Rückkehr in die Heimat

Dieser prächtige Wald liegt im Norden Celcias. Der Fluss Tangros lässt dieses Gebiet blühen. Ein einsamer Priester ließ sich in diesem Wald nieder und erbaute ein Kloster, aber auch die Nachtelfen blieben nicht ohne Taten.
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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. Mai 2011, 18:14

Auch wenn sie sich anfangs verhemmt dagegen gestemmt hätte, überzeugte ihr Magenknurren sie schließlich doch, einige Bissen zu sich zu nehmen. Zwischendurch kreisten ihre Gedanken um Justiziare, welche offensichtlich das Gasthaus als Anlaufstelle benutzten, um zwischendurch einmal einen über den Durst zu trinken oder Errungenschaften auszutauschen. Das sich Xanast in dieser Hinsicht wirklich und vor allem deutlich verplappert hatte, leuchtete ihr nun ein, ebenso wie Arinnas leicht melancholisch klingende Erklärung gerade eben.

Blieb nur zu hoffen, dass der knurrig wirkende Justiziar seinen Frust nicht doch noch an ihr ausließ, wenn er wieder da war. Im Reich war er aufgrund seiner extrem sadistischen Neigungen fast schon berühmt-berüchtigt, wurde darin jedoch vom Anführer persönlich bei weitem noch übertroffen. Doch jetzt im Moment wäre sie vor Überraschungen seinerseits erst einmal sicher. Außerdem würde Arinna nicht wollen, dass er Hand an eben jene Person legte, welche sie mühsam wieder aufgepäppelt hatte. Was jedoch hieß, dass sie für das Handeln der Dunklen die volle Verantwortung übernehmen musste. Tanzte sie aus der Reihe, würde Arinna dafür grade stehen müssen.

Zwischendurch hatte Raye die Speisen in nachtelfisch und gewöhnlich getrennt, wobei sie eher die nachtelfischen bevorzugte. Diese Dunkle musste hier im Reich aufgewachsen sein, anders konnte sich Arinna das nicht erklären. Schon allein vom Verhalten her, das deckte sich so überhaupt nicht mit den Dunkelelfen, mit welchen sie schon zu tun gehabt hatte.
Normalerweise, wenn sich Besucher von der Oberfläche hier her verirrten, was selten genug passierte, griffen die meisten zu den Speisen, welche sie kannten. Von Unbekanntem ließen sie am Anfang meist die Finger, da sie den Mut zum probieren nicht aufbringen konnten.

Sie sah auf, als Raye ihr eine eigene Frage stellte. „Hm? Was ich damit meine? Dass ich froh bin, endlich mal wieder hier zu sein. Ein Dach über dem Kopf und gutes Essen, genau das braucht man, wenn man so viel umherreisen muss wie ich.“ Sie seufzte leise. Ihr ging noch so einiges durch den Kopf, was in dieser turbulenten Zeit nur allzu normal war. Dunkelelfen machten die Wälder unsicher, weshalb überall im Reich verstärkt Soldaten unterwegs waren. Auch die Schattenkrieger, die Elite des Reiches, waren in den letzten Tagen unermüdlich im Einsatz. Selbst bei Arinna war es so. Kurz bevor sie auf ihre beiden Kollegen und die Dunkelelfe getroffen war, hatte sie eine Gruppe Dunkler beschattet, welche nicht gerade sehr feinfühlig mit der Natur umgegangen waren. Auch wenn Nachtelfen kaum noch einen richtig starken Bezug zur Natur hatten wie die Waldelfen, tolerierten sie die Zerstörung ihres Lebensraumes trotzdem nicht. Doch von den meisten Sachen durfte sie der Dunklen keine richtigen Details verraten, da das alles höchst geheime und interne Informationen waren. Würde sie etwas ausplaudern, dürfte das strenge Konsequenzen nach sich ziehen. Der Anführer der Schattenkrieger hatte da so seine Methoden. Und seine Augen und Ohren befanden sich so gut wie überall im Reich und der Umgebung. Bestimmt dürfte ihm auch ihre Anwesenheit bereits bekannt sein.

Arinna nickte kurz weg, fing sich aber schnell wieder. „Oh tut mir leid. Ich habe seit Tagen kaum geschlafen. Meine Pflichten ließen es momentan nicht zu.“ Sie lächelte leicht. Wenn sie recht darüber nachdachte, hatte sie die ganzen letzten drei Tage kaum ein Auge zu machen können. Nur ihre eiserne Disziplin, welche sie durch ihre Ausbildung erhalten hatte, hielt sie noch auf den Beinen.
Ihr Anführer hatte jegliche unnütze Pause untersagt. Dass das kein dauerhafter Zustand war, dass war allen klar, doch solange eine drohende Gefahr in den Wäldern umging, war das das einzige, was man momentan machen konnte: Überstunden schieben, mit womöglich verheerenden Folgen. Außerdem war dazu noch die Pflege der Dunkelelfe hinzugekommen. Es wäre wohl besser, sich eine Runde Schlaf zu gönnen, da sie momentan sowieso keine genaue Aufgabe hatte, welche sie erledigen musste. Doch sie schob das erst einmal beiseite. „Mach dir aber wegen mir keine Sorgen, ist nicht das erste mal, dass es so gekommen ist. Was Xanast und Luzien betrifft, sie können auch sehr umgänglich sein, besonders Luzien. Ich kenne ihn schon eine ganze Weile und weiß genau, wie er sich in Stresssituationen ab und zu verhält.“
Damit durfte die Dunkle ja schon Bekanntschaft gemacht haben. Im Sumpf waren sie beide wirklich in einer heiklen Sache gewesen, umgeben von Monstern und wilden Tieren, die einen auffressen wollten, da war es wirklich nicht verwunderlich, wenn dort mal jemand etwas über die Stränge schlug. Und in Luziens Fall, welcher gerade aus einer belagerten Stadt entkommen war, war es kein Wunder, dass er wirklich unter Stress stand. Bei Xanast jedoch war es eher doch etwas fraglich, ob er wirklich so umgänglich war, wie Arinna es gerade beschrieben hatte. Bei ihr hatte er eher den Eindruck eines grausamen Schlächters hinterlassen.
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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Dienstag 17. Mai 2011, 09:47

Raye schmunzelte leicht, als Arinna begann ein wenig zu erzählen. "Den Teil mit dem zu Hause sein, kann ich mir vorstellen. Gleiches gilt für das wenige Schlafen - davon hatte ich in den letzten Tagen ebenfalls mehr als genug. Doch wie kommt es, dass ihr im Moment so wenig Schlaf bekommt? Natürlich - ihr seid nunmal, was ihr seid und habt eure Aufgaben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies ein Dauerzustand ist." Abwartend blickte sie Arinna an und beendete gleichzeitig ihr Essen. Erneut wischte sie sich die Finger ab und ebenfalls über den Mund, bevor sie dann die Serviette auf das Tablett legte und die Arme auf dem Thresen stützte. Das Essen war wirklich gut und sie würde bei Gelegenheit der Köchin ihr Lob aussprechen. Doch vorerst war sie wirklich gesättigt und ermahnte sich erneut in Form von Nexor, dass sie langsam ihren Magen wieder an reichhalte Kost gewöhnen musste, um nicht Schaden davon zu tragen.
Als die Sprache auf Luzien und Xanast kam, wurde Raye's Mund schmal und ihre Haltung steif. "Mag sein, doch ich lernte lediglich arrogante Jäger kennen, die verlernt haben zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Gleichzeitig scheint es ihnen nicht möglich zu sein, unvoreingenommen an Dinge heran zu gehen geschweigedenn einmal zu prüfen, was sie meinen zu wissen. Ihnen ist der schmale Grad zwischen Wahrheit und Illusion nicht mehr bewusst und daher empfinde ich sie als abgestumpfte Elfen, die nicht mehr in der Lage sind Gutes zu erkennen." Sie zucke die schmalen Schultern und betrachtete das Essen. "Ich kann mir vorstellen, dass eure Aufgabe schwer zu bewältigen ist, doch sollte einen das nicht blind machen für Dinge, die niemals so stattgefunden haben, wie sie sie beschreiben." Erneut blickte Raye der Heilerin ins Gesicht. "Ich kenne die Justiziare, ebenso wie alle anderen, lediglich aus den Erzählungen in meiner Kindheit. Dass sie existieren könnten, dessen war ich mir bewusst und ich habe mir vorgestellt, wie sie dennoch sein mochten. Dass Luzien und Xanast ein leuchtendes Beispiel sein sollen - das finde ich traurig. Denn eben jene beiden sind es, die in den Horror-Geschichten der Kinder vorkommen. Herzlose Gesetzeshüter die jeden zur Strecke bringen, der nicht brav war. So zumindest die Kindergeschichte. "

Raye war sichtilich sauer auf die Handhabung ihrerseits und hatte sich ihrem Ärger Luft gemacht. Auch sie war ein Bürger des Reiches und hatte mehr Zeit dort als in ihrer Heimat verbracht. Auch ihr standen gewisse Rechte zu und sie würde sich sicher nicht unter Arrest stellen lassen, nur weil irgendsoein Justiziar in seinem Ego gekränkt wurde.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Gestalt » Montag 23. Mai 2011, 20:58

Inzwischen ging die Plauderei zwischen den Frauen weiter, Raye sprach sie auf ihre Aufgaben an. Doch trotz all der Sympathie, die sie momentan für die Dunkle hegte, konnte sie ihr die wichtigen Faktoren nicht mitteilen. Als sie Justiziarin wurde, hatte sie Eid geschworen, niemand Außenstehendem etwas über die Inhalte eines Auftrages zu erzählen. Würde sie diese Regel brechen, hätte sie keine Zeit mehr, um ihren Fehler zu bereuen.
Auch wenn es unter den Justiziaren größeren Zusammenhalt gab, wurden Verräter dagegen sofort liquidiert, sprich beseitigt. Doch sie hatte nicht vor, diese wichtigste aller Regeln zu brechen. „Ich darf dir die genauen Details nicht verraten, aber ja, du hast recht, diese Aufgaben zehren ganz schön an den Kräften. Wir sind die Augen und Ohren der Herrscherin und tun alles, um dieses Reich zu verteidigen.“ Sie legte eine kleine Pause ein, um ihre Gedanken sammeln zu können.
„Dieser momentane Zustand ist nur vorübergehend, hoffe ich. Das Dunkle Volk macht gerade mächtigen Druck auf unsere Grenzen. Da du ein Bürger dieses Reiches bist, muss ich dir diesen Umstand mitteilen. Wir müssen die Situation beobachten und notfalls eingreifen. Darum wurden die Dienstzeiten auch enorm verlängert, ich selbst bin schon seit einer Woche jeden Tag fast 22 Stunden im Einsatz. Aber das ist ein kleiner Preis, wenn man dafür sein Volk vor Gefahren schützen kann.“

Arinna seufzte. Klar, die Anschuldigungen, die Raye darlegte, waren äußerst berechtigt, denn trotz ihrer Herkunft war sie ein Mitbürger des Nachtelfenreiches. Luzien und Xanast waren nicht gerade ein gutes Paradebeispiel für ihre Zunft gewesen. Und was Gewalt anging, beide waren in der Tat in dieser Sparte extrem abgebrüht. Genau das hatte man bei Xanast feststellen können, als er beinahe beschlossen hatte, sie sofort umzubringen. Sie lebte nur noch aufgrund dessen, dass er noch etwas warten wollte. Zu ihrem Glück nämlich waren sie auf die hilfsbereite Arinna getroffen, die einen qualvollen Foltertod erst einmal von ihr abgewendet hatte.
Doch dass die Dunkle nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatte, was für Erfahrungen die beiden mit Vertretern ihres Volkes gemacht hatten, war einer der wichtigen Faktoren, welche sie schnell klarstellen sollte. Es könnte über ihr Leben entscheiden.

Sie seufzte nochmals. „Mir scheint, dass die beiden gerade wirklich keinen guten Stand bei dir haben. Ich will versuchen, es dir genau zu erläutern. Beide haben mit dem Dunklen Volk keine guten Erfahrungen gesammelt. Xanasts Bruder, sowie seine Schwester starben durch ihre Hand. Seitdem hegt er einen abgrundtiefen Groll gegen jeden Dunkelelf, der ihm über den Weg läuft. Ich kann demnach seinen Hass auf dich sehr gut nachvollziehen, aber du hast recht, es rechtfertigt nicht, dir mit dem Tod zu drohen, da du ja unter den meinen aufgewachsen bist. Du trägst nicht dieses Böse in dir, welches die meisten Dunklen befallen hat. In meinen Augen bist du ohne Schuld und demnach frei.“ Was aber nicht hieß, dass die anderen Schattenkrieger das genau so sahen... Sie machte eine kurze Pause, um ihren Worten Festigkeit zu verleihen.

„Und wie ich schon gesagt hatte, Luzien ist im Grunde seines Herzens nicht schlecht. Auch er hatte viel unter den Dunkelelfen zu leiden, was er auch nicht so leicht hinnehmen kann. Dass er so feindselig auf dich reagiert hat ist eine seiner Reaktionen, wenn er stark unter Stress steht.“ Vielleicht, wenn der Justiziar zurückkehrte, könnten sie zumindest versuchen, vernünftig miteinander zu reden, ohne sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Und Arinna plagte schon die dunkle Vorahnung, dass Raye ihm darin unterliegen könnte. Luzien war ein geübter Kämpfer, ein Schattenkrieger, sprich ein Elite-Soldat, der zum kämpfen und töten ausgebildet worden war, Raye nur eine eingelernte Jägerin, welche sich in einem direkten Nahkampf niemals lange wehren könnte. Sie konnte mit dem Bogen umgehen ja, aber der Bewegungsgeschwindigkeit des Justiziars, für die er bekannt war, würde sie nicht gewachsen sein.

Immer wieder kamen Soldaten herein, die nach Getränken verlangten, welche Inia, Luziens Schwester, dann auch aus schenkte. Doch jetzt beachteten sie die Dunkle nicht mehr länger. So als wäre sie von jetzt auf gleich uninteressant geworden. Was sich für eben jene wohl momentan positiv auswirken sollte. Zumindest jetzt war sie vor misstrauischen Blicken verschont, doch irgendwann würden eben diese wieder anfangen.
Direkt nach den Soldaten betrat wieder eine Gestalt das Gasthaus. Und man konnte schon vom Aussehen darauf schließen, dass es sich hierbei weder um einen Soldaten, noch um einen Schattenkrieger handelte, dazu waren seine Kleider zu 'normal'. Er bewegte sich in Richtung Tresen, an dem die Dunkelelfe und die Heilerin immer noch saßen und sich unterhielten.

Als er neben den beiden stand, schien Arinna ihn zu erkennen. „Ajay? Bist du es?“ Der Fremde drehte sich in ihre Richtung, schlug die Kapuze zurück und grinste sie breit an. „Ach, das ist ja mal wieder eine Freude, dich zu sehen, Arinna.“ Er lachte herzlich auf. Auch Arinna lächelte. "Du bist immer da, wo man dich am wenigsten vermutet, wie?" Der Nachtelf, ja es war ein Nachtelf, nickte. Offenbar kannten sich die beiden. Wohl schon sehr lange, sowie sehr gut. Dann bemerkte er die Dunkle. „Hm? Und wer ist das?“ Er sah zu Raye hinüber und in seinem Blick war weder Abneigung oder etwas derartiges zu lesen, sondern nur: Neugier.
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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Dienstag 24. Mai 2011, 11:38

Raye hörte Arinna aufmerksam und schweigend zu. Ihr war klar, worauf die Elfe hinauswollte; dass ihr Volk den Zorn des überwiegenden Teil Celcia's auf sich gezogen hatte. Doch rechtfertigte das, jeden grundlos der Verbrechen der Dunklen zu beschuldigen, der so aussah wie sie? War es nicht klüger, nicht vorschnell zu handeln und jedem eine gewisse Chance einzuräumen, bevor man ihn oder sie verurteilte?
Vermutlich würde Arinna in ein herzhaftes Lachen verfallen, spräche Raye-Lin ihre Gedanken aus. Naivität war der Nachtelfe gewiss ein Fremdwort und Raye strotzte nur so davon. Gewiss hatte auch Raye erfahren, was es heißt, Opfer ihres Volkes zu werden. Nach wie vor erinnerte sie die Narbe auf ihrer Stirn an das Erlebte. Dennoch tat man gerade ihr Unrecht, reihte man sie in die Kette ihrer Angehörigen. Während Arinna ihr klarmachte, dass sie ihr nicht mehr erzählen durfte, als das, was sie eben preisgab, nickte Raye verständnisvoll und hakte auch nicht mehr nach. Ohnehin hatten sich ihre Gedanken überschlagen, als die Heilerin ihr offenbarte, dass die Dunkelelfen auf dem Vormarsch waren. Die grünen Augen der Dunklen fixierten die Nachtelfe und wurden schmal. "Was meinst du mit, sie machen >>Druck auf die Grenzen<<? Willst du damit sagen, dass sie gekommen sind, um das Reich zu unterjochen?" Fragte sie nervös. Natürlich hatte Raye von der Situation auf Celcia bisher nichts mitbekommen. Sie war ganz und gar mit sich selbst beschäftigt, was eher zweckmäßige, als selbstsüchtige Gründe hatte.

Als das Gespräch erneut auf die beiden Justiziare überging, seufzte Raye und richtete sich auf dem Hocker an der Bar auf. Knapp strich sie eine weiße Strähne aus dem Gesicht und musste kurz lächeln, als Arinna meinte, sie wäre nicht von dem Bösen der Dunklen befallen. Aber Raye ahnte, dass das nicht der Wahrheit entsprach. "Weißt du, im Grunde denke ich, dass du gewiss mehr Erfahrung hast und die beiden besser kennst. Fakt ist jedoch, dass Xanast nur noch etwas erledigen muss, was wichtiger ist, bevor er mich vernichtet- und ich denke, dass ist hier das richtige Wort, bei all dem Hass - und Luzien? Luzien ist mit den Gedanken ohnehin woanders und wird sich später mit meiner >>Verhaftung<< befassen. " Während sie sprach, verblasste das kurze Lächeln und ihr Gesicht wurde wieder ernst. Im Prinzip hatte die Dunkle einen sehr ernsthaften Kern, welcher sich nur schwer zu einem Lächeln durchringen konnte. Lernte man sie jedoch kennen, dürfte man sehen, dass sie tief in sich drin eine Frohnatur war. Dennoch, das Erlebte und das Gefühl, nirgendwo hinzugehören, machten ihr schwer zu schaffen. Hinzu kam diese lästige Stimme in ihrem Kopf, die es ihr stets einzureden versuchte, dass sie genauso bösartig und blutrünstig war, wie der Rest ihres Volkes.

"Ich werde einfach abwarten, was da noch kommen mag und mich gegebenenfalls auf mein Recht auf eine Anhörung berufen." Sie zuckte ihre Schultern, griff nach dem halbgefüllten Glas vor sich und trank einen Schluck.
Den Mann, der sich an die Bar verirrt hatte, bemerkte sie erst, als Arinna ihn ansprach. Sie wandte sich dem Fremden zu und musterte diesen, währen er sich kurz eine Begrüßung mit Arinna lieferte. Als das Gespräch auf sie kam, hielt sie seinem Blick stand und prüfte seine Absichten. Allerdings konnte sie bei ihm keine Wut oder gar Hass entdecken und so nickte sie zur Begrüung. "Raye-Lin. Ich kam mit Luzien und Xanast, wenn auch mehr unfreiwillig." Gab sie keck zur Antwort und legte erneut eine kesse Seite an den Tag, die Luzien ebenfalls schon kennenlernen durfte. Sie war sich jedoch unsicher, ob sie dem Nachtelfen die Hand geben sollte und so ließ sie es einfach.
Kurz wechselte sie einen Blick zwischen Ajay und Arinna und legte dann ihre Hände auf die Knie, streckte einmal ihren Rücken durch und lächelte flüchtig. "Gut, ich denke, ich sollte jetzt etwas an die Luft gehen. "Sie stockte und sah zu Arinna: "Wenn ich darf.. Ich würde mir gerne etwas die Beine vertreten." Im Prinzip wollte Raye einfach nicht stören und nutzte dieses Zusammentreffen, um sich stilvoll aus dem Staub zu machen. Gleichzeitig hatte sie nicht vor, Arinna irgendwelche Schwierigkeiten zu machen, nur weil sie ihr half. Dass ihr Volk so verschrien war, war ganz alleine ihr Problem und Arinna sollte dafür nicht bezahlen müssen.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. Juni 2011, 00:41

Der Mann, welchen Arinna als Ajay identifiziert hatte, blickte zwischen der Schattenkriegerin und der Dunkelelfe hin und her. Das sie ihn höflich gegrüßt und ihren Namen genannt hatte, nahm er wohlwollend an. Er war gegenüber Angehörigen des Dunklen Volkes eher toleranter, obwohl es gerade so dunkle Zeiten waren, in denen man sie lieber mied. Aber ihr Verhalten passte eindeutig nicht in das Muster der Dunkelelfen. Sie kam ihm zu freundlich vor. „Woher kannst du unsere Sprache? Ach, ich vergaß ja mich ebenfalls vorzustellen. Also, Ajay Zorrac der werte Name. Freut mich Raye.“ Seine Stimme hatte immer noch einen recht freundlichen Ton. Und sie war ganz und gar nicht von irgendwelchen Hintergedanken erfüllt.
Doch bevor Raye antworten konnte, erledigte Arinna das erklären: „Sie ist hier aufgewachsen. Bei einem der unseren.“ Ajay runzelte verwirrt die Stirn. „Hm...kann sein, dass ich das schon mal gehört habe, aber du weist ja, ich bin immer so viel unterwegs. Letztens bin ich durch das Gebirge gewandert. Du glaubst nicht, was ich dort alles gesehen habe: Orks ziehen in Scharen durch die Pässe und ich habe auch Sumpfechsen gesehen, welche sich dort oben eingenistet haben. Das muss irgendwas bedeuten...“ Er kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.

Rein optisch war er ein recht attraktiver Mann, dass könnte sich sogar Raye eingestehen. Er hatte die typische perlmuttfarbene Haut und eine Makellosigkeit, die jedem Nachtelfen zu eigen war. Auch sein Gesicht war abgesehen von ein paar Kratzern doch recht ansehnlich. Jetzt jedoch war es aber in Sorge, welche auch irgendwie angebracht war. Raye fragte inzwischen Arinna, ob die Dunklen das Nachtelfen-Reich angreifen wollten. Sie zuckte nur ratlos die Schultern. „Ich weiß nicht genau, was sie vorhaben, ihre Denkweise ist uns immer noch ein Rätsel, aber wenn sie unsere Heimat angreifen, dann werden sie ihr blaues Wunder erleben! Du weißt doch, dass die Wendeltreppe zum Haupttor recht schmal ist. Sie könnten niemals einen Rammbock oder etwas derartiges heranbringen, dazu sind die Abstände der Treppe zu eng beieinander. Sie würden stecken bleiben und damit wäre die Offensive schneller beendet, als sie begonnen hat.“

In der Tat war das Reich der Nachtelfen recht schwer einzunehmen. Man munkelte sogar, es wäre uneinnehmbar. Auch die Dunkelheit, die im Inneren der Stadt herrschte war ein weiterer Pluspunkt, an dem die Verteidiger auftrumpfen könnten. In jedem Schatten, jeder Nische und an jeder Hauswand könnten sie Hinterhalte legen und die etwaigen Angreifer ohne große Mühen erledigen. Auch ihr Geschick mit Schleuder- und Wurfwaffen war nicht zu unterschätzen. Auch Ajay nickte zustimmend. Sie waren auf jeden Fall im Vorteil, wenn es zu einem Angriff kommen sollte. Und selbst eine Übermacht von Gegnern war machtlos. Innerhalb des Reiches würden sie sich unbeholfen und beinahe wehrlos wie Säuglinge fortbewegen können. Zum einen, weil es für sie ein vollkommen unbekannter Ort war, zum anderen, da ihnen die Dunkelheit enorm zu schaffen machen könnte. Sie sahen nicht so gut in der Finsternis, die zwar ab und zu durch Leuchtpilze unterbrochen wurde, jedoch beinahe überall präsemt war.

Dann jedoch fiel das Gesprächsthema wieder auf die beiden Justiziare, mit welchen sie das Reich erneut aufgesucht hatte. Ajay schmunzelte. „Ach, Xanast, der alte Griesgram. Er reagiert immer über, wenn es sich um Dunkelelfen dreht.“ Arinna warf ihm sofort einen mahnenden Blick zu. „Sei nicht allzu schadenfroh. Er hat zwei seiner Familienmitglieder verloren. Das prägt einen.“ „Aber es ist nicht gleich ein Grund, alles was nach Dunkelelf aussieht, massakrieren zu wollen“, konterte der Mann, begleitet von einem breiten Grinsen. Einem aufmerksamen Beobachter mochte nun auffallen, dass er Partei für Raye ergriff. Und das, obwohl sie sich nicht wirklich kannten.

"Gut, ich denke, ich sollte jetzt etwas an die Luft gehen. Wenn ich darf.. Ich würde mir gerne etwas die Beine vertreten." Arinna nickte. „Von mir aus kannst du gerne gehen, es ist aber besser, wenn dich jemand begleitet. Es gibt auch unter der Stadtwache einige übereifrige, die dich womöglich für einen Feind halten könnten. Ajay kann dich begleiten, wenn du und er es möchte. Was mich betrifft, ich muss noch einige Sachen vorbereiten, wir sehen uns dann später.“ Sie warf einen kessen Seitenblick auf den Nachtelfen, welcher etwas perplex drein blickte, dann aber zustimmend nickte. „Es wäre mir ein Vergnügen.“ Dann stand Arinna auf und während sie an der Dunklen vorbei schlenderte, flüsterte sie: „Du kannst ihm vertrauen, er ist recht umgänglich. Außerdem scheint er dich zu mögen.“ Der letzte Satz war mit einem Augenzwinkern quittiert worden, welches man werten konnte, wie man wollte. Danach schritt sie die Treppe hinauf, während Raye und der Nachtelf sich auf den Ausgang zu bewegten. Dann öffnete er die Türe und die kühle Nachtluft umfing sie beide.
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Raye-Lin Sarlathza
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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Montag 20. Juni 2011, 12:18

Das Gespräch der beiden Nachtelfen, quittierte Raye mit Schweigen. Es mochte den Anschein haben, als ob sie sich nicht in die Belange einmischen wollte, doch mit dieser Einschätzung lag man daneben. Raye hörte ganz genau zu, was die Justiziare über ihr Volk zu sagen hatten und sog die Informationen in sich auf. Schon lange hatte sie keine Neuigkeiten aus ihren Reihen gehört und was sie erfuhr, verhieß sicherlich nichts Gutes. Zwar hatte die junge Frau, dank des beherzten Eingreifens eines der ihren, ein behütetes und auch schönes Leben genossen, doch die Vergangenheit ließ sich nicht ausmerzen. Schon garnicht, wenn man es zwanghaft versuchte.
Sich an dem Gespräch nicht aktiv beteiligend, erhob sich Raye-Lin, nachdem Arinna ihr die Erlaubnis erteilt hatte und war schon beinahe an der Tür, als sie jedoch zurückgehalten wurde. Die Heilerin empfand es als sicherer, wenn sie begleitet wurde und offensichtlich bot sich dafür nur der fremde Nachtelf an. Zweifelnd richteten sich die grünen Augen auf Ajay's Gesicht und sie wog die Möglichkeiten ab. Natürlich konnte sie alleine gehen und Gefahr laufen von Stadtwachen als Feind eingestuft zu werden, oder aber die Begleitung eines nicht ganz unattrakiven Mannes in Anspruch nehmen und unbehelligt spazieren gehen.

Schwer fiel die Entscheidung nicht und nachdem, was eben besprochen wurde, war es einfach die klügste Wahl, wenn Ajya mitkam. Also nickte sie und bekundete damit ihr Einverständnis. Ehe sie jedoch die Schenke verließ, flüsterte Arinna ihr eine Aufmunterung zu und die vernarbte Stirn der Dunklen zog sich in Falten. Was immer Arinna's keckes Verhalten zu bedeuten hatte - Raye hatte gewiss keinen Kopf für irgendwelche Neckerein. Alles in allem war sie doch ein zu ernstes Wesen, welches gelernt hatte, vom Schlechten auszugehen. Erst jüngst wieder, traf sie die Härte des Lebens und holte sie von ihrer Glückseligkeit herunter.

Die Elfe lächelte einmal schwach in Ajay's Richtung, zum Zeichen, dass sie aufbrechen wollte, und ließ dann den Schankraum hinter sich. Draußen hielt sie die Tür für den jungen Elfen auf und ließ sie, nachdem er durchgetreten war, ins Schloss fallen. Draußen versprüte sie die kühle, aber reinigende Nachtluft und füllte ihre Lungen damit. Kurz schlossen sich die Augen der Elfe dann setzte sie sich in Bewegung. Sie hatte keinen Plan, wohin sie gehen wollte; wollte sich einfach nur die Beine vertreten. Lange Zeit schwieg Raye und ging lsehr langsam neben Ajay her. Dann richtete sie das Wort an ihn: "Ihr seid auch ein Justiziar?" fragte sie neugierig und innerlich musste sie über diese Ironie schmunzeln. Erst rankten sich lediglich Mythen um diese Gruppierung und jetzt lief sie haufenweise Mitgliedern über den Weg.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Gestalt » Donnerstag 30. Juni 2011, 22:50

Kühle umfing die beiden. Einige Wachen des Nachtelfen-Reiches sahen sofort auf und blickten sie teils neugierig, teils abschätzend an, wandten sich aber sofort wieder ihren Tätigkeiten zu. Auch wenn man herumlungern und faulenzen nicht gerade zu der Arbeit von Soldaten zählen würde. „Faule Bande“, stieß Ajay beinahe tonlos aus. Selbst aus der Nähe könnte man es für ein tieferes Ausatmen halten.
Er mochte in dem Punkt recht haben, so verhielten sich keine Streiter der Gerechtigkeit. Doch die Anweisungen der Herrscherin waren eindeutig: Wachpositionen einnehmen und vor allem die Stellung halten. Und solange nichts passierte, machten sich die Wachen einen faulen Lenz. Doch ein gewiefter Gegner würde das ohne zu zögern zu seinem Vorteil nutzen.

Sie gingen ein Stück, ohne das ein Wort gewechselt wurde. Der Nachtelf lauschte vergnügt den Klängen der Nacht. Für ihn klangen die Geräusche der Natur wie eine Sinfonie, ein Musikstück aus der Feder der Dunklen Göttin Manthala persönlich. Dann stellte ihm die Dunkle eine Frage, welchen ihn aus der Verzauberung der Nacht löste. "Ihr seid auch ein Justiziar?" Das ließ den Elfen doch leicht schmunzeln. „Ja und nein. Eigentlich bin ich eher ein Abenteurer. Mancherorts setzt man das auch mal mit einem Landstreicher gleich“. Er kicherte. Ja, er wusste, wie man mancherorts mit Vagabunden umging. Sie wurden des Öfteren mit Pauken und Trompeten verjagt.

Offenbar amüsierte er sich über seine scheinbar lustige Äußerung, doch das verflog so schnell, wie sie gekommen war. „Arinna und ich, wir zwei kennen uns schon eine ganze Weile. Man könnte uns schon fast als Bruder und Schwester bezeichnen, so stark sind wir miteinander verbunden.“ Er hatte das Thema gewechselt, damit Raye erfuhr, warum die Justiziarin so erfreut über sein Erscheinen war. Doch was seine Zugehörigkeit betraf, darüber schwieg er.
Dass er natürlich einer der besten Spione des Reiches war, erwähnte er mit keinem einzigen Wort. Die Dunkle hatte indirekt Recht, man könnte ihn doch glatt für einen der legendären Schattenkrieger halten. Doch da war sie etwas auf dem Holzweg.

Geheimdienst und Justiziare arbeiteten nicht selten zusammen, wobei sich die Geheimdienstler auf Informationssuche begaben, um ihren Waffenschwingenden Kollegen die Arbeit zu erleichtern. Und die Justiziare hielten ihnen den Rücken dafür frei. „Außerdem wird man als Nachtelf recht oft misstrauisch beäugt. Besonders in den Städten der Oberflächenbewohner. Die Menschen haben keine Ahnung von uns und halten uns oftmals allesamt für kriminell. Anstatt die Augen aufzumachen, stecken sie uns alle in ein und dieselbe Schublade.“ Er seufzte. Doch wusste er nur zu gut, dass Kriminalität in seinem Volk nicht unüblich war. Es gab viel Armut und eben diese zwangen praktisch dazu, sein Leben mit Diebstahl, Hehlerei und sogar mit Morden zu bestreiten.

Es war nun völlig dunkel überall. Jeder, der kein Nachtelf war, würde nun eine Lichtquelle benötigen, um sich orientieren zu können, doch für Ajay war es ein Kinderspiel in dieser Sinfonie aus Finsternis und Schatten klar wie am Tag zu sehen. Sie waren nun ein gutes Stück von dem Gasthof entfernt, die Lichter des Hauses drangen kaum noch zu ihnen herüber. In der Ferne konnten sie das Geheul eines einsamen Wolfes hören. Doch war er wirklich allein?
Das Wölfe in Rudeln jagten, das wusste Raye. Während ihrer Ausbildung zum Jäger hatte ihr Mentor, Nexor, sie mehrmals über die Jagdgewohnheiten dieser Tiere informiert. Sie griffen stets im Rudel an und wechselten sich bei den Angriffen auch oftmals ab, um ausgelaugten Rudermitgliedern eine kleine Verschnaufpause zu gönnen. Jeder, der so töricht war, es allein mit einem Rudel aufzunehmen, wurde schneller in Fetzen gerissen, als ihm lieb war.

„Falls Wölfe in der Nähe sind, sollten wir schnell zurück gehen. Nicht, dass ich ein Feigling wäre, aber gegen ein Wolfsrudel bestehen... vor allem zu zweit, dass ist keine so gute Idee.“ Davon konnte Raye ja wahrlich ein Lied von singen. Sie und Luzien waren schon von Wölfen attackiert worden und nur durch Manthalas Gnade und dem rechtzeitigen Auftauchen von Xanast waren sie jetzt noch am Leben. Und wenn Arinna nicht gewesen wäre, würde sie wohl kaum hier stehen und mit einem ihrer Freunde plaudern. „Außerdem sollen auch Dunkelelfen hier ihr Unwesen treiben und es wäre besser, es nicht auf einen Schlagabtausch mit ihnen ankommen zu lassen. Selbst meine Fertigkeiten, die den Kampf betreffen, sind begrenzt.“
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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Sonntag 3. Juli 2011, 11:22

Raye lauschte schweigsam dem Wind, wie er die kühl und schneidend durch die Baumkronen fuhr. Das Rauschen der Bäumen im Wind, hatte sie in all den Jahren lieb gewonnen. Es hatte etwas beruhigendes und heilendes gleichermaßen. Wann immer sie die Schatten der Vergangenheit quälten, setzte sie sich, unweit des Einganges zum Reich, unter einen Baum und lauschte dessen Meldoien. Nach wie vor gab ihr das etwas Kraft und Tröstendes zu gleich. Währen Ajay erklärte, dass er doch mehr der Abenteurer war, nickte sie hin und wieder, oder lächelte, wenn er einen kleinen Witz machte. Nach wie vor, spazierte die Dunkle, die Hände in den Taschen ihrer Hose verborgen, gemächlich neben ihm her. Wind umfing ihre weißen Haare und wehte diese in ihr Gesicht. Um sie zu bändigen, befreite sie ihre Linke aus der Hosentasche und strich sich das Wirrwarr aus dem Gesicht.
Als sie die Wölfe vernehmen konnten, zuckte Raye unwillkürlich in sich zusammen. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und auch auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut. Die Hetzjagd durch den Wald und der Kampf im Moor, saßen nach wie vor tief in ihren Gliedern und so schnell würden sich die Symptome nicht verdrängen lassen. Überhaupt erinnerte sie dieser eine Laut an all das, was auf ihrer Reise schief gelaufen war. Erneut musste sie lächeln und schüttelte unmerklich den Kopf. Wie töricht sie doch gewesen war. Sollte sie es noch einmal wagen zu reisen, würde sie gewiss Monate lang planen. Das versprach sie jedenfalls sich selbst.

Als Ajay dann jedoch davon sprach, wie die Menschen auf die Nachtelfen reagierten, wog sie den Kopf hin und her. Dann blieb sie stehen und musterte den Nachtelf. “Wisst ihr, vielleicht reagieren die Menschen aber auch so auf euch, weil sie es eben nicht besser wissen.“ Sie ließ kurz den Blick schweifen. “Ich meine, woher sollen sie denn wissen, was für Wesen hinter der fahlen Haut und dem düsteren Dorf stecken? Ihr gebt ihnen kaum Gelegenheit dazu, euch besser kennen zu lernen, oder? So abgeschottet und geschlossen eure Gesellschaft lebt.“
Erstaunlicherweise kam das von einer Dunkelelfe. Gerade ihr Volk galt doch als das arroganteste und selbst-verliebteste schlechthin. Waren es nicht die Dunkelelfen, die sich für etwas Besseres hielten und über allen anderen Rassen standen?

Nach Ajay’s Einwand, die Wölfe betreffend, nickte Raye stumm und in Gedanken und schaute sie obligatorisch um. “Mein Bedarf an Wölfen und deren Jagdtechniken ist fürs Erste gedeckt. Wir sollten tatsächlich wieder reingehen.“
Damit wandte sich die junge Frau in die Richtung, aus der sie gekommen sind und ging drei Schritte, bevor sie sich umwandte und über die Schulter zu dem Nachtelf blickte: “Kommt ihr?“ lächelte sie und setzte dann ihren Weg, in Richtung Taverne fort.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Gestalt » Montag 11. Juli 2011, 21:19

Ajay ging ihre Worte im Kopf noch einmal durch. Was sie sagte stimmte, ihr Volk war in der Tat sehr schweigsam und undurchschaubar, besonders den Oberflächenbewohnern gegenüber. Doch das Heulen, welches nun deutlich näher als vorher war, brachte ihn zurück in die Realität und ließ ihn schaudern. “Schnell zurück”, sagte er und schloss erstaunlich schnell zu der Dunklen auf.
Er bewegte sich behände, leichtfüßig und sehr flink durch den Wald, doch auch damit würde er einem sprintenden Wolf nicht entkommen können. Immer wieder verminderte er seine Geschwindigkeit, damit Raye zügig zu ihm aufschließen konnte. Um sie herum regte sich die Natur in der kühlen Nachtluft. Mehr als einmal hörten sie das Rascheln in den umliegenden Büschen, wenn ein Kleintier es durchquerte. Doch sie hatten keine Zeit zu verlieren, wenn sie nicht als Wolfsfutter oder als Gefangene der Dunkelelfen enden wollten. Besonders jetzt nicht, da ein eher etwas angespanntes Verhältnis zwischen beiden Elfenvölkern herrschte.

Es dauerte nicht lange, da kamen die Lichter der Schänke bereits in Sichtweite. Erstaunlicherweise schien der Elf kein bisschen außer Atem zu sein. Auch seine Atmung schien sich nicht merklich verändert zu haben.
Vor dem Gebäude konnte man schon einige der postierten Wachen erkennen, welche wohl immer noch keine wirkliche Beschäftigung bekommen hatten. “Sieht so aus, als ob hier alles in Ordnung wäre. Gehen wir wieder rein. Drinnen finde ich es behaglicher und außerdem wird man da nicht von Wölfen gefressen”, witzelte er gelassen. Die umstehenden Soldaten kümmerten sich nicht wirklich um die Neuankömmlinge, die genau gesagt keine waren, da sie vor nicht allzu langer Zeit durch diese Tür gekommen waren. Für sie würde keine wirkliche Gefahr bestehen. Sie waren zu viele für einfache Wölfe, zudem waren sie gut bewaffnet und ausgerüstet.

Der Schankraum war leer,als sie eintraten. Ab und zu konnte man Inia in der Küche werkeln hören. Scheinbar war ihre Mutter und ihre Schwester immer noch nicht zurückgekehrt. „Hm. Sieht nicht so aus, als ob heute noch jemand kommt.“, merkte Ajay trocken an. Die Leere verpasste den Räumlichkeiten eine seltsame und auch teilweise unheimliche Atmosphäre. Aber davon ließ sich der Nachtelf nicht wirklich stören. Er war es gewohnt, in düsterer und eher unbehaglicher Umgebung unterwegs zu sein.

Doch wie sah es bei Raye aus? Sie war zwar lange im Reich gewesen, hatte dort gelebt, doch konnte sie die Umgebung wahrnehmen wie einer der Nachtelfen? Sie selbst würde das teilweise mit Ja beantworten können. Sie konnte sich im Reich orientieren ohne auf eine Lichtquelle angewiesen zu sein. Jeder andere würde eine Fackel oder etwas derartiges brauchen, um sich in diesem Reich, einer eigenen kleinen Welt unter der Erde nicht zu verirren.

„Hast du schon ein Zimmer? Du solltest dich ein wenig hinlegen. Ich werde Inia mal nach einem für mich fragen.“ Er sah kurz aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit. „Sieht nicht aus, als ob ich vor Morgen wegkomme...“ sagte er, eigentlich nur zu sich selbst.

[Ab jetzt spielt Luzien wieder mit dir zusammen, Raye. Viel Spaß :) ]
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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Luzien » Sonntag 17. Juli 2011, 01:55

Ein gewisses, flaues Gefühl konnte der Justiziar nicht bestreiten, als Xanast ihn auf den Fehler in seinem Plan aufmerksam machte. Ihre Dunkelelfe war ein junges, unerfahrenes Ding, das weder eine militärische Ausbildung genossen hat, noch mit den Gepflogenheiten ihres Volkes vertraut war. Dabei war ihre Statur wohl das geringste Problem, denn zum einen konnte man die durch eine leicht ausgepolsterte Rüstung leicht vertuschen, zum anderen konnten auch Scharfschützen zum Kommandanten aufsteigen. Aber ihren Bogen würde man ihr abnehmen müssen. Eine Dunkelelfe, die einen typischen Langbogen der Nachtelfen verwendete? Undenkbar. Nein, die größten sorgen machte sich Luzien darüber, ob Raye-Lin überhaupt in der Lage war, die kaltherzige und gewaltverherrlichende Kriegerin fehlerfrei darzustellen. So wie es stand, konnte er wahrscheinlich sogar noch froh sein, wenn sie ihre Muttersprache ohne den typischen Nachtelfenakzent verwenden konnte. Aber wie immer bei großen Plänen, lag der Teufel im Detail und konnte nicht mit einbezogen werden. Auch der Zufall und Glück würden eine wichtige Rolle spielen. Punkte, über die man sich den Kopf zerbrechen musste, wenn es soweit war.
Während sein Zunftbruder in den unterirdischen Eingeweiden des Kerkertraktes unterwegs war, verharrte Luzien selbst am oberen Rand des Treppenabsatzes. Unbeweglich wie eine Statue in die Arme in typischer Militärhaltung auf dem Rücken verschenkt. Die Pose war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Im Gegensatz zu der Schwarzhaut hatte er eine Ausbildung zum Soldaten vollzogen. Jahrelanger Drill, Erniedrigungen und viele Verletzungen und Narben. Selbst durch den Stoff seiner Robe konnte er die dünnen Wülste fühlen, die seine Arme zierten. Es hatte ihn abgehärtet. Er hatte gelernt sich selbst zu kontrollieren. Er wurde zu einem Patrioten. Und genau deshalb würde er ohne zu zögern auf dieses Himmelsfahrtkommando gehen. Man hatte es ihm Befohlen. Die wünsche des Reichs waren seine befehle. Und er versagte nicht, wenn es darum ging, diese Wünsche zu erfüllen. Er versagte nie, von diesem einen Fehler einmal abgesehen. Und er würde nicht noch einmal versagen, koste es, was es wolle! Unwillkürlich verstärkte er den Griff, mit dem seine Hände die Handgelenke des jeweils anderen Arms umklammerten. Ich werde diesen schwarzhäutigen Bastard töten. Und wenn ich es nicht lebend nach hause schaffe, werde ich so viele von ihnen mit mir nehmen, wie möglich!
Endlich kam Xanast wieder an die Oberfläche – was in diesem Fall wirklich relativ war – zurück, beladen mit den schweren Panzerplatten einer morgerianischen Hauptmanns-Rüstung. Genau das was sie gebraucht hatten. Ein glücklicher Zufall, dass tatsächlich ein weiblicher Kommandant in Gefangenschaft saß. Luzien lies sich zu einem bösen Lächeln hinreißen. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie man ihr die Informationen abgenommen hatte. Wie viele Finger sie wohl noch besitzt? Er beließ es bei dem Gedankenspiel. Die meisten Justiziar hatten ihre ganz eigenen Foltermethoden entwickelt. Er selbst fing immer mit dem Abtrennen von Fingern ab, was noch einigermaßen Human war. Und er war sich nicht sicher, ob er wissen wollte Wer und Wie diese Marleza zum sprechen gebracht worden war. Im Prinzip war es auch nicht wichtig, die Rüstung ein korrekter Name war alles was sie brauchten.
“Es ist relativ einfach, sich selbst als Söldner zu verstellen. Du brauchst nicht sprechen, du kannst aufmüpfige Blicke verstreuen, solange du danach direkten Blickkontakt vermeidest und auf unterwürfig mimst. Vielleicht verlangen sie ja von uns, dass wir Menschen töten, um unsere Loyalität zu beweisen. Und damit dürftest du wohl kaum Probleme haben.“ Arinna und Raye-Lin hingegen sehr wahrscheinlich schon! überlief es ihn heiß und stumm hoffte er, dass der Fall nun doch nicht eintreten würde.
Die beiden verließen das Gelände der Kaserne nun endgültig und schlugen den Weg zurück an die Oberfläche ein. Da sie nun den direkten Weg über die Hauptstraße wählen konnten, ging der Rückweg deutlich schneller als der Hinweg, zu der verborgenen Pforte. Sie waren aber noch nicht lange unterwegs, als Luzien bemerkte, dass Xanast langsamer geworden war als zuvor. Natürlich war der Grund keine Frage. Schließlich trug er nun ja zusätzlich zu seiner eigenen Rüstung das schwere Stahlungeheuer. Darum blieb er stehen und wartete bis sein Kamerad aufgeschlossen hatte. “Du solltest endlich deine Grenzen kennen lernen,“ kommentierte Luzien den stummen und sturen Versuch, die Rüstung alleine zu tragen. Seine tadelnde Miene wurde aber sofort milder und mit seiner rechten hand umklammerte er die Halsberge des Kürass. Mit einem Ruck entwand er Xanast den Brustpanzer und schulterte diesen selber. “Geteilte Last ist halbe last.“
Sie gingen weiter und passierten das bewachte Eingangsportal des Reiches. Dieses mal spurten die Gardisten zügig, als sich die beiden Justiziar näherten, wahrscheinlich um eine Zurechtweisung wie zuvor zu vermeiden. Ihm selbst war das relativ gleich, denn solange die beiden ihre Pflicht taten, scherte sich Luzien nicht darum, wie sie ihn behandelten, aber der jüngere Schattenkrieger freute sich gewiss über diesen Umstand. Am unteren Ende der langen Treppe angekommen, stöhnte der ältere Nachtelf leise und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Wer hatte sich nur diese Art ausgedacht, um ihr Reich zu erbauen? Sie hätten es wie die Zwerge halten sollen, die wenigstens ebenerdige Eingänge hatten. Aber sich beschweren half nichts, sie durften nun die vielen hundert Stufen wieder nach oben, die sie zuvor runter gekommen waren. Ein kurzer Blick zum Himmel sagte Luzien, dass es dazu auch höchste Zeit wurde, wenn er nicht mit schlimmsten Verbrennungen im Gesicht zurück nach Pelgar wollte.
Zum Glück war es vom oberen Ende der Treppe aus kein langer Weg bis zurück nach Hause. Früher war er diesen Weg mehrmals täglich gegangen. Zum glück waren diese Zeiten vorbei. Sollte er wieder aller Erwartungen ein alter Elf werden und einen festen Posten in der Kaserne erlangen, würde er sich aber auf jeden Fall eine Wohnung im inneren des Komplexes suchen. Diese verdammte Treppe konnte er nicht ausstehen. “Ich werde die kleine Schwarzhaut schon davon überzeugen, mit uns zu kommen. Sie weiß schließlich nicht, was bei Nepochal alles besprochen wurde. Und ich war schon immer gut darin, anderen meinen Willen einzuflüstern.“ Er zwinkerte schelmisch, was wohl als hohle Andeutung gedacht war. Die steinernen Grundmauern des befestigten Gasthofes kamen nun ins Blickfeld. Gleichzeitig musste Luzien gähnen. Er würde noch mit Raye-Lin und Arinna sprechen und danach in sein bett fallen. Er vermisste das Gefühl, in seinem eigenen Bett zu schlafen ungemein, zumal er verdammt erschöpft war. Und niemand vermochte zu sagen, wann er das nächste mal zuhause sein würde.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Montag 18. Juli 2011, 09:22

Raye betrat nach Ajay die Schenke und fand sich in einem düsteren Raum wieder. Seine Witzelei quittierte sie mit einem kurzen Lächeln, gewöhnte sich allerdings dann daran in dem schummrigen Licht besser sehen zu können. In all den Jahren, fiel es ihr inzwischen leichter sich auf die Dunkelheit einzustellen, doch nach wie vor war auch sie benachteiligt, wenn es um das Sehen in der Dunkelheit ging. Zwar fand sie sich im Reich der Nachtelfen zurecht und brauchte auch inzwischen keine Fackel mehr, da die Leuchtpilze völlig ausreichten, doch wenn sich die Lichtverhältnisse plötzlich veränderten, brauchten ihre Augen einfach Zeit. Nach einer kleinen Weile also, trat Raye weiter in den Raum hinein und schaute sich um. Ajay hatte wohl recht mit seiner Vermutung, dass hier niemand mehr erwartet wurde. Auf seine Frage hin, wandte sie sich ihm zu und nickte bestätigend. “Arinna war so freundlich und hat mir bereits ein Zimmer gegeben.“ Dann lächelte sie “Ich glaube, ein freies Zimmer ist zu diesen Zeiten kein besonderes Problem.“ Auf seinen Hinweis hin, dass sie schlafen sollte, zuckte Raye nur die Schultern. “Ich habe lange genug geschlafen und fühle mich nicht besonders müde. Ich werde einfach noch ein wenig hier sitzen bleiben.“
Als Ajay dann zum Fenster trat, hatte sich Raye-Lin schon an einen der Tische gesetzt und die Stiefel ausgezogen. Barfuß zog sie die Beine auf den Stuhl und umklammerte mit ihren Armen die Knie. Innerlich spürte Raye, wie sich ihre Gliedmaßen entspannten und auch der Rücken etwas gedehnt wurde. Nach dem langen Fußmarsch, der klirrenden Kälte und dem Frieren, hatten sich viele Verspannungen eingeschlichen, die das lange Liegen im Fieberwahn auch nicht besser gemacht hatten. Also neigte sie langsam den Nacken vor und legte kurz ihre Stirn auf den Kniescheiben ab. Sie spürte, wie der eine oder andere Wirbel langsam wieder an die richtige Stelle rutschte. Dann schaute sie auf, als Ajay bemerkte, dass er vor dem Morgen nicht würde aufbrechen können. Sie musterte den Nachtelfen einen Augenblick, während er am Fenster stand. “Wohin soll es denn gehen?“ fragte sie und musste dann lächeln: “Auf zu neuen Abenteuern?“ Sie klang enthusiastisch und lachte leise. Wenn ein Außenstehender das Szenario betrachten würde, hätte er mit Sicherheit seine Probleme damit, Raye einzuordnen. Eine Schwarzhaut die lacht und Späße macht? Wer weiß schon, ob Raye nicht vielleicht ein Unikat war in ganz Celcia. Doch darüber wusste die junge Frau nichts. Natürlich war ihr, ihr Volk ein Begriff und auch deren Gepflogenheiten, die sie ja auch selbst am eigenen Leib erfahren hatte, doch dass es mehr als selten war, dass eine Dunkelelfe so etwas wie Spaß und Frohsinn empfand, wusste sie nicht. Vielleicht war auch gerade diese unbefangene Naivität, das Ehrliche, welches durch ein Lachen viel besser gesagt werden konnte, als durch Worte, so erfrischend.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Erzähler » Sonntag 31. Juli 2011, 22:44

Die Treppe war immer eine Herausforderung, egal wie oft man sie auch schon hinauf- und hinunter gestiegen war. Es war anstrengend und jedes Mal, wenn man entweder oben oder unten angelangt war, hatte man fast das Gefühl, als ob einem die Beine abfallen könnten. So ging es auch den beiden Schattenkriegern. Dazu hatten jeder von ihnen massives Metall in den Händen, welches den Aufstieg zusätzlich erschwerte. Xanast schnaufte angestrengt. „Wenn ich...den erwische, der...diese Treppe...angelegt hat, dem dreh ich...den Hals um“, japste er fast atemlos. Das war zwar Quatsch, da der damalige Architekt wohl nicht mehr unter den Lebenden weilte, aber es war eine gute Gelegenheit, mal etwas Dampf abzulassen. Dann fiel ihm noch etwas ein, was vielleicht bedeutend für Rayes Rolle sein könnte: „Vergiss aber nicht, dass...Dunkelelfenkommandantinnen gerne...dazu neigen, es mit ihren...Untergebenen so richtig zu treiben. Abartig. Frag...mich bitte nicht, wie...wir das glaubhaft...rüber bringen sollen.“ Beiden würde es auf jeden Fall sehr missfallen, mit Raye eine Romanze einzugehen, selbst wenn sie am Ende nur vorgetäuscht war, doch womöglich wäre das die einzige Möglichkeit, keinen Verdacht zu erwecken.

Kaum waren sie oben angelangt, legten sie sogleich eine Pause ein. Die Knie beider Justiziare fühlten sich an wie weiche Butter und sie mussten erst wieder einmal richtig zu Atem kommen. Luzien erklärte, dass man sich als Söldner besser zurückhielt, jedoch hin und wieder einige provokante Blicke austeilte und sich danach wieder unterwarf. So hatte er selbst die Dunkelelfen im Armeelager vor Pelgar beinahe zur Weißglut gebracht, nur der Anführer war die Ruhe selbst gewesen. Darauf nickte Xanast nur. Wenn es um Provokation ging, waren sie beide sich nicht gerade unähnlich. Auch er wusste, wie man verbal gehörig austeilte.

Auf Luziens Bitte, dass er mit Raye über ihren Plan sprechen wollte, nickte er. Auch wenn er das gerne übernommen hätte. „Wie du meinst. Gehen wir rein, da ist es wärmer“, empfahl er und ging schnurstracks auf das Gebäude zu, vor welchem sich immer noch einige Wachen aufhielten. Sie schienen die Witterung nicht wirklich zu spüren, waren sie doch in wärmende Mäntel gekleidet. Außerdem hielten sie sich mit heißen Getränken zusätzlich warm. Einige blicke streiften sie, musterten sie. Der Anführer trat auf sie zu. „Melde gehorsamst: nichts zu melden. Keine Dunkelelfen gesichtet und auch sonst keine Bedrohung!“ Eine zackige Zusammenfassung, wie man es eben von einem Soldaten erwarten würde. Doch Xanast schien damit nicht wirklich glücklich. Schade. Hätte gerne welche von denen zu Klump verarbeitet. Aber das kommt ja noch. Zu dem Soldaten sagte er: „Gut. Weitermachen!“ Dann durchschritt er mit Luzien im Schlepptau die Türe.


Drinnen inzwischen war Ajay damit beschäftigt mit Inia einen fairen Preis für ein Zimmer auszuhandeln, während Raye sich damit begnügte, sich auf einem der Barhocker bequem zu machen. Sie musste sich um ein warmes Bett keine Gedanken machen, da Arinna ja für eine komfortable Unterbringung gesorgt hatte. Im Hintergrund konnte er das Feilschen der beiden Nachtelfen hören. „Nichts zu machen Ajay. Zehn Füchse für das Zimmer und keinen weniger.“ Ihre Tonlage duldete keinen Widerspruch, doch der Mann gab nicht einfach so klein bei. Das Gespräch ging dann noch eine kleine Weile so einher, bis der Mann schließlich doch nachgab und ihr das Geld freundschaftlich in die Hand drückte. „Es war immerhin ein Versuch wert“, meinte er grinsend und wandte sich ab. Er hatte etwas charmantes an sich.

Als Raye ihn fragte, ob er wieder in ein atemberaubendes Abenteuer eintauchen wollte, kratzte er sich nachdenklich am Kinn. „Nein, ich glaube, ich bleibe erst mal hier. Komme gerade erst aus dem Süden. Da ist es vollkommen anders als hier im Norden. Komische Leute leben da, misstrauen jedem, der nicht zu den eigenen Leuten gehört. Außerdem scheint dort auch die dunkle Armee aufgetaucht zu sein. Schlimm, schlimm.“ Wieder eine der schlechteren Nachrichten, auch wenn Raye bisher nur schlimme zu Ohren gekommen waren.

Da ging auch schon die Tür auf und die beiden Schattenkrieger traten ein. Ajays Augen blitzten, als er Xanast erkannte, verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach, sieht man dich auch mal wieder, Bruder“, meinte er lachend. Der Angesprochene blickte ihn nun direkt an. Überraschung konnte man in seinem Gesicht lesen, dann wurde er jedoch wieder ernst. „Halbbruder, Ajay“, kommentierte er trocken. Von der eher herrischen Art ließ sich der Mann jedoch nicht beirren. Im Gegenteil, sein Grinsen wurde nur noch eine Spur breiter. „Macht das einen Unterschied? Ich bin dein letztes lebendes Familienmitglied, seit dieser Tragödie, die...“ „Erspare uns bitte die Einzelheiten, ja?“, fuhr ihm Xanast hart dazwischen. Er mochte nicht an jenen verhängnisvollen Tag denken, an dem beinahe die ganze Familie Zorrac ausgelöscht worden war. Von Dunkelelfen! Er überlebte nur mit Glück, dachte aber, dass es auch Ajay erwischt hatte. Seit diesem Tag hatte er angefangen, die Dunkelelfen zu hassen. 'Man sollte sie alle an ihren Eingeweiden aufhängen!' hatte er damals geschrien. Und genau das hatte er mit denen, die er erwischt hatte, auch getan. Es war ein Gefühl von Genugtuung, er wusste aber, dass es seine Familie nicht zurück brachte.
Doch Rache war wie ein schleichendes Gift, das die Gedanken und vor allem die Seele vergiften konnte.

Er sah sich im Raum um und entdeckte schließlich die junge Dunkelelfe, welche da so ziemlich alleine an der Bar saß. „Ich nehme an, ihr beide kennt euch schon, hm?“ Etwas unheimliches schwang in seiner Stimme mit, es konnte jedoch auch die aufkommende Müdigkeit sein, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Und ich Idiot habe Jinua nicht gesagt, dass es womöglich etwas länger dauern könnte. Mist! Schalt er sich gedanklich. Die Schreiberin und er waren schon seit einiger Zeit zusammen, doch bisher wusste niemand so recht davon. Es gab zwar Ahnungen und einige Gerüchte, die gab es immer und überall, dass sie beide eine Romanze hatten, doch sie wussten es perfekt, Arbeit und Privatleben erfolgreich zu trennen.

„Wo steckt denn Arinna?“ Er konnte sie nirgends entdecken. „Sie müsste oben sein und sich ausruhen. Sie wirkte sehr müde“, sagte sein Halbbruder mit einem Schulterzucken. „Und ich hau mich auch mal aufs Ohr. Bin heute schließlich mehrere Meilen gewandert.“ Er erntete ein Nicken von dem Justiziar.

„Wir sind zwar auch total fertig, aber das muss warten. Wir müssen...Dinge besprechen.“ Eine klare Aufforderung für Ajay. „Schon gut, schon gut, Bruder. Dann geh ich mal hoch und lass euch mal euer Ding machen. Wollte mich ja eh hinlegen. Gute Nacht.“ Xanast sah seinem Halbbruder nach. „Falls du Arinna siehst, schick sie am Besten gleich runter. Es betrifft sie auch.“ rief er noch hinterher.
Kurz darauf waren die Schritte auf der Treppe verklungen, begleitet von einem „Mach ich.“ Jetzt mussten sie warten.
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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Luzien » Dienstag 9. August 2011, 21:51

Mit ihrem schweren Gepäck näherten sich die beiden Nachtelfen dem Gasthof an der Grenze zum unterirdischen Reich. Noch immer hatte sich Luzien nicht daran gewöhnt, dass das festungsartige Steingebäude von Soldaten bewacht wurde. Zumindest waren es Männer der eigenen Fraktion, Schattenkrieger und keine Feinde. Noch waren es keine. Aber sobald der Arm des dunklen Herrschers stark und lang genug war, würde sich das vielleicht ändern. Der Wächter vor dem Eingangsportal gab einen kurzen Appell, als sich die beiden Justiziar näherten. Xanast quittierte dies kurz und trat dann als erstes in den Schankraum der Herberge. Luzien klopfte dem Soldaten mit einem Grinsen gegen die Brust. “Wenn es nichts zu Melden gibt, warum meldest du es dann?,“ fragte er grinsend und schlüpfte hinter seinem Kameraden hinein. Den Wächter lies er mit fragendem Blick in der Kälte dort draußen zurück.
Im selben Moment, da er wieder im süßen Zuhause war, streifte sich der Nachtelf die schwarze Kapuze vom Kopf und zerzauste sich dabei die silbrigen Haare ein wenig. Er machte sich kurz einen Überblick, da ihn das Gefühl nicht los lies, dass mehr Leute hier waren, als früher, als er mit Xanast aufgebrochen war. Im Grunde lag er damit falsch, den die Zahl der Anwesenden war gleich geblieben, nur das Arinna irgendwo im ersten Stock in einem Zimmer war. Dafür war jemand hier, der weit weniger gerne gesehen war. Xanast Halbbruder Ajay. Er war kein selten gesehener Gast, aber trotzdem mochte Luzien ihn und seine Art nicht. Er bekam noch den Rest eines aussichtslosen Versuches mit, den Preis für eine Übernachtung zu drücken. Ein vergebliches Unterfangen, denn man konnte eher mit einer Horde blutrünstiger Wölfe verhandeln, als mit seiner ältesten Schwester. “Nein es war kein Versuch wert,“ kommentierte Luzien das Ende der Unterhaltung und trat zu seiner Schwester Inia. Es lag nicht der geringste Hauch von Humor in seiner Stimme. Mit der freien Hand klopfte er gegen Inias Schulter, die ihm daraufhin die Hälfte der von Ajay bezahlten Fuchsmünzen in die Hand drückte. “Und das weißt du auch. Hör endlich auf, mit Inia zu turteln, sie ist verheiratet.“ Er steckte sich die Münzen in die Tasche, dann zwinkerte er. Aber da er gleichzeitig seine weißen Zähne wie ein Raubtier bleckte, kam es immer noch nicht wie ein Witz rüber, eher wie eine Drohung.
Der Elf lies die beiden Halbbrüder stehen. Er mischte sich nicht gerne in deren Zankereien ein und über den Anschlag auf Xanast Familie redete man ohnehin nicht, solange der junge Justiziar in Hörweite war. Stattdessen durchschritt er den düster wirkenden Aufenthaltsraum, den nur ein Nachtelf gemütlich finden konnte. Sein Ziel war die junge Schwarzhaut die sich in einer Ecke auf einem Stuhl klein gemacht hatte. Irgendwie erinnerte ihn ihr Anblick an eine Katze, die sich zusammengerollt hatte, aber die Vorstellung verdrängte er schnell wieder. Luzien lies den geschwärzten Brustpanzer auf den Tisch vor ihr nieder plumpsen und lehnte sich dann mit einem süffisanten Lächeln gegen die nächste Mauer. “Sieh mal Marleza, wir haben deine Rüstung gefunden. Wäre doch wirklich jammerschade, wenn die irgendwo in einem feuchten Kellergewölbe verrostet wäre, oder?“
Weiterhin frech grinsend, legte Luzien den Kopf leicht schräg und verschränkte die Arme vor der Brust. Er wollte erst mal die Reaktion abwarten, die von Raye-Lin nun folgen musste. Kurz warf er einen Blick über die Schulter, als Ajay sich auf den Weg zu den Zimmern machte. Xanast hatte ihn bereits gebeten, Arinna hinunter zu schicken, also brauchte er das nicht noch anfügen. Mit der eigentlichen Ansprache, wollte er warten, bis alle wichtigen Personen anwesend waren. Dann musste er sich nicht wiederholen. Andererseits würde er Arinna trotzdem irgendwann noch zur Seite nehmen und ihr die volle Wahrheit sagen. Die Dunkelelfe hingegen musste nicht alles wissen. Sein Blick kreuzte den von Ajay und Luziens Augen verengten sich zu Schlitzen. Er vertraute der Ratte nicht. Für ihn blieben zu viele Fragen unbeantwortet. Vor allem weil er den Übergriff der Dunkelelfen heil überstanden hatte, bei dem der Rest seiner Familie gestorben war. Am liebsten würde ich die Ratte zur Mittagszeit raus werfen. Und zwar vollkommen unbekleidet! Der Krieger kicherte leicht über seinen Stummen Scherz und zog eine von Ajays Münzen aus der Tasche. Immer wieder lies er sie über die Finger tanzen, während er darauf wartete, dass seine Zunftschwester hier unten aufschlug.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Mittwoch 10. August 2011, 08:10

Von ihrer 'sicheren' Position aus, etwas abseits von der Bar, beobachtete Raye-Lin das sich nun Ereignende. Mit Eintreten der beiden Justiziare, veränderte sich auch die Stimmung in der Schenke und jagte der Dunklen eine zarte Gänsehaut über die Arme. Auch wenn Raye nicht sagen konnte, worum es hier eigentlich ging, war sie der Meinung, dass Feindseeligkeit und Wut im Raum lagen. Während Ajay sich bemühte einen geeigneten Preis für ein Zimmer zu verhandeln, mischte sich Luzien in die Geschehnisse ein. Raye setzte sich etwas auf, als der Justiziar zu sprechen begann. Seine Worte waren nicht laut und auch nicht besonders herzlich. Was auch immer zwischen den Männern vorgefallen war, es war noch nicht geklärt und hatte einen fiesen Beigeschmack von Hass.
Ganz gleich, welche Wirkung die Schenke auf Außenstehende haben mochte - Xanast und Luzien verbreiteten eine weitaus unangenehmere Atmosphäre. Raye konnte sich nicht helfen, bei den beiden Schattenkriegern hatte sie ein wirklich schlechtes Gefühl. Ihr Blick fiel auf die schwarze Rüstung, die beide mitbrachten. 'Was denn, haben die beiden mal eben schnell auf dem Weg einen Feind vernichtet und sich gedacht, das Rüstzeug würde man ja noch brauchen?!' dachte sie beisich und eine Augenbraue schnellte in die Höhe. Als Xanast dann Ajay anwies, er möge doch Arinna runter schicken, wurde Raye hellhörig. Offenbar galt es noch wichtige Gespräche zu führen und so machte die Dunkle anstallten, sich zu erheben und ebenfalls auf ihr Zimmer zu gehen. Was die Krieger des Reiches zu besprechen hatten, ging sie nichts an und wollte sie garnicht wissen. Bei der sadistischen Ader beider Justiziare, wurde ihr schlecht. Nicht aus Angst vor dem Ausleben auf ihre Kosten, eher, weil sie sich vorstellte, wie die beiden mit einem breiten Grinsen im Gesicht ihre Feinde und die des Reiches quälten und folterten. Die Dunkle wurde je aus ihren Gedanken gerissen, als Luzien auf sie zukam und seinen Teil der Rüstung auf den Tisch neben ihr legte. Seine Rede, die er dann kurz anriss, entlockten ihr einen verwirrten Ausdruck im Gesicht. "Wie bitte?" fragte sie und schaute von der Rüstung zu Luzien und wieder zurück. Dann glitt ihr Blick zu Xanast, der grinsend am Tresen lehnte und zu ihnen herüber blickte. Die Selbstsicherheit der Beiden löste Unbehagen in Raye aus und sie räusperte sich vernehmlich, rutschte etwas unsicher auf ihrem Stuhl herum und festigte dann ihre Stimme. "Hört mal, ich habe keine Ahnung, wovon ihr da redet und um ehrlich zu sein, es interessiert mich auch nicht. Eure Arroganz und Selbstverherrlichung ist wirklich erschreckend und meiner Meinung nach kein Deut besser, als die der Dunklen, die ihr ja so hasst." Sie wollte eigentlich noch etwas hinzufügen, da sie sich gerade in Rage redete, doch sie wurde von Schritten auf der Treppe unterbrochen, als Arinna ihren Weg in den Schankraum fand. Raye war inzwischen aufgestanden und hatte die Arme vor ihrem Körper verschränkt. Ganz klar eine Abwehrhaltung, die jedoch auch verdeutlichte, dass sie über das Machtgehabe von den Justiziaren wütend war.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. August 2011, 00:02

Die Angelegenheit war angespannt. Luzien und Ajay, das waren zwei Gegensätze, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Daher verwunderte es auch niemand, dass sie sich absolut nicht riechen konnten. Doch zu beider Glück war es zu keiner handgreiflichen Konfrontation gekommen. Es war zwar von vornherein klar gewesen, dass Ajay unterlegen wäre, die Sauerei, die dann entstanden wäre, wäre nicht sehr ansehnlich gewesen. Im Gegenteil, sie hätte sich in den Bodenteppichen festgesetzt und wäre nur noch schwer zu entfernen gewesen.

Trotz allem musste man dem Nachtelf eine sonderbare Ausstrahlung zurechnen. Keiner wusste, wie er das Massaker, bei dem die ganze Familie Zorrac umgekommen war, nun genau überlebt hatte. War er nicht anwesend gewesen, oder hatte er mit den Morden sogar etwas zu tun? Ohne irgendeines Geständnisses von seiner Seite aus, würde man es nicht herausfinden können.

Luziens Bemerkung, Inia sei verheiratet, ließ Xanast auf seufzen. „Ich glaube nicht, dass ihn das sonderlich stark interessiert, so war er schon immer. Ein echter Schürzenjäger, der selbst vor der Ehe Anderer nicht halt macht. Aber er ist wie er ist“, meinte er achselzucken, fügte jedoch etwas leiser an: „Und dafür hasse ich ihn“ Anscheinend war die Familienidylle doch nicht so heile, wie man angenommen haben könnte. Er wusste genau, dass das Konsequenzen von Seiten Luzien provozieren könnte, doch er beschwichtigte sogleich. „Lass deinen Ärger an ihm aber ein anderes Mal aus. Jetzt gibt es wirklich wichtigeres, dass unsere volle Aufmerksamkeit erfordert.“ Damit lenkte er das Thema wieder zu Luziens Auftrag, seine geheimen und eminent wichtigen Papiere zurückzuholen.

Und diesem ging sein Zunftbruder gerade nach, auf seine Art und Weise eben. Mit seiner etwas provokant wirkenden Geste, hatte er Raye die Rüstung direkt vor der Nase abgelegt, was diese sofort seltsam kommentierte. Kurz rollte der Schattenkrieger mit den Augen. Es war ihm unbegreiflich, warum sie einfach nicht auf den Gedanken kam, dass das etwas mit ihr zu tun haben könnte? Auch bemerkte er an ihrer Haltung, dass sie Angst hatte. Um das zu erkennen, brauchte man eigentlich kein Schattenkrieger sein zu müssen. Er war lange genug Soldat gewesen, um verschiedene Körperhaltungen genauestens analysieren zu können. Und genau das war es, welches ihn nun doch grinsen ließ. Sie hat Angst! So eine Schwarzhaut ist mir ja noch nie untergekommen. Sonst zeigen sie immer Rückgrat... bevor ich sie schließlich von ihrer jämmerlichen Existenz erlöse. Sein Grinsen wurde nun deutlich breiter, hatte beinahe schon etwas raubtierhaftes. Dann bewegte er sich aus seiner lockeren Haltung und kam rüber zu den beiden. „Ach und das hier auch nicht vergessen, Marleza. Wollen doch nicht, dass du in einer unvollständigen Rüstung herumläufst, das macht sich nicht gut.“ Klirrend fielen die Rüstungsteile auf den Tisch. Kurz kicherte er.
Dann jedoch wurde er ernst. „Genug gescherzt. Probier die Rüstung mal an, damit wir sehen, wie viel wir auspolstern müssen, damit die Maskerade hinhaut.“ Seine Wortwahl duldete keinerlei Widerspruch.

Für Raye standen die Dinge auch schon besser, doch diesmal schwebte sie zumindest nicht in akuter Lebensgefahr. Wären die beiden Nachtelfen ihr feindlich gesonnen gewesen, würde sie nun tot und verscharrt im Wald liegen, wo womöglich etliche Waldbewohner sich an dem ungewohnten Mahl gütlich tun würden. Doch sie lebte, nur blieb immer noch die Frage, wie lange noch? Die Minuten schienen endlos zu verstreichen, da konnte man Schritte auf der Treppe vernehmen. Zuerst könnte man denken, Ajay würde nochmals herunterkommen, doch sie klangen leichter, jedoch auch etwas unkoordiniert und müde. Arinna war es!
Sie trug nicht mehr ihre Zunftrüstung, sondern leichtere Leinenkleidung. Außerdem trug sie ihr Haar nun offen, welches schon etwas außer Form geraten war. Offenbar hatte sie schon etwas in ihrem Bett genächtigt, jedoch wohl nicht allzu lang. Ihr Blick war müde und mehr als einmal gähnte sie leicht, kaschierte es jedoch augenblicklich mit ihrer Hand. „Ajay sagte, ich soll runterkommen. Es sei dringend. Was gibt’s denn so wichtiges?“ Xanast ergriff sofort die Initiative: „Wir müssen ein paar Dinge besprechen. Wir...“ „Ach stimmt, das hatte ich ja total vergessen. Wie war das...nun ja, Gespräch?“ Sie warf einen unsicheren Blick zu Raye hinüber, war sich nicht sicher, wie viele Details sie offenlegen durfte. Wenn es um politisches Hintergrundwissen ging, von dem die Öffentlichkeit nichts mitbekommen darf beziehungsweise sollte, musste man sehr vorsichtig sein. Wenn ein Hauch von Untreue herauskommen könnte, würde der Verursacher hart bestraft werden.

Xanast sah kurz in die Runde. „So, nachdem wir jetzt vollzählig sind, erteile ich Luzien das Wort, damit er sozusagen Licht ins Dunkel bringt.“ Vor allem würde dann auch Raye endlich erfahren, warum die beiden Justiziare sie Marleza genannt hatten und vor allem, was diese geschwärzte Rüstung nun zu bedeuten hatte. Und auch Arinna würde nun auch erfahren, was das Oberhaupt der Schattenkrieger den beiden aufgetragen hatte. Diese sah nun zwischen Xanast und Luzien hin und her.
Meist blieb ihr Blick länger auf Luzien haften. Ob sie sich Sorgen um ihn machte? Ahnte sie bereits, was kommen würde oder war sie nur wegen der Schrammen, die Luzien nach dem Wolfsangriff beibehalten hatte, besorgt? Näheres konnte er nur durch ein gemeinsames Gespräch herausfinden.
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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Luzien » Sonntag 4. September 2011, 15:55

Mit gebleckten Zähnen ballte Luzien seine rechte Hand zur Faust, die Fuchsmünze, mit der er gespielt hatte, verschwand im Inneren, als sich alle Muskeln seines Arms anspannte. Ajay hatte glück, dass er ein Nachtelf – und somit ein Bewohner des Reiches war – und sich bisher noch nichts zuschulden kommen hatte lassen. Ansonsten wäre er schon lange durch Luziens Klingen gerichtet worden. Aber grundlose Selbstjustiz war selbst für einen Justizier ein verbrechen das im besten Fall mit Verbannung bestraft wurde. Und genau das wusste auch diese kleine Ratte, denn ansonsten würde sie sich ihm gegenüber gewiss nicht soviel heraus nehmen. Der skrupellose Teil seines Verstandes, derjenige, der im Kampf die Kontrolle übernahm, hatte schon oft mit der Idee gespielt, dass Ajay ja vielleicht eines Abends von einem maskierten unbekannten überfallen werden und dabei sterben könnte. Und jedes mal, wenn ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, ekelte er sich vor sich selbst. Solche Intrigen und Ränkespiele waren einfach nicht die Art der Nachtelfen. In Morgeria stand so was an der Tagesordnung, aber nicht im Reich. Trotzdem, der Wunsch diesen Bastard einfach abzustechen blieb ...
Kaum hatte Ajay den Aufenthaltsraum verlassen, verbesserte sich auch schlagartig die Laune des Schattenkriegers. Aber nur für einen winzigen Moment, denn dann machte die Schwarzhaut ihren Mund auf. Was sie sagte rang Luzien nur ein müdes Lächeln ab. “Hast du das gehört, Xanast?“ fragte er und dieses mal lächelte er nicht einmal mehr. “Wir sind so Arrogant und Selbstverherrlichend, dass wir keinen deut besser sind als die Dunkelelfen ...“ Ruckartig bewegte sich sein rechter Arm nach vorne und für den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als wolle er Raye-Lin für ihre Worte mit einer Ohrfeige bestrafen. Dann jedoch öffnete sich seine Hand und eine leicht verformte Kupfermünze fiel klirrend vor die Füße der jungen Dunkelelfe. “Hier, damit kannst du jemanden bezahlen, der dir zuhört, denn in diesem Raum gibt es niemanden, der sich für deine Meinung interessiert!“
In diesem Moment kam Xanast herüber und stellte den Rest der Plattenrüstung zum geschwärzten Brustpanzer. Seinen Worten nach, hatte er nicht gehört, was der ältere Nachtelf zuletzt gesagt hatte, gleichzeitig mochte das was er sagte, bereits reichen, damit der Schwarzhaut ein Licht aufging. Es dauerte nicht lange, dann kündeten sanfte Schritte die Rückkehr von Arinna an. Dass man sie überhaupt hörte, sagte Luzien, dass die Elfe bereits geschlafen hatte oder sehr Müde war und dass sie sich nicht auf ihre Bewegungen konzentrierte. Denn ansonsten hätte man sie überhaupt nicht gehört. Schließlich war Arinna nicht nur eine der besten Feldheilerinnen, sondern wenn sie wollte auch leiser als jede Katze es könnte. Kaum schob sich ihre, in ein Nachtgewandt gehüllte, Gestallt die Treppe herunter, da hellte sich auch Luziens düstere Miene auf und der abweisende Blick wandelte sich in ein freundliches Lächeln.
Mit einem Kopfnicken, dass man schon fast als kleine Verbeugung bezeichnen konnte, begrüßte der Justiziar seine Zunftschwester. Er wollte etwas sagen, doch sie machte zuerst den Mund auf, was zu einem kurzen Wortwechsel zwischen ihr und Xanast führte. Luzien kam sich dumm vor, denn irgendwie fand er nicht den richtigen Weg, um mit dem Anzufangen, was er sagen wollte. Daher machte sich schon eine gewisse erleichterung in ihm breit, als Xanast ihm das Wort erteilte. Er war einfach nicht der Typ, der vor anderen Ansprachen hielt, oder sich als Redner verdingte. Seine Vorzüge lagen nun mal ganz woanders. Leicht nickte Luzien Xanast zu und räusperte sich leise, ehe er begann. “Es tut mir wirklich leid, dass ich dich um diese Tageszeit noch einmal benötige Arinna. Ich versuche mich so kurz zu fassen wie möglich, um dir nicht mehr schlaf zu rauben als nötig.
Meine Unterredung mit Nepochal ist zu meinen Gunsten ausgefallen. Gleichzeitig werde ich jedoch sofort wieder ausgesandt, zurück nach Pelgar. Ich soll einige Dokumente retten, die in die Hände der Dunkelelfen gefallen sind. Aber da ist der Haken an der Sache: Pelgar ist Kriegsgebiet. Alleine habe ich kaum eine Chance, diese Aufgabe erfolgreich zu bewältigen, geschweige denn zu überleben. Xanast hat sich bereits angeboten, um mich zu begleiten.“
Mit einem mal sank Luzien vor der Nachtelfe auf beide Knie und neigte das Haupt vor ihr. Ein klares Zeichen der Unterwürfigkeit. “Und ich erbitte auch deine Hilfe, Arinna, denn du bist eine der wenigen Justiziar, denen ich wirklich vertrauen kann und will.“ Es lag nichts flehendes in seiner Bitte und doch hatten seine Worte eine starke Nachwirkung. Im Prinzip hatte er sein Leben in ihre Hand gelegt.
“Ich habe einen Plan, wie wir in die Stadt hinein kommen,“ fuhr er fort, ehe Arinna eine Chance hatte, eine Entscheidung zu treffen. Dann stand er wieder auf und sah anstatt der Nachtelfe, die andere Frau im Raum an. “Und da kommst du ins Spiel, Raye-Lin! Ich habe die Chance ergriffen und bezüglich dir mit meinem Obersten gesprochen. Du wirst inzwischen Gesucht, dein verschwinden aus der Stadt wurde bemerkt und passt zu gut zum Angriff der Dunkelelfen. Als ich von dem Pfeil erzählte, den du auf mich abgeschossen hast, wurde dein Tod befohlen.“ Am liebsten hätte er jetzt arrogant und selbstverherrlichend gegrinst, doch seine Mimik schien versteinert und so blieben seine Züge todernst. “Ich habe zusätzlich die Aufgabe bekommen, dich hinzurichten, Schwarzhaut. Zu deinem Glück, kannst du mir jedoch sehr nützlich sein. Wenn du dich bereit erklärst, diese Rüstung anzulegen, dich als Marleza Schattenfang ausgibst, werde ich gnade wallten lassen. Du musst nicht kämpfen, du musst nicht töten. Du musst nur so tun, als wärst du eine Hauptfrau der Dunkelelfen und uns so Zugang nach Pelgar verschaffen. Ein hochrangiger Dunkelelf mit zwei – oder drei – Söldnern der Nachtelfen wird nicht weiter behelligt werden. Sind wir erst mal in der Stadt, bist du frei und darfst tun und lassen was du willst. Du hast mein Angebot vernommen, ihr beide und nun brauche ich eine Antwort ...“
[OT: Tut mir wirklich leid, dass ich so lange nicht geantwortet habe, aber ich hab vollkommen vergessen, dass ich hier auch noch aktiv bin :(]

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Dienstag 6. September 2011, 11:01

Raye starrte mit grünen, vor Zorn funkelden, Augen abwechselnd Luzien und Xanast an. Die beiden Herrschaften gaben sich große Mühe, ihr Angst einzuflösen, doch Raye hatte endgültig genug von dieser herablassenden Art. Die Vorurteile, gegen ihr Volk, hatte sie schon des Öfteren vernommen, wenn sie früher andere Nachtelfen dabei belauschte, wie sie über die Dunkle Brut redeten. Sie wurde schon früh damit konfrontiert, was es hieß eine Dunkelelfe zu sein und doch wurde ihr noch nie sowenig Respekt entgegen gebracht. Sie wollte nicht viel, doch ein Mindestmaß an Höflichkeit, verlangte sie dennoch. Es war ganz gleich, was ihr Volk getan hatte oder noch tun wird, sie fühlte sich wie eine Nachtelfe und wollte auch so behandelt werden. Ehe die Situation jedoch eskalieren konnte, fand Arinna ihren Weg zu ihnen. Sofort wurde Luzien's Körperhaltung entspannter und auch Xanast schien ein wenig beruhigter. Raye-Lin lächelte sachte - ein zynisches Lächeln. Während Luzien seine Ansprache hielt, sich auf den Boden warf und vor Arinna den Diener machte, wanderten Raye's Augen zu der schwarzen Rüstung. Sie betrachtete das Ungetüm und auf ihr Gesicht trat ein zweifelnder Ausdruck. Sie hörte Luzien's Worte und stellte sich automatisch vor, wie sie darin wirken würde. Seltsamerweise, geriet die Dunkle nicht sofort in Rage, als Luzien seinen Plan präsentierte. Im Gegenteil, stumm hörte sie dem Nachtelfen zu und musterte abwechselnd ihn und die Rüstung. Dann regte sich etwas in ihr, tief drinnen, ohne, dass sie Einfluss darauf nehmen konnte. Ein Schauer überlief ihren Körper und sie spürte, wie sich das Etwas in ihr die zehn Finger nach der Rüstung beleckte.

Fast wie in Trance, führte Raye eine Hand an die Rüstung, zögerte jedoch, sie zu berühren. Dann blinzelte sie das seltsame Gefühl weg und zog gleichzeitig auch die Hand zurück. Sie blickte auf, sah zu Luzien, Arinna und Xanast. Dann schluckte sie einen dicken Kloß herunter und meinte zögerlich: "Ich bezweifel zwar, dass ich für diese Tat gleich hingerichtet werden soll, da ich ebenso im Staat der Nachtelfen aufgewachsen bin, wie du, doch ich verstehe deine Miesere. Du brauchst mich." Ihre Stimme wurde fester : "Ohne mich ist euer Plan zum Scheitern verurteilt und ich weiß auch, dass euch mein eigenes Wohlergehen wenig bis überhaupt nicht schert..." die Worte waren weder vorwurfsvoll, noch theatralisch, sondern einfach wahrheitsgemäß und sachlich. "Ich weiß, " sie blickte zu Luzien "und du weißt es auch", dann wandte sie den Blick wieder auf die Rüstung "dass ich jederzeit einen Prozess einberufen kann, der mir faire Chancen ausrechnet. Ich stelle mitnichten eine Gefahr für das Reich da und das weißt du sehr genau, Luzien." Sie lächelte schwach und in ihren Augen lag ein merkwürdiger Glanz "Aber ich habe meine Schuld nicht vergessen und wenn es diese Art von Bezahlung sein soll - dann bitte." Sie befreite sich aus der leichten Traurigkeit mit einem Räuspern und sah mit starker Körperhaltung und entschlossenem Ausdruck in die Runde: "Ich tu's." Mit Seitenblick auf Luzien und Xanast fügte sie noch hinzu: "Aber ich tue das aus freien Stücken und nicht wegen etwaiger, niederer Erpressung oder Schikane. Sondern, weil ich ein Lebenspfand zurück zu zahlen habe. Versprechungen jeglicher Art, ich wäre frei oder sonst etwas, interessieren mich nicht. Ich bin nach wie vor frei und keine Gefangene. Das sollte klar sein." Damit nickte sie entschlossen in die Runde und klopfte zweimal mit dem Fingerknöchel auf den Tisch, auf welchem die Rüstung lag. "Gute Nacht." meinte sie förmlich, straffte die Schultern und marschierte durch die Mitte, wandte sich nach Rechts und ging zielstrebig die Treppenstufen hinauf.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Erzähler » Dienstag 15. November 2011, 22:41

Nun waren alle da. Arinna sah zwar aus, als würde sie jeden Moment wieder einschlafen, doch sie bemühte sich, den Erklärungen von Luzien zu lauschen. Xanast saß eher gelangweilt herum und hantierte mit einem seiner Kurzschwerter. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wären sie sofort aufgebrochen, aber da niemand wirklich auf ihn hörte, galt seine Aufmerksamkeit seinem 'Werkzeug'.
Raye betrachtete die Rüstung und mit einem Mal war in ihr ein Verlangen, ein Verlangen, diese Rüstung tragen zu wollen, gerade als der Justiziar darauf aufmerksam machte. Sie konnte sich dieses Gefühl nicht erklären. Noch niemals zuvor hatte sie ein solches Kunstwerk morgerianischer Schmiedekunst gesehen. Diese Rüstung hatte wohl einer ranghohen Offizierin gehört. Wo die aber steckte, das wollte sie sicherlich nicht herausfinden.

Als Luzien sie wegen der angeblichen Verbrechen ansprach, regte sich Xanast ein wenig. Ein wissendes Grinsen war auf seinem Gesicht zu erkennen. Er wusste genau, dass sein Zunftbruder log, um sie zum kooperieren zu bewegen. Und dem Anschein nach zeigte die Drohung, so falsch sie auch sein mochte, Wirkung. Sie erklärte sich einverstanden, ihnen bei dieser Sache zu helfen. Einen Makel hatte es trotzdem: sie sprach sich selbst frei von aller Schuld. Kurz verengten sich die Augen des Schattenkriegers zu Schlitzen. „Das ist noch nicht raus, ob du unschuldig bist oder nicht“, zischte er durch zusammengebissene Zähne.
Arinna bemerkte diesen aggressiven Ton trotz ihrer Müdigkeit und warf ihrem Zunftbruder einen eher säuerlichen Blick zu. „Hör auf, sie andauernd schlecht zu machen“, sagte ihr Blick, welchem der Nachtelf aufs ärgste auswich. Die Nachtelfe hatte einen starken Charakter und genug Können, um jemandem wie Xanast Paroli zu bieten. Man sah ihr an, dass sie deutlich reifer und erwachsener wirkte, als der heißspornige und etwas jüngere Nachtelf.

Raye hatte hingegen die Nase gestrichen voll. Sie wollte nur noch schlafen, auch wenn die dargebotene Rüstung immer noch einen riesigen Reiz auf sie ausübte. Währenddessen beobachtete sie, wie Luzien vor Arinna niederkniete und sie praktisch anflehte, ihn zu begleiten, auch wenn der Ausgang dieser Mission noch in Manthalas Zwielicht lag. In ihrem Gesichtsausdruck konnte man erst Verblüffung, sowie Erstaunen erkennen, welches sich jedoch langsam aber sicher zu einem Lächeln wandelte. Das war für die Elfe wohl zu viel, denn sie bewegte sich sehr zielstrebig in Richtung Treppe. Keiner der Anwesenden schien große Lust zu haben, sie davon abzuhalten. Die Sache war ja nun geklärt: sie würde mitspielen, wenn auch nur unter Zwang und die beiden anderen Justiziare würden ja eh mitkommen.

„Bevor ich mich auch eine Runde auf's Ohr haue, werde ich die faule Bande da draußen noch mal auf Trapp bringen. Sonst schlafen die noch im Dienst ein, weil sie so viel Alkohol gesoffen haben. Und dann bekommen auch wir Ärger“, meinte Xanast genervt und auch aus der Küche drang Inias Zustimmung. „Tu dir ruhig keinen Zwang an. Die Kerle haben schon den halben Weinvorrat geleert. Mutter sieht das gar nicht gerne.“ Übertrieben salutierte der Nachtelf. Dann wandte er sich grinsend ab. Auch für Luzien wäre das ein Grund, die Wachen auf Vordermann zu bringen. Immerhin betranken die sich mit dem Wein, welchen seine Mutter teuer einkaufen musste.

Zu Luzien, welcher immer noch vor Arinna verharrte, sagte Xanast: „Wir sehen uns dann später. Wird wohl eine ganze Weile dauern, den Typen da draußen Beine zu machen.“ Dann öffnete er fast geräuschlos die Türe und verschwand in die Dunkelheit. Wenn er eines konnte, dann sich vollkommen leise davonstehlen oder anschleichen. Immerhin war er ein ausgebildeter Scharfschütze und Pirscher.

Nun waren Arinna und Luzien alleine im Schankraum. Behutsam ließ sich die Nachtelfenfrau herab, damit sie beide auf Augenhöhe waren. Kurz blickte sie ihn mit einem seltsamen Blick an, dann jedoch lächelte sie wieder. „Es wäre mir eine Ehre, dich zu begleiten, auch wenn es mir beim letzten Mal missgönnt wurde.“ Sie lächelte erneut und ohne Vorwarnung beugte sie sich vor und ihre Lippen trafen die seinen. Sekunden, Minuten, diese Worte waren für diesen einen Moment vollkommen bedeutungslos. Ein stiller Augenblick für sie beide allein, welchen kein anderer mitbekommen zu haben schien. Nach einer halben Ewigkeit löste sie sich wieder von ihm. Ihre Wangen waren leicht gerötet, so als würde sie sich dafür schämen, was gerade passiert ist. „Es...es tut mir leid. Es ist so mit durchgegangen. Bitte verzeih mir“, versuchte sie ihr Tun zu erklären. Sie hoffte innerlich, dass Luzien dafür Verständnis hatte, denn sonst hätte sie es sich mit ihm gerade gründlich verscherzt.
Und so saßen sie da, einander gegenüber.

Raye bekam von alledem nichts mit, sie war schon längst in ihrem Zimmer angekommen und würde sich nichts sehnlicher wünschen, als schnell in einen wunderbaren Traum zu fallen, und das der morgige Tag lange auf sich warten ließe. Blieb zu hoffen, dass dieser Tag nicht so schrecklich werden würde wie dieser.
Aber wer wusste schon, was das Schicksal für einen noch bereit hielt...

[Sorry, dass es so lange gedauert hat. Aber ich habs doch noch geschafft!]
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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Luzien » Montag 28. November 2011, 18:41

Wenn er nicht die Augen geschlossen und ganz tief durchgeatmet hätte, wäre Luzien mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in die Luft gegangen. Dieses verdammte, schwarzhäutige Miststück regte ihn wirklich mit jeder ihrer Regungen mehr auf! Ganz eindeutig hatte sie den ernst der Lage nicht verstanden. Sie WAR eine Gefangene und das auch noch im Zuhause eines Justiziars. Niemand und wirklich niemand würde ihr einen fairen Prozess zugestehen, wenn ein einziger der Schattenkriegerelite sich dagegen aussprechen würde. Im Grunde würde es nicht einmal zu fragen kommen, wenn er selbst sie hier und jetzt umbringen würde. Ein paar Blutflecken die man wegwischen müsste, ein Kadaver, den man irgendwo im Wald entsorgen konnte. Aber soweit würde und durfte es nicht kommen. So ungern Luzien es auch zugab, er brauchte die Dunkelelfe und das weit mehr, als sie auf ihn angewiesen war. Trotzdem war er alles andere als unglücklich darüber, das Raye-Lin die erste war, die sich wieder aus der Gruppe zurückzog und nach oben ging. Gut, dass Wissen, dass sie eines der besten Zimmer des Hauses bewohnte und das völlig kostenlos und sie sich nun in die weichen Laken werfen würde, versetzte ihm schon noch einen Stich, aber der war wesentlich angenehmer, als ihre tatsächliche Anwesenheit.
Dass sich auch Xanast verabschiedete, bekam er hingegen zuerst gar nicht mit, denn auf den war Luzien nicht so stark eingestimmt. Dafür waren seine Gedanken einfach zu weit woanders. Erst als seine Schwester etwas bestätigendes auf die Worte des jungen Nachtelfen sagte, wurde auch er aufmerksam. Was genau Xanast nun gesagt hatte, wusste er nicht, wahrscheinlich hatte es etwas mit den Gardisten vor der Tür zu tun gehabt. Bevor der jüngere die Tür erreicht hatte, rief Luzien ihn noch einmal zurück. "Xanast warte! Ich möchte dich um etwas bitten: Achte darauf, dass unserer schwarzhäutigen Freundin nichts passiert, während sie bei uns ist. Ich habe ihr versprochen, dass ihr nichts passiert und würde nur ungern wortbrüchig werden, verstehst du?" Sein Blick hatte etwas ungeheuer eindringliches, seine Mimik war so ernst wie nur irgend möglich. Es stimmte, er mochte die Dunkelelfen nicht, da machte auch dieses junge Exemplar keine Ausnahme, aber bei seiner Ehre, dass war noch kein Grund, dass er sein Versprechen nicht hielt. Dann wurde er aber wieder etwas Lockerer und fügte lächelnd hinzu: "Sei zu den Jungs draußen nicht zu hart. Die haben’s auch nicht immer leicht, vor allem wenn sie etwas so langweiliges machen müssen, wie diese Baracke zu bewachen." Zum abschied hob er noch einmal die Hand, dann verschwand Xanast nach draußen.
Da alle anderen sich verabschiedet hatte – auch das Licht in der Küche war verloschen, was wohl bedeutete, das Inia ebenfalls zu Bett gegangen war – blieb Luzien mit Arinna alleine zurück. Das passierte sehr selten, für gewöhnlich trafen die beiden Justiziar sich nur in größeren Zusammenkünften oder der Öffentlichkeit. Bei den drei, vier Gelegenheiten, da sie mal für kurze Zeit alleine waren, flaute immer ein seltsames Gefühl in ihm auf, auch wenn er nicht genau benennen konnte, was es war. Auf jeden Fall schnürte es ihm im Augenblick die Kehle zu und er wusste nicht, was er sagen sollte. Arinna hingegen fiel dies nicht so schwer und Luzien wurde leichter ums Herz, als sie zustimmte, ihn, Raye und Xanast zu begleiten. Jetzt sah nicht mehr alles so düster aus.
Was sie aber als nächstes tat, überraschte ihn so sehr, dass er gar nicht reagieren konnte. Sie ruckte vor und küsste ihn. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit und doch schien es viel zu schnell zuende zu sein. Als sich ihre Lippen wieder lösten, stammelte Arinna eine Entschuldigung und wirkte ein wenig beschämt. Luzien schwieg weiterhin und sah seine Zunftschwester nur Wortlos an. Aber dieses mal sah er sie nicht als Soldatin, als Agentin, als Schattenkriegerin. Er sah sie zum ersten mal mit ganz anderen Augen. Dann endlich reagiert er und schüttelte leicht den Kopf. "Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest," flüsterte er leise. Anschließend ergriff er selbst die Initiative. Seine Arme umschlossen ihren Oberkörper und zogen die hübsche Nachtelfe näher an sich heran. Mit wesentlich mehr Gefühl erwiderte Luzien die Liebkosung von Arinna, als er sie zum zweiten mal küsste. Lächelnd löste er sich wieder von ihr. "Ich … du ... wir sollten uns wohl auch hinlegen. Morgen wird ein anstrengender Tag..."

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Raye-Lin Sarlathza » Montag 28. November 2011, 22:27

Den weiteren Verlauf des Gespräches, nahm die Schwarzhaut gar nicht nicht mehr wahr. Sie ging, lautlos wie es einer Elfe (auch einer wie ihr) angeboren war, die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer und schloss die hölzerne Tür hinter sich. Von unten drangen gedämpfte Stimmen an ihre empfindlichen Ohren und sie lauschte für eine Sekunde, ehe sie sich entschloss, dem ganzen für heute ein Ende zu bereiten.
Sie ließ den Türknauf los und ging durch den vom Mond erhellten Raum. Das Bett lockte sie und doch konnte sie nicht an Schlaf denken. Zuviel ging der jungen Elfe im Kopf herum, zu vieles war geschehen und wurde in Gang gebracht. Vor ihrem geistigen Auge, tauchte das Bildnis der schwarzen Rüstung auf und erneut spürte die verwirrte Elfe, wie sich etwas in ihrem Herzen regte. Lag etwa ein Zauber auf der Rüstung? Ließ diese Rüstung sie selbst frohlocken und geifern nach ihr? Etwas schnürte die Kehle der Dunklen zu und sie hastete zum Fenster, um es zu öffnen. Kalte Luft strömte herein und flutete binnen Augenblicken, so schien es, den Raum. Auf das Fenstersims gebeugt, stand sie am offenen Fenster und beobachtete das vage Treiben vor dem Gasthaus. Sie konnte die Wachen erkennen und hörte flüchtig die Stimme von Xanast. Das veranlasste sie, ihre Postion zu verlassen; schloss das Fenster aber nicht wieder.

Die zierliche Gestalt setzte sich im Mondschein auf ihr weiches Bett und legte die Hände in den Schoß. Gedankenverloren sog sie die frische Luft in ihre Lungen und versuchte das betäubende Gefühl der Kälte in sich aufzunehmen. Da saß sie nun und wusste weder ein noch aus. Im Grunde ihres Herzens hatte sie einfach angst vor dem, was sie erwarten würde. Sie wusste, dass Luzien und Xanast ihre Drohungen durchaus wahr machen konnten und dies einfach wann und wie sie wollten. Sie war ihnen schutzlos ausgeliefert und hatte überhaupt nichts in der Hand, um sich zu verteidigen - eine denkbar schlechte Position.
Ihr Trotzverhalten am Abend hatte sich mit jeder Stufe, die sie erklomm, mehr verflüchtigt und sie kehrte zurück in ihre wahre Natur: Dem schüchternen, blutjungen, verwirrten Mädchen, das sie war. Sie selbst sah sich natürlich als eine durchaus gleichberechtigte Frau, doch die Wahrheit wurde seit ewigen Zeiten und in allen Teilen der Welt liebend gerne verzerrt und gedehnt.

Tief ging ihr Atem und sie spürte die kalte Luft, ihre Lungen füllen. Wo war sie da rein geraten? Wie hatte es passieren können? Es ist dein Schicksal flüsterte - oder wisperte eher - eine wohlbekannte Stimme, die durch die Fieberschübe in den Hintergrund gerückt war. Jetzt jedoch, wo sie alleine war mit sich und ihren Gedanken, hatte ihre eigene, innere Stimme durchaus die Gelegenheit zurück zu kehren und sie zu beeinflussen. Da ist etwas Böses in mir... dachte sich die Elfe und schauderte bei der wörtlichen Benennung ihrer Angst. Sich mit einem Ruck dazu bringend, dem ganzen Unfug ein Ende zu bereiten, glitt Raye-Lin von ihrem Bett und schloss das Fenster mit einem lauten "Rums". Sie ging ins Badezimmer, gleich nebenan, und klatschte sich Wasser ins Gesicht, um wieder klarer zu werden. Sie hob den Blick und schaute sich selber, aus dem Spiegel an, der dort über dem Waschbecken angebracht war.
Zwei giftgrüne Augen starrten aus schwarzer Farbe hervor und das Wasser perlte von den wenigen weißen Strähnen, die ihr ins Gesicht hingen. Giftgrüne Augen, pechschwarze Haut... du hast jede Merkmale, die dich dem Bösen zuschreiben. Bitterkeit machte sich langsam im jungen Herzen breit und Raye tupfte sich das Gesicht mit einem Handtuch ab, bevor sie das Badezimmer verließ und zum Bett ging. Argwöhnisch betrachtete sie die weichen Kissen und Bezüge und ließ sich schließlich auf den Decken nieder.

Die Arme unter ihren Hinterkopf gelegt, starrte sie gen Decke und hatte die Stirn in Falten gelegt.
Sie wusste nicht, wie lange sie schon dort lag, doch es war ihr egal. Schlaf fand sie auch Stunden später keinen und sie rollte sich immer wieder in die verschiedensten Positionen. Doch es war völlig egal, wie sie sich auf das Bett legte: Schloss sie die Augen, zuckten blutrünstige Bilder auf und erschreckten sie so sehr, dass ihr Herzschlag schneller wurden. Betrachtete sie stattdessen die Zimmerdecke mit ihren Schatten, meinte sie die Schattenkrieger zu erkennen, die sich ihrer bemächtigten und sie demütigten. Vergrub sie ihr Gesicht in den Kissen, schrie die Stille in ihren Ohren, sie würde erbärmlich zugrunde gehen. Egal was Raye-Lin auch tat oder nicht tat: Sie fand keinen Schlaf in dieser Nacht sondern wurde heimgesucht von allen erdenklichen Ängsten und Gedanken über das Bevorstehende.

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Re: Rückkehr in die Heimat

Beitrag von Erzähler » Freitag 6. Januar 2012, 13:55

Da saßen sie nun. Die Zeit schien wirklich still zu stehen. Arinna hatte keine Ahnung, was ihr Kuss bei Luzien bewirkt hatte. Hatte sie es geschafft und ihn etwas aufgetaut? Schien so, denn er erwiderte ihre Geste auf die gleiche Art und Weise, jedoch etwas intensiver. Sofort spürte die Nachtelfe, wie ihr Herz anfing wie wild zu hämmern. Trotzdem fühlte sie sich dabei etwas seltsam, er sicher nicht minder. Das sie dabei auch noch direkten Körperkontakt hatten, verstärkte dieses Gefühl ungemein. Dabei hatte sie ihn eher distanzierter in Erinnerung. Dem Anschein nach, hatte sie seine sensible Seite geweckt.
"Ich … du ... wir sollten uns wohl auch hinlegen. Morgen wird ein anstrengender Tag..." Kurz zog sie eine Augenbraue hoch. Dies konnte man auf die eine oder andere Weise deuten. Was sie bemerkt hatte, war, dass er nun doch etwas nervöser als am Anfang zu sein schien. Nach diesem Erlebnis war das wohl kein Wunder. „Mache ich dich etwa nervös, Luzien?“ flüsterte sie leise und lächelte. Nun hatte er ihr vollkommenes Interesse geweckt. „Meinst du nicht, dass du dich nicht etwas übernimmst? Ich weiß, der Auftrag ist wichtig, die Sicherheit des Reiches von höchster Priorität, aber wann hast du dich das letzte Mal hingelegt, mit dem Gedanken, am nächsten Tag mal nicht aufstehen zu müssen? Das dürfte wohl schon etwas länger her sein, nicht wahr?“ Sie rückte nun ein Stückchen näher an ihn heran. Sein Kuss ließ sie wieder Mut schöpfen. „Genieße einfach diesen wundervollen Moment.“
Und wieder küsste sie ihn. Man musst kein Hellseher sein, um zu merken auf was das hinaus laufen könnte, doch niemand störte sich daran, außer ihnen beiden war niemand mehr im Raum. Inia war wohl schon zu Bett gegangen, denn das Klappern des Geschirrs war verstummt. Oder aber sie lauschte, was ihr Brüderchen und Arinna so trieben. In letzterem Fall würde sie innerlich jubilieren, denn ihre Mutter und sie versuchten schon lange, Luzien unter die Haube zu bringen. Sanft strich sie ihm über die Brust und auch wenn er eine Rüstung trug, konnte er ihre sanften Berührungen spüren, was auch in ihm wohl ein gewisses Feuer entfachte. Ich wünsche mir, das dieser Moment niemals endet. Nach einer Weile löste sie sich schließlich von ihm. „Du hast recht, wir haben einen harten Tag vor uns und sollten uns wirklich eine Portion Schlaf holen. Wenn noch etwas zu klären ist, du findest mich in meinem Zimmer.“ Sie gähnte einmal herzhaft und wäre wohl auf der Stelle eingeschlafen, wenn sie sich nicht wieder gefangen hätte. „Hoppla. Ich kann vor lauter Müdigkeit ja kaum noch stehen.“ Dann sagte sie Luzien noch, wo er sie dann finden konnte und ging dann schon in Richtung Treppe. War das Strategie? Das musste ein jeder für sich ausmachen. Ihr war seine scheinbare Erregung nicht verborgen geblieben, hatte aber nichts dazu gesagt, um nicht alles zu zerstören.
Von draußen her konnte man gedämpfte Stimmen her hören. Einige klangen gar nicht mehr so nüchtern. Offenbar versuchte Xanast die Wachen da draußen so weit wie möglich wieder aufzubauen, sodass sie eventuellen Gefahren besser widerstehen konnten. Was ihm aber wohl wegen dem Alkohol und der Kälte nicht leicht fallen dürfte. Die Moral der Wächter war fast auf Null gesunken. Und dann war da immer noch das Problem, dass Dunkelelfen durch den Wald schlichen. Das machte die Situation nicht gerade erträglicher.


Während die beiden Nachtelfen miteinander schäkerten, hatte Raye ihre ganz eigenen Probleme. Sie konnte einfach nicht einschlafen, obwohl sie sehr wohl müde war. Die ganze Aufregung und vor allem der Auftrag, in den sie mit hinein gezogen worden war, nagte schwer an ihr. Und dann waren da noch die bohrenden Stimmen der Vergangenheit. Ob sie die wohl irgendwann los werden würde? Oder waren es die der Gegenwart, welche sie für ihr Verhalten martern wollten? Sie konnte froh sein, wenn sie nicht wahnsinnig werden würde.
Vielleicht war es ein Fehler gewesen, das schützende Reich zu verlassen. Denn dann wäre sie nie in dieser Situation gelandet, wäre nicht mit den Justiziaren in Konflikt geraten und wäre auch nicht im halb zugefrorenen Sumpf ertrunken.

Stunden schienen vergangen, da war sie nun doch endlich in einen leichten Schlaf gefallen. Gedanken manifestierten sich, verwirbelten und verschwanden schließlich, ohne das sie sich einen Reim darauf machen konnte. Visionen von Nexor, ihrem Ziehvater suchten sie heim. Das Traumbild des Nachtelfen redete wie wild auf sie ein. Und schon fand sie sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Als sie gefunden und im Reich aufgenommen worden war, ihre ersten Jagdausflüge bewältigt hatte. Dann jedoch verschwamm die Vision und etwas neues erschien.

Es war ein kleines Wesen, ähnlich eines Gnoms oder eines Kobolds. Es trug eine rote Zipfelmütze und seltsam anmutende Kleidung. Mit einem Satz war das Wesen bei ihr. „Wenn du brav gewesen bist, habe ich dieses Geschenk für dich, Ray-Lin Sarlathza.“ Bevor die Dunkelelfe auch nur antworten konnte, verschwand die Gestalt so schnell, wie sie gekommen war. Zurück blieb eine kleine, schön verzierte Schatulle, ähnlich derer, in der man Schmuck aufbewahrte.

Was war das wohl? Ein Stück Pergament befand sich auch dabei. Darauf konnte sie Nexors Handschrift erkennen.

Liebe Raye,

ich möchte dir diese Schatulle samt Inhalt zum Geschenk machen. Verzeih, dass ich es dir erst jetzt offenbaren konnte, doch ich wollte in aller Ruhe abwarten, bis du reif genug dafür warst. Es handelt sich um ein Amulett, welches dir in Zeiten der Kälte Wärme und Geborgenheit schenken soll, sollte ich nicht mehr dazu in der Lage sein. Denn dies ist auch seine besondere Fähigkeit: Schutz vor der Kälte des Schnees und des Eises. Möge er dafür sorgen, dass du nie verzweifelst.

In Liebe

Nexor


Der Brief war zwar recht kurz gefasst, enthielt aber eine Menge brauchbarer Details. Dieses Amulett könnte sie wirklich gut gebrauchen. Aber leider war es ja nur ein Traum. Oder doch nicht? Wenn Raye die Augen öffnen würde, könnte sie sehen, dass die Schatulle aus ihrem Traum auf dem Nachttisch stand, darunter ein Stück Pergament.

@ Raye: http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... ichtel.jpg

@ Luzien: du kannst zu Bett gehen, oder noch mal mit Arinna in Kontakt treten. Wer weiß, was dann drauß wird... ;)
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