Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Ganda ist ein größeres Dorf, welches im Westen liegt. Hier wird mit den verschiedensten Städten gehandelt und auch mit allerlei Waren. Einige Züchter befinden sich hier, welche angeblich die besten Pferde haben.
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Nihil De´val
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Sonntag 16. Februar 2014, 16:00

Zwei der Wiedergänger hatte Nihil erlösen können, doch für den dritten hatte seine Konzentration einfach nicht ausgereicht. Seine Magie im Kampf zu nutzen war für den jungen Lichtmagus noch weitestgehend unbekanntes Terrain. Zumindest spürte er noch immer das Licht durch seinen Körper pulsieren. Ein Ende war noch nicht in Sicht.
Über den Versuch der Hexe, Maya gegen ihn aufzulehnen, musste der Hymlianer fast schon lachen. Sie schien nicht sonderlich helle zu sein, sonst würde Sie nicht zuerst dem Mädchen drohen, ihm die Haut vom Gesicht zu schneiden um danach zu versuchen, sie auf ihre Seite zu ziehen. Der Wiedergänger war nichtmehr weit entfernt, doch es genügte, dass Nihil sich kurz zu Maya wenden konnte.
"Glaub kein Wort von dem Gift dass diese Hexe von sich gibt. Ich habe dir gezeigt, dass du keinen Schaden in meinem Licht nimmst und was hat Sie getan?! Sie hat dich beschuldigt und gesagt, dass du böse bist und nun hetzt sie auch noch ihre Untoten auf uns und droht damit, dich zu verletzen. Frage dich selbst Maya! Habe ich dir jemals gedroht?! Nein! Ich werde dich beschützen und dir helfen mit deiner Gabe umzugehen das Schwöre ich bei dem Licht dass ich in mir Trage. Ich gebe dir mein Wort als Bewohner von Hymlia, der Stadt über den Wolken! Und jetzt lass uns zusammen dieser Hexe zeigen, dass sie keine Macht über uns oder Ganda mehr hat!"
Kurz warf er einen Blick auf Suki, die seinen Gedankengang wohl augenblicklich aufnahm und losstürmte. Auf ihre Intelligenz war verlass und so hoffte er, dass sie trotz dem Trubel bemerkt werden würde und den Wachen oder wem auch immer zu verstehen geben konnte, dass ihr Meister in Gefahr war.
Zwar setzte Nihil nun alles auf eine Karte, aber er war sich sicher, dass Maya ihm glauben würde und zählte auf ihre Unterstützung. Der Wiedergänger hatte sie schon fast erreicht und Nihil sammelte ein weiteres Mal seine Magie. Um den Wiedergänger zu erlösen reichte die Zeit nicht mehr. Es blieb leider einzig und allein die Möglichkeit das Wesen zu zerstören. Vielleicht würde der Seelensplitter ja doch noch irgendwie entkommen können und mit ins Jenseits übergehen können. Der Lichtmagus ging in die Knie und legte einen Arm schützend um Maya. Würde sie ihm helfen, so könnten sie mit vereinten Kräften einen Zauber weben. Eines war jedoch klar: Nihil musste all sein Können in diesen Zauber stecken. Er stimmte ein Lied seines Volkes an, dass seine Mutter manchmal sang, wenn sie sich unbeobachtet fühlte und an Nihils Vater dachte. Es handelte von einer wunderschönen Rose aus den Gärten der Himmelsstadt und von einem vernichtendem Sturm der diese Rose davontrug, weit weg von dem das sie am meisten liebte. Durch die starken Emotionen, die er bei diesem Lied empfand und den Gedanken an seinen Vater, viel es ihm leicht, seine Magie darin zu verweben. Während sich die Töne durch die Korridore des Schlosses schlangen, fixierte Nihil mit seinen strahlend blauen Augen den Wiedergänger. Er streckte seine Hand aus und öffnete im selben Moment seine innere Pforte zur Quelle seines eigenen Lichts. Würde Maya nun mit in seinen Zauber einwirken, könnten sie zusammen den Wiedergänger zerstören und Inezka kampfunfähig machen. Noch einmal richtete er sein Wort an die Grafentochter.
"In diesem Moment vertraue ich dir mein Leben an. Ich hoffe, dass du nun auch mir vertrauen kannst"
Dann schloss er die Augen, dachte noch einmal an das Bild seines Vaters, sandte einen Gruß an die Götter und lies all seine Aufmerksamkeit in seinen Zauber gleiten.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. Februar 2014, 10:42

Schlaff sanken die Leiber der Wiedergänger zu Boden. Reglos und seltsam verkrümmt lagen sie auf dem kalten Stein und waren nun bar jeglichen Lebens. Nihils Lichtmagie hatte ihre verbliebenen Seelenfetzen erlöst, sie in die Freiheit, das Jenseits oder wohin auch immer entsandt. Nicht nur die einstigen Lebenden würden es ihm danken. Dem Willen der Götter war Genüge getan, Gevatter Tod nicht um seine kostbare Ernte gebracht worden.
Inezka Knollwurzens Zorn schürte es jedoch. Nun setzte auch sie sich in Bewegung, löste im Lauf einen schmalen und gebogenen Dolch von ihrem Gürtel, an dem sich sonst nur noch diverse Beutelchen und Bündel getrockneter Kräuter fanden. Doch noch war für sie nicht alles verloren. Sie musste noch nicht kämpfen. Ein Wiedergänger stand noch. Nihils Zauber hatte ihn nicht beeinflusst, das Licht hatte die Seelenreste nicht erreicht. Der Untote musterte seine gefallenen Mitstreiter und schlurfte an ihnen vorbei. Was so ein Wesen über vernichtete Verbündete dachte, war nicht zu ergründen. Ob es überhaupt noch wie ein Mensch denken konnte oder von bizarren, nekromantischen Trieben gesteuert wurde, blieb ebenfalls unklar und sowohl Nihil als auch Maya hatten jetzt bei weitem anderes im Sinn, als über das Wesen eines Untoten zu philosophieren.
Das Mädchen klammerte sich eng an ihren Begleiter. Sie zitterte, lauschte aber aufmerksam seinen Worten. Dennoch konnte sie den Blick nicht von der sich nähernden Leiche nehmen. Dessen Erscheinung genügte, um einem furchtsamen Geist den Schrecken in die Glieder fahren zu lassen und Maya war trotz allem noch ein Kind. Ihre Blässe hatte zugenommen, ein Schimmern überschattete die dunklen Augen und ihre Unterlippe zitterte. Nihils Worte hätten nicht treffender kommen können. Sie beruhigten das Mädchen, waren wie eine Rettungsleine, nach der sie greifen und sich mit aller Kraft festhalten konnte. Langsam nickte sie, ergriff Nihils ausgestreckte Hand.
Zwar besaß auch Maya eine magische Gabe, die selbst durch Nichtförderung nicht verkümmert war, aber dadurch schien sie auch unkontrollierter als beim ausgebildeten Hymlianer. Es fiel ihr schwer, bewusst Einfluss auf gewisse Dinge zu nehmen. Manches beherrschte sie, aber sicherlich kannte das Mädchen keine Möglichkeit, ihre Kräfte zu bündeln und mit denen eines anderen Magiewirkers zu koppeln. Sie musste ihren eigenen Weg finden, Nihil im Kampf gegen den letzten verbliebenen Wiedergänger zu unterstützen.

"Ich pass auf dich auf." Ihr Stimmchen war nur ein matter Hauch, angstlich und leise, aber irgendwo auch entschlossen. Ihre Finger hielten Nihils Hand fest umschlossen. Maya schrie auf, als der Wiedergänger die beiden erreichte und Nihils berührte. Er wollte ihn an der Schulter von dem Mädchen weg drängen, das Maul zu einem unheimlichen Stöhnen aufgerissen, die Augen skurril und in zwei verschiedene Richtungen verdreht.
Und da geschah es. Nihil spürte die verbliebene Kraft in sich. Es war nur noch wenig Licht, aber hell. Es durchströmte ihn wie ein zweiter Blutkreislauf, wärmte ihn von innen und suchte sich einen Weg dorthin, wo Gefahr drohte. Das Licht entkam als warmes Glimmen aus seiner Schulter, schimmerte selbst durch die Kleidung und der Untote riss sogleich die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.
Im selben Moment, jenem, als Maya schrie, griff auch ihre Magie durch. Nihil hatte ihr sein Leben anvertraut. Er verließ sich vollkommen auf das kleine Mädchen, dessen Willen, den Freund zu schützen, nun stärker war als die Angst vor dem wandelnden Toten. Schatten erhoben sich an den Wänden, lösten sich davon und umkreisten Jungen und Mädchen. Wie düstere Krieger, geschaffen aus purer Finsternis, standen sie als Wall um beide herum. Sie sahen auch aus wie Ritter mit mächtigen, gehörnten Helmen und vor Dunkelheit knisternden Schilden, aus denen rote Augen zu glühen schienen.
Der Wiedergänger starrte die Schattengarde an, die Maya geschaffen hatte, und er wich vor ihnen zurück.

"Was tust du denn da? Nutzloses Etwas, aus dem Weg!", rief Inezka sichtlich erbost darüber, dass ihr Untoter offenbar eine Furcht gegenüber den Schatten entwickelte. Doch nicht nur das. Nihils Licht war es, was ihn weichen ließ. Seine letzten mobilisierten Mädchte fraßen sich durch einen Teil der Finsterkrieger. Licht frisst Schatten, er zerstörte Mayas Magie. Sie arbeiteten nicht wirklich zusammen, das musste ihm klar sein. So fraß sich sein Licht ein Loch durch einen der Schatten, der sich daraufhin von dort aus beginnend auflöste.
Der Wiedergänger wollte nicht auf diese Weise vernichtet werden. Er wich noch weiter zurück. Da stieß Inezka ihn mit einem Streich ihres Dolches ab und rempelte ihn beiseite. "So viel Aufwand hab ich in etwas wie dich gesteckt und du fürchtest dich vor Schatten? Du bist aus ähnlicher Magie erwacht", keifte sie das Wesen an, riss ihre freie Hand hoch und legte sie an die Stirn des Untoten. Etwas geschah. Das Geschöpf zuckte, dass sich seine Glieder unnatürlich verbogen. Dann erschlaffte es, glitt zu Boden. Ein feines Leuchten - das Leuchten purer Magie - umhüllte für Sekundenbruchteile Inezkas Hand, ehe es von ihrer Haut aufgesogen zu werden schien.
"Jetzt werdet ihr sterben", zischte sie und hielt mit unnatürlicher Schnelligkeit auf Nihil zu. In Maya sah sie keine Gefahr, trotz der gerufenen Schattengarde. Erneut nämlich schrie das Mädchen und ihre magische Leibwache zerfiel. "Nihil, Nihil! Bitte, tu was. Sie ist kein Widergänger. Sie macht mir Angst!"
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Mittwoch 12. März 2014, 14:18

Sofort als Mayas Magie ihre Wirkung entfalten wollte, wurde Nihil bewusst, dass diese Stufe der Magie noch zu neu für ihn war und noch dazu gerade die Kombination aus Licht und Schatten eine sehr schwierige Angelegenheit darstellte. Es kam was kommen musste und die Zauber negierten sich mehr oder minder gegenseitig. Inezka absorbierte die Magie des Wiedergängers, zückte ihr Messer und raste auf die beiden zu. Es galt nun schnell zu entscheiden und ein Kampf war schon fast lebensmüde in dieser Situation. Die Gedanken überschlugen sich im Kopf des jungen Hymlianers, bis er zu der einzigen Möglichkeit kam, die ihm noch als sinnvoll erschien: FLUCHT!
Er packte Maya bei der Hand, zückte mit der anderen Hand seinen eigenen Dolch und rannte los. Vielleicht hatte Suki auch schon Erfolg gehabt und Hilfe war auf dem Weg doch nun mussten sie erst einmal flüchten. In dieser Situation schienen die Gewänder seines Vaters wie ein Geschenk der Götter. In ihnen war er weitaus wenidger als ich seinen herkömmlichen Roben.
"LAUF MAYA LAUF SO SCHNELL DU KANNST"
Dem jungen Lichtmagus war klar, dass die Hexe sie mit ihrer neuerworbenen Geschwindigkeit leicht einholen würde und er musste sie irgendwie aufhalten.
Glücklicherweise standen sie die ganze Zeit über im Türrahmen und so konnte er als erste Maßnahme die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen. Eilig hetzte er mit dem kleinen Mädchen den Korridor entlang und bemühte sich dabei so viel Lärm wie irgend möglich zu machen. Natürlich würde die geschlossene Tür die alte Hexe nicht lange aufhalten und so spielte er nun mit dem Gedanken sie vielleicht mit einem kleinen Luftzauber aufzuhalten. Er könnte auch noch ein grelles Licht heraufbeschwören um sie zu blenden. Die Entscheidung war schnell getroffen. Auf das Licht hatte er in dieser Situation mehr vertrauen, als auf seine Fähigkeiten im Bereich der Luftmagie, die sich bis jetzt unkontrolliert und heftig gezeigt haben. Als er erneut die Magie in sich wachrief, verspürte er bereits einen leichten Kopfschmerz der das baldige Ende seiner magischen Reserven ankündigkte, doch angesichts der lebensbedrohlichen Situation, viel es ihm relativ leicht, darüber hinwegzusehen und sich weiter auf seinen Zauber zu konzentrieren. Der Korridor war recht schmal, weshalb er sich schonmal nicht darauf konzentrieren musste zu zielen, sondern seine Magie einfach nach hinten zu schleudern, wenn es soweit war. Das Licht würde so grell sein wie die Sonne und im besten Fall die Schatten zumindest noch ein wenig paralysieren. Nihil rannte um sein Leben, immer darauf bedacht die kleine Maya umbeschadet weiterzutreiben und mit seinem Zauber in den Fingerspitzen, darauf wartend, blitzschnell zu entweichen. Sobald der Moment gekommen war, würde er der Hexe seinen Zauber entgegenschleudern und ihr so hoffentlich entkommen.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Montag 24. März 2014, 17:36

"Was fällt euch ein? Ihr entkommt mir nicht!" Inezkas Rufen glich dem Fauchen einer Wildkatze. Es mischte sich etwas Blutrünstiges darunter. Sie klang wie eine Furie und es bestand kein Zweifel, dass sie weder Nihil noch Maya am Leben lassen würde, sollte sie sie in die Finger bekommen. Viel zu wendig wirkte die Frau. Sie holte auf. Oder lag es an dem schreckhaften Mädchen, das sich an Nihil klammerte wie eine Klette? Nicht, dass sie nicht auch schnell laufen würde, aber ihre Beine waren kürzer und sie musste zwei Schritte machen, wo Nihil nur einmal sprang.
Die Tür krachte hinter dem Hymlianer zu, dass das Fauchen der Verfolgerin sich dämpfte. Ein dumpfer Aufprall zeugte davon, dass sie sich selbst nicht hatte bremsen können und mit voller Wucht gegen die Tür geprallt sein musste. Das verschaffte ihnen etwas Zeit. Sie brauchten Unterstützung von erfahrenen Kämpfern, am besten gerüsteten Wachen des Anwesens, gegen die ein Dolch keine Chance hatte. Wer erfolgreich schon gegen Wiedergänger gekämpft hatte, der musste doch auch Inezka Knollwurz aufhalten können! Wo steckten die Wächter? Wo war Suki?
Der Korridor schien länger als auf ihrem Weg nach unten zu sein. Die Feuer in den an Wänden hängenden Laternen flackerten, erzeugten wilde Schatten. Oder handelte es sich erneut um Mayas magische Fertigkeiten? Wie Gespenster tanzte die Dunkelheit an den Wänden. Das Mädchen fiepte immer wieder oder keuchte auch. Es schaute nicht zurück. Ihr schwarzes Haar folgte ihr wie ein Schleier purer Nacht. Die kleinen Finger krallten sich in Nihils Arm, dass ihre Fingernägel halbmondförmige Abdrücke hinterließen.
Derweil bildeten sich bei Nihil kleine Halbmonde aus purem Licht, die seine eigenen Fingernägel fast durchscheinen machten. Die Magie in seinem Körper kanalisierte sich an die Fingerspitzen, pulsierte dort warm und wartete darauf, entlassen zu werden. Leider ging so übermäßiger Einsatz seiner Magiereservern auf die körperlichen Kräfte zurück. Er würde deutlich spüren können, wie ihm die Knie mit jedem Schritt weicher wurden. "Halt aus, nicht hinfallen", wimmerte Maya, die offensichtlich auch die einsetzende Kraftlosigkeit des anderen bemerkt hatte. Doch dann kam endlich Rettung. Zunächst in Form von Suki, die flink hopsend den Gang entlang gesprungen kam, direkt auf Nihil und Maya zu. Ihr folgte das Scheppern von Rüstungen. Im Abstand von knapp zwei Metern rannten drei Wachen hintereinander den Korridor herunter. Einer von ihnen rief zwar fragend, warum man dem kleinen Wesen folgte, wo doch im Hof des Anwesens größere Schwierigkeiten auf sie warteten, aber der kommandierende Wächter knurrte nur: "Befehl ist Befehl!"
Dann erreichte er die Grafentochter und den Hymlianer. Selbstzufrieden nickte er, gemahnte seine Kameraden, anzuhalten. Gerade wollte er sich an Nihil wenden, hatte er Suki doch als dessen Tierchen erkannt, als von der anderen Seite des Ganges erneut Geräusche laut wurden. Eilige Schritte hallten von den vertäfelten Wänden wider. Inezka, es konnte nur die mutmaßliche Heilkundige sein.
"Schnell, schnell! Sie verfolgt uns!", fiepte Maya erneut auf, löste sich aber keine Sekunde von Nihil, sondern zeigte nur den Gang herunter. "Sie will uns umbringen. Sie ist schuld."
"Wer 'sie'?", fragte einer der Wächter und erhielt prompt Antwort, als Inezka Knollwurz, beschienen von zwei Wandlaternen, in den Weg trat.
"Zu schade", sagte sie selbstgefällig und doch war auch sie außer Atem. "Jetzt muss ich euch alle vernichten." Sie riss eine Hand empor. Der Dolch darin funkelte bedrohlich. Bereitete sie noch einen Zauber vor? Einer der Wächter zog an Nihils Arm. Er wollte ihn und das Mädchen hinter die Barriere zerren, die seine Rüstung bildete.
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Dienstag 25. März 2014, 10:06

Erleichterung stieg in Nihil auf, als sich die Wachen näherten. Suki sprang mit einem Satz auf die Schultern ihres Herrn und legte sich in gewohnter weise wie ein Schal um seinen Hals. Kurz streichelte er ihr über das Köpfchen und dankte ihr in Gedanken. Die Magie die der junge Hymlianer kanalisiert hatte, knisterte noch immer in seinen Händen und wartete auf ihren Einsatz. Als die Hexe um die Ecke sauste und ihre Drohung ausspuckte, wichen er und Maya schnell hinter die Wachen. Bereitete sie etwa einen weiteren zauber vor?! Über ihre Kraftreserven konnte der Lichtmagus nichts sagen und daher war es unklar, ob selbst jetzt eine reele Change bestand, sie zu besiegen. Eilig wandte er sich an einen der Wächter.
"Inezka Knollwurz trägt die volle Schuld an dem Erscheinen der Wiedergänger und nun will sie uns töten, da wir hinter ihr Geheimnis gekommen sind. Ich bringe die Grafentochter in Sicherheit und verständige die anderen Wachen. Empfangt meinen Zauber. Es ist nicht viel was ich nun noch tun kann um euch zu unterstützen, doch wird es euch hoffentlich zumindest ein wenig schützen. Ich kann nicht sagen, wozu diese Hexe noch fähig ist"
Mit diesen Worten formte Nihil noch einmal seine magie neu und lies sie aus seinem Körper gleiten. Das Licht legte sich blitzschnell wie eine zweite Haut über die Wächter und auch, wenn es nur einen schwachen Schimmer ausstrahlte, so würde es ihnen zumindest ein wenig Schutz gegenüber der Finsternis bieten.
Erschöpfung schlich sich in die Glieder des Jungen die jede Bewegung etwas schwerer Machte. Doch es war noch zu früh um zu rasten. Noch ein letztes Mal ermahnte er jede Zelle seines Körpers in Anbetracht der drohenden Gefahr für Leib und Leben und machte sich mit Maya eilig auf, zu den anderen zu kommen.
"Rasch Maya.... wir müssen die anderen Wachen alarmieren. Es ist nun zu gefährlich für uns um hier zu bleiben und du MUSST leben!!! Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert!"
Kaum hatten sie den oberen Flur erreicht, brüllte Nihil so laut er nur konnte.
"HILFE! SO HELFT UNS DOCH! INEZKA KNOLLWURZ IST DIE HEXE! SIE IST SCHULD AN DEN WIEDERGÄNGERN! UNTEN IN DEN KELLERRÄUMEN!!!! WIR BRAUCHEN HILFE!!! SIE WILL UNS ALLE VERNICHTEN!!!"
Wo sollten sie nun nur hin? Maya kannte sich im Schloss am besten aus und so sah Nihil hoffnungsvoll und voller Erschöpfung zu dem kleinen Mädchen.
"Maya du musst nun die Führung übernehmen. Wir müssen irgendwo Schutz suchen. Ich würde so gern noch etwas tun, aber meine Reserven sind aufgebraucht."
Das einzige was er nun noch tun konnte, war für die Wachen zu beten, die gegen die Hexe antraten. Er wollte helfen, doch konnte es nicht. Hilflosigkeit versuchte, seinen Verstand zu vergiften, doch das lies er nicht zu! Noch war er am leben und er dachte nicht einmal daran, jetzt aufzugeben! Sie würden leben!!!

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 10. April 2014, 02:22

Das vertraute Gefühl des weichen Pelzes um seinen Hals und die Wärme, die von Sukis Körper ausgingen, vermochten Nihil mit Erleichterung zu erfüllen. Zudem trat ein Bollwerk aus Metall vor sie, als er und Maya sich hinter den Wachen verschanzen konnten. Gegen so viel geballte Kampferfahrung und vor allem Rüstung mochte nicht einmal mehr Inezka Knollwurz etwas auszurichten haben. Aber noch hatte sie das neue Hindernis nicht erreicht. Es blieb Nihil genug Zeit, einen der Wächter so knapp wie möglich aufzuklären. Der Mann nickte nur. Der Ernst, der in sein Gesicht gemeißelt schien, zeugte davon, dass er dem jungen Mann glaubte. Im Moment galt es, erst einmal jeden Angreifer aufzuhalten und hinterher Fragen zu stellen.
"Sie kommt", rief sein Kamerad auch schon, als Inezka alles auf eine Karte setzte. Sie würde die Bewohner Gandas ohnehin nun nicht mehr täuschen können. Ihr düsteres Spiel nahm ein Ende, somit blieb allein ihr Überlebenswille, heil aus der Situation heraus zu kommen und diese Frau war bereit, dafür über Leichen zu gehen. "Sterbt!", zischte sie den Wachen entgegen und schleuderte etwas, das zunächst nur wie ein Haufen Schmutz aussah. Es traf den vordersten Wachmann genau ins Gesicht. Er schrie gequält auf, heulte um den Verlust seines Augenlichts. Sogleich kamen ihm seine beiden Kameraden zu Hilfe.
Nihil blieb nicht untätig. Er wollte diese tapferen Wachen nicht einfach so zurücklassen, ohne nicht versucht zu haben, zu helfen. Maya drängte ihn auch nicht, als er ein weiteres Mal seine magischen Reserven bemühte. Inzwischen durfte er es in jedem Muskel seines Körpers spüren, dass er diesen strapazierte. Es zog und brannte, als würde sich Feuer einen Weg durch seine Adern bahnen. Zurück blieb ein Gefühl von Tausenden Messern, die sich durch seine Haut fraßen, aber er konnte helfen. Die drei Wachen erstrahlten in einer neuen Rüstung aus Licht. Eine, die blendete. Inezka kreischte furienhaft, riss die Arme hoch. Nun war sie es, die für Momente nichts sehen konnte. Diesen Augenblick nutzten die Wachen.
"Lauft!", rief derjenige Nihil und Maya zu, der sich zuvor die Erklärung für den Fall der Wiedergänger angehört hatte. Er wollte die beiden in Sicherheit wissen. "Wir kümmern uns um sie. Geht jetzt!"
Nun zog auch Maya an Nihils Arm. Die großen, dunklen Augen trafen ihn voller Sorge um sein Wohlergehen. "Schnell, schnell, wir sind gleich oben", sprach sie ihm gut zu und wurde zum kleinen Schatten mit dem Schleier aus der schwarzen Seide ihrer Haare, der mit jedem Schritt sacht wippte. Sie schlang einen Arm um Nihil, auch wenn sie dabei hochgreifen musste, war er doch größer. Eilig tappte sie voraus, war ihm eine junge Führerin aus den Gewölben.
Im Flur angekommen brüllte Nihil um Hilfe - glaubte er. Doch so sehr er sich auch anstrengte, sein Körper zollte der übereifrigen Magienutzung nun Tribut. Seine Worte, im Willen laut und kraftvoll, flohen als Krächzen aus seiner Kehle. "Lass mich machen", sagte das Mädchen, klammerte sich enger an ihn und wiederholte seinen Hilferuf mit heller Kinderstimme, aber laut.
Es dauerte nicht lange, bis einige Wachen in die Gänge strömten. Sie hatten die Ruf vernommen. Dann ging alles sehr schnell. Irgendjemand ergriff Nihils Arm. Es war nicht Maya. Man zog ihn mit sich, fort von den Treppen, die in die Kellerräume führten, aber auch fort von den Korridoren, in denen er irgendwo sein Gästezimmer vermutete. Überall schrien sie wild durcheinander. Hektik beflügelte das ganze Anwesen. An Nihil huschten Schatten vorbei. Manchmal waren sie gerüstet, manchmal sah er vor Schreck verzerrte Gesichter. Menschen, die ebenso Angst vor den Wiedergängern hatten, wie Maya vor Inezka Knollwurz.
Dann endlich frische Luft. Man hatte ihn nach draußen gebracht. "Nicht in den Hof, da ist sie noch!", brüllte jemand und schon wurde in anderer Richtung an Nihil gezerrt. "Zu den Ställen! Bei den Ställen sind sie sicher!"

Die Ställe. Er konnte das Wiehern und Schnauben der Pferde des Grafen hören. Er konnte Menschen in nervöser Panik miteinander sprechen hören. Irgendwo schluchzte eine Frau. Suki wich ihm nicht vom Hals und auch Maya blieb an seiner Seite. Sie mochte nun in Schweigen verfallen sein, aber niemand konnte ihre kleinen Finger aus Nihil Griff lösen.
"Junge!" Diese Stimme kannte er und als man ihn endlich zu einem Strohballen brachte, den jemand als Sitzgelegenheit nutzte, erkannte er in diesem Mann seinen lieben Großvater. Valon saß, die Hände im Gebet gefaltet, auf dem Stroh. Erleichterung trat in seine Züge, als er seinen Enkel wohlbehalten sah. Sogleich sprang er auf, um Nihil zu umarmen. "Und ich dachte, ich hätte dich auch noch verloren, Junge. Ist es überstanden? Vom Haus hört man ständig den Namen einer Ine...kia Knollennase oder so ähnlich."
"Inezka", hauchte Maya und drückte sich noch etwas dichter an Nihil, aber nicht aus Angst. Ein Lächeln lag auf ihren Zügen. "Ist es vorbei? Sind jetzt alle frei von den Wiedergängern, Nihil?", fragte sie voller Hoffnung.
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Freitag 6. Juni 2014, 15:44

Die Rufe und Klänge wurden immer dumpfer in Nihils Ohren und sein Blickfeld begann, langsam zu verschwimmen. Nur noch schemenhaft konnte er seine Umwelt wahrnehmen und auf sie reagieren. In seinem Kopf herrschte ein wirres Chaos aus allerlei Gedankengängen wie es nun weiter gehen sollte. Würden die Wachen es schaffen die Hexe zu töten? Der junge Hymlianer wusste nicht, wie mächtig die Alte war.
Doch nun war es erst einmal wichtig, Maya in Sicherheit zu bringen und einen sicheren Ort zu finden, an dem er sich ausruhen konnte. Langsam vernahm er den Geruch von Stroh und Pferden. Sie sind wohl in einem Stall. Waren sie noch auf dem Schlossgelände?! Das Gefühl für Raum und Zeit spielte ihm einen Streich und erst, als Valor ihn in seine Arme schloss und Nihil seine Worte vernahm, kehrte sein Bewusstsein - wenn auch sehr schwankend - wieder zurück.
Er sah sich um. Tatsächlich befanden sie sich in den Ställen des Grafen und Maya war auch noch bei ihm. Der Lichtmagus sackte auf die Knie und umarmte das kleine Mädchen.
"Ich will dich nicht belügen Maya. Ich weiss nicht ob es nun vorbei ist. Das können wir erst sagen, wenn wir uns sicher sein können, dass Inezka tot ist. Doch bis dahin werde ich dich weiter beschützen. Dir wird nichts passieren!"
Dann wandte er sich Valor zu
"Großvater...... ich bin müde.... meine Kräfte sind gänzlich erschöpft. Ich muss mich ausruhen. Bitte.... gib auf Maya acht, solange ich dazu nicht in der Lage bin. Du hast meinen Vater ausgebildet und Mutter hatte mir so oft Geschichten erzählt wie geschickt er war. Bitte......"

Mehr brachte er auch nicht mehr über seine Lippen. Sein Körper wurde schlaff und erneut begann das Rauschen in seinen Ohren. Ein letzter Blick auf Maya und seine Augen schlossen sich. Die Erschöpfung übermannte ihn und der Kampf forderte nun seinen Tribut ein.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Sonntag 29. Juni 2014, 11:08

Sein Großvater straffe die Schultern und erhob sich halb, als er Nihil in die Knie sinken sah. Sorgenvoll heftete sich der Blick auf den Enkel, doch noch kämpfte dieser mit den letzten Kraftreserven, nur um Maya Mut zuzusprechen. Das Mädchen ließ auch nicht los. Es umarmte Nihil ihrerseits, drückte ihn eng an ihre schmale Brust, so dass sein Gesicht zum Teil von ihrem Seidenvorhang schwarzer Haare verdeckt wurde. Sie drückte ihm einen kindlichen Kuss an den rechten Augenwinkel und ihre Finger krabbelten über seinen Rücken auf der Suche nach Halt.
"Hab keine Angst, Nihil", versuchte sie nun, ihn zu beruhigen, glaubte sie doch, seine Erschöpfung käme von der Tatsache, dass es noch nicht vorbei sein könnte. "Ich passe auf dich auf. Versprochen!"
Valor trat an die beiden heran, ohne einen von ihnen auch nur zu berühren. Er musterte seinen Enkel und das Mädchen. Für Momente blendete sich die Umgebung aus. Die Rufe der Soldaten, das Schnauben der Pferde und sogar der gegenwärtige Geruch von Stroh und Hafer traten in den Hintergrund. Dieser Augenblick geistiger Ruhe gehörte den Dreien. Schließlich nickte Valor. "Ich achte auf sie, bis es überstanden ist. Schlaf, mein Junge."
Und das tat Nihil. Die Nutzung der magischen Kräfte hatten seinen Körper ausgezehrt. Er sank in einen traumlosen Erschöpfungsschlaf.

Es war nicht die Sonne, die den jungen Hymlianer in der Nase kitzelte und somit aus seinem Schlaf holte. Seicht glitt er aus tiefer Schwärze in das Wachsein über. Die Ohren meldeten erste Geräusche. Er konnte dem Rascheln von Stoff lauschen. Vermutlich verursachte er jene Klänge selbst, denn sein Körper meldete ihm, dass er lag; weich lag. Eine Decke spannte sich über ihn und der Kopf war in bequem gebettet.
Sobald Nihil die Augen aufschlug, würde er erkennen, dass er sich in einem Bett befand. Jenes stand in dem Zimmer, in dem er bereits genächtigt hatte. Es war die alte Stube seines Vaters. Dieser simple und noch immer staubige Raum, den die Großeltern so unangetastet vor der Welt verschlossen hatten, damit die Erinnerung blieb. Jetzt hatte man ihn wohl zu Nihils vorläufigem Schlafplatz auserkoren. Niemand war anwesend, abgesehen von Suki. Das treue Tier lag eingerollt am Fußende des Bettes auf der Decke und wachte über ihren Freund.
Von unten drangen weitere Geräusche herauf. Man hörte das Klirren von Geschirr, das Plätschern und Quietschen einer getätigten Pumpe. Jemand wusch wohl Teller oder Tassen. Aber man konnte auch muntere Laute verschiedener Menschen ausmachen. Sie unterhielten sich so wirr, das nicht einmal Wortfetzen genau herauszuhören waren. Aber sie lachten hin und wieder, untermalt von einem hölzern dumpfen Pochen, wenn Krüge aneinander trafen. Die Taverne seines Großvaters war belebt und Nihil endlich wieder wach. Der Körper hatte sich erholen können. Die Frage blieb nur: wie lang hatte er geschlafen?
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Donnerstag 3. Juli 2014, 14:24

Langsam öffnete der junge Hymlianer die Augen. Sofort sprang Suki auf und eilte zum Kopfende ihres Herrn, um ihn mit einem freudigen Laut zu begrüßen und ihren Kopf an seiner Wange zu streicheln. Instinktiv streckte er sich und streichelte dem kleinen Tierchen über den Kopf. Er fühlte sich ausgeruht und doch noch etwas verschlafen. Wie lange es wohl gedauert hatte, bis sich sein Körper und sein Geist von den Anstrengungen erholt hatten?!
Vorsichtig erhob er sich und suchte nach seiner Kleidung, die er fein säuberlich gefaltet neben sich auf dem Nachttisch fand. Hier waren auch die Roben, die er bei seiner Ankunft trug und für keinen kurzen Moment wollte er nach ihnen greifen, doch dann zog er die Hand zurück und entschied sich für die Kleidung seines Vaters. Suki sah ihm dabei interessiert zu und setzte sich wie ein Statue auf den Boden vor dem Bett.
"Weisst du meine kleine. Derartige Roben mögen vielleicht in Hymlia wirklich praktisch sein, doch hier unten auf dem Boden, ziehe ich diese Kleidung vor. Vor allem nach dem, was wir hier schon so erlebt haben. Ich möchte gar nicht daran denken was passiert wäre, wenn ich wegen meinen langen Roben gestürzt wäre, als wir von der Hexe verfolgt worden sind..... die Hexe..... Maya....."
Jetzt war es wirklich an der Zeit seine Informationen wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Schnell kleidete er sich an, spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und kontrollierte noch einmal kurz sein Spiegelbild, und öffnete dann die Tür des Zimmers. Den Geräuschen nach zu urteilen, herrschte wohl ein reger Betrieb in der Taverne seiner Großeltern, was Nihil in seiner Annahme bestärkte, dass wohl doch alles ein gutes Ende genommen hatte. Langsam ging er die Treppe nach unten in den Gastraum und hielt dort ausschau nach seinem Großvater oder seiner Großmutter. Auch nach Maya hielt er Ausschau, wenn er es auch für unwahrscheinlich hielt, sie hier zu finden.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Wirt/in » Samstag 19. Juli 2014, 12:23

Suki begrüßte ihren Freund und Gefährten überschwänglich. Das Tierchen gab freudige Laute von sich und ringelte sich mehrmals auf dem Bett. Man hatte ein frisches Laken und saubere Betttücher übergezogen. Auch war das Zimmer seines Vaters vom Staub befreit worden. Valor oder seine Großmutter mussten sich dazu entschlossen haben. Vielleicht hofften sie darauf, dass ihr Enkel nun bei ihnen blieb. Den Klängen aus dem Schankraum nach zu urteilen, schien es Ganda zumindest jetzt etwas besser zu gehen. Nihil hörte niemanden über Wiedergänger rufen. Es klang auch nicht danach, als bereite man sich auf einen Kampf vor. Wenig später, als er die Stufen von der im ersten Stock befindlichen Wohnstube hinunter in den Tavernenbereich nahm, wurde die Vorahnung durch ein passendes Bild bestätigt.
Die Taverne seines Großvaters war reich besucht. Es gab kaum einen Tisch, an dem nicht mindestens zwei Gäste hockten. Sie alle unterhielten sich, aßen etwas, tranken oder spielten Würfel- und Kartenspiele, was eher in einem hinteren Bereich des Schankraums stattfand. Zwischen den Tischen tänzelte sogar ein schlanker Mann in eleganten Samtgewändern umher. Er besaß einen dreieckigen Filzhut, an dem eine unglaublich lange Fasanenfeder mit jedem Schritt fröhlich wippte. Dabei kitzelte sie einige Gäste an der Nase, als der Mann durch die Tischreihen schlich, eine Laute in den Händen. Er musste ein Barde sein, der sich hier etwas Geld verdiente und sein Liedgut zum Besten gab. Nihil erreichte den Schankraum gerade zur rechten Zeit und durfte folgende Strophen aufschnappen:
... stellte sich tollkühn und tapfer der Hex' in den Weg,
die Wiedergänger zu vertreiben, ihre Schuld war sein Beleg.
Hinfort, du Hexe, mit Licht und Blitz er sie niederstreckte
und das Leben in unserem Dorf Ganda von Neuem erweckte.

Ich sing von Nihil, dem Bringer des Lichts,
dem tapferen Burschen, der für uns ficht.
Ich sing von Nihil, der allzeit bereit,
Ganda, den Grafen und seine Tochter befreit.
Die Gäste stimmten in den Refrain ein und trällerten eifrig mit. Das Lied wurde offensichtlich nicht zum ersten Mal angestimmt. Lachend stießen einige Bauern die Krüge aneinander. An einem anderen Tisch klatschten zwei Frauen im Takt, bis die Ältere von beiden der anderen einen leichten Rippenstoß mit dem Ellbogen gab und dann auf den Hymlianer deutete. Schon tuschelten sie, bekamen rote Wangen und fächelten sich kichernd mit den Händen etwas Luft zu.
Großvater Valor lehnte am Tresen. Er unterhielt sich und hatte seinen Enkel noch nicht bemerkt. Auf der Gästeseite der Theke saß ihm ein gut gekleideter Mann auf einem Barhocker gegenüber. Er hatte die Beine übereinander geschlagen. Neben ihm ruhte ein einer Gehstock an der Theke. Er selbst passte nicht so ganz in das Bild der eher urigen Taverne, trug er doch einen Gehrock aus dunkelrotem Samt mit feinem Goldsaum. Unter dem Mantel lugten die Rüschenärmel eines kostbaren Seidenhemdes hervor, das sich auch als breiter Kragen um den Hals legte. Der Mann besaß einen ordentlich gezwirbelten Schnauz- und Spitzbart. Ein Monokel klemmte im rechten Auge, während sein silbergraues Haar zu einer geölten Tolle nach oben stand. Er mochte nicht mehr der Jüngste sein, besaß aber einen attraktiv anziehenden Stil. Und neben ihm auf dem zweiten Barhocker saß ganz artig, einen Saft trinkend, Maya.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Montag 21. Juli 2014, 16:43

Die kleine Suki nahm schlagartig wieder die Rolle des Nackenwärmers auf den Schultern ihres Herrn ein, als sie den Schankraum betraten. So viel Trubel war ihr ein wenig ungeheuer. Auch Nihil fühlte sich leicht überrumpelt und als er dann auch noch seinen Namen in dem Lied des Barden vernahm, in dem er als Bringer des Lichts bezeichnet wurde, stieg ihm die Schamröte ins Gesicht.
Neugierig und in der Hoffnung, dass er seinen Großvater schnell finden würde, sah er sich in der Taverne um. Zwei Frauen hatten wohl von ihm Kenntnis genommen und obwohl er sie nicht kannte, erkannten sie ihn sehr wohl, was er an ihren Reaktionen schließen konnte.
Der junge Hymlianer atmete tief durch und entdeckte schließlich auch seinen Großvater Valor, der sich gerade mit einem - zumindest sah er sehr stark danach aus - Edelmann unterhielt, neben dem die kleine Maya sahs. Bei ihrem Anblick fiel dem Lichtmagus ein Stein vom Herzen. Es ging ihr gut und diese Tatsache in Verbindung mit der allgemeinen Stimmung musste wohl bedeuten, dass die Hexe besiegt worden war. Bemüht vorerst nicht weiter aufzufallen, eilte Nihil durch den Gastraum in Richtung seines Großvaters. Als er den Tresen erreicht hatte, schlüpfte er eilig dahinter und näherte sich langsam seinen ins Gespräch vertieftem Großvater. Wenige Schritte vor ihm, blieb er stehen und sah den alten Wirten spitzbübisch an.
"Großvater..... könnte ich vielleicht eine Kleinigkeit essen? Ich bin sehr hungrig aber mir reichen auch ein wenig Brot und Käse ich will dir keine Umstände machen, wenn du so viele Gäste hast"
Natürlich wusste Nihil, dass sein Großvater wohl alles von ihm erwartet hätte aber nicht das, weshalb er sich passend zu seinem Blick ein kleines Grinsen nicht verkneifen konnte.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. August 2014, 23:17

Maya machte einen überraschend gesunden Eindruck. Jetzt erst durfte Nihil wohl bewusst werden, dass sie vorher eher kränklich gewesen sein musste, denn inzwischen hatte ihren Wangen an Farbe gewonnen und der Blick aus ihren großen, dunklen Augen war bei weitem nicht mehr so tieftraurig wie er sie bei ihrem ersten Treffen erlebt hatte. Noch immer schaute sie ruhig drein, wie jemand, der von Grund auf eine ruhige Persönlichkeit besaß und nicht zu sehr auffallen wollte. Aber etwas Neues hatte sich in ihre Seelenspiegel geschlichen. Es handelte sich um einen Glanz, der sich schlichtweg nur noch als lebendig bezeichnen lassen konnte. Ja, Maya wirkte lebendiger und lebensfroher. Eigenschaften, die ein Mädchen ihres Alters durchaus noch besitzen sollte!
Sie entdeckte Nihil als erste unter der kleinen Gruppe am Tresen. Immerhin hatte sie sich bislang auch nur auf ihren Saft konzentriert. Valor war mit dem gut betuchten Mann an ihrer Seite so ins Gespräch vertieft, dass beide den jungen Hymlianer noch nicht einmal bemerkten, als Maya dessen Gefährtin mit einem freundlichen Quietschen begrüßte. Sukis Ohren zuckten. Das Tierchen streckte den Kopf etwas nach vorn, um zu schnuppern. Maya lächelte breiter. Dann nickte sie Nihil zu, ließ ihn sich aber erst einmal an seinen Großvater wenden.
Valor staunte nicht schlecht, seinen Enkel so zu erleben. Im ersten Augenblick sah er ihn nur an, bis eine großväterliche Wärme in seine alten Augen trat. Er legte Nihil eine Hand auf die Schulter, schmunzelte. "Die Gäste sind deinetwegen hier. Dein Aufklären, dass Inezka Knollwurz hinter all dem steckte, hat die Wiedergänger verschwinden lassen. Wir konnten die letzten von ihnen erneut der Erde beisetzen und seither ist keiner mehr aufgetaucht."
"Du hast vier Nächte lang geschlafen!", platzte es aus Maya heraus und obgleich sie sich so in das Gespräch einmischte, wurde sie nicht laut. Ja, man musste schon deutlicher hin hören, weil der Feierlärm der Taverne alles zu übertönen drohte. Valor lachte leise, nickte Nihil jedoch zu. Offenbar sprach das Mädchen die Wahrheit. Und ein weiteres Nicken folgte. "Ein junger Held wie du es bist, gibt sich nicht mit Brot zufrieden. Warte hier, ich bring dir das Tagesgericht. Vielleicht möchtest du dich in der Zwischenzeit mit dem Grafen unterhalten?" Großvater Valor deutete auf den nobel gekleideten Mann am Tresen, dann klopfte er seinem Enkel noch einmal die Schulter und verschwand in der Küche. Suki schaute ihm neugierig hinterher. Nicht minder tat es der Graf, ehe er gen Nihil das Haupt neigte und sich anschließend den Schnurbart zwirbelte. Eine behandschuhte Hand wurde über die Theke hinweg gereicht.
"Graf Ferdinant Morcerf zu Jorsan und Eigentümer des Landguts Morcerf, dessen Schicksal wie das gesamte Ganda in Euren Händen lag, junger Nihil. Erlaubt mir, Euch ein Getränk zu spendieren. Der mindeste Dank auch für die Rettung meiner Tochter. Ich fürchtete schon, sie fortbringen lassen zu müssen, wähnte ich ihre ... nun, Begabung als Grund für das Erscheinen dieser wiedergängerischen Geschöpfe."
"Ist nicht schlimm, wenn du nicht alles verstehst, was Papa sagt. Er muss so reden, er ist ein Artist mit Karten!"
"Aristokrat, mein Töchterchen", gluckste Graf Morcerf erheitert.
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Donnerstag 2. Oktober 2014, 22:42

Die muntere Stimmung und die vielen freudigen Gesichter in der Taverne, brachten Nihil ein wenig hymlianische Heiterkeit zurück und er musste feststellen, dass er seine Heimat - die Stadt über den Wolken - tatsächlich so langsam vermisste. Wie es wohl seiner Mutter gerade ging?! Und was sein Meister wohl gerade machte?! Kurz schossen ihm diese und noch andere Gedanken durch den Kopf, bis er sich wieder besann und seine Aufmerksamkeit seinem Großvater widmete, der sich jedoch just in diesem Moment umdrehte und in die Küche ging. So stand der junge Hymlianer nun etwas verdutzt hinter dem Tresen der Taverne und sah nun interessiert zu dem Edelmann, in dessen begleitung die kleine Mara war. Als sich dieser als Graf Morcef vorstellte, neigte Nihil leicht das Haupt und lächelte ihn engelsgleich nach art seines Volkes an.
"Graf Morcef, es ist mir eine Ehre euch persönlich kennen zu lernen habt dank für eure Gastfreundschaft, die ihr mir in eurem Schloss gewährt habt, mögen die Winde euch begleiten und das Licht euren Weg erhellen. Glaubt mir, was ich getan habe hätte ich nicht ohne die Hilfe eurer Tochter geschafft. Sie stand mir tatkräftig bei im Kampf gegen die Hexe und hat dafür gesorgt, dass ich nicht nur meine Großeltern, sondern auch den Rest von Ganda von den Wiedergängern befreien konnte und die gepeinigten Seelen wieder in ihren Frieden senden konnte. Eure Tochter hat eine seltene und mächtige Gabe in deren Anwendung sie auf jeden Fall unterrichtet werden sollte. In ihren jungen Jahren lernt sie noch sehr schnell und wenn man jetzt einen geeigneten Meister für sie finden würde, würde sie zu einer mächtigen und weisen Magierin heranwachsen"
Dann wandte sich der junge Hymlianer lächelnd Maya zu und strich ihr einmal sanft über den Kopf, wobei er einen kleinen Zaubertrick vollführte und kleine Lichtkugeln aus seiner Hand wanderten, die sich in Schmetterlinge aus goldenem Licht verwandelten, die um das kleine Mädchen flatterten um dann langsam zu verblassen.
"Es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht Maya. Und ich erinnere mich daran, dass ich dir versprochen habe, auf jeden Fall noch einmal mit dir zu spielen und du darfst entscheiden was wir spielen"

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. Oktober 2014, 13:36

Der Blick des Grafen senkte sich auf seine Tochter. Er besaß die gleichen dunklen Augen wie Maya mit einer Nucance Purpur darin, als hätte sich ein Schleier aus zerstäubten Amethysten über seine Seelenspiegel ausgebreitet. Vielleicht lag es auch nur am Licht in der Taverne, doch etwas funkelte in Morcerfs Blick. Schließlich zogen sich die Brauen über jenem Augenpaar etwas zusammen. Man sah dem Grafen seine adelige Abstammung an. Er war ein überaus gepflegter Mann. Jedes Härchen schien mit Bewusstsein behalten oder gestutzt worden zu sein. So wirkte sein Antlitz selbst jedoch noch irgendwie warm, obwohl die gerunzelte Stirn auf Nachdenklichkeit schließen ließ.
Der Mann zückte ein Schnupftuch, um sich damit im Mundwinkel herum zu tupfen, während Maya nun auch ihren Blick vom eigenen Getränk hob. Verwirrt schaute sie zu ihrem Vater auf, doch dieser erwiderte mit einem Lächeln und tätschelte ihr Haar. "Fürwahr, sie ist talentiert. Eine Gabe, die sich durch unsere Blutlinie zieht wie das adlige Blau." Er hüstelte verzückt. "Doch einen Meister der Schatten zu finden wird sicherlich nicht allzu leicht. Oder ist es gar ... ich wage es kaum, über die Lippen zu bringen ... Kindchen, könnte es Nekromantie sein, die dir innwohnt?" Wenn man an die Wiedergänger dachte, war dies nicht abwegig. Aber Maya hatte sie ja nicht gerufen. Das Mädchen blickte weiterhin fragend. Offenbar verstand es nicht ganz, was ihr Vater wissen wollte. "Ich habe keinen Nekrotenmantel, Papa. Was ist denn das?"
Der Graf stieß ein erheitertes Jauchzen aus. Erneut fuhr die Hand über den Schopf der Tochter. "Lass das meine Sorge sein, Tochter. Plage dich nicht mit Dingen, die für deinen Horizont noch nicht erschließbar sind." Er wandte sich nun Nihil zu. Wiederholt hob sich das Schnupftuch, dieses Mal zum anderen Mundwinkel. Er beobachtete den jungen Mann und dessen Zaubertrick. Jener faszinierte Maya ungemein. Sofort reflektierte das magische Licht im Dunkel ihrer Augen, dass diese wie schwarze Perlen glänzten. Sie ließ von ihrem Saft ab, streckte die Finger nach den Schmetterlingen aus purem Licht aus, doch versuchte sie im Gegensatz zu vielen verspielteren Kindern nicht, das magische Gut zu fangen. Sie verfolgte den Flug mit den kleinen Fingern, fuhr die Spur aus verblassendem Licht nach, aber die zauberhaften Flatterwesen ließ sie in Frieden. "Das hier ist ein schönes Spiel. Wie machst du das? Ist das seine Magie? Wie wunderschön!" Sie war schlichtweg begeistert, aber mit dieser Haltung stand sie nicht allein da.
"Nihil", räusperte sich Graf Morcerf und rückte somit wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit. "Ich weiß, es ist kaum entschuldbar, Euch um eine weitere Gefälligkeit zu bitten. Vor allem, da Ihr Eure ermattete Existenz noch vom glorreichen Kampf gegen die Wiedergänger erholt, aber wenn ich Zeuge Eurer Gabe werde, so schleicht sich ein Gedanke in meinen Kopf, der auch Euch mit Interesse füllen könne."
"Papa!", klagte Maya nun, die sich mit dem Finger bereits an die Stirn tippte. "Wer soll denn das verstehen? Rede nicht so ... so ... so wie du!" Graf Morcerf nahm es seiner Tochter in keinster Weise übel. Erneutes amüsiertes Hüsteln, doch er sprach weiter zu Nihil: "Trotz unserer Probleme hier in Ganda kam ich nicht umhin, von einem Reisenden - wohlgemerkt, ein geflüchteter Händler - zu erfahren, dass sich auf der Insel Belfa die Dunklen tummeln. Vielleicht ist euch das Volk der Dunkelelfen ein Begriff? Ein räudiges Pack, kaum die Luft wert, die sie atmen. Und ein lästiges Ärgernis, denn sie ergötzen sich am Blut anderer, das während ihrer Eroberungsfeldzüge fließt. Besagter Händler berichtete mir nun, dass er mit seinem Schiff von Sarmas Hafen aus in See stach und bereits schwarze Segel am Horizont ausmachen konnte. Er berichtete von explosionsartigen Geräuschen und geballtem Feuer, das von der Insel aus gen Himmel stieg. Bedauerlicherweise war dieser Mann zu weit fort, um Einzelheit in Erfahrung bringen zu können. Doch Gerüchte aus unserer großmütigen Königsstadt Jorsa künden von einer Delegation lichtmagischer Reisender. Tatsächlich sollen sie nahe von Ganda ihre Zelte aufgeschlagen haben. Ihr mit Euren Fähigkeiten könntet Euch dort sicher nützlich machen und ... nun ... es ist einem Mann meines Standes sicherlich nicht angemessen, aber ... würdet Ihr meine Neugier befriedigen und in meinem Namen ein wenig ... stöbern?" Er gluckste auf, das Wort erheiterte ihn. "Ihr habt Ganda vor den Wiedergängern gerettet. Ihr seid ein lokaler Held, Nihil. Es ist Euer Recht, in Erfahrung zu bringen, welche Gruppierungen im Umlauf und der ganda'schen Umgebung zu finden sind. Ich wäre auch bereit, Euch diesen Aufwand entsprechend zu vergüten. Nun, was sagt Ihr?"
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Dienstag 13. Januar 2015, 11:23

Zu beobachten, wie sich die kleine Maya an seinem Zaubertrick erfreute, zauberte auch Nihil ein leichtes Lächeln ins Gesicht. Nach all dem hatte sie nun ein wenig Freude redlich verdient. Plötzlich spitzte Suki die Ohren, sprang von Nihils Schulter und eilte ins obere Stockwerk. Vielleicht hatte sie eine Maus oder ähnliches entdeckt von daher wunderte es den jungen Hymlianer nicht weiter und er wandte sich wieder Graf Morcef zu.
"Nein eine Nekromatnin steckt nicht in ihr, da bin ich mir ziemlich sicher, aber einen Lehrmeister braucht sie dringend. Ich kann ihr einige Grundtechnicken beibringen, die sich auf allgemeine magische Zirkulation beziehen, doch wird das auf Dauer nicht reichen. Wer hat euch denn unterrichtet Graf Morcef? Wäre das nicht eine Möglichkeit? Oder könntet nicht sogar ihr selbst fürs erste den Unterricht eurer Tochter übernehmen?"
Als Nihil bemerkte, dass sich nicht nur Maya an seinem kleinen Trick erfreute, sondern die gesamte Taverne fasziniert auf die kleinen Schmetterlinge schaute, entschied er, die anderen daran teil haben zu lassen. Ein kurzer Wink und ein melodisches Pfeiffen genügte und der Zauber ging weiter. Die kleinen Gestalten flatterten in die Mitte der Taverne und vereinten sich dort zu einem großem goldenen Ball, der kurz auf der Stelle schwebte und dann in hunderte goldener Lichtfunken zerbarst, die sich in der ganzen Taverne verteilten. Doch damit war es auch genug der Spielerei.
Ein Räuspern brachte Nihil wieder dazu, sich dem Grafen zuzuwenden, der ihm ein erneutes Anliegen unterbreitete, woraufhin sich der Gesichtsausdruck des Hymlianers fast unmerklich verfinsterte.
"Hört mich an Graf Morcef. In jedem Lebewesen und mag es auch aus noch so tiefer Dunkelheit kommen, steckt ein Funken Licht und jedes Wesen, dass die Berechtigung des Lebens erhalten hat, ist dieses auch Wert. Mag sein, dass ich diese Dunkelelfen noch nie gesehen habe, doch bitte ich euch torztdem nicht so abwertend über lebendige Wesen zu sprechen. Was euer Anliegen angeht. Nun Ganda ist mir durchaus wichtig. Meine Großeltern leben hier und mein Vater ist hier aufgewachsen, doch eigentlich führt mich mein Weg weiter in die Stadt der Magie, in der ich meine Fähigkeiten unter der Leitung meines Meisters Meister weiter ausbauen möchte. Und dann ist da auch noch diese Sache mit meinem Vater..... Wenn es euch jedoch wirklich so wichtig ist, kann ich ja einen kleinen Umweg machen und mich dort einmal ein wenig.... umhören."

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Freitag 6. Februar 2015, 10:05

Maya bekam große Augen. Noch größer als bei ihr ohnehin schon üblich, aber dieses Mal trat auch ein helles Funkeln in die dunklen Seelenspiegel. Mit beiden Händen schob sie den Vorhang ihrer glatten Haare beiseite, nur um dann von ihrem Stuhl zu springen. Sie hatte Suki nach oben huschen sehen. "Bin gleich zurück!", rief sie jauchzend und ließ sich nun nicht mehr aufhalten. Sie musste dem Tierchen hinterher, wollte mit ihm auf Abenteuer gehen. So schlugen Kinderherzen: voller Neugier für ihre Umwelt und Begeisterung für alles Niedliche. Und dass Suki niedlich war, ließ sich nicht bestreiten.
Wo Maya sich also mit Nihils Begleiterin beschäftigte, da konnte sich der junge Hymlianer mit dem Grafen unterhalten. Morcerf war ein Mann mit Stil; etwas verschroben und seltsam vielleicht, aber er besaß einen ganz eigenen Charme. Zudem hatte er ein Angebot an den Lokalhelden gemacht. Nihil sollte sich vor dem Handelsdorf nach einem Lagerplatz abgesandter Lichtmagier umschauen. Der Graf bat ihn herauszufinden, was sie von Jorsa selbst ins Land trieb und wohin ihr Weg sie führte. Nihil erfuhr nun sehr deutlich, woher die kleine Maya ihre Neugier besaß. Ihre magischen Fähigkeiten musste das Mädchen aber anderweitig geerbt haben. Der Graf sah nicht nach einem Zauberkünstler aus.
Er schnupfte seicht in sein Taschentuch, bevor er sich damit das rechte Nasenloch betupfte. "Die Umstände stehen Euch nicht zu, werter Nihil. Ihr habt, mit Verlaub, doch Pläne von größerem Ermessen umzusetzen. Nein, nein, so ehrbar Euer Angebot auch sein mag, muss ich unter Berücksichtigung Eures neu verdienten Standes schon aus Höflichkeit heraus ablehnen. Maya wird einen bezahlten Lehrmeister erhalten, einen guten und professionellen Mann, der sie formen soll wie es ein Bildhauer mit einem ungemeißelten Felsen anstellt. Er wird aus ihr ein Kunstwerk erschaffen, so dass ich über ihren Charakter hinaus auch auf die entdeckten Fähigkeiten werde stolz sein können. Tatsächlich schwebt mir eine Ausbildung im weit entfernten Zyranus vor. Obwohl man munkelt, es gäbe in den Tiefen des Urwalds eine Elffenstadt, deren arkane Kenntnisse nicht größer sein könnten." Graf Morcerf lachte auf. Bei einem Mann seines Blutes klang es immer etwas näselnd. "Dieser Träumerei werde ich das Schicksal meiner Tochter allerdings nicht aussetzen. Es würde bedeuten, sie in die Fänge eines grünen Harax zu entsenden und meine Sorge ließe mich keine Nacht mehr seelenruhig schlafen. Zyranus hingegen erscheint mir eine vortreffliche Wahl für einen magischen Lebensweg. Fürwahr!"
Man erkannte schnell, dass diesem Mann sehr viel am Wohl seiner Tochter lag. Maya war bei seinem Vater in guten Händen. Doch wo er so viel Fürsorge und lobende Worte für sein Kind übrig hatte, da zeigte sich eine Verachtung in gleichem Maß für alle dunklen Völker Celcias. Etwas, das Nihil nicht tolerieren konnte. Er wies den Grafen daraufhin indirekt zurecht und dieser schmunzelte sacht. "Euer Herz ist groß, werter Nihil. So lasst mich meinen Wunsch an Euch um ein weiteres Faktum ergänzen, damit Eure Motivation, dem nachzukommen, gesteigert sein mag. Da ich für Maya ohnehin eine Ausbildung in Zyranus vorsehe, die ich mit einem Schreiben an die Magister jener Stadt ankündigen werde, erlaubt mir, auch etwas in Eure Ausbildung zu investieren. Ich werde Euch in meinem Brief erwähnen. Wenn Ihr denn warten wollt, bis ich eine Antwort habe und mein Kind in den Westen Celcias entsenden kann, so werdet Ihr einen weiteren Reisegast darstellen. Aber nicht nur das! Ich möchte mich für all Euer Tun für Ganda und meine persönlichen Interessen an den abgesandten Lichtmagiern erkenntlich zeigen und deshalb, so wahr mir Lysanthor helfe, werde ich die Kosten Eurer Ausbildung in Zyranus übernehmen! Vorausgesetzt natürlich, Ihr reist in Begleitung meines Kindes dorthin und habt ein Auge auf sie."

Damit war alles gesagt. Nihil besaß die Chance, nicht nur bei seines Meisters Meister in Zyranus zu studieren, sondern - sofern sich dieser Meister überhaupt überreden ließ - würde man jegliche Kosten für ihn übernehmen. Außerdem könnte er in Mayas Nähe bleiben, hätte gleich eine Freundin in der entfernten Bodenstadt. Es würde einiges einfacher machen. Alles, was noch zu tun blieb, war, dem Angebot zuzustimmen und anschließend mehr über die Gerüchte außerhalb des Handelsdorfes herauszufinden.

Plötzlich quietschte es vergnügt aus dem ersten Stock. Suki kam mit zwei wilden Sätzen die Stufen herab gesprungen und huschte direkt auf Nihil zu. Sie wand sich in fließender Bewegung an seinem Körper empor, nur um sich wie ein lebendiger Pelzkragen um seinen Hals zu legen. Ihr folgte Maya, jauchzend vor Freude. Natürlich warf sie sich Nihil nicht gleich um den Hals, aber sie sprang auf und ab, einem Grashüpfer gleich, klatschte dabei fröhlich in die Hände. Ihr Jubel wurde durch ein Glockenläuten untermalt. Es war fern und kaum hörbar, aber die getragenen Klänge weckten in jedem innerhalb der Taverne das Bedürfnis, seinem Sitznachbarn zuzulächeln, ihm auf die Schulter zu klopfen oder ein Getränk zu spendieren - aus reiner Nächstenliebe heraus. Die Glocken waren es allerdings nicht, die Maya so in Aufregung versetzten.
"Vater, Vater! Oh, Nihil, ihr müsst aus dem Fenster sehen! Stellt euch vor, es schneit!"
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Mittwoch 22. April 2015, 11:51

Nihil lauschte den Worten des Grafen und ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Zusätzlich zu dem Brief, den er von seinem Meister in Hymlia erhalten hatte, würde eine weitere Empfehlung seine Ausbildung in Zyranus wohl definitiv sichern. Kurz versank er in Gedanken.
Wie es wohl sein würde in der Stadt der Magie?! Zu wandeln unter mächtigen Magiern aller Schulen und zu lernen von dem, der auch seinen eigenen Meister unterrichtet hatte und von dem er schon so oft schier unglaubliche Geschichten gehört hatte. Doch auf dem Weg müsste er auch auf die kleine Maya achten. Mit ihr würde er sicherlich länger unterwegs sein und auch wenn er sich sicher war, dass im Falle eines Angriffes auch die Grafentochter ihren Teil beitragen könnte, so würde der junge Hymlianer alles geben, dass es garnicht erst so weit kommen würde.
Und dann war da auch noch die Sache mit seinem Vater... jetzt da er wusste, dass er noch lebte, musste er ihn finden, koste es was es wolle und er hatte auch schon eine erste Idee.

Leicht schüttelte der Lichtmagier seinen Kopf und kehrte wieder in die Gegenwart zurück.
"Nun Graf Morcef..... in Anbetracht der momentanen Situation, bin ich durchaus geneigt dazu, euer Angebot anzunehmen und eure Tochter mit nach Zyranus zu nehmen. Mein Meister unterrichtete mich bereits darüber, wie man in die Stadt der Magie gelangt und wo ich seinen Meister finden kann. Ein weiteres Empfehlungsschreiben sowie euer Angebot die entstehenden Kosten zu übernehmen wären sehr hilfreich bei meinem Vorhaben. Was euer weiteres Anliegen angeht so stimme ich zu, mich im Morgengrauen auf den Weg in das besagte Lager zu machen um dort ein paar Informationen zu sammeln. Es wäre von großem Vorteil, wenn ihr mir bis zu meinem Aufbrechen genauere Informationen über den Standort des Lagers zu geben und vielleicht ein Pferd, dass ich mir für diesen Ausflug von euch leihen könnte. Ich hoffe, dass ihr bis zu meiner Rückkehr eine Antwort aus Zyranus erhalten habt, sodass ich meine Reise als bald fortsetzen kann. Ich hoffe ihr könnt meine Eile ein wenig nachvollziehen. Ich danke euch für dieses Gespräch, doch müsst ihr mich nun enschludigen, da ich noch ein paar Vorkehrungen für meine morgige Erkundungsreise treffen muss. Ich werde, sofern dies in eurem Ermessen liegt, in den frühen Morgenstunden zu eurem Schloss kommen um von dort aus zum Lager der Lichtmagier aufzubrechen."

Damit erhob er sich und stand auch schon direkt vor der kleinen Maya. Suki eilte auf die Schuler ihres Herrn und Nihil lächelte verschmitzt. Er ging vor der Kleinen in die Knie und streichelte ihr über die rosigen Wangen.
"Hey Maya bald werde ich auf eine große Reise gehen und ich würde mich freuen, wenn du mich auf diesem Abenteuer begleitest was hältst du davon?! Denk in Ruhe darüber nach und morgen früh reden wir weiter"
Auch wenn die kleine völlig von dem Schnee begeistert war, so hatte der junge Hymlianer gerade andere Pläne. Er eilte nach oben in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und suchte alle Sachen seines Vaters zusammen die er hatte. Vielleicht war der erste Schritt, ihn zu finden, ihm zu zeigen, dass er existierte und dass er ihn suchte. Er war sein Vater und so waren sie auf ewig miteinander Verbunden. Eine Verbindung, die Nihil mit seiner Magie nutzen konnte. Wo auch immer sein Vater sein würde, wenn er noch am Leben war, so würde er diese Nachricht erhalten. Er stellte sich in die Mitte des Zimmers, schloss die Augen und stimmte eines der ersten Lieder an, dass er gelernt hatte. Das Lied, dass seine Mutter einst seinem Vater vorgesungen hatte. Es war in der Sprache Hymlias und erzählte über Winde des Himmels wie sie jeden der sie empfangen konnte, auf den ihm vorbestimmten Weg führten. Langsam aber intensiv floss seine Magie in den Gesang und vor seinem geistigen Auge, erschien das Bild seines Vaters. Langsam ging er auf ihn zu und umarmte ihn.
Ich werde dich finden wo auch immer du bist....Vater....
Dann sammelte er alle Magie die er auf einmal konzentrieren konnte und fokussierte die unzerstörbare Verbindung um den Zauber zu entfesseln. Eine Welle der Erschöpfung breitete sich in ihm aus und er sank erschöpft auf das Bett. Er sah die Schneeflocken vor dem Fesnter und langsam fielen ihm die Augen zu.


OT: Sry für den späten Post .....
Achja und Nihil würde natürlich auch noch eventuelle Antworten des Grafen bzw Mayas abwarten, bevor er nach oben geht

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. April 2015, 17:01

Nihil versank in Träumereien über Zyranus, noch während er sich mit dem Grafen unterhielt. Tatsächlich verfolgten ihn diese Gedanken auch in seine nächtlichen Träumen. Möglich dafür konnte ebenso die magische Erschöpfung sein, als er seine Lichtmagie nutzte, um sie als Nachricht bis zu seinem Vater tragen zu lassen. Ob das Licht vom Wind getragen werden würde? Diesen hatte der Hymlianer schließlich nicht unter Kontrolle, nicht in der Form. Und wenn er das Glück besaß, dass der Wind ihm jenen Gefallen tat, würde die Nachricht Nathanael erreichen oder zersprangen die winzigen Partikel erhellender Magie in Myriaden kleiner Lichtkristalle, die irgendeinem Wesen Celcias einen Hoffnungsschimmer spenden sollten?
Er würde es vorerst nicht erfahren, vielleicht nie. Aber um diese Gedanken formten sich auch seine Träume nicht, gesandt von einer, die dem Licht doch so fern und durch den Schein des fahlen Mondes auf ihre eigene Weise nahe war: Manthala. Sie schenkte Nihil Träume, die sich nicht um seinen Vater drehten, sondern um Zyranus ...

Nihil träumt:
Stimmen wurden laut, wie das wilde Zwitschern dutzender Vögel, deren Gekreische irgendwie vertraut und angenehm in den Ohren klang. Zugleich verstand man nicht ein Wort, konnte nichts herausfiltern, um Einzelheiten zu erfahren. So umgaben Nihil die Stimmen von Scharen junger Eleven. Vor seinen Augen formten sich aus zuerst verwaschenen Schatten Farben, dann Personen und schließlich erkannte er detailliert ihm fremde Gesichter. Sie achteten nicht auf ihn, schlenderten Hand in Hand oder mit Stapeln von Pergamentrollen und Büchern an ihm vorbei. Alle wirkten so fröhlich, so lebhaft. Und sie alle trugen die hymlianischen Seidengewänder seiner Heimat. Trotzdem war etwas anders. Im Hintergrund erkannte er keine Wolkenstadt, kein Hymlia. Nein, da waren feste Steinmauern, fantastisch geformte Türmchen und Zinnen unter einem blauen Himmel. Und es blitzte überall! Funken stoben auf, in allen Regenbogenfarben. Bunte Schatten tanzten um Nihil herum, ehe er Mayas glockenhelles Lachen wahrnahm. Nur sehen konnte er sie nicht. Sie tanzte stets am Rand seiner Augenwinkel, doch wenn er den Kopf drehte, war sie fort. Dafür fielen ihm andere Dinge auf, bezaubernde Dinge. In einem goldenen Lichterregen fielen magische Tropfen auf ihn herab, flüssiges Gold, das ihn wie die Sonne wärmte. Im Hintergrund tanzte jemand mit Reifen aus Feuer. Er ließ apfelgroße Bälle über den Händen erscheinen, mit denen er jonglierte. An anderer Stelle jagten sich Magier und Schatten gegenseitig durch die Gassen. Und über allem konnte er eine erhabene Gestalt ausmachen. Gesichtslos war sie, jedoch traf Nihil im Traum die Erkenntnis, dass es seines Meisters Meister war. Jener Mann, der ihn lehren sollte. Hier, in Zyranus. Er war in Zyranus. Der Mann trat auf ihn zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie fühlte sich warm und väterlich an. Eine Emotion, die Nihil so nur im Traum kannte. Es gab keinen Vater, der ihm je hätte die Hand auflegen können und doch ... niemals war diese Geste näher mit der Vorstellung verbunden, dass sich so eine Vater-Sohn-Beziehung anfühlen musste.
Der Hymlianer nahm den Geruch frischer Äpfel war und dann eine Stimme. Der Meister sprach: "Nihil. Genug geträumt. Es wird Zeit aufzuwachen. Wach auf, Nihil ... Nihil ..."


"Nihil ... Nihil, Junge, aufwachen." Die Traumstimme seines Meisters hatte den sanften Ton jener Stimme seiner Großmutter angenommen. Besagte Frau stand schließlich auch an seinem Bett. Sie schüttelte Nihils Schulter leicht, doch davon wollte sich der junge Mann einfach nicht wecken lassen. "Oh, Suki, so hilf einer alten Frau doch!"
Suki zeigte sich natürlich sofort hilfsbereit. Sie sprang, keck wie ein Eichhörnchen, über die Bettdecke und auf den Kopf ihres Freundes. Dort zerzauste sie sein Haar mit den Pfoten, gab einen fast maunzenden Laut von sich und verpasste ihm anschließend kleine, krallenlose Pfotenschläge gegen die Stirn. Na, das musste doch helfen! Tat es, Nihil konnte sich nicht länger in seiner Traumwelt halten. Als er seine Augen aufschlug, blickte ihm die Großmutter freundlich entgegen.
"Stell dir vor, Nihil, der Herr Graf war schon ganz früh am Morgen hier. Er hat dir ein Pferd und Reiseausrüstung dagelassen. Und einen ganzen Korb Äpfel! Ich frage mich, was du damit sollst. Hier, schau!" Der Apfelgeruch nahm zu, als erwähnter Korb von der guten Gattin Valors aufs Bett gestellt wurde. Schön und rot, rund wie Kinderfäuste, leuchteten ihn die Äpfel an, ganz so, als seien sie erst frisch gepflückt worden. Dass sie gar nicht vom Grafen stammten, konnten weder die Großmutter noch der Hymlianer wissen. Das wusste nur einer. Der kleine und jetzt sehr hungrige Wichtel Hamm Hamm. Der saß nun leise winselnd unter dem Bett, unglücklich über senen Verlust. So hatte er sich unsichtbar gemacht, damit niemand die dicken Tränen sah, die ihm die Wangen herunter kullerten. Sie brachten sie zum Glänzen, dass sie schon selbst wie zwei kleine rote Äpfel ausschauten. Ja, seine Äpfel! Hamm Hamm war so fröhlich über den Fund des Korbes gewesen! Er hatte ihn so weit getragen und nun vor Nihils Bett in der Stille des Morgens verputzen wollen. Zu dumm, dass sich Suki mit ihm ein Katz- und Mausspiel geleistet und ihn in die hinterste Ecke des Zimmers gejagt hatte. In dem Moment war nämlich die Großmutter hereingekommen, hatte den Korb entdeckt und nun Nihil überreicht. Sie hielt ihn doch glatt für ein Geschenk des Grafen, nur weil der zur selben Zeit sich von Valor verabschiedete, nachdem er einen kurzen Blick in Nihils Zimmer und auf den schlafenden Hymlianer geworfen hatte. Und jetzt waren seine leckeren Äpfel fort! Buhuuu ... Hamm Hamm schniefte.
"Dein Großvater hat unten die Anweisungen vom Herrn Grafen, sogar handschriftlich. Beeil dich und mach dich fertig, Valor hat noch eine Menge zu tun und kann sich das nicht den ganzen Tag merken", gluckste Nihils Großmutter.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Donnerstag 28. Mai 2015, 19:18

Sanft erwachte Nihil aus seinen Träumen. Wie real das nicht alles war.... war es denn ein Traum oder wohl mehr eine Vision?! Das würde er jedoch noch früh genug erfahren. Das Lächeln seiner Großmutter übertrug sich sogleich auf sein eigenes Gesicht und nach einem ausführlichen Strecken, erhob sich der junge Hymlianer dann auch aus dem Bett.
"Danke Großmutter. Ich werde mich noch schnell waschen und dann direkt zu Großvater gehen. Wegen der Äpfel... Ich hörte die besucher eurer Taverne davon sprechen, dass es hier hervorragenden Apfelmost geben soll, der beste weit und breit. Vielleicht könntest du mir daraus ein wenig von diesem scheinbar legendärem Getränk zubereiten. Vielleicht ist es ja sogar fertig, bis ich Ganda verlasse um nach Zyranus aufzubrechen."

Schließlich erhob er sich und ging hinüber zu einer kleiner kleinen Waschschale, um sich ein wenig Wasser ins Gesicht zu spritzen und eine schnelle Waschung durchzuführen. Anschließend legte er wieder die Gewänder seines Vaters an und band sich die Haare im Nacken zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammen. So würde es nun also auf seinen ersten Auftrag gehen. Suki kletterte eilig auf die Schulter ihres Herrn und legte sich in alter Gewohnheit wie ein Pelzkragen über dessen Nacken. Kaum hatte Nihil seine restlichen Sachen zusammen gepackt, eilte er nach unten auf der Suche nach seinem Großvater. So früh am morgen war die Taverne noch fast leer und doch strömte schon der verführerische Geruch der Köstlichkeiten seiner Großmutter aus der Küche. Einen der Äpfel hatte der Lichtmagier noch eingesteckt, bevor er den Rest seiner Großmutter übergeben hatte und eben diesen verpseiste er nun auf der suche nach dem alten Assassinen zum Frühstück.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 11. Juni 2015, 13:16

Während sich Nihil für den Tag bereit machte und sich den Schlaf aus dem Gesicht wusch, schnappte sich seine Großmutter Nathalia die Decke vom Bett. Sie ging mit ihr zum einzigen Fenster der kleinen Kammer, öffnete jenes und schüttelte dort erst einmal ordentlich aus, dass Federn aus der Bettwäsche heraus flogen. Mit weicher Mimik beobachtete die alte Wirtsfrau wie sie vom Wind davongetragen wurden. Jede einzelne der feinen, flaumigen Federn tanzte in der Luft, drehte sich um sich selbst. Sie wirbelten hoch und höher, umgekehrten Flocken gleich. Es zauberte ein wehmütiges Lächeln auf die Züge der alten Frau.
Dann wandte sie sich um, den Blick auf den jungen Mann gerichtet, der sich mit einem der Äpfel in der Hand nun auf den Weg machte. Sie schaute ihm einen Moment lang hinterher. Erst als Nihil aus dem Zimmer heraus war, seufzte die Großmutter. "Es tut gut, dich hier zu sehen, Enkel. Doch weiß ich genauso, dass es vorerst das letzte Mal war. Ich wünsche dir viel Glück auf deinen Reisen. Mögen die Götter über dich wachen."

Derweil erreichte der Hymlianer mit Suki im Nacken liegend die Schankstube. Noch war nichts los, aber ein jeder Gasthausbesitzer wusste, dass man sich gerade in gästefreien Momenten nicht auf die faule Haut legen durfte. Wer sich eine volle Schänke wünschte, der musste bereits Vorbereitungen treffen, ehe der erste Durstige den Raum betrat. So sah man auch Valor beschäftigt, welcher am Boden vor einem umgestülpten Stuhl kniete. Aus seinem Mund lugten zwei Nägel hervor, die er fest zwischen den Lippen hielt. Gerade griff der alte Wirt zum Hammer, doch ehe der erste Schlag die Stube klanglich erfüllen konnte, setzte er ihn wieder ab. Valor spuckte beide Nägel in die offene Hand, um sprechen zu können: "Ah, mein guter Junge. Hat man dich aus dem Bett geworfen?" Er grinste und erhob sich unter einem leichten Ächzen. Valor war schließlich nicht mehr der Jüngste. Sogleich drückte er mit der Hammerhand sein Kreuz durch, dass es knackte. Dann legte er das Werkzeug auf dem Tisch ab, neben einen Umschlag. Diesen überreichte er in beinahe fließend ausgeführter Geste an Nihil. "Das hier hat Graf Morcef für dich zurückgelassen. Am besten liest du ihn noch vor deiner Abreise. Draußen steht ein Pferd bereit mit gefüllten Satteltaschen. Ich hab einen Blick hinein geworfen. Der Graf ist großzügig mit dir. Du findest allerhand nützliche Sachen darin, von einem einfachen Jagdmesser über Stricke und Drähte für Fallen bis hin zu einem gut gefütterten Schlafsack. Ha! Als wolltest du Monate lang durch die Wildnis ziehen, dabei ... wo geht es eigentlich hin, Junge?" Valor hatte gestern offensichtlich nichts mehr von Nihils Plänen bezüglich Zyranus mitbekommen. Ebenso wenig schien ihm der Auftrag des Grafen für seinen Enkelsohn geläufig.
Einzelheiten hierfür würde Nihil auch erst selbst erfahren, wenn er den Umschlag öffnete und den darin befindlichen Brief las.

An: Nihil, Enkel des Gastwirtes Valor von Ganda, seines Zeichens Lokalheld von Ganda
Von: Seiner Hochgeboren, Ferdinant Morcef, Graf zu Ganda

Ehrwürdiger Nihil,
mit diesem nur für Eure Augen bestimmten Schreiben möchte ich Euch noch einmal die Punkte der persönlichen, kleinen Queste zusammenfassen, derer Ihr Euch in meinem Namen annehmen wollt. Es sei, dass Ihr vor Ganda zieht zu einem dortig aufgeschlagenen Lager Reisender aus der Königshauptstadt Jorsa. Erkundigt Euch nach Answesenheit und Zwecke der Entsandten und ob man ihnen unterstützend unter die Arme greifen kann. So es in meiner Macht steht, werde ich natürlich entsprechend eingreifen. Teilt dies den Entsandten bitte in meinem großzügigen Namen mit.
Kehret daraufhin umgehend zu mir zurück oder entsendet per Boten eine Nachricht, um meiner adligen Neugierde das Bedürfnis zu stillen und Auskunft zu übergeben. Ich übertrage Euch im pflichtbewussten Gegenzug hierfür ein Pferd und nötige Ausrüstung, die Euch die Reise angenehmer gestalten soll.
Nach Abschluss Eurer Queste sei Euch beides für die weitere Reise gen Zyranus überlassen, derer sich nun dann ebenso mein Fleisch und Blute, Maya Morcef zu Ganda, anschließen möge.

Der Segen des Lichtenen, Lysanthor, möge Euch die Wege erhellen. So entsende ich Euch schriftlich und mit bestem Gruße hinaus auf Eure Queste. Wohlan denn, gute Reise!
Schriftrolle Fuss
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Montag 29. Juni 2015, 12:36

Vergnügt beobachtete Nihil seinen Großvater, wie dieser schon eifrig im Gasthaus arbeitete, während er seinen Apfel verspeiste. In der Zeit, die er nun hier verbracht hatte, war ihm Ganda schon sehr vertraut geworden und da auch ein Teil seiner Familie hier lebte, war es wohl nun soetwas wie seine zweite Heimat. Als der ehemalige Assassine sich erhob und das Kreuz durchstrecke um sogleich seinem Enkel den Brief des Grafen zu überreichen, öffnete dieser ihn sofort und las aufmerksam die Zeilen. Mit einem zufriedenen Lächlen rollte er das Schreiben wieder zusammen und verstaute es in einer seiner Gürteltaschen.

"Ach Großvater du weisst davon noch garnichts?! Ich habe eine Queste des Grafen angenommen und Reise nun zu einem Lager hier in der Nähe an dem sich einige Magier versammelt haben. Meine Aufgabe wird es sein in Erfahrung zu bringen, warum sie sich dort versammelt haben und eventuell die Unterstützung des Grafen anzubieten. Im Anschluss dazu werde ich noch einmal kurz nach Ganda zurückkehren um Maya abzuholen und schließlich mit ihr meine ursprüngliche Reise nach Zyranus fortzusetzen um dort bei meines Meisters Meister in die Lehre zu gehen und meine magischen Fähigkeiten zu verbessern."

Während er redete, hatte sich Nihil auf einen der Barhocker gesetzt gegenüber von seinem Großvater und hatte stetig den Blickkontakt gehalten. Nun erhob er sich wieder und ging gen Ausgang. Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal um.

"Wenn ich nach meiner Lehre wiederkehre, nehme ich dich und Großmutter mit nach Hymlia. Ihr müsst meine und eure restliche Famile unbedingt kennenlernen. Meine Mutter würde sich sicherlich auch sehr freuen, ihre Schwiegereltern einmal kennenzulernen. Und ganz abgesehen davon wird es bestimmt ein besonderes Erlebnis für euch werden einmal die Stadt über den Wolken zu erkunden."

Dann drehte er sich um, öffnete die Tür nach draussen und fand dort auch wie angekündigt das vollbepackte Pferd vor. Das Wetter war recht angenehm wie der junge Hymlianer fand und so schwang er sich auf das Pferd und ritt durch das kleine Dorf immer in Richtung des Lagers der Königsstadt.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. Juli 2015, 14:58

Valor nahm sich die Zeit, den Worten seines Enkels aufmerksam zu lauschen. Während dieser so sprach, nickte der in die Jahre gekommene Mann hin und wieder. Am Ende stützte er sich mit linker Hand auf einer Tischplatte ab. Zeigefinger und Daumen schoben sich in den Gürtel unterhalb der noch sauberen Schürze. Im Laufe des Tages würde sie Flecken bekommen und speckig werden. Das blieb beim Betreiben eines Gasthauses nicht aus. Wie schnell schob man da seinen Bauch an einem von verschüttetem Bier durchtränkten Tischrand vorbei, die Schürze natürlich voran! Und während des Krügespülens würden auch einige Wasserflecken den Leinenstoff treffen. Valor kümmerte sich dann vermutlich nach dem Absperren in der Nacht darum. Noch hatte er andere Alltagsprobleme zu bewältigen, aber auch diese rückten erst einmal in den Hintergrund. Der Mann gab seinem Enkel noch einen guten Rat mit auf den Weg: "Wenn unser Herr Graf dich mit einer Aufgabe betraut hat, dann erfülle sie nach bestem Gewissen, Nihil. Seine Gunst zu haben, bedeutet viel. Mehr noch in Jorsa als hier, denn dorthin wandern immer wieder Briefe, die er Boten mitgibt. Berichte, so hab ich es mal aufgeschnappt. Vielleicht erwähnt er dich lobend." Und trotz seiner Worte wusste der alte Wirt, dass er sie im Grunde gar nicht hatte aussprechen müssen. Er sah seinen Enkel an, diesen stattlichen jungen Mann, dem etwas Verträumtes anhing wie vermutlich allen Hymlianern. Und dann lächelte er, nickte nochmal zum Abschied. Denn nun war es an der Zeit, die Queste zu erfüllen.

Nihil verließ also die Schänke. Er trat an das bereit stehenden Pferd heran, saß auf und schon ging es los. Das Tier war genügsam. Nihil musste selbst kein guter Reiter sein, das Pferd schien genau zu wissen, was er wollte. In leichtem Trott setzte es sich in Bewegung. Die Ohren schlackerten, während Huf um Huf voran schritt. Das Abenteuer um das Dorf, auf dem ein Fluch lag, hatte der Hymlianer bewältigt. Es lag hinter ihm. Nun stellte er sich der nächsten Herausforderung.


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