Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Ganda ist ein größeres Dorf, welches im Westen liegt. Hier wird mit den verschiedensten Städten gehandelt und auch mit allerlei Waren. Einige Züchter befinden sich hier, welche angeblich die besten Pferde haben.
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Nihil De´val
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Mittwoch 18. Juli 2012, 16:00

Das mehr oder weniger unsanfte Wecken steckte Nihil ganz gut weg. Eilig zog er sich an und überprüfte noch einmal, ob er auch alles dabei hatte. Als Suki sich wieder wie ein Schal über seinen Nacken legte, blickte er verschmitzt lächelnd zu ihr und tätschelte ihr das Köpfchen
"So meine kleine wie wir es damals mit Onkel Endres geübt haben. Bewege dich mit mir und denk an deine Tarnung"
Als Antwort maunzte das kleine Tierchen kurz auf und legte den Kopf flach an Nihils Kehle. Dann schloss sie die Augen und gepaart mit der Dunkelheit würde es nun so ziemlich jeden, der es nicht wusste, überraschen, wenn sich herausstellte, dass das was da um den Hals des Hymlianers hing tatsächlich ein lebendes Tier und kein Fellkragen oder dergleichen war. Vorsichtig schlichen sie durch die Schänke und verließen sie durch den Hintereingang, den Valor sorgfältig verschloss.
Als Nihil den Knecht erblickte musterte er ihn eingehend. Tatsächlich war es so, dass Hymlianer und Erdenbewohner zwar beide Menschen waren sich vom äußerlichen jedoch zum Teil wirklich unterschieden und das nicht nur in der Hautfarbe, die bei Vertretern seines Volkes hell war und teilweise sogar silbern schillerte, sondern auch was Haare und Augen betraf. Freundlich lächelnd schüttelte Nihil die zum Gruß gereichte Hand.
"Ja so ist es. Mein Name ist Nihil und ich hoffe, dass ich euch heute nacht behilflich sein kann und mehr darüber erfahre, was hier vor sich geht... sag was ist der Totenacker?"
Auf die Frage seines Großvaters lächelte Nihil verschlagen.
"Nun wenn du Waffen wie die euren meinst so habe ich nur diesen Dolch. Aber sollten wir tatsächlich auf Wiedergänger treffen wirst du meine wahren Waffen erleben. Die Waffen Hymlias und die Kraft der Magie. Mein Meister erzählte mir einmal, dass Untote äußerst empfindlich gegen Lichtmagie währen. Nun heute wird sich zeigen, ob er recht hatte. Und sollte einer von uns verletzt werden kann ich seine Wunden bis zu einem gewissen Grad auch heilen oder ihm zumindest die Schmerzen nehmen. Also dann auf auf"

OT: Sry dass der Post so kurz geworden ist aber iwie is mir nicht mehr eingefallen

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. Juli 2012, 09:01

Der Dolch würde schon genügen. Valor kannte zwar die kämpferischen Fähigkeiten seines Enkels nicht, aber er erinnerte sich dafür nur umso mehr an jene Talente des eigenen Sohnes. Dieser hatte mit einem Dolch so einiges bewirken können, sogar wenn ihm eine Hand auf den Rücken gebunden worden war. Er war wahrlich ein sehr guter Assassine gewesen. Doch Nihil sollte keiner werden. Diese Zeiten waren ohnehin lange vorüber. Der Junge sollte sich aber zu verteidigen wissen. Je mehr Valor jedoch seinen Worten lauschte, desto überzeugter war er, dass Nihils Geheimwaffe seine magischen Fertigkeiten waren.
"Einer Heiler! Haha, Valor!", stieß der Knecht aus, dass der Wirt ihm einen tadelnden Blick zuwarf. "Warum hast du den Burschen nicht schon früher aus dem Ärmel gezogen? Du weißt, dass oftmals viele von den Bissen der Untoten verletzt werden. Jetzt haben wir einen, der die Spuren problemlos behandeln kann, ohne dass wir gleich zur Burg hinauf müssen. Die dort ansässige Heilkundige ist mir nicht ganz geheuer."
"Genug geredet, Andrias. Lass uns aufbrechen, der Totenacker wartet." Valor warf seinem Enkel einen Blick zu. "So nennt man in Dörfern den Friedhof, weil er meist nicht sehr groß ist und eher wie ein Acker aussieht."
"Du meinst, weil es mal ein Acker war. Nämlich der meines Oheims. Was haben wir da Getreide gepflanzt!"
"Still jetzt, Andrias", mahnte Valor ein zweites Mal. Dann machten sie sich auf den Weg. Valors Laterne leuchtete ihnen und auch Andrias entzündete sich ein kleines Licht. So wurde das Trio einer von vielen erhellten Klecksen in der Nacht. Man hörte jedoch niemanden sprechen. Ab und an bellte ein Hund oder es entstanden typische, nächtliche Geräusche. Geredet wurde jedoch nicht. "Wir glauben, dass die Widergänger uns hören können, deshalb werden wir auf dem Totenacker auch nur sprechen, wenn es wirklich nötig ist", erklärte der Wirt seinem Enkel.

Dann erreichten sie den Friedhof des Dorfes Ganda. Er lag ein wenig abseits und eine schmale Reihe von Zypressen säumte den Pfad bis zum schmiedeeisernen Tor. Es besaß eine bizarre Form mit vielen kleinen Zacken, die ihre spitzen Enden gen Himmel streckten. Unheimlich war aber wohl der eiserne Bogen, der sich über das gesamte Tor spannte. Auf dessen Spitze hockten nämlich drei Raben. Zwei davon stiegen auf, sich die Gruppe dem Totenacker näherte. Sie flohen in die Nacht. Der dritte Rabe aber, der Eiserne, blieb sitzen.
Das Tor quietschte, als Andrias es aufschob. Dahinter konnte man den Friedhof begutachten. Vor den Gräbern brannten winzige, rote Wachskerzen, die man in kleine Laternen oder Gläser gestellt hatte. Sie spendeten nicht allzu viel Licht, aber es genügte, um sich zu orientieren. Der hintere Teil dieses unheimlichen Ortes verlor sich allerdings in Finsternis. Valor nickte Andrias zu, zeigte dann nach links. Er selbst wandte sich an seinen Enkel, der ja mit der Prozedur der Patrouille noch nicht vertraut war. Valor flüsterte: "Wir teilen uns auf und marschieren immer wieder unsere Pfade ab. Wenn du Wiedergänger bemerkst, schrei und lauf Richtung Tor. Wir werden das dann ebenfalls tun. Zu dritt könnten wir sie eine Weile in Schach halten." Er nickte nach rechts. "Dein Patrouillenpfad. Ich werde den Mittelweg entlang gehen." Er drückte noch einmal Nihils Schulter, richtete sich anschließend auf und machte sich auf den Weg. Andrias war bereits losgegangen.
Plötzlich stand der junge Hymlianer ganz allein da. Über ihm kreiste ein nachtaktiver Rabe und krächzte unheilvoll.
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Donnerstag 19. Juli 2012, 14:51

Noch etwas unsicher schlug er nun den rechten Pfad ein, wie es ihm sein Großvater gesagt hatte. Nun war es also soweit und in Nihil überschlugen sich Gefühle wie Neugier, Angst und Entschlossenheit. Leise schlich sich der Gedanke in seinen Kopf, dass er unter Umständen auch den untoten Überresten seines Vaters entgegenstehen könnte, doch noch bevor dieser Gedanke lauter wurde, schob der Lichtnovize ihn schnell beiseite. An so etwas wollte er einfach nicht denken. Der Friedhof von Ganda war wirklich ein äußerst unbehaglicher Ort. Hymlias Friedhof war ein Ort der Ruhe und des Friedens, doch hier schien es Nihil, als wäre er in der Unterwelt gelandet. Der Rabe, der über ihm gekreist hatte und sein unheilvolles Gekrähe ausgestoßen hatte, machte das ganze nicht viel besser. So leise er nur konnte schritt er seinen Pfad entlang und blickte sich immer wieder aufmerksam um. Suki hin noch immer wie ein Pelzkragen um den Hals ihres Herrn, doch auch sie war aufmerksam und schnupperte efirig. So arbeiteten die beiden auf eine gewisse Art und Weise zusammen. Die Wahl seiner Waffe war schnell getroffen. Zwar hing der Dolch griffbereit an seinem Gürtel, doch würde er ihn wirklich nur im äußersten Notfall einsetzen. Der junge Lichtnovize rief sich die Lektionen seines Meisters ins Gedächtnis. Zwar Palanthor ihm nur einen Angriffszauber beigebracht, jedoch auch sehr effektive Übungen um seine Magie zu kanalisieren und zu fokussieren. Ganz abgesehen davon hatte Nihil sich schon des öfteren Gedanken darüber gemacht, wie er seine Magie auch zur Verteidigung einsetzen konnte. Kurz blieb er stehen und atmete tief ein und aus, dann begann er damit, seine Kräfte in sich zu kanalisieren. Im Inneren des Hymlianers herrschte hochbetrieb, auch wenn er äußerlich völlig ruhig wirkte, durchströhmte seine Magie nun jede Zelle seines Körpers. Palanthor hatte ihm diese Technick beigebracht für den Fall, dass er einmal schnell einen Zauber wirken musste. Um diesen Zustand aufrechtzuerhalten, hatte Nihil vier Monate lang intensiv trainiert. Es war sehr schwer die Magie zu bündeln und zu halten. Diesen Zustand konnte er auch nicht all zu lange aufrechterhalten, da der Grad an Konzentration, den man dafür aufwenden musste von Minute zu Minute stieg. Einen weiteren Nachteil hatte dieser Zustand ebenfalls. War die Magie einmal gebündelt, so musste sie auch verbraucht werden was bedeutete, dass Nihil dazu gezwungen war einen Zauber zu wirken, wenn er seine Konzentration nicht mehr aufrecht erhalten konnte. es gab jedoch glücklicherweise genügend Möglichkeiten dies zu tun, ohne all zu viel Aufmerksamkeit zu erwecken. So gewappnet und sich nach allen Seiten umblickend, schlich er seinen Patroulliepfad entlang und beruhigte sich immer wieder selbst, dass schon nichts passieren würde und selbst wenn währe er gewappnet.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Montag 23. Juli 2012, 12:11

Friedhöfe konnten schon am Tage bei so manchem gestandenen Menschen Beklemmungen hervorrufen, aber des nachts wirkten sie irgendwie noch unheimlicher. Selbst Valor hatte noch einmal tief durchgeatmet, ehe er sich von Nihil getrennt hatte. Auch er schien sich zusammenreißen zu müssen, nicht lieber den Rückweg anzutreten. Sie alle wollten im Grunde nicht hier sein, hielten sich aber an ihre Pflicht. Diese bestand in der Patrouille des Totenackers. Nihil sollte den rechten Pfad einschlagen, welcher nicht viel besser wirkte als die anderen beiden Wege. Finster war es, trotz der kleinen Kerzen, die Hinterbliebene bei den Verstorbenen vor die Gräber gestellt hatten. Diese Lichter glühten gelblich oder rötlich, je nachdem, welche Farbe die Wachskerze besaß. Rot schien sehr beliebt. Unglücklicherweise genügte der Schein der kleinen Kerzenflammen nicht, um Größeres zu erkennen. Mehr als graue Konturen waren nicht zu sehen und solange diese sich auch nicht bewegten, blieben sie stumme Schatten in der Nacht.
Noch während sich der Lichtnovize Gedanken machte, dass auch sein Vater hier irgendwo umher wandeln könnte - nur um dieses bedrückende Gefühl sofort zu vertreiben -, da regte sich tatsächlich etwas in der Nacht. Suki nahm es zuerst wahr, hatte sie doch die besseren Ohren. Sie reckte diese nach vorn, dass sie spitz in die Höhe standen und auch das Schnäuzchen streckte sich witternd vor. Das Nackenfell sträubte sich ein bisschen, aber sie gab keinen Ton von sich. Ihr Blick flog zielgerichtet nach vorn. Genau dorthin, wo sich tatsächlich etwas bewegte. Die Schatten der Nacht schluckten Farben, aber keine Geräusche. Man hörte neben einem leichten Rascheln das kratzende Schaben einer Säge. Wer arbeitete den mitten in der Nacht?
Es war nur wenig zu erkennen. Dort hob sich eine Art Hügel an. Es könnte sich auch um eine Gestalt handeln, aber wenn, dann kauerte sie nahe am Boden in einer geduckten Hockhaltung - oder es handelte sich um einen Zwerg.
Wie auch immer, Suki schien dieses Etwas nicht sonderlich zu gefallen. Sie hielt sich allerdings zurück, denn sie war Nihils Unterstützung, hörte auf ihn und war nicht darauf aus, Eigeninitiative zu beweisen, wenn es darum ging, das dunkle Unbekannte anzugreifen. Möglicherweise war es ja friedlich. Im schlimmsten Fall saß da ein Wiedergänger, der noch dazu hungrig sein könnte. Mussten Wiedergänger fressen und wenn ja, was?
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Dienstag 24. Juli 2012, 16:02

Die Magie pulsierte durch seinen Körper und drohte mit einem Mal aus ihm heraus zu brechen, als Nihil dem Blick seiner Begleiterin folge, und diese Gestalt am Boden kauern sah. Nur indem er all seine Konzentrationskraft zusammen nahm, konnte er den Zauber gerade noch zurück halten und lies die Magie weiter in sich eingesperrt. Wie eine Salzsäule stand er da und beobachtete die Gestalt, die wieder und wieder seltsame Geräusche von sich gab, den jungen Lichtnovizen aber scheinbar noch nicht bemerkt hatte. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Was sollte er nur tun. Angreifen?! Und was wenn es ein verirrter Bewohner war oder überhaupt jemand der noch lebendig war? Näher heran gehen und genauer nachsehen?! Dieser Gedanke wurde sofort wieder im Keim erstickt, da der Hymlianer sich sicher war, dass dies die dümmste Idee war. Schreien und zum Tor laufen….. aber was wenn er nicht schnell genug war. Nihil hatte nicht die geringste Ahnung davon, wie schnell so ein Wiedergänger laufen konnte und er war bei weitem nicht gerade der ausdauerndste Läufer geschweige denn der schnellste. Nach einer kurzen Denkpause entschied er sich dazu, von jedem seiner Gedanken etwas zu nehmen und alles zu einem Plan zu formen. Einen Zauber musste er ohnehin wirken, da er seine fokussierte Magie nicht mehr lange halten konnte also entschied er sich schon einmal für einen Angriff. Ein Wiedergänger würde laut dem, was Palanthor seinem Schützling beigebracht hatte, extrem empfindlich auf Lichtmagie reagieren was Nihil schon mal einen entscheidenden Vorteil bringen würde. Wäre wirklich ein Überlebender, so würde der Zauber nicht allzu viel Schaden ausrichten und Nihil könnte seine Wunden direkt versorgen. Sicherlich würden ihn die anderen verstehen, wenn er die Gestalt in diesem Fall fälschlicherweise für einen Untoten hielt. Kaum hatte er seinen Plan vollendet, begann er auch schon damit, ihn in die Tat umzusetzen. Aus der menschlichen Salzsäule, zu der er vorher geworden war, um nicht aufzufallen, wurde eine sich lautlos durch die Nacht schlängelnde Gestalt, die sich vorsichtig der Gestalt bis auf ein paar Schritte näherte. Dann ging alles ganz schnell. Nihil materialisierte in sekundenbruchteilen Bilder von heiligen Stätten neben in Flammen stehenden Wäldern in seinem Kopf, die sich zusammen mit der gebündelten Magie in seinem Inneren zu einem rasenden Zauber bildeten, der nur darauf wartete, sein bevorzugt untotes Ziel zu verschlingen. Dann schoss sein Arm nach vorne und ein gleißender Lichtstrahl schoss auf die Gestalt zu und löste bei seinem Aufprall ein Geräusch aus, das sich wie ein unnatürliches Kreischen anhörte. Vorher noch, rannte Nihil los zurück in Richtung Tor. Während er um sein Leben rannte, konzentrierte er sich auf all die Grablichter, die das schwache Licht spendeten. Es hatte schon seine Gründe, warum Untote nur des Nachts heraus kamen. Er fokussierte so viele Kerzen wie er nur konnte, und bereitete sich darauf vor, das Licht, dass sie ausstrahlten, mit seiner Magie um ein vielfaches zu verstärken und so die Untoten vielleicht zu verscheuchen, wenn es zu viele wurden.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Freitag 27. Juli 2012, 08:42

Solange sich Nihil nicht rührte, schien er sicher zu sein. Nichts machte auf ihn aufmerksam, als er da wie zur Salzsäule erstarrt, mitten auf dem Weg stand. Was auch immer da in den Schatten an was-auch-immer werkelte, es schien beschäftigt. Es bemerkte den jungen Hymlianer nicht. Das Sägen durchschnitt die Nacht. Es kratzte, es schabte. Es war ein unangenehmes Geräusch, bei dem sich eine Gänsehaut bilden konnte. Aber es verschluckte dadurch auch andere Laute, beispielsweise das schlagende Herz Nihils oder seinen Atem, was wiederum einen Vorteil für ihn darstellte. Leider war es zu dunkel, zu erkennen, ob die zusammengekauerte Gestalt Freund oder Feind war. Er würde es nicht heraus finden, wenn er nichts unternahm, aber was sollte Nihil nur tun? In seinen Gedanken ratterte es unaufhörlich, bis er schließlich eine Entscheidung getroffen hatte. Es war sicherer, davon auszugehen, dass es sich um einen Wiedergänger handelte. Wer sonst sollte zu so später Stunde noch auf dem Totenacker unterwegs sein, abgesehen von der Pratrouille? Und sein Großvater und Andrias hatten ihre Routen! Sie würden nicht so makaber denken, ihm einen derart schlechten Streich zu spielen. Nein, Valor würde nicht so handeln. Andrias kannte der Hymlianer noch nicht gut genug, aber auch ihm war ein derartiges Verhalten wohl nicht zuzutrauen. Sie waren alle drei hier, um das Dorf zu schützen und nicht um arme Enkel zu Tode zu erschrecken.

Nihil näherte sich der fremden Gestalt etwas. Jetzt würde er wohl merken, wie viel von seinem Vater in ihm steckte, denn er bewegte sich überraschend lautlos und behände durch die Dunkelheit. Zwar fiel ihm das Sehen genauso schwer wie allen anderen Menschen, aber er ging betont leise vor. Die übrigen Geräusche vergingen unter dem Schaben der Säge. Plötzlich knackte es. Das Wesen stieß einen Seufzer aus, welcher nach Zufriedenheit klang. Dann raschelte etwas. Noch ehe Weiteres geschehen konnte, reagierte Nihil. Sein Zauber zischte aus seinem Arm, eine Verlängerung aus purem Licht, gebündelt zu einem effektiven Strahl, sollte es sich um einen Wiedergänger handeln. Noch ehe das Licht die Gestalt traf, erhaschte der Hymlianer einen kurzen Blick auf ein Paar überraschter Augen, das ihn einfach nur anstarrte. Im Schein seiner Magie leuchteten dieser überhell grün. Dann traf das Licht das Wesen direkt. Ein Aufschrei war zu hören, der sich zu dem Kreischen seines Zaubers hinzu gesellte. Das Wesen riss den Arm vor das Gesicht und wand sich einen Moment. Doch ein Wiedergänger?
Nihil blieb nicht so lange, um es heraus zu finden, sondern machte kehrt, um zum Friedhofstor zurück zu sprinten. Er konnte keine Schritte hören, die ihm möglicherweise folgten, aber Sukis leises Fauchen nahm er deutlich wahr. Das Tier krallte sich in seine Schulter, wollte unter keinen Umständen herunter fallen. Schließlich kam das Tor als gewaltiger Schatten in Sicht. Mit ihm aber auch zwei weitere, sich bewegende Konturen in der Dunkelheit. Sie näherten sich aus verschiedenen Richtungen. Bei einer sprühten plötzlich kleine Funken, bis sich das Pech an der Fackel entzündet hatte. Andrias Gesicht war im sich erhellenden Schein des Feuers auszumachen und schon rief Valor - die andere Gestalt - in die Dunkelheit. "Nihil? Junge, alles in Ordnung? Wir hörten Schreie! Was ist los!"
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Dienstag 31. Juli 2012, 09:38

Sein Herz raste in seiner Brust, als Nihil in Windeseile zum Tor sprintete. Einen Blick über die Schulter zu werfen war ihm zu unsicher. Was, wenn plötzlich vor ihm etwas auftauchte?! Suki krallte sich mit aller Kraft an ihrem Herrn fest, um nicht herunterzufallen, doch hatten sie so ein Szenario schon öfters zusammen erlebt. Zwar wurden sie dabei nicht von Wiedergängern verfolgt, doch kam es doch ab und an vor, dass Nihil durch die Straßen von Hymlia gesprintet war, um noch pünktlich zu seiner Lehreinheit bei Palanthor zu kommen. Als er nach schier unendlichem Rennen endlich am Tor bei den anderen angekommen war, musste der junge Hymlianer erst einmal nach Atem ringen, bis er wieder etwas sagen konnte.
„Da war etwas. Stechend grüne Augen und … es hat sich so angehört…. Als würde es etwas zersägen. Es kauerte am Boden…. Und gab stöhnende und ächzende Geräusche von sich. Ich habe es angegriffen und bin dann hierher gerannt“
Während er völlig aufgelöst von seinem Erlebnis berichtete, blickte er sich immer wieder nach allen Seiten um, ob von irgendwoher etwas kam.
Dann bereitete er sich schon auf seinen nächsten Zauber vor, mit dem er das von den Grabkerzen ausgehende Licht verstärken wollte, um so für eine bessere Sicht zu sorgen.
„Ich kann uns mehr Licht verschaffen. Doch dieses wird leuchten wie am Tag, als würde es von der Sonne selbst kommen. Mein Lehrmeister sagte mir einmal, dass Wiedergänger Tageslicht meiden.
Suki, die sich nun wieder gefasst hatte, begann sofort damit, wieder ihre Ohren zu spitzen und die Nase in den Wind zu strecken, um Nihil frühzeitig vorwarnen zu können. Der Lichtnovize platzierte sich zwischen seinen beiden Begleitern und machte sich kampfbereit. Was würde nun geschehen? Wie viele von diesen Kreaturen würden sie nun angreifen und war dieses Wesen überhaupt ein Wiedergänger gewesen?

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. August 2012, 08:29

Andrias und Valor tauschten Blicke. Letzterer kratzte sich daraufhin am Hinterkopf. "Grüne Augen? Sägende Geräusche? Klingt für mich eigentlich nicht nach einem Wiedergänger."
"Wir könnten der Sache auf den Grund gehen. Möglicherweise ist es noch etwas Schlimmeres als das, was wir vermuteten."
Valor nickte, umfasste seine Keule fester. Aber er wollte auch Nihil nicht allein hier zurücklassen. Sein Enkel war ihm wichtiger als irgendein Wesen, das offenbar des Nachts über den Totenacker schlich, um zu sägen. Welch skurriler Gedanke! Als hätte Ganda nicht bereits mit den Wiedergängern genug Ärger. Er trat an Nihil heran, legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Da hast du Recht, Junge. Wiedergänger mögen kein Licht. Es erinnert sie an den guten Herrn Lysanthor, der sie in die Nacht und ein Unleben verstoßen hat und ihre Seelen nicht bei sich aufnehmen möchte. Es mag einen Grund geben, den wir einfachen Leute vom Land nicht verstehen, aber der Herr Lysanthor weiß wohl, was er tut. Also mach deinen Lichtzauber und sorge für einen hellen Tag zur späten Stunde. Wir werden sehen, was..."
"Bitte nicht!" Diese Stimme stammte weder von Valor, noch von Andrias. Das erkannte man vordergründig daran, dass sie weiblich war und auch ein wenig rau. Sanftheit fehlte in ihr, dafür kam sie drängend, nahezu flehend an die Ohren der Versammelten. Suki auf Nihils Schulter hob den Kopf. Sie richtete die Ohren nach der neuen Geräuschquelle aus, aber die Stimme war verstummt. Stattdessen nahm man nun Schritte auf Kies wahr und das Quietschen des Friedhofstores, als eine Person sich hindurch schob. Dass es sich um eine Frau handelte, erkannte man erst, als sie erneut die Stimme anhob, denn sie war von Kopf bis Fuß in einen grauen Mantel gehüllt, der ihre Porportionen verschluckte. "Bitte, lasst alles im Dunkeln. Ich möchte die Wiedergänger nicht vertreiben."
"W-was?!", brachte Valor nur von sich, aber Andrias griff sich an den Kopf und stöhnte. Ihm war diese Gestalt offenbar vertraut. "Nein", brummte er. "Dein Forscherdrang, Weib, könnte uns ins Verderben stürzen! Junge, mach Licht!"
"Es ist nicht mein Forscherdrang, der mich zu so später Stunde hierher zwingt, sondern das kleine Töchterchen des Grafen, du einfältiger Bauer", schnarrte die Fremde zurück. Dann nahm sie die Kapuze ihres Mantels ab, streifte sie in den Nacken, so dass ein bereits älteres Gesicht zum Vorschein kam. Im Schein der Fackel konnte man Falten um Augen und Mundwinkel erkennen. Das rostfarbene Haar, welches ohne besondere Sorgfalt zu einem Knoten gebunden war, wies bereits erste graue Strähnen auf. Diese Frau musste schon einige Jahresläufe hinter sich haben. Sie trug weder Schmuck, noch andere auffällige Merkmale.
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Mit einem Nicken stellte sie sich Valor und Nihil vor: "Mein Name ist Inezka Knollwurz. Ich wurde als Heilkundige am Anwesen des Grafen angestellt, um seine Tochter Maya zu untersuchen. Natürlich erfuhr auch ich von den seltsamen Ereignissen, die des Nachts in Ganda geschehen. Diese Untoten und dergleichen. Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Zusammenhang zwischen Maya und den Wiedergängern, denn es gibt ihn. Ich weiß nur noch nicht, wie er aussieht. Also bitte, löst kein Licht aus, das die Untoten vertreibt. Ich muss in Erfahrung bringen, ob Maya an ihren nächtlichen Streifzügen schuld ist."
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Mittwoch 1. August 2012, 19:52

„Jous dosstanen wun….“
Gerade als Nihil seinen Gesang begann und sich das Licht der ersten paar Grablichter um sie herum langsam verstärkte, wurde er von den flehenden Worten der Gestalt hinter ihnen unterbrochen und schreckte herum. Sein Gesang schwang sofort um. Aus dem ruhigen und sanften Tönen wurden nun harte und stechende Beschwörungen, die sich jedoch noch immer glasklar und rein anhörten. Lange hatte Nihil seinen Gesang trainiert bis er zu dem herangereift war, was nun zu hören war. Als er die Gestalt erblickte, die wohl kein Feind war, verstummte sein Gesang wieder und seine Magie legte sich wieder. Sofort suchte Nihil nach grünen Augen oder einer kleinen Verletzung durch seinen Zauber. War sie diese Gestalt gewesen, die er angegriffen hatte? Ihre Erklärung, warum sie so dagegen war, die Untoten fern zu halten, sprach nicht gerade für Sie, doch als sie dann die Tochter des Grafen erwähnte wurde Nihil hellhörig. Er trat vor und musterte die Gestalt noch einmal genauer.
„Seid mir gegrüßt Inezka. Mein Name ist Nihil De´val aus Hymlia, der Stadt über den Wolken. Ich bin ein Nutzer der Kräfte des Lichtes und des Windes und da ihr eine Heilkundige seid, vermute ich stark, dass auch ihr in der Lichtmagie begabt seid?! Sagt wie genau möchtet ihr anhand der Untoten einen Zusammenhang zwischen Maya und ihnen herausfinden? Und seid ihr euch sicher, dass ihr diesen ganzen Fluch beenden könntet, wenn ihr den Zusammenhang herausgefunden habt?“
Es schien ihm schon wirklich sehr suspekt, doch wenn diese Frau einen Weg gefunden hatte, den Bewohnern Gandas zu helfen, würde Nihil ihr beistehen. Und wenn sie dafür einen nicht zerstörten Untoten brauchte, so würde er ihr helfen, einen zu fangen. Doch zuerst müsste sie ihn noch von ihren Worten überzeugen.
„Ich werde euch zuhören und wenn mich eure Worte überzeugen, werde ich die gegebenen Lichtverhältnisse nicht erhöhen“
Vertrauensvoll nickte er seinem Großvater zu und schaute dann erwartungsvoll auf Inezka.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Gestalt » Samstag 4. August 2012, 10:45

Andrias und Valor starrten Nihil für eine Weile mit offenen Mündern an. Die Art, wie er Magie wirkte, war für diese beiden einfachen Männer etwas ganz Ausgefallenes, was sie in ihrem bisherigen Leben nicht hatten mit ansehen dürfen. Wo bei dem Knecht allerdings sogar ob der lichtmagischen Gesangsformel ein Unwohlsein entstand, da schwoll dem Großvater die Brust vor Stolz. Er hatte einen Enkel, der zaubern konnte und noch dazu seine Magie mit der Stimme verstärkte. Wahrlich ein Grund, um abends in der Taverne ein wenig zu prahlen. Vorausgesetzt natürlich, sie kämen wieder heil hier heraus. Bislang war das unklar, auch als Nihil seine Kräfte anrief.
Erst als sich eine scheue Gestalt dem Trio näherte und darum bat, die Magie nicht auf die Untoten zu wirken, wurden alle ein wenig abgelenkt. Die Heilkundige, welche sich als Inezka Knollwurz vorstellte, hatte tatsächlich grünliche Augen, was man gerade so im Schein der Fackel ausmachen konnte. Aber giftig grün leuchteten diese nicht. Sie glichen eher einem sanften Waldgrün, das von bräunlichen Sprenkeln durchzogen war, wenn man wirklich sehr genau hin sah. Verletzungen schien die Frau keine zu haben. Es war jedenfalls nichts zu erkennen und auch wenn ihre Haltung Vorsicht walten ließ, so machte sie nicht den Eindruck durch einen Zauber getroffen worden und nun in ihren Bewegungen eingeschränkt zu sein.
Suki auf Nihils Schulter streckte vorsichtig die Schnauze vor. Dem Tier war es derzeit lieber, für einen Pelzkragen gehalten zu werden, aber Witterung wollte es dennoch aufnehmen.
Inezka achtete aber nicht auf die kleine Katze. Sie musterte Nihil, blinzelte und blickte fragend. "Hymlia? In den Wolken? Ich ... nun ... meint Ihr das ernst?" Sie schaute abwechselnd von Nihil zu Andrias und Valor. Der Knecht wirkte selbst ziemlich erstaunt, zuckte mit den Schultern. Dazu konnte er nichts sagen. Aber Valor lachte, stemmte die Hände in die Hüften. "Hättest du nicht gedacht, Heilerin, was? Ja-ha, ich hab sogar einen Enkel, der aus dem Himmel kommt! Hehe, meine Familie ist was ganz Besonderes!"
"So scheint es", gab Inezka nur zurück und wandte sich wieder Nihil zu. Es waren noch nicht alle Fragen, respektive Vermutungen, geklärt. "Nein. Ich bin keiner Magie mächtig. Eine einfache Heilkundige, die sich mit Pflanzen, Anatomie und nur in der Theorie ein wenig mit dem Okkulten auskennt. Das aber erst seit ein paar Monaten, seitdem ich entsprechende Literatur studiere. Ich habe die traurige Vermutung, dass die Tochter des Grafen unter finsteren Einflüssen steht. Möglicherweise ist sie besessen oder ging in ihrer kindlichen Unschuld einen Pakt mit Untoten ein. Wenn dem so ist, wird sie ihr Leben lassen müssen, um Ganda zu retten, fürchte ich. Oder man muss sie in irgendeiner Form sicher verwahren, zum Schutz aller. Deshalb bin ich hier. Ich suche Antworten und hoffe, dass ich mich irre." Sie schob sich eine der rostroten Strähnen hinter ein Ohr. "Das Kind hat vor einer knappen Stunde angefangen, im Traum zu sprechen. Manchmal wandelt sie nachts umher wie ein Geist und spricht in fremden Zungen. Ich lasse sie in der Grafenburg gerade beaufsichtigen und hatte gehofft, in derselben Zeit Aktivitäten von Untoten entdecken zu können. Wenn diese Wesen verschwinden, sobald sich Maya beruhigt, dann besteht definitiv ein Zusammenhang. Danach kann ich weiter forschen, ob es überhaupt ein Mittel gibt. Der Herr Lysanthor möge mir vergeben, dass ich diese Befürchtungen hege."
Adnrias nickte zu den Worten der Frau. "Wir kennen die Frau Knollwurz", gab er eine Erklärung für Nihil ab. "Das ganze Dorf hat ihre Ankunft miterlebt und sie ist die einzige, die Maya untersuchen oder Hilfe hinzu holen darf. Keiner soll in die Nähe der Kleinen. Ich halte die Frau Knollwurz für keine Gefahr." Valor schnaubte nur in seinen Bart. Er würde es Nihil überlassen, eine Entscheidung zu treffen. Sollte sich der Junge ein eigenes Urteil bilden.
"Bitte", sagte Inezka noch einmal eindringlich, "ich will doch auch, dass es endet. Der Graf wird immer ungeduldiger mit meiner Arbeit. Wenn ich ihm nicht bald erste Ergebnisse liefern kann ... weiß ich nicht, wie meine Zukunft aussehen wird." Sie hob den Kopf. "Oder ... habt ihr vielleicht Antworten für mich bezüglich der Untoten?"
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Montag 6. August 2012, 14:23

Nihil musterte noch einmal eindringlich die Heilkundige, die sich als Inezka Knollwurz vorgestellt hatte. Er hatte natürlich schon einiges darüber gelernt, wie man auch ohne die Hilfe der Magie heilen konnte, doch gab es weit und breit kein Kraut, dass so effektiv heilen konnte, wie der Zauber eines Lichtmagiers. Er ging ein paar Schritte auf sie zu und schob seine Kaputze nach hinten.
"Ja ich meine das durchaus ernst und eure Worte machen eure Bitte nachvollziehbar. Ich werde euch helfen diese Untoten zu studieren, doch denke ich, dass wir das besser können, wenn wir sie auch sehen können. Der Friedhof ist doch eingezäunt und irgend einen Platz müssen diese Wesen doch haben, an dem sie sich versammeln, wenn der Tag anbricht. Ich kann für einen kurzen Moment den Firedhof hell erleuchten, dafür sollte meine Kraft ausreichen. In dieser Zeit werden alle WIedergänger, die sich hier herumtreiben zu sehen sein genauso wie dieses Wesen, dass ich vorher angegriffen hatte. Vielleicht ist es uns so möglich, ein Muster oder ähnliches zu erkennen oder irgend etwas, dass als Zentrum oder Leitpunkt fungiert. Meine Magie wird sich in Form einer Welle ausbreiten, was also bedeutet, dass die Untoten alle in den von mir aus hinteren Bereich des Friedhofs flüchten werden. Wenn wir also nichts erkennen konnten, so wissen wir danach zumindest gleich, wo wir hin gehen müssen, um einen der Wiedergänger zu fangen. Also haltet euch bereit. Ich gebe euch ein Zeichen, kurz bevor ich den Zauber wirke"
Kaum hatte er seinen Satz vollendet, drehte sich Nihil wieder um und fokussierte genau das Friedhofsgelände vor sich. Jedes einzelne kleine Grablicht merkte er sich und so baute sich vor seinem geistigen Auge ein genauer Plan des Firedhofes mit den darauf vorhandenen Grablichtern ab. Dann atmete er einmal tief ein und aus und stimmte einen leisen Gesang an, der auf seine magische Art und Weise die Sinne der Anwesenden umgarnte.
"Wo Finsternis uns verschlingt da lass einen Funken erscheinen. Dieser springt über und wird mit dem Licht uns vereinen auf das ein Meer aus Strahlen uns die Nacht erhellt"
Bevor er seinen Gesang beendete, winkte er mit seiner Rechten zum Friedhof hin als Zeichen für die Anderen, sich bereit zu halten. Dann schien es, als würde aus der Brust des Lichtnovizen ein kleiner weißer Funken springen, der in das nächstgelegene Grablicht sprang. Zuerst war es so, als würde nichts passieren, doch plötzlich ging ein kleiner Impuls von dem Grablicht aus und in einer geraden Linie sprangen kleine Funken zu jeden Grablicht links und rechts vom genannten aus über. Dann machte Nihil eine ausholende Bewegung mit seinen Händen, als würde er etwas anstoßen und die mit Funken besetzten Grablichter strahlten plötzlich Taghelles Licht aus, dass sich wie eine Welle über den gesamten Friedhof bis zu den letzten Lichtern verbreitete und dann wieder erlosch und zum ursprünglichen Schein zurückkehrte. Kurz fasste sich der junge Hymlianer an den Kopf, als ihm ein stechender Schmerz erfasste. Er hatte einiges an Magie für diesen Zauber kanalisiert und würde sich bis er den nächsten Zauber wirken konnte erst ein paar Minuten erholen müssen, um nicht ohnmächtig zu werden. Er hoffte nur, dass die anderen etwas erkennen konnten.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 8. August 2012, 08:30

Der Zauber gelang, jedoch würde Nihil spüren, wieviel Kraft es ihn gekostet hatte, den gesamten Friedhof zu erhellen. Jede Kerze, auf die der Funke übersürang zehrte an seinem Geist und raubte ihm scheinbar seine Energie. Erschöpfung machte sich in ihm breit. Dieser Zauber war im Grunde nicht schwierig, selbst ein Magier seines Erfahrungsstandes bekam ihn ohne Weiteres zustande, aber auf ein so weitreichendes Gebiet gewirkt wie auf den Friedhof, das kostete einiges an Kraft. Dennoch funktionierte es. Die Funken sprangen über, von Kerze zu Kerze. Sie erhellten das Gebiet. Licht breitete sich aus wie Wellen in einem Teich, in den man einen Stein hatte fallen lassen.
Valor, Andrias und Inezka schirmten bereits ihre Augen ab, um nicht geblendet zu werden. Trotzdem hielten sie nach Anzeichen von Untoten Ausschau. "Da!", rief der Knecht plötzlich, schwenkte seine Fackel. Ihr Licht brauchte man in dem Moment, in dem Nihils Zauber wirkte, überhaupt nicht. Zwischen den Gräbern schob sich eine ziemlich hässliche Gestalt voran. Es war ein alter Wiedergänger, der wohl bereits schon Jahre lang unter der Erde zugebracht haben musste. Fleisch fand sich an seinem verwesten Körper keines mehr. Lediglich ein Skelett stellte er dar, mit ellenlangen dreckigen Haaren und kleinen Käfern und Würmern, die über seine bleichen Gebeine und die Lumpen wuselten, die er am Leib trug. Vom Licht geblendet, gab er einen quälend langen Laut der Pein von sich. Er hob reflexartig einen Arm vor die leeren Augenhöhlen - eine nicht vergessene Reaktion aus seiner lebhafteren Zeit. Dann jedoch erkannte er, dass das nichts half und ging in die Knie. Noch ehe irgendjemand etwas unternehmen konnte, begann der Wiedergänger damit, sich in den Boden zu graben.
"Er flieht!", rief Valor schließlich, kaum dass die Kraft des magischen Lichts nachließ. Sofort eilte er in die Richtung, in der sich der Untote befunden hatte. Andrias folgte ihm dicht auf den Fersen. Lediglich die Heilkundige Knollwurz blieb. Sie wandte sich Nihil zu, berührte ungeniert seine Stirn. "Kopfschmerzen?", fragte sie noch, ehe sie begann in ihrer Umhängetasche zu kramen. "Dagegen helfen Minzblätter. Anfeuchten und an die Schläfen halten, das wirkt. Sie zückte auch eine kleine Feldflasche, übergoss etwas damit und drückte es dann Nihil in die Hand. "An die Schläfen pressen", wiederholte sie ihre Anweisungen, "dann geht es gleich besser."
In der Zwischenzeit waren sein Großvater und Andrias in der nun wieder vorherrschenden Dunkelheit verschwunden. Ob sie den Untoten noch hatten ausfindig machen können, blieb vorerst ungeklärt.
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Samstag 11. August 2012, 14:46

Noch etwas in Gedanken befolgte Nihil die Anweisung der Heilkundigen und drückte sich die Blätter an die Schläfen, auch wenn er leichten Zweifel daran hatte, dass es ihm gegen diese Art von Kopfschmerzen helfen würde. Zumindest würde es ihn sehr erstaunen, wenn einfache Pflanzen seine magischen Kräfte wieder auffüllen würden.
"Habt Dank. Der Zauber hat mir auf diesen Radius sehr viel abverlangt und ich hoffe inständig, dass meine Bemühungen nicht umsonst waren. Los lasst uns meinem Großvater und Andrias helfen den Wiedergänger zu fangen"
Mit diesen Worten eilte der junge Hymlianer so schnell es ihm möglich war durch die Nacht zu den anderen. Hoffentlich konnten sie etwas erreichen. Das bild des Untoten, hatte sich in den Kopf des Lichtnovizen gebrannt. Welch grausame Macht vermochte so etwas zu tun und die Überreste eines einst lebendigen Wesens aus seiner Grabstätte zwingen und herumwandeln zu lassen. Sie mussten etwas dagegen unternehmen. Auf dem Weg zu seinen Begleitern, schätzte Nihil seine Möglichkeiten ab, wie er dazu beitragen konnte, den WIedergänger zu fangen. Vielleicht würde eine Augenbinde aus Licht helfen, den Untoten an der Flucht zu hindern oder aber Ketten. Doch für einen Kettenzauber müsste er sich erst ein wenig erholen und dazu war keine Zeit. Jetzt würde es erst einmal darauf ankommen, was Valor und Andrias erreicht hatten. Den Dolch umklammert eilte er zu ihnen.

OT: Sry dass der Post nicht länger geworden ist aber wusste irgendwie nichtmehr, worauf ich noch eingehen konnte....

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Dienstag 14. August 2012, 08:28

Hinweis: Kurze Postings sind nicht schlimm ;)

Tatsächlich hatten die grünen, leicht ovalen Pfefferminzblätter eine beruhigende Wirkung. Zwar brachten sie Nihil seine magischen Kräfte nicht zurück, diese mussten sich erholen, da führte kein Weg daran vorbei. Aber die Inhaltsstoffe der Blätter vertrieben wenigstens das Hämmern hinter seiner Stirn und das in enormer Geschwindigkeit. Somit konnte man auch mit Kräuterkunde etwas bezwecken, wenn die Magie nicht mehr ausreichte. Frische kehrte in seinen Geist ein, dass wenigstens das Denken wieder leichter fiele.
"Ich kenne mich nicht sonderlich mit Magie aus, aber wenn Ihr Euch ausruht, wird sie bestimmt zurückkehren. Ihr habt Euch überanstrengt. Es scheint wie mit einem Muskelkater zusammenzuhängen", sagte Inezka, die die Hand nach der Minze ausstreckte. Man konnte die Blätter noch verwenden und sollte nicht verschwenderich mit ihnen umgehen. "Wollt Ihr jedoch wirklich Eurem Großvater folgen?" Nihil würde sich nicht davon abbringen lassen. Die Heilkundige sah es im Leuchten seiner Augen. Dieser junge Mann war entschlossen. Sie nickte. "Also gut. Aber bitte lasst mich nicht allein. Ich fürchte die Untoten und bin nicht gern an diesem Ort, aber für den Grafen werde ich meiner Pflicht nachkommen." So machten sich beide auf den Weg.
Es dauerte nicht lange, bis sie Andrias und Valor fanden. Der Knecht hatte sich von wo auch immer eine Schaufel beschafft und schippte nun neben einem Grab. Er schwitzte bereits, hatte schon ein beträchtliches Loch gegraben. Die Erde ließ sich leicht ausheben, als wäre sie vorher gelockert worden. Valor hatte die Fackel nebendran in den Boden gerammt, stand in kampfbereiter Haltung da und kaum, dass Nihil die Szene erreichte, brüllte etwas lang anhaltend auf. "Da ist er", rief Andrias, "ich habe ihn erwischt."
"Gut, grab weiter, Andrias! Wenn ich seinen Kopf sehe, bekommt er eins übergebraten!" Valor schaute kurz auf, als er Bewegungen wahrnahm, atmete durch, als er Nihil erkannte. "Schnell, Junge! Hilf uns, der Untote hat sich hier verbuddelt." Er winkte ihn heran. Inezka Knollwurz würde sich absolut im Hintergrund halten. Sie brauchte zwar einen gefangenen Untoten, das hieß jedoch nicht, dass sie sich einfach so der Gefahr aussetzte. Vor allem nicht, da nun ein paar fähige Männer in der Nähe waren.
Andrias schöpfte noch mehr Erde aus dem Loch und dann kam etwas zum Vorschein, das nur eiskalte Schauer über den Rücken jagte. Zwischen der lockeren Erde streckte sich ein Schädel an die Oberfläche. Langes, aber dünnes und vor allem verfilztes Haar, das von Erde verkrustet war, bewegte sich wie Spinnweben im leichten Wind. Über den Schädel war teilweise eine gräuliche, mit Flecken pigmentierte Haut so stark gespannt, dass man befürchten musste, sie würde zerreißen. Zähne im Schädel selbst waren nicht mehr alle vorhanden, genügten aber, um ein gruseliges Grinsen zu erzeugen. Die Augenhöhlen des Wesens waren leer, schwarze Löcher, die dennoch genau in die Richtung der Lebenden blickten. Eine Hand, bleich wie der Gevatter selbst, hob sich. Auch hier spannte sich Haut über eine Anzahl Fingerknochen, doch war sie so dünn, dass man sie kaum noch als solche erkannte. "Oooooouuuuuhhhhhhhhh!", gab der Untote von sich, grabschte nach Andrias und bekam dessen Handgelenk zu packen. Der Knecht riss die Augen auf, begann zu keuchen und um sich zu schlagen. Jetzt wurde es schwierig, überhaupt noch einzugreifen, aber der Untote ließ sich nicht von ihm abschütteln.
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Dienstag 14. August 2012, 11:50

"Habt dank Inezka"
Sagte Nihil erleichtert, als seine Kopfschmerzen tatsächlich nachliesen und reichte ihr die Blätter.
"Es ist in der Tat mit einem Muskelkater vergleichbar. Je mehr ich trainiere, desto stärkere Zauber kann ich wirken. Wenn ich mich jedoch überanstrenge, erleide ich Schmerzen oder verliere im schlimmsten Fall sogar das Bewusststein, doch dazu sollte es eigentlich nicht kommen. Mittlerweile kann ich meine Möglichkeiten ganz gut einschätzen. Und nun los auf zu den anderen. Sie benötigen sicherlich jede Art von Hilfe die sie bekommen können um den Wiedergänger zu fangen"
Kaum hatte er seinen Satz beendet, eilte der Lichtnovize schon los zu den anderen. Suki hielt noch immer aufmerksam ausschau nach Feinden. Auf dem Friedhof herrschte eine unglaublich bedrückende Stimmung und doch hatte er etwas faszinierendes. Nihil konnte es sich selbst nicht erklären, doch verspürte er keinerlei Angst oder Unwohlsein. Das einzige negative Gefühl in ihm war die Sorge um seinen Großvater, ansonsten jedoch spürte er nur Neugier und Nervenkitzel. Bei Andrias und Valor angekommen, stand der junge Hymlianer gespannt vor dem Grab und starrte mit fixiertem Blick auf das immer größer werdende Loch. In seinem Kopf überschlugen sich bereits die Gedanken, wie sie den WIedergänger am besten fangen konnten. Seine Magie war erschöpft, jedoch keinesfalls verbraucht. Den ein oder anderen Zauber konnte er also noch wirken ohne gleich an seine Grenzen zu stoßen. Er müsste nur mit äußerstem Bedacht wählen.
Währe Palanthor nun hier, so würde er wieder diesen einen Blick auf seinen Schüler richten, der eine Mischung aus Faszination und Sorge war. Der alte Lichtmagus hatte sehr schnell festgestellt, dass Nihil ein sehr lerneifriger Schüler war und es wie kein zweiter beherrschte, in rasender Geschwindigkeit mehrere Szenarien in seinem Kopf durchzugehen und so auch in verzwickten Situationen meist den besten Weg einschlug und doch war da immer etwas, das ihm Sorgen bereitet hatte, weshalb er auch nur wiederwillen seinem Schüler beigebracht hatte, Kampfzauber zu wirken.
Plötzlich kam ein Schädel zum Vorschein. Sie hatten ihn! Doch noch bevor jemand reagieren konnte, packte die knochige Hand des Untoten Andrias beim Handgelenk und zog es zu sich. Der Stallbursche keuchte auf und versuchte sich dem Griff zu entwinden, doch war es kein leichtes, einer Knochenhand zu entfliehen. Jetzt musste gehandelt werden. Sofort eilite Nihil zu dem Loch und handelte scheinbar in der selben Geschwindigkeit wie seine Gedanken durch seinen Kopf schossen. Ohne jeglichen Skrupel presste er seine Hände auf den Untoten Schädel und begann noch in der Bewegung zu singen. Wenn er mit seinem Gesang seinen Zauber unterstützte, würde dieser stabiler sein und er könnte seiner verbliebene Kraft besser regulieren. Der Gesang war Glasklar und lies jedem der Anwesenden von einer Gänsehaut überkommen. Auch wenn sie die Sprache nicht verstanden, so konnten Nihils begleiter hören, dass sowohl unendlicher Kummer als auch unscheinbar große Hoffnung in seinem Lied enthalten war. Kaum hatten seine Hände den Schädel des Wiedergängers erreicht, begannen sie hell zu strahlen und der ganze Körper des Untoten wurde langsam von dem Licht eingehüllt. Der Zauber war ähnlich dem, den Nihil in der Taverne seines Großvaters gewirkt hatte. Normalerweise wirkte er erheiternd beziehungsweise beruhigend auf das Ziel, doch nun konzentrierte sich der Lichtnovize nur darauf, dass diese sterblichen Überreste einmal Sitz einer menschlichen Seele waren und diese nun in ihrer Ruhe gestört werden könnte. Er hoffte so den Untoten in eine Art Starre bringen zu können, dann könnten die anderen den Leichnahm fesseln oder einsperren oder irgend etwas dergleichen. Nihil musste durchhalten bis das Wesen gefangen war. Er musste durchhalten!

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Freitag 17. August 2012, 12:16

Nihils Lebensenergie verändert sich in den Zustand: Bild
Bitte im Profil aktualisieren.



Schwärze. Dabei hatte er doch Lichtmagie gewirkt. Er hatte sie angerufen, noch einmal, und sich dabei vollends konzentriert. Dieses Mal hatte sie nicht lindern oder beruhigen sollen, wie er es gewohnt war. Dieses Mal hatte er eine Seite dieser Kräfte freigesetzt, für die sie im Grunde nicht geschaffen war. Jedenfalls behaupteten es lichtmagische Heiler so. Licht sollte Schmerzen nehmen, Wunden schließen. Nihil hatte sie eingesetzt, um Menschen zu schützen und ein untotes Wesen daran zu hindern, Schaden anzurichten. Konnte man in diesem Fall dann von einem aggressiven Angriff sprechen? Er hatte verteidigt, hatte Lichtmagie gewirkt.
Warum war es dann so schwarz um ihn herum?
Wenigstens blieb es nicht still. Nihil konnte etwas hören. Geräusche wie das Rascheln von Stoff, dann das leichte Knarren von Holz zusammen mit einem Scharren, als etwas Schweres über den Boden rutschte. Sofern es sich natürlich um einen Untergrund handelte. Er selbst würde spüren, dass der Grund unter ihm selbst weich war. Er lag, war irgendwo gebettet worden. Außerdem hatte er es angenehm warm, was neben einem knisternden Geräusch auf Feuer schließen ließ.
Endlich drangen auch Stimmen zu ihm durch. Eine davon war vertraut. Der Hymlianer hatte sie schon einmal gehört. Sie gehörte Valor, seinem Großvater.
"... sich schon wieder erholen, wenn er erst einmal wach ist. Wir hatten Glück, dass die Heilkundige da war. Ich hätte ihn nur mit nach Hause nehmen können." Er räusperte sich. "Danke für die Gastfreundschaft. Wir wissen, wir sollten nicht hier sein."
"Papperlapapp!", drang eine zweite Stimme in Nihils Bewusstsein. Es war eine Frauenstimme, aber er würde sie nicht einordnen können. Sie gehörte einer unbekannten Person. Diese Frau hatte er zuvor nie getroffen. Die Stimme besaß einen mütterlichen Tonfall, obgleich sie gerade seinen Großvater zurecht gewiesen hatte. Sie war füllig, ließ auch auf eine füllige Besitzerin schließen. Erneut erhob sie sich. "Der Graf wird kaum jemanden hinauswerfen, der ihm einen Wiedergänger gebracht hat. Endlich kann die Frau Knollwurz eines dieser Wesen untersuchen und hoffentlich findet der Fluch dadurch sein Ende. Wir alle beten zu den gütigen Göttern Celcias, sie mögen das Dorf erlösen und auch die kleine Tochter des Grafen. Sie ist so ein lieber Fratz, aber doch schon unheimlich. Ich sage dir, Wirt, sie ist der Auslöser für all unsere Probleme."
Ein Brummen, eindeutig von seinem Großvater. "Das mag ich nicht ganz glauben. Wie kann ein Kind all das verursachen?"

Ruhe kehrte in den Raum ein, in dem sich Nihil schnell wiederfinden würde. Er lag in einem schlichten Holzbett, würde den Unterschied zwischen einer mit Stroh und mit Gänsefedern gefüllten Matratze aber auch erkennen, ohne hinsehen zu müssen. Die Decken, die man über ihm ausgebreitet hatten, reichten ihm bis zum Kinn und das Kissen lud zum Träumen ein. Es handelte sich offensichtlich um eine Art Gästezimmer, denn obgleich es detailliert eingerichtet war, fehlten diese winzigen Dinge, die einem Raum Leben einhauchten. Hier wohnte normalerweise niemand, aber es brannte ein Feuer im kleinen Kamin, das Fenster besaß Vorhänge und Bilder hingen an den Wänden. Die Einrichtung besaß Schlichtheit, glich aber nicht dem rustikalen Stil, den Nihil vom Zimmer seines Großvaters in der Taverne kannte. Hier existierte ein gewisser, nobler Stil.
Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster ein, so dass er Valor und die Haushälterin, welche eine weiße Schürze über schlichter, olivgrüner Gewandung trug, sofort erkennen würde. Die Frau war wirklich rundlich, ein wenig kleiner als sein Opa, dafür mit einem wahren Lockenkopf gesegnet. Die wirren, roten Ringel wollten sich nicht alle unter der Haube eines Dienstmädchens verstecken. Sie unterhielt sich gedämpft mit Valor und beide schienen nicht zu bemerken, dass Nihil nicht mehr unter den Bewusstlosen weilte. Lediglich Suki, die an seiner Seite gelegen hatte und ihm nun die Wange leckte, war aufmerksam genug.
Was war nur geschehen?
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Montag 20. August 2012, 18:33

Nihil drohte in Panik auszubrechen, als er sich in dieser völligen Schwärze wieder fand. Was war nur geschehen? War er tot? Doch mit einem Mal verschwand die Finsternis ebenso schnell, wie sie erschienen war und er fand sich in einem gemütlichen Bett wieder. Noch ehe er alles um sich herum registrieren konnte, bemerkte er erst einmal Suki, die ihn freudig an der Wange leckte. Er lächelte sanft und streichelte ihr über das kleine Köpfchen.
"Hey meine kleine. Schön dass du hier bist und wie ich sehe hast du mich wie immer fabelhaft beschützt"
Als Reaktion auf seine Worte bäumte sich das kleine Tierchen stolz auf und lies die streicheleinheit wie einen Goldregen auf sich herabrieseln.
Jetzt erst begann der junge Hymlianer die Welt um sich herum wieder wahr zu nehmen. Er war erleichtert, dass es seinem Großvater gut ging und dem Gespräch nach zu urteilen, dass er mit der fülligen Frau, die sich mit im Raum befand führte, waren sie hier wohl im Schloss des Grafen und ihr Vorhaben einen WIedergänger zu fangen war geglückt. Wieder verspürte er Erleichterung und auch ein wenig Stolz. Auch wenn er seine Grenzen überschritten hatte und sein Zauber ihm sogar einen Teil seiner eigenen Lebenskraft entzogen hatte, so war er wirklich in der Lage gewesen einen Untoten zu fangen und seine Begleiter zu beschützen.... oder?! Nihil fiel auf, dass er Andrias nirgends sehen konnte. Langsam setzte er sich auf und sah zu seinem Großvater.
"Wo ist Andrias? Geht es ihm gut? Ist jemand von euch verletzt worden?"
Ein stechender Schmerz fuhr in seinen Kopf und der Lichtnovize hielt sich seine Hand mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Schläfe. Palanthor hatte ihm erzählt, wass passierte, wenn man einen Zauber wirkte, der zu mächtig für seinen Wirker war oder wenn ein Zauberwirker seine magischen Kräfte komplett aufgebraucht hatte und dennoch einen Zauber wirkte. In einem solchen Fall würde sich der Zauber die zum wirken benötigte Kraft aus der Lebensenergie des Anwesnders ziehen was mitunter auch mit dem Tod enden konnte. Zum Glück waren Nihils Kräfte nicht vollends verbraucht und der Zauber war auch nicht all zu mächtig, wodurch nur ein geringer Teil seiner eigenen Lebenskraft angezapft wurde und bald hätte er sich auch wieder erholt, doch müsse er in Zukunft auf vorsichtiger sein.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Freitag 24. August 2012, 02:17

Suki gab ein leises Maunzen von sich, dass keine allgemeine Aufmerksamkeit erregte. Vor allem bei Valor und der Frau nicht. Die beiden unterhielten sich zu angeregt, um das Geräusch überhaupt zu bemerken. Nicht einmal Nihils Worte nahmen sie wirklich wahr, was aber auch daran liegen konnte, dass er Hymlikor sprach. Wenn sein Großvater diese Sprache schon nicht beherrschte, wie sollte es dann eine Fremde in einem kleinen Handelsdorf fernab der Himmelsstadt tun? Doch Nihil plagten andere Sorgen. Zwar hatte er feststellen dürfen, nicht nur in einem Bett, sondern wohl auch in Sicherheit zu sein, aber weder von Andrias noch von Inezka Knollwurz war weit und breit eine Spur zu sehen. Kein Wunder also, dass sich der junge Mann sofort sorgte.
Seine Kräfte ließen es zu, dass er sich selbstständig im Bett aufrichten konnte. Er war nicht verletzt, nur von dem immensen Gebrauch seiner Magie stark erschöpft. Wenn er genug Nahrung zu sich nahm und noch etwas länger schlief als üblich, würde er sich rasch erholen. Im Augenblick war beides allerdings nicht möglich. Wenn Gedanken in einem Kopf herum geisterten, konnte man meistens schlecht einschlafen und etwas zu Essen war auch nirgends zu finden. Als er zu sprechen begann, unterbrach der Großvater sofort das Gespräch mit der fülligen Bediensteten und lugt an ihrer breiten Schulter vorbei. Sofort erhellte sich sein von Falten durchsetztes Gesicht. Er kam ans Bett. "Wie schön, dass du wieder wach bist. Du hast ja die restliche Nacht wie ein Stein durchgeschlafen!" Er winkte sofort ab. "Keine Sorge, niemandem ist etwas passiert. Abgesehen von deinem ... deinem Vater. Wenn der Wiedergänger wirklich er ist. Irgendwie ... zweifle ich daran." Valor machte ein ernstes Gesicht. Für einen Moment verfiel er in nachdenkliches Schweigen. Diese Gelegenheit nutzte die dicke Frau, um sich ebenfalls zum Bett zu begeben. Sie verneigte sich vor Nihil, was den Anschein einer Regentonne erweckte, die bedrohlich weit nach vorn kippte. Man konnte erwarten, dass jeden Moment etwas überschwappte. "Nun bereitet dem jungen Herrn doch keine weiteren Sorgen!", schalt sie Nihils Großvater ungeniert aus. "Er ist eben erst erwacht und schaut! Er hält sich schon den Kopf. Beruhigt Euch, junger Herr. Die gute Molliana hat Euch einen Tee zubereitet. Der vertreibt sofort jegliches Unwohlsein. Lasst ihn mich Euch holen, wartet solange." Noch ehe der Hymlianer etwas erwidern konnte, machte sich Dienstmagd Molliana auf, den Tee zu holen.
Valor seufzte nur. "Wir befinden uns auf der Burg des Grafen, Junge. Geht es dir gut soweit?"
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Mittwoch 29. August 2012, 14:07

Aufmerksam lauschte Nihil den Worten seines Großvaters. Als dieser erwähnte, dass der gefangene Wiedergänger sein Vater Nathanael sein könnte, trafen ihn wie Worte wie ein Schlag ins Gesicht. Er sackte ein wenig in sich zusammen und bekam die Worte der Frau gar nicht mehr richtig mit. Sein Vater..... bis jetzt hatte er noch an dessen Tod gezweifelt so unwahrscheinlich dies auch schien, doch wenn dieser Wiedergänger wirklich Nathanael war, so müsste Nihil sich dies wohl eingestehen.
Er rappelte sich wieder etwas auf und wandte sich seinem Großvater zu.
"Wie kommt ihr darauf, dass es mein Vater war? Gibt es irgendwelche ausschlaggebenden Anhaltspunkte?! Ist Andrias auch wirklich nichts passiert? Und was ist überhaupt geschehen? Bitte erzähl mir alles von dem Augenblick an, als der Untote Andrias beim Handgelenk gepackt hatte, bis jetzt und lass keine Kleinigkeit aus selbst wenn sie dir noch so unwichtig erscheint. Wenn ich mich wieder ein wenig erholt habe....... möchte ich ihn sehen....Bitte lass es nicht ihn sein...."
Dann eilte auch schon die dickliche Frau mit einem Pott voll mit einer dampfenden Flüssigkeit herein und hielt ihn mit einem lächelndem Gesicht Nihil entgegen. Ebenfalls mit einem sanftem Lächeln im Gesicht nahm dieser den Tee entgegen und nippte vorsichtig daran, bevor er ihn neben sich auf dem Nachttisch abstellte. Die Flüssigkeit rann heiß und wohltuend seine Kehle hinab.
"Habt Dank meine Dame. Ich bin mir sicher, dass ich mich unter eurer Obhut in kürzester Zeit wieder erholen werde"

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Montag 3. September 2012, 08:37

Nachdem Molliana sich aus dem Zimmer entfernt hatte, kam Valor mit großen Schritten ans Bett. Er hatte gesehen, wie Nihil für den Bruchteil einer Sekunde wie ein nasser Sack in sich zusammensank und Sorge breitete sich nun auf den alten Zügen des Großvaters aus. Hätte er schweigen sollen über die Gedanken, die ihn seit der Gefangennahme des Wiedergängers nicht in Frieden ließen? Nein, das unter keinen Umständen. Nihil musste davon erfahren. Doch wie die Haushälterin des Grafens bereits getadelt hatte, war der Moment wohl der falsch Gewählte. Valor hätte noch etwas warten sollen, bis sich sein Enkelsohn entsprechend erholt hatte. "Es tut mir leid", brachte er überraschend kleinlaut hervor.
Seine große Statur sank auf das Bett, dass die Laken etwas nachgaben und das Holt knarrte. Allerdings war es nicht das Knarren von sperrigem Holz, das einfache Menschen kannten. Hier legte man offenbar selbst Sorgfalt darauf, dass Holz in einem edlen Raum auch auf edle Weise Geräusche von sich gab. Doch diese waren derzeit alles andere als wichtig. Valor schaute Nihil an. "Es war das Grab deines Vaters, meines Sohnes, aus dem wir den Untoten geborgen haben. Die Vermutung liegt also nahe, dass es ... seine Ruhestätte war. Der Totenacker ist groß genug. Das Wesen hätte jederzeit und überall unter die Erde gekonnt. Andrias und ich fragten uns, warum es sich ausgerechnet diese Stelle ausgesucht hatte und der Knecht meint, es gäbe dafür nur diesen einen Grund. Die Leiche, welche diese Medica Knollenwurz derzeit untersucht, muss Nathanael sein." Er seufzte. Auch wenn es ein untotes Wesen war, das nachts sein Unwesen trieb, gefiel dem alten Wirt die Vorstellung nicht, dass diese wandelnde Leiche sein Sohn sein könnte.
"Ich will dir erzählen, was passiert ist. Ich hatte meine Augen geschlossen und mich angewandt, als du gewarnt hattest. Selbst dann spürte ich das Licht, wie es durch meine Lider dringen wollte. Es dauerte nicht lange, aber es brannte bereits. Ich hörte das gequälte Schreien der Seele, die davon getroffen worden war. Die Medica war interessanterweise die Erste, welche reagierte. Sie schlug dem Wiedergänger auf die Pranke, so dass er Andrias los ließ. Der hieb mit seiner Waffe nach dem Unwesen und schlug ihr den Arm ab. Es ging alles sehr schnell. Der Untote schrie bei dem Verlust nicht einmal auf vor Schmerz, aber er war wie gelähmt ob deiner Zauberei. Es gelang uns, ihn zu überwältigen und als Ruhe herrschte, sah ich dich bewusstlos am Boden liegen. Da die Burg des Grafen näher lag und die Frau Knollenwurz unsere Hilfe beim Abtransport des überwältigten Wiedergängers brauchte, brachte ich dich gleich mit hierher. Der Knecht ist ins Dorf zurückgekehrt, um nach dem Rechten zu sehen. Die Frau Knollenwurz hat sich mit dem Wiedergänger in die Keller der Burg zurückgezogen. Sie will ihn bearbeiten oder was auch immer. Ich konnte nicht mitgehen und dich hier so zurücklassen. Ich habe die ganze Nacht an deinem Bett verweilt, zusammen mit der freundlichen Dienstmagd Molliana. Das ist die ganze Geschichte, Junge."
Molliana kehrte zurück, zusammen mit einem köstlich riechenden Tee, der - kaum getrunken - eine wohlige Wärme in Nihils Körper zurückbrachte. Die dickliche Dienerin lächelte ihm mild zu. "Du kommst schon wieder auf die Beine. Versuch aufzustehen, wenn du glaubst, es geht wieder. Dein Großvater wird ein Auge auf dich haben, denn ich muss jetzt meine Pflichten erledigen." Sie begann damit, die Vorhänge ganz aufzuziehen und Ordnung in das Zimmer zu bringen, auch wenn es bereits sauber ausschaute. Valor ließ den Blick derweil nicht von Nihil gleiten. "Natürlich kannst du ihn sehen. Ich begleite dich, wenn du bereit bist", sagte er.
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Donnerstag 13. September 2012, 13:42

Ein Anflug von Stolz erfüllte Nihil, als er hörte, dass sein Zauber so gut funktioniert hatte, doch konnte dieser nicht seine düsteren Gedanken übertönen. Seine Sorgen waren viel zu groß und die Angst davor, dass der gefangene Untote tatsächlich sein Vater sei lähmte ihn beinahe. Rasch trank er den wohltuenden Tee aus und setzte sich vorsichtig auf. Er fühlte sich noch etwas wackelig auf den Beinen, doch in seinem Inneren war er gestärkt und entschlossen. Langsam schritt er durch den Raum und ging dann zielstrebig auf eines der geöffneten Fenster zu. Er sog tief die frische Luft ein und genoss für einen kurzen Moment den wunderbaren Ausblick, der sich ihm bot. Dann wandte er sich wieder vom Fenster ab und drehte sich zu der Dienstmagd und seinem Großvater um.
"Habt Dank für den Tee. Er war tatsächlich sehr wohltuend und vielen Dank auch für eure Gastfreundschaft. Möge Ventha euch stets Rückenwind geben und Lysanthor euren Weg erhellen."
Dann schritt er auf seinen Großvater zu und blieb erst kurz vor ihm stehen.
"Nun.... ich bin bereit.... ich will ihn jetzt sehen..... und ich werde heraus bekommen, ob er tatsächlich zu Lebzeiten Nathanael war..."
Nihil ging zur Tür und Suki sprang auf seine Schulter und legte sich wie gewohnt um seinen Nacken. Der junge Lichtmagier legte seine Hand auf den Knauf und schaute erwartungsvoll über die Schulter zu seinem Großvater.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. September 2012, 08:07

Der Tee schmeckte nicht schlecht. Nihil hatte in seinem Leben sicherlich schon besseren Tee getrunken - süßeren - aber dieser hier sollte schließlich nicht dem Gaumen schmeicheln, sondern ihn stärken. Da waren Kräuter drin, die nun einmal einen leicht bitteren Beigeschmack besaßen, aber er wärmte von innen und mit jedem Schluck würde der Hymlianer wohl spüren, wie ihm neue Kraft durch die Adern floss. Sein Großvater wartete mit der Geduld eines Bären auf Fischfang, bis er die Tasse ganz geleert hatte. Nach außen hin strahlte er jene vom Alter angediehene Ruhe aus, die man sich bei einem freundlichen Großvater automatisch vorstellte. Innerlich aber war Valor durchaus nervös und angespannt. Auch ihm gefiel die Vorstellung nicht, dass der Untote bei der Frau Knollenwurz sein eigener Sohn und Nihils Vater sein könnte.
Valor rührte sich nur kurz, als Nihil langsam aufstand. Er wollte ihn stützen, bemerkte aber schnell, dass der Junge in Lage war, zu gehen. So ließ er ihn, schaute ihm nur nach, wie er mit vorsichtigen Schritten zum Fenster schritt. Nihil bot sich eine im Grunde fantastische Aussicht. Die Burg des Grafen lag nicht direkt im Dorf, sondern auf einem seichten Hügel. Am Fuße dieses Hügels ließ sich der ummauerte Friedhof erkennen, der bei Tageslicht eine majestätische Ruhe ausstrahlte. Gleich daneben wuchs das Dorf Ganda heran. Es gab viele kleine Fachwerkhäuser, aus den Schornsteinen zog Rauch auf und die schmalen Gasse, die man von hier oben aus gut erkennen konnte, lagen teilweise noch im Nebel. Um das Dorf herum erstreckten sich Flächen mit Äckern, teilweise brach liegend, teilweise noch bepflanzt. Über diese Idylle zogen ein paar Wildgänse schnatternd hinweg.
Nachdem sich Nihil von diesem Blick wieder lösen konnte, trat die Dienstmagd Molliana auf ihn zu. "Das habt Ihr aber fein gesagt, junger Herr", meinte sie freundlich lächelnd und erwiderte seine Worte, "möge die letzte Kerze niemals erlöschen." Eine alte, lysanthorische Phrase, bei der die letzte Kerze das letzte Fünkchen Hoffnung im Herzen der Gläubigen des Lichtgottes symbolisierte. Sie schaute ihm nach, wie er an seinen Großvater heran schritt und damit bat, sich nun den Wiedergänger zeigen zu lassen. Valor nickte nur, legte seinem Enkel einen Arm um die Schultern und führte ihn langsam hinaus.
Es ging einen von Samtteppichen durchzogenen Korridor entlang. Die Teppiche waren so dich, sie verschluckten beinahe jedes Geräusch. Die Wände zu beiden Seiten waren Holz vertäfelt und von der Decke hingen mit Kerzen überquillende Kandelaber. Dieser Prunk nahm jedoch ab, je weiter sie sich durch die Burg bewegten und je tiefer es ging. Valor und Nihil hatten schon zwei Etagen hinter sich gelassen. Hier war die Umgebung schlichter, weniger Einrichtung und kaum noch Portraits der adligen Verwandtschaft an den Wänden. Aber dicke Vorhänge hingen auch hier vor den hohen Fenstern. "Es ist nicht mehr weit", sagte der Großvater. "Frau Knollenwurz arbeitet in den Kellergewölben der Burg. Wir müssen bis ganz hi... was ist denn das?" Er blieb stehen. Sein Blick wanderte zu einem der dicken, schweren Vorhänge. Hinter dem grünen Stoff hatte sich etwas bewegt. Suki, die bei Zeiten auf Nihils Schulter gesprungen war, spitzte die Ohren. "Wer ist da?", fragte Valor in einem freundlichen, aber zugleich vorsichtigen Tonfall.
Der Fremde offenbarte sich und trat hinter dem Vorhang hervor. Er entpuppte sich als Mädchen, das wohl noch keine zehn Sommer gesehen hatte. Es war blass, besaß langes, seidiges schwarzes Haar und die wohl größten Augen, die man bei einem Menschen je gesehen hatte. Sie nahmen fast ein Drittel des schmalen Gesichts ein, besaßen allerdings eine seltsame Leere in der Iris, dass es unheimlich wirkte. Groß und fast schwarz waren sie, schwarz wie das Haar, so dass man die Pupille nur schwer erkennen konnte. Zwischen diesem mysteriös schimmerndem Augenpaar saß eine kleine Stupsnase, darunter ein schmaler Kindermund. Das Mädchen trug ein schwarzes, schulterfreies Kleidchen, wo die Ärmel einer darunter getragenen, weißen Bluse zum Vorschein kamen. Das Kleidchen reichte ihr gerade einmal bis zu den Knien. Die Beine darunter präsentierten sich nackt. Sie trug weder Schuhe noch Strümpfe.
"Na, wer bist du denn, kleines Ding?", fragte Valor, freundlich lächelnd. Das Mädchen ignorierte ihn vollkommen. Ihre großen, wie zwei Seen wirkenden Augen richteten sich auf Nihil aus. Es war, als ginge von dem Kind eine düstere Aura aus, die Nihils Glauben dan Lysanthor verschlucken wollte. Sie neigte den Kopf, dass ihr schwarzes Seidenhaar über die Schulter und den Rücken fiel. "Bin Maya", hauchte sie nur, musterte Nihil weiter mit intensivem Blick, der zugleich so unendlich dunkel wirkte.
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Sonntag 21. Oktober 2012, 19:34

Leider konnte Nihil den wunderbaren Ausblick kaum genießen. Zu sehr war er von seinen Sorgen eingenommen und konnte fast nurnoch daran denken, dass der gefangene Untote sein Vater gewesen sein könnte. Als sie los gingen, schlug sein Herz höher und Aufregung machte sich in ihm breit. Nicht nur, weil er nun dieser düsteren Vermutung nachgehen konnte, sondern auch, weil er nun einen Wiedergänger zu Gesicht bekommen würde, den er studieren konnte. Doch letzteres machte wirklich nur einen winzigen Teil seiner Aufregung aus. Als sie durch die Gänge gingen, musste der junge Lichtnovize unweigerlich an die große Bibliothek von Hymlia denken. Natürlich war die Bauweise und die Aufmachung gänzlich anders, doch diese weiten und geschmückten Gänge konnte er nur mit denen in Hymlia vergleichen. Als Valor plötzlich mitten im Satz stoppte und abrupt stehen blieb, schreckte Nihil instinktiv zurück und machte sich sofort - so gut es ihm in seinem trotzdem noch etwas geschwächten Zustand möglich war - kampfbereit. Auch Suki zuckte leicht zusammen als würde sie sich über ihre eigene Unachtsamkeit ärgern und sah gespannt zu der Stelle, zu der Valor blickte. Hervor trat ein kleines Mädchen, dass seinen Blick wie gebannt auf den jungen Hymlianer gerichtet hatte und sich ihnen als die Tochter des Grafen vorstellte. Als Nihil die dunkle Aura die von dem Mädchen ausging spürte, musste er schlagartig an die Worte der Dienstmagd denken und ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken.
"... und möge die letzte Kerze niemals erlöschen....."
Nach außen hin versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, doch im inneren, sammelte er all seine zur Verfügung stehende Kraft und lies seinen Körper von konzentrierter Lichtmagie durchströmen. Dies war optisch auch kaum zu erkennen, einzig seine Augen schienen nun leicht zu glimmen und seine Ausstrahlung wirkte erhabener und dennoch unglaublich symphatisch. Langsam ging er auf die Kleine zu, ging vor ihr in die Hocke und streckte ihr freundlich lächelnd seine Hand entgegen.
"Hallo Maya. Ich habe schon viel von dir gehört. Mein Name ist Nihil. Was machst du denn so alleine hier unten und das auch noch ohne Schuhe oder Strümpfe. Du erkältest dich noch."
Wieder schlug sein Herz höher. Dies war also das Mädchen von dem alle - und nun er so langsam auch - glaubten, dass sie verflucht oder bessessen sei.

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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Erzähler » Dienstag 30. Oktober 2012, 08:32

Maya, die Tochter des Grafen, neigte erneut den Kopf. Dieses Mal in die andere Richtung. Ihre großen, dunklen Augen ruhten weiterhin auf Nihil. Sie schaute ihn an, es wirkte leer und doch durchbohrte sie ihn mit ihrem Blick. Irgendetwas an ihr schien tief in seine Seele schauen zu wollen oder war es nur von der Lichtmagie fasziniert, die seine Augen leicht zum leuchten brachte? Maya schien genau das zu erkennen, wo es so viele andere gab, denen das Glimmen nicht einmal auffiel. Sie hielten Nihil dann lediglich für sehr charmant, kompetent oder überhaupt attraktiv, aber niemand spähte ihm so sehr in seine Augen wie es das kleine Mädchen nun tat. Sie machte einen Schritt auf ihn zu.
Valor musterte die Kleine mit skeptischem Blick. Sie kam ihm etwas suspekt vor, wie sie sich gab und verhielt. Kein Wunder tratschten die Leute in seiner Schenke häufiger mal über die Kleine. Man erzählte sich, sie stünde mit dunklen Mächten und Dämonen im Bunde. Der Graf hatte jegliche Anschuldigungen bisher von sich gewiesen und stand treu hinter seiner Tochter. Er legte stets Wert darauf zu erklären, dass ein düsteres und geheimnisvolles Erscheinungsbild noch lange nicht Grund für all das Übel Jorsans sein muss. Diesem Argument begegneten Worte über die dunkle Hautfarbe der bösartigen Elfen, die dunklen Lange nördlich des weit entfernten Drachengebirges und die Tatsache, dass Wiedergänger wie Diebesgesindel stets nur im Dunkeln zu finden waren. Der Graf ließ sich dadurch jedoch nicht beeindrucken, aber man sah Maya im Allgemeinen nicht auf den Straßen. Sie lebte hier und zeigte sich offenbar nicht einmal häufig dem Dienstpersonal. Jetzt aber stand sie da, schaute noch immer Nihil an, ohne sich zu rühren. Einen grüßenden Handschlag erwiderte sie nicht.
"Ich erkälte mich nie", sagte sie, unterdrückte aber ein Husten, das plötzlich aufkam, frech, als wollte es ihr das Gegenteil beweisen. "Nihil." Sie wiederholte den Namen, reckte ihren Kopf etwas vor. Wollte sie sich in seine Augen stürzen und ertrinken? Es machte den Anschein, als sei die Antwort klar. "Was erzählen sich die Leute denn? Was hast du von mir gehört?" Sie wirkte nun ein wenig traurig, aber man konnte diese Emotion nur ihrer Stimme entnehmen.
Valor trat an Nihil heran, legte dem in der Hocke sitzenden Enkel eine Hand auf die Schulter. "Vielleicht sollten wir weiter", sagte er. Ihm war dieses Kind nicht geheuer.
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Re: Das Dorf auf dem ein Fluch lag

Beitrag von Nihil De´val » Mittwoch 14. November 2012, 12:35

MIt einer Mischung aus Faszination, Angst und Traurigkeit beobachtete Nihil die kleine Maya. Ihm war klar, dass etwas an diesem Mädchen anders war und doch schien ihr Wesen selbst nicht böse zu sein. Auch Suki fixierte die kleine mi ihrem Blicken und schien völlig star über den Schultern ihres Herrn zu liegen. Kurz zweifelte dieser, doch dann legte er vorsichtig seine bis vor kurzem noch zur Begrüßung ausgestreckte Hand auf die Schulter des Mädchens und sah sie nett lächelnd an.
"Nun wenn du dich schon nie erkältest, dann solltest du zumindest Strümpfe und Schuhe tragen, weil sie so bequem sind. Oder willst du mir etwa erzählen, dass es sich toll anfühlt, mit blanken Füßen über den kalten Steinboden zu laufen. Außerdem kann man mit dem richtigen Schuhwerk viel besser schleichen als ohne und irgendwie habe ich das Gefühl, dass du jemand bist der gerne unbemerkt durch die Gänge huscht."
Der junge Lichtnovize lächelte Maya an und streichelte ihr über den Kopf
"Nun ich habe gehört, dass du die Tochter des Grafen bist und die Leute im Dorf denken, dass es dir nicht gut geht, weil du so selten nach draussen gehst und oft so traurig wirkst. Ich wollte dich besuchen kommen und dich selbst einmal kennen zu lernen und genau das werde ich auch noch tun, doch jetzt müssen ich und mein Großvater erst einmal weiter und nach der Frau Knollenwurz sehen. Geh du doch am besten zu deinem Vater und warte dort auf uns. Ich verspreche dir, sobald wie möglich nach zu kommen und dann können wir beide uns mal ein wenig genauer unterhalten oder wir spielen etwas wie du möchtest"
Dann erhob er sich wieder und wandte sich wieder Valor zu.
"Also dann weiter"

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