Ankunft am Stadttor

Ein immer schlechtgelaunter Ork bewacht von seinem Platz auf der Brüstung das Tor nach Morgeria. Er bedient das Fallgitter und den Mechanismus, der die großen Flügeltüren öffnet – wenn er dies will.
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Ankunft am Stadttor

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Dienstag 9. Februar 2010, 22:34

[Komme mit Vandarte Ramon von Der Tempel Manthalas]

Den ganzen Weg nach Morgeria legten sie mehr oder weniger schweigend zurück. Hin und wider blickte Vana verstohlen zu Vandarte, immerhin würde er sie nun doch eine geraume Weile begleiten. Ihr anfänglicher Widerwille gegen seine Gegenwart war einer gewissen Neutralität gewichen. Wenn sie es recht bedachte, so war er ein überaus gutaussehender Ma ..., Vampir und unter anderen Umständen wäre sie einer Verbindung mit ihm nicht abgeneigt gewesen, so jedoch war er momentan nicht mehr als ein Weggefährte für sie.
Und doch, da war etwas an ihm, das sie ihn immer wieder verstohlen mustern ließ. Es lag wohl daran, dass sie sich vorgenommen hatte, ihm seine im Laufe der Zeit verloren gegangenen Gefühle wieder bewusst zu machen.

Noch bevor die Nacht zur Hälfte vorüber war erreichten sie die dunkle Stadt. Für den Vampir an ihrer Seite war Morgeria nichts besonderes, eine Stadt wie jede andere, vielleicht ein wenig düsterer und gefährlicher, nichtsdestotrotz aber nur eine Stadt unter vielen. Für Vana jedoch war es die Heimkehr an den Ort ihrer Geburt. Es war schon ein komisches Gefühl, als Vandarte gegen das schwere Eichenholztor hämmerte und lautstark Einlass begehrte. Er musste dabei aufpassen, dass er nicht zu stark gegen das Tor schlug und dabei Dellen im Holz hinterließ. So war das, was für den Wachposten wie schweres Hämmern klang, lediglich ein sachtes Klopfen seitens Vandartes.

„Sei bloß vorsichtig.“, wisperte sie ihm denn auch zu. „Wir dürfen nicht offenkundig zu erkennen geben was wir sind. Die Dunkelelfen könnten sonst schnell die richtigen Schlüsse ziehen und ihre getöteten Patrouillen mit dir in Verbindung bringen. Ich hoffe nur, das sich Myra Zhai nicht in der Stadt aufhält. Sie könnte unseren Plan am Ende noch gefährden. Ich habe mich ihr schon einmal in den Weg gestellt und sie könnte sich daran erinnern.“
Sie wollte noch etwas sagen, wurde aber vom Grunzen eines verschlafen dreinblickenden Orks, der gerade seinen Kopf über die Brüstung der Stadtmauer schob unterbrochen.

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Das dunkle Volk
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Re: Ankunft am Stadttor

Beitrag von Das dunkle Volk » Dienstag 16. Februar 2010, 23:32

Mit Vandarte zu reisen stellte sich als eine nachdenkliche Art der Fortbewegung heraus. Der Vampir sprach generell nur, wenn es notwendig war. Das lag aber offenkundig daran, dass er es nicht gewohnt war, in Gesellschaft zu reisen. Was sollte er Vana schon groß erzählen? Inzwischen wusste sie, was notwendig war, um am Unleben zu bleiben und dass sie nach Möglichkeit die Sonne meiden sollte. Avancen sollte er ihr keine mehr machen, also sagte er so gut wie nichts. Doch seine Blicke verrieten weiterhin sein Interesse an der Jung-Vampirin. Er warf ihr häufig flüchtige Blicke zu. Schließlich aber ließ er auch dies sein, als Morgeria als mahnende Erhöhung mit Zinnen und zerklüfteten Turmschluchten vor ihnen auftauchte. Bedrohend wirkte die Stadt und Erinnerungen machten sich zumindest bei Vana breit, die darin aufgewachsen war. Vandarte verzog keine Miene.

Er trat unbeirrt vor das gigantische Stadttor. Ein Fallgitter war heruntergelassen, die einzelnen Metallstreben dick wie Kinderarme. Vandarte streckte seine Faust zwischen eine Eisenmasche hindurch und schlug heftig gegen das Holz des Tores. Sein Klopfen hallte überraschend laut und weit in die Tote Ebene hinein.
Noch ehe sich der runzlige, grünbraune Kopf eines orkischen Wächters über die Wehrmauer hinweg nach unten beugte, um nachzuschauen, sprach Vana ihren Gefährten leise an. Sie warnte ihn und er nickte nur, doch endlich bewegten sich seine Mundwinkel. Ein Grinsen machte sich breit. "Wir schaffen das schon, meine Königin der Finsternis. Niemand wird uns aufhalten, nicht einmal diese Myra, wer immer sie ist." Er lachte kurz und sogar heiter auf. Hoffentlich überschätzte sich Vandarte nicht. Er sah nach oben.

"Ah, endlich regt sich jemand!", rief er zu dem Ork hinauf. Jener spuckte erst einmal nach unten. Glücklicherweise traf er das Vampirpärchen nicht. "Was wollt ihr, hässliche Wichte?!", grunzte der Ork nach unten. Es dürfte Vana überraschen, dass Vandarte ihm in gleicher Sprache antwortete: "Wir bitten um eine Audienz beim dunklen Herrscher! Wir möchte in seine Dienste treten."
Der Ork grunzte und sein Kopf verschwand für einen Moment. "Was wollen wir dem dunklen Herrscher als Dienst anbieten, dass er uns nicht aufknüpfen lässt?", flüsterte Vandarte Vana zu. "Es muss außergewöhnlich sein, sonst lässt er uns hinrichten."
Das Fallgitter wurde mit Knattern und Klappern hochgezogen. Dann öffnete sich ein Flügel der gewaltigen Pforte und Vana und Vandarte wurden von einem dunklelelfischen Wächter in Empfang genommen. "Was wollt ihr beiden in Morgeria?" Offensichtlich mussten sie sich schnell etwas einfallen lassen, sonst wär ihr untotes Leben ausgehaucht, lange bevor der dunkle Herrscher persönlich Gelegenheit dazu erhielt.
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Ankunft am Stadttor

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Donnerstag 18. Februar 2010, 22:32

Vana wusste nicht was sie von Vandartes unerschütterlicher Zuversicht halten sollte. Auf der einen Seite kannte sie selbst bereits die überlegenen Fähigkeiten, welche das Leben eines Vampirs mit sich brachte, andererseits grenzte es für sie an starke Selbstüberschätzung, zu meinen, es mit einer ganzen Stadt gefahrlos aufnehmen zu können. Wahrscheinlich lag es daran, dass Vandarte schon seit Ewigkeiten keinen Gegner mehr fürchten musste, sie selbst jedoch noch sehr genau wusste, wie schnell viele Jäger den Tod brachten. Und gerade Myra, als rechte Hand des dunklen Herrschers, konnte ihren Plan sehr schnell zunichte machen.
Es blieb ihr jedoch keine Zeit mehr, Vandarte zur Vorsicht zu gemahnen, denn in den Ork auf den Mauerzinnen kam endlich Leben. Im selben Augenblick sprang Vana rückwärts und blickte wütend nach oben, denn die erste Amtshandlung des Orks bestand darin, irgendetwas in seiner Sprache zu grunzen und nach unten zu spucken.
Vandarte nahm dieses unflätige Verhalten wesentlich gelassener und grunzte seinerseits irgendetwas zu dem Ork hinauf, woraufhin dessen Kopf von den Zinnen verschwand.
Verwundert schaute die junge Vampirin zu ihrem Gefährten hin. War sein Gegrunze eben etwa Orksprache gewesen? Es sah ganz danach aus, auch wenn sie es eher für eine Verhöhnung des Orks gehalten hatte. Aber wenn es Orksprache war, woher konnte Vandarte diese, fragte sich die vormalige Priesterin Manthalas. Ihr Vampirgefährte offenbarte da erneut eine Seite, die sie an ihm noch nicht kannte. Sobald sie etwas mehr Ruhe hatten, musste sie unbedingt ein paar Wörtchen mit ihm reden. Wenn sie schon zusammenarbeiteten, dann sollte sie auch alles Wesentliche über ihn wissen. Außerdem hielt sie es für einen Fehler, noch vor Beginn der Verhandlungen ihre Möglichkeiten zu offenbaren. Ihrer Meinung nach wäre es besser gewesen, wenn Vandarte nicht gezeigt hätte, dass er die Sprache der Orks beherrschte. So hätten sie gegebenenfalls die Gespräche der Orks belauschen können, ohne dass die es ahnten.

Doch das war im Moment Nebensache, viel wichtiger war die Frage, die Vandarte gerade aufwarf. Was sollten sie dem dunklen Herrscher als Dienst anbieten? Genau diese Frage hatte Vana schon auf dem Weg hierher beschäftigt, was zum Teil ihre Schweigsamkeit während des Marsches erklärte. Dafür glaubte sie jedoch eine zufriedenstellende Lösung für dieses Problem gefunden zu haben. Noch während das Fallgitter hochgezogen wurde wisperte sie Vandarte zu:
„Ich hab mir unterwegs etwas überlegt, lass mich einfach reden. Du kannst aber hin und wider, wenn es passt, ein grimmiges Gesicht machen, abfällig die Luft ausstoßen oder verärgert knurren, so als würdest du meine Aussagen damit unterstreichen oder bekräftigen.“

Für mehr reichte die Zeit nicht aus, da sich just das Tor öffnete und ein dunkelelfischer Wächter sie fragte, was sie denn in Morgeria wollten. Jetzt kam es darauf an, dass Vandarte ihre Geschichte an den richtigen Stellen mit Mimik und Gestik untermalte. Gefasst und ohne äußerlich erkennbare Unruhe antwortete die Vampirin:

„Was wollt ihr denn hören? Die Kurzfassung oder die lange Version? Nun, da wir nicht ewig herumstehen möchten denke ich, dass die Kurzfassung genügen sollte. Wir sind beide Flüchtlinge aus Pelgar. Warum wir geflohen sind tut nichts zur Sache, entscheidend sollte für euch sein, dass wir beide einen tiefen Groll gegen diese Stadt und ganz speziell gegen die Obrigkeit Pelgars hegen und den Leuten dort lieber heute als morgen die Pest an den Hals wünschen. Wie uns während unserer Flucht bekannt wurde, wird Pelgar inzwischen von den Dunkelelfen belagert und wie ich es sehe früher oder später fallen. Doch was geschieht danach? Ich denke, dass sich der dunkle Herrscher wohl bewusst ist, dass sich nach der Einnahme weiterhin Widerstand gegen die Besatzung durch die Dunkelelfen regen wird. Und hier so meine ich kommen wir ins Spiel.
Wie gesagt, wir wünschen Pelgar Tod und Pestilenz, weswegen wir dem dunklen Herrscher unsere Dienste als Spione anbieten. Da wir nicht gerade wie Angehörige des dunklen Volkes aussehen, könnten wir uns, wenn alles gut geht, in den Widerstand einschleusen und so eure Gegner von innen heraus bekämpfen und ans Messer liefern.
Also? Wie gefällt euch mein Angebot? Könnte es euren Herrscher eventuell interessieren? Bei der Gelegenheit möchte ich noch anmerken, dass wir recht passable Kämpfer sind, die somit auch in der Lage wären, eure Feinde in Pelgar zu dezimieren.“

Mehr zu sagen war Vana für den Augenblick nicht gewillt. Entweder es reichte, um die Aufmerksamkeit der Dunkelelfen zu erlangen, oder aber sie mussten den Wachposten mit drastischeren Mitteln von ihren Möglichkeiten und ihrer „Loyalität“ überzeugen.
Vandarte zumindest hatte seinen Teil getan und immer entsprechend reagiert, wenn sie von Pelgar, den Pelgarern oder ihrer Motivation gesprochen hatte. Es hatte sehr martialisch geklungen und mehr als einmal gelang es ihm damit den Dunkelelfen irritiert zu ihm blicken zu lassen.

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Das dunkle Volk
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Re: Ankunft am Stadttor

Beitrag von Das dunkle Volk » Dienstag 23. Februar 2010, 09:20

Vana schlug sich gut, geradezu hervorragend. Als Wanderpriesterin der Manthala hatte sie damals schon Worte im Mund verdrehen und sich rasche, aber glaubwürdige Lügengeschichten ausdenken müssen. Immerhin diente sie der Göttin von Lug und Trug. Kein Wunder also, dass ihre Wortgewandtheit ihr nun erneut ein hilfreicher Begleiter war. Aber auch Vandarte gab sich entsprechend passabel. Er hatte ihre Worte ernst genommen und zeigte hin und wieder eine verschrobene Gestik. Am meisten gab er jedoch verbitterte Knurrlaute von sich.
Der Dunkelelf, der beide aufgehalten hatte, nahm es ihnen jedenfalls ab. Er brachte zwar ein zwischen zusammengebissenen Zähnen gekeiftes "Pelgarisches Menschenpack!" hervor, zeigte sich aber überraschend diplomatisch. Anscheinend war das dunkle Volk bereit, sich Verbündete aus allen Ecken Celcias zu sichern, deren Hass auf den Feind fast ebenso hoch war wie der eigene.

"Spione, wie?", hakte der Elf mit einem finsteren Lächeln nach. Er musterte die beiden eindringlich. Vandarte hielt seinen Mund geschlossen und hoffte, das auch Vana ihre spitzen Beißerchen nicht zeigen würde. Dann hielt man beide allenfalls für zu blass, um vollkommen gesund sein zu können. Der Dunkelelf kümmerte sich darum aber kaum. Sie hatten Glück. Er zählte zu einer Einheit Morgerias, die noch nicht oft gegen Menschen gekämpft hatte oder auf sie getroffen war. Gerade deshalb hielt er sich auch noch in der Stadt auf und war nicht bei Feldzügen gegen Pelgar, Andunie oder sonstwen dabei.
"Mitkommen!", blaffte er die beiden mit strenger Stimme an und wandte sich um. Im Marschschritt ging es durch die Straßen der Stadt auf eines der finstersten Gebäude zu: Das Heereshaus, eigentlich mehr ein Gebäudekomplex. Hier lebten und arbeiteten hochrangige Offiziere, Magier und allerlei wichtige Persönlichkeiten, die dem dunklen Herrscher direkt unterstanden. Der Anführer Morgerias selbst bezog hier aber auch Räumlichkeiten, um Bittsteller in Empfang zu nehmen - was übrigens häufiger vorkam, als man auf den ersten Blick erahnen mochte.
Durch ein offen stehendes Portal, das allerdings von einem Ork und zwei in schwarze Rüstungen gepackte Dunkelelfenkrieger bewacht wurde, gelangten die "pelgarischen Flüchtlinge" unter des Dunkelelfen Führung in das Gebäude.

weiter bei Das Heereshaus -> Audienz mit der Finsternis
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