Suche nach Darak Luthrokar

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Re: Suche nach Darak Luthrokar

Beitrag von Stadtwache » Dienstag 18. Dezember 2007, 10:06

Sie wanderten weiter. Der Wind wehte ihnen den Schnee nun in den Rücken, aber nicht allzu stark. Seltsam, wenn man die leere Fläche der Stillen Ebene betrachtete. Hier konnte der Wind sich doch in aller Ruhe austoben. Nun, vielleicht hatte er dies bereits getan.

"Ja, wenn wir so weiter marschieren. Der Morgen dürfte bald anbrechen. Aber ich schätze, die Sonne wird sich zur Zeit der dunklen Tage kaum zeigen. Lediglich als mattes Dämmerlicht, irgendwo hinter den Wolken."

Der Hauptmann stapfte weiter. Er legte kein sehr zügiges, aber gleichmäßiges Tempo an den Tag. Möglicherweise wollte er Gad etwas schonen. Bis zur nächsten Rast würde es allerdings noch eine Weile dauern. Genauer gesagt hatte Harm nicht vor, vor Erreichen des Iriduls anzuhalten – es sei denn, sein leicht verletzter Soldat würde zu geschwächt sein, um weiter zu gehen. Ihn dazu zu zwingen, machte keinen Sinn.

Da stellte Gad einige Fragen zu Darak und besonders zu seinem Versteck bei den Waldelfen. Der Hauptmann blieb kurz stehen, wandte sich um.
"Ich kenne Darak Luthrokar selbst nicht. Doch mein Vorgesetzter hat mir von ihm erzählt. Bei einigen ist der Name Luthrokar noch nicht in Vergessenheit geraten. Er ist ein Mörder und für seine Brutalität bekannt. Sind Euch die pelgarischen Eisenminen ein geläufiger Begriff, Soldat? Dorthin sperrt man nur das schlimmste Gesindel unter den Verbrechern. Wenn sie sich beim Erzabbau gegenseitig die Köpfe einschlagen, interessiert es niemanden. Sie arbeiten ihre Schuld ab oder sie sterben. Luthrokar war in den Eisenminen. Vielleicht könnt Ihr Euch jetzt eine Vorstellung machen, wie gefährlich dieser Mann ist."

Hauptmann Harm seufzte. "Ich glaube, die Waldelfen wissen nicht einmal, wer sich in ihren Reihen verbirgt. Wie Ihr selbst sagtet: Ihre Gastfreundschaft ist ihnen alles wert. Sie behandeln daher jeden gleich. Ich hörte gar, dass sie dem ein oder anderen Dunkelelfen einen Ruheplatz gewähren! Manchmal frage ich mich, ob alle Elfen trotz ihrer Langlebigkeit naiv sind. Gegen ein ganzes Dorf werden wir beide jedenfalls nicht kämpfen können. Aber erst einmal müssen wir sichergehen, dass sich Darak noch unter ihnen befindet. Vielleicht ist er längst weitergereist."

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Re: Suche nach Darak Luthrokar

Beitrag von Stadtwache » Mittwoch 19. Dezember 2007, 11:08

"Soweit ich weiß hat er 10 Jahre in den Minen gesessen und seine Strafe somit abgebüßt. Aber anscheinend haben 10 Jahre nicht gereicht, das böse Denken und mörderische Handeln aus ihm heraus zu pressen. Gerüchte über Sklavenhandel und weitere Morde erreichten auch Pelgar. Nun, solange dieser Kerl nicht wieder in unserer Stadt auftauchte, fiel er nicht in pelgarischen Zuständigkeitsbereich. Jetzt aber hat der ehemalige Kommandant ihn doch noch erwischt – eine seiner letzten Taten, ehe er vorübergehend des Dienstes suspendiert wurde.
Sie hätten Darak Luthrokar gleich töten sollen. Jetzt hatte er die Gelegenheit zur Flucht und hat diese sogar genutzt. Kein Wunder, sucht der Foltermeister Molsag ihn. Aber wir finden ihn und bringen ihn dahin, wo er hingehört: Erst in die Folterkammer und dann zurück in die Eisenminen. Ich schätze, das dürfte größere Buße sein als der Tod."

Während seines Vortrages war Ludwig Harm immer ernster geworden. Härte hatte sich in seine Stimme geschlichen wie ein Spion in feindliches Gebiet. Dieser Mann duldete keine Verbrechen und Wiederholungstäter waren ihm zuwider. Er gab grundsätzlich nur selten eine zweite Chance, aber sollte selbst diese nicht anständig genutzt werden, konnte er <i>sehr</i> hart reagieren. Ludwig Harm war kein Mann, den man sich gern zum Feind machen sollte. Die Konsequenzen wären grauenvoll. Darak würde dies wohl noch erfahren. Auf ihn warteten ... Konsequenzen.

Der Hauptmann und Gad marschierten weitere Stunden, rasteten nur einmal, weil es sich aufgrund der Kälte nicht vermeiden ließ. Sie brauchten einen Augenblick, um sich mit heißem Brandtwein und etwas Proviant zu stärken. Doch anschließend ging es ebenso stetig weiter.
Das Dämmerlicht wurde heller wie eine mondbeschienene Nacht. Demnach musste der Tag bereits angebrochen sein. Und ja, sie hielten sich gut. Gegen Mittag, so schätzte der Hauptmann, sahen sie in der Ferne den Wald Eldoras aufragen und davor eine durchschnittlich breite, schimmernde Grube: das Flussbett des <i>Iridul</i>.

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Re: Suche nach Darak Luthrokar

Beitrag von Stadtwache » Mittwoch 19. Dezember 2007, 17:27

Trotz der Rast torkelte Gad einmal, aber er war nicht der einzige. Selbst ein Mann wie Ludwig Harm war und blieb eben auch nur ein Mensch. Er schnaufte ebenso wie Gad, seine Glieder wurden gleichermaßen schwer. Doch er hatte schon ein längeres Leben hinter sich, Zeit um Erfahrung zu sammeln und seinen Körper disziplinierter zu beherrschen. Er gab sich einen Ruck und marschierte weiter.
"Nicht aufgeben, Soldat! Bald haben wir unser Ziel erreicht." Es war teils auch eine Motivation an sich selbst.

Schließlich tauchte vor ihnen der Fluss auf. Leises Rauschen gab ihnen sofort zu erkennen, dass nicht der ganze <i>Iridul</i> eingefroren war. Kleine Eisschollen trieben in der Mitte des Flussbettes. An den Ufern jedoch war alles hart und festgefroren.
Einige Meilen südöstlich musste sich die Brücke befinden.

"Dort werden keine Elfen auf uns warten. Und Wachen erst recht nicht. Eldar ist ein Dorf der Waldelfen, sie haben dort keine Wachen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir das Dorf schnell erreichen. Sollte Darak unter ihnen weilen, wird er sicher bald morden und dann haben die Elfen niemanden, der sie verteidigt. Gewiss, einige dürften mit Bogen oder sogar Schwert umgehen können, doch Darak ist ein Sträfling der Eisenminen. Kein normaler Verbrecher."

Hauptmann Harm trat ans Ufer des Flusses. Sein Stiefel klopfte vorsichtig auf das Eis. Dann setzte er den Fuß auf. Das gefrorene Wasser hielt ihn. "Seid Ihr noch stark genug, über Eisschollen zu springen oder gegen den Strom anzuschwimmen, solltet Ihr in den Fluss fallen?"

Harm zog den Rucksack von seinen Schultern. Dann drehte er sich und schleuderte ihn wie bei einem bekannten Sport der Zwerge, der sich Hammerwurf nannte, über den Fluss. Mit einem Krachen und Knarzen des Schnees landete der Packen auf der anderen Seite. "Jetzt sind wir dran." Der Hauptmann trat ein Stück weiter ins Flussbett. Dann nahm er Schwung und sprang auf die erste Eisscholle. Sie knarrte unter seinem Gewicht und drohte zu brechen, doch schon hüpfte der Mann weiter. Kurz vor der anderen Seite verfehlte er eine Scholle und landete im Wasser. "Argh!", prustete Hauptmann Harm, klammerte sich am Ufer fest und zog sich mit aller Macht heraus. Sicher, aber triefnass lag er am Ufer und keuchte.

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Re: Suche nach Darak Luthrokar

Beitrag von Erzähler » Freitag 21. Dezember 2007, 10:13

"Los, Soldat. Es ist nur Wasser!", rief der Hauptmann über den Fluss hinweg. Er selbst lag bibbernd im Schnee. Seine Muskeln verspannten sich ob der Kälte. Dennoch durfte er sich vor einem seiner Männer nun keine Blöße geben. Er durfte keine Schwäche zeigen, solange Gad selbst noch den Fluss zu überqueren hatte. Danach ... ja, danach konnte er sich einen Moment ausruhen. Nur kurz ... hinlegen. Die Augen schließen. "Soldat ..."
Hauptmann Harm sank in sich zusammen. Müdigkeit überkam ihn, doch würde er hier jetzt einschlafen, wäre es wohl sein Ende. Er musste aus den nassen Kleidern, der kalten Rüstung und aus dem Schnee heraus, sonst würde er erfrieren.

Gad musste schnell über den Fluss gelangen.
Schnell entledigte er sich des Umhangs, seines Hemds und Schwerts. Er schnürte alles zu einem dicken Bündel zusammen und schleuderte dieses wie der Hauptmann den Rucksack zuvor über den Fluss. Mit dumpfem Aufprall landete das Bündel im Schnee auf der gegenüber liegenden Seite. Hauptmann Harm rührte sich nicht.

Ein Stoßgebet an Lysanthor schickend näherte sich Gad dem Fluss selbst. Der Wind pfiff ihm um die Ohren und ließ ihn frösteln. Es war kalt.
Da brach ein hauchdünner Sonnenstrahl durch das Dunkel hindurch. Wie es dieser kleine Lichtschimmer geschafft hatte, gegen die vorherrschende Dämmerung anzukommen, war fraglich. Doch jetzt schien er genau auf eine herantreibende Eisscholle. Er glitt mit ihr über das Wasser. Ein Zeichen!

Gad nahm es war, sprang auf die gezeigte Scholle. Diese hielt sein Gewicht. Der Lichtstrahl wanderte weiter, blieb an einer anderen Scholle hängen. Gad wartete den richtigen Moment ab und sprang erneut. Auch dieses Eis trug ihn.
Beinahe neckisch erreichte das Licht das andere Ufer. Ein letzter Sprung ... er gelang. Gad landete im Schnee, hatte den Iridul hinter sich gelassen. Der dünne Sonnenstrahl löste sich auf.

Nun war alles auf der Seite, auf der sich der Eldoras mächtig und majestätisch erhob. Zwar hatten die meisten Bäume ihr Blätterkleid gegen ein dünnes aus Schnee eingetauscht, doch hier und da ragten noch nadelbesetzte Tannen in den Himmel hinauf. Und davor lagen Gepäck und ein Hauptmann, dessen Atem nur noch sehr flach ging.

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Re: Suche nach Darak Luthrokar

Beitrag von Stadtwache » Samstag 22. Dezember 2007, 14:13

Schwankend und fröstelnd stand Hauptmann Harm da, rührte sich sonst kaum. Kondensierte Luft verließ seinen Mund und formt kleine Wolken vor seinem Gesicht. Die Lippen wurden langsam blau, der Körper bibberte. Dennoch lag in den Augen des Mannes dieser feurige Funken von Überlebenswillen. Er war Soldat, er würde durchhalten.

Und Gad half ihm dabei, denn dieser legte sogleich seinen Umhang über die nasse Kleidung des Hauptmannes. Reif bildete sich auf der Rüstung und in Augenbrauen und Haar verfroren die Wassertröpfchen zu kleinen Eiskristallen.

Er nickte, als Gad vorschlug, sich vom Fluss zu entfernen und an einem Feuer zu rasten. "Der Wald ist ganz nah. Ziehen wir uns in den Schutz der Bäume zurück und dann ... sammelt Feuerholz, Soldat. Sonst erfrieren wir beide." Er spielte auf den Umhang an, den Gad überlassen hatte. Ohne würde ihm auch frösteln. Ja, ein Feuer musste her.
"Im Rucksack werdet Ihr alles Nötige finden, Gad."

Zu zweit und sich gegenseitig stützend marschierten die pelgarischen Soldaten in den Eldoras hinein. Dort wehte der Wind nicht so stark und auch der Schneefall hielt sich etwas in Grenzen.


<i>[weiter im Wald Eldoras]</i>

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