Der Aufbruch

Vom Zentrum des Dorfes aus hat man einen guten Überblick in die Bäume und somit auf die Gebäude selbst. Man sieht die Taverne und den Tempel, die vielen Wohnhäuser, aber auch kleinere Geschäfte.
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Thalina Tínendâl
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Der Aufbruch

Beitrag von Thalina Tínendâl » Montag 22. November 2010, 23:57

Thalina war zeitig aufgestanden und hatte sich angeschickt ihre Sachen zusammen zu packen. Vor einigen Tagen hatte sie ihren Eltern eröffnet, dass sie sich die Welt ansehen wollte. Ihre Mutter war alles andere als Begeistert, was sie allein in der Welt wollte… ihr Vater sah das Ganze etwas anders. Er hatte sie nur gefragt, warum es denn ausgerechnet jetzt, während der kalten Jahreszeit, sein musste.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann wusste sie das auch nicht. Warum jetzt?
Immer wieder meldete sich eine kleine Stimme, die ihr dann sagte, warum jetzt nicht? Es war wie ein innerer Drang, eine Unruhe die sie schon etwas länger beschlichen hatte. Wie ein Zug, so hatte Tharan es beschrieben, ein inneres Ziehen dem man einfach nachgeben musste.
Eldoras würde ja weiterhin ihr Zuhause, ihre Heimat, bleiben. Doch jetzt wollte sie los, wohin wusste sie zwar noch nicht, aber oft fanden ihre Füße den Weg von allein.
Die nächste Frage die sie plagte: was mitnehmen? Sie packte sich ihre Beutelchen und ihr kleines Messer zur Kräuterernte ein, die 100 Goldstücke die ihr Vater ihr gegeben hatte, ein frisches Unterkleid zum wechseln und eine dicke Decke.
*Mehr kann ich mir fast nicht einpacken.*, dachte sie sich und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. Ihren Bogen und ein paar Pfeile musste sie ja auch noch mitnehmen. Sie zog sich warme Kleidung an, schulterte ihr Bündel und ging zur Tür.
Ihre Eltern warteten schon, ihre Mutter schien geweint zu haben und ihr Vater sah sie eher unverwandt an.
„Gib auf dich acht Kind. Halte dich von zwielichtigen Gestalten fern.“, sagte ihre Mutter leise und sie nickte.
„Das werde ich, Mutter.“
„Sieh bitte einfach zu, das du uns auf irgendwelche Art auch immer, Briefe schicken kannst.“, bat sie ihr Vater und sie drückte ihn zum Abschied.
„Ich werde sehen, was ich tun kann.“
Ihre Mutter drückte sie noch einmal fest an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Mögen Florenica und Phaun dich beschützen.“
Thalina nickte und schluckte den entstehenden Kloß in ihrem Hals hinunter. Sie mühte ein Lächeln auf ihre Lippen, nickte nochmals und verschwand dann hinaus in den kalten Tag. Einiges war ihr jetzt noch durch den Kopf gegangen, doch wusste sie, dass sie jetzt keine passenden Worte fand. Wenn sie jetzt nicht ging, würde sie wohl nie den ‚Absprung‘ schaffen.

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Re: Der Aufbruch

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. November 2010, 12:20

Klappernd fiel die Tür hinter Thalina Tínendâl ins Schloß und besiegelte ihre Entscheidung, die Welt zu bereisen. Ihr Blick fiel auf die Verzierungen im Holz, welche von der Jagd, dem Leben mit der Natur und den Geschichten des Waldes erzählten. Das erste Mal in ihrem Leben würden ihre Schritte sie aus dem Schutz des Eldoras führen. Dunkle Wolken wanderten über die hohen Wipfel und der kalte Wind wiegte die knorrigen Äste sanft in einem einheitlichen Rhythmus. Die Zeichen des Himmels waren eindeutig und Phaun sorgte für eine lange Reise - Etwas zog im Westen herauf und brachte die Schwärze mit sich, doch die junge Elfe würde ihren Plan nicht aufgeben.
Die Kälte zog an den Beinen Thalinas herauf und umfing ihren zarten Körper. Einige der Pfützen am Wegesrand waren bereits gefroren, hatte es die Nächte des öfteren Eisregen gegeben, so waren die meisten Wege nun durch Frost glatt und gefährlich. Allerdings waren die Elfen dieser Region an solche Zeiten gewöhnt und überall waren die Einwohner des Dorfes daran ihren täglichen Pflichten nachzugehen. Holzfäller, Weber und Jäger durchstreiften mit Ware die Gassen oder waren auf dem Weg sich Rohstoffe zu 'erwerben'. Einige winkten dem jungen Mädchen freundlich zu oder nickten zur Begrüßung. Nur wenige wussten, dass sie bald keine Gelegenheit mehr haben würden sich richtig von der Tínendâl-Tochter zu verabschieden, denn der Plan zum Aufbruch war erst heute Morgen gekommen - Nur ihrem besten Freund Rinoval war ihr Vorhaben nicht verborgne geblieben. Zu oft hatte er sie davon reden hören und die Träume von der großen weiten Welt bestimmten ihr Denken.
Schlussendlich hatte er es sich nicht nehmen lassen, der langjährigen Freundin den Abschied leichter zu machen und sie ein Stück, bis zum Waldrand, zu begleiten. Er sollte bald kommen, wenn er nicht wollte, dass Thalina an dem mit Steinen ausgebessteren Weg festfror. Rinoval war in seinem ganzen Benehmen ähnlich gestrickt wie die junge Elfe, aber hatte den Vorteil, dass ihm das schüchterne fehlte. Doch die Tolpatischigkeit einte beide Freunde. Plötzlch ertönte ein lautes Krachen aus südlicher Richtung. Nahe dem Bäcker Inaru schien etwas umgestoßen worde zu sein, denn ein dicke Mehlwolke stob auf und erfüllte die nasskalte Luft mit weißen Wolken. Eine Gestalt stampfte aus dem Chaos und versuchte sich hustend von der Backware zu befreien. Klopfend wischte sich der Unruhestifter ds Mehl von der Kleidung, doch durch die nasse Umgebung klebte es an einigen Stellen unangenehm. Der größte NAchteil war, dass jetzt auch noch Inaru herauskam und mit dem Unglücksraben hart ins Gerich ging.
"Sag mal, bist du vom Affen gebissen worden, Rinoval!? Was rennst du wie verrückt durch das Dorf, du weißt, dass es überall glatt ist. Mach, dass du wegkommst und wenn ich dich nochmal in meiner Bäckerei erwische, dann ist die Gnade der Götter hoffentlich mit dir!", zetterte der alte Mann lauthals. Rinoval lächelte etwas schief und entfernte sich beschwichtigend und rückwärtslaufend vom Unfallort. Als er meinte, weit genug weg zu sein, drehte sich der Elf um und winkte seiner alten Freundin aufmunternd zu. "Lina, sei gegrüßt!", machte er auf sich aufmerksam. Er nannte sie seit er sprechen konnte, Lina und ab und an, war er nur Rin. Das hatte man sich so ausgemacht. Damals. "Ich bin etwas spät, verzeih mir.", gab er entschuldigend zu. "Ich habe die Zeit vergessen - Warte ich helfe dir!", meinte er und nahm etwas vom Gepäckder Elfe ab. "Gehen wir lieber, bevor du es dir auch noch anders überlegst!", gab er spaßig zum Besten und schlenderte in seinem blichen, federnden Schritt los. Rin war ein sehr großes Exemplar seiner Art mit langen, schwarzen Haaren, die in einigen Strähnen auf seinen Schultern hingen. Sein Körper war eher schlacksig und von einer dünnen Lederkleidung mit Fellbesatz geschützt, aber dass war nicht verwunderlich, war er doch der Schüler des örtlichen Naturmagiers. Ab und an stand die Frage, wie es der alte Lehrmeister mit einem Tolpatsch wie Rin aushielt und vor allem, wie er es geschafft hatte, dass der Wald noch gerade stand.
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Re: Der Aufbruch

Beitrag von Thalina Tínendâl » Dienstag 23. November 2010, 23:06

Sie fühlte die Kälte zuerst an ihrer Nasenspitze, die sich sicherlich bald etwas röten würde. Irgendwie fühlte sie sich hin und her gerissen, die Sicherheit und die Ruhe die das Dorf barg, würde ihr wohl bald fehlen. Doch überwogen die Neugier und der Reiz, sich den eigenen Schwächen zu stellen und sie vielleicht auch zu besiegen. Innerlich seufzte sie, eigentlich wollte sie nur zwei ihrer offensichtlichsten Macken wirklich besiegen: ihre Schüchternheit und ihre Schusseligkeit.
Apropos Schusseligkeit. Schon als sie das Krachen hörte wusste sie, wer der Auslöser war und schlug sich eine Hand über die Augen, während sie ihren Kopf leicht schüttelte. Armer Inaru, das gute Mehl…

Als sie Rinoval sah musste sie unweigerlich lachen, zu lustig sah er aus.
„Sag doch gleich, dass du mich los haben willst.“, gab sie zurück, auch wenn sie sich nicht sicher war ob sie lachen oder weinen sollte.
„Bei Inaru wirst du dich hoffentlich noch entschuldigen, nicht das er dir noch die Ohren lang zieht.“
Sie wandte sich vom Dorf ab, atmete tief durch und grinste Rinoval dann kurz schief an.
„Gehen wir, bevor ich wirklich noch bleibe. Ich bin mir ohnehin nicht sicher ob es weise ist, aber darüber kann ich mir später auch noch Gedanken machen.“

Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Früher genoss Thalina die Ruhe, das stille Verständnis das die Beiden einte, doch heute schien es irgendwie fehl am Platz. Seit Tharan nicht mehr da war, war es noch ruhiger geworden.
Viel zu früh erreichten sie den Waldrand und sie blieben stehen. Mit wehmütigem Lächeln sah sie ihren Freund an und nahm ihm ihr Gepäck wieder ab.
„Vielen Dank, das du mich begleitet hast. Ich hoffe du hast hin und wieder ein Auge auf meine Eltern. Meine Mutter scheint mit meiner Entscheidung nicht ganz… einverstanden zu sein. Schade das du nicht mitgehst, du wirst mir fehlen, Rin.“
Wohin würde sie ihr Weg jetzt wohl führen?

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Re: Der Aufbruch

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 25. November 2010, 18:12

Der gewundene Weg führte die beiden durch den Wald und dessen schneeverhangenen Wundern - Ab und an, tropfte ein großer Brocken der weißen Masse nass nd feucht auf den erdigen Pfad und zwang die beiden Elfen geschickt auszuweichen. Einie Vögel ließen sich auf den dürrn Ästen nieder und beobachteten die Reisenden mal still, mal laut singend. Der Wald schien die Abreise einer seiner Vertrauten zu beweinen. Das Wetter der letzten Tage hatte die Straße aufgeweicht und es fiel beiden schwer sich zu bewegen, denn der häufig auftretende Schlamm und die mit einer dünnen Eisschicht bedeckten Pfützen mussten umgangen werden. Das wechselnde Klima hatte erst vor wenigen Wochen Einzug gehalten und den niedrigen Temperaturen war es noch nicht zu Gänze gelungen, den Boden zu härten. Rin schwieg wie eh und je. Sie hatten sich bereits als Kinder ohne Worte verständigen können und das mochte der Grund gewesen sein, dass ihre Feundschaft zu lange und so intensiv gewesen war. Nur wenige im Dorf hatten beide von einander getrennt beobachten können - In der Zeit des Studiums der Naturmagie und ihren Übungen im Bigenschießen, waren sie voneinander abgeschottet und versuchten sich bereits auszumalen, was der tag noch bringen mochte und was man zu Zweit alles anstellen konnte. Was bei Weitem nicht viel war, waren beide doch von recht zurückhaltender Art.
Nach einer Zeit des stillen 'Nebeneinanderhergehens' hellte das Ende des Pfades auf und der Duft nach Meeressalz erfüllte die Luft. Der Wind in den Wipfeln war laut, doch konnte man sich vorstellen, die Wellen in der Bucht von Kad Harat zu hören. Sie waren in südlicher Richtung unterwgs gewesen und hatten es vermieden den Sternensee zu passieren. Dieses heilige Gewässer hätte sehr tiefe Gefühle in Thalina geweckt, denn wie jeder Elfe ihres Volkes gehörte das Wasser zu ihrer Tradition und ihrem Leben. So etwas zu verlassen, war beinahe unmöglich - Nicht wenn man die Stimmen der Bewohner und Geister hören konnte.
Rin seufzte etwas und übergab seiner alten Freundin widerwillig das Reisegepäck. Er gluckste allerdings, als er von Thalina den 'Auftrag' erhielt ab und an auf die Eltern zu achten. In seinem Gesicht zeigte sich Unglaube und seine linke Braue hob sich wie immer, wenn ihm eine Frage auf der Seele brannte.

"Meinst du nicht, Lina, dass deine Mutter mehr ein Auge auf mich haben sollte, denn so wie ich mich kenne, werde ich eher beide verlieren, als dass ich damit auf jemanden aufpassen.", brachte er unter leichtem Glucksen hervor. Der auffrischende Wind brachte seine Haare durcheinander und ließ ihn etwas frösteln. Die schwarzen Strähnen peitschten über sein Gesicht und nahmen dem Elfen für einen Moment die Sicht. Es war sehr kalt und man bemerkte die Sorge im Gesicht des Freundes. "Eigentlich würde ich dich eher bitten wollen hier zu bleiben, anstatt mit dir zu Reisen. Vermutlich hättest du mich sogar davon überzeugen können, aber ich habe hier meine Pflichten zu erfüllen.", nickte er sehr besonnen. Einer der wenigen Augenblicke in seinem Leben in denen er sehr selbstbewusst und ehrgeizig wirkte. In der Tat war die Aufnahme als Magierschüler ein Erreignis, dass ihn damals mit Stolz erfüllte. Lina konnte sich noch gut daran erinnern. "Hauptsache du berichtest mir, was du erlebt hast ... man weiß nie, was man dort draußen erfährt." Plötzlich schnippte der junge Elf mit den Fingern und führte seine dürre Hand zum Lederbeutel an seinem Gürtel. Es klimperte und raschelte bis Rin einen alten Lederlumpen und ein Stück Papier hervor holte. "Meister Menovin sagte, ich soll dir das mitgeben und einen Rat.", verkündete der Magisterlehrling beinahe feierlich und überreichte die beiden Stücke sorgsam. Das Stück Papier stellte sich als Karte heraus, auf der zumindest die östliche Region Celcias abgebildet war. "Der Meister lässt dir ausrichten, dass die den Westen im Moment meiden solltest - Es herrscht Krieg zwischen den Menschen und unseren verdorbenen Brüdern. Gerüchten zufolge sollen sich sogar die Zwerge einmischen. Das sollte in den nächsten Tagen ein schreckliches Schauspiel werden.", grübelte er halblaut und lächelte abrubt, als er den Lederlappen sah. Mit einer Handbewegung gebot er seiner Freundin das Geschenk zu öffnen. Ein Amulett kam zum Vorschein. Ein grüner Edelstein schimmerte in der silbrigen Fassung. Runen waren am äüßeren Rand eingelassen worden. "Der Meister hat einen schützenden Zauber in diesem Amulett versiegelt. Er wird dich einmal vor einer großen Gefahr behüten können - Er meinte, du musst es auf die Gefahr richten und in Gedanken um Hilfe bitten.", sagte Rin und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. "Mehr kann ich dir aber auch nicht sagen, dass ist bereits höhere Magie."

Der Elfenschüler blickte sich um und sah dann zum Himmel. Es wurde spät. "Nunja Lina. Es wird Zeit für mich zurück zu kehren, ich muss noch beim Aufräumen der Bäckerei helfen. Ein kleiner Rat noch ... versuch' dich zur Menschnstadt Anduine durchzuschlagen. Sie müsste auf der Karte zu sehen sein - Wenn du die Welt sehen willst, wäre eine Fahrt mit einem Schiff sicherlich das Beste.", versicherte er kühn und umarmte seine Kindheitsfreundin zum Abschied. "Ishn´a mâ Fallanin, Thalina! Mögest du sicher zum Hain finden, wenn sich alle anderen wege versperren." Er löste sich von dem Mädchen und ging sehr langsam und bedacht zurück zum Dorf Eldar. Kurz bevor er außer Sicht war, wandte er sich um und hob den Arm zum letzten Gruß für eine sehr lange Zeit.
Thalina hatte och einen weiten Weg vor sich. Der Wald war noch lange nicht zu Ende, nur der dichte Hain des Dorfes endete hier. Eine Reise von gut zwei Tagen war nötig um den Forst zu Verlassen und wenn gewollt, dem Vorschlag Rins zu folgen. Von diesem Moment an war Thalina auf sich alleine gestellt.

Es geht weiter in: "Mitten im Eldoras"
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