Reise ins Eisreich

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Re: Reise ins Eisreich

Beitrag von Erzähler » Samstag 3. November 2007, 20:57

Mit donnernden Hufen preschten die Pferde von Sanara, Rodrick und Woron in die Stille Ebene hinein und verteilten den Schnee hinter sich. Die Ebene wirkte unter ihrer Flucht plötzlich gar nicht mehr so still. Immer wieder schaute Rodrik hinter sich, aber nicht etwa zu Sanara, sondern noch weiter hinter. Mirwena war noch nicht aufgetaucht. Soviel zum Thema "Es wird der zurückgelassen, der nicht mithalten kann".
Woron ritt schweigend neben den beiden her, schaute zielstrebig nach vorn und übernahm so stumm die Führung über ihren Fluchtweg.
Auch Sanara schaute zurück. Gegen das Schneegestöber kam sie wohl noch am besten an, kannte sie sich als halbe Eiselfe doch blendend damit aus. Außerdem fiel es ihr leichter, Konturen im Schnee zu erkennen.

<i>"Dahinten kommt Mirwena, sie schließt gleich auf."</i>

Rodrik nickte ihr zu und hielt sich den Arm vors Gesicht, zum Schutz vor dem Wind. Auch er versuchte, etwas zu erkennen, sah aber nichts. "Sind Wachen hinter ihr her?!", brüllte er zu Sanara herüber. Woron bremste sein Pferd, wendete es und ritt bereits zurück. Wenn man sie verfolgte, würde er die Pelgarer aufhalten.

Doch dazu gab es keinen Grund. Niemand ritt oder rannte hinter Mirwena her. Sie kam allein, ihre Schwerter blutig, dass sie eine rote Spur im Schnee hinterließ. Aber nein, nicht ihre Schwerter waren es, sondern sie selbst. Ein Arm hing schlaff an der Seite der Dunkelelfe. Trotzdem grinste sie überheblich und triumphal. "Menschen ... keine Chance gegen mich."
Sie erreichte die Gruppe.
"Hast du sie getötet?", fragte Rodrik mit einem finsteren Blick. Offenbar legte er mehr wert auf das Leben der Soldaten als es Mirwena tat – oder er fürchtete Kopfgeldjäger, die man mutmaßlichen Mördern mit Sicherheit auf den Hals hetzen würde.

Mirwena aber schnaubte. "Ich weiß auch, dass wir keine Aufmerksamkeit erregen sollen, jedenfalls nicht Aufmerksamkeit dieser Art. Ich habe zwei von ihnen verletzt. Einen schwer, weil er mir seine Klinge in den Arm gebohrt hat. Sie werden überleben, wenn die Menschen sich nicht allzu dumm anstellen. Jetzt sollten wir aber machen, dass wir weiterkommen. Unser nächstes Ziel lautet?"

"Loras' Hütte. Er wollte uns Beschreibungen über den Empfänger der Schriftrolle geben", erinnerte Rodrik. Dann lenkte er sein Pferd um und es ging gemächlicher voran. Niemand kümmerte sich um Mirwenas Wunde, nur sie selbst schob ihren Arm so zurecht, dass er nicht störte. Den Schmerz unterdrückte sie mit einem Biss auf ihre Unterlippe. "Dämliches Menschenpack", fluchte sie.

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Re: Reise ins Eisreich

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. November 2007, 11:20

Mirwena lenkte ihr Pferd neben Sanara und ritt so schweigend hinter Woron und Rodrik her, die sozusagen die Vorhut bildeten. Rodrik jedoch schaute immer wieder flüchtig über die Schulter, erntete aber nur einen finsteren Blick von Seiten der Dunkelelfe.
Ob es nur Zufall oder eine Form von Hohn war, dass sie ausgerechnet neben Sanara her ritt, konnte man nicht sagen.

Doch was als nächstes folgte, damit hatte selbst die kriegerische Dunkelelfe nicht gerechnet. Sanara erklärte ihr, dass man ihre Wunde wohl besser behandeln sollte. Andernfalls drohte ihr der Tod durch Einschlafen und Erfrieren. Zudem schätzte sie ab, dass es wohl nur noch knapp zwei Stunden dauern würde, bis Mirwena ihnen allen ein Klotz am Bein wäre.

<i>"Also?"</i>

Mirwena schnaubte, antwortete nicht. Stattdessen hielt sie sich ihren Arm, der immer noch blutete und starrte wie schon Sanara stur geradeaus. Doch ihr Blick traf erneut den flüchtigen Rodriks, der wieder zurück sah.
"Sie hat Recht", meinte er. "Du solltest dich behandeln lassen. Wir haben keinen Heiler mit, aber vielleicht kann Sanara etwas tun. Sie scheint sich zumindest mit deiner unglücklichen Zukunft auszukennen, solltest du ihr Angebot ablehnen."

Mirwena zeigte sich mürrisch. Erneut schnaubte sie und aus ihren Augen funkelte blankes Gift. Da drehte auch Woron seinen Kopf nach hinten, brummte nur.
"Mirwena ..." Rodriks Stimme klang sowohl mahnend als auch bittend. Schließlich gab die Dunkelelfe nach und bremste ihr Pferd ab. "Also schön, Sanara, aber verpatzt es nicht. Mein anderer Arm ist durchaus noch brauchbar und mit dem schlitze ich dir die Kehle auf, solltest du einen Fehler begehen!"

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Re: Reise ins Eisreich

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. November 2007, 19:32

Mirwena lenkte ihr Pferd zurück, als Sanara von dem ihren abstieg und scheu meinte, keine wirkliche Heilerin zu sein. "Dann bleib mir vom Leibe, ehe ich eine Blutvergiftung bekomme!", knurrte die Dunkelelfe. Rodrik brachte sie jedoch mit einem einzigen Blick zum Schweigen. "Sanara scheint sich noch am besten auszukennen. Wir sollten ihr vertrauen."
"Hmm", kommentierte Woron nur. Er schaute in die Ferne, als könnte er dort irgendwo einen Heiler ausfindig machen.

Inzwischen kehrte Mirwena mit ihrem Gefährt zum Ausgangspunkt zurück. Rodrik giftete sie nur mit einem "das besprechen wir später" an und hielt dann überraschenderweise sogar ihren Arm in Sanaras Richtung. Ihre Augen sprachen jedoch eine andere Sprache. Tausend Messer schossen aus den Pupillen und hätten Sanara am liebsten durchbohrt. Aber die Dunkelelfe hielt sich still im Sattel.
Sie wartete gar brav ab, bis Sanara den Arm abgebunden und sogar noch ein Fell darum gewickelt hatte. "Zu freundlich", zischte sie der Halbelfe dann aber dennoch zu.

Als Sanara dann allerdings eine Anspielung darauf machte, dass man den Arm vielleicht lieber abnehmen sollte, rastete Mirwena aus. Sie spuckte Sanara an und schrie: "Meinen Arm ABNEHMEN?! Ich bin KRIEGERIN! Was fällt dir ein, sowas zu behaupten, du lausiges Gör! Du kriegst diesen Arm wieder hin oder ich zeig dir wie ich mit dem anderen noch prügeln kann! Dann kannst du auf deinem Darm musizieren, du kleines wiederliches ..."

Zum Glück griff Rodrik rechtzeitig ein. Er lenkte sein Pferd zwischen Mirwena und Sanara, schaute erstere finster an und wagte es gar, ihr eine Ohrfeige zu verpassen. "Jetzt reicht es aber! In Loras' Hütte werden wir schon etwas finden, um deinen Arm zu heilen. Loras ist ein gerissener Kerl, der kann helfen. Bis dahin sollten wir uns alle im Zaum halten. Was soll das denn? Wir haben einen Auftrag und der ist von größter Wichtigkeit. Für Streitereien innerhalb der Gruppe ist da kein Platz!"

Mirwena schnaubte nur, dann gab sie ihrem Pferd die Hacken zu spüren und preschte voraus. Woron folgte ihr in gemächlichem Trab.
Rodrik blieb bei Sanara stehen. Er seufzte. Dann schaute er sie entschuldigend an. "Sie meint es nicht so. Jedenfalls hoffe ich das. Sie ist ... nun ja, sie. Kommt, lasst uns weiter reiten. Bis zu Loras' Hütte ist es noch ein Stück des Weges."

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Re: Reise ins Eisreich

Beitrag von Erzähler » Freitag 9. November 2007, 13:27

Wie gut, Mirwena schon losgeritten war. Hätte sie Sanaras Gesicht jetzt gesehen. Hätte sie ihr Grinsen und das Auflachen mitbekommen, wer wusste, wie die Dunkelelfe dann aus der Haut gefahren wäre. So jedoch würde sie nie etwas davon erfahren. Woron übrigens auch nicht, denn der war Mirwena nachgeritten. Die beiden befanden sich nun einige Meter weit voraus, hatten die Pferde allerdings angehalten. Woron redete gar auf Mirwena ein, aber Sanara und auch Rodrik waren zu weit entfernt, um den Inhalt des Gespräches heraus hören zu können.

Trotzdem wollte keiner von beiden zurückbleiben, Sanara schon gar nicht. Sie spornte ihr Pferd an und auch Rodrik lenkte sein Tier weiter. Schließlich versuchte die Halbelfe, sich bei ihrem Begleiter einen Rat zu holen. Sie selbst wusste nicht weiter, wusste nicht, wie man mit Mirwena noch umgehen sollte – wie <i>sie</i> dies bewerkstelligen sollte.

"Ich würde sagen, gebt Ihr Zeit. Mirwena ist ... hilfsbereiten und höflichen Umgang nicht gewohnt. In Morgeria werden solche Umgangsformen nur gebraucht, um das Opfer in Sicherheit zu wiegen. Die meisten finden sich anschließend mit aufgeschlitzten Kehlen im Straßenstaub wieder.
Sie ignoriert Euch nicht, weil sie zu stolz ist. Ignorieren hält eine Frau wie Mirwena für feige und sieht es somit als Schwäche. Sie ist Kriegern. Sie darf sich keine Blöße geben, keine Schwäche zeigen. Jetzt, da Ihr sie auch noch behandelt habt ... nun das muss sie erst einmal verdauen."

Rodrik schaute nach vorn. Sein Blick galt der Dunkelelfe, welche mit verbissenem Gesichtsausdruck Woron anstierte. Der schwieg bereits wieder. Rodrik seufzte.
"Am besten wäre es wohl, Ihr gewinnt ihren Respekt durch eine mutige oder kriegerische Tat. Aber das entspricht wohl nicht ganz Eurem Gemüt. Zumindest schätze ich Euch so ein, was keine Beleidigung sein soll. Im Gegenteil."

Die beiden erreichten Woron und Mirwena. Ersterer nickte Rodrik nur zu. Die Dunkelelfe hatte sich beruhigt, jedoch mied sie Sanaras Blick.
"Dann lasst uns weiter reiten. Bis zu Loras' Hütte kann es nicht mehr allzu lang dauern. Dann kann Loras sich die Wunde auch nochmal anschauen."

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Re: Reise ins Eisreich

Beitrag von Erzähler » Samstag 10. November 2007, 11:43

Rodrik lauschte Sanaras Worten. Hin und wieder brummte er zustimmend oder nickte gar. Schließlich, als die geendet hatte, meinte er nur: "Dann habe ich Euch wirklich falsch eingeschätzt. Das passiert mir selten. Ihr müsst sehr ausdauernd und hart im Nehmen sein. Ich hoffe, Ihr verzeiht uns dann, wenn wir Euch jammernd und bibbernd durchs Eisreich folgen." Rodrik lachte herzlich. Er konnte ein sehr netter Zeitgenosse sein, außerdem war er gut darin, die Stimmung anderer zu heben. Ganz im Gegensatz zu Mirwena. Als diese Sanara erblickte, ihr freundliches Lächeln und ihre Haltung sah, wanderten die Augen der Dunkelelfe kurz zu Rodrik. Sie runzelte die Stirn, schaute immer noch ziemlich finster. Aber sie sagte nichts.

Rodrik nahm dies als gutes Zeichen hin. "Nun denn, weiter mit uns." Sie ritten noch etwa eine Stunde durch den kalten Schnee. Der Wind wehte ihnen scheinbar aus allen Richtungen entgegen. Woron ritt wie ein Fels durch die Flocken, Rodrik und Mirwena zogen sich ihre Kapuzen über. Die Dunkelelfe schwankte hin und wieder auf ihrem Pferd, meldete sich aber nicht zu Wort. Sie wollte und würde sich die Blöße nicht geben, vom Pferd zu fallen. Trotzdem lenkte Rodrik sein Tier nach einer Weile zu ihr hinüber und stützte sie mit einem ausgestreckten Arm. Mirwena sagte nichts.

"Ein Dorf, dort vorn", brummte Woron nach einer Weile, lenkte sein Pferd aber abseits davon zu einer Hütte, die im Schneetreiben gerade so zu erkennen war. "Loras wohnt allein", fügte er an. Rodrik nickte. "Ja, die einsame Hütte dort ist seine. Beeilen wir uns." Und schon erhöhte er das Tempo.


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