Sarins Schneiderstübchen

Viele kleine und große Häuser reihen sich hier aneinander. Bunte Farben zieren die kahlen Wände und vor allem die Dächer. Mit diesen Farben symbolisieren die Magier ihren Rang und ihr Können in einer oder mehr Magiearten.
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Sarins Schneiderstübchen

Beitrag von Erzähler » Montag 11. März 2024, 14:15

Sarin kommt von Das Grasland -> Wo es endet

Iryan überraschte zwei seiner drei Begleiter nicht erst mit der Offenlegung des Geheimnisses, mit dem er sie zum Mitgehen verleitete. Darüber schwieg er sich eine ganze Weile, aber unter bester Laune aus. Gemeinsam spazierte die Gruppe durch die jung grünen Wiesen des Graslandes mit all den blühenden Gewächsen, die Celcias Natur wie ein buntes Perlengewirr in einer grünen See vor ihnen ausbreitete. Der Dunkelelf ließ sowohl Sarin, als auch Castus Zeit, die Umgebung in sich aufzunehmen und mit der Zeit des Erwachens umzugehen. Beide waren lange fort gewesen und er wusste nicht, ob sie länger brauchen könnten, sich an die aktuellen Verhältnisse zu gewöhnen. Vor allem Sarin wollte er diese Zeit geben. Sie hatte schließlich noch nicht lange an der Oberfläche verbracht und das meiste davon war bisher winterlich von Schnee und Kälte verdeckt gewesen. Die Sonne schien nun etwas wärmer auf sie herab. Glücklicherweise konnte sie sich um dem Umhang aus Nachelfenseide schützen. Auch Iryan legte sich nach einer Weile seinen eigenen Umhang über den Körper. Sarin würde den Stoff schnell erkennen. Sie hatte ihn schließlich eigenhändig verarbeitet ... und Manthala geopfert. Die Göttin hatte ihn gesegnet, so dass der Träger vor den Einwirkungen von Magie geschützt war.
"Ihr seht komisch aus", lachte Castus, der sich seine Freunde betrachtete. "Wie ein Trio düsterer Gestalten, meint ihr nicht? So hat Tantchen Mall es mir in den Geschichten immer erzählt. Die Personen, die am meisten Verdacht erregen, sind jene, die glauben, unauffällig zu sein, indem sie sich in Kapuzenumhänge kleiden. Ihr drei solltet euch sehen!" Er lachte lauter. "Bestimmt heckt ihr schon einen Plan aus, die Weltherrschaft an euch zu reißen."
Virekth, der dritte Kapuzierte im Bunde, hob den Kopf an, dass er Castus mit seinem verbliebenen Auge eingehender studieren konnte. Er sagte aber nichts. Iryan hingegen winkte ab. "Es hat seinen Grund, warum ich den Umhang nun trage." Das hatte es wirklich. Denn wie der Dunkelelf bereits angekündigt hatte, wollte er nicht zum Theater der Gefallenen gehen. Hyacinthus würde man später noch einen Besuch abstatten können. Er sei ohnehin eingebunden in seine Proben. "Sobald Castus bereit für einen Haarschnitt ist, können wir ihn aufsuchen", meinte er nur und deutete auf den frommen Begleiter. "Dafür musst du dich aber erst einmal vom Schleim befreien - ihr beide." Sarin sah nicht minder verschmiert aus. Inzwischen drang der Gestank sogar schon durch ihren Nachtelfenumhang, aber Iryan ließ ihr keine Zeit zur Rast. Er steuerte auch nicht das einstige namenlose Dorf an, in dem so viel geschehen war. Mittlerweile hatte es sich zu einer kleinen Siedlung gemacht. Vom Rand aus konnten Sarin und Castus erkennen, dass hier Menschen und Dunkelelfen, Orks und sogar einige Waldelfen Hand in Hand zusammenlebten. Ein Teil von Zyranus hatte seine Verbohrtheit abgelegt und nicht nur die Herzen für Nichtmagier geöffnet. Auch die Tore der Stadt lockten nun Besucher jeglicher Art, sich die Zauber hinter den magischen Mauern anzusehen. Iryan hielt direkt darauf zu.
"Warte, mein Freund", versuchte Castus ihn plötzlich aufzuhalten. "Was ist mit... du weißt schon?"
Iryan klopfte sich auf den Umang. "Das ist kein Problem, Dank Sarin und der Göttin Manthala."
Castus bekam große Augen. "Manthala ... das ... ist doch die dunkle Schwester von Lysanthor. Deine Göttin." Er lächelte Sarin an und griff dann nach ihrer Hand. Iryan hingegen ließ los, um nun die Führung zu übernehmen. Ja, er überrascht, aber noch immer nicht mit seinem Geheimnis. Er zeigte nicht nur, dass er sich mit dem Umhang der Stadt nähern, sondern sie auch betreten konnte. Nachdem er kurz am Tor einigen Abgesandten des Rats der Magier erklärt hatte, dass seine Begleiter das Stadtbild nicht durch ihren Geruch stören, sondern sich davon befreien wollten, nickten diese ab und wiesen die Gruppe ins Innere.
Es funkionierte. Überall war Magie, dass man sie nicht ignorieren konnte und Iryan stand mittendrin! Manthala war ihm hold. Er staunte nicht einmal darüber, sondern schien in den letzten Wochen bereits mehr als einmal ein- und ausgegangen zu sein. Seine Schritte führten ihn nämlich zielstrebig durch die Straßen. Je näher er dem Marktplatz kam, desto eifriger winkte er Sarin und Castus, ihm zu folgen. Auf halbem Weg aber lenkte Vikreth in eine Seitenstraße ein und winkte mit einem "Bis bald" der Gruppe.
"Er verabschiedet sich immer so", meinte Iryan und hob die Schultern an. "Ich weiß nicht einmal, ob er nun nochmal auftauchen wird. Ach, doch, sicher. Ich schulde ihm etwas für seine Hilfe." Jetzt aber ging es erst einmal weiter. Nur noch zu dritt passierten sie den Marktplatz. Das Stadtbild hatte sich etwas verändert. Noch immer herrschte an jeder Ecke zwar Magie, aber jene, die ihre Augen danach offenhielten, waren vielfältiger geworden. Sarin erkannte deutlich mehr Dunkelelfen, teilweise auch schon in zyranische Mode gehüllt. Man erkannte hin und wieder zwischen den eher schmächtigen Gestalten der Magier auch muskulöse Männer und Frauen mit harten Gesichtern und teilweise auch noch in Rüstungen gehüllt. Nicht alle Grandessarer schienen in die Heimat zurückgekehrt zu sein. Es war irgendwie ein schönerer Anblick als zuvor. Niemand stritt, sah man von den Feilschereien der Händler mit ihren Kunden einmal ab. Viele unterhielten sich, ungeachtet der Herkunft. Was hier in den letzten Wochen erwachsen war, würde einen wichtigen Punkt in der celcianischen Geschichte darstellen. Sarin war ein Teil davon, aber sie dümpelte mit ihren Freunden eher am Rand umher. Ähnlich bewegten sie sich nun auch vom Zentrum des Marktes fort. Zwar hatten sie noch nicht die Mitte der als Wohnviertel bezeichneten Bezirke von Zyranus erreicht, aber die Plätze und Straßen waren hier nicht vollgestellt mit Verkaufsständen. Vereinzelt gab es sie. Die meisten Händler befanden sich hier jedoch direkt vor Ort und verkauften ihre Waren aus den Läden im Erdgeschoss ihrer Häuser. Bei manchden musste man erst in einen Hinterhof gehen, wie aufgestellte Schilder verrieten. Andere boten ihren Waren an einem großen, offenen Verkaufsfenster feil. Und wieder andere hatten ihre Fassade mit reichlich Werbebannern und Plakaten behängt, um zu signalisieren, dass man in die Stube kommen und sich das Angebot anschauen sollte.
"Wir, das sind Cinni und ich, wollten die Hoffnung nicht aufgeben, dass du eines Tages aus dem Harax zurückkehren würdest, Sarin. Um uns zu beschäftigen und den Mut nicht zu verlieren, hat Hyacinthus einiges in die Wege geleitet. Ich glaube, es war seine Art, mit deinem Verlust umzugehen. Er hat ... einiges an Geld ausgegeben. Ich fragte ihn, ob er sich dabei wirklich sicher sei und er meinte, dass du einen Platz bräuchtest, wenn du wieder unter uns wärst. Deshalb ... nun ... sieh selbst! Wir sind da."

An einem kleinen, von Bänken und Zierbäumen in orangefarbenen Keramiktöpfen gesäumten Platz am Rande des trubelhafteren Marktes reihten sich mehrere der zyranischen Stadthäuser Wand an Wand. Die vielfältige Verspieltheit von Magie machte sich im Individuellen sichtbar, mit dem ein jeder Bewohner der magischen Stadt sein Heim gestaltete und auch wenn diese Häuser in ihrer Bauweise ähnelten, besaß jedes einzelne doch seinen eigenen Charme. Dass sie sich wie dicht gedrängt aneinanderquetschten, wirkte nicht einengend, sondern ... familiär. Zwischen den Straßenschluchten hingen Wäscheleinen, allerdings waren sie nicht allesamt mit Handtüchern oder Unterwäsche bestückt. Von einer hingen Würstchenketten in allen Regenbogenfarben, wohingegen irgendein besonders versierter Magier seine Sammlung mannsgroßer Schmetterlingsflügel zum Trocknen aufgehangen hatte. Eine Zauberin saß in einem Schaukelstuhl vor ihrer Haustür. Sie trug Pantoffeln in hundegesichtiger Form, die bellten, als Sarin, Iryan und Castus das Haus passierten. Ein älterer und sehr beleibter Magus mit Spitzhut wedelte mit einem Finger durch die Luft, während er in der anderen Hand ein Buch hielt und darin las. Ein Besen ahmte die Bewegungen seines Fingers nach. Er fegte mehr schlecht als recht, aber er tat es.
Iryan ließ sich von all der Magie schon nicht mehr beeindrucken. Er war eher froh, dass der Umhang ihn davor problemlos schützte. Castus aber riss die Augen auf, zeigte auf die Bewohner und ihren zauberhaften Alltag und freute sich, all das wieder erleben zu dürfen. Dann jedoch ließ er sich vom Dunkelelfen ablenken. Iryan deutete nach vorn. Zwischen einigen rosa und gelb gestrichenen Häusern, direkt neben einem mit Turm statt Dach fand sich ein schlankes, dreistöckliges Gebäude wieder. Es handelte sich um ein klassisches zyraner Stadthäuschen, besaß jedoch im Erdgeschoss gleich neben dem Treppenaufstieg zur Tür ein größeres Fenster, das zumindest die unterste Etage als Laden auswies. Darüber schützte ein kleiner Balkon mit Gittergeländer die schaulistigen Fensterbesucher vor einem mööglichen Regenguss. Das Haus war blau gestrichen, die Fensterrahmen besaßen einen cremefarbenen Rand aus vorstehendem Gestein und die Fenster selbst waren verglaste, große Kachelfenster in einem Holzrahmen. Iryan machte vor dem Treppenabsatz Halt und kramte in seiner Tasche.
Dann zückte er einen Schlüssel aus Messing mit einem kleinen eingearbeiteten Sichelmond, der sich mit einer Schere kreuzte als flacher Münzanhänger an einem Lederband. Er hielt ihn Sarin entgegen. "Hyacinthus hat das Haus bezahlt, aber ich habe es ausgesucht. Es ... besitzt noch nicht viele Möbel und bis auf einen Verkaufstresen gibt es unten nichts. Wir wollten auch noch nichts Neues hinzukaufen, weil wir nicht wussten, ob es deinen Geschmack trifft. Aber ... Willkommen zurück, Sarin - und Castus! Willkommen in deinem oder eurem neuen Heim hier. Deine eigene Schneiderstube wird sicher ein voller Erfolg!"

Inspiration der Schneiderstube von außen: Pinteres

Mod-Hinweis:
Da ich nicht weiß, wie du dir dein Schneiderstübchen so vorgestellt hast, darfst du es (mit dem nötigsten!) selbst einrichten. Die Schneiderei befindet sich im Erdgeschoss. Sarin erhält ein eigenes Heim in den drei oberen Etagen, wobei unter dem Dach nur ein Dachboden sein sollte als Lagerplatz. An Einrichtung wird ein schlichtes Schlafzimmer und Bad (mit magischem Zuber!) vorhanden sein, sowie einen Mindestmaß an Küche. Wie du die Räume und Einrichtung gestaltest, überlasse ich ansonsten ganz dir. Viel Spaß und sei ruhig kreativ und berspielt. Es ist eine zyranische Immobilie ;)
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Re: Sarins Schneiderstübchen

Beitrag von Sarin Kasani » Freitag 15. März 2024, 18:34

Sarin war immernoch sehr unbedarft und leicht zu bezaubern, ja zu begeistern, was die Wunder der Oberwelt anbelangte. Hasen kannte sie nur als Jagderfolg ohne Fell auf einem Teller mit dunklen Pilzen, in einer Soße aus Rotwein und Rosmarin. Meerschweinchen waren ihr gänzlich fremd...
Ob man die auch essen kann?
...und all die kleinen und größeren Wunder ließen sie mit leicht geöffneten Munde sprachlos staunen. Im Gegensatz zu Castus, der gerade jede Form des Lebens feierte, ja es ehrte, da meldete sich auch langsam Sarins Magen. Selbst eine einfache Kartoffel wäre ihr jetzt wie ein Festmahl vorgekommen.
Waren wir wirklich so lange weg?
Sie hatte verstanden, dass es so war, aber glauben? Es fühlte sich halt noch anders an. Hatte sie vielleicht doch den Harax nur überlebt, weil sie dort etwas gegessen hatte? Oder war der Hunger schon lange vergangen und zehrte sie bereits von ihren kaum vorhandenen Reserven? Ob sie abgenommen hatte? Einmal fiel ihr Blick nachdenklich auf ihre Finger. Waren sie geschunden von dem Nähen der blutigen Häute, waren sie dürr und abgemagert? Aber das Leben riss sie aus ihren Erinnerungen noch bevor die Dunkelheit erneut nach ihr greifen konnte. Sarin hob ihren Kopf und lächelte, als sie Castus durch die blühenden Wiesen toben sah. Sein schwarzes Haar flog 'nicht' luftig leicht im Wind, es klebte am Kopf, aber trotzdem war es eine Augenweide ihn so zu sehen.
"Schick, oder?"
, raunte sie Iryan leise zu, der trotz all des Schleims auf ihrem Körper und dem damit verbundenen Gestank die Nähe der Nachtelfe suchte.
"Langsam sehe ich ein Muster in dem, was du liebst."
, merkte er an. Daraufhin lachte Sarin herzlich und laut auf.
"Oh heilige Nachtmutter!"
Er lang ja nicht ganz falsch, aber verliebt hatte sie sich in sein warmes Herz und nicht in seine blauen Augen. Zu gern hätte sie ihn jetzt geküsst, aber durch den Gestank ihrer Kleidung, was auch immer diese mal gewesen war, schaute sie nur lachend zu ihm auf.
"Ich liebe dich, selbst wenn du deine Haare grün färben würdest und 50 Kilo mehr wiegen würdest."
Dann hätte er vielleicht sogar Ähnlichkeit mit einem Ork? Sarin kicherte.
"Du süßer, süßer Mann! Ich hab mich in diesen... ja DIESEN schüchternen, verwirrten, irritierten, neugierigen Blick verliebt mit dem du mich schon damals angesehen hast und einfach nur einen Knopf an die Hose deines Herrn genäht haben wolltest. Glaub mir, dein Haar, die Farbe deiner Augen... das sind angenehme Zugaben, aber sie machen dich nicht aus. Obwohl ich gestehe, Muskeln sind auch was feines..."
Sarin ließ keinen Zweifel daran, dass Ian ihre erste Liebe war. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihr schnell schlagendes Herz. Dabei streichelt sie schon ein bischen niedlich grinsend seinen Biezeps hinauf.
"Ich liebe dich!"
Dann ließ sie aber schnell wieder von ihm ab, denn so wie sich gerade selbst fühlte, so wollte sie auf keinen Fall Begehrlichkeiten wecken! Gemeinsam beobachteten sie weiter Castus.
"Er benötigt einen Haarschnitt!"
, bemerkte Sarin. Iryan nickte beipflichtend.
"So sehr mit das Schwarz seiner Haare zusagt, die Frisur ist außer Form geraten... Cinnis Helfer aus der Maske können da sicher etwas tun."
Sarin blinzelte. Etwas von Cinni zu hören rief freundschaftliche Gefühle in ihr für den unmagischen Magus wach. Aber so wie sie jetzt war, konnte sie ihm unmöglich unter die Augen treten.
"Ich brauche ganz dringend ein Bad ... wir! Wir brauchen ein Bad!"
Langsam wurde ihr auch noch etwas anders bewusst. Ihre Muskeln schrieen nach der Entspannung.
Könnte ich tatsächlich nicht nur für Stunden in der eher ungesunden Schneiderhaltung gehockt und für die Dämonin gearbeitet haben, sondern für Tage? Wochen? Mehr als einen Monat?
Die Frage war nicht ganz unberechtigt. So langsam kroch ihr die Realität zurück in die Glieder und ließ sie erkennen, dass sie vollkommen verspannt war.
...tut das weh!
Aber sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Knotige Muskeln kannte sie von ihrer Arbeit. Wenn ein Tanzball bevorstand, dann hatte sie sich auch hin und wider so verausgabt. Sarins Sehnsucht wanderte fort von Castus Anblick, weg von Ian , hin zu der selige warmen Vorstellung ihre Glieder im heißen Wasser eines Badezubers auszuzstrecken. Iryan aber war aufmerksam und wusste Abhilfe. Erneut sprach er ihren gemeinsamen Freund an:
"Cinni könnte dir in seinem Stübchen vielleicht den Zuber voll machen, allerdings-"
"Wo ist Hyacinthus?"

, warf Sarin ein, ehe die ungestellte Frage erneut keine Chance erhielt. Iryan brach ab und musterte sie. Dann schmunzelte er.
"Cinni hat weder schwarze Haare noch blaue Augen."
Feixend drückte er Sarin an sich, um zu verdeutlich, dass es rein als Scherz gemeint war. Sarin nahm spontan den Faden auf und webte ihn weiter. Mit lustig wackelnden Augen und neckendem Grinsen, denn sie fühlte sich gerade auch ein wenig albern, fügte sie an:
"...aber er hat ein großes gütiges Herz."
Kurz ließ die die Vermutung aufkommen, dass sie sich deswegen halt auch zu ihm hingezogen fühlen könnte. Das entspach ja auch der Wahrheit, aber eben auf einer anderen Ebene. Dann zwinkerte sie und lachte herzlich. Da näherte Castus sich. Er atmete schwer, aber strahlte bis über beide Ohren.
"Ich möchte ihn auch wiedersehen!"
, verkünderte er.
"Siehst du? Alle lieben Cinni."
, neckte Sarin Ian weiter. Dieses Spiel war ihr noch nicht so vertraut, aber es fühlte sich wunderbar an.
"Ihr werdet ihn beide noch früh genug wiedersehen können... Cinni konnte sein Theater fertigstellen und ist vollauf mit den Proben für seine nächste große Aufführung beschäftigt. Aber das Theater der Gefallenen hat sich in der neuen Siedlung vor Zyranus etabliert. Die Besucher bleiben nicht aus und Cinni ist sogar aus seinem Elternhaus aus- und in die neue Siedlung eingezogen, damit er für seine Schaustellertruppe leichter erreichbar ist. Er wohnt nun direkt im Theater."
Sarin klatschte in die Hände.
"Das sind gute Nachrichten!"
Bei all dem Leid was sie erlebt hatte, war es schön, jetzt etwas so positves zu hören, auch wenn es fast immer einen Tropfen Wehmut gab.
"Er war besorgt und zutiefst bestürzt, als ich allein aus dem Harax zurückkehrte... Er konnte das nur schwer überwinden. Ihn hatte sogar ein mehrtägiges Fieber ins Bett gezwungen. Doch ihm habe ich es zu verdanken, dass ... oh! Das kann ich dir ja nun sogar zeigen. Sarin! Castus!"
"Können wir nicht erst..."
Der Dunkelelf ergriff jeweils eine Hand der beiden und zog sie mit sich.
"He!"
, rief Vikreth, welcher einfach stehengelassen blieb. Unter einem Knurren folgte er dem Trio. Iryan marschierte zügig, dass Castus an seiner Hand etwas nachhüpfen musste.
"Was ... was ist denn?"
, lachte er.
"Ihr könnt nicht bei Cinni baden. Ich habe eine bessere Idee."
"Sicher hast du Recht... So wir stinken, müsste er dann das Theater für Wochen schließen."
Sarin war in Kicherlaune und genoss es, dass sich Iryan geheimnisvoll gab. Er schien daran Spaß zu haben, sie ein bisschen auf die Folter zu spannen. Sie freute sich einfach, war voller Vertrauen und Glück und ließ sich von dieser Welle tragen. Sie hatten sich diese kostbaren Momente des Glücks wahrlich verdient und Ian verriet auch nicht ein Sterbenswort, bis er mit Sarin und Castus ihr Ziel erreichte und Castus versüßte ihnen mit seinem Charm die Zeit dort hin. Das Thema ihrer Umhänge brachte Sarin abermals zum Lachen. Welche Farbe hatte eigentlich ihr Umhang? Aber es war auch egal. Sie genoss im Moment einfach das Leben, witzelte, neckte, kicherte und lachte. Insgesammt tat sie das gerade sehr viel, denn so langsam sickerte auch das Bewustsein in sie, wie KNAPP sie eigendlich dem Harax entkommen waren. Also drückte sie Ian immer mal wieder dankbar die Hand, da der Marsch wohin auch immer ihr gut tat. Sie konnte ihre Eindrücke zwar noch nicht verarbeiten, aber doch hinter einer hüschen Mauer aus kleinen Bausteinen des Glücks eine Weile weg sperren.
"Es hat seinen Grund, warum ich den Umhang nun trage."
Sarin musterte Ian von der Seite her, als er das sagte. Auch war sie schon ein wenig froh, dass sie, als sie ihn damals... vor einer halben Ewigkeit... genäht hatte, ihn recht schlicht und unisex gehalten hatte und er an ihm nicht zu weiblich wirkte. Das wichtigste an diesem Stück war jedoch die Segnung Manthalas. Auch Sarins Umhang war notwendig, wenn auch aus andern Gründen, als zum Schutz vor Magie.
So spazierten sie einer großen Überraschung entgegen und es war schön zu sehen, dass sich das einst so verschlossene Zyranus seine Verbohrtheit abgelegt hatte. Sie hatten die Tore der Stadt weit geöffnete und lockten nun Besucher jeglicher Art an, sich die Zauber hinter den magischen Mauern anzusehen. Iryan hielt direkt darauf zu und passierte die magische Grenze problemlos. Auch in der Stadt übernahm er die Führung. Bald verabschiedete sich Vikret mit einem schlichten:
"Bis bald"
von der Gruppe. Sarin sah ihm einen Moment irritiert und auch unschlüssig ob sie ihn aufhalten sollte hinterher.
„Aber...“
Ich wollte mich doch noch richtig bei ihm bedanken.
"Er verabschiedet sich immer so"
, meinte Iryan und hob die Schultern an.
"Ich weiß nicht einmal, ob er nun nochmal auftauchen wird. Ach, doch, sicher. Ich schulde ihm etwas für seine Hilfe."
Einmal mehr sah sie zu ihm auf und lehnte kurz den Kopf an seine Schulter.
Er hat so viel für uns auf sich genommen. Wie soll ich das nur wieder gut machen?
Sie seufzte leise, aber war sich auch sicher, dass sie irgendwann dazu einen hoffentlich passenden Einfall haben würde, auch wenn es nur eine Kleinigkeit gegen die Schuld wäre, in der sie nun standen. Ihr Herz wurde dadurch auch nicht schwer, denn Ian sah das gewiss anders, aber Sarin war nun mal eine Dienerin Manthalas. Jedes Ding und jede Tat hatte auf ihrer Schale einen Gegenwert.
Irgendetwas besonderes um ihn glücklich zu machen muss ich mir schon einfallen lassen...
Jetzt aber ging es erst einmal weiter. Die Stadt hatte sich wahrlich gewandelt. Sarin erkannte deutlich mehr Dunkelelfen, teilweise auch schon in zyranische Mode gehüllt. Auch Grandessarer waren zu sehen. Es war irgendwie ein schönerer Anblick als zuvor. Niemand stritt, sah man von den Feilschereien der Händler mit ihren Kunden einmal ab. Viele unterhielten sich, ungeachtet der Herkunft. Was hier in den letzten Wochen erwachsen war, würde einen wichtigen Punkt in der celcianischen Geschichte darstellen. Hier war etwas großartiges geschehen.
...ein WELTEREIGNISS.
Das Zyranus seine Tore geöffnet hatte, würde sich bald herum sprechen. Die dunkle Armee hatte hier einen herben strategischen Rückschlag erlitten und war nun zerstreut. Wie sich das in der näheren Zukunft noch auf die Welt auswirken würde, war noch nicht abzuschätzen. Sarin betrachtete nur die offenen Gesichter und spürte in das Gewebe des Schicksals hinein, was sich verformt hatte. In das bunte Gewebe der Stadt mischten sich jetzt auch Licht und Schatten und gaben dem Ganzen dadurch noch mehr Schönheit, Tiefe und Kontrast. Ihre Schneiderseele liebte diese Entwicklung.
Ian hatte sie in ein Viertel geführt, in dem die Läden zwar nicht mehr so dicht standen wie auf dem Marktplatz, aber sich doch in das Gesamtbild aus hübschen und teils sehr fantasievollen Häusern schmiegten. Ian ging vor und sie folgte mit Castus an der Hand. Plötzlich blieb ihr dunkler Ritter stehen.
"Wir, das sind Cinni und ich, wollten die Hoffnung nicht aufgeben, dass du eines Tages aus dem Harax zurückkehren würdest, Sarin. Um uns zu beschäftigen und den Mut nicht zu verlieren, hat Hyacinthus einiges in die Wege geleitet. Ich glaube, es war seine Art, mit deinem Verlust umzugehen. Er hat ... einiges an Geld ausgegeben. Ich fragte ihn, ob er sich dabei wirklich sicher sei und er meinte, dass du einen Platz bräuchtest, wenn du wieder unter uns wärst. Deshalb ... nun ... sieh selbst! Wir sind da."

Sprachlos schaute die Nachtelfe eine Fassade hinauf, dann wieder zu Ian um sich zu vergewissern und wieder nach vorne:
„Das da ist...???“
Mehr brachte sie nicht heraus, den ein dicker Klos hatte sich plötzlich in ihrem Hals angesiedelt. Alles rings umher wirkte so familiär, so schön, so bunt und vielfältig. Und eingebettet in dieser Harmonie stand:
„...*quitsch*...???“
Sie hatte etwas sagen wollen, aber ihre Stimme versagte vor lauter Aufregung. Iryan deutete nach vorn. Zwischen einigen rosa und gelb gestrichenen Häusern fand sich ein schlankes, dreistöckiges Gebäude wieder. Es handelte sich um ein klassisches zyranisches Stadthäuschen, besaß jedoch im Erdgeschoss gleich neben dem Treppenaufstieg zur Tür ein größeres Fenster, das zumindest die unterste Etage als Laden auswies.
Soll das wirklich...? Ist das...? Kann das mein Schneiderladen werden? Sind die beiden denn wahnsinnig???!!???
Sarin konnte sich aber nicht über diese Tat beschweren, denn die Schönheit, die verspielten Elemente, wie ein kleiner Balkon mit verschnörkeltem Gittergeländer, bannte ihre Aufmerksamkeit. Das Haus war blau gestrichen und was andere vielleicht als kühle Farbe empfunden hätten, dass wärmte das Herz der Nachtelfe.
Blau... wie der Himmel. Ein schönes recht dunkles Blau... Azur wie zur Blauen Stunde, wenn die ersten Sterne den Himmel küssen und der Mond sein Gesicht enthüllt...
Sarin war ganz gefangen von den Details. Ian erkannte vielleicht auch darin ein Muster. Sarin konnte sich in schönen Dingen leicht verlieren und so hatte auch das Mädchen im Harax ihre Seele verführen können. Iryan machte vor dem Treppenabsatz Halt und kramte in seiner Tasche.
Dann zückte er einen Schlüssel aus Messing mit einem kleinen eingearbeiteten Sichelmond, der sich mit einer Schere kreuzte als flacher Münzanhänger an einem Lederband. Er hielt ihn Sarin entgegen.
"Hyacinthus hat das Haus bezahlt, aber ich habe es ausgesucht. Es ... besitzt noch nicht viele Möbel und bis auf einen Verkaufstresen gibt es unten nichts. Wir wollten auch noch nichts Neues hinzukaufen, weil wir nicht wussten, ob es deinen Geschmack trifft. Aber ... Willkommen zurück, Sarin - und Castus! Willkommen in deinem oder eurem neuen Heim hier. Deine eigene Schneiderstube wird sicher ein voller Erfolg!"
Ohne zu wissen, dass sie es laut aussprach, flüsterte Sarin ergriffen:
„Darf ich jetzt ohnmächtig werden?“
Ihre Hand zitterte regelrecht, als sie den Schlüssel annahm. Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln, die sie eilig fort wischte. Erst mit einer Hand versuchte sie das Schloss zu treffen, nahm dann den Schlüssel in beide und schaffte es. Ergriffen holte sie noch einmal Luft und drehte das metallische kleine Kunstwerk im Schloss. Das Geräusch prägte sich in ihre Seele ein, dann sah sie fast ängstlich über ihre Schulter. Ihr Gesicht fragte: 'Darf ich' und sie blinzelte vor Freude neue Glücks-tränen fort. Dann betrat sie den Laden.

Irgendjemand musste sie etwas weiter in den Raum geschoben haben, denn Sarin erwachte in einem Traum. Mit offenem Mund stand sie still da und ließ den Blick über jedes Detail wandern.
„Das ist wirklich mein Laden?“
Es war noch nicht richtig angekommen. Wie Iryan schon voraus gesagt hatte, so war der Hauptraum des Ladenbereichs bis auf einen Verkaufstresen leer. Die Oberfläche war aus poliertem Wurzelholz, groß und wunderbar für den Zuschnitt geeignet. Langsam strich sie mit den Fingern über das spiegelglatte Material.
„Wunderschön!“
, sinnierte sie leise vor sich hin und malte sich in Gedanken schon aus, wo was alles stehen könnte, was sie brauchte und meinte dann plötzlich:
„Ich brauch was zu schreiben!“
Eine über Jahrzehnte antrainierte Geste folgte, in der sie mit den Fingern wedelte, als erwartete sie, dass ihr eine Schneidergesellin das verlangte reichte. Ja, Gesellen fehlten auch. Sarin schüttelte den Kopf und machte sich halt gedanklich Notizen. Ein paar davon sprach sie auch laut aus und 'malte damit vielleicht auch Bilder in die Köpfe ihrer Zuhörer:
„Dort drüben kommt eine Umkleidekabine hin. Da muss eine feste Wand eingezogen werden und eine Tür, damit sich die Kunden unbeobachtet und sicher fühlen.... vielleicht können es auch zwei werden. Auf die andere Seite des Tresens da wäre ein Paravent ausreichend, vielleicht mit Nachtblauer Seide bespannt. Ah, und dort...“
Sie lief zum Schaufenster.
„Hier brauch ich Kleiderpuppen. Ob es hier bewegliche gibt?“
Sie war in ihrem Element, wirbelte wie im Tanz um die eigene Achse, lachte und ergab sich ihrem Traum.
„Dort ein paar Regale für Stoffproben...das Lager muss wo anders hin... Gibt es einen Keller oder einen Dachboden? Da müssen Schränke für fertige Kleider und Dessous...“
Da fiel ihr Blick auf den offenen Kamin, der sich hinauf zur Decke wand, vermutlich durch jedes Stockwerk und die gewundene Holztreppe daneben.
„Und dort geht es in den Privatbereich?“
Wie ein Abenteurer schlich sie zur ersten Stufe und spähte hinauf.
„Komm, Castus!“
Lächelnd nahm sie ihn an die Hand und sie erklommen die wie aus einem Baum erwachsenen Stufen. Derweil plapperte sie:
„Das Haus muss mal einen Naturmagier oder so gehört haben, vermute ich. Oder einem Erdmagier? Oder beiden? Hahaha...“
Gewisse feste Elemente wirkten wie gewachsen. Der untere Teil des Hauses und auch der erste Stock waren aus Stein, den der vorherige Inhaber von außen in diesem wunderschönen Blau getüncht hatte.
„Oh, wir brauchen einen Namen... Vielleicht was mit Sonne und Mond? Oder ...Blaue Stunde?“
Die Ideen stürmten nur so durch ihren Kopf und waren kaum zu fassen.
„Wir könnten noch Sterne in hell Gelb außen an die Fassade Malen und einen hübschen Sichelmond, was meinst du?“
Sarin betrachtete Castus kurz und suchte unbewusst nach dem Zeichen Lysanthors an seiner Schläfe.
„Und eine Sonne auf die andere Seite von der Tür, dann wäre die blaue Stunde die Mitte davon... die Verbindung von beidem.“
Dann standen sie im ersten Stock wo sie eine kleine Wohnung vorfanden, sowie eine schmale Stiege auf einen ausgebauten Dachboden, wo Sarin das Lager einrichten könnte.
„Schau, die Küche... fast komplett. Wir brauchen nur einen Tisch, Stühle, Geschirr und Töpfe... Kannst du eigentlich kochen? Ich nicht.“
Sarin lachte und wirbelte im Tanze weiter durch den Raum. Der Herd war ein in die Wand eingelassener großer Kamin, der auch einen Backofen hatte. Die Klappe war in den Naturstein eingebettet, der bereits von unten wie natürlich durch das ganze Haus vom Fuße bis zum Dach hinauf wuchs, begleitet von den Stufen die ihn umsäumten. Hier gab es sogar ein paar alte massive Schränke und eine etwas stumpf gewordene Arbeitsfläche. Sari liebte es, da es eine Geschichte erzählte.
„Einst saß hier ein Paar. Sie waren beide wunderbar. Das Weibe von der Natur geküsst, dem Manne die Erde ein Gerüst. Zusammen sie lebten fein, glücklich in den Tag hinein.“
, reimte Sarin spontan vor sich hin. Da entdeckte Sarin die Wohnzimmerecke. Ein paar Regalbretter waren noch in die grobe Wand eingearbeitet und schien nach ein paar Büchern. Unter dem Fenster dort gab es eine hölzerne Bank, die neu gepolstert werden musste, aber dann ein gemütliches Eckchen für ruhige Stunden abgeben könnte. Sarin kniete sich kurz darauf und spähte aus dem Fenster auf die Straße. Sie winkte spontan einem ihrer neuen Nachbarn zu. Dann ging es auch schon weiter um eine Ecke und einen kurzen Flur nach hinten und dort entdeckte sie das Schlafzimmer, oder das was es einmal werden könnte.
„Wir brauchen dringend ein Bett.“
, stöhnte sie ergriffen beim Anblick des nächsten reich verzierten Kamins vor der noch eine Leere gähnte.
„Ich brauche ganz viele Kissen! Und ein paar Pflanzen wären schön... vielleicht eine Lampe aus Purpurmantel?“
Sie tanzte um Ian und Castus herum und stolperte fast, als sie die Tür zum Bad fand. Sich am Türrahmen festhaltend starrte sie auf die Badewanne.
„Wie ist das möglich?“
Feuchte warme Luft schlug ihr entgegen. Vielleicht hatte Ian bei seinen Besuchen hier zuvor auch etwas Kräuter oder Duftessenzen hier gelassen? Doch das war nicht das, was die Nachtelfe so erstaunte. Die sanft geschwungene dunkelblaue Wanne mit Messingfarbenen Füßen und einem reich verziertem Spiegel dahinter war... gefüllt mit dampfend warmen Wasser, als wenn sie nur auf sie gewartet hätte. Sarin konnte kaum weg sehen. Sie blinzelte und riss den Blick zu Ian hoch.
„Wie hast du das gemacht?“
Dann starrte sie wieder in den Raum. Auch die Wände waren dunkelblau mit kleinen Kerzenhalten in denen kleine Lichter wie von Kerzen brannten. Auf einem kleinen Tisch stand Messingschale, ein passender Krug und noch ein kleinerer 'Schminkspiegel'. Sarins Augen leuchteten. Es gab sogar hängenden Ranken, wie in ihrer Heimat, die von der dunklen Höhlenartigen Decke hingen und das Licht des Tages abmilderten und türkise Schattenspiele auf den Boden malten. Ein kleiner gepolsterter Hocker stand vor dem Tisch und darauf lagen nachtblaue Handtücher bereit. In Sarins Kopf ratterte es. Dann sah sie wieder Ian an und lächelte etwas schief.
„Geh ich richtig in der Annahme, dass dieser Raum magisch ist? Bedeutet das, dass wir nicht gemeinsam hier baden können, mein Liebster?“
Wenn dem so war, dann würde nur Castus hier wohl allein mit ihr 'planschen' können, was auch schön wäre, aber Ian mit seiner Allergie? Ohne Mantel nackt in der Wanne sitzen, wäre da nicht möglich. Aber selbst wenn... es gab ja noch das geplante unmagische Schlafzimmer, wo sie ihre eigene 'Magie' weben könnten! Aber den Anblick dieses wahr gewordenen Traums ließ Sarin auf und ab hüpfen.
„Ich will baden! Ich MUSS!“
Hibbelig friemelte sie bereits am Umhang. Den Schnodder und andere ekelerregende Substanzen des Harax endlich los zu werden, stand ganz oben auf der Liste. Alles andere musste ohnehin warten. Sie griff nach Castus Hand und zog ihn in den Raum hinein. Er musste auch dringend gewaschen, eingeseift und gebadet werden. Vielleicht entwickelte sich spontan auch ein wenig mehr, ein wenig Wiedersehensfreude, aber vorrangig war ihr tatsächlich gerade die Hygiene. GRÜNDLICHE Hygiene!
Während sie sich vielleicht sogar gegenseitig von ihrer schleimigen und sicher sehr klebrigen Kleidung befreiten, die man sicher nur noch verbrennen konnte, da hielt sie kurz inne. Sanft legte sie eine Hand an seine Castus Wange. Da sie beide stanken, war dieser Kontakt nicht schlimm.
„Wir müssen deine Tante Mall irgendwie benachrichtigen, dass du wieder da bist. Sie... sie ist fort gegangen. Sie hat Zyranus verlassen, aber... Sicher kann Frau Professor Synapse uns da irgendwie helfen.“
Auch Mall war nicht vergessen. Sie hatte am meisten leiden müssen, da sie gleich zwei liebe Wesen in ihrem Leben verloren hatte. Aber jetzt gab es Hoffnung, auch für sie. Die Nachricht musste sie nur irgendwie erreichen, dann könnte vielleicht auch ihr gebrochenes Herz heilen.
„Auch darum müssen wir uns bald kümmern.“
Dann war sie endlich nackt und stieg in die geräumige Wanne. Der erste Kontakt mit dem heißen Wasser tat fast ein wenig weh, waren ihre Füße doch auch ganz schön geschunden. Aber dann entspannte sich ihr ganzer Körper mit einem seligen Stöhnen ihrerseits. Langsam ließ sie sich in das warme Wunderbad hinein gleiten, schloss die Augen und … fast wäre sie weg gewesen. Blinzelnd riss sie die Lider hoch und betrachtete die kleinen Schaumblasen, die gerade anfingen an ihrem Körper aufzusteigen, sie streichelten und kitzelten und ihre geschundenen Muskeln wärmten und porentief reinigten.
„Irre!“
Auch andere Fragen drängten nun da die Spannung nachließ an die Oberfläche. Sie sah zu Ian:
„Sag, da wir so lange fort waren...“
Wie sollte sie danach fragen ohne die Stimmung nicht zu verderben? Gerade stieg Castus zu ihr in das warme leicht sprudelnde Wasser.
„Hast du etwas von Dhan gehört? Gibt es etwas neues?“
Es war nicht ganz auszuschließen, dass Ian vielleicht sogar in der vergangenen Zeit sogar Neuigkeiten aus Kosral gehört hatte. Befreit hatte er ihn sicher noch nicht, zumal er ja erzählt hatte, dass er Vikreth wöchentlich gezwungen hatte ein Portal für sie zu öffnen. Für eine Reise nach Kosral war da sicher keine Zeit gewesen. Ihr Plan ihn schnellstmöglich zu befreien, stand natürlich noch. Dass sie so lange fort gewesen waren und Dhan deswegen immernoch litt, war wie ein kleiner Klumpen Eis in Sarins Herzen. Sie versuchte ruhig und gelassen zu bleiben, weiter das Glück festzuhalten, aber sie wusste auch, dass Ian, jetzt da sie befreit war …
… Er wird nicht ewig hier bleiben wollen. Ich hab versprochen zu helfen und der Laden... kann warten. Muss warten!
Natürlich hätte sie sich gerne in die Einrichtung gestürzt, denn ihre kreative Ader pulsierte bereits dicht unter ihrer Haut. Aber es gab da noch einen Freund zu retten und das war nicht nur für Ian eine Herzensangelegenheit. Auch Castus wollte sicher erfahren was es neues von ihrem dritten Mann im Verbunde gab.

(ooc: Inspirationen für den Schneiderladen - obere Etagen, wenn einmal eingerichtet:
Küchenecke: https://www.pinterest.de/pin/2181499814754200/,
mit Wohnzimmer: https://www.pinterest.de/pin/358810295331324686/,
Bett: ohne Kronleuchter: https://www.pinterest.de/pin/950541065087956993/, dafür mit sanft schimmernder Pilzlampe, bestehend aus einem Gebinde aus leutendem Purpurmantel.
Bad: https://www.pinterest.de/pin/42221315251857165/ mit magischer Kerzenbeleuchtung selbstverständlich ;) ))
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Re: Sarins Schneiderstübchen

Beitrag von Erzähler » Montag 18. März 2024, 02:36

Während Castus noch immer die Rückkehr ins Leben feierte - er hatte ja deutlich länger im Harax und auch im Glauben dort verbringen müssen, es wäre für die Ewigkeit - da konnten sich Sarins Gedanken langsam klären. Rational kehrte die Vernunft zu ihr zurück, ließ sie über Dinge nachdenken, die dem Halbdämon gänzlich fern waren. Ja, selbst die Frage, ob Castus noch immer haraxisches Blut in sich barg, stellte sich Sarin gewiss noch einmal früher oder später. Jetzt horchte sie zunächst in sich selbst hinein und erkannte, dass der Hunger wuchs, je länger sie wieder Zeit in Celcia verbrachte. Konnte es denn wirklich sein, dass sie über Wochen hinweg im Harax gefangen gewesen war, ohne die natürlichen Grundbedürfnisse zu spüren? Sie erinnerte sich nicht, dort gegessen oder getrunken zu haben, auch wenn die dämonische Schneiderin ihr die Illusion von Gebäck und Tee bereitgestellt hatte. Sie erinnerte sich aber ebenso wenig an Schlaf, die Einhaltung ihrer Hygiene oder einen raschen Gang zum Abort ... Gab es Toiletten im Harax? Nun, sie hatte sich zumindest in einer Art dämonischem Darm befunden und war wie Castus aus eben jenem heraus "gepupst" worden. Wahrscheinlich müffelten sie beide sehr stark, doch konnten es wohl selbst kaum erkennen. Iryan beklagte sich auch nicht, ebenso wenig Vikreth. Der Dunkelelf hielt allerdings schon etwas Abstand zu ihnen.
Sarin betrachtete ihr Finger. Ein wenig Schleim klebte tatsächlich auch noch daran, dann einige blutige Flecke von den Häuten, die sie genäht hatte. Tatsächlich zeigten sich Spuren harter Arbeit. Sie hatte sich ihre kleinen Elfenfinger nicht aufgeschlitzt durch das viele Nähen, wohl aber erkannte ihr geübter Schneiderblick, dass sie ihren Körper stark beansprucht haben musste. In jedem Beruf gab es Phasen, in denen man sich wenig Schlaf gönnte, weil die Arbeit binnen kürzester Zeit und somit unter hohem Druck fertiggestellt werden musste. Dann legte man alle persönlichen Freizeitbeschäftigungen beiseite, vergaß sogar das Essen und konzentrierte sich nur noch auf seine Aufgabe. Wenn Sarin im Nachtelfenreich solche Phasen durchlebt hatte, sahen ihre Hände von der vielen und harten Arbeit ähnlich aus. Und wenn es vorbei war, spürte sie wie auch jetzt diesen Hunger, die aufsteigende Erschöpfung, sowie den Drang, sich im Wasser eines heißen Bades zu entspannen.
Es blieb schwer zu glauben, entgegen ihrer eigenen Wahrnehmung mehr Zeit im Harax verbracht zu haben als nur wenige Stunden, doch auch ihr Körper wies Anzeichen auf, dass es stimmte. So nahm sie es an. Was sollte sie dagegen schon Anderes tun? Stattdessen entschied sie sich, sich nun auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren: auf ihre Rückkehr, die erfolgreiche Rettung von Castus, die Erfüllung der Wünsche, welche ihr Körper ihr sandte und eine Zukunft mit reichlich Aufgaben, die ihr noch bevorstand. Ganz vorn wäre nun wohl die Rettung Dhansairs, aber sie hatte gewiss nicht Jolanta Synapses Forschungsexpedition bezüglich göttlicher Runen vergessen. Und vielleicht ergab sich ja noch eine Gelegenheit, in Zyranus einige Dinge zu klären. Auch Hyacinthus wollte Sarin wiedersehen, doch eines nach dem anderen.
Iryan gewann sofort ihre Aufmerksamkeit, weil er sich trotz all des Schleims so dicht zu ihr stellte, dass sie sich liebevoll anlehnen konnte. Sie feixten ein wenig miteinander über Castus' neues Äußeres, dann sein eigenes und was die wahren Gründe für Sarins Zuneigung zu beiden Männern waren. Aber nicht nur zu ihnen. Irgendwann kamen sie auf Hyacinthus zu sprechen und spätestens als Castus sich näherte und verkündete, den Magier ebenfalls gern wiedersehen zu wollen, scherzte Sarin: "Siehst du? Alle lieben Cinni."
Von Iryan erntete sie einen seicht schiefen Blick. Schließlich rieb er sich in leichter Verlegenheit den Nacken und murmelte: "Nun, ich ... mag ihn. Liebe? Mir ist es gleich, falls du mit ihm auch einmal gewisse Freuden erleben willst, aber ... ich glaube, da setze ich aus. An ihm ist nichts Anregendes, dass ich mich auf ... nun, zu dritt ... oder viert..."
Castus betrachtete seine Freunde. "Habt ihr Dhansair schon retten können?", fragte er, um sich auf den aktuellen Stand zu bringen. Er wusste die Antwort anhand von Iryans Blick, noch ehe dieser ihn aufklärte und auch Sarin noch einmal einen Überblick über die Situation gab. "Leider nein. Wir wollten dich zuerst retten, denn wir sind es sachlich angegangen und mutmaßten, dass dir weniger Zeit blieb. Dhansairs Vater wünscht, dass er ihm einen Erben schenkt, um selbst ersetzt zu werden. Das bedeutet, dass er mindestens neun Monate wird überleben müssen, vermutlich länger, falls der ... erste Versuch einer erzwungenen Schwangerschaft nicht fruchtet. Tja, nun sind in etwa zwei Monate vergangen seit wir das feststellten. Aber es bleibt noch Zeit und Rkaikyn von Blutsdorn ist kein Sadist. Er wird seinen Sohn nicht offen leiden lassen, sondern seine Gefangenschaft zumindest ansatzweise normal gestalten. Ich bezweifle sogar, dass man ihn in einen feuchten Kerker geworfen hat. Er würde nur krank und das wirkt sich auf seine körperliche ... Leistungsfähigkeit aus." Iryan räusperte sich. "Ich ... hab mich darüber ein wenig informiert." Seine Wangen wurden rosig. Offenbar hatte er sich auch damit abgelenkt, wie er Sarin würde verwöhnen können, sobald sie wieder in seinen Armen wäre. Dass er es am liebsten hier und jetzt, ungeachtet ihres Geruchs tun wollte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er nahm sich jedoch zusammen. Im Grunde war er einfach nur unendlich glücklich, sie und Castus wieder um sich zu haben.
Als ihm diese Erkenntnis bewusst wurde, erinnerte Iryan sich auch an etwas, das er beiden unbedingt zeigen musste. Er ließ ihnen keine andere Gelegenheit, sondern nahm sie mit sich. Bei einem zügigen Marsch Richtung Zyranus und in die Stadt hinein, bei dem er sowohl für Sarin als auch Castus gelegentliche Verschnaufpausen einplanen musste, brachte Iryan sie zu einem blau gestrichenen Haus in der zyranischen Innenstadt. Zwar schauten nicht wenig Zyranus ihnen nach, aber ob es nun an der triefenden Schleimspur, dem Gestank oder der Tatsache lag, dass zumindest zwei von ihnen sich in Umhänge kleideten wie die typischen Verdächtigen, die Auftakt für ein Helden-Epos boten, blieb ungeklärt. Niemand sprach sie an. Iryan wirkte trotz des grauen Umhangs von Sarin und von Manthala gesegnet, nach wie vor ein großer, etwas einschüchternder Dunkelelf. Castus machte den Eindruck des genauen Gegenteils. Er wirkte kindlich, neugierig und fröhlich. Sarin dazwischen war die geheimnisvolle Nachtelfe in ihrem schwarzen Kapuzenumhang, der bei jedem Schritt unter der Sonne einen violetten Schimmer abgab. Vielleicht konnte man sie wirklich als Anfang einer Heldengeschichte sehen. Wenn dem so war, dann musste das erste große Abenteuer noch warten oder aber es besaß den Inhalt, Sarin ihr neues Heim in Zyranus zu zeigen - ein Ort, an dem sie nicht nur entspannen, baden, essen und schlafen könnte, sondern der im Erdgeschoss auch mit einem Ladenbereich ausgestattet war, so dass sie dort ihre eigene kleine Schneiderstube einrichten könnte. Ein Geschenk, ausgesucht von Iryan, bezahlt von Hyazinthus und in der Hoffnung beider beschafft, dass sie ihre Feundin bald wieder in die Arme würden schließen können.

Nicht nur Sarin starrte mit vor Staunen weit aufgerissenen Augen zu dem Gebäude empor. Castus betrachtete es ebenfalls fassungslos, aber von Herzen gerührt. Die Nachtelfe aber konnte sich überhaupt nicht beruhigen. Sie brachte nur ein aufgeregtes Quietschen zustande, während ihre Gedanken sich überschlugen. Was war denn bloß in ihre Männer gefahren?! Nicht nur, dass sie ihr hier und jetzt einen Ort zur Verfügung stellten, an dem sie leben konnte, wenn sie sich in und um Zyranus herumtrieb. Sie wäre auch in der Lage, sich hier ein neues Leben mit ihrer alten Berufung aufzubauen. Sie würde nie wieder in das Reich der Nachtelfen zurück müssen, um dort einer Stadtherrin unter die Augen zu treten, die sie an den erstbesten Dunkelelfen mit genug Geld und bösen Absichten verschachert hatte wie Vieh! Sie könnte hier das tun, was sie liebte, ohne Verluste. Im Gegenteil! Zyranus war bunt und strahlend, voller Vielfalt und dementsprechend auch Kundschaft, die mehr ordern würde als wieder nur einen dunklen Mantel zum Verbergen oder ein Kleid für einen Ball. Sie könnte sich auf ihre erotische Unterwäschenkollektion konzentrieren, vielleicht sogar ausgefallenere Magierroben nähen oder die komplette Universität mit Trends aus ihrer Hand beglücken. Mit diesem Geschenk wurde ein Traum für sie war, den Sarins Geist nur im Ansatz bisher mal gesponnen hatte. Und darüber hinaus schien Cinni vollauf ihren Geschmack getroffen zu haben. Ihr gefiel die farbenfrohe Nachbarschaft, die Verspieltheit an den Gebäuden selbst, das Schaufenster, das Einblick in ihren - IHREN - Schneiderladen geben würde...
"Darf ich jetzt ohnmöchtig werden?"
Iryan, der ihr soeben den Schlüssel zu diesem Traum überreichte, blinzelte. "Äh ... natürlich nicht!", erwiderte er. "Du solltest dir wenigstens ansehen, wo du das Schlafzimmer finden kannst und dann probierst du das Badezimmer aus. Danach kannst du ohnmächtig werden und ich trage dich ins Bett." Er gluckste, warf Castus einen Blick zu. "Gleiches gilt für dich."
Der Bursche lachte auf. "Danke, ich bringe mich selbst ins Bett. Aber ich würde mich wirklich gern zu Sarin unter die Decken kuscheln." Es klang so unschuldig, so rein. Er besaß keine Hintergedanken, die sie beide weniger schlafen lassen würden. Aufrichtigkeit trug Castus' Worte. Er suchte nach dem haraxischen Leiden nun einfach die Nähe zu jenen, die er liebte. Sarin aber musste noch immer verarbeiten, was das jetzt bedeutete. Ein Haus in Zyranus. Ihr Haus. Und ein Laden. Ihr Laden.
Mit beiden Männern im Windschatten ihrer eher kleineren Gestalt, öffnete Sarin unter reichlich Zittern die Tür. Sie betrat das kleine, aber feine Paradies, das sie fortan Heimat nennen durfte. Wie sie die Schwelle übertrat, daran würde Sarin sich nicht mehr erinnern können. Vielleicht trug Iryan sie auch von Raum zu Raum und sie betrachtete sich nur alles? Es war wie ein Traum, durch den sie schwebte. Trotzdem sog ihr Geist all die Bilder und Eindrücke in sich auf. Selbst wenn noch einiges an Einrichtung nötig wäre und reichlich Deko-Elemente, damit es wahrlich gemütlich aussähe, so konnte Sarin doch ein tiefes Heimatgefühl in sich aufsteigen spüren. Es machte eben schon einen Unterschied aus, ob man irgendwo unterkam oder ob man in seinem eigenen Heim nächtigte. In ihrem Heim mit ihrer eigenen Schneiderstube!
"Das ist wirklich mein Laden?"
"Es ist noch nicht viel. Nur der Tresen, aber du siehst: Dort hinten gibt es einen kleineren Lagerraum. Schneidern wirst du wohl in deiner Wohnstube oben tun müssen oder du richtest dir eines der leeren Zimmer dort passend ein. Cinni und ich helfen dir natürlich gern. Ich wette, ich könnte sogar Xot Hau'r überreden, die schweren Möbel bis hierher zu schleppen."
Ihr Traum verlor immer mehr der rosa Wolken. Die Umrisse festigten sich, um von Manthalas Reich in die Realität zu wandern. Das hier war ihr Laden. Ihr Haus. Immer wieder schwebte diese Erkenntnis über Sarins Kopf und dennoch war es ebenso schwer vorstellbar wie die Tatsache, wie lange sie sich im Harax befunden haben musste.
Iryan schenkte ihr alle Zeit, die sie brauchte, um sich jede noch so kleine Nische genau anzuschauen. Er wünschte sogar, dass sie es tat. Auch Castus schaute sich um, jauchzte hier und da mal begeistert oder lobte Iryan dafür, dass er die besten, verrückten Ideen hatte. Umso lieber wollte der einstige Blauschopf Cinni aufsuchen, sobald es möglich wäre. Er wollte ihm danken. Dann aber hielt er ganz still, damit Sarin in ihrer Erkundung nicht ständig von seinem aufgeregten Geplapper unterbrochen wurde. Iryan lachte und klopfte ihm mehrmals die Schulter. "Ich bin schonmal im Bad und bereite euch das heiße Wasser vor", gab er bekannt. Dann ließ er beide tatsächlich allein. Sarin konnte sich in Ruhe umschauen. Sie konnte sich alles ansehen! In ihrem Kopf formten sich bereits erste Dinge, die unbedingt umgesetzt werden mussten. Je länger sie ihren Blick schweifen ließ, desto schneller wusste sie, welche Lampen sie im jeweiligen Raum haben wollte, welche Farben sie für den Anstrich wählen und wie die Möbel aussehen sollten. Eilig rief sie nach Schreibmaterial und Iryan erschien wenig später mit einem Stiff und einem dicken Notizbuch. Sicher wäre es randvoll mit Notizen, wenn Sarin ihre Tour beendete. Immer wieder mussten ihre Gefährten doch noch einmal zu ihr kommen und sich ihre Ideen anhören. Sarin konnte sie nicht für sich behalten. Aber Castus sprang nur zu gern, um ihren kreativen Geist arbeiten zu lassen. Iryan ebenfalls, allerdings fühlte er sich verpflichtet, den beiden die ersten Stunden im neuen Heim so angenehm wie möglich zu gestalten. Und ja, langsam wünschte er sich auch, sie nähmen ein Bad.
"Wir könnten noch Sterne in hell Gelb außen an die Fassade malen und einen hübschen Sichelmond, was meinst du?"
"Können wir Lampen vor den gemalten Sternen anbringen, damit man abends auf dem kleinen Balkon dein ganzes Haus bewundern kann, als spähte man zum Nachthimmel empor?" Auch Castus ließ sich von der Begeisterung treiben. Gemeinsam mit Sarin huschte er die Treppe hoch, lachte mit ihr über die Schönheit, die das Hausinnere bot und ergänzte ihre Gedanken um eigene Ideen und Vorschläge. Ob Sarin diese umsetzte, blieb ganz ihr überlassen. Es sollte ihr Reich werden, allein nach ihren Vorstellungen erbaut. Einen Keller besaß das Häuschen zwar nicht, wohl aber einen geräumigen Dachboden und auch einige zusätzliche, freie Räume, die sie nach Belieben gestalten könnte. Wie Iryan schon anmerkte, könnte sie irgendwo einen kleinen Arbeitsraum schaffen, in dem sie oder Gesellen schneidern würden, die sie dann noch einstellen müsste. Es wäre aber auch genug Platz für ein Gästezimmer, ein zweites Lager oder was immer die Nachtelfe bewegte, die Räume mit Leben zu füllen. Ideen hatte sie genug!
"Schau, die Küche ... fast komplett. Wir brauchen nur einen Tisch, Stühle, Geschirr und Töpfe ... Kannst du eigentlich kochen? Ich nicht."
"Tantchen Mall hat immer für mich gekocht, aber ich kann es ja lernen." Castus stutzte. "Wo ... wo ist Mall?" Er schaute sich um, fast in Erwartung sie gleich zu sehen. Natürlich war sie nicht hier. Da käme noch eine düstere Nachricht auf ihn zu, doch jetzt sollte sie Sarins und auch seine Heiterkeit nicht trüben. Es wäre später noch früh genug Zeit dafür.
Jetzt stellte Sarin erst einmal fest, dass es zwar ein geräumiges Schlafzimmer, aber noch kein gemütliches Bett gab. Iryan und Cinni hatten lediglich ein kleines Lager dort eingerichtet. Es sah ... genutzt aus. "Ich hab dein Haus bewacht", murmelte der Dunkelelf und schmunzelte verlegen. Natürlich hatte auch er irgendwo unterkommen müssen. Warum dann nicht hier? Außerdem reizte es Iryan wohl ebenso, viel Zeit unter Magie zu verbringen, die ihm bislang so verwehrt geblieben war. Zyranus zu entdecken musste auch für ihn in den letzten Wochen wie ein Traum vorgekommen sein. "Ein Bett beschaffen wir dir zuerst", entschied er. "Für die ersten Nächte muss es leider das hier tun."
"Oh, wir kuscheln uns eng zusammen, dann ist es sicher ganz weich!" Castus war begeistert.
Dann erreichten beide das Bad. Iryan hatte es bereits vorbereitet und warme, feuchte Luft schlug seiner liebsten Elfe entgegen. Es duftete ein wenig erdig, nach krätigen Kräuterzusätzen, um das Wohlbefinden zu steigern, wenn man sich in das erhitzte Badewasser sinken ließ. Auch Handtücher lagen bereit, nicht viele und keineswegs der größte Luxus, aber es würde ausreichen. Mit der Zeit könnte Sarin nach und nach alles in dieses Haus schaffen, was ihr wichtig wäre. Wenn ihr Schneiderladen einen Gewinn abwarf, könnte sie sich auch mehr als nur nötige Dinge leisten. Doch das lag noch in ferner Zukunft. Trotzdem war es schön, bereits jetzt davon zu träumen.
"Wie hast du das gemacht?"
"Die kurze Antwort? Magie ... ja, es klingt plump, aber Wassermagie steckt dahinter. Ich glaube, in Verbindung mit Luftmagie. Ich habe es mir von Cinni erklären lassen, aber nicht so richtig verstanden. Es existieren wohl Zisternen unter den Gebäuden und von denen aus pumpt magische Luft das Wasser hinauf bis in die Wanne? Wie es heiß aus den Hähnen kommt, weiß ich nicht." Da spielte sicherlich auch etwas Feuermagie mit. Eingespeist ins Artefakte, die wohl alle paar Jahrzehnte neu aufgeladen werden mussten, hatten die Zyraner hier ihre eigene Form der Technologie für den Alltag geschaffen. Wo es beispielsweise in Morgeria eher die Goblintechniker mit reichlich Rohren und Handwerk umsetzten, kam eben in einer Stadt der Magier auch Magie als erste Ressource zum Einsatz.
"Geh ich richtig in der Annahme, dass dieser Raum magisch ist? Bedeutet das, dass wir nicht gemeinsam hier baden können, mein Liebster?"
Iryan sah sie entschuldigend an. "Cinni lässt mich in der Siedlung in seinem nicht magischen Zuber baden. Ich kann den Umhang hier nicht ablegen. Glaub mir, ich hab's schon versucht und bevor du dich sorgst: Die Verbrennungen sind verheilt."
"Trotzdem ist es mehr als du jemals erreichen konntest", meinte Castus, um dem ganzen nach wie vor das Positive abzugewinnen. "Ich bade einfach mit Sarin, wenn sie sich im Wasser einsam fühlt", grinste er und Iryan nickte. Castus hatte alles Recht dazu. Sie führten eine sehr offene und dennoch so innige Beziehung, frei von Grenzen, dass es sie nur umso enger zusammenschweißte. Es tat gut, sich in dieser Hinsicht keinerlei Sorgen machen zu müssen. Solange sie alle ehrlich miteinander umgingen, blieb ihre Harmonie erhalten.
"Ich will baden! Ich MUSS!"
"Ohja, ihr beide müsst. Ausziehen und rein ins Wasser", befahl Iryan. Er ließ ihnen Gelegenheit, sich umzuziehen und bereitete stattdessen wirklich eine Kleinigkeit zu Essen zu. Er konnte kochen! Zwar kredenzte er nicht, was die zyranischen Märkte hergaben, aber keiner von ihnen würde heute hungrig in das provisorische Bett fallen.
Sarin schälte sich und Castus inzwischen aus der Kleidung. Sie hatte ihn kurzerhand mit ins Badezimmer gezogen und die Tür geschlossen. Nicht aus Scham vor Iryan, sondern um die Wärme im Raum zu halten. Die verschleimte Kleidung fiel von beiden ab. Darunter erkannte Sarin, dass ihr liebster Halbdämon wahlrich alles Haraxblau verloren hatte. Sein Turm, der sich unter dem Anblick ihrer nackten Haut sofort zu regen begann, wurde nun von schwarzem Buschwerk umschlossen. Castus liefen Tränen die Wangen herunter. "Ich hab mich so nach diesem Anblick gesehnt", gestand er und er küsste Sarin innig. Dem ersten folgten weitere, aber dann hielt Sarin nicht mehr hinter dem Berg. Castus musste es erfahren.
"Wir müssen deine Tante Mall irgendwie benachrichtigen, dass du wieder da bist. Sie ... sie ist fortgegangen. Sie hat Zyranus verlassen, aber ... Sicher kann Frau Professor Synpase uns da irgendwie helfen."
Vermutlich überraschte es Sarin, dass Castus ob der Nachricht eine vollkommene Ruhe ausstrahlte. Er nickte. Dann sagte er voller Zuversicht: "Ich vertraue meinem Tantchen. Sie wird zu mir zurückfinden oder ich zu ihr. Du hast das auch geschafft." Er lächelte. Dieser junge, unschuldige Geist hatte überhaupt keine Angst. Ja, er vertraute - blind. "Ich würde spüren, wenn etwas wäre." Er tippte sich an die Schläfe. Lysanthors Symbol lugte nur noch flüchtig durch sein länger gewordenes Haar hindurch. "Sie gab mir das Zeichen. Es ist ... kein Teil ihrer Seele, der sich mit mir verbunden hat, so wie es zwischen Ian und mir der Fall ist, aber ... ich bin sicher, ich wüsste es, wenn sie micht bräuchte. Sie wird mich finden."
Es hatte alles Zeit, selbst wenn es sich dringlich anfühlte. Ein Schritt würde dem nächsten folgen, so wie Castus nun Sarin in die Wanne folgte. Er stöhnte sofort entspannt auf, als die Wärme ihn umfing. Interessant war, dass sowohl Sarin als auch Castus sich bequem in der Wanne ausstrecken konnten. Sie machte gar nicht den Eindruck, so viel Platz zu bieten und doch hatte es niemand zu eng. Castus legte einen Arm um seine Elfe. Sie wuschen sich, aber sie entspannten sich auf. Die Wärme lullte Sarin gehörig ein und als sie plötzlich mit einem Ruck die Augen öffnete, stand Iryan in der offenen Tür. Ihm gefiel der Anblick beider nackter im Wasser sichtlich. Trotzdem glühten seine Wangen. Das war liebreizend und würde er sicherlich nicht so schnell ablegen, wie oft er Sarin auch schon bereits nackt gesehen haben mochte.
"Hast du etwas von Dhan gehört? Gibt es etwas Neues?"
Er schüttelte den Kopf. "Ich habe Boten gen Kosral ausgesandt - Spione, die für mich auskundschaften sollen, aber ... das ist erst eine Woche her. Sie brauchen wohl noch Zeit. So wie ... ich Zeit brauchte, wieder aktiv zu werden." Er seufzte. "Hyacinthus hat auch viel für mich getan, obwohl er genauso getroffen war." Dann nickte Iryan entschlossen. "Wir finden Dhansair. Wir retten ihn. Mit vollen Bäuchen und ausgeschlafen geht das besser. Na kommt, ihr seid schon ganz schrumpelig!"
Nach dem Bad aßen sie gemeinsam die Mahlzeit, die Iryan für sie zubereitet hatte. Eine Mischung aus Kartoffeln, die entgegen den üblichen Erwartungen orangen waren und etwas süßlicher schmeckten, zusammen mit in Salzlake eingelegten Hüttenkäse, leicht angeshcmolzen, einigen Stücken Fleisch und reichlich Erbsen. Dazu gab es Wasser oder warme Milch mit Honig.
"Ich weiß, dass wir Dhansair nun auch nicht mehr zu lange warten lassen sollten", war es Castus, der nach dem Essen das Thema wieder aufgriff. "Aber wir sollten auch nichts überstürzen. Ian, lass Sarin und mich bitte erst noch wieder hier ankommen. Gib uns ein paar Tage. Gib uns Zeit, Cinni zu besuchen und uns auszurüsten. Mein Freund, ich bitte dich, auf uns zu warten und nicht allein loszuziehen."
"Das werde ich nicht. Ja, ich möchte los. Ich möchte auch ihn wiedersehen ... ihn retten ... aber ich verstehe, dass kopfloses Handeln uns nicht zum Ziel bringt. Ich dachte, dass ich die nächsten Tage mich darum kümmern könnte, Proviant und Ausrüstung für die Abreise zu besorgen, während ihr ... zu euch zurückfindet. Ich will Xot Hau'r fragen, ob die Warge uns nach Kosral bringen könnten. Ihr besucht Hyacinthus und erledigt, was noch offen ist." Seine tiefblauen Augen legten sich auf Sarin. "Wenn Dhan in Sicherheit ist, kümmern wir uns hierum. Deine Schneiderei, dein Haus." Wenn es funktionierte. Iryan sprach es nicht an, aber Sarin hatte es in seinem Blick finden können. Er hatte Manthala ein Versprechen gegeben. Ein Leben für ein Leben. Wenn Dhan erst einmal wieder bei ihnen wäre, würde ihr liebster Leibwächter es noch sein?
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Re: Sarins Schneiderstübchen

Beitrag von Sarin Kasani » Mittwoch 20. März 2024, 18:44

Jolanta Synapses Forschungsexpedition bezüglich göttlicher Runen, schwirrte tatsächlich gerade nur sehr sehr weit hinten in Sarins Kopf herum. Zu viel anderes lag ihre Meinung nach noch vor solch wundersamen Abenteuern. Andere Dinge hatten Vorrang und davon gab es eine ganze Liste. Dhan stand ganz oben, aber auch Mall folgte kurz darauf. Um Mall zu finden war die Expedition ja ursprünglich von Jolanta angedacht gewesen, aber noch war das alles Zukunftsmusik. Wo auch immer ihre Freundin gerade war, so schnell würde Sarin dieses Problem nicht lösen können. Wenn sie könnte, würde sie Castus zu ihr hin teleportieren, Feenringe benutzen oder vielleicht gab es magische Portale...? Das war Unsinn.
Hm... ob ich Mall einen Traum von Castus schicken könnte? Ein bisschen Hoffnung? Ein kleines Licht für ihre Dunkelheit?
Der Weg nach Zyranus bot aber auch allerlei Ablenkung, so dass Sarin nicht zu tief in ihren Grübeleien versinken konnte. Sie durfte Ian necken, was sich unglaublich gut anfühlte.
"Siehst du? Alle lieben Cinni."
Von Iryan erntete sie einen seicht schiefen Blick. Schließlich rieb er sich in leichter Verlegenheit den Nacken und murmelte:
"Nun, ich ... mag ihn. Liebe? Mir ist es gleich, falls du mit ihm auch einmal gewisse Freuden erleben willst, aber ... ich glaube, da setze ich aus. An ihm ist nichts Anregendes, dass ich mich auf ... nun, zu dritt ... oder viert..."
Sarin begann laut zu lachen und schmiegte sich vertraut an den Arm ihres Liebsten, der ihren Spass ein wenig zu wörtlich genommen hatte. Leise erklärte sie:
„Mein Liebster, du bist so süß! Cinnis Liebe ist die eines Freundes und auch ich habe keine Ambitionen das zu ändern. Nicht jede Liebe führt einen ...zu Bett.“
Sie zwinkerte zu ihm hoch. Ihre Knochen riefen nach einem großen weichen Bett und viel Schlaf. Aber davor lag noch ein langer Marsch, eine aufregende Erfahrung, die Entdeckung ihres eigenen Ladens in Zyranus.
...
"Darf ich jetzt ohnmächtig werden?"
Iryan, der ihr soeben den Schlüssel zu diesem Traum überreichte, blinzelte.
"Äh ... natürlich nicht!...Du solltest dir wenigstens ansehen, wo du das Schlafzimmer finden kannst und dann probierst du das Badezimmer aus. Danach kannst du ohnmächtig werden und ich trage dich ins Bett."
Er gluckste, warf Castus einen Blick zu.
"Gleiches gilt für dich."
Der Bursche lachte auf.
"Danke, ich bringe mich selbst ins Bett. Aber ich würde mich wirklich gern zu Sarin unter die Decken kuscheln."
Es klang so unschuldig, so rein und Sarin genoss diesen unbeschwerten Moment in vollen Zügen. Er besaß keine Hintergedanken, die sie beide weniger schlafen lassen würden und ehrlich gesagt war ihr Körper wohl auch der Meinung, dass Schlaf ganz oben auf der Prioritätenliste stand, lange vor Sex und auch etwas zu essen stand noch davor. Aber die Vorstellung einfach nur schlafend in Castus und Ians Armen zu liegen war...
….atemberaubend schön!
Sie musterte ihre beiden liebsten Männern und sehnte sich einfach nach ihrer Nähe. Bald darauf rückte jedoch diese Vorstellung in den Bereich des Möglichen und entfernte sich von der Fantasie, denn Sarin stellte fest, dass es zwar ein geräumiges Schlafzimmer in ihrem Häuschen gab, aber noch kein gemütliches Bett. Iryan und Cinni hatten lediglich ein kleines Lager dort eingerichtet. Es sah ... genutzt aus.
"Ich hab dein Haus bewacht."
, murmelte der Dunkelelf und schmunzelte verlegen. Natürlich hatte auch er irgendwo unterkommen müssen.
"Ein Bett beschaffen wir dir zuerst. Für die ersten Nächte muss es leider das hier tun."
"Oh, wir kuscheln uns eng zusammen, dann ist es sicher ganz weich!"
Castus war begeistert und sarins zart fliedern gefärbten Wangen sprachen auch eine deutliche Sprache. Auch sie war 'begeistert' von der Vorstellung, auch wenn SIE schon ein wenig mehr Hintergedanken dabei hatte. Der Anblick der zwerühlten Unterlage brachte sie einfach auf ...Ideen und auch manch süße Erinnerung an eine ferne Hütte, wo sie sich alle zusammen noch so unschuldig ein Dach geteilt hatten. Sarin seufzte leise und war sich zeihmlich sicher, dass sie heute Nacht gut schlafen würde. Wann genau,... das stand in den Sternen.
...
Dann erreichten sie das Bad.
"Wie hast du das gemacht?"
"Die kurze Antwort? Magie ... ja, es klingt plump, aber Wassermagie steckt dahinter. Ich glaube, in Verbindung mit Luftmagie. Ich habe es mir von Cinni erklären lassen, aber nicht so richtig verstanden. Es existieren wohl Zisternen unter den Gebäuden und von denen aus pumpt magische Luft das Wasser hinauf bis in die Wanne? Wie es heiß aus den Hähnen kommt, weiß ich nicht."
"Bedeutet das, dass wir nicht gemeinsam hier baden können, mein Liebster?"

Iryan sah sie entschuldigend an.
"Cinni lässt mich in der Siedlung in seinem nicht magischen Zuber baden. Ich kann den Umhang hier nicht ablegen. Glaub mir, ich hab's schon versucht und bevor du dich sorgst: Die Verbrennungen sind verheilt."
"Trotzdem ist es mehr als du jemals erreichen konntest."

, meinte Castus.
"Ich bade einfach mit Sarin, wenn sie sich im Wasser einsam fühlt."
, grinste er und Iryan nickte. Das Flieder auf ihren Wangen nahm langsam die Farbe von ersten Frühlingsblüten an. Sie führten eine sehr offene und dennoch so innige Beziehung, frei von Grenzen, dass es sie nur umso enger zusammen schweißte. Es tat gut, sich in dieser Hinsicht keinerlei Sorgen machen zu müssen, die Harmonie zu genießen und doch hatte Sarin viele Jahre lang mit der anerzogenen Scham gelebt, die jetzt ihre Wangen rötete.
"Ich will baden! Ich MUSS!"
"Ohja, ihr beide müsst. Ausziehen und rein ins Wasser!"

, befahl Iryan und allein sein dominanter Ton ließ einen kleinen Schauer über ihre Haut huschen. Iryan war der kraftvolle Part in ihrer Beziehung. Castus war Schamlosigkeit in ihrer reinsten Form und Sarin... sie war schlicht überwältigt von ihrer Fantasie.
Sarin schälte sich und Castus inzwischen aus der Kleidung, dem Tränen die Wangen herunter rannen. Sofort trat sie nah an ihn heran, bedeckte so seine Blöße mit ihrer eigenen und streichelte liebevoll seine Wangen.
"Ich hab mich so nach diesem Anblick gesehnt"
, gestand er und er küsste Sarin innig. Dem ersten folgten weitere und fast hätte sie sich in diesem Gefühl verloren. Doch auch der Geruch verhinderte dies, sowie auch andere Gedanken, aber dann hielt Sarin nicht mehr hinter dem Berg. Castus musste es erfahren, sonst würde sie sich nicht entspannen können und ein schlechtes Gewissen haben.
"Wir müssen deine Tante Mall irgendwie benachrichtigen, dass du wieder da bist. Sie ... sie ist fortgegangen. Sie hat Zyranus verlassen, aber ... Sicher kann Frau Professor Synpase uns da irgendwie helfen."
Sarin sorgte sich aber umsonst. Er erwiderte wie gewohnt voller Zuversicht:
"Ich vertraue meinem Tantchen. Sie wird zu mir zurückfinden oder ich zu ihr. Du hast das auch geschafft."
Er lächelte und enttäuschte Sarin nicht. Er war noch ganz der Alte - dieser junge, unschuldige Geist ohne Angst und voller Hoffnung.
"Ich würde spüren, wenn etwas wäre."
Er tippte sich voller Gewissheit an die Schläfe. Lysanthors Symbol lugte nur noch flüchtig durch sein länger gewordenes Haar hindurch.
"Sie gab mir das Zeichen. Es ist ... kein Teil ihrer Seele, der sich mit mir verbunden hat, so wie es zwischen Ian und mir der Fall ist, aber ... ich bin sicher, ich wüsste es, wenn sie mich bräuchte. Sie wird mich finden."
Auch Sarin vertraute ihm und seinen Worten, also entspannte sie sich. Alles hatte seine Zeit. Ein Schritt würde dem nächsten folgen, so wie Castus nun Sarin in die Wanne folgte. Beide stöhnten herzzerreißend, dass es sich durchaus frivol anhören könnte, aber hier handelte es sich um die nackte Entspannung. Sie wuschen sich, aber sie entspannten sich auch. Bald darauf kehrte Ian ins Bad zurück und brachte zarte Gerüche von etwas essbarem mit, was Sarins Speichelfluss ordentlich anregte. Sie schluckte ein paar Mal, bevor sie abermals ihrer Sorge Raum gab:
"Hast du etwas von Dhan gehört? Gibt es etwas Neues?"
Ian schüttelte den Kopf.
"Ich habe Boten gen Kosral ausgesandt - Spione, die für mich auskundschaften sollen, aber ... das ist erst eine Woche her. Sie brauchen wohl noch Zeit. So wie ... ich Zeit brauchte, wieder aktiv zu werden... Hyacinthus hat auch viel für mich getan, obwohl er genauso getroffen war... Wir finden Dhansair. Wir retten ihn. Mit vollen Bäuchen und ausgeschlafen geht das besser. Na kommt, ihr seid schon ganz schrumpelig!"
Er hat Recht.
Zerschunden, müde und hungrig konnte Sarin nicht richtig denken. Nach dem Bad aßen sie gemeinsam die kleine Mahlzeit, die Iryan für sie zubereitet hatte.
„Du kannst ja Kochen!“
, rief sie begeistert aus und hatte das Gefühl noch nie so gut gegessen zu haben. Vielleicht war es nur der Hunger, aber die sanften süßen Aromen des Gemüses harmonierten hervorragend mit dem Salz des Käses. Und die warme Honigmilch zum Abschluss ließ sie abermals stöhnen.
Endlich wieder sauber, satt und glücklich hielt sie sich an ihrer Tasse fest und spürte wie das Vergangene an ihren Lidern zerrte. Langsam setzte die Erschöpfung ein.
"Ich weiß, dass wir Dhansair nun auch nicht mehr zu lange warten lassen sollten."
, war es Castus, der nach dem Essen das Thema wieder aufgriff. Sarins Kopf ruckte hoch.
"Aber wir sollten auch nichts überstürzen. Ian, lass Sarin und mich bitte erst noch wieder hier ankommen. Gib uns ein paar Tage. Gib uns Zeit, Cinni zu besuchen und uns auszurüsten. Mein Freund, ich bitte dich, auf uns zu warten und nicht allein loszuziehen."
"Das werde ich nicht. Ja, ich möchte los. Ich möchte auch ihn wiedersehen ... ihn retten ... aber ich verstehe, dass kopfloses Handeln uns nicht zum Ziel bringt. Ich dachte, dass ich die nächsten Tage mich darum kümmern könnte, Proviant und Ausrüstung für die Abreise zu besorgen, während ihr ... zu euch zurückfindet. Ich will Xot Hau'r fragen, ob die Warge uns nach Kosral bringen könnten. Ihr besucht Hyacinthus und erledigt, was noch offen ist."

Seine tiefblauen Augen legten sich auf Sarin die in seinen versanken.
"Wenn Dhan in Sicherheit ist, kümmern wir uns hierum. Deine Schneiderei, dein Haus."
Wenn es funktioniert...
Iryan sprach es nicht an, aber Sarin fand es in seinem Blick. Er hatte Manthala ein Versprechen gegeben. Wenn Dhan erst einmal wieder bei ihnen wäre, würde ihr liebster Leibwächter es noch sein? Die Formulierung der Göttin war das entscheidende und bei Manthala gab es immer mehrere Auslegungen und Varianten. Sie war eine gewiefte Verhandlungspartnerin. Ian hatte ihr seine Seele versprochen. Was das genau mit sich bringen würde, stand in den Sternen, die nun mal Manthala gehörten. Die Göttin der Nacht würde sich ihren Teil holen, egal wie er aussah.
Auch meine Seele gehört ihr, ...schon lange bevor ich selbst handeln konnte wurde ich ihr geweiht.
Es war nicht immer etwas schlimmes seine Seele in die Hände eines Gottes zu legen. Sarin hatte Vertrauen darauf, dass ihre Göttin wusste was sie tat. Die Götter webten die Schicksalsstränge und mancher Faden war darüber vielleicht nicht glücklich, aber es gab bei Manthala zumindest immer einen Gegenwert. Aber egal was die Zukunft bringen würde, Sarin nahm sich vor, jede Minute zu genießen. Dazu gehörte aber auch ein Vertauensvorschuß in Castus, der noch nicht wusste, was Ian versprochen hatte. Ehrlichkeit war eine der Säulen in ihrer Dreiecksbeziehung, also sah sie ihren liebsten Ritter an und fragte:
„Willst du nicht Castus noch etwas genauer erzählen, wie du zu deinem Mantel gekommen bist?“
Das hatte er zwar schon auf dem Weg hier her, aber was für ein Versprechen daran hing, wusste der Ex-Halb-Dämon noch nicht. In ihr Handtuch gehüllt nahm sie jeweils eine Hand in die ihre und erhob sich.
„Lasst uns ins Be...uns hinlegen und gemütlich machen. Dann können wir noch ein bisschen reden.“
Damit zog sie sie hinter sich her zu Iryans provisorischem Übergangslager, dass immernoch weit aus gemütlicher war als jene von Schnee bedeckte Höhle einst. Sarin schmunzelte still und legte sich dann mittig hin. Sie klopfte mit je einer Hand an ihre Seite und lockte so die beiden zu sich.
„Näher!“
, flehte sie leise und kuschelte sich in die Körperwärme. Dann sah sie noch mal zu Ian auf und nickte auffordernd, damit er den Mut fand auch Castus die Wahrheit zu sagen. Sie wussten noch nicht genau, was passieren würde, aber etwas so wichtiges zu verschweigen fühlte sich nicht richtig an. Die beiden liebsten Stimmen lullten sie jedoch schnell ein und so war es durchaus möglich, dass sie einfach zwischen ihnen einschlief.
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Re: Sarins Schneiderstübchen

Beitrag von Erzähler » Freitag 22. März 2024, 01:10

So vieles lockte die Nachtelfe und nun kam noch ein eigenes Heim in Zyranus hinzu! Eines mit einem Schneiderladen, die sie sich hier aufbauen könnte, wie sie es sich gewünscht hatte. Es war wie ein Traum und trotzdem konnte sie ihn noch nicht ganz genießen. Das lag nicht daran, dass er unwirklich und kaum greifbar erschien, sondern vielmehr an dne Prioritäten all der Dinge, die auf ihre Aufmerksamkeit warteten. Da gab es schließlich noch die Expedition, auf die Jolanta Sarin mitnehmen wollte. Allein die Thesis göttlicher Runen war durchaus etwas, das eine Runenmagierin wie Sarin reizte. Doch sie trauerte immer noch um Mallahalls Verschwinden und glaubte, sie könnte der Magierin eine schwere Last vom Herzen nehmen, wenn sie ihr nur mitteilte, dass Castus wieder auf Celcia und am Leben wäre. Schlussendlich war da aber noch Dhansair, den man nicht vergessen durfte. Nein, auf Sarins Liste stand er sogar ganz oben - gleich nach einem Bad, einer Mahlzeit und etwas Schlaf. Iryan hatte Recht. Unausgeruht könnten sie niemanden retten. Und so ließ Sarin sich nicht nur zu einem Bad hinreißen - in ihrer eigenen Wanne, in ihrem eigene Haus! - sondern fand dort auch ein wenig Frieden, um nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele zu reinigen. Zusammen mit Castus zu baden machte gleich doppelten Spaß. Ungeniert zog sie sich vor ihm aus und auch er haderte nicht, die verschleimte Kleidung abzulegen. Beide stiegen mit kindlicher Unschuld in die Wanne und genossen die Nähe auf einer Ebene liebender Herzen, die aktuell keinen Moment der Lust brauchten, um glücklich zu sein.
Dieses Glück wurde nur gemehrt von Iryans Kochkünsten. Es schmeckte köstlich. Das mochte aber auch an Sarins Hunger liegen. Trotzdem lobte sie die Fähigkeiten des Elfen, dass dieser verlegen abwinkte.
"Du kannst ja kochen!"
"Ach, nur einfache Hausmannskost. Jemand muss sich doch um Dhansair kümmern." Er schmunzelte, wenn auch etwas wehmütig. Sie alle vermissten ihren Freund. "Er hängt mit dem Kopf lieber Träumereien nach. Das Essen würde anbrennen und er dabei voller Gedanken durch die Küche tanzen." Iryan seufzte.
"Wir finden und retten ihn", meinte Castus voller Zuversicht und erreichte das Herz des Elfen. Der Dunkle nickte ihm dankbar zu. Anschließend aßen sie, bis ihre Bäuche voll und rund waren. Trotzdem blieb noch etwas übrig. Iryan hatte nicht nur gut, sondern auch zu viel gekocht. Selbst wenn Sarin ihm den Gefallen hätte tun wollen, wäre es ihr unmöglich gewesen, noch etwas in sich hineinzustopfen. Stattdessen bedankte sie sich bei ihm, indem sie sich mittig auf dem Schlaflager niederließ und fordernd neben sich klopfte. Sarin besaß jedoch zwei Seiten und auch zwei Männer. Sie wollte beide um sich haben. Hier. Jetzt.
Sowohl Iryan als auch Castus ließen sich nicht lange bitten. Wo der einstige Halbdämon jedoch einfach das Handtuch fallen ließ und sich zu Sarin legte wie die Götter ihn schufen, da behielt Iryan zumindest den Umhang an. Das musste sein, damit er eine schmerzfreie Nacht innerhalb von Zyranus' Mauern genießen konnte. So kam Sarin allerdings auch wieder auf jenen Umhang zu sprechen. Castus wusste schließlich noch nichts davon und seine fragende Miene verdeutlichte, dass es Zeit für Antworten wurde.
"Willst du nicht Castus noch etwas genauer erzählen, wie du zu deinem Mantel gekommen bist?"
"Ich verspreche, ich werde während deiner Geschichte nicht einschlafen!" Trotzdem kuschelte er sich bereits eng an Sarin, legte einen Arm um ihren Bauch und küsste ungeniert ihren Hals. Seine Nase kitzelte sie am Ohr, sein Atem war warm und seine Finger streichelten sanft über ihren Körper. Er versuchte nicht einmal, sie zu verführen. Castus wollte nur in ihrer Nähe sein, war glücklich über den Umstand und die Tatsache, dass er noch immer lebte, um es genießen zu dürfen.
"Erst machen wir es und richtig bequem", raunte Iryan. Er schnappte sich Nachtelfe und den einstigen Blauschopf, umd beide halb auf seine Brust zu ziehen. Dann legte er ihnen jeweils einen Arm um, schob seinen Kopf an Sarin vorbei und küsste zärtlich ihre Wange. Castus kicherte. Er drehte sich seitlich, schlang ein Bein um Sarin und umarmte sie erneut. Es war kuschelig warm und unsagbar gemütlich an Iryans Brust.
"Ich hab euch beide so unendlich lieb", säuselte er. "Jetzt aber die Geschichte. Ian, lass mal hören. Was hat es mit dem Umhang auf sich?"
"Er ist eine Art Geschenk ... von Sarin an Manthala und von Manthala an mich. Sie hat ihn gesegnet, so dass Magie nicht zu mir durchdringen kann, solange ich ihn trage. Deshalb konnte ich auch nicht mit euch ins Bad. Und..." Iryan spähte kurz zu Sarin herunter, aber jener drohte bereits, wegzudämmern. Sie bekam noch seine ernsteren Worte mit, ehe Manthala sie vor der Erinnerung verschonte und zu sich holte.
"Ich schwor, ich gebe ihr mein Leben für das von Dhan, sobald wir ihn finden."
"Oh, aber Ian..."
Sarin schlief ein.

Die Göttin sandte ihr Träume an diesem Tage. Sie waren kunterbunt und sehr verwirrend, aber schön. Sarin wurden Bilder von ihrem neuen Haus geschenkt, von einem Mond und Sternen, die darauf tanzten. Dann drehte sie sich mit einem Traum-Castus im Kreis. Erst nackt und als sie sich enger aneinander schmiegten, regnete es warm und weich auf sie herab, bis sie ein zauberhaftes Ballkleid aus Farben und Magie trug. Castus aber kleidete sich in dämonenblaues Licht. Es fiel von ihm ab, färbte sich schwarz wie sein Haar und plötzlich stand Iryan vor ihr in einer schwarzen Rüstung mit silbernen Sichelmonden darauf. Er trug ein Schwert in der Form eines Sichelmondes und einen Schild in der Vollmondvariante. Aus seinem Rücken wuchsen ihm weiße Federn, bis er sich in eine riesige Eule verwandelte, über Sarin hinweg flog und schwarze Rosen auf sie niederregnen ließ. Der Traum hatte nichts Unheimliches. Vielmehr lag etwas Beruhigendes in ihm.

Erholt und auch ohne weiches Bett entspannt erwachte Sarin zwischen ihren Männern, als Mondlicht durch das kleine Fenster ihres Schlafzimmers einfiel. Die Stadt war ruhiger geworden, aber von irgendwoher drang noch Musik an ihre nachtelfischen Ohren. Zyranus schlief eben nie. Wer noch schlief, das waren Castus und Iryan. Der Dunkelelf lag inzwischen auf dem Rücken, alle Glieder von sich gestreckt. Der Umhang hüllte ihn ein wie Bandagen eine Mumie. Er schnarchte leise und so vertraut, als hätte Sarin schon Jahrzehnte damit verbracht, ihm beim Schlafen zuzuhören. Castus hatte sich neben ihr eingeigelt wie ein Hündchen. Auch er wirkte friedlich und war ganz still. Seine Hand lag noch immer auf Sarins Bauch, verteilte dort angenehme Wärme. Alles hätte so bleiben können. Sarin hätte sich hinlegen und einfach weiterschlafen können. Wenn es nicht an der Tür geklopft hätte. Zaghaft nur und eigentlich kaum zu hören. Aber Elfenohren nahmen nun einmal mehr wahr. Wer konnte das sein? Es wusste doch niemand, dass das Haus inzwischen bewohnt war. Im Grunde blieb nur einer übrig. Jener, der mit Iryan zusammen jenes Haus in der Hoffnung gekauft hatte, Sarin würde es noch bewohnen und sich einen Schneiderladen darin aufbauen können. Unten musste Hyacinthus auf sie warten!
Wie man sich doch irren konnte. Falls Sarin überhaupt die Stufen bis nach unten nahm und falls ihre Neugier sie die Tür öffnen ließ, schaute nicht Cinni ihr freundlich entgegen. Auf der Schwelle stand, mit grimmigem Blick aus seinem verbliebenen Auge, Vikreth. Sein Äußeres wollte nicht so recht in das trotz vorherrschender Nacht bunte Zyranus passen. Er trug einen schwarzen Umhang über einem gleichfarbigen Hemd und einer dunkelgrauen Hose. Dafür hielt er einen Korb in Händen, unter dessen Tuch etwas Brot hervor lugte.
"Brot und ..." Er dachte kurz nach, doch auch er hatte inzwischen gelernt. "Salz." Vikreth nickte. "Ritual in... äh ... nein. Ri... Ritu... Tra... Tradition. Neues Haus, Brot und Salz." Er hielt Sarin de Korb entgegen. "Geschenk", sagte er. Dann reckte er nach einem Zögern den Hals, um über sie hinweg zu spähen. "Du bist allein?"
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Re: Sarins Schneiderstübchen

Beitrag von Sarin Kasani » Dienstag 26. März 2024, 06:59

Die letzte Zeit war einfach nur anstrengend gewesen. All die Aufregung fiel von ihr ab und tropfe in das warme Badewannenwasser. Später verführte sie Ian mit seinen Kochkünsten und sie lobte ihn:
"Ach, nur einfache Hausmannskost. Jemand muss sich doch um Dhansair kümmern. Er hängt mit dem Kopf lieber Träumereien nach. Das Essen würde anbrennen und er dabei voller Gedanken durch die Küche tanzen."
Die Vorstellung, die seine Worte in ihren Kopf zauberten, ließen sie verträumt lächeln und sagen:
„Dhan kann sehr gut tanzen. Das wäre ein schöner Anblick. Vielleicht... also wenn... Vielleicht kann er irgendwann auf Cinnis Bühne tanzen.“
Es war nur eine Idee, die ihre vergangenen Erlebnisse mit dem dunkelelfischen Prinzen mit der Zukunft verwebten.
"Wir finden und retten ihn"
Das stand außer Frage. Bald darauf ging es in das provisorische Bett und Sarin wurde von einer Gemütlichkeit umfangen, die nicht mal sie sich jemals hätte erträumen können. Überall umfing sie Liebe und sie fühlte sich...
...Zuhause.
Cas kuschelte sich bereits eng an Sarin, legte einen Arm um ihren Bauch und küsste ungeniert ihren Hals, dass es ihr kleine Schauer über die Haut jagte. Würde er so weiter machen, würde ihr Körper vielleicht doch noch... Nein. Sie war zu müde. Seine Nase kitzelte sie am Ohr, sein Atem war warm und seine Finger streichelten sanft über ihren Körper und fühlten sich einfach nur gut an. Er versuchte nicht einmal, sie zu verführen, obwohl er es sehr wohl tat. Er verführte sie zum Schlafen. Wie seine vertraute Hand sie so streichelte, da sanken ihre Sinne ins samtene Dunkel hinab.
"Erst machen wir es und richtig bequem"
, raunte Iryan und seine dunkle Stimme deckte sie zu. Er schnappte sich Nachtelfe und den einstigen Blauschopf, um beide halb auf seine Brust zu ziehen. Kurz gab Sarin kleine Laute der Störung von sich, aber war viel zu erschöpft um sich zu wehren, geschweige denn es zu wollen. In diesem Zustand hätte er alles mit ihr tun können und sie hätte alles genossen, aber wenig dazu bei getragen. So richtig wollte ihr Verstand nicht mehr begreifen, wie sie da eigentlich lag, aber es war ihr auch gleich. Sie fühlte einen zärtlichen Kuss auf ihrer Wange und summte leise und glücklich. Castus kicherte. Er schlang noch irgendwie ein Bein um Sarin und umarmte sie erneut. Es war kuschelig warm und unsagbar gemütlich an Iryans Brust. Die Stimmen der Männer begannen langsam an Bedeutung zu verlieren und Sarin schaffte es kaum noch einen Gedanken fest zu halten. Sie hörte die Worte, aber ihr Körper erschlaffte bereits.
"Ich hab euch beide so unendlich lieb... Jetzt aber die Geschichte. Ian, lass mal hören. Was hat es mit dem Umhang auf sich?"
"Er ist eine Art Geschenk ... von Sarin an Manthala und von Manthala an mich. Sie hat ihn gesegnet, so dass Magie nicht zu mir durchdringen kann, solange ich ihn trage. Deshalb konnte ich auch nicht mit euch ins Bad. Und..."
Iryan spähte kurz zu Sarin herunter, aber war am wegdämmern. Sie bekam noch seine ernsteren Worte mit, ehe Manthala sie vor der Erinnerung verschonte und zu sich holte.
"Ich schwor ich mein Leben für das von Dhan, sobald wir ihn finden."
"Oh, aber Ian..."

Sarin schlief.
...
Kunterbunt… verwirrend schön. Mond und Sterne, die auf den Wänden tanzten, die sich nach Zuhause anfühlten... Sie tanzte mit Castus im Kreise... erst nackt und als sie sich enger aneinander schmiegten, regnete es warm und weich auf sie herab, bis sie ein zauberhaftes Ballkleid aus Farben und Magie trug. Selbst im Traum atmete sie leise seufzend und schwer ergriffen aus. Ein kleines Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, voller Sehnsucht nach dieser Schönheit, dieser Magie und sie träumte weiter, mehr und es wurdemagischer. Castus kleidete sich in dämonenblaues Licht. Es fiel von ihm ab, färbte sich schwarz wie sein Haar und plötzlich stand Iryan vor ihr in einer schwarzen Rüstung mit silbernen Sichelmonden darauf. Er trug ein Schwert in der Form eines Sichelmondes und einen Schild in der Vollmondvariante. Aus seinem Rücken wuchsen ihm weiße Federn, bis er sich in eine riesige Eule verwandelte, über Sarin hinweg flog und schwarze Rosen auf sie niederregnen ließ. Der Traum hatte nichts Unheimliches. Vielmehr lag etwas Beruhigendes in ihm.
...
Erholt und entspannt erwachte Sarin zwischen ihren Männern, als Mondlicht durch das kleine Fenster ihres Schlafzimmers einfiel. Es brauchte einen Moment, bis sie erkannte wo sie war. Dann zierte sofort ein seliges Lächeln ihr Lippen. Schlaftrunken sah sie in die entspannten Gesichter neben sich. Umfangen von ihren wärmenden Leibern war dies der schönste Moment ihres bisherigen Lebens, denn dies hier war noch so viel mehr als bloßes beieinander liegen. Dies war Vertrauen und Liebe. Sie waren zusammen gewachsen im Guten wie im Schlechten und das ging weit über jede Beziehung hinaus, die Sarin kannte, oder sich erinnern konnte. Einzig in den Bruchstücken ihrer Kindheit fand sie einen kleinen Vergleich, der an dieses Gefühl heran reichen konnte. Ian und Castus waren ihre Familie und bald... bald … würde sich abermals etwas ändern, aber ob zum guten oder schlechten war noch lange nicht in den Schicksalsteppich eingewebt. Ihr Traum hatte ihr unbewusst einen kleinen Faden Hoffnung geschenkt, dass Ians Opfer nicht unbedingt auch sein Ende sein müsste. Ob es 'ihr beider' Ende sein würde, ob er fort gehen würde im Namen seiner Göttin? Die Zukunft änderte sich ständig. Jede neue Entscheidung nahm Einfluss auf das Muster im Gewebe der Zeit. So atmete sie entspannt durch und genoss den Moment.
Die Stadt war ruhiger geworden, aber von irgendwoher drang noch Musik an ihre nachtelfischen Ohren. Zyranus schlief eben nie. Ian schnarchte leise und so vertraut, als hätte Sarin schon Jahrzehnte damit verbracht, ihm beim Schlafen zuzuhören. Es war ein beruhigendes Geräusch und lullte sie fast wieder ein. Auch Castus wirkte friedlich und war ganz still. Seine Hand lag noch immer auf Sarins Bauch, verteilte dort angenehme Wärme.
Plötzlich hörte sie etwas.
Klopf da jemand?
Es war zaghaft und fast nicht zu hören. Aber Elfenohren nahmen nun einmal mehr wahr. Ian schlief fest und glücklich und rührte sich nicht und Castus hörte es gewiss nicht mal.
Wer könnte das sein?
Vielleicht hatte sich jemand in der Tür geirrt? Sarin lauschte weiter, ob sich das Geräusch wiederholte.
Es weis doch niemand, dass das Haus inzwischen bewohnt ist, oder? Die Nachbarschaft vielleicht? Der nette Herr mit dem Besen? Oder...
Im Grunde blieb nur wenig Auswahl über die sie spekulieren konnte.
Hyacinthus?
Die Aussicht vielleicht ihren Freund wieder zu sehen, trieb sie aus dem provisorischen Bett. Vorsichtig schälte sie sich zwischen Armen, Brust und Beinen heraus und rutschte dann nach unten unter der Decke hinaus ins Freie. Da ihre Kleidung noch dreckig und besudelt im Bad lag und sie selbst ihr Handtuch im Gewühl verloren hatte, stand sie einen Atemzog lang nackt im Raum und atmete durch. Dann griff sie das Handtuch, das Castus getragen hatte und wickelte es sich straff um ihre Brust.
Das muss reichen. Warte Cinni... ich komme.
Leise schlich sie die Stufen hinab, huschte barfuß über die blank polierten Holzbohlen zur Eingangstür und spähte durch das winzige Fensterchen im oberen Drittel. Dafür musste sie sich sogar auf die Zehenspitzen stellen, aber das Gesicht dass sie davor sah... war nicht der vermutete Magier. Wie man sich doch irren konnte. Auf der Schwelle stand, mit grimmigem Blick aus seinem verbliebenen Auge, Vikreth. Trotzdem war es ein Gesicht, dass ihr grundsätzlich willkommen war und Ian hatte ja auch gesagt, dass er bei ihrer Rettung äußerst hilfreich gewesen war. Ohne ihn würde sie gewiss auch nicht mehr leben, also öffnete sie die Tür einen Spalt breit und linste hinaus.
„Guten Abend, Vikreth. Komm rein... entschuldige nur bitte meinen Aufzug.“
Damit ließ sie die Tür etwas weiter aufschwingen damit er eintreten konnte, verbarg sich aber dahinter gegen all zu neugierige Blicke von draußen. Er huschte herein und dann standen sie einen Moment still voreinander. Sein Äußeres wollte nicht so recht in das trotz vorherrschender Nacht bunte Zyranus passen. Er trug einen schwarzen Umhang über einem gleichfarbigen Hemd und einer dunkelgrauen Hose. Dafür hielt er einen Korb in Händen, unter dessen Tuch etwas Brot hervor lugte. Sarin schaute neugierig.
"Brot und … Salz....Ritual in... äh ... nein. Ri... Ritu... Tra... Tradition. Neues Haus, Brot und Salz."
Er hielt Sarin de Korb entgegen. Sie nahm ihn und lächelte. Sie kannte das Ritual/Tradition/Geschenk zum Einzug vom Hörensagen, hatte aber nie ein solches erhalten. Es machte ihren Einzug in das neue Heim irgendwie noch realer. Sie lächelte glücklich.
"Geschenk."
, sagte er.
„Danke dir.“
Dann reckte er nach einem Zögern den Hals, um über sie hinweg zu spähen.
"Du bist allein?"
Sarin schüttelte den Kopf. Vollkommen arglos drehte sie sich zur Treppe und winkte ihm ihr zu folgen. Sie ging die ersten Stufen hinauf und sprach sehr leise, damit sie die anderen nicht weckte:
„Ian und Castus schlafen oben. Soweit ich weiß, bietet man dem Gast im neuen Haus dann auch etwas an...“
Sie wandte ihre Schritte in die Küche und suchte nach den übrig gebliebenen Resten von der letzten Mahlzeit. Sicher war etwas dabei, was sie Vikreth anbieten konnte. Dann setzte sie sich in Ermangelung von Mobiliar auf ein Fensterbrett und fragte:
„Was treibt dich zu dieser nächtlichen Stunde zu mir? Ist es weil die Nacht mein Tag ist, oder ist es etwas dringliches?“
So ganz ohne Grund war er vermutlich nicht hier. Oder er wollte eben doch nur einfach nett sein und sein Geschenk vorbei bringen? Sie wusste es einfach nicht. Im Gegensatz zu Ian hatte Sarin nicht über einen Monat Zeit mit ihm verbracht und ihn kennen gelernt. Sarin gewährte ihm also einfach einen Vertrauensvorschuss. Auch wenn er durch sein fehlendes Auge immer etwas gruselig wirkte, so hatte sie bereits bei ihrem ersten Kontakt nicht schlecht von dem Dunkelelfen gedacht. Außerdem hatte er bisher durch seine Taten bewiesen, dass er irgendwie 'auf ihrer Seite' war. Trotzdem entstand gerade ein kleiner sehr ruhiger Moment, in dem sich die Stille unangenehm auszubreiten drohte. Sarin wurde auch bewusst, dass sie recht spärlich und offensichtlich einzig mit einem Handtuch bekleidet war. Etwas nervös zupfte sie am Rand der Wickelung und überprüfte den festen Sitzt. Sie wollte nicht wegen einer unbedachten Bewegung ihre ganze Blöße zeigen.
„Wolltest du nur vorbei schauen, oder hast du vielleicht etwas mit Iryan zu besprechen?“
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Re: Sarins Schneiderstübchen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. März 2024, 13:05

Sarin hatte mit ihrer Idee, Dhansair auf Hyacinthus' Bühne tanzen lassen, ein Lächeln auf Iryans Züge zaubern können. "Er liebt es, zu tanzen", sagte der Dunkelelf und sein Blick füllte sich mit der Wärme von Erinnerungen, bei denen er seinen Freund sicher mehr als einmal hatte über Parkett und Boden schweben sehen. Diese Wärme versuchte, gegen die Schatten der Gewissheit anzukämpfen, dass Dhansair in Kosral sich wohl kaum mit seiner liebsten Freizeitbeschäftigung würde ablenken können. Stattdessen zwang man ihn, die eigene Blutlinie fortzuführen. Es stand außer Frage, dass Iryan ihn retten wollte. Er würde alles dafür riskieren und das hatte er bereits getan. Sein Leben für das deines Freundes - der Pakt mit Manthala war längst besiegelt. Sie würde sich holen, was ihr zustand, sobald Dhansair in Sicherheit wäre.
Iryan offenbarte diese Entscheidung Castus, aber was die beiden Männer daraufhin miteinander besprachen, bekam Sarin nicht mehr mit. Eingelullt in die Körperwärme beider und getragen von ihrer Nähe glitt sie nahezu fließend in Manthalas Reich über und die Göttin grüßte sie mit einem bizarren Traum. Der Nachtelfe aber spendeten die seltsamen Bilder Ruhe. Wahrscheinlich hätte sie sogar bis zum Morgen durchgeschlafen, wäre ihre biologische Uhr nicht dagegen. Obwohl die wenigsten Nachtelfen jemals das heilige Symbol ihrer Göttin sahen, ließen sie sich doch vom Mond beeinflussen wie die Gezeiten. In ihrem dunklen Reich, bei dem sie uneingeschränkt wandeln konnten, waren die Straßen dennoch belebter, wenn an der celcianischen Oberfläche Nacht herrschte. So öffnete Sarin auch just die Augen, als sanftes Mondlicht dünn durch die schönen Fenster bis in ihr Schlafzimmer hereinfiel. Vielleicht hätte sie den Anblick sogar von ihrem Balkon aus genossen, bis die Morgensonne den Mond ablöste. Wäre nicht das Klopfen von unten gewesen, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie hörte es, weil sie Nachtelfe war und ihre fein geschwungenen Spitzohren selbst dieses leise Poche aus den entfernten Melodien magischer Musikstücke herausfiltern konnte. Die Neugier war es jedoch, die sie nach Castus' Handtuch greifen und es sich selbst umlegen ließ. Sie mutmaßte, dass unten nur einer stehen konnte: Hyacinthus Pomponius Filipekt aus dem Hause Marcaundt. Wie sehr sie sich darauf freute, ihn wiederzusehen, fiel der Elfe erst auf, als sie durch das kleine Guckloch der Haustür spähte und ihn eben nicht dort stehen sah. Ein Hauch von Enttäuschung machte sich breit, wurde allerdings erneut von der Neugier fortgewischt, was Vikreth ausgerechnet um diese Uhrzeit hier suchen könnte. So öffnete sie ihm die Tür.
"Guten Abend, Vikreth. Komm rein ... entschuldige nur bitte meinen Aufzug."
Er nickte, da es einfacher war, als im Celcianischen ewig nach Worten zu suchen. Er musterte Sarin dennoch. Interessant war, dass sich bei ihm im Gegenzug zu so vielen Männern, denen sie nun schon begegnet war, kaum etwas regte. Gemeint war nicht, dass Vikreth möglicherweise wie Dhansair dem männlichen Geschlecht eher zugeneigt war, sondern dass er offenbar überhaupt kein Interesse an anderen Körpern besaß. Er trat in die Stube, wo er Sarin zunächst ein Mitbringsel überreichte. Sogar sie kannte die Tradition, dass man bei Einzug in ein neues Heim mit Brot und Salz beschenkt wurde. Es war keine häufig genutzte Tradition der Nachtelfen, ihnen aber auch nicht fremd. Wichtiger war nun, dass die kleine Geste durch Vikreth alles realer machte für Sarin. Sie war angekommen. Nicht nur an der Oberfläche Celcias, nicht nur in Zyranus, sondern in etwas, das sie ein Heim nennen konnte. Es gehörte ihr und sie würde sich hier etwas aufbauen können. Dafür hatten ihre Freunde gesorgt, die sich wünschten, dass es ihr gelang. Selbst Vikreth schien daran interessiert und das, obwohl sie einander eher weniger kannten. Aber er hatte viel Zeit mit Iryan verbracht und so vielleicht schon das eine oder andere über Sarin und auch Castus erfahren können. Sie würde nachfragen und hoffen müssen, dass man ihr Antwort gäbe, wollte sie es wirklich wissen. Aber auch andere Fragen brannten der Nachtelfe unter den Nägeln wie Sonnenlicht auf ihrer Haut.
Mit Vikreth im Schlepptau erklomm sie ihre schön naturell geformte Treppe. Statt aber das Schlafzimmer aufzusuchen und möglicherweise noch ihre Männer zu wecken, betrat sie mit ihm die Küche. Dort gab es wenigstens die kleine Anrichte, sie konnte Vikreth etwas anbieten und gemeinsam mit ihm auf dem wenigen sitzen, das ihnen die Möglichkeit dazu bot, ohne der kalte Boden selbst zu sein. Der Dunkelelf schaute sie knapp um. "Du brauchen ..." Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Stuhl", sagte er dann, weil ihm kein celcianischer Begriff für Mobiliar im Allgemeinen einfiel. Die Nachricht dürfte aber auch so herüberkommen. Sarin ließ sich auf ein Fensterbrett nieder, nachdem sie Vikreth die Reste von Iryans Abendessen angeboten hatte und er sie erneut mit einem knappen Nicken annahm.
"Was treibt dich zu dieser nächtlichen Stunde zu mir?"
"Nachtelfe ... und ich ... mögen Nacht." Obwohl er selbst nicht zu ihrem Volk gehörte, aber als Ritualmagier, der vordergründig Portale zum Harax öffnete oder deren Bewohner beschwor, wäre es wohl besser, wenn so wenige wie möglich es mitbekämen. Die Nacht bot sich an in einer Welt, in der die meisten um diese Zeit schliefen. Darüber hinaus stand Zyranus gerade den dunkleren Künsten wie Ritual- oder Schattenmagie und Nekromantie noch immer skeptisch gegenüber. Sie wurden inzwischen nicht mehr vollkommen verboten, aber ihre Anwender innerhalb der Stadtmauern genau beäugt. Außerdem untersagte der Hohe Rat der Magie weiterhin, entsprechende Fächer an der Universität zu lehren. Zyranus' Tore standen offen, aber die Bewohner würden noch Zeit brauchen, bis auch ihre Herzen sich soweit öffnen könnten, um dunklere Magiearten zuzulassen. Wahrscheinlich hielt Vikreth sich innerhalb der Stadt mit seinen Fähigkeiten nach wie vor zurück und ging seiner Profession als Kellner nach. Mitunter ein weiterer Grund, weshalb er erst jetzt aufschlug. Er könnte durchaus bis vor einigen Stunden noch gearbeitet haben. Falls dem so war, würde Sarin es nicht erfahren, denn der Elf schwieg dazu. Trotzdem wollte sie wissen, was ihn hierher führte. Das Geschenk allein konnte es unmöglich sein. Das traute sie ihm nicht zu.
"Ist es, weil die Nacht mein Tag ist, oder ist es etwas Dringliches?" Er nickte zunächst und schüttelte dann den Kopf. Im Grunde hatte Vikreth ihr damit alle Fragen beantwortet. Doch dass es nicht reichte, erkannte selbst er. So kam er bis an das Fenster heran, auf dessen Sims Sarin sich niedergelassen hatte. Er spähte auf den Platz vor ihrem Haus. Es war ruhig hier. Iryan und Hyacinthus hatten für Sarin eine nächtlich ruhige Gegend ausgesucht. DIe Märkte waren selbst an den Rändern eher tagsüber belebt, obwohl es durchaus einige Nachthändler gab. Hier jedoch hielt sich alles in Grenzen und nur magische Lichter erhellten die Umgebung auf wundersame Weise. Ansonsten lag alles still. Die Atmosphäre erinnerte an den Tanz kleiner Glühwürmchen über einem friedlichen Waldsee.
"Nichts ... Dränglichers", versuchte Vikreth sich schließlich an etwas Kommunikation. "Ian redet mit Vikreth. Ian redet über ... Feind? Nein-Feind. Dhan. Ian wollen ... äh ..." In seinen Reihen sprach man als Dunkelelf selten auf Celcianisch und sicherlich noch weniger von Rettung. Wäre es darum gegangen, Dhansair töten, zerschlagen, erobern oder vernichten zu wollen, wären ihm nun wohl deutlich mehr Begriffe eingefallen. So aber konnte Vikreth nur die Schultern heben. Sarin musste eher zwischen den Zeilen und aus seiner Mimik lesen. Letzteres war ob des fehlenden Auges und der vernarbten Haut im Gesicht zusätzlich erschwert.
Er seufzte. Es war für ihn nicht leicht, wenn kein Dunkelelf anwesend war, der das Lerium übersetzen könnte. "Vikreth wollen ... mit. Kommen und ... töten? Feind töten." Auch 'Hilfe' schien nichts, das er bisweilen oft genug hatte aufschnappen können, um es in sein Vokabular aufzunehmen. Doch die Nachricht verdeutlichte sich. Er hatte offensichtlich von Iryan erfahren, dass Dhansair in Kosral steckte und die nächste Mission lautete, dorthin zu reisen und ihn zu retten. Er wollte mitkommen, um zu helfen. "Ah", gab er einen erfreulichen Laut von sich, als ein Schatten in die Küche fiel.
Man erkannte Iryan eher an seiner Größe und Manthalas Schutzumhang, denn jener hüllte ihn ansonsten komplett in nächtliche Schatten. Er gähnte und ließ die Nackenmuskulatur ein wenig knacken, als er seinen Kopf von einer auf die andere Seite drehte. "Vikreth, was machst du denn hier?"
Beide Dunkelelfen unterhielten sich kurz auf Lerium und anschließend gab Iryan für Sarin wieder, was jene schon hatte selbst vermuten können. Der Ritualmagier war daran interessiert, die Gruppe nach Kosral zu begleiten.
"Er möchte im Hintergrund agieren, aber uns bei Dhansairs Rettung durchaus helfen. Anschließend erhofft er sich, in Kosral unterzukommen. Zyranus war für Vikreth nur eine Notlösung. Jetzt, nach über einem Monat, hat er sein Leben wieder weit genug im Griff, um eigene Entscheidungen treffen zu wollen und die führen ihn zurück unter seinesgleichen", erklärte Iryan. Er hatte inzwischen einen Teil seines Umhangs auch um Sarin gelegt und sie so automatisch in eine Umarmung gezogen. Dass sie so halbnackt mit dem Handtuch Vikreth gegenübersaß, missfiel dem Elfen nicht unbedingt. Vielmehr war er etwas peinlich berührt davon und hätte Sarin am liebsten sofort Kleidung aus ihrer eigenen Schneiderei beschafft - wären einige Stücke schon vorhanden gewesen. Jetzt aber bemerkte er den Korb mit Brot und Salz. "Offensichtlich versucht er, sich bei dir einzuschmeicheln, damit du seine Bitte nicht ablehnst", schmunzelte der Leibwächter. "Vikreth hat dich eindeutig als unsere Anführerin erkannt."
"Hauptmann", gab der Einäugige von sich und nickte. "Hauptmann Sarin." Anschließend schaute er fagend, aber mit der Geduld eines Mannes, der ohnehin nichts Anderes zu tun hatte. Ritualmagie würde in einem möglichen Gefecht weniger helfen und ob die Beschwörung eines Haraxwesens überhaupt bei Dhans Befreiung nützlich sein könnte, blieb abzuwarten. Allerdings würde Sarins Gruppe um einen Dunkelelfen reicher, was gewisse Vorteile verschaffte, ganz offiziell in Kosral hereinzuspazieren. Nur bei Castus müsste man sich Gedanken machen, denn als Mensch fiel er heraus ... und den Halbdämon nahm man ihm dank seiner neuen Haarfarbe eigentlich auch nicht mehr ab.
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