Haus der Luciens

Handwerker, einfache Bürger und der Adel wohnen in kleinen Bezirken und doch teilweise Tür an Tür. Von der windschiefen Hütte bis hin zum schön verzierten Fachwerkhaus oder kleinem Anwesen mit Wasserspeiern aus Marmor ist hier alles zu finden.
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fremder Mann
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Re: Haus der Luciens

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 5. Oktober 2006, 15:21

Der Mann, der soeben durch die Türe trat, war groß und dünn. Alles an ihm wirkte irgendwie feingliedrig. Mit steifem Gang näherte er sich Darshiva und winkte den Diener fort. Die Elfe erkannte viele Ringe an seinen Fingern. Golden und silbern funkelten sie im Schein des Kronleuchters über ihnen. Teilweise waren sie mit schimmernden Edelsteinen besetzt. Ebenso wie die große runde Brosche, die den Spitzenkragen des Mannes zusammenhielt. Ein strahlender Rubin war in dieses Schmuckstück eingefasst, doch er würde niemals an das stolze Funkeln herankommen, das aus den eisig blauen Augen des Herren trat.

Die Nase weit erhoben und das Kinn vorgestreckt, blieb er vor Darshiva stehen, faltete die Hände hinter seinem Rücken zusammen und ließ ein leises Hüsteln ertönen.

"Wer wagt es nun schon wieder, <i>mich</i>, Guido Pumpernickel, weltberühmten Künstler der Architektur zu stören? Es soll schon schlimm genug sein, dass sie mit ihren Elfenschuhen den edlen Boden der Luciens befleckt, da erdreistet sie sich auch noch, meine kostbare Zeit zu stehlen. Pompös!"

Guido sprach bewusst zu Darshivar in der dritten Person, um seine gehobene Stellung ihr gegenüber zu untergraben – und vermutlich auch, um sie zu demütigen und zu verspotten.

"Nun spreche sie, ich habe nicht die Ewigkeit in meinem Besitz!"

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fremder Mann
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Re: Haus der Luciens

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 5. Oktober 2006, 16:09

Guido Pumpernickel schüttelte sich, als säße ein lästiges Tier auf seiner Schulter.

"Halle der Helden ... pah!" Er holte ein besticktes Schnupftuch heraus und tupfte sich die Nase. "Diese Räumlichkeiten sind es nicht wert, so benannt zu werden. Schlechtes Modell und nicht einmal eine Statue meiner Wenigkeit ist dort gemeißelt. Wo meine überragenden Fähigkeiten doch schon beinahe heldenhaft sind!"

Er untermalte seine Empörung mit übertriebenen Gesten. Darshiva kam der Gedanke, dass Guido wohl auch ein recht guter Schausteller abgegeben hätte. Die waren auch oft sehr eingebildet und hatten einen Hang zur Übertreibung.

"Warum sollte ich mir dieses Bauwerk überhaupt ansehen? Nicht einmal Lohn erhalte ich und der Name Cornelius Kauzling ist mir unbekannt. Er kann kein hohes Tier sein, wenn <i>ich</i> nie zuvor von ihm hörte!"

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fremder Mann
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Re: Haus der Luciens

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 5. Oktober 2006, 17:12

Guido horchte auf.

"Eine Statue von mir in der Halle der Helden?" Interessiert drehte er sich auf der Stelle. In seinen Augen war ein Leuchten und auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.

<b>Ja, so würde ich endlich die Anerkennung bekommen, die mir schon immer zustand.</b>

Doch dann schien die Vernunft in seinem Verstand weiderzukehren. Er beugte sich mit zu Schlitzen verengten Augen zu Darshiva vor und hüstelte. "Kann sie mir eine Zusicherung geben, dass ich auf diese Weise geehrt werde? Nun, aber ich will mir die Halle einmal ansehen. Immerhin sollte sie einen anständigen Eindruck machen, wenn <i>ich</i> ein Abbild von mir hineinstellen lasse. Führe sie mich zu dieser Halle, Bittstellerin!"

Er rief nach dem Diener und ließ sich einen Gehstock aus schwarzem Holz bringen. Dann verließ er mit Darshiva das Haus der Luciens, um sich die Halle der Helden anzuschauen.



<i>[weiter in Die Halle der Helden]</i>

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