Das Ende einer Flucht

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Rascall
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Das Ende einer Flucht

Beitrag von Rascall » Mittwoch 1. November 2006, 19:40

Rascall wanderte über die nassen Stege des Hafens. Vor etwa einer Woche war er in Andunie angekommen. Vielleicht war es auch schon länger her. Ihn interessierte es nicht. Für ihn gab es im Augenblick nur eine Sache, die zählte: Freiheit.

Wie lange hatte diese schreckliche Schiffreise gedauert und wie lange hatte Rascall bangen müssen, dass ihm doch noch ein Schiff aus Sarma hinterher kam. Scheinbar war seinem Herren die Lust an ihm vergangen.

<b>Meinem <i>ehemaligen</i> Herren! Ich kann es noch garnicht glauben. Ich bin tatsächlich frei!</b>

Rascall schaute sich um. In der einen Zeit, die er nun schon auf dem Festland verbrachte, hatte er noch nicht viel erlebt. Die ersten paar Nächte hatte er auf dem kalten Boden verbracht, bis ihm schließlich die Vergangenheit zusammen mit seiner Erinnerung einholte. Als Kind hatte er hier doch mit seinem Vater gelebt. Er fragte sich, ob das alte Haus noch stand, ob sein Vater noch lebte. So richtg nach Hause traute er sich jedoch nicht. Mittlerweile war er alt und stark genug, es seinem Vater heimzuzahlen.

Rascall wollte sich nicht den Tag verderben. Er hatte ohnehin heute schon Ärger gehabt, als er einem Matrosen sein Geld abgeknöpft hatte. Hundert Goldmünzen, damit ließ sich ein Anfang machen.

So schlenderte er noch eine Weile über die Stege und schließlich an den Häusern vorbei, die sich am Hafen Wand an Wand schmiegten.

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Erzähler
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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. November 2006, 20:11

<i> Er betrachtete alles sehr genau, noch immer konnte er es nicht fassen frei zu sein - sein eigener Herr.

Er blickte die Menschen an die hier herum rannten, einige waren sicher Diebe, die anderen Seefahrer und die anderen wiederrum Händler. Als er so auf die Schiffe starrte, wäre er fast einen alten Mann niedergerannt, welcher am Boden saß.

Rascall ging einige Schritte zurück und blickte auf den Pflasterboden. Ein alter Mann mit schon stellenweis grauem Haar kauerte in seinem zerfetzen Mantel auf dem Boden. Der Mann blickte nach oben als er merkte wie ihn Rascall anstarrte.

Rascall stockte kurz, konnte es sein? Konnte es wirklich sein? Diese Gesichtszüge, diese Augen, die Nase, der Mund, war das wirklich sein Vater, welcher ihn an einen Sklavenhändler verkauft hatte?</i>

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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von Rascall » Donnerstag 2. November 2006, 20:36

Rascall stand einfach nur da und starrte den alten Kauz an. Kein Zweifel, das <i>war</i> sein Vater ... oder nicht?

Er sah wirklich schlimm aus. Zerzaustes weißes Haar, das ihn in Strähnen die Schultern herunterhing. Teilweise war es verfilzt, teilweise so zottelig wie das Rascalls. Die Augen wie seine eigenen, nur fehlten ihnen der Lebensfunke, der Wille, zu kämpfen. Trübe blickten sie ihn an.

<b>Noch erbärmlicher als sein eigener Sohn ... ich sollte ...</b>

Rascall war so wütend auf seinen Vater, dass dieser ihn vor so langer Zeit an die Sklavenhändler verkauft hatte. Er war so zornig gewesen, doch jetzt fühlte er nichts Anderes als bittere Enttäuschung. Da hatte ihn sein Vater verkauft und es scheinbar dennoch nicht aus seinem Ruin geschafft. Rascall konnte doch keinen armen Bettler ohne Obdach niederschlagen. Das nährte seine Wut und seine bittere Trauer umso mehr. Sein Vater hatte ihn also auch noch um seine Rache gebracht.

Doch zunächst wollte er herausfinden, ob das tatsächlich sein Vater war, auch wenn er kaum noch zweifelte. Vielleicht hatte er ja doch Glück und dies war nur ein Mann, der ihm zufällig sehr ähnlich sah.

"Verzeiht, wenn ich frage, aber hattet Ihr einst einen Sohn namens Rascall? Ich suche den Vater des Jungen. Er hat eine Nachricht für ihn."

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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 2. November 2006, 21:42

Der alte Mann sah ihn veriwrrt an, seine Augen waren ziemlich rot, auch sonst sein Gesicht war etwas rot eingefärbt, ob er wohl zu viel getrunken hatte.

Plötzlich bekam dieser einen Hustanfall, welcher sich zum Glück wieder legte, doch es hörte sich an als würde ihm die Lunge aus dem Leib hüpfen.

<b>Rascall? Er kennt Rascall? Rascall mein ..... mein Sohn ..... verkauft hab ich ihn und dies ist meine Strafe dafür. Ein Bettler bin ich, hab kaum Geld, kaum zu Essen, geschweige denn ein zuhause. Alles wurde mir genommen. Doch ich habe die Strafe verdient. Doch soll er nich wissen wer ich bin! Oder doch? Er wird mich hassen, er hasst mich ganz sicher, verständlich ..... Er wird mich vielleicht sogar töten? Doch besser von meinem Sohn getötet zu werden, als in einer dreckigen Gasse zu sterben!</b>

Der Mann erhob sich langsam, er war sehr klapprig auf den Beinen so das er sich stüzen musste. Er blickte Rascall in die Augen.

"Ihr kennt ..... Rascall? Sein Vater ...... ich weis nicht ...... ich .. ich .. habe keine Ahnung wo er steckt. Doch sagt wie geht es seinem .... So ..hn....... Rascall? Wo ist er?" er musste stottern, er würde ihm gerne sagen das er sein Vater sei, doch wie würde er es auffassen, der alte Mann hatte zu sehr Angst, wohl genauso viel wie Rascall damals vor ihm.

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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von Rascall » Donnerstag 2. November 2006, 22:20

<b>Was? Dieser alte Mann ist nicht mein Vater?! Dabei sah er ihm so ähnlich ... nein, er sieht <i>mir</i> ähnlich. Doch wo kann er stecken? Egal, dieser Fremde kennt ihn. Er wird ihn finden.</b>

"Richtet ihm folgendes aus, alter Mann", sagte Rascall, holte aus und schlug dem Bettler ins Gesicht. Normalerweise hätte er bei einem fremden alten Mann niemals so reagiert, doch dieser Hieb galt seinem Vater und für seinen Vater empfand er nichts als Wut, Hass und Enttäuschung. "Richtet ihm aus, dass sein Sohn sein Leben als Sklave verbracht hat. Er hat seine Kindheit und die besten Jahre seines Lebens an einen brutalen Herren verloren, der seinen einzigen Freund wegen einer Kleinigkeit hinrichten ließ. Sagt ihm das!"

Rascalls durchdringender Blick traf den Alten. Sein Vater hatte niemals zuvor einen solchen Blick bei ihm erlebt, denn dieses Leuchten darin hatte er als Kind noch nicht besessen. "Ich weiß, dass Ihr ihn findet, wenn er Euch nach seinem Sohn gefragt hat. Richtet es ihm aus, verstanden! Andernfalls ... ich finde Euch!"

Wut schnaubend stolzierte Rascall ein paar Meter weiter und blieb dann einfach in der Dunkelheit stehen.

<b>Das kann nicht sein, diese Augen. Das <i>war</i> mein Vater! Was ist aus ihm geworden? Ich will ihn nie wieder sehen, sonst bricht dieser arme alte Greis mir noch das Herz. Warum, Vater, warum bringst du mich auch noch dazu, dass ich dich nicht einmal richtig hassen kann?</b>

Um Rascall herum tanzten die Schatten, zuckten unnatürlich hin und her, ein Zeichen seiner Magie. Er hüllte sich in einen Mantel aus Finsternis.

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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von fremder Mann » Freitag 3. November 2006, 08:41

Der alte Mann sah in erwartend an, als Rascall bedeutete das er seinem Vater etwas ausrichten sollte. Doch es waren keine Wort nein, er bekam einen Schlag in sein Gesicht. Der alte Mann hielt seine HAnd vor das Gesicht und schrie auf.

<b>Richtet ihm aus, dass sein Sohn sein Leben als Sklave verbracht hat. Er hat seine Kindheit und die besten Jahre seines Lebens an einen brutalen Herren verloren, der seinen einzigen Freund wegen einer Kleinigkeit hinrichten ließ. Sagt ihm das</b> hallte es durch seinen Kopf

<b>Er hasst mich ich wusste es. Ich kann es ihm nicht verübeln. Der Gedanke meinen Sohn ein letztes Mal zu sehen hielt mich am Leben, doch nun ist mein Leben sinnlos.</b>

Er blickte Rascall nach welcher einfach weiter ging.

"Machs gut mein .... Sohn, es tut mir ..... leid" murmmelte er noch mit dem Gedanken das er es so und so nicht hören würde. Danach setzte er sich wieder auf den Boden un starte gerade aus. Sein Gesicht war angeschwollen und aus seiner Nase rann Blut heraus, doch das interessierte ihn nicht mehr, für ihn war das Leben nun vorbei.

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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von Rascall » Freitag 3. November 2006, 15:04

Rascall hatte die Worte seines Vaters nicht gehört. Schweigend stand er in einem Nichts aus Finsternis und wusste nicht, ob er den alten Mann erwürgen oder in Frieden lassen sollte.

die Dunkelheit um ihn herum nahm ab und er warf einen Blick zurück.

<b>Ich kann ihm nicht verzeihen, was er mir angetan hat. Niemals ... Aber niemand sollte in seinem Alter auf der Straße und in der Kälte sitzen.</b>

Auch wenn es Rascall widerstrebte, denn für seinen Vater konnte er nichts Anderes als Verachtung aufbringen, so konnte er ihn ebenso wenig dort auf den Docks sitzen und frieren lassen.

<b>Er ist nur noch ein armer, bemitleidenswerter, alter Mann. Nicht mehr und nicht weniger.</b>

Rascall ließ die Dunkelheit um sich fallen, denn sie verfinsterte nicht nur seine eingefallenen Gesichtszüge, sondern auch sein Herz. Mit wenigen Schritten war er wieder bei dem Greis.

"Vater ... steht unser altes Haus noch? Du musst aus der Kälte und dem seltsamen regenlosen Gewitter raus, sonst holst du dir den Tod."

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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von fremder Mann » Samstag 4. November 2006, 11:59

<b>Vater? Woher ..... woher weis er es? Hat er doch meine letzen Wort gehört?</b>

Der alte Mann blickte mit seinem blutverschmierten Gesicht hoch zu seinen Sohn.

"Unser Haus .. ja es steh noch ... doch .... doch es ist nicht mehr unser, es wurde mir weggenommen." Er hielt kurz inne und verfiel einem Husten, als dieser sich endlich wieder beruhigt hatte sprach er weiter.

"Was kümmert mich der Tod? Hab ich etwa etwas anderes verdient? Mein Leben hat keinen Sinn mehr, soll mich der Tod doch holen" die Stimme war zittrig und traurig zu gleich. Eine Träne bahnte sich den Weg über die Wange des Alten.

<b>Nein, etwas anderes als den Tod habe ich nicht verdient. Was hab ich den schon gutes Getan? Frau verloren, meinen Sohn verkauft, das Haus verloren und nun bin ich auf der Straße. Mein Sohn hasst mich. Wieso sollte ich noch Leben?</b>

"Doch ... woher weist du, dass ich ......ich dein ... dein Vater bin" stotterte er Rascall entgegen.

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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von Rascall » Samstag 4. November 2006, 12:22

"Deine Augen", antwortete Rascall nur. "Sie erinnern mich an meine eigenen, als ich als Sklave die Marmorplatten im Anwesen meines Herren schrubben musste, bis man sich darin spiegeln konnte. Damals war ich ein ängstliches Kind, das sich nicht wehren konnte. Genauso schauen deine Augen in die Welt. Es sind die meinen."

<b>Wie soll ich diesem Mann all meine Enttäuschung entgegenschleudern? Er hat wirklich nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt ... er ist nur noch ein Wrack.</b>

Rascall starrte auf einen Vater herab, doch schaute dann weg. Er ertrug dieses Bild nicht länger, diese Armseligkeit und die Trauer in seinem Gesicht.

<b>Die Ohrfeige war Strafe genug.</b>

"Komm mit, alter Mann", meinte Rascall, der diesen vor Gram gebeugten Greis einfach nicht mehr mit Vater ansprechen wollte. "Ich bringe dich ins Trockene." Er half seinem Vater auf und mied dessen Blick. Hier musste es doch irgendwo eine Schenke geben, wo man ihn unterbringen konnte, bis Rascall einen sicheren Platz für ihn gefunden hatte, wo diese bemitleidenswerte Gestalt sich ausruhen und sterben konnte.

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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von fremder Mann » Samstag 4. November 2006, 14:14

<b>Was hab ich ihm nur angetan, damals war das Geld für mich wichtig um mir meine alkoholischen Getränke besorgen konnte. Dafür hab ich alles getan, sogar meinen Sohn verkauft. Und das habe ich nun davon, nichts, nichts ausser Leere</b>

Gegenseitig starrten sie sich einige Sekunden an, doch dann drehte Rascall den Kopf weg und der alte sank seinen Kopf zu Boden. Plötzlich sagte Sein Sohn er soll mit kommen und half ihm auf.

<b>Mit kommen, er bringt mich ins Trockene? Weiso das? Er hasst mich doch wieso hilft er mir? Oder will er mich vor Hass umbringen und es nur nicht in der Öffentlichkeit tun, wer könnte es ihm Übel erweisen</b>

Nun standen sie nebneinander, wo wollte Rascall mit ihm hin? Wieso tat er dies nur? Der Alte suchte den Blick, doch Rascall mied ihn.

"Wieso tust du das? Ich weis du hasst mich und ich nehm es dir nicht übel, nach all dem was ich dir angetan hab" sprach er mit bedrückender Stimme, am liebsten würde er sich in ein Loch verkriechen oder gar ins Meer springen, obwohl er nicht schwimmen konnte.
Zuletzt geändert von fremder Mann am Samstag 4. November 2006, 14:15, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Das Ende einer Flucht

Beitrag von Rascall » Samstag 4. November 2006, 14:33

"Sei still, alter Mann!", knurrte Rascall. Er war es Leid, ihm alles erklären zu müssen.

<b>Ständig fragt er nur ... aber auf die vielen Fragen in meinem Kopf würde er keine Antwort geben. Zumindest keine, die mich befriedigen würde. Warum nur hast du mich damals verlauft und warum an einen skrupellosen Mann wie meinen Herren, für den ich so lange schuften musste? Es gibt keine Antwort auf diese Frage, die es jemals wieder gutmachen könnte, also sei still, alter Mann!</b>

Er packte sich seinen Vater, schleifte ihn achtlos hinter sich her und die Docks entlang. Irgendwo sangen betrunkene Seemänner einige Lieder und aus den Häusern am Hafen drang Licht. War es Nacht oder Tag, Rascall konnte es nicht sagen. Die pechschwarzen Wolken bedeckten den ganzen Himmel und alles war in Dunkelheit getaucht.

Rascall schaute sich um. Schließlich entdeckte er eine kleine Kaschemme am Rand des Hafens. "Gasthaus zum Seemann", las er von einem Schild, das dringend einen neuen Anstrich vertragen konnte.

<b>Wenigstens Lesen hat mir mein alter Herr damals noch beigebracht, bevor er mich weggab.</b>

Rascall betrat zusammen mit seinem Vater die Schenke.


[weiter in -> Gasthaus zum Seemann]

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