedanken zu entkommen. Da hörte er plötzlich ein beinahe wehklagendes Fiepen. Es drängte sich durch sein Unterbewusstsein nach oben, bis er erkannte, dass es keine Angst, kein Furchtgedanke war, sondern Realität.

Mit aller Kraft stieß Rascall den Boten von sich, unterbrach die Verbindung von dessen und seiner eigenen Stirn und löste somit den schattenhaften Furchtzauber, den er über sie beide gelegt hatte.

<b>Dieses Fiepen ... klingt nach einer Ratte!</b>

"Ron!", rief er, besorgt um den Jungen, der irgendwo lag und anscheinend große Angst oder Schmerzen hatte.
Rascall schnappte nach einem brennenden Holzspan und stakste durch das hohe Gras, auf der Suche nach dem Rattenjungen. Beinahe wäre er über ihn gestolpert.
Sofort ging Rascall in die Knie und legte Ron fürsorglich die Hand auf die Schulter. "Alles in Ordnung?", fragte er.

<b>Hatte ich meine Magie nicht unter Kontrolle? Warum hat der Junge so verängstigt gefiept? Ist mein Furchtzauber auch auf ihn übergegangen? Aber ich habe ihn nicht berührt, er wirkt nur, wenn ich das Opfer berühre.</b>

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Rascall » Freitag 8. Dezember 2006, 00:38

Rascall spürte den Rattenjungen unter seiner Hand zittern. Er wusste nicht ganz, was passiert war, konnte sich nur zusammen reimen, warum Ron solche Angst hatte.

<b>Reiter? Fell abziehen? Er muss einen Albtraum gehabt haben.</b>

Rascall erkannte im Schein der Fackel nur vage die Konturen des Jungen. Er sah Rattenschnauze, die unter seinem Schniefen und Bibbern zuckte, ebenso seine Schultern. Aber Ron weinte nicht. Dennoch brach es Rascall fast das Herz. Er konnte niemanden sehen, der solche Furcht hatte und sich mit nichts als Hilflosigkeit und Zittern zu wehren wusste. Schon während seiner Zeit als Sklave auf Sarma hatte er denen geholfen, die schwächer waren als er. Und dabei hatte er nie die Hoffnung verloren, dass auch diese Armen und Schwachen eines Tages hell wie ein Stern am Nachthimmel erstrahlen dürften.

Penibel darauf achtend, dass das Feuer nicht das umliegende Gras entzünden würde, rammte Rascall die Fackel fest in den Erdboden, um beide Hände frei zu haben.
Dann packte er Ron an der Schulter – vielleicht ein wenig zu grob, denn Rascall war sich seiner Stärke nicht immer bewusst – und zog den Rattenjungen an sich heran. Er hielt ihn an sich gedrückt wie eine Mutter ihr Kind und redete behutsam auf ihn ein, auch wenn seine Stimme wie immer recht rau klang.

"Es ist alles gut, Junge. Du hast geträumt. Hier sind keine Reiter. Beruhige dich."

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Rascall » Sonntag 10. Dezember 2006, 09:56

Rascall war ein wenig überrascht, dass sich Ron so fest an ihn klammerte. Selten waren die Hilflosen dazu bereit und schenkten ihm so viel Vertrauen. Er erinnerte sich an ein ausgehungertes Kind in Sarma, das vor ihm geflohen war, als er dem Kind ein Stück Brot geben wollte. Aber Ron rannte nicht fort, vielleicht, weil er ein Rattenjunge war. Jedenfalls war Rascall froh, dass er ihm beistehen konnte. Aber seiner Frage beantworten, stellte sich selbst für den zerzaust aussehenden Mann als schwierig heraus.

Er räusperte sich. "Ich weiß nicht, warum dein Kopf dir solche Dinge antut. Manchmal spielen die Gedanken einfach verrückt und erschaffen Angstwelten, die es im realen Leben nicht in dieser Intensität gibt. Im Traum erscheint uns vieles oft als weitaus schlimmer. Vielleicht, weil wir allein sind. Aber du brauchst keine Angst haben, dein Bruder und ich sind da. Wir helfen dir."

Rascall tätschelte den Rattenkopf ohne zu zögern. Das hätten sicher nicht viele getan. Ihm aber war es egal, er mochte den Jungen und wollte ihm Mut zusprechen. "Jetzt schlüpf wieder in deine Verkleidung, der Bote ist wach. Wir wollen doch nicht, dass er dich erkennt." Aus den Augenwinkeln warf Rascall einen flüchtigen Blick zum Feuer.

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von fremder Mann » Sonntag 10. Dezember 2006, 19:44

Der Bote saß noch selbst etwas geschwächte auf dem Boden rappelte sich jedoch auf.

<b>Was war das? Was hat er mit mir getan? War dies Magie? Ich denke schon, was sonst könnte es gewesen sein, doch ich darf mich nicht verunsichern lassen</b>

Langsam stand er auf und blickte sich um, er sah wie der angblich alte Mann an Rascall klammerte. Doch irgendwas war seltsam diese Konturen, es war kein Mensch, wie es der Bote schon mal vermütete dch nciht aussprach, weder mit dem Mund noch in Gedanken. Ohne weiter es zu beachten, packte er seine Decke ein und verstaute sie wieder in der Tasche des Sattels. Er blickte sie nochmals an, der kleine Junge schien noch zu schlafen.

Er schwang sich auf sein Pferd un ritt auf Rascall zu ohne jedoch den Rattenjungen zu beachten. "Siehst du dass hast du nun von deinen Spielchen, anstatt mir zu schaden, schadest du anderen. Wie erbärmlich! Ja ich weis das du Magie beherrscht, doch mich schüchtert dies keineswegs ein!"

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Rascall » Sonntag 10. Dezember 2006, 22:13

Rascall hatte nicht aufgepasst. Der Bote war auf sein Pferd gestiegen und hatte zu ihm und Ron heranreiten können, ohne dass es ihm aufgefallen war. Aber Rascall schoss nur ein einziger Gedanke durch den Kopf.

<b>Wieviel hat er von Ron gesehen?</b>

Eng drückte er den Rattenjungen an sich, versuchte, seine Erscheinung mit seinem eigenen Körper weitgehendst zu verbergen, denn Ron hatte im Schlaf einen Großteil seiner Verkleidung eingebüßt. Zugleich lächelte Rascall bitter.

Zum Boten sprach er ohne sich zu ihm umzudrehen. "Ja. Es war wohl ein Fehler. Jetzt muss ich die Folgen tragen, wie es aussieht." Für einen Moment schwieg er, dann: "Aber Ron und Bran können nichts für meine Einfältigkeit. Zeigt ihnen den Weg zu ihrem Ziel. Sie suchen ein Kloster, soviel weiß ich. Wenn Ihr einen Weg kennt, so gebt ihn den beiden preis. Sie sollen meinen Braunen haben, damit sie mit Euch schneller mithalten können."

Rascall erhob sich, blieb aber zwischen Ron und dem Boten stehen, in der Hoffnung, dass der eine den anderen nicht als Ratte erkennen würde. "Ich trage die Verantwortung für meine Taten und versuche, auf eigene Faust den Weg nach Dessaria zu finden. Irgendwo wird es mich schon hinführen."
Er klopfte Ron auf die Schulter und lächelte ihn beinahe mild an.

<b>Trennen sich unsere Wege nun also so früh? Schade, ich hab die beiden lieb gewonnen. Zwei nette Jungen.</b>

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 13. Dezember 2006, 12:19

Der Bote musste schmunzeln und betrachtete Ron, welcher sich zusammenkauerte.

<b>Was ist mit ihm? Hat er etwa Angst, alles nur wegen diesem zerfetzten Mann. Er sollte sich schämen andere mithineinzuziehen</b>

"Ich soll ihnen plötzlich den Weg zeigen!" sprach er mit tiefer Stimme "DAs hätten sie schon vorher tun können, sie hätten mich auch beten können sie zu begleiten, doch das taten sie nicht, stattdessen verfolgen sie mich wie kleine Diebe!" sprach er etwas erzürndt, doch er hatte recht.

"Und zu dir, zu Fuß wirst du wohl ewig nach Dessaria brauchen, sicherlich 2 Wochen! Mit einem schnellen Pferd verkürzt sich der weg fast um die Hälfte, doch es ist deine Entscheidung. Das KLoster was die beiden suchen ist nicht weit weg von der Stadt. Es liegt im Wald Arus im Hohen Norden des westlichen Celcias!"

Kurzezeit hielt er inne, doch fuhr dann abermals frt "Also entscheidet euch, entweder packt ihr eure Sachen und kommt mit mir, oder ihr reist alleine weiter. Ich werde jedenfalls jetzt aufbrechen, also überlegt nicht zu lange!"

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Rascall » Mittwoch 13. Dezember 2006, 19:29

<b>Da verstehe jemand diesen Kerl, aber was soll's. Hauptsache, wir kommen zu diesem Kloster und nach Dessaria.</b>

Rascall ging nicht weiter auf die Worte des Boten ein. Er war froh, dass seine Taten es nicht noch schlimmer gemacht hatten. Er hätte sich nicht verzeihen können, wäre Ron und Bran wegen ihm die Möglichkeit genommen, ihr Ziel zu erreichen. Jetzt wollte er nur noch mit allen Mitteln, dass sie dies wenigstens schaffen würden. Dessaria konnte er immer noch suchen, auch ohne den Boten. Wenn dieser aber bereit war, ihn dennoch hinzuführen, so würde sich Rascall nicht mehr beschweren.

Er merkte sich nur die Worte des Boten. <b>Zu Fuß sind es zwei Wochen in diese Bergstadt. Das ist doch schon einmal eine nützliche Information. Und das Kloster liegt im Norden des westlichen Celcias? Na bitte, der Mann kann ja doch zu etwas nütze sein!</b>

Dem Boten war allerdings auch seine Ungeduld ob der ungemütlichen Weckaktion Rascalls anzumerken. Er wollte weiter und er würde nicht unbedingt lange auf die anderen warten.

"Bran! Wach auf! Wir reisen weiter!", rief Rascall zum Lagerfeuer. "Wenn du willst, kannst du wieder mit auf meinen Braunen."
Ron klopfte er freundlich auf die Schulter, auch wenn es ein wenig grob war. Rascall konnte seine Stärke manchmal nicht einschätzen. "Komm auf die Beine", sagte er aufmunternd. "Es ist alles in Ordnung und wir sollten die Gelegenheit wahrnehmen, einen Führer zu beanspruchen, der den Weg kennt."

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Rascall » Sonntag 17. Dezember 2006, 00:55

Rascall war überrascht von Brans scheinbar kleinem Wutausbruch. Ihm gegenüber hatte sich der Junge bisher eher ruhig und zurückhaltend benommen, wenn auf freundlich. Was er dem Boten eben an Ausführungen an den Kopf warf, erstaunte ihn.

<b>Offenbar reisten er und Ron nicht weiter mit ihm, weil er die Knaben für einfache Diebe und Taugenichtse hält. Interessant. Menschen Dessarias sind ziemlich rau, wenn das mal gut geht, sobald ich die Stadt erreiche.</b>

Als Bran ihn dann noch fragte, ob es dringend nötig wäre, mit dem Boten zu reisen, verstand er. Diese beiden Jungen waren dem Dessarier nicht grundlos in einigem Abstand gefolgt wie es schien. Bran mochte ihn eindeutig nicht und Rascall konnte dafür einiges an Verständnis aufbringen. Außerdem schaute der Junge immer wieder zu seinem Bruder. Rascall vermutete, dass er sich sorgte, dessen Tarnung könnte auffliegen, was ja eben beinahe passiert war.

Da Ron noch still am Boden kauerte, kümmerte sich Rascall zunächst um Bran. "Du willst wirklich nicht mit ihm reisen, aber meine Erscheinung stört dich nicht. Danke, dass du so viel Vertrauen in einen alten Kauz wie mich hast." Er grinste freundlich. "Der Bote hat uns eine Information gegeben. Das Kloster ist im nördlichen Teil von West-Celcia und Dessaria scheint nicht weit davon entfernt. Wir finden den Weg vielleicht tatsächlich allein. Außerdem wären wir für diesen Mann dann keine große Last mehr, wo er uns doch eher als Klotz am Bein ansieht."

An den Boten gerichtet meinte Rascall: "Ihr könnt allein weiterziehen, wir fallen Euch nicht länger zur Last. Wenn Ihr jedoch wollt, könnt Ihr in Dessaria schon einmal bekannt machen, dass ich bald dort auftauchen werde. Ihr wisst ja nun, wie ich reagiere, wenn man mir Auskunft verweigert." Mit einem spitzbübischen und dreckigem Lachen verabschiedete sich Rascall von dem Boten. Sie würden es sicher auch alleine schaffen, außerdem hatten sie noch das Pferd. Der Braune würde die Reise angenehmer gestalten, denn die Jungen konnten sich abwechseln auf seinem Rücken ausruhen. Ein Vorankommen war dadurch gewährleistet.

"Ron, was ist los?", fragte Rascall, als er zu dem Rattenjungen hinabschaute, der ein kleines Objekt in seinen feingliedrigen Fingern hielt und strahlte wie ein Sklave, dem man die Freiheit schenkte.

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von fremder Mann » Montag 18. Dezember 2006, 12:56

Der Bote schüttelte den Kopf. "Wie ihr meint, macht euch Mühen und lässt dann einfach alles fallen, wie schwach. Und dir sag ich eines, wenn du dich in Dessaria genau so aufführst wie hier, wirst du dort kein schönes Leben haben, dass sage ich dir gleich. Nun dann viel Spaß bei eurer Reise, ihr werdet wohl Ewigkeiten brauchen!"


Der Bote grinste, wendete sein Pferd, welches kurz aufwieherte und ritt dann einfach weiter nach Westen. Im Interessierten die drei nciht mehr, sie hatten ihre Chance und wer nicht will der hatte bekanntlich schon. Der Bote wusste den Weg genau und würde wohl in spätestens einer Woche in Dessaria ankommen, doch wie lange würde wohl die Drei brauchen, was für Gefahren würden wohl noch auf sie lauern?

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Rascall » Dienstag 19. Dezember 2006, 17:46

Rascalls Miene zeigte Erstaunen. Um den fortgerittenen Boten kümmerte er sich nicht mehr, aber was hatten die beiden Jungen denn da? Warum strahlten ihre Gesichter, als seien sie soeben zu Königen gekrönt worden?

"He, was ist denn mit euch beiden los? Was hat euch so die Sprache verschlagen?", lachte er und trat zu Bran, der soeben einen kleinen Beutel aufgefangen hatte. Rons Augen waren ebenfalls auf den Beutel fixiert, wenn sein Blick auch träumerisch schien und er mit den Gedanken in weite Fernen rückte. Zumindest vermutete Rascall das.
Er ließ sich auf ein Knie nieder und stützte sich mit dem Arm darauf. In diesem Moment gab Bran das Geheimnis um den kleinen Beutel mit vollkommen perpelxer Haltung preis.

<b>Ron hat Gold gefunden? 25 Münzen? Wahrlich ein kleiner Schatz, das kann man sagen.</b>

Rascall wandte sich zu Ron um. "Du hast den Beutel gefunden, sagst du?" Er zwinkerte. Rascall glaubte, dass Ron es auf irgendeine Weise fertig gebracht haben musste, dem Boten diese Münzen zu entwenden. Er konnte sich zwar nicht erklären, wie und wann der Rattenjunge das geschafft hatte, aber das Gold war da oder nicht? Jedenfalls störte es Rascall nicht groß, wenn sich die Burschen auf hinterlistige Art bedienten. Es war zwar nicht Rechtens, aber einmal konnte man ein Auge zu drücken. Vor allem bei zwei heimatlosen kleinen Jungen. Dennoch nahm sich Rascall vor, mit den beiden demnächst über das Stehlen zu sprechen. Eine dauerhafte Angewohnheit sollte dies nicht werden.

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Rascall » Dienstag 19. Dezember 2006, 21:20

Rascall grinste und half Ron endlich dabei, aufzustehen. Dann ging er zu seinem Braunen und holte sich etwas von seinem Proviant aus dem Rucksack. Er freute sich für die Jungen.

<b>Vermutlich haben sie nie zuvor so viel Geld besessen. Nun, wenn der Matrose in Andunie nicht gewesen wäre, hätte ich auch niemals den Beutel mit den 100 Münzen zusammen bekommen.</b>

Rascall grinste erneut, bei dem Gedanken, dass das meiste Geld davon für seine Ausrüstung drauf gegangen war. Und wieder dachte er kurz an seinen Vater, dem er die andere Hälfte überlassen hatte.

<b>Bitte, Feylin, schenk ihm die Vernunft, das Geld nicht zu vertrinken...</b>

Er schüttelte die Gedanken von sich ab. Jetzt war keine Zeit, um zurück zu blicken. Die Jungen und er hatten ein Ziel vor Augen. Und sie alle wollten weiter kommen. "Mir ist kein Dorf in dieser Gegend bekannt. Allerdings ist es auch das erste Mal, dass ich in diese Richtung reise. Aber noch haben wir Proviant." Er ging zur Feuerstelle, um dafür zu sorgen, dass sie auch ordnungsgemäß verscharrt war. Nicht, dass noch die Stille Ebene abbrannte. Dann griff er an seinen Gürtel, zückte seinen Gedlbeutel. Fünf einsame Münzen funkelten ihn an. Eine davon nahm er heraus, ehe er den Beutel wieder am Gürtel befestigte. Mit diesem Goldstück ging er zu Ron und Bran, hielt es ihnen entgegen.

"Hier, nehmt das. Dann könnt ihr das Geld gerecht untereinander aufteilen. 13 Münzen für jeden von euch." Um seine Aussage zu unterstreichen, drückte er Bran die Münze fest in die Hand. Rascall selbst kümmerte es nicht, ob er nun fünf oder nur noch vier Goldstücke besaß. Wenn die Jungen sich so sehr über das gefundene Geld freuten – denn inzwischen war Rascall der festen Überzeugung, dass es nicht vom Boten gestohlen war – dann sollten sie auch die Möglichkeit haben, gerecht zu teilen.

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Rascall » Donnerstag 21. Dezember 2006, 16:36

Rascall nahm die Münze wieder entgegen. Wenn die beiden Jungen untereinander alles teilten, kam es tatsächlich nicht auf sein einzelnes Goldstück an. Aber er hätte es gern gegeben, zumindest für Bran oder Ron. Die beiden hatten ein besseres Leben verdient.

<b>Vielleicht finden sie es im Kloster.</b>

"Wir reisen sofort weiter, wir alle haben ja etwas Schlaf genommen." Das war gelogen, Rascall hatte sich ja mit dem Boten beschäftigt. Aber er fühlte sich nicht sehr müde. Er würde auch auf seinem Braunen etwas dösen können, wenn die Schläfrigkeit ihn übermannte. Dass Bran noch immer die Knochen vom Reiten schmerzten, amüsierte ihn.

<b>Erinnert mich an die Woche nach meinem ersten Kamelritt in Sarma. Irgendwann hab ich mich dran gewöhnt, nachdem ich mich auch dran gewöhnt hatte, immer wieder auf den Hosenboden zu fallen.</b>

Dem Jungen wollte er jedoch nicht zu viel zumuten. "Wenn dein Hintern schmerzt, dann laufen wir alle einfach ein Stück. Das entlastet auch unser Pferd. Wir haben es nicht eilig, also macht das nichts. Aber sagt mir doch mal, was wollt ihr beiden eigentlich im Kloster? Habt ihr einen Götterruf gehört und wollt euch den Geistlichen anschließen?"

Rascall interessierte die Antwort wirklich. Er glaubte zwar an Feylin, aber könnte sich ein Leben in einem Kloster nicht vorstellen. Es erinnerte ihn zu sehr daran, ein Sklave gewesen zu sein. Er wollte niemals wieder gezwungen sein, sein Leben innerhalb eines einzigen Gebäudes verbringen zu müssen und der Schönheit der weiten Welt fern zu bleiben. Allerdings wäre ein Dorf oder eine Stadt in naher Zukunft keine schlechte Idee.

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Re: Aufbruch nach Westen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. Dezember 2006, 18:53

Nachdem die drei nach ihrer Pause weiter in Richtung Westen marschiert waren wurde das Wetter merklich schlechter, obwohl man dies kaum für möglich gehalten hätte.

Die schwarzen Wolken, welche die ganze Zeit über bereits drohend über der Ebene gehangen hatten, schienen noch drückender zu werden, und der Wind frischte merklich auf und zerrte an ihrer Kleidung. Das Donnern und die Blitze steigerten sich zu einem beinahe ununterbrochenen Stakkato aus flackerndem Licht und Lärm. Doch es begann dennoch nicht zu regnen.

Die drei Gefährten wanderten weiter, ein Lagerplatz der sie vor dem Wetter wirklich schützen würde war in der Ebene nicht zu finden, abgesehen von einzeln stehenden Bäumen und niedrigen Büschen war das Gelände völlig leer.
Doch die Bäume waren eher eine Gefahr denn ein Schutz, wie sich zeigte, als nicht weit von den Wanderern entfernt ein Blitz in einen Baum einschlug und dieser unter der Gewalt des Stromschlages einfach zerbarst.

Die Drei spürten, das etwas in der Luft lag. Etwas näherte sich...etwas das nicht hier her gehörte.
Zuletzt geändert von Erzähler am Donnerstag 21. Dezember 2006, 19:47, insgesamt 1-mal geändert.

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