Am Hafen

Obwohl Sarma eine Wüstenstadt ist, besitzt sie einen florierenden Hafen. Reisende und Händler aus Andunie laufen hier mit ihren Schiffen ein und aus. Selten ist im Hafen nichts los.
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Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Montag 20. August 2007, 00:02

[Alea kommt von Wohnviertel Sarmas -> unbekannte Häuser]

Alea rannte. So schnell sie ihre Füße trugen. Sie war Diebin, Wüstendiebin aus Sarma. Daher kannte sie die Straßen ihrer Heimat und als Diebin kannte sie mehr Abkürzungen als die Wachen. So war es kein Wunder, dass sie den Hafen mit gehörigem Vorsprung erreichte.
Und schon sah sie eine gewaltige Menschentraube, allesamt Frauen. Einige verhüllten ihre Gesichter mit Schals und Turbanen, andere trugen selbst am Körper nur knappe Seidentücher. Doch eines hatten die Damen allesamt gemeinsam: sie schauten zu einem Mann herauf, der an Bord eines Schiffes auf der Reling hockte und in die Ferne starrte. Sein sonnengebräuntes Gesicht war von Aleas Standpunkt aus nur als Kreis zu erkennen, auf dem ein Schopf dunklen Haares wucherte. Dennoch wusste Alea sofort, wer dort saß.

Rejan.

Die Frauen standen einfach nur da, blickten zu ihm auf. Wie hatte er sie so schnell alle versammeln können? Ach, sicher musste die eine es der anderen erzählt haben. Rejan war ein Magnet für Frauen und sobald es eine Nachricht von ihm gab, verbreitete sich diese geradezu wie ein Lauffeuer.
Rejan sprach zu einigen Frauen in den vorderen Reihen, doch Alea verstand kein Wort von dem, was er sagte. Die Menschentraube wurde jedoch zunehmend ungeduldig, das merkte man an der Lautstärke. Offenbar erwarteten sie eine ganz bestimmte Aktion von dem Wüstendieb.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Alea » Montag 20. August 2007, 00:37

Sie war etwas außer Atem, als sie endlich am Hafen angekommen war. Ihr Blick glitt hektisch über die Massen. Was war denn hier los?! Eigentlich dachte Alea schon in diesem Moment nicht mehr daran, dass Rejan der Grund für diesen Tumult war. Das waren doch viel zu viele Frauen. Und doch wurde ihre Meinung gleich wieder gekippt. Genau da, als sie Rejan auf dem Schiff sitzen sah. Es gab keinen Zweifel, das war er. Sie erkannte seine Gestalt sofort.

Er sagte auch irgendetwas, nur was? Sie überlegte, wie sie am betsen näher heran kam, ohne entdeckt zu werden. Das wäre dann doch zu peinlich. Also, einfach in die Masse oder doch vom Rand heran schleichen? Sie sah sich um und wog die Möglichkeiten ab. Dann drängelte sie sich einfach zwischen ein paar Reihen durch und stellte sich in eine der hintersten. Sie vermied es, Rejan direktanzusehen, ließ aber den Kopf dabei angehoben. Alles andere würde wohl zu sehr auffallen. Sie wollte unbedingt wissen, auf was diese Frauen warteten. Vielleicht erhofften sie sich ja alle eine Geste des Abschieds? Sie versuchte, nicht über die Möglichkeiten dieser nachzudenken.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Montag 20. August 2007, 01:36

Alea schaffte es, sich ungesehen heran zu schleichen – nun, zumindest ungesehen von Rejan. Dass einige der Frauen sie bemerkten, war natürlich nicht zu vermeiden. Aber die meisten, denen sie flüchtig ins Gesicht schaute, kannte sie nicht und offenbar hatte keine von ihnen Interesse daran, sie kennen zu lernen. Alle starrten und glotzten nur zu dem Schiff herauf.
Alea erkannte, dass es sich um die Seeperle handelte, als sie den Schriftzug neben Rejans rechtem Bein lesen konnte. Die Farbe blätterte bereits leicht ab, aber das sollte Alea jetzt wohl am wenigsten kümmern.

Es galt heraus zu finden, was diese Masse an Frauen von Rejan wollte. Ausgerechnet jetzt, da sie sich unter die Meute gemischt hatte, fragte keine von ihnen nach. Es war zu ärgerlich!
Aber sie konnten den Gesprächen der Damen untereinander doch schon einiges entnehmen.

<span style="color:C33900;">"Auf eine Frau? Ja, das weiß ich, aber welche?"
"Keine Ahnung, Ruana in der zweiten Reihe sagte es."
"Ruana, die alte Schwätzerin. Ich weiß, welche Frau er erwartet. Mich!"
"Ha! Dass ich nicht lache! Wenn, dann will Rejan nur mich haben!"</span>
Und so ging es eine Weile weiter. Rejan wartete also auf eine ganz bestimmte Frau und jeder wollte wissen, wer die Auserkorene war.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Alea » Montag 20. August 2007, 13:00

Alea wartete gespannt. Doch es wollte nichts geschehen. Die Frauen plauderten fröhlich vor sich hin. Und die Diebin hörte schnell, worüber sie sich die Münder zerrissen. Alea konnte nicht anders und musste einfach grinsen. Für sie stand fest, wer die Frau war, auf die Rejan wartete. Nicht eine von denen, dir hier redete. Nicht Minna und auch sonst keiner seiner Geschichten. Nein. Er wartete auf sie. Da war sie sich vollkommen sicher. Durch diese Erkenntnis wäre sie am Liebsten sofort zu ihn an Bord gegangen und hätte ihn freudestrahlend dafür umarmt und geküsst. Aber nein, das war zu auffällig.

Erleichtert zu sehen, dass Rejan scheinbar nichts mit den Frauen zu tun haben wollte, beschloss sie, nun doch zu ihrem Versteck zu gehen. Jetzt konnte sie es noch weniger erwarten, die Seeperle zu betreten. Als sie sich umwandte, hielt sie noch einmal inne und wandte sich an die beiden Plaudertaschen. <span style="color:C33900;">"Hab sie gerade eben noch auf den Marktplatz gesehen. Ich wette, sie schleicht sich, wenn möglich, ungesehen an Bord. Also sollten wir vielleicht dort hingehen, wenn wir sie noch sehen wollen."</span> Sie zwinkerte den beiden zu und bahnte sich einen Weg aus der Menge hinaus. Sie hoffte, dass sich ihre Worte genauso wie die anderen wie ein Lauffeuer verbreiten würden und sie alle zum Marktplatz eilten (auch wenn das Risiko bestand, dass sie dann doch lieber hier blieben, um Rejan wie einen Affen anzustarren). Doch wenn es funktionierte, könnte sie hier her kommen und niemand würde sie belagern.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Montag 20. August 2007, 16:41

Die Frauen drehten sich hellhörig zu Alea um. <span style="color:C33900;">"Sie ist auf dem Markt? Kann doch garnicht sein. ICH bin die Glückliche!"
"Bist du nicht! Ich bin es!"
"Nein, ich!"</span>
Dumm gelaufen. Anstatt, dass sich die Frauen nun dem Marktplatz zuwandten, gerieten erste von ihnen in eine heftige Diskussion, die mehr aus Kratzereien und Bissen bestand denn aus hitzigen Worten – wobei auch ein Teil davon vertreten war.
Alea bahnte sich indessen einen Weg aus der Menschentraube, in deren Mitte sich das Chaos ausbreitete. Einige Frauen riefen bereits nach Unterstützung der Stadtwache, andere grölten zu Rejan hinauf. Dieser erhob sich von seinem Platz und erklomm die Takelage des Schiffes. Hatte er da nicht eben ...? Aber nein! So beruhigte er die Damenschaft am Hafen, so gut es ging. Lauthals brüllte er, dass selbst die sich entfernende Alea es noch hören konnte.

<span style="color:C33900;">"Meine lieben Damen, ich bitte euch! Kein Grund, einen Aufstand zu machen. Die Frau, auf die ich warte, wird kommen. Schon sehr bald. Seid geduldig, wie euer Rejan!"</span>
Hysterisches Kreischen liebestoller Frauen begleitete seine Rufe, während die Stadtwachen Sarmas bereits versuchten, die Meute unter Kontrolle zu bekommen.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Alea » Montag 20. August 2007, 18:09

Alea traute ihren Ohren nicht, als die beiden einen Streit begannen. Doch er beschränkte sich nicht nur auf die beiden, sondern griff beinahe sofort auf alle Frauen über, die hier waren. Jede schien zu denken, dass Rejan genau auf sie wartete. Doch Alea wusste es besser. War sich sicher.

Als sie sich aus der Masse förmlich gequetscht hatte, ertönten hinter ihr die ersten Rufe nach der Stadtwache. <b>Oje, was hab ich denn jetzt ausgelöst?</b> Ihr Plan war zwar nicht aufgegangen, aber dennoch gefiel ihr diese Unruhe irgendwie. Das zeigte ihr Grinsen. Jenes wurde erst schwächer, als plötzlich Rejan seine Stimme erhob und die Frauen um Ruhe bat.

Doch so ganz gelang es ihm nicht. Die Stimmen empfand Alea wohl nur als leiser, weil sie sich langsam vom Hafen entfernte. Nun, da ihr Plan gescheitert war, machte sie sich langsam Sorgen. Rejan hatte sie... er hatte sie angekündigt. Genau so war es im Prinzip. Aber wieso? Sie wollte sich diesen Weibern nicht zeigen. Sie wollte, dass sie wussten, dass es ab nun nur noch eine Frau in Rejans Leben gab (so war der Plan), aber sie wollte nicht, dass sie wussten, wer genau das war. Sie würde sich doch nie wieder in Sarma sehen lassen dürfen, ohne Angst zu haben, dass sich irgendeine Frau auf sie stürzte und sie erwürgte.

Nein, das dürfte keineswegs passieren. Also überlegte sie schon jetzt, wie sie am Besten ungesehen auf die Seeperle kommen würde. Doch da war auch noch Azlar. Zu zweit, mit einem Ungeübten würde es sicher schwer werden. Sie runzelte die Stirn. Wenn sie Glück hatte, würden viele der Frauen bis dahin im Gefängnis wegen Totschlags oder ähnlicher Vergehen sitzen. So wie sie sich im Moment aufführten, nicht ganz auszuschließen.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 21. August 2007, 09:56

Die Stadtwachen drängten herbei, wobei keiner von ihnen Alea beachtete. Sie hatten genug zu tun, die zeternden Frauen auseinander zu bringen. Einige waren schon ineinander verkeilt, Finger umklammerten Haarbüschel und rissen daran. An anderer Stelle schlugen die Frauen wie im männlichen Zweikampf aufeinander ein. Dort wagten sich nur die gerüsteten Wächter hin. Frauen konnten doch gefährlicher sein, als gedacht.
Rejan überblickte dies mit Verwirrung. "Bitte, meine Damen", begann er, doch jetzt hörte keine mehr auf seine Worte. Entweder waren sie zu sehr in einen Kampf verwickelt oder wichen angesichts der Stadtwächter zurück. Die Traube löste sich langsam auf und die Wachen machten erste Gefangene. Ein solches Verhalten – von Frauen! – duldete der Bürgermeister Sarem Karad sicher nicht.

Alea beeilte sich inzwischen, vom Hafen weg zu kommen. Noch stand nicht fest, ob man sie nicht vielleicht auch verhaften würde. Und dann wäre es nicht nur peinlich für sie, sondern auch für Rejan, der doch so lieb auf sie hatte warten wollen.
Und den Auftrag der Wüstendiebe könnten sie dann auch vergessen!
Sie trollte sich, bis sie ein Stück weit vom Hafen weg war. Azlar abholen und zurückkehren, in dieser Reihenfolge und nicht anders. Das hatte sie nun zu tun. Ob sich Azlar noch in ihrem Versteck aufhielt? Hoffentlich kaufte er nicht gerade jetzt Vorräte ein. Aber nein, er wird sich die Sonne anschauen. Zumindest konnte Alea dies nur hoffen, ansonsten musste auch sie warten.



<i>[weiter im Wohnviertel Sarmas -> Aleas Wohnung]</i>

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Re: Am Hafen

Beitrag von Alea » Donnerstag 23. August 2007, 22:15

[komme von Wohnviertel Sarmas --> Aleas Wohnung]

Allzu viel Zeit hatten sie nicht zusammen in ihrem Utnerschlupf verbracht. Nun befanden sie sich wieder auf den Straßen Sarmas, auf dem Weg zum Hafen. "Ja, ein Schiff haben wir schon. Wir haben eine Botschaft bekommen. Wir werden mit der Seeperle fahren und uns wird jemand kontaktieren, wenn Fische nach den Sternen greifen." Sie runzelte die Stirn. "Oder sowas. Achja, wir mussten das Ganze als Reise für... du weißt schon wen .. tarnen", fügte sie noch hinzu, wobei sie vermied, die Gilde beim Namen zu nennen und nicht lauter zu sprechen, als nötig.
"Das Schiff scheint nett zu sein, so weit ich das erkennen konnte bei den Massen." Sie grinste kurz und hoffte, dass sie gleich, wenn sie am Hafen ankommen würden, mehr Schiff als Frauen sehen würden.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. August 2007, 23:40

Aleas Hoffnungen erfüllten sich nicht ganz. Zwar hatten viele Frauen endlich aufgegeben (diese Warterei dauerte einfach zu lange) und waren verschwunden, aber noch immer stand eine gute Handvoll Damen vor dem Schiff. Nun ja, nur noch zwei standen, die übrigen hatten sich aus einer nahe liegenden, billigen Kaschemme rustikale Stühle geholt und sich einfach an die Docks gesetzt. Der Wirt stand bei ihnen und murrte herum. Er wurde gekonnt von den Frauen ignoriert. Für sie gab es nur einen Mann und der hockte gelangtweilt in der Takelage.

"Wie ein Äffchen", grinste Azlar und zeigte auf Rejan, als er und Alea die Docks erreichten. "Dann fang ich mal an." Er rannte ein Stück voraus, direkt auf den Wirt und die Frauen zu. Alea konnte ihn laut Zischen hören.

<span style="color:CE00E1;">"Haha! Schert euch weg, Gesindel! Ich werde euch fresssssen!!!"</span>
Schreiend sprangen die Damen auf, als sie eine Riesenechse auf sich zurennen sahen. Azlar hatte seinen Umhang ausgebreitet und hielt die spitzen Enden. Es sah aus, als hätte er gewaltige Schwingen, was einen zusätzlichen furchterregenden Eindruck hinterließ. Selbst der Wirt flüchtete sich angesichts der beschwingten, weißen Riesenechse in seine Kaschemme zurück. Die Frauen stoben davon.

Ein verwirrter Azlar klammerte sich in die Takelage, schaute herunter. Er erkannte Azlar sofort. "He, was machst du denn da?!", rief er überrascht vom Schiff herunter.
Zuletzt geändert von Erzähler am Donnerstag 23. August 2007, 23:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Alea » Freitag 24. August 2007, 00:42

Alea grinste. Der Vergleich mit dem Äffchen war gar nicht mal so abwegig. Dann stürmte Azlar auch schon los. Mit Zufriedenheit sah sie die Frauen, die es sich hier inzwischen schon mehr oder weniger bequem gemacht hatten, um auf sie (auf sie, sie konnte es noch gar nicht wirklich glauben) zu warten, aufsprangen und schreiend davon stürmen. Das entlockte ihr weiteres Lachen, sie konnte einfach nicht anders. Azlar machte seine Sache wirklich gut und sie wollte sich nicht vorstellen, wie sie reagieren würde, wenn ein wahnsinnig wirkendes geschupptes Wesen auf sie zustürmte. Doch glücklicherweise befand sie sich nicht in dieser Situation und so entkam ihrem Mund kein Geschrei, sondern eben Lachen.

An Rejan rauschte das ganze Geschrei natürlich nicht unbemerkt vorbei. Er erkannte seinen Freund sofort und reagierte so überrascht, wie es angebracht war.
Alea indessen nutzte die Chance. Keine Frau war mehr in Sicht oder in dem Zustand, in dem man noch aufmerksam und voller Spannung auf sie wartete. Also war der richtige Augenblick an Bord zu gehen. Hoffentlich ungesehen schlich sie sich flink auf die Seeperle.

Oben angekommen sah sie Rejan, der noch immer hinunter zu Azlar sah und ihr den Rücken zugewandt hatte. "He, Äffchen." Sie grinste breit und musste kurz kichern. "Was ist das hier für ein Wirbel, hm? ich weiß auch nicht, was mit Azlar ist. Plötzlich packte es ihn und trieb ihn in die Schar von Frauen. Leider zerstoben die wie Staubfluseln im Wüstenwind." Ihr Grinsen verriet, dass sie dahinter steckte. Natürlich. Doch es verriet auch, dass sie ihm wegen dieser Frauen nicht böse war. Sie fand diese Aktion, die hier gerade lief, viel zu amüsant.
Anstatt zu Rejan zu gehen, blieb sie an ihrem Platz stehen. Sie stand an der hinteren Reling zum offenen Meer hin. Von hier aus sah sie kaum jemanden, deshalb hoffte sie darauf, dass auch sie von dort aus ungesehen blieb.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Freitag 24. August 2007, 08:58

Azlars "Angiff" war ein volle Erfolg! Der Hafen war – zumindest rund um die Seeperle – wie leergefegt. Der Halbechs grinste und verbarg sich wieder unter seinem Umhang, zof die Kapuze über. Erst dann drehte er sich zu Rejan um und winkte hinauf.
Der Wüstendieb war vollkommen verwirrt. Er starrte zu Azlar hinunter, konnte dessen Handeln, dessen Verhalten, nicht begreifen. Was sollte das denn?!

Dann hörte er hinter und ein Stück weit unter sicher ein verschmitztes, leicht spöttisches "He, Äffchen." Sogleich drehte er sich in der Takelage um. Da stand sie: die Frau, auf die er gewartet hatte. Alea. Grinsend gab sie ihm mit einer scheinheiligen Aussage zu verstehen, dass Azlars und ihr Plan aufgegangen sei.
Rejan erwiderte ihr Grinsen, schwang sich durch die Seile und sprang hinunter auf Deck. Federnd kam er auf, rannte sofort auf Alea zu und schnappte sie. In einer freudigen Umarmung wirbelte er sie kurz durch die Luft.

"Du hast mir meinen schönen Plan durchkreuzt", lächelte Rejan. "Und dabei wollte ich mit dir vor all den Weibern ordentlich angeben." Sein Lächeln verwandelte sich in ein heiteres Lachen und dann in einen verliebten Blick, als das Herumwirbeln endete und er und Alea sich eng aneinander geschmiegt gegenüber standen. "Auch gut", meinte Rejan. "Hab ich dich ganz für mich allein." Er neigte sich zu einem Kuss vor, doch noch ehe er ansetzen konnte, wurde dieser durch einen zischenden Schrei unterbrochen.

<span style="color:CE00E1;">"Lass micht los, ihr Menschen! Ich wollte niemanden fressen, ehrlich!"</span>
Auf der anderen Seite der Reling, die dem Hafen zugewandt war, wehrte sich Azlar in einem erbitterten waffenlosen Kampf gegen ein paar Stadtwächter. Diese hatten seinen Angriff gesehen und entschieden, dass der Halbechs eine Gefahr Sarmas darstellte, wenn er sich einfach so grundlos auf Frauen stürzte.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Alea » Samstag 25. August 2007, 00:50

Grinsend sah sie dem Frauenheld, ihrem Retter, entgegen. Und ehe sie sich versah, war er bei ihr und sie wirbelte in der Luft herum. Sie lachte und als sie wieder festen Halt unter ihren Füßen hatte, befand sie sich eng an ihn gelehnt. Sie sah zu ihm auf, sah seine Lippen näher kommen und... hörte Zischeln. Eindeutig Azlars Zischeln, das nicht sehr glücklich klang. Die Frauen waren doch alle weg? Wen zischelte er da also an?

Ohne weiter nachzudenken oder zu versuchen, den Abstand zu Rejans Lippen zu überwinden, löste sich Alea und ging auf die andere Seite der Seeperle, von der sie einen guten Blick auf den Hafen hatte. Sie riss erschrocken die Augen auf, als sie Azlar mit den Stadtwachen sah. Oh nein, was hatten sie da nur für eine Idee gehabt? "He, halt, wartet!", schrie sie zu den Wachen und wirbelte herum, um vom Schiff zu kommen. Im selben Moment griff sie nach Rejans Hand und zog ihn einfach hinter sich her.

Der Weg vom Schiff dauerte Alea viel zu lange, doch schließlich war sie unten bei den Wachen. "Nein, das war ein Scherz. Er würde keiner Seele was zu leide tun!", versuchte sie schnell zusammenfassend zu erklären und stellte sich beschützend neben den Halbechs. Wenn ihm etwas geschah, könnte sie sich das nie verzeihen.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Stadtwache » Samstag 25. August 2007, 13:01

Rejan lechzte geradezu nach Aleas Lippen, doch ein einziges Zischeln, das zu ihnen rüber drang, reichte, um Alea aufhorchen zu lassen. Rasch löste sie sich und war auf der anderen Seite des Schiffes. Rejan folgte ihr sofort, denn auch er war alarmiert. Schließlich hatte er Azlar gesehen und wenn der Halbechs zischte, musste etwas passiert sein. Sonst sprach er ja auch immer zu ihnen auf celcianisch.

Als er neben Alea an der Reling ankam, sahen beide, dass Stadtwachen sich um Azlar gereiht hatten und ihn festhielten. Es waren insgesamt vier, der Halbechs hatte kaum eine Chance, sich gegen die Überzahl zu erwehren. Aber er versuchte es auch nicht. Seine einzige Verteidigung war sein Zischeln. Hilfesuchen schaute er zum Schiff. Seine Augen schrien nach Alea und Rejan, diese kannten sich mit den Gesetzen Sarmas besser aus als Azlar. Der Halbechs war sich keiner wirklichen Schuld bewusst.
Ja, er hatte diese Frauen verschreckt, aber niemand war verletzt worden. Warum wollten die Wächter ihn deswegen festnehmen?

<i>"Nein, das war ein Scherz. Er würde keiner Seele was zu leide tun!"</i>, rief Alea, die bereits Rejans Hand gepackt hatte und vom Schiff gestürmt kam. Rejan eilte hinterher.
Enige Matrosen der Seeperle kamen an Deck. Sie hatten sich um die Verteilung der Ladung im Laderaum gekümmert. Die Flut setzte bald ein und dann wollte man in See stechen, auch wenn der Kapitän wusste, dass noch Passagiere an Bord kommen sollten. Rejan hatte ihn rechtzeitig informiert.

Azlar zu retten war nun jedoch wichtiger. Die Wachen schauten zu Alea, als diese die Gruppe erreichte. Azlar riss nun zum ersten Mal an den Händen, die ihn festhielten. "Esssss ssssstimmt. Ich würde nie ... essss war ein Sssscherzzz!" In seiner Aufregung konzentrierte er sich wenig auf seinen Akzent, sondern zischelte wild, aber nun besser verständlich drauf los.

Die Wachen zeigten sich unbeeindruckt. "Der Wirt einer hier ansässigen Taverne hat uns informiert, dass dieses ... Wesen hier einen Aufstand tobte", meinte schließlich ein Wächter. "Und es sah alles andere als nach einem Scherz aus."
"Vielleicht hätte die Dame die Güte, uns zu erklären, was denn am Vertreiben einer unschuldigen Gruppe von Frauen so scherzhaft sein soll", entgegnete ein weiterer Wächter.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Alea » Sonntag 26. August 2007, 00:07

Schuldgefühle überrannten Alea. Was hatte sie nur getan? Jetzt würden diese Wachen Azlar vielleicht auch noch in einen Kerker stecken und sie wäre Schuld! Dann würde er vermutlich bei einigen der Frauen landen, die vorhin solch einen Aufstand gemacht hatten, als es darum ging, wer nun die Frau war, auf die Rejan wartete. Hätte sie sich doch einfach nur gezeigt und alles über sich ergehen lassen! Dann würde Azlar jetzt nicht so sehr in der Klemme stecken.

Sie sah die Wachen bittend an und versuchte gleichzeitig nicht so viel von ihrer Verzweiflung in Anbetracht der Schwierigkeiten zu zeigen. Jetzt wäre eine Ausrede wirklich gut. Nur leider fiel ihr so schnell nichts ein.
"Es war wirklich nur ein Scherz. Ein ziemlich dummer", brach sie zerknirscht hervor. Ihre Reue war deutlich sichtbar. Wenn sie in Azlars Position wäre, wäre das nur gerecht. Nur so war es alles andere als gut. "Ich wollte nur nicht, dass diese Weiber mich sehen. Und da hatte ich eben die Idee mit der Ablenkung. Er hat damit gar nichts zu tun. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, worauf er sich da einlässt." Sie sah die Wachen an, in dem Versuch sie umzustimmen, dass Azlar irgendeine Schuld traf.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Stadtwache » Sonntag 26. August 2007, 12:23

Die Wachen schauten allesamt Alea an, sie erwarteten eine Antwort. Schlimm genug, dass dieses Echsenwesen hier die liebliche Damenwelt am Hafen erschreckte – die Männer ahnten ja nicht, welch große Menschentraube hier vor kurzem noch geherrscht hatte –, nein, jetzt mischte sich auch ausgerechnet eine Frau ins Geschehen ein und verteidigte das Echsenwesen!
Eine Frau ... die gehörten in Seide und schönen Schmuck gepackt, neben den Herr des Hauses gelegt oder auf ein Podest zum Tanzen gestellt. Manchmal verkaufte man sie auch, wenn man Geld brauchte. Es war ohnehin schon seltsam, dass die Frau das Szepter ergriff und nicht der Mann, den sie an der Hand führte. Der hielt sich brav zurück, als sei <i>er</i> ein Sklave von ihr.

Armer Kerl, in diesem Haushalt schien die Frau die Pluderhosen und Sandalen zu tragen, unter die sich der junge Mann stellen musste.
So etwas kam in Sarma auch nicht sehr häufig vor. Die Wachen beäugten Alea abwartend.

Als Alea endlich mit einer Erklärung heraus rückte, starrten die Wachen sie nur entgeistert an. Dann brachen sie in ein Gelächter aus, dass die Matrosen der Seeperle verwirrt an die Reling ihres Schiffes kamen und hinab spähten. Einige tuschelten miteinander, doch keiner der Männer konnte ahnen, weshalb die Wächter so breit grinsten.
Schließlich meinte einer zu Alea: "Na, so hässlich seid Ihr nicht, dass Ihr Euch vor anderen Frauen verkriechen müsstet!" Rejan trat nun zwischen Alea und den Wächter. Er funkelte ihn an. "Was sie sagt, ist die Wahrheit. Sie hätte sich nie wieder in Sarma sehen lassen können, wenn ich vor den Frauen verkündet hätte, dass ich sie liebe! Die hätten sie in der Luft zerfetzt. Das hab jetzt sogar ich verstanden. Daher das Ablenkungsmanöver. Also lasst den Echsenmenschen gehen."

Der Wächter erwiderte Rejans Blick mit ebenso funkelnden Augen. Er ließ sich nicht gern etwas sagen und jetzt verlangte dieser Mann, die Echse einfach frei zu lassen. Seine Argumente klangen jedoch plausibel. So hob der Wächter die Hand und schnippte, ein Zeichen für seine Kameraden, den Gefangenen los zu lassen.
Erleichtert trat Azlar neben Alea und Rejan.
"Gehen wir, Männer!", meinte der Stadtwächter. "Hier gibt es für uns nichts mehr zu tun."

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Re: Am Hafen

Beitrag von Alea » Sonntag 26. August 2007, 14:46

Sie hielt den Blicken der Stadtwache stand. Als sie in Gelächter ausbrachen verengten sich ihre Augen und ihr Blick verdüsterte sich. Sie mochte es überhaupt nicht, ausgelacht zu werden. Schon gar nicht von irgendwelchen Männern, die glaubten, dass sie was besseres wären als sie. Vielleicht auch nur aus dem Grund, weil sie eine Frau war und viele dachten, dass sie somit den Männern untergestellt war.

Sie war kurz davor, etwas zu erwidern, was schon nicht mehr so voll Reue geklungen hätte. Sie wollte diesen Männern eine pampige Antwort an den Kopf werfen. Doch Rejan hielt sie auf, indem nun er das Wort ergriff.
Sie unterstützte seine Worte mit einem Nicken. Doch dann stockte sie und blinzelte. Er liebte sie? Das hatte er verkünden wollen? Vor allen Frauen Sarmas?! Alea traute ihren Ohren nicht. Dann hatte er nicht nur verkünden wollen, dass er nun jemand festes an seiner hatte - so wie sie es vermutet hatte -, sondern noch etwas viel tiefer Gehendes. Er hatte bekannt machen wollen, dass er sie liebte. Und es war schwer, sehr schwer, zu glauben, dass er es nicht ernst meinte, wenn er einen so großen Kreis mit einweihen wollte.

Alea musste schmunzeln. Das war jedoch nur ein Teil der Gefühle, die sie im Moment empfand. Sie freute sich wahnsinnig über Rejans Bekenntnis, das er wie beiläufig erzählt hatte. Doch an Alea war es nicht wie eine Beiläufigkeit vorbei gerauscht.

Ihre Freude darüber wurde jedoch zunächst gedrückt. So wie die Stadtwache Rejan anfunkelte, befürchette sie schon, dass er seinen Zorn geweckt hatte. Und es war bekannt, dass schlecht gelaunte Wachen ungerne ihre Meinung änderten und sich überreden ließen. Dennoch glaubte er Rejan und gab Befehl, Azlar frei zu lassen.

Sie atmete hörbar erleichtert auf, als die Wachen sich davon machten. Fast hörte man den Stein, der ihr vom Herzen fiel. "Das war knapp", murmelte sie und legte Azlar eine Hand auf die Schulter "Tut mir wirklich leid. Das war eine dumme Idee." Auch wenn das nur teilweise stimmte. Natürlich war es eine gute Idee gewesen, die Frauen so zu verscheuchen. Doch Azlar so tief mit hinein zu ziehen, war eigentlich nicht ihre Absicht gewesen. "In Zukunft denk ich zweimal nach." Sie grinste schief.

Dann wandte sie sich zu Rejan. "Und du..." Sie grinste. Sie trat zu ihm, legte ihre Arme um ihn und den Kopf in den Nacken. Mit verliebtem Blick sah sie ihm in die Augen. Doch sie vervollständigte den Satz nicht, sondern küsste ihn stattdessen innig.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 26. August 2007, 20:27

Azlar lächelte Alea nur an, als diese eine Hand auf seine Schulter legte. Für ihn war es in Ordnung. "Schon gut", meinte er daher und grinste. "Es ist ja gut ausgegangen. Und Rejan ... hat auch endlich Mut bewiesen." Der Halbechs schielte zum Wüstendieb herüber. Rejan schaute perplex. "W-was?"
Doch schon galt seine Aufmerksamkeit Alea, die ihn dicht an sich heran zog und leidenschaftlich küsste. Er konnte nicht widerstehen, erwiderte den Kuss ebenso innig, wie sie ihn geschenkt hatte. Er drückte sie an sich, küsste weiter, fordernder, schien vollkommen vergessen zu haben, dass sie sich noch am Hafen befanden.

Die Matrosen, die von der Seeperle aus zugeschaugt hatten, klatschten Beifall und grölten schließlich wild. Erst ihr lauter Jubel riss Rejan in die Realität zurück. Und mit diese Rückreise kam auch die Erkenntnis, <i>was</i> er den Wachen überhaupt gesagt hatte – und vor allem: in wessen Gegenwart. Er löste den Kuss auf, schaute Alea an, lächelte wenn auch ein wenig unsicher. Er wusste ja nicht, wie sie dazu stand. Er bemühte sich ja, wollte ihr treu sein, gerade weil er so viel für sie empfand. Dennoch hatte er es die ganze Zeit verschwiegen. Wie schwer würde sie nun ein Fehltritt treffen?
Seine Hoffnung hatte darin bestanden, seine Treue zu festigen, wenn er ihr die berühmten Worte vor einer Gruppe Frauen sagte. Und jetzt war es ihm einfach so heraus geplatzt. "Tja, nun weißt du es." Er hob ihr Kinn mit einem Finger an, den er darunter legte. Rejan schaute ihr tief und lang in die Augen, sammelte erneut Mut. "Ich liebe dich", gestand er. "Wüstenblume." Und erneut sehnten sich seine Lippen nach den ihren. Ein Kuss folgte dem nächsten.

Niemand, weder Azlar noch die Matrosen, wollten die beiden nun trennen. Doch langsam kam die Flut und die Wellen rauschten.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Alea » Sonntag 26. August 2007, 23:08

Mit geschlossenen Augen stand sie in Rejans Armen. Sie spürte nur noch seine weichen Lippen, von denen sie sich nicht mehr lösen wollte. Schnell wurden auch ihre Küsse fordernder. Wie sehr sie ihn mochte, so unendlich sehr.

Es fiel ihr schwer, ihn nicht weiter zu küssen, als er den Kuss löste. Auch bei dem Geklatsche und Gegröle, das vom Schiff kam, wollte sie sich nicht lösen. Auch wenn es ihr etwas unangenehm war. Aber sie zeigte doch nur ihre Gefühle. So wie es Rejan tat. Sie sah ihm in die Augen und lächelte leicht. Nur seine Worte hielten sie davon ab, ihn einfach noch einmal zu küssen.
Als er wiederholte, was er vorhin schon zu den Wachen sagte, wurde sie rot im Gesicht. Jetzt hatte er es nicht irgendwelchen Leuten in ihrer Anwesenheit an den Kopf geworfen. Sondern jetzt hatte er es ihr ins Gesicht gesagt. Und in seinen Augen erkannte sie die Ehrlichkeit. Er liebte sie tatsächlich. Alea wurde warm ums Herz, das nur ihm gehören sollte.

Als er sie küssen wollte, stockte sie kurz vor seinen Lippen. "Ich liebe dich", flüsterte sie, hauchte sie, dass ihr Atem seine Lippen streiften. Das sollte er wissen. Mit folgendem Kuss besiegelten sie ihre Worte. Sie liebte ihn wirklich. Vom ganzen Herzen. Auch wenn es lange gedauert hatte dies zu erkennen. Doch sie meinte ihre Worte ernst. Sie wusste eigentlich nicht, was Liebe bedeutete, aber sie war sich sicher, dass es das, was sie ampfand, war.

Glücklich küsste sie Rejan immer wieder. Immer wieder schlossen sich ihre Lippen um die seinen, immer leidenschaftlicher werdend. Hätte sie nicht gewusst, dass das hier Realität war, hätte sie es für den schönsten Traum aller Zeiten gehalten.

Doch irgendwann meldete sich wieder ihr Verstand. Der sagte ihr, dass es Zeit war sich zu lösen. Auch wenn sie am liebsten noch weitere Stunden hier gestanden hätte und einfach nur Rejan mit Küssen verwöhnt hätte.
"Wir... sollten... los", brachte sie zwischen zwei Küssen leise hervor und musste grinsen, doch der Versuch, sich endgültig von ihm zu lösen, misslang ihr.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Montag 27. August 2007, 11:23

Als auch Alea die drei besonderen Worte im Leben eines Menschen ihrem Rejan zuhauchte, konnte dieser nicht länger widerstehen. Er küsste sie so voller Leidenschaft und Hingabe, hielt sie so eng an sich gedrückt, er wollte sie nie wieder loslassen. Dennoch war ihm deutlich bewusst, dass es Zeit war zu gehen.
"Nicht ... noch nicht", brachte er zwischen den Küssen hervor und konnte sich nicht lösen, auch wenn sein Verstand etwas Anderes sagte. Den hatte er jedoch gerade in eine Ecke gedrängt und gemahnt, Ruhe zu geben. Zum Glück gab es da noch Azlar. Der Halbechs nahm die Liebenden einfach an den Schultern und schob sie auf die Planke zu, die auf das Schiff führte. Dort endlich löste sich Rejan von Alea, nur aber um sie rasch auf die Seeperle zu ziehen und dort an Deck ihr gemeinsames Glück erneut aufzunehmen.

So schlang er, kaum dass sie an Deck waren, wieder seine Arme um Alea und begann erneut damit, sie innig zu küssen. Die Matrosen klatschten begeistert. Bis der Kapitän an Deck kam. <span style="color:C33900;">"Leinen los! Anker lichten! Fahrt die Segel aus, jetzt stechen wir in See, Männer!"</span> Die Mannschaft stand sofort bereit und Leben kehrte auf der Seeperle ein. Es ging zu wie in einem Ameisenhaufen und obwohl alles scheinbar wild durcheinander wuselte, wusste ein jeder doch genau, was zu tun war. Die Abreise der Seeperle wurde eingeleitet und verlief mehr als reibungslos ab. Azlar stand vorne am Bug, beobachtete das Holz, welches die Wellen teilte und genoss den Fahrtwind, der mit Einsetzen der Flut aufkam.

Rejan und Alea bekamen wenig davon mit. Schließlich aber trat ein Matrose zu ihnen, dessen Seemannskleidung sich nur ein wenig vom Rest der Mannschaft unterschied.
Sein blondes Haar hielt mit einem dunklen Stirnband im Zaum und aus dem wettergegerbten Gesicht stahl sich ein keckes Grinsen.
"Ich grüße euch. Mein Name ist Pevi, ich bin der erste Maat. Der Kapitän hat euch eine Kabine zukommen lassen. Wenn ihr wollt, führe ich euch hin."


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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Freitag 30. November 2007, 22:17

Die dunklen Tage hüllten ganz Celcia in einen kalten Mantel. Dabei war Sarma noch einer der wärmeren Orte, doch Sadad war wesentlich höhere Temperaturen gewohnt und so hockte er an den warmen Ziegelsteinen des Kamins. Seine Gedanken arbeiteten an einem Plan und schließlich kam ihm Alhawa in den Sinn.
Sadads Blick glitt in den wolkenlosen Himmel. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, doch wärmte sie in diesen Tagen nicht besonders. Träge kam der Lärm des Hafens bei ihm an. Die Menschen gingen ihrer Arbeit nach oder aber dem Vergnügen nicht arbeiten zu müssen.

Fast lautlos glitt der Falke zu Sadad und landete vor ihm. Er schaute ihn an und legte den Kopf schief. Seinen neuen Herrn kannte er bereits von früheren Gesprächen mit dem alten Mann und so waren sie nicht gänzlich Fremde. Der alte Wüstendieb hatte eine gute Entscheidung getroffen Sadad diesen gefiederten Freund an die Seite zu stellen.

Sadad erschien vor seinem Inneren Auge ein Bild. Er sah was der Falke sah. Blauer, strahlender Himmel, die Sonne die sich im Wasser spiegelte. Dann der Hafen von Sarma, mehrere Schiffe lagen vor Anker. Eines davon kam langsam näher, Alhawa umkreiste es. Es ist ein größeres Schiff, Männer packten Pakete und Kisten ins Schiff. Langsam sank der Falke nieder.
Ein älterer Mann stand an Bord und schaute zum offenen Meer. In seinem roten Haar sind die ersten grauen Strähne, er ist frisch rasiert und gewaschen. Seine Kleidung sprach von einem gewissen Stand, vielleicht nicht der beste, aber wahrlich nicht der schlechteste. Die Augen des Mannes sprachen von Erfahrung und Wissen. Mit einem Seufzer wendete er sich von dem Meer ab und trieb, freundlich aber bestimmt, die Männer bei ihrer Arbeit an. Anscheinend hielt ihm nichts mehr im Hafen, eher sehnte er sich nach dem Geräusch des Meeres. Der Falke stieg wieder in die Lüfte. Die Wellen brachen sich träge an dem Schiffskörper, dann sank er schnell wieder herunter, flog an dem Schiffskörper vorbei. Der Name des Schiffes kam näher heran. „Schwingen Venthas“ stand dort in schnörkliger Schrift.

Dann verschwand das Bild und Sadad schaute wieder auf den Falken. Was wollte der Falke ihm sagen? Der Nachteil an dieser Art von Botschaft war das er nur Bilder bekam, die Auslegung war ihm selbst überlassen.

So konnte dies nun viel bedeuten. Das Schiff würde sicherlich bald auslaufen und mit ein wenig Glück auch Richtung Andunie.
Doch wollte Alhawa ihm das Schiff als mögliche Reisegelegenheit zeigen oder Sadad davor warnen?

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Montag 3. Dezember 2007, 14:53

Die Männer am Schiff schwitzten obwohl die jetzigen Temperaturen eher unüblich für Sarma waren. Sie luden Kisten und Fässer ein, Säcke und einige Käfige mit Federvieh. Doch rein aus der Ladung konnte Sadad nicht erraten wohin das Schiff auslaufen wollte. Alles war verschlossen oder viel zu allgemein, jede Stadt hätte damit etwas anfangen können.

Zwei Männer kamen gerade vom Schiff zurück um neue Ladung zu holen, sie schauten sich kurz um dann blieben sie im Schatten der Lagerhalle stehen.

„Der Alte ist verrückt, so viel Ladung und das bei diesen Temperaturen. In ganz Celcia friert man nur auf dieser Insel nicht.“

Erst jetzt konnte Sadad wirklich erkennen warum die Männer so schwitzten. Sie alle waren viel zu warm angezogen für das milde Wetter in Sarma. Sie trugen schwere, gefütterte Stiefel, dicke Kleidung und einige sogar lange Wintermäntel.

„Morgen früh geht es nach Andunie und dann zurück nach Hause. Wird auch wirklich Zeit.“, meinte der andere und schnaufte.
Sie beendeten ihr Gespräch schnell als sich der alte Mann nährte den Sadad schon in den Bildern des Falkens gesehen hatte. Er blieb auf dem Schiff, hatte nur kurz zu den beiden geschaut und nichts gesagt. Dennoch waren die Männer sofort wieder ihrer Arbeit nachgegangen.

Das Schiff lief zumindest mal in die richtige Richtung, aber ob der Alte auch Passagiere mit nahm? Sollte Sadad überhaupt auf dieses Schiff gehen und nicht lieber nach einem anderen suchen?

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 5. Dezember 2007, 21:53

Der Seemann vor dem Sadad stand war einen guten Kopf größer und wesentlich breiter als er. Verwirrt ließ er den Sack fallen und schaute ihn an, dann drehte er sich rum und schaute die anderen Männer fragend an. Einer von ihnen näherte sich lachend und schlug seinem Kollegen auf die Schulter.

„Na verstehst du den feinen Herrn nicht, Bertan?“

fragte er. Er war ein bisschen kleiner, aber immer noch größer als Sadad. Die Männer wirkten allesamt besser trainiert als Sadad. Beinahe schien es sogar so als hätten die Seemänner eine bessere Ernährung als Sadad!

Bertan schüttelte den Kopf auf die Frage.

„Wieso Masim? Verstehst du was der von mir will?“

Masim lachte wieder.

„Natürlich verstehe ich ihn. Er meinte das du ein Muttersöhnchen bist und du viel zu schwach bist für deinen Beruf. Du solltest doch lieber aufs Schiff gehen und dem Kapitän schöne Augen machen!“

Die anderen Männer hatten zugehört und ihre Arbeit nieder gelegt. Gespannt hatten sie verfolgt was Masim gesagt hatte und lachten nun köstlich über diese Lüge. Keiner hatte ihn verstanden, aber das war auch egal. Man kannte Bertan, er würde jedes Wort auf die Goldwaage legen und Sadad nun wohl ans Leder wollen.
Tatsächlich hatte Masim dies auch beabsichtigt. Es gab nichts lustigeres in seinen Augen als eine Hafenschlägerei und jede Gelegenheit wurde dazu genutzt. Sadad lieferte ihm diese Gelegenheit praktisch auf einem Silberteller.

Bertan wurde rot im Gesicht und schnaufte. Wütend schrie er Sadad an:

„Was hast du Hundesohn gesagt? Ich…!“

Doch er sprach nicht weiter, Worte waren jetzt fehl am Platz. Bertans Männerstolz war verletzt und so würde er seine Fäuste sprechen lassen. Wütend schreiend ging er auf Sadad los. Masim wiederrum nutze die Gelegenheit und schrie seinen Kollegen zu:

„Kommt schon, nachher ist nichts mehr für uns übrig!“

Zwei weitere lösten sich laut brüllend aus der Gruppe und stießen zu ihnen. Masim griff geradewegs nach Sadads Hals, während die anderen drei Männer sich ziellos auf ihn stürzten. Sie schupsten sich, drängelten und gerieten fast selbst in einen Streit nur aus Angst nichts von dieser Schlägerei zu haben.

Sadad wiederum sah sich vier ausgewachsenen, starken Seemännern gegenüber stehen die ihm schaden wollten, sicherlich hatte er mit dieser Reaktion nicht gerechnet. Eine größere Aufregung konnte er nicht versuchen und das war sicherlich nicht die Absicht des Wüstendiebs gewesen.

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