Zwischen Jorsa und Jersa

Dies ist das südliche Königreich unter der Herrschaft des jungen und großzügigen König Richard dem Dritten. Armut findet man hier kaum, sondern meist Wohlstand und Zufriedenheit, einfach ein Reich zum Wohlfühlen.
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Marga
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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Sonntag 13. Juli 2008, 20:52

"Dann du hätten selbst kein Bett.", entgegnete Marga. Daneben gab es einen Grund, den Marga verheimlichte. Sie glaubte nämlich, dass Betten etwas magisches waren, das den Geist in Träume begleitete, während der Körper zurückblieb. Für einen Fremden mochte das seltsam klingen, doch die Halborkin hielt es für plausibel, denn man träumte nur, wenn man schläft, nicht wenn man wach ist und sie schlief bisher nur in Betten. Für sie klang das sehr logisch. Also wollte sie nicht in Nells Bett, um nicht deren Träume zu träumen, lieber schlief sie da sicher in dem behelfsmässigen Nachtlager.

"Brauchen nichts Decke, Mantel halten warm Tag und in Rollhaus warm wie Tag, also reichen Mantel."

, erklärte Marga die für sie schwierige Argumentationsfolge. Sie zog ihren Mantel aus und legte sich im Kleid auf die Kissen hinab und deckte sich mit dem Kleidungsstück zu. Tatsächlich reichte es als Decke. Marga streckte noch einmal die Hand aus und zog ihre Tasche näher. Die Eismagierin war der kindlichen Neugier bewusst, die bestimmt auch in Alex wohnte, und deswegen war es besser, ihm keine Chance zu geben, am Morgen einen Blick da hinein zu werfen. Höchstwahrscheinlich konnte er nicht lesen, doch er konnte sich immer noch am Messer schneiden oder Rattengift naschen. Behutsam legte sie ihren Arm darüber.
Dann schloss sie schon ihre Augen, was nicht unbedingt bedeuten musste, dass sie schon schlief. Geistig ging sie ihren ereignisreichen Tagesablauf durch und dachte darüber nach, ob sie sich richtig verhalten hatte. Angefangen mit der Abreise. Beim Gepäck hatte sie an alles gedacht, dem frechen Torwächter Gandrosh hatte sie Paroli geboten. Das war zwar unvorsichtig, aber gerecht. Danach ein paar Stunden laufen. Dann die Sache mit Belle. Die Idee mit dem präperierten Schinken war sehr intelligent gewesen... Wieder sehr lange laufen und dann die Zusammenkunft mit Nell und Alex. Ein Ork und eine orkfreundliche Person hatte sie noch nie im Leben gesehen, also war heute ein doppeltes Glück.
Ob der morgige Tag wohl auch so viele Ereignisse bringen würde?

Als ihre Erinnerungen, die schneller als die Realität abliefen, die Realität einholte, schlief sie ein.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 17. Juli 2008, 00:56

Mit einem Achselzucken akzeptierte Nell Margas Erklärungen und verfolgte, wie die Halborkin sich hinlegte, sich mit ihrem Mantel zudeckte und noch ihre Tasche zu sich zog. Kurz huschte Verwunderung über ihr Gesicht, doch dann zuckte sie nur kurz mit den Schultern.

Vollkommen ungezwungen ließ sie ihr Kleid fallen, so dass sie nur noch in einem leichten Hemdchen da stand. Sie reckte sich kurz, um Alex noch einen kurzen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn zu geben, was jenen wohlig seufzen ließ und beugte sich anschließend herab, um Belle unter ihrem Bett sanft zu kraulen, was der schlafenden Hündin ein Schmatzen entlockte. Dann erst kletterte sie in ihr Bett und zog die Decke über sich. Sie gähnte leise und rieb sich die Augen, bevor sie sich zusammenrollte. „Gute Nacht, Marga. Schlaf gut.“ Entgegen Marga schlief sie sofort ein.


Tatsächlich schliefen sowohl Nell, als auch Alex und Belle bis weit in den nächsten Morgen hinein tief und fest, beinahe ohne sich zu rühren. Sogar die Esel waren leise. Nur ab und an hörte man sie grasend um den Wagen laufen. Ebenso wie man ab und zu einen Vogel den Morgen begrüßen und Kleintiere im Unterholz rascheln hören konnte.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Donnerstag 17. Juli 2008, 21:15

Auch wenn Margas Thesen in Bezug auf Träume falsch waren, so hatte sie einen tiefen, dunklen Schlaf ohne in die Traumwelt aufzusteigen. Sie war bodenständig und mochte deshalb keine Träume, seien es Alpträume oder Glückliche. Diese waren viel zu unrealistisch und lenkten von der Realität ab, welche Marga sowieso schon nur schwer verstehen konnte.
Als die Halborkin aufwachte, wusste sie gar nicht, wo sie sich befand. Panik ergriff die Frau, die schon seit zwei Jahrzehnten im selben Bett im selben Haus jeden Morgen aufwachte. Sie schaute sich um und erst einige Augenblicke später holten ihre Erinnerung sie ein. Sie war in Nells Wohnwagen und hatte nichts zu befürchten.
Marga streckte sich und wollte gerade aufstehen, doch wieso denn überhaupt? Normalerweise würde sie Hausarbeiten erledigen, also Frühstück vorbereiten. Doch sie hörte das ruhige Atmen der drei anderen Lebewesen im Raum und hatte keine Lust, diese zu wecken. Selbst wenn es eine gute Geste wäre, ein Frühstück zu machen, so würde sie Lärm mache; Sie wusste nicht, wo alles verstaut war und das Suchen würde nicht gerade leise verlaufen.
Erst wusste sie nicht, was sie tun sollte. Anfangs versuchte sie, wieder einzuschlafen, aber auch wenn sie die Augen schloss, so blieb sie wach. Marga war es einfach nicht gewohnt, länger als nötig zu schlafen. Um sich die Zeit zu vertreiben, entnahm sie ihrer Tasche das Buch über Eismagie und fing an zu lesen. Leider kannte sie schon den kompletten Inhalt in- und auswendig. Sie brauchte nur eine Seite aufzuschlagen und wusste den genauen Wortlaut, der auf ihr stand. Die Eismagierin verstaute das Buch wieder sorgfältig in ihre Tasche - ganz weit unten, damit niemand es sofort sehen konnte.
Als letzte Alternative streckte sie sich im Liegen und entspannte sich. Solches Faulenzen war ungewohnt, aber nicht unangenehm. Mit einem kurzem Blick zum Stockbett vergewisserte sie sich, dass die anderen immer noch schliefen. Untätig starrte sie in die Leere.

Eine Änderung brachte , als plötzlich etwas ihre rechte Handflache berührte. Schnell blickte sie dorthin und erkannte, dass sich eine Fliege darauf gelandet war. Die Stubenfliege schien nichts von der Gefahr zu ahnen, die von Marga ausging. Langsam schloss sich Margas Hand und hielt die Fliege gefangen. Sie konzentrierte sich darauf, was sie aus dem Buch gelernt hatte. Die Eismagierin fühlte die Kälte in ihrem Herzen und führte sie langsam durch den Brustkorb zur rechten Schulter, von dort immer noch langsam durch den rechten Arm bis zur Hand in die Finger bis zur Fliege. Sie zappelte erst, als sie den Temperatursturz fühlte, aber es gelang ihr doch nicht, sich zu befreien. Immer schwächer wurde sie und am Ende war sie erfroren. Marga nahm den kalten, harten Kadaver zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete ihn ganz nah vor ihren Augen. Desinteressiert schnippte sie die tote Fliege fort.
Für Marga war das kleine Insekt kein Lebewesen, sondern nur ein Übungsobjekt gewesen. Alex, Nell und Belle schliefen immer noch.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Samstag 19. Juli 2008, 15:15

Endlich, es mochte schon beinahe Mittag sein, rührte sich der erste der Drei. Belles Schnarchen brach ab. Es ertönte ein Schmatzen, dann ein langes Gähnen. Leise kroch die Hündin unter dem Bett hervor und streckte langsam und genüsslich alle Glieder, bevor sie sich schüttelte und sich dann mit der Pfote über die Schnauze strich, als wolle sie den letzten Schlaf wegwischen. Dann trottete sie zu Marga, grinste sie fröhlich an, wobei ihr Schwanz sacht wedelte. Kurz schnupperte sie an der gefrorenen Fliege und sah beinahe belustigt zu Marga, bevor sie jener einen feuchten Nasenstüber gab.

In dem Moment tauchte Alex verwuschelter Kopf am oberen Bettrand auf. Neugierig verfolgte er Belles Begrüßung. „Du sein noch da.“ Er flüsterte nur und doch konnte man ihm eine Art verwunderte Freude anhören. Seine Augen waren zwar noch etwas verschlafen, zeigten aber offene Neugier.

Belle sah zu dem kleinen Ork hoch und richtete sich auf. Legte die Pfoten auf den Bettrand, um Alex begeistert das kleine Gesicht abzuschlabbern. Jener kicherte leise und zerwuschelte der Hündin das Fell.

Nell jedoch rührte sich noch immer nicht.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Samstag 19. Juli 2008, 18:16

Das Warten dauerte an. Sie überlegte, noch ein paar weitere Übungen der Kältemagie zu tätigen, verzichtete darauf.

<b>Sein geheim und wenn Nell oder Alex aufwachen nicht mehr sein geheim und das nicht gut.</b>

, dachte Marga. Stattdessen versuchte sie, die Augen zu schließen und weiter zu schlafen. Das funktionierte nur sehr schlecht: Zwar erreichte sie den Halbschlaf, doch so richtig einschlafen konnte sie nicht. Irgendwann - es war fast schon Mittag - endete es, als Belle aufwachte.

"Wach schon?"

, fragte Marga leise, um keinen der anderen zu wecken. Belle zeigte Interesse an der nun halb aufgetauten Fliege und stupste sie mit der Nase an. Dabei zeigte sie wieder ihr hündisches Grinsen.
Als nächstes wachte Alex auf. Der Orkjunge schaute vom oberen Bett hinab und dessen Blick klebte an Belle. Bei seiner Äußerung wusste er nicht, wer gemeint war. Sie oder Belle? Immerhin war die Hündin vor kurzem abgehauen und im Wald verschwunden. Trotzdem aber war es wahrscheinlicher, dass der Besuch, der über Nacht geblieben war, damit gemeint wurde, also sie.

"Ja, noch hier. Müssen dich einstellen, dass bleiben länger. Bis Jorsastadt."

Ihre Stimme war in Rücksichtsnahme auf Nells Schlaf gedämpft, doch deutlich genug, damit Alex sie verstehen konnte. Die Halborkin stand auf und legte ihren Mantel beseite. Während Belle und Alex sich gegenseitig auf eine besondere Art und Weise zum Morgen grüßten, trat sie einen Schritt zur Seite und bückte sich unauffällig nach der toten Fliege am Boden und steckte sie schnell in ihre Tasche. Als Hausfrau waren ihr Insekten auf dem Fußboden unangenehm, egal ob sie tot waren oder noch lebten.
Nachdem das erledigt war, fragte sie immer noch mit flüsternder Stimme Alex:

"Es werden gleich Mittag, haben du Hunger? Kann dann Suppenrest aufwärmigen."

Auch Marga hatte etwas Hunger. Sie blickte kurz zur Langschläferin Nell. Ob sie es gut heißen würde, was die Halborkin vorhatte? Das konnte sie erst erfahren, wenn sie aufwachte...
Zuletzt geändert von Marga am Samstag 19. Juli 2008, 18:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Montag 21. Juli 2008, 19:50

Nach einer Weile schob der kleine Ork kichernd den Kopf der Hündin weg, worauf jene sich fröhlich hechelnd vor das Bett setzte. Bei Margas Antwort zog Alex seine Stirn kurz kraus, als müsse er überlegen. Dabei sah er Marga nachdenklich und forschend an. Dann strahlte er plötzlich fröhlich. „Gut.“ Geschwind kletterte er aus dem Bett, wobei er jedoch vorher das Kissen leise aufschüttelte und die Decke ordentlich hinlegte. Dann stand er grinsend vor Marga. Staunend legte er den Kopf weit in den Nacken. „Du riesig.“ Tatsächlich reichte er ihr gerade mal bis an die Mitte des Oberschenkels.

Bei Margas Frage und dem anschließenden Angebot strahlten Alex und Belle, welche gleich schwanzwedelnd aufsprang, sie an. „Ja. Großen Hunger.“ Er zwinkerte Marga zu, als er den Blick zu der noch immer schlafenden Nell sah. „Nell schlafen laaaaaaange.“ Er kicherte, griff nach Margas Hand und zog sie zum Kessel. „Machen essen, ja? Bitte.“ Übertrieben lieb sah er zu Marga auf und hüpfte dabei auf und ab, wobei er ihre Hand noch immer mit seinen beiden Händen umschlossen hielt.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Donnerstag 24. Juli 2008, 19:08

Der Orkjunge besaß den Anstand, sein Bett zu machen, jedenfalls im geringen Maße. Das zeigte er, dass er mehr Ordnungssinn als Orlo hatte, der in den vergangenen Jahren kein einziges Mal diese Aufgabe übernommen hatte. Auch sie holte ihr Versäumnis nach: Sie nahm ihren Reisemantel, faltete ihn ordentlich zusammen und legte ihn auf eine der Sitzbänke in der Ecke und legte auch ihre Tasche oben drauf. Wohin die Sitzkissen gehörte, auf denen sie geschlafen hatte, wusste sie leider nicht. Dennoch stapelte sie diese ordentlich auf einem kleinen Haufen.
Alex stellte sich vor sie in seiner geringen Größe und erklärte, dass Marga riesig sei. Damit hatte er nicht unbedingt recht. Marga war überdurchschnittlich groß, doch das war es auch schon. Von drei gleichaltrigen Menschen war meist einer größer als sie.

<b>Aber er nur Nell zum Vergleich und Nell nicht großig.</b>

"Täuschung das. Wenn du alt wie mich jetzt, dich großer als mich sein.", entgegnete sie. "Du noch Kind, ich Erwachsene."

Auf Margas Angebot, die Suppe warm zu machen, kamen positive Reaktionen. Besonders verwundernswert war, dass auch Belle verstanden hatte, was Marga sprach. Die Halborkin kam auf den Schluss, dass die Hundin intelligenter sein musste als normale Angehörige ihrer Rasse. Aber... aß Belle auch Suppe? Eigentlich nicht, oder?
Noch immer schlief Nell und als der Orkjunge darauf hinwies, nickte sie zustimmend. Die Menschenfrau war tatsächlich eine Langschläferin, auch wenn Alex seinen Mund nicht so weit aufreisen sollte. Vor nicht mehr als ein paar Minuten lag er auch noch schnarchend im Bett.
Sofort wurde sie zum Ofen gezogen, auf dem der Kessel von gestern immer noch stand. Sie beugte sich hinein und schnüffelte kurz. Es roch nicht verdorben, das war gut. Wie automatisch griff ihre eine Hand rechts vom Ofen, wo bei ihrem ehemaligen Zuhause normalerweise die Holzscheite lagen. Aber dort lag nichts. Auch nicht links und auch nicht darunter. Wo bewahrte Nell ihr Feuerholz auf? Gestern abend hatten sie ein kleines Feuerchen auf der Wiese hinter dem Wohnwagen gehabt. Irgendwo hatte sie also Holz, aber es befand sich nicht in ihrem Blickfeld. Vielleicht stand draußen irgendwo ein kleiner Stapel.

"Alex, wo Holz oder Kohle, Nell machen Hitze mit?"

, fragte sie den Orkjungen, während sie selbst nach Zündhölzern, einem Feuerstein oder etwas in der Art suchte.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Samstag 26. Juli 2008, 19:44

Bei Margas Antwort kicherte Alex leise los, drückte dabei sein Gesicht in seine Hände. Auch Belle grinste hündisch und gab heisere Laute, die an ein Lachen erinnerten, von sich. Dann sah Alex sie mit vergnügt funkelnden Augen an. „Was du denken wie alt ich sein?“

Aufmerksam verfolgte er, wie sie an dem Kessel roch und dann nach rechts griff, um dann nach links und unten zu schauen. Verwirrt blinzelte er und tauschte einen Blick mit der noch immer grinsenden Hündin. Nun ebenfalls grinsend zuckte der kleine Ork mit den schmalen Schultern und sah dann wieder zu Marga, welche sich ihm gerade zuwandte. Verstehend grinste er breiter und huschte zu dem Ofen, um den kleinen Riegel an den beiden Klappen umzulegen. Zum Vorschein kamen sauber aufgeschichtete Holzscheite auf der linken Seite und Kohlen auf der rechten. An den Klappen hingen getrennt in kleinen Lederbeuteln Zündsteine.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Montag 28. Juli 2008, 19:18

Marga verstand nicht, wieso Alex über ihre Antwort kicherte. Natürlich war er ein kleines Kind. Er war von geringer Körpergröße, tollte mit Belle herum, schlief in einem Bett mit kleinen Monsterstickereien und zu guter letzt behandelte Nell ihn wie ein Kind und er verhielt sich auch so. Wenn das nicht Beweis genug war?

"Denken, du alt... fünf Jahre.", meinte Marga. "Sein so viel Finger wie an ein Hand." Zur Bekräftigung zeigte sie ihm alle Finger ihrer linken Hand. "Können sein etwas weniger, etwas mehrer."

Alex zeigte ihr die Klappen und öffnete sie. Hervor kamen Brennholz, Kohle und Feuersteine; Ja, das war gut. Nachdem sie ein Säckchen Feuersteine hervor geholt hatte, nahm sie Alex Hände und erklärte.

"Wenn du jetzt alle meine Finger nehmen und dazu alle deine Finger nehmen, dann du wissen, wie viele Jahre ich lebe. Mich leider nicht mehr wissen Name von Zahl, aber reimt sich auf Butter, das sein nicht mehr lecker, sondern igitt."

Die Halborkin ging zurück zum Ofenund bückte sich. Sie schätzte ab, dass ein kleiner Holzscheit ausreichen würde, den Rest der Suppe wieder aufzuwärmen. Auf Kohlen verzichtete sie. Die brannten zwar stärker als Holz aber es war viel schwerer, sie anzuzünden, und sie waren auch teurer als Holz, welches im Wald ständig nachwuchs. Sie nahm den kleinsten Holzscheit und legte ihn in den Ofen, wo sich noch etwas Asche des letzten Feuers befand.
Aus dem Beutelchen entnahm sie etwas Zunder, einen Feuerstein und das beiliegende Stück Stahl. Sie bückte sich und streute den Zunder auf das Holzstück und fing nun damit an, mit dem Feuerstein auf das Stahlstück einzuschlagen. Es offenbahrte das Problem, dass die meisten Feuersteine für Margas dicke, wurstähnliche Finger zu klein waren, doch als Ausgleich war die Haut dicker und zäher, wodurch sie sich keinen einzigen Schnitt zuziehen konnte.
Das metallene Geräusch des Aufschlags durchdrang den Raum und die Halborkin vermutete, dass dies Nell aufwecken würde. Bald fielen die ersten Funken, doch diese reichten nicht aus, ein Feuerchen zu entzünden. Aber bald schaffte es einer von ihnen, den Zunder um Glimmen zu bringen.
Sie pustete etwas und das Glühen vermehrte sich allmählich. Eine kleine Rauchfahne strömte schon in die Höhe, als schließlich auch die Oberfläche des Holzes eine kleine Flamme entstand. Nun brauchte die Eismagierin nicht mehr Luft zuzupusten, den der Prozess lief ab jetzt von alleine ab.

Sie stand auf und schloss die Ofenklappe. Sie klopfte sich die Hände ab und legte Feuerstein und Stahl zurück in das Beutelchen, welchen sie gleich auch wieder verstaute.
"Jetzt haben ich. Mich zwanzig Jahre alt. Schlecht Butter sein ranzig, das reimen auf zwanzig."
Zuletzt geändert von Marga am Montag 28. Juli 2008, 19:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Montag 28. Juli 2008, 21:35

Bei ihrer Antwort zog ein breites Grinsen auf Alex’ Gesicht. „Du schließen von Größe auf Alter.“ Er versuchte einen tadelnden Blick aufzusetzen, was ihm jedoch gründlich misslang. „Ich sein 10 Jahre.“ Vergnügt hielt er ihr beide Hände mit allen Fingern und Daumen weit abgespreizt hin.
Bei der Erklärung ihres Alters kicherte er erneut los. „Erklärung gut.“ Er krabbelte auf die eine Bank der Sitzecke und setzte sich mittig auf sie, jedoch Marga weiterhin zugewandt, so dass seine Füße leicht in den Raum ragten. „Was du machen nach nächsten Geburtstag?“ Frech grinsend wackelte er mit den erstaunlich sauberen und für seinen schmächtigen Körper großen Füßen. Belle hatte sich unter den Tisch gelegt, als wolle sie Marga ebenfalls nicht im Weg sein. Aufmerksam beobachtete sie, ebenso wie Alex jede ihrer Bewegungen. Gespannt verfolgten sie den Kampf um die ersten Flammen und Alex applaudierte sogar leise, als Marga das Feuer entzündet hatte.

Erstaunlicherweise war es das eigentlich recht leise Klatschen, dass eine Reaktion bei Nell verursachte. Mit einem Murmeln drehte sie sich um und zog die Decke über den Kopf. Der kleine Ork und die Hündin sahen sich an. Dann bog sich Alex vor Lachen, wobei er jedoch die Hand fest vor den Mund presst, um den Laut zu dämpfen. Belle rollte sich mit hustenartigen Lauten unter dem Tisch auf dem Rücken.

Da fiel Marga wieder die Bezeichnung der Zahl ein. Noch immer leise kichernd ließ Alex die Hand sinken. „Ich wissen. Du sein zweimal alt wie mir.“ Stolz sah er Marga an. „Nell mich viel lehren. Sagen Bildung sein einzig Macht in heuter Zeit.“ Mit ernstem Gesichtsausdruck nickte er. „Gerad für Menschen wie mir.“

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Mittwoch 30. Juli 2008, 07:41

"Du haben Vermutung von mich gewillt. Richtig Alter nicht ich weißte, aber du.", rechtfertigte sich Marga. "Trotzdem ich sein viel altiger als dir. Dann du sein kein kleinig Kind, sondern nur Kind."

Es war gut, dass Alex ihr die Finger hingehalten hatte, denn sonst hätte sie erst überlegen müssen, wie groß die genannte Zahl sei. Mit Mathematik hatte Marga es nicht besonders. Noch vorgestern hatte sie das Haus ihrer Eltern für einen Spottpreis verkauft. Sie kannte die Zahl der Münzen nicht, aber es war das erste Angebot des Käufers und das würde nie hoch sein. Sie wusste ja nicht einmal, wie viel Gold sich jetzt im Moment in ihrer Geldbörse befand!
Die Halborkin setzte sich zu dem Orkjungen hin, nachdem das Feuer entzündet war. Es würde eine Weile dauern, bis es größer wurde, aber von jetzt an brauchte sie nichts mehr zu tun.

"Hatten nur ein Geburttag. Warten... Du meinen Jahrtag? Mich feiern das nicht, denn gar nicht wissen, wann Jahrtag sein. Wenn neues Jahr fangen an, mich einfach zählen weiteres Jahr zu Alter dazu, sein einfach."
Marga grübelte eine Weile, bevor sie fortfuhr: "Aber nach nächstes Jahr, mich brauchen noch weiteres Handpaar... Oder besser Math... Mathmi... Mathet... Rechnen."

Die Eismagierin blickte kurz zu Nell, die erst jetzt Reaktion zeigte, aber dann doch einfach weiterschlief. Alex und Belle lachten leise - wenn die Hündin so etwas überhaupt konnte, es klang eher wie ein starker Husten. Marga selbst konnte nicht darüber lachen.

<b>Was sein so lustig? Nell schlafen weiter, na und?</b>

Das (für Marga intelektuelle) Gespräch lief weiter. Alex sprach an, dass Marga somit doppelt so alt wie er sei. "Sein logisch, brauchen alle Finger einer Person für dein Alter und alle Finger zweier Personen für mein Alter."
Bei dem, was jetzt kam, konnte die Halborkin dem ersten Teil zustimmen. Wissen war Macht, das hatte sie bei ihrem Studium der Eismagie herausgefunden. Je mehr sie wusste, desto besser wurden die Zauber gewirkt.
Doch der zweite Teil schockierte sie ein bisschen: Nell hatte Alex eingeredet, dass er auch ein Mensch sei. Sie wollte sich schon beeilen, ihn aufzuklären, doch sie hielt inne. Nell hatte bestimmt ihre Gründe. Bei genauerem Nachdenken, welches ein paar Minuten benötigte, in denen Marga still da saß und nichts tat, kam sie auf den Schluss, dass sie den Jungen nicht unnötig belasten sollte. Solange er sich nicht in den Städten und Dörfern aufhielt, sondern in einem Wohnwagen mitten in der Wildnis war, war der Rassismus, den viele Menschen den Orks entgegenbrachte, von keiner großen Bedeutung.

Sie stand auf und schaute nach der Suppe.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 30. Juli 2008, 20:50

Die Zuweisung seines neuen Ranges, entlockte Alex ein breites Grinsen. Als Marga jedoch erzählte, dass sie nicht wisse, wann sie Geburtstag habe, wurde er ernst. Sein Blick beinahe traurig. „Du nicht wissen, wann geboren? Das sein traurig. Feiern machen Spaß.“ Seine Augen glänzten begeistert. Offensichtlich erinnerte er sich an die letzte Feier. „Und Spaß sein wichtig für sehen Sinn in Leben.“ Er nickte, als wäre diese beinahe philosophische Ansicht normal für ein Kind seines Alters.

Da verhedderte sich Marga. Wieder grinste der kleine Ork, allerdings höflich zurückhaltend. „Ich sein gut in Rechnen. Soll dir helfen?“ Begeistert sah Alex zu ihr auf und wippte erneut mit den Füßen. Belle war inzwischen am Dösen.

Aufmerksam hatte Alex Marga im Auge behalten, als jene überlegte. Als sie nichts sagte, sondern zum Kessel ging, schwieg er noch einen Augenblick. Dann rutschte er an die Kante der Bank, so dass seine Füße nun in der Lift hingen uns sah Marga neugierig, aber auch leicht verstimmt und für ein Kind viel zu ernst an. „Du denken, Nell haben machen Fehler? Warum?“

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Donnerstag 31. Juli 2008, 17:22

Orlo und Marga kannten so etwas wie Daten nicht, bei ihnen war das Jahr in die Jahreszeiten aufgeteilt, Orlo hatte früher nur grob zu wissen gebraucht, wann Saat- und Erntezeit war. Genauers war nicht nötig. Doch da gab es noch ein anderes Problem:

"Und selbst wenn wissen Datum, nicht fröhlich Tag. Mein Geburttag zusammenfallen mit Trauertag in mein Familie. Meiner Mutter starben."

Das mit dem Spass und dem Sinn des Lebens lies sie nicht in ihre Gedanken einfließen. Das klang... philosophisch. Und das bedeutete abstrakte Denkmuster, etwas, was sie wahrscheinlich nie in ihrem Leben meistern würde. Sowieso war ihr Leben so ernst, dass sie keinen Spass haben konnte. Glücklich war sie, wenn die Arbeit vorbei und der Bauch voll war. Diese Ansicht war vielleicht primitiv, aber so lebte Marga eben.

Während sie am Kessel stand, rührte sie die Suppe, die schon bald fertig werden würde. Schon die ersten kleiner Blässchen zerploppten an der Oberfläche, ein Zeichen dafür, dass es nicht mehr lange dauerte. Schon der erste Dampf züngelte empor und trug einen herrlichen Geruch mit sich. Auch wenn das Essen noch vom Vortag war, würde es immer noch schmackhaft sein. Ein Seitenblick huschte zur schlafenden Nell. Was für ein Gefühl das wohl sein mochte, von einen leckeren Geruch geweckt zu werden? Die Halborkin war sich sicher, dass der Duft Nell aus dem Schlaf locken würde.

<b>Wo sein frisch Geschirr?</b>

, fragte Marga sich. Beim Gedanken an Geschirr blickte sie zur Waschschüssel, in welcher sich noch das alte Besteck, die schmutzigen Teller und die gebrauchten Becher befanden. Nach dem Mittagessen würde sie sich darum kümmern. Sie musste nur nach Wasser und einem Lappen fragen.

Plötzlich frage Alex sie, ob Nell etwa einen Fehler gemacht hatte. Ertappt! Es vergingen einige Sekunden, bis Marga eine Halbwahrheit äußerte. Sie war zwar nicht die wahre Antwort auf die Frage, aber auch nicht direkt gelogen, einfach nur in einen anderen Kontext gesetzt:

"Nein, haben nur über Sinn von Aussage nachgedacht, sehr schlauig. Glauben, werden dein Angebot mit Hilfe wahrnehmen. Nur warnen, dass Dorflehriger nicht haben geschafft, mehr mir als klein Zahlen zu lehrigen."

Aber seitdem war auch eine Menge Zeit vergangen und Marga war im Verstand ein kleines bisschen gereift. Immerhin hatte sie es geschafft, ein ganzes Buch zu lesen. Das war doch schon etwas!

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. August 2008, 22:26

Bei Margas Erklärung zu ihrem Geburtstag wurde das Gesicht des kleinen Orks nachdenklich. Ernst sah er Marga an. „Mein Geburt waren auch kein Grund zu freuen. Mutter wollen mich töten. Nell mich retten.“ Beinahe zögernd lächelte er. „Wir trotz dem feiern mit Spaß. Tag waren, nun sein gut.“ Er nickte bestimmt und lächelte nun etwas mehr.

Als Marga im Topf rührte, schnupperten Alex und Belle begeistert. Der kleine Ork rieb sich sogar mit vor Vorfreude funkelnden Augen über den Bauch und stellte sich dann auf die Bank. Er öffnete die Klappe des Hängeschrankes über ihm und entnahm jenem vier Teller und drei Becher. Ordentlich verteilte er drei Sätze auf dem Tisch und stellte einen Teller auf den Boden vor den Tisch. Dann huschte er zu der anderen Bank, kletterte auf die, öffnete den Schrank über jener und holte Löffel hervor, die er ebenso sorgsam neben die Teller legte. Zufrieden rückte er alles zurecht und setzte sich dann wieder hin.

Tatsächlich rührte Nell sich, als der Duft der Suppe sich langsam ausbreitete. Obwohl sie die Augen erst aufschlug, als sie hörte, wie der Tisch gedeckt wurde. Durch einen Spalt breit musterte sie den gedeckten Tisch und Marga, die im Kessel rührte. Dann schloss sie die Augen wieder, drehte sich mit einem leisen wohligen Stöhnen auf den Rücken und streckte sich. Dann schlüpfte sie erstaunlich munter und schnell aus dem Bett, ordnete jenes innerhalb von Sekunden und strahlte dann die anderen an. „Guten Morgen.“ Ihr Blick glitt nun vollkommen wach über den Tisch, als sie zu Alex ging und ihm liebevoll die Haare ordnend über den Kopf strich und ihm einen Kuss auf die Stirn gab. Kurz beugte sie sich herunter und kraulte Belles Ohren. „Das sieht wunderbar aus, mein Schatz.“ Dann lächelte sie Marga an. „Danke. Du bist ein Schatz.“ Und schon huschte sie zur Tür. „Bin gleich wieder da.“

Alex sah Nell grinsend hinterher und blickte dann Marga neugierig an. „Ich helfen gerne. Nicht schlimm, wenn lernen langsam. Ich auch tun.“

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Sonntag 3. August 2008, 13:24

Alex zeigte große Tapferkeit oder vielleicht auch nur Gleichgültigkeit, als er so unbefangen über das Thema mit seiner Mutter reden konnte. Noch immer lächelte er, während er über die Feiern sprach, was Marga für ein gutes Zeichen hielt. Wenn Kinder lächelten und nicht weinten, dann waren es normaler Weise glückliche Kinder, so dachte Marga.

<b>Selbst nicht traurig auch. Haben Arda nie kennlernt, darum nicht traurig.</b>

Aber wenn sie zurückdachte, dann war sie noch nie in ihrem Leben traurig gewesen, weder beim Tod ihrer Großmutter, noch beim Ableben ihres Ziehvaters vor ein paar Tagen. Noch immer fühlte sie das Gefühl von Freiheit, aber kein bisschen Kummer.

Endlich war auch die Suppe fertig. Sie nahm den Kessel am Tragegriff vom Herd weg und trug ihn zum Tisch. Dort schöpfte sie in jedem der drei Teller eine gleichgroße Portion Suppe. Dann bückte sie sich zu Belles Teller und schüttete den Rest der Suppe, der sich nicht mehr mit der Kelle fassbar war, hinein. Den Kessel stellte sie schließlich neben den Herd. Die Suppenteller waren etwas mehr als zur Hälfte gefüllt. Das war keine besonders große Portion, aber seit der letzten Mahlzeit hatte keiner von ihnen sonderlich viel gearbeitet.

Nell wachte schließlich doch auf. Margas Vermutung, dass der Geruch der Suppe sie aufwecken würde, war richtig gewesen, auch wenn das Geräusch der Teller einen Teil dazu beitrug. Nachdem diese aufgestanden war, nickte Marga ihr zu, allein, um ihre Kenntnisnahme auszudrücken.
Als Nell sich für das Kochen und das Tischdecken bedankte, war Marga verwirrt. Sie schaute an sich hinab und sie musterte auch den Orkjungen. Nein, keiner von beiden hatte sich über Nacht in Gold und Silber verwandelt, warum nannte Nell sie dann "Schatz"? Aber wer selbst bei traurigen Angelegenheiten lächelte, der würde auch in anderer Hinsicht seltsam sein. Die Devise lautete also, einfach ignorieren und nichts darüber sagen.

Als Nell den Wohnwagen verließ, grinste Alex, was in Marga Unverständnis weckte: Was war daran so lustig, wenn jene ihre Notdurft verrichtete? Dann nahm der Orkjunge das Gespräch von vorher wieder auf und bot ihr an, ihr zu helfen.
Andere Leuten würde es die Haare sträuben, von jemanden gelehrt zu werden, der nur halb so alt war wie man selbst, doch Marga hatte keinen Scham dabei. Man sollte sich schämen, wenn man solche Hilfe NICHT annahm und dumm blieb.

"Helfen wären sehr nett. Würden freuen, wenn nach Essen und Abwasch anfangen."

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. August 2008, 18:28

Alex blinzelte leicht verwirrt, als Marga erst an sich, dann an ihm herab sah. Unbewusst folgte sein Blick kurz ihrem. Dann wandte er sich jedoch mit einem begeisterten Grinsen schnuppernd seinem Teller zu. Belle winselte begeistert, als sie den Suppenrest in ihren Teller wandern sah, blieb jedoch etwas abseits sitzen.

Da schlüpfte auch schon Nell zurück in den Wagen und schlang sich dabei die Haare locker zu einem Knoten. Noch immer lächelte sie. „Das ist ein Luxus.“ Schnell schlüpfte sie neben Alex und somit vor den zweiten Teller. Was anscheinend Belles Zeichen war, denn sie stürmte zum Tisch. Stoppte dann jedoch abrupt. Beinahe entschuldigend sah sie zu Marga und trat wieder ein paar Schritte vom Tisch zurück.

Alex hatte inzwischen seine Hände artig im Schoß gefaltet und wartete anscheinend ebenso darauf, dass Marga sich setzte. Dabei sah er begeistert zu jener. „Gerne. Nach Essen und Abwasch...“ Er zog eine widerwillige Grimasse. „...wir fahren weiter und das sein meist seeeeehhhrr langweilig.“

Nell lauschte neugierig und sah dann erst Marga, dann Alex fragend an. „Wobei denn helfen?“

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Donnerstag 14. August 2008, 16:38

Nell kam schließlich zurück und bezeichnete Margas bescheidene Arbeit, welche sie doch als normale Selbstverständlichkeit ansah, als Luxus. Entweder ihre Gastgeberin zeigte übertriebene Freundlichkeit oder sie litt an noch größerer Realitätsverdrehung.
Etwas verwirrt starrte Marga in die Runde, als niemand aß und alle auf sie blickten, sogar Belle tat nichts. Verwundert blieb sie in ihrer Bewegung stehen und wartete darauf, dass jetzt etwas passierte. Nein, es geschah nichts. Langsam ließ Marga sich lnieder, bevor sie mit dem Essen anfing. Die Suppe schmeckte nicht so gut wie am Vortag, doch sie war immer noch lecker. Und selbst wenn sie das nicht wäre, würde die Halborkin sie trotzdem essen. Marga war keine Feinschmeckerin. Essen war eine Notwendigkeit wie Atmen und Schlafen und deswegen gab sich Marga mit allem zurecht.

Das mit der langweiligen Fahrt schreckte Marga keines Wegs ab. Sie war geduldig und Langeweile war selten ein Problem für sie. Lieber hatte sie zu viel Zeit als zu wenig davon. Es gab immer etwas anderes zu tun, mit dem man die restliche Zeit füllen konnte. In diesem Fall war es die Weiterbildung in der Mathematik.

"Er mich hilft, größigere Zahlen lernen und rechnen."

, antwortete Marga, nachdem sich Nell danach erkundigt hatte. Beinahe ohne Unterbrechung löffelte sie weiter ihre Suppe, bis der Teller geleert war. Sie hielt ihn am Ende schräg, um noch den letzten Löffel zu bekommen. Nach dem Essen verspürte auch sie das dringende Verlangen, auszutreten.
Ohne Worte zu verlieren, verließ sie kurz den Wohnwagen und als sie zurück war, schaute sie kritisch zum Orkjungen Alex. <b>Vermutig er haben gegrinst, als weg war. Wie bei Nell...</b>, dachte Marga.
Sie trug ihren Teller und Löffel zur Spüle. Das sicherste wäre, alles schon vor der Weiterfahrt gereinigt und sicher verstaut zu haben. In Jersa war sie einmal Zeugin geworden, wie der Handwagen eines Geschirrhändlers über ein übles Schlagloch fuhr. Ein solches Ereignis prägte sich gut in ihr Gedächtnis ein, denn ein so heftiges Fluchen wie das des Händlers hatte sie noch nie vorher gehört.
Mit dem Wagen müssten sie erst den holprigen Weg bis zur Straße fahren und der war schlimmer als sie schlechteste Straße.Marga schaute sich kurz an der Spüle um, doch sie fand nicht, was sie brauchte. Sie wandte sich an Nell:

"Wo können nehmen Wasser und wo Tücher?"

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Samstag 16. August 2008, 16:33

Sowohl Nell, als auch Alex und Bell mussten grinsen, als sie Margas Unsicherheit ob ihres Wartens bemerkten. Doch in dem Moment, wo sie sich setzte, schoss Belle an ihren Napf und schlang die Suppe lautstark schmatzend herunter, während Nell und Alex zu ihren Löffeln griffen und ihre Suppe zügig auslöffelten. Auch sie schienen sich nicht daran zu stören, dass jene vom Vortag war und demzufolge etwas an Würze eingebüßt hatte.

Auf Margas Antwort hin, nickte Nell und sah stolz zu dem kleinen Ork, welcher in dem Moment schon die Reste aus seinem Teller schlürfte. „Ja, im Rechnen ist er wirklich gut.“ Vergnügt schmunzelte sie. „Ich glaube, nicht mehr lange und er kann mir die Buchführung abnehmen.“ Bei diesen Worten strahlte Alex über beide Wangen und nickte eifrig.

Da stand Marga auf und verließ den Wagen. Einen Moment noch sahen Nell und Alex sich schweigend an, dann kicherten beide leise los. Allerdings fingen sie sich beide, als sie hörten, wie Marga wieder zurück kam. So sahen sie beide mit lachenden Augen, aber eher zurückhaltendem Grinsen zu ihr, als sie den Wagen erneut betrat.

Nell stand gerade auf und stellte die restlichen Teller zusammen, als schon die Fragen von Marga erklangen. Mit einem warmen Lächeln sah sie über die Schulter zu ihr auf. „Wasser müssen wir aus dem Bach holen und dann erhitzen.“ Sie zuckte leicht verlegen mit den Schultern. „Manches fehlt eben doch.“
Noch während sie sprach war Alex an Marga vorbeigehuscht und hatte die Schranktür rechts von dem Spül- und Kochschrank geöffnet. An deren Innenseite hingen oben drei kleinere Lappen und darunter vier saubere Leinentücher. „Hier alles finden.“ Und schon huschte er wieder an den beiden Frauen vorbei und hüpfte, Belle dicht an seinen Fersen aus dem Wagen. „Holen Wasser.“

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Montag 18. August 2008, 14:01

Beim Erwähnen von Buchführung musste Marga kurz nachdenken, was mit dem Begriff überhaupt gemeint war. Orlo hatte es damals erwähnt, immer wenn er mit ihr über Geld sprach. Es hatte also etwas mit Geld zu tun und mit Rechnen, obwohl sie keinerlei Beziehung zu einem Buch erkennen konnte. Trotzdem machte der Gedanke an Geld Marga etwas stutzig. Zur Zeit benötigte sie nichts, weil sie mit Nell und Alex reiste. Doch in der Stadt musste sie Geld bezahlen und wahrscheinlich nicht wenig. So hatte sie das jedenfalls auf dem Land gehört. Entweder suchte sie sich eine Arbeit, obwohl sie keinerlei Beruf erlernt hatte, oder sie schaffte es mit ihrem jetzigen Kapital so lange wie möglich auszukommen. Auf jeden Fall wären also bessere Zahlenkenntnisse notwendig, um besser mit Geld umgehen zu können...

Alles Geschirr und Besteck war zusammengeräumt und jetzt mussten sie nur noch den Abwasch erledigen. Alex zeigte ihr den Schrank mit den Tüchern und Lappen und machte sich unverzüglich auf den Weg zum Bach, um Wasser zu besorgen.

"Alex sehr fleißig Junge."

, meinte die Halborkin, als er schon weg war. Zweifellos hatte Nell ihn gut und höflich erzogen. Etwas von ihrem Dauergrinsen war auf ihn abgefärbt, aber das fiel kaum ins Gewicht.
Marga begutachtete die Teller, die Löffel und Becher und langte sogar in den kleinen Topf, der jetzt abgekühlt war, und tastete den Boden ab. Schließlich erklärte sie:

"Wasser nicht warmig gemacht werdigen müssen, nichts angebrannt, nichts verklebt, nichts krustig. Mit kalt Wasser nur Oberfläche saubern und dann abtrocknen müssen."

Eigentlich blieb nichts mehr übrig, als auf Alex und Belle zu warten, bis sie mit Wasser zurück waren. Ohne Spülwasser konte man nichts spülen. Geduldig wartend stellte sie sich an die Türe des Wohnwagens und schaute nach draußen. Die Sonne stand schon beinahe am höchsten Punkt, doch ein frischer Wind vertrieb die Wärme. Bald ging es zum Ende des Jahres hin. Die goldbraunen Esel grasten immernoch sichtlich zufrieden und ziemlich träge auf der Wiese.

"Esel vor Wagenhaus gespannt werden, bevor weiterfahren können, oder?", fragte sie Nell.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. August 2008, 18:17

Bei Margas knapper Feststellung lächelte Nell liebevoll und sah zur Tür. „Ja, das ist er. Und trotz seines Schicksals immer voller Hoffnung und guter Laune.“ Kurz huschte ihr Blick zu Marga. Sie schien zu überlegen, ob sie jene nach ihrem Lebensweg fragen sollte –oder besser durfte-, entschied sich dann aber dagegen.

Da tastete Marga die Teller und den Kessel ab. Verwirrt runzelte Nell die Stirn. Als Marga dann die Begründung lieferte, war es dieses Mal an Nell, sich über die mangelnde Hygiene zu wundern. „Ähm... Ich denke, wir wärmen lieber Wasser auf. Wenn man die nur mit kalten Wasser säubert, bleiben Keime zurück. Und die machen krank.“ Sie schmunzelte. „Außerdem kommt es auf das bisschen Zeit auch nicht mehr an.“

Bereits als Marga an die Tür trat, konnte man schon das fröhliche Lachen von Alex und das ebenso heitere Bellen der Hündin hören. Anscheinend waren jene nicht mehr weit. Nell trat lauschend neben Marga und sah ebenfalls zu den friedlich grasenden Eseln. „Ja, die beiden kommen vor den Wagen.“ Vergnügt zwinkerte sie Marga zu. „Und mit ein bisschen Glück sind sie sogar in der Laune und ziehen ihn.“

In dem Moment tauchte Alex mit einem Eimer voll Wasser, der bei jedem Schritt leicht vor sich hin schwappte, zwischen den Bäumen auf. Belle hüpfte fröhlich um ihn herum, was das Tragen des Eimers wohl nicht gerade erleichterte.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Mittwoch 20. August 2008, 00:21

Marga fragte sich, was Nell mit Keimen meinte. Das Wort hatte sie noch nie in ihrem Leben gehört. Angeblich sollten sie Krankheiten auslösen. Das fand die Halborkin höchst merkwürdig. Sie hatte schon immer auf warmes Wasser verzichtet, wenn es nicht nötig war, und sie war noch nie krank geworden, außer das eine Mal, aber daran war ihre Großmutter schuld, nicht irgendwelche Keime. Vielleicht war es ja die Bezeichnung für ein Gift, doch warum sollte Gift in der Suppe sein? Außerdem war es höchst merkwürdig, wenn heißes Wasser doch Keime beseitigte, warum war das nicht durch die heiße Suppe schon geschehen...
Es machte eine Art Klick in Margas Kopf und sie hörte auf darüber nachzudenken. Das war viel zu kompliziert und führte zu nichts. Marga äußerte zwar keine Widerworte, doch als das Stichwort der Zeit fiel, formte sie innerlich Kritik an Nell. Marga war zwar sehr geduldigt, sie konnte warten, wenn es notwendig war, doch Nells lässiger Charakter gefiel ihr nicht. Erst schlief sie bis in die Mittagszeit und hatte an diesem Tag fast keinen Finger gerührt. Sie hatte die Suppe aufgewärmt und Alex den Tisch gedeckt und nun holte er das Wasser zum Spülen. Kurz zweifelte sie daran, ob es wirklich sinnvoll war, mit den dreien zu reisen. War die Bequemlichkeit den zeitlichen Aufwand wert? Wäre sie weiter gelaufen, so wäre sie Jorsa nun ein gutes Stück näher... Aber ein Tag fiel kaum ins Gewicht, ihr Leben würde noch lange genug dauern und außerdem hatte sie hier die Möglichkeit, ihre zahlentechnischen Fertigkeiten zu verbessern.

Über Nells Äußerungen im Bezug auf die Esel konnte sie nicht grinsen. Eigentlich war ihre Bemerkung vorhin ein dezenter Hinweis darauf, dass die Esel vor den Wagen gestpannt werden mussten. Dass die Esel Lust dazu hätten, den Wagen zu ziehen, bezweifelte sie, denn es waren bequeme Tiere und sie waren zu störrisch, um dressiert zu werden. Man musste sie locken oder antreiben und nicht an ihre Gutmütigkeit appellieren.
Schließlich kam Alex aus dem Wald, mit einem schwerem Eimer voller Wasser. Zusätzlich tollte Belle bei ihm herum. Marga hatte die Befürchtung, die Hündin würde ihn vor die Füße oder zwischen die Beine geraten und der Orkjunge würde stolpern und musste die Strecke dann noch einmal entlang laufen müssen.

<b>Das nicht würden schlimmig. Er nicht lange gebraucht, Weg kurz.</b>

Die Halborkin ging in das Innere des Wohnwagens und öffnete die Ofenklappe. Wenn Nell meinte dass sie heißes Wasser benutzen sollten, dann soll es eben so sein. Doch der jetzt schon fast vollständig verbrannte, kleine Scheit würde nicht ausreichen, um einen kompletten Eimer Wasser zu erhitzen Sie nahm einen etwas größeren und legte auf den noch glimmenden Scheit. Sie hatte genug Erfahrung, um zu erkennen, dass das Feuer problemlos überspringen würde. Jetzt brauchten sie nur noch das Wasser in den Kessel zu geben, diesen auf den Herd zu stellen und abzuwarten.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. August 2008, 17:06

Nell runzelte bei Margas Stimmungsumschwung leicht verwirrt, aber auch noch immer deutlich belustigt die Stirn. Kurz zuckte sie mit den Schultern und sprang dann leichtfüßig aus dem Wagen und nahm Alex strahlend den Eimer ab. „Danke, mein Schatz.“ Sie beugte sich herunter und streichelte den struppigen Kopf der Hündin. „Dir natürlich auch.“

Fröhlich grinste Alex zu ihr auf. „Ich waschen ab?“ Verschmitzt sah er zum Wagen und flüsterte ihr dann, allerdings noch immer deutlich hörbar zu: „Du haben heute Glück. Nicht müssen kochen.“

Nell kicherte leise bei seinen Worten los und betrat mit dem Eimer den Wagen. „Ja, das habe ich auch schon festgestellt. Ich bin eben ein Glückskind.“ Vergnügt zwinkerte sie dem kleinen Ork zu und schüttete das Wasser in den Kessel. Dann huschte sie wieder aus dem Wagen.

Alex hingegen trat zu Marga und krempelte sich die Ärmel hoch. „Ich helfen.“ Er nahm sich ein Tuch aus dem Schrank und wartete auf den ersten Teller zum abtrocknen.

Kurz darauf hörte man Belles fröhliches Bellen, begleitet von einer heiteren Melodie. Offensichtlich sammelte Nell alle sich noch von ihnen außerhalb des Wagens befindlichen Gegenstände zusammen und band sie am Wagen fest, wobei ihr die Hündin mal half, indem sie etwa einen Eimer trug oder behinderte, indem sie um herum sprang. Als alles verstaut war, machte sie sich noch immer summen daran, die beiden Esel einzuspannen. Die beiden sahen zuerst deutlich missgelaunt drein. Doch je länger sie Nells Lied lauschten, desto reisefreudiger wurden wie anscheinend. Denn ihre Ohren zuckten fröhlich und ihre Hufe scharrten ungeduldig.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Samstag 23. August 2008, 17:42

Nachdem Nell das Wasser in den Kessel geschüttet hatte, stellte Marga diesen wiederum auf den Herd. Sie legte schon einmal die Teller und Löffel sowie die Becher hinein. Jetzt mussten sie nur noch darauf warten, dass das Wasser die richtige Temperatur hatte. Marga wusste nicht genau, wie warm es genau musste, damit keine "Keime" übrig waren, doch sie vermutete, dass normale Spülwassertemperatur ausreichen musste.

Marga hielt einen Finger in das Wasser, um die Temperaturveränderung zu fühlen. Das Bachwasser war noch eiskalt, doch sie hielt es aus. Wenn sie ihre Eismagie übte, dann hatte sie ihre Finger noch viel länger in viel kälterem Wasser.
Draußen summte Nell Melodien, während sie allen Kram, der nicht niet- und nagelfest war, festzuband. Marga war keine musikalische Person. Zwar hatte sie eine Begabung dafür, Takte einzuhalten, weil man dabei immer das Gleiche tat und nicht denken musste, doch jegliche Melodie misslang ihr. Sie traf nie die Töne und sang grottenschlecht. Nicht nur brachte sie keine Musik zustande, sondern sie konnte sich auch nicht an ihr erfreuen so wie andere Leute. Sie bevorzugte Stille.

Langsam wurde das kalte Bachwasser erhitzt. Erst erreichte es die Zimmertemperatur, dann wurde es lauwarm und schließlich war es warm genug, aber nicht kochend heiß. Sie nahm den ersten Teller und wusch ihn mit einem nassen Lappen und gab ihn an Alex weiter. Der Orkjunge sollte ihn abtrocknen und außerdem nachher verstauen, immerhin wusste er ja im Gegensatz zu ihr, wo alles hingehörte.
Schließlich kamen die sechs anderen Teller auch an die Reihe. Sieben war die genaue Menge, die sie beim gestrigen Abendessen und heutigen Mittagsmahl verwendet hatten - drei gestern, vier heute. Dann kamen noch sechs Löffel und sechs Becher danach. Als sie schließlich alles weitergereicht hatte, war nur noch der Kessel übrig. Marga wusste, wie sie damit umgehen musste:

Sie stieg aus dem Wohnwagen heraus, mit dem Kessel voller warmen Spülwasser, schwank diesen mehrmals herum und schüttelte mit einem Mal die ganze Brühe weg, möglichst abseits der Route, auf der sie die Lichtung verlassen würden. Zwar würde das Gras wegen dem Spülwasser voller "Keime" krank werden, doch das war ihr egal. Erstaunt schaute sie kurz zu, wie Nell die Esel mit ihrem Lied beeinflusste. Sie verstand überhaupt nicht, wieso Esel auf so etwas wie Musik reagierten, doch es gab so einige sonderbare Dinge auf dieser Welt...

Sie stieg wieder nach in den Wohnwagen und fing an die Innenseite des Topfes mit einem Tuch zu trocknen. Wenn das fertig war, so waren sie theoretisch bereit für die Weiterreise, dachte die Halborkin.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Erzähler » Montag 25. August 2008, 18:03

Alex setzte sich, während sie auf die richtige Wassertemperatur warteten, wieder auf eine Bank und schwang die dünnen Beinchen fröhlich zu dem Lied, welches von draußen herein klang. An einer Stelle der Melodie stimmte er sogar mehrmals mit ein. Es schien der Refrain zu sein. Und er störte sich anscheinend kein bisschen daran, dass sein Singen eher nach Gegröle klang. Glücklicherweise die Esel auch nicht.

Doch als Marga anfing abzuwaschen sprang er behände auf und trocknete hurtig ab. Als nur noch der Kessel fehlte, breitete er das nun feuchte Tuch auf dem Holzrand des oberen Bettes aus und verstaute das saubere Geschirr. Gutgelaunt wartete er, bis Marga auch den Kessel gesäubert hatte, obwohl er kurz die Stirn runzelte, dann aber mit den Schultern zuckte. „Kessel werden auf Feuerstelle festmachen.“ Er rückte den nun trockenen Kessel zurecht und zog zwei Lederriemen gekreuzt über jenen, welche an Nieten eingerastet wurden.

Gerade als Alex den Kessel befestigte, schaute Nell in den Wagen. „Fein, ihr seid fertig, dann geht es jetzt los.“ Sie klappte die kleine Treppe zum Herausgehen in den Wagen und zwinkerte vergnügt. „Bei einem erwünschten Halt einfach gegen die Wand hauen. Viel Spaß euch!“ Und schon schloss sie die Tür. Einen Moment später hörte man, wie sie auf den Kutschbock kletterte. Kurz darauf setzte sich der Wagen leicht schwankend in Bewegung.

Alex hüpfte zu der Sitzecke und hob die eine Sitzfläche an. Kurz darauf lagen Kreide, Lappen und zwei Tafeln sowie einige Bücher auf dem Tisch. „Wir anfangen?“ Mit einem erwartungsvollen Grinsen kniete er sich auf die eine Bank und nahm sich eine Tafel und Kreide.

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Re: Zwischen Jorsa und Jersa

Beitrag von Marga » Dienstag 26. August 2008, 20:23

Die Fahrt ging endlich los. Alles wurde ein bisschen herumgeschüttelt, doch die Einrichtungsgegenstände waren alle fest mit dem Wagen verankert. Die Schranktüren waren mit Riegeln versiegelt und alles zerbrechliche in den Schränken war gut gepolstert.
Nur Marga war unsicher. Auf das plötzliche Schütteln war sie nicht vorbereitet und beinahe wurde sie zu Boden geworfen. Um ohne Fall zur Sitzecke zu kommen lief sie möglichts breitbeinig. Als sie schließlich ankam, ließ sie sich zufrieden niedersinken. Sie hatte schon die eine oder andere Fahrt auf einem Heuwagen miterlebt und wusste daher, dass man die Zeit besser im sitzen verbrachte. Außerdem würde es bestimmt besser werden, sobald sie sich auf einer ebenen Straße befanden und nicht mehr auf diesen holprigen Waldweg fuhren. Marga musste zugeben, dass Laufen ihr bekömmlicher war.
Alex hatte einige Bücher und zwei Tafeln samt Kreide und einem Lappen hervorgeholt. Um ehrlich zu sein interessierten die Bücher Marga viel mehr als Alex Unterricht. In ihrem Leben hatte sie nur ein einziges Buch gelesen und jetzt hatte sie auf einmal mehrere direkt vor sich... Sie dachte darüber nach, ob sie Nell diese abkaufen sollte. Sie würden einen enormen Zeitvertreib bieten, wobei man sich gleichzeitig noch weiterbildete. Sehr sinnvoll.

"Am besten mit Zahlen anfangen. Wollen größigere lernen...", entgegnete Marga und nahm sich die andere Tafel und fing sofort damit an, zu schreiben. Sie brauchte recht lange, denn sie musste viel überlegen und mehrmals mit dem Lappen falsches wegwischen, doch schließlich hatte sie mit wackliger, schlecht lesbarer Schrift und einer ganzen Menge Orthographiefehler dies aufgeschrieben:

1 ein 11 einundtsehn
2 tswai 12 duzent
3 drai 13 dreiundzen
4 fir 14 vierundzen
5 fünv 15 zehnundfünf
6 secks 16 seckszen
7 siben 17 sibenzeen
8 acht 18 achttsehn
9 noin 19 noinundzehn
10 tsen 20 tsvantsig

Sie zeigte die Tafel dem Orkjungen und erklärte: "Das Zahlen, die schon kennen." Etwas später fragte die Halborkin noch: "Welche Zahlen es noch geben?"

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