Weg über die Ebene

Diese große Graslandschaft liegt im Herzen des östlichen Teiles Celcias. Bei einem Unwetter verwandelt sich diese schöne Ebene in ein sehr gefährliches Gebiet, da es kaum Schutz bietet. Der große Fluss Ilfar teilt die Ebene in zwei Hälften.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Januar 2016, 10:38

Unbewusst fuhr Kazels Zunge über die spitzen Eckzähne und für einen kurzen Moment war das Bedürfnis erwacht, sich einfach herumzureißen und den Schmerz zu zerfleischen. Aber dazu fehlte ihm die Kraft.
"Argh ... runter …"
, presste er zunächst auf Celcianisch heraus. Dann aber, wie von selbst, wechselte er ins Lerium und nur der weiße Schleier der dunkelelfischen Haare gab ihm Gewissheit, wer da schmerzverursachend auf ihm lag.
"Saerembor ... ich bin ... verletzt ... lass mich ... oben ... sein."
Das flache Keuchen voller Vorfreude in seinem Rücken veränderte sich zu einem kurzen Grummeln. Saerembors Atem streifte seine Wange:
„Du bist schwach, hast dich grade übergeben und da soll ich dich nach oben lassen? Damit du mir dann ins Gesicht speien kannst? Nein, nein!“
Trotzdem nahm der Druck auf seinem Rücken ab und kalter Wind traf unvermittelt seine blanken Oberschenkel. Kazel hörte wie der Sadist schnaufte und wurde dann fast vorsichtig umgedreht. Das Gesicht seines Peinigers war voller Widersprüche.
„So, mein Liebster. Jetzt besser?“
Die Frage war eher theoretischer Natur, aber anscheinend hatte der Kerl noch mehr mit Kazel vor, sonst hätte er seinem Flehen nicht nachgegeben. Der heimatlose Überlebenskünstler, der so viel schon überstanden hatte, lag nun rücklings auf dem Boden. Unter ihm sein Fell und über ihm der Feind. Mit kundigen und erfahrenen Fingern entledigte der Dunkelelf den Mischling seiner Beinkleider ganz, bedeckte die Verletzung mit der Hose und stand dann grinsend zwischen seinen Beinen.
„Wie blass deine Haut ist.... Keine Angst, gleich wärme ich dich.“
Im Gegensatz zu seiner war sie das wirklich und seine Stimme verriet, dass er an diesem Detail genauso Gefallen hatte, wie an dem Anblick, der die fehlende Hose nun frei gab.
„Keine Sorge, ich werde vorsichtig sein.“
Er leckte sich noch einmal die Lippen und machte sich daran, sich zwischen Sturmadlers gespreizte Beine zu knien.
„Ich werde dich gleich auf meinen Schoß ziehen. Versuch dich zu entspannen und zu genießen was kommt. Dann wirst du auch Spaß haben, versprochen. Musst nur ganz still liegen ...“
Der Kerl hörte sich einfach zu gerne reden, doch jetzt grinste er und begann dann Speichel in seinem Mund zu sammeln.

Janay erging es in diesen quälenden Minuten wenig anders. Auch sie hatte den Atem eines Dunkelelfen im Nacken, dem es nach ihrem Körper verlangte. Jedoch war sie deutlich routinierter mit dieser Art von Annäherungen. Ihre größte Sorge drehte sich vor allem und als aller erstes um ihr Kind. Was waren da schon ein paar Hände die sich fest um ihre entblößten, weiblich, geschwollenen Hügel schlossen und quälend sanft die Spitzen quälten. Die Schwangerschaft war noch nicht weit voran geschritten, aber für einen kurzen Augenblick fühlte es sich so an, als ob sie wuchsen. Ein Ziehen und Spannen setzte ein und das Kneten der Finder wurde stärker. Plötzlich unterbrach der Dunkelelf seine Tätigkeit und Janay hörte seine verwunderte Stimme in ihrem Haar.
„Was?“
Er zog sich ein kleines Stück zurück.
„...was ist das denn? Dreh sie um und halt sie fest!“
Juduka gehorchte und drehte Janay um, sodass diese die gerunzelte Stirn und die erhobene Hand vor seinem Gesicht sehen konnte. Etwas glänzte auf seinen reibenden Fingerspitzen. Ein kalter Hauch huschte gerade durch das Zelt und ließ Janays Haut prickeln.
„Ist das Milch?“
Nein, dafür war es doch noch viel zu früh! Wie konnte das sein? Judukas Arme verhakten sich in den ihren und zogen sie leicht nach hinten und ihr Brustkorb hob sich unwillkürlich ihm entgegen. Dorun starrte ihr auf die Brüste und fragte:
„Ist sie trächtig?“
Die unangenehme Tatsche, dass Juduka tatsächlich Janay die Arme auf dem Rücken fest hielt und dass ihr Griff erstaunlich fest war, war vielleicht schon etwas verwirrend, aber ihre Antwort auf die Frage war gewiss noch irritierender.
„Ja, du Genie! Sie trägt SEIN Kind in sich und jetzt hohl den Kristall!“
Doruns Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen und er presste die Lippen aufeinander. Die unterschwellige Beleidigung, ging nicht spurlos an ihm vorüber, doch er handelte ohne zu zögern. Blitzschnell kippte die Stimmung und der kalte Hauch, den Janay eben gespürt hatte, kam jetzt einer Prophezeiung nahe. Er griff zur Seite und drückte Janay etwas in den Mund, dass sich wie Fell anfühlte.
„Er will ihn sicher wieder haben und sein Kind gibt bestimmt einen guten Bonus! Brauchen wir sie?“
Er sah an ihrem Gesicht vorbei in Judukas und Janay fühlte eine leichte Bewegung an ihrer Schulter. Ob es ein Nicken oder ein Kopfschütteln gewesen war, wusste sie nicht, aber es ließ Doruns Mundwinkel nach oben wandern.
„Hol den Kristall!“
„Hast du sie?“

, fragte er noch einmal misstrauisch und musterte dabei die fest geklemmte Schönheit.
„Ja!“
Judukas Griff zog sich noch enger und Janay wurde schmerzhaft bewusst, dass sie ihren Oberkörper kein Stück mehr bewegen konnte. Ihre Beine waren zwar frei, aber bei jeder Bewegung drohte sie sich selbst mindestens eine Schulter auszukugeln. Dorun ging zum Vorzelt um wohl etwas zu holen.
„Ich weiß, dass du Lerium lange nicht gesprochen hast, deswegen sage ich es dir so. Ich will ja, dass du mich auch verstehst...“
Wenn Janay noch hoffte, dass das alles ein abgekartetes Spiel zu ihren Gunsten war, so enttäuschten sie wohl die nächsten in ihr Ohr geflüsterten, nach Verrat klingenden Worte:
„Es tut mir leid … Nein, tut es eigentlich nicht. Viellicht bin ich auch darüber geteilter Meinung, aber das ist unwichtig! Weist du, Raxtian wird mich mit offenen Armen wieder bei sich aufnehmen, wenn ich ihm sein entflohenes Geschöpf und dazu noch sein Balg wieder bringe. Er wird mich reich belohnen. Weist du überhaupt wer Raxtian Tausendtod ist? Wovon ich rede? Nein, wie solltest du! Dein geliebter Sturmadler hat dir sicher nicht alle Einzelheiten über seine Andersartigkeit erzählt. Wusstest du dass er Giftzähne hat, als du ihn geküsst hast? Ich hab selbst dafür gesorgt, dass sein Körper sie annimmt, als mein Meister sie ihm eingesetzt hat. Dein Geliebter ist sein Geschöpf und glaubt leider immernoch, dass er einen freien Willen hat. Aber das werden wir ihm schon austreiben! Es ist ein echtes Glück, dass er Dorun nicht erkannt hat, sonst hätte er sich sicher nicht so leicht gefangen nehmen lassen.“
Ihr Kichern war nicht lustig fröhlich oder auch nur ansatzweise spaßig. Es war gruselig, kalt und gehässig.
„Zitterst du? Ist kalt hier, ja, aber es wird dir nicht mehr lange kalt sein. Keine Sorge, es wird nur ganz kurz weh tun und dann wird alles gut. Alles wird wieder so wie es sein sollte!“
Dorun erschien mit einer kleinen mit einem Totenkopf verzierten Kiste in der Hand im Durchgang und lächelte kalt. Er stellte sie neben dem Nachtlager ab und öffnete den Deckel. Janay konnte aus ihrer Perspektive nur ein seltsam unnatürliches Leuchten sehen, dass am ehesten fluoreszierendem Sumpfgas ähnelte. Dann wandte er sich wieder den beiden Frauen zu.
„Soll ich sie lieber halten?“
„Ja, ich will es selbst tun!“

Judukas Stimme war in den letzten Sekunden immer nervtötender geworden. Als hätte sie jegliche bis jetzt gespielte Wärme verlassen und würde nun endlich ihre wahre Natur enthüllen. Dorun kam näher und Juduka lockerte ihren Griff.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 22. Februar 2016, 15:43

Saerembors Worte weckten erneut das Bedürfnis, Gift und Galle zu spucken. Würde sich Kazel nicht so elend fühlen und wäre noch etwas in seinem MAgen vorhanden, vielleicht hätte er diesen letzten Rest nun auch noch einmal entleert. Aber da kam bis auf ein Ächzen nichts mehr. Der Schmerz im Rücken trieb ihm schwarze Punkte ins Sichtfeld, aber endlich ließ er nach. Nur die Worte des anderen Elfen hingen bleiern über ihm.
Schwäche. Eine Eigenschaft, die den Dunkelelfen zuwider war. Die Schwachen wurden unterdrückt. Es war lächelrich anzunehmen, dass Saerembor ihm nun überhaupt noch einmal die Oberhand geben würde. Er hielt Kazel jetzt wohl bereits für den Passiven in ihrer seltsamen Beziehung. Kazel selbst hingegen dachte gar nicht in solchen Bahnen. Ein Verhältnis zu einem Mann war ihm ohnehin gänzlich unbekannt. Er hatte in den letzten Monaten ja gerade erst einmal den Bezug zum weiblichen Geschlecht gefunden. In seinem Alter konnte man sich nun auch wirklich einmal dafür interessieren. Jetzt daran zu denken, war allerdings keine gute Idee, auch nicht in Bezug auf ein Stelldichein mit diesem Sadisten hinter ihm. Erst Recht dann nicht! Er musste einen klaren Kopf bewahren, seine Chancen nutzen, sobald sich Gelegenheit dazu ergab.
Überraschend behutsam wurde er herumgedreht, stützte sich ein wenig auf den Unterarmen ab. Nur wiel Saerembor von seinem Rücken herunter war, hieß das nicht, dass es nicht noch zog und brannte, wenn er jetzt mit seinem Eigengewicht darauf lag. So stützte sich der Mischling weit genug ab, um sowohl den vernarbten Anteil zu schonen als auch, um seinem Begatter in die Augen schauen zu können. Die eigenen flimmerten zwischen Grau und tiefem Blau, als wüsste der Sturm dieses Mal nicht, ob er aufziehen sollte.
Kazel wollte etwas erwidern. Der andere ließ ihm dazu keine Möglichkeit. Mit geschickten Fingern - flinker als meine eigenen! - befreite er ihn von seiner Hose, bis der Mischelf halbnackt unter ihm lag. Von Erregung war bei ihm kein Anzeichen zu erkennen. Wie auch? Es gab nichts an Saerembor, das ihm Lust beschert hätte. Trotz allem trieb es Kazel die Schamesröte ins Gesicht. Ihm fröstelte leicht. Wenigstens hält er meine hellere Haut für ein Zeichen von Kälte. Noch bin ich sicher ... War er das wirklich? Beinahe hätte er spottend geschnauft, doch angesichts Saerembor weiterer Worte und seinem Vorhaben, vergaß Kazel auch nur den Hauch eines Gedanken daran sofort. Was hatte dieser Elfe vor? Er will doch nicht...?! Ihm selbst wurde erneut schwindlig.
"Warte!", keuchte er auf, bevor der andere ihn in Position ziehen konnte. Angst schwang in diesem einen Wort mit. Sie ließ sich aber auch als Nervosität interpretieren. Wer wäre nicht nervös in einer solchen Lage? Kazel rappete sich vorsichtig auf. Nein, bloß nicht weiter liegen. Bloß nicht still liegen! Was geschehen könnte, wollte er nie erfahren. Allerdings galt es nun, sich zu überwinden. Er hielt die Luft an für diesen nächsten Schritt. Augen zu und durch, rief er sich immer wieder ins Gedächtnis. Seine Zunge fuhr hinter geschlossenen Lippen über die Eckzähne. Schließlich gab er sich den notwendigen Ruck, um sich von selbst ein wenig auf Saerembors Schoß zu schieben. Was er spürte, wollte er nicht genauer in Erwägung ziehen. Er konzentrierte sich, dem sadistischen Lüstling in die Augen zu schauen. In seinen eigenen tobte das blaugraue Chaos. "Lass mich ... dich ... vorher noch ..." Jedes Wort war eine neue Prüfung und doch nichts im Vergleich zu dem, was ihm nun bevorstand. Zu dem, wozu er sich selbst zwang. Janay hatte es gefallen und ihm damals auch. Hier war es etwas vollkommen Anderes. Hier galt es, weder Romantik noch die Liebe zu finden. Es war ein Überlebenskampf.
Kazel näherte sich Saerembors Lippen. Kurz davor wich er allerdings aus und neigte sich seinem Hals zu. Hals oder Zunge, Hals oder Zunge? Entscheide dich und danach stoß ihm diese Adlerkrallen in die Augen! Oder doch ganz anders? Er durfte die Gelegenheit nicht verpassen. Er durfte aber auch nicht zögern. Fast schon scheu setzte er einen Kuss auf der Haut des Elfen ab. Dieser schmeckte so anders als Janay. Es war nichts dabei, was dem Mischling gefiel. Der Geschmack, der Geruch ... nein, nichts erinnerte an das, was er mit Janay erlebt hatte.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Janay » Sonntag 28. Februar 2016, 21:09

Sie war weit davon entfernt zu genießen, was die Finger mit ihrem Körper anstellten, oder es überhaupt zu wollen. Im Gegensatz zu ihren bisherigen Geschäften war ihr nur zu bewusst, dass sie ihren Kopf unbedingt klar halten musste und sich absolut keinen Fehler erlauben durfte, vor allem, da sie bislang noch keinen rechten Ausweg aus dieser Situation gefunden hatte. All ihre Versuche waren gescheitert und Juduka war alles andere als eine Hilfe für sie. Dass dann allerdings ausgerechnet ihr Leib zum Verräter werden könnte…
Es wurde unangenehm in der Haut, als würde etwas dagegen drücken, und sie musste die Lippen aufeinander pressen einen Moment lang, um keinen verräterischen Laut von sich geben zu können. Doch es war bereits zu spät, der Dunkelelf hatte etwas bemerkt, von dem sie selbst anfangs nicht ahnte, was das sein mochte.
Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen, als sie von der Nachtelfe festgehalten und herumgedreht wurde. Noch während er das Ergebnis seiner Entdeckung begutachtete und eher rhetorische Fragen stellte, runzelte sich ihre Stirn skeptisch, ohne noch zu begreifen. Das konnte nicht sein. Janay war nicht zum ersten Mal schwanger und hatte auch beim letzten Mal noch keine fließende Milch in ihren Brüsten gehabt, die ein Vorbote für das Kommende hätte sein können. Allerdings kannte sie ebenso wenig diese Spannung, die in ihrem Oberkörper herrschte und erst recht verstärkt wurde, als ihr die Arme unangenehm auf den Rücken gezerrt wurden.
Mehr empört und verwirrt, denn ehrlich beunruhigt, zischte sie:„Was soll das?!“
Im nächsten Moment jedoch stockte ihr flüchtig der Atem. Ihr Kopf fuhr herum und sie funkelte Juduka feindselig an. „Was wird hier gespielt?“, kam es fauchend über ihre Lippen und es war wohl ein Glück für sie, dass sie geistesgegenwärtig genug gewesen war, bislang kein Lerium zu nutzen.
So konnte sie alles haargenau verstehen, zumindest die Worte, und verriet nicht, dass sie eine Dunkelelfe war. Die Gefahr, dass nach ihr gesucht wurde oder sie nach Kosral zurück gebracht werden könnte, zu ihrem vermeintlichen Onkel war derart lebensbedrohlich, dass es sie vor diesem Fehler bewahrte. Einstweilen…
So verschaffte ihr die Überraschung den „Vorteil“, dass ihr noch nicht die Farbe aus dem Gesicht wich und sie verängstigt dreingesehen hätte, sondern dass Zorn aus jeder Pore zu dringen schien. Vor allem, als ihr etwas in den Mund gesteckt wurde, das nicht nur ekelhaft schmeckte, sondern sie auch zur Übelkeit reizte. Noch konnte sie ihren rebellierenden, leeren Magen im Zaum halten, lange indes würde sie das dennoch nicht schaffen.
So musste sie mit anhören, was die anderen Beiden besprachen und schenkte dem Kerl, als er sie ein letztes Mal musterte, einen Blick, der zart besaitete Wesen vermutlich vor Angst hätte sterben lassen. Doch bei ihresgleichen wäre das wohl kaum zu erwarten, bedauerlicherweise.
Der Griff wurde, kaum dass er sich umgewandt hatte, noch fester und ließ sie scharf die Luft einsaugen. Von Anfang an hatte sie mit dem sicheren Instinkt einer Hure gewittert, dass das kein Spiel war, das sich die Nachtelfe ausgedacht hatte, um ihnen zur Flucht zu verhelfen. So gab sie sich gar nicht erst dieser flüchtigen Hoffnung hin, ehe die folgenden Worte diese sowieso zunichte gemacht hätten. Stattdessen verfinsterte sich ihr Gesicht noch um eine Nuance mehr und sie verbot sich, jegliches Angstgefühl auch nur wahrzunehmen. Wut, die war wichtig, die würde ihr helfen zu überleben. Das war in Morgeria so gewesen, das würde hier nicht viel anders sein.
Bei der Einleitung stieß sie einen Laut aus, den das Fell in ihrem Mund dämpfte und nicht als das erkennen ließ, was er darstellen sollte: etwas Abfälliges. Als ob sie jemals ihre Muttersprache verlernen oder nicht mehr verstehen würde! Was glaubte dieses Weibsbild eigentlich? Janay mochte aus ihrem Elternhaus und ihrer Heimatstadt geflohen sein, allerdings bedeutete das noch lange nicht, dass sie ihre Wurzeln soweit verleugnet hätte, dass sie ihre Mundart nicht mehr beherrschen würde. Selbst in Kosral hatte niemand eine Bemerkung gemacht, dass sie einen schändlichen Akzent bekommen hätte und selbst mit Talimée hatte sie sich auf diese Weise unterhalten können. Doch durch diese Bemerkung wurde ihr Zorn noch weiter angestachelt, was ihr wiederum nur zugute kommen könnte.
Natürlich würde sie jeden Moment zur Flucht nutzen, der sich ihr bieten würde, egal, wie unbekleidet sie war. War vielleicht nicht ganz so klug, lediglich mit ihrem kurzen Unterrock und Stiefeln in diese Witterung zu laufen, aber die Zeit, nach anderen Teilen ihrer Kleidung zu greifen, würde sie wohl kaum haben. Irgendwie würde sie es schon schaffen einer Lungenentzündung zu entgehen.
Die Offenbarung von Juduka hingegen tröpfelte vorläufig an ihr größtenteils vorbei, sie hörte kaum bewusst zu, was diese ihr sagte. Stattdessen schielte sie nach unten, um auszumachen, wo die Füße der anderen sich befanden. Sie hatte einen kleinen Absatz bei den Stiefeln, an den dort verborgenen Dolch würde sie kaum rankommen, und keine Hemmungen, diesen auch zu benutzen, sobald sich die Gelegenheit bot. Anders würde sie kaum frei kommen, so sehr, wie ihre Arme festgehalten wurden.
Immerhin enthob sie der improvisierte Knebel einer Antwort, die vermutlich deutlich gemacht hätte, dass sie keineswegs ans Aufgeben dachte, wie die Nachtelfe wahrscheinlich annahm. Sonst hätte sie sich kaum derartig in ihrer eigenen Stimme gesonnt.
Bei der Behauptung, sie könne zittern, verdrehte sie die Augen und war gleichzeitig froh darüber, dass die andere in ihrem Rücken stand und es nicht sehen konnte. Sollte sie nur glauben, sie wäre von der Angst beherrscht und gelähmt, das würde Fehler provozieren, die sie dann nützen könnte. Trotzdem musste sie schlucken bei der Bemerkung, es würde nur kurz weh tun. Genaueres wollte sie sich gar nicht erst ausmalen, sondern klammerte sich an ihre Wut, um daraus Kraft ziehen zu können.
So verschloss sich ihre Miene erst recht, als der Dunkelelf zurückkehrte. Den Gegenstand beachtete Janay nicht, sondern lauerte auf jede Regung hinter ihr. Und als es soweit war, musste alles blitzschnell gehen.
So wenig und gleichzeitig schnell wie möglich, hob sie ihr rechtes Bein und wollte den Absatz auf Judukas Fuß rammen. Sollte ihr dies gelingen und der Griff sich lockern, müsste sie die Hände nur noch abschütteln, Dorun entwischen und aus dem Zelt hinausstürmen. Ein Angriff auf den Kerl kam nicht infrage, ihren Dolch oder seine Waffe zu ziehen, wäre ebenso zeitraubend wie nach ihrer Kleidung zu fassen. Selbst den Knebel würde sie erst im Laufen herausziehen, wenn sie wieder unter freiem Himmel wäre.
Lediglich für Kazel und Terror würde sie vorerst nichts tun können. Aber sie war nun einmal nicht so selbstlos, ihr eigenes Leben der Rettung anderer unterzuordnen. Außer ihrem Krümelchen…
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Gevatter Tod » Montag 29. Februar 2016, 19:14

Stimmungsmusik

"Warte!"
, keuchte Kazel auf, bevor der andere ihn in Position ziehen konnte. Es war so doch so unendliche kalt hier! Wie konnte dieser Kerl überhaupt an so etwas denken? Oder ging es nur ihm so, dass er so schrecklich fror? Angst hatte in diesem einen Wort mitgeklungen. Sie ließ sich aber auch als Nervosität interpretieren und Saerembor war jetzt schon viel zu gierig um auf Warnzeichen zu achten. Er war sich seines Sieges gewiss. Und wer wäre nicht nervös in einer solchen Lage? Kazel rappelte sich vorsichtig auf. Nein, bloß nicht weiter liegen. Es war so kalt! Bloß nicht still liegen! Was dann geschehen könnte, wollte er nie erfahren. Allerdings galt es nun, sich zu überwinden. Er hielt die Luft an für diesen nächsten Schritt. Augen zu und durch, rief er sich immer wieder ins Gedächtnis. Seine Zunge fuhr hinter geschlossenen Lippen über die Eckzähne. Schließlich gab er sich den notwendigen Ruck, um sich von selbst ein wenig auf Saerembors Schoß zu schieben. Was er spürte, wollte er nicht genauer in Erwägung ziehen. Er konzentrierte sich, dem sadistischen Lüstling in die Augen zu schauen. Was er dort sah, machte ihm noch mehr Angst. In seinen eigenen tobte das blaugraue Chaos.
"Lass mich ... dich ... vorher noch ..."
Jedes Wort war eine neue Prüfung und doch nichts im Vergleich zu dem, was ihm nun bevorstand. Zu dem, wozu er sich selbst zwang. Janay hatte es gefallen und ihm damals auch. Hier war es etwas vollkommen Anderes. Hier galt es, weder Romantik noch die Liebe zu finden. Es war ein Überlebenskampf. Kazel näherte sich Saerembors Lippen. Kurz davor wich er allerdings aus und neigte sich seinem Hals zu. Fast schon scheu setzte er einen Kuss auf der Haut des Elfen ab. Dieser schmeckte so anders als Janay, irgendwie nach Zedernholz und ...Blut.
Der Elf fand seine Bemühungen Romantik in die Situation zu bringen wohl amüsant, denn er gluckste leise. Dennoch ließ er es zu und ließ es neugierig geschehen. Er unterstützte sogar Kazels Bemühungen indem er ihn stützend im Rücken hielt und ihn so langsam auf seinen Schoß zog, damit er diesen besser umarmen konnte. Jetzt musste dieser Sadist nur noch unter sich greifen, dann würde das schlimmste geschehen. Kazel hielt seinen Leib gebeugt, damit er an Saerembors Hals knabbern konnte und machte es ihm damit schwer. Ein außenstehender hätte das Bild vielleicht wirklich romantisch finden können, wie die beiden da mit einander schmusten, aber die Wirklichkeit war um ein vielfaches abscheulicher.

Die Offenbarung von Juduka hingegen tröpfelte vorläufig an ihr größtenteils vorbei, sie hörte kaum bewusst zu, was diese ihr sagte. Stattdessen schielte sie nach unten, um auszumachen, wo die Füße der anderen sich befanden. Bei der Behauptung, sie könne zittern, verdrehte sie die Augen und war gleichzeitig froh darüber, dass die andere in ihrem Rücken stand und es nicht sehen konnte. Sollte sie nur glauben, sie wäre von der Angst beherrscht und gelähmt, das würde Fehler provozieren, die sie dann nützen könnte. Das es Wut war, die sie zittern ließ war etwas ganz anderes. Dorun hatte sich kurz abgewandt und so ihren Zorn auch nicht gesehen. Trotzdem musste sie schlucken bei der Bemerkung, es würde nur kurz weh tun. Genaueres wollte sie sich gar nicht erst ausmalen, sondern klammerte sich an ihre Wut, um daraus Kraft ziehen zu können.
„Soll ich sie lieber halten?“
„Ja, ich will es selbst tun!“

Judukas Stimme war in den letzten Sekunden immer nervtötender geworden. Als hätte sie jegliche bis jetzt gespielte Wärme verlassen und würde nun endlich ihre wahre Natur enthüllen. Dorun kam näher und Juduka lockerte ihren Griff. Den Gegenstand beachtete Janay nicht, sondern lauerte auf jede Regung hinter ihr. Und als es soweit war, musste alles blitzschnell gehen.
Sie hob ihr rechtes Bein und rammte den Absatz auf Judukas Fuß. Ein heller Schrei entfuhr der Kehle hinter ihr und klingelte in ihrem Ohr. Der Griff lockerte sich abruppt und Janay konnte die Hände abstreifen, die sie hielten. Juduka war nach hinten gestolpert, auf einem Bein hüpfend und saß auf ihrem Hintern. Jetzt galt es Dorun zu entwischen und aus dem Zelt hinausstürmen. Auch dies gelang, denn der Dunkelelf hatte ja gerade mit dem kleinen Gegenstand in der Kiste zu tun gehabt. Er war zwar verteufelt schnell, aber das Ding, was auch immer es war, einfach fallen zu lassen kam wohl nicht für ihn in Frage. Sie war unter seinem Arm hindurch getaucht und hatte sich mit einer schnellen Drehung wie im Tanz hinter seinen Rücken gebracht. Er griff mit der freien Hand nach ihr, doch Janay hatte schon das Vorzelt erreicht als sein wütendes Knurren in ein laut gerufenes Wort über ging, dass selbst das hohe Pfeifen in ihrem Ohr übertönte:
"AMAN!"

Plötzlich zerriss ein spitzer Schrei die Luft und Kazel erkannte sofort die Stimme. Es war Juduka. Sein Blick huschte herum. Das war kein Lustschrei gewesen, das war Schmerz. Der nächste Laut der aus der Richtung zu seiner Linken drang war auch nicht weniger beruhigend und Saerembors Leib vibrierte.
„AMAN!“
, hallte es zwischen den Bäumen hervor. Der Mann unter ihm grollte der Störung und Kazel spürte, wie dieser ihn von sich runter schieben wollte. Saerembors Hände packten seine Schultern. Jetzt oder niemals!

Die Ereignisse überschlugen sich! Janay spürte noch das leichte Ziehen an ihrem Unterrock, da Dorun danach gegriffen hatte. Sie hechtete nach vorne und entging nur knapp seinem Griff. Kalte Nachtluft umfing sie, doch davon spürte sie wenig. Ihr Körper trat die Flucht nach vorne an. Ihre Beine rannten! Irgendwo mussten doch noch diese beiden anderen Elfen sich herum treiben?! Sie sah sie nicht und die Baumgrenze war nicht mehr weit. Sie musste sich verstecken und einen klaren Kopf bekommen. Zum Nachdenken war jetzt keine Zeit. Ihre Lunge saugte gierig die eisige Luft auf und ihr Körper prickelte vor lauter Adrenalin. Sie musste weg! Sie rannte, rannte an dem offenen Käfigwagen vorbei – leer – Die irrsinnige Hoffnung, dass Kazel es vielleicht geschafft hatte zu fliehen drängte sich auf. Wenn er entkommen war, würde sie hier sicher nichts mehr halten. Sie rannte und die Muskeln ihre Schenkel brannten, so schnell war sie. Sie hörte das Winseln von Terror hinter sich und erreichte die ersten Bäume. Er riss vermutlich an seiner Kette, stemmte sich dagegen, wollte zu ihr... Sie rannte, duckte sich unter einem tief hängenden Ast hindurch, rannte weiter...

Kazel sah aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Er hatte schon die Lippen an Saerembors Hals und seine Arme um ihn geschlungen. Sein Blick huschte zur Seite und er sah Janay durch das Unterholz auftauchen. Für einen Moment war es, als hielte die Zeit an. Kazel spürte die Kälte. Sein Atem strich in einer kleinen weißen Wolke an der Schulter des Dunkelelfen entlang und schwebte dann reglos in der Luft. Alles war sehr langsam und wurde immer schwerfälliger. Diesen Effekt hatte er schon einmal erlebt, nur dass er dieses Mal sich nicht bewegen konnte. Er hatte seine Herzschläge aufgebraucht und der Tod war ein harter Verhandlungspartner.

Janay sprinte um einen Stamm herum und riss die Augen auf. Mit dem Rücken zu ihr saß kniete da ein Dunkelelf und hatte ihren Geliebten auf seinem Schoß. Kazel hielt seine Lippen an seinem Hals und starrte sie erschrocken an, als etwas sie plötzlich von hinten in den unteren Rücken biss. Was? Ihr linkes Bein, sackte unter ihr weg. Brennend kaltes Feuer raste ihre Nervenbahnen hinab bis in die Zehen. Hatte es ihr Rückenmark erwischt?
Aman trat hinter einem Baum hervor und spannte wie in Zeitlupe den Bogen erneut. Dann hatte nur noch einen Pfeil quer zwischen den Lippen. Die Bestie schlug ein zweites Mal zu und biss sie in die Schulter. Sie taumelte und sah Kazels Augen sich weiten. Nein! Das durfte nicht wahr sein! Das nächste leise Surren kündigte den dritten Biss an, traf sie am Arm und durchschlug ihre Muskeln. Ungläubig starrte sie auf den metallenen Zahn an dem blutiges Fleisch hing. Eine Pfeilspitze ragte ihr purpurfarbend aus dem zerfetzten Muskelgewebe. Aman trat zwei Schritt hinter sie und spannte den Bogen zum finalen Schuss. Die Spitze zeigte auf ihren Nacken. Aus dieser Entfernung könnte er sie nicht verfehlen. Die Wucht des letzten Pfeils hatte Janay ins Trudeln gebracht und sie fiel sich seitlich drehend langsam nach vorne. Sie sah wie die Welt sich dehnte, sah ihren Peiniger und Kazel verschwand aus ihrer Sicht, während schwarze Sterne vor ihren Augen tanzten. Den Aufprall im weichen Schnee und knisternden Moos bemerkte sie kaum. Der andere Schmerz war zu heftig. Drei Pfeile hatten sie getroffen. Der zweite hatte ihr den Atem geraubt. Die Umgebung verlor ihre Konturen und Farben. Es war kalt … so kalt!
Dann war da nur noch Dunkelheit.

Kazel sah wie der Tod sein nächstes Opfer holte. War Janays Zeit denn wirklich schon vorbei? Er sah wie die Welt einfror und die große dunkle Gestalt sich zwischen den Bäumen näherte. Er konnte sich nicht bewegen, aber er trug noch die Fähigkeit in sich, es zu sehen. Der Gevatter streckte schon seine langen fleischlosen Fingerknochen nach ihr aus. Dürr und bleich hob sich sein Zeigefinger und hielt einen Moment inne. Hatte er da einen Gedanken gehört? Die dunkle Kutte drehte sich auf den Schultern und sah in Kazels Richtung. Heute war sie leer und erfüllt von einer Finsternis, die jede Seele die ihn erblickte erschaudern ließ. Es war als sähe man in ein alles verschlingendes Nichts von dem der Schatten dunkler war als die gierige Nacht selbst.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 9. März 2016, 15:59

Kazel fröstelte es. Er bezog es auf die nackten Beine und den Umstand, dass er hier schon wieder plante, jemanden zu verletzen. Nein, umzubringen. Eine schwere Tat, die immer leichter von der Hand ging, je häufiger man sie beging. Wie oft hatte Kazel inzwischen getötet? In letzter Zeit mehr als er es sich jemals hätte vorstellen können. Jedenfalls nicht mit seinem entschiedenen Leben. Als Dunkelelf in Morgeria wäre jeder weitere Mord wohl nur ein Schnitzer in einem Kerbholz gewesen, wenn man sie überhaupt zählte. Und hier hockte er nun, auf dem Schoß eines Mannes, so sadistisch und finster, dass er nichts Anderes verdiente außer zu sterben. Wirklich? Wer bist du, dir anzumaßen, über Leben und Tod zu entscheiden? Nein, er muss sterben. Ich muss Janay retten! Kazel sah keinen anderen Weg. Er musste Saerembor endgültig ausschalten. Ihn einfach bewusstlos zu schlagen war für Kazel keine Option. Dann könnte dieser Elf wieder erwachen, würde sie verfolgen und seinerseits vernichten. Er wusste es, also musste er dafür sorgen, dass es nicht geschah.
Kazels Pläne waren klar und diese Entschlossenheit half ihm, seine Maske zu wahren. Er neigte sich zu Saerembors Hals hin, küsste ihn dort erst einmal zum Schein. Als er sich für Sekunden zurückzog, leckte seine Zunge wie von allein über die spitzen Eckzähne. Der Moment war gekommen. Er musste nur fest genug zubeißen und ihm mit aller Gewalt ein Stück Fleisch aus dem Hals reißen. Wäre er kräftig genug, könnte es Saerembors Ende bedeuten. Raubtier. Monster.
Von seinen Gedanken ließ sich der Sturmadler nun nicht mehr ablenken. Da mochte ihm sein Gewissen einreden, was es wollte. Jetzt musste er handeln. Er ... erstarrte. Nicht nur physisch. Auch sein Geist setzte für einen Moment aus; der Schock, dass er erstarrt war. Wieso gehorchten ihm seine Gliedmaßen nun nicht mehr? Mit Schreck stellte Kazel fest, dass er sich nicht länger bewegen konnte. Er war wie paralysiert. Nur seine Umgebung nahm er noch wahr. Sehen funktionierte und auch Denken, denn ein Dutzend von Panik erfüllter Flüche huschten durch seinen Kopf. Sie wirbelten jegliche Pläne auf, warfen sie durch die Luft. Sie zerrissen sie in winzige Fetzen. Jetzt war alles aus. Wenn Saerembor nun etwas Verdächtiges in seiner Starre entdeckte, dann war es vorbei. Auch könnte Kazel ihn nicht länger davon abhalten, ihn dichter auf seinem Schoß zu positionieren und ... NEIN! Nur in Gedanken konnte er schreien, keuchen ob seiner plötzlichen Hilflosigkeit.
Auch seine Ohren funktionierten noch. Sie mochten ob des Lärms nicht mehr aufzucken, aber den Schrei hatte er dennoch gehört. Spitz und schrill, der einer Frau. Janay... Danach rief eine eindeutig männliche Stimme sehr aufgebracht nach Aman. Da musste etwas passiert sein! Wenn er sich doch nur bewegen könnte. Auch Saerembor wollte von ihm loskommen, alamiert durch den Lärm aus dem Lager. Dies alles geschah irgendwie gleichzeitig, irgendwie überschlug es sich. Hatte sich Kazel schon die ganze Zeit nicht mehr rühren können oder erst seit eben? Es fiel ihm mit einem Mal ungemein schwer, seine Gedanken zu ordnen. Seine Pläne ... sein Körper ... die Schreie ... Janay! Ja, sein letzter Gedanke in jeglicher Kombination galt plötzlich der Elfe. Er wollte bei ihr sein und sie schützen. Sie und das Kind.
Und was kannst du tun, du Idiot? Nichts. Saerembor wird zurückgehen. Er wird sie foltern, dann zu dir zurückkehren und es zu Ende bringen. Langsam, damit du es niemals vergisst. Nicht einmal für einen eisigen Schauer über den Rücken reichten seine Bewegungen aus. Wenigstens konnte er so nicht erneut einen Schwall Ekel und Galle aus sich herauswürgen. Dieses Mal nicht. Er konnte ja überhaupt nichts tun. Nur denken, lauschen, riechen und ... sehen. Was er sah, hätte ihn erneut erstarren lassen.
Unterhalb seiner Nase nahm er noch das bittersüße Aroma von Blut und Zedernholz wahr. Er schmeckte Saerembors Haut an seinen Lippen und der Zunge, die wie ein erschöpfter Krieger auf dem Feld der dunkelelfischen Poren zum Erliegen gekommen war. Aber all das rückte in den Hintergrund angesichts dessen, was ihm seine Augen mitteilten. Da rannte jemand durchs Unterholz. Es war Janay. Da bestand für Kazel kein Zweifel. Er kannte inzwischen ihre Bewegungen, ihre Körperhaltung, ihre Konturen. Warum hechtete sie so durch den Wald? Ihm gefiel nicht, was er da sah. Etwas stimmte nicht. Er versuchte, sich zu rühren, doch vergebens. Sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen. Eine eisige Kälte kroch in seine Glieder. War es die Furcht? Oder der Tod? Hatte Saerembor ihm gerade einen versteckten Dolch ins Herz gestoßen? Starb er? Nein ... aber ... Janay!
Das Sirren der Pfeile erreichte zuerst seinen Gehörgang, bevor die Augen seinem Verstand überhaupt annähernd jene Schreckensbilder zeigen konnten. Pfeile. Er hörte sie kommen, aber ihr Ziel war nicht sein Körper. Es war der jener Frau, deren Namen er durch seine ganzen Geist schrie. JANAY!
Er glaubte, die Treffer ebenso zu hören. Er wusste nicht, wo es sie erwischt hatte, aber die Wucht der Pfeile ließ ihren Körper erbeben, so sehr meinte er, ihre Bewegungen ausmachen zu können. Sie war nicht nur einmal getroffen worden. Schmerz jagte dabei auch durch seinen Leib. Bitterer Schmerz, Mitleid und aufsteigender Beschützerdrang, der sich aus einer Wut nährte, die von ihm Besitz ergriff. Es war Saerembors Glück, dass sich der Mischling gerade nicht rühren konnte. Andernfalls hätte er ihn mit bloßen Zähnen und den Adlerkrallen in seinen Händen zerrissen. Ohne jedes Zögern. Er wollte von ihm loskommen, ihn einfach unter sich niederwalzen, nur um zu Janay zu gelangen. Er wollte nach ihr sehen und zugleich weiter, um ihren Peiniger zu finden und ... zu töten.
Celcia verlor an Farbe. Je weiter es Janay gen Boden zog, je mehr sie sich dem Untergrund näherte, desto mehr riss sie auch die Farben mit sich in eine tiefe Schwärze. Das Leben schwand und mit ihr alles Gefühl, das Lebendigkeit ausdrückte. Zurück blieben Nuancen aus Grau, Konturen aus Schwarz und diese zeitlose Gestalt. Sie war gekommen, um ihre Opfer zu holen. Nein, nein ... nein, nein nein ... tu mir das nicht an ... nein ... Tu es nicht! Als sich die skelettierten Finger nach der Frau ausstreckten, für die Kazel schon längst mehr als nur Zuneigung empfand, setzte sein Herzschlag aus. Eine Sekunde, zwei. Dann loderter er, hämmerte mit einem wilden Feuer, das durch seine Adern brannte. Ein Feuer, das vergehen würde, denn nichts holte ihn aus seiner Totenstarre. Er konnte nur mitansehen, wie der Gevatter die Mutter seines Kindes mit sich nehmen wollte. Hör auf! NEIN! Warum nimmst du nicht diesen Bastard hier?! Hör auf ... wage es nicht ... Eine Mischung aus Betteln und Flehen, alles in seinem Kopf, denn er konnte nicht schreien. Er wollte so viel, darunter entstand sogar das Bedürfnis, den Tod leibhaftig zu attackieren, um ihn von Janay fernzuhalten. Welch irrsinniger Gedanke. Es herrschte Chaos im Geist des Sturmadlers. Ein Trubel, der sich von tiefsten Emotionen der Panik, der Angst und des Zorns nährten. Wie sagte man so schön: Der Wille war da, aber das Fleisch war schwach.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Gevatter Tod » Donnerstag 10. März 2016, 18:43

Celcia verlor an Farbe. Je weiter es Janay gen Boden zog, je mehr sie sich dem Untergrund näherte, desto mehr riss sie auch die Farben mit sich in eine tiefe Schwärze. Das Leben schwand aus der Welt und mit ihr alles Gefühl. Zurück blieben nur Nuancen aus Grau, Konturen aus Schwarz und diese zeitlose Gestalt. Er war gekommen, um sein Opfer zu holen.
Nein, nein ... nein, nein nein ... tu mir das nicht an ... nein ... Tu es nicht!
Die gesichtslose Kutte drehte sich zu ihm. Als sich die skelettierten Finger nach der Frau ausstreckten, für die Kazel schon längst mehr als nur Zuneigung empfand, setzte sein Herzschlag aus. Eine Sekunde, zwei, dann loderte er, hämmerte mit einem wilden Feuer, das durch seine Adern brannte. Ein Feuer, das vergehen würde, denn nichts holte ihn aus seiner Totenstarre. Er konnte nur mitansehen, wie der Gevatter die Mutter seines Kindes mit sich nehmen wollte.
Hör auf! NEIN! Warum nimmst du nicht diesen Bastard hier?! Hör auf ... wage es nicht ...
Die Kapuze neigte sich und starrte leer und finster dem Elfen entgegen. Eine Mischung aus Betteln und Flehen, alles in seinem Kopf, denn er konnte nicht schreien. Er wollte so viel, darunter entstand sogar das Bedürfnis, den Tod leibhaftig zu attackieren, um ihn von Janay fernzuhalten und irgend wie reagierte dieser sogar. Konnte das sein? Der Tod sah ihn an! Das war gut, oder? Welch irrsinniger Gedanke. Es herrschte Chaos im Geist des Sturmadlers. Ein Trubel, der sich von tiefsten Emotionen der Panik, der Angst und des Zorns nährten. Kazel konnte kaum noch klar denken, einzig sein Wille herrsche nur über seinen lebendigen Geist. Er fühlte die Ohnmacht die seine Opfer zuvor gespürt haben mussten. Opfer deren Leben er im Auftrag SEINES Namens genommen hatte. Der Tod hatte ihm 666 Herzschläge geschenkt, hatte ihm die Macht geliehen, außerhalb der Zeit zu wandeln und er, Sturmadler, hatte sein tödliches Werk verrichtet. War es Schicksal, dass er nun zusehen musste, erfahren musste, wie seine Opfer ohnmächtig ihrem Ende entgegen gesehen hatten? Wenn sie überhaupt etwas mitbekommen hatten? Etwas funkelte in der Finsternis unter der Kapuze und Kazel hörte den Tod in seinem Geist zu ihm sprechen:
NEIN?! WILLST GEGEN MICH KÄMPFEN... STERBLICHER?!
Der Gevatter wandte sich von Janay ab und war einen Wimpernschlag später bei Kazel, ging in die Hocke und seine knöchernen Gelenke knackten. Die Leere war so nah, dass der Mischling den Sog fühlen konnte, der eine Seele hinab ins Totenreich holen konnte.
WILLST ENTSCHEIDEN, WANN WER ZU GEHEN HAT?!?
Seine kahle Fingerspitze hob sich an Kazels Stirn und stach in seine Haut zwischen seinen Augen. Ein Schmerz der sich anfühlte, als würde Eis reißen brach über seinen Geist herein. Trotzdem nahm der Mischling alles mit erschreckender Klarheit wahr. Sinneseindrücke strömten über ihn hinweg. Alles stand still, nur sein Geist nicht. Ab dem Moment, wo er Janay erblickt hatte, war er erstarrt gewesen. Vorher hatte ihn vielleicht seine Angst gelähmt und der Leib Saerembors war mitten unter seinem Kuss erstarrt. Seine leicht gesenkten Lider verrieten, dass er es genossen hatte. Der Gevatter betrachtete ihn über die Schulter des Sadisten hinweg und schien zu überlegen, was er mit ihm anstellen sollte.
Da du mir einmal gute Dienste geleistet hast, werde ich dir etwas zeigen und dann wirst DU eine Entscheidung treffen!
Seine Stimme hallte wie von einem Fernen Ort durch das schwarze Gewebe. Dann packte er eine Hand vom Rücken des Elfen und zerrte daran. Kazel hörte in sich etwas reißen. Es war wie nasse Seide die sich träge unter großer Kraft von ihrer Struktur löste. Er löste sich von seiner und die kalte Hand des Todes riss seinen Geist aus seinem Körper. Für einen Augenblick glaubte er noch eine weitere Bewegung in seinem Augenwinkel wahrzunehmen, dann löste sich die Welt um ihn herum auf, verlor ihre Konturen und verschwand.

(Kazel weiter bei: An fernen Ufern)

Janays Welt war in Finsternis versunken. Es war kalt und farblos, formlos, leer... Der reißende Schmerz hatte aufgehört. Es war wundervoll gewesen! So still. So friedlich! Und jetzt? Da stand sie nun... allein in einem erstarrten Wald, ohne Zeit, ohne Leben, ohne Körper.
Eben war da noch dieses seltsamerweise fast angenehme Ziehen gewesen, wie ein Ruf der einen nach Hause lockte, ein Versprechen auf vorkommenden Frieden, aber dann hatte es einfach aufgehört. Sie hatte gesehen, wie der Tod sich von ihr abgewandt hatte und zu ihrem Liebsten umdrehte. ER hatte sie mitnehmen wollen, doch dann nahm er Kazel mit und sie konnte nichts dagegen tun. Vielleicht hatte sie ihm folgen wollen, hatte sich vielleicht versucht bemerkbar zu machen, doch sie kam nicht hinter dem Rücken des Gevatters hervor. Es war als wäre sie in seinem Schatten gefangen, doch als die beiden verschwunden waren, war sie frei. An der Stelle wo eben noch der Tod gekniet hatte, bildeten sich Eiskristalle in der Luft, als würde eine unsichtbare Oberfläche gefrieren. Sie konnte die Stelle berühren, auf sie einschlagen, sie umrunden, aber nichts veränderte sich. Kazel saß auf dem Schoß des Dunkelelfen, seine Lippen an seinem Hals und seine Augen waren leer. Der Tod hatte ihn mitgenommen, statt sie. Sie drehte sich um und sah ihren eigenen Körper am Boden liegen und die Bluttröpfchen drum herum reglos in der Luft hängen. Was war das nur für ein schrecklicher Albtraum! Wenn es doch nur ein Traum wäre!
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Gevatter Tod » Freitag 15. April 2016, 18:25

(Kazel kommt von: An fernen Ufern)

So musste es sich anfühlen aus dem Leben gerissen und wieder hinein gepresst zu werden! Der Schmerz verhallte wie eine schrecklicher Albtraum und war weg, bevor die Zeit wieder zu fließen begann. Kazel war wieder in seinem Körper und an der Stelle angelangt, wo er ihn verlassen hatte. Saerembors Hals war noch immer seinen Lippen ganz nah und aus dem Augenwinkel, sah er noch immer Janays gefallenen Körper.
Nur eines war anders.
Eine schemenhafte Gestalt stand mit dem Rücken zu ihm zwischen ihm und Janays Leib. Das seltsamste war aber, dass er wie Janay aussah. War das ihr Geist?

Kazel und auch Janay fühlten das Ziehen und wussten, dass in wenigen Momenten, die Zeit wieder weiter laufen würde. Kazel kannte den Effekt schon und bereitete sich innerlich auf den Ruck vor, der ihn in den Fluss zurück katapultieren würde. Dann würde er auch seinen Körper bewegen können, genauso wie der Peiniger in seinen Armen und der Bogenschütze hinter dem Baum, der Anführer dieser beiden Männer und Juduka. Außer … er würde etwas von dem Sand benutzen, der Landria zurück ins Leben holen sollte um sich zu rächen.

Und Janay? Wie fühlte man sich so als Geist? Ohne Körper, ohne Leben?! Die Verwirrung war grenzenlos genauso wie ihr Leib. Sie war nicht mehr als ein kühler Lufthauch, ein Gedanke, eine Erinnerung und doch noch irgendwie ein wenig mehr als das. Hätte sie nicht weiter gehen sollen? Weiter an diesen schöneren Ort? Was war da nur geschehen? Kazel -
Sie drehte sich um und sie sahen einander in die Augen.

Die Zeit lief weiter.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Janay » Sonntag 8. Mai 2016, 21:16

Verrat war etwas, womit sich Janay zu wenig auskannte, um dessen Geruch schon im Vorhinein wahrnehmen zu können. Natürlich war sie großteils damit aufgewachsen, schließlich stammte sie aus Morgeria und ihre Familie war alles andere als warmherzig gewesen, bis auf ihre wenig ältere Schwester, die sie jeden Tag schmerzlich vermisste, wenn sie sich diese Gefühle gestattete. Doch ihr Bruder und auch ihre Eltern, ganz zu schweigen von sonstigen Verwandten und Bekannten, hatten ihr regelmäßig gezeigt, dass Vertrauen eine ganz, ganz schlechte Sache war.
Wie auch immer, die letzten Jahre hatte sie zwar misstrauisch verlebt, allerdings seit der Zeit in Pelgar sonst nichts mehr in diese Richtung erlebt. Selbst in Kosral war sie diejenige gewesen, die Verrat geübt hatte und nicht, an der er begangen worden war.
Somit rechnete sie nicht damit, dass die Nachtelfe in dieselbe Kerbe wie Janays Gattung schlug und ihr eigenes Leben von einem Moment auf den anderen nun wirklich direkt in Gefahr war. Und nicht nur das, eigentlich war das Würmchen in ihrem Bauch die Person, auf die ihre Feinde es abgesehen hatten.
Doch sie hatten ihrerseits wohl nicht damit gerechnet, dass die Dunkelelfe das so einfach nicht mit sich machen lassen würde. Gerade in solch einer Situation, in der es auf Schnelligkeit und Kreativität ankam, würde sich zeigen, was die letzten vier Jahre als Freudenmädchen ihr gebracht hatten. Nur mit einem halben Ohr zuhörend, versuchte sie, so unauffällig wie möglich nach einem Ausweg zu suchen, indem sie ihre neue Feindin ausschalten und an dem Söldner vorbei huschen könnte. Wenigstens kannte sie kaum noch Scham, sodass sie sich nicht einmal im Ansatz mit dem Gedanken aufhielt, wie sie sich wieder bedecken könnte. Stattdessen würde sie im Nachhinein versuchen, an etwas Kleidung zu kommen, um sich keine tödliche Verkühlung zu holen. Doch dies bräuchte sie sowieso erst, wenn sie entkommen wäre.
Also musste es jetzt schnell gehen. Ein gezielter Tritt, ein rasches vorwärts schnellen und ducken, eine flüchtige Drehung und schon war sie draußen. Allerdings blieb sie auch jetzt besonnen genug, nicht inne zu halten, sondern weiter zu stürmen, um sich in dem Dickicht des Waldes verstecken zu können.
Zwar war es ihr leid um ihren Warg, jedoch baute sie darauf, dass sie den treuen und liebgewonnenen Begleiter später würde befreien können. Sobald alle auf der Suche nach ihr wären und sie diese weg gelockt hätte, könnte sie ja einen Bogen schlagen und sich rasch zu ihm durchkämpfen. Auf seinem Rücken würde sie ohnehin viel besser und schneller voran kommen, und gefährlicher war er auch.
Also rannte Janay weiter zum Unterholz, duckte sich kurz bei dem Schrei und verbiss es sich, auch nur im Ansatz zurück zu blicken. Zu viele Stolperfallen könnten ihr dadurch zum Verhängnis werden und das konnte sie sich nicht leisten. Selbst ein Blick in die Runde, auf der Suche nach Kazel, war ihr verwehrt, dazu drängte zu sehr die Zeit. Also nichts wie weiter!
Aber genau der Mischling und sein Gespiele wurden ihr letzten Endes zum Verhängnis. So rasch sie ins Unterholz eingetaucht war, so plötzlich brach sie auf einer winzigen Lichtung wieder daraus hervor und bekam eine Szene zu Gesicht, die ihren Fluchtimpuls den entscheidenden Sekundenbruchteil unterbrach und unwichtig erscheinen ließ.
Sie sah ihn, Kazel, auf dem Schoß des Dunkelelfen und obwohl sie es nicht genau erkennen konnte, drängte sich ihr der Gedanke regelrecht auf, dass die Beiden schon mitten dabei waren… Obwohl sie es nicht zugegeben hätte, verpasste ihr dieser Anblick einen derart heftigen Stich ins Herz, dass sogar das Krümelchen in ihrem Bauch sich darunter zu krümmen schien. Hart hämmerte es in ihrer Brust, in ihren Ohren rauschte und klingelte es und in dem Augenblick, als ihr die Tränen kommen wollten, gab es einen Schlag in ihrem Körper, der sie vorwärts taumeln ließ.
Unglauben zeichnete sich in ihrem Blick ab, spiegelte sich in ihrer gesamten Mimik wider, ohne dass ihr klar wurde, was da wirklich mit ihr gerade geschehen war. Ihr Unterleib fühlte sich wie taub an, zwar kribbelte es dort noch, aber ihr linkes Bein knickte bereits ein. Was hatte das zu bedeuten?
Ein weiterer Schlag traf sie mit voller Wucht und schleuderte sie endgültig nach vorne. Ohne die Möglichkeit, ihre Balance wieder zu finden, musste sie mehr oder weniger hilflos mit ansehen, wie sie sich dem Boden näherte.
Alles hätte irrsinnig schnell ablaufen müssen, doch für sie war es wie in Zeitlupe. Sie wusste, gleich würde sie aufschlagen, was auch immer sie getroffen hatte, und es war fraglich, ob sie tatsächlich jemals wieder würde aufstehen können.
Mein Würmchen… es tut mir leid… ich war nicht gut genug…, schoss es ihr durch den Kopf und ein ersticktes Schluchzen steckte ihr in der Kehle.
Erneut traf sie etwas und unwillkürlich sah sie zu ihrem Arm, um eine blutige, metallene Spitze wahrzunehmen. Was war das? Sie wusste es, aber es wollte ihr nicht so recht dämmern.
Noch in Gedanken daran kam sie dem Boden immer näher und eine seltsame Ruhe überfiel sie. Es war, als wisse sie alles und nichts, als wäre ihr klar, dass ihr Leben nun vorbei wäre und dennoch musste sie jeden Sekundenbruchteil noch auskosten. Was wohl gewesen wäre, wenn…? Allerdings war es dafür nun zu spät…
In ihr Blickfeld kam jemand anderes, wenngleich ihr nicht mehr einfallen wollte, wer das sein mochte. Und dann war ihr, als könne sie den Himmel mit all seinen Sternen sehen. Ob dort auch ihr erstes Würmchen war und auf sie wartete, das sie vor so langer Zeit verloren hatte…?

Mit einem Mal war ihr, als schwebe sie. Blinzelnd sah sie sich um und versuchte, in all dem Grau Schemen und schließlich Umrisse und Figuren wahrnehmen zu können. Es war ein merkwürdiges Gefühl, schwerelos und frei von Sorgen, aber irgendwie auch von Gefühlen. Teilnahmslos begann sie damit, sich umzusehen, einfach, weil sie den Gedanken oder die Empfindung verspürte, es tun zu müssen, nicht, weil sie neugierig oder beunruhigt oder ähnliches gewesen wäre.
Allmählich konnte sie auch etwas erkennen, trotz des schlechten Lichts, das hier während der Dämmerung herrschte. Dort war Kazel, der Name war ihr selbst jetzt nicht entfallen, und befand sich mit dem anderen Mann in einer Umarmung, als wollten sie nach der kurzen Störung weiter führen, worin sie unterbrochen worden waren.
Auf der anderen Seite stand noch ein Mann, mit Pfeil und Bogen in der Hand, zielte auf einen scheinbar bereits leblos auf dem Boden liegenden Körper, den sie erst nach einigen Momenten als den ihren erkannte. Seltsam, auf sich selbst herabsehen zu können und zu wissen, dass es nur noch eine Hülle war, in der man einst gehaust hatte.
Daneben befand sich noch ein Wesen, eine Gestalt, gehüllt in Schwärze, die sie nicht hätte sehen dürfen und die ihr hätte Angst einjagen sollen. Doch das tat sie nicht, im Gegenteil, in dieser Daseinsform empfand sie die Anwesenheit des Wesens als tröstlich und irgendwie… befreiend. Er war gekommen, um sie zu geleiten, damit sie nicht ziellos umher irren müsste. Alles andere war nicht mehr von Bedeutung, selbst der Grund nicht, warum die leblose Janay unter ihr die unversehrte Hand wie schützend vor den noch flachen Bauch gelegt hatte, um auf diese zu fallen und so vielleicht etwas die Härte des Aufpralls abfedern zu können.
Doch das war nicht alles, was sie in diesem Zustand wahrnehmen konnte. Zwar war es ihr nicht möglich, gewöhnliche Stimmen zu hören oder gar zu verstehen, aber manche Gedanken konnte sie auffangen.
Hör auf! Nein! Warum nimmst du nicht diesen Bastard hier?! Hör auf… wage es nicht…
Unwillkürlich kräuselte sich ihre durchscheinende Stirn und ihr Blick wanderte zum Träger dieser Gedanken. Was wollte er? Warum benahm er sich so? Weswegen hielt er den Tod auf, um sie endlich zu ihrem neuen Ziel führen zu können? Beinahe hätte sie so etwas wie Ärger ob dieses Verzugs verspürt, hätte sie ein Gefühl noch empfinden können.
So blieb lediglich eine Ahnung von Unverständnis, das in ihr widerhallte, und der Umstand, dass sie weiterhin warten musste, bis sich die Gestalt wieder ihr zuwenden würde. Doch das tat diese nicht, sondern begann damit, sich mit Kazel zu streiten.
Wäre sie noch sie selbst gewesen, hätte sie jetzt vermutlich geschnaubt und genervt die Augen verdreht. So indes blieb ihr nichts anderes übrig, als weiterhin zu beobachten, was sie auch tat. Beinahe hätte sich letzten Endes tatsächlich noch so etwas wie Empörung in ihr geregt, hätte sie gerufen und so wieder die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, schließlich war der Tod ihretwegen gekommen!
Bevor ihr Geist allerdings soweit war, nach ihm zu rufen, waren er und Kazels Seele bereits verschwunden. So… und was war nun mit ihr? Unbehagen begann, in ihr aufzusteigen und die Gleichgültigkeit zu vertreiben. Müsste sie jetzt ewig hier herum irren, weil man sie vergessen hatte…? Dieser Gedanke brachte den Hauch einer Erinnerung zurück, der einen Ruck in dem Schemen auslöste.
Nun, wenn sie schon hier bleiben musste… Sie wandte sich von ihrem Körper ab und dachte daran, wie sie durch den Wald glitt, bis hin zu einem bestimmten Wesen. So wirklich bewegte sie sich nicht, doch ihre Vorstellung sorgte dafür, dass sie tatsächlich vorwärts kam. Und sowie sie sich dessen bewusst wurde, was sie bereits neben dem angeketteten Warg.
Auch er war erstarrt, in der still gebliebenen Zeit gefangen, wie er sich zu befreien versucht hatte. Ob er sie hören oder spüren könnte? Janay wusste es nicht, aber es war ihr erstaunlicherweise ein Bedürfnis, ihr Vorhaben umzusetzen.
Sie schwebte herab, bis ihre Lippen an dem rechten Ohr des Tieres waren. „Hab keine Angst…“, wisperte sie zischend und hoffte, dass sie damit irgendetwas bewirken könnte. „Ich verlasse dich nicht… Ja, ich bin weggelaufen, aber ich komme wieder und lasse dich nicht im Stich… Versuche, dich zu befreien, sobald ich kann, werde ich dir helfen, mein Freund…“
Gerne hätte sie noch mehr gesagt, sich noch weiter bemüht, ein Gefühl von Sicherheit und Trost in dem Begleiter zu hinterlassen, doch ein Sog begann an ihr zu zerren, als solle sie dringend zu ihrem leblosen Körper zurück. Ehe sie sich selbst darum bemühen musste, zurück zu kehren, befand sie sich bereits wieder auf der Lichtung und fühlte, dass sich etwas gleich ändern würde. Kazel war zurück… Warum auch immer und wie ihm das auch gelungen sein mochte.
Das war allerdings nicht alles, denn die Zeit würde bald zurück in ihr Gefüge rutschen und somit weiter laufen. Ein lautloses Seufzen entrang sich ihrer Kehle, denn der Tod war nicht zurück gekommen. Müsste sie nun ewig heimatlos herum irren? Vielleicht könnte sie ja ein Schutzgeist werden, für den Warg, wie sie es ihm versprochen hatte… Aber irgendwie spürte sie, dass dies nicht das Richtige war und irgendwie breitete sich Traurigkeit in ihrem Inneren aus.
Diese spiegelte sich sogar auf ihrer Miene wider, als sie ihren Blick auf Kazel richtete. Konnte er sie noch sehen? Selbst wenn… Die Zeit würde wieder weiter gehen und dann wäre es damit vorbei.
„Leb wohl…“, wisperte sie unwillkürlich und alles begann sich erneut zu bewegen.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Mittwoch 11. Mai 2016, 14:49

Er hatte sich entschieden. Schweren Herzens und sicher nicht ohne den Beigeschmack des Verrats ans Janay und dem Ungeborenen. Beide würden nun ihren Weg in dieses Reich finden, in dem er selbst stand. Gehörte er bereits hierher? Der Mischling starrte auf all die Stundengläser, die das Wasser an den Strand spülte. Für einen Sekundenbruchteil fragte er sich, wieviel des Lebenszeit vergeudeten Sandes von ihm stammte. Dann wischte er den Gedanken beiseite, noch bevor er im Keim hatte sprießen können. Es war uninteressant, er bisweilen lange nicht wichtig genug, um sich so über anderer Leben vergeudete Zeit zu erheben. Er war einer von vielen.
Genauso wie Landria eines von vielen Leben war. Bedeutungslos für den Tod selbst vielleicht, aber nicht für Kazel. Er kannte ihre Beweggründe nicht, hielt sie als das Licht in Erinnerung, das sich um ihn kümmerte, als er in dieser Anstalt in Pelgar gefangen war. Sie hatte sich seiner Verzweiflung und seiner Seele angenommen. Sie war für ihn da gewesen, dieser Gedanke blieb tief verankert. Und sie hatte ihr Leben lassen müssen, weil er zum Werkzeug des Raxtian Tausendtod geworden war. Er traf die Entscheidung nicht für sich. Dass sich die Bruderschaft noch dafür an ihm rächen würde, das kam ihm hier und jetzt nicht einmal in den Sinn. Wenn er Xenia und Ezekiel überhaupt jemals wiedersah. Wie es dem verletzten Paladin wohl erging? Lag sein Stundenglas hier? Und was ist mit der Kräuterhexe? So viele Leben, die an ihm vorbeigezogen waren. So viele Schicksale, an denen er nichts rütteln konnte. Für Landria allerdings konnte er nun etwas tun. Dieser Ungerechtigkeit konnte er entgegenwirken, mit dem Wissen, dass es auch etwas Sinnvolles bewirken würde. Sie bekäme Zeit zurück. Janay ... Pfeile haben sie durchbohrt ... wie sollte sie weiterleben? Sie bekäm Zeit, die auch nur aus ihr herausliefe wie das Blut ihrer Wunden. Erneut starrt Kazel unter sich. Vergeudete Zeit. Und das Kleine unter ihrem Herzen? Genauso vergeudet. Es war noch ganz frisch, es konnte nicht von der Mutter getrennt werden und darauf hoffen, zu überleben. Zu klein war der Keim in ihrem Leib, diese unentwickelte Frucht. Auch wenn es Kazel innerlich das Herz zerreißen wollte, glaubte er, eine gute und eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Seine Beweggründe behielt er jedoch für sich. Nicht einmal den Zeitlosen ließ er daran teilhaben.
Vielleicht würde es irgendwann jemandem erzählen. Jetzt jedoch nicht, denn es stand noch gar nicht fest, ob Landria Sinal - die Wahl des Mischlings - überhaupt wirklich gerettet werden konnte. Er musste zuvor eine Aufgabe erfüllen und wusste inzwischen sehr gut, was man von ihm erwartete. "Ein Leben für ein Leben", hauchte er, nickte. Angst vor dieser Aufgabe beflügelte ihn nicht an diesem Ort. Einzig das Bedürfnis, diesen Auftrag für ein fremdes Leben zu erfüllen, drang tief in seinen Geist ein.
Kazel nahm das Stundenglas mit Landrias neuem Lebenssand entgegen. Er hielt es fest, während er den Worten des Gevatters lauschte, die mehr in seinen Ohren rauschten als es das schwappende Wasser konnte. Wieder nickte er. "Ich muss einen Teil ihrer Zeit stehlen?", hakte er nochmals nach. Gab es keinen anderen Weg? Vielleicht erreichte er Raxtian auch, ohne ein Körnchen Zeit nehmen zu müssen. Innerlich beschloss Kazel, es auf diesen Versuch ankommen zu lassen und das Stundenglas so lange unberührt zu lassen, so lange er es wirklich nicht brauchte. Mit diesem Entschluss spürte er die Kälte, die an ihm zog. Er gehörte nicht hierher, sagte sie ihm und deshalb zerrte sie an seinen geisterhaften Gliedern. Er wehrte sich nur im ersten Moment und aus einem Reflex heraus dagegen. Dann ließ sich der Sturmadler treiben, vom Aufwind, der ihn von der Insel zurück ins Leben trug.

Als erstes Drang sein Atem mit quälender Langsamkeit aus ihm heraus. Er sah, wie das Wölkchen seine Lippen zeitlupenartig verließ, um in wenigen Momenten - Sekunden - Stunden - Jahren! - auf Saerembors Schulter zu treffen. Die Wirklichkeit hatte ihn mit all ihrer erbarmungslosen Schicksale wieder. Ihm wurde langsam bewusst, wohin er zurückgekehrt war. Saerembor, der sich mit ihm vergnügen wollte. Janay, die durch den Wald flüchtete. Pfeile, die sie durchbohrten. Kazel versuchte, den Kopf zu drehen. Noch wollte es ihm nicht gelingen. Lediglich sein Blick suchte die Umgebung soweit ab, wie es ihm möglich war, während sein Gewissen ihm bereits klar machte, in welcher Rolle er ins Diesseits zurückgekehrt war. Verräter, Verräter, Verräter!
Er entdeckte Janay, deren Leib nahezu reglos am Boden lag. War sie bereits tot oder lag es an der noch immer still stehenden Zeit? Projizierte sie diese flüchtigen Schatten, dieses geisterhafte Erscheinen, das sich zu Janay formte? Nein, das ist sie. Schau, du verlierst sie. Du hast sie verraten ... und dein Kind. Schmerz, Bedauern, aber keine Reue breitete sich in seinem Blick aus, pflügte sich durch das tiefe Blau seiner Augen, teilte und türmte es zu neuen Wogen auf, bis im tintenfarbenen Meer seiner Seelenspiegel Sterne glitzerten. Nein, keine Sterne. Tränen. Selbst über die Zeit hinaus suchten sie sich ihren Weg, wenigstens an die Oberfläche, um einen fiebrigen Glanz über die Irden zu legen und mit ihrem Brennen wieder wiederkehrende Zeit anzukündigen.
Worte drangen an Kazels Ohren. Nein, er hörte sie im Geist. Sie legten sich schwer auf sein Herz, drückten es zu einem schmerzenden Knäuel zusammen, ehe sie es wieder los ließen. Genauso wie Janay diese Welt los ließ. Er wurde sich dessen bewusst, als ihr geisterhafter Schatten vor seinen Augen verschwamm. Konnte er sie nicht mehr erkennen, weil sie sich für immer auflöste? Oder waren es die Tränen, die seine Augen bis zum Rand füllen wollten? Nein, es war die wiederkehrende Zeit. Die du nicht für Trauer hast, zu der du kein Recht besitzt. Du hast sie in dieses Schicksal getrieben ... und dein Kindchen auch. Also führe es jetzt zu Ende!

Die Wirklichkeit kehrte mit einem niederschmetternden Ruck zu ihm zurück. Wäre es Kazel nicht in der Vergangenheit bereits widerfahren, wäre er vollkommen unvorbereitet darauf gewesen, sich wieder in den Zeitenstrom zu fügen. So aber konnte er den Aufprall seines Selbst etwas abdämpfen, den Rest akzeptieren und gleich wieder agieren. Landrias Lebenszeit ließ er außen vor. Er wollte sie nicht nutzen und er würde nicht. Das brauchte er nun nicht, denn seine Lippen waren immer noch so ungemein nah an Saerembors Hals, dass er dessen Salz auf der Haut schmecken und seinen ganz eigenen Geruch einatmen konnte.
Er zögerte nicht länger. Jetzt musste es schnell gehen. Er musste jeglichen Überraschungsmoment nutzen und durfte sich nicht von Gefühlen oder Gedanken lenken lassen. Er musste nun die Bestie sein, die Raxtian aus ihm hatte machen wollen. Ein seelenloses Geschöpf, das nur einem Instinkt und einem Befehl folgte: Dienen und töten. Einzig sein befehlshaber hatte gewechselt. Niemand stellte sich über den Zeitlosen. So war das erste und auch einzige Wort, das er in die wiederablaufende Zeit setzte: "Stirb."
Daraufhin rammte Kazel seine Zähne tief ins Fleisch seines mutmaßlichen Liebhabers. Er wollte ihm Haut und Lebensader aus dem Körper reißen wie ein blutrünstiges Tier. Er schmeckte auch bereits das dunkle Blut, das sein eigenes zum Kochen brachte. Seine Eckzähne waren die eines Ungeheuers, einer reißenden Bestie und nun wie dafür geschaffen. Dass er dabei zusätzlich das Gift in Saerembors Leib ansonderte, war ihm vollkommen unbewusst. Er versuchte nur noch, ihm die Kehle zu zerfetzen und sich mitten durch seinen Hals hindurchzubeißen. Gleichzeitig wollte er ihn nach hinten drücken und wenn es ihm die Wirbelsäule zerbrach! Er handelte nun, dachte nicht mehr nach. Alles lief instinktiv ab und dieser Instinkt war es auch, der ihn an Gefahr im Hintergrund erinnerte. Er war es, der ihn letztendlich von Saerembor abweichen ließ, um in geduckter Haltung von ihm zu springen. Wie gut, dass der andere ihm die Hose heruntergezerrt hatte. So störte ihn nichts in seinem Lauf. Lediglich Gräser und der kalte Schnee kitzelten seine Haut, betäubten seine Emotionen. Mit animalisch, scharfem Adlerblick suchte er sein anderes Ziel - den Schützen. Wer immer es war, auch sein Leben wollte er auslöschen und so einen blutigen Pfad beschreiten, an dessen Ende Raxtian und sein Seelenkristall standen.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Dienstag 17. Mai 2016, 19:15

Kazel hatte sich entschieden. Seine Beweggründe behielt er jedoch für sich. Nicht einmal den Zeitlosen ließ er daran teilhaben. Vielleicht würde er es irgendwann jemandem erzählen. Vielleicht Landria selbst, wenn er seine Aufgabe vollbracht hätte. Jetzt jedoch nicht, denn es stand noch gar nicht fest, ob Landria Sinal - die Wahl des Mischlings - überhaupt wirklich durch ihn gerettet werden konnte. Er musste zuvor eine Aufgabe erfüllen und wusste inzwischen sehr gut, was man von ihm erwartete.
"Ein Leben für ein Leben"
, hauchte er, nickte. Kazel nahm das Stundenglas mit Landrias neuem Lebenssand entgegen. Er hielt es fest, während er den Worten des Gevatters lauschte, die mehr in seinen Ohren rauschten als es das schwappende Wasser konnte.
"Ich muss einen Teil ihrer Zeit stehlen?"
, hakte er nochmals nach und der Tod nickte bestätigend. Sein Lippenloses Grinsen wirkte dabei fast höhnisch. Ja der Tod hatte einen echt schwarzen Humor und nichts was er gab war umsonst. Vielleicht erreichte Kazel Raxtian auch, ohne ein Körnchen Zeit nehmen zu müssen. Innerlich beschloss er, es auf diesen Versuch ankommen zu lassen und das Stundenglas so lange unberührt zu lassen, so lange er es wirklich nicht brauchte. Mit diesem Entschluss spürte er die Kälte, die an ihm zog, dann ließ sich der Sturmadler treiben, vom Aufwind, der ihn von der Insel zurück ins Leben trug.

Nichts von all dem hier war richtig. Sie hätte gehen sollen, doch irgendjemand hatte für sie anders entschieden. Ihre Trauer spiegelte sich auf ihrer Miene wider, als sie ihren Blick auf Kazel richtete. Konnte er sie noch sehen? Selbst wenn… Die Zeit würde wieder weiter gehen und dann wäre es damit sicher vorbei.
„Leb wohl…“, wisperte sie unwillkürlich und alles begann sich erneut zu bewegen...


Ihre Worte drangen an Kazels Ohren. Nein, er hörte sie im Geist. Sie legten sich schwer auf sein Herz, drückten es zu einem schmerzenden Knäuel zusammen, ehe sie es wieder los ließen. Genauso wie Janay diese Welt los ließ. Er wurde sich dessen bewusst, als ihr geisterhafter Schatten vor seinen Augen verschwamm. Konnte er sie nicht mehr erkennen, weil sie sich für immer auflöste? Oder waren es die Tränen, die seine Augen bis zum Rand füllen wollten, oder war es die wiederkehrende Zeit? Die Wirklichkeit kehrte mit einem niederschmetternden Ruck zu ihnen zurück und Kazel zögerte nicht länger.
"Stirb."
Daraufhin rammte Kazel seine Zähne tief ins Fleisch seines mutmaßlichen Liebhabers und dabei rannen ihm unbemerkt die Tränen über die Wangen, die ihm zuvor die Sicht genommen hatten. Er riss ihm Haut und Lebensader aus dem Körper, wie ein blutrünstiges Tier. Der warme Schwall frischen Lebenssaftes ergoss sich über seinen Hals, sein Gesicht und seine Brust. Es wärmte ihn und wusch die Spuren der Trauer fort. Er schmeckte das dunkle Blut, das sein eigenes zum Kochen brachte. Seine Eckzähne waren die eines Ungeheuers, einer reißenden Bestie und nun wie dafür geschaffen. Er zerfetzte ihm die Kehle. Gleichzeitig rollten sie nach hinten. Er handelte nur, dachte nicht mehr nach. Alles lief instinktiv ab und dieser Instinkt war es auch, der ihn an Gefahr im Hintergrund erinnerte. Er war es, der ihn letztendlich von Saerembor abweichen ließ, um in geduckter Haltung von ihm zu springen. Mit animalisch, scharfem Adlerblick suchte er sein anderes Ziel - den Schützen. Auch sein Leben wollte er auslöschen und so einen blutigen Pfad beschreiten, an dessen Ende Raxtian und sein Seelenkristall standen. Er fand Aman, den Todesschützen, seine schwarze Augen unter weißem Haar, die sich auf ihn gerichtet hatten. Er hielt den Bogen gesenkt, aber nicht lange. Sein Arm wanderte schon zu seinem Nacken um nach dem nächsten Pfeil zu greifen.

Janay sah es. Sie sah alles! Sie schwebte über ihrem toten Körper und beobachtete, wie der Vater ihres Würmchens die Bestie in sich weckte. Sie sah, wie er dem Mann in seinen Armen den halben Kehlkopf heraus riss, wie er sich in Blut hüllte, wie er aufsprang und sich abrollte. Sein lodernder Blick suchte und fand sein nächstes Opfer, während der andere noch seine Hände zur Kehle hoch riss und mit erstauntem Blick zur Seite sackte. Der Bogenschütze stand nur wenige Meter neben ihr und für einen Augenblick war es, als sähe Kazel sie an, dann wanderte sein Blick zur Seite. Seine tödlich verengten Iriden brannten sich einfach durch ihren halb unsichtbaren Leib hindurch und fokussierten dann den Feind. Ihr Geliebter war schnell, doch das war sein Gegner auch. Kazel hatte noch gut 10 Schritt zu überbrücken, wenn er in den Nahkampf wollte und sein Gegenspieler war ein geübter Fernkämpfer. Einzig der Wald um sie herum bot ihm einen kleinen Vorteil, wenn er es schaffte die schmalen Stämme als Deckung zu nutzen, die die kleine Lichtung säumten.
Und noch etwas wusste sie, was ihr lebendiger Geliebter nicht ahnte.
Aus der anderen Richtung, aus der sie gekommen war, näherten sich zwei weitere sterbliche Seelen. Dorun und Juduka folgten ihren Spuren. Sie waren noch nicht in Sichtweite, aber sie konnte sie fühlen...

Der Sturmadler reagierte mehr, als dass er nachdachte. Sein Instinkt trieb ihn weiter und hatte sein nächstes Ziel gefunden. Aman zog seinen Pfeil aus dem Köcher im Rücken und legte ihn mit einer geschmeidigen Bewegung auf die Sehne. Die Nebelgestalt über Janays leblosen Körper zerfaserte immer wieder und entstand neu. Sie war zu zart um ihn in seiner derzeitigen Gemütslage abzulenken. Jetzt brauchte er Geschwindigkeit oder Deckung. Kazel wusste, dass sein Gegner noch einmal zum Schuss kommen würde, bevor er ihn erreichen konnte. Das Gewicht der kleinen Sanduhr drückte sich in seine linke Handfläche und erinnerte ihn daran, dass es noch eine andere Möglichkeit gab, die er nicht wollte, aber es gab sie.

Derweil … nicht weit entfernt...
„Sie ist hier lang!“
Doruns gedämpfte Stimme klang heiser. Er war auf der Jagd und Juduka stand still in seinem Rücken. Sie ließ ihn vorgehen und folgte langsam. Ihr Blick wanderte einmal kurz zu dem Warg, der an seinen Ketten zerrte, als wollte er den Baum ausreißen, aber noch hielten sie. Das Tier war anscheinend wahnsinnig geworden. Sie sah wieder dem Dunkelelfen hinterher und raunte:
„Finde sie und denk daran, ihm darf nichts geschehen!“
Dorun knurrte missmutig. Diesen Mischling am Leben zu lassen widerstrebte ihm zutiefst.
„Er will ihn lebend!“
Leichter gesagt als getan. Solange dieser Mistkerl im Käfig gesessen hatte war es leicht gewesen ihn zu Raxtian zu bringen. Er hatte sich ja fast freiwillig ausgeliefert, aber jetzt... Das Auftauchen der lang vermissten Lichtmagi aus seinen Reihen war ein zusätzlicher Bonus auf seiner Liste, aber das sie auch noch diese Frau mit seinem ungeborenen Kind mit gebracht hatte, machte die Sache noch köstlicher. All diese hübschen kleinen Überraschungen ...Alles hatte sich so schön zusammen gefügt, bis Saerembors Gier zu groß geworden war... und seine eigene... Dorun ärgerte sich, dass er so unaufmerksam gewesen war und ihm dieses kleine Biest entwischt war. Das würde sie bereuen. Er würde ihr die Haut in schmale Streifen schneiden und sie genüsslich von ihrem Fleisch ziehen um sie dann im Lagerfeuer zu braten und ihrem Warg zum Fressen geben. Geduckt verschwamm er mit den Schatten zwischen den Bäumen und näherte sich dem leisen Geräuschen aus der Dunkelheit zu seiner Linken. Dort hatte er eben etwas gesehen...
Aman.
Sein Sohn legte gerade einen Pfeil auf die Sehne und er sah, wie sich seine Schulter hob zum Spannen. Er folgte der Richtung seiner Aufmerksamkeit, doch dort waren zu viel Bäume zwischen ihm und seinem Ziel. Sein Blick blieb kurz, wenn auch nur für einige Sekunden lang, an dem leblosen Körper am Boden hängen, der gut vier Schritt entfernt zu seinen Füßen lag. Seine Ohren zuckten. Etwas bewegte sich schnell zwischen den Bäumen auf seinen Sohn zu und er zog seine Zwillingsschwerter.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 20. Mai 2016, 02:34

Raxtian Tausendtod hatte ein Monstrum geschaffen. Das schien von Beginn an sein Plan gewesen zu sein, doch dass sich diese Bestie auf eine andere Seite als die eigene stellen würde, war sicherlich nichts, was diesem finsteren Schergen gefiel. Ob er es mit einkalkuliert hatte, wusste Kazel nicht. Er traute es Tausendtod allerdings zu, selbst auf eigener Seite über Leichen zu gehen. Nur wofür? Was war die gezielte Aufgabe seines Meisterstücks, wie er den Mischling selbst noch betitelt hatte?
Gewiss nicht, Saerembor die Kehle aufzureißen und mit Sicherheit ebenso wenig, sich nun auf den Schützen stürzen zu wollen, dessen Pfeile Janay auf dem Gewissen hatten. Aman. So hieß er, diese kaltblütige Elf. Dieser Artgenosse aus Fleisch und Blut. Fleisch ... Blut ... Kazel lechzte nach beidem. In wachsendem Rachedürst schürte er auch einen animalischen Instinkt, der ihn voran trieb. Er sorgte dafür, dass er von seinem ersten Opfer abließ. Dort war alle Arbeit getan. Saerembor würde sterben. Niemand könnte ihm so schnell die Wunde am Hals schließen. Selbst ein magisch Versierter müsste nun rasch eingreifen, wenn er nicht wollte, dass Saerembor verblutete. Jeder vergossene Tropfen wäre eine Rache für jene, die durch seine Hände schon gelitten hatten. Nun wart der nächste dran. Jener Elf, durch dessen Hand ein gutes Leben ausgelöscht worden war und eines noch vor seinem Anfang genommen worden war.
Kazel stürmte nach vorn. Geduckt huschte er voran, bereit, blindwütig auf Aman loszupreschen. Was kümmerten ihn schon weitere Pfeile? Er hatte Blut geleckt und er wollte mehr davon. Er wollte Janays Mörder ihr hinterher schicken. Ob Janay dann auf dich wartet? Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte die Frage in seinem Geist auf, warum er Manthala oder Faldor nicht gesehen hatte? Ob er diesem Gott des Lichts - Lysanthor - je begegnet wäre? Warum hatte er nicht einen Kontakt zu den Göttern aufgenommen? Weil es noch nicht soweit ist. Du bist des Zeitlosen Werkzeug. Nicht viel anders als Raxtians Werkzeug zu sein und doch schenkte ihm der Tod deutlich mehr. Er gab dem Mischling die Möglichkeit, am Leben zu bleiben um Einfluss auf das Geschehen zu nehmen. Er hatte ihm die Gabe geliehen, die Zeit selbst zu beeinflussen. Er würde ein Leben zurückgeben, wenn Kazel nur erfolgreich war. Er musste es sein. Er musste Raxtian Tausendtod erreichen und notfalls auf dem Weg dorthin alles beseitigen, was ihm in die Quere kam. Derzeit war es Aman allein. Und Kazel - die Bestie Kazel - wäre sicherlich auch blind auf den Elfen losgesprungen ungeachtet jeglicher Konsequenzen, hätte Amans erster Schuss auf ihn nicht Spuren hinterlassen.
Der Mischling knickt leicht ein, als sich Schmerz mit pochenden Impulsen in ihm ausbreitete. Sein Schenkel! Die Schussverletzung. Für den Moment, da er aufgesprungen war, hatte er sie vergessen. Geradezu berserkerhaft, das hieß den Schmerz zu ignorieren, war er vorgeprescht. Aber Kazel konnte sich nicht Berserker nennen. Sein Körper, noch immer erschöpft von den Strapazen der Reise mit den Leoniden. Geschwächt von der Verletzung, belastet durch die Kälte und das sadistische Spielchen mit Saerembor, forderte nun seinen Tribut. Nein! Noch nich!, schrie er sich selbst im Geiste zu. Seine Gedanken trieben ihn weiter, auch wenn er nun den Blick für die Gefahr von vorn bekam. Pfeile. Aman griff nach hinten zu seinem Köcher.
Ein rascher Blick mit den Adleraugen erfolgte. Das zum wilden Sturm aufgetürmte Blau entdeckte Baumgruppen, Dickicht und Geäst. Sogleich wetzte Kazel zur Seite, nach rechts. Er rollte sich unter einem schmerzverzerrten Japsen über das Knie und anschließend die Schulter ab. Hinter einem Busch, der an einen schmalen Baum anschloss, kam er zum Liegen. Zischend sog er die Luft ein und berührte den nackten Schenkel. Richtig. Saerembor hatte ihn entkleidet. Er jagte hier wie ein nackter Spitzohrenaffe durch die Wildnis. Jeder Heilkundige hätte sich ob der nur provisorisch behandelten Wunde die Haare gerauft. Kazel konnte das nicht. Er hatte von derlei schweren Verletzungen wenig Ahnung. In den Jahren auf der Stillen Ebene waren Kratzer und Schürfwunden zwar nicht selten, aber niemals hatte ihn ein Pfeil erwischt. Er spürte, dass das warme Blut auf seinem Körper nicht allein von Saerembor stammte. Auch sein eigenes schimmerte rot, hinterließ Spuren im Schnee.
Bleib in Bewegung. Auruhen kannst du dich später ... notfalls tot. Nein, das durfte nicht geschehen, schärfte er sich noch einmal ein. Daher kroch er, so gut es sein Schenkel zuließ und so gut er bei seinen Bewegungen den Schmerz nun in den Hintergrund verbannen konnte, weiter nach vorn. Er beschloss, einen Bogen um Aman herum zu machen, auch auf die Gefahr hin, ihm durch den Umweg mehr Zeit zu schenken. Zeit, die ich mir von Landrias Sand nehmen könnte ... Das würde er nicht tun, so sehr er das Gewicht des Stundenglases auch in seiner Hand spürte. Nein, er würde einen hoffentlich tötlichen Angriff von hinten auf den Schützen wagen. Selbst wenn er ihn nicht sofort erwischte, so gelang es ihm dann vielleicht, den Köcher zu entreißen. So wäre Aman gewissermaßen waffenlos. Kazel wollte es auf den Versuch ankommen lassen. Dass sich Juduka und Dorun bereits in der Nähe befanden, ahnte er nicht. Er hörte sie weder, noch sah er sie, da er sich vollends auf Aman konzentriert. Möglich, dass er sie entdeckte, sobald er seinen Halbkreis vollendes hätte. Mit einer Hand fest auf den Verband an seiner Schenkelwunde gepresst, um möglichst keine große Blutspur zu hinterlassen, schlich er gebückt weiter. Einen Schritt vor den anderen. Zwischen Sträuchern und an Stämmen vorbei entdeckte er den Schützen immer wieder am Rand seines Sichtfeldes. Blieb nur zu hoffen, dass Amans Sinne nicht messerscharf wie Kazels Zähne oder Adleraugen waren.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Janay » Samstag 11. Juni 2016, 19:29

Es war mehr als ein seltsames Gefühl, hier zu schweben und zuerst nichts zu empfinden. Nur die Gewissheit zu haben, fehl am Platze zu sein, und allmählich das schleichende Begreifen, wer daran schuld war. Noch machte das nichts aus, blieb sie in ihrem Zustand und formte sogar einen wortlosen Abschied.
Doch kaum begann die Zeit wieder zu laufen, sich so zu bewegen, wie sie es eigentlich sollte, fing es auch an, in ihr zu arbeiten. Ihre Gedanken bewegten sich anfangs noch träge, liefen im Kreis, um einen Mittelpunkt, der eine immer größere Anziehungskraft ausübte. Und dieser war das Wissen darum, dass derjenige, von dem sie sich gerade verabschiedet hatte, in dem Glauben, sich danach aufzulösen, Schuld an ihrem geisterhaften Dasein trug.
Im ersten Moment verblasste sie tatsächlich, doch da der Tod sie regelrecht vergessen hatte... formierte sich ihre durchscheinende Gestalt nach wenigen Sekunden erneut. Als wäre das nicht genug, überspülten sie die Emotionen regelrecht wie die Wellen der Brandung bei Sturm. Solange, bis sich herauskristallisierte, was sie am meisten beschäftigte. Wut auf den Schuldigen, der sie zwar nicht getötet, ihren Geist jedoch an seiner Weiterreise gehindert hatte.
Ihre Miene, soweit man sie erkennen konnte, verdüsterte sich und ihre Augen hätten, wäre sie noch lebendig, zornig zu funkeln begonnen.
Indes wurde auch Kazel aktiv, wenngleich sie absolut nicht verstand, was da vor sich ging, und es ihr eigentlich hätte Angst machen müssen, ihren Ekel wecken, als ihr Blick auf die zerfetzte Kehle fiel. Stattdessen blieb sie wütend auf ihn, so sehr, dass ihre geisterhafte Erscheinung die Hände zu Fäusten ballte.
Warum erst jetzt? Wieso hatte er das nicht früher tun können, um sie vor ihrem eigenen Schicksal und dem des Ungeborenen zu bewahren? Hatte er gezögert, um sie ebenfalls los zu sein?! Ein Fauchen kam ihr über die geisterhaften Lippen und ihre Gestalt schien sich eine Spur zu verdunkeln, als fiele ein Schatten über sie.
In der Zwischenzeit ließ Kazel von seinem ersten Opfer ab und dem Schützen, der sie so hinterrücks mit Pfeilen durchbohrt hatte, zu. Janay verfolgte alles mit ihren Blicken, ohne wirklich zu reagieren. Allerdings schien der Mischling nicht ganz so zur Bewegung imstande zu sein, wie er es hatte haben wollen, denn sein Bein knickte ein und schließlich verschwand er im Unterholz.
Nun wurde es trotz allem für sie Zeit, endlich zu handeln. Wie, das wusste sie noch nicht, aber sie verfolgte Kazel und wollte sehen, was er vorhatte. Um ihm bei passender Gelegenheit einen Strich durch die Rechnung zu machen und ihn spüren zu lassen, dass sie mehr als zornig auf ihn war. Er würde ihr sein Handeln noch büßen!
Doch sie war noch zu ungeübt in ihrer neuen Daseinsform, sodass sie, anstatt plötzlich vor dem verwundeten, halbnackten Mischling aufzutauchen, direkt vor einem anderen Wesen erschien, da ihre Wut mehr als verdient hatte. Juduka!
Plötzlich befand sich der Geist von Janay direkt vor der Nase der Nachtelfe, mit wutverzerrtem, finsterem Antlitz, den Mund aufgerissen, wie zu einem Schrei. Ob die andere sie sehen konnte? Sie wusste es nicht, hoffte aber, ihr einen gehörigen Schrecken einjagen zu können.


[Occ: sorry für die Kürze, nur irgendwie... wills nicht besser werden :sad: ]
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Dienstag 21. Juni 2016, 19:05

Mit einer Hand fest auf den Verband an seiner Schenkelwunde gepresst, um möglichst keine große Blutspur zu hinterlassen, schlich der Mischlings-elf gebückt weiter. Einen Schritt vor den anderen. Zwischen Sträuchern und an Stämmen vorbei entdeckte er den Schützen immer wieder am Rand seines Sichtfeldes und auch dieser suchte nach ihm. Amans Sinne mochten nicht messerscharf wie Kazels Zähne oder Adleraugen sein, aber seine Ohren waren genauso gut wie seine. Er war ihm immer dicht auf den Fersen und hatte seine Spur im Unterholz entdeckt, das war sicher. Aman war ein guter Fährtenleser. Kazel vermochte ihn durch seine Fähigkeiten auf Abstand zu halten, aber ihn ganz abzuschütteln würde schwer werden, zumal er verletzt nicht ganz so schnell wie sonst vorwärts kam. Im Augenblick waren seine Stärken die besseren Sinne und sein Vorteil lag in der Lautlosigkeit des Schleichens.

Im ersten Moment verblasste Janay tatsächlich, doch da der Tod sie regelrecht vergessen hatte... formierte sich ihre durchscheinende Gestalt nach wenigen Sekunden erneut. Als wäre das nicht genug, überspülte sie Wut auf den Schuldigen, der sie zwar nicht getötet, ihren Geist jedoch an seiner Weiterreise gehindert hatte. Diese Wut schmeckte fast süß auf ihrer geisterhaften Zunge. Emotionen fühlten sich als einziges noch lebendig an, jetzt da es nichts anderes mehr gab.
Auch Kazel war aktiv geworden, wenngleich sie absolut nicht verstand, was da vor sich ging, und es ihr eigentlich hätte Angst machen müssen, ihren Ekel wecken, als ihr Blick auf die zerfetzte Kehle fiel. Stattdessen blieb sie wütend auf ihn, so sehr, dass ihre geisterhafte Erscheinung die Hände zu Fäusten ballte.
Warum erst jetzt? Wieso hatte er das nicht früher tun können, um sie vor ihrem eigenen Schicksal und dem des Ungeborenen zu bewahren? Hatte er gezögert, um sie ebenfalls los zu sein?! Ein Fauchen kam ihr über die geisterhaften Lippen und ihre Gestalt schien sich eine Spur zu verdunkeln, als fiele ein Schatten über sie.

Kazel schaffte es den Halbkreis zu vollenden, aber auch Aman hatte sich weiter bewegt. So war er mehr in seiner Seite, als in seinem Rücken. Ein leises Fauchen ließ Kazel plötzlich und unvermittelt in eine andere Richtung blicken und da sah er es. Ein zweiter Schatten lauerte in der Dunkelheit. Seine Augen fokussierten die winzige Bewegung, die kaum mehr als das Heben eines breiten Brustkorbs zum Atmen war. Wäre er weiter auf diesem Kurs gewandelt, er wäre zwischen Aman und seinen Vater geraten, der da keine vier Schritt von ihm entfernt abgewandt in einem Busch lauerte und ihn noch nicht entdeckt hatte. Das Fauchen hatte ihm geholfen, aber woher war es gekommen und warum hatten es seine Jäger nicht vernommen? Weder änderte Aman seine Richtung, noch schaute Dorun sich um. Hatte nur er es gehört? Vielleicht war es nur der Wind gewesen.

Kazel war im Unterholz verschwunden. Nun wurde es trotz allem für den Geist Zeit, endlich zu handeln. Wie, das wusste sie noch nicht, aber sie verfolgte Kazel und wollte sehen, was er vorhatte. Um ihm bei passender Gelegenheit einen Strich durch die Rechnung zu machen und ihn spüren zu lassen, dass sie mehr als zornig auf ihn war. Er würde ihr sein Handeln noch büßen! Was für einen herrlichen Rachegeist sie doch abgeben würde, doch sie war noch zu ungeübt in ihrer neuen Daseinsform, sodass sie, anstatt plötzlich vor dem verwundeten, halbnackten Mischling aufzutauchen, direkt vor einem anderen Wesen erschien, das ihre Wut mehr als verdient hatte. Juduka!
Plötzlich befand sich sie sich direkt vor der Nase der Nachtelfe, mit wutverzerrtem, finsterem Antlitz, den Mund aufgerissen, wie zu einem Schrei. Ob die andere sie sehen konnte? Sie wusste es nicht, hoffte aber, ihr einen gehörigen Schrecken einjagen zu können. Und Janay schrie! Sie schrie ihren Hass der Nachtelfe mitten ins Gesicht, dass diese erschauderte und sich die Arme rieb. Juduka sah sich nervös um, hauchte ihren sichtbar gewordenen Atem in die Hand. Sie rieb sich die Wangen und strich sich das steif gefrorene Haar aus dem Gesicht. Dort wo Janays Atem sie berührt hatte, hatten sich Eiskristalle auf Stoff und Haar. Juduka sah sich leicht verängstigt um und begann etwas schneller der Richtung zu folgen, in der Dorun verschwunden war. Ganz offensichtlich hatte Janays Schrei die Temperatur um ihr Hassobjekt noch einmal deutlich fallen lassen, aber es war die Zeit der langen Nächte und der Schnee verschleierte ihr wütendes Werk.


(zu der Geister-Komunikation: Janay muss ihre Fähigkeiten mit der Umwelt zu interagieren noch kennen lernen und begreifen, also ist sie als Geist erst mal in der Position sehr viel ausprobieren zu müssen. Das sie sich von Ort zu Ort denken kann ist schon mal ein riesiger Vorteil, denke ich :-D (Ein normaler Geist wäre meiner Meinung nach an den Ort seines Todes gebunden, aber ich denke, hier ist Kazel als Anker sehr passend :fies: ) Ihr Atem kann die Temperatur senken.
Da Geister außerhalb der Zeit existieren und keinen eigenen Sand mehr haben, kann Kazel sie nur in der „Zeitfalte“ sehen (was er auch weiß, da er sie ja gesehen hatte-könnte ihm in einer ruhigen Minute bewusst werden ;-)) und sich dann auch mit ihr unterhalten, aber halt eben nur, wenn er Landrias Sand dafür ausgeben würde. Allerdings hat er einen besonderen Draht zu Janay was ihn auch das leise Fauchen hat hören lassen. Besonders starke Emotionen könnten quasi immer mal wieder „durchsickern“ ;-) Mehr folgt später. Viel Spaß!)

(ps. Kein Problem, wenn die Post's mal kürzer werden. Im Kampfgeschehen ist das vollkommen normal. :-))
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 18. Juli 2016, 15:43

Verdammt! Kazel fluchte innerlich. Aman war gut ausgebildet, wie er feststellen musste. Zu gut. Der Elf ließ sich weder abschütteln noch so umgehen, dass er ihn hätte aus dem Hinterhalt heraus angreifen können. Er war ein morgerianischer Jäger, wie es schien. Derer gab es nur wenig, existierten in der Toten Ebene doch kaum Wälder und dennoch: auch dort wurde gejagt. Auch dort brauchte es Männer wie diesen Schützen, um Beute zu fangen. Derzeit war Kazel selbst diese Beute, aber er hatte nicht vor zu unterliegen. Dieses Mal nicht. Aman hatte Janay auf dem Gewissen. Er versuchte, nicht daran zu denken. Das Gefühlschaos würde ihn ins Unglück stürzen, vor allem neue Gewissensbisse. Er hätte sie retten können. Sie oder das ungeborene Kind. Nur einen von beiden... Niemals hätte er ihr oder seinem Nachwuchs dann noch in die Augen schauen können für diese Entscheidung, vorausgesetzt er hätte das Kind - im Fall dieser Wahl - überhaupt durchbringen können. Es reifte doch noch in Janay heran. Es wäre gar nicht überlebensfähig, weil es noch nicht bereit war. Sie hatte die Kunde doch erst erhalten. Neun Monate konnte unmöglich schon vorüber sein!
Kazel hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Dafür ertappte er sich dabei, sich von den eigenen Gedanken ablenken zu lassen. Das durfte jetzt nicht geschehen. Er musste sich konzentrieren. Etwas fester presste er beim nächsten Schritt den Verband auf die Wunde. Der Schmerz holte ihn sofort zurück. Alle Gedanken fernab des Pochens in seinem Schenkel, der Kälte des Schnees und der Gefahr, die ihm mit Pfeil und Bogen folgte, verschwanden.
Endlich erreichte er eine Stelle, die zwar nicht ganz hinter Aman lag, den Jäger hatte er nun aber seitlich vor sich. Er würde ihm durchaus in die Flanke fallen können, wäre er schnell genug. Und dann zerfleische ich ihn. Blutdrustig leckte sich der Mischling die Lippen. Er duckte sich etwas, verzog den Mund ob des neuerlich aufkommenden Ziehens im Bein und machte sich zum Absprung bereit. Er würde einfach aus dem Dickicht herausstürzen. Wenn er schnell genug wäre, würde er Aman erreichen, bevor dieser den Bogen auch nur neu spannen konnte. Wenn ... ein Fauchen ließ seine Ohren zucken. Kazel wandte den Kopf herum. Doruns geduckter Körper stach zwischen den Zweigen von Sträuchern und den dicken Baumstämmen heraus. Er sprang Kazel förmlich ins Gesicht, nachdem dieser ihn identifiziert hatte. Und nur ein Gedanke schoss dem Mischling plötzlich durch den Kopf. Das ist sein Vater.
Die Pläne änderten sich, ebenso seine Richtung. Er schlug einen neuen Weg ein. Nur die Geschwindigkeit, den Schwung seiner eigenen federnden Haltung nahm er mit. Er beschleunigte in der Hoffnung, das Rascheln der Blätter würde die Gehörgänge seines Zieles erst dann erreichen, wenn er an ihm bereits heran wäre. Er musste schneller als Doruns Wahrnehmung sein. Und wenn er wirklich schnell genug war, hätte er ein Druckmittel, um Aman am Schießen zu hindern. Selbst wenn dieser Kazel mit Pfeilen spicken wollte, würde er dessen Vater mitnehmen.
Noch immer dachte er nicht daran, sich Landrias Zeit zunutze zu machen. Nein. Ein inneres Ehrgefühl verbot es ihm, wohingegen er skrupellos bereit war, alles und jeden auf dieser Lichtung zu zerfetzen, der sich ihm nun in den Weg stellte. Mit Dorun wollte er beginnen. Kazel eilte also auf den Elfen zu. Dabei ballte er schon eine Hand zur Faust, damit die scharfen Krallen oberhalb der Fingerknöchel hervorlugten. Sie sollten Dorun zuerst treffen, falls er es schaffte, ihn im Lauf direkt ins Gesicht zu schlagen. Im besten Fall verletzte er seine Augen. Den anderen Arm riss er so vor, dass er ihn würde um Dorun schlingen können, um ihn festzuhalten und notfalls mit der Krallenfaust noch einige Hiebe nachsetzen zu können.
Wie die Situation auch ausging, er rief in den Wald hinein, sobald er bei Dorun war: "Aman! Ein Schuss und ich töte ihn! Lass deine Waffen fallen, sofort!" Die Schärfe seiner eigenen Stimme durchflutete Kazel, legte sich über jegliche Zweifel. Er war fest entschlossen und zum Morden bereit.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Janay » Montag 25. Juli 2016, 16:40

Es war neu und ungewohnt für sie und im Prinzip auch kein Zustand, den sie sich je hätte wünschen können. Natürlich hatte sie auch bei weitem nicht so früh sterben wollen, aber jetzt als Geist in der Zwischenwelt sozusagen zu existieren war definitiv… nicht erstrebenswert.
Ihr Körper war von ihr getrennt, sodass sie auf nichts anderes als auf ihre Emotionen beschränkt worden war. Diese verspürte sie dafür umso intensiver. So sehr, dass es ihre neuen Kräfte mobilisierte und ein hörbares Fauchen ihren Mund verlassen konnte. Zu mehr reichte ihre hervorgebrochene Wut nicht aus. Vorläufig zumindest.
Denn nun wollte sie sich auch bewegen, so wie sie es vorhin bis zu dem armen Warg geschafft hatte. Aber in ihrer Wut zog jemand anderes sie stärker an, jemand, der wirklich Schuld an ihrer neuen Daseinsform hatte. Plötzlich tauchte sie direkt vor der verräterischen Nachtelfe auf und fühlte sich beinahe schon enttäuscht davon, dass diese sie nicht zu sehen schien.
Trotzdem konnte sie nicht anders, als all ihren Zorn, ihren Frust und auch den Schmerz sowie den Verlust über ihr Leben aus Leibeskräften hinaus zu brüllen. Nun ja… geistigen Leibes zumindest.
Und es schien zu wirken, wenngleich auf eine Weise, die selbst Janay einen Moment lang überraschte. Als hätte sie ihre Umgebung mit ihrem nicht vorhandenen Atem oder lautlosen Schrei einfrieren können, wenigstens die direkte, obwohl es sowieso recht kalt gewesen war. Gerade im Wald konnte sich die leichte Schneedecke, die sie hierher begleitet hatte, schließlich gut halten.
Dennoch beschlich den dunkelelfischen Geist ein Gefühl von Zufriedenheit, denn Juduka zeigte eindeutig Unbehagen und das war schon mal ein guter Anfang. Wenngleich noch längst nicht alles, was sie der anderen an den Hals wünschte!
Nur leider hatte sie keine weitere Gelegenheit, das weiter auszuprobieren, zu was sie noch alles fähig sein könnte, da es die Nachtelfe relativ eilig hatte, in das Dickicht des Waldes einzutauchen. Nun, Janay hatte auch nichts Besseres vor, sodass sie sich der anderen anschloss und auf verschiedene Weise versuchte, den Erfolg von vorhin zu wiederholen.
Sie schwebte besonders dicht heran und blies der Verräterin ihren Atem ins Gesicht, dann wiederum befand sie sich seitlich und schrie ihr direkt ins Ohr oder versuchte sie von oben herab am Haar zu ziehen. Nur durch sie hindurch gleiten, das unterließ sie, das war selbst ihr zu viel. Aber eher deswegen, weil sie diesen Körper nicht berühren wollte, als wäre es ihr zu intim, und nicht, weil sie Angst vor dem möglichen Erfolg gehabt hätte. Beinahe schon neugierig beobachtete sie die Wirkung ihrer Taten, war gespannt darauf, ob sie ein weiteres Mal bemerkt werden würde oder alles Ausprobieren umsonst wäre.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Juli 2016, 20:53

Das Gefühlschaos, in dem Kazel sich befand, würde ihn noch einmal ins Unglück stürzen, vor allem seine neusten Gewissensbisse. Er hätte sie retten können. Sie oder das ungeborene Kind.
Nur einen von beiden...
Niemals hätte er ihr oder seinem Nachwuchs dann noch in die Augen schauen können für diese Entscheidung, vorausgesetzt er hätte das Kind - im Fall dieser Wahl - überhaupt durchbringen können. Es reifte doch noch in Janay heran. Es wäre gar nicht überlebensfähig, weil es noch nicht bereit war. Sie hatte die Kunde doch erst erhalten. Neun Monate konnte unmöglich schon vorüber sein! Nein, ganz sicher waren sie das noch nicht. Ihre Leiche hatte nicht mal wirklich einen leicht gerundeten Bauch. Wieder einmal ertappte er sich dabei, sich von den eigenen Gedanken ablenken zu lassen. Das durfte jetzt nicht geschehen. Er musste sich konzentrieren. Aman jagte ihn. Etwas fester presste er beim nächsten Schritt den Verband auf die Wunde. Der Schmerz holte ihn sofort zurück.
Endlich erreichte er eine gute Stelle. Er duckte sich etwas, verzog den Mund ob des neuerlich aufkommenden Ziehens im Bein und machte sich zum Absprung bereit. Er würde einfach aus dem Dickicht herausstürzen. Wenn er schnell genug wäre, würde er Aman erreichen, bevor dieser den Bogen auch nur neu spannen konnte. Wenn ... ein Fauchen ließ seine Ohren zucken. Kazel wandte den Kopf herum. Doruns geduckter Körper stach zwischen den Zweigen von Sträuchern und den dicken Baumstämmen heraus. Er sprang Kazel förmlich ins Gesicht, nachdem dieser ihn identifiziert hatte, doch ohne das Fauchen hatte er ihn vielleicht übersehen und das wäre sein Ende gewesen. Seine Pläne änderten sich, ebenso seine Richtung. Er schlug einen neuen Weg ein. Nur die Geschwindigkeit, den Schwung seiner eigenen federnden Haltung nahm er mit. Er beschleunigte in der Hoffnung, das Rascheln der Blätter würde die Gehörgänge seines Zieles erst dann erreichen, wenn er an ihm bereits heran wäre. Er musste schneller als Doruns Wahrnehmung sein.
Kazel stürzte auf den Elfen zu. Dabei ballte er schon eine Hand zur Faust und die scharfen Krallen oberhalb der Fingerknöchel traten hervor. Er sah wie die Ohren des Dunkelelfen zuckten - zwei Schritt noch - Der Kopf drehte sich in seine Richtung und ein Arm glitt an seinen Waffengurt - Noch ein Schritt – Dorun drückte seinen Körper vom Boden hoch, aber er hatte gekauert, es dauerte zu lange - Kazel war da und rammte ihn im Lauf direkt die Faust ins Gesicht. Eteas gab unter seinen Krallen nach und Schärfe schnitt durch weiches Fleisch und verletzte ein Auge des Feindes. Den anderen Arm riss er so vor, um ihn festzuhalten.
"Aman! Ein Schuss und ich töte ihn! Lass deine Waffen fallen, sofort!"
Die Schärfe seiner eigenen Stimme durchflutete Kazel, legte sich über jegliche Zweifel. Er war fest entschlossen und zum Morden bereit, doch der Pfeil war schon unterwegs. Kazel hörte ihn surrend näher kommen. Sein Instinkt reagierte schneller als sein Geist, denn kein lebendiges Wesen wollte freiwillig sterben und Sturmadler hatte so seine Erfahrungen mit dem Tod. Er wusste wo Aman gestanden hatte und drehte Doruns Leib in diese Richtung. Ein verhältnismäßig leises Geräusch verriet den Aufprall und Kazel sah auf eine Blut getränkte Pfeilspitze die nahe seines Gesichts aus dem Hals seines Gegners ragte. Etwas mehr weiter links und er hätte Kazel mit erwischt. Der Körper in seinen Armen war steif und die Augen seines Feindes weiteten sich. Der Kiefer zitterte, als wollte er noch etwas sagen, aber einzig ein Strom aus purpurner Flüssigkeit ergoss sich leise gurgelnd aus seinem Mund. Aman stieß seinen Schrei aus, der vielleicht so etwas wie ein 'Nein' bedeuten hätte können, doch nichts an seiner Stimme war noch in der Lage den Schmerz zurück zu halten, der aus ihm heraus brach. Wut brandete mit seinem Schrei über Kazel und er riss sein Schwert aus der Scheide. Unfähig noch einen Pfeil aus der Entfernung auf Kazel anzulegen, wollte er nun das Blut des Mischlings schmecken. Der Sohn hatte seinen Vater getötet und sann auf Rache. Kazels Möglichkeiten waren begrenzt, aber wenigstens musste Aman in seiner Wut einige Meter überbrücken und vor Kazels Füßen lag ein lebloses Waffenarsenal. Mit hungriger Klinge stürzte er ihm entgegen und schwang den Stahl mit tödlicher Präzision in einem Wirbel der in einer Schleife von links unten nach rechts oben um eine mögliche Parade aufzubrechen, sich dort dann nach außen zu neigen, um dann von rechts nach links quer über Kazels Kehle setzten würde, wenn er nichts tat. Aman war ein anmutiger Kämpfer, einem Tänzer gleich und auch wenn er der letzte und jüngste im Bunde der drei Späher war, so verrieten seine Bewegungen doch Erfahrung. Kazel hatte Saerembor überrascht, Dorun ebenfalls und der war von Aman letztendlich nieder gestreckt worden. War jetzt Sturmadler an der Reihe seine letzte Reise anzutreten? Hatte sein Geschick ihn verlassen? Er war verletzt und auch Aman, schien mehr Todeswunsch in sich zu haben als sich selbst zu verteidigen. Auch er war wild entschlossen ihn zu töten, selbst wenn er dabei selbst umkam. Der Angriff kam offensiv und schnell. Kazel konnte seinen Nachteil förmlich riechen.

Es war neu und ungewohnt für Janay und im Prinzip auch kein Zustand, den sie sich je hätte wünschen können. Natürlich hatte sie auch bei weitem nicht so früh sterben wollen, aber jetzt als Geist in der Zwischenwelt sozusagen zu existieren war definitiv… nicht erstrebenswert.
Ihr Körper war von ihr getrennt, sodass sie auf nichts anderes als auf ihre Emotionen beschränkt worden war. Diese verspürte sie dafür umso intensiver. So sehr, dass es ihre neuen Kräfte mobilisierte und ein hörbares Fauchen ihren Mund verlassen konnte, doch Kazel hatte reagiert und sein Ziel gewechselt. Ein neuer Kampf entbrannte und auch Janay fühlte seine Wut in sich. Kazels Blutlust und der Schrei des Schmerzes aus Amans Brust griffen nach ihrem ätheralen Körper und durchfluteten ihn mit neuer Macht. Wut, Hass, Rache, all diese Gefühle fühlte sie sehr intensiv und sie nährten sie, pumpten sie auf wie einen hungrig saugenden Blasebalg. Instinktiv nahm sie einen tiefen Zug. Nun wollte sie sich auch bewegen und ihre eigene Wut zog sie zu jemand, der wirklich Schuld an ihrer neuen Daseinsform hatte. Plötzlich tauchte sie direkt vor der verräterischen Nachtelfe auf und fühlte sich beinahe schon enttäuscht davon, dass diese sie nicht zu sehen schien.
Trotzdem konnte sie nicht anders, als all ihren Zorn, ihren Frust und auch den Schmerz sowie den Verlust über ihr Leben aus Leibeskräften hinaus zu brüllen. Und es schien zu wirken, wenngleich auf eine Weise, die selbst Janay einen Moment lang überraschte. Ihr nicht vorhandener Schrei ließ die Luft gefrieren, wenigstens die direkte, obwohl es sowieso recht kalt gewesen war.
Dennoch beschlich den dunkelelfischen Geist ein Gefühl von Zufriedenheit, denn Juduka zeigte eindeutig Unbehagen und das war schon mal ein guter Anfang. Wenngleich noch längst nicht alles, was sie der anderen an den Hals wünschte und Rache nährte ihre Kräfte auf neue, genauso wie die Furcht, die sie förmlich schmecken konnte.
Janay hatte keine weitere Gelegenheit, das weiter auszuprobieren, zu was sie noch alles fähig sein könnte, da es die Nachtelfe relativ eilig hatte, sich ängstlich umsah, um in das Dickicht des Waldes einzutauchen. Was für ein befriedigender Anblick, Juduka so zu sehen. Nun, sie hatte auch nichts Besseres vor, sodass sie sich der anderen anschloss und auf verschiedene Weise versuchte, den Erfolg von vorhin zu wiederholen. Etwas dunkles in ihr schien regelrecht Freude an diesem Spiel zu haben und die Schatten der Geisterebene zogen sich näher um Janay. Bald verdichteten sie sich zu einem schwarz zerfaserten Mantel aus Energie um sie... und es fühlte sich gut an... mächtig und stark, wenn sie diesem Weg weiter folgte. Juduka stolperte sich umsehend durch das Unterholz und schien regelrecht vor der ihr folgenden Unsichtbarkeit zu flüchten. Hier stieß sie gegen ein Stamm, dort brach sie einen Ast und verfing sich immer wieder in den unter dem Schnee verborgenen Wurzeln. Man hätte sie auslachen können und Janay schwebte besonders dicht heran. Um so näher sie kam um so panischer wurde die Nachtelfe. Der Geist blies der Verräterin ihren Atem ins Gesicht, dann wiederum befand sie sich seitlich und schrie ihr direkt ins Ohr oder versuchte sie von oben herab am Haar zu ziehen. Sie anzupusten hatte kaum mehr Effekt, als das was Janay auch schon so beobachtet hatte. Der Schrei in Judukas Ohr war effektiver, denn es erforderte Wut und Emotionen um jemanden anzuschreien. Die Verräterin stolperte von ihr weg, griff sich seitlich an den Kopf und fiel über einen am Boden liegenden Ast, krachte zu Boden und schrammte sich die Hände auf.
„Verdammt... was ist... Was?... Wer?...“
stammelte sie, während sie wieder auf die Beine kam und sich suchend umsah. Fast wäre sie gleich noch einmal über die am Boden liegende Leiche gefallen. Judukas Fuß trat auf etwas weiches, dass schon langsam härter wurde und sie sah nach unten.
„Janay... schade... so hatte es nicht enden sollen.“
Ihre Stimme war emotionslos. Dann verengten sich ihre Augen und ihr schien ein Gedanke zu kommen. Sie vollführte mit den Händen eine schnelle Abfolge von Bewegungen, die damit endete, dass die Lichtmagi sich über die Augen wischte. Dann blinzelte sie und sah sich erneut um. Ihre Irriden leuchteten und Janay spürte die Lichtmagie, die sie gewirkt hatte. Es war kein aktiver Zauber, aber Juduka hatte irgendetwas auf sich selbst gewirkt, dass ihre Augen für Janay verändert hatte. Sie schimmerten heller und plötzlich bohrte sich Judukas Blick in ihren Leib – zumindest so ungefähr in ihre Richtung.
„Janay?“
Ihre Stimme war leise, ein unsicheres, aber hartes Flüstern, dass nicht freundlich klang.
„Bist du noch hier, du kleines Biest? Ich rate dir verschwinde! Sonst werde ich Kazel sehr weh tun!“
Die Drohung war deutlich und Juduka grinste bösartig, bevor sie ihre Schultern straffte und ein falsches Lächeln aufsetzte.
„Oder ich werde ihm noch viel schlimmeres antun! Ich könnte ihn zum Beispiel … in mein Bett holen, ihn heiraten und seine Kinder austragen... Ja, das würde dir sicher nicht gefallen, nicht wahr?! ...Aber vielleicht töte ich ihn doch...“
Sie sah noch immer in Janays Richtung, aber bewegte sich auf den Kampf zu. Nach ein paar Schritten duckte sie sich und starrte auf Doruns Leichnam, dem ein Pfeil im Hals steckte. Die geweiteten Augen hatten seinen letzten Schrecken gut eingefangen und Janay fühlte, dass hier vor kurzem Gevatter Tod seine Seele mitgenommen hatte. Es war wie ein Echo, dass sie nicht erreichte, von dem sie aber wusste, dass es da war. Juduka zerrte ein kleines Messer aus seinem Stiefel und beobachtete den Kampf. Sie wartete auf den richtigen Moment um einzugreifen, was sie Janay nicht mehr zutraute, jetzt da sie wusste, dass sie ein Geist war.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Samstag 27. August 2016, 20:23

Er schmeckte Blut, als er seine Lippen mit der Zungenspitze befeuchtete. Eine unbewusste Geste. Eine von vielen, denn sein Instinkt hatte gehandelt und Dorun nahezu schützend ein Stück vor sich gehoben. Der Pfeil ragte ihm aus dem Hals, seine Augen füllten sich mit der Leere, der die gesamte Freiheit des Nachlebens sah und von ihr empfangen wurde. Nichts blieb in diesem Blick zurück, das ihn an seine Fesseln in Form der eigenen, fleischlichen Hülle banden. Er war frei. Er war ein weiteres Opfer auf der Liste an Seelen, die Kazel dem Gevatter schuldete. So gesehen konnte sich der Mischling glücklich schätzen. Er kam voran, aber Kazel fühlte kein Glück. Mit geweiteten Augen sah er die Pfeilspitze an, die einmal leicht aufblitzte. Das Herz stand ihm für gut eine Sekunde still, so sehr war ihm der Schreck in die Glieder gefahren. Erneut war er nur knapp dem Tod entronnen. Du spielst riskant ... oder bist deiner Aufgabe nicht würdig. Ja, der Gevatter hatte sich hier nicht gerade den besten Kandidaten ausgesucht, das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod auf Celcia wieder herzustellen. Kazel war verletzt und konnte somit nicht sein ganzes Potenzial entfalten. Schon jetzt pochte ihm die Schenkelwunde erneut, aber er versuchte, den brennenden Schmerz beiseite zu schieben. Wenn er jetzt zu lange darüber nachdachte, würde es ihn das Leben kosten. Dabei hing es auch ihne die Wunde schon wieder am seidenen Faden. Du musst den Schrecken ausnutzen, der dich eben selbst ereilt hat. Er ist sein Sohn!
Dorun hatte es hinter sich. Er war tot. So ließ Kazel ihn mit wenig Behutsamkeit zu Boden gleiten. Ja, er war Amans Vater, aber dabei durfte er - Kazel - nicht vergessen, dass der Schütze den Pfeil trotzdem hatte fliegen lassen. Er war bereit gewesen, wirklich zu riskieren, dass Kazel seine Drohung wahr machte. Und nun? Es war nicht mehr nötig.
"Du hast mir Arbeit abgenommen, Aman!", rief er in den Wald hinein, löste sich selbst von dem Leichnam und zog sich zu den Bäumen zurück. "ER ist tot, hörst du!" Kazel legte eine Kunstpause ein, in der er sich dichter an die Bäume heran. Ein letzter Ruf folgte, in den Kazel alle Schuldzuweisung und einen verurteilenden Ton legte. Alles, was Aman vielleicht aus dem Konzept bringen mochte. "Du hast ihn erschossen!" Nicht er, nicht der Mischling war Doruns Mörder geworden, sondern sein eigener Sohn. Kazel konnte nur hoffen, dass es funktionierte und Aman sich der Stelle mit dem leblosen Körper seines Vaters nähern würde. Er selbst schob sich zwischen die Stämme. Eine Hand berührte die Rinde. Borkig und mit vielen Rillen unter seinen Fingerkuppen. Er atmete durch. Ich muss es zu Ende bringen.
Erneut entschied sich Kazel einen Bogen zu machen. Wenn Aman nur gleichermaßen gute Ohren wie er selbst hatte, konnte er die Quelle seiner Rufe vielleicht einordnen. In dem Fall wüsste er nun genau, wo sich Kazel verbarg. Er musste seinen Standort wechseln, aber wohin? Der Blick glitt flüchtig nach oben. Schnell verwarf er die Idee, auf einen der Bäume zu klettern. Selbst mit seinen Krallen bewährten Füßen wäre es ihm derzeit nicht möglich. Dann könnte er den Schmerz nicht mehr ignorieren.
So schlich er erneut einen Bogen rund um die kleine Lichtung mit den Sträuchern, die Doruns Körper nicht mehr zu verstecken mochten. Auch er konnte Amans Standort nachvollziehen. Entgegen der Richtung, aus der der Pfeil geflogen gekommen war. Dort irgendwo musste er sein und der Mischlingself entschloss sich, einen Schlenker in seine langsamen Schritte zu legen, um schlangenlinienförmig nach Möglichkeit wieder hinter Aman zu sein, sollte er ihn im Dickicht entdecken.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Janay » Donnerstag 22. September 2016, 10:48

Sie hatte, unabhängig davon, ob sie lebendig gewesen wäre oder nicht, keine Ahnung davon, vor welcher Wahl Kazel gestanden hätte. Und wenn er sie gerettet hätte, aber nicht das Kind, hätte sie ihm ewig Vorwürfe gemacht. Hätte er sich hingegen gegen sie und für seinen Nachwuchs entschieden, hätte ihr Geist vielleicht ebenfalls keine Ruhe gefunden, denn sie wollte schließlich leben! Doch gewiss hatte sie dabei nicht diese Art der Existenz gemeint, in der sie sich nun befand und in der sie lernen musste, damit einmal umzugehen.
Ganz zu schweigen davon, dass sie noch lange nicht fertig ausgelotet hatte, was ihr nun alles möglich wäre. Immerhin, an verschiedene Orte war sie schon einmal gelangt, und sie hatte Juduka ein bisschen Angst eingejagt sowie die Temperatur um sie herum verändert. Das war zumindest kein so übler Anfang. Jedoch auch nicht mehr. Sie würde darauf aufbauen können, aber Zeit und Übung dafür benötigen. Und sobald sie gut genug wäre, würde sie Kazel mächtig Dampf unter seinem Allerwertesten machen dafür, dass der Tod sie wegen ihm vergessen hatte!
Dass sie ihm indes mit ihrem noch recht untrainierten Fauchen das Leben rettete, war zwar nicht geplant gewesen, allerdings durchaus in ihrem Sinne. Schließlich wollte sie es sein, die ihm die Leviten las! Das konnte sie hingegen nur, wenn er auch so lange überlebte, bis sie stark genug wäre. Notgedrungen müsste sie ihn also irgendwie beschützen. Und wie?
Unwillkürlich zuckte das Bild des angeketteten Wargs durch ihr Geisterhirn. Hm… Wenn sie sich schon bei der Nachtelfe hatte bemerkbar machen können, womöglich würde ihr das auch bei Terror gelingen und sie könne das Wesen für ihr Vorhaben einspannen. Auf jeden Fall gehörte er befreit, ganz gleich, ob er dann seiner Wege ginge oder für ihre Botschaften empfänglich wäre!
Noch während dieser Plan in ihrem Kopf reifte, beobachtete sie die Szenerie vor sich, in der Kazel um sein Leben kämpfen musste. Und obwohl er ihren Zorn verdient hatte und noch vieles mehr, war sie entsetzt darüber, wie gefährlich es für ihn geworden war. Ohne es zu wollen, kreischte sie auf, als der Pfeil durch Dorun hindurch glitt und die blutgetränkte Spitze viel zu nahe an den Mischling heran kam. Hinzu kam, dass sie, trotz ihrer Kindheit in Morgeria, schlichtweg solche Szenen nicht gewohnt war. Sie hatte nie viel mit Kampf und Tod zu tun gehabt, es auch nicht gewollt, und nun erlebte sie es, mehr oder weniger als unbemerkte Zuseherin, aus direkter Nähe.
Hinzu kamen ihre Gefühle, die sie nicht einfach ausschalten konnte, neue Daseinsform hin oder her. So kreischte sie aus voller Kehle und wusste nicht, ob man es hören würde oder nicht. Lediglich die Blätter um sie herum wirkten irgendwie wie mit Raureif überzogen, auch wenn sie dem keine Beachtung zollte.
Doch damit noch nicht genug, die Gefühle der anderen griffen auf sie über und sorgten dafür, dass sie zu einer anderen, an ihrem jetzigen Zustand schuldigen Person zurückkehrte. Ihre Mimik verfinsterte sich, auch wenn das nicht zu sehen war, als sie Juduka erblickte und diese verfolgte. All diese Gefühle, die sie beinahe schon wie Strom durchströmten, halfen ihr, ihre neuen Fähigkeiten hervor zu holen.
Noch war sie darin zu ungeübt, um das bewusst steuern zu können, allerdings bedeutete dies nicht, dass Janay sich zurückgehalten und etwas unterdrückt hätte. Das lag gar nicht im Bereich des ihr Möglichen! Stattdessen ließ sie es zu und versuchte verschiedene Dinge, um der anderen weitere Angst einzujagen.
Es gefiel ihr schließlich, wie die Nachtelfe durch den Wald hetzte. Als diese auch noch stolperte, hinfiel und verängstigt vor sich hinstammelte, konnte sie gar nicht anders, als zu lachen. Es war ein schauderhafter Laut, in ihren eigenen Ohren ungewohnt, doch ob er auch die Verräterin erreichte, konnte sie nicht sagen. So lange, bis die Dunkelelfe bemerkte, wo sich Juduka befand.
Sofort verdüsterte sich ihre Mimik wieder und sie hätte die andere am liebsten weggerissen. Niemand durfte ihrem Körper so nahe kommen, selbst wenn sie von ihm derzeit getrennt war!
Unwillkürlich fauchte sie wieder und kam näher, wollte schon nach der Nachtelfe greifen, als diese seltsame Bewegungen vollführte und sie mit einem Mal direkt ansah. Ihre Augen verengten sich, zweifelnd und zornig, während sie versuchte zu begreifen, was nun anders war. Rasch wurde es ihr klar, da sie nun direkt angesprochen wurde. Auf die ersten Worte reagierte sie nicht, doch sobald es um Kazel ging, ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Mit der Drohung für sein Leben konnte sie noch erstaunlicherweise gut umgehen, aber das Darauffolgende…
Wieder kreischte sie, diesmal allerdings aus Wut. Jedoch wurde sie schon nicht mehr beachtet, es schien, als hätte sie ihren Schrecken verloren. Na warte! Das würde ihr Juduka noch büßen! Niemand ignorierte sie, nicht im Leben und jetzt erst recht nicht!
Ihr Kopf hob sich, ihre Augen verengten sich noch um eine Spur und ihr kam eine Idee. Ihr geisterhafter Mundwinkel hob sich zu einem kalten Lächeln. Bislang hatte sie ein wenig von ihren Kräften kennenlernen können. Nun würde sich zeigen, ob sie auch so rasch im Beherrschen wäre und das Ganze nicht immer nur unerwartet käme.
Sie stellte sich vor, wie sie höher schwebte und der Nachtelfe in einem gewissen Abstand folgte. Tatsächlich bewegte sich ihr Körper entsprechend, wenngleich stärker durch das Blattdickicht der Bäume hindurch. Über der Verräterin schwebend, folgte nun Schritt Zwei ihres Planes. Sie wusste, dass Licht für Nachtelfen alles andere als gesund war. Und sie waren nahe der Morgendämmerung bei dem Lager angekommen. Also müsste inzwischen doch eigentlich die Sonne scheinen?
Wenigstens hatte der Schneefall aufgehört, sodass Janay auf eine Lücke in der Wolkendecke hoffen konnte. Jetzt müsste es ihr nur noch gelingen, das Blattdickicht irgendwie so sehr einzufrieren, dass ein kleiner Kanal entstünde und zufällig auf Juduka treffen würde. Er sollte sie nicht töten, es würde reichen, sie ein wenig anzusengen, aber es sollte eine deutliche Warnung sein. Ungeachtet dessen, wie es Kazel erging, begann Janay sich auf ihr Vorhaben zu konzentrieren und all ihre neue Macht darauf zu verwenden, damit es gelang.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Sonntag 2. Oktober 2016, 12:46

Ohne es zu wollen, kreischte Janay auf, als der Pfeil durch Dorun hindurch glitt und die blutgetränkte Spitze viel zu nahe an den Mischling heran kam. Sie kreischte sie aus voller Kehle und wusste nicht, ob man es hören würde oder nicht. Nicht ihr Schrei wurde vernommen, denn dieser drang nur gedämpft bis in die Welt der lebenden, wohl aber die Macht ihres Schrecks, denn plötzlich breitete sich von der Spitze des Pfeils Eis aus. Selbst das Metall gefror und verlor so seine Stabilität. Die Lebenden merkten nichts davon, doch Janay sah es. Sie sah wie Kazel den Leichnam zu Boden fallen ließ und sah das Metall in tausend Scherben zerspringen. War sie das gewesen? Vielleicht? Vielleicht war es auch der schwarze Schatten der sich über Dorun legte und seine Seele mit sich nahm... anstatt sie.

"Du hast mir Arbeit abgenommen, Aman!"
, rief Kazel in den Wald hinein, löste sich selbst von dem Leichnam und zog sich zu den Bäumen zurück.
"ER ist tot, hörst du!... Du hast ihn erschossen!"
Nicht er, nicht der Mischling war Doruns Mörder geworden, sondern sein eigener Sohn. Aman näherte sich schnell die Klingen schwingend der Stelle mit dem leblosen Körper seines Vaters. Kazel schob sich zwischen die Stämme in Deckung, aber Aman hatte ihn gesehen. Er wusste wo sein Opfer war. Ohne nieder zu schauen, senkte der Dunkelelf sein Hand auf die Brust seines Vaters und zog etwas aus dem Halsausschnitt. Ein Band riss und Aman hielt fahles Totenkopfamulett in den Händen.
„Ich werde dich zurück holen, Vater!“
Eine Hand berührte die Rinde. Sie fühlte sich borkig, mit vielen Rillen und eiskalt unter seinen Fingerkuppen an. Es war ein Gefühl, dass ihn daran erinnerte, das er am Leben war. Und das Leben war kostbar, besonders wenn so viel von einem abhing. Er musste doch noch eine Seele retten...
Ich muss es zu Ende bringen.
Erneut entschied sich Kazel einen Bogen zu machen. Er musste seinen Standort wechseln, aber wohin? Es war zu spät. Er war verletzt und nicht schnell genug gewesen. Sein Gegner überbrückte zu schnell die Distanz... viel zu schnell. Mit hungriger Klinge stürzte Aman sich ihm durch die schmalen Stämme des lichten Waldes entgegen. Vier Schritte, zwei … einer … und schwang den Stahl mit tödlicher Präzision in einem Wirbel der in einer Schleife von links unten nach rechts oben um jegliche Parade aufzubrechen, ...

Mit der Drohung für sein Leben konnte hatte Janay noch erstaunlicherweise gut umgehen können, aber das Darauffolgende…Wieder kreischte sie, diesmal allerdings aus Wut, als die Nachtelfe sich einfach abwendete. Sie wurde schon nicht mehr beachtet, es schien, als hätte sie ihren Schrecken verloren. Juduka verfolgte gebannt den Kampf, der nicht weit von ihnen von neuem entbrannte. Na warte! Das würde ihr Juduka noch büßen! Niemand ignorierte sie, nicht im Leben und jetzt erst recht nicht! Er Wald um sie herum war zu Eis erstarrt und die Zweige knisterten im Wind.
Ihr Kopf hob sich, ihre Augen verengten sich noch um eine Spur und ihr kam eine Idee. Ihr geisterhafter Mundwinkel hob sich zu einem kalten Lächeln.
Sie stellte sich vor, wie sie höher schwebte und war in dem Moment, dort wo sie sein wollte, als sie daran dachte. Es war kein Schweben, sie löste sich einfach mit einem leichten Flackern auf und erschien an einem anderen Ort. Sie folgte der Nachtelfe in einem gewissen Abstand, als diese sich dem Kampfgeschehen näherte. Der Dunkelelf hatte Kazel erreicht und brach gerade seine Parade auf, doch Janays Sinne waren auf Juduka gerichtet. Über der Verräterin in der Luft hängend, folgte nun Schritt Zwei ihres Planes. Ungeachtet dessen, wie es Kazel erging, begann Janay sich auf ihr Vorhaben zu konzentrieren und all ihre neue Macht darauf zu verwenden, damit es gelang. Das Blattdickicht einzufrieren kostete sie nicht mehr viel mehr als einen kleinen Schrei und das Knistern verwandelte sich in ein leises Klirren. Der Wind tat sein Übriges und die gläsernen Blätter schlugen aneinander, zersprangen in Scherben und rieselten herab wie Spiegel in einem Fluss aus Regenbogenfarben. Es war ein prächtiges Schauspiel, dass in nur einer Sekunde sein Ziel erreichte. Ein Sonnenstrahl hatte sich tatsächlich durch die Wolkendecke gewagt und stach nun mit seinen sengenden Strahlen nach den Schattenwesen die ihn zu Recht fürchteten...

Aman neigte sich leicht nach außen, um dann von rechts nach links quer über Kazels Kehle zu setzten …

Juduka hob den Dolch den sie Dorun aus dem Stiefel gezogen hatten und hob den Arm zum Wurf. Der lichte Kanal öffnete sich und sandte sein Licht auf sie nieder. Sie warf, verzog jedoch in dem Moment als das Licht sie erreichte ein wenig die Richtung und riss im nächsten Moment schützend die Arme vors Gesicht. Ein kurzer Schrei löste sich aus ihrer Kehle und sie ging angesengt in die Knie. Doch der Dolch hatte ihre Hand schon verlassen. Worauf sie wohl gezielt hatte?

Kazel sah das Blitzen von Amans Klinge auf seinen Hals nieder gehen, doch dann …
War es Glück?
Gab es so etwas wie ein wohlwollendes Schicksal?
Hielt hier jemand seine schützende Hand über ihn, oder wollte der Tod ihn einfach nicht haben?
In dem Moment, da das Schwert seine Kehle hätte erreichen sollen, verzog Aman und die Schneide drang ein gutes Stück tiefer und bei weitem weniger tödlich in Kazels weiches Brustfleisch ein. Er spürte wie die Spitze über seine Rippen schabte, aber es raubte ihm nicht das Leben.

(Kazel ist: Bild)

Warum hatte Aman seinen Streich verzogen? Sein schmerzverzerrtes Gesicht war dich vor Kazels und starrte einen Atemzug lang seinen Gegenspieler einfach nur an. Es musste etwas in seinem Rücken sein, was Kazel hier einen Vorteil verschaffte. Seine rechte Schulter hing deutlich tiefer, als seine linke. Etwas blockierte seinen Schwertarm, aber er hatte ja noch eine zweite etwas kürzere Klinge. Jetzt oder nie!...

Janay? Wo war Janay? Sie fühlte sich... so... so... zerfasert... als... als hätte sie das Licht in jede einzelne Emotion aufgeteilt die in ihr wohnte... hier war ein Fetzen Hass, da ein Hauch Rache und wieder wo anders ein paar Schleier Liebe... Sie fühlte sich auseinander getrieben und zerrissen wie noch nie. Sie musste sich erst einmal wieder sammeln und das im wörtlichen Sinne.
Ja, der Plan war aufgegangen, aber es hatte sie auch mit erwischt. Aus Erfahrung wurde man bekanntlich klug, so hieß es doch oder? Sonnenlicht konnte sie also zerstreuen, wenn es sie traf. Lichtmagie war eine Waffe gegen geisterhafte Wesen wie sie es nun eines war. Sie nährte sich an den Emotionen der Lebenden und konnte sie mit ihrer eigenen Wut kanalisieren. Sie konnte es gefrieren lassen, was sie Energie kostete und Kazel schien sie manchmal zu hören, wenn sie nah genug war. Konnte sie Einfluss auf die Lebenden nehmen? Zumindest nicht körperlich... aber vielleicht gab es noch andere Wege um ein wenig „herum zu spuken“. Im Augenblick jedoch war sie in viele einzelne Persönlichkeiten zerrissen und würde eine kleine Weile im Schatten brauchen um sich wieder zusammen setzen zu können.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 20. Oktober 2016, 11:58

Den eigenen Vater getötet zu haben. All die Zeit mit dem Wissen zu leben, dass man den Mann ausgelöscht hat, der einem das Leben überhaupt erst ermöglicht hatte. Wenn Aman auch nur halbwegs Gefühle für seinen Vater gehegt hatte, so wusste der Mischlingself nun, wie es in seinem Verfolger zuging. In Amans Innern musste sich ein Chaos ausbreiten, wenn es nicht schon längst wild toste. Auch wenn er es leugnete, sich nicht eingestand, weil er sich nun darauf konzentrieren musste, Kazel auszuschalten. Die Zweifel waren gesät, gedüngt mit dem Wissen im Unterbewusstsein, dass es stimmte. Dass er - Aman! - zum Mörder seines eigenen Erzeugers geworden war.
Zumindest bei Kazel hatte das vor Jahren eine tiefere Wunde gerissen und ihn stärker geprägt als all die Misshandlungen, die er über einen längeren Zeitraum seiner Jugend hatte über sich ergehen lassen müssen. Kurz bildete er sich ein, mit Aman zu fühlen und eine Spur Mitleid als Stich in seinem vernarbten Rücken zu spüren. Die Emotion währte nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber selbst das konnte den Unterschied ausmachen. Kazel spielte mit dem Feuer, aber er legte es auch genau darauf an. Er musste aus eigenen Erfahrugnen schöpfen; aus dem blinden, hilflosen Zorn, den er bei seinem eigenen Vatermord empfunden hatte. Aman wird Fehler begehen und jetzt die meisten. Ich muss mir das zunutze machen.
Aus seinem Versteck heraus lugte Kazel um die Rinde des Baumes herum zu dem dunkelelfischen Schützen. Warum verfolgte ihn dieser nicht, angehäuft von Hass über die Verlustsituation, den er auf Kazel selbst abladen wollte? Seine Worte ließen den Mischling stutzen. Er riss den Kopf herum und spähte nun mit voller Aufmerksamkeit zu Aman und dem toten Dorun herüber. Zurückholen?
Ab diesem Augenblick wusste Kazel, warum der Gevatter erneut einen Bund mit ihm eingegangen war und weshalb es die dunklen Seelen war, die er als Preis verlangte. Den Worten nach zu folge betrog Aman dieses höhere Wesen wirklich um Leben. Konnte er seinen Vater zurückrufen? War Dorun irgendeinen Pakt eingegangen, der ihn zu einem Leben auf Celcia befähigte, auch wenn man ihn getötet hatte? Ein Unleben? Kazel kannte sich mit Magie nicht aus. Niemals zuvor hatte er die Möglichkeiten gehabt, sie zu erlernen, aber das hieß nicht, dass er in seiner Zeit in Morgeria niemals davon gehört hatte. Dort gab es praktizierende Nekromanten und sie riefen die Toten zurück aus ihren Gräbern. Ein eisiger Schauer wanderte seinen Rücken entlang. Zugleich keimte ein Funke in seinem Herzen, der seinen Blick von dem kleinen Totenkopfband in Amans Händen zu einem anderen reglosen Körper huschen ließ. Wäre es möglich?
Er musste es herausfinden! Er musste einfach. Aman töten, dem Gevatter seine und Doruns Seele zukommen lassen, jetzt und für immer. Danach etwas herausfinden. Ja, das war der Plan. Doch damit er ihn umsetzen konnte, musste Kazel selbst am Leben bleiben. Sein Vorhaben drohte, in die Brüche zu gehen, als Aman sich auf ihn stürzte, bereit, einen aufblitzenden Dolch direkt in Kazels Kehle zu rammen. Er verfehlte ihn. Er verfehlte ihn?!
Was auch immer geschehen war, der Mischling durfte sich nun nicht von seiner eigenen Überraschung ablenken lassen. Aman bot ihm diese Ablenkung. Zwar verpasste er Kazel kein zweites, tiefer liegendes und blutrotes Lächeln auf seinem Hals, aber der Schmerz war real, als sich die scharfe Klinge irgendwo in seine Brust bohrte. Unwillkürlich sog Kazel die Luft ein. Es brannte, aber nicht in seinen Lungen. Die hatte Aman ebenfalls verfehlt. In den sensiblen Spitzohren hallte noch das Geräusch von Metall auf Knochen nach. Er hatte den Brustkorb getroffen. So viel Glück durfte Kazel nicht einfach an sich vorüberziehen lassen. Nutze deine Chance. Jetzt!
Er dachte nicht nach. Er handelte. Seine Hand fuhr hoch, die Finger gekrümmt, dass sich eine Faust bildete und unterhalb der Fingerknöchel die scharfen Adlerkrallen zum Vorschein kamen. Mit ihnen hieb Kazel nach Aman, versuchte, dessen Gesicht zu treffen und dort entweder tiefe Kratzspuren im Fleisch zu hinterlassen oder aber ihm gleich die Augäpfel zu zerfetzen.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Janay » Montag 14. November 2016, 18:40

Der Schreck über die unmittelbar erlebte Gewalt, der sie bisher in ihrem Leben mehr oder weniger erfolgreich ausgewichen war, sorgte dafür, dass sie als Geist im Gegensatz zu vorhin den Tod nicht wahrnahm. Somit blieb auch nicht das Gefühl zurück, schon wieder vergessen worden zu sein.
Stattdessen war sie weiterhin entsetzt darüber, einen Mord gesehen zu haben, aus nächster Nähe, wobei die Waffe, die dabei benutzt worden war, eigentlich für jemand anderes vorgesehen gewesen war. Für jemanden, der ihr etwas bedeutete, vor nicht allzu langer Zeit noch im positiven Sinne, im Moment jedoch das Gegenteil.
Die Tragik des Augenblicks indes war ihr gleichgültig, sie selbst hatte schließlich nie diese enge Bindung des Kindes zu seinen Eltern erlebt. Wäre es Amans Bruder gewesen… dann hätte die Sache ganz anders ausgesehen. Und wenn sie noch lebendig gewesen wäre, vermutlich ebenfalls.
Dadurch war sie jedoch auch etwas sprunghafter als gewöhnlich, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne noch länger bei der Szenerie zu verweilen und Kazel vielleicht erneut irgendwie den Allerwertesten zu retten, löste sie sich auf und erschien an einem anderen Ort, bei einer anderen Person erneut. Diese war nicht so unbedarft und abgelenkt wie die Männer und so kam es zu einer äußerst unschönen Szene für den Geist.
Derart, dass ihr Rachedurst von dem Mischling auf Juduka umschwenkte und sie zu einer Idee verleitete. Ob sie diese würde umsetzen können oder nicht, würde sich noch zeigen, aber sie würde sich verdammte Mühe geben dafür.
Also stellte sie sich vor, Schritt für Schritt, was sie tun wollte und es war, als würde ihr Wille der Auslöser für ihre Bewegungen sein. Mit einem Mal war sie erneut an einem anderen Ort, schwebte über der Nachtelfe zwischen den Bäumen. Als sie eine passende Stelle gefunden hatte für ihr Vorhaben, richtete sich ihre Konzentration auf den nächsten Schritt.
Jetzt hieß es, ihre neugewonnen Kräfte einsetzen und ihr Ziel unbarmherzig verfolgen, um Rache zu üben. Etwas einzufrieren, fiel ihr immer leichter und so konnte sie schon nach kurzem Mühen die Wirkung ihres Planes beobachten. Zumindest wäre dem so gewesen und hätte sie der spitze Schmerzensschrei durchaus zufrieden stellen können, wenn… ja, wenn das Licht nicht einen unangenehmen Nebeneffekt für ihre Erscheinung gehabt hätte.
Irgendwie war Janay… oder besser gesagt, ihr Geist etwas… aufgelöst. Als hätte sie mit einem Mal eine multiple Persönlichkeit und könne sich selbst nicht mehr finden. Irgendein Teil von ihr, der recht nahe dem Rand des Lichtes war, kam nach einiger Zeit auf die Idee, dass Dunkelheit helfen könnte, wieder zu sich zu finden. Doch bis diese Erkenntnis all ihre Einzelheiten traf, würde es einige Zeit lang dauern. Wie lange das sein würde, war allerdings mehr als ungewiss. Hoffentlich verlor sie dabei nichts…
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Samstag 19. November 2016, 11:25

Nutze deine Chance. Jetzt!
Der Sturmadler dachte nicht nach. Er handelte. Seine Hand fuhr hoch, die Finger gekrümmt, dass sich eine Faust bildete und unterhalb der Fingerknöchel die scharfen Adlerkrallen zum Vorschein kamen. Mit ihnen hieb Kazel nach Aman und traf dessen Gesicht. Er hatte seinen Instinkten die Führung überlassen und nun drangen seine Krallen in die gallertartige Masse der Augen seines Feindes ein. Reflexartig wollte Aman seinen Gegner von sich stoßen, aber er bekam seinen Hauptarm nicht hoch und sein Schrei vertiefte sich noch, da beide Bewegungen unendliche Schmerzen hervor riefen. Sein Kopf zuckte, seine Schulter hing schlaff herab und der dazugehörige Arm ebenso. Er taumelte mehr zurück als dass er auswich und riss sich damit noch zusätzlich tiefe Kratzspuren ins Fleisch seiner Wangen, die wir blutige Tränen über sein Gesicht liefen. Die Laute die er von sich gab waren jenseits von jeglichem Denken und er fiel nach hinten. Im Fall drehte er sich leicht, so dass er seitlich auf dem Boden aufschlug und Kazel den Dolch in seinem Rücken sehen konnte. Das hatte also seinen tödlichen Schwertstreich aufgehalten und raubte Aman nun langsam das Leben. Blut begann den Boden um ihn herum purpurn einzufärben.
Wer hatte dem Mischling geholfen? Kazel glaubte einen spitzen Schrei zwischen den Lauten Amans gehört zu haben und sah sich suchend um.

Irgendwie war Janay… oder besser gesagt, ihr Geist etwas… aufgelöst. Als hätte sie mit einem Mal eine multiple Persönlichkeit und könne sich selbst nicht mehr finden. Irgendein Teil von ihr, der recht nahe dem Rand des Lichtes war, kam nach einiger Zeit auf die Idee, dass Dunkelheit helfen könnte, wieder zu sich zu finden. Doch bis diese Erkenntnis all ihre Einzelheiten traf, würde es einige Zeit lang dauern. Wie lange das sein würde, war allerdings mehr als ungewiss. Hoffentlich verlor sie dabei nichts… Hauptsache sie mied den Bereich, wo das Licht auf den gefrohrenen Boden traf. Langsam und irgendwie "neben sich stehend" versuchte sie sich zu sammeln und konnte dabei aus mehrern Bilckwinkeln das Geschehen beobachten, was ihre Wahrnehmung gewaltig steigerte, jedoch ihren Geist gewaltig überforderte. Teile von ihr sahen Juduka von zwei Seiten am Boden kauernd und sich den Arm haltend, wärend andere Kazel beobachtet hatten, wie er Aman das Gesicht zerfetzt hatte. Ein weiterer Teil hatte den Flug des Dolches verfolgt und den Fall des Dunkelelfen genau mit angesehen, während andere Teile von ihr einfach nur in der Umgebung herum starrten. Das übermächtige Gefühl von Ohmacht und Zerrissenheit war allgegenwärtig. In diesem Zustand konnte sie nichts tun, nur warten bis ihre verstreuten Teile wieder zueinander fanden.

Juduka saß auf ihren Unterschenkeln und hielt sich den schmerzenden Arm.
"Verdam...!"
Vorsichtig nahm sie eine Hand voll Schnee und kühlte damit die Verbrennung am Handgelenk. Ihr Gesicht verzog sich schmerzend und sie biss sich auf die Unterlippe. Dann hob sich ängstlich ihr Blick und traf den von Kazel. Sie sah zu dem strerbenden Dunkelelfen und fragte stockend:
"Ist er... ich... Ich hab geworfen... ist es vorbei? Sind wir außer Gefahr?"
Ein sanftes Leuchten glomm unter ihren Fingern auf, als sie sich selbst zu heilen begann, doch dann stockte sie, das Licht verlosch und sie starrte auf Kazels Brust.
"KAZEL! - "
Sie erhob sich und stolperte zu ihm.
"Kazel du bist schwer verletzt!"
Mit weit aufgerissenen Augen kam sie bei ihm an und hielt ihn an den Schutlern. Vielleicht war es dieser Moment, ihre Sorge, die dem Mischling die Beine unter dem Körper weg zogen. Schwäche jagte durch seine Muskeln und ließen sie ihren Dienst an ihm verweigern. Die Verletzung am Bein tat ihr übriges und beides zusammen übermannte jetzt unwillkürlich seine Sinne. Der Kampf war vorüber, dass konte er sehen. Aman lag in den letzten Zuckungen und Kazel war gerettet. Fürsorglich ließ Juduka ihn an ihrer Seite zu Boden gleiten und hielt ihn dann auf ihrem Schoß fest an ihren Leib gepresst.
"Halt aus! Gib nicht auf! Bleib bei mir..."
, klangen ihre Worte an seine rauschenden Ohren.
"Lass mich hier blos nicht allein, hörst du! Dafür hab ich dir nicht das Leben gerettet, nur damit du dich jetzt davon schleichst!"
Sie presste ihre leuchtende Hand an seine Wunde und pumpte ihre Magie in seinen Leib. Der Kontakt brannte furchtbar und die Dunkelheit lockte mit süßen Versprechungen von Stille und Frieden!
„Bleib wach! Wenn du jetzt einschläfst, bekomme ich dich vielleicht nicht mehr zurück! BLEIB WACH!“
Hatte Kazel, der Sturmadler, der heimatlose Überlebenskünstler noch genug Willen in sich um ihren Worten zu folgen? Sein verschleierter Blick zeigte in einigen Schritt Entfernung die groben Umrisse einer schwarzen Gestalt, die zwischen den Bäumen ihn abwartend beobachtete.

Janay trieb durch die Äste und Zweige dieser winterlichen Landschaft.
Dort wo das Licht die Eiskristalle streichelte und sie wie Diamanten glitzern ließ war die Welt schön. Doch darunter lag ein See aus Blut und Leid. Die Wolken zogen sich langsam wieder zu und flüsterten von neuem Schnee und einem kalten Tod. Hier und da flackerten ihre Gedanken auf und verbanden sich langsam wieder zu etwas das Sinn ergab. Sie konnte so viel sehen und doch verstand sie vielleicht nicht alles. Da waren Juduka und Kazel. Ihre Feindin, die dem Mann dem sie sich einst so verbunden gefühlt hatte, verzweifelt versuchte das Leben zu retten. Warum tat sie das? Da war Kazel, der um sein Leben rang. Überall war der Tod! Da war dieser große Schatten, der die beiden beobachtete. Da war die Leiche von Aman. Dort die seines Vaters Dorun und weiter hinten die des Schänders Saerembor. So viel Blut und Tod! So viel Leid! So viel Hass an dem sie sich orientieren und nähren konnte. Aber da war auch noch etwas anderes... Es ging von dem Schatten zwischen den Bäumen aus, der die Szenerie genauso beobachtete. Da war „Genugtuung“ ...und ein Hauch von Frieden.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 6. Dezember 2016, 06:31

Kazel schaltete seinen Verstand aus. Nachdenken war jetzt der einzig falsche Weg, um diese Situation zu überleben. Er musste frei nach seinen Instinkten handeln und das tat er. Unter seiner Krallen versehenen Faust spürte er den schleimigen Widerstand von Amans Augen, der seinem Hieb jedoch langsam nachgab. Auch darüber durfte er nicht zu sehr nachdenken, sonst käme ihm noch die Galle hoch. Es ging hier ums blanke Überleben, da waren alle Mittel Recht. Er könnte sich später Vorwürfe machen oder in Erinnerung an den Ekel seinen Mageninhalt leeren. Viel wäre das ohnehin nicht.
Seine Spitzohren zuckten bei dem gequälten Schrei seines Volksgenossen auf. Unberührt ließ ihn dessen Schmerz letztendlich nicht. Dennoch folgte er ihm in der Bewegung, als Aman zurückwich. Beinahe als klebte seine Faust wirklich an dem Dunkelelfen riss sich Kazel hoch. Da durchfuhr der Schmerz mit pulsierender Intensität seinen Schenkel. Das war Amans Chance, ein wenig Abstand zu gewinnen und es gab Kazel Gelegenheit, den Dolch im Rücken seines Kombattanten zu entdecken. Aber wer...? Nein, nicht nachdenken. Später! Jetzt hieß es überleben, aber befand er sich überhaupt noch in Gefahr? Konnte Aman ihm noch etwas antun?
Wie aus weiter Ferne drangen Judukas gestockte Worte zu Kazel vor. Schneller als seine Augen die Nachricht über ihre Anwesenheit an sein Gehirn weiterleiten konnten. Verschwommen erkannte er ihre Konturen. Für den Bruchteil von Sekunden trafen sich ihre Blick. Kazels Augen waren aufgewühlt. Hinter Schleiern aus distanziertem Selbstschutz überschlugen sich die sturmblauen Wellen seiner Seelenspiegel so heftig, dass nicht klar war, ob seine innere Aufgewühltheit dieses Meer aufpeitschte oder ob es sich nur den Sturmwolken anpasste, die sich gleichermaßen in diesem Blick türmten.
"Ja", presste der Mischling hervor, nun da die erste Gefahr gebannt war. Juduka würde sich selbst zusammenreimen müssen, welcher ihrer Fragen seine Reaktion galt. Er selbst spürte die Schwäche durch seinen Leib fahren wie das sanfte Zittern, das ihn befiel. Es rührte nur zweitrangig von der ihn umgebenden Kälte her. Aufregung ließ das Adrenalin in seinem Körper nicht abebben, sorgte aber gleichsam dafür, dass sein Blut kräftig durch die Adern und an Wundstellen nach außen gepumpt wurde. Kazel schwindelte. Sein Kopf fühlte sich mit einem Mal wie in Watte gepackt an. Dennoch blieb da eine Sache, eine etnschlossene Entscheidung. Sie reimte sich aus dem zusammen, was seine Sinne vor kurzem noch aufgenommen hatten, sowie dem Wissen, dass er keine andere Gelegenheit mehr bekäme als die jetzige.
So schleppte sich der Mischling trotz der Verletzung erneut auf Aman zu. Der Weg kam ihm nun deutlich weiter vor. Jede Bewegung strengte an. Sein Körper forderte den Tribut für all sein unbedarftes Handeln. "Lass mich", keuchte er Juduka entgegen und schob sich weiter zu dem todgeweihten Bogenschützen vor. Oder doch nicht? Er konnte nicht mehr mit Gewissheit sagen, ob er Aman erreichte. Er wusste nicht mehr, was er sprach und was nur in seinen Gedanken wild umher wirbelte. Noch nicht. "Du nicht. Dich darf ich nicht sterben lassen." Jetzt nicht. "Das Amulett. Kann es ... Tote wecken?" Ich muss es haben. Sag mir, wie es funktioniert! "Janay!"

Kazel spürte, wie man ihn bewegte. Ha, bestimmt war er nun bei Aman! Er rüttelte ihn, ganz gewiss. Er war sich sicher. Er fragte ihn doch gerade über dieses Medaillon aus, das seinen Vater zurückholen sollte. Ja, er würde den Schützen am Leben lassen. Ein Gefangener, aber am Leben, wenn er ihm nur das Schmuckstück überließ und wenn es nur bei Janay funktionierte. Aman durfte nicht sterben, noch nicht. "Janay ..."
Seine Lider flackerten. In der Ferne konnte er die Mutter seines Ungeborenen sehen. Ein dunkler Schatten, der ihn beobachtete. Der nicht ganz zu fassende Anblick beruhigte ihn. Überhaupt überkam ihn plötzlich eine innige Ruhe. Das kannte er doch irgendwoher. Es war so vertraut. Er war diesen Weg schon einmal gegangen ... und wieder zurückgekehrt. Keine dritte Chance... Wer immer da mit ihm sprach, die Worte verstand er schon nicht mehr. Ihm war schlecht und kalt und doch erfüllte seinen Körper eine so tiefe Ruhe und Zufriedenheit. Da war das Wissen, dass er sein Kind doch noch kennenlernen sollte. Bald.
Der Gedanke erfüllte ihn mit Wärme. Kazel irrte sich zu glauben, dass es die Agonie war, die ihn warm hielt. Judukas Lichtmagie heilte ihm, aber das bekam er nur am Rand seiner verbliebenen Wahrnehmung mit. Er hatte sich viel abverlangt. Das Wetter trug nicht dazu bei, dass sich sein Zustand besserte. Juduka würde nun auch einigen Aufwand betreiben müssen. Seine Gedanken drifteten davon. Nichts hätte ihn mehr hier halten können, bliebe nicht der Funke Willen in seinem Innern. "Das Amulett ... Janay ... sag mir, wie ..." Vielleicht hätte Aman gelacht, wäre ihm klar geworden, dass er nicht nur derjenige war, der versucht hatte Kazels Leben auszulöschen, sondern auch derjenige, der ihn nun verbissen daran klammern ließ.
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Janay » Mittwoch 21. Dezember 2016, 13:50

Sie wusste nicht, wo vorne und hinten war und das im wahrsten Sinne des Wortes. Unter ihr floss die Zeit bei dem Geschehen nur so dahin und ließ viel zu viel auf einmal passieren, als dass sie es begreifen könnte. Sehen, ja, verfolgen mit den vielen Blicken, die ihr gerade zur Verfügung stand. Aber verstehen? Nein, das ging über ihre derzeitigen Möglichkeiten hinaus.
Stattdessen fanden sich immer mehr Teile ihrer zerfaserten Erscheinung in den dunkleren Bereichen des Waldes ein, ohne sich wieder miteinander zu verbinden. Fast so, als gäbe es keine Anziehungskraft zwischen den einzelnen Formen oder gar eine Wiedererkennung. Die eine beobachtete höchstzufrieden all das Leid unter ihr, die andere sah den glitzernden Staubkörnchen im Sonnenlicht zu und eine dritte Form formte still Verwünschungen mit ihren Lippen in Richtung der Nachtelfe.
Eine weitere wiederum fand sich bei Kazel ein, während dieser halbtot am Boden lag und von ausgerechnet jenem Weibsbild behandelt wurde, als wäre sie unschuldig an all dem. Zorn brodelte in diesem Teil auf und fokussierte sich auf das, was sie eigentlich tun wollte. Nämlich, dem Mischling solange helfen, bis sie selbst den Part des Rächers übernehmen könnte.
Voller Konzentration legte sie beide Hände an seine Schläfen und versuchte, ihm eine Botschaft zu vermitteln. Auch wenn es vermutlich nicht gar so hilfreich war, dass sie dabei unbewusst in ihre Muttersprache verfiel:„Feind! Sie ist der Feind! Wollte uns töten! Vorsicht!“ Diese wenigen Worte formulierte sie ein ums andere Mal und versuchte, sich dabei vorzustellen, wie sie in den Kopf des Verwundeten hinein flossen.
Ob sie indes Erfolg damit hätte, war für sie nicht vorhersehbar. Trotzdem bemühte sie sich solange darum, bis ihr Wesen und auch die anderen Teile von ihr Schwingungen erreichten, die sie aufsehen ließen. Da war er wieder, der Schatten, der sie eigentlich von hier hätte wegholen sollen. Der sie hier vergessen hatte und weswegen sie all das hatte mit ansehen müssen. Dennoch blieb das Gefühl von Frieden hängen, bei dem einen Teil mehr, beim anderen weniger.
In diesen Momenten rührte sich Kazel, glitt sein Kopf zwischen der Geisterhand hindurch und verschwand aus ihrer unmittelbaren Reichweite, ehe sie sich darauf wieder besinnen konnte. Verständnislos blickte dieser Teil von Janay hinter ihm her, während ein anderer, der rachedurstiger war, sich wieder auf Juduka einschoss. Brüllend wollte sich das Wesen auf die Nachtelfe stürzen und irgendetwas unternehmen, um sie auszuschalten, egal, was das wäre. Ob das jedoch funktionieren würde, war mehr als fraglich, dazu fehlte die Konzentration und die Kraft eines gesamten Geistes.
Dass dieser noch immer nicht zusammengefügt war, sollte ihr allmählich zu denken geben, aber es fehlte einfach die Anziehungskraft. So sehr sogar, dass wiederum ein anderer Teil sich unbeobachtet davon stehlen und zu dem noch immer gefesselten Warg schweben konnte. Obwohl sie das Tier nicht berühren oder mit ihm reden konnte, versuchte sie, es zu streicheln, um Nähe und Wärme fühlen und in sich aufnehmen zu können.


[Occ: ob geister auch kaffeekränzchen mit ihren einzelteilen abhalten? :D ]
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Re: Weg über die Ebene

Beitrag von Erzähler » Freitag 23. Dezember 2016, 13:43

"Lass mich hier blos nicht allein, hörst du! Dafür hab ich dir nicht das Leben gerettet, nur damit du dich jetzt davon schleichst!"
Sie presste ihre leuchtende Hand an seine Wunde und pumpte ihre Magie in seinen Leib.
„Bleib wach! Wenn du jetzt einschläfst, bekomme ich dich vielleicht nicht mehr zurück! BLEIB WACH!“
Judukas Stimme war weit weg und doch ganz nah. Sein verschleierter Blick zeigte in einigen Schritt Entfernung die groben Umrisse einer schwarzen Gestalt, die zwischen den Bäumen ihn abwartend beobachtete.
„Lass mich!“
Kazel rollte sich aus der umarmung der Nachtelfe und schleppte sich erneut auf Aman zu. Der Weg war so lang! Jede Bewegung strengte an. Sein Körper forderte den Tribut für all sein unbedarftes Handeln. Er konnte nicht mehr mit Gewissheit sagen, ob er Aman erreichte. Er griff nach seinem Leib, der zuckte. Aman starb und Kazel wusste nicht mehr, was er sprach und was nur in seinen Gedanken wild umher wirbelte. Der Blutverlußt machte ihn schwach und verwirrte seine Sinne.
Noch nicht.
"Du nicht. Dich darf ich nicht sterben lassen."
Jetzt nicht.
"Das Amulett. Kann es ... Tote wecken?"
Ich muss es haben. Sag mir, wie es funktioniert!
"Janay!"

Kazel spürte, wie man ihn bewegte und die dadurch ausgelösen Schmerzen ließen dunkle Sterne vor seinen Augen tanzen. Er fantasierte. Ha, bestimmt war er nun bei Aman! Er rüttelte ihn, ganz gewiss. Er war sich sicher. Er fragte ihn doch gerade über dieses Medaillon aus, das seinen Vater zurückholen sollte. Ja, er würde den Schützen am Leben lassen. Ein Gefangener, aber am Leben, wenn er ihm nur das Schmuckstück überließ und wenn es nur bei Janay funktionierte. Aman durfte nicht sterben, noch nicht.
"Janay ..."
Seine Lider flackerten. Der dunkle Schatten war näher gekommen. Neben ihm, in der Ferne konnte er die Mutter seines Ungeborenen sehen. Sie beobachtete ihn und um so näher sie kam um so deutlicher konnte er sie sehen, als wenn sein Blick sie schärfen würde. Sein Gehirn musste ihm Streiche spielen, denn kleine Schneeflocken begannen sich vom Boden zu lösen, wie weiße Blütenblätter, die vom Wind aufgewirbelt wurden. Sie tanzten durch die Luft, vor seinem Gesicht und formten Janays Konturen nach. Der nicht ganz zu fassende Anblick beruhigte ihn. Überhaupt überkam ihn plötzlich eine innige Ruhe. Das kannte er doch irgendwoher. Es war so vertraut. Er war diesen Weg schon einmal gegangen ... und wieder zurückgekehrt. Der dunkle Schatten, er nun außerhalb seines Blickfeldes stand, beobachtet weiter das Schauspiel.
Kazel war schlecht und kalt und doch erfüllte seinen Körper eine so tiefe Ruhe und Zufriedenheit. Da war das Wissen, dass er vielleicht sein Kind doch noch kennenlernen sollte. Bald...
Der Gedanke erfüllte ihn mit Wärme. Kazel irrte sich zu glauben, dass es die Agonie war, die ihn warm hielt. Judukas Lichtmagie heilte ihm, aber das bekam er nur am Rand seiner verbliebenen Wahrnehmung mit. Er hatte sich zu viel abverlangt. Das Wetter trug nicht dazu bei, dass sich sein Zustand besserte. Juduka würde nun auch einigen Aufwand betreiben müssen. Seine Gedanken drifteten davon. Nichts hätte ihn mehr hier halten können, bliebe nicht der Funke Willen in seinem Innern.
"Das Amulett ... Janay ... sag mir, wie ..."
Juduka antwortete etwas, aber Kazel hörte sie nicht mehr, sah nur ihre sich bewegenden Lippen.
Vielleicht hätte Aman gelacht, wäre ihm klar geworden, dass er nicht nur derjenige war, der versucht hatte Kazels Leben auszulöschen, sondern auch derjenige, der ihn nun verbissen daran klammern ließ. Kazel hatte in seinem Geist das Ziel gebündelt, von ihm zu erfahren, was Janany wieder zum Leben erwecken könnte und verdrängte vollkommen den Gegenstand, dass er ihn tödlich verwundet hatte. Der Mischling hielt sich an seinen Gedanken fest und Juduka tat ihr bestes um ihn am Leben zu halten.

Janay wusste nicht, wo vorne und hinten war und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Immer mehr Teile fanden sich zu ihrer zerfaserten Erscheinung in den dunkleren Bereichen des Waldes ein, ohne sich wieder miteinander zu verbinden. Fast so, als gäbe es keine Anziehungskraft zwischen den einzelnen Formen oder gar eine Wiedererkennung. Die eine beobachtete höchst zufrieden all das Leid unter ihr, die andere sah den glitzernden Staubkörnchen im Sonnenlicht zu und eine dritte Form formte still Verwünschungen mit ihren Lippen in Richtung der Nachtelfe.
Eine weitere wiederum fand sich bei Kazel ein. Er sah sie an und sie fühlte sich stärker. Ja, er sah sie wirklich, aber er sah auch den Anderen, also war er dem Tode sehr nahe. Zu nahe! So dich an der Schwelle, dass er sie sehen konnte und sie seinen Blick wie eine Berührung auf sich fühlten konnte! Eine Berührung die sie erdete, zusammen zog und sie wissen ließ, wenn er alle Teile von ihr sehen würde, könnte er sie wieder zusammen fügen. Aber jetzt lag er da und starb, während er von ausgerechnet jenem Weibsbild behandelt wurde, das schuld war an alle dem! Zorn brodelte in ihr auf und fokussierte sich auf das, was sie eigentlich tun wollte. Nämlich, dem Mischling solange helfen, bis sie selbst den Part des Rächers übernehmen könnte.
Voller Konzentration legte sie beide Hände an seine Schläfen und versuchte, ihm eine Botschaft zu vermitteln. Ihre Finger zerfaserten, sobald sie ihn berührten, in seinen Kopf eindrangen.
„Feind! Sie ist der Feind! Wollte uns töten! Vorsicht!“
Diese wenigen Worte formulierte sie ein ums andere Mal und versuchte, sich dabei vorzustellen, wie sie in den Kopf des Verwundeten hinein flossen.

Das war der Moment, in dem Kazel das Bewusstsein verlor.

Trotzdem bemühte sie sich solange darum, bis ihr Wesen und auch die anderen Teile von ihr Schwingungen erreichten, die sie aufsehen ließen. Da war er wieder, der Schatten, der sie eigentlich von hier hätte wegholen sollen. Der sie hier vergessen hatte und weswegen sie all das hatte mit ansehen müssen. Dennoch blieb das Gefühl von Frieden hängen, bei dem einen Teil mehr, beim anderen weniger.
In diesen Momenten rührte sich Kazel, von Juduka gezogen, glitt sein Kopf zwischen der Geisterhand hindurch und verschwand aus ihrer unmittelbaren Reichweite, ehe sie sich darauf wieder besinnen konnte. Verständnislos blickte dieser Teil von Janay hinter ihm her, während ein anderer, der rachedurstiger war, sich wieder auf Juduka einschoss. Brüllend wollte sich das Wesen auf die Nachtelfe stürzen und irgendetwas unternehmen, um sie auszuschalten, egal, was das wäre. Ob das jedoch funktionieren würde, war mehr als fraglich, dazu fehlte die Konzentration und die Kraft eines gesamten Geistes. So zerfasert wie sie war, war einfach nichts zu machen.
Ein anderer Teil stahl sich gerade von ihr davon und zu dem noch immer gefesselten Warg zu schweben. Obwohl sie das Tier nicht berühren oder mit ihm reden konnte, versuchte sie, es zu streicheln, um Nähe und Wärme fühlen und in sich aufnehmen zu können. Bei ihrer Berührung zuckte der Warg zusammen und winselte, als ob er Schmerzen hätte. Anscheinend reagierte er deutlich stärker auf sie.

„Feind! ...“
Kazel war bewusstlos.
„...ist der ...“
Irgendetwas flüsterte in seinem schlafenden Geist?
„...Feind! Wollte ...“
Nein, sein schlafender Geist flüsterte etwas.
„...uns töten!...“
Irgendetwas geisterte flüsternd durch seinen Schlaf.
„...Vorsicht!...“
Es waren flüsternden Geister in seinem Schlaf!
Er hörte sie, aber sein Gehirn konnte die Worte nicht ordnen. Sie drehten sich und tanzten im Reigen um seinen Verstand, sangen ihm von Blütenblättern aus Schnee und ungeborenen Tautropfen im Frühling. Sie tanzten auf des Schnitters Schneide und Funken ergossen sich in den Schnee, färbten ihn blutrot. Es sah die weißen Flocken fliegen, kleine Blätter einer weißen Blume. Sie flatterten im Seelenwind und Gefatter Tot summte sein Lied dazu. Es klang wie ein altes Piratenlied, das er in einer anderen Zeit einmal gehört hatte, doch der Text war anders.

„Die Tote wurde vom Schnitter entführt,
Am Ende steht nur er.
Es ist vollbracht, er hat die Macht
Sie stört das nicht mehr.

Yo Ho, zu zweit.
Gespalten zeigt sie sich nie.
Fügt das Herz zusammen, denn Geister sterben nie.

Yo Ho, steht zusammen.
Nadel und Faden, nimm sie.
näh sie uns zuammen, Geister sterben nie.

Hm hm, hm hm,
Hmhmhm hmhmm hmmmmm.
Hm hm hm hmhmmm, hmhm hmhm hmmm...“


Durch die tanzenden Blütenblätter trat der dunkle Schatten hindurch auf Kazel zu und streckte ihm seine geschlossene Hand entgegen. Die knochigen Fingerknöchel öffneten sich langsam und gaben den Blick auf ein eine seltsam schimmernde weiße Nadel und einen genauso hellen Faden frei. Kazels Hand streckte sich aus und Gevatter Tod ließ sie mit einem leisen:
„Yo Ho, Yo Ho, ho ho ho ho ho.“
in seine Hand fallen, wo sie sofort verschwand.

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Die Melodie verklang langsam in Kazels Gedanken und er erwachte unter Schmerzen. Nur langsam fügten sich die Bruchstücke seiner Sinneseindrücke wieder zusammen.Die Welt um ihn herum änderte sich zunehmend. Der Übergang von seiner Bewusstlosigkeit zurück in die Realität verwirrte, verriet ihm aber auch, dass er eben noch Stimmen gehört hatte und jetzt überall wo er hin blickte halb durchsichtige Gestalten umher schwebten. Er kannte diese Konturen, die Kurven, die er einst gestreichelt und liebkost hatte. Er kannte die Form ihres Gesichts, das wütend drein starrte, die Lippen die Juduka etwas zu brüllten, ohne dass er oder sie etwas hörten. Er kannte die Hand die sich nach einem angeketteten Warg an einem Baum ausstreckte und die spitzen Ohren die anscheinend dem Wind lauschten, während ihr zarter Körper sich tanzend vorm Zelt drehte. Überall waren da diese fahlen Abbilder der Mutter seines Kindes, die sich mal schnell mal langsam durch die Gegend bewegten. Und Kazel wusste, dass wenn er in seine Hand schauen würde, er dort nichts finden würde, denn sein neuer „Arbeitgeber“ hatte ihm dieses Geschenk in einem Traum gegeben und nur dort würde er es wieder haben.

„Kazel, bist du wach?...“
Judukas Stimme dröhnte unangenehm laut in seinen Ohren, aber ehrliche Sorge schwang in ihr mit und ihr Gesicht schob sich über ihn. Eine Hand streichelte seine Stirn und um so wacher er wurde, um so mehr verblassten die Bilder von Janay um ihn herum. Er lag auf einem Fell und sein Körper fühlte sich warm an. Er schmerzte noch am Bein und auf der Brust, aber irgendetwas an der Art des Schmerzes verriet ihm, dass er nicht mehr in Lebensgefahr schwebte. Er war müde, erschöpft, wie Juduka, die anscheinend viel von ihrer Magie aufgebraucht hatte um ihn zu heilen, aber er fühlte sich nicht mehr der Schwelle des Todes so nahe.

Kazel ist:
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Janay hatte dieses Summen des Schattens auch vernommen, aber den Text nicht gehört, denn ihre Aufmerksamkeit war zu weit verteilt. Sie hatte aus mehreren Perspektiven gesehen, wie Juduka Kazel ihre Hände auf die Brust gedrückt hatte um die Blutung mit ihrer Magie zu stoppen. Sie hatte das Leuchten ihrer Hände gesehen und ihre Kraftanstrengung die es brauchte, um seinen verletzten Körper zurück zum Zelt zu ziehen, damit er nicht im Schnee erfror. Juduka hatte Holz in das Feuer nachgeworfen und sich fast „rührend“ um Kazel gekümmert. Sie hatte ihm immer wieder gut zugeredet, dass er bei ihr bleiben müsse, dass sie ihn doch bräuchte. Aber Janay hatte auch gesehen, dass sie Aman zuvor etwas abgenommen hatte und nun unter ihrer Kleidung verbarg. Sie hatte es nicht wirklich sehen können, was merkwürdig war, aber sie hatte die Handlung gesehen, das Öffnen von Judukas Fingern und dass etwas für sie unsichtbares darin verschwand, bevor sie es sich umhängte und in ihren Ausschnitt versteckte. Sie hatte auch Aman gesehen, wie er starb und wie der Tod neben seinem Geist stand. Kurz hatten sie sich angesehen, Mörder und Opfer. Zu dritt, oder zu 23zigst oder mehr hatten sie dort gestanden, dann hatte der Schatten ihn mit sich genommen und sie wieder zurück gelassen, zerfasert wie sie war. Sie hatte Kazel berührt, in seinem Geist gespukt, als er ohnmächtig war. Sie wusste jetzt, sie könnte ihm im Traum erscheinen, dann wäre er zugänglicher für ihre Einflüsterungen. Seine Bewusstlosigkeit verwirrte ihre Fähigkeiten, sie brauchte sein Unterbewusstseins als Anker. Sie stand auch neben dem Warg und hatte ihn gestreichelt, aber er zuckte nur immer mit dem Fell und wurde zunehmend nervöser und knurrte leise. Aber dann merkte Janay, dass der Warg etwas witterte und den Kopf hob. Neugierde trieb noch zwei andere Teile von ihr in die Nähe zu kommen und zu beobachten was geschah.

Ein heller Lichtstreif tanzte zwischen den Bäumen hervor, sammelte sich in der Nähe und der Warg ließ sich flach auf den Bauch fallen. Still daliegend beobachtete er das Glitzern, dass der Schweif mit sich gebracht hatte und auch Janays Geist staunte, als ein Mädchen mit weißen Haaren, einem Geweih sich materialisierte.
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Sie nickte Janay, also mehreren von ihr zu, streckte die Hand nach vorne und blies sanft über ihre Handfläche. Funkelnder Staub legte sich über den Warg und erschufen dort einen wunderschönen Sattel. Das Leder war fast weiß und dort wo es dunkler war, da hatte es die Farbe von Sahnebonbons und Karamell. Feine Verzierungen, Girlanden aus Sternen und Blättern rankten um die Nähte. Zwei Taschen lagen quer über den hinteren Rücken und gaben dort einen schönen Kontrast zu dem dunklen Fell ab. Das Mädchen streichelte den Kopf des Wargs einmal sanft, das große Tier nieste, dann verpuffte sie wie eine Einbildung und war verschwunden.

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Janay saß zur selben Zeit neben Kazel im Zelt und hockte im Vorzelt, tanzte um das Lagerfeuer mit den Funken um die Wette und betrachtete die aufgewirbelten Schneeflocken. Genauso stand ein Teil von ihr immernoch neben ihrer eigenen Leiche, während ein anderer den Wagen des Sadisten Saerembor durchsuche. Ein Teil von ihr stöberte ziellos durch die Gegend und beobachtete einen Ork, der das Lager aus der Ferne gut versteckt beobachtete. Er trug ein seltsames Gestell im Mund, dass ihn offen hielt und ständig Speichel von seinem Kinn tropfen ließ.
Das alles sah sie und tat sie, aber erst wenn sie wieder eins sein würde, würde sie sich an alles zusammen erinnern. Solange blieb ihr nur übrig weiter herum zu spuken und zu versuchen sich zu sammeln. Irgendetwas musste doch helfen können!

Kazel lag auf dem Rücken und Judukas sanfte Hände berührten ihn immer wieder, um ihn im Hier und Jetzt zu halten. Ihr Fingerspitzen streichelten seine Schläfen, rieben sanft die Müdigkeit fort.
„Bleib wach, bitte!“
Beschwor sie ihn.
„Wenn du wieder einschläfst, weiß ich nicht, ob ich dich noch einmal zurück holen kann. Du musst bei mir bleiben. Wir müssen hier weg. Ich habe Angst, Kazel. Ich... ich brauche dich doch auch...“
In ihrer Stimme lag flehen und Trauer.
„Bleib bei den Lebenden, … Bitte!“
Er sah ihr Gesicht und Feuchtigkeit glitzerte auf ihren Wangen.

((ooc: Entschuldigt, ich krieg das Wichtelbild nicht richtig eingefügt :o Aber, euch beiden eine fröhliche Weihnacht! :D ))
Edit Kazel: Hab die Bilderlinks eingefügt.
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