Der geschändete Tempel

Der Wassertempel zu Ehren der Göttin Ventha. Seefahrer besuchen diesen Tempel vor ihrer Abfahrt aufs Meer und beten für Wind in den Segeln, bringen sogar Opfergaben wie Seesterne oder eine Schale Wasser.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 14. Januar 2016, 19:45

Thomas Mercer, der Meistersteinmetz war allein in dem geräumigen Zelt mit den ganzen Unterlagen und Plänen, Aufzeichnungen und Notizen über den geplanten Tempelbau. Eigentlich hätte Thomas vorgehabt raus zu gehen und sich um Amandins angeforderten Phallus zu kümmern...doch der Stein zog ihn in seinen Bann. Er zog den Stuhl an den Tisch, nahm sein Zeichenbuch und begann den Alabaster zu zeichnen. Er stellte eine exakte figürliche Zeichnung her und beschrieb die Eigenschaften der Weißen und Schwarzen Anteile. Er wollte seine Beobachtung unbedingt mit Meister Rasmussen und Sima besprechen.
Der Abdruck seiner eigenen Hand, mit den Abdrücken ihrer kleinen Finger zwischen den seinen, forderte eine eigene Skizze. Sie hatte tatsächlich durch seine Hand ihre Magie gewirkt. Akribisch notierte er alle Auffälligkeiten und jedes noch so kleine Detail. Ja, er war wirklich der Alabaster in dieser merkwürdigen Beziehung. Allein optisch war er der helle Stein. Seine weiße Haut stand im krassen Gegensatz zu ihrer dunklen; seine weiche, leicht zu zerbrechende Struktur im Gegensatz zu ihrer Härte und um so länger er den Stein vor sich betrachtete, um so mehr überwog seine Neugierde. Das ungute Gefühl, dass er zu Anfang gehabt hatte, begann jetzt schon langsam in den Hintergrund zu treten, auch wenn es nicht wirklich verschwand.
Er vertiefte sich gänzlich in die Zeichnung und irgendwann begann er grobe Skizzen einer Frauenstatue zu malen. Er zeichnete sie nackt, aufrecht stehend mit einer würdevollen und eleganten Ausstrahlung, sie hatte den Mund leicht geöffnet und sog sinnlich an einem ihrer Finger, als würde sie vor Erregung beinahe zergehen. Thomas hatte ein ziemliches Talent darin, Ausdrücke und Emotionen mit wenigen Strichen auf das Papier zu bringen, wobei sein Fokus vor allem auf ihrer Mimik lag. Die Worte seiner Herrin klangen noch in ihm nach und weckten weiter seine Neugierde auf ihre Person, mehr als alles andere. Sie war wirklich etwas besonderes, so dass sie auch weiterhin seine Gedanken erfüllte und so zu seiner Muse wurde. Es war leicht ihre sündhaften Formen fest zu halten, da er nur die Augen schließen musste um sie deutlich vor sich zu sehen. Amandin war gegangen und doch klebt noch ihr Duft überall an ihm, seine Wangen, dort wo sie ihn berührt hatte, seine Hände, ...am Gelenk seines Daumens. Unbewusst strich er sich darüber und spürte sofort das Echo ihrer geteilten Leidenschaft in sich. Ja, es war leicht für ihn ihre Gestalt in sich herauf zu beschwören. So leicht, dass seine Lenden schnell mehr Blut forderten, wenn er sich zu intensiv auf bestimmte Körperteile und Einblicke erinnerte, die sie ihm gewährt hatte. Leicht flogen seine Striche über das Papier und Blatt um Blatt erhielt einen Abdruck dessen, was ihn berührt hatte. Die ersten Skizzen waren fast nur Formen und grobe Ausschnitte aus seiner Phantasie, fast schon frivol einfach, doch dann formte sich ein erstes ausgefeiltes Bild unter seinen Händen. Die Bewegungen seiner Hand liebkosten das Pergament und entwarfen ihren Körper neu. Früher hätte allein die Nacktheit einer Frau ihn erröten lassen, aber nun konnte er schon Details herausarbeiten, die einem züchtigen Lysanthorgläubigen den Atem geraubt hätten. Thomas Scham obsiegte dann jedoch über seine Instinkte und er begann das Bild zu wandeln. Ein sittliches Gewand einer Lysanthorpristerin verhüllte ihren Körper und Sklaven, sowie der Stein vor ihm fanden ihren Platz an ihrer Seite. Thomas verlor sich mehr und mehr in seiner Arbeit, was in seiner Situation auch gefährlich werden konnte. Er war gänzlich in seine Arbeit vertieft, so dass er Zeit und Raum um sich herum vergaß und nicht mehr darauf achtete, was um ihn herum passierte, ja nicht einmal auf seinen eigenen Körper achtete er mehr. Er spürte weder Hunger noch Durst, ja nicht einmal Bange und Aufregung, ob der Kauf von Louisa auch wirklich gelingen möge... für ihn zählte im Moment nur das, was er vor seinem geistigen Auge sah. Auch Kreativität forderte seinen Preis. In seinem Fall den Preis der Aufmerksamkeit und so erschreckte er sich furchtbar, als er geistesabwesend seine Hand nach seinem Stift ausstreckte und stattdessen in etwas klebrig, feuchtes fasste. Sein Blick ruckte automatisch zu der Stelle und da stand ein Teller mit Essen neben ihm. Vorher war der noch nicht da gewesen und irritiert starrte er auf seine Finger, die deutlich ihren Abdruck auf einer der Brotscheiben hinterlassen hatten. Sein Gehirn brauchte einen Moment um von den Entwürfen Amandins Statur weg zu kommen, um einen so einfachen Inhalt wie für ihn bereit stehende Nahrung wahrzunehmen. Da lagen tatsächlich zwei Brote. Eines war mit einer jetzt verunstalteten Art Streichwurst bestrichen, eines dick mit Hartkäse belegt und daneben dampfte noch warmes, goldenes Rührei. Sogar ein paar Kräuter waren darüber gestreut und drei kleine Trauben rollten gerade über das Tablett, da er sie wohl mit seiner unbedachten Bewegung dazu angestoßen hatte. Sie landeten an einer großen Tasse, aus der es würzig Dampfte. Doch die größte Frage war wohl, wo kam das ganze her? Als er dann den Kopf weiter drehte und so hinter sich blickte, erschrak er erneut. Dort stand reglos die zweite Leibsklavin seiner Herrin. Die halbnackte Dunkelelfe fixierte ihn mit einem kühlen Blick, der unschwer zu deuten, blanke Eifersucht in sich trug. Gerade als sich ihre Augen trafen, setzte sie jedoch ein neutrales Gesicht auf und hob auffordernd das Kinn. Sie wies mit einem arm kurz auf das Tablett und zeigte damit, dass er essen sollte. Auch wenn ihr Körper schmächtiger und mehr der einer typischen Elfe war, so hatte sie eine Ausstrahlung, die Thomas eine leichte Gänsehaut bescherte. Obwohl ihre kleinen Rundungen kaum verdeckt waren und sie das gleiche winzige Leibchen wie Nelsani trug, so wirkte sie darin eher arrogant und düster, als einladend und verführerisch. Vielleicht lag es aber auch nur an ihrem nichtssagenden Blick, den sie Mercer zuwarf. Sie war gut einen halben Kopf größer als Amandin und mager in den Augen eines Menschen. Ihre schneeweißen Haare waren kunstvoll verwoben, hochgesteckt und nur zwei lange, an den Enden mit silbernen Metall verzierte Strähnen, lagen auf ihrem tiefen Dekolleté. Ihre dunkelroten Augen erinnerten entfernt an seine Herrin, aber auch wenn ein Dunkelelf wie der andere aussah, so unterschied diese sich doch so sehr von Amandin in ihrer Aura, dass man es fast körperlich fühlen konnte.
Diese Frau hasste ihn aus vollstem Herzen!
Das einzige was Thomas vielleicht ein wenig „beruhigen“ konnte, war die Erinnerung, dass diese Frau auch ihre gemeinsame Herrin mit dem gleichen Blick bedacht hatte. Jetzt beobachtete sie ihn und wartete anscheinend ungeduldig, dass er aß und sie das Geschirr wieder mitnehmen konnte. Man konnte ihr auch ohne weitere Kenntnisse der Sprache der Dunkelelfen ansehen, auch ohne dass sie einen Laut von sich gab, ansehen dass sie es hasste hier zu sein. Alles an ihr gab Thomas das Gefühl ein Nichts zu sein, unwürdig, ekelhaft und im höchsten Maße unerwünscht.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Thomas Mercer » Dienstag 19. Januar 2016, 12:55

Immer wieder schloss der Steinmetzmeister seine Augen und visualisierte sich Amandins Körper. Ihre Bewegungen, ihr Geruch, ihre Stimme, ihre Hitze und ihren süssen Versprechungen. All diese sinnlichen Eindrücke übertrugen sich auf seine Hand und von seiner Hand auf den Pinsel, der schliesslich die Tinte auf das Pergament bannte. Strich für Strich, Kurve um Kurve wurde so Amandins Wesen zum Ausdruck gebracht. Thomas musste aufpassen, dass sich die Leidenschaft nur über seinen Stift kanalisierte und nicht sich nicht wieder anderweitig anstaute. Er blühte förmlich auf, denn er hatte lange Zeit nicht mehr die Möglichkeit gehabt sich auf diese Weise kreativ zu entfalten und nun reagierte er wie ein wilder Hengst der zum ersten Mal nach einem langen Winter wieder auf die Weide gelassen wurde. Seine Striche waren ungemein verspielt, ja beinahe schon provokativ – zumindest für pelgarische Verhältnisse – und zeugten deutlich vom Einfluss seiner Muse. Erst fertigte er gezielte Körperstudien an. Zeichnete Hände, Mundwinkel, Augen, Halspartien, die Schulterpartie, doch dann ging er darin über konkrete Skulpturen zu skizzieren. Dieser ganze Prozess, der Thomas wie ein einzelner Atemzug vorkam, dauerte in Wirklichkeit Stunden. Er lehnte sich immer wieder mal zurück und betrachtete sich sein Werk. Da merkte er, was er eigentlich gezeichnet hatte. Durch das priesterliche und züchtige Gewand wirkte ihre Statue nur noch sündiger und noch verdorbener, ja gar wie eine offene Provokation gegenüber dem höchsten Gott. Thomas strich sich über seinen Bart. Nie hätte er geglaubt, dass er jemals so etwas verbotenes Zeichnen würde. Er würde Geison diesen Entwurf wohl sehr schonend beibringen müssen. Sein Kreativer höllenritt wurde jedoch abrupt beendet, als er nach seinem Stiff greifen wollte und stattdessen seine Hand in eine ihm Nachgebende Masse versenkte. Er fuhr augenblicklich zusammen und riss sich aus seiner konzentrierten Starre. Sein irritierter und überraschter Blick richtete sich auf seine Hand. Erst dann sah er den Teller, doch sein Gehirn brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen, was er da vor sich hatte. Langsam kehrte er wieder in das Hier und Jetzt zurück, langsam krochen Müdigkeit, Hunger und Rückenschmerzen in sein Bewusstsein und breiteten sich unangenehm darin aus. Er hielt sich seinen Nacken und legte für einen Moment seinen Kopf zurück. Schliesslich streckte er sich leicht und es knackte an diversen Stellen, als er diese Bewegung vollzog. Er rieb sich die Augen und musterte abermals das dargebotene Mahl. Wie war das dahingekommen? Erst jetzt kam er auf den Gedanken sich umzusehen und sein Blick streifte jenen der Dunkelelfin. Der Hass und die offenkundige Ablehnung, die er in ihren Augen zu sehen bekam, erschreckten ihn zutiefst. Was bei Lysanthor hatte er dieser Frau angetan, dass sie ihn so anschaute? Sie triefte beinahe von Eifersucht, doch es dauerte nur ein Augenschlag, bis sie ihre wahren Gedanken hinter einer ausdruckslosen Maske verbarg.

Er betrachtete sie noch eine ganze Weile, doch er drang nicht mehr weiter zu ihr durch. Er erwischte sich selbst dabei, dass er ihren Körper auch auf andere Vorzüge musterte und schämte sich sogleich für sein eigenes Verhalten. Was war nur mit ihm los? Er konnte sich doch hier nicht ständig wie ein hypererregbares männliches Wesen aufführen, sowas ziemte sich doch nicht für einen Skalven. Er kam zu dem Schluss, dass ihm die Gegenwart von Nelsani weit sympathischer war und bedauerte, dass nicht sie sein essen gebracht hatte. Nelsani war ungemein wärmer und hegte offenbar keinen eifersüchtigen Groll gegenüber Thomas, sie schien ihn eher aufregend und spannend zu finden und Thomas hatte den Eindruck, dass sie gerne in seiner Nähe war. Ganz im Gegensatz zu ihr. Er fragte sich, welches Schicksal dieser Frau wohl widerfahren sein mochte, dass sie sich im Stand einer Sklavin widergefunden hatte...Schliesslich bedeutete sie ihm endlich zu essen. Thomas wusste gar nicht, wie er sich gegenüber den Leibsklavinnen seiner Herrin zu verhalten hatte. Unter Sklaven gab es offensichtlich Hierarchien, doch er wusste nicht genau, wie es in diesem Fall um sie beide bestellt war. Arbeitersklaven hatten schliesslich kaum etwas mit Leibsklaven zu tun. Der Steinmetz wollte keinen Fehler machen und so ordnete er sich ihr erstmals unter. Er nickte und senkte demütig seinen Blick. „Danke.“ Murmelte er vorsichtig, wandte sich von ihr ab und den dargebotenen Speisen zu. Er spürte sofort ein Kribbeln im Nacken und es war ihm sofort klar, dass sie ihn wieder mit giftigen Blicken traktierte. Er ass vom Rührei und es schmeckte vorzüglich, doch er selbst war in tiefen Gedanken versunken. Es wäre naiv gewesen zu glauben, dass die Gunst der Herrin seinen Status gegenüber anderen Sklaven nicht verändern würde. Eifersucht und Misstrauen waren eine verständliche Konsequenz. Er seufzte als er erkannte, dass er für seine Männer wohl kaum mehr eine adäquate Vertrauensperson sein würde und wenn sie ihn so einschätzten, dann hatten sie vermutlich auch Recht. Er musste sich immer wieder einreden, dass er sich dieses Schicksal nicht selbst ausgesucht hatte, ausserdem war der Hass der Dunkelelfen gegenüber Menschen nichts Ungewöhnliches. Amandins liberale und offene Haltung stach eher heraus. Die negative und bedrückende Aura, welche die Elfin verströmte sorgte dafür, dass Thomas sein Essen eher herunterschlang als genoss. Für einen Moment musterte er den Alabaster, der unschuldig neben ihm lag. Kam dieses beklemmende Gefühl nun von der Elfin oder von dem Stein? Thomas war sich nicht ganz sicher, ein leichtes frösteln durchzog seinen Körper, als er an die Wirkung des Steins dachte. Er wollte nur noch so schnell wie möglich aus dem Zelt hinaus, denn er fühlte sich gerade mehr als nur unwohl. Vielleicht auch weil ihm bewusst wurde, wie nackt und verletzlich er eigentlich war, wenn seine Herrin sich nicht in seiner unmittelbaren Nähe befand. Er durfte sich nicht zu viele Feinde machen, denn einen Sklaven zu beseitigen würde für einen entschlossenen Kille kein sonderlich schweres Unterfangen sein, zumal Baustellen ein wahres Minenfeld für Unfälle darstellten.
Er beendete hastig seine Mahlzeit, stürzte den Gewürzwein hinunter und erhob sich etwas vorschnell, weil er nur noch zurück in seine Sklavenunterkunft wollte, diese abrupte Bewegung wurde durch einen heftigen Stich in seinen Rücken bestraft. Er hielt kurz inne, petzte einen Moment die Augen zusammen, weil er wusste, weil er sich vor dieser Elfin keine allzu grosse Schmerzesäusserung erlauben wollte. Er atmete mehrmals tief durch, ehe er seinen Rücken aufrichtete und vorsichtig seine Sachen zusammenpackte. Er wandte sich der Sklavin zu, musterte sie einen Augenblick und wünschte ihr schliesslich so unaufgeregt und neutral wie möglich eine gute Nacht. Erst hatte er vorgehabt seine Notizen auf dem Tisch zurückzulassen, damit Amandin sie einsehen konnte, doch er traute der Sklavin nicht und befürchtete, dass möglicherweise ein Teil davon verschwinden könnte. Ob Amandin ihm eine solche Geschichte glauben würde? Er musste vorsichtig sein, denn er hatte auch schon registriert, dass seine Herrin nicht nur Freunde hatte. Noch immer gingen ihm der grimmige Blick des Schreibers und auch die Wut von Harker nicht aus dem Sinn. Anderseits schien ihre Macht bisher unbestritten und Thomas konnte sich kaum vorstellen, dass er für die Elfin aktuell eine so unerträgliche Bedrohung darstellte, dass sie es riskierte ihn zu sabotieren, da dies ja doch auch grausam schiefgehen könnte. Wer sich an ihm vergriff, der beschädigte ja immerhin direkt das Eigentum und die Interessen der Herrin. Nicht ganz schlüssig, ob er nun beruhigt sein sollte oder nicht, verliess Thomas das Zelt. Sein Gang war erst etwas steif und müssig, doch schliesslich gehorchte sein verspannter Körper endlich. Er grüsste die beiden Wachen davor demütig, wie es sich für einen Sklaven geziemte und machte sich auf den Weg zurück ins Arbeiterlager. Sollte er auf dem Weg dorthin niemandem begegnen, würde er sich daran machen Meister Sima und Rasmussen aufzusuchen, um ihnen seine Aufzeichnungen des Alabasters zu zeichnen und mit ihnen zu diskutieren. Die Entwürfe für die Statue hingegen würde er für sich behalten.

Die frische Luft tat ihm gut und hob seine Stimmung auch wieder. Er rekapitulierte den Tag. Im Grunde war er ja sehr gut für ihn verlaufen. Amandin hatte ihm viele gewichtige Dinge zugesichert, sie wollte sich um den Erwerb seiner Tochter kümmern, seine Frau befand sich schon in ihrem Besitz und schien entsprechend wohlauf zu sein. Er selbst hatte seine Meister löblich erwähnt und hoffte, dass sie sich auch ihnen gegenüber grosszügig und lobend erweisen würde. Nelsani schien ihm immer mehr eine Person zu sein, die er näher kennenlernen möchte und bei seiner Herrin hatte er einen guten Eindruck hinterlassen. Sie hatte sogar in Aussicht gestellt ihn mit in die Stadt zu nehmen. Hinsichtlich des Alabasters hatte er sich seine Meinung noch nicht gemacht und er pendelte zwischen Faszination und Abscheu hin und her. Beunruhigend war vor allem die zehrende Wirkung der erzeugten Magie, auf Amandin selbst. Er konnte noch förmlich spüren, wie kalt ihre Haut gewesen war. Es war nur verständlich, dass sich Thomas angesichts möglicher Feinde eine Herrin wünschte, die stark und kräftig war. Er errötete, als er sich an die Stärke und Dominanz ihres hungernden Schosses erinnerte, der sich fordernd über seinen Daumen gerieben hatte. Sofort schlug sein Herz schneller und für einen Moment versuchte er sich auszumalen, welche süsse Versuchungen und Lektionen sie wohl noch für ihn bereithielt. Er rieb mit seinen Fingern über das feine Leder seines Skizzenbuches. Der Weg zum Arbeiterlager wurde durch regelmässige Fackelstangen erhellt. Thomas musterte seine Umgebung. Die vielen Sklaven hatten ganze Arbeit geleistet, Wohnbaracken waren aufgestellt worden und auch die Bauhütten würden vermutlich schon am kommenden Nachmittag in Betrieb genommen werden können. Man konnte sagen was man wollte, aber die Verfügbarkeit einer ganzen Heerschar von Sklaven hatte tatsächlich eine gewaltige Baubeschleunigung zur Folge. Sie würden wohl schnell vorankommen. Er fragte sich, ob alle Sklaven auf dem Bauplatz untergebracht werden würden, was ja praktisch ein Sklavendorf zur Folge hätte, oder ob man die Männer des Nachts zurück in die Stadt fuhr und auf unterschiedliche Unterkünfte verteilte. Für die Wachmänner war es sicherlich keine einfache Aufgabe, die Arbeiter stets im Blick zu halten. Interessante Wochen und Monate standen ihnen allen bevor, so viel war klar. Er fasste sich an seine Brust und fühlte den Talisman unter seiner Tunika. Oh ihr Götter, ich flehe euch an, wacht über meine Tochter und führt sie in die Obhut meiner Herrin, wo sie Sicherheit und Ruhe erfahren kann.

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. Januar 2016, 10:06

Nachdem sich Thomas unterwürfig verabschiedete und dann eilig das Zelt verließ, hörte er noch ein leises ihm völlig unverständliches Zischen, gleich einer Schlange, hinter seinem Rücken, das klang wie:
„Du Wurm! Sie hat dich auserwählt, ich weiß es! Sie wird dich zu ihrem Werkzeug machen, wo ICH es doch hätte sein sollen! Ich und niemand anderes!“
Der Steinmetz verstand kein Wort der dunklen Sprache und so bleib ihm auch der Inhalt verschlossen, aber er konnte sich den Klang merken, die Abfolge der Laute und den Hass dahinter. Mache Laute, wie zum Beispiel „Wurm“ hatte er in seiner Sklavenlaufbahn gewiss schon häufiger gehört, aber noch entschlüsselte sich ihm ihre Bedeutung nicht. Es klang wenig freundlich, also versuchte er nur so schnell wie möglich fort von der Dunkelelfe zu kommen und das Arbeiterlager zu erreichen. Vielleicht könnte er später, irgendwann einmal seine Herrin oder vielleicht auch Nelsani befragen, was die Worte zu bedeuten hatten? Vielleicht war es aber auch besser sie einfach zu vergessen.

Thomas wurde auf seinem Weg zu den neu errichteten Unterkünften von niemanden aufgehalten. Die Wachen beobachteten ihn, aber sein Gesicht schien ihnen schon soweit bekannt zu sein, dass sie ihn nicht drangsalierten. Insgesamt waren die Wachen auf dieser Baustelle irgendwie anders als auf anderen auf denen er schon gearbeitet hatte. Ja sie passten auf, dass keiner der Arbeiter „verloren“ ging und sie mochten sie auch genau sowenig wie anderswo, aber sie hielten sich mit ihren grundlosen Attacken, den nur für eine Seite „lustigen“ Scherzen und antreibenden Schlägen deutlich zurück. Amandins Anweisungen waren anscheinend für sie bindend und das war auch wieder etwas, dass die Kultur der Dunkelelfen von denen der Menschen unterschied. Thomas war es gewöhnt, dass die Männer in seiner Kultur das Sagen hatten, sie sich um die Familie kümmerten und das Brot verdienten. Doch unter den Dunklen schien eine Frau genau soviel, oder besser gesagt in Amandins Fall, sogar noch mehr Macht als mancher Mann zu haben. Das war etwas ungewöhnliches, aber schien in dieser fremdartigen Kultur durchaus zu funktionieren. Trotzdem gingen Thomas seine menschlichen Sorgen nicht aus dem Kopf. Er konnte nur hoffen, dass Amandin wusste was sie tat und ihre Feinde sie genug fürchteten um sich nicht gegen sie zu stellen.

Wie am Tag zuvor kam er erst spät zu seinen Freunden zurück, die sich gerade für die Nacht fertig machten. Die letzte Stunde vor ihrer angeordneten Bettruhe hatten die Arbeiter tatsächlich für sich. Einige standen einfach nur reglos herum, als hätten sie jeglichen Sinn in ihrem Leben verloren, andere saßen zusammengerückt da und beobachteten argwöhnisch ihre Aufpasser. Die Wächter hielten Abstand und sorgten nur dafür, dass die Sklaven in ihren zugewiesenen Bereichen blieben. Das große Übergangszelt war nun schon etwas leerer, da die ersten Baracken bereits bezogen worden waren. Morgen im Laufe des Tages würden sie fertig werden und dann konnten sie sich ganz auf das Wachsen des Tempels konzentrieren. Thomas fand seine kleine Meisterrunde an einem Tisch sitzend vor, wo sie noch aßen und sich leise unterhielten. Einige Pläne und Skizzen waren dort ausgebreitet und Therendur stand in der Nähe um sich Notizen zu machen. Solange es um die Arbeiten des Tempels ging würde er sich wohl auch nicht verziehen und sie weiter mit seinen spitzen Ohren belauschen. Gerade als Thomas erschien und Geison seiner gewahr wurde, erhob sich dieser ruckartig und sprach betont laut, fast rufend:
„THOMAS! ...“
Therendur zuckte, als hätte Meister Sima ihm direkt ins Ohr gebrüllt.
„Schön das du endlich für uns Zeit hast. Setzt dich zu uns. Schau dir an was wir uns ausgedacht haben.“
Seinem Grinsen nach zu urteilen, hatte er das Zucken ganz bewusst provozieren wollen. Einerseits war es gefährlich einen Dunkelelfen zu reizen, andererseits löste es auch etwas die Spannung. Geison war halt wie er war und seine Seele war noch nicht gebrochen, was er gern bewies. Therendur kniff die Augen ein wenig enger und trat ein paar Schritte von ihrem Tisch weg, da das Gespräch nun deutlich lauter wurde. Die anderen Meister begrüßen Mercer freundlich und man machte sich daran die neusten Pläne und Fortschritte zu besprechen.
Der Schmiedemeister Lagazor Belegar und der Feinschmied Meister Thein berichteten, dass sie morgen den Aufbau der Esse beenden könnten. Danach konnte dann die Produktion der für die nächste Zeit benötigten Bauchstoffe beginnen. Man brauchte eiserne Winkel, Bohrstangen die die Säulen im Innern miteinander verbinden und festigten sollten, tausende von Nägeln und vieles mehr. Meister Grimm zeigte stolz seine Entwürfe für die Dachkonstruktion. Es war erstaunlich, was er da entwickelt hatte. Über große, in den Wänden verborgene Zahnradsysteme sollte die Kraft die es brauchte um die Decke zu heben übertragen werden. Die Wasserzylinder im Keller würden für den nötigen Antrieb sorgen und Die Kuppel selbst sollte aus Kupferblechen geschlagen werden. Jedes einzelne Blech sollte die Form eines gewölbten Dorns bekommen, die sich im geschlossenen zustand an der Spitze vereinten. Es war bei der Entwicklung sogar an schmale Rinnen gedacht worden, die das Wasser selbst bei stärksten Regenfällen ableiten konnten. Das vom Dach so aufgefangene Wasser sollte in einer extra Kaverne gesammelt werden, da man nicht alles aufgrund des hohen Salzgehaltes mit Meerwasser betreiben konnte. Hier übernahm dann Geison und zeigte seine neuste Idee, von sich selbständig öffnenden Tempeltüren. Hierfür hatte er ein mit Druck arbeitendes System erdacht, dass durch zwei Feuerschalen angetrieben werden würde. Unter den Schalen sollten metallene abgeschlossene Wasserzylinder durch die Wärmeleitfähigkeit im Innern Wasser erhitzen, dass über einen Kolben eine Stange bewegen sollte, die wiederum eine Mechanik in Gang setzte, die die Türen öffnen sollte. Der Plan sah recht kompliziert aus, war aber durchaus nachvollziehbar. Die Gläubigen sollten vor den Toren des Tempels seine Wunder bestaunen können. Man würde die Feuer entzünden und kurz darauf würden sich wie von Faldor selbst die großen Flügel des Eingangsportals öffnen um sie einzulassen. Alle umstehenden staunten nicht schlecht und Therendur schrieb fleißig in sein kleines Buch. Auch Thomas war sicher froh darüber, dass seine Freunde nicht faul gewesen waren und sich sichtlich bemühten dem Anspruch ihrer ihnen wohl gesonnenen neuen Herrin gerecht zu werden. Sogar Meister Rasmussen war in seiner neuen Position wohl glücklich angekommen, denn er hatte die Arbeitsgruppen effektiv eingeteilt und geleitet, sodass der Bauplatz sich jetzt schon sehen lassen konnte. Die Steine des alten Tempels waren neu geschichtet worden in „wieder zu verwehrten“ und „zu Kies zu verarbeiten“. Die alten Fundamente waren frei gelegt worden und die neuen Aufbauten konnten sicher bald beginnen, sofern die Herrin im Untergrund nicht noch irgendwelche Wünsche äußern würde. Außerdem hatten sie noch eine weitere Ladung Arbeits-Sklaven erhalten, die eine große Hilfe waren. Die Vorbereitungen für den Tempelbau waren also im vollen Gange und sehr bald würde hier etwas wirklich beeindruckendes entstehen. Nun galt es auch langsam die genauen Positionen für den Altarstein zu bestimmen und Mercer hatte seinen Teil zu berichten. Was er von seinen Erlebnissen jedoch dabei den Anderen erzählen sollte, das lag nun in seiner Entscheidung. So ganz allein waren sie noch nicht und Therendur hatte spitze Ohren. Als erstes musste Thomas wohl die „unverfänglichen“ Einzelheiten berichten um dann irgendetwas zu finden, was den Elfen vertreiben könnte um dann vielleicht noch persönlichere oder für Amandin verfänglichere Dinge besprechen zu können.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Thomas Mercer » Montag 25. Januar 2016, 16:49

Der Steinmetz kam sich vor als hätte die Dunkelelfin ihn beim Verlassen des Zeltes mit einem Fluch belegt, so böse und gehässig hatten ihre gezischelten Worte geklungen. Was sie wohl gesagt haben mochte? Wollte er es wirklich wissen? Vermutlich nicht. Noch immer erschloss sich ihm nicht, womit er so viel Hass und Ablehnung von ihrer Seite aus verdient hatte. Sicherlich, Dunkelelfen verachteten die Menschen doch meistens brachten sie diese Abneigung durch schlichtes abschätziges Ignorieren der Sklaven zum Ausdruck, oder durch die eine oder andere Schikane. Sie hingegen strömte einen solchen ungebremsten und triefenden Hass aus, der ihm Angst machte. Er würde sich vor dieser Frau hüten.
Thomas eilte über das Baugelände. Wenn immer er an einem Wachposten vorbeikam, senkte er demütig sein Haupt und grüsste, wie man es von einem Sklaven erwarten durfte. Abermals genoss er die frische Luft, denn sie half, seine Gedanken zu ordnen. So viel war heute passiert! So viel hatte er heute erreicht! Er musste immer wieder an seine Tochter denken, doch er kam nicht umhin sich auch über ihr Schicksal zu sorgen. Laut Amandin war sie in den Besitz eines Dunkelelfen geraten. Einem Mann. Thomas blinzelte und schluckte leer. Dies konnte doch nichts Gutes bedeuten. Bei Lysanthor, lass es nicht geschehen sein! Er wusste nicht, ob er es ertragen könnte, wenn Louisa jenes Schicksal widerfahren war, welches er befürchtete. Amandin war mit ihren Zweifel richtig gelegen und ja, es war besser, wenn er nichts genaueres über das Schicksal seiner Tochter erfahren würde. Sie einzig in Sicherheit zu wissen, dies musste für ihn reichen. Die Zeit liess sich nicht zurückdrehen, er konnte sich nur noch für die Zukunft seiner Familie stark machen... und dies machte er.
Die Dunkelelfen waren ein seltsames Volk. Viele ihrer kulturellen Facetten waren brutal und gewalttätig und schienen eher auf einen Stamm von Barbaren hinzudeuten, gleichzeitig hatten aber auch sie eine gewisse Form der Ehre und Moral ausgebildet und eine völlig andere gesellschaftliche Ordnung, die auf Leistung ausgelegt war. Familienbande alleine schien nicht auszureichen, um sich längerfristig einen Platz an der Sonne zu sichern und auch das Geschlecht war nicht der bestimmende Faktor. In Pelgar wäre eine Frau von Amandins Format undenkbar gewesen. Dies hiess nicht, dass die Pelgarerinnen per se machtlos waren, aber sie konnten in der Regel diese Macht nur dann ausüben, wenn sie von ihrem Mann entsprechend unterstützt würden. Für sich alleine konnte sich kaum eine behaupten. Doch....war dieses Thema nun nicht irgendwie hinfällig, jetzt wo die pelgarische Tradition ohnehin zerschlagen war?
Er erreichte die Unterkünfte und nickte den vielen Arbeiter freundlich zu, die sich alle hier versammelt hatten. Viele Gesichter waren ihm unbekannt, offenbar hatte man viele neue Helfer heute Nachmittag hergeschafft, als Thomas bereits bei Amandin gewesen war. Einige von ihnen hatten jeglichen Glanz in ihren Augen verloren und standen wie Salzsäulen herum, als wären sie hohle Gefässe. Ihnen schien einzig die Arbeit geblieben zu sein, einen anderen Sinn schien es für diese Menschen nicht mehr zu geben. Thomas seufzte, doch ihm war dieses Bild nicht unbekannt, denn es war in Pelgar sehr verbreitet gewesen. Andere beobachteten argwöhnisch die Wachen. Es waren vermutlich jene Sklaven, die ihrem aktuellen Glück nicht ganz glauben mochten. Tatsächlich konnte einem Sklaven schliesslich von einem Augenblick auf den anderen alles entzogen werden, was man ihm gewährte. Eine Angst, die einen Sklaven stets begleitete.
Endlich entdeckte der Steinmetzmeister seine Kameraden und gesellte sich zu ihnen. THOMAS hallte es sogleich durch das Zelt. Thomas konnte sehen, wie Therendur kurz zusammenzuckte und sich griesgrämig auf die Lippen biss und Geison säuerlich anstierte. Ach Geison! Dieser Mann tat vieles für die gute Stimmung unter den Männern, doch Thomas fürchtete insgeheim, dass ihn diese Angewohnheit irgendwann den Kopf kosten könnte. Der Steinmetz schmunzelte dennoch und setzte sich zu seinen Männern, die offenbar noch immer eifrig über ihren Plänen brüteten. Amandin konnte sich glücklich schätzen, eine solch motivierte Truppe zusammengetrommelt zu haben. Er musterte die Pläne und studierte sie eine ganze Weile. Himmel, die waren ziemlich produktiv gewesen heute... und dies ganz ohne Sex und Spezialbetreuung. Thomas bestaunte Grimms Dachkonstruktion. „Waghalsig...aber genial.“ Murmelte er andächtig. Er wusste, dass Amandin die Dornen ganz besonders gefallen würden. „Ein Kupferdach...dieses wird man weit über die Stadtgrenzen hinaus funkeln sehen.“ Meinte er anerkennend. Grimm und Sima würden vermutlich diese Kuppel noch ein paar dutzend mal durchrechnen, denn der kleinste Fehler in der Statik würde unweigerlich zu einer Katastrophe führen. Dies waren sich hier alle Anwesenden sehr wohl bewusst. Man würde sich auch sehr genau mit lokalen Personen unterhalten müssen, um die Wetterlage in Andunie genauestens zu kennen. Holz arbeitete schliesslich und dehnte sich bei Wärme aus, während es sich bei Kälte zusammenzog. Dieser Spielraum musste ebenfalls berücksichtigt werden. Ein äusserst ambitioniertes Unterfangen... Er sah Geison an. „Wirst du die Kuppel in einem kleineren Massstab austesten?“ Schliesslich wurde sowas noch nie versucht.
Sima zeigte ihm derweil seine Pläne für die Tore. „Mir bleibt gleich die Spucke weg Leute, ihr Teufel!“ Sagte er überwältigt und klopfte Sima und Grimm kräftig auf die Schultern. Die anderen Meister nickten zustimmend. Die ganze Mechanik würde auch die Schmiede ordentlich beschäftigen. Er nickte anerkennend. Schliesslich berichtete auch Rasmussen, auch er gab sein Bestes. Sima konnte mit seinen Meistern durchaus zufrieden sein. Nun war Thomas an der Reihe mit seinem Bericht und er spürte, dass die Meister vor allem erfahren wollten, was Amandin so alles gesagt hatte. „Die Herrin ist bisher sehr angetan von unseren Vorschlägen. Auch den Leuchtturm unterstützt sie, wir können also unsere Bemühungen auch in diese Richtung fortsetzen. Sie hat mich beauftragt mich um den Altarstein und eine grosse Statue zu kümmern, welche sich hier und hier befinden sollten. Er zeigte auf die entsprechenden Stellen im Grundriss. „Es handelt sich um einen...Opferaltar...“ Das Wort behagte ihm nicht wirklich, weil allseits bekannt war, dass die Dunkelelfen nicht nur Tiere opferten. Die Herrin wünscht sich Rinnen wo das Opferblut von der Gallerie bis ins Meer runter fliessen kann...in mehreren Bahnen...“ Thomas spann diese Idee weiter. „Als wäre der Tempel ein Organismus und das Blut seine Adern, versteht ihr?“ Ja, sie würden hier etwas Grosses erschaffen, aber auch etwas ungemein Dunkles. Die Meister mochten bemerkt haben, dass er ihnen seine Skizzen bisher vorenthielt, doch sie wusste vermutlich auch, dass er sie in erster Linie von Therendur verbarg. Er wollte sie seiner Herrin persönlich zeigen, denn dieser Elf hatte kein Gespür für die Sprache der Steine, er würde ihre Ideen nicht im Sinne ihrer Schöpfer vertreten sondern handelte sie eher ab wie ein Datenblatt. Die ganze Poesie, die Magie der Steine fehlte in seinen Berichten und genau diese wollte er mit Amandin teilen, denn wenn sie sich beide in ihre Fantasie zurückzogen und über ihr Projekt debattierten entstand ein Feuerwerk der Kreativität. Thomas begnügte sich in der Folge mit einigen ausufernden Details über den Altar und sonstigen Belanglosigkeiten, die aber dennoch das Bild eines vollständigen Berichts abgaben. Schliesslich verstummte er und tauschte einige Blicke mit den Meistern. Sie verstanden und so räumten sie die Skizzen ein und begannen weit trivialere Gespräche. Genauer gesagt löste Thomas eine Debatte um die Vorzüge einer Kartoffelsuppe als Stärkelieferant aus, in welche die anderen Meister dann eifrig einstimmten. Therendur hielt es noch einige Zeit bei den Männern auf doch schliesslich kam er für sich selbts zu dem Schluss, dass aus diesen Männer für heute wohl keine brauchbaren Informationen mehr herauskommen würden und so trollte er sich schliesslich. Viel Zeit blieb den Männern ohnehin nicht mehr, denn bald würde man sie wohl zu Bett schicken. Der Steinmetzmeister sah sich um und senkte seine Stimme. „Ich muss euch etwas zeigen.“ Hauchte er schliesslich.

Er legte sein Skizzenbuch auf den Tisch und schlug die Seiten mit dem Alabaster auf. „Ihr glaubt nicht, was mir die Herrin gezeigt hat, schaut ihn euch an. Sie beherrscht eine Form der Magie, glaubt mir! Ich weiss nicht welcher Art sie ist aber schaut...der Stein...“ Er deutete auf die schwarzen Adern. „Sie verändert ihn irgendwie.... hat einer von euch sowas schon mal gesehen?“ Er hob seine Hand an und zeigte sie den Männern. „Sie hat die Magie durch meine Hand gewirkt, ich konnte es spüren...schaut...“ Er blätterte herum und zeigte den Stein mit dem Handabdruck. „Als wir durch die Stadt gefahren wurden, da kamen wir doch an diesem seltsamen Haus vorbei... das...war genau das hier. Ich glaube unser Baumaterial wird von dieser Qualität sein...nur...weiss ich nicht was es damit auf sich hat. In der Nähe dieser Steine fühlt man sich so...verloren, so beklommen, es ist als würde er von der eigenen Energie zehren und sich damit aufladen. Zuerst hielt ich ihn für krankt, für entartet...doch das ist es nicht. Der Stein ist immer noch er selbst, nur wärmer, stärker, härter. Als hätte sie ihn dressiert, versteht ihr? Er ist...wie wir. Ein Sklave, nach dem Wunsch des Herren gestaltet. So etwas habe ich noch nie gesehen, noch nie bei einem Stein gespürt.“ Er blickte fragend auf und winkte dann aber sogleich ab, ehe jemand etwas erwidern konnte. "Sie hat mir auch mehr über die Beziehung zwischen Dunkelelfen und Steinen erzählt... in Morgeria...gibt es offenbar Statuen von Faldor, die einen...die einen..." Er errötete "... riesigen Schwanz haben" Nun klang er wie eine bessere Tratschtante. "Er ist für junge Frauen gedacht, die ihre...Jungfräulichkeit dem Gott opfern... sowas soll ich entwerfen." Das war ungeheuerlich, doch Thomas musste seine Männer schonend an den Anblick von Ungeheuerlichem gewöhnen, schliesslich würde er eine Statue aus purer sexueller Sünde errichten. Andererseits hingen die Meister förmlich an seinen Lippen. Die zwangsweise enthaltsam lebenden Männer gierten offenbar nach jeglicher Form der Erotik, welches nunmal ein grundlegendes Bedürfnis eines Menschen darstellte. Auch Sklaven hatten Triebe und nicht jede Energie liess sich gänzlich ins Behauen von Steinen kanalisieren. Möglicherweise hatte Thomas einigen von ihnen gerade eine Vorlage für die Nacht geliefert, er war schliesslich der Einzige, der sich nicht berühren durfte. Diese Geschichte verstörte den Steinmetz insgeheim, doch irgendwie faszinierte sie ihn auch. Ein erotischer Stein... Doch plötzlich und ohne es vorauszusehen schlug seine Stimmung um.

„Die Herrin...sie holt meine Tochter in ihren Besitz...“ Das hier war nun völlig aus dem Kontext gerissen und war eher aus Thomas herausgeplatzt. Seine Augen glänzten feucht und er rieb sich für einen Moment darüber. „Sie wird versuchen sie irgend einem Kerl abzukaufen... für mich...für einen Sklaven.“ Er strich sich durch die Haare und sah seine Meister an. „Bei L...y.. bei den Göttern, sie holt sie zurück.“ Keuchte er, denn erst jetzt drangen die Gefühle, die damit verbunden war erst richtig zu ihm durch. Im Zelt war das nicht der Fall gewesen, weil sie seine ganze Aufmerksamkeit eingefordert hatte. Er sah Geison direkt an.

„Sie wird auch euch belohnen, glaubt mir.“ Brachte er mühsam hervor. Er hatte die Meister schliesslich löblich erwähnt und ihre Pläne waren allesamt fantastisch. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie nur ihn belohnte, wo sie doch selbst stets betonte, dass es das Werk aller sein würde.
Thomas macht aber unbewusst auch deutlich, dass er zu einem flammenden Anhänger der Herrin geworden war und sich somit nicht mehr wirklich als Vertrauensperson für irgendwelche Kritik an ihr eignete. Niemand würde bezweifeln, dass der Steinmetzmeister ein aufrechter und anständiger Kerl war, doch man würde ihn zweifelsohne in Schwierigkeiten bringen, wenn man ihm Dinge anvertrauen würde, welche die Herrin unter keinen Umständen hören sollte.

Er rieb sich über die Stirn und zwang sich selbst wieder zur Ruhe, da er nicht wollte, dass die Wachen auf ihn aufmerksam wurden. Er hielt für einen Moment die Augen geschlossen und sammelte sich, ehe er seine Meister wieder ansah. „Dennoch verstehe ich so vieles nicht... zum Beispiel...was mit unseren Lehrlingen geschehen ist...damals, in jener Nacht.“ Meinte er etwas hilflos und sah abermals in die Runde. „Das passt doch überhaupt nicht ins Bild.“ Meinte er zweifelnd. „Wir müssen die Augen und Ohren offenhalten, denn auch die Herrin scheint nicht alles nach ihren Wünschen beeinflussen zu können.“ Er sah die Meister eindringlich an. „Ich bin davon überzeugt, dass sie allein der Schlüssel zu unserem Glück ist, wir sollten also alles dafür geben, dass ihr Einfluss möglichst wächst, denn nicht alle scheinen ihr gegenüber und unserem Treiben wohlgesinnt zu sein...“ Er senkte seine Stimme. „Nehmt Therendur zum Beispiel... bin ich der Einzige der das Gefühl hat, dass ihm jedes Wort, jede Idee, jede Skizze bis ins innerste widerstrebt?“

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Januar 2016, 22:14

Amandin konnte sich glücklich schätzen, eine solch motivierte Truppe zusammengetrommelt zu haben. Mercer musterte die Pläne und studierte sie eine ganze Weile. Himmel, die waren ziemlich produktiv gewesen heute... und dies ganz ohne Sex und Spezialbetreuung. Thomas bestaunte Grimms Dachkonstruktion.
„Waghalsig...aber genial.“
, murmelte er andächtig. Er wusste, dass Amandin die Dornen ganz besonders gefallen würden.
„Ein Kupferdach...dieses wird man weit über die Stadtgrenzen hinaus funkeln sehen.“
Meinte er anerkennend. Grimm und Sima würden vermutlich diese Kuppel noch ein paar dutzend mal durchrechnen, denn der kleinste Fehler in der Statik würde unweigerlich zu einer Katastrophe führen.
„Wirst du die Kuppel in einem kleineren Maßstab austesten?“
„Ja, ich hab schon mit den Berechnungen begonnen und Meister Thein wird mir die einzelnen Blätter anfertigen. Wenn das Modell fertig ist, wäre es gut, wenn du es unserer Herrin präsentieren würdest.“
Sima zeigte ihm danach gleich seine Pläne für die Tore und aus allen Ecken der kleinen Gemeinschaft erfuhr der Architekt lobendes und zustimmendes Nicken. Auch Thomas ließ sich zu einem:
„Mir bleibt gleich die Spucke weg Leute, ihr Teufel!“
Sagte er überwältigt und klopfte Sima und Grimm kräftig auf die Schultern. Schließlich berichtete auch Rasmussen, auch er gab sein Bestes. Sima konnte mit allen durchaus zufrieden sein. Nun war Thomas an der Reihe mit seinem Bericht und er spürte, dass die Meister vor allem erfahren wollten, was Amandin so alles gesagt hatte.
„Die Herrin ist bisher sehr angetan von unseren Vorschlägen. Auch den Leuchtturm unterstützt sie, wir können also unsere Bemühungen auch in diese Richtung fortsetzen. Sie hat mich beauftragt mich um den Altarstein und eine große Statue zu kümmern, welche sich hier und hier befinden sollten.“
Er zeigte auf die entsprechenden Stellen im Grundriss und Geison markierte sie sofort mit einem Kohlestift.
„Es handelt sich um einen...Opferaltar...“
Das Wort behagte wohl keinem Besonders, da einige Techniken im glauben an Faldor allgemein bekannt waren.
„Die Herrin wünscht sich Rinnen wo das Opferblut von der Galerie bis ins Meer hinunter fließen kann...in mehreren Bahnen... Als wäre der Tempel ein Organismus und das Blut seine Adern, versteht ihr?“
Ja, sie würden hier etwas Großes erschaffen, aber auch etwas ungemein Dunkles. Thomas begnügte sich in der Folge mit einigen ausufernden Details über den Altar und sonstigen Belanglosigkeiten, die aber dennoch das Bild eines vollständigen Berichts abgaben. Schließlich verstummte er und tauschte einige Blicke mit den Meistern. Sie verstanden und so räumten sie die Skizzen ein und begannen weit trivialere Gespräche. Genauer gesagt löste Thomas eine Debatte um die Vorzüge einer Kartoffelsuppe als Stärkelieferant aus, in welche die anderen Meister dann eifrig einstimmten. Therendur hielt es noch einige Zeit bei den Männern aus, doch schließlich kam er für sich selbst zu dem Schluss, dass aus diesen Männer für heute wohl keine brauchbaren Informationen mehr herauskommen würden und so trollte er sich. Viel Zeit blieb den Männern nicht. Der Steinmetzmeister sah sich um und senkte seine Stimme.
„Ich muss euch etwas zeigen.“
, hauchte er schließlich. Er legte sein Skizzenbuch auf den Tisch und schlug die Seiten mit dem Alabaster auf.
„Ihr glaubt nicht, was mir die Herrin gezeigt hat, schaut ihn euch an. Sie beherrscht eine Form der Magie, glaubt mir! Ich weiß nicht welcher Art sie ist aber schaut...der Stein...“
Er deutete auf die schwarzen Adern.
„Sie verändert ihn irgendwie.... hat einer von euch so etwas schon mal gesehen?“
Er hob seine Hand an und zeigte sie den Männern. Die Gesichter um in herum wurden neugieriger und es war gut, das sie den Dunkelelfen vergrault hatten. Wer wusste schon, wie viel dieser über seine Vorgesetzte wusste?
„Sie hat die Magie durch meine Hand gewirkt, ich konnte es spüren...schaut...“
Er blätterte herum und zeigte den Stein mit dem Handabdruck.
„Als wir durch die Stadt gefahren wurden, da kamen wir doch an diesem seltsamen Haus vorbei... das...war genau das hier. Ich glaube unser Baumaterial wird von dieser Qualität sein...nur...weiß ich nicht was es damit auf sich hat. In der Nähe dieser Steine fühlt man sich so...verloren, so beklommen, es ist als würde er von der eigenen Energie zehren und sich damit aufladen. Zuerst hielt ich ihn für krankt, für entartet...doch das ist es nicht. Der Stein ist immer noch er selbst, nur wärmer, stärker, härter. Als hätte sie ihn dressiert, versteht ihr? Er ist...wie wir. Ein Sklave, nach dem Wunsch des Herren gestaltet. So etwas habe ich noch nie gesehen, noch nie bei einem Stein gespürt.“
Er blickte fragend auf und winkte dann aber sogleich ab, ehe jemand etwas erwidern konnte.
"Sie hat mir auch mehr über die Beziehung zwischen Dunkelelfen und Steinen erzählt... in Morgeria...gibt es offenbar Statuen von Faldor, die einen...die einen..."
Er errötete und die Gesichter wurden immer fragender.
"... riesigen Schwanz haben"
Nun klang er wie eine bessere Tratschtante, aber die Männer um ihn herum waren genauso wie er. Sie waren ausgehungerte Sklaven ihrer eigenen Triebe und hätte man unter den Tisch blicken können, hätte manch einen gesehen, der die Beine unwillkürlich zusammen presste.
„Einen Sch...wanz???“
„Du meinst ...ähm... das Gemächt eines Mannes, oder? Keinen Schwanz wie bei einem Tier, also einem den der Hund hinten trägt, oder?“
„Natürlich meint er ...na ja, den ...Freudenspender. Ist doch klar. Wenn die eine Faldor-Statur damit haben, dann muss es ja wie bei einem Mann aussehen … oder?“
„Na wer weiß, was Faldor unter seiner Kutte trägt, hahaha!“
, witzelte Geison wie ein kleiner Junge.
„Ja, haha, wer weiß! Vielleicht hat er ja nen ganz kleinen ...“
„Oder zwei.“
„Hä? Wie kommst du da drauf?“
„Ach, nur so. War nur ne Idee. Hab neulich zwei Schlangen dabei gesehen. Die hatten zwei.“
„Echt? Nicht wahr!“
Thomas unterbrach die leicht pubertär anmutenden und jetzt schon ausufernden Gespräche um das Gemächt eines bekanntermaßen eher rachsüchtigen Gottes lieber.
"Er ist für junge Frauen gedacht, die ihre...Jungfräulichkeit dem Gott opfern... sowas soll ich entwerfen."
Geison schluckte leer, Rassmussen hatte den Mund offen stehen, Thein blinzelte ununterbrochen und Meister Grimm schüttelte leicht den Kopf. Nur Meister Belegar, der Zwerg, wirkte relativ ungerührt. Das ganze war für die zwangsweise enthaltsamen Männer ungeheuerlich, doch hingen die Meister ihm förmlich an seinen Lippen. Auch Sklaven hatten Triebe und nicht jede Energie ließ sich gänzlich ins Behauen von Steinen kanalisieren. Diese ganze Geschichte verstörte den Steinmetz insgeheim, doch irgendwie faszinierte sie ihn auch. Ein erotischer Stein... Doch plötzlich und ohne es selbst vorauszusehen schlug seine Stimmung um.
„Die Herrin...sie holt meine Tochter in ihren Besitz...“
Sofort war es still am Tisch. Das hier war nun völlig aus dem Kontext gerissen und war eher aus Thomas herausgeplatzt. Seine Augen glänzten feucht und er rieb sich für einen Moment darüber.
„Sie wird versuchen sie irgend einem Kerl abzukaufen... für mich...für einen Sklaven.“
Er strich sich durch die Haare und sah seine Meister an, die allesamt mitfühlend zurück starrten; sogar Rasmussen!
„Bei L...y.. bei den Göttern, sie holt sie zurück.“
Keuchte er, denn erst jetzt drangen die Gefühle, die damit verbunden war erst richtig zu ihm durch. Im Zelt war das nicht der Fall gewesen, weil sie seine ganze Aufmerksamkeit eingefordert hatte. Er sah Geison direkt an und dieser hatte Tränen in den Augen. Sein Mund öffnete sich, schloss sich, öffnete sich wieder, aber es kam nichts heraus. Was sollte er auch sagen. Er fühlte mit Thomas. Niemand sonst in der Gruppe war ihm näher, auch wenn die anderen auch so etwas wie fest miteinander verschmolzene Leidensgenossen geworden waren. Geison war ein Freund und seine Kiefer pressten sich aufeinander. Er nickte ein paar mal ganz leicht und wilde Entschlossenheit, die nur Thomas wirklich verstand, spiegelte sich in seinem Gesicht. Er würde alles tun, damit Thomas nicht das gleiche widerfuhr, wie seiner eignen Familie.
„Sie wird auch euch belohnen, glaubt mir.“
Brachte Mercer mühsam hervor. Er rieb sich über die Stirn und zwang sich selbst wieder zur Ruhe, da er nicht wollte, dass die Wachen auf ihn aufmerksam wurden. Er hielt für einen Moment die Augen geschlossen und sammelte sich, ehe er seine Meister wieder ansah.
„Dennoch verstehe ich so vieles nicht... zum Beispiel...was mit unseren Lehrlingen geschehen ist...damals, in jener Nacht.“
Meinte er etwas hilflos und sah abermals in die Runde.
„Das passt doch überhaupt nicht ins Bild.“
Meinte er zweifelnd.
„Wir müssen die Augen und Ohren offenhalten, denn auch die Herrin scheint nicht alles nach ihren Wünschen beeinflussen zu können.“
Er sah die Meister eindringlich an.
„Ich bin davon überzeugt, dass sie allein der Schlüssel zu unserem Glück ist, wir sollten also alles dafür geben, dass ihr Einfluss möglichst wächst, denn nicht alle scheinen ihr gegenüber und unserem Treiben wohlgesinnt zu sein...“
Er senkte seine Stimme.
„Nehmt Therendur zum Beispiel... bin ich der Einzige der das Gefühl hat, dass ihm jedes Wort, jede Idee, jede Skizze bis ins innerste widerstrebt?“
Bei Therendur schienen sich alle einig. Keiner konnte ihn wirklich leiden und so nickte die kleine Runde geschlossen. Meister Thein nahm dann nach einigem Zögern das Thema auf:
„Jan … er ist mein Lehrling. Er... er ist wie verwandelt. Ich habe ihn beobachtet. Einerseits redet er nicht mehr so viel wie früher, aber andererseits scheint es ihm körperlich bestens zu gehen. Er packt zu wie ein Ochse und schafft mehr als zwei Männer zusammen. Er macht keine Pausen und arbeitet regelrecht … verbissen.“
Nun sah er fragend in die Runde und erntete einen verständigen Blick von Geison der dann weiter sprach:
„Etwas ähnliches ist mir bei Maurus aufgefallen. Ich dachte, er wäre nur über die Maßen fleißig, weil er vielleicht wieder auserwählt werden wollte. Ja... das wäre ja eigentlich unlogisch, zumal wir ja das schwächste Glied hatten auswählen sollen … doch ...“
Gerade in diesem Augenblick schien ihm etwas aufzugehen.
„... aber wenn … wenn es genau darum ging?!? Was wenn sie die schwachen stark machen will, so wie diesen Stein, von dem Thomas sprach. Aber... aber warum würde sie das wollen? Damit wir ihren Tempel schneller fertig kriegen? Ist das logisch?“
Er runzelte von sich selbst verwirrt die Stirn und Rasmussen fuhr fort Theorien aufzubauen:
„Dann könnte man sich aber auch noch etwas anderes fragen. - Ihr habt doch auch gehört, dass sie den Männern ihren Samen genommen haben, oder?“
Verstecktes, fast peinlich berührtes Nicken folgte.
„Was macht sie damit? Wozu braucht sie den Samen von „schwachen“ Männern? Ich hab da auch meine Theorie entwickelt, Männer. … Was wenn sie uns klein und schwach züchten will, wie es die Züchter mit den Pferden tun, um sie groß und stark zu bekommen.“
Meister Grimm unterbrach:
„Ganz unlogisch wäre das nicht, da die Dunklen ja schon eine körperlich starke Rasse als ihre Sklaven haben. Die Orks sind ihnen hörig...warum auch immer. Wenn sie eine zweite Sklavenrasse sich erschaffen wollen, dann bräuchten sie sicher eine die eher die „Feinarbeiten“ machen. Wir Menschen sind ihnen vielleicht zu stark, dass sie uns einfach so unterjochen wollen. Sie müssen viele von uns erst brechen, damit wir ihnen hörig sind.“
Das Thema schien alle richtig aufzuheizen und sie mussten aufpassen nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der Zwerg legte seine große Pranke leicht auf den Tisch, was wie ein Symbol zur Ruhe wirkte.
„Leute, egal was sie mit eurem „Matsch“ anfängt, darüber zu phantasieren bringt uns kein Stück weiter. Was uns aber weiter bringt, ist diese Baustelle. Wir haben hier eine Frau als Herrin, was an sich schon ungewöhnlich ist. Wäre sie eine Zwergin würde ich ihr ja einiges zutrauen, aber sie ist ein Spitzohr und die knicken bei jedem leichten Lufthauch ein. Wenn sie hier Feinde hat, dann herrjeh... ja dann WILL ich ihr helfen, allein damit es uns gut geht! Aber was was mich noch mehr erstaunt ist, dass sie Mercers Tochter holen will.“
Jetzt sahen alle Thomas an.
„Wenn sie das wirklich zustande bringt und sich das nicht als falsches Versprechen entpuppt, dann haben wir hier vielleicht wirklich die Chance etwas zu bewirken! Ich habe seit langem nicht mehr so viel Hoffnung empfunden wie heute und das macht mir ehrlich gesagt – Angst!“
Er rieb sich nervös den Bart.
„Wenn, und ich sage nicht, dass ich alles sofort glaube was hier passiert, also wenn das alles seine Richtigkeit hat, dann will ich zum Harax noch mal dabei sein!“
Er ballte die Hand auf dem Tisch zur Faust. Geison nickte und legte dann seine Hand oben auf die Faust und sprach mit gesenkter Stimme:
„Verdammt, JA! Und wenn ich meine Jungs zwei mal täglich zum „Abwedeln“ schicken müsste! Ist doch egal, wofür sie das brauch. Vielleicht badet sie auch darin?! Wer weiß! Wir bauen hier einen Tempel, was sag ich, ein Monument das die Geschichte überdauern wird. Ja, ich bin dabei!“
Meister Grimm grinste.
„Meine Güte, was seid ihr heute heroisch! Aber klar, ich bin dabei. Ist nur logisch, dass wir unsere Position verbessern, wenn wir uns für sie stark machen.“
Auch seine Hand legte sich oben auf. Meister Thein, der noch jung in der Runde war, wie auch Meister Belegar, stand dem aber auch nichts nach:
„Ich bin dabei! Ich werde ihre Herrlichkeit schmücken und erstrahlen lassen, wenn sie das will.“
Sein kleiner Einwand erinnerte Thomas vielleicht daran, dass der Feinschmied noch nicht wirklich in die Arbeiten eingebunden worden war. Da er noch jung bei der Gruppe dabei war, hatte ihn man anscheinend etwas übersehen. Als nächster grollte dann Rassmussen, bevor noch jemand etwas hatte sagen können:
„Na wunderbar! Wenn ich jetzt was dagegen sagen würde, wäre ich wieder der Böse!“
Seine Hand klatschte oben auf.
„Klar bin ich dabei, aber nervt mich nicht! Vor allem kommt mir nicht mit noch mehr schnulzigem Gelaber! Los, Mercer! Patschehand drauf, damit das hier ein Ende hat!“

Kurz darauf wurde der Abend hastig beendet, auch wenn sicher noch vieles offen und gerne besprochen worden wäre. Die Stunde der Erholung war vorbei und die Wachen schickten die Sklaven teils noch in das große Zelt auf die Strohballen und teils schon in die Unterkünfte, die am Tage zusammen gezimmert worden waren. Meister Mercer und die seinen kamen in den Genuss des Vorzuges derselben, wo an ihrer neuen Behausung eine hölzerne Eins über der Tür prangerte. Dort gab es noch keine Einrichtung, aber die kalte Nachtluft zog nicht so schrecklich in die Glieder. Auch hier waren Strohballen ausgebreitet worden und würden später als vielleicht als Wärmeisolierung dienen. Pro Hütte hatte man Platz für sechs Mann und später würden Doppelstockbetten den Raum begehbar machen. Jetzt rollte man sich jedoch eng und eilig zusammen um sich gegenseitig noch etwas zu wärmen, dann wurde das Licht gelöscht. Keiner von ihnen traute sich zu flüstern, denn in der Vergangenheit war dies oft bestraft worden. Aber allein, dass man ihnen etwas Privatsphäre gönnte war schon ein großer Fortschritt. Wieder ein kleiner Bonus, den Amandin ihren Treuen gewährte.

Ein helles Lachen begleitete Thomas Sinne durch die Nacht. Das Gesicht seiner Tochter Louisa erschien ihm und malte sich in seiner Phantasie so schön wie nie. Sie tollte zwischen den blühenden Apfelbäumen, die ihre Blüten wie Schneeflocken um sie tanzen ließen. Sie trug ihr verblichenes rotes Kleid, was sie so liebte, aber kaum noch dieser Farbe glich. Alles an ihr schien schon ein wenig verblichen – glich einer lange verlorenen Erinnerung, einem Traum. Wie hatte sie ausgesehen, als er sie das letzte Mal wirklich vor sich gehabt hatte? Welche Farbe hatte ihr Haar, ihre Augen, ihre Wangen? Alles war so blass und durchsichtig geworden. Wann hatte er sie das letzte Mal gesehen? Wann ihr das letzte Mal über die Wange gestreichelt? Wann ihr das letzte Mal gesagt, dass er sie liebte? Der kleine Wirbelsturm ihres Kleides, der die Blütenblätter auffliegen ließ, drehte sich schnell und schneller und ihr lachen klang fern und doch ganz nah. Plötzlich blieb sie stehen und er erinnerte sich an den Tag, den er hier sah. Gleich würde sie ihn etwas fragen … Sie würde sich zu ihm umdrehen und er würde ihr Gesicht sehen. Er würde es ihr erlauben und sie würde glücklich lachen und dann davon laufen zu Beth … Beth … Thomas sah über seine Schulter zurück zum Haus und da stand sie in der Ferne. Sie wartete, dass er ihr ihre Tochter schicken würde,
dass er sie gehen lassen würde.

Irgendwo knarrte eine Säge durch zähes, feuchtes Holz. Es war ein Geräusch das unverkennbar dem Abholzen eines Waldes nahe kam. Als Thomas die Augen aufschlug war es noch dunkel, aber das Schnarchen des Zwerges hatte ihn geweckt. Nachdem er seinen rebellierenden Rücken soweit sortiert hatte, dass er sich aufsetzten konnte, sah er, dass noch eine weitere Person schon wach war. Meister Rasmussen saß an eine Wand gelehnt mit angezogenen Beinen da und starrte ins Leere. Als er Thomas Bewegungen bemerkte, hob er den Kopf ein wenig und grüßte so notdürftig. Rasmussen war schon immer etwas anders gewesen wie alle anderen, aber manchmal war er eben einfach nur merkwürdig. Einer der Gründe, warum viele ihm nicht vertrauten. Ob nun gerechtfertigt oder nicht. In der Vergangenheit hatte der Mann sich schon ein paar mal als „Spitzel“ der Dunklen entpuppt, aber andererseits … Was hatte ihn dazu gebracht? Hatte Thomas nicht selbst gestern deutlich gezeigt, dass er nun auf der Seite seiner Herrin war? Würde man ihn nicht auch nun als vermeintlichen „Spion“ ansehen? Das Dunkel der Hütte ließ viel Raum für Spekulationen, was Feinheiten im Ausdruck eines Mannes anbelangte.
Rasmussen war aber nur einer dieser Männer, auf die Thomas sich nun verlassen musste. Wenn sie alle zusammen hielten, dann würden sie wahrhaftig in die Geschichte eingehen und das war es was einen Steinmetzmeister antrieb. Ob Rasmussen das gleiche antrieb wie ihn? - Jetzt gerade trieb jedoch Thomas Blase ihn an möglichst bald nach draußen zu kommen. Die Tür war nicht versperrt und sobald er sie öffnete drehte sich ein Wächter zu ihm um. In der Nacht durchs Lager zu laufen war schon immer seltsam gewesen, aber in diesem Lager war es irgendetwas noch besonderes. Der Mond schien durch ein paar Wolkenfetzen und glänzte auf den feuchten Steinen. Es musste vor kurzen leicht geregnet haben. Der Boden war etwas matschig und würde im Laufe des Tages sicher leichter zu bearbeiten sein, jetzt da die kalte Jahreszeit sich langsam dem Ende näherte. Trotzdem waren plötzliche Wetterumschwünge nichts ungewöhnliches am Meer und die Sklaven sollten sich immer gut sichern, wenn sie in höheren Lagen arbeiteten. Starke Windböen waren Vorboten der berüchtigten Frühjahrestürme und sollten niemanden das Leben kosten. In Gedanken stapfte Thomas zu den Notdüften und als er sich dann gerade auf den Rückweg machen wollte, fiel sein Blick noch einmal auf die ausgeräumte Tempelruine. Gleich den unegalen Zähnen einer alten Frau ragten die zerbrochenen Säulen in den Himmel. Der feuchte Glanz und die Dunkelheit tauchte das ganze Bild in eine düster, schöne Eleganz, die so ganz und gar im krassen Gegensatz zu der Zerstörung stand die hier gewütet hatte. Die Nacht malte die Steine schwarz und der vergangene Regen ließ Lichter tanzen, wo sonst keine waren. Dabei glitzerte der ferne Schein der Fackeln wie aus Funken gewebte Teppiche über den teilweise schon frei gelegten glatten Boden.
Man konnte sagen was man wollte, aber auch die Dunkelheit hatte ihre schönen Seiten. Sie blendete nicht das Auge wie das Licht es oft mit der Wirklichkeit tat, sondern lud ein in ihm nach seinen Geheimnissen zu suchen. Die Nacht lockte ihn, wollte ihn verführen, ihn umarmen und verwirren. Sie ließ ihn Dinge sehen die nicht da sein konnten, Schatten tanzen wo es doch kein Licht gab um sie zu gebären. Sie wob aus seiner Phantasie die Fäden, die sein Schicksal webten. Wie einst er als kleiner Junge in den Wolken Dinge zu sehen glaubte, so waren es nun die Schatten der Steine die zu ihm sprachen. Sie hofften auf sein Werk. Sie luden ihn ein mit ihnen zu tanzen und Träume zu erschaffen, sie Wirklichkeit werden zu lassen und verwischten im gleichen Augenblick seinen klaren Blick. Und doch war es nur ein Atemzug, ein stiller Moment, der ihm seine jetzt schon veränderte Sicht auf die Dinge zeigte... oder war es mehr? Unwillkürlich sah er sich auf die Hand, durch die Amandin ihre Magie gewirkt hatte. Sie fühlte sich etwas wärmer an als die andere. Hatte ihre Berührung ihn auch schon verändert? Ihre Magie?

Thomas kam ungehindert auch wieder an seiner Baracke an und als er eintrat, lag auch Rasmussen wieder zusammengerollt in der Ecke. Der Rest der Nacht gehörte seinen eigenen Träumen.

Der nächste Tag begann wie der zuvor und schnell spielte sich ein gewisser Rhythmus unter den Sklaven ein. Man gab ihnen Essen, sorgte dafür, dass sie bei Kräften blieben, aber man trieb sie auch an, wenn offensichtliche Faulheit sich einschleichen wollte. Rasmussen klagte ein paar Mal, dass er die lange Leine der Herrin noch verfluchen würde, wenn die Hilfssklaven sich dann auf ihrer faulen Haut ausruhen würden. Keiner wollte ihren Unmut riskieren, da ihr Wohlwollen so gut tat. Um so mehr ärgerte es, wenn dann doch einige „Faule Eier“ auftauchten und Unfrieden entstand. Doch das waren Rasmussens Probleme. Meister Thein hatte eher Probleme Arbeit zu finden und half derzeit bei dem Grobschmied mit aus. Er musste seine Aufgabe noch finden. Geison hingegen war ständig unterwegs und kontrollierte den gesamten Bau. Er musste den Überblick behalten und frühzeitig Fehler ausmerzen, weshalb Thomas ihn kaum zu Gesicht bekam. Meister Grimm und seine Zimmermänner waren vollauf mit den restlichen Baracken und dessen Innenleben beschäftigt, so dass Thomas Zeit für seinen eigenen Auftrag blieb. Hierfür war ihm kurz vor der Mittagsstunde ein Rohling Alabaster geliefert worden. Der feine Stein war von so einer herausragenden Qualität und Feinheit, dass er vermutlich von Amandin selbst ausgesucht worden war. Ein Ork hatte ihn geliefert und dabei so sehr geschwitzt, als würde er bereits im Harax brühten. Vermutlich hatte Amandin ihm klar gemacht, dass er sein Leben verlieren würde, wenn er ihn fallen lassen würde. Zumindest schlotterte er regelrecht vor Erschöpfung, als er endlich den Stein los war und verschwand sehr eilig. Man hatte Meister Mercer einen eigenen Bereich aus aufgehängten Planen in der Nähe der Zelte seiner Herrin aufgebaut, wo er arbeiten konnte. So lag seine „Werkstatt“ am äußersten Bereich der anderen Baubuden. Für die kleineren Aufträge würde es wohl reichen, was hier entstanden war, jedoch den Altarstein oder ihre Statur, die konnte er unmöglich hier entstehen lassen. Therendurs Kommentar, falls Thomas nach mehr Platz fragte, war:
„Eure Herrin wünscht es so und nicht anders!“

Alles lief gut. Im Laufe des Nachmittags kamen weitere Lieferungen Holz für die Gerüste an. Es wurde immerzu gehämmert und mehr Werkzeuge hergestellt. Die Esche lief auf voller Leistung und immerzu hörte man irgendwo Geison irgendetwas brüllen. Bald würde er heiser werden, wenn er so weiter machte, aber Thomas konnte sich sicher sein, dass auch dann seine Anweisungen ihr Ziel erreichen würden. Manchmal reichte sein bloßes Auftauchen und sofort legten alle einen Zahn zu oder kontrollierten selbst ihre Arbeit auf Fehler. Auch Geison, als Architekt, hatte ein eigenes offenes Zelt bekommen, wo er recht häufig zu finden war. Dort lagerte man die Aufzeichnungen und seine Berechnungen. Manchmal konnte man ihn dort beobachten, gebeugt über eine Zeichnung und ihn leise lächeln sehen.

Thomas hatte den ganzen Tag nichts von Amandin gehört. Er wusste nicht einmal ob sie da war oder nicht, als sie abends wieder in ihre Baracken geführt wurden. Auch diese Nacht verfolgten ihn wilde Träume und sein Innenleben zeigte die blühstarke Phantasie seiner lange unterdrückten Triebe. Was er seinen Mitgefangenen verschwiegen hatte, die pikanten Details seines derzeitigen Auftrags, sich mit seinem eigenen Geschlechtsteil zu befassen, war noch immer sehr ungewohnt für den Pelganer. Wenigstens hatte seine kleine Werkstatt die nötige Abgeschiedenheit und einen Sichtschutz, damit er konzentriert arbeiten konnte. Denn selbst hier führte Amandin ihn an seine eigene Triebhaftigkeit heran, ohne wirklich anwesend zu sein. Dieser Umstand und die kleinsten heraufbeschworenen Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit gaben ihm aber auch die nötige „Spannung“ die er brauchte um seine Vorlage in voller Pracht stehen zu lassen. Und auch der weiche Stein machte ihm die Arbeit zu einer reinen Freunde. Sein Werk schritt schnell voran und wenn alles gut lief, könnte er es schon morgen fertig stellen. Diese Nacht schief er unruhig. Sein Körper vermisste die Wärme, die Weichheit einer Frau und grollte ihm durch Schlaflosigkeit, da er nicht Hand an sich legen durfte. Immer wieder erwachte er und fühlte sich an seine Herrin erinnert. Er schlief auch wieder ein, aber das Sehnen wurde langsam schwerer zu ertragen, wenn einem selbst die eigenen jüngsten Erfahrungen verrieten, lockten und verführten.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Thomas Mercer » Montag 8. Februar 2016, 14:13

Mercer starrte Geison an, als dieser über das Gemächt von Faldor witzelte. „Geison! Shht! Bist du verrückt!“ Ermahnte er ihn und sah ihn unruhig an. Für Thomas stand hier schliesslich viel auf dem Spiel und er wollte nicht, dass seine Familie bestraft wurde, weil Geison gerade irgendwelche Fantasien hatte. Allerdings liess er sich ebenfalls aus dem Konzept bringen, als Geison von zwei Schwänzen bei Faldor ausging. „W..was?“ Stimmte er in den allgemeinen Tenor ein. Mercer war eben letztlich auch nur ein Kind seiner Zeit und Kultur... ein Pelgarer geriet schliesslich schon aus dem Häuschen wenn es um einen Schwanz ging... Als er seinen Freunden eröffnete, wofür diese Statuen gebraucht wurden, breitete sich sofort Schweigen aus. „Ja.“ Brummte Mercer nur und breitete kurz seine Arme aus und zuckte mit den Schultern. Das Bild der Jungfrauen löste jedoch in ihm etwas auf und brachte ihn dazu, über seine Tochter zu sprechen. Für Meister Mercer war der Fall klar: Amandin war die Garantin ihres gemeinsamen Glücks. Sie galt es um jeden Preis zu unterstützen. Doch Thomas hatte in den letzten Tagen einige Reaktionen ihrer Untergebenen beobachten können, die ihn beunruhigten. Das verbissene Gesicht von Harker, das Funkeln in Therendurs Augen, die böse gezischten Worte der Sklavin und schliesslich Amandins eigene bedauernden Worte zu diesem „Spiel“. Das alles war Grund zur Sorge und dann geschahen hier ja auch noch Dinge auf dem Bauplatz, auf die sich niemand so richtig einen Reim machen konnte. Die Magie der Steine, die Vorkommnisse mit den Lehrlingen, die Anwesenheit dieses seltsamen Doktors... Das alles fügte sich bisher nicht zu einem Ganzen zusammen und liess somit viele Fragen offen. Es war Meister Thein, der sich als erster dazu äusserte.

„Jan …Einerseits redet er nicht mehr so viel wie früher, aber andererseits scheint es ihm körperlich bestens zu gehen. Er packt zu wie ein Ochse und schafft mehr als zwei Männer zusammen. Er macht keine Pausen und arbeitet regelrecht … verbissen.“ Thomas blickte auf die Skizze des Steines und unweigerlich zog er gewisse parallelen. Damit war er nicht der Einzige.

„... aber wenn … wenn es genau darum ging?!? Was wenn sie die schwachen stark machen will, so wie diesen Stein, von dem Thomas sprach. Aber... aber warum würde sie das wollen? Damit wir ihren Tempel schneller fertig kriegen? Ist das logisch?“ Thomas sah Geison nachdenklich an. So ganz kam er noch immer nicht dahinter, warum sie ausgerechnet die Schwachen dafür auserkoren hatte... Es waren die anderen Meister, die diesbezüglich eine Theorie zusammensponnen, die keinem so richtig zu behagen schien, gerade weil sie im Grunde nicht völlig unlogisch klang. Thomas strich sich über seine Hände. „Dann...müsste es hier in der Nähe einige Frauen geben...“ Meinte er leise und blickte zu ihnen auf. Er musste unweigerlich an Beth denken, was ganz und gar nicht beruhigend war. „Wenn sie Menschen züchten wollen, brauchen sie Frauen. Warum haben sie die Männer nicht einfach zu ihnen geschickt? Warum dieser ganze Aufwand mit der Entnahme...wenn nicht...“ Er deutete abermals auf den Stein. Konnte das sein? Konnten die Dunkelelfen den Samen eines Menschen durch Magie verändern? Ein unheimlicher Gedanke...Glücklicherweise unterbrach der Zwergenmeister diese unheimliche Debatte endlich. Wenn sie hier Feinde hat, dann herrjeh... ja dann WILL ich ihr helfen, allein damit es uns gut geht! Aber was mich noch mehr erstaunt ist, dass sie Mercers Tochter holen will.“ Der Steinmetzmeister nickte. Eine solche Güte von einer Dunkelelfin hätte wohl keiner von ihnen je erwartet.

„Wenn sie das wirklich zustande bringt und sich das nicht als falsches Versprechen entpuppt, dann haben wir hier vielleicht wirklich die Chance etwas zu bewirken! Ich habe seit langem nicht mehr so viel Hoffnung empfunden wie heute und das macht mir ehrlich gesagt – Angst!“ Thomas nickte. „Mir auch.“ Hauchte er. „Irgendwie.“ Er hatte geschworen Amandin blind zu vertrauen und genau dies würde er auch tun, dennoch musste er sich eingestehen, dass es ihm manchmal schwer fiel. So wie er sich ebenfalls eingestehen musste, dass seine Herrin nicht allmächtig war. Auch sie spielte ihren Part in diesem Spiel, dessen Regeln und Ziel er noch nicht kannte. Die Männer befeuerten sich gegenseitig und schliesslich mündete das Ganze in einem ziemlich pathetischen Schwur, indem sie alle die Hände aufeinander legten. Solche Rituale und Zeichen waren jedoch äusserst wichtig für die Sklaven. Sie stärkten das Zusammenhörigkeitsgefühl und steigerten die Motivation. Hoffnung war ein wertvolles Gut und alle lechzten förmlich danach. Amandin gab sie ihnen.
Schliesslich wurden die Männer zusammengetrieben und in ihre Baracken oder an ihre zugewiesenen Schlafplätze geschickt. Die Meister freuten sich über ihre neue Behausung und kurz darauf lagen sie auch schon alle beieinander. Die Müdigkeit breitete sich in Mercers Körper aus und so dauerte es nicht lange, bis er einschlief.

Der Steinmetzmeister träumte wieder. Träume gehörten zu den intimsten menschlichen Eigenschaften und Thomas träumte in letzter Zeit viel. Seit er hier in Andunie war. Seit er bei ihr war. Doch dieses Mal beherrschte nicht sie seinen Traum, sondern seine Tochter. Die Gesichtszüge des Steinmetzes entspannten sich. Wohlige Wärme breitete sich in seinem Körper aus und legte sich um sein Herz. Aufrichtige Vaterliebe flutete sein Unterbewusstsein. Er hatte sie so vermisst! Wie alle aufrichtigen Eltern hatten auch Thomas und Beth stets danach gestrebt, das Beste für ihr Kind zu erreichen. Nur die Zeugung eines Geschwisterchens war ihnen bisher verwehrt geblieben. Er lächelte im Traum seine Tochter an und wandte sich dann zu seiner Frau zu. Die beiden machten ihn so unendlich glücklich... hatte er ihnen das jemals gesagt? Er beobachtete seine Tochter dabei, wie sie durch die Wiese tanzte, an den Apfelbäumen vorbei, bis dieses seltsame Geräusch erklang. Hungrige Eisenzähne, die sich durch die harte Haut des Baumes bissen und bis ins weichere Innere vordrangen... Er zuckte zusammen und riss die Augen auf. Er keuchte und fasste sich an die Stirn, die leicht feucht war vom Schweiss. Er ächzte und rappelte sich langsam auf. Er konnte den Schemen einer weiteren Person erkennen, die aufrecht auf seiner Schlafstätte sass. Thomas kniff die Augen zusammen und erkannte schliesslich Rasmussen. Er erwiderte das nicken. Ob auch er geträumt hatte? Was hielt ihn wach? Thomas fragte ihn nicht danach... vielleicht hätte er es einmal tun sollen, doch meist liessen die Sklaven ihre Leidensgenossen mit ihren Dämonen alleine. Ein ungeschriebenes Gesetz. Thomas kam zur Einsicht, dass er praktisch nichts über Rasmussen wusste. Ehrlichgesagt hatte es ihn auch nie gross interessiert, da er als vermeintlicher Spitzel und aufgrund seiner etwas umständlichen Art nicht unbedingt sympathisch wirkte. Doch war er ihm wirk-lich so fremd? Thomas hatte sich gegenüber Amandin zur Wahrheit verpflichtet. Würde er seine Männer verraten, wenn es hart auf hart kam? Würde Rasmussen es tun? Jeder versuchte hier zu überleben und jeder wählte seinen eigenen Weg...Was erhoffte er sich? Was trieb ihn an? Er würde irgendwann mal mit Rasmussen reden, dies nahm er sich in diesem Moment fest vor. Doch jetzt nicht. Er musste raus. Sich erleichtern und über seinen Traum nachdenken. Er war so schön gewesen, doch das letzte Geräusch stellte alles Vorhergehende in ein düsteres Licht.

Mühsam balancierte zwischen den schlafenden Männern hindurch zur Tür. Leise öffnete er sie und er zuckte zusammen, als er das weiss in den Augen des Wächters erkannte. „Pinkeln“. Flüsterte er und der Wächter nickte nur grimmig und wandte sich wieder ab. Auch für den Abort hatten sie eine eigene Zone eingerichtet. Eine entsprechende Grube war bereits ausgehoben worden, vielleicht würde man sogar noch eine Hütte darüber stellen, mal sehen. Thomas bewegte sich lautlos durch die Nacht und liess seinen Blick über den Bauplatz streifen.

Seit er bei Amandin gewesen war, fühlte sich selbst das Pinkeln anders an. Weil er sich zu diesem Zweck zwangsweise berühren musste, wenn er nicht eine Sauerei hinterlassen wollte. Dabei spürte er, wie empfindlich sein bestes Stück darauf reagierte. Er schämte sich aufgrund seiner eigenen Triebhaftigkeit, die Amandin in einem solch unglaublichen Ausmass in ihm geweckt hatte. Wenn die anderen Männer wüssten... Er schauderte. Schliesslich machte er sich auf den Rückweg und betrachtete sich die Tempelruine, die wie ein zerstückeltes Gerippe auf dem Bauplatz ruhte. Die Gewalt, welche dem Tempel angetan wurde erkannte man in jeder abgebrochenen Säule, in jedem herumliegenden Stein, jedem fehlenden Element. Sie war gewaltig gewesen.
Er betrachtete sich die Steine, die ihm so vertraut waren und doch erschienen sie ihm heute ganz anders. Als würden sie ihm eine andere Seite von ihnen offenbaren. Ihn tiefer in ihre Geheimnisse einladen. Er sah Schatten tanzen und es war ihm, als konnte er das Verlangen der Steine spüren, von ihm behauen zu werden. Sein Handrücken kribbelte, durch welche Amandin ihre Magie gewirkt hatte. Er fasste sich selbst am Handgelenk und ballte seine Pranke zur Faust, ehe er sie wieder öffnete und sie anstarrte. In der Dunkelheit schien sie leicht zu flimmern und schwarze Partikel von sich ab-zustossen. Ein natürlicher Effekt des menschlichen Auges, welches in absoluter Dunkelheit ein verzweifeltes Rauschen fabrizierte. Ob Dunkelelfen in der Dunkelheit sehen konnten?

Er wusste es nicht, doch eins war ihm klar...hier in der Nacht, in der Dunkelheit, war er Amandins Welt sehr nahe. Hier war sie zuhause, das war ihr Reich. Hier würde er auf ihre Führung angewiesen sein, wie sie auf seine, wenn es um die hellen Dinge ging. Sie beide strebten eine Symbiose an, wollten vereinen, was unvereinbar erschien. Wollten grosses Schaffen.... Unsterblichkeit.

Mit klopfendem Herzen kehrte er zu seiner Baracke zurück und legte sich wieder hin. Was geschah nur mit ihm? War überhaupt etwas mit ihm geschehen? Er war sich nicht sicher, doch wen sollte er danach fragen? Seine Freunde? Amandin? Die Frage blieb vorerst unbeantwortet und letztlich übergab er sein Bewusstsein wieder in Manthalas Obhut... Diese schien gefallen an Amandins erotischen Treiben zu haben, denn aber-mals sendete sie ihm einschlägige Träume.

Er durchlebte noch einmal die Zuneigung und Gunst, die Amandin heute im Zelt gewährt hatte. Nocheinmal ritt sie sein Daumengelenk und noch einmal zerging Thomas beinahe vor Verlangen, sie endlich spüren zu dürfen, endlich von ihr berührt zu werden...

Am Morgen half Mercer dabei, die Steinmetze zu organisieren. Die ersten Pläne waren gezeichnet und die Hilfssklaven begannen damit, das Fundament auszuheben. Sie würden einige Tonnen Erde bewegen müssen, bis alles für die riesige unterirdische Anlage freigeschaufelt war. Bald herrschte ein emsiges, aber strukturiertes Treiben auf der Baustelle. Die Mittagspause wurde in mehreren Schichten abgehalten, so dass die Schubkarren niemals ruhten.
Kurz vor Mittag wurde Mercer in seine neue Werkstätte eingewiesen und bekam auch schon die erste Lieferung Alabaster. Ein makelloser Stein. Der Steinmetzmeister bedankte sich beim grimmigen Ork für die Lieferung und begutachtete den Stein schliesslich ausgiebig. Er las ihn, tastete ihn nach jeder kleinen Unebenheit und Schwäche ab. Wahrlich, er war jetzt schon makellos. Allerdings weiss. Noch zumindest.

Dennoch war ihm klar, für was dieser Stein wohl gedacht war und so machte er sich daran ihn grob zuzuhauen um später den gewünschten Phallus daraus zu formen. Als er damit fertig war, begann er damit Zeichenstudien von seinem...seinem...seinem... Anzufertigen, wofür er einen Spiegel verwendete. Er musste nur an Amandin denken um die nötigen „Proportionen“ beim Original zu erreichen. Thomas nahm sich reichlich Zeit --- was Perfektion nun mal einforderte und so verging der Tag wie im Flug. Er Teilte sich seine Arbeit ein, so arbeitete er mehrere Stunden am Stück an seinem Auftrag und machte danach aber auch Rundgänge über die Baustelle, um sich mit den Meistern über die Fortschritte auszutauschen und die Arbeit seiner Lehrlinge zu überwachen und ihnen Hilfestellungen zu geben. Schliesslich beriet er sich mit Geison über die Form und Mächtigkeit der Fundamentsteine, so dass die Steinmetze schon bald mit dem Behau würden beginnen können, sobald das Material da war.
Erschöpft aber zufrieden legte er sich in der Nacht wieder aufs Stroh und wieder wurde er von einschlägigen Träumen heimgesucht...obwohl dieser von ziemlich spezieller Art war...
„Entspannt euch Meister Mercer...“ Hörte er Amandins Stimme über s ich. Er schlug die Augen auf und erkannte, dass er in ihrem Zelt war. Er lag auf dem Rücken. Er wollte sich aufrichten, doch weiches Leder hatte sich um seinen Brustkorb und seine Handgelenke sowie Fussknöchel geschlungen und verhinderten jegliche Bewegung. „Alles ist gut.“ Beruhigte ihn seine Herrin. Er hob seinen Kopf und sah in sich runter. Er war nackt. Seine Beine waren in einer angewinkelten Position fixiert. Dieselbe, die auch Nelsani eingenommen hatte, als Amandin an ihr ihre Künste gezeigt hatte. Es war so, als hätte er den Platz mit der Sklavin getauscht. „Ich bin mir sicher, dass es dir auch gefallen wird Liebster.“ Diese Worte waren nicht an ihn gerichtet. Amandin und Harker standen zwischen seinen Beinen und betrachteten sich seinen Unterleib. Auch Harker war nackt. Thomas schluckte leer und verkrampfte sich. Was zur Hölle ging hier vor? „Nana... Meister Mercer.“ Ermahnte ihn Amandin und lächelte ihm entgegen. „Ich rate euch wirklich, euch zu entspannen, dann wird es euch für euch ein Genuss sein... und genau das möchte ich... ich möchte dass ihre es geniesst... Ausserdem gebe ich euch die Möglichkeit zu erfahren, was eure Liebste jeweils spürt...“ Sie kicherte und schwenkte mit einem schwarzen, steinernen Phallus vor seinem Gesicht herum. Seinem Phallus. Amandin lächelte und klopfte Harker auf die Schulter. „Ausserdem möchte ich, dass ihr Freunde werdet.“ Harker grinste ihn mit seinen dunklen Augen an. „Allerdings werde ich klarstellen, wie die Positionen verteilt sind.“ Meinte der Hauptmann nur und stellte sich zwischen seine Beine, setzte an und Ruckte vor. „WAHHH!“ Krächzte Thomas und riss sich selbst hoch. Wieder versetzte ihm die abrupte Bewegung einen heftigen Stich in den Rücken und er petzte sofort die Augen zusammen. Das Stroh un-ter ihm war durchgeschwitzt, sein Herz raste, seine Finger zitterten. Was bei Lysanthor war DAS nun gewesen?!
Er rappelte sich hastig auf und hatte es ziemlich eilig damit, zum Waschplatz zu kom-men, wo er sein Gemüt mit kaltem Wasser abkühlen konnte. Diese Träume setzten ihm wirklich langsam zu! Wenn immer er an Harkers Gesicht dachte erschauderte er. Himmel dieser Traum war sicherlich aufgrund von Geisons Zweischwanztheorie ent-standen! Sowas würde Amandin doch nie mit ihm machen... ihn einem Mann... zur Verfügung stellen... Allein der Gedanke trieb ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht.

Glücklicherweise lenkte ihn die Arbeit bald ab. Das war der Vorteil am harten Drill unter den Sklaven. Man hatte nicht so viel Zeit zum Nachdenken und sich über vergan-gene Träume zu gruseln. In seinem Traum war der Phallus schwarz gewesen, doch noch immer hatte er weissen Alabaster vor sich. Er wertete dies als eindeutiges Zei-chen, dass sowas nie geschehen würde und dies gab ihm die nötige Ruhe um sich wei-ter mit dem Stein zu beschäftigen. Er verdrängte Harker aus seinen Gedanken und dachte nur noch an Amandin, manchmal war auch Nelsani dabei, was seine Fantasie nur zusätzlich anregte. In seinem ganzen Leben hatte er noch nicht so versaute Dinge gedacht, doch seine Gedanken halfen ihm um alle Sinnlichkeit und alles Verlangen auf den Stein zu übertragen, der schon eindeutige Formen angenommen hatte. Zufrieden beendete er schliesslich sein Tageswerk. Morgen würde er sich an die Feinarbeit ma-chen und die feinen Adern und Venen, sowie kleinen Erhebungen seiner Haut auszuarbeiten... noch am gleichen Abend würde Amandin das Stück wohl in ihren Händen halten können... wenn sie denn da war. Sein Stück in den Händen halten...ja.... er konn-te nicht verhindern, dass dieser Gedanken ein verlangendes Ziehen in seinen Lenden auslöste und er ertappte sich dabei, dass er den Stein für einen Moment eifersüchtig musterte.
Amandin hatte sich auch an diesem Tag nicht gezeigt. Je entfernter sie ihm erschien, desto mehr beherrschte sie seine Gedanken. Bei den abendlichen Gesprächen und den Kartenspielen, die man ihnen zur Zerstreuung erlaubte, war Mercer unkonzentriert. Er dachte an sie und am liebsten hätte er die ganze Zeit im Zelt verbracht und sich selbst berührt. Doch das durfte er nicht und dies machte ihn merklich unruhig. Wie ein ge-triebener stapfte er durch das Lager und schien durch nichts wirkliche Ablenkung zu erfahren. Er wollte sie. Er brauchte sie. Auch in der Nacht wurde es nicht besser, im Gegenteil. Sein Verlangen wurde so stark, dass er nicht mehr schlafen konnte. Er wälzte sich unruhig hin und her, bis er schliesslich die anderen Störte und diese ihn erst höflich, danach etwas drängender dazu ermahnten, endlich stillzuhalten. Das hielt Thomas nicht aus und so trieb es ihn auf die Beine und aus der Baracke. Wieder fun-kelten ihm die Augen des Wächters entgegen, als er die Tür hinter sich schloss. Er er-widerte den Blick. „Ich... muss in meine Werkstatt...“ Thomas wusste nicht, warum der Wächter ihn ziehen liess. Möglicherweise hatte Amandin sie darauf sensibilisiert, dass kreative Leute manchmal zu Unzeiten ihre produktive Phasen hatte, vielleicht hatte sie aber auch vorausgesehen, dass Thomas sich irgendwann seinem Verlangen nicht mehr würde erwehren können und es ihn unweigerlich in ihre Nähe ziehen würde. Möglich-erweise würde er es nie erfahren, doch er durfte gehen. Die Schatten tanzten Wild und hielten in seinen Augenwinkeln eine Orgie ab, als er schnell über den Bauplatz schritt. Er wagte es nicht, direkt zu ihrem Zelt zu gehen und so trieb es in an den nächsten für ihn erreichbaren Punkt. Seine Werkstätte. Unruhig ging er darin auf und ab und konnte nicht verhindern, dass seine Erregung mit jedem Gedanken stärker wurde und beinahe schon zu schmerzen begann. „Oh Herrin.“ Murmelte er angespannt und ging in seiner Werkstätte auf und ab. Schliesslich blieb er vor dem Alabaster stehen. Vorsichtig schloss er seine Hand um den Stein. Liess sie langsam daran herabgleiten und wieder hoch. Der Stein fühlte sich seidig weich an und jede kleine Erhebung war ihm bestens bekannt. Es war, als würde er sich selbst berühren, so sehr identifizierte er sich mit dem Werkstück. Er musste davon ablassen, denn Amandin gebot über seine Triebe. Sie hatte ihm deutlich gesagt, dass sie allein darüber bestimmen würde, wann sie ihm Er-leichterung verschaffte und wann nicht. Er gab einen seltsamen frustrierten Laut von sich und hockte sich neben der Werkbank auf den Boden.

Was war nur mit ihm geschehen? Wie hatte aus ihm in so kurzer Zeit ein so Triebhaf-tes Wesen werden können? Er war doch ein durch und durch anständiger Kerl, der in seinem Leben möglicherweise zugegebenermassen stets einige Frauen begehrt, aber immer nur seine eigene geliebt hatte. Und jetzt? Jetzt war Beth in seinen Gedanken weit entfernt und alles Verlangen galt nur seiner Herrin. Im Grunde genommen ein schrecklicher Zustand, aber er konnte nichts dagegen machen. Das Verlangen war zu stark. „Oh Herrin“: Krächzte er immer wieder, wie ein verdurstender und irgendwann begab er sich auf die Knie und wartete, in jener Position, die Amandin jeweils von ihm verlangte, wenn sie anwesend war. Diese Position gab ihm eine gewisse Sicherheit, eine gewisse Ruhe, er musste nur Disziplin zeigen, er musste nur ausharren...sie würde kommen... irgendwann würde sie kommen... bitte bald. Sie musste einfach kommen! Am liebsten hätte er nach ihr geschrien, doch was für ein Sklave, was für ein Untergebener wäre er denn, wenn er ihre Anwesenheit einfordern würde? Nein! Das durfte er sich nicht erlauben! Das gebührte sich nicht für einen Sklaven. Für ihren Sklaven. Dennoch fühlte er sich im Moment gerade schrecklich ausgeliefert. Schrecklich verlassen, ja beinahe schon bestraft. Warum war sie nicht da?

So kehrte Meister Mercer vorerst nicht ins Hauptlager zurück, sondern harrte unruhig der Dinge, die da kamen.

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Dienstag 9. Februar 2016, 22:32

Zwei Tage waren schon vergangen, ohne ein Zeichen seiner Herrin. Zwei - endlos - lange - Tage! Auf Thomas Reisen hatte er mal von einem verhutzelten alten Zyraner gehört, der einmal gesagt haben sollte, das Zeit etwas sehr relatives empfundenes sein sollte und das bewahrheitete sich nun. Zeit konnte in den Armen einer schönen Frau vergehen wie im Flug, aber sehnte man sich nach ihr, war sie nicht da, so schien jede Sekunde sich zu Stunden zu wandeln! Thomas wagte es sich kaum einzugestehen, aber er vermisste Amandin. Diese dunkle Schönheit war zum Zentrum seines Denkens geworden, mehr noch als seine Frau. Da war diese körperliche Anziehung die sie auf ihn ausübte, wie es manche Steine taten. Einer seiner Meister, er glaubte Gerobald musste es gewesen sein, hatte von etwas wie „Magnetismus“ gesprochen. Es gab diese Substanzen die einfach so eng wie möglich beieinander sein wollten und mit Amandin und ihm verhielt es sich genauso. Ohne sie fühlte er ein ständiges Ziehen, meistens in seinem Unterleib, aber da war doch auch noch mehr. Er war ihr dankbar und sie war die erste gewesen, nach seiner Frau Beth, die ihn wie einen Mann behandelt hatte und nicht wie ein Stück Vieh, dass man günstig erstanden hatte. Amandin interessierte sich für seine Seele und das allein tat einfach unglaublich gut. Doch Thomas Unruhe wuchs und wuchs immer weiter ins Unermessliche. Seine Sehnsucht raubte ihm den Schlaf und schickte ihm teils süße, teils sehr verstörende Träume. Besonders der letzte, in dem Hauptmann Harker eine sehr dominante Rolle übernommen hatte, ließ ihn fast aus der Haut fahren. Die Angst war ihm tief ins Fleisch gestoßen worden und schnell war ihm klar, woher sein Unterbewusstsein diese Bilder nahm. Die Furcht von Amandin verraten zu werden war groß, doch gleichzeitig bedeutete es auch, dass er sie für sich alleine wollte. Harker war in diesem Traum der Feind an seinem Bett und hielt ihm seine Verletzlichkeit vor Augen. Im wachen Zustand könnte er sich jedoch fragen, ob Amandin so etwas wirklich tun würde oder wie sie wohl für ihn empfand, doch allein darüber nachzugrübeln brachte noch mehr Unruhe in seine gequälte Seele. Seine einzige Lösung war, sich abzulenken, sich zu bewegen, also stand er auf. Das die Wachen ihn zwar im Auge behielten, war ihm bewusst, aber irgendwie hatte man ihm, hatte Amandin ihm wohl eine Sonderstellung eingeräumt. Niemand sprach ihn an, niemand hielt ihn auf, solange er sich in den Grenzen der Baustelle bewegte. Selbst als er sich ihrem Zelt näherte, schauten die Wachen nur träge auf. War sie überhaupt da? Zu ihr hinein zu gehen, sie womöglich zu stören, seiner Triebhaftigkeit zu folgen, Zuneigung einzufordern wollte er dann doch lieber nicht und drehte ab zu seiner nahen Werkstatt. Das Zelt bot mehr vertrauten Schutz, als die Baracken und hier konnte er alleine sein. Ganz allein mit seinem Sehnen und der Spannung die er sich gewünscht hatte. Für diese kleine vorwitzige Bemerkung, diesen winzigen Wunsch hatte er zu genüge schon bezahlen müssen! Unruhig ging er darin auf und ab und konnte nicht verhindern, dass seine Erregung mit jedem Gedanken stärker wurde und beinahe schon zu schmerzen begann.
„Oh Herrin.“
, murmelte er angespannt und ging in seiner Werkstätte auf und ab. Schließlich blieb er vor dem Alabaster stehen. Vorsichtig schloss er seine Hand um den Stein. Ließ sie langsam daran herabgleiten und wieder hoch. Der Stein fühlte sich seidig weich an und jede kleine Erhebung war ihm bestens bekannt. Es war, als würde er sich selbst berühren, so sehr identifizierte er sich mit dem Werkstück. Er spürte das Echo des Steins in sich, als würde er sich selbst berühren. Er musste davon ablassen, denn Amandin gebot über seine Triebe. Sie hatte ihm deutlich gesagt, dass sie allein darüber bestimmen würde, wann sie ihm Erleichterung verschaffte und wann nicht. Er gab einen seltsamen frustrierten Laut von sich und hockte sich neben der Werkbank auf den Boden.
„Oh Herrin“
, krächzte er immer wieder, wie ein verdurstender und irgendwann begab er sich auf die Knie und wartete, in jener Position, die Amandin jeweils von ihm verlangte, wenn sie anwesend war. Diese Position gab ihm Sicherheit, eine gewisse Ruhe, er musste nur Disziplin zeigen, er musste nur ausharren...sie würde kommen... irgendwann würde sie kommen... Sie musste einfach kommen! Am liebsten hätte er nach ihr geschrien, doch was für ein Sklave, was für ein Untergebener wäre er denn, wenn er ihre Anwesenheit einfordern würde? Ihr Zelt war so nah... Nein! Das durfte er sich nicht erlauben! Das gebührte sich nicht für einen Sklaven. Für ihren Sklaven. Dennoch fühlte er sich im Moment gerade schrecklich ausgeliefert. Schrecklich verlassen, ja beinahe schon bestraft. Warum war sie nicht da? Sie Sehnsucht war groß!
Die Position die er eingenommen hatte, hatte jedoch noch einen weiteren Vorteil. Durch das weite Spreizen der Beine hatte er Raum für sein pulsierendes Blut geschaffen, dass sich sonst weiter schmerzhaft gestaut hätte. Das Pochen und Ziehen hätte ihn sonst irgendwann den Verstand geraubt und durch die Disziplin konnte langsam innere Ruhe wieder in seiner Seele einkehren, selbst wenn das Körperteil, was im Moment die meiste Aufmerksamkeit forderte, noch lange keinen Frieden mit ihm suchte. Zuckend und hart erinnerte es ihn eifersüchtig nur zu gern an seinen Zwillingsbruder, der bald in den Händen Amandins seine Bestimmung finden würde.
Erst als der Morgen schon graute, hatte Thomas soweit Entspannung gefunden, den inneren Kampf gewonnen, so dass sein bestes Stück in in Frieden ließ. Die erwachende Umgebung kündete den neuen Tag an und Thomas fügte sich nahtlos in den einsetzenden Arbeitsablauf ein. Der wenige Schlaf begann seine ersten Auswirkungen zu zeigen. Als erstes bemerkte es Thomas, als Geison plötzlich neben ihm stand und gerade einen Satz vollendete, dessen Anfang er nicht mitbekommen hatte:
„ … 'murmel' … nutzen und die Stützpfeiler für das Erdgeschoss darauf verankern. Der Altarstein wird schließlich einiges wiegen, oder was meinst du?“
Geison sah ihn an und runzelte die Stirn.
„Du hast mir überhaupt nicht zugehört, was? Du siehst angespannt aus. Schlecht geschlafen? Hm?“
Thomas nickte wahrheitsgemäß und Geison legte ihm die Hand auf die Schulter. Er musterte seinen unausgeschlafenen Freund etwas besorgt und meinte dann leise:
„Ich kann dir nicht helfen bei dem was du ...bei ihr... machst, aber ich kann dich beruhigen, dass du dich um sonst nichts Sorgen machen brauchst. Es läuft alles und bisher hatten wir nicht eine Verzögerung. Konzentriere dich auf deine Aufgaben und versuch uns den Rest zu überlassen.“
Er klopfte ihm noch einmal auf die Schulter und schob ihn weiter in der Reihe der Frühstücksausgabe. Nachdem sie ihr nahrhaftes Essen erhalten hatten, gesellte sich Meister Rasmussen zu ihnen und beanspruchte Thomas Aufmerksamkeit.
„Mercer, wenn ihr die Herrin heute seht, könntet ihr sie bitten ein oder zwei Sanitätskräfte heute vorbei zu schicken? ...oder diesen Arzt... Wir haben unter den Arbeitern einige, die es übertrieben haben. Es wären ein paar Blasen, wund gescheuerte Stellen und kleinere Blessuren zu versorgen, damit die Arbeiter volle Leistung bringen können. Alles nichts ernstes, aber es hält auf. ….natürlich nur, sofern sie Wehrt drauf legt. Bitte denkt daran.“
Damit machte er sich auch schon wieder davon und schnauzte einige der Hilfskräfte an, die es gewagt hatten vor einem leer gegessen Teller zu sitzen. Sofort erhoben sie sich und eilten an ihre Arbeit zurück. Heute sollte das alte Fundament frei gelegt werden und dabei hieß es einen straffen Zeitplan einzuhalten. Unwillkürlich stieg in Thomas eine Sorge auf, die er durch seinen ablenkenden anderen Körperteil kaum noch gespürt hatte. Das Ausheben der Gruben war schwerste Knochenarbeit und konnte so manchen gesunden Rücken über seine Belastbarkeitsgrenze bringen. Das stundenlange Schaufeln, das Schleppen kleinerer Gesteinsbrocken, das Ziehen der Flaschenzüge um die großen Schuttteile zu bewegen, das alles machte ihm Angst. Es war noch nicht so lange her, dass er unter Schmerzen bei einer solchen Arbeit zusammen gebrochen und dafür noch ausgepeitscht worden war. Die Schmerzen hallten noch jetzt wie ein Echo durch seinen Geist, wenn er daran dachte. Dabei waren seine Knochen fast noch das kleinste Problem gewesen. Durch seine abgenutzten Gelenke hatte er sich über Jahre ein heftigen Haltungsschaden zugezogen und die Muskulatur, die er kompensatorisch aufgebaut hatte, hielt eben nur so lange wie sie funktionierte. Beim letzten Mal hatte sie ihm jedoch irgendwann einfach den Dienst versagt und sich zu einem einzigen schmerzenden Strang verhärtet. Als dies das erste Mal vor der Belagerung passiert war, hatte er von einem Heiler immer kalte und warme Wickel bekommen, bis der Dauerkrampf sich aus der überreiztem Zustand lockerte, aber das letzte mal hatte er die Peitsche auf dieser Muskulatur zu spüren bekommen und sich so tiefe Narben zugezogen. Noch heute zogen sie manchmal grässlich wenn das Wetter wechselte und er war einfach nicht mehr so belastbar. Jetzt sah er die Männer zu den Karren laufen, die Spaten und Kacken geschultert. Es waren gute Arbeiter, aber sicher würden auch einige von ihnen zusammenbrechen, wenn man sie zu sehr ausbeutete. Noch trieb sie die Motivation an, aber jeder Körper kam irgendwann an seine Grenzen.
Wie hatte Geison gesagt? Er sollte sich nicht um sie sorgen? Leichter gesagt, als getan, zumal Thomas mit seinem ersten Auftrag ja recht zügig fertig geworden war. Normaler Weise, eben nicht auf dieser Baustelle, hätte irgendein Wächter ihn schon zur Arbeit getreten, dass er garnicht auf die Idee gekommen wäre über seine Situation nachzudenken. Hier jedoch wurde er in Ruhe gelassen. Er konnte in aller Stille beobachten, wie die Wächter arbeiteten. Ja, es wurden Unterschiede gemacht. Die Meister wurden überhaupt nicht angerührt. Bei ihnen gab es immer nur jeweils einen dieser Schatten, die ihre möglichen „Vergehen“ aufschrieben und dann wohl an Amandin weiter leiteten. Bei ihren Gesellen war das schon anders. Faulheit wurde sofort bestraft, aber auch hier waren es in erster Linie drohende Ermahnungen die jedoch aus Erfahrungen sofort fruchteten. Bei den kürzlich hinzugekommenen Hilfskräften sah es wieder ganz anders aus. Diese wurden scharf angefahren und auch ab und zu geschlagen. Das einzige was hier auffiel, war, dass die Wächter an sich disziplinierter waren und nicht aus Jux mal einen Sklaven tot prügelten, was auch schon eine Verbesserung darstellte. Wenn es Schläge gab, dann sehr gezielt und schmerzhaft, aber ohne schädliche Folgen. Einmal konnte Thomas sogar ein Phänomen beobachten, dass er noch nie gesehen hatte. Einer der Wächter hatte einen der Hilfsarbeiter erwischt wie er durch die hinteren Lagerstellen schlich und wohl hatte türmen wollen. Der Wächter schlug gerade auf ihn ein, als ein zweiter dazu kam und ihn bremste. Er hielt den Anderen am Arm, sodass er inne hielt und flüsterte ihm dann etwas ins Ohr. Der Wächter trat noch einmal wütend zu und verließ dann den Schauplatz. Die Disziplin unter den Wächtern war also höchst bemerkenswert... oder ihre Angst.
Rasmussen kam ab und an bei Thomas vorbei um mit ihm ein paar berufliche Fragen zu klären. Auch dies war erstaunlich, da sie sich sonst gerne aus dem Weg gingen, doch Amandin hatte durch die Trennung ihrer Arbeitsfelder eine Distanz geschaffen, die sich positiv auf ihre Zusammenarbeit auswirkte. Mehr und mehr konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich neben den Bauarbeiten hier noch etwas anderes abspielte, eine Art soziales Experiment, in das sich Rasmussen erstaunlich gut einfügte:
„Ich hab mir da was ausgedacht...“
Er stand neben Thomas und hielt einen Arbeitsplan in der Hand.
„Es fehlt uns ja nicht mehr an Arbeitern, eher an Platz in den Gruben selbst. Schau, ich habe sie in mehrere kleine Gruppen aufgeteilt die im Wechsel dort unten arbeiten werden. So kommt jeder mal in das Vergnügen sich die Knochen wund zu schuften und danach sich an leichteren Arbeiten wieder auszuruhen. So könnten wir den ganzen Tag ohne Pause durcharbeiten. In Schichten …, aber jede Gruppe müsste so zu unterschiedlichen Zeiten ihr Essen bekommen. Meinst du, ich kriege das bei Therendur durchgesetzt?“
Sie sahen beide auf und ihr Blick kreuzte den den dunklen Elfen. Therendur stand immer etwas abseits, aber auch immer so, dass er alles überschauen konnte. Am liebsten hätte er wohl wie ein Geier über der Baustelle gekreist, lauernd auf sein nächstes Opfer. Den größten Gefallen dem man ihn aus Handwerklicher Sicht wohl tun könnte, wäre ihm einen Hochsitz zu bauen, damit ihm wirklich nichts mehr entging.
„Ich mag ihn nicht besonders. Er reagiert nicht auf meine übliche Speichelleckerei. Irgendwie wirkt er immer, als wollte er nicht hier sein und als wäre ihm alles zuwider, was an ihn heran getragen wird. Die anderen Meister die und sonst beobachtet haben, hatten wenigstens ihren Spaß an dem was sie taten … auch wenn es auf unseren Rücken passierte. Äh... das war jetzt gar nicht so gemeint...also das mit deinem Rücken.“
Er schluckte sichtlich unangenehm berührt. Auch er war in der Vergangenheit schon zusammen gebrochen, aber bisher hatte er es immer vermeiden können ausgepeitscht zu werden. Meistens war es List, ein glücklicher Zufall oder schlicht unglaublich nervige Bettelei gewesen, die ihn verschont hatten. Man hatte Rasmussen eher weg gesperrt, als öffentlich gedemütigt, da er ohnehin schon wie ein Wurm aussah. Der Vorteil, der ihn für die Arbeiter so unangenehm machte, verschaffte ihm bei den Dunkelelfen häufig so etwas wie leicht angeekelten Abscheu mit dem man sich nicht lange abgeben wollte. Auch jetzt klang seine Stimme fast schmierig wie halb getrockneter, Fäden ziehender Schneckenschleim.
„Ähm...na ja, nichts für ungut. Ich versuch mal mein Glück.“
Und das tat er dann auch sogleich. Thomas beobachtete ihn noch im Weggehen, als ein Schatten sich über ihn legte. Ihm war sofort klar, dass es ein Ork sein musste, denn kaum eine andere Rasse war in der Lage ihn in den Schatten zu stellen. Der Kollos kratzte sich am Ohr und reichte ihm eine Schriftrolle.
„Da...nimm!“
, grunzte er in fürchterlich verzerrten Celcianisch und wartete dann. Für einen Ork war er recht gut gekleidet. Seine lederne schwarze Rüstung saß gut, auch wenn sie hauptsächlich aus einer verstärkten Hose und ein paar Armschienen bestand. Der Oberkörper war frei und man hatte ihm ein dunkelrotes Zeichen auf die Brust gemalt. Sein Kopf nickte ungeduldig zu der Rolle, die Thomas sofort öffnete. Ganz oben stand in geschwungenen Lettern das Wort:
„“ PASSIERSCHEIN „“
Darunter war ein kleiner Absatz in kleinerer, für Thomas nicht zu entziffernden Schrift verfasst und mit einem ebenso blutroten Zeichen versehen. Der Ork grunzte noch einmal und murmelte zischend:
„Bringen zu Sinth.“

(weiter bei: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth )
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. Januar 2020, 16:29

(Thomas kommt von: Das Anwesen der Familie Belyal Sinth)

Rubin hatte kurzerhand die Organisation ihres Ausfluges übernommen. Am Ausgang des Anwesens hatte Amethyst auf sie gewartet und beiden noch mit blutroter Farbe ein Zeichen auf die Stirn gemalt.
„Damit ihr keine Schwierigkeiten bekommt.“
, hatte er bei Thomas fragendem Blick erwähnt.
„Damit kommt ihr überall unbescholten hinein. Wenn ihr Waren erstehen wollt, braucht ihr damit nichts zu bezahlen. Geht alles auf das Haus Belyal Sinth. Ach ja...und dies hier...“
Er reichte Amant eine Rolle, die er ähnlich schon einmal gesehen hatte. Es handelte sich um einen Passierschein für die Baustelle.
“Den werdet ihr brauchen.“
Rubin hatte freudig gestrahlt und Amant dann an der Hand hinaus auf den Hof gezogen. Sie rannte fast den Weg hinunter zum Portal, das die Grenze des Anwesens markierte, wo vor Wochen oder Monaten Thomas das letzte und sein erstes Mal hindurch geschritten war. Durch Rubins Eile und ansteckende Aufgeregtheit sah er kaum etwas von den nicht weit entfernt liegenden Gärten und anderen Gebäuden die ebenfalls zum Anwesen gehörten. Nur am Stall hatte ihnen kurz Gabbro zugewunken, aber sie waren zu schnell vorbei gewesen, als dass sie ein Schwätzchen mit dem Wargzüchter hätten halten können.

Rubin schien es wirklich eilig zu haben Thomas zu seiner Baustelle zu bringen. Vielleicht erhoffte sie sich, dann auch schnell wieder gehen zu können? Sie liefen durch die Stadt und Thomas merkte bald an den Reaktionen der Passanten, Sklaven wie auch der Besatzer, dass das Zeichen ihm eine ungewohnte Macht verlieh. Einmal torkelte ein betrunkener Soldat des dunklen Heers aus einem Eingang nahe der Hauptstraße und kreuzte hinter ihnen ihren Weg. Für einen Moment hatte es so ausgesehen, als hätte er sich gern mit Rubin vergnügt, so wie er sie von hinten anpöbelte und ihren noch sehr knackigen Hintern lobte, doch dann drehte sie sich um sah sie ihm ins Gesicht. Sofort war er still und als Amant ihn dann auch noch ansah, nahm er Reißaus.

An der Baustelle angelangt mussten sie dann aber doch noch den Passierschein vorzeigen. Inzwischen war ein hoher blickdichter Zaun um die Baustelle errichtet worden und von dem geschändeten Tempel Venthas war so gut wie nichts mehr zu erkennen.
„Na dann suchen wir mal deine Freunde...“
Thomas und Rubin ernteten von den meisten Arbeitern im Vorbeigehen nur kurze Blicke. Niemand schien sich durch ihre Anwesenheit von seiner Arbeit ablenken lassen zu wollen. Thomas betrachtete die gewachsenen Gerüste zwischen den Mauern. Teile des alten Materials hatten schon eine neue Bestimmung gefunden und die Tempelanlage begann zu wachsen. Natürlich war dies ein Projekt, das einige Jahre oder sogar Jahrzehnte in Anspruch nehmen konnte... Sie liefen tiefer in das Gelände und Thomas sah sich um. Bis sein Blick an einer bereits fertig hoch gezogenen Wand hängen blieb. Das konnte nicht sein! Welcher Dummkopf verwandte den Alabaster für eine tragende Wand? Überhaupt! Der Stein war viel zu weich und würde unmöglich später das Gewicht für die Dachkonstruktion... Welcher Architekt würde so etwas erlauben? …
Da stand plötzlich Rasmussen vor ihm und starrte ihn mit geweiteten Augen und offenem Mund an. Mist! Ausgerechnet das arrogante Arschloch war ihm als erster über den Weg gelaufen. Hätte es nicht Geison sein können?
„T...Thomas?“
, kam es etwas stotternd über seine Lippen und er machte einen Schritt auf ihn zu. Rubin trat gleichzeitig einen Schritt an Thomas heran und griff nach seiner Tunika. Ihre Finger krallten sich in den Stoff und spannten ihn so über seinem Bizeps. Hatte sie Angst vor ihm? Ein Blick genügte um Amants Verdacht zu bestätigen, dass Rubin Rasmussen nicht geheuer war. Die Dame hatte anscheinend eine gute Menschenkenntnis. Der Steinmetzmeister, der anscheinend nun Mercers Position inne hatte machte noch einen Schritt auf Thomas zu und Rubin wich hinter ihn zurück. Rasmussen bemerkte sie noch nicht einmal, so sehr war er auf den ehemaligen Kollegen konzentriert.
„Was... Wo... Wie...“
Die Konversation war anregend wie immer. Vielleicht sollte Thomas ihn einfach stehen lassen und Geison suchen. Schließlich war er hier der Architekt und hielt alle Fäden in der Hand. So sollte es zumindest sein. Der Mann vor ihm schien seinen Gedankengang zu ahnen und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Warum bis du hier?!“
Verlangte er nun plötzlich zu wissen.
„Willst mir meinen Platz hier streitig machen, was? Wo warst du eigentlich die ganze Zeit? Ach egal! Siehst ja fesch aus und riechst auch gut...“
Er war noch näher gekommen und hob schnuppernd die gerümpft Nase.
„Hast es dir anscheinend gut gehen lassen mit...“
Er spähte an Thomas Seite vorbei und musterte Rubin.
„Ah... eine reiche Gönnerin gefunden? Würde ja passen.“
In jeder seiner Silben tropfte der Neid und kroch die Missgunst. Rasmussen konnte es noch nie gut vertragen, wenn er meinte, dass jemand mehr bekam als er verdiente und seiner Meinung nach verdiente niemand mehr als er.
„Amant, können wir bitte weiter gehen?“
Rubins Stimme war leise, aber doch hörbar. Rasmussen reagierte prompt wie ein Hund der Blut gewittert hatte und ein Opfer vor sich sah. Er brummte sogar leise und zuckte mit den Mundwinkeln.
„Amant? Wer soll das sein? Unser Tom hier? Hast dich unter falschem Namen ein neues Leben aufgebaut oder was? Hahaha...“
Wenn Thomas Befürchtungen in dieser Richtung gehabt hatte, dann wurden sie in Rasmussen ALLE bestätigt. Der Mann war immer schon schwierig gewesen, aber wenn er neidisch war, dann war er unerträglich! Und Rubin hatte Angst vor ihm. Sie mussten weiter! Thomas machte einen Schritt nach vorne und fast sah es so aus, als ob der Mistkerl ihnen den Weg versperren wollen würde. Da kam Thomas aber unvermittelt jemand zu Hilfe, von dem er es wohl sicher nicht erwartet hätte. Laudahn, Leibarzt von Amandin, der ihn damals behandelt hatte, kreuzte hinter Rasmussen den Weg und erkannte ihn wohl wieder. Er kam näher und sah dann wohl auch das Zeichen auf seiner Stirn. Seine dunkelelfischen Züge erhellten sich einen Moment, dann blieb er stehen und beobachtete die Szenerie noch einen Moment.
„Thomas, kriegst vor deiner neuen Freundin nicht die Zähne auseinander, oder hat sie dich mundtot gemacht? Hast du noch deine Zunge?“
Der Steinmetzmeister machte den Mund auf und streckte seine heraus, wie aus Aufforderung, dass es ihm Thomas gleich tun sollte. Hinter ihm erklang die Stimme des Arztes:
„Was soll der Unfug. Für ärztliche Untersuchungen bin ich zuständig. Mercer, richtig? Und sie? Rasmussen, haben sie nicht Arbeiten zu beaufsichtigen?“
Der Überraschte war zusammen gezuckt und machte eine unterwürfige Verbeugung vor dem Dunkelelfen.
„Sicher...sofort.“
Mit einem dunklen und von Hass verzerrtem Gesicht duckte sich der Steinmetz weg und entfernte sich ein paar Schritte. Zwischen zwei Mauern blieb er jedoch stehen und beobachtete Thomas noch kurz. Laudahn betrachtete derweil ungerührt und mit aller Professionalität seinen ehemaligen Patienten.
„Es scheint ihnen deutlich besser zu gehen. Machen sie noch die Übungen?“
Rubin an Amants Seite nickte eifrig.
„Gut. Kann ich sonst noch irgendwie helfen?“
Thomas konnte sich bei ihm bedanken und entdeckte im gleichen Atemzug auch die Quartiere der Arbeiter und das Planungszelt, wo er einst in Amandins Dienst getreten war. Sie waren ein wenig umgezogen, aber er sah dort einen Dunkelelfen mit zusammen gerollten Plänen unter dem Arm gerade eilig heraus treten. Wenn Geison irgendwo war, dann dort. Also verabschiedeten sie sich von dem Arzt und er führte Rubin weiter über die Baustelle in Richtung des Zeltes.

Als Thomas die Plane zurück schlug fiel sein Blick als erstes auf die breiten Schultern seines Freundes. Dann jedoch auf die Krücke auf die er sich stützte und die Schiene an seinem Bein. Geison stand mit dem Rücken zu ihm über einen großen Tisch gebeugt und studierte seine Zeichnungen. Alabastersteine dienten als Beschwerer, damit sich die großen Pläne nicht gleich wieder zusammen rollten.
„Babtiste, hast du die Winkel fertig. Quadrat 4a und 16g sind noch nicht ausreichend abgestützt...“
Dann schaute er über seine Schulter, erschrak und geriet ins Taumeln. Er wollte vielleicht einen Ausfallschritt machen, doch sein lädiertes Bein hielt nicht der Belastung stand. Er stürzte und Thomas konnte nur nach vorne hechten um seinen Freund aufzufangen, der in diesem Moment seine Krücke verlor.

Plötzlich lag Geison in Thomas Armen. Er fühlte sich so leicht an... oder war er einfach nur kräftiger geworden? Seine großen Augen starrten ihn erschrocken und ungläubig an.
„Thomas???“
Und dann erdrückte ihn sein alter Freund! In der luftabschnürenden Umarmung hörte Amant an seinem Ohr:
„Ich dachte du wärst tot! Du bist kein Geist oder sowas? Kein Untoter wiedererweckter Zombi der mich heimsucht, weil ich mich verrechnet habe... ähm“
Geison hatte zum Glück los gelassen und hielt seinen Freund auf Armeslänge von sich. Ähnlich intelligent wie zuvor Rasmussen fragte er:
„Was... Wo... Wie...“
, bevor er dann Thomas erneut drückte und dann befahl:
„Los hilf mir auf und setzt mich da drüben auf den Stuhl. Und dann stellst du mir bitte deine bezaubernde Begleiterin vor und erzählst mir gefälligst, wo du die ganze Zeit gewesen bist!“
Ein Blick auf Rubin genügte um zu erkennen, dass ihr die Anrede „bezaubernd“ sehr gefiel, aber sie auch kaum ihre Finger bei sich behalten konnte, wenn es um Verletzungen ging. Ihre grünen Augen waren ganz auf die Schiene gerichtet.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Thomas Mercer » Sonntag 12. April 2020, 22:54

„Ich schäme mich nicht dafür gern zu gucken. Du bist ein ansehnlicher Mann!“ Seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben und er schenkte Rubin einen wohlwollenden Blick. Von einem anderen Menschen als schön oder begehrenswert bezeichnet zu werden, war wohl eines der schönsten Komplimente, was man überhaupt erhalten konnte. In Zeiten wie diesen allerdings, war es auch ein ungemeines Privileg. Nur wenigen seiner Artgenossen war es aktuell in Andunie oder auch anderso vergönnt, noch einen gesunden Körper zu haben. Bei den meisten von ihnen waren die Rücken durch die Schinderei und dem Schicksal der Sklaverei schon lange gebogen und verkrümmt worden Er war diesem Schicksal durch wundersame Fügung und durch die Gnade seiner Herrin entkommen. Sein Körper hatte sich in ihrer Obhut vollständig erholt und ja...er strotzte nur so vor Kraft und Energie. Als Mensch würde er nun aus der Masse herausstechen. Auch alle anderen Dunkelelfen würden sofort erkennen, dass dieses Exemplar ein Sklave war, der überdurchschnittlich gut gehalten wurde. Möglicherweise würden sie sich deshalb vor einer übereiligen Züchtigung zurückhalten, da ein gut gepflegter Sklave auf eine mächtige Herrschaft hindeutete und mit solchen Leuten wollten sich selbst Dunkelelfen oder Orks nicht anlegen. Sein Körper war somit Ausdruck seines besonderen Status geworden.

„Wann warst du denn ein Egoist? … vielleicht als du deine Tochter gerettet hast? Hätte Amandin ohne dein Zutun nach ihr gesucht?“ Thomas biss sich auf die Lippen. Natürlich nicht. Sie hatte es für ihn getan. „Wir sind nicht immer Herr unseres Schicksals und ich finde, du solltest stolz sein, statt hier herum zu jammern, und ängstlich drein zu schauen.“ Thomas zog etwas seinen Kopf ein. Er wollte nicht undankbar wirken, das war das Letzte was er wollte! Vielleicht war er wirklich ein Jammerlappen!

„... bist du nicht glücklich hier? Schämst du dich zu uns zu gehören, Amant?“ Nun drängte sie ihn deutlich in die Ecke und er wandte sich zu ihr um und hob abwehrend die Hände. «Doch, natürlich bin ich glücklich. Ich kann mein Glück sogar kaum fassen... und nichts könnte mich stolzer machen als Amandin zu dienen...» Dennoch konnte er nicht leugnen, dass das schlechte Gewissen an ihm nagte. Übermässiges Glück zu haben war nicht einfach zu akzeptieren, wenn die Welt überall um ihn herum im Abgrund stand. Er wollte sie erst fragen, ob sie das Schicksal der Menschen denn nicht auch beschäftigte. Sie sassen ja im selben Boot. Aber er wollte hier keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen und so zog er es vor sich nicht mehr weiter zu diesem Thema zu äussern, zumal sich Rubin wirklich auf ihren freuen Tag freute.

„Also gut... du willst also deinen freien Tag mit alten Freunden verbringen, aber vergiss nicht. Die Hälfte des Tages gehört auch mir. Und ich will was erleben!“ Er runzelte die Stirn und nickte nur. Er konnte sich bei bestem Willen nicht vorstellen, wie sie sich in dieser besetzten Stadt später amüsieren wollte aber er würde dies wohl schon bald herausfinden. Zuerst ging es aber auf die Baustelle. Weit kamen sie allerdings nicht, denn noch vor de Ausgang wurden sie von Amethyst angehalten und mit einem Symbol auf der Stirn versehen. Die Farbe fühlte sich schwer an auf seiner Haut. Dieses Zeichen war nicht nur ein Füllhorn an finanziellen Möglichkeiten, sondern vermutlich auch seine Lebensversicherung. Thomas nahm den Passierschein dankend entgegen und verabschiedete sich von Amethyst.

Rubin war kaum zu bremsen und sie jagte ihn schon beinahe durch die Stadt zum Bauhügel hinauf. Es flogen so viele Eindrücke auf ihn herein, dass er das aktuelle Leben in der Stadt gar nicht richtig erfassen konnte. Er merkte aber durchaus wie Rubin und er von den Sklaven und den Besatzern jeweils kurz gemustert wurde, wenn sie den Weg kreuzten. Die Sklaven reagierten in der Regel eher ängstlich und duckten sich Weg, manch einem Dunkelelfen war eine gewisse Abneigung gegenüber ihren Privilegien durchaus anzusehen. Auch unter den Dunkelelfen herrschte keine Einigkeit.
Er musterte einen betrunkenen Soldaten, der aus einem Haus herausgetorkelt kam, doch zuerst schien es so, als würde er wortlos an ihnen vorbeigehen, so dass er ihm nicht nachsah und daher nicht bemerkte, wie er offenbar angezogen von Rubins Hintern doch plötzlich umschwenkte und diesen mit den «nettesten» Ausdrücken versah, die sein Stammhirn gerade noch formulieren konnte. Während Rubin durch ihren festen und direkten Blick ziemlich einschüchternd wirken konnte, machte dies Thomas alleine durch seine Physis. Schliesslich war er doch ein ziemlich kräftiger Turm und seid Amandin den Diamanten in ihm geweckt hatte, konnte er durchaus auch eine ziemliche Härte ausstrahlen. Die Kombination war offenbar mächtig genug, dass der Soldat sich trollte und sogleich das Weite suchte.

Schon bald fanden sie sich auf dem umzäunten Bauplatz wieder. Thomas Kiefermuskeln verspannten sich und bildeten einen imposanten Ballen, als er sich auf die Zähne biss. Er wies den Passierschein vor und schon betraten sie den Baugrund. Seinem geschulten Auge entging nichts. Die Arbeiter schienen gut genährt zu werden, so dass sie ihre tägliche Arbeitslast bewältigen konnten. Als Steinmetz war es für ihn immer wichtig gewesen, die Gesundheit seiner Lehrlinge einzuschätzen. Unachtsamkeit auf dem Gerüst oder beim Behauen von Steinen konnte schliesslich ziemlich gravierende Konsequenzen nach sich ziehen. Dessen waren sich wohl auch die Sklavenaufseher bewusst. Auch sonst schienen sich die Arbeiter auf dem Baugelände relativ frei bewegen zu können. Thomas war sich nicht sicher, ob die Umzäunung wirklich dazu diente, allzu neugierige Blicke abzuwenden, oder ob sie letztlich einfach das Gehege markierte, in dem sich die Sklaven bewegen konnte.

Plötzlich zog allerdings etwas anderes seine Aufmerksamkeit – oder sogar seinen Ärger auf sich. Eine ungeschickt hochgezogene Alabasterwand. Das war stümperhaft! Amant war weit aufbrausender, als es Thomas früher gewesen war. Er spürte wie seine magischen Energien in Wallung gerieten. Für den Alabaster war es eine Tortur, dass er in diese Form gezwungen worden war. Als er Ausschau nach dem Stümper hielt, der diese Wand zu verantworten hatte, geriet Rassmusen in sein Blickfeld. Die beiden Männer starrten einander an, als sähen sie beide simultan einen Geist.
«Rasmussen» Grüsste Thomas ähnlich einsilbig zurück. Natürlich hatten die Beiden immer ihre gröberen Differenzen miteinander gehabt und konnten einander nicht wirklich ausstehen. Dennoch verspürte Thomas eine gewisse Erleichterung darüber, dass es seinem Bekannten gut ging.
„Warum bis du hier?!“ «Ich...» Noch ehe sich Thomas erklären konnte, fuhr ihm der Steinmetz abermals ins Wort. „Willst mir meinen Platz hier streitig machen, was? Wo warst du eigentlich die ganze Zeit? Ach egal! Siehst ja fesch aus und riechst auch gut...“ Seine Gesichtszüge verfinsterten sich. Doch er hielt sich zurück. Er verstand die Sorge des Steinmetzes. Thomas durfte nicht vergessen, dass hier draussen andere Regeln herrschten. Hier fruchteten die Menschen um ihr Leben. Sie waren sich vermutlich gar nicht bewusst, dass sie mit Amandin eine selten gute und gnädige Herrin erwischt hatten und sie sich eigentlich keine Sorgen zu machen brauchten, wenn sie nur ihr Bestes gaben. Er musste es Rasmussen nachsehen. Seine Position bedeutete ihm die Sicherung seines Lebens.

„Hast es dir anscheinend gut gehen lassen mit...Ah... eine reiche Gönnerin gefunden? Würde ja passen.» Amant sah Rasmussen mit seiner neugewonnenen Härte an taxierte ihn mit einem mahnenden Blick. „Amant, können wir bitte weiter gehen?“ Er nickte nur und wollte weitergehen und diesen alten Sturkopf einfach stehenlassen, doch Rasmussen liess nicht Locker und verbiss sich in seine Häme wie ein tollwütiger Hund.

„Amant? Wer soll das sein? Unser Tom hier? Hast dich unter falschem Namen ein neues Leben aufgebaut oder was? Hahaha...“
Thomas spannte sich an. Seine Magie geriet in Wallung. Seine Pranken ballten sich zu mächtigen Fäusten und verhärteten sich mit solcher Kraft, dass seine Knöchel weiss wurden. Sicherlich hätte Rasmussen diese Äusserung bei einer Dunkelelfin schon gar nicht gewagt, aber auch Rubin besass dank ihres Symbols auf der Stirn über die Macht, diesen Sklaven sogleich züchtigen zu lassen, wenn sie es wollte. Rasmussen konnte sich glücklich schätzen, dass Rubin diesbezüglich keine Anstalten machte. Es war nicht die Häme, die er ihm gegenüber zeigte, die ihn derart wütend machte, sondern die Respektlosigkeit gegenüber seiner Begleitung. Er hatte Rubin noch nie so unsicher erlebt. Normalerweise hätte sie doch aus einem solchen vorwitzigen Kerl Hackfleisch gemacht. Sein Blick verengte sich. Sein Blut staute sich in der Vene und sein Herzschlag wurde immer schwerer. Es fühlte sich so an, als würde sein ganzer Körper sich allmählich verhärten, als würde er selbst zu Stein.

„Thomas, kriegst vor deiner neuen Freundin nicht die Zähne auseinander, oder hat sie dich mundtot gemacht? Hast du noch deine Zunge?“ Die aufkommende Aggression überwältigte ihn beinahe und er war kurz davor über Rasmussen herzufallen und ihn womöglich gar totzuschlagen. Amant war kampfbereit und gab einen Dreck auf jegliche Form der Vernunft. Er wollte Blut sehen. Rasmussens Blut.
Glücklicherweise schaltete sich just in diesem Moment der Leibarzt ein. „Was soll der Unfug. Für ärztliche Untersuchungen bin ich zuständig. Mercer, richtig? Und sie? Rasmussen, haben sie nicht Arbeiten zu beaufsichtigen?“ Nun war es eher Thomas, der wie ein scharfer Hund seinen Rivalen beobachtete, der sich zügig von der Gruppe entfernte, ihn aber doch auch noch mit einem missmutigen Blick taxierte. Tief in seinem Trommelfell vernahm er das rauschen seines Blutes. Erst langsam nahm sein Adrenalinpegel wieder ab und so konnte er auch seine Umgebung wieder verstärkt wahrnehmen.

„Es scheint ihnen deutlich besser zu gehen. Machen sie noch die Übungen?“ «Mhrm?» Rubin antwortete für Amant. Laudahn mochte die Veränderung von Thomas wohl bemerkt haben, vielleicht war ihm auch seine Anspannung gewahr. Gans sicher war diese bei Rubin nicht unbemerkt geblieben, da sie ihn am Arm gepackt hatte. Nur langsam löste er sich aus der Starre und beteiligte sich – wenn auch einsilbig – an de kurzen Small Talk. Schliesslich erkundigte er sich nach Geison und wurde auf das Architektenzelt verwiesen.

»Babtiste, hast du die Winkel fertig. Quadrat 4a und 16g sind noch nicht ausreichend abgestützt...“ Babtiste? Unmögilch! Ich habe dich ausgeschickt auf eine ferne Mission! Dachte er kurz, doch da stand er wirklich leibhaftig vor ihm. Geison folgte dem Blick seines Lehrlings und drehte sich zu Thomas um. Zu abrupt, um mit dem überraschenden Anblick fertig zu werden. Der lädierte Architekt verlor das Gleichgewicht. Thomas reagierte dank seiner ohnehin schon höheren Kampfbereitschaft blitzartig und fing seinen Freund auf. Schon bald lagen sie sich in den Armen wie ein frisch verliebtes Paar. Verdammt! Entweder hat Geison extrem abgenommen, oder ich bin verdammt viel stärker geworden! Dachte er kurz. Nun war es aber Geison, der ihn überraschte und in eine feste Umarmung schloss. Na kräftig war sein Freund immer noch. Die innige Umarmung seines Freundes tat ihm unendlich gut und auch er schlang seine Arme um dessen Rücken. «Ich bin so froh, dass es dir gut geht... der Unfall...das warst du?!» Brummte Thomas aufgeregt.

„Ich dachte du wärst tot! Du bist kein Geist oder sowas? Kein Untoter wiedererweckter Zombi der mich heimsucht, weil ich mich verrechnet habe... ähm“ Thomas lachte. «Nein...nein... ach was....» Die Reaktion von Geison war eine unendliche Erleichterung für ihn. Er war ihm nicht böse! Er war nur froh, dass er am Leben war!
„Los hilf mir auf und setzt mich da drüben auf den Stuhl. Und dann stellst du mir bitte deine bezaubernde Begleiterin vor und erzählst mir gefälligst, wo du die ganze Zeit gewesen bist!“
Thomas liess sich nicht zweimal bitten und half seinem Freund auf den Stuhl. Er blickte kurz zwischen Rubin und Geison hin und her. Selbst ein Blinder hätte sofort erahnenkönnen, dass die Beiden verdammt gut zueinander passen würden. Sie hatten beide ein riesiges Herz und waren verantwortungsbewusst.

«Liebe Rubin, darf ich dir Geison vorstellen. Er ist der brillanteste Architekt, dem ich je begegnet habe. Geison, das hier ist Rubin. Sie ist eine enge Vertraute unserer Herrin und eine grossartige Heilkundige.... nichts gegen Laudahn... aber du solltest sie einen Blick auf dein Bein werfen lassen... was zum Harax ist überhaupt mit Dir passiert?!».

Er stich sich über seinen Hinterkopf. Du kannst dich erinnern, dass ich regelmässig zu einer Audienz zu unserer Herrin gerufen wurde. Nun...sie hat mich in ihren Haushalt aufgenommen. Ich...bin ihr persönlicher Bildhauer.... und Geliebter Aber auch Geison musste ja auch nicht gleich alles wissen. Er würde ihn ohnehin nur über die Bettqualitäten seiner Herrin ausfragen und das war ihm dann irgendwie doch zu intim. Seine Beziehung zu Amandin war ihm heilig, sogar heiliger als die Freundschaft zu Geison.

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. April 2020, 16:52

Geisons Stimmer hätte Thomas unter Tausenden heraus gehört. Amandins heimlicher Stararchitekt hatte eine unverkennbare Stimmlage und einen klaren Bariton, der weit selbst über die lärmensten Baustellen hallen konnte:
»Babtiste, hast du die Winkel fertig. Quadrat 4a und 16g sind noch nicht ausreichend abgestützt...“
Amants Geist stolperte über den Namen:
Babtiste? Unmögilch! Ich habe dich ausgeschickt auf eine ferne Mission!
, dachte er kurz, doch da stand er wirklich leibhaftig vor ihm. Erst der Anblick des jungen Mannes aus Fleisch und Blut holte die Person „Thomas“ so weit ins Jetzt zurück, das dieser erkannte, dass es sich um den MENSCHEN, seinen Gesellen und nicht um den STEIN, den Amant seine Magie geschenkt und in Form eines mächtigen Zaubers ausgesendet hatte. So sehr hatte sich Thomas also schon in Amant verwandelt. Amandin wäre stolz auf ihn! Stolz auf sein Wachstum, auf seine Härte, seine Magie. Der Mensch „Baptiste“ starrte Amant an und sah ausschließlich seinen Meister. Er riss die Augen auf und der Kiefer klappte auf.
Geison folgte seinem Blick und drehte sich zu Thomas um. Zu abrupt, um mit dem überraschenden Anblick fertig zu werden. Der lädierte Architekt verlor das Gleichgewicht. Thomas reagierte dank seiner ohnehin schon höheren Kampfbereitschaft blitzartig und fing seinen Freund auf. Schon bald lagen sie sich in den Armen wie ein frisch verliebtes Paar.
Verdammt! Entweder hat Geison extrem abgenommen, oder ich bin verdammt viel stärker geworden!
Dachte er kurz und wahrscheinlich war beides richtig. Nun war es aber Geison, der ihn überraschte und in eine feste Umarmung schloss. Na kräftig war sein Freund immer noch. Die innige Umarmung seines Freundes tat ihm unendlich gut und auch er schlang seine Arme um dessen Rücken.
„Ich bin so froh, dass es dir gut geht... der Unfall...das warst du?!“
, brummte Thomas aufgeregt. Der Architekt winkte ab und wechselte das Thema, wie er es immer tat, wenn ihm etwas unangenehm war. Manche Dinge änderten sich nie und eine seltsame beruhigende Gewissheit lag in dieser Erkenntnis.
„Ich dachte du wärst tot! Du bist kein Geist oder sowas? Kein Untoter wiedererweckter Zombi der mich heimsucht, weil ich mich verrechnet habe... ähm“
Thomas lachte und antwortete:
„Nein...nein... ach was....“
Die Reaktion von Geison war eine unendliche Erleichterung für ihn. Er war ihm nicht böse! Er war nur froh, dass er am Leben war! Das war wahrhaftige Freundschaft!
„Los hilf mir auf und setzt mich da drüben auf den Stuhl. Und dann stellst du mir bitte deine bezaubernde Begleiterin vor und erzählst mir gefälligst, wo du die ganze Zeit gewesen bist!“
Thomas ließ sich nicht zweimal bitten und half seinem Freund auf den Stuhl. Er blickte kurz zwischen Rubin und Geison hin und her. Selbst ein Blinder hätte sofort erahnen können, dass die beiden verdammt gut zueinander passen würden. Sie hatten beide ein riesiges Herz und waren verantwortungsbewusst.
„Liebe Rubin, darf ich dir Geison vorstellen. Er ist der brillanteste Architekt, dem ich je begegnet habe. Geison, das hier ist Rubin. Sie ist eine enge Vertraute unserer Herrin und eine großartige Heilkundige.... nichts gegen Laudahn... aber du solltest sie einen Blick auf dein Bein werfen lassen... was zum Harax ist überhaupt mit Dir passiert?!“
Amant war viel feinsinniger als sein altes Ich und bemerkte sofort die kleinen Zeichen von Zuneigung zwischen den beiden. Bei Rubin war es das Leuchten ihrer Augen und die kleine verspielte Geste, wie sie eine Haarsträhne zwischen den Fingern drehte. Ein kleiner Tick, den er schob bei ihr beobachtet hatte, wenn sie „zusah“ und ihr etwas gefiel, sie sich aber bemühte den Anschein von Ruhe zu erwecken. Bei Geison war es mehr die plötzliche Erkenntnis, dass er die Schultern auf eine Art straffte, den Hals reckte und unbewusst die Nasenflügel bebten, als Rubins zartes Parfum sich im Zelt ausbreitete. Thomas sowie auch Amant grinsten in sich hinein und gönnten den beiden diesen zarten ersten Augenblick. Ein Augenblick, der kostbarer nicht sein konnte in dieser Welt aus Schmerz und Verlust. Er stich sich über seinen Hinterkopf.
„Du kannst dich erinnern, dass ich regelmäßig zu einer Audienz zu unserer Herrin gerufen wurde. Nun...sie hat mich in ihren Haushalt aufgenommen. Ich...bin ihr persönlicher Bildhauer... und Geliebter.“
Hatte er das gerade laut gesagt? Ja, tatsächlich. Amant schämte sich in keinster Weise. Geison würde ihn ohnehin über die Bettqualitäten seiner Herrin ausfragen. Spätestens wenn er Rasmussens Theorien lauschen würde. War es da nicht besser vorzubeugen und seinen längsten Freund lieber erst einmal seine Seite zu zeigen? Trotzdem war es Thomas dann irgendwie doch zu intim, aber es war ihm halt heraus gerutscht. Seine Beziehung zu Amandin war ihm heilig, sogar heiliger als die Freundschaft zu Geison. Aber vielleicht war es auch ganz gut sofort ein paar Dinge beim Namen zu nennen, denn Rubin schien sehr zufrieden mit Amant zu sein und lächelte ihn strahlend über seine Aussage an. Sie hatte endlich seinen Arm losgelassen und erst jetzt merkte Amant wie sehr sie sich an ihm festgehalten haben musste, denn seine Seite kam ihm plötzlich viel leichter vor. Rubin war eine gute Seele und sehr empfindsam anderen Wesen gegenüber. Rasmussens Hass und Neid musste sie sehr verschreckt haben. Um so schöner war es nun zu sehen, wie sie sich an ihren neuen „Patienten“ heran pirschte und einmal kurz die Unterlippe zwischen die Zähne saugte. Amant konnte förmlich fühlen, wie die Luft zwischen den beiden zu knistern begann. Hatte er Rubin schon mal schüchtern erlebt? Nein! Aber plötzlich war sie es. Sie räusperte sich leise und deutete mit einem frisch manikürten Finger auf sein Bein.
„...darf ich?“
In Geisons Gesicht spiegelt sich der Widerstreit zwischen männlichem Stolz, Neugierde und echtem Interesse wieder, als er kurz zögerte und dann das Hosenbein hoch zog und über Rubins Schulter hinweg zu seinem Freund sah. Während die Heilkundige sich vor ihm nieder gekniet hatte ließ Geison die Brauen wackeln und schenkte seinem Freund einen hoffnungsvollen Blick voller „jugendlicher“ Freude. Dann räusperte auch er sich und begann zu erzählen und damit Mercers Frage zu beantworten:
„Das ist bei einem kleinen Unfall hier auf der Baustelle passiert. Nichts wirklich schlimmes, aber wenn ein Stein ins rollen kommt, dann ist er manchmal schlecht aufzuhalten und ich war halt nicht schnell genug weg.“
Rubin hielt das Hosenbein etwas oberhalb am Knie fest, was Geison mit einem kleinen Schmunzeln bedachte.
„Ich habe die Gerüste am Nordturm geprüft. Dort gibt es eine Rutsche für Materialien. Eigentlich hätte dort alles gesichert sein sollen, aber weiter oben muss sich halt ein Stein gelöst haben und ist dann gegen mein Bein gesaust.“
Der Anblick der beschriebener Unfall nun bot, der konnte jedoch jede Stimmung runter kühlen. Das Gewebe war zwar schon in der Heilphase und hatte schon Narben ausgebildet, aber es war zu stark geschwollen, das erkannte Thomas sogar als Laie. Auch Rubins Gesichtsausdruck, die ruckartig gehobenen Brauen, sagten viel aus.
„Wäre ich nicht im letzten Moment am Strebewerk hoch gesprungen, hätte es mich vielleicht am Kopf erwischt.“
Geison sah nicht wirklich unglücklich aus, dass er noch lebte und nun eine zarte, warme, weiche, helfende Hand auf seinem Bein hatte. Rubin verstand nicht viel von Architektur, oder von dem was Geison da erzählte, aber Thomas um so mehr und etwas stimmte bei dieser ganzen Sache nicht. Vielleicht sollte er sich mal den „Unfallort“ genauer ansehen und die beiden Turteltauben ein bisschen allein lassen?
„Die Lymphe haben sich gestaut und verhindern einen ausreichenden Blutfluss. Das muss behandelt werden. Am besten sofort! Habt ihr hier etwas Öl oder vergleichbares? Ich brauche eine Liege und einen Hocker oder wenigstens eine Matte, damit er sich hinlegen kann. Das Bein muss auch regelmäßig hoch gelagert werden! Das geht so nicht... Ich brauche...!“
Und da war sie wieder! Rubin in ihrem Element und Geison war Feuer und Flamme. Eine resolute Frau, die sofort das Ruder übernahm, wenn es notwendig wurde.
„Du da! Organisier mir meine Sachen!“
, herrschte sie Baptiste an, der immernoch mit offenen Mund da stand, nun aber wie von der Tarantel gestochen los preschte und Thomas nur noch einmal mit großen Augen ansah, die sagte: **WAS für eine Furie!**, aber im besten Sinne. Er grinst und schon war er aus dem Zelt verschwunden. Geison grinst ebenfalls ein bisschen dämlich, aber nicht weniger beeindruckt. Sobald Baptiste mit den Sachen zurück kommen würde, ahnte Amant, würde Rubin ihn raus komplimentieren. Weniger damit sie und Geison allein sein konnten, denn sie waren beide nun wirklich „schlimmeres“ gewohnt, als dem anderen beim Verkehr zuzusehen, und da war sich Amant sicher, das es dazu hier sehr bald kommen würde, aber Rubin dachte da wohl mehr an ihren Patienten, der das sicher nicht ganz so gewohnt war wie sie beide. Die Spannung die in der Luft lag, war sanft und süß und wenn es jemand verdient hatte umsorgt zu werden, dann sein Freund Geison! Trotzdem hatte Thomas sicher noch einige Fragen, die nur der schmunzelnd auf den Rotschopf herab blickende Mann beantworten konnte.

Sobald Thomas seinem Freund noch ein paar Fragen gestellt und dieser „leicht“ abgelenkt aber sicher wahrhaftig und ehrlich wie nur ein Mann es in so einer Situation gekonnt hätte, beantwortet hatte, konnte der Steinmetzmeister gehen und die Baustelle einmal genauer untersuchen.
Geison hatte auf den Nordturm hingewiesen, also war dies sein Ziel. Um ihn herum brummte die Baustelle und vielleicht vermisste Thomas ein wenig das bunte Treiben, die Zusammenarbeit und das Gewusel? Allerdings war er als Steinmetzmeister meistens doch eher nur mit seinen Gesellen zugange gewesen. Den großen Überblick hatten andere, wie z.B. Architekten.
Als er am Turm ankam konnte er als erstes die Fortschritte bewundern. Die Fundamente waren optimal genutzt worden und auch hier hatte man mit größter Sorgfalt Gerüste hoch gezogen und arbeitete konzentriert am Aufbau der Tempelanlage. Erst jetzt wurde dem Steinmetz so richtig bewusst, dass einige Monate ins Land gestrichen sein mussten. Er hatte sich verändert und seine Umwelt auch. Und als er in den wachsenden Schatten des Turms trat und sich das Strebewerk betrachtete, da fühlte er auch einmal mehr die Gegenwart des Steins um sich herum. Vielleicht hatte er sich noch eine genauere Beschreibung von Geison bezüglich des Unfallortes geben lassen sollen, aber sein geübtes Auge fand selbst auch so nach mehr oder weniger langem Suchen die Stelle. Der Bogen des Strebewerks war noch mit Stützpfeilern untermauert und Kanthölzer hielten die einzelnen Abschnitte bevor die Schwerkraft im fertigen Zustand alles unverrückbar zusammen pressen würde. Gleich einer Brücke aus keilförmigen Steinen würde alles sich ineinander fügen. Doch noch war der Bogen nicht fertig und das Gerüst musste die Last tragen. Mercer schritt langsam drum herum und drunter durch, bis er dann an einer Seite schwungvoll sich auf die erste Plattform schwang. War das schon immer so leicht gewesen? Nein, es ging ihm nur besser.
Ein bisschen durfte er doch froh sein über seine neue körperliche Leistungsfähigkeit und so schwang er sich gleich weiter hinauf, wo Geisons Meinung nach sich der Stein gelöst haben musste.
Dort angekommen untersuchte er das Mauerwerk genauer und leise Stimmen begannen in seinem Kopf zu flüstern. Es waren nur zu viele und so musste er sich entscheiden, wem der Steine er seine Aufmerksamkeit schenkte. Es gab einen, der musste wohl der „Bruder“ vom „Gefallenen“ gewesen sein, also einst aus einem gemeinsamen Stück gehauen. Dann gab es einen, der beschwerte sich in einem Fort über eine Scharte, die ihm nicht gefiel und in womöglich instabil machte. Und letztendlich musste der Stein, der Geison getroffen hatte ja auch noch irgendwo sein. Da jeder Stein eine Markierung im gigantischen Puzzles des Tempels bekam, konnte Thomas anhand des Nachbarn zumindest schnell seine Nummer herausfinden, ohne seine Mächte bemühen zu müssen. Dafür war er schließlich Steinmetzmeister: 43NT68-9.
Dann betrachtete er sich noch die Schuttrutsche genauer. Hier fand er aber erstaunlich wenig... vielleicht ein bisschen „zu wenig“? Also zurück zu den Steinen. Welchen wollte er befragen?
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Thomas Mercer » Samstag 11. Juli 2020, 00:31

Ich habe die Gerüste am Nordturm geprüft. Dort gibt es eine Rutsche für Materialien. Eigentlich hätte dort alles gesichert sein sollen, aber weiter oben muss sich halt ein Stein gelöst haben und ist dann gegen mein Bein gesaust.“ Thomas hörte den Ausführungen des erfahrenen Architekten und Freundes aufmerksam zu. Schliesslich fiel sein Blick unweigerlich auf das zertrümmerte Bein. Da waren sicherlich die Knochen geborsten, so geschwollen sah es aus. Er liess sich auch durch Rubins Ersteinschätzung nicht wirklich vom Gegenteil überzeugen. "Du kannst wirklich froh sein, dass du noch lebst, Geison.". Thomas knirschte mit den Zähnen. Seine Mine versteinerte und sein Blick nahm eine ungewohnte härte und kälte an. Amants ungestüme Energie wandelte sich augenblicklich in Wut. So ein Unfall durfte nicht passieren! Jeder seriöse Meister der Baukunst, ganz egal ob Steinmetz, Zimmermann oder Architekt, trichterte seinen Schützlingen und Gesellen schon ab dem ersten Tag die wichtigsten Regeln auf der Baustelle ein – und zu denen gehörte eben das Sichern der Gerüste und der Quader. Auf der Baustelle vertraute man sich gegenseitig das Leben an. So gesellig und lustig man es am Abend im Bauzelt haben konnte, so konzentriert und ernst sollte es während der Arbeit zugehen. Ein unachtsamer Schritt, ein fallengelassenes Werkstück, ein unachtsam platziertes Werkzeug oder einfalscher Knoten, alles konnte sich schnell zur tödlichen Gefahr entwickeln. Thomas konnte sich nicht vorstellen, dass einer der ihm bekannten Steinmetze eine solche Nachlässigkeit an den Tag gelegt hatte. Er bekam das Gefühl, dass hier auf der Baustelle etwas Dunkles vor sich ging, was nicht nur Geison, sondern auch seiner Herrin zum Schaden gereichen sollte.

Geison und Rubin waren so sehr mit sich beschäftigt, dass sie vermutlich den Grad der Ernsthaftigkeit und des sich anbahnenden Zorns bei Thomas gar nicht bemerkten. «Wer arbeitete an jenem Tag auf dem Gerüst?» Wollte er wissen. «Machst du deine Runde immer zu gleichen Zeit?»
Thomas hatte in seiner langen Karriere als Steinmetz durchaus auch erfahren müssen, welch schädlichen Einfluss die wachsende Konkurrenz unter den Bauleuten haben konnte. Ehrgeizige Gesellen, eitle Architekten, stolze Meister, das alles konnte sich bei einer ungünstigen Konstellation zu einem explosiven Gemisch entwickeln. Sabotage war deshalb nichts völlig Unbekanntes auf Baustellen.... aber ein Angriff direkt auf einen Menschen? Diese Theorie verlangte nach Beweisen. Ausserdem war für ihn nicht klar, ob wirklich Geison das Ziel gewesen war, oder das ganze Vorhaben und damit Amandin als Bauherrin. Amants geschärfte Intuition ermahnte ihn zur erhöhten Wachsamkeit.

Trotz der Vertrauensvollen und intimen Stimmung im Haus seiner Herrin war er sich durchaus sehr gewahr geworden, dass ständig und überall Gefahr lauerte. Amandin lebte in einer höchst politischen und toxischen Gesellschaft. Die Dunkelelfen schenkten sich gegenseitig nichts. Rivalisierende Clans buhlten um Macht und Einfluss, während unter den Sklaven immer wieder Revolte und Revolution geflüstert wird. Diese Welt triefte nur so von internen und externen Feinden.

Amandin war diesbezüglich stets wachsam und diese Vorsicht hatte sich auf ihren Schützling übertragen. Wer die Baustelle sabotierte, bedrohte das Werk seiner Herrin! Er witterte die Gefahr. Von daher kam es ihm gerade Gelegen, dass Geison Rubin ordentlich ablenkte. Sie hatte ja ursprünglich nicht mal auf die Baustelle gehen wollen. Die Pflege des Beines und das anschliessende Liebesspiel - das sich Rubin wohl kaum entgegen lassen würde - verschaffte ihm die notwendige Zeit um sich auf der Baustelle genauer umzusehen. Geisons relative Gelassenheit im Hinblick auf die Schwere seines Unfalles überraschte den Steinmetzen. Sicher, er war eine liebe Haut, aber auch er musste sich doch so eine Fragen stellen. Glaubte er wirklich an einen Unfall?

Thomas entlockte Geison die genaue Stelle des Unfalls und machte sich schliesslich zielstrebig auf den Weg zum Nordturm. Sein geübter Blick erkannte sofort, dass die Baustelle strikt und ordentlich geführt wurde. Es lagen keine Werkzeuge oder Materialien unordentlich herum, jeder Arbeiter schien genau zu wissen, was er zu tun hatte. An der Bauführung gab es nichts auszusetzen. Auch die Gerüste waren sorgfältig und fachmännisch angelegt worden und alles sah ordentlich gesichert aus. Thomas bestaunte das Bauwerk. Es war schon erstaunlich weit in die Höhe gewachsen und langsam wurde die geplante Monumentalität des Tempels fassbar. Nichts erinnerte auf dem Bauplatz mehr an den Tempel der Vestha, der früher hier gestanden hatte. Die Dunkelelfen unterjochten nicht nur die Völker... sondern auch deren Götter. Thomas konnte nicht leugnen, dass ihn dies ängstigte. Auch Amandin steuerte ihren Teil an die Unterjochung bei. Sie gehörte eindeutig zum Feind... und war doch das Zentrum seines Herzens geworden. Die Welt war nunmal weit komplizierter, als dass sie sich in ein klares Schwarz-Weiss-Schema einordnen liesse... und dennoch, spürte er die Schuld, die er sich bereits durch seine Loyalität zu ihr aufgeladen hatte.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie viel Zeit schon ins Land gegangen war. Seine Welt war schlagartig kleiner geworden im Haus von Amandin und gleichzeitig doch so unendlich viel grösser durch neue und emotional tiefgreifende Erfahrungen. So viel war passiert! Er war zu einem neuen Mann geschmiedet worden, war mit seiner Familie vereint – und wieder von ihr getrennt worden... und dann all die vielen Stunden der Lust und Leidenschaft mit seiner Herrin...er bemerkte erst jetzt, dass ihm die Welt ausserhalb ihres Anwesens beinahe gleichgültig geworden war. Der Krieg war in die Ferne gerückt. Das Elend und die Not der einst freien Völker ebenfalls. Nur die Nachricht vom Unfall auf der Baustelle, hatte ihn aus seinem Kokon aufgeschreckt und ihn an die Aussenwelt erinnert. Trotzdem - auch die BAustelle war im Vergleich zu dem was es unweigerlich auch in dieser Stadt geben musste, noch ein relativ friedlicher Ort. Die Sklaven wurden gut genährt und nicht übermässig strapaziert, dies sah man ihnen sofort an. Sie wurden nicht kaputtgeschunden wie an so vielen anderen Orten. Thomas durfte sich all diesen Gedanken nicht hingeben. Er musste sich konzentrieren. Also näherte er sich dem Bauplatz und inspizierte jenen Ort, an dem Geison vom Stein getroffen worden war. Der Stein selbst fehlte, auch gab es keine Spuren von Blut. Allerdings sah man noch Abdrücke von Geisons Händen und Rumpf. Schliesslich war er selbst ein ziemlicher Brocken und wenn es ihn umhaute, dann hinterliess dies eben Spuren. Weiter verriet die Stelle aber nichts über den Unfallhergang.

Mühelos erklomm Thomas das Gerüst und arbeitete sich bis zum besagten Strebewerk vor. Er fühlte sich so stark und kräftig wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Er spürte eine ungeahnte Energie in seinem Körper pulsieren. Ob er dies wirklich nur seiner besseren Versorgung mit Lebensmitteln und ausreichend Schlaf zu verdanken hatte war fraglich. Thomas war überzeugt, dass seine Herrin ihn stärker gemacht hatte, obwohl sie sich ab und an auch schon ganz explizit an seiner Lebenskraft bedient hatte. Doch war nicht genau dies das Geheimnis? Entstanden nicht auch Diamanten erst durch unsäglichen Druck? Er konnte nur hoffen, dass er weiterhin standhalten konnte. Schliesslich rückte der Tag der Zeremonie immer näher, über die seine Herrin ihn noch immer nicht ganz aufgeklärt hatte. Bisher musste er seinen Wert und seine Härte noch nie gegen Aussen unter Beweis stellen, denn Amandin hatte ihn bisher immer wohlbehütet für sich behalten. Ihm und war durchaus bewusst, dass dies wohl kein dauerhafter Zustand sein würde.

Erst jetzt merkte er, dass er schon die längste Zeit unter Beobachtung stand. Nicht von den Bauarbeitern, die waren anderweitig beschäftigt, nein, sondern von den vielen behauenen und bereits platzierten Steinen. Sie spürten seine Magie und Präsenz. Er wiederrum spürte ihr murren und vibrieren, doch es waren zu viele Steine versammelt, er musste sich Fokussieren. Letztlich machte er zwei Kandidaten aus, auf die er sich konzentrieren wollte. Der «Bruder» des Gefallenen Steines und einer, der eine ungewöhnliche Scharte aufwies. Der heruntergefallene Stein fehlte allerdings, darauf hatte er sich schon bei der Inspektion des Baugrundes geachtet. Auch die Rutsche wirkte seltsam Aufgeräumt.
«Wo bist du... 43NT68-9.» Brummte Thomas missmutig und berührte seinen «Bruder». Er fuhr mit seinen Fingern allen behauenen Flächen nach und prüfte die Qualität der Steinmetzkunst. Dafür brauchte er keine Magie, da reichte sein Fachwissen. «Mhmm...» Brummte er nur und inspizierte der Stein. «Wer hat dich Behauen?» Fragte er leise und suchte die Oberflächen nach einem Steinmetzzeichen ab. Normalerweise brachten die Steinmetze das Zeichen ihrer Meister an jeden behauenen Quader an, um das Werk als das ihrige auszuweisen. Die Zeichen waren nicht nur ein Qualitätssiegel, sondern wurden oft auch zur Lohneinschätzung beigezogen. Da sie hier Fronarbeit leisteten, war dieser Aspekt rrelevant geworden. Sie waren allesamt Sklaven. Ihr Lohn, war ihr Leben. Allerdings konnte es durchaus sein, dass die Bauherrschaft dennoch auf die Zeichen bestand, um die Verantwortlichen von etwaigen Mängeln sofort identifizieren zu können.

«Sag mir Stein, was ist mit deinem Bruder geschehen? Du bist fachmännisch behauen und korrekt platziert... die Hand, die dich gemacht hat, würde kaum aus Fahrlässigkeit eine solch wüste Scharte in einen deiner Nachbarn schlagen.» Er presste seine Flache Hand gegen den Stein. Schloss seine Augen und konzentrierte sich ganz auf den Stein und seine magische Kraft. Bisher hatte er sie noch nie in Abwesenheit seiner Herrin eingesetzt und er war noch ziemlich unerfahren damit. Doch Amant war stolz und mutig geworden.

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Freitag 17. Juli 2020, 17:00

„Wo bist du... 43NT68-9.“
, brummte Thomas missmutig und berührte den «Bruder» des vermissten Quaders. Er fuhr mit seinen Fingern allen behauenen Flächen nach und prüfte die Qualität der Steinmetzkunst. Dafür brauchte er keine Magie, da reichte sein Fachwissen.
„Mhmm...“
,brummte er nur und inspizierte der Stein.
„Wer hat dich behauen?“
, fragte er leise und suchte die Oberflächen nach einem Steinmetzzeichen ab. Normalerweise brachten die Steinmetze das Zeichen ihrer Meister an jeden behauenen Quader an, um das Werk als das ihrige auszuweisen, doch hier war man anders vorgegangen, hier gab es diese Nummern. Auch hier hatten die dunkelelfische Bauherrschaft schon ihre Spuren hinterlassen. Kein persönliches Zeichen des Künstlers, sondern schlichte Numerologie. Vielleicht, und das war wahrscheinlicher, gab es Aufzeichnungen, Pläne oder Bücher, die den Nummern Arbeitsgruppen, den jeweiligen Steinmetz und die Platzierung zuwiesen. Ein Gebäude war in dieser Phase wie ein gewaltiges Puzzle. Geison würde sicher mehr darüber wissen als Architekt. Amant beugte sich über das Ziel seiner Aufmerksamkeit und fühlte die Magie in sich greifbar werden. Er brauchte sie nur anzunehmen, nur zuzuhören, also flüsterte er:
„Sag mir Stein, was ist mit deinem Bruder geschehen? Du bist fachmännisch behauen und korrekt platziert... die Hand, die dich gemacht hat, würde kaum aus Fahrlässigkeit eine solch wüste Scharte in einen deiner Nachbarn schlagen.“
Er presste seine flache Hand gegen den Stein. Schloss seine Augen und konzentrierte sich ganz auf den Stein und seine magische Kraft. Bisher hatte er sie noch nie in Abwesenheit seiner Herrin eingesetzt und er war noch ziemlich unerfahren damit. Doch Amant war stolz und mutig geworden. Der Zauber "Befragung des Steins" floss durch seine Hände und „Bruder 43NT68-8“ antwortete mit einer kleinen Welle der Verwirrung, dass ein anderes Wesen, als eben ein Stein zu ihm sprach. Dann fokussierten sich seine starren Gedanken und gaben sein Wissen preis:
**Wanderstein, …?**
So taufte 43NT68-8 Amant, da er ihn wohl als verwand und doch anders empfand.
**...Wanderstein!**
Dann drängten Bilder in Amants magischen Kontakt. Er sah seine Geburt als großen Felsen in einem Steinbruch, seine Spaltung und wieder und wieder und wieder seine Spaltung, bis nur noch er und sein Bruder eins waren. Er wurde bewegt. Dann spalteten sie ihn wieder, aber das war schon hier an diesem Ort und sie durften nah beieinander liegen, denn jetzt waren er und sein Bruder so klein, dass sie sich nacheinander sehnten. Dann wurden sie behauen, neu geformt und Amant sah erst die Hände und dann in das Gesicht von: Gideon, den Schüler von Rasmussen, ein junger Steinmetz, der den Staub von seiner Oberfläche blies. Er hatte diesen Stein geformt. 43NT68-8 vermisste seinen Bruder an seiner Seite, denn sie trugen eine kleine, einst miteinander verbundene Ader Metall in sich. So konnte 43NT68-8, 43NT68-9 spüren und wies mit seiner Sehnsucht in eine ganz bestimmte Richtung. Es erinnerte an Magnetismus. Doch konnte er nichts über eine Scharte sagen, nur über eine Richtung in der sein Bruder sein musste, denn sie passten so gut zusammen, lehnten sich aneinander und flüsterten gern, wenn die Wärme des Tages sie verlassen hatte. Amant sah auf in die Richtung, in die 43NT68-8 ihn wies. Von hier oben hatte er eine gute Aussicht und fast die ganze Baustelle lag unter ihm ausgebreitet. Sein Daumen streichelte unwillkürlich über die winzige Stelle, wo im Innern des Steins das Erz endete und ihm die Richtung wies. Aus einem Instinkt heraus, nein es war die Korrektur des Steines, hob er den Blick noch ein bisschen weiter und schaute über die -begrenzung des Baustellenzaunes hinaus. Dahinter lang unweit der Hafen mit seinen schaukelnden Schiffen, der langen Stegen und den Tavernen.
Vielleicht sollte er 43NT68-8 mitnehmen um seinen Bruder zu finden? Amant blinzelte und ließ die Hand sinken. Er hatte einen Hinweis, nein, sogar eine Art Kompass auf die „Waffe“ entdeckt, doch noch keinen Hinweis auf den „Täter“. Den würde nur der Nachbarstein mit der Scharte wissen, so hoffte er. Plötzlich setzte leichter Schwindel ein und er hielt sich an der Balustrade fest. Der Blick nach unten offenbarte eine mindestens schwer verwundete, oder gar tödliche Tiefe.
Ja, er hatte gezaubert, ohne Netz, ohne Amandin als Absicherung, ohne seinen Focus in ihr. Sie war es die seine noch wachsenden Fähigkeiten lenkte und bündelte. Ohne sie war alles etwas gröber und ungelenkt, er war wie ein Kind das laufen lernte. Es war ohne sie doch anders. Nicht schwerer, aber er verbrauchte mehr Kraft, auch wenn es nur ein kleiner Zauber war.

Nun galt es also abzuwägen: Reichte es ihm der Richtung zu folgen und den vermissten 43NT68-9 zu finden, doch vielleicht den Verursachter nicht zu erkennen, weil ihm Hinweise fehlten? Zwei Übel standen sich gegenüber. Setzte Amant noch einmal Magie ein, würde er dauerhaft geschwächt und vielleicht nicht voll einsatzfähig durch Andunie taumeln müssen, aber mit einer deutlich größeren Chance den „Schurken“ schnell zu finden, noch mehr Informationen zu erhalten, oder zur Strecke zu bringen. Doch schonte er seine Kräfte, so bestand die Chance, dass der Täter vielleicht weiter zog, sich bewegte und entwischte. Amant rieb sich unwillkürlich die Augen um den Druck dahinter zu vertreiben. Einen Moment lang funktionierte es sogar, aber dann kam der Schwindel wieder, wenn auch langsam schwächer werdend.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Thomas Mercer » Sonntag 16. August 2020, 23:29

Amants Geist wurden plötzlich von den Eindrücken und Erfahrungen des Steines heimgesucht. Doch die Lebensdauer eines Steines dauerte Jahrtausende. Das war eine zu lange Zeit für einen menschlichen Geist. Amant riskierte einiges, denn er hatte noch nicht gelernt seine magischen Kräfte zu bündeln und so erzählte ihm der Stein weit mehr, als wer zu wissen brauchte und das kostete Unmengen an Energie. Seine Muskulatur verhärtete sich, sein Atem wurde flacher und langsamer. Es dauerte für ihn eine gefühlte Ewigkeit, bis der Stein ihm endlich das Gesicht seines Meisters verriet: Gideon. Dann erzählte ihm der Stein die Geschichte der kleinen Metallader, die ihn mit seinem Bruder für immer verbinden sollte. Er spürte die Anziehungskraft, die von ihr ausging und er wurde sich sofort gewahr, dass ihn 43NT68-8 zielsicher zu seinem Bruder führen würde und so nahm er den Stein ansich. Aber er brauchte den Täter und so fiel sein Blick auf den Stein mit der Scharte. Er streckte bereits seine Hand nach ihm aus, doch dann überkam ihn der Schwindel und er taumelte gefährlich zurück. Er schaffte es gerade noch sich am Gerüst festzuhalten. Das war knapp! Seine Atmung hatte sich so verlangsamt, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Er kauerte sich nieder, hielt sich seinen Kopf und sammelte sich einen Moment. Wie ein Mantra schärfte er sich seinen Plan ein: »Befrage den Stein, klettere sicher das Gerüst herunter, geh zum Hafen, finde den Stein, finde den Täter und stelle ihn. Befrage den Stein, klettere sicher das Gerüst herunter, geh zum hafen, finde den Stein, finde den Täter und stelle ihn….» Immer wieder wiederholte er diese Sätze in der Hoffnung, dass er sich auch in einem deutlich schlechteren Zustand noch an sein Vorhaben erinnern würde.

Er hatte nämlich schlicht keine Zeit! Er musste handeln! Thomas war in seinem Leben schon tausende Gerüste hoch und runter geklettert und nicht immer war er dabei in optimaler Verfassung gewesen. Zwar war er nur einmal in seiner Wanderzeit betrunken auf einer Baustelle erschienen, doch er hatte durchaus Phasen erlebt, wo er übermüdet an der Arbeit gewesen war. Thomas vertraute auf das Gedächtnis seines Körpers, das ihn zumindest sicher vom Gerüst hinunterbringen würde. Aber wie sah es mit der Stadt aus? Er hatte sich schon lange nicht mehr ausserhalb von Amandins Anwesen und überhaupt ohne Aufsicht bewegt. Er musste sich unheimlich zusammenreissen, wenn er nicht sofort auffallen wollte. Hatte er die nötige Kraft dafür?

Er musste es wissen! Er brauchte den Täter! Er musste wissen, wer seinen guten Freund und vor allem auch die Baustelle seiner Herrin sabotieren wollte! Es war eine Mischung aus Amants stolzem Kampfesmut und Thomas aufrichtiger Sorge, die dazu beitrug, dass er sich letztlich dazu entschied den zweiten Stein zu befragen. Er würde damit definitiv Rubins freien Tag versauen, soviel stand schon mal fest! Eine Mörderjagt war schliesslich nicht geplant gewesen, doch Thomas dachte gar nicht mehr soweit.

Er nahm seine ganze Willenskraft zusammen und legte seine flache Hand auf den Stein mit der Scharte. «Konzentriere dich Stein! Erzähle mir, wer die Scharte in dich geschlagen hat!» Er versuchte mit aller Macht seinen Willen dem Stein aufzuzwingen und zu verhindern, dass dieser ihn ebenfalls mit seiner gesamten Lebenserinnerungen flutete. Damit begegnete er diesem Stein weit dominanter und forderte ihn heraus, was durchaus ziemlich kühn von einem Novizen war. «Ich bitte dich Stein, fokussiere dich! Du dienst nicht mir, du dienst Amandin!» Die Steine mussten die Herrin kennen. Ihre Energie war hier an dieser Stätte deutlich spürbar, er selbst konnte sie fühlen. Sie musste oft auf der Baustelle gewesen sein und sie inspiziert haben – öfter, als er selbst gedacht hatte. Sicherlich hatte Amandin einige Geheimnisse vor ihm. Schliesslich sass sie jeweils nicht untätig herum, während er schlief und seine Kräfte tankte.

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. August 2020, 10:40

Thomas nahm seine ganze Willenskraft zusammen und legte seine flache Hand auf den Stein mit der Scharte.
«Konzentriere dich Stein! Erzähle mir, wer die Scharte in dich geschlagen hat!»
Er begegnete diesem Stein weit dominanter und forderte ihn heraus, was durchaus ziemlich kühn von einem Novizen war. Sofort spürte er eine Art Widerwillen, aber auch Gehorsam, der ihm ein erstes Bild kurzes vermittelte. Amant sah es aus der Perspektive des Steins und sah, wie etwas metallenes Auf ihn nieder sauste, ihn verletzte und tatsächlich spürte Amant den Widerhall von Schmerz in seinem Kopf.
«Ich bitte dich Stein, fokussiere dich! Du dienst nicht mir, du dienst Amandin!»
Und plötzlich war alles klar!
Eben hatte er noch darüber nachgedacht, dass die Steine ihre Herrin kennen mussten. Ihre Energie war hier an dieser Stätte deutlich spürbar, er selbst konnte sie fühlen. Sie musste oft auf der Baustelle gewesen sein und sie inspiziert haben – öfter, als er selbst gedacht hatte. Sicherlich hatte Amandin einige Geheimnisse vor ihm. Schließlich saß sie jeweils nicht untätig herum, während er schlief und seine Kräfte tankte. Und plötzlich hatte er eine Verbindung an diesem Ort zu ihr geschaffen. Es war der kurze Gedanke an sie gewesen, der diesen Pfad öffnete.
Der Widerstand war fort, als wäre er nie da gewesen, genauso wie der Schmerz, der allein durch die Gegenwehr entstanden war. Hilfsbereit und fokussiert umschmeichelte der Stein Amants Geist wie ein in Freundschaft verbundener Diener. Doch es war nicht gleich das Bild, was er hatte sehen wollen, sondern eine Erinnerung an Amandin und seine Zuneigung zu ihr. Thomas sah durch seine Magie und durch die Wahrnehmung des Steins seine Herrin und fühlte Liebe zu ihr, die Liebe des Steins. Sie wanderte durch die Ruinen des einstigen Tempels der nun begonnen hatte sich nach ihrem Willen neu zu formen. Sie sprach mit den Steinen um sich her und flüsterte ihnen ihre Pläne zu, so dass sie selbstbewusst und stolz ihrem Willen folgten um zu einem gemeinsamen Wunder zusammen wachsen würden. Jeder Stein versprach ihr, die gewünschte Form zu halten, sich den Händen die sie formten zu fügen und zurecht zu rücken wenn nötig. Und sie versprach ihnen im Gegenzug etwas. Amant fühlte die Hand seiner Herrin auf sich, als sie den Stein berührt hatte und las dessen Gefühle. Sie sprach in ihrer Sprache, die Thomas noch nicht kannte, aber trotzdem über den Kontakt seiner Magie in diesem Moment verstand. Er las sie im Herzen des Steins:
„Ich werde euch adeln... euch alle... schon bald.“
Ein warmer Segen ging durch die feinsten Adern und der Widerhall war gewaltig. Denn nach was sehnten sich Steine mehr als als nach allem anderen?
Härte!
Der Gedanke war fast körperlich spürbar. Die Steine wussten, ihre Herrin würde sie härter machen. Sie würde sie adeln in dem sie ihnen ihre Ewigkeit schenkte. Das Wunder, das hier geschehen sollte, war verborgen vor aller Augen und offenbarte sich Amant tief in seinem Herzen. So wie Amandin aus einem einfachen Steinmetzmeister einen Diamanten geformt hatte, so würde sie auch jeden Stein dieses Tempels verwandeln. Das Gefühl von stolzer Erhabenheit, Stärke und Härte hallte in ihm Wieder und gleichzeitig fühlte sich Thomas wieder wie ein Kind das das erste Mal in einem architektonischen Wunder stand und das die Meisterwerke um sich herum bestaunte. Amandin wollte diesen Tempel segnen. Und was das bedeutete, wurde ihm vielleicht erst jetzt richtig klar.
Sie würde das gesamte Gebäude „härten“... verwandeln und er ahnte auch in was, denn sie hatte es im Kleinen schon mit ihm geübt.
Obsidian.
Allein der Gedankengang hin zu diesem edlen Material ließ seinen Körper erzittern, als freute er sich schon jetzt ein Teil so etwas gewaltigen und edlen zu werden, auch wenn es das Gefühl des Steins unter seiner Hand war. Dann war das Gefühl plötzlich weg und der Freund unter seinen Fingern erinnerte sich an die Frage die Amant gestellt hatte.
Noch einmal sah er etwas metallenes auf sich zu kommen, doch dieses Mal ohne Schmerz. Er erkannte die Schneide einer Streitaxt, Hände die den Schaft hielten und hebelten, dann fühlte er die Entstehung der Scharte, als der obere Block sich vom unteren löste und hinab stürzte. Und dann endlich sah er das Gesicht des Mannes, der für den Unfall verantwortlich war. Er sah seinen zu einem hässlichen Grinsen verzogenen Mund und die Niedertracht in seinen Augen. Amant nahm mit einem kalten Gefühl die Hand von dem Stein, der ihm nicht hatte mehr zweigen können, aber es reichte. Er kannte den kräftig gebauten Mann, mit den dunklen Haaren und tiefschwarzen Augen:
Garth Harker.
Der Hauptmann der Andunischen Wache. Ausgerechnet Amandins Verlobter sabotierte ihr Vorankommen? Warum? Wozu? Alles Fragen, worauf der Stein keine Antwort hatte. Thomas stolperte nach hinten und alles drehte sich in seinem Kopf.
Sein zweiter Zauber hatte ihn nicht soviel Energie gekostet wie der erste, was vielleicht daran lag, das der Stein seine Freundschaft zu ihrer gemeinsamen Herrin akzeptiert hatte, aber trotzdem war er nun vollständig erschöpft und wusste, dass er zu keinem weiteren Zauber mehr in der Lage sein würde. Außerdem war ihm schwindlig und er fühlte sich schwach und müde. Der Weg das Gerüst hinunter würde doppelt so lange dauern wie hinauf. Aber nun kannte er das Gesicht des Verräters und wusste, dass sich dieser zur Zeit am Hafen aufhielt. Doch was sollte er jetzt tun? Garth Harker, war niemand einfaches, kein kleiner Mann, keine unbedeutende Nummer in diesem Plan. Hatte Thomas einen Plan? Nach etlichen Minuten schaffte er es hinunter auf den Boden und musste dort erst einmal durchatmen. Das Zelt seines Freundes und somit der Ort wo auch Rubin grade weilte war am nächsten. Der Hafen war am weitesten entfernt und dazwischen lag das Anwesen der Familie Belyal Sinth. Amant schwirrte der Schädel und vo viele Informationen der letzten Zeit wirbelten auf einmal ducheinander. Er sah Amandin, wie sie laszief sich bei ihrem ersten Treffen auf ihrem "Tron" räckelte, umsorgt von ihren Dinerinnen und ihrer Schwester Serunda, die ihn von Anfang an nicht mochte. Er sah Harker im Kreis der Familie Belyal Sinth bei dem Dinner und wusste von seiner ihm zugedachten Rolle an der Seite von Amandin, der Hohepristerin des Faldors hier in Andunie. Er sah auch den Hass und die Abscheu im Blick des alten Elfen Ansrin Belyal Sinth, dem Stadherren und Bürgermeister der Stadt und wie er sich am Leid anderer ergötzte. Und plötzlich war es als hörte Thomas ein hämisches Lachen was den Mund des Stadthalters weit über die Mundwinkel öffnete und bis zu den Ohren aufriss. Er sackte nach vorne und seine Knie schlugen hart in den Kies und den Sand unter ihm. Mit einer Hand stützte er sich ab und hielt sich instinktiv en Schädel. Vielleicht war es dieser gesegnete Ort, der ihn empfänglicher für Amandins unbewusste Gedanken machte. Vielleicht war es aber auch seine innige Verbindung zu ihr. Es war der Nachhall ihrer Macht, die ihn unvermittelt getroffen hatte. Es war ihr Land, ihre Erde, auf der er stand. Jedes Staubkorn wollte ihm von ihr erzählen und auf einmal begriff er, warum sie ihn hier nicht mehr arbeiten lassen konnte.
Es war zu viel.
Gerade in diesem Moment schwang der Vorhang des Architektenzeltes auf und Rubin zog Geison an den Händen lachend heraus. Er humpelte, aber es schien ihm deutlich besser zu gehen. Er hielt sie aber fest, da er noch icht so schell gehen konnte, beugte sich zu ihr nieder und sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Ein süßer Kuss folgte und Geisons folgendes Grinsen hatte etwas dümmliches. Rubin wirkte sehr entspannt und sicher hatten sie eine schöne Zeit zusammen gehabt. Sie drehte sich nun um, erblickte Amant am Boden knien und ihr Gesichtsausdruck entgleiste. Sofort rannte sie los. Schliddernd kam sie bei ihm an und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände.
"Amant! Was ist passiert? Hast du Schmerzen? Was kann ich tun?"
Panic schwang in ihrer Stimme mit, wärend Geison nicht minder besorgt langsam näher humpelte.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 8. September 2022, 11:10

(Nell kommt von: An den Toren Andunies)

„ZAUN, ZAUN, ZAUN, TOR, ZAUN, ZAUN...“
Teegor spielte anscheinend auf dem Weg 'ick blicke was was du nick blickst' mit sich selbst. Der Vorteil auf seinen Schultern zu sitzen war, dass sie über eben jenen Zaun einfach hinweg gucken konnte. Die Absperrung war so hoch, dass gerade mal ihre Schultern und ihr Kopf darüber hinaus ragten, aber die Aussicht war super! Hier wollte wohl jemand neugierige Blick aussperren. Tja, Pech gehabt. Aus der Nähe betrachtet war die Zerstörung gewaltig. Wenn hier einst ein grandioser Tempel der Ventha gestanden hatte, dann hatte die dunkle Armee wirklich grandiose Arbeit geleistet! Das einstige Heiligtum der stürmischen Göttin war gründlich geschliffen worden. Die Massen an Geröll, die Arbeiter auf einen riesigen Haufen getürmt hatten waren wirklich beeindruckend. Teegor trabte verspielt vor sich hin brummelnd voran und zeigte damit unbeabsichtigt Nell die Stadt und nun auch die Baustelle. Angrenzend an den Geröllhaufen, wo Sklaven die Steine auch noch sortierten und anscheinend nach 'brauchbar' und 'unbrauchbar' aufschichteten, da kamen sie gerade an der Zeltstadt vorbei. Dort wirkte alles etwas aufgeräumter und was vielleicht ein klein bisschen auffallen könnte, war das große nach allen Seiten offene Zelt, wo ein Mann anscheinend 'Regie' führte. Der Kleidung nach war er Sklave wie alle anderen auch, aber er scheuchte gerade einen Dunkelelfen hinaus, der zwar missmutig wirkte, jedoch trotzdem gehorchte und zwischen zwei anderen Zelten verschwand. Ein anderer Sklave trat zu dem Mann, der halb mit dem Rücken zu ihr stand und sie beugten sich über einen Tisch, auf dem wohl so etwas wie Zeichnungen lagen. Sie diskutierten erregt und der Erste tippte immer wieder auf eine Stelle. Der hinzugekommene blickte in dem Moment auf und starrte auf den wippenden Kopf oberhalb der Zaunkante. Etwas verdattert beobachtete er Nells Abgang und wies mit dem Finger auf sie. Der erste Mann drehte sich um und sah sie ebenfalls. Sichtlich verwundert beobachteten sie die Reiterin, die eigentlich nicht da sein sollte – nicht so hoch, nicht so... frech?
Teegor trabte derweil unter ihr einfach weiter. Nells Blickwinkel veränderte sich. Die eigentliche Baustelle kam in Sichtweite und damit noch mehr Stein und noch mehr Arbeiter. Auf den Fundamenten des einstigen Tempels waren bereits neue Mauern errichtet worden. Man baute hier ein neues Denkmal auf den Sockel eines vergangenen.
Was für ein Frevel, was für eine Beleidigung! Eigentlich war es erstaunlich, dass Ventha sich nicht persönlich angegriffen fühlte und mit Sturm und Hagel die Stadt überzog.
Gerüste reckten sich wie Zahnstocher in den Himmel. Dazwischen wuchsen Wände, Säulen und Verzierungen in die Höhe. Das alles wirkte vollkommen chaotisch, aber gleichzeitig auch merkwürdig strukturiert. Leute mit Karren schoben Steine von A nach B, Männer zogen an Seilen und hievten an Flaschenzügen Lasten in die Höhe. Auch Frauen waren zu sehen. Sie waren mit etwas leichteren Aufgaben beschäftigt, polierten Steine und Fresken, oder brachten Wasserflaschen zu den schwer schuftenden Steinmetzen. Die Geräuschkulisse war durchzogen von den hell klingenden Schlägen der Meißel und Hämmern und der Geruch von Kalk lag in der Luft. Teegor grüßte mit dem Heben einer Hand die Wächter am Tor, als sie vorbei liefen. Dahinter konnte Nell noch einen Blick auf eine Gruppe von Arbeitern werden, die wohl gerade Pause hatten. Sie saßen zusammen und aßen Brot und Suppe aus einem Kessel. Einer lachte...
Moment?!
Lachen? An so einem Ort? Das war nicht normal. Dann fiel ihr Blick auf den schmalen Rücken eines jungen Mannes. ...der ihr irgendwie bekannt vor kam...
„TEEORG WIRD DICH MÖGEN! ER IST MEIN BRUDER!“
, schwatzte in diesem Moment der Troll los und lief natürlich weiter. Das Gerüst der Baustelle verdreckte wieder die kleine Gruppe gut gelaunter Menschen.
„ER ARBEITET NACHTS, ICH ARBEITE TAGS.“
Dann hob er wieder einen Arm und zeigte gerade aus auf einen der kleinen grünen Flecken der Stadt, der sich jetzt doch als Friedhof herausstellte. Dort zwischen den Gräbern saß ein zweiter Troll. Vielleicht sahen ja alle Trolle gleich aus? Aber der hier glich Teegor wirklich sehr. Als er seinen Bruder in der Ferne erblickte? Hatte er ihn gewittert? Da hob er den Arm und winkte. Ein Vogel neben ihm auf dem Baum fiel vom Ast. Noch waren sie bei der Baustelle. Vielleicht fiel Nell etwas ein, dass Teegor hier inne Halten lassen könnte? Der Anblick des Friedhofs-Trolls war nicht sehr Vertrauens erweckend, zumal dieser gerade etwas in der Erde grub.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Naella Federfall » Samstag 17. September 2022, 12:49

Derjenige, der den Knall hatte, musste sich zumindest nicht mit diesem beschäftigen. Das taten andere und so konnte Nell ungehindert in ihren völlig abstrusen Fantasien schwelgen und sich die wahnwitzigsten Dinge vorstellen. Dass sie indes mit ihrem Wortschwall beinahe dafür sorgte, dass Teegor der Kopf platzte, bemerkte sie gar nicht. Ihre Gedanken waren zahlreich und einige von ihnen verloren sich über ihre Zunge in die freie Welt. Ungefiltert und nicht sorgfältig geprüft. Als der Troll stehenblieb, hielt sie sich mit einer Hand instinktiv fest. Es schaukelte doch und dies war ihr erster Ritt auf einem Troll, sodass sie sich da an das Handling noch etwas gewöhnen musste. Allerdings war es so, dass Teegor sich lässig abstützen wollte und seinen Arm hob. Da Nell Mick noch mit ihrer anderen Hand festhielt, hatte sie nur eine zur Verfügung, wenn sie nicht hinunterfallen wollte. Also wechselte sie ihre Rechte vom Festhalten, zum Zusammenkneifen ihrer Nasenflügel, nur um wieder den Griff nach Halt zu tun und zurück zur Nase zu wandern. Was denn nun? „Boah.. das ist.. brutal.“, maulte sie keuchend und hielt mit aufgepusteten Wangen die Luft eine Weile an. So schaute sie Teegor so gut es ging an und lauschte, was er ihr lieblich ins Ohr brüllte. „ICH BIN HOCH ANGESEHEHNER TROLL IN ARMEE. TAGS ICH BIN TÜRSITZER! ...UND NACHTS SCHMAUSER! ICH BIN WICHTIG!“ Was bei den Göttern und deren Gören ist denn ein Schmauser?!, folgte prompt die gedachte Antwort, doch Teegor hatte noch nicht fertig geschrien. Sie atmete unwillkürlich aus, denn ihr Körper zeigte ihr bereits den Vogel, weil sie nicht atmete. Doch just in dem Moment, wo sie gierig die Luft in ihre Lungen sog, hob Teegor noch den anderen Arm. Er wollte sie töten. Sie war einfach zu naiv… Schaukelten die Schiffe und faulte da die Dachzinne weg?! Nein… es musste eine Halluzination sein aufgrund der giftigen Dämpfe. Ihr wurde speiübel und sie würgte kurz leidig. „DAS DER TEMPEL VON PLANSCHKUH VENTHA, ABER DEN HABEN WIR KAPUTT GEMACHT. JETZT BALD DER TEMPEL VON FUTTERCHEF FALDOR.“ Nell brauchte einen Moment, in dem sie sich versuchte zu fangen oder vielleicht einfach ohnmächtig wurde, das hatte sie noch nicht entschieden.
Doch nach und nach kamen die Gedanken in ihren Sinn und sie sah interessiert auf. Planschkuh?! Ventha?! Sie ließ den Blick bis zur Baustelle schweifen und entsann sich – vorerst – ihrem eigentlichen Ziel. Meinte Bramo das? …wo Ventha will…, glitt es durch ihren Schädel und brachte sie zum Nachdenken. „HAST DU HUNGER? MAMA HAT IMMER GESAGT, TEEGOR UND TEEORG MÜSSEN VIEL ESSEN! WIR ZUM ESSEN GEHEN UND DANN SCHWIMMEN!“, donnerte der Troll und Naella verlor ihren Faden für einen Moment wieder. Der Hüne stieß sich von der Dachkante ab und das Scheppern ließ Nell zucken, war aber soweit damit beschäftigt, sich und Mick zu halten, damit keiner von ihnen den unschönen Abgang in Richtung Teegor’s Hose machte. Gespannt schaute Nell der Baustelle entgegen. Die umliegenden Parkanlagen entpuppten sich beim Näherkommen tatsächlich als Friedhof. Sie rümpfte die Nase – Idylle war das ja nun nicht gerade. Während Teegor aber irgendwie in eine Art Spiel vertieft war und sie nur leicht nervte mit seinem Gebrüll, wurde ihre Aufmerksamkeit von der schieren Zerstörung des Tempels gefesselt. Ihr stand der Mund weit offen, während sie mit aller Macht versuchte, bei jedem Emporhüpfen des Hünen, mehr in sich aufzusaugen. Wenn das mal Ventha gehörte, dann frage ich mich, ob die Göttin derzeit blind ist. Das nenn‘ ich mal eine ordentliche Schändung…, dachte sie auf negative Art beeindruckt. Offenbar wurde hier auch sehr gewissenhaft gearbeitet, denn der Tempel war nicht nur nicht mehr existent, sondern bereits hergerichtet, um etwas Neues entstehen zu lassen.

„Na.. da wird sich Futterchef Faldor aber `nen besonderen Schmaus einfallen lassen, wenn das Ding fertig ist…“, murmelte Nell und blinzelte als sie plötzlich beim nächsten Auftauchen den Blick eines Mannes traf, der sich offenbar mit einem anderen über eine Karte oder ähnliches beugte. Sie hielt ihren Blick und tauchte hinter den Zaunzinnen auf, sodass sie Zeit hatte, dem Mann grinsend zuzuwinken. Was sollte sie auch sonst tun? Man musste ja nicht unhöflich werden, nur weil man gerade auf einen stinkenden Troll die große Stadtrundfahrt gebucht hatte. Sie hatte schließlich Manieren. Dass der Zaun dazu diente, um eben solche Blicke wie Nells auszusperren, kam ihr derweil nicht in den Sinn. Nicht, weil sie keine Zäune kannte, sondern weil es ihr schlicht wurscht war, ob jemand sie aussperren wollte oder nicht. Wenn sie etwas interessierte, dann ging sie nachgucken. War doch logisch – oder etwa nicht? Nell verschwand wieder und reckte noch mal vorwitzig ihren Hals, um eine lustige Grimasse zu machen, ehe sich ein Gerüst in ihr Blickfeld schob und sie das Tor zur Baustelle erreichten. Den Gruß nahm die Shyáner wahr und verengte kurz ihre Augen. Offenbar kannte man sich. Naella winkte den Wachen ebenfalls zu, bis ihr Blick durch das Lachen eines Mannes auf etwas anderes gerichtet wurde. Moment mal… den Rücken kennst du aber …. Oder… könnte auch… nee, hab ich schon mal gesehen… hab ich? , doch bevor sie mit sich einig werden konnte, war auch dieser Blick verbaut. Nell schnaufte. „Teegor! In deiner furchtbaren Langsamkeit bist du viel zu schnell!“, murrte sie, wenn auch nur halblaut. Ob der Troll sie hörte, bezweifelte sie, konnte es aber nicht ausschließen. Gerade wurde er jedenfalls von einem zweiten Troll begrüßt. Nell blinzelte. Blinzelte noch mal. DER sah nun nicht so gemütlich aus, wie der stinkende Haufen, auf dem sie saß.
Ein seltenes, aber durchaus vorhandenes Gefühl kitzelte sie im Nacken. Irgendwie hatte sie nun das Bedürfnis, ihre Reise zu beenden. Doch wie? Naella dachte für ca 0,12 Sekunden nach und riss die Klappe auf: „Teegor?! Warte mal, ja? Ich würde gerne hier mal schnell aussteigen und kurz etwas nachgucken. Meinst du, du könntest mir dabei helfen, mal da in die Baustelle zu kommen? Ich würde mir da waaaahnsinnig gerne mal etwas angucken. Deinen Bruder können wir gleich noch ‚hallo‘ sagen, aber jetzt muss ich vor allem mal dringend auf den Topf. Du verstehst sicher, was ich meine. Das wäre mir doch wahnsinnig unangenehm, wenn ich das beim Essen machen müsste. Oder stell dir vor, das passiert, wenn wir schwimmen. Ihgitt, also das wollen die Fische auch nicht und Ventha ist sicher auch so schon genervt genug. Muss ja nicht sein, oder was meinst du? Kannst du mich kurz mal absetzen und mich den Torwächtern vorstellen? Ich würde sooo gerne mal den Tempel von Futterchef Faldor angucken. Können wir? Hilfst du mir? Jaaaa? Bitte!“, schnatterte sie sowas von zackig los, dass sie versuchte, Teegor’s Hirn einen Kurzschluss zu bescheren. Vielleicht hatte er ja ein Einsehen und half ihr, die Baustelle zu betreten. Oder aber, er brach aufgrund ihres Geschnatters zusammen, sodass sie behände über seine Schulter und über den Zaun klettern konnte. So oder so. Zu Teeorg wollte sie derweil sicher nicht! Und ‚Essen‘ klang in diesem Zusammenhang auch alles andere als einladend. Zudem ließ sie das Gefühl nicht los, dass sie diesen Rücken schon mal gesehen hatte. Und Bramo hatte sie beim Tempel der Ventha treffen wollen. Zumindest, ging sie davon aus, denn es lag nahe. Etwas anderes von Ventha hatte sie auf ihrem kurzen Ritt nicht erkennen können. Also wollte sie hier bei der Baustelle beginnen. Jetzt musste nur noch der Türsitzer mitspielen und es ihr irgendwie gelingen, die Wachen zu überwinden…

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Montag 19. September 2022, 14:32

Ein seltenes, aber durchaus vorhandenes Gefühl kitzelte Nell im Nacken. Naella dachte für ca 0,12 Sekunden nach und riss die Klappe auf:
„Teegor?! Warte mal, ja? Ich würde gerne hier mal schnell aussteigen und kurz etwas nachgucken. Meinst du, du könntest mir dabei helfen, mal da in die Baustelle zu kommen? Ich würde mir da waaaahnsinnig gerne mal etwas angucken. Deinen Bruder können wir gleich noch ‚hallo‘ sagen, aber jetzt muss ich vor allem mal dringend auf den Topf. Du verstehst sicher, was ich meine. Das wäre mir doch wahnsinnig unangenehm, wenn ich das beim Essen machen müsste. Oder stell dir vor, das passiert, wenn wir schwimmen. Ihgitt, also das wollen die Fische auch nicht und Ventha ist sicher auch so schon genervt genug. Muss ja nicht sein, oder was meinst du? Kannst du mich kurz mal absetzen und mich den Torwächtern vorstellen? Ich würde sooo gerne mal den Tempel von Futterchef Faldor angucken. Können wir? Hilfst du mir? Jaaaa? Bitte!“
, schnatterte sie sowas von zackig los, dass sie versuchte, Teegor’s Hirn einen Kurzschluss zu bescheren und vielleicht hatte sie es auch geschafft, ging man von seinem Gesichtsausdruck aus. Ungefähr nach dem ersten Drittel ihrer Rede setzte etwas bei ihm aus und er nahm nur noch Bruchstücke wahr.
„...TOPF?... AH, DU MUSST PULLERN!“
, stellte er auf seine unvergleichliche Großbuchstaben-Art zu sprechen fest. Beim Rest ihres Gebrabbels blickte er anscheinend nicht mehr durch. Leider drehte er nicht noch mal um, um sie den hiesigen Türstehern vorzustellen, sondern tat etwas, dass eben nur ein Troll konnte. Er wandte sich dem Zaun zu und streckte sich. Hui, das war mal praktisch. Teegor war sogar noch größer wenn er seinen Buckel durch drückte uns sich auf die Zehenspitzen stellte. Damit reichte er locker über die Umzäunung. Er hatte die Hände auf der Kante abgelegt und sah sich kurz um. Dann erkannte er das entsprechende Häuschen und zeigte mit ausgestrecktem Arm dort hin:
„DA ISES. DA KANNST DU PULLERN.“
Dann packte auch schon seine riesige Hand ihren Körper und sie wurde über den Zaun gehoben. Teegors Arme waren lang und reichten auf der anderen Seite fast bis zum Boden. Theoretisch könnte sie also auf dem gleichen Weg wieder verschwinden, wenn der Troll auf sie wartete.
So plötzlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben ließ sie jedoch kurz schwanken. Ausgerechnet diesen Moment suchte sich Mikk aus um wieder wach zu werden. Seine kleinen Krallen bohrten sich in Nells Schulter und in ihren Hals. Autsch, aber dafür war er wenigstens wieder bei Bewusstsein. Nur ob das gut war?
„LOS. ICH HAB HUNGER. TEEORG WARTET NICH'T. SONST NIX MEHR DA.“
, sprach der Troll und Mikk flüsterte:
„Mist... hab gehofft, das wäre nur ein Traum gewesen. Der will uns doch nicht etwa fressen... Wohin... ach egal.“
Das Ottsel erfasste die Situation nach seinem Gutdünken und verstellte seine Stimme, damit er wie Nell klang:
„Eh Großer, geh doch einfach schon vor. Ich komm dann nach.“
Die Lösung war naheliegend und manchmal funktionierte auch mal was, sogar bei Nell und Mikk. Teegor sah in Richtung seines Bruders und nickte, da er sonst wohl nix mehr zu futtern bekommen würde.
„ICH HOLE DICH DANACH UND DANN GEHEN WIR SCHWIMMEN!“
Das Thema war also leider noch nicht vom Tisch. Aber Mikk fand auch dazu passende Worte in Nellisch:
„Ja mach das. Ich warte hier und wenn ich nicht mehr da sein sollte, dann hat mich ein anderer Troll gefressen.“
Teegor hob die Brauen, verzog dabei seine Gesichtshaut und etwas Dreck rieselte dabei von seinen Ohren, als er den Kopf auch noch schüttelte.
„TEEGOR UND TEEORG SIND EINZIGE TROLLE IN DUNIE! WIR SCHMAUSEN NUR AAS. AAS AM BESTEN WENN MINDESTENS DREI TAGE ALT! DU BIST KEIN AAS!“
Mikk murmelte zum Glück nur leise:
„Da wär ich mir bei dem frechen Aas nicht so sicher.“
Damit war dann auch geklärt was ein Schmauser war. Na ja... im Krieg gab es sicher viele Leichen zu vernichten, damit keine Seuchen ausbrachen. Da waren Schmauser sicher wichtig.
„ICH KOMME WIEDER!“
Damit trabte ihr Reit-Troll von dannen und sie konnte noch eine Weile seiner Schädeldecke über der Zaunkante hinter her sehen. Aber viel interessanter waren nicht die gewiesenen Toilettenhäuschen, sondern sicher die Gruppe Männer wo der eine Rücken ihr bekannt vorgekommen war. Also wandte sich Nell um und …
...schaute in die Gesichter einer Gruppe Arbeiter, die natürlich von dem Gebrüll des Trolls angelockt worden waren. Mitten unter ihren: Bramo! Als Nell sich umgedreht hatte begann sein Gesicht zu leuchten – also im sprichwörtlichen Sinne, aber dann sah er sich sofort etwas besorgter um. Ein Mann nahe bei ihm sprach Nell an:
„Aha... pullern musst du also und da setzt dich dieses Riesenbaby bei uns ab? Interessant. Hey Adim, schau dir das Mädchen an. Einfach übern Zaun gepruzelt...“
Der angesprochene Adim war ein Samaer, dem Aussehen und Kleidung nach ein Schmied, 1,85m, sehnig, mit starken Muskeln unter bronzebraune Haut, Glatze und braunen Augen.
„Dann zeig ihr doch den Abbort, Corbin. Wenn ihr großer Freund wieder kommt muss sie wieder da sein, sonst reist er noch den Zaun nieder und wir müssen es noch erklären.“
, grummelte dieser. Der erste Sprecher hieß also Corbin und war Andunier, ebenfalls wohl ein Schmied, 1,90m, stämmig, muskulös mit sehr heller Haut, rotbraunem Haar und grünen Augen, hatte aber keine offensichtlich Lust Kindermädchen zu spielen, so wie er Nell musterte. Bramo trat vor und meinte:
„Ich kümmer mich um sie. Bring sie zum Klo und dann zurück zum...“
Das Lachen eines der anderen noch umher stehenden Männer unterbrach ihn.
„HAHAHhahah. Hast wohl ein Auge auf die Kleine geworfen was Junge. Na dann mach mal.“
Dann löste sich die Gruppe auch schon auf und man überließ dem 'Jungen' die Aufsicht über den unerwarteten Besucher. Bramo schnappte sich Nells Hand und zog sie in einen schmalen Gang zwischen zwei Baracken, wo sie unbeobachtet waren. Mit gesenkter Stimme fragte er fassungslos:
„Was machst du denn hier? Himmel, wie bist du ...dieser Troll! Scheiße der hätte dich mit einer Hand...“
Er war sichtlich aufgelöst und aufgeregt. Es lag an Nell ihn zu beruhigen. Mikk war dabei wie immer wenig hilfreich:
„Der Stinker stinkt echt stinkich“ Stinkt stickich und is'n Stinker! Wäre fast erstickt an seiner Stinkeritis. Also nicht wundern, wenn Nell Scheiße labert...könnte am Stinkemief liegen, der macht die Birne weich und stickich - stinkich...“
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Naella Federfall » Montag 19. September 2022, 21:43

Nell hielt die Luft an. Dieses Mal aber nicht, weil der Troll so bestialisch stank, ok… auch deshalb – aber sie wartete gespannt darauf, was er nun tun würde. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie es doch tatsächlich geschafft, zumindest zeitweise eine Sendepause bei ihm zu platzieren. Gespannt wie ein Flitzebogen, wartete sie nun, was das Resultat ihres kleinen hinterhältigen Angriffes sein würde. Und musste kurz enttäuscht feststellen, dass Teegor nicht das Tor anstrebte. Doch anstatt, dass er sie weiter zu seinem Bruder mitschleppte, wandte er sich dem Zaun zu. Naella feixte als er größer wurde, indem er sich streckte. Unglaublich, aber wahr, konnte Nell mit einem Mal deutlicher über den Zaun schmulen und wagte kaum zu hoffen, dass der riesige Stinkhaufen tatsächlich so behilflich war, um sie in die Baustelle zu bekommen. Offenbar suchte sein dicker Hohlkopf etwas, sodass sie ihren Blick noch mal schweifen lassen konnte. Bevor sie aber ihr nächstes Ziel ausmachen konnte, donnerte Teegor’s Stimme an ihr empfindliches Ohr: „DA ISES. DA KANNST DU PULLERN.“ Was?!, dachte sie begriffstutzig, weil sie längst mit anderen Dingen beschäftigt war, bis sie ein verstehendes Gesicht machte „ahhh! Ja! Natürlich! Sehr gut, Teegor! DANKE“, imitierte sie ihn im letzten Wort und grinste breit, als sie wie von ‚Zauberhand‘ plötzlich über den Zaun und auf den Boden abgesetzt wurde. Nell wankte kurz. Es war doch recht eigenartig, nun wieder selbst die Beine benutzen zu dürfen. Das Mädchen schaute zum Troll hoch und blinzelte leicht gegen die Sonne. „Danke mein Alter!“, rief sie ihm zu und winkte, wobei Mikk plötzlich rutschte und sich nur fangen konnte, weil er wieder wach wurde. Leider hielt er sich aber an ihrem Nacken fest, sodass sie fluchend zischte: „Au! Mikk! Pass doch auf du Holzkopf! Sonst verkauf‘ ich dich an den Dicken als Nasenring!“, blaffte sie das Tier an und winkte abermals zu Teegor lächelnd hoch. Irgendwie mochte sie ihn. So… auf ne mordmäßige Distanz, damit sie ihn nicht riechen musste.
„LOS. ICH HAB HUNGER. TEEORG WARTET NICH'T. SONST NIX MEHR DA.“, Naella holte Luft, um etwas zu entgegnen, da quakte das Ottsel bereits wieder los und erstickte ihre Antwort im Keim. Überrascht sah Nell jedoch auf, als Mikk genau das gleiche sagte, wie sie es wollte. Anerkennend nickte sie bestätigend und es hätte gut sein können, wenn er denn die Klappe gehalten hätte. „ICH HOLE DICH DANACH UND DANN GEHEN WIR SCHWIMMEN!“ Naella hörte auf mit nicken und schüttelte nun heftig den Kopf. Wieder wurde sie durch Mikk unterbrochen: „Ja mach das. Ich warte hier und wenn ich nicht mehr da sein sollte, dann hat mich ein anderer Troll gefressen.“ „Scheiße, Mikk! Hal…“ sie kam nicht weiter „TEEGOR UND TEEORG SIND EINZIGE TROLLE IN DUNIE! WIR SCHMAUSEN NUR AAS. AAS AM BESTEN WENN MINDESTENS DREI TAGE ALT! DU BIST KEIN AAS!“
„Da wär ich mir bei dem frechen Aas nicht so sicher.“
„ICH KOMME WIEDER!“


„Himmel! Habt ihrs jetzt oder soll ich euch ein Zimmer buchen?!“, maulte Nell, weil sie so gar nicht zu Wort gekommen war. Nichtsdestotrotz konnte sie froh sein als sie das schlechtmöblierte Oberstübchen von Teegor von dannen hüpfen sah. „Irgendwie mochte ich ihn!“, meinte sie grinsend und klatschte in die Hände. „So, Mikk. Nun lass uns mal sehen, ob wir uns ganz vorsichtig an die Kerle heranschlei-“ weiter kam sie nicht, denn während sie sprach, hatte sie sich zwei Schritte rückwärts bewegt und dann umgedreht. Und starrte in die Gesichter der Männer, an die sich eben noch heranschleichen wollte. Nell starrte jedem von ihnen ins Gesicht, dann grinste sie breit und so unschuldig, wie ihr Shyáner Auftreten es ihr möglich machte. Lieblich sah sie ja aus, bis sie den Mund aufmachte. Vielleicht wirkte das ja. Doch bevor sie überhaupt ihre Wirkung entfalten konnte, erkannte sie Bramo. Während sein Gesicht sich erhellte, wurde ihrs ein wenig… trotzig? Frei nach dem Motto ‚Hab ich dich!‘, wollte sie gerade ihre Klappe wieder aufmachen, als sie schon wieder rüde unterbrochen wurde. Sie verschluckte sich an ihren Worten. „Aha... pullern musst du also und da setzt dich dieses Riesenbaby bei uns ab? Interessant. Hey Adim, schau dir das Mädchen an. Einfach übern Zaun gepurzelt...“ Naella’s gelber Blick richtete sich auf den Sprecher. „Dann zeig ihr doch den Abbort, Corbin. Wenn ihr großer Freund wieder kommt muss sie wieder da sein, sonst reist er noch den Zaun nieder und wir müssen es noch erklären.“ Sie wollte protestieren, als sich Bramo plötzlich einmischte. „Ich kümmer mich um sie. Bring sie zum Klo und dann zurück zum...“ Nell grinste offen und verschränkte die Hände vor der Brust. Sie sah triumphierend zu Corbin und Adim. „HAHAHhahah. Hast wohl ein Auge auf die Kleine geworfen was Junge. Na dann mach mal.“ Nell’s Blick wurde finster. „Passt dir deine Hose nicht oder warum fehlt dir die Luft da oben?!“, schnauzte sie los, ehe aber Bramo bei ihr war und sie an der Hand zwischen zwei Baracken zog. Naella ließ es zu, reckte aber noch mal den Hals nach den Schmieden, um ihnen noch etwas verbal mit auf den Weg zu geben. „Blöde Kerle.“, schnaufte sie echauffiert und ließ sich nur mäßig von ihrem Freund ablenken. Naella brauchte einen Moment, um ihre Aufmerksamkeit wieder einzufangen und blinzelte Bramo dann endlich an. „Was machst du denn hier? Himmel, wie bist du ...dieser Troll! Scheiße der hätte dich mit einer Hand...“, wollte der Mensch wissen. Nell grinste stolz „Da guckst du, was? Das ist Teegor, wir kennen uns vom Tor!“, tönte sie leicht angeberisch besann sich plötzlich. Nell warf die Hände in die Luft. „Was ICH hier will?!“, setzte sie zu einer Schimpftirade an, als Mikk sie schon wieder unterbrach. „Mikk! Ich schwöre dir, wenn du nicht augenblicklich dein vorlautes Mundwerk hältst, dann lasse ich Teegor und Teeorg DICH schmausen! Und zwar SOFORT!“, zischte sie das Ottsel zurecht und atmete geräuschvoll aus. „Also.“, setzte sie an und blickte mit strengen, gelben Augen dem Andunier entgegen. Sie musste sich etwas recken, da Bramo größer als sie selbst war. „Wieso haust du einfach ab?!“, zischte sie ihn vorwurfsvoll an und boxte ihn gegen die Brust. „Spinnst du?! Du kannst doch nicht einfach so ´nen blöden Wisch dalassen und abhauen! Sowas machen Freunde nicht, du blöder… du… du… - was sollte das?!“ Wie eine kleine Furie stand sie vor ihm und sah tadelnd zu ihm auf. „Und was zur gammeligen Apfelblüte willst du ausgerechnet hier?! Ich meine..“, sie sah sie demonstrativ um. „Ganz nett und so, aber… wolltest du nicht deine Familie finden?!“, hakte sie nicht verstehend nach und verlangte definitiv eine Antwort von ihm.

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Dienstag 20. September 2022, 09:14

„HAHAHhahah. Hast wohl ein Auge auf die Kleine geworfen was Junge. Na dann mach mal.“
Nell’s Blick wurde finster.
„Passt dir deine Hose nicht oder warum fehlt dir die Luft da oben?!“
, schnauzte sie los, ehe aber Bramo bei ihr war und sie an der Hand zwischen zwei Baracken zog. Der Schmied ballte gerade die Faust und hob sie, da waren sie auch schon 'fast' weg. Naella reckte aber noch mal den Hals nach den Schmieden, um ihnen noch etwas verbal mit auf den Weg zu geben.
„Blöde Kerle.“
, schnaufte sie echauffiert.
"Lass den Mist!"
, zischte Bramo. Sie ließ sich aber nur mäßig von ihrem Freund ablenken. Naella brauchte einen Moment, um ihre Aufmerksamkeit wieder einzufangen und blinzelte Bramo dann endlich an, als dieser los legte:
„Was machst du denn hier? Himmel, wie bist du ...dieser Troll! Scheiße der hätte dich mit einer Hand...“
Nell grinste stolz.
„Da guckst du, was? Das ist Teegor, wir kennen uns vom Tor!“
, tönte sie leicht angeberisch. Ihr Freund wartete eine - zwei - Sekunden und breitete die Hände ratlos aus. Sein Gesicht fragte auf herrlich dumme Weise, was denn nun so toll daran war, nicht schon 'am Tor' von einem Troll gefressen worden zu sein. Das Nell vielleicht meinte, sich mit einem Troll befreundet zu haben, das ging gänzlich an ihm vorbei.
"...UND?"
, fragte er mürrisch. Dann besann sie sich. Nicht er sollte hier wütend sein, sondern sie! Nell warf die Hände in die Luft.
„Was ICH hier will?!“
, setzte sie zu einer Schimpftirade an, als Mikk sie schon wieder unterbrach.
„Mikk! Ich schwöre dir, wenn du nicht augenblicklich dein vorlautes Mundwerk hältst, dann lasse ich Teegor und Teeorg DICH schmausen! Und zwar SOFORT!“
, zischte sie das Ottsel zurecht und atmete geräuschvoll aus. Mikk sprang von ihrer Schulter und hockte sich in einem Meter Abstand auf die winzigen Hinterbacken und übernahm es ganz allein, sich weiter mit ihr zu streiten in dem er mal seine eigene Stimme benutzte und dann wieder ihre täuschend echt immitierte:
"Tust du nicht!"
"Tu ich doch!"
"Tust du nicht!"
"Tu ich doch!"
"Tust du nicht!"
"Tu ich doch!"
"Halt die Klappe!"
, letztetes war Bramo, was wenig Wirkung zeigte, denn Mikk machte weiter, aber wenistens flüsterte er nur noch:
"Tust du nicht!"
"Tu ich doch!"

„Also.“
, setzte Nell an und blickte mit strengen, gelben Augen dem Andunier entgegen. Sie musste sich etwas recken, da Bramo größer als sie selbst war.
„Wieso haust du einfach ab?!“
, zischte sie ihn vorwurfsvoll an und boxte ihn gegen die Brust.
"Aua..."
„Spinnst du?! Du kannst doch nicht einfach so ´nen blöden Wisch dalassen und abhauen! Sowas machen Freunde nicht, du blöder… du… du… - was sollte das?!“
Wie eine kleine Furie stand sie vor ihm und sah tadelnd zu ihm auf.
„Und was zur gammeligen Apfelblüte willst du ausgerechnet hier?! Ich meine..“
, sie sah sie demonstrativ um.
„Ganz nett und so, aber… wolltest du nicht deine Familie finden?!“
, hakte sie nicht verstehend nach und verlangte definitiv eine Antwort von ihm. Bramo rieb sich den Nacken und erklärte:
"Na ja... da war dieser Holzwagen und das Fahrwerk sah gut aus. Da hab ich mich einfach unten drunter versteckt. Dann sind sie los gefahren und als der Wagen wieder anhielt... tja. Da war ich hier."
Auch er sah sich nun um und zuckte mit den Schultern.
"Seit dem hab ich noch keinen Weg hinaus gefunden. Aber die Leute hier sind echt nett im Gegensatz zu dem was man von da draußen hört!"
Den Gedanken wieder auf die Umwelt außerhalb der Baustelle gerichtet fiel ihm wohl etwas ein. Er packte sie an den Schultern, wie um ihre Aufmerksamhkeit fest zu halten.
"Und außerdm hab ich doch deutlich gemacht, dass du mir nicht folgen sollst! Ich wollte dich schützen! Herje, ich weis doch wie dein Mundwerk ist und ...Mikks! Verdammt ihr quatscht euch noch um Kopf und Kragen und die Dunkelelfen hier verstehen keinen Spass! Echt! Die haben keinen Krümel Humor in ihren Knochen und wenn du sie reizt, dann töten sie dich nicht einfach. Was die mit dir machen... da willst du nicht mehr leben!"
Er sah Nell an, als machte er sich wirklich wirklich entshafte Sorgen um sie. Dann ließ er den Kopf fallen und die Kraft mit der er vorher ihre Schultern gehalten hatte, brauchte er plötzlich um sich an ihr festzuhalten. Er ließ den Kopf hängen und sprach mit Blick auf den Boden weiter:
"Wenn ich gewusst hätte... Scheiße! Ich hätte nicht... wir hätten nie hier her kommen dürfen!"
Er sah wieder auf und in seinen Augen stand ehrliche Verzweiflung. So hatte sie 'ihren' Bramo noch nie erlebt. Etwas war erloschen in ihm. Vielleicht suchte er noch nicht einmal mehr nach seinen Eltern. Hatte er aufgegeben und kämpfte nur noch ums Überleben?
"Ich hab scheiße Glück gehabt..."
, sprach er tonlos und korrigierte sich dann mit einem leeren Blick auf Nell.
"Wir haben Glück gehabt hier zu landen. Jeder andere Ort in Andunie... du brauchst nur den Mund aufzumachen und kannst tod sein. Einfach nur weil einer Bock drauf hat."
Er richtete sich wieder auf, sah sich einen Moment lang um und seuftze tief.
"Aber hier drinnen... die Arbeiter werden von dieser Hohepristerin beschützt. Das alles hier steht wohl unter ihrer Schirmherrschaft. Da traut sich keiner ran. Die Leute wollen hier garnicht raus, sind ja nicht irre. Die meisten sind auch voll in Ordnung, also BITTE. Sei nett! Wir dürfen es uns hier nicht verscherzen!"
Mikk saß am Boden hob eine Pfote, als meldete er sich um brav etwas sagen zu wollen. Bramo ignorierte ihn und sah Nell an. Ein Moment Stille entstand in dem Mikk leicht auf und ab zu hüpfen begann und die eine Pfote mit der anderen unterstützte, als wenn diese immer schwerer werden würde. Es würde sicher nicht lange dauern, dann würde er sein 'brav-sein' aufgeben. Aber noch konnte Nell vielleicht ihrem menschlichen Freund ein paar Fragen stellen.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Naella Federfall » Sonntag 25. September 2022, 08:29

"Tust du nicht!"
"Tu ich doch!"
"Tust du nicht!"
"Tu ich doch!"
"Tust du nicht!"
"Tu ich doch!"

Nell hatte den Blick auf das kleine Ottsel am Boden gerichtet und starrte ihn fasziniert und genervt gleichermaßen an. Es war verwirrend, sich selbst zu hören aber Mikk zu sehen und genau das war etwas, was ihre Aufmerksamkeit auch in unpassenden Momenten fesseln konnte. “Halt die Klappe!“, Nell blinzelte, als Bramo Mikk Einhalt gebot und kehrte langsam zu ihrem Freund zurück. Sie öffnete gerade den Mund als Mikk weiter stritt und sie ihm einen bezeichnenden Blick zuwarf. Erst danach kümmerte sie sich verbal um die nötige Schelte. Bramo hatte sie erst quer durchs Land geschleift, nur damit sie an einem kalten Morgen allein aufwachte und er sich aus dem Staub gemacht hatte. Sie war sauer und das zu Recht! Sie verlangte eine Erklärung und schürzte schmollend die Lippen, um eine vernünftige Antwort von ihm zu erhalten. "Na ja... da war dieser Holzwagen und das Fahrwerk sah gut aus. Da hab ich mich einfach unten drunter versteckt. Dann sind sie los gefahren und als der Wagen wieder anhielt... tja. Da war ich hier." Nell hob eine Augenbraue, während sie noch nicht entschieden hatte, ob ihr das reichte oder nicht. "Seit dem hab ich noch keinen Weg hinaus gefunden. Aber die Leute hier sind echt nett im Gegensatz zu dem was man von da draußen hört!" „Echt nett?!", fragte sie zweifelnd und in Anspielung auf die Gruppe, die ihn vormals begleitete. "Och, bisher kann ich eigentlich nicht klagen..Teegor stinkt bis in den Harax, aber er ist echt nett. Ich glaub‘ wir werden Freunde. Und dieser schnuckelige Elf da am Tor, der mit den – boah, hast du diese Augen gesehen?! – naja jedenfalls… der war etwas unheimlich, aber… Bei den Aquaden und ihren Algen, sah der gut aus!! Die Orks waren ein wenig einfältig…naja – sind sie das nicht immer? Aber der Elf, ich sag dir… dem würde ich gern noch mal begegnen!“, schwärmte sie feixend, bis Bramo sie mit einem Mal an den Schultern fasste und sie eindringlich ansah.

Nell erwiderte seinen Blick fragend. "Und außerdm hab ich doch deutlich gemacht, dass du mir nicht folgen sollst! Ich wollte dich schützen! Herje, ich weis doch wie dein Mundwerk ist und ...Mikks! Verdammt ihr quatscht euch noch um Kopf und Kragen und die Dunkelelfen hier verstehen keinen Spass! Echt! Die haben keinen Krümel Humor in ihren Knochen und wenn du sie reizt, dann töten sie dich nicht einfach. Was die mit dir machen... da willst du nicht mehr leben!" Nell erkannte in Bramo die Verzweiflung und ihr Gesicht wurde für Sekunden düster. Dass ihr Freund sich so quälte, bestürzte Naella dann doch. Es schien ihm wirklich ernst mit seinem Apell zu sein. Daraufhin verließ ihn offenbar die Kraft zum Kampf. Naella legte ihm ihre Handflächen unter die Unterarme, um ihm Halt zu bieten. „He, Kopf hoch Bramo!“, munterte sie ihn auf und lächelte knapp. "Wenn ich gewusst hätte... Scheiße! Ich hätte nicht... wir hätten nie hier her kommen dürfen!" Sie hob eine Augenbraue und schien ihm nur langsam folgen zu können. Naella war grundsätzlich nicht empathielos, es fehlte ihr manchmal einfach nur an dem nötigen Ernst. Ihren Freund in dieser Lage zu sehen, machte etwas mit ihrem ungestümen Wesen und es regte sich der Impuls, Bramo zu trösten. Allerdings war ihre Frohnatur dafür überhaupt nicht gemacht. Und bevor sie überhaupt etwas hätte in ihrem bunten Hirn formulieren können, sprach der Andunier weiter: “ Ich hab scheiße Glück gehabt.. Wir haben Glück gehabt hier zu landen. Jeder andere Ort in Andunie... du brauchst nur den Mund aufzumachen und kannst tot sein. Einfach nur weil einer Bock drauf hat. Aber hier drinnen... die Arbeiter werden von dieser Hohepriesterin beschützt. Das alles hier steht wohl unter ihrer Schirmherrschaft. Da traut sich keiner ran. Die Leute wollen hier garnicht raus, sind ja nicht irre. Die meisten sind auch voll in Ordnung, also BITTE. Sei nett! Wir dürfen es uns hier nicht verscherzen!" Alles was Bramo Naella erzählte, passierte ihren Gehörgang, brauchte aber länger, um in ihr Hirn zu dringen. Es war bereits ein Wunder, dass er so lange reden konnte, ohne dass sie einen blöden Kommentar dazwischen setzte. „Ich bin ja wohl immer nett.“, setzte sie wiedermal unpassend und trotzdem nur halblaut an. „Am Tor fanden sie mich jedenfalls ganz toll und deshalb konnte ich mit Teegor auch hierherkommen.“ grinste sie Bramo an und hatte ihn inzwischen wieder losgelassen. „Aber jetzt mal unter uns – was geht denn hier vor sich, Bramo? Du bist doch sonst nicht so“… sie wedelte vor ihm mit der Hand auf uns ab und musterte ihn hilflos, „so… so… na so halt. Also ich meine … seit wann hast du Angst? Hast du denn überhaupt versucht deine Familie zu finden?“, wollte sie von ihm wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ihre gelben Augen ruhten auf dem Größeren. Bevor sie erneut etwas sagte, fiel ihr im Augenwinkel allerdings Mikk auf, der sich offenbar auf die Zunge biss. „Seit wann meldest du dich denn?“, wollte sie wissen, winkte aber ab, bevor das Ottsel loslegte. Naella hatte Schwierigkeiten damit ihr Naturell mit Bramo’s Sorgen in Einklang zu bringen. Sie biss sich nun selbst auf der Unterlippe herum und haderte mit sich. Man konnte ihr den Zwiespalt ansehen. Nell begann sich zu bewegen und tigerte in der kleinen Gasse auf und ab als wäre sie Bramo’s Kompaniechef. Dann legte sie ihre Hände gefaltet in ihren Rücken und streckte sich etwas. Ihr Kinn reckte sich vorwitzig in die Luft und sie sah Bramo schelmisch funkelnden von der Seite her an. „Also. Du willst also, dass ich nicht Freude und Frohsinn in diese triste Apfelstadt bringe? Du willst, dass ich mir die Zunge abbeiße, damit ich keinen deiner neuen Freunde, diese stumpfen Hohlköpfe, herausfordere? Du sagst, dass wir hier nur Tod und Verderben finden können?“, ihre Stimme wurde immer mehr gespielter und man konnte ihr an der Nasenspitze das Amüsement ansehen. „Ich sageeee“, sie blieb stehen und konnte das herausbrechende Lachen, kaum noch zurückhalten „du brauchst dringend eine Dosis Nell. Das hast du davon, wenn du allein losziehst, Bramo. Du bist ja schon binnen kürzester Zeit völlig zum Grauschelm mutiert. Neee, so geht das nicht. Aber keine Sorge, jetzt bin ich ja hier. Da hüpft das Herz auch gleich wieder leichter. Nicht wahr?“, sie stemmte grinsend die Hände in beide Hüften und funkelte ihren Freund an.
Sie hatte die trübsinnige Herausforderung angenommen. „So schlimm kann es hier nicht sein, wenn die Menschen immer noch freiwillig hierher wandern, um Handel zu treiben. Und ganz ehrlich? Ich habs bis hierher geschafft! Ich lebe noch, mir fehlt nicht mal ein Haar! Naja… vielleicht mussten ein paar Nasenhaare wegen Teegor dran glauben… aber sonst?! Geht’s mir prima!“, grinste sie breit. Dann trat sie auf Bramo zu und deutete mit dem Zeigefinger wedelnd auf ihn. Ihre Augen wurden schmal, das Grinsen größer. „Gib es zu, du hast mich mit Absicht hergelockt! Du wusstest, dass du ohne mich nicht weit kommen kannst! Naja ich bin ja jetzt hier und keine Sorge, ich werde mich bene… benehm.. du weißt schon, ich gebe mein Bestes…“, wich sie aus und sah wieder zu Mikk, der beinahe zu platzen drohte. „Wie sieht denn jetzt dein Plan aus, Bramo? Ich meine, du wolltest deine Familie finden. Und hier… sind sie doch sicher nicht? Du kannst doch hier jetzt nicht versauern wollen?“, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Andunier. Ihr Blick streifte dabei die Baustelle und sie ließ ihren Blick noch an ihrem Freund vorbeiwandern. „Niemand kommt hier raus? Aber wir könnten… Teegor will bald wiederkommen. Der holt uns hier schon raus. Hier bleiben ist ja wohl keine Option.“, grunzte sie lachend und schüttelte den Kopf, als hätte sie einen guten Witz gemacht. „Und ob hier nun so eine Hohedingspriesterin die Strippen zieht oder nicht… das kann uns doch egal sein? Du wolltest nicht Arbeit finden, Bramo. Du wolltest nach deiner Familie suchen.“, erinnerte sie ihn abermals und hob eine Augenbraue an. „Also? Hast du einen Plan? Sonst…denke ich mir etwas aus!“, offenbarte sie und irgendwie klang das beinahe schon wie eine chaotische Drohung aus ihrem Mund.

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Sonntag 25. September 2022, 21:18

Alles was Bramo Naella erzählte, passierte ihren Gehörgang, aber kam es an? Fraglich...
„Ich bin ja wohl immer nett.“
, setzte sie wiedermal unpassend und trotzdem nur halblaut an, als er geendet hatte. Dann überwand ihre 'Nelligkeit' hoheitlich und äußerst zufrieden mit sich ihre eigene Trübsal und triumphierte granzios über jeden Schatten, der sich auf ihre Seele legen wollte. Sorge und Furcht hatten in ihrem Herzen einfach keinen Platz, dort regierte allein der Frohsinn.
„Am Tor fanden sie mich jedenfalls ganz toll und deshalb konnte ich mit Teegor auch hierherkommen. Aber jetzt mal unter uns – was geht denn hier vor sich, Bramo? Du bist doch sonst nicht so... so… so… na so halt. Also ich meine … seit wann hast du Angst? Hast du denn überhaupt versucht deine Familie zu finden?“
Dann fiel ihr im Augenwinkel allerdings Mikk auf, der sich offenbar auf die Zunge biss.
„Seit wann meldest du dich denn?“
, wollte sie wissen, winkte aber ab, bevor das Ottsel loslegte. Nell begann sich zu bewegen und tigerte in der kleinen Gasse auf und ab, während sie nahtlos weiter über ihren heroischen Lebensweg und ihre sich selbst gestellte Aufgabe hier philosophierte:
„Also. Du willst also, dass ich nicht Freude und Frohsinn in diese triste Apfelstadt bringe? Du willst, dass ich mir die Zunge abbeiße, damit ich keinen deiner neuen Freunde, diese stumpfen Hohlköpfe, herausfordere? Du sagst, dass wir hier nur Tod und Verderben finden können? ...Ich sageeee... du brauchst dringend eine Dosis Nell. Das hast du davon, wenn du allein losziehst, Bramo. Du bist ja schon binnen kürzester Zeit völlig zum Grauschelm mutiert. Neee, so geht das nicht. Aber keine Sorge, jetzt bin ich ja hier. Da hüpft das Herz auch gleich wieder leichter. Nicht wahr? So schlimm kann es hier nicht sein, wenn die Menschen immer noch freiwillig hierher wandern, um Handel zu treiben. Und ganz ehrlich? Ich habs bis hierher geschafft! Ich lebe noch, mir fehlt nicht mal ein Haar! Naja… vielleicht mussten ein paar Nasenhaare wegen Teegor dran glauben… aber sonst?! Geht’s mir prima!... Gib es zu, du hast mich mit Absicht hergelockt! Du wusstest, dass du ohne mich nicht weit kommen kannst! Naja ich bin ja jetzt hier und keine Sorge, ich werde mich bene… benehm.. du weißt schon, ich gebe mein Bestes…Wie sieht denn jetzt dein Plan aus, Bramo? Ich meine, du wolltest deine Familie finden. Und hier… sind sie doch sicher nicht? Du kannst doch hier jetzt nicht versauern wollen? ...Niemand kommt hier raus? Aber wir könnten… Teegor will bald wiederkommen. Der holt uns hier schon raus. Hier bleiben ist ja wohl keine Option. Und ob hier nun so eine Hohedingspriesterin die Strippen zieht oder nicht… das kann uns doch egal sein? Du wolltest nicht Arbeit finden, Bramo. Du wolltest nach deiner Familie suchen. Also? Hast du einen Plan? Sonst…denke ich mir etwas aus!“
, offenbarte sie. Aus Mikks kleinen Schandmaul platzte ein erstaunlich lautes:
"AAAAMEN, Schweeeeesterrr!"
, für so eine kleine Schnautze. In der Sekunde die Mikk brauchte um Luft zu holen, patschte sich Bramo mit der flachen Hand aufs Gesicht und zog dann langsam die Finger so weit herunter, dass er zu seiner Freundin hindurch spähen konnte. Wenigstens schien bei der allgemeinen Geräuschkulisse Mikks Ausruf nicht all zu sehr aufgefallen zu sein. Etwas nuschelnd durch die Geste meinte er:
"Eigentlich wollte ich ...genau das tun... also Arbeiter werden, weil die besondere..."
Das war zu viel! Mikk legte los:
"ALTER Kochensack, da sterb ich doch lieber! Arbeiten??? Nell, du musst ihn sofort einschläfern lassen! Das könnte ansteckend sein! Notschlachten! Schnell! Pass bloß auf und komm ihm nicht zu nah, sonst will er noch das du mitmachst!"
"Also eigentlich ..."
Bramo sah aus, als wollte er genau um das bitten. Mikk zeigte mit weit ausholender Geste seiner Stummelpfote auf den armen Kerl.
"DA! Siehst du?! Schon ist es zu spät! Das haben wir nun davon! Jaaahhhrelange liebevolle Aufzucht, gehegt und geputzt haben wir ihn und mit durchgefüttert und so dankt er es uns!"
Theatralisch fasste er sich nun an sein flauschiges Herz.
"Oh Burtus, du also auch, mein Bruder!... das war übrigens mein siebter Bruder, der mir immer in den Arsch gebissen hat, als wir noch klein waren! Was nen hinterhältiger Verräter! Hat immer gewartet, bis ich abgelenkt war... beim Fressen, schlafen, wann immer ich es mir gut gehen hab lassen, kam die Missgeburt an und nervte ...blabla.. 'Du musst deinen Haufen zu scharren' ...blaba ...'Wegen dir stinkt jetzt der Ganze Bau!'...blabla...und wenn ich ihn dann ignoriert habe, hat er mich gezwickt, der Arsch. Wenns ihn gestört hat, sollte er doch die Scheiße selbst weg machen!..."
Und während Mikk sich weiter in seinen vollkommen gestörten Kindheitserinnerungen erging, lehnte sich Bramo zu Nell rüber. Er berührte sie dabei leicht an der Schulter mit seiner, aber ließ das wetternde Ottsel nicht aus den Augen:
"Warum magst du ihn noch mal?"
Gute Frage...
"...und Mekki diese doofe Schnepfe hat ihn auch noch unterstützt, das Aas! ..."
Apropo Aas. Wollte Nell nicht als Mahlzeit für einen der hiesigen Schmauser enden, oder beim Schwimmen drauf gehen, dann mussten sie sich wirklich was einfallen lassen. Aber das hatte sie erste einmal erfolgreich verdrängt. Sie sah ja in Teegor ihren Retter aus dem 'Arbeitslager' und er würde sie schon hier raus holen... um sie dann entweder zu ertränken, oder zu fressen... nach drei Tagen, gut abgehangen, selbstverständlich. Bramo sah sie von halb oben und der Seite her an. Mikk echauffierte sich noch ein bisschen derweil...
"Nell... Ich weis deinen Enthusiasmus ja zu schätzen und du weis ich mag di... ...nur... das hier ist schwierig. Ja ok, das mit dem Wagen hier rein war Pech und erst hab ich auch gedacht ich will sofort hier weg. Aber wenn du mir nicht glaubst, dann ... dann geh... oder besser, versuch es! Ich bin hier und warte, oder besuch dich dann später im Arrest. - Ich werd mich versuchen so nützlich zu machen, dass ich unentbehrlich sein werde. Dann bekomme ich auch dieses Zeichen und kann überall hin ohne Schiss zu haben! Dann finde ich auch meine Eltern! ...wenn sie noch leben."
Bramo war halt auch aufgebracht und die ganze Situation war sicher schwer zu ertragen für ihn. Das Nell seine Sorge um ihn, seine Einwände einfach in ihrem tadellosen Feldzug nieder gemäht hatte, ließ ihn etwas 'bockig' werden. Vielleicht war er seinen Hormonen noch nicht ganz entwachsen und kam jetzt ins die Rebellion? Außerdem glitzerte da noch etwas anderes in seinen Augen. War das ein Anflug von Eifersucht? Nell hatte noch nie für einen Mann geschwärmt!
"Und... und du wirst schon sehen. Probier wie weit zu kommst... ob du zu diesem schicken Dunkelelfen am Tor zurück kommst... oder deinem tollen Troll, dann geh halt zu deinen neuen Freunden, die dich meucheln, vergewaltigen oder sogar mit einem Prankendruck zu Sülze pressen und fressen wollen."
, zischte er und überkreuzte die Arme vor der noch nicht ganz so breiten Brust. Er war zwar schon recht groß, aber noch fehlte es ihm an Masse um vielleicht so richtig als Mann von ihr angesehen zu werden, oder? Wie alt war er eigentlich? Und seit wann hatte Bramo eigentlich diesen Bartschatten? Vielleicht war es auch nur Dreck. Achtete man bei einem Freund auf so etwas? Nö! Also. Sicher hatte schon das ein oder andere Mädchen mal bei den Auftritten ein Auge auf ihn geworfen, was ER nicht mal mitbekommen hatte durch seine grummelige Art. Nun aber richtete sich Bramo zu seiner ganzen schlacksigen Stattlichkeit auf, reckte das beschattete Kinn vor und sprach ungeachtet in Mikks Redefluss über 'unterlassene Fellpflege' hinein:
"Also... wenn du gehen willst, dann geh."
Nur wirkte er dabei irgendwie nicht glücklich und plötzlich war da wirklich etwas traurige Reife in seinen Augen. Nell fiel vielleicht auf, dass sie ihn nie nach seinem Alter gefragt hatte.
"Aber wenn du mir helfen willst... dann komm mit mir zu Rasmussen. Das ist der Vorarbeiter hier. Meistens kümmert er sich um die Baustelle... aber hoffentlich bringt er uns zu Geison Sima. Das ist der Architekt hier. Er bestimmt über alles und ist auch netter. Leider hatte er einen Unfall und man sieht ihn deswegen nicht mehr so häufig, sagen die anderen. Eine Heilerin kommt sogar regelmäßig für ihn vom Anwesen der Belyal Sinths. Wenn er sagt, wir können bleiben, dann..."
"DANN PISS ich ihm ins Bier und scheiß ihm ins Bett! Hört mir denn hier niemand zu? Ich klage hier mein Leid und ihr? Ihr... ihr..."
, fauchte Mikk erst und fand dann tatsächlich keine Worte mehr. Hatte er sich etwa verausgabt, ohne das es entsprechend gewürdigt wurde? Der Arme!!!
Bramo machte das, was er immer machte, wenn Mikk erschöpft wirkte. Er hockte sich zu ihm und streichelte sein Köpfchen. Mikk würde es niemals zugeben, aber er genoss es immer.
"Ja ja... und jetzt wieder einschleimen!"
Dann gab er kleine leise glucksende Geräusche von sich und senkte die Augen auf Halbmast. Bramo grinste verhalten und schielt zu Nell hoch, was aus ihm einen echten Lausbuben machte. Da war er wieder der 16 jährige Junge. Alles war gut. Bramo war ihr Freund - kein Mann.
"Und... was willst nun machen? Machst dich aus dem Staub oder hilfst mir bei meinem Plan?"
Er packte den Ottsel und legte ihn Nell wie einen Schal um den Nacken. Dabei berührten seine Finger leicht ihren Hals und sein rauer Daumen strich zufällig die empfindliche Stelle an ihrem Ohr entlang. Je nach dem wie sie reagierte, zuckte er sehr wahrscheinlich erst mal zurück.
„Ups... tschuldigung.“
, sortierte den Lebend-Kragen und wandte sich dann halb ab. Neeee.... Bramo war keine 16 mehr! Hatte sie je mitgerechnet? Es mochten so um die 10 oder 20 Jahre seit ihrem ersten Treffen vergangen sein, aber als Elfe hatte man sowieso kein Gefühl für das Alter der Menschen. ...oder besser gesagt, NELL hatte kein Gefühl für das Alter von Bramo! Für sie würde er wahrscheinlich immer der kleine Ausreißer sein, der vor seinen Pflichten und seinen Eltern geflohen war um zu rebellieren.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Naella Federfall » Samstag 8. Oktober 2022, 13:07

"AAAAMEN, Schweeeeesterrr!", kam es von Mikk, nachdem Naella ihre Tirade beendet hatte. Die Shyáner blickte zum Ottsel und nickte grinsend, sie hätte ihm vermutlich ein ‚High-Five‘ gegeben, wenn sie nicht durch Bramo abgelenkt worden wäre. Ihr Freund klatschte sich mit der Flachen Hand gegen die Stirn und provozierte damit Nell’s Stirnrunzeln. "Eigentlich wollte ich ...genau das tun... also Arbeiter werden, weil die besondere...", setzte er zur Antwort auf ihr Gebrabbel an, ehe Mikk plötzlich panisch einschritt. Verwirrt blickte Nell zu ihm "ALTER Kochensack, da sterb ich doch lieber! Arbeiten??? Nell, du musst ihn sofort einschläfern lassen! Das könnte ansteckend sein! Notschlachten! Schnell! Pass bloß auf und komm ihm nicht zu nah, sonst will er noch das du mitmachst!"
"Also eigentlich ..."
"DA! Siehst du?! Schon ist es zu spät! Das haben wir nun davon! Jaaahhhrelange liebevolle Aufzucht, gehegt und geputzt haben wir ihn und mit durchgefüttert und so dankt er es uns!"

Nell’s gelbe Augen rutschten nur von Mikk zu Bramo, zu Mikk zu Bramo, bis sie das rote Haupt schüttelte und die Hände in beide Richtungen hob. „Stopp!“, forderte sie, doch Mikk war wie eh und je in seinem theatralischen Moment gefangen. Während das Ottsel noch olle Kamellen drosch, rückte Bramo ein wenig näher und stieß sie mit der Schulter an. "Warum magst du ihn noch mal?", raunte er ihr zu und Nell beobachtete das Vieh einen Moment skeptisch. „Er ist lustig anzusehen?“, grinste sie schief und deutete auf das Tier, wie es mit seinen kurzen Trappelbeinchen wild gestikulierte. „Sieh doch mal die kleinen Beinchen!“, kicherte sie daraufhin, ehe Bramo ihre Gedanken für sich gewinnen konnte. Nell grinste zwar noch immer und ihre Aufmerksamkeit glitt hin und wieder zurück zum Ottsel, doch im Großen und Ganzen, hörte sie seiner leisen Stimme zu. "Nell... Ich weiß deinen Enthusiasmus ja zu schätzen und du weiß ich mag di... ...nur... das hier ist schwierig. Ja ok, das mit dem Wagen hier rein war Pech und erst hab‘ ich auch gedacht ich will sofort hier weg. Aber wenn du mir nicht glaubst, dann ... dann geh... oder besser, versuch es! Ich bin hier und warte, oder besuch dich dann später im Arrest. - Ich werd‘ mich versuchen so nützlich zu machen, dass ich unentbehrlich sein werde. Dann bekomme ich auch dieses Zeichen und kann überall hin ohne Schiss zu haben! Dann finde ich auch meine Eltern! ...wenn sie noch leben." Leider überhörte sie dabei auch sein Beinahe-Geständnis, er würde sie mögen, sodass sie sich kurz zu ihm drehte und ihn kritisch musterte. „Aber ehrlich jetzt, du willst hier arbeiten?!“, harkte sie abermals nach und blinzelte mehrmals, dass ihr fast schwindelig wurde. „Und was soll das überhaupt heißen, traust du mir nicht zu, dass ich es schaffe hier wegzukommen?“, sie stemmte die Hände in die Hüften und feixte mit einem herausfordernden Blitzen in den Augen. Ihr wurde der Ernst der Lage einfach nicht bewusst.

Für sie war Bramo zu schnell einverstanden mit der vorherrschenden Situation. "Und... und du wirst schon sehen. Probier wie weit zu kommst... ob du zu diesem schicken Dunkelelfen am Tor zurück kommst... oder deinem tollen Troll, dann geh halt zu deinen neuen Freunden, die dich meucheln, vergewaltigen oder sogar mit einem Prankendruck zu Sülze pressen und fressen wollen." Jetzt wurde sie allerdings überrascht und ihr Grinsen erlosch. „Was zum Harax..“, schnappte sie nach Luft und musterte ihn kritisch. Hatte er das eben wirklich gesagt? Was glaubte er denn?! „Siehst du was passiert, wenn du zu lange allein bist? Das bekommt dir einfach nicht, Bramo! Du bist düster, übellaunig und übertreibst maßlos.“, tadelte sie ihn und verkannte seine Sorgen tatsächlich etwas. Nell war schon immer viel zu sorglos, viel zu unvorsichtig und viel zu impulsiv. Sie glaubte meist nicht an das Üble und schon gar nicht an das abgrundtief Böse. Naella flötete sich durch ihr Leben und summte eine Melodie, wenn um sie herum die Welt in Flammen stand. Deshalb verstand sie sich eben auch so gut mit Bramo. Sie glichen sich ein wenig aus. Er der alte Murrkopp, sie die stets Unbeschwerte. Ihm fehlte es am letzteren, ihr mangelte es gehörig an Ernsthaftigkeit. Wie auch jetzt, als seine Worte eigentlich Grund genug sein sollten, dass sie die Klappe hielt und ihm zuhörte. WIRKLICH zuhörte. Doch stattdessen brachte seine einfache Geste ihre Augen zum Wandern. Er verschränkte die Arme und spannte damit seine deutlich breitere Brust an. Nell glotzte kurz. Wann war das denn passiert? Ihre Augen wanderten einige Sekunden weiter und entdeckten noch mehr, was sie faszinierten. Da waren schon ordentlich Muskeln an seinen Armen. Längst nicht so, wie so manche Arbeiter hier… doch – 16 war er auch nicht mehr. Nell’s Gelb rutschte kurz einige Regionen tiefer, was sie seltsame Gedanken formen ließ und sie sich fragte ob er denn… - bis ihre Augen zwei gelben Jojo’s am Gummiband gleich wieder in sein Gesicht landeten. Sie kniff die Augen zusammen, während er sich noch weiter aufrichtete und auf sie hinunterblickte. „Du hast da Dreck.“, kommentierte sie ihre Missinterpretation seines Bartschattens und zog kurz die Nase etwas hoch. Konnte ja nicht sein, dass der Bengel nicht mehr 16 war. Wie lange kannten sie sich? Nell hatte es nicht so mit Zahlen und Jahren. Wenn sie weiterhin durchs Leben schlängelte, würde sie gewiss über 300 Jahre alt werden können. Was waren denn da 20?! Für sie doch nur ein Wimpernschlag. Naella kratzte sich an der sommersprossigen Nase und hielt inne als Bramo sie quasi fortschickte. "Also... wenn du gehen willst, dann geh. Aber wenn du mir helfen willst... dann komm mit mir zu Rasmussen. Das ist der Vorarbeiter hier. Meistens kümmert er sich um die Baustelle... aber hoffentlich bringt er uns zu Geison Sima. Das ist der Architekt hier. Er bestimmt über alles und ist auch netter. Leider hatte er einen Unfall und man sieht ihn deswegen nicht mehr so häufig, sagen die anderen. Eine Heilerin kommt sogar regelmäßig für ihn vom Anwesen der Belyal Sinths. Wenn er sagt, wir können bleiben, dann..."
"DANN PISS ich ihm ins Bier und scheiß ihm ins Bett! Hört mir denn hier niemand zu? Ich klage hier mein Leid und ihr? Ihr... ihr..."


„Knochensäcke?“, half Nell Mikk’s Wortfindungsstörung weiter und grinste ihn offen an. Sie verschränkte nun die Arme vor der Brust und ließ sich nur sehr gern von ihrem Fellknäul ablenken, damit sie Bramo nicht sofort Rede und Antwort stehen musste. Und auch er schien zufrieden zu sein, dass sie nicht sofort ablehnen konnte. Hatte er etwa, was im Auge gehabt als er sagte, sie solle gehen?! Kannte sie, mega nervig, wenn so eine kleine Fliege im Auge landete! Wie machten diese kleinen Viecher das nur immer, dass sie so zielgerichtet flogen?! War doch auch für sie vollkommen ekelhaft im glibschigen Auge eines anderen zu landen… Nell beobachtete Bramo dabei, wie er Mikk streichelte und folgte derweil ihren eigenen Gedanken. Bis er sie ansprach und sie fast schon erleichtert ausatmete als sie ihn da so sitzen sah. Doch nur Bramo. Fast hätte sie einen anderen Blick auf ihn gehabt. Naella grinste breit zurück. Sie holte Luft, um zu antworten, erstarrte jedoch mit einem Mal, als Bramo sie an einer GANZ besonderen Stelle berührte. Ein Schauer fuhr ihr einmal von oben nach unten durch den Körper und zurück. Sofort spürte sie Dinge, die sie in Zusammenhang mit Bramo noch NIE gespürt hatte. Sie starrte ihn entgeistert an. „Ehm.. ehm…“, machte sie, während das Schauergefühl nicht abebben wollte. Machte er das mit Absicht?! „Ehm… was wolltest du wissen?!“, wischte sie sich über den Mund – fast hätte sie gesabbert! – und blinzelte verwirrt. Nell trat instinktiv einen Schritt von Bramo weg und er entschuldigte sich sofort bei ihr. Er drehte ihr die Seite zu, weshalb er auch ihren offenen Mund nicht mitbekam. Seit wann sah er eigentlich so gut aus?! Pfui Naella Casili Federfall! Wirst du wohl so etwas unterlassen. Der Mann… JUNGE! Junge… ist dein Freund und … und… er hat aber.., Nell lehnte sich knapp zur Seite und musste plötzlich Mikk festhalten, damit er nicht runterrutschte und sie nicht fiel, als sie Bramo’s Hinterteil entdeckt hatte. einen knackigen…A…pfel „Äpfel!“, stieß sie aus und blinzelte. Nell biss sich auf die Unterlippe und hielt es das erste Mal für klüger, mal kurz den Sabbel zu halten. „Wo waren wir?“, stammelte sie und fasste sich dann doch erstaunlich schnell. „Also es dürfte wohl klar sein, Braaaamooo,“, dehnte sie seinen Namen mit Absicht, damit sie sicher sein konnte, dass sie ihn nicht irgendwie anders… nannte. Oder sah. „dass du ohne mich vollkommen aufgeschmissen bist. Mikk und ich helfen dir, aber ich schwöre dir, wenn ich hier die nächsten Jahrhunderte versauere, dann erlebst DU dein buntes Wunder, darauf kannst du deinen knackigen deinen… ich meine, deinen Hintern verwetten!“, schloss sie und stiefelte einfach los als wüsste sie, wo dieser Rasmussen überhaupt zu finden wäre. Ganz egal – der Weg würde sich schon finden lassen. Hinter Bramo zu gehen, war aber derzeit keine Option. Und so dachte sie ganz zufällig über den schnieken Dunkelelf nach. War auch leichter als sich vielleicht damit auseinandersetzen zu müssen, dass ihr langjähriger Freund überall ein wenig ‚zugelegt‘ hatte und ihr das bis zu seinem ‚Fehler‘ völlig entgangen war.

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Sonntag 9. Oktober 2022, 15:04

"DANN PISS ich ihm ins Bier und scheiß ihm ins Bett! Hört mir denn hier niemand zu? Ich klage hier mein Leid und ihr? Ihr... ihr..."
„Knochensäcke?“

, half Nell Mikk’s Wortfindungsstörung weiter und grinste ihn offen an.
„Danke!“
, kam es ohne jegliches Zögern von Mikk. Schon ging es weiter mit seiner Schimpftirade.
Nell verschränkte nun die Arme vor der Brust und ließ sich nur sehr gern von ihrem Fellknäuel ablenken, damit sie Bramo nicht sofort Rede und Antwort stehen musste. Nell beobachtete Bramo dabei, wie er Mikk streichelte und folgte derweil ihren eigenen Gedanken. Bis er sie ansprach und sie fast schon erleichtert ausatmete als sie ihn da so sitzen sah. Doch nur Bramo. Fast hätte sie einen anderen Blick auf ihn gehabt. Naella grinste breit zurück. Sie holte Luft, um zu antworten, erstarrte jedoch mit einem Mal, als Bramo sie an einer GANZ besonderen Stelle berührte. Den Ottsel wie einen Schal um den Hals gelegt, lief ihr ein Schauer über die Haut, fuhr ihr einmal von oben nach unten durch den Körper und zurück. Sofort spürte sie Dinge, die sie in Zusammenhang mit Bramo noch NIE gespürt hatte. Sie starrte ihn entgeistert an.
„Ehm.. ehm…“
, machte sie, während das Schauergefühl nicht abebben wollte. Machte er das mit Absicht?!
„Ehm… was wolltest du wissen?!“
, wischte sie sich über den Mund – fast hätte sie gesabbert! – und blinzelte verwirrt. Nell trat instinktiv einen Schritt von Bramo weg und er entschuldigte sich sofort bei ihr. Er drehte ihr die Seite zu, weshalb er auch ihren offenen Mund nicht mitbekam. Seit wann sah er eigentlich so …
...gut aus?! Pfui Naella Casili Federfall! Wirst du wohl so etwas unterlassen. Der Mann… JUNGE! Junge… ist dein Freund und … und… er hat aber...
, Nell lehnte sich knapp zur Seite und musste plötzlich Mikk festhalten, damit er nicht runterrutschte und sie nicht fiel, als sie Bramo’s Hinterteil entdeckt hatte. Der Stoff seiner Hose spannte sich aber auch nun wirklich auf höchst ansehnliche Weise über sein knackiges Hinterteil.
..einen knackigen…A…pfel
„Äpfel!“
, stieß sie aus und blinzelte. Bramo wandte den Kopf zu ihr und sah sie fragend an:
„Du hast jetzt Hunger?“
Nell biss sich auf die Unterlippe und hielt es das erste Mal für klüger, mal kurz den Sabbel zu halten. Den Hunger den sie gerade spürte, den kannte sie nicht, der war neu und hatte wirklich NCHTS mit Äpfeln zu tun. Aber es war wirklich besser, das schnell zu verdrängen! Jetzt war wirklich nicht der rechte Zeitpunkt sich zu überlegen wie sie seinen Apfel am besten zubereiten sollte... zwischen ihren Beinen zu saftig feuchtem Mus zerquetschen, kneifen bis er schön rote Bäckchen hatte... Wo kamen nur diese Bilder her?
„Wo waren wir?“
, stammelte sie und fasste sich dann doch erstaunlich schnell.
„Also es dürfte wohl klar sein, Braaaamooo,“
, dehnte sie seinen Namen mit Absicht, damit sie sicher sein konnte, dass sie ihn nicht irgendwie anders… nannte. Oder sah. Apfel hin oder her!
„...dass du ohne mich vollkommen aufgeschmissen bist. Mikk und ich helfen dir, aber ich schwöre dir, wenn ich hier die nächsten Jahrhunderte versauere, dann erlebst DU dein buntes Wunder, darauf kannst du deinen knackigen deinen… ich meine, deinen Hintern verwetten!“
, schloss sie und stiefelte einfach los als wüsste sie, wo dieser Rasmussen überhaupt zu finden wäre. Ganz egal – der Weg würde sich schon finden lassen. Hinter Bramo zu gehen, war aber derzeit keine Option. Und so dachte sie ganz zufällig über den schnieken Dunkelelf nach. War auch leichter als sich vielleicht damit auseinandersetzen zu müssen, dass ihr langjähriger Freund überall ein wenig ‚zugelegt‘ hatte und ihr das bis zu seinem ‚Fehler‘ völlig entgangen war. Aber auch jetzt konnte sie sich auf ihren Freund verlassen.
„links...“
Auch wenn sie vor ihm lief, so dirigierte seine leise und seit neustem... oder achtete sie jetzt nur darauf?... seine irgendwie tiefer klingende Stimme sicher durch die Zeltstadt.
„rechts... noch mal rechts... da vorn, das große.“
Schon stiefelte Nell forsch auf ein großes Zelt zu, das ihr irgendwie bekannt vor kam. Ach ja, ...sie hatte es aus der 'Trollreiter-Perspektive' schon mal gesehen. Und der Kerl, der da drinnen am Tisch stand den kannte sie auch. Sie hatte ihm zugewunken. Super! Also kannten sie sich schon mal. Schon wollte sie drauf los laufen, da schlossen sich Bramos warme Finger um ihre. Huch? Warum wollte er jetzt plötzlich Händchenhalten?
„Warte... schau. Er bekommt grade Besuch.“
Bramo zog Nell an sich und schob sie halb hinter eine Zeltecke, wo er hinter ihr stehen blieb. Beide schauten mit ihren Köpfen gerade so aus der Deckung um das Geschehen beobachten zu können. Dabei standen sie so dicht beieinander, dass sich ihre Körper der Länge nach berührten. Nix besonders... wenn er noch 16 gewesen wäre. Nun lenkte er irgendwie Nell ab. Sein Kopf war schräg über ihrem und der 'Dreck' an seinem Kinn kratzte an ihrer Schläfe, als er sich leicht zu ihr hinab beugte und flüsterte:
„Ich glaub, es ist wieder die Heilerin aus dem Anwesen. Das ist gut. Danach hat Geison immer gute Laune. Wenn wir...“
Sein Atem streichelte beim Flüstern ihr Ohr und er roch leicht süßlich, rauchig... nach... Tabak? Seit wann rauchte denn Bramo??? War er dafür nicht zu jung? Das würde seinem Wachstum schaden,... aber eigentlich war er ...war er schon groß! Seine breite warme Brust drückte sich gegen ihren Rücken und tiefer spürte sie... Naaaiiiin!!! SO etwas besaß kein Freund! Das war sicher ne zu groß gewachsene Möhre... Zucchini? Bramo schleppte ja immer alles mögliche in seinen Taschen herum. Nell starrte nach vorne und sah und sah doch nicht so wirklich, eine ältere rothaarige Frau in das Zelt gehen. Sie lachte und griff nach der Hand des Architekten, legte seine Finger sich an die eigene Wange. DAS war eine sehr vertraute Geste! Dann ging sie zum Eingang zurück und schloss die Vorhänge. Klar... die Behandlung musste ja nicht jeder sehen. Bevor der Vorhang jedoch ganz zu fiel, sahen sie noch, wie Geison sich an die Hose griff und den Gürtel öffnete. Nell hörte und fühlte wie Bramo schluckte. Sein Kehlkopf rutschte an ihrem Hinterkopf einmal auf und ab.
„Hm... da sollten wir jetzt vielleicht besser nicht stören.“
Dann schien ihm einzufallen, dass er sie noch immer fest hielt und er lehnte sich zurück. Seine Hand glitt dabei kurz über ihren Bauch. Sofort verließ Nell seine Wärme und eine merkwürdige Leere blieb zurück, als ob plötzlich etwas fehlte und man sich danach sehnte – selbst wenn man es nicht kannte oder benennen konnte. Aber Mikk half mal wieder mit Kommentaren zur Situation aus:
„Die paaren sich jetzt... da! Hört ihr das?“
Bramo verdrehte leicht die Augen, aber wurde auch ein bisschen rot um die Ohren. Als Mensch hörte er ja auch nicht ganz so gut.
„Psst... seid bitte leise. Wir warten einfach ein paar Minuten... oder mehr ...und gehen danach zu ihm.“
Mikk stellte seine kleinen runden Ohren auf und kommentierte fleißig, aber wenigstens leiser:
„Pst sei ruhig, ich will zuhören! Sie sagt, er soll still halten... jetzt... da ist irgendwas feuchtes zu hören. Oh, er stöhnt. Sie ist ein gutes Weibchen!“
„Sie reibt ihm sicher nur sein Bein ein. Er soll es sich gebrochen haben.“

, hielt Bramo dagegen.
„Jaaa genauuuuu! Und ich bin ein Weihnachtswichtel! Da! Ich hör es ganz deutlich! Sie stöhnt auch... und sie ...äh... sie schimpft mit ihm, dass er sich zu viel belastet...oder sie belastet? Das hab ich jetzt nicht so recht verstanden. Können wir nicht näher? Da... an der Seite ist ne stille Ecke, da könnten wir mal zwischen den Tüchern rein schmulen. Nell trag mich da hin. Ich will wissen, ob ich recht hab!“
Recht zu haben war schließlich wichtig!!! Noch jemand stöhnte tief... Bramo. Sein Gesicht sagte 'nein', und Mikks sagte 'los'! War es gut denjenigen bei einer vertraulichen Zusammenkunft zu bespitzeln, von dem man sich Aufnahme in sein Lager erhoffte? Mikk drückte die Oberseite seiner gebeugten Kralle ihr in den Hals. Das verletzte sie nicht, aber pikte leicht.
„Geh schon! Da sieht uns auch keiner. Ist das bessere Versteck.“
Da hatte Mikk allerdings recht. Hier wo sie waren, könnte jederzeit von hinten jemand kommen und sie entdecken. Die Nische neben dem Architektenzelt war eine Sackgasse, denn sie endete ja am Zaun, wie sie von der anderen Seite her wusste, als sie auf Teegor daran vorbei geritten waren. Also hatte Mikk zumindest mit dem Ortswechsel recht. Ob mit dem anderen würde sich dann zeigen...
Also spähte Nell um die Ecke einmal links, einmal rechts und huschte hinüber, bevor Bramo noch ihr Handgelenk greifen konnte. Dann hockte sie auch schon in der schmalen Nische und winkte ihm zu, dass er nachkommen solle. Bramo sah nicht glücklich aus, aber auch er nutzte die Gunst der Stunde und huschte nach einer gründlichen Prüfung der Umgebung hinüber zu ihr. Der Kerl war wirklich VIEL zu vorsichtig. Aber dann, als er sich NAH an ihr vorbei weiter in den Gang hinein drückte, da war das alles nicht mehr wichtig, denn Mikk hockte auf ihrer Schulter, hatte die Zeigekralle an die Schnauze gelegt und vollführte mit seinem Becken viel zu nah an Nells Ohr sehr eindeutige Bewegungen. Wurde Zeit, dass sie ihn mal wieder absetzte!
Mikk unterdrückte ein leises Fiepen, als er auf dem Boden landete. Und Bramo sah besorgt in Richtung der hinteren Zeltwand, dort wo man einen Spalt vermuten konnte um hinein zu spähen. Mikk huschte schon drauf zu und Bramo versuchte ihn noch mit seinem Blick zu warnen, da war das Ottsel schon verschwunden. Nell und ihr liebster Freund aus Kindertagen drückten sich in den Gang zwischen dem hohen blickdichten Zaun aus massiven Brettern und der Zeltwand. Hier konnte sie zumindest niemand mehr sehen. Als sie um die Ecke herum waren, entdeckten sie auch eine etwas breitere Stelle, wo man sich auch gut nebeneinander auf den Boden hocken konnte. Die Zeltwand war hier ein bisschen nach innen eingefallen und bot so auf der anderen Seite mehr Platz. Hier bezogen sie Position und Bramo beeindruckte einerseits durch seine muskulösen Oberschenkel, die sich beim Hocken eng über seine Beine spannten, aber auch dadurch, dass er seine Neugierde noch nicht ganz verloren hatte. Er zückte sein kleines Messer und begann damit die kleine Naht von unten her leise aufzutrennen. So bekam das Zelt schnell einen geheimen Hintereingang. Dann legte er sich quer auf dem Boden hin und zog den Stoff leicht auseinander, aber nur so weit, dass man hindurch sehen konnte. Er klopfte vor sich auf den Boden, damit Nell sich zu ihm legte und sie schielten hinein.
Aus der Perspektive war vor allem erst einmal Mikks dicker Hintern zu sehen, der natürlich genau wusste wo sein Frauchen sich positioniert hatte. Dann erhob sich das Ottsel und streckte beide Daumenkrallen nach oben, denn was sie sahen, als er sich weg bewegte, war der Beweis, dass es bei dem Architekten und der Heilerin wohl doch nicht nur um die Behandlung seines Beines ging. Nell fühlte abermals das Schlucken an ihrem Hinterkopf, denn Bramo lag ja schließlich sehr nah hinter ihr. Zum Glück war nicht wirklich ALLES zu sehen, aber die Bewegung der Frau auf dem Schoß des Architekten waren schon eindeutig.... oder? So von unten betrachtet, halb von dem großen Tisch mit den Plänen verborgen, blieb schon ein bisschen Raum für Phantasie. Ganz bestimmt strengte sie sich nur gerade an und rieb mit vollem Körpereinsatz irgendwas an ihm, was sie aus dieser Position nicht sehen konnten. Das leise unterdrückte Schnaufen der beiden war auch bestimmt nur der sicher unbequemen Postion auf dem Stuhl zuzuschreiben auf dem Geison saß. Davor stand der Hocker, auf dem er wohl seine Beine gelegt hatte. Im Grunde sah man auch nur die Unterschenkel und Füße der Frau die sich rhythmisch bewegten. Sie trug Sandalen und der Stoff ihres roten Kleides schwang leicht hin und her...
Und Nell war sich nun vollkommen sicher, dass Bramo keine Möhre, sondern eine echt große Zucchini in seiner Hose hatte! Nells Phantasien malten sich langsam schon ein ganzes Abendmahl aus. Erst der Apfelpopo, jetzt die Zucchini... Natürlich bekam man da Hunger. Nur komisch war, dass ihr Hungergefühl dieses Mal irgendwo tiefer in ihren Bauch gerutscht war. Merkwürdig! Wirklich sehr merkwürdig! Und als sei das noch nicht genug, spielte ausgerechnet jetzt ihre Magie verrückt. Es musste ihre Magie sein, die kleine roséfarbene Herzchen mit winzigen kleinen Beinen und Ärmchen über ihre Haut liefen ließ. Und am schlimmsten war, dass sie alle ganz aufgeregt zu Bramos Hand zeigten und darauf zu liefen. Das erste Herzchen hatte schon sein Handgelenk erreicht und schmiegte sich an das lederne Band, dass er dort schon seit gefühlt Jahrzehnten trug. Jetzt hatte er ein rosa Herz am Armband. Na toll! Die anderen Herzchen stiefelten auch schon auf ihn zu. Ganz bald würde er es merken! Für den unglaublichen Fall, Nell würde ihren Kopf nach hinten drehen, würde sie entdecken, dass Bramo die Augen geschlossen hatte und irgendwie angestrengt aussah. Ernst und konzentriert, was ihm irgendwie auch gut stand. Und mit zu'en Augen konnte sie ihn in aller Ruhe betrachten... zusehen, wie die Herzchen auf ihm herum liefen, tanzten und die Ärmchen winkend schwenkten. IRRE!
Und weil er so dicht hinter ihr lag, sie wärmte, hielt und die Augen zu hatte, waren halt auch seine Lippen sehr nah...
IRRE!
...
Aber vielleicht tat ihm auch nur was weh. Fragen konnte sie ihn jedoch nicht, denn reden war hier nicht möglich. Dünne Zeltwände isolierten nicht gegen Schall.
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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Naella Federfall » Dienstag 11. Oktober 2022, 09:09

Nell ließ sich nicht zweimal bitten, während Bramo ihr den Weg dirigierte. Sie folgte so natürlich seinen Anweisungen, wie Mikk es sich nicht nehmen ließ, jedem der es nicht hören wollte zu erzählen, wie sein Bruder Burtus ihn in den Hintern biss. Naella kannte die Geschichte schon auswendig! Doch jetzt zeigte sich, dass sie Bramo auch in- und auswendig kannte und ihm vertraute. Denn seine knappen Worte genügten, um sie zügig zu dem Zelt zu bringen, zu dem Bramo sie angefleht hatte, mitzukommen. Die Buntschelmin erkannte das Zelt wieder und setzte ein äußerst bezauberndes Lächeln auf, das ihr sämtliche Wünsche erfüllen und Türen öffnen sollte. Immerhin waren sie und der Kerl dort drinnen ja quasi alte Bekannte. Sie hatte ihm schließlich vor geraumer Zeit gewinkt. Da wäre ein kurzer Plausch unter Freunden sicherlich drin! Nell hätte ihre Röcke gerafft, wenn sie welche besessen hätte und wäre mit lautstarkem Trara in das Zelt dieses Rasmussen? Geison? gestiefelt, wenn sie nicht plötzlich aufgehalten worden wäre. „Was..?“, kam es ihr überrascht über die Lippen, während sie die Finger ihres Freundes spürte und mit einem Mal hinter Planen in Deckung ging. Und WIE er sie deckte! Also… nicht sie jetzt, also… Nell hielt die Luft an. Während Bramo nach dem Zelt schielte, fiel Nell’s Blick auf ihre ineinander geflochtenen Hände. Seinem Arm, der sie festhielt. Ihr Blick kletterte an ihm hinauf, bis sie leicht den Kopf drehte und sein Kinn sie an der Schläfe kratzte. Der Dreck musste da aber schon lange sein. „Warte... schau. Er bekommt grade Besuch. Ich glaub, es ist wieder die Heilerin aus dem Anwesen. Das ist gut. Danach hat Geison immer gute Laune. Wenn wir...“ Eine feine Tabaknote wehte zu ihr herüber, während seine Stimme ihr feines Elfenohr beglückte… füllte… umschmeichelte! Wann hat der denn angefangen zu rauchen? Nell schnupperte noch mal. Irgendwie kernig.
Da Naella grundsätzlich nicht so gut darin war, stillzustehen, bewegte sie sich ein wenig in ihrer Position und riss mit einem Mal die Augen auf. DAS war doch wohl nicht etwa das was sie neeeeein! Nein! scheiß auf den Tabak. Wann ist ihm denn DAS gewachsen?! Oh man… Nell’s Herzschlag erhöhte sich etwas. Sie war völlig überrumpelt davon, dass sich Bramo mit einem Mal in so einem Licht zeigte. Noch vor wenigen Stunden hatten sie zusammen in einem Zelt übernachtet und nun? Nun war er… groß.

Bramo’s Nähe war plötzlich ein Garant dafür, dass Naella die Klappe hielt. Allerdings hielt das noch nicht lange an, weshalb sich ein Grinsen auf ihr Gesicht stahl, während die vermeintliche Heilerin den Architekten begrüßte. „Na aber hallo!“, stieß Nell aus und hob beide Augenbrauen. Das lenkte sie in jeden Fall von der Nähe zu Bramo ab, der sie immer noch festhielt. „Die scheinen sich ja gut zu kennen..“, murmelte Nell und spürte mit einem Mal, wie Bramo schluckte. War ihm das etwa unangenehm? War doch schön, wenn sich zwei so gut kannten. „Hm... da sollten wir jetzt vielleicht besser nicht stören.“ „Wieso denn nicht?“, platzte es aus Nell heraus, während Bramo eingefallen war, dass er sie festhielt. Und schon war die Wärme dahin. Die Nähe. Die seltsame Sicherheit im Rücken. Und seine gut gefüllten Taschen. Pfui Naella! Schon wieder! Das Problem war, dass Naella zwar durchaus Hormone kannte und sich grundsätzlich auch bewusst war, was Männer und Frauen oder Frauen und Frauen oder Männer und Männer oder mehrere Männer und Frauen oder… hör auf damit! anstellen konnten.. sie sich bisher damit aber gar nicht groß beschäftigt hatte. Nell war einfach nichts für den Heiratsmarkt und auch wenn ihre Optik sicherlich mal anziehend gewirkt hatte… ihr Schandmaul hatte das schleunigst unterbunden. Naella Federfall war noch nicht in den Genuss gekommen, dass sie jemals jemandem überhaupt näher gekommen war. Und bisher war sie damit auch prima zurechtgekommen. Die Bilder, die jetzt in ihr Hirn gepflanzt wurden, kurbelten ihre ohnehin blühende Fantasie an. Und sie wollte das irgendwie verhindern. Also zurück zum langweiligen Thema einer körperlichen Behandlung „Die paaren sich jetzt... da! Hört ihr das?“ Nell stockte. Ihr Blick glitt zum Zelt zurück und sie lauschte. Dann zuckte sie etwas und begann breit zu grinsen. „Oh ja! Aber sowas von!“, feixte sie. „Pst sei ruhig, ich will zuhören! Sie sagt, er soll still halten... jetzt... da ist irgendwas feuchtes zu hören. Oh, er stöhnt. Sie ist ein gutes Weibchen!“
„Sie reibt ihm sicher nur sein Bein ein. Er soll es sich gebrochen haben.“
„Jaaa genauuuuu! Und ich bin ein Weihnachtswichtel! Da! Ich hör es ganz deutlich! Sie stöhnt auch... und sie ...äh... sie schimpft mit ihm, dass er sich zu viel belastet...oder sie belastet? Das hab ich jetzt nicht so recht verstanden. Können wir nicht näher? Da... an der Seite ist ne stille Ecke, da könnten wir mal zwischen den Tüchern rein schmulen. Nell trag mich da hin. Ich will wissen, ob ich recht hab! „Geh schon! Da sieht uns auch keiner. Ist das bessere Versteck.“
Mikk brauchte Naella nicht zweimal zu bitten.

Denn bei all den Hormonen und Zucchini, war und blieb Nell auch einfach neugierig. Und alles war besser als Langeweile aufkommen zu lassen, weil sie darauf warteten, dass etwas passierte. Also brauchte sie nicht lange, um die vorgeschlagene Nische zu erreichen und wartete dort auf Bramo. Grinsend beobachtete sie ihn dabei, wie er noch mal und noch mal die Gegend prüfte, ehe er sich endlich zu ihnen gesellte. Die Nähe, die nun unweigerlich durch die beengten Verhältnisse entstand, hatte Nell jedenfalls nicht bedacht. Wie auch. Hätte ja vorausgesetzt, dass sie überhaupt mal etwas bedachte. Doch während ihre gelben Augen noch auf Bramo ruhten, stieß Mikk sie mit einem Mal leicht an und erst da wurden ihr die Bewegungen seiner Hüfte bewusst. Verfluchtes Ottsel!, dachte sie glücklicherweise nur, denn sonst hätte sie sicher zu laut gesprochen, wischte Mikk jedoch mit einer Handbewegung von ihrer Schulter und sah ihn naserümpfend an. Schon wackelte der kleine Popo los, um Ärger zu machen. Er verschwand in dem Zelt und Nell nickte Bramo mit dem Kopf zu, damit sie sich eine bessere Position suchen konnten. Grinsend beobachtete sie Bramo dabei, wie er sein Messer nutzte, um sich Zugang zu verschaffen, während Nell an seinen Muskeln hängenblieb. Mit seinem Messer dürfte er sich auch mal bei mir Zugang verschaffen. Sie zuckte zusammen, als hätte jemand sie erschreckt. Nell sah sich um, presste die Lippen aufeinander und legte sich dann ebenfalls auf den Boden, um in das Zelt zu spähen. Das helle Gelb ihrer Augen fand erstmal… einen haarigen Hintern! Nell musste schnell ihre Nase zuhalten, damit sie nicht prustete, grinste aber breit anerkennend für Mikks Attacke. Dann suchten ihre Augen allerdings weiter und fanden den kleinen Ausschnitt von Architekt und Heilerin. Ihre Augen wurden groß.
Die Bewegungen von Kleid und Bein der Frau, das leise Schnaufen, das alles regte Nell auf eine Weise an, die sie so noch nicht wahrgenommen hatte. Sie schluckte und wollte sich ein wenig zurückrobben, als sie Bramo erneut hinter sich spürte. Ihn und… ihn. Nells Herz schlug mit einem Mal wilder. Wenn sie sich nicht auf den Mann Jungen! in ihrem Rücken konzentrieren wollte, musste sie sich eben auf das Bild vor sich konzentrieren. Das half aber auch nicht. Nell stand der Mund offen und sie leckte langsam über ihre Lippen. Ihr Atem beschleunigte sich etwas. Ihr wurde heiß und irgendwie war da… Hunger! Ich hab echt… Hunger!, versuchte sie sich abzulenken und versuchte in sich das Hungergefühl zu finden. Seit wann sitzt du denn da?!, fragte sie… irgendwie nach. Nein, das wurde selbst ihr jetzt zu bunt. Nell wandte sich etwas um, damit sie von Bramo wegkam und sich diese Szene nicht mehr ansehen musste, da fiel ihr Blick allerdings auf ihren Freund. Er hatte die Augen geschlossen und sah… soooo gut aus! Naella starrte ihn an. Und ohne Umschweife, machte sich ihre Magie selbstständig und kleine Herzchen ohhh sind DIE niedlich!! tanzten vorwitzig von ihr zu… ihm!

Ihr klappte der Mund auf und fasziniert, wie immer wenn etwas derartiges passierte, starrte sie der Herzchenparade nach, die sich mehr und mehr auf ihm verteilte. Sie wippte sogar mit dem Kopf, denn darin dudelte eine Melodie, nach der sie tanzten. Doch dann wurde Nell sich mit einem Mal bewusst, dass die Herzchen von ihm gesehen werden könnten! Sie sah sich schnell um und versuchte mit einem Mal die ganzen kleinen, magischen Dinger einzusammeln, doch sie waren flink und wie kleine Ameisen liefen sie ihr immer wieder über die Hände und zurück zu Bramo. Verflixte Biester, werdet ihr wohl! Lasst das! Hiergeblieben! Während Nell in ihren Bewegungen immer hektischer wurde, vergaß sie die Nähe zu ihrem Freund. Und ehe sich Nell bewusst werden und bremsen konnte, stieß sie gegen ihn, verlor das zweifelhafte Gleichgewicht und landete mit einem ‚uff‘ auf dem Rücken, direkt unter ihm. Nell starrte zu ihm rauf und blinzelte. Und während sie die Nähe kaum ertragen konnte, ohne sie einfach mit ihrer Kotter-Schnauze wegreden zu können, tanzten die Herzchen seine Arme entlang und in ihrem Kopf spielte wieder eine lustige Musik auf. Und zu allem Überfluss, konnte sie vom Innern des Zeltes deutlich das Keuchen und Schnaufen vernehmen, das ihren Hunger -in viel zu tiefen Regionen- nur zusätzlich schürte. Naella war verloren, soviel stand fest.

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Re: Der geschändete Tempel

Beitrag von Erzähler » Samstag 15. Oktober 2022, 10:05

Hätte Bramo doch nur geahnt, was in dem hübschen Köpfchen seiner Freundin vor sich ging... Es hätte seine Meinung zu ihr vermutlich stark geändert. Aber noch ahnte weder er noch Nell wie Meinungen sich wenden konnten.
Mit seinem Messer dürfte er sich auch mal bei mir Zugang verschaffen.
Sie zuckte zusammen, als hätte jemand sie erschreckt. Da deutete Bramo auch schon auf den schmalen Streifen Boden vor sich, damit sie sich vor ihn legen konnte. Hey, das war doch gar nicht schlimm! Ihr junger jungspuntiger Jungenkumpel war ja schließlich kein MANN und sie hatte schon oft sehr viel näher bei ihm gelegen.
Nell sah sich um, presste die Lippen aufeinander und legte sich dann hin, um in das Zelt zu spähen. Das helle Gelb ihrer Augen fand erstmal… einen haarigen Hintern! Nell musste schnell ihre Nase zuhalten, damit sie nicht prustete, grinste aber breit anerkennend für Mikks Attacke. Dann suchten ihre Augen allerdings weiter und fanden den kleinen Ausschnitt von Architekt und Heilerin. Ihre Augen wurden groß. Mikk hatte seinen felligen Arsch beiseite geschoben und zeigte voller Selb gerechter Zufriedenheit auf das Treiben:
„Sie treiben es! Ich hatte Recht!“
DAS zu sagen war von so enormer Wichtigkeit, dass er zwar geflüstert, aber doch nicht hatte die Klappe halten können. Wenigstens gingen seine Worte in dem leisen Stöhnen der Frau und dem Keuchen des Mannes über. Die Bewegungen zu beobachten, das leise Schnaufen zu hören, das alles regte Nell auf eine Weise an, die sie so noch nicht kannte. Sie schluckte und wollte sich ein wenig zurück robben, als sie Bramo erneut hinter sich spürte. Ihn und… ihn. Nells Herz schlug mit einem Mal wilder. Wenn sie sich nicht auf den Mann Jungen! in ihrem Rücken konzentrieren wollte, musste sie sich eben auf das Bild vor sich konzentrieren. Das half aber auch nicht. Auch Mikk war wenig hilfreich, denn er ließ sich es sich nicht nehmen einen einzelnen Schuh, vermutlich den des Architekten zu rammeln, als wäre die gerundete Spitze der willige Hintern eines weiblichen Ottsels. Aber im Gegensatz zu den humanoiden 'Anwesenden', sowie deren Zuschauern, war es für ihn nur seine Art sich über alles und jeden Lustig zu machen. Außerdem verlor das Ottsel schnell das Interesse an dem Schuh, ließ seine Geliebte unbefriedigt sitzen, verschwand zwischen zwei hohen Ledertaschen. War ja klar, dass Nells kleiner Begleiter schon mal 'unauffällig' das Zelt auskundschaftete. Sie entdeckte ihn sehr bald genau UNTER genau dem Stuhl, auf dem die beiden 'ritten', dann AUF einem Tisch, gerade noch verborgen vor den Blicken der Heilerin durch eine bauchige Kanne. Aber diese hatte wohl gerade ihre Aufmerksamkeit auch wo anders, denn das Tempo der feuchten Geräusche und das Keuchen nahmen langsam zu.
Nell stand derweil der Mund offen und sie leckte langsam über ihre Lippen. Wo auch immer sie ihr Wissen um Paarungstechnicken hatte, zugesehen hatte sie bestimmt noch nicht. Ihr Atem beschleunigte sich etwas. Ihr wurde heiß und irgendwie war da…
Hunger! Ich hab echt… Hunger!
, versuchte sie sich abzulenken und versuchte in sich das Hungergefühl zu finden.
Seit wann sitzt du denn da?!
, fragte sie… irgendwie nach. Nein, das wurde selbst ihr jetzt zu bunt. Nell drehte sich um, damit sie sich diese Szene nicht mehr ansehen musste, da fiel ihr Blick allerdings auf ihren Freund, mit dem sie nun quasi Bauch an Bauch lag. Er hatte die Augen geschlossen und sah…
...soooo gut aus!
Naella starrte ihn an. Der Kerl musste über Nacht um mindestens 15 Jahre gealtert sein. Gestern war er noch der kleine Junge gewesen, der immer mürrisch drein blickte. Wo war der geblieben??? Jetzt sah er aus, als hätte er Schmerzen, oder konzentrierte sich mit einer Ernsthaftigkeit auf etwas, dass sie nicht recht greifen konnte. Und da geschah es: Ohne Umschweife, machte sich ihre Magie selbstständig und kleine Herzchen...
...ohhh sind DIE niedlich!!
, tanzten vorwitzig von ihr zu…
...ihm!
Ihr klappte der Mund auf und fasziniert, wie immer wenn etwas derartiges passierte, starrte sie der Herzchenparade nach, die sich mehr und mehr auf ihm verteilte. Sie wippte sogar mit dem Kopf, denn darin dudelte eine Melodie, nach der sie tanzten. Doch dann wurde Nell sich mit einem Mal bewusst, dass die Herzchen von ihm gesehen werden könnten! Sie sah sich schnell um und versuchte mit einem Mal die ganzen kleinen, magischen Dinger einzusammeln, doch sie waren flink und wie kleine Ameisen liefen sie ihr immer wieder über die Hände und zurück zu Bramo.
Verflixte Biester, werdet ihr wohl! Lasst das! Hiergeblieben!
Hatte ihr da eines dieser Biester gerade den Stinkefinger gezeigt???!!! und war darauf hin im Halsausschnitt von Bramos Hemd verschwunden? Während Nell in ihren Bewegungen immer hektischer wurde, vergaß sie die Nähe zu ihrem Freund. Vorrangig musste sie ja ihre verrückt gewordenen Herzen ...ihr Herz... einfangen! Und ehe sich Nell bewusst werden und bremsen konnte, stieß sie gegen ihn. Bramo hatte ja ursprünglich hinter ihr gelegen und seinen Oberkörper auf einem Ellenbogen etwas höher gestützt, damit er über sie hinweg sehen konnte. Jetzt aber, da Nell unruhig wurde und zappelnd das Gleichgewicht verlor, landete er mit einem leisen ‚uff‘ halb auf ihr. Ihr Strampeln hatte ihn nicht gänzlich aus seiner Konzentration gerissen, wohl aber seine Lieder flattern lassen, aber doch so sehr genervt, so dass er gerade mit dem oberen Arm nach ihrer Hüfte hatte greifen wollen, wie eben der junge Kumpelfreund, mit dem sie sich oft um eine Decke gestritten hatte. Durch ihre Drehung und ihr Gestubse hatte sie sich ausmanövriert. Bramos erstaunlich schwerer Leib drückte sie herunter. Sein Knie hob sich im Taumel der Reflexe und drang zwischen ihre Schenkel, seine große Hand packte fest ihre abgewandte Hüfte, während die, die seinen Kopf gehalten hatte nach oben weg rutschte, ihre eine Brust wurde von seiner gequetscht und sein Gesicht landete auf ihrem. Seine Nase lag an ihrem Wangenknochen und ihrer beider Mundwinkel berührten sich sanft. KEIN KUSS! Das war auf gar keinen Fall ein Kuss! NEIN! NEIN! NEIN!
...
Nell starrte zu ihm rauf und blinzelte. Auch seine Augen waren nun weit offen. Einen Herzschlag lang regte sich keiner von beiden. Und während sie die Nähe kaum ertragen konnte, ohne sie einfach mit ihrer Kotter-Schnauze wegreden zu können, tanzten die Herzchen seine Arme entlang, winkten ihr siegessicher von seiner Schulter aus zu und in ihrem Kopf spielte wieder eine lustige Musik auf. Naella war verloren, soviel stand fest.
Bramos Seelenspiegel hefteten sich an ihre und noch nie war ihr aufgefallen, dass das langweilige mittelmäßige Braun seiner Augen auch stahlgraue Einschlüsse hatte. Wie winzige Dolche durchschnitten sie die warme umgebene Farbe und spielten mit den Schatten, die seine langen dunklen Wimpern warfen. Dazwischen fing sich das Licht und tanzte funkelnd im Glanz der schwarzen riesigen Seen die seine Pupillen formten. Einige dunkelbraune Haarsträhnen waren ihm ins Gesicht gefallen und kitzelten ihre Wangen.
Bramo holte Luft und ALLES an seinem Körper schien in die dringen zu wollen, doch nur einen Herzschlag lang, denn dann glitt seine Hand auf ihrer Hüfte ab und er stütze sich neben ihr auf um sich aufzurichten, den süßen Taumel aus Nähe und Zauber zu beenden. Seiner Wärme beraubt fühlte sich Nells Wange plötzlich kalt an. Ihr Mundwinkel hallte noch von der erstaunlichen Weichheit seiner Lippen nach. Das angenehme leichte Scheuern seines 'Drecks' war fort und Bramo drückte seinen Oberkörper hoch. Sein Knie zwischen ihren Beinen... uiuuiuiuiuiiii... erhöhte aber unbedacht den Druck auf ihren Unterleib und um sich auf alle Viere über sie zu bringen, schob er es auch noch ein wenig mehr nach oben. Dann stemmte er beide Fäuste neben Nells Schultern in den Boden und starrte ernst auf sie herab. Bramo hatte schon immer gern mürrisch drein geschaut, aber das hier war anderes. Ob er vielleicht auch 'Hunger' hatte? All diese winzig kleinen Berührungen, die sonst so selbstständig waren, so unschuldig, waren plötzlich … so anders?! Sein Blick senkte sich, wohl, um ihrem auszuweichen und blieb kurz am sanften Rot ihrer Lippen hängen. Dann schloss er sogar wieder kurz seine Augen und sein Kiefer wirkte angespannt. Seine Halsmuskeln flankierten den deutlich schluckenden Kehlkopf und seine Brust hob und senkte sich heftig. Er verlagerte etwas sein Gewicht, so dass er eine Hand anheben und den Zeigefinger an seine Lippen legen konnte. So gebot er ihr still, ihm einen Moment Zeit zu schenken...
Und das alles geschah in der anhaltenden Geräuschkulisse eines anderen Paares und in der Notwendigkeit selbst ruhig sein zu müssen.
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