Ein unscheinbares Bürgerhaus

Die Wohngebäude der Bürger sind meist sehr eckig und flach gebaut. Bestehend aus braunem Sandstein spenden sie, im Gegensatz zu dem heißen Wetter, einen kühlen Schutz.
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Neriélle
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Neriélle » Montag 26. Februar 2024, 09:17

Arunn trug sein Herz nicht nur am rechten Fleck, sondern auch auf der Zunge. Jetzt war er zwar stark alkoholisiert, die Basis für ihr gegenseitiges Vertrauen hatten sie sich aber schon zuvor geschaffen. Arunn öffnete sich ihr auf eine Weise, die sie überraschte und er kam ihr dadurch seelisch so nah, wie kaum jemand zuvor. Neri erkannte, was sie für Arunn fühlte und dass sie sich ihm voll und ganz anvertrauen konnte. Er vertraute ihr seine Gefühle und Gedanken an und gab ihr Raum für ihre. Er sprach auf eine Weise von Calhoun, die ein anderes Licht auf den Dunkelelfen warf. Er war wohl nicht der schweigsame, gefühllose Kerl, als der er sich gab und ab und zu hatte er sie das auch spüren lassen. Vielleicht aber einfach nicht stark oder oft genug. Neri hatte ihn von sich gestoßen und während sie seit dem Verlassen des Waldmenschendorfes stoisch davon ausgegangen war, ihn nie wiederzusehen, und jede andere Möglichkeit gedanklich im Keim erstickt hatte, fragte sie nun Arunn sogar, wo der Elf sein könnte. „Keine Ahnung, … vermutlich sucht er sich eine einsame Hütte, in der er sein kann.“ Neri vernahm es, aber sie schwieg. Sie konnte sich vorstellen, dass Calhoun nur allzu gerne in solch einer einsamen Hütte wäre. Sie dachte für einen Moment an die Hütte der Kräuterhexe, aber viel wahrscheinlicher war doch, dass er mit dem Heer gegangen war. Nur wohin genau..? Das Ganze war über die Zeit noch komplizierter geworden, als es sich schon zu Beginn angefühlt hatte. Mittlerweile tat ihr Calhoun nicht weniger leid als Arunn. Noch während dem Bad hing Neriélle den Gedanken an beiden Männern und auch der Beziehung zwischen ihnen nach. Mit Aryns Tod war ihre Familie zerbrochen und konnte offenbar ohne Arunns Schwester als Bindeglied nicht weiter existieren. Sonst hätte Calhoun wohl nicht ohne Arunn das Dorf verlassen - oder war er gegangen, weil er gewusst hatte, dass zumindest Neri bei dem Menschen bleiben würde? Arunn und sie waren jetzt eine Familie. Dass Calhoun dafür nun irgendwo allein war, fühlte sich komischerweise nicht richtig an. Seufzend tauchte Neri mit dem Kopf unter Wasser. Sie war den Gedanken an Calhoun überdrüssig, der sich immer wieder in ihren Kopf stahl. Was nützte es auch? Selbst, wenn sie wüsste, wo Calhoun war, würde es nichts ändern. Sie hatte den Gedanken für einen Moment zugelassen, aber nachlaufen würde sie ihm dennoch nicht. Es war zu viel passiert und das Mitleid ließ sie nicht blind seine Art des Abschieds vergessen.

Einige Zeit später bat sie Ilona darum, Arunn eine Mahlzeit bereitzustellen und nahm dann dankend ihr Angebot an und übergab ihr ihre getragene Kleidung, die eine Wäsche nur allzu nötig hatte. Dann betrat sie den Innenhof, um Arrond zu treffen. Die Chance, ihn einige Momente zu beobachten, nahm er ihr direkt, denn er hatte sie bereits bemerkt und den Blick gehoben. „Du siehst gut aus!“ Da lächelte Neri und war offenbar nicht überrascht über das Kompliment. Sie trat näher und musterte ihn dabei. "Du auch", erwiderte sie ehrlich, aber das wusste er wohl ebenso gut. Er sah wirklich gut aus. Seine Kleidung wirkte wie angegossen und gab ihm ein formelles und wichtiges Auftreten. Er wirkte so wissend und erhaben, wie sie ihn kennengelernt hatte - was seltsamerweise erst ein paar Stunden her war. Seine Kleidung schmeichelte ihm ungemein. Neri fragte sich erneut, mit wem sie es eigentlich zu tun hatte, aber auf dem Weg zu der Magierin würde wohl genug Zeit bleiben, um die ein oder andere Frage zu klären. „Wollen wir?“ Sie nickte und trat neben ihn auf die inzwischen wuseligen Straßen Santros'. „Ich hoffe, Arunn hat sich nicht daneben benommen? Es wäre doch unangenehm, wenn er nun in Streit verfallen würde.“ Neri schüttelte sacht den Kopf. "Nein, nein. Wir haben das geklärt." Neriélle wusste nun, was hinter Arunns Zusammenbruch steckte und sie konnte nur hoffen, dass er keinen Groll gegen Arrond persönlich hegte. Sie verstand seinen Wunsch nach seiner Familie wie in den guten alten Zeiten, aber den konnte sie ihm nicht uneingeschränkt erfüllen. Doch so, wie sie Arunn kannte, war es unwahrscheinlich, dass er Arrond zürnte und auch unwahrscheinlich, dass er sie zukünftig für ihre körperlichen Ausflüchte verurteilen würde. "Arunn trinkt aber verdammt schnell. Deine Flaschen konnte ich leider nicht mehr retten. Ich hoffe, er ist bis heute Abend ausgenüchtert, sonst verpasst er das Fest, auf das er sich so gefreut hat", fügte sie schmunzelnd an.

Seite an Seite liefen sie durch Santros' Straßen. Neri hielt einen gewissen Abstand zu Arrond und nichts deutete darauf hin, dass sie mehr geteilt hatten als eine gemeinsame Recherche. In den Straßen war es ungewohnt laut für Neris Elfenohren und man merkte die gelöste Stimmung unter der Bevölkerung aufgrund des Nationalfeiertages. Die Elfe brauchte eine gewisse Zeit, um sich wieder an den Trubel zu gewöhnen, und stellte die Fragen in ihrem Kopf hinten an. Zunächst blieb sie also stille Beobachterin. Zuerst hielt sie es für einen Zufall, dass Arrond hier und dort gegrüßt wurde, doch bald häufte sich dieser Umstand auffällig und es war nicht mehr zu leugnen, dass Arrond tatsächlich sehr bekannt war hier in Santros. Er hatte eine gewisse Wirkung auf die Bewohner und strahlte Erhabenheit und Macht aus, mit der er sie auf höflichen Abstand hielt. Vielleicht war es auch das, was ihn so anziehend für Neri machte.
„Wir werden in die Taverne ‚zum lachenden Kamel‘ gehen. Dort habt ihr zuvor vergeblich versucht, ein Zimmer zu bekommen, falls du dich erinnerst. Ich weiß aber, dass ‚die schwarze Dame‘ dort nächtigt.“ Sie nickte und öffnete dann den Mund, doch da lächelte Arrond schon entwaffnend und wusste wohl schon, was ihr auf der Zunge lag. „Du willst vermutlich wissen, wieso sie so heißt – du wirst es erkennen und falls das Gespräch gut verläuft, kannst du sie sicher mal selbst fragen, warum sie sich so nennt.“ Ein feines Lächeln huschte über ihre Lippen. "Und du weißt es natürlich nicht?", fragte sie eine Spur neckend. Arunn hatte ihr erzählt, dass Arrond die Fäden zusammenführte. Neri war sich sicher, dass er ganz genau wusste, wieso sich eine Lichtmagierin lieber als schwarze Dame betiteln ließ. Aber gut, sie würde sich überraschen lassen.
"Was genau ist eigentlich dein Beruf hier in Santros? Die Leute kennen dich ganz offensichtlich und sie bleiben auf Abstand, als hätten sie Sorge, dich auf dem falschen Fuß zu erwischen", teilte Neri ihre Eindrücke mit ihm und sah ihn neugierig an. War es wirklich nur Respekt, den die Bevölkerung vor ihm hatte oder vielleicht auch Angst? Neri zeigte jedenfalls, dass sie ziemlich unbekümmert damit umging und es verriet ihm wohl auch einiges über die Elfe, die mit geschlafen hatte, aber nicht wusste, wer er eigentlich war. Er war ihr sympathisch, zwischen ihnen hatte es geknistert und es hatte sich eine Gelegenheit aufgetan. Mehr als das zählte für Neri dann oft auch gar nicht. Ob das Arrond jedoch schmeichelte, musste er wissen.
"Wo habt ihr euch, Arunn und du, eigentlich kennengelernt?", fragte sie dann bei der nächsten Gelegenheit weiter. Während dem Großteil ihrer Reise war der Dessarier dem Tod näher als dem Leben gewesen und so hatten sich keine Gelegenheiten für tiefe Gespräche wie vorhin ergeben. Neri erhoffte sich, mehr über Arunn zu erfahren, nahm sich im Stillen aber auch vor, sich zukünftig mehr Zeit für Arunn zu nehmen und ihn selbst mal genauer auszufragen.
Sie gingen ein Stück weiter und Neri hoffte, dass der Weg noch etwas dauern würde, denn ihr lag noch eine weitere Frage auf der Zunge. Die goldenen Augen kletterten an Arronds Statur bis zu seinem Gesicht hinauf. Sie wartete, bis sich möglichst wenige Menschen in ihrer direkten Nähe aufhielten, bevor sie ihrer Neugierde nachgab. "Wer ist Eleyna? Wieso ist sie nicht die Frau an deiner Seite?", fragte sie dann frei heraus und fragte so ruhig danach, als würden sie über das Wetter reden. Da war keine Eifersucht, sondern nur reine Neugierde. Die Frau schien ihn zu beschäftigen und offenbar erinnerte Neri ihn an sie. Da wollte sich Neri doch wenigstens ein Bild vom Geist seiner Vergangenheit machen.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. März 2024, 09:54

Sie beide gaben ein recht schickes Paar ab, während sie durch die gepflasterten Straßen von Santros gingen. Arrond hatte es nicht eilig und so blieb Zeit, hier und dort das Getümmel zu beobachten. Im Grunde war Santros wirklich riesig und voller Geheimnisse, aber aufgrund des Feiertags bekam man kaum Gelegenheit, weiter als bis zu seinem Nebenmann zu blicken. Für eine Elfe aus Shyáná Nelle, war die Größe der Stadt vermutlich weniger beeindruckend, denn auch im paradiesischen Tal gab es viel zu bestaunen. Allerdings war Santros um einiges lauter, geschäftiger, voller. Hier tummelten sich bereits an normalen Tagen so allerlei Völker und gaben einen internationalen Eindruck. Neri aber musste sich derzeit nicht groß mit der erschlagenden Umgebung beschäftigen. Sie hatte genug an Arrond zu beobachten. Tatsächlich schien er bekannter zu sein, als man meinte und so zollten die anderen, meist Einheimischen, ihm höflichen Respekt. Dabei wurde stets auch freundlich mit einem leichten Nicken gegrüßt aber nicht jede Hand musste geschüttelt werden. Dann kämen sie womöglich gar nicht mehr vom Fleck. "Was genau ist eigentlich dein Beruf hier in Santros? Die Leute kennen dich ganz offensichtlich und sie bleiben auf Abstand, als hätten sie Sorge, dich auf dem falschen Fuß zu erwischen", fiel Neri auf und der Mensch schmunzelte. Arrond aber war niemand, der sich Respekt durch Angst erkaufte. Der Mann war schon immer sehr charismatisch und äußerst integer. Er hielt sein Wort und wenn er es nicht halten konnte, machte er keine Versprechungen. Niemand derjenigen, die ihn erkannte, wirkte wahrlich verängstigt. Keiner duckte sich zügig oder senkte das Haupt aus devoter Haltung. Arrond betrieb keine Schreckensherrschaft. Er löste Probleme. „Ob man es Beruf nennen kann? Ich fürchte, ich bin da in Ermangelung von wahren Fähigkeiten hineingeraten.“, begann er und schmunzelte noch immer. „Ich stamme aus Pelgar. Geboren und aufgewachsen. Ich war ein gelangweilter, ungestümer Geist, der sich nicht vorstellen konnte, ohne Heldentum und Ehre etwas zu erreichen. ‚Leider‘ war mein Vater Schneider und meine Mutter verkaufte kleine Törtchen auf dem Markt.“, erzählte er und führte Neri derweil weiter. Arrond hatte inzwischen einen gewissen, schlendernden Gang eingenommen und die Hände auf dem Rücken verschränkt. Immer wieder streifte Neri ein Blick, wenn er mit ihr sprach, aber er sondierte auch die Umgebung.
„Da war von Ruhm und Ehre nicht viel zu spüren. Versteh mich nicht falsch – ich habe nie die Arbeit meiner Eltern geringgeschätzt, aber ich wollte mehr vom Leben. So ging ich zum Militär und verschaffte mir dort einen annehmbaren Namen. Ich stieg im Rang höher, schuftete hart, kämpfte, sobald die Gelegenheit sich bot. Irgendwann“, er klopfte gegen sein Bein, das er immer wieder mal etwas nachzog, auch wenn er es gut verbergen konnte, „machte mir das hier einen Strich durch die Rechnung des aufstrebenden Militanten.“, er lachte sympathisch auf. „Ich wurde aus dem aktiven Dienst versetzt und das mit nur 25 Jahren. Kannst du dir meine Verbitterung vorstellen?“, er zwinkerte. „Ich wollte etwas erleben. Wollte handeln. Stattdessen wurde ich an den Schreibtisch verbannt und bekam dort langweilige Schreibarbeit. Nun… jene Arbeit entwickelte sich dann irgendwann doch noch zu interessanten Möglichkeiten und“, er sah sich kurz einmal um, „ich lernte den Wert von Informationen kennen. Ich wurde zum Händler. Händler für Informationen, für Austausch und Wissen. Tatsächlich habe ich darin meine Berufung gefunden und kann überall auf der Welt damit Arbeit finden.“, er schmunzelte immer noch. Er hatte ihr einiges erklärt, aber auch nicht alles haarklein verraten. Arrond war ein vorsichtiger Mann und trotzdem sympathisch genug, um nicht alles hinter Schloss und Riegel zu halten. Und Neri gewann eine ungefähre Vorstellung, was er machte. Spionage war überall ein fester Bestandteil der Welt. Und er gehörte wohl zu den Besten.

Neri’s Interesse blieb jedoch bestehen und so wollte sie mehr wissen: "Wo habt ihr euch, Arunn und du, eigentlich kennengelernt?" Nun lachte Arrond, führte sie kurz an einer Gruppe Kinder vorbei und weiter eine schmale Gasse entlang, die links und rechts scheinbar Läden für allerlei anbot. Neri konnte Kerzen erkennen, Nippes, kleine Holzschnitzereien, aber auch einen Sattler, einen Instrumentenladen und tatsächlich auch das kleine Spa, das sie bereits beim Hereinkommen hatten sehen können. Doch all das war nicht ihr Ziel. „Arunn kam nach Pelgar, bevor es von den Dunklen überrannt wurde. Lange vorher, meine ich. Er und ich besuchten dieselbe Taverne und er fiel durch sein loses Mundwerk auf. Ich wollte meinen ‚Kummer‘ über meine außerplanmäßige Versetzung in den Innendienst ertränken und Arunn verhinderte das, da er sich mit einigen üblen Kerlen anlegte.“, er lachte bei der Erinnerung gutmütig. „Er schaffte die Kurve nicht und redete sich und die anderen nur in Rage. Sie machten sich über seine Größe lustig, seine Herkunft und darüber, dass Dessaria der…“, er überlegte, „wie drückten sie sich aus? Ah, der ‚Pickel am Arsch von Celcia‘ wäre. Nun, du kannst dir vorstellen, wie Arunn das aufnahm. Er ist ein stolzer Dessarier – mit Recht.“, wieder änderte er die Richtung und sie kamen in eine breitere Gasse mit eher Wohngebiet. Die Häuser waren nicht sehr groß, aber sie wirkten instand. „Ich mischte mich ein und bombardierte die Soldaten mit allerhand Informationen zu Dessaria. Das vergraulte sie gelangweilt und die Gemüter kühlten sich ab. Arunn aber blieb und …“, er lächelte milde, „der Rest ist Geschichte. Ich glaube, er hatte damals seine Schwester frisch verloren. Er war am Boden zerstört.“ Arrond blieb kurz stehen. „Du meine Güte, das ist jetzt… auch schon 15 Jahre her…“, er schüttelte den Kopf. „Hat ihm schwer zu schaffen gemacht. Und ich schätze, dass es das noch tut.“, er überlegte. „Es müsste sich sogar ihr Todestag bald jähren, wenn ich mich richtig erinnere. Meist geht es ihm dann bedeutend schlechter als an den anderen Tagen.“, sinnierte er und verfiel dann für einen Moment in Schweigen. Neri wartete, bis sich das Gedränge etwas auflöste. Tatsächlich waren alle bereits auf dem Weg in den Hafen, sodass sich hier langsam die Wege klärten.
"Wer ist Eleyna? Wieso ist sie nicht die Frau an deiner Seite?" Prompt blieb Arrond stehen und drehte sich zu Neriélle um. Er blickte sie forsch an, doch dann erinnerte er sich an seine gute Erziehung und wurde wieder milder im Ausdruck. Nun bröckelte die erhabene Fassade etwas und er fühlte sich ertappt. „Ich hätte mir denken können, dass du das nicht vergisst, hm?“, lächelte er verlegen und räusperte sich kurz darauf. Arrond legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. Er wartete noch, bis ein Pärchen kichernd und turtelnd an ihnen vorbeigegangen war und blickte ihnen nach. Offenbar fragte er sich selbst, wieso sie nicht die Frau war, doch dann schüttelte er den Kopf. „Eleyna… ist eine Mischlingselfe. Halb Mensch, halb Dunkelelfe. Sie …“, er stockte. Er konnte nicht richtig darüber sprechen, da er sie in Gefahr bringen würde. „Wir lernten uns in Pelgar kennen, als man sie dort festhielt. Ich wurde ihr zugewiesen, sie zu befragen, ihre Reputation zu verifizieren.“, erklärte er. Er lächelte schmal. „Wir wurden Freunde. Und irgendwie…“, es war ihm sichtlich unangenehm und fiel ihm nicht leicht, darüber zu sprechen. Trotzdem wollte er Neri nicht im Regen stehen lassen. Nicht, nachdem sie miteinander geschlafen hatten und ihm dieser Fauxpas passierte. „Sie vertraute mir. Bedingungslos. Und ich wusste, dass man ihr dasselbe entgegnen konnte. Trotz ihrer Herkunft und ihrem Leben in Morgeria. Sie ist eine echte Kämpferin, lässt sich nicht unterkriegen und doch... Sie hatte es niemals leicht in ihrem Leben und selbst in meiner Gegenwart, schlug ihr Misstrauen heftig entgegen.“, er sah Neri wissend an. „Rodrick hast du ja bereits kennengelernt“, erinnerte er sie an den Auftritt des Mannes, während sie aßen. „Er hat ihr das Leben – zumindest verbal – nicht leichter gemacht. Wie auch immer. Jedenfalls… um das ganze abzukürzen, ich musste ihr übel mitspielen und… ihr Vertrauen in mich zerstören, weil ich sie schützen wollte. Ihr Leben ist eine ständige Flucht und…“, er hielt inne. Arrond verfiel in Schweigen und schien sich daran zu erinnern, wie er sie verprellt hatte. Bedauern lag in seinen Zügen. Ehrliches, aufrichtiges und schmerzhaftes Bedauern.
„Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das richtige getan habe. Aber sie … wird niemals mehr zurückkommen und selbst wenn, dann würde sie mir nicht mehr vertrauen.“, er hob die Schultern. „Ich kann nur hoffen, dass ihr Leben eine glücklichere Wendung nehmen wird und sie endlich ihren Frieden findet. Wo auch immer.“, sagte er und Aufrichtigkeit lag darin. Es war ein schmerzhaftes Kapitel und Neri wurde Zeugin dessen. Arrond führte Neri noch mal um eine Biegung. Tatsächlich hatte er einen etwas längeren Weg gewählt, aufgrund des Gesprächs und bewies, dass er sich auch in der Stadt gut auskannte. Er hatte Neri ein wenig von dem ganzen Trubel weggeführt und ihnen somit gewisse Ruhe ermöglicht. Nun aber standen sie am oberen Ende einer Gasse und er deutete auf die gut besuchte Taverne, vor der sie sich bereits die Nase gestoßen hatten. „Wollen wir?“, fragte er und gab Neri Gelegenheit, sich auch mit weiteren Fragen an ihn zu wenden.
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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Neriélle » Sonntag 3. März 2024, 10:19

Sie hatten gefühlt alle Zeit der Welt, als sie zusammen durch Santros' Straßen liefen. Im Laufe des Gesprächs wurde deutlich, dass es einiges über die Männer zu erfahren gab, die Neri aktuell oder vor nicht allzu langer Zeit begleiteten. Mit ihren Fragen gab die Elfe offen zu, dass sie keine Ahnung hatte, was Arrond eigentlich für einen Beruf ausübte, und erntete dafür ein Schmunzeln von ihm. „Ob man es Beruf nennen kann? Ich fürchte, ich bin da in Ermangelung von wahren Fähigkeiten hineingeraten. Ich stamme aus Pelgar. Geboren und aufgewachsen. Ich war ein gelangweilter, ungestümer Geist, der sich nicht vorstellen konnte, ohne Heldentum und Ehre etwas zu erreichen.“ Nun war es Neriélle, die schmunzelte. Die Eigenschaft ungestüm wäre ihr bei seinem Anblick nicht als Erstes in den Sinn gekommen und sie versuchte, sich Arrond in jungen Jahren vorzustellen. „‚Leider‘ war mein Vater Schneider und meine Mutter verkaufte kleine Törtchen auf dem Markt. Da war von Ruhm und Ehre nicht viel zu spüren. Versteh mich nicht falsch – ich habe nie die Arbeit meiner Eltern geringgeschätzt, aber ich wollte mehr vom Leben.“ Da nickte Neri verstehend, denn gerade die Shyánerin konnte nachvollziehen, wie es sich anfühlte, mehr erleben zu wollen. "Das kann ich verstehen", warf sie kurz ein und hörte dann seinen Ausführungen weiter aufmerksam zu. „So ging ich zum Militär und verschaffte mir dort einen annehmbaren Namen. Ich stieg im Rang höher, schuftete hart, kämpfte, sobald die Gelegenheit sich bot. Irgendwann machte mir das hier einen Strich durch die Rechnung des aufstrebenden Militanten.“ Ihr goldener Blick folgte seinem Deuten hinunter zu seinem Bein, ehe sie verstehend zurück in seine blaugrauen Augen schaute. Sein sympathisches Auflachen ließ auch Neri unweigerlich etwas breiter lächeln. „Ich wurde aus dem aktiven Dienst versetzt und das mit nur 25 Jahren. Kannst du dir meine Verbitterung vorstellen? Ich wollte etwas erleben. Wollte handeln.“ "Ohja, das kann ich mir vorstellen", erwiderte sie ehrlich verstehend. „Stattdessen wurde ich an den Schreibtisch verbannt und bekam dort langweilige Schreibarbeit.“ "Das klingt furchtbar", warf sie ein und grinste gutmütig, während es in den Augen schelmisch funkelte. Sie meinte es nur halbernst. Früher musste das wirklich furchtbar für ihn gewesen sein. Aber am Ende hatte ihn diese Wendung, so vermutete sie, zu dem gemacht, der er heute war, und er schien nicht das schlechteste Leben zu leben. „Nun… jene Arbeit entwickelte sich dann irgendwann doch noch zu interessanten Möglichkeiten und ich lernte den Wert von Informationen kennen. Ich wurde zum Händler. Händler für Informationen, für Austausch und Wissen. Tatsächlich habe ich darin meine Berufung gefunden und kann überall auf der Welt damit Arbeit finden.“ Sie ließ sich seine Worte für einige Momente durch den Kopf gehen. "Wissen ist Macht", murmelte sie dann wissend. Diesen Spruch hörte man doch so oft in seinem Leben. Arrond war wohl die Personifizierung dieses Ausspruchs. "Dann hatte die Sache mit deinem Bein wohl doch auch etwas Gutes. Sonst wärst du nicht der Mann, der du heute bist", äußerte sie dann ihre Gedanken, was sie auch tatsächlich ehrlich so meinte.

Sie gingen ein Stück weiter und Neri nutzte die Gelegenheit, um folgend auch mehr über Arunn in Erfahrung zu bringen. Neris Blick flog lächelnd von den Kindern, die sie passierten, weiter über die kleinen Läden, die hier ihren Standort hatten. Die Augen musterten für einen Moment die hier dargebotenen Dinge, hefteten sich dann aber an Arrond, als dieser erzählte, wie er Arunn kennengelernt hatte. „Arunn kam nach Pelgar, bevor es von den Dunklen überrannt wurde. Lange vorher, meine ich. Er und ich besuchten dieselbe Taverne und er fiel durch sein loses Mundwerk auf.“ Für einen Moment schnaubte Neri amüsiert, weil sie das keineswegs überraschte. „Ich wollte meinen ‚Kummer‘ über meine außerplanmäßige Versetzung in den Innendienst ertränken und Arunn verhinderte das, da er sich mit einigen üblen Kerlen anlegte.“ Bei seinem Lachen grinste Neri breit, denn sie konnte sich auch das nur allzu gut vorstellen. „Er schaffte die Kurve nicht und redete sich und die anderen nur in Rage. Sie machten sich über seine Größe lustig, seine Herkunft und darüber, dass Dessaria der… wie drückten sie sich aus? Ah, der ‚Pickel am Arsch von Celcia‘ wäre.“ "Sehr charmant", warf Neri trocken ein, aber ihre Augen funkelten noch immer amüsiert. „Nun, du kannst dir vorstellen, wie Arunn das aufnahm. Er ist ein stolzer Dessarier – mit Recht.“ "Er hat vermutlich kein Blatt vor den Mund genommen", ahnte sie bereits. „Ich mischte mich ein und bombardierte die Soldaten mit allerhand Informationen zu Dessaria. Das vergraulte sie gelangweilt und die Gemüter kühlten sich ab.“ Da schnaubte Neri abermals amüsiert auf, denn irgendwie konnte sie sich auch gut vorstellen, wie Arrond jemanden in Grund und Boden diskutierte, ohne die Contenance zu verlieren, bis seinem Gegenüber die Worte ausgingen. „Arunn aber blieb und der Rest ist Geschichte.“ Neriélle sah das milde Lächeln auf seinen Lippen und unweigerlich spiegelte sie dieses Lächeln. Die beiden Männer hatten vermutlich direkt Freundschaft geschlossen und die Elfe fand es schön, zu wissen, dass Arunn so einen guten Freund hatte. „Ich glaube, er hatte damals seine Schwester frisch verloren. Er war am Boden zerstört.“ Als Arrond stehen blieb, tat es Neri ihm gleich. Ihr vorheriges, lockeres Lächeln gefror mit einem Mal, als er so unvermittelt von Aryn sprach. „Du meine Güte, das ist jetzt… auch schon 15 Jahre her…“ "15 Jahre?", wiederholte sie ungläubig und räusperte sich einen Moment, weil sich ihre Kehle plötzlich trockener anfühlte. Es hatte sich noch kein rechter Zeitpunkt ergeben, um genauer mit Arunn über den Tod seiner Schwester zu reden. Sie hatte aber nicht erwartet, dass ihr Tod schon so lange zurücklag. „Hat ihm schwer zu schaffen gemacht. Und ich schätze, dass es das noch tut. Es müsste sich sogar ihr Todestag bald jähren, wenn ich mich richtig erinnere. Meist geht es ihm dann bedeutend schlechter als an den anderen Tagen.“ Für einen Moment wusste Neri nicht, was sie sagen sollte. "Das erklärt einiges. Er vermisst sie sehr", murmelte sie recht hilflos und dachte an Arunn, der seinen Kummer ertränkte, weil er gerade jetzt so sehr an seine Schwester denken musste. Jetzt, nachdem er ihr seine Gefühle und Gedanken offenbart hatte, war es kein Wunder, dass es ihn so kalt erwischt hatte, sie mit Arrond zu sehen.. Während sie weitergingen, musste sie aber nicht nur an Arunn denken. Sie dachte auch an Calhoun, der ebenfalls seit 15 Jahren versuchte, über Aryns Tod hinweg zu kommen. Neri hatte jedenfalls nicht den Eindruck gewonnen, dass ihm dies bisher gelungen war. Dafür war er zu sehr aus der Haut gefahren, als sie ihm die unberechtigten und verletzenden Vorwürfe, seine Ehe betreffend, an den Kopf geworfen hatte. Und das lag nicht daran, dass sie versucht hatte, seinen Stolz zu verletzen, da war sich Neri sicher. Nein, sie hatte ihn sicherlich ordentlich getroffen in der Hütte. Sie dachte an seine verschwiegene Art zurück und daran, wie viele Jahre er diese Mauer um sich herum errichtet hatte. Es war kein Wunder, dass sich diese nicht so einfach einreißen ließ und Neri fragte sich, ob der Dunkle das überhaupt wollte. Auf irgendeine Weise hatte sie ihm ja offensichtlich gefallen, aber es hatte nicht gereicht, um ihr zu vertrauen und sich ihr gegenüber zu öffnen. Mit einem Seufzen kehrte Neri in die Wirklichkeit zurück.

Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie sie in eine weitere Straße eingebogen waren. Das Gedränge war hier bedeutend weniger und Neri atmete tief durch. Um sich von Calhoun abzulenken, nutzte sie die Chance, etwas über Arronds Geist zu erfahren. Vielleicht war es auch ihren eigenen unliebsamen Gedanken geschuldet, dass sie offenbar zu energisch nach Eleyna fragte. Sie bemerkte es daran, dass Arrond mit einem Mal stehen blieb und sie eher unwillig ansah. Da realisierte Neri, dass sie wohl etwas zu harsch gefragt hatte, doch da zeichnete sich in Arronds Mimik schon eine gewisse Milde ab. Nun war es Neri, die entwaffnend lächelte. „Ich hätte mir denken können, dass du das nicht vergisst, hm?“ "Dein Timing hätte besser sein können", erwiderte sie neckend wie zur Erklärung. Er konnte jedoch auch heraushören, dass es sie eher belustigte und sie es ihm nicht erzürnt nachtragen würde. Während er sich sammelte, beobachtete sie ihn schweigend und abwartend, konnte aber keinen Hehl um ihre Neugierde machen. „Eleyna… ist eine Mischlingselfe. Halb Mensch, halb Dunkelelfe. Sie …“ Neri gab ihm die Zeit, die er brauchte, und sah ihn mit ruhiger und abwartender Miene an. „Wir lernten uns in Pelgar kennen, als man sie dort festhielt. Ich wurde ihr zugewiesen, sie zu befragen, ihre Reputation zu verifizieren. Wir wurden Freunde. Und irgendwie…“ Da funkelten Neriélles Augen wissend, auch ohne dass er direkt aussprach, was er ihr gegenüber fühlte. „Sie vertraute mir. Bedingungslos. Und ich wusste, dass man ihr dasselbe entgegnen konnte. Trotz ihrer Herkunft und ihrem Leben in Morgeria. Sie ist eine echte Kämpferin, lässt sich nicht unterkriegen und doch... Sie hatte es niemals leicht in ihrem Leben und selbst in meiner Gegenwart, schlug ihr Misstrauen heftig entgegen. Rodrick hast du ja bereits kennengelernt.“ Neri nickte und er konnte nun die Frage in ihren Augen erkennen, was der unfreundliche Diener damit zu tun hatte. „Er hat ihr das Leben – zumindest verbal – nicht leichter gemacht. Wie auch immer.“ Die Elfe schnaubte nur leise, aber es verdeutlichte ihm, dass sie sich das trotz ihres kurzes Aufeinandertreffens nur allzu gut vorstellen konnte. „Jedenfalls… um das ganze abzukürzen, ich musste ihr übel mitspielen und… ihr Vertrauen in mich zerstören, weil ich sie schützen wollte. Ihr Leben ist eine ständige Flucht und…“ Arrond brach ab und Neri musterte ihn eingehend. Was er getan hatte, klang einerseits widersprüchlich, wenn er die Elfe, trotz seiner Gefühle, hinters Licht geführt und derart verprellt hatte. Auf der anderen Seite hatte er sich offenbar Sorgen um ihr Leben gemacht. Neri schwieg und wartete, doch als ihr die Stille zu lang vorkam, öffnete sie schließlich doch den Mund. "Vielleicht würde sie es verstehen, wenn du eine Gelegenheit zur Erklärung bekommst." Etwas in ihr wollte Arrond Mut machen. Er war ihr sympathisch. Es überraschte sie, dass zwischen ihm und Eleyna nichts geschehen war, und es tat ihr leid, denn es war dem Menschen deutlich anzusehen, dass er sich das aus tiefstem Herzen gewünscht hatte. Arronds gesamte Haltung strahlte mit einem Mal ein tiefes Bedauern aus, dass sogar Neri klar wurde, wie sehr er mit der Vergangenheit haderte. „Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das richtige getan habe. Aber sie … wird niemals mehr zurückkommen und selbst wenn, dann würde sie mir nicht mehr vertrauen. Ich kann nur hoffen, dass ihr Leben eine glücklichere Wendung nehmen wird und sie endlich ihren Frieden findet. Wo auch immer.“ Erneut schwieg Neri und dachte darüber nach. Sie war nicht gerade dafür bekannt, eine heillose Romantikerin zu sein und irgendwelche gut gemeinten, aber nicht angemessenen Ratschläge zu verteilen. Im Stillen gab sie ihm Recht, denn an Eleynas Stelle würde sie wohl nicht mehr zu ihm zurückkehren. Andererseits waren sie doch alle nicht frei von Fehlern.. "Vielleicht kreuzen euch eure Wege irgendwann noch einmal. Vielleicht bekommst du eine Chance, ihr ehrlich zu sagen, wieso du so gehandelt hast." Für einen Moment sah sie auf ihre Hände hinab. Das Abbild eines verletzten Dunkelelfen spukte für einen Moment durch ihren Kopf. "Vielleicht kannst du dich dann entschuldigen", murmelte sie und wirkte für einen Moment in Gedanken woanders, als würde sie die Worte eher zu sich selbst sagen. Dann rief sie sich mit einem kurzen Kopfschütteln zur Ordnung und sah zurück in sein Blaugrau, während sie sich um ein Lächeln bemühte. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht.." Sie seufzte und wusste nicht, wie sie es formulieren sollte. "Ich hatte nicht erwartet, dass eure Geschichte so.. ernst ist", gab sie dann etwas leiser zu. Vielleicht hätten ihr Arronds vorherige Reaktionen ein Anhaltspunkt dafür sein können, wie viel Herzschmerz sich wirklich bei dem Gedanken an seinen Geist verbarg. Andererseits hatte der Mensch seine Gefühle ziemlich gut zu überspielen gewusst.
Inzwischen standen sie in einer anderen Gasse und Arrond deutete auf die Taverne, die Neri nun wieder erkannte. „Wollen wir?“ Neri nickte. "Widmen wir uns wieder meiner Vergangenheit." Mit einem schiefen Grinsen schaute sie zu Arrond hinauf und schritt an seiner Seite zur Taverne. Nach einigen Schritten blieb sie aber doch noch einmal kurz stehen, weil ihr noch etwas einfiel. "Kannst du mir noch erzählen, was genau in Pelgar passierte, als das dunkle Volk die Stadt belagerte? Du warst dabei, nicht wahr? Wie lange ist das eigentlich her? Und Larial..? Hat sie die Belagerung noch erlebt?" Neri hoffte, dass ihr dieses Wissen im Gespräch mit der schwarzen Dame helfen würde. Außerdem interessierte sie das Schicksal der Elfe, über das sie noch nicht abschließend geredet hatten.

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Re: Ein unscheinbares Bürgerhaus

Beitrag von Erzähler » Montag 4. März 2024, 15:15

"Dann hatte die Sache mit deinem Bein wohl doch auch etwas Gutes. Sonst wärst du nicht der Mann, der du heute bist." Er warf ihr einen Blick zu und nickte dann. „Das stimmt!“, pflichtete er ihr bei und hatte inzwischen seinen Frieden mit seinem Werdegang gemacht. Arrond war jemand, der in sich ruhte. Auch wenn nicht alles immer nach seinem Plan verlief. Nachdem er auch von Arunn erzählt hatte und Neri zudem weitere Informationen erteilte, durfte sie Zeugin davon werden, dass auch ein Arrond nicht immer alles richtig machte. Er sah in dem Verprellen von Eleyna ein bedauernswertes, aber notwendiges Übel und brauchte einfach noch Zeit, sich damit dann auch wohlzufühlen. "Vielleicht würde sie es verstehen, wenn du eine Gelegenheit zur Erklärung bekommst." Sie wollte ihm Mut machen und er dankte es ihr mit einem aufrichtigen Schmunzeln. Er nickte und sog die Luft tief ein. „Vielleicht…“, murmelte er und Neri erkannte, dass er Schwierigkeiten damit hatte, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es gab wohl im Leben immer wieder gewisse Situationen, bei denen man an einem Scheideweg stand. Bei denen man nur eine Richtung wählen und dann auch gehen musste. Kein Zurück, kein Kreuzen des anderen Weges. Man entschied sich und schließlich ging das Leben weiter. "Vielleicht kreuzen euch eure Wege irgendwann noch einmal. Vielleicht bekommst du eine Chance, ihr ehrlich zu sagen, wieso du so gehandelt hast." Arrond streckte sich einmal und versuchte das Unangenehme des Themas abzuschütteln. „Das Leben verteilt selten zweite Chancen, Neriélle. Und wenn, dann ist es meist schon zu spät. Aber ja, wenn ich ihr je wieder begegnen sollte, dann nutze ich eine Chance, mich zu entschuldigen. Sofern es ihr wichtig wäre, das zu hören“, murmelte er. Auch Neriélle vermischte ein wenig das Gehörte mit ihrem eigenen Leben. Sie hatte im Bezug auf Calhoun sehr vorschnell und vor allem emotional gehandelt. Er hatte sie ein wenig kalt erwischt, wenn sie ehrlich war, und dann ging alles zu schnell, zu forsch voran, dass gar keine Basis hatte entstehen können. Die Dinge, die Neri nun bereits über den Elfen erfahren hatte, waren allesamt keine Gesprächsthemen für ‚mal eben zwischendurch‘ und mit etwas mehr Geduld, hätten sich diese vielleicht von selbst ergeben. Auf der anderen Seite hatte sie ihm – einem Dunkelelfen – nicht zugetraut, dass er überhaupt etwas fühlte. Die Lage war verzwickt und das erkannte sie nun. Ob sie eine zweite Chance erhalten würde? Und wenn sie eintreten würde… Was würde sie dann tun? Ob sie dann auch die richtigen Worte finden könnte? Das alles war furchtbar hypothetisch und der eher sorglos lebenden Elfe für den Moment zu schwermütig. Jetzt hatten sie andere Dinge im Sinn als sich auf Männer und Frauen und dahintersteckende Gefühle zu konzentrieren. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht.. Ich hatte nicht erwartet, dass eure Geschichte so.. ernst ist.“ Arrond schüttelte amüsiert den Kopf und winkte ab.
„Schon in Ordnung. Es ist wichtig, dass man manchmal die Hintergründe kennt, um gewisse Begebenheiten zu verstehen!“, sagte er weise und erneut spielte er auf die Situation mit Calhoun an, ohne es zu wissen. Nun aber deutete er auf die Taverne ‚Zum lachenden Kamel‘. Und auch Neriélle wollte wieder den Fokus auf die Sache mit ihrer Vergangenheit lenken. Das war dann doch das angenehmere Thema – irgendwie.

Das Schild mit einem Kamel, das sich auf dem Rücken zu kugeln schien und dessen Maul zu einer lachenden Fratze verzogen war, vor Augen, gingen sie nebeneinander die Gasse hinunter und hörten bereits das Geschnatter von drinnen. Davor standen hier und dort einige Grüppchen, doch es war längst nicht mehr so voll, wie zu ihrer Ankunft. Als sie erneut stehenblieb, wandte sich Arrond um und musterte sie fragend. "Kannst du mir noch erzählen, was genau in Pelgar passierte, als das dunkle Volk die Stadt belagerte? Du warst dabei, nicht wahr? Wie lange ist das eigentlich her? Und Larial..? Hat sie die Belagerung noch erlebt?" Arrond stutzte, doch dann schloss er wieder zu ihr auf und stellte sich vor sie, um ein wenig vertraulicher zu sprechen. „Pelgar fiel vor vielen Monaten. Larial hat das nicht mehr miterlebt, denn sie wurde hingerichtet. Man bescheinigte ihr den Wahnsinn und … nun ja, vielleicht war es rückblickend auch gnädig, dass sie das nicht miterleben musste.“ Sein Blick wurde düster und sein Gesicht ernst. „Ich habe miterlebt, als sie einfielen. Ich erinnere mich, dass Rodrick kurz vorher noch Eleyna beschuldigte, dass sie uns diese Information nicht mitgeteilt hatte. Aber sie wusste es nicht… nicht rechtzeitig. Sie erfuhr es erst als die Truppen der dunklen Armee schon vor unseren Türen stand und …“, er schwelgte in Erinnerungen, „sie erklärte mir, dass sie sofort nach Pelgar aufbrach und mich suchte. Wir fanden uns aber erst Wochen später wieder hier in Santros.“, schloss er und kehrte mit seinem Blick zu Neri zurück. „Wenn eine Stadt eingenommen wird, ist das immer mit hohen Verlusten, Schmerz und sehr viel Leid verbunden. Chaos… Tod… Ich erinnere mich an viele Szenen, die ich lieber vergessen möchte und nie wieder loswerde.“ Er schüttelte den Kopf und atmete schwer. „Ich möchte dich nicht mit diesen Dingen belasten, Neriélle“, lächelte er auf sie herab. „Komm, lass uns nachsehen, was die ‚schwarze Dame‘ zu berichten weiß, dass dir weiterhilft.“ Arrond wandte sich wieder um und wartete, dass Neri ihm folgte, bis er dann die Taverne betrat.

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