Auf dem Zwergenschiff

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Montag 13. Juli 2020, 09:24

Sie konnte nichts dagegen tun. Dieser eine Moment seiner Schwäche war so offensichtlich, dass nicht einmal ihre Abneigung und ihre Wut über sein Verhalten verhindern konnten, dass er ihr schutzlos vorkam. Hätte er ihr länger derart offen seinen wahren Zustand gezeigt, hätte sie dem Impuls, ihn tröstend in den Arm zu nehmen, nachgeben müssen oder es hätte ihr das Herz gebrochen.
Doch er sorgte selbst dafür, dass dieser Augenblick verflog und sie nicht ihrerseits einer Schwäche erlag, die er dann hätte ausnützen können. Was er bestimmt früher oder später getan hätte, so, wie sie ihn bis vor einer Minute stets erlebt hatte. Und wie er sich jetzt wieder zu benehmen begann, wenn er nicht selbst überrascht und heftig reagiert hätte.
Damit zog er sie mit und lenkte sie vorerst erfolgreich ab. Natürlich wollte auch sie etwas sehen, nachdem sie schon hatte mitgehen müssen und gegen seinen Rücken geprallt war. Eigentlich hatte sie im Stillen mit Widerstand gerechnet, als sie sich beschwerte und an ihm vorbei schieben wollte.
Doch stattdessen machte er ihr Platz und sorgte dafür, dass sie sich nicht vollständig auf diesen neuen Anblick konzentrieren konnte. Was wiederum dazu führte, dass sie erst recht nicht begriff, was ihr Auge sah.
Als wenn das nicht schon genug wäre, spürte sie seinen Arm um ihre Hüfte und die Nähe seines Körpers, was durchaus suspekt war. Das hatte sie am gestrigen Tag schon gelernt.
Anstatt aber wieder auf seine ruppige Weise zudringlich zu werden, schaffte er es auf ganz andere Weise, sie zu verletzen. Obwohl seine Worte wie ein Kompliment klangen und sie einen Herzschlag lang nur zu gern daran geglaubt hätte, holte die Erinnerung sie viel zu rasch wieder ein. Machte ihr bewusst, dass sie nichts weiter als die strähnigen Überreste ihrer einstigen Pracht am Kopf trug, noch dazu ungewaschen, ungekämmt und mit Sicherheit verfilzt.
Tränen schossen ihr in die Augen und wäre vor und nicht hinter ihr gestanden, hätte sie vielleicht mal wieder gegen ihn geschlagen. Nur, um daraufhin gegen seine starke Brust zu sinken und hemmungslos zu schluchzen. So hingegen blieb ihr lediglich der Blick durch das Bullauge und die steife Haltung, während der sie um Fassung rang.
Es hatte beinahe ihr gesamtes Leben gekostet, ihre frühere Haarpracht zu bekommen, und entsprechend Stunden, um sie angemessen pflegen zu lassen. Entsprechend stark schmerzte es sie, diese verloren zu haben, und die Unsicherheit war groß, ob und wenn ja, wann sie sich wieder würde in den Spiegel sehen können, weil es erfolgreich nachwuchs. Wahrscheinlich wurde es Zeit, einen Stoff für ein Kopftuch zu suchen, um diese Katastrophe auf ihrem Kopf verstecken zu können. Oder einen der Zwerge darum bitten, ohne vor Scham im Boden zu versinken.
Jetzt allerdings stand sie weiterhin da, zwischen Schiffswand und ihrem Begleiter, mit sich kämpfend, um nicht schluchzend zusammen zu sacken und dennoch zugleich zu begreifen, warum sich die Aussicht draußen so verändert hatte. Bis er es erwähnte und sie endlich zu verstehen begann.
Damit jedoch wurde ihr auch wieder bewusst, dass er etwas anderes nicht getan hatte. Endlich konnte sie sich zusammen reißen und das verräterische Nass in ihren Augen wieder zurück drängen, um sich zu ihm umzudrehen. Einen Moment lang verharrte sie irritiert und blinzelte, weil ihr war, als hätten sich ihre Nasenspitzen berührt, nachdem er ihr viel zu nahe gekommen war.
Aber dann konnte sie das verdrängen und sich darauf besinnen, weswegen sie sich überhaupt von der Aussicht abgewandt hatte. Klar und deutlich verlangte sie eine Antwort auf ihre Frage vorhin, die er ihr bislang verwehrt hatte.
Und seine Reaktion war… beinahe schon absehbar und altbekannt. Zuerst begann es mit einem Grinsen und das sorgte bereits dafür, dass sie sich innerlich zu wappnen anfing. Was auch immer kommen würde, es würde gewiss eine Gemeinheit beinhalten! Sollte sie nun darüber erleichtert sein, weil ihre derzeitige Welt trotz allem nicht völlig wieder zerbrach, oder sich schon im Voraus ärgern, was er von sich geben würde?!
Azura war zwiegespalten und dadurch hatte er Zeit für seine spöttische Reaktion. Die natürlich nicht so ausfiel, wie sie es hätte hören wollen, allerdings irgendwie auch… harmlos? War sie schon so abgestumpft in den letzten Minuten, dass sie seine Worte nicht mehr schockierten?! Dieser Umstand war für sie viel besorgniserregender als das, was er behauptete.
Allein, wie er zu sprechen begonnen hatte, sein Tonfall, hatte nach dem Grinsen bereits ihren Eindruck bestätigt und sein Blick hatte das Übrige dazu getan. Diesmal allerdings konnte er sie mit seiner Herablassung und seinem Bemühen, sie zu beschämen und demütigen, nicht sonderlich viel erreichen. Eben, weil sie allmählich begann, die Vorzeichen deuten zu können.
Außerdem war sie noch immer felsenfest davon überzeugt, dass in Wahrheit nichts zwischen ihnen geschehen war, das ihre Jungfräulichkeit befleckt hätte. Niemals sonst hätte er sie untenrum wieder angezogen. Sich vielleicht schon, obwohl sie vermutete, er hätte es ihr durchaus lieber mit seinem nackten Anblick untenrum unter die Nase gerieben, was sie getan hatten. Nein, sie blieb bei ihrer Überzeugung, dass er sie zwar betatscht, es jedoch nicht bis zur Spitze getrieben hatte.
Tief atmete sie durch und in ihren Blick schlich sich ein Hauch von Langeweile, weil er mehr oder weniger dasselbe wie vorhin versuchte. Sie damit zu entsetzen, was er angeblich mit ihr getan hatte. Zugleich dachte sie lieber nicht zu genau über diese Worte und deren Bedeutung nach, um sich nicht selbst mit Bildern vor ihrem geistigen Auge zu verunsichern. Weil es die Frage aufwerfen würde, das diese Beschreibung genau hieß, wie es ihr gefallen könnte und… ob sie das wirklich ein zweites… oder sogar drittes Mal oder mehr haben mochte. Nein, darüber durfte sie nun wirklich nicht nachdenken!
„Ich gehe nirgendwohin, bis ich nicht eine richtige Antwort bekommen habe.“, beharrte sie stattdessen stur und verschränkte die Arme vor der Brust, ob es ihm gefiel oder nicht, weil sein Arm dabei auch bewegt werden würde.
„Und hör auf mit dieser Prahlerei, wir wissen beide, dass nicht stimmt, was du behauptest.“, konterte sie noch mit voller Überzeugung und reckte ihr Kinn herausfordernd vor.
Wahrscheinlich würde er sie gleich wieder schnappen und über seine Schulter werfen, doch dieses Mal traute sie ihm das schon zu, sodass sie sich hoffentlich besser würde dagegen zur Wehr setzen können. Oder er käme wieder mit Worten daher, die sie einfach nicht an sich heranlassen dürfte.
Wie auch immer, die junge Frau würde gewiss nicht freiwillig mit ihm diesen kleinen Raum verlassen, ehe sie nicht zufrieden gestellt wäre. Da konnten seine Augen noch so bezaubernd sein!
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. Juli 2020, 09:46

Spiele. Er triebte seltsame, bizarre und inzwischen mehr als widersprüchliche Spiele mit ihr, in denen er herum sprang wie ein Kaninchen auf der Flucht. Manchmal zeigte er sich so offensichtlich abweisend, dann wieder stur oder einfach nur widelrich. Dann gab es Momente, in denen dieser Schuft von Elf sogar einen Deut freundlich, wenn nicht zärtlich sein konnte. So wie jetzt, als Corax ihren Körper im Arm hielt und leicht an ihr lehnte, dass sie seine eigene Wärme spüren konnte. Was motivierte diesen Mann, so mit ihr umzugehen? Er blieb ein Buch mit sieben Siegeln. Und erneut schaffte er es, sie von einem flatterhaften Gefühl unschuldiger Unerfahrenheit mit nur einer einzigen Aussage über ihr verlorenes Haar in die tiefsten Abgründe zu stürzen. Warum? Warum quälte er sie auf eine Weise, die keinen körperlichen Schmerz verursachte? Er verletzte sie nicht physisch und das Ergebnis versetzte ihr dennoch tiefere Wunden als ein Messer es je gekonnt hätte.
Genug der Spiele. Auch Azura konnte stur sein, sogar so sehr, dass sie sich glatt weigerte, weiterhin von seinen Handlungen und Worten empört oder geschockt zu reagieren. Nun gut, sie hatte auch schon einige Zeit mit Corax verbracht und obgleich er sich immer sprunghafter gab, entdeckte sie Muster. Verhaltensweise und Aussagen waren es, an die sich sich gewöhnte. Sie rechnete damit, dass er forsch reagierte und in einem Bruchteil der Fälle traf sie mit ihrer Erwartung ins Schwarze. So blieb bei seinen jüngsten Worten der Schreckmoment aus ... und das irrierte wiederum ihn.
Corax blinzelte. Dann erwiderte er Azuras Blick. Er entdeckte die Langeweile darin und es ließ ihn nicht nur stutzen, sondern verstummen. Schließlich zog er die feinen Brauen zusammen, die Mundwinkel nach unten und schuf etwas Abstand zwischen ihnen, als sein Arm sich von Azuras Körper löste. Er wagte gar einen winzigen Schritt zurück - bis sein Rücken die Kante der Wand erreichte. Er seufzte: "So früh schon bist du dessen überdrüssig?" Wieder sah er auf eine gewisse Art und Weise traurig aus, aber nicht in der Form, die Mitleid erregte. Mehr wie ein beleidigtes Kind, das sein Spielzeug eigenständig zerstört hatte und nun verärgert war, dass es nicht mehr funktionierte wie es sollte. Was tat man mit solchem Spielzeug?
"Wie langweilig...", entgegnete er zunächst, beantwortete wieder nicht ihre geforderte Frage. Stattdessen versuchte Corax, die Arme zu verschränken. Das goldene Kettchen kam ihm dabei hinderlich in den Weg. Er rüttelte und zerrte daran, bis er unter Wut grollte und schließlich lauter schnaufte. Die goldenen Glieder lösten sich nicht. Auch er konnte sie nicht sprengen.
In seinem Zorn ließ er sich aus und schleuderte Azura Informationen über sich selbst entgegen, mit denen sie nun vielleicht nicht gerechnet hatte. Denn sie kamen in seinem Ausbruch so offen und aufrichtig herüber, dass Grund zum Zweifeln war, sie gehörten nach wie vor zu seinem makabren Spielchen: "Natürlich stimmt es nicht! Glaubst du allen Ernstes, ich würde über dich herfallen? Einfach so, ohne dein Einverständnis? Ha, was denkst du von mir?!" Er schnaufte, mehrere tiefe Atemzüge hindurch. Dann kehrte die Maske eines sadistischen Harlekins auf seine Züge zurück. Das Grinsen war wieder da, zusammen mit einem verführerischen Blitzen seiner Augen. Die Distanz zwischen ihr und ihm verringerte sich, als Corax sich vorneigte, zu ihren Lippen hin, ohne diese zu berühren. Kurz davor machte er Halt und säuselte: "Oder sehnst du dich nach einem solchen Moment? Wenn ja, führe ich es sofort aus, hier und jetzt. Und ich werde nicht enden, bis es vorbei ist." Er langte nach ihren Handgelenken, um diese mit festem Griff zu packen. Grob und in jedem Fall mit mehr Kraft, als dass Azura sich dagegen hätte wehren können. Wenn er wirklich wollte, hätte er sich längst alles von ihr nehmen können. Aber er tat es nicht. So forsch er auch mit ihr umging, es schien eine imaginäre Grenze zu geben, die der Elf nicht überschritt. Dafür wartete er auf ein Einverständnis; ihr Einverständnis.
"Ich mag dich. Das ist der Grund."
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Dienstag 21. Juli 2020, 20:24

In ihrem bisherigen Leben war sie diejenige gewesen, die mit ihrer Umgebung gespielt hatte. Mit ihren Eltern, die sie so um ihren Finger hatte wickeln können, um alles zu bekommen, wonach ihr der Sinn stand. Mit ihren sogenannten Freundinnen, die sie bewundert und nachgeeifert hatten, während sie sich in ihrem Licht gesonnt hatten. Und mit ihren Verehrern, die für ein Lächeln, manchmal sogar für einen kurzen Blickkontakt so viel getan hatten und doch nie wirklich erhört worden waren.
Für Azura war das alles leicht und selbstverständlich gewesen, nichts hatte sie ernsthaft an sich heran gelassen. Ihr Leben war der schöne Schein gewesen, ganz so, wie es in ihren Kreisen üblich war. Umso bitterer war die Erfahrung nun für sie, dass sich die Seiten gedreht hatten, dass sie zum Spielzeug degradiert worden war.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst wäre, gab es einen Teil in ihr, der für gewisse Aspekte im Umgang mit ihrem Begleiter durchaus für diese neue Rolle war. Ein anderer weigerte sich durch die eigene Position einzugestehen, was sie den anderen bislang angetan hatte. Der größte Teil jedoch begehrte dagegen auf und wehrte sich nach Leibeskräften, weil sie sich nicht damit abfinden wollte, dass sie nicht mehr die Oberhand besaß. Oder nicht damit klar kam, dass er derart wankelmütig war, schließlich stand das ihr als Frau zu, und ihr damit die einzige Konstante in dem derzeitigen Durcheinander wegnehmen wollte.
Dagegen sträubte sie sich nun endgültig, denn sie hatte keine Lust darauf. Sie wollte ein für alle Mal wissen, woran sie bei ihm war und was er mit ihr vorhatte, solange sie noch aneinander gefesselt waren. Denn in den letzten Stunden hatte er sie eindeutig auf eine Weise verletzt, die des Guten zu viel war. Er hatte sie umworben, sie schwach gemacht und dann von sich gestoßen. Nein, das konnte und wollte sie sich nicht länger bieten lassen!
Da halfen auch seine Ausflüchte oder versuchten Angriffe nichts mehr, sie war ausgeschlafen genug, dass ihre Sturheit sie keine unnötige Kraft kostete. Seine Worte erschreckten sie nicht, seine Mimik hatte sie bereits mehr oder weniger vorgewarnt.
Kannte sie ihn wirklich schon so gut? Wie lange war es eigentlich her, seit sie in ihrer Heimatstadt überfallen und in diese Misere gestürzt war? Mehr als ein paar Tage konnten seitdem nicht vergangen sein, oder? Es kam ihr bereits wie Monate vor! Immerhin schien ihr Blick dieses Mal auszureichen, obwohl sie nicht recht wusste, warum, dass er es nicht weiter trieb.
Allerdings reagierte er danach anders, als sie es erwartet hatte, denn er ließ sie weiterhin zappeln. Nur, um sich von ihr zu lösen und etwas von sich zu geben, das sie nicht verstehen konnte. "Wie bitte?", fragte sie fordernd und wollte sich nicht länger von ihm hinhalten lassen.
Im nächsten Moment schnappte sie dennoch nach Luft, denn die zwei Worte, die folgten, waren eine reine Provokation und Beleidigung in einem. Sie und langweilig?!
Die Miene der jungen Frau verfinsterte sich, während er ihre Haltung mit den verschränkten Armen nachzumachen versuchte und damit die ihre lösen müsste. Das passte ihr nicht, sodass sie ihrerseits an seinem Arm zog, wie es kleine Kinder oftsmals um ein begehrtes Spielzeug taten.
Wobei seine Bewegungen immer heftiger wurden und sie diese nicht immer so mitmachen konnte, dass es in ihrer Schulter sich nicht unangenehm anfühlte. "He! Der Arm ist der Langeweile angewachsen!", beschwerte sie sich und verriet damit wahrscheinlich stärker, dass er sie mit seinem Ausspruch gekränkt hatte, als sie es gewollt hätte.
Doch dann schienen auch bei ihm die Dämme zu brechen, denn mit einem Mal fuhr er sie auf eine Weise an, mit der sie trotz allem nicht gerechnet hätte. Ganz besonders nicht mit der Ehrlichkeit, die sie zu hören glaubte. Oder wollte sie das nur...? Für einen Moment sprachlos, konnte sie ihn nur blinzelnd anstarren.
Danach, wie in Zeitlupe, neigte sich ihr Kopf ein wenig zur Seite, als müsse sie ihn aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Was sollte sie darauf sagen? Etwa, was sie wirklich von ihm dachte? Dass er es ihr oft genug angedroht hatte und immerhin zu denen gehörte, die ihre Heimat überfallen und dort so viel Unheil angerichtet hatten? Dass sie ihn für einen widerlichen Schuft hielt... meistens zumindest...?
Noch ehe Azura sich darüber klar werden konnte, welche Antwort die am wenigsten falsche wäre, war er schon wieder schneller. Plötzlich war die Distanz zwischen ihnen verschwunden und seine Augen waren viel zu anziehend mit diesem Funkeln darin, dass ihr das Atmen schwerer zu fallen schien.
Damit nicht genug, kam er so dicht zu ihr heran, als wolle er sie küssen... mal wieder. Aus großen Augen sah sie zu ihm hoch und fühlte ihr Herz in ihrem Hals schlagen, während ihr die Knie weich wurden.
Während sie noch zu begreifen versuchte, was er ihr weiter sagte, nutzte er ihren Moment der Schwäche und packte ihre Handgelenke. Unwillkürlich zuckte sie bei der Berührung zusammen, war jedoch nicht fähig dazu, sich zu wehren. Nicht, weil er sie so fest umschlossen hielt, das hätte ihr Sträuben nicht erstickt, sondern schlichtweg, weil es in ihrem Kopf noch arbeitete.
Er machte eine kurze Pause, als würde er spüren, dass sie diese benötigte. Und dann, dann endlich sprach er den Grund aus, nach dem sie verlangt hatte. Vielleicht log er auch wieder, das konnte sie gerade nicht beurteilen. Allerdings sorgten diese wenigen Worte dafür, dass sie sich ein bisschen... entspannte?
Leise hörbar stieß sie die Luft aus und hielt noch immer seinen Blick gefangen. Nein, sie wusste noch immer nicht, was sie darauf sagen sollte, doch das war nicht so wichtig. Es gab eine andere Reaktion, die sich ihr aufdrängte und die für sich sprechen würde.
Bevor er sich wieder von ihr trennen konnte, wie sie hoffte, streckte sie sich und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Danach sank sie zurück und suchte erneut seinen Blick. "Und trotzdem bleibst du ein bäuerischer Schuft.", erwiderte sie leise, dass es fast wie ein Kompliment klang.
Im Anschluss daran wollte sie ihm ihre Handgelenke entziehen, um sich Richtung Tür zu bewegen. Dabei deutete sie auch mit dem Kopf dorthin. "Was ist jetzt? Ich dachte, du willst endlich raus hier.", lenkte sie nun ihrerseits ab. Dieses Mal war sie es, die Zeit schinden wollte, um diese neuen Informationen erst einmal verarbeiten zu können.
Auch wenn ihr vor der Vorstellung graute, mitbekommen zu müssen, wie er sich neben ihr erleichterte, während ihr eigener Stolz gegen die Schmerzen ihrer vollen Blase ankämpfte. Und früher oder später nur verlieren konnte...
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Freitag 24. Juli 2020, 20:33

In seinem aufkeimenden Zorn hatte er es heraus posaunt. Nun lag die Wahrheit offen vor Azura. Seine Worte schwebten unsichtbar zwischen ihnen und der Nachhall erzeugte ein seichtes Echo in den Ohren. Ich mag dich. Das ist der Grund. Diese Aussage passte nicht zu dem Dunkelelfen, der zu Beginn Azura noch wie eine unliebsame Erweiterung seines Körpers mitgezerrt und geschleppt hatte. Wie ein nässendes Ekzem oder ein juckender Furunkel, für den das Messer zum herausschneiden fehlte. Und nun das. Kontrastreicher hätte seine Antwort zu seinem Verhalten nicht sein können. Hatte Corax nicht wenige Momente zuvor noch damit gescherzt, Azura im Schlaf die Unschuld geraubt zu haben?
Er schien sich seiner Worte - seiner Gefühle - nicht zu schämen. Ließ sich daraus schließen, dass er es erneut kein bisschen ernst meinte? Handelte es sich wieder nur um eines seiner makabren Spiele, bei dem lediglich er mit einer Pointe auf seine Kosten kam? Nein. Dieses Mal nicht. Da konnte Azura sich ziemlich sicher sein. Sein vorheriger Ausbruch war zu heftig gewesen. Er hatte ihr nicht sagen wollen, dass er ihr nichts Schlimmeres angetan hatte, als sich an ihrer Nacktheit zu erfreuen. Am Ende war er damit dennoch herausgeplatzt, denn Azura hatte mit ihrer Reaktion mittens ins Schwarze einer dunkelelfischen Schwäche getroffen: Stolz. Von verletzter Ehre konnte man nicht sprechen, aber Corax war offensichtlich stolz darauf, ein bisschen davon zu besitzen und das hatte er nun verteidigt.
Somit gab es eine gute Nachricht für Azuras körperliches Heil. Aus Sicht der adligen Etikette war sie immer noch erstrebenswert. Weibliche Unschuld lockte galante Freier an, die als Ehepartner eine besser gestellte Position, höheren Reichtum oder immense Handelskontakte bedeuten konnten. Ihre Freundinnen hatten ihr immer geraten, sich ihre Unschuld zu bewahren. Auf der anderen Seite hatten die jungen Damen sich gegenseitig getriezt, als alter Jungfer zu enden, die niemand mehr besteigen wollte. Geschichten über ausgetrocknete Ackerfurchen und von Spinnweben verhangene Höhlen, in denen nur noch der hässlichste Gnom seine schrumplige Nase stecken wollte zählten zu den Schauermärchen, bei denen die koketten Damen sich vor Ekel und Gelächter selten beherrschen konnten. Derartige Geschichten erzählte man sich nur im engsten Kreis junger Frauen, quietschte anschließend vor Ekel und kicherte über die gegenseitigen Neckereien.
Wozu zählte Corax? Er war ein Dunkelelf, definitiv kein Freier, den sich eine andunische Adelstochter wünschte. Außerdem war er widerlich, verstümmelt gar. Er könnte für niemanden den Mann stehen, der eine Ehe zwischen ihm und der eigenen Tochter in Erwägung zog. Wie sollte ein Erbe gezeugt werden? Wenn nicht hohes Ansehen, Reichtum oder beste Handelskontakte in Aussicht stünden, zusammen mit einem unausgesprochenen Freibrief für die Tochter, sich Bettliebhaber zu nehmen, sahen die Chancen für einen Mann wie Corax schlecht aus. Außerdem müsste man im Fall eine Scheinerben einen Halbelfen finden, der die optischen Eigenschaften beider mutmaßlicher Elternteile mit sich brachte.
Es stand gänzlich außer Frage, dass Corax Rabenschrei ein geeigneter Partner für Azura wäre. Der Kerl war vom falschen Volk, von unpassendem Stand und würde ihre Blutlinie nicht einmal fortführen können. Aber er mochte sie, das hatte er gesagt.
Und Azura belohnte sein Geständnis wenigstens mit einem Kuss auf die Wange, der sogar dafür sorgte, dass Corax langsam die Finger von ihren Handgelenken löste und seine Arme senkte. Er betrachtete Azura nun vollkommen stumm. Seinen Wangen fehlte die Schamesröte, aber er stünde damit auch in der falschen Rolle. Junge Damen erröteten! Ein Dunkelelf doch nicht. Aber Azura war es gelungen, ihn wenigstens etwas sprachlos zu machen mit ihrem kleinen Kuss. Sehr gut, dann ließ er künftig vielleicht davon ab, ihr gegenüber so gemein zu sein wie bisher.
Sie hakte es vorerst ab, denn erneut drückte die Blase und drängte zu einer Handlung außerhalb der Kabine. Am besten dachte sie nicht darüber nach, dass er ihr würde folgen und miterleben müssen wie sie sich erleichterte. Am besten dachte sie auch nicht darüber nach, dass sie dieses Erlebnis in umgekehrter Form auch noch würde mitmachen müssen. Aber an Deck wollte sie nun und zog Corax quasi mit sich.
Der Elf wehrte sich nicht einmal, sondern folgte dem Zug des goldenen Kettchens hinüber zur Kabinentür. Von außen verschlossen war sie nicht und so hätten Azura und er problemlos ihren Weg an Deck nehmen können, wenn nicht ...
"Warte!" Er räusperte sich. Azura verstand ja kein Lerium. "Warte." Schnell war die Distanz überbrückt und sollte Azura gar versuchen, einfach weiter nach oben zu gelangen, packte Corax wiederholt nach ihrem Handgelenk, um sie herumzuwirbeln. Und das auf der schmalen Treppe, die an Deck führte! "Du hast das nicht richtig gemacht", warf er ihr vor, klang dabei aber nicht so kaltherzig wie sonst. Und ehe sie weiter reagieren konnte, zeigte er ihr ihren Fehler auf. Genauer gesagt, er korrigierte ihn, indem Corax sich dicht an Azura drängte, ihre Wange mit einer Hand umschloss wie eine zweite Haut und dann ihre Lippen mit seinen versiegelte. Corax gab ihr einen Herzschlag Zeit, seine Handlung zu verarbeiten, ehe er seine Lippen für einen intensiveren Kuss gegen die ihren drängte und auch versuchte, seine Zunge zum Einsatz zu bringen.
Man konnte schon fast behaupten, dass sein Verhalten nun deutlich unheimlicher war. Wann hatte er von garstig widerlich zu romantisch gewechselt? Auf jeden Fall ließ er das drängende Bedürfnis ihrer Blase für den Moment gänzlich in den Hintergrund rücken.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Freitag 24. Juli 2020, 21:10

Dass er sie schon oft zur Weißglut und somit sowohl zu unbedachten Äußerungen, wie auch impulsiven Handlungen getrieben hatte, wollte sie sich nicht eingestehen, obwohl sie darum wusste. Dass ihr das jedoch umgekehrt ebenfalls gelingen konnte... damit hatte sie nicht gerechnet. Dennoch war es ihr durchaus recht, denn dieses Mal benahm sich so, dass sie ihm glaubte. Oder es zumindest mit wenig Mühe tun wollte, selbst, wenn sich sein Geständnis als weitere Lüge irgendwann entpuppen sollte.
Aber jetzt erst einmal, in diesem Moment, nahm sie ihm seine Aussage ab, auch, weil sie selbst einige Indizien hatte, die das bestätigten. Sie fühlte sich schließlich nicht anders und untenrum waren beide bekleidet gewesen. Auch wenn das nicht bedeutete, dass sie nicht zu einem späteren Zeitpunkt noch erfahren wollen könnte, was in dieser Nacht tatsächlich geschehen war. Sofern er es ihr nicht in ihrem nächsten Streit unter die Nase reiben würde, am besten vor Publikum, so, wie sie ihn einschätzte.
Er mochte sie also und das hatte ihn bislang daran gehindert, ihren Willen zu ignorieren. Na ja, zumindest in einem Punkt, denn ansonsten hatte er schon mehr als eine Handvoll Gelegenheiten ausgenützt, um ihren Wünschen zuwider zu handeln.
Und sie? Was war mit ihren Gefühlen? Azura war dermaßen verwirrt und aus ihrem bisherigen, vertrauten Leben katapultiert worden, dass sie sich selbst gegenüber keine klare Aussage machen konnte, ihm oder anderen gegenüber erst recht nicht. Irgendetwas war an ihm, das sie anzog, sie faszinierte und ganz besonders sie zur Weißglut trieb. Auf der anderen Seite hatte er ihr auch schon gehörig Angst eingejagt und vertrauen würde sie ihm niemals freiwillig.
Und sonst? Was war das manchmal für ein Kribbeln in ihrem Bauch, wenn seine roten Augen sie anfunkelten, voller Feuer und am besten, sobald sie ihn wiederum ordentlich wütend machte? Oder diese wohligen Schauer, wenn er sie berührte? War das Anziehungskraft, war das Lust, war das... Verliebtsein? Sie kannte sich damit nicht aus und hatte niemanden, den sie danach fragen konnte.
Bislang hatte sie sich vor gewissen Gefühlen stets fernhalten können, hatte mit ihrem Freundeskreis und ihren Verehrern so gespielt, dass ihr keine Person zu nahe kommen konnte. Weil sie wusste, dass sie früher oder später heiraten würde und das keineswegs aus Liebe. Nicht so, wie ihre Mutter und ihr Stiefvater, schließlich war sie nicht blind und dumm. Jedoch hatte sie darauf gebaut, jemanden zu finden, der ihr nicht völlig zuwider wäre und mit dem es sich gut leben lassen würde, mit ein paar Kindern, die wiederum gute Partien machen würden und so weiter und so fort. Wie das eben in ihren Kreisen gehandhabt wurde.
Ein dunkelelfischer Soldat, noch dazu verstümmelt, war in dieser Lebensplanung nicht vorgesehen gewesen, romantische Gefühle gar erst recht nicht! Und nun? Nein, das war für die junge Frau viel zu kompliziert für ihren Zustand und für ihre unpassende Umgebung. Ein anderes Mal, wenn sie vollständig ausgeschlafen, satt und erleichtert wäre, dann könnte sie sich vielleicht die Zeit dazu nehmen.
Jetzt hingegen wollte auch sie langsam wirklich dem Drang ihres Körpers nachgeben, ehe sie riskierte, die Kontrolle darüber zu verlieren. Dennoch wollte sie ihm zeigen, dass sie verstanden hatte und ihn ernst nahm, indem sie sich zu ihm streckte und ihm einen, beinahe schon unschuldig schwesterlichen, Kuss auf die Wange hauchte. Dass er sie dabei vor Überraschung los ließ, kam ihr nur recht, denn sie wollte raus aus diesem kleinen Raum, in dem die Luft allmählich dick und stickig wurde.
Tatsächlich vermied sie den Gedanken an das unausweichliche, sobald sie oder er diesem körperlichen Bedürfnis nachgeben könnten, mit all den unangenehmen Begleiterscheinungen. Denn früher oder später müsste sie es tun, ob sie wollte oder nicht, wahrscheinlich sogar eher früher. Also atmete sie innerlich auf, als er sie losließ und sie somit den Weg antreten konnte, während sie alles andere auszublenden versuchte.
Azura schaffte es bis zur Tür, die nicht verschlossen war, und öffnete diese. Während sie hinaus huschte, hörte sie hinter sich wieder einen Laut in seiner Sprache, den sie nicht verstand und worum sie sich nicht kümmern wollte. Alles, was er in dieser Mundart von sich gab, klang stets irgendwie... beleidigend, drohend oder sonstwie gefährlich. Da wollte sie sich lieber keine Gedanken darüber machen.
Stattdessen sah sie die nahe Treppe nach oben und schaffte zwei Stufen, als er sich wiederholte. Das schlichte Wort erreichte ihre Ohren, allerdings nicht sofort ihre Gedanken, um sie zu stoppen. Da musste er schon nach ihr greifen, sodass sie plötzlich nicht weiter konnte.
Stattdessen drehte er sie zu sich herum und entlockte ihr einen leisen Schrei, weil sie beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Gleichzeitig stieß sie recht unsanft mit ihrer Hüfte gegen Holz und spürte einen unangenehmen Schmerz, den sie wegzublinzeln versuchte. Was auch gut als Reaktion zu seinem Vorwurf passte, da sie nicht recht verstand, was er damit meinen könnte.
So wich sie nicht aus oder wies ihn zurecht, sondern war in seiner Reichweite, als er sich zu ihr beugte. Die Hand auf ihrer Wange fühlte sich warm... und Geborgenheit versprechend an, während sie gleichzeitig ihr Herz zum Rasen brachte. Oder war das noch von der schnellen Drehung von gerade eben?
Ihr Blick war fragend und gerade, als sie ihre Lippen öffnete, um etwas auszusprechen, legten sich die seinen auf ihre. Unwillkürlich riss sie die Augen auf und versteifte sich, was wiederum ihm Gelegenheit gab, in ihren Mund vorzudringen. Noch ehe sie begreifen konnte, was er tat und inwieweit das mit seinen Worten in Zusammenhang stand, senkten sich ihre Lider wie von alleine herab und ihre Zunge nahm das Duell mit der seinen auf, als hätte sie nur auf diese Herausforderung gewartet.
Kam ihr das nur so vor oder wurde ihr gerade schwindelig? War das überhaupt möglich? Und... wieso ließ sie diesen Kuss eigentlich zu?! Die Gedanken wirbelten hinter ihrer Stirn nur so umher und die Knie wurden ihr weich. Zugleich begann das Blut in ihren Ohren zu rauschen und übertönte damit jegliche mögliche anderen Geräusche, die zu ihr hätten dringen können. Ob so etwas Simples immer solche Auswirkungen haben konnte?
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Samstag 25. Juli 2020, 10:45

Corax war kein guter Soldat, denn er rechnete nicht damit, auf Azuras Verteidigung in Form ihrer Zunge zu treffen. Es überraschte ihn, dass sie wirklich auf seinen Versuch einging, nahm es allerdings positiv auf. Rasch ging er auf sie ein und zeigte ihr ein ausgeklügeltes Zungenspiel. Wären es Tanzschritte, hätte er sie nun mit wirbelndem Kleid über das Parkett gedreht, über den Kopf gehoben und sie sicherlich nach einer Weile ordentlich außer Puste gebracht. Das würde der Elf auch beim Küssen, wenn er so weitermachte und er hatte es vor.
Corax hielt den Kuss lang aufrecht, presste immer wieder seinen Lippen von neuen an ihre und erkundete am Rande ihes gemeinsamen Zungenspiels jede Ecke von Azuras Mundraum mit Genuss. Seine Hand aber behielt er nicht an ihrer Wange. Sie wanderte herab, ihren schlanken Hals entlang und auf ihre Schulter, den Oberarm herab, um sich zusammen mit ihrem Bruder an Azuras Hüfte zu legen. Corax raunte. Dann zog er sich zurück und beendete den Kuss. Sein Gesicht blieb Azuras jedoch nahe, so dass sie sich in den glitzernden Facetten seiner Rubinaugen sehen konnte. Für den Moment schaute er sie mit dem nötigen Respekt an, der ihr gebührte. Gleichgestellt und mit einer Spur Glück als Funkeln in den Augen. Dann grinste er auf und schiebt seine Hand, die frei von jeglichen goldenen Fesseln war, nach vorn zu ihrem Bauch und ... etwas tiefer.
"Vielleicht bekomme ich heute Nacht Gelegenheit für mehr..." Er wollte ihr einen kleinen Vorgeschmack geben, was sich hinter seine Aussage verbarg. Nicht zu viel, um sie sofort wieder in eine erschreckte Empörung zu stoßen, aber mehr als nur angedeutete Worte. Ganz so, als ahnte er schon, dass Azura bei diesem Thema mit Unerfahrenheit glänzte. Bewegte er seine Hand dann vielleicht deshalb so langsam? Damit sie genau wusste, was er tat oder damit sie jeden einzelnen Finger spürte, als er seine Hand flach über ihren Schritt legte? Sie strömte natürliche Körperwärme aus, erzeugte aber noch mehr, als Corax ein wenig mit ihr über Azuras Kleidung und die darunter befindliche Körperregion rieb. Nicht zu lang! Schließlich sollte es nur ein Vorgeschmack sein und ihr Lust nach mehr verschaffen. Auch jetzt konnte er seinen inneren Spieltrieb nicht vollkommen abstellen.
Schließlich zog er sich vollends von ihr zurück, soweit es die goldenen Kettenglieder zuließen. Er gab ihr etwas Freiraum, das Erlebte zu verarbeiten. Er zeigte sich gar geduldig, als er mit dem Hintern gegen das hölzerne Treppengeländer lehnte und sie betrachtete. So dringend konnte sein Harndrang nicht sein, dass ihm hierfür Zeit blieb.
Gerade öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, da ging die Luke zum Deck auf und eine knollige Zwergennase drückte sich durch den Spalt. Der Rest des Kopfes folgte, als die Luke ganz aufgezogen wurde. Es war einer der Zwerge der Schiffsmannschaft, aber keiner von jenen, die den beiden Passagieren näher bekannt gewesen wären. So wussten weder Azura noch Corax seinen Namen.
"Hoi, na endlich ein Lebenszeichen! Wollte gerade wie üblich das Essen nach unten bringen und hatte gehofft, dieses Mal reagiert jemand auf mein Klopfen oder ich könnte wenigstens die Kabinentür öffnen. Ha! Dachte schon, unser Schiff ist verflucht und wir hätten euch Großleute niemals mitnehmen sollen. Wie gut, dass ich mich geirrt habe. Das muss ich gleich dem Käpt'n mitteilen. Er wird froh sein nach einer Woche im Hafen endlich wieder in See stechen zu können!"
"Moment! Sagtest du Knirps gerade eine Woche?!" Corax rutschte beinahe vom Holzgeländer ab, hätte er nicht so bequem und stabil dagegen gelehnt. Trotzdem stand der Schock selbst ihm mal ins Gesicht geschrieben. Der Zwerg hingegen wirkte ganz ruhig und nickte nur. "Jau", bestätigte er. "Naja, eine halbe Woche. Hab die Reisezeit gleich mitgerechnet, aber lange genug. Unser armer Käpt'n betrinkt sich aus lauter Verzweiflung schon seit zwei Tagen in der Hafenkneipe. Das beste wird's sein, ihr verlasst unser Schiff. Ich mag ja freundlich genug sein, es immer wieder mit einer Portion von unserem Smutje bei euch zu versuchen, aber wenn ihr dem Käpt'n unter die Augen kommt, wird er euch sicher die eine oder andere Schelle an eure Kniescheiben verpassen."
Das war ein glatter Rauswurf, hinunter von dem Schiff, das sie in irgendeinen sicheren Hafen gefahren hatte. Aber war das wirklich eine ganze Woche her? So lange konnten weder Corax noch Azura geschlafen haben! Sie wären verhungert, verdurstet und ihre Blasen wären geplatzt! Gerade bei letzterer Überlegung meldeten sich bei beiden wohl erneut die dringenden Grundbedürfnisse. Corax schaute zu Azura herüber.
"Hauen wir erstmal ab, bevor's Ärger gibt, den ich nicht provoziert habe." Trotz der neckischen Worte wollte ihm aktuell kein Grinsen mehr gelingen. Der Schock über ihre lange Reise, die sie offenbar gänzlich verschlafen hatten, saß auch bei ihm noch tief. Aber er wollte nun nicht länger verweilen. Sie hatten ja ohnehin vor, an Deck zu gehen. Da konnten die beiden das Schiff auf gleich ganz verlassen, sich umsehen und vor allem endlich den Druck loswerden.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Azura » Samstag 25. Juli 2020, 20:14

Die junge Frau hatte keine Erfahrungen, die man auch wirklich als solche bezeichnen konnte. Natürlich hatte sie mit ihren engsten Freundinnen damals den ein oder anderen Versuch gewagt, einfach um zu beweisen, dass sie mutig genug dazu wäre. Mehr war es allerdings nicht gewesen und da ihnen allesamt die Übung gefehlt hatte, gab es nun nichts, auf das sie unbewusst zurückgreifen konnte.
Was auf der anderen Seite vermutlich auch von Vorteil war, denn somit war sie unbedarft und konnte sich auf das Spiel seiner Zunge leichter einlassen, weil sie keine Ahnung hatte, was als nächstes kommen würde. Stattdessen ließ sie sich umgarnen, versuchte, hin und wieder den Spieß umzudrehen, und hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wobei ihr das noch bei weitem lieber war, als wenn sie seine Lippen hätte missen müssen.
Und während seine Hände hinab wanderten, hoben sich die ihren an und legten sich auf seine bloße Brust. Nur am Rande nahm sie diesen Umstand wahr, denn im Gegensatz zu ihr hatte er sich nicht angezogen, sodass sie jetzt vielmehr in den Genuss der Wärme seiner Haut kam. Auch wenn sie das nicht davon abhielt, Halt an ihm zu suchen, auch wenn es nun kein Stoff war, der ihr diesen hätte bieten können.
Doch bevor sie ihre Fingerkuppen mit den stumpfen, eingerissenen, unschönen Nägeln in seine Haut hätte bohren und ihm womöglich wehtun können, beendete er plötzlich den Kuss zwischen ihnen beiden. Im ersten Moment dachte sie, er wolle sie lediglich kurz necken, und versuchte, mit weiterhin geschlossenen Augen, nach seiner Unterlippe zu haschen.
Als sie diese aber nicht erwischte und auch kein weiterer Kontakt folgte, hielt sie inne und hob langsam ihre Lider an. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen hatten einen leicht verklärten Glanz und ihre Lippen wirkten ein wenig geschwollen. Der Atem floss schneller über ihren noch leicht geöffneten Mund, das Blut rauschte weiterhin in ihren Ohren und ihr Herz wirkte, als könne es ohne dem direkten Kontakt zu ihm nichts weiter als stolpern. Was es in Wahrheit nicht tat, während ihre Beine das vermutlich sehr wohl gemacht hätten, hätte er sie sofort zur Bewegung angestachelt, so butterweich waren ihr die Knie geworden.
Mit der stummen Frage im Blick, warum er denn aufgehört hatte, suchte sie den seinen und drohte kurzfristig darin zu versinken. Bis er ihre unausgesprochenen Worte auf seine Weise beantwortete. Es begann mit einem Grinsen, dem seine Hand in klarer Absicht zu folgen begann. Unwillkürlich sog sie bei seiner Bemerkung scharf die Luft durch die Nase ein.
Natürlich... daran hatte er nur wieder gedacht, deswegen dieser Kuss! Er sollte sie gefügig und schwach machen, damit er bei der nächsten Möglichkeit ihr das Kostbarste nehmen könnte, was sie noch hatte. Und das Schlimmste daran war, dass ein Teil in ihrem Inneren durchaus bereit dazu wäre, sich darauf einzulassen.
Schließlich gäbe es bei ihm wenigstens nicht das Risiko einer möglichen Schwangerschaft danach... Ein Umstand, der sie eigentlich erleichtern sollte. Stattdessen hinterließ dieses Wissen einen schalen Nachgeschmack, fast so, als könne sie sich vorstellen, ausgerechnet mit ihm...
Während sie noch damit beschäftigt war, sich innerlich wieder zu sammeln, um überhaupt reaktionsfähig zu sein, hatte er freien Zugang zu ihrem Körper, den er auch weidlich ausnutzte. Dass seine Hand tiefer wanderte, nahm sie lediglich am Rande wahr, bis er sein Ziel erreicht hatte und ihr das mehr als deutlich zu spüren gab. Der Stoff an ihrem Leib war nicht sonderlich kräftig, sodass sie rasch seine Finger fühlen konnte, die trotz seiner Verstümmelung genau zu wissen schienen, was sie zu tun hatten.
Azura gab einen leisen, undefinierbaren Laut von sich und da ihre Hände noch auf seinem Oberkörper lagen, gruben sich nun wirklich die Finger in seine Haut. Unfähig, sich dagegen zu wehren, obwohl alles in ihrem Inneren danach schrie, hatte er alle Zeit und Gelegenheit der Welt, während es seltsam zwischen ihren Beinen zu pochen begann.
Und dann, plötzlich, war alles vorbei. Er entzog sich ihr, sodass sie hastig nach seinem Oberarm griff, um ihr Gleichgewicht nicht endgültig zu verlieren. Keuchend und leicht zitternd rang sie um Fassung, um ihm eine passende Antwort auf seine Unverschämtheiten und Übergriff zu geben.
Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sie soweit war. Zuerst zeigte sich das in ihrer Mimik, in der deutlich die aufsteigende Wut zu erkennen war. Dann war da ihr Griff, der zuerst fester wurde, ehe sie ihn loslassen wollte, um wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Und zu guter Letzt öffnete sich ihr Mund, bereit, ihm ihre Meinung unumwunden zu sagen.
Dennoch kam sie nicht mehr dazu, denn über ihnen wurde die Luke von außen aufgezogen. Das Geschehen an sich hätte sie ignorieren können, ebenso wie der Strom frischer Luft und das zusätzliche Licht, das herein fiel. Aber die Stimme ließ sie regelrecht zusammenfahren und von ihrem Vorhaben absehen... vorerst!
Nun innerlich darüber froh, sich noch an ihrem Begleiter festgehalten zu haben, drehte sie ihren Kopf und schließlich langsam auch ihren Körper. Dabei schmerzte ihre Hüfte, die sie sich vorhin gestoßen hatte, ein wenig, als sie unbewusst ihn damit streifte. Das würde ein kräftiger blauer Fleck werden, schoss es ihr flüchtig durch den Kopf, was sie sofort wieder vergaß, da sie sich auf den Zwerg über ihnen konzentrierte.
Sie verstand auch, was er ihnen sagte, aber... sie begriff es nicht! Mit großen Augen und einem deutlichen Fragezeichen auf der Stirn starrte sie ihn an.
Erst, als er hinter ihr nachhakte, kamen auch ihr Worte über die Lippen. "Wieso die Kabinentür öffnen? Sie war offen!" Dieser Aspekt schien sie mehr zu beschäftigen als jener der Zeit. Vielleicht auch, weil ihr Begleiter es ohnehin schon ausgesprochen hatte.
Leicht schüttelte sie den Kopf und die Frage, was er mit ihr alles getan hatte, während sie geschlafen hatte, drängte sich ihr wieder auf. So plätscherten die weiteren Erklärungen über sie hinweg, bis der Dunkelelf sich direkt an sie wandte.
Sie sah ihn verständnislos an und blinzelte. "Ich weiß nicht...", murmelte sie und konnte dabei selbst nicht sagen, ob sie sich auf den ersten oder letzten Teil seiner Bemerkung bezog.
Und was war mit dem Umstand, dass sie beide sich erleichtern mussten? Das wäre hier am Schiff doch um einiges einfacher, oder? Und waschen! Selbst wenn sie nicht so lange geschlafen hatte, wie dieser Zwerg gerade behauptet hatte, hätte sie sich gerne wenigstens notdürftig gesäubert, ehe sie an Land ging.
Das wollte sie sagen... das sollte sie sagen! Nur... irgendwie wollte ihr gerade nichts mehr über die Lippen kommen, so sehr arbeitete es hinter ihrer Stirn.
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Re: Auf dem Zwergenschiff

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. Juli 2020, 23:51

Der Kuss war längst vergessen, zumindest für Corax. Die Nachricht des zwergischen Matrosen hatte ihn mehr als aufgerüttelt. Für einen Moment lang war er vollkommen überrumpelt und zeigte sich mal nicht so überheblich, wie Azura es sonst von ihm gewohnt war. Ob der Geschmack ihrer Lippen vielleicht doch noch ein wenig auf seinen lastete? Ob seine Knie auch weicher geworden waren, dass es seine übermäßig selbstbewusste Fassade ein wenig zum bröckeln gebracht hatte?
Man konnte zumindest behaupten, dass die Nachricht über den einwöchigen Schlaf in der Kabine ihn hart erwischt hatte. Er knabberte noch daran und wartete auf eine Rückmeldung des Zwerges, aber der hatte nur weitere seltsame Worte für beide übrig. Worte, die Azura mehr beschäftigten als ihr langer Aufenthalt mit Corax in den Laken. Zumindest konnte sie sich das leichter vorstellen. Sie war doch arg müde gewesen und die nächtlichen Albträume von ihm hatte ihr zusätzlich zugesetzt. Vielleicht hatte ihr Körper nach all den Strapazen das sanfte Schaukeln der See und die weiche Ruhestätte einfach gebraucht. Dem Dunkelelfen musste es doch ähnlich ergangen sein! Immerhin war er es gewesen, der ihr sogar einen Waffenstillstand vorgeschlagen hatte - wenigstens im Bett. Zu Beginn war es Corax gewesen, der nach Erholung und Schlanf gebeten hatte, nicht sie. Für Azura könnten diese Überlegungen durchaus plausible Gründe darstellen, sich weniger auf diesen Fakt zu konzentrieren. Allein die Sache mit der verschlossenen Kabinentür wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Und so hakte sie beim Zwergen nach.
Der zu kurz geratene Matrose rümpfte seine Nase. Sie war knollig, ebenso wie seine behaarten Arme, die Finger, sein Bauch und überhaupt alles an ihm. Rund, untersetzt und knubbelig, so konnte man ihn beschreiben. "Pha, glaubst'e dass ich lüge?", entgegnete er zunächst pampig und zeigte an beiden Passagieren vorbei hinüber zur Kabinentür. Jetzt stand sie offen und gab den Anblick auf Corax Hemd frei, das da noch unordentlich auf dem Boden lag.
"Ich lüg nicht, niemals nicht!", betonte der Zwerg noch einmal. Corax stöhnte auf und winkte in einer Geste ab, dass der Kleinere nicht so echauffiert sein, sondern lieber Antwort geben sollte. Das ließ ihn nur noch mehr die Nase rümpfen. Grimmig verschränkte er die haarigen Arme vor dem Klumpenbauch. Genauer gesagt, er versuchte es. Er war nämlich viel zu dick und die Ärmchen zu kurz für diese Geste. Wenigstens holte es ihn aus seiner schnippigen Haltung heraus. Etwas verlegen räusperte er sich, stricht dann seinen Bart und meinte endlich etwas entgegenkommender: "Die Tür war verschlossen. Das müsst ihr mir glauben. Denn ich lüge nicht, niemals nicht würd ich das tun! Hab's täglich probiert, auf Anweisung des Käpt'n. Cranneg, der Anführer von den Kumpels, wollte die Tür sogar schon einschlagen. Der Käpt'n lehnte ab. Auf seinem Schiff wird niemals nicht was kaputt gemacht!"
Der Matrose kratzte sich am Kopf. "Wir haben einen weiteren Tag ins Land ziehen lassen. Dann noch einen, weil's einige unschöne Strömungen gab und das Boot arg ins Schaukeln geriet. Danach haben wir uns gewundert, dass aus eurer Kabine immer noch nichts nach außen drang. Naja, fast nichts." Er grinste auf, während seine Knollnase und die pausbäckigen Wangen plötzlich rot wurden.
"Was genau habt ihr Winzlinge gehört?" Corax schien es zu ahnen, denn auch er grinste nun wieder feist. Allerdings schämte er sich eindeutig nicht für die Antwort, welche etwas gedruckst folgte: "Nun, äh ... wir haben nicht alles gehört! Nur gedämpft. Aber eindeutig. Ich meine ... ihr zwei gebt ein nettes Paar ab, irgendwie. Für Großlinge, meine ich. Kenn mich da nicht so aus, aber was ich gehört habe, klang wie wenn ich nach langer Seefahrt nach Hause komme und erstmal zu meiner geliebten Zementella gehe, um ... na, ihr wisst schon ... die Felsen poltern zu lassen. Den Stein wetzen. Das Metall bearbeiten. Kräftig hämmern und so ... heißes Eisen zum Schmelzen bri~"
"Jaja, wir haben's kapiert. Ihr habt uns also beim Sex gehört, ja?"
"Äh ..." Der Zwerg errötete nur noch mehr, während Corax mit den Augen rollte. "Ja. Scheint so. Ihr wisst es ja selbst besser, nicht? Jedenfalls ... der Käpt'n meinte, wir sollten euch dann nicht stören, solange wir die Geräusche hörten. Haben sie jedes Mal gehört, wenn wir das Essen vor der Tür abgestellt haben. Wir kamen ja nicht rein. Ich hab geklopft und manchmal auch versucht, die Tür einen Spalt zu öffnen. Verriegelt, von innen. Aber gegessen habt ihr, die Teller waren ja immer leer, wenn ich morgens vorbei geschaut habe. Ich verstehe nicht, dass ihr euch dann über die vergangene Zeit so wundert. Oder müssen Großlinge besonders oft an einem Tag essen, dass ihr das Zeitgefühl dabei verloren habt? Ich kenn mich mit euch Riesen nicht so aus. War niemals nicht in einer Großlingstadt, vom Löschen der Schiffsfracht im Hafen abgesehen und..."
Corax hob die Hand, um den Zwerg zu unterbrechen. Aus seiner vorhin noch etwas unter Schock stehenden Frage wurde nun eine Entscheidung, vor allem weil auch Azura nicht recht zu wissen schien, wie es nun weitergehen sollte. Außerdem drückten nach wie vor die Blasen, die nach Erleichterung verlangten.
So sagte Corax entschlossen: "Wir gehen. Ich hab genug von diesen Zwergen, diesem Schiff. Nun wissen wir ja Bescheid." Er wandte sich direkt an Azura. "Ich weiß, dass du mich lieber halbnackt herumlaufen sehen würdest, aber am Ende sperrt man mich noch ein, weil die Winzlinge eifersüchtig auf meinen gestählten Körper sind." Der Matrose schnaupte. Corax ignorierte es. "Lass mich mein Hemd holen." Wie er es mitsamt der Goldkette am Handgelenk anziehen wollte, blieb schleierhaft, aber bei Azura hatte es wie durch Zauberhand ja auch geklappt.
Der Zwerg wartete, bis beide soweit waren und scheuchte sie dann mit halbwegs höflichen Worten vom Schiff. Er hatte schließlich klare Anweisungen von seinem Kapitän erhalten und die hießen, dass die Passagiere endlich die Kabine freigeben sollten. So mussten Corax und Azura das Schiff verlassen, noch ehe sie wussten, in welchem Hafen es nun vor Anker lag. Aber als sie ihre Füße auf den etwas wackligen Steg setzten, war es nicht mehr so schwer, ihren Standort auszumachen. Vorausgesetzt, man hatte je von der Zwergenstadt Nogrot mit ihrem einzigartigen Unterwasserhafen gehört.

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