Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Dieser prächtige Wald liegt im Norden Celcias. Der Fluss Tangros lässt dieses Gebiet blühen. Ein einsamer Priester ließ sich in diesem Wald nieder und erbaute ein Kloster, aber auch die Nachtelfen blieben nicht ohne Taten.
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Dormian Arboris
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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Dormian Arboris » Sonntag 7. August 2011, 12:43

Dormian sah sein Ziel bereits vor Augen. Die Pferde warteten knapp hinter der Mauer, die er und Leliana als Nachhut erklommen hatten, als etwas völlig Unerwartetes geschah. Die Feuermagierin küsste ihn! So viele Jahre, schlaflose Nächte und einsame Stunden in der Bibliothek hatte er davon geträumt, diesen Augenblick herbeigesehnt und nie für möglich und erfüllbar gehalten. Die Zeit, in der er neben ihr gesessen und über tonnenschweren Wälzern gebrütet hatte, waren sie sich so nah gewesen und doch war nie etwas geschehen. Und ausgerechnet hier, auf der Mauer zu dem Anwesen des personifizierten Grauens, inmitten von Tod und Elend, geschah es plötzlich? Es war viel zu kurz gewesen, nur flüchtig, wie es dem Magier im Nachhinein vorkam, doch es gab nun dringendere Angelegenheiten, als dass er ewig diesem unvergleichlichen Gefühl hätte nachhängen können.
"Ich hab´s geschworen... es ist meine Pflicht und mein Wille", raunte er wie unter dem Einfluss berauschender Kräuter stehend und brachte ein Lächeln heraus, seine nun freie Hand strich über ihre Wange. Von hinten ertönte ein erneutes Krachen und mannigfaltiges Aufstöhnen Untoter, das wie ein Orkan über dem Anwesen tobte.
"Wir können später weiterreden... jetzt beeil dich und hilf den anderen auf die Pferde, ich komme nach!"
Im Nu war wieder der Dormian anwesend, dem Elias Van Zan den Hut aufgezogen und ihn als Soldat bezeichnet hatte. Eine Anerkennung, wie es sie wohl selten von dem grimmigen Krieger geben konnte.
"Du verbohrter Dickschädel...", grinste Dormian leise in sich hinein, als er sah, wie Elias gleich einem Dämon unter den immer wieder nachrückenden Feinden wütete. Körperteile flogen durch den dunklen Himmel, die Waffen des Hexenjägers sirrten in einer unregelmäßigen, blitzschnellen Reihenfolge umher und in dem Erdmagier schwoll ein enormer Stolz an, den Hut dieses Mannes auf dem Kopf zu tragen, der seinen Gefährten Zeit verschaffte. Nicht mehr, nicht weniger. Dieses Wissen stahl sich wie ein bitterer Beigeschmack in das Bild, welches sich ihm bot und Tränen in seinen Augen glitzern ließ. Van Zan hob den Arm und grüßte ihn lächelnd. Das Grinsen des Adepten blieb und gerade wollte er ihm ebenfalls den Gruß erwidern, als das Schicksal seinen tragischen Lauf nahm. Elias wurde getroffen, mehrfach und tödlich von seinen eigenen Bolzen. Es war Aurora, die mit ihrem untoten Lakai über Elias richtete und ihn auf grauenhafte Art und Weise auslöschte.

Es hatte nicht einmal eine halbe Minute gedauert, in dem Dormians Lächeln zu einem Ausdruck des Entsetzens wurde, als das kleine Mädchen von ihrem langjährigen Feind und Schöpfer wegsah und den Blick zu dem Erdmagier suchte. "Lauf, kleiner Magier, lauf schnell!"
Die Zeit gefror und blieb für den jungen Arboris stehen, als er realisierte, was soeben geschehen war. Elias Van Zan hatte sich geopfert, um Aio, ihn und die Geiseln zu retten. Er hatte ihnen Zeit verschaffen wollen, was er erreicht hatte. Und Dormian hatte gewusst, dass dies für den Hexenjäger den Tod bedeuten würde. Doch nie wäre es in den Sinn des Magiers gekommen, dies mit eigenen Augen ansehen zu müssen. Seine Miene verfinsterte sich und er senkte den Kopf, sodass die Krempe des Huts seine Augen verdeckte. Tränen der Trauer und der Wut rannen seine Wangen hinab und seine Zähne bissen fest aufeinander, sodass sie zu bersten drohten. Er hob den Blick und starrte Aurora an. Ein unmenschlicher, hasserfüllter Schrei entfuhr seinen Lippen, hallte über das gesamte Anwesen und überall auf der Mauer in seiner Nähe schossen dornenähnliche Splitter heraus, die die Länge von Schwertern besaßen und unregelmäßig schräg in den Himmel ragten. Wie eine traurige, steinerne Rose, deren Kopf ein trauerender Erdmagier war, der sich erhob und mit der linken Hand seinen Stab hielt, die Rechte griff an den Schlapphut des Hexenjägers.
"Du wirst bezahlen... ihr werdet bezahlen...", formte er lautlos mit seinen Lippen und rammte den Stab in die Mauer, worauf zwischen den Dornen die melongiarischen Runen für "Versprechen" und "Rache" in den Stein gemeißelt wurden. Dann wandte sich der Zauberer um und beeilte sich, nach unten zu gelangen und mit den anderen Gefährten die Pferde zu besteigen. Das hier war noch nicht vorbei und auch wenn dieses Gefühl nicht als schön zu bezeichnen war und drohte, seine Urteilskraft zu mindern, so schwor er Rache. Rache an Faust, Rache an Aurora und allen, die zu Elias Van Zans Tod beigetragen hatten. Doch anders, als bei Krytas, so würde ihn dieses Rachegelüst nicht im Negativen beeinflussen. Es würde ihm ein Ansporn sein, schneller zu lernen und mächtiger zu werden. Und nachdem er diesen verfluchten Trollschamanen gefunden hatte und seine Künste in der Erdmagie ihre Perfektion erreicht hatten, würde Faust jeden Augenblick seines unheiligen Lebens leiden. Dafür würde Dormian Arboris sorgen...

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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 11. August 2011, 18:54

Nun war nicht die Zeit, in Rachefantasien zu schwelgen, viel wichtiger war es, sein Heil in der Flucht zu suchen. Leliana und die dunkelhaarige Magierin hatten es geschafft, den Enterhaken und das dazugehörige Seil an einer der Zinnen festzubinden und zu fixieren, so dass Dormian nicht noch einmal Magie anwenden musste, um die Gruppe auf der anderen Seite des Walls wieder herunter zu bringen. Ohnehin war es für die verletzte Aio einfacher, sich an einem Seil herunter gleiten zu lassen, anstatt die Sprossen einer in den Fels geschmolzenen Leiter zu erklimmen. Eine nach der anderen rutschten die gefangenen Frauen hinab, wobei es den beiden kleineren deutlich schwerer fiel, nicht einfach hinzufallen. Am Ende war es nur noch der Erdmagier, der alleine auf dem Wehrgang zurück geblieben war und seiner Wut und Trauer freien lauf lies.
Noch immer brauchte Aio die Hilfe der beiden älteren Magiestudentinnen, um vorwärst zu kommen. Das Auftreten fiel ihr von mal zu mal schwerer, so dass die Elfe mehr von den beiden Frauen getragen wurde. Aber glücklicherweise war der Weg zu den Pferden nicht mehr sehr lang und ab dort würde es auch für die Hexenjägerin wieder einfacher werden, voran zu kommen. Auch die kleineren Beiden liefen nun schneller mit. Sie waren dem sichtbaren Horror fürs erste entkommen, was ihre Überlebensgeister wohl beflügelt hatte. Nicht einmal fünf Minuten brauchten sie, um zu ihrem Ziel zu gelangen.
”Gut … wer von euch ... kann reiten?“ fragte die blasse Elfe in die Runde. Sie lehnte sich an einen Baum und überlies es Leliana und der anderen Magierin, die Pferde loszubinden. Natürlich meldete sich niemand. Diese Mädchen waren in Zyranus aufgewachsen, der wahrscheinlich einzigen Stadt der Welt, in der sich junge Damen nicht im geringsten für das Reiten interessierten. ”Ich denke ich schaff das schon,” meldete sich schließlich die Dunkelhaarige freiwillig. Mit einem nicken dankte Aio ihr und lies sich dann auf ihre weißen Stute hieven. Das kleinste Mädchen zog sie vor sich auf den sattellosen Pferderücken. Blut lief der Jägerin noch immer aus dem Bein und färbte das makellose, weiße Fell rot. Auch die schwarzhaarige Magierin versuchte sich ungelenk in den Sattel zu schwenken. Doch Van Zans grauem Hengst gefiel es überhaupt nicht, dass jemand fremdes ihn reiten wollte. Das Tier tänzelte nervös zu Seite und die Zyranerin fiel in den Dreck. Daraufhin murmelte Aio etwas in der Sprache der Elfen. Wiederwillig erlaubte der Hengst es nun doch, dass man ihn bestieg und die Adeptin das andere junge Mädchen zu sich zog. Für einen ungeübten Reiter war es gewiss einfacher, nur ein Kind und keine erwachsene Frau vor sich zu haben.
Damit war auch das letzte Paar festgelegt, denn nur Lelianna und Dormian saßen noch nicht auf einem Pferd. Schneehuf scharrte ungeduldig auf der Erde herum, während die anderen beiden Pferde schon in Richtung des Waldes gelenkt wurden. ”Wir bleiben zusammen und suchen uns den direkten Weg durch den Wald. Wir müssen so viele Meilen wie nur irgend möglich zwischen uns und diese Schreckensvilla bringen!”

[OT: Ich bereue es inzwischen, den Gören keine Namen gegeben zu haben, aber jetzt lohnt es sich auch nicht mehr. Egal, dann reite ruhig mal los.]
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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Dormian Arboris » Montag 10. Oktober 2011, 10:57

Dormian verlor keine weitere Zeit, bestieg Schneehuf und half Leliana in den Sattel. Als unerfahrener Reiter bevorzugte er es daher, die junge Frau hinter sich sitzen zu lassen, anstatt an ihr vorbeischauen zu müssen. Die Stute gehorchte anstandslos dem etwas hektischen und groben Befehl des Magiers, loszureiten und keine halbe Minute später preschten die Flüchtigen in wilder Hatz in die Nacht hinaus, die Angst und den buchstäblichen Tod im Rücken wissend. Während des Galopps wurde kein Wort gesprochen, die Furcht und der Schock über das Erlebte, beziehungsweise Überlebte saßen tief in den Gemütern. Tief in den Wirren und Schatten des Arus ließ Dormian Schneehuf etwas langsamer reiten; bei dieser Finsternis war es töricht, voranzustürmen, da sonst Hindernisse wie Wurzeln und Tiere übersehen werden konnten. Ein vermeidbarer und unwürdiger Tod. Kurz ließ der Erdadept Schneehuf anhalten, worauf auch schließlich die anderen Reiter eingingen, die den ausbleibenden Hufschlag des Schimmels vermuteten. Der Arboris rührte sich einen Moment lang nicht und hatte den Kopf gesenkt. Schon auf der Mauer hatte er begriffen, dass Van Zan getötet worden war. Ein heldenhafter Untergang, um seinen Gefährten die Flucht zu ermöglichen.
"Der alte Narr...", murmelte Dormian mit deutlich zu hörender Trauer in der Stimme. Er musste den Verlust erst realisieren, begreifen und verarbeiten. Doch das musste schnell gehen denn noch immer konnten Faust und seine Schergen hinter ihnen her sein.
"Wir können weiter", sprach er mit fester Stimme, hob den Kopf und presste seine Schenkel sanft in die Flanken von Schneehuf, die gehorsam den angewiesenen Weg fortsetzte.

Die Stunden in fast absoluter Dunkelheit unter den Zweigen der Arus-Tannen krochen dahin. Niemand sprach auch nur ein Wort, nur manchmal gab Aio ein leises Ächzen und Seufzen von sich, wenn sich der Schmerz in ihrem Bein meldete. Sonst blieb die Gruppe stumm und setzte lautlos ihren Weg fort. Selbst das Klappern der Hufe wurde durch das Moos am Boden zu einem leisen, stumpfen Ton herabgedämpft, wie ferne und kaum hörbare Trommeln. Selbst Dormian, der wusste, wer nun hinter ihm saß, blieb schweigsam und bedrückt. Einen Teil seiner Vereinbarung mit dem Großen Avatar hatte er erfüllt. Die Geiseln von Rufus Faust waren befreit, sie mussten nun nur nach Zyranus zurückgebracht werden, wo Sicherheit auf sie wartete. Wenn es überhaupt noch einen Ort gab, der vor dem irren Nekromanten Schutz bot, dann war dieser hinter den Mauern der magischen Stadt. Aber keine Freude überkam den Adepten, dem sich die Aussicht auf eine Rückkehr in seine Heimat aufgetan hatte. Er würde die Schwellen von Zyranus erst übertreten, wenn Rufus Faust tot vor ihm im Staub lag. Endgültig tot. Dies war er nicht nur seiner Familie, sich und den Geiseln schuldig, deren Entführung allein er zu verschulden hatte. Nein, auch und vor allem Van Zan musste gerächt werden. Was mit Krytas geschehen sollte, dessen war sich der Arboris nicht sicher. Der Feuermagier war von der Macht verführt worden, die Faust ihm bot und in seinem Egoismus hatte der Lehring ihm zugestimmt. Seine Schuld oder eine Entscheidung, über die er nicht hatte gebieten können? Eine schwierige Entscheidung, denn sollte sich Dormian dazu entscheiden, auch gegen ihn zu kämpfen und zu töten, dann war die Chance groß, ihn als Mörder zu schimpfen. Doch darüber sollte nun nicht nachgedacht werden, denn es galt nun, den Weg fortzusetzen. Dies immer auf der Hut vor dem, was sich in ihrem Rücken zusammenbraute...

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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. Oktober 2011, 13:56

Noch immer am ganzen Leib zitternd, ergriff Leliana die ihr dargebotene Hand, und zog sich mit Dormians Hilfe, hinter ihren Freund auf das Rücken des nervösen Pferdes. Erfahrene Reiter konnten sich häufig nach hinten, auf das Ende des Sattels abstützen, aber Leliana, die im Grunde noch weniger von Pferden verstand, als der Erdmagier, konnte das selbstverständlich nicht. Aus Ermangelung eines besseren Haltes schlang sie daher ihre Arme um Dormians Oberkörper und presste sich so fest wie möglich gegen den alten Freund. Dann setzte sich Schneehuf auch schon in Bewegung, ohne Dormian die Chance zu geben, ein Kommando zu geben. Im Grunde war es auch nicht der junge Zyraner, der das Pferd durch den dunklen Wald dirigierte. Selbst ein geübter Reiter, hätte dieses Höllentempo, bei den schlechten Lichtverhältnissen und dem dichten unterholz nicht halten können. Stattdessen suchte sich die braune Stute mit den weißen Fesseln anscheinend ganz alleine einen sicheren Pfad und verfolgte dabei die anderen beiden Tiere, die man nur anhand ihrer Bewegungen erkennen konnte. Leliana hatte die Augen fest zusammengepresst und verbarg ihr Gesicht in Dormians Rücken. Sie schluchzte kaum hörbar, nun da ihr Verstand allmählich das erlebte zu verarbeiten begann.
Gewiss waren die drei Pferde keine von Menschenhand gezüchteten Tiere, dafür waren sie zu ausdauernd und trittsicher. Doch nach einigen hundert Schritten begannen auch sie immer wieder über Wurzeln, Steine und dergleichen zu stolpern. Ein kurzes Rucken an den Zügeln gebot Schneehuf sofort langsamer zu laufen. Man brauchte kein Experte zu sein, um zu erkennen, wie viel dieses Ross wert war. Als Dormian schließlich ganz anhielt, bemerkten dass auch die beiden anderen Reiterpaare, wendeten und kehrten zu Dormian zurück. Die Gefahr, dass jemand verloren ging, war einfach zu groß. Gewiss, vor der Horde der leblosen Bestien war man wohl vorerst sicher, denn sie konnten das Tempo der Pferde nicht mithalten, wenn sie denn überhaupt schon einen Ausgang aus dem Gutswesen gefunden hatten. Aber unglücklicherweise befanden sie sich noch immer im Schatten dieses bösartigen Geistes, der seine Diener überhaupt erst zum unheiligen zweiten Leben erweckt hatte.
Als Aio sich näherte, hellte sich die Umgebung leicht auf und man konnte die Lichtkugel erkennen, die einer Seifenblase gleich, um das Haupt der Elfe waberte. In dem klaren Licht konnte man deutlich die Schweißperlen im Gesicht der Hexenjägerin erkennen, dass sie schwer atmete war unüberhörbar. Die dunkelhaarige Magierin erhob ebenfalls den Arm. Für einen Augenblick flackerte ein weißer Schein, der aber fast sofort wieder verebbte. Leise fluchend versuchte sie es erneut und schließlich wuchs aus ihrer Handfläche ein kleiner Eiskristall, der ein kaltes, blaues Leuchten von sich gab. ”Auch wenn es mir nicht gefällt, sollten wir versuchen das Licht aufrecht zu halten,” erklärte Aio schwerfällig. ”Wir machen uns zwar zu leichteren Zielen, aber sonst sehen die Pferde einfach nicht genug. Dormi kannst du irgend ...?” Doch sie hatte den Satz noch nicht vollendet, als Leliana einen Arm von Dormian löste und seitlich wegstreckte. Ein kurzes, unverständliches Flüstern und eine kleine, tanzende Flamme schickte ihr Warmes Licht in die Welt. Die blonde Elfe nickte knapp und da auch Dormian sagte, dass es weiter gehen konnte, setzten sie ihre Flucht fort.
So stumm wie schon zuvor ging es weiter. Eine Stunde verstrich, dann noch eine weitere. Dormian war inzwischen natürlich völlig orientierungslos – immerhin war er den gewaltigsten Teil der hinreise bewusstlos gewesen – und musste sich daher völlig auf Aio als Führerin verlassen. Immerhin schien man inzwischen Aufatmen zu können. Wenn Faust oder einer seiner Untergebenen, ihnen nachgesetzt hätte, wäre es sicherlich längst zur Konfrontation gekommen. Aber bis jetzt war alles gut gegangen ...
Ein seltsamer Klangerhellte die Nacht. Wenn es ein Tierlaut war, dann der eines Wesens, dass man in Zyranus nicht kannte. Es klang wie eine Mischung aus Echse und Raubkatze, war aber dröhnend laut wie das Brüllen eines Bären. Und das schlimmste, es klang von ganz in der Nähe! ”Dormian,” flüsterte Leliana hinter dem jungen Arboris und das Licht ihrer magischen Flamme nahm ab, “sieh nur dort oben! Was bei allen Göttern ist das?“ Als Der Erdadpet hochblickte, konnte er seinen Fehler erkennen. Es war nicht Lelianas Feuer, das schwächer schien, nein ein gewaltiger Schatten hatten für einen Augenblick den Mond verhüllt. Das Wesen flog in entgegengesetzter Richtung über die kleine Truppe hinweg. Ein wenig sah es aus, wie eine große Kobra mit vier Flügeln und vier Beinen. Es war aber viel zu schnell vorbei, als das man es genau hätte erkennen können. ”War das ein Drache?” fragte die Feuermagierin aufgeregt und ängstlich zu gleich. Auf jeden fall schien dieses Wesen, was immer es auch gewesen war, die flüchtenden Magier nicht zu behelligen.
“Dormian!“ Aios Schrei kam fast schon zu spät. Er konnte die Hitze spüren, lange bevor er seinen Blick wieder nach vorne gerichtet hatte. Eine Flammensäule, pechschwarz und doch von einen grauen Licht durchflößt, schoss von vorne in die Gruppe und direkt auf Schneehuf zu. Nur um haaresbreite gelang es dem Elfenpferd, der tödlichen Bedrohung auszuweichen. Doch als ein zweites Geschoss fast sofort danach, an ihrem Ohr vorbeischoss, half alle Disziplin nicht mehr. Das braune Pferd bockte auf, stieg auf die Hinterläufe und wieherte laut. Dormian und Leliana versuchten sich einen Augenblick lang, verzweifelt im Sattel zu bleiben, doch sie fielen nach hinten weg auf den harten Waldboden. Zumindest der Feuermagierin drückte das alle Luft aus der Lunge, ihr Zauber erlosch und einen Augenblick schien sie dem ersticken nahe, ehe sie Ohnmächtig wurde.
”Er hat mir zwar gesagt, ich solle dafür sorgen, dass die Elfe nicht mehr Lebend von hier weg kommt, aber seine Befehle bedeuten mir nichts. Zuallererst werde ich mich um dich kümmern, Wurzelchen!” Die schnarrende, wohlbekannte Stimme kam langsam näher, aber Dormians Augen, inzwischen an das wenige Licht der magischen Flamme gewöhnt, konnten ihren Ursprung nicht erkennen. Die anderen beiden Leuchtpunkte waren inzwischen kaum noch zu sehen und wurden immer kleiner. Auch Aios und Van Zans ehemaliges Pferd waren durchgegangen und ließen sich nicht mehr stoppen. Zwei schwarze Flammen züngelten etwa drei Meter entfernt zwischen den Bäumen auf. Ähnlich wie auch schon Leliana hielt ihr Schöpfer sie in den Handflächen. Und obwohl die flammen schwarz wie die dunkelsten Obsidianscherben waren, erhüllten sie ihren Träger in einem fahlen, grauen Licht. Krytas. Wie er es geschafft hatte, die Reiter zu überholen und einen gezielten Hinterhalt zu legen, war im Augenblick unbegreiflich und doch stand er hier. Er sah aber weder Dormian, noch seine Schwester, noch die etwas abseits stehende Stute an. Nein, sein entzückter, fast verliebter Blick, lag auf den finsteren Lohen, die er erschaffen hatte. ”Ein alter, gebrochener Nekromant gab mir bereits soviel Macht!“ erklärte der ehemalige, zyranische Student sich selbst in nachdenklichem Tone. Wie wird es wohl sein, wenn ich erst zehn Magier ausgesaugt habe? Oder hundert? Inzwischen vermag ich mir nicht mehr vorzustellen, wie viel Macht Faust selbst wohl besitzt, der dich schon seit Jahrhunderten Seelen und Magie in sich aufnimmt!”
Die Flamme in seiner rechten Hand erlosch und Krytas ließ den Arm sinken. Die Haut an seinem Unterarm sah verkohlt und tot aus, doch seine Finger bewegten sich leicht und spielten mit einer Schnalle an seinem neuen, finsteren Gewand. Den linken Arm hingegen hob er nun über den Kopf und Flamme begann zu wachsen und hoch aufzuzüngeln. Endlich wandte der Verräter sein Gesicht Dormian und der Bewusstlosen Leliana zu. ”Du solltest dankbar dafür sein, dass ich dir erlaube, dass erste Opfer meiner vernichtenden Macht zu werden, Wurzelchen. Und um dir zu Zeigen, wie wenig ich dich fürchte, werde ich dir sogar die Chance geben zu Kämpfen. Ein Agni-Kai! Aber zuerst brauchen wir dafür einen Kampfplatz. Diese ganzen Bäume stören ein wenig!” Ein Boshaftes grinsen erfüllte die verzerrten Züge des Feuermagiers, dann schleuderte er seine schwarze Fackel vor sich auf den Boden. Das Feuer schien beim Aufprall zu zerplatzen, und breitete sich dann in allarmierendem Tempo kreisrund aus. Krytas wurde fast sofort von der wachsenden Flammenkuppel erfasst, schien aber keinen Schaden zu nehmen. Ganz anders dafür die Bäume, die mit dem unheiligen Flammen in Berührung kamen. Sie wurden im Sekundenbruchteil pechschwarz und zerfielen zu Asche.
Laut wiehernd setzte Schneehuf zur Flucht an, während das Feuer sich immer weiter ausbreite. Krytas Zauber war Präzise. Er würde einen Kreis mit einem Durchmesser von genau zehn Schritt, mitten in den Arus brennen. Und Dormian und Leliana befanden sich genau in diesem Radius!
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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Dormian Arboris » Samstag 22. Oktober 2011, 16:06

Es war alles so schnell gegangen, dass Dormian einen Moment brauchte, um seinen Geist wieder zu schärfen. Der Schrei Lelianas, die Erscheinung des drachenartigen Wesens, kombiniert mit dem unerwarteten Auftauchen von Krytas, das war einen kurzen Augenblick lang zu viel gewesen. Ächzend stemmte sich der Erdadept in die Höhe, zog dabei Leliana mit sich und blieb mit leicht zitternden Knien stehen. Vor ihm machte sich der neue Kriecher seines Erzfeindes zum Kampf bereit, der, wie es schien, nicht gut für die Flüchtenden ausgehen würde. Sie waren erschöpft von der Flucht, die meisten Reserven des Arboris waren aufgebraucht. Der Schimmer Hoffnung, heil aus dem Wald zu fliehen, um sich zu erholen, wurde immer schwächer. Die Flammen des verdorbenen Feuermagiers brannten die Bäume im Umkreis von mindestens zehn Schritt nieder und Dormian spürte, wie sehr die Magie seines Gegenübers durch die Macht Fausts verdorben worden war. Sie versengte die Erde, zerstörte die Bäume und Leliana stand neben ihrem Schulfreund, zitternd und mit unverborgener Angst im Blick, wenn sie ihren Bruder ansah. Einen ganzen Herschlag lang war Dormian dafür, sich zu opfern und die anderen im Tausch für sein Leben ziehen zu lassen. Doch ob Schicksal oder nicht, eine heiße Windböe jagte über den Boden, offenbar geboren aus der gewirkten Magie und brachte den Schlapphut zum Beben, der auf dem Kopf des Zauberlehrlings saß. Er griff danach, damit dieser nicht wegflog und bei der Berührung zuckte ein Bild von Van Zan durch die Gedanken des neuen Besitzers. Er zog sich den Hut unbewusst tiefer ins Gesicht.
"Wenn du deinen Kampf willst, so sollst du ihn haben. Aber lass deine Schwester, die Hexenjägerin und die Geiseln in Ruhe. Sie haben nichts mit unserer Sache zu schaffen und gleich, wie sehr Faust dein Gehirn restlos vernichtet hat, so wirst nicht einmal du deiner Schwester guten Gewissens etwas antun können. Nicht einmal du, sofern du eines besitzt...", raunte Dormian und machte einen Schritt nach vorne, wobei er gleichzeitig Leliana hinter sich schob. Die Karten standen nicht gut für ihn und dachte man logisch, so war der bevorstehende Kampf vermutlich jetzt schon entschieden. Doch der Schlapphut sollte nicht auf einem Kopf sitzen, der anders handelte als sein ehemaliger Träger. Van Zan würde alles tun. Er würde und er hatte alles getan, was nötig war, um die Flucht zu ermöglichen. Zu laufen oder sich zu opfern, das wäre es nicht wert gewesen.

Ein freudloses, fast hämisch zu bezeichnendes Lächeln huschte über Dormians Züge. Ihm kam der Tag in den Sinn, als er dem Terrorisieren von Krytas ihm gegenüber ein Ende gemacht hatte. Der Riss im Marmor, die umgestürzten Regale.
"Ich bemitleide dich, du armseliges Würstchen... du gibst dich einem falschen Versprechen hin, und hältst es für die Erwiderung auf das Lecken der Stiefel, die dich einfach zertreten könnten. Und das werden sie, Krytas. Glaubst du wirklich, Faust gibt dir all das, was du ersehnst? Er sieht in dir Abfall, aus dem man noch einen Nutzen ziehen kann. Würdest du deinem Untergebenen die Macht geben, jene Macht zu mehren? Faust ist nicht so dumm, zuzulassen, dass du seiner Kraft eines Tages gleichkommst. Er sendet dich, uns zu vernichten, damit du dich für wertvoll erachtest. Aber es wird Zeit, dir zu zeigen, wie schwach du eigentlich bist..."
Eine unbändige Wut stieg in Dormian hoch, doch er kämpfte sie mit der aufgelegten Abgebrühtheit nieder, die Van Zan einst an den Tag gelegt hatte. Kühl, unannahbar, aber standhaft in allen Dingen. Er ließ seinen Stab auf den verbrannten Boden krachen und obwohl finstere Magie ihn verbrannt hatte, so war er doch zugänglich für Erdmagie, die in ihm brodelte wie ein ausbrechender Vulkan. Risse zuckten von dem Arboris in alle Richtungen davon, ließen die Erde bersten und knacken, einzelne Splitter flogen umher und bohrten sich als mahnende Finger bis zu drei Schritt in die Luft. Das ganze verbrannte Feld war nachträglich verwüstet worden. Ein Ort, an dem zwei Magiearten aufeinander prallten.
"Ich mag nicht der Mächtigste sein, nicht der Weiseste und erst recht nicht der Klügste. Doch selbst wenn alles gegen mich spricht, solange meine Freunde existieren und meine Pflicht, mich an Rufus Faust zu rächen, kannst du unternehmen was du willst, Krytas, selbst mit göttlicher Macht.... Merke dir... solange ich atme, solange ich lebe, ICH WERDE NICHT WEICHEN!!!!!!!"
Mit diesen Worten zerbarsten die Splitter auf dem ganzen Feld in unzählige Bruchstücke, die wie Kanonenkugeln auf Krytas zuflogen, doch es war nur die halbe Miete von dem, was der schwitzende Erdmagier vorhatte. Er rammte seine freie Hand mit geballter Kraft in die Erde und dank seiner Magie bohrte sich diese auch ins Erdreich. Die magischen Fühler ertasteten die Essenz des Bodens, formten diese und konzentrierten sich auf die Füße und Hände des verdorbenen Feuermagiers. Er rechnete damit, dass die Splitter durch eine beschworene Barriere zerplatzen würden, doch das sollte die Ablenkung bringen, um Gestikulieren und Formelzeichen zu unterbinden. Selbst Krytas konnte bei aller Macht niemals ohne jeglichen verbalen Komponente zaubern. Der Schlapphut bebte auf dem Kopf des Erdmagiers, die Energien und Schöpfungen der Magier schufen Druckluft, die ihn zittern ließ. Doch dieser Hut würde keinen unwürdigen Besitzer mehr schützen. Es sollte Dormians Markenzeichen werden, allein deshalb hatte der Magier vor, nicht zu verlieren, bei aller Schwäche, die in seinen Knochen saß. Er würde nicht weichen...

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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Erzähler » Sonntag 6. November 2011, 13:26

Als die schwarze, unheilige Flammenkuppel endlich verebbte, hinterließ sie ein Abbild des Verfalls und der Zerstörung. Von den mächtigen, hohen Tannen war nicht viel mehr übrig, als die Ascheflocken, die in der heißen Luft tanzten wie fallender Schnee. Krytas stand im Zentrum der schwarzen, verbrannten Erde, die blanken Arme hingen schlaff herab und er hatte einen leicht abwesenden Blick aufgesetzt. Die Ärmel seines neuen, schwarzen und blutroten Gewandes, waren bis zu den Schultern abgebrannt und offenbarten, dass die Arme des ehemaligen zyranischen Schülers bis weit über den Ellbogen schwarz waren, verkohlt wie totes Fleisch. Sein Unsteter Blick festigte sich ein wenig und erfasste das Maß der Zerstörung, die er angerichtet hatte. Was er sah schien ihm zu gefallen, zumindest wanderten seine Mundwinkel leicht nach oben. Ungläubig hob er seine Hände leicht an und betrachtete die abgestorben wirkenden Finger, als könne er immer noch nicht fassen, dass er um soviel stärker war, als noch vor ein paar Stunden. ”Ich soll Rücksicht auf meine geliebte Schwester nehmen? Auf das Familienjuwel? Auf die große Hoffnung, das Wunderkind?” Das schlimmste an der Art, wie Krytas das sagte, war diese Ruhe, fast schon gelassene weise, die so gar nicht zu dem aufbrausenden und temperamentgesteuerten Magier passen wollte. Es war fast so, als hätte das abscheuliche Ritual, an dem er teilgenommen hatte, nicht nur seine Kräfte gesteigert, sondern seine ganze Persönlichkeit verkrüppelt. Aber dann sprach er weiter und endlich lag in seiner Stimme dieser altbekannte Hass, der Lelianas Bruder schon immer zueigen gewesen war. ”Ich soll also Rücksicht auf dieses Miststück nehmen, in dessen Schatten ich ein Leben lang stand?? Bei allen infamen Kreaturen des Harax, sie war es doch überhaupt, die mich so weit getrieben hat!”
Die letzten Worte brüllte er fast schon in den Nachthimmel, dann bäumte er sich auf und schoss mit beiden Armen eine schwarze Lohe in Richtung des Firmaments. Die Flammensäule wuchs zehn, zwanzig Meter hoch in die Luft, ehe sie wieder verebbte. Schwer atmend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Dormian und seine Schwester. Seine Arme zitterten und einige Schweißperlen standen auf seiner Stirn. ”Du kapierst das nicht, Wurzelchen. Ich hab gesehen, zu was die anderen Fähig sind. Gegen die bin ich nur ein kleines Insekt. Faust will nicht weniger als zu einem Gott werden und alles Leben, dass gegen ihn aufbegehrt in ein untotes Zerrbild ihrer selbst verwandeln. Und wenn das passiert werde ich lieber als Haustier gestreichelt, bevor ich als hirnlose Leiche durch die Straßen schlurfe. Aber das wirst du ja nicht mehr erleben ...”
Dormian entfaltete nun seinerseits seine Magie und lies die verbrannte Erde aufgebehren. Doch augenscheinlich ließen sowohl die Kostprobe seiner Kunst, als auch seine Worte den Feind kalt. Denn Krytas entgegnete der stolzen Rede nur ein kaltes Lachen. Dann begann der Kampf, eine Begegnung wie sie schon einmal vor Jahren ausgetragen wurde. Doch heute waren die Regeln anders als zu Dormians Schulzeit und der Verlierer würde mehr als nur Ehre und Respekt einbüßen. Das hier war tot ernst! Dormian schickte seinen ersten, magischen Angriff aus, in der Annahme, Krytas würde sie mit einer Barriere oder ähnlichem abfangen. Doch der Flammenhexer hatte anderes im Sinne. Er verschränkte kurz die Arme vor der Brust und schlug dann zu beiden Seiten aus. Eine Flammenkugel, so heiß dass die Luft in der nähe zu Flimmern begann, stob von seinen Füßen bis zu seinem Haarschopf hoch. Die Steinsplitter passierten diese heiße Kuppel nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch das reichte, um sie zu schmelzen. Als heißes Magma prallten sie auf Krytas, brannten ihm einige Löcher ins Gewand, richteten aber auf seiner Haut keinen Schaden an. Das rotglühende, flüssige Gestein tropfte einfach auf den Boden, wo es eine Rauchwolke entstehen lies und zu schmoren begann. ”Mit splittern und kleinen Steinen kommst du nicht weit, du Narr! Wollen wir mal sehen, ob du wirklich nicht weichen wirst!”
Ruckartig senkte Krytas sich ab und schlug mit beiden Armen vor sich auf den Boden. Ein diabolisches Lächeln umspielte seine Züge. Gleichzeitig begann die Erde um Dormian zu beben. Etwa einen Meter weit entfern, schoss eine Lavasäule aus dem Erdreich, dann noch eine zweite. Dass heiße, geschmolzene Gestein spritzte wild und nun begann es direkt unter dem jungen Arboris zu beben zweifelsohne, IHN würde die Hitze verletzen! Und Leliana war nicht wirklich eine Hilfe, sie schien die ganze Situation gar nicht zu begreifen, stand sie doch einfach nur regungslos hinter ihrem Beschützer ...
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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Dormian Arboris » Montag 7. November 2011, 16:36

Dormian hatte befürchtet, dass Krytas nicht so einfach wie damals zu besiegen war. Die Tatsache, dass er allerdings seine Schwester Leliana für seinen "Absturz" verantwortlich machte, das war neu für den Erdmagier, der die unglaubliche Aura seines Gegenübers spürte, der endgültig verrückt geworden zu sein schien. Faust hatte aus ihm ein Monster gemacht, unberechenbarer und ungezügelter als jemals zuvor, was ein Gefecht mit ihm nicht gerade einfacher machte. Die Angriffe des Adepten verpufften wirkungslos und fast zu spät reagierte Dormian auf den Konter von Krytas, der unmissverständlich klarmachte, dass es Fausts neuem Spielzeug ernst war. Eine Lohe aus geschmolzenem Gestein schoss knapp neben dem Arboris senkrecht in den Himmel; reflexmäßig hob Dormian den Arm zum Schutz vor sein Gesicht, doch die Hitze versengte ein paar Haare seiner Augenbrauen und der Schweiß, der ihm über die Stirn lief, verdampfte in Sekundenbruchteilen. Er wankte und machte einen Schritt zurück, die Macht dieses Zaubers war unglaublich. Zu unglaublich, als dass er sich auf Dauer dagegen wehren konnte.

Leliana stand weiterhin regungslos hinter ihrem Beschützer, der Hilfe gut vertragen hätte. Doch ein rascher Blick des Zauberlehrlings sagte ihm, dass mit der Magierin nicht viel anzufangen war. Sie stand einfach nur da, ein gedankenverlorener Glanz in ihren Augen. Sie konnte ihm nicht helfen, das Erlebte forderte von ihrem Geist seinen Tribut. Dormians Mantel rauchte an einigen Stellen, in denen kleinere Spritzer der Lava ihn versengt hatten. Er biss die Zähne zusammen, senkte den zum Schutz vorgehaltenen Arm und fixierte wieder seinen Blick auf Krytas.
"Was ist das für ein Leben, in dem man nicht frei sein kann in seinem Willen und seinem Herzen, Krytas! Du warst immer ein Arschloch und ein egoistischer Kotzbrocken, doch nicht einmal dein krankes Hirn kann so etwas aus eigener Kraft wollen! Ein Leben ist nichts wert, wenn man es nicht selbst führen kann! Es hat nichts mit Stolz zu tun, wenn man sagt, man will frei sein oder sterben! Es ist vernünftig und notwendig, um diese Welt am Leben zu halten. Sklaven können nicht existieren, nur der freie Mensch kann leben!"

Dormian machte einen Schritt nach hinten und stieß so beabsichtigt gegen Leliana, die gezwungenermaßen nach hinten torkeln musste, um nicht hinzufallen. Der Adept warf einen letzten Blick zurück.
"LAUFT! Ich halte ihn auf, solange ich kann!", rief er mit Tränen in den Augen. Er war enttäuscht von sich selbst. Seine Kraft würde nicht ausreichen, um den verblendeten Krytas zu stoppen. Sollte er so kurze Zeit nach Van Zans Tod sterben wie der Hexenjäger? Und wenn es so war, dann würde der Bursche dafür sorgen, dass man seinen Tod nicht vergaß. Diese Schande wollte er seiner Familie und seinen Nächsten nicht auferlegen. Ein entschlossener und finsterer Gesichtsausdruck erschien auf seinen Zügen und er sah wieder zu Krytas, den er nur verschwommen und flirrend erkennen konnte. Die Luft zwischen ihnen waberte unter der gewaltigen Hitze, die dem Erdmagier den Schweiß aus den Poren trieb, nur um wieder zu verdampfen.
"Wenn du mich besiegen und töten willst, dann versuch es. Selbst wenn ich sterbe und zu einem der Sklaven von Faust werde, ich weiß, dass ich standhielt! bis zum letzten Atemzug verdammt, der Urgeist sei mein Zeuge! Aber noch nicht jetzt! Ich lasse meine Ahnen noch ein bisschen auf mich warten!", brüllte Dormian mit aller Kraft gegen die heißen Luftstöße an und verkrampfte seine freie Hand zur Faust. Der bebende, heiße Boden unter ihm bäumte sich auf, verformte sich knackend und legte sich um den Stab des Zauberwirkers, der die Schmerzen in seinem Leib ignorierte. Er presste die letzten Reserven aus sich heraus, biss die Zähne zusammen und riss die Augen wieder auf, als sein Zauber vollendet war. Der Stab war zu einer scharfkantigen Lanze geworden, die er nach vorne richtete und mit einem Satz seiner letzten Körperkraft von sich stieß. Er ließ die Magie in seinem Leib entgegen der Magie, die in seinen Stab gepumpt worden war, wirken und erschuf so etwas wie zwei gleiche Pole, die sich mit ungeheurem Druck abstießen. Aus eigener Kraft hätte der Adept die geschaffene Waffe niemals wirkungsvoll benutzen konnen. Daher hatte er mit seinem Zauber die Eigenschaften des Gesteins um den Stab so geformt, dass dieser sich von der Erdmagie in seinem Körper abstieß und nun unheilvoll auf Krytas zuschnellte. Und das schneller als ein gewöhnlich geworfener Speer.

Dormian sah nicht, was aus seinem Angriff wurde, sondern ging ächzend in die Knie. Er war in seiner Angriffsbewegung etwa zwei Schritte nach vorne gestolpert, hinter ihm brodelte die Erde und der Schweiß lief ihm nun in die Augen, die schwarze Punkte in einem wilden Tanz zeigten, die seine Sicht behinderten. Sein Blut rauschte ihm in den Ohren, jede Faser seines Körpers rebellierte unter dem Schmerz, der durch sie zuckte. Sollte es vorbei sein? Sieg oder Niederlage? In jedem Fall war Dormian stolz... stolz, nicht gewichen zu sein, nicht aus eigenem Willen! Innerlich sandte er ein Stoßgebet an den Urgeist und an Feylin.
Ich flehe euch an... lasst nicht zu, dass dieser Feind über Celcia herfällt... Nehmt mein Leben, aber bitte... beschützt meine Freunde... meine Familie... meine Stadt... mein Land... meine alte Liebe...
Er schloss die Augen und versuchte nun, mit den Ohren zu hören, wie das Urteil der Götter über seinen Angriff und über seinen Wunsch ausfallen würde...

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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Erzähler » Samstag 12. November 2011, 23:12

Ungerührt und mit einem kaltem, starrendem Ausdruck in den Augen, sah Krytas zu, wie Dormian hüpfend und taumelnd den Feuermagieangriffen auswich. Er war sich seiner Sache sicher, sogar sehr sicher. Gut möglich, dass dieser kleine Wurm während ihrer Schulzeit einmal ein bisschen stärker war, als er, vielleicht war er auch nur gerissener gewesen oder hatte einfach Glück gehabt. Aber das war lange her. Inzwischen war er ein anderer. Er war nicht mehr Krytas, er war viel mehr. Sein Körper pulsierte voller Kraft, in seinen Adern strömten gewaltige Reserven an magischer Energie und außerdem schien es so, als würde eine körperlose Stimme ihm die Geheimnisse für unheimlich mächtige Zauber und deren Ausführung einfach so zuflüstern. Aber eine Sache störte ihn trotzdem. Obwohl er seinen ehemaligen Widersacher grade scheuchte wie ein Wolf das Schaf, obwohl er eindeutig die Oberhand in dieser Auseinandersetzung hatte, gab es noch immer einen Dorn, der ihn störte, der in seinem Fleisch steckte und einen nervenden, andauernden Schmerz hinterlies. Es war die Tatsache, dass dieser Versage noch immer in der Lage war, sich für seine Verbündeten einzusetzen. Obwohl Dormian die Lage ebenso klar sein musste, wie ihm selbst, beharrte er darauf, dass er, Krytas, den falschen weg eingeschlagen hätte! Und er beschützte noch immer dieses kleine Miststück, dass einmal seine Schwester gewesen war. Nein, die immer noch seine Schwester war. Oder war sie es nicht mehr?
"Halt endlich dein verdammtes Maul!" brüllte Krytas voller Rage seinem Feind entgegen und entzündete erneut eine schwarze Feuerwolke aus seinen Handflächen. Aber Obwohl sie rasant anwuchs, verfehlte sie den Spross der Arborisfamilie dennoch im gut einen Meter. Der abtrünnige Feuermagier brach seinen Zauber unvermittelt ab und taumelte ein paar Schritte zurück. Dabei fasste er sich an den Schädel, als ob er Schmerzen hätte. Wenn es ein Schwächeanfall war, dann kam er zu einem wirklich ungünstigen Zeitpunkt. Denn so bemerke er den Felsenspeer nicht, der wie ein Blitz auf ihn zu schoss. Dormians Attacke traf ihr Ziel, auch wenn er dafür seine letzten Reserven geopfert hatte. Die Erdlanze bohrte sich in Krytas Unterleib und eine Woge aus schwarzem Blut tropfte auf den versengten Waldboden. Die Wucht des Angriffes lies den Feuerhexer abermals zurück taumeln. Ungläubig starrte er auf das Geschoss, dass aus seinem Körper ragte, hob leicht die Hände und öffnete den Mund zu einem Stummen Schmerzensschrei. Aber er stand noch und umklammerte nun mit beiden Händen den Fels. Als er den rauen, unebenen Stein aus seinen Innereien heraus zog, schwappte eine weitere Welle des kostbaren Lebenssaftes aus ihm heraus und nun brüllte er wirklich laut auf!
Mit einem dumpfen Poltern fiel die Lanze auf den Boden, aber jetzt wo das Loch nicht mehr verstopft war, waren alle Dämme gebrochen. Mit beiden Händen versuchte Krytas den Blutfluss zu stoppen, doch er ging ächzend in die Knie. Hilflos sah er von seiner eigenen Körpermitte zu Dormian und zu Leliana, dann wieder zurück. Kurze Zeit stand pure Todesangst in seinem Gesicht, doch dann verloren seine Züge mit einem mal jeden Ausdruck. Auch seine Augen verloren ihren Glanz und man hätte meinen können, Krytas wäre nun doch gestorben. Aber seine Lippen bewegten sich noch. Sie formten stumme Wörter und seine Hände zeichneten in ruckartigen, abgerissenen Bewegungen Zeichen rund um das Loch in seinem Gewand. Eine weiße Flamme zischte mit einem mal aus der großen Fleischwunde und entzündete das Gewebe der düsteren Robe. Das stumme Gemurmel und die Fingerzeichen endeten abrupt, auch wenn das weiße Feuer weiter glühte. In einer seltsam unwirklichen Bewegung richtete sich Krytas wieder auf, obgleich er nun wirkte wie eine Marionette, die lose an ihren Fäden baumelte. Sein kopf baumelte nach links und rechts, unfähig den Blick zu fokussieren. Die weiße Flamme verlosch schließlich. Sie hatte die linke Seite der Robe komplett verzerrt, aber das Fleisch darunter war eindeutig unverletzt, auch wenn es nun ebenso schwarz und verbrannt war, wie die Haut an seinen Armen.
Wie ein Schlafwandler betastete Krytas die verkohlte Haut und hob dann den Blick. "Ich habe lange genug gespielt." Seine Stimme klang ungewohnt tonlos, auch wenn sie zu seinem Gebaren eindeutig passte. Dann reckte er beide Hände in die Luft. Sie bewegten sich nun wieder viel flüssiger. Aber statt der Flammen, du kurz zuvor noch aus ihnen ausgebrochen waren, hinterließen sie nun gleißende Zeichen in der Luft. Acht dieser Zeichen malte er in rascher weise kreisförmig in die Luft, dann stieß er beide Handflächen in die Mitte dieses Kreises. Aus jeder der schwebenden Glyphen löste sich eine pechschwarze Feuerkugel. Die acht Geschosse wirbelten zuerst auseinander, bevor sie auf Dormian zuzielten. Spiralförmig drehten sie sich umeinander und nahmen dabei immer noch an Tempo zu. Es schien so, als hätte jeder der kleinen Kometen seinen eigenen Kopf. Ein ausweichen war bei diesem todbringenden Angriff überhaupt nicht möglich, denn einer Feuerkugel zu entgehen, hieß genau in die Flugbahn einer anderen zu springen. Das war also das ende für Dormian Arboris ...


"NEIN!" Jemand stieß ihn zur Seite und Dormian viel schmerzhaft auf seine ohnehin schon angeknackste Seite. "Es reicht Krytas!" Leliana stand genau dort, wo eben noch ihr Schulfreund stand und hatte beide Arme erhoben. Die Ärmel ihres Gewandes waren runter gerutscht. In langsamen, anmutigen Bewegungen glitten ihre Hände durch die Luft und schienen immer genau dort zu sein, wo die schwarzen Feuerzauber ihr entgegen schnellten. Jeder der Kometen verzischte zu einer weißen Rauchwolke und schwer atmend lies Leliana die Arme sinken. Diesen Angriff hatte sie abgewehrt, doch auch sie war ausgelaugt, erschöpft von der Tortur der letzten Tage. "Bitte Krytas … ich bin deine Schwester! Und was immer auch zwischen uns passiert ist, ich habe dich immer geliebt, dich meinen Bruder. Lass nicht zu, dass es so endet. Ich flehe dich an!"
Doch es hatte ganz den Anschein, als könnte Krytas gar nicht mehr hören, was seine Schwester sagte. Sein Mund öffnete sich einen spalt, aber er sagte nichts. Stattdessen machte er ungelenk einen Schritt nach vorne und wiederholte die Prozedur, die er schon kurz zuvor ausgeführt hatte, nur dass er nicht nach acht Zeichen aufhörte, sondern immer weiter und weiter machte, bis er von einem glühenden Käfig umschlossen war. Dann entfesselte er mit einer kaum merklichen Geste seine schwarzen Flammenbälle und lies sie auf die Magierin los. Leliana hob abermals die Hände und begann damit, die Geschosse abzuwehren. Aber die pure Masse lies sie immer weiter zurückweichen, bis es schließlich zu viel war. Mit geweiteten Augen sah Leliana, wie sich die letzten zehn Kugeln zu einem einzigen Ball vereinten, der auf ihren Kopf zielten. Erschrocken öffnete sie den Mund und versuchte ihre Hände zur Abwehr zu heben, doch sie war zu langsam. Noch bevor er sein Ziel erreichte, komprimierte sich die Flamme, dann schoss sie durch die geöffneten Lippen der Magierin. Wie betrunken taumelte sie und griff sich an den Hals, dann legte sie den Kopf in den Nacken. Zuerst bleckte nur aus ihrem Mund eine schwarze Flamme, dann drang sie auch aus ihren Nasenlöchern und schließlich sogar aus den Augen. Als sie verloschen, hustete Leliana kurz, dann drehte sie sich zu Dormian um. Sie sah nicht so aus, als sei sie verletzt und sogar der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. Dann brach sie zusammen und bewegte sich nicht mehr.


Krytas sah mit stumpfen Glanz, wie seine eigene Schwester durch seine Hand fiel und lachte kurz glucksend auf. Dann verschärfte sich sein Blick und ein besorgter Ausdruck trat an die Stelle der Schadenfreude. "Leliana ..? Leliana!" Ungläubig griff er sich mit beiden Händen an den Kopf. "Wie konnte ich nur ..." Er begann sich wild zu winden und zu krampfen, abermals wechselte seine Miene und war nun wieder bösartig. "Aber sie hat es doch verdient!" Krytas sank auf die Knie, plötzlich liefen ihm Tränen über die Wangen. "Aber sie war die einzige, die mich und mein Benehmen immer in Schutz genommen hat" Mit einem mal brüllte Krytas wie in wilder Raserei auf und drückte mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hände auf die Ohren. "Was … passiert mit mir? Diese Stimme, diese Stimme! Geh raus aus meinem Kopf!" Krytas fiel nach hinten weg, bäumte sich aber sofort wieder auf. Aus seinem Mund spie er violette Flammen und immer wieder schossen Lohen aus seinen Handflächen. Aber all diese magischen Ausbrüche wurden immer schwächer. Schließlich begann er nur noch zu zittern und umklammerte seinen Oberkörper mit beiden Händen. Anstatt der Flamme stieg nun eine Kältewolke aus seinem Mund auf. Schließlich färbte der Teil seiner Haut, die nicht schwarz und verbrannt war, bläulich und er lag vollkommen starr.
Die Luft hatte sich in den letzten Sekunden wirklich enorm abgekühlt. Eine weiße Raureifdecke überzog den Boden und umhüllte zuerst den absolut regungslosen Krytas, breitete sich aus und erfasste Leliana, bis sie sich schließlich sogar über Dormian zog. Jede Bewegung zog ein deutlich hörbares Knirschen. Selbst die Schritte eines Kindes klangen in der plötzlichen Stille unglaublich laut. "Tia, ja ja … Nach der ersten Diblerie sind sie immer am schlimmsten. Nehmen die Gabe nicht richtig an. Zeigen immer wieder plötzliche aufleben der verkümmerten Überreste ihres Gewissens."
Ein spitzer Stiefelabsatz bohrte sich in Dormians Rücken, als eine leichte Gestallt einfach über ihn rüber lief, weiter ging und zwischen den beiden Geschwistern stehen blieb. Die künstliche Lichtung hatte sich binnen einer Minute in eine Winterlandschaft verwandelt, in der Auroras Silhouette schimmerte wie das Abbild eines Engels. Wie schon bei ihrer ersten Begegnung trug sie einen weißen Mantel und hatte die Hände in einen Muff verborgen. Ohne ein Zeichen dafür, dass sie Magie wirkte, hob sich Krytas Körper in die Luft. Seine Gestalt blieb vollkommen steif, als er sich so drehte, dass die kindliche Nekromantin ihm ins Gesicht sehen konnte. Nur seine Augen bewegten sich und zeigten, dass er nicht tot war. "Dieser undankbare, ungehorsame und überaus unhöfliche, kleine Bastard. Da geben wir ihm schon die Macht eines Erzmagiers und er ist nicht einmal in der Lage einen Novizen zu töten, von seiner Schwester einmal ganz zu schweigen."
Auf den Hacken machte sie kehrt und strahlte nun mit dem herzlichen Lächeln eines kleines Kindes den am Boden liegenden Dormian an. "Ich fraaage mich ja noch, was ich jetzt mit dir tun soooll ... Der liebe Rufus hat sich was das betrifft ja sehr deutlich ausgedrückt. Na ja. Aio ist wohl nicht mehr hier, mhh?" Neugierig sah sich die Schwarzmagierin um, als erwartete sie jeden Augenblick, dass die Elfe aus dem Wald trat, aber als das nicht passierte, richtete sie ihren Blick auf Leliana. "Ohh, dass sieht aber ganz und gar nicht gut aus. Die ist ja innerlich totaaal verbrannt. In 20, 25 Minuten ist die hinüber ... üble Sache, wirklich üble Sache. Ist Aio denn – angenommen sie schafft es noch in den nächsten paar Minuten hier her - körperlich so fit, dass sie eine halbtote Heilen kann? Ich glaube ja nicht, sonst hätte ich ’Pappilein’ nicht so einfach töten können. Schicker Hut übrigens."
Grinsend drehte Aurora eine Pirouette und ging dann vor Dormian in die Hocke. Ihr Kinderlächeln war jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt. Aber schlagartig wurde sie ernst, diese falsche, kindliche Art viel von ihr ab wie ein Mantel. Kalt und gefühllos starrte sie ihn an, während Krytas sich hinter ihr in der Luft zu drehen begann wie eine Puppe. "Der Kleine benötigt noch einige Lektionen und wie es sich trifft, bin ich eine sehr gute Lehrmeisterin. Aber er ist nicht der einzige, der noch etwas lernen muss. Auch für dich habe ich eine Lektion, kleiner Arboris. Eine Lektion in Demut! Ich werde dir die Sache erklären und weil ich ja weiß, dass du keine helle Leuchte, sondern viel eher ein nasses Streichholz in einem dunklen Keller bist, mache ich es ganz kurz. Ich werde deine kleine Freundin hier einfrieren. Dann hat sie noch vielleicht einen halben Tag, in dem ihr sie zurück nach Zyranus und zu einem Heiler bringen könnt. Und dafür musst du nur etwas ganz leichtes tun. Du mühst deinen wertlosen Leib aus dem Dreck hoch, nur um direkt wieder zurück zu fallen, mir die Füße zu küssen und mich um diese Gnade anzubetteln." Mit einem Ruck richtete sich Aurora wieder auf und trat mit ihrem Stiefel mitten in Dormians Gesicht. Es knackte laut, als die Nase zum zweiten Mal binnen vierundzwanzig Stunden brach und lachend sah die kleine Hexe auf ihr hilfloses Ziel herunter. "Auf die Knie! Nun zeige Demut und winsele um Gnade! Flehe eine Göttin um einen winzigen Funken Mitleid an!"
[Dormians Magiereserven sind nun aufgebraucht und er kann keine Zauber mehr wirken.]
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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Dormian Arboris » Sonntag 13. November 2011, 16:46

Blut schoss aus Dormians erneut gebrochener Nase und die Tränen gingen mit seinem Lebenssaft einher. Tausende Sterne tanzten ihm durch das Blickfeld, sein Orientierungssinn verlor sich nun restlos, da er durch den stechenden Schmerz jeden vernünftigen Gedankens beraubt wurde. Doch die Forderung der grausamen Aurora hatte er vernommen. Leliana würde sterben, wenn er nicht tat, was von ihm verlangt wurde. Die Reaktionen und Gebärden von Krytas zeigten dem erschöpften Erdmagier, dass vieles, was geschehen war, nur in Fausts Zügeln gelegen hatte. Bei aller Boshaftigkeit, das war der Beweis, dass Krytas nicht restlos wahnsinnig geworden war. Nur fehlgeleitet und von boshaften Mächten gelenkt. Nun kam es auf die Reaktion des Arboris an. Er spürte die Leere in sich, die magischen Reserven, die verbraucht waren. Ohne langen Schlaf und gründliche Meditation würde sich an dieser Wehrlosigkeit nichts ändern. Es kämpften Stolz, Pflichtgefühl, Versprechen und Ehre mit rasend arbeitendem Verstand miteinander, was nun passieren sollte. Sein Stolz und seine Ehre schrien verzweifelt, sich dieser Marionette von Faust niemals zu Füßen zu werfen. Sein Pflichtgefühl gegenüber seiner Familie sowie das Versprechen gegenüber seinen Freunden, sie sicher nach Zyranus zurückzubringen befahlen ihm, zu tun, was verlangt worden war. Sein Verstand arbeitete, so gut es ihm eben noch möglich war, an einer Lösung. Und die kam ihm auch...

Dormian setzte sich auf und versuchte, durch den Mund statt durch die Nase zu atmen, aus der ein stetiger Fluss an Blut strömte und auf seine Brust tropften. Er hatte die Augen zusammengekniffen, die Hände verkrampft und der Schweiß stand ihm trotz der Kälte noch immer auf der Stirn. Er spannte sich so lange an, bis er den Ring seines Urgroßvaters spürte, dessen Gravuren ihn durch die Anstrengung und den Druck ins Fleisch schnitten. Mit einem Mal beruhigten sich die Nerven und Muskeln des jungen Erdmagiers und sein schmerzverzerrter Gesichtsausdruck klärte sich. Langsam öffnete der Arboris die Augen und sah Aurora bewegungslos an. Sie war in seiner aktuellen Position etwa eine halbe Handbreit größer als sie, weshalb er den Kopf ein wenig heben musste.
Wenn ihr mir jetzt keinen besseren Rat geben könnt, ihr Ahnen, dann vergebt mir... Es geschieht in meinem Leben nichts ohne Grund, so habe ich das Gefühl...
Die Gruft schoss ihm durch den Verstand, das Bild seines Vorfahren, dessen weisen Worten er vor gar nicht langer Zeit gelauscht hatte. Insgeheim flehte der Magier doch innerlich darum, dass man ihm helfen möge. Doch solange keine Hilfe kam, würde er nun tun, was nötig war. Wenn auch etwas anders, als erwartet.

Dormian stand auf und sah auf Aurora herab. Sein Blick fixierte ihre kalten Augen ruhig, entschlossen und doch in keinster Weise verängstigt. Wortlos strichen seine Augen nun an ihr vorbei und entdeckten den Stab, den er zu seinem letzten Angriff benutzt hatte.
"Entschuldige mich kurz...", raunte der Zauberlehrling, schritt an der Nekromantin vorbei und trat zu dem Erbstück seines Großvaters. Er bückte sich, hob den Stab auf und fuhr mit der freien Hand andächtig über die Runen, die in das Holz eingraviert waren, um sie vom gröbsten Schmutz zu befreien. Anschließend schritt Dormian wieder zurück, vor die Gesandte seines Todfeindes.
"Du verlangst, dass ich dich, eine Göttin anflehe? Du willst die Herrin über Leben und Tod sein, die Macht kosten und genießen?", sprach Dormian und er fühlte sich ein wenig in die Situation versetzt, in der er mit seinem Urgroßvater gesprochen hatte. Er war jung und dumm gewesen, sein Gegenüber alt und weise. Nach Auroras Befehl war ihm klar geworden, dass die Rollen hier... ähnlich waren.
"Ich werde es tun... dir das geben, was du verlangst, Aurora..."
Er senkte sich wie im Zeitraffer auf sein rechtes Knie herab, sodass die Beiden nun auf Augenhöhe waren.
"Doch eines solltest du wissen... Niemand stellt sich über Leben und Tod. Kein selbsternannter Gott, der glaubt, Respekt zu besitzen, indem er die Unterworfenen dazu zwingt, sich zu verneigen. Echten Respekt, echte Macht... so etwas kann nicht einmal ein wahrer Gott erzwingen. Ich krieche vor dir im ältesten Schlamm, im Dreck und küsse deine davon besudelten Stiefel. Weil ich den Zweck sehe... nicht den Respekt, nicht die Ehrerweisung, nicht die Macht... Solange sich dir niemand aus freiem Willen und Hingabe beugt, wirst du das bleiben, was du für den Betrachter bist. Ein kleines Mädchen... ein kleines Mädchen, dass Königin spielen möchte... verschone Leliana, verschone Krytas und meine Gefährten. Ich werfe mich vor dir nieder...", raunte Dormians brummig gewordene Stimme über die Lichtung und sein Gesicht senkte sich bis zu ihren Stiefeln nieder.
"...doch wisse, dass du niemals so allein sein wirst, wie du es bist. Und wenn sich eine Armee vor dir verneigt. Du besitzt nicht die wahre Größe, vor der man kniet. Du nicht, Krytas nicht... Faust nicht...", schloss der Erdmagier und senkte seine Lippen auf den Fußrücken Auroras.
"Habe Mitleid, Königin... lass die törichten Bauern ziehen, die sich vor dir verneigen... sie sehen dich so, wie du es meinst, willst und wünschst... eine Königin, die entscheiden kann... Bitte lass meine Leute und mich gehen..."

Ein weiterer Kuss auf die Stiefel folgte, dann hob Dormian den Kopf und sah wieder auf gleicher Augenhöhe in jene Augen Auroras. Kalt, herzlos... dumm. Die tiefbraunen Irisse des Arboris standen in solchem Gegensatz zu dem, was ihr Besitzer gesagt hatte. Wie von der Nekromantin gewünscht, hatte Dormian gefleht und um Gnade und Mitleid gebettelt. Doch die Augen sprachen:
"Du bist ein törichtes, kleines Kind, Aurora. Du warst es und wirst es bis zu deinem überfälligen Ende sein. Deinen Vater sterben zu lassen war das Vergehen, welches dich das gelehrt haben sollte. Du wirst nie die Macht über ein Lebewesen haben, das frei denkt und handelt. Und wenn es dir sein Leben abspricht, so wirst du es nie besitzen. Du bist dumm und töricht, zu glauben, du besäßest uneingeschränkte Kraft. Als kleines Mädchen starb deine Seele und als dumme, unheilige Göre wird dein Leib vergehen. Es spricht nicht die Weisheit eines jungen Mannes aus mir... sondern die Weisheit eines Arboris, den du nie brechen wirst und wenn er sich dir in gleich welcher Form hingeben wird. Niemals und in keinem Zeitalter Celcias......

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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Erzähler » Sonntag 20. November 2011, 15:57

Fast schon gelangweilt wiegte die kleine Hexe ihren Oberkörper langsam nach links und rechts, als der Erdmagier sich erhob und an ihr vorbei ging. Dabei drehte sie sich nicht einmal nach ihm um. Es war ihr im Grunde egal, was Dormian tat, denn für sie war er nicht einmal eine kleine Herausforderung. Wenn sie es gewollt hätte, wäre der dumme Junge längst tot. Von ihm ging keinerlei Gefahr aus. Stattdessen betrachtete sie verschlagen aus den Augenwinkeln Krytas, der nicht mehr imstande war, mehr als seine Augen zu bewegen. Erwartungsvoll leckte sie mit der Zunge über ihre weißen Lippen. Sie würde noch viel Spaß mit dem naiven Feuermagier haben, dass war gewiss!
Endlich trat der Novize wieder vor die Nekromantin. Im Grunde war es ein verqueres Bild. Auf der einen Seite dieses kleine Mädchen, gekleidet in blütenreines Weiß und mit diesen engelhaften, blonden Locken, die bereits seid über hundert Jahren lebte und sich gebar wie eine tyrannische Fürstin. Auf der anderen stand dieser schlaksige Jüngling in seiner schmutzigen Robe, blutbesudelt, verletzt und dazu gezwungen, sich vor seiner Feindin unterwürfig zu zeigen. Die trotzigen Worte, die er seiner Tat vorweg schickte, quittierte die Nekromantin mit einem wissenden Lächeln. Er verstand es nicht, noch nicht. Aber das würde sich noch früh genug ändern. Mit einem verzückten Ausdruck in dem hübschen Kindergesicht und mit vor Genuss geschlossenen Augen, empfing Aurora die Demutsbezeugungen von Dormian. Dessen Blut tropfte dabei auf ihre weißen Pelzstiefel auf den Saum ihres Seidenmantels und raubte dem Kind einen Teil seiner unschuldigen Aura.
Als sich Dormians Lippen ein zweites mal auf ihre Schuhspitzen senkten, öffnete Aurora die Augen wieder. Das eisige Silber ihrer Augen traf auf das warme Braun des jungen Arboris ... und sie begann zu lachen. Glockenhell und so offen, wie es nur Kinder konnten und trotzdem jagte es in diesem Moment jedem einen Schauer über den Rücken, der es hörte. Langsam hob sie ihren rechten Fuß und legte ihn sanft auf Dormians Schulter. Mit einem plötzlichen Ruck beförderte sie den Erdmagier auf den Rücken und stellte dann ihren Stiefel auf seine Brust. "Du armes, armes Kind … du hast wirklich mein ... Mitgefühl. Ich bin die Botin der Zerstörung. Sie alle Knien vor mir nieder, nicht aus Respekt, sondern aus Furcht! Mein Zorn könnte eine Stadt vernichten! Ich lege keinen wert darauf, dass die Leute mich ehren oder mir Respekt zollen. Ich will dass sie mich fürchten und im Schlamm kriechen, aus Angst mein Groll könnte sie sonst treffen."
Aurora trat einen Schritt zurück und drehte eine Pirouette. Den Rücken Dormian zugewandt blieb sie stehen und betrachtete die dem Tode so nahe Leliana. "Du hast dich hier mit Kräften eingelassen, die weit über dein Vorstellungsvermögen hinaus reichen. Und sieh dir an, zu was es geführt hat: Deine kleine Freundin liegt im sterben, der Mann der dir ohne zu zögern geholfen hat ist tot und deine Elfenfreundin ... nun lassen wir das. Ich meine, ich versuche das zu verstehen. Wie kann man so dumm sein, sich mit so mächtigen Ungeheuern wie uns anzulegen? Du hast doch keine Ahnung, wozu wir in der Lage sind. Du schwörst Rache an deinem Freund und verfügst nicht einmal über die Stärke oder das Wissen, uns auch nur zu verletzen. Ist dir eigentlich klar, dass Rufuslein kurz davor steht, selbst dem Zahn der Zeit zu widerstehen? Aber was soll’s. Eigentlich mag ich dich sogar, kleiner Zyraner."
Nach einer kurzen Pause drehte sich die Hexe wieder zu ihrem Opfer herum und zum aller ersten mal zog sie ihre Hände aus ihrem Muff. Die kleinen Finger, schlank, filigran und glatt wie sie sein sollten, verfügten über einen deutlichen Makel: Sie waren durchsichtig wie Eis. So konnte Dormian selbst jetzt, wo sie beide Händchen zu Fäusten geballt hatte, die große Goldmünze sehen, die in der Linken verborgen war. "Fassen wir doch mal zusammen. Du hast die armen, entführten Mädchen gerettet. Du hast die Energiekristalle zurückbeschafft. Oh, stimmt ja," und aus ihrer Manteltasche zog sie mit der rechten einen Edelstein, den sie vor Dormian auf den Boden warf, "JETZT hast du alle Energiekristalle wieder zurück erobert. Und du lebst noch. So wie ich das sehe, hast du einen Sieg errungen. Vielleicht schaffst du es sogar noch Rufus Faust aufzuhalten, ehe er seinen Meisterplan vollendet. Weißt du was, ich würde sogar eine Dublone auf deinen Sieg setzten." Mit diesen Worten schleuderte sie den Taler, den Dormian bereits durch ihre geisterhafte Hand sehen konnte, auf dessen Brust. Es war kein Lysanthor, dafür war sie zu groß. Außerdem prangte das Bild einer Sanduhr auf der Seite, die der Erdadept sehen konnte.
"Wenn du versagst und stirbst, schuldest du mir zwei," meinte die Hexe zwinkernd. Dann verschwanden ihre Hände wieder in dem Muff und sie nickte dem Waldrand zu. Eine grauweiße Gestallt löste sich von einem Baum und trat geschmeidigen Schrittes an seine Herrin heran. Es handelte sich um den livrierten Diener, der bereits Van Zan auf so bestialische Weise getötet hatte. Er ging hinter Aurora in die Knie und faltete beide Arme um ihren Oberkörper. "Wusstest du eigentlich, dass die Menschen der Vorzeit Drachen als Götter verehrt haben? Aber du hast noch nie einen Drachen gesehen, nicht wahr? Nein ... Ich werde mich nun verabschieden, Dormian Arboris. Und du solltest dich wirklich um deine Freundin kümmern, wenn ich weg bin. Tick Tack, die Zeit läuft ab! Ach, ich und meine Andeutungen. Ich habe dir schon soviel erzählt. Ich ungezogenes, böses Mädchen ..."
Noch einmal lachte Aurora freudig auf. Dann begannen ihre Augen hellblau zu leuchten. Gleichzeitig verlor ihr Diener all seine Form. Seine Uniform fiel von ihm ab, als wäre er plötzlich ein körperloser Geist geworden, seine Haut und seine Haare wurden glasig, durchsichtig und weitete sich aus, wurde immer länger und kräftiger. Aurora verschwand im inneren ihres Dieners, bei dem es sich unmöglich um ein Lebewesen handeln konnte. Immer weiter wuchs die Gestallt in den Himmel. Das grinsende Gesicht hatte sich in einen schlangenartigen kopf verwandelt, aus dem nun vier Hörner platzten. Ebenfalls vier Flügel sprossen aus dem Rücken, des Schlangenleibs, der inzwischen breit war, wie eine alte Eiche. Es dauerte vielleicht eine halbe Minute. Dann war die Metamorphose abgeschlossen. Und vor Dormian hatte sich der gewaltige, 12 Meter lange Schlangendrache aufgerollt. Ein klauenbesetzter Arm umklammerte dem Magier, als sei er eine Puppe und hob ihn mehrere Meter über den Waldboden, direkt vor das mit langen Giftzähnen besetzte Maul des Ungeheuers. Es brüllte ohrenbetäubend auf, ein Geräusch wie eine Mischung aus Echse und Vogel. Das ... was Dormian jetzt sah, dieser leibgewordene Terror, hatten nur wenige Menschen zuvor erblickt und überlebt. Zuletzt hatte ein solches Konstrukt den Untergang von Pelgar besiegelt. Es bestand nun kein Zweifel mehr daran, dass dieser Schlangendrache das Wesen war, dass Leliana gesehen hatte, als es über sie hinweg geflogen war. Und damit war nun auch die Frage beantwortet, wie Krytas es geschafft hatte sie zu überholen.
Als wäre das Biest seiner Dormianpuppe plötzlich überdrüssig geworden, lies es ihn wieder auf den Boden zurück fallen. Dafür hob der Drache nun den tiefgefrorenen Krytas auf. Der Feuermagier hatte sich für eine Seite entschieden und würde nun auf eben jener bleiben bis zum Ende. Rückzieher wurden nicht geduldet. Dann wandte sich der große Kopf der Schwester des Verräters zu. Der lippenlose Mund bebte leicht, dann öffnete sich das Maul und ein weißer Brodem drang zwischen den Reißzähnen hervor. Der Eishauch erfasste Leliana und hüllte sie in einen weißen Panzer ein. Was man auch über Aurora sagen wollte, sie hielt ihre versprechen. Dann stieß sich der Schlangendrache vom Boden ab und erhob sich in den Nachthimmel. Nicht lange und er war verschwunden.
Es herrschte wieder vollkommene Stille auf der Waldlichtung. Einzig das Geklapper von Hufen war kurz zuhören. Als keine Gefahr mehr zu erkennen war, kehrte Schneehuf aus dem Arus zurück, blieb hinter ihrem Herren stehen und stupste ihn leicht mit der Schnauze. Vielleicht eine Aufmunterung, vielleicht eine Aufforderung weiter zu machen.
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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Dormian Arboris » Dienstag 22. November 2011, 14:50

Dormian brauchte mindestens eine Minute, den gesehenen Terror zu verarbeiten, um zu begreifen, was soeben geschehen war. Die Nekromantin war verschwunden, hatte die Flüchtlinge einschließlich ihn verschont und sowohl eine Dublone als auch den Energiekristall zurückgelassen. Was ging in dieser Kreatur nur vor? So viele Fragen tobten im Kopf des Erdadepten, der erst jetzt begriff, dass ihm die Zeit davonlief. Ächzend stemmte er sich zurück auf die Beine. Seine gebrochene Nase blutete inzwischen nicht mehr so stark, als dass es ihn das Leben kosten würde, also beachtete er den stechenden Schmerz nicht weiter, sondern drehte sich zu der treuen Schneehuf um. Dormian seufzte und rang sich ein leichtes Lächeln ab.
"Danke... beeilen wir uns lieber, das Schlimmste ist vorerst überstanden...", sprach er leise und warf einen Blick über seine Schulter. Die Umrisse des Schlangendrachen wurden kleiner und kleiner, bis die Baumwipfel des Arus sie schließlich endgültig verschwanden. Der Magier ballte die freie Hand zur Faust, in der die Golddublone steckte.
"Wir sprechen uns noch..."

Nun musste alles schnell gehen. Die Zeit lief ganz nach Auroras Prophezeihung gegen Dormian, der mit sichtlicher Anstrengung versuchte, Leliana auf Schneehuf zu wuchten. Da ihr Körper eiskalt und völlig unbeweglich war, entpuppte sich dieses Vorhaben als nicht gerade einfach, was weitere Minuten wertvolle Zeit kostete.
"Wir müssen uns beeilen!", spornte Dormian die Anderen an und achtete darauf, dass Lelianas Leib nicht Schneehufs oder Dormians Körper direkt berührte. Er wusste nicht, was geschehen würde, wenn diese unnatürliche Kraft des Drachen blanke Haut berührte. Offensichtlich nichts gutes, wie man den eingefrorenen Zügen Lelianas entnehmen konnte, daher zählte wahrlich jede Sekunde. In der Hoffnung, alle konnten ihm nach Möglichkeit folgen, rief er nun Schneehuf höchste Eile zu, stieß seine Stiefeln in ihre Flanken und preschte nun den Pfad entlang, der ihn hoffentlich nach Hause führen würde. Seine Zeit würde kommen, die Worte von Lucrecious Dinivan Arboris hallten ihm noch zur gegenwärtigen Stunde durch den Verstand, der durch das Erlebte dem Urgeist sei Dank keinen Schaden genommen hatte. Daher waren seine Pläne so klar wie noch nie. Gleich nach der Auslieferung der Geiseln, der Heilung Lelianas und einer Zeit der Erholung würde Dormian nach Absprache mit dem Avatar aufbrechen, der Spur der Trollschamanen folgen. Rufus Faust plante etwas, was ethnische Ausmaße annehmen würde und es war die Pflicht des jungen Erdmagiers, etwas zu unternehmen. Weil er vielleicht bald dazu in der Lage sein würde..

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Re: Das Gut Faust - Nacht der Lebenden Toten!

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 24. November 2011, 22:08

Auch wenn Vorsicht gewiss niemals falsch war, so ging doch von der gefrorenen Hülle Lelianas keine wirkliche Gefahr mehr aus. Es war nur diese Kälte, die von ihr Ausging und die Dormian selbst durch seine Kleidung hindurch ins Fleisch zu schneiden schien. Der Drachenbrodem, dem Aurora verwendet hatte, um die Feuermagierin zu konservieren, hatte lediglich für den Bruchteil einer Sekunde die Luft auf den absoluten Nullpunkt abgesengt. Für gewöhnlich war eine solche Attacke tödlich. Wenn man ihr länger ausgesetzt ist zumindest. Aber für Dormians Freundin war es die einzige Chance zu überleben. Ihr Herz klopfte nun so gut wie überhaupt nicht mehr, ohne vollkommen still zu stehen, dass hieß sie blieb fürs erste in dieser Schwebe zwischen Leben und Tod. Die Heiler von Zyranus waren durchaus in der Lage, sowohl die Erfrierung von außen, als auch die Verbrennungen von Innen zu kurieren. Aber das hieß, dass Leliana nun unbeschadet und möglichst schnell zurück in die magische Stadt geschafft werden musste.
Der intelligenten Stute schien die Kälte, die von dem nahezu leblosen Körper ausging, nicht viel auszumachen. Schneehuf schnaubte nur einmal kurz auf, als Lelianas Körper sie zum ersten mal berührte, blieb aber artig stehen, damit der armen Magierin nichts passierte. Als der Reiter endlich wieder im Sattel saß, trabte das Elfenpferd schnellen Schrittes los, allerdings in einem Tempo, dass weder der angeschlagenen Dormian noch die bewegungsunfähige Leliana Gefahr liefen herunter zu fallen. Zwar schien Schattenhuf sich nach den zaghaften Zügelbewegungen des Adepten zu richten, aber eigentlich suchte das Tier sich seinen eigenen Weg in Richtung Heimat. Ihr Orientierungssinn war bei weitem besser ausgeprägt als bei dem Magier.
Etwa eine halbe Stunde nach dem zusammentreffen mit Krytas und Aurora, holten auch die anderen beiden Pferde wieder auf, die Gruppe der Flüchtigen war wieder zusammen. Allerdings sprach niemand mehr ein Wort. Aio konnte sich sehr wohl denken was passiert war, dazu reichte nur ein Blick auf den tiefgekühlten Körper und die Erinnerungen an den Eisdrachen und die plötzliche Attacke des Feuermagiers. Die Elfe nickte ihrem jungen Gefährten lediglich einmal anerkennend zu, blieb aber stumm. Sie alle waren am Ende ihrer Kräfte. Noch einmal eine halbe Stunde später begann der Himmel sich rot zu färben, als die Sonne sich langsam ihren Weg über die Wipfel des Arus bahnte. Der Anblick hatte etwas seltsam tröstlich. Mehr als einer der Truppe hatte nicht wirklich daran geglaubt, diese Nacht heil zu überstehen.
Der Morgen war längst vorüber und die Sonne stand im Mittagszenit, als endlich die Türme von Zyranus ins Blickfeld fielen. Grade noch rechtzeitig, denn just in dem Moment wurde Aio Ohnmächtig und fiel vom Rücken ihres weißen Pferdes. Das kleine Mädchen, dass vor ihr im Sattel saß, kreischte leise auf, beruhigte sich dann aber wieder. Über ihr Stieg eine silberne Lichtkugel in den Himmel hinauf. Der letzte Zauber, den sie gewirkt hatte, war doch zuviel gewesen. Aber immerhin hatte er seinen Zweck erfüllt. Denn nicht viel später drang Hufgeklapper in ihre Richtung. Männer in blauen Roben, die Abgesandten des Magierrates hatten das Signal bemerkt und waren zur Hilfe gekommen. Sie sahen, wie Schlimm der Zustand aller Mitglieder von Dormians Truppe waren und drückten bei dem verbannten ein Auge zu. Das Blut, dass aus seiner Nase geschossen und seine Kleidung besudelt hatte, lies ihn um einiges schwerer verletzt wirken, was wohl sein Glück war, denn er bekam die Erlaubnis, mit seinen Gefährten in die Universität einzukehren. Er durfte fürs erste wieder Zyranus betreten. Er war erneut zuhause. Obgleich er nur etwas über zwei Tage weg war, so schien es doch eine Ewigkeit gewesen zu sein.



Eine andere Seite, eine andere Geschichte ...

Staub rieselte von der Decke und den Wänden der unterirdischen Kammer. Die tiefen Risse der Decke hatten sich wieder geschlossen und die vielen Felsbrocken, die das Herz des Gutanwesens verschüttet hatten, zerfielen langsam zu Sand, der direkt mit dem Boden verschmolz und die dort entstandenen Löcher wieder ausfüllten. Das eigentliche Anwesen, die Villa, die seit Generationen im Besitz der Familie Faust gewesen war, konnte niemand mehr retten, aber Rufus hatte auch nicht das geringste Interesse mehr an ihr. Diese Kammer, sein Domizil, war bedeutend wichtiger. Die Annehmlichkeiten der oberirdischen Räume waren genauso gut in den Katakomben zu finden. Außerdem würde er ohnehin nicht mehr sehr lange hier bleiben. Es würde bald Zeit werden aufzubrechen, zu seinem neuem Heim. Einstweilig jedoch beseitigte Rufus Faust das von Aio und Dormian angerichtete Chaos. Er stand in der Mitte der Halle, die Arme auf dem Rücken verschränkt und einen gelassenen Ausdruck im Gesicht.
Vor ihm im Staub kniete Asajj, die es nicht wagte den Blick zu heben, sondern nur immer wieder die Stiefel ihres Herren küsste. Tiefe Blutspuren durchzogen ihr hartherziges Gesicht, die typischen Male eines Menschen, der vor kurzem noch ausgepeitscht worden war. Es war die Strafe dafür, dass sie versagt hatte, dass sie gegen die verdammte Elfe nicht bestanden hatte. "Es reicht. Verschwinde Asajj, du hast vernommen was ich von dir verlange. Sicherlich freust du dich darüber, in deine Heimat zurück zu kehren. Aber ich warne dich, versage noch einmal und ich werde dich bestrafen, dass du um tausend Tode betteln wirst!" Die kalten, harten Worte ihres Herren ließen die Nekromantin zusammenzucken, als ob sie schmerzhafter gewesen wären, als die hiebe der Peitsche, die sie gezüchtigt hatten. Sie sagte nichts, als sie sich erhob und noch einmal verbeugte. Rückwerts verließ sie die Halle in Richtung der tiefergelegenen Gänge. Das Gesicht lies sie die ganze Zeit über in Fausts Richtung gewandt, als fürchte sie einen Angriff, wenn sie ihm den Rücken zu wandte.
Kurze Zeit später betrat Aurora die Halle, sie kam jedoch aus einem anderen Eingang, als durch den Asajj verschwunden war. Hinter ihr schwebte, wie eine Statue aus Eis, Krytas, der noch immer im selben Zustand der Bewegungsunfähigkeit war, wie seine Schwester. Mit dem einen Unterschied, dass er seine Umgebung durchaus wahrnehmen konnte. Faust wandte ihr nicht den Rücken zu und sie verursachte keinerlei Geräusche, trotzdem schien der Nekromantenmeister seine mächtigste Gefolgsfrau zu spüren. "Du kommst ohne die Opfergaben und die Kristalle zurück und ohne Aiohlmana Kopf. Enttäuschend." Unbeeindruckt hüpfte die kindliche Totenbeschwörerin auf eine der Tribünen, die inzwischen wieder hergestellt war, setzte sich nieder und lies die Beine baumeln. Faust wusste, dass er sie nicht so einfach einschüchtern konnte und Aurora wusste, dass sie trotz der Freiheiten die sie sich nahm, trotzdem die unterlegene war. "Krytas hat versagt. War ja vorherzusehen. Und die andern sind mir entwischt. Naja, ich bin nicht unfehlbar, nicht wahr?" Auroras lächeln war so offen und ehrlich, dass man die Lüge fast schon physisch spüren konnte. Natürlich sagte sie nicht die Wahrheit, aber das hatte Faust auch nicht erwartet. Heute folgte eine Enttäuschung der anderen. Aber noch war nicht alles verloren.
"Ich habe Asajs Gesicht gesehen. Sieht hübsch aus. Paijas Werk?" Rufus nickte langsam. Es wusste was Aurora als nächstes sagen würde und tatsächlich fragte die kindliche Hexe: "Und, hatte sie erfolg?"
"Sie hat den Sarg zumindest aus Pelgar gekriegt. Unsere Dunkelelfenfreunde bringen ihn grade hier her. Nein, er ist noch nicht geöffnet." Eine schlanke, extrem blasse Frau mit nachtschwarzem Haar betrat nun die Halle. Im Gegensatz zu den anderen Dienern Fausts war sie keine Magierin und auch keine untote im eigentlichen Sinne. Im Gürtel steckten zwei Dolche, an ihrer Seite baumelte eine Peitsche. Der Neuankömmling lächelte zufrieden, als sie aufs rechte Knie fiel. Dann schlurften acht Gestallten hinter ihr in die Kammer, die gemeinsam einen schweren Sarg aus Obsidian trugen. Sie alle waren Dunkelelfen, sie alle trugen die Abzeichen und Rüstungen der dunklen Armee und sie alle waren eindeutig vor kurzem getötet und wieder zu neuem Leben gerufen worden. Wortlos stellten sie ihre Last ab und verschwanden dann aus der Halle. "Ich habe euren Wunsch in jeder Einzelheit erfüllt. Es wäre jedoch schneller gewesen, wenn die Schwarzhäute ihre ‚Belohnung’ erst erhalten hätten, nachdem sie den Sarg hier her transportiert hätten."
Keine Regung spiegelte sich in Fausts Gesicht wieder, doch wer länger in seinem Dienst stand wusste nur zu gut, dass keine Rüge mehr wert war als jedes Wort des Lobes. "Du darfst dich entfernen Paija. Und nimm diesen Wurm Krytas mit. Er bedarf deiner ... speziellen Fürsorge. Lass ihn leiden! Und du kannst auch gehen, Aurora. Asajj holt den Exzielanten aus Jorsan. Bis sie zurück kehrt, erlasse ich dir alle Pflichten."
Die beiden Frauen, die junge wie die ältere, verbeugten sich und verließen wie angewiesen die Halle, nachdem Aurora Krytas aufgetaut hatte und Paija sich den schlaffen Körper wie einen Strohsack über die Schulter geworfen hatte. Allerdings lies sich die kleine Hexe dabei sehr viel Zeit. Mit einem Seitenblick beobachtete sie, wie Faust den Sargdeckel zersprengte. Er durchsuchte Sarkophag kurz und holte dann einen Energiekristall hervor, der pechschwarz leuchtete und geradezu Pulsierte. Beide Nekromanten sahen den Edelsteinlange an. Der eine mit einem Ausdruck der Verzückung, die andere mit unverholender Gier ...

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[Dormians Lebensenergie ist wieder hergestellt. Seine Fertigkeit Reiten steigt auf Durchschnittlich.]

[Du darfst frei entscheiden, was passiert ist, nachdem die Abgesandten dich aufgegriffen haben. Dormian selbst muss erst einmal in einem Krankenzimmer bleiben. Leliana ist noch Bewusstlos. Aio hat alles überstanden, sich aber noch nicht bei Dormian sehen lassen. Dormians Ehre wurde noch nicht wieder hergestellt, der große Avatar wird ihm in meinem nächsten Post aber wieder einen Besuch abstatten, was man Dormian auch schon angekündigt haben kann. Natürlich weiß Dormian nichts von dem, was in dem Block „Eine andere Seite, eine andere Geschichte“ geschehen ist.]
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