Unter Venthas Willkür

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Piraten kapern alle Schiffe, die nicht dunkelelfisch oder verbündete mit sichtbarem Zeichen (Flagge) sind.
Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. März 2024, 10:54

Es war für jemanden, wie Ysara, einfach schwer sich in dieser für sie neuen Welt zurechtzufinden. Ihr wurde jetzt erst bewusst, wie behütet sie dann trotz allem aufgewachsen war. Grandea war ihr Spielplatz gewesen und sie kannte jede Ecke. Hier jedoch war sie der kleine Fisch im großen Teich und musste erst neu lernen, wie man schwamm. Areus aber zeigte ihr, dass er nicht nur eine Versuchung für ihre Augen darstellte. Er war auch die helfende Hand, die sie mit Wortwitz und charmantem Necken dazu ermutigte, sie selbst zu sein. Sie brauchte ihm nichts vorzuspielen, auch wenn sie einander noch nicht so kannten. Er schien es jedenfalls nicht zu tun, denn er gab sich, wie sie ihn auch kennengelernt hatte: Er nahm kein Blatt vor den Mund und schenkte ihr auch nichts. Sein dreistes Auftreten bei der Ernennungsfeier von General Vashnar war nichts, was er geschauspielert hatte. Auch als er ihr half, während ihr Haus von Dunklen besucht wurde, bewies er ein komödiantisches Talent und gleichwohl eine gewisse Portion an Selbstbewusstsein. Areus schien zu wissen, was er im Leben wollte und erwartete. Und er schien Ysara und ihre Krähen auserkoren zu haben, dass sie sein Vertrauen verdienten. Der Nachtelf betupfte seine Wunden an den Armen, aber er war höflich genug, sich vor Ysara nicht gänzlich zu entblößen. Offenbar besaß er dann doch Manieren, die er sehr wohl auch zu nutzen wusste. Er beantwortete ihr ihre Fragen bezüglich der Zunft und weckte erneut ihre neckende Art: "Und wie wir wissen: Das Improvisieren beherrschst du wie kein Zweiter" „Ha! Korrekt. Gut erkannt!“, zwinkerte er ihr zu und schmunzelte, während er sich wieder auf seinen Arm konzentrierte. "Oh, das riecht wirklich gut" „Ja, nicht wahr? Ich mag den Geruch auch.“, ließ er sie wissen und sah wieder auf. Er kam auf die Beine als es plötzlich rumste und das Schiff sich bedrohlich neigte. Nicht nur Areus prallte gegen den Mast, auch Ysi verlor ihren Halt.
Unter einem erschreckten Ausruf fiel sie auf den Boden und musste sich gegen das kippende Fass wehren, das ihr am Oberarm eine Schramme zugefügte. Es war ein leicht herausguckender Nietnagel, der eigentlich den Eisenbeschlag des Fasses halten sollte. "Elendes Fass", schimpfte sie und sah dann die dargebotene Hand des Elfen. Auf seine besorgte Nachfrage verneinte sie halbwegs. "Danke. Ist nur ein Kratzer" Sie nahm dennoch seine Hilfe an und für einen Moment schauten sie einander ins Gesicht und sie konnte einen prüfenden aus dem Violett auf sich bemerken. Er suchte nach Hinweisen, ob es ihr gut ging. Dabei behielten sie die jeweils andere Hand in ihrer eigenen und bemerkten es kaum. Areus hatte Ysara an ihrem Oberarm gefasst, was sie aufzischen ließ. „Verzeih!“, rief er aus und ließ ihren Oberarm los, während sie daran rieb. "Alles ok bei dir?" Er nickte. „Der Schmerz hält einen am Leben, oder nicht?“, schmunzelte er und hob dann den Blick von ihrem Gesicht gen Decke. "Was zum Harax war das?" „Ich weiß es nicht.“, antwortete er und stand immer noch dicht bei Ysi, dass sie den salzigen, aber auch blumigen Duft der Creme erneut riechen konnte. Gedämpft klangen Rufe und geschäftige Schritte zu ihnen durch. "Das war es wohl mit der Entspannung. Wir sollten nachsehen, was uns gestört hat.“ Areus nickte bestätigend. „Sollten wir. Komm!“, er dirigierte sie kurz an ihrem Rücken vor sich, dass sie dann aber beide gemeinsam hinaufgehen konnten.

Als sie durch die Holztür traten, fiel als erstes das Rauschen des Meeres auf. Die Wellen schäumten und brachten das Schiff ein wenig zum Wanken. Tatsächlich aber schien es ohnehin geneigt zu sein. Der Bug kippte zur rechten Seite und ließ sich kaum wieder in Neutralstellung bringen. Überall rannten Matrosen und riefen Befehle. Sadia und Elian erkannten Ysara und Areus und kamen auf sie zu. „Ysi! Alles in Ordnung?“, rief die dunkelhaarige Krähe und blickte sich erschrocken um. „Wir sind auf irgendetwas draufgefahren!“, meinte sie und Areus runzelte die Stirn, während sein Blick zum Kapitän glitt. Salik stand mit seinem Navigator da und diskutierte in einer energischen Lautstärke. Er war sauer. Der Navigator allerdings wirkte nicht minder erbost und so schrien sie sich beinahe schon an. „Du verdammte Ratte, das ist dein scheiß Job das zu wissen, wozu bist du zu gebrauchen, wenn nicht dafür?!“, rief Salik und der Navigator schnauzte zurück: „Ich fahre hier schon seit 20 Jahren zur See. DAS DA gab es hier noch NIE!“, er deutete auf etwas am Bug, aber Salik warf die Hände in die Luft. „Dann hast du beim KURS NICHT AUFGEPASST!“, überschrie er sich fast. Der Rest der Mannschaft aber war zum Bug gelaufen und schaute dort über die Reling. Es war stockduster inzwischen und die Funzeln an Laternen auf dem Schiff, reichten kaum aus, um etwas zu erkennen. Areus sah zum Bug und dann wurden seine Augen auf einmal groß vor Staunen. Er konnte hervorragend in der Dunkelheit sehen, wie Ysara schon vermutet hatte. „Ich glaube, ich spinne…“, murmelte er und ging ebenfalls zur Reling, um auf der linken Seite nach dem zu sehen, was er kaum glauben konnte. Sadia und Elian folgten, wobei letzterer humpelte. „Ah“, murrte er plötzlich und setzte sich auf die Stufen des Aufganges zur Brücke. „Scheiße, ich hab mir den Fuß wohl doch heftiger verletzt!“, meinte er und Sadia sah ihn besorgt an. Areus aber achtete nicht auf den Verletzten, sondern schaute über die Reling und pfiff leise. Im Dunkel konnte Ysara kaum etwas erkennen, aber die Nähe zeigte ihr, dass sich etwas massives und schwarzes einige Meter entfernt vom Schiff erhob. Es überragte nicht unbedingt den höchsten Mast aber es war dennoch auffallend, weil es sich in der Dunkelheit abhob. Die Wellen rauschten zornig und Gischt spuckte zwischen dem Schiffsrumpf und diesem Etwas empor. Einer der Matrosen rief plötzlich: „Achtung!“, und schoss einen brennenden Pfeil in einem Bogen über das Massiv. Jetzt, dem Lichtkegel folgend, konnten alle erkennen, dass sie tatsächlich auf einer Insel aufgelaufen waren! Eine Insel, mitten im Sonnenmeer. Die Mannschaft raunte überrascht. Das, was da massiv aus der Mitte dieser doch eher kleinen Insel ragte, war ein Felsen. Er war pechschwarz und funkelte. Offenbar war er nass.
Keiner der Anwesenden konnte sich einen Reim darauf machen und plötzlich hörte man wieder Salik und den Navigator: „Wenn ich es dir doch sage, Käpt’n! In den Karten ist einfach keine Insel auf dieser Route verzeichnet! Bei Ventha und ihrem üppigen Busen, das ist falsch!“, rief er und Salik deutete mit einer weiten Geste auf die Insel. „Aha! Und was ist dann das?! Eine Fata Morgana aus der Wüste Sar?!“, schnauzte er wütend. „Mein verdammtes Schiff ist LECK geschlagen, wegen deiner Unfähigkeit!“, rief Salik. Inzwischen hatte er einen hochroten Kopf. „Jetzt glotzt nicht so! Seht nach, wie lange die Reparatur braucht!“, wies er unbestimmt einige an, die sich dann auch schleunigst vom Glotzen abwanden und zum Schaden vorrückten. Areus aber hielt sich an einer der Seile fest und lehnte sich über die Reling. „Das ist.. faszinierend.“, sagte er und plötzlich funkelten seine Augen auf. Er grinste. „Ihr könnt es nicht erkennen, aber der Felsen ist über und über mit Muscheln und Algen bedeckt. Scheinbar ist er… normalerweise versunken!“, sagte er und klang aufgeregt dabei. Er wandte sich an Salik. „Käpt’n! Ich erbitte die Erlaubnis an Land gehen zu dürfen!“, rief er aus und Salik glotzte ihn unverständlich an. „Häh?!“, fragte er und sah zum Felsen. „Ich möchte herausfinden, was es damit auf sich hat UND deine Mannschaft wird mindestens einen Tag brauchen, bis das wieder in Ordnung ist und das Schiff in Fahrwasser zurück gelangt.“, zählte der Elf die Fakten auf. Salik brummte nur genervt. „Das kostet uns einen Heidengeld, ELF, kein Grund zur Freude!“, maulte er und zuckte dann die Schultern. „Meinetwegen. Aber ich warte nicht auf dich!“, dann wandte sich Salik ab und kümmerte sich nicht länger um Areus. Jener aber wandte sich zu der Insel und bekam ein abenteuerlustiges Grinsen.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Donnerstag 21. März 2024, 18:59

Die blonde Krähe nahm die helfende Hand des Nachtelfen an und ließ sich von ihm auf die Beine helfen, obwohl es ein Leichtes für sie gewesen wäre, alleine aufzustehen. Aber Ysara sah eine Gelegenheit, die sie nutzen wollte. Sie konnte hier endlich sein, wer sie schon immer sein wollte, und Dinge ausprobieren, für die sie in Grandea keine Gelegenheit oder keinen Sinn gehabt hatte. Ysara tastete sich dabei langsam in dieser Welt vor, ohne wirklich feste Absichten diesbezüglich zu haben. Es war nur ein weiteres Feld von vielen, dem sie sich nähern wollte und hier auch ganz ohne Zwang und Gepflogenheiten der Gesellschaft konnte. Areus war ihr auch einfach sympathisch. Er war anders, frei von Falschheit und wirkte sehr authentisch und aufrichtig auf sie. Sie kannte ihn noch nicht wirklich, aber seine Art und ihr gemeinsames Miteinander machte es ihr leicht, ihre Unsicherheit zu überwinden und vorsichtig auszuloten, wie sich das alles so anfühlte. Als sie seine Hand für einen Moment länger festhielt, als es notwendig gewesen wäre, wirkte sie jedoch alles andere als aufdringlich und ihre Berührung konnte immer noch als unbedeutender Zufall gewertet werden. Sie lächelte für einen Moment zu ihm hinauf, bis seine Berührung an ihrem Oberarm die Schramme auf der Haut zum Brennen brachte, sodass sie ihm ihre Hand entzog. "Schon gut", murmelte sie frei von Vorwürfen, bevor sie sich erkundigte, ob bei ihm alles ok war. „Der Schmerz hält einen am Leben, oder nicht?“ "Ja? Dann scheint das Krähennest der richtige Ort für dich zu sein", warf sie neckend ein, bevor sie gemeinsam nachsehen wollten, was genau passiert war.

Oben an Deck drang als Erstes das Rauschen des Meeres an Ysaras Ohren, das nichts mehr gemein hatte mit der ruhigen See am Tage. Nachdem sie durch die Tür getreten war, machte sie Areus Platz und versuchte dann das Geschehen an Deck zu erfassen. Aufmerksam huschte ihr Blick umher, um herauszufinden, ob eine Gefahr drohte oder jemand verletzt worden war. Bevor sie das Geschehen erfassen konnte, hörte sie Sadias Stimme. „Ysi! Alles in Ordnung?“ Sie drehte den Kopf und lächelte unweigerlich, als sie Elian und Sadia wohlauf sah. "Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt, aber es ist alles gut. Und bei euch?", wollte sie ihrerseits wissen. „Wir sind auf irgendetwas draufgefahren!“ "Auf was drauf gefahren?", wiederholte sie und schaute kurz zu Areus, der natürlich genauso unwissend wie sie war. Dann fiel ihr auf, dass sich die Männer an der einen Seite des Schiffes sammelten und sie realisierte, dass das Schiff in Schieflage geraten war. Da drang Saliks wütende Stimme plötzlich zu ihnen hinüber und sie wurden Zeugen des Streits zwischen dem Kapitän und seinem Navigator. Ysi schaute ihre Freunde vielsagend an und ihr Blick suggerierte, dass das ja noch heiter werden konnte, wenn sich die beiden hier an die Kehle gingen. Wobei es sie auch nicht wundern würde, wenn das der normale Umgangston unter den Piraten war. "Kommt mit", sagte Ysi, die neugierig geworden war, und stiefelte in Richtung der Reling. Sie konnte in der Dunkelheit nichts erkennen und wollte näher ran gehen, um zu sehen, gegen was das Schiff nun genau gefahren war. „Ich glaube, ich spinne…“, hörte sie Areus, der sich ebenfalls in Bewegung setzte, aber offensichtlich schon mehr sah als sie. "Was ist?", wollte sie wissen und sah kurz zu ihm hinauf. Dann hörte sie hinter sich Elians schmerzhaften Aufschrei und sah besorgt zu ihrem Freund, der humpelte. „Scheiße, ich hab mir den Fuß wohl doch heftiger verletzt!“, erklärte dieser und setzte sich hin. "Oh nein", murmelte Ysi und wechselte einen Blick mit Sadia. "Bleib sitzen und schon' deinen Fuß", empfahl sie ihm. Dann drang der Pfiff des Elfen an ihre Ohren und sie sah, dass er das Etwas von der Reling aus betrachtete. Sie berührte Elian für einen Moment aufbauend an seiner Schulter und warf ihm dann einen entschuldigenden Blick zu. Sie war einfach zu neugierig und musste wissen und sehen, was da los war. Also eilte sie an Areus' Seite und starrte in die Dunkelheit. Allerdings sah sie nur eine dunkle Masse und erhoffte, mit dem Zusammenkneifen der Augen mehr zu erkennen. "Man, ich kann nichts erkennen. Was ist das? Erzähl' schon", bat sie den Elf an ihrer Seite. „Achtung!“, ertönte es da hinter ihnen und Ysara duckte sich reflexartig, bis sie erkannte, was los war. Der grüne Blick folgte dem brennenden Pfeil und im Feuerschein erkannte sie für ein paar Sekunden endlich, was dort aus dem tosenden Meer hinausragte. Ysara stimmte in das Raunen der Mannschaft ein, als sie die Insel erkannte. Anschließend war die Mannschaft überraschend leise und man hörte nur das Rauschen der Gischt, bis Salik wütend die 'Stille' durchbrach und sich ein weiteres Wortgefecht mit seinem Navigator lieferte. Ysara runzelte die Stirn und fragte sich, was sie glauben sollte. Irrte sich der Navigator, der seit zwei Jahrzehnten hier vorbeifuhr und schwor, dass diese Insel noch nie zuvor hier gewesen war? Aber woher sollte sie so plötzlich kommen?

„Das ist.. faszinierend.“ Ysara blickte wieder zu Areus. "Was ist?", wollte sie drängend wissen und klang beinahe wie ein Kind, das nicht abwarten konnte. Jetzt gerade fand sie es wirklich ärgerlich, im Dunkeln nichts sehen zu können und nicht nachvollziehen zu können, wieso Areus so grinste. „Ihr könnt es nicht erkennen, aber der Felsen ist über und über mit Muscheln und Algen bedeckt. Scheinbar ist er… normalerweise versunken!“ "Wie soll das möglich sein?", murmelte Ysara. Vielleicht hatte der Navigator ja doch Recht? "Ich habe noch nie von einer Insel gehört, die einfach so auftaucht", murmelte sie weiter, mehr zu sich selbst, wusste aber natürlich auch, dass sie weder theoretische noch praktische Erfahrung in der Seefahrt hatte und das eigentlich gar nicht beurteilen konnte. „Käpt’n! Ich erbitte die Erlaubnis an Land gehen zu dürfen!“ Die Blonde war ebenso überrascht wie Salik von Areus' Anliegen und drehte sich herum, damit ihr nicht Saliks Reaktion auf Areus' Bitte entging. „Ich möchte herausfinden, was es damit auf sich hat UND deine Mannschaft wird mindestens einen Tag brauchen, bis das wieder in Ordnung ist und das Schiff in Fahrwasser zurück gelangt.“ Da breitete sich ein Grinsen auf Ysaras Lippen aus und sie spürte einen kribbelnden Tatendrang in sich aufsteigen. Man könnte meinen, eine Insel, die durch Zauberhand im Meer auftauchte, könnte gefährlich werden. Aber Areus sah nur das Abenteuer darin und das gefiel Ysi. „Das kostet uns einen Heidengeld, ELF, kein Grund zur Freude! Meinetwegen. Aber ich warte nicht auf dich!“ Amüsiert schaute sie wieder zu Areus, aber dieser machte sich schon auf den Weg. "He, warte mal", rief sie und überwand schnell den Abstand, den er geschaffen hatte. "Ich möchte mitkommen", sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. "Ich kann dich doch nicht alleine in der Dunkelheit herumlaufen lassen", meinte sie frech und sah dann zurück zu Sadia. "Kommst du auch mit?", fragte sie ihre Freundin und ließ Areus keine Gelegenheit für Widerworte.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. März 2024, 16:19

Je länger Ysara Zeit bekam, sich zu entspannen, desto mehr wurde ihre eigene Sicherheit im Umgang mit der Situation. Immer wieder kam es dazu, dass Ysara den Elfen mit einer gewissen Schlagfertigkeit zum Grinsen brachte und sich im Gegenzug selbst hier und da einen gewissen Wortwitz anhören musste. Sie pendelten sich gemeinsam auf einem gewissen Level ein, auf dem sie sich gut verstanden. Areus war nicht unsympathisch, sah gut aus und wirkte zudem auch noch ehrlich. Seine Vergangenheit konnte das Bild, das Ysara von ihm mehr und mehr gewann nicht verdunkeln. Trotzdem hatte Alma da etwas angesprochen, das gewiss irgendwann Erwähnung finden würde aber nicht jetzt. Jetzt hatten sie einander gerade verziehen und waren in ein lockeres Gespräch übergegangen an dessen Ende eine unerwartete Wendung stand. Gerade als Ysi sich merklich entspannt hatte, fuhr das Schiff tatsächlich auf eine kleine Insel auf.
Während Kapitän und Navigator sich darum stritten, was es mit dieser Insel auf sich hatte, loderte in Areus etwas ganz anderes als Wut auf: Abenteuerlust. Der Nachtelf besaß hervorragende Augen, um in der Dunkelheit zu sehen. Er konnte erkennen und weihte schließlich jeden, der es hören wollte, ein, was er sah. Eine kleine Sandinsel mit einem hohen Felsen darauf, der über und über mit Seetang und Nässe überzogen war. Ysara gefiel es, dass der Mann sich offenbar dazu hinreißen ließ, diese Insel erkunden zu wollen. Er wirkte voller Tatendrang und für die Blonde stand fest, dass sie mitgehen würde! „He, warte mal. Ich möchte mitkommen“, erklärte sie und erntete ein schiefes Grinsen seitens Areus‘. Ysi aber wandte sich noch an Sadia, die neben Elian kniete und sich den verletzten Fuß ansah. “Kommst du auch mit?“ Sadia hob den Blick und sah zur Insel, ehe sie wieder auf Elian schaute. „Geh ruhig, ich kann den Fuß auch allein hochlegen“, versicherte Elian, doch da trat Alma auf den Plan. „Ich passe auf ihn auf!“, witzelte sie, nicht sehr angebracht, doch Sadia engte nur die Augen. „Nein, Ysi. Geht ruhig allein. Wir sehen uns dann später und – bring mir einen Piratenschatz mit!“, grinste sie. Ysara konnte erkennen, dass ihre Freundin mitkommen wollte aber auch, dass ihr Entschluss feststand. Sie blieb an Bord. „Also dann?“, fragte Areus, der das Gespräch der Frauen dazu benutzt hatte, ein Seil an der Takelage zu befestigen und hinunterbaumeln zu lassen. Er trug zudem noch ein Seil über der Schulter und hatte zwei Messer dabei, wovon er eines Ysi reichte. Gleichzeitig übergab er ihr eine Laterne, damit sie nicht vollkommen blind war und einen Feuerstein, damit sie, wenn nötig eine Wärmequelle herstellen konnten. Dann war der Nachtelf auch schon über die Reling geklettert und hielt sich an dem Seil fest. Er grinste: „Einen Tag, Salik!“, rief er und der Kapitän brummte nur desinteressiert. Dann verschwand der Elf aus dem Sichtfeld, als er sich an den Abstieg machte. Auch Ysara würde klettern müssen und vor allem feststellen, wie groß so ein Schiff war. Und wie hoch. Sie musste ihre Füße gegen das Holz stemmen und so langsam hinunterklettern. Areus hatte den sandigen Grund bereits erreicht. Die Gischt spritzte ihr ins Gesicht, während die Wellen sich scheinbar wütend an dem Eiland brachen. Es war gar nicht so leicht und kostete einige Kraft, bis sie schließlich ebenfalls das letzte Ende des Seils erreichte und den letzten Meter springen musste. Schließlich hatte auch sie Land unter ihren Füßen.


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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Montag 24. Juni 2024, 15:28

Ysi kommt von: Insel der Gezeiten

Das Abenteuer rief nach ihr und zog sie in seinen Bann. Elinor hatte viel davon gelesen, sich hinter dem geschriebenen Wort eine ganze Welt ausgemalt. Sie hatte sich in dem kleinen Erker in der Bibliothek davontragen lassen und geträumt. Ysara hatte sich dann ein Stück von diesen Tagträumereien zu eigen gemacht und doch… doch war dies das Abenteuer, dass sie immer hatte erleben wollen. Eine geheimnisvolle Insel, mitten im weiten Meer, eine Höhle und ein Geheimnis. In Begleitung eines Fremden, geheimnisvoll und undurchsichtig. Der Gefahr direkt ins Auge blickend und mit dem Leben davonkommend. Es war, wie in ihren Büchern. Nur besser. Ysara wusste nun, dass es einen erheblichen Unterschied machte, die Dinge selbst zu erleben. Areus hatte sie an die Hand genommen und da saß sie nun. Etwas lädiert und gewiss nicht verrückt genug, jegliche Vorsicht für immer fahren zu lassen, aber… gereift. Sie wollte das und so konnte sie den Nervenkitzel kaum verbergen, als sie endlich das Geheimnis der Schatulle lüftete. Der schwarze Rauch machte ihr erstmal zuschaffen. Es hätte auch eine Falle sein können, hätte sie vergiften wollen. Wie oft hatte sie davon gelesen, dass der Held der Geschichte sich beinahe selbst gerichtet hätte, weil er eine Falle übersah? Aber Ysi hatte Glück. Anstatt eines Nervengiftes oder gar eines tödlichen Pfeils, erhielt sie einen Einblick in das Leben einer anderen. Alea. Wüstendiebin und offenbar ihr nicht ganz unähnlich. Sie erfuhr, dass die junge Frau die Schriftrolle der Schattenmagie besaß und diesen Schatz dort, wo Areus und Ysi ihn fanden, verborgen hatte. Offenbar war sie dazu gezwungen gewesen, denn sie schaffte es selbst nicht mehr aus der Höhle heraus.
Was auch immer Alea’s Schicksal besiegelte, Ysara hatte nun die Chance ihr Bemühen fortzuführen. Tatsächlich war sie weitaus weniger erschrocken von diesem Schauspiel, als viel mehr vollkommen überwältigt! Sie konnte nicht verbergen, wie sehr sie diesem Geheimnis auf den Grund gehen wollte und sie verstand, welch Kostbarkeit sie in den Händen hielt. Als sich der schwarze Rauch verzog, tauchte sie wieder am Schiff der ‚Jauchzenden Nixe‘ auf und wurde durch Sadia und Elian in die Wirklichkeit zurückgeholt. Naja – fast. Denn Ysi zog die beiden Freunde in die Kabine des Kapitän’s und schloss die Tür. Verschwörerisch funkelte sie ihre Freunde an und beide hoben fragend die Augenbrauen. "Habt ihr das auch gesehen?!" Sadia verschränkte die Arme. „Die schwarze Rauchwolke? Jaaa ! Die haben wir gesehen! Was zum Geier?!“ "Habt ihr sie gesehen?" „Wen?“, fragte Elian und runzelte die Stirn. Offenbar war der Blick in das Innere der schwarzen Rauchschwaden verborgen geblieben. Ysara hatte ja auch nicht nach draußen blicken können. "Alea", flüsterte Ysi ehrfürchtig und Sadia blinzelte. „Wer ist das?“, fragte sie drängend und verstand ihre Freundin nicht. "Das ist ihr Name.. oder war. Sie war eine Wüstendiebin." „Woher weißt du das?“, wollte Elian wissen und auch Sadia sah abwartend zu Ysara. "Leute, wisst ihr, was hier drin ist?" Beide Augenpaare richteten sich auf die Schatulle, die Ysi in den Händen hielt. "Die Schriftrolle der Schattenmagie" „Was in drei Henkers Namen?!“, platzte es aus Sadia heraus und Elian zischte sie an, leise zu sein. Schließlich war auch Ysi verschwörerisch nähergekommen und zumindest Elian war sofort bewusst, welch großer Fund das war! Sadia zuckte zusammen und nickte verstehend. „‘tschuldigung“, murmelte sie und räusperte sich.

Sie starrte auf die Schatulle. „Nicht dein ernst?!“, fragte sie dann bedeutend leiser, aber nicht minder begeistert. "Ihr dürft kein Wort darüber verlieren!" „Natürlich nicht!“, pflichteten beide wie aus einem Munde bei. Zwar war solch eine Kostbarkeit niemals in ihrer Reichweite gewesen, aber jeder wusste wohl darum, dass es magische Schriftrollen gab, die sich finden ließen und dem Inhaber immense Macht versprachen. "Es ist ihr Schatz. Sie hat ihn nicht gesucht, sondern in der Höhle versteckt. Sie sagte, ich könnte damit die Schattenmagie erlernen. Dann müsste ich mich den Schatten verschreiben. Überlegt mal, was uns das für einen Vorteil verschaffen würde. Und welche Möglichkeiten! Ich könnte uns in den Schatten verstecken - stellt euch mal vor, wenn wir einfach unsichtbar wären. Ich könnte Illusionen erschaffen und unsere Feinde ablenken. Was dann alles möglich wäre." „Warte, warte, warte! Du willst sie benutzen?!“, hakte Elian nach und sah Ysi zweifelnd an. „Aber… du bist doch gar nicht magisch veranlagt. Oder?“, fragte er dann unsicherer am Ende des Satzes. Sadia zischte ihm zu. „Ist doch egal! Was das für Möglichkeiten böte, ehrlich Elian. Überleg mal! Und wenn diese Alea Dingsbums ihr das mitteilt? Warum sollte es nicht möglich sein?! Versuchen kann sie es doch?“, stimmte Sadia ihrer Freundin zu und lächelte Ysi verschwörerisch an. „Ich wette in dir steckt ein Funken Magie! Er hat sich halt nie gezeigt!“, zuckte sie die Schultern und unterstützte Ysi voll und ganz. Elian aber zweifelte offenbar. „Ich weiß nicht Leute. Das ist echt viel Macht und… so ganz ohne Hilfe? Sollten wir da nicht lieber etwas rationaler herangehen? Immerhin kennen wir uns damit so gar nicht aus. Und alles, was ich bisher über magische Schriftrollen gelesen und gelernt habe sagt: Super mächtig, super selten, super begehrt! Ein so großer Schatz ist wirklich nicht ohne. Wie sollen wir auf sie aufpassen?“, fragte er und sah beide Frauen an. Sadia schüttelte den Kopf.
„Ach quatsch, wir schaffen das! Wir können ein Geheimnis für uns behalten und vertrauen einander blind. Wir werden sie einfach abwechselnd tragen, sodass nie jemand anderes weiß, wo sie sich derzeit befindet – wenn er es überhaupt herausbekommt!“, sagte Sadia. Elian wirkte nicht überzeugt, zuckte aber die Schultern. Nun aber war es an der Zeit, die Rolle endlich auch einmal anzusehen und nicht nur darüber zu sprechen. Ysi konnte nun die Schatulle öffnen und tatsächlich eine eingerollte Pergamentrolle entnehmen. Sie war an den Seiten ein wenig angesenkt, hatte hier und dort ein wenig Rußablagerung und wirkte äußerst alt. Als sie sie entrollte, konnte sie den gleichen Text lesen, der sich ihr im schwarzen Rauch präsentierte. Zudem standen dort einige Zauber, von einfach bis extrem schwer und eine genaue Anleitung, wie sie sie anzuwenden hätte. Es stand alles da… sie brauchte nur lesen und… üben? Sofern sich Magie in ihr zeigen würde, verstand sich. Und wenn sie diesen Weg tatsächlich gehen wollte. Auch Sadia und Elian stellte sich zu ihrer Seite und warfen einen Blick darauf. „Wahnsinn…“, flüsterten beide mit leuchtenden Augen und Sadia berührte das Papier mit ehrfürchtiger Zurückhaltung.

„Ich kriege ‚ne Gänsehaut!“, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht glauben. „Ich auch.“, flüsterte Elian und studierte bereits die einzelnen Komponenten der Zauber. „Sieht gar nicht so schwer aus…“, sinnierte er und war bereits wieder dabei, alles aufzusaugen. Dabei begann er einfache Handbewegungen nachzuahmen, wie sie dort beschrieben standen und grinste verlegen, als Sadia ihn fragend ansah. Er rieb sich das dichte Haupthaar zurück und zuckte die Schultern. „Versuchen kann man’s mal, oder?“, entschuldigte er sich und lachte dann. Sadia schnaubte und grinste dann ebenfalls. „Stimmt eigentlich!“, feixte sie aufgeregt und sah Ysi dann an. „Was meinst du hat es mit dem ‚Verschreiben‘ auf sich? Wie soll das gehen?“, hakte sie nach und hatte offenbar selbst keine Ahnung. Dann aber klopfte es plötzlich an der Tür und Sadia, sowie Elian zuckten zusammen. „Himmel!“, jauchzte Sadia und von draußen erklang eine tiefe, männliche Stimme. „Seid ihr da? Schluss mit Faulenzen, Kartoffeln müssen geschält werden und das Deck geschrubbt. Hier ist keine Kaffee-Fahrt!“, brummte einer der Matrosen und schlurfte wieder weg. Sadia und Elian seufzten. „Scheiße. Ach! Da fällt mir ein: Sie suchen jemanden, der sich um Areus… kümmert“, Sadia grinste auf einmal spitzbübisch und blitzte Ysi an. „Willst du… das übernehmen“, schürzte sie ihre Lippen als wolle sie auf etwas anspielen, „oder soll ich? Elian hat schon abgelehnt. ICH hab‘ ja nichts dagegen den Elfen… zu … waschen!“, feixte Sadia und Elian rollte die Augen. „Ja, ja… das habe ich wohl verdient…“, murrte er und Sadia nickte. „Richtig. Hast du! Nachdem du beinahe deine Augen verloren hast bei Alma!“, tadelte sie ihn und gleichzeitig zeigten sie, dass sie das wohl geklärt hatten und Sadia sich ein wenig die Rache gönnte. So oder so. Ysi hatte nun die Möglichkeit, sich entweder nützlich an Deck zu machen, während sie über das Für und Wider der magischen Schriftrolle nachdachte oder sich als Pflegerin für Areus zur Verfügung zu stellen.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Montag 1. Juli 2024, 12:31

Ihre Freunde bestätigten Ysara, dass auch sie die schwarze Rauchwolke gesehen hatten und erstickten somit jeden Zweifel im Keim, dass sie vielleicht doch nur einem Fieberwahn zum Opfer gefallen war. Aber nein, das hier war echt! Da offenbar weder ein Blick in die schwarze Wolke hinein noch hinaus möglich gewesen war, zog Ysi ihre Krähen verschwörerisch zu sich heran. Sie erzählte ihnen von der Wüstendiebin, die ihr ihren Schatz anvertraut hatte - vermutlich eher zwangsläufig, wenn man bedachte, dass Areus und sie nur zufällig darüber gestolpert waren. Der Elf und sie waren dem Schatz der Wüstendiebin auf die Spur gekommen und nun erhielt die Krähe den Lohn dafür. Als Elian wissen wollte, woher sie ihren Namen kannte, blitzte es kurz verschwörerisch in dem grünen Blick auf. "Ich hab sie gesehen. Es war wie eine.. hm.. Vision vielleicht. Als wäre sie wirklich hier. Sie hat mir von sich erzählt und von ihrem Schatz." Da hob Ysi die Schatulle, in der sich noch immer die Schriftrolle befand, ins Blickfeld ihrer Freunde, um ihnen zu offenbaren, was sie wertvolles gefunden hatte. Und sie erntete die erhoffte Überraschung, die gleich aus Sadia heraus sprudelte. Während Elian seiner Freundin zu zischte, leise zu sein, da grinste Ysara sie wissend an. In Sadias Mimik spiegelte sich das gleiche Erstaunen wider, das auch ihre blonde Freundin empfand. „Nicht dein ernst?!“ Ysi hob verschmitzt eine Augenbraue. "Oh doch. Ich hab selten etwas ernster gemeint", grinste sie von einem Ohr zum anderen. Dann wurde sie aber ernster und beschwor ihre Freunde, nichts und niemanden davon zu erzählen. „Natürlich nicht!“, pflichteten sie ihr augenblicklich bei und Ysi nickte zufrieden. Dann erzählte sie ihnen, was Alea ihr erzählt hatte und verlor sich alsbald in der Vorstellung darin, wozu die Schattenmagie ihr nützlich sein würde. Die Aussicht auf weiteren Nervenkitzel und Abenteuer ließ die Vorsicht, die wohl eigentlich angebracht wäre, in den Hintergrund treten. Ysi redete sich geradezu in Abenterlaune, bis.. „Warte, warte, warte! Du willst sie benutzen?! Aber… du bist doch gar nicht magisch veranlagt. Oder?“ Da stutzte die Blonde tatsächlich, als hätte Elian sie aus ihrer Gedankenwelt gerissen. Für einen Moment starrte sie ihn an und er konnte erkennen, dass sie daran noch gar nicht gedacht hatte. Dann schüttelte sie den Kopf. Wie immer behielt ihr Freund einen kühlen Kopf und holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. "Nein, bin ich nicht", antwortete sie schließlich. "Nicht, dass ich wüsste. Aber..", überlegend legte sich ihre Stirn in Falten, "..muss man das denn, wenn man das hier hat?" Sie wedelte einen Moment mit der Schatulle vor seiner Nase herum. Zumindest Sadia schien ihre Gedanken zu teilen. „Ist doch egal! Was das für Möglichkeiten böte, ehrlich Elian. Überleg mal! Und wenn diese Alea Dingsbums ihr das mitteilt? Warum sollte es nicht möglich sein?! Versuchen kann sie es doch?“ Sie fing ihren verschwörerischen Blick auf und schmunzelte kurz, bevor sie zustimmend nickte. "Ja, oder?!", meinte sie. „Ich wette in dir steckt ein Funken Magie! Er hat sich halt nie gezeigt!“ Das könnte natürlich möglich sein! Oder nicht? Natürlich gehörte auch Ysara zu denjenigen, die sich in ihrer Kindheit nur zu gerne und viel zu oft vorgestellt hatten, Magie zu wirken. Wirklich ernsthaft hatte sie sich aber nie Gedanken dazu gemacht. Magie hatte noch nie eine große Bedeutung in ihrem Leben gespielt. Sie war in so vielen unterrichtet worden, aber darin nicht. „Ich weiß nicht Leute. Das ist echt viel Macht und… so ganz ohne Hilfe? Sollten wir da nicht lieber etwas rationaler herangehen? Immerhin kennen wir uns damit so gar nicht aus. Und alles, was ich bisher über magische Schriftrollen gelesen und gelernt habe sagt: Super mächtig, super selten, super begehrt!“ Mit jedem Wort, das Elian sprach, weckte er nun doch so langsam Zweifel in der Blonden. Ihr euphorisches Lächeln wurde eine Spur blasser und verschwand schließlich ganz. "Vielleicht hast du nicht ganz unrecht..", gab sie dann zu und warf Sadia einen Seitenblick zu. Sie hatte sich immer auf Elian verlassen - wie auf jede andere Krähe auch - und auch jetzt zeigte sich, dass sie nicht einfach lapidar über seinen Kopf hinweg reden oder seine Einwände kommentarlos zur Seite wischen konnte. "Vielleicht wären wir aber gar nicht ohne Hilfe", murmelte sie dann plötzlich und sah ihre Freunde an. "Damals im Wald, als ich Areus mit dem Pferd verfolgte, habe ich gesehen, wie er die Schattenmagie benutzt hat. Glaube ich zumindest. Es war nur kurz und es ging alles so schnell." Sie hatte Areus nie darauf angesprochen, weil sich keine Gelegenheit ergeben hatte. "Vielleicht kann er helfen?", überlegte sie. Es war ihr aber gleichzeitig auch anzuhören, dass sie sich da nicht gänzlich sicher war. Im Grunde kannten sie sich weder lange noch besonders gut. Aber das Erlebte hatte Areus und sie zusammengeschweißt. In der Höhle hatten sie sich zu hundert Prozent aufeinander verlassen. "Vielleicht kann ich von ihm etwas über die Schattenmagie erfahren", stellte sie in den Raum. "Ich muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen", ergänzte sie dann. "Aber es ist auch sein Schatz." Fragend schaute sie ihre Freunde an, was sie davon hielten.
Aber Elian gab noch etwas anderes zu bedenken. „Ein so großer Schatz ist wirklich nicht ohne. Wie sollen wir auf sie aufpassen?“ Da sah sie von Elian zu Sadia, für die das kein Problem darstellte. „Ach quatsch, wir schaffen das! Wir können ein Geheimnis für uns behalten und vertrauen einander blind.“ Da nickte Ysara kräftig und zustimmend. „Wir werden sie einfach abwechselnd tragen, sodass nie jemand anderes weiß, wo sie sich derzeit befindet – wenn er es überhaupt herausbekommt!“ Da warf sie Sadia einen Blick zu. "Das ist eine gute Idee!", bekräftigte sie und wusste schon, wer die Schriftrolle als erstes an sich nehmen würde. Sie natürlich! Ysi hatte nie ein Problem damit gehabt, ihre Beute zu teilen. Das wussten wohl auch Sadia und Elian ganz genau. Aber die Schriftrolle würde sie wohl nicht ganz so schnell aus der Hand geben und diesen Schatz ganz besonders hüten. Elian aber wirkte noch nicht überzeugt. "Aber mal ehrlich. Woher soll irgendjemand wissen, dass wir sie gefunden haben? Es wird uns wohl kaum an der Nasenspitze abzulesen sein. Wer weiß schon, wie lange sie in dieser Höhle verborgen lag. Wir sagen nichts, dann erfährt auch niemand etwas", versuchte sie, Elians Bedenken zu zerstreuen. Sie gab es ungerne zu, aber sie waren eine kleine Gruppe aus Grandessa. Wer sollte sie verdächtigen, etwas so großes gefunden zu haben?

Jetzt aber konnte Ysi ihre Neugierde nicht länger zügeln. Vorsichtig zog sie die Schriftrolle aus der Schatulle und hielt sie mit ausgestreckten Armen von sich, sodass sie alle einen Blick darauf werfen konnten. Zu ihrer Überraschung erkannte sie gleich die ersten Sätze wieder. "Komisch, die Worte hier habe ich auch in der Schattenwolke gehört", informierte sie ihre Freunde, bevor sie mindestens ebenso fasziniert wie diese die Schriftrolle las. "Wahnsinn", flüsterte auch sie dann und wann, während sie sich die Zeit nahm, um Zauber für Zauber zu lesen. "Ist das abgefahren." Spitzbübisch grinste sie ihre Freunde an. Schwarz auf Pergament konnten sie lesen, was wirklich mit der Schattenmagie möglich war. Es war aufregend! Allerdings machten Formulierungen wie 'Freund der Schatten' und 'Kreise der Finsternis' Ysi auch klar, dass damit nicht nur harmlose Streiche beschrieben wurden. Es handelte sich um dunkle Magie. Das hier war ernst. Auch Aleas Hinweis, dass sie sich vollkommen den Schatten verschreiben musste, war nicht ganz vergessen. Je mehr Zauber sie las, desto größer wurde dann doch das Unbehagen in der Diebin. Sie war kein schlechter Mensch. Als Diebin konnte man ihr vermutlich auch keine gänzlich reine Gesinnung andichten. Aber böse war sie mit Sicherheit nicht. Als sie den Zauber 'Schatten deiner Seele' las, rann dann doch ein kleiner Schauder ihren Rücken hinab. Sie wollte sicherlich niemandem Angst einjagen oder ihn demütigen. Eine Weile standen sie nur lesend da, während Elian schon erste Übungen vollzog. Dass auch er sich nicht ganz von der Faszination der Magie freimachen konnte, ließ Ysi vielsagend grinsen. Aber auch Sadia wurde offenbar klar, dass das hier nicht nur aufregend war. „Was meinst du hat es mit dem ‚Verschreiben‘ auf sich? Wie soll das gehen?“ Ysi schaute zu ihrer Freundin und in ihrem Grün spiegelte sich inzwischen nicht nur Abenteuerlust, sondern tatsächlich auch etwas Sorge. Elians Worte, aber vor allem die Beschreibung der tatsächlichen Zauber, ließ sie zurückhaltender werden. "Wenn ich das wüsste.. aber ehrlich gesagt klingt das alles nicht so banal. Sich den Schatten verschreiben kann nicht gut ausgehen oder?", gestand sie ein. "Das hier klingt aufregend und sehr hilfreich.." Sie deutete auf die Schriftrolle und meinte vor allem die Zauber, die ihnen bei Diebstählen wirklich sehr nützlich sein könnten. "..aber ich möchte niemandem schaden und auch nicht.. böse werden." Sie schluckte den Kloß hinunter, der sich in ihrem Hals bilden wollte. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, schaltete sich langsam also wieder der Verstand ein.

Dann klopfte es plötzlich und auch Ysi fuhr zusammen, während sie die Schriftrolle hastig hinter ihrem Rücken versteckte, weil sie befürchtete, dass jemand in den Raum kommen würde. „Seid ihr da? Schluss mit Faulenzen, Kartoffeln müssen geschält werden und das Deck geschrubbt. Hier ist keine Kaffee-Fahrt!“ Erst als sie hörte, dass sich der Matrose entfernte, wagte Ysi wieder zu atmen und sank etwas in sich zusammen, während sie einen Fluch murmelte. "Wir müssen vorsichtig sein", mahnte sie überflüssigerweise. Ihr Herz klopfte wie wild. Ihnen allen war wohl sehr bewusst, wie wertvoll ihr Fund war, wenn diese Kleinigkeit sie so aufzuschrecken vermochte. „Scheiße. Ach! Da fällt mir ein: Sie suchen jemanden, der sich um Areus… kümmert.“ Ysara war noch dabei, den Schreck zu verdauen und blickte Sadia prüfend an, um zu ergründen, wieso sie so grinse, bis sie langsam verstand. „Willst du… das übernehmen.“ "Ich!?" Es war vielmehr der Ton und der Blick ihrer Freundin, die ganz offensichtlich darauf anspielte, dass es ihr ein besonderes Bedürfnis oder Vergnügen sein könnte, sich um Areus zu kümmern. Wieso hatte sie plötzlich das Gefühl, sich erwischt zu fühlen? „oder soll ich? Elian hat schon abgelehnt. ICH hab‘ ja nichts dagegen den Elfen… zu … waschen!“ Ysis Augen wurden ein Stück größer und unweigerlich sah sie wieder Areus nackte Brust vor sich und erinnerte sich an die Wärme seines Körpers, als er sie in der Höhle berührt hatte, als wäre es das normalste der Welt zwischen Mann und Frau. Allein diese Vorstellung, gepaart mit dem Umstand, dass Sadia so schamlos darauf hinaus wollte, färbten ihre Wangen rot, wodurch sie gleich etwas gesünder aussah. Sie hatte noch nie einen Mann umsorgt. Immerhin gab es dafür auch Personal, das sich auch um diese Dinge kümmerte, die sich für Elinor nie geschickt hatten. Jetzt aber kreisten ihre Gedanken mit einem Mal ziemlich unschicklich um den Elfen. Deshalb war sie auch froh, dass Sadia und Elian kurz mit ihrer Neckerei beschäftigt waren und sie sich wieder sammeln konnte. "Also erstens", begann sie und hob einen Zeigefinger, "freut es mich, dass ihr das rothaarige Problem aus der Welt geschafft habt. Sadia steht dir wirklich besser zu Gesicht", grinste sie und merkte sogleich, wieso Sadia das Aufziehen so einen Spaß bereitete. "Zweitens schaute ich gerne nach Areus, aber.. das mit dem Waschen war ein Scherz oder?", musste sie sich doch noch einmal versichern. Dann grinste sie kurz und schüttelte den Kopf. "Areus und ich sind nur Geschäftspartner", fühlte sie sich dann bemüßigt, ihrer Freundin mitzuteilen. Dann war sie aber plötzlich viel zu sehr damit beschäftigt, die Schriftrolle wieder aufzurollen und verstaute sie nach kurzer Überlegung und in Ermangelung eines besseren Verstecks, in ihrer Hosentasche. Ysaras Gesichtsausdruck verriet zumindest, dass es ihr tatsächlich half, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren - auf die Arbeit. Während sie den Dolch und Ring wieder von der Schatulle entfernte und diese verschloss, sah sie zu ihren Freunden hinüber. "Am besten sagen wir Alma, dass wir die Schatulle noch nicht öffnen konnten. Sie ist nett und schlagfertig, aber ich trau ihr nicht", sagte sie dann ganz offen. Dann steckte sie sich den Ring wieder an den Finger und nahm den Dolch an sich, um ihn an dem Gürtel ihrer Hose zu befestigen. Dann kam sie zurück zu Sadia und Elian und hielt ihnen die leere Schatulle hin. Ysi senkte die Stimme. "Einer von euch sollte sie nehmen. Dann liegt die Aufmerksamkeit der anderen auf der Hülle und nicht auf deren Inhalt." Sie deutete auf die Hosentasche, die die Schriftrolle verbarg. "Ich werde nach Areus sehen und es wäre nur fair, ihm von dem Schatz zu erzählen. Meint ihr nicht? Wir kennen ihn noch immer kaum, aber.. ich denke, wir können ihm trauen. Er hat sein Leben riskiert, ohne ihn hätten wir das hier erst gar nicht bekommen." Sie fand es nur gerecht, Areus ebenfalls einzuweihen, denn sie war überzeugt davon, dass der Schatz ihnen beiden gehörte. Sie konnte und würde diese gewichtige Entscheidung aber nicht ohne ihre Krähen treffen. Nachdem das geklärt war, umarmte Ysi aus einem Impuls heraus ihre Freunde. "Ich bin froh, euch zu haben", meinte sie grinsend und gab jedem einen Schmatzer auf die Wange, bevor sie sich wehren konnten. Selbst Elian, der sich stets ein wenig von ihr distanzierte, aber das hatte Ysi noch nie davon abgehalten, ihn genauso herzlich zu behandeln, wie die anderen. "Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß an Deck", feixte sie dann und machte sich auf den Weg zu Areus, nachdem die beiden ihr gesagt hatten, wo sie ihn finden würde.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. Juli 2024, 21:14

Die Überschwänglichkeit wurde von Elian und Sadia sowohl gedämpft als auch befeuert. Sadia war sofort Feuer und Flamme für Ysi’s Ideen, die Schriftrolle zu benutzen und sich so einen Vorteil zu verschaffen. Elian aber wägte mehr ab und brachte ebenfalls gute Argumente an. Ysara hatte die Qual der Wahl und auch wenn ihr Abenteuerherz sich mehr Kopflosigkeit sehnte, war sie dennoch so erzogen worden, niemanden und auch sich nicht in unnötige Gefahr zu bringen. Nun, im Angesicht der jüngsten Ereignisse, war es wohl damit nicht mehr weit her, aber letztendlich hatte sie auf Areus vertraut, dass er auf sie achtete. Dass das ganze nun doch so schief ging, dass er nun verletzt war, hatte keiner von ihnen wissen können! Und als Dieb in dieser Welt, durfte man auch nicht zögern mal eine Gelegenheit zu ergreifen. Das hier aber, die Rolle der Schattenmagie, war etwas ganz anderes. Mit jener Macht war einfach nicht zu spaßen, wie auch Ysi langsam erkennen musste. Schließlich ging es hier darum, sich den Schatten zu verschreiben und sich auf die Dunkelheit einzulassen, die keiner von ihnen wirklich durchschauen konnte. Sie sollten nicht sofort loslegen und sich lieber versierte Hilfe holen. "Vielleicht wären wir aber gar nicht ohne Hilfe. Damals im Wald, als ich Areus mit dem Pferd verfolgte, habe ich gesehen, wie er die Schattenmagie benutzt hat. Glaube ich zumindest. Es war nur kurz und es ging alles so schnell." Sadia hob die Augenbrauen. „Hast du?“, hakte sie zweifelnd nach und verzog den Mund. „Er wirkt gar nicht so“, murmelte sie und versuchte sich an eine Begebenheit zu erinnern, die diese These unterstrich. "Vielleicht kann er helfen? Vielleicht kann ich von ihm etwas über die Schattenmagie erfahren.“ Ysara glaubte, dass er Schattenmagie beherrschte, weil er im Wald sich schnell und lautlos bewegt hatte. Doch waren das nicht ohnehin Attribute, die ein Dieb können sollte? Zudem war er Nachtelf… So oder so schadete es wohl aber nicht, den Mann zu fragen, ob es so war. Rätseln musste sie vermutlich nicht, er würde ihnen das gewiss sagen.

"Ich muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Aber es ist auch sein Schatz." Nun war es Sadia, die zögerte. „Oder du lässt es und sagst ihm nichts. Kannst ja behaupten, dass der Schatz verloren ging, als du um dein Leben geschwommen bist!“, zuckte sie die Schultern. So ganz konnte sie Areus es nicht verzeihen, dass er Ysi in diese Lage gebracht hatte. Das Band zwischen den Krähen war eben stark und wäre Tami noch hier, würde die Rothaarige ganz sicher richtig laut werden. Die Krähen aber beratschlagten noch, wie sie am ehesten damit verfahren sollten, die Rolle richtig zu sichern. Ysara kam dabei der Gedanke, Schatulle und Rolle getrennt voneinander aufzubewahren und erhielt Zustimmung seitens Elian und Sadia. Sie mussten definitiv klüger mit der Handhabung dieser Angelegenheit umgehen, sodass auch vorerst keine Entscheidung getroffen werden konnte bezüglich der Nutzung der Zauber. Schließlich liefen sie Gefahr, sich der Dunkelheit, dem Bösen zu verschreiben. Es klang zumindest danach. Nein, jetzt galt es einen kühlen Kopf zu bewahren. Glücklicherweise wurden die Krähen von ihren Pflichten abgelenkt. Sadia’s Anspielung auf irgendeine Verbindung von Ysi und Areus, brachte die Blonde gehörig aus dem Konzept. Sie erinnerte sich sofort wieder an den intimen Moment in der Höhle und wie nahe sie sich gekommen waren. Dabei war Areus überhaupt nicht anzüglich geworden. Einzig ihre Gedanken spielten dabei verrückt, was sie kaum verhindern konnte. Dafür war Elinor zu behütet aufgewachsen und vor allem zu sehr mit ihrer Diebesbande beschäftigt gewesen! Aber seit Cassian sie geküsst hatte, schien sie den Verstand zu verlieren. Auf einmal war kaum noch etwas unschuldig daran, mit einem Mann wie Areus allein zu sein. Und Sadia machte es nicht besser. "Also erstens freut es mich, dass ihr das rothaarige Problem aus der Welt geschafft habt. Sadia steht dir wirklich besser zu Gesicht“ Elian streckte Ysi verspielt die Zunge raus, während Sadia selbstbewusst nickte.
"Zweitens schaute ich gerne nach Areus, aber.. das mit dem Waschen war ein Scherz oder?“ „Nö.“, war die vollkommen saloppe und absolut vernichtende Antwort seitens Sadia. Sie grinste schon wieder. "Areus und ich sind nur Geschäftspartner" Sadia beobachtete Ysi ganz genau, während sie die Schriftrolle einrollte. „So so!“, nickte sie und wedelte mit der Hand. „Sagt auch keiner etwas anderes, aber danke für deine… Aufklärung!“, wenn Sadia so sprach, dann wussten im Prinzip alle, dass sie kein Wort so meinte und niemandem etwas glaubte. Elian feixte und lachte daraufhin. „Lass sie in Ruhe, Sadia – Das geht dich nichts an!“, mahnte er sie und Sadia schnaubte. „Und wie mich das, was angeht!“, behauptete sie, ehe sie sich von Ysi umarmen ließ und lachte. "Am besten sagen wir Alma, dass wir die Schatulle noch nicht öffnen konnten. Sie ist nett und schlagfertig, aber ich trau ihr nicht" Da waren sie sich einig! Sowohl Elian als auch Sadia nickten. "Ich werde nach Areus sehen und es wäre nur fair, ihm von dem Schatz zu erzählen. Meint ihr nicht? Wir kennen ihn noch immer kaum, aber.. ich denke, wir können ihm trauen. Er hat sein Leben riskiert, ohne ihn hätten wir das hier erst gar nicht bekommen." Elian wägte noch ab, da zuckte Sadia die Schultern.

„Weiß nicht. Er kennt Alma ja auch ziemlich gut. Vielleicht stecken sie auch unter einer Decke? Wir sollten vielleicht einfach nichts sagen. Kannst ihm ja den Dolch zeigen oder so, aber die Rolle vielleicht nicht?“, Elian seufzte. „Ich verstehe Ysi da schon. Irgendwie … hätten wir ohne ihn gar nichts erreicht. Wäre es da nicht unfair, ihn dermaßen auszuschließen? Immerhin ist er… ziemlich lädiert…“, verzog er das Gesicht. Sadia glotzte ihn an. „Und das von dir? Du bist doch immer so auf Vorsicht bedacht, ich dachte du freust dich!“, polterte sie los und Elian zuckte zurück. „Sadia,… so meinte ich das doch gar nicht!“, beschwichtigte er sie und Ysi nutzt die Gelegenheit und gab beiden eine Umarmung und einen Knutscher auf die Wange, ehe sie das Zimmer verließ. Sicher war sicher, wenn die sich stritten!
Zurück an Deck merkte Ysi, dass sich ihre Muskeln noch etwas matt anfühlten. Sie hatte eine erhöhte Anstrengung von ihnen gefordert und dann war sie drei Tage nicht aus dem Bett gekommen. Es dauerte wohl einfach noch etwas, bis sie wieder vernünftig alles benutzen konnte. Dennoch hielt sie sich auf den Beinen und der Kreislauf war auch wieder da, wo er hingehörte. Als sie den Weg zu den Mannschaftsquartieren wählte, wurde ihr seitens Salik einmal zugenickt. Der Kapitän der ‚Jauchzenden Nixe‘ schien zufrieden zu sein, dass es ihr wieder besser ging. Einer seiner Matrosen aber stellte sich ihr in den Weg und hielt ihr den Wischmob hin. Bevor Ysi in Bedrängnis geriet, kamen Elian und Sadia angelaufen und griffen danach. „Wir übernehmen das, lass sie durch!“, verlangte Sadia, ehe sie Ysi zuzwinkerte. Ihr Weg führte sie in das altbekannte Dunkel des Schiffbauchs und sie fand erneut eine Laterne, die ihr den Weg etwas erleuchtete. Als sie unten angekommen war, brauchte sie nicht lange um Areus zu entdecken. Sein Anblick allerdings war… schwierig! Der Elf lag in einer der Hängematten und man hatte ihn mit einigen Metern Tau festgebunden, damit er bei Seegang nicht herausfiel. Seine Haare hingen ihm im Gesicht, verdeckten seine Augen und klebten an seinem Mund. Sein nackter Oberkörper zeigte einige große und viele kleine Blutergüsse, die inzwischen zu einem hässlichen Blauviolett geworden waren. Auf seiner hellen Haut sah es schlimm aus. Sein Atem wirkte gerade so, als hätte er keinen. So flach atmete er. Sein Körper schimmerte vor Schweiß und man hatte sich nicht die Mühe gemacht, seine Wunden anständig zu verbinden. Einige von ihnen bildeten bereits Schorf, der nicht sonderlich heilend wirkte. Neben seiner Hängematte gab es einen Kasten mit allerlei Medizin-Bedarf. Alles wirkte aber lose zusammengewürfelt und nicht sonderlich hilfreich. Es gab aber eine Schüssel mit tatsächlich recht frischem Wasser und einem Lappen, der nicht vor Dreck stand. Ansonsten wirkte das hier alles recht… desolat. So würde er gewiss die Tage bis Andunie nicht überstehen können.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Donnerstag 4. Juli 2024, 08:55

Als Sadia nachhakte, ob sie sich sicher sei, dass Areus Schattenmagie beherrschte, hob Ysi kurz die Schultern. Sicher war sie sich nicht. Zumal ihr jegliche Erfahrung in Sachen Magie fehlte und sie im Grunde nicht wusste, welche Erscheinungsformen sie haben konnte. Die Krähe musste noch viel von der Welt außerhalb Grandeas lernen. Aber so wie sie Areus kennengelernt hatte, würde er vielleicht auch davon ganz offen reden. Es fehlte bisher lediglich eine Gelegenheit, ihn zu fragen. Ysara hielt den Elf für aufrichtig und so war es eigentlich kein Wunder, dass sie der Meinung war, dass auch ihm ein Anteil an dem Schatz zustand. „Oder du lässt es und sagst ihm nichts. Kannst ja behaupten, dass der Schatz verloren ging, als du um dein Leben geschwommen bist!“ Die Blonde verzog die Mine und schien nicht ganz überzeugt von Sadias Vorschlag zu sein. Das Lügen würde ihr wohl weniger schwer fallen. Den Nachtelf aber zu hintergehen war aber etwas anderes und eine Entscheidung, die sie gerade nicht treffen konnte. Ysara seufzte, weil sie sich schwer mit dieser Entscheidung tat. Ersteinmal musste er jedoch gesund werden. Sie wollte sich gerne von seinem Weg der Besserung überzeugen. Allerdings stutze sie, als ihre Freundin bekräftigte, dass das Waschen kein Scherz gewesen war. Ysi blickte kurz von der Schriftrolle auf, die sie gerade so penibel aufrollte, und widmete sich dann wieder dieser Tätigkeit. Sie fühlte sich bemüßigt, zu versichern, dass Areus und sie nur Partner waren und hoffe so, Sadias neckende Art ein Ende zu bereiten, bevor ihre Wangen noch mehr glühten. „So so! Sagt auch keiner etwas anderes, aber danke für deine… Aufklärung!“ Ysi steckte die Rolle in ihre Hosentasche und betrachte ihre Freundin mit einem Gesichtsausdruck, der aussagte, dass sie sich gar nicht darin reinsteigern musste. Diesmal sprang ihr Elian zur Seite, der wohl sah, wie unangenehm Ysi dieses Thema gerade war. „Lass sie in Ruhe, Sadia – Das geht dich nichts an!“ Oder zumindest versuchte er es. „Und wie mich das, was angeht!“ Da lachte Ysara, vielleicht etwas verlegen, auf und schüttelte den Kopf. "Du bist die Erste, die was erfährt. Aber sei' nicht enttäuscht, denn da wird es nichts zu erfahren geben." Sie streckte ihr die Zunge raus und wollte dieses Thema gerne schnell hinter sich bringen.
Vielmehr beschäftigte sie nämlich noch immer die Tatsache, wem sie nun was oder wie viel von dem Schatz erzählten. Bei Alma waren sie sich alle drei einig. Was Areus betraf, schwankte Ysara aber noch immer. „Weiß nicht. Er kennt Alma ja auch ziemlich gut. Vielleicht stecken sie auch unter einer Decke? Wir sollten vielleicht einfach nichts sagen. Kannst ihm ja den Dolch zeigen oder so, aber die Rolle vielleicht nicht?“ Da runzelte sie die Stirn. "Kann sein. Aber wenn sie wirklich unter einer Decke stecken, wird Alma ihm auch von der Hülle erzählen", warf sie ein, wirkte alles in allem aber immer noch hin und her gerissen. Sie sah zu Elian, der seufzte. „Ich verstehe Ysi da schon. Irgendwie … hätten wir ohne ihn gar nichts erreicht. Wäre es da nicht unfair, ihn dermaßen auszuschließen? Immerhin ist er… ziemlich lädiert…“ Die Diebin nickte, wenn auch etwas überrascht über Elians Zustimmung. Sadia schien es ähnlich zu gehen. „Und das von dir? Du bist doch immer so auf Vorsicht bedacht, ich dachte du freust dich!“ Bevor sich die blonde Krähe versah, entbrannte plötzlich eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen ihren Freunden. Übertrieben laut sog Ysi die Luft ein und beschloss dann: "Da lass ich euch mal lieber alleine!" Und genau das tat sie dann auch, aber auch nur, weil sie sich ziemlich sicher war, dass das hier nicht eskalieren würde.

Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie hinaus aufs Deck trat. Sie lebte, sie war bei ihren Freunden und sie hatte fette Beute gemacht - ganz unabhängig davon, ob sie die Schriftrolle nutzen würden oder nicht. Einen Moment genoss sie einfach nur, wieder hier zu sein, und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und den Wind um die Nase wehen. Dann machte sie sich auf den Weg zu dem Mannschaftsquartier. Als sie Salik erblickte, erwiderte sie sein Nicken. Er war froh, dass sie gesund war und sie war dankbar, dass man sie aufgepäppelt hatte. Sie war sich sicher, dass sie das vor allem Sadia zu verdanken hatte, aber man hatte ihren Freunden die Zeit dafür eingeräumt. Jetzt war es aber an der Zeit, Areus zu helfen. Überrascht schaute sie zu dem Matrosen hinauf, der ihr den Weg versperrte und ihr schon den Wischmop in die Hand drücken wollte. Ysara wollte schon Einwände erheben, da waren aber auch schon ihre Freunde bei ihr und nahmen den Putzauftrag bereitwillig an. Die Blonde grinste in ihre Richtung, bevor sie unter das Deck trat.

Ysara griff nach einer Laterne und leuchtete sich so den Weg hinab in den Schiffsbauch. Die Luft hier unten war in der Zwischenzeit nicht besser geworden. Beim Hinabsteigen der Treppen spürte sie ihre lädierten Beine, aber sie spürte auch, dass ihr die Bewegung gut tat. Unten angekommen, musste sich nicht lange nach Areus suchen. Als sie ihm näher kam, atmete sie betroffen aus. Nicht nur die Art, dass er wie ein Sack festgebunden war, missfiel ihr. Er sah lädiert aus - vielmehr als sie angenommen hatte - und Ysara fragte sich, wieso sich die letzten Tage niemand um ihn gekümmert hatte. Für einen Moment nahm sie es Alma, aber auch Sadia übel. Ihre Freundin hatte nicht hinter dem Berg damit gehalten, dass sie Areus grämte. Aber das war kein Grund, jemanden vor sich hin siechen zu lassen. Sie stellte die Laterne auf ein Fass, damit sie ihr etwas Licht spendete, und trat dann an die Hängematte heran. "Areus?", fragte sie mit belegter Stimme. Sie strich ihm die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht und befühlte seine Stirn, um zu prüfen, ob er Fieber hatte. Sie gab es nicht gerne zu, aber er sah mehr tot als lebendig aus. Sie legte ihr Ohr über seine Lippen und hielt den Atem an, bis sie sich sicher war, wenigstens einen kleinen Hauch zu spüren und zu hören. Dann musterte sie sein Gesicht aus der Nähe und schob mit den Fingerspitzen eine Strähne zur Seite, die sie übersehen hatte. "Deine Zeit ist noch nicht gekommen, hörst du?", ermahnte sie ihn mit einem Lächeln, das ihre sorgenvollen Augen aber nicht erreichte. Betroffen sah sie dann an seinem Körper hinab, um sich einen Überblick über die Wunden zu verschaffen. Die Blutergüsse sahen furchtbar und schmerzhaft aus. Die Verkrustungen auf den Wunden wirkten auch nicht zuträglich. Seufzend betrachtete sie die Seile und überlegte, ihn davon zu lösen. Sie musste aber zugeben, dass es nicht die dümmste Idee war. Es war besser, wenn er nicht aus der Hängematte fallen konnte, und sie würde ihn gewiss nicht wieder zurück in diese heben können. Deshalb ließ sie die Schnürung vorerst wie sie war. Sie richtete sich auf, ging zu den mageren Utensilien, die neben der Hängematte standen, und betrachtete diese. Dann tauchte sie den Lappen ins Wasser und tupfte damit über Areus' Stirn. Zuerst war sie sehr vorsichtig und zurückhaltend dabei. Sie wollte ihm nicht wehtun, aber sie musste sich auch erst an die Nähe gewöhnen. Egal, wie unschuldig das hier war, war es doch etwas, was Zuhause nie erlaubt gewesen wäre. Ihre Erziehung war eben fest in ihr verwurzelt. Nur, weil sie nicht mehr in Grandea war, hieß das nicht, dass sie ihr altes Leben einfach hinter sich lassen konnte. Ysara würde sich aber wohl langsam anpassen. Dass Areus nicht groß reagierte, half ihr dabei, an Selbstsicherheit zu gewinnen. Und so wurde sie immer mutiger und bald wusch sie seine lädierte Haut mit sanftem Druck, um den Schweiß abzuwischen. Eine Weile konzentrierte sie sich stoisch auf die Arbeit. Dann aber blieb ihr Blick hier und da länger haften und nach der ersten Unsicherheit nahm sie sich dann auch die Zeit, ihn wirklich anzusehen. Sie betrachtete seinen Oberkörper in aller Ruhe. Nicht nur die Wunden. Die grünen Augen betrachten seine helle Haut und die Muskeln, die sich darunter abzeichneten. Sie musterte die tätowierte Rune auf seiner Brust und Unebenheiten oder Narben, die jetzt vielleicht sichtbar waren. Unter all den blauen Flecken, Schweiß und Schorf sah er einfach gut aus. Unbewusst zog Ysara die Unterlippe zwischen die Zähne. Sie war eben auch nur eine junge Frau mit Geschmack. Erneut dachte sie an die Nähe zwischen ihnen in der Höhle und stellte nachträglich fest, was für einen schönen und abgelegenen Ort sie da eigentlich gefunden hatten. Bevor sich in ihrem Kopf jedoch eine Romantik formen konnte, die so nie passiert war, wandte sie sich der kleinen Kiste zu. Sie kannte sich nicht mit Heilung aus, aber sie betrachtete und beschnupperte kleine Tiegel und benutzte die Salben, die sie fand, in der Hoffnung, dass sie schon irgendwie helfen würden, sonst würden sie hier wohl auch nicht stehen. So wusch sie den groben Schorf vorsichtig weg, tupfte das Blut von der Haut und cremte die Wunden ein. Die schlimmsten von ihnen verband sie, soweit das mit dem mageren Verbandsmaterial möglich war.
Ab und zu glitt ihr Blick in sein Gesicht, um zu prüfen, ob er nicht vielleicht doch aufwachte. Hier und da sprach sie ihn auch mit seinem Namen an. Ansonsten schwieg sie jedoch. Sie machte sich Sorgen um ihn und das trübte ihre Stimmung und Redseligkeit.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 4. Juli 2024, 10:52

Elian und Sadia würden schon klarkommen. Die beiden waren schon immer ein wenig wie Hund und Katze gewesen aber seit sie endlich ihre Gefühle füreinander eingestanden hatten, war es noch ein Bisschen schlimmer. Das zeigte allerdings nur, wie sehr sie einander vertrauten und sich auf den jeweils anderen verließen. Ysara kannte das ganze schon und wusste, dass sie dieses Mal beruhigt gehen konnte. Das Schiff knarzte unter mäßigem Wellengang und allgemein war es ein milder Tag. Der Wind biss nur ein Bisschen, während er gleichzeitig der Sonne die Chance ließ, sich zu entfalten. Richtig frieren musste wohl keiner, mit Ausnahme vielleicht des Matrosen im Krähennest. Ysara folgte ihrem gedachten Weg bis zum Schiffsbauch und dem Mannschaftsquartier. Nachdem sie die abgestandene Luft roch, musste sie erneut feststellen, dass sie doch auch Glück gehabt hatte, dass man ihr und Sadia die Kapitänskajüte zugesprochen hatte. Areus besaß weit weniger Glück. Er war in seine Hängematte gefesselt worden, damit er nicht fiel. Aber ansonsten hatte man sich nicht richtig gut um ihn gekümmert. Ysara erinnerte sich vielleicht, dass Salik ihn als erstes auf das Krähennest verbannt hatte. Der Elf hatte es stoisch ertragen und auch jetzt konnte sie neben den Blutergüssen noch die Brandblasen erkennen. Alma und auch Sadia hatten ganz offensichtlich nicht so viel Zeit investiert. Sadia hatte sich natürlich vorrangig um Ysi gekümmert und Alma hatte noch andere Aufgaben. Die Männer waren ohnehin nicht so fürsorglich und einen Heiler gab es nicht an Bord. Ysi musste den Anblick des Elfen erstmal verdauen. Auf ihre Ansprache aber reagierte er nicht und wirkte ohnehin mehr tot als lebendig. Ihr Blick glitt über das Gesicht von Areus. Es wirkte friedlich und doch auch wieder nicht. Er schien Fieber zu haben, denn seine Haut glühte und glänzte vom Schweiß. Sein flacher Atem war alarmierend, denn entweder hatte er ‚nur‘ Schmerzen oder aber es steckte mehr dahinter. Ysi aber bemühte sich, sich von den Blessuren des Elfen nicht einschüchtern zu lassen. Sie wollte ihm etwas Gutes tun und begann dann damit, seine Strähnen aus seinem Gesicht zu wischen. Danach nahm sie das Leinentuch und begann seine Haut abzuwischen. Dabei konzentrierte sie sich vorerst nur auf die eigentliche Handlung, bis sie etwas mehr Sicherheit gewann. Areus ließ alles mit sich machen. Er reagierte nicht auf ihr Tun und das gab ihr den Mut, sich nicht nur mit der Prozedur, sondern auch mit Areus zu beschäftigen. Ihre Fantasie ließ sich leicht beflügeln, denn der Elf hatte durchaus seinen Reiz. Unter seinen Verletzungen besaß er einen Körper zum Niederknien. Er zeugte von seinem Leben als Dieb, der sich durchaus schnell, wendig und kraftvoll von Verfolgern und hohen Mauern nicht aufhalten ließ.

Die hellere Haut, die den Nachtelfen eigen war, wirkte bei ihm nicht kränklich. Sie stand ihm gut und doch hatte er jetzt einiges einstecken müssen. Die Rune, die er sich als Schutz tätowieren lassen hatte war sattschwarz und stach hervor. Über seiner rechten Brust aber besaß er eine auffällige Narbe, die sehr schlecht verheilt war. Sie war dick und an den Rändern nicht glatt zusammengefügt. Offenbar wurde er dafür auch nicht richtig behandelt. Ysi’s Blick hatte freie Fahrt, sodass sie bis zum Hosenbund schauen konnte. Hier definierten sich die Muskeln ebenfalls und ließen der Fantasie so manchen Raum für Vorstellungen, wie er wohl unter der schwarzen Stoffhose aussehen mochte. Vermutlich würde Ysara dort nicht den Mut haben nachzusehen, ob sie etwaige Verletzungen zu behandeln hätte. Das ginge dann vermutlich doch zu weit. Sollte sie aber seine Beine begutachten, würde sie dort ebenfalls kleinere Kratzer erkennen können, die aber nicht so schlimm zu sein schienen. Nachdem sie ihn gewaschen hatte, suchte sie in der Holzkiste nach Brauchbarem für die Wunden. Tatsächlich erkannte sie den Geruch von Alma’s Creme, die sie Ysi für Areus gegeben hatte. Sie würde gewiss helfen, auch die Schnitte zu versorgen. Mit einigen Mullbinden schaffte Ysi es wenigstens, die entschorften Wunden abzudecken, dass kein neuer Dreck hineingelangen würde. Nachdem sie das erledigt hatte, begann Areus plötzlich zu zittern. Immer wieder wurde sein Körper geschüttelt, offenbar versuchte sein Körper das Fieber zu senken. Gänsehaut bildete sich überall auf seinem Körper, ließ gar seine Brust reagieren und doch fand Ysara keine Decke, sie sie dem Kranken vielleicht überlegen könnte. Alle waren äußerst muffig oder verdreckt. Wie aber sollte sie ihn wärmen? Auf einmal wollte sich Areus bewegen und stieß mit seinem Arm gegen die Schnürung. Er wurde unruhig, verzog das Gesicht und öffnete den Mund. Er brauchte Wasser, musste mal etwas zu sich nehmen. Wenn er hier schon so lange auf diese Art lag, würde gewiss auch niemand die Geduld besessen haben, ihm etwas einzuflößen. Dann, ganz plötzlich öffnete er die Augen und ein trübes Violett blickte Ysara an. Seine Hand griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. „Du!“, erkannte er sie offenbar. Doch dann verdunkelte sich das Gesicht des Elfen. „Hexe!“, zischte er und wandte den Blick geschwächt ab. „Ich… tue nicht… was du sagst!“, ächzte er und warf den Kopf hin und her. Er ließ Ysi nicht los, packte sogar ordentlich zu, auch wenn sie seine Hand leicht lösen konnte, durch seine Schwäche. Areus schloss die Augen wieder und verzog gequält das Gesicht. „Ich… tue es nicht!... Ich… widerstehe!“, ächzte er und riss die Augen wieder auf. Er starrte an die Decke des Schiffes und schien ganz anderes zu sehen. Scheinbar im Fieberwahn, musste er halluzinieren. „Ich musste es tun! Sie hätte… ich musste es tun! Ihr versteht das nicht!“, rief er mit kratziger Stimme und nur wenig Kraft. Dann sank er erschöpft zurück und schloss die Augen wieder. „Kalt…“, flüsterte er. „Es ist so kalt…“
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Donnerstag 4. Juli 2024, 21:59

Areus' Zustand war besorgniserregend. Ysara konnte an seiner Stirn fühlen, dass er fieberte, auch die Brandblasen waren noch nicht ganz verheilt und zusätzlich beutelten ihn die neuen Wunden. Sie konnte nur hoffen, dass er es bis nach Andunie schaffte und sie dort schnell einen kundigen Heiler finden würden. Bis dahin versuchte sie ihr Bestes zu geben. Dass er aber so gar nicht auf ihre Worte oder Berührungen reagierte, beunruhigte sie jedoch zunehmend. Trotzdem war es vielleicht besser so, um sich auch wirklich auf das Versorgen der Wunden zu konzentrieren.. bis das meiste getan war und Areus selbst es war, der die Blonde etwas ablenkte. Ihre Augen fuhren seinen definierten Körper entlang und bemerkten, dass er trainiert war und für Ysis Empfinden wirklich gutaussehend. Sie betrachtete nun auch ganz in Ruhe die Rune auf seiner Brust und entdeckte die Narbe, die hoffentlich schlechter verheilt war, als es seine aktuellen Wunden tun würden. Tatsächlich aber stoppte ihre Neugier oberhalb seiner Hose. Allein der kurze Gedanke an dem, was darunter verborgen war, ließ sie erröten, sodass sie sich schnell anderem zuwandte. Sie konnte nur hoffen, dass er ausgerechnet dort keine schweren Wunden davongetragen hatte. Nachsehen und sich davon überzeugen würde sie aber nicht! Sie schob jedoch die Hosenbeine hoch und stellte fest, dass an den Beinen nur kleine Kratzer waren, die auch ohne ihr Zutun heilen würden. Ysara war froh, als sie in der Kiste eine Salbe fand, die Almas ähnlich zu sein schien und hoffte auch hier auf ihre heilende Wirkung. Großzügig cremte sie die Brandblasen und größeren Wunden ein und verband letztere sorgsam. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Zuwendung half, und nahm sich vor, die Wunden zukünftig mehrmals am Tag zu säubern.

Als sie mit der einen Aufgabe fertig war, bahnte sich jedoch ein weiteres Problem an. Als Ysara das anfängliche Zittern bemerkte, richtete sie sich auf und musterte Areus. Erneut fühlte sie seine Stirn, die heiß brannte. Sie fluchte leise und machte sich dann auf die Suche nach einer Decke, um ihn zu wärmen. Sie durchsuchte sogar die anderen Hängematten, aber alles, was sie fand, stand entweder vor Dreck, war nass oder roch so muffig, dass sie keine Verantwortung für die Verwendung auf sich nehmen konnte. Etwas ratlos kehrte sie zu dem Elfen zurück, tauchte eine saubere Mullbinde ins Wasser und legte sie auf seine Stirn. Sie konnte nur hoffen, dass es reichte, um das Fieber zu senken. Areus wurde jedoch zunehmend unruhiger und sie merkte, dass er gegen die Seile ankämpfte, die ihn an Ort und Stelle hielten. Ysara wollte gerade prüfen, ob sie sie nicht etwas lockern konnte, ohne dass die Gefahr bestand, dass er gleich hinaus fallen würde, da spürte sie plötzlich seinen Griff um ihr Handgelenk. Erschrocken schrie sie auf und starrte ihm ins Gesicht. Der trübe Blick aus seinen sonst schönen Augen bescherte ihr eine Gänsehaut. „Du!“ "Areus..", begann sie und wollte ihn beruhigen, wurde aber sogleich unterbrochen. „Hexe!“, fuhr er sie an und Ysara schaute ihn perplex an. „Ich… tue nicht… was du sagst!“ "Ich bin es, Ysi!", versuchte sie zu ihm durchzudringen, aber er schien sie nicht zu hören. Dann begann er, den Kopf hin und her zu werfen und im ersten Moment schaute sie hilflos zu. Dann aber zog sie ihre Hand samt seiner, mit der er ihr Handgelenk immer noch umschloss, zu sich. Mit ihrer freien Hand löste sie seine Hand von ihr und drückte diese fest, um einen Impuls zu setzen. Als sie sich über ihn beugte, drückte sie seine Hand zwangsläufig gegen seine Brust. "Es ist alles gut, Areus", redete sie weiter auf ihn ein, während er gequält die Augen schloss. "Ich… widerstehe!“ Da sie sich gerade über ihn beugte, zuckte sie abermals zusammen, als er plötzlich wieder die Augen aufriss. „Ich musste es tun! Sie hätte… ich musste es tun!" Da ließ Ysi seine Hand los und nahm kurzerhand sein Gesicht in beide Hände. Sie hoffte, dass er sie ansah und dass er sie auch erkannte. "Es ist alles ok, Areus! Hier ist keine Hexe. Es passiert dir nichts", versuchte sie, zu ihm durchzudringen. Gleichzeitig überlegte sie, ob er wirklich nur träumte.. oder sein Geist etwas durchspielte, das er erlebt hatte. Die Worte, die sie verstand, würde sie jedenfalls nicht so schnell vergessen. Dann sank er plötzlich in sich zusammen. „Kalt…“ Ysara wartete einen Moment, bis sie sich sicher war, dass er vorerst ruhig bleiben würde, und entließ dann seufzend sein Gesicht aus ihren Händen. Er wirkte wie ein Häufchen Elend. Abermals sah sich Ysara um, entdeckte aber natürlich keine neue Decke, die in der Zwischenzeit von Zauberhand aufgetaucht war. Da wurde ihr bewusst, dass sie gerade die einzige Wärmequelle hier unten war und bei dem Gedanken wurde ihr gleich noch eine Spur wärmer. Sie zögerte. Ysara blickte von dem Elf in die Richtung, in der die Tür zum Deck liegen musste, so als würde sie darauf warten, dass zufällig jetzt jemand hier herunterkam. Sie überlegte sogar, die dicke Decke aus ihrer Kajüte zu holen. Allerdings würde das sicherlich ein albernes Bild abgeben und nicht gerade zuträglich für den Ruf des Nachtelfen sein, wenn sie ihn mit der Decke des Kapitäns verhätschelte.

Ysara musste einsehen, dass es keinen anderen Weg gab. "Wenn das meine Eltern sehen würden..", murmelte sie und ihre Aufmerksamkeit legte sich wieder auf Areus. "Obwohl.. meiner Mutter wäre es wohl ganz recht, wenn ich mich endlich jemanden an den Hals werfe", überlegte sie dann laut und musste tatsächlich grinsen. Dann aber griff sie erst einmal zu einem Becher, füllte ihn mit etwas Wasser aus einer Karaffe und versuchte, dem Elf die Flüssigkeit einzuflößen. Das würde ihm helfen und es lenkte sie noch einige Momente von dem ab, was sie als nächstes tun wollte. Schließlich aber griff sie abermals nach der kalten Hand des Elfen auf seiner Brust und drückte diese sanft. Dann beugte sie sich mit dem Oberkörper über ihn und berührte ihn mit der anderen Hand an der Schulter. Ihre Hände waren warm, so wie der Rest ihres Körpers. "Es ist alles in Ordnung", flüsterte sie und hielt plötzlich inne, als sie seinem Gesicht näher kam. Sie betrachtete seine Gesichtszüge aus nächster Nähe und blickte verstohlen auf seine Lippen. Dann aber drehte sie den Kopf weg von ihm, merkte jedoch, dass das die ganze Position augenblicklich noch unbequemer machte. Sie war zu klein und die Hängematte bewegte sich durchgehend, sodass es ihr kaum möglich war, bequem zu stehen und sich über ihn zu beugen, um ihn zu wärmen. Früher oder später würde so wohl irgendein Körperteil einschlafen. "Bei allen sieben Seeungeheuern..", murmelte sie, als ihr das bewusst wurde. Sie richtete sich wieder auf und dann.. löste sie die Seile, die ihn in der Hängematte hielten. "Ich kann nicht glauben, dass ich das mache", wisperte sie, während sie anschließend neben Areus in die Hängematte kletterte. Sie fand wie von selbst rücklings einen Platz neben ihm. "Das ist überraschend bequem", stellte sie dann aber fest und starrte an die Decke, um nicht zu genau darüber nachzudenken, was sie hier gerade tat. Bald schon drehte sie aber langsam den Kopf zur Seite und musterte Areus erneut. Nun lag sie jedenfalls ein Stück unter Areus und gelangte nicht in die gefährliche Nähe seines Gesichts. Vielmehr ruhte ihr Kopf an seiner Schulter. Zaghaft folgte dann der schlanke und warme Körper der Kopfbewegung, danach der Arm, als sie ihn über Areus' Oberkörper legte. "Ich hoffe, du schläfst noch eine ganze Weile", murmelte sie in ihrer Nervosität weiter vor sich hin. Die ersten Sekunden - oder vielleicht auch Minuten - war das hier wirklich seltsam. Ihr Herz klopfte wie wild in ihrem Brustkorb, sodass Areus es vielleicht in seinem Körper als Echo wahrnehmen konnte, denn die Hängematte ließ keinen Platz für eine Lücke. Das war mal eine andere Art Abenteuer, die Ysaras Puls in die Höhe schnellen ließ. Doch je länger sie hier lag, und je weniger sich Areus bewegte, desto mehr entspannte sie sich. Friedlich schaukelte die Hängematte hin und her und vermutlich war es auch den zurückliegenden Strapazen geschuldet, dass Ysara hierin bald schon selbst eine kleine Pause finden würde, wenn nicht irgendetwas Unerwartetes geschah.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Samstag 6. Juli 2024, 20:22

Ysara merkte bei der Versorgung von Areus, dass sie offenbar viel mehr Energie darauf verwendete, ihm helfen zu wollen. Der Nachtelf hatte von Anfang an nicht den besten Stand auf dem Schiff gehabt und musste mehr einstecken als er vielleicht verdient hatte. Oder er hatte es verdient und Ysi kannte die Hintergründe nicht. Letztendlich aber sah sie sich einer vollkommen neuen Aufgabe gegenüber, die ihr auch einiges abverlangte. In der Welt der Elinor Calista Ysara hatten solche Tätigkeiten nicht mal verbal stattgefunden! Körper, Köperpflege, Körperteile – all das waren unziemliche Territorien, die man einfach ausblendete. Es gab Personal für diese Belange und ansonsten sprach niemand darüber. Erst, wenn ein Mädchen aus gutem Hause in die Ehe eingeführt werden sollte, erst dann sprach die Mutter oder die Gouvernante das heikle Thema ‚Intimität‘ an. Es wurde sporadisch erklärt, was die Frau zu tun hatte. Wohin der Mann was steckte und wozu es diente. Da waren allerdings keine Worte wie Leidenschaft oder Gefühle besprochen worden. Der Vorgang war vorgeschrieben, um die Ehe auch zu vollziehen. Anschließend musste Frau sich das so lange gefallenlassen, bis sie endlich die Frucht unter dem Herzen trug. Schlussendlich war es das mit Aufklärung und fortan übernahmen Ammen und Ärzte alles weitere. Die Frauen in der Gesellschaft hatten eine verklemmte und verbohrte Ansicht über solcherlei Dinge, die Ysi nun ein wenig überforderten. Denn woher hätte sie grundsätzlich ahnen sollen, dass der bloße Anblick von nackter Männerhaut sie durcheinanderbringen konnte? Die Blonde erwischte sich nicht nur einmal dabei, wie sie mit ihrem Blick hängen blieb. Nun war Areus allerdings auch ein echter Hingucker. Die kantigen Gesichtszüge, die trotzdem die Weichheit eines Elfen trugen. Die makellose Haut, die violetten Augen. Das spitzbübische Grinsen, wenn er es denn zeigte. Die tiefe, brummende Stimme, wenn er sprach. Sein Körperbau, athletisch und definiert, lockten ihre Augen mit allerhand Reizen. Ysi aber war gewiss nicht Alma. Sie ging weitaus weniger mit all dem um, als die Rothaarige und auch Sadia hatte gewiss sehr viel mehr Erfahrung. Sie könnte sie bestimmt mal danach fragen, aber im Grunde war ihr das alles nur unangenehm. Der Kuss mit Cassian hatte sie für solche Dinge empfindsam gemacht und nun starrte sie einem fremden Elfen ins Gesicht, als würde sie ihn gleich verspeisen!
Das junge Herz der Grandessanerin klopfte ordentlich, während ihre Finger seine Konturen langfuhren, um ihn zu waschen, einzusalben und schließlich zu verbinden. Dass sie dort keinen Hautkontakt herstellte, war unmöglich. Es half ihr natürlich, dass sich der Elf nicht rührte, auch wenn es ihr grundsätzlich lieber gewesen wäre, er hätte es getan. Das würde zumindest etwas Entwarnung geben, ob seines Zustandes. Plötzlich aber regte sich Areus doch und schien sie mit einer Halluzination zu verwechseln. Er packte ihr Handgelenk und fuhr sie an, was ihr Überraschung einbrachte. "Ich bin es, Ysi! Es ist alles gut, Areus." Sie griff nach seiner Hand und konnte sie leicht von ihrem Gelenk lösen. Einen Impuls setzend, drückte sie seine Hand fest und redete auf ihn beruhigend ein. Der Elf aber schien dem Fieberwahn zu erliegen, sodass er weiterhin für Ysi wirres Zeug redete. Erst als sie sein Gesicht in beide Hände nahm, blickte Areus sie stirnrunzelnd an. Für einen Moment schien es, dass er ihr wirklich zuhörte. "Es ist alles ok, Areus! Hier ist keine Hexe. Es passiert dir nichts" „Sie ist immer da…“, antwortete er ihr leise und schloss die Augen wieder. Er war entkräftet und scheinbar hatte er Blut verloren, sowie Fieber. Es ging ihm nicht gut, soviel stand fest. Zitternd regte sich der geschundene Körper und zwang Ysara zu handeln. Sie suchte nach einer Möglichkeit, ihn zu wärmen, bis ihr in den Sinn kam, dass sie die einzige Möglichkeit wäre… Immerhin musste sie ihn nicht mehr entkleiden, denn das hatten andere für sie zumindest bis zur Hose getan. Trotzdem zögerte Ysi. Im Hinterkopf keifte ihre Mutter entsetzt über die Gedanken, die ihre Tochter da hegte aber sie war nicht hier. Und Ysi nicht länger die Tochter aus gutem Hause, die sich hinter einer verkappten Erziehung verbergen wollte. Ein wenig befangen löste sie die Schnürung, die Areus an Ort und Stelle halten sollte und begann dann damit auf die Hängematte zu klettern. Hier kam ihr ihr gutes Gleichgewicht zugute, denn sie schaffte es, die Hängematte gut auszubalancieren, dass sie nicht gleich wieder samt Elf auf dem Boden landete.

Sie legte sich für einen Moment auf den Rücken und spürte die Nähe zu Areus. Jener aber regte sich nicht. Ysara hatte Zeit, sich an diese seltsame Situation zu gewöhnen und musste sich nur Minuten später eingestehen, dass es durchaus auch… gemütlich war. Sie roch die Salbe, die nicht unangenehm war und gleichwohl umwehte ihr auch ein feiner Geruch nach Blut in die Nase. Der Mann hatte ordentlich etwas eingesteckt, um sie zu schützen. Sanft wiegte sich das schwingende Bett hin und her und lullte auch Ysara langsam ein. Sie drehte sich auf die Seite, legte einen Arm über die lädierte Brust des Elfen und spürte seine Haut an ihrer Wange. Sein Herz schlug ruhiger als das ihre und doch hatte es etwas einschläferndes, wie sie so neben ihm lag. Hoffentlich kam nun niemand die Stiege hinunter, und ‚erwischte‘ sie. Alma hätte womöglich gerne ihren Platz eingenommen, aber die hatte ja anderweitig zu tun. Ysara wurde von der Nähe zu Areus und der Ruhe mehr und mehr eingehüllt in ihre eigene Erschöpfung. Der Elf hörte trotzdem nach einer Weile auf zu zittern, sodass sie sich sicher sein durfte, dass ihr Tun auch etwas nützte. Sein Atem wurde ruhiger, sein Schlaf tiefer. Ihre Nähe half ihm tatsächlich und so gab es keinen Grund, so schnell etwas daran zu ändern. Schließlich aber wurde auch Ysara übermannt von der Müdigkeit. Sie hatte zwar drei Tage gehabt, in denen sie sich hatte ausruhen dürfen, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht jetzt auch dennoch zur Ruhe kommen konnte. Ob sie etwas träumte oder traumlos blieb, irgendwann erwachte sie wieder. Noch immer lag sie in der Hängematte, aber etwas störte die ruhige Zweisamkeit. Etwas hatte sich geändert. Wie lange Ysi geschlafen oder nur gedöst hatte, wusste sie zuerst nicht, doch dann hörte sie plötzlich Schritte, ein Grunzen, Kichern und schließlich ein Rumsen. Sobald sie ihre Augen fokussiert hatte, konnte sie den Blick auf Alma und einen Matrosen erhaschen, die ganz eindeutig einen Ort allein gesucht hatten! Der Matrose drückte Alma soeben gegen die Wand und schob gierig ihren Rock hoch. Dann nestelte er erregt an seiner eigenen Hose und stieß mit einem Grunzen zu. Alma stöhnte laut, doch offenbar hatte niemand Ysara bemerkt.
Sie gaben sich der Lust ungeniert und vor den grünen Augen hin der blonden Krähe hin! Ysara konnte alles sehen und hören, auch wenn beide mit dem Rücken zu ihr standen. Der Seemann schonte Alma nicht und nahm sie ordentlich von hinten, während Alma so laut stöhnte, dass einem die Ohren in Flammen aufgehen konnten! Dann aber durchbrach etwas diese groteske Szenerie: Plötzlich spürte Ysara um ihren Körper eine Schwere. Der Arm von Areus legte sich über sie und drückte leicht zu, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sobald sie zu seinem Gesicht aufschauen würde, sahen ihr zwei violette Iriden entgegen, in alter Strahlkraft und mit einem überraschten Funkeln darin. Da lag sie nun, mit einem wachen Areus, gemeinsam in der Hängematte, und dem brunftigen Stöhnen von Alma und dem Seemann, die offenbar nicht so schnell gehen wollten…
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Sonntag 7. Juli 2024, 10:16

Das Herz der Krähe klopfte wie wild, als sie sich erst einmal dazu entschlossen hatte, in die Hängematte zu klettern. Rücklings sank sie neben Areus in den Stoff und kämpfte mit ihrer Erziehung, die trotz allem ein Teil von ihr war, auch wenn manche das nicht glauben mochten. Denn alles in allem war sie wohl nicht so geglückt, wie ihre Eltern sich das erhofft hatten. Das hatte die Blonde schon damals in Grandea mit ihrem Benehmen, ihren Ausflüchten, Streifzügen und Lügen gezeigt. Dass sie jetzt aber neben einem halbnackten Elf lag, schickte sich so gar nicht und wäre ein Skandal. Noch einer auf der Liste der Diebin, die als letzte Tat in Grandea die Generalsfeier mit einem großen Trubel gesprengt hatte. Jetzt aber wollte Ysara nur helfen. Sie konnte Areus nicht leiden sehen, nur weil 'man das nicht so machte'. Es war eine weitere Regel, von der sie grundsätzlich wusste, dass sie nur unter den Reichen galt. Sie wusste, dass sich hier niemand darum scherte - außer Areus vielleicht, der nicht mitbekam, wie ihm geschah. Trotzdem konnte sie sich nicht gänzlich frei von den anerzogenen Mustern oder gar von ihrem Charakter machen. Schüchtern legte sie schließlich einen Arm über den muskulösen Körper des Nachtelfen, während sich ihr Herzschlag langsam beruhigte. Sie konnte nicht abstreiten, dass es ihr gefiel. Es verwirrte und verunsicherte sie, aber sie merkte auch, dass es nichts Schlimmes war und eigentlich halb so wild. Es war schöner, nicht allein zu liegen, und es war beruhigend. Auch Areus' Körper reagierte auf sie. Das Zittern ließ nach und sie spürte, wie seine Atmung ruhiger wurde. Das beruhigte wiederum Ysara, die sich zunehmend entspannte, als der Elf tief schlief und sich auch keine Alpträume von Hexen mehr Bahn brachen. Auch Ysaras Körper war noch geschwächt und signalisierte ihr dies, kaum dass sie erneut zur Ruhe fand. Die Hängematte schaukelte sie mehr und mehr in einen Dämmerzustand und bald fielen die grünen Augen zu. Im Schlaf beschloss ihr Körper, noch etwas mehr Bequemlichkeit einzufordern. Ysaras Körper drehte sich ein wenig und sie winkelte ein Bein an, das sie dann über Areus' Beine legte. Hätte sie nun ein Außenstehender gefunden, es hätte wohl keinen Zweifel daran bestanden, dass sich dieses gut aussehende Paar eine Pause in trauter Zweisamkeit gönnte.

Ysara fiel in einen leichten, traumlosen Schlaf, der jedoch ruhig und erholsam war. Irgendwann drangen aber Geräusche an ihre Ohren und weckten die Grandessanerin auf. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, bis ihr schlagartig klar wurde, wo sie war. In der Hängematte. Neben dem halbnackten Areus. Und da waren eindeutig andere Personen! Erschrocken, weil sie befürchtete, erwischt zu werden, löste sie sich von Areus, drehte sich um und zog den Stoff der Hängematte hinunter, sodass sie vorsichtig darüber hinweg spähen konnte, um zu schauen, was hier vor sich ging. Ihr Blick fiel direkt auf Alma und einen Matrosen, der gerade ihren Rock hochschob, sich von seiner Hose löste und gegen Alma stieß. Die grünen Augen weiteten sich erschrocken, während Almas Stöhnen unnatürlich laut in ihren Ohren klingelte. Bevor Ysara realisierte, was sie da sah, brannte sich der Anblick in ihre Netzhaut. Die Krähe japste nach Luft, ließ sich zurück in die Hängematte sinken und schlug sich die Hand vor den Mund, während sie das Bild der beiden noch immer vor sich sah. Gleichzeitig hörte sie das Stöhnen und Grunzen, was ihr sofort die Röte ins Gesicht trieb. Die Sache war so eindeutig, dass auch Ysara, das Unschuldslamm, keine weitere Erklärung brauchte: Alma und der Mann hatten Sex! Bis jetzt hatte sie keine genaue Vorstellung davon gehabt, wie das ablief, denn bis zur Aufklärung war Ysara nie gekommen. Hier und dort hatte sie mal etwas von Freundinnen aufgeschnappt, allein die Vorstellung hatte sie aber schon so in Verlegenheit gebracht, dass sie sich nie getraut hatte, genauer nachzufragen. Nicht einmal Sadia. Es war ein Thema, über das im Großen und Ganzen geschwiegen wurde. Für ein ernsthaftes Gespräch zwischen ihr und ihrer Mutter oder Gouvernante hatte es keinen Grund gegeben. Sie hatte ja nie wirklich Interesse an Männern gehabt und jeden heiratswilligen Mann früher oder später vergrault. Ysara war unberührt und völlig unerfahren. Mehr als die Lippen von Cassian hatte sie nie berührt und die tieferen Gefilde - daran traute sie sich nicht mal zu denken! Jetzt aber bekam sie das Bild des Matrosen nicht aus dem Kopf. Da lag sie nun, den Hinterkopf in die Hängematte drückend und die Augen angestrengt geschlossen, als könnte sie der Situation so entfliehen. Sie wollte nur weg hier! Aber was sie noch mehr wollte, war.. nicht entdeckt zu werden! Als wäre diese Situation nicht unangenehm und ausweglos genug, spürte sie plötzlich eine Bewegung auf ihrem Körper und einen leichten Zug, der eindeutig aus der Richtung von Areus kam. Sie drehte den Kopf, öffnete die Augen und fing Areus' Blick aus den violetten Augen auf. Ihr wummerndes Herz machte einen Satz. Areus war wach und er schaute sie mit funkelnden Augen an. Man könnte meinen, die Diebin könnte nicht roter werden, aber tatsächlich nahm ihr Gesicht nun eine tiefrote Färbung an. Sie starrte mit geöffnetem Mund zu Areus hinauf und war vollkommen überfordert. Am liebsten wäre sie aus der Hängematte gesprungen, als wäre er eine heiße Kartoffel, an der sie sich verbrannt hatte. Aber auf keinen Fall wollte sie, dass Alma sie hier entdeckte und so erfuhr, dass sie schon die ganze Zeit hier gewesen war - zusammen mit Areus - und ihrer.. Arbeit lauschte. Ysara befand sich in einer wahren Zwickmühle. Diesmal wusste sie weder ein noch aus. Wie erstarrt, lag sie neben dem Elf und starrte ihn erschrocken und überfordert an.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Montag 8. Juli 2024, 15:43

Das hatte man nun davon, dass man lediglich helfen wollte. Areus hatte Wärme gebraucht und sie war die einzige Wärmequelle, die ihm nicht gleichzeitig noch eine Infektion andichtete, wenn sie an seine Wunden käme! Dass sie nach anfänglichem Zögern und der Stimme ihrer tadelnden Mutter im Hinterkopf es aber genießen konnte, neben dem Elfen in der Hängematte zu liegen, hatte sie dann auch nicht gedacht. Ysara war schon immer mehr Rebellin als Sittsame gewesen, aber nichtsdestotrotz waren diese Zweisamkeiten einfach nicht ihr Steckenpferd. Niemals hatte sie mehr damit zu tun gehabt, als der romantische Kuss im Finale eines guten Buchs. Wenn der Held oder die Heldin endlich ihre Auserwählten in die Arme schlossen und küssten. Das war… schön! Ein netter kleiner Gedanke. Doch nicht für sie. In ihrem Leben hatte es stets nur die Krähen und das Ausweichen einer arrangierten Ehe gegeben. Die gute Partie, die ihre Eltern für sie sahen, wusste Ysi stets zu vergraulen. Jetzt aber musste sie einsehen, dass sie in ihrem Leben auch das ein oder andere verpasst hatte dadurch. Wo sie nach Abenteuer strebte, wurden die anderen Kinder um sie herum aber erwachsen und machten ihre Erfahrungen, die ihr nun fehlten. Ysara konnte somit nicht verhindern, dass ihr die Röte ins Gesicht schoss, während sie die Haut von Areus berührte. Wenn sie ihre Wange an seinen Oberarm schmiegte und trotz der Salbe seinen eigenen Duft aufnahm. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken sich in die Höhle zurückdachten und sie daran bildhaft erinnerten, wie es war, als er sie einfach berührte und umarmte. Die Nähe war… niemals mehr unschuldig, seit sie Cassian geküsst hatte. Jetzt aber konnte sie sich entspannen, gerade, weil Areus nicht einen Ton von sich gab. Es half ihr, sich auf die seltsame Situation einzulassen und schließlich konnte auch sie etwas Ruhe finden. Die jäh unterbrochen wurde als Alma mit einem ‚Kunden‘ die Treppe herunterpolterte, in der Annahme Areus wäre ohnehin bewusstlos. Oder sie wollte dem Nachtelfen eines auswischen, immerhin hatte sie Ysara anvertraut, dass sie ihn sofort wählen würde, wenn er nur auf den Gedanken käme… So aber blieb Ysara nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden, dass man sie auch übersah. Und lautstark dem körperlichen Trieb folgte, für den Alma mit auf diesem Schiff fuhr. Das Stöhnen und Grunzen des Mannes, während er in den Frauenkörper stieß, erfüllte die Quartiere auf groteske Weise. Schnell wurde es hitzig zwischen Alma und dem Mann und auch die Rothaarige keuchte und forderte ihn mit eindeutigen Befehlen auf, er solle tiefer und schneller und ‚genauso‘ weitermachen!

Ysara’s unschuldige Ohren gingen beinahe in Flammen auf. Das war doch zu viel Eindruck für ihren Geschmack. Noch nie hatte sie überhaupt damit zu tun gehabt, geschweige denn zugesehen. Der Seemann aber war vollkommen seinem Tun überlassen, sodass er Alma herumwirbelte und ihre Brüste gierig bearbeitete, während er sich erneut in sie versenkte. Die Hure lehnte den Kopf an die Wand und stöhnte so laut, dass es den Seemann nur noch mehr anstachelte. Ysara aber fand in all dem doch noch eine Ablenkung, während sie einfach nur hoffte, nicht entdeckt zu werden. Areus bewegte sich plötzlich und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Blicke trafen einander vielsagend und der Elf brachte sogar ein Heben seiner Augenbraue zustande. Er musste sich wundern, warum Ysara bei ihm lag. Allerdings kam von Ysara nicht viel. Sie war zur Salzsäule erstarrt, die nicht mehr ein oder aus wusste. Beide Situationen waren dazu gemacht, sie vollkommen zu überfordern. Areus schien das zu erkennen und sein Blick wurde milde, statt fragend. Er würde eh keine Antwort aus Ysara bekommen, soviel stand fest. So legte der Nachtelf seinen Arm behutsam über Ysara’s Schulter und bettete ihren Kopf in seine Armbeuge. Er machte eine Geste, dass sie leise bleiben sollte und zwinkerte daraufhin kess. Es ging ihm scheinbar besser, auch wenn er im nächsten Moment das Gesicht verzog, weil er offenbar Schmerzen beim Bewegen hatte. Er atmete durch, ließ Ysi eine Sekunde Zeit, sich zu sammeln, doch dann rührte sich Areus einen Moment, um ihre Positionen zu verschieben. Er entzog Ysi wieder den Arm, drehte sich unter Anstrengung und Schmerzen auf die Seite. Nun bekam sie seinen Rücken zu sehen, das ausgedehnte Muskelspiel, während er sich versuchte in der Hängematte zu halten. Ysi verschwand hinter seinem Körper vollkommen. Er verbarg sie und übernahm die Führung. „Seid ihr fertig?“, rief er mit heiserer Stimme und wurde unter all der Lust nicht gehört. Er räusperte sich, hustete leise und gequält, dann war seine Stimme kräftiger. „GAVNA!“, rief er und sofort hielten Matrose und Matrone inne. Sie starrten noch miteinander verbunden zum Nachtelfen und waren eine Sekunde vollkommen perplex. Bis ‚Gavna’s‘ Stimme erklang. „Areus… du bist ja… wach“, schnurrte sie, als wäre das die Möglichkeit, den lädierten Elfen gleich einzuladen mitzumachen. Der Matrose schnaufte. „Scheißdrauf! Ich habe bezahlt!“, keuchte er und stieß wieder in Alma. „Oh, du böser Junge! Macht es dich also an, wenn jemand zusieht?“, gurrte sie und der Matrose schnaubte zur Bestätigung und erhöhte das Treiben. Areus ächzte. „Macht das woanders!“, fluchte er und Alma verstand offenbar, dass es dem Elfen ernst war. Sie klopfte dem Matrosen auf die Schulter und lächelte zuckersüß.
„Komm mein Hübscher! Ich will dich ganz für mich allein und ich will dich wieder und wieder!“, schnurrte sie, packte den Kerl am Schlafittchen und zog ihn mit sich. Offenbar war sie etwas beleidigt, dass Areus sie hinauswarf und gar keine Anstalten machte ihr auf die Brüste oder sonst wohin zu schauen. Nachdem Alma und der Freier wieder nach oben gegangen waren, wurde es still im Quartier der Mannschaft. Areus lag noch immer mit dem Rücken zu Ysara und rührte sich nicht. Er würde sie vermutlich unter sich begraben, täte er es. So viel Platz war hier nicht. „Du kannst rauskommen…“, hörte sie ihn dann leise sagen und er versuchte sich wieder auf den Rücken zu drehen, wenn Ysi ihm den Platz einräumte. Ob sie nun aufstand oder doch noch erstarrt liegen blieb. Der violette Blick traf sie so oder so. „Wie komme ich zu dieser…“, er musterte sie einmal, „Ehre?“, fragte er und hob einen Mundwinkel an, dass es ihm wieder diesen verwegenen Ausdruck verlieh.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Dienstag 9. Juli 2024, 18:36

Mit hochrotem Kopf lag Ysara in der Hängematte und starrte hinauf in Areus' Gesicht. Das heftige Zusammenkommen von Alma und ihrem Kunden blitzte immer noch vor ihrem geistigen Auge auf, während die Rothaarige so schrie, dass sich Ysara zwischendurch tatsächlich auch ein wenig Sorgen um sie machte. Allerdings spornte die Hure den Matrosen an, weiterzumachen und.. die Blonde bekam alles in allem viel zu viel Informationen ab, die sie gar nicht wissen wollte. In ihrem Kopf arbeitete es, aber sie wusste weder ein noch aus. Am liebsten wäre sie aus der Hängematte gehüpft, um die Scham zu überspielen, die sie dem Elfen gegenüber empfand. Aber das würde bedeuten, sich Alma vor die Füße zu werfen und das wollte sie auf gar keinen Fall. Was das für Gespräche und Gerüchte nach sich ziehen würde. Ysara wusste, dass sie damit nicht würde umgehen können. Und so tat sie am Ende.. nichts davon. Sie konnte Areus nur entschuldigend ansehen und erkannte dann zu ihrer Überraschung als auch Erleichterung eine gewisse Milde in den violetten Augen. Er legte sogar seinen Arm um sie und die grünen Augen wurden ein Stück größer. Dann bedeutete er ihr, leise zu sein und Ysara nickte nur zustimmend. Sie hatte sowieso nicht vor, auf sich aufmerksam zu machen. Als er sie nach einem Moment in seine Armbeuge zog, erstarrte Ysi unter seiner Berührung, obwohl ursprünglich sie sich an ihn, und das noch ungefragt, gekuschelt hatte. Aber statt sie erzürnt aus seiner Hängematte zu werfen, baute er plötzlich von sich aus Nähe auf, als wäre das ganze keine Rede wert und selbstverständlich. Ysara lächelte unsicher zu ihm hinauf, weil sie im Grunde dankbar um seine entspannte Reaktion war, und musterte ihn für einige Augenblicke. Immerhin war er wach, aber gut sah er nicht gerade aus. Wie zur Bestätigung verzog sich vor Schmerzen sein Gesicht und Ysara hob schnell den Kopf und versuchte, ihm so viel Platz wie möglich zu machen, sodass er in eine bequemere Position finden konnte, die ihm nicht wehtat. Trotz ihrer schlanken Körper war aber genau genommen einfach nicht genug Platz. Areus drehte sich in Richtung Alma, wobei er ihr den Rücken zukehrte. Auf diesem blieb ihr Blick ganz von alleine hängen, während sich ihr Mund plötzlich so trocken anfühlte. Den bewusstlosen Areus zu betrachten, hatte schon etwas für sich gehabt. Sein Muskelspiel aber in Aktion zu sehen.. Ysara schluckte, erkannte auf seinem Rücken aber auch die Brandblasen und die Narben, die sie schon vor ein paar Tagen gesehen hatte. Sie entließ ihren Atem in seinem Rücken und widerstand dem Drang, ihn an der Hüfte festzuhalten, als sie bemerkte, dass er aufpassen musste, nicht das Gleichgewicht in der Hängematte zu verlieren. Dann wandte er sich an Alma, die ihn vor lauter Gebaren zuerst gar nicht hörte. Bis Areus seine Stimme erhob. „GAVNA!“ Sogar Ysi in seinem Rücken zuckte zusammen. Endlich verstummte das Gestöhne der beiden, das den gesamten Schiffsbauch unangebracht und laut erfüllt hatte. „Areus… du bist ja… wach.“ Ysara zog augenblicklich den Kopf ein. Beim Tonfall der Rothaarigen musste sie sofort an eine schnurrende Katze denken und es klang ja fast so, als würde Alma ihre nächste Chance bei Areus wittern, was Ysara absolut absurd erschien. Immerhin hatte sie gerade einen Mann bei sich. Da biederte man sich doch nicht gleich dem Nächsten an! Ysara wusste natürlich, was den Beruf einer Hure ausmachte. Es aber in Aktion zu hören oder gar zu sehen, öffnete ihr auf unangenehme Art die Augen. Wirklich beeindruckt von Areus schien aber weder Alma noch ihr Kunde zu sein. Ysara konnte zu ihrer Überraschung sogar hören, wie sich die beiden wieder einander widmeten. Vor Unglauben öffnete sich ihr Mund. Wie konnte es ihnen nicht mal peinlich sein, bei dieser intimen Sache erwischt zu werden? Ihr kam in den Sinn, was für Herzrasen sie bekommen hatte, als ihre Schwester sie beinahe mit Cassian erwischt hatte. Und das war nur ein kleiner Kuss gewesen. Alma und der Matrose hingegen.. Sie gaben der Gesichtsfarbe der Krähe jedenfalls keinen Grund, zur Normalität zurückzufinden. Areus fluchte und erst dann erkannte Alma wohl, wie ernst es dem Elfen war. Sie bemerkte, dass Alma beleidigt klang, nahm aber an, dass die beiden das schon klären würden, wenn sie schon so lange miteinander befreundet waren. Letztendlich war Ysara einfach nur froh, zu hören, dass sich die Schritte der beiden endlich entfernten.

Kaum, dass die Tür hinter Alma und dem Matrosen ins Schloss fiel, kletterte Ysara geschickt und schnell aus der Hängematte, bevor Areus die Luft freigab. Dabei achtete sie aber darauf, dass der Elf nicht hinaus fiel, weil sich das ganze Gewicht verlagerte. "Es tut mir wahnsinnig leid, Areus!", entfuhr es ihr dann direkt, bevor sie sich vollständig zu ihm herum gedreht hatte. Er aber wirkte ruhig, als würde ihn das gar nicht durcheinander bringen. „Wie komme ich zu dieser… Ehre?“ Sein musternder Blick und dieser verwegene Ausdruck in seinem Gesicht sorgten nicht gerade dafür, dass sie schnell ihre Fassung wieder erlangte wie sonst immer. "Ich mache das üblicherweise nicht", sagte sie dann, was ihm vermutlich schon längst klar war. "Lass' es mich bitte erklären. Wir beide wurden aus dem Meer gefischt und waren die letzten Tage bewusstlos." Sie musste kurz überlegen, weil sie jedes Zeitgefühl verloren hatte. Wie lange sie wohl schon in seinen Armen gelegen hatte? Sie beschloss, die genauen Zeitangaben außen vor zu lassen. "Ich bin zu dir gekommen, um deine Wunden zu versorgen. Du siehst schlecht aus", bemerkte sie dann trocken, als wäre das ein Grund für alles, und stutzte dann. "Ich meine, du siehst wirklich gut aus, aber mitgenommen", verhaspelte sie sich dann und räusperte sich, während sie verlegen die blonde Mähne richtete. Nervös atmete sie einmal tief ein und aus, während ihre Fingerspitzen nervös aneinander rieben. "Du hattest Fieber und hast angefangen zu zittern. Ich musste dich irgendwie wärmen und habe hier unten nichts gefunden, das dich nicht mit irgendeiner Krankheit infiziert hätte." Ysara suchte seinen Blick und erneut schoss ihr Röte ins Gesicht, weil ihr klar wurde, dass das alles kein Grund für ihre Handlung war. Egal, wie locker Areus es nehmen mochte, Ysara war das Ganze sehr peinlich. "Meine Worte klingen wirklich töricht. Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen. Es wird nicht wieder vorkommen", versprach sie dann mit etwas festerer Stimme und lächelte ihn mit ihrem unschuldigen und hübschen Lächeln an.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Montag 15. Juli 2024, 11:04

Es war eine Erleichterung, als sich Alma und ihr Freier endlich verzogen. Ysi war dankbar, dass Areus die Situation geklärt hatte, denn sie selbst hätte wohl stumm und starr abgewartet, bis es vorbeigewesen wäre. Oder man sie entdeckt und als Spannerin abgetan hätte. So aber befand sie sich in einer eher kompromittierenden Haltung mit Areus wieder und auch, wenn die Situation mit Alma um ein Vielfaches schwerer wog, war es Ysi dennoch unangenehm. Sie sprang aus der Hängematte und brachte sie ordentlich zum Schaukeln, dass Areus kurz die Augen schloss, damit ihm nicht schlecht wurde. "Es tut mir wahnsinnig leid, Areus!", bemüßigte sie sich zu sagen und er öffnete die Augen wieder, um sie anzusehen. Er bekam einen schelmischen Ausdruck, als er nach dem Grund ihres Handelns fragte, und Ysi brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. "Ich mache das üblicherweise nicht“ „Nein?“, fragte er unumwunden dazwischen und ein leichtes Grinsen zeigte sich nun in seinem Gesicht. Offenbar war er amüsiert. "Lass' es mich bitte erklären. Wir beide wurden aus dem Meer gefischt und waren die letzten Tage bewusstlos. Ich bin zu dir gekommen, um deine Wunden zu versorgen. Du siehst schlecht aus.“ „Charmant!“, grinste er noch breiter und musterte Ysi, wie sie dastand und sich um Kopf und Kragen redete. "Ich meine, du siehst wirklich gut aus, aber mitgenommen" „Du findest, ich sehe gut aus?“, wollte er wissen, während Ysara langsam noch nervöser wurde. "Du hattest Fieber und hast angefangen zu zittern. Ich musste dich irgendwie wärmen und habe hier unten nichts gefunden, das dich nicht mit irgendeiner Krankheit infiziert hätte.“ „Und da fiel dir nichts besseres ein als … dich selbst?“, hakte er noch mal explizit nach, um sie auch ja nicht vom Haken zu lassen. "Meine Worte klingen wirklich töricht. Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Areus betrachtete das hübsche Lächeln einen Moment und erwiderte es mit seinem verwegenen Grinsen. „Och, schade eigentlich. Ich hatte schon schlechtere Decken!“, murmelte er und zwinkerte ihr neckend zu. Dann aber verlor sich der Schelm in Ernsthaftigkeit und der Nachtelf erinnerte sich an seine Wunden. „Verdammt…“, knurrte er und fasste sich über die Brust. Er befühlte seine lädierten Stellen und tastete vorsichtig umher. Schließlich seufzte er und schloss die Augen. Einen Moment lang wirkte es, dass er eingeschlafen sei, doch dann richtete er seinen Blick wieder auf Ysara. „Danke für deine Hilfe, Ysara. Ich weiß das zu schätzen und mach dir keinen Kopf!“ Sein Blick funkelte mit einem Mal auf.
„Ich kann dir nicht verdenken, dass du bei mir liegen wolltest!“, zog er sie auf und hatte offenbar im Sinn, ihr noch mal die Röte ins Gesicht zu treiben. „Hat es sich denn gelohnt?“, fragte er unvermittelt und die kurze Pause, die er machte ließ Raum für Interpretationen darüber, was er genau meinte. Doch dann präzisierte er: „Ich meine, die blauen Flecken. Haben sie sich gelohnt? War etwas Wertvolles dabei, beim Schatz? Ich kann mich kaum erinnern…“, überlegte er und wandte den Blick ab, auf einen unbestimmten Punkt an der Schiffsdecke. „Ich weiß nur, dass wir getaucht sind… dann waren da Schlösser zu knacken aber… dann…“, er runzelte angestrengt die Stirn. „Das nächste, das ich weiß ist, dass du in meinem Arm gelegen hast!“, wandte er sich ihr wieder zu und betrachtete sie einen Moment. Sein Blick wanderte über ihre Gestalt und schien sie abzutasten. Es hätte einem warm darunter werden können, doch Areus zeigte, dass er das nicht tat, um sich Ysara unterhalb ihrer Kleidung vorzustellen – jedenfalls vordergründig nicht. „Geht es dir gut? Bist du schwerer verletzt?“, wollte er schließlich aufrichtig und mit Sorge wissen. Er hob den Blick wieder in ihre Augen. „Ich sollte wohl sagen, dass es mir leidtut, nicht wahr? Aber die Wahrheit ist, dass es das nicht tut…. Sicher, ich will und wollte nicht, dass du verletzt wirst, aber manchmal ist der, der das Abenteuer sucht auch in Gefahr… Es gibt nicht das eine ohne das andere.“, erklärte er seine Sichtweise und schaute sich um. „Gibt es hier Wasser?“, fragte er nach, bevor er tiefer Luftholte und gleich Schmerzen hatte. „Meine Kehle ist so trocken…“, murmelte er und schien wieder einen Moment der Schläfrigkeit zu haben. Ysara hatte also die Wahl und konnte sich noch immer entscheiden, was und wie viel sie Areus erzählte. Offenbar konnte sich der Elf nicht erinnern, dass er ihr die Dinge in die Hand gedrückt hatte. Offenbar war dieser Teil kurz vor der Explosion verschwunden. Es lag an ihr. Plötzlich erklang ein heller Ton und Areus öffnete wieder die Augen. Ysi erkannte den Ton als Glockengeläut und scheinbar war irgendetwas los auf dem Deck. Areus lauschte, seine Elfenohren machte es ihm möglich, die Rufe, die bald darauf erklangen, auch zu verstehen. Dann lächelte er zufrieden und blickte Ysi an. „Andunie… sie können die Küste erkennen. Wir werden morgen oder übermorgen früh in den Hafen einlaufen…“, erklärte er ihr und atmete langsam aus, um den Schmerz zu minimieren. Vielleicht gab es ja einen Heiler, der ihm helfen konnte. Und bis dahin, würde sich Ysara vielleicht bemüßigt fühlen, für ihn da zu sein.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Freitag 19. Juli 2024, 22:28

Die Nähe zu Areus machte Ysara ordentlich nervös. Es war nicht nur der Situation geschuldet, in die sie sich begeben hatte und die allen anerzogenen Regeln widersprach, sondern vielmehr der Körperkontakt an sich. Und auch die Art des Nachtelfs, damit umzugehen. Ihm schien das alles überhaupt nicht unangenehm zu sein oder gar zu stören. Er wirkte selbst jetzt noch völlig sorgenfrei und schien das ganze nicht halb so schlimm zu finden, wie sie befürchtet hatte.. und im Stillen gestand sich auch Ysara ein, dass die Nähe zu ihm recht schön gewesen war. Sie hatte sie ein wenig eingelullt, sodass sie sogar eingeschlafen war. Aber Ysis Unschuldigkeit - in jeglicher Hinsicht - trieb ihr aufgrund der Situation die Röte ins Gesicht. Diese und Areus' amüsierte Nachfragen, die zielsicher in dieser Unsicherheit zu bohren wussten. „Du findest, ich sehe gut aus?“ "Was..?", stutzte sie. Hatte sie das wirklich gesagt? Erst durch seine Nachfrage wurde ihr klar, was sie da eigentlich gerade gesagt hatte. Ysara redete sich um Kopf und Kragen in dem Versuch, das Ganze schnellstmöglich zu überspielen, als würde er dadurch vergessen, was sie gesagt hatte. Daher lieferte sie ihm die Erklärung dafür, wieso sie sich zu ihm gelegt hatte. Sie wollte ihn nur wärmen, um sein Fieber zu senken. „Und da fiel dir nichts besseres ein als … dich selbst?“, fragte der Elf noch einmal nach. Trotz ihrer Nervosität bemerkte sie seinen Unterton, der verriet, dass ihn diese Situation scheinbar amüsierte. Sie hob kurz die Arme in einer Geste, die ausdrückte, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hatte. Sie konnte nichts anderes tun, als sich erneut dafür zu entschuldigen. Als sie ihm versicherte, dass das nicht wieder vorkommen würde, ließ er sich abermals zu einem verwegenen Grinsen hinreißen, das Ysara durchaus bemerkte. „Och, schade eigentlich. Ich hatte schon schlechtere Decken!“ Da musterte die Diebin ihn für einen Moment. Dieses verwegene Grinsen, das von seinem Zwinkern unterstrichen wurde, stand ihm eindeutig zu gut. Sie versuchte zu ergründen, ob er seine Worte ernst meinte oder sie nur damit aufziehen wollte. Sie konnte es nicht ganz einschätzen. Sie hatte ihn als jemanden kennengelernt, der das Leben sehr locker nahm - vielleicht sogar eine Spur zu locker. Vermutlich erlaubte er sich wirklich nur einen Scherz. "Nun, dein Fieber ist jetzt jedenfalls weg", bemerkte sie deshalb grinsend und blieb unverfänglich, als wäre das der einzige Anlass für eine mögliche Nähe zwischen ihnen.

Dann veränderte sich Areus' Gesichtsausdruck mit einem Mal und er fasste sich unter Schmerzen an die Brust. Sofort trat Sorge in Ysaras Blick. Die Blonde überwand den Abstand zwischen ihnen und trat ohne Zögern wieder an die Hängematte heran. Als er seufzend die Augen schloss, musterte sie ihn, konnte aber keine Rückschlüsse darauf schließen, was genau ihm wehtat. So wie er aussah, war das vermutlich alles auf einmal. "Geht es?", wollte sie wissen und starrte ihn fragend an, während die Sorge wuchs, je länger er nur da lag und nicht reagierte. Sie befühlte sogar noch einmal seine Stirn, nur am ganz sicher zu sein, dass das Fieber nicht zurück gekommen war. Zu ihrer Erleichterung schlug Areus endlich die Augen auf und sie fing seinen Blick auf, während sie noch etwas über ihn gebeugt verharrte. Mit einem entschuldigenden Ausdruck im Gesicht zog sie ihre Hand zurück und umgriff den Stoff der Hängematte. „Danke für deine Hilfe, Ysara.“ "Schon gut. Ich hoffe nur, es geht dir bald besser", warf sie ein. „Ich weiß das zu schätzen und mach dir keinen Kopf!“ Da wurde ihr Blick fragend, aber beim Funkeln seiner violetten Augen bekam sie schon eine gewisse Ahnung. „Ich kann dir nicht verdenken, dass du bei mir liegen wolltest!“, sagte er dann tatsächlich. Jetzt schnaubte sie amüsiert über sein Ego, dennoch legte sich wie von selbst erneut eine leichte Röte auf ihre Wangen. „Hat es sich denn gelohnt?“ Noch immer stand sie direkt neben ihm. Seine Frage erwischte sie offenbar und ihr Blick zeigte, dass sie ihn missverstand. Es war schön gewesen, in seinen Armen zu liegen. Es war eine neue Erfahrung für sie gewesen und Areus machte es ihr mit seiner sorglosen Art leichter, denn dadurch zeigte er ihr, dass in seinem Leben andere Regeln galten und nicht alles direkt verwerflich war. Ysara verlor sich für einen Moment in der Erinnerung an die Wärme seiner Umarmung. „Ich meine, die blauen Flecken. Haben sie sich gelohnt?“, präzisierte er dann. Für einen Moment wirkte sie überrascht, kehrte dann aber sofort in die Realität und souverän in eine gerade Haltung zurück. "Klar!", murmelte sie, als würde sie seine Worte bestätigen, während sie seine vorherige Frage erst jetzt verstand. Für einen Moment unterbrach sie den Blickkontakt, sah dann aber mit einem Lächeln zurück zu ihm und nahm eine lässige Haltung ein. Vielleicht bemerkte er, wie sich auch ihr Fokus aufs Wesentliche lenkte und weg von.. ihm. "An wie viel kannst du dich denn erinnern?", wollte sie wissen und hoffte, dass ihm die Aufmerksamkeit fehlte, um mitzubekommen, dass sie bei seiner Frage an etwas anderes gedacht hatte. „Ich weiß nur, dass wir getaucht sind… dann waren da Schlösser zu knacken aber… dann…“ Da stahl sich mit einem Mal ein anerkennendes Grinsen auf ihr Gesicht. "Du bist nicht nur einfach getaucht! Du hast ja nicht ein einziges Mal nach Luft geschnappt, Areus. Das war wirklich Wahnsinn. Und dumm! Aber sehr beeindruckend, wie du das unter den Umständen geschafft hast." Abermals war sich Ysara nicht zu schade, ihre Begeisterung in Anbetracht seiner Fähigkeiten offen zu zeigen. „Das nächste, das ich weiß ist, dass du in meinem Arm gelegen hast!“ Ysaras Grinsen wandelte sich in ein Lächeln und dieses mal blieb die Röte aus. "Das wirst du mir wohl noch eine Weile nachtragen..?", fragte sie leise. Vielleicht war auch das der Grund dafür, dass es ihr immer weniger unangenehm war. Areus sah sie an und für einen Moment wurde es still. Sie bemerkte, wie er sie musterte und seine Aufmerksamkeit löste ein Kribbeln in ihrem Magen aus. Sie räusperte sich, aber das Gefühl blieb. Sie musste sich unbedingt auf andere Gedanken bringen. "Als du die Truhe geöffnet hast, ist sie explodiert. Du hast dich noch vor mich geworfen und hast die ganze Kraft der Explosion abbekommen. Du wurdest gegen die Felsen geschleudert und dann ging alles verdammt schnell. Irgendetwas ist mit der Höhle passiert und wir wurden hinaus ins Meer gespült. Zum Glück haben sie uns in der Dunkelheit gefunden." Während sie erzählte, was passiert war, hatte sie das Gefühl, das alles selbst noch einmal zu durchleben. Die Angst um ihn, aber auch die Todesangst, die sie unter Wasser und im offenen Meer verspürt hatte.. „Geht es dir gut? Bist du schwerer verletzt?“ Ihr Blick klärte sich und kehrte zurück in sein Violett. "Mir ist nichts weiter passiert. Nur ein paar Kratzer. Ich bin noch etwas wackelig auf den Beinen und müde - deshalb die kleine Auszeit", warf sie kurz ein und konnte schon selbst Witze darüber machen. Dann wurde sie aber direkt wieder ernst. "Aber das ist nichts im Vergleich zu dem, wie es dich erwischt hat. Wie fühlst du dich? Ich denke, ich verdanke dir mein Leben", sagte sie dann und meinte es ehrlich. Sie hatte gesehen, mit welcher Wucht Areus von der Druckwelle erfasst und gegen die Felsen geschleudert worden war. Es war ein Wunder, dass er das überlebt hatte. "Ich bin einfach nur froh, dass wir da lebend rausgekommen sind", gestand sie. „Ich sollte wohl sagen, dass es mir leidtut, nicht wahr? Aber die Wahrheit ist, dass es das nicht tut…. Sicher, ich will und wollte nicht, dass du verletzt wirst, aber manchmal ist der, der das Abenteuer sucht auch in Gefahr… Es gibt nicht das eine ohne das andere.“ Ysara schaute ihn noch immer ernst an. Er hatte sie von Anfang an nicht in Watte gepackt, hatte sie trotz ihrer Herkunft nicht geschont. Er hatte sie beschützt, aber erst als es wirklich gefährlich geworden war. Davor hatte er sie einfach nur das Abenteuer erleben lassen, das sie ihr Leben lang gesucht hatte. Für ihn war sie einfach nur Ysara, der er einiges von der Welt zeigen würde. "Dir muss nichts leid tun. Du hast mich schließlich zu nichts gezwungen", versicherte sie. "Und bis auf das schmerzhafte und beängstigende Ende war das wirklich.. unbeschreiblich. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares erlebt", offenbarte sie und meinte damit das alles hier. Angefangen mit der nächtlichen Reise bis zu einem echten Piratenschiff, über die Erkundung der Unterwasserhöhle bis hin zur Bergung des Schatzes. Der Schatz! Immer wieder waren ihre Gedanken abgeschweift und sie hatte Areus noch immer nichts erzählt. Andererseits war es ihr auch ganz lieb, wenn sie nicht sofort darauf zu sprechen kamen.

„Gibt es hier Wasser? Meine Kehle ist so trocken…“ "Ja, warte." Sie drehte sich um und füllte ihm einen Becher mit Wasser, dem sie ihn dann reichte. Falls er den Eindruck erweckte, Hilfe zu brauchen, würde sie ihn ohne Worte und Zögern dabei stützen. Plötzlich erklang von Deck das Läuten von Glocken und Ysara legte kurz den Kopf in den Nacken, als könnte sie durch die Decke schauen. Dann sah sie zu Areus und blieb still, da der offenbar hören konnte, was oben gesprochen wurde. „Andunie… sie können die Küste erkennen. Wir werden morgen oder übermorgen früh in den Hafen einlaufen…“, erklärte er ihr. "Endlich!", entfuhr es ihr. "Wir brauchen dringend einen Heiler, der dich wieder in Ordnung bringt. Und bis dahin wirst du wohl weiter mit meiner Hilfe vorlieb nehmen müssen. Die Schlange der Freiwilligen war nicht sehr lang", grinste sie und nahm ihm den Becher wieder ab. Sie stellte ihn neben der Medizinkiste ab und atmete einmal durch. Dann drehte sie sich mit einem Lächeln zurück zu Areus. Sie hielt die Dolchscheide mit der Klinge in der Hand und hielt sie ihm mit einer auffordernden Geste, ihn zu nehmen, unter die Augen. "Unser Schatz!", verkündete sie dann. "Du hast mir noch mehr Sachen in die Hände gedrückt, aber ich konnte sie in all dem Trubel nicht festhalten. Tut mir leid", log sie gekonnt über die Schriftrolle in ihrer Hosentasche hinweg, die sich beim Aussprechen der Lüge, direkt um einige Gramm schwerer anfühlte. "Außer das hier", sagte sie und wedelte kurz mit der Hand vor seiner Nase, an der der Ring funkelte. "Ich vermute, der oder die Tote, die wir gefunden haben, war gar nicht auf der Suche nach dem Schatz, sondern hat ihn selbst vor seinem Tod dort vergraben und sie mit einer Sprengfalle versehen", äußerte sie ihre Vermutung. Wenn Areus den Dolch nicht entgegen genommen hatte, würde sie ihn selbst nun aus der Scheide ziehen. "Er ist wunderschön", bemerkte sie nicht zum ersten Mal und mit dem gleichen Erstaunen wie beim ersten Mal. Sie betrachtete noch einmal all die Muster und Ornamente. Über die Klinge hinweg schaute sie Areus an und ließ sich nicht anmerken, dass sie viel mehr festgehalten hatte und viel mehr wusste, als sie ihm sagte. Das schlechte Gewissen klopft leise an. Eine richtige Entscheidung hatten Sadia, Elian und sie nicht gefällt, wie sie mit dem Wissen um die Schriftrolle umgehen sollten. Alea aber hatte ihr klar gesagt, dass es auch andere, gefährliche Personen gab, die hinter der Schriftrolle her waren und dass ihr Besitz eine Gefahr darstellte. Sie konnte ihre Krähen nicht gefährden und am Ende, so redete sie sich ein, beschützte sie doch auch Areus, wenn er nichts davon erfuhr.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. Juli 2024, 12:23

Es war eben das eine, nur von Romantik und Gefühlen zu lesen als sie tatsächlich zu erleben. Ysara hatte eine ganz eigene Vorstellung davon bekommen, ohne jemals eine Feldstudie durchgeführt zu haben. In den Romanen gab es auch immer wieder Romantik, aber sie interessierte sich dann doch eher für das Abenteuer an sich. Für den Heldenmut und die zahlreichen Schätze, die die Heldinnen und Helden ihrer Geschichten fanden. Erst als Sadia und Elian sich fanden, wurde dieser Teil des Lebens auch für Ysara präsenter. Nicht, dass sie sich gleich ebenfalls etwas derart gewünscht hätte, aber sie wurde immer wieder mit Zuneigung und die Zuschaustellung dessen konfrontiert. Bisher betraf es aber nie sie selbst. Und Areus war jemand, der sie durchaus reizte, auch wenn sie selbst das in der Form noch nicht erkennen konnte. Wenn das Herz schneller schlug, ein Blick ein Kribbeln auslöste, wenn Berührungen Gänsehaut hinterließen. Wenn die Fantasie mit einem durchging. Ysi erlebte gerade das Erwachen ihrer eigenen Sexualität und das vollkommen hilflos! Areus aber blieb so souverän dabei, dass es fast wiederum zum Haareraufen war. Als würde ihn das alles gar nicht berühren, was wiederum durchaus Potenzial zum Kränken hätte. Mochte er sie nicht? War sie nicht sein Schema? Ysi wollte sich dennoch keine Blöße geben und fand – zuletzt mit Hilfe von Areus – zu einer gewissen Stärke zurück. Salopp bemühte sie sich darum, dass es wieder unverfänglich wurde, auch wenn Areus ihr den Gefallen nicht wirklich tun wollte, wie es schien. Neckend und frotzelnd, amüsierte er sich über ihre Röte auf den Wangen. Bis er sich nach der Ausbeute für dieses Abenteuer erkundigte. Tatsächlich missverstand sie ihn und für einen Moment ruhten ihre Blicken ineinander. Er wartete ab, während ihre Gedanken in eine Weise verrutschten, die man ihr dann doch an der Nasenspitze ansehen konnte. Areus runzelte für einen Moment die Stirn, während sie noch über die Vorzüge seiner Nähe nachdachte. Er präzisierte schließlich und Ysara fiel es wie Schuppen von den Augen, als sie die Bedeutung seiner Frage endlich richtig verstand. “Klar!“, beeilte sie sich zu sagen aber sein Blick hatte längst prüfend ihr Gesicht abgetastet. Er behielt seine Gedanken dazu allerdings für sich. "An wie viel kannst du dich denn erinnern?", wollte sie schließlich in Erfahrung bringen und erkaufte sich somit die Möglichkeit noch zu entscheiden, was sie ihm erzählte.

Areus berichtete, dass er sich an nicht vieles erinnern konnte und das gab Ysi die Chance, sich mit allen Details zurückzuhalten. "Du bist nicht nur einfach getaucht! Du hast ja nicht ein einziges Mal nach Luft geschnappt, Areus. Das war wirklich Wahnsinn. Und dumm! Aber sehr beeindruckend, wie du das unter den Umständen geschafft hast." Areus hob eine Augenbraue. Dann brach sein Gesicht auf und er lächelte offen. „Nicht wahr? Das war ziemlich großartig, da hast du Recht!“, pflichtete er ihr bei und mischte ein wenig Überheblichkeit in seine Züge. Er war ein Scherzkeks, auf seine Weise und manchmal etwas theatralisch, aber nicht immer meinte er auch alles bitterernst, was er sagte. Die Frage blieb nur: Wollte man herausfinden, was Areus wirklich dachte und von sich hielt? Oder reichte einem der Blick auf die durchaus sympathische Oberfläche? "Das wirst du mir wohl noch eine Weile nachtragen..?" „Nachtragen?“, platzte er gleich los, lachte leise und musste sich beruhigen, weil das Lachen schmerzte. „Ich werde die Erinnerung daran frisch halten, damit du das nie vergisst!“, entgegnete er frech und schmunzelte erneut, bevor er wieder ernster wurde. "Als du die Truhe geöffnet hast, ist sie explodiert. Du hast dich noch vor mich geworfen und hast die ganze Kraft der Explosion abbekommen. Du wurdest gegen die Felsen geschleudert und dann ging alles verdammt schnell. Irgendetwas ist mit der Höhle passiert und wir wurden hinaus ins Meer gespült. Zum Glück haben sie uns in der Dunkelheit gefunden." Areus schürzte die Lippen. Er schien nachzudenken, doch sich nicht zu erinnern. Er musste Ysara also glauben, was sie sagte. „Ja, klingt ziemlich genau nach mir!“, bemerkte er daraufhin ganz charmant, ehe er seufzte. „Ich weiß es nicht mehr…“, räumte er ein. Areus aber beäugte Ysara genauer und fragte schließlich, ob sie weiter verletzt sei. "Mir ist nichts weiter passiert. Nur ein paar Kratzer. Ich bin noch etwas wackelig auf den Beinen und müde - deshalb die kleine Auszeit" Er lachte auf über ihren Witz und bereute es wieder, während er das Gesicht verzog und seinen Arm über seinen Bauch schob, um ihn zu halten. "Aber das ist nichts im Vergleich zu dem, wie es dich erwischt hat. Wie fühlst du dich? Ich denke, ich verdanke dir mein Leben. Ich bin einfach nur froh, dass wir da lebend rausgekommen sind" Er nickte ernst. Auch ihm war das bewusst und zeigte einmal mehr, dass er nicht nur sorglos durch die Welt lief. „Man lernt das Leben anders schätzen“, bestätigte er ihre Gedanken. Und er glaubte, dass sie womöglich eine Entschuldigung erwarten könnte, doch er erklärte auch, dass dieses Leben Gefahren barg, die sich nicht vermeiden ließ.
"Dir muss nichts leid tun. Du hast mich schließlich zu nichts gezwungen. Und bis auf das schmerzhafte und beängstigende Ende war das wirklich.. unbeschreiblich. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares erlebt" Areus öffnete die Augen wieder und musterte sie mit einem gewissen Glitzern im Blick. „Und du bist dir immer noch sicher, dass du dieses Leben deinem anderen vorziehst? Es könnte nicht immer so glimpflich ausgehen, wie jetzt…“, erinnerte er sie daran. Areus benötigte einen Schluck Wasser und Ysi gewährte ihm diesen. Tatsächlich konnte sie ihm dabei etwas helfen, denn er konnte sich noch nicht so gut aufsetzen. Stattdessen spannten sich seine Bauchmuskeln an, als er etwas hochkam und drückten unangenehm gegen seine Prellungen. Danach ertönte Glockengeläut und für einen Moment harrten beide aus. Areus erklärte, was Grund des Aufruhrs war und Ysara war erleichtert. "Endlich! Wir brauchen dringend einen Heiler, der dich wieder in Ordnung bringt. Und bis dahin wirst du wohl weiter mit meiner Hilfe vorliebnehmen müssen. Die Schlange der Freiwilligen war nicht sehr lang"

Der Nachtelf schnaubte leicht. „Das habe ich auch nicht erwartet.“, meinte er leise und sank zurück in die Hängematte. „Meinesgleichen sind nicht sehr gern gesehen.“, erklärte er und winkte ungerührt ab. „Und auch wenn sie meine Anwesenheit hier dulden, bedeutet das nicht, dass wir Freunde sind. Jeder ist sich selbst der nächste, Ysara. Auch das ist etwas, das man irgendwann erkennen muss.“, bemerkte er, obwohl er sich selbst nicht völlig an diese Regel hielt. Areus war offenbar noch nicht vollkommen verbittert von der Welt. Nun aber war es an Ysi, die sich zu ihm umdrehte und ihm den Dolch hinhielt. "Unser Schatz! Du hast mir noch mehr Sachen in die Hände gedrückt, aber ich konnte sie in all dem Trubel nicht festhalten. Tut mir leid", begann sie ihre Lüge und Areus betrachtete den Dolch fasziniert. „Nicht schlecht!“, merkte er an, griff nach dem Dolch und betrachtete ihn mit funkelnden Augen. Er pfiff leise. „Der erscheint mir sehr wertvoll!“, bemerkte er sogleich und nickte anerkennend. "Außer das hier.“ Er blickte auf und nickte erkennend. „Der Ring…“, er lächelte wieder. Daran erinnerte er sich noch. „Er steht dir weiterhin sehr gut, du solltest ihn behalten!“, meinte er, ehe er ihr den Dolch wiedergab, sodass auch sie ihn betrachten konnte. „Der Dolch wirkt nicht, wie eine echte Waffe, meinst du nicht?“, überlegte er laut. „Eher, als hätte er einen anderen Nutzen. Vielleicht wurde er für Rituale benutzt… oder war ein einfaches Geschenk. Er wirkt auf mich eher, wie ein Zierdolch. Seltsam, dass der in der Kiste versteckt war. Nun, eine kleine Summe würde er schon einbringen, falls du erwägst ihn zu verkaufen“, erklärte er ihr ihre Möglichkeiten, ohne etwas von ihrer Flunkerei zu ahnen. Areus seufzte leise und lehnte seinen Kopf zurück in das engmaschige Netz seiner Hängematte. „Ich fühle mich, als wäre ich hunderte von Kilometern gelaufen…“, ächzte er und öffnete erneut die Augen. „Möchtest du mir erzählen, wieso du dieses Leben gewählt hast, Ysara? Ich meine… Nicht jeder sieht der Ungerechtigkeit eines ganzen Volkes ins Gesicht und beschließt, sein feines Leben dafür aufzugeben, um etwas zu tun. Wieso du?“, fragte er und in seiner Stimme schwang durchaus auch Anerkennung mit. Und er hatte Recht. Ysara hatte viele Privilegien gehabt, die sie bewusst aufgab, um etwas anderes zu tun. Das war nicht oft der Weg, den man beobachten konnte. Areus aber schien es wahrlich zu interessieren. „Du könntest in Andunie gewiss auch dein Glück machen.“, legte er noch in die Waagschale und überließ ihr dann die Möglichkeit, zu antworten.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Freitag 26. Juli 2024, 17:32

Für einige Momente herrschte eine peinliche Stille zwischen ihnen. Ysara verstand die Nachfrage des Elfen falsch und ebenso, wie ihr ihre Gedanken anzusehen waren, war ihm anzusehen, dass er es stirnrunzelnd bemerkte. Die Rötung ihrer Wangen und ihr schnelles Abwiegeln seiner aufklärenden Worte machten es ihm wohl auch einfach, hinter ihre Gedanken zu kommen. Immerhin zog er sie nun nicht auch noch damit auf, sondern sie kamen glücklicherweise auf ihre Beute zu sprechen. Das war ein gutes Thema, um nicht in ihre geheimen Wünsche und Träumereien abzudriften. Natürlich hatte auch sie solche. Sie hatte Vorstellungen und auch Sehnsüchte, die sie manchmal, wie jetzt, durcheinander brachten. Aber ihre Tätigkeiten als Diebin und Weltverbesserin waren immer eine gute Ablenkung. Sich zukünftige Abenteuer ausmalen, Pläne schmieden und für ihre Krähen sorgen.. das waren die Dinge, die Priorität hatten und sie hauptsächlich vereinnahmten, sodass keine Zeit blieb, um darüber nachzudenken, was sie ganz persönlich wollte und brauchte. Dass Areus so gar nicht darauf einging, erleichterte sie vielmehr als dass es sie negativ beschäftigte. Außerdem war es nur eine Bestätigung für Almas Worte, dass er kein Interesse an derlei Dingen hatte und Ysara war die Letzte, die sich anbiedern würde. Die Nähe in der Hängematte war eine absolute Ausnahme gewesen. Er hatte es mit Humor genommen und sein Scherz, dass er es bedauerte, dass es nicht wieder vorkommen würde, war am Ende doch eben nur ein Scherz. Oder nicht? Scherze waren gut. Sie lockerten die Stimmung auf und der Ernst des Lebens ließ sich durch sie leichter ertragen. Dass der Elf überhaupt noch lebte und sein Leben weiter genießen, oder aber erneut aufs Spiel setzen konnte, war in Ysaras' Augen ein Wunder. Sie betonte noch einmal, wie dumm, aber beeindruckend das Ganze gewesen war. „Nicht wahr? Das war ziemlich großartig, da hast du Recht!“ Seine Erwiderung enttäuschte sie nicht und sorgte für ein breites Grinsen. Sie kaufte ihm die Überheblichkeit nicht ab, wohl aber, dass er von sich selbst ganz und gar überzeugt war. Aber er war ein Mitglied des geheimen Bundes, daher war sein Selbstbewusstsein sicher nicht unbegründet. Die Krähe erzählte ihm, was unter Wasser geschehen war und beobachtete seine Reaktion. Offenbar konnte er sich wirklich nicht mehr daran erinnern und zumindest für die Lüge, die sie plante, ihm zu erzählen, war das gut. Zuerst aber wollte Areus wissen, wie es ihr ging. Zumindest konnte sie nun auch mal einen Witz reißen und es blitzte amüsiert in den grünen Augen, als er lachte. Dann aber hielt er sich schmerzend den Bauch. Ysara wurde daraufhin etwas ernster und bemerkte passend, dass er deutlich mehr abbekommen hatte als sie. Sie war einfach nur froh, dass sie beide überlebt hatten. „Man lernt das Leben anders schätzen.“ Da lächelte sie und nickte zustimmend. "Es wäre wirklich schade um uns zwei gewesen", sagte sie dann scherzhaft und frei von Hintergedanken. „Und du bist dir immer noch sicher, dass du dieses Leben deinem anderen vorziehst? Es könnte nicht immer so glimpflich ausgehen, wie jetzt…“ Ysara sah ihn prüfend an, als würde sie sich versichern müssen, ob er das ernsthaft in Frage stellte. Ihr Lächeln verblasste, als sie sich umwandte, um ihm das Wasser einzugießen, nach dem er gefragt hatte. Stirnrunzelnd tat sie das und drehte sich dann wieder zu ihm um. "Denkst du denn, ich passe besser in das Innenviertel von Grandea?", fragte sie zurück. Das Lächeln war von ihren Lippen verschwunden. Stattdessen sah sie ihn ernst an. Traute er ihr das hier nicht zu? Fand er, dass ihr das gepuderte Leben besser stand? Ysara presste verstimmt die Kiefer aufeinander und half Areus, in eine aufrechte Position zu kommen. Diesmal fehlte die Scheu, weil es notwendig war und zeigte, dass sie ihre Gefühle auch hinten anstellen konnte, wenn es notwendig war. Gleichzeitig fehlte auf einmal die Leichtigkeit und für einen Moment drohte die Stimmung zu kippen. Sie wollte nicht die reiche Kaufmannstochter sein. Sie wollte nicht die Elinor mit vorzeigbaren Manieren sein, die jeder in ihr suchte. Dass auch Areus das erwarten könnte, verletzte sie. Zuerst wollte sie schweigen, um die Stimmung nicht zu vermiesen. Es gelang ihr aber nicht. "Ich bin nicht gemacht für dieses Leben. Frag' meine Geschwister, meine Eltern. Wäre unsere Familie nicht so bekannt, vielleicht hätten sie mich schon längst zur Adoption freigegeben", äußerte sie ihre Vermutungen, wie ihre Familie von ihr dachte und versuchte sich, vordergründig um die Stimmung nicht vollständig kippen zu lassen, in einem Schmunzeln, das aber ihre Augen nicht erreichte. Vermutlich ging sie zu hart mit ihrer Familie ins Gericht und zumindest Cedric dachte wohl nicht so über sie. Ihr älterer Bruder und ihre Schwester aber hatten ihr immer das Gefühl gegeben, nicht hinein zu passen. Was letztendlich ja auch einfach der Wahrheit entsprach. Wenn ausgerechnet Areus sie auch aus diesen Augen sah, wäre sie wirklich verletzt. Sie hatte Visionen, sie wollte Großes erschaffen - als erfolgreiche Diebin, deren Ruf ihr voraus eilte. Sie legte bestimmt keinen Wert darauf, frühzeitig ihr Leben zu verlieren und in Zukunft wäre sie vermutlich vorsichtiger und würde das Für und Wider besser abwägen, bevor sie noch einmal so ein Wagnis einging, wie das Abenteuer in der Unterwasserhöhle.

Das Läuten der Glocken sorgte für etwas Ablenkung und dafür, dass Ysara wieder zur Ruhe fand. Sie war erleichtert, dass sie bald in Andunie sein würden und sie nutzte die Gelegenheit, um Areus zu sagen, dass sie ihm so lange helfen würde. In einem kleinen Scherz äußerte sie, dass er auch keine große Wahl hätte, da außer ihr keiner diese Aufgabe hatte übernehmen wollen. „Das habe ich auch nicht erwartet.“ Nun war es Areus, der ernst wurde, und Ysara fragte ihn mit den grünen Augen stumm nach einer Erklärung, wie er darauf kam. „Und auch wenn sie meine Anwesenheit hier dulden, bedeutet das nicht, dass wir Freunde sind. Jeder ist sich selbst der nächste, Ysara. Auch das ist etwas, das man irgendwann erkennen muss.“ Da schnaubte sie mit einem Mal und winkte ab. "Das glaub ich nicht", erwiderte sie direkt. "Du hast.. Alma", warf sie nach kurzem Überlegen ein, auch wenn sie nicht ganz sicher war, wie gut befreundet sie am Ende wirklich waren. "Sie hat erzählt, dass ihr euch gegenseitig helft. Und du hast doch, abgesehen von ihr, sicher noch andere Freunde hier und dort." Fragend und auf der Suche nach Bestätigung, sah sie Areus an. Ysara konnte sich gar nicht vorstellen, dass das nicht der Fall war. Areus war sympathisch, witzig und unkompliziert. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er Trübsal blasend alleine herum lungerte. "Für die nächste Zeit bist du jedenfalls in unserer Gesellschaft - falls du mich nicht zurück nach Grandea schickst und mich damit Vashnar auslieferst", verteilte sie einen kurzen, mehr oder weniger ernst gemeinten Seitenhieb. "Und du hast bereits bewiesen, dass du dir nicht der Nächste bist. Genauso wenig wie Elian, Sadia und ich." Er hatte sie beschützt und das zeigte doch, dass er nicht so abgebrüht war. Jetzt gehörte er zu den Krähen und sie würde ihn wie die anderen unterstützen. Das schon. Aber er war eben auch nur übergangsweise und kein vollwertiges Mitglied, wodurch er außen vor blieb, was bestimmte Informationen anging. Wobei dies Ysara nicht tat, weil sie sich selbst die Nächste war. Sondern eher, weil sie selbst noch nicht genau wusste, was sie mit der Schriftrolle machen sollte.

Ysara verschwieg die magische Schriftrolle vor ihm. Wenn auch nicht ohne schlechtes Gewissen, log sie doch geübt und zeigte Areus stattdessen den Dolch. Es blitzte zufrieden in ihren Augen, als er den Dolch bewunderte und feststellte, dass er wohl einiges an Gewinn bringen würde. Um zu zeigen, dass sie nicht nur allein den Dolch erbeutet hatten, hielt sie ihm außerdem den Ring unter die Nase. „Der Ring… Er steht dir weiterhin sehr gut, du solltest ihn behalten!“ Sie neigte für einen Moment übertrieben den Kopf. "Vielen Dank", reagierte sie so auf das Kompliment. Dann nahm sie den Dolch wieder entgegen und konnte nicht anders, als die Klinge selbst noch einmal zu betrachten. „Der Dolch wirkt nicht, wie eine echte Waffe, meinst du nicht?“ Ysara warf ihm einen fragenden Blick zu. „Eher, als hätte er einen anderen Nutzen. Vielleicht wurde er für Rituale benutzt… oder war ein einfaches Geschenk. Er wirkt auf mich eher, wie ein Zierdolch. Seltsam, dass der in der Kiste versteckt war. Nun, eine kleine Summe würde er schon einbringen, falls du erwägst ihn zu verkaufen.“ Areus bewies abermals, dass er nicht dumm war. Ganz und gar nicht. Obwohl er den wahren Schatz nicht kannte, kombinierte er sofort, dass der Dolch am Ende nur ein Werkzeug war. Die Krähe zuckte mit den Schultern. "Wertvoll ist er auf jeden Fall, so wie er aussieht! Wer weiß, wozu er von Nutzen war", wiegelte sie schnell ab, als täte das nichts mehr zur Sache. "Aber ich glaube, ich werde ihn behalten. Wenn ich unser Reiseziel bedenke, ist es vielleicht nicht schlecht, einen Dolch zu haben. Zierde hin oder her, er ist auf jeden Fall scharf." Sie steckte den Dolch zurück in die Scheide und schaute Areus an. Sie bedauerte es, ihn anzulügen. Sie verstanden sich gut, er war ihr symphatisch, vielleicht sogar mehr als das. Aber sie behielt die Maskerade aufrecht. Sie musste sich selbst erst einmal klar darüber werden, was sie mit der Schriftrolle machen sollte. Sie bezweifelte sogar, dass sie es für immer vor ihm verheimlichen würde. Im Moment aber war das vielleicht für alle Beteiligten am besten, wenn man Alea glauben durfte und die gefahren bedachte. "Komm erstmal wieder auf die Beine", beschloss sie daher, denn bis dahin war für ihn alles andere nur nebensächlich.

Da seufzte Areus und lehnte sich entkräftet zurück. „Ich fühle mich, als wäre ich hunderte von Kilometern gelaufen…“ Sie verzog mitleidig den Mund. "Du hast einiges eingesteckt", stimmte sie zu. „Möchtest du mir erzählen, wieso du dieses Leben gewählt hast, Ysara?" "Hm?", fragend sah sie ihn an, als er noch einmal auf ihr Leben zu sprechen kam. „Ich meine… Nicht jeder sieht der Ungerechtigkeit eines ganzen Volkes ins Gesicht und beschließt, sein feines Leben dafür aufzugeben, um etwas zu tun. Wieso du?“ Sie schnaubte kurz, als er ihr Leben als fein betitelte. Fein war es wohl, aber nicht das, was sie wollte. „Du könntest in Andunie gewiss auch dein Glück machen.“ Da hob Ysara skeptisch eine Augenbraue. "In Andunie? Du meinst als.. vorzeigbare Ehefrau oder wie?", wollte sie wissen, ob sie ihn richtig verstanden hatte und klang ein wenig.. unentschlossen, ob sie ihn missverstand oder zurecht angefressen sein durfte. "Als Frau eines feinen Patriziers vielleicht, damit ich mit meinen 'Freundinnen' über die belanglosen Dinge im Leben der anderen herziehen kann? Oder doch eher ein Kapitän, der monatelang zur See fährt und für den sich in einer Ehe nichts ändert? Meinst du diese Art von Glück?", redete sie bereits weiter, bevor er eine Gelegenheit bekam, es richtig zu stellen, falls sie ihn missverstand. Und eigentlich brauchte es keine weiteren Worte. Der Klang ihrer Worte machte deutlich genug, dass sie nichts auf solch ein Leben gab. Und gleichzeitig ließ es Areus vielleicht erahnen, was sie wollte: sie wollte selbst frei sein. Sie war nicht wütend und sprach ruhig, aber deutlich abfällig über solch ein Leben, das nicht erstrebenswert für sie war. Sie suchte den Blick in Areus' violette Augen. "Ehrlich gesagt verstehe ich gar nicht, wieso so viele Menschen in Grandea einfach nur dabei zusehen, wie die Leute nur ein paar Straßen weiter leiden, von Krankheiten dahingerafft werden oder verhungern", kam sie dann auf seine eigentliche Frage zurück und fand klare Worte. "Wie soll ich durch die Straßen schlendern und dabei ausblenden, was im Außenring vor sich geht? Ich habe mich in dieser Gesellschaft schon immer fehl am Platz gefühlt. Ich wollte schon immer mehr von der Welt sehen. Die Bücher waren meine Flucht aus diesem Leben. Ich verschlang alle Abenteuer- und Heldengeschichten, die ich finden konnte und wollte so sein, wie die Helden, die immer etwas Gutes taten und halfen", begann sie dann einfach ohne Scheu zu erzählen und es schien so, dass sie gar nicht mehr aufhören konnte. "Weißt du, wie meine Eltern mich zur Vernunft bringen wollten? Sie schleiften mich ins Armenvierel, um mir zu zeigen, wie gut ich es hatte." Ysara schnaubte und konnte eigentlich gar nicht glauben, dass sie ihr das Elend damals als Kind gezeigt hatten. "Dadurch wurde mir noch viel klarer, dass ich alles im Überfluss besaß. Und ich sah auch, was den anderen fehlte. Ich sah all das Leid. Du hast das Armenvierel sicherlich auch gesehen?", vermutete sie. "Seit meiner Kindheit hat sich nichts geändert und seit diese Dunkelelfen da sind, wird alles nur noch schlimmer." Ysara bemerkte, dass sie kaum aufhören konnte, sich über die ungerechten Umstände auszulassen. Sie seufzte und ließ für einen Moment die Schultern hängen, bevor sie einmal tief durchatmete. "Es ist einfach diese Ungerechtigkeit, vor der alle die Augen verschließen. Irgendwie fühle ich mich verantwortlich für die, die nicht so viel Glück im Leben haben", versuchte sie, ihre Motivation in Worte zu fassen. "Sadia und ich haben so viel Gutes getan. Es fühlte sich einfach gut an, zu sehen, dass wir wirklich etwas ändern können." Ysara war voller Tatendrang, der sich gerade in ihren Worten widerspiegelte. Sie strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht. Sie betrachtete den Elfen und ließ ihm Zeit für Reaktionen oder weitere Fragen. Dann aber wollte sie auch mehr über ihn wissen. "Ich weiß, dass viele froh wären, so ein Leben zu führen, wie ich es in Grandea hatte", meinte sie ruhig. Ob es ihm da ähnlich ging? Was er über sein Leben erzählt hatte, hatte nicht sehr positiv geklungen. "Dein Leben im Nachtelfenreich war nicht einfach, oder? Nach allem, was du erzählt hast", tastete sie sich vorsichtig vor und beobachtete seine Reaktion. Er war gesprächig, aber wirklich viel wusste sie dennoch nicht über ihn. Alma hatte ihr einiges erzählt, aber auch das waren doch eher Vermutungen als alles andere gewesen. Alma hatte sogar angedeutet, dass Areus Leben auf dem Gewissen hatte, aber sicher war sie sich nicht gewesen. Vielleicht konnte sie sich langsam vortasten. "Vorhin im Fieberwahn hast du gedacht, dass ich eine Hexe wäre", begann sie, lächelte aber für einen Moment, um zu zeigen, dass alles in Ordnung war. Sie ging vorsichtig vor, weil sie keine Wunden aufreißen wollte, wenn es welche gab. "Du wirktest ziemlich überzeugt davon. Ist sie.. real?", fragte sie und konnte ihre Neugierde nicht zurückhalten. Ob er überhaupt darüber reden wollte?

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Montag 29. Juli 2024, 10:43

"Denkst du denn, ich passe besser in das Innenviertel von Grandea?" Areus‘ Augen hoben sich und er musterte sie einen Moment schweigend. Ysara besaß diesen wunden Punkt und er war tatsächlich tiefer als man vielleicht annahm. Sie wirkte schlagfertig und gewiss nicht auf den Kopf gefallen, aber das war etwas, das sie nicht gut haben konnte. Zumal sie gewiss nicht in den violetten Augen des Diebes als Püppchen gelten wollte. Womöglich war auch das ein Fünkchen Wahrheit, der sie dazu verleitete für einen Moment verstimmt zu sein. Er hatte sie verletzt, beziehungsweise ihre Annahme, er könnte so über sie denken. Allerdings sagte er bisher nichts dazu. "Ich bin nicht gemacht für dieses Leben. Frag' meine Geschwister, meine Eltern. Wäre unsere Familie nicht so bekannt, vielleicht hätten sie mich schon längst zur Adoption freigegeben" Er schmunzelte ebenfalls, sah dann aber nicht länger in ihr Gesicht. „Ich denke, dass du sehr wohl dafür gemacht bist“, hob er noch mal an und würde vermutlich ihren Gegenwillen wecken, wenn er nicht sofort weitergesprochen hätte: „Du hast dich nur entschieden, mehr zu sein!“, fügte er an und musterte Ysara wieder. „Es ist doch vollkommen egal, was man von dir hält, Ysara. Es zählt nicht. Was zählt, sind deine Taten. Und dabei ist es egal, woher jemand kommt.“, vertrat er die Ansicht und zuckte die Schultern, was ihn gleich wieder zusammenzucken ließ. Areus hatte nicht andeuten wollen, dass sie dort viel besser aufgehoben wäre… Im Gegenteil, er wollte ihr lediglich den Rahmen bieten, dass sie jederzeit zurückkönnte. Es war ein Angebot, das sie offenkundig nicht annehmen wollte. Ihm war beides Recht, denn im Grunde konnte es ihm auch egal sein, was sie mit ihrem Leben anstellte. Oder? Ysara musste die Annahme, er könnte sie für oberflächlich halten erstmal verdauen, sodass einen Moment Schweigen herrschte. Dann aber klangen die Glocken, sodass sie erfuhr, dass sie Andunie bald erreichten. Es waren gute Neuigkeiten, die ihr wieder Auftrieb gaben! Bis es darum ging, dass Areus nicht viele Freunde hatte. "Du hast.. Alma“, er schnaubte. "Sie hat erzählt, dass ihr euch gegenseitig helft. Und du hast doch, abgesehen von ihr, sicher noch andere Freunde hier und dort." „Alma hilft am meisten sich selbst, wie du gesehen hast!“, erinnerte er Ysi an das Stelldichein. „Wir… haben ein Arrangement. Sie ist nicht der Typ Frau, der sich gerne an Abmachungen halten will. Aber wenn etwas für sie herausspringt, dann ist sie loyal, richtig.“, erklärte er Ysara seine Sicht der Dinge, ehe sie sich selbst als jemanden vorstellte, der in nächster Zeit nicht von seiner Seite weichen würde. "Für die nächste Zeit bist du jedenfalls in unserer Gesellschaft - falls du mich nicht zurück nach Grandea schickst und mich damit Vashnar auslieferst" „Als ob dich jemand zu irgendetwas zwingen könnte, das du nicht wolltest!“, offenbarte er ihr nonchalant, was er von ihr dachte. Dabei schwang aber kein Spott mit, sondern eine klare Note, die aufzeigte, dass er eine gewisse Meinung von ihr hatte.

"Und du hast bereits bewiesen, dass du dir nicht der Nächste bist. Genauso wenig wie Elian, Sadia und ich." „Heißt das jetzt, ich darf in eurem Klub mitmachen?“, fragte er sarkastisch und grinste daraufhin lausbubenhaft. Areus lachte brummend, ehe er erneut das Gesicht verzog. Schließlich ging es um ihre Ausbeute und deren Wert. Dass Ysara die Schriftrolle verschwieg, ahnte Areus derweil nicht. Allerdings bewies er Scharfsinn, als es um den Nutzen des Dolchs ging. Was genau, wusste er natürlich nicht und Ysara behielt jenes Geheimnis weiterhin für sich. Ysara verstaute die Beute wieder und musste sich plötzlich einer unbequemen Frage gegenübersehen. Areus wollte wissen, warum sie jenes Leben wählte und nicht blieb, wo sie war. Oder versuchte herauszufinden, ob Andunie etwas für sie bereithielt. "In Andunie? Du meinst als.. vorzeigbare Ehefrau oder wie?" Areus hob eine Augenbrauen, ehe er die Augen rollte. "Als Frau eines feinen Patriziers vielleicht, damit ich mit meinen 'Freundinnen' über die belanglosen Dinge im Leben der anderen herziehen kann? Oder doch eher ein Kapitän, der monatelang zur See fährt und für den sich in einer Ehe nichts ändert? Meinst du diese Art von Glück?" Areus‘ Mimik verschloss sich bei der patzigen Art, die Ysara ihm entgegnete. Ihr musterte sie ungerührt. „Ich will mich bloß unterhalten, Ysara. Niemand nimmt dir dein Recht weg, selbstbestimmt zu leben!“, erinnerte er sie daran, als er endlich zu Wort kommen durfte. „Ich meinte nicht als Ehefrau. Aber… als eine Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt und sich etwas aufbaut, das fernab von Tod und Verzweiflung wäre!“, korrigierte er ihre Annahme, er könnte sie für ein Eheweib halten. Ysara sprach davon, dass sie nie hatte wegschauen können. Sie konnte sich nicht in feinen Kleidern und mit vollgestopftem Wanzt davor verschließen, dass es Menschen gab, die schlicht nichts zum Essen hatten. Areus betrachtete Ysara bei ihrem Monolog eindringlich. "Es ist einfach diese Ungerechtigkeit, vor der alle die Augen verschließen. Irgendwie fühle ich mich verantwortlich für die, die nicht so viel Glück im Leben haben“ „Hm.“, machte der Nachtelf und schien nicht vollends dieser Ansicht zu sein. Aber er verurteilte sie auch nicht direkt. Sadia und ich haben so viel Gutes getan. Es fühlte sich einfach gut an, zu sehen, dass wir wirklich etwas ändern können.“ „Idealismus, hm?“, fragte er und lachte leise und freudlos. „Ja, es mag dich ehren, Ysara. Dich und deine Freunde. Aber du wirst irgendwann lernen müssen, dass ihr nicht gegen alles vorgehen könnt. Ich müsst klug eure Ziele wählen und eure Kräfte einteilen. Das, was du dir vornimmst, ist keine Kleinigkeit. Das erfordert Durchhaltevermögen, Präzision! Wie wollt ihr Grandea befreien, hm?“, fragte er schließlich und legte mit Absicht den Finger auf die Wunde. Natürlich hatten sie keinen Masterplan. Das wussten sie beide. Areus blieb dabei derjenige, der kritisch hinterfragte. Das konnte man mögen oder auch nicht. Ysara aber wollte mehr von Areus erfahren. Und jetzt erschien es ein guter Zeitpunkt zu sein, sich vorzuwagen.

"Dein Leben im Nachtelfenreich war nicht einfach, oder? Nach allem, was du erzählt hast. Vorhin im Fieberwahn hast du gedacht, dass ich eine Hexe wäre“ Nun verlor sich Areus‘ freundlich zugewandter Ausdruck in den Augen. Er blickte Ysara verschlossen an und auch ihr Lächeln konnte nichts daran ändern. "Du wirktest ziemlich überzeugt davon. Ist sie.. real?" Der Nachtelf wandte den Blick ab und schaute zur anderen Seite. Für einen Moment sah es so aus, als würde er sie mit Nichtachtung strafen, doch dann begann er zu sprechen: „Sie ist real.“ Areus wandte den Blick zu Ysara und engte die Augen. Konnte er ihr vertrauen? Wohl eher nicht, aber das beruhte gewiss auch auf Gegenseitigkeit. „Ich wuchs in Reich auf, lernte das Leben in den Schatten kennen, wie du das Leben im Überfluss. Ich stamme aus einer typischen Nachtelfen Familie: Ein Kind, Vater und Mutter hoch motiviert Karriere zu machen. Der eine Meuchelmörder, die andere Schattenhexe und Manthalapriesterin.“ Erklärte er. Allerdings war seine Stimme so sachlich und monoton, als hätte er sich jegliche Emotionen abtrainiert. „Ich war viel allein, brachte mir einiges selbst bei und lebte mein Leben in den Gossen der Stadt unter der Erde.“ Areus hielt inne und schien für einen Moment an die Zeit erinnert zu werden. Plötzlich lächelte er auf. „Aber das ist sehr lange her und bald schon nicht mehr wahr!“, lockerte er seinen eigenen Trübsinn und winkte ab. „Wir haben wohl alle mit unserer Herkunft zu kämpfen, was? Ist es nicht sogar Gesetz, dass die Kinder partout nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten wollen? Und am Ende sind sie sich ähnlicher als sie ahnen!“, überlegte er philosophisch, bevor er lange ausatmete. „Eas diese ‚Hexe‘ angeht, verzeih mir, dass ich dich erschreckt habe. Ein alter Geist aus alter Zeit, nichts, worum du dich Sorgen müsstest!“, wiegelte er sie lapidar ab und schien kein Interesse zu haben, darüber zu reden. Und wieder bewies Areus, wie geschickt er war, sich aus etwas herauszuziehen: „So. Und du und dieser Cassian Jafor, wieso stehst du eigentlich nicht an seiner Seite und heiratet ihn? Passte er nicht in die ‚gute Partie‘, deiner feinen Gesellschaft? Wohl kaum, wenn man bedenkt aus welcher Familie er kommt. Oder war es etwa tatsächlich nur Freundschaft?“, er engte prüfend die Augen. „Ach, wohl kaum! Dafür haben deine Augen zu sehr geleuchtet, wenn du bei ihm warst!“, zog er sie mit frecher Mimik auf. „Also- wieso nicht der Jafor? Passte er nicht in dein Abenteuer-Leben?“, wollte er wissen. Areus hatte zugegeben, dass er die Krähen beobachtet hatte. Natürlich wusste er, dass auch Cassian dazugehört hatte.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Montag 29. Juli 2024, 20:56

Die Krähe haderte mit ihrer Herkunft, das konnte sie noch immer nicht verbergen und das würde sie vermutlich auch nicht so schnell ablegen können. Ebenso wollte sie sich und den anderen zeigen, dass sie mehr konnte als das. Sie wollte mehr sein als die umsorgte Tochter wohlhabender Eltern. Ihrer Meinung nach war sie nicht für dieses Leben gemacht. „Ich denke, dass du sehr wohl dafür gemacht bist.“ Ysara sah Areus mit verengten Augen an und hielt sich nicht damit zurück, ihren Unmut über seine Meinung zu zeigen. Der Elf aber sprach glücklicherweise direkt weiter. „Du hast dich nur entschieden, mehr zu sein!“ Kurz hob sie überrascht eine Augenbraue, dann brach ihre Miene etwas auf. Seine Worte riefen sogar ein kleines versöhnliches Lächeln hervor. „Es ist doch vollkommen egal, was man von dir hält, Ysara. Es zählt nicht. Was zählt, sind deine Taten. Und dabei ist es egal, woher jemand kommt.“ Sie sah ihn für einen Moment an und nickte dann. Er hatte Recht und im Grunde sah sie es genauso. "Eigentlich war mir auch immer egal, was andere von mir halten", murmelte sie und seufzte. Zuhause war es ihr egal gewesen. Da hatte sie einen vertrauten und sicheren Rahmen gehabt. Diesen Rahmen hatte sie nach ihrem Gutdünken gedehnt und überwunden und es war ihr herzlich egal gewesen, was andere über sie dachten. Diese Selbstsicherheit galt es nun auch in der ihr unbekannten Umgebung wiederzufinden. Im Grunde hatte Ysi keine Ahnung gehabt, wie hart auch das Leben außerhalb Grandeas war und hatte einen kleinen Vorgeschmack bekommen. Wie die Piraten und ihre Blicke, musste sie wohl lernen, auch andere Dinge zu handhaben. Es gab in dieser Welt viel zu entdecken und viel zu erfahren. Ebenso wie über den Nachtelf, der überzeugt davon schien, dass sich niemand um ihn scherte. Ysara wollte ihn aufbauen und warf Alma ins Spiel, Areus machte aber direkt deutlich, dass sie sich nicht so gut befreundet waren, wie sie gedacht hatte. „Alma hilft am meisten sich selbst, wie du gesehen hast! Wir… haben ein Arrangement. Sie ist nicht der Typ Frau, der sich gerne an Abmachungen halten will. Aber wenn etwas für sie herausspringt, dann ist sie loyal, richtig.“ Ysara verzog kurz den Mund, als sie über Almas eigene Loyalität nachdachte und betrachtete Areus dann nachdenklich. Er ging nicht auf weitere Freunde ein und er hatte bereits erwähnt, dass sein Leben viele Entbehrungen mit sich brachte. Schließlich seufzte die Diebin leise und konnte ihm nur ihre eigene Gesellschaft anbieten, die aber in jedem Fall herzlich und freundschaftlich wäre. Ganz konnte sie es nicht gut sein lassen und verteilte einen kleinen Seitenhieb, dass das natürlich nur ginge, wenn er sie nicht zurück nach Grandea schicken würde. „Als ob dich jemand zu irgendetwas zwingen könnte, das du nicht wolltest!“ Da wurden die grünen Augen etwas größer und nun war es Ysara, die verschmitzt grinste, als sie die versteckte Anerkennung hörte.

„Heißt das jetzt, ich darf in eurem Klub mitmachen?“, fragte er dann. Für ein paar Momente sah sie ihn gespielt zweifelnd an, bevor sie langsam nickte. "Ich glaube, du hast dich genug bewiesen", sagte sie dann und schmunzelte. Ihr war vollkommen klar, dass Areus weit mehr Erfahrung und Fähigkeiten besaß als sie. Und dass sie diejenige war, die froh sein konnte, mit ihm zu reisen und nicht andersherum. Seine Gesellschaft war angenehm und sie teilten zumindest die Freude am regelmäßigen Schlagabtausch. Dennoch kippte die Stimmung kurz. Jahrelang hatte Ysara unter den strengen Augen ihrer Eltern und interessierten Blicken von Verehrern gelebt, sich auf Schritt und Tritt beobachtet gefühlt, dass ihr tatsächlich erst dieses Leben in den Sinn kam, als Areus plötzlich mit der Idee kam, dass sie in Andunie ihr Glück finden könnte. Sie befürchtete, dass er Erwartungen an sie hatte, die ganz und gar nicht in ihrem Sinn lagen. Es zeigte sich, dass die Fesseln der letzten 20 Jahre nicht innerhalb von einer Woche aufgebrochen werden konnten. Als sie dann aber Areus' Augenrollen sah, wurde ihr bewusst, dass sie in die gleiche Kerbe schlug wie zuvor. „Ich will mich bloß unterhalten, Ysara. Niemand nimmt dir dein Recht weg, selbstbestimmt zu leben!“ Sie sah Areus an und schloss den offenen Mund wieder, als sie verstand, wie ihre Worte wirkten. Da gab sie ihre plötzliche Abwehrhaltung wieder auf. "Tut mir leid", murmelte sie plötzlich kleinlaut und fuhr sich durch die blonde Mähne. „Ich meinte nicht als Ehefrau. Aber… als eine Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt und sich etwas aufbaut, das fernab von Tod und Verzweiflung wäre!“ Ysaras Miene wurde wieder freundlicher und mit einem nachdenklichen Laut dachte sie ernsthaft über seine Worte nach. Sie verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein und runzelte die Stirn, während sie in Ruhe ihren eigenen Gedankengängen folgte. Sie musste an Cassian denken und an das einfache Leben, das sie sich einst mit ihm ausgemalt hatte. Ein friedliches Leben in Serna. Es hätte so einfach sein können. Ihr Blick glitt unbestimmt über den Innenraum des Schiffsbauchs, als sie bemerkte, was dieser Gedanke alles nach sich zog. "Das war mal eine Option", gab sie dann zu. Als sie zurück zu Areus sah, versuchte sie, ihre traurigen Gedanken mit einem Lächeln und Schulterzucken zu überspielen. "Aber dann wüsste ich gar nicht, für was ich kämpfen sollte", warf sie schließlich ein und schob die Traurigkeit mit neu gewonnener Fröhlichkeit bei Seite. Trotzdem war ihr Grinsen vorsichtig, weil ihr klar war, dass sie Areus zuvor vor den Kopf gestoßen hatte. Ihre Antwort war nicht völlig ernst gemeint - nicht wie das Eingeständnis davor -, zeigte aber, dass sie sich solch eine Art Leben im Moment nicht mehr vorstellen konnte. Das brachte sie zurück zu der Ungerechtigkeit, die in Grandea herrschte. Areus wollte sich unterhalten und Ysara erzählte ihm nun wieder zugewandt und offen von ihrem Leben und was sie geformt hatte. Ungeachtet des Lautes, der zeigte, dass er nicht ganz einverstanden damit war, dass sie sich für andere verantwortlich fühlte, sprach sie weiter und erwähnte, wie gut es getan hatte, mit Sadia so viel Gutes zu schaffen. „Idealismus, hm?“ Bei seinem freudlosen Lachen runzelte Ysara die Stirn. „Ja, es mag dich ehren, Ysara. Dich und deine Freunde. Aber du wirst irgendwann lernen müssen, dass ihr nicht gegen alles vorgehen könnt.“ "Es muss nicht alles auf einmal sein", warf sie ruhig, aber ernst ein. „Ich müsst klug eure Ziele wählen und eure Kräfte einteilen. Das, was du dir vornimmst, ist keine Kleinigkeit. Das erfordert Durchhaltevermögen, Präzision! Wie wollt ihr Grandea befreien, hm?“ Da legte Ysara den Kopf schief und musterte Areus. Es überraschte sie, dass er so kritisch war. Sie konnte ihm keine Antwort geben und sie wusste, dass ihm das klar war. "Das überlege ich mir auf dem Rückweg von Morgeria", meinte sie salopp, als wäre nichts dabei. "Niemand hat gesagt, dass wir gleich morgen Grandea befreien. Wenn wir die Vashnars schwächen, ist das schon mal ein guter Anfang."

Areus hatte mehr über Ysara erfahren und nun wollte sie die Gelegenheit nutzen, um auch mehr über ihn zu erfahren. Sein Albtraum hatte sie erschreckt, aber auch neugierig gemacht, und den Eindruck hinterlassen, dass diese Hexe nicht nur dem Fieber entsprungen war. Ysara tastete sich langsam vor und bemerkte, dass sich Areus' Mimik bei ihrer Nachfrage verschloss. Als er dann auch noch den Blick abwandte, bereute sie direkt, ihn danach gefragt zu haben. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Sie ist real.“, antwortete er schließlich. Ysara nickte nur und schwieg. Sie wartete ab, um ihn nicht weiter zu drängen und hätte es wohl auch akzeptiert, wenn das Gespräch damit beendet wäre. Dann aber sah er zurück zu ihr. Ysara erwiderte seinen Blick standhaft, als er sie prüfend ansah. Ihr Blick war ruhig, ihre Haltung zeigte aber auch, dass sie ihn nicht drängen würde. Sie war kurz davor, ihm zu sagen, dass er nicht darüber reden musste, als er sich einen Ruck gab. „Ich wuchs in Reich auf, lernte das Leben in den Schatten kennen, wie du das Leben im Überfluss. Ich stamme aus einer typischen Nachtelfen Familie: Ein Kind, Vater und Mutter hoch motiviert Karriere zu machen. Der eine Meuchelmörder, die andere Schattenhexe und Manthalapriesterin.“ Seine Worte zeichneten ein finsteres und kaltes Bild von seinen Eltern in ihrem Kopf. Die Vorstellung, mit solchen Eltern aufzuwachsen, bescherte ihr ein mulmiges Gefühl. Sie wusste, dass man den Nachtelfen Verschlagenheit nachsagte und dass sie Mörder und Kämpfer waren. Dass ein Kind aber tatsächlich unter solchen aufwachsen musste, klang furchtbar und nicht nach einer erfüllten Kindheit. "Eine Schattenhexe?", fragte sie dann aber doch noch einmal nach, denn darunter konnte sie sich nur vage etwas vorstellen. Sie bemerkte, wie ungewohnt sachlich Areus jetzt sprach, als würde er nichts fühlen, wenn er von seinen Eltern erzählte. Ysara versuchte, den Kloß in ihrem Hals hinunter zu schlucken. „Ich war viel allein, brachte mir einiges selbst bei und lebte mein Leben in den Gossen der Stadt unter der Erde.“ Die Beschreibung seiner Kindheit weckte ihr Mitleid. "Das war sicher schwer", warf sie ein und überlegte kurz, bevor sie beschloss, das Folgende zu sagen. "Erstaunlich, dass etwas aus dir geworden ist", meinte sie mit dem Anflug eines neckenden Lächelns, weil sie hoffte, dass es seine Laune heben würde. Plötzlich lächelte Areus jedoch. „Aber das ist sehr lange her und bald schon nicht mehr wahr!“ Ysara lächelte schief, um ihn aufzubauen. Sie bemerkte natürlich, dass er sich von dem plötzlichen Trübsal ablenken wollte und sie würde sicher nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen. „Wir haben wohl alle mit unserer Herkunft zu kämpfen, was? Ist es nicht sogar Gesetz, dass die Kinder partout nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten wollen? Und am Ende sind sie sich ähnlicher als sie ahnen!“ Da grinste sie aber ehrlich belustigt. "Das ist wohl so", bestätigte sie und ihre Augen funkelten für einen Moment amüsiert. „Eas diese ‚Hexe‘ angeht, verzeih mir, dass ich dich erschreckt habe. Ein alter Geist aus alter Zeit, nichts, worum du dich Sorgen müsstest!“ Ysara wurde etwas ernster, das Lächeln aber blieb und wurde nachsichtig. Nach seiner ersten Reaktion hatte sie nicht erwartet, dass er ihr ausschweifend von dieser Hexe erzählen würde und wäre eher überrascht davon gewesen. Daher ließ sie es darauf beruhen. "Da bin ich aber froh", witzelte sie und gab ihm die Gelegenheit, das Thema zu wechseln. Dieses hier war ihm offenbar unangenehm. Sie hatte einen Vorstoß gewagt und sie akzeptierte, dass er nicht weiter daran erinnert werden wollte.

„So. Und du und dieser Cassian Jafor, wieso stehst du eigentlich nicht an seiner Seite und heiratet ihn?“ Schlagartig verharrte Ysi in der Bewegung und ihre Augen weiteten sich überrascht. Der Themenwechsel saß. "Was?", fragte sie und versuchte, seinem Gedankengang zu folgen. Überrumpelt strich sie sich eine Strähne hinter das Ohr und versuchte, ihr Lächeln aufrecht zu halten und sich nicht in die Karten schauen zu lassen. „Passte er nicht in die ‚gute Partie‘, deiner feinen Gesellschaft? Wohl kaum, wenn man bedenkt aus welcher Familie er kommt.“ Da musste sie dann doch schlucken. Areus' Worte versetzten ihr einen Stich und kurz zuckten Ysaras Lippen. Sie wusste, dass sie längst ein anderes Leben führen würde, hätte Cassian nur zugestimmt. Areus erinnerte sie daran und daran, dass es genau andersherum war. Sie war keine gute Partie für Cassian. „Oder war es etwa tatsächlich nur Freundschaft?“ Ysara schnaubte, als wären seine Worte lächerlich. "Natürlich war es nur Freundschaft", warf sie ein und verschränkte unbewusst die Arme vor der Brust. „Ach, wohl kaum! Dafür haben deine Augen zu sehr geleuchtet, wenn du bei ihm warst!“, legte Areus nochmal nach. Ysara brauchte all ihre Willenskraft, um nicht die Lider zu senken und ihm mit dem Ausweichen des Blickes zu bestätigen, dass er Recht hatte. Es überraschte sie, zu hören, dass es so offensichtlich gewesen war, denn sie war sich dessen selbst nicht bewusst gewesen. "Ich weiß nicht, was du gesehen haben willst, aber da muss die Fantasie mit dir durchgegangen sein", versuchte sie mit einer Unbekümmertheit zu sprechen, die ihr schwer fiel. Tapfer stand sie vor Areus und redete sich ein, dass er es nicht so meinte. Sie musste das einfach gedanklich wiederholen, um nicht die Fassung zu verlieren. Sie sah seine Mimik und sie wusste, dass er sich einen Spaß machen wollte. Vermutlich war ihm gar nicht klar, in welche Wunde er da piekte. Vielleicht aber bemerkte er es aufgrund ihrer Reaktion, die nicht gewohnt scherzhaft und locker ausfiel. Ysara versuchte es zwar, wirkte aber dennoch angefasst. Auf ihre Gefühle für Cassian angesprochen zu werden, und dann auch noch von Areus, war etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. „Also- wieso nicht der Jafor? Passte er nicht in dein Abenteuer-Leben?“ Ysara schwieg. Mit verschränkten Armen stand sie vor Areus und schaute ihn an. Sie hatte versucht, das Geschehene zu verdrängen, aber jetzt kam alles wieder hoch. Cassians Kuss, seine Zurückweisung und seine leeren Worte über ein anderes Leben, das nie existieren würde. Ein Leben, das er nicht mit ihr aufbauen würde. Stattdessen hatte er eingewilligt, Ta'nurie zu heiraten und nach Morgeria zu gehen. Ob freiwillig oder nicht, spielte für Ysaras Stolz keine Rolle. "Cassian und ich sind tatsächlich nur gute Freunde, die uns im ewigen Alltag unterstützen", versicherte sie Areus und zuckte mit den Schultern. Sie wirkte nicht unfreundlich, aber sie bemühte sich darum, ihm gegenüber nicht ihre Gefühle zu zeigen, die knapp unter der Oberfläche brodelten. Sie kannten sich nicht. Nicht einmal Sadia wusste, wie nah Cassian und sie sich gekommen waren. "Du solltest dir deinen Kopf lieber darüber zerbrechen, wie wir nach Morgeria kommen", blockte sie das Thema Cassian ab und hoffte, dass es genauso schnell dorthin verschwand, wo Areus' es ausgegraben hatte. "Wie gut kennst du dich eigentlich in Morgeria aus? Warst du schon oft dort?", fragte sie dann und hoffte auf eine zustimmende Antwort. Immerhin hatte er die Karte zerrissen, die sie zum Schatz führen sollte, und er war der Einzige, der sie dorthin führen konnte.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Montag 5. August 2024, 13:45

Es war eine bedeutend frische Wunde, die Areus bei Ysara ansprach. Cassian hatte sich trotz vermeintlicher Gefühle gegen das Leben mit ihr entschieden. Dabei waren sie wie füreinander geschaffen und jemand wie Ysara, der das romantische Leben noch nicht gut kannte, durfte mit Recht verwirrt sein. Wie sollte man auch diese widersprüchlichen Signale aufnehmen? Wie verstehen? Ysara’s Herz war jung und sie in Liebesdingen mehr als jungfräulich. Dennoch verhielt sie sich tapferer als man es womöglich erwartet hätte. Sie ließ sich nicht ins Herz schauen und das Violett von Areus sah lediglich eine leicht verstimmte Maske. Der Nachtelf mochte sich seinen Teil dazu denken, doch er nickte schließlich nur und beließ es bei ihren Worten dabei. Bevor er dazu kam das Thema zu wechseln, war es Ysara, die sich dazu bemüßigt fühlte. "Du solltest dir deinen Kopf lieber darüber zerbrechen, wie wir nach Morgeria kommen. Wie gut kennst du dich eigentlich in Morgeria aus? Warst du schon oft dort?" Areus schmunzelte und warf ihr einen Blick zu. „Ich war noch nie in Morgeria“, gestand er ihr und feixte mit einem Mal, was ihm einen durchaus smarten Gesichtsausdruck verlieh. Der Elf wischte sich über die Stirn und versuchte eine seiner wirren Haarsträhnen beiseite zu wischen, die daraufhin wieder zurückfiel. Noch immer war es ungewöhnlich, dass Elfen kurze Haare trugen, aber ihm stand das ungemein. „Aber das muss ich auch nicht. Wichtig ist doch nur, dass ich weiß, wer uns helfen wird!“, zwinkerte er ihr zu und erneut machte er ein Geheimnis aus seinem Wissen. Bevor er jedoch weiter ausführen konnte, wurde sein Impuls von Schritten unterbrochen. Sadia kam mit einem Tablett hinunter gestiefelt und begrüßte den Elfen mit einem anerkennenden Nicken, dass er wach war. Ysara bekam ein Lächeln. „Ich habe euch Essen gebracht.“, kommentierte sie unnötigerweise, ehe sie das Tablett mit zwei Schüssel darauf auf einem Holzfass abstellte. Es dampfte in den Schüsseln. Sadia blickte darauf und verzog die Schnute. „Die Vorräte gehen langsam zur Neige also… gibt es Kartoffeln mit… Kartoffeln. Die Brühe ist aus der Schale gemacht…“, schnalzte sie mit der Zunge. „Ist jetzt nicht das Beste aber gibt immerhin einen warmen Bauch!“, zuckte sie die Schultern. Allerdings wurde ihr Blick dann verschwörerisch. „Aber! Ich konnte einen Rest Honigwein ergattern!“, grinste sie triumphierend und nickte stolz. „Den überlasse ich euch, damit ihr die Suppe mit etwas Leckerem runterspülen könnt!“, sagte sie, bis sie Areus einen Blick zuwarf. „Wie geht es dir?“, fragte sie und der Nachtelf zuckte die Schultern. „Dank hervoragender Pflege wird sich das gewiss bald in Luft auflösen!“, feixte er und übertrieb mit Absicht maßlos, was Ysara’s Hilfe anging. Sadia sah vielsagend grinsend zu Ysi. „Ist das so?“, schürzte sie die Lippen und lachte dann. „Na… dann störe ich nicht länger! Wir werden Andunie wohl in der Nacht erreichen, oder ganz früh am Morgen, laut der Leute, die hier Ahnung haben“, berichtete sie noch und atmete auf.

„Den Göttern sei Dank! Ich freue mich auf festen Boden!“, brabbelte sie, bevor sie sich umdrehte und wieder die Stufen hinaufging. Dann blieb sie noch mal stehen und sah von Areus zu Ysara. „Soll ich eigentlich mal… du weißt schon?“, machte sie bedeutungsschwer und spielte wohl auf das Tragen der Schriftrolle an. Sie hatten ja ausgemacht, dass sie immer mal wieder wechselten, zur Sicherheit. Areus beobachtete die beiden Frauen genau, doch dann mühte er sich damit ab, sich aufzusetzen und schließlich auch mal aufzustehen. Es sah noch reichlich wackelig aus, aber er hielt sich selbst an dem Mast fest, der bis in den unteren Bereich des Schiffes reichte. Im schwachen Licht der Kerzen, die man in kleinen Windlichtern aufgestellt hatte, dass hier nichts Feuer fing, wurde die helle Haut des Elfen auf eine ganz andere Art eingefangen. Das Muskelspiel zeichnete sich deutlich auf seinem Rücken, seiner Brust und seinen Hüften ab. Hier und dort konnte Ysara Ballgroße Hämatome erkennen, die sich inzwischen zum hässlichen Violett entwickelten. Areus versuchte stehenzubleiben, was ihm nur mäßig gelang. Die ganze Zeit über hatte er gelegen und jetzt rebellierte sein Körper gegen diese ungewohnte Anstrengung. Er wankte, dann hielt er sich am Mast fest und rutschte daran hinunter, um auf dem Boden sitzen zu bleiben. „Verdammt…“, knurrte er ungewohnt ernst und strich sich erneut mit der Hand durch die Haare. Daraufhin sah er zu Ysara auf, während er ein Bein ausstreckte, das andere anwinkelte und seinen Arm darauf ablegte. „Ysara, wärst du wohl so liebenswürdig und würdest mir die Suppe herbringen? Ich bin gerade nicht… in der Verfassung lange zu stehen.“, räumte er ein und übertrieb etwas in der Aussprache. Als wäre er vornehm und sie eine Edle, die er ansprach. Sobald sie ihm eventuell half, oder gar ablehnte, würde er dennoch das Wort erneut an sie richten: „In meiner Heimat herrscht ewige Dunkelheit. Das ermöglicht es uns, dass wir besonders gut im Dunkeln sehen können. Allerdings bringen die Schatten auch die schlimmsten aller Albträume hervor. Die Hexe, von der du erfahren hast, ist eine Spukgestalt aus anderen Tagen und ich bin mir nicht sicher, ob sie jemals real war. Sie war aber der Grund, wieso ich etwas unverzeihliches tat und schließlich verbannt wurde. Es ist richtig, dass ich in mein Reich nicht zurückkehren darf, sonst droht mir der Tod.“, erklärte er und musterte Ysara, wie sie auf die Offenbarung reagierte. „Manchmal bilden wir uns Dinge ein, die nicht da sind. Manchmal sind wir übereilt oder vorsichtig, obwohl das Gegenteil der Fall sein sollte. Wie auch immer – Ich habe die Verbannung dennoch nicht nur mit Leere gefüllt. Ich habe helfende Hände, Leute, die mir Gefallen schulden. Wir werden Morgeria erreichen und wir werden dort euren Schatz finden. Ich verspreche es.“, sagte er noch mal anschließend an ihre Fragen und unterstrich sein Versprechen mit einem intensiven Blick, ehe er sich um seine Suppe kümmern wollte. Ob sie ihm die nun brachte oder er sich diese noch holen müsste.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Freitag 9. August 2024, 19:28

Der Nachtelf hakte nicht weiter nach, was Cassian und ihre Beziehung zueinander anging und bewies damit erneut mehr Feingefühl, als man ihm zutrauen könnte. Ysara war froh, dass er nicht weiter nachbohrte, denn sie hätte nicht dafür garantieren können, ihre verletzten Gefühle bei weiteren Nachfragen noch weiter überspielen zu können. Daher lenkte sie das Thema auf etwas Wichtiges, aber in dem Sinne unpersönliches, da es weder von Areus' Hexen noch von Ysaras Cassian handelte. Die Frage, ob er schon einmal in Morgeria gewesen war, verneinte der Elf so belustigt, dass sich Ysis Augenbraue hob. "Machst du Witze?", wollte sie wissen und klang nicht so amüsiert wie Areus. Aber sein Grinsen war Antwort genug. Vielleicht wären seine Worte ein guter Grund, wütend zu sein. Aber dafür war Ysara wohl nicht streitlustig genug und der Nachtelf hatte in der Zwischenzeit einige Pluspunkte gesammelt und sich als zuverlässiger, wenn auch leichtsinniger Partner herausgestellt. Er machte es ihr schwer, wütend auf ihn zu sein. Die grünen Augen folgten der Bewegung seiner Hand, als er sich eine Strähne aus dem Gesicht strich, die aber sofort wieder an ihren Platz zurückfiel. „Aber das muss ich auch nicht. Wichtig ist doch nur, dass ich weiß, wer uns helfen wird!“ Diese Leichtfertigkeit ließ Ysara dann doch etwas verblüfft zurück. Der Blick aus den grünen Augen wurde zweifelnd. "Du hast die Karte zerrissen", erinnerte sie ihn unnötigerweise, aber das beschäftigte sie gerade am meisten. "Du meintest, du hast dir alles davon eingeprägt. Wie willst du den Weg finden - oder finden lassen -, wenn du noch nie da warst und gar keine Anhaltspunkte außer abstrakte Linien hast?", fragte sie ruhig nach, obwohl sie merkte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Auch sie hatte sich die Karte damals im Krähennest genau angesehen und besaß genug Vernunft, um zu wissen, dass sie keinem anderen beschreiben könnte, wo genau ihr Ziel lag. Einfach, weil auch sie Morgeria noch nie gesehen hatte und kein Bild von der Stadt vor Augen hatte. In ihr wallte die Sorge auf, dass ohne Areus' Ortskenntnisse auch die Karte in seinem Kopf nutzlos war. Und das wäre fatal.

Ysara sah wenig begeistert aus, aber Schritte lenkten sie ab. Mit einem Seufzen wandte sie den Blick von Areus ab und biss sich auf die Unterlippe. Im Inneren befürchtete sie schon, dass ihr gesamter Plan auf einer Blase beruhte, die sich als tückisch herausstellte. Gedanklich ging sie schon die Konsequenzen durch, die das haben könnte. Da erblickte sie Sadia und erwiderte deren Lächeln, wenn auch etwas zerknirscht aufgrund von Areus' neuesten Offenbarungen. „Ich habe euch Essen gebracht.“ Ysara kam ihr entgegen. "Danke!", meinte sie ehrlich und ihr wurde bewusst, dass sie selbst noch gar nichts gegessen hatte, seit sie erwacht war. Neugierig beugte sie den Kopf über die Schüsseln und inspizierte, was Sadia ihnen mitgebracht hatte. „Die Vorräte gehen langsam zur Neige also… gibt es Kartoffeln mit… Kartoffeln. Die Brühe ist aus der Schale gemacht…“ "Mhmm, einfallsreich", kommentierte Ysara trocken und grinste kurz in Sadias Richtung. „Ist jetzt nicht das Beste aber gibt immerhin einen warmen Bauch!“ "Wir sollten uns wohl nicht zu laut beschweren, hm? Ich vermisse das Essen vom alten Fizz schon jetzt ", schwelgte Ysara kurz in Erinnerung an den Tavernenbesitzer in Bernar. „Aber! Ich konnte einen Rest Honigwein ergattern! Den überlasse ich euch, damit ihr die Suppe mit etwas Leckerem runterspülen könnt!“ "Du bist die Beste", bescheinigte sie ihrer Freundin. Im Angesicht der Kartoffelbrühe war sie ehrlich dankbar über die Aussicht auf etwas Geschmack. Dann erkundigte sich Sadia nach Areus' Zustand und dieser antwortete wie immer eher scherzhaft. „Dank hervoragender Pflege wird sich das gewiss bald in Luft auflösen!“ Ysara aber beschäftigte immer noch die Sache mit der Karte. Sie konnte, nein sie musste jetzt darauf hoffen, dass Areus' Kontakte ihnen halfen. Und alleine sein Kontakt zu diesen Piraten hatte ihr schon einiges abverlangt. „Ist das so?“, wollte Sadia wissen. "Ich gebe mein Bestes", versuchte sich Ysara in einem Grinsen. Es war wohl allen Anwesenden klar, dass sie nicht viel Ahnung davon hatte. Aber hoffentlich ausreichend. „Na… dann störe ich nicht länger!“ "Du störst nicht", warf Ysara eher reflexartig ein, weil sie das nie von ihrer besten Freundin denken könnte. „Wir werden Andunie wohl in der Nacht erreichen, oder ganz früh am Morgen, laut der Leute, die hier Ahnung haben“, bestätigte sie dann Areus' Worte von vorhin. "Das wird Zeit. Als Erstes kaufe ich uns gebackenen Fisch und Apfelküchlein", sinnierte Ysara bereits über das Essen in Andunie und ihr Magen knurrte zustimmend und erinnerte an seine Leere. Ysara sah Sadia hinter her, als sich diese verabschiedete. Dann wandte sich ihre Freundin aber doch noch einmal an sie. „Soll ich eigentlich mal… du weißt schon?“ Ysara verstand sofort, wovon sie sprach, schaute aber entsprechend überrascht. Denn die Schriftrolle ihr jetzt vor Areus zu überreichen oder auch nur davon zu reden, widersprach doch sehr Sadias Ansicht, wie sie mit dem Thema vor dem Elfen umgehen wollte. Die Blonde behielt ihren Blick auf Sadia und ließ sich nicht anmerken, dass sie über so etwas Wichtiges redeten. "Später, wenn ich hier fertig bin", meinte sie daher nur und lächelte Sadia zuversichtlich an. Grundsätzlich war sie dafür, aber das hatte wohl noch etwas Zeit.

Als Sadia dann tatsächlich verschwunden und Areus und sie alleine waren, drehte sich Ysara zu dem Elf herum. Sie hatte sein Ächzen zwar schon in ihrem Rücken vernommen, aber nicht bemerkt, dass er aus der Hängematte geklettert war. Jetzt stand er an dem Mast und hielt sich angestrengt daran fest. "Du solltest dich lieber wieder setzen", empfahl sie ihm ungefragt, bevor ihre Augen den Kontakt zu seinem Gesicht verloren. Areus' angespannte Muskeln traten unter der blassen Haut hervor und wurden von dem flackernden Feuerschein der vielen Lichter umschmeichelt. Ysara fragte sich unwillkürlich, wie sich wohl eine richtige Umarmung von ihm anfühlen würde. Nicht, weil er ihr half, wie in der Höhle und auch nicht so, als er sie in der Hängematte ein Stück an sich gezogen hatte, um sie zu verbergen. Sondern eine richtige und eine gefühlvolle Umarmung. Die Hormone brachten Ysara auf andere Gedanken und lenkten sie auch von der Wut ab, die sich zuvor noch hatte aufbauen wollen. Areus hingegen kämpfte mit seinen Beinen und verlor schließlich. Fluchend landete er auf dem Boden und erinnerte Ysara an seine Verletzungen, die sicherlich wichtiger waren als ihre Fantasien. Sie blinzelte kurz und schaute zurück in sein Gesicht. "Sag' ich doch", grinste sie frech und schüttelte ihre Gedanken ab. Gleichzeitig wollte sie ihn mit ihrer Neckerei etwas aufmuntern, damit er nicht allzu hart mit sich umging. Immerhin war er erst seit kurzem wach.
„Ysara, wärst du wohl so liebenswürdig und würdest mir die Suppe herbringen? Ich bin gerade nicht… in der Verfassung lange zu stehen.“ Schmunzelnd stand sie noch immer an Ort und Stelle und schaute auf den lässig da sitzenden Elf hinab. Dann sah sie für einige Momente zu dem Tablett hinüber, als würde sie überlegen müssen, ob sie seiner Bitte nachkam. Natürlich griff sie am Ende nach dem Tablett, brachte es zu ihm und setzte sich dann im Schneidersitz ihm gegenüber, sodass das Tablett zwischen ihnen stand. "Es soll ja niemand an meinen Pflegefertigkeiten zweifeln." Sie lächelte und reichte ihm eine der Schüsseln, bevor sie sich die andere auf das übergeschlagene Bein stellte. "Dann also ein Picknick in einem Piratenschiff. Öfter mal was Neues." In ihren Augen funkelte es amüsiert. Nach dem Schrecken in der Höhle breitete sich neben all den Sorgen langsam wieder die Abenteuerlust in der Krähe aus. Auch wenn sich schon wieder die nächste Sorge anbahnte. Trotzdem war das hier doch genau das, was sie sich lange Zeit ersehnt hatte und Ysara wollte es mit allen Umständen genießen. Jetzt aber widmete sie sich der Suppe und löffelte hungrig drauf los, wobei sie feststellte, dass Geschmack tatsächlich nicht groß vorhanden war. Aber sie wärmte wirklich gut und ihr leerer Magen hätte sich derzeit wohl auch mit der bloßen Brühe zufrieden gegeben. Als Areus zu sprechen begann, hob sie den grünen Blick über den Löffel hinweg, den sie sich gerade in den Mund steckte. „In meiner Heimat herrscht ewige Dunkelheit. Das ermöglicht es uns, dass wir besonders gut im Dunkeln sehen können. Allerdings bringen die Schatten auch die schlimmsten aller Albträume hervor. Die Hexe, von der du erfahren hast, ist eine Spukgestalt aus anderen Tagen und ich bin mir nicht sicher, ob sie jemals real war.“ Da senkte Ysara den Löffel und ließ ihn in der Schüssel liegen. Sie beobachtete Areus, während er sprach. Sie hatte nicht erwartet, dass er noch einmal auf die Hexe zu sprechen kommen würde und ihr war klar, dass das jetzt keine Selbstverständlichkeit war. Erneut überraschte er sie mit seiner Offenheit. Sie spitzte die Ohren und gerade der Teil über die Schatten ließ sie an die Schriftrolle denken und ihr Herz kurz schneller schlagen. „Sie war aber der Grund, wieso ich etwas unverzeihliches tat und schließlich verbannt wurde. Es ist richtig, dass ich in mein Reich nicht zurückkehren darf, sonst droht mir der Tod.“ Ysara blickte ihm für einige Momente in die Augen und es spiegelte sich Mitleid darin. Da hatten sie wohl etwas gemeinsam. Nur dass Ysara noch hoffen durfte, zurückzukehren, wenn sie die Absichten der Vashnars durchkreuzte. Jetzt aber ging es nicht um sie, sondern um Areus. Er erzählte ihr von sich und dennoch blieben Fragen offen. Vor allem eine, die ihr schon länger im Kopf herum schwirrte. "Hast du jemanden umgebracht?", platzte dann die Neugierde aus ihr heraus, bevor sie wusste, was sie da fragte. Ysara unterbrach den Blickkontakt. "Verzeih", murmelte sie sofort, als es ihr dann bewusst wurde. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er fähig dazu war, jemanden umzubringen. Vielleicht erkannte er das auch an dem Ausdruck in ihren Augen, als sie den Kopf wieder hob und den Blick in sein Violett suchte. Sie verurteilte ihn nicht, denn im Grunde konnte sie es sich auch gar nicht vorstellen. "Es klingt nur so rätselhaft", meinte sie erklärend, und als wäre das eine Entschuldigung für ihre Neugierde. Aber Alma hatte ähnliches angedeutet und seine Worte schienen den Verdacht der Hure eher zu unterstreichen. Die Rothaarige ließ sie jedoch unerwähnt. Die Krähe stellte die Schüssel nun zurück auf das Tablett, ohne den Blick von Areus zu lösen. Daraufhin kam er noch einmal auf das ursprüngliche Thema zu sprechen. „Manchmal bilden wir uns Dinge ein, die nicht da sind. Manchmal sind wir übereilt oder vorsichtig, obwohl das Gegenteil der Fall sein sollte. Wie auch immer – Ich habe die Verbannung dennoch nicht nur mit Leere gefüllt. Ich habe helfende Hände, Leute, die mir Gefallen schulden. Wir werden Morgeria erreichen und wir werden dort euren Schatz finden. Ich verspreche es.“ Ysara erwiderte seinen Blick lange, als könnte sie ergründen, wie ernst er es meinte. Aber sein Versprechen klang ehrlich und es bedeutete ihr viel. Sie vergaß aber auch nicht, dass sie im Grunde gar nicht wusste, wie viel es wert war. Sie wollte aber daran glauben. Sie musste, weil es ihre einzige Chance war. Ysara nickte schließlich. "Es ist wichtig, dass wir den Schatz finden", betonte sie ernst und nun war sie es, die Areus' beinahe durchdringend ansah. "Wegen dem Schatz an sich natürlich. Aber auch, um die Verbindung der Familie Vashnar mit den Jafors zu.. torpedieren." Da weichte ihr Blick etwas auf und wurde eine Spur schelmisch, als sie durchblicken ließ, wieso sie das Ganze noch auf sich nahm. "Nicht, damit er mich heiratet", stellte sie dann aber direkt klar, bevor Areus Scherze machen konnte. Sie war nicht glücklich darüber, aber hörbar überzeugt davon, dass das nie passieren würde. "Aber weil Cassian, der Idiot, sonst sehenden Auges in sein Unglück rennt." Es war eine Beleidigung, liebevoll ausgesprochen, wie es wohl nur eine gute Freundin tun würde, die sich im Grunde nur Sorgen um ihren Freund machte und selbst nach Morgeria gehen würde, um ihn vor einer Ehe zu bewahren. Ysara blickte mit einem Seufzen auf ihre Schüssel hinab und winkte ab. Eigentlich wollte sie gar nicht über Cassian reden. Sie trank einen Schluck von dem Honigwein, der ein wenig von der nüchternen Suppe und den schalen Beigeschmack bei dem Gedanken an Cassian ablenkte. Dann funkelte es plötzlich amüsiert in ihren Augen, als sie Areus die Flasche reichte. "Hast du da gerade gesagt, dass du manchmal vorsichtig handelst? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Oder war das nur auf die Allgemeinheit bezogen?", neckte sie ihn in dem Versuch, die Stimmung nun wieder etwas aufzulockern.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Samstag 17. August 2024, 20:46

Es war gewiss nicht leicht, sich auf Areus‘ Sorglosigkeit so mir nichts, dir nichts einzulassen. Der Nachtelf hatte zwar bewiesen, dass er mit seiner ‚Art‘ meist ins Schwarze traf, aber sicher sein konnte sich Ysara dann doch nicht. So war es nicht verwunderlich, dass sie zwischen Wut und Belustigung schwankte, als er lapidar erklärte, niemals in der Dunklen Stadt gewesen zu sein. Er zog zwar, wie immer scheinbar, eine Paradeantwort aus dem Ärmel, doch das genügte nicht vollends, um Ysara auch zu beruhigen. "Machst du Witze?" „Bevorzugt, ja!“, antwortete er salopp und ohne Umschweife. "Du hast die Karte zerrissen. Du meintest, du hast dir alles davon eingeprägt. Wie willst du den Weg finden - oder finden lassen -, wenn du noch nie da warst und gar keine Anhaltspunkte außer abstrakte Linien hast?" Areus lächelte plötzlich, auch wenn es noch nicht den gänzlich alten Charme wiedererlangen konnte. „Vertraust du mir etwa nicht?“, fragte er mit gespielter Empörung, die sie bereits kannte. „Es gibt markante Punkte, die uns helfen werden, den Weg zu finden“, beantwortete er die Frage schulterzuckend und bereute es aufgrund seiner Verletzungen gleich wieder. Für einen Moment wurden die beiden bei ihrer Debatte unterbrochen, doch nachdem Sadia gegangen war, und Ysi klarmachte, dass sie die Schriftrolle jetzt gewiss nicht tauschen wollen würde, kehrte sie zum Elfen zurück. Sie musste mitansehen, dass er noch nicht wirklich gut zu Fuß war und noch immer war es essentiell wichtig, dass Areus einen Heiler sah. Das aber konnte den jung erwachten, hormonellen Verstand der Krähe nicht davon abhalten zu bemerken, wie gut die Muskeln sich im matten Kerzenlicht machten. Areus forderte Ysara’s Gedanken ordentlich heraus, aber seine Schwäche zeigte ihr schließlich, dass jetzt ganz andere Dinge im Vordergrund standen und auch stehen mussten. Er war sich zumindest nicht zu schade einzugestehen, dass er noch immer gehörig geschwächt war. So bat er sie um Hilfe, auch wenn er es ein wenig übertrieb mit der Höflichkeit. Ysara aber machte das nichts. Sie stieg darauf ein und half dem Elfen dann, etwas zu essen. "Es soll ja niemand an meinen Pflegefertigkeiten zweifeln." Er schnaubte, ob ihres Kommentars und grinste dann. „Natürlich nicht!“ "Dann also ein Picknick in einem Piratenschiff. Öfter mal was Neues." „Ich bin dafür bekannt, unkonventionell zu sein!“, feixte Areus und begann daraufhin mit einem dankbaren Nicken in ihre Richtung, die schnöde Kartoffelsuppe zu löffeln.
Auch Ysara löffelte ein Bisschen und letztendlich wärmte es, auch wenn es kaum richtig schmeckte. Aber auch Areus beschwerte sich nicht, sondern aß brav seine Mahlzeit. Bis er plötzlich von seiner Vergangenheit anfing und Ysara doch noch ins Vertrauen zog. Zumindest etwas. "Hast du jemanden umgebracht?" Ein ernster Blick aus seinem Violett war die Folge dieser zackigen Frage und ließ Ysara zurückrudern. “Verzeih… Es klingt nur so rätselhaft" Areus senkte ebenfalls den Blick und überging die Antwort darauf. Stattdessen sprach er davon, dass man manchmal den Fokus verlieren konnte. Allerdings blieb er ihr die Antwort auf ihre indiskrete Frage weiter schuldig. Offenbar war es eben doch nicht so leicht, aus dem im Prinzip offenen Areus etwas Privates herauszubekommen. "Es ist wichtig, dass wir den Schatz finden", meinte sie schließlich, als er versprach, dass er sie nicht hängen ließ. Wegen dem Schatz an sich natürlich. Aber auch, um die Verbindung der Familie Vashnar mit den Jafors zu.. torpedieren." Nun aber funkelte es schlemisch auf und Areus‘ Lippen öffneten sich bereits für einen Kommentar, den Ysara noch selbst schnell unterband: "Nicht, damit er mich heiratet" Er feixte. Er glaubte ihr kein Wort, aber letztlich ließ er seine Lippen wieder zuschnappen und behielt den Kommentar für sich. "Aber weil Cassian, der Idiot, sonst sehenden Auges in sein Unglück rennt." „Und du wärst weniger sein Unglück?“, fragte er frech und konnte es nicht lassen.

Ysara spülte den leichten Geschmack nach Bitterkeit mit Honigwein hinunter und reichte die Flasche dann Areus. Jener griff sie, wartete aber noch damit, ebenfalls zu trinken. Auch er hatte derweil seine Schüssel beiseitegestellt und musterte sie einen Moment. „Es bringt nichts, hinter Altlasten herzuweinen.“, bemerkte er schulterzuckend und verkniff sich das Aufstöhnen, ob der Schmerzen, ehe er doch einen kräftigen Schluck nahm. „Am Ende fügt sich, was sich fügen soll“, meinte er und es klang beinahe, wie eine Philosophie, die er lebte. „Du und der Jafor, seid nicht füreinander geschaffen“, maßte er sich plötzlich an, zu bewerten. „Das musst du einsehen. Dein Leben ist einen vollkommen anderen Weg bestimmt als seines… Du gehörst nicht in die Obrigkeiten, sondern in die Schatten. Das Diebesvolk ist deine Familie.“, bemerkte er und musterte sie einen Moment. „Ansonsten säßest du nicht hier und würdest mit mir Honigwein auf den vergilbten Planken eines Piratenschiffes trinken!“, grinste er, reichte die Flasche weiter und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Ich kann dir nur raten, dich von dem Gedanken an dein altes Leben zu lösen. Ansonsten wirst du nie lernen, was es bedeutet zu fliegen.“, meinte er noch weise, ehe er aufmerkte. Er schien etwas zu hören und tatsächlich hörte Ysara es dann auch. An Deck wurden einige Schritte laut und Rufe gellten durcheinander. „Sie sehen den Hafen von Andunie“, klärte er sie auf und schaute Ysi dann an.
„Wird Zeit, die Koffer zu packen, Edle Elinor!“, schürzte er die Lippen und ruckte mit dem Kinn in Richtung Treppenaufgang. „Bald haben wir wieder festen Boden unter den Füßen!“, meinte er, bevor er sich aufrappelte und ordentlich geschwächt wieder Richtung Hängematte wankte, in die er sich daraufhin fallenließ. Areus schlief augenblicklich ein, würde diese Auszeit wohl benötigen, wenn er in der Stadt angekommen erstmal laufen musste, bis sie sich orientiert hatten. Ysara würde an Deck mit allerlei Aufgaben konfrontiert werden. Allen voran, musste sie ihr weniges Hab und Gut einsammeln, denn tatsächlich würden sie schon in wenigen Stunden in den Hafen einlaufen. Sadia und Elian wurden ebenfalls eingeteilt, dass sie die Takelage auf Anweisung beackerten, so wie Ysara helfen musste, alle Fracht ordentlich zu verstauen und zu verzurren. Im Laderaum fanden sich einige Frachten, die im Hafen dann von den Dunklen gelöscht werden würden, aber schließlich hatten sie noch genug Zeit, alles für die Ankunft vorzubereiten. Auch sie konnte im langsam dämmernden Licht erkennen, wie sich in der Ferne ein fundamentales Bauwerk am Horizont erhob. Die Akademie der Wassermagie zu Andunie… sie hatten es geschafft.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Donnerstag 22. August 2024, 18:21

Der Weg nach Morgeria würde nicht leicht werden, das war ihr durchaus bewusst. Als Areus ihr aber eröffnete, dass er selbst noch nie dort gewesen war, war ihr für einen Moment nicht klar, ob er einen Witz machte. „Bevorzugt, ja!“ In ihrem Mundwinkel zuckte es kurz aufgrund seiner Schlagfertigkeit, ihr Blick aber sprach eher von einem sarkastischen 'Sehr witzig'. Dann wollte sie aber wissen, wie genau er sich das vorstellte, ohne die Karte in die Stadt zu gelangen. Auch darauf hatte er sofort eine Antwort. „Vertraust du mir etwa nicht?“ "Mit einer Schatzkarte würde ich dir etwas mehr vertrauen", erwiderte sie direkt. Sie schmunzelte, aber sie log nicht. Während ihrer bisherigen Reise hatte sich zwangsläufig ein Vertrauen zwischen ihnen aufgebaut, sonst wären sie jetzt wohl nicht da, wo sie waren. Trotzdem kannten sie sich noch nicht besonders gut und da war ein Rest von Misstrauen wohl nicht ungewöhnlich. „Es gibt markante Punkte, die uns helfen werden, den Weg zu finden.“ Ysara musterte ihn einen Augenblick und gab dann ein unentschlossenes "Hmpf" von sich, das nicht sehr überzeugt klang. "Wenn du das sagst, wird es wohl so sein", antwortete sie daher, denn sie wusste, sie konnte nichts anderes tun, außer auf ihn zu vertrauen und der Reise mit all ihrer Zuversicht entgegenzusehen.

Wenig später saßen sie auf dem Boden des Schiffes, um zu essen. Auch das war etwas Neues für Ysara, das sie mit einem Grinsen kommentierte. „Ich bin dafür bekannt, unkonventionell zu sein!“, erwiderte der Nachtelf prompt und entlockte ihr ein Auflachen. "Das hast du schon bewiesen, ja", stimmte sie zu und kicherte. Sie genoss zwar weniger die Kartoffelsuppe, aber seine Gesellschaft durchaus. Er beschrieb mit eigenen Worten, was ihn so sympathisch machte. Durch seine Art unterschied er sich von den anderen Männern, die sie in ihrem schnöden Alltag in Grandea kennengelernt hatte. Ysara war zwar nicht klar, ob es das war, was er beabsichtigte, sie aber genoss seine Gesellschaft und in einem Gespräch näherten sie sich wieder an. Ysara jedenfalls fühlte sich sicher genug, um dem Drang und ihrer Neugier nachzugeben und Areus zu fragen, ob er jemanden umgebracht hatte. Ein ernster Blick aus den violetten Augen war die Folge, sodass sie sich gezwungen sah, sich schnell zu entschuldigen. Sie senkte den Blick und Areus schwieg. Offensichtlich wollte er nicht darüber reden. Aber sie nahm zur Kenntnis, dass er ihre Frage auch nicht verneinte. Sie biss sich auf die Zunge, auch wenn sie seine Antwort brennend interessierte. Er wollte jedoch nicht darüber reden und so verlief das Thema im Sand. Stattdessen versprach er ihr, dass sie den Schatz in Morgeria finden würden und Ysara gab ihm einen Einblick, dass es ihr auch ein persönliches Anliegen war, weil sie verhindern wollte, dass Cassian und Ta'nurie heirateten. Sie sah Areus' Einwand bereits in den violetten Augen und wollte diesen mit ihren nächsten Worten unterbinden. Cassian hatte ihr klargemacht, dass er sich nie für sie entscheiden würde. Trotzdem wollte sie ihn vor seinem Unglück bewahren. „Und du wärst weniger sein Unglück?“, ließ sich Areus dennoch nicht von einem Kommentar abhalten. "Weniger als eine Dunkelelfe? Auf jeden Fall", erwiderte sie ebenso frech und direkt. "Aber darum geht es gar nicht", bekräftigte sie noch einmal. Sie wollte darüber hinweg lächeln, aber das gelang ihr nur mäßig. Stattdessen griff sie zur Flasche, spülte die Bitterkeit hinunter und reichte den Honigwein an Areus weiter. Ihr Blick wurde fragend, als er sie musterte, anstatt zu trinken. „Es bringt nichts, hinter Altlasten herzuweinen.“ "Keine Sorge, das tue ich nicht", erwiderte sie und zuckte nun ihrerseits mit den Schultern. Cassians Abfuhr hatte ihren Stolz verletzt, aber das würde sie Areus nicht auf die Nase binden. Sie hatte ihren Lebensmut und ihren Witz darüber hinaus dennoch nicht vergessen. „Am Ende fügt sich, was sich fügen soll“, gab Areus zum Besten. "Und welchem Buch entspringt diese Weisheit?", wollte Ysara mit einem schelmischen Ausdruck in den grünen Augen wissen. Sie hoffte, ihn von dem Thema abzulenken, aber Areus hatte anderes im Sinn. „Du und der Jafor, seid nicht füreinander geschaffen. Das musst du einsehen. Dein Leben ist einen vollkommen anderen Weg bestimmt als seines…“ Mit einem Mal verschwand der Schelm aus ihren Augen und sie sah ihn ernst an, während sich ihre Schultern strafften. "Es sollte mich ehren, dass du dir unaufhörlich so viele Gedanken um Cassian und mich machst. Aber glaub mir, das ist unnötig und es ändert nichts. Ich glaube, wir drei sind uns einig, dass er mich nicht heiraten wird. Egal, wie oft wir noch darüber reden." Sie merkte gar nicht, wie sich ihre Stimmlage änderte und sie plötzlich in einem gleichsam höflichen wie auch distanzierten Ton sprach. Sie hatte oft darauf zurückgegriffen, um ihren Gegenüber vor den Kopf zu stoßen, ohne unhöfliche Worte gebrauchen zu müssen, die man ihr später vorwerfen konnte. Die höflichen Worte waren hier wohl nicht nötig, aber die Art und Weise, so auf ein unbequemes Thema zu reagieren, war ihr einfach ins Blut übergegangen. Areus' Hartnäckigkeit strapazierte ihre Nerven. Seine Worte änderten nichts an dem, was geschehen war, und sie änderten auch nichts an ihren Gefühlen, die sie für Cassian empfand. Es würde Zeit brauchen, bis sie sich wieder auflösten. Dass Areus so unverblümt über sie beide urteilte, wollte sie sich nicht gefallen lassen, denn es ging ihn schlicht nichts an. Cassians Entscheidung war schwer genug zu akzeptieren. Sie brauchte keinen Außenstehenden, der jedes Gespräch über ihn zum Anlass nahm, über sie beide zu urteilen, obwohl er sie doch gar nicht kannte. "Ich räume das weg", murmelte sie, griff nach den leeren Schüsseln und wollte sich bereits erheben, um der Situation zu entgehen, als Areus weiter sprach. „Du gehörst nicht in die Obrigkeiten, sondern in die Schatten. Das Diebesvolk ist deine Familie.“ Da hielt Ysara inne und sah ihn prüfend an. Sie blieb weiterhin wachsam, als würde sie einen erneuten Vorstoß in Richtung Cassian befürchten. Aber seine Worte schmeichelten ihr auch. Er war ein Mitglied der Diebeszunft und damit ein Vorbild für sie. Wie sollte es ihr da nicht schmeicheln, dass er sie bereits als Teil dieser Familie sah? Ihre Gesichtszüge wurden wieder etwas weicher. "Meinst du das ernst?", musste sie sich vergewissern. „Ansonsten säßest du nicht hier und würdest mit mir Honigwein auf den vergilbten Planken eines Piratenschiffes trinken!“ Sie verzog kurz den Mund, tat so als würde sie darüber nachdenken müssen und nickte dann, als wäre das ein plausibler Grund, den sie akzeptieren konnte. Dann nahm sie ihm die Flasche ab und für einen Moment musterten sie sich gegenseitig. Areus machte es ihr nicht gerade leicht, lange wütend auf ihn zu sein. Sie stellte die Flasche auf den Boden ab und drehte sie gedankenverloren am Hals, ohne einen weiteren Schluck zu nehmen, während sie sein Violett betrachtete. „Ich kann dir nur raten, dich von dem Gedanken an dein altes Leben zu lösen. Ansonsten wirst du nie lernen, was es bedeutet zu fliegen.“ Kurz hob sich ihre Augenbraue, weil er schon wieder eine Weisheit zum Besten gab. Jetzt schwieg sie jedoch, um das Thema endgültig abzuschließen. Ihr war klar, dass sie noch viel zu lernen hatte, nur dass Areus ihr seine Lebenserfahrung so oft unter die Nase rieb, war unbequem. Die Anspielung auf sie als Krähe, die die Bedeutung vom Fliegen noch erfassen sollte, ließ sie jedoch etwas versöhnlicher werden und unbewusst schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

Dann merkte Areus auf, weil er offenbar etwas über ihnen hörte. Ysara richtete den Blick nach oben, kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich, aber sie verstand kein Wort von dem, was da oben gesprochen wurde. Fragend schaute sie Areus an. „Sie sehen den Hafen von Andunie. Wird Zeit, die Koffer zu packen, Edle Elinor!“ Da erhob sie sich nun tatsächlich mit den beiden Schüsseln und stellte sie auf dem Tablett ab. „Bald haben wir wieder festen Boden unter den Füßen!“ "Wird auch Zeit", meinte sie und sah, wie er sich geschwächt aufrappelte. Wenn er es zuließ, würde sie ihm auf die Beine helfen und stützen, damit er es sicher bis zur Hängematte schaffte. Ganz offensichtlich schwächte ihn die körperliche Anstrengung, denn er schlief sofort ein, was sie sorgenvoll auf ihn hinabblicken ließ. Es wurde wirklich Zeit, dass sie nach Andunie kamen und dann hoffentlich schnell einen Heiler für ihn fanden. Ysi betrachtete Areus noch einen Moment, während seine Worte über Cassian durch ihren Kopf spukten. Dann wandte sie sich kopfschüttelnd ab, verdrängte den Gedanken an den Jafor und brachte das Tablett mit den geleerten Schüsseln zurück in die Kombüse. Jetzt habe ich ihn gar nicht nach der Magie gefragt, kam es ihr in den Sinn. Sie warf nochmal einen Blick zurück zu Areus, bevor sie die Treppen hinauf nahm. Das würde sie dann wohl nachholen, wenn er wieder auf dem Weg der Besserung war.
Nachdem sie das Tablett zurückgebracht hatte, versuchte Ysara, die ihr zugewiesenen Aufgaben zufriedenstellend zu erledigen. Sie verstaute die Fracht und zerrte sie unter größter Anstrengung fest. Unter den Piraten, die ihr immer mal entgegen riefen, was sie tun oder wie sie etwas besser machen sollte, oder gar mit ihr plauderten, fand sie jedoch nicht die notwendige Ruhe, um über die magische Schriftrolle nachzudenken. Erst als ihre Arbeit getan war und sie vorgab, ihr Hab und Gut zu packen, fand sie die Gelegenheit, ihre Gedanken zu sortieren. Sie kehrte ins Quartier zurück, das der Kapitän für sie geräumt hatte. Dort schaute sie sich die Schriftrolle noch einmal in Ruhe an. Sie las sich Zauber für Zauber durch, während sie die Begegnung mit Alea noch einmal vor ihrem inneren Auge Revue passieren ließ. Sollte sie sich tatsächlich der Schattenmagie verschreiben? Und was genau würde das für sie bedeuten? Am liebsten würde sie einfach die für sie nützlichen Zauber erlernen, aber Alea hatte deutlich gemacht, dass es nur ein Ganz oder Gar nicht gab. Außerdem hatte Elian Recht: Bisher hatte es nie einen Anlass gegeben, zu denken, dass sie in irgendeiner Weise magisch begabt wäre. Wäre es ihr also überhaupt möglich, Magie zu wirken, oder war das hier ein bloßes Gedankenspiel? Ysara war hin und hergerissen, was sie mit der Schriftrolle anstellen sollte. Die Aussicht, wofür sie die Zauber auf ihren Beutezügen nutzen könnte, war natürlich verlockend. Irgendwann runzelte Ysara die Stirn, legte Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel, weil sich die Gedanken nicht klären wollten. Es kribbelte ihr in den Fingern, die Schatten zu nutzen, um als Diebin erfolgreicher zu werden. Aber ihr war auch klar, dass Schattenmagie nicht gerade zur guten Seite gehörte. Seufzend rollte sie die Schriftrolle auf, versteckte sie in ihrer Hosentasche und machte sich dann wirklich daran, ihre Sachen zu packen, deren Menge aber sehr überschaubar war. „Allerdings bringen die Schatten auch die schlimmsten aller Albträume hervor“, hatte Areus gesagt. Er bezog es wohl auf diese geheimnisvolle Hexe, aber vermutlich war von der reinen Schattenmagie ähnliches zu erwarten. Er hat aber auch gesagt, dass ich in die Schatten gehöre. Ein verschmitztes Grinsen huschte über ihre Lippen, weil es ihr noch immer schmeichelte. Aber ihr war auch klar, dass er mit seinen Worten wohl nicht meinte, dass die Schattenmagie für sie gedacht war. Was er wohl davon halten würde? Sadia betrat die Kajüte und unterbrach ihre Gedanken. Ysara lächelte sie an und wollte wissen, wie ihre letzten Stunden gewesen waren. "Ich habe Areus nichts von der Schriftrolle erzählt. Aber ich hatte auch keine Gelegenheit, ihn über die Magie auszufragen. Er ist ziemlich angeschlagen", berichtete sie von dem Nachtelfen. Dann zog sie die Schriftrolle aus der Hosentasche und reichte sie ihr. "Hier, nimm' du sie. Ich freu mich, wenn wir endlich von dem Schiff runterkommen", gestand sie ihr dann mit einem Grinsen. Es war doch eine sehr ungewohnte Art für sie zu reisen, auch wenn sie sich langsam an die Piraten gewöhnt hatte. "Lass uns den letzten Abend auf dem Schiff genießen", sagte sie daher, denn solch eine Gelegenheit würde sich so schnell nicht mehr ergeben, und zog ihre Freundin dann an der Hand mit sich zum Bug des Schiffes. An der Reling starrte Ysara auf die See hinaus, während der Wind mit ihrer blonden Mähne spielte und an ihrer Kleidung zerrte. Schließlich erkannten sie die Silhouette der Hafenstadt am Horizont, auf die das Licht der Abendsonne fiel. Je näher das Schiff der Stadt kam, desto mehr stach vor allem ein Bauwerk besonders ins Auge. "Das muss die Akademie der Wassermagie sein", raunte Ysara beeindruckt von der Größe des Gebäudes, das sie auch nur anhand dieser identifizieren konnte, weil sie gelesen hatte, wie imposant sie sein sollte. Dass man sie aber selbst aus dieser Entfernung schon erkennen konnte, erstaunte Ysara hörbar. Stück für Stück kam die Handelsstadt näher. "Das ist alles so aufregend. Vor ein paar Tagen waren wir noch in Grandea", sinnierte sie. Und dann hatten sie ganz plötzlich ihre Heimat und viele Menschen aus ihrem Leben hinter sich lassen müssen. Ysara dachte an Cassian, aber auch an Tamie und ihre Familie. Sie dachte an Areus' Worte, aber so einfach konnte sie die Menschen, die ihr am Herzen lagen - die einen mehr, die anderen weniger -, nicht einfach hinter sich lassen. Während sich die Sonne weiter senkte, kam das Schiff Andunie beständig näher. Mit jeder Meile, die sie zurücklegten, wurde Ysara nervöser in Anbetracht des Abenteuers, das sie erwartete.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. August 2024, 09:07

Was Areus davon hielt, dass Ysara sich einredete, sie wäre über die Sache mit Cassian erhaben, behielt er wiederum für sich. Sie kamen still überein, dass dieses Thema nicht besprochen werden musste, denn beide merkten, dass sie unterschiedlicher Meinung waren. Areus hatte Ysara auf eine Weise angepiekst, die verdeutlichte, dass er sehr genau wusste, was mit Cassian los war. Und Ysara konnte nicht recht verbergen, dass sie verletzt wurde. Allerdings war der Nachtelf offenbar nicht derjenige, der sie nun therapierte. Und Ysara war dankbar, dass sie das Thema von der Tagesordnung streichen konnten. Als Areus sich abmühte wieder in die Hängematte zu kommen, wollte Ysara ihm helfen, aber er hob nur dankend die Hand. Er fiel mehr in das vergilbte Netz als das er sich elegant hineinlegte, aber das machte ihm offenbar nichts aus. Er atmete tief durch und sank schon kurze Atemzüge später in einen letzten, schaukelnden Schlaf. Sobald er wieder erwachte, würden sie Andunie erreicht haben. Und Ysara war froh darüber. Denn Areus‘ Zustand war noch immer besorgniserregend und es wäre gut, wenn sie einen Heiler finden würden, der ihm wirklich auf die Beine half. Nun aber reihte sich Ysi in die Handgriffe an Deck ein. Sie wurde ein paar Mal angebellt, sie solle sich nützlich machen aber alles im Rahmen des rauen Tonfalls, den sie bereits an Bord hatte kennenlernen dürfen. Erst als sie tatkräftig angepackt, die Takelage beackert und alles Hab und Gut der Besatzung ordentlich verstaut hatte, entließ man sie und Sadia auch in ihre Gemächer. Elian musste ebenfalls sein spärliches Zeug holen, sodass er mitsamt der Mannschaft ins Quartier unter Deck verschwand. Jetzt war nur noch Salik an Deck und steuerte die Jauchzende Nixe in Richtung Hafen von Andunie.

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