Käpt'n Finn und die Finstersturm

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Piraten kapern alle Schiffe, die nicht dunkelelfisch oder verbündete mit sichtbarem Zeichen (Flagge) sind.
Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Montag 16. März 2009, 00:52

Alea kommt von Mit der Gloria nach Rumdett (Seite 1)

Alea und Rejan standen dicht beieinander. Noch bevor sie auf die Finstersturm wechselten, machte sich die Diebin einen kleinen Überblick über ihre neue Crew. Die Piratenmannschaft bestand aus abgerissenen Kerlen, einer hässlicher als der andere. Sie sahen bedrohlich aus, trugen alle einen Säbel am Gürtel und gebärdeten sich gar fürchterlich. Lediglich eine Frau konnte Alea auf dem anderen Schiff ausmachen und die wirkte nicht minder freundlich. Ihr Gesicht war verwarzt, eine widerliche Gestalt mit verfilzten Haaren, die unter einem blutroten Kopftuch hervor lugten. Ihre Haut war fast so dunkel wie die Nacht und eines ihrer spitzen Ohren war von mindestens drei Ringen durchbohrt. Eine Dunkelelfe und man musste sagen, dass sie keine schöne Vertreterin ihres Schlages war. Während sie und die anderen Haudegen an der Reling standen, kratzte sie sich immer wieder über ihre Furunkel.
Rejan runzelte die Stirn. "Der sollten wir nicht zu nahe kommen", riet er Alea, denn er hatte die Elfe auch gesehen. "Vielleicht sind diese Warzen ansteckend."

Die Amazonengruppe setzte auf die Finstersturm über und durfte sogleich miterleben, dass man sie dort wenigstens nicht wie Gefangene behandelte. Sie würden Arbeiten verrichten müssen und ansonsten ignorierte man sie - bisher.
Artemis drückte sich dicht an Grimhild und schaute sich verstohlen um. Die bloße Anwesenheit von so vielen Männern ließ sie zittern wie Espenlaub. Nein, sie war keine Kämpferin. Flüchtig schaute die Stumme zu Alea und ihr Gesicht gewann etwas an Farbe. Alea hatte zwar nur Caitlin beteuert, auf sie alle aufzupassen - niemand sonst hatte es gehört -, aber Artemis schien es von vorneherein zu wissen. Sie atmete tief durch und strich ihr Haar zurück. Zuversicht kehrte in sie ein.
Die ganze Gruppe wusste, dass es auf jeden einzelnen ankam und dass sie aufeinander Acht geben mussten, wenn sie diese Reise überstehen wollten. Paki und Rabika schauten noch immer entschlossen, Rejan hielt Aleas Hand und selbst Grimhild rückte etwas näher. Caitlin lächelte zuversichtlich. "Wenn wir zusammenhalten, können selbst so viele Männchen uns nichts anhaben", sprach sie es laut genug aus, dass die anderen Amazonen ihre aufmunternden Worte vernahmen. Sie nickten einstimmig.
"Denen zeigen wir es schon!", brummte Rabika. Sie schlug ihre linke Faust in die rechte Handfläche. In der Zwischenzeit bandelte Rejan bereits mit den Piraten an. Es ließ sich am besten spionieren, wer in den Spion zu viel Vertrauen fasste. Bis Rumdett war es zum Glück nicht mehr allzu weit, aber das bedeutete auch, dass ihnen allen wenig Zeit blieb, andere auszuhorchen.

Alea entschied sich, das Ruder in die Hand zu nehmen. Sie war inoffiziell zur Anführerin der Truppe ernannt worden, also würde sie sie auch führen. "Gut, möchte irgendjemand irgendeine Aufgabe besonders gerne tun?"
"Lasst mich bloß nicht Kartoffeln schälen", warf Rabika ein. "Ich bin keine gute Hausfrau, sondern Kämpferin. Vermutlich kann ich mit dem Wischer besser umgehen als mit einem kleinen Küchenmesser."
Artemis meldete sich für das Kartoffeln und Zwiebeln schneiden, also folgte ihr auch Grimhild nickend. "Wenn Kleine will in Küche, Grimhild natürlich kommen mit", meinte sie loyal. Also stimmte Paki noch zu, an Deck zu bleiben. Caitlin nickte Alea wortlos zu. Sie würde also auch mit in die Kombüse verschwinden.
Rejan teilte Alea für das Deck ein, woraufhin der Dieb nur zwinkerte. "Ich schrubbe mich ganz nah an Finn und seine Halunken heran", grinste er. "Vielleicht lassen sich einige abends auf Kartenspiele ein." Er wartete nicht lange, sondern verschwand sofort zu einigen augestellten Putzeimern und Schrubbern. Ausgerüstet machte er sich daran, vor allem sofort das Heck zu wischen.
Paki und Rabika winkten den anderen zu und verteilten sich auf Hauptdeck und Bug.

Alea und die anderen konnten sich also nach unten und in die Kombüse begeben. Die war überraschend groß. Ein dicker Pirat mit Hakenhand und fleckiger Kochschürze erwartete sie bereits. "Arrr, wenn das nicht die Frauen fürs Kartoffel schälen sind. Nur herrrrein mit euch!" Er winkte mit seiner Hakenhand und zwinkerte überraschenderweise Grimhild zu. "Hab lange keinen Troll mehr gesehen. Der letzte ist im Eintopf gelandet, also verärgert mich nicht!" Er lachte, warf einige Kräuter in einen großen Kessel und setzte den auf eine Platte des Ofens. Dann zeigte er - wieder mit seinem Haken - auf mehrere bereitgelegte Brettchen und kleine Küchenmesser. "Bedient euch. Solange ihr hier in meiner Kombüse seid, haben nur Käpt'n Finn und ich das Sagen. Ihr könnt mich Smutje Fleischhaken, Smutje oder einfach nur Fleischhaken nennen. Eigentlich heiße ich ja Billur, aber das schüchtert zu wenig ein, harrrr!" Fleischhaken lachte ausgiebig.
Artemis versteckte sich erneut hinter Grimhild. Die Trollin griff zum Messer und setzte sich. Sie begann Zwiebeln zu schneiden, weil ihr die Form besser gefiel als Kartoffeln. Die stumme Amazone gesellte sich rasch dazu. Sie wollte nicht erfahren, wie Fleischhaken auf nicht arbeitende Frauen reagierte. Artemis duckte sich auch leicht. Sie machte den Eindruck, als fürchte sie sich geschlagen zu werden.
Caitlin unterdessen lehnte sich dicht an Aleas Ohr. "Ein widerliches Männlein. Was machen wir jetzt? Einfach erstmal Kartoffeln schälen?" Sie setzte sich und griff nach einem Messer.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Samstag 21. März 2009, 15:00

Alea war überrascht, dass sich keine aus ihrer Gruppe gegen die Arbeit und die Behandlung hier auf dem Schiff stemmte. Jeder ergriff sogleich Partei für die Arbeit, die ihm am meisten zusagte. Das entlockte ihr ein zufriedenes Lächeln. Auch das Verhalten Grimhilds, die sich selbst zur Beschützerin Artemis' ernannt zu haben schien und wohl nicht mehr daran dachte, sie auch nur einen Schritt alleine machen zu lassen. Die beiden und Caitlin schlossen sich ihr an und Rejan war schon auf dem Weg zu Schrubber und Eimer. Sie sah ihm kurz nach, ehe sie sich mit ihrer Truppe unter Deck wandte.

Als sie den Smutje der Finstersturm sah, musste sie dem Drang widerstehen, vor ihm zurück zu weichen. Ihre dunklen Augen hafteten sich einige Momente lang an den Haken, der anstelle seiner Hand zu sehen war, und sie betete, dass er ihr mit dem Ding nicht zu nahe kommen würde. Außerdem hatte er einen seltsamen Humor. Vielleicht hätte sie ihn unter anderen Umständen sympathisch finden können, doch da er zu Finns Mannschaft gehörte war dies jetzt nicht mehr möglich. Sie musste Caitlins Worte mit einem Nicken zustimmen. Er wirkte tatsächlich widerlich und als sie sich neben die Jung-Amazone setzte, achtete sie darauf, dem Smutje nicht zu nahe zu kommen. Sie musste an Wammy denken und lächelte kurz traurig. Der Kater war wirklich speziell gewesen, sie vermisste den freundlichen witzigen Smutje der Seeperle.

Sie griff nach einem Messer und begann damit, Kartoffeln zu schälen. Vermutlich war es gut, wenn sie tatsächlich erst einmal die Arbeit erledigten. Alea fiel jedenfalls nicht ein, was sie sonst tun sollten, einfach ohne Grund unter Deck herum schleichen war auch nicht nach ihrem Geschmack. Das erschien ihr auf diesem Schiff zu gefährlich. Ihr Blick in die Runde verriet, dass auch ihre drei Begleiterinnen nicht viel Lust dazu verspürten, unbedingt Informationen zu erhaschen. Sie konnte sich die drei auch nicht wirklich als Experten vorstellen, was das Herumschleichen und Aushorchen anging.
Vielleicht ließ sich ja aus diesem Billur etwas heraus kitzeln. "Finn und du haben also das Sagen hier. Wie ist es denn so unter.. ähm.. mit Finn zu segeln?" Sie setzte ihren liebsten Gesichtsausdruck auf und schaute fragend zu Billur hinüber. Zuerst einmal musste sie ihn einschätzen. Und so bekam sie bestimmt mehr heraus, als wenn sie Gespräche mit ihren Begleiterinnen führte. Davon abgesehen, dass die in der Nähe von Billur wohl eh nicht locker reden würden.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von fremder Mann » Dienstag 24. März 2009, 09:10

Alle Amazonen schienen Alea sofort als Anführerin der kleinen Gruppe akzeptiert zu haben, die von Kapitänin Gloria auf der Finstersturm "ausgesetzt" worden war. Sie wollten allesamt ihre Sache gut machen und nach Möglichkeit nicht auffallen. Selbst Rabika, die ihre Männerfeindlichkeit sonst immer sehr deutlich zeigte, verhielt sich überraschend ruhig und konzentrierte sich lieber auf ihre Arbeiten an Deck. Möglicherweise legte sie all ihre Energien dort hinein, um diese nicht am erstbesten Männchen auszulassen, das ihr über den Weg lief. Paki achtete unterdessen auf die aufbrausende Amazonenschwester und Rejan würde ein Auge auf beide Frauen haben. Wie er da noch Käpt'n Finn ausspionieren und sich die Taschen füllen wollte, blieb ein Rätsel.

Alea hingegen machte sich mit Grimhild, Artemis und Caitlin auf den Weg unter Deck und in die Kombüse. Dies war das Reich des hakenhändigen Billur, der selbst am liebsten als Smutje Fleischhaken angesprochen wurde. Er schickte seine neuen Gehilfinnen zum Kartoffelschälen und Zwiebelschneiden. Alle widmeten sich artig den Aufgaben. Grimhild drückte sich bereits eine dicke Träne aus dem Augenwinkel. Der Geruch der Zwiebel trieb ihr die Feuchtigkeit in die Augen. Artemis verhielt sich ganz ruhig und unauffällig. Man sah ihr die Nervosität lediglich an ihren zittrigen Händen an, weshalb sie äußerst lange brauchte, bis sie ihre erste Zwiebel geschnitten hatte.
Caitlin und Alea kümmerten sich um die Kartoffeln, doch die Wüstendiebin vergaß dabei nicht den eigentlichen Auftrag. Schließlich war keine von ihnen hier, um dem Smutje und der übrigen Mannschaft das Abendessen angenehmer zu gestalten! Doch vor Fleischhaken konnte sie schlecht offen mit "ihren Mädchen" sprechen. Warum also nicht gleich direkt in die Offensive gehen?

"Finn und du haben also das Sagen hier." "Aye!", rief Billur, der mit einem Löffel im Kessel herumrührte und Gewürze verschiedener Herkunft eines nach dem anderen hinein streute. Dabei spießte er die Gewürzdosen wie ein Stück Fleisch auf seinen Haken und schüttelte sie kopfüber. Aus kleinen Löchern in den Deckeln fielen Krümel in den Kessel. "Finn befehligt das ganze Schiff, aber die Kombüse gehört mir! Da hat nicht mal er was zu melden, auch wenn er der Käpt'n ist." Dass es auf dem Schiff über Billur mindestens noch zwei fähige Männer gab - nämlich den Ersten und Zweiten Maat -, das schien er für nicht wichtig genug zu erachten, um es zu erwähnen. Schließlich ging es diese Weiber auch nichts an! Das war seine Meinung.
"Wie ist es denn so unter ... ähm ... mit Finn zu segeln?"
Der Smutje wandte sich von seiner Mahlzeit ab, die er zubereitete. Er schaute Alea an, die ihm einen lilebreizend dummen Gesichtsausdruck zeigte. Die gespielte Naivität und das vorgetäuschte Interesse ließen den Mann unvorsichtig werden. Er lächelte breit, kratzte sich dann an einem Pickel am Oberarm und verkündete: "Ist schon in Ordnung, dem Kerl zu dienen. Ist ein fähiger Pirat und scheucht seine Mannschaft nicht so rum wie die olle Cattie. Aye, ich war mal in ihrer Crew, aber dort war es mir zu hektisch. Ist nicht gut, eine Frau als Chef zu haben." Er runzelte kurz die Stirn, als seine Assistentinnen - selbst Artemis - ihm einen finsteren Blick zu warfen.
"Na simmt doch!", rief Billur aus und fuchtelte mit beiden Armen wild über dem Kopf herum, dass ihm beinahe seine Kochmütze herunter gefallen wäre. "Weiber an Bord sind immer ein schlechtes Omen. Die sind launisch wie die Meeresgöttin Ventha. Dann gibt's Streit zwischen ihnen und ihr und eine Göttin soll man nicht reizen. Unter Cattie kamen häufiger Stürme und gefährliche Wasserwege auf als unser Finn. Bin froh, hier zu sein. Aye, Finn ist ein guter Käpt'n und ich bin sein bester Smutje!" Er spuckte in einen Eimer. "Jetzt ran an die Kartoffeln, die Männer werden nachher sehr hungrig sein!"

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Samstag 28. März 2009, 11:11

Zufrieden lauschte sie Billurs Worten, der auf ihre Fragen einging. Den Eindruck, den sie machte, war wohl genau der richtige, um ihm ein paar Informationen zu entlocken. Er war schon einmal in Catties Mannschaft gewesen. Das überraschte Alea und sie fragte sich, weshalb er ihr wohl nicht mehr diente. Doch die Frage beantwortete er ihr auch sogleich. Sie musste schmunzeln, als sie sah, wie ihre Begleiterinnen ihm einen tötenden Blick zuwarfen. Alea nahm es ihm jedoch nicht sehr übel. Sie hatte schon erwartet, dass sie auf diesem Schiff kaum jemanden treffen würde, der viel von Frauen hielt. Sie störte sich nicht so sehr daran. Zumal ihr das so lieber war.
Sie bezweielte allerdings das, was er erzählte. Sie war zugegebener Maßen nicht sehr gläubig und konnte sich nicht vorstellen, dass Ventha mit Cattie ein größeres Problem hatte und sie deshalb viel öfter in Stürme gerieten. Wahrscheinlich war Finn nur weniger furchtlos als Cattie und meidete die offene See bei schlechtem Wetter.
Alea schmunzelte bei diesem Gedanken, widmete sich aber schweigend einer weiteren Kartoffel, der sie zu Leibe rückte. Sie wollte nicht unbedingt Billurs Ärger auf sich lenken, deshalb schälte sie lieber wie befohlen weiter. Dabei setzte allerdings nicht ihr Verstand aus. Sie überlegte, was sie noch so über ihn auskitzeln sollte. Die Art, wie sie es angestellt hatte, hatte ja schon Erfolg gebracht. Das Wie war also geklärt.
Doch sie beschloss noch ein wenig zu warten. Seine letzten Worte hatten nicht so geklungen, als wäre er dazu aufgelegt, unbedingt mehr zu erzählen. Also beließ sie es dabei und widmete sich der nächsten Kartoffel. Sie wollte, dass das Essen fertig war, wenn die Mannschaft danach verlangte. Nicht, dass sie die Hausfrau schlechthin war oder gar Verantwortung für Finns Mannschaft empfand. Aber sie wollte einfach nicht zwischen die Fronten geraten.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Montag 30. März 2009, 11:22

Alea erntete einen lobenden Blick von Seiten Caitlins, als sie nach einer weiteren Kartoffel griff. Gut. Sie hatten schon erste Informationen eingeholt, doch Billur zeigte sich scheinbar nicht mehr für Plaudereien bereit. Er hatte den Damen allerdings den breiten Rücken zugewandt und würzte noch immer in seiner Brühe herum. Sicherlich kamen zum Schluss dann die Kartoffeln und Zwiebeln hinein, weshalb sich die Amazonen sputen mussten.
Artemis machte ihre Sache mehr als gut, man merkte, wie sehr sie sich mit den Tätigkeiten einer Hausfrau auskannte. Sie war die schnellste im Zwiebelschneiden, so dass bereits ein kleiner Haufen der zu Tränen rührenden Knollen vor ihr auf dem Sackleinen lag, in den sie zuvor eingepackt gewesen waren.
Grimhild hingegen kämpfte noch immer mit ihrer ersten Zwiebel herum. Tränen kullerten ihre Wangen herab und einmal schneuzte sie sich sogar an ihrer herabhängenden rosa Schleife.

Das weitere Arbeiten gestaltete sich als langweiliges Beisammensitzen. Niemand sprach und nur das stetige Schaben von Messerklinge auf Kartoffel oder Zwiebel war zu vernehmen. Zwischendurch kam dann Billur einmal heran, schnappte die geschälten Objekte und trug sie zu seinem Kessel, wie vermutet. Nach einer Weile roch es köstlich in der Kombüse. Die Suppe, die der Smutje vorbereitet hatte, erreichte ihr Ende. Sie wandte er sich plötzlich ein weiteres Mal um.
"Ihr beiden da", er deutet auf Alea und Caitlin, "lauft mal kreuz und quer durch das Schiff und trommelt die Mannschaft zusammen. Es gibt Essen. Jeder soll sich vor der Kombüse einfinden, in einer Reihe aufgestellt, wie immer. Nachdem die Männer etwas bekommen haben, dürft ihr euch Schüsseln nehmen und den Rest der Suppe haben." Falls dann noch etwas übrig sein sollte, verriet der feiste Blick des Mannes. Hatte er denn nicht genug gekocht?
Käpt'n Finn hatte klargemacht, dass er die Frauen weitgehend ignorieren würde, bis man den rumdetter Hafen erreichte. Aber bedeutete dies auch, dass man sie nicht berücksichtigte, was Nahrung und Wasser betraf? Nein, das konnte nicht sein. Der Pirat hatte einen Vertrag abgeschlossen. Die Amazonen würden auf seinem Schiff dienen. Er sagte ja, sie sollten arbeiten, wenn sie etwas zu Essen erwarten wollten.

"Na, was ist? Was hockt ihr noch so faul da herum! Kommt endlich in die Gänge!" Billur schwang einen Kochlöffel. Er erinnerte jetzt stark an eine Amazone, die sich ja auch gern mit einem Nudelholz bewaffneten. Caitlin wich einem Schlag aus und sprang auf. "Wir gehen ja schon!"
Sie eilte sich vor die Tür zu kommen und wartete dort auf Alea. "Billur hat uns ja jetzt praktisch eine Lizenz zum Herumschnüffeln gegeben", wisperte sie. "Seht in allen Kabinen nach und trommelt die Mannschaft zusammen. So dumm kann nur ein Mann sein, oder?" Sie musste sich ein Kichern verkneifen.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Sonntag 5. April 2009, 21:26

Alea schaute stumm auf die Kartoffel, die sie in der Hand hielt und schälte. Nur das tat sie. Hin und wieder sah sie in die Runde, mit einem Blick, der mit jeder Kartoffel gequälter wirkte. Im Gegensatz zu Artemis war sie keine Hausfrau, und auch nicht das Schälen von Kartoffeln gewöhnt. Wenn sie etwas essen wollte, dann nahm sie es meist. Oder sie nahm sich das Gold, um etwas in den Tavernen zu essen. Das hier war sie aber nicht gewöhnt, deshalb glaubte sie auch nach einiger Zeit, Krämpfe in den Händen zu bekommen.
Billur erlöste sie aber schließlich, was Alea mit einem erleichterten Seufzen quittierte. Sie tat doch nichts lieber, als durch die Räume zu huschen und zu sehen, was sich in ihnen verbarg. Das war doch eine viel besser geeignete Arbeit für sie als das Kartoffelschälen. Deshalb fiel ihr das Lächeln auch gleich viel leichter.
Noch leichter fiel ihr das Aufstehen, sie fühlte sich wie erlöst. Deshalb sprang sie schnell ebenfalls von der Bank und folgte Caitlin zur Tür.
"Billur hat uns ja jetzt praktisch eine Lizenz zum Herumschnüffeln gegeben." Da musste sie ihr allerdings Recht geben. "Seht in allen Kabinen nach und trommelt die Mannschaft zusammen. So dumm kann nur ein Mann sein, oder?" Alea erwiderte Caitlins breites Grinsen. "Allerdings. Komm' jetzt, bevor er es sich anders überlegt."
Also zog sie sie einfach mit sich, hinaus aus der Kombüse. Dort verschloss sie dann rasch die Tür und atmete tief aus, bevor sie sich wieder Caitlin zuwandte. Sie fühlte sich hier viel freier, frei gelöst von Billurs Blicken und seiner ruppigen Art. Alea blickte einmal nach links und rechts die Flure entlang. "Also gut. Wollen wir uns aufteilen, dann können wir mehr sehen und hören?", fragte sie und fügte ein "Traust du dir das zu?" an. Um nicht so zu wirken, als würde sie Caitlin für unfähig halten, was sie wirklich nicht tat, lächelte sie sie freundlich an.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. April 2009, 10:54

Alea schloss dir Tür hinter sich. Grimhild würde schon gut auf Artemis Achtgeben, man konnte die beiden Frauen beruhigt allein lassen, selbst bei einem Kerl wie Billur. Er hatte sie auch vorher schon nicht angerührt und würde es angesichts der Ausmaße der Trollfrau nicht wagen.
Außerdem zählte der Smutje wohl zur besonders dummen Art Mann wie Caitlin soeben feststellte, denn er hatte den beiden Amazonen die Erlaubnis erteilt, sich heimlich auf dem Schiff umzusehen. Als Ausrede ließ sich dann sein Befehl zücken, die Mannschaft zusammen zu trommeln. Herrlich! Aber Alea hatte eine weitere Idee.

"Wollen wir uns aufteilen, dann können wir mehr sehen und hören? Traust du dir das zu?" Caitlin grinste ihr entgegen und stemmte die Hände in die Hüften. "Na klar, Schwester! Ein hervorragender Gedanke. Aber lass dich nicht erwischen." Sie kicherte, zwinkerte Alea zu und lief dann voraus. Offensichtlich wollte sie es in den Laderäumen versuchen. Schade, dort hätte sich allerhand mitnehmen lassen. Aber so blieben Alea die einzelnen Kabinen und die Matrosenunterkünfte. Sicherlich fand sie hier und da so einiges heraus. An Deck sollten sie beide wohl erst ganz zuletzt gehen. Erstens behielten dort Rabika, Paki und Rejan die Aufsicht und zweitens würde Käpt'n Finn möglicherweise hinter den Plan kommen und einen seiner Piraten schicken, um die Aufgabe zu erledigen. Bis dahin sollten sie besser schon einige Informationen zusammengetragen haben. Also lieber unter Deck bleiben.

Alea stand nun allein in dem engen Gang. Das Schiff schaukelte auf den Wellen. Das Holz knarrte und leises Murmeln war auch zu vernehmen. Irgendwo, hinter einer der vor ihr liegenden Türen, befanden sich Piraten. Die Stimmen waren tief, männlich. Finn besaß sicherlich keine andere Frau in seiner Mannschaft.
Alea hatte nun vier Möglichkeiten, denn vier Türen lagen vor ihr. Zwei auf der linken, eine auf der rechten Seite und die letzte genau ihr gegenüber. Eine Luke, durch die Caitlin verschwunden war, führte tiefer unter Deck, zu den Laderäumen und vermutlich einigen weiteren Unterkünften. Hier oben besaßen der Schiffsmedicus, der erste und zweite Maat sowie der Kapitän ihre eigenen Kabinen. Die Frage war nun, welcher sich Alea zuwenden sollte?

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Mittwoch 15. April 2009, 09:02

Alea schaute Caitlin grinsend hinter her. "Na du dich erstmal nicht", erwiderte sie halblaut, damit nicht alle auf sie aufmerksam wurden. Sie mussten zwar beide aufpassen, aber Alea war davon überzeugt, dass sie von ihnen beiden die besseren Ohren und Sinne besaß.
Ihr Blick schweifte von links nach rechts, während sie jede Tür einzeln fixierte, so als könnte sie durch das Holz in das Zimmer dahinter sehen. Welches Zimmer wohl am meisten Informationen zu bieten hatte? Sie kannte sich nicht mit Schiffen aus, deshalb war ihr nicht bewusst, dass hinter eine der Türen Finns Kabine lag. Dennoch hoffte sie natürlich darauf. Caitlin widmete sich dem unteren Teil der Finstersturm, deshalb galten die vier Türen ihr. Sie überlegte etwas, dann entschied sie sich für die rechte. Sie würde sich einfach von hinten nach vorne vorarbeiten, die Tür, hinter der sie Stimmen vernahm, würde sie einfach auslassen.
Leise ging sie zu der von ihr auserwählten Tür und hielt zunächst ihr Ohr an das Holz. Allerdings konnte sie nichts verdächtiges oder verräterisches hören. Deshalb legte sie ihre Hand auf das Holz und öffnete mit der anderen leise die Tür. Millimeter um Millimeter, damit sie durch den entstehenden Spalt sehen konnte. Zum einen, um zu sehen, ob nicht eine böse Überraschung auf der anderen Seite auf sie wartete. Zum anderen, um zu erfahren, wo sie hier war und ob es überhaupt etwas zu holen gab.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 15. April 2009, 15:39

Alea entschied sich, die Räumlichkeiten einfach nacheinander abzuklappern. Das war sinnvoll. Die Tür, hinter der sie Stimmen hörte, wollte sie zunächst einmal auslassen. Auch das war klug. Auf diese Weise konnte ihr niemand ihre Aufgabe streitig machen und sie hatte mehr Zeit zum Schnüffeln.
Die Diebin entschloss sich dazu, die erste Tür auf der rechten Seite zu öffnen. Vorher lauschte sie allerdings. Stimmen hörte sie keine, nur ein leises Kratzen. Das konnten auch Ratten sein, die gab es auf Schiffen ja zu Hauf. Selbst jemand, der nicht regelmäßig zur See fuhr, wusste das. Leise öffnete Alea die Tür und lugte durch den schmalen Spalt hindurch. Es handelte sich um die Kabine einer einzelnen Person. Sie erhaschte einen Blick auf das Fußende eines Bettes. Es war aufgeräumt und darüber hing ein Brett an der Wand. Es besaß erhöhte Kanten, damit bei zu starkem Seegang die abgestellten Gegenstände nicht hinaus purzelten. Alea konnte darauf mehrere kleine Dosen und Flaschen sehen.

Das Kratzen drang noch immer an ihr Ohr. Mittlerweile ließ es sich aber genauer definieren. Es klang ganz danach, als fuhr eine Feder eifrig über Pergament. Durch den Spalt hindurch konnte die Diebin allerdings niemanden sehen. Sonst wäre ihr wohl der durchaus muskulöse Mann aufgefallen, der über einen festgenagelten Tisch gebeugt saß und sich Notizen zu einem Rezept machte. Es handelte sich um den Schiffsmedicus der Finstersturm, einen Kerl namens Malawa, der ursprünglich aus Santros stammte. Ihm fehlte ein Auge, weshab er eine schwarze Klappe darüber trug, die sich quer über seine Glatze spannte. Ein Ohr besaß ein überlanges Ohrläppchen, denn daran war ein gewaltiger Ring in Form eines Schädels befestigt. Somit machte der Mann keinen besonders vertrauenserweckenden Eindruck als Medicus. Aber er war fähig und sehr ehrgeizig. Oftmals vertiefte sich Malawa so sehr in seine Arbeit, dass er alles und jeden um sich herum vergaß. Demnach würde er Alea vermutlich nicht einmal bemerken, wenn sie hinter ihm stand und ihm ein lachendes Gesicht mit Kohlestift auf die Glatze malte.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Freitag 17. April 2009, 16:31

Alea spitzte die Ohren, konnte das kratzende Geräusch aber nichts zuordnen. Und schon gar keiner Gefahr. Dennoch blieben ihre Schritte leise und ihre Sinne geschärft. Erst als sie die Tür noch weiter öffnete, um in den Raum zu schlüpfen, fiel ihr die Person am Tisch auf. Für einen Moment hörte Aleas Herz zu schlagen auf und sie starrte einfach nur auf den Rücken des Mannes, den sie hier nicht erwartet hatte. Doch dann wurde ihr klar, dass auch er sie nicht bemerkt hatte. Entweder war er so sehr in sein Schreiben vertieft oder er war allgemein nicht der Aufmerksamste.
So als wäre sie alleine, drehte sie den Kopf und nahm den Raum mit den Augen genauer unter die Lupe. Sie überlegte, ob sie sicherheitshalber wieder gehen sollte. Aber es juckte sie in den Fingern. Die Härchen auf ihren Armen standen zu Berge und das Adrenalin schoss durch ihre Adern.
Und das war auch schon die Antwort.
Sie würde erst einmal bleiben. Sie mochte diesen Nervenkitzel und es war nur eine weitere Herausforderung, trotzdem etwas zu finden oder mitzunehmen. Und sei es auch nur ein verstaubter Gegenstand, um sich selbst etwas zu beweisen und ihren Ruf ihr gegenüber zu wahren. Probeweise machte sie zwei Schritte in Richtung des schreibenden Glazkopfes. Doch der reagierte nicht, was sie sicherer fühlen ließ. Dann schauen wir mal, was es hier zu holen gibt. Alea tastete die Kabine förmlich mit ihren Augen ab, in denen die Abenteuerlust und der Nervenkitzel funkelten. Allerdings hatte sie auch immer, oder wenigstens fast immer, ein Auge auf den Mann. Aus Gewohnheit hatte sie eine leicht gebeugte Haltung eingenommen. So konnte sie besser reagieren und sich im Notfall schneller verstecken, verteidigen oder wegrennen - wobei ihr letzteres wohl wenig bringen würde.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. April 2009, 23:19

Malawa war in seine Aufzeichnungen vertieft. Er bemerkte Alea nicht, genauer gesagt: hatte sie noch nicht bemerkt. Er konnte sich jederzeit umdrehen und sie entdecken, aber genau das schien für die sarma'sche Diebin der Kick zu sein, den sie im Moment brauchte. Sie schlich sich leicht geduckt in die Kabine. Irgendetwas gab es hier bestimmt zu holen. Langsam ließ sie den Blick schweifen, aber immer darauf bedacht, den Glatzköpfigen nicht auf sich aufmerksam zu machen.
Alea wagte es sogar, sich Malawa bis auf einen halben Schritt Entfernung zu nähern. Allzu groß war seine Kabine nicht und die freien Bereiche waren vollgestopft mit Allerlei von hier und dort. Die Diebin hatte also eine überaus füllige Auswahl, doch was davon konnte sie gebrauchen?

Schnell erkannte sie wohl, dass der Kahle ein Heiler oder Medicus sein musste. In vielen Gläsern fanden sich getrocknete Pflanzen oder Teile davon. Mitunter schwammen aber auch Krümel von Pilzen oder anderen natürlichen Stücken in seltsam gefärbten Flüssigkeiten. Fehlten eigentlich nur noch Gliedmaßen, aber die konnte Alea nicht sehen. Dafür hingen hier sehr viele Holzbeine und Haken für Handprothesen herum. Sie konnte sogar eine Reihe Sägen entdecken. Amputationen machte man schließlich nicht mit einem Messerchen. Irgendwie ... war es aber auch unheimlich.

Wo dieser Kerl wohl sein Gold versteckte? Oder hatte Alea es auf andere Dinge abgesehen? Neben dem Bett stand eine beachtliche Tasche aus schwarzem Leder. Jemand hatte einen kleinen Schädel an einer Schnur am Trageband befestigt. Es könnte der Schädel eines Affen oder sonstigem kleinen Säugetieres sein, vielleicht auch eine Katze. Ansonsten konnte sich Alea an einer Fülle aus Flaschen bedienen. Auf dem Nachttisch lagen einige seltsame kleine Pilze. Sie leuchteten matt, fast phosphorisierend.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Freitag 24. April 2009, 20:13

Hier gab es wirklich eine Menge zu entdecken. Die dunklen Augen hefteten sich an allerlei Dinge. Als ihr Blick auf die Sägen an der Wand fiel, zog sich ihr Magen zusammen. SIe wollte gar nicht wissen, was der Glatzköpfige damit so alles machte. Aber er war noch da, also schien er nützlich zu sein. Außerdem hingen und standen hier noch etliche andere Sachen herum. Er musste wohl eine Art Heiler sein.
Alea musterte den Schreibenden von hinten. Wie ein Heiler sah er ihr nicht gerade aus. Folterknecht hätte, allein von der Statur her, besser zu ihm gepasst. Sie schüttelte sich etwas. Wer wusste schon, was er mit jungen Frauen machte, die er herum schnüffelnd in seiner Kabine entdeckte? Alea fröstelte es und sie war nun wirklich kurz davor umzudrehen.
Aber... ihr Blick fiel wieder auf die große Tasche mit den seltsamen Knochen. Schade eigentlich, dass sie nicht in der Kabine einer Frau gelandet war. Da hätte sie hundertprozentig Schmuck und Glitzer gefunden. Aber nun war sie hier. Und es interessierte sie, was der Kerl so in der Tasche mit sich herum trug. Langsam ging sie zu eben jener und ging leicht in die Hocke. SIe wollte nur einen kurzen Blick riskieren. Wenn mir jetzt Totenköpfe oder Gliedmaßen entgegen kommen, bin ich aber weg. Neugierig, aber tatsächlich auch etwas ängstlich, versuchte sie die Tasche, so geräuschlos wie möglich, ein Stückchen aufzumachen, um auf den Inhalt luken zu können.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Samstag 25. April 2009, 21:48

Noch immer hatte Malawa die kleine Einbrecherin nicht bemerkt. Er musste halb taub sein, wobei man Alea durchaus zugestehen musste, dass sie sich leise wie ein Mäuschen verhielt. Nicht einmal die Dielen knarrten unter ihren Schritten, als sie sich langsam, aber aufmerksam der Tasche des Mannes näherte.
Der Schädel, welcher am Band baumelte, grinste Alea vielversprechend an. Als wollte er sagen: Hier findest du, was du suchst. Dabei suchte Alea ja nicht wirklich etwas. Vielmehr wollte sie Neu- und Goldgier ein wenig befriedigen, hatte sie doch bei den Amazonen nicht einmal ihre Diebesfertigkeiten einsetzen können. Bei Piraten schien sie da keine Skrupel zu haben.

Vorsichtig kam sie der Tasche nahe. Näher und noch näher. Alea hatte Glück. Die Tasche besaß keine klickenden Klappverschlüsse, sondern wurde mit zwei Lederkordeln zusammengehalten. Mit flinken Fingern fädelte sie diese auseinander. Im Hintergrund kratzte die Feder weiterhin über das Papier. Malawa war beschäftigt. Solange Alea dieses Geräusch hörte, würde sich der Mann schon nicht umdrehen.
Doch plötzlich ...!
"Arghmmm, verdammte Schulter." Vom vielen Sitzen bekam Malawa immer eine schmerzende Schulter. Und als Schiffsmedicus, der den ganzen Tag Aufzeichnungen über die Anatomie des Menschen anfertigte anstatt einem seiner Männer bei einem Wehwehchen zu helfen, saß er viel. Malawas Motto lautete: Solange ich meine Säge nicht brauche, werde ich mich nicht darum kümmern. Er liebte Amputationen und er verstand sich ausgezeichnet darin, abgesägte Gliedmaßen durch hölzerne Prothesen zu ersetzen. Die entfernten Extremitäten nahm er dann übrigens mit, um sie bei Kerzenschein zu untersuchen und erneut seine Aufzeichnungen zu vervollständigen. Es wäre also durchaus möglich, dass Alea in seiner Tasche einen Arm oder ein Bein finden könnte.
Erneut waren ihr die Götter hold. Die Tasche öffnete sich. Das Leder knarzte ein wenig, doch ging dieses Geräusch im Rauschen der Wellen, die an den Schiffsrumpf geschlagen wurden, unter. Tatsächlich fand sich ein Körperteil in der Tasche, allerdings ein sehr kleiner und noch dazu gut verpackt in einem Einmachglas. In einer grünlich-grauen Flüssigkeit schwamm ein einzelner Zeh. Der Fußnagel war bereits zur Hälfte zerfressen und die Haut hatte an vielen Teilen eine faulig schwarze Färbung angenommen. Das war aber auch schon das Schlimmste, was der Diebin begegnete. Ansonsten fand sie übliche Dinge eines Heilers in der Tasche. Neben Sklapell und kleinen Zangen zum Ziehen von Zähnen oder freilegen schwer erreichbarer Wunden hatte Malawa in seiner Tasche ein reiches Sortiment an Dosen und kleinen Beutelchen. Alle waren fein etikettiert. Die Handschrift konnte kaum sauberer sein. Erstaunlich für einen Piraten, selbst wenn er Schiffsmedicus war.

Alea fand rote, gelbe, blaue und graue Dosen. Hier stand "Augentrost" in leicht verwitterter Schrift oder "Arnika (nicht Einnehmen!)" ziemlich fett geschrieben, damit man es nicht übersah. Aber es fanden sich auch Froschaugen-Salbe, Hirschkäfertinktur oder Fledermausöl. Wirklich bizarr. Ein Beutelchen lugte unter allen hervor, denn es war prall und besaß runde Ausbuchtungen. Eine Diebin hatte sofort ein Auge für derartige Beute. Darin konnte sich nur Geld befinden und vermutlich hätte es Rejan sofort zum Schmunzeln gebracht, denn auf dem Beutel befand sich ebenfalls ein Etikett: "4 Drachmen, 3 Lysanthemer, 19 Fuchsmünzen". Jemand war pedantisch darauf bedacht, alles genauestens festzuhalten. Ob es klug war, einen solchen Mann zu bestehlen?

Plötzlich fiel Alea auf, dass die Feder nicht mehr kratzte. "Argh, diese lästige Schulter. Ich brauche meine Schneckenschleimpillen." Und dann wurde ein Stuhl gerückt ...

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Donnerstag 30. April 2009, 20:54

Alea biss die Zähne aufeinander und mühte sich damit ab, die Lederkordeln auseinander zu pfriemeln. Eine nervige Arbeit. Aber eine lautlose. Sie versuchte leise und kaum hörbar zu atmen, auch wenn ihr Herz mit jeder Minute schneller schlug und sie ihr eigenes Blut in den Ohren rauschen hörte.
"Arghmmm, verdammte Schulter." Alea zuckte überrascht zusammen und ließ unmittelbar von ihrer Arbeit ab, um zu dem Mann zu sehen. Doch er erhob sich nicht, die Diebin ahnte aber, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Doch einen Blick wollte sie riskieren, einen winzig kleinen. Und tatsächlich, die Lederbänder lösten sich und gewährten ihr einen Blick in das Innere der Tasche. Und der fiel als erstes auf den Zeh. Alea wurde bleich und versuchte den Brechreiz, der sich augenblicklich in ihrer Kehle zusammen braute, zurück zu halten. Bei Manthala, wer trägt denn so etwas mit sich herum! Arme und Beine hatte sie irgendwie erwartet, aber ein halb verfaulter Zeh... das war irgendwie zu viel.
Sie schüttelte den Kopf und blendete das Glas mit der seltsamen Flüssigkeit und dem restlichen Inhalt aus ihrem Sichtfeld aus. Bloß nicht hinsehen. Sie war froh, dass das das einzige Körperteil blieb, sonst hätte sie für nichts garantieren können. So allerdings flaute die Übelkeit in ihrem Magen langsam ab.

Salbe um Salbe und Fläschen für Fläschen glitten durch ihre Hände und wurden von einer Seite auf die andere gerückt, um den darunter liegenden Inhalt ans Kabinenlicht zu befördern. Der pralle Lederbeutel fiel da nur zu leicht auf. 4 Drachmen, 3 Lysanthemer, 19 Fuchsmünzen, las sie im Stillen das Etikett. Dann grinste sie breit und triumphierend. So viel Geld! Das würde die Überfahrt, die sie auch für Rejan hatte zahlen müssen, mehr als entlohnen! Alea machte sich keine Gedanken darum, ob der Beklaute bemerken würde, wenn etwas aus seinem Besitz verschwand. Eine Diebin, oder zumindest sie, dachte nicht an die Gedanken anderer. Was interessierte sie es. Hier lagen 4 Drachmen und noch mehr in ihrer Hand!

Plötzlich drang ein unverkennbares Knarren an ihre Ohren. Und auch das Kratzen der Feder war verstummt. Sie ließ sich gar keine Zeit damit, zu sehen, ob er aufstand und wohin er ging. Es war wichtig, den größten Teil der Spuren zu verwischen. Sie schloss die Tasche hastig, wusste aber nicht, ob sie sich auf die Geräuschkulisse verlassen konnte und machte dies deshalb langsamer als es ihr selbst lieb war. Sie verhedderte die Lederschnüren ein wenig ineinander, damit es so aussah, als hätte er sie selbst in seiner Eile nicht ordentlich verschnürt. Dann machte sie sich aus dem Staub.

Welcher Zauber? In geduckter Haltung eilte sie zum Bett. Während sie sich schnell dahinter hockte, es war nun mal das Möbelstück, das ihr am nächsten stand und ihr am meisten Schutz bot, überlegte sie, welchen ihrer Zauber sie anwenden sollte. Doch als sie erstmal neben dem Bett lag und merkte, dass in diesen Winkel des Bettes kein Licht fiel, war die Entscheidung schon getroffen. Auf dem Rücken liegend schaute sie zur Decke hinauf, den Geldbeutel an ihre Brust gepresst. Ihre Augen wanderte unruhig umher, ihre Ohren waren gespitzt. Sie lauschte auf jedes Geräusch und achtete auf jeden Schatten. Sobald er sich nähern würde, würde sie mit dem Schatten unter ihr verschmelzen. Sie presste die Lippen aufeinander und versuchte ihren hastigen Atem unter Kontrolle zu bringen. Sie hatte nicht direkt Furcht, aber die Aufregung schloss sich wie eine Faust um ihr Herz, das hektisch gegen ihren Brustkorb sprang, sodass sie schon dachte, er könnte es hören.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von fremder Mann » Samstag 2. Mai 2009, 18:36

In Windeseile, allerdings ohne ein auffallendes Geräusch zu verursachen, schloss Alea die Tasche, warf die Kordelschnüre willkürlich übereinander und huschte hinter der Bett. Dort legte sie sich flach auf den Rücken und drückte ihre Beute gegen die Brust. Sie hatte über 4 Drachmen ergattert! Das war wirklich ein Haufen Geld.
Alea konnte Schritte hören. Schon bereitete sie sich darauf vor, jederzeit mit den Schatten zu verschmelzen, sollte der komische Schiffsdoktor hinter das Bett schauen. Der aber wandte sich einem kleinen Regal zu. Er schob zwei herumliegende Haken beiseite. "Wo hab ich nur die Pillen gelassen? Hmm ... hmm ... Froschaugen-Tabletten, nein nein. Mückenlarven, getrocknet. Hm, auch nicht. Schneckenschleim ... wo sind diese dämlichen ... arrrhh, da sind sie ja!" Gläser klirrten leicht aneinander und dann tat es ein 'Plop', als öffnete jemand eine Dose. Alea konnte den Medicus schlucken hören, anschließend gab er ein zufriedenes Seufzen von sich. "Das wird die Schmerzen lindern."

Malawa ächzte auf. Er hatte zwar seine Pillen gefunden und eingenommen, das hieß aber nicht, dass sich sofort eine Wirkung einstellen wollte. Sich unter dem Arm kratzend wollte er zurück zu seinem Schreibtisch schlurfen. Da fiel ihm seine Tasche auf. "Hrm ... die war doch vorhin nicht so unordentlich verschnürt." Er beugte sich zu dieser hinab, entfledderte die Kordeln. "Ich schließe sie immer ordentlich." Schon erhob sich der Medicus wieder. Da er - trotz Pirat - keinen Säbel bei sich trug, griff er sich eine der Holzbein-Prothesen. Diese gab wenigstens einen ziemlich guten Knüppel ab.
"In Ordnung, wer versteckt sich hier? Ich weiß genau, dass ich meine Sachen nicht so schlampig zurücklasse. Zeig dich, elender Bursche!" Vorsichtig bewegte sich der Mann durchs Zimmer. Er kam am Bett vorbei. Jetzt hieß es schnell sein. Noch hatte er Alea nicht entdeckt, denn seine Aufmerksamkeit lag bei der Kabinentür. Er riss diese auf und sprang einen halben Schritt in den Flur. Knurrend kehrte er zurück, als er bemerkte, dass draußen niemand war. Und nun drehte sich Malawa tatsächlich zum Bett um.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Dienstag 5. Mai 2009, 19:38

Alea war schon wieder dabei sich zu beruhigen. Der Pirat schien seine Medizin gefunden und genommen zu haben. Doch dann kam das. "Hrm ... die war doch vorhin nicht so unordentlich verschnürt." Alea hielt den Atem an. "Ich schließe sie immer ordentlich." Verdammt, ihr Diebstahl war bemerkt worden! Sie hätte es lieber gehabt, wenn er es erst gemerkt hätte, wenn sie schon längst draußen gewesen wäre. Wieso musste er auch gerade heute Schmerzen in der Schulter verspüren?
"In Ordnung, wer versteckt sich hier? Ich weiß genau, dass ich meine Sachen nicht so schlampig zurücklasse. Zeig dich, elender Bursche!"
Alea kniff kurz die Augen zusammen und wünschte sich, einfach verpuffen zu können. Instinktiv drückte sie sich enger an den Boden als würde das etwas nützen. Richtig nervös wurde sie allerdings, als er in die Kabine zurückkehrte, da er seinen Dieb im Flur nicht gefunden hatte. Sie lauschte seinen Schritten und es schien unvermeidlich, dass er bis zum Bett und somit zu ihr hervor drang.
Auf die schnelle fiel ihr auch kein Ablenkungsmanöver ein, vielleicht hätte sie sich das doch vorher überlegen sollen. Doch jetzt blieb keine Zeit dafür. Mit jedem Schritt, den er tat, rutschte sie ein Stück über den Boden, weiter unter das Bett. Als sie seine Schuhspitze fast an der Seite des Bettendes sah und es nur noch wenige Schritte dauern konnte, bis er auf diese Seite des Bettes schauen konnte, begann sie, ihren Zauber zu wirken. Den Geldbeutel fest mit der Hand umgekrallt, konzentrierte sie sich und sammelte die Magie, auf dass sie mit dem Schatten unter dem Bett verschmelzen möge.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Mai 2009, 22:44

Mit angehaltenem Atem lag Alea hinter dem Bett. Hoffentlich fand dieser Schiffsmedicus sie nicht. Er kehrte soeben in seine Kabine zurück. Jetzt wurde es brenzlig. Sein Blick fiel zum Bett und da schien Malawa die Idee zu haben, dass sein Bett sich perfekt als Versteck eignete. "Harhar, jetzt hab ich dich, Bursche", knurrte er und kam zu seiner Schlafstätte.
Alea blieb nur noch eine Möglichkeit. Angestrengt konzentrierte sie sich auf ihre magischen Fähigkeiten und presste den Geldbeutel dicht an ihre Brust. Die harten Münzen drückten auf ihre Rippen, dass es bereits schmerzte. Das lenkte etwas ab, doch das Adrenalin in ihrem Blut steigerte sich und weckte die arkanen Mächte.

Sekunden bevor Malawa einen Blick hinter und unter das Bett warf, legten sich Schatten um die Wüstendiebin. Sie konnte diese spüren wie einen hauchdünnen Stoff, der Haut und Kleidung umhüllte, bis nichts mehr von ihr zu sehen war. Die Schatten verschluckten sie und hinterließen nur noch Schwärze. Trotzdem blieb die Situation gefährlich. Alea konnte Malawas Gesicht sehen. Hübsch war es nicht: vollkommen vernarbt und die Stirn glänzte von einem Schweißfilm darauf. Angestrengt und knurrend beugte sich der Pirat über das Bett und schaute in die Finsternis, in der sich Alea verbarg. "Hmpf, ich hätte schwören können ..." Seine Hand griff vor. Die Schatten machten vielleicht nahezu unsichtbar, aber sie ließen einen nicht ganz verschwinden. Wenn Malawa zu weit vorgriff, würde er Alea berühren und sicherlich eins und eins zusammenzählen können. Dann packte er sie bestimmt und damit säßen sämtliche Amazonen in der Patsche. Ob die Piraten sie über die Planke schicken würden? Vielleicht vergewaltigten sie die Frauen vorher und schnitten Rejan die Kehle auf. Die Hand kam näher.

Da drückte jemand die Tür auf: ein anderer Pirat. "Malawa, Hrutgar liegt mit Bauchschmerzen in seiner Koje. Verpass ihm mal ein Mittel, seine Schicht beginnt in einer halben Stunde. Ich hab' keinen Bock nich' Überstunden zu schieben!"
"Aye, bin unterwegs." Der Medicus zog sich zurück. Er schnappte sich die unordentlich verschnürte Tasche und folgte dem Piraten aus der Kabine. Sicherlich fiel von Alea nun die Spannung ab wie die Schatten, welche sich in Ritzen und Ecken zurückzogen.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Samstag 9. Mai 2009, 16:47

Nimm deine Hand da weg! Nimm sie weg! Alea starrte mit großen Augen genau jene an. Sie versuchte noch weiter, ohne ein Geräusch zu verursachen, vor ihm weg zu rutschen. Doch die Pranke des Piraten kam immer näher. Sie sah sich schon in seinem Würgegriff. Das machte selbst Alea Angst. Da konnten auch nichts die Schatten machen, die sie dem Auge nach zu urteilen unsichtbar machten. Doch vor Berührungen halfen sie kein bisschen. Kritisch und beinahe panisch lag ihr Blick auf der Hand. Auf ihrer Sitrn bildete sich ein leichter Schweißfilm und ihre Hände ballten sich krampfhaft zu Fäusten.
Doch dann vernahm sie plötzlich das Geräusch der sich öffnenden Tür. "Malawa, Hrutgar liegt mit Bauchschmerzen in seiner Koje. Verpass ihm mal ein Mittel, seine Schicht beginnt in einer halben Stunde. Ich hab' keinen Bock nich' Überstunden zu schieben!"
Alea hielt den Atem an. In Bruchteilen von einer Sekunde spielte sich vor ihrem inneren Auge ab, was geschah, wenn Malawa, so schien der Pirat zu heißen, den anderen zu sich rief, damit er das Zimmer mit ihm genauer untersuchte. Doch glücklicherweise schien Malawa zu sehr Arzt zu sein, als sich jetzt noch um seinen Dieb zu kümmern.

Erst als die Tür hinter den beiden zufiel, löste sich Aleas Anspannung. Mehr als erleichtert atmetet sie aus, jetzt erst bemerkte sie, dass sie den Atem angehalten hatte. "Das war knapp", murmelte sie flüsternd zu sich selbst. Eine halbe Minute blieb sie reglos halb unter dem Bett liegen und atmete tief durch. Sie versuchte sich zu beruhigen und ihre Fassung wiederzuerlangen. Es hätte schlimm ausgehen können.
Sie wartete noch eine Minute, um sicher zu gehen, dass Malawa nicht wieder kommen würde, ehe sie sich aufrichtete. Sie hatte genug von dem Arzt und seiner Kabine. Doch bevor sie jene verließ, ließ sie die gestohlenen Geldstücke in ihre Hand rieseln. Als sie sie funkeln sah, konnte sie auch schon wieder lächeln. Schnell packte sie die Münzen in ihren eigenen Geldbeutel. Malawas Beutel mit dem Etikett steckte sie in die Hosentasche.

Dann trat sie auf den Flur hinaus. Der Vorfall hatte ihr eine gehörige Portion Angst eingeflößt. Doch Alea wäre nicht Alea, wenn sie jetzt einfach gehen und alle zum Essen rufen würde. Sie wollte mindestens noch hinter einer Tür nachsehen. Sie gab ihre eigentliche Reihenfolge auf und lauschte an den einzelnen Türen, um die zu wählen, hinter der man am wenigsten und am besten nichts hörte (auch wenn ihr dies eben auch nicht geholfen hatte, hoffte sie, jetzt mehr Glück zu haben).

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Montag 11. Mai 2009, 16:13

Alea erhält 4 Drachmen, 3 Lysanthemer, 19 Fuchsmünzen

Das hätte auch gewaltig schiefgehen können. Aber Alea ließ das Glück nicht im Stich. Kaum war Malawa mit dem anderen Piraten aus der Kabine gegangen, drängte es die Diebin zu folgen - zumindest hinaus aus der Kammer. Sie hatte von Malawas "Heim" erst einmal genug. Ja, und wie viel genug! Über 4 Drachmen, das war eine ordentliche Beute. Vielleicht lag es auch genau an dieser immensen Summe, dass Alea sich entschied, noch nicht zum Essen zu rufen, sondern eine weitere Kabine zu durchstöbern.
Sie lauschte. Woher kam am wenigsten Lärm? Die Tür ganz am Ende sah doch interessant aus. Sie würde Alea wohl in eine Kabine direkt im Heckbereich führen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass es sich dabei um die Kapitänskajüte handelte. Glücklicherweise hielt sich Käpt'n Finn noch immer an Deck auf, so dass niemand in seiner Kabine zugegen war.

Dort standen nur ein gewaltig wuchtiger Schreibtisch, ein weiterer mit Seekarten aller Art, ein Sekretär, der mit Schriftstücken nur so voll gestopft war, ein Bett mit zuziehbaren Vorhängen und jede Menge Schätze. Ja, richtig, Schätze. Finn kam wohl gerade von irgendeiner Kaperfahrt heim oder er liebte es, sich auch auf See mit seiner Beute zu schmücken.
Auf jeden Fall war sein Raum vollgestopft bis unter die Decke. Dort stand ein interessantes Gerät, das man Globus nannte. Es zeigte alle Ozeane und Meere, zusammen mit den verzeichneten Umrissen Celcias, den Inseln und kleinen Landzungen.
Des Weiteren gab es Dutzende Kisten und Truhen, alle mit Eisen verstärkt und großen Vorhängeschlössern gesichert. In einer Ecke lagen aufgewickelte Bahnen feinster Seide und edelster anderer Stoffe. Über dem Schreibtisch hing eine riesige Piratenflagge. Auf einem Ständer hockten mehrere ausgestopfte Papageien.
Sogar eine Kanone befand sich in dem Raum, sie stand direkt vor der breiten Fensterfront ganz am Ende des Schiffsrumpfes. Wenn es etwas auf Finns Schiff zu holen gab, dann in seiner eigenen Kabine!

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Donnerstag 14. Mai 2009, 21:08

Alea lugte vorsichtig zur Tür herein. Auch wenn es ruhig war, so hatte sie ja eben erst gelernt, konnte es gut sein, dass ein Kerl mit einem faulen Zeh in der Tasche, am Tisch saß und sie im nächsten Moment mit einer Beinproteste erschlagen wollte. Doch dem war in dieser Kabine nicht so. Schnell schlüpfte sie hinein und schloss die Tür hinter sich.
Volltreffer! Ziemlich schnell wurde ersichtlich, dass sie in einer sehr wichtigen Kabine gelandet war. Wahrscheinlich nächtigte hier Finn persönlich. Ein Schmunzeln bildete sich auf Aleas Lippen. Neugierig und interessiert ging sie zu dem Globus und beugte sich kurz vor, um die Umrisse der Welt genauer erkennen zu können. Sie blickte die Karte einen Moment fasziniert an. Sie hatte gewusst, dass die Welt groß war. Nur gemessen an der Wüste Sar war Celcia unglaublich riesig! Sie hatte ja gerade einmal einen Zentimeter der Welt gesehen, wenn sie sich das jetzt so ansah. Alea war überrascht von dieser Erkenntnis. Da draußen mochte es noch so viel geben. Auch wenn sie Sarma, ihre Heimat, liebte, wurde in diesem Moment beschlossen, auch den Rest der Welt zu erkunden.

Mit einem Kopfschütteln riss sie sich los. Sie hätte die runde Karte gerne mitgenommen, aber das war wirklich zu riskant. Ihre Augen schauten sich jede Truhe genau an und sie konnte sich vorstellen, wieviel Geld darin legen musste. Doch ihre eigene Gier war fürs erste befriedigt. Jetzt dachte sie an die Gemeinschaft, an die Amazonen. Außerdem blockierten große Schlösser ihr den Weg.
So streckte sie langsam die Finger nach dem erstbesten Dokument aus, das sie sah. Sie berührte es nur ganz sachte mit den Fingern, als könne man danach ihre Spuren daran erkennen, nachdem sie es entrollt und sich angesehen hatte. Vielleicht stand ja etwas besonderes in einem dieser Bätter. Ansonsten musste sie sich den Schreibtisch von oben bis unten und von innen bis außen vornehmen.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Sonntag 17. Mai 2009, 14:24

An den Inhalt der Truhen kam sie wohl nicht heran, aber der Beutel aus Malawas Tasche machte einiges wieder wett. Wo sollte sie auch schon ganze Schätze auf einem Schiff verstecken, die nur in Dutzende große Truhen hinein passten? Einen kleinen Geldbeutel hingegen konnte man sehr gut verbergen, zudem Alea die Münzen schon vom Beutel selbst getrennt hatte.
Sie wandte sich also interessanteren Dingen als unerreichbaren Schätzen in Truhen zu. Sie näherte sich dem Schreibtisch und studierte die Massen an Karten, die dort lagen. Ohne Navigatorkenntnisse konnte sie die vielen Seekarten nicht lesen, wenngleich sie auf einer sogar die Form der Insel Belfa, sowie den Eintrag ihrer Heimatstadt Sarma erkannte. Celcia musste sehr groß sein, nein, gewaltig! Das sah sie sofort und es weckte in ihr einen Reisedrang, den sie vorher nicht gekannt hatte. Eifrig studierte sie weitere Karten und betrachtete sich auch diverse Dokumente und Schriftstücke. Eben alles, was interessant wirkte.

Ein Schriftstück fiel ihr besonders schnell auf, allein schon, weil sie es lesen konnte. Viele Dokumente waren in für Alea unverständlicher Sprache verfasst worden, aber dieses eine unscheinbare Dokument hatte jemand in celcianisch verfasst. Auf der Schriftrolle stand geschrieben:


"Käpt'n Finn,
dieses Schreiben gibt Euch und Euren Piraten freie Hand auf See. Ihr seid, wie alle anderen Piratengemeinschaften Rumdetts ebenfalls, dazu privilegiert, die Meere und Ozeane Celcias zu beherrschen. Dieser Freibrief erlaubt Euch das Entern, Kapern und Erbeuten jeglicher fremden Schiffe mit Ausnahme jener Verbündeten der dunklen Flotten. Zu diesen zählen sämtliche Schiffe mit schwarzer Dreiecksflagge oberhalb ihres Krähennestes am Mast. Solltet Ihr ein Schiff plündern, das zu uns gehört, die Flagge aber nicht gehisst hat, so sei es Euch erlaubt, die Besatzung auf Verdacht des Hochverrats über die Planke laufen zu lassen.
Achtet vor allem auf amazonische Schiffe, da nicht alle der kampfwütenden Weiber zu uns gehören. Ihr findet mich in Rumdett, sollte es Komplikationen zu bereden geben.
Mit aller Hochachtung und im Auftrag des Dunklen Herrschers von Morgeria,
Kelalast Sen"


Doch das war noch nicht alles. Alea entdeckte ein kleines Päckchen. Es handelte sich um mehrere Dokumente, die ineinander gerollt waren und mit einem Band zusammengehalten wurden. Sie gehörten also zu einem gemeinsamen Thema, konnte sie vermuten. Das erste Schrifstück, das sie entrollte, zeigte eine Karte. Es handelte sich allerdings nicht um eine Seekarte, wie Alea sie nun schon dutzendfach auf dem Schreibtisch entdeckt hatte. Nein, diese Karte zeigte grob die umgebenden Ufer eines Landteils von Celcia. Einzige verzeichnete Stadt dort war Rumdett, die Stadt der Piraten. Von ihr aus führten mehrere verzeichnete Wege in alle Richtungen. Einer aber verlief schnurgerade die ganze Küste entlang, bis zu einer kleinen Bucht, die auf dem Globus nicht einmal erkennbar gewesen war. Dort hatte jemand ein großes X eingezichnet.
Die übrigen Aufzeichnungen waren teilweise nicht zu lesen, aber Alea konnte Worte und Satzfetzen entziffern, die nur um ein Thema kreisten: ein magisches, wertvolles Etwas, das in einer geheimen Lagune verborgen sein soll. Was könnte es sein?

Viel zu lange hatte Alea damit zugebracht, die Karten und Dokumente zu mustern. Sie hatte die Zeit vergessen und plötzlich hörte sie mehrere Stimmen und Schritte von der anderen Seite der Tür. Allen voran war Käpt'n Finns Stimme zu hören, die laut durch den Schiffsrumpf hallte: "Sucht alles ab! Wir werden dieses kleine Amazonenluder schon finden! Vonwegen alle zum Essen rufen, Rumschnüffeln wollt ihr hier, nicht wahr, Süße?!"
Ein ersticktes Keuchen war zu vernehmen und Alea erkannte es deutlich: Caitlin! Dann bewegte sich der Türknauf zur Kapitänskabine. Finn betrat sein Reich, hielt Caitlin fest am Arm gepackt.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Sonntag 17. Mai 2009, 17:21

Die dunklen Augen folgten den Schriftzügen und saugten die celcianischen Worte auf. Auch Finn hatte sich also dem Dunklen Herrscher angeschlossen. Das überraschte Alea wenig. So wie die Meute hier wirkte, stammten wahrscheinlich alle aus Morgeria selbst. Immerhin wusste sie jetzt, woran sie die Dunklen Flotten erkannte. Kurz überlegte sie, ob sie das Dokument stehlen oder zumindest zerstören sollte. Vielleicht würde das Finn in einige Probleme stürzen, wenn dieses Dokument als eine Art Ausweis fungierte. Aber vermutlich hatte er sich schon einen Namen unter der Dunklen Seite gemacht. Alea würde ihn und seine Finstersturm so schnell jedenfalls nicht vergessen.
Sie beschloss sich Arbeit und selbst vielleicht Probleme zu ersparen und legte das Dokument nur an einen anderen Ort zwischen den verschiedensten anderen Schriftrollen. Dann musste er zumindest etwas länger suchen. Sie würde sich den Inhalt merken und ihn zuerst mit Rejan besprechen. Es schien ihr jedenfalls so, dass der Dunkle Herrscher, oder Kelalast Sen, wie sie las, nicht allzu viel von den Amazonen hielt. Vielleicht war ihr Gedanke doch richtig gewesen und all diese mutigen (wenn auch manche fragwürdige Meinungen hatten) Frauen waren nur ein Spielball.

Auch wenn es nur ein kleiner Streich war und kindisch dazu vielleicht auch grinste Alea, während sie schon nach dem nächsten Stapel griff. Sie wusste selbst nicht, wonach sie genau suchte und versuchte es einfach auf gut Glück. Das Päckchen erregte als nächstes ihre Aufmerksamkeit. Allen Anschein nach war ihr eine Art Schatzkarte in die Hände gefallen. Aleas Augen leuchteten auf. Es ging um einen Schatz und um ein Abenteuer. Und nicht nur das, in den Aufzeichnungen war die Rede von etwas magischen und wertvollen.
Alea Lippen formten still Worte des Erstaunens. Das musste sie haben. Welches Kind träumte nicht von diesen Schatzkarten oder zeichnete selbst welche, die zu einem vor Jahren vergrabenen Stein oder anderem Stück, das keinerlei Wert besaß, führte. Und das hier war kein Stein. Es war etwas magisches und wertvolles. Alea Augen schritten die einzelnen Striche auf der Karte ab, wobei sie sich schon vorstellte, selbst dort entlang zu laufen.

"Sucht alles ab! Wir werden dieses kleine Amazonenluder schon finden! Vonwegen alle zum Essen rufen, Rumschnüffeln wollt ihr hier, nicht wahr, Süße?!"
Alea erschrak sich so sehr beim Klang der Stimmen, dass sie zusammen zuckte und es ihr fast vor sich selbst peinlich war. Das war Finns Stimme! Und er hatte Caitlin! Mit zittrigen Fingern legte sie das Päckchen an seinen Platz zurück, faltete halbherzig die Karte zusammen und steckte sie hastig in die Tasche, während sie noch einen kleinen Satz in Richtung des Bettes machte, damit niemand sie am Schreibtisch stehen sah. Gerade rechtzeitig, denn da öffnete sich schon die Tür.
Sie beugte sich hinunter und tat so, als wäre sie von seinem Auftreten überrascht, als sie sich erhob und den Blick vom Bett zu ihm drehte. "Da seid Ihr ja! Das Essen wird schon kalt." Sie versuchte das Lächeln auf ihren Lippen zu halten und Fassung zu bewahren. Caitlin wehrlos in seinen Armen zu sehen ließ sie vor Angst fast zur Salzsäule erstarren. Doch sie hoffte, dass sie eine gute Figur machte.
Natürlich hatte sie nicht ihn hier gesucht, schon gar nicht unter dem Bett, aber sie hoffte, dass ihr Schauspiel ihm etwas Wind auf den Segeln nehmen würde. Nur langsam konnte sie die Augen von Caitlin lösen und wagte es Finn anzusehen.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. Mai 2009, 10:07

Nun wusste Alea wieder etwas mehr über diese Bündnisse mit den Dunkelelfen. Käpt'n Finn hatte sich dem Dunklen Herrscher definitiv angeschlossen und ob dieses Schriftstück nun als Ausweisungen genutzt wurde oder nicht, es war auf jeden Fall ein Beweis dafür, dass der Pirat mit dem dunklen Volk gemeinsame Sache machte - ebenso wie es ein Teil der Amazonen vor hatte. Alea und ihre kleine Gruppe gaben sich ja ebenfalls aus, zu jener Gruppierung zu gehören. Tatsächlich aber wollten sie ursprünglich nur nach Rumdett, weil dort ein Agent der Wüstendiebe auf Alea und Rejan wartete, um ihnen weitere Anweisungen zu geben. Ob er sich ein kleines Elitekommando an Amazonen zusammentrommeln wollte? Aleas Frauen zählten wohl keineswegs zur Elite, jedenfalls nicht alle. Aber jede von ihnen konnte sich wirklich als etwas Besonderes bezeichnen ...

Zurück jedoch zu ihrer Anführerin, Alea. Diese versteckte das Schriftstück soeben wieder unter dem Stapel an Karten und anderen Aufzeichnungen. Sollte Finn doch ordentlich nach seinem Vertrag suchen! Sie schaute sich indessen weiter um und entdeckte etwas, das ihr Interesse noch weitaus stärker anstachelte als das eben gelesene Schriftstück. Alea entfaltete ehrfürchtig die kleine gezeichnete Karte mit dem X als markiertes Ziel. Eine Schatzkarte! Sie würde den Schatz finden, sie wollte es und sie spürte es tief in ihrem Innern. Rejan musste davon erfahren.
Aber ehe Alea weitere Pläne für die Zukunft schmieden konnte, kam ihr der Piratenkapitän persönlich in die Quere. Er betrat nämlich soeben seine Kabine, eine verschreckt und verärgert wirkende Caitlin mit sich zerrend. Alea fand gerade noch Zeit eine scheinbar nach ihm suchende Pose beim Bett des Kapitäns einzunehmen und machte dem Mann sogleich einen hinweisenden Vorwurf. "Da seid Ihr ja! Das Essen wird schon kalt."
Der Käpt'n erwiderte ihren Blick mit finsterer Miene. Caitlin schaute eher entschuldigend zu Alea herüber. Man hatte sie beim Stöbern erwischt und gleich mitgenommen. Sie hatte sich vermutlich nicht mehr herausreden können und da Alea als Anführerin der Gruppe bekannt war, würde sie nun für Caitlins Fehltat Rede und Antwort stehen müssen.

"Das Essen interessiert mich nicht!", knurrte Finn. Er warf einen Blick über die Schulter zurück und knurrte einen seiner Piraten an. "Erik! Trommle die Weiber und ihren Hahn im Korb zusammen und bring sie unter Deck!"
"Aye, mein Käpt'n." Der Pirat trollte sich und Finn kickte die Kabinentür mit dem Fuß zu. Dann schubste er Caitlin in Aleas Richtung, marschierte zu seinem Schreibtisch hinüber und setzte sich dahinter auf den großen, schweren Stuhl, der gut und gerne auch in einen Thronsaal gepasst hätte. FInn kramte einen kleinen Messingschlüssel hervor, öffnete damit ein Fach im Schreibtisch und förderte eine Flasche Rum, sowie drei Gläser zu Tage.
"Kommt her und trinkt mit mir!" Es war keine Bitte.

Caitlin lehnte sich zu Alea herüber und wisperte: "Er selbst hat mich gefunden, als ich gerade einige Habseligkeiten dieses Piraten Erik durchsucht habe. Tut mir leid." Mit gesenktem Kopf schlurfte die Jung-Amazone zum Schreibtisch, wo der Kapitän bereits alle Gläser bis fast zum Rand gefüllt hatte. Er stieß mit Caitlin an und kippte sich den Rum in den Rachen. Die Amazone nippte nur an ihrem Glas, wobei sie angewidert das Gesicht verzog. Offenbar schmeckte der Rum nicht so gut wie Jungfrauenblut.
"Trink schon!", befahl Käpt'n Finn, schenkte sich nach. "Und dann erklärt ihr beiden Hübschen mir mal, wie ihre Hände", er zeigte dabei auf Caitlin, "in Eriks Truhe und du selbst", nun blickte er Alea an, "in meine Kabine gekommen sind. Was habt ihr wirklich auf meinem Schiff verloren?! Es wäre besser, wenn ihr die Wahrheit sagt. Ich kenne viele Hai verseuchte Gebiete auf See und es wäre doch zu schade um eure gertenschlanken Leiber, wenn sie von einer Reihe scharfer Zähne zerrissen würden."

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Alea » Mittwoch 20. Mai 2009, 18:18

Finns Reaktion fiel milder aus, als Alea erwartet hatte. Viel milder. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn sie im nächsten Moment gepackt worden wäre. Stattdessen wurde Caitlin sogar frei gelassen. Erleichtert darüber fing Alea sie auf. "Geht es dir gut?" Sie ignorierte ihren entschuldigenden Blick. Wichtig war nur, dass ihr nichts geschehen war. Und dass Finn sie mit nichts handfesten erwischt hatte. Doch so wie es aussah, hatte er ihr nichts getan.
Dennoch, lustig werden würde es nicht. Jetzt wurden all ihre Amazonen und Rejan unter Deck befehligt. Alea hoffte nur, dass ihnen nichts geschehen würde und nahm sich fest vor, all ihren Mut zusammen zu nehmen und für alles als Anführerin einzustehen.
Überrascht sah sie zu dem Alkohol und den Gläsern. Sie beschloss, dass es besser war, seinem Befehl lieber Folge zu leisten. "Keine Sorge Caitlin, das macht nichts." Sie lächelte ihr kurz zu, auch wenn ihr im Moment eher weniger zum Lächeln zu Mute war. Das lag nicht daran, dass Caitlin erwischt worden war, das war wirklich nur zweitrangig. Schlimmer war, dass sie gleich einem alkoholisierten Mann gegenüber stehen würden.

Alea versuchte sich nichts anmerken zu lassen und mit fester Hand nach dem Glas zu greifen. Sie schnupperte kurz an dem Rum und verzog das Gesicht, Finn hatte indes schon sein zweites Glas gefüllt. Auch sie nippte nur kurz und musste kurz husten, als der Rum die Kehle hinunter brannte. Sie war nur süßen Wein gewohnt und nicht einmal den trank sie oft. Etwas verunsichert schaute sie zu Finn. Sie hoffte nur, dass sie das Getränk nicht hinunter stürzen musste. Vielleicht wollte er sie ja redseliger machen? Auf jeden Fall wollte er die wahren Gründe wissen, weshalb sie hier waren und die Sachen durchkramten.

Alea wusste ihre Antwort darauf. Allerdings wusste sie nicht, was sie zu Caitlins Entdeckung sagen sollte. Dazu fiel ihr zunächst nichts ein, sie versuchte nur sich zum Schluss eine kleine Ausrede einfallen zu lassen. "Wir sind auf Euer Geheiß hier. Ihr wolltet, dass ein Teil von Glorias Besatzung auf Euer Schiff übersetzt. Und da sind wir." Sie setzte wieder ihr naives Lächeln auf, konnte aber nicht recht sagen, ob ihre Antwort vielleicht nicht etwas zu vorlaut ausfiel. "Und wir wollten nur mal sehen, wie so ein Schiff unter Deck aussieht." Sie zuckte unschuldig mit den Schultern.

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Re: Käpt'n Finn und die Finstersturm

Beitrag von Erzähler » Samstag 23. Mai 2009, 15:19

"Geht es dir gut?" Caitlin nickte, auch dankbar dafür, dass Alea sie aufgefangen hatte. Sie richtete ihre zottelige, schulterlange Blondmähne und zupfte an ihrer Lederrüstung herum. Alles saß wieder am angestammten Platz. Offenbar war sie ziemlich ruppig hierher gebracht worden.
"Dieser dämliche Pirat von eben - dieser Erik - hat mich beim Stöbern erwischt. Ich hätte wohl auch eine Ausbildung zur Spionin anstreben sollen. Hoffentlich lässt uns der Käpt'n jetzt nicht über Bord gehen." Davor hatte Caitlin wohl gehörig Angst, aber wer nicht? In Hai verseuchten Gewässern wollte wohl niemand unfreiwillig schwimmen gehen.

Finn zeigte sich aber deutlich freundlicher als erwartet. Er bot den Frauen sogar Rum an. Alea vermutete, dass der Kerl sie wohl redseliger machen wollte und ohne es wirklich zu wissen, traf sie mit dieser Vermutung ins Schwarze. "Na trinkt schon. Ich dachte, ihr Amazonen seid starke Frauen. Aber wenn ihr nicht einmal einen leichten Rum vertragt ..." Er musterte Caitlin und schmunzelte spöttisch. Die Jung-Amazone fiel sofort auf die Provokation herein und kippte sich nun den ganzen Rum in die Kehle. Keuchend und hustend fächelte sie sich Sekunden später Luft zu. Das Zeug brannte im ganzen Rachen und vermutlich würde es auch an anderer Stelle später ein zweites Mal brennen.

Käpt'n Finn grinste und schenkte Caitlin das Glas wieder voll. Dann wandte er sein ungewaschenes, vernarbtes Gesicht Alea zu. "Du auch, Süße", brummte er, die Flasche schwenkend. Zugleich wollte er nun auch endlich wissen, was die Damen dazu anhielt, sein Schiff zu durchstöbern. Alea versuchte es mit einer List, die schon viele sarmaer Mädchen bei ihren Vätern angewandt hatten.
"Wir sind auf Euer Geheiß hier. Ihr wolltet, dass ein Teil von Glorias Besatzung auf Euer Schiff übersetzt. Und da sind wir." Nun brach die Wut aus Käpt'n Finn heraus. Er riss sich von seinem Stuhl, die Finger um die Kante des Schreibtisches gekrallt, während sein Gesicht eine dunkelrote Farbe annahm. "Das beantwortet nicht meine Frage!", brüllte er Alea an. Offensichtlich mochte er es nicht, wenn man ihn mit spitzzüngigen Worten hinhielt.
Caitlin schreckte dabei nicht einmal zusammen. Beschwipst und dümmlich schaute sie nun aus der Wäsche, grinste herum und verdrehte immer wieder die Augen. Sie versuchte, ihr Glas an den Mund zu führen, verfehlte diesen aber halb. Trotzdem gelang es ihr, weitere Schlucke des Rums in den Rachen zu schütten. "Probiehhhr mal, A... A .... lllllllea, gudes Zeusch!", brabbelte sie. Der Rum war zu viel für die junge Amazone und hatte sie binnen kürzester Zeit betrunken gemacht.
"Und wir wollten nur mal sehen, wie so ein Schiff unter Deck aussieht."
Sie hatte es nicht lassen können. Dieses mal waren ihre riskant gewählten Worte die falschen. Finn zog tobend seinen Säbel. "ERZÄHL MIR NICHT, IHR HÄTTET AUF DER GLORIA NICHT AUCH SCHON DEN RUMPF VON INNEN BETRACHTET!" Er hieb die Klinge in den Tisch hinein, wo Alea nun bemerkte, dass sie nur eine weitere von vielen Kerben dort verursachte. Zugleich fiel der Stapel Dokumente, in dem die Wüstendiebin so eifrig herum geschnüffelt hatte, zu Boden. Die Rollen und anderen Schriftstücke verteilten sich auf dem Holz. Finn war es egal. Er langte nach vorn und packte Alea an der Kleidung, um sie halb auf seinen Schreibtisch zu ziehen, dicht an sein nach Rum stinkendes Gesicht heran. "Du sagst mir jetzt, was ihr hier wirklich zu suchen habt, Kleine, oder ich schneid dich mitten durch, darauf kannst du Gift nehmen!", zischte er. Bei einem Mann wie Finn nahm man diese Drohung vermutlich sehr ernst.

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