Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Viele kleine und große Häuser reihen sich hier aneinander. Bunte Farben zieren die kahlen Wände und vor allem die Dächer. Mit diesen Farben symbolisieren die Magier ihren Rang und ihr Können in einer oder mehr Magiearten.
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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von fremde Frau » Sonntag 27. Mai 2007, 13:13

Mallahall seufzte. Da war wohl nichts zu machen, Asmodeus konnte nicht mehr sprechen. Jedenfalls nicht hörbar. Sein Herz sprach, das hatte sie gefühlt, als er ihr mit seinen Gesten und Gefühlen zu erkennen gab, wie sehr er sich um Zanraia sorgte. Wie sehr er sie brauchte ... sie liebte. Sie hatte es gehört, mit ihrem Herzen vernommen.
Dies zauberte ein mildes Lächeln ins Gesicht der Lichtmagierin.

Mallahall schaute Asmodeus an und ihr Blick war so sanft, so herzlich ... sie hatte verstanden. "Du musst <i>ihr</i> sagen, was du fühlst." Sie zeigte auf Zanraia, die noch immer am Boden zerstört schien. "Du musst <i>ihr</i> den Namen sagen. Geh schon!"
Sie erhob sich und zog Asmodeus hinter sich her, so dass auch er stand. Dann klopfte sie ihm das Gewand ab, befreite es vom Staub des Bodens. Ja, hier oben musste dringend einmal gefegt werden. Der Hausherr würde es nicht mehr tun. Er kümmerte sich bald nur noch um den Garten. Mallahall seufzte noch einmal, doch ihr Lächeln schwand nicht.

<b>Zanraia hat den Dämon verschwinden lassen. Hat Asmodeus mit so viel Liebe gefüllt, dass für sein finstertes keinen Platz mehr war. Und wer voll Liebe ist, der wandelt sein ganzes Sein in Unschuld. Deshalb ist er so, wie er ist.</b>

Man musste nun viel Nachsicht mit Asmodeus haben. Mallahall hatte dies endlich erkannt. Er musste vorsichtig auf sein neues Leben vorbereitet werden. Und doch würde er als erstes in seinem von Dämonen befreiten Sein an einer Beerdigung teilnehmen. Sein neues Leben begann mit Tod ... Mallahall wollte sich dazu keine weiteren Gedanken machen, es betrübte sie sonst. Ihr tat Asmodeus auf gewisse Weise leid, andererseits schien er auch sehr glücklich zu sein. Nun, nicht im Moment, denn Zanraia machte ihm Sorgen, aber allgemein ging es ihm jetzt wohl besser.

"Zan?", sprach Mallahall die schluchzende Frau an. "Asmodeus kann nicht mehr sprechen. Nicht mit seiner Stimme. Ich fürchte, sie ist fort."
Als Zanraia das hörte, sog sie tief die Luft ein. Aus ihren Äuglein kullerten dicke Tränen.
"Nein, warte", beschwichtige die Lichtmagierin. "Er kann trotzdem zu dir sprechen und ich glaube, er will dir eine ganze Menge sagen. Geh zu ihr, Asmodeus. Sprich mit ihr. Mach sie wieder glücklich."

Mallahall ließ die Hand des von Liebe erfüllten Mannes los und trat einen Schritt beiseite. Sie überlegte, ob sie die beiden eine Weile allein lassen sollte, aber dazu war leider keine Zeit. Etelin würde bald hier auftauchen und langsam mussten sie Adelmunds Körper der Erde zuführen.
So blieb sie an die Wand gelehnt stehen und beobachtete, was Asmodeus tun würde.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 27. Mai 2007, 14:10

Asmodeus sah Mallahall verwirrt an als diese seufzte. Er runzelte die Stirn. Ja das kleine Seelchen wunderte sich. Doch dann lächelte die Lichmaga. Auch er lächelte als er ihren Blick vernahm – der ihm verriet, dass sie verstanden hatte.

Jetzt da sie gehört hat wie Zanraias Namen klang, würde sie auch wissen, dass er sprach. Er drückte Mallahalls Hand fester und nahm sie von der Stelle an seiner Brust weg – wo er etwas vermisste. Aufmerksam sah er sie an, schielte aber immer wieder zu Zan hinüber. Man konnte von aussen nicht immer Erkennen wo genau dieses kleine glimmen in seinen Augen hinsah, doch man konnte es spüren. Es war deutlich zu spüren wenn eine Seele einem anblickte oder eben nicht.

<i>"Du musst ihr sagen, was du fühlst." Sie zeigte auf Zanraia, die noch immer am Boden zerstört schien. "Du musst ihr den Namen sagen. Geh schon!"</i>

Er folgte ihren Blick und sah noch einmal zu der kleinen Zan, die nur noch ein Häufchen Trauer war. Er hatte verstanden.

Da zog sie ihn hoch. Er spürte die Kraft dahinter, die Energie die da an ihm zog. Ihn auf die Beine stellte. Er stand einfach da, seinen Blick gesenkt. Mallahall klopfte ihm den Staub aus dem Gewand. Er wollte erst zurückweichen. Verstand die Geste nicht. Warum klopfte sie ihn ab? Er sah sie verwirrt an. Legte den Kopf schief. Für ihn war Staub nicht weniger Wert als der schönste Diamant. Es war beides einfach da. Teil dieser Welt.

Mallahall seufzte wieder. Ihr Herz schlug schwer. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. Asmodeus spürte ihre Trauer – den Schmerz. Er betrachtete Mallahall eindringlich und lächelte sie dann an. Er wusste was ihr Herz so belastete. Er legte ihr seine Hand auf die Schulter, wollte sie trösten. Sie musste nicht mehr lange Trauern, denn er würde Adelmund bald heilen.

<i>"Zan?", sprach Mallahall seine schluchzende Liebste an. "Asmodeus kann nicht mehr sprechen. Nicht mit seiner Stimme. Ich fürchte, sie ist fort.“</i>

Er spürte wie diese Botschaft ihr einen Stich ins Herz versetzte und der Dämon brüllte. Er brüllte die Seele erneut an. Trat sie, schlug sie, knurrte sie an. Niemand durfte ihr Weh tun. Am wenigsten – er selbst. Die Seele wusste nicht wieso sie angebrüllt wurde, sie sprach doch sie sprach! Da merkte dieses finstere Wesen… das er es selbst war, weil er die Stimme brauchte, die Stimme um sie zu Behüten. Er heulte auf – konnte aber nicht weinen. Er versteckte sich ins tiefste Dunkel seiner Seele.

Dies alles geschah, während er einfach nur da Stand und Zanraia besorgt ansah.

<i>"Er kann trotzdem zu dir sprechen und ich glaube, er will dir eine ganze Menge sagen. Geh zu ihr, Asmodeus. Sprich mit ihr. Mach sie wieder glücklich."</i>

Die Seele gehorchte. Langsam trat er auf Zanraia zu. Sah auf sie herab, wie sie da sass und unglücklich war. Er zog seinen Umhang aus. Legte ihn sanft über sie, wollte ihr damit zeigen, dass sie seine Hoffnung war. Dann kniete er sich vor ihr nieder. Sah sie an. Sah ihr Unglück. Diesen Schmerz. Sanft berührte er ihre Wangen, nur einen Hauch einer Berührung war zu spüren. Er setzte an ihrer Stirn an, fuhr über ihre Augen schlossen die Lider, er spürte die Träne an seiner Fingerkuppe. Dieses salzige Tröpfchen. Verweilte auf ihrem Mund. Auf ihren vibrierenden Lippen welche seufzten und weinen wollten. Mit beiden Händen fühlte er nach ihrem Herzschlag. Wollte ihr zeigen, dass er ihr war. Er verstärkte den Druck, stiess sie sanft auf ihren Rücken. Legte nun seinen Kopf auf ihre Brust. Verharrte einen Moment. Ehe sein Haupt – von diesem eisigen Atem begleitet, sich langsam ihren Lippen näherten. Er sah sie an. Sah sie mit seiner ganzen Liebe an. Nahm ihre Hand und drückte sie fest an sein Herz… und küsste sie. Küsste sie innig. Wollte, dass sie wusste, dass er ihr war. Wollte dass sie wusste wie sehr er sie Liebte und wie sehr er ihre Liebe empfing.

Da erinnerte sich etwas. War sehnsüchtig. Vermisste diese Liebe so sehr, die er nicht mehr empfinden konnte. Sein Herz krampfte. Er keuchte. Der Dämon er heulte. Zerging beinahe an der Sehnsucht. Doch die Seele machte weiter, küsste weiter. Denn sie musste diesen Schmerz heilen, welchen Zanraia innehielt. Er musste ihr doch seine Liebe schenken können. Er wollte sie ihr schliesslich gänzlich schenken! Er musste, sie musste wissen wie sehr er sie liebte. Er musste ihren Namen sagen!

Der Dämon in sich heulte. Heulte laut und klammerte sich an das Herz des Menschen, wollte die Liebe zurückhaben. Er klammerte so sehr, dass es wahrlich krampfte… und wie er merkte, dass er Zanraia so nur noch mehr schmerzte. Brüllte er verzweifelt auf versuchte sich selbst zu zerreissen, doch dies gelang ihm nicht. Denn er durfte nicht, musste Zanraia behüten! Nur dies war sein Wille, also durfte er sich nicht vernichten. In seiner Panik schrie er die Seele an, sie solle Heilen.

Doch je mehr sie dies versuchte, um so stärker wurde des Dämons Umklammerung.

Die Augen von Asmodeus waren weit aufgerissen, es flackerte unruhig. Zeine Lippen wurden blau. Denn der Dämon hatte vor lauter Brüllen und Heulen keinen Atem mehr, der er spenden konnte. Keinen eisigen Hauch. Er wurde blass. Seine Halsvenen stauten sich, denn das Herz es konnte nicht richtig pumpen.

Aber er liess nicht von ihr ab. Er konnte nicht, konnte nicht glauben, dass er "ihr" ihren Namen nicht nennen konnte.
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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Sonntag 27. Mai 2007, 16:54

Zanraia hockte da, zusammengesunken, die schmalen Schultern herabhängend. Sie schniefte und unterdrückte ihr stetiges Schluchzen. Das hatte sie nicht gewollt. Verlangte ihrem Seelchen so viel ab, so schwere Dinge, wo es doch so neu und unwissend war. Vielleicht konnte es deshalb nicht sprechen ... vielleicht musste es erst lernen. Und sie war so gemein zu ihm gewesen. Diese Gedanken schwirrten wie kleine Käfer und Schmetterlinge durch ihren Kopf, stießen aneinander und taten weh. Es herrschte so viel Unordnung, so viele seltsame Gedanken. Die meisten blieben Zanraia fremd oder vergessen, denn sie besaß so schrecklich viele. Aber in einer Ecke ihres Kopfes verwahrte sie einen kleinen Platz ... ein Körbchen, in dem sie alle Erinnerungen, Gefühhle und Gedanken für Asmodeus aufbewahrte. Dieser Fleck ihres Geistes war sortiert. Denn hier herrschte so viel Friede, so viel Liebe, dass sie nicht wollte, dass diese Ordnung unterging. Jeder dieser Erinnerungen, dieser Gedanken, war ein kleiner Ball, den sie in das Körbchen legte. Inzwischen hatten sich schon sehr viele dieser kleinen Kugeln angesammelt.

Und nun kam ein neuer hinzu, legte sich zu den anderen Bällen in den Korb wie die Gewandung über Zanraias Schultern. Sie schaute auf, sah ihrem Asmodeus direkt in die leuchtenden Augen.
"Es tut mir so leid, mein Seelchen. Ich war böse zu dir. Ich wollte nicht –" Sie verstummte, als er ihre Wangen berührte. Sie erschauderte wohlig, als er ihre Augen schloss. Sie wurde ruhig, als er seine Hände auf ihr Herz legte. Sie war sein, als er sie küsste. Ja, diese beiden Menschen brauchten keine Worte. Zanraias Hand auf seiner Brust streckte die Finger aus und vermittelte ihm <i>Ich liebe dich</i>, kaum dass sich ihre Lippen berührten.

Doch dann wurde dieser Moment der Glückseligkeit zerstört. Denn etwas – <i>jemand</i> – erinnerte sich. Erinnerte sich an diese Liebe, die nicht nur dem Seelchen gegolten hatte, sondern auch ihm, der Finsternis. Und es vermisste sie.

Zanraia spürte das krampfende Herz, wo Mallahall es übersehen hatte. Sie spürte, wie sich Asmodeus' Lippen von ihren lösten und er zu keuchen begann. Sie spürte, dass jemand in ihm schrie und zwar mit seiner Stimme, die sie so vermisst hatte. Jemand schrie nach ihrer Liebe und beschimpfte sich selbst, Zanraia verletzt zu haben. Dies alles fühlte sie, als ihre Hand noch an Asmodeus' Brust lag. Und dann riss die Verbindung, als Asmodeus einfach schlaff umkippte mit blauen Lippen und vor Schreck geweiteten Augen. Er versuchte zu atmen, doch drohte stattdessen zu ersticken.

Zanraia schrie, warf den Kopf suchend nach Mallahall um, doch die Lichtmagierin hatte es bereits bemerkt. Sogleich war sie bei ihr und bei Asmodeus, den sie auf den Rücken drehte und die Hände auf die Brust legte. <b>Das war noch zu viel für ihn, zu viel</b>, dachte sie, während sie energisch versuchte, sein Herz zum Schlagen zu bringen. Sogleich würde sie ihm Luft zum Atmen geben. Eine Mund-zu-Mund-Beatmung, sonst erstickte er! Doch dann – Mallahall schaute Zanraia mit ernsten Augen an.
"Schenk ihm deinen Atem, er bekommt keine Luft. Schnell!"

Durch den Schrecken zu Taten getrieben stürzte sich Zan auf Asmodeus und drückte ihm ihre Lippen auf den Mund. Nicht küssen, gemahnte sie sich, denn ihr Seelchen bekam keine Luft. Luft! Ja, Luft schenken, atmen. Langsam presste sie Asmodeus ihre Luft in den Körper, blies den Hauch der nach ihren Lippen schmeckte in seine Lungen.

"Atme, hörst du? Atme, Asmodeus!", rief Mallahall, gab ihm so eine Aufgabe, die ihn davor bewahren sollte, das Bewusstsein zu verlieren. Ihre Herzmassagen nahmen inzwischen kein Ende. Sie versuchte, den Krampf zu lösen, der sich um sein Herz gelegt hatte, wusste sie ja nicht, dass es die Hände der finsteren Seite in ihm waren.

Zanraias Lungen gaben alles, doch sie glaubte, auf diesem Weg keinen Erfolg zu haben. Er erstickte nicht, weil er keine Luft bekam, sonder weil er ...

"Er kann meinen Namen nicht sagen, er versucht es, aber er ist zu schwer. Er verstopft ihm den Hals und die Lungen." Diese Erklärung war an Mallahall gerichtet, doch schnell riss Zan ihren Kopf wieder herum, senkte ihren Mund erneut zu Asmodeus hernieder. Doch dieses Mal nicht, um ihm beim Atmen zu helfen, sondern sie legte ihn ganz dich an sein Ohr. Ihre Hände berührten sein Gesicht. Sie wusste, wenn dies nicht funktionierte – wenn Asmodeus sterben musste, weil er an ihrem Namen erstickte – dann würde sie ihm nicht einmal folgen können, denn ihr Geist würde sich aufgeben und ihre Seele dem Wahnsinn schenken.

Mit Zittern in der Stimme und eiskaltem Atem, wie ihn sonst nur ihr Liebster besaß, wisperte sie in sein Ohr: "Du brauchst ihn nicht sagen, ich hab dich gehört. Ich höre dich! Bitte, schluck meinen Namen herunter und atme. Sonst ... höre ich dich doch nie ... nie wieder."

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 27. Mai 2007, 17:45

Der Dämon heulte und klammerte immer fester und je mehr er heulte um so stärker versuchte Asmodeus zu heilen. Bis sein Körper selbst ihn in seine Schranken wies. Er sackte zusammen und kippte wieder nach hinten. Landete schon wieder am Boden. Das kleine Seelchen – schon wieder musste es fallen. Er wand sich in seiner Panik. Der Körper reagierte nun, Instinkte herrschten über sein Handeln. Er japste, keuchte, röchelte. Drehte sich zur Seite, krümmte sich und hielt sich sein krampfendes Herz. Starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Wand – welche vielleicht das letzte war was er sehen würde. Eine tote Wand.

Da wurde er gepackt und auf den Rücken gedreht. Seine Füssen, seine Hände sie bewegten sich panikerfüllt er bäumte sich auf, griff an die Haut über seinen Lungen kratzte daran, klopfte darauf. Griffen nach seinem Herzen. Seine schwindenden Kräfte liessen Mallahalls Kopf nur noch schemenhaft erscheinen als sie sich zu ihm beugte und hastig seine Hände wegdrückte. Er sah nur noch ihre golden leuchtenden Haare, ihre Augen und die Arme welche sich nach seinem krampfenden Herzen ausstreckten. Sie war eine Dienerin des Lebens und war da um ihn zu heilen.

Sie setzte auch schon ihre Handballen über seinem Herzen an und drückte. Drückte schnell, übernahm das Pumpen für sein krampfendes Herz. Ja. Für diesen Moment war sie sein Herz. Er starrte sie an. Spürte wie sein Brustkorb zusammengedrückt wurde und sich wieder entspannte. Es schmerzte und der Dämon? Der klammerte noch immer.

Seine Liebste. Seine Liebste beugte sich über ihn und spendete ihm hastig ihren Atem. Füllte seine Lungen. Er spürte wie sie gedehnt wurden. Doch der Dämon hatte in seinem Schmerz alles vereist. In seinen Lungen war es so schmerzlich kalt geworden, dass die Luft zu stehen kam.

<i>"Atme, hörst du? Atme, Asmodeus!"</i> Er japste.

Versuchte zu hören. Versuchte der Maga zu gehorchen. Er strengte sich unglaublich an, doch die Lungen waren nicht sein. Sie gehörten dem Dämon wie ihm die Augen gehörten. Gleichberechtigung.

Er atmete nicht. Der Dämon konnte nicht, klammerte nur noch fester.

Immer wieder drückte sie auf sein Herz. Langsam schwanden seine Sinne. Sein japsen wurde schwächer. Sein röcheln, das keuchen wurde immer weniger. Nur seine Augen blieben weit aufgerissen.

Es schmerzte ihn so, dass er ihren Namen nicht sagen konnte. Er wollte es doch tun. Er wollte ihn ihr so gern zum Geschenk machen! All diese Liebe ausdrücken welche er für sie empfand!
Er spürte wie Zanraia aufhörte, ihm Atem zu spenden und sich dicht an sein Ohr wandte. Er spürte ihren Hauch. Hörte ihr flüstern.

<i>"Du brauchst ihn nicht sagen, ich hab dich gehört. Ich höre dich! Bitte, schluck meinen Namen herunter und atme. Sonst ... höre ich dich doch nie ... nie wieder."</i>
Der Dämon horchte. Hielt inne. Er wusste, dass seine Sehnsucht… wenn er seine Sehnsucht nicht ertrug, dass er dann seiner Zanraia welche er doch nur behüten wollte. Den grössten Schmerz zufügen würde. Ihr am meisten Weh tun würde.

Er tat ihr am meisten weh. Er erschrak.

Ruckartig liess er das Herz los und bemerkte erst jetzt die Nähe Mallahalls, die auf das Herz drückte welches gerade vom Krampf erlöst wurde. Jene Frau mit dem schmerzenden Licht. Er fürchtete sie. Von allen Wesen auf diesem Planeten fürchtete er sie am meisten. War sie es, der er seine ganze Schuld entgegenbrachte und sie, welche diese ganze Schuld verzieh. Er musste sich ihr unterwerfen. Da sie seine letzte Träne dicht an ihrem Herzen trug welche seine reingewaschene Unschuld symbolisierte. Das kleine Stückchen Unschuld. Welche nur sie tragen konnte.

Denn hätte dieses Herz, welches all den Schmerz in sich getragen hatte nicht verziehen – wäre der Schuldenberg auf der kleinen Toten Träne nicht zergangen und er sowie auch der Medicus wäre vernichtet gewesen. Sie war die Herrin über seine Existenz. Sie hatte ihn am Leben behalten. Nur ihr war dieses Finstere Wesen wahrlich zu Demut und Unterwürfigkeit verpflichtet. Jenem Menschen – welchem er einst die Rache schwor.

Das Opfer welches er ihr gegeben hatte. Das Geschenk. Es sorgte dafür, dass sein Gehorsam ihr gehörte.
So beugte er sich ihrem Willen – und atmete.
Die Träne leuchtete in jenem Augenblick auf.

Er röchelte, hustete, japste seine Lungen brannten als er all die Liebe welche Zanraias Atem ihm gespendet hatte im zerschmolzenen Eis in ihn fuhr. Liebe welche der Dämon wohl sah. Wohl hörte. Aber nicht empfinden konnte. Nur die Erinnerung.

Er wich von Mallahall weg, versteckte sich in der Finsternis und vergrub sich dort in der dunkelsten Ecke. Nur einen wachsamen Sinn auf die Obhut Zanraias habend.
Asmodeus schnaubte. Noch immer zitterte er. Musste erst zu Atem kommen. Er sah Zanraia an, lächelte matt – dankte ihr. Dann zu Mallahall lächelte auch sie kurz an.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Sonntag 27. Mai 2007, 18:14

Wenn Mallahall gewusst hätte, sie wäre wohl ausnahmsweise wieder einmal vollkommen aus der Fassung geraten. Wenn sie gewusst hätte, dass der Dämon, der vor wenigen Tagen noch ihren Tod wünschte – der Adelmund in den Tod getrieben hatte – ja, wenn sie jetzt wüsste, dass er sich ihr unterwarf und für den Körper atmete, damit er und Asmodeus weiterlebten, sich um Zanraia kümmern konnten. Nein, Mallahall hätte es wohl nie für möglich gehalten, würde es nicht glauben.
Doch schaute sie verwirrt auf ihr Dekolletée herab, als die kleine Träne in der Fassung ihres Kettchens aufleuchtete. Blau und hell wie die Augen von Asmodeus.

Dieser atmete endlich, Luft kehrte in seine Lungen zurück, gepaart mit Zanraias Liebe. Erwärmte die Organe, ließ das Eis schmelzen. Nur das Finstere, es fühlte nichts, konnte sich nur noch erinnern. Aber Zanraias Worte und Mallahalls Willen hatten es einsehen lassen, dass abgeladene Wut auf das Seelchen und dessen Herz nicht gut tat. So verkroch es sich und verfiel wieder in Schweigen.

Asmodeus röchelte, hustete und japste. Aus seinen Lippen verschwand das Blau, das stattdessen in seine Augen zurückkehrte, die nun wieder den Blick auf seine Seele freigaben. Die Seele, die erneut vor einen Untergang bewahrt worden war. Wie sehr man doch an ihr hing.
Er lächelte Zanraia an, die sich sogleich an ihn schmiegte und mit Küssen bedeckte. Er lächelte Mallahall an, die ihm das verschwitzte Haar aus dem Gesicht strich und freundlich nickte.

Und dann fiel ein Schatten auf die Szenerie. Er kam von der Tür. Der Schatten selbst war nicht sehr groß, der Eigentümer allerdings überragte ihn mit seiner unheimlichen Art um Längen.
Etelin legte den Kopf schief, seine roten Augen musterten die Szene mit Verwirrung. Allerdings reagierte er auf die übliche Etelin-Art.
"Asmodeus, du bist wahrlich wohl immer noch sehr ... triebhaft. Das ist ... interessant ... und hoffentlich ohne Folgen. Achte auf dich, du weißt, was es dir eingebracht hat."

Zanaia ließ sich nicht stören. Sie jauchzte nur einmal vergnügt Etelins Namen in den Raum und sank dann wieder über ihrem Liebsten zusammen, um seinen Schrecken mit Küssen fortzuwischen. Mallahall hingegen hüstelte kurz, erhob sich und duchbohrte Etelin mit Blicken.
"Rede nicht so einen Unsinn", war das einzige, was sie dazu zu sagen hatte. Dann kann sie auf den Grund für diese doch seltsame Szene zu sprechen. "Asmodeus ist stumm geworden. Er kann sich nur noch über sein Herz erkenntlich machen, deshalb legt er vermutlich auch jedem die Hand auf. Ich mache mir Sorgen, ob wir ihn wirklich it auf die Beerdigung nehmen sollten."

"Er muss mit", entgegnete Etelin. "Er würde sich verabschieden wollen. Wir können ihm das nicht verbieten. Es wäre eine Last für seine Seele, wenn wir ihn nicht teilhaben ließen. Und wir müssen es jetzt tun. Der Magierrat entwickelt langsam eine Strafe. Morgen oder in den nächsten Tagen wollen sie sie fällen. Bis dahin ..."
Der Lich kam auf Zanraia und Asmodeus zu, blieb vor den beiden stehen. "... müssen wir aus Zyranus verschwunden sein."

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Sonntag 27. Mai 2007, 18:47

Langsam beruhigte sich das kleine Seelchen und atmete wieder ruhig. Der Körper und auch sein Geist war ziemlich erschöpft. Er spürte Zanraias sanften Küsschen auf seiner Haut. Spürte ihre Wärme und auch die Liebe. Doch sie tat es so sanft und der Dämon gab sich so viel mühe sich nicht der Sehnsucht hinzugeben – dass er das Herz des Medicus in frieden liess. Er gewährte ihm ein bisschen Liebe zu empfangen, wenigstens einem. Damit es Zanraia nicht so weh tat. Er spürte Geborgenheit und atmete tief durch. Bettete sich darin ein. War unglaublich dankbar um seine Freunde – ohne die er wohl schon längstens eingegangen wäre. Mallahall strich ihm sein blaues Haar zur Seite. Er spürte wie ihre Hand ruhig geworden war. Sie hatte ihre Sache gut gemacht und das wusste die Heilerin. Immer wenn ein Diener des Lebens seinen dienst würdig und gut erwiesen hatte – kehrte diese wohlige Ruhe in dessen Händen. Es war der stille Dank, welcher ihr das Leben selbst gab. Er schloss kurz seine Augen um den Moment einzufangen.
Da öffnete sich die Tür erneut und sein Meister Etelin trat ein.
Er starrte ihn an.

<i>"Asmodeus, du bist wahrlich wohl immer noch sehr ... triebhaft. Das ist ... interessant ... und hoffentlich ohne Folgen. Achte auf dich, du weißt, was es dir eingebracht hat."</i>

Dieser Lag noch immer am Boden und schaute auf die beiden Frauen – konnte theoretisch auch tiefe Einblicke erkennen – wenn er um deren gerade bemüht gewesen wäre. Doch das Seelchen war schon voller Liebe welche weit über dem körperlichen Verlangen war.

Doch es horchte. Und suchte für seinen Meister. Suchte nach Triebhaftigkeit. Erinnerte sich daran. Erinnerte sich an die Momente in welchen Etelin darüber sprach. Nun verstand es.
Und das kleine Seelchen.

Es grinste. Grinste Meister Etelin keck an.

Da überdeckte ihn Zanraia wieder mit Küsschen und er genoss sie – liess sich treiben. Gab sich ihrer Liebe hin. Mit schmerzlicher Erlaubnis des Dämons.

<i>"Asmodeus ist stumm geworden. Er kann sich nur noch über sein Herz erkenntlich machen, deshalb legt er vermutlich auch jedem die Hand auf. Ich mache mir Sorgen, ob wir ihn wirklich it auf die Beerdigung nehmen sollten."</i>

Da stutzte er. Sah Mallahall verwirrt an. Verstand nicht. Er wollte doch heilen! Er wollte doch Adelmund heilen gehen, warum machte sie sich sorgen? Er verstand nicht. Gerade ihr wollte er doch dieses Geschenk machen. Dafür lebte er schliesslich. Für Zanraia und für die Heilung.

Hastig griff er nach Mallahalls Hand, welche noch immer heiss war von den Kompressionen. Auf seiner Brust war ihr Handballen abdruck deutlich zu sehen. Er legte sie wieder an genau jene Stelle. Wollte das sie spürte, wie sehr er sich auf die bevorstehende Heilung freute. Dass er voller Hoffnung war – er hatte ja Zanraia. Er hatte alles was er brauchte. Liebe. Hoffnung und die macht zu Heilen.

Er wusste ja nicht, dass er auf ein einst beseeltes – nun aber totes Herz treffen würde.

<i>"Er muss mit", entgegnete Etelin. "Er würde sich verabschieden wollen. Wir können ihm das nicht verbieten. Es wäre eine Last für seine Seele, wenn wir ihn nicht teilhaben ließen.“</i>

Asmodeus strahlte Etelin förmlich an. Er hatte ihn verstanden. Ja er musste zu Adelmund. Musste zu seinem Freund – den er in seinem neuen Leben noch nie gesehen hatte und doch genau spürte, wie viel er ihm und ihnen allen bedeutete. Doch im selben Atemzug Etelins der diese Worte sprach wurde Seelchens Sicherheit zur Verwirrung. Abschied?
Er wollte doch heilen!

<i>Der Magierrat entwickelt langsam eine Strafe. Morgen oder in den nächsten Tagen wollen sie sie fällen. Bis dahin ..."</i>
Magierrat. Dieses Wort, welches so stark an die dunkelste Zeit seines alten Lebens erinnerte. Es bedrückte ihn davon zu hören. Es ängstigte ihn. Denn nun wusste er wieder, was im Turm geschehen war. Ihn ängstigte die bevorstehende Aussprache der Strafe. Welche seine Zukunft in dieser Welt besiegeln würde.

Er drückte Mallahalls Hand etwas fester. Liess sie seine Angst spüren. Seine Angst vor dem Rat. Er sah sie bedrückt an und hielt Mallahall schweigend dazu an seinem Blick zu Zanraia zu folgen. Denn seine Angst galt nicht ihm sondern Zanraia. Wer würde sie behüten?

Er legte ihre Hand auf Zanraias Kopf. Es war eine Bitte. Eine bitte an sie, dass sie sich um Zanraia kümmern mochte, falls ihm was zustossen sollte. Dies war die Bitte eines unterwürfigen Wesens – an seine Herrin.

Dann strich er zur Brust von Zanraia zu ihrem Herzen. Nahm danach ihr kleines Händchen und legte sie auf sein Herz und bat sie darum, dass sie für ihn in Liebe leben würde und nicht daran zerging - wenn er einmal nicht mehr war. Denn er wollte nicht, dass es ihr etwas ewig weh tun würde.

<i>"... müssen wir aus Zyranus verschwunden sein."</i>
Bei diesen Worten richtete er seinen Blick erschreckt auf Etelin. Dieses unheilvolle „draussen“ war also noch grösser?!
Er fühlte sich wieder unendlich klein.

Doch nun musste er erst Kraft sammeln. Für die Heilung Adelmunds.
Zuletzt geändert von Asmodeus am Sonntag 27. Mai 2007, 22:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Sonntag 27. Mai 2007, 23:34

Etelins schiefer Kopf schob sich auf die andere Seite, so dass die Haltung schief blieb. Asmodeus ... er grinste ihn an und zwar mit solch frechen Zügen, als wüsste er ganz genau, wovon sein Meister sprach. "Interessant", sagte Etelin nur.
Schon schwand das Gesicht seines Schüler, wurde von Zanraias rotem Haarschopf verdeckt, denn sie küsste ihren Liebsten nieder.

Etelin und Mallahall sprachen miteinander. Sprachen über Asmodeus, seine verlorene Stimme und die Beerdigung, die bevorstand.
Da erhob sich der Schüler, ging zu seinem Meister und der Frau, die das Unschuldstränchen um den Hals hielt. Er schaute Mallahall verwirrt an, dass seine leuchtenden Augen flackerten.
Sofort griff er nach ihrer Hand, hielt sie sich wieder an die Brust und verharrte kurz. Etelin warf Mallahall einen Blick zu. "Was sagt er?"

Natürlich fragte er. Etelin konnte sie wohl nun nicht mehr mit seinem Schüler verständigen. Er empfand nichts, konnte nicht mit ihm "sprechen". Sein Herz war unempfänglich, zumindest behauptete er das von sich. Auch wenn er für Asmodeus schon Tränen vergossen hatte.

"Er ... Freude", antwortete die Maga. "Er freut sich. Ich glaube, er möchte tatsächlich mit und Adelmund sehen. Ein letztes Mal."

Dies bestätigte Etelin nur und so sagte er, dass Asmodeus mit müsse. Schon leuchteten die hellblauen Augen freudig erregt auf. Man sah, wie viel Leben in ihnen steckte.
Aber die Freude schwand, als der Magierrat erwähnt wurde.

"Jetzt spüre ich ... oh, Etelin, er hat Angst. Schreckliche Angst. Und Sorge ... um jemanden. Zanraia? Er bangt um sie, ich kann fast Bilder in meinem Kopf sehen ... ja, ich sehe den Saal des Rates im Turm und ... diesen Stuhl. Asmodeus hat furchtbare Angst."

Asmodeus verhielt sich auf einmal wei gehetzt. Zwar bewegte er sich nicht so schnell, aber konnte man alles von seinen Augen ablesen ... ihm in die verängstigte Seele schauen.
Er legte Mallahalls Hand auf Zanraias Kopf und umschloss mit seiner eigenen die seiner Liebsten. Er schaute sie an. Zanraia lächelte und schloss Asmodeus in die Arme. Und dann huschte der Blick des Seelchens auf Etelin, voller Erkenntnis, dass Zyranus noch immer nicht die Welt war. Wie groß würde sie wirklich sein?

"Gut", meinte der Lich. "Wir sollten die Sache nicht unnötig länger aufschieben. Gehen wir." Er wandte sich um, wandte den Blick von seinem Schüler ab, und ging nach draußen. Seine Schritte hallten auf der Treppe wider. Mallahall schaute das Pärchen an. "Gehen wir, wie es Etelin gesagt hat. Zu Adelmund."

Zanraia zog die Gewandung von ihren Schultern und legte sie Asmodeus an, achtete dabei darauf, dass sie perfekt saß und man die Kätzchen gut sehen konnte. "So, jetzt siehst du gut aus. Jetzt können wir gehen."
Sie folgte Mallahall und zog Asmodeus hinter sich her. Ihr Weg führte die drei in den kleinen Kräutergarten hinter dem Haus. Dort hatte jemand eine längliche Holzkiste aufgestellt und ein Loch gegraben.

Asmodeus entdeckte die Kiste. Sie war mit goldenem Stoff ausgekleidet, der in der Sonne gleichermaßen schimmerte. Und in dieser Kiste lag eine Gestalt. Ein Mann. Er sah noch nicht sehr alt aus und er schien zu schlafen. Hatte die Hände auf der Brust gefaltet, hielt einen langen Stab. Er sah zufrieden aus. Es musste ein ruhiger Schlaf sein. Erholsam.

Zanraia drückte sich an Asmodeus. "Adelmund sieht glücklich aus ... wie vor ein paar Tagen. Da hat er auch gelächelt, als er dich gesehen hatte." Sie vergrub ihr kleines Gesicht an seiner Seite, zog ihn aber weiter an den Sarg heran.
Mallahall hatte sich bereits davor aufgestellt. Neben ihr stand Etelin. Er hatte seinen unheimlich wirkenden Stab gegen die Hauswand gelehnt, hielt ein Tablett mit einer Kanne und kleinen Porzellantassen.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Montag 28. Mai 2007, 01:00

Asmodeus liess sich von Zanraia das Gewand anziehen – genoss dabei ihre Berührungen. Liess seine Sorgen um den Magierrat und das grosse „Draussen“ kurz hinter sich, denn er brauchte Kraft. Er war glücklich. Freute sich auf die bevorstehende Heilung. Malte sich bereits die Gesichter von Etelin, Zanraia und besonders jenes von Mallahall aus, wenn sie ihren Freund wieder in Armen halten konnten. Er würde die Seele ihres Freundes wecken, so wie es Zanraia bei ihm gemacht hatte. Er wusste ja, dass er wieder heilen konnte. Er hatte es erfahren und er hatte die Quelle all seiner Hoffnung dicht neben sich stehen. Er lächelte Zanraia freudig an. Seine Augen leuchteten um einiges Heller als sonst. Warmes Blau. Etelin und Mallahall gingen voraus. Zanraia – die so unglaublich schön aussah – zog ihn hinterher. Er folgte. War aufgeregt. Dennoch hielt er seinen Blick demütig gesenkt. Machte keine unnötigen Bewegungen.

Sie liefen die Treppe runter, alle schwiegen. Asmodeus stellte fest, dass die dritte Stufe knarrte. Ertastete das Treppengeländer spürte deren Einkerbungen. Ausserdem fühlte er, die Hand eines Freundes. Noch vor wenigen Tagen, hatte sie dieses Geländer berührt. Sein eigener Abdruck konnte er nicht erkennen – er hatte das Geländer auch nie angefasst. Er nahm sich vor, es von nun an immer zu tun. Das ganze Haus war voll von diesen Spuren von Adelmund. Er konnte den schwachen Geruch von Tee riechen und gar einige der Kräuter deren Duft durch den Wind ins Haus getragen wurde. Denn der Wind fand eine kleine Luke im Gebälk.

Sie durchquerten das Wohnzimmer. Er musterte es aufmerksam. Es war kühl. Viel kühler als alle anderen Räume. Er wäre am liebsten stehen geblieben. Wollte fühlten was an diesem Raum anders war – an dem Raum in welchem Adelmund gestorben war. Doch Zanraia zog ihn nach draussen.
Die Sonne blendete seine Seelenaugen kurz – sie hatten noch nie echtes Sonnenlicht gesehen. Nicht in dieser Intensität. Es war wunderschön. Es wärmte. Wärmendes Licht. Quelle von Licht. Er lächelte die Sonne an. Konnte direkt in sich hinein sehen – ohne sich daran zu verbrennen. Er betrachtete sie. Starrte in die Sonne. Einige Sekunden lang. Er würde dieses Licht brauchen um seine Heilung besser zu machen. Denn er wollte es gut machen. Er spürte wie die Energie vom Sonnenlicht durch ihn hindurch strömte.
Der Dämon aber wich aus dem Licht flüchtete sich in den Schatten. Konnte nicht an der Sonne sein. Sondern betrachtete das Licht aus seinem Standpunkt aus misstrauisch. Er hatte angst, dass es schmerzendes Licht sein könnte

Asmodeus sog den Duft der Kräuter ein. Es war überwältigend. So eine vielfalt. Alle auf ihre weise Einzigartig und doch… waren sie alle mit der Erde verbunden. So wie alles Leben anders war und doch verbunden. Doch seine Seele hatte vergessen, dass eine dieser Verbindungen – der unausweichliche Tod war.
Nein dies wusste sie nicht, arglos lächelte sie freudig.

Mitten im Garten stand der Sarg. Er wurde durch die Sonne erhellt und das Gold strahlte.

Von weitem konnte der Medicus die Gestalt erkennen. Wie sie da im Sarg lag, zufrieden schlief. Einen Schlaf der Heilung wie er glaubte. Er betrachtete die schöne Robe in welche er gekleidet war und den Stab. Einen weissen Stab aus prächtigem Holz gefertigt.

Mallahall und Etelin kamen vor dem Sarg zu stehen. Asmodeus spürte stille Trauer. Er sah sie verwirrt an. Dann blickte er ernst. Es würde nicht mehr lange dauern und er würde den Schlafenden wecken – der Adelmund hiess. Seelchen erinnerte sich, dass Adelmund sein Freund und Lehrmeister ist. Doch es wusste nicht das Adelmund ermordet wurde.

Denn Hass, Mord, Rache, Gewalt all diese Dinge hatte das finstere Wesen mit sich genommen. Denn es brauchte es zum überleben.

Nein. Seelchen kannte nur Liebe und Heilung. Sowie Angst und Sorge… und Trauer. Doch es wusste nicht was es hiess, ein einst beseeltes – totes Herz vor sich zu haben.
Die reine Seele des Medicus betrachtete den Leichnam. Sah wie seine Hände um die Brust gefaltet waren – das Herz beschützte.

Da schmiegte sich Zanraia an ihn. Drückte ihn. Er legte seinen Arm um ihre Schultern. Drückte sie ebenfalls. Lieh sich noch einmal etwas von ihrer Hoffnung aus.

<i>“Adelmund sieht glücklich aus ... wie vor ein paar Tagen. Da hat er auch gelächelt, als er dich gesehen hatte."</i>

Der Medicus glaubte verstanden zu haben. Natürlich freute sich Adelmund. Er würde bald aufwachen und seine Freunde umarmen können. Seine Hoffnung zog ihn näher an den Sarg. Er wandte sich Zanraia zu, gab ihr einen sanften Kuss und legte ihre Hand auf sein Herz. Sagte ihr, dass er nun ihren Freund heilen würde. Sie solle ihm mit ihrer Hoffnung beistehen. Mit ihrer Liebe. Dann liess er ihre Hand los und trat zum Sarg.

Er sah Adelmund und erinnerte sich. An alle schönen Momente mit ihm. Bald würden es noch mehr werden so unglaublich viel mehr, wenn sein Lehrmeister geweckt war. Asmodeus warf sich vor dem Sarg auf die Knie legte seine Stirn auf den Boden. Zeigte Demut vor dem Leben damit es ihm die Kraft gab zu Heilen.

Er kniete einfach da. Einige Minuten lang. Rührte sich nicht sondern sammelte all seine Kräfte. Nach einiger Zeit war es soweit. Die Heilung sollte beginnen.

<b> Sei ein Medicus und heile diesen Patienten!</b> sagte er sich und richtete seinen Blick auf und sah Adelmund an.

Er berührte seine gefalteten Hände – sie waren so kalt. Asmodeus stutzte, da war klar die Wärme spürbar, welche diese Hände aussenden konnten. Doch sie waren kalt! Warum waren sie nun erkaltet?

Fragende Blicke erreichten Mallahall. Verwirrte Blicke. Der Medicus, der einst so vieles über Leben und Tod wusste, war kurz verunsichert, doch dann konzentrierte er sich wieder und legte seine Hand auf Adelmunds Brust. Erst ganz sanft – wollte seinen Herzschlag spüren. Da durchzog ihn ein stormschlag. Schrecken erfasste ihn – denn da war kein Herzschlag!. Vom Schock tief getroffen kippte er nach hinten. Sah verwirrt auf seine Hand. Beugte sich wieder vor – nahm nun beide zur Hilfe. Suchte den Herzschlag erneut. Er konnte doch die Seele spüren, er wusste dass dieser Körper beseelt gewesen sein musste. Doch das Herz schlug nicht. War kalt. Auch nachdem die ganze Brust nach dem Herzschlag abgesucht war, wurde er nicht gefunden.

Da schloss Asmodeus seine Augen, nahm seine ganze Kraft zusammen. Er wollte doch heilen. Er drückte seine Hände fester auf Adelmunds totes Herz und konzentrierte sich darauf. Seine Hände sie schimmerten Blau – so viel Liebe so viel Heilung durchströmten sie.

Doch es ging nicht. Adelmund wachte nicht auf!

Asmodeus riss seine Augen panikerfüllt auf. Starrte Zanraia, Etelin und Mallahall ängstlich an. Er konnte ihn nicht heilen! Er verstand es nicht. Er konnte ihn nicht wecken! Wieder fixierte er ungläubig seine Hände. Musste mehr Liebe geben… musste Leben geben. Nun hielt er seine eine Hand auf sein eigenes Zentrum und das andere Weiterhin auf Adelmunds. Versuchte ihm jeden zweiten Herzschlag von sich zu schenken.

Doch es funktionierte nicht! So unglaublich schnell erfasste ihn die Panik welche seinen Geist und seine Ruhe unbarmherzig einschnürte und sie zum erzittern brachte.

Was war geschehen? Er griff Adelmunds tote Hand und legte sie auch noch auf das schlagende Herz. Versuchte ihm so zu helfen, dass Leben zu spüren. Wieder schloss er seine Augen und versuchte nun in seiner Not ihm alle Herzschläge zu schenken. Sein Herz blieb kurz stehen. Seine Augen waren geschlossen – jene beiden Sinne welche der menschlichen Seele gehörten waren gerade abgekapselt.

Doch sein Körper atmete . Seine Haut spürte die Kälte des Leichnams. Der Dämon spürte sie und er erinnerte sich für den Medicus.

Teilte mit ihm seine Erinnerungen.

Eine Sekunde nur.

Eine Sekunde lang dauerte es. Bis Asmodeus Herz wieder schlug und das Seelchen des Dämons Erinnerung in sich aufnahm.

Der Medicus sah das traurige Gesicht Adelmunds vor sich – als er ihn geblendet hatte. Hörte noch einmal wie er „es tut mir Leid“ zu ihm gesagt hatte.

Durchlebte nocheinmal wie er ihn gepackt und zu Boden gerissen hatte auf ihm kniete und ihm… ihm das Gesicht zerschnitt. Ihn Quälte. Ihn Folterte. Er fühlte es alles nochmals nach gleichzeitig aber fühlte er auch, was Adelmunds Herz in diesen Minuten erlebt und erlitten hatte. Seine Ängst. Seine Trauer. Sein letzter Wunsch. Alles.

Das letzte Bild das er sah, war der tote Lichtmagus – wie er neben ihm in seinem eigenen Blut lag und ihn dennoch anlächelte. Ja tot. Doch nicht so tot wie der Stein an der Kerkerwand im unsichtbaren Verliess. Sondern es war etwas beseeltes, was gestorben war.

Da schrie die Seele, denn sie merkte, dass es den Fehler… dieses Verbrechen welches er begangen hatte – obwohl bereits verziehen – dass er es nicht wieder gut machen konnte. Nicht rückgängig machen konnte. Er konnte nicht heilen!

Da schrie die kleine Seele. Doch kein Laut verliess ihre Kehle. Er starrte auf seine Hände, die nicht heilen konnten. Die ihn nicht heilen konnten. Sie fingen Feuer. Blaues Feuer. Er griff nochmals an Adelmunds Brust. Das Feuer loderte – doch es zerfrass weder Stoff noch Haut. Es war die Liebe und das Leben, die Hoffnung von Asmodeus, welche allesamt gegen die Vergänglichkeit prallte und sie nicht umgehen konnte.
Er öffnete sanft die Augenlieder von Adelmund. Suchte nach einem Glimmen. Ein kleines Zeichen der Seele. Doch sie war nicht mehr in diesem Körper. Aber er spürte sie doch. Er spürte sie doch ganz nah! Warum konnte er sie denn nicht wecken? In seinen Augen, war die Seele seines Freundes in einer anderen Welt gefangen. Unerreichbar für ihn.

Da merkte er, dass der Mörder vor seinem Opfer kniete. Er hatte nicht geheilt. Im Gegenteil. Er hatte gemordet doch die Schuld wurde ihm verziehen. Aber er wollte es doch so gern wieder gut machen!

Die Flammen loderten heftig auf und es schmetterte den Medicus weg. Schleuderte ihn nach hinten und die kleine Seele fiel. Sie fiel tief und sie fiel tatsächlich – in ein frisch gegrabenes Loch hinein.

Er prallte auf der harten Erde auf. Lag im Grab in welchem eigentlich er gelegen hätte – wäre da nicht Adelmunds Opfer gewesen.

Er hatte versagt. Er konnte nicht heilen! Welche Gesichter der Enttäuschung… welche Trauer würden Mallahall, Zanraia und Etelin nun spüren müssen. Sie würden ihren Freund nie wieder sehen! Weil er ihn nicht hatte wecken können. Er kauerte sich in dem Grab zusammen und bibberte. Trotz der Sonne war es hier unten Finster. Nur seine unendlich traurigen Augen waren zu sehen – wie sie tränten. Die Seele weinte. Weinte weil sie nicht heilen konnte.
Doch sie zerging nicht daran - denn sie hatte versprochen zu leben. Mallahall würde nie wieder einen Freund begraben müssen. Ausserdem konnte er Zanraia nicht weh tun.
So lebte er mit dieser Trauer - und verstand es nicht. Konnte nicht in die Welt eintreten in welcher sich Adelmunds Seele befand.
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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Montag 28. Mai 2007, 02:26

Zanraia erwiderte den Kuss mit viel Liebe. Sie glaubte, Asmodeus konnte jetzt viel Liebe gebrauchen. Wie traurig musste er doch über den Verlust Adelmunds sein ... vielleicht besaß er auch noch dieses Schuldgefühl, welches ihn zerfressen hatte. Zan hoffte es nicht. Sie erinnerte sich an die gebrochene Gestalt, die sie durch Etelins Gewänder beobachtet hatte. Erinnerte sich an den vor Schuld gesenkten Kopf und die traurige Haltung, die Asmodeus in dem großen Holzthron im Turm angenommen hatte.
Ja, sie legte viel Liebe in den Kuss. <i>Er</i> sollte sich nicht an diese Schuld erinnern. Man hatte ihm verziehen und selbst Adelmund schaute so friedlich, als wollte er sagen: Es ist in Ordnung, lebe weiter und genieße das Leben.

Umso verwirrter war Zan, als Asmodeus ihre Hand auf sein Herz führte und sie ... Freude spürte. Vorfreude und Zuversicht, gleich etwas Glorreiches zu tun. Sie sah ihn perplex an, schaute in diese strahlenden, euphorischen Augen. Sie verstand ihn nicht, wusste zum ersten Mal absolut nicht, was in Asmodeus vorging. Doch dieser bewegte sich bereits zum Sarg. "Er will ... heilen?", wisperte Zan kaum hörbar und noch immer in konfusem Zustand.

Mallahall schmunzelte, als er sich wieder einmal niederkniete, die Stirn auf den kalten Erdboden gedrückt. Etelin schüttelte den Kopf. Das würde er seinem Schüler noch austreiben, er durfte nicht vor allem und jedem niederknien. Andererseits ... und Etelin beendete sein Kopfschütteln ... Adelmund gebührte diese Ehre. Er war wohl der einzige, vor dem sich Asmodeus zurecht niederknien und Demut zeigen sollte. Sein Lehrmeister, der ihm in seinen letzten Momenten auf Celcia noch gezeigt hatte, was wahre Freundschaft und Selbstlosigkeit war. Etelins Augen hafteten auf Asmodeus' Rücken. Und auf einmal war er so etwas wie stolz auf seinen Schüler.

Jedoch erreichten den Lich und Mallahall Minuten später fragende Blicke des Mannes, der es eigentlich hätte wissen sollen. Er hielt Adelmunds kalte Hand, schaute seinen Meister verwirrt an.
Mallahall kniff die Augen zusammen, eine Träne schimmerte im Augenwinkel. Begriff Asmodeus denn nicht? Sie schaute ihn so mild an wie eine Mutter ihr Söhnchen, der anhand des verstorbenen Haustieres zum ersten Mal wirklich mit dem Tod konfrontiert wurde.
Etelin antwortete wie nur jemand ohne jegliche Empfindung antworten konnte: "Er ist tot, Asmodeus. Gestorben." Da waren die Worte heraus, doch würde die Seele, die nur Liebe kannte, begreifen, was tot sein bedeutete?

Scheinbar verstand Asmodeus, das Seelchen, nicht. Er wandte sich um, legte beide Hände auf Adelmunds Brust. Drückte, konzentrierte sich. Eine blaue Aura umgab seine Finger, seine Hände, den Unterarm. Aber nichts geschah. Nichts.
Asmodeus riss seinen Kopf herum, panikerfüllte Augen starrten seine Freunde an. Zanraia wollte vorspringen, ihn umarmen, ihn vor dieser schrecklichen Erinnerung und Erkenntnis schützen. Sie wurde aufgehalten. Etelin hielt sie fest, zog sie zu sich. "Nein, dass muss jetzt sein. Er muss lernen, so sehr es ihn belasten wird. Wenn er dies nicht versteht, wird er auf Celcia untergehen. Lass ihn." Zanraia drückte sich an Etelin und schaute Asmodeus traurig an. Er tat ihr so leid.

Und das Seelchen lernte – vielmehr es erinnerte sich. Wurde mithilfe des Dämons erinnert. Machte die Erfahrung, dass es diesen Verstorbenen nicht heilen konnte. Und es schrie. Stumme Schreie verteilten sich in der Luft. Eine Seele schrie aus Trauer und Scham, weil sie nicht heilen konnte.

Feuer entflammte so blau wie seine Haare, so strahlend wie seine Augen und dennoch ohne zu verbrennen, ohne zu vernichten. Die Flammen züngelten über Adelmunds Brust, den Stoff und seine Haut, doch auch sie konnten nichts ausrichten. Leere erfüllte den Körper. Adelmund war tot.
Die Erkenntnis erreichte das Seelchen, langsam aber mit steigender Angst begriff es, was tot bedeutete. Und das Feuer um seine Hände explodierte, schleuderte die Seele fort – hinunter in Finsternis.

"Asmodeus!", hörte er Zanraias Schrei, doch blieb einfach da unten ... in Adelmunds Grab. Das Seelchen kauerte sich zusammen. Es schämte sich so dafür, dass sein Plan fehlgeschlagen war – dass es versagt hatte.
"Asmodeus, Junge?" Drei Köpfe tauchten am Rand des Grabes auf, drei Augenpaare blickten zu ihm hinunter. Zwei davon blau, eines rot, doch keines voller Trauer oder Zorn. Die blauen Augenpaare schauten besorgt, das rote Paar leer ... aber auf eine verwirrte Weise leer.

Plötzlich schwanden die Gesichter und mit ihnen die Augen. Schwärze umgab das Seelchen. Waberte wie Dunst um es herum. Und dann ...

<i>"Hmmm. Dieses Grab ist nicht für dich bestimmt."</i> Nun machte das Seelchen im wahrsten Sinne des Wortes Bekanntschaft mit dem Tod, denn er saß direkt neben ihm in dem viel zu engen Grab. Der Gevatter lehnte seine Sense gegen die Erdwand und winkelte die knochigen Knie an.
<i>"Hast du dich verabschiedet? Ich meine, von dem Besitzer des Grabes? Ich muss ihn nämlich endlich einmal abholen. Ich habe extra gewartet, bis du und deine Freunde soweit seid, ihn zu bestatten. Aber langsam ... langsam wird es Zeit. Weine ruhig, das tut gut. Aber bald solltest du loslassen. Der Tod macht auf Dauer nur schwermütig ... und das tut mir leid, immerhin <b>bin</b> ich der Tod."</i>

Der bleiche Schädel sah nach oben. <i>"Deine Freunde warten. Soll ich dir hoch helfen? Weißt du, irgendwann sterbt ihr alle, auch du. Und dann kannst du dir in alle Ewigkeit ein solches Loch anschauen. Also brauchst du jetzt nicht so viel Zeit darin zu verbringen. Zeit ist kostbar für euch Sterbliche und die meisten nutzen sie nicht wirklich. Jammern dann aber herum, dass sie zu wenig haben, wenn ich auftauche. Ich hab es ja schon einmal gesagt, ein Knochenjob. Was ist, willst du jetzt wieder nach oben?"</i>
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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Montag 28. Mai 2007, 02:55

Das kleine Seelchen wollte zum krümel werden. Zum Krümel eines Krümels als es die Blicke seiner Freunde sah. Asmodeus schämte sich so. War so enttäuscht von sich selbst und so traurig um den Verlust von Adelmund. Es bibberte. Wollte für immer hier unten bleiben – bis es vergessen wurde.
Und es schien auch schon zu geschehen, denn plötzlich verschwanden die Augen in der Finsternis. Still weinter er.
Doch dann sprach Gevatter Tod selbst zu ihm. Er schreckte zurück und verkroch sich erst in die andere Ecke des Grabes. Drückte seine Stirn zu Boden und bibberte vor dieser seltsamen Gestalt, die wie aus dem Nichts hier aufgetaucht war. Kaum einer konnte von sich behaupten den Tod wahrhaftig gesehen zu haben – ausser vielleicht Etelin… na ja und Asmodeus selbst. Denn er HATTE ihn schon einst gesehen – aber dessen Aufgabe vergessen.

Ängstlich drückte er seine Stirn zu Boden und kniete vor dem Tod. Ein Diener des Lebens und letztendlich auch Sklave vom Tod. Denn er hatte immer das letzte Wort. Doch der Tod selbst schien ihm wohlgesonnen zu sein. Er sprach ruhig. Langsam erhob er seinen Blick sah ihn an. Sah den Tod an und weinte noch immer. Kroch langsam näher. Musterte ihn eindringlich. Guckte in die Hohlen Augen, wo gar nichts war. Kein Glimmen. Nichts. Nur eben Tot. Was auch irgendwie etwas war. Seltsame Gestalt. Der Tod. Nicht nichts. Doch auch nicht etwas. Es schien so als stand er über dem Greifbaren. Sogar über den Göttern.

Und was tat Seelchen? Es streckte seine Hand nach ihm aus wollte den Herzschlag vom Gevatter Tod spüren. Er berührte den Tod. Seine Seele hatte ihn ohnehin schon oft berührt – wäre er ja schon so oft beinahe gestorben und hatte doch immer wieder Rettung gefunden. Doch an seinem Brustkorb war nichteinmal eine Haut, welche ein Herz hätte schützen und wärmen können. Nur ein Gerippe. Knochen. Blanke Knochen. Er verspürte tiefes Mitleid mit dem Tod. Denn es erkannte, dass nirgendwo so viel Leben zu spüren war, wo der Tod in der Nähe war. Nur der Tod selbst verlieh dem Leben seinen unschätzbaren Wert. Machte es einzigartig und endlich. Der Diener des Lebens – selbst so voller Leben umarmte den Tod. Zeigte ihm seine Anerkennung und teilte ihm auf seine Weise mit. Dass er verstanden hatte.

Er sah ihn noch einmal eindringlich an und schielte dann nach oben. Er nahm die knochige Hand des Todes und legte sie auf sein Herz. Wollte das der Tod spürte, dass er gut auf Adelmund aufpassen sollte und dass er in seinem Herzen immer weiterleben würde… und dass es ihm unendlich Leid tat. Dass er – so seltsam in Angesicht des Todes selbst und er ausgerechnet ihn als Botschafter haben wollte – er es nicht geschafft hatte <i> Ihn</i> zu besiegen.

Die kleine Seele trauerte um seinen Freund. Trauer musste sein. Denn es war eine Art um den Toten den Respekt zu erweisen – welcher ihnen zustand. Doch es galt auch dem eigenen Leben und der eigenen Vergänglichkeit den Respekt zu erweisen – indem man nach der Trauer auch wieder das Lächeln fand.

Er nickte dem Tod zu. War bereit. Er schloss kurz seine Augen.
<i>Danke</i> Sprach sein Herz.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Montag 28. Mai 2007, 11:15

Gevatter Tod schaute auf das Seelchen herab. Dieses kleine Wesen, das so voller Unschuld und Liebe war wie ein Kind und doch im Körper eines Mannes steckte, der sich nun demütig vor ihm niederdrückte, die Stirn am Boden. Was sollte Tod davon halten?
Nun, nichts. Er beobachtete das Seelchen nur – bis dieses die Hand austreckte, sie ihm auf den knochigen Brustkorb legte. Der Gevatter ließ das Seelchen gewähren.

Das Seelchen suchte nach einem Herzen, doch es fand nur Knochen. Der Tod besaß kein Herz und auch sonst kein Organ. Jemand, der ewig war, brauchte keine Organe zum leben. Und auch das Skelett und diese wabernde Kutte aus Finsternis schien er nur zu besitzen, um für die Sterblichen ein Bild zu sein. Ein Symbol, an das sich ein Mensch am Ende seiner Tage vor Gesicht führen konnte. Es war besser, dem Tod zu begegnen als vor einem Nichts zu stehen, das die Seele mitnahm.

Dennoch fragte der Tod, schaute Asmodeus dabei an und es schien, als grinste sein bleicher Schädel: <i>"Und, meine junge Seele? Hast du mein Herz gefunden?"</i>
Da umarmte das Seelchen den Tod, hing in seinen Falten aus dunstiger Finsternis und drückte sich an ihn. Es spürte jeden einzelnen Knochen, doch es drückte sich an ihn. Der Tod verharrte, ließ es zu, wartete ab. Dann ließ das Seelchen von ihm ab, nahm jedoch seine Knochenhand und legte sie sich auf die Brust.

Ich habe verstanden, sagte sein Herz. Pass auf Adelmund auf, während er durch meine Erinnerung weiterlebt. Du hast gesiegt.

Tod nahm seine Hand fort, führte sie in kurzer Bahn über den Kopf des Seelchens und legte sie schließlich darauf ab. <i>"Viele treten gegen mich an, versuchen, mich zu besiegen oder mir mit einem Trick von der Schippe zu springen. Versuchen, das Leben ihrer Lieben mit Zaubermitteln und kleinen Opferungen zu verlängern. Verbissen kämpfen sie darum und klagen, wenn ich dennoch komme. Aber keiner, keiner hat es sich bisher eingestanden, dass ich ihn besiegt habe. Kleine Seele, du bist nach all der langen Zeit, die ich schon existiere, die Nummer eins. Du bist ein fähiger Medicus und im Heilen sehr begabt. Ich werde jetzt nicht nur Adelmunds Seele mitnehmen, sondern dir einen Gefallen erweisen als Dank für deinen Respekt vor einem noch größeren Medicus."</i>

Ja, Tod war ebenfalls Medicus. Er heilte den toten Körper, befreite die Seele von seiner Hülle und führte sie fort in die Hallen der Götter. Er heilte auch.

Die Hand des Gevatters glühte in schwarzem Schein. Unheimlich wirkte es, doch das Seelchen fühlte sich auf beklemmende Weise wohl. Es fühlte sich leichter, bis der Schein wieder erstarb.
<i>"Ich habe dir die Schuld genommen"</i>, sprach der Tod. <i>"Nicht alles, aber genug, dass du in Frieden mit dir selbst weiterleben und dich dennoch an Adelmund erinnern kannst und was du ihm gegeben hast. Dieses bisschen Schuld kann ich dir nicht nehmen, denn ich zöge sonst Adelmunds Opfer in den Schmutz. Sei dankbar für diese Tat und kehre nun ins Leben zurück. Tot bist du später noch lange genug."</i>

Das Seelchen nickte, schloss die Augen und sein Herz bedankte sich. Da schwebte es wie durch Zauberhand aus dem Grab, gelangte wieder in den Kräutergarten. Tod verschwand – und nahm eine Seele mit. Diese Seele winkte, lächelte allen Trauernden noch einmal zu udn verabschiedete sich. Das Seelchen sah es und war glücklich.

"Asmodeus!" Zanraia schloss ihn in ihre Arme, kaum dass er den Rand des Grabes erreichte. Etelin und Mallahall zogen ihn über den Rand.
"Bist du verletzt?", fragte die Lichtmagierin sofort und begann mit einer raschen Prüfung. Etelin stand nur da, musterte Asmodeus mit seinen roten Augen, schaute dann ins Grab hinab.

"ER hat zu dir gesprochen", bemerkte der Lich. Seine Augen flackerten. Wären sie blau gewesen, Asmodeus' und Etelins Augen hätten sich nicht voneinander unterschieden.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Montag 28. Mai 2007, 12:22

Seelchen schaute den Tod an als dieser es fragte ob es sein Herz spüren konnte – dann nickte es und zeigte auf sein eigenes. Der Tod war in uns allen, ihm gehörte der letzte Herzschlag. Das war seiner. Sein Zeichen sein Symbol – sein Herz. Es bestand aus allen letzten Schlägen aller Lebewesen. War somit aber gleichzeitig auch ein unbestrittener Teil vom Leben selbst.

Als er den Tod umarmte gab er gar acht, dass er ihn nicht zerdrückte. Wollte dem Tod nicht weh tun.
Er liess von ihm ab. Gevatter legte seine Hand auf Asmodeus Kopf. Er senkte seinen Blick – zeigte nicht nur Demut vor dem Leben – sondern auch vor dem Tod, denn sie verdienten es gleichermassen.

Gevatters knochige Hand wurde von einem schwarzen Schein durchzogen.

Die kleine Seele ja selbst das finstere Wesen fühlte sich unglaublich viel leichter und auch dankbar. Es war wahr. Der Tod war tatsächlich auch Medicus, vermutlich jener mit dem schlechtesten Ruf – zu Unrecht wie Seelchen fand. Denn es war ein Gesetzt der Welt, dass es ihn gab und insgeheim war wohl jeder froh – dass er diese Aufgabe übernahm. Denn sonst würde das Sterben ewig dauern und man würde keine Erlösung im Tod finden können.

Er lächelte den Tod an. Zeigte ihm so, dass er seine Sache gut machte.

Er sah wie Gevatter Tod Adelmunds Seele mit ins ewige Reich führte die Seele war frei und ewig geworden.

Da halfen ihm seine Freunde aus dem Grab, Zanraia umarmte ihn Mallahall prüfte ob er Verletzungen hatte – doch da war nichts im Gegenteil - er hatte soeben Heilung erfahren. Er sah Etelins Blick und nickte ihm zu. Ja ER hat zu ihm gesprochen.
Er lächelte. Es wusste nun wieder was Leben bedeutete. Dank dem Tod wusste er es.

Im engen Kreis seiner Freunde warf sich der Medicus – schon wieder – auf die Knie. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich gänzlich auf das Herz. Dieser Akt der Demut machte er – weil die folgende Botschaft nicht aus seinem eigenen Herzen entsprungen war – er wollte als Sprachrohr gelten und dies was er empfand mit seinen Vertrautesten teilen. Er begann blau zu glühen. Warmes blau. Er schaute jedem einzelnen von ihnen tief ins Herz und liess sie Frieden spüren und dass die Seele nun übergetreten ist, sowie dass sie sich nach ihnen umgedreht hat und in Freundschaft und Liebe gewunken hat.

Dieser Kräutergarten hier – sollte zu einem Ort des Friedens werden. Asmodeus weihte ihn mit Frieden und einem Stückchen Ewigkeit um dies zu besiegeln, weinte die kleine Seele ihre reinen Tränen auf den fruchtbaren Boden. Spendete ihm so von seiner Liebe aber auch jene seiner Freunde. Adelmunds Körper sollte an einem Ort der Liebe des Friedens begraben liegen. Nur dies war einem Lichtmagus und Freund wie ihm würdig.

Die Seele weinte und lächelte dabei.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Montag 28. Mai 2007, 14:02

Es war beinahe wie ein neues Stück Leben, das Asmodeus gegeben wurde. Er fühlte sich so leicht. Gut, dass Zanraia ihn hielt, denn er glaubte beinahe, mit Adelmunds Seele in den Himmel hinauf steigen zu können. Er wollte seine Freunde an diesem Gefühl teilhaben lassen und so kniete sich das Seelchen erneut nieder. Wieder berührte seine Stirn den kühlen Boden, doch dieses Mal nicht nur, um Demut zu zeigen, sondern um ein Gefühl zu teilen: Frieden.

Und der ganze Garten war auf einmal erfüllt davon, just in dem Moment, in dem Asmodeus komplett von einem warmen blauen Feuer umhüllt wurde. Zanraia kniete sich neben ihn und schlang ihre Arme um seinen Leib. Sofort wurde auch sie von der Aura umfasst. "Kommt her, es ist so warm. Kommt her!", rief sie Mallahall und Etelin zu.

Der Lich und die Maga tauschten erneut Blicke, doch sie sahen das Feuer. Es verbrannte nicht und Zanraia bestätigte, dass es Wärme spendete. Mallahall trat näher heran, ging in die Knie und berührte Asmodeus an der Schulter. Schon fluteten die Flammen ihren Arm hinauf. Die Magierin schauderte kurz. Dann schaute sie Etelin erstaunt an. "Es tut sehr gut. Ich fühle mich stark und ... ruhig. Wie ein Fels in der Brandung. Dieses Feuer spendet Lebenswillen."

Etelin trat nun auch näher, blickte mit schiefem Kopf auf den knieenden Asmodeus und die beiden Frauen nieder, die ihn umarmten. Sie alle drei umgab das blaue Feuer. Er legte eine Hand auf den Kopf seines Schülers. Das Feuer krabbelte an ihm hoch.
"Ich fühle nichts", gab er zurück, wich jedoch nicht. Auch wenn Etelin nichts empfand, so wollte er doch wenigstens daran teilhaben. Mitglied dieser kleinen Gemeinschaft des Friedens sein.

Eine Weile standen beziehungsweise knieten sie so da. Schließlich erlosch das Feuer, aber der Frieden schwand nicht.
Zanraia küsste Asmodeus und quietschte: "Du hast Adelmund ein so schönes Abschiedsgeschenk gemacht." Sie küsste ihn wieder. Mallahall erhob sich. "Wir sollten ihm wohl nun alle die letzte Ehre erweisen." Sie nahm das Tablett und goss die Tassen voll. Eine dampfende, duftende braungoldene Flüssigkeit lief aus der Kanne.
Tee ... fast schon ein Symbol für Adelmund.

Die Magierin verteilte auf jeden eine Tasse. Etelin hob seine an. "Trinken wir auf einen Mann von Ehre, einen selbstlosen und mutigen Meister, einen Lichtmagus seines Fachs und einen freundlichen Menschen. Auf eine gegangene Seele, die uns in Friede verließ. Auf Adelmund, auf einen Freund! Wir vermissen dich."
"Auf Adelmund!", wiederholten Zan und Mallahall im Chor, dann stießen sie ihre Teetassen gen Himmel und tranken daraus einen Schluck. Es war ein wohltuender Kräutertee – mit Kräutern aus diesem Garten.

So endete langsam die Trauerfeier, so wurde Adelmund Constellano d'Artinell bestattet. Etelin schloss den Sarg und er und Mallahall senkten ihn in die Erde, gaben Celcia ein Leben zurück. Man vergrub den Sarg, stellte ein hölzernes Symbol aller bekannten Götter auf und Zanraia legte Blümchen auf den Erdhaufen.
Adelmund war nun nicht mehr, doch er hatte ein Begräbnis erhalten, schöner noch als die prachtvollste Beerdigung eines Königs. Denn es waren seine Freunde, die ihn auf die letzte Reise geschickt hatten.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Montag 28. Mai 2007, 14:38

Asmodeus spürte die Wärme seiner Freunde – aller seiner Freunde ob lebend oder verblichen. Nur so konnte er dieses Feuer des Friedens entfachen und ihnen zurückgeben was sie ihm schenkten. Er war glücklich. Fühlte sich unendlich geborgen. Er lächelte und sein Herz sprach ein erneutes „Danke.“

Nur ein Wesen war untröstlich. Denn es konnte diesen Frieden – durch Liebe entstanden – nicht empfinden und auch nicht finden. Nur eine wage Erinnerung blieb die in diesem Moment wieder entfachte. Doch es klammerte nicht, sondern liess gewähren. Trauerte auf seine Weise – indem es sich noch mehr verkroch
.
Wieder glühte Mallahalls Tränenkette kurz auf.

Sie erhoben sich – auch das Seelchen. Zum ersten Mal hielt es den Kopf aber nicht gesenkt sondern schaute in den Himmel. Betrachtete das Blau. Ja – der musste das Zentrum des Friedens sein. Irgendwo dort – vermutlich noch viel weiter – war Adelmund. Sein Friede reichte weit bis über den Horizont.
Da reichte ihm Mallahall den Tee. Tee. Dieses Getränk dass er nie wirklich gemocht hatte. Nun war es Zeit auch damit frieden zu schliessen. Denn Tee war zu Adelmunds Symbol geworden.

Einige Tränen liefen ihm über die Wange ab den Worten Etelins. Ja Adelmund war sein Behüter des Friedens und Schutzpatron der Freundschaft.
"Auf Adelmund!" Sagten sie alle. Auch Seelchen. Mit dem Herzen – tonlos nicht hörbar.

Doch da regte sich in ihm etwas. Krabbelte scheu hervor. Es gab ein Wesen, dass diesem Menschen auch noch die letzte Ehre erteilen wollte – erteilen musste. Denn er war es, der ihn gereinigt hatte.

Mallahalls Kettchen glühte immer heller je mehr sich der Dämon an die Oberfläche grub. Für einen Moment wurde die Aura des Medicus eiskalt und schwer. Traurig. Untröstlich schwer. Es war beklemmend und doch auf seine eigene Weise rein. Seelchens Augen glühten etwas schwächer. Es liess den Dämon gewähren. Liess seine Trauer zu. Gewährte ihm hier am Ort des Friedens seinen abschied.

Doch er schwieg. Der Dämon verlor kein Wort über seinen Retter. Er fühlte sich ihm nicht würdig genug. Hier an einem Ort des Friedens und besonders nicht in diesem Kreis der Freundschaft fand er keinen Platz für sich, denn hier gab es nur Licht. Keinen Schatten. Keinen Schatten welcher ihn schützen konnte. Dennoch stand er für einige Sekunden im engen Kreise der Freundschaft. Der trauernde Dämon war ihnen unglaublich nah – spürbar nah.

Ein Dämon der trauerte und doch nicht weinen konnte. Ein Dämon dem verziehen wurde und doch keinen Frieden fand. Ein Dämon in Liebe verbunden, durch Schmerz getrennt – und nur der Erinnerung mächtig. Er sah das Teetässchen und trank daraus. Schmeckte das Kraut welches sein naturell zutiefst verachtete.

Es war der Dämon der half das Grab zuzuschaufeln und es war der Dämon der vor dem frischen Grab niederkniete.
Allein.

Nicht im Kreise der Freundschaft sondern nur angesichts seines Opfers, seines Retters.

Hauchte der Dämon kaum hörbar. „Auf euch Meister des Friedens.“ Seine Stimme war ein unglaublich tiefes grollen – beinahe knurren. Doch seine Trauer machte sie doch irgendwie unglaublich weich.

Da verkroch sich das Wesen wieder in seine dunkelste Ecke.
Mallahalls Kettchen erlosch wieder. Die Aura wurde wieder zur Liebe. Seelchens Augen glühten auf. Er legte seine Hand aufs frische Grab.

Und sein Herz sprach erneut. <i>„Auf Adelmund“</i>
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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Montag 28. Mai 2007, 19:37

Mallahall warf erneut einen Blick auf ihr Dekolletée. Doch dieses Mal hatte auch Etelin es bemerkt. "Was zum –", brachte er noch heraus, aber da verlosch das Strahlen auch schon wieder. Der Tee wurde gereicht und Etelin kümmerte sich zunächst nicht mehr um die Kette. Er widmete Adelmund einige rührende Worte, verwunderlich aus dem Mund eines Mannes, der nichts mehr empfinden konnte. Dann tranken sie auf den Verblichenen.

Währenddessen kullerten hellblaue Tränen über Asmodeus' Gesicht. Sie hinterließen gleichfarbige Bahnen, die auf seinen fahlen Wangen schimmerten.
Und die Tränchenkette leuchtete erneut. "Da stimmt doch etwas nicht", murmelte die Lichtmagierin vor sich hin. Sie starrte erst wiederholt ihre Kette und dann Asmodeus an. Sie wollte ihn fragen, warum dieser kleine Edelstein ständig erstrahlte und ob es eine besondere Bedeutung hatte.
Doch dann sah sie die Haltung des Mannes. Oh, er wirkte auf einmal so unnahbar, traurig und ausgemergelt. So ... alt. Und irgendetwas war ... anders.

Zanraia erkannte diese Aura – wie hatte sie sie vermisst, denn auch dieser Teil gehörte zu Asmodeus und wenn er noch so böse war in der Vergangenheit, so schenkte sie ihm dafür nur ihr Mitleid. "Dämon? Bist du das?", fragte sie, trat vor Asmodeus, um ihn in die Augen zu schauen – welche kummervoll wirkten und eine Spur ihrer Helligkeit eingebüßt hatten. Sie ähnelten bald Etelins Augen.

"Der Dämon?", fragten der Lich und die Maga wie aus einem Munde. Ihrer beiden Augenpaare flogen zu Asmodeus, verweilten auf ihm, doch er wandte sich nur von der Gruppe ab, ging zum Grab hinüber und schnappte sich eine Schaufel.

Verwirrt schaute Mallahall Asmodeus – dem Dämon? – dabei zu, wie dieser Erde auf den herabgelassenen Sarg schippte. "Er existiert noch?", fragte sie Etelin, ohne ihn anszuschauen. "Ich dachte, Zanraia hätte ihn vernichtet."
"Anscheinend nicht", gab der Lich zurück. "Sie hat ihn ... verändert, schätze ich. Das ist sehr intressant und bringt mich zum Nachdenken."

Zanraia riss die beiden aus ihren Überlegungen, als sie lauthals verkündete, sie seien faul. Immerhin machte Asmodeus die ganze Arbeit allein. Sofort gesellte sie sich zu ihm und begann energisch damit, Erde mit ihren Fingern auf den Sarg zu werfen.
Schon halfen auch Etelin und Mallahall, schwiegen jedoch, schauten immer wieder zu Asmodeus und zum Kettchen, das hell strahlte.

Schließlich war das Grab errichtet – und sie alle voller Schmutz, besonders Asmodeus. Er kniete sich plötzlich erneut nieder. Etelin wollte schon Einwände erheben, doch Zanraia stellte sich mit trotzigem Blick dazwischen. "Lass ihn. Der Dämon will Adelmund auch Lebewohl sagen!" Entweder war sie sehr mutig oder sehr töricht. Vermutlich letzteres, denn ihre Verrücktheit lag näher als Mut. Bei jedem hätte Etelin seinen Stab zu Rate gezogen und selbigen genutzt, um sich Platz zu verschaffen. Nur bei Zanraia wagte es selbst der Lich nicht. So ließ er Asmodeus, den Dämon gewähren.

Nach einem stillen Moment am Grabe, legte Asmodeus die Hand auf die frische Erde. Da erlosch das Licht in Mallahalls Kettchen. "Es muss etwas mit dem Dämon auf sich haben." Sogleich wandte sie sich an Etelins Schüler. "Asmodeus, der Dämon ... ist er noch da? Hat ER mir den Tränenstein gegeben?"
Tränenstein ... ein wundervolles Wort für dieses kostbare Schmuckstück.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Montag 28. Mai 2007, 20:11

Asmodeus nahm seine Hand vom frischen Grab weg und lehnte sich sichtlich erschöpft nach hinten. Noch immer kniete er und ruhte sich kurz aus.

Die Trauer des Dämons war auch für das Seelchen belastend. Dennoch war es nach wie vor glücklich, dass es Adelmunds Seele gut ging.

Da trat Mallahall zu ihm hin. Sie sah verwirrt an. Doch es war wieder das reine Seelchen welches sie arglos anblickte und nicht recht wusste, was sie so verwirrt hatte. Er lächelte sie an.

Der Dämon hingegen verkroch sich immer mehr in seine Finsternis, versuchte sich vor seiner Herrin zu verstecken. Bibberte vor sich her, fürchtete sich vor ihren ewigen Rache – denn er selbst kannte wenig anderes -. Er wollte nicht gehorchen. Wollte nicht dienen und wollte am wenigsten IHR dienen. Doch er musste. Dies machte ihn zum Sklaven seiner verziehenen Schuld.

Am liebsten hätte er laut aufgeheult und bitterlich geweint als Zanraia ihn angesprochen hatte. Er spürte ihr Mitleid – doch nicht ihre Liebe. Er konnte sie nicht empfinden obwohl sie ihm so nahe war. Obwohl sie es wollte. Doch er konnte nicht weinen, denn seine letzte Träne hing an Mallahalls Hals. Die Träne die sein Opfer besiegelt hatte. Nein er weinte nicht sondern versteckte sich. Wollte vergessen werden. Allein sein. Allein mit seiner zerreissenden Sehnsucht. Vielleicht würde er irgendwann vergessen. Dies war seine einzige Hoffnung und gleichzeitig auch seine grösste Angst – dies war seine Strafe die er sich selbst auferlegt hatte.

Seelchen erkannte was ihm gefehlt hatte. Jetzt erinnerte es sich. Es hatte den Dämon vergessen. Ihn als Teil seiner selbst einfach hingenommen und nicht nach ihm gesucht. Jetzt hatte er ihn gefunden. Spürte seine Gefühle, seine Wut, seinen Hass, seine Boshaftigkeit… aber er spürte auch die unendliche Sehnsucht und die Trauer sowie eine wohlbehütete Erinnerung an die Liebe. Asmodeus erinnerte sich auch an das Opfer welches der Dämon ihm gegeben hatte. Nun wusste es, warum er sich so an sein Herz geklammert hatte – ihm die Liebe entreissen wollte weil er die Sehnsucht nicht ausgehalten hatte.

Seelchens Ausdruck wurde nun selber traurig. Er hatte einen Teil von sich vergessen. Nein. Der Dämon hatte sich selbst in die Vergessenheit getrieben um ihn zu retten, nachdem die Seele erneut zersprungen war. Dennoch waren sie eins. Doch er spürte, dass der Dämon nicht mehr eins sein wollte. Dass er überhaupt nicht mehr sein wollte. Doch er vernichtete sich nicht selbst – konnte sich nicht selbst vernichten da er seine Versprechen einhalten musste. Sein einziger Lebenszweck bestand nun darin, Zanraia zu behüten und Mallahall zu dienen.
Asmodeus blickte zu Mallahall auf, erhob sich langsam und nahm ihre Hand in die seinige. Er legte sie auf sein Brust. Doch etwas höher als das Herz – direkt über seine eisigkalten Lungen. Dort konnte man den Dämon am deutlichsten spüren. Sie spürte das Verderben, die Bosheit, der Schrecken, die Wut, der Hass, die Rache oh ja und wie sie die Rache spürte… aber auch die Trauer, der Schwermut und die unglaubliche Sehnsucht welches den Dämon quälte sowie eine unglaublich grosse Angst welche sich direkt an sie richtete. Ausserdem war da noch so etwas Seltsames. Was nicht ganz dort hineingehörte. Unterwürfigkeit. Noch kaum spürbar, vielleicht sogar gar nicht – denn es war ein noch unbeschriebenes Gesetz.
Mallahall konnte direkt den Dämon spüren.

Dieser bemerkte ihre Hand und wich zurück. Hatte angst vor diesem schmerzenden Licht welches sie aussenden konnte.

Ausserdem spürte sie die Schuld, sie schoss durch ihren Körper hindurch und verlor sich in die Dämonenträne. Sie leuchtete auf als all die Schuld von der Vergebung aufgesogen wurde und darin festgehalten blieb.

Asmodeus sah sie an und nickte ihr zu. Ja er hatte ihr diesen Stein geschenkt. Geopfert.
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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Montag 28. Mai 2007, 22:35

Asmodeus schaute Mallahall an, stand auf und nahm ihre Hand. Gleich würde er ihr wieder etwas vermitteln wollen. Sie machte sich schon bereit, seinen Herzschlag unter ihrer Handfläche zu spüren, doch da legte Asmodeus sie etwas oberhalb ab. Dort, wo die Lungen sein mussten.

Mallahall spürte Eiseskälte und obwohl es im Kräutergarten durch die Sonneneinstrahlung angenehm warm war, fröstelte sie.
Etelin kam an ihre Seite, musterte aber Asmodeus aufs genaueste. Der Dämon existierte noch ... Zanraia hatte ihn nicht vernichtet. Aber was hatte sie dann mit ihm angestellt? Er legte Mallahall die Hand auf die Schulter. "Achte auf jede einzelne Regung. Ich will, dass du mir nachher berichten kannst, ob sich auch nur eine Wimper bewegt hat."

Der Licht eilte zu Zanraia hinüber. Er musste sie fragen, musste nun endlich wissen, was im unsichtbaren Verlies vorgefallen war.

Mallahall ließ sich inzwischen eine sehr unpassende Seite des Asmodeus zeigen, den Etelin aus dem Turm mitgebracht hatte. Eine boshafte Seite. Sie fühlte so großes Verderben, Schrecken und Wut. Alles im Bereich der Lungen war kalt und angestaut mit Hass. Und mit Rachegelüsten. Diese übrwogen alles, selbst due Fetzen Trauer, die wie kleine Papierschiffchen in einem Teich dümpelten. Nur zwei andere Gefühle konnten es mit dieser Rachsucht aufnehmen: Sehnsucht und Angst.

Was sich Asmodeus wünschte, wonach er sich sehnte, konnte Mallahall nicht deuten. Wohl aber seine Angst wusste sie zu erkennen, denn sie galt ihr. "Du hast ... Angst vor <i>mir</i>?!", brachte sie keuchend hervor. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Asmodeus war doch ein so guter Freund und sie hatte ihm alles verziehen, warum sollte er ...?

Doch die Lichtmagierin besann sich, schaute auf ihre Hand, die nicht auf dem Herzen lag. Es war nicht Asmodeus, nicht der Medicus, der sie fürchtete. "Der Dämon", flüsterte sie und konnte es kaum glauben. Dennoch blieb sie ruhig, auch wenn Wellen der Rach- und Sehnsucht sie überrollten. Auch wenn Angst sie überflutete wie ein endloses Meer. Mallahall bewahrte die Ruhe einer Heilerin. Stattdessen konzentrierte sie sich auf dieses kaum spürbare Gefühl, das wie eine Flaschenpost im Meer der Angst schwamm. Es trieb unkontrolliert und der Dämon wollte es nicht in seinem Meer haben. Glas gehörte nicht zur Natur ... er wollte es weg haben, dennoch machte er keine Anstalten, die Flaschenpost heraus zu fischen.

Die Lichtmagierin drückte gegen Asmodeus' Brust. Wollte dieses Gefühl fangen und erkunden. Wollte wissen, was den Dämon störte.
Als dieser sie wahrnahm, wich er zurück, zog sich tiefer in sich selbst und nahm das Meer langsam mit.
"Nein, bleib hier, wie soll ich dir helfen, wenn du gehst?", flüsterte Mallahall, biss sich auf die Zunge vor Konzentration. Doch der Dämon sammelte seien Gefühle um sich herum, ließ nur eines zurück, das er wie eine Mauer um sich herum aufbaute: Schuld.

Mallahall riss die Kopf zurück, keuchte, konnte kaum atmen. Die Schuld durchfuhr ihren Körper wie ein Schwall purer Magie, ließ sie erstarren und zugleich erzittern. Sie ächzte, und dann war es vorbei. Die Schuld schwand, wurde von dem Tränchen in ihrer Kette verschluckt. Das Tränensteinchen leuchtete hell auf. Mallahall riss ihre Hand zurück, löste die Verbindung. Sie keuchte noch immer, Strähnen ihres goldenen Haares hingen in ihr Gesicht. Schweiß perlte auf ihrer Stirn.

Sie sah nicht, dass Asmodeus nickte. Die Maga schaute zu Etelin und Zanraia, die sich unterhielten. "Ich hab ihn heil gemacht", meinte die junge Frau gerade. "Er war kaputt. Zwei Teile ... ich hab ihn zusammengesetzt."

"Etelin!", rief Mallahall, wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Etelin, der Dämon ... er lebt noch. Aber er ist verwandelt. Er trgt ja so viel Angst in sich, so viel Schuld – und Sehnsucht. Er sehnt sich nach etwas. Ich konnte nicht erkennen, was es war, aber sein Wunsch danach ist furchtbar groß."

Der Lich kam zu Mallahall und Asmodeus herüber, Zanraia im Gefolge. "Sehnsucht? Wenn es der Wunsch nach Kontrolle über diesen Körper ist ... oder nach Rache. Zanraia, bist du sicher, dass du Asmodeus geheilt hast? Der Dämon kann nicht wieder Schaden anrichten?"

Zanraia schaute Etelin an, dann Mallahall und dann Asmodeus. Zu letzterem ging sie und kauerte sich an seine Seite. Zwei Seelchen, zusammen gehörend und mit verwirrtem Geist. Zan schüttelte den Kopf. "Ich hab ihn geheilt, ich pass auf ihn auf. Er kann nichts mehr tun, er ist lieb. Macht ihn nicht wieder kaputt." Und schließlich schrie sie Mallahall und Etelin an: "Lasst den Dämon in Ruhe, er gehört zu Asmodeus! SIE SIND EINS!"

In diesem Moment klopfte es an die Haustür und Stimmen drangen laut bis in den Kräutergarten. "Aufmachen, im Namen des Rates. Etelin! Seid Ihr anwesend? Der Rat muss mit Euch sprechen! Es ist <i>dringend</i>!"

Mallahall schaute mit ruhigr Sorge in die roten Augen des Lichs. Etelin erwiderte ihren Blick. Sie wussten, worum es ging: Der Rat hatte herausgefunden, dass das unsichtbare Verlies leer stand.

Etelin legte eine Hand auf Mallahalls Schulter, die andere auf die seines Schülers. Er seufzte. "Es bleibt uns nur noch eine Wahl, um aus diesem Schlamassel heraus zu kommen und das Problem endlich zu lösen: Asmodeus muss sterben."

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Montag 28. Mai 2007, 23:49

Kurze Momente. Es waren nur einige Sekunden. Dennoch geschah so unglaublich vieles. Seelchen starrte Mallahall erschrocken an. Er hatte ihr Angst gemacht. Er wich zurück als die Verbindung von ihrer Hand und dem Dämon jäh beendet wurden. Doch wie es zurück wich trat es auch schon wieder näher. Wollte ihr helfen. Doch Mallahall richtete sich sogleich an Etelin und Zanraia. Verdutzt und neugierig geworden lief er der Heilerin hinterher. Er musste doch wissen, was sie so aufgewühlt hatte.

"Nein, bleib hier, wie soll ich dir helfen, wenn du gehst?"
Doch mit dem Finsteren Wesen tief in seinem Inneren geschah noch viel mehr. Er versuchte sich vor seiner Herrin zu verstecken war bei der Berührung aufgescheucht zurückgewichen. Versuchte sich von seinem gehorsam zu entfliehn – oh er war ein wahrlich schlechter und störrischer Sklave hatte er doch noch nie einen Befehl oder eine Züchtigung erhalten – doch dass änderte nichts an seinem Stellenwert er blieb Sklave, denn sein Willen wurde durch Mallahalls Befehl unaufhaltsam gebrochen.

Er Fluchte, hielt sich die Ohren zu. Brüllte um ihre Stimme nicht zu hören. Doch ihren Ruf traf ihn an einer Stelle welcher er nicht verteidigen konnte, es traf ihn mitten in sein Herz – dort wo das kleine Stück weisse Asche fehlte. Genau dort begann ein grelles schmerzendes Licht ihn zu zerfressen unaufhaltsam – würde er sich ihr nicht beugen. Er heulte auf, ihr Ruf zog an ihm. Er stemmte sich dagegen doch es zog ihn gegen seinen Willen nach vorn ins Licht. Denn Mallahalls Worte nahmen ihm die Schatten er stand ihr Schutzlos gegenüber – nackt.

Nein!
Brüllte er in seinen Gedanken. Nur Seelchen konnte es hören – doch es unternahm nichts. Liess den Dämon seinem Befehl folgen.

“…bleib hier“

Für den Dämon war dies der Befehl. Er musste sich ihr stellen.
Asmodeus keuchte, knurrte, fluchte. Noch stand er vor Mallahall, doch er konnte sie nicht ansehen. Ihr Kettchen leuchtete wie es noch nie zuvor geleuchtet hat. Für ihn war es wie eine Barriere. Er konnte sein Haupt nicht höher als dieses Kettchen erheben wenn er vor Mallahall stand. Musste daher seinen Blick gesenkt halten. Er starrte das Kettchen böse an. Seine Aura war wieder in jenes dunkle bösartige verflogen und war unglaublich aggressiv. Er schnaubte, ballte seine Hand zur Faust ballte sie so sehr dass er zitterte.
Noch schien niemand seine Wandlung bemerkt zu haben. Etelin legte gerade seine Hand auf die Schulter des Dämons und Mallahall ebenfalls die ihre.

Asmodeus muss sterben."

In jenem Moment als Etelin die letzte Silbe dieses kurzen – aber grauenvollen Satzes über seine Lippen brachte – musste sich der Dämon dem Willen Mallahalls beugen. Er brüllte wütend auf, denn sein Herz ertrug das Licht nicht mehr länger. Er donnerte seine Faust in die Erde und kniete sich abermals nieder. Starrte auf Mallahalls Füsse. Er schnaubte wütend und zornig. „Ich bin da Herrin!“ Grollte er böse. Sein ganzer Körper war angespannt. Seine glühenden Augen rauchten. Man sah ihm deutlich an wie er sich gegen seine nächste Bewegung zur wehr setzte, doch ihr Befehl drückte ihn unaufhaltsam nieder so dass er mit der Stirn auf den Boden zu liegen kam.

Seelchen hatte sich bei des Dämons auftreten dermassen erschrocken, dass es sich weit zurückgezogen hatte und vor sich selbst bibberte. Der ganze Verschollene teil welcher sich gut im Schatten versteckt hatte – stand nun in der prallen Sonne und konnte sich ihr nicht entziehen.

“Asmodeus muss sterben."

Dieser Satz drang tief in Seelches verängstigtes Herz. Musste es sterben weil sein böser Teil aufgewacht war? Weil es Adelmund nicht heilen konnte? Hatte es zu wenig Liebe schenken können? Warum wollte Etelin ihn töten? Warum sollte er jetzt sterben müssen? Sie haben ihn doch so viel geheilt. Seelchens Herz wog plötzlich ganze Zentner. Wäre der Dämon nicht gewesen – er hätte sich ins tiefste Eckchen verkrochen. Doch der Dämon konnte sich nicht rühren sondern musste Mallahalls Befehl folgeleisten. Er starrte wütend auf den Boden und schnaubte ungeduldig.

Dieser Akt der Erniedrigung machte ihm schwer zu schaffen und in ihm brodelte seine Wut. Auch wenn sie ihm nun ein Schwert in den Nacken stossen würde – er würde mit keinem Muskel zucken können um sich zu wehren.

Er war Mallahalls Wille völlig ausgeliefert.
Er hörte die Stimmen der Abgesandten und sein grolllen erfüllte den so friedlichen Garten.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. Mai 2007, 02:00

Kaum, dass Etelin diese grauenhaften Worte ausgsprochen hatte, geschah so vieles gleichzeitig, dass es hier langsam nacheinander erzählt werden muss, um die Übersicht zu wahren und dennoch einen Einblick in die Geschichte geben zu können.

<i>"Asmodeus muss sterben."</i>
Dieser Satz lenkte Mallahall von der Tatsache ab, dass sie in die vor kurzem gespürten Gefühle des Dämons nun in den Augen ihres Gegenübers sah. Bedrohlich krabbelte Hass in das Blau, begleitet von Aggressivität und Blutgier. Mallahall beobachtete – bis Etelins Satz fiel. Asmodeus brüllte mit einer Stimme, die leisem Donner glich. Ein Grollen, tief aus dem Brustkorb. Er kniete vor ihr nieder, nicht aber in elegant geschmeidiger Bewegung wie üblich, sondern irgendwie abgehackt und verkrampft. Seine Faust knallte mit einem dumpfen Schlag auf die Erde und er knurrte: <i>"Ich bin da, Herrin!"</i>
Mallahall trat einen halben Schritt zurück. Verwirrung machte sich nicht auf ihrem Gesicht breit, dort herrschte Ruhe. Sie ahnte, dass es nicht die reine Seele von Asmodeus war, die zu ihr sprach. Es war der ... "Dämon", flüsterte sie erneut und schaute zu Etelin. "Der Dämon ... er hält mich für seine Herrin."

<i>"Asmodeus muss sterben."</i>
In Zanraia lösten diese Worte Entsetzen und blanke Angst aus. Warum? Warum wollte der Lich ihn töten lassen, wo er ihn doch vor wenigen Tagen noch aus dem unsichtbaren Verlies befreite? Nachdem Zanraia ihm neues Leben geschenkt hatte, indem sie die Seelenstücke vereinte.
Verängstigt schüttelte sie den Kopf, dass ihr rotes Haar wild aufgewirbelt wurde. "Aber Meister Etelin, das ist nur ein Spaß, oder? Asmodeus muss sterben? Nein! Zan lässt das nicht zu, ich bin eine gute Frau! Ich töte dich, wenn du ihm weh tust!!!"
Ja, Zanraia war wirklich bereit, ihren Geliebten mit allen Mitteln vor einem bitteren Ende zu bewahren. Sie hatte zwar keinen Dolch mehr bei sich, aber ihre Entschlossenheit konnte ebenfalls eine scharfe Waffe sein. Erneut wollte sie sich zwischen Asmodeus und Etelin stellen – den sie zum ersten Mal, seit sie ihm begegnet war, mit Meister angesprochen hatte! Sie zollte ihm denselben Respekt wie es Asmodeus als Medicus und Schüler getan hatte. Zeigte ihm, dass er über ihr stand und dennoch wagte sie es, sich seiner Entscheidung zu widersetzen.
Und gerade als sie sich schützend vor ihren Liebsten stellen wollte, warf sich dieser vor Mallahall auf die Knie und knurrte sie mit Herrin an. Wollte er sich etwa fügen? Aber es war der Dämon, der aus ihm sprach, Zanraia kannte den Unterschied zwischen ihm und dem Seelchen. Sie wandte sich um, strich Asmodeus über den Kopf. "Ruhig, Dämon. Niemand wird dir wehtun. Ich lasse nicht zu, dass sie dich töten, du wolltest doch Mein sein – und niemand rührten Zans liebste Lieblingslieblinge an!"

<i>"Asmodeus mus sterben."</i>
Seine Worte hallten in Etelins Kopf nach. Die roten Augen fixierten den Schüler, der scheinbar wütend auf diese Entscheidung reagierte. Ebenso wie Zanraia. Schützend wollte sie sich zwischen Lehrer und Schüler schieben, wie eine kleine, aber starke Barriere. Doch da warf sich Asmodeus vor Mallahalls Füße. <i>"Ich bin hier, Herrin!"</i>, knurrte er mit tiefer grollender Stimme.
Mallahall warf Etelin einen Blick zu. Er spürte ihre Verwirrung, aber sagte nichts dazu. Das Klopfen an der Haustür wurde lauter. Etelin musste sich beeilen.

"Ich habe jetzt keine Zeit für lange Erklärungen. Mallahall! Er gehorcht dir, du kannst über ihn verfügen. Scheinbar nur, solange Asmodeus Dämon ist. Hat es etwas mit der Kette zu tun? Wir werden es herausfinden, doch jetzt bleibt keine Zeit. Er muss sterben und zwar rasch."
"Nein, nein, nein, lasst mich so schnell erklären wie es möglich ist", fügte der Lich an, als er wütende Blicke von Zanraia erntete. Er wandte sich jedoch der Lichtmaga zu. "Mallahall, befehle ihm sich dort auf den Karren zu legen!" Etelin zeigte auf einen kleinen hölzernen Schubkarren, der unter dem Fenster stand. Mit ihm hatte Adelmund immer die Erde und magischen Dünger für seine Pflanzen beschafft. Warum nur wollte der Licht Asmodeus auf dem Karren liegen sehen?
"Und bedeck ihn mit einem Tuch, mach schnell! Er soll sich nicht rühren. Dann karren du und Zanraia ihn hinter mir her! Beeilt euch, es bleibt keine Zeit mehr."

Und was war nun mit der Entscheidung, dass Asmodeus sterben sollte? Der Lich verschwand im Haus. Kurz darauf hörten sie wie sich die Tür öffnete. "Ah, meine lieben Gesandten, der Magierrat muss warten, es ist etwas Schreckliches passiert. Ich muss dringend aus der Stadt, bevor sich die Seuche ausbreitet! Der Dämon, er hatte Adelmunds Körper mit einer Krankheit belegt, die schon ein ganzes Dorf nahe Zyranus ausgelöscht hat. Ich muss schnell handeln und seine Leiche fortschaffen, ehe sich die ersten Zyraner anstecken! Aus dem Weg, aber rasch, Mallahall fährt die Leiche gleich hinaus. Oder wollt ihr euch anstecken?"

<i>Das</i> war also der Grund! Mallahall atmete tief aus, Zanraia verstand immer noch nicht. Wie sollte sie es ihr auf die Schnelle erklären?
"Asmodeus muss nicht sterben. Es ist ein Trick, um die Abgesandten zu verwirren. Ein Spiel." Sie wandte sich an den Mann, der noch immer vor ihr kniete. An den Dämon.
"Nun, Dämon, hörst du mich? Ich befehle dir, den Körper, dem du innewohnst, auf den Karren zu legen. Und dann verhalte dich ruhig, bis ich dir die Erlaubnis erteile, aufzustehen." Sie wollte dies im Grunde nicht. Mallahall erteilte zwar häufig Befehle, nicht aber an Wesen, die ihr <i>willenlos und unfreiwillig</i> gehorchten. Das war seltsam. Doch im Moment war es ihre größte Rettung.
<b>Asmodeus' gute Seele hätte womöglich noch versucht, den Gesandten die Hand aufzulegen!</b>

Mallahall schickte Zan an, Asmodeus auf den Karren zu helfen. Sie selbst schnappte sich das große schwarze Tischtuch, wobei sie versehentlich das Tablett mit der Teekanne umstieß. Das Klirren rechtfertigte sie mit einem lauten: "Oh, nein, ich muss mich beeilen! Die Krankheit könnte <i>jeden</i> befallen! Schnell, Etelin, wir müssen die Leiche aus der Stadt bringen!"
Alle drei hofften sie inständig, der Dämon würde verstehen ... und der Plan ginge auf.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 29. Mai 2007, 07:47

Schnaubend und knurrend kniete er vor seiner Herrin und erwartete seine Befehle. Aufmerksam hörte er den Auseinandersetzungen zwischen Zanraia und Etelin zu. Beim kleinsten übergriff auf sie – würde er seinen Meister in tosender barbarei zerfetzen – wie es sein Versprechen gegenüber Zanraia es von ihm verlangte.

Zanraia hingegen stand für ihn ein und kam gar auf die schnaubende und knurrende Bestie zu, legte ihm die Hand auf den Kopf. Er heulte kurz auf. Erinnerte sich an ihre Liebe die durch ihre Hände strömte –doch in diesem Moment empfand er sie nicht.

Das Poltern an der Tür wurde immer energischer. Oh er würde die Abgesandten vernichten – wenn dies der Wunsch seiner Herrin war welche verwirrt zurückwich als er sie ansprach.
Er grollte verächtlich als Etelin Mallahall anwies wie und was für Befehle sie an ihn richten sollte. Er hatte keine Befehlsmacht über ihn, ihm stand sie nicht zu. Rachelust stieg in ihm hoch. „Wagt es nicht Elender!“ Knurrte er Etelin böse an und hätte ihn vermutlich auch im nächsten Moment angefallen – wäre seine Herrin ihm nicht zuvor gekommen indem sie ihre Stimme erhob. Er musste sie anhören. Seine ganze Aufmerksamkeit galt nun ihr.

<i>"Nun, Dämon, hörst du mich? Ich befehle dir, den Körper, dem du innewohnst, auf den Karren zu legen. Und dann verhalte dich ruhig, bis ich dir die Erlaubnis erteile, aufzustehen."</i>

Nein er wollte nicht hören. Versuchte sich die Ohren zuzuhalten. Sein Protest und Unwillen war deutlich zu erkennen. Wie er sich dagegen sträubte. Wie er sich wehrte die Befehle anzunehmen. „Ich höre.“ Fauchte er sie bedrohlich zischend an. Doch wie er sich dabei etwas aufrichten wollte – presste es seine Stirn nur noch auf den Boden. Er keuchte.
Der Befehl war ausgesprochen – er musste ihm folgeleisten.
Er wollte es nicht tun. Es war das letzte was er wollte – ihr gehorchen. Dieser Frau welche seine ganze Rache hatte spüren müssen. Er widersetzte sich. Schliesslich war er noch ein störrischer Sklave der sich gegen seine absolute Unterwürfigkeit wehrte. Für dieses Verhalten wurde sein dunkles Herz erneut bestraft indem das Licht ihn genau dort auszerrte. Wieder keuchte er und erhob sich rückartig. Mit gesenktem Blick stand er nun vor Mallahall und konnte ihr nicht in die Augen sehen, sondern nur auf ihre Füsse.

Leise grollte er und stapfte auf den Karren zu. Mit einem wuchtigen Satz sprang er darauf und legte sich angespannt nieder. Er machte keinen Laut. Verhielt sich absolut ruhig – viel zu ruhig – so ruhig dass sich sein dunkles Innerstes zurückzog. Dem Seelchen seinen Platz einräumte.

Doch dieses hatte viel zu viel Angst und rührte sich ebenfalls nicht. Beide Teile waren zum zerbersten angespannt.
Seelchen bibberte und brachte den Körper zu erzittern es wollte sich verstecken zurückweichen in eine dunkle Ecke verschwinden, seine Hände hochnehmen um das Gesicht zu schützen, all diese Dinge wollte es tun, doch der Befehl des Dämons verhinderte dies.

Der Dämon musste es unwillentlich mit aller Gewalt ruhigstellen um Mallahalls Anweisung noch folgetragen zu können. Indem er Seelchen schlug und trat und würgte – es so lange würgte bis es sich kaum noch rührte.

Dies zeigte wie weit der Dämon für seine Herrin gehen musste. Er musste gehorchen – koste es was es wolle.
Seelchen geriet in Panik.

Es war in seinem eigenen Körper gefangen und konnte sich nicht wehren. Die kleine Seele schrie – einen stummen Schrei den niemand hören konnte und unter Seelchens grosser Not - krampfte sein Herz.
Zuletzt geändert von Asmodeus am Dienstag 29. Mai 2007, 14:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. Mai 2007, 14:50

Mallahall sah den Ärger in den Augen des Dämon, sie spürte förmlich, dass er absolut nicht darauf erpicht war ihr zu gehorchen – und dennoch antwortete er ihr gehorsam. Er hörte sie und er befolgte ihren Befehl.

<b>Das ist ... seltsam.</b> Mallahalls Tränenkettchen leuchtete, als der Dämon sich nur widerwillig erhob. Es wurde immer heller, bis er Asmodeus' Körper zum Schubkarren lenkte. Schließlich glühte es nur noch matt, zeigte an, dass der Dämon sich fügte. Die Lichtmagierin beobachtete alles mit Forscheraugen. Es galt wohl noch vieles zu ergründen, doch zunächst mussten sie fliehen.

Als Mallahall das schwarze Tischtuch über Asmodeus ausbreitete und dieser grollend und geradezu aggressiv verkrampft in dem Karren lag, wandte sie sich an Zanraia.
"Das geht so nicht, er liegt zu verkrampft da. Niemand kauft mir unter dem Tuch einen Leichnam ab. Zan, du bist klein und die Gesandten wissen nicht, dass du hier bist. Schnell, komm her!"

Zanraia sollte sich unter dem Tuch verkriechen, zusammen mit dem Dämon. "Sorge dafür, dass er still bleibt", gab die Maga der jungen Frau die Aufgabe. Zan machte sich neben Asmodeus ganz klein. Sie brauchte nicht viel Platz unter nachdem das Tuch über ihr und ihm lag, waren ihre Konturen kaum zu erkennen.
Mallahall hob den Karren an. "Ähm ... Dämon. Du gehorchst mir noch immer? Nun, dann ... entspann dich, ja? Und bitte, vermasselt die Angelegenheit nicht. Euer Leben hängt doch davon ab!"
Mallahall erteilte ihm immer noch Anweisungen, jedoch hatte sich der Ton geändert. Sie befahl nicht, sie <i>bat</i>. In all der Hektik merkte es die Maga nicht. Würde ihre Bitte dennoch erfüllt oder gehorchte der Dämon nur auf Befehle?

Zanraia schmiegte sich an ihn. Flüsterte, als der Karren sich in Bewegung setzte: "Ein lustiges Spiel ... trotzdem hab ich etwas Angst. Wir müssen ganz still sein, ja? Hab du keine Angst. Dämon, Seelchen, ich bin ja da." Sie drückte sich an Asmodeus und nahm seine Hand. Legte sie an ihr Herz und lächelte. Im Gegenzug ruhte ihre Hand nun auch auf dem Herzen des Mannes.

Mallahall lenkte den Karren zur Haustür. Etelin sprang wild zurück. Hätte Zan es gesehen, sie hätte lauthals gelacht. Bei einem Lich seines ... unheimlichen Formats sah es einfach zu komisch aus. Aber Etelin spielte seine Rolle gut und scheinbar überzeugend. Einige der Gesandten taten es ihm nämlich gleich, wenn auch nicht sooo wild. Sie wichen nach hinten aus und murmelten: "Lasst sie vorbei, der Leichnam ist verseucht."

Doch ihr Anführer wandte sich mit misstrauischem Blick an den Lich. "Wo wollt Ihr diesen krankhaft befallenen Körper hinbringen? Glaubt Ihr denn, außerhalb der Stadt wäre er nicht weniger gefährlich? Ich sage, verbrennen wir ihn."
"Oh nein, das geht nicht!", entgegnete Etelin rasch. "Dann würde sich die Krankheit ausbreiten. Die Erreger verteilen sich so noch viel schneller. Mallahall und ich werden den Körper zur Schlucht bringen und hinab werfen. Sollen die Wesen, die am Grunde hausen, sich mit der Krankheit beschäftigen. Uns Zyraner geht es doch nichts an, was mit derlei Geschöpfen geschieht."

Diese Worte zeigten Wirkung. Man ließ Mallahall passieren. Als Etelin sich ihr jedoch anschließen wollte, wurde er von den Abgesandten aufgehalten. "Nein. Ihr müsst mit zum Magierrat kommen. Es gibt ... Probleme. Ihr wisst schon ... unser <i>spezieller Gast</i> ist verschwunden. Der Rat will Euch einige Fragen stellen."
Nein. Etelin saß in der Falle. Was würde der Rat mit ihm anstellen?

Das Seelchen musste sehr vom Willen des Dämons abgehalten werden, damit es den Körper nicht aufbäumte und die Rettungsaktion zunichte machte. Das Herz verkrampfte sich unter Zanraias Hand. Doch sie schenkte Liebe. <i>Bitte bleib ruhig. Dein Meister ist stark. Ihm wird nichts geschehen. Bitte, Asmodeus! Dämon, hilf mir.</i>

Mallahall fuhr rasch weiter. Sie warf Etelin einen Blick zu. Er formte die Worte "Ich komme nach" und begleitete dann die Abgesandten Richtung Turm der Magie.
Mallahall machte sich eiligst auf den Weg zum Stadttor.


<i>[weiter am Stadttor von Zyranus]</i>

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Asmodeus » Dienstag 29. Mai 2007, 19:06

Asmodi – der Dämon – lag angespannt unter dem Tuch und beugte sich unwillentlich Mallahalls Wille. In ihm drin brüllte er aber vor Zorn und Tobte. Er verfluchte das Tränenkettchen und sein Opfer welches er gebracht hat, welches ihn nun beinahe um den Verstand brachte. Er starrte das Tuch böse an als könnte er es zu Tode blicken. Doch er gab keinen Laut von sich. Angestrengt hielt er seinen menschlichen Teil in Schach damit auch der sich nicht verriet.
Er starrte Zanraia verdutzt an als sie sich zu ihm legte und ihr zartes Händchen auf seinem Herz ruhte – ebenso wie seine auf ihrem. Diese Nähe. Ihre unglaubliche Nähe! Diese Sehnsucht ihre Nähe und Liebe zu empfinden!
Der Dämon keuchte traurig in einem Moment der Schwäche. Doch dann beherrschte er sich wieder – respektive liess sich von Mallahalls Willen beherrschen. Am liebsten hätte er laut aufgeheult, sich in der Luft zerrissen. Doch da horchte er angespannt als sich Mallahalls Stimme erhob. Oh wie er diese Stimme inzwischen hasste – obwohl er erst einen Befehl von ihr erhalten hatte.
<i>"Ähm ... Dämon. Du gehorchst mir noch immer? Nun, dann ... entspann dich, ja? Und bitte, vermasselt die Angelegenheit nicht. Euer Leben hängt doch davon ab!"</i>
Hätte er nicht den Befehl gehabt liegen zu bleiben und sich ruhig zu verhalten – bis sie ihm eine andere Anweisung gab , er hätte wohl laut aufgelacht und Mallahall für ihre Gutmütigkeit verspottet. Er würde ihr keinen Wunsch freiwillig erfüllen und auf keine Bitte reagieren oh nein! Doch er hatte zu viel Angst vor ihr um sie anzugreifen. Was sie betraf steckte er in einer echten Zwickmühle fest.
Er hörte die Stimmen der Abgesandten – auch Seelchen hörte sie und fühlte die seltsamen Gefühle welche die Männer in sich trugen. Ärger. Wut. Macht und Hinterlistigkeit.
Seelchen begriff dass Etelin da nicht mehr einfach so aus dem Turm kommen würde! Es schrie erneut auf und wehrte sich mit aller Kraft gegen den Dämon, wollte sich aufbäumen, wollte helfen, Etelin vor diesen Männern warnen! Spürte er denn nicht in welche Falle er trat? Er muss sich doch retten! Nicht noch ein Opfer! Seelchen konnte sich an die verächtlichen Blicke der Magier erinnern welche sie seinem Meister zuwarfen. Dem betrogenen Meister – nun hatte er in ihren Augen schonwieder versagt, oh welch Konsequenz dies haben könnte! Welch bittere Strafe!
Mit aller Macht unterdrückte der Dämon das Seelchen. Es war ein wüstes Gerangel tief in ihm drin – welches in voller Stille vonstatten ging.
Sie entfernten sich von Adelmunds Haus liefen Richtung Tor. Der Dämon gehorchte noch immer, doch Seelchen war zum zerreissen gespannt – musste Etelin helfen. Musste zu ihm!
Zanraia versuchte es zu beruhigen. Ihre Hilfe reichte soweit, dass es nicht gleich zersprang und der Dämon gerade noch die Kontrolle halten konnte. Sein innerer Kampf laugte sowohl das Seelchen wie auch den Dämon langsam aus und da der Dämon im Gegenzug zum Seelchen noch gegen seine Sehnsucht ankämpfen musste traf es ihn schwerer. Er keuchte – aber gehorchte.

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Montag 18. Juni 2007, 23:40

<i>[Anezka und Thror kommen von Stadttor Zyranus]</i>

Der Drache brummte, schaute zu, wie das Stadttor zu einer durchsichtigen Mauer wurde und schließlich ganz verschwand. <i>Wenn ihr länger braucht, kann ich leider nicht bleiben. Die Drachen ... müssen wiederkehren. Ich muss in den Drachentempel zurück, unsere Art will ihren König dort sicher gern antreffen.</i>

Der regenbogenartig schimmernde Drache zwinkerte. <i>Er</i> war der König seiner Art? Königsdrache! Und er hatte sie selbstlos nach Zyranus gebracht!
Er brummte noch einmal, schob Anezka, Thror und Ventus ein Stück von sich fort und stieß sich in die Lüfte hinauf. <i>Wir sehen uns vielleicht einmal wieder. Es würde mich freuen.</i>
Schon verschwand er in die Wolken.

Thror und Anezka stiegen erneut auf Ventus' Rücken und galoppierten den fein gepflasterten Weg entlang. Sie waren beide voller Vorfreude. Sie hatten es geschafft, hatten die Drachenschuppe in ihrem Gepäck. Oh, Adelmund würde stolz sein, Jolanta würde stolz sein ... und Luca ... würde sehen können!

Ventus preschte beinahe zwei vor sich hin schlendernde Magier um, als er durch die Straßen stieb. Selbst das Pferd schien von der Euphorie angetrieben. Keiner von ihnen konnte es erwarten, das Haus zu erreichen. Und dann, noch eine Biegung, schon tauchte es vor ihnen auf. Klein und freundlich ... aber ... etwas stimmte nicht. Kein Fenster stand offen, aus dem Kamin drang kein Rauch ... und es roch nicht nach Tee, wie sonst zuvor, wenn man sich bei Adelmund getroffen hatte. Er hielt doch immer Tee bereit, für alles und jeden. Etwas stimmte ganz und gar nicht.

Anezka bremste Ventus ruckartig vor dem Haus ab, dass er wieherte. Schnell stieg sie ab. Sicher irrten Thror und sie sich. Was sollte denn nicht stimmen? Nur weil es nicht nach Tee roch.
Kaum, dass Anezka abgesprungen war und nun auch Thror sich an den Abstieg von dem hohen Pferd machte, öffnete sich die Tür zu Adelmunds Haus.

Eine rothaarige, pummelige Zwergin trat heraus. Es war Jolanta Synapse, die Runenmeisterin. Eigenartig ... sie trug schwarze Gewänder und einen schwarzen halbdurchsichtigen Schleier. Die Zwergin verhielt sich auch sehr seltsam, als sie Thror entdeckte. Nicht fröhlich, nicht glücklich, ihren Schüler wieder zu sehen.
"Oh, ihr seid zurück", sagte sie nur mit sehr leiser Stimme und warf einen flüchtigen Blick zurück in die Stube des Lichtmagiers. "Ihr wollt zu A... zu <i>ihm</i>, nicht wahr?" Ihre Stimme klang immer trauriger. Was war geschehen?!

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Re: Adelmund Constellano d´Artinells bescheidenes Haus

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. Juni 2007, 17:19

Anezka schob sich an der Zwergin vorbei, welche ihr sogleich den Weg frei machte. Mit gesenktem Kopf und schweigend stellte Jolanta sich neben Thror.
Anezka betrat inzwischen die Stube mit einem flauen Gefühl im Magen und einer bestürzenden Vorahnung in ihrem Herzen. Nein, das konnte nicht stimmen! Alles Einbildung. Warum sollte Adelmund ...?
Aber sie fand die Wohnstube seltsam leer vor. Jemand hatte hier aufgeräumt, daran bestand kein Zweifel, jedoch fehlte der Tisch, der immer vor dem Sofa gestanden hatte. Die Regale waren seltsam leer. Anezka entdeckte nirgends das kostbare Porzellan-Service für den Tee.

Sie ging in alle Zimmer, durchstöberte sie, ohne etwas anzurühren. Die Räumlichkeiten waren ordentlich und sauber ... jedoch fehlte etwas. Leben.
Selbst in die Schmiede warf Anezka einen Blick. Nur hier war alles unberührt geblieben, doch nein, sie irrte. Jemand hatte eine Tasche vor dem Amboss stehen lassen. Anezka wagte sich heran, die Tasche war geöffnet. Sie glich einem Arztkoffer. Auf dem Amboss lag Operationsbesteck. Was war hier nur geschehen?!

Vollkommen verwirrt kehrte die Frau in die Wohnstube zurück und entdeckte erst jetzt einen dunklen Fleck auf dem Boden. Er war rotbraun, ins Holz des Bodens getrocknet.

Blut.

Jolanta betrat mit Thror die Stube. <i>"Wo ist er, Jolanta?"</i>, fragte Anezka. Aus ihrer Stimme war bereits die Angst heraus zu hören. Jolanta schaute sie traurig an, schüttelte dann den Kopf und nahm Anezkas Hände in ihre kleinen rundlichen Finger.
"Es tut mir so leid", sprach sie. Ihre Stimme zitterte. "Folgt mir, ihr beiden."

Jolanta führte Thror und Anezka in einen kleinen Gartenbereich hinter dem Haus. Hier musste Adelmund wohl ein Beet besessen haben, doch dieses existierte nicht mehr.
Zwei Schaufeln lehnten an der Steinmauer, davor türmte sich Erde zu einem ovalfömigen kleinen Hügel. Eine einzelne weiße Lilie lag oben auf.

Weiße Lilien, Symbol für Reinheit und Unschuld, aber auch Zeichen des Abschieds und der Trauer.
Tränen standen Jolanta in den Augen, als vor das angelegte Grab trat und ein göttliches Zeichen schlug.

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