Am Brunnen

Dutzende kleiner Stände sind hier zu finden, die mit bunten Markisen abgedeckt sind, um Ware und Händler vor der Hitze zu schützen. Auf dem Platz findet sich außerdem ein großer Brunnen, aus dem die Kamele und durstigen Wanderer trinken.
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Ririn
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Am Brunnen

Beitrag von Ririn » Mittwoch 5. Oktober 2011, 01:36

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Federleicht war Ririn durch die Menschenmassen gehuscht. Der Ort zu dem sie unterwegs war, war einer ihrer liebsten. Hier traf sie sich oft mit Koh. Der Grund dafür, war ganz einfach, dass sie sich dort zum ersten Mal getroffen hatten. Vor dem Brunnen am Marktplatz hatte sie ihn zu Boden gerungen. Beklauen hatte dieser "Schuft" sie wollen! Doch Ririns Sinne waren aus ihrer Zeit im Waisenhaus geschärft. Sie war herum gewirbelt und hatte den kleinen Dieb, der sich in Sicherheit wiegte, leicht in den Staub drücken können. Völlig perplex war er damals gewesen. Eine Backpfeife hatte sie ihm gegeben. Danach half sie ihm auf und bot ihm einen Apfel an, den sie kurz zuvor gekauft hatte. Sie hatten sich auf den Brunnen gesetzt und begannen zu reden. Daher kam der Spruch, 'Einen Apfel und eine Backpfeife, wie immer!' . Damals war sie 12 gewesen und er 14. So lange war das schon her. Das flinke Mädel musste schmunzeln während sie sich weiter einen Weg durch die Menge bahnte. Koh hatte bewiesen, dass er ihr auch in schweren Zeiten zur Seite stand. Dafür war sie ihm sehr dankbar. Doch auch sie hatte ihm schon das eine ums andere Mal aus der Klemme geholfen. Der Volltrottel hatte sich oft genug erwischen lassen. Beinahe wäre er zur Stadtwache gebracht worden und das nicht nur einmal. Was ein kleiner Flirt doch bewirken konnte! Doch auch Koh war geschickter geworden und so mussten sie sich beide immer weniger aus der Patsche holen. Ririn wusste sich zu wehren. In letzter Zeit war sie seltener am Brunnen gewesen. Am Marktplatz lag das Bordell in dem Ririn ihr Zimmer hatte und sie hasste es alle zwei Minuten angesprochen zu werden. Sie hatte mit dem Betreiber der "Schwarzen Spinne" eine Abmachung. Sie durfte sich ihre Kunden holen wo sie wollte und wenn sie es wollte auch im Bordell arbeiten, solange sie ihr Geld rechtzeitig abgab. Manchmal ließen sich dort leichter die Kunden besorgen, die sie brauchte um das Soll zu erfüllen. Ihr Zimmer war klein und sehr weit hinten im Haus, die Geräuschkulisse enorm. Bald wäre sie fort. Wie sollte sie es ihrem Freund bloß beibringen? Doch das war ihr im Moment egal, sie dachte an Koh der wohl weit zurück lag. Ririn lachte glockenhell und sah sich nach Koh um. Hah! Sie würde gewinnen! Plötzlich hielt sie jemand eisenhart am Handgelenk fest. Ririn wurde ruckartig nach hinten gezogen und ihr schwindelte. Eine lallende Stimme grölte: "Na, Süsche! Brauscht ja nich abhaun! Dein Traummann is´ doch hier!" Ririn wollte sich losreißen, ihre Hand fuhr zu ihrem Messer, doch plötzlich wurde sie gegen eine Wand gedrückt. Der Mann war zwar betrunken, doch sehr stark. Es war eindeutig kein Samaer, Ririn tippte auf Andunier...Dort waren sie doch alle so groß und muskelbepackt. Er war kräftig gebaut und sah aus wie ein Schrank. "Fass mich nicht an, du Saufkopf! " zischte sie. Verflixt! Sie erreichte ihr Messer nicht, konnte ihren Arm nicht einmal bewegen! Ein paar Flüche entfuhren ihrem Mund, die nicht zu ihrem Äußerem passen wollten. Ihr kam eine gewaltige Alkoholwolke entgegen und der Mann begann sie zu begrabschen. Ririn drehte angewidert den Kopf weg und versuchte sich zu befreien, doch der Schrank presste sie unbarmherzig gegen die Hauswand. Und die Passanten, dieses feige Pack(!), sahen mal wieder alle weg. Sie strampelte ihr Bein frei und gerade wollte Ririn dem Betrunkenem es in´s Gemächt treiben, als er ihr Bein wieder energisch mit seinem Knie an der Wand festnagelte. Ein schmerzvolles Stöhnen entfuhr ihren Lippen. "Z...zie...r disch nich, du Miststück. Du bischt wie alle Frau´n! Ihr mögt dasch doch!" lallte der Mann. Ririn funkelte den Schrank wutentbrannt an und spuckte ihm ins Gesicht. Die Antwort war ein heftiger Schlag ins Gesicht, dass Ririns Ohren klingelten. "Nich so, du Mischtstück!" hörte sie den Schrank wieder lallen. Ririn belegte diesen Mann mit allen Flüchen die sie kannte und erhielt ein ekelerregendes beinahe zahnloses Grinsen zur Antwort. Seine Hände schienen überall zu sein. Verzweifelt sah sich Ririn nach ihrem Freund um. Alle ihre Knochen schmerzten und sie konnte sich einfach nicht befreien! Verdammt, ich hätte das Messer weiter oben anbringen sollen! Doch dieser Gedanke kam zu spät. Sie konnte keinen einzigen Finger rühren. Wieder suchte ihr Blick in der Menge nach ihrem Freund! Oh bitte! Hoffentlich hatte er keine Abkürzung genommen! "Koh! Hilfe! Koh!" rief sie angsterfüllt, bevor eine schwielige Hand ihr den Mund zuhielt.

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Re: Am Brunnen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. Oktober 2011, 22:47

Ja, es war nie leicht, sich seinen Ängsten zu stellen und Koh zu verlassen, war mit Sicherheit eine von Ririn. Dennoch gab es für alles eine Zeit und vielleicht war es nun an der Zeit, ihrem alten Leben und ihren alten Freunden auf Wiedersehen zu sagen. Immerhin haben sie sie in diesem Leben begleitet und geleitet, waren stets für sie da und haben sie zu dem gemacht, was sie heute ist. Doch wenn man seine Flügel ausprobieren wollte, brauchte man vor allem eines: Mut, den Sprung zu wagen. Und daraus resultierte immer eine Veränderung, wenn man diesen Mut aufbrachte. Noch war es zwar nicht wirklich spruchreif, doch woher wollte Ririn wissen, ob sie nicht in ihrem "nächsten" Leben, andere Freunde, die genauso gut zu ihr waren, finden würde. Es war nicht leicht, aber das hatte auch niemand behauptet.
Was sicherlich nicht klug, aber durchaus menschlich war war, dass sich Ririn mit diesem unangenehmen Thema vorerst nicht befassen wollte. So spielte sie ausgelassen Koh's Spiel und neckte ihn, um ein altbekanntes Wettrennen zu veranstalten. Es war die pure Freiheit, wenn sich der Wind durch das gepflegte Haar wand und sie nichts ausser dem Rauschen hörte, während sie lief. Doch ewig würde sie nicht davon laufen können, doch für den Moment sollte es ihr gestattet sein. Koh, der einen kleinen Moment länger brauchte, folgte ihr schließlich lachend und behielt sie die ganze Zeit im Auge, während er ihr durch die Menschenansammlunge folgte und gezielt dem einen oder anderem Grüppchen auswich.

Zwar war er durchaus schneller als Ririn, doch er ließ ihr den Vorsprung. Sie war wie eine kleine Schwester für ihn und während er im Laufen ihren Hinterkopf betrachtete, kamen ihm ein paar sentimentale Gedanken. Er hatte ihre kleine Entgleisung bemerkt und wusste instinktiv, dass es um das altbekannte Thema ging. Schon immer brannte dieser Freiheitsdrang und die Gierde nach Wissen in ihrem Herzen und es war nicht das erste Mal, dass sie davon sprach, Sarma zu verlassen. Doch auch Koh wusste nicht, was er ohne seine 'kleine Schwester' machen sollte. Immerhin waren sie, vom Gefühl her, schon immer zusammen und kannten sich seit KIndertagen. Wie würde er es aufnehmen, wenn sie ginge? Könnte er das verkraften? Während Koh seinen Gedanken nachhing, hatte er Ririn aus den Augen verloren. Kurz hielt er an, um sich zu orientieren. Nachdem er sich Ortskundig gemacht hatte, schlug er den richtigen Weg zu ihrem vertrauten Platz ein und joggte lässig durch die Straßen, als er plötzlich das erstickte Rufe wahrnahm. Erneut hielt der schlacksige Junge inne und lauschte, aus welcher Richtung das Rufen kam. Instinktiv drehte er sich dann in die richtige Richtung und folgte dem Hilferuf. Es war unverkennbar, dass dort Ririn nach ihm rief und es war auch nicht das erste Mal, dass sie in Schwierigkeiten war. Auch wenn Koh keinerlei romantische Gefühle für Ririn hegte, so war er dennoch ein Mann und hatte selbstverständlich bemerkt, dass Ririn mit der Zeit zu einer bildhübschen Frau herangewachsen war. Schon immer trug er die Sorge im Herzen, sie könne eines Tages einem schmierigen Seemann zum Opfer fallen, ohne dass sie sich wehren konnte. Erneut wanderten seine Gedanken in die Richtung, was sie tat, wenn sie alleine war und er nicht mehr auf sie aufpassen konnte, doch unterdrückte er das, denn es galt seiner Freundin zu helfen.

Eilig suchte er sich seinen Weg durch die Gassen und erreichte schließlich den Schauplatz des widerwärtigen Stückes. Groß und hager, wie Koh nun mal war, baute er sich hinter dem Schmierlappen auf und tippte ihm auf die Schulter. "Ich zähle bis eins, Kurzer, dann bist du weg, klar?!" Man mochte es Koh nicht ansehen, doch der Junge hatte Kraft und war geschickter im Kampf, als mancher Muskelprotz. Der Schänder wandte den Kopf zur Seite und zischte ein Bierdurchtränktes "Verschwinde". Das war eindeutig nicht die Antwort, die der Junge hören wollte, also packte er den Mann an den Schultern, brachte etwas Luft zwischen ihn und Ririn und schlang dann seinen langen Arm um dessen Hals. Im Würgeegriff und panisch, griff der Deletant nach Koh's Arm und versuchte seine Gurgel zu befreien. Röchelnd, riss er die Augen auf und ließ dann von Ririn ab. "La...ss.... lo...s!" keuchte der Mann und Koh reagierte dementsprechend. "Genug? Mach das du weg kommst, du kannst dir woanders erleichterung verschaffen, klar?!" Grimmig starrte der Mann Koh und Ririn an, rieb sich die Kehle und grummelte etwas. Dann hatte es den Anschein, dass er tatsächlich kehrte machte und das Feld räumte. Koh entspannte seine Muskeln und wandte sich bereits mit einem Lächeln an Ririn, als er plötzlich wie erstarrt, die Augen weitete. Zu erst war nicht zu erkennen, was den Jungen so entsetzte, bis sich ein triumphierendes Lachen aus der Nähe des Samaers löste. Der schmierige Mann trat hinter Koh hervor und hielt in seiner rechten Hand ein blutiges Messer. Koh, der immer blasser wurde, runzelte erstaunt die Stirn und fasste mit zittriger Hand an seinen Rücken. Als er diese hervorzog, war auch sie blutig und er blickte hilflos zu Ririn. "Mist.." kam es tonlos über seine Lippen und er schluckte; Schweiß trat auf seine Stirn und er begann zu zittern. Der Angreifer lachte weiterhin höhnisch und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Ririn, das Messer vor sich haltend. "So, Mädchen. Wir wurden unterbrochen. Wo waren wir? Achja..." und trat wieder bedrohlich auf die Prostituierte zu.
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Re: Am Brunnen

Beitrag von Ririn » Freitag 21. Oktober 2011, 16:49

Ririn stützte sich keuchend auf die Knie, während sie versuchte wieder zu Atem zu kommen. Sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Mit fahriger Hand versuchte sie wieder Ordnung in ihre an manchen Stellen schon fast gerissene Kleidung zu bringen. Immer noch hing die Bierfahne des Mannes in der Luft. Langsam richtete Ririn sich wieder auf, ihre Kraft kehrte zurück. Ein dankbares Lächeln lag auf ihren Lippen als sie sich Koh zuwandte. Doch dann...
Ein entsetztes "NEIN!" hallte durch die Straße, als das Mädchen die Klinge aufblitzen sah. Sie sah Kohs merkwürdige Miene und packte ihn an beiden Armen bevor er zu Boden sackte. So fing sie seinen Sturz ab. Hastig lehnte sie ihn an die Wand. "Verdammt!" fluchte Ririn hilflos. Hinter sich hörte sie die Stimme dieses elenden Bastardes. Sie musste Koh helfen, doch im Moment hatte sie ein anderes Problem.
Als sie diese schmierige Stimme hörte, brodelte Wut in ihr hoch. Sie ignorierte den bedrohlichen Unterton des Mannes. "Du elendes Schwein! Verrecken sollst du im letzten Loch der Vorhölle!" Ein Mädchen solchen Aussehens sollte eigentlich keine derartigen Flüche kennen, doch Ririn war dessen Gebrauch gewöhnt. Sie hatte keine Zeit für diesen elenden Mistkerl! Sie musste Koh schleunigst helfen! Der Angreifer kam auf Ririn zu, dieses Mal jedoch war sie vorbereitet. Sie konnte sich verteidigen! Doch vorhin war sie zu schnell zu bewegungsunfähig gewesen. Nun hatte sie alle Freiheit der Welt. Mit einer fließenden Bewegung lag plötzlich ein Messer in ihrer Hand, dass sie mit solcher Schnelligkeit hervor gezogen hatte, dass der Betrunkene überrascht schnaubte.
"Das wirst du büßen." sagte das Mädchen mit eiskalter Stimme, ihre Augen blitzten. Mit einem Satz war sie an den Mann heran getreten, der von dieser merkwürdigen Reaktion überrascht und vom Alkohol gehemmt war, so dass er nicht mit einem Finger gezuckt hatte als ihn auch schon Ririns Knie mitten in sein Heiligtum traf. Schließlich war er doch der Angreifer oder nicht? Wie erwartet krümmte sich der Mann und mit voller Wucht trat sie ihm das Messer aus der Hand. Es flog davon und blieb in ausreichendem Abstand liegen. Ririn stand mit dem ihren neben dem Mann. Am liebsten hätte sie damit auf den Mann eingestochen, und obwohl sie noch nie getötet hatte, stand ihr die Lust danach ins Gesicht geschrieben. Hinter sich hörte sie ein Stöhnen ihres Freundes, dass sie zurück holte aus ihrem Wutrausch. Der Mann vor ihr krümmte sich noch, so schnell war dies alles geschehen, und Ririn starrte nun einen Augenblick verachtend auf ihn herab. Dann hob sie ihr Messer und brachte ihn mit einem gezielten Schlag des Griffes in den Nacken ins Land der Träume. Sie spuckte aus. "Soll Manthala dich gebührend strafen!" Nun würde er mindestens die nächste Stunde nichts mehr machen.
Sie fuhr zur Koh herum, der mit beängstigend blasser Gesichtsfarbe an der Wand lehnte, und in sich zusammen gesunken war. Plötzlich zitterten Ririns Hände, ihr Adrenalin war aufgebraucht. "W...warte... ich seh mir die Wunde an!" meinte sie mit vom Schock etwas höherer Stimme als sonst. Sie fiel neben ihrem Freund auf die Knie drehte ihn vorsichtig herum, was ein Stöhnen seinerseits zur Folge hatte. "Verzeih!" wisperte Ririn schon beinahe. Das Hemd des jungen Mannes war von einem erschreckend großen Blutfleck verschmutzt. Ohne Nachzudenken riss sie es auseinander um an die Wunde zu kommen. "Bei Manthala..." Eines war sicher, so schwer war er noch nie verwundet gewesen und er hatte schon die ein oder andere Verletzung erlitten! "Ma...man Koh, du weißt doch... man soll seinem Gegner nie den Rücken zukehren... das hast du mir beigebracht und nun verletzt du deine eigenen Regeln... Dummkopf!." schalt sie ihn und redete vor sich hin um sich selbst und ihren jahrelangen Freund zu beruhigen, während sie ihm sein Hemd auszog und den sauberen Teil in zwei große Streifen zerriss. Den einen faltete sie zusammen und legte ihn Koh auf die Wunde, den anderen längeren wickelte sie um seine Brust, als provisorischen Verband. "Wir müssen zu Ley, die kennt sich damit viel besser aus! Meinst du, du schaffst das Koh?" Ririn konnte vieles, doch Heilen war leider nicht darunter. Sie musste es lernen, dringend! Damit sie nicht noch einmal so hilflos sein musste! Im Moment hatte sie keine Ahnung wie es um ihren besten Freund stand, nur dass er schleunigst zu ihrer Freundin Ley musste, die sich perfekt mit so etwas auskannte. Zum Glück war ihr Versteck nicht weit. Nur zwei Straßen weiter... doch ob Koh es so weit schaffen würde? Ihn nun alleine lassen, kam für das Mädchen nicht in Frage. "Koh..." Wie hatte sie bis vor kurzem daran denken können ihn zu verlassen? Sie konnte nicht leben ohne ihren Bruder! Bilder vom Tode Eleysas huschten durch ihre Gedanken. Damals hatte sie hilflos zusehen müssen. Nein, daran wollte sie nicht denken! Koh war schon oft verletzt gewesen! Sie mussten es nur bis zu Ley schaffen! Sie hatte Koh wieder an die Wand gelehnt und sah ihm ins bleiche Gesicht. "Komm schon. Wir haben schon Schlimmeres durchgemacht! Nur bis zu Ley..."

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Re: Am Brunnen

Beitrag von Gestalt » Samstag 22. Oktober 2011, 18:22

Es war wirklich ein Desaster. Zuvor noch hatte Koh sie zum Essen einladen wollen und nun saß er da, gegen die Wand gelehnt, und zitterte am ganzen Körper. Wie hatte das nur alles so schnell passieren können? Immerhin war Koh doch ein geübter Überlebenskünstler und hatte doch seine wichtigste Regel verletzt! Hatte er den Trunkenbold nicht ernst genommen? Das war vermutlich ein weiterer großer Fehler, wenn man sich mit unberechenbaren Personen anlegte: Niemals unterschätzen! Denn ist es nicht gerade so, dass ausgerechnet die untersetzten, wenig angsteinflößenden Gestalten, die gefährlichsten sind? Eben weil man dazu neigt, sie zu unterschätzen? Doch all die Fragen und Antworten zu dieser Situation, mussten sich gedulden, denn es galt nun, einen Freund zu retten. Koch hatte schon so einiges weggesteckt, doch ein Messer richtig platziert, war oft bedrohlicher, als man vorerst annahm. Was wenn der Kerl lebenswichtige Organe verletzt hatte? Was, wenn er eine Niere getroffen hatte und die andere nun ihren Dienst versagte? Dann würde auch Koh solange kämpfen können, wie er wollte, es würde nichts am Resultat ändern. Doch das Schlimmste anzunehmen, half derzeit auch nicht und so machte Ririn es gerade richtig, indem sie sich und gleichzeitig ihrem Freund Mut zusprach.

In solchen Notsituationen war es doch wirklich gut, sich in seiner Umgebung auszukennen und auf das aufgebaute Leben zurückgreifen zu können, oder? Wenn das nun in einer fremden Stadt passiert wäre, was würde Ririn dann tun? Hier hatte sie ihre Freunde und in diesem besonderen Fall, war Ley zur Stelle, die ihr nun tatkräftig zur Seite stehen konnte. Es bedarf nur eines kleinen Fußmarsches, bis zu der Wohnstatt der Heilerin, doch würde Koh das schaffen? Oder war es doch besser, ihn an Ort und Stelle zu lassen, um ihm nicht noch mehr Kraft zu rauben? Wusste Ririn, was passierte, wenn sie Koh bewegte? Würde er vielleicht bei jedem Schritt mehr und mehr Blut verlieren und ihm dann ausgerechnet der eigentlich rettende Fußmarsch, den Garaus machen? Es gab soviele Dinge zu beachten, die man in so einer Situation nicht beachten konnte und so flehte die Prostituierte ihren langjährigen Kameraden an, sich etwas Mühe zu geben. Koh hingegen lächelte verzerrt und blickte Ririn an. "Schätze, das ich.. ich das schaffen werde." er rappelte sich ziemlich angestrengt und umständlich auf, blieb aber mit gekrümmten Rücken vor ihr stehen. "Kann..." ein tiefer Schnaufer folgte, der seiner Anstrengung Luft machen sollte "Kann dich ja nicht... nicht einfach alleine... durch die Straßen wandern... wandern lassen, hm?" Seine Stimme war bemüht locker und doch spiegelten sene Augen Schmerz und einen inneren Kampf wieder. Es war wirklich eng und vielleicht würden sie es nicht rechtzeitig schaffen. Und selbst wenn sie Ley erreichten, war sie denn Zuhause? Konnte sie Koh überhaupt helfen? War es nicht vielleicht schon zuspät? Selbst für eine Heilerin wie Ley? Auch Heiler konnten nicht alles wieder gut machen, auch wenn sie vieles abwenden konnten.
Doch bei all den Fragen, bei all den Ängsten, lag eine Frage deutlich auf der Hand:

Sollte das Schicksal so grausam sein und Ririn eine Entscheidung bezüglich ihrer Abreise so einfach machen? Angenommen, Koh starb an dieser Verletzung, wäre es nicht viel einfacher für Ririn, Samar zu verlassen?
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Re: Am Brunnen

Beitrag von Ririn » Montag 24. Oktober 2011, 21:31

Ririns Lippen zitterten als sie versuchte ein aufmunterndes Lächeln darauf zu zaubern. Selbst in diser Situation versuchte Koh ihr die Angst zu nehmen, unwillkürlich nahm sie ihn vorsichtig in den Arm. "Genau, was würde ich ohne dich tun, hmm?" ging sie auf seinen Scherz ein. Ririn dankte Manthala, dass die Bandenanführerin Ley eine so begabte Heilerin war. Ririn sah ihrem Freund in die Augen, strich ihm sacht über die Wange und sagte dann voll von gespieltem Enthusiasmus: "Na, dann mal los!" Sie legte vorsichtig einen Arm um ihn und seinen Arm um ihren Hals. Sie verfluchte ihre beinahe zierliche Größe im Vergleich zu ihrem Freund, was das Stützen nur erschwerte. Tastend tat Koh den ersten Schritt und schwankte leicht. Den Gedanken daran, was passieren könnte ignorierte Ririn gekonnt. So bewahrte sie sich meistens vor Gefühlsausbrüchen. Dachte kaum an ihre Zukunft, träumte und verdrängte unwillkommene Gedanken. Hätte sie nun weiter gedacht, was ihrem Freund widerfahren könnte so würde sie wohl unter der Last der Gefühle zusammen brechen. Erst wanden sie sich ihren Weg um den bewusstlosen Schweinehund, wieder traf ihn Ririns Spucke ins Gesicht. Oh, sie hatte wahrscheinlich noch nie jemanden mehr gehasst! Doch die Sorgen für Koh überwiegten. Nur langsam kamen sie voran, Kohs Füße schliffen über den staubigen Grund und wirbelten Dreck auf. Die junge Schönheit bemerkte die Kälte die sich über den ganzen Körper ihres Freundes auszubreiten schien. Kalte Arme, kalte Hände, schweißnasser Nacken. Auch Ririn schien zu frösteln. Doch Koh schien sich nocheinmal zusammen zureißen, seine schleifenden Schritte durch die staubige Straße wurden kontrollierter und Ririn machte sich so groß sie konnte um ihn zu stützen. Sie war kräftig und ihr Freund beunruhigend leicht für seine Größe, doch er war ja auch von schlacksiger Statur. Die erste Straße hatten sie nun mit langsamen Schritten hinter sich gebracht und Koh keuchte besorgniserregend. "Koh?" fragte die junge Frau erschrocken. Ihr "Bruder" wand sich aus ihrem helfendem Arm und stützte sich auf die Knie. Er sog hörbar schwer Luft ein, ihm schien das Atmen nicht leicht zu fallen. Der provisorische Verband wieß schon wieder rote Flecken auf und Ririn konnte nicht anders als darauf zu starren, während Koh sie wieder zu beruhigen versuchte. "Geht... geht schon... " seine Stimme war merkbar schwächer geworden. "...brauch ... n..nur ´ne Pause, Süße." keuchte er. Langsam richtete er sich wieder auf. Ein grauenhafter Schmerz schien einen Riss in die Brust der jungen Frau zu schlagen und sie konnte nur mit Mühe den Arm wieder nach ihrem Freund ausstrecken. "Komm." sagte sie sanft, aber bestimmt. Wieder machten sich die beiden auf den Weg, wieder kamen sie nur schleppend voran. Sie konnte den Schmerz in den Augen ihres Freundes nicht ertragen, doch der rettende "Hafen" war so nah! Ririn warf im Inneren all diesen teilnahmslosen Passanten die schlimmsten Flüche an den Kopf, die sie kannte. Würde sie sich jedoch anders verhalten? Doch im Moment konnte sie nicht objektiv beurteilen. Da sah sie eine flinke Gestalt durch die Menschen schlüpfen. Ririn erkannte sie sofort und Erleichterung überkam sie. "Ley!" rief sie hoffnungsfroh und klammerte sich mit ganzem Herzen an die Fähigkeiten ihrer Freundin. SO wollte sie sich nicht entscheiden müssen!

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Re: Am Brunnen

Beitrag von Gestalt » Dienstag 25. Oktober 2011, 11:02

Oh es sah nicht gut aus für das Abendessen. Ganz und gar nicht. Koh wurde immer schwächer und der Blutverlusst immer bedrohlicher. Es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die eigentliche Frohnatur zusammenbrechen würde. Dann der Hoffnungsschimmer: In dem lockeren Gewühl aus Passanten, erkannte Ririn ihre sehnsüchtig herbeigewünschte Freundin. Durch das Rufen, wurde diese auch auf die beiden aufmerksam und sie lächelte, hob den Arm zum Gruß und kam dann auf die beiden zu. "Hey ihr beiden, was steht an?" Ley war eine zielstrebige, ruhige Person. Sie war weise und hatte einiges drauf, weshalb sie auch so geschätzt war, unter dem "Straßenvolk". "Na, Koh? Wieder mal zu tief ins Glas geschaut?!" witzelte sie und stemmte lässig die Hände in die Hüften. Dann erst, zeigte sich ein Hauch der Erkenntnis, dass etwas nicht stimmen konnte, auf ihrem Gesicht. Das breite Lächeln wurde schmal, die Schultern begannen zu hängen. "Koh... du siehst aber... garnicht gut aus!" stellte sie fest und wechselte den Blick zu Ririn: "Was ist passiert?!" fragte sie, als sie sich der Bedrohung gewahr wurde und legte sofort den anderen Arm, um ihren Hals.

Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung und chauffierten den Verletzten durch die Gassen, ehe sie durch eine niedrige Tür traten, unter welcher man sich hindurch ducken musste, und im Halbdunkel standen. Ley ließ Ririn und Koh zurück, eilte durch den Raum und entflammte eine Kerze. "Leg' ihn dort auf das Bett!" Der Ton der Freundin war professionell und bestimmend. Ley hatte die Gefahr erkannt und reagierte nun sachlich, damit ihr auch kein Fehler unterlief. Ächzend ließ sich der große Mann auf dem Provisorium von einem Bett nieder und schloss gequält die Augen. Ley stand in der Kochnische der Ein-Zimmer-Unterkunft und klapperte mit Mörserschalen und Stößel. Hin und wieder kam ein fluchendes Murmeln aus ihrem Mund, doch ansonsten konzentrierte sie sich völlig auf das Mischen der Zutaten. "Zieh ihm das Hemd aus!" befahl sie scharf, ehe sie sich dann wieder der Mixtur zuwandt.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Ley das Richte zusammen gemischt hatte und in dieser Zeit ging es Koh immer schlechter. Inzwischen befand er sich in einer Art Delirium, welches ihn Dinge wispern ließ, die keiner verstehen konnte. Schweißnass war sein Oberkörper und seine zotteligen Haaren, klebten an der fiebrigen Stirn. Inzwischen hatte seine sonst so ansehnliche Bräune, einen grauen Schleier angenommen und ließ den Körper des Mannes noch schwächer erscheinen. Ley eilte mit einer kleinen Schale zu den beiden herüber, kniete sich neben Koh und betrachtete ihn. "Wir müssen ihn auf den Bauch drehen." stellte sie fest und Ririn konnte sehen, dass das nicht allzu schwierig werden dürfte, da Koh rein instintkiv schon eher seitlich lag. "Bei drei: Eins.. zwei... drei!" Während die beiden Frauen den reglosen Verletzten auf den Bauch drehten, kam von Koh nur ein ersticktes Jauchzen, dann war Stille. Schlapp und reglos hing sein Arm, an der Bettkante herab und rührte sich nicht mehr. Sein Atem ging flach und unregelmäßig. Erschütternderweise sah es wie ein letzter Todeskampf aus.

Ley hingegen ließ sich von diesem Schreckensbild nicht ablenken, sondern inspizierte mit fachmännischer Miene die Wunde. "Mist." zischte sie und die Wut war deutlich herauszuhören. "Die Klinge war dreckig!" Das natürlich ein Messer nicht steril war, erübrigte sich von selbst. Doch dieses Messer war wohl vorher in etwas anderes getaucht worden und danach nicht abgewischt worden. Entweder war der Betrunkene ein eiskalter Mörder oder er hatte mit Vieh zutun gehabt und das Messer benutzt, um eines zu schlachten oder dergleichen. Auf jeden Fall hatte dieses Messer nicht nur dafür gesorgt, dass ihr Freund schwer verletzt vor ihnen lag, sondern auch, dass er eine Blutvergiftung davontrug. Ley atmete ihre Panik aus und starrte dann, als ob sie damit etwas bewirken könne, auf den lila-roten Rücken ihres Freundes. Dann deutete sie mit zittrigen Finger auf die dunklen Striemen, die sich von der Wunde wegbewegten. "Siehst du das, Ririn? Das... ist der Untergang jeden Heilers. Das Gift breitet sich schon im ganzen Körper aus. Ich... " sie senkte das Haupt und schloss die Augen. "Ich kann das nicht heilen." kam der vernichtende Satz und stand wie ein riesiges Damoklesschwert über ihren Köpfen. Um nicht untätig herumzusitzen, schmierte Ley dennoch ihre angerührte Salbe auf die Wunde und hoffte wenigstens inständig, dass ihm das doch irgendwie helfen könne. Einige Sekunden vergingen schweigend, bis Ley den Kopf hob und Ririn ansah. "Hör mal, Ririn. Du darfst keine Zeit verlieren: Laufe zum Händlerviertel und dort zum 13. Haus in der Gasse Richtung Akademie. Dort klopfst du viermal schnell und einmal langsam an. Dir wird mit Sicherheit eine alte Frau öffnen, der du folgendes sagst: "Niemand ist der Feind, wenn alle nur Freunde sind." Sie wird dir Einlass gewähren und dich zu einem Mann führen, der uns helfen kannst. Ririn - das ich wichtig. Du wirst handeln müssen, aber es geht um Koh, oder nicht? Biete dem Mann etwas wertvolles an, damit er uns seine Ressourcen zur Verfügung stellt! Er hat die Möglichkeit, Koh zu helfen! Ich bin mir ganz sicher!" In ihren Erklärungen lag soviel Hektik, dass alles sehr schnell ging. Vermutlich wusste Ririn gar nicht, wie ihr geschah, nur dass sie damit Koh helfen konnte, da Ley es nicht schaffen würde ihren Freund zu retten. Ririn durfte keine Zeit verlieren.
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Re: Am Brunnen

Beitrag von Ririn » Mittwoch 26. Oktober 2011, 15:35

Mit Mühe schleppten die beiden Freundinnen Koh in die Wohung, nachdem diese die Situation begriffen hatte. Auf dem Weg dorthin erzählte Ririn mit zittriger Stimme was passiert war. Wie der Mann sie angegriffen hatte, sie sich nicht hatte wehren können und Koh sie gerettet hatte, worauf er die Klinge des Mannes hatte zu spüren bekommen. "Es ist alles meine Schuld!" wisperte sie. Ich hätte besser aufpassen müssen... Nun hatten sie Leys Unterkunft erreicht und manövrierten den jungen Mann durch die flache Tür. Mit langsam müde werdenden Armen half Ririn ihrem Freund auf das Bett und kniete sich daneben. Ririn hoffte auf die Fähigkeiten ihrer Freundin und als diese mit scharfer Stimme Ririn anwieß Koh das Hemd auszuziehen, zuckte diese erschrocken zusammen und befreite Koh mit fahrigen Fingern vom Rest des Hemdes, dass sie nicht zu einer Binde gemacht hatte. Während Ley die Mixtur für den Verletzten herstellte strich Ririn ihm besorgt durch das Haar. Seine Stirn wurde immer heißer... Ririns Hand ruhte an dem Federanhänger ihrer Kette. Die Zeit schien sich immer länger dahin zuziehen. Koh begann zu fiebern und lauter unverständliche Dinge zu murmeln, während Ririn versuchte beruhigend auf ihn einzureden. Sie strich ihm mit kalter Hand die schweißnassen Haare aus der fieberheißen Stirn. Er ist so blass... Endlich kam Ley mit einer kleinen Schale herüber und Ririn sah sie flehend an. Ihre Freundin kniete sich so wie Ririn kurz zuvor neben Koh und betrachtete den Kranken. Als sie Koh auf den Rücken gedreht hatten und dieser erstickt stöhnte und sich danach kaum mehr rührte, so dass es wie ein Kampf mit dem Tode aussah konnte Ririn nicht mehr. Sie stellte sich auf und trat einen Schritt zurück um Ley Platz zu machen. Stumm stand sie da und Tränen liefen ihr übers Gesicht, immer noch umklammerte sie den Anhänger wie einen Fels in der Brandung. Wie gelähmt starrte sie auf den lilafarbenen Rücken ihres Freundes, der von Striemen überzogen war. Selbst sie wusste was dies bedeutete. Er hat eine Blutvergiftung. flüsterte etwas in ihr. Konnte Ley trotzdem helfen, oder war ihr Freund dem Tode geweiht? Dann kam das Urteil. "Ich kann das nicht heilen." Ririn schluckte, sagte aber nicht weiter, starrte nur ihren Freund an der sich noch immer nicht rührte. Ley behandelte die Wunde trotzdem mit ihrer Salbe. Weshalb? Es würde doch sicher nicht mehr helfen. Langsam trockneten die Tränen auf ihren Wangen, dann sah ihre Freundin Ririn wieder an. Sie begann zu sprechen und die junge Frau schöpfte neue Hoffnung. Sie konnte etwas für Koh tun! Sie versuchte sich Leys Worte einzuprägen. "13. Haus, Händlerviertel, Gasse Richtung Akademie, viermal schnell einmal langsam klopfen... niemand ist der Feind, wenn alle nur Freunde sind..." wiederholte sie hastig, doch dann stutzte sie. Ley sprach mit so viel Hektik, doch es gab etwas was Ririn noch sagen musste:
"Aber was soll ich ihm geben? Ich habe doch nichts..." Erst da wurde es ihr klar und ihre Hand ließ den Anhänger los. Er war aus echtem Silber, vielleicht reichte dies? Sie strich Koh noch einmal über die Stirn, ihre Augen waren groß vor Sorge, dann nickte sie Ley zu und rannte los.

Ririn läuft in: Rettung?

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