Im Grasland

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Re: Im Grasland

Beitrag von fremder Mann » Dienstag 28. November 2006, 21:06

Während die drei und Ventus ihren Spaß hatten – mehr oder weniger – hatte sich eine Gestalt der Gruppe genähert. Niemandem war sie bisher aufgefallen, aber jetzt stand da ein dünner Mann zwischen den Gräsern. Er schwankte mit den Halmen im Wind, ganz so, als gehörte er selbst dazu.

Dieser Fremde musste sehr reich sein, denn er trug kostbare Roben aus schimmerndem rotem Samt. Darauf waren kleine Edelsteine uns Silberstickereien zu einem verworrenen Muster verarbeitet. Die Sonne spiegelte sich in seiner Brille und der Mann trug einen hohen Hut, von dem kleine Sterne und Monde an dünnen Silberketten herabbaumelten. Außerdem legte sich ein beeindruckeneder Umhang mit hohem Kragen um seinen Hals, dessen Falten das Licht einzufangen schienen. Der Mann besaß einen gut gepflegten grauen Bart und kurzes Haar. Er stützte sich auf einen gewundenen Knorrenstab. An seinem Gürtel hingen eine Sichel und viele kleine Beutel. In der anderen Hand hielt er ein dünnes Büchlein, welches beinahe noch verzierter war als die Aufmachung des Fremden.

Seine ergraute, rechte Augenbraue zog sich in einem neugierigem und zugleich erstauntem Bogen nach oben. "Faszinierend. Was treibt ein ... Völkchen ... wie das Eurige in eine Gegend wie die meinige? Ein Zwerg, wie ich sehe, eine junge Frau in Kriegerkluft und ein ... ja, äußerst faszinierend ... eine mannshohe Eidechse."
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Re: Im Grasland

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 29. November 2006, 14:02

Der Fremde wartete, bis Anezka sich und ihre Kameraden vorgestellt hatte. Dabei rieb er sich seinen glanzvollen Bart und musterte jeden einzelnen mit aufmerksamem Interesse.
"Ihr tragt einfache Namen, doch das muss nichts heißen. Nicht hinter jedem großen Namen steckt auch ein großer Geist. Wenn ich mich der Höflichkeit halber ebenfalls vorstellen darf. Ich wurde geboren als Adelmund Constellano d'Artinell und besser bekannt als Lichtmagus d'Artinell aus Zyranus. Das ist übrigens der verspielte Name der Stadt, die ihr hinter mir sehen könnt. Es ist ein Reich der Magier, aller Arten und Stärken. Fleißig und konzentriert, aber auch sehr gut bewacht. Wenn ihr Zyranus also mit Eurer Anwesenheit beglücken wollt, so haltet diebische Finger zurück, sonst werden sie noch in kleine Tentakel verwandelt oder der magische Rat lässt sie ganz verschwinden, zusammen mit beiden Armen."

Adelmund lachte hinter vorgehaltener Hand. Fröhlich wippte seine Brille auf der Nasenspitze. "Na dann viel Spaß in Zyranus. Möge euch Feylin viel Wissenswertes bescheren. Vielleicht besucht ihr mich mal, wenn ich zurückkehre. Doch für den heutigen Tag amüsiere ich mich hier draußen und sammle Kräuter für meine alchemistischen Tränklein."

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Re: Im Grasland

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 29. November 2006, 15:36

Adelmund Constellano d'Artinell schenkte Thror seine ganze Aufmerksamkeit. Er schaute über seine Brille auf ihn herab und schmunzelte.

<b>Überwiegend Magier. Wenn der Zwerg wüsste. Etwa 95% der Bewohner dürften Magier ausmachen, Reisende mitgerechnet. Wirklich faszinierend.</b>

Doch die Frage, die Thror anschließend stellte, brachte den Lichtmagus nur noch mehr zum schmunzeln. Ein breites Grinsen umspielte seinen Mund. "Ihr werdet sicher mehr als nur einen Runenmeister in Zyranus finden. Ich sagte bereits, es ist die Stadt der Magier. Ihr werdet zu jeder bekannten Magieart mehrere Meister ihrer Künste finden. Doch habt Acht, nicht jeder ist bereit, sein Wissen zu teilen und einige vergeben es nur zu einem angemessenen Preis."

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Re: Im Grasland

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. November 2006, 18:56

"Ich bin hier auf der Wiese, falls ihr mich in irgendeiner Weise brauchen solltet", rief Adelmund der Gruppe noch nach und lachte fröhlich in sich hinein. Er war die belustigte und sehr charmante Version eines Magiers, eine Seltenheit, aber existent.

Anezka und Thror ritten wieder auf Ventus' Rücken und Oxayotl bewegte sich neben ihnen her. In gemütlichem Tempo ging es weiter nach Zyranus.

Schon bald sahen die Reisenden das große, aber doch recht merkwürdige Stadttor. Keine Wachen waren zu entdecken, aber seltsame röhrenartige Gebilde (Kanonen), die allesamt auf einen Fleck vor den Toren gerichtet waren. Und da war wirklich ein Fleck. Rußig und schwarz hatte er die Erde davor werden lassen und in einem Umrkeis von mehreren Metern wuchs kein Grashalm mehr. Was hatte das zu bedeuten?



<i>[weiter in -> Die magische Stadt Zyranus --> Das Stadttor Zyranus] (wird gleich freigeschaltet)</i>

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Re: Im Grasland

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. Januar 2007, 22:54

Vegeblich versuchte Anezka, ihre Stimmung zu überspielen. Sie war zwar froh, Ventus nach all diesen Strapazen und schrecklichen Ereignissen der letzten Zeit wiederzusehen, aber selbst das konnte ihre schlechten Gedanken nicht vertreiben.

Sie hatte Thror gesehen, wie wütend war er gewesen. Und sie selbst? Sie fühlte sich so leer und zugleich drückte etwas schwer auf ihre Brust, schnürte ihre Kehle zu. War es ihr Gewissen? Belastete es sie, weil sie und Thror es zu verantworten hatten, den Jungen zum Rat der Magier geschleift zu haben? Er hatte sie gebeten, ihn nicht dorthin zu bringen. Hätten sie nur auf ihn gehört. Hätten sie ihn aus Eigeninitiative bestraft. Anezka fragte sich, ob nicht jede andere Entscheidung die richtige gewesen wäre. Jetzt war Luca blind ...

Tränen stiegen in ihren Augen auf. Sie versuchte, sie weg zu blinzeln, doch wollte ihr nicht einmal das gelingen. Was sollte sie jetzt nur tun?
Und Adelmund? Sie fragte sich, ob auch er nicht in der Lage wäre, eine solche Tat zu vollbringen, jemanden zu blenden. Sicher besaß er dazu genug Macht, aber würde er seine Magie auf diese Weise missbrauchen?

Eine Strähne fiel Anezka ins Gesicht. Sie schimmerte im goldenen Licht von Adelmunds Zauber. Nein, niemals würde er ... zu ihm hatte sie Vertrauen.

Doch wieder kehrte die Frage in ihre Bewusstsein zurück: Was mache ich jetzt?
Sollte sie einfach hier warten, bis auch Thror die Stadt verließ. Er hatte nicht gerade dein Eindruck gemacht, dass er noch länger in Zyranus bleiben wollte. Oder kehrte sie zurück? Ob sich die magischen Stadttore für sie öffnen würden? Sie erinnerte sich noch an dieses Passwort, das Adelmund ausgesprochen hatte. Aber funktionierte es auch bei nichtmagischen Wesen?

Gedankenverloren blickte sie hinauf in den blauen Himmel und ärgerte sich auf einmal, dass die Sonne schien. So lange war sie mit fröhlichem Gemüt unter den schwarzen Wolken gereist und jetzt, da es ihr schlecht ging, schien die Sonne. Sie kümmerte es eben nicht, wie es einem einzelnen Menschen gehen konnte.
Anezka bemerkte nur vage das schimmernde und funkelnde Etwas, das unterhalb der Sonne ein paar Kreise zog und dann über Teile der in der Ferne liegenden Wälder entlang flog, immer Richtung Nordwesten.
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Re: Im Grasland

Beitrag von Erzähler » Samstag 13. Januar 2007, 12:54

Das Glück stand wohl auf ihrer Seite – zumindest das Glück im Unglück. Ob das wirklich ein Drache dort oben am blauen Himmel war? Jedenfalls war es wesentlich größer als ein Raubvogel oder ähnliches.

Unter leichtem Gegrummel von Thror, preschte Ventus über die bunten Wiesen des Graslandes. Anezka passte sich seinen Bewegungen an und schmiegte sich eng an ihr Pferd. Thror hielt sich nur fest und hoffte, seinen Helm nicht zu verlieren.
Der Wind pfiff in seinen Ohren, so schnell galoppierte das Pferd. Holpernd ging es voran. Sie fegten in nordwestliche Richtung, immer dem bunten Schimmern über ihnen folgend.

Wie ein lebendiger Regenbogen glitt das Etwas durch die Lüfte. Es war noch immer kaum zu erkennen, doch die Hoffnung, es könne sich um einen Drachen handeln, schwand nicht. Anezka und Thror klammerten sich so verzweifelt an diesen einen Strohhalm, dass sie scheinbar alles um sich herum vergaßen.

Und dann geschah das Wunder: Ein Kreischen, so laut und erschreckend, schien den Himmel zerteilen zu wollen. Anezkas Blick flog nach oben und auch Thror hob den Kopf. Das Schimmerwesen stieß einen gewaltigen Flammenstrahl aus. Jetzt bestand kein Zweifel mehr, es musste ein Drache sein. Aber existierten diese Wesen überhaupt und wenn ja, schliefen sie nicht tief irgendwo im Drachengebirge?
Laut des schimmernden Geschöpfes über ihnen wohl nicht. Sie durften ihre Chance nicht verpassen. Womöglich war dies der einzige Drache in ganz Celcia. Sie <i>mussten</i> zu ihm gelangen, aber wo würde er hinfliegen?

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Re: Im Grasland

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. Januar 2007, 10:05

Anezka bildete es sich nicht ein, sie besaß ein vortreffliches Gespür, wenn es um die Bewegung anderer Lebewesen ging. Durch die lange Zeit, die sie mit Ventus verbracht hatte, konnte man sagen, dass sie sich dieses Gespür beinahe wie von selbst angeeignet hatte.

Der Drache verlangsamte seinen Flug, denn er drehte eine kleine Runde, schwenkte plötzlich um und flog ein Stück weiter südöstlich. Spielte er mit Anezka und Thror? Aber nein, das war nicht möglich. Immerhin würde ein so großes Geschöpf sie kaum wahrnehmen.

Plötzlich sank er hernieder. Irgendwo nahe des Waldes Arus. Anezka und Thror konnten ihn landen sehen, aber erkannten nicht, wo er zu Boden gegangen war.

Die junge Kriegerin wollte schon ihr Pferd wieder an den Zügeln packen und herumreißen, als Thror seinen Arm ausstreckte und wieder in den Himmel zeigte.
Der Drache hatte sich erneut erhoben. Nun war er etwas deutlicher zu erkennen, er hatte sich ihnen von der Richtung her, ein Stück weit genähert. In seinen Pranken zappelte etwas. Er war auf der Jagd gewesen. Jetzt warf er das arme Opfer gekonnt in die Luft und schnappte es sich mit seinem gewaltigen Kiefer. Das Zappeln erlahmte und dann war die Beute verschwunden, einfach hinunter gewürgt.

Für eine Sekunde blieb Anezkas Herz stehen udn auch Thror schwieg einen Moment. Nun war den beiden wirklich bewusst, was wohl passieren würde, wollte der Drache nicht freiwillig eine seiner Schuppen geben — oder sich in irgendeiner Weise von ihnen gestört fühlen.
Das bunt schimmernde Wesen wandte sich im Flug wieder nach Nordwesten und da es deutlich schneller war als ein Pferd, gewann es immer mehr an Vorsprung.

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Re: Im Grasland

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. Januar 2007, 20:10

Der Drache kehrte zurück. Jetzt flog er weite Kreise über den Wald Arus und den östlichen Teil des Graslandes. Teilweise fegte er auch mal tiefer, einmal streifte er die Wipfel der Bäume und riss Äste und Nadeln mit sich, denn der Arus war ein dichter Nadelwald.

Anezka pflegte ihr Pferd. Jetzt, da Ventus sich eine Pause gönnen durfte, schnaubte er zufrieden und während seine Gefährtin ihm das Fell abwischte, graste er friedlich. Zwischendurch versorgte Thror ihn mit Wasser, bis Ventus entschied, dass Gras jetzt besser war.

Der Drache hingegen machte den Eindruck, als sei er quietschvergnügt und überglücklich. Vielleicht war er aus diesem ewigen Schlaf erwacht, aus welchem Grund auch immer, und nun froh wieder fliegen zu können.
Als die Sonne jedoch tiefer sank, beendete er seine Runden über dem Landstrich und glitt auf den Winden wieder Richtung Nordwesten.

Anezka sattelte soeben wieder ihren vierbeinigen Freund, da war der Geflügelte nur noch ein Schimmern am sich langsam rosa färbenden Himmel.

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