Der Wald

[Nilrea]

Nilrea sah Elira verblüfft an. Dass ihre Freundin SO reagieren würde, hatte sie nicht erwartet. Leicht belustigt sah sie der Elef zu.

<b>Die Freut sie ja, wie weiß Gott wer. Dabei wissen wir doch noch gar nicht, ob Grundel mit kommt.</b>

Das stimmte. Es konnte immer noch sein, dass sie nicht mitkam, weil sie lieber nach Pelgar wollte, anstatt bei den Beiden Elfen zu bleiben. Als Elira sich schließlich beruhigt hatte und auch Sam sich wieder zu Nilrea gelegt hatte, fügte sie hinzu.

"Wir werden nach Sarma reisen. Du wolltest ja eigentlich nach Pelgar, es ist nur so, dass ich dich dahin nicht begleiten werde, denn ich war schon einmal dort und es hat mir nicht gefallen und ich muss da auch nicht mehr hin. Also, willst du mitkommen? "

<b>Hoffentlich kommt sie mit! Sie muss einfach mitkommen... </b>

Nilrea vergrub ihr Gesicht in den weichen Pelz von Sam und wartete auf eine Antwort. Im Gegensatz zu Elira war sie alles andere, als optimistisch.

[Erzähler]

Es war also beschlossene Sache. Grundel und Sam würden sich der kleinen Gruppe anschließen und Nilrea und Elira begleiten. Ihr Ziel war Sarma. Langsam ging die Sonne auf doch sie verlor den Kampf mit den Wolken wieder und es bleib dämmerig. Zudem wurde das wenige Licht von den Bäumen nochmals gedämpft.
Sie packten ihre Sachen wieder zusammen und luden es auf den Pferderücken. Dann machten sie sich auf den Weg durch den Wald. Die Ruinen hatten sie schon den vorherigen Tag passiert und so lag nur noch Wald vor ihnen.

Die Frage von Grundel hing immer noch in der Luft und sie fragte noch einmal was sie in Sarma wollten.

Durch das wenige Sonnenlicht konnte man langsam dem Wald beim sterben zu sehen und sie konnten nichts dagegen tun. Die Blätter begannen zu fallen und man sah nur noch sehr selten ein Tier. Sam fühlte sich in seinem neuen „Rudel“ pudelwohl und blieb immer in der Nähe der anderen. Er wollte nicht mehr alleine sein.

[Nilrea]

Nilrea ritt nicht auf Lil, da sie nicht alle tragen konnte und Nilrea nicht unfair sein wollte. Sam sprang munter um sie alle herum und sie liefen weiter. Schließlich sagte sie zu Grundel:

"Wir haben ja deine Frage noch gar nicht geklärt. Also, ich beantworte sie dir mal."

<b>Wie viel soll ich ihr erzählen? Sie ist eine gute Gefärtin, auf jeden Fall, aber ich vertraue ihr noch nicht ganz. Ich werde ihr nicht alles erzählen, nur das nötigste. Das ist auch schon ganz schön viel.</b>

"Es gibt da einige Tigerhybriden, die einige Leute aus meiner Verwandtschaft umgebracht haben."

<b>Einige? Ha, das ich nicht lache! Meine ganze Familie haben sie ausgerottet! Außer mich...</b>

"Ich will sie finden und mich rächen. Der Elf von vorhin hat gesagt, dass sie sich in Sarma aufhalten sollen. Ich hoffe, wir werden sie da finden."

Dann schwieg sie. Sie hatte genug gesagt. Sie hoffte nur, dass Elira nichts ausplaudern würde. Sie sah zu der Elfe. Nein, sie war sich sicher, ihre Freundin würde nichts sagen. Sam verschwand für kuze Zeit und kam nmit einem Blutverschmierten Maul zurück, zwischen den Zähnen klebte noch etwas Fleisch, doch Nilrea wollte lieber gar nicht wissen, woher das kam.

<b>Ich hoffe nur, dass er uns keine kleinen Geschenke in Form von Futter bringt. Darauf kann ich wirklich verzichten...</b>

Immer mehr Bäume ließen die "Köpfe" hängen und man sah ihnen deutlich an, dass es ihnen schlecht ging. Einmal hob Nilrea den Kopf und sah durch die Blätter einen kleinen Vogelschwarm, der nach Westen flog.

<b>Kluge Tiere. Hier findet ihr nichts mehr. Es ist besser, wenn ihr dahin geht, wo ihr noch leben könnt. Wenn es hier wieder schöner ist müsst ihr aber zuückkommen.</b>

"Wenn wir einen Zwischenhalt in Andunie machen, können wir ja nach einem Grund, für diese Wolken suchen und versuchen einen Weg zu finden, mit dem wir dieses Problem beheben können."

Nilrea sah die anderen erwartungsvoll an. Sie mussten ein einfach diesen Wald retten. Sie hielt es nicht mehr aus, all dieses Leben sterben zu sehen.

[Nilrea]

Auch Nilrea sah Elira an. Sie war doch schon mal in Andunie gewesen, vielleicht wusste sie, wo man am ehesten Material bekam.

<b>Ich könnte die deine Frage auch beantwoten, Grundel, aber vielleicht möchte Elira das lieber... </b>

Sie strich Lil sanft über den Rücken. Den Bogen, den sie mit ihrer schwester gemacht hatte, trug die Stute, ebenso wie den Proviant und ihre Harfe, den Langbogen, nahm sie allerdings nicht ab.

<b>Man kann ja nie wissen, was einen als nächstes erwartet. Sicher ist sicher.</b>

Asir flog über ihren Köpfen hinweg und Sam sprang weiter munter um sie herum. Es schien, als würde er nie müde werden.

<b>Er war wohl wirklich sehr einsam, sonst würde er sich nicht so freuen. Vorhin hatten wir Glück, als er noch etwas zu essen gefunden hat, aber es gibt nicht mehr viel Wild hier. Wir werden ihm wohl manchmal etwas von unserem Essen abgeben müssen.</b>

Plötzlich blieb er hechelnd liegen und sah Grundel und die beiden Elfen erwartungsvoll an. Nilrea setzte sich neben ihn und wandte sich zu den beiden anderen.

"Er braucht wohl eine Pause. Bis jetzt hat er ja gut durchgehalten, aber vorhin ging es ihm nicht gerade gut, desahl denke ich, wir sollten ihn nicht überstrapazieren. Machen wir kurz halt."

[Nilrea]

Nilrea schüttelte den Kopf.

"Nein danke. Ich hab noch keinen Hunger. Vielleicht esse ich später etwas."

Dann holte sie etwas Fleisch heraus und warf es Samrek zu, der sofort anfing, es genüsslich zu verspeisen.

<b>Ich habe irgendwo gehört, dass Wölfe am Tag sehr viel Fleisch brauchen. Das würde für und wahrscheinlich drei Tage reichen... Aber es gibt nicht mehr genügend Tiere im Wald. Also müssen wir Sam etwas von uns abgeben, damit wir nicht schuld sind, wenn er eine Tierart ausrottet.</b>

Sie sah im eine WEile zu und blickte dann wieder zu Elira, die immer noch nicht auf Grundels Frage geantwortet hatte.

[Erzähler]

Die drei machten eine kleine Pause. Grundel kaute an ihrem Brot herum, während Nilrea und Elira sich um ihre tierischen Begleiter kümmerten. Die Gedanken der Dreien huschten immer wieder zu dem Wald der langsam starb. Vielleicht gab es in Andunie wirklich einen Hinweis auf diese merkwürdigen Wolken. Oder sollten sie besser einen Abstecher nach Pelgar machen und dort nach Hinweisen suchen?

Fragen über Fragen und so wenig Antworten. Sam wedelte mit dem Schwanz, für ihn war die Welt jetzt wieder schön und er machte sich kaum Gedanken über die Wolken. Bis zur Stillen Ebene war es nicht mehr weit, soviel war sicher.

Zusammen gingen die drei weiter, vielleicht schafften sie es noch vor Nachteinbruch aus dem Neldoreth heraus und konnten dann in der Ebene rasten. Das knacken der Äste über sich hörten sie nicht, nur Sam schaute misstrauisch nach oben, sah aber nichts…!

[Nilrea]

Nilrea sah erschrocken nach oben und blickte, als sie nichts sah, zu Sam. Er wirkte beunruhigt, was sie nicht gerade aufbaute.

<b>Wenn er schon beunruhigt ist, dann bin ich es erst Recht. Was ist das? Etwas gefährliches oder nur ein Vogel? Was für ein Vogel soll das schon sein. Es gibt doch fast keine mehr...</b>

Mit zittriger Stimme rief sie nach oben.

"Hallo? Ist da wer? "

Dann sah sie zu ihren Gefährtinen, die auch nicht gerade ruhig aussahen. Nilrea sah wieder nach oben, endeckte aber immer noch nichts. Schließlich ging sie zu einem Baum, dessen Äste weit unten anfingen und kletterte dann geschickt nach oben.
Einmal brach ein Ast und sie rutschte ein Stück nach unten, wobei sie sich ein wenig am Knöchel verletzte, allerdings nicht schlimm.

<b>Mist. Egal, ist nicht so schlimm, das hört gleich auf, weh zu tun.</b>

Sie kletterte weiter und hangelte sich von Ast zu Ast nach oben.

[Erzähler]

Nilrea kletterte den Baum hinauf und sah nichts außer einem verlassenen Vogelnetz, Blättern und Ästen. Ein wenig verwirrt kletterte sie wieder hinunter und erzählte den anderen davon. Sie beschlossen das es wohl ein Tier gewesen war und gingen weiter. Sam hatte seine Rute trotzdem eingezogen und fiel nun dicht an Nilrea und Grundel.

Was die drei nicht mehr sahen waren die leisen Stimmen die von dem Baum ausgingen. Jemand war dort oben und konnte sich gut verstecken.

Nachdem die drei eine Weile gegangen waren war der Vorfall an dem Baum fast vergessen. Nur Sam war noch unruhig und schaute immer wieder nach oben oder hinter sich.
Nur allzu schnell wurde den dreien klar warum er so unruhig war. Sie hatten ein paar Verfolger und diese waren nun in den Angriff über gegangen. Zwei Pfeile, der eine vor ihnen der andere hinter ihnen, flogen durch die Luft und bohrten sich in den Boden.

„Ergebt euch und euch wird nichts gesehen!“

hallte es von oben und keiner der dreien konnte ausmachen von wo genau die Stimmen kamen.

[Nilrea]

Nilrea stockte der Atem. Wer war da? Sie hielt sich an einem Ast fest, um nicht herunterzu fallen. Dann atmete sie tief ein und rief zurück.

"Ach ja? Und woher sollen wir wissen, dass uns wirkich nichts passiert? Was ist, wenn ihr lügt? Dann sind wir trotzdem tot. Außerdem, wieso sollten wir uns ergeben? Das heißt doch, dass ihr uns nicht friedlich gesonnen seid. Warum solltet ihr uns dann also verschonen?"

Sie fasste ihren Bogen und spannte ihn dann so schnell sie konnte auf. Es machte fasst kein Geräusch. Sie schoss zwar keinen Pfeil ab, wollte aber nicht unvorbereitet sein.

<b>Wer ist das? Welche Rasse? Menschen, oder Elfen? Orks oder Hybriden klettern doch nicht auf Bäume, oder? Also Menschen oder Elfen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es Elfen sind. Die sind doch sonst nicht bösartig.</b>

Da fielen ihr die verbannten Elfen wieder ein und das sie ja gar nicht wusste, was diese Leute von ihnen wollten, ob sie ihnen friedlich gesonnen waren, oder nicht.

<b>Jedenfalls sind wir ein Wolf, ein Troll und zwei Elfen. Außerdem haben wir noch Lil, auch wenn ich nicht glaube, dass sie uns helfen könnte.</b>

Nilrea sah zu den beiden anderen, um zu sehen, wie sie reagierten.

"Wir wollen euch jedenfalls nichts böses."

Fügte sie noch hinzu.

[Erzähler]

Als die Drei zusammen rutschten und Elira und Nilrea ihren Bogen zogen, schallte ein Lachen von den Bäumen wieder. Es raschelte über ihnen und ein Schatten huschte über den Boden.
Dann ertönte wieder die Stimme:

„Wir wollen auch nichts böses von euch…zumindest jetzt nicht! Wir wollen einfach nur ein wenig…“Schutzgeld“! Der Wald ist gefährlich geworden und die natürlichen Nahrungsquellen werden immer weniger. Wenn jeder von euch uns 50 Goldmünzen gibt versprechen wir euch das ihr ohne Schaden den Neldoreth verlassen könnt! Falls ihr nicht bereit seit oder es nicht zahlen könnt, müssen wir euch leider den Weg versperren!“

Man hörte wie sich einige Bogensehnen spannten. Wie viele wohl in den Bäumen hockten und sie beobachten? Nilrea, Grundel und Elira konnten es nur erahnen. Sam knurrte leise einen der Bäume an. Er hatte Angst, seine Rute war eingezogen und er hatte das Fell aufgestellt.

„Ihr wollt es doch nicht wirklich auf einen Kampf ankommen lassen?“, meinte die Stimme, mit einer Spur Spott und Verachtung.

[Erzähler]

Tatsächlich ging Eliras Plan auf. Durch die Worte die sie sang kamen plötzlich von überall her Vögel angeflogen und sich über die Angreifer in den Bäumen her machte.

Man hörte ein krachen von Holz und dann fiel ein Schatten von einem der Bäume herunter. Mit einem schmerzerfüllten Schrei konnte man erahnen wie tief der Schatten gefallen war.

Die drei traten näher und erkannten nun das es ein Kind war, um genau zu sein ein Junge. Er war mit grüner und brauner Farbe eingeschmiert und hatte einen kleinen Bogen bei sich.

Er rieb sich den Kopf und schaute die drei dann an.

„Hallo!“, meinte er sehr kleinlaut.

Nach und nach vielen noch drei weitere Kinder von den Bäumen. Nilrea, Grundel und Elira brachten die Jungen zusammen. Dann bedankte sich Elira bei den Vögeln und diese flogen wieder davon.
Die drei Jungen flüsterten irgendetwas doch als sie den bösen Blick von Grundel sahen verstummten sie und schauten zu Boden.

[Erzähler]

Die Jungen schauten sich kurz an und der eine fing dann leise anzusprechen.

„Wir haben mit unseren Vätern ein paar Bögen gebaut und uns war langweilig. Es tut uns Leid! Wir haben einfach nur gespielt und als ihr dann hier vorbei gekommen seit dachten wir das es sicherlich Spaß machen würde euch einen Streich zu spielen. Wir wollten euch wirklich nicht ausrauben oder so.“

Ein anderer Junge sprang auf und schaute flehend in die Runde.

„Bitte sagt nichts unseren Eltern davon. Sie werden sonst böse. Wir mussten unseren Vätern versprechen keinen Blödsinn mit den Bögen zu machen. Wir machen das auch nie wieder!“

Sie schauten sich wieder abwechselnd an und der dritte meinte dann leise:

„Ihr könntet mit in unser Dorf kommen. Es ist nur ganz klein, aber ihr könntet dort die Nacht verbringen und euch ausruhen.“

Die Kinder schauten wieder still zu Boden und warteten ab, nur ab und an huschten ihre Blicke kurz zu Grundel. Anscheinend hatten sie Angst vor dem Troll doch ihre Neugier war zu groß um nicht ab und an Grundel anzuschauen.