Die Sippe der Rot-Mähnen

Das Wohnviertel besteht hauptsächlich aus großen Gebäuden aus Holz und Steinen. Die Leoniden leben in Rudeln, deswegen so große Gebäude. Meist sind sie verziert mit den Häuten ihrer Beute und dem Zeichen des Rudels, welches in dem Gebäude haust.
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Re: Die Sippe der Rot-Mähnen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 20. Juli 2014, 14:46

Struppiges, in den Längen schwarzes, am Ansatz dichtes, graues, durch das Kraulen zu einem kleinen Kamm aufgestelltes Fell zuckte und wurde geschüttelt. Auf dem Rücken, Kopf und Pranken war das Haarkleid fast komplett schwarz, nur am Bauch schimmerte das silbergraue Unterfell häufiger durch. Er hatte ein paar Kletten im längeren Kragen um den Hals. Das freundliche Wesen mit dem trächtigen Geruch ließ seine Hand über seinen Nacken wandern. Sie war ein Weibchen das gebar, ein zu schützendes Wesen, so wie einst seine Trainerin, als er noch ein Welpe war. Dann war sie plötzlich ganz aufgeregt und das Adrenalin drang aus ihren Poren. Die großen, gelben Augen verfolgten angespannt jede ihrer bewusst langsam gewählten Bewegungen. Gemeinsam mit ihr stand er auf, wich nicht von ihrer Seite. Erst als die Ketten ihn zurück hielten, rannte sie plötzlich los und ein Zucken ging durch seinen Körper, dass das Eisen nur so knirschte. Zu gern hätte er sie begleitet. Statt dessen sah er ihr sehnsüchtig hinterher, als sie aus dem Eingang verschwand. Ein leiser Laut begleitete Janay hinaus aus der Höhle. Ein Laut der voller Sehnsucht, fragend und hoffend. Das mächtige Tier hatte sich schnell an die Zuwendung gewöhnt und Janay konnte nicht ahnen, wie sehr er sie brauchte. Kaum war sie aus seinem Sichtfeld verschwunden, legte sich der gewaltige Schädel flach auf den Boden zwischen den riesigen Pranken. Ein schweres Schnaufen wirbelte den Staub um seine schwarzen Lefzen auf. Die große Nase hatte ihre Witterung aufgenommen, sich jede kleinste Nuance eingeprägt und würde sie immer wieder finden. Der Geschmack ihrer Haut lag auf seiner Zunge und gärte in seinem Maul zu einer unvergesslichen Erinnerung heran. Langsam, müde und auch ein wenig traurig senkten sich seine Lieder und nur noch die aufmerksamen Ohren verrieten, dass er nicht schlief.

Janay nahm sie die Beine in die Hand. Jeder Schritt brachte sie der Waldelfe näher, doch dann stand die Nachtelfe im Weg. Ein kurzer Stoß und der geschwächte Körper machte unfreiwillig Platz. Janay war es egal. Talimée war jetzt wichtiger als jede falsche Höflichkeit. Sie verschwendete nicht einen Gedanken an etwas anderes. Schnell war sie an sie heran und nahm den seltsam starren Körper unter ihre Obhut. Das Zählen begann und um sie herum hörte sie das leise Murmeln, doch nahm es kaum war. Das was sie hörte war der fast verklungene Herzschlag und das gehauchte Rauschen eines fast erloschenen Atems. Steif und leicht zitternd lag Talimée hilflos in ihren Armen und das Gefühl, nicht zu wissen was zu tun sei, drohte von Sekunde zu Sekunde übermächtig zu werden. Sie hatte diese Art der Anfälle schon gesehen, kannte sie, doch dieses mal war es schlimmer als sonst. Die Seherin war dem Tode noch nie so nahe gewesen. Janay brachte all ihre Stärke auf und flüsterte ihr so ruhig es ging zu:
"Sch, sch, ganz ruhig. Ich bin hier. Du musst zurück finden, Talimée. Komm zurück! Du weißt doch, dass ich dich brauche... dass wir dich brauchen. Komm wieder zurück."
„... sechsundfünfzig, siebenundfünfzig, achtundfünfzig...“
Talimées Körper zuckte und sie hustete leicht. Etwas von ihrer Kälte ging auf Janay über. Ihre weit aufgerissenen Lider bebten, ihr Kopf bewegte sich leicht, als würde sie etwas suchen. Hörte sie sie?
„achtundneunzig, neunundneunzig, hundert, hundertundeins … Er ist bei ihm und er gehört ihm! Er hat eingewilligt!… hundertundvier, hundertundfünf, hundertundsech … Er ist bei ihm und hält seine Hand auf unseren Herzen! … hundertundelf, hundertundzwölf, hundertunddreizehn, … Es ist so kalt! Er fragt ihn! Er will wissen, ob sie bei ihm ist, will wissen ob Shantih bei ihm ist. Sie sind alle bei ihm, alle außer seinem Schöpfer, der sich ihm entzieht. ...hundertundeinundzwanzig, hundertundzweiundzanzig, … Die Sandkörner fallen. Sie zerrinnen ihm zwischen den Fingern und es sind so wenig Herzschläge übrig. Er muss es tun, muss es verhindern. Er muss sich beeilen! ...hundertunddreiundfünfzig, hundertundvierundfünfzig, … Der Tod! Es ist der Tod! Er ist bei ihm! Kazel ist bei ihm! So wenig Herzschläge übrig! So wenig! … hundertundsiebenundsiebzig, hundertundachtundsiebzig ...“
Eine Bewegung aus dem Augenwinkel ließ Janay unwillkürlich auch noch etwas anders wahrnehmen. Von der Pritsche, auf der Sintus lag, glitt seine Hand herunter und griff zitternd nach der der Waldelfe. Sein blasses Gesicht hatte sich schlaff zur Seite gedreht und seine Augen waren schwach geöffnet. Seine gewohnt tiefe und starke Stimme spiegelte kaum mehr als einen Hauch seiner selbst wieder:
„Tal … Talimée … Ich … ich brauche dich!“
Scheinbar bekam die Waldelfe irgendwie ihre Umwelt noch mit und ihr Kopf zuckte in die Richtung seiner Stimme.
„...zweihundertundneun, zweihundertundzehn ...“
Juduka hatte sich von ihrem unfreiwilligen Sturz erholt und trat ebenfalls von Sintus Bett, kniete sich neben Talimée und sprach leise zu Janay:
„Ich glaube, ihr ganzes Wesen, ihre Seele ist darauf ausgerichtet anderen zu helfen, für andere da zu sein. Sie scheint auf uns zu reagieren, wenn wir sie brauchen.“
Die Vettel kam auch wieder ein Stück näher, berührte sie am Bein und sagte prompt:
„Talimée, meine Süße! Du darfst mich nicht alleine lassen! Ich brauche dich hier! Wie soll ich denn ohne dich die anderen im Zaum halten. Komm zurück, los meine Kleine! Wir brauchen dich!“
Die Nachtelfe nickte, auch wenn ihr Mundwinkel zuckte und es ihr wohl einiges abverlangte die folgenden Worte zu sprechen und dabei die andere Hand der Waldelfe zu halten:
„Es stimmt. Wir brauchen dich alle. Ich auch … Ich brauche dich.“
Das warum ließ sie jedoch weg und presste die Lippen aufeinander.
„Aber vor allem braucht dich Janay. Du dienst ihr doch und machst ihr solche Sorgen! Tu das nicht. Komm zurück. Wir brauchen dich.“
Halb bewusst drückte Talimée die Hände von Janay und Sintus.
„Es sind meine Herzschläge. Ich gab sie gerne … Es darf nichts genommen oder gegeben werden ohne einen Ausgleich. Es sind sechshundertsechsundsechzig, sechshundertsechsundsechzig, sechshundertsechsundsechzig, sechshundertsechsundsechzig... “
Die letzten Worte wiederholte sie immer und immer wieder. Aus ihrem Mund stieg beim Sprechen eisiger Odem und ihr Körper wurde wieder wärmer und weicher. Dann zitterte sie noch einmal so heftig, dass man sie fernhalten musste, da sie sich sonst verletzte und erschlaffte dann schlagartig. Ein paar tiefe Atemzüge hoben ihre Brust und dann schlug sie die Augen auf. Es lagen nur Sekunden zwischen dem vergangenen Horror größter Sorge und ihrem jetzigen offenen Lächeln.
Sie blinzelte zweimal langsam und sah sich um.
„Was ist los? Bin ich ohnmächtig geworden?“
Sintus ließ sich wieder zurück auf den Rücken rollen, Juduka grinste, die Vettel lachte erleichtert auf und Janay … tat was sie tat.
Talimée erinnerte sich anscheinend nicht an das geringste. Etwas in ihrem Innern hatte beschlossen, das Vergangene aus ihrem Bewusstsein auszuschließen. Voller Verwunderung setzte sie sich auf und als sie Sintus ins Gesicht sah, fingen ihre Augen an zu stahlen.
„Seht doch, er ist aufgewacht!“
Sie dachte wirklich immer als allererstes an Andere. Das Lächeln des Paladins war schwach aber ehrlich und sie sahen einander an, als gäbe es sonst niemanden in diesem Raum und Talimée wurde rot. Blinzelnd schlug sie die Augen nieder und sah sich dann wieder um.
„Könntet ihr mir bitte verraten, warum hier alle so grinsen?“

666 Herzschläge, etwas mehr als acht Minuten, hatte der Tod von einem Wesen genommen und es einem anderen gegeben. Lebenszeit die wohl dringend benötigt worden war. Doch wofür? Warum? War Kazel in Gefahr? Ging es dem Vater ihres ungeborenen Kindes gut? Talimées Visionen waren vielleicht nicht immer hilfreich und man konnte nie sagen, ob das was sie sah, Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft war. Meistens gaben sie jedoch Hinweise und lenkten so ihr gemeinsames Schicksal in die eine oder andere Richtung. Sie zeigten Wege und Möglichkeiten, doch das Handeln lag allein bei jedem einzelnen von ihnen.
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Re: Die Sippe der Rot-Mähnen

Beitrag von Janay » Montag 21. Juli 2014, 19:06

Es fühlte sich eigenartig an, diesen Warg zu kraulen. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie solch einem Wesen überhaupt derart nahe kommen konnte. Bislang kannte sie nur ein paar streunende Katzen und deren Fell hatte sie niemals zu spüren bekommen, da sie viel zu scheu gewesen waren. Allerdings fühlte sich das Fell des Wargs in etwa so an, wie dasjenige der Katzen ausgesehen hatte. Die Frage war nur, ob es mit einiger Pflege auch weicher werden könnte oder immer so struppig bleiben würde. Doch das war ein Thema, das derzeit sehr weit entfernt von der Wirklichkeit war.
Stattdessen war Janay weiterhin auf der Hut, um es nicht zu einem tödlichen Unfall kommen zu lassen, soweit sie es verhindern konnte. Sie versuchte tatsächlich, so etwas wie Freundschaft mit diesem Wesen zu schließen oder wenigstens eine gewisse Basis des Vertrauens, um es mitnehmen und als Reittier einsetzen zu können. Und vielleicht ein wenig als Beschützer, je nachdem, wie weit der Weg sein würde, auf dem sie Kazel unbemerkt folgen musste. Das würde sich erst weisen.
Zuvor allerdings tauchten mit einem Mal andere Probleme auf. Natürlich bemühte sie sich möglichst darum, dass der Warg nicht unruhig wurde, versuchte, so begütigend wie möglich zu bleiben, und konnte sich ein feines Lächeln nicht verkneifen, als das Tier ihr so brav folgte, so lange die Kette es erlaubte. Mitunter deswegen versicherte sie dem Wesen so ehrlich, dass sie wieder kommen würde.
Es rührte ihr Herz, wie treu es jetzt schon an ihrer Seite blieb, obwohl es lediglich einige Minuten gewesen waren, die sie zusammen verbracht hatten. Somit wollte sie ihr Versprechen auch wahr machen. Jedoch später, wenn sie wusste, was mit Talimée los war.
Also riss sie sich anfangs noch zusammen, bevor sie regelrecht losstürmte und auch auf Judukas Zustand keine Rücksicht nahm. Der Anblick war... schlicht gesagt, grauenerregend für die Dunkelelfe. Die Dienerin halb tot liegen zu sehen, schnürte ihr die Kehle regelrecht zu und sie blendete instinktiv sämtliche Anwesende aus, um sich so intensiv, wie es ihr möglich war, um die andere zu kümmern.
Das bedeutete, dass sie die Waldelfe an sich zog und wie ein Kind zu wiegen begann, während sie murmelnd auf sie einredete. Was aber nicht hieß, dass sie nicht hörte, was Talimée murmelte und deren sinkende Körpertemperatur ließ sie mehrmals erschauern.
Unverständig schüttelte sie den Kopf. "Was redest du da? Komm zurück! Lass die Bilder sein, sie sind nicht real!", murmelte sie beunruhigt, weil ihr allmählich die Ideen ausgingen, was sie noch tun sollte, um helfen zu können.
Ein Kinderlied singen? Nein, das war ihr nicht möglich. Das hatte sie noch nie getan und dasjenige, das ihre Schwester ihr sonst als Trost oft vorgesummt hatte, wollte sie nicht weitergeben. Dazu war es viel zu sehr mit ihren Gefühlen verwurzelt. Aber da wurde ihr auch schon geholfen, als sich die Übrigen einmischten und ihrerseits ebenfalls zu versuchen begannen, Talimée aus ihrer Vision zu holen.
Was auch dringend notwendig war, denn die Erwähnung von Kazel ließ die Dunkelelfe regelrecht erstarren. Ihr Magen krampfte sich zusammen und sie spürte, wie ihr vor aufkeimender Panik schlecht zu werden drohte. Es wurde immer schlimmer für sie, vor allem, weil sie die Botschaft nicht verstand und sich verdammt hilflos fühlte, was wiederum ihre Wut zu schüren begann. Doch noch konnte diese nicht an die Oberfläche dringen und ihr Handeln bestimmen. Was vermutlich auch gut war in dieser Situation...
Außerdem war sie viel zu überrascht, als eine männliche Stimme an ihr Ohr drang. Abrupt sah sie auf und hätte vor Schreck den Schwerzverletzten am liebsten angefahren, was er sich erlaube. Die Sorge um Talimée und der Sinn seiner Worte, der rechtzeitig ihr Bewusstsein erreichte, hielten sie davon ab. Einstweilen zumindest.
Noch größer wurde ihre Überraschung, als Juduka ebenfalls auf sich aufmerksam machte. Janays Augen wurden einen Moment lang schmal, bevor sie knapp nickend ihre Zustimmung ausdrückte. Allerdings brauchte sie anscheinend nicht mehr selbst einzugreifen, das übernahmen die anderen derart eindringlich, dass sie sich darauf beschränkte, weiterhin Talimée sanft zu wiegen und ihr Wärme zu spenden.
Dennoch musste sie ein Schnauben unterdrücken, als darauf hingewiesen wurde, wie sehr sie selbst die Waldelfe brauchen sollte. Es stimmte schon, das gab sie innerlich notgedrungen vor sich selbst sogar zu, nur... Das ging niemanden etwas an! Außerdem sollte die andere hier bleiben, in Sicherheit, und bei dem, in den sie sich verliebt hatte, auch wenn er in den Augen der Dunkelelfe alles andere als eine gute Wahl war. Somit hatte sie sich eigentlich abnabeln wollen...
Und so, wie es aussah, hätte sie wenigstens einen Grund, warum die Dienerin hier zurück bleiben musste. Denn nach solch einer heftigen Vision wäre sie gar nicht in der Lage, mit ihnen aufzubrechen.
Diese Überlegungen jedoch wurden schlagartig unwichtig, als Talimée erneut sprach und danach noch stärker durchgeschüttelt wurde. So gut wie sie konnte, hielt Janay ihre Freundin fest, damit sie sich nicht weh tat, und stopfte ihr sogar einen Stoffzipfel in den Mund, um die Zunge ein wenig zu schonen. Dabei war es ihr egal, von welcher Kleidung das Material stammte. Für höfliches Fragen oder Rücksichtnahme auf den Geschmack blieb keine Zeit, so plötzlich war der Anfall zu Ende.
Und dann war es vorbei, endlich! Selbst keuchend und am Leib leicht zitternd hielt sie den Blick fest auf die Bewusstlose gerichtet und lauschte deren Atemzügen. Sie setzten nicht aus und das beruhigte sie, vor allem, als Talimée obendrein die Augen wieder öffnete.
Daraufhin kam die Frage, die wohl zwangsläufig folgen musste, und Janay konnte nicht anders, als ein weiteres Mal zu schnauben. "Das wäre noch harmlos gewesen.", nuschelte sie mehr für sich, denn für die Fragende bestimmt. Daraufhin atmete sie tief durch und wollte beherrscht eine Erklärung abgeben, als die andere bereits Sintus veränderten Zustand bemerkt hatte.
Unbemerkt von der Waldelfe verdrehte sie in Judukas Richtung hin die Augen und schüttelte kurz den Kopf, konnte jedoch dem Grinsen der anderen beiden Frauen nicht widerstehen. Prompt wurde es von Talimée bemerkt und brachte Janay dazu, sie noch breiter anzugrinsen.
"Ach, weißt du... Man sollte Verliebte nicht stören. Wenn ich dir zu ihm helfen soll, musst du es nur sagen. Obwohl ich hoffe, du liegst in meinen Armen gut und bequem." Ihre Worte sollten scherzig gemeint sein, hatten aber auch einen gewissen ironischen Unterton, den sie einfach nicht unterdrücken konnte.
Zu groß war noch immer der Schrecken, der in ihrem Herzen festsaß, gepaart mit der Verständnislosigkeit ob dieser Vision. Hinzu kam auch noch eine leise Sorge, weil der Tod und Kazel erwähnt worden waren. Umso mehr fühlte sie ein gewisses Drängen in sich, so rasch wie möglich aufzubrechen, um die Spur zu dem Mischling nicht endgültig zu verlieren. Ob Juduka eigentlich Spuren lesen konnte...?
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Re: Die Sippe der Rot-Mähnen

Beitrag von Erzähler » Montag 21. Juli 2014, 22:37

"Ach, weißt du... Man sollte Verliebte nicht stören. Wenn ich dir zu ihm helfen soll, musst du es nur sagen. Obwohl ich hoffe, du liegst in meinen Armen gut und bequem."
Ihre Worte waren zwar im Scherz gesprochen worden, doch hatten sie auch einen gewissen ironischen Unterton, der seine Wirkung nicht verfehlte. Talimées Hautfarbe wechselte von einer Sekunde zur nächsten von einem hellen Rot einer Tomate, hinüber zu einem fast indigofarbenen Purpur, dass von den Spitzen ihrer Ohren, bist in ihren Ausschnitt reichte. Sie musste es spüren, denn sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und schüttelte den Kopf vor Scham. Irgendwo halb hinter Janay erklang ein unterdrücktes Glucksen von Anabell und auch Juduka konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Doch Sintus Reaktion setzte dem ganzen noch die Krone auf:
„Ich hätte ...*schnauf*... nichts dagegen.“
Sein Atem ging noch immer schwer und er sah aus, als würde er jeden Moment wieder das Bewusstsein verlieren, aber er lächelte. Zumindest versuchte er es, was seinen Mund schief in seinem Gesicht hängen ließ und seine müden Augen glitzerten in ihrer Tiefe. Talimée riss die Augen zwischen den Fingern weit auf und starrte ihn fassungslos an. Ob nun bewusst oder unbewusst, er hatte es geschafft sie aufzuregen und mit seinen Worten schlussendlich vollkommen zurück in die Realität gebracht. Anscheinend hatte sein leicht komatöser Zustand ihn zwar die ungeschminkte Wahrheit sprechen lassen, doch hatte es wohl nicht ganz die erwünschte Wirkung bei der Waldelfe. Fassungslos ließ sie die Hände fallen.
„Sintus, wie könnt ihr so etwas … ihr seid doch … Nein! Ich meine Ja! Ich werde hier bleiben!“
Wieder erklang ein Glucksen aus den hinteren Reihen und Talimée fügte eilig noch hinzu:
„... um auf euch aufzupassen! Sonst nichts!“
Die Röte würde wohl noch eine ganze Weile ihre Züge erleuchten, aber sie bemühte sich schon wieder Haltung anzunehmen. Sie rang ganz offensichtlich noch mit ihrer Selbstbeherrschung. Anabell schaltete sich ein und meinte es durchaus freundlich:
„Es ist sogar unbedingt notwendig, dass du hier bleibst! Ich könnte eine Mütze Schlaf gebrauchen und irgendjemand muss ja ein Auge auf unseren Herrn hier haben. Außerdem ist es bestimmt besser, wenn du dich ebenfalls ein wenig ausruhst. Du bist noch ganz blass um die Nase. Ich bleib in der Nähe ...“
Die Vettel stand auf und suchte sich ein Plätzchen in Hörreichweite hinter einem provisorischen Vorhang. Talimée sah ihr etwas unsicher hinterher und dann zu Janay.
„Ist es in Ordnung wenn ich hier bleibe?“
Juduka nickte jedenfalls zustimmend in ihrer Position als Licht-Magi und Heilerin, erhob sich dann stillschweigend und ging zum Ausgang. Für sie gab es hier nichts zu tun. Wunden von Schwertern, gebrochene Knochen, Deformitäten, alles Mögliche hatte sie schon geheilt, gerichtet und verschoben, aber Visionen waren nicht ihr Fachgebiet. Sie überließ es der Dunkelelfe ihrer Dienerin ihren „Segen“ zu geben, sie allein zu lassen, damit sie sich um den Mann kümmern konnte, in den sie sich verliebt hatte. Sintus hatte inzwischen die Augen schon wieder geschlossen, doch sein Atem verriet, dass er noch wach war. Wenn sie sehr leise sprachen, würde er sie selbst in nächster Nähe nicht verstehen, denn seine Ohren waren nicht so fein wie ihre. Talimée drückte sich noch einmal an Janay und versuchte dann eine der benachbarten Pritschen zu erklimmen. Sie war noch sehr wackelig auf den Beinen und zitterte noch immer vor Kälte. Ihre Hände waren kühl, aber nicht mehr so eisig wie noch Minuten zuvor. Einige Decken lagen nicht unweit und warteten auf ihren Einsatz. Der Raum war schon fast als ein Lazarett zu bezeichnen. Die Leoniden bereiteten sich auch hier auf den Krieg vor. Einen Krieg den sie nicht begonnen hatten, aber wenn die Götter ihnen gewogen waren, vielleicht zu ihren Gunsten beeinflussen konnten. Die Waagschale der Mächte schlug in diesen Tagen mal zur einen, mal zur anderen Seite aus. Was wohl die Zukunft brachte?
Talimée sah Sintus an und etwas warmes lag in ihrem Blick. Dann sah sie zu Janay auf und sie stellte die Frage, auf die sie schon gewartet hatte:
„Du wirst gehen oder? Wirst du ihm folgen?“
Janay wusste sicher, wer gemeint war.

Als Janay einige Zeit später die Höhle der Kranken und Verletzten verließ, sah sie an einer Biegung Juduka mit einem Leonidenweibchen sprechen. Sie hatten sie noch nicht gesehen und wohl auch noch nicht gehört. Der Wind stand günstig und trug leise Gesprächsfetzen zu ihr:
„... ihr meint, wenn er wieder kräftig genug ist, soll er es selber tun?“
„Ja! Das Blut wird seinen Rachedurst stillen, damit sein Herz frei für Neues sein kann. So machen das alle großen Krieger! Alte Wut verdirbt die Seele. Sie muss mit Blut heraus gewaschen werden. Wenn er es selber nicht kann, kann er auch einen Vertreter für sich bestimmen.“
„Aha.“
„Das Blut wird dann in die Mähne ...äh, in sein Haar gegeben. Er trägt dann die Farben des Sieges mit Stolz auf seinem Haupt. So ist es Sitte bei den Rotmähnen, dafür haben wir es hergebracht. Er muss sich aber bald entscheiden, da wir seinen Gestank nicht aushalten. Bitte richtet ihm das aus, ja?!“
„Natürlich.“
Die Leonide nickte der Nachtelfe zu und entfernte sich dann zügig. Im Vorbeigehen warf sie noch einen Blick in die Warg-Höhle und knurrte tief. Die Antwort kam prompt. Juduka drehte sich um und ihr Blick traf Janays. Sie zog die Brauen fragend hoch, lehnte sich an eine der Höhlenwände, der nahen Bauten und wartete anscheinend, dass die Dunkelelfe zu ihr kam, oder auch nicht. Vielleicht war es jetzt auch Zeit für ein klärendes Gespräch mit ihr. Janay fragte sich vielleicht gerade, ob Juduka wohl Spuren lesen konnte, aber im gleichen Augenblick fiel ihr der Warg ein. Seine Nase, mit der richtigen Witterung, etwas das Kazel gehörte, würde ganz bestimmt den besten Fährtenleser um ein vielfaches Übertreffen und sie sicher ans Ziel führen.
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Re: Die Sippe der Rot-Mähnen

Beitrag von Janay » Sonntag 24. August 2014, 18:38

Die junge Dunkelelfe mochte den Menschen nicht und daran würde sich wohl kaum in nächster Zeit etwas ändern. Aber sie bemühte sich wenigstens, ihre Antipathie nicht zu offen zu zeigen, solange die Dienerin noch geschwächt war und darunter nur leiden würde. Stattdessen zog sie diese etwas auf, um von ihrem eigenen Verhalten abzulenken, und musste kichern, als Talimée derart stark anlief.
"Hm... ich glaube, die Tomate ist reif.", stichelte sie weiter, wenngleich schon mit weniger Ironie, weil sie es schlicht auf eine positive Art und Weise amüsant fand. Sie selbst hatte den Glauben an die Liebe und derartige Gefühle offiziell verloren, auch wenn ihr Beruf ihr Spaß gemacht hatte. Aber er zeigte eben auch viel zu deutlich, was von Männern zu halten war.
Doch die Waldelfe sollte ihre Träume einstweilen bewahren, bis sie wieder auf der Höhe war. Das Erwachen würde früh genug kommen, bedauerlicherweise unausweichlich...
Vermutlich hätte Janay noch einige weitere Kommentare fallen lassen, wenn nicht von unerwarteter Seite ebenfalls eine Bemerkung gekommen wäre. Sie sah abrupt auf und konnte sich nicht verkneifen, nachzuhaken:"Den Positionswechsel oder das Pflücken?" Die Zweideutigkeit ihrer Worte war ausnahmsweise nicht beabsichtigt, allerdings gab es Momente, da konnte auch sie aus ihrem Wesen nicht heraus.
Dass noch anderes gemeint sein könnte, machte erst die Dienerin selbst deutlich, sodass die Dunkelelfe abwinkte. "Ach so, und ich dachte schon... nun ja, bei Verliebten weiß man ja nie.", neckte sie noch weiter, über das Glucksen im Hintergrund hinaus, bevor sie mithalf, dass Talimée aus ihren Armen kam. Schließlich wollte sie auch endlich aufbrechen, um nicht zu viel Zeit und die Spur vollständig zu verlieren.
Bevor ihr noch weitere Worte einfielen, musste sie sich auf die Lippen beißen, als sie Anabells Vorschlag vernahm. Ihre Gedanken hatten etwas mit "Anstandsdame" und "lautes Geschnarche als Geräuschkulisse" zu tun, aber das wäre dann des Guten vermutlich zu viel. Noch dazu, wenn sie sich daran erinnerte, dass der männliche Part ein Pelgarer war. Nein, die Waldelfe sollte sich ausruhen und nicht wegen ihr noch auf dumme Ideen kommen. Eine Schwangere in diesen Zeiten reichte vorerst...
Stattdessen rang sie sich ein feines, warmes Lächeln ab bei dem fragenden Blick. "Du hast hier zu bleiben. Immerhin muss ja irgendwer im Raum funktionierende Gehirnzellen besitzen." Sie zwinkerte der anderen schelmisch zu, um der Erwiderung ein bisschen an Schärfe zu nehmen und sie in einen Scherz zu kleiden, ohne die eigene Ansicht dahinter vollständig verbergen zu können. Doch besser, es kam diese Haltung heraus, als die Wahrheit, dass Janay eigentlich die Siedlung verlassen und kaum zurück kehren würde.
Sie wollte den Schmerz der Dienerin nicht unnötig schüren. Schon gar nicht, wenn sie es obendrein zu sehen bekommen könnte... Es tat ihr schließlich selbst ein wenig in der Seele weh, dass sie die andere allein lassen und vermutlich nie wieder sehen würde. Allerdings musste es sein, sie brachte einfach zu viel Unglück. Und sofern Sintus ausnahmsweise nicht alles falsch machte, würde er Talimée über die zu erwartende Trauer hinweg helfen können.
Mühsam schluckte sie, als die andere sie noch einmal umarmte, bevor sie sich endlich hinlegte, um sich auszuruhen. Das war der Ausschlag dafür, dass die Dunkelelfe ihrem Impuls nachgab und es nicht hinunter schluckte, den Pelgarer zu warnen, dass er keine Dummheiten wagen sollte.
Auf dem Weg dorthin musste sie jedoch anhalten und mit sich ringen. Aber die Dienerin hatte die Wahrheit nicht nur erkannt, sondern sie auch verdient.
Trotzdem versuchte sie, dieser Tatsache einen lockereren Anstrich zu geben, indem sie sich ein finsteres Grinsen abrang und mit den Fingerknöcheln kurz knackte. "Muss ich wohl. Ich kann ja nicht zulassen, dass ihm jemand den Hintern versohlt. Das darf nur ich!", spottete sie und hoffte, dass ihre Augen sie nicht zu deutlich verraten würden, denn sie hatte neben dem schlechten Gewissen obendrein auch Angst.
Angst davor, was auf sie warten und was Kazel zustoßen könnte. Er war ihr gegenüber derart tollpatschig gewesen, dass sie sich einfach nicht vorstellen konnte, dass er sich in solch einer Mission behaupten könnte. Irgendwie war der doch noch halb ein Kind... so unbedarft... Nicht daran denken!
Besser Sintus warnen, Talimée besser auf Händen zu tragen, als ihr etwas anzutun, und dann rasch zu verschwinden. Doch kaum war sie draußen, hörte sie etwas, das ihre Ohren zucken ließ. Unwillkürlich hielt sie inne und lauschte, kaum, dass sie Judukas Stimme erkannt hatte.
Zuerst verstand sie nicht, um was es ging, erst die Reaktion auf den Warg selbst, der das nicht unkommentiert ließ, sorgte dafür, dass ihr ein Licht aufging. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und ihr Blick verdüsterte sich. Geopfert... dieses herrliche Wesen sollte geopfert werden! Sicher nicht!
Diese Entscheidung stand unverbrüchlich fest, das spürte sie, und entschlossen war auch ihr Blick, als derjenige der Nachtelfe den ihren traf. Janay straffte sich, hob das Kinn an und kam langsam näher, um am Eingang der Höhle stehen zu bleiben. "Sie wollen ihn also tot sehen...", murmelte sie so leise, dass es nur Elfenohren in ihrer nächsten Umgebung wahrnehmen könnten.
"Du auch?", kam es nach wenigen Sekunden Pause abrupt, ebenso wie ihre Kopfbewegung. Aus schmalen Augen blickte sie Juduka wieder an und fragte sich, was sie unternehmen sollte.
Sollte sie das Risiko eingehen und fragen, ob die andere freiwillig mitkäme? Oder sollte sie gleich deren geschwächten Zustand ausnutzen, sie überwältigen, auf den Wargrücken werfen und davon reiten? Hm... beide Optionen hatten ihr Für und Wider. Die Frage war allerdings auch... wie bekäme sie die Ketten des Tieres auf? Sie hatte vorhin kein Schloss ausmachen können und sie waren anscheinend stark genug, dass er sie nicht zerreißen konnte. Ob Juduka mehr darüber wüsste...?
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Re: Die Sippe der Rot-Mähnen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 26. August 2014, 13:08

"Sie wollen ihn also tot sehen..."
, murmelte sie so leise, dass es nur Elfenohren in ihrer nächsten Umgebung wahrnehmen könnten.
"Du auch?"
, kam es nach wenigen Sekunden Pause abrupt, ebenso wie ihre Kopfbewegung. Aus schmalen Augen blickte sie Juduka wieder an und fragte sich, was sie unternehmen sollte. Ihr Blick wanderete zu der Höhle des Wags und über die Ketten die ihn hielten. Judukas Stimme ließ sie sie wieder anschauen.
"Das ist wohl nicht meine Entscheidung, ... aber du siehst so aus, als ob du sie gerne Sintus abnehmen würdest."
Ihr Grinsen war fast ansteckend. Die Nachtelfe hatte also bemerkt, dass Janay etwas im Schilde führte.
„Was hast du vor? Ach, eigentlich will ich es gar nicht wissen. Du willst hier weg, stimmt doch?“
Da Janay schon so offen gefragt worden war, fiel ihr Blick wieder auf die Ketten.
„Aha, eine Befreiungsaktion also. Bist du dir sicher, dass er dich nicht fressen wird? Wäre doch schade.“
Der leicht neckende Unterton blieb ihr sicher nicht verborgen, doch irgendwas in ihrer Stimme verriet ihr auch, dass die Nachtelfe durchaus zu einigen Schandtaten bereit war. Vielleicht fühlte sie sich, hier zwischen den fremdartigen Leoniden einfach zurück gelassen, genau sowenig wohl wie Janay.
„Ich glaube ich könnte dir … helfen. Komm mit.“
Juduka sah sich um, ob sie beobachtet wurden, doch niemand war in Sichtweite. Sie packte Janay etwas unsanft am Arm und zog sie hinter die Höhle. Dort wies sie auf eine kleine halbrunde Öffnung auf der Hinterseite der Höhle, wo die Ketten heraus kamen und knapp einen Schritt von der Wand entfernt mit metallenen Dornen in die Erde getrieben worden waren. Man musste nur die Ösen der Kettenglieder über die stumpfen Enden der Nägel ziehen und schon war das Tier frei. Zumindest an diesem Ende der Ketten. Um die vernieteten Schellen am Hals und Extremitäten des Wargs müssten sie sich dann ein andern Mal kümmern. Schleichen würde so wohl deutlich erschwert sein, aber es war nicht unmöglich, wenn man die Enden straff nach oben hielt.
Der Zeitpunkt war günstig. Bei der Größe des Tiers konnten sie sogar gemeinsam auf ihm reiten, so leicht wie sie waren. Gab es noch Dinge die sie brauchten? Würden sie noch mal eine Gelegenheit wie diese bekommen? Die Nacht würde nicht ewig währen. Janay musste schnell ihren Plan in die tat umsetzen, jetzt da Sintus auf dem Weg der Besserung war. Die Leoniden würden ihm bald sein Opfer präsentieren und das wäre sein Ende. Ein solches „Geschenk“ durfte man als Gast hier nicht ablehnen und er würde sich den hiesigen Gepflogenheiten gewiss beugen. Juduka schmunzelte und sah sie fragend an.
„Und? Ziehst du die Sicherheit dieser Löcher vor oder bist du schon zu fett um einen Ausritt zu wagen? “
Die Anspielung auf ihre beginnende Schwangerschaft, war zwar unnötig gewesen, aber so ganz hatte sie es sich wohl nicht verkneifen können.
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Re: Die Sippe der Rot-Mähnen

Beitrag von Janay » Sonntag 5. Oktober 2014, 21:58

Dass die Dunkelelfe über die Entwicklungen rund um den Warg alles andere als begeistert war, konnte man ihr vermutlich deutlich anmerken. Zwar war dieses Wesen ein Teil ihrer Heimat, die sie aufgegeben hatte und zu der sie so wenig Kontakt wie möglich haben wollte, aber das bedeutete nicht, dass sie generell alles daraus ignorieren konnte. Schon gar nicht bei etwas, das von klein auf in eine Opferrolle gedrängt und per se verurteilt wurde.
So wie sie in ihrem Beruf oder wegen ihrer Rasse im restlichen Teil Celcias. Außerdem... irgendwie hatte sie den Warg ins Herz geschlossen und wollte sich um ihn kümmern. Also musste sie klären, ob sie vollständig allein stand oder es Mittel und Wege gäbe, um die Nachtelfe in ihre Pläne einspannen zu können.
Die Antwort auf ihre Frage fiel zwar nicht ganz so aus, wie Janay sie gerne gehört hätte, allerdings auch nicht so, dass sie zu anderen Druckmitteln hätte greifen müssen. Ein feines, freudloses Grinsen zuckte um ihren Mundwinkel und ein kalter Ausdruck trat in ihre Augen. "Er würde sich nur noch mehr weh tun dabei.", spottete sie beißend und hielt sich diesmal nicht zurück, da Talimée nicht in Hörweite war.
Daraufhin wurde ihr Grinsen allerdings um einiges deutlicher und zog ihre Lippen merklich in die Breite. "Hm... etwas nicht zu wissen könnte aber schwierig werden, wenn man darin involviert ist. Meinst du nicht?", gab sie statt einer klaren Antwort zurück, die wohl auch nicht nötig gewesen war. Immerhin war Juduka selbst darauf gekommen und jetzt sollte ihr obendrein klar werden, dass sie nicht umsonst mit der Nachtelfe unter vier Augen sprach.
Dann sah sie wieder in Richtung der Ketten, bezeichnend genug, und warf bei den nächsten Worten der anderen einen schiefen Blick zu. "Ein Warg mag zur Blutrünstigkeit getrieben werden. Aber er ist auch intelligent und weiß, wer ihm nicht gefährlich wird. Sie sind Räuber, nicht mehr, nicht weniger.", hielt sie erstaunlich gelassen dagegen, obwohl ihr Herz bei dem bevorstehenden Plan schneller zu schlagen begonnen hatte.
Natürlich war ein gewisses Restrisiko vorhanden und würde es immer sein. Doch die Dunkelelfe wollte daran fest glauben, dass sie nicht angegriffen werden würde, nicht von diesem einen Wesen.
Dennoch war sie einen Moment lang überrascht darüber, dass ihr geholfen werden sollte. Janays Augenbraue hob sich an, allerdings schwieg sie, um die andere nicht zum Umdenken zu verleiten, und nahm es sogar hin, dass sie gepackt und mitgezogen wurde.
Dem Hinweis auf die Verankerung der Ketten ging sie nach, indem sie sich löste und sogar direkt an der Stelle nachsah. Konzentriert musterte sie die Dornen und zog einmal probehalber an einem der Kettenglieder, ob sich da etwas tat. Nein, außer einem für ihr Empfinden viel zu lautem Klirren erreichte sie absolut gar nicht. Dafür fiel ihr etwas anderes auf und sie glitt in die Hocke, um mit ihrem Nagel ganz leicht an der obersten Krume des festgestampften Bodens zu kratzen.
In dieser Position war sie noch, als Juduka sie erneut ansprach und das mehr als herausfordernd. Ein leises, unwilliges Schnauben entkam ihr, bevor sie ebenso provozierend hoch sah. "Können wir ja herausfinden, wer von uns beiden fetter ist. Es sei denn, du hast Angst, dir deine Fingerchen schmutzig zu machen, weil du ein Loch graben musst.", konterte sie und gab damit gleichzeitig ihren Plan bekannt.
Zwar hatten sie dafür nur ihre Hände, aber anders würden sie die Dornen kaum lösen können. Es sei denn, die Nachtelfe könnte auch noch das passende Werkzeug dafür herbei zaubern, dann hätten sie eher eine Chance. Doch mit ihren derzeitigen Möglichkeiten war ein Lockern mittels Graben der einzige Weg, der ihr einfiel.
Flüchtig warf sie auch einen Blick zu dem Warg hinüber, in dem Versuch zu erkennen, was dieses Wesen von ihrem Treiben hielt. Ob es bereits misstrauisch geworden war oder ob es erkannt hatte, dass sie ihm helfen und ihn befreien wollten? Je nachdem, was es dachte, würde es sie gewähren lassen oder als potentielle Feinde angreifen.
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Re: Die Sippe der Rot-Mähnen

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. Oktober 2014, 10:02

Juduka sah auf die schwangere Elfe hinab, wie sie bei den Dornen kniete und anfing zu graben, dann schaute sie auf ihre schmalen wohl geformten Hände, die sonst Licht und Heilung spendeten und betrachtete ihre Fingernägel. Etwas überzogen schnippisch entgegnete sie:
„Na ja, wir sind ja hier nicht gerade auf einen herrschaftlichen Ball eingeladen worden, also wird wohl demnächst niemand Wert auf manikürte Nägel legen.“
Sie spähte noch einmal um die Ecke, ob auch niemand unterwegs war um die Gegend zu kontrollieren und hockte sich dann zu Janay. Gemeinsam ging es gleich viel schneller und bald wackelte der erste Dorn. Die Nachtelfe schaute immer wieder zu dem nervösen Tier, was sie durch das kleine halbrunde Loch neugierig beobachtete und murmelte leise unverständliche Worte, vermutlich in ihrer Heimatsprache zu sich selbst.
„Sei bloß ruhig und friss uns nicht. Ich brauch das kleine Miststück noch.“
Dabei sah sie auch zu Janay und versuchte sich an einem verbrüdernden Lächeln. Sie wirkte unsicher und half trotzdem das Tier zu befreien. Der Tonfall klang nach einer mürrischen Beschwerde über die niedere Tätigkeit, aber man konnte auch alles andere hinein interpretieren.
Als sie zwei von vier Dornen gelockert hatten ruckte das erste mal der Warg an der Kette. Das scharfe Klirren ließ sie beide unwillkürlich zusammen zucken und Juduka hielt ein paar Minuten Wache, bis sie sicher war, dass es niemand gehört hatte. Zum Glück war der Großteil Katzen in den Krieg gezogen und die die zurück geblieben waren schliefen oder bereiteten sich auf das Kommende vor. Man konnte sich fragen, warum gerade Juduka nicht hier bleiben wollte, erwartete sie hier doch Anerkennung und ein Heim, wenn sie ihre Fähigkeiten gut einsetzte. Aber andererseits war auch gerade keine Zeit ihr Motive zu hinterfragen.
Drei von vier Dornen waren gelöst und ein weiterer Ruck ging durch die Kette. Der Warg hatte sehr wohl begriffen, was da in seinem Rücken vor sich ging. Janay musste ihre Hände schnell in Sicherheit bringen, denn der letzte Dorn sprang aus der Erde und knallte gegen die Lehmwand des Gefängnisses. Die Ketten waren gelöst, schleiften auf dem Boden und ihr neuer Freund, so hoffte sie zu mindestens, war frei. Sie rannten nach vorne und kamen gerade noch rechtzeitig, bevor der Warg seinen breiten Schädel aus der Höhle strecken konnte. Seine Tod bringenden Pranken kratzten über den sandigen Boden und kleine staubige Tornados wurden von ihnen aufgewirbelt. Er warf den Kopf ein paar mal in den Nacken, wie um zu probieren, ob er nun trotz der Ketten sich wirklich frei bewegen konnte. Dann kam nahm er Janays Witterung auf und kam näher. Das Geräusch seines stoßweise gehenden Atems, die pulsierenden Druckwellen streiften ihr Gesicht und feine Tröpfchen seines Speichels klebten in ihren Haaren. Dann knurrte er plötzlich leise und sein Kopf zuckte in eine Richtung. Kurz darauf hörten es auch die beiden Elfenfrauen. Schritte näherten sich. Sie mussten weg und zwar schnell. Der Warg duckte sich und Janay konnte so leicht aufsteigen. Bei Juduka schnüffelte er kurz, aber ließ es geschehen. Dann ging alles sehr schnell.

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