Trautes Heim

In einem blaugrauen Ton erstrahlen die Wohnhäuser Dessarias. Einige Bürger haben sich sogar einen eigenen Laden hier aufgebaut, um zusätzlich noch einige Goldmünzen zu verdienen.
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Parak
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Trautes Heim

Beitrag von Parak » Freitag 13. Juli 2012, 21:26

Die Nachbarn hatten sich schon an den Anblick gewohnt, der sich ihnen jeden Morgen bot. Ungeachtet des Wetters – solange es zumindest hell war – lehnte der Rattenfänger an der Vordertür seiner Hütte, in einer Hand das Rasiermesser, in der anderen ein kleiner kupferner Handspiegel. Die Backen, das Kinn und der Bereich über der Oberlippe waren eingeseift und er rasierte sich in völliger Konzentration.
Über dem Wollmantel hatte er sich ein Tuch um den Hals gebunden, damit das Kleidungsstück frei von Seifenflecken und Bartstoppeln blieb. Er begründete das Rasieren im Freien damit, dass er in der Hütte nicht genug Licht hatte. Abgesehen davon, dass es ihn gegen die Kälte abhärtete, fand er auch aus anderem Grund Gefallen daran, was er jedoch nie zugeben würde. Er wollte seine Nachbarn etwas einschüchtern. Damit die auch schön wussten, wo ihr Platz war. Parak war niemand, von dem man Geld borgte, niemand, den man übers Ohr hauen konnte, niemand, über den man lachte. Er war eine Naturgewalt! Na gut, das war übertrieben, aber die anderen hatten Respekt vor ihm.

Als er überzeugt war, dass auch das letzte sprießende Barthaar zurechtgestutzt war, strich er sich mit dem Tuch das Gesicht sauber. Heute hatte er keinen Auftrag und es war im Moment auch keiner in Aussicht, das ärgerte Parak. Er, der so viel Zeit auf eine ordentliche Rasur verwendete, hasste jede einzelne Minute der Untätigkeit. Grimmig beschloss er, etwas um den Wohnblock herumzugehen, seine Hunde auszuführen – die machten es sich während des kalten Wetters sowieso viel zu bequem. Er öffnete die Hüttentür und rief: „Dariah, Georg, bei Fuß!“ Die beiden Tiere liefen sofort her.
Er schlug die Tür hinter den beiden zu und ging los. Die Hunde an die Leine nehmen? Parak fand das unnötig, genau so wenig wie ein Alphatier sein Rudel anketten würde. Im Ernstfall würde er sie an ihren Halsbändern packen.

Was war sein Ziel? Erst einmal würde er zum Schlachthaus gehen. Der Eigentümer verstand die Wichtigkeit eines kompetenten Schädlingsbekämpfers und deshalb konnte er immer ein paar Knochen oder Schlachtreste für die Hunde bekommen. Danach kam der Bäcker dran. Parak mochte das kornige, schwere Schwarzbrot, das dieser verkaufte, und erst recht mochte er die Bäckerstochter mit ihrer üppigen Figur, die manchmal im Laden aushalf.
Vielleicht würde, bis er zurück kam, ein neuer Auftrag ins Haus geflattert sein. Mal sehen, was der Tag so brachte.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 17. Juli 2012, 17:39

Wie am jeden Morgen gingen die Leute in der Stadt ihren täglichen Handwerken und Geschäften nach. Sie warfen, egal wie sehr sie es versuchten, immer unsichere Blicke auf den bekannten Kammerjäger.
Er war den meisten suspekt und unheimlich.
Nickten nur aus Höflichkeit dem Mann zu, oder hoben die Hand zum Gruß.
Hinter seinen Rücken tuschelten sie, und manchmal nicht mal leise.
„...da ist er wieder...unheimlich... man sagt, er bezaubert das Ungeziefer...schon gehört, seine Hunde waren mal Strauchdiebe, die er verflucht hatte...nicht zu vertrauen... was würden wir ohne ihn machen?... jeder hat seine Aufgabe“
Wortfetzen, die durch die Luft getragen worden. Aber wie immer, traute sich keiner ihn persönlich anzusprechen. Und dass, obwohl Parak nicht gerade ein Berg von einem Mann war. Es war eben seine Art und sein Beruf, der ihn lästiges nachfragen ersparte.

Heute schien zwar ein Tag wie andere zu sein, doch die Tätigkeit ließ den Kammerjäger gereizt reagieren.
Die Hunde hoben in dem Moment die Köpfe, als er die Türe wieder öffnete. Sie lagen in der Nähe der Feuerstelle und dösten vor sich hin. Die Ruten wedelten augenblicklich als er ihre Namen aussprach und sie erhoben sich um an ihren Herrn zu begrüßen und an ihm vorbei zu eilen. Ein Rundgang wäre allen angebracht. Die Tiere liefen voraus, immer in der Nähe ihres Herrn. Menschen, die ihnen entgegen kamen, wechselten die Straßenseite oder sie grüßten umso höflicher.
Er dauerte nicht lange, da sah er das Schlachthaus, welches er sich als erstes Ziel heute gesetzt hatte. Aber etwas war anders heute. Die kalte Luft schien noch etwas anderes in sich zu tragen.
Der Geruch von toten Tier, Blut und anderen lag in der Luft. Doch je näher er dem Ganzen kam, desto mehr Leute konnte Parak sehen. Seine Hunde drückten sich urplötzlich an ihren Herrn, winselten leise.
Um das Haus, welches der hiesige Schlachter bewohnte, stand die Dorfmiliz und war damit beschäftigt, die Bewohner um irgendetwas rum zu führen
„geht weiter!“ brüllte einer im scharfen Ton die Menschen an.
„Was ist denn passiert?...droht uns eine Gefahr...er soll umgebracht worden sein...hallo, ignorieren sie mich nicht, ... eine Bestie oder so...ich will etwas kaufen...“ Geschnatter hier und da. Alles ziemlich aufgebracht.
Schaulustige waren schon etwas herrliches.
“ Einen schönen guten Morgen“ konnte Parak plötzlich jemand neben sich hören.
Der Klang der Stimme war neutral und kalt.
Ein junger Mann, der auffälliges weißes Haar hatte und eine ziemliche Arroganz besaß, lehnte sich auf einen besonders verzierten Stab. Seine Kleidung war kostbar und mit einem dicken Pelzkragen versehen.
„Ihr wisst nicht zufälliger weise wo das Schlachthaus ist, ich bin neu hier“
„PARAK!...Bleibt stehen!...bitte einen Moment“ donnerte eine Stimme durch die frische Luft.

Durch die Menge drückte sich plötzlich eine Person zu Parak.
Es war der wachhabene Offizier, den Parak schon des öfteren hier gesehen hatte. Jemand, der ihn trotz allen nie unfreundliche behandelt hatte und die Wichtigkeit eines guten Kammerjägers erkannte.
Ein Mann um die Mitte Vierzig mit kurzen ergrauten Haar aber eine Haltung, die so typisch für einen Soldaten war. Er sah auf den Fremden, nickte ihm höflich zu und nahm Haltung vor dem Kammerjäger an.
„Verzeiht“ Der Weißhaarige hob beschwichtigend eine Hand und nickte nur höflich.
„Parak, ich möchte dass ihr mich ins Wachhaus begleitet...keine Sorge, ich habe nur ein paar Fragen...und einen Auftrag für euch“
Hinter dem Offizier wurde gerade von anderen etwas weggeschliffen und die Bürger verscheucht.
„das Schlachthaus bleibt heute geschlossen“ rief jemand und verriegelte die Tür.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Mittwoch 18. Juli 2012, 20:53

Parak fand seinen Weg durch die Straßen des Viertels. Doch er war noch nicht besonders nahe, da war irgendetwas anders. Seine Hunde merkten es früher, aber er sagte bloß: „Reißt euch zusammen. Was ist denn mit euch?“
Aber er merkte es bald selbst. Etwas war heute in der Luft. Das Schlachthaus lag hinter der nächsten Ecke, aber er konnte etwas riechen, das ihm nicht zusagte, auch wenn er sich sonst für seinen starken Magen rühmte.

Es waren viele Menschen auf der Straße vor dem Gebäude. Sie alle schnatterten wild durcheinander, jeder hatte eigene Gründe, aber im großen und ganzen wollten sie nur gaffen. Parak machte sich nicht die Mühe, sich selbst durch die Menge zu drängen. Stattdessen blieb er im Hintergrund, bückte sich, legte seinen Hunden die Hände auf die Rücken, damit sie sich beruhigten. Dann streckte er sich wieder aufrecht und hielt selbst etwas neugierig Ausschau.

Da sprach ihn so ein Junge an. Parak fand den Burschen widerlich: Hatte weiße Haare wie ein Greis und stützte sich sogar auf einen Stock wie einer. Und alles an ihm sah so teuer aus. „Du stehst doch direkt davor, Mann!“, entgegnete Parak. Irgendwie wirkte die kühle Präsenz des Jünglings noch verstärkend auf die allgemeine Stimmung.

Dann kam plötzlich ein Offizier durch die Menge und rief auch noch seinen Namen. Parak blieb natürlich an Ort und Stille, sein Gesicht wurde eine steinige Grimasse. Er fühlte eine Abneigung gegen Gesetzesvertreter, obwohl er sich an ihre Anweisungen hielt. Dennoch kannte er die Mühlen der Justiz zu gut.
Der Rattenfänger erkannte den Milizionär vom Sehen, hatte aber noch nie ein Wort mit ihm gesprochen. Jener hingegen kannte seinen Namen...

„Was ist?“, fragte der Dessarianer den Gesetzeshüter. Dariah fühlte offenbar, was ihr Herrchen empfand und knurrte. Parak stupste sie leicht mit dem Stiefel in die Seite und ruhig war sie.
Der Fremde zog dann auch vom Acker, recht sollte es Parak sein. Der Mann, der doppelt so alt wie Parak war, erklärte dann auch schon, was er wollte. Fragen stellen und einen Auftrag geben.
Er kratzte sich am Hinterkopf und meinte dann: „Die Fragen werde ich beantworten, aber die Hunde bleiben gefälligst bei mir, in Ordnung?“ Er hielt sich die Sache mit dem Auftrag noch offen. Würde er für die Miliz arbeiten? Brauchten die auf einmal Hilfe bei Schädlingsbefall? Warum gerade hier und jetzt? Andererseits war vielleicht etwas Geld im Spiel und Aussicht auf Geld war ein guter Ersatz für Antworten.

Bereitwillig folgte Parak dem Offizier und während des Weges dachte er über das Gesehene nach. Urplötzlich platzte ihm die Frage heraus: „Der Schlachter ist tot, oder? Deshalb diese ganze Aufregung, nicht wahr? Darum die ganzen Wachen und diese Gafferbande.“

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 23. Juli 2012, 09:34

Der Fremde war recht schnell zu verscheuchen, nachdem Parak auf seine weise ihn auf das Schlachthaus aufmerksam gemacht hatte.
„habt dankt“ war noch die kurze, jedoch nicht beleidigt klingende Antwort auf den Hinweis. Somit schritt der junge Schnösel davon.
Parak war sowieso schon abgelenkt.
Die Hunde reagierten auf ihren Herrn und nachdem Parak gerufen wurde, hatte sich jetzt ein Offizier durch die Menge gedrückt.
„danke! Mit den Hunden geht es klar, wenn sie nicht plötzlich losbeißen“ erwiderte der Mann.
Er wies zu der Wachstube, damit man wohl reden konnte.
„mein Name ist Hauptmann Gregori Randler“ er streckte den Kammerjäger seine Hand entgegen.
„ich weiß, es ist nicht üblich euch so zu kontaktieren, aber...“ in dem Moment platzte Parak mit seiner Vermutung raus.
Der Hauptmann fuhr rum, blickte sich wachsam um. Er nickte einer Frau höflich zu, sichtlich bemüht ihr von dem Gehörten abzulenken.
„Bitte dämpft eure Stimme... ich beantworte gleich eure Fragen...und ja ist er „ Flüsterte er über seine Schulter zum Kammerjäger.
Er legte in seinem Schritt zu und es dauerte nicht lang, da kamen sie an das Wachhaus.
Es beinhalte das gesamte Wachpersonal dieser Stadt, aber kein Gefängnis. Dafür war dieses Haus, was ein ehemaliges Gasthaus war, nicht erbaut worden.
Es lag jedoch auf einer Anhöhe, was einen hervorragenden Ausblick auf die Stadt gab.
Zwei weitere Soldaten standen vor dem Haus.
Randler winkte sie beiseite und sie machten ihn ohne ein Wort platz, er öffnete und ließ Parak zuerst eintreten und folgte zugleich. Durch einen kleinen Flur kamen sie an eine weitere Tür. Er schloss diese auf.

Ein kleines Büro kam zum Vorschein.
Der Tür gegenüber war ein Fenster, welches einen Blick auf die Stadtmitte warf. Man konnte von hier sogar das Schlachthaus sehen und auch wo Parak wohnte.
Hier hatte man über alles einen Überblick
Ein Tisch aus Holz und zwei Stühle waren plus einem Aktenschrank nur im Büro drin.
Der Hauptmann wies auf einen Stuhl und setzte sich ebenfalls auf die andere Seite des Tisches, so dass er Parak gegenüber saß.
„Ich weiß, dass es nicht üblich ist...aber es ist wichtig“ Er fuhr sich über das Gesicht, schien die Worte zu suchen.
„Der Schlachter ist..nun, er ist scheinbar einen Tier zum Opfer gefallen. Die Wunden sahen so aus... also meine Frage. Gibt es Ungeziefer, welches speziell nur Menschen angreift? Ihr kennt euch damit aus....“
Die Hunde legten sich zu Paraks Füßen, waren wachsam und lauschten.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Donnerstag 26. Juli 2012, 19:29

Die Vermutung des Rattenfängers bewahrheitete sich. Er bedauerte den Tod des Schlachters. Er konnte sich zahlreiche Menschen denken, die es stattdessen hätte erwischen sollen. Der Schlachter war ein Mann mit Sinn für Ordnung. Außerdem musste Parak sich jetzt eine neue Quelle für Hundefutter suchen.

Gregori Randler, so hieß der Offizier. Rang eines Hauptmannes. Parak kannte die Befehlsstruktur der Soldaten und Wächter nicht, aber der Titel klang wichtig. Er sollte es sich nicht mit ihm verscherzen.
Er folgte dem Mann bis zum Wachhaus. Hier gingen die Gesetzeshüter ein und aus, aber es war wenigstens nicht das Gefängnis. Eigentlich brauchte er ja auch nichts zu befürchten, er hatte nichts verbrochen.
Das Büro des Hauptmannes war überschaubar und ordentlich. Aber was Parak erstaunte war das Fenster: Es war aus Glas und so konnte man rausblicken, ohne sich dabei den Allerwertesten abzufrieren. Außerdem war die Sicht beachtlich. Parak hatte noch nie die Häuser der Stadt von oben gesehen.
Sein Hund Georg stupste ihn mit der Schnauze an, sodass Parak merkte, dass er schon zu lange da raus blickte. Zügig ließ er sich auf den angebotenen Platz nieder und seine beiden Vierbeiner machten es sich bei seinen Beinen bequem.

Das, was er da hörte, war grotesk. Ungeziefer, das Menschen angriff, war nichts ungewöhnliches, aber das auch töten konnte. Hätte man dies ihm heute morgen, bevor er die Menschenmenge und den beunruhigten Offizier gesehen hätte, dann hätte er darüber gelacht. Jetzt aber...

„Bettwanzen, Läuse und Stechmücken greifen Menschen an, aber um die geht’s nicht, oder? Von den Viechern, die ich kenne würde ich's am ehesten den Ratten zutrauen. Die greifen nicht nur aus Notwehr an, sondern manchmal auch aus Bösartigkeit. Aber einen ausgewachsenen, kräftigen Mann umbringen und zwar auf der Stelle und nicht dadurch, dass die Wunde brandet? Das wäre auch mir neu.“

Er dachte eine Weile nach und stellte dann einige Gegenfragen: „Die Wunden, waren es Bisswunden? Können Sie mir sagen, wie die aussahen? Wenn Nagetiere beißen, dann tun sie das mit ihren Vorderzähnen, zwei richtig Lange oben und ein langes Paar direkt darunter. Sind verdammt scharf, damit können sie Nüsse aufbeißen und diese Löcher in Holzwände schaben. Wenn's aber runde Bisse mit vielen Zähnen sind, dann war's vielleicht nur Kampfhund oder ein Wolf. Vielleicht hat ihn auch einfach jemand ermordet und nach seinem Tod haben ein paar Ratten die Gelegenheit ergriffen?“

Parak glaubte selbst nicht an diese anderen Vermutungen. Man würde nicht ihn um Rat fragen, wenn diese Möglichkeiten alle widerlegt waren. Aber womit hatten sie es hier zu tun? Das Blut des Kammerjägers war in Wallung gesetzt. Bis jetzt hatte er Mäusen, Ratten und einmal sogar Maulwürfen den Garaus gemacht. Auch Wespennester konnte er ausräuchern und Fledermäuse waren kein Problem. Aber das hier war eine Herausforderung, ja, eine neue Bedrohung, der es Herr zu werden war. Und er war der festen Überzeugung, der richtige dafür zu sein.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Gestalt » Dienstag 31. Juli 2012, 18:16

Randler hörte die Erklärung bezüglich der Bettwanzen, er schüttelte den Kopf, fuhr sich abermals mit der Hand durchs Gesicht und ließ dann sie an seiner Stirn ruhen, wo er mit zwei Fingern sich diese massierte.
„nein, von Bettwanzen und Läuse bin ich auch nicht ausgegangen...es sei denn sie sind so groß, dass sie mehr als kleine Stiche erzeugen können“ Er erhob sich wieder. Sitzfleisch schien er nicht wirklich, bei der jetzigen Situation zu haben, verschränkte eine Hände auf den Rücken, während auch er jetzt aus dem Fenster auf die Stadt blickte.

„Ratten, hmm...ja das können bösartige Wesen sein....aber sie müsste dann so groß wie ein Hund gewesen sein“
Er drehte sich wieder zu Parak um.
Besorgnis war in seinen alten Zügen zu sehen und Hilflosigkeit.
„Von einem Mord geh ich nicht aus. Reinhold Bendoro hatte keine Feinde, er war überall beliebt und geachtet. Für seine Freundlichkeit und Barmherzigkeit, mochten alle den Schlachter.... außerdem sah es wirklich nicht wie ein Mord aus. ...und das ungewöhnliche war, dass wir zwar erst Ratten vermutet hatten, aber diese Tiere sich von dem Toten ferngehalten hatten... seltsam , oder? Ich habe sowas noch nie gesehn...aber ein Hund oder Wolf... wie soll der in das Schlachthaus gekommen sein?“
Er schüttelte abermals den Kopf. Seine Hand wanderte zu einer Schublade und er beförderte Papiere hervor.
„das Problem ist... verzeiht, ich hatte ganz meine Benehmen vergessen, Etwas zu trinken?“ Er erhob sich und holte zwei Gläser und eine Tonflasche hervor.
Aus dieser goss er sich einen Doppelten und ebenso Parak ein, schob das Glas zu dem Kammerjäger rüber.
„In diesen Papieren steh mehr...denn leider ist es nicht der einzige Vorfall! Nur bis jetzt konnten wir es vor er Öffentlichkeit geheim halten. Alle wurden wohl von der gleichen Art oder eines einzelnen Tieres vollbracht....aber auf die Frage nochmals zurück zukommen von euch, der Hals war zerrissen und zerfetzt an meist einer Seite. ...Und Aberglaube wird noch groß geschrieben, so dass selber meine Leute es nicht genauer untersuchen wollten. ...doch ich will keine Panik hier in der Stadt, wenn dies vielleicht auf einen verrückten Hybriden oder so zurück zu führen ist.... Seit ihr mit Hybriden vertraut? Könnte so ein Wesen, dass bewerkstelligen?“

Die Papiere hätte Randler ihm vor geschoben, in diesem waren berichte über 3 weitere Fälle, wo eine Person in einem Haus vorgefunden wurde, die eine zerfetzte Kehle hatten. Auch wurde vor 2 Wochen auf der Strecke nach Dessaria, im Schattengebirge eine junge Frauenleiche entdeckt, die ebenso solche Verletzungen aufwies. Damals hatte man dies jedoch auf einen Unfall mit einem Wolf zurückgeführt. Die Leiche wurde wegen bestehender Krankheiten verbrannt. Wer die Fremde war konnte nicht ermittelt werden.
„Es fällt auf, dass sich irgendetwas auf den Weg nach hier gemacht hat...nur was?...und es könnte überall sein, in der Kanalisation ebenso wie in den Bergen....ich hatte schon in Betracht gezogen, einen Jäger anzuheuern, aber was sollte ich ihn erzählen.“
Er blickte verzweifelt hoch, während er aufgeregt mit den Händen gestikulierte und hilflos seine Arme kurz zur Decke streckte, als käme Hilfe von dort.
„ ich wollte erstmals sicher gehen, dass es sich nicht um etwas anderes handelt....einen Rattenhybriden vielleicht, oder anderes. Also ich würde euch dafür gut bezahlen, nennt mir nur den Preis...und ihr könntet euch gerne die Leiche von Bendoro ansehen. Vielleicht erkennt ihr mehr.“
Er sah ihn erwartungsvoll an und trank einen großzügigen Schluck aus dem Glas.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Donnerstag 2. August 2012, 11:56

Gregori Randler war eine gewisse Nervosität anzusehen. Er konnte nicht lange sitzen und zur Beruhigung trank er. Moment mal! Es war früher Vormittag und ein hochrangiger Gesetzesvertreter schenkte sich Alkohol ein? Parak war leicht empört. Das angebotene Glas schob er beiseite.
„Nicht die richtige Zeit zum Trinken.“, meinte der Rattenfänger bloß. Für einen Abstinenzler war niemals die richtige Zeit dafür (eine Einstellung, die sich in ein paar Minuten wandeln würde).

Die zwei Möglichkeiten, die Gregori in Betracht zog, waren Riesenratten oder ein Hybrid. „Habe in meinem Leben noch keinen Hybridgen gesehen, weiß nur, was man so sagt. Also, dass sie halb Tier, halb Mensch sind.“
Eine Menschenratte oder ein Rattenmensch. Kaum vorzustellen, aber für Parak waren Menschen und Ratten beiderseits bekannte Gegner, also fühlte er sich auch gegen alles, was dazwischen lag, gewappnet.

Der Hauptmann schob Parak einige Papiere zu. Leider konnte der absolut nichts damit anfangen. „Halt, das kann ich nicht lesen.“, musste er Gregori gestehen. Er schämte sich jedoch nicht dafür, während Gregori ihm die Vorfälle schnell erläuterte. Was auch immer es war, es hatte bisher fünf Menschenleben gefordert. Obwohl sein eigenes Gesicht steinern blieb, spiegelten die Hunde seine Gefühlslage wider. Sie waren unruhig und angespannt.
Paraks Hand schnellte vor und ergriff das Glas, das er vorher weggeschoben hatte. Er leerte es in einem Zug. Es gab immer ein erstes Mal. Und der Alkohol, der auf nüchternen Magen traf, gab ihm seinen Mut zurück. Mut und auch etwas Leichtsinn. Denn was er jetzt sagte, war vielleicht etwas harsch:
„Reißt Euch zusammen. Ihr würdet Euer Leben für Dessaria geben, aber habt Angst, dass ein Hornochse von Waidmann Euch auslacht, wenn Ihr ihn auf etwas ansetzt, das bereits Menschenleben gefordert hat? Außerdem könnt Ihr doch nicht bloß auf ein einziges Pferd setzen!“

Parak war ja in Höchstform, nicht nur riskierte er hier, es sich mit Hauptmann Randler zu verscherzen. Nein, er forderte ihn sogar auf, Konkurrenz mit ins Spiel zu bringen, auf dass er selbst am Ende vielleicht noch leer ausging. Brillant war das, nicht wahr?
Und er plapperte sogar munter über das nächste riskante Thema weiter: Die Bezahlung.

„Normalerweise verlange ich zwei oder drei Kupfermünzen für jedes Pfund Ratte. Aber das hier ist gefährlich. Vier Füchse pro Pfund.“ Er überlegte und stellte dann noch eine weitere Forderung. „Wenn ich es aufspüre, aber es zu riskant für mich und meine Hunde ist, dann möchte ich Hilfe von Leuten in Metallrüstungen anfordern können und dann werde ich trotzdem noch bezahlt.“

Parak stand bereits auf und reichte Gregori Randler die Hand zum Vetrag. Würde der einwilligen oder Parak für sein kühnes Verhalten hochkant raus werfen?

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. August 2012, 11:13

Alkohol konnte Mut bringen und so erging es auch den Kammerjäger Parak.
Randler konnte sehen, dass das was er erzählte eine Wirkung auf den doch halb so jungen Mann hatte.
Aber war es bei so einer ungewöhnlichen Situation nicht verständlich, dass man sich Mut antrinken musste.
Bis jetzt wusste man nicht mal, wie der Mörder in die Häuser gekommen war.
Das er durch den Abort gekommen war, hielt Randler für unwahrscheinlich. Man hatte jedenfalls keine Spuren diesbezüglich gefunden.

Parak schob die Papiere mit der Begründung, dass er nicht lesen könnte zurück. Randlers Braue zuckte einmal kurz, aber trotzdem ließ er nichts abfälliges verlauten.
Nicht jeder konnte immerhin über eine Schulbildung verfügen.
„es steht nochmals darin, was ich euch erzählt habe. Ich kann es euch sonst auch vorlesen?...auf jeden Fall haben wir keine Spuren für ein gewaltsames Eindringen festgestellt oder dass etwas durch die Örtlichkeit eingedrungen war. Aber trotzdem waren sie tot. Die Tür war immer sauber geschlossen, nicht verriegelt, aber geschlossen...eben als wenn der Tod drinnen gelauert hätte.“

Die Standpauke von Parak wurde mit einem Schnauben begegnet.
„Nun hört mal, ich würde sofort einen Jäger holen. Jedoch wäre dieser eher für die Sache mit der armen Frau zuständig...also den Wald. Ein Jäger ist nicht für die Aufklärung von seltsamen Morden INNERHALB der Stadt zuständig. Das gehört eigentlich in meine Hände, aber es übersteigt mein Wissen.Ich werde hier schon seltsam angeschaut, weil ich euch mit einbeziehe“ Er hatte sich inzwischen erhoben, seine Hände seitlich auf den Tisch gestemmt und es sah so aus, als wollte er gleich über den Tisch springen.
„Doch mir ist der Tratsch egal...ebenso was vielleicht in euer Vergangenheit geschehen ist...ihr macht einen guten Job, das zählt für mich! Wie ihr schon sagtet, mich kümmert nur das Wohl der Stadt und die Sicherheit der Bürger.“ Fügte er noch dazu.
Doch so schnell wie er aufgebraust war, beruhigte er sich. Vielleicht lag es auch daran, weil zwei Hunde zu knurren anfingen.
Fahrig fuhr er sich mit der Hand über den Bart.
„Verzeih!... ich hätte nicht so reagieren dürfen, aber es macht mich zu schaffen.. Vier Füchse pro Pfund, hmm... unter anderen Umständen würde ich darüber handeln, aber soll mir recht sein. Vier Füchse pro Pfund UND Unterstützung, wenn ihr sie braucht!“ Er ergriff ausgestreckte Hand von Parak und drückte fest zu.
„Einverstanden...wenn ihr was braucht oder wissen wollt, dann kommt vorbei...UND ich möchte informiert werden über eure Fortschritte.“
Damit war der Vertrag besiegelt und Parak hatte eine ungewöhnliche aber vielleicht auch lukrative Aufgabe erhalten.
„ Doch ich werde jemanden zusätzlich anheuern, der sich der Sache im Wald annimmt!...wollt ihr, dass sich die Person bei euch meldet, wenn sie etwas heraus bekommt, was von Interesse ist!“
Er hatte sich erhoben und trat jetzt um den Tisch rum.

Die Hunde rissen an ihren Halsbändern und begannen plötzlich zu bellen!
Aber nicht wegen dem Hauptmann.
Nein, irgendetwas schien ihre Aufmerksamkeit beim Fenster zu erregen.
Sie bäumten sich kurz auf und plötzlich drückten sie sich gegen Parak, die Ruten zwischen die Beine gezogen. Irgendetwas mussten die Tiere gesehen oder gespürt haben.
Die Sicht aus dem Fenster zeigte aber nichts auffälliges.

„Das ist doch nicht normal, oder?“ skeptisch warf Randler Parak einen Blick zu und öffnete ihn die Tür.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Donnerstag 9. August 2012, 16:10

Gregori Randler wies Paraks Beschuldigungen zurück und erklärte sein Vorgehen. Als er betonte, dass die Leute ihn für irre hielten, wenn er einen Kammerjäger und ehemaligen Häftling hinzuzog, wurde Parak ein gehöriger Dämpfer verpasst. Dass ihm jemand in einer hohen Position Vertrauen in ihn setzte, war bemerkenswert. Bis jetzt hatte er gedacht, dass er hier nur für die Drecksarbeit herangezogen wurde.
„Jaja, tut mir ja auch leid.“ Obwohl er das murmelte, meinte er das sogar ehrlich. Er selbst bemühte sich tagtäglich, gute Arbeit zu leisten, daher sollte er nicht unwissend die Arbeit eines anderen kritisieren.

Paraks Bedingungen wurden akzeptiert. Er würde nach Gewicht des Übeltäters kassieren, doch er hatte nicht durchgedacht, ob das ein gutes oder schlechtes Geschäft war. Das war ihm vorerst egal.
Außerdem würde der Hauptmann tatsächlich einen Jäger einsetzen, um außerhalb der Stadt zu suchen. Aber so wie es aussah, würden Stadtmensch und Naturbursche sich nicht in die Quere kommen. Der Vorschlag des Hauptmannes war, dass die drei sich gegenseitig informierten und das war Parak gut gelegen. Er nickte jeweils, als die Vorschläge kamen.

Auf einen Schlag drehten Georg und Dariah durch. Sie bellten in Richtung Fenster. „Ruhig!“, befahl Parak, sprang auf und lief mit Armen am Oberkörper kampfbereit zum Fenster. Er konnte nichts erkennen.
„Ein blöder Vogel vielleicht...“, knurrte der Rattenfänger. Aber er hatte seine eigene Theorie, nämlich, dass hier im Raum einfach eine Spannung herrschte. Er hasste das ständige Sitzen und gerade hatten sie über Mord und überdimensionierten Ratten geredet und dann hatten Parak und Gregori ihre Stimmen gegeneinander gehoben. Da fehlte nicht viel, zwei Hunde in fremder Umgebung aufzuregen.
Er blickte auf die beiden hinab. Er sah in ihre Augen und merkte, dass da doch mehr war. Und sie hatten schon heute morgen auf dem Weg zum Schlachter gemerkt, dass etwas nicht richtig war.

Als er sicher war, dass die beiden Hunde an seiner Seite blieben und nicht wegrennen würden, ging er mit ihnen durch die geöffnete Tür. „Ich schaue mir das Schlachthaus an und auch Reinhold. Es ist doch in Ordnung, wenn ich dort ein paar Knochen nehme, für die Hunde?“
Die beiden könnten nämlich eine Kleinigkeit vertragen. Vielleicht würden sie sich beruhigen.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 13. August 2012, 10:42

Auch der Hauptmann blickte misstrauisch zu dem Fenster und den Hunden. Doch er hatte keine Ahnung wie sich solche Tiere normalerweise verhielten. Bei ihm zu Haus kümmerte sich sein Sohn um die Hunde.
Doch er nickte er nur zustimmend, als die Lösung angeblich ein Vogel sein sollte.
Sie hatten sich geeinigt und Parak war am gehen.
Tatsächlich war der Hauptmann, sogar sicher, dass er auf das richtige Pferd gesetzt hatte. Er hatte eine gute Menschenkenntnis und nur weil man einmal Häftling war, sagte das doch nichts über die Person aus. Das war jedenfalls Randlers Meinung und Haltung zu dem Kammerjäger.
„ach Moment...sonst wird man euch nicht zu dem Leichnam und dem Schlachterhaus durchlassen“
Randler trat zurück zu seinem Tisch und öffnete eine Schublade, dort holte er ein Pergament raus . Griff zu Feder und Tintenfass und kritzelte schnell etwas auf das Papier, unterschrieb es dann noch schwungvoll.
Ein Stück Wachs, welches er über eine Kerze kurz hielt und auf das Pergament tropfen ließ und ein Siegel, welchen seinen Abdruck auf dem Wachs hinterließ, vervollständigten das Ganze.
Randler nickte zufrieden und rollte es zusammen, während er es Parak überreichte.
„Dies ist ein offizielles Schreiben, dass ihr von mir bevollmächtigt wurdet, euch die Leiche und auch die Schauplätze der Morde ansehen dürft....sonst würde man euch den Eintritt verweigern“
Er sah zu den Hunden und dann zu Parak.
„Nimmt, was ihr für die Hunde haben wollt...vermutlich wird es demnächst ein neues Schlachterhaus geben. Wer möchte schon wo arbeiten, wo jemand ermordet wurde... Aberglaube“ Randler schüttelte verständnislos den Kopf und lächelte dann höflich Parak an.
„ich danke euch...und viel Erfolg...seit trotzdem vorsichtig“
Ein sorgenvoller Blick, der die Züge des Hauptmann eine Spur älter wirken ließ.

Nun lag es also an Parak das Geheimnis zu klären und sich der Sache anzunehmen. Randler begleitete ihn nicht mehr nach draußen, er entließ ihn, während sich der Hauptmann wieder an den Tisch setzte. Er griff wieder zu den Mappe mit den Papieren und blätterte sie besorgt durch. Das Glas entleerte er während er las.

Parak konnte sich entscheiden, wohin er als erstes gehen würde. Seine Hunde hatten es scheinbar eilig aus dem Gebäude zu kommen. Wenn ein Offizier an den dreien vorbei kam, wurde man skeptisch beäugt. Sie hatten hier nichts zu suchen, sagten die Blicke.
Dariah und Georg knurrten, wenn jemand zu nah kam, blieben bei Fuß jedoch.

Der Erste Morgendunst war inzwischen verschwunden. Die Sonne hatte sich durch die Wolken geschoben und es war ein schöner Tag.
Jetzt konnte er sich , wenn er es vorhatte zu dem Schlachterhaus gehen, wo er zwei Offiziere vor der Tür Wache halten sah. Oder er würde sich auf machen zum Leichenhaus, wo gewöhnlich die Leichen noch aufgebahrt wurden, wenn noch Untersuchungen folgten.
Die Menschen, welche Parak aus dem Wachgebäude kommen sahen, wandten sich schleunigst ab. Es wurde wie immer getuschelt.
„aus dem Wachhaus!...vermutlich hat er Ärger gemacht... gehört eingesperrt... Ratten im Wachhaus, dass ich nicht lache!...alles korrupt“
Misstrauen war hier wirklich an der Tagesordnung, dass konnte Parak tagtäglich spüren und sehen. Aber Mut war eine Sache, die die wenigsten aufbrachten, ihn direkt anzusprechen. So wurde immer höflich zugenickt.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Mittwoch 15. August 2012, 20:13

Parak verließ das Büro mit dem offiziellen Schreiben. Er warf einen kritischen Blick darauf und stopfte es sich in die Hosentasche. Immer noch besser, als wenn Hauptmann Randler ihm persönlich hinterher laufen musste. Er stellte sich vor, wie ein Wächter ihn anhielt, er aber lässig die Befugnis vorzeigte und der Mann ihn zähneknirrschend durchlassen musste. Daran konnte er sich gewöhnen.

Die Mienen der Uniformierten waren harsch, als er an ihnen vorbei ging. Aber er parierte ihren Blicken, indem er düster zurück starrte. Die Hunde waren sehr gereizt. Draußen an der frischen Luft wurde es besser.
Das Wachhaus stand zwar nicht in Paraks Wohngegend, aber auch hier gab es genug Leute, die ihn kannten. Und jetzt starrten sie ihn an und tuschelten. Was der Rattenfänger da zu suchen hatte? Ärger mit dem Gesetz oder ehrliche Arbeit? Parak marschierte an ihnen vorbei, die Hunde im Schlepptau. Sollten sie doch spekulieren, ihm war das egal.

Zuerst zog er sich in eine leere Seitengasse zurück. Dort ging er in die Hocke, zog seine Hunde an den Halsbändern zu sich und schaute ihnen in die Augen. „Also, ihr beiden. Was war da vorhin los?“ Keine Antwort, nur die dunklen, hintergründige Hundeaugen. Mehr hatte er ja auch nicht erwartet. „Ich weiß, das alles klingt verdammt gefährlich. Aber ich muss das machen. Und ich brauche eure Hilfe dafür. Wenn das klappt, dann gibt es ordentlichen Braten, klar?“
Aber warum genau musste es das machen? Es brachte gutes Geld, aber das war es nicht, beispielsweise würde er nicht für Geld in einen Krieg ziehen. War es Rache für die Opfer? Bis auf den Schlachter hatte er keinen gekannt und selbst den nicht besonders gut. Was dann? Er konnte es nicht sagen.

Er wählte sein erstes Ziel: Das Leichenhaus. Er würde sich die Verletzungen, die Hauptmann Randler nur schlecht beschrieben hatte, genauer ansehen. Vielleicht konnte er herausfinden, was für Zähne das Viech hatte, wie groß das Gebiss war und aus welcher Höhe zugebissen wurde. Es nervte ihn nämlich, dass er absolut keine Ahnung hatte, womit er hier zu tun hatte. Sollte Parak „er“ oder „es“ sagen, „Mörder“ oder „Monster“? Es fühlte sich an, als jagte er einen Schatten, so wenig wusste er.
Vor dem Gebäude befahl er den Hunden: „Platz! Ruhig bleiben.“ Hunde hatten im Gebäude vermutlich nichts zu suchen und er ließ es nicht darauf ankommen. Außerdem sollten Georg und Dariah nicht noch mehr vom Geruch des Todes beunruhigt werden.
Er kramte das offizielle Papier hervor und trat ein.
„Hallo. Ich soll einen Blick auf Reinhold, den Schlachter, werfen.“

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 20. August 2012, 17:30

Das Leichenhaus war in den typischen Farben, wie jedes andere Haus gehalten. Einen leichten Blauton, doch schien hier wie automatisch kaum eine Pflanze zu wachsen. So als mieden sie dieses Haus. Hin und wieder kamen an Parak Soldaten vorbei, immerhin war dies eine Stadt, welche für ihre Ausbildung des Militärs bekannt war.
Ein Soldat jüngeren Alters war im Inneren des Leichenhauses positioniert. Die Ablehnung mit der er den Kammerjäger ansah, war nicht zu übersehen. Seine Nase rümpfte er, als er sich betont langsam von einem Stuhl erhob. Er wollte sich gerade in den Weg stellen, als Parak vor ihn trat.
„Wohin des Weges…oh“ Er hatte das Schreiben erhalten.
Es wiederstrebte den Mann und kurz zog er die Stirn kraus. Der Mann war vielleicht gerade über zwanzig mit hellen Haar. Er hatte die typische Arroganz eines Jungen, der nie wirkliche Entbehrungen erlebt hat.
„Ja, sicher! Als würde der Hauptman EUCH schicken. Guter Scherz! Macht das ihr Land gewinnt und ich euch nicht für diese Dreistigkeit einsperren lasse…gibt schon her den Schrieb“ ja, das war eine typische Reaktion, die Parak wohl nur zu gut kannte. Die Miene des Soldaten änderte sich schlagartig als er die Echtheit des Papiers erkannte und er nahm augenblicklich Haltung an. Es fehlte noch das er salutierte, während er das Schreiben zurückgab.
„entschuldigt bitte… „ stammelte der Soldat unsicher.
Nicht umsonst hatte wohl Randler ihm das Schriftstück gegeben. Und vielleicht war es ja das, was ihn dazu bewogen hatte, diesen seltsamen Auftrag entgegen zu nehmen. Randler hatte wohl Vertrauen in seine Fähigkeiten als Kammerjäger und vielleicht auch als Mensch?
Ein anderer Mann kann gerade aus einem Nebenraum. Er trug einen Kittel und rieb sich gerade seine Hände an diesen ab. Sein Gesicht war bleich, so als hätte er schon lange die Sonne nicht gesehen. Dazu war er hager und seine Wangenknochen waren eingefallen. As er ein diskretes Lächeln dem Soldaten zuwarf, sah man, dass ihm schon ein paar Zähne fehlten.
„Ich habe Stimmen gehört, ist der Sarg endlich da?...so schwer kann es doch nicht sein, einen Sarg zu fertigen, der…oh?“ Ein verwunderter Blick auf Parak. Ja, Parak kannte den Mann. Er war als Medikus und Heiler bekannt. Der Name war irgendetwas mit Archibald Sonstwas. Nichts was bis heute von Interesse war.
„ Der Herr wurde von Hauptmann Randler geschickt sich die Leiche des Schlachter anzusehen. Sofort!“
„Ist ja gut…dort hinten liegt sie“ Archibald wies in den Raum aus dem er gekommen war. Es roch nach Chemie, Alkohol und andere seltsamen Gerüche. Auch ein süßlicher Gestank, der an verwestes Fleisch erinnerte, lag in der Luft.
Der Medikus begleitete Parak zu der Leiche. Sie lag auf einem großen metallischen Tisch, ein weißes Tuch war über sie ausgebreitet. Die Gestalt war massig, selbst im Tod.
Der Medikus griff zum Tuch und riss es beim Kopf herunter. Man hatte zwei Münzen auf die Augen des Mannes gelegen, der sonst eine gräuliche Färbung hatte. Die Totenstarre war inzwischen wieder gewichen, was zeigte, dass er schon länger tot war. Das Gesicht war von Entsetzen und Schmerzen verzerrt. Am Hals war eine zerfetzte Wunde zu sehen. Es sah aus als hätte jemand die Hauptschlagader zerfetzt.
Beim genauen Hinsehen, schien hauptsächlich sechs Reißzähne und eine Anzahl von Schneidezähnen die Wunde gerissen zu haben. Wobei entweder insgesamt 4 Reißzähne im oberen und zwei im unteren Abdruck waren. Wo dabei oben oder unten war, konnte man nur vermuten. Jedoch war der Biss, wenn es einer war, kein für Parak erkennbares Tier zuzuordnen. Auffällig war auch, dass der Schlachter wohl kein Blut mehr in sich trug…was natürlich bei so einer Wunde nicht absonderlich war.
Doch kein Tier konnte so beißen, obwohl es auf scharfe Zähne hinwies. Der Biss war rundlich, und nicht wie bei einem Wolf oder anderem Tier.
„eine Vermutung?…Er war irgendeine neumodische Waffe! Vielleicht von einem Dunkelelfen oder so!...“ Es klang nicht mal wie eine Vermutung, sondern dass der Medikus davon ausging. Er hielt es nämlich für Schwachsinn, genauere Untersuchung machen zu lassen.
„aber keine Krankheit oder etwas gefährliches für unsere Stadt“
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Mittwoch 22. August 2012, 19:27

Das Leichenhaus war so unauffällig, dass man glatt daran vorbeilaufen konnte. Aber es war das einzige in der Reihe, das bewacht wurde. Außerdem konnte Parak, der ja ein unverbesserlicher Reinemacher war, den Geruch von Lauge wahrnehmen, die man hier wahrscheinlich benutzte, um alles sauber und steril zu halten. Vermutlich war auch einiges davon heraus geschwemmt worden, was erklärte, dass hier kaum Unkraut aus den Ritzen des Straßenpflasters spross.

Wie erwartet wurde Parak aufgehalten – von einem Jungspund in Uniform. Angehalten zu werden war ja noch in Ordnung, aber die großen Töne verärgerten den Rattenfänger – er hasste solche hochnäsigen Bengel. Parak war zwar so jung wie der Soldat, aber die durchgemachten Episoden seines Lebens und die berufliche Selbstständigkeit ließen ihn geistig reifer erscheinen. Vielleicht lag das aber auch bloß an der Glatze.
Schließlich musste sich der Soldat geschlagen geben. Das Dokument war nämlich echt, die Tinte gerade erst trocken. Parak nahm den Bogen zurück und jetzt, wo er die Macht eines solchen Schreibens erlebt hatte, verstaute er es sorgfältiger als beim ersten Mal. Weder verständnisvoll, noch tadelnd blickte er den Soldaten an, sondern er ging schnurgerade an ihm vorbei.

Parak schätzte sich glücklich in den letzten Jahren keinen Medicus gebraucht zu haben. Deshalb kannte er den hier nur vom Sehen. Es erstaunte Parak, dass er nicht nur Arzt der Lebenden, sondern auch der Toten war.
Im nächsten Zimmer war wohl der Leichnam aufgebahrt. Jetzt hieß es, nur die Nerven zu bewahren. Er hatte sich verpflichtet, das verantwortliche Wesen zu jagen und jetzt würde er sehen, wozu es in der Lage war.

Verwirrt betrat er den Nebenraum, schaute sich fragend um, bis der Doktor das weiße Tuch wegzog. Er hatte den Toten darunter versteckt, was für ein hundsgemeiner Trick!
Vorsichtig näherte sich Parak und betrachtete die Wunden mit wiedergewonnener Professionalität. „Können Sie sagen, wie lange er schon tot ist?“, fragte Parak Archibald. Die Vorderseite des Halses war aufgerissen und er war wohl ausgeblutet wie eines seiner Schlachttiere. „Das sind die einzigen Verletzungen, oder?“ Er versuchte einzuschätzen, was für Zähne das Monster hatte. Schneidezähne und Reißzähne. Rund angeordnet. Wenn es mehrere Wesen waren, dann waren sie von derselben Art. Und eine Sache wusste er jetzt mehr. Durch die Größe der Bisse konnte er abschätzen wie breit der Schädel sein musste: Definitiv konnte man damit nicht durch normale Rattenlöcher durch.

„Eine Waffe?“, fragte der junge Mann irritiert. „Aber das sind doch Bisse! Und was hat das mit Dunkelelfen zu tun? Ich verstehe nicht...“

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. August 2012, 17:41

Nachdem also Parak an dem Soldaten vorbei war und dieser ihm noch nachblickte, konnte er sich seiner geschäftlichen Aufgabe widmen. Es gab immerhin einiges zu tun.

Die Leiche zu untersuchen war nicht schwer, der Heiler stand dabei aufmerksam bei Parak. Er musterte den jungen Mann.
„wie lange schon, also gestern wurde er noch gesehen und zwar lebend. So zwölf Stunden ungefähr. Warum ist das so von Interesse?“
Der Heilmedikus kratze sich nervös am Hals und konnte beim besten willen nicht nachvollziehen, warum dies hier so seltsam untersucht wurde.

„nein, dies ist die einzige Wunde...keine anderen Stellen oder ähnliches“ er sah öfters zur Tür, so als wartete er auf etwas. Doch das hatte ja Parak auch schon gehört. Der Sarg für den Abtransport war schon angefordert. Man könnte fast schon meinen, dass der Heiler dies schnell hinter sich bringen wollte.
Also Parak würde anhand des Abdruckes schließen können, dass es sich um ein ca. hundgroßes Tier handeln müsste. Aber kannte er keine Art, die so einen rundlichen Biss machte. In der Tierwelt konnte man sagen, dass das Gebiss mit der Größe des Tieres passte. Nur der Mensch selber war dazu eine Ausnahme, da war das Gebiss kleiner im Verhältnis zum Körper.

„ja, natürlich eine Waffe! Bisse? Blanker Unsinn! Der Hauptmann spinnt doch, wenn er dies auf ein Tier schiebt. ..ich sage euch, hier in der Stadt scheint eher ein Mörder rum zu laufen und was macht die Miliz..“
Er wedelte mit der Hand rum und ein Kopf fing an rot anzulaufen. Nicht jeder hatte sich eben gut im Griff.
„:.die...also die schieben es beiseite, dass es ein Tier ist wird gemunkelt! Ein Monster oder so! ... Habt ihr noch nie Waffen der Dunkelelfen gesehen? Furchtbare Teile, dass sag ich euch...die reißen Wunden, die man nicht so einfach nähen geschweige heilen kann.“
Er schnappte nach Luft.
Der Soldat war inzwischen an die Tür gekommen und blickte verwundert und auch besorgt zu dem Medikus.

„...ich habe zwar selber keine Wunden gesehen, ABER mir wurde davon berichtet. Deswegen ist es Zeitverschwendung euch damit zu belästigen. Bleibt bei euren Ratten“ jetzt war es raus.
Der Heilmedikus störte also, dass Parak sich der Sache an nahm.
„Außerdem hätte das Tier ja reinkommen müssen und ich bezweifle, dass es klopfte. Der Schlachter wurde nämlich auf seinem Stuhl vor dem Kamin gefunden...ich war selber dort, als man mich zur Hilfe rief! „
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Dienstag 4. September 2012, 14:47

Es schien so, als könnte jeden Moment der Sarg kommen. Es gab also keine Möglichkeit, einen weiteren Blick auf den Toten zu werfen, als jetzt. Parak blieb nur zu hoffen, nichts wichtiges übersehen zu haben. Er versuchte sich die Zahnspuren einzuprägen.

Der Medicus wurde mit jeder weiteren Frage ungemütlicher. Als er auf die Wache zu sprechen kam, geriet er in zunehmende Rage. Parak ließ sich nicht darauf ein, er verschränkte die Arme und blickte skeptisch. Er verspürte nicht das Bedürfnis, die Gesetzeshüter zu verteidigen. Was man ihnen anlasten konnte, war nämlich aus Paraks Sicht, dass sie sich erst jetzt an einen Profi gewendet haben.
Erst als Archibald offenlegte, was er über Paraks Einmischen dachte, kratzte das an der Selbstbeherrschung des Kammerjägers.

„Ach ja? Eine Waffe, die Bissspuren hinterlässt? Ein Stock mit einer Bärenfalle am Ende, oder wie?“ Er beugte sich vor und verpasste dem Heiler einen Blick wie ein Adler.
„Die Miliz sucht weiter auf Augenhöhe, aber was ist, wenn's dies eine Mal kein Mensch dran Schuld war? Wenn da irgendwas Jagd auf uns macht?!“

Er wirbelte herum, lief mit weiten Schritten am Soldaten vorbei, den er keines Blickes würdigte, und verließ das Gebäude. Draußen pfiff er seine Hunde herbei und machte sich auf den Weg zum Schlachthaus.
In Gedanken verarbeitete er das Gesehene und Gehörte. Hinter verschlossener Tür (abgeschlossen oder bloß zu? Das musste er noch herausfinden.) war es gestern Nacht passiert, nach Feierabend. Und erst jetzt verarbeitete er, was der Medicus als allerletztes gesagt hatte: Der Schlachter war auf seinem Stuhl gefunden worden.
Er dachte darüber nach: Wenn Leute Ungeziefer groß oder klein sahen, wie reagierten sie dann? Weiber springen auf und kreischen in der Regel und Kerle stehen ebenso schnell auf, treten danach oder werfen den nächsten Gegenstand, der gerade zur Hand war. Aber wenn Reinhold gar nicht erst vom Stuhl hochkam? Es gab keine Verletzungen von einem etwaigen Kampf und sein Gesicht war im Terror erstarrt. Was auch immer das getan hatte, es war leise, schnell und tödlich – sehr wahrscheinlich aber allein. Soviel (oder vielleicht sowenig) wusste er jetzt – sein Gesicht verdüsterte sich.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. September 2012, 13:38

Der Medikus wurde noch eine Spur dunkler im Gesicht, als die gereizte Antwort von Parak kam. Na mit so was hatte der ältere Mann nicht gerechnet. Empört wollte er dagegen angehen, doch Parak nahm ihn so jeden Wind aus den Segeln.
„vielleicht…“ brachte er gerade noch über die Lippen.
„Ihr solltet euch benehmen, wenn ihr mit mir Spricht…so was“ wurde noch hinter dem Kammerjäger weiter lamentiert. Von einem wesentlich jüngeren Mann und einem aus , für ihn, niederen Schicht kommenden, gehörte sich ein angemessener Tonfall.
„Bedenkt wo ihr steht“ grölte er fast seine nach Drohung anhörendene Worte hinter ihm her. Puterrot war inzwischen der Medikus und hätte nicht der Soldat an der Tür einen Hand gehoben, so hätte dieser wohl noch mehr rumgezetert.
Aber Parak hatte genug. Er rauschte förmlich an dem Soldaten vorbei und seine Hunde erwarteten ihn schon. Sie konnten instinktiv spüren, dass es ihren Herrn nicht gut ging. Ein fragendes Winseln und ein Diskretes an ihren Herrn ran treten, folgte von ihnen.
Der Kammerjäger hatte einige Informationen, doch nichts was ihn einen richtigen Hinweis gab. So war sein nächstes Ziel das Haus des Schlachters. Immerhin war dort der Mann gestorben. Nur warum hatte der Mann auf seinen Stuhl gelegen ? Nicht alles schien Sinn zu haben.

„Guten Morgen Parak“ konnte er plötzlich eine weibliche Stimme vernehmen. Würde er sich umdrehen, so würde er die Tochter vom Bäcker sehen können. Sie hatte heute ein schlichtes Kleid an, welches ihre weiblichen Rundungen noch mehr betonte und lächelte ihn unter braunen Locken an. Das Haar trug sie heute halboffen und so fielen einige ihrer Locken auf ihr Dekolletee. Unter dem Arm trug sie einen Korb, wo sie Äpfel und auch Gemüse transportierte.
„ Verzeiht, wenn ich euch so anspreche, aber da…ich euch gerade sehe, wir haben wieder dunkles Brot, dass welches ihr so oft kauft“ Sie wirkte leicht verlegen, wusste anscheinend nicht, wie sie ein Gespräch außerhalb der Bäckerstube mit dem jungen Kammerjäger anfangen sollte.
„habt ihr gehört, der Schlachter wurde er mordet…“ sprach sie weiter mit vorgehaltener Hand.
„…bestimmt von diesem neunen Fremden in der Stadt. Er soll ein dunkler Magier sein..“
Sie brach ab. Immerhin konnte sie sehen, dass Parak gereizt war.
„Oh!...bitte verzeiht“ Wieder folgte ein verlegenes Lächeln ihrer Seite.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Mittwoch 12. September 2012, 21:47

Parak stapfte zügig durch die Straßen, seine Hunde im Schlepptau. Sowohl die Gedanken an das Wesen, gegen welches er ziehen musste, als auch die widerhallenden Worte des Medicus hatten ihm den Vormittag verdorben. Plötzlich hörte er auf offener Straße seinen Namen – es war schon das zweite Mal, dass dies heute passierte.

Er drehte den Kopf nach hinten und als er sah, wer es war, folgte der Rumpf hinterher. Es war die Tochter des Bäckers. Paraks Denken, das völlig auf seine Aufgabe ausgerichtet war, musste eine Kehrtwende machen. Wie ein Strumpf wurde es umgestülpt, was einen kurzen Moment dauerte. Deshalb verpasste er es, ihren Gruß zu erwidern.
Das Mädchen war der Hammer. Obwohl Parak seinen eigenen Kopfhaaren den Krieg erklärt hatte, konnte er von ihrem langen Lockenhaar nicht genug bekommen. Und erst diese Figur, eine wunderschöne Hügellandschaft. Der Anblick war der Höhepunkt seines bisherigen Tages.

Sie erzählte ihm den neuesten Tratsch, wohl unwissend, dass sie genau das Thema anschnitt, das Parak im Moment bedrückte. Und als er dann von einem dunklen Magier hörte, zog er eine gequälte Grimasse. Zauberei? War das Monster magisch, ein Dämon vielleicht?
Parak merkte, dass dies das Mädchen beunruhigte. „Hat nichts mit dir zu tun. Ich bin leider gerade etwas im Stress. Ungewöhnlicher Auftrag.“

Er kratzte sich am Hinterkopf, seine Ohren hatten sich rot gefärbt. „Ich komme später vorbei. Heb mir bitte einen halben Laib auf. Wenn's in Ordnung ist, kannst du mir dann auch sagen, was du über den Magier gehört hast? Muss jetzt leider weiter.“ Mit einem entschuldigendem Lächeln verabschiedete er sich.

Der Kammerjäger machte sich auf die Socken. Solange die Spuren noch frisch waren, konnte er nicht trödeln. Es hätte ihn schon gereizt, weiter mit ihr zu reden und sie endlich nach ihrem Namen zu fragen, aber im Moment lastete einfach zuviel auf seinen Schultern. Aber angenommen, er fand keine weiterführenden Hinweise, dann konnte er sich die Zeit nehmen und sich nach dem Fremden erkundigen. Im Gegensatz zum störrischen Medicus schloss er vorerst keine Möglichkeit aus.

Bevor er zum Schlachthaus kam, hielt er inne. Die Leute redeten über das, was passiert war. Was war, wenn immer noch Heerscharen der Gaffer dort herumlungerten? Die würden sich doch das Maul darüber zerreißen, was Parak da zu suchen hatte!
Aber die Lösung kam sogleich. „Georg, Dariah, wir nehmen einen kleinen Umweg.“ Als er sich damals um das Schädlingsproblem gekümmert hatte, hatte er das Gebäude kennen gelernt. Die meisten Leute kannten nur die Ladenfassade, aber Parak würde den Weg nehmen, über dem das Schlachtvieh hergebracht wurde. Den kannten die wenigsten.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. September 2012, 10:42

Die junge Frau konnte sich kaum bremsen, als aber ihre Informationen nicht auf die gewünschte Reaktion brachte, kam sie sich dumm vor. Wieso hatte sie das gemacht?
Beschämt blickte sie auf den Boden.
Als Parak das Wort an sie richtete, sah sie scheu wieder auf und blickte ihn an. Ihre Augen waren tiefgrün, wie die Bäume im Sommer. Sie lächelte und nickte zaghaft.
„ich wollte euch auch nicht von eurer Arbeit abhalten. Nur als ich euch sah da... also...“ Sie brach ab.
Du machst alles wieder kaputt! Schollte sich sich selbst. Sie konnte es sich selber nicht erklären, aber sie mochte den Kammerjäger. Vielleicht war es der Blick, der er ihr zuwarf, oder sein Verhalten.
„versteht sich wenn ihr zu tun habt...und ich halte euch ein halbes Laib zurück,versprochen.“ Damit schenkte sie ihm ein herzliches Lächeln.
„Und gerne erzähl ich euch später davon, wenn es euch interessiert....ähm, ihr könntet ja auch erzählen, was für ein ungewöhnlicher Auftrag es ist. Bis Später dann!“ und sie ging ebenso ihre Wege, winkte noch ihm zu.

Den Weg der Parak jetzt lief, war zwar ein Umweg, weil er von hinten an das Gebäude musste, aber besser als irgendwelchen Menschen frage und Antwort stehen zu müssen beziehungsweise gestört zu werden in seiner Ermittlung. Denn der Gedanke war richtig gewesen. Noch während Parak also vom Marktplatz sich entfernte, konnte er immer wieder von dem mysteriösen Tod des Schlachters hören. Die Bewohner sprachen davon und sie hatten die wildesten Theorie. Von Komplott, was den Bürgermeister betraf, seltsamen Krankheiten, Monster und Dämonen. Es war wirklich alles vertreten. Selbst die Strafe eines Gottes hielten einige für möglich, weil der Schlachter vielleicht ein heiliges Tier getötet hatte.
Parak selber wusste, dass der Mann,ein Gläubiger den Naturgötter Florencia und Phaun war. Nicht verkam bei diesem Mann und er machte stetig Opfergaben.
Von hinten an das Gebäude treten, konnte man jetzt einen Gestank von Blut, eine Note von verwesten und alten Fleisch wahrnehmen. Süßlich und penetrant. Ein getötetes Schwein hing ausgeblutet an einem Haken, als hätte man seine Arbeit abgebrochen. Die Hunde schnappten danach! immerhin war es zu verlockend.
Die Tür ins Innere war abgeschlossen.
Doch mit etwas Gewalt würde man sie leicht öffnen können.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Mittwoch 19. September 2012, 12:13

Parak fand den Weg zum Hinterhof auf Anhieb. Der Geruch nahm zu, je näher er kam. Das war übel – Fleisch musste schnell verarbeitet werden, gepökelt, geräuchert, gekühlt oder sofort auf den Tisch damit. Kein ganzer Tag ohne die Arbeit des Fleischers und schon wurde das erste Fleisch schlecht. Besonders schade war es um eine Sau, die hier hing. Damit könnte man die Bewohner einer ganzen Straße einen Tag lang gut durchfüttern. Ein, zwei Tage und es war nur noch gut genug für die Fliegen und Ratten. Deshalb ließ Parak seine Hunde gewähren, sie sollten sich ruhig die Bäuche daran vollschlagen. Fürs normale Rattenjagen sollten die Hunde leeren Magen haben, aber heute war es wichtig, dass sie ruhig waren und ihm bei der Spurensuche halfen.

Dass die Tür abgeschlossen war, verpasste Parak einen Dämpfer. Aber immer noch besser als den Klatschweibern Stoff für Wochen zu geben. Er klopfte an, lehnte sich an die Wand daneben und wartete. Er schaute seinen Hunden zu. Wie die beiden sich am Schwein labten. Wenn es sich einrichten ließ, würde er sich für heute Abend ein gutes Stück abschneiden. Ein oder zwei Pfund, vielleicht sogar soviel er tragen konnte, für darauffolgende Mahlzeiten. Reinhold hätte Verständnis, dass ein Mann gut essen musste, wenn er Monster jagte.

„Was dauert das so lange?“, ärgerte sich Parak. Er wandte sich erneut der Tür zu und klopfte lauter. Das Klopfen verwandelte sich in ein empörtes Hämmern. Er rüttelte am Türgriff, doch die Tür blieb verschlossen. Der Rattenfänger war nicht mit Geduld gesegnet und je länger er wartete, desto stärker wurde sein Ärger.
„Ich habe da drinnen meine Pflicht zu erledigen und nichts wird mich davon abbringen, erst recht keine verflixte Tür!“
Er hatte keine Lust, sich die Schulter zu verrenken oder sich beim Versuch, die Tür einzutreten lächerlich zu machen. Stattdessen blickte er sich um und fand etwas, was vielversprechend aussah. Neben dem Schwein hing noch ein weiterer Fleischerhaken, der leer war. Den schnappte er sich. Es war ein Stück Metall in Form eines „S“, mit spitzen Enden. Die untere Wölbung wurde ins Fleisch geschlagen und mit der oberen Wölbung konnte man es aufhängen.

Parak hatte genügend Zeit im Gefängnis verbracht, um zu wissen, dass das Bild des schlösserknackenden Einbrechers übertrieben war. Die meisten waren einfach nur geschickt mit dem Stemmeisen. Und so ähnlich wollte es Parak machen, den Fleischerhaken in den Schlitz zwischen Tür und Wand setzen und dann dagegen hebeln, bis der Riegel nachgibt. Einmal drinnen konnte er ja dann sein Schreiben zücken und das Papier würde seinen Zauber tun.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 24. September 2012, 16:35

Die Hunde sprangen an das Fleisch, rissen daran. Ein leichtes Schnappen nach dem anderen, wenn dieser einem das gerissene Fleisch klauen wollte. Knurren und Fiepen.
In so einem Moment konnte man sehen, dass Hunde von Wölfen abstammten.
Parak selber versuchte inzwischen Einlaß zu erhalten. Aber auf sein Klopfen kam keine Reaktion. Auch als er lauter und energischer Wurde, kam keiner zur Tür.
Niemand öffnete, niemand reagierte.
Der Grund ließ sich leicht erahnen, es war keiner drin. Was Parak nicht wusste, dass dies Gebäude abgesperrt wurde, damit man sich in Ruhe darum kümmern konnte. Immerhin ging hier keiner von einem Mord oder so aus. Und wenn es sich um ein Tier handelte, so würde man dies hoffentlich einsperren können, bis sich jemand drum kümmerte.
Aber Parak wäre nicht er, wenn er nicht eine Idee hätte.
Den Fleischerhacken zwischen Tür und Rahmen drückend, stemmte er sich dagegen. Ein Fleischerhacken konnte eine gutes Stemmeisen sein. Es war Metall, welches sich nicht so schnell bog. Wäre ja auch reichlich unpraktisch, wenn das Fleisch sich mehr und mehr von Hacken rutschen würde.

Mit einem Ächzen gab die Tür dann irgendwann nach, Holz splittere hoch. Konnte leicht einem entgegen fliegen.
Dann schwang die Tür auf.
Kalte Luft wallte ihm entgegen.
Weswegen?
Am Boden konnte er eine leichte Wasserschicht sehen. Es glitzerte leicht. Ließ auf eis vermuten. Hatten man hier alles sauber gewaschen und die Feuchtigkeit war gefroren?
Man spürte die Kälte , die sich schnell in einem nicht beheizten Haus rein kroch. Fast schon unnatürlich kroch sie in die Knochen.

Draußen an der Tür standen die Hunde, duckten sich tief zu Boden. Die Ruten zwischen die Hinterläufe gedrängt. Ein Fiepen, dann schritten sie schreckhaft langsam zu ihren Herrn. Treue Augen sahen zu ihm hoch.
Sie würden auf ihn hören, aber dass die Tiere Angst hatten, war nicht zu übersehen.
Sonst war hier alles wie er es kannte. Die große Schlachtbank, war vorgefertigt für die Verarbeitung des Schweins. So als würde der Schlachter gleich reinkommen um sich dem Schwein draußen zu kümmern.
Die Tür, durch die Parak gegangen war, hatte keinen Griff mehr. Nicht weit von der Tür lag dieser am Boden. Aber er sah zersprungen aus, als wäre er aus Glas gewesen.
Weiter im Haus war es ruhig. Nicht mal das Geräusch eines Nagers war hier. Wie Tod füllte die Stille den Raum und das Haus.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Dienstag 25. September 2012, 21:52

Beim letzten starken Drücken gab die Tür endlich nach. Ein paar fliegende Holzsplitter landeten auf seinem Wollmantel, aber als er sich ordentlich auf die Brust klopfte, fielen die runter. Eine Tür war für ihn kein Hindernis, dachte er selbstbewusst.

Das Innere war ein Arbeitsraum, für die groben Aufgaben, die Reinhold Bendoro zu tun gehabt hatte. Heute war die Luft im Raum so feucht und kühl, dass allein das Stehen im Türrahmen unangenehm war. Der Boden war nass – oder war nass gewesen. Parak steckte ein Bein in den Raum und berührte mit der Stiefelspitze den Boden. Er erkannte, dass das Wasser zu einer dünnen Eisschicht gefroren war. „Dreck!“ Wenn er jetzt nicht aufpasste, würde er noch unsanft auf dem Hintern landen oder sich gleich den Hals brechen.

Die beiden Hunde hatten sich vom Schwein losgelöst, sich zu seinen Füßen begeben und starrten nun zu ihm hoch. Sie hatten Angst, das fühlte er. Und er würde sie nicht in eine Gefahr schicken, ohne selbst voran zu gehen. „Sitz. Aufpassen.“, gab er die Befehle. Sie sollten die Tür hinter ihm bewachen, damit sich nichts hinter Parak raus schleichen konnte. Außerdem würden sie anfangen zu bellen, wenn sie etwas sahen oder hörten, das auf Gefahr hindeutete.

Der Rattenjäger selbst steckte erst einmal den Kopf rein und sah niemanden, weder menschlich, noch tierisch. Auch konnte er niemanden von der Wache hören, also war der nächste Raum wahrscheinlich ebenfalls verlassen. Er erspähte den zerborstenen Türgriff. „War ich das?“, murmelte er. Er hatte gerade einmal genug Kraft aufgewendet, um Holz zu zersplittern, aber doch kein Metall.
Hatte er Angst? Zugegebenermaßen ja. Es sah nicht so aus, als wären die Wächter schon hier gewesen, also konnte das Vieh noch hier lauern. Aber das konnte ihn nicht aufhalten. Er hatte die Tür aufgebrochen und jetzt gab es kein Schwanzeinziehen und zur Vordertür Gehen mehr. Wie eine Waffe hielt er den Schlachterhaken bereit, als er schließlich eintrat. Parak ging mit langsamen, sicheren Schritten über das Eis. Er hielt dabei Ausschau nach irgendwelchen Spuren. Auf der anderen Seite des Raumes ging die nächste Tür weiter. Sollte die auch versperrt sein, so hielt er die Medizin dafür in der Hand.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Montag 1. Oktober 2012, 16:40

Der Raum war kühl und auch aus dem Nebenraum hörte man keinen Ton. Beide Hunde blieben am Türrahmen stehen, sahen sich wachsam und mit zwischen den Beinen eingeklemmter Rute sich um. Parak wusste, sie würden ihn auf jedem Fall Bescheid geben.
Der Boden war glatt und fast überall mit einer dünnen Eisschicht versehen. Man musste ziemlich aufpassen, dass man nicht einen Schritt zu schnell machte oder den Fuß falsch aufsetzte. Aber nicht nur auf dem Boden war Eis. Das aufmerksame Auge würde sehen, dass selbst an den Wänden an einigen Stellen Eis war, so wie die Rückseite der Tür, die Parak aufgebrochen hatte.
Die nächste Tür führte in den Flur, von wo man ins Geschäft und den Wohnraum des Schlachter gelangen konnte.
Er war schon lange Witwer und hatte nach dem Tod seiner Frau nur noch sich und seinen Betrieb gehabt. Ein anderes Weib kam für ihn nicht in Frage, so war ihm Treue auch bis nach dem Tod wichtig. Ein leicht zynischer und schwarzer Humor dafür war der Schlachter bekannt. Er liebte Hunde, wenn er auch selber nie einen besessen hatte. Für ihn war es irgendwie nicht richtig einen Hund zu haben und im Hinterhof andere Tiere zu schlachten. Das kam mit seinem Gewissen nicht überein. Aber dieser Umstand hatte Parak auch öfters man ein oder zwei Leckerbissen für dessen Hunde eingebracht.
Eine Katze sollte er angeblich jedoch gehabt haben, doch nur um sich Ungeziefer feinzuhalten. Das war ein ratschlag gewesen, den der Schlachter nach einer größeren Rattenplage, von Parak gefolgt war.

Die Tür zum Flur ließ sich sich ohne Probleme öffnen, aber hier hatte man das Gefühl das sich unnatürliche Kälte ausgebreitet hatte. Am Boden lag etwas Glitzerndes und wenn Parak es sich genauer ansah, schien es ein schwarzblauer langer Faden zu sein… oder ein Haar. Der Schlachter konnte nicht nähen, dies hatte er immer machen lassen. Anfangs von seiner Frau, später von einer älteren Dame. Ein Hinweis?
Von einem der Nebenräume hörte man ein Scharren und leises Knarzen. Die Tür war angelehnt und Schatten schienen dort mit einem zu spielen. Paraks Hunde winselten leise an der Tür. Waren hin und hergerissen, ob sie nicht doch folgen sollte.
Angst schien aus jeder Ecke des Hauses zu strahlen ebenso ein Gefühl von Tod.

Dass Parak inzwischen beobachtet wurde, konnte er vielleicht spüren. Augen hatten sich auf seinen Rücken geheftet, als er den Flur, der nur einen langen und hohen Schrank beinhaltete, durchschritt. Sie sah den Fremdling.
Die Waffen geschärft sprang sie ihm entgegen.
Leuchtende Augen, drei an der Zahl?- wurden sichtbar, als sich ein Schatten vom Schrank löste und mit gezogenen Waffen auf ihn lossprang.
„MIIIAUUUUOWWW!!!“ fauchte es und es sprang Parak etwas in den Rücken.
Die Hunde bellten wild auf.
Jetzt waren es nur noch zwei Augen, eine Täuschung?
Es war eine Katze!
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Dienstag 2. Oktober 2012, 19:32

Nein, nein, nein, hier war irgendetwas überhaupt nicht Ordnung. So viel verdammtes Eis überall, dabei war es doch nicht so kalt draußen. Ein Zimmer vereiste doch nicht, wenn es nur einen halben Tag unbeheizt blieb. Die Rätsel häuften sich.

Als Bewohner der hoch gelegenen Bergstadt war Glatteis für ihn nicht unbekannt. Tat man die Füße zu nah, dann kippt man und gerät ins Rutschen. Waren die Füße nicht nah genug, dann folgte ein unfreiwilliger Spagat. Aber Parak lief beinahe sicher mit seinen Stiefeln. Am anderen Ende des Raumes war die Tür nicht abgeschlossen, vorsichtig hob er den Haken, öffnete sie einen Spalt und lugte in den Flur. Nichts zu sehen. Er öffnete die Tür ganz und durch das hereinkommende Licht fiel sein Blick auf etwas am Boden. Misstrauisch blickte er sich um, bevor er sich danach bückte. Sollte er die Hunde zu sich herrufen? Nein, sie durften auf der Schwelle zur Außenwelt bleiben. Solange der Sichtkontakt nicht abbrach, war alles in Ordnung.

Im dürftigen Licht konnte er nicht genau sehen, ob es sich um ein Stückchen Schnur oder um ein Haar handelte. Weil so etwas aber leicht verloren ging, wickelte er es sich um den linken Zeigefinger.
Wie sollte es weitergehen? Als er durch den Flur ging, wurde er plötzlich überrascht. Hätte er vorher nachgedacht, dann hätte er sich an das Haustier des Schlachters erinnert. Parak war eine Hunde-Person und konnte Katzen nicht ausstehen. Aber er empfahl den Leuten, sich welche zuzulegen. Einen ehemaligen Streuner musste man selten füttern und überhaupt nicht ausführen, weil er selbst auf Beutezug ging. Trotzdem waren ihm Hunde tausendmal lieber, die konnte man abrichten, sie waren einem treu und waren die geborenen Aufpasser.
Der Vierbeinerhinterhalt traf Parak also unerwartet. Gerade einmal konnte er einen Blick nach hinten werfen, bevor sie ihn traf. Hatte er gerade drei Augen gesehen?

Die Krallen versenkten sich in seinen Nacken und er stöhnte lautlos auf. Seine Hunde bellten, Parak war irritiert, ließ den Haken fallen und stolperte zurück in den Raum, aus dem er hergekommen war – ein großer Fehler. Als er nämlich wild und ungenau nach der Katze schlug, verlor er auf dem Eis das Gleichgewicht und landete unsanft auf dem Bauch.

Nach drei Sekunden Neuorientierung verfiel er in eine fast meditative Ruhe. Er hatte im Knast bereits erlebt, wie es war, von einem Stärkeren auf dem Boden festgedrückt zu werden. Aber hier in diesem Fall war das lächerlich. Er hatte alle Gliedmaßen frei und die Katze wog fast gar nichts. Sie hinterließ Kratzer, aber die taten mehr weh, als dass sie ihn behinderten.
Aus der Bauchlage katapultierte er sich auf die Knie und schnappte mit der schnellen Rechten nach dem Nacken der Katze – die eigentlich nur zwei Augen hatte. Wehe dem Vieh, wenn er es erwischte. Dann würde er es nicht gehen lassen, sondern in den Schrank im Flur sperren. Das geschah ihr ganz recht.

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Re: Trautes Heim

Beitrag von Erzähler » Sonntag 7. Oktober 2012, 20:42

Sie fauchte wild auf, schlug mit ihren Pranken nach dem Mann, der sie greifen wollte. Ihr Schrei war wild, hörte sich wie ein schreiendes Kind an.
Sie knurrte wilder, als ein Hund und man war doch echt verwundert, zu welchen Tönen solche Tiere fähig waren. Sie sprang hoch, stellte sich auf ihre Hinterbeine und schlug um sich. Als Parak nicht aufpasste, zogen sich ihre Krallen durch seine Haut. Schmerz brannte auf.
Dann duckte sie sich weg und gab Fersengeld. Rannte plötzlich los und hielt vor den Hunden. Bremste regelrecht ab. Absolut wiedernatürlich, hätte sie doch bei den großen Hunden sich doch erschrecken müssen und eigentlich hochschrecken müssen. Aber nichts dergleichen, sondern es sah aus als ignorierte sie die Hunde. Diese duckten sich sogar weg, legten ihren Kopf ganz dicht am Boden winselten ängstlich.
Die Katze setzte sich vor die Hunde, schleckte sich eine Pfote, es war wirklich ein räudiges Tier und blickte dann zu Parak sich um. Bleibe mir fern, sagte ihre Haltung und doch schien das Tier zu grinsen, als wisse sie etwas.
„Miau?“ Ihre zwei leuchtenden Augen erfassten seine. Und da…plötzlich! Öffnete sich noch ein weiteres Auge. Nur für einen winzigen Moment, schien es dort zu sein.
Die Hunde fiepten und machten ihr Platz.
Und die Katze schritt an ihnen vorbei, majestätisch und ruhig vom Hof.

Wo war der Schlachter reingeraten?...oder spielten Paraks Sinne ihn einen Streich, weil er so angespannt war?
Schien es für die Kälte einen natürlichen Ursprung zu geben? Die Tür zum Wohnbereich öffnete sich plötzlich.
„Was macht ihr hier?“ kam die scharfe Stimme eines Mannes zu ihm. Es war ein gerüsteter Soldat, der jetzt nach seiner Waffe griff.
Und plötzlich hatte Parak eine Klinge vor der Nase, die bestimmt keine Sinnestäuschung war.
Von Regen in die Traufe!
Und die Brechstange in seiner Hand, machte es nicht besser.
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Re: Trautes Heim

Beitrag von Parak » Mittwoch 10. Oktober 2012, 20:51

Parak grunzte verärgert, wann immer seine Hände nur leere Luft zu fassen bekamen, egal wie schnell und gezielt er zugriff. Stattdessen bekam er Kratzer für Kratzer auf den Handrücken und den Fingerkuppen. Als das freche Biest Abstand nahm, rangelte Parak sich hoch, wobei er nach dem Haken griff, den er vorher hatte fallen lassen.
Seine Hunde hatten überhaupt nicht eingegriffen. Das machte ihn besonders sauer. Da standen sie ein paar Schritte entfernt mit großen, ängstlichen Augen, dabei konnte sich eine Katze nicht gegen zwei Hunde gleichzeitig wehren. Keine normale Katze zumindest.
Er hob den Haken, um ihn auf die vierbeinige Teufelinn zu schleudern, aber in dem Moment drehte sie den Kopf und blickte ihn an. Es lag eine Drohung in diesem Blick. Wenn er ihr weiter nachsetzte, würde er sich mit etwas anlegen, dem er nicht gewachsen war. Und dann schon wieder das dritte Auge! Parak erstarrte. Es war als blickte er in einen tiefen Abgrund, tiefer als alle Felsspalten des Schattengebirges.
Wie eine Königin marschierte die Katze zwischen den zwei schockierten Hunden durch und hinterließ einen perplexen Rattenfänger.

„Worauf habe ich mich da eingelassen?“, murmelte Parak. Die Katze konnte nicht das Monster gewesen sein, das den Schlachter erledigt hatte. Dafür war sie und ihr Gebiss viel zu klein. Aber irgendwie musste sie da mit drinnen hängen.
Eine kleine Bestandsaufnahme zeigte, dass kein Kratzer besonders schlimm war, weder am Nacken, noch an den den Händen. Aber die Stellen brannten noch etwas.

Noch während er seine Hände begutachtete, kam das nächste Problem. Ein Wächter tauchte aus dem Wohnbereich des Hauses auf und es vergingen nur wenige Augenblicke, bis spitzer Stahl auf ihn gerichtet war.
Parak war ein freier Mann mit Abneigung gegen die meisten Gesetzesvertreter, er hasste es, wenn man ihm drohte und gerade erst wurde er von einer Miezekatze gedemütigt, weshalb er seinem Ärger freie Luft machen musste. Er starrte dem Wächter griesgrämig in die Augen.
„Nimm deinen dreckigen Piekser da weg! Hauptmann Gregori Randler schickt mich. Ich habe ein Schreiben von ihm in meiner rechten Hosentasche, das sagt, dass ich hier sein kann. Ich werde es langsam rausnehmen, in Ordnung? Hier.“

Er hielt ihm den Papierbogen hin und weil die Wahrheit für Parak flexibel war, fuhr er fort: „Er hat mir befohlen, mich auf jeden Fall von der gaffenden Meute fern zu halten. Also musste ich mir hier hinten Eintritt verschaffen.“

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