Ganda lag weit hinter ihnen. Devin war die ganze Nacht über gefahren und jetzt erhoffte er sich einen freundlichen Sonnenaufgang, als sie die Grenze zum Königreich Jorsan hinter sich ließen. Doch das Abenteuer des Jungen begann mit einem heftigen Regenschauer. "Schnell!", rief er, bremste das Pferd ab und kletterte nach hinten zu Alea und Rejan in den Laderaum. "Dort sind lange Holzstehlen. Stelll sie auf und spann eine der Decken darüber." Dafür dass es Alea war, die bereits auf Abenteuern gewesen war und Devin der Neffe des Wirts, für den er die Böden gewischt hatte, stellte sich der Bursche äußerst geschickt in seinem von ihm erwählten neuen Leben an. Er zückte ein kleines Messer und durchtrennte den Strick, mit dem sie in der Nacht zuvor den noch immer unter einem Fluch leidenden Rejan aus dem ersten Stock in den Wagen gelassen hatten. Er gab Alea jeweils zwei abgeschnittene Stück und teilte den Rest des Seils gleichmäßig auf. So gelang es, die Stehlen an den Ecken des Karren festzubinden.
Insgeheim ärgerte sich Devin, dass sein Onkel nie erwogen hatte, einen Karren zu kaufen, der ein Bogendach besaß. Aber er fuhr bei schlechtem Wetter nicht heraus und der Karren hatte bisher lediglich dazu gedient, kleinere Dinge aus den entfernteren Enden des Dorfes Ganda abzutransportieren oder wenn Devin kleinere Botengänge zu den umliegenden Höfen machen sollte. Er war nie dazu gedacht, einfach auszureißen und länger als einen Tag fortzubleiben. Aber der Onkel würde sich nun wundern. Devin war fort, der Karren und das Pferd ebenfalls. Keines der drei sollte der Mann jemals wiedersehen, das hatte sich der Junge geschworen. Vielleicht würde sein Oheim von ihm hören. Eines Tages, wenn er es zu etwas gemacht hatte. Wenn Celcia ihn als Helden kannte! Wunschträume eines jeden Burschen.
Devin sprang aus dem inzwischen abgedeckten Laderaum. Er löste das Pferd aus der Vorspannung, so dass es ein wenig Bewegungsfreiraum bekam. Zunächst stapfte es ein paar Schritte, schnupperte an dem wilden Gras, das hier über die vielen Hügel wuchs wie ein dichter Teppich. Es fraß sogar, aber letztendlich entschied das Tier, dass der Regen auch kein Wetter für es war. So kehrte es zum Karren zurück, streckte seinen Kopf unter die Überdachung. So blieb wenigstens dieser trocken. Auch Devin war dorthin zurückgekehrt. Er hockte sich in eine Ecke, wrang sein strohblondes Haar aus und winkelte anschließend die Beine an, um Arme und Kopf auf den Knien zu betten. "Rumdett ist noch ein ganzes Stück", versuchte er, ein Gespräch anzufangen. "Gibt es dort wirklich nur Piraten? Sind sie böse? Warum willst du an ihren Strand?" Der Junge stellte einen Haufen Fragen, schon seit Alea ihn kennen gelernt hatte. Aber er war so wissensdurstig, fürchtete er doch, die interessanten Dinge des Lebens könnten ihm entgehen, wenn er nicht fragte. So schaute er Alea neugierig an, auf die vielen Antworten gespannt, die sie ihm noch schuldig war.