Kazel Tenebrées Tagebuch

Viele Abenteuer haben sie schon erlebt, wichtige Entdeckungen gemacht, die Reisenden oder Abenteurer Celcias. Hier haben sie ihre Tagebücher hinterlegt, ihre tiefsten Geheimnisse und Gefühle niedergeschrieben.
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Kazel Tenebrée
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Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 6. September 2006, 14:01

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... gif"><span style="font-size:18pt;color:344C24;">Kazel Tenebrées Tagebuch</span>

<u>1. Eintrag: Einsamkeit</u>
Eigentlich hatte ich mich dazu entschlossen, nie wieder in die Zivilisation zurückzukehren. Eine Lange Zeit war seit meiner Flucht aus Morgeria vergangen und seit zwei Jahren halte ich mich nun schon in den Weiten der Stillen Ebene versteckt. Ich führe ein ruhiges, friedliches und zurückgezogenes Leben. Lediglich, wenn meine Kleidung nur noch wie Lumpen am Körper hängt, habe ich den einen oder anderen Reisenden überfallen, aber ihm nur das genommen, was ich benötigte. Ich habe sie immer fliehen lassen.
Zwei Jahre ging das gut und ich fühlte mich wohl, war zufrieden mit diesem Leben, mehr noch als mit meinem vergangenen in Morgeria. Ich hasse es, an meine Vergangenheit denken zu müssen!
Doch irgendwann war da dieses Gefühl tief in meinem Inneren, diese unglaubliche Leere und Sehnsucht. Ich wusste, ich wünschte mir insgeheim, mit anderen beisammen zu sein, wollte es mir jedoch nicht offen eingestehen. Doch Albträume plagten mich, bis ich die meisten Nächte wach lag, in den Sternenhimmel schaute und mich einfach nur noch mutterseelenallein fühlte. Trübsinnigkeit und Nachdenklichkeit verfolgten mich, begleiteten mich seitdem bei jeder meiner Handlungen. Ich wusste nicht, wohin, nach Morgeria würde ich jedenfalls niemals wieder zurückkehren und in den Städten der Elfen wäre ich mit meinem gemischten Bluterbe sicher genauso wenig gern gesehen wie in meiner Heimat.
Schon immer stand ich zwischen den Fronten, nichts Ganzes und niemandem zugehörig. Es würde wohl immer so bleiben und ich habe mich damit abgefunden. Dennoch machte mir diese Einsamkeit, dieser Wunsch mit anderen zu sprechen, zu leben, sehr zu schaffen. Sie ließ mich nicht los, sie zerfraß mich, wenn ich nicht bald reagierte und handelte. Nur aus diesem Grund fasste ich den Entschluss, die nächste Stadt zu betreten, die ich auf meinen ständigen Nomadenwanderungen durch die Stille Ebene entdecken würde. Noch wusste ich nicht, dass es Celcias Hauptstadt Pelgar sein würde, die ich betreten sollte … und dass seit dem <i>Großen Krieg</i> dort Wesen vom dunklen Volk nicht gern gesehen waren …

<u>2. Eintrag: Schrecken in Pelgar</u>
Ich kam trotz meines Mischlings-Erbes unerkannt an den Torwächtern der Stadt vorbei, denn mein kostbarer, wenn auch zerschlissener Kapuzenmantel leistete mir wieder einmal getreue Dienste. Ich liebe diesen Umhang und werde ihn niemals ablegen!
Ich machte mich zunächst auf den Weg zum Marktplatz wie es mir der eine Torwächter empfohlen hatte. Als ich die Schönheit der Stadt für mich entdeckte, die wundervollen Gebäude, Straßen und Wege, wolle ich eine Weile in dieser Zivilisation bleiben, mir Arbeit suchen und mit dem Rest der Bevölkerung leben, nichts wünschte ich mir sehnlicher. Da es jedoch noch früh und auf dem Marktplatz noch nichts los war, ging ich erst einmal in die nächste Taverne. Die Schenke zum Pony, der Ort, an dem ich jemanden kennen lernen sollte, der noch eine wichtige Rolle für mich und mein Leben spielen würde.
Zunächst setzte ich mich jedoch von den Gästen unerkannt an einen Tisch und bestellte beim Wirt eine Mahlzeit. Endlich wieder etwas Ordentliches zu Essen, wie hatte ich es nur in der Stillen Ebene so lange ausgehalten? Vermutlich, weil es ich gelernt hatte, mit dem auszukommen, was ich besaß. Ich aß meine Mahlzeit ruhig und unbesonnen, doch ein großer und offensichtlich kampferfahrener Ork an einem der anderen Tische schaute immer wieder zu mir hinüber. Ich hatte ihn vorher in die Schenke gehen sehen, mich jedoch nicht weiter um ihn gekümmert. Aufmerksam und wachsam blieb ich dennoch, ich kenne es nicht anders. Der kleinste Fehler konnte Tod bedeuten und ich hatte nicht vor, jetzt schon zu sterben. Vertraue niemandem, dann lebst du länger!
Als der Ork dann plötzlich an meinen Tisch kam und mit mir sprach, war ich verwirrt, denn scheinbar wollte der große Kerl nur mit mir plaudern. Er stellte sich als Leon de War vor, aber nach kaum ein paar Worten entsetzte er mich, indem er beiläufig erwähnte, dass er mich als Mischling erkannt hatte. Ich war völlig überwältigt und getroffen, wollte unbedingt wissen, woher der Ork dies wusste und begleitete ihn auf dessen Zimmer, um zu reden.
Schnell stellte der ich fest, dass Leon ein sehr aufmerksamer Ork war und deutlich intelligenter als seine Artgenossen, die ich in meiner Jugend in Morgeria kennen und meiden gelernt hatte. Das Gespräch schien beendet, offensichtlich wollte Leon nichts Bestimmtes von mir. Ich warnte den Ork, mein Geheimnis nicht preiszugeben und verschwand mit Leons Gelächter im Nacken zurück in den Schankraum.
Dann machte ich mich erneut auf zum Marktplatz, wo inzwischen die vielen Stände aufgebaut worden waren und reges Treiben herrschte.
Ich hätte nicht hingehen sollen, weiß jedoch nicht, ob ich es im Nachhinein bereuen soll. Inzwischen hat sich mein Leben aufgrund meines Besuchs in Pelgar so sehr verändert. Ich weiß nicht, ob ich froh darüber bin, die Zukunft wird es zeigen.
In all dem Gedränge wurde mir jedenfalls mein Goldbeutel gestohlen. Ich bemerkte es jedoch rechtzeitig und folgte dem Dieb. Dieser löste sich aus der Menge, lief zu einigen Stadtwachen und wartete dort auf mich. Ich war blind vor Wut, sah die Wachen nicht, wollte mich nur sofort auf den gemeinen Schurken stürzen.
Die Wächter jedoch schienen zu glauben, dass der ich der eigentliche Dieb war. Jedenfalls wurde ich von ihnen zurückgehalten, doch in meiner Wut warf ich einfach meine Wurfsterne nach dem wahren Verbrecher und brüllte ihn an, dass ich ihn kriegen würde. Das schien den Wachen Beweis genug zu sein, dass sie den Richtigen erwischt hatten.
Daraufhin wurde ich des Diebstahls und versuchten Mordes beschuldigt und abgeführt. Ich ließ meinen Dolch mit dem Familienwappen der Tenebrées unauffällig zurück, denn ich hatte Leon gesehen und hoffte, dieser würde mir vielleicht helfen. Auch er gehörte zum dunklen Volk, aber vermutlich waren Orks nicht so verhasst wie Dunkelelfen bei den Bewohnern Pelgars. Oder sie duldeten einzelne Individuen, solange diese nicht die einfachen „unschuldigen“ Bürger angriffen, so wie ich.
Leon tauchte für den Rest des Tages nicht mehr auf, ich vermutete, das ihm mein Schicksal egal war. Typisch Ork, aber vermutlich hätte ich nicht anders gehandelt. Die Wachen führten mich in die Kaserne, wo ich es mit einer letzten verzweifelten Handlung versuchte, meine Unschuld zu beteuern und schließlich meine Identität als Halb-Dunkelelf preisgab. Ich war so ein Idiot zu glauben, dass ich auf Verständnis und Toleranz stoßen würde!
Der Kommandant, ein wahrlich gnadenloser, sadistischer, rassenfeindlicher und brutaler Trottel von einem Menschen ließ sich nicht erweichen, er sperrte mich über Nacht in die Kerker.
Dort verbrachte ich eine Zeit des Schreckens, diese Strafe war mir schlimmer als der Tod selbst, denn allein das Wort „Kerker“ weckte in mir die Erinnerungen an meine Gefangenschaft in den Kellern meiner Mutter, an meine Folterung und all den Hass, den ich dort auf die Dunkelelfen entwickelt hatte. Es war eine wahre Qual und ich glaubte schon, bald den Verstand verlieren zu müssen. Dennoch überstand ich die Stunden bis zum folgenden Morgen mit der einzigen Hoffnung, dass ich bald sterben durfte. Der Kommandant wollte mich bei Morgengrauen auf dem Marktplatz hängen lassen.

<u>3. Eintrag: Flucht und eine zu begleichende Schuld</u>
Ich hatte mich damit abgefunden, wartete nur noch auf den Morgen, der zusammen mit dem Tod kommen würde. Man führte mich unter den ersten Strahlen der Sonne zum Galgen. Resigniert hörte ich den Vortrag des Kommandanten, der mich allein scheinbar für den <i>Großen Krieg</i> selbst verantwortlich machte. Dann war es soweit und dieser Bastard leitete mein Ende ein. Ich wehrte mich nicht, war von der Reise nach Pelgar und den qualvollen Stunden im Kerker zu geschwächt. Ich wurde auf eine Kiste gestellt und man legte mir die Schlinge um den Hals. An die nächsten Stunden kann ich mich kaum noch erinnern. Ich weiß nur noch, dass Leon plötzlich aufgetaucht war, die Männer der Wache getötet, mich vor einem Ende am Galgen bewahrt und über die breite Orkschulter geschwungen hatte. Dann stürmte Leon de War mit mir als Gepäck zum Stadttor und hinaus. In einer heiklen Fluchtaktion kehrten wir Pelgar den Rücken.
Ich lebte noch und war Leon dafür dankbar. Dieser erwartete von mir jedoch eine Gegenleistung. Ich sollte den Ork begleiten und ihm zur Seite stehen, bis ich meine Schuld für die Lebensrettung beglichen hätte. Ich sah schnell ein, dass mit Leon nicht leicht zu verhandeln war und dieser im Übrigen im Recht stand. So streifte ich nun gemeinsam mit Leon eine Weile durch die Stille Ebene, immer weiter fort von Pelgar und den Schergen, die uns womöglich noch verfolgen würden.

<u>4. Eintrag: Xune Myrlochar, Shantih und eine Handvoll Wächter</u>
Leon de War und ich folgten einer kleinen Landstraße, immer fort von Pelgar. Inzwischen war ein neuer Morgen angebrochen und wir aßen das bisschen, was Leon noch in seinen Taschen hatte. Ich war ziemlich durstig, ließ mir aber zunächst nichts anmerken.
Den möglichen Verfolgern entkommen und eine große Strecke zwischen sie und uns zu bekommen, war mir wichtiger.
Nach einer Weile erreichten wir den Fluss Ilfar und die große Steinbrücke, die über ihn drüber führte. Doch wir waren nicht allein, eine Gestalt kam von der Brücke auf uns zu. Ich wurde sofort wachsam, doch Leon verspottete mich. Er würde mit allem fertig. Ich begann, daran zu glauben, denn erst kürzlich hatte ich erfahren, dass er die Soldaten Pelgars bei meiner Rettung alle umgebracht hatte. Dies bereitete mir innerlich Sorgen, denn jetzt wurde nicht nur ich gesucht, sondern auch der Ork. Ihn schien das allerdings kaum zu kümmern und auch ich wurde schnell von meinen Sorgen abgelenkt. Die Gestalt, die sich uns nämlich näherte, war eine Dunkelelfe.
In diesem Augenblick konnte ich nicht mehr klar denken, ich sah nur noch die Dunkelelfe an sich, schrie das Wort wie einen Fluch aus und griff an, bis wir beide uns wild am Boden rangelten. Leon wollte eingreifen, aber ich ließ es nicht zu, die Frau vom dunklen Volk gehörte mir, nur mir allein. Ich würde sie töten.
Eine Weile rangen wir noch miteinander, bis wir uns schließlich wie im Duell gegenüberstanden. Gleich würde ich sie töten, ich war davon überzeugt in meinem blinden Hass, dass ich es schaffen konnte. Doch dann beschimpfte mich die Dunkelelfe, denn sie hatte mich als Mischling erkannt, nannte mich den Abschaum ihrer stolzen Rasse und brachte mich damit völlig aus dem Konzept. Sie hatte Recht, ich <i>war</i> nichts als Abschaum!
Meine Geisteskontrolle kehrte zurück, zusammen mit der bitteren Erkenntnis, dass ich nicht viel mehr wert war als ein Wurm. Ich ließ den Dolch und mich selbst fallen. Der Kampf war vorüber. Die Elfe konnte gehen, wohin sie wollte. Warum ich ihr noch eine Warnung zurief, Pelgar zu meiden, wusste ich selbst nicht genau.
Der Ork wollte die Dunkelelfe jedoch nicht ziehen lassen, ohne uns beide vorgestellt zu haben. So erfuhr ich auch ihren Namen: Xune Myrlochar.
Und tatsächlich ließ Leon de War sie anschließend ziehen. Aber irgendwie war dies schlecht, mein Hass regte sich wieder, ich konnte eine Dunkelelfe nicht einfach über Celcia marschieren lassen. Leon vorheucheln, dass sie eine von uns sei und besser in unserer Gruppe bleiben sollte, rannte ich ihr nach, um sie davon zu überzeugen, doch noch mit uns zu reisen. Meine eigentlichen Pläne waren, sie im Auge behalten zu könnten. Halte dir deine Freunde nah, aber deine Feinde noch näher …
Wir waren noch mitten in eine eher heftige Diskussion vertieft, da näherte sich auch Leon und warnte uns, dass wir bald nicht mehr allein sein würden. Von Pelgar aus kam eine wirbelnde Staubwolke immer näher auf uns zu: Reiter!
Vermutlich Verfolger.
Schnell gingen Xune und Leon in Kampfstellung. Ich hielt mich ein wenig zurück, meine Kräfte nagten schon an ihren Reserven, zu einem Kampf war ich nicht mehr in der Lage.
Und dann tauchten sie auf, es waren der Kommandant und einige Soldaten. Der Ork, die Elfe und sogar ich kämpften gegen die feindlichen Angreifer an, die Xune für eine Komplizin hielten und auch sie attackierten.
Plötzlich tauchte ein Mädchen mitten im Gewimmel auf, huschte direkt ins Schlachtgetümmel und schmiegte sich an den toten Leib eines Pferds, über das Leon soeben gerichtet hatte.
Xune reagierte schnell, schnappte sich das Mädchen und brachte es zu mir. „Kümmere dich um sie“, keifte sie mich an und kämpfte weiter.
Da stand ich nun mit einem verwirrten Mädchen und wusste nicht, was ich tun sollte. Ein Mädchen! Mit dem anderen Geschlecht hatte ich nie zuvor wirklich etwas zu tun gehabt. Ich zog sie einfach mit mir und wir verbargen und hinter einem Grashügel, wo ich nach kurzer Zeit die Besinnung verlor und erst wieder mit dem erfrischenden Geschmack von kühlem Wasser auf den Lippen erwachte.
Das Mädchen war es, dir mir ihr Wasser gegeben hatte, um mich zu kräftigen. Ich war ihr dankbar, jedoch auch verwirrt. Nie zuvor war jemand freundlich zu mir gewesen wie diese junge Frau. Jedoch war mir die Kapuze aus dem Gesicht gerutscht und nun kannte wohl auch sie meine Identität. Ich bemerkte, dass sie eine ähnliche Hautfarbe wie die meine besaß, jedoch war sie keine Elfe, sondern ein Menschenmädchen – aber dennoch sehr hübsch.
Der Kampf war schnell vorüber und der einzige Überlebende der gegnerischen Seite war der Kommandant, der noch rechtzeitig geflohen war. Dieser Feigling!
Xune brachte mir überraschenderweise meinen Dolch zurück, den ich nach einem Gegner geworfen hatte, und entlarvte mich so als das Mischlingsbalg der Tenebrées. Ich hatte nicht geahnt, dass meine Geschichte vom Mord meines Vaters, meiner Mutter und meiner Flucht in Morgeria so bekannt gewesen war und sich herumgesprochen hatte.
Zuerst vermutete ich, dass Xune Myrlochar deshalb auf uns gestoßen war, um mich zurückzubringen und auszuliefern, aber das war nicht der Fall.
Sie und das Mädchen, das sich selbst Shantih nannte und Heilkenntnisse besaß, begleiteten uns. Shantih kannte einen Ort, an dem wir uns ausruhen konnten und wollte uns dorthin führen. Das war sogar eine gute Idee, ich war müde, entkräftet und wollte nur noch schlafen.
Wir marschierten eine Weile, immer am Fluss entlang. Bald trafen wir auf ein Lager, dort angelte ein Halbork namens Khorak. Leon und er legten sich herausfordernd miteinander an, doch Shantih konnte den Streit schnell schlichten und wir bekamen von Khorak sogar ein Zelt, um darin zu übernachten. Ich war froh und freute mich innerlich, bald ruhen zu können. Gemeinsam mit Shantih baute ich das Zelt auf, während Xune und Leon irgendwo in der Nähe des Lagers waren.

<u>5. Eintrag: Nächtlicher Angriff</u>
Das Zelt war aufgebaut und ich langsam mit meinen Kräften am Ende. Zwar war ich es gewohnt, unter freiem Himmel zu schlafen, aber nun stand das Zelt schon einmal. Außerdem sollte ich auf das Mädchen, Shantih, aufpassen. Sie war mir ein Rätsel. Warum wollte sie mit uns kommen, mit einem Ork, einer Dunkelelfe und einem Mischling. Sie wusste wohl bereits, dass ich kein normaler Elf war und dennoch störte sie sich nicht daran. Nun ja, sie war ein Mensch, was kümmerte es sie.
Aber hübsch war sie, sogar für einen Menschen. Ihre Beine hatten mich verzaubert, als sie sich anscheinend in einem Anfall der Freude heute Mittag ins Gras gelegt und mit ihrem Anhänger gespielt hatte. Ich hatte nur einen kurzen Blick auf ihre schlanken Beine geworfen, irgendwie war es mir unangenehm, sie entblößt zu sehen und es schien mir nicht richtig. Jedenfalls spürte ich diese Hitze und eine Röte in mir aufsteigen, so dass ich schnell wieder wegsah, um mir nichts anmerken zu lassen.
Kaum, dass das Zelt aufgebaut war, drangen seltsame Geräusche von draußen herein. Im nächsten Moment erschien Leons Kopf im Zelteingang. Wir seien nicht allein, ein neuer Angriff. Shantih und ich sollten im Zelt bleiben.
Nicht schon wieder, dachte ich, aber wenigstens konnte ich mich aus dem Kampfgeschehen raushalten, auch wenn für Schlaf noch immer nicht der richtige Zeitpunkt gekommen schien.
Plötzlich verfiel Shantih in eine sonderbare Trauer. Sie beklagte sich über die Welt, Waffen und den ewigen Kampf. Ich wusste selbst nicht, warum ich ihr antwortete, vielleicht, weil ich es tatsächlich ernst meinte, als ich sagte: „Hab keine Angst, du musst nicht kämpfen, ich achte auf dich.“
Dann war sie ruhig. Vielleicht sogar beruhigt? Ein Danke schlich sich aus ihrem Mund und es hörte sie ernst an. Sie war so freundlich, dass es mich fast skeptisch machte, aber irgendwie auch froh.
Shantih machte dann jedoch Anstalten, fliehen zu wollen, aber ich konnte nicht. Zwei Gründe hinderten mich daran. Erstens war ich noch immer an Leon gebunden, meine Schuld war noch nicht beglichen. Zweitens fühlte ich mich für einen Spurt in den sicheren Wald nicht mehr kräftig genug.
Doch ich hatte auch keine Zeit mehr, ihr eine Antwort zu geben, denn schon stach ein Schwert direkt durch eine Seite der Zeltwand. Jemand der feindlicher Angreifer hatte uns gefunden. Ich befahl Shantih sich flach auf den Boden zu legen und dem Schwert fern zu bleiben, schlich mich aus dem Zelt und nahm meinen Mantel ab. Diesen warf ich dan von hinten auf unseren Angreifer, wickelte ihn damit ein und war wieder selbst Mittelpunkt eines Kampfes. Ich dachte schon, dass ich gezwungen sein würde, den Mann zu töten, da tauchte Leon auf und schlug ihn nieder. Er rief mir zu, Stricke zu holen und die Brut zu fesseln. Vermutlich hatte er noch mehr dieser Schurken erwischt.
Ich zählte nicht, wie viele es waren, meine Sinne waren getrübt, mein Körper geschwächt. Ich fesselte die feindlichen Eindringlinge und wollte dann zum Zelt zurück. Plötzlich jedoch sah ich nur noch Schwärze und dann nichts mehr …
Ich erwachte im Zelt und Shantih lag schlafend neben mir. Allein das war mir schon unangenehm, ich wusste nicht, damit umzugehen, doch dann wurde mir bewusst, dass mein Mantel noch irgendwo draußen liegen musste. Ich fühlte mich nackt und meines Schutzes beraubt. Schnell huschte ich aus dem Zelt, auch wenn die Müdigkeit noch immer ein treuer Begleiter war. Ich fand den Mantel und kehrte zurück. Endlich wieder meinen Schutz tragen, doch dann fiel mein Blick erneut auf das schlafende Mädchen. Sie lag einfach so da und ihre Konturen waren graue Schatten. Sie schlief ohne Decke, ohne Schutz.
Ich legte mich auch bald hin, jedoch nicht, ohne Shantih vorher mit meinem Umhang zu bedecken. Diese Tat brachte mein Herz zum Klopfen.
Zuletzt geändert von Kazel Tenebrée am Mittwoch 1. November 2006, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 15. September 2006, 18:34

<u>6. Eintrag: Ascar und Luziver</u>
Sanft sprach jemand meinen Namen und stupste mich an. Ich erinnere mich nicht, jemals zuvor so liebevoll geweckt worden zu sein. Und das erste, was ich sah, war Shantihs bezauberndes Gesicht, ihre rehbraunen Augen, die zarte Haut und ihr glänzendes Haar. Welch wundervoller Morgen …
Etwas peinlich war es mir dann, als sie mir mit einem Danke auf den Lippen meinen Mantel zurückgab und rasch das Zelt verließ. Ich hatte vor ihr aufwachen und ihn wieder nehmen wollen, doch sie war zuerst wach gewesen. Ich hatte ein schlechtes Gefühl, ihr meinen dreckigen alten Umhang gegeben zu haben, doch das Dankeschön nahm mir meine Benommenheit.
Ich folgte ihr aus dem Zelt und tat etwas eigentlich Untypisches für mich: Ich nahm meine Kapuze ab und entblößte somit mein Gesicht, in dem mein Mischlingserbe gut zu erkennen war. Doch mir war es gleichgültig. Alle, die mich begleiteten, kannten bereits mein Geheimnis und schienen sich wenig daran zu stören. Außerdem hieß die Stille Ebene nicht umsonst so, es war unwahrscheinlich, dass wir vielen begegnen würden – wir man sich irren konnte! doch dazu später mehr.
Zunächst einmal bemerkte ich, dass sich die Dunkelelfe Xune von uns verabschiedet hatte. Sie war einfach verschwunden. Das ärgerte mich ein wenig, doch ich konnte ihr schlecht folgen. Meine Rettung vor dem Galgen und die Schuld, die ich zu begleichen hatte, banden mich an Leons Route.
Dann stellte mir Shantih einen neuen Begleiter vor: Ascar, das Pferd, ein braunes Ross, schön und zutraulich. Shantih hatte wirklich ein Händchen für Tiere.
Gerade, als ich mit Shantih und Ascar zu Leon gehen wollte, um mir am Feuer auch einen der Fische zu braten, die Khorak gefangen hatte, tauchte dieses Mädchen mit einem wilden Aufschrei auf, der mich fast zu Tode erschreckt hätte.
Sie war klein, hatte lange dunkle Haare, ein zartes Gemüt und … sie mochte Würmer. Nicht, dass ich mich nicht auch hin und wieder hatte von ihnen ernähren müssen, aber dennoch gehörten sie nicht unbedingt zu meinen Lieblingsspeisen.
Das Mädchen war eigenartig. Sie wusste weder, was Orks noch Elfen waren und schien hellauf begeistert, es zu erfahren. Es benahm sich recht eigenartig, jedenfalls konnte ich nichts von dem nachvollziehen, was sie tat. Nach einer Weile erfuhren wir endlich ihren Namen: Luziver nannte sie sich und sie sprach gerne in der dritten Person.
Da so etwas wie eine peinliche Stille herrschte, beschlossen wir, weiter zu ziehen. Ich half Shantih auf Ascars Rücken und konnte wieder ihre schlanken, weichen Beine bewundern, was mir erneut die Röte ins Gesicht schießen ließ.
Plötzlich wurde das Pferd wild und stob mit Shantih auf dem Rücken davon.

<u>7. Eintrag: Ich achte auf dich …</u>
Während Leon mit Luziver sprach, konnte ich sehen, dass Ascar langsamer wurde. Er blieb schließlich stehen und kam zurück. Ein schneller Blick zu Shantih verriet mir, dass sie weinte. Hatte sie sich so sehr erschreckt? Zunächst fühlte ich mich schuldig, doch dann fragte ich mich, ob Shantih das Pferd wohl doch nicht so gut im Griff hatte, wie ich glaubte. Aber das konnte nicht sein! Ascar war doch auch die ganze Zeit über so friedlich gewesen!
Dann machte sich Leon auf den Weg. Das Ziel war Neldoreth, denn da hofften wir, vor dem plötzlichen Wetterwechsel und möglichen weiteren Verfolgern sicher zu sein. Über uns türmten sich dunkle Wolken, es war beinahe unheimlich. Doch ich hatte jetzt andere Sorgen. Wie sollte ich nur Shantih wieder beruhigen? Sie wirkte so zart und verletzlich, sie sollte nicht weinen. Mir fiel jedoch nichts ein, mit solchen Situationen war ich nicht vertraut. So beschloss ich, einfach neben Ascar herzugehen und Shantih auf diese Weise Beistand zu leisten. Nach einer Weile beschleunigte das Pferd allerdings, so dass ich gezwungen war, schneller zu laufen.
Plötzlich entschuldigte sich Shantih. Ich verstand nicht, weshalb, es war doch nicht ihre Schuld. Das sagte ich ihr auch, während ich immer noch neben Ascar einherging. Doch dann wurde ich langsamer und schaffte es sogar, das Pferd in einen ruhigen Schritt zu bringen. Ich nahm meine Kapuze wieder ab, die ich bei Luzivers Ankunft aufgesetzt hatte. Irgendwie schien sich Shantih besser zu fühlen, wenn sie mich sehen konnte. Scheu legte ich die Hand auf Ascars Mähne und versuchte, Shantih mit aufmunternden Worten zu beruhigen. Da berührte Shantih meine Hand und ich zuckte mit den Fingern kurz zurück. Doch sie ließ ihre Hand nahe neben meiner liegen. Mochte sie mich? Ich wagte es und nahm ihre sanfte kleine Hand in meine.
„Shantih, ich … ich achte auf dich ... das habe ich dir doch schon gesagt.“ Das waren meine Worte und ich meinte sie ernst. Ich würde auf sie aufpassen, verpasste es mir doch einen Stich in der Brust, wenn ich sie so weinen sah. Trotzdem trieb mich meine Scheu dazu, mich nach meiner Kapuze zu sehnen. Nur ihr zuliebe setzte ich sie nicht wieder auf.
Zuletzt geändert von Kazel Tenebrée am Dienstag 10. Oktober 2006, 00:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 10. Oktober 2006, 00:30

<u>8. Eintrag: Traum</u>
Das Wetter hatte sich seltsam verändert, anscheinend bahnte sich ein Gewitter an. Trotzdem regnete es nicht. Nur Blitze zuckten über den Himmel, begleitet von einem Donnergrollen, der wie tausend orkischer Kriegstrommeln aus Morgeria klangen. Ich achtete jedoch kaum auf die dunklen Wolken oder das Krachen über uns. Shantihs Hand lag in meiner, die vor lauter Aufregung ganz nass und verschwitzt war. Aber auch ein wenig vor Anstrengung, denn noch immer lief ich neben Ascar her. Ich brauchte eine Pause, aber Leon legte ein immer schnelleres Tempo vor. Ich konnte nicht mehr, war mit meinen Kräften am Ende, musste Shantihs Hand loslassen … nein! … und anhalten. Doch auch Ascar blieb stehen, ganz so, als wüsste er, dass ich eine Verschnaufpause brauchte. Es war mir unangenehm, aber wenn ich nicht gefragt hätte, wäre ich wohl in mich zusammengesackt, so erschöpft war ich.
So bat ich Shantih, hinter ihr aufs Pferd zu kommen – ich fühlte mich so erbärmlich. Sie musste schrecklich von mir denken. Ein Schwächling war ich in ihren Augen, zu nichts imstande. Mein Magen verkrampfte sich. Und dann sagte sie scheinbar voll Begeisterung: „Natürlich!“ Aber dann hörten wir ein dumpfes Aufkommen und drehten uns um. Luziver, das kleine Mädchen lag bewusstlos im Gras. Shantih sprang sofort vom Pferd und hetzte auf sie zu, um nach ihr zu sehen. Ich blieb etwas hilflos bei Ascar, wusste ich sowieso nichts zu tun. Aber Luziver erwachte schnell wieder und durfte sogar auf Leons Schulter sitzen, damit wir schneller vorankamen. Dann kehrte auch Shantih zurück, stieg wieder auf Ascar und … sie bot mir ihre Hand an und half mir ebenfalls aufs Pferd. Glücklich ließ ich mich hinter ihr auf dem Ross nieder und dann ritten wir los.
Ich wurde mit einem Mal so müde, dass mir schon beinahe schwindelig war. Ich versuchte, mich nicht zu nahe an Shantih zu drücken, doch auf diese Weise würde ich noch vom Pferd fallen. Von Erschöpfung und Schläfrigkeit übermannt vergaß ich meine Scheu, rutschte näher an dieses wunderschöne Mädchen und hauchte ihr ins Ohr, dass sie sich nicht erschrecken sollte. Dann legte ich ihr meine Arme um die Hüfte, den Kopf auf ihre Schultern und schloss die Augen. Ich roch noch den Duft ihres seidigen Haares, dann schlief ich auch schon ein. Doch mein Schlaf sollte von etwas überschattet sein, von einem Traum, der mich eine ganze Zeit lang wohl nicht mehr loslassen sollte.

Ich stand in einem Wald und vor mir war dieser große Turm, ein gigantisches Gebilde aus massivem Stein. Darüber hingen noch immer diese pechschwarzen Wolken, begleitet von grellen Blitzen. Donner grollte, dass ich zusammenzuckte.
Dann änderte sich das Bild mit einem Blitzschlag. Ich war immer noch im Wald, doch aus dem Turm war eine Hütte geworden, klein und aus Holz. Davor stand ein älterer Mann, ein Magier, aber woher wusste ich das? Noch bevor ich mir dieser Frage richtig bewusst war, hatte sich die Umgebung erneut geändert. Ich konnte ein großes Tor sehen und ich wusste, dass es das Drachentor war, denn ich hatte es schon in dunkelelfischen Schriften gesehen. Der Magier stand davor und zauberte. Irgendwie war mir in diesem Moment klar, dass er versuchte, das Tor zu verschließen. Zugleich jedoch sprach eine Stimme weit hinten in meinem Traum, dass mir Celcia zu Füßen läge, öffnete sich das Tor. Aber diese Stimme konnte nicht mich gemeint haben … irgendetwas ging vor sich und es hatte mit dem Dunklen zu tun …

Ruckartig und erschreckt riss es mich aus meinem Traum. Beinahe wäre ich vom Pferd gestürzt, aber Shantih hielt mich und ich hielt mich an ihr. Ich hörte Luzivers besorgte Stimme und gab ihr sofort zur Antwort, dass es mir gut ging. Und dann hörte ich Shantih, spürte ihre zarte kleine Hand auf meiner. Sie hielt mich sanft und beruhigte mich mit ihren Worten. Noch immer mit aufgewühlten Gefühlen gab ich mich dennoch der Ruhe von Shantih hin, die auch mich langsam beflügelte. Ich wagte es und legte erneut meinen Kopf auf ihre Schulter. Zu ihr fasste ich Vertrauen, also erzählte ich ihr leise von meinem Traum. Aber Luziver hatte die Worte dennoch mitbekommen. Und da sie es nun schon einmal wusste, konnte auch Leon davon erfahren.
Als ich ihm von meinem Traum erzählte, von dem ich ahnte, dass er etwas Wichtiges zu bedeuten hatte, stieg mein Eifer. Ich wollte herausfinden, warum ich diese Dinge geträumt hatte, es musste einen Grund geben. Wir mussten unbedingt zu diesem Turm reisen!
Ich sollte diesen Traum nur wenige Minuten später erneut haben, als ich wieder versuchte, zu schlafen. Dieses Mal sah ich den Turm ganz deutlich vor mir und für mich gab es keinen Zweifel mehr: Wir <i>mussten</i> zum Turm der Weisheit, denn so hieß er!
Und dann sagte Shantih plötzlich, dass sie den Weg kannte. Das alles konnte kein Zufall sein. Wir beschlossen, uns zu beeilen. Leon wollte rennen und Shantih und ich reiten. Luziver sollte auf Leons Schulter sitzen bleiben, doch sie sprang ab und … ich wollte es nicht glauben … sie schwebte schnell wie der Wind selbst neben uns her, dennoch lief sie. Es war eigenartig. Dieses Mädchen hatte etwas Seltsames an sich, das mir irgendwie Unbehagen bereitete. Nach einer Weile erreichten wir den Rand der Neldoreth-Wälder und beschlossen, in einer windgeschützten Nische zwischen ein paar Felsen zu rasten.
Zuletzt geändert von Kazel Tenebrée am Mittwoch 1. November 2006, 23:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 1. November 2006, 23:35

<u>9. Eintrag: Der schwarze Wolf</u>
Wir beschlossen, zwischen den Felsen unser Lager aufzuschlagen und Shantih machte sich sofort auf den Weg in den Wald. Es war ein seltsames Gefühl, sie nicht mehr in meiner Nähe zu spüren, aber noch verwunderlicher daran war, dass es mich so berührte. Ich kam doch sonst die lange Zeit allein so gut zurecht und jetzt fehlte mir die Wärme, die dieses Mädchen mir gegeben hatte.
Ich machte mich daran, das Zelt aufzubauen, die beiden Frauen sollten darin schlafen. Doch auch für mich würde es heute keine Sterne zu betrachten geben, die Wolken wollten nicht weichen.
Plötzlich war Luziver bei mir. Sie schrie und jammerte, bis ich überhaupt erkannte, was los war. Sie blutete aus der Nase, warum, wusste ich nicht. Nur, dass ihre Hände besudelt waren und sie einfach nicht aufhören konnte, zu klagen. Ich war kein Heiler, aber oft genug hatte ich mir behelfsmäßig kleine Schnitte behandeln müssen. So zückte ich meinen Dolch, trennte ein Stück vom Zeltstoff ab und drückte es Luziver auf die Nase. Ich gab ihr den Rat sich hinzulegen und auszuruhen und das erste Mal hörte ich von dem Kind einen Dank. Noch niemals hatte sich jemand bei mir bedankt. Ein seltsames Gefühl war es. Die Blutung hörte schnell auf und schon war Luziver wieder putzmunter, wollte im Wald spielen, aber wir alle hielten sie davon ab. Wir sollten nun erst einmal rasten, das war wichtiger.
Leon hatte in der Zwischenzeit Fleisch gebraten und wir aßen alle fleißig davon – bis auf Shantih, die sich von mitgebrachten Beeren ernährte.
Mittlerweile war es noch dunkler geworden, die Nacht war hereingebrochen. Von irgendwoher drang Wolfsgeheule aus dem Wald. Es war geradezu unheimlich. Hoffentlich kamen diese Tiere nicht ans Feuer heran, dies waren meine ersten Gedanken. Doch ich schweifte schnell ab. Shantih war an mich herangerückt und hatte ihren Kopf an meine Schulter gelehnt. Sofort versteifte ich mich. Shantih lehnte an mir, was sollte das? Wie sollte ich jetzt reagieren? Ich tat, was wohl in diesem Augenblick jeder getan hätte, der von diesem Mädchen irgendwie bezaubert war: nichts. Ich blieb einfach sitzen und rührte mich nicht.
Luziver wollte noch immer in den Wald. Ich meinte, sie solle lieber mit Shantih im Zelt übernachten, dort seien beide sicher. Insgeheim wünschte ich mir aber, Shantih bliebe bei mir. Luziver hingegen blaffte mich hitzig an, sie kenne sich im Wald aus.
„Dann geh in den Wald … und stirb meinetwegen“, hielt ich entgegen. Es klang härter als ich es gemeint hatte, doch wenn zwei sture Köpfe aufeinander trafen, musste so etwas wohl dabei herauskommen.
Mein Gemüt beruhigte sich aber ebenso schnell vie Luziver. Sie entschuldigte sich und ich wurde dadurch friedlich, weil Shantih erneut ihren Kopf an meine Schulter lehnte. Es war ein so schönes Gefühl und ich genoss es mit allen Sinnen.
Doch dann holte mich die Müdigkeit ein und ich legte mich einfach ins Gras und schloss die Augen. Im nächsten Moment riss mich ein Schrei aus dem Dämmerschlaf. Sofort hatte ich meinen Dolch gezogen, bis ich bemerkte, dass Luziver geschrien hatte. Ihr schien jedoch nichts geschehen zu sein. Ich setzte mich wieder hin, da ich glaubte, keinen Schlaf zu bekommen, solange das Mädchen noch wach war und alle auf Trab hielt.
Luziver rief etwas von ihrer Großmutter, ich verstand nicht, was sie eigentlich wollte und so legte ich mich wieder hin. „Vielleicht solltest du auch ins Zelt gehen“, schlug ich Shantih vor, als die kleine Luziver darin verschwand. Vielleicht bleibst du aber auch bei mir, dachte ich und erschreckte mich dabei.
Noch mehr erschreckte mich aber, dass Shantih tatsächlich lieber hier bleiben wollte. Wegen mir? Nein, sie war Zelte nicht gewöhnt. Oder war das eine Ausrede. Egal, die Nacht war schön, sagte sie und im Stillen stimmte ich ihr zu. Dann schlief ich ein.
Weniger war es Shantihs leichtes Stupsen als vielmehr der durchdringende Schrei Luzivers, der mich geradezu ruckartig aus dem Schlaf riss. Mit dem Dolch in der Hand sprang ich zum Zelt, suchte kurz den Eingang und spähte hinein. Ich fragte, ob alles in Ordnung sei und fand eine verwirrte Luziver, die sofort aufhörte zu schreien, als sie mich entdeckte.
Ich kehrte zu Shantih zurück, doch dann roch ich etwas. Eine Gefahr näherte sich uns, aber was war es. Wir alle sollten es schnell herausfinden.
Wir alle hatten ein mulmiges Gefühl, bis auf Leon, der seelenruhig schlummerte.
Da entdeckten wir es. Ein riesiges Wolfswesen mit pechschwarzem Fell. Aber es war kein richtiger Wolf, mehr eine Art Wolfsmann – und Luziver kroch direkt auf es zu. Dann schien sie mit dem Wolf zu diskutieren, die Situation war gefährlich.
In diesem Moment meinte Shantih, dass sie meine Hilfe brauchte. Ich sollte einen Beutel direkt auf den Wolf schleudern, sobald sie das Zeichen gab. Natürlich würde ich ihr helfen, aber jetzt musste erst einmal Luziver geholfen werden.
Doch dann wurde ich Zeuge einer sehr seltsamen Szene: Luziver breitete die Arme aus und plötzlich zuckte der Wolf zurück als sei er von unsichtbaren Waffen angegriffen worden. Besaß das kleine Mädchen etwa Magie?
Doch da wandte sich das Wolfswesen ab und stürmte auf Shantih los, die ihm hilflos und ungeschützt den Rücken zuwandte. „Shantih“, rief ich mehr aus Reflex, aber warf den Beutel noch nicht. Aber dann warf sich Luziver wieder dazwischen. Sie kämpfte mit dem Wolf und wurde dabei an der Schulter verletzt. Das Wolfswesen war mehr als zotnig. Er schleuderte Luziver direkt auf mich zu, ich rief dem Mädchen zu, sie solle sich verstecken. Denn ich hatte gesehen, wie der Wolf auf Shantih zu hielt. Ihre Sicherheit war mir in diesem Augenblick am wichtigsten, auch wenn ich es nicht erklären konnte.
Völlig lebensmüde stellte ich mich zwischen Shantih und den Wolf, meinen winzigen Dolch gezogen. Verdammt, was machte ich da nur, ich wusste, dass ich gegen diese Bestie keine Chance hatte. Und das Monster machte mir das schnell klar, es richtete sich auf beide Hinterbeine auf. Grauenvoll. Doch dann fragte Luziver, was er wollte und ich versuchte es diplomatisch. Ich bot ihm Fleisch an, vielleicht hatte er nur Hunger. Wissend, dass es mein Ende wäre, würde er mich einfach angreifen, zeigte ich ihm meine empfindlichste Stelle: meinen Rücken. Ich suchte bei dem noch immer schlafenden Leon nach Fleisch und warf es vor den Wolf, doch dieser wollte es nicht.
Zugleich war auch noch Shantih bewusstlos geworden und lag jetzt in meinen Armen. Der Wolf aber wandte sich erneut Luziver zu, die einen Schwächeanfall hatte, vermutlich aufgrund des Blutverlustes. In diesem Augenblick hielt ich es nicht mehr aus und warf den Beutel nach dem Wesen. Genau im richtigen Moment. Dutzende Vögel stürzten sich auf den Wolf herab, so dass Shantih mit Luziver auf Ascar fliehen konnte. Die beiden verschwanden im Wald. Ich hingegen versuchte noch, Leon zu wecken – vergeblich.
Der Wolf verscheuchte die Vögel und warf sich auf mich, dass ich hilflos am Boden lag.
Und dann sagte er, dass ich ihn nie verstehen würde. Nun, wahrscheinlich stimmte das, meinte ich, aber ich würde auf jeden Fall versuchen, meine Freunde zu verteidigen bis zum bitteren Ende. Ich würde sie schützen.
Und dann fragte mich der schwarze Wolf: „Wie willst du deine Freunde schützen, wenn du tot bist?“ Er hatte Recht, gestand ich mich ein und merkte, dass ich einen Fehler begangen hatte. Dann aber verschwand der Wolf, einfach so, war weg, bevor ich noch etwas anderes denken konnte. Endlich wachte Leon auf, hob mich hob, warf mir vor, dass ich ihn nicht geweckt hatte und trug mich zu Shantih und Luziver in den Wald hinein.
Ich bekam von alledem kaum noch etwas mit. Die Worte des Wolfswesens hallten in meinem Kopf wider wie ein Echo.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 2. November 2006, 14:32

<u>10. Eintrag: Kuss</u>
Leon erreichte mit mir als Gepäck nach einer Weile endlich die Stelle, zu der Shantih und Luziver geflüchtet waren. Dem kleinen Mädchen schien es nicht gut zu gehen. Leon fragte sofort nach ihrem Befinden und auch ich machte mir Sorgen. Irgendwie waren sie alle bereits mehr als nur Reise- und Fluchtgefährten für mich geworden, ich wollte keinen von ihnen verlieren.
Shantih klärte uns schnell auf. Luziver ging es nicht besonders gut, sie war schwach, brauchte viel Wärme und durfte nichts trinken. Dann aber wandte sie sich von dem Mädchen ab, kam auf mich zu und legte sich einfach so in meine Arme. Für einen Sekundenbruchteil war ich gebannt, doch ich merkte dies kaum, denn meine Arme schlossen sich um sie und ich drückte sie an mich.
„Das nächste Mal läufst du gleich weg“, flüsterte ich ihr zu. „Ich will nicht, dass du stirbst … Du bist mir doch … so wichtig.“ Und da war es heraus. Ich hatte ihr gestanden, dass sie für mich etwas Besonderes war, dass ich mir Sorgen gemacht hatte. Ich wünschte mir, dass dieser Moment niemals verging. Doch sollten meine Gebete nicht erhört werden.
Shantih löste sich von mir und es wurde kalt, schrecklich kalt in meinem Herzen. Doch Luzivers Wohlbefinden war jetzt wichtiger als meine Gefühle für sie und das verstand ich. Shantih ordnete an, ein Feuer zu machen und Luziver in Decken zu wickeln. Sie bat Leon, das kleine Mädchen zu tragen und dann meinte sie zu meiner Überraschung: „Kazel und ich … wir kommen nach.“ Mein Herz hüpfte, mochte sie mich?
Leon zeigte sich kurz empört, dass er das Fliegengewicht von Luziver auf jeden Fall tragen konnte – und dann sagte er etwas, das mir einen Schrecken einjagte: „Warum macht ihr eigentlich soviel Umstände? Sagt doch einfach, dass ihr euch verknallt habt und gut ist’s.“
Ich spürte die Röte heiß in meine Wangen laufen. Vermutlich konnte man meinen Kopf sogar in Morgeria leuchten sehen. Als Leon dann auch noch mit Luziver in den Armen verschwand, war ich verloren und fiel innerlich in ein Loch der Unsicherheit. Was sollte ich jetzt tun, nachdem er Shantih und mich so bloßgestellt hatte? Ich fühlte mich so nackt und hilflos. Und was das Schlimmste war: Leon hatte Recht. Wenn ich bei Shantih war, fühlte ich mich wohl, beflügelt. Sie gab mir nur durch ihre Anwesenheit das Gefühl, akzeptiert zu werden.
Also trat ich an sie heran, brabbelte irgendetwas davon, dass Leon kein Feingefühl besaß, fluchte und schon fand ich mich in einer gefühlvollen Umarmung mit ihr wieder. Ich schaute in ihre schönen Augen, rehbraun und groß, küsste sie darauf, dass sie die Lider schließen musste und atmete ihren Duft ein. Ich hauchte ihren Namen wie einen Zauber, etwas, das alle Wunden heilen ließ.
Sie erbebte in meinen Armen. Aber im nächsten Augenblick wand und sträubte sie sich, glitt aus meiner Umarmung wie ein Aal und war im Wald verschwunden.
Ich rief ihr noch nach, doch sie hörte mich nicht. Es war alles nur Einbildung. Ich war so dumm, zu glauben, dass sie einen Mischling wie mich wirklich mochte. Voller Wut hieb ich meine Faust in den nächstbesten Baum und schrie.
Niedergeschlagen ging ich zum Lager, wo Leon bereits ein Feuer entfacht und Luziver abgelegt hatte.
Ich setzte mich an den Rand der Lichtung unter einen Baum und blies Trübsal. Nicht lange dauerte es, da tauchte Shantih ebenfalls auf der Lichtung auf. Es zerriss mir fast das Herz, sie jetzt zu sehen und zu wissen, dass ich mich mit meinen Gefühlen geirrt hatte.
Schlimmer wurde es, als Shantih dann auch noch zu mir kam und sich neben mir im Gras niederließ. Warum tat sie mir das an? Warum quälte sie mich mit ihrer wunderschönen Anwesenheit, wenn sie doch keinerlei Interesse an mir hatte? Ich konnte ihr nicht einmal böse sein, nicht ihr. Es war eigens meine Schuld, ich hatte mir da etwas eingebildet, was nie Existenz annehmen würde.
„Hör mal …“, sagte sie plötzlich und noch bevor ich es registrieren konnte, hingen ihre Lippen auf meinen, süß und zart. Was sollte dieser Sinneswandel? Nun, im Grunde genommen war es mir egal … und sie war so süß.
Dann erwachte Luziver endlich wieder, es ging ihr wohl schon besser. Shantih und ich unterbrachen den Kuss und kehrten an das Lagerfeuer zurück. Eine Weile saßen wir vier noch darum und mussten Luziver erklären, dass ihr Zusammenbruch nichts Böses war, denn sie glaubte es zu Anfang. Sie glaubte felsenfest, dass ihre Großmutter ihr böse sein würde und dass sie sonst keine Freunde besaß. Aber Shantih, Leon und mir gelang es schließlich, ihr zumindest soweit zu erklären, dass wir ihre Freunde sein wollten und so beruhigte sich das Mädchen schließlich wieder.
Wir blieben noch einen Augenblick sitzen, unterhielten uns bis das Feuer heruntergebrannt war und machten uns dann auf in die Tiefen der Wälder des Neldoreth.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 2. November 2006, 14:33

<u>11. Eintrag: Narben</u>

Wir marschierten einige Zeit durch den Neldoreth. Die pechschwarzen Wolken hatten ihn noch nicht erreicht und das Wetter war angenehm. Doch es gab eine andere Sache, die uns plagte: Hunger. Luziver klagte deswegen am meisten, außerdem war sie müde vom vielen Laufen. Ihre Gejammer ging mir auf die Nerven, ich bin schließlich keine Amme. Ich kenne mich mit hungrigen kleinen Mädchen nicht aus. Luziver schien das registriert zu haben, denn fortan sagte sie erst einmal nur noch „Kazel ist böse.“ Mir sollte es Recht sein, im Grunde war es mir sogar egal. Ich wollte vermeiden, dass es noch zu einem heftigen Streit kam, daher verließ ich die Gruppe für eine Weile und machte mich im Dickicht auf die Jagd.
Als ich mit einer respektablen Beute und vollkommen blutverschmiert zurückkehrte, musste ich schrecklich ausgesehen haben. Irgendwie wollte ich Shantih diesen Anblick ersparen und setzte mich etwas abseits. Dann begann ich die Tiere zu häuten und auszunehmen. Für mich war es eine beinahe alltägliche Tätigkeit, denn in den zwei Jahren in der Stillen Ebene hatte ich diese Fähigkeiten lernen müssen, um zu überleben.
Shantih hatte ihren Anteil am Fleisch abgelehnt, vermutlich war sie kein Freund der Jagd. Sie wollte Beeren sammeln und suchte sich schnell einen Strauch. Als ich sie so die kleinen roten Früchte pflücken sah und bald schon mit meiner Arbeit fertig war, erhob ich mich mit dem Blick auf ihren wundervollen Körper und sagte zu Leon, ich sei Feuerholz holen. Tatsächlich aber trieb mich mein Instinkt wie von allein zu <i>ihr</i>, zu Shantih.
Bei ihr angekommen legte ich meinen Arm um sie und zog sie an mich. Sofort ließ ich sie aber wieder los, denn schnell machte mir meine Erinnerung einen Strich durch die Rechnung. Ich war ja noch voller Blut. Ich stammelte eine Entschuldigung und wünschte mir einen See herbei, in dem ich mich waschen konnte.
Luziver erkundete inzwischen mit ihrer kindlichen Neugier die Umgebung – und prompt brachte sie einen Gast an unser Lager. Es war Khorak, der Halbork, den wir am Ilfar angetroffen hatten. Was machte er nur hier? War er uns gefolgt?
Nun, im Moment kam er gelegen. Ich übergab das Feuerholz und eine Aufforderung an ihn, ein nettes Feuer zu machen. Dann verschwand ich erneut im Wald. Ich musste eine Wasserquelle finden, so konnte ich Shantih nicht länger unter die Augen treten.
Tatsächlich fand ich auch eine, doch stürzte ich mich nicht gleich ins Wasser des kleinen Teiches. Niemand durfte mich sehen … Ich schaute mich um und als ich mich unbeobachtet fühlte, zog ich mein Hemd aus und begann damit, sowohl mich als auch meine Kleidung zu säubern. Aber ich hatte nicht mit Luziver gerechnet. Sie war mir gefolgt und beobachtete mich heimlich. Natürlich waren ihr die Narben auf meinem Rücken nicht entgangen, schreckliches Zeugnis meiner qualvollen Jugend. „Au, das tut doch weh“, meinte sie und ich erschreckte mich und zog meinen Dolch. Als ich Luziver jedoch erblickte, ließ ich ihn sinken, dennoch wirkte ich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Ich beruhigte mich, erklärte mit trauriger Stimme, dass es nicht mehr weh tat (ich bin ein Lügner!) und zog mein Hemd wieder an. Dann ging ich zu Luziver, nahm ihre Hand und bat sie: „Sag niemandem etwas … sonst muss ich dich töten.“ Und wieder gelogen! Niemals würde ich jemanden töten, niemals wieder. Und Angst machen wollte ich der Kleinen eigentlich auch nicht, aber ich musste sicher sein, dass meine Narben ein Geheimnis blieben. Vor allem wollte ich nicht, dass Shantih davon erfuhr. Warum, das wusste ich in diesem Augenblick selbst nicht wirklich zu sagen.
Luziver und ich kehrten zum Lager zurück. Dort bemerkte ich die Unruhe des kleinen Mädchens, interpretierte sie jedoch falsch, wie sich später herausstellen sollte. Ich dachte, sie hatte Angst bekommen und ertrug es irgendwie nicht, sie so zu sehen. Ungelenk stand ich auf, kam zu ihr und meinte nur: „Dummes, kleines Mädchen. Glaub nicht alles, was dir ein grimmiger Mischlings-Elf erzählt ... hab keine Angst mehr, ja?"
Wenig später brutzelte das Fleisch über dem Feuer. Luziver hingegen spießte sich Beeren auf einen Ast und hielt sie in die Flammen – leider etwas zu lang. Sie wurden größer und platzten, so dass sie die ganze Umgebung bekleckerte. Zunächst war ich wütend, doch als ich ihre unterdrückte Haltung sah, verzieh ich ihr schnell und gab ihr nur den Ratschlag, das nächste Mal vorsichtiger zu sein.
Nach dem Essen legten wir uns wie üblich hin, um auszuruhen. Bald deckte uns der Schlaf mit einem schwarzen Tuch aus Träumen und Geborgenheit zu.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 15. November 2006, 17:41

<u>12. Eintrag: Viel Verwirrung</u>

Mitten in der Nacht träumte ich erneut von diesem Turm, dem Magier und dem Drachentor. Ich war gehetzt und schwer atmend und schweißgebadet wachte ich auf. Doch als ich alles ruhig vorfand und wusste, dass ich nur geträumt hatte, ließ ich mich erneut vom Schlaf übermannen. Dieses Mal blieb er traumlos und friedlich.
Als ich dann am Morgen erwachte, war ich nicht der erste. Luziver war schon auf. Aber was hatte sie nur? Sie weinte! Ich befürchtete das Schlimmste, nämlich, dass sie einen Feind oder dergleichen gesehen hatte und zog meinen Dolch. Dann schlich ich mich an sie heran und fragte, was los sei.
Luziver brabbelte für mich unverständliche Worte. Das einzige, was ich verstand, war, dass sie sich scheinbar allein fühlte, verstoßen. Ich versuchte, sie aufzumuntern, doch wie sollte es mir gelingen? Einem Mischlings-Elfen, der sich sein Leben lang ebenfalls allein gefühlt hatte und es nicht gewohnt war, auf seine Gefühle oder die anderer einzugehen.
Doch dann bemerkte ich, dass Leon wach war. Er war zwar ein großer grüner Ork, eine wahre Kampfmaschine, doch traute ich ihm mehr als mir zu, dem Mädchen wieder ein Lachen aufs Gesicht zu zaubern. Ich ging zu ihm und zeigte auf Luziver, die immer noch weinte.
Gemeinsam mit Leon gelang es uns doch noch, Luziver wieder aufzumuntern. Glück gehabt. Das arme Kind weinte viel zu oft und ich ärgerte mich, ihr auch noch Angst gemacht zu haben. Jetzt bereute ich es.
Erneut sammelte ich Beeren und gab einige davon Luziver, die freudig um mich herum sprang. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihrer Art. Vor allem jetzt nicht, denn nun hockte sie schon wieder mit angewinkelten Beinen und traurigem Gesicht an einem Baum und meinte nur, dass es nicht schlimm sei, wenn niemand sie mochte.
Ich ging sofort zu ihr, geplagt von schweren Schuldgefühlen. Ich erklärte ihr meine Situation, dass ich keine fröhliche Kindheit hatte und nicht weiß, wie ich mit ihr umgehen solle, denn sie sei recht seltsam. Und ich sagte ihr, dass ich sie mochte. Aber dann berichtete Luziver mir davon, dass in ihr noch jemand war. Eine zweite Persönlichkeit? Ihr Name sei Lucy und sie passe auf Luziver auf. Es verwirrte mich, aber ich wollte es mir merken. Vielleicht wurde man angesichts dieses Wissens aus dem kleinen Mädchen etwas schlauer.
Außerdem erzählte mir Luziver von ihrem neuen kleinen Freund Gob, einem Goblin mit verkrüppeltem Bein, der besonders gern Süßes mochte.
Wir kehrten zum Lager zurück, wo Shantih bereits wach geworden war. Sie lächelte mich an und fragte nach der Wasserstelle, die ich gefunden hatte, denn auch sie wollte sich frisch machen.
Plötzlich fügte sie hinzu, ob ich nicht mitkommen wolle, brach die Frage aber ab. Die Röte schoss mir in die Wangen. Ich sollte mitkommen, während sie ein Bad nahm?! Schnell senkte ich den Kopf. Nein, das konnte sie nicht gemeint haben, ich bildete mir nur etwas ein.
"Ich zeige dir die Stelle, es ist aber nur ein Teich", murmelte ich kleinlaut. Luziver bat ich, Khorak zu wecken und erklärte, dass ich dann noch Jagen gehen würde.
Doch Luziver hatte sich bereits in den Wald davon gemacht. Ich vermutete, dass sie nach ihrem neuen Freund Gob suchte.
So waren Shantih und ich wieder „allein“. Ich nahm ihre Hand, sie war zart und weich. Mein Herz pochte laut wie der Donner über uns. Warum nur? Langsam führte ich Shantih in den Wald hinein, bis wir den Teich erreichten. Dort stammelte ich kurz ein paar Worte, dass wir am Ziel waren und ließ ihre Hand wieder los. Welch kühles Gefühl doch an meiner eigenen zurückblieb. „Ähm ... ich geh jagen ... glaub ich ...“, war das einzige, was ich heraus brachte, aber gehen konnte ich trotzdem nicht. Ich stand auf dem kleinen Pfad, der sich inzwischen gebildet hatte und starrte ihn an.
Sofort wandte ich mich Shantih wieder zu, als sie leicht stotternd ein paar Worte hervor brachte. „Du … Kannst du …“ Ich glaubte, mein Herz würde den ganzen Wald aufscheuchen, so laut und heftig schlug es gegen meine Brust. Aber dass es noch lauter werden konnte, hätte ich nicht geglaubt. Doch als Shantih ein wenig umständlich von meinem Umhang befreite, den sie bis dahin immer noch getragen hatte, und mir ihren Nacken zeigte, war es um micht geschehen.
Sie war so schön, ein Waldgeist …
Sie bat mich, den Knopf ihres Kleides zu öffnen, der wie angepasst zwischen ihren Schulterblättern lag und mich geradezu anzulachen schien. Ich wollte ihr diesen Gefallen tun, wirklich, aber ich stand nur stocksteif da und schaffte es nicht, auch nur den kleinen Finger zu bewegen.
Schließlich überwand ich meine Starre, trat an sie heran. Aber den Knopf schaffte ich dennoch nicht zu öffnen, zu verführerisch war ihr Nacken, zu zart die duftende Haut. Ich strich ihr weiches Haar beiseite und legte meine Lippen auf ihren Nacken, denn nichts lieber als das wollte ich jetzt tun. Ich wollte ihr so nahe sein. Von ganz allein arbeiteten sich meine Finger zum Knopf und öffneten ihn geschickt. Als ich jedoch bemerkte, was ich da getan hatte, wich ich eingeschüchtert zurück. Nein, was hatte ich nur getan!?
Zu meiner Überraschung aber drehte sich Shantih um, kam auf mich zu und küsste mich. Ihre Hand strich meinen Hals hinab, verweilte auf meiner Brust. Im Geiste schwebte ich davon. Doch dann kam, was kommen musste. Ihre Hand glitt auf meinen Rücken. Sie wollte mich nur näher an sich heranziehen, aber ich zuckte unter der Berührung zusammen. Ich versuchte, es zuzulassen. Niemals hatte jemand meine Narben berührt, auch wenn mein Hemd noch zwischen ihrer Hand und meinem Rücken lag. Doch im Angesicht ihres Kusses vergaß ich den Schmerz, den diese Narben oft genug hervorriefen. Sie schmeckte so süß.
Meine Hände glitten zu ihren Hüften, ich umarmte sie. „Ich lass dich nie wieder los“, flüsterte ich ihr zu, küsste sie noch einmal. „Du bist das einzig Gute, das mir bisher begegnet ist.“ Ich verlor mich in ihr, in ihren süßen Lippen, dem bezaubernden Duft ihres Seins, ihrer zarten Haut.
Ich bemerkte erst, dass Shantih erschrocken war, als sie den Kuss auflöste und mich anschaute. „Sie sind nie verheilt, nicht wahr?“, sagte sie und es war nicht wirklich eine Frage, die sie da stellte. Natürlich wusste ich sofort, dass sie von meinen Narben sprach. Wie hatte sie das herausgefunden, ohne sie zu sehen? Aber diese Frage war es nicht, die sich in meinem Verstand bildete. Denn der verlor sich gerade in wilder Panik, die aufstieg.
Ich riss mich von Shantih los und wich zurück. Wie ein scheues, in die Enge getriebenes Tier mit gehetztem Blick stand ich ihr gegenüber und meine Atmung ging keuchend. Mein Herz raste. Woher nur wusste sie es? Mir kam nur ein Gedanke.
„Luziver!“ Sofort fuhr ich Shantih wütend an. „Was hat sie dir erzählt?! Sie sollte niemandem etwas sagen, besonders nicht <i>dir</i>!“
Ich war am Ende meiner Kräfte. Wie hatte Luziver mich nur verraten können und warum hatte sie es Shantih sagen müssen? Mein Vertrauen war angeknackst, ich brach zusammen, sank auf meine Knie und Hände. Ein Zittern überkam meinen Körper wie eine eiskalte Flutwelle, machte mich für einen Moment benommen. Ich wollte sie nicht verlieren, sie bedeutete mir doch alles. Und jetzt würde sie sich gleich angewidert umdrehen und gehen, nur aufgrund meiner grässlichen Vergangenheit. „… Shantih.“
Zuletzt geändert von Kazel Tenebrée am Dienstag 5. Dezember 2006, 10:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 5. Dezember 2006, 10:04

<u>13. Eintrag: Das Dorf</u>

Bevor noch mehr geschehen konnte, bevor sich dieser schreckliche Moment verschlimmern konnte, wurde scheinbar das ganze Gefüge der Welt erschüttert. Der wind zerriss an Ort und Stelle, als ein geplagter Schrei durch den Wald hallte, Tiere vertrieb und Angst vor sich herjagte. Zusammen mit einem Windhauch peitschte er heran und scheuchte alles in der Umgebung auf, wurde zum Mittelpunkt allgemeiner Aufmerksamkeit.
Verwirrt schaute ich in den Wald. Was war das nur? Diese Stimme kam mir bekannt vor. Neugierig, wie Shantih wohl darauf reagierte, sah ich sie an. Und sofort war sie wieder Mittelpunkt meiner Gedanken. Ich hatte sie nicht erschrecken wollen. Was sie jetzt wohl von mir dachte? Mit Luziver hatte ich über meine Narben sprechen können. Vielleicht, weil das Band zu dem kleinen Mädchen aus anderen Materialien geknüpft war. Aus Freundschaft?
Aber bei Shantih war es anders. Fasern meines Herzens waren in ihr Band verwoben und hatten sich längst fest darin verstrickt. Ich wollte sie nicht mit meiner Vergangenheit belasten, ihre Seele sollte nur von Frieden und Harmonie erfüllt sein. Niemals von Trauer oder Mitleid.
Aber Shantih behielt einen klaren Kopf. Auf jeden Fall erkannte sie wohl die Stimme, die diesen markerschütternden Schrei auf Celcia losgelassen hatte.
„Es ist Luziver“, sagte sie und Besorgnis schwang in ihren Worten mit. Irgendwie war ich froh, dass es diese Ablenkung gab. So brauchte ich mir nicht länger Gedanken um unsere Situation zu machen.
Dann geschah etwas, das mein Herz beflügelte und mich zugleich nur noch mehr verwirrte. Shantih kniete sich zu mir. Sie sprach von meinen Narben und das sie Teil meiner Vergangenheit seien, sie und ich mich aber im Jetzt und Hier befanden. Doch am stärksten waren ihre letzten Worte. Sie ließen alle Sorge von mir abfallen.
„Ich habe keine Angst vor ihnen.“
Diese wenigen Worte, diese Beteuerung schenkte mir neue Kraft. Und als Shantih schließlich auch noch sagte, niemand habe ihr diese Enthüllung anvertraut, sondern sie habe es einfach gesehen, wie eine Vision, glaubte ich ihr. Ja, Luziver hatte mich nicht verraten. Ich brachte anderen zu wenig Vertrauen bei. Das sollte sich ändern, beschloss ich. Und zugleich dachte ich wieder an das kleine Mädchen. Wenn es wirklich ihr Schrei gewesen war, so brauchte sie Hilfe.
„Suchen wir Luziver“, sagte ich nur und marschierte zusammen mit Shantih in die Richtung, aus der der Schrei auf dem Wind geritten gekommen war.
Gemeinsam wurden wir immer schneller, Shantih hetzte besorgniserregend durch den Wald, sprach von der Trauer, die die Bäume ihr vermittelten und bekam ein immer schlechteres Gefühl.
Es war sogar so stark, dass auch ich mich unwohl fühlte. Scheinbar war der ganze Wald in heller Aufregung, auch wenn die Tiere nicht wild durch das Dickicht streiften. Vielmehr versteckten sie sich, der Wind pfiff eigenartig durch die Bäume. Es war beinahe unheimlich. Im Geiste wünschte ich mir, dass Shantih sich irrte, dass es nicht Luziver war. Ich machte mir Sorgen um das Mädchen.
Die Angst um das Kind stieg, erhöhte sich gemeinsam mit der Geschwindigkeit, die Shantih und ich an den Tag legten. Wir rannten jetzt und es dauerte nicht lange, da erreichten wir dieses kleine Dorf – dieses kleine <i>tote</i> Dorf. Der Hauch des Todes überkam uns mit einem Schlag. Verwesung und Leichengestank lag in der Luft wie eine Wolke aus durchsichtigem Nebel und doch allgegenwärtig. Das Dorf selbst war leer, leer allen Lebens. Überall lagen zerfetzte Leiber, tote Menschen, auf unnatürliche Weise hingerichtet und ausgemerzt.
„Schau nicht hin!“, rief ich Shantih reflexartig zu und bremste mitten im Laufen ab. Nein, diesen Anblick musste ich ihr ersparen, er ließ selbst mein Herz gefrieren. Schrecken und Entsetzen krochen an meinem Körper entlang und hinterließen eine Gänsehaut, dass es mich erschauern ließ. Was war hier nur geschehen?
Da entdeckte ich Leon, der am Waldrand hockte und jemandem im Arm hielt. Angst und Sorge beherrschten mein Denken. Wer war es?! Wen hielt er?!
Es war Luziver – und sie hatte alles bereits gesehen! Das arme kleine Mädchen war mit diesem Schrecken konfrontiert worden. Wie musste sie leiden! Jetzt verstand ich, was der Schrei zu bedeuten hatte. Zumindest glaubte ich, es zu verstehen. Eilig liefen Shantih und ich zu Leon hinüber. Luziver kauerte in seinen gewaltigen Armen wie ein zitterndes Täubchen mitten im Sturm.
Hastig fragte ich Leon, was geschehen war, doch er reagierte ebenso gehetzt, wusste auch nichts. Er vermutete, dass es dieser Wolfsmann, dieser Hybrid, gewesen sein könnte. Immerhin hatte er versucht, uns auch umzubringen und nun hatte er möglicherweise andere Opfer gefunden.
Shantihs Gesicht war Tränen überströmt und sie drückte sich an meine Brust, während ich Leon bat, Luziver zu unserem Lager zurückzubringen. Dem Mädchen ging es körperlich gut, nur ihre Seele musste schweren Schaden genommen haben. Ein solcher Anblick prägte sich tief ins Gedächtnis und die Wunde würde nie heilen. Man konnte lediglich hoffen, dass die Narbe unter den vielen anderen untergehen würde und an Bedeutung verlor.
Ich machte Shantih den Vorschlag, zum Teich zurück zu gehen. Sie sollte nicht länger hier bleiben, ich wollte das nicht. Doch sie kniete sich zu den toten Leibern nieder, gab ihnen einen letzten Segen mit auf die Reise in eine bessere Welt, indem sie ihnen die Augen schloss für diese. Dabei summte sie und zusammen mit ihrem leisen Singen erwachten auch die Geräusche des Waldes wieder.
Ich wartete, bis sie mit dieser schon rituellen Prozedur fertig war, denn ich hielt es nicht für angebracht, sie zu unterbrechen. Es war ihre Art, damit klar zu kommen. Als Shantih aber auch dem letzten Leichnam über die Augen gefahren war, nahm ich sie in die Arme und verließ mit ihr das Dorf.
„Willst du zum Lager zurück“, fragte ich, obwohl es mir gleich war. Hauptsache, ich konnte sie endlich von hier weg führen. Aber Shantih wollte zurück zum Teich, sich reinwaschen. Ja, das war richtig. Ich führte sie und gemeinsam folgten wir dem unsichtbaren Pfad, den wir eben noch an diesen Ort des Schreckens gerannt waren. Kurz vor dem Teich verabschiedete ich mich von ihr. Es gab Situationen, in denen man allein sein musste und Ruhe brauchte. Dies war so eine. Sie würde zurückkommen, das wusste ich, also ließ ich sie allein.
Ich kehrte meinerseits zum Lager zurück, die Gedanken zum einen Teil bei Shantih und zum anderen bei Luziver. Wie es ihr wohl ging?
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 2. Februar 2007, 12:38

<u>14. Eintrag: Lucy</u>

Ich erreichte das Lager mit Verblüffung. Am Feuer hockten Leon, Khorak und Luziver. Aber da war noch ein weiteres Wesen, ein viel Kleineres.
Mit Schrecken stellte ich fest, dass mein Umhang noch am Teich sein musste. Keine Möglichkeit, sich zu verbergen. Doch das Wesen schien harmlos. Es würde sich kaum zu zwei riesigen Orks setzen, wenn es selbst eine Bedrohung darstellte.
Meine Vermutung bestätigte sich, als Luziver fröhlich den Namen des kleinen Wesens rief und auch, dass er ihr Freund war. Jetzt erkannte ich, dass es ein Goblin war. Er hieß Gob, vielleicht etwas einfältig, aber passend.
Als ich das Lagerfeuer erreichte, war Luziver bereits wieder zu einem Häuflein Elend zusammengesunken. Ich entschloss mich, jeglichen Aufmunterungsversuch zu unterlassen. Ich verschreckte sie damit immer nur und das wollte ich dem armen Mädchen ein für allemal ersparen.
Stattdessen erinnerte ich mich daran, dass ich jagen gehen wollte. Dankbar dafür, erhob ich mich wieder und machte mich erneut in den Wald davon. Doch ich konnte jetzt nicht wirklich jagen. Meine Konzentration war wie weggeblasen. Ich würde auf diese Weise nichts fangen. Aber beinahe unbewusst ging ich weiter. Meine Füße trugen mich zurück zum Dorf und erst als ich dort ankam, wusste ich auch bewusst, weshalb. Die Menschen waren allesamt tot, aber ihre Vorräte hatte niemand angerührt. Hastig packte ich ein, was ich tragen konnte. Diese armen Seelen würden nichts mehr davon brauchen, aber ich machte mir ohnehin nie Gedanken über Moral und Gesetze.
Die Hände beladen mit Proviant kehrte ich zum Lager zurück. Dort saß auch Shantih wieder bei der Gruppe, was mich innerlich beruhigte. Sie sprach mit Luziver, die vollkommen verstört wirkte. Ich reagierte nicht darauf. Shantih war so viel besser im Reden als ich, daher kümmerte ich mich lieber um die mitgebrachten Sachen.
Erst als Luziver plötzlich aufsprang, um zum Dorf zurück zu rennen, griff ich blitzartig ein. Doch Gob war schneller. Luziver sackte zusammen, verlor das Bewusstsein, aber der kleine Goblin kümmerte sich rührend um sie. Er sprach von jemandem, der ihr helfen konnte, da es ihr sehr schlecht ginge.
„Shantih kann sich um Luziver kümmern“, meinte ich nur. Ich vertraute mehr auf ihre Heilkünste als auf einen kleinen Goblin, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Auch wenn Luziver bereits von ihm erzählt hatte, sie schien ihn nicht sonderlich länger zu kennen. Und tatsächlich beurteilte Shantih kurz, dass Luziver wohl nicht ernstahft in Gefahr schwebte. Es war einfach alles zu viel für sie.
Wie sehr wir uns alle irrten, aber das würden wir jetzt noch nicht erfahren.
Endlich öffnete Luziver wieder die Augen, doch ihr Blick war anders, viel kälter. Ebenso ihre Stimme. Sie war ein eisiger Hauch, getragen von Verachtung gegenüber alles und jedem. Das musste Luzivers zweite Persönlichkeit sein, ich erkannte es an der Stimme. Ich hatte sie schon einmal gehört und in dem Augenblick geglaubt, dass mit dem Mädchen etwas nicht stimmte. Jetzt wusste ich es besser.
Inzwischen hatten sich Gob und Leon auf geistiger Ebene schon ziemlich in die Haare bekommen. Auch Leon vertraute auf Shantihs Heilkünste, wir brauchten keinen Fremden, der sich um Luziver kümmerte.
Bei diesen Worten kam mir der Gedanke, dass sie einer oder durchaus aus mehrere von Gobs sogenannten Freunden im Dickicht verstecken konnten, um uns zu beobachten und in einem Moment der Blöße zu überfallen. Unauffällig griff ich nach meinem Dolch, meiner einzigen Waffe.
Unterdessen schrie der Goblin immer wieder, dass es sich nicht um Luziver handelte. Und er hatte Recht. Das Mädchen sprach auf eine völlig andere Art und Weise zu uns. Abweisend, kalt und verachtend. Sie drohte uns sogar, dass wir froh sein konnten, dass Luziver uns mochte. Aber sie war doch Luziver!
Dieses Verwirrspiel von zwei Seelen in einem Körper brachte mich ganz durcheinander. Ich musste einen klaren Kopf bewahren. Mir war nur eines klar: Im Augenblick beherrschte die zweite Persönlichkeit Luzivers Körper und ich kannte sogar ihren Namen: Lucy.
Ich entschloss mich, dass es sinnvoll wäre, weiter zu machen. Daher verteilte ich den Proviant und fragte, ob wir nun dem Goblins folgen sollten (der in meinen Augen harmlos erschien) oder ob wir uns weiter auf die Suche nach dem Turm der Weisheit begaben.
In diesem Moment regte sich Gob. Er brabbelte vor sich hin, er kannte den Turm und er fragte mich danach. Mich! Nun gut, ich war es, der den Traum hatte, immer und immer wieder. Wann würde er mich endlich loslassen?
Da Gob nun das Ziel unserer Reise kannte und vermutlich, weil ich das dringende Bedürfnis hatte, es jemandem zu erzählen, berichtete ich von meinem Traum. Vom Turm der Weisheit, diesem seltsamen Magier in der Hütte, der das Drachentor geöffnet hatte und von der schaurigen Stimme, die sprach, Celcia würde mir zu Füßen liegen, öffnete ich das Tor. Aber ich wusste, dass sie nicht mich meinte. Mir verlangte es doch gar nicht nach dem Land. Ich wollte nur meinen Frieden. Diese ganze Sache mit dem Traum und dem Turm wühlte mich innerlich auf und ließ mich eine Blöße zeigen, die ich von mir selbst nicht kannte. Hoffentlich würde es bald aufhören.
Gob riss mich aus meinen Gedanken. Er war zu Lucy gegangen, die seltsamerweise seine Hand ganz zärtlich nahm und hielt. Ihm schien diese kalte Persönlichkeit zu trauen. Gob schlug vor, Luziver zu heilen, ihre Seele hatte so Schlimmes erlebt. Anschließend würde er uns direkt zum Turm führen. Allerdings bräuchten wir für die Reise zu Gobs unbekanntem Freund, den er nur Kirill nannte, mindestens 6 Tage. Misstrauen stieg in mir auf. In sechs Tagen könnte Luziver wer weiß was passieren. Sie könnte sterben! Ich wollte nicht daran denken, was dies mit sich brächte. Noch jemand, den ich mochte, und der sein Leben aushauchte? Nein, die Kleine musste wieder gesund werden!
Ich tat mein Misstrauen kund, aber für die Gruppe schien es längst beschlossene Sache. Alle wollten Luziver helfen, daher gingen wir das Wagnis ein und vertrauten dem Goblin.

<u>15. Eintrag – Nur ein Lächeln</u>

Wir marschierten den ganzen Tag über durch den Wald, angeführt von einem kleinen Goblin mit einem verkrüppelten Bein, der selbst kaum richtig laufen konnte. Dennoch schwiegen wir und folgten.
Irgendwann war es Zeit ein Lager aufzubauen. Wir suchten einen geeigneten Platz und kümmerten uns um alle Nötige. Die Stimmung hatte einen Tiefpunkt erreicht wie nie zuvor in der kleinen Gruppe. Leon war stocksauer, über alles und jeden. Er war sogar bereit, sich mit den Göttern anzulegen, denn herausfordernd reckte er die Faust gen Himmel, wo noch immer die schwarzen Wolken herrschten.
Mir und auch allen anderen war es nicht entgangen, aber im Augenblick plagten mich andere Sorgen. Sorgen um Luziver. Luca hatte mich angeschaut, mit einer so intensiven kalten und verachtenden Wut in den Augen, dass ich dem Blick nicht ewig hatte standhalten können. Im Grunde war es mir egal, was ihre zweite Persönlichkeit über mich dachte. Sie mochte mich nicht und es beruhte sehr auf Gegenseitigkeit. Nur durch Lucy wurde ich mir bewusst, wie sehr ich das kleine freundliche Mädchen vermisste.
Inzwischen stritten Khorak und Gob darüber, ob der Ork eine stinkende Bestie war oder nicht. Leon hatte es sich nicht nehmen lassen, im Wald jagen zu gehen und mit einem Weildschwein zurückzukehren. Ich suchte nach der Wärme von Shantih. Zwar hielt ich noch immer ihre Hand, aber sie fehlte mir dennoch. Fehlte mir wie meine Kapuze, als es noch Momente in meinem Leben gab, da ich mich unter ihr verbergen musste.
Und zugleich war Shantih vollkommen in sich gekehrt. Sie hatte die ganze Zeit geschwiegen, stand jetzt auf und schlenderte wie eine Waldelfe so leicht zum Pferd Ascar hinüber. Ich fragte mich, ob sie noch an die vielen Toten in dem Dorf denken musste und deshalb so still war. Müdigkeit übermannte mich. Ein letztes Mal ließ ich den Blick über meine Reisegefährten schweifen, er blieb bei Shantih hängen. wie schön wäre es, einmal von ihr zu träumen. Wie schön wäre es, gar nicht zu träumen. Schläfrigkeit deckte mich zu und alles wurde schwarz um mich.
Natürlich blieb ich auch in dieser Nacht nicht vor dem mysteriösen Traum verschont, doch stand dieses Mal der Magier im Vordergrund. Ich erkannte ihn plötzlich als Elf. Seine grünen, vor Weisheit schimmernden Augen durchbohrten mich und ehe ich mich tiefer in ihnen verlieren konnte, riss ein Schrei mich aus dem Traum. Es war Lucy, die uns auf ihre „sanfte Art“ weckte.
Diese kalte herrische Persönlichkeit in ihr zeigte sich wieder von ihrer besten Seite. Murrend darüber, dass wir sie nur aufhielten, befahl sie, weiterzuziehen. Ich musste mich arg beherrschen. Diese Lucy kostete mich all meine Nerven.
Wir reisten weiter, Gob trieb uns eilig an. Irgendwann erreichten wir das Drachengebirge, bis dahin verlief der weitere Weg relativ harmlos – abgesehen von Lucys herrischem Verhalten und einem kleinen Freudenritt Shantihs auf ihrem Pferd.
Als wir dann am Rand des Gebirges ankamen, meinte Gob plötzlich, dass wir nun auf seinen Freund warten müssten. Für einen kurzen Moment hatte ich noch die Befürchtung, er wolle uns in die Tote Ebene locken. Unter diesen Umständen hätte ich sofort kehrt gemacht, ob mit oder ohne Luziver. Niemals wieder würde ich in die alte „Heimat“ gehen! Niemals!
Mittlerweile hielt ich es ebenfalls für dumm von uns, dem Goblin gefolgt zu sein. Ich schlug vor, wieder umzukehren. Mir war die ganze Sache nicht mehr geheuer.
Gob war darüber sehr ungehalten, aber Shantih beruhigte ihn. Sie wollte weitergehen, was blieb mir also anderes übrig. Ihr traute ich wie keiner anderen.
Lucy waren die Worte natürlich nicht entgangen. Sie warf mit Vorwürfen um sich, dass niemand von uns über Luzivers Zustand wirklich besorgt war. Aber hätte sie ein bisschen besser nachgedacht, so wäre ihr das Gegenteil aufgefallen. Ich machte mir große Sorgen um das Mädchen und ich wünschte sie zurück. Sie fehlte mir sehr, außerdem hasste ich diese Kratzbürste von Lucy. Aber sie hörte einfach nicht auf, fragte jetzt auch noch was los sei.
Da konnte ich mich nicht länger beherrschen über das Verhalten dieser respektlosen Furie. Nur meine dunkelelfische Mutter hatte ein kälteres Herz. In meinen Augen tobte ein Sturm und er breitete sich über Celcia aus, als ich Lucy all meine Wut und meinen Hass mit Beschimpfungen an den Kopf warf. Ich ließ meinem Zorn freien Lauf, mir war es plötzlich so gleich, was die anderen denken mochten. Kaum hatte ich meinen Ausbruch beendet, spürte ich, dass ich Ruhe brauchte und setzte mich ein Stück ab. Doch nicht für lange, denn ich fand diese Ruhe nicht. Mich in mich selbst zurück zu ziehen schenkte mir keinen Halt mehr. Das konnte nur noch … „Shantih.“
Ich kehrte zur Gruppe zurück, da hockte sie vor Gob und fragte ihn, ob er Süßes mochte. Aber sie würde noch auf eine Antwort warten müssen, ich brauchte sie jetzt und Gob würde mich nicht von ihr abhalten.
Sanft zog ich Shantih auf die Füße, flüsterte ihr eben dieses Bedürfnis ins Ohr, drehte sie in meiner Umarmung und küsste sie mit solcher Leidenschaft, dass ich alles um mich herum vergaß. All der Ärger und die Wut fielen von mir ab, als ich ihre Lippen berührte und ich konnte meine Seele allein mit diesem Kuss heilen. Welche Freiheit sie mir doch schenken konnte. Ich dankte es ihr mit etwas, das nur für sie bestimmt war. Eine Geste, die nur sie sehen sollte. Etwas, das ich seit Jahren nicht mehr getan hatte: Ich lächelte Shantih an, sanft und mild. Nur sie konnte mir ein Lächeln entlocken, das wusste ich. Sie war alles für mich, und ich wollte alles für sie sein.
Während Shantih mein Lächeln erwiderte und es für mich das schönste Bild auf Celcia war, hatten sich Gob und Lucy wieder in Bewegung gesetzt. Offenbar war auch der Goblin zu der Meinung gekommen, dass sein Freund nicht helfen konnte – immerhin war er nicht einmal anwesend. Gob wollte in ein Elfendorf gehen, in dem man Luziver sicher heilen konnte.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Sonntag 4. Februar 2007, 01:05

<u>16. Eintrag – Geständnis</u>

Wir folgten nun also allesamt dem kleinen Goblin, in Richtung des unbekannten Elfendorfes, das sich irgendwo im Neldoreth verbergen musste. Mein Blick fiel zwischendurch auf Luziver, die immer noch von ihrer zweiten Persönlichkeit – Lucy – beherrscht wurde. Trotzdem war irgendetwas anders an ihr. Sie wirkte nervös und schien es eilig zu haben. Ging es Luziver etwa schlechter?
Ja, das musste es sein und Luca hatte Recht, nervös zu sein. Wenn es dem Mädchen seelisch wirklich so schlecht ging, war aller Grund zur Eile. Ich grübelte, wie das Problem zu lösen wäre und schließlich fiel mir etwas ein. Ich rief Lucy zu mir und schlug ihr vor, dass sich Shantih mit Gob auf das Pferd setzten und wir anderen rannten. So würden wir deutlich schneller dieses Dorf erreichen.
Auf ihre bekannt kühle Art stimmte Lucy zu, aber mich kümmerte es nicht, dass sie teils so eisig reagierte. Ich würde nicht sagen, dass ich es akzeptierte, aber ich gewöhnte mich daran und wurde auch nicht sofort wieder wütend.
So war es beschlossene Sache und mein Vorschlag wurde in die Tat umgesetzt. Wir brauchten tatsächlich nicht lange. Wo Gob gemeint hatte, es könne einen ganzen Tag dauern, erreichten wir schon nach einer guten halben Stunde das Dorf der Neldoreth-Elfen.
Gob quietschte vor Vergnügen und prophezeite, dass die Elfen nicht nur Luziver helfen, sondern auch noch sein verkrüppeltes Bein heilen würden.
Khorak, der offensichtlich ziemlich hungrig war, stürmte brüllend ins Dorf auf der Suche nach Nahrung. Im ersten Moment kam mir der Gedanke, er wolle die Elfen verspeisen, aber ich verwarf diesen absurden Geistesblitz schnell wieder. Shantih lenkte mich ohnehin ab mit ihrer zauberhaften Anwesenheit. Sie glitt vom Pferd, nachdem Gob auch herunter war und nahm sanft meine Hand. „Ich würde sagen, wir folgen ihm“, meinte sie und war bereit, das Dorf zu betreten. Mir selbst war nicht so wohl dabei. Denn was durch die Distanz des Dorfes noch in ungreifbarer Ferne gelegen hatte, drängte sich mir jetzt immer tiefer ins Bewusstsein: In diesem Dorf waren Elfen! <i>Reinrassige Elfen!</i> Ich würde auffallen wie ein bunter Hund. Doch ich konnte schlecht zurückbleiben. Luziver brauchte uns alle. Daher stülpte ich mir nur mit einer Entschuldigung auf den Lippen meine Kapuze über und zog sie tief ins Gesicht. Dann machte ich todesmutig den ersten Schritt auf das Dorf zu. Plötzlich aber riss sich Shantih von mir los und huschte wie ein scheues Reh in den Wald. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, doch konnte ich nicht näher auf sie eingehen, denn schon rief Leon nach mir und lenkte mich ab.
Er wollte genau so wenig wie ich unter die Elfen. Auch bei ihm schien der Grund seine Abstammun zu sein und ich verstand es vollkommen. Ein Ork unter Elfen war auch nicht viel besser als ein Mischling. Natürlich wusste Leon, dass ich ihm folgen würde. Ich musste ja, ich stand noch immer in seiner Schuld. Und daher war ich heil froh, als er sich lieber dazu entschloss, ein paar Kaninchen zu jagen. Auch mich zog es nun nicht länger in dieses Dorf. Shantih steckte irgendwo im Wald und allein wollte ich nicht unter die Elfen. Das wäre zu viel für mich gewesen, wo ich doch Jahre lang keiner Seele mehr begegnet war. Ich hoffte nur, dass Luziver mit Gobs und Khoraks Führung zurecht kommen würde.
So bereitete ich alles für ein Lagerfeuer vor und pflückte für Shantih sogar noch einige Nüsse, die ich am Rand der Lichtung fand. Als ich zurückkehrte, war ich überrascht, denn Shantih war glücklicherweise wieder aufgetaucht und saß nun an der Feuerstelle. Was sollte ich jetzt nur tun? Ich wusste schließlich nicht, wovor sie erneut fortgelaufen war und war mir daher sehr unsicher. Ich brachte ihr die Nüsse, ließ mich neben ihr nieder und schaute noch einmal gedankenverloren zum Elfendorf hinüber. Meine Konzentration galt der Sorge um Luziver. Ich vermisste das Mädchen, hoffentlich konnte man ihr helfen.
Kurz erklärte ich Shantih daraufhin, weshalb Leon und ich nicht ins Dorf gingen und eigentlich hatte ich ihr vorschlagen wollen, dass sie einmal nach Luziver schaute. Doch als ich sie ansah, verlor ich mich in ihren traumhaften Rehaugen. „Du bist wunderschön“, war das einzige, was ich hervor brachte.
Da legte sie mir ihre zarten kleinen Finger auf die Lippen, brachte mich zum Schweigen und sagte nur: „Ich weiß nicht wie, aber du durchbrichst alle meine Mauern.“
Ich erschauerte unter ihrer Berührung und ihren Worten. Es kribbelte an meinem ganzen Körper. Welch wohliges Gefühl!
„Ich habe nie Mauern gesehen“, antwortete ich. „Nur ein offenes Tor in die lieblichsten Gärten deiner Seele.“ Dann beugte ich mich zu ihr hinüber. Ich hielt es nicht mehr aus, da war dieses Verlangen nach ihr. Ich wollte sie küssen, jetzt sofort. Das tat ich auch, zuerst auf ihre Augen, ich schloss sie mit meinen Lippen. Dann drückte ich Shantih sanft ins Moos, folgte ihr und gleich darauf lagen wir beide auf dem weichen Waldboden. Ich deckte uns mit meinem Umhang zu, drückte Shantih an mich, strich ihr übers Haar. Es war so weich und glänzend! Mir war auf einmal alles gleichgültig, solange ich nur so liegen konnte und sie in den Armen halten, ihren Duft einatmen und ihre Wärme spüren durfte.
Meine Stimme war nur ein Wispern, nicht lauter als ein Windhauch und ich traute mich kaum, es ihr zu gestehen. Aber dann brachte ich es doch heraus, denn mein Herz war von Mut erfüllt, den sie mir spendete.
„Es ist mir egal, ob wir in dieses Elfendorf gehen oder den Turm suchen oder ob mich die halbe Welt aufgrund meines Mischblutes verfolgt, solange du da bist. Shantih ... ich ... da ist dieses Gefühl ... ich glaube ... Shantih, ich liebe dich.“
„Ich kann nicht geliebt werden“, antwortete sie, stand auf, ging davon.
Und dann zerbrach mein Herz.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 15. Februar 2007, 00:49

<u>17. Eintrag – Gefühlschaos</u>

Leere … da war nicht als Leere … so bittersüß und doch nicht vorhanden. Ich war nur noch eine Hülle meiner Selbst, kraftlos, schwach und … leer. <i>Ich kann nicht geliebt werden</i>, hatte sie gesagt und war einfach aufgestanden. Nun ging sie fort, weg von mir, ließ mich allein zurück mit einem Scherbenhaufen aus Splittern meines gebrochenen Herzens. Oh, warum tat sie mir das an, warum nur? Ich konnte nicht klar denken, ich wollte nichts mehr tun. Ich wusste nur noch eines: Ich durfte Shantih jetzt nicht gehen lassen – aber wie sollte ich es verhindern, wo ich doch nur noch ein Nichts war?
Benommen spürte ich, dass mein Körper von allein reagierte. Ich erhob mich, ein Fuß setzte sich vor den anderen. Ich schritt ihr wie in Trance hinterher. Meine Augen waren blind für den Rest der Welt, meine Ohren waren taub. Ich nahm nur sie wahr.
Doch dann trat etwas in mein Blickfeld. Anfangs ein Schatten nur erkannte ich nach und nach die Konturen einer Gestalt, die sich am Fuße eines Baumes zusammenkauerte. Es war eine kleine Gestalt – Luziver!
Ich musste nur auf sie herab sehen, um zu wissen, dass es Luziver war. Nicht Lucy, keine eiskalte Seele, nein, es war die kleine Luziver, das unschuldige Mädchen mit der Freude im Herzen. Ich wusste es!
Da stieg Freude in mir auf, Hoffnung und Glückseligkeit, weil das Mädchen wieder zurück war. Und diese Gefühle kämpften gegen den eben erfahrenen Kummer, die Trauer um eine verlorene Liebe, die wohl nie vorhanden war – jedenfalls nicht auf der Seite Shantihs. Die Gefühle drohten, mich zu erdrücken und zu ersticken, wobei sie doch über mich hereinbrachen wie ein sintflutartiger Regen. Ein Sturm tobte in mir und um mich herum und ich konnte mich ihm nicht erwehren. Doch auf welches Gefühl sollte ich hören? Und warum auch? Ich hatte niemals zuvor in meinem Leben meinen Gefühlen solch freien Lauf gelassen und jetzt schienen sie alle zusammen wie ein übermenschliches Unheil auf mich herabzustürzen, wollten mich zerquetschen.
Ich konnte nicht dagegen ankämpfen und wollte es auch irgendwie nicht. Dieses Gefühlschaos war wie eine Droge, die mich in unbekannte Höhen hob ohne mir zu schaden. Also keine Droge, sondern Balsam für meine Seele, wenn Teile davon mich auch in tiefste Unglücklichkeit drängen wollten. Bei diesem Gedanken schaute ich kurz zu Shantih hinüber, doch schon ergriff mich Freude, aufgrund von Luzivers Rückkehr. Ich konnte nicht anders, ich kniete mich zu ihr hin. „Luziver?“, fragte ich, um auch den letzten Zweifel aus meinem Körper zu spülen und als ich in ihre Augen sah und die Unschuld, die kindliche Ungezwungenheit darin erkannte, überkam es mich erneut. Ich schnappte mir das Mädchen und drückte es in meine Arme. Ich drückte sie so eng an mich, wie ich es sonst nur bei Shantih getan hatte. Dann ließ ich sie los, hob sie hoch und wirbelte sie in einem kleinen Freudentanz durch die Luft.
„Wir haben dich alle so sehr vermisst“, sagte ich, ließ sie herunter und tätschelte ihr den Kopf. Ich war so froh darüber, dass diese Gefühle mich nun beherrschten, sonst hätte ich nicht die Möglichkeit zum Weiteratmen gehabt. Luziver lenkte mich davor ab, mich Shantih zu stellen, nachdem ich das dünne Band zwischen ihr und mir mit meinem dummen Geständnis zerrissen haben musste.
Trotzdem schlüpften mir Worte aus dem Mund, die ich nicht zurückhalten konnte. Ich beschuldigte sie, dass sie log, wenn sie behauptete, niemand könnte sie lieben. Denn ich wusste es besser. Ich liebte sie doch! Und das sagte ich ihr erneut. Dann wollte ich mich nicht länger mit diesem traurigen, mein Herz vernichtenden Problem befassen. Daher fragte ich Luziver, ob alles in Ordnung war.
Das Mädchen schien zunächst verwirrt. Sie wunderte sich, dass sie nicht bestraft würde. Wie seltsam die Kleine doch war. Plötzlich erklomm sie flink wie ein Eichhörnchen einen Baum und meinte nur, sie hätte etwas gehört. Aber da war sie nicht die Einzige.
Ich zog meinen Dolch und schaute mich um. Da war etwas. Lachte da jemand? Es hörte sich jedenfalls so an. Ich vermutete den Ork und rief Leons Namen leise in den Wald. Niemand antwortete. Wer war da nur? Ich würde es herausfinden und die schützen, die mir wichtig waren. Langsam schlich ich mich durchs Dickicht. Und dann entdeckte ich Luziver, die vor einem Fremden hockte und ihn mit kindlicher Neugier mit Fragen überhäufte. Dieser Fremde trug eine Maske, schaute wie ein mannshoher Vogel aus und besaß einen Kampfstab.
Kein Zweifel, ich würde eingreifen, sollte er Luziver etwas antun.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 15. Februar 2007, 17:01

<u>18. Eintrag – Ray</u>

Der Fremde blieb von Luzivers Fragerei unbeeindruckt. Er rührte sich kaum, wirkte wie ein stiller Vogel, der einen Wurm betrachtete. Dann nannte er seinen Namen: Ray. Und in diesem Moment zog er seinen Kampfstab. Ich spannte meine Muskeln an, aber er kratzte nur mit einem Ende über den Boden, wirbelte Dreck auf – der mir direkt ins Gesicht geschleudert wurde. Woher wusste er, dass ich mich im Gebüsch hinter ihm verbarg?! Oder war dies nur ein Zufall?
Ray behauptete, nichts Böses zu wollen, daher beschloss ich, mich zu zeigen. Immerhin schien er zu wissen, dass ich auch noch da war. Also trat ich zu ihm und Luziver auf die Lichtung. Mein Gefühlschaos hatte sich gelegt und zusammen mit Anspannung waren die trotzigen, schlecht gelaunten Züge in mein Gesicht zurückgekehrt. „Was sucht Ihr hier und warum belauscht Ihr uns?“, fragte ich den Fremden. Er erweckte noch immer mein Misstrauen und ich wollte nicht noch mehr Personen begegnen. Ich wollte nur Luziver von hier weg bringen.
Luziver aber beteuerte, dass Ray nicht böse sei. Wenn es so wäre, hätte sich ihre andere Persönlichkeit Lucy gemeldet. Ich musste einen Moment darüber nachdenken. Es war das erste Mal, dass Luziver so über ihr zweites Ich sprach. Doch noch während ich grübelte, war sie wieder an diesem Ray dran und zerrte an seiner Kleidung. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute grimmig drein. Besser wäre es gewesen, wir wären einfach gegangen, aber Luziver ließ sich nicht davon abbringen, an diesem Ray herumzuzerren und ihn weiterhin davon abzuhalten, zu verschwinden.
Plötzlich tauchte Shantih neben mir auf. Es kümmerte mich kaum, denn sie war es, die ursprünglich Abstand zu mir nehmen wollte. Doch dann berührte sie sanft meine Hand, meinen Arm, zog mich ein Stück weit fort. Was wollte sie noch von mir? Mich weiter quälen mit Worten, die mein ohnehin zersplittertes Herz zu Staub zerfallen ließen? Ich musste doch auf Luziver achten. Dieser Ray, er könnte ihr wehtun … Nein, gestand ich mir ein. Luziver wurde von ihrem zweiten Ich geschützt und ich wollte mich nur nicht dem stellen, was mich erwartete. Außerdem machte mich Shantihs Anwesenheit wie vorher schon so oft ganz benommen. Ich strauchelte ihr hinterher wie ein verliebter dummer Junge, der ich war, achtete nur noch auf die Sinneseindrücke, die sie mir vermittelte und verlor mich erneut in ihnen. Schon keimte neue Hoffnung in mir auf, benebelt vom Rausch meiner Sinne. Mein Innerstes suchte die Splitter meines Herzens zusammen und war bereit, das Puzzle zu einem Bild zusammenzubasteln. Doch kaum blieb Shantih stehen, kehrte mein Verstand wieder zurück. Der Bastler in meinem Inneren legte eine Pause ein, noch bevor er richtig mit seiner Arbeit begonnen hatte.
„Was ist los?“, fragte ich, sehr grob und ungehalten. „Was willst du noch von mir?“ Ich wusste, dass es vorbei war, warum also führte sie mich weg – um mir den Rest zu geben? Nein. Wollte sie mit mir sprechen wegen meines unsinnigen Liebesgeständnisses? Ich störte sie nur, glaubte ich in diesem Moment, aber ich wollte es nicht ganz wahr haben. Zaghaft nahm ich Shantihs Hand. Wo ich mich vor jedem zurückziehen und meine Gefühle verbergen konnte, misslang es mir gerade bei der Frau, die ich liebte. Traurig schaute ich sie an. „Wenn ich mich von dir fern halten soll ... wenn es das ist ... also, ich ... sag es einfach. Ich erfülle dir jeden Wunsch, das weißt du. Ganz gleich, was es für mich bedeuten wird.“
Dann traten Verwirrung und Freude zurück in mein Leben. Shantih hing an meinen Lippen, nur kurz, ganz kurz, aber es reichte, um die Hülle, die ich bildete, wieder auszufüllen. Mein Inneres füllte sich mit Leben und neuer Hoffnung. Sie legte ihre Hand an meine Brust und bat mich, geduldig mit ihr zu sein. Ja! Das würde ich! Ich würde warten, egal wie lange es dauern mochte. Mein Herz fügte sich allein wieder zusammen, nahtlos und ohne ein Zeichen davon, dass es einmal gebrochen war. Es wartete. Und ich wollte es ihr sagen, ich würde ihr immer wieder verzeihen, für immer auf sie warten. Sie wusste ja nicht, wie viel mir dieser kleine Kuss, ihre wenigen Worte bedeuteten!
Doch meine Stimme versagte, ich konnte meine Gefühle nicht in Worte fassen. Sowas konnte ich noch nie. Um wie viel einfacher wäre es gewesen, besäße ich diese Gabe! Aber alles, was ich hervor brachte war: „Du hast alles Zeit der Welt.“ Ich hoffte, sie würde verstehen.
Doch dann kehrte die Wirklichkeit zurück. Ich hielt Shantih nur kurz in den Armen, aber zusammen mit ihrem lieblichen Duft umfing mich das Wissen, dass Luziver noch immer allein mit diesem Ray im Dickicht stand. Ich teilte Shantih meine Sorge um das Mädchen mit und auch, dass ich Ray nicht über den Weg traute. So kehrten wir zu den beiden zurück, auch wenn die letzten Momente zwischen uns nicht schöner hätten sein können.
Kaum waren wir wieder bei den beiden, brodelte es aus Luziver heraus. Sie hielt uns vor, dass wir nicht bei ihr geblieben waren, als sie so dringend Hilfe nötig hatte. Dass wir nicht zu ihr ins Elfendorf gegangen waren. Irgendwo hatte sie recht, daher schwieg ich und ließ ihr die Gelegenheit, ihrer Wut Luft zu machen. Ich war egoistisch gewesen, hatte nur an mich und meine Sicherheit gedacht. Das war falsch.
Ich wollte mich schon entschuldigen, was mich selbst wunderte, denn es war nicht meine Art, da hatte sich Luziver bereits von mir abgewandt. Sie stellte Shantih Fragen über die Leichen in dem Dorf, das wir entdeckt hatten. Solche Fragen sollte ein Kind wie sie niemals stellen – sie hätte auch niemals diese Bilder sehen sollen. Glücklicherweise schien Luziver aber nicht wirklich auf eine Antwort zu warten. Sie machte sich bereits wieder daran, ein Feuer zu entzünden. Rasch half ich ihr, denn mein Gewissen plagte mich. Aber da war immer noch dieser Ray. Ich drehte mich halb zu ihm um. „Ihr begleitet uns also.“ Es war keine Frage, sondern mehr eine Feststellung. Luziver hatte ihn scheinbar überredet. Es missfiel mir, aber noch hatte dieser Mann sich nicht als gefährlich erwiesen – mein Vertrauen genoss er jedoch weiterhin nicht.
Wir genossen schon bald eine gute Mahlzeit, nachdem auch Khorak und Leon wieder zur Gruppe gestoßen waren. Luziver stellte den beiden sofort unseren neuen Begleiter vor, natürlich mit den Worten, dass er ein ganz lieber Mensch sei. Ich bezweifelte das. Er war nicht einmal bereit, mit uns zu essen. Abseits saß er und zehrte von seinem eigenen Proviant. Auf der einen Seite war es mir recht, denn ich zählte ihn kaum zu einem Reisegefährten, auf der anderen Seite zeugte dieses Verhalten von Arroganz und ebenfalls Misstrauen.
Luziver gegenüber verhielt er sich freundlich, aber nur ihr gegenüber. Uns andere schien er auf eine gewisse neutrale Art zu ignorieren.
Dann passierte wieder ein Missgeschick von Seiten Luzivers: eine Attacke aus explodierenden Knallerbsen, die die Kleine versehentlich für Beeren gehalten und am Feuer geröstet hatte. Niemand blieb verschont, aber irgendwo brachte es Leben in unsere Gruppe. Ich lächelte zwar nicht – das würde ich nur für Shantih tun –, aber ich unterließ auch einen bösen Aufschrei oder Tadel gegenüber dem kleinen Mädchen. Ich war froh, dass sie zurück war.
Ein Raubvogel tauchte auf und ließ sich auf Ray nieder. Dieser Mann war sehr seltsam und ich traute ihm immer weniger. Gob schien meiner Meinung zu sein, zumindest hatte er Angst vor dem Raubvogel.
Luziver konnte sich auch nicht ganz von dem Geflügelten ablenken lassen. Sie schien nachzudenken. Offenbar war ihr inzwischen ebenfalls aufgefallen, dass sie in der Gruppe ziemlich viele Albernheiten zu verschulden hatte. Es tat ihr wieder einmal alles schrecklich leid. Warum, das wusste wohl nur sie. Sie glaubte nicht, dass wir sie noch bei uns haben wollten, fragte aber, ob sie für immer Teil dieser Gruppe bleiben könnte.
Was sollte ich nur darauf antworten? Mir war wohl wie allen anderen klar, dass diese Zusammenstellung auf Dauer keinen Bestand haben würde, auch wenn ich alle bis auf Ray bereits zu meinen Freunden zählte. Aber das konnte ich Luziver nicht einfach so sagen. Es würde ihr nur schwer auf dem Herzen liegen. Außerdem wünschte ich mir ebenfalls, dass es so bleiben würde.
„Natürlich kannst du bei uns bleiben. Auch wenn wir wohl die komischste Gesellschaft Celcias abgeben“, sagte ich und versuchte, scherzhaft zu klingen.
Ray lenkte mich ab. Ich hatte die Gruppe bereits gefragt, ob wir uns wieder unserem eigentlichen Ziel zuwenden wollten. Da interessierte sich dieser Neuzugang plötzlich ebenfalls für den Turm der Weisheit und fragte nach. Seine Augen funkelten seltsam pink, dabei hätte ich schwören können, dass sie braun waren. Immerhin waren die Augen das einzige, was man durch Rays Maske sehen konnte, daher hatte ich sie mir deutlich eingeprägt. Es war seltsam.
Luziver vertraute diesem Mann so stark wie ich ihm misstraute. Dennoch, er erwartete eine Antwort. Also gab ich sie ihm. Ich klärte ihn auf, dass wir den Turm nur finden wollten, weil wir einen Magier suchten, der etwas mit ihm zu tun haben musste. Mehr sagte ich dazu jedoch nicht. Ray wusste jetzt bereits zu viel nach meinem Geschmack.
Da fragte er uns, was wir von diesem Magier wollten und ob wir Kopfgeldjäger seien. Dies hatte zur Folge, dass mich finstere Gedanken beschlichen. Nicht wir waren Kopfgeldjäger, aber <i>er</i> wahrscheinlich! Das behagte mir ganz und gar nicht. Mit Leuten dieser Art hatten wir es bereits zu tun gehabt und die Erfahrungen waren keine guten gewesen. Ray wurde mir immer mehr ein Dorn im Auge und auch ich schien ihm kein netter Zeitgenosse zu sein. Im Stillen führten wir bereits einen Krieg gegeneinander, der nur am Pulsieren in unseren Augen abzulesen war.
Luziver schien das bemerkt zu haben, denn plötzlich brach es aus ihr heraus. Vertragen sollten wir uns und nicht aufführen wie zwei bissige Rüden, die ihr Revier verteidigten. Dass die Kleine auch so weise Worte von sich geben konnte, überraschte mich fast, aber im Augenblick beherrschte mich der Trotzkopf, der ich manchmal sein konnte. Einen Waffenstillstand … mit diesem Ray! Pah! Aber Luziver schenkte ich Vertrauen … viel Vertrauen sogar inzwischen. Nur ihr zuliebe legte ich meine Waffen nieder. Ich bot Ray ein neutrales Miteinander an, mehr war mir nicht möglich. Er ging darauf ein und stillschweigend trat Ruhe auf unser beider Schlachtfeld. Trotzdem war an unseren Blicken zu erkennen, dass dieser Kampf noch kein Ende gefunden hatte.
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Re: Kazel Tenebrées Tagebuch

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 16. Februar 2007, 12:16

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