Ein Silberstreif am Horizont

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Piraten kapern alle Schiffe, die nicht dunkelelfisch oder verbündete mit sichtbarem Zeichen (Flagge) sind.
Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Dezember 2023, 20:00

Syn und Razag kommen von: Zurück ins Leben

Die folgenden Tage waren nicht sehr aufregend. Was im Grunde nichts Schlechtes sein musste, denn die Gruppe hatte deutlich genug Abenteuer gehabt und Blut vergossen. Meist das eigene, doch daran würden sie gewiss noch arbeiten. Da sie den Weg zu den Flößen nicht mehr zurückgehen wollten, hatten sie sich entschieden, die Route entlang des Euwin zu Fuß zu nehmen. Zarrah hatte versichert, dass es nicht lange dauern würde und sie bald ihre Füße ausruhen können würden. Die Elfe war tatsächlich um einiges schweigsamer geworden. Sie sprach kaum mit jemanden und sie nach dem Vorfall am Tümpel zu befragen, hätte keinen Zweck gehabt. Zarrah wich aus, verschwieg den wahren Grund, griff aber auch nicht ein, wenn sich Razag mit Syn unterhalten wollte. Sie achtete beflissentlich auf die Umgebung, diente als Schutzschild und sorgte für die Jagd. Die Rast verlief immer gleich: Lager aufbauen, Feuerholz suchen, Jagen, essen, schlafen und alles wieder zusammenräumen. Ein jeder durfte seinen Gedanken hinterherhängen oder sich tatsächlich auch an der sich wandelnden Temperatur und Natur erfreuen. Denn nach zwei Tagen des Marsches, veränderte sich der Wald abermals. Die Luft wurde stickiger, wärmer und trieb jedem den Schweiß aus den Poren. Die Luftfeuchtigkeit machten Crystin’s Locken zuschaffen, sodass sie nach einem weiteren Tag aussah, als hätte man ihre Haare durch glatte ausgetauscht. Die Schwere der Luft erschwerte das Atmen und konnte trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, wie schön es im Urwald war. Lianen hingen nun immer mal im Weg. Der Boden war erdig und längst nicht so feucht, wie noch im Sarius. Sie liefen besser, kamen aber trotzdem nicht schneller voran. Hier gab es andere Arten von Tieren. Großkatzen schlichen nachts um ihre Lager, während sich Insekten und Krabbelgetier nur gerne vom Feuer anlocken ließen. Die fleischigen Blätter einiger Pflanzen versprachen Wasser, andere warteten mit farbenfrohen Blüten auf. Wieder andere verströmten betörende Gerüche, die Insekten anlocken und schließlich duselig machen sollten, damit die Pflanze ihr wahres Gesicht zeigen konnte und Käfer oder Fliege verspeiste. Alles in allem waren sie nach 2 Tagen Reise vom Sarius im Urwald Kapayu angekommen und durchquerten jenen an einem Tag. Es war nur die Spitze des Urwaldes und nachdem sie sich ein wenig an die Luftfeuchtigkeit gewöhnt hatten, ließen sie doch tatsächlich die Wälder hinter sich.

Dort, wo der Euwin endlich ins Meer mündete, erwartete Razag, Syn, Crystin und Zarrah endlich eine offene Ebene. Sie befanden sich im Reich der Dunsthügel und auf einmal war es bitterkalt. Ein frostiger Wind pfiff am Abend ihres dritten Reisetages und wühlte sich erbarmungslos unter die Kleidung. Auch war er bedeutend heftiger, hier auf offener Flur. Und während Zarrah noch einige Stunden in die Nacht hinein marschierte, konnte die Gruppe plötzlich ein tosendes Rauschen wahrnehmen. Die Dunkle hatte sie tatsächlich an die Küste geführt. Hier schlug das ‚Stille Meer‘ immer wieder gegen die Küste, höhlte seit mehreren Jahrhunderten die Steine aus und trug immer wieder Land ab. Über ihnen glitzerte der Sternenhimmel, während die Luft frisch und salzig roch. Es war ein atemberaubender Anblick, trotz der Dunkelheit. Zarrah hatte sie von Morgeria durch vier Wälder und über die halbe Landkarte geführt. Nun stand sie am Rande der Küste, mit dem Blick auf das Meer, während der Wind die Gruppe Willkommen hieß. Crystin starrte mit roten Wangen und Staunen auf die Brandung. Das Meer schien endlos zu sein. Und der sternenklare Himmel erstreckte sich endlich ohne jegliche Unterbrechung über ihnen. Zu ihren Linken konnten sie im Dunkel die Ebene der Hügellande sehen, während irgendwo auf dem Meer ein kleiner, heller Punkt tanzte. Zarrah deutete darauf. „Das ist unser nächstes Ziel.“, meinte sie und sah sich suchend um. Es gab einen kleinen Pfad, der sie von der Steilküste zu einem winzigen Strand führen würde. Dort konnten Razag und Syn erkennen, dass ein Feuer loderte und einige Gestalten sich scheinbar ausgelassen unterhielten. Die Elfe bändigte kurz ihr langes Haar, das gegen den Wind kämpfte. „Wie ich sehe, wartet man schon auf uns.“, meinte sie weiterhin nüchtern. Überhaupt hatte sie wenig bis keine Gefühle mehr gezeigt, seit sie den Tümpel lebend verlassen hatte. „Folgt mir…“, bat sie und folgte dem Pfad hinunter zum Strand. Hier sanken ihre Schritte tief in den weichen Sand und der Wind wurde ein wenig ruhiger. Geschützt von der Steilküste, wirbelte er nicht mehr so ungebremst auf sie zu. Trotzdem belebte der Atem Ventha’s sie weiterhin. Als sie dem Lagerfeuer näherkamen, ertönte lautes Gejohle, ausgelassene Stimmung und ein wenig Musik. Syn und Razag konnten erkennen, dass es sich um drei Gestalten handelte. Zwei Männer und eine Frau. Sie alle trugen ähnliche Seefahrer-Kleidung aus braunem Leder und weißen Leinenhemden. Die Frau trug einen großen, dreieckigen Hut, hatte wildes, blondes Haar und war bewaffnet. Links und rechts ihrer Hüfte hingen ein Dolch und ein längerer Säbel. Ihre langen Beine steckten in dunklen Lederhosen, während ihre Füße in Stiefeln mit Schluppen steckten. Sie saß auf einem Fass und beobachtete einen anderen Mann, der soeben voller Inbrunst davon erzählte, wie er offenbar eine Seeschlacht ganz allein geschlagen hatte.
Der Redner war, wie die Frau in ähnliche Klamotten gekleidet. Ihm fehlte nur der Hut, aber auch er besaß längere, blonde Haare. Er gestikulierte wild, während er sprach und der dritte Mann im Bunde, fiedelte ein wenig schräg irgendeine Melodie, die offenbar die Erzählungen untermauern sollte. Er hatte einen dickeren Bauch, etwas speckige, dunkle Haare und eine Zahnlücke, die er grinsend zur Schau stellte. Als die Reisegruppe näherkam, wandte die Frau den Kopf und seufzte aus. „Na endlich – ich dachte, ich müsste diese Geschichte schon zum tausendsten Mal hören!“ Der Blonde schnaubte verächtlich. „Entschuldige mal! Sie wird von Mal und Mal besser, kannst’e nicht leugnen!“ Sie verdrehte nur die Augen und kam mit schwingenden Hüften der Gruppe entgegen. Das Feuer in ihrem Rücken schoss kleinere Funken in den Nachthimmel, doch erhellte es hinter ihr noch etwas anderes: Ein Beiboot mit Rudern. Offenbar waren sie damit angelandet und ihren Reaktionen nach zu urteilen, hatten sie auf die Gruppe um Zarrah gewartet. „Hat ja ganz schön lange gedauert, Zarrah!“, bemerkte die Blonde und die Dunkelelfe nickte leicht. „Wir… sind aufgehalten worden.“, hielt sie es diplomatisch und wartete, bis die anderen zu ihr aufgeschlossen hatten. Ein musternder Blick galt jedem von ihnen, dann gesellte sich auch der blonde Mann zu der unbekannten Frau. Auch er musterte sie alle und blieb dann kurz an Crystin hängen, bevor der Blick zu Zarrah zurückglitt. Sein Lächeln wurde charmanter. „Immer eine Freude, Zarrah.“, nickte er ihr zu und die Blonde verdrehte die Augen. Doch dann musterte eben jene Syn und Razag und schürzte leicht die Lippen. „Das Warten scheint sich gelohnt zu haben!“, grinste sie dann, zwinkerte Razag zu, während Syn ein Lächeln erhielt. Sie war nicht mal unsympathisch oder überheblich zu nennen. Scheinbar meinte die Frau das, was sie sagte so. Überhaupt sahen die beiden Fremden nicht so aus, als ob sie schmierige Gesellen wären. Doch das Dunkel verbarg auch Teile der Optik. Zarrah holte Luft und nickte. „Schön, dass ihr gewartet habt. Erin und Amos, das sind Syn, Crystin und Razag.“, stellte sie sie vor. Erin, die blonde Frau grinste ihnen entgegen. Amos, der Blonde, nickte kurz. Dann wandte sich Zarrah an ihre Begleitungen. „Erin und Amos gehört ‚der Silberpfeil‘.“ Sie deutete auf das offene Meer. „Das Schiff, das uns die nächsten Tage aus Reisegefährt dienen wird…“ Dann meldete sich Amos zu Wort und lud sie alle mit einer Geste ein. „Wärmt euch an unserem Feuer. Wir werden am Morgen auf das Schiff rudern. Für heute ist der Sturm zu heftig. Ventha scheint keinen Sex bekommen zu haben!“, lachte er und erntete einen zweifelnden Blick von Erin. „Verzeiht meinem Bruder. Er ist ein wenig… derb. Auch ein Grund, warum Ventha zürnt - bin ich mir sicher.“, entschuldigte sie sich und funkelte Amos an. Aber dann bot auch sie mit einer Geste den Reisenden einen Platz am Feuer an.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Donnerstag 28. Dezember 2023, 13:25

Syn war nicht grundlos kryptisch geblieben während seines kurzen Gesprächs mit Razag. Er schämte sich. Er verspürte diese Scham ob seines Handelns ebenso wie er das Gefühl nicht loswurde, Karrish verraten zu haben, eben weil er den Dolch nicht komplett hatte in Zarrahs Herz stechen können. Es ließ ihn zerrissen zurück, gefangen zwischen diesen Fronten. Er hatte für Zarrah zwar nun Hilfe geholt und bereute, sie verletzt zu haben, doch das Gefühl in seinem Inneren schwand nicht. Es fiel ihm so schwer, aus sich selbst auszubrechen, aber wer konnte es ihm verübeln? Er war der einzige der Gruppe, der jetzt erstmals Blut leckte, wenn es um Freiheiten ging oder der eine andere Welt sehen durfte als Morgeria. Derjenige, der fern von allem war, an das sich sein Sklavenherz klammerte, um das Gefühl von Wertschätzung zu erhalten, weil ihm bis auf jenes gar nichts blieb.
Und dann war da Razag. "Gut gemacht." Sein Lob landete mit ähnlicher Wucht auf Syns Schultern wie die Pranke des Orks. Statt es anzunehmen, fühlte er sich davon erdrückt. Nein, nicht von Razags Worten. Sie waren nur der Auslöser, der sein Gewissen ansprach. Etwas in seinem Inneren drängte ihn, nach Zarrah sehen zu wollen - nach Crystin. Er musste sich vergewissern, dass sie es gut und richtig machte. Er musste wissen, ob die Dunkelelfe überlebte. So ließ er seinen Kumpel stehen und lief. Er lief schnell, zeigte erneut, warum das weiße Kaninchen so beliebt in der Schwarzen Arena gewesen war. Er preschte durch den Wald, bis er den Tümpel erreichte. Dass er wenig später dort seinen Fehler wiedergutmachte, indem er Zarrah den notwendigen Hauch zum Überleben einpflanzte, ahnte er nicht. Und dann ging es so schnell. Er fand sich in einer neuen Rolle wieder, die er sonst nur von der anderen Seite der unsichtbaren Grenze her kannte. Plötzlich war es Syn, der Dominanz ausstrahlte und über andere gebieten konnte. Der Wind war sen Sklave, hatte ihm zu gehorchen und sich seinem Willen zu unterwerfen. Vor allem aber funktionierte es. Wo er auf diese Weise Zarrah neue Luft schenkte, blieb Synnover selbst atemlos zurück. Noch immer perplex ob seiner Tat und deren Erfolg reagierte er kaum auf Crystins Umarmung. Er konnte ihr nur hinterher starren, als sie sich zu Razag aufmachte, um wenig später an seiner Halsbeuge zu hängen und Küsse, sowie weiche Emotionen mit ihm auszutauschen. Zwischen Syn und Zarrah lief es etwas ... nüchterner ab. Sie fielen einander weder innig in die Arme - Zarrah hatte schon Schwierigkeiten genug, sich überhaupt aufzusetzen - noch fielen sie übereinander her. Es wurden keine Küsse ausgetauscht. Sie teilten einander nicht einmal mit, was in ihnen vorging. Und doch war der Moment zumindest für Syn sehr intim. Dass er trotz seiner Bedenken, nun bestraft oder verstoßen zu werden oder zurück in eine Sklavenposition zu gelangen doch wieder Zarrahs Nähe suchte, sprach für die ihm eingetrichterte Loyalität. Vermutlich konnten die Nachtklingen ihm Brandmale oder andere Stigmata auf Lebenszeit verpassen und er würde dennoch zu ihnen gekrochen kommen. Das galt allerdings auch für Karrish. Zarrah machte sich ihre eigenen Gedanken. Letztendlich aber hatte sie eine klare Antwort für das furchtsame Kaninchen übrig.
"Du wirst für immer frei sein, Syn. Das verspreche ich dir." Ihre Worte, ihr Nicken, sowie der sanfte Druck, den ihre Finger auf seine ausübten waren intimer als ihre Umarmung. Trotzdem lehnte Syn sich hinein, mechanisch und so angelernt, wie Zarrah umgekehrt eher hölzern in ihrer Handlung agierte. Er seufzte aus, suchte ihren Blick, nachdem sie sich ein wenig löste. Seine Augen flackerten zwischen ihrem Grün und ihren Lippen hin und her. Syn zögerte eine Nuance zu lange. Wacklig hievte die Dunkelelfe sich in die Höhe. Syn hingegen senkte den Blick. Vorbei war die Gelegenheit, über die er sich noch nicht weit genug im Klaren gewesen war, um sie zu ergreifen. Jetzt musste er auf eine neue warten oder es für immer vergessen, aber er lächelte leicht. Er war immer noch frei. Dass es ihm mehr bedeutete als ursprünglich an- und eher hingenommen, sickerte so langsam in seinen Verstand. Die Erkenntnis verschaffte sich Raum.
Auch bei Razag arbeiteten Zahnräder hinter der Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. Er konnte es nur noch nicht ganz begreifen. Er sah die Spuren oder besser gesagt sah er, dass sie fehlten. Dafür erkannte er andere Zeichen wie das Blut, das nur an Zarrahs Dolch klebte. Er erkannte, dass am Tümpel eindeutig kein Kampf stattgefunden hatte und er wog Synnovers Aussage ab. Ob ihm die Wahrheit dennoch nicht auf der Zunge lag oder er es nicht wagte, sie jetzt auszusprechen, wusste nur Raz allein. Stattdessen riet er dazu, diesen Ort zu verlassen. Hier stank es zu stark nach Tod. Außerdem mussten sie Abstand gewinnen, um ihren eingefahrenen Vorsprung ausnutzen zu können. Man würde die morgerianischen Bluthunde mit Sicherheit vermissen, aber noch nicht jetzt. Die Gruppe hatte ein paar Tage Zeit gewonnen, vielleicht sogar Wochen. Es kam ganz auf ihren Häscher an, wann er skeptisch wurde und wann er erneut handelte.
Karrish... Syn erhob sich, als sie alle zum Aufbruch riefen. Er nickte, schwieg aber. Nur Zarrah kannte ihren Bruder besser, aber Syn wusste darum, dass er nicht lange fackelte. Er ließ lieber schnell handeln, denn das versprach effizentere Erfolge. Hatte er deshalb darauf verzichtet, mit Zarrah vorab zu sprechen und sie stattdessen direkt als abtrünnig erklärt? Syn betrachtete die Elfe. Sie wahrte nach wie vor ihre Geheimnisse. Sie hatte ihm nicht geantwortet zu Themen, die sie selbst betrafen. Aber er war frei. Er würde frei bleiben.
"Für immer...", wiederholte das Kaninchen die Worte leise und es sollten vorerst die letzten sein, die es aussprach. Einzig Ausnahme wäre ein Gespräch mit seinem orkischen Kumpel, falls jener es unterwegs anstrebte. Dann ließ Syn sich zu ihm zurückfallen, hörte zu und gab vielleicht sogar Antwort. Das war er ihm irgendwie schuldig, denn ... sie waren Kumpel, oder nicht? Sie waren beide frei. Darüber hinaus zeigte er sich aber die nächsten Reisetage ähnlich zurückhaltend wie Zarrah. Etwas lag in der Luft, das niemand offen benannte. Man reiste gemeinsam, man jagte, aß und lagerte zusammen, aber doch ging jeder irgendwie seinen Tätigkeiten nach. Wärme schien nur noch am Lagerfeuer und zwischen Crystin und Razag zu herrschen. Bei Zarrah und den anderen hatte sie abgenommen. Es veränderte sich auch etwas zwischen ihr und Syn. Das zeigte sich spätestens bei der ersten erneuten Rast der Gruppe.
Da Synnover noch immer nichts Anderes wirklich konnte und Crystin auch gewisse Aufgaben im Lager nicht streitig machen wollte, sammelte er wie so oft Feuerholz - wofür er eindeutig zu lange brauchte, denn immer wieder ließ er sich von der Schönheit der Natur ablenken oder erklomm einen Baum, um wenigstens ein Stück vom Himmel zu sehen. Oder aber er richtete das Lager her. Am ersten Tag noch baute er seines dicht neben Zarrahs Schlafstatt auf. Doch als sie zwar nicht wegrückte, aber mit dem Einschlafen auch nicht auf ihn wartete, übernahm Syn die erste Nachtwache ... und morgens fand man ihn etwas abseits von Zarrah liegend. Dieses Mal war er es, der seine Schlafstatt wegzog. Die nachfolgenden Rastmomente mit Schlaf baute er sie gar nicht erst in ihrer Nähe auf. Dafür schien das Reisen selbst an ihm zu nagen. Syn versuchte, sich mehr einzubringen. Er hielt wesentlich häufiger nun Wache, vor allem nachts und meist über mehrere Phasen. Er gönnte der Gruppe Ruhe und holte sie sich selbst nicht. Überhaupt schlief er unruhig und in kurzen Etappen. Immer wieder schlich er des nachts durch das Lager und erklomm selbst im Dunkeln die Bäume. Den Nachthimmel mit Mond und Sternen kannte er noch weniger gut als das Blau des Tages. Etwas schien ihn anzuziehen. Zumindest hielt es ihn vom Schlafen ab. Kein Wunder, dass er nicht ganz bei der Sache war und lieber schwieg, wenn sie tagsüber reisten. Die Müdigkeit machte ihn wortkarg, der Schlafmangel mürbe. Aber er klagte nicht. Er sagte gar nichts dazu.
Ich bin dankbar. Ich bin frei.
Sein Blick traf nur immer wieder auf Zarrahs Hinterkopf. Er beobachtete sie, wann immer er konnte. Er studierte ihre Bewegungen und suchte Veränderungen in ihrem Verhalten, vor allem ihm gegenüber. Viel fand er nicht. Ja, sie zeigte sich verschlossener, blieb aber ebenso neutral wie gegenüber Razag oder Crystin. Sie hatte sich wieder in die Rolle der Anführerin eingefunden. Gefühle waren fehl am Platz. Syn nahm es zur Kenntnis, schwieg darüber. Er gähnte stattdessen öfter.

Die Reise zog sich fort, die Gegend veränderte sich. Nicht nur wenig Schlaf machte dem Kaninchen zu schaffen, sondern auch die neuen Witterungen. Die Luft wirkte schwerer, dicker. Das kam ihm allerdings durchaus zu Gute. Crystin mochte über seine luftmagischen Fähigkeiten offen gesprudelt haben wie ein Wasserfall, aber eingesetzt hatte er sie seit Zarrahs Rettung nicht mehr. Nun, im kleinen Ausläufer des Urwaldes Kapayu nutzte er sie erneut. Er übte, beschwor den Odem und forderte ihn dazu auf, sich ihm zu unterwerfen, wann immer er glaubte, trotz des freien Raums kaum atmen zu können. Dann legte Syn sich die Finger an die Kehle oder auf die Lippen und sprach den Zauber leise. Er schenkte sich selbst frische Atemzüge, die ihn durchatmen ließen - vorausgesetzt, es funktionierte. Wenigstens stellte er fest, dass der Odem offenbar zwingend an seine rechte Hand gebunden war, so wie der Atemnot-Zauber an seine linke. Er konnte die Hände nicht tauschen, dann tat sich einfach nichts. Verstand er es? Nein. Störte es ihn? Gewiss nicht. Er arrangierte sich mit den gegebenen Umständen wie er es immer tat und er holte das Beste für sich persönlich heraus. Trotzdem stellte die Reise durch den Kapayu sich als mühsam heraus. Die Luftfeuchtigkeit machte ihnen allen zu schaffen. Crystins Haare erwiesen sich als Fluch für die Heilerin, während Mücken Synnovers Haut mit winzigen Stichen übersäten, dass er stellenweise aussah, als besäße er Sommersprossen. Er ignorierte es, solange die Stellen nicht zu stark juckten. Meistens verlor er sich ohnehin in all den Farben, die der Urwald zu bieten hatte, denn nicht alles an ihm war gefährlich und beschwerlich. Es gab zahlreiche Pflanzen, die zunächst mit ihrem Anblick und anschließend mit ihrem Duft zu betören vermochten. Synnover erlag so manchem Aroma aus den Blütenkelchen und taumelte zeitweise sogar benommen durch das Grün, nur um anschließend gegen seinen ebenso grünen Kumpel zu stolpern. Er lehnte sich bei Razag an, wann immer dieser eine offene Pranke für ihn übrig hatte. Syn bemerkte aber auch, dass Ork und Heilerin einander hatten ... und er ließ sie ungestört. Er wollte nicht das dritte Rad am Karren sein. Auch Zarrah näherte er sich nicht an. So bildete Syn oftmals das Schlusslicht, spazierte nebenher am Rand ihres gewählten Pfades und hing die meiste Zeit seinen eigenen Gedanken nach. Viele davon beschäftigten sich zunächst noch mit Karrish, dem angenommenen Verrat an ihm und der Frage, ob er nochmal zustechen würde, falls sein einstiger Herr plötzlich vor ihm stand und es von ihm verlangte. Er fand keine Antwort. Er wollte keine finden! Wann immer ihn diese Fragen quälten, ertappte er sich, dass seine Augen irgendwo auf Zarrah haften blieben. Ihr Anblick bescherte ihm allerdings auch keine erlösende Antwort. Trotzdem schaute er oft hin.

Was im Kapayu Schweiß, schlechtes Atmen und Mücken bedeutete, wandelte sich im Reich der Dunsthügel zu plötzlicher Kälte, Nebel und Unbehagen. Das Gebiet war schön, besaß seinen eigenen Charme, aber es hinterließ auch eine Beklemmung auf Körper und Geist. Die kleinen Täler, denen die Gruppe immer wieder ausweichen musste, um nicht in tiefe Nebelbänke zu geraten, erinnerten an schaurige Sumpflöcher. Man wusste nie, was im Unsichtbaren lauerte.
Tagsüber war es schon frisch und Syn schlang all seine Kleidung, sowie die Arme eng um sich, während er marschierte. Die Metallfächer blieben inzwischen eingepackt im Rucksack. Er trug sie nicht mehr am Gürtel. Den Dolch hatte er unauffällig irgendwann in einen anderen Rucksack geschoben. Ob Crystin oder Razag ihn nun bei sich trugen, wusste er nicht. Es kümmerte ihn auch nicht. Syn wollte einfach keinen Dolch mehr in seiner greifbaren Nähe vorfinden müssen. Die Metallfächer aber waren schön. Sie besaßen eine Ästhetik, von der er sich nicht trennen wollte, selbst wenn er mit ihnen nicht umzugehen wusste. Aber ihr kaltes Metall ständig an der Hüfte zu spüren, gefiel ihm ebenso wenig. Also wurden sie Teil des unaufgeräumten Sammelsuriums in seinem Rucksack. die Vorräte gingen langsam zur Neige und nur Zarrahs oder Razag erfolgreiche Jagd-Ausflüge hielten die Gruppe über Wasser. Crystin verwandelte jede Beute in eine annehmbare Mahlzeit und Syn ... sammelte Holz.
Im Grunde stellte sich ein annehmbarer Alltag ein. Jeder in der Gruppe besaß seine Aufgaben, die unausgesprochen zugeteilt worden waren und die jeder von ihnen mit dem nötigen Ernst annahm. Syn weitete es durch anhaltende Nachtwachen aus. Im Reich der Dunsthügel hinterließen diese nur deutlich mehr Eindruck. Die einsamen Stunden am Lagerfeuer, während der Rest der Gruppe schlief, gehörten nicht mehr den eigenen Gedanken, inneren Konflikten oder ungeklärten Fragen. In diesem Landstrich ging etwas um. Schatten und seltsame Geräusche durchstreiften die nächtlichen Nebel, erzählten ihre eigenen Geschichten und hinterließen ein unangenehmes Frösteln auf der Haut.
Doch zumindest Syn sollte für all die Strapazen belohnt werden, als sich Tage später ein Rauschen einstellte, von dem er zunächst glaubte, es stammte von einem Gewitter. Sein Blick wanderte sofort gen Himmel, aber nichts deutete auf eine schwarze Wolkendecke mit Blitzen und Donner hin. Dann erklomm die Gruppe den letzten Hügel und sah es.
Syn blieb wie angewurzelt stehen. Er starrte auf die Klippe, die sich vor ihnen auftat und abrupt in die Tiefe führte. Den Strand unten erkannte er noch nicht, hörte nur das Rauschen und Donnern der Wellen, wenn sie auf die Klippen trafen, um dort mit der Geduld der Zeit den Stein Kiesel um Kiesel abzutragen. Er roch die salzige Luft, aber vor allem sah er die grenzenlose Weite aus Himmel und Meer vor sich. Beide näherten sich einander an, verschmolzen in einem Strich gleicher Farbe am Horizont, während die Sterne oberhalb kleine Lichtkleckse auf die Wellen unterhalb zauberten. So banden sich Himmel und Erde auf ewig miteinander. So weit Synnover auch blickte, er sah nur noch das.
"Wir ... haben den Rand der Welt erreicht." Seine Stimme klang kratzig, weil er sie lange Zeit nicht genutzt hatte, aber vor allem lag Ehrfurcht gegenüber diesem Naturphänomen darin. Synnover sah Freiheit. Er sah die wahre Freiheit des Himmels, die sich ins Unendliche zu erstrecken schien. Er kniff die Augen zusammen, um das Brennen aus den Winkeln zu verbannen. Eine Träne stahl sich trotz allem davon und rutschte an seiner Wange herab. Fast schon scheu trat das Kaninchen zum Rest der Gruppe und bis an den Rand der Klippe heran. Es blickte in die Tiefe, in das Wellengemisch unter sich. Wer hier fiel, wurde eins mit der kalten, brechenden Freiheit des Wassers. Er schaute wieder empor. Seine Freiheit lag über ihm. Syn starrte und irgendjemand der anderen drei musste ihn am Arm mit sich ziehen, damit er sich wieder in Bewegung setzte. Den Lichtpunkt, den Zarrah als ihr neues Ziel beschrieb, nahm er gar nicht wahr. Er folgte, behielt den Blick aber auf dem Panorama aus Himmel und Meer. Er konnte sich nicht mehr davon lösen, bis sich vor ihm ein weiter Strand auftat und das Lagerfeuer in Sichtweite rückte. Seine Muskeln zuckten in Erwartung auf die Wärme, die davon ausging. Sie entspannten sich, als das Vierergespann sich dem Feuerschein näherte. Bevor er die Wärme fühlte, hörte er die Musik. Jemand spielte auf einer Fidel, untermalte das erzählerische Gerede eines blonden Mannes. Ihm gegenüber saß eine Frau mit gleicher Haarfarbe, aber sie trug neben sichtbarer Bewaffnung auch einen seltsam geformten Hut. Syns Blick blieb daran hängen. Wer trägt denn sowas? In Morgeria gab es jedenfalls keinen. Wer waren diese Leute? Vor allem aber... Wo sind ihre Herrschaften? Das ... das sind doch Menschen. Synnover hatte erst einmal Menschen in Freiheit erleben dürfen und das war im 'Gejagten Eber'. Die Taverne hatte aber ohnehin eine absolute Ausnahme dargestellt, denn alle Völker Celcias, die sich dort einfanden, schienen an diesem Ort frei zu sein ... und Dunkelelfen eher zu zürnen. Jetzt aber gab es keine Taverne, sondern nur dieses Lagerfeuer, ein wenig Musik und drei Menschen, die um das Licht hockten, als hätten sie keine Sklavenaufgaben zu erledigen. Syn schaute skeptisch, blieb ein wenig im Hintergrund. Er lockerte bereits die Finger seiner linken Hand, falls es zum Äußersten kam, aber schnell wurde klar, dass Zarrah und die seltsam Gekleideten einander kannten. Sie waren Verbündete. Syn fragte sich, wie weit die Jüngste der Nachtklingen in ihrem Leben schon gekommen war. Wenn sie Menschen ohne Herren kannte, die im Sand am Rand der Welt hockten, dann hatte Zarrah bestimmt schon alles gesehen. Sie ist der Himmel...
Die eher herbe Begrüßung der beiden Blonden und Zarrah lenkten Synnovers Aufmerksamkeit wieder auf die neuen Gesichter. Man musterte einander und als sein Blick auf jenen der Frau traf, grinste sie. "Das Warten scheint sich gelohnt zu haben!" Syn senkte in gespielter Verlegenheit und unter dem schüchternen Lächeln eines Jünglings den Blick. Es war einstudiert und nichts davon echt, aber er zeigte wieder einmal, wie sehr er seine Kunst hier perfektioniert hatte. Das beherrschte er, ob er wollte oder nicht. Doch dann schickte er einen flüchtigen, wie gleichermaßen fragenden Blick gen Zarrah. Musste er es tun? War er frei zu entscheiden oder erwartete sie, dass er ihren Verbündeten stille Avancen machte? Er konnte nicht lang genug hinschauen, ohne Verdacht zu erwecken, also überspielte er seine Unsicherheit mit dem, was er beherrschte. Er musste es nicht mehr tun. Er wusste es, aber er konnte noch nicht aus seiner Haut. Schließlich schaute man ihn in Erwartung an. Also verneigte er sich leicht, aber mit höfischer Manier trotz seines Aufzugs, ehe er den Blick nun bewusst auf das blonde Zwillingspaar richtete. Er hob fast ein wenig provokant das Kinn an, als wollte er beide herausfordern, sich sofort zu nehmen, was ihnen zustand. Der sanfte Flaum, der sich die letzten Tage nach und nach als dunkler Schatten auf seiner Krieferpartie gebildet hatte, unterstrich sein Gebaren mit einer Form von abenteuerlicher Verwegenheit. Es stand ihm gut zu Gesicht und passte zu der Kleidung, die er gegen seine Seidenkostümchen aus Morgeria getauscht hatte. Gegen das schwarze Brautkleid, welches Opfer der Reise geworden war. Er würde es nie wieder tragen. Er musste es nie wieder tragen, aber er musste hier nun in seiner Rolle bleiben. Er musste den Ruf der Nachtklingen wahren. Musste er das?
Einen zweiten Blick zu Zarrah wagte er nicht, hielt stattdessen dem der Fremden stand, bis seine Anführerin sie als Erin und Amos vorstellte. Er neigte erneut den Kopf, als Zarrah seinen Namen nannte. "Erfreut, so adrette Bekannte meiner Her....rin zu ... sehen." Syn stutzte. Das war ihm noch nie passiert, dass er mitten in der Begrüßung den Faden verlor. Aber er war auch noch nie zuvor frei gewesen. Zarrah war nicht mehr seine Herrin. Sie würde es nie wieder sein. Er war frei für immer. Sie hatte es ihm versprochen. Er lächelte warm und hörte überhaupt nicht mehr zu. Das war sein Glück, denn ansonsten hätte er sich noch angeboten, Venthas miesepetrige Laune mit ein wenig Zweisamkeit zu heben. Schließlich kannte Syn nur Manthala und Faldor, inzwischen auch Florencia und Phaun ... aber Ventha als celcianische Gottheit war ihm kein Begriff.
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- diverse Waffen
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Freitag 29. Dezember 2023, 16:06

Die ganze Situation schmeckte nach Verzweiflung. Es lag Razag wie eine schmierige Schicht auf der Zunge und er würgte daran, als er die fast tote Zarrah anblickte. Er konnte auch förmlich riechen, wie Crystin’s Trauer ihr Aroma entfaltete. Bitterkeit lag in der Luft und was eben noch so wunderschön gewesen war, drohte abermals im Sumpf des Leidens zu versinken. Aber dieses Mal... sollte das Schicksal ein Einsehen haben.
Wo Tod und Verrat sich eingenistet hatten, da spross auch Zweifel. In Razags Herzen war auch für diese Empfindung genug Platz. Er liebte, er war froh, er scherzte und lachte und gab diesen Gefühlen am meisten Raum, aber … auch Zweifel fanden ihren Weg in sein geräumiges Herz und nisteten sich in einem kleinen Hinterstübchen ein. Razag konnte nicht klar erkennen, wieso Zarrah ihr Versprechen abermals gebrochen hatte. Wieso sie leblos am Boden lag und nicht, wie versprochen, Wache hielt. Hatte sie etwa gelogen? Eine unangenehme Ahnung legte sich auf Razag’s Gemüt und fast zeitgleich streichelten seine Finger über Flussnadel. Er hörte ein Wispern in seinem Innern.
“….sie hat uns verraten… sie ist nicht auf ihrem Posten gewesen…“
, echote es in Razag’s Kopf, während er versuchte, die Fakten zusammenzusetzen. Kurz sah er sich sogar suchend um, denn die Stimme in seinem Kopf, ähnelte in keiner Weise der, die er bereits kannte. Oder doch?
Naira? Bist du das?
Plötzlich aber änderte sich alles und Raz erhielt keine Antwort. Mit einem Mal hustete Zarrah und Crystin’s Verzweiflung wandelte sich zu süß duftendem Glück.
Sie ist so wunderschön!!
Wenn Cris so lachte, so leuchtete, so strahlte konnte Razag nichts anderes denken, fühlen, wahrnehmen. Dann sah er nur sie, fühlte nur sie und badete in ihrer Aura. Allein ihr Leuchten zeigte, dass sich nun alles wieder zum Guten wenden würde.
Razag hörte dennoch ein Flüstern. Es war kaum richtig erkennbar, aber doch so piesackend, dass er zuhören musste.
“….sie hat dich belogen…“
Sein Griff um das Heft seines Schwertes wurde fester und die Dunkelheit kroch durch die Sonnenstrahlen in seinem Herzen. Aber da wurde er erfolgreich abgelenkt, als sich Crystin in seine Arme warf. Lachend kam sie auf ihn zu gerannt, sprang in seine Arme und umarmte ihren Razag. Sie schmiegte sich glücklich an seine Halsbeuge und er spürte das tränennasse Gesicht an seiner Haut.
Ich möchte jede Träne weg küssen...
Das Flüstern erstarb und auch die Zweifel wurden geringer. Er hatte Flussnadel losgelassen, um Crystin zu fangen.
„Sie lebt, Razag!“
, flüsterte Crystin ihm ins Ohr.
„Ja. Das sehe ich.“
, antwortete er schmunzelnd über ihr Glück. Das schöne am Glück war, dass Cris es teilte und somit auch Raz Glück über Zarrahs Überleben teilte. Alleine hätte er es vielleicht nicht verspürt.
„Syn konnte sie retten, er … ist ein Luftmagier!“
DAS wiederum freute Razag um so mehr.
„Hab mir schon gedacht, dass da was in der Art in ihm schlummert.“
, witzelte der Ork.
„Welch ein Glück!“
, gab sie ihre Erleichterung preis. Dann nahm sie Razag’s Gesicht zwischen ihre Hände und drückte ihm wie selbstverständlich einen Kuss auf die Lippen.
Hmmmm...
„Hmmmm...!“
, brummte er zufrieden.
Zarrah kann ruhig häufiger von den Toten auferstehen, wenn ich davon mehr DAVON kriege. Hm.. ok... das wäre ...nicht nett. Dafür müsste sie auch häufiger sterben... also nein. Das würde Cris wieder unglücklich machen, also.... hm... Cris ist glücklich wenn Zarrah lebt, was heißt, Zarrah muss leben. Alles gut.
„Ich dachte, ich hätte sie verloren…Sie … sie ist eine Freundin, weißt du?“
Raz nickte.
Na dann MUSS sie leben!
So einfach war das. Syn war Raz Freund und Zarrah war Cris Freundin. Also mussten alle am Leben bleiben. Darin waren sie bisher nicht die besten, aber Raz würde versuchen daran zu arbeiten. Auch... entgegen dieser flüsternden Stimmen in seinem Kopf.
Also haltet die Klappe! Ist egal ob sie gelogen hat. Sie muss leben, damit Cris glücklich ist. So einfach ist das. Ende.
Während Razag mit Crystin im Arm dastand, ließ er sich nur zu gerne von ihrer Anwesenheit ablenken. Das Flüstern war vorbei, sein Herz wieder leichter und der Kopf wieder angenehm leer. Die Gedanken waren nicht mehr so schwer und Crystin schaffte es mit dem leuchtenden Blau ihrer Augen, seine einzufangen. Sie sah ihm ins Gesicht, kicherte leise, wenn er an ihrer Haut nagte und er konnte erkennen, dass es ihr durchaus gefiel.
Das ist gut. Das gefällt ihr also? Kitzelt sie es ein bisschen? Das wäre noch besser, denn ich mag ihr Lachen... Quatsch! Ich liebe es!
Seine kleine Heilerin war einfach glücklich. Und er, Razag, trug einen immensen Teil dazu bei, was ihn mit warmen Stolz durchflutete! Die braunen Locken von Crystin kitzelten Razag, wenn sie sich an ihn schmiegte und wenn er ihr Fleisch am wohlgeformten Po knetete, entkam ihrer Kehle ein überraschtes 'Huch', was ihn wiederum zum Lachen brachte. Die Röte auf ihren Wangen war einfach zu köstlich. Und wenn ihr Duft so süß auf seiner Zunge schmeckte, dann befeuerte es seinen Mut, für sie furchtlos zu sein... und weiter zu machen, sich weiter vor zu wagen, MEHR für sie zu sein. Um so mutiger Cris sich nahm was sie wollte, um so mehr öffnete sich auch der große Ork für seine kleine Heilerin. Für sie beide war es etwas völlig Neues, sich so frei und ungezwungen miteinander zu beschäftigen. Es gab niemanden, der einem sagte, was zu tun sei, der Befehle gab oder etwas von einem erwartete. Das hier war wie eine kleine Pflanze, ein Keim der langsam seinen Treib aus der Erde steckte und Tropfen für Tropfen bewässert und genährt wurde. Es war etwas besonderes, was sie mit Razag hier gemeinsam fand. Ohne Scheu folgten sie ihrem eigenen Willen. Und so ganz nebenbei fand Cris heraus, dass Razag es liebte, wenn sie seine riesige Hand ergriff und sie beim Laufen hielt. Das erste Mal starrte er sie einfach nur an. Er wäre fast gestolpert und dann ließ er sich vollkommen willenlos von ihr führen, als hätte man einem Warg ein Fleischbällchen vor die Nase gebunden. Blinzelnd betrachtete er ihre kleine Hand in seiner und wurde mit der Zeit ruhiger und mutiger. Nach ein paar Anläufen wurde die kleine Geste, eine Hand in seiner Hand zu etwas 'normalen', auch wenn es nicht an Reiz verlor, was man bei Raz immer dann bemerkte, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Dann studierte er die kleinen Fingerspitzen, streichelte versonnen die Kanten der Nägel und massierte sanft die winzigen Fingerballen.
Kurz: Raz war verliebt!
Und er benahm sich auch so. Dümmliches Grinsen, herzhaftes Lachen und überschwängliche Gesten wurden häufiger und so geriet auch sein Kumpel mindestens ein mal in seine Fänge. Als Syn auf der Reise sich einmal in seiner Nähe befand und sich an ihn lehnte, stoppte Raz spontan, packte ihn unvermittelt von hinten an den Hüften, bückte sich und steckte seinen Kopf zwischen seine Beine. Schwupps, saß das Kaninchen auf den breiten Schultern des Orks und war dem Himmel um einiges näher.
Raz machte es Spaß seine Mitreisenden auf den Arm zu nehmen, vornehmlich nicht sprichwörtlich und trug sie gern herum. Vielleicht nutzte sein Kumpelchen seinen freundlichen Ork auch gern mal als Reittier, zumal dieser immer müder wirkte und selten Schlaf bekam. Das beobachtete auch Razag und moserte nur einmal dazu:
„Pass auf, dass du genügend Schlaf bekommst. Wenn wir angegriffen werden, dann brauchen wir deine schnellen Reaktionen.“
Einmal beobachtet Raz seinen Kumpel, wie er seine Magie versuchte einzusetzen... Es sah merkwürdig aus und der Ork spiegelte sogar mal die Bewegungen und saugte an seinen Fingern, als Syn seine auf seine eigenen Lippen legte.
„Kommt da was raus?“
Falls Syn auf die Neugierde seines Freundes einging, so kam diesem ggf. die Idee, dass er diese Fähigkeit gern mal unter Wasser ausprobieren wollte. -
Viel mehr drängte sich der Ork aber nicht auf. Cris lenkte den Ork zu sehr ab, als dass er seinem Kumpel zu sehr auf die Nerven gehen konnte und Zarrah hielt sowieso Abstand, so dass es da zu keinen erneuten Einflüsterungen kam.
...
Als die Reisegruppe dann die Küste erreichte, da stand dann der Ork einen Moment vollkommen still neben seinem Kumpelchen.
"Wir ... haben den Rand der Welt erreicht."
Razag nickte und murmelte leise:
„Den Rand der Welt... Hm... Ist es nicht wunderschön?! ...das Meer. “
Letzteres Wort kam mit so viel Liebe daher, dass sogar eine Cris vielleicht eifersüchtig werden könnte.
Raz atmete!
Tief!
Er wagte es nicht die Augen zu schließen und sog die herrlich salzige Luft ein. Seine Lungen dehnten sich und füllten jeden Winkel seiner Seele mit jener lang vergessenen Sehnsucht. Während Zarrah sodann hinunter zu den drei Wartenden am Strand ging, blieb Raz zurück. Sein Blick war gebannt auf die Brandung gerichtet. Dann ließ er seinen Reisesack fallen, legte Flussnadel in den Sand, begann sich auszuziehen und stapfte dabei eine Spur aus Habseligkeiten hinterlassend auf das Meer zu.
Ohne auf etwaige Rufe zu achten, setzte er nackt wie die Götter ihn erdacht hatten, seinen ersten Schritt in die Wellen, genoss das Gefühl der an seinen Waden leckenden Brandung und ließ sich dann nach vorne fallen.
Wasser...
Meer...
Freiheit...
Das Salz kribbelte auf seiner Haut, ließ kleinste Blessuren der Reise leicht brennen, aber Razag genoss es in vollen Zügen. Hätte er gekonnt, hätte er tief durchgeatmet... Das Meer fühlte sich an wie... Heimat. Einige kräftige Schwimmstöße, ein paar tiefe stille Momente unter Wasser ließ er in seine Seele dringen, dann musste er wieder auftauchen. Der Moment war fast traurig, es war schwer das Meer zu verlassen. Von einem Ohr zum anderen grinsend kam er zurück und trat aus dem Meer wie ein Geschöpf aus Algen, Salz und konzentriertem Glück.
So sammelte er dann auch seine Kleidung, seine Habseligkeiten wider ein und trat dann etwas verspätet in den Kreis des Feuerscheins. Auch hier hielt er sich noch am Rand und stellte sich erst einmal neben den namenlosen Fiedler mit Bauch und Zahnlücke.
„Ich bin Razag....“
Er zog grad seine Hose hoch und verschnürte sie wider an der Hüfte.
„...und wie heißt du?“
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. Dezember 2023, 19:51

Da standen sie. Der Wind brauste ihnen durch die Haare, fegte gegen ihre Haut und hinterließ kühle Abdrücke. Er zerrte an ihrer Kleidung, während unter ihren Füßen das Meer gegen die Felsen der Steilküste brandeten. Immer wieder, unaufhaltsam. Es war eine Woge aus sich wiederholenden Klängen, die sich bis in die Seele spülten. Für Razag war es das Meer, wo es für Synnover der Wind und der Himmel war. Syn hatte noch nie in seinem Leben diese Weite sehen dürfen. Er stand am Rande der Welt und war… sprachlos. Seinem Ausspruch stimmte nicht nur Razag zu. Auch Crystin strahlte und war ergriffen von dem Ausblick. Selbst Zarrah sah man an, wie sie tiefer Luft holte. Wie sie den Sternenhimmel betrachtete und der Brandung lauschte. Für einen Moment verharrten sie alle und die Nachtklinge schloss die Augen. Das Meer hatte für jeden eine Faszination. Es war gewaltig, schier unendlich und unverwüstlich. Es war immer da… und würde noch da sein, wenn sie alle längst nicht mehr wären. Synnover glaubte noch daran, dass dies das Ende wäre. Weiter würde die Welt nicht reichen, oder? Wie könnte sie das… Er konnte bis zur feinen Linie sehen, wo sich der düstere Himmel mit sternenklarem Zelt mit dem Blauschwarz des Meeres vereinte. Hier war der Wind zuhause, wie das Wasser. Zwei Elemente in kalter Eintracht, bedingten sich gegenseitig. Hier würden sie Ruhe finden. Hier würden sie sein können.

Während sich das Vierergespann auf den Weg machte, den kleinen Sandstrand über eine natürliche Absenkung des Bodens zu erreichen und sich drei von ihnen zum flackernden Licht wandten, hatte einer nur noch Augen für das kalte Nass. Wasser war Leben, Wasser war Lebenselixier. Wasser war Freiheit. Razag war gebannt von dem plätschernden Nass und ließ sich nicht mehr aufhalten. Crystin warf ihm kurz einen Blick über die Schulter zu, als er mit jedem Schritt ein weiteres Kleidungsstück von sich streifte und dem Wasser immer näherkam. Mit großen, blauen Augen betrachtete sie die wohlgeformten Backen, die sich in einem kleinen Laufschritt schwingend hin und herbewegten. Razag ließ sich nicht aufhalten. Alles andere war egal geworden. Alles andere war Nebensache. So lief er die kurze Strecke auf dem kühlen Sand, der sich zwischen seine Zehen grub und erreichte binnen Sekunden mit den Fußspitzen das kalte Dunkel. Immer wieder zog sich das Meer zurück, nur um Anlauf zu nehmen und wieder an den Strand zu spülen. Zurück, hin, zurück hin. Im gleichmäßigen Sound spülte der Wind die Wellen an den Sandstrand und trug immer wieder einen kleinen Teil Kiesel heran, um einen anderen Teil wegzunehmen. Razag war angekommen. Sobald das Nass seine Haut berührte, war er zuhause. Tosend war das Meer und hieß ihn willkommen. Er watete weiter, störte sich nicht an der eisigen Kälte und bekam nicht mehr den faszinierten Blick der blonden Menschenfrau mit. Es war wohl auch besser so, denn ihm blieb ebenfalls verborgen, dass der blonde Mann ein Auge über Crystin schweifen ließ. Es war nicht wichtig in diesem Moment. Jetzt gab es nur ihn, nur das Wasser und die unendliche Freiheit. Er ließ sich fallen, empfing das Meer, wie eine alte Geliebte und tauchte unter. Die Geräuschkulisse veränderte sich. Blubbernd sperrte er alles aus. Er tauchte in die Tiefe und sah sich im Dunkel um. Er konnte nicht viel erkennen, aber das musste er auch nicht. Razag lauschte der gedämpften Brandung oberhalb seines Kopfes und ließ sich für einen Moment immer wieder hin und zurück tragen. Das Meer begrüßte ihn und spielte mit seinen Armen, seinen Beinen. Freiheit… Ruhe… hier gab es keine Stimmen, keine Gedanken, hier gab es nur die Weite der Tiefe ober, neben und unter ihm. Razag atmete innerlich auf und spürte, wie dieses Bad ihm sämtliche Lebensgeister weckte. Sämtliche… Nalia tauchte vor seinem Blickfeld auf. Es war nur nicht klar, ob er sie tatsächlich sah oder sich nur einbildete. Fasste er hin, verschwamm ihre Silhouette. Sie grinste breit. „Ist das nicht das schönste?“, fragte sie und wirbelte durch seine Sinne. Er erkannte die fischige Silhouette und konnte tatsächlich auch endlich einmal ihre Beine erkennen. Nalia besaß einen ebenso bläulichen Fischkörper mit seidiger, fließender Flosse am Ende. Sie tanzte durch das Meer, das er gerade spürte und lachte dabei. „Das ist es, Razag. Hier sind wir wahrhaft frei. Sie hat uns hergeführt!“, lachte sie weiterhin ausgelassen. Dann blieb die ‚Traumfrau‘ vor ihm schweben und musterte ihn. „Was brauchen wir mehr? Außer Wasser und… Crystin? Sie ist eine gute Wahl, schätze ich. Ich freue mich für dich!“, gab sie zu und grinste etwas lausbübisch. „Wann ist es denn soweit, hm? Willst du nicht mal… weitergehen?“, wackelte sie mit den nicht vorhandenen Augenbrauen und schlug abermals ein Salto. Sie schwamm so behände durch das Meer, dass kein Zweifel mehr daran bestand, dass sie zu den Aquaden gehört. Doch wieso erschien sie ihm immer wieder? „Du musst langsam auftauchen. Mehr Luft kann ich dir nicht geben.“, sagte Nalia und deutete nach oben. Dann spürte Razag, dass er tatsächlich Luft brauchte und tauchte wieder auf.

Am Strand war die Zeit weitergelaufen. Razag hatte die Begrüßung verpasst und sah nun seine Begleiter bereits am Lagerfeuer. Syn hatte feststellen müssen, dass das Gefühl für die Freiheit inzwischen stärker wurde, aber er verfiel dann doch all zu leicht in alte Muster. Als die Blonde ihm einen musternden Blick zuwarf, lächelte er kokett und gleichwohl scheu. Seine Augen aber suchten den Blick von Zarrah. Sie wandte tatsächlich den Kopf und blickte ihm scheinbar neutral zu. Er aber könnte darin lesen, dass er nicht darauf eingehen musste. Nachdem sie einige Worte getauscht hatten, folgten sie alle der Einladung und setzten sich zum Feuer. Auch Razag kam aus dem Wasser und Crystin lehnte sich etwas nach hinten, da ihr Zarrah im Weg saß und schmulte an der Dunklen vorbei. Ihr Blick fiel auf den tropfenden, glänzenden und durchaus gestählten Orkkörper. Sie schluckte und sofort befiel sie eine Schamesröte, als ihre Augen etwas erkannten, was sie sonst hunderte Male bereits gesehen hatten. Jetzt aber, war es … anders. Ein Lächeln begleitete den Ork, als er sich zu ihnen gesellte und noch im Schein des Feuers die Hose schnürte. So schüchtern Crystin schaute, so offen bewunderte die Blonde, was sie zu sehen bekam. Erin pfiff leise durch die Zähne und fächelte sich kokettierend Luft zu. „Zarrah! Wie hältst du das nur aus.“, schüttelte sie die blonde Mähne und lachte dann angenehm frei. Amos schnaubte und grinste seiner Schwester zu, doch auch sein Blick blieb dann und wann an den Frauen hängen. Die Dunkle aber hatte inzwischen einen Becher mit warmen Met erhalten und auch die anderen bekamen etwas, wenn sie wollten. Razag wandte sich an die Zahnlücke und jener zeigte sie noch mal extra her, als er feixte. „Flosse! Man nennt mit Flosse!“, sagte er mit dumpfer Stimme und grölte dann, während er sich auf den Oberschenkel klopfte. „Freut mich, Razag!“, gab er dickliche zu und schüttelte dem Ork die … Flosse. Erin kicherte etwas und nahm einen Schluck Met. „Richtig, Flosse bekam seinen Namen, weil er einfach jedem die… Flosse gibt! Im Grunde heißt er Warik, aber Flosse reicht völlig, Razag.“, sprach sie den Ork an und schaute über den Rand ihres Bechers noch mal die Muskeln in aller Seelenruhe an. Dann aber öffnete Amos eine Kiste und zog ein wenig Proviant heraus. Brot, säuerliche Milch, Pökelfleisch, Äpfel und Trauben. Es ging ihnen offenbar nicht schlecht und sie teilten mit den Reisenden. „Ihr seht ganz schön fertig aus!“, bemerkte er, während er das Essen rumgehen ließ. „Was ist euch passiert?“, fragte er freiheraus und musterte die anderen. Crystin räusperte sich und steckte sich gleich zwei Trauben in den Mund, die ihre Wangen dicker machten. Flosse grinste breit bei ihrem Anblick. Zarrah hob ihren Becher an und trank einen Schluck, als wolle sie gewisse Worte ertränken. Es blieb Syn oder Razag vorbehalten zu antworten, wenn sie denn wollten. Erin, aber blickte dann Syn direkt an: „Woher kommst du? Du siehst… exotisch aus.“, fragte sie und dabei wirkte sie tatsächlich ehrlich interessiert. Sie erschien nicht so lasziv und lüstern, wie es sonst der Fall war, wenn jemand mit Syn sprach. Aber auch sie hatte ein gewisses Funkeln in den nun erkennbaren, braunen Augen. Jetzt, im Licht des Feuers, konnte man gut die Gesichter der Geschwister erkennen. Sie glichen sich ziemlich und verrieten, dass sie wohl Zwillinge sein mussten. Dabei fiel aber ebenso auf, dass beide sehr attraktive Züge besaßen und gepaart mit ihrer Art und dem gewissen, abenteuerlichen Funkeln in ihren Augen, schmeckte ihre Gesellschaft gleichwohl nach Freiheit und Sorglosigkeit. Man wollte sich entspannen und einfach nur der Brandung lauschen, dem Knistern des Feuers und den leisen Klängen von Flosses Fidel. Sie mussten am Rande der Welt sein…
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Samstag 30. Dezember 2023, 12:57

So unterschiedlich die Sichtweisen auf Freiheit - ob neu oder wiedergewonnen - bei Razag und Synnover auch sein mochten, beide Männer teilten etwas. Jeder von ihnen brachte einer Frau ihrer Gruppierung ganz unbewusst die eigene Loyalität entgegen. Wo Raz entschied, dass er alles tun würde, was Crystin glücklich machte, da hielt Syn an seinem Versprechen gegenüber Zarrah fest, sie notfalls mit dem eigenen Leben zu schützen, auch vor sich selbst. Dieses sklavenhafte Denken, einer anderen Person zu dienen, ließ sich also nicht einmal aus einem Ork verbannen, der Freiheit schon kannte. Er sah es lediglich anders, denn er sah sich von Liebe getrieben. Syn hingegen konnte nicht einmal richtig benennen, was ihn antrieb. Es schienen weniger die Möglichkeiten zu sein, die vor ihm lagen, als vielmehr das Wissen darum, was hinter ihm lag. Morgeria war fern, gleiches galt für Karrish. Natürlich vermisste er ihn nach wie vor - sehr sogar. Gleichzeitig stellte sich auch langsam die Erkenntnis ein, dass er nicht auf die Gnade der ältesten Nachtklinge hoffen durfte. Synnover hatte in Zarrahs Beisein die morgerianischen Bluthunde sterben sehen, hatte nichts davon verhindert und war deren Pflicht als loyaler Sklave nicht nachgekommen, die abtrünnige Tochter des Hauses Nachtklinge auszumerzen. Und was tat jene? Sie verzieh ihm seinen Rückzieher. Sie war es, die weiter an ihm festhielt, wenngleich sie nun auch eher still anführte, sich zurückzog und eher um das Nötigste kümmerte, was die Gruppe brauchte. Dazu zählten keine Gespräche mit dem nach wie vor freiem Kaninchen.
Syn konnte es nur Recht sein. Er war nicht auf einen Plausch aus. Dazu erhielt er aktuell zu wenig Schlaf. So kam es, dass er den gewaltigen Pranken seines orkischen Kumpels zu spät auswich. Razag erhielt mehr als einmal Gelegenheit, Synnover zu schnappen und auf seine Schultern zu hieven. Anfangs maulte das Kaninchen noch über die Behandlung, aber selbst das wusste Raz schnell zu unterbinden. "Pass auf, dass du genügend Schlaf bekommst. Wenn wir angegriffen werden, dann brauchen wir deine schnellen Reaktionen."
Syn brummte geschlagen. Er versuchte es schließlich. Er legte sich wie alle anderen auf sein Lager nieder, sofern er nicht die nächste Wache-Phase übernahm. Er schloss die Augen, rollte sich unter seiner Decke zusammen. Er träumte nicht einmal, so dass ihn auch seine Gedanken nicht ablenken könnten. Trotzdem wollte sich der Übergang in Manthalas Reich nicht einstellen. Stattdessen wälzte er sich umher oder lag kerzengerade auf dem Rücken, die müden Augen zum Himmel gerichtet, um in dessen Dunkelheit wenigstens etwas Frieden zu finden. Es nützte nichts. Wenn er schlafen sollte, klappte es nicht und stellte sich oftmals erst dann ein, da der Körper aus Erschöpfung in diesen Zustand überglitt. Syn verblieben nur wenige Stunden, wo alle anderen erholsame Phasen erhielten, um ihre Reserven aufzufüllen. Es zehrte sowohl an seiner Aufmerksamkeit als auch an seinem Gemüt. Er bemerkte selbst, dass er zunehmend gereizter wurde. Schon der Anblick von Razag und Crystin wie sie miteinander umgingen vermochte es, ihm zu missfallen. Daher schwieg er, spazierte als Schlusslicht der Gruppe hinterher oder bewegte sich am Rand ihres Weges, mit Blick auf die Flora. Als Razag ihn dann aber doch packte und hochhob, nahm er es hin. Er war zu müde, um sich seinen Weg von den Schultern des Kumpels herunter zu kämpfen. Außerdem stellte er fest, dass er so nicht selbst laufen musste. Welche Unterstützung Razag ihm hier gab, würde erst nach und nach als Erkenntnis bei Synnover durchsickern. Denn auf den breiten Schultern Razags fand er tatsächlich die Möglichkeit, noch ein wenig zu dösen. Er nickte mehr als einmal weg, hielt sich am Schädel seines Kumpels fest und kuschelte sogar mit dessen Haaren. Einmal streichelte er gar im Halbschlaf über den abgebrochenen Hauer und an Razags Unterlippe entlang, während er murmelte: "Wieso is'n dein Nipp'l so scharfkantig, Yolintha?" Im Gesamten tat es ihm gut, dass er auf diese Weise die nötige Ruhe erhielt. Razag war eine größere Hilfe als er sich dessen vielleicht selbst bewusst war.
Möglich, dass er es unbewusst bemerkte, aber Syn zeigte sich Raz gegenüber nicht so wortkarg wie den Frauen. Er antwortete ihm, als jener die kleinen Übungen mit seinem neuesten Luftmagie-Zauber entdeckte und nachfragte. "Kommt da was raus?"
Syn spähte zum Ork herüber, eher er die Finger seiner Rechten musterte, welche er sich eben noch gegen die eigenen Lippen gelegt hatte. Er hob die Schultern an. "Es funktioniert nicht jedes Mal, aber wenn es klappt, kann ich besser atmen. Freier." Syn schaute nach vorn. Freiheit. Er blieb mit dem Blick wieder an Zarrahs Haarschopf hängen.
Dort ruhte sein Blick auch, als die Reisegruppe den Rand der Welt erreichte, ehe Syns Augen zum Horizont jenseits der Klippe wanderten. Sie alle schauten auf die kaum auszumachende Grenze zwischen Himmel und Meer. Sie alle nahmen einen tiefen Zug der salzigen Brise und schmeckten die natürliche Frische. Als Zarrah tief einatmete, tat Syn es ihr unbewusst gleich. Seine Hand zuckte in Richtung der ihren und wieder zurück, noch ehe er sie berühren konnte. Schon hatte der Anblick des weiten Panoramas ihn in seinen Bann gezogen. Es war Crystin, die ihn daraus befreien musste, als sie nach seinem Handgelenk griff, um Synnover mit sich zu ziehen. Denn Zarrah wanderte schon voraus, dem kleinen Licht in der Nähe zielstrebig entgegen. Razag hingegen entschied sich, dass es noch etwas gab, dass er ein bisschen mehr liebte als seine erblühende Beziehung zu Crystin. Er konnte gar nicht schnell genug aus seiner Kleidung schlüpfen. Der Anblick seiner straffen, grünbraunen Backen auf dem Weg zum Ufer lenkten aber sogar Synnovers Aufmerksamkeit auf sich. Er hob beide Brauen, ehe er Razag mit einem überglücklichen Hechtsprung ins Meer beobachtete.
"So viel Wasser", kommentierte er, als fiele es ihm erst jetzt auf. Das war tatsächlich der Fall. "Das ... ist Wasser", raunte er, während Crystin ihn weiter mit sich zog. "Und ich dachte, der Himmel küsst hier den Rand der Welt." Seine Augen wanderten empor. Er betrachtete die Sterne mit einer tiefen Sehnsucht. Etwas in ihm schrie danach, sich in den Himmel stürzen zu wollen, so wie Razag es bei den heran rauschenden Fluten tat.
Dann aber erreichten er und Crystin Zarrah, die bereits beim Lagerfeuer stand und das dort ansässige Trio grüßte. Man stellte einander vor, wobei sich schnell heraus kristallisierte, dass Erin, Amos und Flosse Verbündete der Dunkelelfen zu sein schienen. Darüber hinaus besaßen sie allesamt einen eigenen Schlag an Humor. Man konnte ihn lieben oder hassen, aber es ließ sich nicht abstreiten, dass er abfärbte. Die Gemüter wurden etwas leichter oder lag das an der Musik die Warik, die "Flosse", seiner Fidel entlockte?
Endlich stieß auch wieder Razag zur Gruppe, stellte sich von selbst vor und stopfte seine körperlichen Privilegien zurück in die Hose. Im Gegensatz zu Crystin musterte Syn diesen Bereich des Orks nicht, aber er schaute ihn kurz an, die Stirn gerunzelt. "Das Meer also", kommentierte er. Razag hatte ja schon im Vorfeld davon geschwärmt, als Syn sich noch kein Bild unter dem Begriff hatte machen können. Aber wenn sie nun am Meer waren, würde er wohl auch bald eine Insel sehen dürfen. Insgeheim war er aufgeregt, zeigte davon aber nichts nach außen hin. Da setzte er sich eine Maske auf, die ihm Sicherheit gewährte, als er Erins interessierten Blick auf sich spürte. Sein eigener huschte zu Zarrah - fragend, ob und wie er auf die Fremde eingehen sollte. Er war frei. Er musste es nicht tun und das spiegelte sich auch im Smaragdgrün der Dunkelelfe wider. Syns Blick weitete sich vor Überraschung. Nie zuvor hatte er ein solches Signal in Nachtklingen-Augen funkeln sehen. Das Gegenteil war der Fall. Yolintha konnte ihm nicht deultich genug Blick zuwerfen, sich an die Frauen auf ihren Festlichkeiten ranzumachen. Da holte er sich aus den Blickkontakten eher die Information heraus, um wen er sich zuerst zu kümmern hatte. Karrish hingegen musterte ihn stets mit dieser stillen Strenge, in der Syn immer nach Anerkennung für seine Mühen gesucht hatte. Wenn der Elf den Blick abwandte und sich einfach in einem der Bilbiothekssessel niederließ, wusste er, dass er seine Sache gut gemacht hatte oder aber an sich weiterarbeiten sollte. Im Grunde hatte er nie ein Lob oder ein Zeichen in diese Richtung von Karrish erhalten. Syn hatte stets selbst interpretieren müssen, was sein Herr wünschte. Zarrah hingegen ... Sie erklärt mir sogar etwas, wenn ich nachfrage.
"Zarrah! Wie hältst du das nur aus?"
Synnover wandte den Kopf um, als hätte Erin ihn soeben für seine Gedanken und die Wertschätzung selbiger getadelt. Er versuchte, zurück in das Gespräch zu finden, denn zu viel hatte ihn eben abgelenkt. Der Rand der Welt, der Himmel, das Meer, Razag, der weiche Sand unter seinen Füßen, auf dem sich keinerlei Blutflecke niedergestreckter Kombattanten fand...
Plötzlich drückte ihm der blonde Bruder einen Becher mit süßlich duftendem Met in die Hand. Syn keuchte auf. Wein. Honigwein! Der schmeckte besonders gut und den gab es so selten bei Karrish! Seine Augen brannten und er konnte sich nicht zurückhalten. Syn stürzte den halben Becher in sich hinein, trank ihn allerdings in mehreren Zügen. So konnte er die Feuchtigkeit verbergen, die seine Augen im Anschluss auf zauberhafte Weise noch zum Schimmern bringen sollten, weil sie ihm wie winzige Diamantsplitter an den Wimpern hingen. Köstlicher Met! Es fühlte sich wie ein Stück Heimat an, ein wenig Luxus aus Morgeria und auch ein bisschen nach Karrish.
Syn ließ ließ sich wie die anderen am Feuer nieder, genoss sein Getränk und wenig später auch die Vorräte, die man ihnen auftischte. Er schwieg, aber sein Herz jauchzte vor Glück über so viel vermissten Komfort. Natürlich kochte Crystin wunderbar. Was sie aus dem erlegten Wild und einer Hand voll Gewürzen schuf, glich einer ganz eigenen Art von Magie. Dennoch ... frische Äpfel und süße Trauben, dazu ein weiterer Becher Honigwein. Syn schwebte im Himmel, den er eben noch so sehnsüchtig gern erreicht hätte. Er war im Grunde genügsamer als man erwarten mochte, wenn man ihn wie einen eitlen Pfau durch die Reihen dekdant gekleideter Dunkelelfen-Adligen wandeln sah. Aber genau so hatte Karrish ihn doch auch geködert, den vernachlässigten, dürren Sklavenjungen, der Blut und Wasser schwitzte, um in den Hinterhöfen beim Kampf einen Sieg einzufahren, weil es dann weniger Misshandlung bedeutete. Karrish hatte es erkannt und ihn mit einem einzigen Glas Wein, etwas Kaminwärme und Zugang zu Wissen gewonnen. Jetzt gewannen Erin, Amos und Flosse.
Syn saß schweigsam am Feuer. Er überließ es dem Rest der Gruppe, auf Flosses Fragen zu antworten. Vordergründig überließ er es Zarrah, immerhin war sie die Anführerin. Syn ordnete sich ihr nach wie vor unter, auch wenn er es zu Teilen bereits besser wusste. Aber das Essen lockte. So vertilgte er eine Traube nach der anderen, schnitt sich einen Apfel klein, legte die Stücke auf eine Scheibe Brot oder tauchte sie in die säuerliche Milch. Er aß und er aß mit Wonne. Er trank Wein, dass es ihm langsam zu Kopf stieg. Er genoss den angebotenen Luxus mit einer Intensität, dass man fürchten musste, er würde seine Loyalität gleich dem blonden Zwillingspaar verkaufen. Syn war selig und das kleine bisschen Glück an ihm zu sehen, während er einfach nur seine Grundbedürfnisse stillte, erregte sogar bei Erin Aufmerksamkeit. Sie hatte ihn längst ins Auge gefasst.
"Woher kommst du?" Syn schaute auf, untermalte ihre nachfolgende Bemerkung nur mit seinem frisch grünen Blick. "Du siehst ... exotisch aus."
Syn legte die Überreste seiner Mahlzeit beiseite in den Sand. Er spähte erneut flüchtig zu Zarrah herüber, aber dieses Mal holte er sich kein Signal von ihr ein. Er wusste doch, was zu tun war, wenn ihn jemand auf seine außergewöhnliche Optik ansprach. Er kannte das Prozedere und es versprach erneut ein wenig sicheres Terrain, auf dem er sich zu bewegen wusste. Es wurde Zeit, den Tanz zu eröffnen. So griff er nach dem Metbecher und erhob sich mit einer fließend geschwungenen Bewegung in den Stand, dem sogleich eine adrette Verbeugung folgte. Ganz gleich wie müde er war, er wusste, dass man ihm das nicht anmerken durfte. Es war höchste Kunst an Schauspielerei, an Täuschung, wenn den Adligen und noblen Dunkelelfen lediglich sein charmantes Geplänkel im Hinterkopf blieb und nicht seine Schatten um die Augen, der langsam wachsende Bartflaum oder die vor Belastung schmerzenden Muskeln.
"Ich, Verehrteste, stamme aus den dunkelsten Winkeln Morgerias!", startete Synnover seine Kür. Er verbeugte sich noch immer, spähte nun aber von unten zu Erin, dass sein Blick eine Spur dunkler wirkte als es die Farbe seiner Iriden je allein erreichen könnte. Dann schmunzelte er, erhob sich und wirbelte um die Blonde, ihren Bruder und Zarrah herum, während er erzählte. "Ich komme aus den orkischen Haustierpferchen der Reißer, habe gegen Goblins, Hunde, Kampfhähne und junge Warge gestritten. Ich bin in die Schwarze Arena von Morgeria eingezogen und dort zum Stern unter den Gladiatoren aufgestiegen." Er drehte sich kämpferisch um die Anwesenden, wobei man schwer deuten konnte, ob seine Beinarbeit erlernten Kampfmanövern oder dem Tanzunterricht entsprang. Syn schwang die Hüfte, dass es zu beidem passte, schwenkte den Becher grazil und wusste, allein mit einem Senken der Schulter oder der Drehung seines Kopfes, die Blicke auf sich zu ziehen. Er legte sich die flache Hand an die Brust und reckte das Kinn. "Ich ... bin das weiße Kaninchen, erprobter Gladiator der Schwarzen Arena, Liebling der Massen und Sieger des Triells der Giganten. Ich war der Letzte, der stand. Ich bin der Champion dieses Spektakels und unangefochten an der Spitze der morgerianischen Gründe, die Frauenherzen zum Schlagen bringen." Bei diesen Worten tänzelte er direkt auf Erin zu, umrundete sie wie ein werbender Vogel auf Brautschau und kam ihrem Gesicht dann ganz nahe. Im letzten Moment senkte er den Kopf zu ihrem Hals herab, säuselte seinen Atem warm auf ihre Haut und seine verheißungsvollen Worte gegen ihr Ohr. "Ich bin meisterlich in jeglichen meiner Einsatzgebiete. Ich bin der beste Liebhaber Morgerias. Tausend dunkelelfische Schöße können sich nicht irren."
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Montag 1. Januar 2024, 10:58

„Und er ist mein Freund.“
Ein kleiner aber wichtiger Satz, den sein Rammellappen in seiner Vorstellung wohl ganz vergessen hatte. Raz applaudierte lachend! Syn war einmalig und begeisterte jedes Rund - ob nun in Morgeria oder ein kleines Rund um ein Lagerfeuer am Strand. Razag lächelte breit und sah stolz zu seinem Kumpel.
Razag erinnerte sich im Schein des Feuers und beheizt von Syns Ausführungen, an die glorreiche Zeit im finsteren Rund der Dunkelelfenstadt, aber lieber erinnerte er sich an jene kleinen Momente, in denen sein Kumpel ihm in letzter Zeit nah gewesen war. Eine kleine Weile hatte Syn sogar zusammen gesunken auf seinen Schultern geschlafen und entspannt über seinen Kopf gehangen. Raz hatte ihm seinen Unterarm um den Rücken geschlungen und so fest gehalten. Sein Kumpelchen hatte etwas Ruhe verdient. Er tat so viel für die Gruppe und die Wachen waren manchmal schrecklich lang zumal Razag auch jede Sekunde mit Cris in seiner Nähe genoss.
„Er ist mein Kumpel!“
, sprach er mit Inbrunst.
...ein Zauberer! Ein guter Zuhörer, ein wundervoller Mensch und ...der beste Freund, den ich je hatte. Küssen kann er auch ganz gut und er erzählt Geschichten wie kein Anderer!
Aber das sagte er nicht laut, denn Razag hatte noch keine Möglichkeit gehabt Zarrah zu fragen, ob diese neuen Menschen wirklich Freunde waren oder nicht. Den Letzten, den sie getroffen hatten und der ihnen die Flöße besorgt hatte, der war Razag sehr unsympathisch gewesen. Wie das Verhältnis der Dunkelelfe zu eben jenen drei Neuen war, wusste er noch nicht.
Deshalb war es auch nicht an ihm, nicht seine Aufgabe weitere Details ihrer Gruppe zu enthüllen. Was sich selbst anging, … da hatte er schon reichlich enthüllt und war wirklich ausreichend bewundert worden. Ihm war der Blick der blonden Frau auf seinen Oberkörper nicht entgangen. Nicht jeder mochte 'Grün'. Gucken durfte jeder, aber ...mehr auch nicht.
Als er über den Strand gelaufen war und zu der Gruppe aufschloss, da war es kalt gewesen war und da sein stauender Ring jetzt fehlte, war nicht viel zu sehen gewesen, eben ein natürliches Maß für einen leicht fröstelnden Ork. Aber er genoss dieses freie Gefühl! Das Gefühl von Salz auf der Haut, das leichte ziehen und brennen. Nach den langem schweißtreibenden Marsch durch die Wälder, die notdürftigen Waschungen im Fluss oder in Tümpeln, wo Blutegel und allerlei winziges Getier wohnte, da war ein Bad im Meer eine Wohltat. Das Salz reinigte und desinfizierte, es vertrieb auch die letzte Laus aus Morgeria, ob nun echt oder metaphorisch von der Leber. Das Salzwasser belebte Razag auf so vielen Ebenen, dass er sich regelrecht 'neu' fühlte. Etwas neues begann hier.
...auf ein Neues!
Während Syn also die bühnenreife Darstellung seines Lebens ablieferte, zog sich Razag wieder an. Er säuberte gründlich seine Füße vom Sand und streifte wieder die Kleidung und Stiefel über, die Zarrah ihm zugedacht hatte. Dabei beobachtete er nicht nur Syn, sondern auch die Reaktionen der Gruppe. Immer wieder fiel sein Blick auf Cris. Sie war sein Magnet, sein Pol, seine Sonne in Herzensangelegenheiten. Aber Raz sah nicht nur sie und sein Herz war groß. Das sein Kumpelchen gerade einmal mehr schauspielerte, das fiel dem großen Freund wohl auch auf. Sie hatten schon einmal über seine Fähigkeiten gesprochen und Razag bewunderte ihn dafür.
...großartig!
Dann wanderte sein Blick einmal mehr zu Cris. Die letzten Nächte hatten sie nah beieinander gelegen, aber Razag war 'brav' geblieben. Ihre Schlafsäcke hatte er nebeneinander gelegt. Aber er wartete, manchmal lauerte er regelrecht auf ein Zeichen von ihr, dass seine kleine Verlobte seine Nähe suchte. Aber von sich aus blieben seine Annäherungen auf ein erstaunlich züchtiges Maß beschränkt. Razags Zuneigung äußerste sich eher in kleinen Gesten. Immer wieder brachte er seiner kleinen Heilerin Gaben seiner Zuneigung mit. Eben jetzt gerade rutschte er neben Cris, setzte sich und legte ihr eine winzige Muschel auf den mit braunem Leder bedeckten Oberschenkel. Das Fundstück war hell und schimmerte im Innern zart rosa. Immer etwas unsicher aber voller Hoffnung schaute er sie an und suchte nach diesem warmen Glühen in ihrem Blick, wenn sie sich freute. Für einen Ork musste dieses Verhalten von 'Außen' betrachtet schon etwas merkwürdig anmuten. Da saß er, sein Körper voller Narben und gestählt für den Kampf und überreichte schüchtern kleine Geschenke. Das 'Monster', dass sie in Morgeria aus ihm gemacht hatten, es musste erst einmal schlafen gelegt werden... am besten für immer. Razag versuchte es. Er versuchte zu heilen und zu vergessen, zu was er gemacht worden war. Er heilte im Licht ihrer Liebe. Er ließ sich Zeit und genoss die natürliche Anziehung, die kleinen Zeichen und Gesten, wann immer Cris sie ihm gab. Eben jene kleinen Gesten konnten einem aufmerksamen Beobachter auch viel über die beiden verraten. So offen und wenig schamhaft wie Razag mit seinem Körper umging, so sanft umwarb er seine Verlobte mit kleinen Geschenken und auch der interessierte Blick des blonden Mannes konnte nichts daran ändern. Razag war nicht eifersüchtig auf Blicke. Tatsächlich machte es ihn eher stolz und er reckte die Schultern, war glücklich, dass ein so wunderschönes Wesen wie Cris ihn erwählt hatte. Solange es bei Blicken blieb war der Ork sehr entspannt und streichelte versonnen den kleinen Fingerballen seiner Liebsten, betastete die winzigen Gelenke und gab den Verliebten. Es war schließlich die Wahrheit. Er genoss den Moment, denn wann immer er sich emotional für etwas begeisterte, da schien plötzlich ihm die Zeit davon zu laufen, wie feiner Sand durchs eine Finger. Einmal mehr hatte er einen Meilenstein für sich gefunden, eine Verlobte und so dann stapften sie für längere Zeit durch Wälder und mussten Strecke machen, um ihren Verfolgern zu entgehen. Im Stillen wünschte sich Razag Momente für sich, bzw. für sich und Cris, oder für sich und Syn allein, denn wann immer Syn und Zarrah zueinander gefunden hatten, so war es intensiv gewesen. Er hatte den Eindruck, dass wann immer es bei ihm intensiv wurde, die Welt sich schneller zu drehen begann und er nicht dazu kam den Augenblick zu genießen, Freundschaften zu vertiefen, oder seiner Verlobten den Hof zu machen. Und trotzdem gab er nie auf. ER versuchte nachzuholen, was die Reise ihm verwehrte, sobald er dazu die Möglichkeit sah. Cris lächelte, Syns Freundschaft wärmte, ja sogar Nalia hatte er 'gesehen'. Der Moment seines Wiedersehens mit dem Meer war ...zu schnell gewesen... Das Rad der Zeit und das Abenteuer ging weiter. In Gedanken wandelte er abermals durch die Fluten und beschwor das Bild von Nalia in sich hoch. Seine Erinnerungen trieben davon, zurück zu jenen Momenten, die er in sich bewahren und ausbauen wollte:
...
„Ist das nicht das schönste?“

, hatte sie gesagt und da hatte er ihr nur zustimmen können. Er hatte ihre Silhouette tatsächlich sehen können, ihre Beine erkennen, den bläulichen Körper... Sie war so wunderschön! Anders... so anderes! Sie war wie ein Traum, anziehend, aber auf so ganz andere Weise, wie Cris es bei ihm bewirkte. Sie tanzte durch das Meer, wie ein Wesen, das man bewunderte und schön fand wie eine Göttin, aber nicht begehrte. Sie war der Inbegriff des Meeres für Razag. Sie war das Meer, seine erste Liebe... mehr und viel weniger... Sie lachte in seinem Kopf... lachte und hatte damit den Moment perfekt gemacht.
„Das ist es, Razag.„
Perfekt!
„Hier sind wir wahrhaft frei. Sie hat uns hergeführt!... Was brauchen wir mehr? Außer Wasser und… Crystin? Sie ist eine gute Wahl, schätze ich.“
Ist sie! ...denke ich. Ja natürlich! ... bin mir nur noch nicht sicher, ob ICH auch eine gute Wahl bin für sie...

, dachte Razag noch leicht unsicher und hatte sich in der schwerelosen Dunkelheit treiben lassen. Niemand wusste, was die Zukunft so bringen würde. Alles stand noch vor ihnen... manchmal wandte sich der Weg zum Guten, dann erlebte man z.B. eine Freundschaft oder eine unverhoffte Verlobung, aber das Leben konnte einem auch alles binnen eines Wimpernschlages weg nehmen.
„Ich freue mich für dich!... Wann ist es denn soweit, hm? Willst du nicht mal… weitergehen?“
Sie hatte mit den nicht vorhandenen Augenbrauen gewackelt und ein Salto geschlagen. Genau da lag das Problem und Naira, die nun mal irgendwie mit ihm verbunden war, brachte es auf den Punkt. Razag war vielleicht ein wenig ZU vorsichtig.
Ich lasse es langsam angehen. Außerdem... Ich... Ist es merkwürdig, dass ICH mal verführt werden will? Ich weis, dass Cris das nicht 'gelernt' hat so wie ich, aber ich möchte...ich wünsche mir, dass sie mich... entdeckt. MICH. Nicht den Skl... nicht das Monster. Ich weis nicht mehr ...wer ich eigentlich bin. Ich habe es nie heraus finden dürfen. Sie ...sie muss mich unter all den ...den schlechten Gedanken finden... Verstehst du das?
Razag konnte es nicht besser formulieren. Immer war er die treibende Kraft gewesen, immer hatte er die Damen zum glühen gebracht, die Handlungen voran getrieben. Immer ...er. Etwas in ihm wünschte sich, dass jemand mal für ihn etwas tat, um seine Aufmerksamkeit buhlte, ihn umwarb. Da Cris sehr unerfahren war, würde sich dieser Wunsch wohl noch so lange hin ziehen, bis sie sich mehr zu traute. Aber es würde sich lohnen zu warten, da war er sich sicher.
Sollte ich ihr sagen, dass sie sich nehmen kann, was sie will? Hm, das wäre vermutlich zu platt formuliert... Cris darf alles mit mir machen! Sie soll sich ausprobieren...
Das war wirklich etwas platt formuliert, aber der Grad zwischen ihren aufkeimenden Gefühlen und Bedürfnissen war schmal... wenn auch aufregend. Razag hatte Nalia beobachtet und genoss den Anblick. Es gab keinen Zweifel, dass sie zu den Aquaden gehörte.
Sag mal, warum erscheinst du mir immer wieder?
„Du musst langsam auftauchen. Mehr Luft kann ich dir nicht geben.“
, sagte Nalia. Razag hatte gespürt, dass er tatsächlich Luft brauchte.
...
Am Strand war die Zeit weitergelaufen, Raz bekam einen Becher warmen Met, tauchte wieder in die Realität ein und das Gespräch ein:
„Flosse! Man nennt mit Flosse! Freut mich, Razag!“
Erin kicherte etwas und nahm einen Schluck Met, während Razag besagtem Fischkörperteil die Hand gab und kräftig schüttele. Die Blonde sprach den Ork an:
„Richtig, Flosse bekam seinen Namen, weil er einfach jedem die… Flosse gibt! Im Grunde heißt er Warik, aber Flosse reicht völlig, Razag.“
Spricht sie immer für ihn?
Razag musterte sie mit schräg gelegtem Kopf und sie schaute über den Rand ihres Bechers noch mal seine Muskeln in aller Seelenruhe an. Derweil wurde Proviant verteilt und Razag griff reichlich zu. Wenn es etwas zu essen gab, nahm er sich nicht zurück. Sein Leben hatte ihm gelehrt die Möglichkeiten zu nutzen, die sich ihm boten, denn man wusste nie, wann die nächste kam. Warum er das nicht bei Cris tat???... Weil er damit einiges zerstören würde.
Amos lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich.
„Ihr seht ganz schön fertig aus!...Was ist euch passiert?“
, fragte er freiheraus und musterte die anderen. Crystin räusperte sich und steckte sich gleich zwei Trauben in den Mund, die ihre Wangen dicker machten.
Hm.. sie will nicht antworten. Sollte ich das dann auch besser nicht?
Flosse grinste breit bei ihrem Anblick. Zarrah hob ihren Becher an und trank einen Schluck, als wolle sie gewisse Worte ertränken.
Alles klar. So locker ist die Situation dann wohl doch nicht, wenn unsere Anführerin nicht in Plauderstimmung ist. Dann halte ich auch besser den Mund. Ich bin wieder der einsilbige Ork.
Im Licht des Feuers, konnte man gut die Gesichter der Geschwister erkennen und sie waren sich wirklich sehr ähnlich. Als Syn sich tänzelnd auf Erin zu bewegte und ihrem Gesicht dann ganz nahe kam, dachte Raz:
Was macht er denn jetzt schon wieder. Hat er aus der Kellnerin bei Zarrahs Freunden im Wald nichts gelernt?
"Ich bin meisterlich in jeglichen meiner Einsatzgebiete. Ich bin der beste Liebhaber Morgerias. Tausend dunkelelfische Schöße können sich nicht irren."
Kurz wollte Raz laut auflachen, aber unterdrückte den Laut, der dann nur als ein dumpfes Glucksen seine Kehle verließ. Syns Vorstellung war wirklich Bühnenreif. Einen winzigen Moment kitzelte diese Aussage einen anerzogenen Wetteifer in dem Ork, aber dann fiel sein Blick wieder auf Cris und er lächelte nur selig.
...diese Zeiten sind vorbei, meine Liebste. Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich gehöre dir und du bist 'Mein'. ...Mein...
'Mein' war ein schönes Wort. Ja, es war besitzergreifend, aber es war auch Zugehörigkeit. 'Mein' war ein Band, ein Ring, ein Versprechen. Razag lehnte sich näher an Cris Schulter und rieb seine Nase an ihrem Ohr. Er flüsterte ihr tief brummend zu:
„...Mein...“
In Krzner klang das Wort ganz anders, aber wenn Raz es sagte, war es ein Kosename, ein Wort voller Liebe, eine süße Praline, die Erdbeere ganz oben auf dem Kuchen. JA! Raz war verliebt und er war so richtig schön... schmalzig.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Dienstag 2. Januar 2024, 12:58

Niemand wollte die sich einstellende Atmosphäre vergiften. Die Frage, was der Gruppe passiert war, blieb tatsächlich unbeantwortet. Viel zu sehr lockte die Musik, das Essen, der Honigwein. Es war an der Zeit, ein wenig die süße Seite des Lebens zu genießen und ein jeder von ihnen konnte es mehr als gebrauchen. Wenn sich die Zeit wie im Flug davonstahl, blieben so einige Dinge auf der Strecke. Razag spürte das am stärksten, denn er war es gewohnt in vollem Bewusstsein zu leben. Die Intensität, mit der er sich in seiner neuen Freiheit bewegte, hatte zeitweise zu kämpfen. Denn nicht immer war auch der Moment, jene Gefühle vollkommen auszuleben. Jetzt aber… jetzt, nachdem er sich mit einem Bad im Meer hatte reinwaschen können, die Gedanken und Gefühle der letzten Tage durch das Salz desinfizierte und eine Entspannung herbeiführte, die es brauchte, um sich auch auf etwas Neues einzulassen, da spürte er, wie auch ihn die Stimmung überkam. Plauderlaune war noch nicht, denn Zarrah vermittelte den Eindruck, als würde sie es nicht gutheißen. Andererseits war sie aber ohnehin sehr still geworden und dabei wirkte sie trotzdem nicht abweisend. Etwas trieb sie um und das würde man ihr ob der Geschehnisse wohl auch zugestehen müssen. Allerdings zeigte auch ihre Haltung, dass man sich entspannen durfte. Nur weil sie es nicht konnte, bedeutete das längst nicht, dass ihnen erneut Gefahr drohte. Nein, auch Zarrah trank und aß von den dargebotenen Speisen, sodass keiner ihrer Gefährten befürchten musste, einer Vergiftung zu erliegen oder betäubt zu werden. Erin und Amos schienen Verbündete zu sein, wo Saqir sich alsbald als notwendiges Übel herausgestellt hatte. Flosse saß weiterhin bei ihnen und fiedelte etwas vor sich hin. Er schien auch entspannt und zufrieden zu sein, während er ab und an an seinem Becher nippte.

Nachdem sie alle etwas zu sich genommen hatten und zumindest Synnover es sich nehmen ließ, dem leckeren Honigwein öfter zuzusprechen, begann Erin damit, ein wenig zu fragen. Ihre erste Frage galt Syn und ein wenig gewärmt vom Alkohol und dem sättigenden Gefühl von Nahrung, war es keine Frage, dass er eine bühnenreise Darstellung hinlegen würde. Alle Aufmerksamkeit lagen auf dem Kaninchen, das sich in bester schaustellerischer Manier präsentierte. "Ich, Verehrteste, stamme aus den dunkelsten Winkeln Morgerias!“ Sein Blick traf den braunen Blick der Seefahrerin und sie lächelte fasziniert. Erin beobachtete das Schauspiel amüsiert und hörte ihm aufmerksam zu. Er wusste es, die Menge zu begeistern und auch Amos beobachtete den Menschen interessiert. Flosse nutzte Syn’s Darstellung und untermalte mit gewissem Können seine Kür, sodass sie noch dramatischer und imposanter wurde. "Ich komme aus den orkischen Haustierpferchen der Reißer, habe gegen Goblins, Hunde, Kampfhähne und junge Warge gestritten. Ich bin in die Schwarze Arena von Morgeria eingezogen und dort zum Stern unter den Gladiatoren aufgestiegen." Erin lachte amüsiert und klatschte leicht, während er um sie alle herumwirbelte und seine Glanzleistungen auch darstellte. „Hört, hört!“, rief Amos ausgelassen dazwischen. "Ich ... bin das weiße Kaninchen, erprobter Gladiator der Schwarzen Arena, Liebling der Massen und Sieger des Triells der Giganten. Ich war der Letzte, der stand. Ich bin der Champion dieses Spektakels und unangefochten an der Spitze der morgerianischen Gründe, die Frauenherzen zum Schlagen bringen." Zarrah trank einen Schluck, während Crystin ein Kichern unterdrückte. Sie wussten, dass er etwas dick auftrug, verrieten ihn aber nicht. Amos schürzte die Lippen, als sich Syn seiner Schwester näherte und jene seinen Blick erwiderte. Ihr Gesicht bekam einen weichen Ausdruck und das Braun ihrer Augen funkelte im Feuerschein. Sie ließ ihn gewähren, während er ihr näherkam und leckte sich leicht über die Lippen. "Ich bin meisterlich in jeglichen meiner Einsatzgebiete. Ich bin der beste Liebhaber Morgerias. Tausend dunkelelfische Schöße können sich nicht irren." Sie schnalzte mit der Zunge und drehte den Kopf in seine Richtung. „Tausend?“, wisperte sie mit einer gewissen Rauchigkeit in der Stimme. Sie pfiff leise durch die Zähne und hob den Blick in das Grün. Ein sanftes Lächeln umspielte die glatten Züge einer Frau in jungen Jahren. „Klingt verlockend“, räumte sie ein und wandte sich Syn nun gänzlich zu. „Vielleicht sehnst du dich mal nach etwas anderem als einem Dunkelelfenschoß?“, fragte sie ihn freiheraus und zwinkerte. „Zeit den Horizont zu erweitern, findest du nicht?“, säuselte sie und war dabei tatsächlich nicht überheblich oder übergriffig. Erin flirtete mit ihm, statt sich einfach zu nehmen. Auch das dürfte Neuland sein und auf eine ganz eigene Art aufregend. Wenn sich etwas anbahnen wollte, das beide wollten… welch größere Freiheit gäbe es?

Wo Synnover sich so gut präsentierte, dass die Seefahrerin gerne darauf einstieg, fand Razag den Weg zu Crystin und setzte sich neben sie. Ein Lächeln erreichte ihn freudig, als er Platz nahm. Sofort lehnte sich die Heilerin gegen ihn und sog einmal die Luft in ihre Lungen. „Du riechst so gut…“, gestand sie ihm und blickte dann auf das kleine Geschenk, das er ihr auf das Bein legte. Crystin`s Blick leuchtete auf. Sie griff nach dem Kleinod und betrachtete es strahlend im Schein des Feuers. „Oh Razag, für mich?“, fragte sie und umschloss die hübschen Muscheln mit ihren Fingern. Vielleicht erinnerte sich Razag an all den Nippes in Crystins Zimmer. Sie hatte Dinge gesammelt, die sie niemals würde, selbst finden können, doch er schenkte ihr nun die Möglichkeit, es doch noch zu tun. „Danke!“, wisperte sie und griff nach der großen Hand des Orks. Während Syn noch seine Rede hielt, lag ihr Fokus nur auf ihm. Sie küsste leicht seine Hand, während er dazu überging ihre Fingerknöchel zu streicheln. Einen Moment saßen sie beieinander und lächelten zufrieden vor sich hin. Razag’s Gedanken drifteten ab und erinnerten sich an den Moment unter Wasser. Nalia war ihm erschienen und hatte sich in seiner ganzen Schönheit präsentiert. Nalia hatte ihm lachend die Perfektion des Moments gezeigt und ihm quasi einen Segen für sich und Crys gegeben. Und eine leise Unsicherheit geschürt. Ob er der Richtige für sie wäre? Nalia hatte mit ihren Beinen geschlagen und eine kleine Woge durch das Meer geschickt, die Razag getroffen hätte, wäre sie wahrhaftig an Ort und Stelle gewesen. „Ich glaube, Crystin hat ebenso gut gewählt, wie du!“, pflichtete sie ihm bei und lächelte breit. Ihre mandelförmigen, goldenen Augen schimmerten im kargen Licht unter Wasser. Das Gespräch wurde intensiver und auch persönlicher. Aber mit Nalia konnte Razag Dinge teilen. Sie war… irgendwie… wie er. Sie hörte zu und sprach manchmal Dinge aus, die ihm klar waren, aber sich noch nicht traute, recht in Worte zu verpacken. Jetzt aber nutzte er diesen perfekten Moment. Ich lasse es langsam angehen. Außerdem... Ich... Ist es merkwürdig, dass ICH mal verführt werden will? Ich weiß, dass Cris das nicht 'gelernt' hat, so wie ich, aber ich möchte...ich wünsche mir, dass sie mich... entdeckt. MICH. Nicht den Skl... nicht das Monster. Ich weiß nicht mehr ...wer ich eigentlich bin. Ich habe es nie herausfinden dürfen. Sie ...sie muss mich unter all den ...den schlechten Gedanken finden... Verstehst du das? Nalia trieb vor ihm auf und ab und lauschte seinen Gedanken. Dann nickte sie und schwamm um ihn herum, streifte seine Haut, was er jedoch nur eingebildet spüren könnte, bis sie wieder vor ihm auftauchte. „Das ist ein toller Gedanke, Razag. Und … gib ihr die Zeit, bis sie soweit ist. Ich glaube… sie will das auch. Ich kann ihre Blicke sehen.“, sie lächelte abermals. Sollte ich ihr sagen, dass sie sich nehmen kann, was sie will? Hm, das wäre vermutlich zu platt formuliert... Cris darf alles mit mir machen! Sie soll sich ausprobieren... Nalia seufzte, dass ein paar Luftblasen sich bildeten. Vielleicht kamen sie aber auch von einem Fisch, der vorbeischwamm. „Ich glaube, mit deinem liebevollen Umgang schaffst du das ganz allein, dass sie versteht.“, Nalia grinste plötzlich frech. „Sieh dich an! Du bist ein verdammt heißer Kerl. Wer würde denn da nicht anbeißen wollen?“, fragte sie freiheraus und lachte geckernd. Sag mal, warum erscheinst du mir immer wieder?, wollte er wissen und Nalia lächelte friedlich. „Nächstes Mal, Raz. Nächstes Mal, jetzt musst du auftauchen! Mehr Luft kann ich dir nicht geben!“, sagte sie und er folgte.

Mit Nalia zu reden war einmalig. Sie konnte nerven, aber irgendwie fühlte er sich zu ihr verbunden. Und sie war eine wahre Hilfe, wenn er sie denn brauchte. Razag wusste instinktiv, dass diese seltsame Wasserfrau nichts Schlechtes im Schilde führte. Sie war für ihn da, nur für ihn und er konnte sicher sein, dass er sich immer auf sie verlassen durfte. Razag tauchte aus seinen Gedanken auf und stellte fest, dass Crystin sich unter seinen Arm gekuschelt hatte. Ihre Hände lagen auf seinem Oberschenkel, während sie gerade ein Kichern unterdrücken musste, als Syn zu dick auftrug. Auch Razag erstickte ein Auflachen und Crystin spürte das Glucksen in seinem Bauch. Sie hob den Blick und kicherte mit ihm gemeinsam. Dann begannen ihre Finger gedankenverloren über sein Bein zu wandern. Sie suchte seine Nähe, wo er glaubte, sie daran erinnern zu müssen, dass sie nehmen durfte, was sie wollte. Aber bereits in Morgeria war sie ihm ohne Scheu nahegekommen. Vielleicht wollte Crystin auch nichts falsch machen oder überstürzen. Sie war eine sanfte Seele, die sich gerade das erste Mal verliebt hatte. Und Razag machte alles richtig. Er neigte sich zu ihr, rieb seine Nase an ihrem Ohr, dass sie lächelte und die Augen schloss. „...Mein...“, brummte er tief und erreichte eine Gänsehaut bei ihr. Sie verstand das Wort zwar nicht, aber die Art und Weise, wie Razag es brummte, ließ sie glauben, dass er etwas Schönes sagte. Und so hob sie den Blick, wandte etwas den Kopf und lächelte ihm entgegen. Ihre Hand, die frei von dem Kleinod war, das sie die ganze Zeit hielt, streichelte über seine Wange und ihr Daumen über seine Lippen. Dann senkte sie einen Kuss darauf und genierte sich nicht im Geringsten zu zeigen, dass ihr Herz Razag gehörte. Nachdem sie sich löste, meinte sie leise: „Wie ist es, im Meer zu schwimmen?“, fragte sie und Razag erinnerte sich vielleicht, dass sie sagte, sie wäre nie am Meer gewesen oder hätte je das Schwimmen gelernt.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Dienstag 2. Januar 2024, 19:15

Die Frage nach dem Geschehenen blieb unbeantwortet. Sie alle sahen sich nicht in der Position, Informationen preiszugeben und die einzige, der es die ehemaligen Sklaven zugestanden, ertränkte jede Chance auf eine Antwort im Met. Auch Syn ließ sich mehr als einmal nachschenken. Es war eine gestillte Sehnsucht, ein Gefühl des Glücks von vor knapp sechs Jahren und etwas Kraft für die Seele. Sobald auch der Magen gefüllt genug war, fühlte das Kaninchen sich fast wieder wohl. Natürlich besaß er nach wie vor ein Schlafdefizit, aber das hinderte ihn nicht daran, einen übertheatralischen und auch reichlich überspitzten Auftritt hinzulegen. Doch Synnover wusste nur zu gut, dass man lieber etwas mehr Honig auftrug als zu wenig. So ließ er sich leichter um die Mäuler der Zuhörer schmieren. Das war es schlussendlich doch, wozu er hier war, oder nicht? Seine Avancen galten vor allem Erin. Sie hatte gefragt. Außerdem war sogar ihm bisweilen verschont geblieben, sich auf das gleiche Geschlecht einzulassen. Küsse zählten nicht, die hatte Syn auch unter den Männern schon oft genug verteilt, aber was er der Blonden nun anbot und sie nur zu gern ergreifen zu wollen schien, ging weiter. Sie hing an seinen Lippen, welche sich den ihren auch immer weiter näherten, je länger Synnover seine Vorstellung halten durfte. Seine Umgebung blendete er weitestgehend aus. Dass Raz inzwischen zur Gruppe und auch in seine Hose zurückgefunden hatte, war ihm nicht entgangen. Ebenso wenig Zarrahs Blick, der ihn zwar erreicht hatte, aber nicht bis tief in sein Herz vorgedrungen war. Das alles hier, sein Auftreten, die von Flosses Gefiedel untermalte, fast schon tänzerische Einlage, bei der er um die Zuhörenden schlängelte, seine verführerischen Worte an Erin ... nichts davon war echt. Nichts davon war, was er wirklich wollte. Es war, was er konnte und tat, seit Jahren. Es war, was man in all der Zeit von ihm erwartete. Gewohnheiten abzulegen brauchte Zeit, vor allem aber ein Verständnis dafür, dass man sie nicht länger zu füttern brauchte. Das stellte sich nur durch wiederholte Bestätigung ein oder aber eine Erkenntnis, die wie ein Pfeil ins Herz traf.
Der Hinterhalt bereitete sich schon vor, aber im Geheimen, selbst vor dem Jäger. Jener war sich wohl nicht einmal bewusst, dass er seinen schärfsten, besten, tödlichsten Pfeil gerade anlegte und die Sehne spannte.
Gerade noch prahlte Synnover mit all den ungewollten Erwartungen, die er pflichtbewusst in Morgeria erfüllt hatte, dass Erin es kaum glauben konnte. Sie hakte nach, richtig angetan von seiner Leistung. Sie sah ihn nicht als verbrauchten Liebhaber an, sondern als erfahrenen. Was könnte dieser Schoß dem ihren wohl alles entlocken? Was konnte Syn ihr noch beibringen? Er musste jede mögliche Stellung Celcias kennen, in der man auf seine Kosten käme und Erin schien versucht, zumindest ein paar davon mit ihm entdecken zu wollen.
"Vielleicht sehnst du dich mal nach etwas Anderem als einem Dunkelelfenschoß?" Syn drehte den Kopf nicht, aber seine Augen zuckten knapp und beinahe versucht, über die Schulter zurückschauen zu wollen, zur stillen Anführerin der Gruppe. Er beherrschte sich. Er durfte Gefühlen jeglicher Art nicht nachgeben. Dazu war er nicht hier. Jetzt ging es um die Frau vor ihm und um ihre Bedürfnisse. "Klingt verlockend", wiederholte er ihre eigenen Worte und näherte sich Erins Lippen so weit, dass sie einander fast berührten. Er schmeckte den Met, der zwischen ihnen in der Luft hing. Ihr gemeinsamer Atem verschmolz bereits miteinander, so wie Erin es sich für ihre Körper erhoffte.
"Zeit, den Horizont zu erweitern, findest du nicht?"
Erinnerungen tanzten vor seinem geistigen Auge. Erinnerungen des Panoramas, das sich ihm und seiner Gruppe von der Klippe aus geboten hatte. Die rauschende See, welche sich zum Horizont hinstreckte. Der unendliche Himmel, geschmückt mit Sternjuwelen, um den Blick auf sich zu locken. Himmel und Wasser waren einander so nah wie Erins und Syns Lippen. Sie spürten einander, sie berührten sich fast. Es trennte sie kaum noch etwas und dieses Prickeln dazwischen erstreckte sich so endlos weit.
So schön weit... unendlich... frei...
Syn stutzte. Statt die Frau vor sich nun zu küssen wie er es sonst tat, statt sie mit den Künsten seiner Zunge, eingespielten leisem Stöhnen und Raunen zu locken, starrte er sie aus großen grünen Augen heraus an. Dann wich er zurück wie das Häschen vor der Schlange, sobald es seine Starre überwinden konnte. Syn sprang über den Sand nach hinten, bis er mehr als einen Meter Abstand zu Erin aufgebaut hatte. "Ich bin ..." Er drehte den Kopf, bis er Zarrah am Feuer entdeckte. Er musterte sie so lange, bis ihre Worte am Tümpel sein gesamtes Denken ausfüllten. Du wirst für immer frei sein, Syn. Das verspreche ich dir.
"Ich bin frei!", platzte es entsetzt über seine eigenen Worte aus ihm heraus. Er starrte erneut zu Erin herüber.
"Und er ist mein Freund." Der Jäger spannte die Sehne. Synnovers Kopf ruckte zum wiederholten Male herum. Jetzt richtete er ihn allerdings nicht auf Zarrah aus, sondern auf Razag. Auf Razag, den Jäger aus dem Hinterhalt, der soeben seinen Pfeil sausen ließ und damit direkt in das kleine, weiße Ziel traf. "Er ist mein Kumpel."
Das Kaninchen betrachtete den Ork, bis ihm die Sicht verschwamm. Seine Schultern bebten, auch wenn er es mit aller Kraft zu unterdrückten versuchte. Es misslang. Nein! Was redest du da für einen Unsinn? Siehst du nicht, dass ich zu tun habe?! Ich muss ... muss ... Und wieder schwang ein Dialog durch sein Denken, an dessen Ende nur ein Wort wichtig und ausschlaggebend war. Gesprochen mit Zarrahs Stimme, sanfter als in der Realität, erinnerte es ihn an das Offensichtliche, das er einfach nicht glauben wollte. Nicht glauben konnte, weil es sein ganzes Leben lang nicht so gewesen war. 'Ich muss nichts mehr tun, was ich nicht will.' - 'Richtig.'
"Rrrraaaaaahhhhhhhrrrr!"
Synnover packte seinen Kopf, drückte die Hände fest gegen die Schläfen. Er hämmerte sogar kurz auf sich selbst ein, ehe er sich die Haare raufte und dabei unablässig hin und her trampelte, dass er eine Furche in den Sand lief. Schließlich streckte er seinen Finger aus, dass er auf Erin deutete und blaffte sie an: "Wenn du mich bespringen willst, musst du mich schon zwingen!" Dann floh er. Syn wandte sich um und rannte. Er düste am Meeresufer den Strand entlang, dass reichlich Sand aufgewirbelt wurde. Er jagte als weißer Schatten in die Nacht davon, lief bestimmt mehrere Hundert Meter, ehe man ihn wieder brüllen hörte. Er drehte um, kehrte aber nicht zu der kleinen Truppe am Feuer zurück. Er lief im Kreis. Er zog Runden wie ein Hund, den man nach artigem Spaziergang am Strand endlich von der Leine löste, damit er sich austoben konnte. Syn tobte sich aus. Er rannte und lief und sprang und sprintete, bis all seine Reserven zusammen mit seiner Unfähigkeit, auf die eigenen Gefühle einzugehen, sich von ihm gelöst hatten. Die letzte Laufstrecke führte in einem Bogen um das Strandlager herum, ehe er noch einmal eine Kehrtwende machte und dieses Mal direkt auf die dort Sitzenden zusteuerte. Eigentlich nur auf einen. Kurz bevor er Razag umrennen konnte, nahm Syn Schwung und sprang vom Boden ab. Mit beiden Armen erhoben landete er im Rücken des Orks, umschlang von hinten dessen Stiernacken und zog sich daran empor. Er drückte den Kopf an seine Halsbeuge wie einige Zeit zuvor Crystin es getan hatte. Er klammerte sich eng an ihm fest, hielt ihn. "Freunde ... mein Freund. Mein Kumpel." Am liebsten wäre er nun so gelieben, hätte gewartet, dass Razag ihn schnappte, um ihn in einer viel zu engen, orkischen Umarmung zu Tode zu knuddeln oder in Abscheu ob des Gefühlsausbruchs von sich stieß und für immer aus seinem Leben verbannte. Aber Syn musste ja unbedingt die Augen öffnen! Er sah an Razags breiter Brust vorbei und hinunter auf dessen Hand, in der eine viel kleinere ruhte. Eine so winzige, zarte Hand, die sich freiwillig an jenen Ort begeben hatte.
Syn löste sich. Er rutschte von Razag herunter, versteckte sich fast ein wenig hinter dessen Rücken. "Und Freunde stören ihre Kumpel nicht, wenn sie sich jemanden für die Nacht anlachen. Vor allem dann nicht, wenn es Crystin ist. Ihr solltet es endlich miteinander tun. Das wollt ihr doch schon seit Morgeria, euch so richtig überfallen, bespringen und aneinander verausgaben. Ihr solltet es wild treiben!" Er trottete hinter Razag hervor, zurück ans Feuer. Ein sanfter Schweißfilm bedeckte seine Stirn und er sank mit müden Gliedern am Feuer in den Sand. Er griff nach seinem Becher, den hoffentlich in der Zeit wieder jemand gefüllt hatte. Wenn nicht, tat er es selbst. Statt nun jedoch einen Schluck zu nehmen, deutete er zum zweiten Mal an diesem Abend in Erins Richtung. "Aber ich..." Er nahm einen tiefen Schluck. "Ich will das nicht. Ich bin frei. Ich muss nicht und ich will nicht." Syn verbarg seine Augen mit der Hand. Er senkte den Kopf. "... 'tschuldigung", sagte er. "Ich wollte niemanden am Vögeln hindern." Aber er wollte es nicht. Er wollte es nie wieder. Ich will nur schlafen...
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Mittwoch 3. Januar 2024, 19:14

Razag durfte endlich im Glück schwelgen, zumindest ein Weilchen und er kostete jeden Moment aus, solange er währte. Sogar Nalia hatte seinen tiefgründigen Gedanken auf dem tiefen Grund des Meeres gefunden und irgendwie zugestimmt. Ganz und gar falsch war es also nicht, ein klein wenig gesunden Egoismus zu entwickeln. Er wollte entdeckt werden, dass einmal jemand IHN sah.
„Das ist ein toller Gedanke, Razag. Und … gib ihr die Zeit, bis sie soweit ist. Ich glaube… sie will das auch. Ich kann ihre Blicke sehen.“
Die Aquadin hatte gelächelt und damit Razags Selbstbewusst ein wenig angehoben, so dass es ein Weilchen unter der Wasseroberfläche trieb.
Cris sieht mich an?... Cris sieht mich... Mich! Meinst du?
Es war ein schönes Gefühl, Bestätigung zu finden. Aber wie sollte es jetzt weiter gehen? Razag formulierte seine Ängste in seinem Kopf sogar freier als in gesprochenen Worten:
Sollte ich ihr sagen, dass sie sich nehmen kann, was sie will? Hm, das wäre vermutlich zu platt formuliert... Cris darf alles mit mir machen! Sie soll sich ausprobieren...
Nalia hatte auch dazu etwas in seinem Kopf hinterlassen:
„Ich glaube, mit deinem liebevollen Umgang schaffst du das ganz allein, dass sie versteht.“
Wohlig warm hüllten ihre Worte ihn ein und bestätigen, dass er wohl auf dem richtigen Weg war. Und dann war sie einmal mehr ein bisschen frech geworden... nur dass Razag ihr dieses mal so überhaupt nicht böse ein konnte:
„Sieh dich an! Du bist ein verdammt heißer Kerl. Wer würde denn da nicht anbeißen wollen?“
, fragte sie freiheraus und lachte geckernd. Es hörte sich fast ein bisschen wie die Laute an, die Delphine machten. Razag stimmte mit ein und hatte kurz ein Bild von sich im Kopf, wie er an einem Tau, von einer Reling im Wasser hing wie ein Wurm am Haken. Er sah sich selbst nicht unbedingt als 'schön'. Er war interessant, eine aufregende 'Abwechslung' für viele gewesen, aber nicht jedes Herz begehrte das Gleiche.
Na ja. Das ist wohl Ansichtssache. Die Geschmäcker sind sehr verschieden... nicht jeder mag Grün! Hahah...
Aber das Cris ihn mochte, DAS begann er langsam zu glauben. Und dieser Glaube war etwas reineres und schöneres als je ein Gott erfahren hatte. Wenn Razag glauben konnte, dass er ...also wirklich ER geliebt wurde, dann könnte sein bisher sonst so verhunztes Leben doch noch einen Sinn bekommen.
...
Dann war er aufgetaucht und das Rund des Lagerfeuers hatte ihn empfangen. Flosse war nach der Vorstellung etwas schweigsam, aber es passte zu der gemütlichen Stimmung am Feuer. Man trank und genoss die Darbietung. Syns Verhalten, sein Kokettieren kitzelte etwas in Razags Nacken, aber er konnte es nicht benennen. Es fühlte sich Samtsessel an und der Ork verstand noch nicht, dass er langsam lernte seinen Kumpel zu lesen. Sein Freund präsentierte hier nicht die Wahrheit und doch war nichts von dem was er sagte gelogen. Er verstand es zu unterhalten, so dass Razag seine Begeisterung mit Applaus untermalte, aber … da war noch etwas anderes, dass er nicht zu benennen wusste. Etwas stimmte nicht.
"Und er ist mein Freund... Er ist mein Kumpel."
, hatte Raz gesagt. Das Kaninchen betrachtete den Ork.
"Rrrraaaaaahhhhhhhrrrr!"
„Häh?“
Synnover hämmerte gegen seine Schläfen und raufte sich die Haare.
Hab ich was falsches gesagt?
Plötzlich streckte er seinen Finger aus, dass er auf Erin deutete und blaffte sie an:
"Wenn du mich bespringen willst, musst du mich schon zwingen!"
Razag sah verwirrt zwischen beiden hin und her.
Hab ich was verpasst?
Dann floh Syn. Im ersten Moment wollte er selbst aufstehen und ihm hinterher gehen, aber raz wusste wie kein anderer, dass manche Dinge Zeit brauchten und sein Kumpel sich schon des öfteren von der Gruppe entfernt hatte um nachzudenken. Er sah ihm besorgt hinterher, aber blieb vorerst sitzen.
„Er braucht Zeit.“
, murmelte er leise. Es dauerte auch ein Weilchen, bis Syn zurück kam. Kurz bevor er Razag umrennen konnte, nahm Syn Schwung und sprang vom Boden ab. Mit beiden Armen erhoben landete er im Rücken des Orks, umschlang von hinten dessen Stiernacken und zog sich daran empor. Razag lachte kurz vor Vergnügen und empfand es erst mal als alberne Balgerei. Er drückte den Kopf an seine Halsbeuge wie einige Zeit zuvor Crystin es getan hatte. Er klammerte sich eng an ihm fest, hielt ihn.
"Freunde ... mein Freund. Mein Kumpel."
„Mein Kumpel.“
, bestätigte auch der Ork und suchte Syns Blick. Dieser löste sich, aber schnell wieder, rutschte von Razag herunter und versteckte sich hinter seinem Rücken.
"Und Freunde stören ihre Kumpel nicht, wenn sie sich jemanden für die Nacht anlachen. Vor allem dann nicht, wenn es Crystin ist. Ihr solltet es endlich miteinander tun. Das wollt ihr doch schon seit Morgeria, euch so richtig überfallen, bespringen und aneinander verausgaben. Ihr solltet es wild treiben!"
DAS verschlug dann sicher nicht nur Cris den Atem. Raz runzelte die Stirn und sah seinen Kumpel an. Der trottete hinter Razag hervor, zurück ans Feuer. Ein sanfter Schweißfilm bedeckte seine Stirn und er sank mit müden Gliedern am Feuer in den Sand.
Ist er krank?
Er griff nach seinem Becher und deutete er zum zweiten Mal an diesem Abend in Erins Richtung:
"Aber ich...Ich will das nicht. Ich bin frei. Ich muss nicht und ich will nicht."
Syn verbarg seine Augen mit der Hand. Er senkte den Kopf.
Ach so. Er ist betrunken.
"... 'tschuldigung... Ich wollte niemanden am Vögeln hindern."
Syn sah erschöpft aus. Er hatte die letzten Nächte kaum geschlafen, sie alle hatten wenig gegessen und der warme Met tat sein übriges. Aber auch wenn Razags Unterbewusstsein ihn schon wieder in Schutz nahm, so hatten seine Worte den Ork schon ein wenig getroffen.
Aber so kann das nicht weiter gehen...
Razag schüttelte nur den Kopf, aber sagte nichts zu Syns Ausbruch. Der rechte Zeitpunkt würde noch kommen. - Hoffentlich! - Und dann kam der Themenwechsel. Cris lenkte ihn schlagartig ab, als hätte sie ihn erneut mit ihrer Liebeskeule vermöbelt! Es war nur eine kleine Frage, aber sie entfesselte etwas in dem gutmütigen Ork, der die See so sehr liebte:
„Wie ist es, im Meer zu schwimmen?“
Und wie der Ork strahlte! Allein dieses versonnene Glimmen in seinen Augen, dass bis tief hinab in seine Seele reichte, könnte man als Werbetafel benutzen. Raz sah von Syn, dessen Hand er ergriff sobald diese den Becher abgesetzt hatte und sah zu Crystin, deren Hand er ebenfalls hielt und noch weiter in die glitzernde Brandung, als würde er gleich aufstehen, um sie alle mitzunehmen und blickte noch viel weiter hinauf zum Horizont wo der nächtliche Himmel das Meer küsste. Dort in beiden Oberflächen spiegelte sich die Unendlichkeit der Sterne und wurde damit eins, so wie Razag sie alle drei mit seinen großen Händen verband.
„Es ist...“
Er atmete tief ein.
„ ... also für mich! ...Für mich ist es wie die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat, ...wie das Gefühl im Arm gehalten zu werden und gleichzeitig vollkommen entfesselt und frei dabei fliegen zu können. Das Wasser trägt dich und wenn du es respektierst, dann lässt es dich schweben... vollkommen schwerelos und losgelöst von allen Sorgen. Entweder du liebst es, oder du hasst es. Es kann Angst machen oder befreien. Und seine Tiefe...! Die Farben... alles wird blau in dieser Tiefe und erstrahlt doch gleichermaßen in Farben, wie kaum eine Blume es im schönsten Sonnenschein könnte. Seine Farben und Formen können erschrecken und erstaunen. Das Meer ist Mutter von viel mehr Wesen, als es auf der Erde gibt und eine ganz eigene Welt unter der unseren. Es ist perfekt und uns ist es nur erlaubt knapp unter die Oberfläche zu schauen. Und wie Syn vorhin so treffend meinte... Es ist der Rand der Welt und doch gibt es auf keiner Karte ein Ende. Zumindest habe ich nie eines gesehen. Es verbindet alle Küsten, alle Strände, alle Häfen der Welt.“
Raz grinste zurück zu Cris und stockte dann. Cris Augen waren so groß.
Ups --- eigentlich hatte ich doch einsilbig bleiben sollen, oder?
Verstohlen sah er zu Zarrah, ob er jetzt einen Fehler begangen hatte, aber diese schaute deutlich zu tief in ihren Becher mit warmen Met.
Nun gut... jetzt ist es eh raus, dass der dumme Ork eben auch Reden schwingen kann.
„Oh... Bevor wir uns auf die nächste Etappe begeben und ein Schiff besteigen, sollte ich euch ...“
Damit sah er auch wieder zu Syn.
„... euch ein paar Schwimmstunden geben.“
Darauf freute sich Raz und grinste breit.
Hm, je nach Begabung könnte ich mehr Zeit brauchen...
„Zarrah? Ist das in Ordnung? Haben wir vielleicht ein paar Tage Zeit um uns vorzubereiten?“
Wir sind unseren Häschern doch entkommen, oder?
Ob sie reagierte? Raz sprach bald weiter:
„Das wird Spaß machen!“
Auch wenn sein Kumpelchen definitiv zu tief ins Glas geguckt hatte und diese Erin hoffentlich nicht nachtragend war, so ließ sich Razag seine gute Laune nicht verderben. Er zog seinen Freund näher und legte seinen Arm locker um seine Schultern.
„Morgen bring ich euch schwimmen bei.“
Das klang wie ein Versprechen, nicht wie ein Befehl und Razag lehnte seinen Kopf an Syns.
„Hey, willst du dich nicht schon mal hinlegen? Du wirst sehen, mit deinem Schlafsack im weichen Sand unter freiem Sternenhimmel, das ist besser als jedes Bett, dass du kennst! Wir kommen auch gleich. Die Reise war lang...“
Damit sah er zu Zarrah und Cris. Die Reisegruppe war sicher rechtschaffend müde. Doch konnten sie den anderen soweit trauen, dass sie sich alle schlafen legen konnten, oder würde es wieder Wachen geben müssen? Razag hatte nur einen Becher Met getrunken und hatte die letzten Nächte dank Syn auch viel geschlafen und würde sich für eine lange Wache anbieten. Nach einer kurzen Absprache sorgte er auch gern für ein kleines einfaches Lager am Strand. Der Anblick des Meers hielt ihn mühelos wach, aber die Arme seiner Verlobten würden ihn ebenfalls schnell zu Ruhe kommen lassen.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. Januar 2024, 22:10

Es war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, dass er es anwandte, ohne nachzudenken. Syn bekam eine Frage gestellt und schon spulte er all das ab, was ihn einst zu jemanden gemacht hatte, den man begehrte. Es war eine essentielle Verbesserung seiner Lebensumstände gewesen, als man ihn unter die Fittiche von Karrish stellte. Und all das, was er dort lernte, war schließlich alles, was er eben sein konnte. Sein Weg der Wandlung war noch nicht sehr weit fortgeschritten und so löste Erin’s durchaus ernstgemeinte Frage eben dieses Schaustück aus. Syn glänzte mit allen Facetten, die er erreichen konnte. Karrish wäre stolz auf ihn gewesen. Yolintha wäre zufrieden gewesen! Das in der Runde der Dunkelelfinnen und dem hochnäsigen Gehabe und er wäre an diesem Abend nicht mehr aus den Betten anderer herausgekommen. Hätte sich an weiche Haut schmiegen und der Wollust frönen können. Jetzt wollte er sich erneut verkaufen. Und während er das tat, kitzelte etwas Razag’s Nacken. Dieses Mal war das aber nicht die Briese am Strand und das Salz darin. Es war etwas, das tiefer ging. Er erkannte, dass sein Freund sich verkaufte. Dass er seinen einstigen Ketten alle Ehre machen wollte. Aber er konnte es noch nicht sehen. Razag wusste, dass er nie wieder in fremder Frauen Betten stieg, wenn er es nicht wollte. Wenn es ihn nicht lockte. Syn wollte das auch nicht, aber er konnte nicht anders, als ich stets viel zu weit vorzuwagen. Dieses Mal zeigte Zarrah kaum eine Reaktion. Sie hatte das Schauspiel recht ruhig betrachtet und schien sich nicht einmischen zu wollen. Das hatte sie bereits getan und nun musste Syn es allein erkennen. Alles, was seine neuen Freunde tun konnten, war ihm beizustehen, damit er nicht fiel. Razag tat das mit einer ganz eigenen Art. Er benannte das, was er fühlte und glaubte und das verschaffte Syn einen Stoß, dass er ins Straucheln geriet. Das ewig glänzende Kaninchen wurde mit einer neuen Art Schmutz beworfen. Schmutz, der haften blieb und sich auf seine scheinbar makellose Haut legte, dass er sich nicht so einfach davon befreien konnte. Razag’s liebevoller ‚Schmutz‘, waren Worte der Freundschaft. Und ließen den Menschen erkennen, dass er das alles überhaupt nicht mehr wollte! "Rrrraaaaaahhhhhhhrrrr!", traf ihn die Liebe seines Freundes hart. Flosse verstummte mit dem Spiel, Erin hob die Augenbrauen und Amos blinzelte überrascht. Crystin verzog mitleidig das Gesicht, während Zarrah Synnover beobachtete. Sie alle blickten auf das sich windende Kaninchen, das sich nicht anders mehr zu helfen wusste, als sich selbst zu malträtieren. "Wenn du mich bespringen willst, musst du mich schon zwingen!", rief er Erin entgegen und jene trank einen Schluck aus ihrem Becher, hob den Finger und schüttelte den Kopf, doch sie kam nicht mehr dazu zu antworten. Dann geschah alles so plötzlich, dass Synnover lief. Er lief davon und hinterließ die Runde ratlos. Razag wollte hinterher, unterdrückte aber diesen Impuls. Es hätte gewiss gut getan, wenn sie miteinander hätten sprechen können. Aber Razag wusste auch, dass manche Dinge alleine besser getan wurden. Für einen Moment herrschte Schweigen am Lagerfeuer, das nur durch Knacken unterbrochen wurde. Crystin hatte ob des Spektakels Razag Hand fester umklammert. Syn’s Ausbruch hatte sie auf eine mitfühlende Art und Weise erschreckt. Auch ihr Blick rutschte verstohlen über ihre Schulter, um nach ihm zu sehen. Auch sie hatte den Gedanken, dem Menschen nachzulaufen. Erin und Amos waren es, die die Ruhe auflösten. „Was war das denn?“, wollten die Zwillinge gleichzeitig wissen und Zarrah trank ihren Becher leer, ehe sie ihn wegstellte. „Er muss erst lernen, dass er kein Sklave ist.“, beantwortete sie die Frage schlicht und verriet doch so vieles mehr.

Auch Razag dürfte feststellen, dass sie klar darüber sprach, was die Reisenden an ihrer Seite waren. Amos nickte. „Also kommt er aus Morgeria und war dort Sklave.“, Zarrah nickte. „In deinem Haus?“, wieder nickte sie und warf einen Blick zum Meer. Erin seufzte leise. „Wenn ich das verstanden hätte…“ Amos tätschelte ihr die Hand und sah zu Razag und Crystin. „Und ihr? Wart ihr auch Sklaven?“, fragte er freiheraus und Crystin nickte leicht. „Aber wir sind jetzt frei!“, sprudelte es aus ihr heraus, während Erin und Amos nickten. Sie verstanden. Und auch Flosse lächelte mit seinen Zahnlücken dem Ork zu und nickte. Sie verstanden alle. Plötzlich kehrte wieder Unruhe in das Lager, als Synnover zurückgelaufen kam und mit einem Satz auf den Ork sprang. Crystin kiekste etwas auf, vor lauter Schreck und blickte erschrocken auf das Mensch-Ork-Knäul. Razag aber durfte feststellen, dass Synnover endlich etwas verstanden hatte. Sie waren Freunde. Und Razag meinte es ehrlich mit ihm. Die Geste, die Syn Razag zuteilwerden ließ, war mehr als nur ein Akt des Mets. Syn hatte es erkannt. Razag war sein Freund- er war frei. Und doch auch wieder nicht. Etwas für sich einzufordern, fiel ihm weiterhin nicht leicht, ebenso, wie es Razag nicht leichtfiel sich umgarnen zu lassen. Sie beide mussten lernen, mussten ihren neuen Weg erst noch finden. "Und Freunde stören ihre Kumpel nicht, wenn sie sich jemanden für die Nacht anlachen. Vor allem dann nicht, wenn es Crystin ist. Ihr solltet es endlich miteinander tun. Das wollt ihr doch schon seit Morgeria, euch so richtig überfallen, bespringen und aneinander verausgaben. Ihr solltet es wild treiben!" „Wie bitte?!“, japste Crystin und lief sofort rot an. Sofort ließ sie die Hand von Razag los und musste dringend einige Fussel auf ihrer Kleidung beiseite fummeln. Sie war unglaublich verlegen, ob der deutlichen Worte von Syn. Erin und Amos grinsten aber „Hört, hört!“, erhoben sie ihre Becher und lachten leise darin herein. Als Syn sich um Razag herumbewegte und sich wieder in den Kreis begab, da erhob sich Erin und griff nach dem Humpen, der das Met enthielt. Sie wartete, bis Synnover seinen Becher ergriffen hatte und stand über ihm. Sie schaute an ihm hinunter, bis sie das süße Getränk in seinen Becher hineinlaufen ließ. "Ich will das nicht. Ich bin frei. Ich muss nicht und ich will nicht. .. 'tschuldigung. Ich wollte niemanden am Vögeln hindern." Erin lachte mit angenehmen Klang, ohne ihn auszulachen und schenkte ihm ordentlich nach, nachdem er erneut genippt hatte. „Syn.“, begann sie, damit er die Hand von seinen Augen nahm und sie ansah. Die Seefahrerin sah keine Spur angegriffen aus. „Niemand muss irgendetwas. Wenn wir gemeinsam Spaß haben wollen, lass es mich wissen. Ich zwinge dich nicht – das macht doch keinen Spaß!“, zwinkerte sie und lächelte immer noch. „Wenn dir nach einer wilden Nacht ist, dann lass es mich wissen! Du siehst gut aus und ich schätze es sehr. Aber das ist nicht alles. Ich schätze es mehr, wenn das Feuer auch lodert – du verstehst? Wenn nicht,“ sie zuckte die Schultern, „Dann eben nicht. Keine Sorge!“, erteilte sie ihm Absolution.
Syn konnte erkennen, dass weitab von Morgeria die Dinge generell anders liefen. Nicht jeder nahm sich einfach. Nicht jeder war darauf aus, seine Schönheit für sich zu beanspruchen. Erin war dem Spaß nicht abgeneigt, aber sie würde es auch nicht übertreiben. Der Blondschopf blickte zu Razag, der sich gerade erhob. „Dich muss ich wohl nicht fragen, oder?“, sie grinste breit und lachte dann abermals. „Keine Sorge, Süße. Ich nehme dir nichts weg – das kann ich wohl nicht, so wie es aussieht!“, zwinkerte sie auch hier und deutete an, dass Razag und Crys bereits aussahen, als gehörten sie unzertrennbar zusammen. Dann wandte sich Erin wieder Amos zu, der in die Hände klatschte. „Gut, nachdem das geklärt ist – Fühlt euch als unsere Gäste und erholt euch von euren Strapazen. Egal, was ihr erleben musstet – euer Kampf ist vorerst vorbei. Genießt es, wir sorgen für euch, es ist alles arrangiert!“, prostete er Zarrah zu und sie nickte leicht zur Antwort. Offenbar hatte sie dafür gesorgt, dass sie eine Pause erhielten.

Für den Moment, da Syn am Met hing und die Worte verarbeitete, die Erin ihm sagte, da war es Crystin, die ebenfalls Talent darin bewies, das Thema zu wechseln, um die Peinlichkeit der Stille zu vermeiden. Und wie sie es schaffte! Razag blühte mit einem Mal auf und leuchtete heller als es der Nordstern konnte. Der Grünling erhob sich, nahm seine Crys mit und reichte auch Syn eine Hand. „Es ist... also für mich! ...Für mich ist es wie die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat, ...wie das Gefühl im Arm gehalten zu werden und gleichzeitig vollkommen entfesselt und frei dabei fliegen zu können. Das Wasser trägt dich und wenn du es respektierst, dann lässt es dich schweben... vollkommen schwerelos und losgelöst von allen Sorgen. Entweder du liebst es, oder du hasst es. Es kann Angst machen oder befreien. Und seine Tiefe...! Die Farben... alles wird blau in dieser Tiefe und erstrahlt doch gleichermaßen in Farben, wie kaum eine Blume es im schönsten Sonnenschein könnte. Seine Farben und Formen können erschrecken und erstaunen. Das Meer ist Mutter von viel mehr Wesen, als es auf der Erde gibt und eine ganz eigene Welt unter der unseren. Es ist perfekt und uns ist es nur erlaubt knapp unter die Oberfläche zu schauen. Und wie Syn vorhin so treffend meinte... Es ist der Rand der Welt und doch gibt es auf keiner Karte ein Ende. Zumindest habe ich nie eines gesehen. Es verbindet alle Küsten, alle Strände, alle Häfen der Welt.“ Sie standen vor der Brandung und hielten sich an den Händen, während Razag erzählte. Hinter ihnen loderte das Feuer, doch vor ihnen lag das Meer, die Weite und ein Ort voller Geheimnisse. Crystin’s Augen waren so groß und voller Faszination. Sie hatte ja keine Ahnung! Sein Blick aber bekam einen kleinen Knacks, als er sich erinnerte, dass er hatte ‚Orkdoof‘ bleiben wollen.
Sein Blick zu Zarrah offenbarte, dass jene sich gerade erhoben hatte und hinter ihnen einige Schritte im Sand tat. Sie wandte sich ihm zu und… hob einen Mundwinkel. Razag hatte nichts zu befürchten. Selbst Zarrah wirkte hier am Meer weicher und nicht mehr so kühl, auch wenn sie nichts sagte. „Oh... Bevor wir uns auf die nächste Etappe begeben und ein Schiff besteigen, sollte ich euch ein paar Schwimmstunden geben. Zarrah? Ist das in Ordnung? Haben wir vielleicht ein paar Tage Zeit, um uns vorzubereiten?“ Die Elfe blickte auf das Meer hinaus und schien für einen Moment zu überlegen. Dann nickte sie Razag leicht zu „Vielleicht nicht ein paar Tage, aber… zeige ihnen ruhig, wie man schwimmt. Ob wir einen Tag mehr oder weniger hierbleiben, dürfte keine Rolle spielen. Erholt euch…“, erlaubte sie und wählte daraufhin ihre Schritte an der Brandung entlang, den Strand hinauf, wo Syn zuvor hingelaufen war. Ihre nackten Füße liefen im Wasser, während ihre Spuren sofort wieder verschwanden. Sie ließ die drei allein und auch sie musste über viele Dinge nachdenken. „Das wird Spaß machen!“, wirkte Razag euphorisch, ob dieser Möglichkeit. Und auch Crystin lächelte. Sie holte tief Luft, sog die Meeresluft in sich ein. „Das… das ist so aufregend! Vielleicht finde ich morgen auch eine Muschel?“, überlegte sie und es wäre die erste, die sie eigenhändig finden würde. „Morgen bring ich euch schwimmen bei.“, entschied Razag und zog Syn in seinen Arm. Crystin aber drückte seine Hand, hauchte ihm einen Kuss darauf und ließ ihn dann los. „Ich werde mich um unsere Schlafplätze kümmern. Gib ihm deinen Halt!“, murmelte sie für Razag’s Ohren bestimmt. Crystin ließ die beiden Männer am Rand zum Meer stehen und stampfte zurück zum Lagerfeuer. Sie begann dann damit, das Lager für alle zu richten und fand tatsächlich in Erin, Amos und Flosse hilfsbereite Helferlein. Razag machte sich umsonst Sorgen. Offenbar waren die Seefahrer Freunde und nicht nur Kontakte, wie Saqir. Jedenfalls fühlte es sich mit einem Mal so an, unter eben solchen zu sein. Und Razag und Syn? Die waren Freunde. Auch wenn die Erkenntnis sicher nicht das letzte Mal gekommen war…
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Donnerstag 4. Januar 2024, 11:03

Als Syn fort gelaufen war und auch Cris kurz den Impuls verspürte ihm nachzugehen, konnte sie am Druck der orkischen Hand kurz erkennen, dass Razag sie zwar nicht festhalten würde, aber es ihm nicht sonderlich gefiel. Auch seine leisen Worte hielten sie auf:
„Er braucht Zeit.“
Auch wenn Raz es sich nicht bewusst eingestand, so traute er doch seinem Kumpel immernoch zu, abermals Cris Gutmütigkeit falsch zu interpretieren und nicht ihre Schulter zum ausweinen, sondern ihren Schoß als Ventil zu benutzen. Cris mochte inzwischen wissen was sie wollte, konnte sich wehren, aber ein ungutes Gefühl blieb leider. Syn hatte im Vorfeld leider häufiger gezeigt, dass er das ein oder andere Fettnäpfchen gut kannte und dessen Tiefe ausgiebig auslotete.
Als er dann zurück kam, sich auf Razag schmiss und seinen Worten freien Lauf ließ, nahm das Schicksal seinen Lauf.
...
„Wie bitte?!“
, japste Crystin und lief sofort bei Syns direkten Worten rot an. Sofort ließ sie die Hand von Razag los und musste dringend einige Fussel auf ihrer Kleidung beiseite fummeln. Erschrocken fühlte Raz die kalte Leere in seiner Hand und starrte darauf.

Er blinzelte mehrmals schnell.
Oh. Oh... Cris ist viel zu schüchtern für solche Worte.
Raz durfte zu recht befürchten, dass Syn so weiter machte, er nicht nur sich selbst verletzte. Cris war unglaublich verlegen, ob der deutlichen Worte. Sie zog sich zurück... von Raz!!, was ihm Angst machte. Würde Syn es schaffen so ganz nebenbei und unbedacht ihre aufkeimenden Liebe in seinen Worten zu ertränken? Erin und Amos grinsten nur, erhoben sie ihre Becher und lachten leise darin herein.
„Hört, hört!“
Natürlich war für sie das alles eher leichte Kost. Syn hatte ja auch nichts grundsätzlich falsches gesagt und doch war es Recht die Beziehung seines Freundes so bloß zu stellen? Razag entschuldigte es mit dem Alkohol, den sein Kumpelchen genossen hatte. Razag war nicht böse, er begann sich allerdings langsam Sorgen um seinen Kumpel zu machen. Er war noch immer in seiner Vergangenheit gefangen und schaffte den Schritt ins Jetzt einfach nicht. So sehr sich Raz auch bemühte, sein Kumpelchen verließ seine Komfortzone nicht und hielt an alten Verhaltensweisen fest, Verhaltensweisen, die nun auch Raz bedrohten.
Er muss etwas neues lernen.... sich verändern, sonst...
Ohne Veränderung gab es kein Fortschritt. Man musste sich anpassen – auch an das Gute, es zulassen und es akzeptieren. Doch sein Freund kreiste wie ein Adler hoch oben in der Luft, unerreichbar und fern. Das seine wiederholte Bezeichnung 'Freund' endlich etwas in Gang gesetzt hatte, war deutlich zu sehen gewesen. Was sich daraus noch entwickeln würde, wusste nur der Wind.
...
Razag schaffte es mit Cris Hilfe die Stimmung wieder zu lockern. Später am Abend standen sie dann zusammen nahe der Brandung.
„Das… das ist so aufregend! Vielleicht finde ich morgen auch eine Muschel?“
Razag nickte aufmunternd und lachte leise.
„Eine?...hunderte.“
Er streichelte mit dem Daumen Cris Handrücken.
„Morgen bring ich euch schwimmen bei.“
, entschied Razag und zog Syn auf der anderen Seite in seinen Arm. Crystin drückte seine Hand, hauchte ihm einen Kuss darauf und ließ ihn dann los.
„Ich werde mich um unsere Schlafplätze kümmern. Gib ihm deinen Halt!“
, murmelte sie für Razag’s Ohren bestimmt. Sie meinte es gut. Crystin stampfte zurück zum Lagerfeuer und Raz sah ihr eine Weile hinterher. Die Gruppe begann dann damit, das Lager für alle zu richten. Offenbar waren die Seefahrer doch Freunde von Zarrah. Jedenfalls fühlte es sich so an. Raz sah zu seinem weißen Kaninchen hinunter.
„So, mein Freund!“
Das klang ernst. Der Ork drückte sanft aber bestimmt auf Syns Schulter, damit er folgte und setzte sich zeitgleich in den weichen Sand. Dann ließ Syn los und tauchte seine Finger in die winzigen Steine, die trotz ihrer Härte sich so weich und seidig anfühlen konnten. Die Nacht sandte ihre Schönheit auf die Schaumkronen der Wellen und küsste das Funkeln der Sterne. Eine gewisse Romantik lag in der Luft, aber auch Stille, Ruhe und Besinnung. Sie gab einen Nährboden auf dem Freundschaft gedeihen konnte und so blieben die beiden eine Weile sitzen.
„Erinnerst du dich an unseren Kampf in der Arena?“
Die Frage kam vielleicht etwas unvermittelt und Raz sah in Gedanken versunken hinaus aufs Meer, als könne er dort noch einmal ihre gemeinsamen Erlebnisse wie in Bildern sehen.
„Wir kannten einander nicht, aber wir haben uns zusammen getan.“
Er nickte langsam, als bestätigte er sich selbst noch einmal.
„Wir haben zueinander gefunden und um unser Leben gekämpft. So etwas... das verbindet.“
Da ließ er seinen Blick zu seinem Freund wanden.
„Was auch immer davor gewesen war, WER wir auch davor gewesen sind...“
Der Ork griff nach der kleineren Hand des Menschen.
„...danach waren wir Freunde.“
Raz drückte leicht Syns Hand.
„Ich will versuchen, zu erklären, was das für MICH bedeutet. Wir haben einander das Leben gerettet. Dafür bin ich dankbar, aber da ist noch mehr... Ich will dir etwas versprechen!“
Razag wurde etwas leiser in der Stimme, aber sie gewann an Schwere und Bedeutung:
„Wir gehen zusammen durch jeden Sturm.“

(Zusammen durch jeden Sturm.)

„Wir gehen zusammen durch jeden Sturm.“
Raz sah kurz über seine Schulter zu Flosse, der noch seine Klampfe zupfte. Vielleicht verstand dieser...?
„Wir gehen zusammen durch jeden Sturm.“
Razag verfiel in einen leisen Sprechgesang...
„Hör dieses Lied
Es geht um dich
Wie viel du mir bedeutest, was du bist für mich
Bist nie allein
Und nie verloren
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Kannst alle Zeit
Fest auf mich bauen
Und mir egal was kommt für immer blind vertrauen
Mit jedem Blick
Haben wir geschworen
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Kein Weg zu dir
Ist mir zu weit
Und ging es um die ganze Welt ich wär' bereit
Würd' in der Glut
Des Harax schmoren
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Ich steh' zu dir
Was auch geschieht
Wenn niemand auf der Welt noch etwas auf dich gibt
Bin ich dein Fels
Bin ich dein Turm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Zu jeder Zeit
An jeden Ort
Auf allen Meeren dieser Erde zählt mein Wort
Bin für dich da
Für dich geboren
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm"
Razag hatte schon zuvor bewiesen, dass er eine musikalische Ader und Rhythmusgefühl besaß, aber das hier ging noch etwas tiefer. Vielleicht kannte der ein oder andere das Lied. Manch ein Matrose hatte es schon gesungen, manch ein Seefahrer kannte es, aber auch die freien Völker sangen es für ihre Freunde. Es war ein Versprechen. Vielleicht sang Flosse sogar mit? Vielleicht sogar Syn, wenn er es verstand? Es wob ein Band, dass nicht zerreißen konnte, war es noch so windig.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 4. Januar 2024, 12:03

„Wir gehen zusammen durch jeden Sturm.“ Flosse hob den Blick, während Crystin mit Erin und Amos bereits die Lagerstätten klärte.

„Hör dieses Lied
Es geht um dich
Wie viel du mir bedeutest, was du bist für mich
Bist nie allein“


Flosse ließ seine Habe fallen und griff nach seiner Fidel, die er ansetzte und auf Razag wartete. Dann stimmte er ein und spielte das Lied, das für jeden Freibeuter wohl bekannt war. Nun hoben auch Erin, Amos und Crys die Köpfe und wurden sich dem Lied, der Bedeutung und der Musik gewahr.

“Und nie verloren
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Kannst alle Zeit
Fest auf mich bauen
Und mir egal was kommt für immer blind vertrauen
Mit jedem Blick
Haben wir geschworen
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Kein Weg zu dir
Ist mir zu weit
Und ging es um die ganze Welt ich wär' bereit
Würd' in der Glut
Des Harax schmoren
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm“


Flosse gab ein kleines Solo und spielte in den Nachthimmel hinein. Dann setzte der Text wieder ein.

“Ich steh' zu dir
Was auch geschieht
Wenn niemand auf der Welt noch etwas auf dich gibt
Bin ich dein Fels
Bin ich dein Turm“


Nun stimmten auch die Zwillinge ein, lagen sich in den Armen und schunkelten mit. Dabei unterstützten sie Razag gesangstechnisch und voller Inbrunst. Es war das Lied von Freiheit, von Freundschaft, Zusammenhalt und Gemeinschaft. Sie kannten es, sie sangen es und sie lebten es.

“Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Zu jeder Zeit
An jeden Ort
Auf allen Meeren dieser Erde zählt mein Wort
Bin für dich da
Für dich geboren
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm
Wir gehen zusammen durch jeden Sturm"


Crystin stand da mit einem breiten Lächeln, hörte zu und sah vollkommen fasziniert aus. Sie selbst kannte das Lied nicht, aber sie freut sich. Es berührte sie, dass ihre blauen Augen schwammen. Dann wurde sie von Amos in den Arm genommen und schunkelte mit den Geschwistern mit, während Erin ihren Becher hob und lauthals mitsang. Es war pure Lebensfreude. Sie waren frei. SIE wussten, wie es war, frei zu sein. Und sie vermissten keine Ketten, keine giftigen Verbindungen. Crystin kannte das Lied nicht, aber sie ließ sich davontragen, sah im Hintergrund zu Razag und Syn, die sich in den Sand gesetzt hatten. Sie war schier gerührt von der Szene und wischte sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Sie kannte es nicht, Zarrah konnte es nicht hören. Diesen Moment verpasste sie, hätte gewiss auch zuhören können. Aber das trübte die Stimmung nicht. Wichtig war das hier. Niemand musste allein sein, niemand musste alles allein schaffen. Und sie sangen in die Nacht und schufen etwas Neues. Während über ihnen die Sterne funkelten, sich die Wolken verzogen und Ventha gnädig mit ihnen war. Auch sie schätzte diese Lieder, die ihr huldigten. Sie schickte ihnen einen hellen Mond, ließ die See ein wenig ruhiger brausen und den Wind etwas milder wehen. Es war der Anfang von etwas… Sie alle hatten es in der Hand, es in etwas großes zu verwandeln.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Samstag 6. Januar 2024, 15:12

Razag behielt Recht: Syn brauchte Zeit - reichlich davon. Er musste schließlich eine Menge verarbeiten, allem voran, dass man ihm seine gesamte Existenzgrundlage genommen hatte. Wo war der gefeierte Gladiator hin? Wo steckte das stolze Kaninchen, das sich benahm, als wäre es selbst der Herr der Nachtklingen, wenn es darum ging, zu glänzen? Wo steckte dieser heiß begehrte Liebhaber, dem Welt und Schoß zu Füßen lag?
Syn hatte all das von einem auf den anderen Tag verloren. Man erwartete von ihm, dass er es hinter sich brachte und zwar binnen kürzester Zeit. Sein Leben lang hatte man ihn als nicht mehr angesehen als ein Haustier, einen Sklaven und ein Objekt, um die eigene Macht zu mehren. Er hatte sich damit arrangiert, weil ihm nie eine Wahl geblieben war. Ihm plötzlich eine zu geben, ihm Alternativen anzubieten, weil er selbst entscheiden durfte, stellte schon eine Herausforderung für sich dar. Hinzu kam, dass er sich in diesem neuen Leben, dieser Freiheit, erst noch selbst finden musste. Was blieb denn von Syn, dem weißen Kaninchen, übrig, wenn man ihm alles nahm, womit er sich sein Lebtag hatte definieren können - definieren müssen? Er machte Fortschritte, aber sie waren klein und ja, sie brauchten Zeit. Alles, was ihm seit seinem Aufwachsen in Morgeria indoktriniert worden war, musste natürlich auch erst einmal aus seinem Denken herausgespült werden. Zarrah hatte bereits erkannt, dass sie zu schnell forderte und sie hatte es beinahe mit dem Leben bezahlt. Nun hielt sie sich zurück, schenkte Syn maximal einen knappen Blick. Letztendlich musste er nun aber entscheiden, was er wollte. Er konnte nicht. Hin- und hergerissen zwischen eingetrichtertem Pflichtgefühl höheren Erwartungen gegenüber und der köstlichen Süße, die die freie Wahl ihm bot, verlor er sich in Überforderung. Beides zusammen überschwemmte ihn wie die heran rauschenden Wellen vom weiten Meer aus. Er sah den Himmel und ... erstickte fast daran. Er brauchte Luft und so suchte er sein Ventil in der Flucht. Denn sich den Verstand aus dem Kopf zu vögeln kam nicht mehr in Frage. Das wollte er nicht für sich. Das wollte er nie wieder. So rannte er, lief den Strand hinunter und sehr weit, dass man kurz glauben mochte, er käme nicht mehr zurück. Er schrie, drehte Runden, bis sein Körper keine Kraftreserven mehr übrig hatte und sich jene aus dem eigenen Denken holte. Er machte sich selbst frei von Dingen, die er nicht verstand, bis er überhaupt nicht mehr darüber nachdachte - vorerst jedenfalls nicht.
Es half. Es hatte immer geholfen. Wo er all diese Unsicherheit in Morgerias Arena durch eine Flucht vor dem Feind wegrennen konnte, bis dieser atemlos in den Sand fiel oder wo er selbst Schweiß gebadet zur Seite kippte, weil er all sein Mühen in die Befreidigung irgendeiner Frau unter sich gesteckt hatte, da half es ihm nun, nichts weiter vor sich zu sehen als Strand, Meer und den Nachthimmel. Es half, dass er die salzige Luft spürte, die sich einen Weg in seine Lungen bahnte, bis jene von der Verausgabung zu brennen begannen. Es half, den Sand unter den Stiefeln leicht absinken zu fühlen und das Knirschen beim Rennen zu hören. All das half ungemein. Syn konnte ein wenig den Kopf frei bekommen, bis er erkannte, das es nun genug war. Und dann kehrte das loyale Kaninchen zum Lagerfeuer zurück ... denn es war noch zu früh. Er war noch nicht so frei wie andere ihn sehen wollten. Es würde noch Zeit brauchen.
Dass Synnover Fortschritte machte, ließ sich allerdings nicht abstreiten. Statt sich nämlich schweigend einfach ans Feuer zu setzen, sprang er Razag zunächst von hinten an, schlang seine Arme um dessen Nacken und zog sich dicht an ihn heran, um das Gewicht seiner eigenen Worte zu erwidern. Seinem Freund, seinem Kumpel. Syn begriff die Bedeutung langsam, erkannte, dass es mehr war als zwischen ihm und Sodth je hätte gewesen sein können. Dass es mehr und anders war als zwischen ihm und Karrish. Dass es aktuell sogar mehr Gewicht besaß als das, was er Zarrah gegenüber im Stillen geschworen hatte. Natürlich würde er die Nachtklinge nach wie vor beschützen - auch vor sich selbst und notfalls immer noch mit seinem eigenen Leben. Aber das hatte er nun selbst entschieden und es machte den Unterschied aus. Doch bei Razag ... da war noch einmal etwas anders. Der Ork kam ihm entgegen, nannte ihn Freund. Er blieb an Syns Seite, beschäftigte sich mit ihm und das ganz ohne Eigennutz. Noch eine Sache, die Syn erst einmal lernen musste, aber er war bemüht, es Razag auf gleiche Weise zu vergelten.
Dass er mit seiner ihm eigenen Art zunächst einmal einen Hechtsprung ins Fettnäpfchen machte, sah er nicht so. Er sprach das Offensichtliche an: Raz und Crystin waren scharf aufeinander. Syn verstand Liebe nicht und somit nicht einmal die ersten, warmen Gefühle, die sich zerbrechlich wie Schmetterlinge auf die Herzen beider Gefährten gesetzt hatten. Er sah nicht die Zuneigung zwischen ihnen. Für ihn war es rein sexuelle Anziehung, die Crystin und Raz miteinander teilten. Folglich sah er es nur als natürlich, dem nachzukommen. Schließlich waren sie doch ebenso frei wie er, oder nicht? So sprach Syn aus, worum beide schon seit Tagen herum tanzten, ohne endlich zur Sache zu kommen. Er gönnte es ihnen sogar und das war schon etwas Besonderes. Das weiße Kaninchen gönnte nichts, nur sich selbst. Das war in Morgeria so. Hier in Freiheit ... er freute sich dafür, dass Razag jemanden hatte, mit dem er sich würde abreagieren können. Er freute sich, dass Crystin unter den Künsten des Orks die erlösende Wonne finden würde, die sie bei Syn abgelehnt hatte. Das neue Paar am Lagerfeuer würde gewiss Arm in Arm jede Nacht einschlafen.
Ich gönne es ihnen. Mit diesem Gedanken ließ er sich dann doch noch am Feuer nieder, senkte seinerseits aber den Kopf und widmete sich dem Alkohol. Für ihn kam es nicht in Frage. Er fand nichts darin, seinen Körper weiterhin an jemanden abzugeben. Er hätte es beinahe getan. Schon kehrten die Gedanken rund um den Zwist zurück, wieviel er bereit war, von sich aufzugeben für ein wenig ... Frieden.
Da trat Erin an seine Seite und schenkte ihm Met nach. Als ihr Lachen erklang, zog Syn die Hand von den Augen fort und schaute auf.
"Syn. Niemand muss irgendetwas. Wenn wir gemeinsam Spaß haben wollen, lass es mich wissen. Ich zwinge dich nicht." Er engte die Augen skeptisch. "Das macht doch keinen Spaß!" Sie zwinkerte, aber Syn konnte nur sanft die Luft durch die Nase schnauben. Es hat keinen Spaß zu machen, zumindest nicht mir. Es ist Arbeit, kein Vergnügen! "Ich schätze es mehr, wenn das Feuer auch lodert - du verstehst? Wenn nicht, dann eben nicht. Keine Sorge!" Erin wandte sich ab. Sie trat mit blickfangendem Hüftschwung zu Razag herüber, um nun mit ihm zu plänkeln. Ihr Herz hing an lockeren Leinen in der Takelung, die ihre Brust darstellte. Ihr Gemüt schipperte selig auf dem Meer, das andere Leben nannten. Sie war herzlich. Dass sie es nut gut meinte, konnte Syn noch nicht ganz fassen. Er beobachtete sie argwöhnisch. Dann reckte er das Kinn ein wenig.
Du würdest den Unterschied doch gar nicht erkennen! Er war sich seiner Fähigkeiten sehr gut bewusst. Er beherrschte den Bettsport ebenso gut wie die Schauspielerei, sich seine Abneigung, seinen Zwang, nicht anmerken zu lassen. Keine von ihnen hatte es jemals bemerkt. Keine. Sie alle glaubten, dass es ihm sogar Lust bereitete und er nicht genug davon bekommen konnte, die Partnerinnen ebenso oft zu wechseln wie andere ihre Unterwäsche. Sie alle glaubten, er käme aus Sehnsucht nach Yolinthas weichem Schoß immer wieder zu ihr ins Schlafzimmer. Selbst die älteste Tochter der Nachtklingen dachte das und prahlte mit ihrem Heiligtum, mit dem feucht fröhlichen Bau, der wie für ihr Kaninchen geschaffen war und dass ihr kleiner Rammler nur allzu gern seine Möhre darin versteckte. Syn war der geborene Betrüger! Unter seine zärtlichen Berührungen, seinen Küssen, dem Stöhnen und in Erotik getauchten Worten sah keine von ihnen hinter die Maske. Fast keine.
Eine hatte es erkannt, hatte gesehen, dass etwas fehlte. Leider erst, nachdem sie sich genommen hatte, was alle taten. Erst nach dem Liebesspiel, weil nicht eimal eine Zarrah'lindae Nachtklinge seinem Charme und körperlichen Vorzügen widerstehen konnte. Aber sie hatte ihn gesehen ... und sie hatte ihn aufgefordert, damit aufzuhören, ihr falsche Liebesschwüre ins Ohr zu raunen.
Erin hingegen würde es nicht erkennen, da war Synnover sich sicher. Er beobachtete sie und fragte sich, ob er es wagen sollte und ob sie ihn nicht vielleicht doch ähnlich wie Zarrah anschauen würde ... mit dieser Enttäuschung, etwas in ihm nicht zu finden, das in ihr so heiß und leidenschafltich geglüht hatte. Da wurde er ergriffen und an der Hand fortgezogen. Weg vom Feuer, hinüber zum Ufer, wo die Wellen rauschten, dorthin nahm Razag ihn ohne Vorwarnung mit. Syn leistete keinen Widerstand. Das konnte er nicht mehr. Er war müde, von seinem Spurt ausgelaugt und ja, trotz allem auch betrunken. Vielmehr brauchte er einen Moment, die Benommenheit abzuschütteln. Da fand er sich schon an der Seite des Orks wieder, der seine Hand festhielt. Diese winzige, weiße Hand, umschlungen von einer Pranke, mit der Razag problemlos seinen Schädel zerdrücken könnte. Syns gragrüne Frühlingsfrische haftete eine Weile an dem Anblick. Er schaute erst zum Meer hin, als Razag begann, davon zu schwärmen. Nein, es war mehr und auch wenn Synnover sein Lebtag lang noch keine Vorstellung von der Bedeutung von Liebe erhalten hatte, so hörte er doch aus den Silben seines Kumpels heraus, dass er soeben eine Flasche mit einem Liebesbrief bestückte und diese an seine Angebetete ins Meer warf, damit die Wellen beides verschlingen und lesen mochten. Und es erreichte auch das Kaninchen.
"Für mich ist es wie die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat ... wie das Gefühl, im Arm gehalten zu werden und gleichzeitig vollkommen entfesselt und frei dabei fliegen zu können." Syns Blick wanderte zum Horizont, überschritt die Grenze und hob sich zu dem nachtblauen Gewand, aus dem zahlreiche Juwelen auf die Lebenden herab funkelten. Er schluckte und schaute mit einer vertrauten Sehnsucht zum Himmel auf. Und mit mehr.
"Oh ... bevor wir uns auf die nächste Etappe begeben und ein Schiff besteigen, sollte ich euch..." Syn kehrte aus seinen Gedanken zurück. Obwohl sie leer waren, hatten sie ihn erfüllt. Wenn er in den Himmel blickte, sah er die Freiheit, die ihm angeblich nun ebenfalls gehörte. Sie war still und weit und blau ... nachtblau heute, mit kleinen Diamantsplitter-Sternen. Es tat gut, sie zu betrachten und einfach nur zu sein. Jetzt aber sickerte sein Blick wieder herab, zurück zum Horizont und dann zu dem kleinen Schatten samt Lichtpunkten, der auf den Wellen tanzte. Ein Schiff?, fragte er sich und entschied, dass es klüger war zu schweigen. Ich dachte, das ist die Insel, von der Zarrah erzählte. Hm ... ein Schiff...
Razag erwähnte plötzlich Schwimmstunden und dass er sowohl Syn als auch Crystin ein Lehrmeister sein wollte. Das Kaninchen zuckte leicht zusammen. Sein Blick fiel auf die Wellen. Er erinnerte sich an das kalte Flusswasser - gut genug zum Trinken, aber schon das Waschen darin war fern jeglichen Komforts gewesen. In Morgeria hatte Syn in Zubern baden dürfen, deren Wasser erhitzt worden war. Es gab Kräuterzusätze, die der Nase schmeichelten, während Rosenblätter auf der Wasseroberfläche eine Wohltat für das Auge waren. Seifen und Öle hielten seine Haut rein, weich und schenkten ihr einen sauberen Duft. Das Meer versprach nichts davon. Und doch ... die Wellen rauschten, vertrieben Gedanken aus seinem Kopf. Die Farbe der Fluten ähnelte dem Himmel. Die Spiegelung des Mondes tanzte auf den Wellen, zusammen mit kleinen Schaumkronen.
"Das wird Spaß machen!"
Spaß ... alle wollen sie, dass ich Spaß habe. Macht das Freiheit aus? Dass ich Spaß habe, albern bin und mich gehen lasse? Im 'Gejagten Eber' hatte es Spaß gemacht. Auch dort hatte Syn zwar größtenteils nur die Muster abgespielt, die er von den Feierlichkeiten morgerianischer Adelshäuser kannte, aber der Tanz mit Zarrah war durchaus anregend gewesen. Und Razags Witze hatten selbst ihm zum Kichern gebracht. Die waren lustig. Er schaute zu seinem Ork-Kumpel empor, ehe er etwas dichter rückte, um sich gegen dessen Hüfte und einen Teil der Brust zu lehnen. Raz legte seinen Arm um ihn. Er war euphorisch wie nie. "Morgen bring ich euch schwimmen bei."
Es war gut, diese Idee auf den Folgetag zu verschieben. Syn spürte, wie er unter dem Gewicht des Armes auf um seine Schultern am liebsten zusammengeklappt wäre. Er war schrecklich müde, fürchtete jedoch, den Großteil der Nacht wieder nur mit Herumwälzen zu verbringen. Am besten ließ er sich rasch für eine Wache am Feuer einteilen. Dann glaubten alle, er würde Nützliches tun statt dieser Schlaflosigkeit zu entgehen. Er bezweifelte, dass ein weicher Schlafsack und der Nachthimmel selbst ihm aushelfen könnten. Im Grunde gab es wohl nur eines, das ihn wirklich friedlich einschlafen ließ. Syn versuchte, hinter sich und zurück zum Feuer zu spähen, aber Razags Arm war im Weg. Sein Kumpel nahm ihn voll und ganz ein, nicht nur körperlich. Plötzlich drückte der Ork ihn nieder. Syn ging zu Boden. So schnell war er noch nie in den Sand gebracht worden. Er folgte dem Druck auf seiner Schulter, bis er saß. Die Last glitt von ihm ab, als Raz seine Finger lieber in den Sand tauchte und diesen durch die Hand rieseln ließ. Der Anblick löste bei beiden die gleiche Erinnerung aus, auch wenn dieser Sand nicht mit Blut getränkt war - zum Glück nicht.
"Erinnerst du dich an unseren Kampf in der Arena?" Syn nickte, während Razag noch einmal das Ereignis des Triells der Giganten zum Leben erweckte. Er beschrieb ihre Überraschung, als sie auf einmal drei gegen drei zu kämpfen hatten. Raz'ulak der Furchtlose, das weiße Kaninchen und Ferrix'tha. Als man schließlich noch die Raubkatzen auf den Sand ließ, schien es ihr Todesurteil zu besiegeln. Allein konnte man diesen Kampf unmöglich überleben.
"Wir kannten einander nicht, aber wir haben uns zusammengetan. Wir haben zueinander gefunden und um unser Leben gekämpft. So etwas ... das verbindet. Was auch immer davor gewesen war, WER wir auch davor gewesen sind ... danach waren wir Freunde." Wann hatte Razag den Sand aus seiner Handfläche rieseln und stattdessen wieder Syns Finger gepackt? Jetzt jedenfalls drückte er sie mit einer Sanftheit, die man keinem orksichen Gladiator zutraute, wenn man ihn nicht kannte. Sie hatten einander wirklich nicht gekannt und jetzt saßen sie hier, aneinandergelehnt ... frei ... als Freunde.
"Ich will versuchen, zu erklären, was das für MICH bedeutet." Und mit einem Lied gab Raz, der große sanftmütige Ork, der einstige Sklave aus Morgeria, ein Versprechen ab. Seine Stimme kroch rau über den Sand. Sie schabte sich an den vielen Kieseln, schliff Gestein und glitt über Muscheln. Dann erhob sie sich, um auf das Meer zuzugehen. Schritt um Schritt gewann sie an Kraft. Sie drückte Sand beiseite, hinterließ Spuren auf den Seelen jener, die sie hörten. Sie erhob sich, um vom Wind erfasst und zum Meer getragen zu werden. Sie wuchs an, wurde lauter und inbrünstiger. Von hinten drangen nicht nur das begleitende Fidelspiel von Flosse zu ihnen herüber, sondern auch weitere Stimmen. Erin und Amos hoben die Becher, sangen mit Razag zusammen aus heiteren Seefahrerkehlen, die das Lied nur allzu gut kannten. Die Stimme des Orks stürzte sich ins Meer, wo jene von Amos und Erin bereits schwammen. Sie prallten aufeinander, überschlugen sich und vereinten sich zu einem wilden Rauschen, das die Wellen antrieb. Sie wurden zum Sturm, den Razag besang und durch den er mit Syn immer gemeinsam gehen wollte.
Als Razags Stimme verklang und man im Hintergrund weiterhin die Zwillinge unter dem Gefidel fröhlich fortsetzen hörte, da war es nun das Kaninchen, das die Pranke des Kumpels drückte. Syn schaute auf's Meer hinaus. Er sprach gedämpft, dass es ein wenig rau klang. Vielleicht übermannte ihn die Müdigkeit inzwischen schon zu arg. Vielleicht war er auch bewegt und wagte kaum, es zuzulassen.
"Ich erinnere mich an das Triell", begann er und klang ernst. "Ich habe mich mit dir zusammengetan, weil es Aussicht auf einen Sieg für mich hatte. Ich erhoffte mir, dadurch lange genug zu überleben, um dich im Anschluss in den Sand zu schicken. Dieses Mal richtig, denn beim ersten Versuch habe ich versagt und wurde dafür bestraft. Ich wollte es kein zweites Mal zulassen. Letztendlich war ich der letzte, der stand..." Er verstummte kurz, biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte das Brennen in den Augenwinkeln. Er konnte Karrish nicht verzeihen, dass jener es eindeutig nicht anerkannt, sondern ihn - sein Kaninchen - einfach entsorgt hatte, ohne noch einmal nach ihm zu sehen. Bevor aus dem Brennen wieder Tränen entstehen konnten, setzte er fort: "Wir haben zusammen gekämpft, aber wir haben nicht zueinander gefunden. Es hat uns nicht verbunden. Wenn du das glaubst, war es einseitig. Für mich war das, was beim Triell geschehen war, nichts weiter als eine Zweckgemeinschaft. Wir waren keine Freunde, die ganze Zeit nicht." Syn seufzte tief. Dann drückte er sich zurück in den Stand, indem er sich an Razag festhielt und empor zog. Seine Glieder fühlten sich nach all der Rennerei schwer an. Sein Denken waberte zähflüssiger durch seinen Geist, was man dem Alkohol zuschreiben konnte. Er betäubte so süß! Aber nicht jetzt, noch nicht ... noch musste Syn ein wenig länger durchhalten. Er blieb neben Razag stehen, die Hand nun auf dessen Schulter abgelegt. "Der einzige, der in dieser Zeit ein Freund war ... warst du, Raz." Beschämt wandte Syn den Blick ab, richtete ihn nun nach unten, gen Sand. Es war neu für ihn, so offen zu sprechen. Es war ungewohnt. Aber die Zeit schubste ihn etwas in die richtige Richtung. Seine Finger krabbelten über die zähe Orkhaut, dass er mit den Nägeln leicht daran entlang schabte. Dann setzte er wieder zum Sprechen an. Die folgenden Worte waren ungewohnt und Syn fühlte diese tiefe Beklommenheit, diese Scham, seine Gefühle offen darzulegen. Er spürte den Hohn, hörte den Spott in Yolinthas leisem Kichern. Er sah ihren Blick vor seinem geistigen Auge an dem Tag, da das sechs Jahre jüngere Kaninchen zum ersten und seither letzten Mal gezeigt hatte, was es fühlte. "Es tut mir leid. Ich hätte dir auch ein Freund sein sollen." Syn wartete. Nicht auf eine Reaktion, sondern auf das Lachen, den Spott, den Hohn, der ihn wie eine Faust treffen und in den Sand pressen sollte. Als er ausblieb, wuchs Mut in ihm heran. Razag war nicht Yolintha. Raz war nichts von dem, was er bislang erlebt hatte. Er war nicht Sodth, er war nicht Karrish, er war niemand von all denen, die seine Emotionen nicht verdient hatten. "Ich will das auch sein. Ich will dir ein Freund sein ... das ... sollte eigentlich meine erste, selbst getroffene Entscheidung in Freiheit sein, findest du nicht? Sie kommt etwas zu spät. Sie ist nicht die erste, aber die erste, die ich laut ausspreche, dass es mehr Ohren hören als nur meine. Raz ... mein Freund ..." Syn stockte. Er wusste, was er nun tat. Wie bei Yolintha damals reichte er dem Ork jetzt metaphorisch eine Klinge, die direkt an seinem Hals anlag. Er vertraute sich ihm an im Wissen, dass es ihn zu Boden ringen könnte. Er fürchtete sich davor, aber nicht so sehr, es nicht zu wagen. Einmal wenigstens noch. Ein letzter Versuch? Vielleicht. Möglicherweise aber auch der erste von vielen, weil jener nicht enttäuschte. Weil er darauf vertrauen wollte, dass Raz ihn nicht enttäuschte!
"Lass mich dein Freund sein, Razag. So wie Meer und Himmel an ihren Grenzen zueinanderfinden, um Freunde zu sein. Frei, uneinnehmbar."
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Sonntag 7. Januar 2024, 11:22

"Ich erinnere mich an das Triell"
, begann Syn und der Ork hörte den Ernst in seiner Stimme. Das Lied war verklungen und nur manchmal hörte man noch hier und da ein leises Summen der Melodie vom Lagerfeuer. Beide Ehemaligen, beide Sklaven hatten ihre Vergangenheit. Raz hatte sie erweckt und schon früh etwas darin gefunden, was Syn noch gerade zu entdecken begann. Razag war da gewesen, lange bevor eine Zarrah oder eine Cris gekommen waren. Er war da gewesen und hatte sein Blut, seinen Atem gegeben, damit sie zusammen fanden, damit sie überlebten, vom ersten Moment an. Der Sand war sein Zeuge.
"Ich habe mich mit dir zusammengetan, weil es Aussicht auf einen Sieg für mich hatte. Ich erhoffte mir, dadurch lange genug zu überleben, um dich im Anschluss in den Sand zu schicken. Dieses Mal richtig, denn beim ersten Versuch habe ich versagt und wurde dafür bestraft. Ich wollte es kein zweites Mal zulassen. Letztendlich war ich der letzte, der stand..."

Das Gesagte sickerte langsam in Razags weiches Hirn ein und begann zu arbeiten....
"Wir haben zusammen gekämpft, aber wir haben nicht zueinander gefunden. Es hat uns nicht verbunden. Wenn du das glaubst, war es einseitig. Für mich war das, was beim Triell geschehen war, nichts weiter als eine Zweckgemeinschaft. Wir waren keine Freunde, die ganze Zeit nicht."
Razags Nacken brannte merkwürdig, also senkte er den Kopf, dass es wie ein langsames Nicken wirkte. Syn seufzte tief. Dann drückte er sich zurück in den Stand, indem er sich an Razag festhielt und empor zog. Der Abdruck seiner Hand auf Razags Haut brannte und versteckt im Rauschen der Brandung glaubte er ein leises Flüstern zu hören. Syn blieb neben Razag stehen, die Hand nun auf dessen Schulter abgelegt.
"Der einzige, der in dieser Zeit ein Freund war ... warst du, Raz."
Seine Finger krabbelten über die zähe Orkhaut, dass er mit den Nägeln leicht daran entlang schabte und hinterließen ihre Spuren. Da Flüstern wurde lauter, aber Raz hörte nicht hin. Er dehnte seinen Nacken einmal nach links, einmal nach rechts und ließ das Bennen seiner Muskeln aufflammen und die Stimmen verklingen. Das Schwert brannte an seiner Seite, als wolle es, dass er es in die Hand nahm, damit er ihr zuhören MUSSTE, damit sie ihm von Verrat und Zweifel erzählen konnte. Er war sich ihrer Präsence durchaus bewusst. Aber Raz ignorierte Flussnadels Drängen. Er WOLLTE schlicht nichts hören, was da in seinem Hinterkopf flüsterte. Er entschied sich dagegen. Er WUSSTE, was Syn getan hatte, aber er entschied sich, ihn trotzdem als Freund zu sehen. Das hatte er die ganze Zeit getan, auch schon ohne Flussnadel. Nur weil Syn nun sein Verhalten jetzt in Worte kleidete, änderte das nichts an dem was Raz für ihn schon die ganze Zeit fühlte, selbst wenn es schon immer einseitig gewesen war, selbst wenn es so bleiben würde. Syn war immernoch Syn und Raz Raz. Das einzige, was der Ork sich erlaubte, war eine kleine Kompensationshandlung, die ein bisschen wie ein Hund anmutete, der etwas eigentlich nicht wollte und sein Körper sich dagegen wehrte, so steckte er sich. Razag saß mit leicht gespreizten Beinen im Sand und beugte seinen Oberkörper nach vorne, damit das Brennen sich über seinen gesammten Rücken ausbreiten konnte und sogar die Rückseite seiner Oberschenkel erreichte. Sehr bewusst, schob der Ork dabei noch einmal seine Hände in den Sand, nur dieses Mal beide, sehr weit vor sich und ballte seine Fäuste, presste die winzigen Körnchen zu Diamanten zusammen... na ja fast.
"Es tut mir leid. Ich hätte dir auch ein Freund sein sollen."
...
Razag hielt seine merkwürdig gedehnte Position aufrecht und hob leicht den Kopf um seinen stehenden Kumpel anzusehen. Das Flüstern war schlagartig still und Raz genoss den Moment die Ruhe in seinem Kopf.
...
Syn entschuldigte sich. Bei RAZ! Bei Raz hatte sich noch nie jemand entschuldigt! Das war auch für den Ork eine Nacht voller neuer Erfahrungen.
Das fühlt sich... warm an...
Raz Gesichtsausdruck, der zuvor ein wenig angespannt gewirkt haben mochte, vielleicht sogar schmerzhaft ob der Dehnübungen, entspannte sich jetzt.
"Ich will das auch sein. Ich will dir ein Freund sein ... das ... sollte eigentlich meine erste, selbst getroffene Entscheidung in Freiheit sein, findest du nicht? Sie kommt etwas zu spät. Sie ist nicht die erste, aber die erste, die ich laut ausspreche, dass es mehr Ohren hören als nur meine. Raz ... mein Freund ..."
Raz grinste über Syns Aussprache des Wortes. Aus seinem Mund klang es runder, weicher, flauschiger, ganz passend zu seinem weißen Kaninchen.
Was war denn deine erste Entscheidung?
, fragte er sich still, aber unterbrach seinen Freund nicht. Der hatte noch mehr auf dem Herzen:
"Lass mich dein Freund sein, Razag. So wie Meer und Himmel an ihren Grenzen zueinanderfinden, um Freunde zu sein. Frei, uneinnehmbar."
Razs Haltung veränderte sich aufs neue. Er setzte sich wieder aufrecht hin und ließ die massigen Schultern rotieren. Das Brennen war erloschen und er atmete einmal lang und tief durch. Seine riesigen Lungen saugten dabei einiges an Luft ein.
„Freund...“
Raz verglich den Klang ihrer beiden Stimmen und grinste frech. Krzner war eine harte Sprache die Steine schliff und auf Trommelfelle spaltete.
„Na besser ne späte Erkenntnis, als gar keine.“
Ein bisschen klang es, als würde der 'dumme' Ork seinem Kumpel maßregeln, aber sein Lachen strafte das Lügen. Syns Angst, dass Raz ihn vielleicht enttäuschen könnte war berechtigt, denn dieser setzte sofort dazu an:
„...und weil du mein Freund sein willst, ...“
Was würde der Ork wohl verlangen? Gab es Regeln? Verpflichtungen in einer Freundschaft, die es zu erfüllen galt? Eine Art Code der Bruderschaft? Erwartungen? Hatte Syn sich gleich wieder in die nächste neue Sklavenschaft gestürzt? Vielleicht würde er es so empfinden.
„.... verrate ich dir ein Geheimnis.“
Ah... er bekam etwas dafür! Wurde man vielleicht belohnt, wenn man ein Freund wurde? Razag sah kurz neben sich, damit sich Syn vielleicht wieder setzte, damit er nicht so laut sprechen musste. Schließlich wollte er ja ein Geheimnis mit seinem Freund teilen. Er klopfte mit der flachen Hand in den Sand, aber ließ seinen Kumpel auch machen was er wollte. Raz war in Plauderstimmung und teilte nun sein Geheimnis:
„Cris und ich sind verlobt!“
Als würde das absolut ALLES erklären, die Liebe, den Sinn des Lebens oder Magie, ...grinste der Ork in das helle grün seines Freundes.
„Verlooo-oobt.“
Verdeutlichte Raz noch mal, denn sein Kumpelchen verstand wohl nicht.
„Das heißt, sie liebt mich! Nur mich! Ich hab jemanden gefunden, der mich mag. Das ist voll selten... eigentlich unmöglich, dachte ich.“
Raz rieb sich etwas verlegen den Nacken.“
„Du hast es ja nicht mitbekommen, oder? Sie hat mir ne Keule... also eigentlich war es ein Ast...“
Razag war in Höchstform... was misslungene Erklärungen anging, aber er bemerkte es wenigstens. Vermutlich verhalf ihm dabei auch ein wenig Syns Blick auf die Sprünge, dass er sich mehr bemühen sollte.
„Auf jeden Fall... sind wir jetzt ein Paar. Und ich hab absolut KEINE Ahnung, was ich anstellen soll, damit das klappt!“
Raz Gesicht war so voller Fragen, dass es seine Brauen fast an den Haaransatz geschafft hatten.
„Und nein, ich meine nicht das Körperliche. Das kann ich. Aber... Ach ja... eine Bitte...“
Razag überlegte, wie er es nett sagen könnte, aber er fand keine passenden Worte, also platzte er ehrlich wie er immer war heraus:
„Lass die Finger von ihr, oder ich reiß dir sie aus. ...Oder jedem, der es wagt sie anzufassen!“
Dabei sah er Syn mit tödlichem Ernst an. Es war seine letzte Warnung. Syn hatte sich bis zu diesem Moment schon recht oft Cris genähert und mehr getan, als der Ork wusste. Dieses Wissen hätte sonst ein Zusammensein mit Cris vielleicht sogar zunichte gemacht. Raz hatte geschlafen, als sie damals beieinander gelegen hatten. Jetzt aber, war er mit Cris verbunden und da war er sehr besitzergreifend. Alles andere lag in der Vergangenheit. Da war Raz pragmatisch. Syns Handlungen waren Vergangenheit und ab JETZT war er sein Freund. Also war Schluss mit Fummeln bei Cris.
„Als mein Freund, musst du mir auch sagen, wenn ich mal was nicht sehe. Also wenn sich jemand an sie ran macht, dann warne mich. Dann töten wir ihn gemeinsam, in Ordnung?“
Jetzt hatte Raz einen Freund und mit dem hatte er einen Verbündeten mit dem er sich verschwörerischen Gedankengut hingeben konnte.
„Cris kann zwar auch inzwischen selbst gut auf sich aufpassen, und 'Nein' sagen, aber...“
Raz blutrünstige Ader kam gerade etwas durch und sein Blick verfinsterte sich. Gedankenverloren sprach er weiter und sein Arm lag nahe an Flussnadels Schwertscheide.
„... ich will es nicht dazu kommen lassen, wenn es nicht nötig ist. Sie soll ihre Freiheit genießen lernen... also mit MIR! - Wenn sie mich nicht mehr will, dann trennen wir uns, aber bis dahin ist sie... Mein! Wenn sie jemand anfasst, dann verliert der jenen Körperteil. Ich reiß ihm den Arm aus, stopf ihm in den Hals, dass er sich die Zähne von hinten kratzen kann...“
Raz hatte seine Gedanken mit den Händen sehr anschaulich untermalt und stopfte gerade jenen imaginären abgerissenen Arm in den zu Schrei aufgerissenen Mund des Kopfes, den er sich unter den anderen Arm geklemmt hatte. Zum Abschluss ließ er seine Finger noch kurz zappeln, als winkte er den anderen erdachten zwischen den Lippen zu. Dann lachte er kurz finster auf und grinste wieder vollkommen entspannt.
„Aber das ganze... also das Zusammensein... Liebe und so. Das macht mir schon ein bisschen Sorgen. Ich weis nicht, ob ich gut darin bin. Ist ja nicht so, als könnte ich meine Artgenossen fragen. Die würden mir sagen, dass ich sie bewusstlos schlagen, sie an den Haaren in mein Tippi... ich brauch ein Tippi.... ziehen soll und sie dann rammeln, bis ihr Bauch dick wird und wir ihre Brut dann in die Grube für die Aufzucht werfen... Sie ist ...sie ist aber ein Mensch und sie kennt meine Sitten nicht und ich nicht ihre. Menschen haben ihre eigenen Sitten. Ich hatte da mal ein Gespräch mit einem anderen Gladiator. Der meinte was mit Ringen, deshalb hab ich ihr meinen geschenkt.“
Raz griff sich an den Schwanz, wo besagtes Schmuckstück ihn früher für seine Fähigkeiten geadelt hatte.
„Sie trägt ihn jetzt am Handgelenk und will... ihn ändern lassen. Ich versteh nicht warum, aber wenn es sie glücklich macht...“
Raz zuckte mit den Schultern und lächelte versonnen. Cris Glück war ihm also wichtig. Er war in Plauderlaune:
„Ich will sie nicht einfach nur benutzen, so wie ich benutzt worden bin – verstehst du? Wir beide... wir beide waren 'Liebes'-Sklaven, obwohl das so gar nichts mit 'Liebe' zu tun hat. Ich will grad nicht mal Sex mit ihr... also schon... irgendwann schon, wenn es sich richtig anfühlt...Ich wünsche mir von IHR verführt zu werden, was echt dumm ist, oder? Wäre schneller und wirkungsvoller, wenn ich das machen würde, aber damit fühle ich nicht nicht wohl. Sie soll MICH entdecken, weil ich nicht mal selbst weiß, was ich jetzt genau bin. Aber es ist ...spannend! ...das mit ihr heraus zu finden.“
Razag sah zu seinem Kumpel und überlegte laut:
„Was ist eigentlich da zwischen dir und Zarrah? Ist irgendwas passiert? Ich dachte... Es wirkte so, als würde sie dich mögen und jetzt geht sie uns allen aus dem Weg.“
Natürlich hatte der Ork viel zu sagen gehabt und das ein oder andere Geheimnis seiner Seele, ja seines Herzens mit Syn geteilt, aber er sorgte sich auch um seinen Freund. Raz sah Syn fragend an und wartete geduldig. Selbst wenn nichts, oder nur Ausflüchte kamen, so war er einfach da. So hielt es Raz schon die ganze Zeit.
Er war da.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Donnerstag 11. Januar 2024, 01:36

Razag wusste nicht, wieviel früher Zarrah bereits da gewesen war, lange vor dem Debutauftritt des weißen Kaninchens in der Schwarzen Arena. Syn wusste es ja selbst nicht. Hatte die jüngste Nachtklinge überhaupt etwas mitbekommen, als Karrish ihn damals aus dem Clan der Reißer gekauft hatte? Als Sodth sein Haustierchen für eine Hand voll Münzen hatte ziehen lassen? Aber all das war für den Moment nicht wichtig, da bei einstigen Sklaven hier am Strand nebeneinander saßen. Denn jetzt und hier war Razag für seinen Kumpel da. Und jener wusste es endlich zu schätzen. Syn erkannte, dass hinter dem Begriff von Freundschaft mehr stecken konnte als Zweckmäßigkeit oder leere Versprechen. Razag war die ganze Zeit über da gewesen und er saß selbst jetzt noch hier, als er ihm offenbarte, wie er bislang über das Verhältnis zwischen ihnen gedacht hatte.
Das Meeresrauschen trug seine Worte fort, zusammen mit dem Wind, der sanft an ihrer Kleidung zupfte. Es nahm düstere Worte und falsche Wahrheiten mit sich, so dass die Wellen den Rest freilegen konnten, den Synnover bislang nicht hatte sehen können. Jetzt lag die Erkenntnis ausgebreitet vor ihm. Raz'ulak der Furchtlose hatte im Sand keine Zweckgemeinschaft mit ihm vereinbart, nur damit einer von ihnen das Triell für sich entscheiden konnte. Er hatte ihn nicht ständig beaast, ausgefragt und gebeten, sein bestes Stück zu waschen, weil Syn eben da war und sich der Kraft des Orks nur durch Schnelligkeit hätte erwehren können. Die Fähigkeit, die ihm während der Zeit der Genesung gefehlt hatte. Nein, Raz hatte die ganze Zeit über sein Freund sein wollen, von Anfang an. Er hatte ihm nicht nur Geschichten im Wald erzählt, um die Stille zu durchbrechen, sondern weil er neben Syn nun auch Crystin und Zarrah als Zuhörer gefunden hatte. Er hatte dem Kaninchen einen Witz nach dem anderen erzählt, weil ihm dessen Glucksen und Kichern aufgefallen war. Er hatte ihm halb betrunken im Zuber seine Gefühlswelt offengelegt, weil ... er ihm vertraute. Weil sie Freunde waren.
Es wurde Zeit, dass Syn das nicht nur anerkannte, sondern auch erwiderte. Denn er bemerkte, wie gut es tat, den Ork an seiner Seite zu wissen. Er erkannte, dass es ihm mehr half, als ihn nur als Vorteil zu sehen. Razag wollte für ihn da sein. Razag war für ihn da. Er war nicht allein in dieser großen, unbekannten Freiheit, die neuerdings durch Zarrahs Zurückhaltung noch etwas leerer geworden war.
Syn sprang über seinen Schatten. Es war neu, ungewohnt und fühlte sich auch ein wenig unbeholfen an, aber Kaninchen waren gute Springer. Er hüpfte über dieses erste Gefühl von Scham hinweg, direkt in ein Feld aus Glücksklee, das seine Entschuldigung heraus posaunte. Razags angespannte Haltung fiel sofort wieder von ihm ab. Syn musterte den Ork aus den Augenwinkeln heraus, behielt die Hand aber auf dessen Schulter. Mit einem Finger zeichnete er die Bärenpranke nach, die unter die Haut gestochen worden war. Er lauschte Razags Schweigen. Es hörte sich gut an. Sich zu entschuldigen war gar nicht so übel, wenn es denn wirklich berechtigt und notwendig war. Es würde wohl nicht wieder vorkommen. Syn war bis auf diesen einen Makel gegenüber seinem Kumpel doch absolut unfehlbar! Aber selbst wenn nicht würde Raz ihn doch weiterhin als Freund akzeptieren. Er schluckte leer, ehe endlich die Erwiderung über seine Lippen kam. Die Entschuldigung hatte den Weg geebnet. Es war nicht mehr so schwer, nun den nächsten Schritt zu tun.
"Freund... Na, besser 'ne späte Erkenntnis als gar keine." Schon wollte Syn kontern, rein aus der Gewohnheit heraus, dass man ständig mit derleit Kommentaren rechnen und sich entweder mit Aggression oder Finesse verteidigen musste. Aber Raz lachte. Es klang heiter und warm, schnitt Syns gedanklichen Konter in Fetzen und hinterließ nur den Klang der orkischen Stimme, der gegen Brise und Meer ankämpfte.
"Und weil du mein Freund sein willst ... verrate ich dir ein Geheimnis. Crys und ich sind verlobt!" Was für Razag das größte Glück auf Celcias Boden geworden war, erreichte seinen Freund nicht. "Aha", gab Syn plump zurück. Er meinte es nicht taktlos. Es hatte für ihn nur keinerlei Bedeutung. Natürlich wusste selbst er, dass Verlobte damit einander das Versprechen gaben, eine Ehe einzugehen. Auf den morgerianischen Festlichkeiten gab es genug Dunkelelfen, die Verbindungen ihrer Häuser eingingen, um beide mit Macht zu stärken oder die Blutlinie fortzuführen. Mit Liebe hatte das nichts zu tun und selbst wenn, erkannte Syn es nicht. Wie auch? Eine Verlobung war genauso unecht wie alles andere. Bedeutungslos.
Razag versuchte dennoch, gegen die mickrig ausgefallene Reaktion anzugehen. "Verloooo-ooobt!", wiederholte er, als würde es etwas ändern. "Hab schon verstanden", hielt Syn dagegen. Eine Weile war es still. Schließlich erinnerte er sich an das heuchlerische Geplänkel Yolinthas, wenn sie eine solche Nachricht zugetragen bekam. "Meine Glückwünsche. Das ist sicher ein Vorteil für euch beide." Es klang kein bisschen ehrlich, eher aufgesetzt, aber auch heruntergeleiert wie eine Liste an Fremdworten, deren Bedeutung der Vortragende nicht kannte.
Raz gab nicht auf. Offensichtlich hatte er bereits festgestellt, dass Syn mit der Verkündung wenig anfangen konnte. So führte Raz die wichtigen Details aus. Da dies etwas länger dauerte, ließ Syn sich wieder neben ihn in den Sand sinken. Er lehnte sich sogar an, denn die Müdigkeit machte ihn furchtbar träge. Trotzdem ahnte er bereits, dass er heute Nacht wieder kaum ein Auge zubekäme. Derweil schwärmte Razag rigoros davon, dass Crystin und er einander liebten und er dies nie für möglich gehalten hätte. Aber...
"Eine geschwungene Keule ist ein Beweis?", fragte Syn. "Ich habe noch nie einen Dunkelelfen gesehen, der einer Adligen einen Ast über den Kopf gezogen hat. Die verwenden doch lieber vergifteten Wein oder greifen auf Meuchler zurück." Er bleckte die Karnickelzähnchen, als ihm die morgerianischen Bluthunde in Erinnerung kamen. Sie waren tot, aber gesandt von Karrish, um seine Schwester - die Abtrünnige - zu strafen. Beinahe wäre es ihnen gelungen und das nicht durch die eigene Hand. Syn schob seine Hände unter die Oberschenkel. Es war ja noch einmal gut ausgegangen, weil ... der Wind ihm den richtigen Zauber zugeflüstert hatte. Das Kaninchen reckte den Hals und ließ sich die Haare aus der Stirn wehen. Mit geschlossenen Augen lauschte er Razags Ausführungen.
"Auf jeden Fall ... sind wir jetzt ein Paar. Und ich hab absolut KEINE Ahnung, was ich anstellen soll, damit das klappt!"
"Das brauchst du mich nicht fragen." Etwas hatte sich bereits verändert. Syn hatte die Freundschaft des Orks nicht nur akzeptiert, sondern wandelte sich auch schon in dessen Erwiderung. Niemals zuvor hätte er - wenn auch indirekt - offenbart, zu einem Thema keine Antwort zu haben. Er nicht. Das weiße Kaninchen war perfekt und allwissend! Razag, seinem Freund, gegenüber war er jetzt aber vor allem eines: ehrlicher. Das schien den Größeren dazu zu verleiten, auch mit Syn offen zu sprechen. Die ganze Zeit schon hatte er dessen Avancen und leichtes Scharwenzeln um Crystin bemerkt. Die ganze Zeit hatte er es hingenommen, aber da war die Heilerin noch nicht ... sein gewesen.
"Eine Bitte ... Lass die Finger von ihr oder ich reiß sie dir aus ... oder jedem, der es wagt, sie anzufassen!"
Syn schnaufte amüsiert. Er zog die Rechte unter seinem Schenkel hervor und winkte ab, ohne für Raz dabei die Lider zu heben. Der Wind fühlte sich zu angenehm auf seiner Haut an. Er vertrieb ein wenig die Müdigkeit, gaukelte ihm mit seiner Kühle vor, dass Syn nach wie vor frisch und munter wäre. Mit ihm würde er noch eine Weile durchhalten, ehe er sich verzweifelt hin und her wälzte, weil Manthala sich in die Schatten des Geschehens zurückzog wie Zarrah aus ihrer Gruppe.
"Mach dir keine Sorgen. Das ist bereits geklärt. Als ich sie mit einem Kuss beruhigen wollte, hat sie von sich aus schon erklärt, dass sie das nicht will. Und du kennst mich ja: Ich werde einer Frau nichts antun, was sie nicht will. Crystin ist sicher ... vor mir." Außerdem gehört es sich wohl, dem Freund nicht die Bettgefährtin auszuspannen. Es sei denn, eine Orgie steht an... Syn kniff die Augen zusammen, ehe er sie wieder öffnete. Crystin würde sich kaum auf zwei Männer einlassen, erst Recht nicht, wenn einer davon groß genug war, ihr ganzes Innenleben mit seinem Fleisch auszufüllen. Oh, Razag würde sie nach der ersten Liebesnacht Tage lang tragen müssen und sicher gingen viele ihrer Salben dafür drauf, ihren Schoß einzureiben. Auch das würde Syn anderen überlassen. Er wollte seine Finger behalten.
"Als mein Freund musst du mir auch sagen, wenn ich mal was nicht sehe. Also wenn sich jemand an sie ran macht, dann warne mich." Würden Razag und Synnover jetzt über ihre Schulter zum Lagerfeuer zurückblicken ergäbe sich die Möglichkeit vielleicht noch. Das Lied der Zwillinge mochte nun auch endlich verklungen sein, aber wer wusste schon, ob Crystin sich schon aus Amos' Arm hatte befreien können, um endlich das Schlaflager herzurichten? Wie gut, dass Raz gerade lieber auf den Wellentanz achtete. "Dann töten wir ihn gemeinsam, in Ordnung?"
"Das ... überlasse ich dir. Du kannst das gut." Auch wenn das Lob ihm aufrichtiger über die Lippen kam als sonst, sagte er es nicht aus reiner Freundschaft heraus. Syn wollte Razag ein wenig Honig um's Maul schmieren, damit dieser sich auf das Einzeltöten einließ. Ihm selbst war im Moment nämlich überhaupt nicht danach. Sicher, er hatte oft und ohne Skrupel getötet, allesamt armselige Sklaven oder andere Gladiatoren der Arena. Seltener hatte er Getränke Asliger vergiftet, die Yolintha ein Dorn im Auge waren. Es machte ihm nichts aus zu töten. Es war Teil seiner Pflichten gewesen. Man hatte es von ihm erwartet und hatte er nicht sogar Saqir aus eigenem Willen heraus das Leben genommen? Doch jetzt ... sein letztes Opfer war Zarrah gewesen und nur mit Glück hatte sie den Angriff überlebt. Nein, ihm war gerade ganz und gar nicht danach, zu töten.
Zum Glück wechselte sein Freund wieder das Thema. Leider kehrte er zur Liebe zurück. Syn nickte nur halbherzig oder gab einen Laut der Bestätigung von sich, während Raz sprach. Er konnte selbst rein gar nichts dazu beitragen. Er kannte die Sitten der Orks dazu nicht einmal. Der Clan der Reißer hatte zwar durchaus mal ein Weibchen in die heimischen Baracken geschleppt, aber dann hieß es für das Kaninchen in den Schrank zu gehen. Er hatte immer nur gehört, was sie mit den Orkfrauen anstellten und sich anfangs sehr gefürchtet. Jahre später entlockte er Dunkelelfen ähnliche Töne mit seiner eigenen Leistung. Das hieß jedoch nicht, dass er Razag einen Ratschlag hätte geben können. Wozu auch? Der Ork war genauso Lustsklave gewesen wie er. Er war selbst ein Liebesdiener. Er wusste doch, wie man es machte! Syn verstand nicht.
"Ich bin unter Orks aufgewachsen, Raz. Ich kenne die Bräuche der Menschen auch nicht", meinte er nur lapidar.
"Ich hatte da mal ein Gespräch mit einem anderen Gladiator. Der meinte was mit Ringen, deshalb hab ich ihr meinen geschenkt. Sie trägt ihn jetzt am Handgelenk und will ... ihn ändern lassen. Ich versteh nicht, warum, aber wenn es sie glücklich macht..."
"Du lässt sie deinen Schwanzring tragen?" Syn starrte überrascht zu Raz empor. Das hatte er nicht erwartet. Dass Crystin die ganze Zeit schon mit neuem Schmuck umher wanderte, war ihm wenig aufgefallen. Er hatte es vermieden, sie und Razag turteln zu sehen, während er das Schlusslicht der Gruppe bildete. "Wenn es sie glücklich macht...", wiederholte er schließlich die Worte seines Kumpels. Auf diesem Gebiet war er einfach zu unbeholfen, um sich selbst eine Meinung zu bilden. Dass Crystin aber Intimschmuck am Arm tragen wollte, mit dem Razag schon in andere Frauen vorgedrungen war, empfand er doch als ein wenig seltsam. Es kümmerte ihn letztendlich aber nicht weit genug, sich darüber ein Urteil zu bilden.
"Ich will sie nicht einfach nur benutzen, so wie ich benutzt worden bin - verstehst du?"
"J-ja..." Das wollte er selbst nicht und beinahe hätte er sich erneut an Erin gegeben. Wenn ich's doch mache, lässt sie mich aber vielleicht bei sich schlafen. Was ist schon dabei? Razags Worte bestätigten ihm sein Grübeln fast schon. "Wie beide waren 'Liebes'sklaven, owbohl das so gar nichts mit Liebe zu tun hast." Den Rest bekam Syn kaum mehr mit. Er hob den Blick. Er musterte Razag nachdenklich. Der Ork sprach nicht das erste Mal von Liebe. Ha, als wüsste er mehr! Und doch ... aber Syn hatte ihn schon einmal gefragt und da war er besoffen im Zuber eingeschlafen. So sehr sie beide nun auch Freunde waren, er zögerte. Und ehe er den Mut aufbringen konnte, seine Frage von damals zu wiederholen, überfuhr Raz ihn mit einer eigenen, die Syn erstarren ließ.
"Was ost eigentlich da zwischen dir und Zarrah? Ist irgendwas passiert? Ich dachte ... Es wirkte so, als würde sie dich mögen und jetzt geht sie uns allen aus dem Weg."
"Ich..." Synnover drehte den Kopf fort. Er richtete den Blick zunächst auf den Sand, aber schnell wanderte er zu seiner Hand. Er musterte seine Finger, formte mit ihnen den Griff so, als hielte er eine Klinge. Er erinnerte sich an das feste Holz von Zarrahs Dolch und wie ausbalanciert er in seinen Fingern gelegen hatte. Wie gut er erst durch Luft und dann in ihr Gewebe geschnitten hatte. Er erinnerte sich an die Wärme ihres Blutes. "Ich weiß nicht, ob sie mich überhaupt je gemocht hat. Ob mich ... jemand mag." Syn schloss die Augen. Er erinnerte sich an Zarrahs Umarmung. Sie war da gewesen, aber eher flüchtig. Eher steif. Sie hatte ihn angesehen, als sie erwähnte, dass alle sich auf den Weg machen sollten. Er war noch immer Teil der Gruppe, aber ... etwas war nun anders.
"Wir bleiben Freunde, Raz?", fragte das Kaninchen fast scheu und so gar nicht selbstbewusst wie sonst. Dann aber rückte es nach und nach mit der Wahrheit heraus, denn Freunden gegenüber war man ehrlich, oder nicht? Er wollte Razag ein Freund sein. Er wollte ehrlich zu ihm sein, wo er es zu keinem anderen jemals gewesen war, abgesehen vielleicht von Karrish, aber der hatte selten Fragen gestellt. "Sie hat mir verziehen, aber ... ihre Gunst hab ich wohl verloren. Ich bleibe Teil der Mission, doch wenn diese abgeschlossen ist, bin ich wohl ... endgültig frei." Er klang nicht begeistert, aber Syn besaß auch eine andere Sicht darauf. Für ihn bedeutete Freiheit nicht nur Positives. Wenn Zarrah mit ihm fertig wäre, blieb er allein in dieser großen Welt zurück, in der er die Regeln noch nicht kannte. Und Morgeria war keine Option mehr. Karrish ... war keine Option mehr.
"Razag, ich ... erinnerst du dich? Ich hab gesagt, ich hab Scheiße gebaut." Er konnte sich dieses Mal nicht mit gewitzten Worten herausreden und selbst wenn, fühlte er sich zu müde, um sich eine kluge Ausrede einfallen zu lassen. Warum sollte er auch? Dies hier war die beste Prüfung, was der Ork an seiner Seite von Freundschaft hielt und wie schnell er das Band wieder zerreißen würde. Wie schnell sich doch noch bestätigen könnte, dass es keine Bedeutung hatte. Syn stellte Razag auf die Probe in Form von Ehrlichkeit und Vertrauen. "Ich war's ... Raz ... ich hab versucht, Zarrah umzubringen." Jetzt war es heraus. Syn wappnete sich, aufzuspringen und zu rennen. Sollte Raz ihn packen, würde er es mit seinem Atemnot-Zauber versuchen. Nicht lange. Er wollte Raz nicht töten. Er wollte gerade niemanden mehr töten. Aber er wollte auch nicht sterben.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Donnerstag 11. Januar 2024, 10:36

Die Sterne beschienen die gemütliche Szenerie am Strand, in dessen Hintergrund ein Lagerfeuer brannte und lustige Seeleute das Leben und Kameradschaft feierten. Razag und Syn feierten ihre Freundschaft auf andere Weise. Sie huldigten ihr mit kleinen Geschenken in Form von Wahrheiten und kleinen Versprechen.:
"Dann töten wir ihn gemeinsam, in Ordnung?"
"Das ... überlasse ich dir. Du kannst das gut."

„Ja, dass weiß sich. Aber ich hätte dich gern für den Fall der Fälle...“
Der Ork wackelte lustig mit dem Kopf.
„...in meiner Nähe, also auf meiner Seite gewusst. Ich bestehe darauf, dass mein Freund mir hilft, wenn was passieren sollte. Sei es nun ein übergriffiger Kerl oder ein Hinterhalt. Ich hoffe, ich kann da auf dich zählen... Ach, da fällt mir grad was ein. In der Arena hatte ich auch schon die Idee für einen Kampf. Du bist super leicht und schnell... Wenn ich dich werfe...nein. Hm.. also ich würde gern mal mit dir üben, ob wir unsere Fähigkeiten vielleicht zusammen legen können. Zum Beispiel ein Salto oder ein gesprungener Angriff von meinem Arm, der dich noch schneller, höher, weiter fliegen lässt, oder so...“
Razags Kopfbilder ließen ihn schmunzeln. Dann kamen sie auf den Ring zu sprechen.
"Ich hatte da mal ein Gespräch mit einem anderen Gladiator. Der meinte was mit Ringen, deshalb hab ich ihr meinen geschenkt. Sie trägt ihn jetzt am Handgelenk und will ... ihn ändern lassen. Ich versteh nicht, warum, aber wenn es sie glücklich macht..."
"Du lässt sie deinen Schwanzring tragen?"
Syn starrte überrascht zu Raz empor.
Was denn?
"Wenn es sie glücklich macht..."
, wiederholte er schließlich die Worte seines Kumpels, aber sie klangen wenig überzeugt.
„Meinst du, das war ein Fehler? Sie hat gerührt gewirkt, es war... ein Geschenk.“
Grüblerisch war seine Stimme leiser geworden und er malte Ringe in den Sand. Einzig Syn schaffte es in seinem Kopf sogar so eine romantische Geste zu verderben und damit seinen Kumpel so sehr zu verunsichern, obwohl er es nicht mal laut ausgesprochen hatte.
Und da begann die Spirale...
Ich verlange ihn einfach morgen zurück... meinen 'Schwanzring'... was hab ich mir nur gedacht?! Wenn sie ihn ändern will, dann will sie eigentlich einen ganz anderen Ring, nicht meinen, da hat er natürlich Recht. Das war unüberlegt! Ich bin so dumm! ...Sie hat die Reise hier her über auch kaum mit mir geredet... ich dachte, weil wir keine Zeit hatten. Wir konnten nicht mal … Ich konnte nicht mal mein Versprechen einlösen, dass ich fortan ihre Madratze bin... Oh Mist, sie ist bestimmt sauer auf mich! Was hab ich da nur gemacht?! Sicher traut sie sich nur, mir nichts zu sagen, weil sie eben doch Angst vor mir hat... Sie kann ja keine Geschenke von mir ablehnen. Sie... sie spielt mir nur was vor... weil...w...weil sie mich in Wahrheit garnicht will. Sie hat Angst. Sie hat sicher von andern Oks gehört, die ihre Frauen 'zerreißen', Scheiße! Wie ich dieses Wort hasse! Orks sind 'Reißer'! So heißt es überall.
Razag knirschte kurz mit den Zähnen. Alle hatten so ein schlechtes Bild von seiner Art! Das dunkle Volk hatte da ganze Arbeit geleistet! Dass die wenigen freien Stämme ganz anders lebten, war kaum jemandem bekannt. Aber nicht nur seine Art wurde ständig missverstanden. Raz auch!
...als wenn man eine Frau nicht auch mit einem großen Schwanz glücklich machen könnte, PAH. Syn rammelte ja auch Elfen. Er ist ein Mensch. Ist nichts proportional nicht anderes als wenn Orks Frauen rammeln.
Razags Herz wurde dunkel und traurig, so dass es passte, dass das Thema sich in noch privatere Bereiche begab, die ihnen beiden weh getan hatten.
"Ich will sie nicht einfach nur benutzen, so wie ich benutzt worden bin - verstehst du?"
"J-ja..."

Razags Stimmung war am Boden. Nein, sie hatte sich unter dem Sand eingegraben!
"Wie beide waren 'Liebes'sklaven, owbohl das so gar nichts mit Liebe zu tun hast."
Was red ich hier eigentlich von Liebe... ich hab doch keine Ahnung!
Razag wurde ruhiger und schweigsamer und fragte dann Syn:
"Was ist eigentlich da zwischen dir und Zarrah? Ist irgendwas passiert? Ich dachte ... Es wirkte so, als würde sie dich mögen und jetzt geht sie uns allen aus dem Weg."
"Ich..."

Synnover drehte den Kopf fort. Er richtete den Blick zunächst auf den Sand, aber schnell wanderte er zu seiner Hand. Er musterte seine Finger, formte mit ihnen den Griff so, als hielte er eine Klinge. Razag kannte diese Haltung gut und runzelte die Stirn.
"Ich weiß nicht, ob sie mich überhaupt je gemocht hat. Ob mich ... jemand mag."
Wir Männer müssen zusammen halten...
„Ich mag dich! Ich weis noch nicht genau warum, aber ich mag dich. Ha.“
, versuchte der Ork mit einem schiefen Grinsen die Stimmung wieder etwas anzuheben. Nicht nur für Syn, auch für sich selbst.
"Wir bleiben Freunde, Raz?"
, fragte das Kaninchen fast scheu und so gar nicht selbstbewusst wie sonst.
„Klar.“
Dann erhielt Razag ein weiteres Geschenk in Form einer kleinen Wahrheit.
"Sie hat mir verziehen, aber ... ihre Gunst hab ich wohl verloren. Ich bleibe Teil der Mission, doch wenn diese abgeschlossen ist, bin ich wohl ... endgültig frei."
Er klang nicht begeistert.
Freiheit... ist für ihn bestimmt schwer.
DAS hatte Raz auch schon mitbekommen. Sein knuddeliger Rammellappen tat sich mit vielen Dingen schwer und war schwer für etwas neues zu begeistern oder zu lernen, was auch der Schnitzversuch gezeigt hatte. Auch seine Konzentration ließ zu Wünschen übrig. Aber er war ein grandioser Schauspieler und Kämpfer und das könnte ihm in Zukunft noch nützlich sein. Außerdem hatte er Magie in seinen Pfoten, was Razag total begeisterte. UND: Er war sein Freund! Auch Raz brauchte einen Freund, selbst wenn dieser dieses Band eher aus Furcht vor der einsamen Freiheit knüpfte.
"Razag, ich ... erinnerst du dich? Ich hab gesagt, ich hab Scheiße gebaut."
Das holte Razag aus seinen Gedanken und er sah seinen Kumpel von der Seite her aufmerksam an.
"Ich war's ... Raz ... ich hab versucht, Zarrah umzubringen."
Der Ork hob die Brauen und starrte.

Er neigte den Kopf zur rechten Seite und blinzelte zwei mal.

Raz neigte den Kopf zur Linken und blinzelte erneut.

Dann fragte sehr schlicht:
„Warum?“
Er wird schon einen Grund dafür gehabt haben... oder? Und wenn Syn Zarrah umbringen wollte, dann wüsste ich gern den Grund, denn ohne Herren sind wir frei und können selbst entscheiden, wen wir töteten. ...Wenn Syn also Zarrah versucht hat zu töten, es ihm aber offensichtlich nicht gelungen ist, dann werde ich ihm dabei helfen.
Razags Blick wanderte in die Richtung, in die ihre Anführerin verschwunden war und seine Hand lag nah an Flussnadels Heft. Seine Finger spielten mit der feinen Naht die die Scheide zierte und ein Fingernagel blieb leicht in einer winzigen Rille hängen. Razag zog seine Hand weg und knabberte aus reiner Gewohnheit den Nagel kurz. Als Lustsklave hatten sie ihm die Krallen abgefeilt und ihn konditioniert sie auch nicht nachwachsen zu lassen. So saß er an einem Finger nagend neben Syn und schaute ihn fragend an.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Freitag 12. Januar 2024, 00:52

Andere zu töten, war vor dieser Reise niemals schwer gewesen für Syn. Es wurde erwartet, er setzte es um. Die Alternative wäre schließlich stets sein eigenes Ende gewesen. Er hatte sich auch nie Gedanken um seine Opfer gemacht. Immerhin waren sie nicht unter seiner Hand gestorben, weil er es so wollte. Diesen Drang hatte er bisher nur einmal verspürt und das war nicht in Morgeria geschehen.
Ob Karrish sie deshalb für abtrünnig hält? Weil die Bluthunde Saqir gefunden haben? Nein, das machte keinen Sinn. Nicht, wenn es die Bluthunde waren, denn dann hatte der Älteste der Nachtklingen sie schon vorher ausgesandt ... um zu tun, was Syn beinahe vollbracht hätte. Auch Saqir war leicht gewesen, fast schon befriedigend. Es hatte sich gut angefühlt, ihn sterben zu sehen. Gut und als hätte er seiner Herrin einen Dienst erwiesen, der ihm all ihre Anerkennung schenken, aber von dem sie niemals erfahren würde. Es hatte ihn berauscht, wo kein Tod irgendeines Geschöpfs der Schwarzen Arena jemals dazu in der Lage gewesen war.
Und nun? Ihm war allein der Gedanke daran gerade zuwider. Syn betrachtete seine Hand, während er Razag zuhörte. "Aber ich hätte dich gern für den Fall der Fälle in meiner Nähe, also auf meiner Seite gewusst. Ich bestehe darauf, dass mein Freund mir hilft, wenn was passieren sollte."
"Du meinst, ich unterwerfe mich als Freund deinem Willen, wenn es hart auf hart kommt?" Folglich war Freundschaft doch nichts Anderes als eine Zweckgemeinschaft? Nein, schlimmer, es erinnerte ihn an einen Herrn und seinen Sklaven, nur dass die Rollen offenbar immer wieder wechselten, je nach Situation. "Ich bin frei", erinnerte er Raz. "Ich ... ich kann tun, was ich will - hat Zarrah gesagt." Hatte sie das wirklich? Nicht direkt, aber Syn hatte es so aufgenommen. Das war seine einzig positive Sicht auf die Freiheit bisher. Sogar nicht einmal das. Es ging ihm nicht darum, zu tun, was er wollte, sondern darum, abzulehnen, was er nicht wollte. Er hatte sein Lebtag Dinge tun müssen, die gegen seinen Willen stattgefunden hatten. Er hatte sie nie in Frage gestellt. Sie sicherten sein Überleben. Jetzt erst durfte er feststellen, dass sein Wille zählte und er auch dann überleben konnte, wenn er sich auflehnte. Er musste dann nur mit den Konsequenzen leben ... oder zusehen, wie seine Entscheidung beinahe unter ihm weggestorben wäre.
Syn schauderte, als sich eine unangenehme Gänsehaut auf seinem gesamten Körper ausbreitete. Er schaute zu Razag auf. "Ich entscheide, was ich tue, aber wahrscheinlich entscheide ich zu Gunsten meines Freundes." Er verlangte keine Gelenleistung von Razag. Er erwartete nicht, dass der Ork es ihm auf gleiche Weise vergelten würde. So weit ging sein Verständnis noch nicht, aber es hatte sich geändert. In einer Zweckgemeinschaft hätte er es gefordert. Eine Hand wusch die andere. Doch das hier war mehr. Zarrah erwartete auch nichts von ihm.
"Ach, da fällt mir grad was ein. In der Arena hatte ich auch schon die Idee für einen Kampf. Du bist super leicht und schnell ... Wenn ich dich werfe..." Syn riss den Blick empor. Entgeistert schaute er Razag an. Sein Ausdruck verriet dem Ork sofort, was er von der Idee hielt und jener korrigierte sich. "Hm ... also ich würde gern mal mit dir üben, wir unsere Fähigkeiten vielleicht zusammenlegen können. Zum Beispiel ein Salto oder ein gesprungener Angriff von meinem Arm, der dich noch schneller, höher, weiter fliegen lässt, oder so..."
"Fliegen, hm?" Syn wog die Worte ab. Dann nickte er und schaute zum Himmel. Er betrachtete die endlose Weite, die Sterne und das schwarzblaue Gemisch über ihnen. "Ich bin noch nie geflogen...", murmelte er und eine tiefe Sehnsucht packte ihn. Wie nahe könnte er dem Himmel kommen, wenn Razag ihn nur kräftig genug schleuderte? Ob diese nachtblaue Freiheit sich berühren ließ? Er könnte Sterne vom Himmel holen, wie er es oft mit Worten bei den Damen getan hatte. Oder er würde selbst zum Stern. Er musste schmunzeln. Plötzlich kam ihm aber selbst eine Idee, die er nicht ungefragt vorbeiziehen lassen wollte.
"Razag", begann er, um die Aufmerksamkeit des Orks zu gewinnen. "Hast du schon einmal Kampffächer benutzt? Ich hab diese Metallfächer in meiner Ausrüstung ... mit ihnen umgehen zu können wäre mir lieber als mit ... einem Dolch." Selbst den Begriff der Waffe auszusprechen, stieß ihm bitter auf. Er sah die scharfe Klinge vor seinem geistigen Auge, mit Blut bedeckt. Warum nimmt mich das so mit?!
Wo es für Synnover der Dolch war, den Zarrah ihn in die Hände gedrückt hatte, damit er den Auftrag der morgerianischen Bluthunde ausführte, da kämpfte Razag mit anderen Gedanken, die ihn zu zermürben drohten. Ausgelöst durch die Aussage seines kleineren Kumpels, war Syn in der Lage, das Denken des Orks zu manipulieren, dabei hatte er es nicht einmal bewusst tun wollen. Vermutlich hätte er spöttisch über Razags Befürchtungen gelacht. Vielleicht hätte er aber auch einfach geschwiegen, denn ... Freunde lachte man nicht aus. War er sich dessen bewusst? Wohl kaum. Er kannte die Etikette nicht, die Freundschaft ausmachte, aber er konnte auch nicht in Razags Kopf hineinsehen, sondern nur auf seine kurze Anmerkung eingehen. Aber immerhin tat er das. Es half schließlich auch, seine eigenen Gedanken von den düsteren Bildern abzulenken.
"Meinst du, das war ein Fehler? Sie hat gerührt gewirkt, es war ... ein Geschenk."
"Aber du hast den Ring schon getragen, wenn du's anderen Frauen besorgt hast, oder? Ich meine ... natürlich freut sie sich über Geschenke. Das tun alle. Aber vielleicht gibst du ihr etwas, das nur ihr ... allein gehören wird. Und das sonst noch niemand hatte." Etwas unbeholfen hob Syn eine Schulter an. "Du könntest schnitzen lernen und ihr einen Kamm schenken. Oder einen Holzring, der genau auf ihren Finger passt und den vorher keine andere Frau hatte. Er käm sogar mehr von dir als irgendein Ding von deinem Herrn. ... Im Grunde gehört der Ring dir ja nicht einmal."
Diesen Umstand hatte Syn schnell begriffen. Nichts gehörte ihm. Nichts war sein im Hause der Nachtklingen. Weder das Zimmer, noch all die schönen Kostüme, Waffen, Duftwässerchen oder ein Luxusbad im Zuber. Er hatte immer nur eine Sache besessen und von der wusste nur er ... weil die Reißer mit ihrer Orksprache nicht über zwei Silben einer anderen hinweg kamen. Synnover ... Synnover ... hm, in Celcianisch klingt es ganz anders als in ... ich weiß nicht mal, welche Sprache es ist. Vielleicht etwas selbst Ausgedachtes? So wie Atemnot oder Odem. Die Worte kamen auch einfach zu mir... hm ... Synnover.
Razags Zähneknirschen holte Syn aus seinen Gedanken heraus und wenig später sorgte sein Nachfragen nach Zarrah ohnehin dafür, dass Syn sämtliche Grübeleien über eine Sprache verlor, die er nicht kannte, die seinen Namen aber so ... leicht und flatternd klingen ließ. So weich ... wie das Fleisch, das unter dem Eindringen der Dolchklinge nachgegeben hatte.
Syn keuchte. Die Situation ließ ihn nicht los, auch jetzt nicht. Er fürchtete, nicht nur Zarrahs Gunst verloren zu haben, sondern auch dem frisch gewonnenen Freund sofort wieder Lebewohl sagen zu können, weil er offen zu ihm wäre. Trotzdem log er Razag nicht an. Es kam ihm nur schwer über die Lippen, seine Tat zu gestehen. Seinen ... Mordversuch.
"Warum?"
Syn hatte tatsächlich mit vielem gerechnet, angefangen von einem Fausthieb in sein Gesicht oder Razags Versuch, ihn zu packen. Beides wäre fehlgeschlagen. Er hatte sich dafür gewappnet, schnell zu entkommen, nur um sich dann zu wehren. Aber eine simple Frage, der Versuch, ihn zu verstehen ... das war neu. Syn spähte mit leichter Skepsis zum Ork empor. Er sah in Razags Augen aber nur die Aufrichtigkeit, die schon in der Frage selbst schlummerte. Er war sein Freund. Raz wusste das besser als Syn selbst. Er wollte ihn verstehen, wollte die Entscheidung verstehen, um ihm vielleicht auch verzeihen zu können?
Syn holte Luft und stieß sie mit einem leichten Zittern durch die Nase aus. Die Anspannung fiel nicht von ihm ab, aber sie war nun anders begründet. Er knetete seine Hände, rieb sie immer wieder ineinander. Er wunderte sich, dass sie eher kalt anstatt schwitzig waren. "Es wurde erwartet. Karrish ... ihr Bruder ... er sucht sie. Nein, er lässt sie suchen. Er hält sie für abtrünnig, deshalb will er sie tot sehen. Aber Karrish macht sich niemals selbst die Hände schmutzig. Und was ... die morgerianischen Bluthunde nicht vollenden konnten ..." Syn presste die Lippen aufeinander, dass sie trotz seiner porzellanhellen Haut noch weißer daraus hervortraten. Er wagte nun nicht mehr, Razag anzusehen. "Sein weißes Kaninchen enttäuscht ihn nicht ... hat es nie. Es ist ihm loyal ergeben. Es dient den Nachtklingen. Es ... gehört ihm." Syn schloss die Augen, um das Brennen zu unterbinden. Er legte den Kopf in den Nacken, schaute blind zum Himmel. Er wusste, dass diese endlose Weite über ihm hing, frei. Ohne Urteil, aber auch so fern und unnahbar. Über allen erhaben. Er blinzelte eine Träne aus dem Augenwinkel, als er doch schauen musste. Er wollte den Himmel sehen, diese ferne Freiheit mit alle ihren Sternen, frei schwebend unter ihm und abhängig davon, dass er sie an seinem Nachtgewand hielt.
"Ich konnte nicht ... Ich kann nicht ... ich kann sie nicht töten, Raz." Seine Stimme brach. "Er wird so wütend auf mich sein." Sein Schluchzen schüttelte ihn. Syn umklammerte sich, beugte sich nach vorn und versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Sie suchten ihn immer häufiger heim und jedes Mal, wenn es um Zarrah ging oder darum, all das abzulegen, was ihn zu dem formte, was er war. Was blieb, wenn man ihm all das nahm und ihn ... frei sein ließ?
"Er hasst mich ... er muss so schrecklich wütend sein ... und Zarrah hat kein Wort mehr mit mir gesprochen seitdem. Ich ... hab zwei Drittel der Nachtklingen enttäuscht und die Dritte ... macht mir Angst." Syn langte blind zur Seite, griffelte mit zittrigen Fingern nach Razag. Es war ihm gleich, was er zu packen bekam. Er suchte seine Nähe und nickte heftig. "Freunde. Ja, ich bin dein Freund. Ich halte jeden von dir fern oder von Crystin ... ich mach das ... verlass dich auf mich. Du musst nur ... mein Freund bleiben. Ja?" Er hatte doch sonst nichts und doch war es gerade mehr, als er jemals wirklich sein eigen hatte nennen können. Sein Name und Razags Freundschaft. Das waren immerhin schon zwei nennenswerte Dinge. Und er hatte das stumme Versprechen an Zarrah, ganz gleich, was sie von ihm halten mochte. Er durfte diese wenigen Dinge nicht aufgeben. Das Wenige, das ihm blieb.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Sonntag 14. Januar 2024, 17:31


„...Du musst nur ... mein Freund bleiben. Ja?"
Was ein kleines 'Warum?' so alles auslösen konnte. Vieles von dem was Syn da erzählte hatte Raz noch nie gehört. Es wirbelte durch seinen Kopf und er fand so viele lose Enden, dass es einem Fischernetz glich, durch das ein Hai geschlürft war. Ein riesiges klaffendes Loch aus Fragen bildete sich in seinem Kopf.
Raz ließ seinen Freund gewähren, als dieser nach ihm griff, seinen Arm erwischte und dann zu seiner Hand rutschte. Händchenhalten war im Moment echt im Kommen und fühlte sich verdammt gut an, wenn man so eine Vergangenheit hatte, wie die beiden.
Raz drückte ganz vorsichtig die Finger oder streichelte mit dem Daumen über Syns Handrücken. Seine eigenen Probleme verblassten unter denen seines Freundes, wie unter einer Nebeldecke an einem Morgen am Meer. Sorge um ihn legte sich über alles, befeuchtete das ein oder andere Auge und ließ auch Probleme wie 'unpassende Ringe' in den Hintergrund rücken. Aber Razags Denken funktionierte schon immer etwas anders. Er widmete sich der Erzählung lösungsorientiert. Dafür musste er aber erst noch ein paar Hintergründe verstehen und nachfragen, ob er auch alles richtig verstanden hatte:
„Ich versteh da was nicht...“
Razag drehte den Kopf zu Syn und betrachtete seinen herrlich grasigen Augen, die in immer an junge Wiesen nahe der Küste seiner Heimat in der Zeit des Erwachens erinnerten. Syn hatte vieles gesagt, was Raz denken lassen könnte, er wäre seinem Herrn noch treu ergeben. Bis auf diese eine kleine Bemerkung gen Ende. Er hatte Zarrah nicht töten können...
Warum?
„Vermisst du ...Morgeria? Also dein Leben dort? Ich ...Ich meine... ich kann nachvollziehen, dass du vielleicht... So schlecht war es ja vielleicht auch nicht immer. Ich hatte ja auch am Ende schon ein paar Privilegien und du bist ein schöner Mensch...“
Razag sprach sehr stocken, da immer wieder Erinnerungen in seinem Kopf aufploppten. Er schüttelte sein Haupt, dass ihm die schwarzen Haare nur so um die Wangen schlugen.
„Aber ...das ist eigentlich jetzt alles unwichtig geworden! Wir sind frei!... und damit lastet aber auch die Entscheidungsgewalt auf unseren Schultern, ob wir etwas wollen oder nicht. Da stellt sich mir die Frage... dachtest du, dass dein Herr in Morgeria das von dir erwarten würde? oder ...WOLLTest DU sie töten?“
Einen Moment war es sicher still. So eine Frage verlangte nach einer kleinen Weile zum Nachdenken. Nach einer gewissen Zeit murmelte dann der Ork neben Syn noch:
„Wenn du das immernoch willst, dann helfe ich dir. Freunde helfen einander, nicht weil sie es müssen... sondern weil sie es wollen. Sie bitten sich um Gefallen, aber sie verpflichten sich zu nichts, sie 'müssen' nichts.“
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Montag 15. Januar 2024, 23:20

Man konnte Synnover nicht unbedingt empathisch nennen. Sicher, jeder besaß von Natur aus ein gewisses Maß an Empathie, aber wenn man es nicht förderte, vielleicht sogar als negativ oder als Schwäche auslegte, dann blieb es klein. Syn hatte nicht gerade gelernt, sonderlich empathisch zu sein, zumindest wenn es um echte Gefühle ging. Er konnte Körpersprache lesen, die Reaktionen einer Frau anhand ihres Seufzens und Windens unter seinen Lenden feststellen, aber die Zweifel eines Orks gegenüber seiner frisch erblühten Beziehung waren eine Nummer zu groß für ihn. Syn würde lernen müssen, darauf einzugehen und Razag würde erkennen müssen, es seinem Kumpel quasi direkt unter die Nase zu halten, bis er am Geruch erstickte. Oder sie blieben beide mit ihren Problemen für sich.
Nein, so ganz war das nicht, denn Razag hatte ein empfindlicheres Näschen, wenn es um Empathie ging. Er mochte nicht alles verstehen, was Syn ihm erzählte und eigentlich saß er plötzlich mit mehr Fragen als Antworten im Kopf neben ihm. Aber er bemerkte, dass es seinem Rammellappen von Kumpel nicht gut ging. Und so handelte er. Nachdem Syn blind nach seinem Arm griff, ließ er die hellen, überraschend filigranen Finger in seine gewaltige Hand gleiten. Nur Crystins Finger wirkten darin noch winziger. Menschen waren so zerbrechlich! Behutsam strich er mit seinem dicken, grünen Daumen über den gesamten Handrücken seines Freundes. Zunächst zuckten Syns Finger ob der Geste, aber er entspannte sich schnell unter den Zärtlichkeiten. Jedenfalls lag seine Hand ruhig in Razags. Er hielt sich sogar ein bisschen am kleinen Finger fest, den er mit zwei seiner eigenen halb umschlungen hielt. Er suchte diese Nähe.
Langsam beruhigte sich auch sein Gemüt etwas. Glücklicher fühlte er sich noch nicht wieder. Die Sorge, ein Dunkelelf könnte wütend oder enttäuscht von ihm sein, wo jener ihn doch längst abgeschrieben hatte, hing wie ein Dolch über seinem Kopf. Synnover hatte man tiefste Loyalität zu seiner Herrschaft eingetrichtert. Zunächst beim Clan der Reißer, damit das Haustierchen nicht stiften ging. Später im Haus der Nachtklingen, damit sie ihn nicht entsorgen mussten, sondern Gewinne mit ihm einfahren konnten. Ihm war nie in den Sinn gekommen, einmal unloyal zu handeln. Der Konflikt, Karrish Wünschen zu folgen, indem er eine andere Nachtklinge - Zarrah - tötete, saß tief. Es widersprach den Regeln, die man ihm mit Zuckerbrot und Peitsche eingepflanzt hatte. Wie sollte er dem Haus gegenüber loyal sein, wenn er ein Mitglied richten sollte? Karrish betitelte sie als abtrünnig und unter dem Deckmantel dieser Ausrede hätte er sein Handeln rechtfertigen können. Aber da war mehr. Es gab andere Gründe, warum Synnover den Dolch nicht tief in ihr Herz hatte rammen können.
"Ich versteh da was nicht..." Syn hob die Lider. Er sah in Razags breitetes Gesicht, erkannte die Sorgenfalten auf der Stirn des Orks. Er sah ihm tief in die Augen, welche so grau waren wie Morgerias Straßen. "Vermisst du ... Morgeria? Also dein Leben dort? Ich ... ich meine ... ich kann nachvollziehen, dass du vielleicht ... So schlecht war es ja vielleicht auch nicht immer."
"Nein. Es war nicht immer schlecht", bestätigte Syn. Er seufzte und nahm sich etwas Zeit. Die Frage musste er überdenken. Razag akzeptierte das, erwies ihm die Geduld eines Felsens, obwohl sie am Ufer und nicht mitten in der Brandung saßen. Das war gut, denn das Meer war sicherlich sehr kalt. Schließlich erwiderte Synnover: "Ich vermisse ... die Annehmlichkeiten, die ich mir mit viel Mühe erarbeitet habe. Die mich viel gekostet haben." Jetzt griff er fester zu, umklammerte Razags Hand. Er wich aber seinem Blick aus, schaute stattdessen nun nach vorn auf das Wasser. Die Grenze zum Himmel war mit fortschreitender Stunde nicht mehr zu erkennen. Vielleicht war inzwischen alles Himmel geworden. Oben tanzten Juwelensterne und unten wallten die ausladenden Schleppen dieses wundervollen Nachtgewands aus Freiheit. "Ich besaß viele Privilegien, viele Annehmlichkeiten. Der Lohn für viele Gefälligkeiten und vergossenes Blut." Er hatte sich wahrlich abgerackert und konnte längst nicht mehr zählen, wie viele unter seiner Klinge gefallen waren und wie viele Frauen er mit einer weniger tödlichen Schneide beglückt hatte. "Für deinen Tod hätte ich ein großes Zimmer bekommen. Riesig! Jeder Schritt hallte auf dem Boden und es gab ein großes, gemütliches Bett mit Samtvorhängen. Die Laken waren weicher als in Milch und Honig gebadete Haut. Und ich hätte meinen eigenen Zuber erhalten. Nicht nur das, er befand sich in einer abgetrennten Nische, so dass ich ihn vom Rest des Raumes wie ein eigenes Bad hätte nutzen können!" Syn sprach mit so viel Zuneigung und Wärme für diesen Luxus, man hörte heraus, wie dankbar er für all das gewesen wäre. Wie sehr er es sich nach allem gewünscht hatte, was er von Kindesbeinen an durchgemacht hatte. Er war genügsam, gab sich auch mit Kleinigkeiten zufrieden, aber ebenso genoss er den Lohn für ... bösartige Dinge, die man ihm abverlangte. Und er verdiente sie! Er wusste, dass er es verdiente. Umso mehr riss ihm der Verlust ein Loch ins Herz. "Der Raum war hoch", fuhr er fort. "Es gab auch Fenster. Razag, mein Zimmer hätte Fenster so hoch wie Bäume besessen und ich hätte ganz Morgeria durch das Glas überblicken können, wenn du nur tot unter meiner Leistung zusammengebrochen wärst." Er machte seinem Freund keinen Vorwurf. Danach klang es nicht. Er bedauerte nur, diese Chance nicht mehr erhalten zu haben, dieses Zimmer verwehrt bekommen zu haben. Und dennoch...
"Aber jetzt ... ist es anders. Niemals, in meinem ganzen Leben in Morgeria, hätte ich einen solchen Himmel sehen können wie hier. Ich ahnte ja nicht, wie ... groß er ist. Und weit. Und frei." Sein Blick glitt nach oben. "Ich weiß nicht, ob ich Morgeria vermisse ... immer noch... nicht mehr so sehr, schätze ich."
"Aber ... das ist eigentlich jetzt alles unwichtig geworden! Wir sind frei!" Da sprach Razag einen sehr wichtigen Aspekt an. "Frei...", wiederholte Syn. Das Wort hatte an Bedeutung gewonnen, als Zarrah ihm aufgezeigt hatte, dass er sie und auch andere nicht mehr verführen musste, war jedoch angesichts von Erin und seiner eigenen, unermesslichen Müdigkeit wieder verblasst. Man machte Zugeständnisse, wenn man nur lange genug zermürbt wurde. Man verlor an Kraft und irgendwann gab man auf, denn Wille allein hielt einen nicht auf den Beinen.
Als hätte Razag seine Gedanken gelesen, griff er eben jenen Faden auf, der in Syns Geist lose umher wirbelte. Was wollte er?
"Dachtest du, dass dein Herr in Morgeria das von dir erwarten würde oder ... WOLLTEST du sie töten?"
"Karrish hält mich für tot, Raz. Er weiß nicht, dass er noch Erwartungen an mich haben kann." Dennoch war das Kaninchen tief betrübt, diese Haltungen enttäuscht haben zu können. So sehr steckte er in seinem Sklavenverhältnis zu dem Dunkelelfen fest. Der Kerl hatte Syn gehörig nach seinen Wünschen geschliffen. Vermutlich könnte er ihn jetzt noch immer mit einem Fingerzeig in den eigenen Tod schicken und Syn würde mit Freuden in die nächstbeste Klinge laufen ... nicht einmal für ein Wort der Anerkennung, denn Karrish sprach bekanntlich wenig. Aber diese sechs Jahre lang strikt eingeprägte Gehirnwäsche erhielt erste Schmutzflecken, denn Syn hatte Zarrah nicht getötet. "Ich wollte nicht ... ich ... konnte nicht..."
"Wenn du das immernoch willst, dann helfe ich dir. Freunde helfen einander, nicht weil sie es müssen ... sondern weil sie es wollen. Sie bitten sich um Gefallen, aber sie verpflichten sich zu nichts, sie 'müssen' nichts."
Syn lächelte. Zarrah hatte ihm etwas Ähnliches gesagt. Sie stellte keine Erwartungen an ihn. Auch sie hatte ihn daran erinnert, dass er nichts tun musste, was er nicht wollte. Sie wünschte es sogar. Sie wollte nicht, dass er sein Leben für ihre Sicherheit opferte. Aber das würde er weiterhin tun. Denn er wollte es... Was er jedoch nicht wollte, war...
"Raz..." Syn zog seine Hand aus der des Orks zurück. Dafür lehnte er sich ein wenig bei ihm an. "Rühr Zarrah nicht an, hörst du? Sonst können wir keine Freunde mehr sein." Da er an der widerstandsfähigen und doch überraschten sanften Haut des Orks lehnen blieb, schien er es nicht darauf abzusehen, dass es dazu kam. Solange Razag die Pranken ruhig und von Zarrah fern hielt, würde ihr Verhältnis bleiben wie sie es sich beide wünschten. Syn konnte nur hoffen, dass sein großer Kumpel das verstand. Wahrscheinlich verstand jener sogar mehr als der Hymlianer selbst, denn er empfand ein sehr ähnliches Gefühl bei Crystin. Bei seiner kleinen Heilerin. Seiner Verlobten, die seinen Ring trug.
"Was ist eigentlich mit deinem Herr? Vermisst dich denn niemand in Morgeria? Willst du zu niemandem zurück?"
Man konnte Synnover nicht unbedingt empathisch nennen, aber er fing auch gerade erst an, seine ungeförderten Fähigkeiten freizulegen und ihnen den Himmel zu zeigen, zu dem er nach wie vor aufschaute.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Donnerstag 18. Januar 2024, 09:22

Raz großes grünes Herz stand weit offen und Syn rannte alle Türen ein. Seit dem Beginn ihrer gemeinsamen Reise hatten sie noch keinen so entspannten Moment zusammen genießen können. Ihr Leben brachte Ablenkungen und Abenteuer mit sich und solche stillen Momente waren kostbar und selten. Manche Teile ihrer Reise schienen so schnell zu vergehen, als hätte jemand eine Seite zum nächsten Kapitel umgeblättert. Der Ork genoss also in vollen Zügen den Frieden zwischen ihnen und in der Welt, denn meistens dauerten dieser nie lange an. Syns Worte tropften in seine Seele und manche nährten die Freundschaft zwischen ihnen. Das weiße Kaninchen begann sich dort zu öffnen, wo Raz ihn schon lange herein gelassen hatte. Im Laufe der Zeit könnte daraus etwas großartiges erwachsen. Raz, mit seinem vielleicht etwas naiven Glauben an den Menschenmann, war da schon vorgeprescht. Syn näherte sich ihm aus der entgegen gesetzten Richtung. Sie liefen am Strand des Lebens aufeinander zu...
Blieb abzuwarten, ob sie sich treffen, oder aneinander vorbei laufen würden.
Grüne spitze Ohren lauschten der Erzählung von Sehnsucht nach der Vergangenheit und Raz nickte teils verstehend, aber zog auch den ein oder anderen Vergleich zu sich selbst, was nur verständlich war. Andere Vergleiche hatte er ja nicht und damit wurde ihm auch klar, dass Menschen, bzw. Syn einen gewissen Vorteil in der Sklaverei hatte. Syn hatte zuletzt ein gutes Leben gehabt, selbst als Leibeigener. Das was ihn erwartete wenn er 'brav' tat, was man verlangte waren 'Träume' die ein Ork wie er niemals hätte träumen dürfen. Raz hatte stets nach getaner Arbeit in seine Zelle zurück kehren müssen. Nie hätte man ihm ein Zimmer zugestanden, aber er war auch kein Sklave in diesem edlen Hause der Nachtklingen gewesen. Seine Ausflüge in die Welt der Liebesdiener waren eben Ausflüge gewesen... SEIN Herr hatte ihn vermietet, damit er zu erst zu einem Monster gemacht und dann als 'gebändigtes Monster' die edlen Herrschaften bedienen konnte. Die Keller des Hauses Tenebrée bargen viele dunkle Geheimnisse und Erinnerungen die Raz weit von sich geschoben hatte, aber nun da Syn von hohen Fenstern, weichen Betten und Badezuber sprach, kamen auch seine Erinnerungen in Bruchstücken wieder zurück. Auch er hatte sie gesehen, die Fenster für die Reichen, sie benutzen dürfen, die Betten der Adligen, in ihnen gebadet, den Wassern wohl riechend nach schwarzen Rosen, aber nichts davon war jeh etwas 'für ihn' gewesen, keine Belohnung. Was man Syn für seinen Tod in Aussicht gestellt hatte, hätte ein Ork in Morgeria nie erhalten. Nicht mal jener, der die hohen Damen beglücken durfte.
Raz sah auf seine mit Syn gefalteten Hände und lauschte. Ihre Leben waren ähnlich und doch so ganz anders verlaufen. Er verstand sehr gut, warum Syn sich nach dem Luxus sehnte. Auch Raz hatte sich 'hoch' gearbeitet... vom Keller in den zweiten Stock. Aber er hatte nie ein eigenes Zimmer sein eigen nennen können. Seine Heimat war die kleine Zelle unterhalb der Arena gewesen. Das einzige was er jemals als Belohnung erhalten hatte.... das trug nun Cris am Handgelenk.
Auf der Innenseite war sein Name eingraviert, als Auszeichnung für seine Leistung, die nun zur Vergangenheit geworden waren. Der Ring hatte seinen Zweck verloren. Er war aber etwas... etwas... das nur ihm gehörte! Jetzt da er den Ring abgenommen hatte, fühlte er auch seit seiner Kindheit das erste mal wieder dieses Gefühl... Freiheit. Aber der Ring stand nicht nur für das Ablegen seiner Vergangenheit als Sklave, mit der er abschließen wollte. Er stand auch für Kontrolle, die er damit Cris übergeben hatte, der Kontrolle über sein Herz. Seine Geste... nun, sie war wohl aber doch zu missverständlich gewesen, selbst wenn sie aus einem großen liebenden Herzen stammte. Es war... nicht richtig gewesen, aber es war geschehen. Was Cris damit anfing, würde sich noch zeigen und wenn Syn Recht hatte, dann würde sie den Ring ihm ohnehin auch gern zurück geben wollen. Ob sie im Gegenzug auch die Keule zurück verlangen würde?
Doch seine Gedanken hatten für den Moment genug mit seinem Freund zu tun, als sich noch tiefer in dieser dunklen Spirale zu verlieren. Syn lenkte seinen Kumpel gut ab – zum Glück!
...
Raz hatte gerade gefragt:
"Dachtest du, dass dein Herr in Morgeria das von dir erwarten würde oder ... WOLLTEST du sie töten?"
"Karrish hält mich für tot, Raz. Er weiß nicht, dass er noch Erwartungen an mich haben kann."
Das war nicht die Frage... so war das nicht... Denkst du, oder willst du?
Syn hatte schon einmal mit seinen Annahmen und erdachten Erwartungen an sich falsch gelegen, als er interpretiert hatte, sich zu der Kellnerin legen zu sollen, ohne direkten Befehl von der jüngsten Nachtklinge.
Ich handle nicht ohne Befehl...
Syn handelte viel aus eigenem Antrieb, weil er Erwartungen erfüllen wollte. Eigenlicht war das ein guter Weg in die Selbstständigkeit. Er entschied und handelte eigenmächtig.
"Ich wollte nicht ... ich ... konnte nicht..."
...was denn nun?
Raz verstand nicht so ganz, dafür waren Syn Antworten nicht klar genug. Das nächste Missverständnis nahm Anlauf und Raz entschied, wie auch immer Syn zu Zarrah stand, er stand an SEINER Seite.
"Wenn du das immernoch willst, dann helfe ich dir. Freunde helfen einander, nicht weil sie es müssen ... sondern weil sie es wollen. Sie bitten sich um Gefallen, aber sie verpflichten sich zu nichts, sie 'müssen' nichts."
Syn lächelte.
Warum wusste Raz noch nicht. Vielleicht weil er sich über die Hilfe freute, da er Zarrah nicht töten konnte? Aus Gründen... der mangelnden Kraft? ODER weil er nicht wollte? Aus Gründen der ...wachenden Zuneigung? Alles schwirrte wie ein Schwarm Kolibris durch Razags Kopf.
"Raz..."
Syn zog seine Hand aus der des Orks zurück. Die Bewegung riss ihn aus seinen Grübeleien. Dafür lehnte sich sein Freund ein wenig bei ihm an.
"Rühr Zarrah nicht an, hörst du? Sonst können wir keine Freunde mehr sein."
Häh?
Das grüne Haupt neigte sich fragend zur Seite. Da Syn aber angelehnt blieb, schien er es nicht darauf abzusehen, dass es dazu kam, ...also sie zu töten, aber Raz musste da was klar stellen, da das hier sonst komisch werden könnte:
„Ich ...ich will nix von Zarrah! Weder ihren Tod noch irgendwas anders. Sie ist mir ziemlich egal, aber ...für ne Nachtelfe scheint sie eigentlich erstaunlich nett zu sein, wenn auch sehr... schweigsam... zumindest zu mir. Außerdem... Sie war ja deine Herrin...oder so. Also eine der Nachtklingen, richtig? Was ihr macht ist eure Sache. Deine Entscheidung. Ich wollte nur wissen, was DU willst. Also du willst sie nicht töten. Gut... Aber... WENN du mal bei irgendwas Hilfe brauchst, dann bin ich für dich da.“
Razags Pranken würden da bleiben wo sie waren: um Syns Finger.
"Was ist eigentlich mit deinem Herrn? Vermisst dich denn niemand in Morgeria? Willst du zu niemandem zurück?"
„Himmel, NEIN!!!“
Das kam schnell, spontan und beantwortete tatsächlich alle drei Fragen gleichzeitig, auch wenn die erste eigentlich keine war. Aber Raz schwieg zum Glück nicht, sondern grübelte laut und ließ dabei jede Silbe des langen Namens, den er jetzt nannte über sein Zunge rollen, als könnte er damit den Klang für immer abwaschen:
„...Aran‘Duran La’sthulien, der Leiter der Arena war mein Herr. Ich bin tot. Also für ihn. Falls nicht, dann bin ich wohl auch ...'abtrünnig', aber das ist mir egal. Ich bin fertig mit Morgeria. Ich bin frei. Ich WILL mit dieser Jauchegrube nichts mehr zu tun haben.“
Dann rieb es sich den Nacken und murmelte deutlich leiser:
„Vermissen... Nein, ich denke aus der Arena vermisst mich wirklich niemand. Die gehen von meinem Tod aus und ...WENN... dann vermisst mich... oder besser gesagt meine 'Dienste' die ein oder andere sadistische Dame die im Haus Tenebrée ein und ausgeht. Dort könnten Fragen auftauchen, aber die hohe Herrin Starle wird sicher schnell Ersatz für mich finden. Da bin ich sicher. Dieses Kapitel... ist zu Ende.“
Und es war offensichtlich, dass Raz dazu auch kein weiteres Wort mehr fallen lassen wollte.
„Die einzigen beiden Personen, zu denen ich vielleicht hätte zurück gewollt hätte, die sind hier bei mir und dieser Wunsch ist auch erst... unterwegs entstanden.“
Ja – Raz sprach in der Mehrzahl.
„Du und Cris sind mir wichtig geworden... jeder auf seine Weise. Ich hoffe nur, dass du nicht irgendwann entscheidest, zurück zu wollen. Dann würden sich unsere Wege trennen. Ich will Morgerias Straßen nie wieder sehen! Das willst du doch nicht, oder? Wäre echt schade.“
So wie Syn teilweise von seinem alten Leben geschwärmt hatte, war sich da der Ork nicht ganz sicher.
„Ich pass hier draußen auf dich auf, versprochen. Ich kann nicht viel, aber ich kann in der Wildnis überleben. Das lernen die kleinen Orks als erstes. Feuer machen, Jagen und Fischen, eben wie man seinen Stamm ernährt. Alles andere...“
Raz sah über Syns Schulter hinweg in Richtung Lagerfeuer.
„Sowas wie ...richtige Geschenke machen oder so, dass kann ich nicht. Und KEIN Ork kann so was feines wie einen Holzring schnitzen! Dafür sind meine Finger viel zu klobig.“
Etwas geknickt sah er auf seine großen Pranken die einen Baum auszuhöhlen vermochten, aber alles was Feinmotorik anging... Raz hatte vorgeschlagen, dass Syn sich an einem Kamm versucht, aber der Menschenmann hatte mehr oder weniger es umgedreht. Raz konnte es jedoch nicht selbst tun und abermals bekam er es unter die Nase gerieben. Seine Unfähigkeit zu kleinen Dingen eine Beziehung aufzubauen... etwas kleines zu erschaffen... wie auch immer, stand ihm immer im Weg.
„DU kannst sowas lernen, wenn du willst. Ich baue Cris ...ein Haus... oder erst mal ein Tipi. Also... irgendwann. Aber die kleinen fusseligen Dinge musst du für uns machen... oder Zarrah, wenn sie wieder mit uns spricht.“
Er schaute in die Richtung, in die sie verschwunden war.
„Ich hoffe, Cris ist ihr nachgegangen. Sie meinte, ich soll mich um dich kümmern, da du ja mein Freund bist, mach ich das sowieso. Da sie und Zarrah befreundet sind, geh ich von aus, dass sie sich um sie kümmert.“
Raz kratzte sich gedankenversunken die Schläfe.
„Ist nicht einfach... nicht einfach.“
Damit meinte er sicher die Frauen in ihrer beider Leben. Dann gähnte er doch einmal herzlich und schaute ein letztes Mal aufs Meer.
„Wir sollten langsam schlafen. Morgen werd ich euch hart rann nehmen.“
Er grinste und sah zu Syn.
„Lass uns mal nachsehen, wie weit das Lager ist und ob unserer Mädels Hilfe brauchen. Und nach dem Schwimmen, da schau ich mir gern mal deinen Fächer an, ob der zu was zu gebrauchen ist.“
Orks hatten da diese natürliche Begabung mit allem kämpfen zu können, was sie in die Hand nahmen. Ein Fächer in Razags klobigen Händen sähe gewiss... urkomisch aus, aber vielleicht konnte er seinem Kumpelchen einen Tipp geben, wie er selbst sich etwas beibringen könnte, ihn auf den richtigen Weg schubsen.
So stand Raz nun jetzt auch auf, dabei schubste er allein durch seine Körpermasse das Kaninchen leicht an und streckte sich dann ausgiebig.
„Du hast die letzten Nächte wenig geschlafen.“
, stellte er gelassen fest.
„Ich übernehme die erste Wache.“
Razag hatte vor Syn so lange wie es eben ging schlafen zu lassen. Sein Freund kämpfte nicht unbemerkt mit Manthala. Sein Wälzen und Razags eigene größere Ausgeglichenheit, weil sein Freund ihn länger schlafen hatte lassen, waren Zeugen dafür. Jetzt wollte er den Spieß umdrehen.
...ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf hilft auch manchmal beim Einschlafen... Hm... Nein, lieber nicht. So stabil sind Menschenschädel nicht. Außerdem sieht er so müde von dem Herum-Gerenne aus, dass es diese Nacht wohl hoffentlich mal klappen sollte...
Im Stehen legte Raz einen Arm locker um Syns Schultern und wandte sich dem Lagerfeuer und dem vorbereiten Nachtlager zu.
Wo stecken die Mädels...?
Suchend sah er sich um.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Samstag 20. Januar 2024, 21:43

Nicht selten fanden Suchende eine innere Wahrheit, wenn sie den Blick auf die unendliche Weite des Meeres warfen. Gepaart mit dem Wind, der die Angewohnheit hatte, alles aufzuwirbeln, wurden die Gedanken neusortiert und umgelenkt. Man gab dem Meer alles, was man wollte und es nahm dies mit sich, um es auf immer im kalten, nassen Grab zu bewahren. Das Meer erschuf Freiheiten, wo man selbst noch keine erkennen konnten und so löste es Zungen und Herzen. Razag’s Geist wurde durcheinandergewirbelt vom Wind, der sich so unverhofft zeigte. Er spürte eine Verunsicherung, ob seiner Taten im Bezug auf Crystin. Dabei war er sich doch so sicher gewesen? Und sie hatte ihm bisher keinen Grund gegeben, an ihren Worten zu zweifeln. Wirkte sie nicht sehr glücklich bei ihm? Doch Syn’s mangelnde Empathie und die Unkenntnis von derart Gefühlen konnten auch das zarte Band zwischen Ork und Menschenfrau zum Schwingen bringen. Einem Sturm gleich, blies das Kaninchen dagegen und verdrehte es. Andererseits rückten diese Gedanken in den Hintergrund, denn es geschah etwas, das wichtiger wurde als alles Drumherum. Denn plötzlich war es Synnover, der sich endlich dazu bekannte, seinen Freund all die Zeit nur benutzt zu haben.
Dunkelheit wollte Razag bemächtigen und er tastete bereits mit unbedachten Bewegungen nach der schmalen Klinge an seiner Seite. Sie wollte ihm zuflüstern, ihm die innere Stimme sein, die er nun hören wollte, doch schaffte Syn es, Razag davon abzulenken. Das Meer wurde Zeuge von Wahrheiten, die es mit sich nahm, damit Platz für Neues entstand. Syn öffnete sich Razag auf eine Weise, die bisher niemandem zuteil geworden war. Er räumte Fehler ein. Er gab Schwächen zu. Razag erhielt ein großes Geschenk und wurde damit zu etwas geadelt, das ihm wohl kaum wirklich bewusst wurde. Der Ork schaffte es ganz nebenbei, Herzen zusammenzubringen. Mit seiner lebensbejahenden Art und seinem voluminösen Herzen, schaffte es der grüne Ork scheinbar mühelos, dass sich jeder bei ihm wohlfühlen konnte. Er bot die starken Arme nicht nur für Schutz, sondern auch für Geborgenheit. Und nicht nur Crystin nahm diese an. Auch Syn lehnte sich ihm entgegen und fand etwas neues. Eine wahre, echte Freundschaft, die nichts verlangte. Nichts erwartete. Razag war wohl das beste, was dem Kaninchen passieren konnte, denn der Ork war verständnisvoll und geduldig. Es gab nur weniges, was er nicht gutheißen konnte und nachdem die Fronten zwischen ihnen und denen der Frauen geklärt war, da konnte endlich das Fundament ein neues Stockwerk ertragen. Freunde sein. Syn und Razag, das war wohl das Schönste, was an diesem Abend vor den Abermillionen Wassertropfen erschaffen wurde.

Abseits von einer echten Freundschaft, die erblühte, stand Crystin im Hintergrund und beobachtete die beiden. Sie hatte ein feines Lächeln im Blick und strahlte Liebe im Herzen aus. Der Wind wirbelte ihre Locken durcheinander, während Amos, Erin und Flosse einander zur Hand gingen. Nach dem gemeinsamen Lied hatten die Vier es übernommen, das Lager für alle herzurichten. Aber Crystin konnte nicht anders, als ihren Ork und Syn zu beobachten. Sie verdrückte sogar eine Träne, als sie sah, wie Syn sich dem Ork vorsichtig näherte und sanft die Schulter berührte. Sie war froh darüber, dass sie zueinanderfanden und sich jeder auf den anderen stützen konnte. Ihr Weg war beschwerlich… und jeder hatte etwas Freude verdient, wie sie fand. Die Worte über den Ring, den Razag ihr schenkte, hatte sie nicht hören können. Dafür sorgte der Wind, der ihr beständig um die Ohren wehte und jedes Wort von den Männern am Strand hinaus aufs Meer trug. „Hilfst du mir mal kurz, Cryssie?“, fragte Amos dann und die Angesprochene blinzelte. Dann nickte sie und ging dem Seemann zur Hand. „Was quatschen die so lange? Und wo ist eigentlich Zarrah?“, wollte der Blonde wissen. Crystin sah sich suchend um. „Ich weiß es nicht. Aber Razag und Syn… hatten einiges zu klären. Die kommen sicher gleich“, mutmaßte sie mit einem zuversichtlichen Lächeln und breitete gemeinsam mit Amos die Schlafsäcke aus, während Erin und Flosse noch etwas Feuerholz nachlegten. „Zarrah ist vorhin in diese Richtung gelaufen“, mischte sich die Zwillingsschwester ein und deutete den Strand entlang. „Geht es ihr gut? Sie wirkte recht zurückhaltend.“, bemerkte die Blonde beiläufig und Crystin seufzte. „Irgendetwas beschäftigt sie. Aber…“ Amos mischte sich ein und grinste leicht „-ABER sie spricht nicht drüber. Schon verstanden!“, nickte er und alle tauschten ein wissendes Lächeln. Trotzdem blieb die Sorge um Zarrah. Denn auch wenn die Dunkle eher einer Einzelkämpferin glich, scharrte sie stumme Weggefährten um sich, die ihren Kern erkannten und ihn wertschätzen wollten.

Zarrah saß am Strand, während sich neue Freundschaftsbande knüpften und Grundsteine gelegt wurden, für alles weitere. Sie hatte die nackten Füße in den kühlen Sand gegraben und die Arme auf die Knie gelegt. Der Wind peitschte ihr Haar durcheinander, doch sie starrte stoisch auf die Wassermassen. Noch während am Lagerfeuer gesungen wurde, hatte sie sich ihrer Sachen entledigt und war in dem kalten, schwarzen Nass schwimmen gegangen. Die Kälte betäubte ihre Sinne auf angenehme Weise. Sie brauchte einen klaren Verstand, ein kaltes Herz, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Zarrah durchstieß mit dem Kopf die Wasseroberfläche und sog die Luft in ihre Lungen. Sie fror und doch war es genau das, was sie brauchte. Sie durfte sich nicht ablenken lassen. Sie durfte nicht zu weit gehen. Sie hatte eine Mission und sie würde sie beenden. Der Angriff der Bluthunde hatte ihr die Augen geöffnet und ihr klargemacht, wie dicht man ihr auf der Spur war. Und sie würde nicht riskieren, dass ihr Kampf auf die anderen überging. Sie musste für ihre Sicherheit garantieren, nicht wahr? Und sie durfte den Fokus nicht verlieren….

Als es Zeit wurde, dass Razag und Syn bereitwaren, wieder am Geschehen teilzunehmen, konnten sie erkennen, dass die Übrigen die Lager bereits hergerichtet hatten. Für jeden gab es Platz im weichen Sand, nahe des Feuers. Ihre Schlafsäcke waren durch neue ersetzt worden, damit sie vernünftig ruhen könnten. Dabei war es egal, wo sich wer hinlegte, denn sie alle waren offenbar durch die Seefahrer-Geschwister ersetzt worden. Amos und Erin saßen noch auf den Versorgungskisten, während Flosse gerade seine Fidel verstaute, um sich dann in einen der Schlafsäcke zu packen. Er selbst hatte seinen etwas vom Feuer weggezogen. Er schätzte die kalte Luft mehr als das beißende Feuer. Amos und Erin unterhielten sich leise, während Crystin tatsächlich gerade ihren Schlafsack etwas verschob, damit er dicht bei einem anderen liegen konnte. Dann setzte sie sich hinein und gähnte herzhaft. Noch während sie sich die Augen rieb, blickte sie zu den beiden echten Kumpel und lächelte ihnen zu. „Habt ihr alles klären können?“, fragte sie dann und schmunzelte freudig. Ihr Blick musterte Syn, sollte er ihn auffangen, würde sie ihm mutmachend zunicken, bis sie dann zu Razag sah. „Ich… habe deinen Schlafsack… naja, nur wenn du möchtest..“, deuete sie auf den neben sich und kratzte sich verlegen das Ohr. Jetzt, da Razag sie sehen konnte, drohte eine Unsicherheit sie zu ergreifen. Vielleicht wollte er das ja gar nicht? Vielleicht war sie zu übergriffig? Crystin seufzte. Dabei spielte sie gedankenverloren an dem Armreif und drehte ihn immer wieder. Plötzlich wurde ihr Gesichtsausdruck entschlossener. Sie wandte sich Razag wieder zu und erhob sich. Ihm entgegenkommend, blieb sie vor dem Grünen stehen und stellte sich auf Zehenspitzen, griff nach seinen Wangen und zog ihn zu sich hinab. Dann küsste Crystin ihn und lächelte mit hochrotem Kopf, als sie sich wieder löste. „Ich möchte gerne bei dir schlafen. Geht das?“, fragte sie bestimmender und war furchtbar nervös, ob ihrer eigenen Courage. Doch dann nahm sie ihren Ork an die Hand und drückte sie. „Jetzt wo alle wieder da sind, können wir uns endlich etwas ausruhen, oder?“, fragte sie in die Runde und tatsächlich erhob sich gerade auch Zarrah, die etwas hinter den Zwillingen verstaut hatte und blickte kurz zu Razag und Syn. Offenbar war die Dunkle noch während ihres Gesprächs zurückgekehrt. Das weiße Haar war inzwischen offen, während sie nur in einer Weste, die ihre Arme nicht verhüllte und der engen Lederhose um die Zwillinge herumkam. Ihre Stiefel hatte sie ans Feuer gestellt, damit sie trocknen konnten. Ihre Füße waren von Sand benetzt, da sie offenbar im Wasser gewesen war. Ihr grüner Blick legte sich für einen Moment auf Synnover. Sie erinnerte sich daran, was er gesagt und sie durchaus gehört hatte. "Ich wollte nicht ... ich ... konnte nicht..."
"Wenn du das immer noch willst, dann helfe ich dir. Freunde helfen einander, nicht weil sie es müssen ... sondern weil sie es wollen. Sie bitten sich um Gefallen, aber sie verpflichten sich zu nichts, sie 'müssen' nichts." "Raz... Rühr Zarrah nicht an, hörst du? Sonst können wir keine Freunde mehr sein."
Durchdringend war er.
Das Grün, so intensiv wie seines, konnte sich nur schwer von ihm lösen. Dennoch war sie noch immer distanziert und gleichwohl wirkte sie nicht abweisend. Es war sogar ein Hauch eines Lächelns erkennbar, doch dann brach der Blickkontakt wieder. Zarrah kam um den Schlafplatz von Crys und Raz – so er denn wollte – herum und steuerte einen der beiden verbliebenen, neuen Schlafsäcke an. Amos und Erin besaßen ihre eigenen. Blieben nur noch Syn und Zarrah. Amos erhob das Wort, wo es unangenehm still zu werden drohte. „Nun, da ihr alle jetzt offenbar… was auch immer geklärt habt und nicht“, Erin schnaubte amüsiert. Es war unverkennbar, dass das Vierergespannt so einige Baustellen hatte, „legt euch endlich schlafen, sofern ihr könnt! Wir garantieren eure Sicherheit, damit ihr endlich zu Kräften kommen könnt. Und dann schauen wir, was der neue Tag bringen mag.“, schloss der Blonde und zwinkerte ihnen selbstbewusst zu. Erin nickte bestätigend. „Wir werden uns die Wache teilen. Ruht euch aus!“. Vielleicht wäre es wirklich gut, wenn sie allesamt etwas Frieden finden würden in Manthala’s Umarmung. Aber das musste jeder für sich entscheiden.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Sonntag 21. Januar 2024, 12:02

„Habt ihr alles klären können?“
, fragte Cris als sie zum Feuer kamen und schmunzelte freudig.
„Geklärt...geklärt, dass wir Freunde sind... japp. Das ist geklärt.“
Raz nickte zu seinem Kumpel hinunter und grinste.
„Und ich werd die erste Wachen halten, wenn nicht...“
Da überraschte ihn Cris mit unerwarteter Aufmerksamkeit:
„Ich… habe deinen Schlafsack… naja, nur wenn du möchtest..“
, deutete sie auf den neben sich und kratzte sich verlegen das Ohr. Der Ork starrte sprachlos auf die zusammen gerückten Schlafplätze. Crystin seufzte. Dabei spielte sie gedankenverloren an dem Armreif und drehte ihn immer wieder. Den Blick von der Bewegung darauf gelenkt, wollte Raz schon wie gedanklich geplant danach greifen, aber er so leicht war das nicht.
Cris will bei mir liegen...?
Raz begriff nicht sofort... Plötzlich wurde ihr Gesichtsausdruck entschlossener. Sie wandte sich Razag wieder zu und erhob sich.
Was meint... was wird d...
Ihm entgegenkommend, blieb sie vor dem Grünen stehen und stellte sich auf Zehenspitzen, griff nach seinen Wangen und zog ihn zu sich hinab, so dass seine Gedanken verstummten, als ihre weichen Lippen seine trafen.
...
Sie lächelte mit hochrotem Kopf, als sie sich wieder löste und Razag griente glücklich vor sich hin. Mehr brauchte es nicht um sein großes grönes Herz zum klingen und schwingen zu bringen.
„Ich möchte gerne bei dir schlafen. Geht das?“
, fragte sie bestimmender und war furchtbar nervös, ob ihrer eigenen Courage. Razs Brauen wanderten in die Höhe.
...bei mir schlafen... WAS? Bei mir schlafen?? Also... so richtig? BEI MIR?
Dann nahm sie ihren Ork an die Hand und drückte sie.
...ähm... also gut... bei mir! Bein mir! Bleib ruhig. Madratze und so... Ich bin die beste Madratze der Welt für sie! Mehr nicht! Also... wenn sie still hält... Ach nein... bei mir... nicht auf mir! Alles gut! ... Nicht falsch verstehen Raz! Sie sucht deine Nähe... weil... weil... sie dich mag. Langsam! Dreh nicht gleich durch, nur weil sie dir den kleinen Finger reicht. Lass sie machen, was sie will und mal schaun was sich daraus entwickelt...
„Jetzt wo alle wieder da sind, können wir uns endlich etwas ausruhen, oder?“
, fragte sie in die Runde und überaschte den Ork noch immer mit ihrer forschen Art. Auch wenn sein Kopf langsam tickte, so jubilierte doch etwas in seinem Innern, von dem er nicht mehr geglaubt hatte, dass es jemals geschehen würde. Jemand mochte ihn! Cris mochte ihn und sie schämte sich auch nicht dafür. Raz strahlte über seine Schulter hinweg zu Syn und suchte kurz seinen Blick, da er sich so sehr feute und im Blick seines Freundes dafür Bestätigung suchte. Am liebsten hätte er die Arme in die Lut geworfen und wäre jubelnd herum gerannt. Cris hatte sogar ganz offen in der Runde ihre Schlaflager zusammen gelegt. Sie hatte ihn vor allen geküsst und ...wollte vor allen BEI IHM LIEGEN!
Razag grinste breit vor lauter Stolz auf seine Verlobte, die ihn mit so viel Aufmerksamkeit adelte!
Auch Zarrah blickte kurz zu Razag und Syn. Es war sogar ein Hauch eines Lächelns erkennbar, dass Razag auf sich und Cris bezog, da die beiden Frauen ja auch Freunde waren, doch dann brach der Blickkontakt wieder und Amos erhob das Wort:
„Nun, da ihr alle jetzt offenbar… was auch immer geklärt habt und nicht“
, Erin schnaubte amüsiert.
„Legt euch endlich schlafen, sofern ihr könnt! Wir garantieren eure Sicherheit, damit ihr endlich zu Kräften kommen könnt. Und dann schauen wir, was der neue Tag bringen mag.“
, schloss der Blonde und zwinkerte ihnen selbstbewusst zu. Erin nickte bestätigend und Razags Blick wanderte zu Zarrah, denn es oblag ihr als letzte zu entscheiden, ob jemand anders Wache halten sollte.
„Wir werden uns die Wache teilen. Ruht euch aus!“
Raz Hand fand einem Instinkt folgend zu der von Cris und barg ihre kleinen Finger sicher in seinen. Eine kleine Welle Glück tanzte golden durch seine Zellen. Sein Herz hopste und vergessen waren vorerst dumme Gedanken über dumme Ringe. Sie waren zusammen und das war das wichtigste. Die ganze Zeit hatte Raz bei Cris kaum Zeichen einer Annäherung gesehen und nun machte sie einen Schritt auf ihn zu. DAS war großartig. Sie tat es, auch wenn im Kreis von Zuschauern, was ihr auch Sicherheit spendete, denn Raz würde ihre Zweisamkeit niemals im Kreis eines Lagers die Situation ausnutzen. Selbst wenn sie allein im Nirgendwo irgendwo auf einer Bergspitze gewesen wären, würde Raz ihre Nähe nicht ausnutzen. Er wollte schließlich erfahren wie es war, gemocht zu werden und was Cris an ihm mochte, wie sie ihn mochte. Das war spannend und aufregend und er ahnte, dass es eine Weile dauern würde, bis er ein Auge zu tun würde. So sah er nur auf die beiden Schlafsäcke, wartet noch auf das 'Ok' von Zarrah und ließ dann kurz Cris Hand los. Sich an ihr gemeinsames Schlaflager kniend, welches er ein bisschen aus dem Kreis des Feuers zog, zupfte er die Seiten der Schlafsäcke so übereinander, dass sie zu einer einzelnen Liegefläche wurden. Dann sah er zu Cris auf und griente frech:
„So kannst du dich bei mir ankuscheln und ich bin deine Wärmequelle, wenn du magst.“
Er sprach leise.
„Du brauchst keine Angst zu haben...“
Sofort erkannte er, dass dieser Satz vollkommen unnötig gewesen war. Sie hatte keine Angst. Schließlich hatte sie den ersten Schritt gemacht. Er zuckte mit den Mundwinkeln und sprach weiter:
„...ich bin brav! ABER!... Ich werde es SEHR genießen dich im Arm zu halten, wenn du erlaubst.“
Da niemand in der Gruppe von ihm nicht schon alles gesehen hatte und Raz so etwas wie Schamgefühl in Bezug auf sich selbst kaum kannte, zog er sich aus, legte sich nach dem Bad im Meer einen frischen Lendenschurz aus dem Rucksack an und streckte sich noch mal ausgiebig, bevor er in ihr Schlaflager kroch. Sich rücklings bereit legend, klopfte er sich mit den flachen Hand auf sein Herz, wie als Zeichen, dass Cris dort ihren Kopf hin legen könnte. Dabei hielt er ihr den Schlafsack auf und zog sie nah an seine Seite, sobald sie hinein kroch. Dann friemelte er alles dicht um sie herum zu und genoss die aufsteigende Wärme zwischen ihrer beiden Leibern. Neugierig verspürte er die Grenzen zwischen ihren Körpern, wo Cris Bein, wo ein Arm, oder ihr Gesicht ruhte und speicherte diese Gefühle in einer Ecke seines Herzens ab, das für reines Glück reserviert hatte. 'Brav' lag er still und schnupperte nur ab und an ihrem Haar, oder brummte leise, wenn sie sich bewegte. Es fühlte sich einfach gut an, still zu liegen, die Nähe zu genießen und zu Ruhe zu kommen.
„Ich freu mich auf morgen... auf jeden neuen Tag mit dir.“
, murmelte ganz leise in ihre Haare.
„Gute Nacht und süße Träume, meine Verlobte... meine Gefährtin, meine... Liebste.“
Dann würde er wohl noch eine Weile wach liegen und diesen Zustand einfach nur genießen.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Sonntag 21. Januar 2024, 22:42

Sie waren beide einstige Sklaven und doch unterschieden Razag und Synnover sich in so vielen Dingen. Der Ork erkannte, dass er allein aufgrund seiner Rasse deutlich weniger Privilegien genossen hatte als das weiße Kaninchen. Obgleich sie beide für die morgerianische Frauenwelt hatten herhalten müssen, war es bei Razag das Animalische - die Bestie - welche die Dunkelelfen anzog. Bei Syn war es seine natürliche Schönheit und all das, was man ihn gelehrt hatte, um trotz größer Abneigung doch den professionellen Verführer zu mimen. Dennoch stand fest, dass gerade er als Mensch höher auf der Leister der Herrschaftsgunst steigen konnte als es für jemanden wie Razu'lak den Furchtlosen je möglich wäre. Dafür hatte Syn in Freiheit nun größere Probleme. Er gewöhnte sich nur sehr bedingt an alles und einzig die Zeit wusste, ob es ihm je gelingen mochte. Seine Sklavenerziehung ließ ihn sich an dem festklammern, was er im Grunde überhaupt nicht mehr brauchte - vor allem nicht, um glücklich zu werden. Da war ihm Razag um Längen voraus. Der Ork war nämlich glücklich. Er saß am Strand mit dem besten Blick auf das nächtliche Meer, den man sich vorstellen konnte. Er hatte Crystins Zuneigung gewinnen und ihr ein Geschenk machen können. Mehr noch, er war mit ihr verlobt! Er war frei und es war ihm endlich gelungen, den Wunsch aus Syn herauszukitzeln, auch sein aufrichtiger Freund sein zu wollen.
Und als solcher bot Razag ihm sogar an, zur Not Zarrah gemeinam zu töten, wenn Syn das denn wollte. Der Ork verstand ihn falsch. Syn klärte das schnell auf. Er drohte Raz sogar unterschwellig mit dem Ende ihrer Freundschaft, sollte jener Zarrah anrühren. Syn ahnte nicht, dass es dadurch hinter der Stirn des Größeren erneut zu rattern begann. Er würde simpler mit Razag sprechen müssen oder eben direkter. Dem Ork lag das Herz auf der Zunge. Er war weder die Heuchelei des dunklen Adels gewöhnt, noch ein lügenreiches Geplänkel, hinter dem sich zahlreiche Andeutungen und Signale verbargen. Syn hatte diese Art der Konversation gelebt - leben müssen. Nun musste er all das nicht mehr. Das war wirklich etwas, das er nicht mehr wollte. Es war leichter, ehrlich zu sein - zumindest, wenn er mit Razag sprach. Er öffnete sich ihm immer mehr. Darüber hinaus zeigte er sogar erste Anzeichen von Interesse an dessen Leben. Am Strand der Freiheiten nahm das Kaninchen sich reichlich Freiheiten heraus und experimentierte mit dem Unbekannten an einem Bekannten, einem Vertrauten. Hier hatte er nichts zu befürchten.
Dem Ork schien es ähnlich zu ergehen. Er ging mit seinem Kumpel ohnehin vollkommen offen um. So sehr, dass er lauthals seine Abneigung äußerte, jemals nach Morgeria zurückkehren zu wollen. Dort vermisste ihn niemand und es wartete auch niemand auf ihn. Es gab niemanden in der Stadt jenseits des Drachengebirges, der ihm wichtig wäre.
"Die einzigen beiden Personen, zu denen ich vielleicht zurückgewollt hätte, die sind hier bei mir und dieser Wunsch ist auch erst ... unterwegs entstanden. Du und Crys sind mir wichtig geworden ... jeder auf seine Weise." Syn hob den Kopf von Razags Schulter. Er schaute mit großen Augen zu ihm auf, hatte inzwischen aber Mühe, sie offen zu halten. Die Lider senkten sich schnell über ein Viertel des Grüns, das von Schatten der letzten schlaflosen Nächte ohnehin bereits umrahmt war. Nichts davon konnte jedoch seine überraschung mildern. Er war Raz'ulak dem Furchtlosen wichtig. Handelte es sich hierbei auch um ein Freundesding? Ist er mir auch wichtig? Syn musterte Raz, als könnte er in dessen Gesicht die Antwort finden. Wichtig genug, dass ich sein Freund sein will... reicht das? Braucht es mehr? Erwartet er mehr? Das Kaninchen biss sich auf die Unterlippe. Nein. Er sagte, Freundschaft kommt ohne Erwartungen aus. Ist Zarrah meine Freundin? Aber ... sie meidet mich seit dem Zwischenfall. Obwohl sie mir verziehen hat, spricht sie nicht mehr mit mir. Seine Gedanken drohten, sich in dunklen Wirbeln zu verfangen. Hätte er diese hinterfragt, wäre ihm wenigstens aufgefallen, wie wichtig die jüngste Nachtklinge ihm geworden war. Doch das sah er nicht, aber Razag wusste, ihn aus dem Pfuhl der Düsternis zu ziehen.
"Ich hoffe nur, dass du nicht irgendwann entscheidest, zurück zu wollen. Dann würden sich unsere Wege trennen. Ich will Morgerias Straßen nie wieder sehen! Das willst du doch nicht, oder? Wäre echt schade."
Syn hob unschlüssig die Schultern an, ehe er seinen Kopf wieder gegen Razags Schulter lehnte. Er sah auf's Meer hinaus, zum Himmel empor. "Vielleicht ... bin ich für das hier nicht geschaffen." So wie es mir versagt bleiben wird, je zu wissen, was Liebe ist. Es ist eben nicht für einen Sklaven gemacht. Er war zwar keiner mehr, aber dennoch erfuhr er nicht die Offenbarung. Das hatte er erwartet - zu viel, aber er ahnte es nicht. Er hatte geglaubt, mit der Freiheit käme entweder der Tod nach einer langen Hatz oder all das, was ihm als Sklave nicht vergönnt war. Was verboten war und nicht für jemanden wie ihn vorgesehen - niemals. Nichts davon war bisher eingetreten. Alles, was er hatte, war ... dieser große grüne Berg aus Muskeln und dem Willen, ihm ein Freund zu sein.
"Ich pass hier draußen auf dich auf, versprochen."
Syn nickte langsam, dann etwas energischer für jemanden, der sich wünschte, dieses Gespräch in einem Bett fortsetzen zu können. Still einigten sie sich. Raz würde auf ihn achten, dafür durfte Syn die feinmotorischen Arbeiten übernehmen, sofern das nicht Zarrah übernahm. Zarrah. Selbst dem Ork war ihre Zurückhaltung aufgefallen. "Wir hätten Crystin fragen sollen, wieviel sie mit ihr spricht." Dass die Dunkelelfe sich bei Razag bisher ohnehin eher reserviert verhalten hatte, war für das weiße Kaninchen nichts Neues. Sie hatten allgemein wenig Worte ausgetauscht und wenn, dann weil sie nötig gewesen waren. Synnover hatte bereits mehr mit ihr geteilt. Ohja, und wie! Allein im 'Gejagten Eber' unter ihren kreisenden Hüften zu liegen, während sie ihn mit der Leidenschaft einer wilden Kriegerin ritt, war etwas, das er sich nicht zwischen ihr und Razag vorstellen konnte. Umso mehr litt er darunter, dass sie sich so weit von ihm zurückgezogen hatte. Ja, er litt wirklich und nicht nur, weil sie ihm hier draußen zu überleben half.
"Sie hat mir den Himmel gezeigt...",wisperte er zu sich selbst und schluckte leer. Razag erkannte, dass es Zeit war, zum Lager zurückzukehren. Syn war bereits zu müde. Er fiel immer wieder in Gedanken, die man sich mit einem erschöpften Geist nicht stellen sollte. Kein Wunder, dass er so nicht einschlafen konnte! Er brauchte nur eine Nacht, um sich zu erholen, dann ging es ihm auch wieder besser. Dann könnte er es vielleicht sein, der Zarrah einfach direkt fragte. Bisher hielt er sich schließlich ebenso zurück, respektierte es, dass sie allein sein wollte.
Plötzlich rutschte Synnovers Lehne weg. Beinahe wäre er umgefallen, konnte sich aber noch abfangen. Er mochte müde sein, aber er besaß auch die antrainierten Reflexe eines Kaninchens ... und Luftmagie, wenngleich er sie nicht bewusst einsetzte. Aber selbst diese Begabung schien irgendwie auf ihn aufzupassen. Genauso wie Razag. "Du hast die letzten Nächte wenig geschlafen. Ich übernehme die erste Wache."
Syn nickte nur. Er würde es seinem Kumpel ohnehin nicht ausreden können. Er wusste, wie die heutige Nacht aussähe. Er würde sich erneut mit zusammengekniffenen Augen auf seinem Lager wälzen, ohne Frieden zu finden. Irgendwann endete dann Razags Nachtwache und er übernähme die Schichte. Es konnte ihm nur Recht sein. So konnte er einfach bis zum Morgen am Feuer sitzen wie auch die letzten Nächte ihrer Reise.
Syn seufzte.

Razag brachte ihn mehr oder weniger von ihrem Platz am Strand zurück zum Lagerfeuer. Syn hing unter dem Arm des Orks wie der betrunkene Freund, der zu tief ins Glas geschaut hatte. Darin mochte sogar ein Körnchen Wahrheit liegen. Syn hatte reichlich Met genossen, berücksichtigte man, dass sie nun schon eine Weile unterwegs gewesen waren und er ansonsten nur an Wasser gekommen war. Da stieg ein so süßer Tropfen durchaus zu Kopf. Ihm machte aber tatsächlich seine Müdigkeit mehr zu schaffen und man sollte meinen, dass er allein aufgrund seines Spurts von vorhin leicht in Manthalas Reich übergehen könnte. Dass er es nicht schaffen sollte, wusste er. Es war eine Kopf- wie eine Gewohnheitssache, die ihn abhielten. Er musste endlich eine Lösung dafür finden, sonst würde er in seinem ganzen Leben aus Freiheit nicht mehr einschlafen können.
Die beiden Freunde erreichten den Feuerschein. Noch immer loderte er hoch hinaus. Jemand legte regelmäßig einen Scheit nach, damit es auch über Nacht die Schlafenden warm und Tiere fern halten würde. Wobei es fraglich war, welche celcianschen Geschöpfe sich überhaupt an den Strand wagten. Synnover wusste es nicht, denn er kannte es nicht. Im Moment kümmerte es ihn auch nicht. Er betrachtete die Lager, welcher um das Feuer ausgebreitet worden waren und einen eigenen Ring aus schützenden Unterlagen, Fellen, Decken und ihren Habseligkeiten bildeten. Er entdeckte die blonden Zwillinge. Sie hockten auf den Kisten mit Vorräten und unterhielten sich leise miteinander. Syns Blick wanderte weiter. Er entdeckte Flosse am Rand des Lichtscheins, wo er sein eigenes Lager ausgebreitet hatte. Obwohl der muntere Fidler so fern war, fühlte Syn sich ihm im diesen Moment so nahe wie zuvor nicht. Er überlegte sogar für einen Moment, ob er nicht zu ihm herüber wanken sollte, aber ihm fiel nicht ein, was er mit dem Mann hätte bereden sollen. Denn das war ein Problem: Flosse war ein Mann und Syn nicht geübt in ... echten Gesprächen. Mit Razag funktionierte es, aber Flosse war ihm einfach zu fremd, als dass er sich ihm so öffnen könnte. Er lernte es doch gerade erst bei seinem großen Kumpel.
Jener ließ sich von Crystin ablenken. Die kleine Heilerin rückte ohne jedwede Unsicherheit gerade ihren Schlafsack dichter an einen anderen heran. Syn bemerkte es erst, als sie sich anschließend dem Freundes-Duo zuwandte, Razag schnappte und sein Gesicht zu ihrem zog, damit sie ihn heiß und innig küssen konnte. "Ich möchte gerne bei dir schlafen. Geht das?"
Syns Kopf ruckte zurück, weg von Flosse. Er fokussierte Crystin, dann Razag. Der Ork schien im siebten Himmel. Man sah ihm die Verwirrung an, aber zugleich auch die glückselige Freude, als hätte man ihm erneut die Freiheit versprochen. Doch wo Crystin sich zuvor hatte für beide Männer freuen können, da gelang es dem Kaninchen für das Paar nicht. Er glotzte sie nur an und in seinem Inneren knotete sich ein Ball aus Unbehagen und ... Neid. Es war nicht schwer, sich von Razag zu lösen, da jener gerade von Crystin an die Hand genommen und zum gemeinsamen Liegeplatz geführt wurde. Syn machte einen halben Schritt zurück, konnte aber nicht wegsehen. Es war wie bei einem Kutschenunglück, bei dem nur ein Goblin überfahren worden war. Einige amüsierten sich, andere lachten, die Dunkelelfen ärgerten sich über die Reparaturkosten, ließen den Kutscher auspeitschen, aber letztendlich schauten sie doch alle hin. Sie nahmen das Bild des zermatschten Goblins für immer in sich auf, so wie sich Syn nun das Bild der beiden Verliebten in seine Netzhaut zu brennen drohte. Ein Bild, dessen Bedeutung er doch nicht erkannte. Er sah kein Glück, keine Liebe und Freude über eine gemeinsame Nacht, in der nichts passieren musste, um sie zur schönsten und wichtigsten Nacht für Razag, sowie Crystin zu machen. Er sah zwei liebestolle Ex-Sklaven, die sich verstanden und offensichtlich auch sexuell attraktiv genug fanden, um mehr als ein kurzes Stelldichein miteinander zu teilen. Razag würde Crystin beschützen. Sie würde ihn heilen und beide würden miteinander vögeln, bis auch das letzte Federviech aus dem Nest geplumpst wäre. Und sie würden schlafen ... zusammen.
Der Neid zerfraß ihn fast. Syn wandte den Kopf ab. Er bemerkte nicht, dass er mit den Zähnen knirschte. Dafür fiel sein Blick auf eine Gestalt, die endlich aus den Schatten und zurück in den Feuerschein trat. Ihr Zopf existierte nicht mehr. Das Haar hing silbrig weiß und offen über ihre Schultern, wehte leicht im Wind wie geisterhaften Spinnweben oder Nebelfäden, mit denen Feen Träume spannen. Die Kleidung betonte ihre Figur, verdeckte die ausgebrannte Verletzung - sofern jene noch vorhanden war. Syn hatte schließlich nicht nachgeschaut in seiner Sorge um Zarrahs Überleben, ob sie diese Wunde hatte komplett heilen oder nur verschließen können. Und jetzt sah er sie nicht. Er sah nur Zarrahs schlanke Gestalt, umweht von ihrer eigenen Haarpracht, barfuß mit winzigen Sandkörnchen auf ihrer Haut, als trüge sie Schuhe aus Strandjuwelen.
Syn starrte. Seine Augen wanderten an Zarrahs Statur entlang, bis sie auf die ihren trafen. Grün begegnete Grün. Beide Blicke waren intensiv aufeinander gerichtet und für einen Herzschlag hielt die Welt den Atem an. Die Geräusche ringsum verstummten zu einem dumpfen Wummern, das man getrost ignorieren konnte. Es gab nur noch das tiefe Grün, in das Synnover schaute, umrahmt von ihrer dunklen Haut und dem Zauber ihrer Silbersträhnen. Zarrahs Blick war eindringlich, aber auch in Syns Augen fand sich etwas. Eine Sehnsucht wuchs dort, eine Erwartung, eine stille Forderung und ein Betteln. Sag etwas! Sprich zu mir!
Es flackerte, als sich in ihre Mundwinkel das seichte Lächeln schob, das doch keines war, weil es sich so flüchtig zeigte. Es brach, als sie den Blick abwandte. Sie schritt an ihm vorüber, um das gemeinsame Lager von Razag und Crystin herum. Beide hatten sich bereits unter die Decken gekuschelt, fanden Frieden und Geborgenheit, wärmten sich gegenseitig. Syn stand am Rand des Feuers, in der halbdüsteren Kälte. Er starrte auf den Flecken Sand, der noch Spuren von Zarrahs Füßen aufwies.
Sie hatte ihn nicht angesprochen, nichts gesagt. Er hatte es nicht geschafft und jetzt war es zu spät. Der Moment war vorbei. Syn sog mit bebenden Lippen die Luft tief ein. Dann biss er sich auf die Unterlippe, straffte seine Schultern. Er nahm einen unnahbaren Ausdruck an, das einzige, was ihm blieb. Er besaß Risse. Er war müde, schrecklich müde, und ihm wurde zunehmend kälter. Razag lehnte schließlich auch nicht mehr neben ihm. Der Ork lag schon in seinem Schlafsack, mit Crystin.
Syn wandte sich um. Seine Augen suchten den Lagerplatz ab. Zarrah hatte einen der Schlafsäcke für sich ausgesucht. Ein letzter wartete auf das weiße Kaninchen. Er lag mit Abstand zu dem der Dunkelelfe im Sand. Zwischen ihnen eine Schlucht aus Sandkörnern, mindestens so endlos weit wie der Himmel. Er schob einen Fuß zurück durch den Sand wie im Ansatz einer Flucht die mit einem kaninchenhaften Hakenschlagen begann. Eine Stimme hielt ihn auf.
"Nun, da ihr alle jetzt offenbar ... was auch immer geklärt habt und nicht, legt euch endlich schlafen, sofern ihr könnt!" Am liebsten hätte Syn lauthals losgelacht vor Verzweiflung. Er würde nie wieder schlafen, nicht hier, nicht so. Wie könnte er? Aber ich bin so unendlich müde...
"Wir garantieren eure Sicherheit, damit ihr endlich zu Kräften kommen könnt. Und dann schauen wir, was der neue Tag bringen mag."
"Wir werden uns die Wache teilen. Ruht euch aus!"

Syn hob den Blick an. Das Grün konnte nicht mehr zum anderen Grün schauen. Ihm war kalt und nicht einmal das Feuer würde ihn heute Nacht wärmen können, aber vielleicht schaffte es ein offenes Braun. Langsam setzte er sich in Bewegung. Seine Schritte waren schwerfällig, etwas zog ihn zu Boden. Er fühlte sich kein bisschen wie das berühmte weiße Kaninchen, das unfangbar war. So langsam wie er dahin trottete, könnte selbst die Frühgeburt eines Wargs noch erfolgreich nach ihm schnappen. Aber er hatte ein Ziel vor Augen, steuerte es an, auch wenn es ihn Überwindung kostete. Doch was blieb ihm denn? Er brauchte dringend Schlaf. Sie hatten Recht. Er musste wieder zu Kräften kommen.
"Erin...?" Er erreichte die Angesprochene. Zwar versuchte er, seine Maske überzustreifen, dieses rissige Ding, aber die Erschöpfung nagte an ihm. Sie fraß Teile davon auf, so dass er kaum einen neutralen Blick auflegen konnte, geschweige denn einen, um die Blonde zu becircen. Entgegen seiner üblichen Methoden versuchte er es auf die Razag-Art. Der Ork hatte schon mit der Umarmung damals Recht gehabt und er war es, der nun erfolgreich in den Armen einer Frau lag ... oder umgekehrt. Vielleicht brauchte es manchmal einfach die unverblümte Direktheit. Syn verringerte die Distanz zu Erin, bis er in seinem an den Rändern schon verschwimmenden Sichtfeld nur noch ihr goldblond umrahmtes Gesicht wahrnahm. "Lass es uns tun", sagte er schlicht. "Bitte, schlaf mit mir."
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Montag 22. Januar 2024, 14:28

Vorfreude war ja bekanntlich die schönste Freude. Razag erlebte gerade, was es bedeutete etwas kaum abwarten zu können und sich dennoch in Geduld üben zu müssen. Zwar hatte er noch vor wenigen Tagen der fleischlichen Freude abgeschworen, doch die Heilerin vor ihm machte ihm das ganz und gar nicht leicht. Wenn die Gefühle erstmal im Spiel waren, alles kribbelte und flatterte, dann war es nicht sehr weit her mit guten Vorsätzen. Aber Razag wollte auch, dass man ihn eroberte und Nalia hatte ihm darin zugestimmt. Denn nur wenn Crystin sich auf ihn von sich aus einließ, konnte er sich sicher sein, dass sie ihn wirklich wollte – oder? Die Sache mit Gefühlen war nie leicht und das für niemanden. Andere fanden nur einfach schnelleren Zugang und wieder andere waren sich schneller sicher mit dem, was sie empfanden. Crystin gehörte offenbar zu letzteren. Denn die Heilerin schämte sich nicht ob ihrer Gefühle, sondern zeigte sie offen und vor aller Augen. Razag hatte dunkle Gedanken gehegt, war sich unsicher gewesen, ob er sich alles nicht nur einbildete, sie verschreckte oder gar vergraulte. Aber ihre klare Haltung zu ihm machte ihm Mut. Crystin hatte sich für ihn entschieden und sie war sich nicht zu schüchtern, es auch vor einem Syn oder Amos zu zeigen. Es war Balsam für das geschundene Ork-Herz, denn mit wahrer Liebe, kannte auch Razag sich nicht aus. Er empfand diese vielleicht zum ersten Mal – vielleicht gab es auch in der Vergangenheit mal die eine oder andere Hoffnung, die er gehegt hatte und bitter enttäuscht wurde – aber dieses Mal, da zeigte ihm Crys, dass er es wert war geliebt zu werden. Und sie hatte keine Angst vor der Bestie, wie er eine war. Vielleicht, weil sie sie noch nicht kennengelernt hatte. Vielleicht, weil ihr Herz darüber hinwegsehen konnte. Als er sie beinahe getötet hätte und sie ihn aus ängstlichen Augen betrachtet hatte, da hatte Crys geglaubt, sie wäre einem Irrtum aufgesessen. Da war sie es, die gezweifelt hatte und sich lieber verkrochen hätte, als ihr Herz offen zu präsentieren. Aber das war auch nur möglich gewesen, weil sie ihr Herz bereits verschenkt hatte und glaubte, dass das ins Leere laufen würde. Jetzt war da kein Zweifel in ihrem blauen Blick als sie ihn küsste und darum bat, neben ihm – bei! ihm – liegen zu dürfen. Zarrah gab ihm quasi das ‚Go‘ dafür, sich mit Crystin einzukuscheln, denn die Dunkelelfe teilte niemanden zu einer Wache ein. Sie vertraute den beiden Geschwistern offenbar und strahlte aus, dass die anderen das auch konnten. So kümmerten sich Ork und Heilerin darum, ihr gemeinsames Lager zu optimieren und Razag nutzte die Chance, ein wenig leiser mit Crys zu sprechen. „So kannst du dich bei mir ankuscheln und ich bin deine Wärmequelle, wenn du magst. Du brauchst keine Angst zu haben...“ Crys hob den Blick und musterte ihn fragend. „...ich bin brav! ABER!... Ich werde es SEHR genießen dich im Arm zu halten, wenn du erlaubst.“
Crystin schmunzelte und errötete sofort wieder. Sie strich die Lager glatt und schluckte leicht. „Ich erlaube es nicht…“, sie biss sich auf die Unterlippe und funkelte Razag mit einem gewissen Schalk im Blick an. „Ich bitte darum!“, flüsterte sie und kicherte leise. Offenbar freute sich Crystin darauf, dass sie ganz offiziell die erste Nacht gemeinsam verbrachten. Auf der restlichen Reise hierher, hatten sie mal Händchen gehalten oder zumindest nebeneinander gelegen. Aber Crys war schüchtern gewesen und Razag wollte sich nicht aufdrängen. Da war es gut, dass die Heilerin Mut gefasst hatte. Woher jener auf einmal kam? Vielleicht war es ihr wichtig zu zeigen, wem sie ihr Herz ganz freiwillig schenkte, damit gewisse andere, blonde Seefahrer, nicht auf dumme Ideen kamen.

Als Razag sich entblößte, wandte Crystin im ‚falschen‘ Moment den Kopf und starrte ziemlich direkt auf gewaltige Argumente. Auch sie hatte ihn bereits gesehen, aber nun sah sie ihn… anders. Crys wurde noch roter im Gesicht und hielt ihre Hände beschäftigt, den Sand aus der Decke zu streichen, bis Razag halbwegs angezogen war. Dann schlüpfte er ins warme Bett und wartete, bis Crys ebenfalls dazukam. Der zierliche Körper der Heilerin war zwar klein in seiner Nähe, aber fühlte sich trotzdem genau richtig und fraulich an. Sie legte sich in seinen Arm, folgte seiner Einladung, bettete ihr Gesicht auf seiner Brust und stutzte kurz, als sie die Brustringe betrachtete. Ihre Hand mit den kühlen Fingern strich über seinen trainierten Bauch. Langsam, fast schon forschend, zog sie ihre Fingerkuppen darüber und tastete alles ein wenig ab. Crys lächelte dabei. Razag wollte erforscht werden und Crystin… sie fing soeben damit an. Es war auf ihre Art und Weise sinnlich, auch wenn sie nicht gleich direkt auf Tuchfühlung ging. Sanft streichelte sie seine Haut, fühlte jede Narbe, die er vielleicht besaß, verharrte an jeder Unebenheit für einige Sekunden. Bis ihre Hand ihr eigentliches Ziel erreicht hatte und neben ihrem Gesicht ruhen blieb. Crys rutschte mit ihrem Körper eng an den seinen, legte ihr linkes Bein über seinen Oberschenkel und strich mit ihrem nackten Fuß gegen seine Wade. Auch dieser ging ein wenig auf Erkundungstour und streichelte mal hinauf, mal hinunter. Crystin konnte die Nähe zu Razag nicht gänzlich kalt lassen, denn er war so warm und einladend in seiner ganzen Art. Ihr Herz klopfte wild und ihr Atem beschleunigte sich etwas. Sie spürte ein Ziehen in ihrer Mitte, das sie so auch erst gefühlt hatte, als Syn es darauf anlegte. Doch das hier war weitaus mehr. Hier war es die Ahnung von etwas, das sie aufgeregt werden ließ. „Razag?“, flüsterte sie und hob den Blick zu seinem Gesicht. „Ich fühle mich so wohl!“, vertraute sie ihm an und lächelte verliebt. „Ich freu mich auf morgen... auf jeden neuen Tag mit dir. Gute Nacht und süße Träume, meine Verlobte... meine Gefährtin, meine... Liebste.“ Crystin seufzte bewegt. „Gute Nacht…“, lächelte sie ihm entgegen und senkte ihre Lippen nochmal auf seine. Ihr Kopf schwebte über ihm und ihr Lächeln badete ihn darin, dass er alles richtig machte. „Ich kann es nicht erwarten, alles mit dir gemeinsam zu erleben!“, säuselte sie leise und nur für ihn bestimmt. Noch einmal wollte sie ihn küssen, doch wurde sie durch eine Bewegung und Syn’s Stimme abgelenkt. “Erin..?“

Erin blickte auf, als Syn sie ansprach. Es dauerte nicht lange, da erreichte er sie. Ein Lächeln umspielte abwartend ihr apartes Gesicht. Das sonnengebräunte Gesicht der Seefahrerin besaß jugendliche Züge. Sie war kaum älter als Synnover selbst. „Was gibt’s?“ fragte sie abwartend und Syn entschied sich dieses Mal, einfach direkt zu sein. “Lass es uns tun.“ Erin hob beide Augenbrauen, während ihr Baun sein Grün abtastete. „Jetzt?“, fragte sie überrascht und hatte offenbar damit nach dem Ausbruch nicht gerechnet. “Bitte, schlaf mit mir.", präzisierte er und erreichte damit eine Stille, die sich über das Lager legte. Als ob er der Blonden damit einen Antrag machen würde, wartete das Lager auf eine Antwort. Amos feixte nonchalant, während Flosse eine Augenbraue gehoben hatte. Crystin runzelte die Stirn und hatte sich noch mal von Razag’s Brust erhoben. Ihr Blick aber galt weder Syn noch Erin. Sie sah zu Zarrah. Jene hatte gerade ihren Rucksack in der Hand und war in der Bewegung erstarrt. Sie warf Erin und Syn einen Blick zu, der kaum zu deuten war. Dann aber presste sie die Kiefer aufeinander und stopfte das, was sie eben herausholen wollte, ein bisschen zu fest zurück, während sie den Blick wieder von den beiden anderen nahm. Erin aber musterte Syn. Ein feines Lächeln legte sich auf ihre Züge und sie erhob sich geschmeidig von der Lagerkiste. Dann strich sie dem Kaninchen sanft durch das etwas länger gewordene Haar. „Du wirst es nicht bereuen!“, gurrte sie und ihre Augen funkelten. Erin griff nach der Hand des Kaninchens, mit der anderen nach einer Decke und etwas von dem Met und schürzte die Lippen. „Also dann, wir … übernehmen dann wohl die … zweite Wache!“, grinste sie und zog Syn mit sich, um ein wenig abseits vom Feuer ein eigenes, kleines Lager der Lust aufzubauen. Amos sah ihnen nach, pfiff dann und streckte sich. „Na dann. Soviel dazu! Hätzr jemand Lust mit… mir…?“, er sah in die Runde und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. „Zarrah? Crystin?“, er wackelte mit den Augenbrauen und sein brauner Blick traf den Ork: „Raazaaag?“, schnurrte er witzelnd und winkte dann ab. „Keine Sorge, reicht ja, wenn einige von uns vögeln, nicht wahr? Ich übernehme die erste Wache! Gute Nacht!“, meinte er und begann dann damit, ein wenig abseits die Wache einzuläuten.

Abseits des Lagerfeuers, bereitete Erin die Decke auf dem Sand aus und stellte das Met zur Seite. Sie ließ Syn’s Hand nicht los, sondern zog ihn auf die Decke und in eine Umarmung ihrerseits. Ein Lächeln umspielte ihre Züge. „So… hast du es dir also anders überlegt?“, säuselte sie leise und nur für seine Ohren bestimmt. Erin fühlte sich weich an, anschmiegsam und besaß einen athletischen Körperbau. Sie war etwas kleiner als Zarrah, besaß dafür mehr Hintern und eine frauliche Hüfte. Es stand ihr gut, sie wirkte voller Leben und war in allem was sie tat äußerst warm. Erin küsste Syn sanft und ohne ein übergriffiges Verlangen. Sie kostete das Kaninchen auf eine angenehme Weise und bedeckte seine strapazierte Haut mit sanften Abdrücken ihrer Lippen. Danach zog sie ihn Stück um Stück aus, während auch sie sich entkleidete oder ihm es überließ, das zu tun. Erin war… schön. Sie besaß weiche Konturen, hatte Masse an den richtigen Stellen und wirkte generell sehr selbstbewusst. „Also, Syn…“, gurrte sie, während sie sich an ihn schmiegte. „Ich habe eine Bedingung“, schnurrte sie an seinen Hals, während ihre Hand nach seinem Freudenspender tastete. „Wir haben beide Spaß dabei. Niemand muss sich zu etwas gezwungen fühlen… und wir wollen natürlich beide…“, sie gewährte ihm einen Augenaufschlag und lächelte. Dann ging sie langsam vor ihm in die Knie. „…auf unsere Kosten kommen…“,raunte sie, bevor er in den Genuss einer mehr als guten Behandlung kommen durfte, so er sie ließ. Erin war absolut unbefangen und er würde mit ihr eine angenehme Nacht verbringen können. Es lag an ihm, wie weit er ging. Und ob er sich endlich gehen ließ, so, wie Erin es ihm suggerierte. Was immer Syn sich nahm, er würde in Erin jemanden gefunden haben, der auf ihn sah. Der sich nicht nur nahm, sondern sich auch ehrlich Mühe gab, ihm gewisse Freuden zu entlocken. Sie würde ihn nicht auslachen, sie würde mit ihm kokettieren und der Spaß, die Lust und das Verlangen stand an erster Stelle. Für beide!

Zarrah aber hatte ihre Sachen genug malträtiert und den Rucksack mit etwas mehr Energie als notwendig in den Sand zurückbefördert. Dann setzte sie sich auf das Lager, strich sich durch die Haare und sah noch mal auf den dunklen Schemen, der sich in einiger Entfernung zeigte. Die Elfe ließ niemanden wirklich an ihren Gedanken teilhaben, doch glitt ihre Hand zu ihrer Brust, dort, wo Syn sie verletzt hatte. Sie war geheilt, doch die Erinnerung konnte keiner nehmen. Dann seufzte sie tatsächlich und schloss für einen Moment die Augen, bevor sie diese winzige Zurschaustellung ihrer Gefühlswelt ablegte, sich in den Schlafsack legte und den Rücken dem turtelnden Pärchen zuwandte. Ihr Blick fiel dabei allerdings auf Razag und Crystin, die enganeinander gekuschelt dalagen. Zarrah seufzte tonlos und drehte sich auf den Rücken, um den Blick in den Himmel zu richten. Ihre feinen Ohren jedoch konnten nicht davor bewahren, die vor Lust gekeuchten Geräusche zu vernehmen, die der Wind ihr vorwitzig zutrug. Zarrah versuchte zu schlafen, bis es ihr zu viel wurde und sie sich erneut erhob. Die Dunkelelfe verließ das Lager für einige Schritte und setzte sich unweit der anderen am Feuer in den Sand. Hier starrte sie auf das Wasser und ließ sich von der Gischt und dem Wind ablenken. Crystin beobachtete sie und presste die Lippen zusammen. Dann schmiegte sie sich jedoch wieder an Razag und sofort fühlte sie sich besser dadurch. Es war eben schön, jemanden zu haben. Und sie hatte endlich jemand ganz besonderes.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Dienstag 23. Januar 2024, 17:43

Raz hatte über Cris Schulter hinweg zu seinem Kumpel gesehen. Syns Blick war leider nicht von dem Glück eines Mannes erfüllt, der sich für seinen Freund freute, weil dem etwas gutes widerfuhr, er war erfüllt von Neid. Sofort sorgte sich sein Herz schon wieder, bevor Cris ihn ablenkte. Razag wusste nicht, dass Syn gedanklich Cris und Razags Glück mit einem 'Kutschenunfall' und matschigen toten Goblins verglich, sonst hätte vielleicht eine anständige Tracht Prügel geholfen, den verbitterten Mann auf den rechten Weg zu schubsen... wohl eher nicht. Aber bei Orks halfen Schläge meistens. Es war sogar ein Schlag gewesen, der Raz sein Glück gebracht hatte. Aber Syn schwieg zu seinen Eindrücken und wandte sich der gerade ankommenden Zarrah zu. Razag hätte gewiss einen Freund verdient, der sich mit ihm freute, aber so weit war Syn noch lange nicht. Er hatte seine eigenen Probleme... mit der Freiheit, mit Zuneigung und mit Liebe... und Razag hatte Verständnis.
So wie der Mond um die Sonne kreiste, so zog es jedoch auch Syn und Zarrah zueinander, aber genauso wie bei den Himmelskörpern, schien es bei ihnen keinen Weg zusammen zu kommen, sah man den kurzen Momenten einer Sonnenfinsternis ab. Es war tragisch... tragischer als jeder Kutschenunfall! Wo Razag vor ihrer Befreiung gelitten hatte, so schlug das Gewicht der Schicksalswage nun beim Kaninchen zu. Syn litt unter seiner Freiheit.
Der Ork hingegen war abgelenkt und ...glücklich! Wäre er es nur ein klitze kleines bisschen weniger gewesen, so wären ihm dumme Ideen durch den Kopf gehuscht, Syn zu sich und Cris in seinen Schlafsack einzuladen, dann wäre ihm jedoch gleichwohl aufgefallen, dass er Cris nicht teilen wollte. Der Ork nahm definitiv zu gern die Leute in den Arm um sie zu trösten. Es wäre eine Zwickmühle, die aber nicht zustande kam, denn Raz war überaus glücklich, was ganz und gar Cris Verdienst war.
„...ich bin brav! ABER!... Ich werde es SEHR genießen dich im Arm zu halten, wenn du erlaubst.“
Crystin schmunzelte und errötete sofort wieder. Sie strich die Lager glatt und schluckte leicht.
„Ich erlaube es nicht…“
, sie biss sich auf die Unterlippe. Razag ließ sofort die Mundwinkel auf dem Boden schleifen, dass es Rillen in den weichen Sandstrand zog.
Was...? Wa.. Hab...
Dann funkelte sie Razag mit einem gewissen Schalk im Blick an.
„Ich bitte darum!“
, flüsterte sie und kicherte leise. Razag ballte die Fäuste und kämpfte mit der Achterbahn seiner Gefühle.
Ihr Götter! Prüft mich mit so einer Frau! FRECH! Echt frech! Und ...süß!
Offenbar freute sich Crystin darauf, dass sie ganz offiziell die erste Nacht gemeinsam verbrachten. Zwar sollte dies im Kreis von ihren Freunden stattfinden, aber das bot beiden auch die nötige Sicherheit, die sie brauchten. Es blieb spannend. Razag grinste zufrieden.
Noch nie hatte er eine Frau bei sich zu liegen gehabt, die seine Grenzen respektierte. Noch nie hatte er bei einer Frau gelegen, ohne einem Befehl zu folgen. Noch nie eine, die nicht nach getaner Arbeit, ihn nicht links liegen ließ. Noch nie hatte so ein zartes Wesen sich in seine Arme begeben, ohne den erregenden Schauer der Angst auf der Haut, oder weil sie sich für ihn interessierte. Es war nicht das körperliche, es war das Herz was den Unterschied machte und Razag hoffte, ja betete still in seiner Seele, in jedem Winkel seines Unterbewusstseins, dass Cris ihn nicht fallen lassen würde, nachdem sie zusammen gefunden hatten. Zu häufig war genau das geschehen und viel zu schnell verflog der Reiz, wenn man erst von der Frucht gekostet hatte. Selbst wenn er mal ein bisschen Zuneigung von einer Kundin erfahren hatte, weil er es eben gut konnte, so war diese schnell weg, sobald das körperliche endete.
Raz hatte nicht vor diese Art von Beziehungen weiter zu führen... Er wollt MEHR! Die Freiheit hatte ihn da 'egoistisch' gemacht und seinen Wunsch zu empfangen, wo er stets gegeben hatte geweckt. Er wollte um seiner selbst geliebt werden und Cris um ihrer, auch wenn er es noch nicht wusste und kaum glauben konnte, war sie vielleicht jenes Herz, dass ihn das geben konnte. Er war glücklich, dass sie bei ihm lag. Er würde jede Sekunde genießen!
...
Es sollte eine Nacht voller neuer Erfahrungen werden und Cris machte es ihm wahrlich nicht leicht seinem enthaltsamen Vorsatz treu zu bleiben!
Was hab ich mir nur dabei gedacht!
Razag rollte mit den Augäpfeln unter den geschlossenen Lidern, als Cris sich an ihn schmiegte und nicht wie er versprochen hatte, 'brav' blieb. NEIN! SIE war so garnicht brav! Sie packte ihre süßen kitzelnden Fingerspitzen aus und schien mit voller Hingabe und Inbrunst ihn in den Wahnsinn treiben zu wollen. Wie konnte diese vergleichsweise kleine Frau nur so viel Hautkontakt aufbauen? Schnell glaubte er, zwischen ihren würde eine kleine Sonne geboren, so heiß brannte seine Haut unter ihrer Zuwendung. Und seine Handfläche... sie glühte, als wenn der bloße Kontakt eine Art Reaktion auslösen würde, die ihn in seinem Kern schmelzen lassen konnte. Razag glaubte Cris irgendwann ÜBERALL auf seiner Haut zu spüren! Überall wo sie seine reichlich vorhandenen Narben streichelte, abtastete, da kribbelte sein Körper als Antwort auf die liebevolle Behandlung.
...tja, Alter. Wird wohl nix mit Schlaf!
Razag versuchte trotzdem still zu liegen und zu genießen. Hatte dieses süße Wesen an seiner Seite vor seine Narben weg zu massieren? Ein bisschen fühlte es sich so an. Cris war eine Heilerin und Narben gab es bei ihm reichlich zu behandeln. Besonders eine Narbe machte dem Ork da gerade zu schaffen, denn diese hatte sie schon mal behandelt, wobei sie aber unterbrochen worden war. Zarrah hatte damals nicht erlaubt, dass Cris ihn DORT ganz zu ende heilte. So war eine Narbe geblieben und diese zog jetzt doch ein wenig, als sie ihren Oberschenkel über seinen schob. Razag litt! Er kannte seinen Körper gut und gewisse Reaktionen waren antrainiert und nur natürlich. Aber waren sie deswegen auch 'richtig' und 'echt'? Er kannte den Unterschied nicht. Also was sollte er machen, damit das hier nicht eskalierte?
Wie... wie komm ich hier raus. Quatsch, ich will ja garnicht raus... so… so süß... so süß wie... Kackbratzen!!! Kleine halslose Monster, die mich an den Haaren ziehen und deren Mütter mir in die Kniekehlen treten, damit ihre Blagen auf mir reiten können... mich sie bespaßen lassen, in dem sie ihnen lange Nadeln geben um mir einen Esel-Schwanz an zu pinnen...
Er zählte innerlich auf, was ihn so richtig ab-kühlte.
...und sich dann beschweren und mich auspeitschen, wenn ihr ihre zurück gelassene Brut mit nehme. Versteh einer die Dunklen...
Er musste sich ablenken.
...oder... Feengesoks!!! Flatterfiecher mit dem Hang Flüche zu verhängen, damit dich der Blitz beim Scheißen trifft...
Davon hatte er aber eher in Geschichten gehört, als leibhaftig erlebt. Aber er versuchte runter zu kommen.
...Zauber... Zauberer sind grundsätzlich Kacke! Machen Sachen, wieder die Natur! Magie ist eh Scheiße! Alles... na gut.. alle außer Cris. Die ist süß, selbst beim zaubern! Oh verdammt! Jetzt bin ich wieder am Anfang! ...soooo süüüß!...
So war das mit dem Karussell in seinem Kopf. Einmal an geschubst, drehte er sich im Kreis und landete wieder in den Honiggleichen warmen Empfindungen, die seinen Körper malträtierten. Es war nicht mal so, dass ihre Finger mal zu tief wandern würden. Es brauchte nicht mal direkten Kontakt oder auch nur die Nähe. Es reichte, dass sie bei ihm lag und Razags Herz spielte die verrücktesten Melodien.
Dabei... hui! Dabei wollt ich doch brav sein! ...
Und da schob sie sich auch noch an ihm hinauf um ihn zu küssen.
Auweia!
Das Gefühl ihrer weichen runden Halbkugeln auf seiner Brust und ihre zarten Lippen auf den seinen machten es unmöglich klar zu denken.

„Razag?“
, flüsterte seine kleine süße Zauberin ihre Verführung in sein Ohr.
„Ich fühle mich so wohl!“
Mach wirklich ich das? Ich mach doch nix... Sie ist so... unglaublich! Ich träume... und will nicht aufwachen! Schlafen! Ja wir sollten SCHLAFEN!
„Ich freu mich auf morgen... auf jeden neuen Tag mit dir. Gute Nacht und süße Träume, meine Verlobte... meine Gefährtin, meine... Liebste.
Crystin seufzte bewegt und ihr Atem bewegte zwei kleine reibende Punkte ans einem Brustkorb. Razag knurrte leise.
„Gute Nacht…“
, lächelte sie ihm entgegen und senkte ihre Lippen nochmal auf seine. Ihr Kopf schwebte über ihm und ihr Lächeln badete ihn darin, dass er alles richtig machte.
„Ich kann es nicht erwarten, alles mit dir gemeinsam zu erleben!“
, säuselte sie leise und nur für ihn bestimmt. Noch einmal wollte sie ihn küssen, doch wurde sie durch eine Bewegung und Syn’s Stimme abgelenkt.
“Erin..?“
Vollkommen belämmert grinsend, rollte Razags Kopf zur Seite, wo er die Geräuschquelle ohne Inhalt vernommen hatte. Aber der Klang war vertraut gewesen...
Wer stört?... Oh... Kumpelchen? Was gibt’s?
„Was gibt’s?“
, fragte die Angesprochene abwartend und Razags Blick begann sich langsam auf die Szenerie unweit neben sich zu fokussieren.
“Lass es uns tun.“
„Jetzt?“
“Bitte, schlaf mit mir."

...öhm...
Stille lag über dem Lager.
Irgendetwas ist komisch.
Und es war nicht im Sinne von Lachen komisch. Amos feixte trotzdem irgendwo hörbar. Crystin runzelte die Stirn und hatte sich noch mal von Razag’s Brust erhoben. Ihr Blick aber galt weder Syn noch Erin. Sie sah zu Zarrah und Raz folgte ihrem Blick.
Auweia!
Gepresste Kiefer und zuckende Bewegungen waren nicht das beste Zeichen.
Nicht schon wieder...
„Du wirst es nicht bereuen!...“
Na da bin ich mir nicht so sicher...
„Also dann, wir … übernehmen dann wohl die … zweite Wache!“
, grinste sie und zog Syn mit sich und Razag begann ein Muster in Syns Verhalten zu erkennen. Eines das ihm noch eine lange Weile Probleme bescheren würde. Aber dabei konnte er ihm nicht helfen. Razag seufzte tief und sah seinem Freund hinterher. Amos sah ihnen ebenfalls nach, pfiff dann und streckte sich.
„Na dann. Soviel dazu! Hät jemand Lust mit… mir…?“
, er sah in die Runde und hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
„Zarrah? Crystin?“
, er wackelte mit den Augenbrauen. Sofort verspannte sich jeder einzelne Muskel in Cris grüner Matratze.
Er will unbedingt seine Zunge verlieren, oder was?! Er sieht doch, dass sie mein ist!
Amos brauner Blick traf den Ork:
„Raazaaag?“
, schnurrte er witzelnd.
WAS? Such dir nen Astloch verdammt!
Kurz drohten ein paar alte Erinnerungen hoch zu kommen...
...Hm... er macht Witze oder? Ja... er macht Witze. Er würde halt auch gern und macht Witze. Alles gut, bleib locker!
Dann winkte der Seemann aber schon ab. In jedem Scherz steckte oft ein bisschen Wahrheit.
„Keine Sorge, reicht ja, wenn einige von uns vögeln, nicht wahr? Ich übernehme die erste Wache! Gute Nacht!“
, meinte er und begann dann damit, ein wenig abseits die Wache einzuläuten. Raz sah wieder zu ihrer Anführerin. Zarrah hatte ihre Sachen genug malträtiert und pfefferte gerade den Rucksack mit etwas mehr Energie als notwendig in den Sand.
Aha.
Dann setzte sie sich auf das Lager, strich sich durch die Haare und sah noch mal auf den dunklen Schemen, der sich in einiger Entfernung zeigte. Die Elfe ließ niemanden wirklich an ihren Gedanken teilhaben, doch glitt ihre Hand zu ihrer Brust, dort, wo Syn sie verletzt hatte, wie Razag nun wusste. Das sagte viel. Dann seufzte sie tatsächlich und schloss für einen Moment die Augen, bevor sie diese winzige Zurschaustellung ihrer Gefühlswelt ablegte, sich in den Schlafsack legte und den Rücken dem turtelnden Pärchen zuwandte. Ihr Blick fiel dabei allerdings auf Razag und Crystin, die eng aneinander gekuschelt dalagen und Razag schaute ihr ernst in ihre grünen Augen. Er sagte nichts, denn in manche Dinge... da mischte man sich nicht ein. Da saß man zu schnell zwischen den Stühlen und bekam dann selbst Dresche.
Schon wieder! Er tut es schon wieder...
Zarrah seufzte tonlos, wandte den Blick ab und drehte sich auf den Rücken, um den Blick in den leeren Himmel zu richten. Ihre und auch Razags feine spitze Ohren jedoch konnten sie jedoch nicht davor bewahren, sehr bald vor Lust gekeuchten Geräusche zu vernehmen.
Was nen Horror das für sie sein muss!
Razags Mitleid ließ ihn abermals kurz wilde Ideen haben, in denen er diese Mal Zarrah tröstend zu Cris und sich einlud, aber auch diesen Gedanken verlor er schnell wieder. Razag suchte fragend Cris Blick. Sollten sie etwas unternehmen? Besser nicht, oder? Wollte sie zu ihrer Freundin? Er würde sie gehen lassen, wenn auch schweren Herzens. Wenn Cris es wünschte, dann würde sogar er zu Zarrah gehen und für sie da sein, sofern sie es überhaupt zu ließe. Die Dunkelelfe entsprach leider immernoch in manchen Bereichen genau der Vorstellung, die Raz von ihrem Volk hatte. Unnahbar, gefühlskalt und verschlossen, bis sie sich erneut erhob.
... die Arme.
Die Dunkelelfe verließ das Lager für einige Schritte und setzte sich unweit der anderen am Feuer in den Sand. Ihre Silhouette verriet jedoch viel. Hängende Schultern, der Kopf starrte auf das Wasser. Crystin beobachtete sie und presste die Lippen zusammen. Dann schmiegte sie sich jedoch wieder an Razag. Es war eben schön, jemanden zu haben. Aber das Schauspiel der Einsamen hatte Razag berührt. Sofern Cris also keine Anstalten machte, zu ihrer Freundin zu gehen, oder gar Raz zu schicken... der ...milde gesagt damit überfordert wäre, es aber tun würde, so würde die Nacht wohl ohne oder nur wenig weitere Komplikation vergehen.
Man durfte ja hoffen.
Nicht wirklich.
Oder?
Zumindest hatte die Szenerie tatsächlich es geschafft Razag wieder etwas zu ...beruhigen und somit das Potenzial geschaffen, dass es zum Schlaf kommen könnte!
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