Der Schankraum

Diese Schenke verdankt ihrem Namen der Hitze im Innern. Die Wüste Sar ist nichts dagegen. Manch einer fragt sich, wie es die Gäste überhaupt aushalten. Mit viel Wein und Wasser lautet die Antwort.
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Re: Der Schankraum

Beitrag von Wirt » Mittwoch 11. Oktober 2006, 23:00

Der Wirt wischte wortlos über den Tresen und schob sich so die funkelnden Münzen in seine fetten Griffel. Er grinste kurz, setzte aber schnell wieder eine unbeeindruckte Miene auf. Niemand brauchte wissen, dass er mal Gold in den Taschen hatten. Überall trieben sich Diebe und Betrüger rum.

"Ahab ist hier", sagte er nur und mit dem Blick auf dem schmutzigen Tresen. Er zeigte unauffällig an einen der Tische. Dort saß ein dürrer älterer Mann, der kaum noch Haare besaß. Lediglich aus den Ohren wuchsen sie ihm. Er trug bunte Pluderhosen und über allem die typischen Nomadengewänder, die vor Hitze und Sandstürmen schützten. Der Mann trank ein Wasser und saß über einigen Dokumenten.

"Willst was bestellen?", fragte der Wirt ruppig. Er mochte keine Kunden, die nur herkamen, um die Plätze warmzuhalten. In der Wüste und vor allem in seiner Schenke war es bereits warm genug.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 12. Oktober 2006, 17:06

Ahab hatte die ganze Zeit schweigend über seine Dokumente gebeugt gesessen und nur einmal nach seinem Wasser gegriffen, als der Wirt auftauchte und Shar die bestellten Äpfel brachte.

Als ihm jedoch die Bezeichnung "Schmuggler" an den Kopf geworfen wurde, hob er selbigen. Seine Augen starrten aus tiefliegenden Höhlen hervor, unter denen sich breite, dunkle Ringe gebildet hatten, aber sie waren keineswegs trüb oder machten sonst einen alten oder schwachen Eindruck. Listig spähten sie über den Tisch, musterten diesen Fremden, der ihn soeben einen Schmuggler genannt hatte.

"Mein Name ist Ahab, aber ich bin kein Schmuggler. Solche finsteren Gesellen landen sofort in den Verliesen und da gehöre ich nicht hin." Er schaute sich nach Wächtern um, aber die Schenke war von ihnen ungeachtet geblieben. "Nennt mich einen Händler für ... <i>seltene</i> Besonderheiten, dann können wir uns weiter unterhalten."

Ahab rollte seine Dokumente ein, band eine dunkelrote Schnur darum und ließ sie unter seinen Gewändern verschwinden. Dann faltete er die Hände, lehnte sich ein Stück im Stuhl zurück.
"Chat Tar also. Nie gehört, Euren Namen, aber das soll nicht meine Sorge sein. Sagt mir lieber, an welcher Art Ware Ihr genau interessiert seid, damit ich Euch weiterhelfen kann. Aber bedenkt, dass ich nicht billig bin, meine Kostbarkeiten sind wertvoll und verlassen nur teuer mein Sortiment."

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 12. Oktober 2006, 20:35

Ahab lehnte sich noch weiter in seinem Stuhl zurück. Er kratzte sich am Kinn, den Blick ließ er scheinbar gelangweilt durch die Schenke schweifen. Jedoch war dies nur eine Eigenart von ihm, wenn er überlegte.

Während Shar seinen Apfel aß, antwortete er schließlich: "Nun, dieser Trank wird Euch ein anständiges Sümmchen kosten, Herr Tar. Ein <i>erhebliches</i> Sümmchen. Die Zutaten sind hier in Sarma nicht gerade leicht zu erwerben. Ich werde meine Helfer in viele Teile Celcias schicken müssen. Ich hoffe, dass es in Euren Taschen klimpert."

<b>Er ahnt sicher, dass jemand wie ich nicht lange brauchen werde, um die Zutaten zu beschaffen, immerhin habe ich meine Quellen. Trotzdem wird es nicht billig.</b>

Aber Ahab sprang auf eine ganz andere Sache an. Der Trank war ihm eigentlich egal, solche Geschäfte wickelte er so gut wie jeden Tag ab.
Nein, ihn faszinierte vielmehr ...

"Ihr seid Sammler von Obskurem? Dann kann ich Euch vielleicht ein viel besseres Angebot machen als diesen einfachen, aber teuren Trank. Seid Ihr an etwas Bestimmten interessiert? Ich nenne viele obskure Dinge mein Eigen."

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 12. Oktober 2006, 21:35

Ahab musste lachen. "Herr Tar, ich bin vielleicht immer an neuen Kunden interessiert, aber ich bin kein völliger Idiot!"

Schlagartig wurde er ernst. "Niemand weiß wirklich, welche Dinge ich besitze. Derjenige, der etwas Besonderes sucht, wird es bei mir finden. Ein solcher Kunde weiß vorher, was er sucht. Wenn auch nur einer erfährt, was ich habe, verbringe ich den Rest meines Lebens hinter Gittern. Nun und das würde wohl nicht sehr lange sein, da man mich dann wohl vierteilt, verbrennt und ins Meer werfen würde."

Ahab grinste noch immer, griff wieder in sein Gewand und holte eine kleine Pfeife hervor. Er stopfte diese mit Kraut, zündete es an und zog genüsslich dran.

"Nun, Herr Chat Tar, wenn Ihr wisst, was Ihr wollt, so werde ich es haben. Oder zumindest wissen, wo Ihr es findet."

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremder Mann » Freitag 13. Oktober 2006, 14:46

Ahab antwortete nicht sofort. Ruhig rauchte er seine Pfeife fertig, säuberte sie anschließend mit einem kleinen Tuch und packte sie wieder weg.

"Ihr seid gut informiert", meinte der Schmuggler schließlich. "Aber nicht gut genug. Nur noch vier dieser sagenhaften Rüstungen sind geblieben, denn eine wurde wahrhaftig zerstört – von Magie!"

Ahab genoss den überraschten Blick in Shars Augen. "Auch wenn Ihr es mir nicht glaubt, aber es ist so. Ich selbst war nicht dabei, doch weiß ich, dass nicht einmal ein Artefakt wie eine dieser Rüstungen gegen die Götter selbst bestehen kann. Man erzählt sich, dass Lysanthor persönlich sie zerstört habe, aber Genaues weiß mal wieder keiner. Man fand lediglich die zersplitterten Überreste vor. Nun, aber vier sind ja noch da, nicht wahr?"

Ahab kratzte sich am Ohr, von dem ein goldener Ring baumelte. "Und Ihr wollt eine dieser Rüstungen haben? Ha! Vergesst es! Nicht einmal ich könnte sie aufspüren, sie sind versteckt. Glaubt mir, ich habe selbst bereits nach ihnen gesucht ... habe mir Gerüchte angehört, mit Hunderten von Leuten gesprochen, Dokumente beschafft ... eben alles, was auf diese Artefakte hindeutete. Überall, wo auch nur ein Frosch drauf zu sehen war, habe ich mir mühselig erkauft. Nun, das meiste war Plunder oder nicht das, was ich suchte. Einiges habe ich weiterverkauft und so mein Vermögen wieder angereichert."

Ahab war sehr gerissen. Er hatte zwar einiges preisgegeben, aber genug zurückgehalten, dass Shar immer noch nicht viel hatte aus ihm herauskitzeln können? Ob er die Dokumente, die er für Bali Abar beschaffen sollte, überhaupt noch besaß?

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremder Mann » Freitag 13. Oktober 2006, 15:17

Gierig und hellhörig hob Ahab den Kopf. Seine Augen funkelten. "Ihr seid tatsächlich interessiert", sagte er feststellend, aber nüchtern.

<b>Dieser Chat Tar will die Dokumente ... und ich will sie ihm verkaufen. Zu schade ...</b>

Erhoffte sich Ahab kein gutes Geschäft? Zumindest verwandelte sich die Goldgier in seinen Augen. Enttäuscht und verärgert schaute er drein. "Ich sagte ja bereits, dass Ihr recht viel wisst, aber nicht immer das aktuellste, Herr Tar. Tatsache ist, dass ich genau die Dokumente hatte, nach denen es Euch gelüstet. Nun, zumindest glaube ich das, denn im Siegelwachs war das Symbol des Frosches. Aber wie gesagt, ich <i>hatte</i> sie. Wäret Ihr nur vor zwei Tagen zu mir gekommen, ich hätte sie Euch verkauft und nicht diesem Fremden. Ein seltsamer Kerl war das. Seine Augen haben so geleuchtet ... wei Feuer. Ich weiß nicht mal, ob er noch in der Stadt ist."

Als Ahab Shar drängenden Blick sah, spürte er, dass sein Gegenüber ihn nicht verlassen würde, eher er nicht mehr über diesen Fremden ausgeplaudert hätte. Seufzend gab sich Ahab geschlagen.

"Ich glaube, sein Name war Zoltan. Er gab sich selbst als Reisender aus, der nur zufällig in Sarma gelandet war, aber dafür kannte er sich zu gut in der Stadt aus. Ich vermute, er wusste ganz genau, was er suchte. Diesen Mann hatte ich nämlich einige Tage vorher schon gesehen. Er lungerte vor der Akademie herum, die die Feuerhexe Cassandra gegründet hatte. Offenbar suchte er nicht nur bei mir nach ... besonderen Dingen und Wissen. Mehr kann ich Euch leider nicht sagen."

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 18. Oktober 2006, 21:29

Ahab hob eine Augenbraue, runzelte die Stirn und grinste dann. "Nun, einen Luftmagier werd ich wohl kaum in den Taschen haben, werter Herr Tar. Aber womöglich wüsste ich jemanden, der Euch weiterhelfen kann. Einzigartige Frau, aber ob Ihr sie überreden könnt, Euch zu helfen? Nun ja, ich gebe Euch wohl besser gleich den Tipp, dass sie sich nichts aus Schwächlingen macht. Außerdem mag sie Wüstenrosen, sind sehr selten, aber duften wunderbar."

Ahab roch hingegen genüsslich an seinem Tabakkraut, das er sich gerade anzündete und sich sein Pfeifchen in den Mundwinkel schob. "Zu Eurem anderen Problem. Dokumente sind im Augenblick viele im Umlauf. Der reiche Ji'Hal hat geheime Schriften über einen aus dem Nichts aufgetauchten Vettern gefunden und will sie verschwinden lassen ... den Vetter übrigens auch. Die Lady Yasmine ist hinter einem Dokument her, welches angeblich Wasser in Wein verwandeln kann. Achja, und die Wüstendiebe haben auch schon wieder einige Schriftstücke zur Untersuchung abgegeben. Nicht bei mir", grinste Ahab, als er Shars interessierten Gesichtsausdruck sah. "Aber ich weiß, bei wem. Gegen eine kleine Gefälligkeit im Sinne von 5 Goldmünzen, gebe ich Euch mehr Informationen."

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremder Mann » Mittwoch 18. Oktober 2006, 22:56

<b>Pleite, wie? Nun, das hätte ich jetzt nicht erwartet ... aber umso besser, hehe. Er könnte mir helfen.</b>

Ahab grinste wie ein Honigkuchen-Kamel. "Ihr könntet mir in der Tat eine <i>andere</i> Gefälligkeit tun, Herr Tar."

Er zog genüsslich lang an seiner Pfeife, blies ein paar Rauchkringel in die Luft und beobachtete, wie sie zur Schenkendecke flogen.

"Ich sage Euch, wo die Luftmagierin wohnt, denn ich benötige meinerseits ebenfalls ihre Hilfe. Sie besitzt einige interessante Dinge in ihrer Stube und eine Sache ist besonders interessant für mich."

Ahab holte einen Zettel hervor und kritzelte eine Wegbeschreibun darauf. In der Zwischenzeit erklärte er, was Shar ihm bringen sollte. "Die Luftmagierin heißt Sina. Sie besitzt eine kleine Flöte aus Elfenbein. Bringt mir diese Flöte und ich beschaffe Euch im Gegenzug, die Informationen, wo sich die Dokumente befinden, die Ihr sucht."

"Das heißt, sobald Ihr mir sagt, welche Dokumente Ihr nun genau sucht", fügte er noch an, denn Shar hatte dies noch nicht erwähnt.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Wirt » Sonntag 22. Oktober 2006, 21:22

Der Wirt war heute voll beschäftigt. Es war einer der heißen Tage, üblich in Sarma, und er hatte viel zu tun, die Gäste seiner Schenke mit genug Flüssigkeit zu versorgen.

So war es kein Wunder, dass er den einen oder anderen Kunden unter all dem Gegröle und schiefem Gesang überhörte. Schließlich aber entdeckte der Wirt Jahra, denn ihre für Sarma unübliche Kleidung ließ sie auffallen wie ein Leuchtfeuer.

Sofort kam der verschwitzte Wirt zu ihr herüber. "Grüß Euch. Willkommen im glühenden Gasthaus." Noch bevor er sie nach ihrer Bestellung fragen konnte, wünschte Jahra jedoch lieber Informationen und eine Karte der Stadt.

"Für beides empfehle ich Euch, diesen Mann dort drüben zu fragen. Er heißt Ahab und ist Händler. Er kennt sich in Sarma bestens aus, vielleicht hat er sogar eine Karte in seinem Sortiment. Fragt ihn einfach."

Der Wirt zeigte auf einen kleineren, fast kahlen Mann, der allein an einem der Tische saß und Pfeife rauchte. Er war nicht deshalb allein, weil er von anderen gemieden wurde, keineswegs! Der Grund waren nur jede Menge Dokumente und kleiner Gegenstände, die er vor sich auf dem Tisch ausgebreitet und somit auch den kleinsten Platz beansprucht hatte, auf dem man noch ein Bierglas hätte unterbringen können.

"Darf ich Euch sonst noch irgendwie behilflich sein? Habt Ihr Hunger oder Durst?", fragte der Wirt.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremder Mann » Montag 23. Oktober 2006, 11:26

Der Mann zog genüsslich an seiner Pfeife, blies einen Rauchkringel in die Luft, so dass Serras husten musste, denn der Rauch kratzte ziemlich im Hals. Dann sah er von seinen Dokumenten auf, von denen er einige eilig in seine Gewänder schob.

"Ja? Ich bin Ahab, richtig erkannt." Er musterte Serras. Sie war nicht die Art von Mensch, die ihn sonst aufsuchte. Meist verkehrte er nur mit skurrilen und unheimlichen Gestalten wie zum Beispiel den Wüstendieben, aber diese junge Frau war eine wahre Wüstenrose.
Ahab lächelte freundlich und strich sich das bisschen Haar zurück, das noch seinen Schädel zierte. Ihm gefiel das Mädchen. Ein solch netter Anblick war für ihn eine Seltenheit, daher musste er jeden dieser Momente aufs äußerste ausreizen.

"Kann ich Euch helfen, zarte Wüstenrose?", säuselte er.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremder Mann » Montag 23. Oktober 2006, 13:27

"Vivaxia, sagt Ihr?" Nachdenklich rieb sich Ahab das Kinn. Nein, von einer solchen Pflanze hatte noch nie im Leben gehört, aber er war auch kein Kräuterkundiger. Doch Ahab hatte Beziehungen. Sicher würden sich einige Leute finden, die diese Pflanze kannten und er konnte von Serras ein kleines Entgelt einstreichen für diese Informationen.

"Ich kenne diese Pflanze nicht, aber ich könnte für Euch Nachforschungen anstellen lassen. Ich werde mehr über die Vivaxia herausfinden. Natürlich kostet das eine Kleinigkeit. Für nichts gibt's auch nichts. Mit 12 Goldmünzen wären wir uns einig und ich würde mal ein paar alte <i>Freunde</i> auftreiben, die viele Schriften und somit eine Menge Wissen gehortet haben. Sie können Euch sicher helfen."

<b>Zumindest hoffe ich, dass die Wüstendiebe etwas über diese Vivaxia wissen. Sie verlangen sicher zwei Drittel von dem, was ich an Gold haben möchte. Kein großer Gewinn, aber erst einmal abwarten, was das Mädchen antwortet.</b>

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