Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

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Re: Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

Beitrag von Erzähler » Samstag 14. Juli 2007, 12:03

Der blonde Lockenkopf war offensichtlich ein wenig überrascht über Julias selbstbewusste Art. Sie antwortete ihm keck und stellte ihrerseits dieselbe Frage. Vor Verblüffung, dass eine junge Frau sich dies ihm gegenüber traute, verlor er beinahe das Gleichgewicht. Außerdem gaffte er sich herabhängender Kinnlade an, bis seine Manieren wohl doch endlich zu seinem Hirn durchdrangen. Wahrscheinlich hatten sie sich in seinen Haaren verheddert.
Aber jetzt klappte er den Mund wieder zu und entschied sich sogar dafür, Julia zu antworten.

"Verzeiht meine Neugier, ich wollte nur einen Plausch beginnen. Natürlich stammen mein Vater und ich aus Andunie. Wir wohnen dort in einem gemütlichen Fachwerkhaus. Ich habe noch eine Schwester, die auf der Wasserakademie studiert. Meine Mutter kommt aus Sarma, deshalb verstehe ich auch ein wenig Sendli. Ihr kennt die Sprache vielleicht? Nein? Ich könnte Euch ein paar Worte und Redensarten lehren."

"Der prahlt vielleicht", wisperte Gryl. "Ich könnte Euch ein paar Worte und Redensarten lehren, blablabla!", äffte der Feen-Mann den jungen Jäger nach. "So ein Schleimer. Außerdem könnt <i>ich</i> dir viel interessantere Sachen beibringen. Ich habe ganz tolle Feenzauber drauf!"

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Re: Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

Beitrag von Erzähler » Samstag 14. Juli 2007, 17:13

"Über die Wasserakademie?" Kieto grinste. Gerne hätte er Julia mehr davon erzählt, aber ... "Meine Schwester ist die mit den magischen Kräften, nicht ich. Ich werde einmal Jäger und fuchtel nicht mit Wasser in der Luft herum. Nichts gegen meine Schwester", wandte er rasch ein, "aber mit Zauberei kann ich persönlich nicht viel anfangen." Der Lockenschopf lachte. Gryl ebenfalls. Leise flüsterte die Fee: "Also, mit mir würde er sich vortrefflich verstehen! Würde ihm jeden Tag einen Zauber auf den Hals jagen und mit einem Liebeszauber belegen ... ihn und seinen Hund. Drusel ... alberner Name!"

Gryl verstummte wieder. Es machte ihm sichtich Spaß, Julia immer aufs Neue zum Schmunzeln und Grinsen zu bringen. Menschen waren leicht zufrieden zu stellen. Ein paar nette Worte hier, ein lustiger Kommentar da und schon war alles in Ordnung.
Der Feen-Mann begann, die Menschen netter zu finden. Zumindest eine von ihnen.

"Seid mal eben alle still", rief Erje und streckte die Hand nach hinten aus. Drusel hatte etwas gewittert und nahm nun eifrig die Verfolgung der Spur auf.
Der Jäger schaute verschmitzt zu seinem Sohn zurück und dieser verstand sofort. "Fasane", wisperte er voll aufsteigender Euphorie.

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Re: Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. Juli 2007, 15:32

Auf einen Schlag war alles still. Nur Kieto nahm seinen Bogen von der Schulter und legte bereits einen Pfeil an. Auch sein Vater hielt den Bogen schon bereit, spannte die Sehne jedoch noch nicht. Eine Bogensehne gespannt zu halten, kostete mehr Kraft als die meisten glaubten. Wenn der Fasan nun lange genug in seinem Versteck blieb, würde der Bogen sich entweder überspannen, die Sehne reißen oder Erje müsste abfeuern. Dies hätte dann zur Folge, dass sich der Fasan aufgeschreckt aus dem Staub machte.
Jäger sein war nichts, was jeder konnte. Und Erje war ein erfahrener Jäger. Den Bogen noch nicht zu spannen hatte er seinen Sohn schon gelehrt.

Drusel wurde mit einem Wink vorgeschickt. Langsam schlich sich der Hund an, witterte und hielt die Rute aufrecht. Man spürte förmlich die Spannung in der Luft. Hoffentlich war es auch ein Fasan.

Sogar Gryl hielt still. Er klammerte sich zwar an Julias Haaren fest und wagte sogar einen Blick aus der Kapuze, blieb aber mucksmäuschenstill. Das war die Diebin von ihm gar nicht gewohnt. Grund war der Fasan. Gryl hatte noch nie einen gesehen und jetzt vielleicht zuschauen zu dürfen wie Menschen einen jagten, das interessierte ihn und weckte seine Neugier.

Da blieb Drusel plötzlich stehen, die rechte Vorderpfote angewinkelt. Er schaute zu seinem Herren zurück und Erje gab dem Hund mit einer Handbewegung den Befehl zum Aufscheuchen. Sofort bellte Drusel laut und ganze drei Fasane stoben aus dem Gras. Einer flog auf, die anderen beiden huschten durch die Gräser. Erje schoss auf einen von ihnen, Kieto zielte in die Luft. Der fliegende Fasan hatte keine Chance. Getroffen ging er zu Boden und Drusel stürzte sich sofort auf ihn, apportierte ihn zu dem jungen Jägerssohn. Stolz schnappte dieser seine Beute.
"Ihr habt uns Glück gebracht, Julia", schmeichelte Kieto.

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Re: Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

Beitrag von Erzähler » Montag 16. Juli 2007, 12:19

Julia ließ den lockigen BLondschopf mit seinem Fang einfach stehen, sozusagen. Verwirrt kratzte dieser sich am Hinterkopf. "Feenmagie?"
Gryl war gar nicht so begeistert davon, dass Julia ständig solche Anspielungen auf seine Anwesenheit machte. "Was fällt dir eigentlich ein? Ich habe garnichts dazu beigetragen, dass diese Flattermänner abgeschossen werden! Stattdessen setzt du mein Leben aufs Spiel. Vielleicht jagen diese Großleute auch Feen und dann sitz ich wieder in einem dieser Vogelkäfige ... und muss mich selbst befreien wie bei deinem Liebling Mak."

Die Fee verstummte. Er hatte seine Meinung dazu gesagt und das war's. Julia spürte einen kleinen Ruck im Nacken, als sich das Feen-Männchen einfach in ihre Kapuze zurückfallen ließ und einwickelte.

Erje verfolgte auf seinem Pferd inzwischen immer noch die beiden übrigens Fasane, aber Kieto stand nicht lange ruhig herum. Er holte schnell auf, dicht gefolgt von Julia, die nun auch versuchte, eines der Tiere zu fangen.
Pascani ritt rasch an den beiden Jägern vorbei, das Tier war schnell. Julia beugte sich herab und ... verpasste den Fasan nur knapp. Immerhin schaffte sie es, ihm eine Feder auszurupfen.
Die Vögel entkamen.

Erje verlangsamte seine Stute und hing sich den Bogen wieder über die Schulter. Einen zufriedenen Blick aufgelegt lenkte er sein Pferd zu den anderen, denn Pascani war aufgrund der geglückten Flucht des Fasans frustriert stehen geblieben.
"Wir brauchen nur einen Fasan, lasst die anderen also laufen", meinte er. "Sohn, merk dir die Worte. Jage nie mehr als du brauchst. Andernfalls wird aus einem Beruf ein Sport und der Gott Phaun billigt dein Handeln nicht mehr. So, und jetzt könnten wir langsam nach Andunie zurück. Hier auf der Ebene hält uns nichts mehr."

Er nahm Kieto den Fasan ab und verstaute ihn behutsam in einer seiner Satteltaschen. Dann wartete er darauf, dass alle für den Rückritt bereit waren.
Drusel wurde ebenfalls aufs Pferd gehoben, was bedeutete, dass Erje gleich ein schnelleres Tempo bevorzugen würde.
Zuletzt geändert von Erzähler am Montag 16. Juli 2007, 13:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

Beitrag von Erzähler » Montag 16. Juli 2007, 14:53

Pascani dachte nicht daran, sich dem Tempo der beiden Füchse anzupassen. Sie waren ihm offenbar viel zu langsam oder vielleicht wollte der Hengst nur etwas imponieren. Auf jeden Fall wieherte er, bäumte sich auf, dass Julia sich mit aller Kraft am Zügel halten musste, und schon preschte er von neuem los. Gryl schrie in Julias Kapuze und klammerte sich fest.

"Heee! Reitet langsamer, Julia!", rief Erje ihr hinterher udn winkte. Seine Stute käme bei der Geschwindigkeit Pascanis nicht mit.
"Ich hole sie", sagte sein Sohn. Er gab seinem Fuchs die Hacken der Stiefel zu spüren und galoppierte hinter Julia her. Doch Pascani war wirklich viel schneller als die Pferde der Menschen. Er donnerte los, wirbelte Gras und Dreck auf und wieherte auffordernd. Sollten die Jäger <i>ihn</i> einmal fangen. Der Hengst war nicht aufzuhalten. Er raste rapide über die Ebene, bis er eine ausgetrampelte Straße erreichte. Dieser übersprang er und sauste weiter. In der Ferne war eine dunkle Linie zu erkennen. Pascani ritt in die völlig falsche Richtung. Wenn er so weiter machte, würde Julia nicht in Andunie ankommen.

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Re: Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

Beitrag von Erzähler » Montag 16. Juli 2007, 20:34

Pascani schnaubte wild und lenkte um. Julia hatte so fest am Zügel gerissen, dass es ihm in den Winkeln seines Mauls schmerzte und einschnitt. Das konnte eine schreckliche Verletzung für ein Pferd sein. Blut lief die Schnauze herunter und Pascani wieherte kläglich. Aber wenigstens bremste er ab, er hatte seine Strafe für sein ungestümes Verhalten bekommen.

Jetzt zeigte er sich ganz brav und ruhig. Gryl aber tobte. Er kam auf Julias Schulter geklettert und schnauzte das Pferd an: "He, du zu groß geratene Flitzmaus! Was fällt dir überhaupt ein?! Jetzt ist ihre Kapuze ganz schmutzig .... oh, mir ist immer noch schlecht."
Oha, Julia sollte ihre Kapuze wohl erstmal nicht mehr überziehen.

Kieto holte die Diebin schließlich ein. "Das Pferd ist vielleicht schnell! Alle Achtung! Aber ich dachte, Ihr wolltet mit uns nach Andunie." Verschmitzt grinste er sie an, dann bemerkte er, dass Pascani aus der Schnauze blutete.
"Oh, Ihr solltet ihm das Zaumzeug abnehmen, sonst reißen seine Mundwinkel bei jedem Zug nur noch mehr auf."

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Re: Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

Beitrag von Erzähler » Dienstag 17. Juli 2007, 01:29

Verwirrt nahm Kieto die Zügel zur Hand und schaute noch verwirrter, als Julia einfach ihren Umhang über des Pferd warf und ein Stück fort schritt. Oh, sie war ja so wütend. Auf alle! Auf Gryl und Pascani besonders. Das Pferd schnaubte nur, schaute aber seiner Reiterin nach und scharrte mit dem Vorderhuf über das Gras.

Unter dem Umhang Julias regte sich Gryl. Er rappelte sich auf und marschierte auf Pascanis Rücken entlang, bis er den Sattel erreichte. Er zupfte den letzten Stoffrest des Umhangs von sich und setzte sich wie ein Reiter in den Sattel. Auch der kleine Feen-Mann schaute zu Julia zurück. "Ach jetzt komm schon!", quiekte er. "Ich reite auch! Kannst dich auf meine Schulter setzen, so zur Abwechslung. Komm, Julia! Wir finden deinen Freund."

Dieses kleine Plappermaul! Aber Kieto, der nun eigentlich sämtliche Gründe kennen müsste, weil Gryl gesprochen hatte, war in tiefer Verwirrung gefangen. Gebannt starrte er auf die Fee. "Was? Wie ... öh ... was ist denn DAS?!"
"Wonach sieht's denn aus, Lockengroßkotz?!", keifte Gryl zurück.

In diesem Moment erreichte auf Erje Luchsner die Gruppe. Anstatt zu seinem Sohn und dem kleinen Grünschopf auf Pascani zu gehen und sich ebenfalls verwirren zu lassen, saß er ab und marschierte zu Julia. "Sollen wir weiter? Ja, Euer Pferd ist durchgegangen, aber nun geht es doch wieder. Wenn Ihr wollt, können wir die Pferde tauschen, nur für den Weg. Meine gute Füchsin ist ein braves Tier. Sie wird Euch gehorchen." Er lächelte Julia aufmunternd zu.

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Re: Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

Beitrag von Erzähler » Dienstag 17. Juli 2007, 20:05

Erje gab sich mit Julias Reaktion zufrieden. Es war gut, dass sie dem Pferd nicht den Rücken kehrte, sondern eifnach versuchte, weiter zu machen. Interessant jedoch war der kleine Kerl, den sie sich jetzt auf die Schulter hockte. Sein Sohn Kieto starrte die Fee noch immer mit verwirrter Miene an. Erje wies ihn mit einem Brummen zurecht.

"Euren kleinen Freund hättet Ihr uns aber ruhig vorstellen können. Wir sind Jäger und keine Feen-Fänger." Erje wusste also, dass Gryl eine Fee war, allerdings zeigte er sich ganz ruhig und gelassen. Sein Sohn hingegen konnte nicht die Augen von Gryl nehmen.
"Nun reicht es aber, Kieto." Der Sohn gehorchte, gab seinem Pferd die Hacken zu spüren und ließ es ein wenig Abstand zwischen sich und Pascani bringen.

Julias Pferd schnaubte, schlackerte mit den Ohren, als sie sich entschuldigte. Offenbar verzieh er ihr.

"Ich fürchte, Fräulein Julia, vor Andunie werden wir auf keine Wasserstelle mehr treffen. Aber vielleicht regnet es ja. Die Wolken hängen schon lang genug, dass es endlich einmal wieder regnen könnte. Oder Sonnenschein. Ich vermisse die Strahlen."

So ritt die Gruppe dennoch los. Den folgenden Tag verbrachten sie fast schweigend, denn nichts Interessantes kreuzte ihren Weg. Gryl zeigte sich den Jägern nun offen, auch wenn Kieto es immer noch nicht glauben konnte, dass Julia eine Fee als Begleiter besaß.
Als gegen Mittag des zweiten Tages jedoch die Mauern von Andunie in der Ferne auftauchten, verkroch sich der Feen-Mann wieder unter Julias Haaren. "In der Stadt zeig ich mich nicht. Da sperren die mich nur wieder ein, jawohl!"

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Re: Eine Pause für den Hintern, am Waldrand.

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 18. Juli 2007, 12:06

Gryl blieb brav auf dem Pferd hocken, wenn er auch etwas unsicher schaute. Immerhin saß er nun ganz allein auf Pascani, dem wilden und beträchtlich schnellen Reittier. "Du kommst aber sofort wieder", quiekte er Julia hinterher. Dann jedoch schaute Gryl den blonden Lockenkopf noch einmal mit finsterem Blick an. "Wage es ja nicht, Hand an mich zu legen. Ich kann nämlich zaubern, jawohl! Und dann siehst du alt aus. Hehe, wenn ich will kann ich dich dazu bringen, den Hund zu küssen!"

Kieto hielt still. Nie zuvor hatte er eine Fee gesehen und erst recht keine so freche! Aber da es sich wohl um einen kleinen Kameraden Julias handelte, reagierte der junge Jäger ruhig und antwortete lieber gar nicht erst.
Erje blieb ohnehin vollkommen unberührt. Es wusste ja niemand, dass er schon Feen gesehen hatte. Vor vielen Jahren, als er noch jung und unerfahren war, hatte er im Neldoreth gelernt und dort häufig Feen angetroffen. Irgendwie waren diese zauberhaften Wesen immer weniger geworden.

Julia verabschiedete sich kurz, um sowohl ihren Mantel als auch sich etwas zu reinigen und aufzufrischen. Die Jäger und auch Gyl warteten geduldig. Nur Drusel, der Hund, winselte nach einer Weile. Er wollte endlich in die Heimat.
Schließlich aber kehrte Julia zurück, die Haare nass, aber den Umhang sauber. Zufrieden schwang man sich wieder in den Sattel. Die Stadt lag noch knapp eine Stunde entfernt und Euphorie machte sich in den Herzen breit. Endlich eine warme Mahlzeit, endlich ein Bett. Sie alle wünschten sich diesen kleinen Luxus herbei.


<i>[Weiter in die Hafenstadt Andunie -> Die Stadttore Andunies]</i>

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