Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Hier wohnen die Bürger Sarmas, vom einfachen Sklaven bis hin zum hohen Handelsherren oder angesehenem Magier. Je nach Reichtum und Machtverhältnis findet man hier kleine Barracken oder prachtvolle Anwesen aus Sandstein und Marmor.
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Darak Luthrokar
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Samstag 15. August 2015, 18:23

Er ist und war nie mein Hauptmann. Das hast du schon einmal gefragt." Darak zuckte mit den Schultern und gab nur ein Schnauben von sich. Er hatte verdammt viel um die Ohren und eigentlich vergass er laufend Dinge, welche er erst von ein paar Minuten gesagt oder getan hatte, da er sehr viel zu sagen und zu tun hatte. Die Eindrücke eines Schlachtfeldes und Feldlazarettes waren schwer zu verarbeiten und stellten wohl für jeden Geist eine Überforderung dar, zumal Darak vielleicht noch immer geringfügig unter dem Einfluss von Catties Beeren stand. Zum Glück hatte wenigstens er wieder Ruhe gegeben! „Ich habe einfach bemerkt, dass er dir wichtig ist…darum mein Nachhaken! Irgendwas verbindet dich mit ihm, oder?“ Hakte er nochmals nach. Darak konnte ziemlich Hartnäckig sein, wenn er war im „Urin“ hatte. Der Sklavenhändler hatte ein gutes Gespür für Menschen, schliesslich war dies eine wichtige Kompetenz für einen guten Händler. Er musste Sklaven einschätzen können, musste wissen, ob man sie zu einem guten Hausdiener oder doch eher zu einem Gladiator züchten sollte etc.

"Besser, Ihr ruht Euch aus ... Herr" „Behandle mich nicht wie ein Greis! Ruhen die Männer und Frauen Sarmas in diesen Minuten? Nein!“ Darak gefiel sich offenbar immer mehr in der Rolle des Kriegshelden und eigentlich machte er seine Sache gar nicht so schlecht. Sicherlich würde man viele Lieder über Darak Luthrokar, den Befreier singen, wenn die Sache gut ausging. Wenn nicht…nun…dann nicht. Hymnen wurden schliesslich von Sieger gemacht, die Verlierer kannten nur Klagelieder über unglückliche oder närrische Kriegsherren, die ein grosses Leid für ihre Schützlinge nicht zu verhindern vermocht hatten. Inhalt eines Klageliedes zu sein, war sicherlich das Letzte, was Darak Luthrokar wollte.

Tatsächlich ruhte die Stadt nicht. Sie lebte, pulsierte, zuckte, es war die Volksseele von Sarma, die praktisch körperlich spürbar war in den Gassen. Schwerter wurden gewetzt, Pech gekocht, Verbände angelegt, Wunden verdeckt, Mäuler gestopft, Tränen getrocknet…und gebetet, wie Darak feststellen musste, als die Sänfte zum Stillstand gekommen war. Er lauschte den Worten der Betenden. Oh die Sarmaer hatten eine ganz eigene Beziehung zu Lysanthor. Darak war im pelgarischen Lysanthrosglauben unterwiesen worden, der sich deutlich von dem hiesigen unterschied. Einige Priester würden wohl die eben gesprochenen Worte gar als Blasphemie bezeichnen. Doch hier in Sarma war Lysanthor nunmal der ungnädige Gott der Hitze und Dürre. Ein strafender Gott, ein richtender Gott, aber eben doch letztendlich ihr Gott. Die Gläubigen wussten schliesslich um die Fehde zwischen Lysanthor und Faldor und so war es nicht verwunderlich, dass sie sich im angesichts des faldorischgläubigen Feindes, an den Sonnengott wandten. Beinahe wäre es ihm über die Lippen gerutscht. Beinahe hätte er die letzten Worte wiederholt. Erhöre uns. Doch ein Verdammter durfte nicht beten, durfte keine Kirche betreten und den Lysanthorkult nicht ausüben. Zum Glück hatte dieses Attribut rund um den Befreier im Volk noch nicht die Runde gemacht. Es war besser, wenn sie nicht wussten, von wem sie da wirklich angeführt wurden. Ausgerechnet ein Verdammter!
Bei Lysanthor wusste man nie, ob er dies als eine derartige Blasphemie von Seiten des Volkes Sarmas betrachtete, dass er die Temperatur für die nächsten hundert Jahre gleich nochmals um paar Grad steigen lassen würde. Obwohl… Lysanthor hatte über ihn gerichtet und er hatte eine ausgeglichene Waage angezeigt…
Darak schloss für einen Moment seine Augen und strich über das Sichelförmige Amulett, welches ihm förmlich in den Schoss gefallen war. Bei ihr durfte er Zuflucht suchen. Manthala war die Göttin der Diebe und Halunken, der Straffälligen und vielleicht sogar auch der Verdammten. Sie mochte schliesslich die Schattenwesen. Es fiel ihm erst jetzt auf… er hatte in den Minen nie zu ihr gebetet. Nur immer zu Lysanthor, obwohl es doch eigentlich die Beschäftigung mit ihrem Kult gewesen war, der ihn in seine missliche Lage gebracht hatte. Eine späte Erkenntnis.

Er beobachtete Rhiven dabei, wie er die ihm unbekannten Silben nachsprach. Lysanthor erhöre uns. Der Dunkelelf betete. Interessant. Die Viertel um ihn herum wurden nobler und schon bald hatten sie die Palastanlage erreicht. Darak musterte irritiert die verschleierten Frauen, welche verstohlene Blicke in die Sänfte wagten und sich ab dem Dunkelelfen heftig erschraken. Was waren das für Frauen? Was trieb Vesta hier in ihrem Hoheitssitz?
„Was sind das für Frauen, Rhiven?“ Fragte Darak sogleich. Sie schweiften ab und kamen auf Rhivens Beziehungen zu sprechen.
"Nicht in dem Sinn heißt .... dass ich kein Mädchen habe. Nein. Ich hab keines. Fragt mich etwas Anderes, Herr!" Darak legte seinen Kopf schief und für einen Moment war er geneigt zu fragen, ob er denn einen Knaben hatte, doch er verkniff es sich. Das Thema schien dem Dunkelelfen ungewöhnlich stark zuzusetzen und er wollte doch seinem…Lieblingssklaven… nichts Schlechtes. Ausserdem hatte er selbst genügend Beziehungsprobleme.
"Erzogen im Glauben an den einzigen. Ich diene Faldor." „Faldor mhrmm… bei dem gibt’s aber wenig zu Lachen.“ Brummte Darak in einem unbedachten Moment. "Das ist ein Zeichen. Sie ist mit dir." Darak lachte. „Ja, ich übe eine unglaubliche Anziehungskraft auf schöne Frauen aus.“ Darak brauchte jeweils etwas Humor, denn sonst würde ihn die aktuelle Lage wohl erdrücken und er würde jede Zuversicht verlieren. Es nagten schon genug Zweifel an ihm, kleinere Witze, halfen ihm, aus diesem Strudel herauszubrechen. Sie drangen weiter in den Palast vor. Die Architektur war beeindruckend und drückte praktisch durch jeden Stein, jede Säule, jeden Pilaster, jeden Bogen und Detail den Herrschaftsanspruch seines Bewohners aus. Im Thronsaal endete schliesslich die Reise auf der Sänfte und nun waren seine eigenen Füsse wieder gefordert. Mühsam liess sich der Befreier aus seinem Vehikel helfen. Er verzog sein Gesicht, als er seinen Fuss belastete.

Er blickte auf, als er Liliths Stimme vernahm und mit Schrecken musste er feststellen, dass sie wie ein Fehler in seinem Leben wirkte. Ein Leben, welches geprägt war von Gewalt und Schrecken, ein Leben des Kampfes und des Todes, ein dreckiges, blutiges, gefährliches Leben und mitten in diesem Pulk aus Schmerz und Verlust, tänzelte Lilith Blütentau daher. Es war wie ein Fehler in der Matrix. Er hatte sie nicht verdient und sie hatte das hier nicht verdient und doch liebte er sie innig. Er rang sich ein müdes Lächeln ab und musste aufpassen, nicht seine Krücke fallen zu lassen, darum streckte er die Eine kurzerhand Rhiven entgegen um seine Pranke um Liliths Hüfte legen zu können. „Lilith“. Hauchte er erleichtert. Auch er hatte sich sorgen um sie gemacht. Ihre Ametystaugen waren schliesslich der Barometer für den Zustand seiner Freunde. Sie würden nicht so leuchten, wenn Alma oder Constanze etwas zugestossen wäre. Er fasste ihr sanft an die Wangen und küsste ihre Stirn. „Es geht mir gut.“ Das war zwar eine ziemliche Übertreibung seines wirklichen Zustandes, aber er war immerhin nicht tot… was doch schon eine Leistung war. Damit ging es ihm nämlich schon weit besser, als vieler seiner Männer da draussen. Schliesslich suchten seine Lippen die ihrigen und vereinigten sich in einem innigen Kuss. „Ich liebe dich.“ Hauchte er und es war aufrichtig. Er liebte sie wahrlich, doch er zweifelte daran, dass ihr diese Liebe sonderlich viel Glück bereitete.

Sein Blick zielte an Liliths Ohr vorbei zur Sänfte, die gerade in den Thronsaal getragen wurde. Vesta Temna Negra. Seine Vergangenheit, seine Lieblingshure und Geschäftsfrau, seine Freundin… wenn man so wollte.. und Schicksalsgenossin, was das „Erbe“ von Daarion betraf. Es befremdete ihn etwas, dass sie ihn so förmlich ansprach und er sah sie forschend an. Erschrocken musste er feststellen, wie elendig es ihr ging, doch der Sklaventreiber liess sich nichts anmerken. Er wusste, wie wichtig Vesta ihre Fassade vor ihren Leuten war und so tat er nichts, um diese zum Bröckeln zu bringen. Er deutete eine leichte Verneigung an, weil er wusste, dass sie es mochte, wenn man sich vor ihr niederbeugte. Schliesslich war sie noch immer eine Domina, ein ausgewiesener und besitzergreifender Machtmensch. Man musste sie fragen, ob sie in Friedenszeiten wirklich eine gütige Besetzung als Stadtherrin sein würde… doch im Krieg brauchte es nun mal etwas weniger, feinfühlige Qualitäten. „Stadtherrin.“

"Sie weint, wenn sie sich unbeobachtet fühlt." Darak nickte kaum merklich. Er nahm vorsichtig seinen Helm von seinem verbrannten Schädel und reichte ihn der Elfe. „Bist du so lieb und bringst ihn Cattie? Damit sie mich riechen kann und weiss, dass es mir gut geht? Sie soll sich reinsetzen und ihn für mich bewachen.“ Flüsterte er Lilith zu. Er wollte der Elfe eine Aufgabe geben, damit er mit Vesta reden konnte. Diese würde zugänglicher sein, wenn keine Personen da waren, vor denen sie keine Blösse zeigen wollte. Schliesslich nahm er einige Meter Krückenlauf in Angriff, um sich Vesta zu nähern, ehe er Rhiven ein Zeichen gab, sich bis zur Türe des Saales zu entfernen. Er würde ihn im Raum behalten, falls sie Hilfe benötigten (leider waren sie beide im Moment eher unselbstständig), aber er wollte nicht, dass er gleich alles mithören konnte. Er musste mit Vesta reden…im Vertrauen.

Er sah die Bordellherrin direkt an. Sie brauchte sein Mitleid nicht, dieses würde sie vermutlich nur wütend und noch verzweifelter machen. Darak konnte schliesslich ahnen, wie sie sich fühlen musste. Auch ihm waren dereinst beide Knie gebrochen worden, ehe man ihn in den Minen zurückgelassen hatte. Er war daran beinahe zu Grunde gegangen, beinahe Durchgedreht. Es gab keine Worte, die diesen Schmerz lindern konnten. Keine Gesten die Halfen. Es war einfach Schrecklich! „Vesta Temna Negra.“ Brachte er schliesslich über die Lippen. Eine Erinnerung daran, wer sie war. Vesta Temna Negra, war eine Herrin. Eine Herrin wie sie konnte man nicht brechen, konnte man nicht unterjochen, nicht besiegen. Sie war Vesta Temna Negra, vor ihr hatte man Respekt, man fürchtete sie so sehr, wie man sie gleichzeitig begehrte und sich nach ihr verzehrte. Mit der schlichten Nennung ihres Namens, versuchte Darak ihr das in Erinnerung zu rufen und ihr zu signalisieren, dass er noch immer so empfand. Sie brauchte sein Mitleid nicht, aber vielleicht seine Hilfe, nicht am Schmerz zu zebrechen und zu vergessen wer sie war.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Montag 7. September 2015, 03:05

Gespräche mit seinem Dunkelelfen wären sicherlich noch mehr als interessant geworden, vor allem, wenn der sture Darak weiter nachhaken würde. Doch er musste sie vertagen. Rhiven hatte ihm auf den weiteren Weg in den Palast nur noch mit Schulterzucken und ausflüchtenden Worten geantwortet. Nichts davon, was den Wissensdurst eines Luthrokar hätte stillen können und nichts, was Antwort genug gewesen wäre. Er würde den Elfen nochmals fragen müssen ... über Manthala, seine Vorgesetzten, warum man ihn ausgeliefert hatte und warum er sich so gefügig gab. Was es mit seinem Mädchen auf sich hatte, das er offensichtlich nicht besaß und das auf irgendeine Weise doch vorhanden schien. Ober er dem anderen Geschlecht zugewandt war? Oder war er in eine Frau verliebt, die seines Standes nicht angemessen war? Eine Frau, die besser nicht an seiner Seite weilen sollte? Eine Frau wie Lilith Blütentau es für Darak darstellte? Denn obgleich sich Constanze darauf einließ, diese zierliche, wundervolle Elfe mit ihm zu teilen, weil sie - Lilith - sich dafür hergab, so hieß es nicht, dass das moralisch vertretbar war. Nun, in Sarma wohl schon. Hier würde man Darak mit schiefem Kopf ansehen, wenn er sich als Befreier der Wüstenstadt später keinen Harem hielt. Das erwartete vielleicht sogar Vesta von ihm.
Vesta ... die Gedankengänge, die eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit verdienten, huschten nur so vorbei. Ständig wechselte der Fokus und nun lag er auf der neuen Stadtherrin von Sarma. Jener Frau, die man wie Darak herumtragen musste. Auf welchen Säulen baute sich das Wüstenvolk nun eine neue Existenz auf! Auf zwei Krüppeln, die nicht einmal mehr selbst gehen konnten! Doch beide versuchten, stark zu sein. Vesta ließ sich jedenfalls nichts anmerken und genau das war bewundernswert und zugleich erschreckend bei ihr. Ihr Gesicht war eine glatte Maske mit verschleierten Zügen. Diese Frau griff auf einen Pfuhl an Selbstbeherrschung zurück, der seinesgleichen suchte. Sie war so stark. Nicht auszudenken, dass Lilith dem Gehörnten gerade von ihren heimlichen Tränen berichtete. Es musste schlimm um Vesta Tenma Negra stehen. Die Frau, die nicht weinte. Nicht, seit sie Herrin ihrer eigenen kleinen Welt gewesen war. Sie hatte sich etwas aufgebaut, das keine Tränen mehr duldete. Sie hatte sich auch nie wieder einschüchtern oder in die Knie zwingen lassen und nun waren jene Knie zertrümmert.

Jetzt zuckte einer ihrer Mundwinkel zurück. Es war eine so winzige, so flüchtige Geste, aber Darak blieb sie nicht verborgen. Sein Verbeugung zeigte sich ja ebenfalls nicht weniger angedeutet und doch war beides zu erkennen gewesen. Beides hatte sich gegenseitig wohlwollend bemerkt. "Befreier", entgegnet Vesta seinen formellen Gruß. Darak konnte das leichte Vibrieren in ihrer sonst noch immer kraftvollen, selbstbewussten Stimme hören. Sie kämpfte und sie gab nicht auf. Der leichte Zweifel, hervorgerufen durch die Schmerzen, die sie haben musste, wurde zurückgeschraubt. Er war für die unbeobachteten Momente gedacht. Für jene Augenblicke, in denen sie weinte. Hier und jetzt war nicht der passende Augenblick. Trotzdem mussten sie allein sprechen, das erkannte der Luthrokar, weshalb er sich - in gutem Vertrauen, denn Lilith erhielt ihn - von seinem Helm trennte.
Die Elfe nickte ihm sanft zu. "Cattie freut sich bestimmt auch, wenn du ihn dir später abholst", meinte sie noch, bevor sie mitsamt des Kopfschutzes Richtung Tür tänzelte. Rhiven schaute ihr nach, bevor sein Herr sich auch an ihn wandte. Der Elf verkniff sich ausnahmsweise jeglichen Kommentar, auch wenn ihm eine spöttische Antwort in den roten Augen aufblitzte. Er schwieg. Seine Schritte führten ihn fort vom Thron und bis an die Tür des Saales, wo er Aufstellng bezog. Nun waren Darak und Vesta gewissermaßen unter sich. Sogleich glätteten sich die Züge der Frau. Man konnte nicht unbedingt davon sprechen, dass sie sich entspannten, denn das war nicht der Fall. Aber das Gekünstelte schwand aus ihnen, wich einer Ehrlichkeit, die sie sich vor Darak zu zeigen wagte. Es ließ sie sogleich ungemein älter aussehen.

"Ich kenne meinen Namen", entgegnete sie ihm und verwendete Sendli. Sie ging davon aus, dass Rhiven der Wüstensprache nicht mächtig war. Das zeugte davon, wie wenig an Blöße sich diese Frau geben wollte. Nur Darak sollte sie hören und verstehen können. "Ich bin weder eine Kriegsstrategin, noch kann ich die Lage vor den Toren ansatzweise einschätzen. Wirklich viel erfahre ich hier in meiner 'sicheren Zuflucht' auch nicht. Sprich mit mir, Darak. Können wir gewinnen? Ich hörte von einem Drachen."
Nein, sie kam nicht einen Moment auf den Schmerz oder ihre Beine zu sprechen. Da mochten sich ihre Finger um die Stuhllehne auch noch so sehr verkrampfen. Sie würde nicht von sich auf dieses leidige Thema zu sprechen kommen. Sie verdrängte es wie den Schmerz. Jedenfalls versuchte sie es bei beidem.
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Donnerstag 8. Oktober 2015, 22:59

Die Götter bewiesen abermals ihren seltsamen Sinn für Humor. Da standen – oder eben nicht – sie sich gegenüber: Darak Luthrokar und Vesta Temna Negra. Zwei bekannte Grössen aus der sarmaischen Unterwelt. Dabei trug der wohl erfolgreichste Sklaventreiber seiner Zeit nun den Namen des „Befreiers“, während man Vesta vermutlich auf den Strassen als gütige Mutte des freien Sarma, oder Hüterin der Stadtr oder so ähnlich bezeichnete. Es würde Darak zumindest nicht wundern. Menschen mochten diesen pathetischen Kitsch. Er gab ihnen Hoffnung. Ihm selbst auch. Es war seltsam, aber die Bezeichnung machte tatsächlich etwas mit ihm. Sie veränderte ihn, denn er fühlte die Verantwortung und die Erwartungen die an diesen Titel verknüpft war mit jedem Schritt den er tat. Er konnte es in den Augen der Leute sehen, was er für sie war. Das war auf eine Weise ungeheuerlich belastend, aber gleichzeitig hatte er noch nie in seinem Leben stärker das Gefühl gehabt, etwas Sinnvolles zu tun. Aber wie viel Hoffnung konnten zwei Krüppel einer Stadt schon geben? Wie lange würde der Widerstand noch halten? Eins war sicher, nicht sie bestimmten über ihr Schicksal, sondern der Feind, so oder so. Niemals würden sie in der Lage sein Morgeria zu vernichten. Das Beste, was sie wohl erreichen konnten war, dass Morgeria ihre Autonomie duldete und mit ihnen ein Bündnis schloss...ansonsten drohte ihnen vermutlich eine ständige Belagerung und Invasion. Diesbezüglich waren die Kräfte derart ungleich verteilt, dass Sarma über kurz oder lang den Kürzeren ziehen würde. Das wussten sie alle. Darak betrachtet Rhiven im Augenwinkel. Alle.
"Befreier" Er neigte seinen Kopf leicht und nickte ihr zu. Es war seltsam diesen Titel aus ihrem Mund zu hören... und auch sie hoffte. Er kannte sie inzwischen gut genug um ab und an hinter ihre Fassade blicken zu können. Sie hatte Angst. Dieselbe, die er auch hatte. Wenn sie versagten...

Er durfte gar nicht weiterdenken. Der Schmerz, der sie jetzt schon beinahe in die Knie zwang, wäre nichts im Vergleich zu jenem der im Falle einer Niederlage folgen würde. Vorsichtig überreichte er Lilith seinen Helm und bedachte sie mit warmen Blicken, obwohl es ihm irgendwie nicht ganz Fair erschien, dass er ihr so wenig Aufmerksamkeit schenkte. Lilith war so geduldig, forderte so wenig... und was erhielt sie dafür von Constanze und ihm? Sorgen. Sorgen um die beiden Personen, die sie so innig liebte. Doch auch jetzt musste er sie ziehen lassen. Doch bevor sie ging nickte er ihr zu und sah sie eindringlich an. „Ich werde kommen.“ Ein Versprechen nicht nur an sein treues Huhn, sondern auch an sie.
Darak sah seltsam aus mit seinem Bandagierten Haupt. Obwohl es eigentlich praktisch ungewöhnlicher war, ihn ohne irgendeine Bandage zu sehen. Darak hatte eigentlich immer irgendwo irgendeinen Schaden, aber bei seinem Kopf wirkte es doppelt seltsam... weil er diesen ja so gut schützte. Dennoch sah Darak so ungemein älter und gebrechlicher aus und überhaupt nicht verwegen. Er war was er war. Ein Krüppel, so wie Vesta. Sie konnten noch so stolz und ungerührt auftreten, ihr Körper verriet sie und das waren sie sich beide alles andere als gewohnt.

Er bedachte Rhiven mit misstrauischen Blicken als er im Augenwinkel erkannte, wie dieser Lilith nachsah. Er schnaubte. So ganz traute er diesem Dunkelelfen noch immer nicht, auch wenn er schon aussergewöhnliches für ihn getan hatte. Rhiven war eine sehr widersprüchliche Figur und das machte ihn durchaus verdächtig. Doch im Moment fehlte ihm die Zeit, um sich wirklich eingehender mit dem Dunkelelfen beschäftigen zu können und ob er es wollte oder nicht, aber Rhiven war nützlich.
Deutlich milder stimmte ihn die Tatsache, dass sich der Dunkelelf diesmal ohne zu Mucken zurückzog.

Er hatte Vesta schon lange nicht mehr in Sendli sprechen hören. Er liebte ihre Stimme. Liebte die Art und Weise wie sie die Wörter betonte. Ihre ganze Profession und Persönlichkeit drückte sich mit jeder wohlgewählten Silbe aus. Vesta überliess nichts dem Zufall. Wie schwer musste es an ihr Nagen, dass sie über einen grossen Teil ihres Körpers die Kontrolle verloren hatte? Und auch wenn Vesta wohl alle sexuellen Abgründe ihrer Freier kannte, so durfte man nicht vergessen, was ihr auch diesbezüglich angetan worden war. Vielleicht sollte er Constanze zu ihr schicken... unauffällig. Vesta würde ihn wohl töten, wenn sie erführe, dass er sich aufrichtig um sie sorgte.

Sie hasste es, als Schwach angesehen zu werden. Dabei bewies sie mehr als alle anderen ihre Stärke. Wer sonst hätte unter dieser schweren Bürde die Rolle der Herrscherin so gut ausfüllen können?

“Diese Schlacht? Ja. Wir haben ein Bündnis mit dem Drachen Fauch geschlossen. Die Dunkelelfen haben ihn in seinem Revier gestört und mehrmals angegriffen. Wir füttern ihn mit allem was wir haben und er frisst die Feinde... um ehrlich zu sein, ohne ihn hätten wir nicht einen Hauch einer Chance. Er wütet noch immer in ihren Reihen, doch sie haben es schon einmal geschafft ihn vom Himmel zu holen. Die Amazonen halten auf See die Oberhand. Sie kämpfen Tapfer und entschlossen... aber den Krieg... den werden wir nicht gewinnen können.“ Er senkte seine Stimme beim letzten Satz und sah sie direkt an. “Sollten die Dunklen uns einen Gesandten schicken um Verhandlungen aufzunehmen, sollten wir einwilligen und uns ihr Angebot anhören. Wenn denn jemals einer kommen wird... Auf Hilfe können wir kaum hoffen. Ich glaube ja nicht wirklich, dass Sarma das erste Ziel der Dunklen war. Vielleicht sollten wir unsere Freunde aus der Unterwelt aktivieren und deren Quellen auf dem Festland anzapfen, um mehr über die Lage dort herauszufinden.“ Tatsächlich waren sie hier in Sarma von der Umwelt abgeschnitten und ziemlich schlecht informiert. Aber Sarma, eine Stadt die von Dieben und Schurken regiert wurde, verfügte über ein gigantisches Netz an Informanten.

“Wir sollten auch unsere einflussreichen Mitbrüger im Auge behalten... ich könnte mir gut Vorstellen, dass der eine oder andere mit unserer Herrschaft nicht zufrieden ist und uns nur zu gerne an die Dunklen verkaufen würde. Wie bist du hier bei Hofe organisiert? Hast du Vertraute? Deine Mädchen vielleicht? Die Zeiten sind höchst instabil, da droht uns nicht nur Gefahr von Aussen... lass dir darum von niemand anderem etwas gegen deine Schmerzen geben als von Alma! Darak hatte schon immer einen leichten Hang zu Paranoia gehabt aber nirgendwo war diese wohl mehr angebracht als in Sarma. Aber er verhielt sich nicht ungeschickt, denn er hatte so indirekt ihren Zustand angesprochen ohne sie direkt danach zu fragen.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 5. November 2015, 19:53

Dass nur die Wenigsten Vestas Rolle im Spiel der Stadt Sarma kennen und sie deshalb als neue Herrin jener Wüstenoase bezeichnen würden, musste Darak erst noch bewusst werden. Sie stand im Hintergrund. Oder saß, denn im Moment war ihr das Stehen eine noch größere Unmöglichkeit als dem Befreier. Jener Mann, der die Sarmaer zum Sieg führen sollte, zusammen mit dem Kriegsveteran Khan ben Issam und dem Adligen Nabil ab del Omar. Beide nur Vestas Berater fügten sich ebenson in die Rollen, die ihnen ein intrigant geführtes Marionettenspiel um die Regierung einer Stadt zuschrieb. Nach außen hin waren sie die neuen Herrschaften. Sie waren es, die dem Volk Masken vor Augen hielten und sich als Regierungsinstanz zeigten, denn Sarma würde sich trotz seiner dunkelelfischen Eroberung und dem Rückgewinn durch das heimische Volk nicht von einem auf den anderen Tag umkrempeln lassen. Noch immer waren Frauen kaum mehr wert als Sklaven oder eine gute Zuchtherde Kamele. Noch immer hatten die Wenigsten unter ihnen etwas zu sagen. Einzig Hexe Cassandra konnte sich bislang auch in gehobenen Kreisen der sarmaer Gesellschaft etablieren. Sicher waren ihre zündelnden Argumente ein Grund dafür. Niemand wollte das eigene Anwesen in Schutt und Asche sehen, nur weil mit diesem Weib wieder einmal das Temperament durchging. Außerdem führte sie die Akademie der Feuermagie aufs Löblichste. Wäre sie jetzt nur hier. Sie könnte mit ihrer geballten Feuerkraft jene des Drachen Fauch nicht nur unterstützen. Nein, beide würden den dunklen Völkern so gehörig einheizen, dass die Stadt gehalten werden könnte. Doch sie befand sich nicht in Sarma. Wo immer Cassandra die Feuerhexe steckte, sie war nicht hier. Das wusste auch Vesta. Ihre grünen Augen, leicht verklärt vom Schmerz und Almas Heilmitteln, ruhten mit unstetem Flackern auf Darak. Sie gab sich Mühe, erhaben zu bleiben, selbst vor ihm. Sobald sie wieder allein wäre, würde die Maske weiter bröckeln. Wie lange konnte sie diese noch aufrecht erhalten?
Die Antwort zeigte sich in ihrer Haltung und dem leicht vorgereckten Kinn. Lang. So lang wie es nötig war. Vesta Tenma Negra war schon immer eine Kämpfernatur gewesen. Eine dominante Frau, die sich in jeder Lage durchzusetzen wusste. Sie würde nicht aufgeben, selbst wenn man sie in die Knie zwang. Wie sagten die Sarmaer Huren? Wirst du in die Knie gezwungen, dann reiß dem Kerl die Pluderhosen herunter und lenk ihn ab, bis du wieder stehen kannst. So oder ähnlich hielt sie es schon immer. Sie nutzte ihre Umgebung ebenso aus wie ihre Talente, ohne sich zu schämen, was sie beherrschte. Es gab nichts, mit dem man sich nicht in irgendeiner Situation behelfen konnte. Vor allem auf dieser Ebene gab es doch reichlich Möglichkeiten, wenn man einmal ehrlich war. Nichts brachte mehr Erfolge in einem intriganten Spiel als das älteste Gewerbe Celcias. Aber wie half es jetzt? Die dunklen Völker mussten vor den Toren zurückgeschlagen werden. Doch was geschähe danach? Sie würden sich doch nur erneut zusammenrotten, um Sarma zu belagern. Eine kleine Wüstenstadt konnte es nicht mit einem Zusammenschluss ganzer Völker aufnehmen. Vielleicht wäre ein Bündnis die bessere Wahl, um langfristig durchzuhalten. Die Frage blieb offen, ob die Menschheit etwas davon hätte. Etwas mehr als ein Leben in Sklaverei.
Es war kein Wunder, dass Darak in diesem Moment Rhiven aus dem Augenwinkel heraus beobachtete. Dieser Elf fügte sich viel zu überraschend gut in sein Schicksal. Er war doch auch Soldat gewesen, hatte in einem Trupp gedient. Er hatte seinen Rang nicht verraten, nur dass er einem Anführer unterstellt war, von dem er ebenso wenig preisgegeben hatte. Das alles ließ er so einfach hinter sich und verfolgte geradezu zielstrebig seine Aufgaben als Schoßhund des Befreiers. Er trübte kein Wässerchen, hatte Darak sogar vor den Gefahren auf dem Schlachtfeld beschützt und sein eigenes Leben riskiert. Was trieb diesen Dunkelelfen an, dass er nun in stattlicher Haltung bei der Tür Posten bezog? Er versuchte nicht einmal zu lauschen, hätte auch eine Statue im Hintergrund sein können. Dass er auf diese Entfernung kein Wort mitbekam, selbst wenn sich Vesta und Darak nicht in Sendli unterhielten, war klar. Er blieb undurchsichtig und ein Geheimnis, das Darak wohl noch würde knacken müssen. Ob Rhiven ihn hinterging, sobald sich eine Gelegenheit ergab?

Es musste sich später klären. Nun war die Verteidigung Sarmas wichtiger. Es gab Dinge zu besprechen, die jetzt nur der Befreier und die Stadtherrin in Angriff nehmen konnten. Letztere lauschte konzentriert dem Statusbericht. Sie machte nicht den Eindruck, hier im Palast viel mitzubekommen, doch ließ sich alles zutragen. Vesta zuckte nicht einmal mit der Wimper, obgleich ihre Lage schlecht stand. Am Ende von Daraks Worten nickte sie lediglich, sog die Luft tief in sich auf, um neue Kraft für eine Antwort zu sammeln. Der Schmerz ihrer Beine nagte an ihrem Körper. Allein ihr Wille trotzte ihm, verdrängte ihn in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins. Sie würde sich mit ihm befassen, wenn sie soweit wäre. Nicht früher, nicht später. Jetzt war jedoch nicht die Zeit, sich um unwichtige Kleinigkeiten wie das eigene Wohlbefinden zu kümmern oder das Eingeständnis, dass man eben doch nur ein Mensch wie jeder andere auch war. Sterblich. Verletzbar.
"Mit dem Drachen allein werden wir nicht gewinnen, auch wenn er uns derzeit einen großen Vorteil verschafft. Wir brauchen mehr." Vor allem mehr Unabhängigkeit, das drang durch die Worte hindurch, die Vesta wählte. Sie wollte nicht in der Schuld einer geschuppten Bestie stehen. Nicht so weit, als dass sie ihm allein Sarmas Verteidigung zu verdanken hätten. Wieviel ließ sich auf die Arbeit der Soldaten schieben? Wieviel hatten sie oder der Befreier von Sarma wirklich getan? Sie durften nicht in Fauchs Schatten verschwinden!
Ihr Kinn reckte sich eine Nuance weiter in die Höhe, als Vesta die Schultern straffte. Sie nahm erneute Haltung an. Wusste man nicht, was mit ihren Beinen geschehen war, so würde man zwei zertrümmerte Knie momentan kaum vermuten, wenn man nicht deutlich hin sah. Aufrecht, ungebrochen saß sie da. Sie strahlte so viel Stolz aus! Diese Haltung benötigte Sarma derzeit. Trotziger Stolz, ein fester Wille. Alles, was dem Feind verdeutlichte, dass man sich nicht in die Knie zwingen ließ, nicht einmal im Ansatz.
"Auf die Amazonen ist Verlass. Wenn das alles hier vorbei ist, werden einige Würdenträger ihnen zähneknirschend Dankesgeschenke machen müssen. Bis dahin sollen sie die Stellung auf See halten, falls Khan ben Issam nichts Anderes befiehlt. Er ist der Stratege und wird wissen, wie man die Einheit einzusetzen hat." Sie schnarrte daraufhin jedoch und wischte Daraks Zweifel, zumindest bei sich selbst, mit einer harschen Handbewegung fort. "Denk noch nicht an den Krieg, solange die Schlacht draußen noch tobt. Erst wenn für sie ein eindeutiges Ergebnis feststeht, mache ich mir um den Rest Gedanken." Sie sprach von Gedanken, nicht von Sorgen. Niemals würde sie selbst sich Zweifel eingestehen. Nicht einmal vor Darak. Andere sahen darin möglicherweise eine geblendete Engstirnigkeit, aber für Vesta Tenma Negra blieb es der Strohhalm, nach dem sie griff, um den Schein von Stärke zu wahren. Ein Schein, der allen anderen die Hoffnung erhalten sollte, selbst wenn sie es besser wusste.
"Ich rechne nicht damit, dass die dunklen Völker plötzlich ihren Kurs ändern und uns mit Verhandlungen entgegenkommen wollen. Sie wissen, dass sie uns irgendwann zerstören könnten. Sie müssen die Belagerungen nur in die Länge ziehen. Wir brauchen mehr als den Drachen. Du sprichst von einem Bündnis, aber der Partner ist falsch gewählt, Darak. Nicht die Dunklen sollten wir auf unsere Seite holen ..." Nachdenklich tippe sie mit einem ihrer filigranen Finger gegen das Kinn, dass der angespitzte Fingernagel einen leichten Abdruck hinterließ. Ihre grünen Augen überflogen Daraks verbundenen Schädel. Sie landeten hinten bei Rhiven. Laut, mit klarer fester Stimme rief sie ihm auf Celcianisch zu: "Heda, Elf! Deine Einschätzung ist gefragt. Ließe sich mit deinem Volk ein Abkommen treffen, das ihre Angriffe auf Sarma einstellt?"
Rhiven wagte es, zwei Schritte näher zu treten. Er schmunzelte sacht, schien er doch genau zu wissen, worauf es Vesta abgesehen hatte, auch ohne das übrige Gespräch verständlich verfolgt haben zu können. Er schüttelte den Kopf, bevor er sprach: "Ihr könntet den Morgerianern nichts bieten, was sie sich nicht ohnehin holen würden. Sarma wird fallen."
"Das ... werden wir noch sehen", säuselte Vesta. Sie gab Rhiven ein Zeichen, ja bei der Pforte zu bleiben. Dann lehnte sie sich zurück. Ihre Fingerspitzen trafen aufeinaner, bildeten ein Zelt, das sich über ihren Schenkeln spannte, als die Ellbogen sich auf den Armlehnen abstützten. Darüber hinweg musterte sie Darak wie ein Adler seine Beute. Sie suchte in dessen Statur, sie betrachtete sich den Mann genau und doch sah sie durch ihn hindurch. Dass hinter ihrer fein gerunzelten Stirn die Zahnrädchen sich drehten, war ersichtlich.
"Ich habe eine Aufgabe für dich, Darak. Im Grunde sind es zwei. Zum einen muss Cassandra die Feuerhexe dringend gefunden werden. Sie besitzt genug Macht, dass es deines Drachen Odem gleich kommt. Ich will sie zur Verstärkung der Stadtverteidigung. Ob jetzt oder für spätere Angriffe, sie ist unentbehrlich. Zum anderen hast du Recht: Lass dass Netzwerk der Wüstendiebe arbeiten und höre dich beim Adel, den einflussreichen Bürgern Sarmas, um, ob wir Verbündete über ihre Kontakte einholen können. Trage mir später alles vor, was du an Informationen einholen kannst. Wir müssen eine rasche Entscheidung treffen. Dass wir allein nicht standhalten werden, wissen wir beide. Dass wir einen Verbündeten brauchen, ebenso. Die Frage bleibt, wen wir uns zur Brust nehmen und zu welchem Preis." Nun schaute sie ihn wieder direkt an. Die Aufgaben, die sie an ihn stellte, würden ihn vom Schlachtfeld fernhalten. Besser könnte er es mit seinen Verletzungen nicht treffen. Dennoch schonte sie ihn nicht. "Sei mir Augen und Ohren, Darak, wie immer. Nein, mehr noch denn je. Du siehst ja, ich komme kaum vom Fleck." Ein größeres Eingeständnis ihrer Körperlichen Versehrtheit würde der Befreier nicht erhalten. Es war ohnehin schon sehr viel, dass Vesta zu ihm so ... offen sprach. Sie winkte ihn halbherzig fort. "Wenn sonst nichts mehr von deiner Seite ist, Befreier, kannst du gehen. Erkundige dich, wo du die nötigen Ansprechpartner findest, die du brauchst. Ich habe Wichtigeres zu tun." So ließ sie ihn ziehen. Die Worte waren die Maske für Zuhörer wie Rhiven. Ihre Augen sprachen ene andere Sprache. Dankbarkeit, dass sie sich auf ihn würde verlassen können. Sie erfüllte ihr Grün mit Zuversicht.
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Dienstag 10. November 2015, 21:36

Darak beobachtete Vesta genau. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie ähnlich sie sich eigentlich waren. Beide trotzten ihrem Schicksal und ihrem eigenen Körper mit einer Beharrlichkeit und einem Starrsinn, der seinesgleichen suchte. Sie liessen sich nicht unterkriegen, sie liessen sich nur schwer in die Knie zwingen und wenn es doch einmal geschah... nun was hatte man sich unter den Minenbrüder immer gesagt? Wenn du in die Knie gezwungen wirst, dann reiss deinem Mitbruder die Pluderhose runter und beiss ihm den Schwanz ab. Eine Fleischration für dich und deinem Kontrahent wird es kein zweites Mal in den Sinn kommen es nochmals zu versuchen. Darak hatte in den Minen einmal unter Beweis gestellt, dass er keine Probleme mit der Umsetzung dieser Weisheit hatte. Dies war letztlich sein blutiger Schritt aus der Abhängigkeit gewesen und er hatte sich in den Minen gemacht. Und wie er sich gemacht hatte! Bis zum Befreier Sarmas hatte er es gebracht!

Darak spürte die Präsenz des Elfen in seinem Rücken. Respektive er spürte eben gerade die Abwesenheit von Rhivens Präsenz. Dieser Kerl nahm sich gerade so zurück, dass es beinahe schon wieder verdächtig war. In Tat und Wahrheit wusste Darak nichts über seinen Diener. Jedem Aussenstehenden würde die Fahrlässigkeit sofort ins Auge springen, die er hier beging. Der Befreier Sarmas vertraute sich ausgerechnet einem Dunkelelfensoldaten an? Das konnte doch nicht gut gehen! Blendete Rhiven ihn mit seinen Rettungen nicht einfach? War sein Einsatz da draussen an der Front nur eine Investition in Daraks Vertrauen gewesen? War er wirklich so loyal wie er sich gab oder nicht doch letztlich eine lauernde Viper, die im richtigen Moment zubeissen würde?

Darak musste es doch eigentlich besser wissen. Wenn einer das Denken von Sklaven kannte, dann doch er, der König der Sklaventreiber. Er wusste wie gut sie lügen, wie geduldig sie sich verstellen konnten. Manchmal über Jahre. Ja... er würde gut daran tun, sich mit dem Elfen noch eingehender zu beschäftigen, sobald es seine Zeit zuliess.

Er konnte sehen wie sehr sich Vesta gerade zusammenriss. Wie ihre Atmung gegen den Schmerz ankämpfte. Sie hatte ja nicht das Glück gehabt, von einem Nichtgenannten die hohe Kunst der Meditation zu erlernen. Sie stand am Anfang eines langen Weges, den Darak schon vor einigen Jahrzehnten gegangen war. Es tat ihm lei, dass er nicht in der Lage war ihr in dieser schweren Zeit besser beizustehen. Das einzige was er im Moment für sie tun konnte war, sein Bestes für Sarma zu geben und die ihm zugewiesene Rolle zu spielen. Bisher machte er seine Sache gut.
Vesta sprach aus, was Darak dachte. Fauch war zwar eine grosse Hilfe, doch nur eine einzige Trumpfkarte. Dies würde auf Dauern nicht ausreichen, zumal der Drache aus purem Eigeninteresse handelte und daher jeder Zeit dem Unterfangen den Rücken kehren und sich ein neues Nest suchen könnte. Vesta sah eine Dimension, die Darak nicht bedachte. Die Wirkung nach aussen. Wessen Trotz und wessen Sieg soll hie geschrieben werden? Die Glückliche Rettung einer Stadt durch einen Drachen? Oder doch eher das starke und widerständige Volk von Sarma, welches ein Signal für alle Menschen da draussen abgeben würde.

Vestas Reize verfehlten ihre Wirkung nicht. Darak war noch immer ganz Feuer und Flamme für ihre unnahbare und stolze Ausstrahlung. Als würden ihre Körper sich in ihrer eigenen Sprache verständigen, humpelte Darak langsam näher. Sie zog ihn an. Nach all den Jahren noch immer mit der gleichen Kraft und Einmaligkeit... Lilith würde diese Ebene nie erreichen. Das hier war etwas Einzigartiges... Doch wenn er Lilith mit Constanze teilen konnte, dann tolerierte sie vielleicht Vesta als einen Teil von Daraks Welt? Alles Themen, die sie aufgrund der aktuellen Lage nicht klären konnten.

Darak grinste, als Vesta die Amazonenwürdigung erwähnte. Dieses Bild würde er sich nicht entgehen lassen! Alleine schon dafür, mussten sie diese Schlacht gewinnen. Ein ganzer Haufen von stolzen und eingenommenen Sarmaer, die ausgerechnet vor den Amazonen angekrochen kämen? Toll! Zumal er selbst ja auch ein Würderträger war...und er hatte eine ziemliche Schwäche für die wilden Amazonen.
“Vergiss nicht, mich ebenfalls auf die Liste zu setzen... ich meine ich bin immerhin der Befreier.“ Darak blieb Darak und es war nicht das erste Mal, wo er einer ernsthaften Situation mit blanker Ironie und Spott begegnete. Es war seine Strategie, die ihm dabei half, sich nicht durch die Last der Verantwortung erdrücken zu lassen. Jeder hatte da seine eigenen Methoden. Alma fluchte und rauchte ihr Pfeiffchen, Constanze begab sich an die Front, Vesta übte ihre Dominanz aus und Lilith bewahrte ihre luftige Leichtigkeit.
["Denk noch nicht an den Krieg, solange die Schlacht draußen noch tobt. Erst wenn für sie ein eindeutiges Ergebnis feststeht, mache ich mir um den Rest Gedanken." Der Befreier nickte nur, doch ihre Worte hielten ihn nicht davon ab, sich dennoch zukunftssorgen zu machen. Diese Belagerung kostete jetzt schon viel zu viele wertvolle Ressourcen und noch mehr Menschenleben. Ausserdem litt die Infrastruktur der Stadtverteidigung gewaltig. Davon würde sich Sarma nicht so schnell erholen... ihre Gegner hingegen, schienen praktisch unerschöpfliche Möglichkeiten zu besitzen, sie mussten nur neue Truppe nach Sarma übersetzen lassen.
"Ich rechne nicht damit, dass die dunklen Völker plötzlich ihren Kurs ändern und uns mit Verhandlungen entgegenkommen wollen. Darak knirschte mit den Zähnen und vermisste gerade seinen Helm. Wenn er unangenehme Wahrheiten hörte, mochte er es lieber, wenn sein Helm schützend auf seinem Kopf sass.

" Sie wissen, dass sie uns irgendwann zerstören könnten. Sie müssen die Belagerungen nur in die Länge ziehen. Wir brauchen mehr als den Drachen. Du sprichst von einem Bündnis, aber der Partner ist falsch gewählt, Darak. Nicht die Dunklen sollten wir auf unsere Seite holen ..." Er sah sie direkt an. Wer dann?! Eine Frage die er nicht zu stellen brauchte, da sie offensichtlich war. Darak übte sich in Ratlosigkeit.
[color=# C33900]“An wen denkst du? Wüstenechsen? Piraten? Jorsarer? Selbst wenn wir sie alle für unsere Sache gewinnen...“[/color] Meinte er brummelnd und [schüttelte den Kopf. [color=# C33900]“Sogar Lysanthor scheint seinen übergrossen Schwanz vor den Dunklen eingezogen zu haben![/color] Meinte Darak frustriert. Sie hockten auf einer verfluchten Insel, die vom Feind umgeben war. Darak folgte ihrem Blick und drehte sich umständlich zu Rhiven um.

„Ach fick dich“ Knurrte Darak trotzig auf da „Sarma wird fallen“ und winkte ab. Dabei fiel ihm scheppernd die Krücke zu Boden. Darak hatte offenbar gerade einen kleine Rückfall in alte Sprachgewohnheit, denn in Almas und Liliths Gegenwart – und bei Constanze sowieso – hatte er jeweils nur noch selten so geflucht. „Ach scheisse nochmal.“ Fluchte er und bückte sich umständlich danach. Der Befreier Sarmas gab nicht gerade ein Wehrhaftes Bild ab. Endlich schaffte er es, sich sein Hilfsmittel wieder zu angeln und stützte sich wieder darauf ab, um einen sicheren Stand zu haben. Darak schnaubte, denn das kleine Krückenintermezzo hatte ihn Kraft gekostet. Er spürte wie Vesta ihn beobachtete. Sie kannte ihn. Sie mochte sofort sehen, dass Darak Luthrokar nervös und angespannt war, wie nach einem Raubzug, der schiefgegangen war. Er fühlte sich nicht wohl, weil er von zu vielen Personen abhängig war und nicht alles überblicken konnte. Eine Position, in dem er sich grundsätzlich nicht sonderlich wohl fühlte. Kein Wunder also, dass er sich selten auf andere Sklaventreiber eingelassen hatte sondern nur immer handerlesene Handlanger rekrutiert hatte.

"Ich habe eine Aufgabe für dich, Darak. Im Grunde sind es zwei. Darak kniff die Augen zusammen und sah sie fragend an. Er grinste, denn er erkannte, dass Vesta einen Plan hatte. Das war sein Mädchen! Nein... das war seine Domina! Stolz schlich sich in sein Blick.
“Zum einen muss Cassandra die Feuerhexe dringend gefunden werden. Sie besitzt genug Macht, dass es deines Drachen Odem gleich kommt. Ich will sie zur Verstärkung der Stadtverteidigung. Ob jetzt oder für spätere Angriffe, sie ist unentbehrlich.“ Darak runzelte die Stirn. Er soll Cassandra finden? Oh ja, nichts Leichteres als das, wo sie doch schon seit geraumer Zeit spurlos verschwunden war... ausserdem... SOLLTE er sie tatsächlich finden war noch lange nicht gesagt, dass dieses Weibsbild ihm auch helfen würde... denn möglicherweise hatte er sie vor geraumer Zeit etwas verärgert, weil er möglicherweise die eine oder andere Anwärterin für die Feuerakademie abgefangen und verkauft hatte. Für temperamentvolle und feurige Sklavinnen hatte es damals einen ziemlich lukrativen Markt gegeben... Er hatte keine Ahnung wo er sie suchen sollte, vermutlich würde er einige Leute auf sie ansetzen, die in verschiedene Richtungen ausschwärmten und nach ihr Ausschau hielten.

Zum anderen hast du Recht: Lass dass Netzwerk der Wüstendiebe arbeiten und höre dich beim Adel, den einflussreichen Bürgern Sarmas, um, ob wir Verbündete über ihre Kontakte einholen können. Trage mir später alles vor, was du an Informationen einholen kannst. Wir müssen eine rasche Entscheidung treffen. Dass wir allein nicht standhalten werden, wissen wir beide. Dass wir einen Verbündeten brauchen, ebenso. Die Frage bleibt, wen wir uns zur Brust nehmen und zu welchem Preis."
Darak nickte zögernd. Sie waren in einer schwachen Position. Der Preis würde sehr hoch sein und der Nutzen fraglich, soviel stand für ihn bereits fest, aber sie hatten keine andere Wahl.
"Sei mir Augen und Ohren, Darak, wie immer. Nein, mehr noch denn je. Du siehst ja, ich komme kaum vom Fleck." Darak lächelte traurig. “Ich fürchte ich komme auch nur bis zur nächsten Pfütze, Vesta. Ausserdem sollte ich mich regelmässig bei unseren Truppen zeigen. Ich bin immerhin der Befreier... ich sollte hier in der Stadt sein.

"Wenn sonst nichts mehr von deiner Seite ist, Befreier, kannst du gehen. Erkundige dich, wo du die nötigen Ansprechpartner findest, die du brauchst. Ich habe Wichtigeres zu tun." „Ohoho da ist noch was!“ Schmunzelte Darak und humpelte umständlich auf sie zu. „Ich kann nicht gehen, ohne meiner wunderschönen Herrin die nötige Ehre zu erweisen, nicht wahr?“ Da er nicht vor ihr in die Knie gehen konnte, deutete er eine Verneigung an und nahm ihre Hand entgegen um ihr einen Kuss auf den Handrücken zu geben. Eine Geste die er für wichtig hielt. Er wollte, dass sich Vesta nach wie vor begehrt fühlte, denn so war es auch. Ihre Knie mochten zertrümmert sein, doch sie war für ihn noch immer die Göttin der erotischen Künste und seiner wildesten Fantasien. Es war ihm ein Anliegen, sie das wissen zu lassen. Vielleicht würde sie nicht darauf reagieren, doch er ging fest davon aus, dass sie diesen Moment tief in ihrem Innern verschliessen und davon zehren würde. Die beiden wirkten beinahe schon wie ein altes Ehepaar, so unbeholfen waren sie. Darak löste sich von ihr und winkte Rhiven heran. „Komm, wir gehen zu Lilith und Cattie.“ Brummte er. Er hatte es den beiden versprochen und ohne seinen Helm ging er ohnehin nirgendwo hin. Aussedem wollte er mit Lilith reden. Sie kam aus einer ganz anderen Welt als Darak und kennte ganz andere Leute, ebenfalls ein Netz, welches er anzuzapfen gedachte. Sie brauchten im Moment jede helfende Hand, ausserdem wollte er seiner Liebsten eine Aufgabe geben.

Auf dem Weg in die Kammern kreuzten sie erst Vestas Dienerinnen, die geduldig gewartet hatten, bis die Audienz vorüber war. Sie würden ihre Herrin nun wohl wieder in ihr Bett geleiten und ihr schmerzlindernde Säfte einflössen und über die Tränen schweigen, die sie möglicherweise vergiessen würde. Es war schwer für Darak, Vesta so zurück zu lassen. Da Darak nicht so schnell voran kam, ergaben sich selbst auf objektiv kurzen Distanzen neuerdings stets Gelegenheiten für eine kurze Unterhaltung. So richtete er seine Aufmerksamkeit wieder Rhiven zu. „Sarma wird also fallen...“ Brummte er. „Dann an meiner Seite zu sein, könnte ungesund werden für dich. Du lässt dir nicht leicht in die Karten gucken, Rhiven, hilf mir auf die Sprünge. Was übersehe ich? Abgesehen von jenen Wesen, die du Begehrst, ob Weiblein oder Männlein...“

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Dienstag 1. Dezember 2015, 15:44

Es war alles gesagt. Vesta war informiert worden und Darak hatte sie sprechen können. Nach außen hin würde es heißen, der Befreier habe wichtige Kriegsstrategien an den Palast weitergetragen. Ob diese nun an die Scheinherrschenden Khan ben Issam oder Nabil ab del Omar direkt gegangen seien, war dabei zunächst nur nebensächlich. Niemand würde es hinterfragen, wenn man allein Darak in dem Bezug nannte. Darak Luthrokar, den Befreier Sarmas, der nun alles koordinierte, um die Befreiung noch mit der ruhmreichen Heldentat zu schmücken, die Stadt auch verteidigt zu haben. In den Augen der sarmaer Gesellschaft gelang dies auch. Sie standen alle unter einem hohen, moralischen Einfluss, nicht zuletzt weil ihr Befreier es geschafft hatte, einen waschechten Feuerdrachen für sie kämpfen zu lassen. Die romantischen Heldenvorstellungen eines Volkes sahen in der Realität leider nur alles andere als rosig aus. Fauch mochte für sie kämpfen, aber seine Interessen waren eogistisch. Er wollte sein Brutland wieder ungestört sehen, um es für sich beanspruchen zu können. Bisher hatte er als Drache Sarma nicht als Störfaktor angesehen. Würde sich das ändern, wenn sie regelmäßigen Angriffen der dunklen Völker standhalten mussten?
Sarma war ein strategisch hervorragender Fleck, weshalb das Interesse der Moergianer sicher nicht so schnell abebben dürfte. Die Insel bot nicht nur Schiffen einen Rastplatz und als Land selbst Zwischenlager für Vorrräte, man konnte vom nördlichen Belfa auch selbst Ressourcen ernten. Nirgends gab es besseres Holz, sagte man. Jedenfalls nirgends mit so geringem Risikofaktor. Wer zog schon freiwillig in einen Dschungel, der von Riesen, Riesenschlangen und wilden Affenmenschen beherrscht wurde, wenn man im nördlichen Belfa nur mit ein paar Köhlern handeln musste?
Des Weiteren konnte man von Sarma aus jeglichen Seeweg Richtung Andunie beobachten. Wie stand es um die Handelsstadt? Sie war militärisch noch nie gut ausgestattet gewesen. Genug, um sich gegen ein paar Räuberbanden, wilde Tiere oder kleineren Trubel hinter den eigenen Mauern zu verteidigen - sie konnten sogar ein bis zwei Piratenschiffe vor dem Haden in die Flucht schlagen -, aber ein Krieg gegen Morgeria war für eine Stadt wie Andunie garantiert nicht zu gewinnen. Tauchten deshalb aus dieser Richtung keine Schiffe auf? Hatten Conny und die Amazonen den Hafen deshalb vollends allein verteidigen müssen? War Andunie gefallen?
Das Informationssystem Sarmas ließ momentan zu wünschen übrig. Etwas, das man ihm angesichts der derzeitigen Situation nicht vorwerfen konnte. Trotzdem wäre es hilfreich, zu erfahren, wie es um andere Städte stand, die vielleicht Verbündete sein könnten. Möglicherweise wussten die Wüstendiebe mehr, aber das würde Darak herausfinden müssen. Er hatte seinen Auftrag von Vesta erhalten. Er hatte nun viel zu tun. Allen voran galt es, einen Verbündeten zu finden, der ihnen helfen könnte. Doch wen? Vesta hatte ihm diese Frage nicht beantwortet und nun verließ er sie. Er wollte Cattie und Lilith sehen, jene Elfe, die in diesem Krieg viel zu kurz kam. Von allen Seiten, denn auch ihre geliebte Constanze musste ihre Aufmerksamkeit auf das Schlachtfeld richten.
Daraks Aufmerksamkeit hingegen glitt zu Rhiven. Der Elf hatte auf ihn gewartet und begleitete ihn nun wieder schweigend, solange er nicht gefragt wurde. Er fügte sich gut in seine Rolle hinein. Nahezu zu gut. Immerhin hatte er Darak in der Wüste selbstlos das Leben gerettet. Er wich ihm nicht von der Seite. Er half ihm beim Gehen, hielt seine Krücken und vielleicht würde er ihn sogar verteidigen, wenn Darak es verlangte. Er nannte sich selbst ja schon häufiger Sklave, als der aktuell Helmlose es tat. Und jeder andere würde auch ohne dieses Wissen skeptisch mit Rhiven umgehen. Denn der war ein Dunkelelf und viel zu nah am Befreier dran. Das Spitzohr brauchte sich doch nur im geeigneten Zeitpunkt eine Waffe zu greifen und ... die Gelegenheit hatte er längst. Sie war allgegenwärtig. Darak konnte es mit seinem Knie, an Krücken gehend, doch nicht mit Rhiven aufnehmen. Selbst wenn auch dieser noch mit seiner Verletzung zu kämpfen hatte, so würde er den Befreier spielend leicht überwältigen können. Aber er tat es nicht. War Rhiven klug genug, zu erkennen, dass es ihm kein langes Leben mehr bescheren würde, wenn er im Palast Sarmas den Befreier niederstreckte? Andererseits würde die Wüstenstadt einen herben Rückschlag kassieren, sobald ihre Heldenfigur gerichtet wäre. Für sein eigenes Volk wäre es ein Gewinn und Dunkelelfen konnten so fanatisch sein, ihr Leben für ein solches Ziel ohne Nachzudenken herzugeben. Rhiven war offenbar eine Ausnahme. Nein, ein seltsamer Geselle war er! Darak wurde aus ihm nicht schlau. Er traute ihm und auch wieder nicht. Er verdächtige ihn und auch wieder nicht. Er glaubte, einiges über ihn zu wissen und letzenldich konnten das alles Lügen sein. Dieser Elf handelte so widersprüchlich. Er gab sich widersprüchlich. Ob das seine Taktik war? Aber welche Ziele verfolgte er dann?

Zunächst einmal nahm der Elf den keifenden Fluch hin und war wieder schneller als sein Herr, dem die Krücke erneut abhanden gekommen war. Mit zwei ausholenden Schritten war Rhiven bei der Stütze, hob sie auf und reichte sie Darak wortlos zurück. Dann blieb er an dessen Seite. Er kommentierte die Schwäche des Mannes nicht. Er verspottete sie nicht. Das hatte er im Übrigen nicht einmal getan. Was für ein bizarrer Vertreter seiner Art!
Er schwieg auch, als sie wiederholt einigen verschleierten Frauen in den Palastgängen begegneten. Diese hingegen japsten vor Schreck beim Anblick des Dunkelelfen udn beruhigten sich erst wieder, als sie Darak erspähten. Zumindest machte es den Anschein. Sicherlich gab es auch unter ihnen welche, die es vielleicht anders herum hielten. Frauen, für die die Dunkelelfen möglicherweise ein Segen gewesen waren, denn sie hatten Veränderung in ihrem Leben bedeutet, das ihnen Menschen wie Darak eingebrockt hatten; Sklaventreiber. Es gab hier genug Frauen, die nicht aus Sarma stammten. Junge Mädchen und Frauen, eingeschleppt aus ganz Celcia und in den meisten Fällen gegen ihren Willen. Sie waren in ein Schicksal gedrängt worden, aus dem sie nur der vorherrschende Krieg gerade befreite. Vorerst. Niemand wusste, welches Spiel die Götter trieben, wer Bauer auf dem Schachfeld war und wer zu einer wichtigen Figur eingesetzt wurde. Vielleicht spielten sie auch Dame. Vielleicht war das Schicksal aller Beteiligten gleich, bis sie sich hervor taten, die andere Seite des Bretts erreichten und an Wichtigkeit gewannen. Bis sie ... für die Götter interessant wurden.
Darak hatte Lysanthors Seelenwaage gesehen. Ob der Krieg eine Prüfung seiner Seele war? Stürzte ein Gott ganze Völker in ihr Verderben, um einen einzelnen zu prüfen? Lysanthor wäre es zuzutrauen. Der Herr des Lichts hatte ohnehin noch nie viel übrig für die Menschen in Sarma. Er verweigerte ihnen den Zugang zu seiner Geliebten Ventha und gestand ihr nur zu, jenes Wasser an ihre Küste zu spülen, das aufgrund des Salzgehalts zu ungenießbar war zum Trinken. Welch sadistische Ader für einen Gott, der in Pelgar so hoch gehalten wurde. Oder in Jorsan. Ob sich die celcianische Hauptstadt oder eines der verfehdeten Königreich für die Wüstenstadt gewinnen ließ? Oder musste Darak letztendlich an ganz anderer Stelle nach Verbündeten suchen?
Der Befreier versuchte es zunächst bei seinem Untergebenen. Hierbei war zunächst zweitrangig, ob er dadurch Vertrauen zwischen sich und Rhiven aufbauen konnte. Es galt, endlich mehr über den Elfen heraus zu finden. Darak musste hinter diese Fassade schauen! Er nahm kein Blatt vor den Mund, auch wenn er seine Worte ausschmückte. Es war klar, welche Antwort er erwartete.
"Es wäre töricht, seine Hand offen darzulegen, wenn man nicht sicher ist, dass man gewinnt", erwiderte der Elf. Ein ruhiger Tonfall, keinerlei Triumph in der Stimme, kein offenes Bekunden, dass er Darak doch noch verraten würde. Wusste Rhiven selbst nicht, was er trieb. Der Elf faltet die Hände hinter dem Rücken, dass sie locker auf seinem Steiß lagen. Für Sekunden blickte er in die Ferne und die Worte, die er unbewusst sprach, galten gewiss nur seinen eigenen Gedankengängen. Darak hörte sie dennoch und er verstand sie. Rhiven hatte jetzt die ganze Zeit über auf Celcianisch gesprochen, da fiel er nicht ins Lerium zurück: "Keine Seite ist momentan gesund. Ich habe mir noch die beste ausgesucht ... hoffentlich ..."
Daraks letzte Anmerkung holte ihn zurück in die Realität. Er knurrte geradezu giftig auf, wie ein Hund, der eine Schlange im Maul hatte. Man wollte, dass er sie los ließ, andererseits fürchtete man, dass eine freie Schlange zur neuen Gefahr werden könnte. "Meine Vorlieben gehen Euch nichts an, Herr! Ich halte mir allerdings keinen Harem, wie es in Eurer Kultur Brauch ist... sogar mit Tieren." Er spielte auf Cattie an, die auch wie auf Stichwort aus ihrem Nest sprang, kaum dass man die Kammer erreicht und ein Diener die Tür geöffnet hatte. Das Huhn wusste, wenn sein Ernährer kam. Es hinterließ eine schmale Spur aus feinen Gräsern und einzelnen Blättern, nicht größer als ein Fingernagel, als es auf die Tür zu raste. Gackernd begrüßte das treue Pflanzenhuhn Darak. Es flatterte mit den grünen Flügeln und zeigte offen seine Freude.
Lilith trat da schon deutlich gemächlicher, aber mit einem warmen Lächeln für den Mann ihres Herzens an selbigen heran. "Ich habe ihr deinen Helm als Nistplatz gegeben und sie hat ihn sofort beansprucht", schmunzelte die Elfe. "Du kannst ihn aber sofort wiederhaben. Cattie und ich sind hier wohlbehütet."
Und das waren sie. Die Kammer zeigte noch immer allen sarmaer Palastprunk. Ein glänzender Marmorboden, Säulen und Fenster, die mit goldenen Vorhängen geschmückt waren. Überall auf den Fliesen waren Teppiche ausgelegt, auf denen sich Sitzgelegenheiten in Form von breiten Pluderkissen, kleinen Sitzkissen, langen, reich verzierten Sitzflächen und Decken aufgeschichtet. Darak konnte Wasserpfeifen sehen und Schalen, gefüllt mit Obst. Draußen tobte der Krieg, aber hier im Palast hatte man kleine Flecken errichtet, die jenseits all dessen waren. Es stand sogar eine Sklavin bereit, die Lilith Luft mit einem Federwedel zu fächerte. Nicht, dass die Elfe dieses Angebot in Anspruch nahm. Vielmehr sah es so aus, als hätte sie sich mit der Sklavin unterhalten, eine rundliche Schönheit mit gebräunter Haut und perlschwarzen Augen. Viel mehr war hitner ihrem Schleier auch nicht zu erkennen. Sie sprang von einem der Sitzkissen auf und griff nach ihrem Arbeitsgerät, als sie der Männer gewahr wurde.
Rhiven entlockte es ein Schnaufen.
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Darak Luthrokar
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Donnerstag 10. Dezember 2015, 14:59

Darak ballte verärgert seine Hand zur Faust, als ihm die eine Krücke schon wieder aus den Händen fiel. In seinem Leben hatte er sich oft genug in Geduld üben müssen, doch dies hiess noch lange nicht, dass ihm dieses Kunststück auch jederzeit gelang. Darak war nervös und aufgekratzt. Die Last der Verantwortung wog schwer auf seinen Schultern. Nie hätte er selbst damit gerechnet, jemals in eine solche Position zu geraten! Er war ein Verbrecher! Ein Sklaventreiber! Ein Schurke! Er erfüllte also nüchtern betrachtet ganz und gar nicht das ideale Profil eines Befreiers. Sicherlich, er hatte sich im laufenden Jahr merklich gebessert, aber reichte dies wirklich? Hier in Sarma war er nie was anderes gewesen, als der grosse Sklaventreiber. Vermutlich gab es praktisch in jedem Haushalt, der etwas auf sich hielt ein Mädchen, dass von Darak Luthrokar beschafft worden war. Auf ebendiesen sollen nun viele von den Mädchen ihre Hoffnungen setzen? Darak beschäftigte sich so stark mit möglichen Angriffen von aussen, dass er die möglichen Angriffe von Innen faktisch völlig ausblendete. An der Reaktion der Damen wurde er aber just in jenem Moment wieder daran erinnert, dass auch er seine Geschichte hatte und diese war zweifellos mit Sarma verwoben. Ein Umstand, den er nicht ändern konnte. Er seufzte. Darak konnte gut nachvollziehen, warum viele Herrscher mit der Zeit gänzlich paranoid wurden, wem konnte man den letztlich wirklich trauen? Er blickte zu Rhiven hin und unternahm einen ersten Versuch ihn auszuquetschen. "Es wäre töricht, seine Hand offen darzulegen, wenn man nicht sicher ist, dass man gewinnt" „Hah!“ Brummte Darak und grinste Rhiven mürrisch entgegen. „Du hast es doch selber gesagt, Sarma wird fallen. Warum also auf ein lahmendes Pferd setzen? Oder kann es sein, dass du noch nicht gänzlich von unserer bevorstehenden Niederlage überzeugt bist?“ Wenn ja, dann fragte sich Darak ernsthaft, was Rhiven in ihm und dem sarmischen Widerstand eigentlich zu erkennen glaubte und was er sich für sich persönlich davon erhoffte. Die Perspektiven für einen Dunkelelfen mochten in Sarma zur gegebenen Zeit selbst im Falle eines Sieges eher bescheiden sein... Darak stutzte für einen Moment und musterte den Dunkelelfen eingehend... ausser Rhiven begehrte etwas, was entgegen seiner Kultur war.
„Welchen Preis strebst du denn an? Was kann ich dir geben? Was besitze ich, oder kann ich ermöglichen, dass selbst das mächtige Morgeria überfordert?“
“ "Keine Seite ist momentan gesund. Ich habe mir noch die beste ausgesucht ... hoffentlich ..." „Mhrmm..“ Brummte Darak nur und sah den Dunkelelfen mit hochgezogenen Augenbrauen an. Es erstaunte ihn, dass sich der Dunkelelf offenbar Gedanken um seine eigene Gesellschaft machte. „Natürlich.“ Meinte der Befreier dann ruhig. „Was immer die ganze Invasion der Menschenreiche für Konsequenzen nach sich zieht – und dies wird es zweifelsohne – du wirst länger damit klarkommen müssen. Das Leben eines Menschen ist dagegen ja geradezu lächerlich kurz und das eigene Ende stets absehbar.“

"Meine Vorlieben gehen Euch nichts an, Herr! Ich halte mir allerdings keinen Harem, wie es in Eurer Kultur Brauch ist... sogar mit Tieren." Darak lachte, aber nicht unbedingt spöttisch oder böse. „Na, da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen!“ Er krückelte voran. „Aber als dein Herr, zu dem du mich ja selbst verklärt hast, interessieren mich die Vorlieben und Gedanken meines Untergebenen sehr wohl.“ Darak blieb abrupt stehen und wandte sich zu Rhiven um. Sein ernster Blick liess wenig Spielraum für Interpretationen. „Dein Urteil über meine Beziehung zu Cattie, solltest du allerdings tunlichst nochmals überdenken!“ Wo sie gerade über Cattie sprachen, da kam die treue Glucke auch schon angerannt. „Aahah da ist sie ja! Haha!“ Dieses Mal liess Darak seine Krücken absichtlich fallen, damit er das munter flatternde Huhn auffangen konnte. Cattie schmiegte ihren langen Hals an Daraks Schulter und liess sich für einige Augenblicke innig von ihrem Ernähren herzen. „Ist ja gut. Ich bin ja da.“ Hauchte der Befreier ruhig und streichelte dem Huhn über den Rücken. Cattie zwickte ihn mehrfach ins Ohr, was aber eher „Liebesbisse“ waren als Neckereien. Das Huhn war genau so stürmisch wie ihr Besitzer. Der Befreier lächelte seiner Liebsten warmherzig entgegen und streckte einen Arm nach ihr aus. Vorsichtig gab er ihr erst einen Kuss auf die Stirn und dann auf den Mund. „Hab dich vermisst.“ Hauchte er ihr entgegen und schmiegte für einen kurzen Moment seine Stirn an ihre. „Wirst du jeweils darüber Informiert, wie es mir und Constanze geht?“

"Ich habe ihr deinen Helm als Nistplatz gegeben und sie hat ihn sofort beansprucht" Darak liess Cattie runter und wurde schliesslich von Lilith aufgenommen, da das treue Huhn sonst die ganze Zeit um Daraks Beine gestrichen wäre. Er liess sich abermals von Rhiven die Krücken reichen und folgte Lilith schliesslich in ihre Kammer. Darak grüsste die Sklavin. „Bitte, bleibt nur sitzen. Ich bin Darak... und ihr seid?“ Eine Geste, die er vor der Rebellion und im Rahmen seines alten Lebens sicherlich niemals gemacht hätte. Für die Sklavin musste es wohl sein, als hätte sich ein Gott zu ihr hinuntergebeugt. Für Darak war es wichtig, deutliche Zeichen wie diese zu setzen, denn seine Position stand letztlich auf dem Sockel der hiesigen Bevölkerung... und diese war es auch, die gerade für ihn blutete. Hätte er die Rebellion nicht vom Zaun, gebrochen, wären sie möglicherweise alle Versklavt worden ja, aber sie hätten ein Leben gehabt. Nun, dank dem Befreier, hatten sie sich gegenüber den Dunkelelfen mehr als nur versündigt und mussten gemeinsam mit ihrem Anführer wohl auf bittere Vergeltung fürchten. Egal wie die Geschichte für Sarma ausgehen würde, das kleine Wüstenreich würde sich wandeln, sofern sich Darak würde halten können. Der Krieg und die gemeinsame Bedrohung schweisste schliesslich im Moment gerade Gruppierungen zusammen, die traditionell eigentlich Feinde waren. Darak machte sich keine Illusionen, dass diese Gräben sofort wieder aufbrechen würden, sobald die unmittelbare Bedrohung durch die Dunkelelfen beseitigt wäre. Er hatte im Grunde einen Stand inne, der mehr oder minder zum Scheitern verurteilt war, doch was blieb ihm aktuell anderes übrig, als seine Rolle so gut wie möglich zu spielen?

Der Befreier humpelte auf eines der Sitzkissen zu und liess sich ächzend darauf nieder. Diese Sessel bestanden praktisch nur aus Luft und Darak hatte das Gefühl, von seiner Sitzgelegenheit gegessen zu werden, so tief sank er darin ein. „Ohje, hier komm ich alleine nie mehr hoch.“ Brummte der Befreier verdriesslich. Seine Hilflosigkeit schmeckte ihm nicht. „Rhiven, entspann dich, setz dich auch hin. Oder mach was immer dir beliebt.“ Darak war ein grosser Teil seines Lebens Sklaventreiber gewesen, aber als Sklavenherr war er nicht wirklich geübt und er tat sich schwer mit seinen Befehlen, zumal er ja darum bemüht war, „Nichtbefehle“ abzugeben. Cattie sprang sofort auf sienen Schoss und rollte sich ein. Ihn nicht aus den Augen lassend. Darak musterte nachdenklich ihr Haupt... mhmm schmerzstillende Beeren... Seine Finger zuckten, doch er beherrschte sich. Vesta brauchte diese Arznei weit dringender als er selbst. Er sah zu Lilith hoch und winkte sie zu sich. Sie sollte sich zu ihm setzen und sich an ihn schmiegen. Darak vermisste die wohlwollende und herzliche Nähe einer Vertrauten. Er musterte Lilith nachdenklich und senkte für einen Moment seinen Blick. Wärme und Vertrautheit und auch körperliche Liebe. Letzteres blieb der jungen Amazone ja weitgehend verwehrt, wegen Typen wie ihm. Er seufzte und sah sie nachdenklich an. Erst wollte er persönliche Dinge mit ihr Besprechen. Sie fragen wie es ihr ging, was sie dachte, was ihre Sorgen waren, doch dafür war er nicht ruhig genug. Der Befreier war ein getriebener. Jede Minuten die verstrich ohne dass er an das Schicksal von Sarma dachte, empfand er wie eine Schuld. Lysanthor hatte ihm eine letzte Chance gegeben seine Seele zu retten, doch Lysanthors Wege waren vielen, aber selten leicht.

„Lilith... als Amazone... und...in deiner Arbeit als... Spendensucherin...“ Er errötete, ihre amazonische Profession war ja durchaus pikant und Darak zeigte sich erstaunlich verklemmt, wenn es um solcherlei Themen ging – ausser es ging um seine sexuellen Eigenschaften – „Kennst du sicherlich alle Schleichwege rund um Sarma, oder?“ Darak rieb sich über die Stirn. „Wir brauchen Informationen vom Festland... und ich halte es für sicherer und wahrscheinlicher, über weibliche Kanäle zu gehen. Ein grosser Teil des Netzwerkes der Diebesgilde dürfte früher vermutlich auch im Kontakt mit den Dunkelelfen gestanden haben, da die ja auch ein dankbarer Abnehmer für... Sklaven... gewesen waren. Ich fürchte, dass viele dieser Quellen angesichts unserer Lage korrumpiert sein könnten oder uns an den Feind verkaufen, sobald es die Gelegenheit dafür gibt.“ Ein Gedankengang und eine Sorge, die er vor Vesta nicht in dieser Deutlichkeit geäussert hatte. Über die Amazone konnte man(n) denken was man wollte, sie waren im Kern ungemein zuverlässig und loyal. Vielleicht weil sie stets aus einer ungünstigen Minderheitenposition heraus operiert hatten. Die Diebesgilde war da unwesentlich verwöhnter. Ihr oberstes Ideal war das Geld und davon besassen die Dunkelelfen vermutlich weit mehr als Sarma. Sein Blick fiel abermals auf die rundliche Sklavin. Er biss sich auf die Lippen. Es war falsch, dass er das hier nun vor ihr und Rhiven gesagt hatte, denn keinem von beiden konnte er wirklich trauen. Rhiven hatte er möglicherweise einigermassen unter Kontrolle, aber bei dem Mädchen wusste er nicht einmal, wie sie hier hereingekommen war. Oder wurde er nun wirklich paranoid? Himmel, seine Liebste befand sich in der Gesellschaft einer ihm komplett fremden Frau, wie hatte das denn nur passieren können? Es war ganz einfach, Darak konnte nicht überall sein, der Feind aber möglicherweise schon. Der Befreier rieb sich unruhig über die Stirn und seine Augen. Er war zu lange ausgeschalten gewesen, hatte zu viel Zeit im Lazarett verbracht. Im Grunde sollte er doch nicht hier sein, sondern auf den Zinnen der Stadtmauern. Niemand hatte Darak auf seine Position vorbereitet, im Grunde wusste gar niemand wirklich genau, was er eigentlich war. Er war ein Symbol und dies konnte für jeden etwas anderes bedeuten. Darak war ehrlich darum bemüht, möglichst all diesen Vorstellungen gerecht zu werden und dies brachte ihn sichtlich an seine Grenzen. Er musterte sein treues Huhn und seufzte. Es war auch für sie alle nicht leicht, Daraks Freunde zu sein. Vesta und Cattie hatten bereits unbeschreibliche Grausamkeiten seintwegen erleiden müssen und allen drohte verheerendes, sollten sie verlieren. Er spürte den Druck auf seinem Herzen.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 17. Dezember 2015, 03:10

Wo die verschleierten Frauen vorhin in den Korridoren des Palastes Darak aus dem Weg gegangen waren oder ihn mit teils gar verschrecktem Blick entgegen gestarrt hatten, so zeigte sich der Besuch Liliths nicht viel anders. Sie wich zwar nicht so weit zurück, als dass man es als Flucht hätte bezeichnen könnte, aber eine gewisse Unterwürfigkeit ließ sich nicht leugnen. Sie war anders als jene, die Rhiven mit seinem höhnischen Sarkasmus an den Tag legte. Sie war eingetrichtert worden, vielleicht über Jahre hinweg und mit mehr als Schlägen. Es gab so viele Formen von Gewalt, um sich einen Menschen gefügig zu machen. Blutergüsse oder andere Blessuren konnte Darak an der rundlichen Frau nicht feststellen, aber das hieß nicht, dass sie nicht verletzt war. Wie viele Narben ihre Seele wohl zierten?
Die Frau rückte in den Hintergrund des Geschehens, denn erst einmal galt es, Cattie zu begrüßen. Das geliebte Pflanzenhuhn schnäbelte wild mit Darak, knappte ihn in die Ohren und heischte um seine Aufmerksamkeit. Schmale Grasfasern rieselten dabei zu Boden, so stürmisch zeigte das Tier die loyale Zuneigung zu ihrem Fütterer. Daraks suchender Blick auf ihr Haupt hingegen musste enttäuscht werden. Dort wuchs nicht mehr eine blaue Beere. Keine Schmerzlinderung, nicht einmal der Versuch einer Verführung, wurde ihm gewährt. Entweder musste Alma die Beeren bereits für Vestas Behandlung abgepflückt haben oder aber Cattie hatte ihnen allen nur einen kurzen lindernen Lichtblick wachsen lassen. Ob da noch etwas nachkommen würde? Vielleicht. Eine Knopse bildete sich am Hinterkopf des grünenden Huhnes. Sie war noch klein und nur als dicker Knubbel erkennbar, denn farblich unterschied sie sich bislang kaum vom Rest des Tieres. Oder musste man Cattie als Pflanze bezeichnen? Es war schwierig zu beschreiben, was aus ihr geworden war. Sie galt als Segen der Göttin Florencia. Würde die sich noch mit dem Zeitlosen anlegen müssen, indem sie über das Leben des Huhns entschieden hatte? Musste jemand anderes sein Leben für Catties geben um das Gleichgewicht zu erhalten?
Nein. Unmöglich. Von Gleichgewicht ließ sich nicht sprechen, wenn man den andauernden Krieg vor Sarmas Toren berücksichtigte. Dort verloren so viele auf so ungerechte Weise ihr Leben. So viele Unschuldige, die für eine gute Sache kämpften. Sie wurden niedergemetzelt. Das konnte nicht im Sinn eines Gleichgewichts der Welt stehen. Oder etwa doch? War es die Auslese? Warum blieb dann ein Mann wie Darak noch am Leben? Musste er erst diese Prüfung hinter sich bringen, bevor man ihn erneut zu Lysanthors Seelenwaage führte?
Es brachte nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen oder gar Sorgen zu machen. Antworten blieben ohnehin aus. Außerdem gab es noch genug zu ergründen. Rhivens Motive waren ihm weiterhin unklar. Bevor beide von Cattie und Lilith begrüßt wurden, hatte der Dunkelelf ihm nur noch mit knappen Worten offenbart: "Morgeria hält seit Jahren zurück, was ich begehre. Lasst mich den Krieg überdauern, Herr, und ich hole es mir. Ein für alle Mal." Der letzte Satz blieb Darak verborgen, klang befremdlich in seinen Ohren und doch vertraut. Natürlich. Er hatte die Befehle der Dunkelelfen auf dem Schlachtfeld ebenfalls gehört. Er hatte spätestens dort Kontakt zu ihrer Muttersprache Lerium aufgenommen und nun hörte er sie erneut. Sie klang hart. Nicht so wohl strukturiert wie Garmisch, das in Pelgar einen ganz eigenen, noch etwas strengeren Akzent besaß. Lerium hinterließ einen geräuschvollen Beigeschmack von List und Tücke. Wenn man Manthala eine Sprache zuweisen müsste ...
Der Befreier durfte sich jetzt nicht mit Nebensächlichkeiten ablenken. Im Grunde war es zeitaufreibend genug, sich jetzt mit seiner Liebsten zu befassen, doch wollte er auch sie nicht vollends vernachlässigen. Erst Recht nicht, wo sie trotz der Umstände so tapfer blieb. Sie lächelte gar, fast schon ruhig wirkten ihre Bewegungen und in ihren wundervoll violetten Augen lagen keine Schatten. Das Lächeln war echt, soweit Darak es sagen konnte. Er hatte auch Liliths schaustellerische Seite kennen gelernt, damals als alles seinen Anfang nahm. Sie beherrschte es, eine Maske zu tragen und sich ihren Kummer nicht anmerken zu lassen, solange man ihr nicht bis auf den Grund ihrer Seele schaute, der sich in den Amethysten ihrer Iriden widerspiegelte. Aber nein, Darak konnte jetzt keine Schatten erkennen. Kein Schleier schob sich davor. Lilith sah ihn mit aufrichtiger Freude an.
Bereitwillig begab sie sich in eine halbe Umarmung mit ihm, stützte ihn zugleich besser als es die Krücke konnte. Sie seufzte zufrieden, als seine Lippen - so spröde sie auch sein mochten - ihre Stirn berührten. Ein dünner Schweißfilm lag darauf. Lilith war das Wüstenklima Belfas nicht gewohnt. Kein Wunder, dass sie sich lediglich in hauchdünne Seide hüllte.
"Mir geht es gut, Darak. Sorge dich bitte nicht auch noch um mich." Sie wusste, was ihm im Kopf geisterte und dass er bereits genug Sorgen hatte. Es war seine Pflicht. Er war der Befreier. Aber dass sich Lilith ständig in den Hintergrund schob, konnte auf Dauer auch nicht gut sein. Es musste sie doch unglücklich machen, dass sie permanent zu kurz kam in Sachen Liebe. War es denn mit Constanze auch so? Trat die Elfe bei ihrer eigentlichen Beziehung ebenfalls in den Schatten, um der Amazonenkriegerin nicht im Weg zu stehen? Beide waren eigentlich sehr unabhängige, eigenständige Frauen, die ihren Aufgaben als Amazonen stets gewissenhaft nachgegangen waren, soweit Darak Luthrokar es beurteilen konnte. Sie waren es gewohnt, nicht täglich zusammensein zu können, vor allem nicht, wenn man Lilith auf das Festland schickte, um einen Spender für die Nachkommenschaft Xytras' zu finden. Conny musste dann zurückbleiben, um jene Nachkommen zu wackeren Kämpferinnen auszubilden. Wie es ihr wohl gerade ging? Auch Darak hatte sie lang nicht mehr gesehen.
Lilith tätschelte seine Wange und rückte den Verband an seinem Hinterkopf etwas zurecht. Übergangsreaktionen, um Zeit für eine Antwort zu gewinnen. "Ich erfahre, was ich wissen muss. Von Conny habe ich allerdings eine ganze Weile nichts mehr mitbekommen. Sie soll die Amazonen aufgeteilt haben. Einige bewachen den Hafen, die übrigen folgten ihr hinaus. Wirst du auch vor die Stadt zurückkehren? Ich sehe, du bist verletzt." Sie hielt ihn nicht auf. Sie bettelte nicht einmal darum, dass er sich schonen mochte. Sie vertraute auf ihn oder die Götter, dass sie ihr Darak nicht nehmen würden. Und auch mit der blonden Amazonen schien die Elfe es so zu halten.
Zum Zeitvertreib hatte sie sich offenbar eine der Palastsklavinnen in ihre Kammer bringen lassen. Möglicherweise zum Reden oder damit sie nicht vollends allein war. Cattie mochte zwar eine angenehme Gesellschaft sein, doch wirklich sprechen konnte man mit dem guten Huhn auch nicht. Das hatte sich übrigens wieder zurück in Daraks Helm gekuschelt, den es ordentlich mit Gräsern ihres Federpelzes - soweit man noch davon sprechen konnte - ausgenistet hatte.

Lilith half Darak bis zu den Sitzkissen, Ruheteppichen und Wasserpfeifen. Die fremde Frau hatte jede seiner Bewegungen verfolgt, sich selbst aber nicht gerührt. Sie beobachtete Darak aus den Augenwinkeln, schaute ihn nie direkt an. Umso interessierter wurde sie von Rhiven betrachtet. Er leckte sich gar einmal die Lippen. Es fehlte allerdings ein Aufblitzen seiner Augen, dass sein begehren verraten hätte. Im Gegenteil, sein Ausdruck in den rötlichen Iriden nahm eine gewisse Härte an.
Inzwischen gehorchte die Rundliche Daraks Bitte und machte es sich wieder etwas bequemer. Sie war lange nicht so ausladend gebaut wie Alma. Seine Heilerin hätte zwei Sitzkissen gebraucht, um es sich gemütlich machen zu können. Für jede Backe eines. Die Fremde passte ganz gut auf ein Kissen allein und besaß trotz ihrer Fülle eine ganz eigene Form von Eleganz. Sie wusste sich zu bewegen. Ob sie eine von Vestas Huren war? Falls ja, war sie Darak gänzlich unbekannt. So fragte er nach ihrem Namen. "Ich bin Suleika, Herr."
"Sie beherrscht nur Sendli", erklärte Lilith. Ein verlegenes Schmunzeln schob sich auf ihre Lippen. "Es ist noch schwierig für mich, alles zu verstehen, aber deshalb ist sie hier. So verbringe ich meine Zeit wenigstens sinnvoll." Die Elfe schenkte Suleika ein Zwinkern, was die Runde sofort den Kopf senken ließ. Im Hintergrund erklang ein dunkelelfisches Schnauben der Abfälligkeit. Lilith ließ sich davon nicht beirren. Sie setzte sich neben Darak, um ihren zarten Körper nah bei ihm zu wissen. Sie suchte den Körperkontakt, bot ihm in gleicher Geste aber auch einen Becher an. Die Flüssigkeit darin dampfte. Heiße Getränke in der heißen Wüste, das war typisch kulturell in Sarma. "Das ist Schwarztee", meinte sie.
Aber Darak konnte sich gerade doch recht wenig um den Tee kümmern. Sein Knie verpasste ihm einen pochenden Stich. Das Sitzkissen war nicht seine beste Idee gewesen und so, wie er gerade in seinen Wulsten versank, dankte es ihm der zertrümmerte Körperteil mit Schmerz. Sowohl Rhivens als auch Liliths Ohren zuckten bei seinem Brummen. Die Elfe stellte den Becher sofort beiseite, um ihrem Partner zu helfen. Doch jemand war schneller. Die dunkelelfische Hand bot sich Darak nicht helfend an. Rhiven zog bereits an seinem Arm, um ihn in eine bequemere Position zu zerren. Danach stellte er sich schräg hinter ihm auf. "Ich stehe gut", lehnte er das Angebot selbst zu sitzen ab.
Suleika betrachtete ihn flüchtig. Nicht furchtsam, eher neugierig. Den Dunkelelfen schaute sie deutlich offener an als den Befreier. Dennoch galten seine Worte ihm und Lilith. Es war immer noch fraglich, ob Rhiven überhaupt Sendli verstand. Falls ja, so ließ er sich nichts anmerken. "Er ist ein Sklave?" Der Blick der Elfe wanderte nun ebenfalls über Rhivens Gestalt. Dieser bleckte die Zähne.
"Ich weiß es nicht, Suleika."
"Er muss es sein. Er weiß, wie man sich zu verhalten hat." Sie hatte Rhiven schließlich bislang nicht Sprechen hören. Denn dann hätte sie ihre eigenen Worte schnell zurückgenommen. Sobald der Elf seinen Sarkasmus tropfen ließ, stand fest, dass er kein Sklave sein konnte. Wäre es so, wäre er diesem leidlichen Weg nicht lange gefolgt. Er hatte es dem Schicksal zu verdanken, dass ihn Darak zum Herrn auserkoren hatte. Denn der derzeit Ungehörnte ging mit lebenden Objekten immer noch so um, dass er die Seele erkannte, die ihnen innewohnte. Und selbst ein Darak Luthrokar konnte nicht abstreiten, dass Dunkelelfen nicht auch eine Seele besaßen. Sie waren keine haraxischen Dämonen.

Wie sehr Lilith Seele wohl litt, weil er ihr nicht die Fragen stellen konnte, die ihm unter den Fingernägeln brannten? Sie wollte sich ihm bestimmt mitteilen. Vielleicht nicht in Gegenwart von Rhiven oder Suleika, aber auch sie brauchte doch einen Vertrauten zum Reden in dieser schweren Zeit. Darak konnte ihr dieser Vertraute nicht sein. Nicht hier und nicht jetzt. Er begann mit den wichtigen Themen, die das Herz ausschlossen, aber vielleicht ein Überleben sicherten. Wo er errötete, blieb die Elfe vollkommen unberührt von Scham. Schließlich galt die Suche nach einem Spender unter Amazonen als angesehener Beruf, wenn nicht gar einer, dem man mit höchstem Respekt begegnete. Immerhin musste sich Frau diesen ekelerregenden Männern opfern, um sie zu prüfen!
"Ich habe in Sarma nicht oft nach Spendern gesucht, Darak", gestand sie ihm. "Die Stadt ist für Frauen gefährliches Pflaster und erst Recht für eine Amazone." Wer wusste dies besser als Darak? Er hatte die Wüste für Frauen gefährlich gemacht. Man verschleppte und verkaufte sie dorthin. Die Wenigsten von ihnen konnten sich einen eigenen Willen bilden, ferner noch ihn durchsetzen. Cassandra die Feuerhexe bildete eine Ausnahme, aber sie besaß auch flammende Argumente. Wie viele Männer hatten sich an ihr schon mehr als die Finger verbrannt? Nicht jeder Frau war eine solche Waffe vergönnt.
Lilith tauschte einen Blick mit Darak, bevor sie wieder zu Rhiven schaute. Offenbar suchte sie nach einer Vertrauensseligkeit, entschied sich letztendlich aber, in Gegenwart des Dunkeln zu sprechen. Wenn Darak ihm vertraute und ihn mit sich nahm, dann konnte sie im Gegenzug auch dem Mann trauen, in den sie verliebt war. "Wenn du dich an die Wüstendiebe wenden möchtest, um Informationen zu sammeln, dann kannst du direkt mit ..."
"... mir sprechen. Ich bin nicht nur hier, um der Elfenfrau meine Muttersprache zu lehren." Suleikas tiefschwarze Augen schillerten im Kerzenlicht vielsagend auf. Sie gab sich die Blöße, Darak für den Bruchteil einer Sekunde direkt anzusehen. Dann aber griff sie zu seinem Teebecher, um ihm diesen mit der Unterwürfigkeit einer Sklavin zu reichen. Dabei raunte sie: "Ich kenne mein Handwerk, zuzuhören wo niemand Ohren vermutet. Was möchtet Ihr vom Festland oder Beziehungen zu den dunklen Völkern wissen, Herr? Was ich selbst nicht weiß, kann ich für Euch einholen. Niemand wird mir ein Hindernis sein, wenn Ihr es seid, der diese Information verlangt." Diese Zusicherung wollte sie Darak zunächst einmal geben, doch hielt Suleika weitere Überraschungen bereit. "Was Feinde in den eigenen Reihen angeht ... wir arbeiten seit der Eroberung Sarmas durch die Dunkelelfen daran, sie auszumerzen. Glaubt mir, wenn ich Euch mitteile, dass nicht alle Tore der Stadt zum Zeitpunkt der Eroberung so gut bewacht gewesen waren, wie sie hätten sein sollen. Wir sind unseren falschen Brüdern und Schwestern auf den Fersen."
"Ist sie nicht wundervoll?", klatschte Lilith plötzlich in die Hände. "Ich habe zwar fast kein Wort verstanden, aber ihre Sprache fasziniert mich."
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Montag 28. Dezember 2015, 01:35

Darak strich für einen Moment gedankenverloren über Catties Knubbel und erntete dafür prompt einen flinken Zwick in seinen Zeigefinger. „Aua!“ Brummte er und saugte daran. Offenbar mochte sie es nicht, wenn man an ihren unreifen Knospen herumfummelte. Doch auch ihr Friedensangebot liess nicht lange auf sich warten, denn sie schmiegte ihren Kopf an seinen Oberarm und gluckte beruhigend. Darak konnte seinem Huhn selbstverständlich nicht böse sein. „Diesen Charakterzug hast du dir von Alma abgeguckt, was?“ Brummte Darak nur und Cattie gackerte vergnügt und plusterte sich kurz auf, ehe sie es sich abermals auf ihm bequem machte. Für einen Moment musterte er verstohlen seinen „Sklaven“ und dachte über dessen Worte nach. Was hatte der Kerl in Morgeria erlebt? Was wollte er sich dort holen? Wonach strebten Dunkelelfen? Was war ihnen wichtig? Er wusste praktisch nichts über dieses Volk, da er im Rahmen seiner Arbeit nur wenig mit ihnen zu tun gehabt hatte. Luthrokar hatte seine Sklaven hauptsächlich an die Piraten oder Zwischenhändler aus Sarma verkauft. Die Dunkelelfen hatte es jeweils nur selten persönlich in die Wüstenstadt verschlagen. Das hiesige Klima lag ihnen vermutlich im Grunde überhaupt nicht, wo es doch in Morgeria doch etwas gemässigter zu und her ging. Dennoch hatte Darak ihn nur angeschaut, genickt und gesagt, dass er ihm dabei helfen würde, wenn es in seiner Macht stünde. Dafür würde Darak natürlich mehr Informationen brauchten, doch beiden war klar, dass die Bedürfnisse des Dunkelelfensklaven im Moment nicht im Vordergrund standen und man sich erstmal darum kümmern musste, überhaupt zu überleben. Ja überleben. Dies war das Ziel für alle Anwesenden hier. Er blickte seine Liebste besorgt an.

"Mir geht es gut, Darak. Sorge dich bitte nicht auch noch um mich." Er nickte nur langsam und musterte misstrauisch die Sklavin in ihrer Nähe. Ihm gefiel es nicht, dass in Liliths umkreis Leute verkehrten, die er noch nie gesehen hatte. Doch er hatte bisher nicht die Zeit gehabt, sich um solcherlei Dinge zu kümmern. Sicherlich, Darak hatte einige Freunde hier vor Ort: Alma, Vesta, Constanze, Lilith, Cattie... aber das war im Vergleich zur Bedrohung in der sie sich alle befanden eine lächerlich geringe Zahl. Alle anderen Bekannten waren eher Zwecksbeziehungen, sei es Rhiven, Fauch oder die verschiedenen Gilden und Gruppierungen der Stadt mit ihren Vertretern. Seine grauen Augen suchten die ihren, als sie sich über ihn beugte und seine Wange tätschelte. Darak griff nach ihren Händen und küsste deren Handrücken, ehe sie sich von seinem Griff sanft löste und seinen Kopfverband zurechtrückte. Darak sah mal wieder ziemlich lädiert aus, er war sich gar nicht mehr sicher, ob Lilith ihn jemals unversehrt gesehen hatte.
"Ich erfahre, was ich wissen muss. Von Conny habe ich allerdings eine ganze Weile nichts mehr mitbekommen. Sie soll die Amazonen aufgeteilt haben. Einige bewachen den Hafen, die übrigen folgten ihr hinaus. Wirst du auch vor die Stadt zurückkehren? Ich sehe, du bist verletzt." „Hinaus?“ Die Sorgenfalten wurden tiefer. Constanze und ihre Frauen hatten ihn aus dieser Hölle an der Front geholt, nur um wieder dorthin zurückzukehren. Doch dort gab es ohne Fauch nicht viel zu gewinnen, zu gross war die Übermacht der Dunkelelfen. Verschiedene Horrorszenarien geisterten sofort in seinem Kopf herum. Was wenn sie nicht fallen würde, sondern gefangen genommen? Ein Gedanke der ihn ängstigte. Er wollte nicht in die Situation versetzt werden, einer seiner Freunde für die Sache opfern zu müssen, auch wenn jeder Einzelne von ihnen nichts anderes erwarten würde, als dass er standhielte. Er rieb sich unruhig über das Kinn. Die harten Stoppeln verrieten ihm, dass es eigentlich mal wieder an der Zeit für eine Rasur wäre, doch für solcherlei Eitelkeiten war nun wirklich nicht die Zeit. Plötzlich überkam ihm ein Schauer, weil der Griff zu seinem Bart in der Stillen Kammer der einzige zeitliche Orientierungspunkt für ihn gewesen war. Darak wurde das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Klar da war Rhiven, der wohl ständig ein Auge auf ihn hatte und natürlich Cattie, die immer wieder sofort ihren Kopf hob, wenn immer er seinen Blick in ihre Richtung lenkte. Doch da war nochmals eine Präsenz, die vor allem durch ihre „Nichtpräsenz“ auffiel und so blieb sein Blick auf der Sklavin haften, die sich sogleich vorstellte.

"Ich bin Suleika, Herr." Er nickte ihr zu. Suleika, durchaus ein verbreiteter Name in Sarma. Viellecht war sie tatsächlich eine Einheimische. Die hiesigen Sklaven kriegten schliesslich mitunter auch Kinder, die nicht selten dann gänzlich als Sklaven aufgezogen wurden.
"Es ist noch schwierig für mich, alles zu verstehen, aber deshalb ist sie hier. So verbringe ich meine Zeit wenigstens sinnvoll." Darak seufzte und strich Lilith über den Oberarm. Sie fühlte sich offensichtlich unnütz in diesem Krieg, sicherlich sie würde wohl auch im Lazarett aushelfen, doch dies liess Darak nicht zu. Er wollte sie in Sicherheit wissen, doch nun hinterfragte er seine eigene Massnahme, denn schliesslich umgab sich Lilith nun mit wildfremden Personen. Im Lazarett wäre sie wenigstens im direkten Umkreis von Alma gewesen... und mit einer Alma legte sich wohl keiner freiwillig an. Rhiven lenkte mit seinem Schnauben die Aufmerksamkeit des Befreiers auf sich. Der Blick mit dem er die Sklavin betrachtete war seltsam. Darak runzelte die Stirn und musterte die beiden. Verdammt er kannte sie beide doch kaum! Aber er wusste schon wie das war. Sobald man in einer wichtigen Position war, wurde man sogleich von verschiedenen Parasiten und Blutsaugern belagert, die sicherlich bereit waren in eine symbiotische Beziehung mit dem Führer zu treten, aber selten aus reiner Loyalität und Selbstlosigkeit handelten. Letztlich verfolgten eben doch alle ihre eigenen Interessen. Darak fasste vorsichtig um Liliths Hüfte und zog sie sanft etwas zu sich, so dass sie leicht auf seinem Schoss zu sitzen kam. Er küsste ihren Nacken und legte sein Kinn auf ihre Schulter. Er wollte gerade nach dem Tee greifen, als er eine blöde Bewegung tat und sich seine körperliche Eingeschränktheit wieder gänzlich entfaltete. Er fluchte und fuchtelte herum. Er fühlte sich wie ein auf dem Rücken liegender Käfer und sah wohl auch wie einer aus. Sofort war Rhiven zur Stelle und zog ihn in eine angenehmere Position. „Danke.“ Murrte der Befreier missmutig. Nicht weil er undankbar war, sondern weil ihn seine eigene Hilflosigkeit abermals ärgerte. Kaum zu glauben, dass dieser Mann vor einigen Stunden noch an der Front gewesen war. Darak war entweder verdammt mutig oder verdammt lebensmüde. Darak rieb sich nervös die Schläfen, hörte aber der kleinen Diskussion zwischen Lilith und der Sklavin aufmerksam zu.

[color=# C33900]Er muss es sein, er weiss wie er sich u verhalten hat[/color] Der Sklaventreiber stutzte für einen Moment und musterte die Sklavin. Sie hatte Recht. Eigentlich hätte ihm das sofort auffallen müssen! Rhiven ein dunkelelfischer Sklave? Darak wusste, dass sich die Dunkelelfen Sklaven aus dem eigenen Volk hielten, doch dabei handelte es sich meist um die schwächsten Glieder der eigenen Gesellschaft. Rhiven wirkte nicht schwach. Er musste sich seinen Platz sicherlich hart erkämpft haben, wenn seine Theorie stimmte. Tatsächlich stimmten bei Rhiven die reflexartigen Reaktionen, die durchaus sklaventypisch waren, ganz und gar nicht mit seinem Mundwerk überein. Was zumindest seltsam war. Wenn er einmal ein Sklave gewesen war, dann war es definitiv schon sehr lange her. [color=# C33900]“Sein Körper ja... sein Mundwerk...eher nicht.“[/color] Kommentierte er knapp und widmete sich wieder wichtigeren Themen, so dass die Sklavin wieder für einen Moment aus dem Fokus geriet.
"Ich habe in Sarma nicht oft nach Spendern gesucht, Darak. Die Stadt ist für Frauen gefährliches Pflaster und erst Recht für eine Amazone." Er nickte. „Ich habe mir erhofft, dass ihr genau deswegen auf einflussreiche Sympathisanten habt zählen können... wie Cassandra zum Beispiel.“ Die Feuerhexe und Luthrokar waren sich persönlich nie begegnet, doch sie hatten eine gemeinsame Geschichte. Feuermagiernovizinnen waren aufgrund ihres hitzigen Temperamentes rare aber gefragte Sklavinnen gewesen. Darak hatte Cassandra deshalb ab und an die eine oder andere Anwärterin abgeluchst, während Cassandra den einen oder anderen Sklaventreiber verkohlt hatte.
"Wenn du dich an die Wüstendiebe wenden möchtest, um Informationen zu sammeln, dann kannst du direkt mit ..." Er runzelte die Stirn und zog eine Augenbraue hoch. Die Wüstendiebe hatte er eigentlich gerade umgehen wollen, doch dafür war es nun offensichtlich zu spät. Er verkrallte sich im Stoff des Sitzkissens, als Suleika abermals das Wort ergriff. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass Wüstendiebespioninnen um seine Liebste herumschwirrten, ohne dass er davon wusste. Darak liess sie nicht aus den Augen, als sie ihm den Tee reichte. Für einen Moment ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass das Getränk vergiftet sein könnte. Doch warum? Wenn die Wüstendiebe ihn hätten töten wollen, dann hätten sie es doch schon längstens getan. Darak stellte im Moment doch ein lächerlich leichtes Ziel für innere Feinde dar. Oder vielleicht Drogen? Drogen die ihn so abhängig machen würden von ihrem Gift, dass er zu ihrer Marionette würde? Nein, nun spielte ihm seine eigene Angst einen Streich! Er schnupperte daran und trank einen viel zu grossen Schluck, angesichts der doch noch immer heissen Kerntemperatur des Gebräus, doch sein Stolz liess es nicht zu sich nun etwas anmerken zu lassen.
[color=# C33900]"Ich kenne mein Handwerk, zuzuhören wo niemand Ohren vermutet. Was möchtet Ihr vom Festland oder Beziehungen zu den dunklen Völkern wissen, Herr? Was ich selbst nicht weiß, kann ich für Euch einholen. Niemand wird mir ein Hindernis sein, wenn Ihr es seid, der diese Information verlangt."[/color] Sein Blick glitt wieder zu Lilith. Hatte sie diesen Kontakt geknüpft, oder war sie von den Wüstendieben angefragt worden? Wenigstens wusste Lilith, mit wem sie es zu tun hatte, doch wusste sie das wirklich? Im Grunde konnte diese Frau ihm nun alles Mögliche für bare Münzen verkaufen, wie sollte er das überprüfen? Gleichzeitig befand er sich in einer denkbar ungünstigen Position. Konnte er sich ein prinzipielles Misstrauen wirklich leisten? Er brauchte Hilfe und zwar jede erdenkliche Art davon, da wäre es äusserst unklug eine Vertreterin von jenem Teil der Gruppierung zu Foltern, die ihm wirklich helfen wollte. Ja, er dachte tatsächlich an Folter. Kein wunder, war dies ja schliesslich sein Erstberuf. Aber genau das hinderte ihn im Grunde auch daran, auf dieses Mittel zurückzugreifen. Als Foltermeister hatte er schnell gelernt, dass der Inhalt der Informationen meist wertlos war, weil die Opfer ihm ohnehin nur das lieferten, was er hören wollte. Wenn er sie also als Verräterin entlarven wollte, würde ihm dies gelingen, unabhängig davon, ob dies auch der Wahrheit entsprach oder nicht. Folter half Prozesse zu gewinnen, aber ansonsten war sie wenig effizient, ausser man suchte irgendwelche Drahtzieher, deren Namen man aus den Opfern pressen konnte. Er musterte sie eingehender. Suleika war perfekt gewählt. Sie sah nicht besonders gut aus, aber auch nicht so hässlich, dass sie deswegen auffallen würde. Aufgrund ihrer Konstitution hielt man sie weder für eine Schwertschwingende Amazone, noch für eine flinke Spionin, die im Ernstfall mit irgendwelchen Flip Flops aus der Gefahrenzone hechten würde. Sie sah ganz gewöhnlich aus – perfekt gewöhnlich. Sie war unweigerlich in Tat und Wahrheit äusserst tödlich, wenn sie tatsächlich zu den Wüstendieben gehörte. Darak schluckte leer. Er war nicht gut in diesem Intrigengefilz, darin wusste sich eher Vesta zu bewegen. Er bereute, dass er mit ihr nicht schon über das Thema innere Sicherheit gesprochen hatte, doch wenn jemand an solche Dinge dachte, dann ohnehin sie. Ausser es ging ihr zu schlecht dafür...
"Ich habe zwar fast kein Wort verstanden, aber ihre Sprache fasziniert mich." Der Befreier strich sich müde über das Gesicht und hoffte inständig, dass Lilith nicht halb so naiv war, wie sie gerade klang. Im Grunde konnte sie das doch gar nicht sein, bei allem was sie in ihrem Leben durchgemacht hatte, oder? „Ja.“ Brachte Darak nur heraus und sah Suleika wieder nachdenklich an.

[color=# C33900]"Du sprichst von falschen Brüdern und Schwestern... habt ihr bereit eine oder einen von ihnen erwischt?“[/color] Er hatte das Gefühl, das er keine andere Wahl hatte als sich auf Suleikas Angebot einzulassen. Im schlimmsten Falle würden alle Informationen, die er von ihr erhielt, schlicht falsch oder irreführend sein. Desinformation war eine wichtige Waffe im Krieg. Man sah dem Befreier an, dass er nicht so recht wusste, wie er nun auf diese neue Situation reagieren sollte. Begeisterung schwappte ihr zumindest nicht entgegen, dafür war aber das Misstrauen und auch eine gewisse Furcht des Befreiers deutlich spürbar. Er fühlte sich ausgeliefert, wie ein farbenblinder König auf einem unifarbenen Schachbrett, der von dutzenden Figuren umgeben war, unfähig zu erkennen, wer Freund und wer Feind war und welche Züge jedem einzelnen Offenstanden. Ihm blieb nichts anderes übrig als das Spiel zu spielen und Zug um Zug in die totale Ungewissheit zu machen. Er hatte ohnehin schon angedeutet und somit verraten, dass er ein Interesse an Cassandra hatte, also konnte er auch gleich direkt nach ihr Fragen, doch erst wollte er wissen, mit wem er es hier zu tun hatte. Er zog Lilith näher zu sich. Er konnte nicht so recht glauben, dass Suleika wirklich nur Sendil verstand und kein celcianisch. Oder war sie tatsächlich extra so erzogen worden, damit sie ursprünglich nur so viel mithören konnte, wie sie auch mithören sollte? [color=# C33900]" „Wie ist der Kontakt zwischen dir und Lilith zustande gekommen?“[/color] Er umgriff Lilith abermals und zog sie näher zu sich. Seine Pranke ruhte dabei auf ihrem Bauch, als wollte er sie schützen. Er legte es auf einen kleinen Test an und versuchte Suleika mit einer sicherlich komplett unerwarteten Ansage aus dem Konzept zu bringen. Er erhoffte sich damit zu erfahren, ob sie tatsächlich kein celcianisch verstand. Er begann wieder damit Lilith zu liebkosen und küsste ihren Nacken, ehe er ihr leise zuraunte: „Hau mir jetzt keine rein, sondern spiel einfach mit.“ Seine Worte wirkten, als würde er ihr irgendwelche Liebesbekundungen ins Ohr flüstern, er konnte nur hoffen, dass Lilith darauf einstieg, denn dann raunte er etwas lauter und für die beiden anderen gerade noch knapp hörbar. „Was meinst du... du...und die Sklavin... ein kleines erotisches Intermezzo als Kennenlernspiel....wir könnten sie Knebeln und sie ein bisschen verhören...“ Falls Rhiven Daraks Vorhaben nicht durchschaute, so würde er sich wohl seine Haremtheorie um eine zusätzliche Komponente erweitern. Als wäre nichts gewesen richtete er wieder das Wort an Suleika und beobachtete jeder ihrer Reaktionen scharf.

[color=# C33900]"Cassandra... seid ihr in der Lage herauszufinden wo sie ist, oder Kontakt mit ihr aufzunehmen? Und...welches Wissen hast du denn bereits, von dem du ausgehst, dass es mich interessieren könnte?“[/color] Darak verhielt sich auffallend zurückhalten und versuchte möglichst wenig Informationen über sich selbst und seine Pläne preis zu geben. Doch vermutlich waren seine Manöver und Versuche im Spiel der Intrigen auf einem denkbar tiefen Niveau. Darak musste aber einfach solche Mätzchen veranstalten, um allein schon für sich selbst irgendwie das Gefühl zu kreieren, wenigstens noch etwas unter Kontrolle zu haben. Tatsächlich war im Schachspiel der König die schwächste Figur, selbst wenn sie die Spielentscheidende war. Sie war auf den Schutz der anderen Figuren angewiesen und hatte selbst nur einen sehr beschränkten Aktionsraum. Ein König schlug selten selbst seine Gegenspieler, sondern lenkte seine eigenen Truppen günstig in den Raum, die für ihn die Schlachten schlugen.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 30. Dezember 2015, 17:05

Rhiven rührte sich nicht, wenn er nicht bemerkte, dass Darak sklavische Hilfe benötigte. Dann waren seine Reflexe schnell. Zu schnell, als dass man ihn für einen schwer gerüsteten Soldaten halten konnte. Ob er ein Attentäter war? Falls ja, machte er seine Arbeit nicht gut, denn er hätte viele Gelegenheiten gehabt, Darak hinterrücks auszulöschen. Stattdessen hatte er ihm doch sogar noch das Leben gerettet! Was trieb diesen Elfen an?
Sicherlich war es kein ewiger Platz an der Seite des Befreiers. Nicht, soiange dieser sich für einen geruhsamen Lebensabend in Sarma entschied. Rhiven mochte sich nach außen hin durch seine steinerne, ungerührte Fassade nichts anmerken lassen, aber er schwitzte. Er schwitzte mehr als es ein gebürtiger Sarmaer tat oder jemand, der sich lang genug in Wüstenregionen aufhielt, um seinen Körper an das heiße Kllima gewöhnt zu haben. Berücksichtigte man das, hätten die dezimierten Sarmaer vielleicht doch noch eine Chance, die Belagerung zu überstehen. Sie mussten nur lange genug durchhalten. Und was war nun mit Rhiven? Darak hatte ihm Hilfe zugesagt, bevor sie Lilithr Gemächer betreten hatten. Erstmals hatte das Spitzohr auf einen sarkastischen Kommentar verzichtet. Hielt auch er durch mit der Hoffnung, vom Befreier Sarmas Hilfe zu erhalten? Nur wobei? Erwartete er etwa, dass Darak mit seinen zertrümmertem Knie mit nach Morgeria ging, um dort zu holen, was Rhiven begehrte? Was konnte es nur sein?

Es war sicherlich nicht verkehrt, dem nachzugehen, aber Darak sollte seine Forschungen besser auf einen anderen Zeitpunkt verlegen. In Gegenwart einer Wüstendiebin offen zu sprechen, konnte gefährlich werden. Vor allem, wenn es sich um eine Spionin handelte wie Suleika eine war. Darak misstraute ihr und das zu Recht. Er wusste über sie nicht viel mehr als über seinen "Sklaven". Er umgab sich wirklich gern mit vielen Risikofaktoren.
Nur Lilith schien keiner zu sein. Ihr vertraute er. Immerhin war Liebe im Spiel und die Elfe gab sich alle Mühe, ihre Zuneigung in den Hintergrund zu stellen, damit sich Darak nicht unnötig um sie sorgte. Derweil suchte sie einen Nutzen in ihrem eigenen Leben und hatte sich dafür entschieden, eine neue Sprache zu erlernen. Als sie das sagte, zwinkerte sie einmal und lächelte dann. Im nächsten Moment vergrub sie ihr Gesicht an Daraks Hals, legte die Arme eng um ihn und hauchte ihren warmen Atem gegen seine Haut. Suleika beobachtet den Austausch von Zärtlichkeiten mit einem höflichen Beiseiteblicken. Dennoch bemerkte man bei genauerem Hinsehen, dass auch sie genauer hinsah. Die Worte, die Lilith in jenem Moment allerdings hauchzart an Daraks Ohr flüsterte, vernahm sie nicht. Darak leider auch nicht, denn es war sein leicht taubes Ohr. Er vernahm nichts.
Anschließend veränderte sie ihre Position, so dass sie auf Daraks Schoß saß und ihre Sprachlehrerin dabei anschauen konnte. Mit einem erneuten Lächeln nahm sie Daraks Stoppelkinn auf ihrer Schulter zur Kenntnis. "Das piekt", quietschte sie entzückt.
Der Laut lenkte Suleika nicht ab. Sie beobachtete Rhiven, der erneut schnaufte. Es gefiel ihm nicht im Fokus einer Menschin zu sein. Doch was sollte er tun? Solange Darak ihm nicht erlaubte, ihr die Aufäpfel herauszureißen und in der Hand zu zerquetschen, rührte er sich nicht. Es war ohnehin ein Wunder, dass er momentan sogar recht wortkarg blieb. Vor allem, als Darak die Sarmaerin aufklärte. Deren Augen funkelten nur noch dunkler auf, legten sich nur noch länger auf Rhiven. "Kein Sklave würde sich eine vorschnelle Zunge erlauben. Sie wird ebenso schnell abgetrennt", gab sie Darak mit auf den Weg. Aber der Befreier wusste das auch nur zu gut. Immerhin hatte sich ein Großteil seines Lebens um menschliche Ware gedreht. Es war teilweise seine Aufgabe gewesen, die erbeuteten Sklaven - meistens junge Mädchen - derart einzuschüchtern, dass sie sich kein vorlautes Wort mehr erlaubten. Tatsächlich galt es, so makaber man es sehen konnte, irgendwo auch zu ihrem Schutz. Sie waren mit ihrem Schicksal genug gestraft, da brauchte es nicht auch noch eine abgetrennte Zunge.
Auch wenn Darak hierbei die kulturellen Hintergründe der Dunkelelfen nicht kannte, so brauchte er kein Abgänger der zyranischen Magierakademien zu sein, um sich zusammenzureimen, dass die dunklen Völker garantiert schneller mit einer Klinge zugange waren und das bei weitaus weniger vorlauten Worten als sie Rhiven hier an den Tag legte. Ein widersprüchliches Spitzohr, durch und durch. Aber nein! Darak musste sich nun auf andere Spitzohren konzentrieren. Es gab zu viele von ihnen vor den Toren der Stadt. Und dann waren da noch mögliche Verräter innerhalb der Mauern. Darak und Suleika kamen darauf zu sprechen. Sie nickte, als Ersterer nachhakte, ob man bereits falsche Brüder und Schwestern erwischt hatte.
"Wir verhören sie. Lasst das unsere Sorge sein, Herr. Sollten wir etwas Nützliches für das Wohl Sarmas herausfinden, geben wir es natürlich an Euch weiter. Aber gewissen Informationen sind ... persönliche Interna." Sie schmunzelte. Die Wüstendiebe arbeiteten im Bündnis, aber sie behielten sich vor, ihre eigenen Geheimnisse auch für sich zu bewahren. Man legte nicht alle Karten offen auf den Tisch, erst Recht nicht in Sarma. Wer so naiv war, dies zu tun, der konnte sich von seinen Kamelen verabschieden ... während er gefesselt irgendwo unter sengender Sonne im heißen Wüstensand lag.
Obgleich man hier als gemeinsam an einem Tisch und in den weichen Kissen saß, spielte jeder weiterhin sein eigenes Spiel. Man musste vertrauen, um den Feind zu schlagen, aber man durfte nicht leichtgläubig dabei sein.
Suleika nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. Sie behielt sie in Händen, senkte jene jedoch bis auf ihren Schoß herab. Der Blick, den sie Darak über ihren Schleier hinweg zuwarf, war einer der schwer einzuschätzenden Sorte. "Lilith nahm Kontakt zu unserem Bund auf. Sie erbat einen Kenner der sarmaer Sprache, der zugleich genug Talent besitzt, um sein Wissen an eine Nichtsprecherin weiterzugeben. Also hat man mich geholt. Ich darf offen sprechen?" Sie wartete keine Erlaubnis ab. "Natürlich laufe ich nicht durch Sarma und biete mich als Spionin an. Da wäre ich reichlich dumm. Auch ich brauche einen Schleier, der meine wahre Berufung verbirgt. Ich bilde fremdländische Sklaven aus. Sie müssen die Befehle ihrer Herren kennen und diese lassen sich selten zum Celcianischen herab. Also bilde ich diese Fremdländer aus. Elfen, Menschen, sogar eine Zwergin hatte ich schon als Schülerin. Man sagt, ich vermittle sie gut. Aus diesem und keinem anderen Grund hat man mich Lilith unterstellt."
Sie log. Es konnte unmöglich sein, dass die Wüstendiebe auf Liliths Bitte hin die Gelegenheit verstreichen ließen, auch den Befreier und seine Freunde auszuhorchen. Es musste nicht einmal mit böser Absicht geschehen. Informationen verkauften sich gut, wenn sie potentiell wichtig waren. Der Bund der Wüstendiebe sammelte seit je her alle möglichen Informationen. Sie besaßen ein weites Netzwerk. Vermutlich war es selbst zu groß, als dass sie es noch überblicken konnten. Umso potenziell gefährlicher machte sie es selbst. Wer sagte Darak, dass sie nach der Belagerung nicht auch ihn hintergingen?
Suleika sah nicht gefährlich aus, aber sie sagte ja selbst, dass das Unauffällige ihre Waffe war. Tatsächlich wirkte sie ungemein unscheinbar, so wie sie dort saß, ihren Tee trank und das Paar ihr Gegenüber beobachtete. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Darak Lilith das Angebot stellte, zu dritt ein wenig Spaß zu haben. Rhiven war es, der da deutlich bemerkbarer reagierte.
"Da draußen tobt eine Schlacht und Ihr denkt nur and Ficken ... Herr." Er war keineswegs neidisch, sonderlich angeekelt klang er auch nicht. Sein Blick wanderte über Suleika, bevor er für sich entschied, lieber aus einem der torbogenartigen Fenster zu schauen, deren Rahmen aus feinsten Mosaikmustern kleiner Kachelteilchen bestand. Suleika schmunzelte: "Ihm gefällt Eure Idee meines Missbrauchs nicht. Folgt er Euch aus Liebe?" Ihre Augen blitzten auf. Lilith in Daraks Armen hustete leicht, dann drehte sie den Kopf zu ihm, betrachtete ihren Liebsten einen Moment, ehe sie seine Lippen suchte. Rhiven hingegen reagierte gar nicht auf die Frage, nicht einmal mit einem Schnauben. Das bewies wohl letztendlich, dass er kein Sendli verstand.
Suleika indes genoss die Unterhaltung. Irgendwie wirkte sie immer zufriedener. Jetzt lehnte sie sich gar etwas in ihrem Kissen zurück, gab die sklavenhafte Haltung für einen Moment lang auf. In dieser Zeit leerte sie ihren Teebecher und überdachte Daraks jüngste Frage. Letztendlich nickte sie wieder. "Wir sind in der Lage, Cassandras Aufewnthaltsort ausfindig zu machen. Tatsächlich ... ist es genau dieses Wissen, das ich Euch jetzt schon anbieten kann, Befreier von Sarma. Ich werde es Euch nicht nur anbieten, sondern ohne den Wunsch auf Gegenleistung offenlegen." Das machte ein Wüstendieb, der mit Informationen handelte nur, wenn ihm der Besitz einer Information nicht weiterbrachte. Offenbar konnten die Diebe nichts mit dem Wissen um Cassandras Verbleib anfangen. Sie schienen gezwungen, einen Schritt weiter zu gehen. Suleikas käferschwarze Augen trafen Darak mit einer vielsagenden Schärfe, als sie ihn erneut taxierte. "Die Meisterin der Flammen sitzt in einem Verlies in Morgeria."
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Donnerstag 31. Dezember 2015, 21:44

Darak schloss für einen kurzen Moment die Augen, als Lilith sich an ihn schmiegte und mit Zärtlichkeiten bedeckte. Seltsam, nüchtern betrachtet wäre Lilith eigentlich die tödlichste Gefahr von allen hier im Raum. Ihr vertraute er nämlich blind und keiner würde Liliths Schauspieltalente leugnen. Glücklicherweise war Darak noch nicht paranoid genug, sie auch schon zu verdächtigen. Leider entgingen ihm die Zärtlichkeiten, die sie ihm ins Ohr flüsterte, er vernahm nur ein unverständliches zischeln. Er lächelte und legte seinen Kopf schief. „Mhrrm?“ Brachte er gurrend heraus, dies konnte man einerseits als Nachfrage auf ihre Worte interpretieren, die er nicht verstanden habe, aber auch als prinzipieller Wohlklang aufgrund ihrer Zuneigung. Darak atmete tief durch, als Lilith sich auf seinen Schoss setzte. Auch wenn sie vorsichtig war, das Knie schien irgendwie mit jeder einzelnen Faser seines Körpers verbunden zu sein. Er griff um sie und verschränkte seine Hände vor ihrem Bauch, ehe er sein Kinn auf ihre Schulter stützte und die vermeintliche Sklavin abermals kritisch musterte. Darak Luthrokar und die Diebesgilde waren sich nicht unbekannt. Jeder hier in Sarma, der auch nur ein Mindestmass an Macht und Einfluss besessen hatte, war mit allen Gilden und Organisationen irgendwie verstrickt. Die einen Organisationen reklamierten für sich, hier in der Stadt das Sagen zu haben. Sie pressten Schutzgelder ab, oder sabotierten den eigenen Handel. Andere beschafften Informationen, knüpften Kontakte und setzten Gerüchte in die Welt. Die Wüstendiebe und Darak hatten den grössten Teil jeweils gut miteinander kooperiert, doch manchmal waren sie einander auch in die Quere gekommen. Darak mochte es nämlich gar nicht, wenn man sich in seine Angelegenheiten einmischte. Heute jedoch war er in einer Situation, wo er seine Angelegenheiten nicht mehr alleine würde regeln können, denn seine „Angelegenheiten“ waren unter anderem eine Belagerungsarmee. Er lächelte, als sich Lilith über seinen Bart bescherte und rieb seine Wange erst recht an ihrer. Für einen Moment wollte er sie sogar kitzeln, doch er war vernünftig genug um zu merken, dass dies eher zu seinem eigenen Schaden werden würde, wenn sie sich auf seinem Schoss ruckartig und unkontrolliert bewegen würde.

"Kein Sklave würde sich eine vorschnelle Zunge erlauben. Sie wird ebenso schnell abgetrennt" Darak zuckte mit den Schultern und küsste Liliths Nacken. „Wir haben die Sklaverei aufgehoben. Rhiven kann sagen was immer er sagen will. Wenn er frech wird geb ich ihm eine aufs Maul, von Mann zu Mann.“ Natürlich stellte Darak ihre Beziehung nun etwas einfacher dar, als sie tatsächlich war. Natürlich würde sich Rhiven hier in der Stadt wohl keinen Meter weit bewegen können, wenn er nicht unter Daraks Schutz stehen würde und natürlich würde man ihn einen Kopf kürzer machen, wenn er sich in irgend einer Weise an Darak vergreifen würde. Die Umstände machten Rhiven zum Sklaven und er sich selbst. Vermutlich aber auch, weil die Alternativen ziemlich dürftig waren: Entweder man würde ihn als feindlichen Soldaten hinrichten, oder aber er würde als Kriegsgefangener in irgendeinem Verlies schmoren. An Daraks Seite hatte Rhiven einen ziemlich grossen Aktionsraum. Ja die Aufhebung der Sklaverei...ein neuer Gedanke in Sarma, den man zu leicht vergessen konnte, so flüchtig war sein Konzept noch. Zumindest gegenüber den Menschen. Ehemalige Sklaven und ihre Unterdrücker kämpften im Moment Seite an Seite an den Toren der Stadt. Darak und Vesta hatten sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie man mit möglichen Kriegsgefangenen umgehen würde. Nun gut, die Wahrscheinlichkeit welche zu machen war im Moment ja auch eher gering. Würde man die Dunkelelfen versklaven? Dies könnte zumindest eine gute Übergangslösung sein, um die Sarmaer langsam an eine Gesellschaft ohne menschliche Sklaven zu gewöhnen. War die Wüstenstadt ohne Sklaverei überhaupt denkbar? Die Reformer unter Darak müssten die gesamte Gesellschaft dauerhaft umdisponieren. Ein ziemlich ambitioniertes Ziel für eine eher traditionsliebende Kultur und Stadt, die auf dem Rücken von Sklaven errichtet worden war.

"Wir verhören sie. Lasst das unsere Sorge sein, Herr. Sollten wir etwas Nützliches für das Wohl Sarmas herausfinden, geben wir es natürlich an Euch weiter. Aber gewissen Informationen sind ... persönliche Interna." Darak schnaubte und ballte seine Pranke zur Faust. Es gefiel ihm nicht, dass man ihm Informationen vorenthielt. „Und was, wenn die Brüder und Schwester, die ihr Foltert und Verhöhrt, meine eigentlichen Freunde sind und ihr der Feind? Wie soll ich Freund und Feind unterscheiden? Wohl kaum anhand der Grösse von Titten, oder?“ Er war noch immer mehr als nur sauer, dass die Wüstendiebe sich erdreistet hatten sich so nahe an eine von Daraks Vertrauten zu schmiegen, selbst wenn Lilith sie eigenhändig darum gebeten hatte. Er hätte doch darüber informiert werden müssen! Aber wie nur, wenn er doch auf einem Drachenrücken gekämpft hatte? Er seufzte und winkte ab. „Ich deute die Tatsache, dass Lilith und ich noch leben schon mal als Beweis eurer Vertrauenswürdigkeit. Was denkst du, wie gross ist die Gefahr von Innen?“ Darak hörte sich Suleikas Geschichte schweigend zu und verzichteten auf jeglichen Kommentar. Es war zu offensichtlich, dass die Wüstendiebe diese Chance für sich genutzt haben und Darak konnte es ihnen kaum verübeln. Aktuell musste Darak sich eingestehen, dass er sich seine Freunde nicht aussuchen konnte.
Zum ersten Mal reagierte Darak sichtlich entnervt auf einer von Rhivens Kommentare. "Da draußen tobt eine Schlacht und Ihr denkt nur and Ficken ... Herr." „Was bist du nur für ein Aufmerksamer Sklave, Rhiven! Ich würde wohl charakterlich noch gänzlich verkommen, ohne deine sinnvollen Kommentare!“ Knurrte der Befreier verstimmt und rollte mit den Augen. Rhiven hatte es vermasselt. Nun konnte er nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob Suleika ihn wirklich verstanden hatte oder ihre Schlüsse aus Rhivens Reaktion gezogen hatte. Darak verlor nicht gern und im Grunde ärgerte er sich gerade über sich selbst, weil er so einen plumpen Versuch unternommen hatte und gänzlich damit gescheitert war.

"Ihm gefällt Eure Idee meines Missbrauchs nicht. Folgt er Euch aus Liebe?" Darak bleckte gereizt die Zähne. “Seine Empfindungen haben dich nicht zu interessieren, meine hingegen schon. Ich bin nicht sonderlich angetan davon, dass die Diebesgilde sich an meine Vertrauten schmiegt. Klebt auch so eine auffällig unauffällige Person an Almas ausladendem Hintern?! Ich habe vielleicht nicht sonderlich viel Handlungsspielraum, aber ich werde nicht zulassen, dass man mich in meinem eigenen Herrschaftszentrum nicht respektiert!“ Tatsächlich war der Respekt ein teures Gut in Sarma. Wenn an dieses verlor wurde man zum Spielball der verschiedenen Gruppierungen. Darak hatte nun wirklich schon genügend andere Probleme. Allerdings war Darak mehr Sarmaer als Pelgarer und so wusste Suleika, dass Darak es sich nicht leisten konnte, leere Drohungen auszusprechen...

Sein Zorn legte sich etwas, als Lilith ihn ansah und ihn mit einem Kuss besänftigte. Er atmete tief durch, sprach doch vor allem seine Sorge durch seinen Ärger. Danach nahm auch endlich seinen ersten Schluck Tee, nachdem Lilith die Tasse die ganze Zeit für ihn gehortet hatte. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er zuletzt was getrunken hatte, sein Magen signalisierte ihm, dass es höchste Zeit dafür war, denn die Flüssigkeit breitete sich wohlig in seinem Leib aus.
"Wir sind in der Lage, Cassandras Aufewnthaltsort ausfindig zu machen. Tatsächlich ... ist es genau dieses Wissen, das ich Euch jetzt schon anbieten kann, Befreier von Sarma. Ich werde es Euch nicht nur anbieten, sondern ohne den Wunsch auf Gegenleistung offenlegen." Darak rieb sich augenblicklich seine Nasenwurzel und danach sein linkes Auge. Er ahnte schon was ihm nun offengelegt werden würde: Etwas völlig nutzloses. Gute Informationen waren schliesslich nie umsonst, selbst unter Freunden nicht. Nicht in Sarma.

"Die Meisterin der Flammen sitzt in einem Verlies in Morgeria." „Na Herrlich“. Brummte Darak, obwohl er sich insgeheim fragte, wie den Dunkelelfen dieses Kunststück gelungen war. „Da waren wohl auch nicht alle Novizinnen der Herrin treu ergeben, wie?“ Er konnte sich nicht vorstellen, wie Cassandra sonst zu knacken gewesen wäre. Hätte er es sich vorstellen können, bei Lysanthors Eiern er hätte versucht sie zu versklaven. Die Welt von damals konnte froh sein, dass Darak nicht gut im Intrigenspiel war, ansonsten hätte er wohl noch grössere Fische an Land gezogen und noch spektakulärere Sklaven gefangen. Er schnaubte. Cassandra schied somit als kurzwirksame Hilfe aus, ausserdem glaubte er nicht, dass irgendjemand in Sarma die nötigen Mittel und Kontakte hatte, sie dort rauszuschleusen.

„Was ist mit dem Rest der Akademie?“ Darak griff nach jedem Strohhalm. „Was mit den Wüstenechsen? Gibt es irgendeiner auf dieser Insel oder auf dem Festland, der uns überhaupt helfen kann? Andunie? Jorsan? Mantron? Estria? Cattie? IRGENDWER?!“ Das Huhn streckte ihren Kopf aus dem Helm, doch für einmal meinte er nicht sein liebstes Huhn, welches sich sicherlich gackernd für ihn in die Schlacht werfen würde, sondern ihr menschliches Vorbild, die Piratin. Darak öffnete und schloss nervös die Faust, Lilith konnte seine Körperspannung förmlich spüren. „Die Wüstendiebe haben Grösstenteils mit dem Widerstand kooperiert, unter den Dunkelelfen werdet ihr wohl oder übel keine Zukunft haben. Die Dunklen sind hochmütig genug, dass sie glauben auf euer ehrenwertes Netzwerk verzichten zu können und ihr eigenes anzulegen, glaub mir. Wenn du also etwas für mich hast, dann spuk es aus. Abrechnen können wir nach dem Krieg, sofern wir noch leben. Ansonsten korrespondiere künftig mit Vesta.“ Im Gegensatz zu ihm, war sie eine Meisterin in diesem Spiel. Es ärgerte ihn, dass die Wüstendiebe sein mangelndes diplomatisches Talent ausnutzten und nun ihn belagerten.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Januar 2016, 06:32

Wäre Lilith nicht eine so friedvolle Elfe, zart und dennoch quirlig, sie gäbe eine wunderbare Assassinin ab. Denn niemand kam dem Befreier von Sarma so nahe wie sie und oh, sie bräuchte jetzt nur eine verborgene Klinge zu ziehen und ... aber es war Lilith Blütentau. Sie hatte sich in den Mann verliebt, auf dessen Schoß sie nun saß. Sie spielte ihm nichts vor, weder in ihrer Liebe noch in ihrem Charakter. Es gab keinen Grund, paranoid zu werden. Denn auch sie hätte oft genug Gelegenheit gehabt, Daraks Leben zu beenden. Nein, hier spielte zu viel Vertrauen mit. Die spitzohrige Schönheit mochte mit Männerherzen spielen, wenn es darum ging, einen Spender zu finden, aber mit Daraks Herz spielte sie nicht.
Umgekehrt war es schon eher der Fall. Der Befreier verlangte ihr viel ab und forderte zugleich noch eine Dreiecksbeziehung, da er sie weder ganz für sich eroberte, noch Constanze überließ. Die Amazone. Sie kämpfte noch immer irgendwo vor den Toren. Das war der Stand der Dinge. Jenen, den man Lilith mitgeteilt hatte. Ob Suleika da mehr wusste? Vermutlich nicht. Sie war als Spionin innerhalb der Mauern eingesetzt, nicht davor und sicherlich nicht auf dem Schlachtfeld. Dafür besaß sie nicht die nötige Finesse. Aber ihr waren andere Eigenschaften zu Teil. In erster Linie legte sie deutlich mehr Aufmerksamkeit an den Tag als die meisten. Wo sich Darak bereits teilweise einer Schmuserei mit seiner Liebsten hingab und Rhiven sich halb abgewandt hatte - er lauschte wohl immer noch, aber schaute nicht mehr hin - da ruhte das dunkle Augenpaar der Sarmaerin weiterhin auf allen Anwesenden. Sie erfasste deren Bewegungen, analyisierte ihre Gesten und prägte sich besonders die Worte ein, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren. Nicht alles mochte sie erreichen, aber sie nahm auf, was sie kriegen konnte. Sie war die Gefährlichste hier, wenn sich Darak schon einer Paranoia hingeben wollte.
Trotz allem sprach Suleika relativ offen mit ihm, auch über seinen Sklaven. Oder Nicht-Sklaven. Darak dementierte hier ja bereits, dass es überhaupt noch ein Sklaventum gab. Sobald der Krieg mit den dunklen Völkern vorüber wäre, würden ihm viele wegen dieser Entscheidung auf den Helm steigen. Vor allem der Adel müsste sich entgegen jeglicher Gewohnheit neu arrangieren. Auf ihn und auch Vesta käme einiges zu. Wie war ihre Meinung eigentlich zu dem Thema? Das hatte er sie nicht gefragt. Im Moment gab es Wichtigeres, aber im Moment genoss ein Dunkelelfen-Kriegsgefangener einen sehr offenen Sklavenstatus - wenn er denn wollte. Er wollte nicht. Auch das fiel Suleika auf, die ihren Kopf in eine leichte Schieflage brachte, während ihre Augen über Rhivens durchaus ansehnliche Gestalt wanderten. Und obgleich sie immer wieder die elfische Kehrseite musterte, blieb ihr Fokus wachsam beim Gespräch mit dem Befreier.

"Fällt es Euch so schwer, Freund von Feind zu unterscheiden, Befreier?", säuselte sie mit plötzlich scharfer Zunge. Ihre Hände glitten zu der Karaffe, in der sich der Schwarztee befand. Sie schenkte ein, als hätte sie alle Zeit der Welt. Lilith lächelte ihr zu, entnahm Darak dann seinen Becher und reichte ihn ihr. Suleika füllte auch dort nach. Der Tee würde kaum vergiftet sein. Sie trank ihn schließlich auch. Sogleich beherzigte sie dies auch und genehmigte sich einen Schluck. Wieder wanderten ihre Augen über den Rand des Bechers hinüber zu Rhiven. Noch bevor sie das Gefäß absetzte, hatte sie schon wieder den Schleier vor ihren Mund gelegt. Darak bekam das Lächeln dahinter kaum wirklich zu sehen.
"Der Feind ist vor den Toren. Ich gebe zu, angesicht Eures Begleiters fällt es Euch offenbar wirklich nicht allzu leicht, aber das Bündnis, das Ihr mit dem Adel, dem Militär und uns eingegangen seid, sollte Bände sprechen." Falls Darak Luthrokar in seinem Leben jemals die Historie der Wüstendiebe recherchiert hatte, so konnte er tatsächlich auf ein Wissen zurückgreifen, das ihm jetzt vielleicht half. Der Kern dieser Diebesvereinigung, die hohen Tiere mit Macht unter ihnen, gaben nicht leichtfertig Bündnisse heraus. Der Grund hierbei lag, dass viele von ihnen - im Grunde ziemlich alle - einen persönlichen Ehrenkodex besaßen. Ein Bündnis war wie ein Geschäft. Sie standen demnach im Zeichen der Göttin von Händlern und Dieben: Manthala. Und eine Göttin hatte man nicht zu verärgern. Es war also immer das Beste, Vereinbarungen einzuhalten. Tatsächlich hielten sich die meisten - die wichtigen - Wüstendiebe an dieses ungeschriebene Gesetz, wenn auch nicht ohne Hintertürchen. Der Trick lag in der Formulierung von Handelsabkommen und Bündnissen. Jedes noch so kleine Wort zu seinem Vorteil nutzen, um sich in einer brenzligen Situation herauswinden zu können, ohne als Vertragsbrecher zu gelten, das behielt sich jeder Dieb vor. Die kleinen Fische mochten offen betrügen, hintergehen, sich nicht an Vereinbarungen halten, aber solche Gesellen überlebten nicht lange. Wenn ihr Handelspartner ihnen keine Klinge in den Hals stieß, so machte es ein vom Bund der Wüstendiebe beauftragter Meuchler. Das war Sarmaer System. Es ... funktionierte. Irgendwie.
Rief sich Darak all das bewusst ins Gedächtnis, musste er zugeben, dass er an diesem Punkt der Geschichte nur zwei Pfade beschreiten konnte. Der eine führte ihn neben den Wüstendieben her, auf dem anderen stellte er sich gegen sie. Beides würde Konsequenzen haben.

Darak entschied sich offenbar für den Weg des Vertrauens, als er abwinkte. Suleika lächelte, dass es ihre Augen erreichte. Diese blitzten auf. Dann neigte sie demütig ihr Haupt. "Die Gefahr von innen mag es geben. Falls ja, ist sie momentan allerdings eher gering. Selbst Eure inneren Feinde haben gerade die Zeit noch die notwendigen Ressourcen, um sich Euch oder der heimlichen Stadtherrin - ihren Beratern - erfolgreich zu nähern. In dieser Hinsicht müssen wir den dunklen Angreifern danken." Ihr Blick glitt erneut zur Rhiven. Ungeniert musterte sie dessen Hintern, bis er sich umdrehte und eine der geschwungenen Brauen anhob. "Sie lenken wahrlich ab." Ein Glucksen entkam dem Schleier, als sich Darak und Rhiven gegenseitig ein wenig anmäkelten. Der Elf schritt dabei etwas näher an die Sitzgruppe heran. "Oh ja, was tätet Ihr nur ohne mich? Vermutlich gebraten im Sand liegen..." Sein Lerium klang befremdlich an diesem Ort. Erweckte es deshalb Faszination, sowohl in Suleika als auch in Lilith?
Die Elfe schaute ihre Lehrmeisterin fragend an. "Oh, seine Sprache hört sich auch wundervoll an. Ob Ihr mir diese ebenso beibringen könntet, Suleika?"
"Nein", antwortete die Sarmaerin. Lilith lehnte sich unter einem bedauernden Seufzen zurpck, drehte den Kopf zu Darak und küsste ihn. Dieses Mal auf die andere Seite seines Gesichts, wo sein gesundes Ohr das leise Wispern als einziger vernahm: "Das kam zu schnell. Sie versteht ihn." Auch Lilith spielte. Und sie hatte ihre Schaustellermaske aufgesetzt.
Sie alle hatten sich Würfel, ein Kartendeck und Spielsteine genommen. Sie saßen gemeinsam um ein Brett herum. Das Problem war, dass jeder ein eigenes Handbuch der Regeln zu nutzen schien. Nun gut, bis auf Darak. Er saß einfach dabei und versuchte wie so oft in seinem Leben zu improvisieren. Alle anderen machten durch ihre Unauffälligkeiten einen so auffälligen Eindruck, das Spielchen zu beherrschen, dass man sich ganz verloren fühlen konnte. Sicherlich wussten sie alle, dass hier jeder sein Süppchen kochte. Doch eine Regel befolgten sie alle: In der Hinsicht wurde es akzpetiert. Niemand sprach das Spiel eines anderen derart offen an. Das war ohnehin nicht nötig. Vorausgesetzt, man hatte einander bereits wirklich als Spieler entlarvt.
Für Darak blieb es gut, skeptisch zu sein. So musste er Suleika aus der Resver locken, auch wenn es nicht einfach wurde. "Vergesst nicht, Befreier. Es war Eure Gefährtin, die wünschte, dass sich eine der unseren liebevoll an ihren Busen schmiegt. Solange ich nicht an ihren Knospen sauge, habt Ihr doch nicht zu befürchten ... oder ..." Suleikas Stimme nahm erneut dieses verführerische Säuseln an. "... würde es Euch vielleicht gar gefallen?" Sie leerte ihren zweiten Becher Tee. "Wir haben nun einmal gern viel im Blick. Wenige von uns sind als Frontalkämpfer einsetzbar, also nutzen wir die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Seht es weniger als ein Aushorchen, als dass Ihr es fälschlicherweise bezeichnet, Befreier. Interpretiert unsere wachen Augen und Ohren als schützenden Wächter über Personen, die von höchster Wichtigkeit sind. Jedenfalls für Euch. Ich hoffe aber, Ihr vergesst hierbei nicht, wem Ihr untersteht - ebenso wie wir. Es ist nicht Euer Herrscherssitz." Sie nahm sich mehr heraus als es der Anführer der Wüstendiebe getan hatte. Ganz unrecht hatte Suleika damit aber nicht. Vesta regierte die Stadt. Darak mochte Unmengen für Sarma getan haben, aber einen ähnlichen Teil trugen jetzt auch die übrigen Parteien unter Vestas führender Hand bei. Das Militär kämpfte. Die Wüstendiebe spähten aus und der Adel? Nun, der wäre spätestens am Zug, wenn die Schlacht erst einmal gewonnen war. Im Innerpolitischen kannten sie sich aus. Vielleicht knüpften sie jetzt bereits Kontakte, so weit es ihnen möglich war. Das sollte Darak doch auch noch für Vesta herausfinden.

Wenigstens eines hatte er inzwischen herausgefunden. Cassandra, die Feuerhexe von Sarma, befand sich in Morgeria. Das sagte zumindest Suleika. Das war das erarbeitete Wissen der Wüstendiebe. Interessanterweise reagierte Rhiven offener auf die erhaltene Information als Darak. Der Dunkelelf hatte bis auf die Nennung seines Heimatortes bestimmt nichts verstanden, aber es gereichte ihm, um sich nun doch zu setzen. Er ließ sich nicht direkt im Kreis der Gruppe nieder, sondern auf einem der Polsterkissen am Rand, aber er setzte sich. Von dort aus beobachtete er die Runde aufmerksam und wagte sogar, Darak eine Frage zu stellen, die Suleika sogleich wieder den Blick auf ihn heften ließ: "Sie sagte Morgeria. Was ist los?"
"Fehlt Euch Eure Heimat, Elf?", erkundigte sich die Spionin. Rhiven schnaubte ihr nur entgegen. So widmete sie sich wieder Darak. "Die Loyalität ihrer Novizen konnte nicht auf die Probe gestellt werden, Befreier. Cassandra reiste allein nach Morgeria, keine Stunde nachdem die Stadt erobert worden war. Ihre Magier ließ sie hier zu Verteidigung. Ihr Vertrauen in die hohe Kunst der Feuermagie war wohl zu hoch ... auch hinsichtlich Morgeria muss sie sich überschätzt haben, wenn sie dort nun festgehalten wird." Die Fragen, die Darak nun stellte, überraschten Suleika nicht. Jedenfalls zuckte sie nicht einmal mit der Wimper, antwortete sogar recht schnell, als hätte sie bereits damit gerechnet. "Ihr wart doch an den Mauern. Habt Ihr Cassandras Magier nicht gesehen? Alle, die noch zur Verfügung stehen, kämpfen für ihre Freiheit. Sie kämpfen für Euch und für Sarma. Aus ihren Reihen ließe sich vielleicht jemand für eine Rettungsmission der Flammenhexe entbehren. Einer. Vielleicht. Befreier, wir brauchen die geballte Feuerkraft. Der Drache allein wird uns nicht retten." Sie holte Luft. In diesem Moment überging sie mit einem leicht amüsierten Schnaufen den verzweifelten weiteren Fragen nach Verbündeten wie den Echsen, Andunie oder Mantron. Darak versuchte wirklich alles, suchte Hilfe in jeder noch so kleinen Nische. Unglücklicherweise zählten die von ihm hinterfragten Nischen nicht gerade zu den Verbündeten einer Sklavenstadt. Die Wüstenechsen waren Nomaden. Sie mochten im Sand handeln, aber ansonsten hielten sie sich von Sarma fern. Es interessierte sie nicht, was die Menschlinge trieben, solange sie sich aus ihrem Territorium fernhielten. Das mochten die flügellosen Zweibeiner mit ihren großen Drachenverwandten gemein haben. Andunie war sicherlich noch der nächste Kontaktpartner, aber Andunie schätzte den Sklavenhandel nicht. Einer der wenigen Handel, den die Stadt des Handels verabscheute. Ähnliches galt für Jorsan. Vielleicht wäre von Grandessa Hilfe zu erwarten und Mantron? Ha, die Insel der Tapferen und Freien. Jene Männer, die sarmaer Schiffe zum Kentern brachten, um deren Sklaven an den Rudern zu retten. Notfalls mit einem seligen Ende in Venthas eiskalten Wassern. Es stand wirklich schlecht um Verbündete für die Wüstenstadt. Um mehr kristallisierte sich eine bittere Wahrheit heraus. "Morgeria mag weit fort sein, aber wir brauchen Cassandra und zwar wieder in ihrer Heimat. Sie und der Drache könnten gemeinsam retten, was keiner von beiden allein schafft. Werdet Eurem Namen gerecht, Befreier, und holt sie uns. Stimmt dem zu und Ihr werdet noch heute Nacht Unterstützung erhalten."
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Samstag 9. Januar 2016, 12:37

"Fällt es Euch so schwer, Freund von Feind zu unterscheiden, Befreier?" Darak biss sich fest auf die Zähne, so dass sich seine Kiefermuskulatur anspannte. Ein Knirschen untermalte seine Anspannung, als er seinen Kiefer malmend vor und zurückbewegte. Unruhig trommelte er mit seinem Finger auf seinen Oberschenkel. Es behagte dem Befreier nicht hier rumzusitzen und zu Quatschen, während draussen die Schlacht tobte, zumal langsam aber sicher die Kräfte beider Seiten schwinden mochte. So verbissen der Krieg auch war, Hitze, Anstrengung und Tod forderten ihren Tribut.

Darak war zwar kein Soldat, war nie einer gewesen und hielt sich eigentlich auch nicht geeignet für eine militärische Laufbahn, aber da draussen Kämpften „seine“ Leute und diese Leute betrachteten primär ihn als ihren Anführer, selbst wenn er dies genau genommen gar nicht war. Doch wer waren diese Leute überhaupt? Ehemalige Sklaven, Betrüger, Diebe, Adlige, Grossgrundbesitzer, Händler, einfache Bürger, Prostituierte, Amazonen und Bürgerliche. Bei den Sarmaern handelte es sich nicht unbedingt um eine Gesellschaft, der man lange Nachtrauern würde, genossen sie doch in Celcia unter den Menschen eher einen bescheidenen Ruf. Ganz anders die Andunier, Jorsaner oder Sintroner. Darak war gewissermassen doppelt gestraft, denn er war gebürtiger Pelgarer und Wahlsarmaer. Beide Völker litten nun definitiv nicht an einem Sympathieüberschuss. Diesbezüglich war es eigentlich erstaunlich, dass er sich so gut als Symbolfigur des Widerstands hielt...ach ja und dann war er noch ein Verdammter, die mochte im Grunde ohnehin niemand. Letztlich hatten ihn die Umstände zu dem gemacht was er war... und naja... Sarma hat auch keine allzu grosse Wahl gehabt. Also ja, ja es war für ihn schwierig, Freund von Feind zu unterscheiden, denn er fürchtete, dass dieser Status sehr Zeit und Lageabhängig war. Sollten sie tatsächlich Siegreich sein, würde Darak sich wohl schnell aus der Öffentlichkeit zurückziehen müssen, weil er garantiert innert kürzester Zeit von der Symbol- zur Reizfigur werden würde. Zum Glück strebte Darak keines Wegs eine politische Laufbahn an. Er träumte eher nach wie vor von seiner kleinen Hühnerfarm... wirklich, er war wirklich zu alt für diese ganze Scheisse hier!

Darak griff sich den Tee und nahm einen grossen Schluck. Man musste die Zeit zum Trinken nutzen, denn er würde bald wohl wieder in der Sonne stehen, zumindest wenn es nach ihm ging.
."Der Feind ist vor den Toren. Ich gebe zu, angesicht Eures Begleiters fällt es Euch offenbar wirklich nicht allzu leicht, aber das Bündnis, das Ihr mit dem Adel, dem Militär und uns eingegangen seid, sollte Bände sprechen." Der Befreier nickte. „Es ist ein überdeutlicher Ausdruck unserer Not.“ Im Grunde war das Bündnis nichts anderes als ein innerer Burgfrieden. Man musste das Land schützen, auf welchem man normalerweise seine individuellen Kriege durchführte.

Aber letztlich waren sie eben auch ein Volk von Geschäftsmännern und da zählte die persönliche Reputation. Sogar kriminelle Organisationen wie die Diebesgilde hielten sich in der Regel an diesen Kodex. Ein Vertrag war ein Vertrag und der wurde erfüllt. Von daher konnte sich Darak diesbezüglich ein gewisses Mass an Vertrauen gegenüber den einzelnen Akteuren erlauben. In Sarma ging es intrigant und wüst zu und her, aber alle hielten sich an gewisse Regeln. Die Dunkelelfen hingegen standen aussen vor und darum würden gegen sie alle Mittel legitim sein, zumindest sah dies Darak so. Hinsichtlich seinem Ausrutscher gegenüber dem ehemaligen Besatzungsführer verspürte er deswegen noch immer keine Reue... ihm tat es nur um Lilith leid. Sicherlich, irgendwann hätte er ihr seine Geschichte beichten müssen, doch sie hatte die Wahrheit auf eine so rohe und brutale Art und Weise erleben müssen. Vielleicht war ihre Unbeschwertheit ihre Form des Schutzes. Jeder Mensch, hatte seine eigene Strategie, wenn es um Extremsituationen... und was Extremsituationen betraf, da hatte Darak sich offensichtlich eine Saisonkarte gelöst.

"Die Gefahr von innen mag es geben. Falls ja, ist sie momentan allerdings eher gering.“
„Gut zu wissen und sollte irgendjemand vergessen, mit wem sie sich anlegen, dann können sie sich ja die Überreste von Ach'ray Da'rion ansehen... wo auch immer der jetzt gerade liegt.“ Brummte der Befreier wütend und bemerkte erst jetzt, welchen Stich er damit wohl Lilith gerade versetzt haben musste. Verdammt! Lilith hatte gesehen, was er mit diesem Elf gemacht hatte... Drogen hin oder hier, die konnten doch nichts in einem Menschen hervorbringen, was als Anlage nicht schon vorhanden war und Lilith hatte danach auch die ganze Wahrheit über ihren Verliebten und die Zahl 44 in Erfahrung gebracht. Vielleichte mochte die Hinrichtung des Elfen selbst für Lysanthor legitim gewesen sein, die Art und Weise hingegen war eine sehr schwere Sünde gewesen...Ein möglicher Ausweg war immer noch die Busse, wenn er denn lange genug überlebte. Zum Glück hatte er noch nicht zu viel Zeit gehabt, auch über diese Dinge nachzudenken. Nie hätte er gedacht, dass noch so viel Mörder und Foltermeister in ihm steckte... Er starrte grimmig auf sein Knie und schloss für einen Moment die Augen, während er sich müde die Stirn rieb. „Tut mir leid.“ Hauchte er leise zu seiner Liebsten, ehe er bemerkte, dass sie ihn möglicherweise gar nicht verstanden... aber alleine schon die Nennung des Namens... Er seufzte abermals.
Sicherlich hatte sich auch dieser Teil der Geschichte bereits in ganz Sarma herumgesprochen. Wenn er Glück hatte, würden viele der eigenen Leute diese als Schauergeschichte abtun. Es war nicht unbedingt einfach zu akzeptieren, dass der eigene Stadtheld und Befreier gleichzeitig auch ein übler Foltermeister war.

“Selbst Eure inneren Feinde haben gerade die Zeit noch die notwendigen Ressourcen, um sich Euch oder der heimlichen Stadtherrin - ihren Beratern - erfolgreich zu nähern. In dieser Hinsicht müssen wir den dunklen Angreifern danken." Er nickte zustimmend. Dies hiess natürlich nicht, dass die inneren Feinde sich nicht auch schon damit beschäftigten, möglichst viele Schlingen für die jetzige Regierung auszulegen.
"Sie lenken wahrlich ab." Darak hob ebenfalls eine Augenbraue und grinste Rhiven gehässig an. Falls er sein Maul weiterhin soweit aufreissen sollte, würde er ihn Suleika möglicherweise mal ausleihen... oder Alma. Was ihn letztlich für einen kurzen Moment auf die verstörende Frage führte, ob Alma überhaupt sowas wie ein Sexleben besass. Er beschloss für sich selbst, dass er nicht alles über diese Frau wissen musste. Ausserdem wusste er, dass sie ja Kinder hatte... Er schauderte. Es war nicht unbedingt ihre Fülle, die ihn abschreckte...sondern...Alma halt. Darak zog seine Augenbrauen augenblicklich zusammen, als Rhiven irgendetwas in seiner Sprache vor sich hingrummelte. Er schnaubte. Wenn Rhiven unbedingt ein Sklave sein wollte, sollte er nicht bei der ersten kleinen Massregelung gleich wie ein gerupftes Huhn herumgackern.

"Oh, seine Sprache hört sich auch wundervoll an. Ob Ihr mir diese ebenso beibringen könntet, Suleika?" Darak rieb sich müde die Stirn. Irgendwie tat Liliths Unbeschwertheit ja gut, aber wie bei allen Göttern konnte sie das was ausserhalb dieses Palastes abging, so konsequent ausblenden? Er beneidete sie heimlich um diese Fähigkeit. Doch Suleika enttäuschte sie diesbezüglich.

"Das kam zu schnell. Sie versteht ihn." Darak liess sich nichts anmerken, bestätigte aber ihre Anmerkung mit einem weiteren Kuss auf ihre Schulter. Wer Lerium sprach, hatte mit Dunkelelfen Kontakt. Die Frage war nur, wann hatte sie den gehabt, mit wem und zu welchem Zweck? Darak konnte schon lange nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden und schon gar nicht mehr zwischen Vernunft und Paranoia. Suleika hatte eine Vorgeschichte, sie konnte Leirum auch lange Zeit vor der Invasion gelernt haben... Darak wusste nicht, ob die Wüstendiebe noch Kontakte zu Dunkelelfen hatten und wenn ja, welcher Art. Auch die Dunkelelfen waren schliesslich keine homogene Masse, die alle brav die offiziellen Interessen verfolgten, Rhiven war doch dafür das Beste Beispiel. War er das? Darak musste sich erneut ins Bewusstsein rufen, dass er viel zu wenig über diesen Elfen wusste und es eigentlich eine weitere Torheit war, ihn an allen planerischen Dingen teilhaben zu lassen.

"Vergesst nicht, Befreier. Es war Eure Gefährtin, die wünschte, dass sich eine der unseren liebevoll an ihren Busen schmiegt. Solange ich nicht an ihren Knospen sauge, habt Ihr doch nicht zu befürchten ... oder... würde es Euch vielleicht gar gefallen?" Darak hob eine Augenbraue und legte seinen Kopf schief. Er sah Suleika direkt an. Nun war er froh, dass Lilith seine Antwort nicht verstehen konnte: „Das gefiele mir durchaus, würde euch das Probleme bereiten?“ Gab der Befreier zurück und hob eine Augenbraue. Gegenüber von Provokationen war Darak relativ Immun. Er hatte lange genug am untersten Rand der Gesellschaft gestanden, um so ziemlich jede Beleidigung mindestens einmal gehört zu haben. Ausserdem wollte Darak auch nicht nur den leisesten Anschein erwecken, dass er über irgendeine Frau erpressbar sein würde – leider war diese Strategie relativ sinnlos, weil offensichtlich war, wie viel ihm seine Leute bedeuteten, ja sogar sein Huhn! Darak versuchte wirklich mitzuhalten, was dieses seltsame Spiel betraf, doch seine Züge waren eher von sehr rudimentärer und grober Natur. Sein Einziger Vorteil war, dass er nicht immer berechenbar war und zu Überraschungen neigte.

"Wir haben nun einmal gern viel im Blick. Wenige von uns sind als Frontalkämpfer einsetzbar, also nutzen wir die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Seht es weniger als ein Aushorchen, als dass Ihr es fälschlicherweise bezeichnet, Befreier.“ „Mhmmm...“ Brummt er und strich sich über seinen kratzigen Bart. Für einen Moment hing der Befreier seinen eigenen Gedanken nach und hörte nur mit halbem Ohr zu. “Interpretiert unsere wachen Augen und Ohren als schützenden Wächter über Personen, die von höchster Wichtigkeit sind. Jedenfalls für Euch. Ich hoffe aber, Ihr vergesst hierbei nicht, wem Ihr untersteht - ebenso wie wir. Es ist nicht Euer Herrscherssitz." Jetzt hatte sie wieder seine gesamte Aufmerksamkeit. Was soll das heissen?!

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und für einen Moment kam ihm sogar der wahnwitzige Gedanke, dass sogar Vesta ihn aushorchen lassen könnte. IHR war es definitiv zuzutrauen und er wäre irgendwie auch enttäuscht, wenn es anders wäre. Vesta liess in der Regel nichts anbrennen und sorgte dafür, dass sie möglichst alle Akteure an der Leine hielt. In ihrer aktuellen Situation war sie noch mehr auf diese Fähigkeit angewiesen, denn sie brauchte Schutz nötiger denn je.

„Natürlich tut sie das und niemand sollte an meiner Loyalität ihr gegenüber zweifeln. Wer das tut, kennt mich schlecht... aber was eure Einheiten betrifft, die sich so unauffällig und einfach wichtigen Objekten oder Personen nähern können...“ Er nahm einen Schluck Tee. „Läge es im Rahmen der Möglichkeit ein paar eurer Leute für einen kleinen Einsatz zu entbehren? Die Schlacht konzentriert sich auf die Tore, vermutlich ist die Anlegestelle der Dunkelelfen nur rudimentär bewacht... wenn wir ihre Transportschiffe in Brand stecken und sie um ein paar Vorräte erleichtern, sowie ihre Nahrung verderben... könnten wir möglicherweise etwas Schwung aus ihrem Angriff nehmen, da sie sich aufteilen müssen, um ihr Lager zu sichern. Wir haben keine andere Wahl, als ihnen kleine Nadelstiche zu versetzen, wo immer möglich. Übermittelt diesen Vorschlag, wem immer ihr das übermitteln müsst und setzt euch mit Kahn ben Issam in Verbindung, er soll letztlich darüber entscheiden, ob er das Manöver durchführt.
Ihm fiel auf, dass es sinnlos war, sich nach der Unterstützung von Andunie zu erkundigen, denn Rhiven hatte während des Verhörs bereits angegeben, dass die Stadt gefallen war, genau so wie Pelgar. Pelgar! Unglaublich... Sie hatten es hier mit einer gigantischen Invasion zu tun. „Bei Lysanthors....“ Er sollte ihn wirklich nicht beleidigen. Nicht nach seiner Nahtoderfahrung. „ ...Muskeln, diese Bastarde können doch nicht überall sein!“ Er verstummte für einen Moment und blickte Rhiven an. „Sie können nicht überall sein...“ Wiederholte er, diesmal in celcianisch und studierte den Dunkelelfen schweigend. Dann hakte er nach. Rhiven hatte auch von menschlichen Verbündeten der Dunkelelfen gesprochen und Kahn Ben Issam hatte sofort auf Grandessa getippt. „Kontaktiert Jorsan. Tut es einfach. Wir sind keine Sklavenstadt mehr, wir sind das befreite Sarma. Irgendeiner unserer Adligen wird doch wohl einen guten Draht zum königlichen Hof zu Jorsan haben...“

Er räusperte sich schliesslich. „Vesta mag die Stadt regieren, doch sie ist an den Palast gebunden. Ich bin euer einzige Mann, der in der Lage ist mit allen drei Lagern zu kommunizieren und ihnen Kooperationen vorzuschlagen. Erfahrungsgemäss denkt jede Partei ausschliesslich für sich selbst und in seinem eigenen Rahmen. Aber wie ich eben schon erwähnte...wir sind nicht mehr das alte Sarma...“ Darak war nicht nur eine Symbolfigur, er war auch ein Brückenbauer, denn er hatte alle wichtigen Akteure Sarmas an einen Tisch gebracht und ihm hatten sie zugehört. Dies galt auch für Vesta, doch ihr gegenüber besass er den Vorteil flexibel und ein Mann zu sein. Letzteres war in Sarma nicht unbedingt unbedeutend.

Darak beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sich Rhiven hinsetzte und seltsamerweise war er irgendwie sogar stolz auf seinen Nicht-Sklaven, weil er es endlich mal schaffte sich ein bisschen zu entspannen. Denn auch Rhiven war nicht unsterblich und war bei ihrer Frontaktion ebenfalls vom Drachen gefallen, ohne dass er sich danach gross ausgeruht hätte. Tatsächlich wusste er nicht einmal, wie man Rhiven eigentlich erwischt und gefangengenommen hatte...
"Die Loyalität ihrer Novizen konnte nicht auf die Probe gestellt werden, Befreier. Cassandra reiste allein nach Morgeria, keine Stunde nachdem die Stadt erobert worden war.“ Darak runzelte die Stirn und wechselte wieder auf celcianisch. „Was hat sie sich dabei nur gedacht? Glaubte sie wirklich, sie könnte munter nach Morgeria spazieren und dort allen ordentlich einheizen?!“ Erstaunlich, solche Pläne stammten sonst für gewöhnlich von ihm...
“Ihre Magier ließ sie hier zu Verteidigung. Ihr Vertrauen in die hohe Kunst der Feuermagie war wohl zu hoch ... auch hinsichtlich Morgeria muss sie sich überschätzt haben, wenn sie dort nun festgehalten wird." „Mhrmm“ Das Interesse der Wüstendiebe an Cassandra war doch auffallend gross, wenn man bedachte, dass sie Momentan unerreichbar weit weg war. Nun Cassandra als Schuldnerin zu haben war sicherlich kein schlechtes Motiv. Wüstendiebe befreiten niemanden, ohne dass diese Befreiung auch in Rechnung gestellt wurde. In Sarma gab es nichts umsonst. Die Frage war nur, warum Cassandra ihnen ausgerechnet jetzt so wichtig war.

"Ihr wart doch an den Mauern. Habt Ihr Cassandras Magier nicht gesehen?“Darak rieb sich über seine Finger. „Ja, sie werden wohl kaum für mich kämpfen.“ Darak Luthrokar war der Magiergilde lange ein Dorn im Auge gewesen und Cassandra hatte jeweils keine Möglichkeit ausgelassen ihm Schwierigkeiten zu bereiten. Schade eigentlich, denn sie war nicht nur äusserst schön, sondern auch temperamentvoll...eigentlich entsprach sie genau Daraks Frauengeschmack. Aber im Gegensatz zu Vesta würde Cassandra ihn nicht nur an den Eiern packen, sondern sie gleich kochen... und das behagte ihm nicht. Es war ohnehin bezeichnend für ihn, dass er allen weiblichen Kontakten eine Gewisse Rolle zuwies, was die mit seinen Eiern wohl am liebsten machen würden... und in der Regel hörten sich viele Sachen nur in der Theorie reizvoll und anregend an. Dies galt zum Beispiel auch für seine ganzen Amazonenfantasien.

“Aus ihren Reihen ließe sich vielleicht jemand für eine Rettungsmission der Flammenhexe entbehren. Einer. Vielleicht. Befreier, wir brauchen die geballte Feuerkraft. Der Drache allein wird uns nicht retten."
„Cassandra auch nicht, zumindest nicht unmittelbar.“ Erwiderte Darak trocken. „Wir müssen zuerst die erste Welle überstehen!“ Er konnte nur hoffen, dass inzwischen auch der zweite Belagerungsturm zerstört worden war.

"Morgeria mag weit fort sein, aber wir brauchen Cassandra und zwar wieder in ihrer Heimat. Sie und der Drache könnten gemeinsam retten, was keiner von beiden allein schafft. Werdet Eurem Namen gerecht, Befreier, und holt sie uns. Stimmt dem zu und Ihr werdet noch heute Nacht Unterstützung erhalten." Wollten sie ihn etwa aus der Stadt raus haben? Darak strich sich wieder über sein Kinn. Tatsächlich könnte man die Dunkelelfen mit der geballten Kraft von Cassandra und Fauch wohl dauerhaft von der Insel fegen, doch Morgeria lag nicht gerade um die Ecke, verdammt!
“Werdet Eurem Namen gerecht, Befreier, und holt sie uns. Stimmt dem zu und Ihr werdet noch heute Nacht Unterstützung erhalten." „Ich soll sie holen? Wenn der Einmarsch der mächtigsten Magierin Celcias in Morgeria keinen Eindruck hinterlassen hat, dann werde ich mit meinen Krücken wohl kaum Erfolg haben.“ Meinte er zweifelnd und seufzte dann. Andererseits war dies strenggenommen auch Vestas Befehl gewesen. Er sollte Cassandra auftreiben. „Nun gut.“ Darak blickte erneut zu seinem Nicht-Sklaven hin. „Was denkst du, kann man Morgeria infiltrieren und wie sollen wir überhaupt dorthin kommen?“

Darak kam nur wieder die eine Idee in den Sinn, die sie schon einmal angewendet hatten. Darak und die Befreiertruppe könnten sich als Rhivens Sklaven ausgeben und sich nach Morgeria bringen lassen. Er glaubte nicht, dass man den Befreier von Sarma auf dem Festland erkennen würde. Aber Rhiven vielleicht schon, je nach dem welche Position er wirklich inne gehabt hatte. Er äusserte diese Taktik jedoch nicht, denn beim letzten Mal hätte er sie um ein Haar nicht überlebt.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. Januar 2016, 04:07

Darak war nicht zum Anführer geboren. Diese Zweifel könnten im kahlen, verbundenen Schädel des Mannes auftreten, wenn er noch länger ber die Situation nachdachte. Denn er wollte nicht hier sitzen und sich unterhalten, während Sarmaer - Männer wie Frauen - und die kleine Gruppe Amazonen tapfer vor den Toren ihre Stadt verteidigten. Darak passte besser in den Rang eines Soldaten. Er sollte mit auf das Schlachtfeld gehen! Er sollte sich eine Peitsche oder eine andere Waffe schnappen und ...
Als Lilith sich auf seinem Schoß etwas bewegte, spürte er das Pochen in seinem Knie. Nicht mehr lange und jegliche schmerzstillende Wirkung würde aus seinem Blutkreislauf verschwunden sein. Dann kehrte dieses Pulsieren mit immer heftigeren Schüben zurück. Dann würde er gar nichts mehr tun können, weder kämpfen noch hier sitzen. Dann brauchte er jemanden wie Rhiven, der ihn stützte, weil eine Krücke kaum noch ausreichen würde. Er brauchte Alma, die sich um ihn kümmerte. Und er würde ein Bett brauchen, in dem er sich ausheilen konnte; während draußen weiterhin die Schlacht tobte.
Die Sarmaer hatten Heimvorteil. Sie waren sowohl den rutschigen Sand gewöhnt, welcher das Kriegsfeld unter ihren Füßen bildete, als auch die sengende Hitze tagsüber und die manchmal gar frostigen Wüstennächte. Ihr Kreislauf machte diesen starken Temperaturwechsel mit. Dunkelelfen würden es deutlich schwerer haben. Nein! Darak konnte sich davon überzeugen, dass es ihnen zu schaffen machte. Er brauchte nur "seinen" Dunkelelfen analytisch genug beobachten. Rhiven schwitzte, deutlich mehr als es ein Sarmaer tat. Und sein grimmiger Gesichtsausdruck kam nicht nur von seinem Schicksal. Er musste leichte Kopfschmerzen haben. Dieser Elf brauchte deutlich mehr Wasser als Darak, dessen Körper es gewohnt war. Die Dunkelelfen auf dem Feld würden noch eher dehydrieren, denn sie zehrten ihre Körper mit jedem Schwerstreich in der Sonne weiter aus. Einzig ihre Masse könnte das Blatt wenden. Sie hatten Sarma schon einmal erobert. Sie hatten die Population dezimiert, die starken Männer hingerichtet oder gebrochen. Dort draußen kämpfte, was die Wüstenstadt noch bieten konnte. Viel zu viele einfache Bürger schwangen Klingen, mit denen sie nicht umgehen konnten. Es würden so viele fallen und angesichts ihrer Unerfahrenheit könnten sie den Kampf verlieren. Noch war überhaupt nichts entschieden.
Suleika hatte Recht. Der Drache allein würde Sarma nicht den Sieg bringen. Sie brauchten mehr Unterstützung, mehr Feuerkraft. Cassandra musste herbeigeschafft werden oder ein anderes Wunder her. Eines, das realistisch war. Natürlich könnte Darak nach weiteren Verbündeten suchen. In den nördlichen Wäldern der Insel gab es jede Menge kräftige Holzfäller. In der Wüste lebten nomadische Echsen, deren Schuppen schon eine eigene Rüstung bildeten und die die Temperaturen noch besser ausgleichen konnten als sonst jemand. In Andunie gab es hin und wieder im Hafen vor Anker liegende Kriegsschiffe anderer Regionen. Nichts von alledem war etwas, auf das er zurückgreifen konnte. Allein die Suche nach Verbündeten in eine der drei Richtungen würde sie so viel Zeit kosten, dass Sarma dem möglicherweise nicht mehr standhielt. Vorausgesetzt natürlich, dass die Stadt auch Hilfe erhielt, wenn man suchte.
Cassandra die Feuerhexe würde helfen. Es war ihre Heimat. Hier stand ihre gegründete Akademie. Es waren ihre Eleven, die ihr Leben dort draußen im Sand gaben. Doch konnte man es nicht als genauso unrealistisch bezeichnen, sie aus Morgeria hierher holen zu wollen? Die Heimat der dunklen Völker war doch noch weiter fort als alles andere. Fauch könnte vielleicht ein paar Leute dorthin fliegen, aber dann würde seine Kraft auf dem Schlachtfeld fehlen.
Es klang alles so ausweglos, wenn man nur lange genug darüber nachdachte. Aber die Sarmaer kämpften weiter. Sie schlugen sich tapfer, für ihre Stadt und für ihren Befreier. Auch die Amazonen beteiligten sich, obwohl sie keinen Grund haben mussten. Alma heilte im Lazarett. Auch sie kämpfte ihren ganz persönlichen Krieg. Vesta kämpfte. Selbst Suleika kämpfte. In den Augen von ihnen allen standen Willenskraft und Hoffnung. Sie waren entschlossen, trotz ihrer geringen Chancen. Vor allem aber das dunkle Augenpaar der Spionin, die Darak, Lilith und Rhiven gegenübersaß, leuchtete. Es schimmerte, ein Paar schwarzer Perlen. Zuversicht spiegelte sich darin, als hoffte sie nicht nur, sondern als wüsste sie, wie man den Sieg erlangen konnte. Vielleicht war dem auch so. Immerhin führte sie Darak bereits mit ihren Worten in eine bestimmte Richtung. Das Spiel erwartete von ihm, einen Pfad zu beschreiten, an dessen Ende die Rettung einer der temperamentvollsten Frauen Celcias stand. Nur ... wie ... sollte ... er ...?

Es würde gelingen. Wenn er in Suleikas Augen schaute, las er genau diese Antwort daraus. Aber auch Darak selbst wurde angeschaut, derzeit sogar von allen dreien. Cattie zählte nicht, die hatte den Kopf ohnehin gerade unter ihren Flügel geschoben. Für ein Huhn gab es keinen Krieg, sondern nur Futter, Schlafphasen, das Verscharren der eigenen Ausscheidungen und Eier legen. Cattie hatte keinen Hahn in Sarma kennenlernen dürfen, dabei waren bei einigen Wüstenbewohnern Hahnenkämpfe und die damit verbundenen Wetten überaus beliebt. Einen Sieger aus einer ordentlichen Runde zweier hackender Gockel wäre der perfekte Partner für das Pflanzenhuhn. Ihr aller Zukunft war so ungewiss. Nur jene von Ach'ray Da'rion hatte ein sehr gewisses Ende gefunden. Er war jetzt ausschlaggebend für drei Augenpaare, die auf Darak lasteten. Nur eines davon hatte seine Worte auch vollends verstanden, weil Suleika Sendli beherrschte. Lilith und Rhiven mussten aber zumindest den Namen verstanden haben. Beide schauten Darak mit gemischten Gefühlen an. Beide Elfen wichen schließlich seinem Blick aus, sollte er einen riskieren. Letztere verpasste dem Mann ihrer Träume sogar einen leichten Rippenstoß mit dem Ellenbogen, aber sicherlich nicht aufgrund der Nennung des zu Tode Gefolterten. Wofür hatte er das nun schon wieder verdient?
Suleika grinste ihn an. "Ich behalte im Hinterkopf, dass auch Ihr ein Mann seid, der die Vorteile eines eigenen Harems genießt, Befreier." War das nun ein Ja auf sein Angebot, ein Stelldichein mit Lilith und ihm einzugehen? Es war zumindest auch kein Nein gewesen, oder? Sie lauschte Daraks Überlegungen. Dann nickte sie nur und zwinkerte ihm zu. "Zweifelt nicht an unseren Fähigkeiten. Wer weiß, vielleicht lassen sich auch Vorräte ... hierher schaffen. Lasst das meine Sorge sein, jetzt da Ihr die Bitte an mich und die meinen herangetragen habt, Befreier." Der nächste Becher Tee war geleert. Dieses Mal stellte die Sarmaerin ihn zurück. Es war genug getrunken worden, jedenfalls aus ihrer Sicht. "Sie können nicht überall sein", bestätigte ihm Suleika. Es war interessant, den Unterschied zwischen Sendli und Celcianisch so direkt zu hören, denn auch Rhiven murmelte jetzt: "Sie können nicht überall sein ... und das sind sie nicht." Er hatte sofort verstanden, wen Darak meinte. Da brauchte er die Sprache der Wüste nicht zu beherrschen.
"Was glaubt Ihr, wo sie nicht sind, Elf?", hakte Suleika mit einem so freundlichen Lächeln nach, dass man einen Dolch in ihrer Rückhand vermuten könnte. Rhiven erwiderte ihr Lächeln mit einem düsteren Blick. Dieser wanderte weiter, bis er Darak erreichte. Der selbsternannte Sklave zögerte. Schließlich gab er eine sehr wichtige Information preis: "Wenn ein Volk auszieht, um den Rest der Welt zu erobern, dann ist die Heimat verlassen."
Auch Suleika besah sich nun Darak. Sie beobachtete allerdings dessen Reaktion. Schließlich säuselte sie ihm wieder auf Sendli zu: "Cassandra wird in Morgeria gefangen gehalten. Sicherlich nicht mehr von allzu vielen, aber weiß sie, dass es das dunkle Volk in alle möglichen Richtungen verstreut hat?" Offenbar ging die Spionin nicht nur von einem Versuch aus, Sarma zu erobern ... oder Andunie und Pelgar. Zwar sah es so aus, als konzentriere man sich nur auf das östliche Celcia, aber sie schien dieses Volk gut genug zu kennen, um ihm so viel Gier zuzutrauen, sich den ganzen Kuchen unter den Nagel reißen zu wollen. Dass sie damit vollkommen Recht hat, war jedoch nicht einmal Suleika mit Sicherheit bewusst.
"Ich leite Eure Befehle weiter", Suleika neigte geradezu demütig den Kopf. Rhiven schnaubtem als bereue er nun, so offen gesprochen zu haben. "In einer Sache aber irrt Ihr Euch, Befreier. Ihr seid kein Mann, den man für diese Aufgaben zuteilen sollte. Das Schicksal hält mehr für Euch bereit als Bündnisgespräche. Dazu fehlt Euch Erfahrung." Erfahrung im Spiel. "Es ist, wie gesagt, nur ein Vorschlag. Letztendlich entscheiden andere Köpfe als der meine, wie die Schlacht geschlagen werden soll. Den Euren aber ... bekämen wir heute Nacht noch nach Morgeria - mit dem Rumpf daran, natürlich, und Euren Krücken. Ihr habt bereits gezeigt, dass man Euch trotz erschreckender Blessuren nicht unterschätzen darf. Es liegt bei Euch, Befreier. Doch ein letzter Hinweis dazu: Sobald Ihr entschieden habt, gibt es kein Zurück. Auch wir nutzen alle Ressourcen, selbst wenn dadurch ihre weitere Anwendung verloren geht. Überdenkt das und entscheidet."
Es sah schon fast so aus, als hätte sich Darak bereits entschieden. Wenigstens erkundigte er sich bei Rhiven nach dessen Meinung. Aber es war nicht das, was den Elfen beide Brauen heben ließ. Oh, wenn er überrumpelt war, konnte er eigentlich sogar mal nett ausschauen. Nicht so düster, nicht so zynisch. Nicht so dunkelelfisch. "Morgeria infiltrieren? Dorthin reisen? Willst du zu Fuß gehen?"
"Ich sagte bereits: Überlasst es uns, Befreier." Suleika erhob sich. Sie sortierte die Falten ihrer dünnen Seidenkleidung und zupfte am Schal, der über ihrem Mund lag. Darunter barg sie ein Gewinnerlächeln. "Ihr würdet nur einen einzigen Schritt tun müssen, allerdings einen Entscheidenden. Denkt darüber nach." Sie verneigte sich ehrerbietig. "Ich empfehle Euch, in Eurer Kammer die Damenschuhe anzuprobieren, sobald Ihr bereit seid."
Und das war es. Sie ließ Darak keine Zeit, Rückfragen zu stellen oder anderweitig zu reagieren. Der einzige, der dies konnte, wäre ohnehin Rhiven gewesen. Denn Suleika zeigte nicht nur eine feine Zunge, sondern auch schnelle Füße. Darak hätte Lilith niemals rechtzeitig von seinem Schoß hieven und sich selbst in den Stand bringen können, um die Sarmaerin aufzuhalten. Flugs schwand die Spionin aus den Gemächern und hinterließ nicht nur ein verwirrtes Gesicht. Lilith hob ratlos die Schultern.
"Damenschuhe?", hakte Rhiven nach. Seine Fassung war zurückgekehrt. "Ich entdecke viele neue Seiten an Euch ... Herr."
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Darak Luthrokar
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Montag 25. Januar 2016, 11:34

Darak musterte Rhiven schweigend und trommelte mit seinen Finger auf Liliths Oberschenkel herum. Warum zur Hölle waren die Dunkelelfen überhaupt bis nach Sarma vorgedrungen, wo sie doch offensichtlich nicht für die hiesigen Klimaverhältnisse geschaffen waren. Welche Zukunft hatten sie für die Stadt vorgesehen? Hätte sie unter ihrer Herrschaft wirklich noch längerfristig existiert oder war es den Dunkelelfen nur darum gegangen ihre Macht bis in den hintersten Winkel Celcias auszuweiten? Vielleicht hätten sie Sarma früher oder später dem Erdboden gleich gemacht oder die Insel wäre zu einem kleinen Versorgungsposten und unbedeutenden Umschlagplatz verkommen. Wer konnte das schon so genau wissen... und keiner hier in Sarma legte es im Moment darauf an, es herauszufinden. Darak hatte allerdings klargemacht was er selbst mit einem dunkelelfischen Statthalter tat, wenn er denn die Möglichkeit dazu erhielt. Es würde sein persönliches Geheimnis bleiben, wie stark sein brutales Treiben damals durch die starken Drogen beeinflusst war und wie viel er sehr wohl aus eigenem Antrieb begangen hatte. Auch dies war letztlich eine Frage, die niemand wirklich beantwortet haben wollte. Plötzlich wurde er von Lilith mit dem Ellenbogen angestossen, er japste kurz und krümmte sich einen Sekundenbruchteil zusammen, weil er diese Attacke nun wirklich nicht erwartet hatte und entsprechend auch entspannt dagesessen hatte. Als Reaktion darauf schlang er seine Arme fester um ihren Bauch und küsste ihr spitzes Ohr. „Was denn?“ Raunte er in ihr Ohr und erst jetzt erkannte er, dass ihre Reaktion vermutlich eher mit seinem unzüchtigen Angebot zu tun hatte und weniger mit dem toten Dunkelelfenführer.

"Ich behalte im Hinterkopf, dass auch Ihr ein Mann seid, der die Vorteile eines eigenen Harems genießt, Befreier." Darak schmunzelte und zuckte unschuldig mit den Schultern. Diesbezüglich war er ganz Sarmaer. Er wusste nicht, was daran falsch sein sollte, wenn alle drei ihren Spass hatten. Er würde auch kein Hindernis für ein kleines Abenteuer mit Lilith und Constanze darstellen, nein, keinesfalls. Dennoch war Darak auch in diesem Punkt weit liberaler eingestellt als andere Sarmaer, erstens, weil er dieses Privileg nicht für ein rein männliches hielt – auch Frauen sollten sich ein Harem halten, wenn sie das gerne wollten und zweitens hielt er auch die daraus empfundene Lust nicht für ein Exklusivrecht des Mannes. Dadurch wurden Sklavinnen für diese Dienste schon mal ausgeschlossen, obwohl er selbst dereinst einer der grössten Zulieferer für diese Praxis gewesen war. Schon interessant, wie das Leben so spielte... Doch aktuell war nicht der richtige Zeitpunkt um sich intensiv mit der konkreten Ausgestaltung eines modernen Harems zu beschäftigen und sie kamen wieder zum eigentlichen Thema zurück.

"Sie können nicht überall sein ... und das sind sie nicht." Darak strich sich über sein Kinn und nickte. Seine Fingerkuppen streiften dabei die harten und spitzen Stoppeln seines Dreitagebartes. Kurz griff er sich sogar an seinen bandagierten Schädel, doch die kleinste Berührung schmerzte bereits. Verbrennungen waren ziemlich hartnäckige und üble Geschichten. Er sah sicherlich momentan aus wie ein Vollidiot. Darak konnte man in solchen Dingen durchaus als eitel bezeichnen. Er achtete sehr auf seine optische Erscheinung und daher wurmte ihn sein aktueller Zustand umso mehr.
"Was glaubt Ihr, wo sie nicht sind, Elf?" Darak musterte die Beiden schweigend. Ihm entging nicht, dass sie sich offensichtlich konkurrierten und ihre eigene kleine Schlacht aus Gehässigkeiten und Provokationen ausfochten. Nun waren die Blicke auf Rhiven gerichtet, der wiederum Darak ins Visier war.
"Wenn ein Volk auszieht, um den Rest der Welt zu erobern, dann ist die Heimat verlassen." Der Befreier nickte und liess Rhiven nicht aus den Augen. Der Gute würde wohl schneller die Möglichkeit zu seiner persönlichen Abrechnung erhalten, als er selbst gedacht hatte.
"Cassandra wird in Morgeria gefangen gehalten. Sicherlich nicht mehr von allzu vielen, aber weiß sie, dass es das dunkle Volk in alle möglichen Richtungen verstreut hat?"

“Dennoch, Morgeria ist weit weg.“ Brummte Darak, noch immer nicht ganz überzeugt und so ordnete er eine ganze Reihe von Massnahmen an, die den hiesigen Truppen und der Stadt mehr Zeit verschaffen sollten. Dabei entging ihm Rhivens abschätziges Schnauben nicht. Er hob fragend eine Augenbraue und sah den Elfen an. Hinsichtlich seiner Loyalität schienen die Würfel noch nicht definitiv gefallen zu sein, so zumindest sein Eindruck.

"In einer Sache aber irrt Ihr Euch, Befreier. Ihr seid kein Mann, den man für diese Aufgaben zuteilen sollte. Das Schicksal hält mehr für Euch bereit als Bündnisgespräche. Dazu fehlt Euch Erfahrung." Er wusste, dass sie Recht hatte und nickte schliesslich. Soll sich Vesta darum kümmern, oder einer der vielgepriesenen Sarmaer Diplomaten. Er war kein Mann der Worte.
"Es ist, wie gesagt, nur ein Vorschlag. Letztendlich entscheiden andere Köpfe als der meine, wie die Schlacht geschlagen werden soll. Den Euren aber ... bekämen wir heute Nacht noch nach Morgeria - mit dem Rumpf daran, natürlich, und Euren Krücken. Ihr habt bereits gezeigt, dass man Euch trotz erschreckender Blessuren nicht unterschätzen darf. Es liegt bei Euch, Befreier. Doch ein letzter Hinweis dazu: Sobald Ihr entschieden habt, gibt es kein Zurück. Auch wir nutzen alle Ressourcen, selbst wenn dadurch ihre weitere Anwendung verloren geht. Überdenkt das und entscheidet." Nun lag es an ihm, sie anzustarren. Wie zur Hölle wollten sie denn das bewerkstelligen? In Morgeria ankommen, noch heute?! Dennoch, der Befreier hatte sich entschieden, dass er dieses Risiko eingehen musste. Hier war er ja auch nicht wirklich von nützen. Da brauchte er sich keine Illusionen machen. Würde er an die Front zurückkehren, so würde er unweigerlich fallen. Er strich sich abermals über seine Stoppeln.

"Für wie viele Personen gilt dieses Angebot?“ Es würde keinen Sinn ergeben, Darak alleine nach Morgeria zu schaffen. Schliesslich würde er doch ein paar Leute brauchen, die Kämpfen konnten.
"Morgeria infiltrieren? Dorthin reisen? Willst du zu Fuß gehen?" Darak zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber wenn die Diebesgilde sagt, sie könne uns nach Morgeria schaffen, dann kann sie das vermutlich auch.“

"Ihr würdet nur einen einzigen Schritt tun müssen, allerdings einen Entscheidenden. Denkt darüber nach." Darak schnaubte. Was soll er mit diesen kryptischen Verheissungen anfangen? Konnte diese blöde Kuh nicht endlich mal etwas konkreter werden! Darak spürte wie die Unruhe und Nervosität wieder in seinem Bauch aufstieg. Die Aussicht darauf, in Morgeria zu landen erfüllte ihn einerseits tatsächlich mit einer gewissen Hoffnung, dass es klappen könnte, andererseits machte es ihm auch Angst. Sollte die Sache schiefgehen wäre der Tod auf dem Schlachtfeld ein Witz gegen das, was ihn wohl bei einer Gefangenschaft erwarten würde. Er hatte am eigenen Leib erfahren, zu was die Dunklen fähig waren und er hatte keine grosse Lust, dass sich diese Foltereien wiederholten. "Ich empfehle Euch, in Eurer Kammer die Damenschuhe anzuprobieren, sobald Ihr bereit seid."[/i]

Darak glotzte sie an. „Was?!“ Brachte er noch heraus, doch da war sie auch schon von dannen gezogen. Nun war er gänzlich verwirrt. Was zur Hölle?!
"Damenschuhe? Ich entdecke viele neue Seiten an Euch ... Herr."[ /i] Darak schnaubte nur. Dem sonst so Schlagfertigen Sklaventreiber fehlten wirklich die Worte, er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. „Damenschuhe? Was zur Hölle soll das werden!“ Brummte er und sah Lilith und Rhiven abwechselnd an. „Was denkt ihr?“ Er bedeutete Lilith schon mal aufzustehen, damit er sich selbst erheben konnte um in seine Gemächer zu gehen. Er wollte diese „Damenschuhe“ zumindest einmal ansehen. „Dieses ganze Unterfangen klingt wie ein Himmelfahrtskommando. Wir können nicht sicher wissen, dass Morgeria leer ist... Ich selbst kann kaum kämpfen und Cassandra... ist Cassandra.“ Die Feuerhexe hatte einen eigenen Kopf und gehöriges Temperament. Er rieb sich abermals über seine Stoppeln. Nun gut, wenn er Damenschuhe würde tragen müssen, dann würde er sich wohl auch bald von seinen Stoppeln verabschieden müssen, aber mal im ernst.... bei seiner Statur... würden sie ihn wie eine Alma auffüllen müssen, damit er einigermassen als Frau durchging. Warum war das überhaupt vorgesehen?! Suleikas Hinweise warfen mehr Fragen auf, als sie beantwortet hatten. „Ich weiss nicht, wie verdammte Damenschuhe zu unserem Sieg beitragen sollen.“ Brummte er missmutig. Das alles hier ergab doch noch gar keinen ersichtlichen Sinn. Andererseits... welche Alternativen boten sich ihnen? Die Sarmaer würden vor Ort tun was sie konnten. Es gab einige talentierte Diebe und Militärs, welche die erste Besatzung überlebt hatten und nun die Strategie für die Schlacht definierten. Da brauchte es einen unerfahrenen Mann wie Darak nicht. Vesta würde sich um die Diplomatie kümmern, was sie nicht selbst erledigen konnte, würde sie an Menschen delegieren, die es konnten. Alma stellte die Versorgung der Stadt sicher. Fauch und Constanze hielten die Front. Alle steuerten ihren Teil zur Schlacht bei... nur DArak im Moment nicht. Er hockte hier im Palast und ärgerte sich über Damenschuhe. Er schnaubte und schnappte sich die Krücken, doch ohne Liliths und Rhivens Hilfe schaffte er es nicht aus dem Sessel. „Sei so gut und nimm Cattie und den Helm mit.“ Meinte er zu Lilith und krückelte schon mal in die Richtung seines Gemachs. „Dieser Plan klingt verrückt.“ Gab er schliesslich zu. „Aber mir fällt kein anderer ein. Ich will nicht, dass man mir irgendwann nachsagt, nicht alles versucht zu haben.“ Er wandte sich kurz dem Dunkelelfen zu. „Was immer du in Morgeria noch persönlich für dich zu erledigen hast... auch du scheinst nun deine Möglichkeit dazu zu bekommen.“ Darak war sich ziemlich sicher, dass Rhivens Begleitung schon im Plan eingerechnet war, wie sonst sollte er sich in Morgeria bewegen? Ihn alleine dorthin zu schicken, wäre seiner Meinung nach völlig sinnlos. Vielleicht würden sie noch mehr Leute aufbieten können, Kämpfer, Diebe... jeder, der ihre Durchschlagskraft erhöhte. Was ER jedoch genau dort sollte, das erschloss sich ihm immer noch nicht. Er würde doch in Morgeria genau so unnütz sein, wie in Sarma. Wollte die Diebesgilde ihn loswerden? Ihn von der Stadt fernhalten? Aber warum? Noch ergab das alles keinen wirklichen Sinn für ihn. Nun gut, eines war sicher... Cassandra würde ihn kennen und daher wissen, dass er wirklich von Sarma kam. Dies änderte aber nichts an der Tatsache, dass sie ihn vermutlich nach wie vor hasste wie die Pest. Da kamen ja interessante Zeiten auf ihn zu... Ausserdem würde er sehr genau prüfen, ob es diese...diese... Damenschuhe für das ganze Unterfangen auch wirklich braucht... so viel Eitelkeit musste man ihm zugestehen.

"Damenshuhe...tzz..." Brummte er nur.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. Januar 2016, 09:11

Und fort war sie. Suleika zeigte bestes Talent als Spionin. Sie war nicht nur unauffällig, weil man sie mit ihrem Äußeren und der unscheinbaren Art unterschätzte, sie konnte auch sehr flink sein. Wenn sie instinktiv spürte, dass ihr jemand auf Schliche kam, huschte sie vermutlich einfach davon, nur um Minuten später unbemerkt wieder an anderer Stelle aufzutauchen. Diesen Eindruck hinterließ sie, nachdem sie sich Darak offenbart hatte. Vielleicht beobachtete sie ihn auch jetzt noch. Nun, vielleicht auch nicht. Sie hatte ihm ja einen Hinweis zurückgelassen, auch wenn es keiner war, den ein gestandener Mann wie Darak gern hörte. Damenschuhe sollte er ausprobieren? Der Spott stellte sich wie ein alter Freund neben ihn, legte ihm einen Arm um die Schultern und grinste ihn an. Er zeigte sich in Liliths Glucksen ebenso wie im Funkeln der roten Dunkelelfenaugen. Und noch immer war nicht klar, wie ihm ein Paar Damenschuhe dabei helfen sollten, nach Morgeria zu gelangen und Cassandra, die Feuerhexe, zu befreien. Sollte er denn über das Drachengebirge stöckeln?!
Wie auch immer, Darak würde es nicht herausfinden, wenn er in den viel zu bequemen Knautschkissen sitzen blieb. Nur unter Hilfe konnte er sich aus ihnen empor hieven. Rhiven zog ihn an einem Arm hinauf, während Lilith ihm seine Krücken reichte. Schon stand der Befreier wieder. Mehr schlecht als recht und das zertrümmerte - das halbwegs heilende - Knie schmerzte. Die Wirkung der kleinen blauen Beeren war endgültig vorbei. Wenigstens redete nun sein bestes Stück auch nicht mehr mit ihm. Es war zu bezweifeln, dass ein solcher Anhang einen guten Rat hinsichtlich Damenschuhen parat gehabt hätte, also konnte Darak wärmstens darauf verzichten. Man würde ihn noch für wahnsinnig halten.
Aber nicht einmal von Suleika hatte er mehr Antworten erhalten. Musste er die Reise allein antreten? Würde sonst niemand mit ihm kommen können? Wie sollte ein dezreitig nur als Krüppel zu bezeichnender Darak denn in Morgeria überstehen? So viele Fragen und keine einzige Antwort, außer ...
"Euch würden feine Stiefeletten sicherlich hervorragend stehen ... Herr." Selbst Lilith gluckste erneut über die spöttische Bemerkung Rhivens. Verlegen hielt sie sich sofort eine Hand vor den Mund, bevor sie ihr Gesicht an Daraks Schulter legte, um ihm dort einen tröstenden Kuss aufzusetzen. Versöhnlich meinte sie: "Wir können alle nur mutmaßen. Herausfinden wirst du es erst, wenn du in deine Kammer gehst." Das war wohl wirklich der beste Rat, den man ihm erteilen konnte. Er beherzigte ihn und machte sich zu seinen Gemächern auf. Lilith und natürlich sein "Sklave" begleiteten ihn.
Auf dem Weg zum Korridor war es die Elfe, die das Gespräch aufnahm. Jetzt, da Suleika nicht mehr in unmittelbarer Nähe war, zeigte sie sich deutlich ernster und nachdenklicher. Dennoch ließ sie sich weitere Emotionen kaum anmerken. Sie hatte sich eine Maske aufgesetzt. "Es klingt wie ein Himmelfahrtskommando, ja. Aber vermutlich möchten die Wüstendiebe es gerade deshalb versuchen." Sie drückte den Oberarm ihres Liebsten. "Sie glauben an dich, Darak. Und sie hoffen darauf, dass du erneut die rettende Schlüsselfigur bist."
"Morgeria wird nicht damit rechnen, dass man einen Krüppel zu ihnen schickt, um das Ruder herumzudrehen", bemerkte Rhiven. "Sie würden deine Stadt auslachen." Und das war vermutlich die Raffinesse. Jetzt musste nur noch Darak mitspielen und, wenn möglich, erfolgreich sein. Leicht würde es nicht werden. Ein Mensch fiel in der Stadt des dunklen Volkes schon auf. Ob man Darak dort als Befreier Sarmas erkannte, musste wohl niemand von ihnen fürchten. Er trug ja aktuell nicht einmal seinen Helm. Dennoch würde man aufmerksam sein, vor allem wenn er mit Damenschuhen herum krückelte. Was für eine schwachsinnige Idee! Was dachte Suleika sich dabei?!
"Was immer du in Morgeria noch persönlich für dich zu erledigen hast ... auch du scheinst nun deine Möglichkeit dazu zu bekommen." Die Worte entlockten ein merkbares Zucken bei Rhiven. Seine Augen blitzten auf. Erst alarmiert, dann ... hoffnungsvoll? Er wandte nach einem knappen Nicken den Blick ab. Dieses Mal scherzte er nicht einmal über die Damenschuhe. Offenbar reifte in seinem Kopf die Umsetzung für einen Plan, für seine persönliche Sache. Ob diese für Darak ein Nachteil würde, blieb abzuwarten. Vorausgesetzt, Rhiven konnte den Befreier wirklich begleiten. Ob noch mehr mitkämen? Nach Morgeria? Von hier aus? Wie sollte das nur funktionieren, ohne mit Fauch zu fliegen und der Drache wurde vor den Toren dringend gebraucht. So lange sie ihn als kämpferische Unterstützung in Reserve hatten, konnte sich Sarma eine Weile halten. Nicht für immer, denn die dunklen Truppen brauchten nur den nächsten Nachschub an Verstärkung zu schicken.

Sie erreichten die Gemächer, die für den Befreier vorgesehen worden waren. Ein ganzer Palastflügel stand ihm zur Verfügung, aber die Schlafgemächer befanden sich hinter einem mit Moasiken reich verzierten Portal. Lilith öffnete es mit einer Hand. In der anderen trug sie den Helm, in dem Cattie noch zufrieden vor sich hin gluckte.
Mit Marmor gefliester Boden gab den Weg zu einer hohen Halle frei. Die Decke war mehrfach gewölbt, senkte sich Bögen immer wieder nach unten, um dort von prunkvoll verzierten Säulen gehalten zu werden. So entstand ein quadratischer Säulengang bis hin zu einem gewaltigen Himmelbett, in dem selbst zwei Almas bequem nebeneinander hätten schlafen können. Ein Baldachin hielt zurückgezogene Vorhänge aus orangenem Samt mit Goldbrokat am Saum. Die Polsterkissen besaßen dieselbe Farbe und das Satinlaken sah aus wie fließender Honig. Vor dem Bett türmten sich weitere Kissen auf ausgelegten Teppichen um einen sehr niedrigen Tisch. Wie schon in Liliths Zimmer konnte man sich hierher setzen und zum Tee oder dem Rauchen einer golden glänzenden Wasserpfeife verweilen. In einer Ecke, nahe eines offenen und ebenfalls gewölbten Fensters mit breitem Sims, auf dem man bequem sitzen konnte, stand ein großer Vogelkäfig. Ein exotisches, sehr buntes Vogelpaar saß darin. Es machte nicht den Anschein, aus der Wüste zu stammen, sondern eher aus dem Dschungel. Die beiden hatten sowohl die Eroberung als auch die bisherige Belagerung völlig unberührt überstanden. Sie neigten die Köpfe, als sie die Neuankömmling entdeckten. Einer von ihnen stieß ein lang gezogenes "Braaaaaak" aus, woraufhin Cattie leise zu gackern begann.
Gegenüber dieses Vogelkäfigs und auf der anderen Seite der Halle befand sich neben dem Bett das einzige Möbelstück, das überhaupt an ein Schlafzimmer erinnerte. Und was für ein Mobiliar! Ein Schrank, groß genug, um einen Ork darin zu verstecken, nahm den Platz von gut anderthalb Quadratmetern ein. Er war hoch, die Türen mit Blumenornamenten verziert und das Holz in vielerlei goldenen, blauen und orangenen Tönen zu einem bizarren Muster verschönt. Wie eine Krone ragte die Schrankfront nach oben hin über ihnen auf. Man hatte ... Edelsteine in drei Spitzen eingefasst, die wie Türmchen den oberen Scheitelpunkt des Möbelstücks angaben. Und auch die Griffe der doppelflügeligen Schranktür glitzerten von Juwelen. Dieses Ding zu stehlen würde eine Familie über Monate reich machen. Es wäre nur auch entsprechend kompliziert. Man konnte den Schrank am Fuß nicht gut greifen, denn er stand direkt mit seiner Unterseite auf dem Marmor, besaß er doch selbst keine Standfüße. Das wäre auch lachhaft gewesen bei seiner Größe. Es hätte an eine Alma erinnert, der man ihre eigenen almahaften dicken Beine durch zwei fingerdicke Stöcke ersetzen wollte. Sie hätte damit nur einbrechen können, so auch der Schrank.
"Schuhe bewahrt man normalerweise dort auf." Lilith setzte den Helm ab. Cattie blieb darin hocken, verteidigte ihn aber gackernd gegen das Krächzen der Vögel in ihrem Käfig. Die Elfe schritt auf den Schrank zu und öffnete die Türen. Man konnte wirklich bequem hinein gehen, wenn man über die kleine Stufe des Rahmens trat.
Im Schrank selbst hingen einige typische sarmaer Kleidungsstücke. Pluderhosen und an pelgarische Nachtwäsche erinnernden Pyjamas. Diese trug man hier selbst am Tag. Sie waren bequem und luftdurchlässig. In Übersee hatte man sie allerdings lediglich in der Nacht an, wenn man ein solches Kleidungsstück dort überhaupt kannte. Auf dem Schrankboden stand in einer Ecke eine weitere, kleinere Wasserpfeife und in der anderen ...
"Rote Damenstiefel aus Leder mit Seitenschnürung ... na dann viel Spaß, Herr." Rhiven grinste gehässig.
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Samstag 20. Februar 2016, 21:00

Darak Luthrokar war ein Mann mit Prinzipien! Er war schon immer dafür bekannt gewesen, dass er seine Aufgaben und seine Aufträge mit einer grossen Ernsthaftigkeit erledigte. Nie hatte er sich selbst an seinen eigenen Sklaven vergangen, nie hatte er die wirklich wertvollen in irgendeiner Weise durch unangebrachtes Verhalten beschädigt. Natürlich hatte Luthrokar jeweils auch immer auf sein Auftreten geachtet, schliesslich gab man sich in Sarma viel um den eigenen Namen und den Ruf, der damit unweigerlich verknüpft war. Ein Sklaventreiber Darak Luthrokar in Damenschuhe hätte es daher nie gegeben! Ausser vielleicht in Vestas Etablissement, hätte er die entsprechende erotische Vorliebe gehabt. Hat er aber nicht.

Dem Befreier Darak Luthrokar hingegen wurde genau diese Bürde zur Rettung der Wüstenstadt auferlegt. Warum genau Damenschuhe nun entscheidend zur Befreiung Cassandrias beitragen sollten, hatte Darak noch nicht wirklich verstanden. Aber was wäre er für ein Befreier, was wäre er für ein Mann und was für ein Held, wenn er sein Volk und seine Stadt untergehen liesse, nur weil er sich schämte Damenschuhe zu tragen? Er würde in die Äonen als jener Held eingehen, der zu Eitel war, um seine Leute vor dem Untergang zu retten. Zugegebenermassen mochte Darak aber auch auf einen Epos über den Retter in Stöckelschuhe getrost verzichten. Er hoffte zumindest, dass es zu keinem „Stöckelgate“ kommen würde, sondern das ganze diskret und ohne grosse Wellen zu schlagen ablaufen würde.

Aber was zur Hölle sollten die Schuhe bewirken? Wollten sie ihn etwa als Frau verkleiden? Ihn?! Wo er doch der Inbegriff der Männlichkeit war? Gross, stattlich, muskulös, braungebrannt, breitschultrig, bärtig, mit kahlen Haaren, kantigem Gesicht und einer Stimme so tief wie ein bebender Vulkan und einem Adamsapfel von einer Grösse, an der sogar ein Pferd ersticken könnte! PAH! Darak hatte Eier und Gemächt genug um selbst im Damensitz auf einem Kamel ausharrend und ein lilafarbenes Röckchen mit passenden Strümpfen und Rüschenschuhe tragend, noch männlich zu wirken. So war das!
Darak Luthrokar hatte keine Angst vor Damenschuhen! Er würde sich dieser Herausforderung stellen, wenn es das war, was zur Rettung der Stadt nun mal nötig war! Gar heldenmütig krückelte er dementsprechend in sein Gemach, stets etwas über Männlichkeit und Eier vor sich hermurmelnd. Wehe der Diebesgilde, wenn sie sich hier gerade einen gigantischen Scherz mit ihm erlaubte! Dann würde er jedem Einzelnen von ihnen die Damenschuhe sonst wohin stecken und seit dem Ende des Dunkelelfenstatthalters war jedem klar, dass dies im Falle von Luthrokar, nicht zwingend eine leere Drohung sein musste, selbst wenn sie abstrus klang.

Daraks schlechte Laune verstärkte sich mit der schwindenden Wirkung seiner Schmerzmittel. Er funkelte Rhiven gereizt an, als er sich über seinen Herrn lustig machte. „Mich würden sie selbst mit stifelletten in einem Hurenhaus nicht anfassen...aber dich... schmal genug wäre dein Hintern allemal und mit den langen Haaren...“ Tatsächlich würde Rhiven wohl aufgrund der typischen, elfischen Merkmale eher als Frau durchgehen. „Wenn du mir weiterhin auf die Eier gehst, werde ich meine Theorie praktisch überprüfen und dich als Frau verkleidet durch die Reihen der Männer schicken.“

Es war sicherlich nicht sein feinster Zug, in Gegenwart einer gestandenen Amazone jemandem diese Art von Gewalt anzudrohen, selbst wenn es sich bei dem jemand erstens um einen Dunkelelfen und zweitens um einen Kerl handelte, für die Amazonen bekanntermassen nicht viel übrig hatten. Sein Blick streifte Lilith einen Moment und es war deutlich anzusehen, dass ihn diese Form der Demütigung gerade zur Weissglut brachte. Man konnte den Luthrokar beleidige so viel man wollte, aber gegenüber Demütigungen reagierte der alte Sklaventreiber ziemlich empfindlich, besonders, wenn diese von seinen Vertrauten stammten.

Alle Beteiligten nahmen wieder eine ernste Aura an, als sie durch den Gang schritten. "Es klingt wie ein Himmelfahrtskommando, ja. Aber vermutlich möchten die Wüstendiebe es gerade deshalb versuchen." Darak schnaubte nur. „Natürlich, sie müssen ihre unsichtbaren Ärsche ja nicht hinhalten, wenn die Sache schiefgeht!“ Brummte der Befreier verstimmt. „Und es ist mir scheissegal, ob sie das gerade gehört haben oder nicht.“ Darak ging davon aus, dass er in einem Palast der verborgenen Augen und Ohren hauste.
Erst Liliths Berührung an seinem Oberarm vermochte ihn etwas zu besänftigen. Lilith wirkte durch ihre unschuldige und luftige Art beruhigend auf den Befreier.

"Sie glauben an dich, Darak. Und sie hoffen darauf, dass du erneut die rettende Schlüsselfigur bist."
„Wie viele rettende Schlüsselfiguren vergangener Zeiten haben Damenschuhe getragen?“ Meinte Darak weiterhin verstimmt. „Ich verstehe den Plan, aber die Schuhe kapiere ich nicht.“

"Morgeria wird nicht damit rechnen, dass man einen Krüppel zu ihnen schickt, um das Ruder herumzudrehen. Sie würden deine Stadt auslachen." „Hah...naja, dann würden sie sich bei einem Krüppel in Damenschuhen wohl zu Tode lachen, vermutlich ist das der wahre Plan der Diebesgilde.“ Brummte Darak nur. Natürlich hatte Rhiven recht, der Überraschungsmoment würde definitiv auf ihrer Seite liegen, denn die Aktion war dermassen gefährlich und verrückt, dass sie unvorhersehbar war.

Darak seufzte, als sie sein Gemach betraten. Er befand sich am Ort seiner Träume und würde sich am liebsten hier augenblicklich seinen Harem einrichten, doch er musste ja eine verdammte Stadt retten. Wirst jetzt auch noch Zynisch auf die alten Tage, Lysi? Klagte er gehässig seinen unliebsten Gott an. Eigentlich hatte Darak die pelgarischen Minen nicht überdauern wollen, nur um danach von einem Problem ins andere zu stürzen, doch seitdem er es gewagt hatte Elena zu entführen ,war im Grunde genau das ständig passiert.

„Wenn das alles hier vorbei ist, will ich mein Haus und meine Hühnerzucht und meine RUHE.“ Knurrte er und jeder mochte seinen Wunsch wohl nachvollziehen, aber kaum einer würde wirklich daran glauben, dass dies für Darak tatsächlich ein realistischer Lebensabend war.
Grummelnd betrat Darak das Zimmer und blickte für einen Moment sehnsüchtig zum Himmelbett. Warum konnte er sich nicht einfach hineinlegen, sich mit Kissen bewaffnen und den Krieg verschlafen? Die Vögel zogen schliesslich mit ihrem hartnäckigen Geschrei seine Aufmerksamkeit auf sich. Nicht nur seine, denn auch Cattie begann mahnend zu gluckern. „Nana.“ Brummte er. War sein treues Pflanzenhuhn etwa eifersüchtig? Er reichte ihr seinen Finger und zeigte ihr mit liebevollen Liebkosungen, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchten. „Vielleiht kann ich mich ja an deren Füssen festhalten und sie fliegen mich nach Morgeria, dann wäre ich möglicherweise der erste berühmte Held, dem dieses Kunststück gelänge. Haha...“ Cattie gackerte protestierend und Darak beschwichtigte. „Dann würde ich natürlich das Huhn wählen, ein Held fliegt Huhn... keine Frage.“ Schliesslich musterte er den Schrank und wurde sich wieder bewusst, warum er Sklaventreiber und kein Dieb geworden war. Eine gute Sklavin erzielte ebenfalls horrende Preise, hatte aber nur einen Bruchteil des Gewichtes des Schrankes. Andererseits bot eine Sklavin nur bedingten...nun ja Stauraum. In einen Schrank konnte man schliesslich so ziemlich alles stecken, was ins vorgegebene Volumen passte.

Aber für eine Umorientierung innerhalb des kriminellen Milieus war er inzwischen zu alt und... zu gut und seelisch zu vorbelastet. Er hatte schliesslich nicht vergessen, was er in seiner Nahtoderfahrung gesehen hatte... und dann hatte er den Elfen gekillt... uh er hatte wirklich einiges an Busse abzuleisten. Er hoffte, dass Lysanthor das Tragen von Damenschuhe als Martyrium akzeptieren würde. Lilith inspizierte gerade den überdimensionierten Schrank und entdeckte die Schuhe. Sie mussten ja auch noch rot sein! Auffälliger ging es ja nicht! Darak seufzte und hockte sich aufs Himmelbett.
„Ich...fürchte ich werde Hilfe brauchen beim Anziehen. Was müssen die auch noch so hochragen? Die schnüren mir bestimmt die Waden ab! Und überhaupt sehen die viel zu eng aus für mich!“ Maulte er herum. Darak beschloss, dass er Rhiven für den Rest seines Lebens in Damenstiefelchen würde herumlaufen lassen, wenn er selbst heil aus dieser Sache zurückkommen sollte.

Der Schuh selbst würde ihm durchaus gefallen, wenn Vesta, Constanze oder Lilith ihn tragen würde und ihn zwischen seine Schulterblätter drücken würde, um ihn auf dem Boden zu drücken. Vorsichtig streifte er sich seine überaus maskulinen, dunklen Lederstiefel ab. Man glaubte kaum, was für eine schmerzhafte Prozedur sowas war, wenn das Knie kaputt war. Ohnehin schien das Knie das eigentliche Zentrum des Körpers zu sein, denn er spüre es beinahe bei fast allem was er tat!

Ein entscheidender Vorteil hatte seine schlechte Laune: Er ging die Sache ohne grosse Proteste und Jammereien an, weil er selbst weder die Nerven noch die Zeit dafür hatte sich hier irgendwie zu zieren. Wenn die Diebesgilde das Gefühl hatte, die Schuhe seien nötig, dann würde er ihnen wohl oder übel vertrauen müssen und so beugte er sich nach vorne und wartete darauf, bis Lilith sie ihm brachte... es könnten schlimmere Stiefel sein. Pelgarische zum Beispiel...

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. März 2016, 07:56

Hätten Suleika oder die anderen eingeweihten Wüstendiebe gewusst, welche Gedanken sich Darak wegen der Damenschuhe machte, sie wären mehr als köstlich amüsiert gewesen. Denn er maß ihnen weitaus mehr Bedeutung zu als sie tatsächlich besaßen. Doch woher sollte Darak es wissen bei den seltsamen Rätseln, die die Spionin ihm hinterlassen hatte; ohne jegliche Erklärungen, wohlgemerkt! Ganz abwegig konnte man seine Gedanken ja nicht einmal nennen. Ein Schuh diente dazu, getragen zu werden und wenn es ein Damenschuh war, den man einem Darak Luthrokar nahelegte, um seine Heimat zu retten, dann würde er ihn anziehen! Das waren seine Pläne. Er würde nicht zurückschrecken. Wer wäre er auch, wenn er sich von einem roten Schnürstiefel für schlanke Frauenbeine abschrecken ließ? Er hatte Jahrzehnte in den Eisenminen Pelgars überlebt. Er hatte sich sein Bein wieder und wieder zerschlagen lassen. Er hatte Schmerz und Leid ertragen, war gegen seinen Widersacher von Foltermeister vorgegangen ... er hatte Elenas Tod ertragen und war nicht als Schlangenfutter geendet. Er war auf einem verdammten Feuerdrachen nach Sarma geflogen! Damenschuhe stellten auf seiner persönlichen Odyssee nun wirklich eine eher kleine Herausforderung dar. Ebensowenig, wie sich als Frau zu verkleiden. Das vermutete der Helmlose ja weiterhin und machte dementsprechend aus seine Scherze auf Rhivens Kosten. Den Dunkelelf kümmerte es wenig.
"Man merkt, dass Ihr Euch nicht mit unserer Kultur auskennt ... Herr. Lange Haare sind bei allen Elfen sehr beliebt." Damit hatte er nicht Unrecht. So manch ein selbstverliebter Elfenmann trug seine Haare gern ungemein lang. Länger noch als sein weibliches Gegenstück, denn die Elfenfrauen pflegten sich ihre Haare kunstvoll hochzustecken oder in vielen Zöpfen zu tragen. Bei den Männern verwandelten sie sich nicht selten in einen Schleier aus einzelnen seidigen Strähnen.
Vielleicht könnte Rhiven Darak noch etwas zur allgemeinen Haarpracht Morgerias beibringen, wenn er sich erst einmal unter die Elfen begeben musste. Aber dann würde er eine Perrücke tragen müssen. Von seinen ohnehin schon immer sehr kurz gesäbelten Haaren war nicht einmal mehr eine Stoppelschicht übrig. Unterhalb des Kopfverbandes lag die verbrannte Haut blank da. Er konnte froh sein, dass sich dazwischen eine Schicht Gaze befand. Die Sonne Sarmas würde ihm ansonsten das Hirn wegschmelzen. Das brauchte er allerdings noch. Er malte sich damit gerade bessere Zeiten aus. Ein Haus abseits von allem Trubel mit einer Hühnerfarm.
Lilith an seiner Seite lächelte warm. "Das klingt wirklich sehr schön. Wo möchtest du denn leben?" Interessiert legte sich ihr violetter Lavendelblick auf seine Züge. Würde sie mit ihm kommen? Sicher, aber was wäre mit Constanze? Lebte die Amazone überhaupt noch? Es musste so sein. Andernfalls hätte sich niemand den Spaß mit Darak erlaubt, ihn in Frauenstiefel stecken zu wollen. Man hätte ihn benachrichtigt.
Diese verflixten Stiefel! Da standen sie, in dem gewaltigen Brocken von prunkvoll verziertem Schrank und sie mussten ja ausgerechnet rot sein. Rotes Leder ... nicht einmal Vesta trug das gern. Sie bevorzugte schwarz, liebte den Schimmer und das knarrende Geräusch bei jeder Bewegung. Und es gefiel ihr, wenn sich Blutspritzer von dem dunkleren Leder abhoben. Es kam durchaus auch bei ihr vor, dass man mal beim Liebespiel verletzt wurde. Nicht, weil sie unfähig wäre, oh nein! Das Gegenteil war der Fall. Sie wusste manchmal zu gut mit der Peitsche umzugehen und kostete ihr Talent dahingehend voll aus.
Nein, jetzt war nicht die Zeit um an Vesta und ihre Vorlieben zu denken! Darak durfte sich nicht ablenken lassen. Eine Aufgabe stand ihm bevor, wie er glaubte. Dass es leichter war als er dachte, konnten nun sowohl Lilith als auch Rhiven sehen. Die Elfe beugte sich nämlich gerade zu den Stiefeln herab, umfasste den oberen Lederrand und hob sie an. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt sie die Luft an und das weckte Rhivens Aufmerksamkeit. Ein Schmunzeln stahl sich in seine Mundwinkel, dass sie sich kräuselten.
Währen Darak von seinem Platz am Himmelbett aus um Hilfe bat, stierten beide Elfen in den Schrank.
"Darak, Liebster..."
"Shhh!", brachte der Elfensklave Lilith mit einem Zischen zum Schweigen. Sie wandte in elegant fließender Bewegung den Kopf herum, um zu Rhiven aufzusehen. Der wirkte kein bisschen herrisch, sondern von einer schalkaften Faszination gepackt. Jene sorgte dafür, dass er Lilith mit einem Arm beiseite schob und nun selbst nach den Stiefeln packte. Er griff sie und trug sie fast hoheitlich an Darak heran. Vor jenem ging er auf die Knie nieder und packte ungeniert nach einem der luthrokar'schen Füße. "Ich helfe dir, großes Kind", gluckste er. Er konnte seine gute Laune nicht verbergen, doch gerade die war ... unheimlich.
"Darak, ich..."
"Dein Darak kommt bestens zurecht, Elfenweib!" Kein Schnarren, wie man es bei jenen Worten hätte erwarten können. Nein, Rhiven war allerbester Laune. Während er den schmalen Stiefel mit viel Sorgfalt hin und her zupfte, damit Darak wenigstens halbwegs hinein passte, summte er sogar ein leise Melodie. Doch so zufrieden er sich gab, Darak besaß einfach zu große Füße. Er kam nicht einmal ansatzweise in den schmalen Damenschuh. Das konnte nichts werden, wenn man nicht mit aller Gewalt an dem Stiefel zerrte. So würde man jedoch eher das Reißen des Leders riskieren, ehe ein Darak Luthrokar in damenhafter Anmut auf diesen Dingern stöckeln würde.
Lilith trat an Rhiven heran. Arglos wie sie schon immer war legte sie ihm ihre zarten Finger auf die Schulter. Er zuckte darunter zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. Rasch wirbelte er mit dem Kopf umher. Sein Haar, das Darak zuvor noch verspottet hatte, flog herum wie ein erhabener Brautschleier aus feinster Seide. Rhiven kümmerte es nicht. Er starrte die Elfe eine Weile an und doch durch sie hindurch. Dann fing er sich und erhob sich mit einem Räuspern. Sie lächelte dankbar, befreite Darak vom Versuch, in den Stiefel zu kommen.
"Genug der Streiche jetzt", hauchte sie. "Du wirst die Schuhe nicht tragen müssen, glaube ich." Und dann löste sie das Geheimnis um die Lederstiefel auf: "Unter ihnen habe ich den Griff einer Luke gesehen, Darak. Während ihr beiden euch abgekämpft habt, habe ich die Luke geöffnet. Eine breite Steintreppe führt weit nach unten. Ich vermute, wir sollten ihr folgen. Das mit den Stiefeln ..."
"Gib zu, Elfchen, es war ein grnadioser Scherz", meinte der Dunkelelf, der seine Fassung wiedergefunden hatte. Liliths Glucksen war ihm Antwort genug. Auch sie konnte sich über den Humor der Wüstendiebe amüsieren.
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Montag 28. März 2016, 23:16

"Man merkt, dass Ihr Euch nicht mit unserer Kultur auskennt ... Herr. Lange Haare sind bei allen Elfen sehr beliebt." Darak schnaubte nur. Tatsächlich gab es aber auch in Sarma Männer, die auf eine lange Mähne standen. Der Befreier hatte dies nie wirklich begriffen. Lange Haare brauchten viel Pflege und wurden in der Hitze der Wüste wahrlich zur Tortur. Dann klebten sie nämlich wie nasse Schlangen am Nacken. Ein Bild, welches er bei Männern sehr unästhetisch fand. Bei Frauen war das natürlich anders. Frauen mit langen Haaren waren toll! Ausserdem mochte er es, wenn deren Haare beim Liebesakt seine Brust streichelten.... mhm.... Frauen. Daran war leider im Moment genau so wenig zu denken, wie an irgendwelche Eitelkeiten. Wenn es das Schicksal der Stadt erforderte, dann würde Darak Luthrokar eben auch Damenschuhe tragen. Entsprechend sass er mit ernster Miene auf seiner Bettkante. Der ehemalige Sklaventreiber war offensichtlich nicht zu Scherzen aufgelegt, allerdings ignorierte dies Rhiven gefliesslich. "Das klingt wirklich sehr schön. Wo möchtest du denn leben?" Er begann wieder damit, sein treues Huhn zu kraulen und zog nachdenklich seine Augenbrauen zusammen. «Mhmmm.» Brummte er nur und schwieg eine ganze Weile. Letztlich musste er sich seufzend eingestehen, dass der Befreier von Sarma wohl solange er lebte nirgendwo seine RUHE haben würde, zumindest nicht unter der Vorherrschaft der Dunkelelfen. «In einer anderen Welt.» Murmelte er entsprechend deprimiert vor sich hin und wartete ungeduldig auf die Stiefel. Von der Statur her waren die beiden Elfen gar nicht so verschieden. Beide gertenschlank, nur Rhiven einiges Grösser und natürlich bot ihre Hautfarbe ein heftiger Kontrast zueinander. "Darak, Liebster..." «Ja?» Brummte er, kriegte aber letztlich keine weiteren Ausführungen mehr zu hören. Der Befreier verschränkte trotzig die Arme, als Rhiven mit den Stiefel auf ihn zu stolziert kam. Bei Lysanthors Sackhaaren, dieser Elf ging ihm mit seinem Getue langsam echt auf die Nerven! Darak erkannte sofort, dass es für den Elfen offenbar ein besonderer Genuss darstellte, seinen Herrn auf diese Weise der Demütigung preiszugeben.
"Darak, ich..." Darak blickte zu Lilith auf und sah sie fragend an. Dann wurde er aber von Rhiven abgelenkt, der nach seinem Fuss griff und ihm den Stiefel auszog. Sogar diese einfache Handlung bedeutete einiges an Schmerzen für den angeschlagenen Sklaventreiber. «Vorsichtig!» Knurrte er nervös.

"Dein Darak kommt bestens zurecht, Elfenweib!" Darak hob eine Augenbraue. «Heh! Wage es nicht, so mit ihr Umzuspringen, zoll ihr etwas mehr Respekt! » Wenn Darak wüsste... Dass sein Fuss offfensichtlich nicht in den Stiefel passte trug nicht gerade zur Aufhellung seiner Stimmung bei. «Arhrh!» Knurrte er und petzte seine Augen zusammen. «Er passt nicht, verdammt! Du müsstest mir den halben Fuss wegschneiden damit der da reingeht! Siehst du das nicht?! Hör auf!» Rhiven reagierte nicht auf Daraks Proteste, wohl aber auf Lilith, was den Befreier durchaus für einen Moment aus dem Konzept brachte. Er beobachtete den Elfen dabei, wie er abrupt seinen Kopf abdrehte und für einen Moment ganz wo anders zu sein schien. Ihm wurde abermals bewusst, dass er im Grunde nichts über diesen Elfen wusste.
"Genug der Streiche jetzt" Der Befreier hob eine Augenbraue. «Streich? Was für ein Streich?» Seine Augen ruhten auf Liliths. "Du wirst die Schuhe nicht tragen müssen, glaube ich." «So?» Er hob gefährlich eine Augenbraue und wie sie ihn über die Situation aufklärte, konnte sie in seinem Blick erkennen, wie sein Ausdruck kälter wurde. Sein Unterkiefer presste sich nach oben und seine Kiefermuskulatur spannte sich sichtlich an, während er mit den Zähnen knirschte.

"Gib zu, Elfchen, es war ein grnadioser Scherz" Darak hatte aufgehört sein Huhn zu kraulen. Cattie spürte instinktiv die geänderte Stimmung ihres Ernährers und übernahm offensichtlich seine Aggression, denn sie pickte ein paar Mal nach seinen Fingern und plusterte sich schliesslich auf. Darak sammelte sich und hob Cattie vorsichtig von seinem Schoss runter. «Hilf mir auf.» Brummte er nur. Ansonsten gab er vorerst keinen dazu Kommentar ab. Rhiven half ihm auf und Darak reichte ihm einer seiner Krücken. «Halt mal.» Brummte er. Sein Blick traf auf Lilith und sie konnte seinen Ärger, seinen Zorn und ja auch seine offensichtliche Enttäuschung klar in seinen Augen erkennen. Wie hatte sie sowas nur zulassen können? Und wie konnte sie es wagen, sich darüber auch noch zu amüsieren?! Erkannte sie den Ernst der Lage nicht? Darak hatte im Moment absolut kein Verständnis für diese Mätzchen. Eigentlich untypisch für den Luthrokar, der normalerweise sogar noch im Angesicht des Todes einen zynischen Spruch auf den Lippen hatte. Ja, Darak hatte sich verändert. Die letzten Wochen waren viel für ihn gewesen. Möglicherweise zu viel. Er hatte diese störrische Leichtigkeit verloren. Kein Wunder, schliesslich lastete auch das Schicksal einer ganzen Insel auf seinen Schultern. Verdammt hier draussen starben noch immer gute Männer und Frauen in seinem Namen und im Namen der Stadt... und die beiden Elfentrottel hatten nichts anderes im Sinn als Kinderstreiche zu spielen! Kurze Zeit später ärgerte er sich sogar darüber, dass es ihn so ärgerte. Er kam sich unendlich alt vor gerade. Kein Wunder wurden die meisten Herrscher irgendwann zu griesgrämigen Arschlöchern. Leichtsinn und Schalk machte einfach keinen Spass, wenn man die Verantwortung für alles trug.

Eine Rolle, die er sich definitiv nicht ausgesucht hatte! Er richtete sich wieder Rhiven zu. «Es ist offensichtlich, dass du unsere Kultur nicht kennst. In Sarma geht die Ehre und der Ruf eines Mannes über alles! Seine Reputation ist seine Lebensgrundlage. Demütigst du ihn, demütigst du seine Familie, sein Werk und alles was er in seinem Leben erschaffen hat.» Er blickte Rhiven direkt an. «Beleidigst du mich, beleidigst du Sarma. Weisst du was man früher mit einem Sklaven gemacht hat, der sowas wagte? Man brachte ihn in die Wüste, liess ihn ein Loch graben, zwang ihn dort hinein und deckte ihn bis zum Hals mit Wüstensand zu. Dann liess man die Kamelreiter los, die mit einem langen Kolbenstab bewaffnet waren... und überliess es deren Gutdünken, wann sie zum finalen Schlag ansetzten... Du hast Glück, dass keine Fremden Augen das hier gerade gesehen haben. Sonst wäre mir keine andere Wahl geblieben, als dich hinzurichten. » Darak war ganz der ehemalige Sklaventreiber und Foltermeister, denn er sprach mit einer solchen Ruhe zu Rhiven, dass die Bedrohlichkeit seiner Worte damit nur unterstrichen wurde.

Der Befreier liess seine Worte wirken und versäumte es nicht, auch Lilith nochmals mit einem mahnenden Blick zu bestrafen. Er war hier nicht irgendwer, verdammt! Er breitete seine Arme aus. «Wir belassen es diesmal bei einer Ermahnung...schliesslich müssen wir uns ja beide an die jeweilig andere Kultur gewöhnen nicht wahr?» Er legte seinen Kopf schief und liess dann unvermittelt seine linke Pranke mit der Rückhand gegen die Wange von Rhiven schnellen. «DAS...ist für die Art und Weise wie du mit Lilith sprichst, Rhiven!» Darak schüttelte sich die Hand aus, packte sich seine Krücke und bewegte sich zum Geheimgang hin. Er späte kurz hinunter und stellte sich dann daneben hin. Unheimlich, dass die Wüstendiebe offensichtlich einen direkten Zugang zu den Gemächern des ehemaligen Sultans hatten. Das würde er sich definitiv merken, sollte Sarma überhaupt überdauern. Vermutlich war dies einer von unzähligen Geheimgängen unter der Stadt. Die Wüstendiebe hatten ihre Augen bekanntlich überall. Mitunter durch ihr Kanalsystem. Nun, letztlich konnte Darak nur hoffen, dass die Diebe trotz aller Gier schussendlich doch Patrioten genug waren, um ihn hier nicht in eine Falle zu locken.

Dass er Rhivens Scherz einfach so durchgehen liess, konnte man natürlich durchaus als auffallender Akt der Güte interpretieren, doch wenn man Darak nicht wohlgesinnt war, konnte man darin auch seine Schwäche sehen. Der Befreier wusste schliesslich, dass er auf seinen Helfer angewiesen war, der inzwischen alle Abläufe in und auswendig kannte. Ausserdem hatte Darak nicht vergessen, wer ihm bereits mehrmals den Arsch gerettet hatte. Rhiven hatte seine Grenzen schon von Anfang an ausgetestet, nun hatte er sie definitiv erreicht.
Er blickte zu dem Sklaven hin. «Nach dir.» Brummte er schliesslich zwischen seinen noch immer zusammengebissenen Zähnen hervor.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Freitag 6. Mai 2016, 03:24

Was Darak nie begriffen hatte, war in Sarma geradezu zum Statussymbol für so manchen Mann geworden. Nicht nur in den adligen Kreisen. Von Frauen erwartete man langes Haar, oftmals verborgen unter Hauben oder Seidenschleiern, wie ihre Gesichter. Aber es gab auch Sarmaer, die es lang bevorzugten. Es kostete Zeit und viel Pflege, aber genau das war es, womit sie sich aus eigener Sicht über andere erhoben. Wer eine ordentliche, zu kunstvollen Zöpfen feglochtene oder gleichermaßen ansehnliche filzige Mähne vorzuweisen hatte, dem erwies man Respekt. Immerhin waren solche Männer in der Lage, selbst bei den extremen Bedingungen ihrer Heimat Wert auf ihr Äußeres zu legen. Neider oder auch ungesegnte Glatzköpfe tuschelten dann hinter vorgehaltener Hand, dass ein solches Üppighaar sich nur deshalb so sehr um seine Pracht kümmern konnte, weil er in seiner untalentierten Natur ohnehin nichts Besseres zu tun habe. Ja, selbst in einer Wüstenstadt existierten ... Haarspaltereien.
Ein Thema, für das nun aber wirklich kein Platz blieb. Jedenfalls nicht auf Sarma bezogen. Es konnte nicht schaden, wenn sich Darak bei seinem Sklaven über etwaige, kulturelle Hintergründe der Dunkelelfen informierte. So trat er in kein Fettnäpfchen, sollte es ihm wirklich mit Hilfe der Wüstendiebe gelingen, Morgeria zu erreichen. Wie, das hatte er immer noch nicht auflösen könnten. Er fand lediglich heraus, dass das Tragen der Damenstiefel nicht notwendig gewesen war. Rhiven hatte sich einen wahrhaft üblen Spaß mit ihm erlaubt und seine Grenzen überschritten.
Lilith war es, die die Anzeichen schneller erkannte. Immerhin liebte sie Darak, hatte viel Zeit mit ihm verbracht und ihn kennenlernen dürfen. Besser als der Elf, der ihm in der Wüste noch das Leben rettete und ihn jetzt dazu gezwungen hatte, in Damenschuhe zu schlüpfen. Sie hielt Daraks Blick stand, las all seine Emotionen daraus und ... neigte den Kopf nur mit einem entschuldigenden Lächeln. Als sie aber merkte, dass sein Zorn nicht abebbte, machte sie einen Schritt nach vorn. Sie kam zu spät, ihn aufzuhalten. Jedenfalls für's Erste.
"Vielleicht kenne ich Deine Kultur aber auch zu gut...", raunte Rhiven dem Befreier entgegen. Oh, kein bisschen Demut in diesem Sklaven. Nun, er war auch keiner, sondern Soldat laut eigener Aussage damals. Seinen Rang hatte er bisher nicht preisgegeben, ebensowenig genauere Hintergründe zu sich selbst. Was war sein Motiv und warum brachte er Darak nun so sehr auf die Palme? Wollte er ihn wirklich demütigen oder nur seine Grenzen testen? Beides war ihm gelungen und das bedeutete für ihn nun nichts Gutes.
Darak hatte sich verändert. Doch nicht nur die letzten Wochen hier in Sarma hatten ihn geprägt, sondern auch Menschen auf seinem weiten Weg aus der Rolle des Sklaventreibers heraus bis hierher unter den Titel des Befreier von Sarma. Andernfalls hätte er nun keine Ausrede genutzt, um bei Rhiven Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Seine verwarnungen hätten zu einer anderen Zeit peitschenlastiger ausgesehen. Hier blieb es bei einer Backpfeife und die galt nicht einmal dem Scherz mit den Stiefeletten.
Rhivens Kopf schwang bei dem Hieb herum. Seine Wange glühte, als er ihn wieder zurückdrehte, um Darak anzusehen. Man konnte eine leichte Anspannung in seinen Muskeln ausmachen. Ansonsten rührte er sich nun nicht mehr und schwieg sogar. Er hatte die Grenze erkannt. Ob er sie künftig akzeptierte, würde sich zeigen müssen.
Lilith erreichte ihren Liebsten und wie schon bei Rhiven zuvor berührte sie dessen Schulter mit nur wenigen Fingerspitzen. "Darak", betonte sie seinen Namen ohne Schärfe, sondern mit einer Milde, die nicht mehr ausdrückte als ihr Verständnis für seine Lage. "Manchmal ist es wichtig, sich für einige Sekunden vollkommen von allem zu lösen. Vor wichtigen Entscheidungen sollte man wenigstens einmal frei atmen." Sie ließ ihm keine Möglichkeit zu einer Antwort. Er hatte nicht mit ihnen über den Scherz lachen können. Ihm fehlte die Luft und Lilith schenkte sie ihm nun, als ihre Lippen seine versiegelten für einen langen, intensiven Kuss. Sie schenkte ihm den heiteren Atem, den sie eben durch ihr Kichern in sich aufgenommen hatte. Sie versuchte ihm einen Moment der pflichtbefreiten Leere zu schenken, bevor sie sich langsam von ihm löste.
Der Moment war vorbei. Nun galt es, alte Pflichten aufzunehmen. Darak krückelte zu dem Geheimgang im Schrank. Breit war das Loch. Zum Glück ragte keine Leiter aus der Luke hervor. Darak konnte steinerne Stufen erkennen, die in Finsternis führten. Und wenn er aufmerksam genug war, fiel ihm auch der Staub darauf auf. Unberührt. Diesen Gang hatte kein Wüstendieb für lange Zeit benutzt. Das ließ zu hoffen übrig, jedoch nur kurz. Bei jemandem wie Darak würde er vielleicht wieder häufiger genutzt werden, immerhin zeigten die Diebe ein reges Interesse an ihm ... oder wollten sie ihn nach Morgeria abschieben? Arbeiteten sie im Hintergrund mit den Dunkelelfen zusammen? Bei so viel Gedankengut konnte man noch paranoid werden. Besser war es, wenn sich der Unbehelmte gar nicht erst davon beeinflussen ließ, sondern sich nur auf das konzentrierte, was vor ihm lag. Und das waren jetzt die Kellerstufen. Aber ein Mann wie er ließ sich nicht gedankenlos in eine Falle treiben. Er schickte Rhiven voraus.
"Wie Ihr wünscht ... Herr", säuselte der Elf nach wie vor süffisant. Er trat zu Darak in den Schrank und schob sich an ihm vorbei. Als nur noch der Kopf aus der Luke ragte, drehte er selbigen. "Dunkler als im Arsch eines Orks", kommentierte es, suggerierte, dass er eine Lichtquelle benötigte. Wie gut, gab es da noch Lilith. Sie eilte zum Nachttisch neben dem gewaltigen Bett. Dort stand eine kleine Öllaterne. Mit wenigen Handgriffen war sie entzündet und dem dunklen Artgenossen gebracht. Rhiven leuchtete in die Tiefe unter sich. "Ich kann das Ende der Treppe immer noch nicht sehen." Und ohne auf Darak zu warten trat er Stufe um Stufe tiefer. Das Licht wurde bald zu einem hellen Fleck, der seine Konturen und den Blick auf Stein freigab. Mehr jedoch nicht und Rhiven bewegte sich weiter nach unten. Rasch hakte sich Lilith bei Darak ein, um ihn zu stützen. "Na komm, bevor er so weit voraus ist, dass wir nichts mehr sehen."
Cattie blieb am Rand der Luke gackernd stehen. Sie verlor ein paar Grashalme, machte aber keine Anstalten in das gruselige Schwarz zu hopsen. Da musste ihr Ernährer allein durch.
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Donnerstag 26. Mai 2016, 14:04

Darak hielt Rhivens Blick stand und sah ihn mit einer finsteren Entschlossenheit an. Natürlich war sich der Befreier bewusst, dass der Dunekelf ihm körperlich im Moment meilenweit überlegen war. Dennoch konnte er es nicht zulassen, dass dieser Elf, der sich selbst zu seinem Sklaven degradiert hatte, derartige Respektlosigkeiten an den Tag legte! An einem Ort wie dem sarmaer Palast hatten die Wände schliesslich Augen und Ohren...
Seine Handfläche surrte vom Schlag und er ballte sie zur Faust. Eine stumme Mahnung an den Elfen. Er schnaubte als sich Lilith ihm näherte und ihre sanften Hände auf seine Schultern legte. Sofort gab seine Muskulatur darunter nach, doch seine Liebste mochte auch spüren, wie angespannt er war. "Manchmal ist es wichtig, sich für einige Sekunden vollkommen von allem zu lösen. Vor wichtigen Entscheidungen sollte man wenigstens einmal frei atmen." Der Enthörnte malmte mit den Zähnen. Er teilte Liliths Meinung offensichtlich nicht. Darak lernte gerade wie es war, wenn sich andere auf seine Kosten einen Spass erlaubten oder sich in irgendeiner Form bereicherten. Er selbst hatte dies über Jahrzehnte auch praktiziert und dadurch ein ganzes Heer an Opfern produziert. Er war strenggenommen der Letzte, der nun das Recht hatte eingeschnappt zu sein. Das war psychologisch eine schwierig zu verdauende Tatsache. Jedes Unheil, jedes Übel und jede Gemeinheit die Darak Luthrokar widerfuhr, war gewissermassen gerechtfertigt. Er hatte sich im Verlauf seines Lebens mit einer solchen Schuld beladen, dass er selbst im Grunde keine Sekunde des freien Atmens verdient hatte. Darak wusste das. Einen Atemhauch später wusste er gar nichts mehr, denn Lilith zog seine ganze Aufmerksamkeit durch einen einzigen, leidenschaftlichen Kuss auf sich. Für einen Moment herrschte absolute Leere in seinem Kopf und er blinzelte sie irritiert an, als sie sich vorsichtig wieder von ihm löste, als würde er gerade von einem Traum erwachen. Jetzt machte sich eine Andeutung eines Lächelns auf seinen Gesichtszügen bemerkbar und er vollzog eine feine Geste des Dankes, indem er leicht mit seinem Kopf nickte. Lilith hatte schon immer eine äusserst entspannende und besänftigende Wirkung auf den Sklaventreiber gehabt und dies ganz ohne den Einsatz von Schmerz.

Damit schien der Konflikt fürs erste erledigt und Darak bemächtigte sich wieder seiner Krücken um sich zum Eingang zu gesellen. Skeptisch lugte er in den finsteren Gang. Einladend war der ja nicht gerade, zumindest nicht aus der Perspektive eines Gehbehinderten. Würde er hier stolpern, war es das dann wohl mit seiner heroischen Mission. Das wäre doch mal eine Geschichte! Der Held zog aus um die Stadt zu retten, stürzte die Treppe hinab und starb. Was für ein ruhmreiches Ende. Er schickte seinen Sklaven voran.

"Wie Ihr wünscht ... Herr" Darak schnaubte nur und wartete ungeduldig bis Rhiven seine ersten Schritte in die Tiefe getätigt hatte. Sollten sie die ganze Aktion wirklich überleben und Sarma gegen äussere Feinde sichern können, würde er sich wohl für sich und Vesta als nächsten Schritt einen neuen Palast errichten lassen. Dieser hier war ja schlimmer durchlöchert als ein Termitennest.

"Dunkler als im Arsch eines Orks" "Ich will gar nicht wisse, wie du auf diese Referenz kommst." Meinte Darak zynisch. In seinem Fall war dies ein gutes Zeichen, denn sein Spruch zeigte an, dass er nicht mehr bedrohlich sauer war. Wäre er es gewesen, so hätte er dem Elfen vermutlich einen kräftigen Tritt in den Hintern verpasst um seinen Abstieg zu beschleunigen... "Ich glaube kaum, dass wir in Morgeria wieder herauskommen." Brummte Darak skeptisch, als er seinem Sklaven hinterhersah. Was hatten die Wüstendiebe da nur für einen Plan ausgeheckt? Der Enthörnte hasste es, wenn er fremden Plänen ausgeliefert war. Vielleicht zögerte er deshalb, Rhiven zu folgen. Vielleicht hatte er aber tatsächlich auch nur Angst vor der Treppe. Man würde es wohl nie erfahren.
"Na komm, bevor er so weit voraus ist, dass wir nichts mehr sehen."

Darak nickte und schaute zu Cattie zurück. Er zog seine Augenbraue hoch, als er bemerkte, dass ihm sein treues Huhn nicht folgen würde. "Pass gut auf meinen Helm auf...und auf Vesta. Macht euch einander bekannt und vertragt euch...ja?" Darak wusste nicht, ob Vesta tierliebend war, aber er konnte sich gut vorstellen, dass ihr etwas "tierische Aufmerksamkeit" durchaus guttun würde. Sie hatte ja grosse Schwierigkeiten damit, gegenüber anderen irgendeine Form von Schwäche zu zeigen, vielleicht gelang es ihr gegenüber Cattie, diese zuzulassen.

"Nicht zu schnell!" Zischte Darak in die Dunkelheit und begab sich Stufe und Stufe tiefer in die Dunkelheit. Wohl war ihm dabei ganz und gar nicht. Er war ohnehin schon unsicher auf den Füssen und die Dunkelheit verstärkte dieses Gefühl nur. Nach einer Weile plagten ihn wieder bohrende Zweifel. Was sollte ein Krüppel wie er schon in Morgeria ausrichten? Selbst wenn er es bis in die Stadt schaffte? Das war doch verrückt! Verrückt!! Er wandte sich um, doch hinter ihm herrschte nur noch Dunkelheit. Es gab kein Zurück mehr.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Samstag 28. Mai 2016, 06:12

Rhivens Gestalt verschwand im Dunkeln. Er hinterließ nur ein immer schwächer werdendes Licht in der Düsternis, da er sich bereits am Fuß der Treppe bewegte. Was mochte dort unten auf sie lauern? Es gab Geschichten in Celcia von geheimnisvollen, magischen Schränken, die in andere Welten führten. Welten, in denen Ziegenhybriden lebten und Leoniden Könige waren, aber echsenhafte Namen besaßen. Etwas wie Azlan. Aber das waren schließlich alles Märchen, jenseits des Möglichen. Dieser Schrank und seine Treppe führten nur in eine düstere Tiefe.
Darak und Lilith wagten sich hinunter. Die Elfe stützte ihren Liebsten hierbei bei jedem Schritt, den er krückelnd nach unten tat. Sie achtete gewissenhaft darauf, dass er nicht stolperte. Ja, sie hätte ihn sogar gepackt und versucht, sein Gewicht auf den Beinen zu halten, hätte Darak zu stürzen gedroht. Er kam glücklicherweise wohlbehalten unten an. Cattie lugte mit ihrem grasgrünen Kopf aus dem Quadrat auf sie herab, das die Bodenluke bildete. Sie gluckte noch ein-, zweimal. Ob sie Vesta wirklich Gesellschaft leisten würde, blieb ungeklärt.
Dafür enthüllten sich Darak und Lilith neue Einblicke. Sie kamen in einem schmalen Tunnel an. Steinmauern säumten ihn. Das musste das Labyrinth der Wüstendiebe sein, von dem hinter vorgehaltener Hand erzählt wurde. Nicht einmal Darak - dem Sklaventreiber Darak - waren jene Gerüchte damals vergangen. Schon immer hieß es, dass sich jene Lichtscheuen, die sich im Bund befanden, unsichtbar durch ganz Sarma bewegen konnten. Sie entkamen Stadtwachen wie Häschern gleichermaßen. Selten nur wurde einer von ihnen für seine Sünden verurteilt und wenn, so erzählte man sich ebenfalls, dann war es aus den eigenen Reihen so entschieden worden. Die Anführer der Wüstendiebe sprangen nicht zimperlich mit Verrätern und anderen um, die ihnen ein Dorn im Auge waren. Zählte der Luthrokar ebenfalls zu solchen piekdenden Pflanzenfortsätzen? Bisher hatten sie ihm wenig preisgegeben und doch mehr als sonst einem Herrscher, der im Schlafzimmer über seinem Kopf wohl genächtigt haben mochte.

Ein Lichtschimmer kam auf Darak und Lilith zu. Die Elfe klammerte sich unwillkürlich fester an Daraks Arm. Der Schein offenbarte rötliches Funkeln. Es war Rhiven, dessen Augen sich wieder in Rubine verwandelt hatten. Das Licht ließ seine hohen Wangenknochen noch markanter aussehen, die Brauen noch feiner geschwungen und seine Haut noch makelloser. Man konnte nicht abstreiten, dass jeder Elf - selbst die Dunklen - eine natürliche Schönheit mit sich brachten. Nein, Schönheit war das falsche Wort. Es gab auch Hässliche unter ihnen. Gezeichnete, denen das Leben Narben und andere optische Verunstaltungen verpasst hatte. Aber jeder Elf besaß auf seine Weise eine Art Anziehungskraft, der man sich nur schwer erwehren konnte. Bei Rhiven war es das Geheimnisvolle, das ihn wie eine Aura umgab. Er hüllte sich in einen Schleier aus unbeantworteten Fragen, Widersprüchlichkeiten und weiterhin verschwiegenen Motiven. Dieser Mann konnte unmöglich ein einfacher Soldat sein.
"Ein kleines Labyrinth", berichtete er. Seinen Kopf drehte er dabei dem Gang zu, aus dem er gekommen war. "Ich habe alles erkundet. Es führen drei Wege von diesem hier ab. Zwei davon enden in Sackgassen. Die Entscheidung fällt also nicht schwer."
"Was liegt am Ende des dritten Weges?", erkundigte sich Lilith mit wachsender Neugierde. Ihr Gegenüber schnalzte daraufhin mit der Zunge. "Er führte einfach weiter als die beiden anderen", entgegnet er dann. "Ich bin ihm nicht bis zum Ende gefolgt. Hoffen wir einfach, dass er wirklich irgendwohin führt."
"Würdest du weiter vorausgehen, Rhiven?" Lilith wollte es ebenfalls nicht riskieren, Darak voranzuschicken. Im Fall einer Gefahr würde er sie schützen müssen und seine Krücken schränkten ihn ein. Außerdem wollte sie sich garantiert nicht an den anderen Elfen klammern, sollte sie sich erschrecken. Rhiven schien es nichts auszumachen. Er stand ohnehin schon vorn im Gang, hielt die Laterne und war den Weg bereits ein Stück weit abgeschritten. "Ihr hättet mir eine Waffe geben sollen, Herr", sagte er lediglich. Sein Tonfall verriet auch hier nicht die Motivation. Nach wie vor könnte er Darak hintergehen. Ob er es tun würde? Er hatte ihm bereits das Leben gerettet. Dieser Elf blieb ein Mysterium, derzeit aber nur Anführer ihrer kleinen Gruppe.

Sie mussten nicht allzu weit gehen. Die Wahl des Pfades wurde ihnen ebenfalls erleichtert. Es kam zwar zu weiteren Abzweigungen, aber immer endeten alle bis auf eine einzige in Sackgassen. Ganz so, als hätte jemand Mauern in den Durchgängen errichtet, um sie den richtigen Weg entlang zu lotsen. Tiefer ging es, das durften sie allesamt feststellen. Darak musste noch mehrmals Treppenstufen nehmen. Die Luft wurde anhaltend kühler. Sie mussten sich bereits irgendwo unter dem Sand befinden. Irgendwann fanden sich Laternen an den Wänden, die ihnen den Pfad zusätzlich erleuchteten.
"Das gefällt mir nicht", gab Rhiven hierbei zu. "Laternen brennen nicht ewig. Jemand muss vor uns hier gewesen sein und sie entzündet haben." Das Trio begegnete allerdings keiner Menschenseele. Nicht einmal Ratten hatten sich hierher verirrt, allenfalls ein paar Kellerasseln oder Weberknechte. Die Gänge mussten jedoch auch benutzt werden. Es gab nur sehr wenige Spinnweben, es fand sich kein Staub auf dem Grund. Auch das teilte Rhiven ihnen mit.
Irgendwann, als sie bestimmt schon mindestens eine Stunde in den unterirdischen Katakomben umher geirrt sein mussten, endete der Gang. "Sackgasse. Scheiße!", fluchte der Dunkelelf. Mit flacher Hand fuhr er über den Mauerstein. Er war massiv.
"Aber das ergibt doch keinen Sinn. Warum würde ... huch!" Lilith Überlegungen wurden jäh unterbrochen. Das schabende Geräusch von Stein, der sich über Stein bewegt kündigte an, wovon die Ohren zuerst erfuhren. Rhiven wich zurück, als sich die Mauer vor ihm beiseite schob. Sie gab einen neuen Gang frei, der jedoch sehr kurz gehalten war und in irgendeinen beleuchteten Untergrundraum führte. was sich darin verbarg, verdeckte ein bekanntes Gesicht. Obwohl es verschleiert war, erkannte man Suleikas Auen sofort. Der Schalk funkelte darin. Schließlich neigte sie das Haupt. "Ihr habt die Schuhe anziehen wollen", begrüßte sie Darak mit einem Glucksen. Dann verneigte sie sich tiefer vor ihm. Ihre Art, sich zu entschuldigen. Mit einladender Geste wies sie in die Kammer hinter sich. "Ich habe euch bereits erwartet. Wir haben alles vorbereitet. Nur noch Ihr fehlt."
Die Kammer, die sie betraten, zeugte von den erfolgreichen Raubzügen aller Wüstendiebe der letzten Jahrzehnte. Hier unten verabrg sich ein Schatz! Gold, dass es beinahe blendete und doch nicht eine Münze fand sich hier. Es waren teuerste Vorhänge, Wandteppiche, Statuen und Herrscherbüsten. Schmuck in allen erdenklichen Formen und für jedes Körperteil glitzerte von samtenen Kissen oder aus Vitrinen, in denen sich prachtvoll ausgestellte Juwele ebenso wiederfanden wie wundersame Gegenstände, die nur magische Artfakte sein konnten. Dicke Wälzer türmten sich in einer Ecke zu hohen Bücherstapeln heran. Ein Tisch mit eingearbeiterer Karte Celcias besaß winzige Fahnen und Figuren. Porzellanvasen mit feinsten Verzierungen. Jede einzelne musste mehr wert sein als so manches Leben. Eine lebensgroße Kamelstatue, überzogen mit einem Fell aus Kaschmir würde jeden armen Schlucker über Nacht zum reichen Mann machen. Von Wänden hingen abgetrennte Hörner, die offenbar jenen pferdeähnlichen Geschöpfen gehörten, denen sie ihren besonderen Namen gaben. Ein Windspiel in Form silberner Schmetterlinge, in deren Flügel Perlmutt und Diamantsplitter eingearbeitet sein mussten, glitzerte von der Decke. Marmorstatuen von barbusigen Zentauren, einer Nixe und eines sich windenden Drachens umrahmten einen mannshohen Spiegel, der halb von einem roten Samttuch verhangen wurde. Auf jenen Spiegel hielt Suleika zu, baute sich davor auf und lächelte Darak entgegen. Sie gab ihm Zeit, all die Reichtümer der Diebe zu bestaunen.
"Unglaublich", hauchten Rhiven und Lilith im Chor.
"Untersteht euch, etwas mitzunehmen, sonst werden wir euch töten müssen", kicherte Suleika in zuckersüßer Unschuld.
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Freitag 17. Juni 2016, 15:43

Darak war darum bemüht möglichst jeden Tritt auch richtig zu erwischen. Es war nicht auszudenken, was passieren würde, wenn er hier stolperte. Was für eine Heldengeschichte! Der grosse Darak Luthrokar – den sie der Befreier nennen-, rettet Sarma. Lest den Epos und erfahrt auf den ersten 300 Seiten, wie der olle Luthrokar eine verfluchte scheiss Kacktreppe gemeistert hat... und dies auch nur, dank der tatkräftigen Unterstützung der Amazonenkrankenschwester bei den Eiern von Lysanthor!!! Er schnaubte. Er fühlte sich nicht wie ein Held, er hatte nicht die Konstitution eines Helden, er verhielt sich nicht wie ein Held... er war nur ein Krüppel, der eine Treppe hinunterstieg! Was wollte eigentlich die ganze Welt nur von ihm?! Hatten die keine Augen im Kopf?! «Ich hoffe darüber wird nie eine Saga veröffentlicht.» Brummte der Ungehörnte vor sich hin. Währe er ein Held, so würde er sich Lilith über die Schultern werfen und mit ihr in der finstersten Ecke dieses Tunnels eine neue Form der körperlichen Liebe entwickeln, während er neben bei noch irgendwelche Schlangen töten würde. Aus solchem Holz waren Helden geschnitzt! Noch einmal sah er sich über die Schultern um, um nach seinem treuen Huhn zu sehen. Cattie. DAS war eine Heldin! Doch er musste seine Glucke nun gänzlich hinter sich lassen, als sie am Ende der Treppe angekommen waren und tiefer in das verzweigte Tunnelsystem vordrangen. «Bei Lysanthors Eier. Kein Wunder werden die Diebe nie gefunden.» Er blieb einen Moment stehen und tastete nach den Mauern. Sie mussten schon ziemlich alt sein. Wie war es der Diebesgilde bloss gelungen so viel Material zu beschaffen und ein ganzes verdammtes Tunnelsystem zu bauen? Es war ja nicht so, dass die Steine auf der Insel gerade nur so rumlagen. Dieses Bauwerk war nicht nur ungemein praktisch, sondern auch eine imposante Machtdemonstration. Jeder Dieb der Gilde, musste fühlen zu was für einer mächtigen Organisation er gehörte, wenn er diesen Gängen entlang schlich. Ja, hier unten fühlte man sich als Teil von etwas ganz Grossen... oder aber als Eindringling. Darak tendierte eher zu letzterem. Wie viele Nicht-Angehörige der Diebesgilde hatten diesen Tunnel wohl je zu Gesicht bekommen und wie viele davon lebten nun noch?
Endlich schlossen sie zu dem im Fackelschein schimmernden Schönling auf. «Du solltest öfters in dunklen Tunnelsystemen herumwandern, die Lichtverhältnisse hier unten schmeicheln deiner Haut.» Brummte Darak schmunzelnd. Seine Stimmung hatte sich offenbar wieder etwas gebessert, obwohl die Art des Witzes eher untypisch für den Luthrokar war. Normalerweise vermied er nämlich jegliche Anspielungen auf gleichgeschlechtliche Liebe...zu schwer wog diesbezüglich sein eigenes Trauma. Na wunderbar! War ja klar, dass ich mich in diesem Scheissloch an die Minen zurückerinnert fühle... Darak schluckte leer. Nicht nur an die Minen. Verdammt er wollte hier raus!

"Ich bin ihm nicht bis zum Ende gefolgt. Hoffen wir einfach, dass er wirklich irgendwohin führt." «Jajaja...lauf einfach!» Drängte er deswegen. "Ihr hättet mir eine Waffe geben sollen, Herr» «Ja... tut mir leid, ich hielt deine Zunge für Spitz genug.» Brummte der Luthrokar, musste sich aber eingestehen, dass Rhiven Recht hatte. Darak hatte es umso eiliger, je tiefer sie in das Tunnelsystem eindrangen. Er spürte Panik in sich aufkommen. Er wollte aus diesem Loch heraus. Er wollte aus der Dunkelheit raus, weiss schliesslich der Geier, was hier unten alles lauerte! Respektive in den Untiefen seines eigenen Unterbewusstseins.

"Das gefällt mir nicht" Rhivens Worte trugen auch nicht gerade zur Beruhigung der Situation bei. Darak wusste was er meinte. «Die Diebesgilde...sie erwartet uns...» Es musste so sein. Wer sonst hätte die Nerven, sich als Parasit in die Tunnels der Gilde einzunisten?
"Sackgasse. Scheiße!", «WAS?! Willst du mich verarschen?!» Keifte Darak nervös. Das machte doch überhaupt keinen Sinn! Doch bevor sich Darak zur Ausstossung weiterer Fluchwörter hingerissen fühlte, kam Bewegung in den Tunnel. Alle drei guckten wohl gerade wie eine Kutsche aus der Wäsche, als sie Suleika entgegenstarrten.

"Ihr habt die Schuhe anziehen wollen",» Von WOLLEN kann nicht die Rede sein!» Brummte Darak beleidigt. "Ich habe euch bereits erwartet. Wir haben alles vorbereitet. Nur noch Ihr fehlt." Darak knirschte mit den Zähnen. Er mochte es nicht leiden, wenn andere Leute für ihn irgendwelche Pläne ausheckten, die er dann befolgen sollte. Nicht dass seine jeweils besser waren, aber seine waren eben...seine. Alle drei kamen nicht aus dem Staunen heraus, als sie die Schätze der Diebesgilde erblickten. Darak gab ein begeistertes Pfeifen von sich. «Verflucht, wir hätten etwas Brot mitnehmen sollen, um den Weg hierhin zu markieren...schaut mal was für fleissige Bienchen hier am Werke waren.»
Das eine oder andere Artefakt kam ihm sogar bekannt vor, weil er es dereinst in einer dieser Protzvillen seiner Kunden gesehen hatte. Suleika musste ein ziemlich Hohes Tier bei der Diebesgilde sein, dass sie ihre Verbündeten hier empfangen durften... nun und was waren sie drei? Tatsächlich Partner, oder wandelnde Tote?

«Sarmas goldenes Herz, wie?» Meinte Darak und strich sich über sein Kinn. "Untersteht euch, etwas mitzunehmen, sonst werden wir euch töten müssen" «Na...ich besinne mich auf meine Vergangenheit als Geistlicher und übe mich in Bescheidenheit.» Dass Darak Luthrokar mal ein Mönch war, galt als ein gut gehütetes Geheimnis, doch Geheimnisse waren ja gerade die Spezialität der Diebesgilde, daher hatte er nicht das Gefühl, dass er hier etwas überraschendes Preisgab. «Allerdings haben wir bei unserem...Spaziergang hier hin festgestellt, dass wir uns schlecht ausgerüstet fühlen, für unser Abenteuer...ein paar Waffen...und sinnvolle Kleider... Schmerzmittel und Heilkräuter...werdet ihr wohl entbehren können...schätze ich?»
Er musterte kurz den Spiegel und sah Suleika dann fragend an. «Ja...wir sind hier...» Wiederholte er noch einmal. Die Frage war nur, weshalb bei Lysanthors Sackhaaren waren sie hier? Sarma würde nicht gerettet werden, indem sie hier Gold bestaunten. Ausserdem konnte er sich nicht vorstellen, dass sie hier unten waren, weil die Diebesgilde den Befreier mit einer grosszügigen Spende unterstützen wollte... oder etwa doch? Er blickte sich nochmals um. Mit diesen Artefakten würde man ein ganzes Heer an Söldner kaufen können, doch alles was Sarma selbst an Menschen hergab, wurde bereits rekrutiert und die Dunkelelfen waren wohl kaum zu bestechen. Er rieb sich abermals das Kinn. Wenn die Adligen vom Reichtum der Gilde wüssten, würden sie sich wohl gleich in die Hosen machen. Schliesslich basierte ihre vermeintliche Macht auf nichts anderem. Er näherte sich der goldenen Nixe und konnte es nicht unterlassen, die Bwschaffenheit ihrer Brustwarzen mit den Fingerkuppen zu erproben. Sofort spürte er ein Stechen in seinem Nacken, dass nicht von Lysanthor herrührte, sondern von Lilith. Er hauchte ein stummes "Entschuldige" und fokussierte sich wieder auf Suleika. Die junge Amazone, hatte ihren Liebsten ordentlich unter Kontrolle, wie diese kleine Szene offenbarte. Menschen gaben ständig Informationen preis, ob sie wollten oder nicht.

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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Erzähler » Samstag 2. Juli 2016, 05:01

Im Grunde durfte sich Darak Luthrokar über die Situation ruhig ausgiebig sorgen. Bedachte man die Tatsachen, dass die Wüstendiebe offenbar problemlos Zugang zu halb Samra haben mussten - wie weit reichten ihre labyrinthartigen Tunnel, deren Wege anscheinend nur sie kannten?! - sie wollten ihn auch in Pläne einbeziehen, von denen sie ihm selbst bisher nicht viel verraten hatten. Aber er sollte sie befolgen. Ja, es gab wirklich Grund zur Skepsis, mehr noch als bei seinem elfischen Begleiter. Obwohl Darak Rhiven angesichts seiner aktuellen Lage dennoch nicht vollkommen in den Hintergrund schieben durfte. Der Elf blieb ein Mysterium, er könnte trotz allem gefährlich sein. Er hatte Lilith zeitweise auf seine Seite gezogen und ihn - Darak - dazu gebracht, rote Damenstiefel anzuziehen! Oh, das verbreitete sich hier bereits wie ein Lauffeuer. Selbst Suleika wusste schon davon, aber die war doch gar nicht im Schlafgemach gewesen. Der Palast besaß mehr Löcher als ein pelgarer Stinkekäse! Man konnte ja quasi von Glück sprechen, dass er nach wie vor Reichtümber beherbergte, wenn hier jeder ein- und auszugehen vermochte. Doch auch dieser Gedanke vermochte, seine Perspektive zu ändern. Die Wüstendiebe besaßen genug Schätze, wie schnell klar wurde, als man Suleika zwischen all dem Prunk vorfand.
Sie lächelte ihn spitzbübisch unter ihrem Schleier heraus an. "Glaubt mir, in unserer Obhut sind diese Dinge besser aufgehoben. Wir haben sie über Jahrzehnte hinweg gesammelt ... lehrte man mich." So alt war die dralle Spionin nämlich noch nicht. "Bescheidenheit ist eine Tugend Lysanthors", entgegnet sie. Die Sarmaerin wirkte nicht einmal darüber überrascht. Hingegen spitzte Rhiven aufmerksam die Ohren. Sein rubinroter Blick ruhte eine ganze Weile auf Darak. Jedenfalls lange genug, bis Suleika unter einem breiten Lächeln nickte und an mit Blattgold verzierten Schrank heran trat. Schränke! Sie wurden langsam zum Standardmobiliar von Bedeutung in Daraks Abenteuer. Die pummelige Frau entnahm dem Inneren einen wahrlich fein ausgearbeiteten Säbel. Er sah kostbar aus. Wer ein solches Ding außerhalb von Sarma verkaufte - vielleicht in Rumdett - konnte sich mindestens für ein Jahr zur Ruhe setzen. Interessanterweise überreichte sie Rhiven den Säbel. Anschließend wurde ein nicht weniger kostbar aussehender Dolch an Liltih übergeben. Sie hielt ihn mit der Kundigkeit einer Amazone, was wieder einmal zeigte, dass sie nicht vollkommen wehrlos war.
"Der ist für Euch, Lilith Blütentau. Selbst wenn Ihr Darak nicht begleitet." Lilith warf ihrem Liebsten daraufhin einen fragenden Blick zu. Bis hierher war sie mitgekommen. Würde sie auch die Reise nach Morgeria mit antreten oder bei Vesta im Palast zurückbleiben? Beides sprach auf eigene Weise für sich.
Darak erhielt keine wirklich Waffe in dem Sinne. Suleika kam mit einem kleinen, schwarzen Kästchen auf ihn zu und öffnete es. In Samt war dort ein Paar silberner Ohrringe eingeschlagen. Sie besaßen die Form kleiner Dolche, wirkten angesichts all der Schätze des Raumes jedoch nur auf den zweiten Blick wertvoll. Wären die winzigen eingefassten Onyxsteinchen nicht, die wie schwarze Perlen zum Knauf der Dolche wurden, kaum ein Schmuckhändler könnte sich begeistert sehen. Aber darin lag wohl der Kern dieser ... "Waffen".
SUleika schmunzelte. "Bitte, glaubt nicht, ich möchte Euch nach den Stiefeln nun auch noch mit Schmuck ausstatten. Des Meuchlers Zierde ist etwas ganz Besonderes. In Hohlräumen in den Klingen der dolchförmigen Ohrringe findet sich ein Giftextrakt, das bei Schlangen der Wüste vorkommt. Schon die Menge, die sich in einem der beiden Ohrringe befindet, reicht aus, um ihr Opfer für mehrere Stunden bewusstlos werden zu lassen. Wollt Ihr es töten, solltet Ihr einfach beide Ohrringe verwenden. Das Gift muss in die Blutbahn gelangen." Sie deutete auf die Onyxsteine. "Sie lassen sich aufklappen und die Ohrringe selbst benötigen kein gestochenes Loch. Man kann sie mit den Steckern befestigen. Sie werden gut an Euch aussehen, vor allem aber unauffällig sein."
"Unauffällig wofür?", mischte sich nun Rhiven ein und kam Darak so jeglicher Fragerei zurvor. Er hatte sich den Säbel bereits am Gürtel befestigt. Suleika schmunzelte ob dieser Tatsache, denn sie griff erneut in den Schrank, um eine sarmaer Rüstung hervorzuholen, sowie einfache Kleidung des Wüstenvolkes. Wieder war Letztere für Darak bestimmt. Erst dann erklärte die Spionin den Plan.

"Ist euch der Begriff des Spiegels der Vebrindung geläufig? Falls nicht, verrate ich es euch. Er dient dazu, Nachrichten über seine jeweiligen Spiegelanteile auszutauschen. In Zeiten des Krieges sehr nützlich." Suleika trat an den mannshohen Spiegel heran und berührte sacht dessen Oberfläche. "Dieses Exemplar hier ist alt wie die Drachen, erzählt man sich und wohl eines der mächtigsten Exemplare. Er übermittelt nämlich nicht nur Nachrichten. Wer durch diesen Spiegel tritt, gelangt dorthin, wo das Gegenstück steht."
Rhivan klappte der Mund auf und Lilith blinzelte. "Wollt Ihr damit sagen, Suleika, dass ein solcher Spiegel in Morgeria steht und die Dunkelelfen jederzeit Zugang zu diesem Labyrinth hätten?" Sie wirkte entsetzt und fasziniert zugleich. Suleika beruhigte die Elfe. "Nein, nein, das Gegenstück existiert nicht mehr. Eine Tatsache, die den Spiegel im Grunde unbrauchbar macht, aber uns ist es gelungen, die Verbindung zu irgendeinem Spiegel aufzubauen." Ihre Züge nahmen bei diesen Worten eine gewisse Bitterkeit an und leise fügte sie hinzu: "Ihr müsst Erfolg haben, Befreier. Für diesen Zauber haben ein Dutzend Männer und Frauen ihr Blut gegeben." Dann setzte sie mit altem Selbstbewusstsein fort. "Die Basis der Magie liegt in einem alten Ritual, das sich der Kraft irgendwelcher Portaldämonen ermächtigt. Ich kenne mich mit den Details nicht aus, aber es soll angeblich funktionieren. Leider nur ein einziges Mal. Danach werden beide Spiegel - dieser hier und das ausgesuchte Zielobjekt - zerstört werden. Es gibt also auf diesem Weg kein Zurück mehr für euch. Wenn ihr in Morgeria seid, dann müsst ihr einen anderen Fluchtweg finden. Das heißt, sobald ihr die Feuerhexe befreit habt."
Sie ließ diese Information kurz sacken. Da sie mit ihren Monolog jedoch noch nicht am Ende angelangt war, ging die Informationsflut weiter: "Ich habe Euren elfischen Sklaven mit Waffe und Rüstung ausgestattet, weil er Euch als Gefangenen in die Stadt schmuggeln wird. Ich hoffe, Ihr werdet dennoch genügend Handlungsfreiraum besitzen, um Cassandra zu finden. Als rettende Stütze dienen Euch des Meuchlers Zierde und gegen den Schmerz gebe ich euch noch einen Trank der Stärkung mit. Er wird Euch nicht endgültig von Eurem Leid befreien. Knochen rückt er nicht gerade, aber der Schmerz wird verschwinden, solange Ihr Euer Knie nicht über alle Maßen belastet." Sie reichte Darak ein Tinfläschchen. "Trinkt es am besten sofort." Wieder klang ihre Stimme für Sekunden danach, als hätte es große Opfer gebracht, an den Trank heranzukommen. Anschließend zückte Suleika ein Pergament und entrollte es. Kryptische Zeichnungen und Notizen waren darauf vermerkt, ebenso wie die Abilldung des Spiegels. Nachdenklich tippte sie sich mit dem Finger an die Nase, bevor sie über verschiedene Stellen der Gravur des Spiegels fuhr. Sie drückte hier und dort herum, legte einmal sogar etwas um, das man erst bei Betätigen als winzigen Schaltmechanismus erkannte. Dann streute sie ein Pulver auf die Oberfläche des Spiegels. Sogleich verschwand ihr Bildnis darin. Es wich dem Bild eines Schlafzimmers, dunkel gehalten mit purpurnen Vorhängen und diversenen fledermausartigen Ornamenten auf den Möbelstücken.
"Morgerias Wappen", murmelte Rhiven, vollkommen gebannt von der Macht des Artefaktes. Suleika winkte ihn heran. "Beeilt euch. Ihr müsst jetzt hindurch, bevor das Portal verblasst. Es bleibt keine Zeit für lange Abschiede. Viel Glück, Befreier."

Neue Gegenstände erhalten:
  • Rhiven erhält sarmaer Soldatenrüstung, wertvoller Säbel
  • Lilith erhält wertvoller Dolch
  • Darak erhält sarmaer Kleidung, Trank der Stärkung, "Des Meuchlers Zierde" (Dolch-Ohrringe mit betäubendem Schlangengift, 1x pro Ohrring)
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Re: Im Sultansviertel - Der Herrscherpalast

Beitrag von Darak Luthrokar » Dienstag 12. Juli 2016, 18:34

"Glaubt mir, in unserer Obhut sind diese Dinge besser aufgehoben. Wir haben sie über Jahrzehnte hinweg gesammelt ... lehrte man mich." Darak hob seine Hände und signalisierte damit, dass er ihrer Version nicht zu widersprechen gedachte. Er als ehemaliger Sklaventreiber, der einst sein Geld mit einer freilich nachhaltigen, aber moralisch doch etwas fragwürdigen Ressource verdient hatte, war ja wohl auch der Letzte, der Diebstahl verurteilen konnte.

"Bescheidenheit ist eine Tugend Lysanthors" «Ach ja...» Murmelte der Befreier zynisch und murmelte etwas von «es sei den man ist ein Priester einer grossen Kathedrale, oder pelgarischer Inquisitor» «Von wegen goldene Messkelche, teure Stoffe...» Tatsächlich wussten selbst die Wüstendiebe, dass es in den Heiligtümer Lysanthors einiges zu holen gab. Schliesslich wurden diese mit Spenden und Stiftungen geradezu überhaupt. Stand da in einem Regal tatsächlich eine in Gold eingebundene Ausgabe von Lysanthors Lehre? In einer Ecke glaubte er sogar kostbare Priestergewänder ausmachen zu können... Die Diebsgilde kannte wirklich gar nichts.
Darak registrierte, dass er von Rhiven kritisch in Augenschein genommen wurde, aber er mass diesem Verhalten im Moment keine spezielle Bedeutung zu. Er konnte schliesslich nachvollziehen, dass man ihm seine religiöse Vergangenheit nicht abkaufte. Das Fehlen einer Reaktion bei Suleika überraschte ihn ebenfalls nicht. Als gewissenhafte Vertreterin der Diebesgilde hatte sie sich sicherlich ausreichend über ihre Zielpersonen informiert. Ob sie möglicherweise auch mehr über Rhiven wusste? Leider blieb ihm keine Zeit, dies zu überprüfen, da er keine Gelegenheit mehr bekam, sich alleine mit ihr zu unterhalten. Schweigend beobachtete er, wie sie an einen Schrank herantrat und einen äusserst kostbar gearbeiteten Säbel hervorzauberte. Natürlich lachte ihm das Herz, bei dem Anblick dieser erstklassigen Handarbeit. Selbst wenn für das Töten auch eine herkömmliche Waffe ausreichte, verlieh ein solches Einzelstück dem Träger dennoch eine gewisse Aura. Eine schöne Waffe, eine imposante Rüstung oder ein mächtiges Reittier entfalteten merklich eine gewisse psychologische Wirkung auf den Träger, wie auch den Gegner. Darak überlegte sich bereits, wie er diesen Säbel trotz Krücken würde führen können, doch Suleika überraschte ihn, indem sie das Prunkstück dem Dunkelelfen aushändigte. Darak zog ein langes Gesicht, dass noch länger wurde, als er mit wachsender Ernüchterung feststellen musste, dass ihm nicht einmal der prachtvolle Dolch vergönnt sein würde. Wie sollte er sich denn in Morgeria wehren? Er war ja nicht mal ansteckend! Er war einfach nur ein Krüppel, ein gebrochener, vorgealterter Mann. Er musste unweigerlich schmunzeln. Dem dunkelelfischen Genera, der für Sarma zuständig war, musste diese Tatsache mehr als nur peinlich sein. Während Pelgar und Andunien unter seinen Kameraden gefallen waren, schaffte er es nicht einmal einem störrischen Krüppelmönch und seiner Krüppelhurenfreundin eine kleine Insel zu entreissen.
"Der ist für Euch, Lilith Blütentau. Selbst wenn Ihr Darak nicht begleitet." Darak musterte Suleika skeptisch und sah sie lange an, ehe er seinen Blick Lilith zuwandte. Insgeheim war er froh um diese Entscheidung. Hier in der Stadt war sie definitiv sicherer aufgehoben, als in Sarma. Er konnte nur für sie hoffen, dass Constanze überlebte und an ihrer Seite bleiben konnte. Die Ohrringe schienen den Befreier zu Beginn nicht wirklich zu überzeugen. Schmollend schielte er abermals zum Säbel am Gürtel seines Sklaven, während er selbst die Schmuckstücke entgegennahm.

«Bitte, glaubt nicht, ich möchte Euch nach den Stiefeln nun auch noch mit Schmuck ausstatten. Des Meuchlers Zierde ist etwas ganz Besonderes.» Darak nahm die beiden Ohrringe kritisch in Augenschein. Gift war traditionell eher eine weiblich konnotierte Art des Tötens, aber der Zweck heiligte schliesslich die Mittel. Er nickte schliesslich und steckte sich die Schmückstücke an. Tatsächlich würde er mit dieser unscheinbaren Waffe mehr schaden anrichten können, als mit dem Säbel, der in seinen Händen im Moment ohnehin nutzlos sein würde. Kaum zu glauben, dass er vorhin noch auf dem Rücken eines Drachen gesessen hatte! Wie hatte er das nur geschafft?
Rhiven kam ihm mit seiner Frage zuvor und nun richtete auch der Befreier seinen kritischen Blick auf die Wüstendiebin. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten, als Rhiven mit der prächtigen Rüstung ausgestattet wurde und man ihn wieder mit einem einfachen Gewand abspeiste. Er schnaubte frustriert, machte sich aber ohne Scham sogleich daran, die neuen Kleider anzuziehen. Lilith assistierte ihm dabei. Bei all diesen Schlupflöchern im Palast, hatte Suleika ihn ohnehin bestimmt schon nackt gesehen und spätestens nach dem «Stiefelgate», war ohnehin klar, dass Darak jedes Opfer bereit zu geben war. Aktuell opferte er seine Privatsphäre. "Ist euch der Begriff des Spiegels der Vebrindung geläufig?» Darak hatte noch nie von einem derartigen Artefakt gehört und so lauschte er ihren Ausführungen aufmerksam.
«Er übermittelt nämlich nicht nur Nachrichten. Wer durch diesen Spiegel tritt, gelangt dorthin, wo das Gegenstück steht." Darak runzelte überrascht die Stirn und Lilith brachte zum Ausdruck, was ihm selbst gerade durch den Kopf ging.

"Nein, nein, das Gegenstück existiert nicht mehr. Eine Tatsache, die den Spiegel im Grunde unbrauchbar macht, aber uns ist es gelungen, die Verbindung zu irgendeinem Spiegel aufzubauen." Darak verfügte über genügend Abstraktionsvermögen um sogleich zu wissen, was das für ihn und Rhiven bedeuten würde. Dieser Zauberspiegel war eine Einbahnstrasse. Na herrlich!

"Ihr müsst Erfolg haben, Befreier. Für diesen Zauber haben ein Dutzend Männer und Frauen ihr Blut gegeben." Noch mehr Druck... klar, konnte er gut gebrauchen, es war ja nicht so, dass bereits das Schicksal dieser ganzen verdammten Insel auf seinen Schultern lastete! Darak wollte gar nicht wirklich wissen, wie dieses Ding genau funktionierte. Dämonen klangen ja nicht gerade heimelig. Hoffentlich funktionierte dieses Ding auch! Er hatte keine Lust, dass nur ein Teil seines Körpers an einem anderen Ort auftauchte!

»Ich habe Euren elfischen Sklaven mit Waffe und Rüstung ausgestattet, weil er Euch als Gefangenen in die Stadt schmuggeln wird.» «Oh ja, dieses Strategie hat schon beim ersten Mal vortrefflich funktioniert!» Grummelte Darak missmutig. Beim letzten Mal, war er in der dunklen Kammer gelandet und gefoltert worden! Kein Wunder, dass ihm dieser Plan nicht wirklich behagte, obwohl er auch einsah, dass dies die einzige Möglichkeit für ihn war, sich einigermassen in Morgeria bewegen zu können ohne gleich umgebracht zu werden. Würde man ihn dort erkennen? Wusste man in der Heimat der dunklen Völker überhaupt vom Befreier und seine Verkrüppelung? Oder würde man ihn einfach für einen der unzähligen Sklaven halten? Was war mit Rhiven? Wie bekannt war er...und besonders auf welche Art und Weise? Der Dunkelelf hatte nur vage angedeutet, dass er in seiner Heimat noch offene Rechnungen zu begleichen hatte, Darak musste nun dafür büssen, dass er diesbezüglich nie genauer nachgefragt hatte... und nun fehlte ihm die Zeit. Sein Blick fiel auf den Elfen und er versuchte seine Gedanken zu lesen. Freute er sich darauf, dass nun die Rollen getauscht wurden? Würde er Darak alles Heimzahlen, was er an Demütigung und Ohrfeigen durch ihn erlitten hatte? Würde er sich überhaupt an den Plan haben oder sofort desertieren, sobald sie den Spiegel passiert hatten? Was lag dem Elfen schliesslich schon an Sarma? Nur zwei Motive kamen für Darak in Frage: Rhiven wollte seinen General demütigen und beteiligte sich deshalb an Sarmas Rettung– aus welchen Gründen auch immer. Oder aber er war schlicht und ergreifend einfach nur loyal... ein seltsamer Gedanke.
Sichtlich erleichtert und dankbar nahm er Suleikas zweite Gabe, den Trank der Stärkung entgegen und er liess sich nicht zweimal bitten. Sofort stürzte er das Gebräu in seinen Rachen. Dann ging es für seinen Geschmack plötzlich arg schnell. Suleika drückte am magischen Spiegel herum und aktivierte ihn offensichtlich. Kurz darauf drängte sie die Beiden hindurchzuschreiten. Darak konnte nicht verhindern, dass sich sein Pulsschlag beim Anblick der wabbernden Oberfläche beschleunigte. Aber nein! Darak Luthrokar würde nicht infolge eines Teleportationsunfall sterben... das wäre dann doch irgendwie zu abstrus, oder? Darak Schritt entschlossen voran, sein letzter Blick galt Lilith, ehe er durch den Spiegel und damit ins Ungewisse trat.

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