Der Weg führt nach Pelgar

Diese große Graslandschaft liegt im Herzen des östlichen Teiles Celcias. Bei einem Unwetter verwandelt sich diese schöne Ebene in ein sehr gefährliches Gebiet, da es kaum Schutz bietet. Der große Fluss Ilfar teilt die Ebene in zwei Hälften.
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Eleyna d'Yaincre
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Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 4. April 2011, 14:23

Während Eleyna aufsaß, tänzelte das schwarze Pferd unruhig. Sich sanft in den Sattel gleiten lassend, beugte sich die Dunkle vor und klopfte den Hals des Tieres. Mit sanften Tönen beruhigte sie den Hengst, der immer wieder den Kopf schüttelte und schnaubte. Selbst die Tiere spüren die Bedrohung. dachte sie bei sich und warf einen Blick zurück über ihre Schulter.
Was sie sah, war einst ihre Heimat gewesen; ein glücklicher Ort, voller Harmonie und Freiheit. Doch jetzt, so kam es ihr vor, überschattete ein Schatten die Stadt Andunie. Es mochte Einbildung sein, dass das Dunkle Volk auch den Himmel verdunkelte, doch sie empfand es als schleichende Bedrohung, die in den letzten Wochen einen immensen Erfolg verzeichnen durfte.
Den Blick nach vorne lenkend, blickte sie einer gedachten Linie entgegen, die sie auf möglichst direktem Wege nach Pelgar führen sollte. Sie hatte sich einen groben Plan zurechtgelegt und hatte vor, diesen einzuhalten. Sie würde in gut anderthalb Tagen an der Brücke sein, die ihr das Überqueren des Flusses Ilfar ermöglichen würde, der sie bisher von der einstigen Menschenstadt trennte. Danach dauerte es vielleicht noch mal so lange, bevor sie dann auch schon die Lager der Dunklen erreichen und wenige Zeit später, durch die Tore reiten würde.

Während sich ihr Pferd, auf leichtem Druck in die Flanken hin, im gemächlichen Galopp auf den Weg machte, ging die Elfe im Kopf noch einmal ihre Geschichte durch. Immerhin brauchte sie einen guten Grund, um die Stadt betreten zu können. Die Eintrittskarte, die ihr den Durchmarsch durch die Vorlager ermöglichen sollte, war ihr Äußeres. Immerhin war auch sie eine Dunkelfe, was sie im Herzen trug, ging keinen anderen etwas an.
Doch um in die Kasernen zu gelangen - denn das war ihr Ziel - brauchte sie schon einen Grund mehr und so bat sie, bevor sie nach Andunie aufgebrochen war, in ihrer Kaserene in Morgeria um Versetzung nach Pelgar. Das Eleyna sich bisher immer löblich abzeichnen konnte, in ihren Aufträgen, gewährte man diese Bitte. Kurz glitt die Hand der Elfe zu ihrer Gürteltasche und prüfte, ob sich das kostbare Dokument noch darin befand. Dieses Dokument, diese Schriftrolle, würde ihr Zugang zu den kaseren sein und dem dort befehlshabenden Offizier bestätigen, was der weibliche Mischling ihm zuvor erzählt hatte. Sie würde die Rolle eines Kuriers übernehmen, wenngleich dies nicht die volle Wahrheit war, was auch der Offizier wissen würde. Immerhin war sie seit Jahren ausgebildete Spionin und würde sicherlich den ein oder anderen Dienst als solche absolvieren müssen. Doch das alles war zurzeit nebensächlich.
Eleyna ging es im Moment nur darum, ihren Verbindungsmann zu den Menschen, Arrond Vesuve, zu finden. Seit der Übernahme der Dunklen hat sie nichts von ihm gehört und das beunruhigte sie. Um zu klären, wo er war, ob es ihm gut ging, würde sie auch niedere Arbeiten wie Kurierdienste übernehmen. Das war alles nur Tarnung und Mittel zum Zweck. Vorrangig war zurzeit das Fuß-fassen in Pelgar. Alles weitere würde sich zeigen.

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. April 2011, 17:47

Eleyna verabschiedete sich Wortlos von den Ruinen dessen, was vor fast einem halben jahrhundert einmal ihr Elternhaus gewesen war und schwang sich in den Sattel ihres schwarzen Hengstes. Der Anblick der niedergebrannten Mauern hatte viele Erinnerungen in ihr geweckt, manche davon gut, die meisten eher schlecht. Aber jetzt galt es nicht, die Vergangenheit zu schwelgen, sondern den Blick in die Zukunft zu richten. Arrond Vesuve, einer der wenigen Menschen, den Eleyna als wahren Freund bezeichnen konnte, war wahrscheinlich in höchster Gefahr, wenn er denn überhaupt noch lebte. Niemand war so dumm, sich gegen das Terrorregime der Dunkelelfen zu stellen, erst recht nicht im eroberten Pelgar. Also wenn Arrond noch lebte, würde wohl niemand sonst kommen um ihn zu helfen. Es gab bestimmt hunderte Familien, die in der verfinsterten Stadt gefangen gehalten wurden. Die Zahl derjenigen, die deswegen besorgt waren und etwas tun wollten, war um ein vielfaches höher, doch kaum jemand traute sich wirklich, sich gegen die Besatzer zu erheben.
Die Halbelfe hatte natürlich einige Vorteile auf ihrer Seite, darunter vor allem den Überraschungsmoment. Man kannte sie als Spionin des morgerianischen Imperiums, sie ähnelte einer echten Dunkelelfe aufs Haar und niemand ahnte von ihrem Doppelleben.
Das etwas getan werden musste, war Sonnenklar. Schon das Land schrie danach. Eleynas Pferd galoppierte über die ebenen Flächen, die sich vor Andunie ausbreiteten und die zu dieser Zeit eigentlich von Feldarbeitern bestellt werden musste. Aber unter dem Ausgangsverbot der Dunkelelfen kam natürlich kein Bauer dazu, sich um seine Feldfrüchte zu kümmern. Die wenigen Menschen, die wie Sklaven unter den wachsamen Augen des schwarzen Volkes schuften mussten, reichten bei leibe nicht, um die gesamte Versorgung der Hafenstadt zu gewährleisten. Unter den donnernden Hufen des schwarzen Pferdes wurde nun nichts weiter als dunkle, lose Erde aufgewirbelt, gleich einer Staubspur, die sich hinter dem Tier durch die Luft zog.
Eine Zeit lang verlief die Reise eintönig und trist, ohne irgendwelche Abwechslung. Abgesehen von einigen kleineren Gebäuden oder versprengten Baumgruppen, die das Bild der ansonsten flachen Ebene prägten. Ausgebrannte Gasthäuser und eingerissene Scheunen zeigten einem ziemlich deutlich, welchen Weg das Heer der Dunkelelfen genommen hatte. Genauso wie etwas anderes, an dem Eleyna vorbei kam: Leichenberge! Das schwarze Heer hatte sich nicht die mühe gemacht, ihre erschlagenen Feinde zu begraben oder zu verbrennen, sondern einfach zu hohen Haufen zusammengetürmt, als Mahnmal für alle, die sich gegen die Eroberer stellen wollten. Die Aussage war ganz klar: Stellt euch uns entgegen und ihr endet genau so! An drei dieser schrecklichen Haufen war die Halbelfe bereits vorbei gekommen.
Jetzt ragte genau vor ihr ein vierter Grabhügel auf, gewaltiger als die zuvor. Eine ganze Legion von Fliegen erfüllte die Luft und der Aufgespießte Schädel, der einige Meter vor den anderen Kadavern auf einer Lanze im Boden steckte, wies bis jetzt kaum Zeichen der Verwesung auf. Anscheinend lag das Gemetzel, dem diese Opfer entstammten, maximal ein paar Tage zurück.
Etwas blendete Eleyna, als sie dem künstlichen berg näher kam. Man hätte es zuerst für die Reflektion eines Rüstungsteils halten können, doch der Lichtstrahl, der die Schwarze mitten in die Augen traf, schien mit den Bewegungen des Pferdes mitzuwandern. Etwas schien sich da zwischen den leblosen Körpern zu bewegen und zwar etwas anderes, als die vielen Aaskrähen und Raben, die sich an ihrem billigen Mahl gütlich taten. Lebte vielleicht noch jemand? Ein Soldat der sich tot gestellt hatte und nicht aus eigener Kraft befreien konnte? Natürlich hatte die Spionin es eilig, doch es würde sie kaum Zeit kosten, wenn sie kurz einmal nachsehen würde ...
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 10. April 2011, 19:36

Mühelos nahm das Tier unter ihr die versteckten Hügelchen und Löcher, ohne sich die Beine zu brechen. Dieses Mal hatte sie eine gute Wahl getroffen, was das Pferd anging. Nicht immer verlief der Ritt so angenehm ruhig und nicht selten kam es vor, dass die Tiere strauchelten und sogar fielen. Bei dem Gedanken daran musste Eleyna lächeln. Wie viele Male wurde sie schon von einem Pferd abgeworfen und musste dennoch wieder aufsteigen? Sie versuchte sich die langweilige Reise mit dem Zählen der Stürze zu versüßen, doch waren es zuviele, als dass sie sie nachvollziehen konnte.
Unbeteiligt ging der Blick der Elfe über die Ebene. In all den Jahren des Reisens, hat sie den Blick für die Schönheit der Landschaft verloren und konnte dem nichts mehr abgewinnen. Als sie noch jünger war, genoss sie die Reisen von A nach B und saugte die Naturklänge wie Wind und Vögel in sich ein. Sie hatte damals die romantische Vorstellung, dass ihr das helfen würde, die innere Schönheit nicht zu verlieren. Doch nach ein paar Jahren der Rumtreiberei hat sie diese Illusion aufgegeben. Inzwischen glich jeder Baum einem anderen und seitdem die Dunkelelfen im Vormarsch waren, trugen die Wipfel ohnehin graue Schleier.
Während die Halbelfe weiterhin im schnellen Tempo eine Böschung nach der anderen hinter sich ließ, bemerkte sie zu ihrer Rechten hohe, dunkle Berge, die sie noch nicht richtig erkennen konnte. Ihre Stirn legte sich in Falten und sie fragte sich, was diese Hügel sein mochten, als ihr auch schon ein süßlicher Geruch entgegen schlug. Sofort verarbeitete das Gehirn diese Information und zeichnete es als Leichengeruch aus. Die Spionin drosselte das Tempo in den Trab und ließ mit einem leichten Entsetzen in den Augen drei dieser Hügel hinter sich; nicht jedoch ohne den Blick darauf zu richten. Sie hatte zwar schon einiges gesehen und auch die zerstörten Gast- und Wohnhäuser auf ihrem Weg hinunter geschluckt, doch das war zuviel.
In ihr stieg Wut und Ekel zugleich auf. In ihr wuchs ein Hass auf ihr eigenes Volk und eine Schmach dazu zugehören. Doch die Halbelfe wäre nicht das, was sie war, wenn sich diese Regung nicht sofort wieder verflüchtigte. Schon in ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, sich von solchen Dingen nicht aus der Bahn werfen zu lassen und einen kühlen Kopf zu bewahren. Dennoch waren die vielen Tote auch für sie ein erschreckender Anblick. Als sie den dritten Hügel hinter sich gelassen hatte, ächzte sie innerlich, da ein vierter bereits in Aussicht stand. Doch hier konnte sie nicht einfach so vorbei reiten; ein aufgespießter Kopf verdeutlichte die Warnung und während sie das schauerliche Bildnis erspähte, traf sie unerwartet eine Lichtreflektion, die sie die Augen zukneifen und den Kopf abwenden ließ. Sofort glitt ihr Handrücken über die tränenden Augen und sie brauchte ein paar Blinzler, bis sie es wagte den Blick wieder zum Hügel zu wenden.
Auch wenn sie etwas weiter geritten war, blendete sie noch immer der Lichtkegel. Die angeborene Neugierde wurde doch etwas gekitzelt und sie hielt das Pferd an stehen zu bleiben. Versuchend dem Lichtdings auszuweichen, bemühte sich Eleyna etwas zu erkennen. Aus Reflex sah sich die Elfe um und musterte fachmännisch die Umgebung. Sie hatte es zwar eilig und brannte darauf zu erfahren wie es in Pelgar genau aussah und was man mit den Gefangenen gemacht hatte, doch konnte sie auch nichts tun. Woher sollte sie wissen, dass da nicht doch einer lebte und versuchte Hilfe zu erhalten? Andererseits wäre es töricht auf sich aufmerksam zu machen, zumal sie einer Dunkelelfe auch nicht gerade unähnlich sah. Nach einigen Augenblicken der Überlegung, lenkte Eleyna das Pferd in Richtung des Hügels. Immer wieder umkreisten sie aufgescheuchte Fliegen, die sich durch ihr Kommen gestört fühlten, doch daran störte sich die Elfe nicht. Sie versuchte beim Näherkommen die Quelle des Lichtes auszumachen und behielt ihre Umgebung weiterhin im Auge.

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. April 2011, 21:17

Im Gegensatz zum restlichen Volk ihrer Mutter, war Eleyna nicht frei von Mitleid, obgleich sie im Moment wohl auch mehr von der natürlichen Neugier gelenkt wurde. Auf jeden Fall näherte sich die Halbelfe dem Leichenhaufen bis auf wenige Schritte an, um nach dem Ursprung der Lichtreflexion zu suchen, die sie geblendet hatte. Der süßliche Geruch von Verwesung schlug der Frau entgegen. Zumindest war er noch nicht so schlimm, wie bei den anderen Grabhügeln. Der Anblick der Toten, von denen eine nicht grade geringe Zahl grausam Verstümmeln worden war, wäre für viele einfache Menschen bereits zuviel gewesen. Man musste schon mit dem Tod vertraut sein, um sich von den leeren, starrenden Gesichtern nicht sofort abzuwenden und sich in eines der naheliegenden Gebüsche zu übergeben. Aber selbst hartgesottenere Leute brauchten eine gewisse zeit, bis sie die einzelnen Leiber, die wirr übereinander gestapelt worden waren, richtig auseinander halten konnte. Die meisten Kleidungsstücke und Rüstungsteile waren schwer in Mitleidenschaft genommen worden, daher war es schwer, exakt zu sagen um wen es sich bei den Toten handelte. Ein Soldat in einem mehrfach zerfetzten Brustpanzer, der ziemlich weit oben lag, trug das Zeichen der Ritter von Andunie. Doch bestimmt war ein Grossteil der einfaches Bauernvolk, das in seiner Verzweiflung zu den Waffen gegriffen hatte und chancenlos niedergemetzelt worden war.
Nachdem Eleyna den Berg zwei mal umritten hatte und sich wieder in der nähe ihres Ausgangspunktes befand, wurde sie endlich auf etwas aufmerksam. Es war ein junger Mann, mit zerzausten, langen braunen Haaren. Sein Gesicht war über und über mit Blut verschmiert und er schien nicht recht bei Sinnen zu sein. Der größte Teil seines Körpers war nicht zu sehen, nur der Kopf, sowie die rechte Schulter und der dazugehörige Arm lugten aus dem Durcheinander heraus. Der Lichtreflex stammte von einem kleinen, zerbrochenen Metallstück, dass der Menschensohn in der schlaffen Hand hielt und das anscheinend einmal zu einem Schwert gehört hatte.. Man hätte meinen können, das der junge Soldat ebenfalls seinen Lebensfunken ausgehaucht hätte, wenn er nicht unstetig seine Lippen bewegt und den Arm pendeln hätten lassen.
Der Mann schien auf jeden Fall Hilfe zu benötigen, gewiss war er alleine nicht in der Lage, sich aus seinem Gefängnis zu befreien. Ob es selbst mit der Unterstützung der Halbelfe wirklich gelingen würde, war fraglich. Es war schwer zu sagen, wie lange er bereits so lag, wie schwer er verwundet war, konnte man im Moment nur raten. Das er überhaupt noch lebte, schien doch ein seltsames Glück zu sein, bestimmt auf pure Willenskraft zurück zu führen.
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 10. April 2011, 22:07

Die Elfe umrundete im langsamen Tempon den stinkenden Hügel aus menschlichen Überresten. Die eisblauen Augen glitten über die zahlreichen Verletzungen und Verstümmlungen und sie musste sich zusammenreißen, nicht einfach zu verschwinden. Ohne ein besonderes Zutun ihrerseits, spielten sich in ihrem Kopf fiktive Handlungsstränge ab, wie dieses Gemetzel ausgesehen haben konnte. Sie hörte die Schreie, während sie in die toten Gesichter blickte und versuchte eine Struktur zu erkennen. Die Bilder, die sich unweigerlich vor ihrem geistigen Augen erhellten, hätten so manchen einfachen Bürger Celcia's erbleichen lassen; doch es war ihre Aufgabe in brenzligen Situationen Ruhe und Klarheit zu erlangen. Wem nützte es, wenn sie in Panik verfiel?
Hin und wieder versuchte Eleyna die einzelnen Kleidungsstücke dem jeweiligen Besitzer zu zuordnen, was wenig von Erfolg gekrönt war. Immerhin waren die Leiber der Leblosen achtlos aufeinander geworfen worden, nachdem man sie grausam niedergemetzelt hatte. Offenbar hatten hier einige Bauern zu den Waffen gegriffen, soviel ließ sich erahnen. Die Spionin musste sich, während dessen sie den Leichenhaufen weiter inspizierte, eingestehen, dass die Ausbildung, was das Schwarz-Weiß-Denken anging, doch nützlich wäre bei solchen Anblicken. Kurz erinnerte sich Eleyna, dass sie von einer neueren Methode gehört hatte, Assasine und Schläfer abzurichten. Sie sollen alles in Schwarz-Weiß sehen, damit sich von keinen Emotionen gelenkt wurden. Sicherlich wäre das, was sie gerade sah, einfacher zu ertragen, wenn sie nicht alles in Farbe sehen würde. All das Blut und die Extremitäten, die seltsam verdreht und amputiert herumlagen. Ein kurzer Schauer überlief die Elfe, ehe sie wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt war.

Offenbar hatte doch nur etwas im Licht der Sonne reflektiert und sie zufällig geblendet. Gerade als sich Eleyna wieder auf den Weg machen wollte, sah sie eine Bewegung im Gewimmel. Rückartig verkrampfte sich ihr Körper. Konnte das möglich sein? Ein zerzauster Schopf, blutige Striemen über dem Gesicht - nichts Ungewöhnliches in diesem Schauspiel, dennoch - der Mann, der dort eigentlich tot hätte liegen müssen, bewegte doch seinen Arm! Kurz verengten sich die stechenden Augen zu Schlitzen und sie versuchte eine Täuschung durch ihre Augen auszuschließen.
Doch auch nach mehrmaligem Überprüfen, bewegten sich die Lippen des Mannes und auch sein Arm. Eleyna fackelte nicht lange und stieg von dem schwarzen Tier ab. Bestimmten Schrittes, dennoch wachsam, ging sie auf den Mann zu und schaute sich um. Wie war das möglich, dass er noch lebte? Sein Unterkörper war von Leichenteilen nur so übersäht und es musste unmöglich sein, dass er atmen konnte! Dennoch, er lebte - mehr oder weniger - und für die Elfe war es keine Frage, dass sie ihm half. Sie verschaffte sich einen Überblick über die Gegebenheiten:
Der junge Soldat war verankert in anderen Gliedmaßen und Eleyna wusste nicht, wie schwer er verletzt war. Würde er vielleicht verbluten, wenn sie sich bemühte ihn herauszuziehen? Würde ihr das überhaupt gelingen? Ehe sie sich daran machte, alles Nötige zu tun, um dem jungen mann zu helfen, brachte sie sich in eine Position, die es ihm erlaubte, sie zu sehen, sofern er denn noch gucken konnte.
Eigentlich sollte diese Situation Panik in einem Menschen auslösen, doch durch gelernte Techniken und jahrelangem Training, war die Halbelfe die Ruhe selbst. Fachmännisch beschaute sie sich die Lage und griff dann nach dem rechten Arm des Jungen. "Ich werde jetzt versuchen, dich rauszuziehen. Bist du bereit?" fragte sie und wartete auf eine Reaktion.

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. April 2011, 12:48

Schwer zu sagen ob es durch die Bewegungen der Elfe passierte, oder der Mensch von alleine wieder aus den tiefen seiner Ohnmacht aufstieg, jedenfalls begannen seine Lider leicht zu flackern, als Eleyna sich dem hilfsbedürftigen Mann näherte. Tatsächlich öffnete er sogar die Augen und sah etwas ungläubig tz der dunkelhäutigen Halbelfe hinüber. Ein seltsamer Ausdruck trat auf sein Gesicht. War es so etwas wie ein Lächeln? Schon möglich, wenn er sich selbst gerettet sah. Oder aber er lächelte, weil er die Schwarzhäutige für einen Feind hielt, der ihm den Gnadenstoß geben würde. In beiden Fällen wäre sein leiden wohl beendet. Der Mensch schüttelte leicht den Kopf, wobei seine verklebten, fettigen Haare wie ein Vorhang vor sein Gesicht fielen. Der Knappe stöhnte leise und versuchte, sich aus seinem Gefängnis zu befreien. In seinem anscheinend sehr entkräfteten Zustand gelang es ihm natürlich nicht, zumal seine toten Kameraden ein glitschiger Untergrund waren, auf dem man nur schwer halt fand.
Mit einem leicht abwesenden Blick beobachtete der Mensch, wie Eleyna sich in Position brachte und seinen Arm ergriff. Als sie ihn fragte, ob er bereit sei, nickte er kaum merklich. Die Spionin konnte aber ganz deutlich spüren, wie sich die Muskeln in seinem Arm anspannten, ein klares Zeichen dafür, dass er bereit war.
Eleyna begann kräftig an dem Menschensohn zu ziehen, um ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Seltsamerweise gelang es ihr relativ einfach, den großen Menschen nach vorne zu zerren. Es dauerte nicht lange und der größte Teil des Oberkörpers lag frei. Der Soldat musste wirklich sehr geschwächt sein, denn es hatte die Elfe kaum mühe gekostet, ihn soweit zu befreien. Das hätte ein stärkerer Mann problemlos ohne Hilfe geschafft. Die linke Hand steckte noch immer zwischen mehreren Leichen, doch sonst war der Kempe bis zum Gürtel befreit.
“Danke, vielen dank ... “ prustete der Mensch ein wenig außer Atem zu seiner Retterin. An dem leichten Akzent in seiner Stimme, konnte man eindeutig belegen das er aus Andunie kam, oder zumindest dort aufgewachsen war. ”Und ich hab meinen Kameraden immer gesagt, dass es solche Dunkelelfen nicht gibt. Ich hab immer gesagt, dass doch keine Schwarzhaut ...” Etwas klickte direkt unter Eleynas Brust. Die Spitze einer Armbrust war durch eine licke geschoben worden und zeigte nun ganz deutlich, wo sich die linke Hand des Menschen befand. ”… dumm genug ist um in eine so plumpe Falle rein zu tappen!” Der Mensch, der grade noch so schwach und hilfsbedürftig gewirkt hatte, lachte schurkisch auf. Aus einigen Büschen in der nähe traten schwarzgekleidete Soldaten, an anderen Stellen platzten Grasdecken auf und weitere Krieger schlüpften aus ihren Erdlöchern, in denen sie auf der lauer gelegen hatten. Alles in allem waren es mehr als ein duzend Männer, die aus dem nichts aufgetaucht waren. Und jeder von ihnen war mit einer Armbrust bewaffnet. Insgesamt zielten 16 todbringende Bolzen direkt auf den Körper der Halbelfe. Es war ganz klar, eine falsche Bewegung und sie war tot. Warum man ihrem Leben nicht direkt ein Ende gesetzt hatte, blieb vorerst offen.
Zwei Männer liefen zu dem schwarzen Pferd, griffen es bei den Zügeln und zogen es gewaltsam von seiner Herrin fort. Drei weitere näherten sich vorsichtig Eleyna und dem noch halb festsitzenden, braunhaarigen Menschen. Während zwei von ihnen die Spionin ergriffen, zog der dritte seinen Kameraden aus dem Leichenberg. Jetzt, wo er nicht mehr dort drin steckte, konnte man ein breites Loch sehen. Der „Köder“ war niemals wirklich eingeklemmt gewesen, es hatte lediglich so ausgesehen.
Eleynas Hände wurden hinter ihrem Rücken zusammengebunden, dann gab man ihr einen Stoß, um sie in Bewegung zu setzen. Die Wegelagerer waren äußerst Vorsichtig, denn obwohl die Elfe nun augenscheinlich keine Bedrohung mehr darstellte, blieben die meisten der Schusswaffen weiterhin im Anschlag. ”Du kommst jetzt brav mit und dir wird nichts geschehen,” brummte ein bärtiger Mann in der nähe der Gefangenen. Obwohl es in der Situation wohl nichts brachte, so klang seine brummige Stimme doch irgendwie beruhigend. ”Wir wollen dich nicht töten. Die Prinzessin zahlt nur für lebende Schwarzhäute. Aber keine Angst, im Gegenteil zu deinem Volk behandelt die Prinzessin ihre Gefangenen sehr gut. Wenn sie kooperieren.”
Damit waren die Gespräche beendet. Die Männer unterhielten sich nicht untereinander, sondern liefen stumm in Richtung Westen, die Dunkelelfe sicher in ihrer Mitte. Nun ja, zumindest wusste sie nun, warum sie nicht tot war. Anscheinend hatte irgendjemand eine Kopfprämie auf Angehörige ihres Volkes ausgesetzt. Wobei natürlich „Prinzessin“ ein seltsamer Begriff war. Diese Männer hier waren eindeutig Andunier. Und Andunie hatte weder einen König, noch eine Prinzessin. Klüger wäre Eleyna wohl erst, wenn sie an ihrem neuen, ungewollten Ziel war.
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 15. April 2011, 16:58

Eleyna konnte die Anspannung des Mannes spüren, als er nickte und ihr somit die Zustimmung gab, etwas gegen seine missliche Lage zu unternehmen. Also war es nun an der Halbelfe, dass sie ihre Muskeln anspannte und kräftig zog. Sie machte sich auf einen hartnäckigen Widerstand gefasst, doch seltsamerweise glitt der Körper des Mannes ziemlich leicht aus der Öffnung. Als sie seinen Oberkörper freigelegt hatte, trat sie einen Schritt zurück und musterte den Gefangenen. Als er began zu sprechen, sorgte ihr trainiertes Gehirn dafür, sofort jegliche Informationen bezüglich seiner Herkunft zu filtern und abzuspeichern. Aus seiner Sprechart konnte man schließen, dass er ebenfalls aus Andunie kam und doch machte sein wahrer Redeschwall nach der eben erst erfolgten Rettung, sie stutzig. Doch bevor sie auch reagieren konnte, ließ der vermeintlich Hilflose seine Bombe platzen und gab den Code für seine Leute. Innerlich ächzte die Elfe und gab sich selber einen Nackenschlag, doch äußerlich verriet das Gesicht nichts von diesen Gedanken. Keiner dieser Wegelagerer sollte sehen, dass sie wohl des Öfteren in solchen oder ähnlichen Lagen war.
In der Tat war die ganze Chose kein Neuland für die Spionin. Wie oft kam es vor, dass sie entführt, gefangen genommen oder verhört wurde? Irgendwann wurde die Situation ein alter Hut und auch wenn jede dieser Begebenheiten keineswegs Nachlässigkeit erlaubten, so reagierte sie doch inzwischen besonnener.
Während die Männer sie umzingelten und das Pferd einkassierten, nahm das Gehör der Elfe das leise Klicken der Bolzen wahr. Ihr war auch ohne Blick zurück bewusst, dass sie hier ein prima Ziel abgab. Der Mann, der im Leichenhaufen steckte, hatte sich inzwischen befreien können und die Dunkle blinzelte leicht ins Licht. Sie hatte inzwischen die Hände gehoben und offerierte damit, dass sie keine Probleme machen würde. Auch wenn sie gewiss mit dem einen oder anderen spielend fertig geworden wäre, wusste sie, dass sie es mit 16 Männern nicht alleine aufnehmen konnte. Zumal sie nicht wusste, welche Ausbildung diese eventuell hatten oder welches Ziel sie verfolgten. Während zwei der Männer ihre Arme auf den Rücken hielten und sie somit zwangen, ohne Gegenwehr mitzugehen, ließ sie es dennoch nicht dazu kommen, auf die Worte des Köders zu reagieren. Sie wusste, dass in diesem Moment Schweigen gold war. Zwar mimte sie nicht die verängstigte Gefangene, gab jedoch auch nicht preis, dass sie so garkeine Befürchtungen, ob ihrer Lage anstellte. Die Männer würden denken, dass es ihr die SPrache verschlagen hatte, dass sie einen besonders guten Coup gelandet haben und der 'kleinen Schwarzhaut' das entzückende Hinterteil auf Grundeis ging. Eleyna ließ sich abführen und folgte in der Traube der Männer, den Blick starr nach vorne gerichtet. Als die brummige Stimme von schräg Hinten an ihr Ohr drang, warf sie einen seitlichen Blick zurück und prägte sich das Gesicht des Mannes ein. Irgendwo erschien ihr die Besänftigung grotesk, wenn man bedachte wie sie behandelt wurde. Der Hinweis auf eine verborgene Frau, die die Fäden zieht, ließ den analytischen Verstand arbeiten. Also brauchte dort irgendjemand Informationen. Vielleicht eine Gruppe von Alliierten? Aufständische? Irgendetwas in dieser Richtung musste es sein, denn sonst hätten sie sich nicht die Mühe gemacht eine Dunkelelfe zu fangen. Vermutlich hatte sich eine Gruppe von Freiheitskämpfern abgeseilt um ihre eigene Front zu bilden. Wie auch immer, früher oder später würde die Spionin Näheres erfahren und sicher dementsprechend handeln können. Vorerst war das erste Gebot Informationen zu sammeln, ohne etwas von sich preiszugeben.

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. April 2011, 23:08

Es war ein schweigsamer Marsch, den Eleyna und ihre Häscher da bewältigten. Immer wieder lösten sich einige der Männer von der restlichen Gruppe, anscheinend um den Weg auszukundschaften. Dabei fiel die Anzahl der Hauptgruppe niemals unter zwölf. Das Land war einfach zu unsicher geworden, seit die Dunkelelfen mit ihren Ork- und Goblinschergen für Chaos und Zerstörung sorgten. Das war auch der grund, weswegen sich so eine große Gruppe zusammen gefunden hatte, um einzelne Dunkelelfen zu ergreifen. Dabei konnte die Belohnung für eine Schwarzhaut wohl kaum groß genug sein, als dass jeder einzelner Marodeur glücklich werden könne.
Während sie immer weiter nach westen gingen, hatte Eleyna nicht viel mehr Möglichkeiten, als das Umland oder ihre Peiniger zu betrachten, um sich die Zeit zu vertreiben. Und da die Ebene hier überall gleich blieb und sich, von kleinen Waldstücken oder gelegentlich aufragenden Felsformationen, nie veränderte, wäre die erste Option sehr langweilig. Eines hatten alle Männer – und auch einige Frauen, denn die Gruppe war nicht ausschließlich männlich – gemeinsam: Sie alle trugen geschwärzte Lederrüstungen und die meisten hatten zusätzliche schwarze oder Graue Mäntel und Umhänge an. Ihre Bewaffnung hingegen war, von den Armbrüsten einmal abgesehen, sehr verschiedenen und reichte von schweren, zweihändigen Streitäxten über Schild und Schwert bis hin zu Dolchen. Irgendwie machte jeder Schurke einen Eindruck, als wüsste er auch sehr genau mit seinem jeweiligen Werkzeug umzugehen.
Der Mann mit den langen, braunen Haaren, der den Lockvogel gespielt hatte, hatte inzwischen sein Gesicht vom Schmutz gereinigt. Darunter war ein verschmitzt grinsender Jüngling zum Vorschein gekommen, der zwar arrogant wirkte aber auch nicht schlecht aussah. Er unterhielt sich im Flüsterton mit dem bärtigen Bären von Mann, der Eleyna gesagt hatte, was nun mit ihr geschehen würde. Der ältere beschränkte sich aufs Zuhören und nickte gelegentlich, schien aber selbst keine Lust zu haben, mit dem jüngeren zu reden. Daher trennten die beiden sich auch nach einiger zeit wieder und der Köder beschleunigte seine Worte etwas, bis er direkt neben Eleyna stand. ”Für eine kleine Schwarzhaut hast du eigentlich eine ganz nette Figur.” Der junge Mensch schnarrte die Worte leise direkt in das Ohr der Halbelfe, von seinen Kameraden schien das niemand zu bemerken. ”Unter anderen Umständen hätte ich es bestimmt genossen, mich mit dir zu amüsieren. Zu schade das die Prinzessin strickte Regeln hat.” Trotzdem lies der Kerl es sich nicht nehmen, der Elfe mit der rechten Hand feste ans Hinterteil zu greifen. Nachdem er wieder losgelassen hatte, verpasste der Jüngling ihr einen harten Klaps auf den hintern und setzte sich lachend an die Spitze des Zuges, wo er anscheinend ein paar derbe Scherze mit einer der Frauen machte.
Nach dieser unangenehmen Eskapade dauerte es nicht mehr lange, bis die Gemeinschaft ihr Ziel erreichte. Ein paar Meilen voraus konnte man ein kleines Gehöft erkennen, bestehend nur aus einem Langhaus und einer großen Scheune, auf das die Gruppe zuhielt. Aus dieser Entfernung schien der Hof allerdings unbewohnt zu sein, zumindest waren weder Menschen noch Vieh irgendwo zu erkennen. Das ganze gebiet schien verwaist und verwildert zu sein. Höchstwahrscheinlich war das auch der grund, weshalb sich die Dunkle Brut nicht die Mühe gemacht hatte, Hütte und Scheune niederzubrennen. Wozu etwas zerstören, wenn es niemanden mehr schadete? So dachten diese grausamen Wesen eben.
Zwanzig Minuten später erreichte der Trupp den plattgetretenen Hof auch schon. Die Männer, die Eleyna bis hier hin geführt hatte, versicherten sich noch einmal, dass die Fesseln auch ja schön fest waren, dann verschwanden sie mit einem Großteil der Männer in dem Langhaus. Andere buddelten ein paar kleine Holzfässchen aus und folgten dann, bis der Jüngling, der Bärtige, die Elfe und zwei weitere, vermummte Männer alleine zurück geblieben waren. Anstatt in die Hütte zu folgen, wurde jedoch das Tor der Scheune geöffnet und die Halbelfe zusammen mit ihrem Pferd hinein getrieben. Das Reittier band man kurzerhand in einer leeren Box an. Dann machten sich die beiden verhüllten Männer in einer der hinteren Ecken zu schaffen. Es dauerte eine weile, dann konnte man das sirren einer Kette hören , ehe eine versteckte Falltür im Boden aufschwang. Der schmierige, junge Mann verpasste der Spionin einen Stoß, um sie die entstandene Treppe hinunter zu scheuchen. Aber egal was Eleyna nun erwartet hatte, dass was sich vor ihr auftat war es gewiss nicht. Nach zwei duzend Stufen wurden die steinernen Wände glatt und schimmerten wie Marmor. Die verkleidete, abfallende Decke war in ihrem Überganz zu den Wänden mit Stuckwerk verziert und anstatt einfacher Fackeln spendeten verspielte, silberne Kerzenhalter an den Wänden licht. Es ging vielleicht hundert Schritte weit nach unten, bevor die kleinere Gruppe ein offen stehendes Eichentor passierten und sich plötzlich an einem ort wiederfanden, der am ehesten mit einem Ballsaal zu vergleichen war, nur dass er vollgestellt war mit Sitzgruppen und Tischen, die alle voll besetzt waren.
Die Anwesenden schienen aus allen Gesellschaftsschichten zu stammen, sich aber nicht im geringsten für gängige Statuten zu interessieren. An einem niedrigen Tisch saßen zwei Bettler mit einer wohl gekleideten, älteren Dame zusammen. An einer anderen Stelle würfelten ein junger Kerl in Brokat und Samt mit einem finster dreinblickenden alten Schurken in Lumpen, der nur ein Auge hatte. Einige wenige warfen der Gefangenen minderinteressierte Blicke zu, wandten sich aber schnell wieder ihrer Gesellschaft zu. Die Luft war von dem Geruch frischer Sommerblumen erfüllt, auch wenn das Aroma sich an einigen Orten mit starkem Parfum und Tabak vermischte.
Der bärtige Mann und der Grabscher scheuchten die Halbelfe durch das Gemenge, während sich die anderen beiden schnell rar machten und zwischen den seltsamen Gestallten verschwanden. Der Jüngling grinste breit, als er der Elfe immer wieder ins Kreuz stieß, um sie ans Ende der Halle zu treiben. Dort befand sich auf einem erhöhten Podest ein eleganter, alter Thron. Die darauf sitzende, junge Frau wurde von drei weiteren Mädchen umringt, die wohl so etwas die Dienstmägde waren.
Eine von ihnen, ein spitzohriges Ding mit blassblauer Haut im kurzen, schwarzen Kleid, hielt ein Buch in den Händen und blätterte in regelmäßigen Abständen um. Die zweite, mit eher grünlicher Haut und dunkelroten Haaren zupfte langsam Trauben von einem Stängel um sie ihrer Herrin in den Mund zu schieben. Die dritte im Bunde trug ein hautenges, schwarz-rot kariertes Trikot, ihre blonden Haare wurden von einer gleichfarbigen Narrenkappe mit Glöckchen verdeckt. Sie war anscheinend die einzige menschliche Dienerin und war damit beschäftigt ihrer Herrin die Fingernägel zu lackieren. Auffallend war, dass alle drei Mägde ungewöhnlich hübsch anzusehen waren und das obgleich ihrer seltsamen Erscheinung. Sie waren allerdings alle drei nichts im vergleich zu der wunderschönen, blondhaarigen Frau, die in ihrem aufwändigen Kleid und drapiert mit edlem Geschmeide, locker auf dem Thron saß. Eins war klar. Wenn sie NICHT die Prinzessin war, dann hatte der bärtige Stuss erzählt!
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Als die „Prinzessin“ bemerkte, dass sich Eleyna und ihre Aufpasser sich ihr näherte, sagte sie etwas zu ihren Dienerinnen, die daraufhin leise kicherten und sich rechts neben dem Thron aufstellten. Die beiden Männer gingen vor ihr aufs Knie. ”Los, verneig dich vor der Regentin, oder muss ich dich zwingen?” Auch wenn der Bär seine Drohung wohl im Notfall war machen würde, wirkte er nicht glücklich über den Ton, den er anschlagen musste.
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 16. April 2011, 22:12

Grün, grün und nichts als Grün. Eleyna's Aufmerksamkeit fand einfach kein befriedigendes Ziel, während des zähen Marsches. Die Elfe hatte sich dazu entschieden, erst einmal den Mund zu halten und abzuwarten. Das erschien ihr im Moment das Harmloseste. Nichts brachte jemanden so sehr in Schwierigkeiten wie ein loses Mundwerk und zuviele Informationen. Das hatte sie sehr früh gelernt. Also wanderte das Interesse der Halbdunklen von der Umgebung, die sich ja doch nie veränderte, zu der Gruppe. Sofort aufgefallen war, dass es sich hier nicht nur um männliche Genossen handelte, sondern auch ein paar wenige Frauen anwesend waren. Sie alle trugen seltsam anmutende Kleidung - für Eleyna's Geschmack etwas zu viel des Ganzen. Innerlich musste sie grinsen und vielleicht leuchteten kurz die eisig-blauen Augen amüsiert auf. Warum nur dachten alle, dass man am Unauffälligsten in schwarzen Klamotten war? Ein Mythos, der es jedem wahren Spion oder im geheimen arbeitenden Menschen leicht machte, Stümper zu erkennen. Was bitte erregte mehr Aufsehen, als ein gänzlich in Schwarz gekleideter Mensch, in einer völlig farbenfrohen Menschenmenge? Was der Elfe jedoch weniger gefiel, war die Tatsache, dass hier alle eine andere Waffe trugen. Demnach war es töricht zu glauben, sie könnten nicht damit umgehen. Nur wenn eine große Gruppe an Menschen dieselbe Waffe trug, konnte man meist davon ausegehen, dass die Hälfte nicht wusste, wie man sie benutzte. Doch hier war es anders. Jeder durfte das tragen, was ihm am besten lag. - Weise, wie Eleyna fand.
Inzwischen konnte die Spionin mit Sicherheit sagen, dass sie Richtung Westen gingen. Bald würde die Sonne untergehen und was sie richtig nervte, war die Gewissheit, dass sie mindestens einen halben Tag verloren hatte, durch diese Holzköpfe.
Immer wieder kamen und gingen einige der Bewacher und schienen die Lage auf ihrem Pfad auszukundschaften. Offenbar trug sich nichts Großartiges zu, denn die ungewollte Gruppe, ging ihren Weg unbeirrt weiter. Plötzlich erhielt Eleyna's Aufmerksamkeit doch noch Futter. Der schmierige Jüngling, dem sie zuvor noch geholfen hatte, redete offenbar mit Penetranz auf den Bärtigen ein, der scheinbar wenig Lust hatte dem Ekel sein Ohr zu leihen.
Vielleicht konnte diese Erkenntnis noch nützlich sein. Doch während die Elfe sich wieder der unscheinbaren Natur widmete, sah sie aus dem Augenwinkel, wie sich ihr jemand näherte. Sofort war ihre aufmerksamkeit wieder auf den Nahenden gerichtet. Als der Köder sich etwas zu ihr herüber lehnte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, verkrampfte sich ihre Schultermuskulatur etwas und ihr Gesicht wurde eisern. Scheinbar unberührt sah sie geradeaus und ließ die Ungebürlichkeit über sich ergehen, doch als er ihr an den Hintern fasste, war ihr klar, dass sie sich dafür revangieren würde.
Nachdem der Jüngling sich vom Acker machte, folgtem ihm eisige Blicke und ein Unheil versprechendes Murmeln: "Man sieht sich immer zweimal im Leben!" Danach kehrte wieder Stille ein und nach einer Weile, konnte Eleyna endlich etwas in der Ferne ausmachen. Es sah aus wie eine Farm; vielleicht eine alte Farm aus Andunie's besseren Zeiten, wo die Stadt von Bauern die außerhalb lebten, ihre Güter bezogen. Doch wie ihr erschien, war dieses Gehöft verlassen und nur deshalb verschont und unversehrt- was nicht hieß, dass es nicht baufällig war.

Nach einigen Minuten, stieß man die Elfe nicht gerade sanft in die Scheune . Bereitwillig stolperte sie vorwärts und machte noch immer keinerlei Anstalten sich in irgendeiner Form zu wehren. Zwar wäre nun, wo sich die Gruppe dezimierte, ein geeigneter Zeitpunkt, doch wusste die junge Frau ja nicht, wo und bei wem sie sich befand. Woher sollte sie wissen, wozu diese kauzige Gruppe in der Lage war? Konnte sie nicht. Und eben dieser Unsicherheitsfaktor verbot ihr das Eingreifen. Und bisher war ihr Leben nicht bedroht. Wer weiß was sich ergeben würde?

Also wartete sie, während die anderen Männer sich an irgendetwas im Stroh zu schaffen machten. Als sie wenige Zeit später durch eine Falltür gestoßen wurde, hatte sie einige Mühe, die folgenden Treppenstufen nicht herunter zu fallen. Es war mehr ein Straucheln, und gewiss nicht elegant, doch nachdem sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatte, staunte die Elfe nicht schlecht. Ihr Blick glitt, von den Stufen, hinauf über die glatten Wände und zu den Stuckverzierungen. Das hatte sie beim besten Willen nicht geeahnt, dass sich hier ein solcher Prunk befinde würde. Die Neugierde geweckt, folgte sie den restlichen Stufen hinab und sah, weiterhin staunend, dass sich der Marmor fortführte. Dann trat sie durch eine Eichentür in eine andere Welt. Sie musste einfach stehen bleiben und die Szenerie auf sich wirken lassen. Hätte sie es nicht besser gewusst, würde sie meinen, in einer Halle eines Königs zu stehen und nicht unter der Erde, einige Kilometer weit von Andunie.Erneut setzte es einen Stoß in den Rücken und trieb sie zum Weitergehen an. Die Stöße in den Rücken waren jedoch zur Nebensache geworden, denn in diesem Raum gab es viel mehr zu sehen und zu bestaunen. Vielleicht mochte man der Elfe im Gesicht nichts anmerken, doch innerlich arbeitete der analytische Verstand und das neugierige Kind in ihr auf Hochturen.
Während sie an desinteressierten Menschen jeder Schicht vorbei kam, vermischte sich der süßliche Duft des Raumes mit anderen Gerüchen und vermittelte das GEfühl des Heimischen. Erstaunlich und bemerkenswert gleichermaßen war, dass sich hier Adelige mit Bettlern und Diebe mit Höflingen abgaben. Doch ehe Eleyna die Umgebung weiter auf sich wirken lassen konnte, stand sie auch schon vor einem Thron. Prunkvoll drapiert, schlängelten sich Frauenleiber um diesen und waren in seltsame Gewänder gehüllt. Leicht zuckten die Augenbraun der Elfe in die Höhe, als sie die Mädchen näher betrachtete und ihr Blick dann auf diejenige fiel, die den Thron wohl beanspruchte. Ohne Zweifel waren die vier Frauen hübsch und in fantastische Stoffe gehüllt, doch Eleyna's Gedanken wurden von dem brummigen Bärtigen gestört, als er sie anwies, auf die Knie zu fallen. Geschickt wartete die Spionin einen Moment, und setzte ein zweifelndes Gesicht auf, als ob sie die Worte, die der Mann zu ihr sagte, erstmal sortieren und verstehen müsste. Dann sagte sie: "Ich falle vor niemanden auf die Knie, der sich mir nicht mal vorstellt. " gab sie zurück und streckte ihren Rücken noch etwas durch, um stolzer zu wirken. Dass sie in Lerium sprach, war pure Absicht. Wenn diese Dame dort auf dem Thron wirklich die sogenannte Prinzessin war, dann würde sie mit Sicherheit ihre Sprache sprechen, denn laut Aussagen des Jünglings, verhörte die Prinzessin die Gefangenen. Wie, ohne die Sprache zu sprechen? Jedenfalls würde Eleyna das testen.
Was ihr jedoch auffiel war, dass die Stimme des Brummigen eine seltsame Resonanz annahm, als er ihr drohte. Als Spionin hatte Eleyna gelernt, auf jedes Zeichen der Körpersprache zu achten, so auch auf Schwankungen in der Stimme. Fast so war es, als ob es dem Droher unangenehm wäre, sie so zu behandeln.

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. April 2011, 15:11

Als Eleyna wie eine Sklavin durch den gewaltigen Ballsaal getrieben worden war, hatte sie kaum das Interesse der Anwesenden geweckt. Nun, wo sie sich weigerte, vor der Herrin dieser Halle das Haupt zu senken, neigten sich ihr wesentlich mehr neugierige Gesichter zu. Die Prinzessin hatte sich indes in ihrem Thron aufgerichtet und wirkte nun tatsächlich doch eher wie einer Herrscherin, als eine junge, verwöhnte Göre. Ihre mandelförmigen, blauen Augen musterten die Dunkelelfe mit gewissem Interesse und ihr marmorfarbenes Gesicht zeigte kein Anzeichen der Wut darüber, dass man ihr keine Ehrfurcht entgegen brachte. Bei vielen anderen Anwesenden war das allerdings ein wenig anders und leises Gemurmel setzte ein. Mit einem unverständlichen Brummen erhob sich der Bär aus seiner Ehrerbietung, griff Eleyna an den Hals und zog ihren Bauch mit der anderen Hand nach hinten. Den Rest tat die Schwerkraft, als die Halbelfe auf allen vieren den Boden küsste.
Ein kaum merkliches Lächeln huschte über das, ansonsten ausdruckslose Gesicht der Prinzessin, war aber bereits nach einem Herzschlag wieder verschwunden, so als ziemten sich derlei Gefühlsregungen für jemanden in ihrer Position nicht. Vorsichtig hob sie die Hände und klatschte sie langsam zweimal zusammen. Dabei blieben ihre Finger seltsam steif und das wohl nicht nur, weil sie um die frische Farbe auf ihren Nägeln besorgt war. Auf das Kommando hin machte die Dienerin im schwarz-roten Narrenkostüm eine Radschlag noch vorne um sich selbst zwischen die Gefangene und ihre Herrin zu bringen. Dann vollführte sie eine Verbeugung, bei der die Schellen ihrer Kappe den Boden berührten, stemmte den linken Arm in die Hüfte und warf den rechten in die Luft. Dann Atmete sie tief ein und begann eine Vorstellung zu paraphrasieren, die sie wohl schon häufig gehalten hatte. Denn obgleich Eleyna der Herrin der Halle nicht den gebührenden Respekt entgegen gebracht hatte, so hielt die Närrin ihren Vortrag in einwandfreiem und akzentlosem Lerium.
“Zeige sie Demut vor der geheimen Herrin von Andunie, der verbannten Königen aus dem eigenen Reich. Du befindest dich im Palast Himmelsskyrem, dem Heim ...“ Mitten im Satz brach das blonde Mädchen plötzlich ab und warf einen Blick über die Schulter, wobei sie nicht ihre Herrin sondern die Dienstmagd mit der grünlichen Haut ansah. ”Ich hab schon wieder vergessen wie diese blöde Halle heißt Rotschopf, ich kenne nur den Text für Zuhause.” Obgleich sie hunderte Augen anstarrten quengelte die Närrin es auf garmisch. Die angesprochene, rothaarige Elfe wischte sich entnervt durchs Gesicht, während die blauhäutige die Augen verdrehte. ”Mit solchen Aktionen ruinierst du den gesamten Moment Harlee. Mach das nächste mal einfach weiter, DIE DA weiß doch gar nicht das es der falsche Name ist. Und zum zehnten mal, diese blöde Halle ist die Frühlingshalla.” Im Gegensatz zu ihrer menschlichen Freundin hatte die Elfe nur geflüstert und niemand, der weiter weg war als Eleyna hatte etwas davon mitgekriegt.
Die blonde Gauklerin schlug die Faust auf die Flache Hand, als wäre es ihr eben selbst eingefallen und nahm dann wieder ihre gewohnte Haltung ein. Immer noch schien sich die Herrin lediglich gut zu amüsieren und befand es nicht für nötig, jemanden zu rügen. “Also weiter: Du befindest dich in der Frühlingshalla, dem Heim der edlesten Diebin der Welt, der schönsten Schurkin Celcias! Vor dir sitzt die Regentin von Andunie. Die Räuberprinzessin! Die Königin der Diebe, Kiala Rikku!“ Erneut verbeugte sich die Närrin und lief dann Rückwärst zurück an ihrem Platz, wo sie sich gleich zwei Schläge gegen ihren Hinterkopf einfing, jeweils einen von jeder der anderen beiden Dienerinnen. Trotzdem grinste sie unter ihrer Narrenkappe nur schelmisch und zeigte ihren Freundinnen die Zunge.
Nun gut, es war vielleicht nicht die beste Vorstellung, die jemals vorgetragen wurde – und irgendwie blieb der seltsame Nachgeschmack, dass die Gauklerin sich absichtlich dermaßen verhaspelt hatte – doch zumindest hatte die Spionin genug wichtiges erfahren, um zu wissen, wer sich da vor ihr befand. Irgendein verkorkster Zufall hatte dafür gesorgt, dass die Dunkelelfe mitten in die Reihen der celcianischen Diebesgilde gelandet war und nicht etwa in einer kleinen Zweigstelle. Außenstehende konnten natürlich nicht wissen, wie mächtig diese junge Frau, die sich amüsiert auf ihrem Thron räkelte wirklich war. Wahrscheinlich gab es, von der Anführerin der Nachtelfen einmal abgesehen, keine Frau mit mehr Einfluss. Außerdem wusste Eleyna nun auch, dass sie sich nicht in der richtigen Unterbringung der Diebesgilde von Andunie befand. Höchstwahrscheinlich hatten die Diebe ebenso das Feld geräumt, wie die restlichen, klugen Bewohner der Stadt der Apfelbäume, als sie die Dunkle Brut im Aufmarsch gesehen hatte
Der braunhaarige Mann links hinter der Halbelfe machte einen etwas verwirrten Eindruck, während der bärtige Bär so aussah, als hätte er nichts anderes erwartet. Nach einigem zögern erhob sich der Jüngling und räusperte sich verlegen. ”Herrin Kiala, wir haben diese Dunkle hier unter größten Schwierigkeiten ergreifen können und nun ...” Doch bevor er ausgesprochen hatte, stand die Regentin der Diebe plötzlich vor ihrem Thron und streckte dem Redner die flache Hand entgegen. “Er soll schweigen!“ Die zarte Stimme der Räuberprinzessin donnerte durch die Halle wie ein Kriegsschrei. Die blauhäutige Elfe, die dem Thron am nächsten Stand, übersetzte die Worte ins gewöhnliche garmisch. Anscheinend verstanden die beiden Häscher die Sprache der Diebe nicht. ”Bevor er sich anmaßt, mich nach einer Belohnung zu fragen, will ich mit der Elfe reden.” Wieder legte sie eine kurze Pause für ihre Dolmetscherin ein und ließ sich gemächlich wieder in die samtenen Polster nieder. Einen Moment lang schlug sie die Lider zu. Als die langen, geschwungenen Wimpern wieder noch oben wanderten, hatte sich das zornige Antlitz in ein gütiges gewandelt und dieses mal lächelte sie wirklich. Ich hoffe, dass du bereit bist, mit mir zusammen zu arbeiten. Es wird für dich auf jeden Fall angenehmer. Lass mich dich zuerst nach deinem Namen fragen und bitte sag mir, ob man dich nach deiner Gefangenschaft menschenwürdig behandelt hat. Also war die Närrin nicht die einzige, die Lerium sprach. So wie es im Augenblick aussah, sprachen alle vier jungen Frauen auf der Empore des Throns die dunkle Sprache.
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 17. April 2011, 18:59

Zu grotesk war das Schauspiel, welches sich ihr bot, als dass Eleyna die Augen von der 'Prinzessin' und ihrem Hofstab nehmen konnte. Leicht belustigt, über die Szenerie, spürte sie zu spät den Lufthauch an ihrem Nacken, als auch schon eine kräftige Hand selbigen umschloss und eine zweite ihren Bauch nach hinten zog. Vielleicht konnte der Bärtige die angespannten Bauchmuskeln, sowie den starren Hals erfühlen, die sich instinktiv verhärtet hatten. Es war inzwischen ein Reflex von Eleyna geworden, sich nicht wie eine Marionette herumschubsen zu lassen; es sei denn sie sah die Handlung kommen und entschied sich bewusst gegen eine Gegenmaßnahme. Doch abgelenkt von der Seltsamkeit vor ihr, konnte sie sich nicht darauf gefasst machen und so setzte ihr Schutzreflex ein. Gerade noch so, hielt sie sich selbst davon ab, sich umzudrehen und dem Grobian zu zeigen was sie mit unkooperativen Menschen anstellte oder eben solchen, die ihr Frech kamen. Doch durch diese Maßnahme, landete sie Elfe auf dem Boden. Im Fall versuchte sie die Arme nach vorne zu ziehen, was natürlich ob der Fesseln misslang und landete mehr als unsanft auf den Knien. Ein Schmerz durchzuckte die Halbelfe, den sie jedoch gekonnt überspielte. Ehe sie den Blick zu der blonden Schönheit lenken konnte, klatschte diese seltsam in die Hände und das Gauklermädchen begann im monotonen Lerium irgendeine Show abzuspulen.
Die Spionin lauschte den Worten, weiterhin am Boden, und hob eine Augenbraue, als sich die Fortsetzung der Anpreisung verzögerte. Natürlich verstand Eleyna sehr genau, was dort vorsich ging, doch das zeigte sie auch weiterhin nicht. Dass die Halle inzwsichen recht still geworden ist bemerkte sie nebenbei, während die Hofmädchen ihren Disput austrugen. Innerlich war Eleyna von diesem Schauspiel amüsiert, jedoch ging der Spaß weit ins Lächerliche. Als die Elfe im rot-schwarzem Dress ihren Aufsatz mehr oder weniger brav aufgesagt hatte, rappelte sich Eleyna umständlich - da ihre Hände nach wie vor gefesselt waren - auf und sah der als Königin der Diebe enttarnten Schönheit ins Gesicht. Ehe die Dunkle etwas sagen konnte, ertönte schon wieder die Stimme des Jünglings und forderte offenbar den Sold für ihren Kopf. Erneut wollte Eleyna den Mund aufmachen und endlich mal etwas sagen, doch wurde sie erneut von der Höchsten unterbrochen. Die war inzwischen von ihrem Thron aufgestanden und wies den jungen Mann in makellosem Rendinea zurecht. Das würde sicher noch nützlich werden, wenn keiner wusste, dass sie sehr wohl in der Lage war Bruchstücke der Diebessprache zu verstehen. Dabei war ihr Verständnis der Sprache besser, als das Sprechen selbst, doch nützlich warwürde es in jedem Falle werden. So schluckte die hübsche Elfe ihren sarkastischen Kommentar herunter und sah nur zwischen Kiala Rikku und dem Braunhaarigen hin und her. So wie wohl einige der Insassen. Hier und dort konnte Eleyna Stimmengetuschel hören, was jedoch gesprochen wurde, verstand sie nicht. Das jedoch zu erraten war nicht schwer. Hier wurde getratscht. Was auch sonst.
Was für die erfahrene Spionin jedoch weitaus interessanter war, war die Tatsache, dass sich die Königin der Diebin zu derartigen Ausbrüchen verleiten ließ von einem offenbar wenig beachteten Untertan. Nicht ganz ausgeglichen, die Gute dachte sie und schaute zurück zu der Königin, die sich gerade zu beruhigen schien.
Als die Prinzessin des Stehlens und des Feilschens dann mit zuckersüßer Stimme und lieblichen Lächeln begann zu reden, wartete die Elfe einige Augenblicke, bis sie nun endlich etwas sagte: "Das kommt darauf an, was du haben willst und ob ich dir das geben kann. Achso - meiner Meinung nach verfehlt dieser sogenannte Auftritt die Wirkung allemal. Scheinst du gar nicht nötig zu haben. Wozu das also? Es wäre eindrucksvoller, wenn du deine hübschen Lippen selber auseinander bekommen würdest." Und da hatte sie ihre rolle. Eleyna würde die Dunkelelfe mimen, die alle in ihr sahen. Mit dem richtigen Wortlaut und der verachtenden Arroganz, die ihr Volk auszeichnet. Das würde ihr im Moment die besten Chancen einräumen. Immerhin war die Lady dort oben an Informationen interessiert. Mal sehen, was sie haben wollte, worum es ging. "Was die Behandlung angeht - was interessiert mich die Menschheit?!" Ihr Gesichtsausdruck war abwertend und ihre Haltung herablassend. Da das allgemeine Bild der Dunkelefen aus Arroganz und Zynismus sowie Brutalität bestand, würde sicher keiner daran zweifeln, dass sie auch nur dieser Abschaum war. Und sie setzte noch einen drauf: "Nachdem wir euch in den Arsch getreten haben, ists wohl aus mit den Annehmlichkeiten, was? Aber.. echt chick hier - für einen Untergrund-Palast- ehrlich ganz nett." Ihre Worte trieften vor Sarkasmus und ihr Grinsen war hämisch. "Mein Name ist im Übrigen Rhin. Sind wir jetzt Freunde?!" Die eisblauen Augen funkelten und forderten die Königin heraus. Sollte sie sie verhören - das brauchte Eleyna jetzt, denn sie musste wissen, was diese Frau erfahren wollte, was sie wissen musste. Nur wenn sie eine gute Verhandlunsgpositioon erreichte, fand sie die Möglichkeit ihren Weg nach Pelgar fortzuführen.

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. April 2011, 12:51

Die Räuberprinzessin lehnte sich in ihrem Thron nach vorne und stützte ihr Haupt auf ihre gefalteten Finger. Mit dem begeisterten Gesichtsausdruck eines kleines Kindes, dass auf dem Marktplatz einem sehr guten Geschichtenerzähler zuhörte, lauschte die Blondine jedem Wort der Dunkelelfe. Dass diese sich auf unhöflich, stur und unkooperativ stellte, schien sie nicht weiter zu stören. Inzwischen hatten sich die meisten Anwesenden wieder von der Herrscherin abgewendet, so als wäre es nicht weiter interessant. Anscheinend waren solche Situationen nichts ungewöhnliches, denn schon bald darauf waren fast alle wieder mit ihren eigenen Unterhaltungen beschäftigt. Die einzigen, die dem ganzen noch ihre Aufmerksamkeit zuteilten, waren die beiden Männer hinter der Halbelfe, sowie die drei Kammerzofen der Matriarchin. Die Frau im Narrentrikot hatte indes ihrer grünhäutigen Freundin irgendwie die Weintrauben geklaut und Verspeiste diese gierig, während sie mit großen Augen zuhörte.
Als Eleyna dann geendet hatte, wandelte sich auch der Ausdruck der Regentin. Aus dem aufgeregten Kinderlächeln wurde das nachgiebige schmunzeln einer Mutter, die ihr Kind bei etwas ungezogenem erwischt hat, aber keine Lust auf eine wirkliche Rüge hatte. Das vermeintlich seltsame daran war wohl, dass Kiala weit weniger als halb so Alt war wie Eleyna, aber im Augenblick trotzdem viel Reifer wirkte. “Ich möchte dir nun etwas sagen, was mein Vater oft zu mir sagte, als ich noch klein war: Wenn ich das Gefühl habe, dass du nicht die Wahrheit sagst, werde ich einfach solange deine Sachen durchsuchen, bis ich af die Wahrheit stoße.“ Immer noch offen und freundlich lächelnd, schnipste die Räuberprinzessin mit den Fingern und die Eiselfe mit den kurzen, struppigen blauen Haaren, löste sich von den anderen beiden Frauen und begann damit, Eleynas Körper vorsichtig abzutasten. Während sie damit beschäftigt war, erhob Kiala Rikku abermals das Wort. ”Du solltest wissen, dass man eine Lügnerin nicht anlügen sollte. Sicherlich, du bist wirklich gut darin. Weder Stimme , noch Körperhaltung haben dich verraten. Man könnte fast meinen, du wärst im Betrügen ausgebildet worden.” Sie kicherte verholen, während nach und nach fünf kleine Wurfmesser auf den Boden fielen und sich dort zu den Sai’s gesellten, die als erstes aufgefallen waren. Die Eiselfe machte ihre Sache wirklich gut für eine Kammerzofe.
”Ich find sie irgendwie lustig,” kicherte die Närrin deutlich hörbar ihrer rothaarigen Freundin zu, die allerdings nichts darauf antwortete. ”Aber ist dir aufgefallen was für einen dicken Hintern sie hat?” fuhr die Gauklerin grinsend fort und kratzte sich unter der Narrenkappe am Schädel, “Dafür ist sie oben rum ganz schön flach, meinst du nicht auch Rotschopf?“ Erneut antwortete die grünhäutige neldorethische Elfe nicht, aber ihre giftgrünen Augen blickten starr und unbeweglich direkt in Eleynas Gesicht.
Die Eiselfe war nun anscheinend auch fündig geworden. In ihrer Hand hielt sie die Schriftrolle, die Eleynas Versetzung in die Kaserne von Pelgar gewähren würde. Ohne auf das Siegel zu achten entrolle die Zofe das Dokument und begann zu lesen. Ihre Augen huschten extrem schnell über die Seite, während sie langsam zurück zu ihrer Herrin ging. An ihrer alten Position neben dem Thron blieb sie stehen, reichte die Schriftrolle weiter und flüsterte der blonden Menschenfürstin etwas unverständliches ins Ohr. Auch Kiala überflog das Dokument schnell. Mit einem kindlichen Grinsen rollte die Räuberprinzessin dann die Schriftrolle wieder zusammen und legte es auf die linke Armlehne ihres Throns.
“Ich kann die Sprache deines Volkes nicht besonders gut lesen, Rhin. Weißt du, ich könnte schwören, in diesem Dokument stand, dass du in Wahrheit Eleyna heißt. Schon witzig nicht wahr? Na ja, wenigstens bin ich blond, da habe ich eine Ausrede, wenn mir solche Dummheiten unterlaufen.“
Von einem Herzschlag zum anderen, verschwand das Lächeln aus dem Gesicht der Diebeskönigin und ihre Miene wurde wieder so steinern und ausdruckslos wie zu dem Zeitpunkt, da die Halbelfe ihren Palast betreten hatte. Augenscheinlich war sie diese Spielereien überdrüssig geworden. ”Die gute Harlee hat dir vielleicht den Eindruck vermittelt, dass es in meinem Königreich immer lustig und spaßig zugeht. Aber das gibt dir noch lange nicht das recht, mir etwas vorzulügen. Vielleicht haben wir einander auf dem falschen Fuß erwischt. Aber da ich eine gütige Frau bin und anderen Frauen nichts böses will, gebe ich dir noch einmal die Gelegenheit, dich mir Offen zu erklären. Und vage es besser nicht, mich noch einmal belügen zu wollen. Deine hübschen, hellen und so gar nicht zu einer Dunkelelfe passenden Augen werden dich in dem Moment verraten, da dir die Unwahrheit über die Zunge geht!”
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 1. Mai 2011, 09:50

Eleyna entging der Wechsel des Gesichtsausdruckes nicht, doch sie vermied es, darauf zu reagieren. Ihr kam das alles mehr als lächerlich vor. Ihr Blick ging kurz zu den Mädchen. Was um alles in der Welt würde jemanden dazu bringen, sich so zum Narren zu machen - buchstäblich? Mitleid war das tragende Gefühl, für diese Mädchen. Ihre Augen glitten zurück zu der Regentin und sie blieb unbeteiligt, während diese ihre Geschichte erzählte. Als dann die Eiselfe auf sie zu trat und sie zu durchsuchen begann, ließ sie dies ohne Einwände zu. Natürlich war ihr klar, dass sie die Schriftrolle finden würde und auch, dass die Regentin Lerium würde verstehen können. Während der Prozedur unterhielten sich die anderen beiden Dienerinnen und schienen kein anderes Thema zu haben, als Eleyna. Was die beiden damit bezwecken wollten, war ihr vorerst schleierhaft, doch interessierten ihre Kommentare herzlich wenig. Für solche Kindereien, hatte sie noch nie Zeit gehabt.
Die Elfe hatte in all dieser Zeit gelernt mit solchen Dingen umzugehen. Also ließ sie nicht eine verdammte Regung zu. Als dann also die Schriftrolle aufgerollt und auch gelesen wurde beobachtete Eleyna die Reaktionen. Es war ihr klar, dass die Regentin triumphierte. Ihr war auch klar, dass sie hier mit einer Meisterlügnerin und Betrügerin konkurrierte. Doch glaubte diese Frau tatsächlich, Eleyna würde vor ihr einknicken, hatte sie sich geschnitten. Also wartete die Halbelfe gedulig ab, bis die Thronbesetzerin ihr die Chance zur Erklärung einräumte und erhob dann das Wort. Doch als Erstes folgte nur ein mitfühlendes Lächeln für die Blonde. "Schätzchen. Ich hatte dich eigentlich für klüger gehalten - jedenfalls gibst du dich so." begann sie. "Aber man wird doch immer wieder überrascht. Vielleicht ist dein überheblicher Ton die Antwort auf deine Verblendung! Denk doch mal darüber nach, denn du brauchst schon einen kühlen Blick, damit du auch die Zusammenhänge erkennen kannst. Ehrlich - was glaubst du, was du da in den Händen hälst? Etwa ein Schriftstück, dass mich entlarven würde? Hah!" Eleyna's Augen funkelten. "Wäre zu einfach, oder? Aber du bist ja an Einfachheit gewöhnt. Meinst, dass deine Stellung hier, dir auch die Weisheit schenkt. Weit gefehlt, Herzchen." Eleyna's Stimme war ruhig, ihr Gesicht verriet keine Anzeichen für eine Lüge. Immerhin war das ihr Beruf und auch wenn die Blonde ebenfalls das Lügen und Betrügen behrrschte, so waren das doch zwei verschiedene paar Stiefel und Eleyna's Erfahrung dürfte um einiges mehr vorhanden sein, als die der Prinzessin. "Also gut, Herzchen, ich will dir einen Brocken hinwerfen, damit du da auch drauf kommst: Nein, mein Name ist nicht Eleyna! Dass du das nicht siehst? Dass du mich für so dämlich hälst, dass ich einen falschen Namen sage, damit du dann dieses Pergament findest und eben genau diese Chose losgeht? Ehrlich. Ich hatte mehr von dir erwartet!" Sie atmete tief durch und fuhr fort: "Dieses PPergament sagt nichts darüber aus, was du wissen willst. Das habe ich dir schon gesagt. Oder glaubst du, dass dieses Stück Papier für mich bestimmt ist? Ich sollte diesen Wisch lediglich überbringen." endete sie und zuckte, so gut es mit auf dem Rücken gefesselten Händen ging, die Schultern. Die ganze Zeit war ihr Ton ruhig und gelassen geblieben. Lediglich leichte Verspottungen waren zu vernehmen, was ihre Lüge durchaus glaubhaft machte. Dieses junge Ding mochte die Anführerin einer großen Organisation sein, das bestritt Eleyna auch nicht. Doch sie war nicht allwissend und konnte auch keine Gedanken lesen. Da die Halbelfe schon länger im Geschäft war, dürfte die Regentin diese Erklärung schlucken. "Und was die Augen angehen. Ja, meine Großmutter war ein verdammter Mensch! Faldor möge ihre Seele knechten und ausweiden!"

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. Mai 2011, 23:41

Als Eleyna erneut in einem Ton antwortete, der selbst in einer weniger brenzligen Situation unangebracht gewesen wäre, hatte die Räuberprinzessin die Augen niedergeschlagen und lauschte Stumm und mit ausdrucksloser Miene dem, was die Dunkelelfe von sich gab. Die Regentin der Diebesgilde von Andunie war gewiss nicht das, was man eine gewöhnliche Herrschein nannte. Als Tochter einer Familie von sehr niederem Stand hatte man bei ihrer Erziehung nicht viel Wert auf die Manieren und Geflogenheiten des Adels gelegt und als sie älter wurde hatte sie selber kein Interesse daran, diese zu erlernen, nicht einmal nachdem sie zu einer der mächtigsten Frauen der Welt geworden war. Letztlich war das auch der einzige Grund, weshalb es sie nicht störte, dass eine Gefangene mit ihr sprach wie mit einem dummen Kind. Ganz sicher, bei einem anderen Regenten hätte Eleyna ihre kühne Zunge längst mit Schlägen und Peitschenhieben entlohnt bekommen. Nein, Kiala stand über solchen Dingen. Von der Respektlosigkeit einer Gefangenen lies sie sich nicht beleidigen. Mit marmorner Miene stützte sie ihr Kinn auf den rechten Arm, das Gesicht mit den geschlossenen leicht zur Seite gewand.
Erst als die Dunkelelfe damit fertig war sich zu rechtfertigen und sich aus der Sache heraus zu reden, schlug die Räuberprinzessin die Lider wieder auf. Aber statt der Dunkelelfe sah sie zu ihren Dienerinnen hinüber und nickte leicht, fast unmerklich. Ein stummer Befehl, wie er bestimmt schon sehr oft gefallen war. Damit überraschte sie allerdings ihre Närrin, die wohl gedacht hatte, dass das Verhör noch etwas weiter gehen würde. Sie verschluckte sich fast an einer der letzten Weintrauben und musste Husten bevor sie etwas sagen konnte. ”Leichte Weitung der äußeren Iris,” nuschelte sie und anscheinend war sie dieses eine mal wirklich peinlich berührt. Kaum hatte das blonde Mädchen ihren Mund wieder geschlossen, als die Rothaarige auch schon weiter machte. ”Doppelter Lidschlag beim sprechen, Augenbewegung zwischen dem ersten und zweiten blinzeln.” Zum Schluss erhob dann die Eiselfe ihre Stimme. “Pulsbeschleunigung um einen viertel Schlag die Sekunde während sie spricht.“
Die Matriarchin nickte langsam, anscheinend war es genau das, was sie erwartet hatte. “Versteht sie uns?“ fragte sie, ohne dass in ihrem Gesicht eine Regung zu erkennen war. Zwei kleine Glöckchen schellten, als das Mädchen im karierten Trikot mit dem Kopf schüttelte und ihre Narrenkappe damit in Bewegung setzte. Keine Reaktion. Also entweder versteht sie uns nicht, oder sie ist so kaltschnäuzig, dass es sie nicht interessiert wenn man sie beleidigt. Oder sie nimmt mich nicht ernst.“
Erneut nickte Kiala Rikku und erhob sich dann von ihrem Thron. Mit den weichen, eleganten Schritten einer Tänzerin, überbrückte die Andunierin die kurze Strecke bis zu der gefangenen Halbelfe, bis sie genau vor dieser stand. Ihre dünnen Augenbrauen hatten sich im Zorn verzogen, als ihre linke vorschnellte und sich um Eleynas Kinn schloss. Mit einer Kraft, die man der zierlichen Blondine in ihrem Seidenkleid nicht zugetraut hätte, zwang sie die Spionin, in ihre Augen zu sehen. ”Ganz wie du willst, Schwarzhaut. Ich habe es im guten versucht, aber du hast anscheinend kein Interesse daran, mit mir und meinen Leuten zu kooperieren.” Sie näherte ihr Gesicht dem von Eleyna so weit an, dass sich die Nasen fast berührten und als sie weitersprach war ihre Stimme fast schon bösartig, ernster Zorn schwang in ihr mit. ”Ich bin euch Dunkelelfen so was von Leid! Selbst mit dem Rücken zur Wand seit ihr noch zu arrogant, um den Menschen zu helfen, nicht wahr? Zwei Duzend deinesgleichen hatte ich bereits hier in meinem Exil und sie alle haben so reagiert wie du. Und während ihr euch damit amüsiert, meine Zeit zu verschwenden, leiden meine Andunier!” In ihrem aufgebrachten Zustand hatte sich eine Haarsträhne aus der Aufwändigen Frisur der Herrscherin gelöst und war in ihr Gesicht gefallen, aber das schien sie nicht zu stören. Mit einem mal schnellte die behandschuhte, rechte Hand nach oben, der Griff der Linken löste sich und Eleyna erhielt eine prasselnde Ohrfeige.
Leicht bebend strich sich Kiala mit beiden Händen über ihre Haare, ehe sie wieder zurück zu ihrem Thron ging und sich, böse Blicke verteilend, darauf niederließ. ”Na schön, na schön,” sagte sie eher zu sich selbst, im Versuch sich zu beruhigen, als zu irgendjemand anderem. ”Du bist nicht bereit mir zu helfen, mein Volk und meine Stadt zurück zu erobern, fein. In dem Fall habe ich für dich selbstverständlich keine Verwendung mehr. Der Richter möge vortreten!”
Die Regentin klatschte zwei mal in die Hände und ein Diener zog einen der Wandvorhänge beiseite. Für einen kurzen Moment waren die kräftigen Leiber von drei hochgewachsenen Männern zu sehen, ehe sich einer von den anderen beiden löste und der Wandteppich hinter ihm zurück glitt. Während er auf den Thron zu stapfte, zog der blankbrüstige Hüne ein Henkersschwert aus dem Gürtel und lies es einmal locker in der Hand kreisen. Als er hinter Eleyna stehen blieb, zwang der Mensch sie abermals auf die Knie und strich ihre schwarzen Haare über eine Schulter, damit der Hals gut sehbar frei lag. Dann konnte die Spionin auch schon den beißenden, kalten Stahl auf ihrer Haut spüren, als der Richter die Klinge ansetzte um maß zu nehmen.
“Da du eine Frau bist, gewähre ich dir die gnade eines schnellen, schmerzlosen Todes. Einen Mann hätte ich wohl persönlich in den Tod gefoltert. Aber ich denke das ist bei dir nur rechtens, schließlich sind wir ja ’Freundinnen’. Noch irgendwelche Noch irgendwelche, bedeutenden letzten Worte, ’Herzchen’?“ Langsam hob sie den schlanken, rechten Arm in die Luft, gleichzeitig holte der Scharfrichter aus. An den Gesichtern der wenigen Anwesenden, die sich für das geschehen interessierten, konnte man sehen wie ernst die Lage war. Vor allem der junge Räuber, der als Lockvogel gedient hatte, stand der Schreck in den Augen, da er sich wohl schon um seine Kopfprämie betrogen sah. Sobald Kiala den Arm wieder senken würde, wäre es um die Dunkelelfe geschehen.
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 13. Mai 2011, 09:48

Natürlich hörte Eleyna die Worte der Dienerinnen und machte sich innerlich die Notiz, dass sie es hier mit mehr als nur naiven Mädchen zutun hatte. Eines musste sie der Regentin lassen: Sie hatte sich ziemlich abgesichert und dennoch spielte Eleyna ihren Trumpf aus, über ihre Kenntnisse in Rendinea stillschweigen zu bewahren. Dann ging alles ziemlich schnell und es blieb der Halbelfe lediglich das "Übersich-ergehen-lassen". Kiala war mit wenigen Schritten bei ihr; ihr Gesicht glich nun mehr ihrem - wie Eleyna meinte - Naturell einer Herrscherin. Ihre feingliedrigen Finger schlossen sich um das Kinn der Elfe und zwangen sie so, die Prinzessin der Diebe ins Gesicht zu blicken. Zischend folgten Verwünschungen, die mit Sicherheit ein Akt der Verzweifelung waren, da sich die Dunkle nicht auf die lächerliche Art der Regentin einschüchtern ließ. Zwar war sich die Halbelfe durchaus bewusst, dass sie hier definitiv den Kürzeren zog, doch sie wollte sich nicht von so einer Göre in die Knie zwingen lassen. Also starrte sie mit unbeweglicher Miene in das hübsche Gesicht ihres Gegenübers und hörte sich die Tirade von Hassgefühlen gegenüber ihrer Rasse an. Als dann jedoch ein Klatschen die Halle erfüllte und Eleyna spürte, wie ihre Wange anfing zu brennen, musste sie sich stark zusammenreißen, der Blondine nicht an die Gurgel zu gehen.
Doch dazu kam es gar nicht, denn Kiala Rikku hatte natürlich den längeren Atem von ihnen. Kurzerhand wurde Eleynas Tod bewilligt und sie befand sich wenige Augenblicke, in der die Wange nach wie vor schmerzte, auf den Knien, das Schwert zur Enthauptung im Anschlag.
Die Dunkle sah kurz zu Rikku, die ihren Arm theatralisch gehoben hatte und mit einer einzigen Bewegung ihren Tod herbeiführen konnte, ohne selbst die Klinge zu schwingen. Fieberhaft suchte Eleyna nach einem Ausweg und rekapitulierte das eben Gesagte.
Rikku wollte also tatsächlich die Andunier retten? Ihr lag etwas daran, diesem Volk zu helfen, genau wie Eleyna. Doch wie sollte sie ihr das klar machen, ohne ihre Tarnung aufzugeben?


Die Sekunden der Überlegung, verstrichen wie zähe Stunden und der Herzschlag beschleunigte sich. Eilig schmiedete sich ein Plan nach dem anderen in Eleynas Kopf und wurde immer wieder verworfen und vernichtet. Alles war heikel und brisant, doch hier ging es immerhin um das Endgültige. Nun gut: Hier war der Plan:

Bevor Kiala ihren Arm senken konnte, erhob Eleyna das Wort: "Du willst also dein Volk retten?" fragte sie mit klarer Stimme, die nicht verriet, dass sie gerade so dem Tod entronnen war. "Welche Rolle sollte ich in deinem Szenario spielen?" Die blauen Augen richteten sich auf das Gesicht Rikku's und betrachteten dieses eindringlich. "Für mein Leben, wäre ich bereit gewisse Dinge zu tun. Was also sähe dein Plan vor?"

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. Mai 2011, 22:24

Die Mundwinkel der Regentin zuckten leicht, als die gefangene Dunkelelfe sich augenscheinlich doch lieber mit den Dieben verbünden wollte, als zu sterben. War es Ekel, Verachtung? Oder am Ende doch Erheiterung? Wer konnte schon mit Sicherheit sagen, was hinter diesem Porzellangesicht wirklich vor sich ging? Doch noch hatte die Matriarchin der Diebesgilde den Arm nicht gesenkt, sondern musterte weiterhin die Miene der Halbelfe zu ihren Füßen. Alleine der gesunde Menschenverstand musste ihr bereits sagen, dass sie sich nicht zu schnell auf die Bereitschaft zur Kooperation einlassen durfte. Wie lange mochte schon die Treue einer Agentin halten, die sich nur durch die Androhung des Todes zur Zusammenarbeit überzeugen lies? Vielleicht nicht viel länger, als bis sie nicht mehr die Klinge des Richtschwerts im Nacken fürchten musste.
Der Jüngling, der Eleyna getäuscht hatte, räusperte sich leise. Als einziger in unmittelbarer nähe schien er nicht wirklich in der Lage zu sein, seine Gefühle zu verbergen, denn man konnte ihm mehr als deutlich ansehen, dass er sich nicht wohl fühlte. Mit einem Gesichtsausdruck, als hätte man ihr grade vor die Füße gespuckt, wandte die Räuberprinzessin ihm das hübsche Gesicht zu und starrte ihn einen Augenblick lang an, als wäre sie überrascht, dass er noch immer nicht das Weite gesucht hatte “Pamie, gib diesem Idioten endlich was ihm zusteht,“ sagte sie genervt, woraufhin die grünhäutige Elfe einen Schritt nach hinten machte und hinter einem der Wandvorhänge verschwand.
Einige Sekunden später kam sie auch schon wieder zurück, aber nun hielt sie einen kleinen, einfachen Lederbeutel in der rechten Hand. Das leise Klimpern, dass bei jedem ihrer Schritte entstand, machte jedem klar, was sich darin befand. Vollkommen ausdruckslos warf die Rothaarige dem bärtigen Mann den Sack zu, ging dann weiter zu dem Jüngling und drückte dem verdutzten Kerl einen Kuss auf die Lippen. Vor Überraschung war der Schleimbeutel ganz starr, als die Elfe sich wieder von ihm löste, sich mit dem Handrücken über die Lippen wischte und Eleyna zuzwinkerte. Dann nahm sie wieder ihren angestammten Platz ein.
Die beiden Männer verbeugten sich knapp vor den Frauen, drehten sich um und machten sich daran die Halle wieder zu verlassen. Sie hatten allerdings noch keine 50 Schritte hinter sich gebracht, als der jüngere plötzlich und ohne ein Wort zusammen brach. Einen Augenblick lang wälzte er sich krampfend über den Boden, während einige umstehende Lachten. Der Bärtige, eindeutig am ganzen Leib zitternd, bemühte sich einfach weiter zu gehen und seinem Kameraden nicht anzusehen. Als er die Festhalle der Diebesprinzessin verlassen hatte, lösten sich zwei bewaffnete und vermummte Männer aus ihren Verstecken hinter einem Behang, marschierten schnurstracks auf den kollabierten zu und zogen ihn an den Beinen aus der Halle.
”Ich hasse es, wenn unhöfliche Männer nicht wissen wo ihr Platz ist. Und Männer aus Sarma hasse ich noch mehr.” Während Kiala das sagte, vollführte sie eine wegwischende Bewegung mit ihrer erhobenen Hand. Der Henker verbeugte sich tief, verstaute seine Richtwaffe und ging zurück zu seinen beiden Kameraden, während die Herrscherin abermals aufstand.
”Nun denn. Ich habe vor, dich in einem dreistufigen Auftrag einzusetzen. Stufe eins wäre die Infiltration der Kaserne in Pelgar. Dass du dafür in Pelgar selbst gelangen musst, dürfte sich selbst erklären und für dich auch kein Problem darstellen, oder Rhin? Stufe zwei wäre die Beschaffung einiger Informationen. Meine Spione haben mir berichtet, dass in der pelgarischen Kaserne ein Brückenkopf eingerichtet worden ist. Alle Informationen, von Truppenbewegungen, über Nachschübe bis hin zu genauen Aufzeichnungen über Zahl und Bewaffnung der Soldaten wird dort festgehalten. Ich will diese Informationen! Aber die Dunkelelfen sind klug. Sie haben das Fort hermetisch abgeriegelt und niemand kommt hinein oder hinaus, geschweige den in die wichtigen Bereiche. Solltest du nicht in der Lage sein, diese Informationen zu beschaffen, so müsstest du einen Kommandanten namens Lazard zu meinen verbündeten bringen. Das wäre ohnehin Stufe drei, in der du die gesammelten Daten mit den Informationen meiner Freunde kombinierst und wieder hier her zurück bringst.”
Kiala Rikku lächelte, als hätte sie nicht um viel mehr gebeten, als um einen Kranz Blumen, den Eleyna auf einer nahegelegenen Wiese pflücken musste. Gleichzeitig bedeutete sie ihrer Gefangenen mit einer Handbewegung, sich wieder zu erheben. Dann schnipste sie, woraufhin die Eiselfe ein zweites mal zu ihr ging, dieses mal jedoch um die Fesseln um Eleynas Handgelenke zu lösen. ”Du wirst sicher einsehen, dass ich dich leider nicht sofort wieder gehen lassen kann, wenn du wieder hier angekommen bist. Aber ich gebe dir mein Wort, dass dein Aufenthalt in meinem Reich so angenehm wie möglich sein wird. Außerdem werde ich einen meiner Todesengel mit dir auf den Weg schicken, der dich im Auge behält und dir Zugang zur pelgarischen Diebesgilde verschafft. Und weil ich so gütig bin, lasse ich dir sogar die freie Wahl. Willst du lieber einen Nahkämpfer, einen Präzisionsschützen oder einen Magier zu deiner Unterstützung?”
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 17. Mai 2011, 09:33

Kniend, den Kopf gen Boden, starrte Eleyna angestrengt in das Gesicht der Regentin. Sie wusste, dass diese sich sehr gut überlegte, was sie nun tun sollte und mehr wollte die Spionin nicht erreichen. Ihr war bewusst, dass sie hier arg mit dem Feuer hantierte und es durchaus ernst war. Also spielte sie die Rolle der Dunkelelfe weiter und diese waren durchaus in der Lage von jetzt auf gleich ihre Haltung und Meinung zu überdenken, wenn sich daraus ein Vorteil ergab. Oft hatte sie eben jene Sinneswandlungen miterlebt und stets war sie der Meinung gewesen, dass dies wahrhaftig der übelste alle Charakterzüge war. Es ging lediglich um Profit und Vorteil, hauptsache man kam mit der bestmöglichen Wendung aus verzwickten Situationen. Hier kam ihr das nun gelegen, denn es verriet ihre Bindung zu Andunie nicht und untermauerte die Einfachheit einer Dunkelelfe. Mit Sicherheit waren nicht alle so, doch viele wollten lediglich einen Gewinn aus allem ziehen - hier passte dies vorzüglich.
Also wartete die Halbelfe darauf, was nun geschehen würde, als sich erneut der Jüngling bemerkbar machte. wäre Eleyna nicht in einer präkeren Lage, hätte sie die Augen verdreht. Dieser Bursche war genau das, was sie hier verkörperte. Er war nur auf seine Beute bedacht und scherte sich nicht um das Ganze. Dass ihm das zum Verhängnis werden konnte, ahnte sie, doch mit dem, was nun geschah, hatte sie eher nicht gerechnet. Die angesprochene Dienerin - Pamie, wie sie sehr wohl verstanden hatte - bekam nun den Auftrag das Geld zu holen. Während das Schauspiel andauerte, spürte Eleyna, wie ihr Nacken steif wurde und wünschte sich, dass die Rotznase einen Zahn zu legte. Ihre Augen folgte dem Mädchen, während es dem Bärtigen das Bündel zuwarf und dem Jüngling einen Kuss aufdrückte. Kurz zuckte ihre Augenbraun in die Höhe- damit hatte sie eher nicht gerechnet. Das Zwinkern quittierte sie mit Ausdruckslosigkeit und richtete den Blick wieder gerade auf den Boden. Lediglich durch die Geräusche die nun folgten, war Eleyna in der Lage sich ein Szenario auszumalen, was gerade geschah. Offenbar hatte Pamie dem Ungeduldigen gehörig einen Strich durch seine Rechnung gemacht, als sie ihn küsste. Eleyna hatte durchaus von diesem Kuss des Todes gehört, erlebt jedoch nicht. Nachdem der Gierige aus der Halle geschleift worden war, entfernte sich endlich der Henker, auf geheiß der Prinzessin hin. Endlich durfte Eleyna ihre Beine entlasten und so erhob sie sich etwas umständlich, da ja ihre Hände nach wie vor auf dem Rücken gefesselt waren. Erst als die Fesseln durch die Eiselfe gelöst wurden, sie kurz ihre Handgelenke massierte und über das Gehörte nachdachte, blickte sie die Prinzessin an. Ihre Arme verschränkte sie vor der Brust. "Na das ist doch mal eine Kleinigkeit. Eine Ahnung, wie ich das verflucht nochmal anstellen soll? " Motzte sie und hob eine Augenbraue. "Ich überliefere Informationen, damit komm' ich klar" auch wenn sie noch etwas hinzufügen wollte, so schien sie nun etwas zu überlegen. "Warum glaubst du, dass ich dafür geeignet wäre, hm?!" fragte sie dann drauf los und musterte die Throndame.

"Ich meine, klar - ich bin eine Dunekelfe und käme mit Sicherheit in die Stadt. Aber wieso sollte man mich in die Sicherheitsbereiche lassen? hm?
Eleyna war klar, dass dies hier eine Chose war. Natürlich interessierte es Rikku herzlich wenig, wie sie diese Aufgabe bewältigte, hauptsache sie wurde gemacht. Als sie ihr offerierte, dass sie hierbleiben würde und sie sich einen der drei aussuchen sollte, dachte die Spionin einen Augenblick nach. Sie würde den nahkämpfer nehmen. Soviel stand fest. Denn sollte sich eine Gelegenheit ergeben, hatte sie gegen ihn die besten Chancen. Der Magier kam nicht mal ansatzweise in die engere Wahl, da sie gegen Magie nichts ausrichten konnte. Ebenso wenig gegen den Präzisionsschützen. Sie war eine Nahkämpferin und bevorzugte jemanden, den sie im Härtefall auch besiegen konnte. "Meinetwegen, nehm' ich den Nahkämpfer. Im Prinzip ist es auch egal, wen ihr mir da aussuche, ich wette sie haben alle den Zusatzauftrag, mich zur Strecke zu bringen, sollte ich mich nicht ..sagen wir.. angemessen verhalten." Schlussfolgerte sie und hob erneut die Augenbraun. "Und? Wann gehts los?"

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. Mai 2011, 15:07

Die Räuberprinzessin quittierte die Vorbehalte der Dunkelelfe fürs erste mit einem herzerwärmenden Lächeln, während sie in Richtung ihrer Kammerzofen schnippte, ohne den Blickkontakt mit Eleyna abzubrechen. ”Harlee, du hast es gehört. Leite alles in die Wege. Josua dürfte in seiner Kammer sein.“ Das blonde Mädchen in dem schwarzroten Narrenkostüm nickte eifrig und bei jeder Kopfbewegung klirrten die Glöckchen an den Bommeln ihrer Kappe. Dann lief sie auch schon davon, wobei laufen hier relativ war, denn nach ein paar Schritt schlug sie ein Rad und balancierte dann auf den Händen weiter, bis sie hinter einem weiteren Wandbehang verschwand. Man hörte noch, wie eine Tür zuschlug, bevor das klimpern der Narrenkappe verstummte. Die Rothaarige Elfe blickte der Närrin mit einem Schmollmund hinterher und wirkte auf einmal zappeliger als zuvor.
Kiala, die ihrem Harlekin mit den Augen gefolgt war, sah nun verträumt den Wandteppich an, hinter dem Harlee, wie das Mädchen von allen genannt wurde, verschwunden war. “Ein Glück dass es hier diese ganzen Vorhänge gibt. Wär’ ja schlimm wenn man all die Türen, Nischen und Soldaten sehen könnte. Das würde mir sofort die Laune verderben.“ Als wäre sie aus einer Trance erwacht schüttelte die geheime und entthronte Herrscherin von Andunie den Kopf. Sie blinzelte ein paar mal schnell und sah dann auf ihre Armlehne hinunter, wo noch immer die Nachricht lag, die man Eleyna abgenommen hatte. Kiala hob das Pergament auf und faltete es wieder so zusammen, wie es vorher war. Dann reichte sie es der Eiselfe weiter. Es war nicht deutlich zu sehen, was die blauhäutige Zofe genau anstellte, aber kurz danach war sogar das Siegel wieder in seinem ursprünglichen Zustand.
Mit einer Bewegung wies die Matriarchin ihre Dienerin an, der Dunkelelfe ihren Besitz wieder auszuhändigen. ”Du bist doch ein kluges Kind, Rhin. Dir wird sicherlich etwas einfallen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Überrasch mich doch, ich mag Überraschungen. Übrigens hast du eine gute Wahl getroffen. Mein bester Kämpfer wird dich begleiten. Ein ungeschlagener Krieger. Aber auf längere Zeit wird das eine ganz schön anstrengende Geschichte für dich” Die Eiselfe war in die Knie gegangen und pickte die einzelnen Wurfmesser und Waffen auf, die sie kurz zuvor noch ihrem Besitzer abgenommen hatte. ”Die wirst du brauchen, wenn du im Auftrag meiner Fürstin reist,” sagte die Dienerin in einem kaum hörbaren Flüsterton und drückte Eleyna ihr Eigentum in die Hände.
Im selben Augenblick wurde der schwere Samtvorhang ruckartig zur Seite gerissen, so heftig, dass er fast aus seiner Verankerung sprang. Ein ziemlich genervt wirkendender, hochgewachsener Mann stapfte hervor, gekleidet in dunkelblaue Lederkleidung und bewaffnet mit zwei Säbeln. Er blieb neben Eleyna vor dem Thron der Regentin stehen und fiel aufs rechte Knie, den Blick zu boden gerichtet und beide Handflächen nach vorne gestreckt. Erst als Kiala sanft in ihre Hände klatschte, stand er wieder auf und verbeugte sich tief vor seiner Herrin. ”Und Josua, ist alles bereit?” fragte sie freundlich, woraufhin der Hüne leicht nickte.
”Ja Herrin, so gut wie es eben möglich war. Aber musste es wirklich nötig sein, die wahnsinnige zu schicken? Ich bin jedenfalls der letzte der das Clownmädchen vermissen wird! Ich werde dann das Pferd satteln gehen. Schickt sie nach, sobald ihr wollt!” Noch einmal verneigte sich der Mann und verschwand dann ohne Eleyna auch nur anzusehen auf dem selben Weg aus der Halle, auf dem die Dunkelelfe sie betreten hatte. Aber Kiala schien es wohl noch nicht eilig damit zu haben „sie“ hinterher zusenden, sondern sah sich stumm und mit einem ausdruckslosen Lächeln in der Halle um, bis kurze Zeit später Harlee wieder zurück in die Halle kam. Nur das sie jetzt nicht mehr ihr Rautentrikot trug.
Stattdessen war das Menschenmädchen in eine eng anliegende, dunkelrote Lederrüstung gekleidet, die auf der linken Seite ein ähnliches, schwarzes Muster hatte, wie ihr Narrenkostüm. Ihre hohen Lederstiefel, die bis weit übers Knie gingen, waren von unterschiedlichen Farben, der linke rot, der rechte schwarz und sowohl an den Hand- als auch den Fußgelenken, sowie um den Hals, trug sie weiße Rüschenkragen. Ihre blonden Haare hatte sie zu zwei Zöpfen gebunden und noch immer trug sie eine Narrenkappe auf dem Kopf, doch dieser schienen die Glöckchen zu fehlen. Sie hatte ihr Gesicht weiß geschminkt und die Augen und die Lippen schwarz hervor gehoben. Auf ihrem Rücken trug sie einen schweren Kriegshammer aus dunklem Stahl, dessen langer Griff über ihre Schulter heraus ragte.
Mit federndem Schritt ging sie auf den Thron ihrer Gebieterin zu, ohne dass sie irgendein Geräusch verursachte. Sie grinste von einem Ohr zum anderen, fiel aber ganz normal und ehrfürchtig auf ihr Knie. ”Ich bin bereit, Kätzchen.” war das einzige was sie sagte. Die Prinzessin der Diebe erhob sich abermals von ihrem Thron und ging auf ihre Dienerin zu. Ohne auf die Anwesenden zu achten, küsste die Regentin ihre Kriegerin auf die Stirn, ihr Gesichtsausdruck verriet eine gewisse Sorge. ”Pass auf dich auf, Haydee. Ich vertraue ihr nicht, aber uns bleibt keine andere Wahl. Gib ihr einfach keine Gelegenheit, dir eines ihrer Messer in den Rücken zu rammen. Ich vertraue deinem Urteilsvermögen. Und achte darauf, dass unserem Gast nichts passiert. Ich will dass ihr beide wohlbehalten wieder hier her zurück kommt. Ich habe der Dunklen mein Wort gegeben und du willst doch nicht, dass ich Wortbrüchig werde, oder?”
Die Närrin schüttelte den Kopf und stand auf, um sich abermals zu verbeugen. Während sich die Regentin wieder auf ihren Thron setzte, verabschiedete sich Harlee – oder Haydee? – von den anderen beiden Zofen, wobei die rothaarige Elfe nicht sehr glücklich darüber zu sein schien, dass sie Opfer einer heftigen Knuddelattacke wurde. Ganz und gar nicht glücklich.
Endlich löste das blonde Mädchen sich von ihrer Freundin und baute sich vor Eleyna auf. ”Also gut, Rhinilein, wir können los gehen. Du kannst mich Harlee nennen und oder jede Verniedlichung anhängen, die dir in den Sinn kommt. Los los los, jetzt!“ Josua hat gesagt ich krieg ein Pferdchen und ich lieeeebe Pferdchen!“
Also das hatte Kiala gemeint, als sie meinte die Geschichte könnte anstrengend werden ...
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 19. Mai 2011, 16:02

Eleyna folgte der Närrin mit ihrem Blick, als diese sich in Bewegung setzte. Ihre Kunststücke quittierte sie mit einer angehobenen Augenbraue und schüttelte leicht den Kopf. Sie wusste nicht so recht mit diesem Szenario umzugehen. Sie empfand es als lächerlich, was sich zwischen der Räuberprinzessin und ihren 'Hofdamen' abspielte.
Nichtsdestotrotz wartete Eleyna geduldig ab, während die Blonde hinter einem der Wandteppiche verschwand. Lauschend verfolgte sie die Schritte, die bei jedem Auftreten von einer Schelle begleitet wurden. Dann erstarb das Klimpern und es folgte eine Tür, die ins Schloss fiel. Geduldig stand Eleyna da und wartete ab, was un kommen würde. Um ehrlich zu sein, hatte sie nicht damit gerechnet, dass diese Sache nun so schnell gegessen war und die Prinzessin ihr in einem gewissen Maße vertraute. Sie hatte sich eigentlich darauf eingestellt, noch weitere Diskussionen führen zu müssen, doch vermutlich hatte Kiala einfach die Nase voll von etwaigen Spielchen und Schimpftiraden. Während des Wartens, erhob Kiala erneut das Wort an sie und Eleyna schenkte ihr ihre Aufmerksamkeit. Als Rikku meinte, ihr würde sicher etwas einfallen, schenkte sie der Regentin lediglich ein unterkühltes Lächeln, welches aber ganz rasch wieder erstarb. Als sie hingegen ihre Warnung aussprach, runzelte die Halbelfe die Stirn und wollte nachhaken, als jedoch die Eiselfe vor trat und ihr sowohl den Brief, als auch ihre andere Habe wieder aushändigte. Erleichterung machte sich sehr wohl in Eleyna breit, als sie ihre Messer und schließlich auch die Sai's wieder an Ort und Stelle verfrachtet hatte.
Das Gesuch, welches wieder völlig intakt war, verstaute sie unterhalb ihrer Lederweste auf der rechten Seite. Sich etwas zurecht zupfend schenkte sie der Elfe, die ihr ihre Sachen wiedergegeben hat, ein Nicken, als diese sie warnte und verschwand. Plötzlich ruckte der Wandteppich zur Seite, durch welchen zuvor Harlee verschwunden war und ein grimmiger Mann kam neben Eleyna zum Stehen. Nach einer ziemlich abgehackt wirkenden Begrüßung seiner Herrin, einem murrenden Kommentar, den Eleyna offiziell nicht verstanden hat und einer ruppigen Verbeugung, verschwand der Mann und ließ die anderen zurück.


Als wäre diese Schütte von Merkwüridgkeiten nicht schon genug gewesen, schob sich erneut der Wandteppich zur Seite und heraus trat - Ja was eigentlich? Die Halbelfe starrte auf das Wirr-Warr aus rot und schwarz und musste dreimal hinsehen, bevor sie erkannte, wer sich hinter dem ganzen Gedöns versteckte. Harlee- die kleine Närrin war ihren Farben treu geblieben, trug jedoch nun eine Lederrüstung, die offenbar eingefärbt worden war. Kurz schluckte Eleyna ihr Lachen herunter, das sie nur gerne herauslassen wollte. Lächerlicher gings nicht, hatte sie geglaubt doch Harlee lieferte ihr den Gegenbeweis.
Während die Närrin ihren Auftritt genoss und dieser sich dehnte, gewöhnte sich die Elfe langsam an den Anblick. Diese Farben sollten wofür dienlich sein? Ihr fiel keine gescheite Antwort darauf ein und wäre sie nicht in dieser Halle, hätte sie nachgefragt. Doch es galt hier herauszukommen und die Untergebene dieser sogenannten Prinzessin zu beleidigen, erachtete sie nun als weniger klug.
Also sparte sich die Halbelfe ihren Kommentar und schwieg, wenn auch mit einem leichten Grinsen in den Augen.
Als sich Harlee dann von ihrer Herrin verabschiedete und ihr einen noch dämlicheren Kosenamen gab, verstand Eleyna überhaupt nichts mehr. Ein so groteskes Bild hatte sie selten, oder sagen wir, noch nie gesehen. Hier strotzte nur alles vor verqueren Begebenheiten und Abnormitäten. Doch was sollte es. Würde Eleyna nicht in Tarnung hier sein, hätte sie herzhaft darüber gelacht und es vielleicht sogar als angenehm empfunden, da dieses Szenario sich deutlich vom üblem Bild an der Oberfläche abhob. Pure Gegensätze, doch genießen konnte sie das zurzeit nicht. Schließlich war sie aus einem ganz bestimmten Grund aufgebrochen und sie hatte nicht vor, ihre Zeit noch länger zu verschwenden, indem sie hier herumstand und nichts geschah. Wobei Nichts ja nun auch wieder nicht stimmte.

Endlich löste sich der Blondschopf von ihren Kolleginnen und hatte sich theatralisch verabschiedet. Endlich kam sie auf Eleyna zu und stellte sich ihr offiziell vor. Wie sie sie allerdings ansprach, handelte der Schwarz-Roten einen kühlen Blick ein, was diese vermutlich nicht mal bemerkte. Die Worte, die sie von ihrem 'Kätzchen' erhalten hatte, klangen noch in Eleyna's Ohren - die wiedersprüchlicher nicht sein konnten. Nungut, solange sich Harlee-Haydee nicht übermäßig daneben benahm, würde hier niemand irgendjemandem ein Messer in den Rücken rammen. Wobei der Gedanke doch auch ganz angenehm war, jedenfalls bei diesem Dress.
Doch Eleyna hatte nicht vor, ohne etwas zu sagen, einfach dem Auftra nachzukommen:
"Hör' mal, Schätzchen - wie soll ich denn unauffällig irgendwo eindringen, wenn ich diesen Clown mitschleppen muss? Bester Krieger hin oder her. Wenn die anderen anders angezogen sind, nehme ich lieber eine von denen mit." Sie blickte von Harlee zu der Regentin und zurück. "Jetzt mal im ernst. Das ist dem Unterfangen nicht gerade zuträglich! Egal wie ich das anstellen soll, aber SO wird das unter Garantie nichts. Gibts da 'ne Alternative?!" fragte sie schluderig und verschränkte erneut die Arme. Sie konnte das beim besten Gewissen nicht akzeptieren. Selbst wenn sie keine Spionin gewesen wäre, hätte sie mit Sicherheit gewusst, dass eine Infiltration in so einem Aufzug nicht gerade zum Erfolg gekrönt ist.

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Sonntag 22. Mai 2011, 16:40

Das breite Grinsen in Harlees Gesicht ebbte langsam ab und machte dafür einen schmollendem Gesichtsausdruck platz, der ziemlich gut zu einer zehnjährigen gepasst hätte, über deren Lieblingskleid sich jemand lustig gemacht hatte. Eine tiefe Falte entstand zwischen ihren Augenbrauen und sie zog beleidigt die Schultern nach oben, sagte aber nichts. Stattdessen war das ehrlich erheiterte Lachen der Herrscherin der Halle zu hören. Kiala hielt sich vornehm den linken Handrücken vor den Mund, klang und wirkte aber in diesem Augenblick viel menschlicher, als die ganze restliche Zeit über. Durch ihr herzhaftes Lachen verlor die Andunierin einen grossteil ihrer Unnahbarkeit.
Aus dem Ärmel ihres Kleides zückte die Räuberprinzessin einen Seidenfächer, den sie Ruckartig öffnete und sich vors Gesicht hielt, wahrscheinlich um ihre erheiterte Miene zu verbergen. ”Aber natürlich gibt es eine Alternative, “Herzchen”. Wenn du möchtest kann ich meinen Scharfrichter zurück holen, der freut sich über Arbeit.” Einige Leute in der nähe fielen nun ebenfalls in die heitere Stimmung ein, aber die drei Zofen blieben genau so ernst, wie die sonst, oder sogar noch ernster, denn die Närrin schien alles andere als begeistert zu sein.
Noch während sie dabei war, sich zu beruhigen, schüttelte Kiala kräftig den Kopf, um zu zeigen, dass Eleyna in diesem Fall weder ein Recht auf Widerrufung noch auf eine neue Wahl hatte. ”Man darf ein Buch niemals nach seinem Einband beurteilen. Vertraue mir, wenn ich dir sage, dass deine Erfolgschancen mit meiner kleinen Harlee um einige höher sind, als mit Pamela oder Lori. Du musst wissen, sie benimmt sich nicht wie eine vollkommen Durchgeknallte, weil sie muss und bestimmt nicht, weil sie nicht anders kann. Sie ist so, weil sie es möchte! Und wenn sie nicht auffallen will, dann schafft sie das genau so gut, wie wenn sie alle Augen auf sich lenken möchte. Außerdem stammt sie ursprünglich aus Pelgar, kennt die Menschen und die Stadt. Sei glücklich mit deiner Wahl und akzeptiere es. Und nun wird es Zeit für euch beide, zu gehen!” Auf ihre letzten Worte hin schlug die Regentin ihren Fächer wieder zusammen. Ein Knall wie von einer Peitsche entstand. Dass letzte Wort war demnach wohl gesprochen.
Gleichzeitig schien aber auch die muffige Laune von Harlee wieder verflogen zu sein, denn sie hatte das selbe, geisteskranke Lächeln wie zuvor. ”Jetzt heißt es du und ich gegen den Rest der Welt, Ascheflöckchen.” Das blonde Mädchen drehte sich auf der Stelle herum und hüpfte wie ein junges Reh in Richtung der Treppe, die wieder an die Oberfläche führte. Als sie am unteren Ende angekommen war, blieb sie stehen und sah sich nach ihrer neuen Partnerin um. Für einen Augenblick konnte man eine spitze Zunge sehen, die der Dunkelelfe provozierend entgegen gestreckt wurde, dann verschwind sie auf dem Weg nach oben. Inzwischen hatte der Quartiermeister Josua auch ein Pferd für sie satteln lassen und neben Eleynas eigenem, schwarzen Pferd anbinden lassen. Damit war die Reiseunterbrechung für die Halbelfe damit beendet.
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 23. Mai 2011, 17:22

Zweifelnd warf sie der Prinzessin einen Blick zu, während diese ihre 'kleine Harlee' verteidigte. Noch immer stand Eleyna auf dem Platz, der ihr unfreiwillig zugewiesen wurde, als sie diese Halle betreten hatte. Ihre Miene war undurchsichtig und dennoch konnte man ihre Missbilligung dessen, was sich da auf sie zubewegte erkennen. Nachdem die Blonde geendet hatte, wandelte sich das Schmollgesicht ihrer Begleiterin in ein freudiges Strahlen. Harlee frohlockte und stolzierte dann an der Halbelfe vorbei, um sich zum Ausgang zu begeben. Die Spionin sah ihr nüchtern hinterher, bis ihr die Rot-Schwarze vom anderen Ende der Halle zurief, sie solle ihr nun endlich folgen. Ihr Patriotismus entlockte der Elfe kurz ein Zucken der Mundwinkel und sie hoffte inständig, dass Rikku wusste, worauf sie ihre Närrin drauflos jagte. Natürlich hielt man sie für eine gewöhnliche Schwarzhaut, die lediglich ihren Hals vor dem Scharfrichter retten wollte, doch Eleyna machte diesen Job schon etliche Jahre und ihr war stets bewusst, was sie erwarten konnte. Letztendlich zweifelte sie nicht an den Fähigkeiten der Närrin, ebensowenig wie an Kiala und ihrer Einschätzung.
Ein wenig wehleidig wurden die eisblauen Augen, als sie daran dachte, dass sie beide dasselbe wollten: Andunie wieder zurück dahin führen, wo es hingehörte: In die Sonne. Doch Eleyna war sich auch bewusst, dass sie sich nicht einfach die Blöße geben durfte. Natürlich hätte sie einfach die Wahrheit sagen können; dass sie eine Spionin der Pelgarer war, eine Andunierin, die ihre menschliche Seite mehr liebte, als die der Dunkelelfen. Sie hätte ihre Rendineakenntnisse preisgeben können und wäre vermutlich ein lukratives Bündnis mit Kiala Rikku eingegangen, doch das alles war es nicht wert, der Blonden ihre wahre Identität zu offenbaren. Leichter schon, aber gewiss nicht klug.

Also sah Eleyna zurück zu der Thronerbin und zuckte die Schultern. "Deine Worte in Faldors Gehörgang." Murmelte sie und hielt zwei Finger an ihre Stirn, die sie dann knapp von dieser löste und sich somit verabschiedete. Sie kehrte der Diva den Rücken und erinnerte sich kurz an das Herzliche, welches sie meinte erkannt zu haben. Vielleicht ergab sich irgendwann einmal die Gelegenheit, dass die beiden Tacheles redeten.

Während Eleyna den Rückweg durch die Halle antrat, beachtete sie die restlichen Menschen hier nicht. Sie war in gedanken bereits bei ihrem Auftrag und überlegte sich, wie sie wohl beides miteinander verbinden konnte. Als sie die Treppenstufen wieder zur Oberfläche gelangt war, musste sie etwas blinzeln, denn das Sonnenlicht war im Gegensatz zum Untergrund grell. Sie schrimte ihre Augen mit der flachen Hand ab und entdeckte wenig später ihr Pferd. Sie näherte sich dem Tier und klopfte ihm kurz über den Hals, als sie sich nach Harlee umdrehte. "Hast du soetwas schon mal gemacht?" Fragte sie die Närrin und saß dann auf. Kurz überprüfte sie ihre Habe und blickte dann gen Horizont. Sie hatte Stunden verloren, durch diesen ungewollten Zwischenstopp und die Sorge um Arrond wurde größer. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Harlee. Sie wartete, bis die Närrin aufgesessen hatte und trieb ihr Pferd dann an dem anderen vorbei. "Also los, Harlee. Wenn uns nichts mehr dazwischen kommt, sollten wir noch ungefähr zwei Tage bis Pelgar brauchen. Hoffen wir mal, dass alles glatt geht. Ich möchte deiner Herrin nicht erklären müssen, warum du nicht nach Hause kommst." Murrte sie und zog dann an der Närrin vorbei, das Tempo des Pferdes etwas anziehend.

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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Erzähler » Dienstag 24. Mai 2011, 19:08

Als Eleyna wieder die Treppe emporstieg, um aus der unterirdischen Palastanlage zurück in die heruntergekommene Scheune zu gelangen, schien das Holzgebäude sich auf den ersten Blick nicht verändert zu haben. Zumindest von Harlee oder einem zweiten Pferd fehlte jede Spur. Ihr eigener, schwarzer Hengst stand in einer der Luken und tat sich an dem dargebotenen Hafer gütlich. Erst nach einer kurzen Zeit betrat die Närrin die Scheune wieder, wobei sie dabei die zweite Hälfte des Doppeltores noch zusätzlich öffnete. Dann schlenderte sie gut gelaunt und mit betontem Hüftschwung sie auf die Dunkelelfe zu, trieb sie zu ihrem Pferd in die Box und schloss das Gatter hinter sich. Fast im selben Augenblick erklangen Tierlaute, etwas das sich anhörte wie eine Mischung aus Lachen und Knurren, aus Richtung der offenen Pforte. Die Kriegerin hatte sich mit einem verträumten Blick auf das niedrige Tor gestützt und beobachtete den Hofmeister Josua, wie er den Scheuer betrat. Dabei zog er an dicken Lederleinen zwei hundeähnliche Tiere hinter sich her, die der Ursprung dieser komischen Geräusche waren und ganz und gar nicht gerne mit dem großen Mann mitkommen wollten. ”Macht’s gut Babies,” rief die Närrin dem sich abplackenden Josua und den beiden Tieren nach, während sie eifrig hinterher winkte. Tatsächlich schienen die beiden Hyänen lieber zu Harlee zu wollen, aber vielleicht rochen sie auch nur das unruhige Pferd, das wohl eine willkommene Mahlzeit dargestellt hätte. Als Kialas Hofmeister die versteckte Bodenluke über sich schloss, öffnete die Närrin auch wieder das Gatter. ”Ich hab ein richtig schlechtes gewissen, meine armen kleinen Lieblinge ohne ihre Mami zurück zu lassen, aber Pelgar ist nichts für zwei so liebe Tierchen.” Diese Erklärung passte wirklich zu der Pelgarerin. Um das so selbstsicher zu sagen, musste man wirklich bescheuert sein. Und um überhaupt Hyänen als Haustiere zu halten ebenfalls!
Die Närrin schlenderte nach draußen und zuckte dabei mit den Schultern, als Eleyna sie fragte, ob sie mit solchen Aufgaben Erfahrung hätte. ”Nö, eigentlich nicht. Normalerweise bringe ich nur Leute um.” Das blonde Mädchen drehte sich herum, streckte die Zunge raus und fuhr sich mit dem Finger über die Kehle, tat danach so, als würde sie sich an einem unsichtbaren Strick aufhängen. ”Aber was soll’s, ist am Ende doch alles das selbe. Irgendwo einsteigen, irgendetwas machen und dabei keine Spuren hinterlassen. Hey, ich bin nicht umsonst ein Todesengel, ich kann das!“ Mit einem kecken zwinkert trat sie hinaus ins Sonnenlicht und hüpfte zu einem graugemusterten Pferd, dass nahe des Langhauses angebunden worden war. Wie eine Kunstturnerin erklomm sie das Tier von hinten und versetzte sich mit einer Art Bocksprung auf den ungesattelten Pferderücken.
Harlee beschirmte ihre Augen mit der flachen Hand und sah hinauf zum Himmel, dann trieb sie ihre Stute neben den Hengst der Dunkelelfe. Sie hatte ein zähnebleckendes Strahlen aufgesetzt und wackelte gut gelaunt mit dem Kopf hin und her. ”Also wenn wir zwei Tage brauchen, heißt das einen Tag draußen Schlafen oder? Och Menno, ich schlafe aber nicht gerne außerhalb meines Bettchens.” Aber da war die Spionin auch schon davon geheizt und Harlee musste mehrmals mit den Zügeln knallen, bevor sie die, zwar Zwangsarbeit rekrutierte, Dunkelelfe endlich wieder eingeholt hatte. Aber an ihrer guten Laune tat es keinen Abbruch, dass ihre Begleiterin vor ihr Reißaus nehmen wollte.
”Hey Ascheflöckchen, nicht so schnell! Wenn du so ein Tempo hin legst, ist dein Pferdchen zu schnell erschöpft, außerdem kann ich mich dann nicht mit dir unterhalten!”
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 22. Juni 2011, 21:01

Nur vage drangen die Worte der Närrin an die Ohren der Halbelfe. Sie verstand, was sie sagte, hatte jedoch wenig Lust darauf Rücksicht zu nehmen. Dennoch drosselte sie das Tempo von ihrem Hengst und wartete, bis Harlee zu ihr aufgeschlossen hatte. Eine Zeit lang sagte Eleyna nichts; ließ sich die Worte ihrer Begleiterin durch den Kopf gehen und musste sich eingestehen, dass sie Mitleid für die Menschin empfand. Zwar war jene verrückt und irgendwo am Rande des Wahnsinns, dennoch sollte niemand so darüber reden können, anderen das Leben zu nehmen, wie sie es getan hatte.
“Sagmal Harlee, wie alt bist du eigentlich?“ fragte sie dann in neutraler Plauderhaltung. Zwar wollte sie wirklich wissen, wie alt Harlee ist, doch musste sie nach wie vor in ihrer Rolle bleiben. Immerhin war sie Rhin, die kotzbrockige Dunkelelfe. Da sich die Närrin jedoch mit ihr unterhalten wollte, würde sie mit Sicherheit dem bisschen Small-Talk nicht abgeneigt sein. “Und wie kam es dazu, dass du bei Kiala bist? Ich meine ihr alle drei seit doch weit weg von zuhause, oder nicht?“ Nun gut, vermutlich war das etwas viel Interesse, doch Eleyna machte den Eindruck, als ob sie das schräge Mädchen lediglich beschäftigen wollte, denn immer wieder glitt ihr Blick suchend über die Ebene. Sie hielt nach etwaigen Hindernissen oder Problemen Ausschau und behielt ihre Umgebung im Auge. Noch einmal in einen Hinterhalt gelangen – das konnte sie sich beim besten Willen nicht erlauben. Zumal sie ohnehin schon Zeit verloren hatte und so wie die Situation jetzt stand, zählte jede Stunde. Bisher hatte Eleyna nur von der Belagerung der Hauptstadt Celcia’s gehört und einige Pläne gesehen, doch wusste sie im Grunde nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist. Sie würde sich einen Überblick verschaffen müssen und die Lage einschätzen, zudem den Auftrag für Kiala erfüllen, auf Harlee aufpassen und Arrond suchen. Hinzu kam die Schwierigkeit, dass der eine oder andere Hauptmann sie sicherlich kannte, in ihrer Tätigkeit als Spionin der Dunklen. Wie sie das verhinderte, dass man sie ansprach, während Harlee dabei war, wusste sie nicht. Sie brauchte Informationen, wer sich zurzeit wo in Pelgar aufhielt und musste die Bekannten eben notfalls umgehen. Doch vorerst widmete sich die Halbelfe ihrer Begleiterin. Immerhin hatte sie ihr Fragen gestellt, deren Antworten nützlich oder einfach interessant sein konnten – je nachdem.

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Gestalt
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Gestalt » Freitag 24. Juni 2011, 14:18

Es hatte einen Grund, weswegen die Abgesandte der Räuberprinzessin auf die Bequemlichkeit eines Sattels verzichtete. Und als ihre ungewollte Begleiterin endlich zu Eleyna aufgeschlossen hatte, zeigte sich dieser auch. Eins musste man Harlee neidlos zugestehen: Geschickt war sie! So bereitete es ihr keinerlei Probleme, sich auf ihrem Tier einmal herum zu drehen, so dass sie nach hinten weg sah. Anschließend rutschte sie auf dem Pferderücken ein Stück nach hinten, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und überschlug die Beine. Im Grunde lag sie nun mehr in einer entspannten Pose auf ihrem Ross, als dass sie wirklich ritt. Und, obwohl die beiden Tiere bereits ein ordentliches Tempo an den Tag legten, schien es der Närrin keine Schwierigkeiten zu bereiten, das Gleichgewicht zu halten. Gewiss, an der Pelgarerin war eine Kunstturnerin verloren gegangen. Sie schien sogar ein wenig dabei zu Dösen, denn sie hatte sich ihre Narrenkappe tiefer ins Gesicht gezogen, um die Augen ein wenig in Schatten zu legen.
Trotzdem war Harlee aufmerksamer, als man meinte, denn ihre Ohren waren gespitzt und ihre halbgeschlossenen Augen suchten wachsam alles ab. Ohne es zu sagen, ging sie davon aus, dass Eleyna nach vorne hin die Lage im Griff hatte. ”Oh ich bin 26 Jahre alt. Aber das sieht man mir nicht an, wenn ich nicht geschminkt bin. Blöde Sommersprossen.” Das war eine ungewöhnlich vernünftige Antwort, von der halb wahnsinnigen Menschenfrau, aber das seltsame, breite grinsen in ihrem Gesicht lies trotzdem einen gewissen Restzweifel zurück. Auf die zweite Frage ihrer Begleiterin zog die Närrin jedoch zuerst einmal eine Schnute. ”Kätzchen mag es gar nicht, wenn man über ihr Leben vor ihrer Zeit in der Gilde spricht,” meinte sie Nachdenklich und zog ihre Narrenkappe wieder nach hinten. Dann hielt sie sich den linken Zeigefinger vor die schwarz bemalten Lippen und zwinkerte geheimnistuerisch. Dann hob sie an, um die Geschichte zu erzählen.
”Also das ist jetzt so ziemlich neun Jahre her. Damals war Kiala noch keine Diebin, sondern eine der besten Attentäterinnen der Welt. Dann wurde sie angeheuert, sieben pelgarische Adlige in einer Nacht umzubringen. Das hat sie auch hin gekriegt, aber blöderweise ist sie dann den Wachen in die Hände gelaufen. Sie wurde daraufhin verurteilt, aber weil der Richter mitleid mit dem armen, hübschen, blonden Mädchen hatte, fiel dieses als Lebenslange Haft im Burgstein Sanatorium. Dort habe ich sie kennen gelernt. Weißt du, jeder Insasse der Irrenanstalt muss an Einzelgesprächen und Gruppensitzungen teilnehmen, das ist Pflicht. Sie war eine der ersten, die ich alleine behandelt hatte. Hach ja, das war so langweilig. Sich den ganzen tag über die Probleme von anderen anzuhören und mit ihnen darüber zu sprechen, obwohl sie ohnehin nie wieder frei kommen würden. Aber mit Kiala war das etwas anderes. Sie war die erste Person in meinem Leben, die sich wirklich auch für mich interessiert hat. Und nach ein paar Tagen wurde sie auch die erste Freundin, die ich je hatte. Und sie hat mir geholfen, dass schüchterne, sommersprossige Mädchen hinter mir zu lassen und zu sein wer ich will! Am Ende habe ich dann ihre Flucht aus der Haft ermöglicht ... und bin mit ihr gegangen. Im Nachhinein war das wohl auch ganz gut so, denn ansonsten hätte mich Pamie irgendwann umgebracht, um Kiala zu befreien.”
Sie lachte freudig auf und sah verträumt in den Himmel. Dass ihre „erste wirkliche Freundin“ sie hätte umbringen lassen, wenn sie ihr nicht geholfen hätte, schien sie nicht im mindesten zu stören. Dann richtete sich Harlee wieder auf und sah mit einem, für ihre Verhältnisse, ungewöhnlich ernstem Blick, zu der Dunkelelfe hinüber. Ach ja, solltest du irgendjemanden Erzählen, was ich dir soeben erzählt habe, dann werde ich dich suche, finden und in ganz klitzekleine Teile zerstückeln. Sie blinzelte zwei mal mit ihren großen Kinderaugen und setzte ein unschuldiges Lächeln auf, dass das kälteste Herz hätte schmelzen können. Dann lachte sie abermals laut auf und lies sich wieder zurück in ihre liegende Position sinken.
”Kommen wir lieber zu dir, Ascheflöckchen. Du bist eine Opportunistin, chronische Lügnerin und eine abgebrühte, Kaltherzige Schlange. Deinem Auftreten nach, würde ich dein Alter auf etwa 45 bis 55 schätzen. Du hast versucht einem Menschen zu helfen, wodurch du gefangen wurdest, bist zu einem gewissen Teil menschlich, wie du selbst zugegeben hast und tust trotzdem so, als würdest du Menschen verachten. Da frage ich mich wirklich, wie deine Kindheit war. Warst du ein Mama- oder ein Papakind? Ich schätze du warst auf deinen Vater fixiert, nicht wahr? Wahrscheinlich war er nicht sonderlich streng mit dir, hat dich nie fürs Lügen bestraft, oder?”
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Der Weg führt nach Pelgar

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 27. Juni 2011, 07:48

Amüsiert und genervt gleichermaßen, betrachtete Eleyna das Schauspiel zwischen Harlee und ihrem Pferd. Die Art und Weise, wie sich die Menschin auf dem Pferd räkelte, kam einer Kunstturnerin gleich. Dennoch musste die Halbelfe den Kopf schütteln, über das merkwürdige Verhalten ihrer Begleiterin. Doch solange Harlee ihr eine Hilfe und keine Last war, würde sie sich hüten etwas zu sagen. Dafür hatte sie keinen Kopf und auch wenn es Eleyna schwer fiel, sich nicht einfach aus dem Staub zu machen, blieb sie an Ort und Stelle. Immerhin zweifelte sie keineswegs an Harlee’s Fähigkeiten. Soviel Zutrauen in Kiala besaß sie dann doch.

Nachdem Harlee ihr Alter erwähnt hatte, zuckten ihre Mundwinkel für den Bruchteil einer Sekunde nach oben. Also doch jung. Dennoch versuchte sich die Dunkle in der Aufmunterung und Plauder-Technik: “Das jüngere Aussehen, kann auch einiges für sich haben.“ meinte sie beiläufig und ließ die Närrin dann weiter erzählen. Sie konnte sich denken, dass Kiala ungern über ihre Vergangenheit sprach. Wer tat das in so einer Position nicht? Es war eine natürliche Reaktion, alles was irgendwie gegen sie verwendet werden könnte, unter Verschluss zu halten. Wer wusste das besser, als Eleyna selbst?
Harlee erzählte munter weiter und die Halbelfe nickte hin und wieder, um zu zeigen, dass sie zuhörte. Dennoch waren die Augen nach wie vor auf die Umgebung gerichtet. Als ihre Begleiterin erwähnte, dass sie Kiala behandelt hatte, zog die Halbelfe die Stirn kraus. “Moment mal, du hast Kiala in einem Sanatorium behandelt?“ Zweifelnd blickte sie zu Harlee und ließ erkennen, dass sie das für grotesk hielt. “Und wie passt Pamie in die ganze Geschichte?“ fragte sie nach. Die Drohung ihrerseits, nahm sie stillschweigend hin.

Als das Gespräch auf sie selbst kam, schmunzelte Eleyna über die Einschätzung der Menschin. Sie war gut, doch eben nicht gut genug. Um den quirligen Kopf der Närrin zu füllen, setzte die Halbelfe an, um zu erzählen: “An dir ist nicht nur eine Kunstturnerin verloren gegangen, Harlee.“ Ihr Ausdruck wurde kühl und mit einem Grinsen, das man als böse einstufen konnte, betrachtete sie Harlee. “Aber du strafst mich mit deiner Einschätzung. Immerhin bin ich lediglich… sagen wir.. flexibel im Umgang mit Arbeitgebern.“ Nun war es an Eleyna ein wenig irre zu wirken. Ihre Augen hatten einen seltsamen Glanz und auch der Ton ihrer Worte hatte sich verändert. Sie wirkte nun unberechenbar und falsch. Eine Dunkelelfe eben. “Was ist falsch daran, auf den eigenen Vorteil – nein sagen wir, auf die eigenen Bedürfnisse einzugehen? Ich erhalte mir meine Lebensqualitäten. Ganz einfach.“ Als die Sprache auf ihre Eltern kam, lachte die falsche Dunkle böse auf. “Also wirklich Harlee, meinst du nicht, dass du nicht so tief bohren solltest?!“ Während des Anfanges des Satzes, klang die Stimme noch erheitert doch wurde sie zum Ende hin leise und beinahe zischend. Frost lag in der Luft und Harlee würde vielleicht feststellen, dass Eleyna auch eine abgrundtief dunkle Seite hatte, während Eleyna weiter sprach: “Ich war weder ein Mama- noch ein Papa-Kind. Aber ja. Niemand hat mich je für die Lügen bestraft, es war ja niemand da der das hatte tun können!“ Kurz erschien das Gesicht der Halbelfe in einem anderen Licht, woraufhin sich der Ausdruck in verletzt änderte, was jedoch schnell wieder verwehte. Dann glitzerten die eisblauen Augen diebisch zu Harlee: “Was ist falsch daran, immer der zu sein, der man sein will? Wer wüsste das besser, als du Harlee?“ Sie lachte finster auf und schaute dann wieder geradeaus. Bald würden sie Pelgar mit Sicherheit schon sehen können, weit in der Ferne. Ein Hoffnungsschimmer..

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