Im Lager der dunklen Armee

Die an der Bucht Kad Harat liegende Stadt ist zwar nicht so riesig wie Pelgar, aber mindestens ebenso bekannt. Sie wurde vom dunklen Volk erobert und seither leben ihre Bürger unter dem Joch des dunklen Herrschers.
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Die Handelsstadt ist vom dunklen Volk erobert worden. Hier treiben sich nun Dunkelelfen, Orks, Goblins, verbündete Grandessarer und Piraten aus Rumdett, sowie vereinzelt Sarmaer Gesindel und Echsen herum. Die Andunier leben in Angst und als Sklaven ihrer Unterdrücker.
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Sivan
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Sivan » Montag 1. Februar 2010, 22:29

In dem Kopf des Hybriden war eine Leere eingetreten, die einer wohltuenden Stumpfsinnigkeit glich: Er dachte im Augenblick nicht mehr daran, was geschehen könnte, was schon geschehen war und was jetzt im Augenblick geschah.
Nur kurz krachte eine ziemlich selbstironische Andeutung in seinen Geist, als er versuchte aufzuzählen, wie oft er eigentlich sein Leben nicht selbst in der Hand hatte, sondern von der Gnade oder der Willkür anderer abhängig war. Und vor allem – wie oft er schon hatte warten müssen! Auf dem Schiff, das ihn nach Andunie gebracht hatte, eine Stadt, die sich ihm bisher noch von keiner besonders freundlichen Seite gezeigt hatte. Dann, als er zum ersten Mal gefasst worden war, weil er verdächtigt wurde mit einer Diebin zusammenzuarbeiten. Nur kurze Zeit später, als er mit Elýn in einen kleinen Verhörraum gehockt und auf sein Urteil gewartet hatte – bis jetzt, wo er vor einem Kommandanten kniete und ebenfalls auf seine Großzügigkeit angewiesen war.
Hatte das denn nie ein Ende?

Und weil er so gar nichts dachte und vor allem auch nicht mehr zuhörte, was der Dunkelelf und seine Begleiterin so besprachen, schnappte er überrascht nach Luft, als hinter ihm auf einmal Bewegung ins Spiel kam: Dieser grobmotorische Troll packte ihn fester und drückte seine empfindlichen Flügel zusammen, die zwar biegsamer waren als menschliche Knochen, aber dafür umso leichter zu brechen. Mühsam schluckte Sîvan jeden Laut trotzig herunter und biss die spitzen Zähne zusammen. Wofür war das denn jetzt?
Er versuchte den Kopf zu heben, um dem Befehlshaber –denn der Hybrid war sich sicher, auch wenn er es nicht gesehen hatte, dass der Troll nicht eigenständig gehandelt hatte- ins Gesicht sehen zu können. Seine grünen Augen funkelten erbost und anklagend und erneut schwappte eine Welle von Wut in ihm hoch, die er aber, genau wie den Schmerz, wortlos hinunter schluckte. Kurz sah es dennoch so aus, als habe er vor irgendein Wort des Protestes oder der Beleidigung hervorzubringen – doch er blieb still.
Es wäre klüger, jetzt nicht zu sagen, das wusste er.

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Das dunkle Volk
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Donnerstag 4. Februar 2010, 11:48

Zufriedenheit blitzte für einen flüchtigen Atemzug in seinen Augen auf.
Aha, also schien ihr etwas an diesem Hybriden zu liegen und er konnte ihn als Druckmittel einsetzen. Was er solange tun würde, wie sie sich sträuben würde, gegen was auch immer. Und solange, wie er nichts anderes wirklich mit ihm anzufangen wusste.
Sein Name interessierte Chajan weniger, denn dafür war der Hybrid zu auffällig, sodass er wohl kaum unerkannt geblieben wäre.
Den Blick von diesem bemerkte er ebenfalls nicht, allerdings hätte er das getan, hätte der Troll den nächsten Wink bekommen. Aber Sîvan hatte ausnahmsweise Glück und der andere widmete sich somit mit seinen Gedanken wieder dieser Elýn.
Dieses Wort klang zu... automatisch, als dass er daran glaubte, dass es nicht ihr richtiger Name wäre. Doch sollte er sich irren und sich heraus stellen, dass niemand eine Elýn kannte, auf die ihre Beschreibung passte, würde auch diese Person vor ihm leiden, das stand fest.
Dadurch hatte er nichts zu verlieren, denn selbst die Zeit, welche die beiden Boten, die er losschicken würde, benötigen würden, würde ihren Angriff nicht aufhalten. Sie waren zahlreich genug, dass es auf diese Zwei auch nicht mehr ankam.
Er bemerkte ihr Bemühen, herablassend zu wirken, was ihn erneut leicht amüsierte. Allerdings war dies nicht mehr das einzige Gefühl in ihm, sondern allmählich wurde ihm dieser Trotz auch lästig.
Deswegen gestattete er sich den Anflug eines kalten, wissenden Grinsens. "Mag sein.", gab er kryptisch zurück auf ihre beiden Fragen, wandte sich mit einer geschmeidigen Bewegung um und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.
Sofort drückte der Dunkelelf hinter Elýn diese hinunter in eine Position, in der sie den Kommandanten nicht mehr ansehen konnte.
Noch kurz ließ Chajan die Zwei schmoren und musterte sie noch einmal, vor allem seine Gefangene bekam ein paar Sekundenbruchteile mehr seiner Aufmerksamkeit.
Dann gab er seinen Männern einen Wink und fügte noch an:"Gebt ihnen was von den Resten von heute. Aber nichts Verdorbenes, sie sind uns vielleicht noch von Nutzen!"
Die beiden Soldaten verneigten sich knapp und schleiften die Gefangenen dann hinaus.
Kaum waren diese draußen, ließ der Kommandant zwei Boten kommen und trug ihnen aus, in Celcia Informationen über eine Elýn zu beschaffen. Dabei gab er ihnen auch eine knappe Beschreibung ihres Äußeren und schickte sie danach schon auf den Weg.

Indes wurden Elýn und Sîvan wieder durch das Lager geschlieft.
Diesmal allerdings wurden sie nicht, wie zuvor, in einem Zelt gemeinsam angebunden, sondern in zwei nebeneinander stehenden. Auch gab es diesmal keine Armfesseln, sondern lediglich Ketten um die Knöchel. So hatten sie etwas mehr Bewegungsfreiheit, konnten jedoch auch so nicht fliehen, denn vor den Zelteingängen wurden je zwei Soldaten postiert.
Und die Zeltwände waren derart straff am Boden fixiert, dass sie sich erst ein Loch graben müssten, um darunter durchkriegen zu können. Von daher war jede Fluchtmöglichkeit wirklich ausgeschlossen.
Zuletzt geändert von Das dunkle Volk am Donnerstag 4. Februar 2010, 22:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Donnerstag 4. Februar 2010, 20:00

Sie erhielt keine Antwort, die ihr nützlich war. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Sicherlich nicht, dass er ihr all seine Pläne verriet. Aber ein Anhaltspunkt, weshalb sie hier im Lager war, hätte sie vielleicht beruhigen können. Stattdessen drehte er sich um und im gleichen Moment spürte sie wieder den harten Griff im Nacken, den sie schon ganz vergessen hatte. Umso wirkungsvoller war der Effekt. Zu überrascht um Widerstand zu leisten, sank sie zurück in die Knie. Weiterhin verärgert starrte sie wieder einmal auf die Schuhe des Dunkelelfen.
Dieses Mal zum Glück nicht sehr lange. Sie verstand seine Worte zwar nicht, aber sie verstand auch so den Sinn dahinter. Ohne sich zu wehren erhob sie sich, verschwendete keinen weiteren Blick an den Dunkelelfen, sondern konzentrierte sich darauf mit ihren Peinigern Schritt zu halten, um nicht wieder zu stolpern. Leicht fiel es ihr nicht, vor allem da der Boden uneben und vom Regen ganz aufgeweicht war. Ein Umstand, der ihr noch weiter zu schaffen machte, waren ihre Kleider doch schon durchnässt und die Kälte war erbarmungslos wie die Dunkelelfen, die sie geradewegs in ein Zelt schleiften.

Zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass Sîvan in eine andere Richtung gezerrt wurde. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ihr fiel nichts ein. Stattdessen sah der Hybrid anhand ihrer Mimik wie wenig ihr dies gefiel. Wie sollte sie das alles nur ohne Gesellschaft ausstehen? Die Augen folgten dem Hybriden, doch Elýn wurde einfach weiter gezerrt, ohne etwas dagegen tun zu können.
Im Zelt selbst erwartete sie so wenig, wie sie erwartet hatte. Noch immer wehrte sie sich nicht, zu sehr war sie damit beschäftigt, Herr über ihre Angst zu werden. Erst jetzt drang auch das Gespräch mit Chajan bewusst zu ihr hindurch. Noch einmal hörte sie seine kalte, sirrende Stimme und sah in diese Augen, die zeigten, dass er wusste, was er wollte und was er dafür tun musste. Wie ein Schleier löste sich jetzt das, was sie zuerst nicht wahrgenommen hatte, jetzt erst wurde ihr klar, wie sie mit ihm geredet hatte. Sie konnte nur hoffen, dass er nicht noch später darauf zurück kommen würde.

Sie versuchte all das zu verdrängen, damit es sie nicht übermannte. Ohne Wehr ließ sie es zu, dass man ihr eine Kette um die Knöchel legte. Sie hatte nicht einmal die Kraft ihren Bewachern einen wütenden oder trotzigen Blick zu zuwerfen. Sie war nur froh, als sie endlich weg waren.
Seufzend sah sie sich kurz um, doch da gab es nichts, das ihrer Aufmerksamkeit bedürfte. Also setzte sie sich nach einigen Momenten, in Ermangelung eines Balken, irgendwo auf den Boden. Sie zog die Knie an den Körper, wobei das Rasseln der Ketten sie zu verhöhnen schien, und schlang die Arme darum. Als sie sich noch einmal umsah, glitt ihr Blick über die tristen Zeltwände. Vor dem Zelt sah sie vertraute zwei Paar Stiefel. Sie hatte nicht einmal den Hauch einer Chance, das war ihr klar und ging ihr unentwegt durch den Kopf. Sie war hier gefangen und konnte nichts dagegen tun.
Dazu kam die Einsamkeit, die mit Sîvans Verschwinden gekommen war. Jetzt hatte sie niemanden mehr zum Reden, und wenn es nur so etwas Unsinnigs war wie das Geplauder über die Magie. Aber es hatte sie ein wenig abgelenkt. Und ohne Ablenkung spürte sie die Erschöpfung mehr denn je und auch die Kälte saß ihr inzwischen tief in den Gliedern und war zum großen Teil verantwortlich für die Gänsehaut auf ihrer Haut.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Sivan » Samstag 6. Februar 2010, 11:52

Ein erneuter Ruck ging in die Arme ihrer Peiniger, die sie hoch zogen und dann mit sich schliffen. Sîvan gab einen zischenden Laut von sich, weil diese Aktion –was hatte er auch anderes erwartet?- auch nicht ganz sanft vonstattenging.
Kaum hatten sie das Zelt des Kommandanten verlassen umgab sie kalte Luft und feuchter Boden, dessen Feuchtigkeit sich in die nackten Füße fraß. Des Temperaturschwanks wegen lief ein bissiger Schauder über den Körper des Hybriden, der ihn frösteln ließ. Wieder wurden sie quer durch das Lager gezerrt und Sîvan versuchte etwas von seiner Umgebung zu identifizieren, das ihm Anhaltspunkte geben könnte… aber es sah größtenteils alles gleich aus. Beinahe hätte er zu spät bemerkt, dass die Wachen sich trennten und Elýn in eine andere Richtung schleppten, als ihn. „Oh nein“, flüsterte er mit brüchiger Stimme und ein gefühlter Eimer eiskalten Wassers ergoss sich zusätzlich über sein Haupt.
Warum trennte man sie?
Das konnte doch nur heißen, dass sie zu unterschiedlichen Dingen berufen worden waren, oder anders ausdrückt: Einer endete als Sklave, der andere am Strick.
Und Sîvan war sich sicher, dass er sicherlich nicht das Los des Gefangenen erwischen würde.
Trotzig zerrte er an den Handfesseln, kassierte dafür aber nur einen Schlag gegen den Hinterkopf, der ihn nach vorne warf und straucheln ließ. Ein letzter verwirrter und panischer Blick wurde der Elfe noch zugeworfen, dann entschwand sie vollends seinem Blickfeld und schien unerreichbar.

Mit hängendem Kopf ließ er sich weiter scheuchen, hinein in ein anderes Zelt, das wieder keinen besonders freundlichen Eindruck erweckte.
Widerstandslos ließ er sich die Fußfesseln anlegen und war froh, seine Arme wieder normal gebrauchen zu können. Auch scherte sich niemand um seine Flügel, was ihm auch recht war, denn so konnte er sie –als er wieder alleine war- vollends aufspannen und dann ohne Spannung hängen lassen, damit sich die geschundenen Knochen wieder etwas erholen konnten. Schlotternd machte er ein paar Schritte, wie es die Länge der Kette um sein Fußgelenk zuließ, und stand dann eine Weile tatenlos herum. Auch hier würde er nicht entfliehen können.
Wozu auch?
Er war in einem Lager der feindlichen Armee und käme keine zehn Schritte, ohne von einem Pfeilhagel erschossen oder von einem Schwert zerhackt zu werden.
Sîvan fuhr sich mit den schmutzigen Händen über das schlanke Gesicht rieb sich dann die geschundenen Handgelenke. Es gab nichts, wo er sich hätte drauf setzen können, als den festgetretenen, kühlen Boden, also ging er nur in die Hocke und verharrte so, die Flügel links und rechts von seinem Körper schlaff bis auf den Boden liegend.
So verging ungezählte Zeit.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Dienstag 9. Februar 2010, 11:44

Es verging einige Zeit, bis sich zwei Soldaten finden ließen, die sich um die Versorgung der Gefangenen zu kümmern bereit waren, trotz dieser Uhrzeit und ihrer derzeitigen Lage.
Die Reste der heutigen Ration waren noch nicht beseitigt worden, da darin noch einiges Verträgliches zu finden war, sodass sie sich auch daran bedienen konnten. Es geschah schließlich im Auftrag des Kommandanten persönlich.
So wurden zwei harte Kanten Brot heraus gefischt und zwei Becher mit fast sauberen Wasser gefüllt. Während die zwei anderen Soldaten, der Troll und der Dunkelelf, wie befohlen, zwei Krüge mit Waschwasser und Lappen besorgten.
Diese schafften sie zu den beiden Zelten, in denen die Gefangenen angekettet worden waren.
Der Troll brachte die Dinge dem Hybriden und schnaubte nur verächtlich, bevor er das Zelt wieder verließ.
Während der Dunkelelf vor Elýn stand und sie noch einmal offensichtlich musterte. Wobei er überlegte, ob er viel Ärger bekäme, würde er die Dinge knapp außerhalb ihrer Reichweite aufstellen und dann warten, um sie als stur darzustellen.
Aber im Prinzip brauchte er diese Spielchen nicht und es wäre wohl auch zu gefährlich für ihn, nun, wo sein Kommandant Interesse an ihr zeigte. Welcher Art auch immer, darüber stand ihm kein Urteil zu und er hütete sich auch davor.
So stellte er die Dinge ebenfalls ab und wusste, sie würde diese schnappen können.
Danach ließ auch er sie allein und postierte sich neben dem Eingang. Inzwischen dämnerte allmählich der Morgen herauf, obwohl das Wetter kaum Besserung versprach.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Dienstag 9. Februar 2010, 20:54

Elýn war kalt, sie fühlte sich gräßlich, allein und müde. Der Tag hatte sie ausgelaugt, es war zu viel Aufregung für so wenige Stunden gewesen. Sie saß eine Weile tatenlos herum, ganz still in ein und der selben Haltung. Irgendwann schloss sie die Augen und versuchte an nichts zu denken. Was nicht gerade einfach war, war heute doch nicht greade Langweiliges, geschweige denn Entscheidendes für ihr weiteres Leben - falls es das gab - passiert. Sie wusste nicht, was jetzt kam, deshalb war sie auch überrascht als sie die Schritte vernahm. Als sie den Kopf hob war der Dunkelelf schon da. Er sprach nicht mit ihr und wahrscheinlich war sie ganz froh darum. Sie beobachtete ihn, ebenfalls schweigend, da die Kraft für Trotz und Dickköpfigkeit erloschen war. Als er sie ansah, erwiderte sie den Blick noch, doch als ihr sein Gestarre zu viel wurde, schaute sie zur Seite und die Zeltwand an. Sie wollte seinen Blick nicht sehen, der die Gedanken dahinter allzu leicht erraten ließ. Es fröstelte sie noch immer leicht und in seiner Anwesenheit spürte sie es wieder deutlicher.

Dann verschwand er und ließ sie alleine. Was hatte er eigentlich gebracht? Elýn hatte nicht darauf geachtet und sah jetzt den Krug, die Lappen, den Becher und etwas Brot. An Essen hatte sie bis jetzt nicht gedacht. Dabei hatte sie den ganzen Tag nichts gegessen. Aber irgendwie verspürte sie auch jetzt keinen Hunger. Eine Minute lang saß sie nur da und sah das Essen an. Dann atmete sie schwer aus und griff nach dem Kanten Brot, drückte mit dem Daumen dagegen und stellte somit fest, wie trocken und hart es war. Da sie nicht wusste, wann sie das nächste Mal etwas bekommen würde, beschloss sie, und traf damit eine kluge Entscheidung, das zu essen, was sie bekam und dann zu essen, wenn sie es bekam. Sie verspürte nicht einmal einen Hauch von Appetit, aber vielleicht ließ sich die Situation mit vollem Magen besser ertragen.
Ob das wohl die Henkersmahlzeit ist? Sie starrte die Zeltwand an als ihr unvermittelt dieser Gedanke kam, der sie selbst erschreckte. Da war nichts Sarkastisches bei, es war die pure Angst, die langsam in ihre Gedanken drang. Mutlos aß sie Stück für Stück das harte Brot und spülte ab und an die Stücke mit abgestandenen Wasser nach. Danach fühlte sie sich tatsächlich besser, auch wenn ihr ihre klägliche Lage nur allzu bewusst war.

In den nächsten fünf Minuten schaute sie immer wieder zwischen dem Wasser, das zum Waschen gedacht sein musste, und dem Zelteingang hin und her. Ob man sie wohl beobachtete? Doch dann überwand sie sich, begnügte sich jedoch nur damit erst ihr Gesicht und dann die Arme mit einem feuchten Lappen zu säubern. Zum Schluss folgten die Beine, die voller Schlammspritzer waren. Danach fühlte sie sich sauberer und setzte sich zurück an ihren Platz. Als sie gähnte, überkam sie die ganze Anstrengung und Erschöpfung mit einem Mal und plötzlicher Wucht. Ihre Lider fühlten sich schwer an und ihr Körper noch schwerer. Sie schaffte es noch, ihren Mantel auszuziehen und legte sich auf den Boden, ungeachtet dessen, dass ihre Kleider schmutzig wurden. Dann legte sie ihren Mantel wie eine Decke über sich und schlief fast augenblicklich ein.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Sivan » Mittwoch 10. Februar 2010, 11:31

Es verging Zeit… ungezählte Zeit, die sich in ihrem Fortschritt vielleicht nur an der zunehmenden Helligkeit draußen erkennen ließ.
Bald herrschte außerhalb des Zeltes eine schmutzig-graue Helligkeit, die für den Tag nicht viel Abwechslung versprach. Kalt und farblos, demzufolge kaum anders, als im Inneren des Zeltes, nur mit dem Unterschied, dass es hier noch etwas dunkler war, was dem Hybriden nur recht war.
Mit der Dunkelheit hatte er keine Probleme und sah sie als einen willkommenden Freund, in dem man sich vielleicht verstecken konnte, um nicht gesehen zu werden – was in dieser Situation vollkommen irrelevant war, denn er war angekettet und besaß einen Bewegungsradius von nur ein paar Metern. Aber besser als die Handfesseln an der Zeltstütze zuvor auf alle Fälle.

Das Zucken der großen, spitzen Ohren verriet das Nahen von schweren Schritten, die Sîvan in einem Umkreis von mehreren hundert Metern erkannt hätte.
Das Schlüsselwort hieß: Troll.
Sofort richtete er sich von seiner hockenden Position auf und legte die Flügel an, versuchte seinen ohnehin schmalen Körperbau noch weniger Fläche zu geben, indem er sich seitlich zum Zelteingang hinstellte. Da wurde die Plane schon zurück geschlagen und die Kontur des massigen Biestes kam zum Vorschein. Anstatt aber eine Axt bei sich zu tragen, hielt es Wasser, Brot und einen Krug bei sich.
Hinrichtungsinstrumente sehen anders aus.
Vorsichtshalber brachte der Hybrid so viel Distanz zwischen sich und dem Troll, wie nur möglich, und beobachtete genaustens, wie dieser seine Sachen ablegte, grunzte und wieder verschwand. Noch wartete Sîvan ein paar Augenblicke, bis er die schweren Schritte sich entfernen hörte und ging erst dann zu den Utensilien. Prüfend nahm er das Brot in die Hand und hätte es mit einen Stein verwechselt, wenn das Gewicht denn gestimmt hätte. Um die Herausforderung des Essens meistern zu können, ließ er etwas Wasser auf das Brot tröpfeln, um es so etwas aufzuweichen. Das Ergebnis sah zwar weniger schön aus, ließ sich dafür aber umso schneller runterschlucken. Das Wasser selbst schmeckte ein wenig erdig, als sei es soeben aus einem verdreckten Brunnen geholt worden – was vielleicht auch stimmen mochte, aber Sîvan war einiges gewohnt und würde davon nicht umkommen.
Der Krug mit dem Wasser und dem Lappen darin sollte wohl eine Möglichkeit der Reinigung darstellen – lächerlich, denn um den Hybriden von Kopf bis Fuß wirklich gründlich zu reinigen, bedurfte es eine ganze Wanne und viel mehr Wasser und vor allem Kernseife, als das da. Seufzend legte er dennoch sein Stirntuch ab und wusch sich das Gesicht und befeuchtete ein wenig die schwarzen Haare, ehe er sie wieder zusammenband. Die Hände wusch er sich ebenfalls und versuchte den gröbsten Dreck unter den Nägeln zu vernichten.

Nach dieser Arbeit lief er noch ein wenig im Zelt herum, von der Nahrung, so wenig es auch gewesen war, etwas lebendiger als zuvor. Dann wurde ihm langweilig und bevor er seine Kräfte sinnlos vergeudete, hockte er sich wieder hin, breitete die Flügel aus und legte sie um sich. Eingehüllt in den eigenen Extremitäten, die Dunkelheit schafften und sogar etwas Wärme, versank er in einem Zustand zwischen Dösen und wirklichem Schlaf.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Dienstag 16. Februar 2010, 20:40

Schon vor Tagesanbruch erwachte allmählich das Leben im Lager. Doch mit dem aufkommenden Licht wurde das Treiben wirklich aktiv. Da wurden Rüstungen ausgebessert, Waffen geschliffen, Essensrationen ausgegeben und es herrschte ein ordentlicher Trubel. Dass Angehörige der dunklen Armee auch zu reden und zu normalem Umgang miteinander fähig waren, konnte man hören, da sie ungeniert miteinander plauderten, als wäre dies keine Belagerung, sondern lediglich ein gewöhnlicher, harmloser Treff einer großen Gruppe.
Allein im Zelt des Kommandanten Chajan merkte man an dessen ernstem Gesicht die Lage ein wenig. Schließlich hatte er sich kaum Schlaf gegönnt und schon in den ersten Morgenstunden eine Besprechung einberufen.
Er wollte langsam angreifen, die Sache voran treiben und sich beraten, was der heimliche Ausflug gestern gebracht hatte. Gedanken an seine Gefangenen verschwendete er jetzt keine mehr. Dafür hatte er später noch Zeit.
Auch von den übrigen Soldaten wurden die Zwei ignoriert, wenngleich die aufpassenden Dunkelelfen und den Troll mehrere, fragende Blicke trafen. Seit wann gab es hier etwas zu bewachen? Aber niemand sagte etwas und keiner hätte eine Antwort darauf erhalten.
So vergingen die Stunden, zogen sich unendlich träge hin wie die Wolken am Himmel.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Mittwoch 17. Februar 2010, 18:35

Elýn schlug die Augen auf. Still verharrte sie. In der Nacht hatte sie sich auf die Seite gelegt, den Umhang wie eine Decke um sich geschlungen. Sie hatte tief und fest geschlafen, hin und wieder war sie leicht aufgeschreckt, war dann aber schnell wieder in den Schlaf gesunken. Dementsprechend ausgeruht fühlte sie sich. Sie hatte schon lange Schlaf gebraucht und da niemand sie gestört hatte, hatte sie die Stunden so gut nutzen können.
Nun lag sie da, sah den Boden vor sich und gegenüber die Zeltplane. Sie brauchte nicht überlegen, wo sie war oder was geschehen war. Alles war ihr noch zu bewusst, um auch nur eine Sekunde vergessen zu werden. Sie gähnte verhalten und fuhr mit der Hand über ihr Gesicht und durch die Haare, die dreckig und verfilzt vom Kopf hingen. Dann setzte sie sich langsam auf, wobei die Ketten um ihre Fußgelenke verräterisch klirrten. Ihre Sachen waren feucht und klamm und sie fühlte sich elend in ihnen. Zwar war ihr nicht mehr so kalt wie gestern Abend noch, warm konnte man es aber auf keinen Fall nennen.
Sie stand auf, um sich ausgiebig zu strecken, wobei sich ihre Glieder wie harte Holzscheite anfühlten, die kaum biegsam waren. Auch ihre Schultern taten ihr weh von dem harten, unfreiwilligen Lager.
Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber draußen war es schon hell und sie hörte mehrere Stimmen. Also war das Lager schon wach. Aber das einzige, worüber sie sich freute, war, dass sie hatte ausschlafen können.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Sivan » Samstag 20. Februar 2010, 19:00

Sîvan schlief die Nacht über niemals länger als eine Stunde am Stück - und das auch nie ganz tief. Seine Instinkte waren dazu einfach zu sehr auf Flucht geschaltet, um eine angenehme Nachruhe zu bekommen. Zu genau hörte er jeden Stiefelschritt außerhalb seines Zeltes, einzelne Gesprächsfetzen und das Knistern einzelner Lagerfeuer.
Als es allmählich heller wurde war es mit der Ruhe dann endgültig vorbei, als die meisten Besatzer aufwachten und sich zum Teil lautstark über alles Mögliche unterhielten - zum Glück verstand der Hybrid nicht allzu viel, denn das Meiste wurde auf Lerium oder Kr´zner gesprochen, was er beides nicht beherrschte. Ab und an meinte er etwas auf Rendinea zu hören, aber auch das war zu wenig, um daraus schlau zu werden.
Trotz alldem fühlte er sich weniger nervös und ausgerieben, als am Abend zuvor. Wahrscheinlich lag es aber nur daran, dass er sich schnell an neue Umstände gewöhnte und Gefangenschaften waren etwas, womit er durchaus viel Bekanntschaft gemacht hatte. In einer noch etwas ungelenken Bewegung stand er auf und griff nach dem Becher, der noch etwas Wasser beinhaltete. Schnell leerte er ihn und lauschte wieder eine Weile. Das einzige, was ihm wieder Magenschmerzen bereitete, war der Gedanke an den Troll, der ihn höchstwahrscheinlich wieder abholen würde - sollte er den Hybriden in seinem Vogelhirn nicht vergessen haben. Aber dazu gab es ja Anweisungen; Ausführen, nicht fragen und nicht denken.

Was Elýn wohl machte? Ob es ihr gut ging? Sie sah am Vorabend schon nicht besonders gut aus, ihr machte die Kälte und Nässe wohl mehr zu schaffen, als ihm, der ein Leben in Freien und in ständiger Bewegung gewohnt war. Er hoffte, dass sie kein Opfer dunkelelfischer Aufdringlichkeit geworden war, denn hässlich war sie ja nicht und diese Kerle hier im Lager würden sich sicherlich über etwas Abwechslung freuen...
Selbst unangenehm berührt von diesem Gedanken rieb er sich die Augenlider und versuchte diese Gedanken zu verscheuchen. Besser hoffen, als zu fürchten.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Donnerstag 25. Februar 2010, 10:57

Der Plan wurde sofort und in allen Punkten ausgeführt von seinen Männern. Dafür waren sie ausgebildet worden und der Kommandant hatte deutlich gemacht, dass er keine Verzögerungen wollte.
Im Moment hatte die Wolkendecke aufgerissen und war somit ideal für einen Angriff geeignet. Zwar hätte er gerne die Sonne im Rücken gehabt, um die Soldaten in der Stadt zu blenden, aber das Wetter war ihm zu launisch. Es könnte jederzeit wieder umschlagen und dann könnte er seine Bogenschützen sowie die Steinschleuder nicht mehr einsetzen. Nein, das wollte er nun doch nicht, da nahm er lieber eine gewöhnliche Sicht der Verteidiger in Kauf.
Zwei Trupps mit Zwergen wurden los geschickt mit Aufsehern dabei, um nichts zu riskieren. Immerhin waren diese Männer nicht gerade freiwillig hier, wussten die Ehre, bei dem Angriff des dunklen Volkes mitzuwirken, einfach nicht zu schätzen, aber es gab Methoden, um sie zur Arbeit zu zwingen. Unter anderem gehörte die Ausrüstung der Aufseher dazu, die natürlich jeder mit einer Peitsche ausgestattet waren. Diese jedoch nur verwenden durften, wenn es wirklich nötig war. Das hatte Chajan so bestimmt und sollte eine Klage von den Zwergen kommen, würde er auch für eine entsprechende Bestrafung des Dunkelelfs sorgen, der dafür verantwortlich wäre.
Die zwei Mauerschrecks wurden in Richtung der Stadtmauer geschoben und an günstigen Stellen am Boden befestigt, bevor sie mit Bogenschützen und ein paar Magiern besetzt wurden. Auch je ein Schreiber mit seinen Utensilien war bei ihnen, um die Gegebenheiten aufzuzeichnen und am Abend dem Kommandanten vor zu legen.
Da zwischen den beiden Geräten absichtlich einiger Abstand gelassen worden war, hatte die große Steinschleuder ausreichend Platz, um dazwischen geschoben und fixiert zu werden. Mit dieser würden sie das Tor attackieren und zusehen, wie rasch es zu Fall gebracht werden konnte. Das würde zwar einigen Krach machen und nicht auf Anhieb klappen, aber sie hatten genügend Steine bei sich, um die Belagerung lange damit zu quälen.
Neben all diesen Vorbereitungen, die schon für genügend Lärm sorgten, schlichen sich mehrere kleine Gruppen am Rand des Lagers entlang bis hin zur Stadt. Von einem der Männer des gestrigen heimlichen Angriffs wurden sie geführt, um den Weg an der Küste in die Stadt hinein finden zu können. Sie würden in den Gassen und Straßen erst recht für Verwirrung und Unsicherheit sorgen. Und vielleicht ließ sich ja die ein oder andere Geisel nehmen, die ihnen dann noch einen schönen Batzen Geld einbringen würde.
An die Gefangenen wurde derweil nicht gedacht und sich auch nicht um sie gekümmert. Lediglich die Aufpasser mussten an ihren Plätzen verharren und durften bei diesem testenden Angriff nicht dabei sein. Was sie frustrierte, aber sie gehorchten.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Sonntag 28. Februar 2010, 16:31

Elýn hatte erwartet, dass die Dunkelelfen zurück kehren würden, sobald sie hörten, dass sie wach war. Sie hatte erwartet, zurück geschleift zu werden, zurück zu ihren Anführer und ausgefragt zu werden. Worüber konnte sie sich zwar immer noch nicht vorstellen, aber es musste einen Grund geben, wieso sie hier waren - und wieso sie noch lebend hier waren. Vielmehr würde sie das wissen wollen. Wieso sie gefangen genommen waren, wieso man sie hier geschleppt hatte und was man mit ihnen vorhatte. Fragen, die Elýns Fanatasie anregten, die in ihr mehrere Schreckensszenarien weckte.
Sie war verwundert darüber, dass man sie, entgegen ihrer Erwartung, ignorierte und alleine ließ. Sie wartete eine Weile, doch es geschah nichts. Stattdessen hörte sie Lärm draußen, das ganze Lager schien beschäftigt zu sein. Ob sie sich auf einen Angriff auf Andunie vorbereiteten? Elýn wusste nicht, ob sie froh darüber war, hier zu sein, statt in ihrer Wohnung in der Stadt, sollte tatsächlich heute ein Angriff stattfinden. Wüsste sie, weshalb sie hier war, wäre die Frage sicher einfacher zu beantworten.
Irgendwann stand sie auf. Es war unbequem so lang still zu sitzen, also streckte sie sich abermals und begann langsam herum zu laufen. Nach ein paar Minuten ging sie näher zum Zeltausgang. Sie wollte wissen, was dort draußen los war. Der Anblick wäre wohl spannender, als der der Zeltwände um sie herum. Also stellte sie sich seitlich neben den Ausgang und versuchte einen Blick nach draußen zu werfen und die Lage zu erfassen.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Sivan » Donnerstag 4. März 2010, 12:37

Bald wurde es nicht nur lebhaft, außerhalb seiner Zeltwände, sondern fast schon lärmend. Was war da draußen los? Wurde die Stadt nun angegriffen und gestürmt? Mit einem ironischen Gedanken dachte der Hybrid, dass er hier, mitten unter dem Feind, besser aufgehoben wäre, als bei den direkten Ausschreitungen.
Sollte die Dunkle Armee gewinnen und die Stadt einnehmen, dann hatte er nichts zu befürchten - also von außerhalb. Was hier innerhalb des Lagers vorging, war etwas anderes. Das Beste, was ihm noch passieren konnte, wäre, dass er als Sklave für sie arbeiten musste. Das hatte er schon einmal für die Piraten in Rumdett getan und wusste, wie man sich verhielt, um möglichst wenig aufzufallen. Aber nein, er sollte nicht anfangen sich mit diesem Gedanken schon anzufreunden! Das Beste von allem wäre seine Freiheit...

In dem allgemeinen Unruhen außerhalb begann er, sich mit seinen Fußfesseln zu beschäftigen. Leider waren es dieses Mal Ketten und keine Seile, sodass es nichts brachte, wenn er versuchte daran herum zu kratzen. Trotzdem untersuchte er die einzelnen Glieder, ob sich vielleicht nicht irgendwo eine unsichere Schwachstelle befand, die sich mit einem Ruck würde lösen können. Aber selbst wenn - woher sollte er die Kraft nehmen?
Ein Versuch konnte ja nicht schaden, daher zog und zerrte er mit dem Bein, doch abgesehen davon, dass sich das Metall schmerzhaft in seine Haut schnitt, geschah nicht. Grollend machte er eine abfällige Handbewegung, sodass die Zeltplanen kurz aufflatterten, verursacht von einer herrischen Böe, die durch das Zelt glitt und letztendlich durch den Ausgang wieder entwicht, sodass dort die Plane ebenso stark flatterte.
Wenn er doch nur irgendwelche Werkzeuge um sich hätte! Suchend glitt sein Blick über den Boden, aber dort war nichts, außer... Lehm, eine leere Kiste und der mittlere Pfosten, der das Zelt trug.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Mittwoch 10. März 2010, 10:33

Der Angriff verlief in etwa so, wie es geplant war. Natürlich gab es hie und da kleinere, unwichtere Pannen, wie zum Beispiel ein kurzer Streit zwischen zwei Zwergen, welche Hacke für diesen Untergrund die richtige war. Was rasch von den Aufsehern beendet werden konnte.
Auch der Rest der Truppe freute sich viel zu sehr, dass die Belagerung endlich einmal eine Abwechslung erlebte, dass sie sich beinahe gar nicht zankten. Noch dazu, wo sie wussten, dass, sollten sie irgendetwas tun, was negative Folgen für sie hätte, Chajan hart durchgreifen würde. Und er würde es auf alle Fälle erfahren, das wussten alle.
Die Pläne des Kommandanten waren effektiv und erreichten auch die Ziele in ihrer Umsetzung.
Es wurden ein paar Geiseln genommen, vor allem Frauen und sogar einige Kinder, die ins Lager geschleppt und gezerrt wurden. Sie hatten Angst, schrien und weinten, teilweise allerdings auch, weil der ein oder andere Gatte oder Vater erschlagen worden war, da er sich in den Weg gestellt hatte. Männer waren in der Hinsicht besser gleich zu töten, als gefangen zu nehmen.
Unsicherheit und Panik gab es in der Stadt nun zuhauf.
Auch die Soldaten vor den Mauern hatten ihr möglichstes getan, um dem noch mehr Nahrung zu geben. Doch die steinerne Barriere hatte gehalten, sehr zum Bedauern einiger der Ranghöheren, die sich schon nach ihrem Zuhause sehnten, da sie genug von dem Wetter und den Zelten hatten.
Aber so mussten sie noch weiter ausharren und am Abend, nach der Dämmerung, lieferten sie ihrem Kommandanten einen vollständigen und erfreulichen Bericht ab.

Auch an den beiden Zelten der bisherigen Gefangenen wurden die neuen Geisel vorbei gezerrt und ihr Klagen und Wimmern klang angsteinflößend.
Was würde mit ihnen geschehen? Wohin würde man sie bringen und wie lange würden sie gefangen gehalten werden? Würden sie es überleben?
Die drei Wächter vor den beiden Eingängen sahen ihnen ebenfalls nach und grinsten sich zu.
Tja, sie hatten eben Pech gehabt. Was mussten sie schließlich auch auf der falschen Seite stehen? Aber das musste sie ja nicht kümmern und tat es auch nicht wirklich.
Was sie jedoch beschäftigte, war, was nun mit ihren Gefangenen geschehen würde.
Der vierte Wächter, ein Dunkelelf, war vor kurzem, nachdem der Angriff offenbar beendet worden war, zu dem Zelt des Kommandanten gelaufen, um ihm etwas zu berichten. Nämlich, dass sich plötzlich und ohne äußerem Grund die Zeltplane knatternd bewegt hatte. Er hielt es für wichtig, Chajan dies mitzuteilen.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Freitag 12. März 2010, 20:32

Immer wieder zuckte sie zusammen, als sie sah wie die Stadtmauer Andunies belagert wurde, als würde jeder Schlag sie persönlich treffen. Und so war es irgendwie auch. Sie lebte jetzt noch nicht sehr lange in der Stadt, für ihre Verhältnisse zumindest, und hier hatten sie so wenige Umstände wie sonst auch gehalten. Nämlich kaum etwas. Sie war aus Bequemlichkeit noch hier und weil der Drang, davon zu gehen, sie noch nicht gepackt hatte. Sie hatte schon in ein paar Städten gelebt. Und doch ging es ihr ans Herz, den Angriff mit anzusehen.
Sie sah das Dunkle Volk herum eilen, Dunkelelfen, Orks, sogar ein paar Zwerge, Befehle wurde geschrien und noch vieles mehr, dass Elýn kaum in der Lage war, alles auf einmal aufzunehmen. Irgendwann konnte sie nicht mehr dort stehen und sich den Angriff mit ansehen. Jedes Mal dachte sie, die Mauer würde aufbrechen und doch konnte sie nie ein Loch in den Steinen entdecken. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was es für ein Blutbad geben würde, wenn dies geschah. Sie war hier wirklich um einiges sicherer aufgehoben. Ein seltsames Gefühl.
Ihr Blick glitt zu den Dunkelelfen, die vor ihrem Zelt Position bezogen hatten und sie entweder nicht bemerkten oder sie gewähren ließen. Einen Moment überlegte sie, zu fliehen. Vielleicht, wenn sie schnell genug war, konnte sie an ihnen vorbei huschen. Aber was dann? Ganz davon abgesehen, dass sie nicht glaubte, die beiden wären wirklich so unaufmerksam, um ihr diese Chance zu geben.

Also ging sie zurück zu ihrem ursprünglichen Platz, und auch wenn sie immer noch die Belagerung hörte, fühlte sie sich besser, als sie das Ganze nicht mehr mit ansehen musste. Wiederholt fragte sie sich, was jetzt passieren würde. Sie hatte keine Ahnung, nicht mal einen Funken, und das machte sie mehr nervös als wütend.
Lange saß sie nur da, starrte den Boden an, zur Zeltwand, zum Balken, zu Boden und immer so weiter. Irgendwann hörte sie Schreie von Frauen und das Wimmern von Kindern. Je näher die Geräusche kamen, desto mehr fröstelte es Elýn bei dem Klang. Auch wenn sie selbst bei ihrer Gefangennahme mehr ihre Wut als die Angst gezeigt hatte, ließen diese Dinge sie doch nicht kalt. Sie fragte sich, was sie alle hier sollten und was sie mit ihnen vorhatten.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Sivan » Mittwoch 17. März 2010, 11:52

Es dauerte den ganzen Tag, bis es wieder ruhiger wurde. Ob die Stadt einfach überrannt oder in sich zusammengebrochen war? Sîvan wusste nicht viel vom Krieg, erst recht nichts von Kriegsstrategien. In seiner Vorstellung waren die Befehlshaber und Kommandanten einfach nur gelangweilte Machthungrige, die gerne spielten –und am meisten Spaß machte es ihnen, wenn die Spielfiguren lebendig waren. So ähnlich war es jedenfalls in Rumdett gewesen, wo man auswürfelte, welches Schiff auf dem Meeresgrund landen würde, und welches weiter segeln durfte.
Verlierer gab es dabei zuhauf, Gewinner nur wenige –wenn überhaupt.
Meistens war es doch so, dass beide Seiten zu viele Verluste erlitten, um wirklich von einem Sieg sprechen zu können. Aber wer war er schon, um das alles zu hinterfragen? Er verstand es nicht, lebte in einer eigenen Welt, die nur leider ständig mit jener kollidierte, die ihm nicht zusagte.
Er hätte niemals auf dieses verfluchte Schiff nach Andunie gehen sollen, sondern lieber im Dschungel verharren und sich mit den Tabiki anfreunden sollen! Er mochte den Wald zwar nicht besonders, zumal es dort zu viele Dinge gab, die bissen, stachen oder giftig waren, aber dort war es besser, als hier. Tausendfach besser!

So hing der Hybrid den ganzen Tag lang seinen eigenen Gedanken nach, lauschte ab und an und zeigte erst wieder Regung, als er das Weinen und Klagen von Frauen und Kindern vernahm. Neugierig stand er auf und ging bis zum Zelteingang, wo er durch einen schmalen Schlitz zwischen den Aufpassern hindurch sehen konnte. Er erkannte nicht viel, aber was da wo wehleidig klang, konnten nur Kriegsgefangene sein.
Jetzt waren sie nicht besser dran als er.
So war eben das Leben.
Mitleid hatte Sîvan keines, dazu verfluchte er seine eigene Lage viel zu sehr, aber wünschte den Menschen dennoch im Stillen Glück. Gefangenschaft hatte eigentlich niemand verdient, nicht einmal Menschen.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Sonntag 21. März 2010, 15:21

Der Abend zog sich in die Länge. Der Kommandant hörte sich auch noch den letzten Tagesbericht an, bevor einer der vier Wächter der Gefangenen von letzter Nacht bei ihm vorstellig wurde und ihm von der Bö erzählte.
Chajan lauschte mit undurchdringlicher Miene den Worten und nickte schließlich. Er gab ein paar Anweisungen und entließ den Soldaten wieder, damit dieser erneut seinen Posten aufnehmen konnte.
Doch dieses kurze Gespräch sorgte nicht nur dafür, dass er den Troll zu sich rief und ihm eine Aufgabe erteilte, die diesen sichtlich zufrieden grunzen ließ. Nein, es erinnerte ihn auch an die Begleiterin des Hybriden.
Und um diese wollte er sich nun kümmern, jetzt, da er für seine Verhältnisse gute Laune hatte und alle Dinge des Tages für ihn erledigt waren.

Als die Schreie, das Klagen und Wimmern allmählich verstummten, weil den Gefangenen die Kraft dazu ausging oder sie zu weit weg waren, als dass Elýn sie hätte hören können, kam vor dem Zelt Bewegung in die Wachen. Ein Dritter war zu ihnen hinzu getreten und unterrichtete sie flüsternd in die neue Anweisung.
Es war ein niedriger Soldat, schon älter und mit unzähligen Narben im Gesicht. Er hinkte und war für dunkelelfische Verhältnisse erstaunlich klein. Da er fürs Kämpfen nicht mehr so gut taugte, aufgrund seiner zahlreichen Verletzungen, jedoch zufriedenstellende Dienste geleistet hatte, gehörte er inzwischen zu den persönlichen Leuten des Kommandanten.
Nun trat er in das Zelt hinein, mit einer kleinen Lampe in der Hand und einer Schüssel mit Wasser sowie einem Lappen, den er sich um den Unterarm gelegt hatte.
Die Lampe stellte er in sicherer Entfernung und trotzdem noch lichtspendend ab.
Dann kniete er sich vor Elýn hin und begann wortlos damit, ihr Gesicht und ihre Arme zu waschen. Wollte sie ihm Widerstand entgegen bringen, griff er einfach fester zu.
Das Ganze dauerte keine zwei Minuten, bis der gröbste Schmutz von ihrer Haut verschwunden war.
Daraufhin rief er eine der Wachen herein.
Der Soldat blieb ebenfalls stumm und löste lediglich die Kette von ihren Beinen, die sie hier festhielten. Doch sein Griff war derart grob und unerbittlich, als er sie auf die Beine zog, dass sie gar keine Chance dazu hatte, ihm davon zu laufen.
Der Diener schnappte sich seine Sachen wieder und ging voraus, während der zweite Wächter zurück blieb.
Der Weg war Elýn bereits bekannt, er führte sie direkt zum Zelt des Kommandanten. In dieses wurde sie auch hinein gebracht und sofort auf die Knie gestoßen, sodass ihr Gesicht auf einem der weichen Teppiche landete.
Der Diener indes eilte zu seinem Herren und wisperte ihm etwas ins Ohr. Dieser nickte knapp und schickte ihn dann hinaus, sodass sie beide allein waren.
Er befand sich wieder auf seinem Stuhl, hatte diesmal vor sich jedoch ein kleines Tischchen mit einigen gefüllten Schüsseln vor sich stehen. Die Inhalte verströmten betörende Düfte, vor allem für jemanden, der den gesamten Tag über nichts zu essen bekommen hatte.
Chajan wartete und beobachtete sie mit durchdringendem Blick.

Auch vor Sîvans Zelt kam Bewegung in die Männer. Die schweren Schritte hatten den Troll schon angekündigt, doch als er nun auch noch seine tiefe, kehlige Stimme verwendete, die kaum zu sonderlich verständlichen Worten geeignet schien, blieb kein Zweifel mehr.
Was war geschehen? Was hatte er den beiden Soldaten zu sagen, die plötzlich schadenfroh auflachten? Es war nicht vernehmbar für den Gefangenen gewesen.
Allerdings musste er nicht lange warten, bis sich weiter etwas tat. Die Schritte des Trolls entfernten sich wieder, während einer der Wachen, der vorhin dem Kommandanten den Bericht geliefert hatte, ins Zelt eintrat und auch den Hybriden nun los band.
Er packte beide Oberarme von ihm und zog ihn auf die Beine, als würde er absolut nichts wiegen. Dabei wurden Sîvans Flügel etwas eingequetscht, aber darauf wollte und würde der Dunkelelf keine Rücksicht nehmen.
Stattdessen verließ er mit dem Gefangenen, dessen Füße den Boden kaum berührten, das Zelt und trug ihn durch die vielen Gassen des Lagers.
Bis sich vor ihnen der Weg verbreiterte und sie zu einem kleinen Platz inmitten der ganzen Behausungen gelangten, der für gewöhnlich für größere Ansprachen benutzt wurde. Jetzt allerdings befand sich in der Mitte dieses Platzes ein rasch mit einer Schnur eingezäuntes Areal.
Beleuchtet wurde es von unzähligen Fackeln und auch schon Zuseher hatten sich eingefunden, denn die Kunde von dem, was nun hier geschehen würde, hatte sich natürlich rasch verbreitet. Einige von ihnen waren bereits leicht angetrunken, bei anderen wiederum stand deutlich die Schadenfreude in den Gesichtern zu lesen und ein paar waren einfach nur neugierig.
Inmitten des Areals befand sich der Troll mit gerade einmal einer knappen, kurzen Hose bekleidet. Er trug keine Waffen bei sich, sondern würde sich nur mit seinen Fäusten wehren, die dennoch äußerst schmerzhaft und gefährlich sein konnten.
Ohne Sîvan etwas zu erklären, wurde er in die Umzäunung hinein gestoßen. Wobei er Glück hatte, dass der Platz hier nicht ganz so matschig und glitschig war.
Johlen erklang und es würde kein Entrinnen von hier geben, bis der Troll es nicht für beendet erachtete... oder der Wächter, der hier blieb und alles beobachten würde.
Der Troll ließ seine Fingerknöchel knacken und grinste hämisch für einen Moment.
Dann jedoch wurde sein Gesicht ausdruckslos und mit einem furchteinflößenden Brüllen ging er kurzerhand auf den Hybriden los.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Donnerstag 25. März 2010, 21:45

Elýn hatte ihren Kopf auf die Arme gestützt und saß mit geschlossenen Augen da. Sie versuchte die Schreie zu überhören und den Hunger zu ignorieren, die Hilflosigkeit und den Ärger in sich. Sie wusste, dass sie es nicht mehr lange aushalten würde, hier zu warten. Die Schritte vor dem Zelt nahm sie nur am Rande wahr und war deshalb auch halbwegs überrascht, als jemand zu ihr ins Zelt kam. Sie musterte den kleinen, hässlichen Mann und verzog kurz das Gesicht, was ihre Abscheu ihm gegenüber deutlich machte. Er war ein Dunkelelf. Das allein reichte, ihn zu verabscheuen. Da gäbe es noch viele andere Gründe, aber dieser alleine reichte auch aus.
Halb neugierig, halb misstrauisch beobachtete sie den Mann, sah von der Lampe, die er abstellte, zu ihm und dem Eimer. Sie dachte, er würde ihr den Eimer hinstellen, stattdessen machte er Anstalten auf sie zu zukommen und Elýn war versucht widerstrebend zurück zu weichen. Was wollte er? Mit verengten Augen beobachtete sie seine Hände und wollte schon zu gereizten Worten greifen. Doch sein Blick ließ sie schweigen und untätig, wenn auch erniedrigt, ließ sie es über sich ergehen, als er sie grob wusch. Spätestens sein fester Griff, als sie glaubte, seine Hand würde sich verirren und sich ihm entziehen wollte. Stattdessen tat er aber nichts Unsittliches und nachdem er fertig war, fühlte sie sich weder sauberer noch erholter.

Als er nach der Wache rief, wusste sie, dass man sie aus dem Zelt holen würde. Aber wohin? Die ganze Zeit hatte sie das Warten im Unwissenden verflucht und doch stieg in jenem Moment, als die Wache ins Zelt trat, Panik in ihr auf. Mit großen Augen blickte sie zu ihm und sah einfach nur dabei zu, wie er ihre Ketten löste. Sein unerbittlicher Griff löste ihre Starre dann und bevor sie sich versah, stand sie auch schon. Mit wackligen Beinen und ungewohntem Gefühl, frei von Ketten die Füße beliebig bewegen zu können, fiel es ihr nun mehr schwerer, mit der Wache Schritt zu halten. Einmal zischte sie eine Beleidigung in Estria, die aber gut und gerne in dem allgemeinen Lärm nur als Zischen erkannt werden konnte, ansonsten folgte sie schweigend, da sie wusste, sie hätte keine Chance.
Dieses Mal jedoch nutzte sie die Chance und sah sich so gut es ging, in dem Lager um. Sie war erstaunt über die Masse der Zelte und die Vielfalt der Gestalten, die sie hier sah. Neben Dunkelelfen sah sie Trolle und Goblins und einmal glaubte sie sogar tatsächlich einen Zwerg gesehen zu haben.

Doch für einen Rundumblick blieb nicht lange Zeit, geschweige denn für das Entwerfen eines Fluchtplanes. Sie würde sich wohl hoffnungslos in dem Lager verirren und hätte nur die Stadtmauer, an der sie sich orientieren konnte. Und nach Andunie wollte sie nicht. In die ungeschützte, freie Ebene als Flüchtling aber auch nicht. Vor allem nicht alleine. Wo steckte die Fledermaus?

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie schon in ein Zelt gestoßen, strauchelte zu ihrem Ärgernis, da sie kaum, auch wäre sie bei vollen Kräften, nicht gegen den Dunkelelfen angekommen wäre, und fiel. Reflexartig stützte sie sich auf dem Boden ab, erwartete schmerzende Kratzer in den Händen, stattdessen blieb der Schmerz aus und perplex öffnete sie die Augen und starrte auf einen Teppich.
Er lässt es sich wirklich gut gehen. Wo ist Sîvan? Ihr Kopf schaute kurz nach links, nach rechts, doch da war niemand. Sie erwartete wieder einen groben Griff, der sie im Nacken packte, doch auch diese Berührung blieb aus.
Sie brauchte einige Sekunden, um sich der Situation halbwegs bewusst zu werden. Sie fühlte sich ungewohnt frei, dabei war es nur normal, ohne Ketten und dem ständigen Griff einer Hand im Nacken ausgesetzt zu sein. Als sie dann langsam den Kopf hob, fiel ihr Blick auf die ihr schon bekannten Schuhe. Doch sie war nicht überrascht. Der Teppich sagte alles, um zu wissen, in wessen Zelt sie sich befand. Wieder wurde ihr bewusst, dass er sie anstarren und beobachten musste, da er weiter nichts tat. Sie fühlte sich unwohl in dieser Position, schließlich war sie kein Bär im Käfig. Das zumindest redete sie sich ein.

Immer weiter hob sie den Blick und er fiel kurz auf die Schüsseln auf dem Tisch direkt vor ihr. Aus einigen stieg sanfter Dampf und ließ sich ihren Magen schmerzhaft zusammen ziehen. Unweigerlich knurrte er bei den Anblick und sie hoffte nur, dass es nicht zu laut, zu verräterisch war. Eine Sekunde später starrte sie Chajan direkt ins Gesicht. Es war nun niemand mehr da, der sie daran hindern konnte.
Inzwischen hatte sie ihren Oberkörper aufgerichtet und kniete nun vor dem Tisch, der Position war sie sich jedoch nicht bewusst. Sie schaute einfach nur Chajan an, überlegte, was er wohl erwartete. Ihr lag eine scharfe Bemerkung auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. Dieses Mal sollte er beginnen. Dementsprechend legte sie eine gut erkennbare, fragende und auffordernde Mine auf, als wäre sie die beste und willigste Zuhörerin, die er finden konnte.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Sonntag 28. März 2010, 18:25

Es amüsierte den Kommandanten ein wenig, wie verdutzt sie wirkte, als sie unter sich den Teppich und nicht den schlammigen Boden wahrnahm. Zumindest hatte er das Gefühl, als wäre sie darüber überrascht. Er las es von ihrer erstarrten Haltung ab, denn ihr Gesicht konnte er durch den Vorhang aus Haaren nicht sehen.
Allerdings tat er nichts, sondern wartete weiter.
Aha, nun sah sie sich also danach um, wo ihr Begleiter war. Ob sie doch stärker zusammen hingen, als er bisher vermutet hatte? Das könnte gut möglich sein und er hatte vor, es heraus zu finden, da es seinen Plänen schließlich dienlich sein konnte. Aber ihn würde sie hier nicht vorfinden, nicht an diesem Abend und vermutlich auch in den nächsten Tagen nicht. Je nachdem, wie gut er sich gegen den Troll würde behaupten können.
Jetzt begann sie endlich damit zu verstehen, dass sie sich bewegen konnte. Er konnte deutlich sehen, wie ihr Blick wanderte, über den Teppich nach vorne zu seinen Füßen, dann seine Beine entlang und immer mehr nach oben.
Seine Miene blieb unbewegt und er tat auch nichts, um diesen Vorgang zu beschleunigen. Obwohl es ihm ein Leichtes gewesen wäre und es ihn selbst einen Hauch weit erstaunte, dass er derart geduldig blieb.
Diesmal jedoch wollte er ihren Widerstand nicht künstlich hervor rufen, sondern eher testen, wie weit dieser noch von sich aus vorhanden war in ihrem Wesen. Ob sie überhaupt dazu fähig war, sich zu beugen und jemandem zu unterstellen?
Ah, nun hatte sie das Essen entdeckt. Ihn wunderte ein wenig, dass ihr Magen noch nicht lautstark danach verlangte. Nicht umsonst hatte er alles so herrichten lassen. Er würde ohnehin nur einen Bruchteil dieser Ration zu sich nehmen, wollte sie mit dieser Fülle allerdings hervor locken.
Für einen winzigen Moment blitzte es leicht amüsiert in seinen Augen auf, als ihr Körper jetzt doch auf diesen Anblick sowie auf den Duft reagierte, was zwangsläufig die Folge hatte sein müssen.
In der nächsten Sekunde aber merkte man schon nichts mehr davon, war er wieder ganz er selbst, mit dieser undurchschaubaren, gefühlslosen Miene. Es geschah zur rechten Zeit, denn nun wagte sie es sogar, direkt in sein Gesicht zu blicken.
Mut und Neugier... oder auch Dummheit schienen sie vergessen zu lassen, wem sie sich gerade gegenüber befand, denn nur wenige hatten sich das bisher getraut. Und er tat vorerst auch nichts dagegen, sondern musterte sie stattdessen noch einmal, seelenruhig und überhaupt nicht darum bemüht, es zu verbergen.
Es scherte ihn auch nicht, dass sie von ihm etwas zu erwarten schien, einen Anfang oder eher die Begründung, warum sie hier vor ihm war.
Sie wirkte allerdings etwas müder und ihre Kleidung war schmutzig. Auch war ihr Haar schon leicht verfilzt und sie hätte mehr als ein heißes Bad nötig gehabt, um wieder völlig gepflegt zu erscheinen.
Schließlich wanderte sein Blick wieder zu ihren Augen und erwiderte den ihren ungerührt. "Nun, ich nehme an, du wirst jetzt gesprächiger sein und mir mehr über dich verraten. Wer bist du, woher stammst du, was tust du in Andunie?", fragte er, fast schon mit liebloser Stimme, und dennoch war sie mit einem Unterton versehen, der deutlich machte, dass er keine Ausflüchte dulden würde.
Und sollte sie ihm tatsächlich Antworten geben, die er bereit war zu glauben, würde er ihr sogar den ein oder anderen Happen von dem Tischchen zukommen lassen, damit sie ihren Hunger ein wenig stillen könnte.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Samstag 3. April 2010, 14:31

Es gefiel ihr nicht, wie er sie musterte, auch wenn es, wie sie erkannte als er sie wieder direkt ansah, weniger von Gier als mehr nach oberflächlichem Interesse aussah. Zumindest wirkte seine Mine nicht so, als hätte er sich eben sonst etwas vorgestellt, sondern nur so, als hätte er sich einen Eindruck verschaffen wollen. Vermutlich kein guter, denn ihrer momentanen Erscheinung war sie sich durchaus bewusst. Was jedoch nicht hieß, dass sie unbedingt etwas daran ändern wollte. Sicherlich fühlte sie sich wohler, wenn sie befreit von Schmutz war und in sauberen Kleidern steckte. Andererseits war dieser Eindruck inmitten eines Armeelagers voller einsamer Dunkelelfen und anderen Gestalten wenig erstrebenswert.
Seine nächsten Fragen waren klar formuliert, kalt und geradlinig, ohne eine warme Emotion in seinem Inneren erkennen zu lassen. Nicht nur seine tiefe, starke Stimme, sondern auch die restlichen Umstände ließen ihren Widerstand bröckeln. Sie fühlte sich elend, alleine, hatte Hunger und nicht mal das Fünkchen einer Ahnung, was sie hier sollte. Was brachte es da noch, seinen Fragen auszuweichen oder ihre Zukunft weiter hinaus zu zögern? So oder so würde sie sicherlich nichts angenehmes erwarten und wenn sie ihn provozierte, würde alles vermutlich nur noch unangenehmer werden. Wenn sie sich hingegen klug verhielt, würde sie vielleicht sogar mehr in Erfahrung bringen können.

Während sie sich darüber Gedanken machte, wurde ihre Mine neutral. Das Übertriebene wich aus ihren Zügen, aber an ihrer Stelle trat auch nichts anderes wie sonst Herablassung oder Spott. Kurz und schmerzlos. Vielleicht mochte das funktionieren. Dabei fiel es ihr gar nicht so leicht, ihm zu antworten. Woher sie stammte? Sie fühlte sich nicht zu Estria verbunden. Es war der Ort ihrer Geburt, und der Ort, an dem ihre Mutter starb. Kaum mehr verband sie inzwischen mit der Welt aus Eis. Und doch stammte sie von dort. Was sie dann aber hier suchte, wollte sie nicht erklären müssen.
"Ich bin vor zwei Jahren von Pelgar nach Andunie gekommen. Ich habe eine kleine Wohnung in der Stadt und verdiene mein Geld mit tanzen." Ihre Stimme klang völlig neutral, ohne klar zu machen, ob ihr ihr Leben gefiel oder nicht. "Aufregend, nicht wahr?", fragte sie dann, nun doch mit verändertem, ironischem Ton in der Stimme.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Samstag 3. April 2010, 19:04

In der Tat hatte Elýn mit ihrer Vermutung, ohne es zu ahnen, recht. Denn Chajan war nicht der Typ Mann, der in jeder Frau nur ein Objekt für seine Lust sah. Es kam sogar äußerst selten vor, dass er sein Lager auch nur für ein paar Minuten mit einem weiblichen Wesen teilte. Es war für ihn höchstens eine seltene Belohnung für wirklich große Verdienste, die er vollbracht hatte. Und auch sonst gelüstete es ihn sehr wenig danach, er verwandte seine Energie lieber für weitaus andere, nützlichere Dinge.
Sonst hätte er womöglich mehr auf Elýns Äußeres angesprochen, als mit reiner Berechnung, wie er sie verwenden könnte für die Dienste des dunklen Herrschers. Zwar hatte er seinen Diener hingeschickt, um sie vom gröbsten Schmutz zu befreien, aber im Prinzip wäre es nicht wirklich nötig gewesen. Es war lediglich eine kleine Nachgiebigkeit gewesen, damit er ihre Züge besser lesen könnte, anstatt sich zu fragen, ob sein Eindruck richtig war oder durch den Dreck verzerrt wurde. Ansonsten war das bisschen Wasser und der eine Lappen nur Verschwendung gewesen, das wusste er selbst, ohne darauf angesprochen zu werden.
Und auch ihre Kleidung hatte eindeutig bessere Tage gesehen, ohne, dass er vorerst daran dachte, es zu ändern.
Der Kommandant bemerkte, dass sich etwas in ihrer Haltung, vor allem in ihrem Antlitz änderte.
Gab sie ihren Widerstand etwa schon auf?
Fast empfand er einen Hauch von Bedauern, denn es gab wirklich nur wenige Personen, die es wagten, ihm zu widersprechen. Sofern sie natürlich nicht weit über ihm in der Rangordnung standen oder es gar der dunkle Herrscher selbst war. Aber dann waren seine Worte, sollte er sich überhaupt dazu äußern, wohl überlegt und beinahe ausschließlich frei von Widerlegungen. Da war diese Gefangene schon eine Abwechslung gewesen, wenngleich er einen gewissen Grundgehorsam durchaus schätzte.
Sollte also ihr Wille tatsächlich schon gebrochen sein? Oder steckte auch hinter diesem hübschen Antlitz Berechnung, sodass sie sich durch ihre Gefügigkeit etwas versprach? Zutrauen könnte er ihr beide Möglichkeiten, da er sie noch nicht einzuschätzen wusste.
Trotzdem fand nichts von all seinen zahlreichen Gedanken seinen Widerhall auf seinem Gesicht. Nein, es blieb ausdruckslos und die Augen gerade auf die ihren gerichtet.
Für einen flüchtigen, viel zu schnell vergehenden Atemzug blitzte etwas in seinem Blick auf, das an Amüsement erinnern könnte, als da wieder dieser Widerstand erklang, auf den er sogar schon irgendwie gewartet hatte.
Sonst jedoch reagierte er nicht darauf und im Gegensatz zu ihr, hörte man seiner Stimme nichts davon an, was in ihm vorherrste:"Es sind noch Fragen offen. Wer bist du und woher genau stammst du? Es erscheint mir seltsam, dass die Eltern einer Elfe sich in Pelgar niedergelassen haben und nicht in ihrer Heimat blieben. Dass es eine junge, unerfahrene Elfe hingegen dorthin verschlägt, ist schon wahrscheinlicher. Was dazu führt zu fragen, warum sie das getan hat. Und warum sie aus Pelgar nach Andunie reißt, um dort zu... tanzen." Für einen kurzen Moment zögerte er bewusst, bevor er das letzte Wort aussprach, damit sie darin hinein interpretieren konnte, was sie wollte.
Während seine Gedanken schon weiter wanderten und er sich fragte, ob sie ihr Handwerk gut verstand. Nicht, weil er sich daran sonderlich erfreuen wollte oder die Zeit und Muße dafür hätte, sondern eher aus der Erwägung heraus, wie beweglich ihr Körper war. Das könnte für ihren Dienst in der Armee noch nützlich sein.
Deswegen fasste er auch einen Entschluss. "Nachdem du mir geantwortet hast, wirst du mir zeigen, was du kannst. Gefällt mir, was ich zu sehen bekomme, erhältst du das ein oder andere Stück hiervon." Damit meinte er das zahlreiche Essen, das ihm serviert worden war.
Ihm war bewusst, dass er sie damit wieder heraus forderte. Aber er hatte diese Entscheidung nun mal für sich beschlossen und er würde ihre Umsetzung auch anstreben. Die Frage war eher, wie lange er sich gedulden musste, bis dem so war. Elýn würde ihm nicht davon laufen.
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Sonntag 25. April 2010, 21:06

Zuerst blieb ihre Miene noch regungslos als er sie darauf hinwies, dass noch Fragen offen waren. Offenbar ließ er sich nicht leicht von seinen Plänen ablenken und behielt sein Ziel im Auge. Elýn hatte gehoffte, dass ihre Antworten ausreichen würden. Aber dem war nicht so, stattdessen führte er genauer aus, was er wissen wollte. Umso besser, dann musste sich nicht ihr ganzes Leben erzählen. Wobei dieser Eindruck schnell mit seinen Worten schwand. Was wollte er nicht alles wissen. Zu erzählen, wie sie nach Pelgar kam, hieß schon fast, ihr halbes Leben zu erzählen. Dieser dunkelelfische Mistkerl.
Als er ihr dann das Essen auf eine so demütigende Art und Weise anbot, war es das mit ihrer bisher unbeweglichen Mimik. Er wollte Antworten, in Ordnung, sollte er sie bekommen. Aber sie ließ sich nicht mit Essen ködern, schon gar nicht belohnen. Und sie glaubte, dass er es nur darauf absah, sie zu erniedrigen, zu demütigen und ihr einzuschärfen, dass sie abhängig von ihm war.

Ihre Finger hatte sie zu Fäusten geballt und spürte die Fingernägel leicht ins Fleisch drücken. Sie musste sich zusammen reißen, um nicht ihrer Wut lauthals Ausdruck zu verleihen. Dennoch sah man ihr an, wie sehr sie sich beherrschen musste und was sie lieber getan hätte, als vor ihm auf dem Boden zu knien. Ihre Kiefer mahlten aufeinander und sie atmete mit geschlossenen Augen mehrmals tief ein und wieder aus, um sich zu beruhigen.

"Gut." Sie öffnete die Augen und sah ihn an. "Ihr wollt Antworten, sollt Ihr haben, wenn es Euch so viel schlauer macht. Meine Eltern stammen nicht aus Pelgar, sie sind tot. Ich wurde in Estria geboren und habe meine Heimat verlassen, nachdem meine Mutter starb. Ich ging nach Santros, später nach Pelgar und dann nach Andunie. Wer sein Leben in die Hände irgendeines hohen Tieres gibt, seinen Tag in einem stickigen Zelt verbringt und nicht mehr macht als von hier aus Befehle auszuführen und irgendwelche Frauen wie Hunde zu behandeln, der kann sich wohl auch keine einfachen Gründe vorstellen, wieso man Städte verlässt und in andere zieht. Was soll daran so spannend sein? Wieso wollt Ihr das wissen? Was habt Ihr davon, mehr über das Leben einer Tänzerin zu erfahren? Beschäftigt Euch doch lieber damit, Andunie einzunehmen. Aber durch Herumsitzen wird das eben nichts. Macht lieber das, als unschuldige Kinder und Frauen in Euer Lager zu schleifen und sie wie Dreck zu behandeln und wer weiß schon, was noch auf uns zukommen wird. Unter Pack wie euch Dunkelelfen kann das nichts Gutes sein!"
Einmal angefangen steigerte sich Elýn in ihre Worte ein. Fast überschlugen sich ihre Worte, schon lang vergessen war das Vorhaben, ihn der Reihe nach zu antworten. Viel mehr lockten sie seine Fragen, sein ganzes Wesen, seine Abstammung aus der Reserve und Worte hervor, die sie vor einer Sekunde noch gar nicht hatte sagen wollen und die doch so einfach aus ihrem Mund hervor brachen. Bevor sie ein Satz beendet hatte, lag ihr schon der nächste auf der Zunge und war ausgesprochen, bevor sie über dessen Inhalt nachgedacht hatte. Sie redete sich regelrecht in Rage und als sie geendet hatte, bereute sie trotzdem kein Wort von dem, das sie gesagt hatte. Mit glühenden Wangen und funkelten Augen kniete sie vor dem Tisch, leicht vorgebeugt, und sah ihn verachtend an, als könne allein ihr Blick ihn tot umfallen lassen.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Montag 26. April 2010, 18:49

Ohne dass Elýn es ahnte, hatte sie mit ihrer Einschätzung vollkommen Recht. Denn Chajan war zielstrebig, wusste, was er wollte und wie er es erreichen konnte, er verlor seine Vorhaben nie aus den Augen. Sonst wäre er auch nicht dort, wo er heute stand, in seiner derzeitigen Position.
Er hatte es darauf angelegt, ihre Beherrschung zu durchbrechen, allerdings war er überrascht darüber, wie einfach ihm das gelungen war. Der Kommandant war immer wieder erstaunt darüber, wie rasch viele Personen in seinem Umfeld die Fassung verloren, während viel davon, was die anderen aus der Haut fahren ließ, höchstens zu einem flüchtigen, verräterischen Aufblitzen seiner Augen geführt hätten.
Umso mehr konnte er sich heimlich, tief in seinem Inneren darüber amüsieren, was andere taten und wie sie sich mehr oder weniger entblößten damit. So auch seine Gefangene jetzt, als ihr immer mehr und mehr Worte über die Lippen sprudelten, die sie sonst bestimmt nicht derart forsch vor ihm hervor gebracht hätte, wie er vermutete.
Sein Blick ruhte weiterhin ungerührt auf ihr.
Er ließ sie toben, sich aussprechen, solange, bis sie sich selbst stoppte und scheinbar wieder sich erinnerte, wo und vor wem sie sich überhaupt befand.
Als sie verstummte, hatten sich seine Lippen längst, von ihm natürlich nicht umbemerkt, aber er gönnte sich diese Reaktion, zu einem kalten und dennoch mit einem Hauch Amüsement überzogenen Grinsen gekräuselt. Und nun kam noch etwas seltenes, das bisher noch nicht viele Personen in seinem Umfeld zu hören bekommen hatten. Er lachte leise. Es war ein tiefer, wohlklingender Ton, der so gar nicht zu seinem sonstigen Verhalten zu passen schien.
Ja, er lachte. Er lachte sie nicht aus, wie Elýn es vermutlich denken würde, sondern er lachte darüber, dass sie sich so gebärdete und derart rasch beeinflussen ließ. Selbst ihr Gesicht hatte sich leicht erhitzt und dadurch gerötet. Es war ja oft so einfach!
Trotzdem schmälerte es nicht sein Interesse an dieser Person, sondern verstärkte es erstaunlicherweise sogar eine winzige Spur weit, ließ es um einen Hauch persönlicher werden. Nicht viel und er war nicht so vermessen, seine Bedürfnisse über die Vorteile einer Verwendung dieser jungen Frau für die Dunkle Armee zu stellen, sollte dieses damit kollidieren. Aber er musste es sich selbst gegenüber eingestehen und würde später in Ruhe darüber nachdenken, was damit anzufangen wäre.
Schließlich stand er auf, trat dicht vor sie und beugte sich zu ihr herab, um sie sogar zu berühren. Sein Griff an ihrem Kinn mit drei Fingern war entschlossen und so, dass sie ihm nicht einfach würde entkommen können, solange er es nicht wollte. Damit zwang er sie auch, in seine Augen zu blicken.
Auf seinen Lippen war ein hauchfeiner Abglanz des Lachens in Form der Andeutung eines Grinsens zurück geblieben. "Ich könnte mich dazu herablassen, dir zu zeigen, dass ich alles andere als nur Herumsitzen ausführe. Ich könnte dir ausreichend Narben auf meinem Körper zeigen, die selbst dir in deiner Sturheit vor Augen führen, dass ich ein aktiver Kämpfer bin. Aber ich werde es nicht tun..."
'Noch nicht womöglich.', fügte er in Gedanken hinzu und ließ den restlichen Satz einer Begründung offen.
Stattdessen glitt sein Blick noch einmal langsam und offensichtlich über ihr Gesicht, bevor er sie los ließ und sich wieder hinsetzte.
Jetzt erst ließ er sich alle ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Aus Estria stammte sie also und hatte vermutlich das Blut der Eiselfen in sich. Ob rein oder gemischt, darüber wollte und würde er sich vorerst kein Urteil erlauben, denn so etwas war nicht offensichtlich ihr anzusehen. Aber ein Teil davon musste in ihr stecken, sonst wäre es ihr dort wohl kaum möglich gewesen, längere Zeit zu überleben. Obwohl ihre Eltern angeblich aus Pelgar stammen sollten.
Gut, er würde einen Eilboten einem seiner Boten hinterher schicken mit der Nachricht, dass auch in Pelgar nachgeforscht werden sollte, wenn keine zu großen Kampfhandlungen stattfanden. Er hatte leider noch keine Botschaften erhalten, wie es um das Fortschreiten der Dunklen Armee vor der Hauptstadt stand. Nun galt es die Gründe heraus zu finden, warum sie so viel gereist und nicht unter anderem in Pelgar geblieben war.
Gedanklich nickte er sich selbst zu, bevor er wieder das Wort ergriff:"Nun, einer reisenden Tänzerin mag es unsinnig erscheinen, dass jemand wie ich diese Art Fragen stellt und gewöhnlich wird so etwas auch von niedrigerem Personal erledigt. Aber ich bleibe trotzdem dabei. Du kannst mir freiwillig deine Gründe nennen, warum du nicht sesshaft geworden bist und mir zeigen, ob du tatsächlich tanzen kannst, wie du behauptest. Oder ich hake es ab, dass du mit mir redest und lasse dich allein in dem Zelt weiter schmoren, bis ich diese Informationen aus anderen Quellen habe und mir überlege, was weiter mit dir geschieht. Erfreue dich daran, dass dir eine Wahl gelassen wird, andere wären mit deiner vorschnellen Zunge längst enthauptet." Nun war sein Gesicht wieder vollkommen ausdruckslos und sein Blick hart wie eh und je.
Dass sie etwas gegen Dunkelelfen hatte, war normal in Celcia, sodass er gar nicht auf die Idee kam, dass es dafür auch einen speziellen Grund geben könnte, nach dem es sich zu fragen lohnte.
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Elyn Xolrac
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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Elyn Xolrac » Sonntag 9. Mai 2010, 20:55

Immer noch ein wenig außer Atem ruhte ihr Blick eisern auf dem Dunkelelfen, der sie gefangen hielt. Ihr Blick sprühte nahezu Funken, vor allem als sie sein Lachen hörte. Einen Moment kam ihr der Gedanke, dass dieser Laut überhaupt nicht zu seiner kalten Ausstrahlung passte, aber der Eindruck verschwand so schnell, wie er gekommen war.
Wieso lachte er? Vermutlich machte er sich über sie lustig, doch die Wut, die sie empfand, war sowieso kaum noch zu steigern, sodass es nichts an ihren Empfindungen änderte. Sie wollte einfach nur Antworten. Und deshalb schwieg sie auch als er zu lachen begann.
Sie ließ diesen Augenblick schweigend über sich ergehen und sagte auch nichts als er aufstand und zu ihr hinüber kam. Die goldenen Augen verfolgten seine Bewegungen und bohrten sich schließlich, finster blickend, in seine Augen, als er ihr Kinn mit den Finger anhob und sie zwang, ihn anzusehen. Wortlos folgte sie der Bewegung, die seine Hand bestimmte und nahm seine Worte auf, mit denen er sich gegen ihre Worte wehrte. Einmal blitzte es in ihren Augen auf als er von seinen Narben sprach. Belustigung und ein Hauch von falschem, offensichtlichen Mitleid spiegelte sich darin nieder, wenn man überhaupt genug Zeit hatte, um den winzigen Augenblick zu deuten.

Noch immer kniete sie dort, als er zurück zu seinem Platz ging und noch einmal das Wort ergriff. Ihr Mundwinkel hob sich eine Spur von Gehässigkeit als er von der Arbeit von niederem Personal redete, die er nun verrichtete. Sollte er sich ruhig diese Blöße geben. Schnell jedoch erlosch der Anflug von diesem Schmunzeln. Er beschaffte sich Informationen aus anderen Quellen? Was sollte das heißen? Sîvan wusste kaum etwas von ihr und außerdem würde er die Fledermaus wohl nicht als erstes befragen. Wen dann, was für Kontakte besaß er? Kurz kreisten ihre Gedanken um Pelgar und gewisse Dunkelelfen, schnell jedoch waren sie verbannt.

Sie zweifelte nicht daran, dass er sie im Zelt versauern lassen würde. Und sie zweifelte auch nicht daran, dass es sie verrückt machen würde. Wohl oder übel musste sie sich eingestehen, dass ihr zum Schluss nichts anderes übrig blieb, als nachzugeben und es ihm zu erzählen. Was war auch schlimm daran, fragte sie sich. Er war nur irgendein Dunkelelf. Die Geschichte einer Tänzerin war langweilig und niemand würde sie je hören wollen.

Schwungvoll erhob sie sich und strich ihre Kleidung glatt als sie stand. Sie spürte ihre Bluse eng an ihrem Oberkörper anliegen und den Rock locker auf der Hüfte. Es war Zeit, die Strategie zu wechseln...
"In Ordnung." Sie räusperte sich kurz, ihre Stimme klang etwas befremdlich und rau von den Anstrengungen. Als sie nun von ihren Kleidern aufblickte und direkt ihn an, war all der Widerstand aus ihren Augen erloschen. Auch von der Wut war nichts mehr zu sehen. Stattdessen wirkte sie, nicht zuletzt, da der Hunger und die vergangenen Stunden an ihren Kräften gezerrt hatten, leicht hilflos, als habe sie den Kampf aufgegeben.

"Als meine Eltern starben, bin ich nach Santros gegangen. Das war der einzige Grund, fragt nicht nach mehr, es gibt keine. Das müsst Ihr mir wohl glauben." Im Gegensatz zu eben wirkte ihre Stimme ruhig, nicht unbedingt freundlich und offen, aber nicht mehr so aggressiv, eher neutral und ohne jede starke Empfindung. "Ich lernte dort eine Tänzerin kennen. Sie stammte aus der Wüste und lehrte mir das Tanzen. Irgendwann sind wir mit einer Gauklertruppe nach Pelgar gegangen. Ich war jung und wollte mehr von der Welt sehen. Also ging ich mit." Unentwegt lag ihr Blick auf ihm, während sie versuchte sich vorzustellen, dass nicht er es war, der dort saß. Vielleicht Shahnta oder irgendein anderer Fremder, der keine Macht über sie besaß und dem gegenüber es ihr leicht fiel, ihre Geschichte zu erzählen. "Es gab Streit in der Gruppe und sie stimmten gegen mich. Also setzten sie mich vor den Toren Pelgars ab. Ich war 15 Jahre alt und begann mit dem Tanzen mein Geld zu verdienen. Ich lernte ein anderes Mädchen kennen, auch eine Tänzerin, und wir freundeten uns an. Wir sahen immer das gleiche, die selben Häuser, die selben Straßen, die selben Leute. Es wurde langweilig. Also gingen wir. Und wir gingen nach Andunie. Das ist gerade erst ein halbes Jahr, vielleicht etwas länger, her. Seitdem arbeiten wir dort. Ich habe dort eine kleine Wohnung und manchmal kommt meine Freundin vorbei. Ansonsten gibt es sicherlich spannendere Leben."
Sie blinzelte und ihr Blick kehrte langsam in die Gegenwart zurück, als müsste sie erst aus der Geschichte erwachen, die sie eben erzählt hatte. Kurz zuckte sie mit den Schultern. "Es gibt nicht mehr zu erzählen." Jetzt lächelte sie sogar ein wenig, wenn auch nur hauchdünn.
Während sie dort gestanden und erzählt hatte, hatte er Zeit und Gelegenheit genug gehabt, sie in voller Größe anzuschauen. Auch wenn sie verdreckt war, an Haut und Haar klebten Dreck, betonte ihre Kleidung doch noch immer ihre Reize.

"Möchtet Ihr noch etwas wissen?" Sie hoffte, dass sie auf keinen Fall noch etwas erzählen sollte. Sie hatte versucht, die Dinge, die ihr in ihrem bisherigen Leben wichtig und entscheidend erschienen waren, auszulassen und nicht zu erwähnen. Ihrer Meinung nach war es auch so eine schlüssige Geschichte, die sie glaubhaft erzählt hatte. "Oder schickt Ihr einen Musiker, um Euch von meinen Bewegungskünsten zu überzeugen?" Unter dunklen Wimpern schaute sie ihn mit den goldenen Augen an. Dass es einen Musiker gab, glaubte sie keineswegs, es sollte nur ihre Gelassenheit unterstreichen, die ihr zu spielen eine gewisse Anstrengung kostete.

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Re: Im Lager der dunklen Armee

Beitrag von Das dunkle Volk » Dienstag 11. Mai 2010, 12:35

Ihr Blick berührte ihn nicht, weder als er besonders finster war, noch als andere Dinge darin aufblitzten, die er zwar wahrnahm, jedoch als unwichtig für den Moment abtat. Später, würde eine andere Situation es erfordern, würde er sich wieder daran erinnern, aber nicht jetzt damit beschäftigen.
Dass er in ihrem Inneren viele Fragen auslöste, war selbstverständlich mit Absicht so geschehen. Genauso wie alle möglichen Bilder, was er mit ihr tun oder eher nicht tun könnte und würde.
Deswegen gab er ihr auch die Zeit, sich selbst zu sammeln, bevor er ihre Antwort erwartete.
Lediglich flüchtig blitzte es zweifelnd in seinen Augen auf, als sie sich einfach so erhob.
Musste er jetzt gleich seine Wachen rufen, weil sie einen Fluchtversuch starten würde? Es wäre bedauerlich, denn er hätte noch andere Dinge mit ihr vorgehabt, als sie dem auszusetzen, was anderen gefangenen Frauen mit weitaus weniger Attraktivität widerfahren war unter seinen Männern.
Aber sie tat es nicht, sondern sprach wieder zu ihm, schien endlich nachzugeben.
Als sie sich räusperte, glitt sein Blick unauffällig ein weiteres Mal über ihre Gestalt.
Wenn sie sich also kooperativer zeigen würde, würde sich bestimmt eine Ersatzkleidung für sie finden lassen. Sollte sie jedoch wieder aufbegehren, könnte ihm die Idee kommen, ihr die schmutzigen Sachen ohne Austausch abnehmen zu lassen. Das wäre womöglich auch eine Methode, um sie tatsächlich zum Reden zu bringen, sollte sie sich weiterhin in gewissen Punkten stur stellen. Allerdings wäre das auch eine Art, um ihren Widerstand stärker anzufachen. Trotzdem würde er das im Hinterkopf behalten als einen der eher letzteren Auswege.
Ihre Blicke begegneten sich und wäre er weniger erfahren mit den Tricks anderer Personen, vor allem mit rebellischen Charakterzügen, hätte er vermutlich wirklich daran geglaubt, dass sie aufgegeben hätte. Doch er schätzte sie nicht so ein, dass sie sich derart rasch vollständig unterwerfen würde, und er beschloss, dass er weiterhin auf der Hut vor ihr blieb.
Aufmerksam hörte er ihr zu, als sie ihm ihre angebliche Lebensgeschichte erzählte. Selbstverständlich würde er all das überprüfen, nicht umsonst waren seine Boten noch unterwegs und er würde sie auch nicht zurück pfeifen, weil er sich mit den Worten von ihr zufrieden geben würde. Sogar dann nicht, wenn sie der Wahrheit entsprächen und glaubwürdig wären, dazu war es in seiner Position zu notwendig, sich immer abzusichern.
Er ließ die Erzählung erst einmal sacken und überlegte in Ruhe, ob damit seine vorläufigen Fragen geklärt wären oder nicht.
Schweigen senkte sich über die Beiden, bis der Kommandant, der ihr die gesamte Zeit über ausdruckslos in die Augen gesehen hatte, langsam nickte. "Woran sind deine Eltern gestorben? Weswegen gab es in deiner Gruppe Streit und wieso konnte er sich gegen dich richten? Außerdem, wie kommt es, dass du mit deiner Freundin reist, aber dann nicht mit ihr zusammen bleibst, obwohl ihr euch öfters gesehen habt? Eine Wohnung gemeinsam ist günstiger, als wenn jeder allein in einer fremden Stadt auskommen muss mit seinem Verdienst."
Dass sie gelassen sein sollte, wie sie gerade versuchte zu mimen, nahm er ihr nicht ab.
Stattdessen stieß er einen knappen, scharfen Pfiff aus, sodass sofort die Plane des Zeltes gehoben wurde und sein Diener von vorhin eintrat, um sich sofort zu verbeugen.
Sie hatte es selbst erwähnt, warum also sollte er es nicht auch ausnützen?
Die Andeutung eines schadenfrohen Grinsens blitzte in seinem Mundwinkel auf. "Geh und beschaffe mir einen der Trommler, der noch nüchtern ist.", befahl er.
Sollte sich der Diener darüber wundern, so zeigte er es nicht, sondern verbeugte sich ein zweites Mal und verschwand wieder.
Chajans Blick richtete sich erneut auf seine Gefangene. "Nun?", hakte er nach, denn sie hatte genügend Bedenkzeit für ihre Antworten gehabt.
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