Wo alles beginnt...

Verschiedene Baustile finden sich in Jorsan. Vom einfachen Fachwerkhaus über einstöckige, kastenförmige bis hin zu kleinen Nobelhäusern ist hier alles anzutreffen. Jorsaner Architekten wollen scheinbar jede Kultur zum Teil ihrer Stadt werden lassen.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Montag 26. November 2012, 18:51

Delilah bemerkte kaum mehr, wie ihre Großmutter das Zimmer betrat. Noch ehe die alte Frau ausgesprochen hatte, war das junge Mädchen müde zusammengesunken und in einen traumlosen Schlaf hinüber geglitten.
Nun weckte der köstliche Duft von Kräutern und die warme aber bestimmte Stimme ihrer Großmutter sie aus ihrem wenig erholsamen "Nickerchen". Sie blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit an und gähnte herzhaft. Noch konnte sie sich nicht dazu aufraffen, sich aufzusetzten. Sie lag in weichen Kissen auf der bequemen Couch, ihre Großmutter hatte sie auch noch zugedeckt und nun war es so köstlich warm unter der Decke! Nein sie konnte noch nicht wach werden... aber schlafen durfte sie auch nicht mehr. Einen Moment noch blieb sie liegen und genoß den kurzen Augenblick des Friedens. Diesen ersten Augenblick nach dem Aufwachen, wenn die ersten Sonnenstrahlen von weit her ihren Weg in das Zimmer fanden und einem ankündigten das die Nacht vorüber war. Dieser erste Augenblick zwischen Schlafen und Wachen, der die perfekte Mischung aus Traum und Wirklichkeit war. Dieser Augenblick in dem man wusste, wie viel man an diesem Tag schaffen konnte. Mit einer eleganten Bewegung setzte sie sich auf und lächelte müde ihre Großmutter an. Die beiden tauschten einen stummen Morgengruß. Ihre Oma sah genauso müde aus, wie sie sich fühlte aber sie hatte während des Schlafens nicht vergessen wo sie war und so war ihr zweiter Gedanke bereits wieder bei Omniel, nachdem sie sich nun leicht besorgt umschaute. Der kämpfte auch gerade mit dem Schlaf der ihn zu gerne weiter in seinem Reich beherbergen wollte. Er schwang die Beine von seiner Pritsche und setzte sich auf, als er plötzlich zusammen zuckte. Delilah sah ihn besorgt an, doch nach einen Augenblick schien alles vergangen und er sah sogar einigermaßen ausgeruht aus. Delilah ihrerseits wickelte sich in die kuschelige Decke ein, die auf dem weichen Sofa gelegen hatte und streckte die Zehen. Sie war hundemüde, die Nacht hatte ihr nicht viel Ruhe gegeben, aber trotzdem zierte Delilahs Gesicht ein besonders strahlendes Lächeln. "Guten Morgen, Omniel!", erwiderte sie fröhlich seinen Morgengruß. "Wie hast du geschlafen?" Sie sprang, immer noch in die Decke gewickelt, aus dem Bett und tapste in kleinen Trippelschrittchen (die Decke gab nicht sehr viel Beinfreiheit) zu ihm herüber, dort ließ sie sich neben ihm auf die kleine Matte plumpsen.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 27. November 2012, 20:58

Omniels Träume veränderten sich und eine leise Stimme nahm ihnen die Schrecken, leitete ihn hinaus, doch selbst nach seinem Erwachen fühlte er die Veränderung. Es war nur ein kurzer Schmerz, aber es erinnerte ihn daran, dass das Alles eben nicht nur ein böser Traum gewesen war, sondern dass sich sein ganzes Leben veränderte. Wohin diese Reise ging, war noch nicht abzusehen. Alles war im Wandel begriffen, aber vor allem, ER änderte sich. Zwei Empfindungen waren in ihm erwacht, mächtiger als jemals zuvor:
Rache und Schuld.
Diese Emotionen waren so mächtig in ihm geworden, dass sie wie zwei vollkommen eigenständige Wesen agierten. Wie Fangarme umschlangen sie sein Herz und versuchten es immer mehr in ihre Umarmung zu zwingen, doch es gab etwas in seiner Umgebung, dass ihr schützte.
Der Bezug der Matte spannte sich bis zu ihm, als Delilah sich neben ihn plumpsen ließ. Er bemerkte es, doch fühlte sich seine ganze Welt an, als würde er sie … vielleicht aus einem gläsernen Kasten heraus betrachten. Er sah das Mädchen neben sich und grüßte:
„Guten Morgen.“
Sie war noch in ihre Decke gewickelt und sah müde aus, doch irgendwie konnte nichts diesem Kind seine Fröhlichkeit nehmen.
Sie strahlte schon wieder, auch wenn leichte Augenringe das junge Gesicht zierten und sie gleich ein paar Jahre reifer wirken ließen. Vielleicht war es aber auch schon das kürzlich Erlebte, dass ihr etwas von ihrer jugendlichen Naivität genommen hatte.
"Guten Morgen, Omniel! Wie hast du geschlafen?"
Noch bevor er antworten konnte, bekam er von Resa eine Tasse Tee in die Hand gedrückt und sie unterbrach die Aufwachzeremonie.
„Entschuldigt bitte. Ich muss mit meiner Enkelin reden. Es gibt einiges dass ich ihr erklären muss, jetzt da … Ich weiß, dass eure Problem dringender scheinen als ihre, aber sie ist nun mal mein Augenstern und ihr werdet hoffentlich verstehen, dass ich ihr da den Vorrang gebe und noch schnell ein paar Dinge klären möchte, bevor wir uns um euch sorgen.“
Resa unterbrach sich selbst und sah Delilah einen Moment schweigend an.
„Mein kleiner Funken! Ich weiß, du fragst dich sicher, warum ich so seltsam daher rede und so viele unerklärliche Andeutungen mache. Mein kleiner Engel, es ist sicher nicht so, dass ich dich verwirren will, aber ich bin selbst noch so … Ach Delilah, hör mir einfach zu.“
Resa rutschte sich auf dem Sessel zurecht und stützte die Ellenbogen auf den Oberschenkeln auf. Da Omniel und ihr Enkelkind niedriger saßen als sie, hatte sie wirklich etwas von einem Geschichtenerzähler.
„Das was ich dir jetzt erzähle, kann Omniel ruhig hören, da ich glaube, dass er direkt damit zu tun hat.“
Sie strich sich eine weiße Haarsträhne hinter ihr linkes Ohr und fuhr fort:
„Deine Eltern, die Götter mögen sie selig heißen, haben dich mehr geliebt als je ein Kind geliebt wurde. Ach wenn ihr Tod viel zu früh kam, so haben sie dir doch jeweils das Beste von sich gegeben … Doch es waren nicht nur deine Eltern, die dich zu etwas Besonderem gemacht haben.“
Resa seufzte einmal hörbar und sah Delilah tief in die Augen.
„Deine Mutter wusste es schon, bevor sie deinen Vater kennen lernte, dass sie einst ein Kind gebären würde, dass den Segen Lysantors in sich tragen würde. Sie wusste es, weil sie eine Weissagung darüber bekommen hatte … von einer alten Freundin von mir … Ich weiß nicht, ab es gut gewesen war, sie in unser Haus zu bringen, aber es war auch keine Absicht, auch nicht geplant. Es ist einfach geschehen. Ulla, eigentlich heißt sie Rukulla, kam so selten in die Stadt, dass ich sie natürlich einlud, als sie vor der Tür stand und deine Mutter war am diesem Tag eben auch da. Wir saßen nett beisammen. Es waren noch ruhigere Zeiten und ich hatte Kuchen gebacken und … Ach ich verzettel mich. Ulla war schon immer ein wenig seltsam gewesen und auch damals schon alt. Sie hatte die Gabe der Wahrsicht und als deine Mutter sie zufällig berührte hatte sie wohl so etwas wie eine Vision. Ich erinnere mich an jedes Wort, als wäre es gestern gewesen, denn auch wenn viel Gutes darin lag, so fürchtete ich doch, dass eines Tages der Tag kommen würde, da sich Ullas Worte bewahrheiten könnten. Ich glaube heute ist es soweit. Ich muss dir nun erzählen war sich an diesem Tage hörte und hoffe du bist heute reif genug um deine eigenen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Nicht immer haben Worte einen Sinn und manche enthüllen ihren erst nach vielen Jahren.“
Resa schloss die Augen und schien mit ihren Gedanken in eine lang vergangene Zeit zurück zu wandern. Als sie dann anfing die Prophezeiungen wider zu geben, riss für einen kurzen Moment der Himmel auf und reinste Sonnenstrahlen erhellten den Vorderen Laden, wo sie schon die Vorhänge zurück gezogen hatte. Lange, leuchtende Teppiche legten sich über die dunklen Dielen und ließen sie in sanften Brauntönen erstrahlen. Das warme Licht drang in das kleine Hinterzimmer und wärmte ihre Gemüter. Resa summte kurz zwei Zeilen ohne zu sprechen, als wollte sie sogar den Klang der Stimme imitieren, den sie versuchte wieder zu geben:
"Ein Kind erkoren aus längster Nacht,
ein Kind geboren am helligsten Tag,
wird erstrahlen im Licht, heilig und rein,
wird Leid erfahren, bis tief ins Gebein,
Mittwinters erdacht,
Mittsommers gebracht.
Was Leben gab, wird wieder genommen,
wird licht geboren und Tod wird kommen.
Mittwinters erdacht,
Mittsommers gebracht.
Wird Leben bringen den Hoffnungslosen,
wird Schatten besingen, im Paar der Rosen.
Mittwinters erdacht,
Mittsommers gebracht.
Der Wille wird schwanken, wenn Traumgeister lieben.
Das Licht wird ranken, wenn Schatten obsiegen.
Mittwinters erdacht,
Mittsommers gebracht.
Licht und Finsternis gehören zusammen,
nur Glaube kann sie auf Dauer verbannen.
Mittwinters erdacht,
Mittsommers gebracht.
Mittwinters erdacht,
Mittsommers gebracht.“

Die alte Frau in dem Sessel atmete einmal tief ein und aus, bevor sie wieder die Augen öffnete. Sie ließ Delilah etwas Zeit um über die Worte nachzudenken, dann begann sie wieder leise und in gedämpften Ton zu sprechen, als wenn sie die Gedanken ihres Enkelkindes nicht stören wollte.
„Ich habe mir viele Jahre den Kopf zerbrochen, welche Zeile was bedeuten könnte, doch seit dem gestrigen Tag und dieser Nacht bin ich mir sicher, dass ihr beide darin irgendwie verstrickt seid. Ich habe dein ganzes Leben auf dich aufgepasst und versucht in dir den Glauben an die Götter, für diesen Moment, stark werden zu lassen, doch nun denke ich, sind meine Mittel nicht mehr ausreichend … „
Sie sah zu Omniel hinüber. Sie sah ihn nicht zornig oder vorwurfsvoll an, nein. Es lag so etwas wie Schwermut in ihrem Blick, als hätte sie schon lange auf ihn gewartet, aber sein Erscheinen nicht herbei gesehnt.
„Vieles wird ändern und ich weiß nicht, ob ich dir auf deinem zukünftigen Weg folgen kann, mein kleiner Funken, aber ich würde mich freuen, wenn ich noch erleben könnte, wie dein Glühen zu einem Strahlen heller als die Sonne werden könnte. Ich denke es wird Zeit, dass du deinen Weg nun selbstbestimmt weiter gehst. Ich kann dir nur noch Möglichkeiten zeigen, aber gehen wirst du ihn alleine müssen. Ich kenne zwei … vielleicht drei Möglichkeiten, wie du Omniel ab hier helfen könntest, aber alle haben ihre Gefahren und Tücken und sind für ein Kind nicht ganz ungefährlich. Ich würde jedoch gern erst hören, was du davon hältst, von dem was ich dir eben erzählt habe. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich dir das so lange verschwiegen habe … “
Delilah hatte ihre Großmutter selten so unsicher erlebt. Resa lag sehr viel an ihrem Mündel und sie hätte sich sicher in jeden Abgrund gestürzt, wenn es geholfen hätte, doch hier war sie an ihren Grenzen angelangt. Jetzt lag es an Delilah, ihr zu verzeihen, die Prophezeiung zu überdenken, zu hören und zu entscheiden welche Möglichkeiten sie hatte und welche Wege sie beschreiten wollte.

Inspirationen

Omniel hatte jedes Wort deutlich mitbekommen, doch in seinem Hinterkopf formte sich ein ganz anderes Bild. In seinem Unterbewusstsein saßen zwei widersprüchliche Gefühle die miteinander stritten, wie zwei Köpfe voller Reißzähne. Aber als die Oma anfing zu erzählen, lauschten sie und ungefähr bei der Hälfte fingen sie an gegenzusteuern:
**Blablablaaablaaablaaaaa, blablabla, bla, blabalbalbalblababbaaallalala! Was für ein Blödsinn! Als ob GLAUBE sie retten könnte!**
°°Pssst, sei doch LEISE! Ich will was zu lachen haben! Hrhrhrrrr … °°

Für Omniel fühlten sich die Stimmen an, als kämen sie aus seinem Gewissen, doch gleichzeitig war ihm durchaus bewusst, dass sein Gewissen noch nie so deutlich zu ihm gesprochen hatte! Irrationaler Weise hatte er sich, wie viele Menschen oftmals einen kleinen Faldor und einen kleinen Lysantor auf seinen Schultern vorgestellt, eben eine lichte und eine dunkle Seite, doch das hier war anders. Hier saßen zwei kleine Wesen, aus der tiefsten Finsternis seines Herzen geboren, auf seinen Schultern. **Rache** und °°Schuld°°, zwei Dämonen seines Unterbewusstseins, die sich stritten, jedoch beide so unsagbar böse waren, dass nicht mal seine Vorstellungskraft ihnen eine Form geben konnte. Er hörte sie, konnte sie vollkommen ignorieren, oder ihnen lauschen. Ob er Einfluss auf sie haben könnte, oder mit ihnen sprechen könnte, blieb noch abzuwarten. Und auch wenn es sich anfühlte wie zwei Arme, die ihn umschlungen hielten, so war da doch auch noch der Körper, die Ursache im Hintergrund, die aber nur in seinen Träumen zu ihm sprach und auch nur dort Macht über ihn hatte … bis jetzt …
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Dienstag 27. November 2012, 22:57

Delilah lauschte still den Worten ihrer Großmutter. Während die warme Stimme ihrer Moma den Raum füllte, füllten Fragen den Geist des Mädchens aus. Sollte es wirklich so sein, dass sie jemand "Besonderes" war? Vom Lichtgott gesegnet? Das Kind, das zum Mitsommerfest geboren war? Warum sollte ihr, die eine unter so vielen war, so viel Bedeutung zugemessen werden? Delilah fragte sich, ob ihr Lebensweg wirklich schon so vorherbestimmt war wie es in diesem Moment den Anschein hatte. Sie hatte sich nie viel Gedanken über Schicksal gemacht, hatte um ihre Eltern getrauert, doch ihren Tod als Teil des Lebens angenommen. War wirklich schon klar gewesen, dass sie sterben würden als Delilah geboren wurde? Hieß das am Ende... sie war Schuld? Bei dem Gedanken zog sich alles in Delilah schmerzhaft zusammen und ihr wurde kalt bis in den letzten Zeh. Sie zitterte leicht. Bis jetzt war ihr Leben sorglos und behütet gewesen und doch hatte sie bis jetzt immer das Gefühl gehabt, Herrin über ihre Entscheidungen gewesen zu sein. Ihre Schritte selbst gelenkt zu haben... Sollte das denn alles nur Fassade gewesen sein? Etwas in Delilah kam ins Straucheln. Etwas worauf sie sich immer gestützt hatte, was ihr immer sicher erschienen war... und nun... stellte sich plötzlich heraus dass es entsetzlich wackelte. Delilah blickte ihre Großmutter an. Sie war verwirrt und wusste nicht wie sie reagieren sollte. Im blauen Glanz der so geliebten Augen ihrer Oma Resa lag so viel Stolz und Hoffnung und Vertrauen. Aber... sie war doch niemand Besonderes! Sie war ein kleines Teil im Großen Ganzen und mehr wollte sie nicht sein! Sie wollte doch nur friedlich leben ... schließlich war sie kein Mensch für Abenteuer, war doch noch ein junges Mädchen. Oder...? Am liebsten wäre sie aufgesprungen wäre unruhig umhergerannt... oder hätte sich Hilfe suchend in die Arme ihrer Großmutter geworfen, wenn sie Delilah nicht mit diesem festen, vertrauensvollen Blick ansehen würde, als wenn sie nun diejenige wäre die anderen zur Hilfe eilen würde. Sieh saß eine ganze Weile still da, während in ihr Gedanken und Gefühle umherwirbelten wie Blätter in einem heftigen Herbststurm. So viel Vertrauen setzten sie in das unruhige Mädchen. Die Großmutter und anscheinend auch die Götter. Aber was sollte sie tun? Was ging denn hier vor? Delilah wusste, dass etwas Merkwürdiges mit Omniel vorging, aber die volle Reichweite war ihr nicht klar gewesen. Es musste etwas wirklich Großes sein. Sie sah ihn an. Im Moment sah er nicht aus, als müsste er gerettet werden... nur die leicht müden Augen zeugten von der letzten Nacht. Nein, sie durfte das Problem nicht verdrängen und sich einreden alles wäre in Ordnung. Sie hatte die Schatten gesehen, da war etwas nicht geheuer. Aber wenn es etwas so Großes war... wie sollte sie dagegen ankommen? Das konnte sie doch nicht, oder?? In diesem Moment erkämpfte sich ein kleiner Lichtstahl den Weg bis zu Delilahs Fußspitzen auf die sie die ganze Zeit angestrengt geblickt hatte. Langsam breitete sich wieder Wärme in ihren erkalteten Gliedern aus. Sie atmete tief durch. Das war alles so verrückt... aber wenn Lysanthor wirklich so viel von ihr hielt und wusste, dass sie die bevorstehenden Aufgaben meistern konnte, dann würde sie ihr Bestes geben ihn, ihre Moma, ihre Eltern und auch Omniel nicht zu enttäuschen. Ihre Moma hatte Recht. Sie musste jetzt fest an ihrem Glauben, den sie all die Jahre erfahren hatte, halten. Es würde sie nur aus dem Gleichgewicht bringen, wenn diese weitere feste Stütze ihres Leben wegbrach. Ihre Großmutter kam zum Schluss. "… vielleicht drei Möglichkeiten, wie du Omniel ab hier helfen könntest, aber alle haben ihre Gefahren und Tücken und sind für ein Kind nicht ganz ungefährlich. Ich würde jedoch gern erst hören, was du davon hältst, von dem was ich dir eben erzählt habe. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich dir das so lange verschwiegen habe … “ Delilah hob den Blick und ihre Moma würde entdecken, dass in den Augen des Mädchens die gleiche Entschlossenheit lag, die sich so oft in den Augen ihres Vaters gespiegelt hatte. Auf ihrem Gesicht lag wieder ein Lächeln, es war keines ihrer typischen fröhlich-naiven Lächeln, es war ein Hoffnungsvolles... und auch ein Verzeihendes. Die Hände des Mädchen griffen nach denen der Großmutter und sie lächelte zu ihr auf. "Moma, wieso sollte ich dir böse sein? Es war doch nur deine Fürsorge, die dich hat schweigen lassen." Sie sah zu Omniel herüber, einen Augenblick war ihr Blick verschwommen verfolgte selbst Delilah unbekannte Wege, ehe er wieder klar und leuchtend wurde und sie sich ihrer Großmutter zuwandte. "Aber ich denke, wir sollten Omniel auch einen Großteil der Entscheidungen lassen... Er ist ein erwachsener Mann, Moma. Wir dürfen nicht über ihn bestimmen, wir können ihm nur Ratschläge geben. Welche Möglichkeiten meinst du denn... und was ist es überhaupt wovor wir ihn retten müssen? Was sind das für Schatten?" Die letzten Fragen gingen ebenfalls an den Soldaten, der still neben ihr auf der Pritsche gesessen hatte. Sie wollte ihn einbeziehen, wollte nicht, dass er glaubte sie würden über seinen Kopf hinweg entscheiden. Irgendwie hatte Delilah das Gefühl, dass dies auch einer der Gründe gewesen war, die ihn gestern beinahe zur übereilten "Flucht" aus dem Laden bewegt hatten. Sie lächelte ihn -fast schüchtern- an.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. November 2012, 08:13

Resa kannte ihr Enkelin zu gut, als das sie nicht wüsste, was da in dem kleinen Kopf herum ging. Ihr war es jahrelang genauso ergangen. Über ein Jahrzehnt hatte sie sich gefragt, ob sie den in Orakel gesprochenen Worten überhaupt Bedeutung beimessen sollte. Auch Fragen nach Schuld und Sühne waren ihr durch den Kopf gegangen, aber wenn je ein Kind keine Schuld traf, dann Delilah! Sie war ihr kleiner Funken, ihr Stern, der ihr Leben erhellte, seit dem sie ihr eigenes Kind verloren hatte. So sehr wie sie ihr Leben lang Delilah beschützt hatte, so sehr hatte diese Aufgabe sie auch gestärkt und ihr Mut und Hoffnung gegeben.
Wird Leben bringen den Hoffnungslosen …
Ja, das hatte sie. Sie hatte Leben in das kleine Häuschen gebracht! Mit ihrem Frohsinn, ihrem Lächeln und ihren goldenen Locken verbreitete sie seit je her ein Strahlen, das seinesgleichen suchte, aber nun begann Resa zu ahnen, dass die Tage des Schatten beginnen würden und das ihr kleiner Engel sehr schnell erwachsen werden musste. Sie konnte nur still beten:
Oh Lysantor, lass es nicht zu schnell geschehen. Sie ist doch noch so jung!
Resa erwiderte den Druck der Hände und genoss ihre Wärme, wie jedes Mal, wenn Delilah sie berührte. Sie lauschte ihr.
"Moma, wieso sollte ich dir böse sein? Es war doch nur deine Fürsorge, die dich hat schweigen lassen … Aber ich denke, wir sollten Omniel auch einen Großteil der Entscheidungen lassen... Er ist ein erwachsener Mann, Moma. Wir dürfen nicht über ihn bestimmen, wir können ihm nur Ratschläge geben. Welche Möglichkeiten meinst du denn... und was ist es überhaupt wovor wir ihn retten müssen? Was sind das für Schatten?"
Und schon ist sie erwachsen.
„Du hast Recht mein Kind. Ich bin zu voreilig gewesen. Ich sorge mich um dich und du bist mir das wichtigste in meinen alten Leben. Aber ich sollte auch nicht Omniel vergessen.“
Sie sah den Soldaten mit einem entschuldigenden Blick an, da sie über ihn sprachen, als wäre er nicht da.
„Du hast mich gefragt was das für Schatten sind, aber ich glaube, dass kann uns einzig Omniel beantworten. Ich weiß es nicht, aber ich fühle in der tiefe meiner Seele, dass etwas nur darauf lauert aus ihm herauszubrechen und nach mir greifen will ...“
Omniel hörte:
**Oh, wie Recht du da hast, alte Schnepfe!**
°°Geduld, es wird sich schon eine Möglichkeit ergeben.°°

„Ich bin zu alt. Du brauchst einen neuen Lehrer. Jemanden der auch Omniel helfen kann. Wir haben die Akademie des Lichts und das scheint ja bis jetzt ganz gut geholfen zu haben, nachdem was du berichtet hast. Lichtmagie könnte vielleicht helfen ... „
°°Jetzt ist sie durchgeknallt!°°
**Lass uns ihr das Maul stopfen!**
°°Noch nicht.°°
**Jetzt?**
°°Nein.°°
**Jetzt?**
°°Nein!°°

„Ich weiß nur, du darfst ihn nicht mehr alleine lassen, sonst wird es vielleicht neue Opfer wie den armen Mortimer finden und wohl möglich wachsen, ich bin mir aber nicht sicher. Ich habe meinen Glauben der mich stark macht, aber ich bin alt und manchmal schon ein bisschen wirr. Deine Waffen sind die Hoffnung und dein Strahlen. Dein Glaube ist ein Weg, den du beschreiten könntest. Ob das auch der Weg für Omniel ist um sich seiner Last zu entledigen, hoffe, aber weiß ich eben nicht. Es ist nur eine Möglichkeit. Wir haben die Templer in der Stadt und die heilige Inquisition wüsste sicher auch guten Rat.“
°°JETZT!°°
**Nö, jetzt will ich nicht mehr.**

Irgendetwas kollidierte in Omniel Kopf.
„Das sind die beiden Wege die mir so durch den Kopf gegangen sind. Der dritte wäre … unsicher. Ihr könntet auch zum Tempel der Götter gehen und darauf hoffen, dass einer sich diesem Problem annimmt.“
**Au ja, morgen ist Faldors Nacht!**
°°Und übermorgen Manthalas!°°
**Gute Idee, Alte!**
°°Ja, gute Idee!°°

Omniel wusste, dass in Jorsa alle Götter gleichermaßen verehrt wurden um dem Gleichgewicht zu huldigen. Jeden Tag wurde ein neuer Gott im Tempel angebetet und für sein Schutz kleine Opfergaben auf dem Altar dargebracht.
°°Gestern war der Urgeist dran.°°
**Und vorgestern Ventha oder Brocknar.**
°° Dazwischen liegen noch die drei der Familie°°
**Ja, Florensia, Phaun und Feylin**
°°Ja die kommen immer zusammen. Bäh!°°
**Schlimmer ist aber L... L...**
°°Ja, viel schlimmer!°°
**An dem Tag können wir eh nicht.**
°°Warum nicht?°°
**Da haben wir Durchfall!**

Anscheinend waren sie sich wieder einig und die Stimmen verklangen in Omniels Kopf. Anscheinend waren sie sich nicht bewusst, dass er ihnen zuhören konnte, oder was noch schlimmer wäre, es war ihnen egal!
„Ihr solltet darüber beraten. Ich werde euch erst mal etwas zum Frühstücken besorgen und hab im Ankleidezimmer eine Schüssel mit warmen Wasser und den Eimer für die Morgentoilette hingestellt. Ihr müsst das zusammen schaffen. Ich meine das Problem, nicht die Toilette, ach was red ich! Ich mach mal was zu Essen ... “
Resa wartete noch kurz ob Delilah oder Omniel noch dringende Fragen hatten und erhob sich schon mal. Die beiden jungen Menschen saßen auf der Matte und mussten jeder auf seine Weise erst einmal ein paar Minuten die Möglichkeiten überdenken. Vielleicht fanden sie ja auch noch einen vierten oder fünften Weg. Resa verschwand mit einem etwas mitleidigen Gesichtsausdruck, da sie wohl möglich jetzt nicht in ihrer Haut stecken wollte. Man hörte sie noch leise murmeln:
„Ach, wie leicht das Leben doch gestern war!“
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Omniel » Samstag 1. Dezember 2012, 20:24

"Gute Morgen Omniel! Wie hast du geschlafen?"
Die Vertrautheit, mit der sich das blonde Mädchen neben ihn auf die Matratze setzte, fast so als wäre er ein Gleichaltriger, ein Verwandter oder ein guter Freund, verblüfften den ehemaligen Soldaten auf's Neue. In der Kneipe hatte er gespürt, wie die Leute ihn mit Argwohn und verborgener Feindseligkeit beäugt hatten - fast so als schien er eine besondere Art von Aura zu besitzen, die alle frohen Gedanken um ihn herum ertränkte. Delilah hingegen musste immun gegen diese seine Wirkung sein. Wie sonst, konnte sie ihn schon so früh am Morgen, so freudig anlächeln? Wie von selbst wollten sich schon die Worte bilden, ein kleiner entschuldigender Scherz über sein plötzliches Einnickens. Doch schon stand Resa in der Tür, in der Hand eine Tasse Tee. Sie hielt sie ihm hin und nach kurzem Überlegen ob er nicht lieber dankend ablehnen sollte, nahm er sie entgegen. Die Wärme des Gefäßes fühlte sich gut an, also nahm er die Tasse in beide Hände, um so viel wie möglich davon in seinem Körper aufzunehmen. Als das Gefühl sich wieder mäßigte, hob er sie an den Mund und trank vorsichtig einen Schluck. Er runzelte leicht die Stirn, ließ sich aber nichts anmerken. Warum war der Tee nun auf einmal eiskalt?
„Entschuldigt bitte. Ich muss mit meiner Enkelin reden. Es gibt einiges dass ich ihr erklären muss, jetzt da … Ich weiß, dass eure Problem dringender scheinen als ihre, aber sie ist nun mal mein Augenstern und ihr werdet hoffentlich verstehen, dass ich ihr da den Vorrang gebe und noch schnell ein paar Dinge klären möchte, bevor wir uns um euch sorgen.“
Wieso kümmerte sich diese gute alte Frau, kümmerte sich ihre Enkelin überhaupt um ihn und seine Probleme? Er wusste wie es war, jorsanische Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft zu empfangen - besonders in Jersa wurden Wachen und Soldaten wie er einer war mit Respekt und Wertschätzung behandelt. Doch auch untereinander half das Volk zusammen. Händler liehen sich gegenseitig Geld, Handwerker arbeiteten gemeinsam an größeren Projekten und teilten sich den Lohn und wenn es jemanden in der Umgebung gab, der Probleme hatte sich selbst oder seine Familie zu versorgen, drückte man ihm im Vorbeigehen schnell ein kleines Laib Brot oder ein Körbchen Äpfel in die Hand, ohne demjenigen die Möglichkeit zu geben, das Geschenk großmütig zurückzugeben. Doch sich so für einen Fremden, einem scheinbar gefährlichen Mann, der vor dem Gesetz auf der Flucht war einzusetzen - das war etwas was Omniel an den beiden nicht ganz verstehen konnte. Es schien ihm fast so, als sorgten sich die beiden mehr um ihn als er sich selbst. Und tief in seinem Inneren, wusste er, dass etwas daran wahr war. Deswegen nickte er nur und wollte schon aufstehen, um die beiden alleine zu lassen, als Resa ihn davon abhielt.
„Das was ich dir jetzt erzähle, kann Omniel ruhig hören, da ich glaube, dass er direkt damit zu tun hat.“
Danach wandte sie sich direkt an Delilah, setzte sich ihr gegenüber auf den Sessel, sodass die beiden zu ihr aufsehen mussten. Sie begann zu erzählen, eine Geschichte, nicht erfunden sondern eine wahre, geschehene Geschichte war. Eine Geschichte, die von Hoffnung und Schmerz, Licht und Schatten handelte. Und von einem Kind, einem besonderem Kind. Ein Mädchen mit einer speziellen Gabe.
Während Resa sprach sah Omniel Delilah von der Seite an. Auch in ihrem Leben hatte es Schmerz gegeben. Früh hatte sie ihre Eltern verloren, was wohl der Grund war, warum sie gemeinsam mit ihrer Großmutter lebte. Und dennoch...immer hatte sie dieses Strahlen in den Augen.
Seine Gedanken schweiften ab als er erneut ein leichtes Stechen in seiner Schläfe spürte, diesmal stärker als zuvor. Um sich nichts anmerken zu lassen, hob er schnell die Teetasse zu seinem Mund und nahm zwei, drei Schlucke. Kalt oder nicht, das Gebräu schmeckte gut und er trank es aus, bis nur noch der grüne Kräutersatz auf dem Boden der Tasse übrig blieb. Er wollte sie schon auf den Tisch stellen, als er erschrocken innehielt.
**Blablablaaablaaablaaaaa, blablabla, bla, blabalbalbalblababbaaallalala! Was für ein Blödsinn! Als ob GLAUBE sie retten könnte!**
°°Pssst, sei doch LEISE! Ich will was zu lachen haben! Hrhrhrrrr … °°

Sein Blick schoss zu Resa und Delilah, doch die beiden sprachen immer noch miteinander. In disem Moment wurde ihm erst bewusst, dass er ihre Worte zwar hörte, er ihren Sinn jedoch nicht mehr so einfach erfassen konnte. Nur einzelne Gesprächsfetzen drangen zu ihm durch, genug um zu verstehen, dass auch er in ihm vorkam. Er strich sich mit einer Hand über die Stirn. Vielleicht...war er noch müde und hatte sich die beiden Stimmen nur eingebildet. Ja, das musste es sein...
„Du hast Recht mein Kind. Ich bin zu voreilig gewesen. Ich sorge mich um dich und du bist mir das wichtigste in meinen alten Leben. Aber ich sollte auch nicht Omniel vergessen. Du hast mich gefragt was das für Schatten sind, aber ich glaube, dass kann uns einzig Omniel beantworten. Ich weiß es nicht, aber ich fühle in der tiefe meiner Seele, dass etwas nur darauf lauert aus ihm herauszubrechen und nach mir greifen will ...“
Wieder etwas klarer sah er auf und erwiederte den merkwürdigen Blick, den ihm Resa zuwarf. Was meinte sie an ihm zu sehen, was er selbst nicht sehen konnte? In Wahrheit wusste er natürlich, dass etwas nicht mit ihm stimmte, doch dies einzugestehen hieß sich selbst für verrückt abzustempeln. Deswegen wählte er seine Antwort genau, doch bevor er die Gelegenheit bekam sie auszusprechen, überkam es ihn wieder.
**Oh, wie Recht du da hast, alte Schnepfe!**
°°Geduld, es wird sich schon eine Möglichkeit ergeben.°°

Er blinzelte und kalter Schweiß trat auf seine Stirn. Wer sprach da zu ihm? Es schien fast so, als würde es er selbst sein, sein Unterbewusstsein in seinem Kopf. Doch so klar und fremd zugleich hatte er es noch nei wahrgenommen. Außerdem waren es zwei Stimmen - zwei Stimmen die eigenständig miteinander kommunizierten.
Omniel hörte aus der Ferne wie die Worte "Akademie des Lichts" und "Lichtmagie" fielen. Sofort ertönten wieder die beiden...Dinge in seinem Kopf.
°°Jetzt ist sie durchgeknallt!°°
**Lass uns ihr das Maul stopfen!**
°°Noch nicht.°°
**Jetzt?**
°°Nein.°°
**Jetzt?**
°°Nein!°°

Ein Klirren ertönte, als dem jungen Mann die Teetasse aus den Fingern glitt und auf dem Boden zerschellte. Die beiden Frauen sahen nur kurz zu ihm hinüber, er gab sich Mühe ein entschuldigendes, teilnahmsloses Gesicht zu mimem und bückte sich, um die Scherben aufzuheben. Sein Puls raste mit einem Mal als würde er wieder von den Wachen davon rennen. Was verdammt geschah nur mit ihm?!
„Ich weiß nur, du darfst ihn nicht mehr alleine lassen, sonst wird es vielleicht neue Opfer wie den armen Mortimer finden und wohl möglich wachsen, ich bin mir aber nicht sicher. Ich habe meinen Glauben der mich stark macht, aber ich bin alt und manchmal schon ein bisschen wirr. Deine Waffen sind die Hoffnung und dein Strahlen. Dein Glaube ist ein Weg, den du beschreiten könntest. Ob das auch der Weg für Omniel ist um sich seiner Last zu entledigen, hoffe, aber weiß ich eben nicht. Es ist nur eine Möglichkeit. Wir haben die Templer in der Stadt und die heilige Inquisition wüsste sicher auch guten Rat.“
Templer? Inquisition? Für was hielt sie ihn, einen aus dem Harax ausgespiehenen Dämonenwirten?!
°°JETZT!°°
**Nö, jetzt will ich nicht mehr.**

„Das sind die beiden Wege die mir so durch den Kopf gegangen sind. Der dritte wäre … unsicher. Ihr könntet auch zum Tempel der Götter gehen und darauf hoffen, dass einer sich diesem Problem annimmt.“
**Au ja, morgen ist Faldors Nacht!**
°°Und übermorgen Manthalas!°°
**Gute Idee, Alte!**
°°Ja, gute Idee!°°
°°Gestern war der Urgeist dran.°°
**Und vorgestern Ventha oder Brocknar.**
°° Dazwischen liegen noch die drei der Familie°°
**Ja, Florensia, Phaun und Feylin**
°°Ja die kommen immer zusammen. Bäh!°°
**Schlimmer ist aber L... L...**
°°Ja, viel schlimmer!°°
**An dem Tag können wir eh nicht.**
°°Warum nicht?°°
**Da haben wir Durchfall!**

RUHE VERDAMMT!! GEBT RUHE!! VERSCHWINDET AUS MEINEM KOPF!!
Die beiden Stimmen verstummten plötzlich und Omniel, dessen ganzer Körper angespannt gewesen war, atmete nach einer kurzen Wartezeit endlich wieder erleichtert auf. Das ständige Geplapper der beiden bereitete ihm dermaßen Kopfschmerzen, dass seine Stirn jeden Moment aufzubrechen schien. Vielleicht wäe dies auch die einzige Möglichkeit, diese zwei Plagen loszuwerden. Was waren das für Wesen...waren sie überhaupt real oder entstammten sie, wie seine immer öfter auftachenden dunklen Tagträume, seiner durch die Ereignisse überstrapazierte Fantasie?
„Ihr solltet darüber beraten. Ich werde euch erst mal etwas zum Frühstücken besorgen und hab im Ankleidezimmer eine Schüssel mit warmen Wasser und den Eimer für die Morgentoilette hingestellt. Ihr müsst das zusammen schaffen. Ich meine das Problem, nicht die Toilette, ach was red ich! Ich mach mal was zu Essen ... “
Omniel war froh, als sie endlich gegangen war, nicht weil er sie nicht mochte - oder doch? Er wusste es nicht mehr so genau - sondern weil es nun deutlich ruhiger war. Nichts, was die Stimmen in seinem Kopf dazu ermuntern konnte, wieder wild loszuplappern. Nur er und das Mädchen.
Er atmete laut aus und brach damit sein Schweigen, dass er die ganze Zeit über gehalten hatte. Was sie wohl über ihn denken mochten, saß er doch stumm da und ließ sie über die weitere Vorgehensweise diskutieren - obwohl er der Grund für dieses Gespräch war. Doch das wollte er nicht sein, hatte es gestern Abend nicht gewollt. Wieder kam ihm der Gedanke, er hätte gestern verschwinden sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Doch das konnte er ja genau so gut hier und jetzt machen.
Als der Blick des jungen Mannes aber den von Delilah traf und er ihr Lächeln sah, wollte er alles wieder von neu bedenken. Nun, zumindest Ehrlichkeit war er ihr schuldig.
„Es...geschieht etwas seltsames mit mir...“ Seine Stimme klang heiser und man konnte ihr anhören, wie viel Mühe es ihm machte über dieses Thema zu reden. „Nenn es Schatten wenn du willst...aber in Wahrheit weiß ich nicht was es ist...ich hoffe vermutlich immer noch, dass das alles hier ein böser Traum ist...“ Er lachte leise, doch war es kein heiteres, sondern ein bitteres Lachen, dass die Laune des Schicksals zum Grunde hatte. „Vielleicht muss es ja auch so sein und jeder andere Reaktion darauf wäre Wahnsinn...“ Er schien mit sich selbst zu sprechen, doch dann wandte er sich wieder direkt an sie, schien aus seinen Gedanken aufzuschrecken.
„Ich glaube nicht, dass die Templer oder die Inquisition mir helfen werden. In ihren Augen bin ich doch nur ein weiterer irregeleiteter Sünder...selbst wenn sie mir meine Geschichte glauben, kann ich keine Gnade von ihnen erwarten. Und was die Götter anbelangt...von denen halte ich seit kurzem nicht mehr viel.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Es war ein Fehler zurück nach Jorsa zu kommen. Ich hätte über die Grenze sollen, als ich noch die Chance dazu hatte. Jetzt suchen sie mich hier und wer in der Hauptstadt gesucht wird, wird im ganzen Reich gesucht. Mit etwas Glück habe ich noch ein paar Tage, bis sie Steckbriefe an die Grenzposten schicken. “ Er hielt kurz inne. „Ihr beide wart gut zu mir und habt mir geholfen, als ihr mich vor die Tür hättet setzen sollen. Dafür danke ich euch, aber nun sollte ich gehen. Wenn es wahr ist, was deine Großmutter da erzählt hat, dann steht dir was großes bevor. Vielleicht wirst du sogar eine Magierin.“ der junge Mann lächelte sie freundlich an. „Zukünftige Magierinnen sollten sich aber nicht mit Kriminellen wie mir herumtreiben. Ich...werd schon alleine klar kommen“
Sowohl seine Zuversicht, als auch seine Fröhlichkeit waren gestellt.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Sonntag 2. Dezember 2012, 19:11

Ihre Großmutter war gegangen und ein kurzer Augenblick der Stille lag zwischen ihr und Omniel. Ein Augenblick in dem beide mit ihren Problemen kämpften, in dem Delilah tausende Bilder durch den Kopf schossen.
Der kesse Blick ihres Vater, sein tiefes Lachen, wenn sie ihn anstrahlte und das wundervolle Gefühl wenn er sie mit seinem kräftigen Armen empor gehoben hatte. Ihre Mutter, die sanfte Blume mit den scheuen, liebevollen Augen und ihre klare Stimme die andere Welten öffnen konnte, wenn sie sang oder ihrer Tochter vorlaß. Sollte sie wirklich Schuld daran sein, dass diese wundervollen Menschen von der Erde verbannt worden waren? Delilahs Hand fuhr das Blumenmuster auf ihrem Medaillon nach, während ihr Herz kurz vor Trauer schmerzte. Das Mädchen musste ein Zittern ihrer Lippen unterdrücken.
Sie wusste nicht was vor ihr lag und was kommen würde, aber sie war erleichtert, dass sie bei diesem Weg nicht alleine sein würde. Sie lächelte zu Omniel hinüber, doch ein leichter Nebel ihrer Sehnsucht hing noch in ihrem Blick.
Delilah hörte ihm aufmerksam zu, ihr Blick war ernst und sie ließ ihn bis zum Ende sprechen. Sie hatte ihn die ganze Zeit beobachtet und er sah wieder schlechter aus, als habe er Kopfschmerzen... und dann war da noch der Vorfall mit der Tasse. Aber sie konnte die Scherben auch später wegräumen.
Sie antwortete und ihre leise, bedrückte Stimme hallte merkwürdig weit durch die Zimmer. "Ich kann mich nur wiederholen... ich möchte dich zu nichts zwingen und wenn du gehen willst, wenn du es hier nicht mehr aushälst, dann werde ich dir nicht im Weg stehen... aber..." Delilah brach ab, wie sollte sie ihm das erklären?
"Ich möchte doch gar keine Magierin werden...!", in ihrer Stimme klang leise Verzweiflung mit. >Ich will nur ein ganz normales Mädchen sein, mit liebevollen Eltern die abends zu Hause auf mich warten. < Doch Delilah wusste, dass dies nie eintreffen würde. Und man jagt keinen Seifenblasen hinterher. "Ich möchte helfen, möchte wissen, was mit dir passiert... ich möchte dich nicht gehen lassen ohne mir sicher sein zu können, dass dir nicht geschehen kann... ich... möchte zusammen mit dir einen Weg finden, damit dein Lächeln deine Augen wieder erreichen kann..."
Das war die reine Wahrheit. Sie wollte ihn mit jeder Faser ihres Seins hierbehalten, der größere Teil von ihr, weil sie ihm unbedingt helfen wollte und ihn nicht "ungeschützt" gehen lasse wollte und der andere Teil... der kleinere Teil wünschte sich einfach einen Freund an ihrer Seite...Wie sollte sie ihm sagen, dass sie ihn auch aus reiner Selbstsucht hier behalten wollte, dass sie sich dieser "großen Zukunft" nicht alleine stellen wollte? Dass sie ihm jetzt schon, obwohl sie sich erst wenige Stunden kannten, vollkommen vertraute? Es war so ein heilloses Durcheinander von Gefühlen, Gedanken und Wünschen in ihr, dass sie sich wunderte warum sich ihr noch nicht alles drehte! Ein verlegenes Schweigen entstand. "Du... du solltest erst einmal frühstücken...", meinte das Mädchen schließlich niedergeschlagen. Sie sah ihn an und er sah sie wahrscheinlich das erste Mal nicht-lächelnd. Am liebsten hätte sie sich verzweifelt an ihn geklammert. Ihre Augen verrieten sie, denn sie flüsterten: "Lass mich nicht allein! Geh nicht!"

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Omniel » Donnerstag 6. Dezember 2012, 18:28

Während Resa in der nahen kleinen Küche herumkramte, lauschte Omniel in sich hinein, obwohl ein Teil von ihm ihn daran hindern wollte. Doch es war ruhig, er vernahm nichts außer dem leisen aneinanderklirren von Tellern und Töpfen, welche die alte Frau aus einem kleinen Schrank nahm. Keine Stimmen. Kein wildes Geplapper und Gezanke, dass seinen Kopf Schmerzen bereitete und seine Nerven bis zum Zerreißen spannte. Noch immer wollte ihm sich der so verführerische Gedanke, dass sich all dies nur um frühmorgendliche Wahrnehmungsstörungen handeln anbiedern, doch nach den Geschehnissen des vergangenen Tages war diese Art Erklärung nicht mehr ganz akzeptabel. Wenn er damit begann, all dies, was er von den Phänomen, die er nicht verstand - Marks überraschender Angriff, die Szene auf dem Marktplatz, der zeternde Schneider und die schwarze, teerartige Substanz die mit alldem in Verbindung zu stehen schien - seinem getäuschten Verstand zuzuschreiben, dann konnte er sich genau so gut gleich in eine Irrenanstalt begeben. Er hatte doch sein ganzes Leben lang auf seine scharfen Sinne vertraut, hatte sie trainiert und versucht sie zu beherrschen - nicht umgekehrt. Doch diese Veränderungen seiner Psyche hatte er nicht kommen sehen. Wahrhaben wollte er sie wohl noch weniger...
Doch lenkte ihn gerade ein anderer Umstand von seinem Unterbewusstsein ab, dass sich scheinbar selbstständig gemacht hatte. Delilah, die fröhliche, fürsorgliche, nette Delilah schien bedrückt zu sein, beinahe schon traurig. Und es hatte damit zu tun, dass er nun vorhatte sie zu verlassen. Er hätte es fast kommen sehen müssen.
"Ich möchte helfen, möchte wissen, was mit dir passiert... ich möchte dich nicht gehen lassen ohne mir sicher sein zu können, dass dir nicht geschehen kann... ich... möchte zusammen mit dir einen Weg finden, damit dein Lächeln deine Augen wieder erreichen kann..."
Omniel musterte das schmale kindliche, von blonden locken umrahmte Gesicht dass in ein paar Jahren einer sehr hübschen und zweifellos beliebten jungen Frau gehören würde. Delilah war ein guter Mensch, das spürte er wenn er sie ansah. Auch er mochte sie und nach alldem, was ihre Großmutter vorhin über ihre Enkelin erzählt hatte, stand auch ihr wohl keine leichte Zeit bevor, wenn man den Worten einer angeblichen Weissagerin glauben schenken konnte. Sie würde einen Beschützer brauchen, jemanden der bereit wäre an ihrer Stelle zu kämpfen, sich für sie einsetzte. Resa hatte diese Rolle anscheinend so gut sie konnte übernommen, doch wie sie selbst gesagt hatte: ihre Mittel waren einfach nicht mehr ausreichend.
" Hmm... " Der junge Mann senkte den Blick auf den kleinen Scherbenhaufen, den er fein säuberlich auf den Teppich gestapelt hatte. Sein Leben lag ihm zu Füßen. " Weißt du, als ich etwa so alt war wie du, habe ich mich in der Armee gemeldet - gegen den Willen meines Vaters, der selber Ausbilder in Jorsa war. " Er hob eine Scherbe mit gezacktem Bruchmuster auf und betrachtete sie einen Moment, dann warf er sie wieder zurück auf den Haufen. " Wie ich dann gemeinsam mit den anderen Freiwilligen im Kasernenhof stand, mit pochendem Herzen und wackligen Knien, kamen die ersten Zweifel an meiner Entscheidung und ich kam schon in Versuchung meine Sachen zu packen und wieder nach Hause zu gehen... ich fragte mich warum ich überhaupt Soldat werden wollte, warum ich nicht ein leichteres Leben wählen wollte... " Er lächelte schwach. " Gerade als ich mich umdrehen wollte, trat einer der Ausbilder vor uns. Er hat uns lange angesehen, jeden einzelnen von uns genau ins Auge genommen. Und dann hat er uns dieselbe Frage gestellt die jedem durch den Kopf ging...warum seid ihr hier? " In Omniels Augen war ein Funkeln zu sehen, dass ihn lebendiger, wirklicher aussehen lies. " Und plötzlich wusste ich es, kannte nicht nur einen sondern gleich dutzende Gründe, die meine Entscheidung festigten, die mein Herz und meine Knie beruhigten, mich sicher werden ließen... " Er hob den Blick und sah in Delilah's Augen. " Ich wollte helfen. Ich wollte mein Land vor Feinden schützen, ich wollte die Bürger vor Verbrechen und Mord bewahren, ich wollte... " Er verstummte und sah wieder zu Boden.
Warum erzählte er ihr das alles? Wollte er sich dafür revanchieren, dass er nun so viel über sie wusste? Oder suchte er unbewusst nur nach einer Schulter zum Ausweinen? War er schon so schwach geworden?
" Ich bin kein Soldat der Angst vor dem Kampf hatte oder sich bereichert und dann verschwindet. Das ist es nicht wofür sie mich suchen. Aber du kannst mir glauben, dass es einen Grund dafür geben hat, warum ich weg wollte, einfach nur weg. Ich will es immer noch, wohin auch immer, nur weg, fort von... " > ...mir? < War es das, was er sagen wollte?

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Freitag 7. Dezember 2012, 16:33

"Und plötzlich wusste ich es, kannte nicht nur einen sondern gleich dutzende Gründe, die meine Entscheidung festigten, die mein Herz und meine Knie beruhigten, mich sicher werden ließen... Ich wollte helfen. Ich wollte mein Land vor Feinden schützen, ich wollte die Bürger vor Verbrechen und Mord bewahren, ich wollte... "
Delilah erwiderte Omniels warmen Blick. Sie hatte still seiner Geschichte gelauscht. Diesesmal war er es gewesen, der ihr die Kraft zurückgegeben hatte. Wie ein Scherbenhaufen war dem Mädchen für einen Moment alles vorgekommen, hatte alles so unwirklich schwierig gewirkt. Aber Omniel hate recht. Manchmal war der richtige Weg, der Weg der einem bestimmt war eben nicht der leichte. Und hatte sie nicht immer nichts mehr gemocht als zu helfen? War in ihr nicht schon vor langer Zeit der Wunsch gereift Heilerin zu werden? Vielleicht würde sich nun ihr Wunsch erfüllen, aber eben auf andere Weise. Zögerlich wandte sie sich innerlich der Möglichkeit zu, dass sie wirklich... dass ihr ein anderer Weg gegeben war als ihren Freunden. Aber konnte sie denn wirklich alles zurück lassen um ... um auf diesem unbekanntem Pfad zu wandeln? Während Delilah noch darüber nachdachte, wusste sie eigentlich schon, dass sie ihr eigenes Glück nicht über das von anderen stellen würde. Aber... noch war alles so unbekannt. Sie wusste noch nicht einmal, um was für eine Aufgabe es sich handeln würde. Und selbst wenn es etwas mit Omniel zu tun hatte, war immer noch unklar was es denn nun genau in ihm schlummerte und wie es dagegen vorzugehen galt, wenn er sich denn entschloß hier zu bleiben. Sie musterte Omniel, inzwischen sah sich mehr und mehr in ihren ersten Gefühlen bestätigt. Der Soldat war jemand dem man voll und ganz vertrauen konnte, jemand der seinen Weg eigentlich gefunden hatte ihn aber verloren glaubte. Sie wünschte sich wirklich, dass er bleiben würde. So würde man sich gegenseitig helfen können. " Ich bin kein Soldat der Angst vor dem Kampf hatte oder sich bereichert und dann verschwindet. " Bei diesen Worten weiteten sich Delilahs Augen erschrocken. Glaubte er denn wirklich, sie würde so von ihm denken? Natürlich hatte sie sich gefragt, weshalb er die Armee verlassen hatte, aber solch niederen Beweggründe wären ihr bei ihm nie in den Sinn gekommen. "Aber du kannst mir glauben, dass es einen Grund dafür geben hat, warum ich weg wollte, einfach nur weg. Ich will es immer noch, wohin auch immer, nur weg, fort von... " Was es wohl gewesen war? Delilah sah ihn neugierig an fragte jedoch nicht. In ihren Augen spiegelte sich inzwischen nur noch die leichte Unsicherheit, jedoch konnte man in ihnen auch erkennen, dass sie nun bereit war sich ihrer Aufgabe zustellen. Innerlich zögerte Delilah immer noch es "Schicksal" zu nennen. "... es gehört wohl immer viel Willensstärke dazu, aus eigenem Antrieb den schwereren Pfad zu wählen. Du hast diese Stärke schon einmal gezeigt... deshalb frage ich mich... warum du nun den leichten Pfad wählen willst? Ist es nicht immer ein Beweis von Stärke wenn man sich den Gefahren stellt? ... naja... wenn man der Gefahr gewachsen ist, natürlich." Sie blickte unsicher auf ihre Hände, doch um ihre Lippen spielte bereits wieder ein kleines Lächeln. "Vielleicht wären wir zu Zweit stärker... was meinst du?" Ihre Stimme war so leise geworden wie ein Flüstern im Wind. Vielleicht verstand Omniel sie schon gar nicht mehr.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 7. Dezember 2012, 17:33

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Samstag 8. Dezember 2012, 17:44

Während Delilah und Omniel unten im Laden des Schneiders sich berieten und Resa das Frühstück zubereitete, saß Mortimer in seiner Kammer an seinem Zeichentisch. Das kleine Fenster warf einen schrägen Streifen Licht auf die schräge Arbeitsfläche auf der einige Bögen Papier übereinander lagen. Der alte Schneider blätterte in seinen Inspirationen und suchte etwas. Er suchte etwas was seinen Dank ausdrücken konnte. Resa und er hatten lange miteinander gesprochen und auch wenn er sich an einiges nicht erinnerte so vertraute er seiner alten Freundin vollkommen. Versonnen sah er aus dem Fenster und beobachtet die Schneeflocken bei ihrem glitzernden Treiben. Schon hatte der alte Mann wieder vergessen was er gerade tun wollte, da tauchte ein winziges rotes Mützchen hinter dem welligen Glas auf. Die Verzerrungen ließen es lustig auf und nieder tanzen und ein leises Klopfen drang an das Ohr des Schneiders. Die Stirn runzelnd stand er auf und öffnete das Fenster.
*KLATSCH*
Ein dicker Schneeball traf ihn an der Stirn und sofort war er hellwach. Woher das Geschoss gekommen war, war nirgends auszumachen und ein wenig verärgert schloss er das Fenster wieder, rieb sich mit einem Tuch das Gesicht, ging zurück zu seinem Pult und nahm die Feder wieder in die Hand.
„Ach, ja …!“
Jetzt war ihm wieder eingefallen, was er Delilah schenken wollte. Das beste was ein Schneider einem jungen Mädchen in diesen glücklichen Jahren machen konnte. Mit gekonnten und geübten Fingern kratzte leise die Feder über kleine Stück Papier und nach dem die Tinte getrocknet war, breitete sich ein Lächeln auf seinen Zügen aus. Ein kleines graphisches Kunstwerk präsentierte ein großes geschwungenes G und die folgenden Letter schmiegten sich harmonisch an. Er faltete sorgfältig alle Ecken zur Mitte und holte sein Siegelring aus einer Schublade. Das Wachs wurde über der Kerze erhitzt und tropfe auf das Pergament. Ein schneller Druck und das kleine Kunstwerk war fertig, auch wenn der Inhalt um ein mehrfaches wertvoller war. Seine runzligen Hände mit den vielen Altersflecken und den gepflegten Nägeln, damit sie die feinen Stoffe nicht beschädigten, nahmen den Brief der kaum größer als sein Handteller war und er ging hinüber zu Resa in die kleiner Wohnküche. Kaum hatte er den Raum betreten drehte sie sich um und lächelte ihn herzlich an.
„Geht es dir gut Mortimer?“
„Wenn du da bist immer.“
„Schhhhhhh... nicht das sie uns hören.“

Er trat neben sie und legte sanft seine Hand auf ihre die einen Kochlöffel hielt. Der Duft von Rühreiern und Speck hing in der Luft, als er seinen andern Arm mutig um ihre Taille legte. Sein Gesicht näherte sich ihrer Wange, doch Resa war schnell mit dem Löffel, so dass er nur dem wohlschmeckenden Holz einen Kuss aushauchen konnte.
„Du schmeckst wieder ganz köstlich! Würzig, doch etwas holzig … etwas Gesichtspflege könnte dir mal wieder gut tun meine süße Alte.“
„Püh!“

Resa verzog das Gesicht zu einer gespielt hochnäsigen Grimasse und lächelte ihn dann wieder an, während sie sich aus seinem Arm drehte. Mortimers Blick fiel auf das Tablett, dass sie liebevoll vorbereitet hatte und legte den kleinen Brief darauf. Resa schaute neugierig.
„Was ist das?“
„Nichts für dich! Das ist für dein Enkelkind! Unter steh dich es zu öffnen!“

Resas Mund ging auf … und wieder zu. Sicher hätte sie etwas erwidert, wenn er ihr nicht so charmant zugezwinkert hätte. Sie nahm das Tablett und ging zur Treppe.
„ … als würde ich ...“
Doch wenn sie ehrlich war brannte die Neugierde in ihren Augen schon lichterloh und sie konnte es kaum erwarten, dass Delilah den Umschlag öffnete. Mortimer sah ihr schelmisch grinsend hinterher und musterte mit schräg gelegten Kopf ihre Hüften. Zum Glück sah sie es nicht, sonst hätte es vermutlich ein kleineres Donnerwetter gegeben. Dann stand er wieder allein in seiner Küche und wusste nicht so recht wohin mit sich. Das Alter nagte seit einem Jahr gewaltig an seiner Konzentration und bald würde er den Alltag nicht mehr alleine bestreiten können. Wie sehr er sich wünschte eine Frau wie Resa an seiner Seite zu wissen, lag in seinen sehnsüchtigen Blicken, doch bis jetzt waren ihre Treffen immer heimlich und scheu gewesen, da Resa ihr Enkelkind über alles stellte. Er säuselte leise ein Melodie und betrachtete das für ihn ebenfalls bereit gestellte Frühstück. Die Küche war klein und er setzte sich auf den Schemel der hier das neben dem Herd, ein paar Regalen, einem Schrank und einem winzigen Tisch das einzigste Sitzmobiliar war. Versonnen schob er das Rührei in Herzform auf seinem Teller zu recht.

Resas Schritte näherten sich wieder dem kleinen Hinterzimmer. Sie räusperte sich kurz um auf sich aufmerksam zu machen, da sie nicht klopfen konnte. Das Tablett in den Händen trat sie kurz ein und stellte es auf den Tisch neben dem kleinen Ofen. Sie lächelte kurz den beiden zu und zögerte dann auffällig. Hin und hergerissen, ob sie warten sollte bis Delilah den Umschlag entdeckte trat sie von einem Bein auf das andere, aber merkte doch, dass sie gerade störte. Die beiden mussten sich erst einmal richtig unterhalten. Es war wichtig und sie durfte dem Schicksal nicht länger im Weg stehen, deshalb nickte sie nur kurz und verschwand gleich wieder.

Ein Tablett mit zwei Tellern Rührei, jeweils zwei Streifen gebraten Speck darauf standen bereit und verbreiteten schnell ihren Duft in dem kleinen Raum. Der keine Umschlag lag dazwischen und trug mit geschwungenen Lettern Delilahs Name.
Würde sie ihn öffnen, so stünde dort:
„Gutschein.
Liebe Delilah,
vielen Dank für dein Licht in meinem Haus.
Ich wünsche dir immerwährendes Glück und
möchte dir ein Kleidungsstück deiner Wahl anfertigen.
Ich weiß, das du ein bescheidenes Kind bist,
doch ich bitte dich dieses eine Mal nicht auf den Preis zu achten.
Du bist bald eine Frau und brauchst für deine Wege eine anständige Garderobe.
Mach mir die Freude und suche dir etwas aus.
Das Geschenk deiner lieben Großmutter bleibt hiervon unangetastet.
Wenn du möchtest kann dies auch unser kleines Geheimnis bleiben.
Alles Gute.
Mortimer“

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Omniel » Samstag 8. Dezember 2012, 22:44

"... es gehört wohl immer viel Willensstärke dazu, aus eigenem Antrieb den schwereren Pfad zu wählen. Du hast diese Stärke schon einmal gezeigt... deshalb frage ich mich... warum du nun den leichten Pfad wählen willst?"
Der junge Krieger vergaß bei jedem Wort das sie sagte, jedem Blick den sie ihm zuwarf immer mehr, dass er mit einem unerfahrenen Mädchen sprach und nicht mit einer erwachsenen Frau. Diese Souveränität und Ausdruckskraft die in Delilahs Stimme mitschwang, straften all seine Einschätzungen die er über sie gehabt hatte, als er sie das erste Mal mit dem Kleid in der Hand gesehen hatte, Lügen. Selbst wenn sie keine magischen Fähigkeiten in sich tragen sollte, so würde sie wohl dennoch nicht in der grauen Masse der Durschnittsmägde Jorsas untergehen. Die alte Resa hatte schon recht damit, dass ihre Enkelin etwas Besonderes war.
"Willensstärke...oder Irrsinn." Omniel lächelte matt und sah zu dem Mädchen hinüber, um sicherzugehen, dass sie es ernst meinte. Er war es nicht gewohnt, Komplimente zu bekommen oder für etwas gelobt zu werden - ja selbst Nettigkeiten wurden ihm nur selten entgegengebracht. Er hatte seine Pflichten und die mussten erledigt werden, tat er es dann geschah nichts, machte er Fehler oder vergaß etwas wurde er bestraft. So wurde es in der Armee gehandhabt...nur war er eben kein Soldat mehr.
"Ist es nicht immer ein Beweis von Stärke wenn man sich den Gefahren stellt? ... naja... wenn man der Gefahr gewachsen ist, natürlich."
Er schwieg und blickte zu Boden während er über das Gesagte nachdachte. Sie hatte recht, natürlich hatte sie recht denn an ihren Worten war nichts auszusetzen. Doch genau da lag das Problem: Es waren nur Worte. Wann hatte er das letzte Mal Stärke gezeigt? Es schien schon so lange her zu sein, wie aus einer anderen Zeit, aus einem anderen Leben. Nein, er war nicht stark, all seine Handlungen, die ihn in diese Lage gebracht hatten zeigten das. Hätte er nicht gehen sollen als das Scharmützel in den Wäldern vorbeigewesen war? Hätte er nach Jersa zurückkehren sollen, die tote Aileen in den Armen und so tun sollen als wäre nichts weiter geschehen? Hätte er am nächsten Tag wieder Wache, wieder Ausschau nach Feinden halten sollen, wieder in der Stadt patrioulieren und Abends, die Gespräche der anderen Soldaten im Ohr, einschlafen sollen? Nein... Omniel wusste, dass dies nicht möglich gewesen wäre. Er war nicht aus Angst desertiert - er hatte es getan weil es die einzige Möglichkeit gewesen war für ihn weiterzuleben. Ein erbärmliches, trostloses und ruheloses Leben voller Schuld und Selbsthass zwar, doch mehr, als er verdiente.
"Ich habe keine Angst vor der Gefahr. Ich... will nur nicht noch mehr Leid verursachen..."
Ein Blick zu ihr zeigte ihm, dass sie schüchtern zu Boden sah. Sie öffnete den Mund und er las es mehr von ihren Lippen und an ihrer Miene ab, als er es schwach zu hören bekam.
"Vielleicht wären wir zu Zweit stärker... was meinst du?"
Bevor er antworten konnte kam Resa herein, sah die beiden entschuldigend an und stellte ein Tablett mit zwei gut beladenen Tellern, Besteck und einem kleinen Brief oder Umschlag auf den Tisch. Sie sah zwischen den beiden hin und her und schien auf etwas zu warten, ihr Blick ging ein paar Mal von Delilah zum Umschlag, dann beschloss sie wohl doch lieber wieder zu gehen um Omniel und das Mädchen wieder alleine zu lassen. Er danke ihr höflich für das Essen, auch wenn der Duft der ihm in die Nase stieg seinen Appetit nicht zu wecken vermochte. Delilah schien das Briefchen mit ihren Namen drauf bemerkt zu haben und er nickte er aufmunternd zu. "Mach es doch auf."

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Montag 17. Dezember 2012, 01:57

"Irrsinn?" Delilahs schüttelte leicht den Kopf. "Warum sollte es denn Irrsinn sein seinem Herzen zu folgen?" Das Mädchen beobachtete stumm Omniels Mienenspiel und fragte sich was in dem jungen Mann vor sich ging. Was war geschehen, dass... dass ihn dazu gebracht hatte sein ganzes Leben aufzugeben? Alles was ihm bekannt, vertraut und lieb war? Würde sie die Kraft haben ( oder die Verzweiflung?) um dasselbe zu tun? Sie betrachtete ihn noch immer, als er auf den Boden blickend seinen Gedanken nachhing. Woran er wohl dachte? An wen er wohl dachte? "Ich habe keine Angst vor der Gefahr. Ich... will nur nicht noch mehr Leid verursachen..." Immer noch war da dieses Unausgesprochene zwischen ihnen, dieses etwas, das was mit ihm geschehen war, etwas... sehr Schreckliches musste es gewesen sein. Was war das Schlimmste was ihr widerfahren war? Mit Sicherheit der Tod ihrer Eltern und doch... hatte sie das Gefühl in ihm noch größeren Schmerz zu fühlen. "Ich glaube nicht, dass du mehr Leid verursachen kannst, als dir widerfahren ist...", ihre Stimme klang warm und leicht, wie ein schöner Sommer- oder Frühlingstag. Sie wollte ihn trösten und wusste nicht wie, wollte ihn mit ihren Worten nicht kränken... also legte sie alles was Unausgesprochen blieb in ihre Stimme. Den Mut, die Hoffnung und das Vertrauen. Sie lächelte, doch dann holte sie die Schüchternheit wieder ein und ihre nächsten Worte gingen beinahe unter im Strudel der Widersprüche die sich in diesem kleinen Raum ihren Kampf lieferten. Zuversicht und Hoffnungslosigkeit, Angst und Mut, Trauer und Hoffnung... "Vielleicht wären wir zu Zweit stärker... was meinst du?" Ihr schüchterner Blick lag auf ihren Händen und ihr kam das Lichtspiel im Schein der Kerzen in den Sinn. Es gab ihr Mut und bestärkte sie in ihrem stillen Glauben, dass der Lichtgott seine schützende Hand über sie hielt und ihr bei ihren Wegen helfen würde, egal wie diese nun aussahen.
Diese merkwürdige Stimmung die den Raum regiert hatte floh hastig in die letzten Winkel der Schneiderei als ihre Großmutter den Raum betrat. Sogleich empfing ihre Nase den köstlichen Duft von Rührei und Speck und ihr Magen knurrte etwas unweiblich. Ein breites Lächeln begrüßte Resa als sie das Räumchen betrat in dem ihre Enkelin und der Quasi-Fremde saßen. Wenn man sich Deli und Resa besah entdeckte man doch einige Ähnlichkeiten. Sie hatte das gleiche herzliche Lächeln, die weichen Konturen ihre Gesichtes fanden sich etwas verwaschen auch bei der Großmutter wieder und beide zierte eine fröhliche Lockenpracht, auch wenn die Resas mit den Jahren ergraut war. Die fröhlichen Augen hatte Deli jedoch von ihrem Vater geerbt, während sie sonst sehr Mutter und Großmutter glich. Die junge Jorsanerin wunderte sich warum ihre Moma solange verharrte ohne ersichtlichen Grund und ohne dass sie anfing zu sprechen. Ihr Blick folgte Resas und sie erblickte auf dem Tablett mit den Leckereien ein kleines Briefchen auf dem in schöner Handschrift ihr Name geschrieben stand. Fragend sah Delilah ihre Großmutter an, doch diese verließ leise den Raum. Das Mädchen musste leise lachen, sie ahnte welche Überwindung dies ihre Moma gekostet haben musste, schließlich hatte sie ihre Neugier an die Enkelin weiter gegeben. Sie grinste zu Omniel herüber, der nicht aussah als wenn er großen Apetit hätte und der sie aufforderte sich ihren Brief doch anzusehen. Neugierig griffen ihre schlanken Hände nach dem schweren Papier und sie klappte die Seiten auseinander.
„Gutschein.
Liebe Delilah,
vielen Dank für dein Licht in meinem Haus.
Ich wünsche dir immerwährendes Glück und
möchte dir ein Kleidungsstück deiner Wahl anfertigen.
Ich weiß, das du ein bescheidenes Kind bist,
doch ich bitte dich dieses eine Mal nicht auf den Preis zu achten.
Du bist bald eine Frau und brauchst für deine Wege eine anständige Garderobe.
Mach mir die Freude und suche dir etwas aus.
Das Geschenk deiner lieben Großmutter bleibt hiervon unangetastet.
Wenn du möchtest kann dies auch unser kleines Geheimnis bleiben.
Alles Gute.
Mortimer“
Schnell huschten Delilahs braune Augen von Zeile zu Zeile und ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihre Großmutter hatte einen wirklich guten Freund in Mortimer gefunden. Später würden die beiden sicher sehr glücklich zusammen sein. Resa glaubte zwar, dass Delilah nichts von ihren Neckereien mitbekam, aber Kinder sehen immer mehr als man glaubt, spüren Freude und Unheil in der Luft. Deli mochte es nicht den beiden im Weg zu stehen, doch sie freute sich über das Geschenk des Schneiders. Aber konnte sie das denn annehmen? ... Womit hatte sie etwas so Kostbares verdient? "Vielen Dank für dein Licht in meinem Haus." Wieso sagten das die Leute so oft? Sie freute sich, wenn es anderen durch sie besser ging, wenn sie sich bei ihrem Anblick freuten und doch erschrack sie immer noch vor dem Gedanken... anders zu sein. Sie sollte nicht auf den Preis achten... aber wie sollte sie das denn nicht tun? Sie konnte doch nicht einfach... das Kleid, dass ihre Großmutter ihr schenken wollte war ehrlich verdient, aber Delilah war sich noch immer nicht sicher, womit sie sich diesen Brief erarbeitet haben sollte. Immer noch hergerissen zwischen Freude und ... schlechtem Gewissen legte sie den Brief wieder neben ihren Teller. Wieder knurrte ihr Magen. Mit dem Brief würde sie sich später noch besser beschäftigen, ihn dem Schneider viellecht doch noch ausreden, doch jetzt... würde sie sich mit Oma Resas berühmten Rührei befassen! Sie grinste Omniel an. "Hast du keinen Hunger?", fragte sie schelmisch. Dann stürzte sie sich hungrig auf ihre Portion und genoß jeden einzelnen Bissen, als wäre es ihr Erster. Nach dem Essen wurde ihr Blick wieder ernster. "Hast du dir überlegt, was du nun vorhast...?" Sie schwieg wieder einen Augenblick. "Wirst du gehen... oder doch bleiben und wir suchen gemeinsam einen Weg?" Immer noch sah man in ihren Augen die Unsicherheit die seit dem sie von der Prophezeiung gehört hatte ergriffen hatte und doch war in ihr und in ihren Augen dieses unerschütterliche Vertrauen in die Welt und die Zukunft zu finden.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 19. Dezember 2012, 00:10

Delilah fragte sich immernoch was diesen jungen Mann bei ihr so getroffen hatte, was ihn so verändert hatte, das er sein Lächeln so schwer zurück gewann. Das was ihr sonst so mühelos gelang, war bei ihm Schwerstarbeit. Trotzdem wusste sie, das es ihre Aufgabe war. Es war eine Aufgabe an der sie wachsen würde, an der sie reifen konnte auch wenn sie Angst vor der Zukunft hatte und aus einem ersten Instinkt heraus vielleicht am liebsten ihr ruhiges Klassenzimmer vorgezogen hätte. Die Worte die sie für ihn fand, kamen tief aus ihrer Seele und waren voller Hoffnung und auch sein unsicheres:
"Vielleicht wären wir zu Zweit stärker... was meinst du?"
ließ den zarten Keim erkennen, den sie gemeinsam hegen und pflegen könnten und vielleicht in ferner Zukunft eine Blüte der Freundschaft zeigen könnte. Die Stimmung im Raum war greifbar verdichtet, doch hatte sie keinen Namen. Sie verschwand als Resa mit dem Tablett das kleine Hinterzimmer betrat und das Frühstück brachte. Ein kleiner Brief war an sie gerichtet.
Delilah schmunzelte amüsiert über die Zeilen. Als junges Mädchen drehten sich ihre Gedanken schnell um schöne Stoffe und Schnitte, doch war sie auch eben ganz Resas Enkelkind was sparsam erzogen worden war, doch genau DAS sollte sie nun mal außer Acht lassen? Was sollte sie sich überhaupt wünschen? Was würde sie brauchen? Vielleicht gab es für ihre Zukunft ganz andere Dinge noch zu berücksichtigen, die auch in ihrer Garderobe sich wieder spiegeln würden. Vielleicht würde sie einst als große Magierin eine Robe benötigen die ihre Zunft präsentierte, oder sie würde mit Omniel gemeinsam auf Reisen gehen um das Land zu erforschen …
Delilahs Gedankengänge schweiften ab. Sie musste beim Thema bleiben! Sie erinnerte sich an die vielen lächelnden Gesichter, die schon ähnliche Worte wie Mortimer verwand hatten in ihrem Leben. Das Licht schien eine große Rolle zu spielen und Resa war eine wahrhaft gläubige Person, die ihr jedoch niemals ihren Glauben aufgedrängt hatte. Resa selbst war oft im Tempel anzutreffen, wenn die Messen im Namen Lysantors gehalten wurden, doch Deli war nie dabei gewesen. Ihre Großmutter hatte ihr jede Freiheit gelassen ihren eigenen Glauben und auch ihren eigenen Willen zu entwickeln. Delilah war sich durchaus bewusst, dass sie neben Unglück ihrer verstorbenen Eltern, auch sehr viel Glück mit ihrer Großmutter hatte, die ihr nicht nur eine sehr freie Erziehung angedeihen hatte lassen, sondern auch noch hervorragend kochen konnte! Der Duft der Eier kroch ihr in die Nase und ließ wenig weiblich ihren Magen laut auf knurren, dass man im Nachbarraum einen Bären hätte vermuten können.
"Hast du keinen Hunger?"
Hungrig machte sie sich über das Frühstück her und fragte dann Omniel mit noch nicht ganz geleerten Wangen:
"Hast du dir überlegt, was du nun vorhast...?"
Nach einem Schlucken kehrte die Unsicherheit auf ihre Züge zurück und eine mädchenhafte Scheu stahl sich in ihre braunen Augen.
"Wirst du gehen... oder doch bleiben und wir suchen gemeinsam einen Weg?"
Ein zweites Mal hatte sie ihn nun leise gefragt, ob sie ihren Weg gemeinsam beschreiten wollten, doch Omniel wirkte gerade etwas abwesend. Sie glaubte sicher nicht, dass er ihr nicht zuhörte, doch sein innerer Kampf war allgegenwärtig. Doch suchte man Verwirrung in dem Gesicht des jungen Mädchens, suchte man vergebens. Da war einzig Platz für Verständnis.

Omniel hatte gesagt:
"Mach es doch auf."
Der Hall seiner eigen Worte beschwor ein Bild in ihm herauf. Ein kleiner Kupferner Gegenstand, dessen Deckel sich öffnen ließ. Omniel wirkte kaum mehr als zwei Sekunden abwesend, doch ihn ihm tat sich etwas auf, dass er nicht zu fassen wagte. Etwas … Jemand … ließ seine Finger um den Gegenstand in seiner Tasche schließen und leicht mit dem Daumen über geschliffene Oberfläche fahren.

Hintergrundmusik

Die tiefen Linien der Handfläche auf der das Kleinod lag, berichteten von harter Arbeit und dem oftmals ruhelosen Leben einer Kundschafterin. Einem Leben, das sie nun gewillt war aufzugeben. Die kupferne, filigrane Handwerkskunst aus Pelgar wog nicht viel, aber ihr Herz hing an diesem kleinen Gegenstand, so wie das Kind, das unter ihrem Herzen ruhte. Noch war es nicht geboren, aber Kaithlyn spürte schon jetzt diese allumfassende große Liebe in sich erblühen. Sanft strichen ihre Finger über ihren noch recht flachen Bauch. Auch wenn man ihr es noch nicht ansah, so verriet ihr Lächeln und ihr Strahlen die gute Nachricht. Sie sah hinüber zu dem Mann der ihr dieses Glück beschert hatte und noch nicht ahnte, was unter ihrem Herzen wuchs. Er lächelte sie voller Liebe an und sie schmunzelte. Ihre Hand ruhte noch auf ihrem Leib und ihre Gedanken waren ganz bei ihrem Kind. Einst würde dieses kleine Wesen sie verlassen und seinen eigenen Weg finden müssen. Niemand war das klarer als der Kundschafterin, die ständig neue Pfade finden musste. Ein Hauch Melancholie lag in der Luft, aber auch unsagbare Freude über das entstehende Leben in ihr. Still und sanft lächelnd schloss sie den Deckel des Kompass, aber hielt ihn fest in ihrer Hand.
„Einst mein Kind, wird er dir gehören. Einst wird er dich auf deinen Wegen begleiten und dich dort hin bringen, wonach dein Herz sich sehnen möge.“
Ihr Blick wanderte hinauf zu den Sternen, zu den bekannten Bildern und sie lächelte. Ein vorsichtiges Räuspern zeigte an, dass Leon Kavarden sehr gute Ohren hatte. Kaithlyn sah auf und seine aufmerksamen Augen ruhten auf ihr. Sein Blick stellte die stille Frage, besser als seine geöffneten, bebenden Lippen, die nicht vermochten auch nur einen Ton zu sprechen. Ungläubig sah er auf ihren Leib und wieder in den Himmel ihrer Augen. Hier wohnte er und hier war er zu Hause.
Sie schlug die Augen nieder und berührte abermals ihren kleinen Bauch. Verstehen ließ ihn folgen. Seine Hand legte sich sanft, noch fast etwas zögernd über ihre.
Sie sahen einander voller Liebe an. Stille lag über dem Paar, denn sie ruhten in vollkommener Glückseligkeit und nichts konnte diesen Moment stören. Eine Träne des Glücks fiel und benetzte das Kleinod und der Zauber war besiegelt.

**Oooooooch, wie niedlich!**
Schrecklich sarkastisch klingend brach der Zauber der Erinnerung mit einem gehässigen Lachen in sich zusammen. Es war als fielen Scherben in Omniels Seele. Die „Anderen“ begannen wieder zu diskutieren.
°°Ja die gefällt mir!°°
**Meinst du?**
°°Ist eine starke Erinnerung und für ihn bestimmt.°°
**Du meinst, die können wir benutzen?**
°°Klaaar!°°
**Und wie soll das funktionieren?**
°°Na wir hängen uns einfach drann!°°
**Häh?**
°°Na, wenn er an SIE denkt, wirkt es so, wenn er an Rache denkt, so und wenn er sich schuldig fühlt, eben so!°°
**Ah … verstehe, glaub ich.**
°°Wird ja auch Zeit.°°
**Na dann mach mal.**
In Omniels Geist formierten sich seine Gedanken neu, waren immernoch ganz unter seinem Willen, doch zusätzlich krochen wieder diese Einflüsterungen in ihnen herum und er spürte ein leichtes Vibrieren unter seinen Fingern die den Kompass hielten. Vielleicht holte er ihn sogar aus der Tasche und blickte auf den Gegenstand. Er hob seinen Kopf und sah Delilah an. Seine Schuldgefühle, eine inneren Dämonen flüsterten, dass er dieses junge Wesen vor ihm so in Gefahr brachte, ließen die Nadel rotieren und schließlich in Richtung Tür zeigen. Omniel brauchte nicht einmal die Stimmen zu hören, um zu wissen, was dieser schlechte Rat bedeutete:
°°Nur fort von hier, nur fort! Bringt dich zu einem anderen Ort!°°
**Seit wann reimst du denn?**
°°Ich übe noch also, Klappe!°°
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Omniel » Montag 31. Dezember 2012, 15:58

" Irrsinn? Warum sollte es denn Irrsinn sein seinem Herzen zu folgen? " In der Stimme des Mädchens schwang leichte Verwirrung, vielleicht sogar milde Empörung über eine solche Verunglimpfung eines erstrebenswertes Zieles mit. Omniel ließ die Frage unbeantwortet - denn es gab natürlich keine richtige darauf. Er wusste um die Eigenart des Lebens Ideale der Menschen durch mehrere Sichtweisen darzustellen. Ein minderbemittelter Narr, der gegen eine Bestie in den Kampf zog, konnte am nächsten Tage schon zu den Helden zählen, nur weil das Glück ihm bei seinem Vorhaben zur Seite gestanden hatte. Die Welt bestand nicht nur aus schwarz und weiß, aus Gut und Böse - aus zwei Gewichten, die sich gegenseitig die Waage hielten und an deren Stand man den Wert bestimmen konnte. Doch diese Willkür des Lebens konnte einem nicht näher gebracht werden, man musste sie selbst an eigener Haut erfahren. Delilah schien dies noch vor sich zu haben.
"Ich glaube nicht, dass du mehr Leid verursachen kannst, als dir widerfahren ist..." Der junge Mann wusste, dass ihre Worte nur gut gemeint waren, dass sie ihn trösten sollten, ihre warme Stimme ihn vielleicht sogar ein wenig von der Schuld entlasten sollte, die er auf seinen Schultern zu tragen hatte. Doch es gelang ihr nicht. Vor seinem inneren Auge tauchten die Bilder seiner toten Kameraden auf, nebeneinander aufgereiht im Wagen liegend, die Hände ineinander verschränkt und die Lider geschlossen. Sie hatten ihn vertraut, waren ihm in den Kampf gefolgt. Und nun? Nun waren sie fort, kehrten tot in die Arme ihrer Familien wieder, erschlagen von Grandessanern - doch gestorben durch seine Schuld. Sie waren an seiner Seite gefallen...und sie sogar für ihn. Wenn er nur...! Doch es war zu spät...
"Da wär ich mir nicht so sicher..." Er verzog das Gesicht und mied ihren Blick, war dankbar für die Unterbrechung durch die Großmutter des Mädchens, die eine Nachricht für sie brachte. Er wunderte sich nur kurz darüber, unter anderem über die Neugier, die in Resas Blick lag, die davon zeugte dass der Brief nicht von ihr stammen konnte. Als sie gegangen war ermutige Omniel Delilah ihn zu öffnen, dankbar für die Zeit, die er dadurch gewann um über ihr Angebot nachzudenken, welches ihn immer noch beschäftigte.

So wie es stand hatte er zwei Optionen: Die erste wäre die Flucht aus Jorsa, von der er noch nicht wusste wie schwer sie ausfallen würde. Es könnte sein, dass die Wachen die Suche nach ihm schon aufgegeben hatten und er sich leicht aus der Stadt und danach über die Grenze davon machen konnte, genau so gut konnten sie ihn schon am Stadttor abfangen. Wohin er dann gehen würde - vorrausgesetzt er schaffte es - wusste er noch nicht. Es schien keinen Platz mehr für ihn zu geben, kein Zuhause wo er Zuflucht suchen und kein Ziel, dass er verfolgen konnte. Und dennoch trieb es ihn fort von hier, hinaus ins Ungewisse, wo er vielleicht doch noch irgendwo seinen Frieden finden konnte, selbst wenn es noch so unwahrscheinlich war. Konnte er das überhaupt noch?
Sein Geist schien ihm immer fremder zu werden, seine Wahrnehmung verschwamm und erzeugte Trugbilder, ließ ihm selbst im Schlaf keine Ruhe. Omniel spürte noch immer den Nachhall der fremden Stimmen in seinem Kopf, die zueinander sprachen - über ihn sprachen. Was geschah mit ihm? Wurde er langsam verrückt?
Vielleicht wäre er doch besser in Gesellschaft aufgehoben - Gesellschaft die ihn nicht als kriminellen Abschaum ansah. In Delilahs Nähe fühlte er sich etwas sicherer, ruhiger - selbst wenn das nur durch seine Einbildung entstand. Was ihn geradewegs zu seiner zweiten Möglichkeit brachte. Sollte er bei dem Mädchen bleiben? Wie sie ihm helfen konnte war ihm noch schleierhaft - zu verworren und aussichtslos schien ihm seine derzeitige Lage und zunehmend auch sein Geisteszustand. Doch womöglich tat sie das bereits und hielt ihn so bei Verstand, wahrte ihm vor dem Abgrund aus Schuld und Trauer vor dem er stand, der nach ihm rief und ihn verlangte, ihn in die Tiefe zerren und verschlucken wollte.
Wie sollte er entscheiden, sollte einen Weg wählen im Angesicht diesem Chaos, diesem Haufen Scherben der sein Leben darstellte? Er hatte die Orientierung verloren, alle Wegzeichen wurden ihm genommen und alle Sterne gelöscht. Er wusste nicht mehr wohin...

Dann traf ihn das Gefühl wie ein Blitz. erneut sah er Bilder, doch sie waren anders als die, an die er sich fast gewöhnt hatte. Sie zeugten nicht von der Trostlosigkeit und dem Verlust. Nein...sie gaben ihm Hoffnung. Omniel wusste nicht, ob es sich hierbei um eine Erinnerung handelte, um eine weitere Erscheinung oder einfach nur ein erneutes Hirngespinst seines gequälten Geistes. Doch was auch immer es war, was ihn seine Eltern sehen ließ - er war dankbar dafür.
Wie von alleine fand seine Hand den Kompass in seiner Tasche und zog ihn hervor, er strich einmal sanft darüber, meinte die Wärme darauf zu fühlen, die schon seit Jahren verblasst sein musste. Lautlos klappte der Deckel auf und entblößte das beschriftete Blatt, zeigte den Zeiger, der wie zuvor nicht gen Norden zeigte.

°°Ja die gefällt mir!°°
**Meinst du?**
°°Ist eine starke Erinnerung und für ihn bestimmt.°°
**Du meinst, die können wir benutzen?**
°°Klaaar!°°
**Und wie soll das funktionieren?**
°°Na wir hängen uns einfach drann!°°
**Häh?**
°°Na, wenn er an SIE denkt, wirkt es so, wenn er an Rache denkt, so und wenn er sich schuldig fühlt, eben so!°°
**Ah … verstehe, glaub ich.**
°°Wird ja auch Zeit.°°
**Na dann mach mal.**

Die beiden Stimmen erwachten erneut im Inneren seines Kopfes und ließen ihm eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Omniel fühlte sich in dem einzigen Zufluchtsort der ihm verblieben war nicht mehr sicher. Er sah sie förmlich vor sich, zwei dunkle Gestalten mit dämonischen Konturen die gegen seine Schädeldecke klopften und ihn verspotteten. Als er den lick auf den Kompass senkte, sah er wie die Nadel schwankte und schließlich zur nahen Tür zeigte.

°°Nur fort von hier, nur fort! Bringt dich zu einem anderen Ort!°°
**Seit wann reimst du denn?**
°°Ich übe noch also, Klappe!°°

Die Worte seiner Mutter kamen ihm noch einmal in den Sinn. „Einst mein Kind, wird er dir gehören. Einst wird er dich auf deinen Wegen begleiten und dich dort hin bringen, wonach dein Herz sich sehnen möge.“
Die Nadel schwankte erneut, doch glitt sie nun zielstrebig auf das Mädchen vor ihm zu - auf Gesellschaft, auf Trost...auf Hoffnung.

Wer auch immer ihr seid, ob es euch nun gibt oder ich mich euch einbilde. Ihr könnt mich verwirren, vielleicht sogar beeinflussen. Aber ich bin derjenige, der entscheidet.

"Ich denke ich bleibe noch etwas länger...warte ab was passiert" Er räusperte sich leicht und hoffte, Delilah hatte von seinem inneren Monolog nicht allzu viel mitbekommen. "Vielleicht können wir uns ja gegenseitig helfen." Auf seinem Gesicht stand für einen kurzen Moment wieder dieses schwache Lächeln. "Wir können es zumindest versuchen..."


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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Mittwoch 2. Januar 2013, 23:45

Musik: Unheilig- Fernweh

Delilah spürte wie Omniels Stimmung immer bedrückter wurde. Sie hatte beinahe das Gefühl das Gewicht spüren zu können das auf ihm lastete, ihm die Schulter schwer machte und seinen Blick auf den Boden heftete. Und sie bedauerte es ihn auch mit ihren Worten nicht aufheitern zu können. Besorgt musterte sie ihn nach ihren Fragen. Was ging in ihm vor? Woran dachte er? Er glaubte immer noch, dass er ein Unglücksbringer war, ein Todesengel im Ritterspelz. Doch Delilah wollte, ja konnte nicht an sowas glauben, wenn sie sein freundliches Lächeln sah und den traurigen Schleier in seinen Augen erblickte. Beinahe unterdrücken musste das Mädchen den ständigen Impuls die Hand nach ihm auszustrecken, ihn zu trösten und gleichzeitig Trost bei ihm zu suchen.
Sie fühlte sich merkwürdig allein, sonst hätte sie sich in solchen Momenten an ihre Großmutter gewandt, doch die schien fest von ihrer Zukunft überzeugt. Aber Deli... war es nicht. Um sich abzulenken, befassten sich die durcheinanderfallenden Mädchengedanken kurz wieder mit dem Gutschein, sie war immer noch fest im Willen, dieses Unternehmen dem Schneider auszureden. Das ging doch nicht, dass sie ohne ersichtlichen Grund etwas so Wertvolles geschenkt bekam.
Ihr Blick glitt über Omniel, der einen Reisemantel geschenkt hatte bekommen. Omniel... nun waren ihre Gedanken wieder bei der Sache. Der schien gerade einen Entschluss gefasst zu haben. Wie der wohl aussah? Delilah war ein bisschen bang zumute. Was, wenn er sich entschied zu gehen? Was würde sie dann tun? Aufhalten konnte sie ihn nicht, aber sie wünschte sich so sehr dass er blieb!
Er atmete kurz durch und sagte dann: "Ich denke ich bleibe noch etwas länger...warte ab was passiert" Er räusperte sich und schien ein wenig verlegen, während er weiter sprach. "Vielleicht können wir uns ja gegenseitig helfen." Delilah fiel ein Stein vom Herzen! Sie war so erleichtert ihre "Reise" nicht alleine antreten zu müssen. Wieder konnte sie den Impuls nicht unterdrück und ein paar goldene Locken flogen auf ihn zu als sie die Arme um ihn schlang. Seine leisen Zweifel, versteckt im Satz "Wir können es zumindest versuchen..." gingen in ihrer Erleichterung unter. Sie lachte leise vor Freude darüber, dass er blieb, dass er ihr beistehen würde und dass sie ihm beistehen würde dürfen! "Danke!", erklang leise ihre Stimme. Sie ließ ihn los und strahlte ihn breit an, in ihren Augen blitzte die Unternehmungslust. "Also wie wollen wir es machen? Herr Mortimer kann dich sicher mit neuen Sachen ausstatten, dann fällt deine Garderobe nicht mehr so auf..." Noch während sie dies sagte, fragte sich das Mädchen ob sie ihren Gutschein für Omniel würde einsetzen dürfen. Er brauchte die neuen Sachen doch viel dringender als sie! Das wäre eine gute Idee, sie würde ihn später danach fragen. Lächelnd hielt die junge Jorsanerin Omniel den Gutschein hin. Dann wurde sie wieder ernster. "Omniel?", fragte sie sacht. "Wo möchtest du denn überhaupt hin? ... wir müssen ja wissen, was du brauchst. Dicke Sachen, dünne? Einfache oder feine? " Sie lächelte ihn immer noch offen an, doch man merkte, dass sie wirklich einiges von ihm wissen wollte. "Wo willst du hin? Wo kommst du her? Warum willst du fort? Was ist passiert? ...Darf ich mit dir gehen?"

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 3. Januar 2013, 10:43

Wer auch immer ihr seid, ob es euch nun gibt oder ich mich euch einbilde. Ihr könnt mich verwirren, vielleicht sogar beeinflussen. Aber ich bin derjenige, der entscheidet.
Omniel war kurz davor zu platzen. Das Brabbeln dieser beiden Stimmen konnte einem gehörig auf den Geist gehen!
**Na toll! Jetzt fängt der auch noch an zu nerven!**
°°Ach nimm ihn nicht so ernst. Das ist nur so ein typischer „Schwanzvergleich“. Wer hat den längeren Atem, wer hat Recht, wer hat das Sagen, und so weiter.°°
**Ich hab den Längsten!**
°°Du hast mal wieder nichts verstanden, oder?°°
**Ich hab den Längsten!!**
°°Ist ja gut, du hast den Längsten.°°
**Ha ha!°°
Das Lachen beider Stimmen mischte sich mit Delilahs erfreutem Lächeln und erstarb abrupt, als sie Omniel um den Hals fiel. Sofort war Ruhe. Die Worte des Soldaten, dass sie es gemeinsam versuchen konnten hatten einen Sturm der Gefühle bei der noch sehr jungen Frau erneut ausgelöst. Als sie sich wieder von ihm löste, kehrte einig ein missmutiges Brummeln in Omniels Geist zurück. Die Hoffnung schaffte es immer wieder seine Stimmen zum Schweigen zu bringen.
"Also wie wollen wir es machen? Herr Mortimer kann dich sicher mit neuen Sachen ausstatten, dann fällt deine Garderobe nicht mehr so auf..."
Delilah dachte mit. Sie mochte jung und unerfahren sein, aber sie war aufmerksam, einfühlend und hoch intelligent. Wenn Omniel so wie er war erneut auf die Straße treten würde, so hätten sie binnen kürzester Zeit die Wachen erneut auf den Fersen.
"Omniel?"
, fragte sie sacht.
"Wo möchtest du denn überhaupt hin? ... wir müssen ja wissen, was du brauchst. Dicke Sachen, dünne? Einfache oder feine? "
So langsam sollten sie sich vielleicht wirklich Gedanken darüber machen, was ihre Optionen waren, aber hatte Delilah sich auch wirklich bewusst gemacht, dass ihr gemeinsamer Weg sie auch gemeinsam vielleicht fort von Jorsa führen konnte? Vielleicht würde sie ihren Gutschein für anständige Reisekleidung brauchen. Ob nun für sie beide etwas einfaches oder für sie etwas erlesenes war dabei sicher nur Verhandlungssache. Sie kannte Mortimer und er würde ihr sicher keinen Wunsch abschlagen, besonders nicht, wenn Resa dabei wäre. Vielleicht sollten sie auch noch später Resa zu ihrer Beratung hinzuziehen, auch wenn Omniel ahnte, dass dann die Stimmen wieder einiges zum Besten geben würden, da sie die Meinung der gläubigen Alten zu überhaupt nicht schätzten! Auch das Gewicht des Kompass seiner Mutter wog schwerer als sonst in seiner Hand und so richtig hatte Omniel noch nicht begriffen, wie sich sein Leben und auch die Magie, all das seltsame Geschehen um und in ihm sich auswirken würde. Es wäre vielleicht interessant einmal auszuprobieren, was passieren würde, wenn er die Stimmen überreden würde zu … Zumindest verstanden sie ihn schon mal. Das war ein Anfang, bloß ein Anfang wovon?

Der Innere Zwist war Delilah nicht verborgen geblieben. Wie kaum ein Anderer sah sie immer wieder die Schatten in Omniels Augen ihnen das Strahlen nehmen. Er schien einen Kampf auszufechten und sie hoffte für ihn und vielleicht auch ein bisschen für sich selbst, dass er immer die Oberhand behalten möge. Sie wusste immernoch nicht mit was sie es zu tun hatte und Wissen war etwas was ihnen fehlte. Doch manchmal …
Manchmal brachte zu viel Wissen auch neue Schwierigkeiten mit sich. Die heilige Inquisition in Jorsa würde sicher helfen, auf ihre Weise. Genauso wie die Akademie des Lichts, sicher Licht in dieses Dunkel bringen könnte, doch welchen Weg sie gehen würden, auf welchem Weg sie ihn begleiten sollte, mussten sie noch gemeinsam entscheiden. Ihre Neugierde brannte in ihr und stellte tausend Fragen und wenn sie ihm helfen sollte, wollte, konnte so müsse sie doch schließlich alle Details seines Lebens kennen, oder zumindest jene die sein Leben so sehr verändert hatten, die ihn in diese Schwierigkeiten gebracht hatten.
Nur bei einem war sich das Mädchen inzwischen ganz sicher! Wenn sie in seiner Nähe war und seine Hand hielt, konnte keine Finsternis sein Herz erreichen! Sie würde ihn beschützen! Wie seltsam dieses Bild sich auch in ihrem Geist anfühlte, so sicher war sie sich, dass dieser starke tapfere Soldat IHRE Hilfe brauchte und nicht anders herum.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Omniel » Freitag 11. Januar 2013, 05:44

Als das blonde Mädchen ihm erneut in die Arme sprang stürmten wieder eine Menge unterschiedlicher Gefühle auf ihn ein, für die er einen Moment brauchte um sie wieder zu ordnen, sie zusammen zu fügen damit er sie einzeln erfassen und ihnen einen Sinn abgewinnen konnte. Einerseits war er natürlich überrascht über so viel Herzlichkeit und Freude, über die einfache Tatsache, dass er nicht sofort beschlossen hatte Abschied von ihr zu nehmen. Der Umstand, dass sie ihn bereits so sehr ins Herz geschlossen haben konnte verwirrte ihn, doch konnte er auch nicht ohne hin sich einzustehen, dass mittlerweile auch er ihre Gesellschaft schätzte. Es schien zwar lächerlich zu sein, aber dennoch fühlte er sich in ihrer Anwesenheit sicherer, fast so als würde von ihr aus ein unsichtbares Schutzschild ausgehen, welches den ganzen Raum abdeckte und ihn so vor einem Übel bewahrte, gegen das er nichts tun konnte. Auch spürte er wie die dumpfen Stimmen in seinen Gedanken - waren sie wirklich in seinem Kopf? - nachließen. Er hoffte immer noch darauf, dass sie genau so schnell und plötzlich wieder verschwinden würde, wie sie an diesem Morgen aufgetaucht waren.
"Schon gut. Übertreib es nicht..." Sacht klopfte er auf ihren Rücken und wartete darauf, dass sie sich wieder von ihm löste. Er hoffte innständig, dass Resa nicht ausgerechnet zu diesem Augenblick hereinschneite um die Teller in die Küche zurückzutragen. Wäre er für ein junges Mädchen wie Delilah verantwortlich, so wäre er doch sehr skeptisch und leicht bestürzt bei dem Gedanken, sie an den Hals eines praktisch fremden Mannes hängen zu sehen. Doch vermutlich machte sich Omniel dabei zu viele Gedanken und sah Dinge, die gar nicht so waren.
Als sie sich wieder von ihm löste,
"Also wie wollen wir es machen? Herr Mortimer kann dich sicher mit neuen Sachen ausstatten, dann fällt deine Garderobe nicht mehr so auf... Wo möchtest du denn überhaupt hin? ... wir müssen ja wissen, was du brauchst. Dicke Sachen, dünne? Einfache oder feine? "
Sie schien ziemlich mitzudenken und sich bereits eigene Gedanken dazu gemacht zu haben, was wohl Omniels nächste Schritte sein würden. Auch konnte er ihr in ihren Augen immer noch eine, zwar gut versteckte, aber noch immer sichtbare Neugier entdecken, die sich zweifelsohne um ihn drehte. Er verstand dies auch, natürlich. Sie wusste praktisch nichts über ihn, aber ehrlich gesagt war ihm das auch lieber. Desto weniger er ihr aus seiner Vergangenheit erzählen musste, desto besser. Das hier und jetzt zählte und was er einmal gewesen war und er getan hatte, schien nur noch weiterhin zu existieren um ihn damit zu quälen. Auch wenn er wusste, dass er das Geschehene nie vergessen können würde, so blieb er doch bei dem aus Selbstschutz angewendeten Versuch. Es war so einfacher für ihn, auch wenn es natürlich keine langfristige Lösung war.
Sein Blick ging zu dem schwarzen Mantel, der neben der Matratze an einem Stuhl hing. "Ich habe die Gastfreundschaft des Schneiders schon zu sehr ausgenutzt, ich möchte ihn nicht noch um mehr bitten. Er hat mir schon den Mantel geschenkt und der wird mir gute Dienste leisten. Außerdem ist es wohl sowieso besser, wenn ich leicht unterwegs bin...nur für den Fall. " Er sah auf den Wappenrock an sich hinunter, auf den schwarzen Adler, der die Brust zierte. Zu auffällig. "Aber eins könnte er für mich tun."
Er hob die Hände in den Nacken und zog sich den Wappenrock über den Kopf. Darunter hatte er noch ein einfaches Wams aus normaler Wolle an. "Ich brauche nur einen großen Flicken, einen der das Zeichen der Wache an der Brust verdeckt. Es wird nicht weiter auffallen, vor allem nicht wenn ich den Mantel darüber schlage" Er sah auf. "Ich hab mich in den Jahren an ihn gewöhnt...ich möchte ihn jetzt nicht einfach ablegen."
Auf ihre Frage wohin es nun für ihn ging, hatte er auch bereits eine Antwort. "Ich werde heut früh, so lange die Stoßzeit noch nicht begonnen hat zum Markt gehen. Sollte mir ein paar Dinge besorgen...für den Fall, dass ich doch mehr oder weniger überstürzt aufbrechen muss und die Stadt verlasse." Er sah sie entschuldigend an aber so viel musste sie verstehen. Er konnte ja schließlich nicht bis in alle Ewigkeit hier wohnen und sich verstecken und wenn es so weit war, so ging er lieber mit der richtigen Reiseausrüstung. "Bei der Gelegenheit kann ich vielleicht auch das eine oder andere Aufschnappen. Ich möchte erfahren, wie viel die Wachen über mich wissen..." Bevor sie etwas erwidern konnte fügte er noch rasch hinzu. "Ich weiß, wie ich mich verhalten muss, damit ich nicht auffalle. Auf welche Merkmale sie achten, wie sie suchen. Sie würden mich nicht in der Menge ausmachen können..."

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Sonntag 13. Januar 2013, 19:12

"Ich habe die Gastfreundschaft des Schneiders schon zu sehr ausgenutzt, ich möchte ihn nicht noch um mehr bitten. Er hat mir schon den Mantel geschenkt und der wird mir gute Dienste leisten. Außerdem ist es wohl sowieso besser, wenn ich leicht unterwegs bin...nur für den Fall. Aber eins könnte er für mich tun. Ich brauche nur einen großen Flicken, einen der das Zeichen der Wache an der Brust verdeckt. Es wird nicht weiter auffallen, vor allem nicht wenn ich den Mantel darüber schlage...Ich hab mich in den Jahren an ihn gewöhnt...ich möchte ihn jetzt nicht einfach ablegen."

Sie glaubte nicht, dass der Schneider großen Einspruch einlegen würde, wenn sie sein Angebot für Jemand anderes einsetzte. Denn das war es ja, was ihr am meisten Freude bereiten würde. Aber Omniel sah das Ganze anders, wollte nicht mehr zur Last fallen. Sie nahm seinen Wappenrock entgegen und legte ihn hinter sich auf ihre Ruhestätte. "Ich denke, dass er das ganz schnell erledigen wird." Sie lächelte den Soldaten aufmunternd an.
Er sah gerade wieder so ... in schlechten Gedanken verfangen aus. Noch immer wollte sie nicht fragen, warum er die Armee verlassen hatte, doch die Neugier brannte lichterloh in ihr.

"Ich werde heut früh, so lange die Stoßzeit noch nicht begonnen hat zum Markt gehen. Sollte mir ein paar Dinge besorgen...für den Fall, dass ich doch mehr oder weniger überstürzt aufbrechen muss und die Stadt verlasse. Bei der Gelegenheit kann ich vielleicht auch das eine oder andere Aufschnappen. Ich möchte erfahren, wie viel die Wachen über mich wissen...Ich weiß, wie ich mich verhalten muss, damit ich nicht auffalle. Auf welche Merkmale sie achten, wie sie suchen. Sie würden mich nicht in der Menge ausmachen können..."

Sein Tagesplan lenkte sie zur Genüge von ihrer Neugier ab. "Du willst auf den Markt?" Ihre großen, brauen Augen sahen ihn einen Moment forschend an. Alleine würde sie ihn ganz sicher nicht gehen lassen. Noch hatte sie das Gefühl ihn unter ihren Flügeln zu tragen und ein wenig auf ihn Acht geben zu müssen, so sonderbar das auch klingen mochte.
"Ich komme mit dir, Omniel." Sie hob die Hand ehe er protestieren konnte. "Sie suchen doch einen einsamen Soldaten, oder nicht? Wenn dich deine kleine Schwester begleitet, fällst du viel weniger auf." Ein verschmitztes Lächeln zierte ihre Lippen, doch ihr Blick ließ keinen Widerspruch zu. In diesem Moment sah man den Einfluss ihrer Großmutter. Die besaß den selben Blick, auch wenn ihrer aus blauen Augen stach.

Warum sie Omniel jetzt schon in ihr Herz geschlossen hatte? Das wusste die junge Jorsanerin selbst nicht. Sie wollte ihm gleichzeitig helfen, vor seinem Leid beschützen und fühlte sich auf der anderen Seite beschützt. Omniel hatte, trotz seiner dunklen Gedanken die ihn umgaben wie eine Wolke, diese "Heldenaura". Wenn man sich in seiner Nähe befand beschlich einen die Gewissheit, dass er jemand war, der sich für andere einsetzen würde, wenn sie seine Hilfe brauchten. Und vielleicht war genau das noch ein Grund, weshalb Deli ihm helfen wollte. Hatte er nicht auch jemanden verdient, der für IHN einstand, wenn es ihm nicht gut ging? Doch leider war das in diesem Fall nur ein kleines Mädchen, dass nicht viel ausrichten konnte ... aber wollte!
Irgendwie hatte Delilah das Gefühl, dass ein großer Bruder heimkehrte, der ihr bis zu diesem Tag noch unbekannt gewesen war.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Montag 14. Januar 2013, 20:09

(Jorsas Straßen - Zwischensequenz)

Hintergrundmusik

Endlich ist es soweit!
Endlich haben wir eine Waffe mit der wir das Böse aufspüren können!!
Endlich können wir die Dunkelheit aus ihren Ecken treiben und vernichten!!!

Das Funkeln in seinen grauen Augen glich dem Glanz seiner Schwertklinge. Inquisitor Faust hatte es ihm überlassen, ob er Verstärkung anforderte oder nicht. Er wollte Resultate sehen, wie er sie bekam war ihm gleichgültig. Der Mann in Grau schritt betont langsam durch die leicht verschneiten Straßen Jorsas, denn er trug eine kleine Schale mit gläsernem Deckel auf seinem Handteller und seine Finger der anderen Hand hielten den Heft seines Schwertes fest umspannt. Er hatte seine gesegnete Klinge schon oft gegen das Unheil erhoben, das aus den tiefen des Harax empor kroch, doch genauso oft hatte er erlebt, dass zu unrecht Beschuldigte durch die Hand übereifriger Männer Leid erfahren mussten. Im Laufe der Jahre war er besonnener geworden. Doch was er hier in seinen Händen trug war unwiderruflich verderbt! Wie es genau funktionierte wusste er nicht, doch die kleine Glaskanüle zeigte immer in eine Richtung, egal welchen Weg er einschlug. Eine Seite glühte leicht, während die Andere sich tief schwarz verfärbt hatte und sich manchmal im Innern zuckend bewegte. Schritt für Schritt folgte er dem geheißenen Weg und näherte sich unaufhaltsam seinem Ziel.


(Schneiderei)

Omniel und Delilah saßen beisammen hatten gerade zueinander gefunden, als der Soldat davon sprach alleine auf den Markt zu gehen. Zuvor hatten sie über zweckmäßige Kleidung, über die Art wie man ein Wappen verbergen konnte und Möglichkeiten sich zu tarnen gesprochen. Auch das Mädchen glänzte wieder ein mal mit ihren Vorschlägen. Mit ihrem Argument, dass ein einzelner Deserteur gesucht wurde und nicht ein Bruder und seine Schwester, lag sie gewiss nicht falsch. Omniel traute sich durchaus zu in der Menge untertauchen zu können, zumal er ihre Methoden besser als jeder Andere kannte! Jedoch eine „Komplizin“ in diesem Spiel dabei zu haben, könnte wirklich hilfreich sein und würde die Augen der Wächter von ihm ablenken. Irgendwo in seinem Hinterkopf freute sich etwas auf den Ortswechsel, aber würde es wohl begrüßen, wenn er Delilah ließ, wo der sprichwörtliche Pfeffer wuchs. In ihrer Nähe waren die Stimmen angenehm leise und Omniel wusste noch nicht, wollte es vielleicht auch gar nicht wissen, zu was sie im Stande waren. Bisher hatten sie ihm nur Ärger gemacht und versucht dass er seine Selbstbeherrschung verlor, ihnen die Kontrolle übergab, doch dazu war er nicht im geringsten bereit!
Er brauchte noch ein paar Dinge vom Marktplatz. Was genau? Ein Plan würde helfen die Wege kurz zu halten. Er wusste, er musste irgendwann die Stadt verlassen, oder sich einer höheren Instanz stellen. Im Moment erschien im die Flucht vielleicht sogar angenehmer.

Delilah hatte Omniel deutlich davon sprechen hören, dass er auch an Notsituationen dachte in denen er vielleicht „schnell aufbrechen musste“. Er sprach davon, dass er „leicht unterwegs“ sein wollte – nur für den Fall. Er sprach von Flucht, von SEINER Flucht.
Nur eine Kleinigkeit hatte er in seinen Plänen überhaupt nicht bedacht.
SIE.
Sie wollte ihn begleiten, an seiner Seite sein. Sie hatten doch darüber geredet zusammen zu bleiben und jetzt wollte er schon wieder gehen? Mit keinem Wort schien es ihm bewusst zu sein, dass er sich dazu bereit erklärt hatte, sie mit sich zu nehmen, auch sie zu beschützen, wie sie ihn beschützen wollte. Noch immer sprach er nur von sich allein. War er sich immer noch nicht bewusst in welcher Gefahr er schwebte, oder verdrängte er es einfach? Wollte er vielleicht doch nicht? Die leisen Stimmen ihres Gewissens schürten ihre Zweifel. Sie konnte sie weg wischen oder ernst nehmen, dass lag bei ihr.
Und noch etwas begann an ihr zu nagen. Wenn er fliehen wollte, würde sie ihn dann auch begleiten wollen? Würde sie mit ihm fort gehen, bis sie heraus gefunden hatten, wie er die Finsternis in ihm besiegen konnte? Langsam wurde ihr klar, dass ihr wohl möglich eine lange Reise bevorstand, eine Reise fort von Jorsa in fremde Gegenden. Gefahren die sie nicht alleine besiegen konnte, würden sie erwarten. Würde er sie auch beschützen? War ihm bewusst, dass er auch Verantwortung für sie übernehmen musste? Sie fühlte sich in diesem Augenblick unsagbar jung und unerfahren! Die ganze Unsicherheit kam wieder hoch. Es ging nicht nur um ihn. Es ging auch um ihre Sicherheit. Zu gerne würde sie den Bruder in ihm sehen, den sie nie gehabt hatte, doch war er sich dessen überhaupt bewusst? Wenn sie ihm blind folgte, war ihr eigenes Leben in Gefahr. Es gab noch einiges zu klären, nicht nur die Fragen der Kleidungsstücke! Delilah wollte gerade erneut den Mund aufmachen, da hörten sie beide die Schritte auf der Treppe. Resa kam gefolgt von einem etwas vorsichtig drein blickenden Mortimer die Treppe hinunter. Kaum hatte sie den Treppenabsatz erreicht, positionierte sie sich auch schon zwischen dem Soldaten und dem Schneider.
„Na Kinder, ausgeschlafen? Satt? Zufrieden? Wunderbar!“
Die Fragen waren nicht ernst gemeint und ein Zwinkern lag in ihren Augen.
„Habt ihr nun entschieden, was ihr nun den Tag über machen wollt? Wie ihr das Problem angehen wollt? Die Tage sind kurz zu dieser Jahreszeit! Ihr müsst euch eilen! Kann ich oder Mortimer irgendwie helfen?“
Sie lächelte beiden entgegen, aber man spürte die unterschwellige Vorsicht, die in der Luft lag. Schließlich war der letzte Angriff noch nicht mal 24 Stunden her. Ein Blick auf Omniels Kompass würde ihm verraten, dass dieser vorschlug bei Delilah zu bleiben, doch hörte er auf die Stimmen in sich, würden ganz andere Dinge geschehen.
**Der Zeitpunkt ist günstig! Wir könnten sie alle auf einmal überwältigen. Sie halten uns nur auf!**
°°Ich will den Alten!°°
**Ja, der ist so herrlich durchlässig!**
°°Hey, Großer! Du hörst doch zu! Sag doch dem Alten brav Danke und greif dir seine Hand zum freundschaftlichen Schütteln! Den Rest erledigen wir. Da kann die kleine Hexe dann gar nix gegen tun!°°
**Gute Idee. Ich bin erstaunt, du denkst mit! Direkter Körperkontakt! Klasse Einfall! Großer, stell dir einfach vor, er ist ein Spion des Feindes und hat dir die Falle gestellt, in der alle deine Freunde so jämmerlich verreckt sind! Mit ein bisschen Wut im Bauch geht alles leichter!**
°°Darf ich ihn dann dafür aussaugen? Ich hatte schließlich die Idee.°°
Delilah trat noch einen Schritt näher an Omniel heran, da dieser schon wieder ein Wenig blass wurde und die Stimmen verstummten. Sie hatte den Soldaten betrachtet und die Dunkelheit in seinen Augen gesehen. Die Schattenarme, oder was auch immer diese Dinger gewesen waren, tauchten nicht auf, aber trotzdem spürte sie instinktiv, dass Omniel sie brauchte.
Doch wollte er ihre Hilfe wirklich? War er sich bewusst, dass auch sie IHN brauchte, gingen sie zusammen diesen Weg? Resa hatte es auf den Punkt gebracht. Sie mussten etwas tun und wenn er auf den Markt wollte, würde sie ihn begleiten. Doch würde sie auch ihre Heimat, ihre Oma, ihre vertraute Umgebung verlassen?


(Jorsas Straßen - Zwischensequenz)

Schwere Schritte bogen um eine Ecke und ein vor Konzentration geschärfter Blick wanderte die Straße hinauf. In der Dunkelheit der Kapuze zogen sich die Brauen zusammen. Es war noch nicht lange her, das sein Fuß diese Pflastersteine beschritten hatte. Im ersten Schnee des Jahres waren seine eigenen Spuren zwischen denen der anderen kaum noch zu erkennen, doch das Wissen um sie brauchte keine Augen. Die Straße und der Wohnort des letzten Zeugen war nicht mehr weit und der Templer erinnerte sich noch gut an den Weg zurück zum Hauptquartier. Der Schnee hatte etwas Reines, etwas Schönes an sich gehabt, doch nun war er ausgetreten und grau. Der Schmutz drang immer wieder an die Oberfläche. Alles was sich hinter Reinheit verbarg, kam früher oder später an die Oberfläche und er würde dafür sorgen, dass Jorsas Straßen rein blieben. Die Bürger hatten es schon schwer genug durch die andauernden Zwistigkeiten mit dem grandessarischen Reich. Sie brauchten nicht auch noch irgendwelche Ausgeburten der Dunkelheit die ihnen das Leben schwer machten und die Straßen mit Blut tränkten. Vorsichtig, aber genau seine Umgebung nach jeder noch so kleinen Unstimmigkeit absuchend folgte er dem Artefakt in seinen Händen.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Omniel » Mittwoch 23. Januar 2013, 19:39

"Du willst auf den Markt? Ich komme mit dir, Omniel. Sie suchen doch einen einsamen Soldaten, oder nicht? Wenn dich deine kleine Schwester begleitet, fällst du viel weniger auf."
Natürlich hatte er damit gerechnet, doch als Delila ihn tatsächlich darüber in Kenntnis setzte, dass sie ihn nicht alleine gehen lassen würde, wusste er nicht, was er erwidern konnte. Omniel wollte nicht das sie mitkam - nicht aus dem Grund, dass er ihre Gesellschaft nicht schätzen würde - er wollte sie nicht nur noch mehr in Gefahr bringen, als er es schon ohnehin tat. Jeden Moment könnten Männer der Stadtwache durch die Tür brechen und den Laden durchsuchen - auf den hilfreichen Hinweis eines aufmerksamen Nachbars oder alarmierten Passanten. Resa, der Schneider und selbst das junge Mädchen konnten wegen der Unterbringung eines Gesetzesbrechers schwer bestraft werden. Er schätzte ihre Hilfe und wusste wohl irgendwo tief in seinem Inneren, dass er ihnen mehr verdankte als nur letzte Nacht ein Dach über den Kopf gehabt und einen mehr oder weniger vollen Magen zu haben. Doch war da auch noch irgendwo in ihm der Instinkt eines Einzelgängers, der ihm sagte er solle sein Schicksal in die eigene Hand nehmen und nicht auf das Vertrauen und die Hoffnung in andere zu setzen. Vielleicht waren es auch nur die Stimmen, die ihn dazu trieben dies immer mehr zu glauben. Er wusste langsam nicht mehr, was er überhaupt noch denken sollte. Erstmal wollte er einfach nur raus, ein wenig Luft schnappen, die Szene wechseln...vielleicht tat ihm das ja gut und alle seine Hirngespinste verschwanden von allein...auch wenn er nicht wirklich daran glaubte.
Weil ihre Überlegung so gut durchdacht, logisch und zudem ihre Meinung schon festzustehen stand, konnte Omniel sie nicht einfach abwimmeln. Irgendwo in seiner Magengegend verspürte er einen schmerzenden Stich, der ihn an Aleen erinnerte. Auch sie hatte stur darauf verlangt ihn zu begleiten...und nun...nun war sie...
"Es liegt nicht an mir oder dir das zu entscheiden. Deine Großmutter ist für dich verantwortlich...frag sie wenn du mitkommen willst."
Seine Antwort kam knapp und er beließ es dabei. Noch immer hoffte er, Resa würde ihrer Enkelin ihr Vorhaben ausreden. Omniel wollte nicht noch zusätzlich ein Auge auf Delilah werfen müssen und die Verantwortung für sie übernehmen - im Grunde genommen wollte er nie wieder die Verantwortung für jemand anderen außer sich selbst übernehmen wollen. Selbst das schien ihn ja zurzeit schon sichtbar zu überfordern.
Er war bereits aufgestanden, hatte sich den Schwertgurt straff angelegt, sodass die Klinge eng an seinen Bein befestigt war und den Mantel übergeworfen. Der dunkle Stoff war besonders gut geeignet um seine Konturen zu verwischen, der Saum ging ihn bis zu den Stiefeln und verdeckte seine Gestalt so weit, dass der Anschein einen bewaffneten Mann vor sich zu haben gar nicht erst entstand. Er war gerade fertig geworden, als Resa gemeinsam mit dem Schneider das Zimmer betrat. Sofort spannte er sich unbewusst ein wenig an. Als der Schneider das letzte Mal ein Wort mit ihm gewechselt hatte, hatte er ihn voller Wut angebrüllt und ihn als Deserteur erkannt. War dies wirklich der freundlich blickende, leicht schmächtige Alte gewesen, der nun vor ihm stand und ihn höflich anlächelte?
„Na Kinder, ausgeschlafen? Satt? Zufrieden? Wunderbar! Habt ihr nun entschieden, was ihr nun den Tag über machen wollt? Wie ihr das Problem angehen wollt? Die Tage sind kurz zu dieser Jahreszeit! Ihr müsst euch eilen! Kann ich oder Mortimer irgendwie helfen?“
Omniel wollte bereits ablehnen, flüchtig über seinen Marktbesuch reden und dannso schnell wie möglich gehen. Er streckte die Hand nach dem Schneider aus und wollte ihn noch einmal für den Mantel und die Übernachtung danken, doch da traf es ihn wie ein Blitz.

**Der Zeitpunkt ist günstig! Wir könnten sie alle auf einmal überwältigen. Sie halten uns nur auf!**
°°Ich will den Alten!°°
**Ja, der ist so herrlich durchlässig!**
°°Hey, Großer! Du hörst doch zu! Sag doch dem Alten brav Danke und greif dir seine Hand zum freundschaftlichen Schütteln! Den Rest erledigen wir. Da kann die kleine Hexe dann gar nix gegen tun!°°
**Gute Idee. Ich bin erstaunt, du denkst mit! Direkter Körperkontakt! Klasse Einfall! Großer, stell dir einfach vor, er ist ein Spion des Feindes und hat dir die Falle gestellt, in der alle deine Freunde so jämmerlich verreckt sind! Mit ein bisschen Wut im Bauch geht alles leichter!**
°°Darf ich ihn dann dafür aussaugen? Ich hatte schließlich die Idee.°°

Er war wieder gefangen in einem Ort aus Finsternis, einem Ort der Angst und der Ohmmacht, wo Leid und Trauer nie weichen konnten sondern auf ewig gefangen waren, aufbewahrt wie edle Güter die es zu horten galt. Ein Flüstern an seinem Ohr, der darauffolgende Kampfschrei und das Klirren darauf. Am meisten quälte ihn aber die folgende Stille, die sich scheinbar endlos hinzuziehen schien, nie abbrechen würde, nicht so lange er hier gefangen war.
Omniel schwankte leicht und sein ausgestreckter Arm zitterte heftig. Beinahe fiel er, doch dann griff er wie ein Ertrinkender instinktiv nach dem letzten Stück Rettung, dass ihn seiner Nähe war.
Sofort verschwand der trostlose Ausblick wieder vor seinen Augen und er sah in die leicht bestürzten Gesichter vor sich. Er brauchte einen Moment bis er sich gesammelt hatte und einen weiteren, bis er bemerkte, dass er Delilahs Hand hielt. Hatte das Mädchen sie nach ihm ausgestreckt oder hatte er sie von selbst ergriffen? Er wusste es nicht.
"Ich..." Er schluckte und sah kurz zu ihr. Wie von selbst schienen sich die kommenden Worte in seinem Mund zu formen. "Wir...gehen zum Markt, einige Dinge beschaffen. Es wird nicht lange dauern..." Er löste den Blick und sah Resa in die Augen. "Ich verspreche Euch, dass ich auf sie aufpassen werde und sie wieder heil zu euch zurückbringen werde...Ihr habt mein Wort."

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Mittwoch 23. Januar 2013, 22:49

Ohja, es gab Vieles zu bedenken und Vieles zu fürchten. Beide schienen das ganze Gewicht, das komplette Ausmaß der jetzigen Situation noch nicht ganz begriffen zu haben. Sie dachten immer nur in kleinen Schritten, im elementarsten Sinne, vielleicht weil sie sich vor dem Ungewissen das dahinter lauern konnte fürchteten? Noch war das was sie erwartete vom Nebel der Zukunft verhüllt, nur schleierhaft konnte man erahnen was im unheimlich anmutenden Weiß warten würde. Nur die Zeit würde klären, ob und wann sie sich falsch verhalten, wann sie falsch entschieden hatte. Und die Zeit machte sich öfters einen Spaß daraus sich zu strecken oder zu dehnen wie sie wollte. Mal ging sie zu schnell vorbei, flüchtig wie ein Windhauch den man fangen wollte, mal wirkte sie zähflüssig wie rohe Bonbonmasse. Delilah hatte einmal als kleines Kind fasziniert einen Meister seines Fachs dabei beobachtet wie er sie zog und streckte, und zusammenfügte und zerteilte,... Das war ihr lange im Gedächtnis geblieben und auch als sie jetzt daran dachte, huschte ein kleines Lächeln über ihre Lippen. Es war gut sich in dunklen Momenten kleine Strahlen zu bewahren und Deli war darin geübt wie keine Andere. Sie würde mit Omniel reden müssen, würde ihm klarmachen müssen, dass sie nicht vorhatte ihn alleine ziehen zu lassen. Er schien nicht begreifen zu wollen. Vielleicht war es ja wirklich abwegig... Sie war ja noch beinahe ein Kind und wollte ihn auf seiner Flucht vor dem Gesetz begleiten? Ihr Verstand gab Einwände, die ihr Herz und ihr Bauchgefühl jedoch zunichte machte. Ja, sie würde ihm folgen und ihm helfen, falls es nötig sein sollte.
Der Grund für diese Überzeugung war ihr selbst unbekannt. Es war etwas tief in ihr, dass sie dazu trieb. Sie würde ihm folgen.
Noch immer hatte er nicht auf ihre Aussage geantwortet, dass sie mit ihm zum Markt gehen würde.
"Es liegt nicht an mir oder dir das zu entscheiden. Deine Großmutter ist für dich verantwortlich...frag sie wenn du mitkommen willst." Eine ziemlich unbefriedigende Antwort, aber leider wahr. Sie würde erst Resa fragen müssen, ob sie mit Omniel gehen dürfte. Sie wenigstens davon in Kenntnis setzen. Omniel machte sich scheinbar schon bereit, während Delilah noch etwas unsicher im Raum stand. Sie hatte die Befürchtung, dass Omniel einfach gehen würde, wenn sie fort war, dass er sein Wort brechen wurde. Manchmal hatte er so einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen, den sie nicht zu deuten wusste und der machte ihr ein wenig Sorgen. Als blitzten hinter seinen reinen Seelenspiegel schwarze Flecken auf. Meist nur kurz, aber trotzdem bemerkte sie meist, wie er ein wenig abwesend wurde. Immer noch unsicher, ob sie zu Resa gehen sollte, betrat diese mit Herrn Mortimer den Raum. Sie stand leicht schützend vor ihm. So wie sie auch gestern vor ihr gestanden hatte, als sich der Schneidermeister so merkwürdig verhalten hatte und Omniel seine Waffe gezückt hatte. Der wache Blick des Mädchens nahm die Situation in sich auf. Ihre Großmutter wollte den Schneider vor Omniel beschützen. Vor Ihm. Oder Andersherum? Es war alles so verwirrend. Sie war ihm schon die ganze Zeit nah, hatte ihn schon mehr als einmal berührt und ihr war Nichts passiert. Also war sie wirklich anders? In ihrem Leben änderte sich so viel in so kurzer Zeit. Es war so leicht, so schön die Schatten und die Prophezeiung oder was auch immer es war aus ihren Gedanken zu vertreiben.
„Na Kinder, ausgeschlafen? Satt? Zufrieden? Wunderbar! Habt ihr nun entschieden,
was ihr nun den Tag über machen wollt? Wie ihr das Problem angehen wollt?
Die Tage sind kurz zu dieser Jahreszeit! Ihr müsst euch eilen! Kann ich oder Mortimer irgendwie helfen?“

Delilah wandte sich strahlend ihrer Großmutter und Herrn Mortimer zu. Sie wollte gerade den Mund aufmachen um sie zu fragen, ob sie Omniel zum Markt begleiten dürfte, als sich eine Hand in ihren Sichtbereich schob. Sie blickte nur flüchtlich zu Omniel, dann jedoch hatte er ihre ganze erschrockene Aufmerksamkeit. Er war mitten in seiner Bewegung erstarrt, den Mund halb geöffnet um etwas zu sagen, dann begann er zu zittern, auf seinem Gesicht laß sie pures Leid und Panik. Und in seinen Augen waren die Schatten... die Schatten trieben schon wieder ihre Spielchen mit ihm! Resa schob Mortimer noch weiter hinter sich, doch Delilah machte intuitiv einen hastigen Schritt auf Omniel zu und streckte den Arm aus um... ja um was? Um ihn zu stützen war sie ja wohl zu schwach..., doch als sich seine eiskalte Hand in ihre legte, war sein Blick beinahe schlagartig klar. Diese Macht, die sie beschützte und ihre Liebsten nicht, war ihr immer noch unheimlich, doch sie war froh, dass sie sie hatte. So war sie wenigstens zu etwas nütze. Ihre braunen Augen musterten ihn besorgt, auf seinem Gesicht lag noch der letzte Rest Schockmoment, der sich eingenistet hatte. Das ganze war nur ein kleiner Augenblick gewesen, eigentlich kaum der Rede wert. Er blickte auf ihre verschränkten Hände und sah dann sie an. Sie lächelte ihn an. In ihrem Lächeln lag eine Frage. "Geht es wieder?" Aber die Antwort stand in seinen Augen und in den Worten die er als nächstes sagte. "Ich...Wir...gehen zum Markt, einige Dinge beschaffen. Es wird nicht lange dauern...Ich verspreche Euch, dass ich auf sie aufpassen werde und sie wieder heil zu euch zurückbringen werde...Ihr habt mein Wort." Ihr Lächeln wurde breiter und sie ließ ihre Hand demonstrativ in seiner. Ein kleiner Ruhemoment konnte ihm nicht schaden. Anscheinend blieben die Schatten fern, wenn sie sich berührten. Außerdem war daran ja nichts. Als würde sie mit einer ihrer besten Freundinnen Hand in Hand gehen. Sie sah Resa fragend an.
"Geht das in Ordnung, Moma?"

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 25. Januar 2013, 19:52

Nach diesem kurzen Moment der Anspannung, der dem knisternden Gefühl glich, wenn ein Gewitter jeden Moment seine Blitze entladen würde, legte sich Delilahs Finger in Omniels. Schlagartig war es still und der Himmel seiner Seele war wieder blau. Draußen vor der Tür des Schneiders fielen die vielen kleinen Schneeflocken und kleideten die Welt in Reinheit. Auch wenn ein kleines Himmelskristall nichts alleine schaffen konnte, wozu waren sie im Stande, wenn sie zusammen arbeiteten?! Jedes für sich war machtlos, doch zusammen konnten sie die Welt verändern. Zusammen vermochten sie den Zauber der Reinheit über jeden Unrat zu legen, gepresst wurden sie zum Spielball und brachten den Herzen Freude oder konnten als Lawine ihre ganze Kraft entfalten und ganze Landstriche unter sich begraben.
"Ich...Wir...gehen zum Markt, einige Dinge beschaffen. Es wird nicht lange dauern...Ich verspreche Euch, dass ich auf sie aufpassen werde und sie wieder heil zu euch zurückbringen werde...Ihr habt mein Wort."
Resa sah von Omniel zu ihrer Enkelin.
"Geht das in Ordnung, Moma?"
Die großen braunen Augen des jungen Mädchens lösten jeden aufkeimenden Widerstand in ihr auf. Selbst die größte Sorge, verblasste vor diesem Strahlen.
„Nu geht schon. Ich hab doch gesagt, du musst lernen deinen eigenen Weg zu gehen.“
Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie noch viel mehr hatte sagen wollen, doch die Worte blieben hinter ihren runzeligen Lippen versiegelt, wollte sie das kleine Herz ihrer Enkelin nicht zu sehr belasten. Resa löste sich von Mortimer und legte Delilah ihren weiten warmen Mantel um und lächelte zwinkernd ihrem „kleinen“ Mädchen zu.
„Pass auf ihn auf!“
Dann sah sie Omniel an und nickte nur langsam. Sie hatte schon lange in seinen Augen gesehen, dass er kein schlechter Mensch war. Er wurde von etwas verfolgt, mit dem er entweder leben lernen oder es bekämpfen musste, aber das war allein seine Entscheidung und ihr Sonnenschein hatte sich in den Kopf gesetzt ihm dabei zu helfen. Omniel war zwar noch jung im Vergleich zu ihren fortgeschrittenen Lebensjahren, aber er hatte Sinn für Ehre und Pflicht. Er war ein guter Soldat und würde Delilah sicher nicht bewusst in Gefahr bringen. Sie drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und schob dann beide regelrecht zum Ausgang, wo Mortimer gerade die Tür aufschloss. Draußen war die Stadt in sanftes Weiß gehüllt. Dicke Schneeflocken tanzten auf ihrem Weg vom Himmel der Erde entgegen und doch wussten alle nur zu gut, dass auch diese reine Welt ihre Schatten hatte. Mortimer trat beiseite und lächelte den Soldaten etwas schüchtern an. Noch immer schienen ihn seine Gedächtnislücken zu irritieren. Er war wieder ganz der Mann, den Omniel aus seiner Kindheit so gut in Erinnerung hatte. Er nickte Omniel zu. Als die beiden recht nah an ihm vorbei gingen, griff Delilah wieder instinktiv nach seiner Hand und gemeinsam traten sie hinaus in die weiße Welt.

(weiter bei: Menschen, waren und täglich neue Eindrücke )
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 31. Januar 2013, 09:24

(Schneiderei)

Mortimer und Resa standen beieinander und als die Tür sich hinter Delilah und Omniel schloss, ergriff der alte Schneider die Hand der Dame neben ihm.
„Du weist, ich denke nur das Beste von deiner Enkelin und auch du liegt mir mehr als nur freundschaftlich am Herzen, deshalb denke ich auch, dass du mir folgendes nicht übel nimmst.“
Er drückte ihren Handrücken an seine Lippen.
„Ich bin froh, dass sie endlich weg sind.“
Sein Schmunzeln unterstrich die Doppeldeutigkeit seiner Worte elegant und Resa musste trotz der Ernsthaftigkeit der Situation leise lachen.
„Du verwegener, grauer Kater, ich glaube, du verwechselst mich mit einer Taube, die du fangen kannst.“
„Oh nein, mein graues Täubchen. Auch wenn du zum Anbeißen aussiehst, so würde ich doch nicht unsere Freundschaft für ...“

Die zarten Flirterein wurden abrupt durch die Türglocke unterbrochen, die einen neuen Gast ankündigte.
„Reden wir später weiter.“
Mortimer begab sich hinter den breiten Tresen auf dem einige Stoffproben noch ausgebreitet lagen und begrüßte den Gast. Resa verschwand durch die kleine Seitentür um im oberen Stockwerk noch die Spuren ihrer Übernachtung zu beseitigen. Der alte Schneider zupfte seine Weste zurecht und krempelte die Ärmel hoch. Sein runzliges Gesicht zeigte ein einladendes Lächeln und seine Hand fuhr kurz durch seine grau melierten Haare.
„Willkommen in meiner kleinen Schneiderei. Wie kann ich ihnen dienlich sein?“

(Npc's der Schneiderei:
Mortimer – Schneider, der seine besten Jahre schon hinter sich hat aber sein Handwerk meisterlich versteht. Galanter Charmeur der alten Schule mit ausgezeichneten Benehmen. Teilweise schon ein bisschen vergesslich.
Resa – eine gute Freundin von ihm, Delilahs Oma – verlässt die Szenerie (nicht spielbarer Npc))
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 11. November 2016, 18:31

(Delilah und Darna kommen von: Zu später Stunde im Tempel)

(Stimmungsmusik: Home again)

Die Straßen Jorsas hatten sich seit dem letzten Mal da Delilah hier gewesen war kaum verändert. Sie hatte Basilius den Weg fort vom Tempel und vom Marktplatz gewiesen, hinein in die kleinen verwinkelten Gassen des Wohnviertels. Die verschiedene Baustile fanden sich in Jorsa an jeder Ecke zu neuen Kompositionen zusammen. Vom einfachen Fachwerkhaus über einstöckige, kastenförmige bis hin zu kleinen Nobelhäusern gab es hier alles zu finden. Jorsaner Architekten wollen scheinbar jede Kultur zum Teil ihrer Stadt werden lassen und jene die hier geboren waren, liebten das gemütliche Durcheinander.
Der Wagen rumpelte über das Pflaster und trug seine Gäste Delilahs Heimat entgegen. Mit jeder Biegung, jedem bekannten Anblick, begann ihr Herz ein wenig mehr zu schlagen und das Heimweh brach sich mit Macht bahn. Erinnerungen stürzten über sie hinweg und malten die kahlen Straßen in buntes Leben. Auch hier gab es noch kleine Läden und sie passierten eine Gasse, in der ein ihr sehr bekanntes Schild im Wind baumelte.
Die Schneiderei barg eine Fülle an Erinnerungen und einige waren davon auch dunklerer Natur. Ein Schild mit den Wort: *Geschlossen* zeigte deutlich, dass es sich nicht lohnen würde anzuhalten, aber Delilah wusste auch, dass Mortimer der Ladenbesitzer seine Wohnung im Stock darüber hatte. Von außen war kein Licht zu sehen, also wahr wahrscheinlich niemand da.
So ging die Fahrt rumpelnd weiter bis die junge Lichtmagi atemlos Basil gebot zu halten.
Da war es. Das kleine Haus, das sie Heim nannte und nichts hatte sich verändert. Die Zeit mochte voran geschritten sein, aber hier hatte sich kaum etwas verändert. Ein dicker Kloss steckte unwillkürlich fest in ihrer Kehle, so dass sie keinen Ton heraus bringen konnte. Basil sah sie fragend an und verstand anscheinend auch so. Er reichte ihr die Hand und ließ sie vom Bock gleiten. Er lächelte ihr etwas traurig hinterher, als Delilah mit eiligen Schritten auf die abgetretenen Treppenstufen hinauf eilte. Waren sie schon immer so klein gewesen oder war sie gewachsen?Delilah kannte hier alles, jeden Stock und jeden Stein. Zwei Häuser weiter kam gerade die alte Reyna nach Hause und dort gegenüber wohnten die Zwillinge. Ihre Füße erkannten den Boden wider auf dem sie geboren war und ein warmes Gefühl bemächtigte sich ihrer. Egal wie sich bisher gefühlt hatte, hier war sie glücklich, hier war sie Zuhause!
Ihre Finger hoben sich wie selbstverständlich zum Türriegel, der sich im gleichen Moment öffnete, da sie ihn berühren wollte. Die Tür schwang auf und ihr personifiziertes Glück stand vor ihr. Resa trug wie immer ihre Schürze und die Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Mehl bestäubte ihr graues Haar und Teig klebte an ihrer Wange, aber sie war das schönste, was Delilah seit langem gesehen hatte. Der Blick wurde weit, die Runzeln strahlten sternförmig ab und sofort schossen Tränen in die Augen. Sie ließ den hölzernen Kochlöffel fallen und riss ihre Enkelin in ihre Arme.

Darna, Leon und Basil beobachteten die rührende Wiedersehensfreude aus höflichem Abstand vom Wagen aus. Leons Mundwinkel zuckte, als die alte Frau in einen wahren Freudentränenwasserfall ausbrach und Basil schluckte und presste die Lippen leicht zusammen.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Montag 14. November 2016, 02:03

Das Glück.

Heiß floss es Delilah durch die Adern, stieg ihr vom Herzen in den Kopf und breitete sich immer weiter in ihr aus je näher sie dem Ort kamen, den sie „Zuhause“ nannte. Warm und hell erfüllte es sie von Kopf bis Fuß, streckte sich bis in Zehen und Fingerspitzen bis keine andere Emotion mehr in ihr einen Platz hatte. Alles war warm und hell und gut und schön und wunderbar… die Dunkelheit, die Angst, die Gefahren… alles war fort geweht von vertrauten Gerüchen und bekannten Gesichtern.
Ihr war gleichzeitig leicht und schwer zumute. Sie hatte schon lange nicht so frei atmen können und doch schnürte ihr etwas die Brust eng, vor Sehnsucht… ein Seil geknüpft über Jahre aus Liebe und Erinnerungen, aus Kinderliedern und Lachen, aus Krankheit und Gesundheit, aus Freude und Leid, aus Spielsachen, Geschichten und Kindertränen, aus warmen Händen auf fieberheißen Gesichtchen, aus kalten Wintern, tröstenden Worten, verjagten Albträumen…

Dieses Band zog sie nun magisch nach Hause. Gab es ein stärkeres Band als das, was einen Menschen, der eine glückliche Kindheit gehabt hatte, mit seinem Zuhause verband?
Heim. Heimat. Haus. Zuhause. Jeder hatte bei diesen Worten ein anderes Bild vor Augen und für Delilah war es dieses kleine Haus, angelehnt zwischen den anderen, im bunten Kulturwirrwarr der jorsanischen Hauptstadt. Als es zwischen den anderen auftauchte, so plötzlich … so vertraut, gab sie Basilius atemlos zu verstehen, dass sie angekommen waren.

Einen Moment saß Delilah auf dem Kutschbock und sah zu dem Haus hinüber. Alles war wie immer. Nach allem was passiert war, nach allem, was dort draußen lauerte… hier war alles beim alten. Es kam Delilah für einen Augenblick fast unwirklich vor, als hätte das Haus in Schutt und Asche liegen müssen, nach allem was passiert war. Doch hier war alles gut… hier war alles gut…

Sie flog. Ihre Füße trugen sie so schnell zur Tür wie sie es nach der langen Zeit des Liegens und dem langen Ritt der letzten Tage vermochten. Der Boden war ihr so vertraut, ihre Füßen waren hier ihre ersten Schritte gelaufen und danach noch ungezählte Male mehr über die Steine gehopst, gerannt, gelaufen, gesprungen, gejagt und gestolpert… Sie stand vor der Tür, wie im Rausch.
Die Farben waren kräftiger, das Licht heller, die Luft wärmer, die Vögel sangen fröhlicher und schöner als an sonst einem Ort und nirgendwo anders konnte die Stadt so schön nach Pflanzen und Blumen und Kuchen und Holz riechen wie hier. Delilahs Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Hand hing über dem Türöffner als sich diese von alleine öffnete.

War es nicht immer so gewesen? Nach jedem Schultag, jedem Ausflug… die vertraute Gestalt hinter der Tür, auf ihre Rückkehr wartend.
Vor Delilah öffnete sich das Tor in ihre Vergangenheit und Gegenwart und sie sah in das schönste Gesicht, das es auf dieser Erde geben konnte. Sie kannte jede graue Strähne, jede Falte, … und diese wunderbaren blauen Augen, die Delilah als Kind so gerne geerbt gehabt hätte, damit sie ihrer Großmutter ähnlicher sehen konnte. Doch im Moment verschwamm dieses Bild hinter den Freudentränen.

„Moma!“

Vertraute Arme zogen sich an sich. Sie vergrub ihr Gesicht an der Schulter ihrer Großmutter und atmete tief den Duft ihrer Kindheit ein.
Alle Last dieser Welt fiel von ihr ab, jede Sorge war fort und zurück blieb Glück und Leichtigkeit und ... Licht. Ihr Herz quoll über vor Glück und als sie fast zu platzen drohte, löste sich ein Lachen, so glücklich und befreit, wie es ihr schon lange nicht mehr über die Lippen gekommen war.

Sie war endlich zuhause.

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