Im Lager der dunklen Armee

Die an der Bucht Kad Harat liegende Stadt ist zwar nicht so riesig wie Pelgar, aber mindestens ebenso bekannt. Sie wurde vom dunklen Volk erobert und seither leben ihre Bürger unter dem Joch des dunklen Herrschers.
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Die Handelsstadt ist vom dunklen Volk erobert worden. Hier treiben sich nun Dunkelelfen, Orks, Goblins, verbündete Grandessarer und Piraten aus Rumdett, sowie vereinzelt Sarmaer Gesindel und Echsen herum. Die Andunier leben in Angst und als Sklaven ihrer Unterdrücker.
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Elyn Xolrac
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Sonntag 23. Mai 2010, 22:04

Tatsächlich fielen ihm noch weitere Fragen ein. Sie gab sich Mühe, nicht den Kopf hängen zu lassen und damit zu zeigen, dass es sie ärgerte und dass sie es nicht glauben konnte. Konnte er es nicht einfach dabei belassen? Ihr Blick hielt dem seinen kaum stand. Trotzdem versuchte sie Blickkontakt mit ihm zu halten, starrte ihn aber nicht durchweg an. Da sie spürte, dass es umfangreiche Fragen werden würden, merkte sie sie sich genau. Je genauer sie darauf einging, desto schneller wäre das hier vorüber. Das hoffte sie zumindest und machte sich selbst damit mehr Mut.
Der Pfiff ließ sie kurz zusammen zucken, aber sie hoffte, dass er es nicht bemerkte. Sie schaute zu dem Dunkelelfen, der herein kam und versuchte einen Brocken der Sprache zu verstehen. Aber das tat sie nicht. Da sie nicht damit rechnete, dass er tatsächlich jemanden zum musizieren für sie besorgen würde, kreisten ihre Gedanken darum, was er dem anderen wohl aufgetragen hatte. Doch nur kurz, denn schon kehrte ihr Peiniger zu dem Eigentlichen zurück. Ihr Leben.
Elýn straffte ihre Schultern und atmete tief ein. Sie musste es einfach hinter sich bringen. Eine Frage nach der anderen rief sie sich ins Gedächtnis und begann kompromissbereit sie der Reihe nach zu beantworten.
"Meine Eltern sind auf der Jagd gestorben." Sich daran zu erinnern, raubte ihr mit einem Mal fast den Atem. Sie hatte die Gedanken daran immer verdrängt, wollte sich nicht mehr an den Tag erinnern, an dem ihre Mutter sie für immer verließ. Trotzdem war sie sich der Lage bewusst und sprach noch immer von ihren beiden Eltern, Mutter und Vater. "Sie waren mit anderen Elfen in der Eiswüste und wollten Nahrung besorgen. Sie wurden von Wölfen angegriffen, erfuhr ich später", ihr Blick war in die Ferne gerichtet, als sie sich an Jardall erinnerte, die Freundin ihrer Mutter, die ihr die schreckliche Nachricht überbracht hatte, "sie wurden verletzt und sind daran.. gestorben." Ihre Hand ballte sich zur Faust, wollte unweigerlich zu dem Amulett greifen, das sie um den Hals trug und das ihr täglich das Gefühl gab, ihre Mutter wäre irgendwie bei ihr. Sie versuchte Kraft daraus zu schöpfen. "Deshalb bin ich auch gegangen. Man kann nicht mehr den Ort sehen, an dem man seine Eltern verlor." Da sie ihren Vater nie kennen gelernt hatte, war es tatsächlich so, dass an diesem Tag ihre Eltern starben. Denn andere gab es nicht, es war eben nur eine Person gewesen.
Sie war froh, als sie dieses Ereignis zu erzählen hinter sich hatte und griff nach den anderen Fragen, die sie aus der Betrübtheit ziehen sollten. Auch wenn ihr die zweite Antwort auch nicht gerade leicht fiel. "Die anderen hatten einfach etwas gegen mich. Vielleicht weil sie mich nicht kannten und nicht kennen lernen wollten. Ich bin damals nur mitgereist, habe auf ihre Kosten gegessen und dort gelebt, aber selber nichts dazu verdient. Wir wurden einfach nicht warm miteinander." Vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass manche ahnten was sie war und sie nicht immer die netteste gewesen war, auch wenn Chanelle sich sehr darum bemüht hatte. Letztlich lag es aber wohl so oder so an ihrem Charakter, nahm sie an. Inzwischen konnte sie recht objektiv darüber nachdenken und erzählen. Wichtig war jedoch, die Kerninformationen für sich zu behalten.
"Mit Shahnta ist das so eine Sache. Wir verstehen uns gut, aber wir leben zu unterschiedlich. Ich tanze meist am Abend und ruhe mich am Tage aus. Sie hingegen scheint immer und überall zu sein." Sie schüttelte kurz den Kopf. "Es passt nicht zum Zusammenleben", schloss sie dann kurz.
Sie wirkte abgespannt und müde. Die Befragung kostete sie Kraft. Außerdem war sie es leid, nicht zu wissen, was kommen würde und sehnsüchtig sah sie, wie die Kraft des Dampfes, der vom Essen direkt vor ihr aufstieg, stetig abnahm. Die Befragung hatte sie das Essen vorerst in den Hintergrund rücken lassen. Jetzt jedoch knurrte ihr Magen vernehmlich und sie hoffte eigentlich nur, endlich in Ruhe gelassen zu werden, auch wenn sie wusste, dass er noch mindestens eine Sache verlangte.

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Das dunkle Volk
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Dienstag 25. Mai 2010, 17:17

Der Kommandant hatte ihr Zusammenzucken durchaus bemerkt, aber er ahnte selbst, dass es eher die Überraschung wegen seines Pfiffs war, denn sonst ein anderes Gefühl. Deswegen hätte er auch nichts davon, wenn er darauf eingehen und es breittreten würde. So überging er es auch einfach und tat, als hätte er es gar nicht erst gesehen.
Als sie wieder allein waren, richtete sich sein Blick ausschließlich auf die Gefangene. Er konnte sehen, wie sie sich straffte und war gespannt, was nun kommen würde.
Würde sie ihm seine Fragen beantworten? Oder käme wieder ihre widerspenstige Art zum Vorschein?
Fast war er ein klein wenig enttäuscht, jedoch war es tatsächlich besser für sie, sich weiterhin kooperativ zu zeigen, was sie auch tat.
Er sagte nichts zu dem Jagdunfall und auch seiner Mimik war davon nichts anzumerken, was er sich darüber dachte. Es war etwas Simples und würde vermutlich niemals auch nur irgendwie von Bedeutung für die Dunkle Armee sein, sollte sie mehr als eine Gefangene einst werden. Allerdings wäre es vermutlich ein Schwachpunkt für sie und demnach würde er es sich merken müssen.
Die nächste Frage wurde ihm ebenfalls beantwortet, wenngleich nicht so ausführlich, wie er es gerne gehabt hätte. Nun ja, aber vermutlich war es tatsächlich die Wahrheit, sodass es nichts bringen würde, jetzt da weiter nachzubohren. Vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt, das wäre dann zu entscheiden, wenn es soweit wäre.
Was diese... Shahnta anbelangte, kamen ihm Zweifel, ob das wirklich so wäre. Doch, sollte diese Person noch in der Stadt sein, würde er dafür Sorge tragen, dass sie ebenfalls ergriffen wurde. Warum auch nicht? Sie könnte einerseits die Geschichte bestätigen und andererseits war so jemand auch nicht ernsthaft an einen Ort gebunden. Es wäre demnach auch eine gute Informantin.
Er wurde von einem knurrenden Geräusch aus seinen eigenen Überlegungen geholt und hob andeutungsweise eine Augenbraue.
Dann aber wurde ihm klar, noch dazu bei ihrem Blick, was das zu bedeuten hatte. Kurz überlegte er.
Sollte er ihr jetzt schon etwas zukommen oder sie weiter hungern lassen? Jedoch wusste er nicht, wie lange ihr Körper noch Kraft besitzen würde. Immerhin hatte er dafür gesorgt, dass sie lange genug darben musste, und wollte jetzt auch noch, dass sie für ihn ihre Tanzkünste präsentierte. Demnach wäre es klüger, ausnahmsweise Milde walten zu lassen.
Er griff hinüber zu dem kleinen Tischchen, auf dem alles stand, und nahm sich eine Scheibe Schwarzbrot. Ohne etwas zu sagen oder lange zu verharren, warf er es ihr so zu, dass sie es auch auffangen konnte ohne größere Probleme. "Iss. Danach... reden wir weiter."
Oder eher, dann würde sie für ihn tanzen, das allerdings würde erst in einigen Minuten soweit sein. Solange der Trommler noch nicht anwesend war, musste er so oder so warten.
Außerdem stünde ihm auch erst zu diesem Zeitpunkt sein Diener wieder zur Verfügung, den er mit weiteren Instruktionen erneut wegschicken würde. Er hatte den Namen Shahnta nicht vergessen.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Dienstag 8. Juni 2010, 21:04

Elýn blickte unangenehm berührt zu Boden, als sie seinen Blick sah, mit der er das Knurren ihres Magens quittierte. Im selben Augenblick zog sich dieser schmerzhaft zusammen und sie hatte Mühe dabei Haltung zu bewahren und sich nicht nach vorne zu beugen und die Hand auf den Bauch zu legen, so wie sie es reflexartig tun wollte.
Als er zu einer Scheibe Brot griff, wurden ihre Augen unwillig ein wenig größer. Sie hätte sich am Liebsten auf das Essen gestürzt, nun wo auch seine Aufmerksamkeit darauf lag, gab es nichts, dass sie mehr davon ablenkte. Entsprechend gierig griff sie nach dem Brot, das er ihr zuwarf, als würde sie es für nichts in der Welt mehr loslassen.
Sie seufzte erleichtert, weil sie etwas zu essen hatte und weil er keine weiteren Anstalten machte, sie auszufragen. Stattdessen gönnte er ihr etwas, und auch wenn sie keine Dankbarkeit ihm gegenüber empfand, hatte es doch etwas erleichterndes.
Ohne weitere Gedanken zu verschwenden, biss sie hungrig in das Brot, zu viel Hunger verspürend, um jeden einzelnen Bissen genießen zu können. Sie konnte sich kaum bändigen, kaum hatte sie einmal den Geschmack aufgenommen. Er hätte ihr wohl auch Haferbrei von gestern geben können und sie hätte es in sich hinein geschlungen. Das schmeckte natürlich besser, auch wenn es nur Brot war, aber sie hatte schon Dinge gegessen, die einen Anblick boten, der den Hunger eher hemmte.
Das Brot war schnell vertilgt und die Hände leer. Erst jetzt kam ihr in den Sinn, wie sie sich eben verhalten hatte, was allein nicht schlimm war. In der Anwesenheit des Dunkelelfen jedoch ließ es sie schwach fühlen. Sie wollte nicht sehen, was er über sie dachte, also starrte sie auf das viele Essen, mit größerem, stärker entfachten Hunger.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Mittwoch 7. Juli 2010, 13:22

Ungerührt beobachtete er ihr Gebaren, wie sie gierig das Stück Brot hinunter schlang.
Wenigstens war es nicht zu viel, sonst müsste er noch befürchten, dass ihr Körper rebellieren und dafür sorgen würde, dass der Teppich seines Zeltes beschmutzt werden würde. Etwas, was ihm nichts bedeutet hätte, würde er nicht von ihr noch diesen Tanz fordern wollen. Nur deswegen auch hatte er Milde walten lassen und ihr sogar etwas von seinen eigenen Speisen gegönnt. Ansonsten hätte sie in ihrem Gefangenenzelt einen harten Kanten leicht verschimmelten Brotes erwartet.
Er jedoch bekam dafür gewöhnlich bessere Qualität. Die Reste allerdings wurden niemals weggeworfen, sondern als Belohnung den Soldaten gegeben, die sich an diesem Tag profiliert hatten. Auch wenn seine Mahlzeiten nicht übertrieben besser waren als die des restlichen Lagers, bewirkte das Ideele daran eine hohe Motivation sich anzustrengen. Seit er das heraus gefunden hatte, hielt er es auch so und ließ das Essen nicht einfach grundlos verteilen. Natürlich hätte er auch seine Rationen verringern können, jedoch hätte er dann eine Art der Belohnung sich für seine Männer ausdenken müssen, die so gut wirkte.
So beobachtete er nur die Gefangene und amüsierte sich nicht einmal über ihren sichtlichen Hunger. Er hatte es schließlich darauf angelegt, um ihren Willen teilweise ein wenig brechen zu können. Was ihm ja gelungen zu sein schien.
Als sie fertig war, was für ihr Empfinden garantiert viel zu schnell der Fall sein würde, so etwas konnte er schon einschätzen, senkte sich Stille über die Beiden. Er wartete noch immer auf den Trommler und sah weiterhin mit undurchdringlicher Miene direkt in ihr Gesicht.
Ob sie nach mehr bitten würde? Dieses bisschen Brot hätte bestimmt nicht ihren gesamten Hunger stillen können. Oder wäre da wieder ihr Stolz, sodass sie den Mund nicht aufbekäme? Oder das vielleicht schon, jedoch mit aufmüpfigen Worten auf der Zunge? Chajan hätte es wirklich nur zu gerne heraus gefunden, allerdings kam er nicht mehr dazu.
Denn sein Diener kehrte nun endlich zurück, mit dem Trommler im Schlepptau. Dieser hatte sein Instrument vor den Bauch geschnallt und so fiel dessen Verbeugung auch recht knapp aus.
Er war ein erfahrener Soldat, sodass er die Spielregeln kannte, seinen Kommandanten nicht nach der Frau vor diesem zu fragen. Stattdessen war sein Blick aufmerksam auf seinen Befehlshaber gerichtet und er wartete auf dessen Zeichen, wann er mit seinem Trommeln beginnen sollte.
Chajan ließ auch nicht lange darauf warten. Kaum war sein Diener wieder aus dem Zelt, bedeutete er dem Soldaten, die ersten langsamen Töne zu produzieren. Dabei sah er jedoch unaufhörlich in das Gesicht seiner Gefangenen.
"Du wolltest mir deine Künste beweisen.", bemerkte er schlicht und genau darin lag unverkennbar die Aufforderung, den Worten zu folgen. Immerhin hatte sie sich dafür auch stärken dürfen an seinem Stück Brot.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Erzähler » Freitag 31. Oktober 2014, 16:14

Eáránë kommt von Rast im Fischerdorf

Zwei weitere Nächte waren sie unterwegs. Zwar war längst die Zeit der dunklen Tage angebrochen und die beiden Nachtelfen hätten auch am Tage reisen können, aber Akái wollte auf Nummer sicher gehen. Andere Lebewesen waren tagsüber wach. Er und Eáránë konnten auf einen Tagesrhythmus zurückgreifen, der seinen Zenit im Zwielicht des Abends, sowie den Tiefen der Nacht erreichte. Warum ihre Körper damit belasten und es ändern? Wolf wachte über sie, wenn sie zwischen den hohen Gräsern schliefen, die inzwischen welk und trocken waren - tot, bis die Zeit des Erwachens sie erneut aus ihrem Schlaf holen würde.
Tot schien auch das Land. Die Stille Ebene war noch nie dafür bekannt gewesen, dass so viel Leben offen herrschte, als dass man es ständig vor Augen hatte, dennoch ... etwas hatte sich verändert. Die dunklen Völker nahmen Einfluss auf das Schicksal dieser Gegend. Nicht nur einmal traf das Nachtelfenpärchen zusammen mit dem Wolf auf verlassene Lagerstellen, die groß genug waren, um eine eigene Siedlung dort zu gründen. Hier hatten Kriegstruppen gerastet.
Schrecklicher war jedoch die Entdeckung einer Knochengrube gewesen, die irgendjemand mitten in der Ebene ausgehoben hatte. Dutzende Überreste besiegter Feinde lagen darin begraben. Man hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, ihnen die letzte Ruhe zu erweisen. Wie Abfall waren sie in die Grube geworfen worden und das auch nur, weil sie Aasfresser anlockten, die sich in den Haufen aus Knochen, Fleisch und Verwesung die Wänste vollschlugen. Ein gieriger Marder hatte nach Wolf geschnappt, als dieser seine Schnauze zu tief in die Grube streckte. Zum Glück blieb er vor einer Verletzung verschont, denn der Marder zog es vor, wieder in den Untiefen seiner menschengroßen Mahlzeit unterzutauchen. Rasch hatte Akái seine Begleiterin an der Hand gegriffen und mit sich gezogen.

Aber wo beide glaubten, sie hätten den größten Schrecken damit hinter sich gelassen, so wurden sie in der dritten Nacht ihrer Reise eines Besseren belehrt. Im Grunde bot der Anblick etwas verträumt Schönes. Wie unzählige kleine Gipfelspitzen ragten die weißen Zeltdächer über den weiten Grasebenen empor. Sie schmiegten sich zu einer Allee aneinander, in der jedoch Tod und Verderben warteten ... oder doch nicht? Die meisten Dunkelelfen und Orks hatten Andunie inzwischen für sich beansprucht. Hier draußen ruhten Verstärkungstruppen und niedere Kreaturen. Immer wieder wuselten Goblins durch das Lager oder einige Menschen in fremden Rüstungen umringten ein Feuer. Die Nachtelfen schlichen auch an einem Käfig vorbei, in dem sich mehrere Zwerge scharten. Sie sahen erschöpft aus, zeigten sich apatisch, als Akái versuchte, mit ihnen zu sprechen. Mit dem Hinweis auf ein sinnloses Unterfangen war er weitergezogen.
Schließlich stoppte er am Rand der Zeltstadt, von wo aus man endlich das Tor nach Andunie sehen konnte. "Dass es bereits so schlimm ist, habe ich nicht erwartet. Andunie ... ist eingenommen." Der grüne Blick ihres Begleiters suchte jenen Eáránës. Sorge um das Fortbestehen ihrer Mission lag darin. "Wir müssen ihn finden. Jetzt kannst du erste Erfahrungen als Spionin sammeln, denn wir brauchen Informationen. Schnapp darüber am besten alles auf, was wichtig sein könnte. Ich ... weiß nicht, ob wir uns trennen sollten. Wolf fällt in der Stadt sicherlich auch jetzt noch auf." Sie beide hatten bislang Glück gehabt. Kein Dunkelelf, kein Ork, ja nicht einmal ein Goblin hatte sie während ihres Wegs durch die Zeltreihen aufgehalten. Offenbar erkannte man sie als Elfen anhand ihrer Bewegungen und weil sich Akái mit einer Sicherheit bewegte, die aussagte, er gehöre bewusst hierher, hatte niemand daran gezweifelt. Früher oder später mussten sie allerdings diese Tarnung niederlegen, um den Nachtelfenjuwelier Moth zu finden. Jetzt schien die Zeit gekommen.
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Eáránë Fëfalas
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Freitag 23. Januar 2015, 00:17

Ja, Eáránë war noch jung. Und obwohl sie schon einiges an Erfahrungen gemacht hatte, so lag noch so Vieles vor ihr. Und ob es vielleicht ein Fehler sein mochte Akái zu vertrauen würde sich noch zeigen. Dabei würde sie ehrlich gesagt beim derzeitigen Stand nicht davon ausgehen, dass sie es nicht könnte. Immerhin war sie inzwischen seine Schülerin. Er hatte sie und Wolf aus Pelgar gerettet und bei den Göttern Celcias! Dies hätte er gewiss nicht für jeden getan. Er hätte diesen Trank ganz für sich alleine nehmen können, ohne ihn mit den anderen beiden zu teilen und hätte sofort seine eigene Haut retten können. Aber er hatte dies nicht getan. Er hatte sie gesucht, während die Stadt angegriffen wurde. Gab ihr etwas von diesem Trank, der der Frau und ihrem Gefährten das Leben rettete. Dies war der Zeitpunkt, an dem die Nachtelfe Vertrauen zu diesem Mann gewonnen hatte. Ja, er war schon zuvor sympathisch gewesen und sie mochte ihn. Doch hatte dies zumindest von ihrer Seite aus schon einiges geändert. Eben jene Veränderung aber wurde ihr erst im Nachtelfenreich wirklich bewusst. Und doch war nicht genug Zeit geblieben um näher darüber nachzudenken. Auch nicht über die Situation eben, in der sie seine Nähe gänzlich... anders wahrgenommen hatte. Was bei den Göttern war nur mit ihr los gewesen? Doch all dies rückte in den Hintergrund.

Die junge Nachtelfe musste sich entscheiden, irgendetwas unternehmen um das Dorf zu retten, oder Akái direkt folgen. Die Frau suchte Rat bei Phaun, zu dem sie viel zu wenig betete, wie sie fand. Doch hoffte sie, dass er um ihre Dankbarkeit wusste, für jedes Mal, dass er ihr geholfen hatte. Und sie war froh, dass er ihr wohl zuhörte... Ihre Gebete erhörte und ja gar auf diese reagierte. Eáránë war so unsagbar dankbar und froh darüber. Entsprechend sendete sie ein Stoßgebet an diesen Gott. Doch nicht für sie, sondern für die Bewohner des Fischerdorfes. Sie betete um einen Rat, ob sie helfen konnte oder gehen sollte. Und eines war sicher: Auch wenn Eáránë jetzt ihrer Wege gehen sollte, so würde sie zurückkehren und jedes einzelne Leben in diesem Dorf rächen, das die Besatzer zerstört und geschändet hatten! Oh sie würden all ihre Gräueltaten noch bereuen! Gleichzeitig entdeckte die Nachtelfe eine Seite an sich, die ihr vorher in diesem Ausmaße noch nicht bewusst gewesen war. Irgendwie unheimlich... Aber sie war froh, dass ihr das Leid der Menschen hier nicht egal war.
Lange durfte sie sich aber mit dem Gebet nicht aufhalten. Ihre Begleiter warteten schon draußen. Sie folgte ihnen, wollte Akái gerade von ihrem Plan berichten als sie etwas sah. Was war das? Für einen kurzen Augenblick wollte sie dorthin sehen, aber dann war es auch schon verschwunden, so schnell wie es aufgetaucht war. Das Lachen irritierte sie. Verwundert sah sie zu ihrem Begleiter, der leicht gezuckt hatte. Warum war er zusammengezuckt? Wohl kaum wegen ihr... Dafür war er doch viel zu aufmerksam. Er hatte sie doch zuvor wahrgenommen. Nachher würde sie ihn aber fragen können, nicht jetzt. Nun aber berichtete sie ihn erst mal von ihrer Idee. Er setzte ihr ein Limit, dass er auf sie warten würde, aber nach einer gewissen Zeit seinen Weg fortsetzen würde. Die Frau nickte leicht.

So unsicher wie Wolf nun zwischen beiden stand, so unsicher stand sie nun an Ort und Stelle. Statt sich in Bewegung zu setzen. Ihre Zeit lief. Kurz sah sie zu Wolf. Biss sich auf ihre Unterlippe. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Es war ein Zeichen gewesen! Eindeutig! Doch was hatte es zu bedeuten? Was nur? Sollte sie bleiben? Gehen? Eine Entschuldigung Richtung Akái entkam ihr. Hatte ihre Nasenwurzel massiert. Tief durchgeatmet. Und einen Entschluss gefasst. Sie setzte sich in Bewegung und lief zum Nachtelfen. Es wurde nicht mehr gesprochen. Die Entscheidung wurde getroffen und sie machten sich auf den Weg das Dorf zu verlassen. All das Leid und der Schmerz, der hier zugegen war hinter sich zu lassen. Es fiel ihr etwas schwer sich richtig zu konzentrieren, das leise Kinderlachen und diese sonderbare Gestalt lenkten sie ab und an ab. Immer wieder musste sie sich ermahnen aufzupassen, auf den Weg und die Umgebung zu achten. Entsprechend stellte sie fest, dass der Weg aus dem Fischerdorf fast schon ein Kinderspiel gewesen war. Danke Bedankte sie sich bei Phaun. Beziehungsweise auch in Gedanken bei dieser Gestalt, in der Hoffnung, dass diese ihre Worte wahrnehmen konnte. Die drei waren sicher entkommen und die Nachtelfe hoffte, dass dem Fischerdorf schon bald Hilfe zukommen würde.

Und doch sollte die weitere Reise nicht sonderlich angenehm sein. Auch wenn sie gut vorankamen, so war der Anblick der sich ihnen auch in der Stillen Ebene bot doch sehr grotesk. Ihr Herz zog sich zusammen und ihr Magen verkrampfte sich beim Anblick der Lagerstellen, am schlimmsten war es aber bei den Gruben. Eáránë war froh, dass Akái sie bei der Hand nahm und auch schon weg zog. Sie rief Wolf zu sich und bedeutete ihm, dass er nicht noch mal so nahe an diese Gruben gehen möge. Die kleine Begegnung mit dem Marder war ihr nicht entgangen und sie war nicht scharf drauf, dass ihr bester Freund verletzt wurde.
Doch war dies nichts im Vergleich, was sie ihn Andunie erwarten würde. Der jungen Frau stockte der Atem und mit entsetzen musste sie feststellen, dass auch diese Stadt eingenommen wurde. Wenn sie sich richtig entsann, war dies doch die Heimat ihrer Freundin Miriel. Diese hatte hier doch eine Töpferei besessen... Schmerz durchzog ihr Herz. Für einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen, atmete tief durch, zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und folgte dem Nachtelfen. Ebenso selbstsicher wie er bewegte sie sich durch die Zelte. Achtete stark auf diesen und seine Handlungen. Und sie kamen sehr gut durch. Eáránë versuchte sich zusammen zu reißen, nach all dem was sie sah, hörte und generell mitbekam. Wie die Zwerge behandelt wurden schürte nur ihre Wut gegen das dunkle Volk. Und wie sie bisher ihre Ruhe bewahren konnte... Das vermochte sie selbst nicht wirklich zu sagen. Vielleicht war es der Selbsterhaltungstrieb. Denn würde sie einen Aufstand machen, wären sie und ihre Begleiter tot. Oder es würde ihnen Schlimmeres widerfahren. Denn nachdem was sie bisher mitbekommen hatte, gab es viel Schrecklicheres als der angenehme ewige Schlaf, in dem man seine Ruhe finden konnte. Bei den Göttern... Wie lange sollte das hier denn noch weiter gehen? Und wie weißt musste das alles noch gehen?

Akái holte die Nachtelfe wieder zurück in die Gegenwart. Sie erwiderte seinen Blick und erkannte die Sorge in seinen Augen. Aufmerksam lauschte sie seinen Worten und nickte leicht. „Ich denke wir sollten lieber zusammen bleiben. Zumindest ich kenne mich in der Stadt nicht aus, weshalb wir auch keinen Treffpunkt ausmachen könnten. Zudem wäre es wohl für uns sicherer, wenn wir gemeinsam unterwegs sind.“ Gab sie ihre Meinung preis. Außerdem wollte sie im Moment gewiss nicht von der Seite des Nachtelfen weichen! Man hatte ein bisschen Angst gemeinsam mit Wolf durch die Stadt zu gehen. Nicht nach all dem was sie bisher erlebt beziehungsweise mitbekommen hatte. „Bleib bitte bei mir...“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch und die Angst war in ihr zu hören und spiegelte sich in ihren Augen wieder. Sie wollte hier nicht alleine herumlaufen. Sie brauchte Akái doch... Sie war doch noch eine Schülerin... Seine Schülerin...

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Sonntag 8. Februar 2015, 05:30

Sie waren zwischen den Zeltreihen stehengeblieben. Es hatte im Moment keinen Sinn weiterzugehen. Zu ziellos streiften sie bislang durch das Lager. Akái und Eáránë brauchten endlich einen Plan, wie sie vorgehen wollten. Eines stand fest: sie mussten in die Stadt hinein. Die Nachtelfe erinnerte sich an die Töpferei ihrer Freundin. Ob sich Miriel immer noch in Pelgar befand? Ob sie vom Schicksal Andunies wusste und wie schlimm war die Lage hinter den Stadtmauern?
Auch ihr Begleiter wirkte für einen kurzen Zeitraum besorgt. Seine Stimme blieb ein leises Raunen, das Eáránë wie einen sanften Luftzug streifte. "Pelgar und Andunie liegen keine wochenlange Reise auseinander und doch war auch ich nie in der Hafenstadt. Meine Missionen ließen es nicht zu." Somit würden sie sich innerhalb Andunies erst einmal orientieren müssen. Nur wonach? Ihr Plan, den Nachtelfen Moth zu finden, war unausgereift. Sie besaßen keinen Ansatzpunkt, wo sie hätten mit der Suche beginnen können und dass die Stadt von den dunklen Völkern belagert oder sogar eingenommen schien, machte ihre Situation nicht besser.
Akái stieß Luft durch die Nase aus, dass seine Nasenflügel flüchtig erzitterten. Die sonst so glatte Stirn lag nun in Falten. Er grübelte. Kurz stand zur Debatte, sich zu trennen. Auf diese Weise hätten sie schneller ein weiträumigeres Gebiet abdecken können. Andererseits erhöhte es auch die Wahrscheinlichkeit, als Nachtelfen entdeckt zu werden, die sich nicht an dem vorherrschenden Grauen beteiligten, sondern eigene Pläne besaßen. Pläne, die das dunkle Volk möglicherweise mit Folterungen aus ihnen heraus kitzeln würden. Dunkel- und Nachtelfen mochten Verwandte sein und doch war es stets so gewesen, dass Erstere die Kontrolle behalten wollten. Man duldete die lichtempfindliche Verwandtschaft und lud jene in die eigenen Reihen ein, die versuchten, sich in Morgeria einen Namen zu machen. Versagten sie, war ihr Schicksal besiegelt. Wo ein Dunkelelf noch um die Rückgewinnung seiner düsteren Ehre kämpfen konnte, so blieb einem Nachtelfen selbst unter den Verwandten selten die Chance, das Leben zu verlängern.
Ob Moth, der Juwelier, noch am Leben war? Ob sie ihn gemeinsam oder getrennt suchen sollten? Eáránë entschied sich. Akái nickte daraufhin, doch als ihre Stimme die kaum hörbare Bitte nachsetzte, zuckten seine Ohren. Legte sich da etwa eine flüchtige Röte auf seine Züge? Er drehte den Kopf fort, schaute nur kurz zu Boden, bevor er die Hand seiner Begleiterin erneut umfasste. Seine Finger waren kühl, ebenso wie Eáránës. Ihre Vorräte aus dem Fischerdorf mochten sie vor dem Hungern bewahrt haben, doch die Reise hatte ihre Körper ausgekühlt. Nichts könnten beide nun besser gebrauchen als ein wärmendes Feuer.
"Ich bleibe", beteuerte er Elf. Sein Gesicht näherte sich Eáránës bis auf wenige Zentimeter. Sie konnte ihr eigenes Spiegelbild in seinen blassgrünen Iriden erkennen und in den tiefschwarzen Pupillen, die die Nacht verschluckten. Dann senkten sich Akáis Lider etwas, dafür neigte er den Kopf. Seine Lippen suchten die der Elfe. Bevor er sie erreichen und diesen Moment tiefster, unschuldiger Zweisamkeit mit einem Kuss besiegeln konnte, gab Wolf ein leises Knurren von sich. Akái riss es in eine gerade Haltung. Wachsam schaute er sich um.
Da tauchte auch schon eine Gruppe Gerüsteter auf. Es waren sechs, fünf davon Dunkelelfen in ihren tiefschwarzen Lederharnischen. Das Zeichen Morgerias, die blutdürstende Fledermaus, prangte auf den Wappenröcken. Etwas schräg voran marschierte ein menschlicher Soldat. Das Zeichen auf seiner Plattenrüstung kam Eáránë gewiss nicht bekannt vor. Gold und Purpur viertelte sich und trug das adlige Liliensymbol in jeweils dreifacher Ausführung. Der Mensch wurde, ebenso wie die übrigen Elfen, durch einen Wink des voranschreitenden Spitzohres angehalten.
"Halt!" Wenig später setzte er den Befehl und auch weitere Worte auf Celcianisch nach. Ein deutliches Signal, dass der Mensch kein Lerium beherrschte, ihn aber wohl hören sollte. "Netter Wolf. Hab ich in der Armee nicht einmal gesehen. Weist euch aus, Nachtelfengezücht!"
"Ihr werdet uns nie zuvor gesehen haben, da wir soeben erst das Lager erreicht haben." Akái legte einen Arm um Eáránë. Es handelte sich um keine beschützende Geste, was seine weiteren Worte unterstrich, bei denen er nicht einmal mit der Wimper zuckte. "Meine Frau, durch das Eheritual der Nachtelfen mit mir vereint, wollte einen Verwandten in der Menschenstadt besuchen. Wir ahnten nicht, dass unsere Cousins eine Belagerung entfacht haben."
Der Sprecher der Dunkelelfen grinste auf. "In der Tat", sprach er auf Celcianisch weiter. "Erweist den nobleren Elfen Respekt und macht keinen Ärger. Dann muss ich Euch nicht töten und Euer Weib nicht vergewaltigen."
Akáis Griff um Eáránë festigte sich kaum merklich. Ansonsten ließ er sich nach außen hin nichts anmerken. Ein Nicken seinerseits folgte, ehe er sich vor sämtlichen Elfen tief verneigte. "Gewiss. Wir wissen uns unterzuordnen."
"Dann viel Spaß in der Stadt. Vielleicht macht ihr bei der Sklavenjgd mit. Hab gehört, ein paar von uns hetzen andunische Menschenkinder durch die Straßen. Die Langsamsten werden Wargfutter." Da blitzten die violetten Augen des Dunkelelfen in boshafter Verzückung auf. Es bestand kein Zweifel darin, dass er nur zu gern bei diesem Ereignis dabei wäre. Doch er hatte offensichtlich Befehle. "Weiter!", rief er seiner Truppe zu und zog an den Nachtelfen vorbei.
Erst als die Schritte der Gruppe zwischen den Zelten verhallt waren, erlaubte es sich Akái durchzuatmen. Seine Finger lösten sich von Eáránë. "Lass dir niemals anmerken, dass du lügst." Seine Stimme war nur noch ein Wispern. "Am besten verneigen wir uns vor jedem dunklen Spitzohr, an dem wir vorbei kommen. Das sichert unser Überleben. Lass uns hoffen, dass die meisten noch in den Zelten sind." Sie würden sich in die Höhle des Löwen wagen. Jetzt wurde es wahrlich brenzlig.
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Eáránë Fëfalas
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Donnerstag 12. März 2015, 00:18

Das Letzte, das dir Nachtelfe von ihrer Freundin gehört hatte war, dass diese in die Magierstadt gebracht worden war, aufgrund ihrer starken Verletzungen. Und in eben jener Stadt wollten Yann, Lyrien und Eáránë nach der Erdmagierin suchen. Bis die drei Freunde dann in Pelgar getrennt wurden. Das war doch alles zum verzweifeln! Ob Miriel von dem Zustand Andunies gehört hatte? Immerhin war einiges an Zeit vergangen und sollte sie den schweren Verletzungen nicht erlegen sein, so müsste sie doch unterdessen von dem Schrecken hier unterrichtet sein. Bei Phaun! Die Diebin wollte sich nicht ausmalen wie die Rothaarige unter jenen Informationen leiden musste. Noch weniger ahnte sie, dass sich beide zeitgleich hier befanden... Dies könnte sich Eáránë beim besten Willen gerade auch nicht vorstellen. Diese Ungewissheit war derzeit vielleicht auch ganz praktisch, sonst würde ihre immmense Sorge der Frau gegenüber wohl recht hinderlich sein und die nötige Konzentration hierfür nehmen. Dabei war es eh schon verdammt schwer sich hier mitten drin zusammen zu reißen. Hinge nicht ihr eigenes und die Leben ihrer Begleiter davon ab, so hätte sich die junge Nachtelfe wohl schon längst verloren. Doch gaben Wolf und Akái ihr Halt. Was nicht hieß, dass all das hier spurlos an ihrer Seele vorbei gehen würde. Auch wenn sie glücklicherweise diese Gräueltaten nicht am eigenen Leib bisher erfahren hatte.

Doch all dies schien für einen flüchtigen Moment in den Hintergrund zu rücken. Kaum, dass sie ihre leise Bitte geäußert hatte, dass der Nachtelfe bei ihr bleiben solle. War das tatsächlich ein rötlicher Hauch auf seinen Wangen gewesen? Ach quatsch! Das hatte sie sich gewiss eingebildet! Warum sollte er auch auf solch eine... Kindische Bitte erröten? Wobei... War es tatsächlich so kindisch von ihr gewesen? War es ihre Angst, die sie versuchte nicht aufkeimen zu lassen?
Da machte ihr Herz auch schon einen großen Hüpfer, als der Spion ihre Hand ergriff und mit seinem Gesicht nahe an ihres heran kam. Bei den Göttern! Kam es ihr nur so vor, oder schlug ihr Herz tatsächlich so laut? Je näher Akái ihr kam, desto mehr rückte die Umgebung mit all ihren Schrecken weiter zurück. In diesen kurzen Augenblick gab es nur sie und ihn... Leicht senkten sich auch ihre Lider, ihre Lippen zitterten minimal und schienen fast schon sehnsüchtig die seine zu erwarten. Eáránë kam ihm ja gar etwas entgegen. Die zuvor gesprochenen Worte seinerseits hallten in ihren Kopf. Er blieb... Er würde bleiben...
Das Knurren ließ auch sie wieder in eine gerade Haltung zurückkehren und kurz blickte sie zur Seite weg, räusperte sich tonlos aber lauschte nun auch in die Umgebung. So... Als sei das eben nicht geschehen.
Kaum waren die Dunkelfen in Hörweite glätteten sich ihre Gesichtszüge, wurden undurchdringlich und verrieten rein gar nichts von dem, was in ihr vorging. Sie sah diese nicht direkt an, nahm eher eine Haltung an als wisse sie wo ihr Platz war und als würde sie als Frau sich nicht anmaßen auch nur einen Mucks von sich zu geben, sofern sie nicht direkt angesprochen wurde. Kein Muskel rührte sich, als der Nachtelfe seinen Arm um sie legte. Auch zuckte nicht einmal unterwusst der kleinste Muskel, als Akái das Wort ergriffen hatte. In letzter Zeit schien Eáránë wohl den Höhepunkt ihrer Selbstbeherrschung erlangt zu machen. Bei den Göttern... Sie war durchaus überaus emotional und eigentlich war es mit der Selbstbeherrschung bei ihr so eine Sache. Doch gerade schaffte sie es tatsächlich sich selbst diesbezüglich zu übertreffen, was wohl auch daran liegen mochte, dass verdammt nochmal drei Leben hiervon abhingen. Sie hielt sich nach wie vor an den Spion, verneigte sich wenn er es tat und würde auch nur das Wort ergreifen, wenn man es von ihr verlangte. Denn sie war gewiss nicht scharf darauf von denen... Geschändet zu werden... So wollte sie vor allem ihr erstes Mal gewiss nicht erleben...
Glücklicherweise aber blieben diese Soldaten nicht lange. Ja ihre Beherrschung wurde wohl niemals in ihrem jungen Leben so sehr auf die Probe gestellt... Die armen Meschenkinder. Erst als der Nachtelfe zu ihr sprach wagte sie es wieder aufzusehen. Leicht nickte sie, gefolgt von einem Schlucken. Nun war es soweit. Sie würde Akái folgen. Doch musste sie erst einmal durchtrennt, bevor sich die drei in Bewegung setzen würden. Ein kurzer Blick zu Wolf, ob auch er nun bereit war.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. April 2015, 12:44

Die Dunkelelfen und der menschliche Soldat in goldenpurpurner Rüstung zogen weiter. Sie nahmen keine Notiz von Eáránë, fast schon, als existierte sie nicht, nur weil Akái sie als seine Ehefrau betitelt hatte. Vielleicht fiel es der Nachtelfe deshalb leichter, ihre Fassade einer schweig- und gehorsamen Gattin aufrecht zu erhalten. Vielleicht lag es aber auch an der inneren Anspannung. Sie befanden sich nach wie vor in einer brenzligen Lage, das musste den Nachtelfen klar sein. Die Gefahr galt nicht als gebannt, nur weil der Trupp weitergezogen war. Sie und Wolf befanden sich mitten im Auge des Sturms. Noch mochte es in diesem Zentrum ruhig und sicher sein, aber um sie herum wirbelte die Gefahr, lauerte auf den Moment, da sie ihre geschützte Mitte verließen, um mitgerissen zu werden. Das durfte nicht passieren. Es blieben ihnen überhaupt nur eine Wahl in ihrer prekären Lage: Mit dem Sturm ziehen. Solange sie dorthin folgten, wo er zog, konnten sie in seinem Auge bleiben. Dabei hieß es zusätzlich, nicht aufzufallen. Die Konsequenzen für den kleinsten Fehler wären endgültig. Obwohl man sich nicht ganz sicher sein konnte, wann diese tötliche Endgültigkeit überhaupt kam. Dunkelelfen liebten es, ihre Opfer zu quälen, vor allem, wenn sie nach der faldorischen Ethik erzogen worden waren. Je länger ihr ... Spielzeug durchhielt, umso verzückender war es, sich mit diesem zu beschäftigen. Tatsächlich betrachteten viele der dunkelhäutigen Spitzohren den Tod in diesem Fall als eine Form der Entsorgung von etwas, an dem sie Interesse verloren hatten. Irgendwann konnte nun einmal jeder noch so gefolterte Körper nicht mehr als zucken und dann nahm er einen Stellenwert der Langeweile ein. In diesem Moment wurde ein Dunkelelf seiner überdrüssig. Dann verschwendete man höchstens noch den Gedanken an das unliebsame Objekt, der sich fragte, wie man es nun am bequemsten los wurde. Grotesk und brutal, aber ein nur allzu typisches Verhalten eines in Morgeria aufgewachsenen Individuums.

"Ziehen wir weiter, im Lager möchte ich nicht bleiben", sagte Akái und durchbrach die eingetretene Stille zwischen ihnen. Ganz ruhig war es vor Andunie nämlich nicht. Man konnte die Schreie gequälter Stadtbewohner selbst bis zwischen die Zeltreihen hören. Zwar drangen die Schmerzenslaute eher vereinzelt hinüber, doch ihr qualvoller Nachhall erfüllte noch lang die Umgebung.
Zugleich ließen sich die in einem Armeelager zu erwartenden Geräuschkulissen vernehmen. Da gab es das Klirren von Kettenrüstungen und das Scheppern metallischer Platten, wenn Patrouillen oder kleinere Soldatentruppen zwischen den Zelten entlang marschierten. Es gab das Grunzen der Orks oder das Quieken von Goblins, wenn auch nur überaus selten. So viele dieser versklavten Winzlinge mochten hier nicht stationiert sein. Da trafen Eáránë, Wolf und Akái eher wieder auf Zwerge. Sie hockten - bewacht von grimmige dreinblickenden Orks oder düster grinsenden Dunkelelfen - um kleine Kohlebecken, an denen sie ihre schmerzenden Glieder etwas aufwärmen konnten. Man hatte ihre Hand- und Fußfesseln in eiserne Ketten gelegt und nahm diese nur ab, wenn sie mit Schaufeln oder Hacken bestückt wurden, um niedere Arbeiten für die dunklen Völker zu erledigen. So beispielsweise Andunie wieder aufzubauen. Die Stadt war erobert worden. Mauern lagen in Trümmern, ebenso wie Stadtviertel und auch den Hafen hatte es schwer erwischt, was die beiden Nachtelfen vielleicht noch entdecken durften, sobald sie innerhalb Andunies eingetroffen waren. Jede Eroberung hinterließ ihre Spuren, aber die Dunkelelfen waren nicht dumm. Sie reparierten, was sie zerstört hatten. Warum? Um sich dort selbst verschanzen und alles verteidigen zu können. Man rechnete offenbar mit Gegenschlägen. Noch war nicht ganz Celcia unter der Knute der dunklen Völker, auch wenn es hier im Osten wahrlich schlecht aussah.

Akái löste seinen Arm nicht von Eáránë. Er hielt sie weiterhin, als führte er sie bei einem Spaziergang den Pfad voran. Und tatsächlich folgte er einer unmarkierten Route zwischen den Zelten hindurch, stetig auf das Stadttor zu, das halb zertrümmert und offen den Weg nach Andunie freigab. Wo auch immer Dunkelelfen seinen Weg kreuzten, senkte Akái in demütiger Haltung den Kopf, grüßte auf Lerium oder lobpreiste Faldor und den Sieg, den er ihnen beschert hatte. Und kaum, dass der Feind an ihnen vorüber war, schauderte der Nachtelf leicht oder verwünschte sich, die blasphemischen Worte auf seine Zunge zu legen. "Manthala hätte von ihrem Volk niemals so viel Leid und Qualen verlangt, auch wenn sie sich als Göttin bestimmt nach einem größeren Herrschaftsreich für ihre Anhänger sehnt. Ich frage mich, ob die dunklen Völker ihren Göttern in Andunie bereits Schreine oder gar einen entweihten Tempel überstellt haben und welche höheren Wesen weichen mussten. In Pelgar haben viele Lysanthor als Herrn von Licht und Ordnung angebetet." Akái schmunzelte. "Licht. Sonneneinstrahlung. Ich konnte mich nie für diesen Gott begeistern. An wen glaubst du, Eáránë? Und wohin sollten wir jetzt gehen?"
Sie passierten die Stadttore, die nicht einmal von irgendwem bewacht wurden.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Eáránë Fëfalas » Mittwoch 8. April 2015, 18:50

Auch wenn man es ihr von außen hin nicht ansah, so war sie sehr erleichtert darüber, dass man sie nicht beachtete. Kein Wort an sie richtete und sie nur einmal kurz erwähnt hatte. Ja, dies machte es viel leichter sich nun in diese Rolle einzufinden und diese Fassade aufrecht zu erhalten. Auf der einen Seite könnte man böse behaupten, dass es einfach sei den Mund zu halten und so zu tun als sei man eine gehorsame Gattin. Doch war es nicht gänzlich leicht die Worte des Dunkelelfen nicht an sich heran zu lassen. Sich so weit zu beherrschen, dass kein Muskel zuckte und sie verraten könnte. Zu gerne würde sie diesen Dunkelelfen ihre Meinung sagen und nicht weniger grausam mit ihnen umgehen wie sie es mit ihren Opfern taten. Oh ja... Zu gerne würde die Nachtelfe diesen Monstern die ein oder anderen Grausamkeiten antun. Ihnen ihre eigene Medizin schlucken lassen. Aber es galt eine Rolle zu spielen, nicht aufzufallen – beziehungsweise nicht mehr als sie es eh schon taten. Denn Wolf zog schon einiges an Aufmerksamkeit auf sich, unauffällig war ihr bester Freund nämlich nicht.
So wirklich wollte sich die Frau nicht ausmalen was mit den dreien geschehen würde, sollten sie einen Fehler begehen. Bei Phaun... Sie betete, dass sie dies hier heil überstehen würden. Und auch wenn der Trupp nun weitergezogen war, so wich die Anspannung in ihr nicht. Es trat keine Erleichterung an ihre Stelle. Nein... Ihr würde erst ein Stein vom Herzen fallen, sobald sie das hier hinter sich hatte. Fern von dem Leid und dieser erdrückenden Atmosphäre, die einem fast schon die Luft zum Atmen zu rauben schien. Gleichzeitig stieg in ihr der Drang, etwas dagegen tun zu müssen. Alleine nur, wenn sie die Zwerge sah... Die Nachtelfe musste unwillkürlich an ihren Aufenthalt in der Zwergenstadt denken. Dieses Volk war so gastfreundlich gewesen, haben sie und ihre Freunde herzlichst aufgenommen. Ihr Herz verkrampfte sich und es tat ihr in der Seele weh. Man konnte nicht einmal zu ihnen hin, da sie bewacht wurden.
Als Akái zuvor zu ihr meinte, dass sie weiter ziehen würden, hatte sie als Antwort lediglich genickt. Sie wagte es nicht wirklich ihre Stimme zu erheben, sofern es nicht notwendig war zu sprechen. Zumindest nicht hier draußen. Bei den Göttern sie war so froh, dass der Nachtelf bei ihr blieb. Er gab ihr Halt und Mut. Auch genug, damit sie für Wolf da sein konnte. Für ihn war es nicht weniger schrecklich. Die junge Frau wollte nicht wissen, was er wohl noch alles wahrnahm. Besaß er doch viel ausgeprägtere Sinne. Die beiden bei sich zu haben machte das hier ein wenig leichter und irgendwie erträglicher.

Ebenso gab es der Diebin und angehenden Spionin Halt, dass Akái nach wie vor den Arm um sie gelegt hatte. Ihr Herz schlug schon einen Takt schneller... Aber ihr war bewusst, dass sie mit ihren Gedanken voll und ganz bei der Sache bleiben musste. Sie behielt die Fassade einer schweig- und gehorsamen Gattin bei. Richtete sich gänzlich nach ihrem Begleiter wie er sich verhielt. Und auch wenn sie kein Lerium verstand, konnte sie sich grob denken was er sagte, zumal sie merkte, dass er diese Worte ungern gesprochen hatte. Doch dann erhob der Spion wieder das Wort. Kurz hatte sie zu ihm gesehen, konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es war gewiss selten, dass sich ein Nachtelf, aus offensichtlichen Gründen, für Lysanthor begeistern konnte. Ihr Hauptgott, wurde er gewiss auch nicht. Wobei sie zugeben musste, dass seine Kirche zumindest in Pelgar eine gewisse Ordnung geschaffen hatte. Da musste sie auch schon direkt an den Rat denken... Immerhin war der Sonnengott auch der Gott der Gerechtigkeit und der Wahrheit, wenn sie sich nicht gänzlich irrte. Er war sehr wichtig und verachten, tat sie ihn nicht. „Phaun ist wohl mein Hauptgott, wenn man es so sagen kann.“ Sie hatte ihrem Begleiter schon erzählt, dass sie dem weißen Hirsch des Phauns einmal begegnet war. Beziehungsweise, dass der Bote ihr einst erschienen war, als sie im Wald Eldoras unterwegs gewesen war. „Wobei ich doch zu wenig zu ihm bete... Finde ich.“ Kurz hielt sie inne. Ja, dies sollte sie wohl öfters tun. „Zu ihm gehört natürlich auch seine Gattin Florencia, die ich auch in gewisser Weise in Ehren halte.“ Auch diese wurde ihr in dem Tempel, in dem sie sogar ihre beste Freundin Lyrien kennengelernt hatte, näher gebracht. In diesem Moment wurde ihr dann nun wirklich bewusst, wie wenig sie sich generell mit den Göttern auseinander gesetzt hatte. Von zu Hause aus, war sie es nicht wirklich gewohnt gewesen, dass man explizit an diese geglaubt hätte. Entsprechend neu war doch einiges für sie gewesen. An sich stand sie auch fast jeden Gott offen gegenüber. Es gab nur eine Ausnahme: Faldor. Ihn verachtete sie.
Bei der zweiten Frage aber stutzte sie leicht. Weshalb fragte er sie, wo sie nun hin gehen sollten? Während sie die Stadttore passierten dachte sie darüber nach. „Wir sollten uns vielleicht einen Unterschlupf oder dergleichen suchen, wo wir möglichst ungestört wären und uns eine Strategie oder dergleichen überlegen können. Während wir uns etwas suchen, können wir dabei die Stadt etwas unter Augenschein nehmen. Vielleicht fällt uns ja etwas sonderbares oder dergleichen auf. Es ist wichtig, dass wir uns die Straßen und Wege möglichst einprägen. Wir müssen uns zumindest einen groben Überblick hier verschaffen.“ Schlug sie vor.
„Sag mal...“ Begann sie dann etwas zurückhaltender. „Wie sieht eigentlich das Eheritual der Nachtelfen aus? Also... Wie geht das vonstatten?“ Das hatte sie nun dann etwas neugierig gemacht.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Erzähler » Montag 13. April 2015, 15:20

So bizarr es sein mochte, aber die Eroberung Andunie, sowie der Feldzug der dunklen Völker waren ideale Trainingsplätze für einen Spion in geheimer Mission. Denn unter keinen anderen Umständen hätte Eáránë besser üben können, sich zu beherrschen. Sie durfte die Maske nicht fallenlassen, die sie sich aufgesetzt hatte. Sie durfte keine Sekunde lang zweifeln, schwanken oder auch nur durch ein falsches Wimpernzucken auf sich aufmerksam machen. Es war eine harte Prüfung, vor allem für eine Elfe wie sie, die doch das Leid anderer kaum ertrug. Die Gefühle in ihrem Innern tobten, sie spürte sie bei jeder düsteren Tat hoch kochen und doch musste sie sie unter dem Antlitz der Gleichgültigkeit verborgen halten.
Akái half ihr durch seinen stillen Beistand. Er hielt sie halb umarmt, führte sie und seine warmen Finger auf dem Stoff ihrer Kleidung spendeten zusätzliche Kraft. Solange er ruhig blieb, konnte auch Eáránë das Spiel fortsetzen. Selbst Wolf trottete in halb geduckter Haltung hinter ihnen her, die Ohren dicht an den Körper angelegt, die Rute eingekniffen. Fürchtete er sich oder zeigte er nur eine unterworfene Haltung, um sich als gebrochenes Tier zu kennzeichnen, auf das niemand achten musste? Die Dunkelelfen betrachteten ihn dennoch mehrere Male. Sein Fell war ein Blickfang und nicht selten murmelten sie etwas. Akái verzichtete darauf, seiner Begleiterin eine Übersetzung zu liefern. Er wollte nicht dazu beitragen, dass ihre Fassade in Wut oder Fassungslosigkeit zerbröckelte. Denn das, was die feindlich gesinnten Elfen so von sich gaben, war nicht einmal etwas Positives. Viele neideten dem Nachtelfenpaar ihren tierischen Sklaven, dessen weißes reines Fell, aus dem sich wunderbare Schals, Handschuhe oder Ohrenwärmer machen ließen. Wieder andere gierten gar nach Wolfs Fleisch. Ein so weißes Wesen wie er, dessen Fleisch schmeckte bestimmt äußerst zart. Nein, Akái wollte selbst nicht einmal lange über die Worte derer nachdenken, die sie passierten!

Endlich durchschritten sie das Stadttor. Hinter den Mauern tat sich ein Andunie auf, wie Eáránë es noch nicht gesehen hatte. Die sandsteinfarbenen Fassaden und das Fachwerk der einst so schmucken kleinen Wohnhäuser waren rußgeschwärzt. Blutige Hände und andere Abdrücke zogen ihre Bahnen an den Haus- und Mauerwänden entlang. Reglose Körper lagen auf dem Bordstein, auf der Straße. Gerade zerrte ein Ork den grotesk verdrehten Leib eines erschlagenen Hofhundes am Hinterbein über den Weg. In seinem Kopf klaffte ein Loch, aus dem sich das Blut über die gepflasterten Wege verteilte und hinter dem Ork schleppte sich ein schnaufender Warg, der seine Schnauze voller Gelüste in den hinterlassenen Lebenssaft tauchte. Der Himmel war erfüllt vom Rauch niedergebrannter Gebäude. Einige Flammen loderten noch immer. Aus verschiedenen Richtungen hörte man Wehklagen und die Schreie derer, die zu Opfern der dunklen Völker geworden waren. Missbrauch und Folter, qualender Sadismus, bis endlich der Zeitlose erschien, um die gepeinigte Seele in ein Jenseits zu bringen, in dem sie hoffentlich Ruhe fand.
Von der einstigen Akademie der Wassermagie, die zwar dicht am Hafen lag, aber mit ihren Türmen und Zinnen über die übrige Hafen- und Handelsstadt hinaus ragte, gingen düstere Wolken aus. Es blitzte gar in Purpur und Schwarz. Die Magier der dunklen Völker hatten einen neuen Wohnsitz gefunden.

Akái drückte Eáránë dichter an sich, als eine Schar blutrünstig lachender Dunkelelfen einige Frauen und Kinder Andunies an ihnen vorbei durch die Straßen trieb. Eines der Kinder war zu langsam, stolperte und fand ein unseliges Ende, durchbohrt von der Spitze einer dunkelelfischen Klinge. Sein Leib wurde achtlos zur Seite getreten. Die Hatz ging weiter.
"Sieh nicht hin", sagte der Nachtelf, lenkte seine Schritte nach rechts und durch mehrere Gassen. Er wurde nicht langsamer. Fast fluchtartig eilte er zwischen den enger stehenden Häusern entlang, an weiteren Toten vorbei und blieb erst stehen, als um sie herum nur noch das Zwielicht herrschte. Der Gestank von verbranntem Fleisch und Tod ließ sich jedoch nicht vertreiben. Wolf erreichte die beiden Sekunden später. Er hechelte und drückte den Kopf gegen Eáránës Beine, verstand er doch nicht, was hier vor sich ging. Er machte nur eines deutlich: Ihm gefielen die Gerüche, Geräusche und die Bilder nicht, welche sich vermutlich nun für immer in ihre Köpfe eingeprägt hatten.
"Lass uns kurz durchatmen", begann Akái wieder. Auch er wollte die trüben Gedanken loswerden, die sich zusammen mit den Bildern eingepflanzt hatten. Sie durften sich davon nicht abschrecken lassen, gänzlich ignorieren war aber auch der falsche Weg. Trotzdem schadete es nicht, für einen Moment den Kopf freizubekommen. Da rechnete der Elf es Eáránë hoch an, dass sie plötzlich das Eheritual der Nachtelfen erwähnte. Zwar wanderten Brau und Mundwinkel Akáis nach oben, dass sie ausgerechnet jetzt daran dachte, insgeheim war er aber dankbar, sich ablenken zu können. Und sei es nur für einen kurzen Moment.
Er räusperte sich knapp. "Nun, das ... ich habe selbst noch nie darüber nachgedacht. Ich weiß, dass es einen Ritus gibt, nach dem die meisten Nachtelfen ihren Bund für eine andauernd gemeinsame Lebensspanne schließen. Für einen Spion kommt eine Ehe allerdings nicht in Frage. Es ... ist zu gefährlich, sich an andere ... zu ..." Sein Blick wanderte an der Nachtelfe entlang. Er studierte ihre Augen, ihre Gesichtszüge. Anstelle seinen offenen Satz zu vollenden, flüsterte Akái nur: "Menschen tragen Ringe. Ich habe viele Hochzeiten der Pelgarer erlebt."

Da wurden sie unterbrochen. Wolf drängte seine Schnauze nun auch gegen die Hand des Nachtelfen, was ihn zum Tier herab schauen ließ. Er nickte. "Du hast Recht, Wolf. Wir dürfen nicht zu viel Zeit verlieren, indem wir hier herumstehen. Eáránë, aus dir wird noch eine gute Spionin. Du hast dir die richtigen Überlegungen gemacht. Wir brauchen einen Unterschlupf, von dem aus wir weiter agieren können. Wer weiß schon, wie lange wir hier in Andunie bleiben müssen. Vielleicht zwingt uns unser Auftrag sogar, eine Zeit lang mit den Dunkelelfen zu leben." Er biss sich auf die Unterlippe, als sei dies eine größere Herausforderung, als sich als Nachtelf in die Stadt der Menschen zu begeben und dort erfolgreich zu sein. "Ich schlage vor, wir suchen uns eines der verlassenen Häuser in einem Gebiet, das nach größter Plünderung aussieht. Dort sind die Dunklen bereits fertig und werden nur noch sporadisch umher ziehen. Wir sollten an einem solchen Ort am sichersten sein."
Er wies die Gasse herunter, bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Nur die Götter selbst wussten nun, in welches Viertel es die Nachtelfen verschlagen sollte.


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