Wieland

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Beitrag von Wieland » Montag 8. Juli 2019, 16:56

Wielands Steckbrief
Name: Wieland

Rasse: Mensch (Mutter Jorsanerin, Vater Grandessaner)

Alter: 21 Jahre

Geschlecht: Männlich

Beruf: Waffenschmied

Heimat: Das Grenzdorf Jersa

Gesinnung: Gut

Magie: Allen Anzeichen nach keine magische Begabung

Sprache: Celcianisch, Garmisch und ein klein wenig Nogret

Religion/Glaube: In seiner Kindheit wurde Wieland im Glauben an Lysanthor großgezogen und von den ihm zugewiesenen Idealen geprägt. Heute würde er sich hingegen als Gläubiger Brocknars bezeichnen, was wohl mehr auf zunfteigenen Traditionssinn als auf ernsthafte Spiritualität zurückgeht. Da er das Wirken der Götter in seinem Leben bisher nicht spüren konnte, betet er selten und nimmt ihre Namen höchstens beim Fluchen in den Mund.

Aussehen: Wieland war stets ein außergewöhnlich großer und schlacksiger Junge gewesen, was nicht immer zu seinem Vorteil gereicht hatte. Auch heute zieht er mit seiner knapp zwei Meter fassenden Erscheinung ungewollt die Blicke seiner oftmals kleineren Landesgenossen auf sich. Die vielen Stunden in der Schmiede haben zudem sein Äußeres gezeichnet; sein Körper wirkt kräftig und abgehärtet, was sich vor allen an seinen muskulösen Armen, einem breiten Nacken und strammen Schultern zeigt. Das meist rußbedeckte Gesicht ist kernig und wird von einer markanten Kinnlinie dominiert, um die sich ein ungepflegter Dreitagebart zieht. Das schmutzig-dunkle Haar des Schmiedes ist meist in einem Pferdeschwanz gebändigt und sticht unter der Menge der jorsanischen Goldlockenköpfe trotzig hervor. Über angestrengten graublauen Augen in deren Ecken sich leichte Krähenfüße abzeichnen, sitzen dichte Brauen, die von oftmaligen Schweißperlen der Stirn getränkt mit feinen Rußteilchen verfärbt sind. Wielands Kleidung ist stets einfach gehalten, praktisch und schmucklos. Mit einer Ausnahme: Um seinen Hals hängt an einer feingliedrigen Eisenkette ein daumengroßer schiefer Nagel – sein erstes Schmiedestück und ein symbolisches Geschenk seines Meisters.

Persönlichkeit: Sucht man nach einer allgemeinen Konstanten in Wielands Leben, so ist dies wohl das Streben nach Anerkennung. Der Schatten seines verhassten Vaters schwebt von Geburt an wie ein böser Geist über ihn und belädt den jungen Mann mit einer unverdienten Last, die ihn manisch dazu antreibt, sich in den strengen Augen seiner Mitmenschen zu bewähren. Anstatt sich der Frustration seiner unvorteilhaften Lage hinzugeben, suchte er sie durch kompromisslosen Fleiß, gewissenhafte Arbeit und ehrliche Hilfsbereitschaft zu bessern. Getrübt wird diese ansonsten vorbildliche Haltung durch Momente des Affekts, in denen Wieland durch Provokation oder Drohungen dazu verleitet wurde, seine Würde mit den Fäusten zu verteidigen. Als Mann der Tat fand er im Erlernen des Schmiedehandwerks schließlich erstmals so etwas wie eine Bestimmung, die sein Leben mit Bedeutung füllte. Seine Arbeitsmoral ist dabei mit der Passion eines Künstlers zu vergleichen, der seine Schaffenskraft als Ausdruck seiner selbst versteht. Diese Versiertheit auf die Schmiedekunst hat jedoch auch ihre Schattenseiten, die sich immer dann bemerkbar machen, wenn Wieland gerade eben keinen Hammer schwingt. Zwischenmenschliche Kommunikation fällt ihm beispielsweise nicht immer leicht, obwohl die Dorfgemeinschaft ihn in den vergangenen Jahren immer mehr zu akzeptieren begonnen hatte. Schuld daran ist wohl sein mangelndes Selbstbewusstsein und eine tiefsitzende Beklommenheit, die hinter ihren freundlichen Mienen eine immer noch anhaltende verborgene Abneigung ihm gegenüber vermutet. So wirkt der Schmied meist zurückhaltend, hüllt sich in Schweigen und zieht den hellen Klang seines Ambosses den schnatternden Stimmen der Menge vor. In seinem Kern ein Einzelgänger ist Wieland trotz, oder gerade wegen seines Hintergrundes ein stolzer Patriot, dessen Treue zum jorsanischen Reich sich der eines jeden Bürger messen kann. Er hat besonderen Respekt vor den Männern des Königs, die in seinen verklärten Augen das Ideal der Selbstlosigkeit verkörpern. Ihren Kampf gegen die Feinde Jorsas zu unterstützen, wenn auch auf indirekte Weise, erfüllt ihn mit einem Funken von Stolz, den er sich naturgemäß jedoch nicht zu Kopf steigen lässt.

Stärken:

Schmiedehandwerk (Zeug- und Waffenschmied) [Sehr Gut] – Fast zehn Jahre sind vergangen, seit Wieland in die Schmiede des Meisters Alberichs untergekommen und von ihm in sein Handwerk eingeweiht worden war. Tag für Tag hatte er ihn beobachtet, seine Bewegungen kopiert, von ihm gelernt – und er lernte schnell. Heute ist Wieland ein fähiger Waffenschmied, dessen Klingen wegen ihrer anstandslosen Qualität und kunstfertigen Gestaltung sehr beliebt sind. Der rostige Nagel um seinen Hals erinnert ihn an seinen Fortschritt und treibt ihn dazu an, seine Kenntnisse noch weiter zu vertiefen.

Körperstärke [Gut] – Wieland ist ein bärenstarker Mann am Höhepunkt seiner physischen Kräfte. Unter dem Druck regelmäßiger Belastung haben sich die Muskeln seines Körpers verhärtet und wurden dem Stahl gleich, aus dem er seine Erzeugnisse formt. Die sich stetig wiederholenden schweißtreibenden Vorgänge der Schmiedearbeit trainierten seine Kondition und schenkten ihm Stärke und Ausdauer, die bei anderen Menschen in diesem Ausmaß selten vorzufinden sind.

Faustkampf / Unbewaffneter Kampf [Überdurchschnittlich] – In jungen Jahren war Wieland eine wandelnde Zielscheibe gewesen. Die gleichaltrigen Kinder hatten ihn verspottet, ausgelacht, bespuckt, ihm nachgestellt und bei seiner Arbeit als Kohleträger die Körbe umgeworfen. Bis sich die Wut eines Tages in Gewalt entlud und er lernte sich zu wehren. Selten waren die Handgemenge fair, noch seltener kam er ohne Blessuren davon. Doch irgendwann hatte er den Dreh raus und konnte sich gegen seine Kontrahenten beweisen, bis die Angriffe stoppten.

Schwertkampf [Rudimentär] – Es ist das eine, eine Waffe zu schmieden. Etwas vollkommen anderes ist es, ihre Verwendung zu meistern. Und doch gibt es Verbindungen zwischen beiden Fertigkeiten, die Wieland zum Vorteil gereichen. So ist ihm die Handhabung der im Königreich Jorsa gebräuchlichen Waffen durchaus vertraut, liegt es doch an ihm, auf ihre ideale Länge, Form und Gewichtung zu achten. Neben dieser allgemeinen Waffenkenntnis konnte Wieland in seinen freien Stunden auf dem Übungsfeld erste praktische Erfahrung im Schwertkampf sammeln. Es begann als harmlose Spitze gegen seine Person, als ihn einer der Soldaten während einer Lieferung zwei, drei Kunstgriffe mit dem Anderthalbhänder - auch als Bastardschwert bekannt - beibrachte. Auch wenn er noch meilenweit von der Meisterschaft der Klinge entfernt ist, blamiert sich der Schmied dadurch zumindest nicht zur Gänze , wenn er eines seiner eigenen Erzeugnisse in den Kampf führt.

Kochen und Krankenpflege [Rudimentär] – Der Schmerz, einen geliebten Menschen dabei zusehen zu müssen, wie er langsam aber sicher dem Alter verfällt, ist nicht leicht zu verkraften. Es hilft, wenn man aktiv etwas dagegen tun kann, oder zumindest fähig ist einzugreifen, wenn Hilfe benötigt wird. Der Zustand von Wielands Meister hatte sich in den vergangenen Monaten unaufhörlich verschlechtert und ihm neben der Instandhaltung der Schmiedearbeiten dazu gezwungen, immer mehr Dienste im Haus zu übernehmen. Dank der Ratschläge seiner Mutter fällt die Pflege des alten Mannes zwar immer noch schwer, ist jedoch schaffbar.

Schwächen: Wieland fehlt es an grundlegenden sozialen Kompetenzen, was auf seine schwere Kindheit zurückzuführen ist. Erfahrungen, die viele Menschen bereits in ihrer Jugend alltäglich sind, sind ihm oftmals fremd, was wiederum zu einer allgemeinen Verunsicherung führt. Dies betrifft etwa das Schließen von Freundschaften, das Setzen von Vertrauen in Andere oder den Umgang mit dem anderen Geschlecht. Auch fällt es ihm schwer, im richtigen Moment die richtigen Worte zu finden oder eine Angelegenheit diplomatisch zu lösen. Aus diesem Grund zieht sich Wieland gerne zurück und erscheint lieber als Sonderling, als sich der vermeintlichen Illusion hinzugeben „dazuzugehören“. Somit raubt er sich die wertvolle Möglichkeit neues zu lernen, was ihm zum herben Nachteil gereicht. Denn so vieles von der Welt ist ihm fremd und wird es auch immer bleiben, wenn er nicht den Mut fasst über seinen eigenen Tellerrand zu blicken. Dies beginnt bei seinem Heimatdorf, das er noch nie verlassen hat, noch den angrenzenden Wald zur genüge erkundet hatte. Eine weitere Charakterschwäche, die durchaus ernst zu nehmen ist, ist sein Umgang mit besonders intensiven Emotionen, im Besonderen Wut. Durch gezielte Provokationen oder Beleidigungen, die seine Herkunft oder nahestehende Menschen betreffen, dauert es nicht lange, bis Wieland die Beherrschung verliert. Dies äußert sich in einem kaum zu verbergendem Zittern oder einem Ballen der Fäuste und kann im Ernstfall in einer handfesten Schlägerei oder gar Schlimmeren enden. Nur wenige haben die Gabe ihn in diesem Zustand zu beruhigen.

Lebensgeschichte: Wieland wusste herzlich wenig über seinen Vater. Er wusste, dass er Rainer geheißen hatte. Er wusste, dass er seine Augen gehabt haben soll. Und er wusste, dass er ein grandessanischer Soldat gewesen war, der bei einem Grenzgang durch eine Pfeilwunde schwerverletzt gefangen genommen wurde. Unter Bewachung gestellt, kam er ins Feldlager Jersas, wo sich Wielands Mutter Helene um seine Verletzungen kümmerte. Trotz aller Umstände keimte unschuldige Liebe zwischen den beiden, deren Folgen sich binnen weniger Wochen durch einen gewölbten Bauch offenbarte. Zu diesem Zeitpunkt drohte dem grandessanischen Gefangenen die Auslieferung nach Jorsa, seine wenigen Fetzen an nützlichen Informationen waren aufgebraucht. All ihren verbliebenen Einfluss im Feldlager nutzend, verhalf Helene Wielands Vater zur Flucht, hieß ihn an einer sicheren Stelle zu warten. Doch als sie mit dem nötigen Verpflegungen für die geplante Reise am besagten Ort ankam, war ihr Geliebter wie vom Boden verschluckt. Sie war alleine, hochschwanger und hatte alles vergeblich aufs Spiel gesetzt.
Wielands Mutter wurde als unehrenhafte Frau aus dem Hospiz vertrieben. Ihre Schönheit war es, welche schließlich die Aufmerksamkeit des Köhlers Hartwin auf sich zog und sie trotz unerwünschten Ballasts eines grandessanischen Bastards zur Frau nahm. Keine andere hätte sich mit ihm eingelassen, denn er war ein hässlicher und boshafter Mensch, der zum Trinken neigte und von der gesamten Dorfgemeinschaft gemieden wurde. Doch Wielands Mutter hatte nur die Sicherheit ihres Sohnes im Sinn und hatte keine anderen Alternativen. Als sie ihn auf die Welt brachte, hatten sie ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch. Wen kümmerten da die blauen Flecken, die ihr junges hübsches Gesicht entstellten?
Schon in frühen Jahren wurde Wieland bewusst, dass seine alleinige Existenz ein Affront in den Augen seiner Mitmenschen darstellte. Sein ihn zu jedweder Gelegenheit prügelnder Ziehvater, die kopfschüttelnden Dorfbewohner, ja sogar seine drei jüngeren Geschwister - sie alle gaben ihm das selbe Gefühl, nicht Teil ihrer Gemeinschaft zu sein. Sie sahen in als Eindringling, der unerwünscht in ihre Mitte gekommen war um Unfrieden zu stiften, ein Fremdkörper. Das Wort "Bastard" wurde ihn an den Kopf geworfen, wohin er auch ging, ohne dass er etwas damit anfangen konnte. Er verstand nicht. Natürlich nicht. Was wussten Kinder von der komplizierten Welt der Erwachsenen und ihren Regeln? Er erinnerte sich noch genau an dem Moment, als er seine Mutter zum ersten Mal danach gefragt hatte. Sie hatte traurig gewirkt, doch auf keinen Fall überrascht. Sie hatte ihn in den Arm genommen und ihm eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte von zwei Königreichen und einer langen Grenze dazwischen. Von Männern, die diese Grenze bewachten und ab und zu miteinander in Streit gerieten. Sie erzählte von einem dieser Männer, der auf die Seite des anderen Königreiches gebracht wurde und dort eine Frau kennen lernte, wie sehr sie sich lieb hatten, auch wenn alle anderen dies nicht erlauben wollten. Dann hatte sie für eine Weile geschwiegen und Wieland hatte gefragt, wo dieser Mann jetzt sei. Er hatte keine Antwort erhalten. Aber irgendwie hatte er verstanden.
Mit sechs Jahren begann Wieland in der Köhlerei seines Ziehvaters zu arbeiten. Kinderarbeit wurde in Jorsa im Normalfall nicht toleriert, um die Unschuld der Schwächsten der Gesellschaft nicht auszunutzen. Doch Wieland war in den Augen vieler kein Unschuldiger, noch scherte man sich um die Belange der allseits gemiedenen Köhlerfamilie. Sein Alltag unterschied sich demnach deutlich von dem seiner Altersgenossen. Anstatt die Zeit mit lustigen Spielen zu verbringen, stapelte er mit seinem Ziehvater das geschlägerte Holz zu einem Kohlemeiler, schaufelte nach dessen Verbrennung die matt silbrig glänzenden Kohlestücke zutage und lud sie in schwere Säcke, die er an die Schmieden und Handwerksstuben des Grenzdorfes lieferte. Dabei fiel er immer wieder den Streichen anderer Kinder zum Opfer, die in dem mit schwarzen Staub bedeckten Sonderling in ihrer Mitte ein beliebtes Ziel fanden. Zwei Menschen standen ihm in dieser schwierigen Zeit zur Seite, ohne deren Hilfe er wohl kaum die tägliche Kraft aufbringen hätte können, am frühen Morgen aufzustehen. Dies war einerseits seine Mutter, die sich jeden Abend um ihren Sohn kümmerte, seine vielen Blessuren versorgte und mit engelsgleicher Geduld an seiner Bildung festhielt, die ihr versoffener Mann als reine Zeitverschwendung betrachtete. Und dann war da noch Alberich, der fast täglich von Wieland mit Kohle beliefert wurde. Anfangs erwartete der Junge, von ihm nicht anders behandelt zu werden, wie von den anderen Erwachsenen. Schließlich war Alberich eine in ganz Jersa respektierte Persönlichkeit, ein weit gereister Waffenschmied, der einst in Nogret von den Zwergen unterwiesen, seine Schmiede vor Jahren in Jersa eröffnet hatte. Seine Erzeugnisse suchten unter den Waffen Jorsans ihresgleichen und die Kunstfertigkeit des Meisters wurde bis in die ferne Hauptstadt gelobt, auch wenn man sich dort nicht erklären konnte, weshalb er sich ausgerechnet im Grenzdorf niedergelassen hatte.
Eben jener Mann war es, der Wieland schnell ins Herz schloss und ihn mit wohlwollender Güte empfing, wann immer die Last zu groß für ihn wurde. Schnell wurde die Schmiede zu seinem Rückzugsort, wann immer er es zu Hause nicht mehr aushielt. Für den kleinen Jungen war es ein magischer und wundersamer Ort, dessen Erkundung ihm große Freude bereitete. Immer öfter stahl er sich von seiner Arbeit davon und beobachtete Alberich bei seinem Handwerk. Ab und zu hatte der Meister kleinere Hilfsaufgaben für ihn, die er eigenhändig zweifelsohne in nur wenigen Augenblicken bewältigt hätte, doch bewusst für seinen neuen Schützling aufhob. Danach drückte er ihm stets lobend eine kupfernen Fuchsmünze in die Hand, das erste Geld, das Wieland sein eigen nennen konnte. Er hortete es hinter dem Bettpfosten des schmalen Bettes, dass er sich mit seinen drei Geschwistern teilte. Für ein eigenes Heim sparte er, fern der Köhlerei, in das er und seine Mutter einziehen konnten. Ein gänzlich absurder Traum eines Kindes, doch ein Traum, den er gebrauchen konnte.
Wieland war zwölf Jahre alt, um einige Zentimeter größer und für sein Alter bereits merklich kräftig, als sein Ziehvater den Münzvorrat hinter dem Bett entdeckte. Als Wieland des Abends wie so häufig von der Schmiede nach Hause kam, merkte er zuerst nichts davon. Er verkannte den warnenden Blick seiner Mutter, als er sich an den Tisch zum Abendbrot setzte. Erst als sein Ziehvater den vertrauten Geldbeutel aus der Tasche zog, zählte er Eins und Eins zusammen. Die Worte seines Vaters trieften vor Hohn und sein Feixen ließ Wieland die Galle hochkommen. „Zuerst dachte ich, deine Hure von Mutter hätte wieder alte Gewohnheiten aufleben lassen. Dabei ist das doch dein Geld, nicht?“ Wielands Geschwister schauten mit großen Augen zwischen ihrem Vater und ihren Stiefbruder hin und her, ihre Mutter legte beschwichtigend die Hand auf den fetten Arm ihres Mannes. Dieser schien nur darauf gewartet zu haben, wandte sich um und verpasste ihr in einer einzigen Bewegung eine schallende Ohrfeige. Und dann passierte alles ganz schnell.
Im Nachhinein wusste Wieland nicht mehr, wie er aus dem Essstuhl auf den Tisch gekommen war, noch wie er sich auf seinen Ziehvater gestürzt hatte. Ein roter Schleier hatte sich über seine Sicht gelegt und jeden Gedanken erstickt. Als er sich wieder legte, lag sein Ziehvater unter ihm, blutend, gurgelnd, mit gebrochener Nase und herabhängender Kinnlade. Seine blutunterlaufenen Augen starrten panisch zu ihm empor. Ein paar seiner Zähne lagen am Boden verstreut. Wieland hörte auf einmal das Geheule seiner verängstigten Geschwister, die das ganze mitangesehen hatten und spürte wie sich Helene neben ihn auf den Boden kniete. Gerne hätte er noch einmal zugeschlagen. Ein letztes Mal, sodass sie beide endgültig befreit von ihm gewesen wären. Doch seine Mutter hielt seine Fäuste fest, bis sie allmählich aufhörten zu beben. „Ich will das hier nicht mehr... Ich kann das nicht mehr...“ Er sah zu ihr auf und sah ein trauriges Lächeln auf ihrem müden Gesicht. „Ich gehe zu Alberich in die Schmiede. Und ich... bleibe dort.“ Sie nickte und gab ihn einen Kuss auf die Stirn. Dann kümmerte sie sich um ihren bewusstlosen Peiniger.
Die Scham, von einem Zwölfjährigen so zugerichtet geworden zu sein, verhinderte, dass Hartwin zu den Wachen ging. Auch dürfte es bewirkt haben, dass er kein weiteres Mal mehr die Hand gegen seine Frau erhob. Wieland bekam davon jedoch nichts mehr mit, denn er hatte das Haus seines Ziehvaters zu diesem Zeitpunkt zum letzten Mal betreten. In Alberichs Schmiede fand er seine neue Heimat. Der alte Mann hatte ihn mit offenen Armen als seinen Lehrling aufgenommen und war froh, dass er jemanden gefunden hatte, auf den er sich verlassen konnte. Denn er war nicht mehr der Jüngste und dies machte sich schon bald bemerkbar.Zitternde Hände, schwache Augen und ein ihn ständig im Stich lassendes Gedächtnis führten dazu, dass seine Waffen mit der Zeit die so begehrte Feinheit verloren. Wieland, der in den vergangenen Jahren zu einem stattlichen Mann und fähigen Waffenschmied herangewachsen war, nahm immer größere Anteile der einkommenden Aufträge entgegen und machte sich somit nicht nur seines Lehrgeldes, sondern auch in den Augen der Jersaner verdient. Noch immer nannte man ihn hinter vorgehaltenen Händen einen halben Grandessaner oder einen Bastard, doch nicht selten ohne seine Tüchtigkeit und Schmiedefertigkeiten anzuerkennen. Er hatte in den Augen aller seinen Wert bewiesen, entgegen aller Erwartungen. Doch fehlte etwas ein stiller Drang, auf den er nicht mit den Finger zeigen konnte. War dies alles, was sein Leben zu bieten hatte?

Inventar

* Die Schmiede in Jersa mit all ihrem Werkzeugen, Waffen und Schmiedegeräten
* Einfache Kleidung aus Leinen und Filz
* Lederstiefel
* Dicke Schürze aus Rindsleder
* Kette mit Nagel (Erinnerungsstück)
* Geldbeutel 100F
Zuletzt geändert von Wieland am Mittwoch 10. Juli 2019, 10:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wieland

Beitrag von Wieland » Freitag 12. Juli 2019, 20:42

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Äußerlichkeiten

Persönlichkeit & Charakter

Fertigkeiten, Stärken und Schwächen

Beziehungen

Alberich - Wielands Schmiedemeister

Aussehen: Der Schmiedemeister ist ein Schatten seiner einstigen imposanten Erscheinung. Das bronzefarbene Haar ist in den vergangenen Jahren schlohweißes geworden und steht ihm wirr vom Kopf ab. Die braunen Augen sind milchig-trübe und lassen ihn nicht selten im Stich, weshalb er sie des öfteren zusammenkneifen muss. Dabei vertiefen sich die vielen Falten in seinem Gesicht und geben ihn dem Eindruck, als wäre es aus rauem Sandstein gemeißelt. Doch noch immer flackert ab und zu die alte Stärke in ihm auf, vor allem, wenn er einen Schmiedehammer in den Händen hält.

Geschichte: Die wenigsten kennen die ganze Geschichte des illustren Alberichs. Lange bevor Wieland das Licht der Welt erblickt hatte, kam er nach Jersa und errichtete dort seine Waffenschmiede. Schnell verbreiteten sich das Wort über seine Erzeugnisse unvergleichbarer Qualität, was ihn die Patronage des jorsanischen Heeres und den Respekt der Dorfgemeinschaft einbrachte. Die Gerüchte, er könne Wunderwaffen herstellen und hätte sein Handwerk bei den Zwergen erlernt kommentiert er selten, dafür ist er viel zu beschäftigt. Als Wieland zwölf Jahre alt war, nahm ihn Alberich in seiner Schmiede als Lehrling auf und gab ihn ein neues Zuhause. Er behandelte den Jungen wie seinen eigenen Sohn, wofür dieser ihn zutiefst dankbar ist. Doch in den vergangenen Monaten war Alberich krank geworden, hustete, warf frühmorgens Blut aus. Wieland weiß nicht, wie er ihm helfen kann, was ihn mehr Sorgen bereitet als alles andere.


Gerda (16) - Hellblondes Haar, hellblaue Augen, Stupsnase, ähnelt stark der Mutter. Sehr schüchtern und grüßt höflich aber peinlich berührt wann immer sie an der Schmiede vorbeikommt. Wieland konnte eines Nachts erkennen, dass sie Hand in Hand mit einem der Holzfäller in den Wald verschwunden ist. Er behält es für sich, da er weiß, wie sein Ziehvater darauf reagieren würde.

Knut (18) - Dunkelblondes Haar, blaue Augen etwas schmächtig. Steht im Schatten seines älteren Bruders und bekam mit dem Alter dadurch immer mehr Verständnis für Wielands Lage. Heute ist es er, der ihn mit Kohle beliefert und als Bindeglied zu Wielands Ziehfamilie steht, indem er etwa Nachrichten ihrer beiden Mutter übermittelt. Die beiden haben ein gutes Arbeitsverhältnis, gehen ansonsten aber ihre getrennte Wege.

Rolf (20) - Hellblondes Haar, blaue Augen, Hakennase. Der älteste Sohn ist der ganze Stolz seines Vaters und lebt nach dessen Vorbild. Dass Wieland ihn damals vor seinen Augen dermaßen gedehmütigt hatte, konnte er ihm nie verzeihen. Wann immer sich die beiden begegnen, beginnt die Luft förmlich zu knistern. Oft schon flogen zwischen ihnen die Fäuste, doch bisher kamen beide nur mit blutenden Nasen und blauen Flecken davon.
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