Auf dem Zwergenschiff

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Donnerstag 6. Juli 2017, 16:22

Bislang hatte es Azura nicht nötig gehabt, die Welt in einem negativen Licht zu sehen. Wenn es solche Situationen gegeben hatte, hatte sie es zu ändern gewusst, um es für sie ins Positive zu drehen. Einer der Vorteile des Adels und obendrein einer Tochter, die ihren Augenaufschlag gezielt und mitunter auch skrupellos für eigene Zwecke einzusetzen wusste.
Erst seit dem Überfall in ihrem Elternhaus hatte sich die Welt für sie erheblich gewandelt und war dazu angetan, sie verzweifeln zu lassen, obwohl sie sich einstweilen tapfer dagegen zur Wehr setzte. Doch irgendwann war auch die Grenze ihrer Kräfte erreicht, sodass sie nicht mehr gegen die Tränen und das Leid ihrer Seele ankam, auch wenn sie sich damit eine unwillkommene Blöße geben musste. Und das ausgerechnet vor diesem Kerl!
Aber was sollte sie tun? Sie war machtlos gegen den Strom an salzigem Nass, nachdem sie ihr Spiegelbild hatte ertragen müssen. Wie sehr sehnte sie sich jetzt zurück in ihr Zuhause, selbst ihren Stiefvater hätte sie nicht weit weg gewünscht, wäre er in ihrer Gegenwart gewesen!
Doch nein, das stimmte so nicht, denn sie hatte gar nicht die Muße und Kraft dazu, solcherart Überlegungen anzustellen. Aber tief in ihrem Unterbewusstsein war diese Gewissheit, dieses Sehnen nach der Welt, die sie gekannt und in der sie stets brilliert hatte.
Sie würde letzten Endes durchaus mit ihrer neuen Situation früher oder später zurecht kommen können, dazu war ihr Charakter zu kämpferisch, als dass sie vollkommen aufgegeben hätte. Doch dafür benötigte sie eine gewisse Zeit und diese hatte erst begonnen. Obendrein befand sie sich am Rande körperlicher Erschöpfung und war dadurch noch anfälliger für Gefühlsausbrüche wie den derzeitigen.
Es dauerte, bis sie sich zumindest ein wenig fangen konnte, wenngleich ihr unerwünschter Begleiter ihr ungefragt Hilfe dabei leistete. Soweit ging diese sogar, dass ihr Überlebensinstinkt wach gerüttelt wurde und die Tränen versiegten, vorerst zumindest. Im Moment ging es um weit mehr, als dass sie sich seelisch vor ihm entblößte, denn seine Nähe war ihr alles andere als willkommen. Im Gegenteil, sie verspürte sogar eine gewisse Furcht, solange sie die Wahrheit noch nicht kannte, da er ihr schon mehrfach bewiesen hatte, dass er ihr körperlich überlegen war. Wobei sie andererseits herausfand, dass sie zur Not ihre Stimme dagegen halten konnte, sollte sie sonst kein Mittel mehr finden.
Blicke in ihr Dekolleté wiederum war sie Blicke gewöhnt und als der seine dorthin glitt, schmeichelte es ihr flüchtig sogar, vor allem, weil sie nun ihre derzeitige äußere Erscheinung kannte. Da klammerte sie sich an jeden Rest ihrer einstigen Schönheit, und sei dieser auch noch so klein, um ihr Selbstwertgefühl daran wieder aufzurichten. Wenngleich das noch lange nicht bedeutete, dass sie ihm mehr erlaubt hätte, als dorthin zu starren, auf ihre helle Haut, die nicht von ihrer Kleidung bedeckt, sondern viel eher betont wurde.
Und es wirkte, denn sie fand zu ihrer Fassade zurück, ohne allerdings wieder vollkommen zum vornehmen Spross aus gutem Hause zu werden, dafür waren ihre Worte viel zu... direkt und beinahe schon grausam, als sie klar machte, was sie am liebsten mit diesem Klotz am anderen Ende der Kette machen würde. Seine Reaktion indes ließ sie zuerst erstarren und löste dann Entsetzen sowie Panik in ihr aus.
Sie musste sich zwingen, um nicht vor ihm zurück zu weichen, als er sein Gesicht dem ihren derart stark näherte, dass sie den Geruch seines Körpers deutlich wahrnehmen konnte. Dass sie blass wurde, konnte sie nicht verhindern, aber sie schaffte es, ihn nicht wie ein scheues Wild den Jäger anzustarren. Tapfer hielt sie sich aufrecht, soweit ihr das in ihrer Position möglich war.
Als er noch einen Hauch näher kam, drückte sie sich instinktiv fest mit dem Rücken gegen die Bettstatt. Ihre Miene verzerrte sich und machte deutlich, was sie von seiner Haltung hielt, während seine Worte sie schwer schlucken ließen. Die Finger krallte sie in den Stoff ihres Kleides, um deren Zittern zu kaschieren.
"Was soll das?!", keuchte sie, als er sich aufrichtete und breitbeinig vor ihr stand. Azura wurde bleich wie Kalk und spürte, wie ihr das Herz in der Brust still stand. Panik umklammerte sie und sorgte dafür, dass sie wie festgefroren hocken blieb, während er sich auszog.
Sein Beinkleid fiel herab und er präsentierte sich ihr auf eine Weise, auf die sie nur zu gerne verzichtet hätte! Obwohl sie schon viele Verehrer um den Finger gewickelt hatte, hatte sie sich bislang tatsächlich nicht berühren lassen und war in gewissen Bereichen in der Praxis so unschuldig, wie man es niemals glauben mochte. Umso mehr entsetzte es sie, dass er sich nun vor ihr entblößte. Vor allem, weil sie im ersten Moment große Angst davor hatte, dass er sich an ihr endgültig vergreifen könnte.
Doch mit der Wahrheit rechnete sie nicht, sodass sie seine Worte zwar vernehmen, allerdings im ersten Moment nicht verstehen konnte. Stattdessen starrte sie auf die Stelle, die er ihr präsentierte und sah sie dennoch nicht bewusst. Es dauerte, bis sie zu blinzeln und es allmählich zu erkennen begann, was er ihr damit zeigen wollte. Mit der Erkenntnis entspannte sich auch ihre Haltung und obwohl es durchaus mitleiderregend hätte sein können, schlich sich ein feines, schadenfrohes Grinsen in ihren Mundwinkel.
Langsam, als könne sie sich kaum von diesem Anblick losreißen oder als wäre es sogar ihr Werk, wanderten ihre Augen wieder in die Höhe. "Oh, das sieht aus, als hätte es weh getan!", bemerkte sie süffisant und schaffte es nun auch, sich wieder auf die Beine zu rappeln.
Von nicht mehr ganz so weit unten blickte sie ihn weiterhin an, siegessicher, dass sie ab jetzt in einer besseren Position war. Vor allem, weil sie jetzt eine große Furcht hinter sich lassen konnte, wie sie glaubte. "Hm, hast du dich wohl mit den falschen Leuten angelegt, wie?", stichelte sie und glaubte, eine Schwachstelle bei ihm gefunden zu haben, auch wenn er sie freiwillig präsentiert hatte. Denn sie nahm an, dass er durch die Kastration nicht nur unfruchtbar, sondern auch impotent geworden war, ohne sich anatomisch damit auszukennen.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Freitag 25. August 2017, 09:54

Azura durchlebte wahrlich eine schwere Zeit. Möglich, dass sie all ihr Glück bereits aufgebraucht hatte durch ein Leben in purem Luxus und mit allerlei Vorteilen, die sie als Töchterchen von nicht abzustreitender Schönheit regelrecht im Übermaß eingesetzt hatte? Möglich, dass die Götter ihre bisherige Lebensweise nicht gerade mit Wohlwollen beobachtet hatten und ihr deshalb nun eine Unglücksphase bescherten. Vielleicht aber war es auch Faldor allein, der als Gott dieser unbarmherzigen und unzuvilisierten Dunkelelfen dafür gesorgt hatte, dass mit der Eroberung Andunies ihre kleine, heile Welt zerbrochen war - gleich einem Spiegel in ungeschickten Dienerhänden.
Den Spiegel, welchen Corax ihr gereicht hatte, blieb makellos. Er befand sich jedenfalls in einem besseren Zustand als die Anatomie des Dunkelelfen, welche er der armen, jungen Frau nun gänzlich präsentierte. "Ganz" war hierbei jedoch nicht unbedingt die passende Umschreibung, denn komplett war Corax nicht mehr. Er musste sich wirklich nicht verstecken. Auch wenn er als Dunkelelf geboren war, so konnte man seine körperliche Entwicklung durchaus als stattlich bezeichnen. Sicherlich hätte er so mancher Frau größte Freuden bereiten können. Ob es immer noch möglich war, wenn er seiner Männlichkeit beraubt worden war? Vielleicht zeigte er sich deshalb viel zu gehössig, harsch, flegelhaft und einer Dame wie Azura gegenüber absolut inakzeptabel! Seltsam nur, dass er ihrem Deoklletée trotz allem aufmerksame Blicke gewidmet hatte.
Corax zog seine Hose wieder hoch und verschnürte sie. Er nahm dabei keine Rücksicht darauf, wie sehr er Azuras Arm hin und her bewegen musste, um es zu bewerkstelligen. Immerhin tat sie es ihm mit ihren Kommentaren durchaus gleich. Der Elf ging jedoch nicht auf die Bissigkeit und Schadenfreude ein. Er hatte sie durch ein wenig Provokation, sowie der unverblümten Wahrheit schockieren wollen. Dass es ihm wenigstens zu Beginn gelungen war, schien ihm Genugtuung. Er gab sich damit zufrieden und kehrte in eine sitzende Position zurück. Dieses Mal allerdings gegenüber von Azura, so dass sich seine rubinhaften Augen auf sie hefteten.
"Es war meine Entscheidung", erklärte er besonnen. Seine Stimme war fest, demnach von Überzeugung durchflutet. Er bereute seine eigene Entmannung offenbar nicht. "Ich wollte..."
Was immer er bereit war, ihr mitzuteilen, es musste warten. Corax wurde von einem Klopfen gegen die Kabinentür unterbrochen. Eine tiefe, brummige Stimme, die nur einem Zwerg gehören konnte, folgte: "Fräulein, unser Smutje hat eine dicke Fischsuppe bereitet und Ihr könnt etwas Zwieback haben. Möchtet Ihr an Deck kommen oder soll ich Euch und Eurem Freund eine Schale bringen?"
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Mittwoch 18. Oktober 2017, 14:12

So wirklich gläubig war die junge Frau in ihrem bisherigen Leben nicht gewesen. Zwar hatte es durchaus Momente gegeben, in denen sie den Göttern hätte dankbar sein müssen, es aber als selbstverständlich hingenommen hatte, dass sie mit Glück beschenkt worden war. Nun jedoch wäre es ein Leichtes, ihre gesamte Misere irgendwem anderen anzulasten, der Schuld daran war, was sie hatte durchstehen müssen.
Vielleicht stimmte das sogar, eventuell war sie indes selbst ein wenig mitverantwortlich. Sie wusste es nicht und hatte nicht die Zeit, darüber in Ruhe nachzudenken. Oder den Willen dazu, sich mögliche selbstverschuldete Fehler einzugestehen. Dazu war sie auch einfach zu verzogen, das verwöhnte Töchterchen, wenngleich lediglich angeheiratet, aus gutem Hause, dem alles in den Schoß gefallen war seit der Heirat ihrer Mutter.
Das war jetzt vorbei, sie musste allein zurecht kommen und ohne der Hilfe anderer ihren Weg finden. Der vorläufig hieß, damit fertig zu werden, dass sie hässlich war und an diesem nervenden, ungehobelten Klotz von Kerl zu hängen mit einer Kette, der sie viel mehr verdankte, als sie ahnte.
Im Moment allerdings musste sie beinahe schon mit Bedauern feststellen, dass ihrem Wunsch längst entsprochen worden war und sie persönlich nicht mehr dafür zu sorgen brauchte, was sie ihm gerade hatte antun wollen. Entmannt und dennoch von interessantem Äußeren präsentierte er sich ihr und eigentlich hätte sie empört darüber sein müssen. Doch so verspürte sie eher einen Hauch von Beleidigung, dass sie selbst nicht mehr das Messer würde führen brauchen, um ihm dieses Leid anzutun.
Und noch etwas keimte in ihrem Inneren auf, das sie aber tunlichst unterdrücken würde, so lange es ihr möglich wäre, nämlich Interesse an ihm und seinem Körper. Noch nie hatte sie einen Mann ernsthaft an sich heran gelassen oder ihn unbekleidet sehen wollen. Nicht einmal das Küssen hatte sie geübt, weil sie es als unter ihrer Würde empfunden hatte, einen ihrer Verehrer dafür auszuwählen. Sie hatte stets auf eine noch bessere Partie gebaut, die früher oder später hätte kommen sollen. Wie ihre Lage nun aussah, würde er vermutlich sowieso nicht mehr kommen…
Während sie noch ihren Gedanken nachhing, begann er sich wieder anzuziehen und ruckte dabei immer wieder an ihrem Arm. „Rüpel!“, fauchte sie und achtete auf seine Bewegungen, um das ein oder andere Mal eine Gegenbewegung machen zu können, was ihm sein Ansinnen für kurze Zeit erschweren könnte.
Wenn es ihr gelang, zuckte ein schadenfrohes Grinsen in ihren Mundwinkel oder erschien ein dazu passender Ausdruck in ihren Augen. Viel konnte und wollte sie allerdings nicht anrichten, das war ihr den Aufwand gar nicht erst wert.
Schließlich hatte er es trotz ihrer Störungsversuchen geschafft und ließ sich ihr gegenüber nieder, seinen Blick direkt auf sie gerichtet. Sie erwiderte ihn mit leicht erhobener Augenbraue, abwartend, was nun folgen sollte.
Bei seinen ersten Worten wanderte ihr einst gepflegter Bogen noch mehr in die Höhe. Das war etwas, das sie sich überhaupt nicht vorstellen konnte. Natürlich war das etwas anderes bei einem Mann, das war selbst ihr bei ihrem spärlichen anatomischen Wissen klar. Aber sie konnte es sich dennoch nur äußerst schwer vorstellen, dass jemand, abgesehen von irgendeinem religiösen oder ähnlichen Wahn, sich so etwas freiwillig antun würde.
Oder war es eine Bestrafung gewesen? Hatte er etwas angestellt und hatte so sein Leben gerettet? Vielleicht sich sogar damit regelrecht freigekauft?
Die Überlegungen sprudelten nur so in ihrem Kopf und beinahe hätte sie seine Erklärung verpasst dadurch. Zumindest das, was dazu hätte werden sollen, wären sie nicht so unvorbereitet durch ein Klopfen an die Tür unterbrochen worden. Sie wandte ihren Kopf in deren Richtung und konnte durch das Holz die Bassstimme deutlich vernehmen, da sie äußerst tragend war.
Eigentlich war ihr jetzt nicht nach einer Unterbrechung, ihre Neugier war schließlich geweckt. Und im Prinzip wollte sie sich nur noch verstecken, weil sie ihr Spiegelbild gesehen und zu ihrem Leidwesen nicht vergessen hatte. Auf der anderen Seite knurrte ihr Magen verräterisch und obwohl das Angebot absolut nicht verlockend klang, kam es ihr wie eine Versuchung vor.
Kurz zögerte sie noch, unsicher, was sie tun sollte, bevor sie sich zu einer Entscheidung durchrang, wodurch sie ihrem Begleiter hoffentlich zuvor käme. „Wir kommen rauf!“, gab sie bekannt und erhob sich auch sofort, ungeachtet, was der andere davon hielt.
Aber neben dem Essen wäre frische Luft sicherlich nicht verkehrt. Da sie ohnehin in einer Hafenstadt aufgewachsen war, wusste sie, dass der salzige Duft sehr erfrischend sein konnte. Außerdem war sie derart enge Räume wie diese Kabine nicht gewöhnt und kam sich nun, da sich ihr Gemüt allmählich beruhigen konnte, eingesperrt vor. Das alles überwog ihre Zweifel wegen ihres Äußeren derart, dass sie tatsächlich lieber hinauf an Deck wollte, als hier drinnen zu bleiben.
Obwohl das wahrscheinlich bedeutete, dass sie die Erklärung des Kerls ob seiner Entmannung erst später zu hören bekommen würde. Egal, das konnte warten, doch sie würde es nicht vergessen und er würde ihr nicht entkommen, bis sie wusste, was sie erfahren wollte.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Dienstag 5. Dezember 2017, 03:02

Was auch immer diesen Dunkelelfen dazu verleitet hatte, die Entscheidung zu treffen, sich entmannen zu lassen, Azura würde länger auf eine Antwort warten müssen. Falls sie überhaupt jemals dazu kam, bei Corax nachzuhaken und falls er überhaupt bereit war, dieses Geheimnis gänzlich zu lüften. Für's erste hatte er ja genug von sich preis gegeben. Mehr sogar, als der jungen Adligen lieb war. Da kam das Angebot des Zwergs gerade passend. Etwas frische Luft konnte nicht schaden und ihr Magen würde noch dankbar über eine ordentliche Mahlzeit sein. Wann hatte sie das letzte Mal etwas gegessen? Fischsuppe und Zwieback klangen zwar alles andere als nach Luxus, doch wenn sich der Magen zusammenzog, wirkte selbst trockener Schiffszwieback köstlich. Blieb zu hoffen, dass die Besatzung des Zwergenschiffes wenigstens halbwegs frische Vorräte geladen hatte.

In Begleitung ihres unliebsamen Elfen ließ Azura sich wieder an Deck führen. Nicht alle Zwerge hatten sich an dem Tisch versammelt, den man dort in die Planken genagelt hatte, gleichsam wie eine Bank. Jene war dennoch gut besetzt. Vier dickliche Zwergenmatrosen reihten sich dort auf wie die Glucken in einem Hühnerstall. Sie aßen bereits mit herzften Begleitgeräuschen, die darauf schließen ließen, dass es in der letzten Zeit auch reichlich Kohl gegeben haben musste. Zum Glück legte sich eine salzig frische Meeresbrise über jegliche Gerüche.Corax rümpfte schräg neben Azura dennoch die Nase.
Ihr Zwergenführer brachte die beiden zum Smutje. Diesen Zwerg erkannte man sofort. Er trug eine überraschend weiße Kochschürze, dazu eine passende Schlappmütze. So fiel sein feurig roter Bart noch mehr auf. Mit glänzenden, hellblauen Augen und einem Lächeln breiter als die ausladenden Rockgestelle adliger Matronen, die seit einigen Wochen wieder in Mode waren, grinste der kleine Geselle Azura entgegen.
"Nicht die Schönste, aber ansehnlich", grüßte er sie und es entlockte dem Dunkelelfen ein schadenfrohes Glucksen. Der Zwergenkoch schwang sofort einen großen Kochlöffel. "Hey, Mädel, nicht gleich losheulen. Ich bin nur ehrlich. Und unter uns: Für 'ne Nichtzwergin ist das schon ein großes Kompliment, das ich Euch mache. Trotzdem, Mädel, Ihr solltet etwas mit Euren Haaren anstellen. Vielleicht das Mittelchen von meinem Tantchen." Der Koch plapperte munter weiter. Er hatte sich bislang nicht einmal vorgestellt, aber niemand konnte ihn zunächst darauf hinweisen. Sein Mundwerk bewegte sich ohne ein Anzeichen von Pause. Holte der Rotbart überhaupt Luft? Jedenfalls schien sie ihm nicht auszugehen. Während er also - ungefragt - zwei Schalen mit reichlich Fischsuppe befüllte und dann etwas Zwieback dazu legte, plauderte er unverhohlen weiter. "Sobald wir in Nogret ankommen, Mädel, da nehmt Euch mal Zeit, sie zu besuchen. Mein Tantchen, meine ich. Naja, ist nicht wirklich meine Tante. Obwohl, eigentlich schon - glaube ich. Auf jeden Fall die Tante um einige Ecken herum. Werdet sie sofort erkennen, ich hab ihr prächtiges Haar geerbt, 'wohl! Und auch ihre Augen. Man könnte glatt meinen, sie wäre meine liebe Frau Mutter, aber das ist'se nicht. Jedenfalls sollt't Ihr zu meinem Tantchen Ottilie gehen. Ottilie Plunderherz, Tochter des großmütigen Grimnot Gallenstein. Mein Tantchen kennt sich mit allerlei tollen Sachen aus, das wollte ich sagen. Sie stellt Mittel für alle Lebenslagen her und ich bin sicher, sie hat auch irgendeine Knolle für Euch, mit der Ihr Euch mal einen ordentlichen Haarschopf wachsen lassen könnt. Kann ja niemand mit ansehen! Dabei habt Ihr'n hübsches Gesicht, das muss ich schon sagen. Oh, schaut! Es ist angerichtet."
Der Koch hielt sowohl Azura als auch Corax je eine volle Schale Fischsuppe und zwei Scheiben Zwieback entgegen. Anschließend schaffte er es noch, aus einem Fass zwei Äpfel zu fischen. Dann tauchte schon einer der Matrosen auf, um sich einen Nachschlag zu holen. Prompt war der gute Koch abgelenkt, hatte er doch sein nächstes Opfer gefunden, dem er ein Ohr blutig quasseln konnte.
"Ihr müsst es unserem Smutje nachsehen", versuchte der Zwerg zu schlichten, der die beiden Passagiere an Deck gebracht hatte. Er lächelte versöhnlich. "Er kommt nicht nur zu den Mahlzeiten aus seiner Kombüse und dann hat er natürlich einiges zu erzählen."
"Natürlich. Als hätte sich dort halb Celcia versammelt, um ihm neuen Inhalt für sein Plappermaul zu bieten", entgegnete Corax abfällig. Er erntete sofort einen düsteren Blick des Zwergs. Dabei blieb es allerdings auch. Der kleinere Mann wollte offenbar keinen unnötigen Streit provozieren, zumal sie alle auf so engem Raum waren, dass man sich für längere Zeit nur schwer aus dem Weg gehen konnte. Stattdessen bot er erneut an: "Sucht euch einfach einen gemütlichen Platz, um eure Mahlzeit zu vertilgen. Anschließend steht es euch frei, an Deck zu bleiben oder zurück in eure Kabine zu gehen. Wenn Ihr sonst kein Anliegen mehr habt..."
Der Dunkelelelf hielt sich zurück. Bereits jetzt, hier im Stehen, begann er damit, seine Suppe zu löffeln. Er musste insgeheim großen Hunger haben, zeigte es bislang aber nicht nach außen. Allein die Art und Weise wie er sein Essen in sich hinein schaufelte zeugte davon. Den Apfel klemmte Corax sich dabei in die Armbeuge.
"Suchen wir uns einen ungestörten Platz", schnarrte er Azura zu. "Diese Mickerlinge sind mir zuwider."
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Samstag 17. Februar 2018, 22:43

Obwohl es nicht so sein sollte, wurmte es die junge Frau sehr, dass ihrer beider Gespräch ausgerechnet in jenem Moment unterbrochen wurde. Zu gerne hätte sie erfahren, weswegen sich ihr unfreiwilliger Begleiter solch einem Schnitt unterzogen hatte. Denn es war angeblich freiwillig gewesen und so etwas konnte sie sich kaum vorstellen. Gerade Männer waren schließlich stolz und definierten sich zu gerne über ihre Zeugungskraft.
Das war in Andunie so und wäre sicherlich auch bei seinem Volk nicht anders. Zumindest hatte sie in der Hafenstadt gelernt, dass jemand vom Verhalten nicht unbedingt vollkommen fremd und undurchschaubar sein musste, nur weil er lange Ohren hatte oder besonders klein wäre.
Aber nein, natürlich hatte sich jetzt jemand aus der Crew bei ihnen blicken lassen müssen und Azura spürte, dass der günstige Augenblick vorläufig verloren gegangen war. Wie ärgerlich! Wenngleich bedauerlicherweise nicht änderbar.
Noch dazu, da die neue Nachricht ebenfalls passabel klang. Etwas zu essen wäre auf keinen Fall verkehrt und ein wenig Bewegung täte ihr bestimmt gut, um sich endgültig wieder fassen zu können nach dem, was sie hinter sich hatte.
Somit stimmte sie zu und begab sich mit ihrem Anhängsel wieder an Deck, für das sie bei ihrer Ankunft keinen Blick übrig gehabt hatte. Nun allerdings sah sie sich um, soweit ihr das bei den Lichtverhältnissen möglich war, und atmete tief durch.
Dieser Ort war wahre Lichtjahre von dem entfernt, an dem sie zu leben gewöhnt war. Wenngleich es indes trotzdem noch besser war als das, in das sie hinein geboren worden war und woran sie sich lediglich noch manchmal in ihren Träumen tatsächlich erinnern könnte. An all den Schmutz und die Armut, die sie und ihre Mutter hatte durchstehen müssen, bis ihr Stiefvater gekommen war… Obwohl es sie weit mehr geprägt hatte, als ihr bewusst war.
Rasch verdrängte sie diese Anwandlung an Rührseligkeit und gab sich einen innerlichen Ruck, um sich weiter bewegen zu können. Selbst dann noch, als auch sie den Geruch wahrnahm, der von der salzigen Luft nicht völlig überdeckt werden konnte. Jedoch war er nicht so schlimm, dass er ihren Magen davon abgehalten hätte, nach Füllung zu verlangen.
Weiter ging es also zu dem Koch, der eindeutig unverkennbar war. Die junge Frau überlegte noch, ob sie von diesem tatsächlich etwas Nahrhaftes annehmen wollte, als er sie bereits begrüßte. Auf eine Art, die dafür sorgte, dass sich ihre Miene verfinsterte.
Fest presste sie die Lippen aufeinander und die Hände formte sie zu Fäusten. Neben ihr hörte sie ein leises, schadenfrohes Geräusch, das sie mit den Zähnen knirschen ließ. Kurz wandte sie den Kopf, um abfällig über ihre Schulter sehen zu können. „Haare wachsen wenigstens wieder nach.“, zischte sie, in dem Versuch, ihn damit treffen zu können.
Danach widmete sie sich erneut dem Koch, der ihr dennoch keine Gelegenheit dazu gab, ihm eine passende Antwort zu servieren. Viel eher schien er zu der Sorte Person zu gehören, deren Mundwerk man am Ende noch extra erschlagen musste, damit Ruhe herrschte. Sie musste wirklich an sich halten, um keine entsprechende Bemerkung entschlüpfen zu lassen oder gar die Augen zu verdrehen.
Stattdessen lenkte sie sich damit ab, einen Blick in die Schüssel erhaschen zu wollen, die er für sie gefüllt hatte. Und daraufhin hatte sie Mühe, es noch anzunehmen, denn der Anblick war alles andere als appetitlich. Trotzdem nahm sie das Ding entgegen und beschloss, höchstwahrscheinlich lediglich den Zwieback und den Apfel zu vertilgen. Sicher war sicher…
Endlich schien der Koch einmal Luft holen zu müssen und gerade, als Azura etwas erwidern wollte, tauchte ein anderer Zwerg auf, der prompt die nächste Ladung Geplapper abbekam. Leise seufzend schüttelte sie den Kopf und war bereit, das Ganze vorläufig auf sich beruhen zu lassen, so wie es ihr Führer es scheinbar erreichen wollte.
Aber ganz so wollte sie das Gesagte auch nicht stehen lassen, ja, konnte es gar nicht. „Vielleicht sollte er ab und zu Besuch von jemandem bekommen, der ihm Manieren nahebringt. Und sei es diese besagte Tante...“, bemerkte sie leise, wenngleich mit einem unüberhörbaren, spitzen Unterton. Auch war ihr Blick, der noch einmal zum Koch ging, der davon wohl nichts bemerkte, alles andere als freundlich.
Doch ganz so beleidigend wie der Kerl wollte sie dann nicht sein, weswegen sie es unterließ, näher darauf einzugehen. Somit nickte sie zu den Erklärungen des Zwerges und hatte, im Gegensatz zu ihrem Begleiter, das Essen noch nicht angerührt. Schon war sie im Begriff, dem Vorschlag nach einem ruhigen Platz zu suchen nachzukommen, als sie die Worte hörte, die ihrem Führer sicherlich nicht verborgen geblieben sein konnten.
Das war ungerecht und zwar derart, dass es in ihr einen gewissen Widerstand wachrief, den sie sich lieber nicht erklären wollte. Diese Zwerge hatten ihnen geholfen und der Großteil von ihnen hatte sich ihr gegenüber bislang weitaus besser verhalten als er. Außerdem war da noch die Aussicht, dass sie etwas mehr vom Handwerk und vor allem dem Schmieden verstehen könnten, weswegen sie lieber nicht vergrault werden sollten. Ganz zu schweigen davon, dass sie Anweisungen von ihm gerne ignorierte oder vermied, nur um sich gegen ihn zu behaupten und ihren eigenen Kopf durchzusetzen.
„Und mir sind sie lieber als lange Dürre!“, zischte sie somit in die Richtung ihres Begleiters und warf ihm einen bezeichnenden Blick zu. Auch sie galt unter ihresgleichen nicht gerade als klein, jedoch gegen ihn konnte sie bei weitem nicht bestehen.
Demonstrativ wandte sie sich wieder an den Zwerg vor ihr und schaffte es, ein kleines, freundliches Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Gleichzeitig hab sie ihre Hand mit der Kette und hoffte, dabei die Hand des anderen mit dem Löffel vom Weg abzubringen. Diese kleine Gemeinheit musste einfach sein!
„Wisst Ihr schon, wie wir das hier los werden? Es ist wirklich mehr als lästig und schränkt viel zu sehr ein.“, brachte sie ihr Anliegen hervor und gab dabei eine weitere Spitze gegen den Dunkelelf ab, ohne es zu offensichtlich zu machen, dass es plump gewesen wäre. So etwas lernte man im Adel schließlich nur zu rasch, um in dessen Kreisen bestehen zu können.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Freitag 23. März 2018, 11:45

Die Gelegenheit war vertan, Corax auszuhorchen. Es war nicht Azuras Verschulden. Was konnte sie schon dafür, dass just in diesem Moment einer der Schiffsmannschaft ihre Kabine betrat? Aber sie brauchte sich nicht wirklich darüber zu ärgern. Es würde eine neue Gelegenheit geben, die Wahrscheinlichkeit dafür war angesichts ihrer Verbundenheit zu dem Dunkelelfen hoch. Ob man dies nun als glückliche Fügung sehen konnte, blieb abzuwarten. Immerhin erhoffte Azura sich Hilfe von den Zwergen, das verflixte magische Goldkettchen endlich loszuwerden - und mit ihm auch den Dunkelelfen?
Vielleicht ergab sich auch eine Möglichkeit, ihn von Bord zu stoßen, sobald sie frei wäre. Die Frage blieb, ob sie das Kettchen noch auf See loswürde. Vermutlich nicht. Hatten Cranneg und seine übrigen sechs Zwergenkumpel nicht etwas davon erzählt, Hilfe in ihrer Heimat anbieten zu können? Dann hieß das Ziel wohl irgendein Zwergendorf, möglicherweise tief im Gebirge. Azura konnte nur hoffen, dass ihre Fahrt sie nicht nach Rugta bringen sollte. Das wäre eine Reise um den halben Kontinent!
Aber solange es genug Nahrung gab, ließ es sich vielleicht aushalten. Eher als mit ihrem unliebsamen Anhang, der schon wieder etwas zu beklagen hatte. Nein, nicht wirklich. Immerhin jammerte er nicht. Es war schlimmer. Er klang unterschwellig aggressiv, als wäre er bereit, jeden einzelnen Zwerg der Besatzung inklusive ihrer neu gewonnenen Bekanntschaften von unter der Erde auf brachiale Weise abzuschlachten, sobald man ihn von der Leine ließ. Natürlich könnte Azura das nur vermuten, doch Corax hatte wenig Lust, sich näher mit dem kleinen Volk zu befassen. Er riet ihr gar, Abstand zu halten. Das konnte doch wohl kaum daran liegen, dass er seine Mahlzeit in Ruhe genießen wollte! Er hatte ja bereits die halbe Schale vertilgt. Er musste sehr hungrig sein. Für einen Konter reichte es aber allemal noch.
"Wie du vorhin gesehen hast, bin ich alles andere als dürr ... bestückt." Selbst entmannt wahrte er den typisch mannhaften Stolz seines besten Organs. Und er log nicht einmal. Mit dem, was Azura gesehen hatte, brauchte Corax sich nicht zu verstecken. Auch sein übriger Körper zeugte von einer disziplinierten Lebensweise, die ihm sichelrich viel Schweiß abverlangt hatte. Er war gut trainiert, ohne aufgebläht zu wirken wie ein Frosch oder diese breitschultrigen Mantroner, die - selten zwar - auch mal in Andunie vor Anker gingen oder auf einem der regelmäßig einfahrenden Handelsschiffe angeheuert hatten.
Corax konnte man stattlich nennen für einen Elfen, der nicht mehr in der Lage war, seine Blutlinie weiterzugeben. Außerdem schien der Trank, den er im geschändeten Tempel Venthas von dieser Frau - Miriel - erhalten hatte, nun vollends seine Wirkung gezeigt zu haben. Die Wunden des Elfen waren verheilt. Man erkannte sie nur noch, weil die jung nachgeheilte Haut an den Stellen noch etwas zart und heller war. Davon ließ sich im Moment aber nichts mehr erkennen. Corax trug Hemd und Hose ... und nach wie vor seine Überheblichkeit. Er stieß ein finsteres Schnauben aus, als Azura ihn durch ihre Handbewegung beim Essen störte.
Der Zwerg, welcher vor dem Pärchen stand, gab sich geduldig. Er hatte die Arme im Steiß gefaltet, schaute aus kleinen Augen zwischen tiefen Hautrunzeln zu Azura empor und behielt eine neutrale Miene bei. Erst als sie bezüglich ihres Kettchen-Problems ausfragte, erhellten sich seine Züge. "Oh, ich selbst habe noch keinen Plan geschmiedet, aber das ist schon das Stichwort. Schmieden. Wir werden nach Nogrot reisen. Nirgends in ganz Celcia gibt es so erfahrene Schmiede. Einer unserer Zwerge wird euch schon helfen können. Sicherlich wird er vom Amboss-Clan sein. Sie schwingen ihre Hämmer wie kein zweiter Zwerg." Stolz schwang in der tiefen Stimme des kleinen Mannes mit. Vielleicht zählte er selbst zu besagtem Amboss-Clan oder war zumindest über einige Ecken mit ihm verwandt.
"Ich hoffe, bis zu unserer Ankunft können wir dir und deinem Begleiter die Reise halbwegs komfortabel gestalten. Das Bett in der Kabine ist etwas klein." Schließlich handelte es sich um eine zwergische Schlafstatt. "Wenn ihr über Nahrung und Wasser hinaus etwas benötigt, dann teilt es uns mit."
"Ruhe wäre nicht schlecht", warf Corax ein. Der Zwerg störte sich an der harschen Art des Elfen nicht. Er musste geduldig wie ein Felsen sein. Mit kleinem Wurstfinger zeigte er nach oben. "Wenn ihr es friedlich wünscht, aber nicht in der stickigen Kabine sitzen wollt, könnt ihr hinauf ins Krähennest. Solang wir auf der Wasseroberfläche treiben, bauen wir Mast und Segel auf. Von dort oben wird navigiert und..."
"Sehr gut!" Corax ließ den armen Zwerg nicht einmal ausreden. Er folgte seinem Fingerzeig mit rubinrotem Blick, erfasste die Lage und zerrte Azura dann mit sich. Solange sie nicht um sich schlug und biss, würde er nicht anhalten. Corax erreichte auf diese Weise die Takelage, ein Netz aus gespannten Tauen, das sich von der Mastspitze zu Reling des Schiffes hinabzog. Es sah stabil aus und hätte man statt Seilen einen feinen, gemusterten Seidenstoff verwendet, hätte es eine dieser ansehnlichen Markisen gegeben, von denen Azuras Mutter in der Zeit der Abendsonne immer so schwärmte.
"Wie gut kannst du klettern?", fragte der Dunkelelf, während er schon eine Hand um die untersten Netzmaschen legte.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Dienstag 17. April 2018, 21:08

Es hätte sie brennend interessiert, warum ihr unfreiwilliger Begleiter sich selbst hatte entmannen lassen. Denn es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass dies tatsächlich mit seinem Einverständnis geschehen sein sollte. Schließlich war sie in einer Gesellschaftsschicht aufgewachsen, in der jede Unfruchtbarkeit, egal ob von männlicher oder weiblicher Seite her, eine Tragödie war.
Auch ihre Mutter hatte darunter gelitten, Azuras Stiefvater keine Nachkommen gebären zu können. Zwar wusste die junge Frau nicht, warum es nicht funktioniert hatte, denn sie war bei der Fehlgeburt damals zu klein gewesen, um diese und deren Folgen verstehen zu können. Darüber gesprochen, als sie älter war, wurde natürlich auch nicht. Aber sie hatte begriffen, dass vor allem ihre Mutter sehr verzweifelt deswegen gewesen war. Während ihr Stiefvater sich dafür umso mehr um sie, das Kind eines anderen, gekümmert und sie auf eine Weise verzogen hatte, dass sie es bislang nicht zu würdigen wusste.
Jetzt jedoch half ihr davon nur bedingt etwas, denn sie war in einer Situation, die wohl niemand hätte vorhersehen können. Trotzdem musste sie ihre Neugier, so bedauerlich es für sie auch sein mochte, zügeln, denn die Unterbrechung hatte dafür gesorgt, dass diese redselige Stimmung zerstört worden war. Auf der anderen Seite war die Sache mit dem Essen gewiss nicht zu verachten, da sie davon in letzter Zeit eindeutig zu wenig gehabt hatte.
Also begaben sie sich, mehr oder weniger in ihrem Entschluss einig, an Deck, um sich etwas von dem Zubereiteten zu holen. Hoffentlich wäre es auch genießbar! Schließlich ging sie von dem schlechten Fall aus, dass sie eine relativ lange Zeit auf diesem Schiff würde ausharren müssen.
Bislang hatte sie nichts davon mitbekommen, dass die vermaledeite Kette vor Ort, während sie auf den Wellen ihrem Ziel entgegen schaukelten, endlich zerstört werden würde. Dabei hatte sie nichts gegen eine Schifffahrt, würde diese sogar als angenehm und spannend empfinden, wenn… ja, wenn die Gesellschaft eine vollkommen andere wäre, allen voran der Kerl, der ständig irgendetwas zu maulen hatte und in der Hinsicht um einiges schlimmer war als, die sonst ebenfalls nur schwer zufrieden zu stellen sein konnte.
Vielleicht sollte sie bei der nächsten Gelegenheit einen dieser Zwerge nach dem Ziel oder dem weiteren Werdegang zu fragen, immerhin hatten sie sich ihr gegenüber bislang weitaus erzogener verhalten als ihr Anhang. Nun ja, bis auf diesen plappernden Koch, der nicht zu wissen schien, wann er sich zu weit hinaus wagte und es besser wäre, endlich den Mund zu halten. Also, mit diesem wollte sie definitiv nicht mehr als notwendig zu tun haben, schon gar nicht, wenn er nur solch unappetitlich aussehenden Fraß zustande brachte.
Wie der Dunkelelf das hinunter würgen konnte, war ihr wahrlich ein Rätsel! Ihr verging bei diesem Brei, oder was das genau sein sollte, eindeutig die Lust darauf. Stattdessen würde sie sich an den Rest ihrer Portion halten, obwohl das bedeuten würde, bald wieder einen leeren Magen zu haben. Aber lieber das, als sich übergeben zu müssen.
In der Zwischenzeit wies sie ihren Begleiter zurecht und verdrehte bei seiner Antwort die Augen. „Liegt im Auge des Betrachters.“, erwiderte sie kühl und bevorzugte es, ihre wahren Gedanken wie immer für sich zu behalten.
Denn in Wahrheit hätte sie ihm dabei zustimmen müssen, ob es ihr passte oder auch nicht. Er war von einem attraktiven Körperbau, den sie sich durchaus bei einigen Adeligen ihrer Kragenweite gewünscht hätte. Allerdings würde sie sich lieber die Zunge abbeißen, als das ihm gegenüber zu zugeben. Oder jemand anderes, doch hauptsächlich bei ihm.
Umso lieber ärgerte sie ihn durch Kleinigkeiten und freute sich über seine Reaktionen, wie das Schnauben. Es stellte sie zufrieden und entlockte ihr ein flüchtiges, entsprechendes Grinsen. Ansonsten hatte sie ihre Aufmerksamkeit vollends dem Zwerg gewidmet. Der keine sonderlich gute Neuigkeiten für sie hatte bezüglich des Kettchens, obwohl sie es bereits befürchtet hatte. Deswegen konnte sie bis auf ein Seufzen ihre Enttäuschung darüber verbergen.
„Werden sie es auch schaffen?“, hakte sie indes zweifelnd nach, denn bislang war es ihnen schließlich nicht von selbst gelungen, das goldene Ding zu zerstören. Sonst hätten sie es schon längst getan, wenn sie die richtige Lösung gefunden hatten. Es beunruhigte sie durchaus ein wenig, nicht genau zu wissen, was auf sie an diesem Ort, zu dem sie gebracht wurden, warten würde.
Im nächsten Moment musste sie jedoch ein wenig schmunzeln. „Ach, das Bett wird reichen. Er schläft auf dem Boden.“, meinte sie leichthin, als wäre das längst zwischen ihnen abgesprochen. Für sie war diese Aufteilung eine Selbstverständlichkeit, schließlich war er nichts weiter als ein niederer Soldat, weit von etwas Nennbarem entfernt, vom Adel ganz zu schweigen.
Am Schluss nickte sie dem Zwerg zu, da seine Worte abschließend klangen und sie auch nichts weiter zu ihm zu sagen hatte. Vorläufig zumindest nicht. Doch der Kerl machte ihr einen Strich durch die Rechnung und die Antwort, die sie bekamen, war ihr nicht ganz geheuer.
Unwillkürlich sah sie hinauf zu besagter Stelle und schluckte leicht. Schön, dass es dort oben ruhig wäre, sicherlich auch geeignet für das ein oder andere ungestörte Gespräch. Allerdings… wie sollte sie dort hinauf kommen? Mit diesem Ballast an ihrem Arm?!
Sie war noch in ihren Gedanken, als ein Ruck an ihrem Arm sie aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. „Hey!“, beschwerte sie sich, folgte jedoch notgedrungen der Bewegung, wollte sie nicht hinfallen.
„Rüpel!“, fügte sie murmelnd hinzu und machte ein finsteres Gesicht. Wenigstens hatte sie ihre Essenration gut genug festgehalten, um nichts zu verlieren. Obwohl das Schiff alles andere als ausladend war, erschien es ihr viel zu lange zu dauern, bis er endlich wieder stehen blieb und sie Luft holen konnte, um ihn gründlich auszuschimpfen.
Jedoch kam er ihr zuvor und erstickte ihren Protest im Keim. Den Mund hatte sie zwar bereits geöffnet, aber ein Laut konnte nicht mehr rechtzeitig heraus kommen. Stattdessen schloss sie ihre Lippen wieder und funkelte ihn böse an. „Vergiss es!“, fauchte sie, denn sie wollte da nicht hinauf.
Zwar konnte sie ein wenig klettern, an ein paar Bäumen im Garten ihres Stiefvaters hatte sie manchmal geübt. Dennoch war sie bei weitem nicht gut genug, schon gar nicht, wenn sie nicht beide Hände frei hatte. Außerdem war ihr das Ganze zu hoch und sie hatte immer Probleme mit dem Abstieg gehabt. Ausreichend Gründe, dass sie sich blamieren könnte vor aller Augen und das konnte sie definitiv nicht gebrauchen!
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. Mai 2018, 14:29

Hunger war es, der selbst jede noch so simple oder minderwertig aussehende Mahlzeit hinein trieb. Azuras Körper gäbe ihr noch früh genug zu verstehen, dass sie schon längst hätte etwas essen sollen. Auch wenn es zunächst Überwindung kostete für eine Dame ihres Standes, so könnte sie doch den Effekt nicht leugnen. Mit jedem Bissen ging es ihr besser, würde sie sich kräftiger fühlen. Dazu musste sie allerdings diesen Schritt auch wagen. Sie musste essen.
Corax hingegen schlang die Mahlzeit herunter, als hätte er seit Wochen nicht einmal einen Krum Brot bekommen. Er hatte nicht besser gelebt als Azura in den letzten Tagen und er hatte sie oder ihre Habseligkeiten zeitweise sogar getragen. Natürlich war das nichts, das der jungen Frau mit Dankbarkeit im Gedächtnis blieb. Immerhin hatte dieser Elf sie auch regelmäßig beleidigt, sich vor ihr entblößt und Dinge verlangt, die einem Mann wie ihm nicht zustanden.
Auch jetzt versuchte er es wieder. Wollte er wirklich hinauf ins Krähennest, nur um noch mehr Weite der See zu sehen? Was würde man dort schon sehen? Außerdem müsste auch seine unfreiwillige Begleiterin dann die Kletterpartie die Takelage empor nehmen. Etwas, das Azuras inneres Fass nun doch zum Überlaufen brachte. Er hatte seine Grenzen bereits vorher weit genug überschritten. Diesen Weg wollte sie nicht gehen und das machte sie Corax auch recht schnell klar.
Nur darauf hörte Corax nicht. "Du bekommst das Bett und ich die gute Aussicht", entschied er, setzte bereits prüfweise einen Fuß zwischen die breitmaschigen Taue der Takelage. Dann musterte er seine Begleitung. Die rubinfarbenen Augen schmälerten sich zunehmend, je länger er sie anstarrte. Schließlich schüttelte er den Kopf. Hatte Corax seinen dämlichen Plan nun doch erkannt! Er gab ihn auf! Wie hatte er auch nur eine Sekunde daran denken können, Azura diese Kletterei anzutun? Sie war beladen mit den gastfreundschaftlichen Speisen der _Zwerge, welche man noch immer im Hintergrund zwischen Wellenrauschen und dem Knarren ihres Schiffes schmatzen hören konnte. Aber sie war auch bei weitem nicht erholt genug, um des reinen Spaßes halber einen Schiffsmast empor zu steigen.
Leider irrte sie sich, wenn sie glaubte, das Kopfschütteln sei ein Anzeichen vom Plan abzulassen. "So schaffst du es nicht herauf", meinte der Elf und es klang ausnahmsweise nicht einmal nach einem Vorwurf ihrer Person gegenüber. Er drehte sich ein wenig ab, zeigte ihr seinen Rücken. "Steig auf", forderte der Elf kurzerhand. "Schling deinen Arm um meinen Hals und versuch dich mit dem anderen so gut es geht festzhalten."
"Na, holla, so gehört sich das! Die Dame ins Krähennest hinauftragen. Und ich dachte, ihr Elfen habt keine Manieren", gab einer der Zwegre zum Besten, der die Lauscher neugierig gespitzt und sich klammheimlich in die Nähe der beiden begeben hatte. Jetzt grinste er putzmunter und bevor Azura noch nach ihm ausholen könnte, huschte er unter unschuldigem Pfeifen zurück zu seinen Kameraden.
"Hör auf dich zu zieren, Prinzessin!" Mit einem Rucken des Kinns forderte Corax Azura wiederholt auf, sich Huckepack nehmen zu lassen.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Freitag 6. Juli 2018, 15:35

Die junge Frau hatte in den ersten Jahren ihres Lebens durchaus nagenden Hunger kennengelernt, auch wenn ihre Mutter stets viel stärker auf Nahrung verzichtet hatte, um ihr Kind wenigstens ernähren zu können. Doch diese Zeiten waren schon lange vorüber und in Vergessenheit geraten, sodass sie sich jetzt nicht dazu überwinden konnte, diesen widerlich aussehenden Brei auch nur in die Nähe ihres Mundes zu lassen. Allein bei dessen Anblick war sie sich nicht sicher, ob er nicht bereits Übelkeit bereitete. Also ließ sie es lieber sein und würde sich mit Apfel und Zwieback begnügen. Wenngleich nicht sofort, dazu wurde ihr nicht die Gelegenheit gegeben.
Stattdessen musste sie sich ein weiteres Mal aufregen über die Unverschämtheit ihres Begleiters, den sie lieber gestern als heute bereits losgeworden wäre. Trotz der Tatsache, dass er in seltenen Anwandlungen der Hilfsbereitschaft getan hatte, was sie von ihm mehr oder weniger verlangt hatte. Doch sie würde keinen Fuß da rauf setzen, das stand für sie fest!
Als wäre das nicht genug, wollte er obendrein Bedinungen stellen. So eine Frechheit!
Azura schnaubte abfällig und wenig damenhaft, während sie mit dem Zeigefinger ihrer freien Hand gegen ihre Stirn tippte. Natürlich so, dass sein Arm durch die vermaledeite Kette mitbewegt wurde. "Du bist vorhin wohl irgendwo dagegen gerannt, oder?!", bemerkte sie kühl und betont von oben herab, um ihm noch deutlicher zu machen, dass er sich diesen Plan abschminken konnte.
Diese Haltung behielt sie auch bei, als er sie mit seinen roten Augen musterte, die andere mit weniger übertriebener Sturheit vermutlich zum Nachgeben bewegt hätten. Nicht so die junge Frau, obwohl ihr der ein oder andere Schauer über den Rücken rieselte. Dennoch wahrte sie ihre Position, um ihm klar zu machen, dass er keine Chance hätte.
Endlich schien er es zu begreifen und schüttelte den Kopf, was sie innerlich zum Aufatmen brachte. Es hatte sie, wenngleich sie das niemals zugeben würde, durchaus Kraft gekostet, ihm stand zu halten.
Seine Bemerkung machte sie allerdings etwas stutzig, sodass sie ihren Trotz noch stärker heraus kehrte, als sie erwiderte:"Ich will gar nicht rauf!" Wobei sie jedes einzelne Wort betonte, um ihren Standpunkt erneut zu unterstreichen.
Dann indes überraschte er sie und machte sie mit seiner Aufforderung einen Moment lang sprachlos genug, dass es ihr sogar anzusehen war. Bis der Zwerg sich unbedingt einmischen musste. Diese Unverfrorenheit holte sie erfolgreich genug zurück. Ihre Miene verfinsterte sich schlagartig und sie hatte tatsächlich ausgeholt, um ihm einen zurechtweisenden Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen. Die richtige Höhe für so etwas hatten diese kleinen Kerle schließlich.
Doch er war zu schnell, sodass sie ihm lediglich nachrufen konnte:"Pass auf, sonst lass kriegst du den Elfen angehängt, sobald ich frei bin!" Ja, das war eine Drohung, die hoffentlich wirken würde.
Daraufhin wandte sie sich besagtem Elfen wieder zu und funkelte ihn wütend an, schüttelte dabei auch den Kopf. "Vergiss es! Sobald ich meinen Arm um deine Kehle hab, wars das für deine Atmung! Wobei..." Sie hielt inne und grinste beinahe schon diabolisch, als wäre sie tatsächlich schon so weit, ihn auf diese Weise lynchen zu wollen.
"Wie lang brauchst du zum Krepieren?", fragte sie dann mit zuckersüßer Stimme und war trotzdem weiterhin nicht gewillt, da hinauf zu gelangen. Weder, indem sie selbst kletterte, noch, indem sie sich darauf verließ, dass er es mit ihr auf seinem Rücken würde rauf und wieder runter schaffen können. Sie bevorzugte es, auf den Schiffsplanken zu bleiben, die Wellen schaukelten das Ganze schon genug, als dass sie sich auf weitere Unsicherheiten hätte einlassen wollen.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. August 2018, 13:54

Corax' Arm wurde unwirsch nach hinten gezogen, von der Takelung fort. Er stieß ein Knurren aus und sah über die Schulter zurück. Wenig überrascht, denn wer sonst außer Azura mit der magischen Fesselung hätte dies bewirken können? Der Elf engte die Augen etwas, während er ihren Worten lauschte. Immerhin!
Trotzdem blieb er so stur wie sein Gegenüber. Keiner von beiden wollte sich von seiner Meinung abbringen lassen. Azura hatte nicht vor, an den Tauen den Mast zu erklimmen, um mit einem Mann wie Corax allein in einem wackligen Krähennest zu stehen, schöne Aussicht hin oder her! Und der Dunkelelf wollte sich diese Chance eines abwechslungsreicheren Ausblicks auch nicht aufgrund einer hysterischen Frau entgehen lassen. Sie starrten sie einander an. Keiner wich auch nur einen Zoll von seiner Meinung ab. Azura würde nicht nachgeben. Eher würde sie ihn erwürgen, bevor sie sich dazu herab ließ- Und das teilte sie Corax sogar mit. Dieser bedachte sie daraufhin mit einem längeren Blick, der schwer zu deuten war. Gefiel ihm ihre Stichelei etwa?
"Wie lang brauchst du zum Krepieren?"
"Komm her und finde es heraus!" Nun war es an Corax, seine Kraft einzusetzen. Sicherlich besaß er als Soldat wesentlich mehr davon als Azura, selbst in seinem etwas desolaten Zustand. Er umfasste das Goldkettchen mit seiner Pranke und zerrte wuchtig daran. Er wollte den Überraschungsmoment, gepaart mit dem von ihm hervogerufenen Schwung nutzen, damit Azura ihm engegen fiel. Sie wollte nicht auf seinem Rücken getragen werden und sich selbstständig festhalten? Fein! Er würde sie sich über die Schulter werfen oder wie die entführte Piratenbraut unter den Arm klemmen. Das Erklimmen der Takelage würde er schon so hinbekommen, irgendwie. Darum ging es ohnehin längst nicht mehr. Azura und er gaben sich ganz dem kleinen Wechsel ihres Machtspielchens hin und zumindest Corax genoss es. Das Funkeln seiner Seelenrubine verriet es nur zu deutlich.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Samstag 6. Oktober 2018, 20:11

Die Zwei hatten sich eindeutig gesucht und gefunden, schenkten sich nichts. Auch wenn die junge Frau noch immer das Bild seines entblößten Unterleibs vor ihrem geistigen Auge hatte und diese Offenbarung eigentlich etwas wie Waffenstillstand hätte darstellen können, schien sich zwischen ihnen nichts geändert zu haben.
Er benahm sich noch immer absolut daneben, wie sie fand, und schon gar nicht war sie gewillt, ihm auch nur irgendwie leicht entgegen zu kommen. Im Gegenteil, ihr Wille zählte und sonst nichts!
Auch wenn er es auf die Spitze treiben zu wollen schien und ihre eher impulsiv, somit nicht völlig ernst gemeinte Drohung sorgte für einen Blick seinerseits, der sie unwillkürlich leicht schaudern ließ. Nicht, weil er ihr Angst einjagte, sondern etwas anderes, das jedoch ebenso angetan war, ihren Puls leicht zu beschleunigen.
Seine Aufforderung hingegen überraschte sie und ärgerte sie gleichermaßen. Nahm er sie etwa nicht ernst? Oder hatte er solche Sehnsucht nach dem Tod?!
Noch ehe sie sich für eine der beiden Varianten entscheiden konnte, zog er seinerseits an dem vermaledeiten Kettchen, sodass sie mit einem leisen Aufquieken in seine Arme stolperte. Wenngleich sie dabei instinktiv ihr Essen festhielt, weil ihr Körper trotz allem Nahrung benötigte und dieser im Selbsterhaltungstrieb diese Gelegenheit nicht einfach so verschenken wollte.
„Was zum Geier…“, stieß sie verständnislos aus und sah einen Moment irritiert zu ihm auf. In dieser Position hätte man sie beinahe für ein Pärchen halten können.
Doch der Sekundenbruchteil ging rasch vorbei und ihr Gesicht verdüsterte sich. Weit konnte sie nicht ausholen, weil sie ihm zu nahe war und schnell sein musste, um gegen seinen Oberkörper in ihrem Protest zu schlagen.
Danach wollte sie sich, lautstark schimpfend, aus seiner Umarmung wieder befreien. „Du widerlicher Schuft, was fällt dir ein, mich so zu behandeln?! Ich werde dir den Hals umdrehen und dich den Fischen zum Fraß vorwerfen!“, zeterte sie und scherte sich nicht darum, dass sie damit womöglich die Aufmerksamkeit der anwesenden Schiffsbesatzung wieder auf sie beide lenken könnte.
Sein Verhalten war nun einmal schlichtweg inakzeptabel und es wurde eindeutig Zeit, ihm Manieren beizubringen! Und wenn sie ihm diese einprügeln müsste, wäre sie sich in seinem Falle nicht zu schade dafür. Vielleicht hätten diese Zwerge ja ein paar Tipps für sie?
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. November 2018, 09:04

Corax konnte ihr Gebaren unmöglich ernst meinen, denn er ließ es nicht an sich heran, im Gegenteil. Azuras Verhalten entlockte ihm ein breiteres Grinsen unter diesen verwegen auflodernden Augen. Wo Außenstehende sie noch für ein Liebespaar hätten halten können, als er sie so dicht an seinem Körper gehalten und den Arm um ihren Leib geschlungen hatte, da trat nun eher das Bild des großen Bruders in den Vordergrund, der seinem Geschwisterchen die Puppe geklaut hatte und sie außer Reichweite hielt - einfach nur, um sie zu ärgern.
Weder ihre Schläge gegen seine Brust, noch ihre Worte konnten den Elfen davon abhalten, seinen Plan zu verfolgen. Mit einem leichten Aufbrummen der Anstrengung hievte er sich Azura einfach über dei Schulter und war dann sogar noch so dreist, ihr mit der anderen Hand den Hintern zu klopfen. "Genieß die Aussicht", raunte er, klang dabei so unpassend gut gelaunt. Er genoss es. Er genoss es wirklich, sie bis zur Weißglut zu treiben!
Und dann, während die junge Frau noch wild zeterte, drangen erneut Worte in die Nähe ihres Ohres. Drei magische Worte, die so unpassender nicht hätten sein können und vielleicht deshalb aus all dem Lärm heraus stachen wie in glühendes Messer. "Du bist wunderbar."
Azura hatte gerade so die Gelegenheit, die Worte zur Kenntnis zu nehmen, als auch schon mehr Lärm sie zu vertreiben drohte. Fortgewischt wurden sie von Fußgetrappel mit schweren, eisenbeschlagenen Schuhen, gleichsam wie nackte Haut auf Planken. Einige der zwergischen Seebesatzung liefen barfuß über das Deck.
"Heda, ahoi See-Elf! So geht's aber nicht!", ließ sich schon der erste bärtige Geselle über Corax Handhabung aus. "So behandelt man doch keine Frau." Sein Nebenmann - es war der glatzköpfige Cranneg Hammerdogen, selbsternannter Anführer der nogroter Kumpels - hob seine Faust mahnend gen des Dunkelelfen. "Setz sie ab, bevor's dir leid tun wird", warnte er ihn. Anschließend kam auch noch Fimbel Fäustchen hinzu, die braungelockte Frohnatur der Untergrundzwerge. Beschwichtigend hob er seine schwieligen Hände an. "Aber, aber ... nach so einem guten Essen sollten wir nicht streiten. Sicher ist es ein Missverständnis, dass der Begleiter unserer holden Maid..."
"Ich sage, er soll sie absetzen!", ließ sich Cranneg noch einmal vernehmen. Nun erfuhr man, dass er seinen Spitznamen Kugelkopf sicher nicht nur ob seiner haarfreien Platte trug. Seine Stimme donnerte in die entstandene Zwergentraube und ließ zumindest die seinen schlagartig verstummen. Der Zwerg atmete durch. "Fräulein Schönemaid Azura", begann er sie nun direkt anzusprechen. "Wenn es sich um ein Missverständnis handelt, lassen wir Euch und Euren liebsten Begleiter natürlich sofort wieder allein. Aber! Wenn er Euch ein Leid tut, dann versohle ich ihm seinen elfischen Hintern hier und jetzt!"
Corax gluckste. Azura konnte ihn erneut als einzige hören: "Den lass ich mir nur von ihr versohlen, du kleiner Bastard."
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Donnerstag 19. Dezember 2019, 13:30

Sie war ein verwöhntes Einzelkind und hatte sich damit immer recht wohl gefühlt. Hätte sie hingegen einen großen Bruder gehabt, hätte sie ihn völlig anders haben wollen. Jemand, der sie galant durchs Leben begleitet, ihr alle Wünsche erfüllt und immer auf sie aufpasst, wenn sie ihn bräuchte. Bekommen hätte sie jedoch vermutlich genau so jemanden wie ihren derzeitigen Begleiter, unabhängig davon, was sie davon gehalten hätte.
Doch solch ein Familienmitglied hatte sie nicht und obendrein keinen Bedarf daran. Außer, er hätte sie vor diesem Kerl beschützen können! Das wäre allerdings lediglich Wunschdenken, weswegen sie sich selbst zur Wehr setzen musste. Allein… es brachte nicht sonderlich viel.
Im Gegenteil, je mehr sie sich sträubte, desto stärker schien er sie zu verspotten. Nun ja, umgekehrt wäre es gewiss nicht anders gewesen, aber das tat nichts zur Sache. Hier ging es um sie und ihre Befindlichkeiten!
Zeternd und sich in seinem Griff windend, musste sie es ertragen, dass er ihre Kehrseite klopfte. „Du widerlicher Schuft!“, fauchte sie und strampelte noch stärker. Mit dem Ergebnis, dass sie jammervoll aufjaulte, als sie mit der Ferse gegen das Holz des Mastes stieß.
Während ihr die Tränen des Schmerzes in die Augen stiegen, hörte sie sein Kompliment und erstarrte regelrecht einen Moment lang. Selbst ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen vor Verwunderung. Nur, um dann umso schneller wieder weiter zu klopfen.
Auch ihre Reaktion hatte in etwa diesen Ablauf. Sie ballte nach ihrer Versteinerung ihre Hand zur Faust und schlug gegen seinen Schultergürtel, während er unaufhaltsam höher stieg und sie eigentlich nur einen Blick hätte riskieren müssen, um zu wissen, dass er sie lieber doch nicht loslassen sollte.
Nur zu einer Erwiderung kam sie nicht mehr, da endlich auch die Zwerge bemerkt zu haben schienen, dass hier etwas nicht stimmte. Zwar brachte diese Einmischung nicht sofort etwas, aber immerhin stärkte es ihren imaginären Rücken, dass sie nicht mehr vollkommen allein gegen diesen Schuft vorgehen musste.
Schon wollte sie ihren Mund öffnen und hinunter rufen, dass sie furchtbar leide unter diesem Grobian, als sie erneut sein Raunen vernehmen konnte. Kurz hielt sie inne, während sich ihre Miene verfinsterte. „Oh, glaub mir, du wirst dir wünschen, er hätt’s getan, wenn ich mit dir fertig bin!“, fauchte sie nicht sonderlich viel lauter.
Erst danach holte sie Luft und rief, damit es auch niemandem entgehen konnte:„Ich leide unter seiner Anwesenheit, seit es diese vermaledeite Kette gibt, die uns fesselt. Ihr solltet ihn lieber einfangen und knebeln, dann brauche ich einen Teppichklopfer und zeig ihm, was es heißt, ausgeklopft zu werden!“
Azura wirkte nach ihrer Antwort recht zufrieden, zumindest, bis ihr aufging, wie klein die Zwerge unter ihr erschienen. Noch kleiner als sonst, also mussten sie schon recht hoch sein und… Sie stieß einen kleinen Schrei aus und klammerte sich mit allen zehn Fingern in den Rücken ihres Begleiter, bohrte sie regelrecht in sein Fleisch und hatte es plötzlich nicht mehr so eilig, losgelassen zu werden.
Stattdessen rief sie flehend:„Holt mich hier runter!“ Nein, eigentlich hatte sie keine Höhenangst, zumindest wusste sie bislang von nichts. Doch dem Kerl konnte und wollte sie nicht trauen, sodass ihr ihre Position noch unsicherer vorkam, als sie es in Wahrheit vermutlich war. Wie auch immer, sie wollte zurück auf die Planken, am liebsten in einem Stück und ohne unnötigen blauen Flecken oder anderen schmerzhaften Erinnerungen!
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Dienstag 31. Dezember 2019, 11:01

Da standen sie. Nach und nach versammelten sich auch die übrigen Mitglieder der Besatzung neben den Zwergen. Jedenfalls jene, die es sich erlauben konnten. Das Schiff musste weiterhin unter Aufsicht bleiben, damit man nicht vom Kurs abwich. Aber wie wollten sie von einer Bucht aus eigentlich ins Zwergenreich Nogrot kommen? Für diese Frage blieb im Moment keine Zeit. Mehrere Augenpaare und dickere Knollennasen schaute über den verschiedensten Formen zwergischer Bärte zum Dunkelelfen in der Takelage auf. Corax trug Azura nach wie vor über der schulter, als wolle er sie rauben.
Dass sich im Zwiegespräch beider eine ganz andere Stimmung aufbaute, die sich auf Wellen aus Gefühlschaos tragen ließ, bekamen die Zwerge einige Meter tiefer an Deck nicht mit. Vermutlich wollte Corax nicht einmal, dass Azura seine geraunten Worte hörte, aber sie hatte sie mitbekommen. Und sie erwiderte. Es entlockte ihm ein heiteres Auflachen. Das hörten die Zwerge und es verwirrte sie ein wenig.
Cranneg reckte die geballte Faust empor. "Du lachst?", rief er mit wachsender Verärgerung. "Glaub mir, ich bin der beste Hinternversohler diesseits des Drachengebirges, du ... DU...!"
Aber der Zwerg interessierte den Dunkelelfen überhaupt nicht. Wenigstens hatte Azuras Drohung eine Handlung zur Folge. Er nahm sie von der Schulter. Anstatt sie jedoch der Tiefe zu übergeben - was nach wie vor Dank des Goldkettchens nicht funktionierte, ohne sich selbst ebenfalls in den Tod zu stürzen - drückte Corax seine Beute mit dem Rücken in die Takelung. Seine Augen glühten, frisch geschürften Feuerrubinen gleich. Die Wellen des Meeres reflektierten ihre Bewegungen darauf, was seinen Blick auf befremdliche Art flackern ließ. Er lächelte, als er Azura direkt ansah.
"Flirtest du mit mir?", raunte er ihr zu. "Nagut ... ich belohne dich dafür..."
Die Welt stand still. Irgendwie drangen die Rufe der Zwerge wie durch dickes Wachs heran. Verschwommen und kaum wahrnehmbar rückte alles in den Hintergrund. Alles, bis auf Corax. Der rückte näher. Sein Blick löste sich nicht von Azura, solange er die Augen offen behielt. Erst als die Lider sich langsam auf Halbmast senkten und er den Kopf neigte, brach der Kontakt ab, wechselte zu ihrem Mund. Corax sptitze die Lippen, neigte sich näher. Sein Atem berührte sacht ihre Lippen, aber mehr streifte er nicht, drückte sich nicht auf. Er seufzte nur und zog sich zurück.
Wieder riss es Azura nach vorn. Fiel sie? Der Ruck trieb sich durch ihren Körper, aber Corax hievte sie nur wieder über die Schulter. "Ich bringe sie jetzt runter, aus dem Weg!", rief er den Zwergen zu und diese bildeten einen Halbkreis, als der Elf die Takelung wieder hinab stieg. An Deck angekommen, setzte er Azura zurück auf ihre Füße. "Sie hat Höhenangst bekommen."
Die Zwerge schauten sofort ins Gesicht der viel zu ramponierten Frau. Dieses arme Mädchen. Nicht nur ihre Haare waren ruiniert. Wie viele der kleinen Kumpels und der Schiffsmannschaft mochten ihren Hintern gesehen haben? Keiner machte auch nur eine unanständige Andeutung. Sie blieben im Gegesatz zu ihrem leidlichen Anhang diskret, ja sogar höflich.
Cranneg lockerte seine Faust, senkte sie. "Werte Dame Azura, vielleicht ruht Ihr Euch noch einmal aus. Wir müssen ohnehin bald alle unter Deck. Die Mitte der Bucht ist fast erreicht."
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Samstag 4. Januar 2020, 20:07

Was hatte sie getan, dass sie in solch eine Situation hatte geraten müssen?! Sie konnte nichts für ihre Schönheit, zumindest für jene, die sie einmal besessen hatte, oder dafür, dass sie vom Glück privilegiert gewesen war. Hätte sie das etwa ablehnen und nicht pflegen sollen? Warum also musste sie dafür bestraft werden?
Selbstverständlich hatte sie keine Verfehlungen begangen, welche die Götter zum Anlass hätten nehmen können, um sie in solch einen Schlamassel zu bringen. So etwas machte sie nicht und konnte ihr niemand vorhalten. Und dennoch befand sie sich nun hier, an diesen unausstehlichen, entmannten Kerl gebunden und dazu verdammt ihn... ihn... Nein, das konnte keiner von ihr verlangen, auch nur zu denken!
Am besten drehte sie ihm, sobald sie wieder die Planken unter ihren Füßen spüren könnte, den Hals um und das auch noch mehrfach, damit er sich endlich merken würde, wie er eine Dame zu behandeln hatte! Was hoffentlich bald geschehen würde, sie wollte sich nicht auf seine Kraft verlassen müssen! Weswegen halfen ihr diese Zwerge nicht endlich?!
Stattdessen baumelte sie weiterhin in der Luft und musste sich seine Behandlung gefallen lassen. Die sie immer mehr zur Weißglut trieb und ihrer absolut nicht würdig war! Sein Lachen war die Höhe und ihre Mimik verfinsterte sich, bis sie einem aufziehenden Gewitter auf hoher See alle Ehre machte.
Und dann reagierte er noch mehr verwerflich, als sein Lachen abbrach und er sie plötzlich von seiner Schulter löste. Unbewusst stieß sie einen Angstschrei aus, in der Erwartung, er würde sie fallen lassen wollen. Ob dadurch die Kette zwischen ihnen endlich reißen würde? Und ob sie sich das oder deren weiteren Halt wünschen sollte? Doch ihr Begleiter hatte nicht vor, sie loszulassen.
Nein, viel eher drückte er sie gegen den Mast und sie konnte überdeutlich dessen unnachgiebiges Material in ihrem Rücken spüren. Ohne Halt hing sie in seinem Griff und konnte nicht anders, als sich mit beiden Händen an seinem Arm festzukrallen. Lebensmüde war sie trotz aller Abneigung gegen ihn definitiv nicht!
Gleichzeitig musste sie alle Willenskraft aufbringen, um ihre Wut aufrecht zu halten und nicht auf das wilde Pochen in ihrer Brust zu achten, das sein Blick nur noch mehr verstärkte. Nein, das war alles nur wegen des Wissens, dass er sie gleich fallen lassen würde, wegen nichts sonst!
Sein Raunen machte sie tatsächlich sprachlos, ohne, dass sie dessen Grund wirklich nachgehen wollte. Bei seiner Ankündigung formten sich ihre Augen zuerst zu schmalen Schlitzen, ehe sie diese ungläubig weit aufriss. Was hatte er vor? Er würde es nicht wagen...?!
Immer näher kam er ihr mit seinem Gesicht und sie drückte den Kopf noch stärker gegen das Holz... oder wollte es zumindest tun. Wieso war er plötzlich so dicht bei ihr, viel schneller, als seine langsame Bewegung es hätte ahnen lassen? War sie etwa... Nein, unmöglich, niemals hätte sie sich ihm freiwillig genähert!
Trotzdem konnte sie zu ihrer Scham nicht leugnen, dass sich ihre Lippen leicht geöffnet hatten und ihr schneller gewordener Atem mit einem feinen Geräusch darüber floss, als wolle er sich mit dem seinen vermischen. Ihr Herz hämmerte wie verrückt und einen Moment lang vergaß sie tatsächlich ihre Umgebung.
Bis er, während sie schon das Gefühl seines Mundes auf dem ihren zu spüren glaubte, sich abrupt zurück zog und sie kurzerhand wieder über seine Schulter warf. Erneut schrie sie auf und riss dabei die Augen auf, unverständlich und absolut verwirrt. Was, zum Henker, war hier gerade passiert?!
Unfähig, sich einen Reim darauf zu machen, vor allem auch wegen dem eigenen Chaos in ihrem Inneren, konnte sie weder eine Bemerkung machen, noch sich dagegen wehren, dass er wieder hinunter kletterte. Auch, als er sie auf die eigenen Füße gestellt hatte, war sie noch viel zu benommen, um irgendetwas zu tun oder sich ihrer Umgebung wieder bewusst werden zu können.
Was war das gerade gewesen? Hatte er sie tatsächlich küssen wollen? Und... und wieso hätte sie nichts dagegen gehabt?! In ihrem Gesicht begann es unter ihrem Auge zu zucken und ihre Hände wurden unruhig, schlossen sich halb, um sich sofort wieder zu öffnen.
Und als wäre die Stimme des Zwergen der Auslöser, sie endlich wieder in die Realität zurück zu holen, ging alles plötzlich ganz schnell. Ihre Gedanken blieben noch immer ausgeschalten, während sie einen wilden Schrei ausstieß und sich auf den Kerl stürzte. Ihre Hände würden sich, sollte er nicht ausweichen oder sonst jemand sie rechtzeitig zurück halten können, um seinen Hals schließen und ihm selbigen umdrehen... oder ihn zumindest solange würgen und schütteln, bis er blau anlief. Sie wollte und würde ihm wehtun für die Frechheiten, die er sich ihr gegenüber herausgenommen hatte!
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 15. Januar 2020, 04:55

Vielleicht wunderte Azura sich schon gar nicht mehr, warum seine dunkelelfische Herrin ihn gleich mit ihr zusammen im geschändeten, andunischen Tempel Venthas entsorgt hatte. Corax wusste nicht mit Frauen umzugehen! Sie musste ihn mit dem goldenen Kettchen an Azura gebunden haben, um ihr einen schweren Lastenstein zu verpassen, der sie an Ort und Stelle hielt oder so sehr in den Wahnsinn trieb, dass sie ihr Leben alsbald freiwillig beendete. Die junge Frau konnte keinen Vorteil an dem Spitzohr finden, das unfreiwillig ihren Weg begleitete.
Hoffentlich erreichte man bald das Reich der Zwerge und hoffentlich würde sie ihn dort dann los. Azura konnte sich nicht darauf verlassen, dass das kleine Volk ihr helfen könnte. Aber es blieb ihre einzige Möglichkeit. Wenn die Zwerge die goldenen Kettenglieder nicht zu sprengen wussten, würde sie auf ewig mit diesem lebendigen Ärgernis umher laufen müssen.
Corax hingegen schien das alles irgendwie zu amüsieren. Ein weiterer Faktor, der sie zusätzlich zur Weißglut trieb. Ihn kümmerte nichts, im Gegenteil. Sein Verhalten in der Takelage war befremdlich und irgendwo auch einschüchternd gewesen. Azuras Herz klopfte immer noch heftiger, erinnerte sie sich an die letzten Minuten zurück. Nun aber stand sie wieder auf halbwegs festem Boden. Die harten Planken unter ihren Füßen zu spüren, war eine Wohltat, selbst wenn sie sich mit dem Schwanken der Wellen bewegten. Sie gaben ihr Halt für ihre nächste Aktion.
So schnell konnten die Zwerge gar nicht schauen, wie Azura unter einem wilden Aufschrei auf ihren Begleiter losging. Auch dieser wirkte überrumpelt von ihrer Reaktion. Ihm kam gar nicht in den Sinn, sich zu verteidigen. Stattdessen blitzten seine Rubine von Seelenspiegel nur wild auf - erst vor Überraschung und dann...? Azura konnte es nicht deuten. Sie achtete nicht einmal darauf. Für sie tauchte sich alles gerade in einen blutroten Schleier, als sie ihm an den Hals ging. Aber sie besaß kleine, zu zierliche Hände, als dass sie Corax' breiten Nacken hätte gänzlich umfassen können. Dennoch, ihre Nachricht war klar. Sie sprang ihm förmlich an den Hals, um ihm selbigen umdrehen zu wollen. Das goldene Kettchen sorgte dafür, dass der Elf zumindest eine Hand mit empor riss, aber er zeigte keine Anzeichen von Gegenwehr. Stattdessen ließ er die andere Hand auf Azuras Hintern klatschen, um sie knapp darunter zu umschlingen und etwas anzuheben, dass sie auf einer passenden Würgehöhe mit ihm wäre. War das alles nur ein Spiel für ihn? Corax grinste ihr nach dem ersten Anflug von Überraschung wahrlich entgegen und tiefes Begehren glitzerte in seinen Augen.
"Los, Jungs! Wir müssen helfen!", konnte Azura noch hinter sich das steinig gebrochene Nogret hören, das Cranneg ausstieß. Dann wurde alles schwarz. Die blutrote Wut, die sich wie ein Filter über ihre Welt gelegt hatte, hinterließ Finsternis. Aus dem rubinroten Glühen wurde ohnmächtige Schwärze, ehe sich ihr eigenes Bildnis in den leeren Augen des Dunkelelfen widerspiegelte. Seine Kraft ließ nach und seine Gliedmaßen lösten sich von ihr. Beide fielen, aber Azura kehrte in den sicheren Stand zurück, gestützt von einigen zwergischen Händen. Nur das goldene Kettchen zog sie weiter, verlangte von ihr ab, sich vorzuneigen, weil der Mann am anderen Ende reglos auf das Deck sank.
In all ihrer Wut und unter Crannegs Ausruf hatte sie den dumpfen Schlag weder gehört noch gesehen, aber hinter dem reglosen Corax Rabenschrei stand der sonst so posotiv gestimmte und bisher stets gut gelaunte Fimbur fäustchen. Die blonden Locken seines Bartes zitterten noch immer, zusammen mit dem ganzen Zwerg. In der rechten hielt er eine Bratpfanne des Schifss-Smutje und er starrte mit Entsetzen über seine eigene Tat zu Azura empor.
"V-verzeiht, ich ... ohje ... da ging's mit mir durch, was? A-aber jemand musste doch etwas unternehmen. Und um ... um es positiv zu sagen: Jetzt herrscht Ruhe bis wir Nogrot erreichen." Mit einer geringen Spur an Reue und einem unsicheren Lächeln ließ Fimbur seinen Blick über die Versammelten wandern. Cranneg, der selbst schon dabei gewesen war, eine Waffe zu suchen. Die Zwillinig Snorri und Skorri, die vollkommen perplex den fröhlichen Kumpel anstarrten und sichtlich nicht glauben konnten, dass ausgerechnet er Corax bewusstlos geschlagen hatte! Der größte unter ihnen, der schweigsame Hugnir, welcher wie üblich nur ein Brummen für die Situation übrig hatte...
Und dann setzte Gelächter ein. Sämtliche Zwerge lachten, klopften Fimbur Fäustchen herzlich die Schulter oder zupften ihm kameradhscaftlich am Bart.
"Gut gemacht!"
"Jetzt herrscht Ruhe!"
"Du hast einen Hieb drauf, Fäustchen!"

Nur Cranneg stimmte nicht in das Gelächter mit ein. Er legte behutsam seine wulstige Pranke an Azuras Unterarm, schaute zu ihr empor und meinte: "Ich hoffe, Ihr nehmt es Fimbur nicht übel, dass Ihr nun kaum vom Fleck kommt. Jedenfalls nicht, solange er bewusstlos ist. Wie ich schon sagte, vielleicht zieht Ihr Euch in Eure Kabine zurück. In Nogrot findet sich für die Situation bestimmt ein Schubkarren und wenn ihr es wünscht, wird ihn einer von uns fahren."
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Donnerstag 16. Januar 2020, 17:21

An die Sache im Tempel, die zu ihrem kurzfristigen Tod geführt hatte, wollte sie gar nicht mehr denken. Selbst, wenn die Situation es erlaubt oder ihr einen entsprechenden Anstoß dazu gegeben hätte, hätte sich in ihr alles gesträubt, sich damit zu beschäftigen, warum sie nun auf diesem Schiff war. Und mit welchem Aussehen ebenso wie mit dem Umstand, dass sie an diesen unmöglichen Kerl gekettet war.
Sie kämpfte vielmehr mit der Gegenwart, die ihr so viel abverlangte und sie gleichzeitig in ein absolutes Chaos stoßen zu wollen schien. Tatsächlich hoffte sie auf und fürchtete sich zugleich vor jenem Moment, an dem sie diese goldene Kette endlich los wäre. Bis dahin war es allerdings noch ein weiter, für sie endlos wirkender Weg, sodass sie die Antwort darauf, was sie dann tun würde, weit von sich wegschieben konnte.
Stattdessen haderte sie um ihren Halt in der Wirklichkeit auf den beständig schaukelnden Planken. Den sie nicht recht fand, da sein provokantes Verhalten das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.
Zwar rechnete sie nicht damit, ihn zu erwischen und ihm irgendwie schaden zu können, als es ihr jedoch gelang, war das eine regelrechte Wohltat. Direkt starrte sie ihm wütend in die roten Augen, deren Ausdruck die Weißglut in ihr noch höher schießen ließ. Mit all jener Kraft, die sie aufbringen konnte, schloss sie ihre schmalen, langen Finger um seinen Hals und drückte zu. Nicht, dass sie ihn tatsächlich erwürgen könnte, obwohl sie es in diesem Moment durchaus gewollt hätte, aber vielleicht würde ihm das endlich ein wenig Respekt vor ihr einflößen.
Doch das Gegenteil schien der Fall zu sein, wie seine Reaktion ihr schlussendlich bewies. Statt sich zu verteidigen, egal wie, grinste er sie frech an… und hob sie auch noch hoch! Der Rock ihres Kleides verhinderte, dass sie ihn richtig hätte anspringen und umschlingen können, um ihm zu zeigen, wie ernst ihr der Angriff war. Und auch jetzt saß sie mehr auf seiner Hand und seinem Unterarm, darauf angewiesen, dass er sie nicht kurzerhand fallen ließ und dadurch noch mehr demütigte.
Unterdrückte Tränen der Wut, Verzweiflung und Verwirrung schossen ihr bei seiner Mimik brennend in die Augen, als ihr aufging, dass ihm ihr Ausraster durchaus Spaß zu machen schien. Noch wilder und entschlossener versuchte, sie ihm die Luft abzuschnüren. Die Schreie, Wortfetzen und Flüche, die sie dabei ausstieß, waren unbewusst und undeutlich. Selbst die Zwerge hinter ihr, die ihr zur Hilfe kamen, nahm sie nicht einmal mehr wahr. Sie hatte einen gewissen Tunnelblick und sah nur noch dieses grinsende Antlitz, das sie auf mehrere Arten in den Wahnsinn trieb.
Bis plötzlich alles vorbei war. Das leuchtende Rot in seinen Augen wurde blass, das Grinsen auf seinen Lippen erlosch und der Halt unter ihr verschwand. Wie sie es schaffte, halbwegs auf ihren Beinen zu landen, ohne sich zu sehr zu blamieren, konnte Azura im Nachhinein nicht sagen.
Sie begann erst allmählich wieder sich und ihre Umgebung wahrzunehmen, als sie keuchend, zitternd und mit einem leichten Schweißfilm bedeckt leicht nach vorne gebeugt da stand und auf ihren bewusstlosen Begleiter hinab starrte. Was war hier gerade passiert? Was war mit ihr passiert?!
Langsam, wie in Zeitlupe, schloss sie ihren Mund und schüttelte leicht den Kopf, ehe sich ihr Blick, mehr verwirrt, denn verschreckt, anhob. Der Zwerg vor ihr stammelte etwas, das nur allmählich Sinn ergab.
Die junge Frau blinzelte und deutete schlussendlich ein Nicken an. Ihre Kehle brannte derart, dass sie nicht zu sprechen wagte. Sofern sie überhaupt noch eine Stimme besaß… Sie war sich gerade nicht sonderlich sicher darüber.
Während sie noch sich selbst zu sortieren versuchte, geschah etwas Unerwartetes. Um sie herum brandete Gelächter auf und der Großteil der Zwerge schien die Tat des einen gut zu heißen. Darüber war sie sich persönlich noch nicht sicher, allerdings hielt sie sich diesbezüglich lieber raus, solang sie sich nicht klar darüber war, was sie selbst getan hatte… und hätte tun wollen.
Da kam es ihr ganz recht, dass einer sie direkt ansprach und dazu brachte, wenigstens kurzfristig praktisch denken zu müssen. Tief atmete sie durch, dann wagte sie es zu reden und es klappte wider Erwarten verhältnismäßig gut. Ein wenig kratzig klang ihre Stimme zwar, jedoch versagte sie ihr nicht direkt den Dienst. „Hilf mir, ihn runter zu bringen.“, erwiderte sie und meinte es in einer Mischung aus Bitte und Befehl.
Wobei seine Unterstützung darauf hinauslaufen würde, dass er den Kerl zu tragen oder schleifen hätte, während sie voran ging. In der Kabine würde sie sich auf das Lager setzen und hoffentlich ein wenig zur Ruhe kommen können. Solange sie dort ungestört wäre, hätte sie die Muße, endlich einmal über all das nachdenken zu können, das ihr seit dem Überfall auf Andunie passiert war und woran sie sich überhaupt noch erinnerte. Und selbst wenn ihr dabei die Tränen kommen würden, würde sie diese nicht unterdrücken.
Sie hatte viel durchgemacht, da durfte sie schließlich auch mal weinen! Allein ihr Aussehen war derart bemitleidenswert, dass sie einen ganzen Zuber mit dem salzigen Nass würde füllen dürfen, von dem Rest ihrer direkten Vergangenheit und der goldenen Kette samt Anhängsel ganz zu schweigen!
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Sonntag 2. Februar 2020, 11:34

Ihr Körper wirkte eine Art Selbstschutz. Anders könnte man wohl nicht beschreiben, warum Azura so viele der Dinge vergessen hatte, die doch erst so kuzr geschehen waren. Um es ihr zuzusprechen, es war wirklich einiges passiert und alles davon genügte als einzelne Erfahrung schon aus, um ein Trauma zu wecken. Binnen kürzester Zeit hatte sie nicht nur erlebt, wie ein fremdes Volk ihren Heimatort gestürmt und belagert, sondern auch noch erobert hatte. Ihr Heim und die ihrer Freundinnen waren geplündert worden. Was mit all ihren Lieben geschehen war, wusste sie bis jetzt noch nicht. Man hatte sie verschleppt und zur Sklavin dieser garstigen Dunkelelfenhexe machen wollen, die ihr nicht nur die Haare weggebrannt hatte, sondern ihrer wohl auch überdrüssig geworden war. Warum sie Azura dann hatte an ihren eigenen dunkelelfischen Soldaten ketten müssen, ehe sie beide im geschändeten Ventha-Tempel ihrem Schicksal überließ, blieb unklar. Aber die junge Frau besaß ohnehin nur noch verschwommene Erinnerungsbilder an all das.
Auch Corax' Erinnerung würde einiges einbüßen nach diesem Schlag auf seinen sturen Schädel. Nach wie vor schienen die übrigen Zwerge dem sonst so heiteren Fimbur Fäustchen in ihrer Heimatsprache zu gratulieren. Azura konnte es nicht verstehen. Ohnehin musste sie sich selbst noch sortieren, um zu begreifen, was gerade geschehen war. Sie sah Corax Rabenschrei bewusstlos am Boden liegen, was Grund für ihre leicht vorgebeugte Haltung gab. Immerhin war das goldene Kettchen nicht ewig lang. Gemeinsam mit der Zwergencrew und erneut unter Crannegs Kommando gelang es ihr, sich mental wieder aufzurichten. Anschließend auch physisch, als einige Zwerge den reglosen Elfenkörper packen und ihn sich über die Schultern luden wie einen länglichen Sack aus Fleisch und Knochen. Endlich konnte Azura wieder aufrecht gehen, musste jedoch neben den Zwergen herschreiten.
Es war wirklich das Beste, brächten sie ihren unliebsamen Anhang und somit auch sie selbst zurück in die Kabine. Der Weg an Deck hatte ihr bisweilen nur Unglück beschert - nun, so gesehen noch mehr Unglück. Es wurde Zeit, dass sie sich etwas Ruhe gönnte. Richtige Ruhe, ohne von Corax unterbrochen oder gedemütigt zu werden. Selbst ihr Versuch, ihn zu erwürgen, hatte nicht bewirkt. Hoffentlich würde er sich später nicht daran erinnern, andernfalls könnte sie mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass er sie ständig daran erinnern würde.
Nun ging es jedoch erst einmal zurück in die Kabine. Die Zwerge verluden den Elfen in ds einzige Bett, allerdings ein Stück weit in die Mitte, so dass es Azuras Entscheidung blieb, ob sie sich ebenfalls ins Bett legen oder noch ein wenig in der Kabine tun wollte. Sie könnte sogar auf dem angenagelten Stuhl sitzen und zum Bullauge herausschauen - mit ausgestrecktem Arm zwar, aber die Option blieb ihr offen.
"Ich würde Euch ja etwas zum Lesen anbieten, aber ich schätze mal, geschriebenes Nogret beherrscht Ihr nicht, Miss?", erkundigte sich Cranneg freundlich. Der Kumpel schien ein wenig besorgt um die Frau. Mit geegnetem Blick schaute er nochmals zu Corax herüber. "Teilt uns mit, falls er erwacht und Euch stört. Dann, haha, schicke ich Fimbel noch einmal vorbei. Der Kamerad hat es wirklich drauf! Was für ein Fausthieb, haha!" Cranneg räuspert sich. "Nun, wie auch immer. Ich bringe Euch noch eine Schale vom Essen und ein Stück Brot vorbei. Danach solltet Ihr Euch einfach weiter ausruhen. Wir wollen nach dem Essen abtauchen ... he, dann bekommt Ihr was zu sehen. Behaltet das Fenster im Auge!" Er deutete auf die kreisrunde Glasöffnung in der Wand. Anschließend scheuchte der Zwerg seine Schiffskameraden aus der Kabine, blieb selbst jedoch nicht lange fort. Wie angekündigt brachte er Azura noch etwas von der heutigen Mahlzeit und wünschte ihr einen guten Appetit. Dann war die Kabinentür und es wurde still.
Vom Rauschen des Meeres jenseits des Fensterchen und vom gleichmäßigen Atmen des Bewusstlosen abgesehen, blieb es auch ruhig. Corax lag fast friedlich auf dem Bett. Er rührte sich nicht. Seine Muskeln waren entspannt, auch im Gesicht. Wirklich böse sah er nicht aus, wenn sein Blick und gesenkten Brauen seine Mimik nicht verunstalteten. Jedoch fehlte das rubinhafte Leuchten der Iriden, wenn die Lider geschlossen waren und man konnte ihn für einen durchschnittlichen, dunkelelfischen Soldaten halten. Seine Brustwunde schien Dank des Trankes endlich genesen. Eine mögliche Narbe blieb Azura jedoch durch die Kleidung verborgen.
Sein Haar wirkte ein wenig zerzauster, glänzte aber immer noch wunderbar silbern und seidig. Er sah adrett aus, ganz im Gegensatz zu ihr. Zum Glück hing kein Spiegel in der Kabine, durch den Azura sich nur selbst gequält hätte. Einzig ihre Vorstellungskraft konnte ausmalen, wie ramponiert sie aussehen musste. Vielleicht wäre ein Spiegel dann doch die Rettung gewesen. Manche Menschen konnten immens kreativ sein.

Es dauerte gut eine weitere halbe Stunde, bis sich wieder etwas tat. Diese Zeit hatte Azura vollkommen freien Handlungsraum, sofern man durch ihre Ankettung an den Dunkelelfen überhaupt davon sprechen konnte. Aber es lag ihr frei, die Zeit für sich zu nutzen. Dann ging ein Ruck durch das gesamte Boot. Sie konnte Metall knirschen hören. Waren sie gerammt worden? Vielleicht von einem gewaltigen Tier, das in der Bucht lebte? Ein Riesenfisch? Oder hatte eine Flotte dunkelelfischer Piraten ihr Schiff gerammt?
Azura blieb keine Zeit, bis an die Kabinentür zu huschen, falls sie das vorgehabt hatte. Sofern sie sich bis eben noch auf den Beinen befunden hatte, wurde das ohnehin durch den Ruck zunichte gemacht. Er ging so heftig durch das ganze Boot, dass niemand sein Gleichgewicht wahren konnte. Irgendetwas verdunkelte für einen Augenblick die Kabine, dann blieb alles in schummrigem Zwielicht. Die Zwerge hätten ihr eine Öllampe in der Kajüte lassen sollen. Sie konnte schattenhaft noch die wenige Einrichtung und die Umrisse ihres Gefährten sehen, aber über allem lag ein blaugrauer Farbfilter. Und dann wandelte sich alles in facettenreiches Blau, als Sonnenlicht, das durch die Meeresoberfläche brach, wieder bis durch ihr Bullauge in die Kabine gelangte. War das Boot gesunken?! Das Fenster zeigte definitiv eine Aussicht auf den Meeresboden. Azura konnte farbenfrohe Korallen sehen, die sich über Felsen am goldenen Meeresboden hinweg zogen wie ein Wald aus stark verästelten knorrigen Bäumen, die gewaltige Blüten statt Blättern trugen. Manche davon wiegten sich sanft in den Strömungen. Andere bewegten sich kaum. Sie sahen auch eher wie fleischliche Fangarme aus, teils etwas durchsichtig. Alles in allem aber durfte sie eine wahrlich farbenreiche Landschaft entdecken. Rote und purpurne Korallen, bauchige bläuliche Anemonen mit orangenen und gelben tentakelartigen Blütenarmen, aus denen kleinen Clownsfische immer wieder heraus lugten. Ein winziger, pinker Oktopus schwirrte an ihrem Bullauge vorbei. Ein Rochen schwebte grazil knapp über dem Sand und ein seltsames schwarzweißes Wesen, dass wie ein flauschiges Kaninchen mit Korallenohren aussah, rutschte über den schlammigen Grund. Seesterne und Muscheln bedeckten den Boden. Ein Krebs trug eine geringelte Muschel als Behausung mit sich herum. Aus dem Sand ragten ein paar Balken eines halben Schiffsrumpfes, der bereits von Tang und Korallen überwuchtert war. In der Ferne tanzte ein Schwarm Fische einen Reigen, der Azura an die Bewegungen der Paare auf dem Parkett erinnerte, vom letzten Ball, den sie mit ihren Freundinnen besucht hatte.
Der Anblick war traumhaft! Zu schade, dass er vom schmerzhaften Aufstöhnen ihres Elfenbegleiters gestört wurde, als er sich langsam wieder zu regen begann.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Sonntag 2. Februar 2020, 20:11

Es brodelte in ihr und das in einer Intensität, die sie so von sich nicht kannte. Die jedoch verständlich gewesen wäre, wenn sie sich noch an alles erinnern könnte, was ihr innerhalb der letzten Tage widerfahren war. Da dem allerdings nicht so war und sie außerdem sowieso nicht dazu kam, genauer darüber nachzudenken, könnte sie leicht zu dem Schluss kommen, dass allein ihr Begleiter die Schuld an ihrem letzten Ausbruch trug. Das wäre sowieso einfacher, als sich damit zu beschäftigen, was mit ihr tatsächlich los war.
Es war, als hätte sie nur noch rot sehen können, während sie erfolglos versuchte, diesen Kerl zu erwürgen. Dem das Ganze obendrein Spaß zu machen schien, bis… bis einer der Zwerge eingriff und dafür sorgte, dass er erst einmal tief schlief und hoffentlich mit großen Kopfschmerzen wieder aufwachen würde. Irgendwann zumindest!
Keuchend, leicht verschwitzt und zitternd stand sie etwas nach vorne gebückt da und musste erst einmal zurück in die Wirklichkeit finden, um wieder handlungsfähig zu werden. Es dauerte, doch die direkte Ansprache half ihr dabei durchaus. Und die dazu führte, dass sie soweit denken konnte, um zu wissen, dass sie gerne jetzt ihre Ruhe hätte.
Wofür sie Hilfe bräuchte, da sie weder in der Lage, noch gewillt wäre, den Bewusstlosen bis zur Kabine zu schleppen. Die Zwerge unterstützten sie, sodass sie zumindest wieder aufrecht gehen konnte, langsamer, als ihr lieb war, aber trotzdem aufrecht.
Unwillkürlich huschte jedoch ein freudloses Grinsen über ihre Lippen, als die stämmigen kleinen Kerle ihren Begleiter wie einen nassen, viel zu schweren Sack behandelten und sich auf mehrere Schultern laden mussten. Ein Anblick, der ihr einen Moment lang Kraft gab, aber vermutlich nicht dazu ausreichte, einen Schlag gegen ihn führen zu können, sobald er wieder bei Sinnen wäre.
Der Weg bis zu ihrem Ziel dauerte seine Zeit und erschien ihr viel länger als bei der umgekehrten Richtung. Doch irgendwann war es geschafft. Wäre sie in der Zwischenzeit nicht erneut in ihre Gefühls- und Gedankenwelt abgetaucht, hätte sie sich vermutlich darüber beschwert, dass der Bewusstlose in das einzige Bett verfrachtet wurde, anstatt kurzerhand auf dem Boden zu landen, wo er in ihren Augen hingehörte. So indes bemerkte sie es erst, als sie ein weiteres Mal angesprochen wurde und es im Prinzip schon zu spät war.
Lautlos seufzte die junge Frau und sah den zwergischen Sprecher an, ehe sie den Kopf schüttelte. Alles lief bei ihr langsamer als sonst ab, die Reaktion erfolgte mit einiger Verzögerung. Lesen? Jetzt? Nein, nicht einmal in einfachem Celcianisch wäre es ihr derzeit möglich, einem Text folgen zu können. Ihr stand der Sinn nicht danach und konzentrieren konnte sie sich sowieso nicht richtig. Sie wollte nichts weiter als ihre Ruhe, die sie auch dringend benötigte.
Indes fuhr der Zwerg fort und merkte wahrscheinlich nicht einmal, dass er ihren kaum noch vorhandenen Stolz kränkte mit seinen Worten. Lediglich ihre freie Hand ballte sich zur Faust, als er ihr die Hilfe des Schlägers von neuem anbot. Weil sie es nicht selbst schaffte, dem Kerl gegenüber Herr zu werden, weil alle gesehen hatten, wie schwach sie gegen ihn war! Schwer schluckte Azura und brachte keinen Ton heraus.
Doch schien ihr Gegenüber von selbst gemerkt zu haben, dass ein Themenwechsel angeraten wäre, dem er auch rasch folgte. Mit fest aufeinander gepressten Lippen hörte sie weiter zu und konnte es kaum erwarten, endlich ungestört zu sein. Zwar verstand sie die Anspielung auf das Untertauchen und das Fenster nicht, aber sie hatte kein Interesse daran, genauer nachzuhaken für den Preis längerer Gesellschaft.
Jedoch würde sie den Ratschlag versuchen zu beherzigen, denn unter all den verwirrten Gefühlen gab es schließlich weiterhin die Neugier, die er geweckt hatte. So sah sie zu dem Fenster hin, ohne allerdings die Aussicht dahinter wahrzunehmen, weil ihre Gedanken schon wieder abzudriften begannen. Ebenso wenig bekam sie mit, wie sie allein gelassen wurde.
Es dauerte, bis sie es begriff, und sich kurz umdrehte, um nachzuschauen. In diesem Moment kam der Redeführer der Zwerge zurück mit dem erwähnten Essen. Sie konnte sich kaum erinnern, dass er davon gesprochen hatte, und tatsächlichen Appetit verspürte sie nicht. Ob sie es anrühren würde oder nicht, wusste sie selbst noch nicht.
Dennoch nickte sie ihm zu und wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Erst dann ließ sie ihren unbewusst angehaltenen Atem wieder entweichen und sank auf dem einzigen, vorhandenen Stuhl nieder, als wäre sämtliche Kraft aus ihren Gliedern gewichen. Blicklos starrte sie auf den Bewusstlosen auf dem Bett, dessen Brustkorb sich regelmäßig hob und senkte.
Irgendwann verschwamm diese Aussicht, weil ihr lautlose Tränen die Wangen herab liefen. In ihrem Kopf herrschte allerdings eine Art Leere, sie konnte im Nachhinein nicht mehr sagen, was sie gedacht oder gefühlt hatte. Das selbe galt sowohl für den Umstand, als auch den Zeitpunkt, als sie sich erhob und zu dem Liegenden gesellte.
Sie wusste nicht, warum sie das tat, nach all dem, was er ihr schon angetan hatte. Doch ihre verwundete, verwirrte Seele brauchte etwas Wärme und diese konnte sie im Moment nur darin finden, dass sie sich zu ihm legte und sich an ihn kuschelte. Es war eine Illusion und sie musste wahrlich aufpassen, dabei nicht von ihm erwischt zu werden. Obwohl ihr das in ihrem jetzigen Zustand eigentlich egal wäre, erst später hätte sie es gewiss bereuen müssen.
Aber die Nähe und die Einbildung, jemanden zu haben, der für sie da war, halfen ihr, dass ihre Tränen allmählich versiegten. Sogar seinen Arm, der ebenfalls an dem Kettchen hing, hatte sie genommen und um sich gelegt, als würde er sie halten wollen. Und trotzdem fühlte sie sich weiterhin leer und verloren, während sie beinahe so ruhig da lag und atmete wie er. Dabei schlief sie nicht, obwohl ihre brennenden Augen sie dazu verleiteten, die Lider zu schließen. Stattdessen starrte sie die gesamte Zeit über zu dem Bullauge und erwartete alles… und auch nichts.
Wie viel Zeit verging, konnte sie nicht sagen, und wahrscheinlich wäre sie früher oder später tatsächlich eingeschlafen, wenn nicht plötzlich ein heftiger Ruck durch das gesamte Schiff gegangen wäre. In diesem Moment war es ein Glück für sie, dass sie sich hingelegt hatte, sonst wäre sie gewiss äußerst unsanft auf den harten Planken gelandet.
Ihr Herz pochte wie verrückt und mit leicht geöffnetem Mund sah sie sich in dem Halbdunkel um, ohne wirklich herausfinden zu können, was gerade geschehen war. Angst drohte in ihr aufzusteigen bei der Befürchtung, irgendetwas hätte das Schiff gerammt. Wie leicht konnte es dazu führen, dass Wasser eindrang und sie sinken könnten!
Damit nicht genug, war ihr Begleiter weiterhin bewusstlos und ein wahrer Klotz, der ihr jegliche Chance auf Flucht genommen hätte. Wie leicht könnte sie allein deswegen schon ertrinken!
Ihre Knie wurden weich und der Schweiß brach ihr aus, als etwas ganz anderes ihre Aufmerksamkeit erregte. Anstatt der befürchteten, unaufhaltsamen Wassermassen wandelte sich schlagartig das Licht und nahm eine unvorstellbar schöne Farbe an. Azura klappte der Mund auf und vorbei war es mit ihrer Angst.
Ohne Rücksicht auf Verluste krabbelte sie hektisch über ihren Begleiter und kümmerte sich nicht darum, ob er einen Ellbogen oder ein Knie in irgendwelche weichen Körperteile bekam oder sie ihm vielleicht sogar wegen der Kette den Arm verdrehte. Sie wollte nichts weiter als ganz schnell zu dem Fenster, um alles zu erkennen, was da draußen vor sich ging.
Die freie Hand gegen das Holz neben dem Bullauge gelegt und die Nase platt gegen die Scheibe gepresst, befand sie sich in einer leicht vorgebeugten Haltung und konnte kaum glauben, was sich ihren Augen gerade darbot. Dumpf erinnerte sie sich an die Ankündigung des Zwergen und war dadurch dennoch nicht auf dieses Wunder vorbereitet gewesen.
Vielleicht würde sie wegen dem Ruck doch noch sterben, aber wenigstens könnte sie vorher noch einmal etwas unbegreiflich Schönes sehen und sich dadurch von all ihren Verwirrungen ablenken. Stille und Frieden herrschte in ihrem Kopf in diesem Moment.
Die junge Frau war in einer Hafenstadt groß geworden und kannte das Meer in vielen Farben und Facetten. Noch nie hatte sie allerdings gesehen, wie es unter den Wellen und der Gischt aussah. Umso größer war für sie nun diese wundervolle Aussicht mit all dem Unbekanntem, das sie sich so nie hätte vorstellen können, die sie kurzfristig alles um sich herum vergessen ließen.
Sogar den nicht mehr ganz so tief Bewusstlosen hinter sich, der sich wieder zu regen begann und womöglich eine für ihn ebenfalls annehmbare Ansicht präsentiert bekam, ihre Kehrseite, die sich ihm fast schon aufdringlich entgegen streckte.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Samstag 22. Februar 2020, 01:00

Wenn man jemanden bewusstlos schlug, ganz gleich ob Zwerg, Mensch oder Elf, so wüsste dieser es im Grunde nicht, sobald er wieder aufwachte. Man mochte sich noch an den Angriff selbst erinnern, falls man ihn überhaupt mitbekam. Aber der Grund, warum einem zeitweise vollkommen schwarz vor Augen war und man in den meisten Fällen orientierungslos die Augen wieder aufschlug, hatte nichts mit dem Wissen über einen Hieb gegen Kopf oder Schläfe zu tun. Einzig das seichte Dröhnen des Schädels lieferte manchmal erste Anhaltspunkte.
Die meisten erwachten langsam oder aber sehr ruckartig. Corax zählte zur ersteren Sorte ehemals Bewusstloser. Er blinzelte einfach mehrmals, bis die Sicht klarer wurde und schaute sich um, ohne den Kopf zu drehen. So sah er zunächst nur die hölzerne Decke der Schlafnische. Nicht einmal das Schaukeln des Schiffes hatte ihn wecken können, denn obgleich er wohl genauso eine Landratte war wie Azura, so hatte er sich zumindest schnell daran gewöhnt, ständig in dieser wankenden Bewegung zu sein. Daran hatte sich nichts drastisch verändert. Das Schwanken mochte ein wenig nachgelassen aber, was definitiv aber nicht dazu führte, dass er wieder erwacht war. Nein, das Befremdliche in der Geräuschkulisse hatte ihn geweckt. Es waren nur leise Töne, aber sie stachen durch ihren unvertrauten Klang wie Schreie heraus. Sie erreichten seine Ohren, die dank der spitzeren Muscheln ohnehin empfänglicher für Geräusche waren. So nahm er das schwache Schluchzen war, noch lange bevor ihm die Körperwärme ganz dicht an seiner Seite, sowie der sanfte Eigenruch Azuras auffiel, den sie verströmte. Er blinzelte wieder, rührte sich kaum. An der Haltung änderte Corax nichts. Er wagte es lediglich, den Kopf einen Deut zur Seite zu drehen, um knapp auf Azuras noch immer mit dem Kopftuch umwickelten Schädel zu schauen. Da lag sie, an ihn gekuschelt, und weinte leise in sich hinein.
Er betrachtete sie so eine ganze Weile, bis auch sein Denken klarer wurde. Seinen Erinnerungen half die aktuelle Lage nicht auf die Sprünge. Was war zuletzt geschehen? Sie hatten sich miteinander angelegt, bis sie versucht hatte ihn zu würgen und dann? Irgendwie pochte eine Stelle an seinem Kopf und Corax war versucht, den Arm zu heben, um sie mit den Fingerspitzen zu berühren. Einzig Azuras Verhalten hielt ihn davon ab. Sie lag freiwillig neben ihm, ganz nah. So nah, dass er jede Wölbung ihres Körpers wahrnehmen konnte, wenn er sich darauf konzentrierte. Er fühlte ihre weiche Haut an seiner. Er konnte sie atmen und leise schluchzen hören. Er schwieg. Nach einer Weile fielen ihm erneut die Augen zu und er kehrte in eine Welt aus Schwärze zurück. Dieses Mal war es allerdings ein leichtes Dösen und keine Bewusstlosigkeit. Beinahe dümpelte der Dunkelelf sogar in den Schlaf über, hätte die Frau an seiner Seite sich nicht gerührt. Er wagte es nicht, sofort die Augen zu öffnen. Seine wachsamen Ohren würden ihm genug Informationen liefern, so glaubte er. Deshalb konzentrierte Corax sich darauf, zu lauschen.
Das Wackeln und der Ruck das Schiffes hatte selbiges samt ihrer Kabine für den Bruchteil einer Sekunde heftig durchgerüttelt. Corax biss sich jedoch lieber fest auf die Zunge, als nun zu zeigen, dass er bereits wieder erwacht war. Er lauschte, spürte aber auch, dass Azura sich bewegte, denn sein Arm wurde gestreckt und etwas hochgezogen. Außerdem schwand die Wärme ihres Körpers. War es jemals zuvor schon so kalt neben ihm gewesen. Er fröstelte, streckte das Kinn etwas an und konzentrierte sich erneut, die Geräusche einzufangen, die ihm geboten wurden.
Das Rauschen der Wellen war irgendwie einem gleichmäßigen Gluckern gewichen. Alles klang etwas dumpfer als bisher, dafür konnte er zwei oder drei Mal ein schwaches Rumpeln und metallisches Quietschen hören; wie von Scharnieren, die dringend der Ölung bedurften. Der Elf konzentrierte sich jedoch vordergründig auf die Töne, die Azura verursachte, sei es durch ihre Atmung oder das Rascheln ihrer Kleidung.
Als dann aber das Gefühl in ihm aufstieg, ein Schatten legte sich über die Dunkelheit seiner geschlossenen Lider, wuchsen Corax' Vorsichtig und Misstrauen, aber auch seine Neugier. Er wagte es. Vorsichtig hob er die Lider an, konnte zunächst nur eine von Stoff umhüllte Rundung erkennen, die ihm quasi schon fast ins Gesicht gehalten wurde. Dann erkannte er es, als seine Rubine von Augen weiter wanderten und er die gesamte Form des Körpers erkannte. Azura klebte mit dem Gesicht am Bullauge, starrte hinaus ... und er starrte mit seinen Augen auf ihren bulligen... Nein, das war das falsche Wort! Wohlgeformt war er, erinnerte ihn an Früchte. Der Elf war nie ein Freund von Obst gewesen, aber die feine Kurve, die Azuras Rücken bot und die in ihrem herausgestreckten Hintern endete, weckte in ihm das Bedrürfnis, hineinbeißen zu wollen. Sicher schmeckte ihr zartes Fleisch süß wie Beeren oder saftig wie ein junger Apfel.
Er blinzelte. Und er gönnte sich eine ganze Weile den Anblick, verharrte sogar vollkommen still, obwohl Azura seinen am Kettchen befindlichen Arm ziemlich überstreckte. Schließlich aber richtete Corax sich auf. Kein Wort, nicht einmal ein Räuspern kam ihm über die Lippen, so allerdings auch keine provokante Bemerkung, die Azura aus ihrem Frieden hätte reißen können. Er erhob sich langsam aus dem Bett, ignorierte das weiche Gefühl in seinen Beinen und trat einfach hinter sie. Dann beugte er sich so weit herunter, dass seine Augen ebenfalls den Anblick durch das Bullauge erhaschen konnten.
"...oh." Mehr kam ihm nicht über die Lippen. Der Anblick überwältigte selbst den elfischen Soldaten. Falls er Azura doch noch mit einer dreisten Bemerkung verärgern oder sseine Pranke gar an ihren Hintern pressen wollte, verloren sich die Pläne in der farbenfrohen Unterwasserwelt, die sich beiden nach wie vor bot. Corax schien sogar ganz fasziniert von der Aussicht, beinahe noch mehr als die Frau neben ihm. Jener jungen Frau, der er nun wieder so dicht kam. Ihre Wangen berührten einander schon fast, aber der Elf achtete ausnahmsweise einmal nicht darauf. Er hatte gerade nur Augen für diese zauberhafte Welt da draußen. Ganz zaghaft aber sank seine kettchenfreie Hand an Azuras Rücken und schob sich von dort bis zur Taille.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Mittwoch 11. März 2020, 14:04

Wäre sie nicht derart mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt gewesen, hätte sie vermutlich mitbekommen, dass die an sie gekettete Person nicht mehr derart weggetreten war, wie es ihr lieb wäre. Das würde ihr vermutlich noch zum Verhängnis werden, sobald er wieder klar genug wäre, um zu begreifen, was hier vor sich ging.
Doch Azura wähnte sich allein und unbeobachtet, sodass sie ihre Empfindungen nicht länger unterdrücken konnte, genauso wenig wie die Tränen und das Bedürfnis nach tröstender Nähe. Letzteres war derart stark, dass sie sich tatsächlich an ihn kuschelte, an denjenigen, dessen Nähe ihr aufgezwungen worden war und der sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit fertig zu machen versuchte. Aber welche andere Wahl hatte sie? Keine, denn jemanden von der Schiffsbesatzung würde sie gewiss nicht einweihen! Da könnte sie sich auch nicht derart offen geben wie in diesem Moment in den Armen des vermeintlich Bewusstlosen.
Sie bemerkte ja nicht einmal die kleine Bewegung, als er soweit war und seinen Kopf drehen konnte, um zu ihr zu sehen. Nein, noch immer flossen ihre Tränen und waren nicht vollständig versiegt, wenngleich sie allmählich spärlicher wurden, da seine Nähe und seine Wärme tatsächlich beruhigend wirkten. Es war lange her, dass sie jemanden so dicht an sich heran gelassen und derart ehrlich gewesen war, auch wenn sie annahm, dass er nichts davon mitbekam.
In der Welt, in der sie aufgewachsen war, war es niemals ratsam gewesen, sein Inneres zu offenbaren, weswegen sie rasch gelernt hatte, den Großteil ihrer Gedanken und Gefühle für sich zu behalten. Geweint hatte sie wirklich schon lange nicht mehr und schon gar nicht, ohne es für ihre eigenen Zwecke eingesetzt zu haben. Umso peinlicher wäre es für sie zu wissen, dass er es bereits entdeckt hatte und gleichzeitig nichts tat, um auf sich aufmerksam zu machen.
Stattdessen blieb er ruhig und sie schmiegte sich weiterhin an ihn, begann tatsächlich sogar, es irgendwie auch zu genießen und sich geborgen zu fühlen. Erschöpft, an ihn gekuschelt und ständig einem leichten, beruhigenden Schaukeln ausgesetzt dämmerte auch die junge Frau allmählich vor sich hin, bis ein plötzlicher, kräftiger Ruck sie abrupt zurück in die Wirklichkeit holte. Die Ankündigung hatte sie bereits vergessen, wodurch sie vollkommen davon überrascht wurde und ziemliches Glück hatte, nicht von dem Lager katapultiert zu werden.
Danach allerdings war ihre Aufmerksamkeit auf die veränderte Umgebung gerichtet und ihr Kummer vorläufig ausgeblendet, ehe sie sich wirklich davon ganz hätte erholen können. So schnell sie konnte und auch relativ rücksichtslos gegenüber dem Körper neben ihr, bewegte sie sich Richtung Bullauge und wollte nur noch nach draußen sehen. Was sie dabei zu Gesicht bekam, verschlug ihr wahrlich den Atem.
So wunderschön war dieser unvermutete Anblick, dass sie glatt ein weiteres Mal ihre Umgebung vergaß! Nicht einmal die recht unbequeme Haltung ihres Arms aufgrund des Kettchens konnte sie daran erinnern. An ihre Haltung verschwendete sie keinen einzigen Gedanken, genauso wenig an die Tatsache, welche Aussicht sie dadurch ihrem Begleiter nun bot und dass dieser jegliche Möglichkeit hätte, um sich dafür zu revanchieren.
Mit Staunen in den Augen und einem leicht keuchenden Atem starrte sie weiterhin hinaus und konnte nicht in Worte fassen, was sie da alles entdeckte. Es war eine Naturschönheit, die sich schlichtweg nicht beschreiben lassen konnte. Zumindest für sie fühlte es sich so an.
Durch diese Faszination bemerkte sie nicht, was sich hinter ihr tat, nicht einmal durch den Umstand, dass sich ihr eigener Arm etwas bewegte, weil die Kette nicht mehr derart stark unter Spannung stand und er dadurch herabsinken konnte. Sogar der leise Laut dicht hinter ihr entging ihr, weil in diesem Moment ein kleiner Schwarm farbenfroh schillernde Fische aus einer Koralle auftauchten und sie scharf die Luft einsaugen ließen. Dieses Geräusch war in ihren Ohren vernehmlich genug, um ihn zu übertönen.
Nichts bereitete sie dadurch auf die unerwartete Nähe vor, die er nun seinerseits wieder herstellte. Im Augenwinkel bemerkte sie zwar etwas, weil er sehr nah zu ihrem Gesicht heran kam, aber noch war sie zu gefesselt von dem Anblick draußen.
Bis... bis eine leichte Berührung an ihrem Rücken, die zu ihrer Taille wanderte, sie wider Erwarten aus ihrem Zustand heraus reißen konnte. Ein leiser Schrei entkam ihrer Kehle und sie ruckte mit ihrem ganzen Körper hoch vor Schreck, ohne der Möglichkeit darauf zu achten, ob sie dabei gegen etwas oder jemanden stieß oder nicht. Auch einen möglichen Schmerz spürte sie nicht sofort, weil sie viel zu erschrocken und mit etwas keuchendem Atem herum wirbelte und zu begreifen versuchte, was sie gerade derart grob aus ihrer Beobachtung gerissen hatte.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Samstag 14. März 2020, 14:25

Gegen diese wunderbare und interessanterweise sehr schillernde Farbenwelt jenseits des Bullauges konnte Corax nichts entgegenwirken. Nicht, dass er gewollt hätte. Auch seine Faszination galt dem Anblick durch das rundliche Glas. Selbst ein Dunkelelf konnte nicht immer abgebrüht oder gemein sein. Jedenfalls nicht, wenn sich ihm eine nie gekannte Welt auftat und er begreifen musste, wie klein sein Dasein doch war. Celcia hatte mehr zu bieten als es sich ein ganzes, spitzohriges Volk vorstellen könnte. Unter der Oberfläche verbargen sich ungeahnte Geheimnisse und jene, die es wagten, sie zu entdecken, durften Zeuge eines Zusammenspiels aus Wundern und Natur werden. Nicht einmal Magie vermochte es, sich derart prachtvoll in Szene zu setzen.
"Wirklich wunderschön", säuselte Corax, der den Kopf ein wenig drehte, um anschließend Azuras Profil zu betrachten. Dabei brachte er die dünne Barriere aus Luft zwischen ihnen in Bewegung, dass sie Azuras Wange wie der sanfte Flaum einer Feder strich. Endlich reagierte sie auch, denn es riss sie mehr als schreckhaft aus ihren Gedanken und der Traumwelt, die man durch das Bullauge beobachten konnte. Corax nahm es mit einem Heben beider Mundwinkel zur Kenntnis. Sein Griff um ihre Hüfte festigte sich ein wenig, aber nicht grob. Er grinste immer breiter, doch sein Betrachten endete nicht. Ganz unbewusst stieß er dabei ein nachdenkliches Seufzen aus und wiederholete seine Worte noch einmal auf Celcianisch. "Wirklich ... wunderschön... hm.."
Sein Atem traf dabei Azuras Wange, ein erneutes warmes Streichen auf ihrer Haut. Ganz langsam näherte er sich noch weiter, bis nur noch die Vorstellung eines unsichtbaren Hindernisses zwischen ihrem Gesicht und seinem Mund stand. Zum dritten Mal strich etwas an ihrer Wange entlang. Dieses Mal waren es Corax' Lippen. Sie streichelten ihre Haut, als er sprach: "Du bist nicht mit mir die Takelung herauf geklettert. Dafür habe ich keine Erinnerung mehr an den Moment an Deck, abgesehen von pochenden Kopfschmerzen." Das vierte Streichen in Folge, wobei es nicht ganz sicher war, ob man wirklich von einem dünnen Streichen sprechen konnte. Schließlich suchte sich Corax' Atem nun keinen Weg an Azuras Wangen entlang, sondern seine Lippen. Mit unerwarteter Santheit küsste er sich einen schmalen Pfad bis an ihre Ohrmuschel heran. "Du schuldest mir was", flüsterte er hinein und zog sich endlich so weit zurück, wie es die Kette an ihrer beider Handgelenken zuließ. Ja, sogar seine freie Hand nahm er von ihrer Taille herunter. Corax setzte sich zurück auf die Bettkante der Koje. Mit einem schiefen Grinsen spähte er zu seiner Begleiterin empor.
"Schlaf mit mir." Der Elf hatte seine Worte bewusst gewählt. Er wollte Azura schockieren oder wenigstens ein bisschen aus der Fassung bringen. Seine Augen blitzten bereits wie in Kristall gebanntes Blut vor Amüsiertheit. Er kostete den Moment vollkommen aus. Erst dann fügte er an: "Ich bin noch müde und die Kette lässt nicht zu, dass ich dich einfach deinen Vorlieben nachgehen lasse und mich auf dem Bett einrolle. Genieß die Aussicht noch eine Weile, aber sobald du dich satt gesehen hast, leg dich zu mir ins Bett." Er reckte das Kinn ein wenig an. Der Schlag auf dem Hinterkopf hatte seine spitze Zunge kein bisschen gedämpft. Vermutlich war der Hieb noch nicht hart genug gewesen. "Hässlich dunkle Augenringe stehen dir nicht und inzwischen sieht man sie sogar ohne Tageslicht", behauptete er. Dann klopfte Corax auf das Laken. "Ich werde dich nicht anfassen, keine Sorge. Oder hast du schon vergessen, dass ich überhaupt keinen Vorteil daraus ziehen würde? Ha und alleiniges Vergnügen für dich gönne ich dir nicht!"
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Montag 23. März 2020, 21:54

Die junge Frau war nicht nur fasziniert von diesem Anblick, sondern derart davon gebannt, dass sie ihre nahe Umgebung völlig vergessen konnte. Wozu auch ihr unfreiwilliger Begleiter zählte, der sich erstaunlicherweise sogar einige Zeit über so ruhig verhielt, dass er sie nicht einmal an sich erinnerte. Zumindest nicht sofort, dafür kam es für sie schlussendlich viel erschreckender, als sie beide es wohl vermutet hätten.
Azura zuckte zusammen und fuhr sogar etwas in die Höhe, jedoch hatten sie anscheinend Glück, dass sich niemand von ihnen dabei ernsthaft verletzte. Sie traf keinen Körperteil, der leicht schmerzen oder bluten konnte wie etwa sein Kinn oder seine Nase, und zugleich schlug sie sich auch nicht den Kopf. Lediglich ihre Schulter streifte die Planken ein bisschen, aber tatsächliche Schmerzen verspürte sie deswegen keine.
Ihr Herz schlug dennoch wie verrückt in ihrer Brust und sie brauchte einige Momente, um durchatmen und sich wieder sammeln zu können, um die Wirklichkeit auch so wahrzunehmen, wie sie sich innerhalb dieses Raumes abspielte. Natürlich nutzte er das sofort aus, um ihr noch näher zu rücken, ohne, dass sie es ihm erlaubt hätte.
Sein Atem streifte die Haut ihrer Wange und verursachte ein feines Kribbeln in ihrem Nacken, von dem sie nicht sagen konnte, ob es angenehm war oder das Gegenteil. Hinzu kam seine Hand, die sie überdeutlich an ihrer Hüfte zu spüren glaubte und eine Vertrautheit suggerierte, die sie bislang noch niemandem erlaubt hatte.
Denn, auch wenn sie sich stets gerne mit ihren Verehrern umgeben und es genossen hatte, der Mittelpunkt der Gesellschaft ihrer Generation zu sein, hatte sie sich noch mit keinem Mann eingelassen. Nein, in der Hinsicht hatte sie sich vor diesem Fehltritt gehütet, der das Ende ihrer Stellung hätte bedeuten können. Entsprechend hatte sie zwar mit Worten und Blicken oft zur weiteren Verehrung verleitet, doch niemals eine direkte, körperliche Einladung vermittelt oder gar in die Tat umsetzen lassen. Das hier war demnach Neuland für sie und sie war sich überhaupt nicht sicher, was sie davon halten sollte. Schon gar nicht bei diesem Kerl!
Was bezweckte er also damit? Mit welcher Gemeinheit würde er dieses Mal aufwarten, sobald sie ihm die Gelegenheit geben würde?
Ohne, dass sie es ihm erlaubt hätte, kam er ihr noch näher, sodass sie schon das Gefühl hatte, er wolle sie auf die Wange küssen. Ob brüderlich oder weiter gehend, wollte sie besser nicht wissen!
Die junge Frau wurde ganz starr und wagte es kaum zu atmen, während er so dicht an ihrer Haut flüsterte... und sie an die schlimmsten Minuten ihrer Anwesenheit auf diesem Schiff erinnerte. Ihre Lippen presste sie fest aufeinander, um sich mit keinem Laut zu verraten, während die Gedanken in ihrem Kopf wild herum wirbelten. Einerseits war da das Wissen umd ie nahe Vergangenheit und andererseits die verwirrenden Reaktionen ihres Körpers auf seine Behandlung, die ein Chaos in ihr anrichten zu wollen schienen.
Das schien ihm allerdings noch nicht genug zu sein, als er damit begann, sie zu küssen und mit den Lippen ihre Haut entlang zu wandern. Was auch immer sie gedacht oder erwartet hatte, war nichts im Vergleich zu dem, was er tatsächlich tat! Und als wäre das noch nicht genug, folgten dem noch Worte, die sie schwer und hörbar schlucken ließen.
Sie sollte ihm etwas schulden? Für was?! Dafür, dass er sie bloßgestellt und in Verlegenheit gebracht hatte? Oder dafür, dass er sie quälte und seinen Schindluder mit ihr trieb, obwohl er ein Nichts im Vergleich zu ihr war und sie allein schon wegen ihres Namens besser behandeln müsste?!
Während es in ihr arbeitete und sie ihm eine Antwort schuldig blieb, spürte sie, wie er sich bewegte und von ihr entfernte. Auf der einen Seite war ihr das nur recht, auf der anderen jedoch... Ob sie es wollte oder nicht, aber ihr fröstelte ein wenig und ohne es bewusst zu tun, drehte sie sich zu ihm, als erwarte sie noch mehr von ihm.
Womit sie nicht Unrecht hatte, wenngleich seine Aufforderung bei weitem nicht das war, was sie sich hätte ausmalen können. Oder genau das, denn seine Berührungen und sein ganzes Verhalten konnte durchaus dazu verleiten in eben diese Richtung zu denken. Nicht, dass sie so etwas jemals in Erwägung ziehen oder ihm gegenüber auch nur andeuten würde! Trotzdem konnte sie ihre Reaktionen nicht kontrollieren.
Denn zuerst wurde sie blass und ihre Augen weiteten sich erschrocken, ehe eine deutliche Röte ihr gesamtes Gesicht zum Brennen brachte. Wäre es ihr möglich gewesen, wäre sie vor ihm zurück gewichen, in Erwartung, dass er ein weiteres Mal übergriffig werden könnte, obwohl er ruhig da saß. Vorerst... Er hatte sie schon mehrmals an Stellen berührt, die ihn nichts angingen, sodass sie ihm weitere solche Aktionen durchaus zutraute.
Es schien wahre Ewigkeiten zu dauern, bis sie allmählich ihre Stimme zurück erlangte. Dennoch reichte es zu nicht mehr als einem gehauchten:"Was?!" Nein, sie konnte und wollte nicht glauben, dass er das gerade wirklich gesagt hatte! Das Blitzen in seinen Augen musste sie sich eingebildet haben bei den schlechten Lichtverhältnissen.
Dann aber fuhr er schließlich fort und zeigte ihr, dass er durchaus ausgesprochen hatte, was sie zu hören geglaubt hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er es ganz anders gemeint hatte und schon wieder alles daran zu setzen schien, um sie zu demütigen. Die Röte verschwand und ihre Mimik verfinsterte sich, während sie unbewusst ihre Hände zu Fäusten ballte vor Hilflosigkeit. Ihr Kiefer begann zu arbeiten und sie reckte ihr Kinn angriffslustig vor.
"Mir scheint, der Zwerg hat nicht kräftig genug zugeschlagen, um dir endlich etwas Verstand einzuprügeln.", gab sie mit einem verbissenen Unterton zurück und wandte sich demonstrativ von ihm ab. Azura tat, als würde sie sich lieber wieder die Aussicht vor dem Bullauge ansehen wollen als ihn, dabei hatte sie kein Auge mehr dafür. Das hatte er ihr so sehr verleidet, dass sie stattdessen sogar mit den Tränen kämpfen musste, weil sie so dumm gewesen war, sich von ihm all das vorgaukeln zu lassen.
Damit nicht genug, musste sie mit leisem Schrecken feststellen, dass sie sich womöglich wirklich um den Finger von ihm hätte wickeln lassen, wenn er es noch weiter darauf ausgerichtet hätte. Beschämt über sich selbst und verletzt von seinen Worten biss sie die Zähne fest aufeinander, bis sie leicht knirschten und der Druck ihr half, sich wieder ein wenig sammeln zu können. Weit genug, um die Tränen zurück zu drängen und seine Worte zu begreifen.
Seine Beleidigung über ihre angeblichen Augenringe überging sie und auch das meiste andere Gesagte würde sie nicht kommentieren. Lediglich seine letzte Bemerkung sorgte dafür, dass sie ihm den Kopf zudrehte und ihm dadurch ihr Profil zeigte. "Als ob einer wie du wissen würde, was einer Frau Vergnügen bereitet.", gab sie kühl und betont provozierend zurück.
Nicht, dass sie jetzt noch Interesse daran hätte, ihm näher zu kommen, redete sie sich fest ein. Nein, auch sie konnte austeilen und den Stolz eines anderen angreifen, und wollte das im Moment auch.
Die junge Frau drehte ihren Kopf zurück und blickte wieder hinaus in die Schönheit der Unterwasserwelt. Ein feines, spöttisches Grinsen schlich sich in ihren Mundwinkel, das sich hoffentlich ebenfalls in ihrer Stimme unterschwellig zeigte. "Hättest du dich nicht selbst verstümmelt, hättest du womöglich noch eine Chance dazu. Aber so, als halber Mann...?" Sie zuckte betont gleichmütig mit den Schultern und ließ den Satz bewusst offen ausklingen.
Ja, sie hatte sich wieder im Griff und nahm sich fest vor, sich nicht noch einmal derart von ihm mitreißen zu lassen. Eigentlich schade, denn der Trost seiner körperlichen Nähe hatte ihr gut getan. Allerdings bezweifelte sie stark, dass es auch so gewesen wäre, wenn er bei Bewusstsein gewesen wäre. Und sein Verhalten nun zeigte ihr deutlich, dass sie ihm besser kein einziges Wort mehr glaubte und darauf achtete, dass er ihr kein weiteres Mal so nahe kommen könnte wie vorhin.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Freitag 3. April 2020, 01:30

Azuras Reaktion auf seine Worte ließen Corax' Augen nur noch heller leuchten als sonst schon. Er war zufrieden. Das war die Quittung für den unfreiwilligen Abgang seinerseits von Deck! Er brauchte es nicht auszusprechen. Man sah ihm deutlich an, dass es ihm eine absolute Genugtuung war. Seltsam, dass er sich dann doch eher zurückhaltend zeigte und nicht noch intensiver in seinem unflätigen Verhalten wurde. Er hätte sie schließlich auch packen und einfach auf's Bett werfen können. Er hätte sich mehr als ein paar Küsse auf ihre Haut nehmen können. Und nun saß er einfach da, den Arm nach wie vor in ihre Richtung gestreckt, weil das golden schimmernde Kettchen nichts Anderes zuließ. Er saß nur auf der Bettkante und wartete ab, beinahe schon geduldig.
Und er betrachtete sie, suhlte sich in der Röte ihrer Wangen, wie es schien. Den Blick wandte der Elf jedenfalls keine Sekunde lang ab. Letztendlich grinste Corax auf, reckte das Kinn noch ein wenig mehr, aber schüttelte den Kopf dabei seicht. "Leg dich schlafen", wiederholte er seine Forderung, dieses Mal sogar einen Deut freundlicher, als wolle er den letzten Rest ihres Schocks nun wieder vertreiben. Was spielte dieser Geselle für ein Spielchen mit ihr?
In ihrem Rücken seufzte er nun auf. Ihr Abwenden musste ihn verärgert haben, denn erneut trat ein Geräusch an ihre Ohren. Holz knarrte, als er sich von der Koje erhob. Azura konnte es sicher auch an der Spannung ihres Kettchens spüren, die langsam nachließ. Der Elf kam ihr erneut näher, bis er in ihrem Rücken stand. In diesem Moment wandte Azura den Kopf wieder um. Sie konnte Corax direkt hinter sich stehen sehen. Das hinderte sie nun allerdings nicht daran, seine Worte zu kontern; sogar gut zu kontern. Nun war die Genugtuung vielleicht wieder auf ihrer Seite, denn Corax hob beide schlanken Brauen überrascht an und starrte ihr lediglich entgegen. Sie hatte es geschafft, ihm nun wenigstens einmal den Wind aus den Segeln zu nehmen! Wer konnte schon ahnen, dass seine entmannten Tatsachen wohl doch der wunde Punkte waren, nachdem er sie ihr so offen präsentiert hatte? "Hmpf", schnaubte er. Man sah ihm an, dass er fieberhaft nach einer Antwort suchte, aber keine fand. Diesen Schlagabtausch hatte Azura definitiv für sich entscheiden können. Leider brachte es ihr nur auf verbaler Ebene einen Vorteil. Letztendlich war ihr Corax als durchtrainierter Soldat und auch als Mann auf körperlicher Ebene überlegen. Und er griff nach diesem letzten Strohhalm, denn jetzt griff er nach ihr. Azura konnte zappeln oder schreien, so viel sie wollte. Er ließ sie nicht los, würde sogar Schläge einstecken. Sie musste ihn sehr wütend gemacht haben...
Ohne ein weiteres Wort an das Weib zu verschwnden, hob er sie wie schon beim Erklimmen der Takelage an, so dass sie wie ein großer Mehlsack über seiner Schulter hin. Die Kette spannte wieder, aber sie blieb nicht lange in der unglücklichen Position.
Mit einem dumpfen Geräusch landete sie auf der Koje. Wenigstens waren die Laken weich, fingen einiges vom Aufprall ab. Aber eng war es. Vor allem, als Corax sich nun über sie beugte wie ein wildes Tier. Die Hand, die nicht durch die goldenen Glieder behindert wurde, senkte er dabei zielstrebig auf ihren Bauch ab und rückte tiefer vor bis zu jener Stelle, die nur einem Verlobten in der Hochzeitsnacht gestattet wäre, zu berühren. Und jetzt lag seine Hand flach darauf!
"Mit einem anderen würde es dir eines Tages Vergnügen bereiten ... wenn ich dir nun keine finsteren Erinnerungen spendiere, die bei jedem glücklichen Versuch aufkochen und dein Leben ruinieren könnten", zischte er ihr entgegen. Tatsächlich könnte er es tun. Vielleicht würden die Zwerge rechtzeitig eingreifen, wenn Azura nur laut genug schrie. Falls die Zwerge noch am Leben waren. Sie befanden sich unter Wasser! Azura und auch Corax hatten den Boden der Bucht gesehen mit seinen kunterbunten Korallenriffen und den noch faszinierenderen Kreaturen, die sie bevölkerten. Wasser drang nicht in ihre Kammer und man hörte auch keine panischen Rufe einer Mannschaft, die um ihr Überleben kämpfte. Es war also damit zu rechnen, dass dieser Tauchgang geplant war? Dann kämen die Zwerge vielleicht, wenn sie nur rechtzeitig ... in dem Moment, in dem er seine Hand unter den Stoff ...
Nichts geschah. Jedenfalls nichts, auf das sich Azura in ihrem Inneren möglicherweise bereits mental vorbereitet hatte. Corax ließ von ihr ab, als er sich über sie hinweg an die hintere Kojenwand rollte und somit auf dem Rücken liegen blieb. Mit den Füßen strampelte er noch die Decke frei und schaffte es irgendwie, sie über sich zu befördern. Anschließend hob er die überhängende Hälfte sogar für Azura an. "Es wird jetzt geschlafen. Ich bin es leid", murrte er ihr entgegen, nur um anzufügen. "Lass uns wenigstens im Bett einen Waffenstillstand aushandeln. Ich brauche den Schlaf, wenn ich ..." Er verfiel in Schweigen, knurrte den Rest des Satzes herunter. Die Decke aber hielt er weiterhin wie eine Einladung zum Schmusen empor.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Montag 6. April 2020, 16:22

Dass er nichts Gutes im Sinn mit ihr hatte, wusste sie längst. Schließlich waren sie nicht erst seit wenigen Minuten aneinander gekettet und er erst jetzt aufgewacht. Doch dass er derart hinterhältig sein und seine Taten auf diese körperliche Ebene heben würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Und er schien zumindest ein bisschen Ahnung davon zu haben, wie er die Luft zwischen ihnen zum Knistern bringen konnte.
Ohne es zu wollen oder sich gar dagegen streuben zu können, stellten sich die feinen Härchen in ihrem Nacken auf und ihr Puls beschleunigte sich wie von selbst. Gerade noch hatte sie diese Unterwasserwelt fasziniert und völlig in ihren Bann gezogen, nun allerdings lenkte er ihre Aufmerksamkeit voll und ganz auf sich.
Natürlich fragte sie sich, was er vorhaben könnte und welche Gemeinheit dahinter stecken würde, doch beeinflusste das zu ihrem Leidwesen nicht ihre Reaktion auf seine Nähe. Bis er sie schlagartig aus der aufgebauten Spannung riss und unverschämt genug wurde, um sie zumindest ein wenig zur Besinnung bringen zu können. Nicht, ohne sie dabei ordentlich zu kränken, aber das half immerhin, dass sich ihre aufkeimende Lust wieder vollständig legte.
Nein, wie hatte sie nur so dumm sein können und glauben, er könnte sie tatsächlich begehren? Zwar hatte er sich schon zu viel an Deck heraus genommen, ehe sie die Planken wieder unter ihren Füßen hatte spüren können, jedoch war er dabei viel zu weit gegangen, um sie wirklich damit verführen zu können. Jetzt hätte er nur ein bisschen weiter machen müssen, dass sie in seinen Armen angefangen hätte zu schmelzen, ganz gleich, was für ein Ekel und ihrer unwürdig er wäre.
Somit war es beinahe ein Glück für sie, dass er das von selbst unterbrochen und vernichtet hatte. Wäre da nicht dieser bittere Beigeschmack der Kränkung, der ihr zu schaffen machte, und die Wut auf sich, dass er sie so weit hätte bringen können! Die dazu führten, dass ihre Erwiderung womöglich direkter und verletzender war, oder eben ihre Scheu vor ausgerechnet ihren Worten vertrieb, sodass sie zum Gegenschlag ausholen konnte.
Die Zwischenzeit, bis sie sich dazu aufraffen konnte, nutzte er, um sich ihr schon wieder zu nähern. Dieses Mal allerdings würde sie nicht noch einmal darauf hereinfallen und konnte seiner Gegenwart in ihrem Rücken auch nichts abgewinnen. Stattdessen sah sie ihn kühl über die Schulter hinweg an, von seiner Anwesenheit direkt hinter ihr scheinbar ungerührt, und gab endlich ihren passenden Konter. Siegessicher, jetzt endlich wieder ihre Ruhe zu haben, blickte sie erneut durch das Bullauge und versuchte, sich auf die Schönheit der Unterwasserwelt zu konzentrieren.
Was ihr jedoch misslang, da sie trotz allem instinktiv eine Reaktion erwartete und von dieser nicht überrumpelt werden wollte. Hätte die Stille zwischen ihnen noch länger angedauert, hätte wahrscheinlich ein zufriedenes, triumphales Grinsen ihre Lippen deutlich sichtbar gekräuselt. So aber entstand es gerade erst, als er ein weiteres Mal übergriffig wurde und das auf eine Weise, die sie eigentlich nicht überraschen sollte.
Trotzdem konnte sie ihm nicht entkommen und gab auch lediglich einen protestieren Laut von sich, als er sie einfach hochhob und schon wieder darüber bestimmte, wo sie sich aufzuhalten hatte. Es ging zu schnell, als dass sie sich ernstlich dagegen sträuben konnte, sodass sie recht leblos über seine Schulter hing.
Erst, als er sie auf die Schlafstatt warf und sich plötzlich über ihr befand, wurde sie aktiv. Gerade die Hand auf ihrem Bauch war etwas, das trotz seiner fehlenden männlichen Körperteile sie dazu veranlasste, sich zu wehren. Sie warf sich unter seinem Gewicht so sehr hin und her, wie sein Körper und die Enge um sie herum es überhaupt zuließen. Denn selbstverständlich hatte sie Angst bei solchen Berührungen, da sie ausreichend Schauermärchen kannte, was ein Mann mit einer Frau anstellen konnte, wenn ein gewisses Teil nicht richtig mitspielen wollte. Oder genau trotzdem...
Doch sie war nicht von jener Sorte Mädchen, die sofort stocksteif daliegen und in ihre Verzweiflung stürzen würden. Stattdessen versuchte sie, ihre Arme von seinem Gewicht zu befreien, um ihn zu schlagen, und ihre Beine, um ihn zu treten. Egal wie, sie wollte ihm nur weh genug tun, dass er freiwillig von ihr runter gehen würde.
Seine Worte sorgten dafür, dass ihr Herz noch stärker raste, als es ohnehin schon tat, und sie wurde deutlich blasser um die Nase. Ihre Augen hingegen verengten sich und sie öffnete ihren Mund. Nicht, um darum zu betteln, dass er sie verschonte, das würde ihr sicherlich niemals über die Lippen kommen. Nein, viel eher zeterte sie los, um ihrerseits anzugreifen und ihn damit hoffentlich zu vertreiben:"Versuch es doch, wenn du nicht zu feige bist! Es ist schon schlimm genug, dass du mich gerade besudelst. Ich werde mein Leben lang eher damit kämpfen, deinen Gestank abzuwaschen, als dass jemand wie du mir Alpträume bescheren könnte!"
Das war glatt gelogen, aber ihre Stimme klang zu ihrer eigenen Erleichterung überzeugend genug, um vorzugaukeln, sie hätte keine Angst vor einer Entjungferung. Wer sagte ihr schließlich, dass es ihr mit einem zukünftigen Ehemann besser ergangen wäre und sie Freuden dabei empfunden hätte? Schließlich hatten Frauen ihres Standes so einiges zu ertragen! Dennoch wäre sie nicht gerade unglücklich darüber, wenn der Kelch noch einmal an ihr vorübergehen würde.
Vielleicht wäre auch ihre unterdrückte Furcht vor seinem Übergriff in ihren Augen erkennbar, jedoch war das Licht herinnen sehr schlecht und sie baute darauf, dass er so wenig sehen konnte wie sie. Dass sie sich allerdings unter ihm versteifte, als ihre Gegenwehr körperlich nichts fruchtete, würde ihm wahrscheinlich nicht entgehen, auch wenn sie es nicht ändern konnte. Sein Griff war deutlich und gefährlich genug, dass sie damit begann, mit dem Schlimmsten zu rechnen. Obwohl sie sich fest vornahm, was immer er ihr antun würde, sie würde nicht schreien und nicht um Gnade flehen.
Kurz war sie davor, die Augen zusammen zu kneifen, um das anscheinend Unvermeidbare wenigstens nicht sehen zu müssen, als... er plötzlich von ihr runter rollte?! Azura starrte zur Decke der Kabine, die sie nur aufgrund der Position zu erkennen glaubte, und brauchte einige Momente, um diesen Wandel langsam in ihr Bewusstsein sickern lassen zu können.
Erst seine Stimme sorgte dafür, dass sie blinzelte und allmählich wieder zum Leben erwachte. Wie von Fäden gezogen fühlte sie sich, als ihr Kopf sich in seine Richtung drehte und sie ihn mit verengten Augen in dem schwachen Licht ausmachen konnte. Verachtung und Wut kochten mit einem Mal in ihr empor, als die Spannung in ihr nachließ, die sein angedrohtes Handeln in ihr aufgebaut hatten, und sie ballte ihre Hände zur Faust. "Du... bist... widerlich!", keuchte sie und würde vieles tun, aber sicherlich nicht das, was er von ihr wollte.
Und mit einem Mal brachen sich ihre Gefühle Bahn und sie stürzte sich mit einem Schrei auf ihn. Nun wäre sie es, die auf ihm liegen würde, wenngleich nicht, um ihm nahe zu sein. Viel eher wollte sie mit all ihrer Kraft auf ihn mit den Fäusten hämmern und ihm einfach nur weh tun, auf dass er endlich aufhören würde das zu tun, was er ständig tat, ganz gleich, auf welche Art.
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