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von Raz'ulak der Furchtlose » Mittwoch 5. April 2023, 19:44
Sein Körper würde schneller heilen, allein weil er fest und tief schlief, aber sein Unterbewusstsein arbeite angestrengt, anstatt den Geist auszuruhen. Es kämpfte.
...
Für die Liebe musste man kämpfen.
Aber dieser Kampf durfte nicht einseitig sein. Man durfte sich nicht von ihr überrollen lassen. Man schwang seine Keule und verdrosch alle Zweifel, bis nur noch dieses eine selige Gefühl übrig war,bis man sich ganz sicher war. So einfach war das für Razag, so sah er es.
Cris hingegen... ließ sich überrollen... von Syn. Sie kämpfte nicht. Zumindest nicht für/mit Raz. Also war seine einseitige zarte Liebe zu ihr zum scheitern verurteilt. Sie kämpfte lieber mit seinem Kumpel – rieb sich an ihm. Ihre Entscheidung - und Raz wünschte ihr, dass Syn ihre Gefühle irgendwann erwidern würde, denn noch hatte er da so seine Zweifel. Der Rammler hatte nicht wirklich einen sehr verlieben Eindruck gemacht. Er war einfach nur 'geil'. Sein Kumpel war deswegen auch nicht 'schlecht oder gemein'... zumindest war Raz davon überzeugt. Er war nur eben nicht unbedingt 'nett'. Syn war das weiße Kaninchen und hatte seine Rolle zu spielen. Darin war er gut. Vielleicht brach er dabei auch ein paar Herzen. Raz verurteilte nicht, er schonte ihn sogar. Der Ork hatte schon selbst so einige fragwürdige Dinge getan... im Auftrag anderer. Aber das hier war anders... seine eigene Entscheidung, kein Befehl.
Irgendwann würde er aber sicher sein Fell ablegen und Raz war gespannt, was dann darunter zum Vorschein kam. Aber bisher hatte der Rammler sich auf dem schmalen Grad zwischen der sprichwörtlichen Menschlichkeit und antrainierter Grausamkeit der Dunkelelfen bewegt. Was davon alles echt war und was nicht... Raz konnte nur raten. Aber im Zweifel war er immer 'für' den Angeklagten. Syn konnte nichts dafür. Er war wie er war. Er konnte nichts dafür, dass Cris Syn offensichtlich schön fand. Wahrscheinlich waren ihre Lieblingsfarben weiß und grün. Weiß wie sein leuchtendes Haar und Grün wie der helle Frühling in seinen Augen. Syn war ja auch eine Augenweide! Raz mochte auch Grün, aber mehr in Kombination mit dunklem Meerblau, wie wenn Algen in der tiefen See am Grund tanzten. Und er mochte warmes Braun, wie das von Nüssen oder diesem bittersüßen Bohnenmus, das er mal während einer Orgie gekostet hatte. Ach ja - warme Schokolade. Das war es gewesen, was sie ihm auf den Körper gemalt hatten um ihn dann mit Früchten zu dekorieren und als Tablett für ihre Gelüste zu drapieren. Klasse Erfahrung! Seit dem verband er mit Braun eine gewisse sinnliche Erotik. Na ja und Cris fiel eben mit ihren blauen Augen und den braunen Haaren da genau in sein Beuteschema. Es hatte sie immer gern angesehen, aber dann …. dann war sie ihm nah gekommen und...
Verdammt! Sie passte einfach perfekt in meine Arme.
Aber Raz wusste auch, dass dass er sie dort nur noch empfangen würde, wenn sie es aus freien Stücken tun würde. Da sie sich aber anders entschieden hatte, blieb ihr und ihm dieser Weg verwehrt... oder sie musste darum kämpfen, wenn es nicht schon zu spät dafür war. Raz war Meister darin sich selbst zu geißeln, so viel stand mal fest. Sein dummes großes Herz hatte sich viel zu schnell in die kleine Heilkundige verguckt, die das Schicksal ihnen da an ihre Seite gestellt hatte. Die Situation war 'extrem' und die Männer ausgelaugt. Sein Verstand hätte zu Abstand raten sollen, da sie sich zwar vom Sehen und Heilen kannten, aber kaum ein Wort gewechselt hatten, aber was wusste er denn schon über sie?!
Sie liebt das Meer.
DAS allein hätte gereicht, wenn da nicht auch noch diese Wärme gewesen wäre, mit der sie ihn angesehen hatte. Furchtlos im Angesicht eines riesigen Orks, der ihren Hals mit einer Hand brechen könnte. Diese Furchtlosigkeit hatte sein dummes Herz schmelzen lassen.
So furchtlos...
Dieser eine Moment ließ immernoch den Kolibrischwarm in seinem Bauch heftig und schnell flattern. Aber doch unterwarf sie sich sofort, als sie in Syns Fokus rückte. War sie so wankelmütig? Raz fragte sich, was eine Frau dazu brachte erst IHN so anzusehen, dass er sich Hoffnung machte, um dann mit einem Anderen das Bett zu teilen, wenn es noch nicht mal notwendig oder befohlen war.
Es ist IHR Bett, hatte sie gesagt. Aber waren ihr ihre Kissen wichtiger als ihre Gefühle? Ihre ...seine ...
Anscheinend...
Razag war es satt sich zu quälen und es war ein wahrer Segen, dass er schlief und nichts von dem Treiben in seiner Nähe mitbekam! Vermutlich hätte er dann sofort den Raum verlassen, oder schlimmeres gedacht...oder getan.
So forderte er sich immer wieder selbst auf nach vorne zu blicken, weiter zu gehen. Das Schicksal hatte ihm eine wundervolle Möglichkeit offeriert, aber dann wieder entzogen. So war das Leben, aber es ging immer weiter.
In diesem Fall spazierte es weiter und wanderte mit ihm an einem traumhaften Sandstrand entlang. Der Traum war merkwürdig realistisch und Raz konnte sich sogar mit der Aquadin unterhalten. Sie hörte ihm zu und gab sogar Kommentare von sich.
NERVIGE Kommentare, die genau die richtigen/falschen Knöpfe bei dem schmollenden Ork drückten und das Piken erst mal schlimmer machten.
„Aber du magst sie doch?“
Klar, aber...
„Es ist, als hätte sie sich plötzlich verwandelt und ich erkenne sie nicht mehr. Sie ging immer allen aus dem Weg. Selbst als sie uns unterstellt wurde um uns zu pflegen wirkte sie gebrochen. Eine Frau die in Morgeria als Sklavin lebt... die wird gebrochen.“
Er beobachtete ihre Luftblasen und es war für ihn eine Unmöglichkeit, dass Cris noch unberührt sein könnte, denn so hatte sie am Anfang definitiv nicht gewirkt.
„Könnte es nicht sein, dass sie überfordert ist, plötzlich so viel Beachtung zu bekommen?“
, fragte die Aquadin, deren Stimme wie leises Gluckern in seiner Seele wieder hallte. Zu viel Beachtung? Meinte sie, Cris hatte Angst angeschaut zu werden? Irgenwas ließ seine Gedanken stolpern, Raz zog eine Braue steil in die Höhe und grummelte:
Ja klar... 'Überforderung' ist der BESTE Grund für Sex. Wie wäre es denn mit... Liebe?
Sarkasmus war etwas das Raz nicht mochte, nicht mal bei sich, weswegen er sich damit auch nicht gut fühlte. Aber hatte er denn nicht Recht? Oder ließen sich menschliche Frauen einfach nur aus Überforderung mit Männern ein, wenn sie die Wahl hatten? Nein, das glaubte er nicht.
„Sie... aber... jetzt... jetzt findet sie einen Funken Willen und den nutzt sie...“
„...um zu Syn zu gehen.“
Na toll, jetzt ließt sie auch noch meine Gedanken!
Nervig war gar kein Ausdruck! Aber... etwas an diesem nervigen Hin und Her, bewirkte auch, dass es in Raz zu arbeiten begann.
„Ja ich habe Glück verdient. Ich werde es bestimmt auch ...irgendwann finden, aber jetzt bin ich sauer auf das Schicksal, also lass mich rum grollen. Ich gönne Cris ihr Glück, aber ich will auch nicht nur von der Seite aus zusehen. Ich will mein eigenes Glück! Und ...scheiße ich wäre fast ausgetickt, als sie dann noch mit der Decke ankam! Ich tu ihr leid! Aber ich will kein Mitleid...“
Auch Razag hatte seinen Mittelpunkt verloren und musste jetzt von neuem anfangen. Veränderungen waren nie leicht und brauchten Zeit. Jeder ging damit anders um. Raz fühlte sich eher unterfordert. Nichts zu tun, sich nicht ablenken zu können, kein Ziel zu haben, nicht trainieren zu können und dann auch noch seinem Kumpel zuzusehen, wie dieser sich sein Mädchen schnappte, wo er doch erst diese Elfe angeschmachtet hatte... war sie nicht seine Herrin? Zarrah... Warum lag er nicht bei ihr? Warum passierte das alles? Das alles tat Raz nicht gut. Hier unten eingepfercht zu sein, obwohl... war er das überhaupt? Könnte er einfach gehen?
Raz spazierte am Sandstrang auf und ab und genoss das Gefühl sich bewegen zu können. Er sah auf die Wellen und überlegte schon, ob er einfach hinein springen sollte... allein um sich abzulenken, oder etwas schönes zu empfinden.
Träume... ich träume nur... MAN würd ich jetzt gern schwimmen!!!
Diese Untätigkeit machte ihn madig...Aber er bekam Hilfe. In Form einer nervigen, kleinen Aquadin.
...SUUUUUPER!
Trotzdem musste er kurz grinsen, denn allein sich mit ihr unterhalten zu können, brachte Abwechslung und das war durchweg gut!!! WIE nervig sie sein konnte, würde er noch erfahren, doch jetzt spritzte mit einem Mal Wasser in sein Gesicht und ein Kichern begleitete diesen Spaß.
Scheiße, da muss ich doch auch ...lachen...gnhnhnhhihi...
Raz versuche es zu unterdrücken, aber ...Wasser machte nun mal Spaß für ihn und pure Lebensfreude! War er vielleicht so griesgrämig, weil er schon wieder Durst hatte?
„Du bist ein echter Holzkopf!“
HEY!!! Sag nicht immer Holzkopf zu mir! Du... du...
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass du dich so in der Heilerin getäuscht hast?“
Hm...
„Crys ist doch nicht einfach irgendwer?..“
Ist sie nicht. Sie ist toll, großartig, liebevoll und so süß wie nen ganzer Bienenstock!
„Schon mal darüber nachgedacht, dass auch sie nicht so wirklich weiß, wie man das Leben lebt?“
Und schon wieder nahm sie sie in Schutz, statt sich wie ein braves Traumbild um Raz zu sorgen. Aber natürlich brachte das Raz auch zum Nachdenken.
Sie ist eine Menschenfrau. Sie hat ganz sicher eine Vorgeschichte... sie war auf dem Weg zu ihrer Ausbildung im... im ...irgend nen Wald... und ist vielleicht sogar älter als ich. Bei ne Elfe wäre es noch schlimmer... die sind manchmal über 100 und sehen immernoch aus, als sein sie grade aus der Grube gekrochen.
Damit zog er den Vergleich zu den orkischen Aufzuchtstationen, in die dann frisches Fleisch geworden wurde um zu sehen wer der stärkste war.
Ich... ich bin ein ORK, vergessen? Wir werden nicht so alt. Ich kann mir nicht ewig Zeit lassen.
Die Wasserfrau setzte aber gleich nach:
„Was wissen wir über Crystin, um sie gleich zu verurteilen, dass sie nicht genug Willen für irgendwas hat?“
HEY um 'nicht genug' Willen geht es doch gar nicht du ...du ...Wasserkopf!!!
Endlich hatte er eine passende Erwiderung auf ihre Beleidigung gefunden.
Sie will nur ...nicht mich. So einfach ist das.
, grummelte er still für sich. Es überhaupt zu denken tat weh. Aber 'Aquante' nervte munter fleißig weiter:
„Würdest du nicht auch glauben, dass sie Ängste hat? Dass es ihr Angst machen könnte, dass sie sich ausschließlich um dich und den… Kumpel… kümmern soll?“
Dann liegt sie aus Angst bei ihm?! Na noch besser...
Raz sah es nicht, bzw. sah zu viel. Wenn sie aus Angst bei Syn lag, aus Angst versuchte es allen Recht zu machen, dann würde das hier böse enden.
„Sieh‘ doch mal genau hin! In seiner Gegenwart ist sie unsicher, unentspannt und hilflos. In deiner war sie dagegen mutiger. Sie hat dich angelächelt!...Sie fasste Vertrauen zu dir...“
Und genau das war es, was Raz einfach nicht verstand. Wenn sie doch zu ihm Vertrauen hatte... warum hatte sie sich dann anders entschieden? Warum lag sie jetzt bei seinem Kumpel, während er sich mit einer nervigen wenn auch echt interessanten Wasserfrau rum schlagen musste. Warum?
„So etwas braucht Zeit, meinst du nicht?“
Ja genau.! Sie braucht Zeit für Syn und sich. Alles klar. Hab verstanden. Was mach ich hier eigentlich noch?
„... Und anstatt diese zarte Pflanze zu umsorgen, willst du gleich den ganzen Baum raus reißen!“
, schnauzte die Aquadin plötzlich vorwurfsvoll und erneut bespritzte sie ihn mit einer ordentlichen Ladung Wasser.
HEY!!!
Jetzt wurde Raz aber doch wütend und knurrte. Unterstellte dieses freche Wasserwesen ihm gerade, Cris 'ausreißen' zu wollen? Genau das wollte er nicht! ER würde Cris nie weh tun! ER wollte sie ja pflegen und hegen, bis sie nicht mehr so verhungert wäre, bis es ihr gut ginge und dann mit ganz viel Geduld... Dann würde sie vielleicht ...ganz von selbst in seine Arme... aber er hatte keine Zeit und Syn war einfach schneller gewesen. Warum quälte ihn sein Unterbewusstsein jetzt auch noch damit.
„Was für einen Baum meinst du?! … Ich bin es nicht, der sie 'ausreißt'... der bei ihr liegt!“
Raz verstand grad alles falsch. Er kam nicht mal auf die Idee, dass die Worte dieses Wesens ihn umsorgen und in die richtige Richtung lenken wollten. Er hielt an den Tatsachen fest und nicht an Motiven. Das was jemand tat war nun mal Fakt. Fakt war, dass Syn sich die Heilerin geschnappt hatte und Raz war ZUM GLÜCK schnell genug eingeschlafen um das weitere Werben nicht mitzuerleben. Aber dieses nervige Gesicht im Wasser hörte einfach nicht auf. Also nahm er eine Hand voll Sand und presste ihn zusammen. Der Klumpen flog und landete zielsicher. Aber wie Wasser nun mal war, es wich aus und floss über dem Wurfgeschoss einfach wieder zusammen. Dann quatschte sie auch schon weiter:
„Wenn du deinen Grips anstrengen würdest, würdest du deine Beobachtungen auch mal ordentlich zusammensetzen. Sie ging immer allen aus dem Weg, sagst du? Aber was bedeutet das denn im Umkehrschluss? Sieh dir ihr Zimmer an! Die Frau ist einsam und hat nichts anderes gemacht als zu heilen, um dann in ihrem Zimmer bis zum nächsten Tag auszuharren und zu malen.“
, motzte die Fischfrau und schüttelte ihren Wasserkopf, genauso wie Raz gerade seinen Holzkopf.
„Razag! Sieh genauer hin. Und stell dich nicht dumm – wir wissen beide, dass du das nicht bist!“
, sie grinste.
Sich dumm stellen ist aber einfacher... dann erwartet niemand was von einem.
Seltsam an ihren Worten war, dass es leider nicht vollkommen abwegige Gedanken waren, die sie da ansprach, aber wie sollte es helfen, wenn er erkannte, dass Cris noch unerfahren war? Sie wühlte in seinem Leid, als suche sie darin nach Erklärungen für Cris Verhalten. Sie drückte die richtigen Knöpfe und rüttelte dabei auch an seinem Selbstbild. Raz war frustriert und die Wut darüber brodelte unter seiner Haut und ließ ihn im Schlaf zucken und er 'trat' nach einem Stein im Sand, der dann im Hohen bogen in der Brandung landete. Er stöhnte um die unbewussten leisen Geräusche um sich herum zu übertönen und er SCHRIE in seinem Innern laut auf. Der Frust war so gewaltig! Man hatte ihn weg geworfen und nun hatte sogar Cris ihn 'weg geworfen'. Wie sollte er sich da noch gut fühlen? Das Leben war nicht fair, es war fies und gemein und trat ihm einmal mehr in den Arsch. Aber Raz wusste auch, dass er es keinen 'höheren' Mächten zuschreiben konnte. Cris allein hatte ihre Wahl getroffen. Syn hatte seine Wahl getroffen. Und er...er stand jetzt alleine da.
Mit geballten Fäusten sah er aufs Meer. Auch er wollte eine Wahl haben, nur hatte er keine. Er wurde vor vollendete Tatsachen gestellt, die er akzeptierte, versuchte zu akzeptieren und nun nervte dieser Wasserkopf und zupfte an seinem extrem dünnen Geduldsfaden. Eine Eskalation stand kurz bevor. Knurrend trat er in die kühlende Brandung um sich zu beruhigen. Holzkopf? Das Schicksal hatte den brennenden Holzspan an ihn gelegt und machte ihn gerade zu einem Hitzkopf. Seine Stimme war anfangs sogar ein bisschen lauter, wurde dann aber wieder leiser:
„Du quälst mich!!! ...Was bringt es denn jetzt noch zu hoffen?!! ...Ich würde mich wie der letzte Dreck fühlen, wenn sie dann .. nachdem...“
Er konnte es nicht aussprechen.
...wenn der Rammler sie 'übermannt' hat.
Die Andeutung, das Cris vielleicht noch einfach zu unerfahren, vielleicht sogar noch unberührt war, machte es eher schlimmer als besser, denn dann würde Syn sie nicht nur benutzen, ihr sogar womöglich weh tun und ihr auch noch das Herz brechen können. Aber Raz wollte nicht darüber nachdenken. Warum sollte er auch? Er fand immer Begründungen, warum Andere taten was sie taten. Es war in Ordnung, aber jetzt nervte es nur, dass der 'Wasserkopf' ihn ständig irgendwo drauf stoßen wollte. Warum ließ sie ihn nicht einfach... weitergehen?!
„Sie - will - mich – nicht! Kannst du das nicht akzeptieren? Lass es wenigstens MICH akzeptieren! Ich ...würde sie sogar trösten, wenn sie irgendwann heraus findet, dass er... na ja, dass er ist wie er ist. Ich hoffe nur, er... er tut ihr nicht weh, weil dann - müsste ich ihm die Eier abreißen.“
Und das meinte er vollkommen ernst. Die Parallele ließ ihn aber auch an sich hinunter schauen, als ob er sich davon überzeugen müsste, dass bei ihm noch alles dran war. Sein Restbild, oder was auch immer er hier war, hatte seinen üblichen ledernen Lendenschurz an. Er griff sich an den Sack und kontrollierte den Sitz seiner Murmeln. Alles so, wie es sein sollte. Aber er wusste auch, sobald er wach werden würde, würden die Nähte wieder ziepen. Tiger-krallen waren nicht gerade Libido-fördernd und auch wenn sein Stamm noch stramm stehen konnte, so war er derzeit nicht mal in der Lage seinen Mann zu stehen. Die Zeit war leider auch hier gegen ihn! Alles war gegen ihn! Der Rammler hatte so lapidar gemeint, dass er ihm die Chance auf ein Stelldichein mit Cris gegeben hatte, aber Raz hatte nicht die Möglichkeit gehabt, diese auch nur ansatzweise zu nutzen. Er war dazu nicht in der Lage gewesen und würde vermutlich noch eine Weile brauchen um zu heilen. Selbst WENN er es gewollt hätte über Cris her zu fallen, was nicht so war, so hätten seine verletzten Murmeln ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Im Nachhinein... fühlte sich einfach alles falsch an, konnte man immer alles besser machen... aber so einfach war es nicht. Er starrte in die Fluten.
„Ich hab's vergeigt, aber ich würde auch nichts anders machen wenn ich noch mal die Möglichkeit hätte. Ich würde NIE Cris...Pflänzchen ausreißen! Scheiße...irgendwie hat sich alles gegen mich verschworen! Alles ist gegen mich... Ok... ich glaub nicht, dass DU gegen mich bist... aber...“
Raz hockte sich ins flache Wasser und betrachtete das schimmernde Gesicht. Ihre nervige Art war wenigstens eine gute Ablenkung, also warum nicht mal anders herum fragen:
„Wer bist du eigentlich? Du bist doch eine vom Wasservolk... wie hast du dich in meinen Traum verirrt? Hast du dich ver... verschwommen?“
Seine Mundwinkel zuckten, denn SIE war fast noch 'perfekter' als Syn. Noch perfekter als sein Kumpel sein könnte, wenn er mal 'nett' wäre und vielleicht genauso perfekt wie Cris, wenn sie mal aus der Brandung auftauchen würde um sich richtig zu zeigen und nicht immer gleich wieder zerfloss. Hatte sie Angst sich zu zeigen? Ein bisschen weniger nerven wäre auch nett, mehr Einfühlungsvermögen für den Ork, anstatt für andere. War sie nicht SEIN Traumbild?
„Ich mach nix, ich würd dich nur gern mal richtig sehen. Bitte schwimm noch nicht weg. Kannst du noch ein bisschen bleiben?“
Scheiße Raz fühlte sich wirtlich einsam! Er suchte sogar schon in seinen Träumen nach einem Freund, oder einfach nach 'Jemand'... der ihn nervte und ihn auch um seinetwegen reizte, oder einfach nur zuhörte, damit er sich nicht ganz so nutzlos und 'weg geworfen' fühlte. Sollte sein Traum nicht für IHN da sein? Warum erklärte sie ihm, die Gefühle anderer? Die Aquaden aus den Legenden waren immer wunderschöne Wesen, die Seefahrer und Fischer zu sich in die Tiefe lockten... Was daran so schlecht sein sollte, hatte er nie verstanden. Er würde gern bei ihnen in der Tiefe leben. Er liebte das Meer. Er liebte das Tauchen, das Gefühl von der Strömung getragen und umarmt zu werden. Er liebte die bunten Korallen, die Fische, die krabbelnden Krabben und Seesterne... und er liebte das Licht, dass unter Wasser immer ein wenig blauer war. Es war wie ein Rausch. Hätte sich Ventha jemals bei ihm blicken lassen, er wäre ihr mit Haut und Haaren verfallen, aber die Götter hatten zum Glück meist besseres zu tun, als einen einsamen Ork zu nerven. Diese 'Traumfrau' hier... die war ebenfalls faszinierend, auf ihre eigene Art wunderschön, aber... sie nervte! UND WIE! Raz war genervt.
Man dürfte sich schon langsam fragen, ob hier mit den Schicksalssträngen gespielt wurde. Erst hatte man die beiden Männer quasi von der Müllhalde stibitzt, sie entführt, zusammen getan, aber dann wurde das Band, das dieses Schicksal zart gewoben hatte, nicht etwa mit einem gemeinsamen Ziel belohnt an dem man fester zusammen wachsen konnte, sondern wurde mit Situationen konfrontiert, die sie eher auseinander treiben konnten. War das das Ziel? Raz stand an einem Scheideweg und würde sich treu bleiben, denn was auch immer andere taten, das geschah. Welche Gründe sie dafür hatten waren eben ihre Motive. Was geschehen war, konnte man nicht rückgängig machen und Raz war mit dem Wissen eingeschlafen, dass Cris eben nur eine Randfigur in seinem Leben sein wollte. Vielleicht war das sogar gut so? Wer wusste schon, womit das Leben noch auf ihn wartete. Für Orks war es kurz und um so intensiver lebten sie. Raz nutzte jede Sekunde seines Lebens und das hier... das Warten und das Zusehen war ...unangenehm. Warum sollte er also an etwas fest halten, dass ihm nur weh tat?
Aber jetzt schlief er und träumte, was gut war.
...
Hätte man ein 'hättewärewenn' ersonnen von dem was Raz nicht wusste, aber geschehen war, so wäre dieses müßig, denn es würde nie eintreten und hätte nur seine ohnehin schon gespannte Stimmung gedrückt und sowieso... nichts von alledem erdachten und möglichen würde jemals passieren, denn Raz schlief und träumte und ganz vielleicht... hielt sein Erwachen ja doch noch eine positive Überraschung für ihn bereit.