Ein Verdammter unter Toten

Wie die Todesinsel aussieht, weiß man nicht. Wie man lebend zu ihr gelangt, ist ebenfalls unbekannt. Nur die Toten kennen sie, denn nur sie finden sich dort wieder. Aber was ist mit diesen blinden Wesen, die hier hausen?
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Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Erzähler » Montag 7. Februar 2011, 19:06

Darak Luthrokar kommt von Ausgeliefert

Es war nicht schlimm. Viele fürchteten sich vor dem Ende, aber es war absolut nichts, wovor man Angst haben musste. Es war … in Ordnung. Der Gevatter geleitete Daraks Seele, von der jeder wohl geglaubt hätte, sie fände sich vor einem göttlichen Bußgerichts Lysanthors wieder. Aber Götter waren etwas von Sterblichen Geschaffenes. Natürlich, sie mochten mächtig sein, mächtiger als jeder Lebende. Aber die Gestalt des Todes stellte jeden noch so mächtigen Gott in den Schatten. Über dem Anfang und Ende eines Lebens stand nichts mehr. So war es das Reich des Gevatters, das die Seele des Verdammten Darak Luthrokar empfing – wie jede andere Seele auch. Kata Mayan, die Todesinsel.
Daraks Reise dorthin führte jedoch durch eine Prüfung, auf die die Götter noch genug Einfluss besaßen. So wanderte er zusammen mit dem Gevatter an seiner Seite durch eine große Halle. Lichtdurchflutet war sie und von Säulen zu beiden Seiten gesäumt. Säulen, gehalten von Männern oder Frauen und beschriftet mit eingemeißelten Lettern. Die Gestalten trugen schwer an ihren Lasten wie Tugendhaftigkeit, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft oder Ehre. Schwitzten einige der Statuen goldene Tropfen reinen Sonnenlichtes?
Daraks Schritte hallten über den Boden. Er bestand weder aus Gestein noch aus Holz. Ein gigantischer Spiegel zeigte Abbilder jener, die durch diesen langen Flur schritten. Nun, bis auf Tod. Der Gevatter besaß kein Spiegelbild, das seine Taten im Leben rechtfertigend reflektierte. Darak konnte sich selbst sehen. Seine Gestalt, jener Mann, der er war, geformt und geprägt durch jede noch so kleine Tat in seinem Leben. Das Spiegelbild gewährte ihm Einblick auf sein gesamtes Selbst. Es zeigte ihm die reine Wahrheit.

Endlich nahm die Halle ein Ende. Es fand sich unter einer Kuppel aus reinem Kristall. Hindurch scheinendes Sonnenlicht brach sich in den vielen Facetten der Kuppel. Es fiel in einem Kegel weißen Lichts auf eine überdimensionale Statue aus massivem Gold. Allein das Podest, auf dem sie stand, hätte eine ganze Stadt auf ewig sorgenfrei leben lassen können. Der Wert der Statue war für einen Menschen nicht mehr in Worte oder Zahlen zu fassen.
Sie zeigte einen Löwen. Seine Mähne war ein golden schimmernder Feuerring. Auf dem Löwen saß ein junger Mann, ein Adonis. Sein stählerner Körper wies nicht einen Makel auf. Die Augen aus purem Kristall vermochten durch jeden noch so standhaften Geist in die Tiefen seiner Seele zu blicken. Das war eine Lysanthorstatue! Er trug eine Waage aus fein gearbeitetem Glas oder Kristall. Es war so hauchdünn, dass es fast unsichtbar wirkte. Lediglich die Ketten, welche die Waagschalen hielten, bestanden aus demselben Gold, aus dem auch die Statue gemacht war. Am Boden beider Schalen existierten Gravuren. Auf der Linken stand "Gut", die rechte Schale wies das Wort "Schlecht" auf.
"Die Waage der Ehrlichkeit, die Waagschalen der Wahrheit. Lysanthors Werkzeug für die Ergründung einer Seele. Ein mächtiges Artefakt." Tod schaute zu den beiden Schalen auf. "Sie misst genau. Jede Seelentat besitzt Gewicht. Du solltest hinauf klettern und dich messen lassen." Tod schob Darak ein Stück auf die Statue zu. "Ich bin gespannt, welche Schale die deine ist."
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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Darak Luthrokar » Montag 7. Februar 2011, 21:07

"Sie ist bei mir. Vielleicht siehst du sie. Lass uns gehen, andere werden folgen und ich habe noch eine Menge zu tun. Ich muss noch andere mitnehmen." Darak war irritiert. „A..aber du bist doch hier! Du bist doch hieer!“ Der Arme verrücktgewordene Tropf erkannte nicht einmal mehr seinen eigenen Tod. Er hatte in letzter Zeit unregelmässig gegessen und getrunken aber nie hatte er daran gedacht dass er bald sterben könnte. Er war keine 40 geworden.

15 Jahre Minen hatte er überlebt nur um dann wenige Jahre später in jener Stadt zu verrecken die er einst sein Zuhause genannt hatte. Cattie würde bei Lunabelle vergebens auf ihr Herrchen warten… und Lilith? Sie würde eine Frau mehr sein der Darak Luthrokar ein Versprechen schuldig geblieben war. Er hatte ihr versprochen zurück zu kommen. Doch nun ging er für immer. Auch Alma hatte er doch versprochen durchzuhalten, einfach zu überleben. Er hatte versagt. Er war als grosse Hoffnung der Lysanthorpriester aufgewachsen, hatte dann den brutalen Abstieg in die tiefste Form der Kriminalität erfahren. War verurteilt und doch gerettet worden. So oft hatte er dem Tod ein Schnippchen geschlagen doch nun obsiegte er dennoch über ihn. Sein Todeszeitpunkt war so sarkastisch wie sein ganzes Leben. Jetzt wo er Gutes tun wollte. Jetzt wo er endlich seinen neuen Weg gefunden hatte. Jetzt musste er gehen.

Darak Luthrokar lehnte an der Wand. Es war ungewiss wie viel Zeit er tatsächlich in dieser Kammer verbracht hatte, doch sein Körper entschied dass es genug gewesen war. Für Darion würde es ein Ärgernis sein. Darak Luthrokar starb zwar allein wie er es prophezeit und gewünscht hatte. Doch es entging ihm die Chance sein sterben erst noch vor versammelter Bevölkerung zu zelebrieren.
Im Glauben sich Elena zu nähern gab er Tod die Hand und so entledigte sich die Seele seinem Körper. Zurück blieb nicht nur der Knochen welcher sicherlich von der Bedeutung her nichtig war sondern auch sein gehörnter Helm – seines Zeichens auch weltlicher Besitz. Er drehte sich nach seinem Körper um und erschrak. Jetzt wo er sich von aussen betrachten konnte sah er wie abgewrackt er inzwischen aussah. Die Augen blutunterlaufen. Er selbst abgemagert und lädiert. Die Haare zerzaust. Die Haut so blass und gerötet dass sie schon Blasen gebildet hatte. Die Seele schüttelte den Kopf. „N..nein…“ Er drehte sich wieder zu Elena um… doch diese war verschwunden. Stattdessen hielt er nun die Hand eines Skeletts. Daraks Seele schreckte zusammen kam der Tod für sie doch äusserst unerwartet. „W..was?“

"Lass uns gehen, verliebte Seele." Er schüttelte langsam den Kopf ohne zu merken dass er bereits mitgezogen wurde. „N..nein… ich hab es Lilith versprochen…und…Alma… u..und…wer hilft Vesta und Constanze? W..wa.s.. ist mit dem Widerstand? N..nein.. Cattie kann nicht schlafen wenn ich ihr nicht den Bauch kraule… ich…kann… nicht gehen!“
Die meisten Seelen wehrten sich erst. Es war nicht einfach den Tod zu akzeptieren. Praktisch jeder Mensch liess Unerledigtes zurück. Oder liebste die er nicht verlassen wollte. Die Seele strich sich über den kahlen Kopf. Ein schreckliches Gefühl. Er fühlte sich unendlich nackt… und gebrochen. Er hatte es nicht geschafft, war weich geworden, schlapp! Versager! Versager! Idiot! Die Seele schauderte. Was würden sie mit seinem Körper anstellen wenn sie ihn fanden? Würden sie die Leiche schänden, verstümmeln und irgendwo verscharren, oder würde sie hier liegen Bleiben um einem nächsten als Musikinstrument zu dienen? Was… würde mit seinem heissgeliebten Helm geschehen?
Die Seele fühlte sich nicht gut. Darak fühlte sich nicht gut. Er hatte immer grosse Angst vor dem Tod gehabt. Nicht unbedingt vor dem Tod… aber von dem was danach kam. Vor dem grossen Gericht. Vor Lysanthors Urteil. Als Verdammter wogen all seine Taten doppelt schwer. ¨

Ohne er es sich versah hatte er die Stille Kammer von Sarma bereits hinter sich gelassen. Geografisch gesehen befand er sich vermutlich nicht einmal mehr auf Celcia. Er befand sich auf einem Schiff und segelte mit dem Gevatter durch den Nebel. Einzelne Erinnerungsfetzen verschiedener vergangener Leben waren im Nebel zu erkennen. Einige Mythen besagten dass sich in eben jenem Nebel die Geister aufhielten. Sie waren weder auf Celcia, noch gänzlich im Reich der Toten. Sondern in einer Zwischenwelt gefangen.
Sie erreichten eine Insel. Kata Mayan. Man kannte die Insel doch niemand wusste sie zu beschreiben. Vielleicht deshalb weil sie für jeden Toten anders aussah und auf jede Seele etwas anderes wartete. Darak fand sich in einer pompösen Halle wieder. Das Licht blendete die Seele welche so lange kein Licht mehr erfahren hatte erst. Er blinzelte. Betrachtete die riesigen Säulen an den Seiten die getragen wurden von einzelnen Wesen. Die Last jener Säulen war gewaltig und wirkte unverhältnismässig.

Er las die Inschriften. Er kannte sie. Er wusste wessen Werte sie verkörperten. Seine Schritte hallten wider. Seine Seele fühlte sich widererwarten sehr fleischlich an. Dies vermutlich deshalb weil sie sich noch so sehr an einen Körper gewohnt war. Vielleicht verloren sie irgendwann ihre Form. Darak war in Begriff es zu erfahren.
Wieder befand er sich an einem Ort ohne Zeit. Die Zeit war für ihn abgelaufen. Es machte keinen Sinn mehr sie weiter verfolgen zu wollen. Eine Sekunde auf Kata Mayan konnten Äonen von Jahren auf Celcia entsprechen, gleichzeitig war es möglich dass ein Jahr auf Kata Mayan nur einer Sekunde auf Celcia entsprach. Kata Mayan folgte eben ihrem eigenen Rhythmus.

Darak blickte in den Spiegel. Er sah sich im Moment als müden, gebeutelten Mann. Eine verdorbene Seele deren Taten ihre Spuren hinterlassen hatten. Es schien als wies die Seele mehr Narben auf als es sein Körper gehabt hatte… etwas war geblieben. Ein Zeichen im Nacken. Es hatte selbst den Tod überdauert… sollte es jetzt doch, beim letzten Gericht erst die Wirkung entfalten. Sicherlich neben all dem dunklen gab es auch ein paar helle Stellen in seinem Spiegelbild. Doch diese wirkten noch wie junge Knospen die gerade aufblühen wollten nun jedoch eingefroren waren im ewigen Eis des Todes. Während die dunklen Stellen seines Lebens ihn durchdrungen hatten wie die starken Wurzeln einer Arve.
Er fühlte so winzig in Relation zur gesamtem Kuppel die über ihm schwebte als stände allein sie noch zwischen diesem seltsamen Ort und dem Paradies. Während das Licht des Kristalls aussen in alle Farben gespiegelt wurde erschien die Mitte weiss. Weiss war die Mischung aller Farben. Weiss war so vielfältig und doch rein. Weiss war die Farbe der Wahrheit.

Sie kamen vor einer gigantischen Statue zu stehen. Selbst wenn Darak sich lange nicht mehr mit lysanthorischen Geschichten befasst hatte war es für ihn sonnenklar wem diese Statue geweiht war. Der Moment vor dem er sich so gefürchtet hatte war gekommen. In seinem Nacken kribbelte es. Er betrachtete sich die gigantische Waage. Das Wort „Schlecht“ lehrte ihm in jenem Moment das fürchten. Er schüttelte den Kopf. „Es…ist..nicht..fair…ich hätte mehr Zeit gebraucht… ich…hätte noch weiter büssen können, noch weiter… Gutes tun können.“ Hauchte er dem Gevatter verzweifelt entgegen. Er wollte nicht in Faldors Reich gejagt werden zur ewigen Qual.
"Die Waage der Ehrlichkeit, die Waagschalen der Wahrheit. Lysanthors Werkzeug für die Ergründung einer Seele. Ein mächtiges Artefakt." Darak schluckte leer. Er schüttelte nur den Kopf. „Ich..glaube… um meine Seele zu beurteilen braucht es keine Waage. Das ist zu offensichtlich. Mit keinem Gewicht der Welt kann ich ausgleichen was ich getan habe…“

"Sie misst genau. Jede Seelentat besitzt Gewicht. Du solltest hinauf klettern und dich messen lassen." Darak war nicht gerade sehr erpicht darauf Bekanntschaft mit der Waage zu machen so dass Tod ihn etwas anstupsen musste. Sollte er sich noch einen letzten blasphemischen Scherz erlauben und sich auf die „Gute“ Waagschale setzen? Er seufzte. Ihm war nicht zum Scherzen aufgelegt. Er vermisst seine Cattie. Er vermisste seinen Helm. Er vermisste seine Freunde. Sein Leben, ja es war nicht unbedingt ein gutes gewesen und dennoch hatte er es in den letzten Monaten doch lieben gelernt. Er seufzte.
Steuerte auf die Waage zu und kletterte auf die „Schlecht“ Waage. Wo er betrübt sitzen blieb.

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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. Februar 2011, 19:45

Wo lag diese Insel, Heimat des Todes? Wo lag Kata Mayan? Jedenfalls weit entfernt von jenem Ort, an dem sich die Elfe Lilith Blütentau derzeit aufhielt. Sie hockte noch immer im Versteck der Wüstendiebe, hatte sich soeben eine Pause gegönnt. Die Tänzerinnen waren nur allzu freundlich, ihr die vielen eleganten wie gleichermaßen exotischen Schritte beizubringen. Vor allem aber den Bauchtanz mit klimpernden Armbändern und Perlen besetzten Tüchern, kleinen Glöckchen am Hüftgürtel und einem Tamburin in der Hand wollte sie erlernen. Sie würde Darak etwas vortanzen, ihm allein, wenn er erst wieder von seiner Mission zurückgekehrt wäre. Wenn sie allein wären … Darak!
Ein Stich fuhr durch ihre Brust wie ein Unheil verkündendes Omen. Sie starrte auf die Tänzerinnen und doch durch sie hindurch. Etwas war passiert, etwas Schlimmes. Sie hatte instinktiv eine böse Vorahnung. So rasch sie konnte, verabschiedete sie sich von den Tänzerinnen und suchte sich einen Wüstendieb, der sie zur Schwarzen Spinne bringen könnte. Sie musste ein weißes Huhn abholen und dann …? So ganz wusste sie es selbst nicht, aber sie musste es gleich tun.

Zur gleichen Zeit – wirklich? – geleitete der Gevatter Darak durch die hell erleuchtete Halle mit den weißgoldenen Säulen und dem Spiegelboden. Er hatte ihm Lysanthors Seelenwaage gezeigt. Die Waage der Ehrlichkeit. Sie würde besser aufzeigen, welch schlechte Seele sich der Tod in sein Reich geholt hatte als es Daraks Spiegelbild auch nur ansatzweise vermochte.
"Es … ist … nicht fair … ich hätte mehr Zeit gebraucht … ich … hätte noch weiter büßen können, noch weiter … Gutes tun können." "Der Lichtgott mag fair sein. Gott der Gerechten. Aber ich bin der Tod, ich bin nicht fair. Ich bin." Das stimmte. Der Gevatter gab sich nicht so parteiisch, gerecht oder ungerecht zu sein. Er kam, wenn er kommen musste und er ließ sich nicht aufhalten. Jetzt stand er da, geduldig und erhaben wie immer. Nur seine Hand, die Darak auf die Statue zu schob, verdeutlichte, dass er hier nicht ewig stehen wollte.
So erklomm die Seele die Goldstatue. Er zögerte nicht lange, setzte sich dann betrübt in die Waagschale mit der Bezeichnung "schlecht". Wahrscheinlich fühlte er sich ähnlich.

Plötzlich geschah etwas. Die Waagschale senkte sich. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, immerhin saß Darak darin und er besaß Gewicht, selbst als Geist oder Seele oder was immer von ihm übrig war. Seine Seele mochte sogar sehr schwer sein, wenn nach seinen Taten gemessen wurde.
Am Boden tat sich eine Platte auf. Wie eine Falltür mitten im reflektierenden Spiegel öffnete sich ein gähnender Schlund. Er zeigte schreckliche Bilder. Das musste Faldors Höllenreich sein oder zumindest ein Ort, der dieser Vorstellung nahe kam. Besaß Lysanthor einen eigenen Teil seines Paradieses, der nicht ganz dem Wort entsprach und für Seelen wie Darak gedacht war? Verdammte Seelen?
Aus dem Loch loderten Flammen, eindeutig Lysanthors Domäne. Und inmitten des gierig nach oben züngelnden Feuers grinste ihn ein nur allzu vertrautes Gesicht an. "Bwahahaha!"
Er hob den Schmiedehammer und den Keil. Darak würde seine Ewigkeit mit pelgarischen Stiefeln verbringen. Der Schmerz würde für immer seinen Körper durchdringen. Valrock würde ihn für immer so angrinsen, dreckig lachen und den Hammer ein ums andere Mal gegen sein Knie sausen lassen. Das Geräusch zertrümmerter Knochen erfüllte für einen Sekundenbruchteil die Luft. War dieses Schicksal wirklich für Darak vorgesehen? Die Buße der Ewigkeit, weil seine Seele so befleckt war, dass man sie in Schwarz hätte hüllen können?

Der Gevatter blickte auf den Schlund nieder, aus dessen Tiefe Valrocks Gelächter nach oben klang. Er musterte das Loch, das Feuer. Dann sah er nach oben. "Hm…" Tods Laute klangen immer sehr hohl. Der leere Schädel formte einen guten Resonanzkörper.
Sein knochiger Fuß glitt vor. Die Spiegelplatte schob sich an ihren alten Platz. Sie verschmolz mit dem restlichen Boden wie schon die Tür der Stillen Kammer mit der Wand. Es war, als hätte diese Klappe niemals existiert. Aber der Zeitlose stellte sich doch sonst auf keine Seite. Er bezog weder zum Guten noch zum Bösen Partei. Warum schloss er dann die Klappe zu Daraks Seelenschicksal?
Wieder geschah etwas. Die Waagschale hob sich. Das war merkwürdig, denn es widersprach jeglichen physikalischen Gesetzen. Es sei denn, ein Gegengewicht wurde in die andere Schale gelegt. Tatsächlich wurde die "Gut"-Schale belagert. Etwas hangelte sich die Waage hinauf. Eine grünliche Ranke, bar jeglicher Blätter. Sie sah aus wie eine dünne, schuppenlose, sondern eher sehr glatte Schlange. Statt des Kopfes fand sich ein seltsamer dicker Knubbel am oberen Ende. Die Ranke beugte jenes dicke Ende über die Waagschale. Der Knubbel wuchs. Er bildete sich weiter heraus und nun wurde eine Knospe erkennbar, zunächst klein und farblos. Rasch wuchs sie weiter heran. Im Ansatz weiße, zu den runden Enden hin aber lebendig rosafarbene Blütenblätter entfalteten sie wie die Flügel eines Schmetterlings, der nach langer Zeit der Entwicklung endlich seinem Kokon entschlüpfte. Auch hier entstieg ein Wesen dem seidigen Schutz der Blüten. Eine Hand, grünlich schimmernd, schob sich nach draußen. Sie winkte. Es folgten ein Bein, der Leib, Haare wie Blätter und schließlich ein lächelndes Gesicht. Große dunkle Augen schauten zu Darak hinüber. In ihnen lag die Unschuld junger Gräser, die nach einer nicht enden wollenden Zeit der dunklen Tage endlich ihre Spitzen aus dem Erdboden streckten. Zugleich ruhte in diesem Blick die Weisheit tiefer, dichter Wälder. Grünes Leben, das mächtiger zu sein schien als man es erwarten mochte.
Blüten regneten aus dem Blätterwirrwarr der Haare herab, als sich die Gestalt sanft in die Waagschale gleiten ließ. Sie zückte eine Rose, schnupperte daran und steckte sie sich hinter das Ohr. Darak hatte diese Frau schon einmal gesehen. Sie kleidete sich in Moos und Farne und doch würde sie sich nicht scheuen zu zeigen, wie die Natur ein jedes Lebewesen zur Geburt formte. Nackt, ehrlich, rein und unschuldig.

Doch das war noch nicht alles. Der Kopf der Statue drehte sich. Die Kristallaugen musterten jene schlanke Gestalt, welche es sich in ihrer Schale wahrlich bequem machte. Sie machte etwas Gewicht aus, so dass Darak in seiner Schale angehoben wurde. Aber noch glich das zierliche Wesen das Gewicht seiner Seele nicht aus.
Die Statue Lysanthors öffnete den Mund. Sein Schlund schimmerte rein weiß, die Zunge war golden. "Du bürgst für diese Seele, Florencia, Herrin allen pflanzlichen Lebens? Dir dürfte bewusst sein, welches Zeichen in seinem Nacken brennt."
Die Göttin nickte. "Er trägt auch mein Zeichen. Also zeige, dass du der Gott der Gerechten bist und schenke ihm endlich Frieden." Florencia lächelte von ihrem Platz aus zu Darak herüber. Sein Knie erwärmte sich. Ja, er trug wirklich ihr Zeichen. Sein Bein, wiedergewonnen dank göttlicher Macht aus dem Sternensee. Jenes Geheimnis des Eldoras, das sich Florencia als persönliche Heimat auserkoren hat. Leider reichte ihre so freundliche Geste nicht aus, um ihn vor Valrock und ewiger Qual durch den Schmiedehammer zu retten. Dieser Bastard, der bereits den Weg in sein eigenes Seelenschicksal gefunden hatte, würde Florencias Geschenk mit jedem Schlag aufs Neue zerstören. Wie konnte Lysanthor das zulassen?

Und noch einmal geschah etwas. Es klopfte. Die Goldstatue und die Naturgöttin wandten die Köpfe herum. Lysanthor sprach mit hallender Stimme: "Gevatter, darf ich dich bitten, die Tür zu öffnen?" Tods grinsender Schädel neigte sich vor. Dann drehte er sich zu der Tür um, die wie aus dem Nichts mitten in der Halle entstanden war. Sie stand einfach da, ohne zu einem Raum zu gehören. Hinter ihr befand sich nichts. Man konnte um sie herum gehen. Und Tod sollte sie öffnen! Wozu?
Der Knauf wurde gedreht. Er war ein kleiner Totenschädel, der unter der Knochenhand des Zeitlosen zu Kichern begann. Der Türrahmen selbst bestand aus Gebeinen. Sie legten sich ineinander, als gehörten sie zum natürlichen Skelett eines Lebewesens. Das Holz der Pforte war schwarz gestrichen und die Maserung wirkte weich. Jemand hatte sie glatt poliert.
Tod zog die Tür auf. Hindurch glitt eine neblige Gestalt. Milchig weiß war sie zunächst und formlos, doch kaum betrat sie die Halle, nahm sie Konturen an. Zuerst erkannte man leuchtende Augen. Darak musste nicht mehr sehen, um zu wissen, wer oder was dieses Wesen war. Er hatte bereits in diese Augen geblickt – vorhin, als er sich die Frau noch in der Zelle eingebildet hatte.
Wellen milchiger Substanz formten sich zu langen Strähnen. Sie färbten sich flammend rot. Gliedmaßen wuchsen und das Geisterwesen verzichtete auf den Umstand von Kleidung. Nackt kam Elena auf die Statue zu, um vor ihr auf ein Knie niederzusinken. Ritter vollführten diese Geste in Ehrfurcht vor ihrem Herrn, aber auch Amazonen wandten sie gern an, um ihre Treue gegenüber einem anderen auszudrücken. Elena sank auf ihr Knie, um Lysanthor Demut zu zollen – kurz nur. Dann schaute sie mit feurigem Blick auf. Ihre Seele besaß noch immer das Temperament, das sie im Leben so anziehend gemacht hatte.
Jener Blick traf Darak. Sie lächelte, wie schon Florencia.
"Eine Seele?", fragte Lysanthor. Er war sichtlich überrascht. Seine Kristallaugen richteten sich auf Darak aus, er sprach jedoch weiterhin zu Elena. "Auch du willst für sein Seelenheil bürgen? Warum?"
Elena wartete nicht ab. Sie erklomm die Statue. Es gelang ihr mit Leichtigkeit. Sie befand sich schon länger im Reich des Todes und band sich nicht mehr so stark an weltliche Gesetze. Sanft glitt sie zur Göttin in die Schale. Erst dann richtete sie das Wort an den Lichtgott. Ihre Stimme klang wie Tausend neue Morgen. "Ich beobachte ihn, seit ich nicht mehr bei ihm sein kann. Niemals lasse ich ihn aus den Augen." Wieder lächelte Elena zu Darak herüber. "Er hat es verdient, Seelenheil zu erlangen. Er hätte es gar verdient, seiner Buße weiterhin zu folgen. Dann könnte er sein Seelenheil ohne unsere Hilfe wiederherstellen. Das wäre nur gerecht."
Die Waagschalen änderten ihre Position. Sie richteten sich neu aus. Die Waage maß genau. Tod hatte es bereits erwähnt. Nun hingen beide Schalen auf gleicher Höhe, genau gleich! Das reichte immer noch nicht.

"Ich kann ihn nicht hierbehalten", meldete sich Tod zu Wort. "Er steht in der Schwebe zwischen Gut und Schlecht. Sein Seelenschicksal ist ungewiss. Ein weiterer ruheloser Geist auf Celcia wird Leben nicht gefallen und ich hätte in meiner Dienerschaft ihr gegenüber versagt."
Lysanthor nickte mit seinem schimmernden Kopf. "Es wäre dir gegenüber nicht gerecht, Zeitloser." Seine Kristalle richteten sich auf Darak aus. "Nun. Was soll geschehen? Möchte der Betroffene etwas dazu sagen?"
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Darak Luthrokar
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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Darak Luthrokar » Dienstag 8. Februar 2011, 22:30

Darak war keineswegs erstaunt als sich die Waagschale senkte. Allerdings erwartete ihn dort unten nichts Angenehmes. Eine magische Platte tat sich auf und Darak konnte das erschütternd böse lachen Valrocks hören. Nur seine, nicht auch Samanthas sie konnte nicht in der Hölle sein, sie war eine unschuldige Seele gewesen die nun als Rachegeist irgendwo in der Zwischenwelt gefangen war. Er schreckte zusammen und starrte entsetzt in den Abgrund. Die läuternden Flammen bleckten gierig nach seiner Seele. Er starrte auf den rauchschwarzen Schmiedehammer welcher bedrohlich von Valrock in die Höhe geschwenkt wurde und dann erblickte er den bereits blutigen Keil. Er wusste dass es sein Blut war welches daran klebte. Jenes Blut welches damals in Pelgar vergossen worden war. Hier in diesem Abgrund würde er jene Zeit wohl wieder und wieder erleben ohne je die Hoffnung zu haben dass jene Pein je enden könnte. Er schauderte. „N..nein…“ Krächzte er. Natürlich hatte er insgeheim mit diesem Urteilsspruch gerechnet doch das was er da unten sah war einfach nur furchterregend. Er sah ein pelgarisches Rad welches einsam auf einem Richtberg aus Flammen stand und nur so darauf wartete von ihm bestückt zu werden. Darüber kreisten Geier aus schwarzen Flammen welche nur so auf ihn warteten damit sie ihm immer und immer wieder ein Stück Leber aus der Flanke picken können um ihm ewige Pein zu bescheren.

Er sah Daumenschrauben und Fussfallen die am Boden herumkrochen und gierig nach oben schnappten. Das was sich da unten offenbart hatte war seine ewige Folterkammer, doch er würde nicht deren Meister sein. Da unten war Valrock umringt von einigen der von Darak eigenhändig totgeschlagenen Minenbrüder die sich gierig über die Lippen leckten und ihm unheilversprechende Küsschen zuwarfen.

Er schauderte. Die Seele wirkte für einen Moment sogar etwas durscheinender. Offenbar symbolisierte dies physische Blässe. Er schreckte zusammen als der Hammer auf Knochen traf. Es hörte sich an wie seine eigenen. Die Seele flackerte unruhig. Angst war eine mächtige Emotion und brachte sogar Seelchen in Unruhe.
Darak starrte noch immer in den Abgrund als er eigentlich schon von dem Gevatter Tod geschlossen worden war. Er konnte seinen Blick einfach nicht von dem wenden, was da unten auf ihn lauerte. Erst nach einer Weile blickte Darak irritiert auf und musterte den Knochenmann. Plötzlich setzte sich die Waage abermals in Bewegung. Würde er nun in die Hölle abtauchen?

Nein.

Die Wage bewegte sich nach oben. Sichtlich überrascht drehte er seinen Kopf zur leeren Schale. Mit grossen Augen – ja Daraks Seele war noch sehr von der menschlichen Hülle geprägt – starrte er die Ranke an die langsam ihren Weg nach oben bahnte und sich schliesslich zu einer Blüte entfaltete. Aus der Blüte jedoch befreite sich ein wunderschöner Schmetterling, in so reinen Farben wie Darak sie noch nie gesehen hatte und aus dem Schmetterling schliesslich formte sich eine seidige Hand.
Endlich erkannte er die Gestalt. „Florencia…“ Keuchte er ehrfürchtig. Er kannte die Göttin. Wie hätte er sie vergessen können verdankte er doch ihr und ihrem Göttergatten sein Bein. Er musste sich beschämt eingestehen dass er nicht viel zu ihr gebetet hatte in letzter Zeit. Eigentlich nie. Aus irgend einem Grund mochte Florencia ihn. Er wusste nicht genau weshalb aber im Moment konnte er jede Unterstützung gebrauchen. Ausserdem fühlte er sich doch deutlich geschmeichelt dass eine Göttin seinen Tod bemerkt und sich dazu entschlossen hatte einzugreifen. Unglaublich grazil und doch sanft stieg sie in die Schale. Darak’s Seele ertappte sich selbst dabei wie sie doch die Nacktheit Florencias eingehender studierte. Beschämt senkte er den Blick. Er sollte nicht solche Gedanken haben während es hier um sein Seelenschicksal geht. Ausserdem befürchtete er das seine Gedanken im Moment nicht ihm allein gehörten sondern von der Waage gelesen werden konnte. „T..tut mir leid.“ Warum sollte ihm dies eigentlich leid tun? Er fand die Fauna Celcias anziehend. Dies war doch kein Verbrechen. Die Natur war nun mal schön…

Er zog seinen Kopf ein als die Statue sich bewegte und zu der Göttin blickte.

"Du bürgst für diese Seele, Florencia, Herrin allen pflanzlichen Lebens? Dir dürfte bewusst sein, welches Zeichen in seinem Nacken brennt."
Ja sie brannte tatsächlich. Darak seufzte und senkte sein Haupt. Dieses Zeichen würde ihm wohl sein ganzes Nachleben versauen. Die Seele machte sich ganz klein.
"Er trägt auch mein Zeichen. Also zeige, dass du der Gott der Gerechten bist und schenke ihm endlich Frieden." Darak runzelte die Stirn. Was meinte Florencia? Ein weiteres Zeichen? Gut er hatte nie die Möglichkeit gehabt seinen Rücken selbst zu betrachten aber Lilith hätte ihn doch darauf aufmerksam gemacht wenn er noch ein Zeichen im Nacken gehabt hätte… Florencia jedoch meinte etwas ganz anderes. Sie blickte ihm entgegen. Dem Seelchen wurde ganz war, besonders am Knie. „Oh…“ Er nickte und lächelte trübselig. „Lange konnte ich mich leider nicht daran erfreuen.“ Seufzte er. „u..und… Vesta… sie ist im Kern kein böser Mensch ihr sollte dieses Schicksal nicht widerfahren!“ Darak hing noch stark an seinem Leben. Noch immer begriff er nicht, dass seine Zeit verstrichen war. Er blickte zu Florencia hin. „Ihr… habt vieles für mich getan… ihr und Phaun… i..ich danke euch nochmals für diese Hilfe am Sternensee. Ich danke euch für die Zeit danach die ich so erleben durfte.“ Nun bis zu den X – Tagen am Schluss war sein Leben ja auch ganz schön gewesen. Er vermisste seine Cattie, Lilith, Alma und Constanze... und um Vesta sorgte er sich.

Darak war sich nicht sicher. War die Statue wirklich Lysanthor selbst oder war dies eine Art Sprachrohr? Lysanthor war doch nicht wirklich eine… Goldstatue… Doch die Stimme schien definitiv die Seine zu sein. Vielleicht war Darak deshalb so still. Schliesslich hatte er ziemlich viele blasphemische Sprüche über Lysanthor getätigt während seiner Lebenszeit. Es wäre nicht verwunderlich wenn Lysanthor ihm dafür noch extra eins auswischte. Selbst ein Richter… war doch irgendwie nur ein Mann. Darak schwieg. Schüchtern lächelte er ab und an Florencia zu. Doch seine Angst war deutlich zu erspüren. Sie füllte beinahe die Halle aus. Seine Seele war unglaublich reuig keine Frage, doch seine Untaten wogen unsäglich schwer.

Es klopfte. Alles blickte zur Tür die sich offenbar soeben in der Halle manifestiert hatte. Die Türe selbst war unheimlich. Sie bestand aus den Knochen und Gebeinen verschiedenster Lebewesen und als der Gevatter den Knauf berührte kicherte dieser. Zweifellos gehörte diese Tür zu Tods Reich. Wer wollte ihn denn da noch besuchen?
Eine Gestalt aus Nebel schwebte an Tod vorbei, es schien so als nickte sie ihm sogar zu… dann ballte sich der Nebel zu einer erhabenen Gestalt. Augen formten sich welche Darak feurig entgegenblickten. Es folgten die wunderschönen Konturen welche Birnenförmig geschwungen waren und am Oberkörper für das männliche Auge besonders angenehme Rundungen ausbildete. Darak klappte die Kinnlade herunter als der Nebel am Kopf sich zu feuerroten Haaren wandelte.
Luthrokar konnte sich in diesem Augenblick wohl wenigstens kurz glücklich schätzen tot zu sein, denn dieser Umstand verschonte ihn vor einer, in dieser Situation äusserst peinlichen, physischen Reaktion. Denn auch Elena verzichtete auf jegliche Form kosmischer Kleidung. Das was sich da bei der Schale tummelte war eine wahre Augenweide.
Dann kniete sich Elena auch noch hin… was ihre Muskulatur und ihren Hintern noch viel besser zur Geltung brachte. Ihr welliges Haar fiel ihr über die Schultern. Darak hätte sie zu gerne berührt. Ihr Haar gerochen und die Sanftheit ihrer Haut mit seinen Lippen erkundet. Seine Seele leuchtete rötlich, ein deutliches Zeichen seiner bestehenden Verliebtheit. Er starrte ihr entgegen. „Elena…“ Hauchte er leise und lächelte.

"Auch du willst für sein Seelenheil bürgen? Warum?" „Du…has.t.mich nie verlassen.“ Hauchte er sichtlich gerührt. Seine Seele verlor einige Funken. Tränen.
"Ich beobachte ihn, seit ich nicht mehr bei ihm sein kann. Niemals lasse ich ihn aus den Augen." Er lächelte berührt. Auch wenn es ihm kurz peinlich war. Schliesslich hatte er selbst einige… nackte Dinge… gemacht. Aber offenbar war Elena ihm deswegen nicht böse. Er hatte oft mit ihr gesprochen, denn Darak glaubte daran dass Tote einem hören konnte wenn man an sie dachte. Und er hatte oft an sie gedacht. Besonders kurz nach ihrem Tod… und kurz vor seinem eigenen. Sie war die Liebe seines Lebens, dies hatte er selbst vor Lilith klar geäussert.

"Er hat es verdient, Seelenheil zu erlangen. Er hätte es gar verdient, seiner Buße weiterhin zu folgen. Dann könnte er sein Seelenheil ohne unsere Hilfe wiederherstellen. Das wäre nur gerecht." Sein Blick schweifte zwischen Elena und Florencia hin und her ehe er sich der Statue zuwandte. Da setzte sich die Wage abermals in Bewegung. Als sie sich wieder einpendelte befand sich Darak auf gleicher Höhe mit Elena und Florencia. Ungläubig starrte er dieses Gleichnis an.
"Ich kann ihn nicht hierbehalten" Die Stimme von Gevatter Tod war ihm nicht unsympathisch. Sie hatte einen eigenartigen Klang und war frei jeglicher Emotion. Dennoch besass der Gevatter in seiner Gestalt einen gewissen Humor… zumindest empfand Darak dies so. Unter anderen Umständen hätte er mit ihm wohl gerne einen Humpen gekippt. Schliesslich verband sie ja auch… ein Kuss. Er schauderte bei dem Gedanken den Tod geküsst zu haben.

"Er steht in der Schwebe zwischen Gut und Schlecht. Sein Seelenschicksal ist ungewiss. Ein weiterer ruheloser Geist auf Celcia wird Leben nicht gefallen und ich hätte in meiner Dienerschaft ihr gegenüber versagt." Die Worte waren für Darak verwirren. Leben? Er meinte, das Leben? Sie war ebenso eine Gestalt wie er – der Tod? Es schien beinahe so. Ein Geist? Er wollte kein Geist werden. Er wusste nicht mal in wessen Kopf er herum spuken sollte ausserdem war er ja selbst das Zuhause von Samantha…
„Samantha.“ Flüsterte er mehr für sich selbst. Lysanthor ergriff seinerseits wieder das Wort. "Es wäre dir gegenüber nicht gerecht, Zeitloser.“ Hier wurde gerade über sein weltliches und kosmisches Schicksal verhandelt! Darak wurde sichtlich nervös als sich der Kopf der Statue direkt auf ihn richtete.

“Nun. Was soll geschehen? Möchte der Betroffene etwas dazu sagen?“ Er blickte ehrfürchtig auf. „I..ich?“ Er seufzte. „Ich… möchte zu meinen Freunden zurück. Ich möchte Constanze, Alma und Vesta helfen können. S..ie.. haben es nicht verdient zu sterben… und ich möchte weiter büssen, ich habe schon viel gebüsst aber ich weiss es ist noch nicht genug. Ich möchte zeigen dass ich mich geändert habe… ich habe mich geändert! Ich habe gute Freunde gefunden, kämpfe für eine Gerechte Sache… und… ich möchte bei Lilith und Cattie sein… und wenn ich mich dafür erst der Folter und dem Wahnsinn aussetzen muss dann soll es so sein…“ Er blickte zu Florencia hin. „Cattie…kann nicht schlafen, wenn ich ihr den Bauch nicht kraule…“ Die Hühnerliebe des Gehörnten war rührend und vermutlich einzigartig auf Celcia.

Er schwieg einen Augenblick. „A..aber… Lysanthor…falls…du mich anhörst…“ Er nahm sich heraus ihn zu duzen, schliesslich belästigte er ihn ja schon lange. Sie waren alte Bekannte. Er hatte viele Gebete an ihn adressiert. Erst unglaublich reine und fromme, dann klagende und schliesslich beleidigende… Lysanthor hatte sie bestimmt alle gehört. Sie kannten sich demnach inzwischen ziemlich gut.

„Ich möchte… falls dies möglich ist… eine Seele hier in diese Hall rufen. Damit sie mit Elena durch die Türe treten kann. Es… ist eine verlorengegangene Seele, die ebenfalls endlich Frieden erfahren sollte.“ Er blickte zu Lysanthor auf. „Es… geht um Samantha. Sie wird mich.. doch hier finden oder? Und damit den Weg nach Kata Mayan? Ich bitte dich… gewähre ihr den Einzug in dein Reich. Ich… vergebe all ihre Sünden die sie an mir begangen hat, denn ich trage ihr gegenüber die grössere Schuld… und… falls du mir erlaubst weiter zu büssen… werde ich das was sie in ihrem kurzen Leben an Schuld begangen hat… für sie tragen.“

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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 10. Februar 2011, 19:14

Das hier war Daraks Urteil. Es ging ganz allein um sein Schicksal, doch er dachte an Samantha, als er erstmals in dieses höllenheiße Loch des Schreckens und zu Valrock herab schaute. Der Erzfeind lauerte dort unten. Seine Seele hatte es in den Abgrund verschlagen. Samantha aber, die war nicht bei ihm.
Er wurde erst abgelenkt, als sich Florencias zarte Gestalt wie flüssiger Honig in die Waagschale ergoss. Sie lächelte ihn fortwährend zu. Es schien sie nicht zu stören, dass er ihr mit Gebeten nicht gerade huldigte. Genauer gesagt, hatte es Darak sogar vorgezogen, mehr an Lysanthor als an sie zu denken. Den Lichtgott verfluchte er immerhin. Florencias Namen nahm er nicht einmal in den Mund. Aber die Göttin wirkte nicht erzürnt, nicht enttäuscht. Sie stand auf seiner Seite. Ein göttliches Wesen, das für das Gute seines Seins bürgte.
Und wieder dachte er nicht an sich. Darak erwähnte Vesta, weil sich sein Knie erwärmte. Ob man ihre schon zertrümmert hatte? Ließ Lysanthor dies zu? Sie war kein schlechter Mensch. Jedenfalls nicht schlechter als er und ihm hatte man wenigstens etwas Zeit mit seinem neuen Bein gewährt. Eine gute Zeit. Damals war er mit Lilith und Alma im Schlepptau zurück zur Elfentaverne gesprungen. Ja, gesprungen und gesprintet wie ein junger Gott. Er hatte Lilith auf Händen getragen und sie dann geliebt, den ganzen restlichen Abend lang. Wahrlich, Darak hatte auch gute Zeiten erlebt.
Das Beste in seinem Leben aber trat erst noch durch die Tür herein: Elena. Ihr Geist ähnelte ihrer einst wahren Gestalt wirklich sehr. Man erkannte sie sofort und schön war sie noch immer. Auch sie erklomm die Schale "Gut", setzte sich für den Mann ein, mit dem sie hatte ihr Leben verbringen wollen. Vielleicht … konnten sie ein gemeinsames Nachleben führen. Jedenfalls lag alles plötzlich in seiner eigenen Hand. Genauer gesagt, in seinen Worten.

Also sprach Darak. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Während er seine Worte wiedergab, seine Wünsche äußerte, senkte sich die Schale zuerst auf seiner Seite tiefer. Er handelte egoistisch, weil er zurück zu seinen Freunden wollte. Zurück ins Leben. Die Waage richtete sich jedoch neu aus und so fand sich Darak wiederholt auf gleicher Höhe wieder, als er Gründe für seinen Wunsch nannte. Seine Freunde sollten nicht sterben. Sie hatten es nicht verdient. Er wollte sein Möglichstes tun, es zu verhindern … auch auf die Gefahr weiterer Folter hin.
Es reichte nicht. Die Schale stieg nicht höher. Eine Folterbuße, die erneut zum Tode führte, genügte nicht für all das, was er getan hatte. Nicht einmal, wenn er dadurch die Leben mehrerer Frauen rettete. Und die Schale bewegte sich auch keinen Millimeter als er Seelenfrieden für Samantha bat. Als er ihre Schuld aufnehmen wollte.
"Das Mädchen besitzt keine nennenswerte Schuld", antwortete die Goldstatue Lysanthors. "Sie konnte kein Alter erreichen, in dem man sich selbst mit im Nachleben genug belastender Schuld beladen konnte. Du hast es verhindert." Der Gott sprach die Wahrheit aus, aber die Worte kamen so schneidend, dass die Waage erzitterte. Die goldenen Kettenglieder klirrten. Sie quietschten leise. Würden sie auf Daraks Seite brechen und ihn in das Loch stürzen lassen, das sich bestimmt in diesem Fall dann auftat? Valrock wartete auf ihn…
"Die kleine Seele ist bereits anwesend, siehst du sie nicht?"
Samantha stand unten beim Gevatter. Er hatte ihr die Knochenhand auf den Kopf gelegt. Er hatte sie gefunden und würde sie mitnehmen. Das Mädchen versprühte ebenfalls winzige Geisterfunken. Endlich würde sie erlöst. Doch auch diese Tat genügte nicht. Die Waagschale blieb ungerührt.
"Ich fälle nun das Urteil." Lysanthors Stimme brachte die Halle zum Beben. "Ich habe noch eine letzte Entscheidung abzugeben. Ein persönlicher Aspekt, der genügend Gewicht hat, um ein eindeutiges Resultat zu erzielen. Danach wird das Urteil feststehen, Darak Luthrokar, Lysanthor verdammte Seele."
Elena wandte sich auf ihrem Platz um. Ihre Geisterhände klammerten sich um den Rand der Schale. Sie schaute zu Darak herüber. "Was hast du denn getan, dass noch so schwer wiegend sein könnte?" Florencia hinter ihr blickte fragend. Auch sie wusste nicht, was der Gott der Gerechtigkeit meinte.
Samantha schaute eher neugierig und der Gevatter – der schaute. Sein Schädel grinste zur Waage der Ehrlichkeit und den Schalen der Wahrheit hinauf. Tod konnte gar keine andere Miene aufsetzen. Jetzt aber hätte er wohl wirklich gelächelt. Die Schale …

… hob sich. "Du bist vorhin aus freien Stücken heraus in die Schlecht-Schale getreten. Es gibt nur wenige Seelen, die so kurz vor ihrem persönlichen Schicksalsurteil für die Nachwelt Ehrlichkeit beweisen. Mein Artefakt misst auch diese Entscheidung und ich bin es, der Ehrlichkeit schätzt." Lysanthors Kristallaugen erleuchteten. Er legte den goldenen Kopf schief. "Bei meinen zu Rosinen verdorrten Genitalien – du hast deinen verdammten Ar…Nacken gerettet, Darak Luthrokar. Ich lasse dich weiter büßen." Lysanthor besaß tatsächlich etwas wie Humor? Er besaß Gnade und handelte wirklich gerecht.
Die Statue senkte die Waage, bis zum Podest, wo ihre Insassen nach und nach aussteigen konnten. Dann nahm sie alte Haltung an und irgendwie verschwand das Lebendige aus ihr. Florencia trat an Darak heran. Ob er den Urteilsspruch schon begreifen konnte? Die Göttin celcianischer Fauna blieb dicht bei ihm stehen. "Der Gevatter wird dich zurückbringen und ich geleite dich dann ins Leben. Da du an mich glaubst, ist es meine Aufgabe, dich neu zu erwecken." Sie zwinkerte. "Aber du wirst noch warten müssen. Er hat zuvor eine wichtigere Aufgabe zu erledigen." Sie zeigte zu Tod herüber, der soeben die Gebeintür öffnete, um Samantha hindurch zu lassen. Er folgte ihr, verschwand aus Lysanthors Halle.
"Ich werde da sein, sobald die Rückreise losgeht. Freue dich aber nicht zu früh. Tod selbst stellt immer eine persönliche Bedingung an Seelen, die mehr Zeit bekommen. Bereite dich darauf vor." Sie schritt an ihm vorbei und schrumpfte zu einer Blume zusammen, dann weiter zu einem Halm, bis nur noch ein winziges Samenkorn übrig blieb.
Darak war nun erneut allein – fast. "Ich werde noch eine Weile auf dich warten müssen." Elenas Geist lächelte ihn herzlich an.
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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Darak Luthrokar » Sonntag 13. Februar 2011, 13:12

"Das Mädchen besitzt keine nennenswerte Schuld", „N..nein“ Hauchte Darak. Wie auch? Er hatte sie als Kind getötet als sie noch unschuldig gewesen war. "Sie konnte kein Alter erreichen, in dem man sich selbst mit im Nachleben genug belastender Schuld beladen konnte. Du hast es verhindert." Darak senkte sein Haupt. Schwermut legte sich über die Seele und sie nahm einen dunklen Schimmer an. „Ihr ahnt nicht wie sehr ich diese Tat bereue Lysanthor! Aus so nichtigen Gründen hab ich sie begangen, wegen ein paar Münzen!“ Beschämt blickte er zu Florencia und Elena hin. „Ich hab euch nicht verdient.“ Hauchte er und es mochte Stimmen. Zumindest in Hinblick auf die Tat, doch Darak Luthrokar hatte einen gewissen Lebenswandel vollzogen. Für die einen mochten dies nur ein paar Tropfen auf einen heissen Stein bestehend aus reiner Sünde sein doch für die beiden in der „Gut“ Schalen reichten diese Taten aus um für ihn einzustehen.

Er schauderte als die Waage zu zittern begann und hielt sich an der Schale fest als fürchtete er gleich hinunter zu stürzen in den Abgrund wo Folter und Pein ihn erwartete.
"Die kleine Seele ist bereits anwesend, siehst du sie nicht?" Darak Blickte auf. Jetzt erst erkannte er sie, dort unter der knochigen Hand des Gevatters. Darak lächele matt. „Endlich kannst du heimkehren… zu deiner Familie… es… tut mir leid dass ich dir jegliche Chance genommen habe ein erfülltes irdisches Leben zu bestreiten. Ich weiss dass ich dir diese Schuld nicht vergelten kann Samantha…“ Diese Tatsache lastete schwer auf seinem toten Herzen. Für Samantha würde es die lange ersehnte Erlösung sein. Sicherlich das Leben würde ihr nicht zurück gegeben doch wenigstens war es ihr jetzt vergönnt friedlich und ohne den unstillbaren Rachedurst in Lysanthors Reich zu verweilen.
"Ich fälle nun das Urteil." Darak hielt den Atem an. Eigentlich müsste er ohnehin nicht mehr atmen aber er tat es aus alter Gewohnheit heraus. Er schloss seine Augen und verharrte ängstlich. Es gab vieles die an seiner Seele haftete welches ihm allen Grund gab sich vor dem Urteil zu fürchten. Es schien eine Ewigkeit zu Dauern bis Lysanthor weitersprach.
„Ich habe noch eine letzte Entscheidung abzugeben. Ein persönlicher Aspekt, der genügend Gewicht hat, um ein eindeutiges Resultat zu erzielen. Danach wird das Urteil feststehen, Darak Luthrokar, Lysanthor verdammte Seele." Darak riss seine Augen auf. Er meinte doch nicht etwa seine blasphemischen Sprüche? Oh wie leid taten sie jetzt ihm… angesichts des Urteils. Er wäre so nahe drann gewesen erlöst zu werden nun würde er an seinen Beleidigungen scheitern! Er wurde nervös. Es war inzwischen definitiv zu spät für diese Dinge auch noch zu büssen. Auch eine Entschuldigung würde nun wohl nichts mehr bewirken zumal er seine Ausflüche ziemlich ernst gemeint hatte. Er hatte gewusst dass sich dies eines Tages rächen könnte!

"Was hast du denn getan, dass noch so schwer wiegend sein könnte?" Darak seufzte nur und machte sich klein. Es schien so als erwartete die Seele das alles verloren war. Doch es kam anders. Darak konnte es kaum fassen als sich die Schale hob und er sich so gen Himmel von Elena und Florencia entfernte. „W…was?!“ Ungläubig starrte er zu der Lysanthorstatue hoch.
"Du bist vorhin aus freien Stücken heraus in die Schlecht-Schale getreten. Es gibt nur wenige Seelen, die so kurz vor ihrem persönlichen Schicksalsurteil für die Nachwelt Ehrlichkeit beweisen. Mein Artefakt misst auch diese Entscheidung und ich bin es, der Ehrlichkeit schätzt." Darak starrte die Statue schweigend an. Nun in seinem Fall war es doch offensichtlich gewesen dass er diese Schale zu wählen hatte doch dies war Daraks Denken. Es waren schon viele befleckte Seelen vor dieser Statue gestanden und hatten geglaubt sich mit der Wahl der „Gut Schale“ doch noch aus der Affäre ziehen zu können. „I..ich…a..aber…“ Er schien völlig neben sich zu stehen im Moment. Er konnte das Urteil noch immer nicht fasse. Ungläubig starrte er zu Elena und Florencia hin als sich die Waage allmählich senkte um ihn auf den Boden – und nicht in den Abgrund – zu entlassen.
Doch bei dem was Lysanthor danach sagte stellte es ihm die geistigen Nackenhäärchen auf.

"Bei meinen zu Rosinen verdorrten Genitalien – du hast deinen verdammten Ar…Nacken gerettet, Darak Luthrokar. Ich lasse dich weiter büßen."
„…“ Darak sagte erst mal gar nichts. „..ä..h..“ Und dann sank er auf die Knie vor jenem Gott dem er einst seine Treue geschworen hatte. Er keuchte. „D…danke…Lysanthor.“ Er blieb auf dem Boden dieses riesigen Nachwelttempels knien, das Urteil noch immer nicht richtig fassend. Wieder weinte die Seele funken. Florencia gesellte sich zu ihm, jene Göttin der ein besonders Auge auf ihn geworfen hatte. Er blickte zu ihr auf.
"Der Gevatter wird dich zurückbringen und ich geleite dich dann ins Leben. Da du an mich glaubst, ist es meine Aufgabe, dich neu zu erwecken." „J..ja..“ Keuchte er. Wo würde dieses Aufwachen nur stattfinden? Vermutlich in der Stillen Kammer… wo er seinen Körper verlassen hatte. Er seufzte. „Das…wird nicht einfach werden.“ Hauchte er. Doch Lysanthor hatte ja auch klar gesagt er würde ihn weiter Büssen lassen.

"Aber du wirst noch warten müssen. Er hat zuvor eine wichtigere Aufgabe zu erledigen." Er blickte zu Tod hin und nickte. Endlich erhob sich die Seele und bewegte sich zum Gevatter hin. „Leb…wohl Samantha.“ Schweigend schaute er zu wie Smanthas kleines Seelchen durch die Türe verschwand und hinter ihr auch der Gevatter. Nachdenklich blickte er ins Nichts, denn die Türe verschwand auf der Stelle.
"Ich werde da sein, sobald die Rückreise losgeht. Freue dich aber nicht zu früh. Tod selbst stellt immer eine persönliche Bedingung an Seelen, die mehr Zeit bekommen. Bereite dich darauf vor." Darak runzelte die Stirn und blickte zu Florencia hin welche sich gerade wieder zur Blüte formte. „Was könnte der Tod von mir haben wollen?“ Fragte er, doch Florencia blieb ihm eine Antwort schuldig.


"Ich werde noch eine Weile auf dich warten müssen."
Er konnte sie hinter sich lächeln hören. Seine geliebte Elena! Langsam erhob er sich und drehte sich zu ihr herum. Er kam auf sie zu. Wie gern hätte er sie berührt. „Verzeih..mir…Elena… ich wollte nicht dass du stirbst…ich…“ Auch ihr gegenüber war sein Herz schwer. „Ich wollte mit dir alt werden, eine Hühnerfarm eröffnen…“ Er seufzte. „Vergibst du mir dass ich auf Celcia mein Herz…auch für Lilith geöffnet habe?“
Er erachtete es als unfair dass sie hier in der Nachwelt treu auf ihn wartete und er auf der Erde sich neu verliebt hatte.

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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Erzähler » Montag 14. Februar 2011, 19:00

Es war etwas eingetreten, mit dem Darak Luthrokar wohl weder im Leben noch im Tod jemals gerechnet hätte: Man vergab ihm. Sicher, Elena hatte ihm im Leben schon vergeben und auch Alma oder Hauptmann Zitter, Lilith und selbst Constanze ein wenig. Aber sie waren doch nichts im Vergleich zu einer göttlichen Vergebung wie der Lysanthors. Jener Gott, den Darak regelmäßig auf das schlimmste durch Flüche beleidigte. Er hatte so oft Blasphemie gegenüber dieser Glaubensrichtung an den Tag gelegt, dass man meinen mochte, seine Taten bräuchten nicht erwähnt werden, um ihn bis in alle Zeit schuldig zu sprechen. Und Lysanthor scherzte gar noch darüber!
Es war wirklich schwer zu glauben, letztendlich aber wahr. Im Moment seiner schlimmsten Befürchtungen hatten sich nur gute Dinge ereignet. Die kleine Samantha fand endlich ihren Seelenfrieden, Darak durfte ins Leben zurück und … ja, Elena war hier.

Sie lächelte ihm entgegen mit so wunderschönen Augen, dass es ihre ganze Geister-Aura zum Leuchten brachte. Ihre Haare, ein roter Seidenschleier, der stets wehte und ihr nur noch mehr Anziehungskraft verlieh. Man wollte diese schönen Haare berühren, sich hinein legen und träumen. Sie lockten wie Feuer das Kind, das sich zum ersten Mal verbrennen sollte. Aber an Elenas Liebe verbrannte man sich nicht. Sie war Darak sogar nach dem Tode treu. Sie wartete auf ihn.
Und er? Er hatte sich in Lilith verliebt.
Elena schwebte an ihn heran. Ein geisterhaftes Glucksen hallte in Lysanthors Halle wieder. "Eine Hühnerfarm? Das wäre doch schrecklich langweilig. Wir beide wissen, dass du es dort nicht ausgehalten hättest, bis wir alt und bucklig gewesen wären." Das stimmte vielleicht sogar. Er träumte zwar von einem friedvollen Leben, aber er wäre nicht Darak Luthrokar, wenn ihn aufregende Abenteuer nicht auf Schritt und Tritt begleiteten. Er steckte derzeit ja immer noch mitten in einem drinnen! Sein fleischlicher Körper lehnte an einer kalten, schimmeligen Wand in Sarma.
"Vergibst du mir, dass ich auf Celcia mein Herz … auch für Lilith geöffnet habe?" Elena lachte. "Für Lilith, in lustvollem Maße für die Bordellherrin Vesta, auf freundschaftlicher Basis für Alma und … bei Constanze bin ich noch nicht einmal ganz sicher. Sie besitzt Feuer, das Lilith nicht hat." Das stimmte. Die Amazone mochte auf ihre temperamentvolle Art sogar Elena noch am ähnlichsten sein, aber sie hatte deutlich gemacht, dass sie weder Männer noch Darak Luthrokar liebte. Sie war nur mitgekommen, um Lilith zu beschützen. Wie es beiden wohl erging?
"Natürlich vergebe ich dir. Was wäre ich für eine Frau, wenn ich dich selbst im Tode noch mit Eifersucht strafen würde." Sie hob ihre Hand. Da sie beide Geister waren, konnten sie sich tatsächlich berühren und dabei mehr fühlen als diese Haare aufrichtende Kälte, die Sterbliche empfanden. Elenas Hand war warm und weich wie Samt, als sie Darak stoppelige Geisterwange streichelte. Keck schaute sie ihn an. "Aber hier und jetzt gehörst du mir, verstanden?" Sie grinste.
Es folgte ein Kuss, der ihre gesamte Aura zum Glühen brachte. Geisterflammen stiegen von ihr auf, ohne zu verletzen – wen auch? Hier gab es nur tote Seelen. Sie umhüllten Elena und auch Darak, tanzten wild um beide herum, während die feurige Geisterfrau ihren Geliebten küsste. Ihre Arme schlangen sich um seinen Körper, drückten ihn an sich und jede Leidenschaft, die sie im Moment ausstrahlte, strafte ihrer unlebendigen Gestalt Lüge. Das Licht ihres Seelendaseins pulsierte. Es war feurig rot, im Zentrum gleißend Gelb. Elena war schon immer Daraks erste und einzige Flamme gewesen. Nun zeigte sie es ganz offen sichtbar.
"Es wird bestimmt noch dauern, bis Florencia zurück ist. Vielleicht ahnt sie, was ich mit dir vor habe und lässt sich absichtlich mehr Zeit." Sie schaute zu der goldenen Lysanthorstatue auf. Elena rümpfte die Nase. "Vielleicht … gestalten wir uns einen anderen Ort, solange du noch hier bist. Tods Reich ist wundervoll für jene Seelen, die nicht als verloren angesehen werden. Soll ich dir meine Welt zeigen?"
Sie tat es, ehe Darak auch nur ein Wort sagen konnte. Elena war eine gute Seele und verdient dementsprechend ein kleines Paradies für sich. Dass sie es nach Herzenslust formen konnte, würde Darak erst bewusst sein, wenn auch er auf ewig ein Teil von Kata Mayan würde. Elena führte ihn durch einen Torbogen aus der Halle des Lichtgottes. Da sie nun wusste, was er gern mit ihr vorgehabt hätte, formte sich ihr persönliches Nachreich seinen Wünschen entsprechend. Sie standen in einem endlos weiten Feld. Das Korn wiegte sich im Wind, war beinahe so golden wie die Sonne, die am Horizont bereit war, den Erdboden zu küssen. Ein Apfelbaum ragte aus diesem Meer goldener Halme heraus. Seine Früchte glänzten rot und saftig. Daneben fand sich ein Haus mit einem freien Hof, sowie einem kleinen Stall. Es gackerte von dort. Schon kam ein Huhn auf die beiden zugetrippelt. Es war nicht Cattie, denn diese war weder tot, noch besaß sie braune Federn. Der Henne folgte eine Schar zwitschernder Küken.
"Gefällt es dir? Sieh dich nur um. Hier können wir alles tun, was uns vorschwebt. Welche Ideen hast du, Darak? Spiel mit mir in unserem Paradies, bis du ins Leben zurückkehrst. Ich werde lange auf dich warten müssen und will jetzt jede Sekunde auskosten können."
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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Darak Luthrokar » Donnerstag 17. Februar 2011, 10:56

Darak hatte noch eine sehr körperbezogene Vorstellung von Elena so dass sie je näher sie ihm kam immer plastischer erschien. Beinahe zum Anfassen. "Eine Hühnerfarm? Das wäre doch schrecklich langweilig. Wir beide wissen, dass du es dort nicht ausgehalten hättest, bis wir alt und bucklig gewesen wären." „Hahaha.“ Die Seele lächelte. „Mit dir hätte ich es sogar in der Stillen Kammer ausgehalten bis wir alt und bucklig gewesen wären. Wir hätten schon etwas zu tun gewusst.“ Raunte er ihr entgegen. Selbst im Tod vermochte Elena Darak mit ihren Vorzügen zu reizen und seine Lenden unruhig werden lassen.

Doch Darak hatte vorbehalte sich ihr zu nähern. Schliesslich hatte er sein Herz weitergegeben während sie hier auf ihn gewartet hatte und die Dimensionen dieses verschenkten Herzens und auch andere Körperteile die sich für andere irdische Personen interessierten legte Elena schliesslich offen dar.
"Für Lilith, in lustvollem Maße für die Bordellherrin Vesta, auf freundschaftlicher Basis für Alma und … bei Constanze bin ich noch nicht einmal ganz sicher. Die kleine Seele wurde ganz rot. Schon als Elena noch gelebt hatte war Darak ein Mann gewesen der sein Herz mit vielen Frauen hatte teilen wollen… und nicht nur dieses. Darin war er eben ein echter Sarmaer. Aber es war auch verständlich aufgrund seiner Karriere als Sklaventreibe war er es sich viele Jahre lang auch gewohnt gewesen ein ganzes Harem zu bedienen. Respektive hatte er eins gehabt welches ihn bedient hatte.

„Constanze mhmm.. ich weiss es auch nicht… ich finde ihr amazonischer Geist sehr anziehend. Er ähnelt dir… sie sagt was ihr nicht passt und schreckt nicht davor zurück ordentlich zuzupacken.“ Die eher devot angesiedelte Neigung von Darak hatte sich inzwischen bei Vesta ja ziemlich gefestigt. Sie besitzt Feuer, das Lilith nicht hat." „Jaa… Lilith ist herzallerliebst und ich möchte ihr das Vertrauen in die Männerwelt zurückgeben… aber… Constanze und Vesta… das sind Raubkatzen.“
Er war erleichter dass Elena offensichtlich nicht sauer auf ihn war. Er seufzte. „Vesta…Constanze…Alma…Lilith.“ Seine Seele nahm einen dunklen Schimmer an, sorgend durchfluteten ihn. „Ich hoffe sie haben ihr nicht die Beine gebrochen… und ich hoffe Constanze und Alma sind unangetastet geblieben und…ich hoffe dieser Bastard von Wüstendieb hält Wort und lässt Lilith in Ruhe!“ Elena spürte wohl dass sie ihren Gehörnten ablenken musste wenn sie ihn nicht an diese trübseligen Gedanken verlieren wollte.

"Natürlich vergebe ich dir. Was wäre ich für eine Frau, wenn ich dich selbst im Tode noch mit Eifersucht strafen würde." Er blickte wieder zu ihr auf und lächelte. Sie trat auf ihn zu und berührte ihn. Eine Berührung so intensiv wie die Macht des ersten Kusses unter Liebenden. Eine Berührung so wohltuend wie Liliths klänge. Eine Berührung so echt und intensiv wie es lebende wohl kaum spüren konnten. Er blickte sie verträumt an. Lächelte ab ihren Worten. „Verstanden.“ Er schloss seine Augen als sie über seinen stoppeligen Bart strich und strich ihr über die Flanken. Sie war wohlgeformt und geschmeidig wie eh und je. Dann küssten sie sich und die Welt stand still. Auch hier in Kata Mayan. Alles hielt inne um den Moment dieser beiden Seelen nicht zu zerstören. Mit dem Kuss spielte sich vor Daraks Geistigem Auge ein Film ab der alle Stationen aufzeigte die sie gemeinsam verbracht hatten. Schwieriges wie Freudiges, Streit und Lust… und die Liebe.

Er wurde von ihrem Feuer umhüllt aber diesmal – nicht so wie einst als er in ihr Feuer geraten war – verletzte es ihn nicht. Er erwiderte ihren Kuss leidenschaftlich und auch er sandte dunkle streifen aus die wie ein Sandsturm Elena umhüllte. Rot und schwarz waren ohnehin Farben die gut miteinander harmonierten. Jede Seele hatte eine Farbe. Daraks war Schwarz wie die Nacht mit einzelnen silbrigen Streifen. Doch Silber wog mehr als Kohle.

Leidenschaftlich umspielte seine Zunge die ihre und sein Griff um ihren Körper wurde strammer. Er fasste ihr an den Hintern und tastete die Formen ab die er so sehr vermisst hatte.
"Es wird bestimmt noch dauern, bis Florencia zurück ist. Vielleicht ahnt sie, was ich mit dir vor habe und lässt sich absichtlich mehr Zeit." „Jaa?“ Er schmunzelte. „Nach was könnte es denn einer Seele… die allein in ihrem Paradies ohne Mann lebt gelüsten?“ Raunte er scheinheilig.
"Vielleicht … gestalten wir uns einen anderen Ort, solange du noch hier bist. Tods Reich ist wundervoll für jene Seelen, die nicht als verloren angesehen werden. Soll ich dir meine Welt zeigen?" Er nickte nur. „Gerne.“ Er nahm ihre Hand und lief mit ihr in ihr persönliches Paradies. „D…dass sieht aus wie mein Paradies.“ Natürlich wollte Elena doch die Zeit in der Nachwelt gemeinsam mit ihm verbringen. Er musterte die unendlich wirkenden Felder. Sah das kleine verträumte Haus am Ende des Pfades. Nun wusste die Seele des Darak Luthrokars was ihn erwartete wenn er es schaffte die Waagschale zu seinen Gunsten zu verändern… er wusste auch was ihm drohte wenn er es nicht schaffte und abermals in den düsteren Abgrund geriet.

Ungläubig betrachtete er den Hof. Er zeigte auf die Henne. „Sieh mal. Hahaa.“ Es war unglaublich zuzusehen wie sich diese dunkle Seele an so etwas schlichtem wie Hühner erfreuen konnte. Seine Tierliebe war aufrichtig und liess einen seiner silbernen Streifen leuchten. Er liess die Henne und ihre Jungen in Ruhe und zog Elena eiligst zum Apfelbaum. Zusammen mit ihr liess er sich auf den Boden vor dem Stamm des Baumes Fallen. Er rollte sich zu ihr. Strich ihr mit seiner Pranke eine feuerrote Strähne aus dem Gesicht.
Offenbar schwebte ihm das gleiche vor wie ihr. Er küsste sie wie nur ein Liebender küssen konnte. Seine Pranke strich über ihren Oberschenkel und hob langsam ihr feuerrotes Kleid hoch. Was Elena sich wohl wünschte was er anhatte?
„Ich will dich einfach nur Lieben… bis ich zurück muss Elena…“ Raunte er ihr entgegen.

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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 17. Februar 2011, 19:01

Darak durfte kennenlernen, dass Zeit im Nachleben ein relativer Begriff war. Jetzt wusste er, wie der Gevatter jene physikalische Größe ansah – ohne Probleme. Die Zeit verstrich auf Kata Mayan so anders, sie gab sich keinen Gesetzen hin, die sich die Menschen zusammengestellt hatten, um zu begreifen. Sie lief einfach parallel zum Geschehen, mal schneller, mal langsamer. Wie sie es für richtig hielt. Derzeit gefiel es ihr, träge wie zähflüssiger Honig dahin zu tropfen, um jeden noch so winzigen Augenblick weitmöglich auszudehnen. Darak und Elena hatten plötzlich eine Menge Zeit. Ihr Kuss nahm einen Großteil davon ein, aber umso verführerischer schmeckten die Lippen des rothaarigen Geistes und umso leidenschaftlicher berührten sich die Zungen.
Ringsherum herrschte Stille. Nichts, absolut gar nichts, wollte den Moment, den Darak und Elena miteinander teilten, unterbrechen. So rücksichtsvoll ging man mit der schwarzen Seele nur im Tode um. Er durfte das Paradies nicht nur durch einen Kuss seiner Liebsten erleben, er durfte es sehen und betreten. Sein Paradies.
Die Hühnerfarm wirkte vollkommen, eine Idylle, der er im Leben nicht begegnet war. Es wirkte alles dermaßen perfekt, dass es einem die Sprache verschlug. Vor allem aber lud diese Idylle dazu ein, jenen kostbaren Moment zur Gänze auszunutzen.
Darak begann ein Spielchen. "Nach was könnte es denn einer Seele … die allein in ihrem Paradies ohne Mann lebt, gelüsten?" Elena ging darauf ein. Es war wie früher. Sie knuffte ihn keck in die Seite. "Als wüsstest du das nicht!" Ihr Lachen erhellte die Welt. Schon hakte sie sich eng bei Darak ein und ließ sich von ihm zum Apfelbaum führen. Die Früchte waren reif, ohne lästige Insekten anzulocken. Ihr Duft hing in der Luft, erinnerte an die leuchtenden Plantagen in Andunie – und kurz auch an Samantha, die nun endlich auch ihren Seelenfrieden gefunden hatte. Möglicherweise setzte sie sich gerade wie Darak und Elena unter einen solchen Apfelbaum, um ihre lieben Eltern in die Arme zu schließen. Es bestand kein Zweifel, dass man sein Paradies nicht auch mit anderen erleben konnte. Darak war es vergönnt – und er durfte zudem noch zurückkehren.

Wieder küsste er seine Elena. Wieder stand die Zeit still. Der Moment schmeckte jedes Mal nach mehr. Elena erwiderte seine Begierde und nickte, als er ihr sein Vorhaben gestand. "Das will ich auch", hauchte sie ihm entgegen, mit einem frechen Grinsen in den Augen. Darak hatte ihr ein feuriges Kleid verpasst. Sie lachte, als er nichts mehr am Leibe trug. "So gefällst du mir am besten."
Tatsächlich musterte Elena ihren Geliebten jetzt zum aller ersten Mal, wie Phaun und Florencia ihn geschaffen hatten. Ihr Blick wanderte zielstrebig über seinen Körper. Was sie sah, gefiel ihr. Aber es lockte auch kurz die Sehnsucht, diesen Körper lebendig sehen, fühlen und erleben zu dürfen. Darak würde der erste Mann sein, der sie lieben durfte, aber sie fürchtete sich nicht. Sie war tot, was sollte geschehen? Außerdem war es Darak.
Elena schnappte ihn an den Hüften, zwickte in seinen Hintern und zog ihn bewusst zu sich. Sie knabberte an seinem Hals, um ihn zu animieren. Hier würde die beiden niemand stören. Selbst das Huhn kehrte in den Stall zurück und die Kornähren neigten andächtig ihre Köpfe. Der Baum schob seinen Schatten etwas tiefer, dass die Liebenden in der Dämmerung fast verborgen waren. Die Konturen, welche sich durch das goldene Abendlicht stärker hervor hoben, zeigten Elenas prachtvollen Geisterkörper. Ihre Rundungen hoben sich anregend hervor und sie ließ es zu, dass Darak jeden Zentimeter ihres Körper erkunden durfte. Sie schenkte ihm ein Lied aus heißem Atem und menschlichen Lustlauten, komponiert von der Liebe persönlich. Flammen streichelten seinen Geist, wärmten ihn. Elena feuerte ihn quasi an, nicht zu zärtlich zu sein. Ihr gefiel, was er mit ihr anstellte und sie empfing ihn unter heißblütiger Leidenschaft.
Wo ein Kuss der beiden die Zeit still stehen ließ, sprengte ihre Vereinigung jene in Myriaden winzigster Teilchen, die sich zu einer neuen Zeit zusammensetzten. Eine Zeit, die nicht einmal mit dem Gedanken annähernd greifbar war. Flüchtige Momente teilten sie sich mit Epochen, die erfüllt waren von Elenas und Daraks nicht enden wollender Lust. Alles drehte sich um die beiden. Das Paradies verblasste im Angesicht ihrer gegenseitigen Zuneigung, schmolz unter ihren gleichmäßigen Bewegungen und formte sich in ihrer Verschlungenheit neu. Für Momente war nichts mehr wichtig, außer ihnen beiden. Für Augenblicke gab es nichts Anderes. Sie waren alles und nichts, sie waren eins und sich niemals näher als in dieser Zeit.
Florencia hätte nicht auftauchen brauchen, denn nichts hätte Darak sich lebendiger fühlen lassen als diese bedingungslose Liebe, die er mit der feuerhaarigen Frau unter seinem Leib teilte. Elena war für diese Zeit seine Göttin, seine Welt, sein Leben. Vermutlich hätte es mit ihr zu Lebzeiten nicht schöner sein können.
Aber so endlos der Moment schien, er ging vorüber. Die Zeit ließ sich dehnen, aber sie musste letztendlich einschreiten, um nicht zu reißen. Darak wusste, wann es Zeit war, dieses Paradies zu verlassen. Eine Tür aus Blumen und Gebein formte sich. Sie würde ihn aus diesem Traum führen.
"Genieße es", hauchte Elena. "Wenn du wiederkommst, genießen wir gemeinsam." Es war ein Versprechen an eine Zukunft, die ihn erwartete, wenn sein Leben weiterhin den richtigen Weg einschlug. Brauchte Darak mehr Motivation?

Das Bild seiner Liebsten schwand. Die Hühnerfarm löste sich auf und das Feld verfloss zu einem sandfarbenen Untergrund, der nach und nach mehr Grau annahm. Schließlich fand er sich dem Gevatter und Florencia gegenüber. Die Naturgöttin wirkte an diesem grauen Ort wie eine liebliche Rose in der Wüste. Ihre Farben wirkten lebendig, gestochen scharf und anziehend. Sie lächelte Darak entgegen.
Der Tod reckte die Hand. Seine Fingerknochen zeigten auf die Seele. Sie wanderten den Körper herab. "Ich muss einen Tribut fordern", teilte er Darak mit. "Dies möchte ich von dir." Der ausgestreckte Knochen richtete sich auf sein von Florencia geheiltes Knie.
Vermutlich schwand nun alle Liebe und Heiterkeit, die Elena ihm gegeben hatte zu einem großen Nichts.
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Darak Luthrokar
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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Darak Luthrokar » Donnerstag 17. Februar 2011, 21:58

Darak wurde sich plötzlich seiner Nacktheit bewusst und sah an sich runter. War… ER wirklich so gross oder war dies nun Elenas Wunschdenken? Er wusste ja nicht dass sie vielleicht die Welt formen konnte nicht aber Seelen. Er lächelte ihr entgegen. „Du verwegene kleine Hündin.“ Er spielte dabei auf ihr Hybridendasein an. Er lachte heiter und präsentierte sich ihr indem er auf die Knie ging. Sie fackelte nicht lange und zog ihn an seinen Hüften zu sich heran so dass er schliesslich auf ihr zu liegen kam. Seine Lippen fanden ihre und er küsste sie leidenschaftlich während seine inzwischen was Frauen anbelangte sehr erfahrenen Hände über ihre Flanken strichen. Eine Hand hob sich daraufhin wieder, streichelte sanft über ihren Bauch bis nach oben zu ihren Büsten und umspielte diese mit einer Zärtlichkeit die man von solch einer groben Pranke kaum hätte erwarten können. Seine Lippen küssten sich ihrem Mund entlang nach oben bis zu ihrer Stirn. Wer Darak kannte wusste dass er dies beinahe bei jeder Frau sehr gerne tat. Dann küsste er über ihre Nasenspitze hinweg ihre Lippen dann ihr Kinn schliesslich runter zum Hals bis sein Mund seine Pranke ablöste.

Die Leidenschaft stieg und die Lust ballte sich in Verlangen. Darak führte seine Elena durch den Liebesakt wie es nur ein erfahrener Mann tun konnte. Ein kurzer schmerzhafter Stich war das einzige Hindernis was Elena zu überwinden hatte bevor Darak sie den Göttern noch ein Stück näher brachte. Heiss atmete er gegen ihren Leib und bewegte sich in einem immer wilder werdenden Rhythmus als versuchte er mit der Zeit einen Wettlauf zu bestreiten ehe er aber wieder sanft und langsam wurde um seiner gelüste Höhepunkt nicht zu schnell zu verfallen. Dafür küsste er und massierte er ihren Körper nur umso wilder als wäre er ein Ausgehungerter Krieger der seine Beute geradezu zerreissen wollte und schliesslich mündeten diese leidenschaftlichen Gesten wieder darin dass er sein Becken wuchtig bewegte. Ihr stöhnen vermischte sich mit seinem und gemeinsam brüllten sie am Gipfel ihrer Lust ihre Gefühle in die Nachwelt.

Langsam entspannte sich Darak über ihr und sein Sturm der in ihr getobt hatte flaute allmählich ab. Schwer atmend kam er auf ihr zu liegen. Zum Akt gehörte das Atmen einfach dazu auch wenn sie es als Seelen eigentlich gar nicht mehr nötig hatten. Sanft küsste er wieder ihre Stirn. „Ich… liebe dich so Elena… es fällt mir ungemein schwer dich wieder verlassen zu müssen. Jetzt wo ich dein Reich gesehen habe.“ Hauchte er noch immer ausser Atem. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht die sich darüber verirrt hatte.
Er sah im Augenwinkel wie eine Tür entstand und er wusste dass er dadurch hindurchzugehen hatte. Denn noch stand ihm selbst das Paradies nicht auf Dauer offen. Noch war die Wage nicht zu einem eindeutigem Ergebnis gelangt.

"Genieße es. Wenn du wiederkommst, genießen wir gemeinsam." Er schüttelte sehnsüchtig den Kopf. „Ich will dich nicht verlassen Elena…“ Hauchte er. „Aber ich muss…“ Fügte er schliesslich hinzu. Er küsste ihre Stirn. Löste sich langsam von ihr. Er sah sich alles nochmals an. Sein persönliches Paradies ehe er die Türe öffnete und durch sie hindurch trat. Er konnte nicht zurücksehen, zu sehr wäre sonst wohl im irdischen Leben der Drang nur eine gute Tat zu vollbringen um sich dann dem Tod erneut zu stellen.
Er wusste dass er seinen Tod nicht beschleunigen durfte. Selbstmord galt nicht als gute Tat und wog schwer auf der Waagschale. „Ich werde dich nicht enttäuschen!“ Hauchte er. Die Welt um ihn herum wurde karger und ähnelte bald einem Strand, um ihn herum das Nebelmeer. Tod und Florencia standen da. Er lächelte letzterer entgegen obwohl er angespannt wirkte. Der Ort seines Todes war kein schöner Gewesen und die Chancen standen gut dass er dort wieder aufwachen würde. Ein Umstand der ihn ziemlich belastete. Dann blickte er zu Tod.

"Ich muss einen Tribut fordern" „Ja…Gevatter… solange es nicht noch ein Kuss ist.“ Er war noch ziemlich erheitert von der tollen Zeit die er mit Elena verbracht hatte, deshalb traf ihn Tods Forderung besonders hart. Er sah wie die Knochenhand sich senkte und der Finger auf sein Knie zeigte. Sein ehemaliges schlechtes Knie welches nun sein gutes Knie war.
Dies möchte ich von dir." Seine Mine versteinerte sich. „Ihr…wollt…mein Knie?“ Die Seele wurde blass. Unsicher blickte er zu Florencia hin. Er wusste dass sein Knie ein geringer Preis dafür war, wenn er sein Leben wieder bekam. Es sei denn Darion sorgte dafür dass er kurz darauf sämtliche anderen Gliedmassen verlieren würde. Darak nickte nur.
„Nehmt euch als Tribut…was…ihr braucht.“ Seufzte Darak. Würde er in der Stillen Kammer aufwachen? Ohne Knie? Sein Körper war tot… musste irgendwas an ihm tot bleiben damit er wieder leben konnte? Würde er Wahnsinnig sein wenn er Aufwachte, so wahnsinnig wie er gestorben war?
„W..wo…werde ich aufwachen… und wie?“ Diese Frage war an seine Göttin gewandt.

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Re: Ein Verdammter unter Toten

Beitrag von Erzähler » Freitag 18. Februar 2011, 16:30

So schnell schwand die Freude. So schnell war das schöne Erlebnis mit Elena vergessen. Es rückte in den Hintergrund angesichts des Tributs, den der Tod forderte. Er konnte nun einmal keiner Seele das Leben zurückgeben, ohne ihr auch etwas zu nehmen. Darak hatte die Nachwelt, das Jenseits, gesehen. Er musste etwas zurücklassen, als Pfand sozusagen. Es würde ihn binden. Er würde kein Geist in einer Zwischenwelt werden. Er würde hierher zurückkehren.
Doch dass der Gevatter Tod sein Knie verlangte, drückte doch sehr auf der Sorge der begnadigten Seele. Immerhin war es gerade jenes Knie, das die heilige Florencia durch ihre magischen Gewässer und ihre göttliche Macht geheilt hatte. Was auch immer geschah, es würde nicht wie vorher sein. Doch was genau verlangte der Tod? Würde Darak das Bein verlieren? Würde sein Knie schwarz und schwelend werden, ein dunkler Kontrast, ein sicheres Zeichen des Todes?

„W..wo…werde ich aufwachen… und wie?“ Florencia trat an ihn heran. In ihren Augen schimmerte ein unendlicher Wald, grün und saftig. Er rührte zu Tränen. Auch sie weinte, allerdings stumm. Nicht ein Schluchzen kam ihr über die Lippen. Eine Hand der Göttin glitt nach oben. Irgendetwas tat ihr unendlich leid.
"Ich habe die Macht, dir dein Leben zurückzugeben, aber ich kann dich nicht von dort wegbringen, wo du jetzt steckst. Des Gevatters Zeit konnte deinen Körper konservieren, während du auf seiner Insel warst. Hier geht es dir gut, das weiß ich. Aber es wird dir auch gut tun, zu leben." Sie wischte sich Tränen aus den Augen. "Trotzdem schmerzt es mich, eine lebende Schöpfung in diesen Zustand zurück zu befördern. Such einen Weg hinaus. Das ist meine Bitte an dich." Sie beugte sich vor und küsste Daraks Stirn. Von dort ging grünes Licht aus, umhüllte ihn und brachte ihn von Kata Mayan fort. Aber Florencia hatte ihm nicht richtig geantwortet.

Wo würde er aufwachen ... und wie?

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