Das Haus der Familie Kyrrenthia

Die Gebäude hier zeigen deutlich den Stand eines Bürgers in Morgeria. Niedere leben in heruntergekommen Barracken, Krieger & Söldner in bunkerartigen Unterkünften oder Zelten. Mächtige Familien leben in finsteren Anwesen, die kleinen Schlössern gleichen.
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Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Viconia Kyrrenthia » Samstag 11. Mai 2013, 14:01

Staubtrockener Boden, die Sonne knallte herunter und weit und breit war nichts außer ein paar ausgetrocknete Bäume und Sträucher. Mitten in diesem Gebiet stand die junge Mischlingselfin Viconia, sie war hungrig und sehr durstig. Wo bin ich? Langsam schleppte sie sich weiter als sie plötzlich in der Ferne Umrisse von Lebewesen sah. “Wartet! HIER BIN ICH!!!“ schrie sie und rannte mit letzter Kraft los. Je näher sie kam, desto mehr konnte sie erkennen wer dort stand. Es war ihr Vater, welcher hoch erhoben da stand, an seiner Seite stand ihr Bruder mit verschränkten Armen. Leicht hinter ihnen war ihre Mutter mit gesenktem Blick. “MUTTER! VATER!“ rief sie. Fast war sie angekommen, sie konnte sie deutlich sehen. Ihr Vater und ihr Bruder grinsten sie hämisch an. Doch plötzlich waren sie verschwunden. Verwirrt blickte sie sich um und sackte letzendlich kraftlos zusammen. Wo sind sie hin? Wieso haben sie nicht gewartet? War alles nur eine Illusion? Ein Gespinst meines Kopfes? “Vater, Mutter wo seit ihr?“ sprach sie mit letzter Kraft bevor sie ohnmächtig wurde.

Viconia wachte schweißgebadet auf und blickte sich um. Sie war noch immer in dem Kellerverlies des Familienhauses. Alles nur ein Traum Sie wischte sich mit der alten, zerfetzten Decke das Gesicht ab. Öfters, man konnte fast sagen täglich, plagten sie diverse Albträume. Doch alle handelten sie von grenzenloser Freiheit und dem Verlassen werden.

Ein Jahr ist es schon her, seit Viconia von ihrem Vater in das Kellerverlies gesperrt wurde. Ein kleiner dunkler Raum, die Wände und der Boden aus kaltem, grauem Gestein. Nur ein kleines, vergittertes Fenster lässt einen leichten Lichtschimmer hindurch. In einer Ecke saß Vic, eingehüllt in eine zerfetzte, alte Decke. Es herrschte Stille, nur das grummeln und knurren ihres Magens war zu vernehmen. “Sei leise! Hab Geduld es kommt hoffentlich bald etwas Essbares. „ , flüsterte sie und griff sich dabei auf ihren Bauch.

Wie lange ich hier wohl schon eingesperrt bin? Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit Die Mischlingselfin hatte mittlerweile jegliches Zeitgefühl verloren, sie konnte nur aufgrund der Geräuschkulisse oder des eventuellen Lichteinfalls durch das winzige Fenster erahnen ob es Tag oder Nacht war.

Öfters hatte sie schon überlegt wie sie aus diesem Gefängnis ausbrechen konnte. Doch das Fenster war zu klein. Hilferufe interessierten hier kaum jemanden, sie waren in dieser Stadt nichts außergewöhnliches. Ihre Schattenkünste reichten für eine Flucht kaum aus und auch wenn ihre Mutter das Essen brachte, entwickelte sich nie eine Chance zu etnkommen. So war sie gezwungen hier zu verharren und auf den Tod zu warten. Ich bin nicht einmal in der Lage mich hier zu befreien? Hatte mein Vater vielleicht recht? Bin ich zu nichts nutze? Sie schüttelte den Kopf. Ich werde hier noch verrückt in diesem Loch. Jetz plagen mich schon selbstzweifel, doch nein Vater, diesen gefallen tue ich dir nicht. Ich weis zu was ich fähig bin und ihr werdet es eines Tages noch sehen! Und dann sehen wir wer zuletzt lacht! Doch Vic wollte keines Weges sterben, so übte sie die Kunst der Schattenmagie, auch wenn ihr Traum eigentlich der Schwertkampf war. Der Raum war aufgrund seiner Dunkelheit perfekt für Übungen. So kam es auch dazu das sie sich öfters kleine Figuren aus dem Schatten formte, damit sie sich nicht vollkommen einsam fühlte. So sehr sie damals die Magie verachtete, desto mehr gefiel es ihr zu jetzigem Zeitpunkt, man könnte schon fast meinen sie sei versessen darauf. Doch kein Wunder was sollte sie sonst in diesesm leeren Raum machen.

Ich muss hier endlich raus! Ich halte es hier nicht länger aus, ich will meine Freiheit zurück! Und ich weis auch schon wie

Sie hatte vor ihre Eltern zu täuschen, sich ihrem Vater bedingungslos zu unterwerfen um so zu ihrer Freiheit zu gelangen und anschließend aus dieser Stadt zu verschwinden. Doch davon musste sie sie erstmals überzeugen. Die Mutter sollte die erste Person des Schauspiels sein, denn sie war die einzige die fast täglich kam um sie zu versorgen.

“Wo bleibt sie nur? Bekomme ich heute kein Essen?“ In ihrer Einsamkeit sprach Vic öfters mit sich selbst, sie hatte doch keinen. Nicht einmal ihre Mutter sprach mit ihr geschweige denn das sie ihr in die Augen blickte. Das verletzte sie tief, denn sie war die einzige in die sie noch ein wenig Hoffnung legte.

Plötzlich vernahm die Mischlingselfin Schritte. Mutter? Erwartungsvoll blickte sie zu der Luke, doch sie blieb verschlossen. Allerdings hörte man Stimmen. Die Mischlingselfin richtete sich auf und ging zu der Türe um besser zu hören, doch leider konnte sie nichts verstehen. Was sie wohl reden? Vielleicht über mich? Oder haben sie mich gar schon vergessen?

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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. Mai 2013, 16:28

Träume!
Träume waren oft das Einzige, was zu Viconias Geist sprach und sie davor bewahrte in den Irrsinn abzurutschen. Abgesehen von ihrem schlechten körperlichen Zustand, bedingt durch die Enge des Raumes, die mangelnde Ernährung und die ständige Dunkelheit, war es vor allem ihre Psyche die über die Monate gelitten hatte. Einzig ein unbeugsamer Wille am Leben zu bleiben und die lodernde kleine Flamme der Rachegelüste hielten sie wach und bei klarem Verstand. Doch die lange Zeit der Einsamkeit hatte an ihren Nerven gezehrt und sie wie eine abgenagte Fischgräte nackt zurück gelassen. Ihre eigene Stimme war ihre Gesellschaft und die seltenen Besuche ihrer Familie waren oft mehr Pein als Linderung. Doch vor allem die meist regelmäßige Nahrungsgabe ihrer Mutter ersehnte Vic herbei, wie die Wüste den Regen. Sie war die Eine, in die sie noch Hoffnung setzte, die Eine die ihr zur Flucht verhelfen sollte, ob sie nun wollte oder nicht.
Doch heute Nacht war alles anders. Heute Nacht brannte ihre Haut vor Durst und juckte vor Dreck. Unter ihren Fingernägeln kribbelte der Mörtel aus den Fugen ihres Gefängnisses und ihre Augen tränten vor Hunger nach jedem Lichtstrahl. Das kleine Fester hoch oben in der sonst rund um geschlossenen Wand, bot selbst am Tage kaum Zeichen auf eine Tageszeit und nur dank ihrer nachtelfischen Abstammung konnte sie es so lange hier unten ertragen, ohne krank oder wahnsinnig geworden zu sein. Nur die Träume hielten sie lebendig und manchmal, in besonders kalten und einsamen Stunden, beschlich Viconia eine leise Ahnung, dass ihre Träume lebendig werden wollten. Bisher hatte sie sich von diesen Abgründen ihrer Seele fern halten können, doch heute Nacht war alles anders.
Wenig neben ihr stand der hölzerne Eimer für ihren Unrat und eine leere flache Holzschale, als Überbleibsel ihres letzten Besuchs, der schon viel zu lange her war. Die löchrige Decke wärmte nur noch mittelmäßig und ihre Kleidung war im Laufe der Zeit wie sie selbst, gleich einem Schatten verblasst und hatte sich an ihrem Körper aufgelöst. Grobe kratzende Stoffe der Sklaven hatte vor geraumer Zeit ihr Bruder ihr lachend hinunter geworfen. Außer Stoff und Holz gestand man ihr anscheinend nichts härteres zu.
Viconias Magen rebellierte schon seit Stunden, doch das war nicht das Schlimmste! Der Durst lag brennen und klebrig wie Quecksilber in ihrer Kehle und hatte ihre Stimmbänder aufgeraut. Noch einen weiteren Tag ohne einen Tropfen Wasser, würde sie sicher den Verstand kosten! Hatte man sie vergessen? Waren sie alle fort? Hatte Britza ihre Tochter nun doch endgültig abgeschrieben, oder ihr Vater sie verstoßen und nur zum Sterben hier gelassen? Hatte ihr Bruder Ilphrin sein Komplott gegen sie vollendet? Warum kam niemand zu ihr? Das kleine Fenster war schon zwei mal hell und wieder dunkel geworden und niemand war gekommen.

Heute Nacht war alles anders! Es war nur ein Gefühl was Viconia auf die Beine trieb um sich der Deckenluke, der Tür ihres Gefängnisses zu nähern, durch die sie einst von ihrem Vater in die Einsamkeit gestoßen worden war. Die Geräuschkulisse über ihr hatte ihre Neugierde geweckt. Schritte!
Ja, deutlich war ein arhythmisches Trampeln zu hören, gefolgt von einem durch die schwere Luke gedämpften, Quietschen, wie wenn man schweres Mobiliar über Stein schob. Leise Stimmen folgten und Viconias überreizte Sinne glaubten sofort die Stimme ihres Bruders zu erkennen, die dunkel und träge wie Teer durch die Ritzen der Luke zu ihr hinab schwebten, als wollten sie sie ersticken.
„Bitte, setzt dich doch. Möchtest du noch etwas trinken?“
Mit wem redete da ihr Bruder? Wen ließ er in die privaten Gemächer ihrer Familie, in die Gemächer ihres Vaters, dort wo die Geheimnisse der Familie so nah an der Oberfläche schlummerten? Wo waren ihre Eltern, dass er sich ein solches Verhalten erlauben konnte? Leises Klirren von Kristall ließ auf ein Prosten schließen und Viconias Durst meldete sich abermals brennend.
„Du ahnst nicht, was es für eine Freude für mich ist, dich hier her bringen zu können. Ich möchte dir etwas zeigen ...“
Eine feine, höhere Stimme, die einer Frau, antwortete mit süffisanten Unterton:
„Ich hoffe, dein Eifer setzt sich heute Nacht noch weiter fort!“
„Oh, ich denke, du wirst in jeder Hinsicht zufrieden gestellt.“

Ein Moment der Stille folgte, in dem sie sich gut vorstellen konnte, was dort oben gerade geschah, dann wieder Schritte, gefolgt von einem leisen Klirren des Schlosses was die Bodenklappe sicherte. Viconia wusste, dass jeden Moment viel zu viel ungewohntes Licht in ihr Gefängnis fallen würde und schützte instinktiv ihre empfindlich gewordenen Augen. Das Quietschen der Scharniere riss an ihren Nerven und das diffuse Licht der brennenden Lampen und Feuerschalen stach in ihr Gehirn. Sämtliche Schatten flüchteten eilig in ihre Ritzen. Es brauchte wie immer ein paar Sekunden, biss ihre Augen klare Umrisse gegen den hellen Hintergrund erkennen konnte. Doch dann war es deutlicher den je.
Diese Nacht war alles anders!
Ilphrin stand hoch über ihr am Rand der Luke und grinste hämisch. Seine Augen waren dabei zu schmalen Schlitzen zusammen gezogen und kaum sichtbar. Er hatte ganz wie sein Vater die fast schwarze Haut geerbt, so dass man seine Mimik kaum erkennen konnte. Seine Schultern waren vom Kampftraining noch etwas breiter geworden, seit dem sie ihn das letzte Mal gesehen hatte und der fast verdrängte Neid kroch ihr die Kehle hinauf wie bittere Galle.
„Was hast du denn da unten …?“
Eine deutlich kleinere Gestalt trat von hinten an ihn heran und legte ihre Hand sanft auf seinen Nacken, bevor sie ihren Blick nach unten wandte. Viconia sah eine klassisch schöne Dunkelelfe. Ihr Profil zeigte eine kleine, fast niedliche Nase, doch dann wendeten sich kalte tiefschwarze Augen in ihre Richtung. Das schneeweiße lange Haar hing ihr glatt bis in die Kniekehlen und war an den Seiten kunstvoll mit silbernen Perlen verflochten und hoch gesteckt, so dass es am Hinterkopf so etwas wie eine kleine Krone formte. Die seidenmatte ebenso schwarze Haut, wie auch ihr Bruder hatte, glänzte leicht an ihren nackten Schultern, die nur von einem Hauch halb durchsichtiger Gewandung umgeben waren. In langen eleganten Bahnen floss der Stoff um ihren Körper und versteckte nur das was sich die Phantasie erahnen sollte. Stil und Haltung verrieten Macht und Reichtum, also sicher eine gute Partie im Sinne ihrer Familie für Ilphrin, vielleicht sogar etwas älter als er, aber oft spielte das Alter unter Dunkelelfen keine Rolle. Der Blick mit dem sie Viconia bedachte, wäre wohl nicht anders gewesen, wenn diese Frau einen Kübel Dung betrachtet hätte.
„Und?“
„Teuerste Aislin, darf ich vorstellen, meine große Schwester Viconia Kyrrenthia. Lass dich von ihrem Wimmern nicht stören.“
„Teuerster, ich würde es genießen.“

, witzelte die Frau, als seien sie schon verheiratet. Ilphrins Stimme schnitt scharf durch die sonst fast perfekte Stille des Hauses Kyrrenthia auch wenn einzelne Laute etwas unsicher klangen, als hätte er schon etwas zu viel getrunken.
„Ich werde meinen Vater davon zu überzeugen, dass sie ein passendes Opfer für die Höllenspiele abgibt.“
Der Kopf der Dame an seiner Seite wandte sich ihm wieder zu. Keiner der beiden nahm wirklich Notiz von der jungen Frau im Loch.
„Eine große Schwester also. Sehr interessant, zumal sie in der Erbfolge vor dir stehen würde, falls deinen Eltern etwas zustoßen sollte.“
Der Unterton in ihrer Stimme ließ jede Menge Spielraum für Spekulationen, was sie noch alles meinen könnte. Viconia ahnte was das für eine Frau war. Sie sponnen ihr Netz und jeder der sich dort hinein begab, glaubte zwar noch im eigenen Sinne zu handeln, aber war in Wirklichkeit schon hoffnungslos gefangen und tatsächlich hörte man förmlich die Zahnräder hinter der Stirn ihres Bruders langsam klicken. Was wollte sie wirklich von ihm? Was wollte sie von Vic's Familie? Diese Person strahlte so viel Selbstsicherheit aus, dass sie unmöglich in einer „Klasse“ wie Viconias vergleichsweise dümmlich wirkender Bruder spielen würde. Die Falschheit drang durch jede Pore und strahlte aus den dunklen Augen, wie eine schwarze Sonne. Die schlanken Finger der Dame mit den geweißten langen Nägeln strichen langsam durch sein Haar und sie flüsterte:
„Du kannst ja richtig hinterhältig sein Ilphrin. Du überrascht mich immer mehr.“
Dabei lehnte sie sich an ihn, so dass ihr Oberschenkel seine Seite berührte und fuhr mit der freien Hand über seine breite Brust. Viconias Bruder reagierte wie es vermutlich jeder Mann getan hätte. Mit einem Fußtritt ließ er donnernd die Falltür wieder zu fallen und man hörte immer wieder das Lachen der beiden. Das ganze Schauspiel hatte nur wenige Atemzüge gedauert doch die Pein sollte noch nicht nachlassen. Während über Viconias Kopf sich ihr Bruder mit dieser Aislin verlustierte, drang das höhnische Gelächter zu ihr nach unten, als sie ihre finsteren Pläne zu ihrer Vernichtung schmiedeten. Die Geräuschkulisse ließ vermuten, dass ihr Bruder sich im Ehebett ihrer Eltern ausbreitete und einiges Rumpeln begleitete bald das lustvolle Schreien. Wie konnte es sein, dass ihr jüngerer Bruder alles bekam, er jede Zuwendung erhielt und sie wie eine Gefangene gehalten wurde? War sie wirklich so minderwertig? War sie wirklich ein Opfer für die Höllenspiele?
Selbstzweifel, Neid, Hass und Rachegelüste säten sich im fruchtbaren Boden ihrer Seele aus.
Viconia saß allein in ihrem Gefängnis und die Schatten um sie wurden dichter. Spannung lag in der Luft, wie bei einem drohenden Gewitter. Kauernd zog sie die Beine an ihren Körper um der Kälte entgegen zu wirken und die letzten Lichter, die sich mutig in die Finsternis vor wagten erloschen um sie herum. In die Geräuschkulisse über ihr mischte sich ein hohes leises Pfeifen, was bald von einem stetig lauter werdenden Rauschen begleitet wurde. In Viconia hob ein Sturm an, den nur sie wahrnehmen konnte und deren Grenzen noch nicht gesetzt waren. In den Wind ihrer tobenden Gefühle mischten sich leise flüsternde Stimmen. Etwas wollte sie warnen und gleichzeitig locken, sich diesem willenlosen Hass zu ergeben. Das Flüstern und das Lachen wurden lauter und lauter und plötzlich wurde die Luke erneut aufgerissen und Ilphrin stand schwankend und nackt am Rand. Er hatte definitiv zu viel getrunken und Speisereste klebten auf seiner Brust. Lallend gröhlte er zu ihr hinunter:
„Hey, Ssschwesterherz! Da ...Daaamit du es ein für alle Mal kappierst! Ich bin der Mann im Haus und du der Dreck unter meinen … Wie hattest du das eben so schöööhn formu... gesagt?“
Er wandte sich kurz schwankend nach hinten, wo irgendwo seine Begleiterin kicherte. Fast wäre er fehl getreten, aber fing sich gerade noch mit den Armen rudernd. Viconia hätte ihn sicher nur zu gern fallen sehne um ihn mit allen Ehren in ihrem Loch zu empfangenen, doch das Schicksal war heute grausam.
„Ach, ja! ...unter meinen Stiefeln! Du dürffftest mir die Füße lecken! HAHAhahah! Aber das geht ja nissscht! Aaalsooo ...“
Er griff nach seiner Männlichkeit und entleerte sich in ihr Gefängnis. Dann sah er sie funkelnd an, schüttelte den letzten Tropfen ab und raunte:
„Das alles gehört mir! Alles Meins! MEINS! VERSTANDEN!“
„Jetzt wo du dein Revier abgesteckt hast, mein tapferer Krieger! Komm doch bitte zu mir zurück ins Bett! Ich bin mit dir noch nicht fertig.“

Die weibliche leise lachende Stimme klang weiter weg und Ilphrin machte sofort kehrt. Fast hätte er sogar die offene Klappe vergessen, kam aber dann nach ein paar Sekunden grinsend zurück. Nicht das Viconia genug Kraft gehabt hätte allein dort hinauf zu gelangen, auch die scharfen Dornen unter dem Rand der hoch gelegenen Luke machten einen Ausbruch unmöglich. Diese Nacht war alles anders! Ihr Bruder hatte sich von seiner hässlichsten Seite gezeigt und sie vor einer wildfremden Frau erniedrigt! Das schwarze Gesicht ihres Bruders grinste sie hämisch mit glasigen Augen an. Ob er sich am Morgen noch überhaupt an diese Nacht erinnern würde? In Viconias Augen spiegelte sich einzig ihr Hass der aus ihr heraus brechen wollte und flüsternde Stimmen warnten, lockten und flüsterten ihr zu, ihre Selbstkontrolle zu verlieren, sich gehen zu lassen. Etwas schlummerte unter der dünnen Hülle ihrer Selbstbeherrschung und wollte ausbrechen. Was wenn sie nur einen kleinen Moment, einen Atemzug lang, sich verliere würde, anderen Mächten die Zügel in die Hand geben würde und einfach aus der Ferne zusehen würde was passiert? War sie noch Herrin ihrer Sinne, ihres Körpers, ihres Willens? Verlor sie jetzt schon die Kontrolle? Vic fühlte tief in sich, dass das Verhalten ihres Bruders eine Grenze erreicht hatte, die in ihr nicht nur Hass wecken konnte, doch die Gefahr sich selbst zu verlieren, lag drohend über ihr,
wie sein widerwärtiges Gesicht und seine fiebrigen Augen die durch sie hindurch sahen, als wäre sie gar nicht da. Sollte sie sich dem was da unter ihrer Haut lauerte hingeben, oder wollte sie ihre eigenen Pläne verfolgen um ihre Ziele zu erreichen? Eben hatte sie noch einen Plan gehabt.
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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Viconia Kyrrenthia » Samstag 18. Mai 2013, 20:31

Zusammengekauert hockte sie in der Ecke wie ein Häufchen Elend. Als würde der Hunger und dieses wahnsinnige Verlangen nach einem Schluck Wasser nicht schon strapazierend genug sein, doch die Liebesschreie ihres Bruders und seiner Geliebten, sowie der beißende Geruch des Urins war unerträglich. Vic viel es schwer den Mageninhalt, welcher wohl nur aus Magensäure bestand, in sich zu behalten. Diese Nacht war die schlimmste die sie erlebt hatte. Die Gefühle fuhren Achterbahn. Auf der einen Seite fühlte sie die Scham, die Erniedrigung, die Angst und das Verlangen endlich zu sterben. Doch auf der anderen Seite wuchs ihre Wut, ihr Zorn, ihr Hass und der Wille zu Leben um ihren Bruder den Weg des Leidens zu zeigen. Viconia umschlang ihre Beine und begann leicht zu wippen. Der Gedanke ihren Bruder leiden zu lassen gefiel ihr, er gefiel ihr sogar sehr, wie besessen malte sie sich aus wie es von statten gehen sollte.

Ja, leiden solle er. Lange, sehr lange Leiden. Qualvoll Sterben! Kein Essen, kein Wasser, Peitschenhiebe, durch die Gasse geschliffen, feine Ritze mit dem Messer. Ausbluten wie ein Schwein würde ich ihn lassen. Oh, wie würde ich es genießen sein schmerzverzerrtes Gesicht zu sehen, sein Flehen zu hören. Alle würde ich zu sehen lassen. Vater, Mutter und seine Geliebte. Spüren soll er wie es ist wie der letzte Dreck behandelt zu werden. Jede einzelne Zelle seines Körpers soll es spüren! Ein fieses, hinterhältiges Grinsen huschte über ihre Lippen. Die Dunkelheit in ihrem Herzen breitete sich aus. Schwarz war sie wie der Raum in dem sie gefangen war.

Doch plötzlich schlugen ihre Gefühle um, es war wie wenn eine andere Persönlichkeit sich melden würden – man könnte es fast als den letzten hellen, kleinen Fleck in ihrem Herzen bezeichnen.

Wo sind bloß meine Eltern? Vor allem wo ist Mutter? Hatte sie mich aufgegeben? Ich habe so einen Hunger und meine Kehle sie ist trocken. Meine Kräfte schwinden, wie lange kann ich hier wohl noch durchhalten? Am liebsten würde ich sterben. Schmerzen, Leid und die Pein sie wären auf einmal fort. Sie schüttelte den Kopf. Nein! Diese Genugtuung darf ich ihnen nicht schenken. Sie wollen mich doch sterben sehen, damit sie mich endlich los sind. Doch wieso töten sie mich nicht einfach wenn ich doch nur Schande über sie bringe? In Wirklichkeit bringt mein Bruder Schande über die Familie. Wild treibt er es in den Gemächern unserer Eltern. Wie kann er dies nur tun. Mutter wo bist du nur? Doch ihr Bruder konnte sich wohl alles erlauben, er war doch Vaters Liebling. Doch eines wusste sie genau, sollte seine Geliebte sie für die Höllenspiele auswählen, würde sie ihr Leben selbst beenden. Die Pein ihrer Familie setzten ihr schon genug zu. Sie würde es nicht ertragen in aller Öffentlichkeit verspottet, geschlagen und gefoltert zu werden bis der letzte Lebensfunke erlischt.

Dieses hin und her ihrer Gefühle machte sie wahnsinnig. Es war so als würde in ihrem Körper zwei Seelen um sie kämpfen, doch welche würde gewinnen? Plötzlich stieß sie einen Schrei aus, ballte die Fäuste und donnerte sie gegen den harten Steinboden, immer und immer wieder, bis sich die Haut löste und nur Fetzen weg hingen. Doch sie hörte nicht auf, erst wie das Blut begann zu fließen. Die Grenze war erreicht, ihre Selbstbeherrschung begann zu brechen. Sie wurde sichtlich nervöser, sie blickte in die Richtung der Luke, dann wieder zu dem kleinen Fenster. Kein Ausweg war in Sicht. Ich muss hier raus, ich muss hier raus „Ich muss hier RAUUUUS!“ schrie sie. Fest umklammerte sie ihre Arme, immer fester. Das Blut ihrer leicht, ramponierten Hände tropfte herunter. Ihre Fingernägel bohrte sie in die Haut, sie wollte sich spüren, sie wollte das dies alles endlich aufhörte. Doch es war keine Erlösung in Sicht. Kein Weg führte hinaus, würde sich die Mischlingselfin systematisch selbst zerstören?

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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. Mai 2013, 17:22

Der Augenblick, in dem Vic ihrem Bruder all ihren Hass ins Gesicht hätte schreien können, war vergangen. Sie hatte ihre Selbstkontrolle behalten, sich nicht vor ihm entblößt, aber noch immer pulsierte der Hass unter ihrer Haut und fraß sich wie Würmer ihre ausgemergelten Glieder entlang. Ihr Schweigen hatte ihm keine neue Angriffsfläche gegeben, doch ihre Wut ließ sie Bilder in ihrer Phantasie entstehen, die von Rache genährt wurden. Für einen Moment hatte es so ausgesehen, als ob die Schatten um sie herum lebendig werden wollten. Immer wieder malte sie sich aus, wie sie ihn leiden lassen könnte, wie sie ihm all das zurück geben könnte, was er ihr zu Teil hatte werden lassen.
Einzig ein winziger Lichtstrahl in ihrer Seele, war die diffuse Sorge um ihre Mutter, die sie nicht in die Finsternis des Wahnsinns gehen lassen wollte und so schlug Wut in beginnende Panik um.
Die ersten Schläge, gegen die Wände ihres steinernen Gefängnisses, fühlte sie kaum und erst als ihre Fingerknöchel bluteten und der körperliche Schmerz, den ihrer Seele übermannte, wurde sie wieder klar.

Viconia:
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Ich muss hier raus, ich muss hier raus!
„Ich muss hier RAUUUUS!“
, schrie sie und jeder Ton schnitt ihr in die spröden Stimmbänder. Doch an ihrer Ausgangssituation hatte sich nichts geändert. Sie war allein! Ihr dämlicher Bruder hatte in seinem Suff tatsächlich die Klappe offen gelassen, doch ohne fremde Hilfe würde sie es niemals dort hinauf schaffen! Ihr nach oben gerichteter Blick fing einzig einen kleinen Teil der kunstvoll verzierten Decke der oberen Räume ein. Im Schein der Fackeln flackerten Schattengestalten über den kleinen Ausschnitt und die lustvollen Laute waren endlich verstummt. Vic konnte nicht wissen, dass sehr nah, fast lächerlich obszön, Ilphrins Hose am Rand der Luke lag. An dieser ein langer Kettengürtel mit vielen metallenen Gliedern, jedes in sich eine Möglichkeit diesem Horror zu entfliehen. Ein Blick von oben hätte ihr verraten, wie nah sie ihrer Freiheit in dieser Nacht war, doch aus ihrer Perspektive war da nur Pein, Leid, Hass und Rache über ihr. Ihre grausame Umwelt wollte sie zerstören und alles was sie sich in ihrem Kopf zurecht gelegt hatte, begann zu bröckeln. In ihrer Wut und der Geräuschkulisse ihrer Schläge und dem Schrei hatte sie nicht bemerkt, dass sich jemand ihrem Gefängnis genähert hatte. Leise bare Füße patschten fast lautlos zu dem Loch im Boden und der Kopf der weißhaarigen Elfe neigte sich schmunzelnd über den Rand. Erst als Vic atemlos vor Schmerzen in sich zusammen fiel, riss ein leises Kichern ihre Aufmerksamkeit nach oben. Die kalten dunklen Augen sahen auf sie herab. Ihr Lachen traf härter als eine Peitsche und sie richtete sich auf, so dass Vic sie bis zur ihren bloßen Hüften sehen konnte. Ihr nackter Oberkörper hielt ein Glas mit einer hellgrünen Flüssigkeit darin, an der sie nippte. Ihr Grinsen wurde breiter und Viconia sah ihr direkt in die Augen. Aislin hob etwas da Kinn, ganz so wie ein Lehrer es tat, wenn er seinem Schüler etwas beibrachte und zog die Brauen etwas nach oben. Als sie sich ganz sicher war nun Vic's volle Aufmerksamkeit zu haben, zeigte sie erst ihr ihre linke freie Hand mit dem Schmuck daran, öffnete dann einen ihrer Ringe und ließ kalt lächelnd zwei winzige helle Kügelchen in das Glas fallen. Im ersten Moment war Viconia vielleicht etwas irritiert. Aislin schwieg und zuckte kurz überlegend mit den Schultern und warf ihr dann ebenfalls zwei Kügelchen hinunter die am Boden sofort in eine Rille rollten, wo sich zum Glück noch kein Urin gesammelt hatte.
Drogen? Gift? Was hatte sie da in das Glas hinein getan?
Doch für sie war das Glas nicht bestimmt, denn die Frau über ihr lächelte noch einmal charmant und dann fiel die Klappe über ihr endgültig zu. Die Dunkelheit hatte sie wieder und einzig die fernen Laute der Stadt begleiteten ihre rotierenden Gedanken. Vater und Mutter waren nicht da und ihr Bruder allein mit seiner neuen Geliebten, sofern sie das war. Sie hatte sie ganz bewusst sehen lassen was sie tat, doch selbst WENN Viconia die Intention verspürt hätte ihren Bruder zu warnen, so hätte er ihr niemals geglaubt! Vic sah ihn vor sich, sie sie ihm sagte, dass die Frau an seiner Seite ihn nur vergiften wollte, doch er lachte nur. Er würde jedes ihrer Worte nur für einen Trick, einen verzweifelten Versuch halten, ihre Freiheit zurück zu erlangen. Aber was hatte diese Spinne vor? Das Netz war ausgelegt und Faden um Faden zog sich enger. Viconia überlegte.
Ihre Familie war angesehen, doch nicht zu den höchsten Kreisen des Adels gehörig. Sie hatten ihren Wohnsitz nahe des Schlosses in einer angesehen Gegend und ihre Nachbarn schätzten sich oft um einiges höher im Stand als ihre eigene Familie es von Geburt aus war. Ihr Vater hatte in einigen Schlachten ihrem Familiennamen Namen Ruhm und Furcht eingeflößt und so gehörten sie zu Jenen die ihre Macht aus eigener Kraft erworben hatten, als zu jenen die es im Blut trugen. In seinen Raubzügen durch das Land hatte ihr Vater einigen Wohlstand angehäuft und sicher hatte er auch einiges was es sich zu stehlen lohnte. Gab es etwas was diese Frau wollte, oder tat sie es nur des Vergnügens wegen, wie viele ihrer Art.
Über ihrem Kopf war nichts mehr zu hören. Ihr Bruder war sicher schon eingeschlafen, oder schlimmeres. Und wenn diese fremde Frau ihr die Möglichkeit auf Rache nehmen wollte??? Wie stand es um Viconias Familienstolz? Würde sie es wollen, das jemand anders als sie selbst ihren Bruder um brachte? Die langsam einsetzenden Kopfschmerzen wurden von einem stetigen Hämmern in der Ferne vervollkommnet. Vic waren die Geräusche der Stand hier unten in ihrem Gefängnis schon früher aufgefallen. Das kleine Fester lag hoch oben, unerreichbar für sie. Es war mehr ein Luftschlitz zwischen meterdicken Wänden und trug mehr Schall als Luft und Licht hinein zu ihr. Irgendwo zwischen dem Jaulen eines Hundes, der vermutlich gerade von ein paar Kindern gequält wurde, den antreibenden grunzenden Schreien ein paar Orks und dem dumpfen Rumpeln von Rädern auf Stein, da gab es auch noch das rhythmische Schlagen eines Hammers. In den vergangen Wochen und Monaten hatte sie sich so sehr an das Geräusch gewöhnt, dass es schon fast etwas beruhigendes für sie gewonnen hatte. Irgendjemand, vermutlich ein überaus fleißiger Schmied, ging da mit angenehm berechenbarer Wiederholung seinem Handwerk nach. Egal ob die Stadt schrie, ob sie schlief, ob die Händler ihre Waren ausriefen, oder Goblins zeterten, immer war da dieses rhythmische Schlagen der Werkstadt der Krieger. Dort wo Erz zu Eisen und Eisen zu Stahl geformt wurde, dort wo Klingen für Krieger geboren wurden, musste es jemanden geben, der sich über jedes Leid hinweg setzte und seiner Arbeit nachging. Doch heute war der Klang seiner Schläge anders, wie alles in dieser Nacht. Sie waren härter und wütender, oder Vic bildete es sich einfach nur ein, da ihr eigener Geist hart und wütend gegen jedes Geräusch rebellierte, was sonst so vertraut geworden war.

Viconia hatte wieder jegliches Zeitgefühl verloren. Stunde um Stunde zog sich quälend in die Länge, als wären es Jahre und mit der Stille kehrte auch der Durst zurück. Ihr Magen hatte schon lange aufgegeben sich zu melden und die einzige greifbare Flüssigkeit war des stinkende Urin ihres Bruders auf dem staubigen Boden, der langsam eintrocknete. Doch so weit war Viconia sicher noch lange nicht!
Die schmerzenden Hände machten ihr viel mehr Sorgen. Dort wo sie sie aufgeschlagen hatte, bestand auch die Gefahr, dass sie sich entzündeten und so vergessen wie sie sich im Moment vor kam, so würde sie vermutlich bald am Fieber sterben. Gerade in diesem Moment der absoluten Hoffnungslosigkeit fielen ihr wieder die zwei Kügelchen von unbekannter Wirkung ein, die unweit von ihr in der Rille lagen. Etwas in ihr flüsterte ihr zu sie einfach zu nehmen, vielleicht ihrem unbedeutenden Leben ein Ende zu setzen, oder mindestens das Schicksal ihres Bruders zu teilen. Unbewusst hatten ihre Finger schon nach den Kugeln getastet und sie hielt sie in der Hand. Wie zwei runde kleine Versprechen auf Frieden lagen sie still da. Die Dunkelheit war allgegenwärtig und drang bis in die hintersten Winkel ihre Seele vor, saugte an ihrer Hoffnung. Eine ihr völlig fremde Frau hatte ihr einen Ausweg gezeigt, eine Tür geöffnet, doch wohin diese führen würde war nicht klar. Es waren nur zwei kleine Perlen, eine hieß „Selbstzweifel“, die andere „Angst vor dem Leben“, doch keine von beiden würde ihr ein Seil hinab werfen und ihr eine rettende Hand reichen. Der Weg, den sie hier in den Händen hielt, war dunkel und unbekannt. Jeder Schritt könnte ins Leere führen und nicht würde sie auffangen wenn sie fallen würde. Sie konnte ihn gehen oder es lassen und irgendwo tief in sich einen letzten Funken Überlebenswillen aktivieren um weiter durchzuhalten.

Unweit auf den Straßen Morgerias

Während ihre Tochter sich vielleicht schon in Gedanken mit dem Tod anfreundete, hörte Britza das erste Mal seit langem ihren Mann einmal wieder herzlich lachen. Die Seltenheit dieser Momente beschränkte sich bei Dunkelelfen entweder auf Anlässe wie die Geburt eines Kindes, oder eben jene glücklich Momente wenn man sein Ziel erreicht und etwas zu feiern hat. In diesem Fall war es letzteres. Alok hatte vor einigen Tagen seine lang erwartete Einladung an den Hof erhalten. Es war selten, dass jemand „unter“ Stand zu den Feierlichkeiten des Hochadels eingeladen wurde und in Windeseile hatten sie alle nötigen Vorbereitungen getroffen um nicht unangenehm aufzufallen. Die passende Garderobe für den Anlass, wie auch ein würdiges Gastgeschenk waren sorgsam für den hohen Gastgeber ausgesucht worden und man war in die Gesellschaft eingeführt worden. Nun öffneten sich Türen und standen Wege offen, die zuvor noch unerreichbar waren. Britza und Alok Kyrrenthia hatten Kontakte geknüpft, waren kleinere Gefälligkeiten eingegangen und hatten seit langen einmal wieder miteinander getanzt. Das lange Warten hatte sich ausgezahlt. Beschwingt vom Alkohol, dein leichten Drogen, die in Kohlebecken verbrannt worden waren und dem Tanz miteinander, saßen sie nebeneinander in ihrer Kutsche und Alok tat etwas, was in den letzten Jahren selten geworden war. Er streichelte seiner Gemahlin die Hand und lächelte sogar:
„Du warst mir heute Nacht eine gute Frau, Britza. Du hast gestrahlt wie eine Königin! Haha, hast du gesehen wie Yrino geguckt hat?! Diese Ratte von einem Speichellecker hat wohl nicht erwarte mich jemals in diesen Kreisen zu sehen! HAHAHhaha. Und seine Frau erst, dieses feige Flittchen. Ihr ist ihr Wein wohl nicht bekommen, so grün wie sie wirkte. Ich hab den Abend sehr genossen. Du auch mein Liebe?“
Britza antwortete nicht sondern zog die Hand ihres Mannes näher an ihre Lippen. Es war eine leicht unterwürfige Geste, doch sie wusste wie sehr ihr Gatte es liebte, wenn sie ihn in den Himmel hob. Nachdem ihre Lippen seine Handfläche berührt hatten spürte sie schon seine andere Hand in ihrem Haar. Alok war kein schlechter Mann. Grausam auf dem Schlachtfeld, gradlinig und unaufhaltsam in seinem Zorn, doch er hatte sie nie geschlagen. Sie liebte ihn nicht, so wie sie einst …
Aloks Lippen pressten sich auf ihre und der Rausch ließ sie die aufkeimenden dunklen Gedanken der Vergangenheit für ein paar glückliche Momente vergessen. Sie spürte sein Verlangen und den warmen Atem an ihrem Hals:
„Wir sind gleich zu Hause. Darf ein Mann seiner Gemahlin heute Nacht noch seine Aufwartung machen?“
Britza schmunzelte über die unnötige Frage, aber freute sich immernoch über die Geste.
„Gib mir eine halbe Stunde. Ich möchte mir den Neid deiner Widersacher abwaschen, dann gehöre ich ganz dir.“
Insgeheim dachte sie aber an ihre Tochter. Durch die unverhofften Vorbereitungen der letzten Tage, die fehlende Zeit, war sie mit ihrer Versorgung in Rückstand geraten und wollte dies noch schnell nachholen.
„Glaub mir, dieser Neid schmeckt so um so köstlicher, da er auf deine Haut gefallen ist.“
Ja, Alok konnte ein Verführer sein, wenn er es wollte. Britza kicherte wie ein junges Mädchen als er ihr sanft über die blanke Schulter leckte. Sie wusste, für gewöhnlich schlief ihr Gatte nach den Ehelichen Pflichten tief und fest und dann könnte sie auch in Ruhe sich um ihre Versäumnisse kümmern. Alles andere würde seine Aufmerksamkeit wieder in falsche Richtungen lenken. Er war heute Nacht gut gelaunt, doch seine Laune konnte schnell verfliegen wenn er an ihre Tochter erinnert wurde. Die Kutsche hielt mit einem leichten Ruck an,Alok Kyrrenthia stieg aus und reichte seiner Gemahlin zuvorkommend den Arm. Wenn er gut gelaunt war konnte er so unglaublich höflich und charmant sein … wenn er gut gelaunt war.
Hand in Hand gingen sie die Stufen zu ihrem Anwesen hinauf,
denn heute Nacht war alles anders.
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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Viconia Kyrrenthia » Sonntag 19. Mai 2013, 20:42

Die Kräfte Viconias schwanden. Wer war diese Aislin? Eines war klar, sie war ein eingebildetes, arrogantes Miststück, welche sichtlich dunkle Pläne verfolgte. Doch was war ihr wirkliches Ziel? Und was waren ihre Beweggründe? Waren diese Kügelchen wirklich Gift oder einfach nur eine Droge oder gar Betäubungsmittel? So genau wusste man es nicht. Lag ihr Bruder schon tot in den Gemächern ihrer Eltern? Führte diese ominöse Elfin ihren Racheplan durch. Keiner durfte ihn vor ihr töten, sie wollte ihn Leiden sehen. Doch wie sollte sie es verhindern, sie saß hier fest. Wollte sie es überhaupt verhindern? Vic wusste nicht was sie wollte. Das Einzige was sie brauchte war Wasser und etwas Essbares, sonst würde sie hier wohl keinen Tag mehr länger überleben.

Die Mischlingselfin war am Ende ihrer Kräfte. Dort lag sie auf dem kalten Steinboden, ihre Fingerknöchel bluteten nicht mehr, doch schmerzten sie leicht. Dieses unstillbare Verlangen nach Wasser, machte sie fast verrückt, doch konnte sie sich kaum noch bewegen. Wo war nur Briza? Sie war am Weg, doch das wusste Vic nicht, kam sie vielleicht sogar zu spät?

Diese Kügelchen von Aislin ließen ihr ebenfalls keine Ruhe. Starr blickte sie die kleinen Dinger an. Sie lagen dort in einer Rille auf dem Boden, doch brachten sie Erlösung? Schmerzlinderung? Oder gar den Tod? Ihr Körper sah darin nur etwas Essbares, auch wenn es kaum der Rede wert war. Doch ihr Verstand warnte sie. Mit letzter Kraft richtete sie sich nochmals auf und langte zu den Kügelchen. In ihrer Handfläche lagen sie nun, neugierig betrachtete sie, fast hypnotisch versank sie in Gedanken.

Tod oder Leben? Leben oder Tod? Wohin führen mich diese seltsamen Kügelchen. Bringen sie mir Linderung oder Schmerz? Doch kann es noch schlimmer werden? Ich bin dem Ende schon so nah, doch soll ich einfach so aufgeben? Alles hinschmeißen nur weil meine Familie mich aufgegeben hat? Sogar Mutter lässt mich im Stich. Alle haben sich abgewandt. Mein doch so gehasster Bruder lebt wohl nicht mehr, in den Tod geführt durch die eigene Geliebte. Doch selbst schuld wer mit dem Feuer spielt. Doch sollte mir sein Tod gehören und nicht ihr. Sollte sie seinem Leben wirklich ein Ende bereitet haben, tritt sie an seine Stelle. Doch werde ich je die Chance dazu bekommen? Will ich diese Chance überhaupt noch haben? Langsam scheint mir dieser Kampf sinnlos. Die Kraft schwindet. Auch wenn ich hier raus komme, was dann? Ich hätte nicht einmal die Kraft die einfachste Dinge zu machen, geschweige denn mich hinaus zu begeben. Ich würde Tage, wenn nicht gar Wochen auf andere angewiesen sein.

Die junge Elfin schien sich schon fast aufgegeben zu haben. Ihr Geist wollte zwar leben, doch ihrem Körper entwich die Kraft. Noch immer starte sie diese Kügelchen an. Plötzlich wurde alles verschwommen, sie schwankte und brach schließlich zusammen. Bewusstlos lag sie auf dem Boden, die Kügelchen noch immer in der Hand. Ihre Atmung war sehr flach, doch sie lebte noch. War es Schicksal das sie bewusstlos geworden war, bevor sie die seltsamen Dinge schlucken konnte oder einfach nur Zufall?

Viconia befand sich wieder in der Welt des Traumes. Es war der selbe Ort wie einst. Es schien als wäre es genau der selbe, doch es gab einen kleinen, feinen Unterschied. An der Seite ihres Bruder stand diese mysteriöse Frau. Sie grinste hinterhältig und durchtrieben. Diesmal wandten sie sich von ihr ab, bevor sie im Nichts verschwanden. Und man konnte genau sehen, wie Aislin einen Dolch hinter dem Rücken hielt.

Deutete der Traum darauf hin, das sie wirklich den Tod ihres Bruder vollzog? Oder war es einfach nur eine Warnung, das diese hinterhältige Schlange sich in die Familie drängte? Man konnte nur spekulieren.

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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Erzähler » Montag 20. Mai 2013, 20:41

Ein Tür schloss sich um Viconia Kyrrenthias Bewusstsein und zwei weitere öffneten sich. Eine für ihren Geist, der den Weg in die Traumwelt öffnete und eine nicht weit von ihrem Körper entfernt durch den ihre Eltern schritten und die Gänge mit ihrem Lachen erfüllten. Doch davon nahm Viconia nichts mehr wahr. Ihr Traum hatte sie schon tief in seine Arme genommen und seine Krallen in ihr Unterbewusstsein getrieben. Der Dolch in der Hand der Frau war sehr plastisch und doch nur ein Symbol der Bedrohung die sich über ihre Familie gelegt hatte. Bis in ihre Träume hinein spürte Vic, dass eine Veränderung bevor stand. All ihre Ängste, ihre Befürchtungen flossen in einem alles aussagendem Bild zusammen als die grinsende Frau hinter ihren Bruder trat und die Klinge mit einem leisen Schmatzen durch seinen Hals schnitt. Ilphrin lächelten seiner Schwester entgegen und öffnete noch kurz seine Arme um sie darin willkommen zu heißen, doch dann klappte sein Kopf einfach nach hinten und aus seinem Hals strömten tausende kleiner schwarzer Fäden, die sich zu einer dichten, gewaltigen Wolke formierten und den Himmel verdunkelten. Seine ausgebreiteten Arme zuckten noch eine Weile und suchten nach Halt, dann sackte der Körper leblos und leer zusammen. Die schwarze Wolke zerfaserte schnell und ließ ihr Fäden auf alles unter ihr nieder regnen. Aislin stand reglos mit ihrem kalten Lächeln da und sah Viconia an, während die klebrigen Fäden sie immer fester umhüllten. Viconia sah in ihr eine Spinne die ihr Opfer taxierte und die langen Schatten um sie herum schienen ihr Recht zu geben, denn sie zeichneten einen anderen Schatten als den der Dunkelelfin auf den Grund. Lange kantige Beine mit dicken dornigen Gelenken und ein fetter Hinterleib, drückten mehr als deutlich aus, was diese Frau hinter ihrer perfekten Fassade verbarg. Der fette Leib stand für die Macht, die langen Beine für den Einfluss den sie jetzt schon auf Viconias Leben hatte. Mit wachsender Panik konnte sie sehen, wie sich langsam der Mund der Elfe öffnete und ein Strom von kleinen Perlen sich aus ihm ergoss. Vic wollte weg rennen, doch kam nicht von der Stelle. Welle um Welle näherte sich rasend schnell zu Viconias Füßen und brandete an ihre Knöchel, Waden und Kniekehlen. Hinter sich hörte sie das hohe Lachen der Arachnide und als sie sich umdrehte, hatte die Frau sich zur Hälfte in eine Spinne verwandelt. Ihr Oberkörper war noch humanoid, doch ihr Hinterleib hatte die Form ihres Schattens angenommen. Viconia floh durch die Fluten der kleinen Kügelchen die leise zu knistern begannen. Das Lachen verstummte hinter ihr und plötzlich stand sie allein in einem Meer aus winziger Perlen. Vic sah an sich hinab und erstarrte. Was fast ausgesehen hatte wie Eis oder Schnee, verwandelte sich von einer Sekunde zur anderen in blankes Grauen! Millionen kleiner Kugeln hatten begonnen sich zu bewegen, zu schlüpfen und winzige weiße Spinnen krabbelten aus ihren Eiern auf sie zu, an ihr empor, in jede Körperöffnung hinein bis ihre Schreie erstickten ...


Drogen! Es gab Drogen die schon bei der ersten Einnahme sofort abhängig machten und es gab Drogen die den Körper zerstörten.
Ilphrin lag nicht nur mit sprichwörtlich herunter gelassener Hose auf dem geräumigen Bett seiner Eltern. Jenes Bett, dass schon seit geraumer Zeit sein Vater allein bewohnte, denn seine Frau hatte sich schon vor langer Zeit in ihre eigenen Gemächer zurück gezogen. Doch in dieser Nacht war alles anders und Britza folgte ihrem Gemahl.
Das Bild das sich Alok und Britza Kyrrenthia bot, als sie schon das Vorzimmer des Schlafgemachs betraten, sprach von Ilphrins ungezügelten Gier. Die Kleidungsstücke ihres Sohnes lagen in der Nähe der geschlossenen, aber unverriegelten Luke im Boden. Geleerte Flaschen, ein umgekipptes Glas, aufgezogene Schubladen und geöffnete Schränke malten ihre eigene Geschichte und die ließ ihn nicht gut da stehen. In seinem Suff hatte er die Kleidungsstücke des Vaters heraus geholt und vermutlich auch anprobiert.
„WAS …?“
Aloks lüsterner Griff um Britzas Hintern löste sich und stieß die Tür weiter auf. Von da an ging alles sehr schnell. Alok stürmte von Schrank zu Schrank um nachzusehen, ob noch alles an seinem Platz war und stellte murmelnd fest, das nichts gestohlen war. Während er hinüber ins Schlafzimmer ging näherte sich Britza der Luke, öffnete sie und flüsterte:
„Vic? Was war hier los? Vic? … Was ist mit dir? VIC!“
, doch sie erhielt keine Antwort. Eine einzelne Sorgenfalte zeichnete sich auf ihrer sonst glatten Stirn ab. Ihre Hand wanderte zu dem einfachen Mechanismus der mit einem Umlegen einen verborgenen Flaschenzug an der Wandseite heran schwenkte, entrollte und mit dem sie für gewöhnlich Essen hinunter ließ. Ihre Hand zog am Schalter.
Zu mehr kam sie nicht, denn aus dem Nebenzimmer erklang ein Schrei. Britza sprang auf und stürmte hinüber. Ihr Sohn lag nackt auf den silbernen Laken.
Bilderfetzen strömten in das Gehirn der Mutter, wie kurze Blitze die nur Bruchstücke der grausamen Realität zuließen. Ilphrins Augen waren nach hinten gerollt und nur noch geädertes Weiß unter den halb geöffneten Lieder zu sehen. Der Mund stand ebenfalls einen Spalt offen und Speichel rann seine Wange hinab. Das Laken um seine Hände war zerrissen und ein paar seiner Nägel hatten sich im Krampf gelöst und blutige Spuren hinterlassen. Einige seiner Gelenke waren so verdreht, dass sie ihre natürliche Form verloren hatten. Seine dunkle Haut hatte eine seltsam blass grünliche Färbung um Mund und Nase angenommen. Überall waren die Spuren seiner Triebhaftigkeit in Form von noch feuchten Flecken zu sehen. Sein Gesicht hatte den verzerrten Ausdruck einer psychotischen Panikattacke, als hätte er in seinen letzten Minuten seinen ganz persönlichen Horrortrip durchleben müssen. Britza sank auf die Knie. Auch wenn sie Vic auf ihre ganz eigene Art liebte, so war Ilphrin ebenfalls ihr Sohn und er war ihr genommen worden, auch wenn sie noch nicht wusste wie. Alok stand starr da und hatte die Fäuste geballt. Er hatte seine eigene Art mit den Bildern umzugehen. Er sog jedes grausame Detail in sich auf, damit es seinen Hass nähren würde und er um so erbitterter zurück schlagen könnte. In einer Gesellschaft wie der der Dunkelelfen gab es kaum einen Mangel an Motiven, warum man seinem Gegner Schaden zufügte, manchmal reichte auch nur ein unbedachter Spruch und man wachte am nächsten Morgen nicht mehr auf. Auch wenn man alle Indizien zusammengenommen für eine einfache Überdosis „Engelsstaub“ halten könnte, so ging der normale Dunkelelf doch eher von Mord aus als von einem Unfall oder Selbstmord. Ilphrin war immer schon in seiner Gier über die Strenge geschlagen und hatte häufig die Kontrolle verloren, doch das er sich aus Versehen …?
Alok war erstarrt, aber Britza konnte das Antlitz ihres Sohnes nicht länger ertragen. Auf allen Vieren kroch sie aus dem Zimmer und ließ den Tränen freien Lauf. Sie hatte einmal Liebe erfahren dürfen, auch wenn es lange her war und um so mehr schmerzte sie der Verlust. Ihr Lippen formten immer und immer wieder tonlose Worte, die nach dem Wer, Warum und Wieso schrien, dann fiel ihr Blick auf die geöffnete Luke.
„Vic!“
Ihre Tochter hatte wohl möglich mitbekommen war hier geschehen war. Der Schwenkarm hing schon über der Luke und Britza rappelte sich auf. Sie griff nach der Karaffe auf der nahen Anrichte und ließ erst das Seil mit dem Haken hinunter und dann sich selbst. Sie machte sich keine Gedanken, ob Alok sie auch wieder herauf holen würde, sie musste zu ihrem verbleibenden Kind und sie wollte Antworten!

„VIC!“
Britza kniete neben ihrer Tochter und betupfte ihre spröden Lippen mit der kühlenden Flüssigkeit. Vorsichtig schob sie ihren Arm unter ihren Kopf und hob ihren Oberkörper an. Wie ein ausgetrocknetes Flussbett, das zu lange nicht den Regen gesehen hatte, weigerte sich ihr Körper die ersten Tropfen aufzunehmen und Viconia erwachte hustend. Die kunstvolle Frisur ihrer Mutter hatte sich aufgelöst und hing ihr in wirren Wellen um das besorgte Gesicht. Langsam wurde ihr Blick klarer und die Flüssigkeit in ihrem Mund dringlicher. Schluck für Schluck bahnte sich das Leben zurück in ihren Körper, während die Augen ihrer Mutter an ihr hinab wanderten. Irgendetwas musste passiert sein, denn Britza hatte Tränen im Gesicht. Plötzlich stockte der Fluss und die Flasche wurde abgesetzt.
„Was hast du da?“
Britza hatte leichtes Spiel Viconias Hand zu öffnen und kurz darauf weiteten sich ihre Augen.
„Was …? Vic … Wie …?“
Es hatte ihr die Sprache verschlagen und die Kügelchen wechselten den Besitzer. Genau in diesem Moment erschien das Gesicht ihres Gatten über dem Rand der Luke.
„Woher hast du das?“
Verwirrte und verständnislos mit den Liedern flatternd sah sie durch das Geräusch der Schritte angezogen nach oben zu Alok, während die zwei kleinen Perlen in ihrer Handfläche ruhten. In Aloks Augen brannte der Hass! Seine Stimme war kalt wie Eis.
„Sie hätte sie ebenso nehmen sollen!“
Mit einem Handgriff zog er das Seil hoch und Luke fiel wieder zu! Britza sprang auf, ließ die Kügelchen fallen und rief seinen immer und immer wieder seinen Namen, doch Aloks Schritte entfernten sich ohne Erbarmen.
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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Viconia Kyrrenthia » Freitag 24. Mai 2013, 20:53

Das Wasser war wie ein Lebenselixier, es bahnte sich den Weg die Kehle hinunter und hauchte Viconia „neues“ Leben ein. Trotz allem war die Elfin noch sehr schwach, die kleinsten Bewegungen und das Sprechen vielen ihr sehr schwer. Ihre Mutter war endlich gekommen. Mutter? Du bist hier! „Muu … tter“, stotterte sie. Sie hatte sie doch nicht vergessen. Allerdings war es nicht so wie es sich die Mischlingselfin erhoffte. Es gab kein Essen, nur etwas Wasser. Man hörte auch keine erniedrigenden Worte zu ihrem Bruder, welcher über die Strenge geschlagen hatte. Auch die einst geplante Flucht durch ihre Mutter war längst in Vergessenheit geraten. Diese Nacht war alles anders als jeder dachte. Dunkle Wolken zogen über das Haus der Familie Kyrrenthia.

Briza hatte Tränen im Gesicht und Aloks wutentbrannten Augen, sprachen Bände. Viconia konnte erahnen was geschehen war und auf irgendeine Weise spürte sie es auch. Auch wenn nur ein Band des Hasses, der Wut, der Erniedrigung und der Eifersucht sie verband, war es nun mal ihr Bruder. Durch ihre Adern floss das gleiche Blut – zumindest mütterlicherseits.

Bruder!? „Il......phrin“, schwach hauchte ihre Stimme den Namen ihres Bruders. Britza wandte den Blick zu ihrer Tochter. Sie lag auf dem Boden, den Oberkörper leicht gestützt. Schwach und zerbrechlich wirkte die einst so schöne, trainierte Elfin. Sie hat es getan. Sie hat Ilphrin getötet. Warum? Was wollte sie? Was brachte sein Tod? Oder war es einfach der Lust wegen? Der Hass den sie einst auf ihren Bruder hegte, projizierte sich nun auf Aislin. Der Tod ihres Bruders stand ganz allein ihr zu, dafür solle sie büßen. Sollte ich hier jemals wieder heraus kommen, wirst du sterben Aislin! Hörst du! Und wenn wir uns erst in der Hölle begegnen, egal wie, ich werde dich töten! Die Rachegelüste hauchten ihr neuen Lebenswillen ein. Sie musste sie kriegen, sie durchlöchern mit ihren Fragen und ihrem Dolch bis der letzte Tropfen Leben aus ihrem Körper floss.

„Seine ….. Ge.....liebte. Tod …... Hass …. Verderben …... Ai …. Ais ….“ Kurz bevor sie den Namen der Mörderin nennen konnte, brach sie erneut zusammen. Die Aufregung und die mangelnde Nahrung sowie Flüssigkeit raubten ihr die letzte Kraft. Regungslos lag sie auf dem Boden, kam auch für sie jede Hilfe zu spät? Britza würde es wohl nicht verkraften auch noch ihr zweites Kind zu verlieren.

Ein Funke glühte in ihr. Der Hass, die Wut und vielleicht ein wenig Trauer hielten sie noch am Leben, doch wie lange konnte sie diese Gefangenschaft noch ertragen? Welche Schäden würden ihr Körper als auch ihre Seele davon tragen? Nun war auch ihre Mutter in der Gefangenschaft ihres Vaters. Wie sollten sie hier jemals entfliehen? Oder könnte sie Alok noch besänftigen? Britza war auch eine bessere Magierin als die Mischlingselfin, würden ihre Zauberkünste sie befreien? Alles schien vergebens, doch Vic wusste jedoch nicht, dass die Schatten dieses Raumes ein Geheimnis verbargen, verhüllt durch ihre eigene Mutter.

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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Erzähler » Samstag 25. Mai 2013, 18:54

Die zitternden Laute der Tochter drangen verzögert an Britzas Ohr. Der Moment in dem Viconia wach gewesen war, war viel zu kurz gewesen um all die Fragen zu beantworten, die sie ihr hatte stellen wollen. Er hatte nur neue Fragen aufgeworfen.
„Seine ….. Ge.....liebte. Tod …... Hass …. Verderben …... Ai …. Ais ….“
Noch bevor Britzas Worte ihr Ohr erreichen konnten, war sie wieder ohnmächtig geworden.
„Was hast du getan?!?“
Die Mutter hielt immernoch den Blick auf die zwei kleinen Perlen gesenkt. Alok wie sie mussten im ersten Moment annehmen, dass es Viconia irgendwie gelungen war, sich ihrem Bruder zu entledigen, zumal auch sonst nichts auf eine dritte Person im Haus hingewiesen hatte. In Aloks Augen war dies deutlich zu lesen gewesen! Doch Britza hegte erste Zweifel. Die leisen Worte ihrer Tochter brachten sie zum nachdenken. Wovon hatte Vic da nur gesprochen? Der Abend was vielleicht zu gut verlaufen um wahr zu sein.
Oder hatte Viconia nun doch gelernt sich wie eine echte, eine reinblütige Dunkelelfe zu verhalten? Viconia wusste nichts von dem Fehler den Britza einst begangen hatte. Ihr Tochter wusste nichts von ihrem nachtelfischen Erbe. All die Jahre war es ihr gelungen, ihr Geheimnis zu hüten, doch was würde nun nun mit ihnen geschehen, da Ilphrin tot war? Der Tonerbe der Blutlinie Kyrrenthia verblasste ein Stockwerk über ihnen und Britza spürte das drohende Unheil sich über ihren Köpfen zusammen ballen.

...

Traumfetzen zogen wie kurze Lichtblitze durch Viconias Bewusstsein und störten ihre Ohnmacht. Immer wieder hörte sie das ferne Lachen ihres Bruders, wie er sich über sie lustig machte. Der Dolch in den Händen der weißhaarigen Elfe an seiner Seite glitzerte verhängnisvoll vor ihren Augen und das ferne gleichmäßige Hämmern verstummte.
Warum war es verstummt? Wie der Herzschlag ihres Bruders war das so vertraut gewordene Hämmern einfach aus ihrem Leben verschwunden! Viconias Geist rebellierte gegen diesen Gedanken und riss die Augen auf.
Für einen langen, schrecklich glücklichen Moment glaubte sie, alles nur geträumt zu haben. Sie lag in ihrem Bett, in ihrem eigenen Zimmer, doch dann fiel ihr Blick auf ihre Hand, die von ihrer schlafenden Mutter gehalten wurde. Wie viel Zeit vergangen war, konnte sie nicht einschätzen, aber sie fühlte sich besser. Britza saß neben ihrem Bett und war ein gedöst. Die Hand war verbunden und die Knöchel schmerzten noch ein wenig, wenn sie sie bewegte. Ihr Körper fühlte sich eigenartig warm an, als wäre er noch vor kurzem mit etwas eingerieben worden. Sie trug ein langes Nachthemd.
Es war leider kein Traum gewesen. Vic's Blick wanderte umher. Alles war an seinem Platz. Das Bett stand zentral an der hinteren Wand, von der Eingangstür zum Zimmer gesehen. Ihr Ankleidezimmer ging linker Hand ab und rechter Hand gab es ein schlankes hohes Fenster, dass mit dicken samtenen Vorhängen verschlossen war und sonst den Blick auf den geräumigen Innenhofgarten zeigte. Grade zu, neben der Tür befand sich ihr Frisiertische mit dem kunstvoll verzierten Spiegel, auf dem nun einige Tiegel mit Heilsalben und Verbandsmaterial standen. Auch ein Teller mit Brühe und Kräutertee war durch die halb durchsichtigen Schleier um ihr Bett zu erkennen. Britza musste sie gepflegt haben, denn als sie nun langsam wacher wurde, fühlte sie auch wieder den Hunger, der ihren Körper schon verlassen hatte. Viconia versuchte instinktiv ihre Gliedmaßen zu bewegen und die Rückmeldung ihres Körpers war zwar noch schwach, aber nicht mehr dem Tode nahe. Das Hämmern hatte aufgehört, weil sie nicht mehr in ihrer Zelle unter den Gemächern ihres Vaters war. Ihre Aufmerksamkeit wanderte wieder zu ihrer Mutter, da diese gerade durch ihre ersten Bewegungen erwachte.
„Vic ...“
Sie setzte sich auf und streckte den verkrampften Rücken durch, bevor sie ihr über die Stirn strich,
„Das Fieber ist runter gegangen. Du lebst … „
Britzas Stimme stockte und sie wandte sich ab. Der Schmerz über den Verlust ihres Sohnes war anscheinend noch nicht vergangen. Sie stand auf und ging gebeugt hinüber zum Frisiertisch um Tee und Brühe zu holen, spähte dabei durch die nur angelehnte Tür, dann kam sie mit beidem zurück und flößte Viconia zu erst den Tee ein. Lindernd legte er sich auf ihre gereizten Stimmbänder und die junge Elfe fühlte die Lebensgeister langsam wieder in sich erwachen. Wie war sie her gekommen? Wie hatte ihre Mutter sie befreit? Unausgesprochene Fragen standen in ihren großen Augen und ihre Mutter begann leise und schnell zu reden:
„Viconia, du weist, dass dein Bruder …“
Sie vollendete den Satz nicht, aber fuhr eilig fort.
„Alok hat uns nach einer Weile wieder raus gelassen und ich durfte dich pflegen, aber ich weis im Moment nicht was in seinem Kopf vor geht. Er ist so … Er hat alle Diener fort geschickt und das Haus verbarrikadiert. Du hast fast zwei Tage geschlafen. Geht es dir besser?“
Sie sah noch einmal zur Tür, als fürchtete sie sich.
„Du musst mir ganz genau erzählen was passiert ist! Lüg mich nicht an! Im Moment sieht es so aus, als hättest DU es irgendwie geschafft ihn zu vergiften. Ich glaube nicht, dass du … Wie bist du an die Drogen gekommen? Wie konntest du …? Weist du irgendetwas? Sprich leise und … “
Zu mehr kam sie nicht, denn die Tür wurde aufgestoßen und Alok stand mit funkelnden Augen im Durchgang. Britza war zusammengezuckt und nun fiel auch Viconia auf, dass ihre Mutter an den Handgelenken Verfärbungen unter der Haut hatte. Was war nur in der Zeit, in der sie geschlafen hatte, geschehen? Warum ängstigte sich ihre Mutter so vor ihrem Ehemann? Alok kam langsam, gleich einem lauernden Raubtier mit hinter dem Rücken verschränkten Armen näher. Er trug seine Rüstung aber die dicken Teppiche schluckten die schweren Schritte.
„Wenn der Bastard auch nur seinen Namen in den Mund nimmt, werde ich ihr die Zunge heraus schneiden!!“
WAS?
Britza zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen und ihr Blick huschte nervös zu ihrer Tochter.
„Glaubst du, ich hätte es nicht gewusst, Weib?“
Seine Stimme war schneidender als eine Klinge und grub sich tief in Viconias Magengegend. Was meinte ihr Vater da? Wovon sprach der Mann, den sie immer vergöttert hatte, dem sie nachgeeifert hätte, wenn er es zugelassen hätte? Er hielt den Kopf gesenkt, so dass man seinen Blick nur indirekt auf sich fühlen konnte, was die aufziehende Kälte nicht besser machte.
„Nun da ihr beide wach seid werden wir mal offen sprechen!“
Alok war in der Nähe des Fensters stehen geblieben und hob nun sein Schwert hinter seinem Rücken hervor um die Vorhänge mit der Spitze einen Spalt zu öffnen. Draußen musste es genauso dunkel sein wie in Viconias Zimmer, denn das Licht veränderte sich nicht. Britza setzte sich auf das Bett und schob sich schützend vor ihre Tochter. Den Lehnstuhl, der nun frei geworden war, zog sich Alok heran und nahm platz. Das Schwert ruhte zwischen seinen Beinen auf die Spitze stehend in seinen Händen. Sein Blick war schon früher nie warm gewesen, aber nun war er voller Verachtung und noch etwas anderem …
„Ich habe mir damals die Hörner aufsetzen lassen, weil ich den Einfluss deiner Familie brauchte, holdes Eheweib. Ich habe den Bastard in deinem Schoß geduldet, ja sogar angenommen, weil dein Vermögen mich weiter brachte. Ich habe vier lange Jahre darauf gewartet, dass du mir einen legitimen Erben schenkst.“
Seine Stimme senkte sich noch um einiges als er dann weiter sprach:
„Doch nun ist alles anders und ich habe mich gefragt, warum sollte ich deine Tochter jetzt noch am Leben lassen? Warum sollte ich dich am Leben lassen, Weib?“
Das Knirschen seiner Handflächen um den Griff des Schwertes untermalte die bedrohliche Szenerie. Alok war ein erfahrener Krieger und die beiden Frauen ihm weit unterlegen. Viconia sah wie Britza sich zu konzentrieren versuchte.
„Ich warne dich! Sollte ich auch nur einen Schatten sehen, der nicht mein eigener ist, werde ich dir töten! … Ich werde euch sagen, warum ihr noch lebt.“
Hass funkelte in seinen Augen, aber auch der Hunger auf Blut, wie er bei vielen Dienern Faldors zu sehen war. Er sprach ausschließlich mit Britza, als ob Viconia gar nicht da wäre und sah sie auch nicht an.
„WÄRE ich ihr Vater, müsste ich stolz auf sie sein. Wäre sie von meinem Blut, so hätte sie sich als meine Tochter ihr Erbe gesichert in dem sie meinen „Zweitgeborenen“ umgebracht hätte. Wäre es so, müsste ich wohl nicht meinen Feinden entgegen treten und sie davon überzeugen, dass die Blutlinie Kyrrenthias nicht ausgestorben ist!“
Britza zitterte wie zur Bestätigung und mit einem Schlag war alles klar. Viconias Vater, bzw. der Mann der da vor ihnen saß, war nicht ihr Vater. Er war der Mann bei dem sie aufgewachsen war, aber nicht ihr Erzeuger! Britza hatte als Ehefrau ihre Pflicht getan und ihm mit Ilphrin einen Erben geschenkt, der ihm nun genommen worden war und Alok glaubte wohl, dass Viconia mit diesem Umstand etwas zu tun hatte.
„Ich habe das einzige verloren, was mit je etwas bedeutet hat und ihr beide werdet weiter leben! Ihr werdet mir helfen Ilphrins Mörder zu finden, denn ich glaube nicht, dass dieser Bastard … „
damit sah er das erste Mal wieder Viconia direkt an und legte all seine Verachtung in diesen Blick,
„ … zu solch einer grandiosen Tat überhaupt fähig wäre, … Oder … ?“
Es war egal, wie man auf diese Frage antwortete. Würde Viconia die Wahrheit sagen, so stand die Verachtung ihres Ernährers deutlich im Raum und wenn sie log würde sie in seinem Ansehen steigen, doch würde die sie immernoch nicht zu seinem Blut machen. Beide Wege waren gefährlich und der warnenden Blick, den Britza ihr leicht, mit dem Kopf schüttelnd zu warf, war leider nicht hilfreich, denn er verneinte beide Möglichkeiten.
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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Viconia Kyrrenthia » Freitag 31. Mai 2013, 19:26

Viconia war endlich frei. Sie war wieder in ihrem Zimmer, es war schön warm, der Geruch des Tees flutete ihre Nase. Doch fühlte sie sich kein Stück frei. Ich bin frei! Und doch auch nicht. Ich muss hier einfach weg, weg von allen. Wenn mein Körper doch nur mitmachen würde. Sie hatte zwar das kalte, steinerne Verlies verlassen, dennoch stand sie unter dem Terror ihres Vater, welcher nach Ilphrins Tod wohl komplett die Beherrschung verloren hatte. Ihre Mutter war eingeschüchterter den je, so hatte Vic sie noch nie gesehen. Deutlich wurde es als Alok den Raum betrat. Man konnte die Unterdrückung, die Angst und die Bedrohung richtig spüren, nur allein durch seine Anwesenheit. Die Mischlingselfin sprach jedoch kein Wort, sie beobachtete lediglich. Doch mit der Wahrheit mit der sie nun konfrontiert werden würde, hätte sie wohl nie im Leben gerechnet.

„Wenn der Bastard auch nur seinen Namen in den Mund nimmt, werde ich ihr die Zunge heraus schneiden!! Glaubst du, ich hätte es nicht gewusst, Weib? Nun da ihr beide wach seid werden wir mal offen sprechen! Ich habe mir damals die Hörner aufsetzen lassen, weil ich den Einfluss deiner Familie brauchte, holdes Eheweib. Ich habe den Bastard in deinem Schoß geduldet, ja sogar angenommen, weil dein Vermögen mich weiter brachte. Ich habe vier lange Jahre darauf gewartet, dass du mir einen legitimen Erben schenkst. Doch nun ist alles anders und ich habe mich gefragt, warum sollte ich deine Tochter jetzt noch am Leben lassen? Warum sollte ich dich am Leben lassen, Weib? Ich warne dich! Sollte ich auch nur einen Schatten sehen, der nicht mein eigener ist, werde ich dir töten! … Ich werde euch sagen, warum ihr noch lebt.WÄRE ich ihr Vater, müsste ich stolz auf sie sein. Wäre sie von meinem Blut, so hätte sie sich als meine Tochter ihr Erbe gesichert in dem sie meinen „Zweitgeborenen“ umgebracht hätte. Wäre es so, müsste ich wohl nicht meinen Feinden entgegen treten und sie davon überzeugen, dass die Blutlinie Kyrrenthias nicht ausgestorben ist!“
, sprach er mit tiefer und bedrohlicher Stimme.

Britzas Geheimnis war gelüftet. Einerseits war sie erleichtert das es endlich zur Aussprache kam, andererseits war sie schockiert das ihr Mann es all die Jahre wusste. Doch viel mehr traf es wohl ihre Tochter. Entsetzt blickte sie ihre Mutter an, schwieg jedoch. In diesem Momentan sagten Blicke mehr als tausend Worte. Viconia war erleichtert das Alok nicht ihr Vater war, niemanden wünschte sie so einen Vater wie er es war. Doch wer war denn nun ihr richtiger Vater? Wieso hatte Mutter eine Affäre? Wo ist er? Lebt er? Es waren noch so viele Fragen offen, doch sie wollte diese nicht vor Alok aussprechen. Doch war die Mischlingselfin tief enttäuscht von ihrer Mutter. All die Jahre hatte sie gelogen, all die Jahre hatte sie zugesehen wie dieser Mann sie mehr und mehr verachtete. Viconia war tief verletzt und enttäuscht. Aber endlich hatte sie die Erklärung für alles. Endlich wusste sie wieso ihre Haut anders war, wieso ihre Gedankenwelt anders war als die der reinrassigen Dunkelelfen, endlich verstand sie wieso alle sie so sehr verachteten.

Mutter wie konntest du nur? Wie konntest du mir dies verschweigen? Ich musste unter dieser Tyrannei aufwachsen, warum? Wer ist mein Vater? Lebt er noch oder wurde er zu einem Opfer Aloks? Wo war er? Wieso hatte er mich nicht mitgenommen? Interessierte er sich überhaupt für mich? Weis er überhaupt von meiner Existenz? Du bist für mich wie eine Fremde, ich erkenne dich nicht wieder? Wieso nur, wie konntest du mit das nur antun?

Ihre Gefühle fuhren Achterbahn, am liebsten würde sie ihnen freien Lauf lassen, doch beherrschte sie sich und blieb stumm im Bett liegen und lauschte weiter den fürchtenden Worten ihres Stiefvaters.

„Ich habe das einzige verloren, was mir je etwas bedeutet hat und ihr beide werdet weiter leben! Ihr werdet mir helfen Ilphrins Mörder zu finden, denn ich glaube nicht, dass dieser Bastard zu solch einer grandiosen Tat überhaupt fähig wäre, … Oder … ?“

Nach diesen Worten wäre Vic ihn am liebsten an die Gurgel gesprungen. Du hast keine Ahnung zu was ich alles fähig bin! Eines Tages wirst du es erfahren! Viconia war sich unsicher ob sie ihm eine Antwort geben sollte. Wenn ja welche? Sollte sie lügen und behaupten sie habe ihren eigenen Halbbruder ermordet um die Gunst Aloks zu bekommen. Doch war diese nach der neuerlichen Erkenntnis nichts mehr Wert. Für sie war Alok nur mehr Abschaum, sie empfand für ihn nur mehr Hass und Wut. Doch was wenn sie die Wahrheit sagen würde. Wer garantierte ihr das er sie beide nicht auf der Stelle umbrachte, wenn sie ihm die Informationen übergab, denn sie erinnerte sich noch genau an die Schreckensnacht. An das erniedrigende Lachen ihres Bruders und die kaltblütige, Hochnäsigkeit seiner Begleitung. Viconia wurde jedoch schnell klar, dass sie Alok in der Hand hatte, denn nur sie wusste was in der Nacht geschah, wer der wahre Mörder seines Sohnes war und ohne sie würde er sie nie finden und zur Rechenschaft ziehen können. Nun drehen wir das Spielchen um. Mal sehen wir dir das gefällt! Ein leichtes grinsen huschte über ihre zarten Lippen, zum Missfallen ihres Stiefvaters.

„ Bastard sprach der Abschaum der Familie“, mit diesem Satz lehnte sie sich weit aus dem Fenster, doch war ihr bewusst was sie tat und das jeder noch so kleiner Fehler ihr Leben und das ihre Mutter gefährdete. „ Wo warst du die Nacht als dein Sohn deine Hilfe brauchte? Ich war da! Ich habe alles mitbekommen, doch dank dir konnte ich nur tatenlos zuhören wie es mit ihm zu Ende ging. „ sie hielt kurz inne, sie wollte ihm so viel an den Kopf werfen, all das was sich jahrelang in ihr anstaute, doch sie holte tief Luft und fuhr fort „ Du willst das wir dir helfen? Zu welchem Preis? Wie soll ich mir sicher sein, dass du uns nicht das Leben nimmst sobald ich dir die Informationen gebe die du benötigst?“ Viele Informationen hatte die Mischlingselfin selbst nicht, sie wusste lediglich wie die Mörderin aussah und ihren Vornamen, doch es ist mehr als Alok wusste. Es war an der Zeit gekommen sich gegen den Tyrann zu stellen. „Jetzt spielen wir nach meinen Regeln, denn ich bin mir gewiss, dass du mich nicht tötest. Ich bin deine einzige Chance deine Rachegelüste zu befriedigen. Sobald ich bei Kräften bin, werde ich losziehen und den Mörder ausfindig machen und zu dir bringen. Als Gegenzug verlange ich, dass du Mutter und mich ziehen lässt! Die Entscheidung liegt bei dir.“ sie schmunzelte ein wenig. Sie hoffte, dass er auf ihren Vorschlag eingehen würde, doch sicher konnte sie sich nicht sein, denn Alok war einfach unberechenbar. Doch viele Auswahlmöglichkeiten hatte er nicht. Würde er beide sofort töten, müsse er mit der Gewissheit leben nie Rache an dem Mörder Ilphrins verüben zu können, konnte er dies? Aber auch Viconia wusste, dass ihr Vater sie höchstwahrscheinlich nicht am Leben lassen würde, auch wenn sie ihm die Mörderin ausliefern würde. Allerdings war dies zu jetzigem Zeitpunkt nebensächlich, sie wollte lediglich Zeit herausschlagen um ihre weitere Vorgehensweise planen zu können. Sie hatte wieder ihren Lebenswillen gefunden und ein Ziel vor Augen.

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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Erzähler » Samstag 1. Juni 2013, 11:44

Viconia war erleichtert das Alok nicht ihr Vater war, niemanden wünschte sie so einen Vater wie er es war und doch hatte sie ihm, in ihrem Wunsch nach Anerkennung, ihr Leben lang nachgeeifert. Solange sie nicht gewusst hatte, das er nicht von ihrem Blute war, hatte sie ihn irgendwie … geliebt. Um so härter traf nun die Erkenntnis sie mitten ins Herz und ließ ihre Wut auflodern! Im selben Atemzug waren da aber auch tausend neue Fragen. Wer war denn nun ihr richtiger Vater? Wieso hatte Mutter eine Affäre? Wo ist er? Lebt er? Es waren noch so viele Fragen offen, aber keine Zeit sie zu stellen. Aloks Worte waren härter als seine Fäuste und das Kartenhaus ihrer Kindheit brach über ihr zusammen. Dann, zwischen all der Wut und Enttäuschung, erkannte sie die Waffe, die ihr in jener verhängnisvollen Nacht geschenkt worden war. Die Wahrheit!
Sie alleine kannte das Gesicht der Mörderin!
Sie alleine hatte ihren Namen gehört, wenn er denn ihr wahrer war.
Damit hatte sie ihren „Vater“ in der Hand. Es brauchte nicht lange, bis sie die Schärfe in dieser Wahrheit erkannte und die Klinge gegen Alok führte.
„Bastard, sprach der Abschaum der Familie!“
, mit diesem Satz lehnte sie sich weit aus dem Fenster, doch war ihr bewusst was sie tat und das jeder noch so kleiner Fehler ihr Leben und das ihre Mutter gefährdete. War es klug Alok zu reizen? Auf jeden Fall verfehlten ihre Worte ihre Wirkung nicht und der Griff um sein Schwert wurde fester, der er verlor nicht die Kontrolle.
„Wo warst du die Nacht als dein Sohn deine Hilfe brauchte? Ich war da! Ich habe alles mitbekommen, doch dank dir konnte ich nur tatenlos zuhören wie es mit ihm zu Ende ging.„
Sie hielt kurz inne, sie wollte ihm so viel an den Kopf werfen, all das was sich jahrelang in ihr angestaut hatte. Eben hatte Alok noch ausgesehen, als ob er auf seine Rache, zu Gunsten des Anblicks ihrer Innereien hatte verzichten wollen, doch dann zögerte er. Viconia holte tief Luft und fuhr fort:
„Du willst das wir dir helfen? Zu welchem Preis? Wie soll ich mir sicher sein, dass du uns nicht das Leben nimmst sobald ich dir die Informationen gebe, die du benötigst?“
Viele Informationen hatte die Mischlingselfin selbst nicht, doch es war mehr als Alok wusste. Außerdem unterstrichen ihre Worte, den Wehrt ihres Lebens. Sie war die einzigste Zeugin. Es war an der Zeit gekommen sich gegen den Tyrann zu stellen und neue Bedingungen auszuhandeln. Wenn sie etwas von Alok gelernt hatte, dann die Fähigkeit die Chancen zu ergreifen, die Blößen zu erkennen, die ein Gegner bot.
„Jetzt spielen wir nach meinen Regeln, denn ich bin mir gewiss, dass du mich nicht tötest. Ich bin deine einzige Chance deine Rachegelüste zu befriedigen.“
Tatsächlich traf sie wohl genau den Kern der Sache, denn Aloks Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen.
„Sobald ich bei Kräften bin, werde ich losziehen und den Mörder ausfindig machen und zu dir bringen. Als Gegenzug verlange ich, dass du Mutter und mich ziehen lässt! Die Entscheidung liegt bei dir.“
Seine Antwort kam schnell.
„Das ist alles was du verlangst? Du bist wirklich nicht meine Tochter! Ich hätte dir alles gegeben! Ich habe meinen Sohn verloren, meinen Erben. Für das Gefühl das Blut seines Mörders an meinen Händen zu haben, hätte ich dich an seine Stelle gesetzt. Ich hätte dich dafür mit Zuneigung, vielleicht sogar Liebe überschüttet! Du hättest das Haus Kyrrenthia weiter führen können, ein Fürstentum regieren können. Du hättest …“
Ein Wandel ging durch sein Gesicht und er ließ seinen Kopf kreisen. Sein Nacken knirschte.
“Du hättest den Namen deines wahren Vaters von mir verlangen können, seinen Verbleib, sein Leben … „
War er wirklich wahnsinnig geworden? Britza zuckte neben Vic zusammen und starrte fassungslos Alok an und ihren Lippen entwich ein tonloser Hauch:
„Was hast du getan?“
Alok reagierte nicht auf sie, sondern fuhr ungebremst fort:
„Du hättest alles von mir bekommen, aber du verlangst nur freies Geleit für dich und deine Mutter. Es sei dir gewährt, wenn du mir Ilphrins Mörder lebend, mit Beweis und Geständnis präsentierst. Solange du dies nicht vollbracht hast, weist du, wo du deine Mutter sein wird. Sie wird deinen Platz einnehmen. Verabschiede dich jetzt von ihr, denn bis zur Einlösung unseres Vertrages werdet ihr euch nicht wieder sehen.“
Alok ließ Britza kaum die Zeit ihre Tochter zu umarmen. Nur kurz erreichte ihre kühle Hand Viconias Schläfe und strich sanft über ihr Haar, bevor sein Arm sie von ihrer Seite zog. Er riss sie auf die Beine und stieß sie aus dem Raum. Vor der Tür nahm ein Mann sie in Gewahrsam den Vic noch nie unter den Wächtern ihres „Vaters“ gesehen hatte. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber noch einmal Kurz das ihrer Mutter, deren Lippen lautlos die Worte bildeten:
„Ich liebe dich.“
Dann war sie verschwunden. Viconia wusste, dass Britza nun ihren Platz in dem dunklen Loch unter den Gemächern ihres Vaters einnahm, doch würde sie genauso viel Kraft haben, die Einsamkeit zu überleben? Wollte Viconia überhaupt wirklich das Leben ihre Mutter retten, nachdem sie ihr jahrelang verschwiegen hatte, dass sie NICHT Aloks Tochter war? Was hatte sie wohl zu solch einen Schritt bewegt? Vic's Gedanken rasten. Britza hatte genauso überrascht wie sie selbst ausgesehen, als Alok das Geheimnis offenbarte. Anscheinend hatte sie nicht um sein grausames Spiel gewusst und als er von Viconias wahrem Vater kurz gesprochen hatte, war sie unter ihrer schwarzbraunen Haut aschfahl geworden. Die Tür krachte ins Schloss und riss Vic kurz aus ihren Gedankengängen. Sie war allein in ihrem herrschaftlichen Zimmer. Die seidenen Laken streichelten ihre Haut und neben ihr auf einem kleinen Tisch, stand noch immer die gehaltvolle Suppe und der Kräutertee. Was auch immer sie nun vor hatte, sie musste schnell gesund werden!

Sobald sie die Kanne Tee geleert hatte, sich gestärkt hatte, konnte Viconia erste wackelige Schritte durch ihr Zimmer wagen. Der Tee machte müde, aber noch war sie sicher nicht bereit ihrem Körper Zeit für die nötige Erholung zu geben. Die Tür war nicht verschlossen, aber zwei Wächter standen davor und hinter den zugezogenen Vorhängen war das Fester zugemauert worden. Sie war immernoch eine Gefangene, so viel stand fest! Nur das Gefängnis hatte sich verändert. Doch es waren nicht die Mauern, die sie schreckten. Solange sie diese „Aislin“ nicht zu fassen bekam, würde Alok Britza vermutlich foltern oder schlimmeres mit ihr anstellen und nur Viconia hatte die Macht daran etwas zu ändern, … wenn sie wollte.
Man würde sie nicht alleine irgendwo hingehen lassen, so viel wusste sie. Alok würde sie überwachen lassen, selbst wenn sie selbst davon nichts merken würde. Sie wusste, er hatte die Mittel dafür. Sie musste sich einen neuen Plan ausdenken und ihr Vertrag band sie an ein Versprechen. War sie so sehr Dunkelelfe, dass sie ihr Wort brechen konnte? Konnte sie einfach verschwinden und ihre Mutter ihrem Schicksal überlassen? Die Mörderin ihres Bruders lief irgendwo dort draußen rum, während Viconias Mutter leiden musste! Allein schon das, war ein guter Grund den Vertrag zu erfüllen!
Geistesabwesend und in Gedanken versunken sah sich Victoria in ihrem Zimmer um. Man hatte ihr alles gelassen. Ihre feine Kleidung, ihre Salben und Düfte, selbst ein kleiner schlanker Brieföffner lag immernoch auf ihrem Schreibtisch, kaum eine Waffe, aber doch unangenehm, an den richtigen Stellen eingesetzt. Unwillkürlich huschten ihr Bilder ihrer Phantasie durch den Kopf, in denen sie die kurze stumpfe Klinge Alok ins Auge rammte, doch was würde dann geschehen. Alok war nicht dumm. Erstens würde er sie niemals so nah an sich heran lassen und sollte es ihr doch gelingen, hatten seine Männer sicher entsprechende Befehle. Er war ein Mann der sich immer absicherte, ein talentierter Stratege. Diese Gedankengänge weiter zu führen ermüdete Viconia, aber vielleicht war es auch der Heiltee. Fast wäre sie im Sitzen am Schreibtisch eingeschlafen, aber schaffte es noch zurück in ihr Bett.
Dann holte sie endlich die Dunkelheit ein.

(Traum nach eigenem Ermessen)

Es fühlte sich an wie der nächste Morgen, doch das Empfinden für Zeit war noch nicht zurück gekehrt. Das zugemauerte Fenster bot keinen Aufschluss über die Tageszeit, aber jemand hatte Viconia ein Tablett mit frischen Früchten, feinster, süßer Marmelade, noch warmen Brot und allerlei anderen Köstlichkeiten bereit gestellt. Die Wirkung des Heiltees vom Vortag hatte ihre Wirkung getan und bis auf ein leichtes Schwächegefühl in den Muskeln war jeglicher Schmerz verschwunden. Viconia hatte sich lange nicht mehr so gut gefühlt.

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Re: Das Haus der Familie Kyrrenthia

Beitrag von Viconia Kyrrenthia » Sonntag 9. Juni 2013, 16:44

Der Traum diese Nacht war nicht viel anders als die in den Nächten davor. Lediglich die Darsteller darin änderten sich ein wenig. Die Mischlingselfin war an einem dunklen Ort. Man sah kaum die eigene Hand vor Augen so schwarz war es hier. Die Stille umhüllte sie. „Wo bin ich? Nein! Nicht wieder in diesem Loch. Bitte nicht! Mutter?“ Dort stand sie, verzweifelt und allein gelassen. „Viconia!“ rief eine schwache, weibliche Stimme. „ Bitte hilf mir! Hol mich hier raus! Ich liebe dich mein Schatz. Hilf mir!“ Die Stimme verstummte im nichts, es war die ihrer Mutter Britza. „Mutter? Mutter, wo bist du? Ich kann dich nicht sehen! Wo bist du nur, ich komme und helfe dir!“ Plötzlich wurde die Stille von einem fürchterlichen, hasserfüllten Lachen durchdrungen. Fürchterliche Schreie erklangen, weibliche. Was war geschehen, hatte er sie etwa? Die Mischlingselfin sank zu Boden. War sie nun endgültig eine Weise? Aus dem nichts erklang eine Stimme, doch die Sprache verstand sie nicht. Sie gehörte einem Mann, jedoch war sie freundlicher, nicht wie die ihres Stiefvaters. „Kind? Bist du hier?“ Wem gehörte diese angenehme Stimme? War es ihr leiblicher Vater? War es ein Zeichen das er noch lebte? Oder war es doch nur ein tiefer Wunsch in ihrem Herzen. Doch bevor sie reagieren konnte, wurde sie durch den Geruch des frischen Brotes geweckt.

Verschlafen blickte sie sich um, sie war noch immer in ihrem Zimmer, dies war also kein Traum gewesen. Noch konnte sie es nicht ganz fassen, dass sie dem Verlies entkommen war. Sie rieb sich die Augen und streckte alle Gliedmaßen von sich. Es war ein gutes Gefühl, endlich verspürte sie keine Schmerzen mehr, dennoch war ihr Körper noch nicht vollkommen erholt von den Strapazen der Gefangenschaft. Langsam setzte sie sich auf und erblickte das köstliche Essen. Doch wer hatte dies angerichtet? Alok?

„Wo kommen nur diese Köstlichkeiten her?“
fragte sie sich erstaunt. Alok? Sie schüttelte den Kopf. „Das würde er nie tun. Doch wer steckt dahinter?“ Da sie Alok ausschloss, musste noch eine Person in diesem Haus sein. Hatte er etwa ein Dienstmädchen eingestellt, denn die Wachen würden ihr ebenfalls kaum etwas Essbares hinstellen. Etwas verwirrt bediente sie sich großzügig an dem Essen. Lange ist es her, dass sie frisches Brot und Früchte gegessen hatte, sie genoss es sichtlich.

Doch schnell holte sie die Realität wieder ein. Sie erinnerte sich an den gestrigen Tag. Ihre Mutter saß in dem Verlies in dem sie einst leidete. Mutter ….. „ Was habe ich nur getan? Doch was tat sie mir all die Jahre an?“ Vic war hin und her gerissen. Einerseits war sie ihrer Mutter dankbar, sie war die Einzige die sich um sie kümmerte. Andererseits hatte sie sie ein Leben lang mit einer Lüge großgezogen. Sie war unschlüssig ob sie ihrer Mutter helfen sollte. Doch eines wusste sie, sie musste Aislin finden egal zu welchem Preis, denn dieses Miststück hatte ihr den Bruder genommen, sie hatte ihr die Rache genommen, dafür sollte sie bezahlen. Allerdings wusste die Mischlingselfin nicht wo sie sich befand. War sie noch in der Stadt? War sie bereits über alle Berge? Hieß sie denn wirklich Aislin? Es standen viele Fragen im Raum. Doch schnell war klar wohin sie ihr Weg führte. „Die Taverne“ sie biss noch einmal von dem Brot ab. „Wo sonst fließen alle Geschichten zusammen als im Gasthaus des Heeres“

Doch erst galt es die Qualen des letzten Jahres zu beseitigen. Sorgfältig wusch sie ihren Körper rein. Aus ihrer Ankleide holte sie ihre schwarze Stoffkleidung und bedeckte ihren Körper. Sie blickte in den Spiegel und strich sich über ihren Brustkorb. Da ihr Oberteil nur ihre Oberweite bedeckte, konnte man die Strapazen des letzten Jahres deutlich erkennen. Vic war noch nie mollig, doch nun konnte man jede einzelne Rippe ihres Brustkorbes erkennen und zählen. Schnell wandte sie den Blick ihres geschwächten Körpers ab und setzte sich zu ihren Frisiertischchen. Behutsam frisierte sie ihre lange schwarzen Haare, die aufgrund mangelnder Pflege ziemlich strohig geworden waren. Während sie ihre Haarpracht pflegte, lies sie nochmals den gestrigen Abend durch den Kopf gehen. Die Worte welche ihr Stiefvater zu ihr sagte.

„Das ist alles was du verlangst? Du bist wirklich nicht meine Tochter! Ich hätte dir alles gegeben! Ich habe meinen Sohn verloren, meinen Erben. Für das Gefühl das Blut seines Mörders an meinen Händen zu haben, hätte ich dich an seine Stelle gesetzt. Ich hätte dich dafür mit Zuneigung, vielleicht sogar Liebe überschüttet! Du hättest das Haus Kyrrenthia weiter führen können, ein Fürstentum regieren können. Du hättest den Namen deines wahren Vaters von mir verlangen können, seinen Verbleib, sein Leben …Du hättest alles von mir bekommen, aber du verlangst nur freies Geleit für dich und deine Mutter. Es sei dir gewährt, wenn du mir Ilphrins Mörder lebend, mit Beweis und Geständnis präsentierst. Solange du dies nicht vollbracht hast, weist du, wo du deine Mutter sein wird. Sie wird deinen Platz einnehmen. Verabschiede dich jetzt von ihr, denn bis zur Einlösung unseres Vertrages werdet ihr euch nicht wieder sehen.“ Ich hätte all dies bekommen, nach dem ich mich einst sehnte. Anerkennung, „Liebe“ und vielleicht auch ein Training im Schwertkampf. Vater? Hat er dich getötet, eingesperrt? Was hat er nur mit dir getan? Oder waren es nur leere Worte? Habe ich zu wenig verlangt? Zweifel kamen in ihr hoch. Doch eines war ihr klar, sie wollte nie in die Fußstapfen Aloks treten. Die Qualen und das Leiden welch er ihr angetan hatte, die Mutter jetzt erleiden musste. Nein, so wollte sie nie werden, auch wenn ihre Gelüste öfters etwas anderes wollten, ihr verlangen nach Rache stieg wieder in ihr hoch. Alok sollte büßen dafür was er getan hatte, die Demütigung der letzten Jahre saßen noch tief. Allerdings war ihr erstes Ziel Aislin, danach konnte sie sich um Alok kümmern. Auch war ihr bewusst das beides kein leichtes Spiel darstellen würden. Doch wieso flüchtete sie nicht einfach aus der Stadt? Lies alles zurück, es hatte doch alles keinen Wert mehr für sie.

Das zu knallen der Eingangstüre riss sie aus den Gedanken und lies sie aufschrecken. Sie legte die Bürste beiseite und schlüpfte in ihre verstaubten Stiefel. Es war ein seltsames und doch ein sehr gutes Gefühl endlich wieder richtige Kleidung zu tragen. Sie fühlte sich nicht mehr so nackt und hilflos wie einst im Verlies, die Kleidung gab ihr einen gewissen Schutz. Ihr Blick wanderte zu einem kleinen, verzierten Holzkästchen. Ob sie noch da sind? Eilig öffnete sie es und holte einen kleinen dunklen, Stoffbeutel hervor. In ihm befanden sich 100 Fuchsmünzen, welche sie vor ihrer Gefangenschaft gespart hatte. Sie befestigte den Beutel an ihrem Gürtel.

Ich denke ich habe alles Sie war gerade auf dem Weg zu ihrer Zimmertüre, als sie plötzlich stehen blieb. Etwas wichtiges fehlte. Schnell huschte sie nochmals in die Ankleide und kramte in ihren Sachen. „ Da ist er ja“ ihren schwarzen, langen Kapuzenumhang hätte sie fast vergessen. Eilig warf sie ihn über und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Sie blickte abermals in den Spiegel und grinste ein wenig. Nun fühlte sie sich vollkommen sicher, keiner konnte auf den ersten Blick erahnen wer sie war und was sie durchgemacht hatte. Sie wusste nicht wie die Bevölkerung auf sie reagierte, ob sie überhaupt noch wussten wer sie war, was geschehen war oder ob sie längst in Vergessenheit geraten war.

Noch einmal blickte sie sich im Zimmer um, ob sie alles beisammen hatte. Mit einem mulmigen Gefühl verließ sie ihr Zimmer. Eine Wache stand noch immer vor ihrem Zimmer, sie blickte kurz zu ihm, wandte sich jedoch schnell wieder Richtung Eingangstüre. Ob er sie verfolgen würde? Alok würde sie doch nie allein umher streifen oder doch? War er sich sicher das Viconia so viel an ihrer Mutter lag das sie das Abkommen nicht brechen würde? Die Mischlingselfin würde es wohl bald erfahren. Als sie langsam zu der Türe ging, fiel ihr Blick auf die Tür im Boden. Es lief ihr kalt über den Rücken. Vor wenigen Tagen war sie noch in diesem Loch gefangen und rang um ihr Leben. Jetzt war ihre Mutter die Leidtragende. Ob sie stark genug ist? Ob sie noch am leben war? Wer brachte ihr wohl Verpflegung oder würde ihr eigener Ehemann sie verhungern lassen? Oh ja er würde. Mir brachte er auch nichts. Doch mir sind die Hände gebunden Mutter. Würde sie sich dem Eingang zum Verlies auch nur einen Schritt nähern, konnte sie gewiss sein, dass die Wache sofort einschreiten würde. Sie musste sich etwas anderes überlegen oder schnell die Mörderin ihres Bruders finden. Ihr Blick wandte sich wieder ab und schlechtem Gewissens trat sie durch die Eingangstüre ins Freie.

Bevor sie die Stufen hinunter schritt hielt sie kurz inne und atmete tief ein. Endlich wieder „frische“ Luft Endlich war sie ihrem Weg in die Freiheit einen Stück näher gekommen, doch es wird noch ein langer Weg.

[weiter in das Gasthaus des Heeres →Auf der Suche nach dem Weg in die Freiheit]

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