Im tiefen Dickicht

Der Wald liegt südwestlich und erstreckt sich weit in den Osten. Die Zwillingsflüsse Euwin und Auwin schenken dem Wald das Leben. Der Turm der Weisheit und die Ruinen Kosrals verbergen sich in ihm. Angeblich haben die Elfen dort ein Dorf errichtet.
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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. März 2011, 11:58

Sie waren über den Fluss gekommen. Das konnten sie durchaus als Vorteil verbuchen, denn auch wenn sie noch nicht weit vom Punkt des dunkelelfischen Angriffs entfernt waren, so wussten sie doch, dass mögliche Verfolger keine Schlangenfrau bei sich hatten, um ihren Körper als Brücke zu benutzen. Allerdings sollte sich das Trio ein Stück weiter in die Wälder zurückziehen. Weg vom Wasser und seinem Ufer, wo man sie nur allzu schnell entdecken konnte.
Windfuchs machte hierbei den ersten Schritt, auch wenn er sich nicht gleich zum Anführer wandelte. Nein, so viel Eigenständigkeit konnte man ihm nicht zusprechen. Er mochte von sich aus mit Celest geredet haben, aber das war schon ein riesiger Schritt für jemanden ohne Seele, der sonst nur auf die Forderungen des Kugelträgers reagierte.
Jetzt ging er neben Asgar auf ein Knie herab. Sein Fell war noch immer klatschnass, vom Sturz in den Fluss. Die Muskeln zitterten leicht, aber Windfuchs ignorierte es. Trotzdem ein deutliches Zeichen, dass ein Hybrid in nassem Fell fror wie ein Hund im Regen. Er berührte die Brust seines Herrn, ein Stück tiefer als dort, wo die gebrochenen Rippen brannten und schmerzten. Sie alle brauchten Ruhe und so wie die beiden Hybriden aussahen, auch ein Feuer.
Windfuchs blickte fragend. Er wartete geduldig auf einen Befehl. Ihm ging es körperlich noch am besten. Er würde eine Menge tun können und als Fuchswesen konnte man ihm zuschreiben, sich in Wäldern auszukennen. Vielleicht fand er einen geeigneten Lagerplatz, könnte ein Feuer entfachen oder Pflanzen finden, die Linderung für Asgars Schmerzen verhießen. Welche Fähigkeiten und Kenntnisse er tatsächlich besaß, sagte er von sich aus natürlich nicht.
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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Asgar » Mittwoch 30. März 2011, 21:21

Der Körper des Nachtelfen schien zu kollabieren. Diese Frau war doch schwerer als gedacht. Er spürte jeden einzelnen Muskel in seinen Armen, auch wenn die doch eher recht bescheiden waren. Nach kurzem hin und her war sie heraufgezogen und Asgar kippte vor Erschöpfung nach hinten ins Gras. „Geschafft...wir haben's geschafft“, sagte er beinahe atemlos. Die Frau bedankte sich bei beiden. „Ich … danke euch! Danke danke danke danke...“ Ihre Freude war nicht zu überhören, auch wenn das ein paar Danke zuviel waren, zumindest für Asgars Geschmack. Ein einzelnes hätte ihm schon gereicht. Aber er nahm es hin, lächelte sogar leicht. Dem Nachtelf blieb nicht verborgen, dass auch sie außer Atem geriet, da ihre Stimme immer leiser wurde. Er selbst wäre liebend gern hier liegengeblieben. Ausruhen...nichts tun müssen...

Doch leider wären sie hier viel zu leicht aufzustöbern, sollten weitere dieser Dunkelelfen kommen, die sie womöglich schnappen wollten, dessen war er sich bewusst. Hier am Fluss war es nicht so sicher, da gab es keine Deckung. Im Wald hätten sie weitaus bessere Chancen, unentdeckt zu bleiben.
Also zwang er sich wieder in eine aufrechte Position, auch wenn sein Körper aufs Heftigste dagegen rebellierte. Ihm war es im Moment aber mehr als scheißegal. Er versuchte sich zu konzentrieren, um den Schmerz besser unterdrücken zu können. Sein alter Lehrmeister hatte ihm das mal empfohlen, da man damit auch Folter besser widerstehen konnte. Für einen Dieb, wie er einer war, also ganz passend.
Ein schöner Dieb bin ich! Warum läuft in letzter Zeit eigentlich alles schief? Ich mache doch nur meine mir bestimmte Berufung! Nun ja, das alles schlecht war, war etwas übertrieben, denn er hatte seine wahren Gefühle für Rin entdeckt. Das war zumindest etwas gutes in diesem ganzen Chaos aus Machtgier und Bosheit.
Doch wirklich freuen konnte er sich im Moment darüber eher nicht. Rin war fort, von Dorcha entführt und den Horden seines Volkes ausgeliefert. Dem Volk der Dunkelelfen. Er wollte sich nicht einmal im Traum vorstellen, welches Leid seine Partnerin im Moment durchstehen musste. Und ich weiß immer noch nicht, ob sie schwanger ist! Ich hoffe sie steht das alles durch...

Windfuchs beugte sich in einem Moment der Unachtsamkeit so plötzlich über ihn, dass er vor Schreck fast wieder nach hinten geplumpst wäre, was seinen Rippen im Moment mit Sicherheit nicht gerade gut getan hätte. „Windfuchs! Hast du mich jetzt aber erschreckt!“ Der Nachtelf zitterte leicht vor Erschöpfung.
Zwischendurch berührte der Hybrid seine Brust, glücklicherweise nicht auf der verletzten Stelle, sondern etwas darunter. Asgar spürte trotzdem einen leichten Schmerz, der sich auf die leichte Druckstelle fokussierte und sich dann leicht wieder in der näheren Umgebung ausbreitete. Was hatte das zu bedeuten? Der Hybrid wartete wohl auf Anweisungen. Und Asgar würde sie ihm geben.

„Windfuchs, wir müssen uns alle etwas ausruhen und vor allem ein Feuer anzünden, damit wir dein Fell trocken bekommen. Nicht das du noch kollabierst vor Erschöpfung.“ Damit machte er klar, dass er sich wirklich um seine Gesundheit Sorgen machte. Somit hoffte er, das Bild des kaltblütigen Mörders seines Bruders etwas zu zerstreuen.
Er ließ sich von dem Fuchshybride aufhelfen und sah dann fragend zu der Frau hinüber. „Wir sollten einen sicheren Platz suchen, an dem wir lagern und neue Kräfte sammeln können. Kommst du?“ Er sah ihr an, dass sie sehr stark geschwächt war. Diese Brückenbau-Aktion hatte sie dem Anschein nach viel Kraft gekostet, jetzt war es nur fair, das sie die auch wieder sammeln konnte.

Er stand zwar etwas wackelig auf den Beinen, da sein Körper die vorherige Anstrengung immer noch verdauen musste, aber er stand. Sollte es hier und jetzt zum Kampf kommen, wäre das sein Ende. Ich kann mit einer kaputten Rippe nicht kämpfen. Außerdem riskiere ich damit zu viel, ich könnte da wieder Schläge drauf bekommen, was es noch schlimmer machen könnte. Nein, kein Kampf!
Das schied schon vornherein aus. Kämpfen konnte er erst dann wieder, wenn alles geheilt war. Sein Blick ging wieder zu Windfuchs hinüber. Er hatte den Hybriden gar nicht gefragt, ob er sich mit Heilung und solchen Sachen auskannte. Vielleicht war es jetzt mal an der Zeit, das zu überprüfen, denn hier einen Heiler zu erwischen war fast schon so schwierig, wie einem Troll höfisches Benehmen beizubringen. „Windfuchs, weißt du etwas über Heilung?“

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Celest » Samstag 2. April 2011, 11:37

Nach einem kleinen Moment des Dösens, öffnete Celest ihre Augen und musste feststellen, dass sie immer noch vollkommen erschöpft war. Was anderes hatte sie zwar nicht erwartet, aber es würde hinderlich werden, denn einmal musste sie sich mindestens noch bewegen.
Sie versuchte also sich aufzurichten, indem sie ihre Hände in den Boden stämmte und sich dadurch in eine Sitzposition brachte. Währenddessen, gab der Verhüllte seinem Gefährten einige Anweisungen, damit sie bald allesamt ihre Pause genießen konnten. Die Schlangenfrau, war mal eine Dienerin gewesen. Fleißig und hilfreich war sie, und das wollte sie nun auch in diesem Moment sein. Zu dumm nur, dass ihr Schweif kaum zu bewegen war. Dazu fehlte einfach die Energie. Zwar hatte sie vorhin gegessen, aber das war noch lange nicht genug, um so einen großen Körper zu versorgen.
Zumindest konnte die Schlangenfrau ihren Oberkörper einigermaßen bewegen, wenn auch nur langsam.
„Windfuchs?“, murmelte sie schließlich, als der Verhüllte seinen Namen in den Mund nahm.
Hm der Name passt wirklich zu ihm. Ich frage mich nur, wie er in Wirklichkeit heißt?
Der Verhüllte unterbrach ihre Gedanken, denn wie er bemerkte, war es hier einfach zu gefährlich um zu rasten. Da gab ihm Celest mit einem Nicken vollkommen Recht.
Doch ehe sie weitergehen konnten, musste sich Celest noch einen kleinen Moment erholen. Sie versuchte ihren Schweif zu bewegen. Dabei tat ihr zwar einiges weh, aber sie bemerkte, dass wenn sie diese Schmerzen ignorierte, dass sie sich bewegen konnte. Sie richtete sich also wieder auf, und schlängelte langsam in Richtung des Waldes, der sie mit wildem Vogelgezwitscher und einem leichten Windhauch begrüßte. Zum Glück schien die Sonne, um ihre Körper einigermaßen schnell zu trocknen, was durch die ohnehin schon schwüle Lufttemperatur nur noch beschleunigt werden würde.
Celest liebte dieses Klima, denn es war ohnehin schon schwierig die eigene Körpertemperatur zu halten, wenn man plötzlich an die 12m lang ist. Dies war der Grund warum sie sich für dieses Gebiet entschieden hatte, weswegen sie auch am liebsten in diesen Wäldern geblieben wäre. Nun näherten sie sich aber einem Gebiet, was sich ihrem „Territorium“ entzog. Inständig hoffte sie, dass dies keine üblen Überraschungen für sie bedeuten würde, denn keiner wusste, wer oder was dort in diesem Teil des Waldes lebte. Außer natürlich, ihre beiden Gefährten kannten sich hier aus. Bei Windfuchs wäre das schon möglich, aber der Verhüllte macht auf Celest nicht den Eindruck, als wäre er oft in Wäldern.
Ohne weitere Worte zu verlieren, schlängelte Celest zwischen den Bäumen hindurch und versuchte so gut es ging vorwärts zu kommen. Nicht dass dieser Wald ein besonderes Hindernis für sie darstellte, nur war sie noch immer ziemlich langsam und wollte sich nicht noch weiter unnötig anstrengen. Windfuchs würde schneller sein als sie, deswegen ging sie zwar vor, würde dann aber dem Hybriden folgen, der bestimmt ebenfalls seine Erfahrungen mit Wäldern gemacht hat.
Bestimmt waren diese Erfahrungen nicht freiwillig gemacht worden. Ich frage mich, wie er wohl in diese Situation geraten ist.
Der Verhüllte hingegen, würde sicher auch irgendwie durch das dichte Geäst kommen, Sorgen machte sie sich da keine. Sie wollte zunächst eh nur auf ihre eigenen „Schritte“ achten, denn das war ihr, wenn sie wirklich ehrlich zu sich war, wichtiger.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Erzähler » Montag 4. April 2011, 17:23

Asgar ließ sich von dem Hybriden hoch helfen und bemühte sich seine Sorgen auch an diesem mitzuteilen. Windfuchs legte den Kopf dabei leicht schräg und seine Ohren zuckten. Das gesagte war klar, sie brauchten alle Ruhe und Hilfe.
So nickte der Hybrid auf die Frage von Asgar.
Celest hatte es inzwischen geschafft sich wieder aufzurichten. Ihr war dieser Teil des Waldes unbekannt, doch schlängelte sie sich voraus. So würde es auf jeden Fall für Asgar leichter sein, weil ihr gewaltiger Schweif doch eine Schneise ließ.
Windfuchs half erst Asgar, dann eilte er voraus. Das er selber nicht fit war, schien ihn nicht zu kümmern, obwohl er gerade noch vorher einen leichten Schwächeanfall hatte. Seine Bewegung war flink und geübt. So würde man nicht annähend denken, dass er nur auf Befehl und Anweisungen reagierte. Doch er schien inzwischen mehr und mehr eigenes Handeln zu übernehmen, wenn er den Anreiz bekam. Ob es nun eine Liane zum Fesseln für einen Dunkelelfen war oder ein Satz, der nicht befohlen war, sprach.
Er blickte sich wieder und wieder nach Asgar um. Aber sonst war seine aufmerksamkeit auf die Pflanzen am Boden gerichtet. seine Augen weiteten sich und er sprintete los.
Er überholte Celest mit Leichtigkeit und hielt stoppend seine Hand vor ihr. Dann begab er sich vor ihr in die Hocke. Seine Hand war nur knapp davor ihren leib zu berühren. Doch sein Augenmerk galt einer Pflanze. Sorfältig nahm er die Pflanze im Augenschein, zupfte sich ein Blatt ab und schnüffelte daran. Er nickte zu sich selbst und pflückte die Blätter knapp vor ihrem Leib die Pflanze leer. Eine Handvoll reichte er ihr hoch.
„ Heilungspflanze!...Zerkauen und auf die Wunden legen“ Dann trat er wieder beiseite und eilte zu Asgar. Vor ihn stehend reichte er ihm ebenfalls die Blätter und sagte ebenfalls die gleichen Worte.
Doch damit wurde es nicht stiller um den Hybriden.
In rascher Eile begann er Holz einzusammeln und setzte sich daran ein kleines Feuer zu entfachen. Windfuchs hatte das Feuer fast nicht mehr nötig. Er war so eiligst du das Geäst gesprungen, dass es nicht mehr nötig war. Doch würde die Hitze auch den beiden Verletzten gut tun. Wieder schien der Fuchs loszustürmen und holte eine starke Liane. Ohne auf eine Antwort von Asgar zu warten wurde diese mehrmals um den Nachtelfen gewickelt, so dass es einen stabilisierenden halt gab. So würde der Schmerz nicht ganz so groß sein und Asgar konnte sich noch bewegen.
Das Feuer brannte inzwischen und wieder stürmte der Hybrid in den Wald. Schnell verlor man ihn aus der Sicht.
Ein Schrei ertönte plötzlich aus dem Dickicht. Schrill und endete abrupt.
Die Äste raschelten und Windfuchs kam mit einem Hasen zurück. Schlaff hing das Tier in seinen bebenden Armen. Tot.
Er hatte das Essen erlegt.
Windfuchs hechelte wie ein gehetzter Hund und sein Körper schwankte …. Und mit einem Aufstöhnen sackte er überraschend zusammen. Das was ihn abtreiben ließ, schien gewichen zu sein. Sein Körper konnte die lange Anstrengungen nicht mehr halten. Zitternd lag der Hybrid am Boden. Die Augen geschlossen.
Der Hybrid hatte alles gegeben, nun lag es an den beiden sich ein Lager zu machen und sich mal um ihn zu kümmern.


OT: So ihr beiden, traut euch ruhig mal, etwas voraus zu schreiben. Ihr müsst nicht ständig in der Vergangenheit agieren. :D wir werden euch schon stoppen, wenn es zu weit geht ;)
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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Asgar » Dienstag 5. April 2011, 23:23

Zumindest stimmte sie ihm zu, dass es hier zu gefährlich war, um zu verweilen. Im Wald wäre es wirklich sicherer, zumal sie ja nicht wussten, ob und wie viele Feinde ihnen nun auf den Fersen sein könnten. Es schauderte ihn. Er wollte vorerst keiner weiteren Horde von Dunkelelfen oder Orks in die mordgierigen Arme laufen. Was die mit ihnen anstellen könnten, nein, diesen Gedanken dachte er lieber nicht zu Ende. Es wäre nichts Gutes oder Schönes.

Und dann bewegte sich die kleine Truppe auch schon vorwärts. Asgar fiel ein gutes Stück zurück, seine malträtierte Rippe verhinderte einfach, dass er schneller laufen konnte. Das Leben konnte so grausam sein. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Wenn nicht bald ein Wunder geschah, welches diese Pein von ihm nahm, würde er womöglich noch durchdrehen. Doch was das Gift nicht geschafft hatte, würde er auch von alleine nicht schaffen. Soviel Selbstkontrolle hatte er, zumindest im Moment.

Windfuchs spähte aufmerksam herum, jedoch richtete er sein Augenmerk eher auf die verschiedensten Pflanzen, die hier wuchsen, als auf die Umgebung. Dann jedoch sprintete er los, als wie wenn er einen Floh im Pelz hatte und diesen schnell wieder loswerden wollte. Mit seinem Tempo überholte er sogar die Schlangenfrau. Ach du meine Güte, ist der aber schnell! Der Nachtelf war mal wieder von dem immensen Tempo seines Begleiters überrascht.

Dann, als der Hybrid stoppte und sich hinkniete, wäre Asgar beinahe in die Frau hinein gestolpert, konnte aber gerade noch so abbremsen. „Was ist los, Windfuchs?“, fragte er überrascht und reckte sich etwas, um etwas sehen zu können. Der Hybrid antwortete nicht auf die Frage, sagte zu der Frau etwas und trat dann auf ihn zu. „Heilungspflanze!...Zerkauen und auf die Wunden legen“, sagte er und drückte dem verdutzten Dieb einige Blätter in die Hand. „Und du meinst, das hilft auch gegen gebrochene Rippen?“ Misstrauisch beäugte er das Grünzeug in seinen Händen. Gegen einen Rippenbruch half seines Wissens nach nur eine Operation. Aber ob das einfache Pflanzen bewerkstelligen konnten? Er musste es herausfinden.

Er war sich da nicht wirklich so sicher, aber wenn der Fachmann vom Dienst es sagte, dann würde es schon richtig so sein. Aber erst mussten sie ein geeignetes Plätzchen finden, vor allem eines mit viel, viel Schatten, da er im Sonnenlicht ohne schützenden Umhang nicht lange existieren konnte. Das war der Fluch, mit dem jeder Nachtelf leben musste. Nun ja, in ihrem Reich nicht, da existierte kein Sonnenlicht. Dort herrschte regelrechte Dunkelheit, ein Paradies eben, voller Zwielicht und Schatten.

Dann jedoch sauste der Hybrid wieder von dannen und begann, wie wild Holz zu sammeln, um damit ein Feuer zu entzünden. „Hey, Windfuchs! Übernimm dich nicht!“, rief Asgar noch hastig, bevor Windfuchs wieder aus seinem Blickfeld hechtete. Ein Wirbelsturm ist nur ein laues Lüftchen gegen diesen Kerl. Also Energie hat der... Allerdings machte er sich langsam Sorgen, denn der Hybrid schien schon leicht anzufangen zu schwächeln. Das hatte er bei der Überquerung des Flusses schon gemerkt. Er verausgabte sich.

Kurz darauf ertönte ein schriller Schrei, so laut, sodass der Nachtelf die empfindlichen Spitzohren mit beiden Händen schützen musste. Windfuchs auf der Pirsch... Kurz darauf kam er auch schon mit einem fetten Hasen zurück. Der Kopf des Tieres hing seltsam verdreht zur Seite weg, über die Todesursache wollte er nicht wirklich nachdenken. Er schluckte kurz. Wie gut, dass Windfuchs und er auf der selben Seite standen. Er wollte nicht mit dem Dunkelelfen tauschen, der ihm zum Opfer gefallen war.
Zumindest hoffte er das sie auf der selben Seite waren. Der Hybrid würde den Mord an seinem Bruder bestimmt nicht vergessen haben und ihn früher oder später dafür zur Rechenschaft ziehen. Auch wenn der Bruder für seine derzeitige seelenlose Situation mitverantwortlich gewesen war...

Man konnte Windfuchs die Anstrengung ansehen, sein Körper zitterte und bebte. Und dann sackte er mit einem Aufstöhnen in sich zusammen. Asgar konnte seinen Sturz gerade noch abbremsen, sodass er nicht mit voller Wucht auf dem Boden aufschlug. „Ruh dich aus, Windfuchs. Ruh dich aus, du hast es dir verdient.“ Er tätschelte ihm beruhigend den Kopf.
So, wenn wir jetzt angegriffen werden, ist es aus. Dann können wir einpacken. Damit hätte er recht, denn Windfuchs war wirklich der einzige von ihnen dreien, der wenigstens einiges an Erfahrung im Kämpfen und Töten hatte. Asgar selbst hatte bisher nur rudimentäre Kenntnisse was Kampf anging und zwar nur mit dem Dolch. Mit dem Schwert hatte er, wie der Anfänger der er war, fast schon lächerlich herumgefuchtelt. Und was die Frau anging, nun sie schien mit dem Töten ebenfalls nicht so zurecht zu kommen.

„Wir sollten uns ein Lager aufbauen. Und dann müssen wir erst mal unseren Wirbelwind hier wieder aufpäppeln“. Die letzten Worte waren weder beleidigend oder anderweitig abwertend gemeint, sondern zeugten von einer ordentlichen Portion Respekt, die der Nachtelf vor seinem Hybriden-Freund hatte. Er schuldete diesem Jungen mehrfach sein Leben, jetzt war es nur gerecht, wenn er dasselbe nun für ihn tat. Er hatte es verdient.

Rasch suchte er sich nahe Windfuchs ein schattiges Plätzchen und legte den Rucksack dort ab. Dann kramte er aus eben diesem Rucksack eine kleine Decke hervor, faltete sie zusammen und legte sie dem Hybrid unter den Kopf. Wenn er schon lag, dann sollte er auch bequem liegen. Dann ließ sich Asgar mit einem erleichterten Seufzer neben dem Hybriden im Schatten eines Baumes nieder und begann damit an seiner Rüstung herumzuhantieren. Das Grünzeug hatte er schon im Mund, um es dann auf die Verletzung zu legen. Verdammte Riemen! Grml!

Kurz darauf hatte er die Oberbekleidung erfolgreich entfernen können. Was er dann sah, ließ seine Augen vor Schreck etwas größer als normal werden. Dort wo die Rippen gebrochen waren, hatte sich seine Haut abnormal dunkel verfärbt, so als ob er eine innere Blutung gehabt hätte. Mist! Sieht übel aus! Hoffen wir mal, dass ansonsten alles heil geblieben ist! Nicht selten kam es vor, dass gebrochene Rippen auch die Haut durchbohrten und noch mehr Schmerzen verursachten. Doch Asgar schien nochmals Glück im Unglüch gehabt zu haben. Trotzdem war der Anblick nicht gerade sehr schön.
Dann gleich danach legte er sich die aufgeweichten Blätter auf eben diese Stelle. Hoffentlich half das, ansonsten würde er wirklich einen Heiler aufsuchen müssen. Hier ein fast hoffnungsloses Unterfangen.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Celest » Freitag 8. April 2011, 15:57

Dieser Teil des Waldes, war ausgesprochen schön. Die Sonne schien sachte durch die Blätter hindurch und streichelte Celests Haut ab und an mit herrlich angenehmer Wärme. Es gab aber auch viele schattige Plätze unter den kräftigen Bäumen, die den sonnenscheuen Wesen durchaus besser gefallen würden. Diese Gedanken kamen ihr allerdings nicht. Und selbst wenn, hätte sie den Verhüllten damit nicht in Verbindung gebracht, denn obwohl sie wusste, dass seine helle Haut ein Merkmal seines Volkes war, wusste sie nichts über seine Lichtempfindlichkeit.

Ihr Herz hatte mittlerweile aufgehört zu rasen, dennoch hatte sie einen hohen Puls. Der Sonnenschein war zwar ein schöner Effekt, konnte ihre Erschöpfung aber nicht lindern. In diesem Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher als eine weiche Stelle irgendwo im Wald, die sie in den Schlafen wiegen und vielleicht für ein paar Stunden vergessen lassen würde. Die jüngsten Ereignisse waren mehr als nur schwer zu schlucken für die junge Schlangenfrau, daher drückte sie ihre Erinnerungen in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins, um es irgendwie zu verarbeiten. Natürlich schoben sich immer wieder die Bilder des brutal ermordeten Dunkelelfen vor ihr inneres Auge, doch konnte sie diese eilig durch einen anderen Gedanken ersetzen. Sie versuchte über ihre Gefährten nachzudenken, die ihr immer noch sehr mysteriös erschienen. Vieles war ihr noch nicht klar, sie kannte noch nicht einmal den Namen des Verhüllten! Aber den würde sie sicher bald erfahren, denn sie alle brauchten eine Pause und dann gab es Zeit zum Reden. Möglicherweise.

Während sie also durch den Wald schlängelte und sich ihren Gedanken hingab, wurde sie von der Schnelligkeit des Fuchshybriden so sehr überrascht, dass sie sich erschreckte. Als sie dann plötzlich auch noch eine Hand auf ihrem Bauch spürte, wich sie reflexartig zurück. Diese Berührung war zwar kurz, aber ziemlich warm und unangenehm. Es war ihr, als wäre Windfuchs Hand immer noch an der Stelle die nun unter ihrer Kleidung warm wurde.
Das ganze war so schnell passiert, dass sie augenblicklich rot geworden war und sich innerlich für ihr Verhalten schämte. Es war doch nur Windfuchs gewesen. Kein Raubtier.
Die Hitze in ihrem Gesicht nahm wieder ab, als sie ihre relativ kühlen Finger kurz auf ihre Wangen legte. Dabei beobachtete sie, wie Windfuchs einige Pflanzen pflückte und sie ihr in die Hand drückte. Seine Anweisung setzte sie aber nicht gleich in die Tat um. Nicht, dass sie dem Fuchshybriden nicht vertraute oder in seine Fähigkeiten in Frage stellte, es erschien ihr nur so seltsam von jemandem ohne Seele solch eine Hilfe zu bekommen.
Wenn ich mir Seelenlose vorstellen soll, dann passt Windfuchs irgendwie nur teilweise in dieses Bild. Ob mir der Verhüllte wirklich die Wahrheit gesagt hat?
Sie runzelte misstrauisch die Stirn, während sie die Blätter in ihrer Hand musterte. Natürlich galt ihr Misstrauen nicht den Blättern, sondern ihren Gefährten, aber das könnte ein Außenstehender natürlich nicht wissen.
Schließlich steckte sie sich die Pflanze in den Mund und kaute ein wenig darauf herum. Es schmeckte ihr nicht. Es war bitter und piekste ziemlich stark, aber sie nahm es gelassen hin und kaute es langsam zu einem Brei zusammen.
Ganz im Gegensatz zu ihr, bewegte sich Windfuchs wie ein geübter Akrobat durch den Wald. Sammelte Holz und entzündete ein Feuer, um dann im nächsten Moment wieder im Schatten der Bäume zu verschwinden und eine Liane zu holen.
Sie beneidete ihren Leidensgenossen um diese Fähigkeiten sogar, denn es gab einem eine gewisse Freiheit, so flink durch Wald und Wiesen zu huschen. Ihr würde diese Fähigkeit für immer versagt bleiben. Ein leiser Seufzer entwich ihr, ehe sie sich an das Feuer heran bewegte, ihren Leib zusammenrollte und sich auf diesen drauf setzte.
Ihr Blick galt aber weiterhin Windfuchs der nun wieder im Wald verschwunden war, und kurz darauf mit einem erlegten Tier zurück kam. Celests Herz schlug höher bei diesem Anblick, aber sie wusste, dass ihr dieser kleine Hase sicher nicht reichen würde. Selbst wenn sie ihn ganz für sich beanspruchen würde.

Sie unterbrach ihre Gedanken, als der Hybrid plötzlich zusammenbrach. Ein Schuldgefühl machte sich in ihrem Körper breit, als sie den erschöpften Fuchsmenschen dort liegen sah, Glücklicherweise war der Verhüllte so geistesgegenwärtig, um den armen Kerl halbwegs aufzufangen und ihn richtig hinzulegen. Die Schlangenfrau schämte sich.

Der zerkaute Brei in ihrem Mund, musste erst auf ihre Wunden, damit sie dem Blassen antworten konnte, doch wusste sie nicht recht, welcher ihrer zahlreichen Kratzer zuerst versorgt werden sollte.
Sie entschied sich schließlich für eine Wunde auf ihrer Schulter, um die nötige Armfreiheit zu haben, die sie nun brauchen würde.
Der Verhüllte kümmerte sich um eine gewisse Gemütlichkeit des Hybriden. Und setzte sich in einen nahe gelegenen Schatten. Sie beobachtete noch wie er entgeistert seine eigenen Wunden begutachtete, als sie sich endlich in Bewegung setzte, um ebenfalls einf wenig für die Gruppe zu tun.
Sie schnappte sich den Hasen und schaute sich nach einem spitzen Stein um. Ein wenig schwierig war das schon, da so viel Moos, Wurzelwerk , Blätter und Äste auf dem Boden lagen.
Sie schlängelte also zum Verhüllten hinüber und fragte leise.
„Habt ihr vielleicht einen Dolch oder ein scharfes Messer dabei?“ Sie wollte freundlich klingen, wusste aber nicht ob es ihr gelang, da ihre Gedanken in ernste Formen festgefahren waren und dadurch auch ihre Stimme ziemlich kalt klingen konnte.
Um sich selbst ein wenig zu lockern, fügte sie noch hinzu: „Wie sieht es mit deiner Wunde aus? Ist es sehr schlimm?“

Die Erschöpfung war ihr nur noch anzumerken, da sie langsam sprach und sich auch dementsprechend gemütlich bewegte. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich aber dazu verpflichtet den Hasen zuzubereiten, vielleicht weil sie sich irgendwo doch noch wie eine Dienerin fühlte, vielleicht aber auch nur, weil das Tier in ihr nach Fleisch schrie.
Natürlich wollte sie sich auch ausruhen, aber die Mühen Windfuchs' sollten nicht umsonst gewesen sein.

Auf einmal spürte sie aber eine sachte Berührung an ihrer Schwanzspitze. Dies jagte ihr eine gewaltige Gänsehaut über den Rücken, denn dort war sie besonders empfindlich. Angsterfüllt blickte sie zum Verhüllten und erbettelte stumm eine Antwort auf die Frage die ihr ins Gesicht geschrieben stand: „Was, ist das?“
Sie wagte nicht sich umzudrehen, obwohl das Gefühl ihren Schweif hinauf wanderte. Zugleich ließ das Gefühl an ihrer Schwanzspitze nicht nach, so als krabbelte dort kein Käfer hinauf, sondern ein viel längeres Geschöpf.
Die Antwort erhielt sie schließlich vom Verhüllten, der somit ihre Befürchtung bestätigte. Es handelte sich um eine Schlange, die da ihren Körper entlang kroch.
Diese Berührung war sacht und warm, fühlte sich auf ihrer Haut auch berauschend gut an, doch bekam sie trotzdem das Zittern. Schließlich war sie nicht nur eine Schlange sondern auch noch ein Mensch, es konnten daher nur gemischte Gefühle in ihr hoch kommen.

In ihrem Leben als Halbschlange war sie bisher noch nie einer echten Schlange begegnet. Sie wusste nicht, ob diese Tiere sie genauso angreifen würden, wie normaler Menschen die ihnen zu nahe kamen, doch dieses Geschöpf kam auf SIE zu und nicht umgekehrt. Was wollte es von ihr? Oder sah es Celest als Feindin an?
Und was ist wenn es ein Männchen ist? …
Dieser Gedanke war so abartig, dass sie ihn lieber nicht zu ende dachte. Jetzt wurde sie aber langsam ein wenig panisch. Ihr Puls fing an zu rasen, während sie ihren Schweif hin und her wälzte. Das Feuer ließ sie dabei aber möglichst unberührt, auch wenn das die Schlange vielleicht vertreiben könnte.
„GEH WEEEEEEG!!!“ Kreischte sie schließlich und kroch eiligst vom Lager weg, um das Tier abzuschütteln.
Schließlich war sie so weit weg geflüchtet, dass es ruhig um das Lager wurde. Man konnte nur noch entfernt ihre panischen Schreie hören, die dumpf durch den Wald hallten.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Erzähler » Dienstag 12. April 2011, 21:50

Ob Asgar geahnt hatte, welche Energie noch in seinem füchsischen Begleiter steckte? Jetzt schien Windfuchs aber alle Reserven aufgebraucht zu haben. Wie hatte er es geschafft, sich noch einmal so anzutreiben? Vielleicht, weil er Befehle ausführte und nicht über seine eigenen Bedürfnisse und Notwendigkeiten nachdachte. Ein seelenloser Soldat, ein Bauernopfer, wenn es sein musste. Hatten die Dunkelelfen das aus ihm machen wollen?
Zitternd lag der Fuchs am Boden, aber es kam wohl kaum von der Kälte, selbst wenn sie begann, sich wie ein lautloser Jäger anzuschleichen. Die Nacht würde bald hereinbrechen und mit den schwindenden Strahlen des Tageslichts suchte kühlere Luft den Neldoreth heim.
Asgar hatte seinen Gefährten noch gewarnt. Dieser Befehl oder vielmehr die Bitte kam zu spät. Er hatte sich übernommen und nun musste er mit den Konsequenzen auskommen. Seine Atmung ging hechelnd und schnell. Der Körper war überanstrengt und man durfte nicht vergessen, dass Windfuchs trotz allem ebenfalls verletzt gewesen war. Er hatte den Schnitt einfach ignoriert. Celest und Asgar mochten es vergessen oder nicht weiter berücksichtigt haben. Nachdem der Hybrid in den Fluss gefallen und sich das Blut aus seinem Gesicht gewaschen hatte, war es schließlich noch leichter gewesen, seine Gedanken nicht mehr darauf zu richten.

Der Nachtelf tätschelte den Fuchshybrid, sprach ihm beruhigende Worte zu. Es blieb ungewiss, ob Windfuchs sie entsprechend wahrnahm. Er lag da und rührte sich nicht mehr, abgesehen vom Zittern, was eine natürliche Reaktion des überbelasteten Körpers war. Nichts, das er bewusst hätte tun oder verhindern können. So ächzte er nur einmal auf, als die zum Kissen umfunktionierte Decke unter seinen Kopf geschoben wirde. Seine Ohren legten sich kurz an. Asgar und Celest würden das Lager allein vorbereiten müssen. Die Basis hatte Windfuchs ihnen gegeben: einen guten Platz, Holz und Feuer, Beute. Der Rest lag bei ihnen.

Celest wurde aktiv und versuchte, den Hasen zuzubereiten. Es fehlte jedoch Werkzeug, um die Beute ordentlich vom Fell zu befreien, sowie auszunehmen. Vermutlich würden sie und Asgar das Tier unter sich aufteilen müssen. Essen war anstrengend und Schlaf würde Windfuchs jetzt am besten helfen. Das gab dem Rest der Gruppe die Gelegenheit, sich noch etwas näher kennen zu lernen oder auch das weitere Vorgehen zu besprechen.
Ein Heiler wäre jetzt hilfreich, aber wo her nehmen? Solche Gestalten liefen ja nicht einfach sorglos im Wald umher. Im Moment wäre dies sogar eher gefährlich bei all den Dunkelelfen hier. Womöglich war Celest daher so erschreckt, als sie am hinteren Ende eine Berührung spürte.
Es handelte sich lediglich um eine kleine Schlange. Die Hybridin schien sie angelockt zu haben. Geschuppte zu Geschuppten. Das Schlangentierchen wickelte sich um Celests Schwanzspitze. Eine schwarze, gespaltene Zunge zeigte sich mehrmals. Diese Reptilien orientierten sich mit ihr.

Trotz allem verlor Celest den Mut. Der Schrecken war einfach zu groß, vor allem als sich die Schlange enger um ihren Leib wickelte, um nicht abgeschüttelt zu werden. Auf ihr Gekreische ging das Reptil nicht ein, es besaß ohnehin keine Ohren wie ein Mensch. Schlangen hörten nichts, sie spürten lediglich Vibrationen - und die Hybridin sorgte im Augenblick für genug davon.
Die Schlange löste sich erst, als Celest das Weite suchte. Dumpf prallte sie auf dem Erdboden auf, schlängelte sich in Richtung des Feuers. Wärme war ein weiterer Faktor, der diese Tiere lockte. Sie rollte sich zu einem schlauchartigen Haufen zusammen, um sich ihrerseits von dem Schrecken zu erholen.
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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Asgar » Mittwoch 13. April 2011, 23:38

Der pampige Brei, den er auf seiner Wunde verteilt hatte, spendete eine angenehme Kühle. Außerdem wurden die stechenden Schmerzen langsam weniger. Dieses Zeug half ja tatsächlich! Immer wieder richtete Asgar seinen Blick auf den Hybriden, der fast schon bewusstlos auf dem Boden lag. Fast könnte man annehmen, dass er tot sei, wäre da nicht da stete unkontrollierte Zucken, welches immer wieder durch den Körper von Windfuchs fuhr. Armer Kerl. Und immer wieder glitten seine Gedanken ab, zu seiner Geliebten. Rin... Er hatte Sehnsucht nach ihr. Er vermisste sie. Seine kleine Diebin, welche sich schon mal gerne in Schwierigkeiten brachte. Genau jene, die er respektierte und lieben gelernt hatte.

Im Moment vergaß er wirklich alles Unnötige um sich herum und ging seinen melancholischen Gedanken nach, bis ihn die Frau direkt ansprach, was den Nachtelfen schnell aus seinen Gedanken zurück in die Realität riss: „Habt ihr vielleicht einen Dolch oder ein scharfes Messer dabei?“ Wieder diese übertrieben förmliche Anrede. Aber er ließ es einfach dabei. Sollte sie ihn doch ansprechen wie sie wollte. Das dürfte wohl mal eine Dienerin oder so etwas in der Richtung gewesen sein. Daher diese zwanghaft Förmlichkeit... „Hm? Ja, hab ich. Sogar mehr, als mir lieb sind.“ Trotz allem war ihm der harte Unterton, den sie womöglich unbewusst angeschlagen hatte, nicht völlig entgangen. Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung mit den verschiedensten Auftraggebern, hatte er ein perfektes Gehör für so etwas entwickeln können. Und auch in anderen Lebenslagen ließ sich darauf zurückgreifen. Leider hatte es ihm bei dem Dunkelelfen Dorcha nicht sehr viel genützt. Offenbar hatte eben jener Dunkelelf in diesem Gebiet doch noch mehr Erfahrung als er selbst. Dreckiger Bastard! Dich kriege ich noch!

Er hantierte kurz an einem seiner Stiefel herum und zog dann schließlich einen einfachen Dolch hervor. Auf den ersten Blick mochte es vielleicht ein herkömmlicher Dolch sein, den man überall erwerben konnte, doch bei genauerem Betrachten, konnte man die nachtelfische Machart erkennen. Wenn man sich damit auskannte, verstand sich. Man kann nie zu wenige Dolche haben... Und außerdem hatte er ja noch ein Schwert, welches sich in seinen Händen jedoch alles andere als gefährlich war, da er die Grundkenntnisse nicht beherrschte.

„Wie sieht es mit deiner Wunde aus? Ist es sehr schlimm?“, versuchte sie schnell das Thema zu wechseln. „Ganz gut, dieser Brei hilf wirklich gut. Es schmerzt schon fast nicht mehr. Und wie sieht es bei dir aus?“ Er versuchte nun seinerseits seine Verletzung klein zu reden, wollte sich jedoch auch über die Wunden seiner Gegenüber erkundigen. Sie wies viele Kratzer auf, bestimmt war sie mehr bei Kräften als er selbst. Doch er wusste nicht wirklich, wie stark sie durch diese Brückenbau-Aktion geschwächt worden war.

Gerade wollte er ihr den Dolch mit dem Griff voran hinreichen, als sie ihn mit einem Mal so merkwürdig ansah. „Was ist los?“, brachte Asgar gerade noch so hervor, als sie schon wirklich panisch wurde. Dann sah er, dass sie einen Besucher hatten: eine Schlange hatte sich wortwörtlich an die Schlangenfrau heran geschlängelt. Er beobachtete genau, wie sie in einer fließenden Bewegung den Leib der Frau entlang kroch, der man die Panik nun deutlich ansah. Aber warum sie Panik bekam, war dem Dieb ein Rätsel. Sie war doch halb Schlange, halb was anderes, da würde sie doch eine Begegnung mit einer echten Schlange ertragen können. Oder doch nicht?
Mach jetzt bitte nichts falsches! Flehte er in Gedanken. Sonst könnten sie doch entdeckte werden. Doch trotz allem: „GEH WEEEEEEG!!!“ Sie kreischte so laut, dass sich der Nachtelf sofort die empfindlichen Ohren zu heben musste. Scheiße! Jetzt weiß bestimmt jeder Ork, jeder Dunkelelf oder sonst irgendwas, dass wir hier sind! Das hätte es wirklich nicht gebraucht! Jetzt war alles für die Katz! Er wollte unbemerkt an die Sache rangehen, doch jetzt würde diese Vorgehensweise nicht mehr funktionieren.

Doch er berappelte sich schnell wieder. „Bist du noch ganz dicht? Jetzt wissen die doch erst recht, dass wir hier sind!“, machte der Nachtelf seinem Unmut Luft. Und dann war sie auch schon auf und davon. Dafür dass sie so erschöpft gewirkt hat, ist sie jetzt ja ganz schön flink. Jetzt war ihr hysterisches Geschrei nur noch dumpf in der Ferne zu hören, doch der Schaden war bestimmt schon angerichtet. Also die Dunkelelfen mussten schon taub sein, um diesen Lärmpegel nicht gehört zu haben. Ihr Gehör war fast schon genau so fein wie das der Nachtelfen. Die Gruppe, die sie aufgemischt hatten, war bestimmt nicht der einzige Spähtrupp hier im Wald. Und ausgerechnet jetzt, da der einzige „Kämpfer“ unter ihnen einen Schwächeanfall erlitten hatte und nicht mal mehr einen Finger krümmen konnte. Ganz toll gemacht, Fräulein! Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie uns alle schnappen! Ganz toll!
So ganz nebenbei bemerkte er, dass sich die Schlange nahe des Lagerfeuers niedergelassen hatte, um sich von dem Schrecken zu erholen. Sie machte einen völlig verstörten Eindruck und der Dieb würde sie erst einmal in Ruhe lassen. Er wollte keine bösartige Reaktion von dem Tier provozieren. Eine gebrochene Rippe war schon mehr als genug, da brauchte es nicht noch ein Schlangenbiss. Zumindest hoffte er mal darauf, dass die Zähne des Reptils im Falle eines Angriffs nicht durch seine Lederrüstung dringen konnten, um ihn ernsthaft zu verletzen. Das wäre zumindest ein kleiner Lichtblick in dieser düsteren Geschichte.

Trotz dieser heimlichen Angst schien er auch irgendwie von ihrem Anblick fasziniert zu sein. Ab und an waren ihm kleine Höhlenschlangen begegnet, also wusste er zumindest grob, wie man sich in solchen Situationen verhalten musste. Auf jeden Fall: Ruhe bewahren, da sich die Schlange sonst bedroht fühlen und sogar angreifen könnte.

Er sah sie an und tatsächlich: die Schlange sah ihn ebenfalls an und züngelte in seine Richtung, bewegte sich aber nicht von ihrem, für sie wohl, behaglichen Platz weg. Offenbar fragte sie sich gerade, wer die blasse Person wohl war.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Celest » Samstag 16. April 2011, 14:12

Es dauerte lange, bis sie bemerkte, dass die Gefahr vorüber war. Celest hatte nicht einmal im entferntesten daran gedacht, dass sie Dunkelelfen, Orks oder noch schlimmeres durch ihr Geschrei auf sie Aufmerksam machen konnte. Sie hatte auch keine Gelegenheit, um klar zu denken, da die Schlange ihr einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Sie war schließlich in ihrem Inneren noch immer, eine einfache Frau.
Weit entfernt vom Lager, blieb sie schließlich hechelnd stehen und begutachtete ihren Leib.
Nichts.
Die Schlange war fort und damit auch ihre Angst. Stattdessen spürte sie ein tiefes Gefühl der Erleichterung in sich aufsteigen, und gleichzeitig eine lähmende Erschöpfung.
In Momenten der Angst konnte man die gewaltigsten Kräfte aus sich heraus holen. Schwache Menschen wurden gefährlich, und müde Menschen hellwach und angespannt.
Bei Celest war letzterer Fall eingetreten. Die Erschöpfung von vorhin setzte wieder ein und präsentierte sich in hoher Intensität, da sie nun wieder einiges an Kraft aufgewendet hatte.
Zu ihrem eigenen Pech musste sie sogar feststellen, dass sie den Hasen und das anmutige Messer des Verhüllten fallen gelassen hatte, als sie panisch davon geeilt war. Beides musste nun irgendwo im Lager liegen.
Ihren nun grummelnden Magen konnte sie dann also auch nicht besänftigen.
Leise fluchte sie.
Die Schlangenfrau setzte sich auf ihren zusammengerollten Leib und atmete weiterhin schwer, ihre Gedanken beschäftigten sich mit dem Fehler den sie mit ihrer Hysterie begangen hatte.
Wie konnte ich nur so dumm sein? In dieser Situation! Oh, diese verdammte Schlange! Dabei bin ich doch selbst fast eine von ihnen... was wollte die denn? Kämpfen?
„Zuerst sollte ich wieder zurück... es ist schließlich nicht weit.“
Aber sie war noch zu erschöpft, um diesen Weg einzuschlagen. Viel lieber, hätte sie sich hier eingerollt und ein wenig geschlafen.
Tja, das hast du dir jetzt verbaut Celest! Der Hase wird zuerst zubereitet, dann darfst du schlafen! Andererseits ist es vielleicht doch besser, wenn wir alle erst einmal schlafen...
Doch jemand würde Wache halten müssen, nach dieser Aktion konnte schließlich nicht einfach fortgefahren werden wie bisher.
Sie beschloss also, die erste Wache zu übernehmen, obwohl es ihr ziemlich dreckig ging. Alle hatten sie Ruhe verdient und ihre Begleiter viel mehr als sie, Celest empfand es daher als nur gerecht, wenn sie erst einmal wach bliebe.
Doch was war das?
Zwischen zwei Bäumen und anderem wilden Gestrüpp, konnte die Schlangenfrau einige rote Beeren ausmachen. Es waren essbare Beeren, die sie auch vor der Verfolgung gepflückt hatte. In diesem Teil des Waldes, gab es sie also auch.
Der Strauch stellte sich allerdings als nicht ganz so groß heraus, wie sie gehofft hatte. Doch es war immerhin eine Kleinigkeit, die sie den anderen beiden mitbringen konnte. Der Hase würde warten müssen, aber diese kleinen Happen waren schnell vertilgt und würden den Hunger für eine Weile beruhigen.
Sie rollte sich also auf, kroch auf den Strauch zu und pflückte so viele Beeren wie sie konnte. Da sie keine Taschen oder ähnliches besaß, formte sie aus ihrem Oberteil eine notdürftige Tragehilfe und sammelte die Beeren darin.
Ein wenig konnte das ihr Gewissen erleichtern, denn so kam sie wenigstens nicht mit leeren Händen zurück. In der Hoffnung, dass die Beeren ihren Gefährten einigermaßen schmecken würden, wandte sie sich schließlich voll beladen vom kleinen Strauch ab und kroch ganz langsam durch den Wald zurück.
Es dauerte nicht lange, bis sie das Lager wieder erreichte und die Schlange, Windfuchs und Asgar in vollkommener Ruhe dort sitzen sah. Es beruhigte sie ein wenig, doch die Schlange hielt sie auf Abstand.
„Verzeihung, ich habe einen Fehler gemacht“, entschuldigte sie sich trocken, als sei nichts weiter gewesen. Natürlich war es ihr unangenehm, so viel Ärger gemacht zu haben, aber das musste sie nicht alle wissen lassen. Viel lieber schob sie ihren Fehler beiseite und wollte nicht weiter darüber reden.
Sie kroch ein wenig näher heran und deutete auf ihre Beute. „Ich habe ein paar Beeren im Wald gefunden. Um den Hasen kümmere ich mich später.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, kroch sie auf den Verhüllten zu und drückte ihm einen Haufen Beeren in die Hand. Danach, kroch sie , einen weiten Bogen um die kleine Schlange machend, an einen gemütlichen Fleck, leerte den Rest ihrer „Beerentasche“ auf einem Stein aus, und rollte sich zusammen. Anschließend setzte sie sich auf ihren Schweifbündel und hielt nach Feinden Ausschau.
Ihre Augen fielen dabei schon fast zu, aber sie kämpfte gegen die Müdigkeit an indem sie ab und an eine Beere zu sich nahm.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Asgar » Montag 18. April 2011, 01:39

Es dauerte einige Zeit, bis sich der sonst so gefasste und ausgeglichene Nachtelf wieder einigermaßen beruhigt hatte. Noch immer war sein Körper angespannt, der Ausbruch seiner Begleiterin saß ihm immer noch tief in den Knochen. Aber immer wieder ließ er seinen Blick schweifen, um jede nahende Gefahr frühzeitig erkennen zu können. Doch hören konnte er nichts, zumindest nichts, das verdächtig sein konnte. Nichts. So viel Nichts, dass es fast schon wieder verdächtig ist. Wo ist sie denn bloß hin?

Zwar wirkte er nun nach außen hin vollkommen ruhig, doch innerlich kroch die Angst bereits in ihm hoch. Als Dieb lebte er eh immer in einer gewissen Angst, entdeckt zu werden, doch dieses Mal waren es nicht dumme Stadtwächter einer Menschenstadt, die er austricksen musste, sondern ein weitaus grausameres und brutaleres Volk. Nämlich jenes der Dunkelelfen. Und wo die anzutreffen waren, waren ihre Lakaien, die Orks auch nicht allzu weit entfernt. Allein schon die Vorstellung, als eine Art Eintopf in einem Orkbauch zu landen, ließ ihn frösteln. Wenn er es noch recht wusste, praktizierte das Volk der Orks regen Kannibalismus, auch untereinander. Aber jeder Ork würde wohl jedes zähe Fleisch liegenlassen, wenn er einen schmackhaften Nachtelfen verspachteln konnte. Ich bin nicht so weit gelaufen, nur um jetzt eine Zwischenmahlzeit für einen hungrigen Dummkopf von Ork darzustellen.

Er behielt die Schlange weiterhin im Blick. Sie fixierte ihn mit ihren Augen, verfolgten jede Regung des Nachtelfen. Sie schien immer noch neugierig zu sein, was für ein Wesen ihr da gegenüber saß. Diese Schlange ist wirklich sehr merkwürdig.
Dann jedoch nahm er einen Schatten wahr, der sich ihm und dem Lager näherte. Seine Alarmglocken läuteten. Sie signalisierten ihm, dass sich dort ein eventueller Feind nähern könnte. Dass es sich dabei aber um die Frau handelte, bekam er so nicht wirklich mit. Sein Handeln war nun komplett auf das Verteidigen des eigenen Lebens eingestellt.

Er hatte die Klinge, die er dem gefangenen Dunkelelfen abgenommen hatte, fast schon vollständig gezogen, um gegen den vermeintlichen Feind zu kämpfen, als er gerade noch rechtzeitig die Frau erkannte. „Ach du bist es“, sagte er kühl und ließ die Klinge, welche er nun schon halb gezogen, hatte wieder in die Halterung zurückgleiten. „Ich hatte dich erst gar nicht erkannt, tut mir leid.“ So, damit wären wir wohl quitt! Jetzt hat jeder von uns eine Dummheit gemacht, also reden wir nicht mehr darüber.
Und wieder machte Asgar eine Wandlung durch. Früher hätte er eine solche Reaktion wohl gänzlich abgelehnt und nur in absoluter Lebensgefahr angewendet, aber jetzt, in dieser turbulenten Zeit, wurde das Waffe ziehen wohl zur Selbstverständlichkeit. Auch wenn er keinen Deut davon wusste, wie man mit einem Schwert überhaupt richtig umging. Aber zumindest wusste er, wo man es greifen musste, um sich nicht zu verletzen. „Verzeihung, ich habe einen Fehler gemacht.“ Ihre Entschuldigung klang zwar sehr trocken, aber aufrichtig. Und das brachte ihr schon mal ein anerkennendes Nicken ein.
„Ich habe ein paar Beeren im Wald gefunden. Um den Hasen kümmere ich mich später.“ Nun versuchte sie ihr Fehlverhalten durch eine gute Geste wieder auszugleichen, doch innerlich wusste der Nachtelf schon, dass es nun nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis ihr provisorisches Lager entdeckt und vielleicht sogar überrannt werden könnte. Laut geschrien hatte sie ja. Der geflohene Dunkelelf würde wohl sicherlich reichlich Verstärkung mitbringen. Dann kroch sie auf ihn zu und drückte ihm eine ganze Ladung der rötlichen Beeren in die Hände. „Danke“, sagte er knapp und probierte sogleich eine der Beeren. Sie schmeckte süß, zumindest kam ihm das so vor. Er hatte in letzter Zeit viel zu wenig gegessen. Es musste schon sehr lang her gewesen sein, dass er etwas richtig vernünftiges in den Magen bekommen hatte.

Die Frau ließ sich in der Nähe nieder, hielt allerdings einen gewissen Abstand zu der zusammengerollten Schlange, welche verhemmt Asgar anzustarren schien. Dieser konnte sich das nicht erklären. Zwischendurch kontrollierte er seinen Rippenbruch, nur um dann schmerzerfüllt zusammen zu zucken. Das so etwas SO hinderlich sein konnte, hatte er nicht gedacht. Scheint so, als würde ich wohl doch zu alt für solche Scherze. Vielleicht wäre es für ihn und seine Gesundheit doch besser, ganz aus dem Diebesgeschäft auszusteigen und ein geruhsameres Leben zu führen. Doch außer den Beruf Dieb hatte er nichts anderes gelernt, er könnte womöglich mit viel Glück als Schlosser unterkommen, da er sich recht gut mit Schlössern, Schlüsseln und dergleichen auskannte, doch damit würde wohl kaum eine Familie ernähren können. Wenn er die überhaupt fand. Rin blieb immer noch verschwunden und Asgar schien sich mal wieder ernsthaft zu fragen, ob er sie jemals wieder sah. Sie bringt sich immer wieder in Schwierigkeiten...

Die Schlangenfrau schien den Eindruck zu erwecken, dass sie die Wache übernehmen wollte. Wahrscheinlich deshalb, weil sie die kleineren Verletzungen davongetragen hatte. Sollte sie nur machen. Auch Schlaf hatte dem Nachtelfen in der letzten Zeit wirklich gefehlt. Er wusste nicht einmal, wie lange die „anregende“ Nacht im Baumhaus schon zurücklag. In diesem riesigen Wald vergaß man gerne allzu leicht jegliches Zeitgefühl, da man sich dort weder an der Sonne, welche er trotz allem noch am meisten verabscheute, noch an den Sternen orientieren konnte.

Aber Melancholie war hier trotz allem fehl am Platz. Er musste das Beste draus machen und vor allem: durchhalten! Also legte er sich in eine bequeme Position, seinen Umhang als Decke benutzend und nickte langsam ein. Sein Traum war ein wild zusammengewürfeltes Szenario, welches auf den letzten Ereignissen beruhte. Auch die wilde Nacht, die er mit Rin gehabt hatte, lief noch einmal vor seinem inneren Auge ab, welches sein unteres Zentrum doch etwas in Aufruhr brachte. Die Hosen, die er trug, spannten sich nun doch etwas an. Glücklicherweise sah man das von Außen nicht, da er zusammengerollt auf der Seite lag und größtenteils alles von dem Umhang bedeckt wurde.

Einmal wachte er kurz auf und musste erstaunt erkennen, dass er Gesellschaft bekommen hatte: die Schlange lag zusammengerollt und nur eine Hand breit neben ihm. Ich glaub mich tritt ein Pferd! So was anhängliches ist mir ja noch nie begegnet! Er war schon ziemlich viel herumgekommen und hatte so mancherlei schräge Typen getroffen und viele seltsame Sachen gesehen, aber so etwas war ihm wohl noch nie passiert. Dann jedoch siegte die Müdigkeit erneut und er sank zurück in einen tiefen Schlaf.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Celest » Montag 18. April 2011, 16:29

Die gezogene Klinge des Verhüllten, hatte Celest schon fast erwartet. Seine Entschuldigung war ebenso kühl wie ihre eigene gewesen, doch beide konnten damit leben und beließen es dabei.
Er nahm die Beeren auch an, ohne etwas zu sagen, und so wurde es still ums Lager.
Sie konnte bloß hören, wie der Nachtelf sich hinlegte und wohl schon bald zu schlafen begann.
Natürlich prasselte auch das Feuer in der Mitte des Lagers, aber dieses unterstrich die eigentlich ruhige Situation. Celests Blick schweifte über die Schlafenden, die so seelenruhig mit ihrem Schlummer beschäftigt waren. Beinahe hätte sie diese Harmonie zerstört. Natürlich könnte es noch immer zerstört werden, weswegen es nun ihre oberste Priorität war, aufmerksam zu wachen.

Da nun alles schlief, außer der kleinen Schlange und ihr, kamen die unheimlichen Gedanken wieder, die sich mit den jüngsten Ereignissen beschäftigten. Zwar achtete sie auf jedes kleine Geräusch in der Umgebung, doch passierte in ihrem Kopf der brutale Mord am Dunkelelfen nebenher. All das Blut, und die Angst, die dem Dunkelelfen ins Gesicht geschrieben stand, verfolgten sie nun und ließen einfach nicht locker. Einige Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie sich die Schuld an alledem gab. Sie verstand einfach nicht, wie sie sich so hatte gehen lassen können. War es wirklich das innere Tier, dass sie so vehement versuchte von ihrem eigenen Charakter fern zu halten?
Ihre Müdigkeit verflog und machte einer inneren Verzweiflung platz, die sich zwar nicht in ihrem Gesicht zeigte aber in ihrem Herzen ohne Gnade wütete.
Wer sagt denn, dass ein Tier in meinem Bewusstsein haust? Kann es nicht sein, dass ich selbst dieses Tier bin? Das wir ein und dasselbe sind? Nein! Das kann einfach nicht sein... Ich war niemals so blutrünstig und mordlustig... Das war ich nicht … das war ich nicht... aber bin ich es jetzt?
Noch mehr Tränen fanden ihren Weg an die Oberfläche und liefen ihre Wangen hinab. Doch schnell wischte sie diese fort und konzentrierte sich wieder auf ihr Umfeld.
Einzelne Tränen kullerten noch weiterhin aus ihren Augen, dagegen konnte sie nichts tun. Zumindest verzog sie dabei keine Miene. Auf einmal holte sie aber ein Geräusch aus ihren Gedanken zurück, wofür sie mehr als dankbar war.
Mit tränenden Augen, die sie immer wieder versuchte mit ihren Händen zu trocknen, blickte sie sich angespannt um, und sah hinter jedem Schatten einen Ork stehen. Ihr Herz fing an zu rasen, und panisch blickte sie zurück, doch dann fiel ihr auf, dass diese „Orks“ einfach nur die Schatten des Waldes waren. Ein Seufzer entwich ihr, als sie sich wieder eine Beere schnappen wollte und diese eilig in den Mund steckte.
Der süße Geschmack verdrängte die Panik, während es sie beruhigte. Doch fragte sie sich, woher das Geräusch gekommen war. Schließlich blickte sie zu Boden, und sah die klein Schlange, die sich eben noch vor dem Feuer befunden hatte.
Sie blickte die Schlangenfrau an und zischte leise. Aber es klang in keinster Weise bedrohlich, nein, eher klang es so, als wollte sie ebenfalls beruhigend auf Celest einreden.
Allerdings erschrak der Anblick der Schlange die Frau ein wenig und ließ sie zurück weichen, bis sie etwas in ihrem Kopf hörte. Unheimlich klang es zwar, aber irgendwo fühlte es sich auch sehr angenehm an. Fast wie eine Streicheleinheit einer fremden Hand. Jedenfalls erzeugte dieses Gefühl eine ebenso starke Gänsehaut bei Celest wie eine fremde Hand.
„... Keine Angst....“ Diese Stimme klang tief und sanft. Diese männliche Stimme sagte noch etwas, aber das konnte sie einfach nicht verstehen. Es klang wie ein durchdringender Zischlaut, der sich abrupt wieder in Worte verwandelte: „... außer Gefahr.... und....“ Wieder einige Zischlaute.
Erwartend blickte die Schlange zu Celest hinauf, als die Stimme geendet hatte. Nun wurde ihr auch klar, wer da mit ihr gesprochen hatte, obwohl es ihr auch anhand der Zischlaute aufgefallen sein musste.
„Ohhhh nein! Nein nein nein nein nein...“ sagte sie kopfschüttelnd und hob abwehrend die Hände.
Das ist nur eine Halluzination. Ein Streich deiner Sinne! Du kannst nicht mit Schlangen reden, das ist nicht möglich!
Andererseits hatte Celest nicht nur gehört, sondern auch gefühlt, wie die Schlange mit ihr gesprochen hatte. Es wäre außerdem nicht auszuschließen, wenn man bedachte, dass Celest diese Schlangenkrankheit besaß. Vielleicht gehörte die Schlangensprache zu ihrer Krankheit dazu? Schließlich hatte sie seit ihrer Verwandlung keinen Kontakt zu irgendeiner Schlange gehabt, da wäre dies durchaus möglich.
Diese Schlussfolgerung schmerzte die Schlangendame aber so sehr, dass sie sich vehement dagegen wehrte. Es durfte einfach nicht wahr sein, denn ein normaler Mensch redete nicht mit Schlangen, und da sie sich eher wie ein Mensch fühlte, durfte sie in ihren Augen auch nicht diese Sprache verstehen.
„Geh weg! Geh einfach weg! Wegen dir, habe ich schon genug angerichtet!“ sagte sie leise und bestimmt, da sie niemanden aufwecken wollte. „ Ich werde mich nicht auf diese Hirngespinste einlassen! Das Innere Tier gaukelt mir nur vor, dass ich dich teilweise verstehen kann, also verschwinde!!“
Die letzten Worte zischte sie in einer Art und weise, die ihr wirklich missfiel. Es war zwar leise aber irgendwie anders. Anders als sie eigentlich zischen wollte.
Augenblicklich antwortete die Schlange darauf, indem sie sich aufstellte und ebenso sehr zischte wie sie. Es klang zwar nicht bedrohlich, aber durchaus eindringlich. Celest verstand sogar, was das Tier ihr damit sagen wollte, denn zeitgleich erklang die Stimme in ihrem Kopf: „Sei nicht dumm! … offensichtlich, dass … trotzdem hier bleiben... beobachten... Hat eh weniger Angst als du!“
Es war erschreckend! Nun verstand sie sogar noch mehr Wörter als zuvor. Allerdings wusste sie mit diesen scheinbar sinnlos aneinandergereihten Satzteilen nichts anzufangen. Es fehlte also noch ein kleines Stück.
Celest erstarrte regelrecht und konnte nichts weiter tun, als die Schlange dabei zu beobachten, wie sie sich abwandte und zum Nachtelfen kroch. Scheinbar wollte sie bei der Gruppe bleiben, aber nicht direkt bei Celest.
Was diese Schlange von ihr wollte, blieb ihr ein Rätsel, und die ehemalige Dienerin wünschte, das Tier hätte nie das Wort an sie gerichtet. Ein wenig verstört widmete sich Celest wieder ihrer Aufgabe, während sie die Schlange im Hinterkopf behielt. Die Tränen waren versiegt und die Verzweiflung konnte sie weg sperren, aber mit diesem Rätsel wollte sie sich weiterhin beschäftigen, denn so langsam bekam sie Zweifel an ihrem eigenen Standpunkt.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. April 2011, 12:43

Celests Lebensenergie ändert sich auf: Bild
Asgars Lebensenergie ändert sich auf: Bild


Die Nacht war kürzer als erwartet - für beide. Windfuchs regte sich ohnehin kaum. Er schlief den Schlaf der Gerechten und erholte sich zugleich wohl am meisten von den Strapazen des Tages, hatte er sich doch auch am meisten verausgabt. Trotz dem wilden Schrei von Celest, aus Angst vor der Schlange, blieb die Gruppe vor Orks und Dunkelelfen verschont. Dies konnte man allerdings nur ihrem Glück zusprechen, denn auf der anderen Seite des von ihnen überquerten Flusses streiften zweimal Spähtrupps der dunklen Völker vorbei. Einer davon suchte gezielt nach einem gewaltigen, weiblichen Schlangendämon und einem Vermummten in Begleitung eines Fuchsmenschen, die offiziell als Feinde erklärt worden waren. Man hatte die Spuren bis zum Wasser zurückverfolgen können, dann verliefen sie sich bei der zerstörten Brücke.
Die Dunkelelfen überlegten. Sie waren ratlos. Die Strömung des Flusses war hier zu stark, als dass die Gesuchten ihn hätten durchschwimmen können. Für ein Floß oder allein schon einen Baumstamm als Überquerungshilfe fehlte es hier an Stümpfen. Sie konnten keinen Baum gefällt haben, es deuteten auch keine Anzeichen darauf hin. Man fand eine feine Blutspur auf einem der Brückenpfeiler. Hier hatte Windfuchs die Stelle unfreiwillig markiert, ohne es zu merken. Beim Sturz ins Wasser musste er mit dem Kopf den Stein gestreift haben. Die Dunkelelfen erkannten, dass die Spur nicht sehr alt war, aber sie musste nicht zwangsläufig einem der Gesuchten gehören. Hier konnte sich auch ein Tier verletzt haben. So standen sie eine Weile am Fluss, zogen dann weiter und versuchten, die verloren gegangene Fährte erneut aufzuspüren. Sie würden zwangsläufig wieder an diesen Ort zurückkehren, allerdings erst in den frühen Morgenstunden.

Demnach genau zu dem Zeitpunkt, als sich die kleine Schlange, die in der Nacht noch mit Celest "gesprochen" hatte, der Bequemlichkeit halber auf Asgars Gesicht zusammengerollt hatte. Ihre Schwanzspitze kitzelte ihn an der Nase, so dass er vermutlich bald zum Aufwachen gezwungen sein würde. Celest hatte ebenfalls später der Schlaf heimgesucht. Beide mochten vielleicht geträumt und die Erlebnisse des Tages verarbeitet haben. In jedem Fall hatte es ihnen gut getan, ein wenig zu ruhen. Das Feuer war nun bis auf die Glut herunter gebrannt und ihre Mägen begannen, sie mit Knurren darauf hinzuweisen, dass sie gefüllt werden wollten. Gerade Celest musste deutlich mehr essen als ihre Begleiter und so würden sie sich bald darum kümmern müssen.
Doch etwas - genauer gesagt: jemand - Anderes kam diesem Problem noch zuvor. Mit weit aufgerissenen Augen, aber einem bedächtigen Schritt der Vorsicht näherte sich ihnen jemand. Er war schon kurz vor Sonnenaufgang auf eine interessante Fährte gestoßen und dieser bis zum Lager der Gruppe gefolgt. Jetzt erkannte er, wem sie gehörte: einer gewaltigen Schlange. Das Bizarre daran war, dass sie am vorderen Ende zu einer Frau wurde und bisweilen keine unattraktive. Der Mann, der sich auf leisen Sohlen näherte, richtete seine volle Aufmerksamkeit auf Celest. Er war im Grau des Morgens zwischen all den Stämmen und Sträuchern nur schwer auszumachen, denn er trug waldfarbene Kleidung. Sein Wams war dunkelgrün, wurde von einem Ledergürtel zusammengehalten. Quer über die Brust spannte sich ein weiterer Lederriemen, der einen vollen Pfeilköcher auf dem Rücken hielt. Am Gürtel selbst hing die Scheide für ein kurzes Jagdmesser, das der Fremde in Händen hielt. Im Angesicht der gewaltigen Schlange war es besser, die Waffe sofort griffbereit zu haben, obwohl er bezweifelte, damit dieses Wesen besiegen zu können. Eigentlich war er auf der Jagd. Die leisen Waldläufertreter bestätigten es. Er wollte nicht einmal großartig Geräusche verursachen, selbst wenn er auf einen Ast trat.
Trotz allem hörte jemand seine Bewegungen fast noch im Halbschlaf. Windfuchs rührte sich nicht, aber das war auch nicht nötig. Er lag nahe genug an Asgar, dass dieser ihn verstehen würde, wenn er denn schon wach war. "Fremder im Lager", waren die einzigen Worte, die er an seinen Herrn richtete. Normalerweise wäre er jetzt vermutlich aufgesprungen, um selbigen sofort zu verteidigen, aber der Hybrid besaß immer noch nicht die Kraft, um wieder zu kämpfen. Es würde für ihn eine längere Zeit der Erholung brauchen, das Los eines Wesens, von dem man erwartete, dass es sich nur einmal wahrlich verausgabte und dann zum Gefallenen wurde.
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Wer auch immer den Fremden zuerst konfrontierte, würde in ihm wohl auf den ersten Blick einen Jäger unergründlichen Alters erkennen, denn dieser Mann war ein Elf. Seine Haut besaß einen bräunlichen Schimmer, der selbst im Morgengrauen auszumachen war. Das braune Haar trugt er offen, wobei zur linken Seite des spitzen Ohres Strähnen kunstvoll ineinander verflochten worden waren. Holzperlen hielten die Strähnen zusammen und aus dem Haar selbst ragten zwei lange Fasanenfedern. Sie wurden von einem ledernen Stirnband gehalten, dessen Maserung mit einem schnörkeligen Muster verziert war. Ein Paar grüner Augen lugte darunter hervor. Sie standen leicht schräg, wie es bei vielen Elfenvölkern der Fall war. Im Moment zeigten sie sich geweitet, denn nie zuvor hatte dieser Elf, dessen Name Firalúr Farnhain war, ein Wesen gesehen, das halb Mensch und halb Schlange war. Fasziniert von ihrer Gestalt vergaß er vollkommen das, was ihn sonst als einen guten Waldläufer und Jäger ausmachte: Vorsicht. Er ließ sie vollkommen fahren, während er den schönen Schuppenleib bewundernd um Celest herum schlich.
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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Asgar » Donnerstag 21. April 2011, 17:23

In der Nacht passierte nicht mehr allzu viel. Asgar schlief zwar unruhig, aber er schlief. Immer wieder hatte er Alpträume, doch sein Körper erholte sich trotzdem ein wenig. Zumindest so weit, dass er nicht sofort in sich zusammenklappen würde, wenn es mal etwas unwegsamer sein sollte. Auch seine Verletzung, welche seine Rippe betraf, schmerzte nicht mehr stark. Immer wieder glitten seine Gedanken verstärkt zu Rin. War sie überhaupt noch am Leben? In seinem Innern jedoch spürte der Nachtelf, dass noch nicht alles verloren war, er musste sich aber beeilen.
Sie war der abartigen Gnade von Dorcha hilflos ausgeliefert, wenn man es denn überhaupt Gnade nennen könnte. Bestimmt kannte der Kerl dieses Wort nicht einmal. „Dorcha, dafür bring ich dich um und wenn ich dich durch das ganze Land jagen muss!“, murmelte er leise im Schlaf.

Jetzt, da er in den Halbschlaf hinüber gewechselt war, spürte er ein seltsames Gewicht, welches auf Teilen seines Gesichtes lastete. Er blinzelte verschlafen, dann bemerkte er, wie ihm ein kleiner geschuppter Schwanz vor der Nase hing. Das ist jetzt aber nicht wahr. Leider doch, die Schlange hatte ihn offenbar als Schlafplatz benutzt. Erstarrt betrachtete der Nachtelf das baumelnde Schwanzende, welches leicht wie ein Pendel hin und her schlingerte. Eine falsche Bewegung... Vorsichtig, ganz vorsichtig, nahm er die Schlange von seinem Kopf herunter und legte sie behutsam neben sich. Sofort kroch die Schlange schläfrig in eine der zahllosen kleinen Taschen, welche überall auf dem Mantel von Asgar verteilt waren. Offenbar mochte sie ihn. Das dürfte ihre ungewöhnliche Anhänglichkeit erklären. Der Dieb würde sich das vorerst wohl nicht so recht erklären können.

Danach rieb er sich noch schlaftrunken den leicht schmerzenden Kopf. Er musste aufstehen. Sofort! Nicht nur wegen diesem kleinen Schrecken in der Morgenstunde, sondern auch, weil ihm dieses verdammte Dunkelelfenschwert richtig nervig in den Rücken drückte. Am Vorabend hatte er sich nicht mehr die große Mühe gemacht, es zu entfernen und griffbereit neben sich zu legen und nun bekam er diese Nachlässigkeit ordentlich zu spüren. Er konnte seinen Rücken förmlich spüren, selbst wenn er ihn nur leicht bewegte. Aber das würde mit der Zeit abklingen. Nur eine harmlose kleine Druckstelle, weiter nichts. Aber es wäre störend und mehr oder weniger hinderlich, besonders, wenn man in einem unwegsamen Wald unterwegs war.

Dann jedoch bemerkte er etwas anderes: die Kugel, die er in einer der vielen Manteltaschen mit sich führte, sendete einen merkwürdigen Impuls aus. "Fremder im Lager", signalisierte ihm Windfuchs. Windfuchs? Der lag doch noch immer entkräftet am Boden. Wie konnte er dann wissen, dass ein Fremder das kleine Lager betreten hatte? Wieder einmal hatte er die Sinne des Hybriden kolossal unterschätzt. Windfuchs' Gehör war tausendmal feiner als das des Nachtelfen. Und das obwohl Asgar selbst auch ein feines Gehör hatte. Damit könnte er aber niemals nicht mit dem des Fuchses mithalten.

Aus den Augenwinkel erkannte Asgar, wie eine Gestalt ganz in der Nähe umher schlich. Die Schritte waren bedacht, die Körperhaltung wies auf vollkommene Wachsamkeit hin. Ein Dunkelelf? Nein, denn wenn es wirklich einer wäre, der hier herum schlich, dann würde der Dieb sich nicht mehr über Schlangen auf seinem Kopf beklagen können. Sie wären dann tot.
Der Nachtelf bewegte sich nicht, sondern sondierte die Lage erst einmal gründlich aus seiner teils sitzenden, teils liegenden Position. So wie der Fremde gekleidet war, könnte es ein Waldläufer oder ein Jäger sein. Vielleicht sogar beides in einem. Und komischerweise hatte er besonders ein Auge auf seine schlangenartige Begleiterin geworfen. Zumindest sah er so aus, als wollten seine Augäpfel jeden Moment aus dem Schädel rollen, so weit riss er sie auf. Er konnte es ihm nachfühlen. Auch er war am Anfang erstaunt gewesen.
Asgar beobachtete weiter und erkannte, dass es sich doch um einen Elfen handeln musste, die spitzen Ohren verrieten es. Zu seinem Erleichtern war die Hautfarbe des Elfen zu hell, um als Dunkelelf durchzugehen. Also schlussfolgerte er daraus, dass es wohl ein Waldelf war. Vielleicht hat er Rin und Dorcha gesehen. Aber was ist, wenn das nun doch wieder eine Falle ist? Er war schon einmal auf einen unscheinbaren Waldelfen reingefallen: Windfuchs' Bruder. Der hatte mit Dorcha anfangs wohl gemeinsame Sache gemacht und musste es mit seinem Leben büßen, welches Asgar ihm genommen hatte. Noch immer drückte dieser schwere Gedanke Asgar einen dicken Stein in den Magen. Von dieser Schuld würde er sich niemals frei waschen können, egal wie viele Bußgebete er auch ableistete. Er schüttelte den Kopf um selbigen für eine mögliche Konfrontation frei zu bekommen.
Langsam winkelte er die Beine an, prüfte ob seine Rippe schmerzte und als sie es nicht tat, schwang er sich zwar ziemlich unelegant, aber sicher auf die Beine. „Hallo, Fremder. Wer bist du?“, fragte er ruhig, war aber jederzeit bereit, zur Not auch zur Waffe zu greifen. Die Frau ließ er in dem Moment ganz außer Acht. Sie würde durch den wohl folgenden Dialog schon noch wach werden.

Zwar war ihm sein Gegenüber im Nahkampf waffentechnisch unterlegen, dieser trug einen kleinen Dolch und Asgar ein Schwert, aber er wusste nicht genau, wie schnell dieser wohl einen Bogen ziehen könnte, um ihn mir nichts dir nichts aus der Ferne zu erschießen. Das wäre dann die kürzeste Rettungsmission meines Lebens. Aber erst einmal wollte er vorsichtig diplomatisch vorgehen und nicht gleich wieder einen Kampf anzetteln. Die Blessuren, die er vom letzten davongetragen hatte, waren ihm erst einmal genug.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Celest » Freitag 22. April 2011, 10:42

Die Aufregung war zwar lange Zeit ein Celests Begleiter gewesen, aber nachdem sich endlich alles beruhigt hatte und sie wieder allein mit ihren Gedanken war, begann sie müde zu werden und ihren Wachdienst zu vernachlässigen. Lange hatte sie sich noch mit der Schlange gedanklich auseinandergesetzt, aber selbst danach konnte sie es einfach nicht verstehen. Oder wollte es nicht verstehen, je nach dem.

Da sie also scheinbar von weiteren Gefahren verschont blieben, lehnte sich Celest letztendlich an einen Baum, nahm die letzten Beeren zu sich und schlief ein, ohne sich die Mühe zu machen, ihren langen Schweif, der nun wirr in der Gegend herum lag, aufzuwickeln.

Die Nacht sollte kurz werden. Die Alpträume verschonten sie vorerst, denn die Träume die sie erlebte, sollten am nächsten Tag bereits wieder vergessen sein. Also wachte sie in dieser Zeit nicht auf, sondern schlief seelenruhig in gleichmäßigen Atemzügen.
Es war schon öfters der Fall gewesen, dass sich ihre Alpträume verzögerten. Dass sie an einem viel späteren Zeitpunkt wach wurden und sie im Schlafe heimsuchten, obwohl der vorangegangene Tag wunderschön zu beschreiben war. Ob es eine Schutzfunktion ihres Körpers war oder nicht, wusste sie zwar nicht zu sagen, doch war es sehr angenehm für die ohnehin schon überstrapazierten Nerven der Schlangenfrau.

So kam es, dass sie einen sehr tiefen Schlaf genießen konnte und den Eindringling nicht einmal im entferntesten bemerkte. Auch die Reaktion ihrer Begleiter erreichten sie nicht.
Eher fing sie an sich zu bewegen, ihren Schweif wickelte sie teilweise auf, während sich ihr menschlicher Oberkörper auf eine Seite drehte, um sich dann wieder auf die andere Seite zu drehen. Tja, der Baum war anfangs zwar gemütlich gewesen, doch die kleinste Bewegung konnte unangenehm werden. Schließlich bewegte sie sich so unruhig, dass sie den Halt verlor und neben dem Baum in weiches Moos plumpste. Es weckte sie zwar nicht auf, brachte sie aber zur Ruhe, da sie nun endlich bequem lag. Ihr Schwanz wickelte sich wieder auf und legte sich schließlich um die wachsamen Füße des Waldläufers. Dort zuckte die Schwanzspitze noch ein zwei mal, ehe sie sich wieder der vollkommenen Ruhe hingab. Sie beschränkten den Eindringling in keinster Weise in seiner Bewegungsfreiheit, er könnte also ohne weiteres über sie hinüber steigen. Er würde die Schwanzspitze sogar in die Hand nehmen können ohne den tiefen Schlaf der vermeidlichen Schlangenbestie zu stören. Celest hatte diesen Schlaf wohl sehr nötig gehabt. Da würde es schon aufdringlichere Bemühungen geben müssen, um sie aufzuwecken.

Eigentlich war Celests auf einen leichten Schlaf getrimmt worden. Zu damaligen Zeiten als Kammerfrau, musste sie stets ansprechbar sein, um ihrer Herrin zu dienen. Auch Nachts blieb sie daher manchmal nicht verschont. Das Leben als wilde und freie Halbschlange war in diesem Bezug ähnlich. Stets musste sie wachsam sein, denn die Gefahr konnte hinter jedem Ast lauern. Aber manchmal konnte sie doch tiefer schlafen als gewöhnlich, besonders dann, wenn sie erschöpft und sehr sehr müde war.

Sie hatte sich zudem einen Schlafrhythmus angewöhnt, der ihre Ruhestunden auf den Tag verteilte. Demnach hatte sie keine Schlafpause, die länger andauerte als zwei Stunden. Das förderte ihren leichten Schlaf und ihre Wachsamkeit ungemein, doch wenn sie diese Stündchen nicht einhielt, wurde ihre nächste Pause umso länger. Diese Fälle waren schon immer sehr ärgerlich für sie gewesen, da sie sich dann wieder an ihren komplizierten und unruhigen Schlafrhythmus umgewöhnen musste. Selbst wenn dies nicht das gesündeste Schlafverhalten war, so hatte ihr das doch schon das ein oder andere Mal das Leben gerettet.
In letzter Zeit passierte es ihr immer öfter, einige Ruhephasen auszulassen und in diesem Moment, badete sie die Folgen dieser Unachtsamkeit aus.

Normalerweise hätte sie auf den Waldelfen reagiert, seine Blicke waren so eindringlich, dass sie diese auf ihrer Haut hätte spüren müssen. Dann hätte sie versucht ihn mit ihrem Schweif zu umwickeln, aber ihre Übung in dieser Fähigkeit ließ stark zu wünschen übrig. Das hätte wiederum dazu geführt, dass der Fremde ihr ausgewichen und den Dolch in ihren Körper gerammt hätte. Anschließend hätte sie wohl aufgeschrien vor Schmerz, um dann mit weiteren Stichen malträtiert zu werden und zum Schluss als schicke Handtasche in den Händen einer verwöhnten Adligen zu enden.

Keine Rosigen Aussichten, aber das wäre nur ein Szenario, was sich hätte abspielen können, wenn sie versucht hätte den Eindringlich anzugreifen.
Zum Glück schlief sie und konnte nichts dergleichen unternehmen.
Die Situation sollte also vom Verhüllten abhängen der durchaus bereit war, das Lager zu verteidigen. Wenn es denn überhaupt nötig war.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Erzähler » Montag 25. April 2011, 18:37

Celest ließ sich überhaupt nicht davon stören, dass sie gerade ein Fremder fasziniert beäugte. Sie war einfach noch zu erschöpft von den gestrigen Ereignissen. Sie schlief den Schlaf der Gerechten.
Da half es auch nicht, dass sie sich es einst antrainierte, früh und schnell wach zu werden.
Als sich ihr Schlangenleib locker um die Beine des Fremden legte, blickte dieser zwar skeptisch aber auch bewundernd auf die schönen Schuppen. Zärtlich berührte er kurz die glatte und glänzende Haut. Wieder und wieder versuchte er im Geiste zu ergründen, was für ein seltsames Wesen vor ihm lag.
Die Schwanzspitze zuckte ein paar mal hin und her. Einen Schritt aus der leichten Umklammerung und er hockte sich neben sie. Er blickte wachsam zu ihrem Oberkörper, konnte seine Neugier dann aber doch nicht zügeln und umfasste die Schwanzspitze.
Es fühlt sich nicht anders, als bei einer kleinen Schlange an.
Eine wunderschöne Kreatur wie er fand. Das noch andere im Lager waren, schien er gerade nicht zu merken. Die kleine schwarze Schlange hatte sich aus der Tasche bewegt und streckte sich drohend in die Höhe. Ihr Zischen war recht nah bei Celests Ohr.
Windfuchs selbst hatte die Augen offen und seine Ohren zuckten.
Das bekam der Waldelf jedoch nicht mit. Zu sehr war er von der Riesenschlange bezaubert.
Die Worte Asgars ließen ihn jedoch rum fahren. Das Ende von Celest Schweif lies er los.
Schnell machter er einen Schritt von Celest weg. Seine grünen Augen fanden die Augen von Asgar.
Das hätte sein Ende sein können, ermahnte er sich selber. Er hatte sich ablenken lassen. Seine hand glitt sofort zu seinem Dolch.
Doch die Situation zeigte dem Waldelf, dass der Mann, der gesprochen hatte, nicht gut auf den Beinen war. Auch war sie ziemlich verhüllt, was nicht gerade vertrauenerweckend wirkte.
“Hallo” sagte er stockend. Seine Stimme war jung , doch klang sie tiefer als sein Gesicht den Anschein machte. Melodisch und zu den Geräuschen des Waldes gehörend.
“Ich bin Firalúr Farnhain. Wer seit ihr?…Wo wollt ihr hin?…was seit ihr?”
Der Waldelf bemerkte jetzt erst, dass die Schlangenfrau in Begleitung von noch anderen Wesen war. Am Boden lag ein etwas seltsam wirkender Fuchs, eine kleine schwarze Schlange und dieser andere Elf, der ihn wohl angesprochen hatte.
Windfuchs versuchte indes auf die Beine zu kommen, schaffte es jedoch nicht mal, seine Arme richtig zu heben. Seine Rute schlug dabei gegen das Gesicht von Celest.
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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Asgar » Dienstag 26. April 2011, 00:15

Auch wenn er es nicht unbedingt wollte, spannte sich sein Körper an. Aber eigentlich war das völlig unnötig, da der Waldelf weder abweisend antwortete oder handelte. Er erwiderte sogar den Gruß, obwohl er von Asgars Erscheinung nicht gerade überzeugt war. Immer begegnet man uns Nachtelfen mit einem Argwohn, selbst wenn das überhaupt nicht berechtigt ist. Warum hält man uns alle für zwielichtige Gesellen?
Auch solche Leute waren ihm wirklich ein Gräuel. Leute, die immer von Äußerlichkeiten ausgingen, nicht hinter die Fassade blickten und einem sofort eine böse Gesinnung unterstellten oder andichteten. In Asgars Fall mochte das zwar teilweise stimmen, er war nicht gerade der weltoffene und freundliche Elf, doch das galt dann hauptsächlich gegenüber allen, die das Licht und dessen Gott verehrten.
Ja, auch er war, genau wie Rin, in mehrere dunkle Geschäfte verwickelt gewesen, stahl anderen wertvolle Güter, um sie dann an den nächsten Interessenten weiter zu verkaufen. Doch meistens brach er nur in Wohnungen ein, um seine Fertigkeiten zu demonstrieren. Damit er sagen konnte: 'deine Türen und Schlösser sind keine Herausforderung für mich. Deine Sachen sind vor mir nicht sicher.' In den vielen Jahren war es schon zu einer Art persönlichem Sport für ihn geworden.

Er konnte dem gegenüberstehenden Elf ansehen, dass er nervös war. Die Klinge des Dolches zitterte leicht. Vielleicht lag es auch nur daran, dass Asgar so schwer bewaffnet aussah. Er denkt jetzt bestimmt, ich möchte ihn kalt machen. Jetzt muss ich ihn nur noch vom Gegenteil überzeugen. Er hob seine Hände, um zu signalisieren, dass diese leer waren und der Waldläufer keine Angst vor ihm zu haben brauchte. „Keine Sorge, Freund. Ich tu keinem was.“ Sofern es sich nicht um einen Dunkelelfen handelt. Dann jedoch dürfte es unangenehm werden. Und zwar für ihn selbst. Er wusste ganz genau, dass er einem kampferfahrenen Dunkelelfenkrieger nicht gewachsen war, aber er wollte sich jetzt nicht dadurch entmutigen lassen.

Der Elf nannte seinen Namen und stellte daraufhin mehrere Gegenfragen. Soll ich ihm meinen richtigen Namen nennen? Nein, lieber nicht. Am Ende ist das auch wieder so einer, dem ich zu sehr vertraue und der dann einen eiskalt verrät. „Nenn mich Azard, wenn du möchtest, Firalúr Farnhain. Macht allerdings keinen großen Unterschied. Namen sind Schall und Rauch. Nun zu deinen anderen Fragen. Wo wir hin möchten, tut eigentlich nichts zur Sache, aber wenn du es genau wissen willst, nach Kosral. Dort ist jemand, mit dem ich noch eine alte Rechnung offen habe. Was meine Begleiter betrifft, nun was sie“, er deutete auf die Frau, „sucht, ist mir ehrlich gesagt ziemlich schleierhaft.“
Er machte eine kleine Pause, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. Azard war einer seiner Tarnnamen, welche er sich ab und an zugelegt hatte. Das erlaubte auch Geschäfte in der Öffentlichkeit, ohne seine wahre Identität zu offenbaren. Dummerweise hatte er das bei Dorcha versäumt gehabt. Der Dunkelelf kannte seine wahre Identität.

„Ich muss mich ehrlich gesagt wirklich etwas über dich wundern, dass du mein Volk nicht schon an der Kleidung erkannt hast. Welches Volk trägt wohl im Sonnenlicht und bei Tag stets einen Umhang, damit die Sonne ihnen nicht schaden kann? Natürlich die Nachtelfen“, meinte er etwas verblüfft, was sich jedoch recht schnell wieder legte. Einmal huschte sein Blick zu den beiden Schlafenden hinüber. Die waren grade keine wirkliche Hilfe. Windfuchs hatte zwar die Augen offen, konnte sich jedoch aus scheinbarem Kraftmangel nicht einmal hoch stemmen. Und die Frau schien immer noch in ihrer Traumwelt zu weilen, was im Moment auch nicht von Nutzen war.

Dann wandte er sich dem Mann wieder zu, der selbst für einen Elfen noch recht jung wirkte, auch wenn man es ihm nicht direkt ansah. Bei den Elfen-Völkern war es sowieso etwas schwer, das genaue Alter korrekt zu bestimmen. Meist wurden sie entweder zu jung oder zu alt eingeschätzt. Auch Asgar erging es manchmal so, dass sie ihn vom Alter her auf runde 50 bis 60 Jahre einschätzten.
„Du hast nicht zufällig einen Dunkelelfen in Begleitung einer Frau meines Volkes gesehen?“, meinte Asgar anschließend. Diese Frage hatte ihm schon wirklich die ganze Zeit förmlich unter der Zunge gebrannt. Wenn der Elf tatsächlich Dorcha und Rin gesehen hatte, bestand immer noch eine reelle Chance für ihn, dass er sie nun doch einholen könnte, um seine Liebste aus den Fängen dieses Wahnsinnigen zu befreien. Und um Dorcha eine Klinge durch die Brust zu treiben.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Celest » Dienstag 26. April 2011, 12:11

Ihre leise Atmung und die geruhsame „Nacht“ sollten bald für die junge Frau zu ende gehen, denn die Geräusche um sie herum zischten ihr praktisch ins Ohr.
Dass dieses Zischen von der kleinen Schlange herrührte, kam ihr dabei nicht in den Sinn. Wie auch, wenn sie schlief? Dennoch konnte sie ein wenig aus diesem Gezische entnehmen: „.... es ja nicht!“ Unbrauchbare Wortfetzen waren dies, aber sie halfen ihr in das Land der Wirklichkeit zurück zu kehren.
Langsam öffnete sie ihre Augen, als sie Stimmen vernahm. “Ich bin Firalúr Farnhain. Wer seit ihr?…Wo wollt ihr hin?…was seit ihr?” Sie wusste zwar, dass sie nicht angesprochen wurde, aber die letzte Frage schien Windfuchs und ihr zu gelten. Der Verhüllte schien der einzige zu sein, der bereits auf den Beinen war, und erst jetzt viel ihr auf, dass sie ihre Wache vernachlässigt hatte. Innerlich ohrfeigte sich die Schlangenfrau, aber gleichzeitig wusste sie, dass es nie hätte anders kommen können. Über kurz oder lang musste sie einfach einschlafen, denn todmüde wäre sie niemandem eine Hilfe gewesen. Jetzt erinnerte sie sich auch daran, dass sie genau das gleiche gedacht hatte, als sie sich zur Ruhe gelegt hatte.
Firalúr? Das klingt … elfisch.
Sie beschloss erst einmal liegen zu bleiben, und den beiden weiterhin zuzuhören, denn genau die gleichen Fragen hatte sich Celest auch schon gestellt. Gut, sie wusste, dass der Verhüllte ein Nachtelf war, der den Bruder von Windfuchs umgebracht hat, Windfuchs nun aber helfen will und sich als Ziel gesetzt hat, seine Partnerin zu retten. Wovor genau, war ihr noch ein Rätsel, aber vermutlich hatten die Dunkelelfen sie in ihrer Gewalt. Das würde zumindest seine Abscheu vor diesen dunklen Rittern erklären.
„Keine Sorge, Freund. Ich tu keinem was.“ Hörte sie ihren Gefährten sagen, musste dabei aber ein wenig schmunzeln. Er hatte sich wirklich wacker geschlagen gegen die Dunkelelfen und sein „Gefangener“ war eindeutig der Beweis dafür, dass er eben nicht unbedingt so harmlos war, wie er nun behauptete. Aber sie war sich irgendwie sicher, dass er diesem Eindringling namens Firalúr nichts antun würde. Nicht nur, weil er wahrscheinlich noch ein wenig zu angeschlagen war, um sich einen Kampf zu liefern. Celest war sich auch sicher, dass er auf freundliche Menschen ebenso freundlich reagierte und damit kein ungerechter Mensch … sie meint natürlich Elf! … sein konnte. Trotz, dass er ziemlich zwielichtig auf sie gewirkt, und den Dunkelelfen so voller Hass behandelt hat, steckt in ihm sicher ein guter Kern. Ihren Misstrauen bewahrte sie sich zwar noch irgendwo in ihrem Schädel, womit sie sich immer wieder ermahnte vorsichtig zu sein, doch immer mehr driftete dieser Gedanke ab. Zumal die beiden ihr nun schon öfters das Leben gerettet haben.

„Nenn mich Azard, wenn du möchtest, Firalúr Farnhain. Macht allerdings keinen großen Unterschied. Namen sind Schall und Rauch. Nun zu deinen anderen Fragen. Wo wir hin möchten, tut eigentlich nichts zur Sache, aber wenn du es genau wissen willst, nach Kosral. Dort ist jemand, mit dem ich noch eine alte Rechnung offen habe. Was meine Begleiter betrifft, nun was sie“, Celest schloss eilig die Augen, „sucht, ist mir ehrlich gesagt ziemlich schleierhaft.“
Wir hatten schließlich auch keine Gelegenheit miteinander darüber zu reden, Azard... klingt auch ein wenig nach Schlange.
Aber... hab ich überhaupt ein Ziel? Eigentlich nicht... ich bin den Gesetzen der Natur unterworfen und kann diese Wildnis auch nicht verlassen, außer ich finde ein Gegenmittel... vermutlich ist das mein Ziel! Aber ich bezweifle, dass ich je wieder...

Sie dachte diesen Gedanken lieber nicht zuende, und beschloss schließlich „aufzuwachen“. Schließlich wollte sie diesem Firalúr auch endlich mal gegenübertreten. Dabei hoffte sie inständig, dass er nicht panisch die Flucht ergreifen würde, wenn sie sich erhob. Während Azard seine Herkunft erklärte und sich scheinbar darüber wunderte, dass der Eindringling ihn nicht gleich als Nachtelfen erkannt hatte, streckte sie ihren Oberkörper und anschließend auch ihren Schweif und schlängelte anschließend an Windfuchs vorbei zu ihrem zwielichtigen Gefährten, um ihm zur Seite zu stehen. Sie hatte zwar einen kräftigen Hunger, aber angesichts dieser Situation, konnte sie diesen spielend leicht ignorieren. Sie fühlte sich ansonsten vollkommen ausgeruht, wenn auch noch ein wenig schlaftrunken.
Ihr Gähnen versteckte sie hinter ihrer Hand, um sich anschließend noch einmal zu strecken und dann zu einer Antwort anzusetzen, die sie diesem Fremden schuldig war.
Das wird wohl ein Waldelf sein... die habe ich schon mal in meinem Gebiet gesehen. Sicher geht von ihm keine Gefahr aus, denn Waldelfen mögen doch ihre Wälder und dessen Tiere, wenn ich das richtig in Erinnerung hab.
„ Guten Tag, Firalúr Farnhein!,“ eine leichte Verbeugung begleitete ihre Begrüßung. „Es freut mich euch … eh dich!... kennen zu lernen. Wir haben gewiss keine bösen Absichten im Sinn. Wie Azard euch... ehm dir … ja bereits erklärt hat.“
Mensch, das ist doch nicht so schwer Celest!
Diese Elfen gingen freundlich mit der Natur um, ebenso freundlich wollte sie ihm nun auch begegnen, zumal sie nicht als kaltblütiges Monster berühmt werden wollte.
Es gefiel ihr, nun noch jemanden kennen zu lernen, der nicht gleich die Flucht ergriff. Allgemein genoss sie die Gesellschaft der anderen und das wollte sie sich nicht mit schlechtem Verhalten oder zu viel Misstrauen verderben. Es war doch so selten, dass jemand mit ihr sprach.
Daher lächelte sie sogar bei ihren Worten und setzte eine freundliche Miene auf, die nicht aufgesetzt sondern wirklich ernst gemeint war.
„Was ich bin und wohin ich will... kann ich dir zum Teil beantworten. Ich bin nämlich eigentlich ein Mensch... ein Mensch der unter einer ziemlich seltenen Krankheit leidet. Ich kann dir nichts genaues darüber sagen, außer, dass es bisher kein Heilmittel dafür gibt.“
Das glaubt er mir nie! Ich sehe aus wie ein Monster, das kann keine normale Krankheit anrichten... und doch... Eben dies habe ich anfangs doch auch geglaubt. Es war ein Alptraum, ein absoluter Alptraum!
Ihr Blick wurde langsam etwas trauriger, weswegen sie lieber zu Windfuchs blickte, der noch zu schlafen schien, aber wohl schon wach war. Sie erkannte seinen erwachten Blick.
Das ist mir ja noch gar nicht aufgefallen...
versuchte sie sich kurz abzulenken, um die traurige Miene abzuschütteln. Es gelang ihr halbwegs.
„Nun kämpfe ich eigentlich ums überleben, während ich Ausschau halte nach meiner Erlösung... Eh... ich meine natürlich Heilung.“
Nun wollte sie lieber schweigen. Sie hatte zu viel gesagt. Nicht, dass sie Firalúr diese Informationen oder irgendjemand anderem verheimlichen wollte. Am liebsten würde sie das jedem sagen, der ihr begegnete um nicht als Schlangenbestie, Medusa oder Missgeburt abgestempelt zu werden. Aber es lockte ihre Traurigkeit wieder an die Oberfläche, die wiederum keinen etwas anging.
Glücklicherweise übernahm Azard das Wort: „Du hast nicht zufällig einen Dunkelelfen in Begleitung einer Frau meines Volkes gesehen?“
Seine Worte ließen die Schlangenfrau hellhörig werden, sie witterte Ablenkung und ließ sich vollkommen auf Azards Beweggründe ein. Damit konnte sie sich gedanklich beschäftigen.
Richtig, sagte er nicht er wolle nach Kosral? Ob der Dunkelelf seine Partnerin dorthin verschleppt hat? Aber was heißt denn überhaupt Partnerin? Seine Geschäftspartnerin, oder doch eher Lebensgefährtin? Warum nennt er sie dann nicht Liebste, oder Geliebte? Und andererseits: würde er diese Gefahr auf sich nehmen, um einen Geschäftspartner zu retten? Vielleicht erfahre ich ja bald mehr, vorausgesetzt ich darf noch mitkommen. Ich hoffe es! Ich will nicht wieder alleine sein. Aber wenn wir an eine Stadt kommen, muss ich in den Wäldern bleiben. Ach, bei dieser ganzen Rettungsaktion wäre ich ohnehin ein Klotz am Bein. Dann werde ich sie wohl nur, bis nach Kosral begleiten und dann... naja, eben wieder in der Wildnis überleben.
Ihr Blick wanderte wieder zurück zu Firalúr,was würde er antworten?

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. April 2011, 10:54

Firalúr musterte seinen Gegenüber, allerdings zeigte er nicht das Asgar sonst so bekannte Misstrauen. Natürlich, dieser Elf schaute nicht gerade bgeistert. Skepsis lag auch in seinen Zügen, zusätzlich fand sich darin aber noch eine natürliche Neugierde. Es juckte ihn wohl unter den Fingernägeln, mehr über die Fremden herauszufinden, die sich hier im Neldoreth herumtrieben. Und was für sonderbare Gestalten sie abgaben. Ein fast vollkommen Verhüllter, ein mehr als entkräftetes Fuchswesen und eine schlafende Riesenschlangenfrau. Letztere faszinierte Firalúr eindeutig am meisten. Der Verhüllte könnte auch nur ein einfacher Reisender sein. Der Stoff seiner Kleidung kam dem Waldelfen allerdings vertraut vor, wenngleich er aus irgendeinem Grund wusste, ihn noch nicht oft gesehen zu haben. Aber dieses fließende Schwarz, das selbst kleinste Lichtflecken zu verschlucken drohte, bestand aus einem ganz eigenen Material.

Langsam senkte Firalúr sein Jagdmesser. Der Fremde hatte ihn noch nicht angegriffen, zumal er vermutlich haushoch unterlegen wäre. Vielleicht bot sich ihm die Möglickeit zur Flucht. Er kannte sich in "seinen" Wäldern wahrscheinlich besser aus als diese Fremden - allein ein Blick auf ihr Lager genügte ihm, um zu erkennen, dass sie es nicht gewohnt waren, in dieser Wildnis zu übernachten. Nun, der Fuchs vielleicht. Er hatte sich in eine Kuhle gerollt, was mutmaßen ließ, dass er wusste, wie man sich hinzulegen hatte, um nicht vom nächtlichen Wind gestört zu werden. Von der Schlange hätte er fast erwartet, dass sie sich zum Schlafen auf einen Baum zurückzog. Der Neldoreth bot teilweise große, kräftige Stämme, die möglicherweise sogar ihr Gewicht halten konnten. Warum also hatte sie sich hier, in der Nähe des Flusses niedergelassen? Die Bäume hier waren jung, ihre Zweige viel zu dünn für den breiten Schlangenleib. Und schließlich der Vermummte, welcher nun behauptete, harmlos zu sein. Nun, er stammte gewiss aus keinem Wald. Vielleicht war er ein städtischer Streuner auf der Durchreise. Warum kam Firalúr die Gewandung nur so vertraut vor? Er überlegte fieberhaft, ohne dabei jedoch seine Miene zu verziehen.
"Ich habe ebenfalls nicht vor, euch etwas zu tun, solange ihr den Wald ehrt, in dem ihr euch aufhaltet - Freunde", entgegnete Firalúr freundlich. Hinter seinen Worten steckte eine leise Warnung, die jedoch nicht als Drohung aufgenommen werden sollte. Er gab sie jedem mit auf den Weg, dem er begegnete. Als Waldelf waren ihm Flora und Fauna natürlich wichtig und als Jäger und Waldläufer galt es als Pflicht, beides zu behüten. Um seine Worte also nicht bedrohlich klingen zu lassen, schickte er eine freundliche Neigung des Kopfes hinterher und wiederholte den genannten Namen. "Es freut mich, Azard." Doch schon fast blieb ihm das Wort im Halse stecken, als er das Ziel des Reisenden aufnahm. Seine Augen weiteren sich, er verlor jegliche Kontrolle über seine Mimik. Hoffnung funkelte aus den aufgerissenen Augen und man bemerkte, dass er sich beherrschte, Azard nicht sofort umarmen zu wollen.
"Nach Kosral willst du, Freund? Ist das dein Ernst? Oh, Phaun schickt Hilfe doch immer in den größten Zeiten der Not!" Er lachte, lachte heiter und ausgelassen. So, als hätte Asgar ihm soeben offenbart, der Erbe eines überreichen Adeligen zu sein, der bedauerlicherweise von ihnen gegangen, aber seinem Erben alles vermacht hätte. Zwar könnte ein Waldelf wohl wenig mit einem Vermögen anfangen, daher hinkte der Vergleich, aber anders war es nicht auszudrücken. Firalúr grinste von einem Spitzohr zum anderen.

So bemerkte er zu spät, dass Leben in den Schlangenleib kam und Celest sich schon einmal um das Lager herum und an Asgars Seite geschlängelt hatte, ehe sich der Waldelf endlich beruhigte. Noch immer lächelte er, sein Blick wanderte allerdings zu der schuppigen Hybridin. Windfuchs lag weiterhin am Boden. Er knurrte leise, denn es wurmte ihn, dass sein Körper ihn im Stich ließ. Er würde seinen Meister nicht beschützen können, entpuppte sich der Elf letztendlich doch noch als gefährlich. So zuckte er mit seiner buschigen Rute, aber das war auch das einzige, was er derzeit zustande brachte.
Unterdessen klärte Asgar das Geheimnis seiner Herkunft auf. Da nickte Firalúr plötzlich verstehend. Er griff sich an den Kopf. "Richtig, ein Nachtelf! Das hätte ich erkennen sollen. Jetzt weiß ich auch, woher ich den Stoff kenne. Ich bin früher schon gelegentlich Nachtelfen begegnet, die die hellen Mondnächte ausnutzten, um durch die Wälder zu streifen." Er verneigte sich nun tief. "Es ehrt mich, Azard. Euch sieht man so selten an der Oberfläche." Seine Augen wanderten weiter zu Celest. "Aber dich sieht man wohl überhaupt nicht. So schöne Schuppen. Eine Krankheit, sagst du? Welch wundervolle Nebenwirkung sie hat. Du erinnerst mich an die Bernsteinkette, die ich meiner Freundin Lavendielle schenkte. Huch!" Firalúr richtete sich auf und hob einen Fuß etwas, als ein schwarzer, viel kleinerer Schlangenkörper zwischen seinen Beinen hindurch kräuselte, direkt auf Asgar und Celest zu. Zischelnd rollte sich die kleine Schlange vor ihnen ein und war wieder still. Sie hatte sich offensichtlich entschieden, in der Nähe der beiden zu bleiben. "Ihr seid mir ein munterer Haufen", grinste der Waldelf. "Und nach Kosral wollt ihr. Ihr glaubt gar nicht, welch gute Nachricht das für mich sein könnte."

Als Asgar allerdings nach einer der seinen in Begleitung eines Dunkelelfen fragte, verfinsterte sich die Miene des Jägers. "Eine Nachtelfe sah ich nicht, nein. Aber Dunkelelfen zu Hauf - und Orks, Goblins mit Maschinen. Sie zerstören den Wald. Außerdem haben sie die Bewohner meines Dorfes gefangen genommen. Ich stamme aus dem Elfendorf Neryan, welches nicht weit von hier liegt. Als ich für mehrere Tage in den Wäldern unterwegs war, um zu jagen, müssen die Dunklen meine Heimat überfallen haben. Ich konnte ihre Spuren bis zu den Ruinen Kosrals zurückverfolgen. Die Stadt steht wieder, ich weiß nicht, wie es das dunkle Volk fertig brachte, sie binnen kürzester Zeit aufzubauen und vor allem: zu besiedeln. Sie haben sich hinter den festungsartigen Mauern verschanzt. Und sie halten die Neryaner gefangen. Versteht, weshalb ich mich so über euer Ziel freue, denn Korasl ist auch das meine. Ich muss versuchen, meine Freunde und Verwandten zu befreien." Er ließ die Schultern hängen. "Leider reicht ein Mann nicht aus, dies zu bewältigen. Aber vielleicht können wir einander helfen. Du sagtest, du suchst eine Nachtelfe? Ist sie denn ebenfalls Gefangene dieser Schurken?"
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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Asgar » Freitag 29. April 2011, 20:36

Die Entscheidung, nicht seinen richtigen Namen zu verwenden, schien sich doch auszuzahlen. Und mit seiner Gestik hatte er dem Waldelfen klar gemacht, dass er nicht auf Händel aus wahr. "Ich habe ebenfalls nicht vor, euch etwas zu tun, solange ihr den Wald ehrt, in dem ihr euch aufhaltet - Freunde", sagte der Elf, jedoch war die Warnung, welche er mit eingeflochten hatte, unmissverständlich: er würde die Natur vor der Zerstörung bewahren. Typisch Waldelf. Laut sagte er: „Sei unbesorgt, wir werden nichts von der Natur hier zerstören.“ Ich zumindest nicht. Die anderen sicher auch nicht, wir sind schließlich keine Dunkelelfen, die vor nichts halt machen. Das sich die Dunkelelfen nicht sonderlich für Flora und Fauna interessierten, war ihm schon bei dem rücksichtslosen Vorgehen seines 'Gefangenen' aufgefallen. Wie wild hatte der auf dei Büsche eingeschlagen, nur um vorwärts zu kommen.

Ihm fiel auf, dass die Mimik des Jägers etwas außer Kontrolle geriet, als er Kosral als sein Ziel genannt hatte. Warum tat er das? Die Erklärung folgte schon auf dem Fuße. "Nach Kosral willst du, Freund? Ist das dein Ernst? Oh, Phaun schickt Hilfe doch immer in den größten Zeiten der Not!" Er selbst hatte es noch nie wirklich mit den Naturgottheiten gehalten, akzeptierte sie dennoch. Jedoch galt sein Glaube Manthala, der Schwester von Faldor, welcher hauptsächlich von den Dunkelelfen angebetet wurde.
Was Götter betraf, war er eigentlich mehr oder weniger tolerant, denn jeder Gott verdiente irgendwie und irgendwo etwas Ehrfurcht und Respekt. Jeder, außer Lysanthor. Alles hatte schließlich seine Grenzen. Nachtelfen hassten diesen Gott einfach und wollten möglichst so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben, das war einfach schon genetisch veranlagt. Schließlich waren sie und die Dunkelelfen, welche sich auch gerne mal als 'Dunkle' bezeichneten, früher einmal ein Volk gewesen. Gewesen, ja, doch nun gingen die Meinungen zu den verschiedensten Themen wirklich weit auseinander. Auch die Lebensweise hatte sich stark gewandelt. Dunkelelfen dachten meist nur an sich selbst und zettelten in früheren Zeiten schon mehrere Kriege und diplomatische Verwicklungen an. Nachtelfen dagegen lebten weitaus unauffälliger und so mancher wusste nicht einmal richtig von ihrer Existenz. Und dennoch waren sie da, jedoch verborgen.

Offenbar schien der Beschluss Asgars den Elfen zu erheitern, denn er lachte. Heiter und fröhlich. Der Dieb hätte es sich nicht nehmen lassen, in das heitere Gelächter mit einzustimmen, doch noch waren sie nicht in Sicherheit. Hier war zu viel Unbekanntes und das was bekannt war, war nicht gerade etwas, dass viel zur Erheiterung beitragen könnte.

"Richtig, ein Nachtelf! Das hätte ich erkennen sollen. Jetzt weiß ich auch, woher ich den Stoff kenne. Ich bin früher schon gelegentlich Nachtelfen begegnet, die die hellen Mondnächte ausnutzten, um durch die Wälder zu streifen." Dann folgte eine Verbeugung und Asgar wurde mit einem Schlag etwas mulmig zumute. Noch nie hatte sich jemand vor ihm verneigt. "Es ehrt mich, Azard. Euch sieht man so selten an der Oberfläche." Der Nachtelf winkte freundlich ab. „Lass es gut sein, du machst mich ja ganz verlegen.“ Er war solches Gebaren nicht die Spur gewohnt und wusste dann eben nicht, wie er genau darauf reagieren sollte.
Danach richtete der Waldelf das Wort an die Hybridin, welche inzwischen auch mal aufgewacht war. Hat ja auch lange genug gedauert! Ach, was soll's....Er machte sich nur seine Gedanken.

"Aber dich sieht man wohl überhaupt nicht. So schöne Schuppen. Eine Krankheit, sagst du? Welch wundervolle Nebenwirkung sie hat. Du erinnerst mich an die Bernsteinkette, die ich meiner Freundin Lavendielle schenkte. Huch!" Sein überraschtes Aufkeuchen am Schluss war auf die kleine schwarze Schlange zurückzuführen, welche sich schnell zwischen den Beinen des Elfen hindurch schlängelte und sich dann bei Asgar und der Frau zusammenrollte. Die wollte wohl bei der Gruppe bleiben. Sein Gefühl sagte ihm vage, dass die Schlange später wohl noch eine größere Rolle spielen könnte, doch das behielt er erst einmal für sich.

Zwischendurch sagte die Schlangenfrau noch etwas und pflichtete Asgar bei, dass sie nichts böses im Schilde führten. Zumindest wurde sein Gesagtes darin nochmals bekräftigt. "Ihr seid mir ein munterer Haufen“, meinte der Elf wieder verschmitzt grinsend. „Oh ja, das sind wir“, kommentierte Asgar, ebenfalls grinsend. Auch wenn wir in letzter Zeit wenig hatten, um munter und fröhlich zu sein. Besonders er selbst war ja ziemlich vom Schicksal gebeutelt worden.
"Und nach Kosral wollt ihr. Ihr glaubt gar nicht, welch gute Nachricht das für mich sein könnte." Sofort wurde der Nachtelf hellhörig. „Warum? Was hat das für einen Nutzen für dich?“ Er konnte sich selbst nicht so genau einen Reim darauf machen, warum sich der Elf plötzlich wie ein Schneekönig darüber freute, nur weil sie nach Kosral wollten bzw. er nach Kosral wollte. Doch die folgende Erklärung des Jägers bestätigte alles: Das in der Stadt Dunkelelfen, Orks und Goblins hausten und das die Bewohner eines Dorfes, seines Dorfes gefangen gehalten wurden. „Das was deinen Freunden und Verwandten passiert ist, tut mir leid. Du hast mein Beileid.“ Leider hatte er Rin und Dorcha nicht gesehen, aber sie waren bestimmt in besagter Stadt. Nun mussten sie nur noch dahin gehen und sich einen Plan ausarbeiten, welcher ein Eindringen in diese Stadt erlaubte. Einen, den man ungesehen und so leise wie möglich umsetzen musste. Würde mit einer zwölf Meter langen Schlangenfrau alles andere als leicht werden.

„Leider reicht ein Mann nicht aus, dies zu bewältigen. Aber vielleicht können wir einander helfen.“ War das etwa der Vorschlag zu einem Geschäft? Asgar musste nicht lange überlegen, um zu einer Lösung zu kommen. „Gut, einverstanden. Ich helf dir, deine Familie und Freunde zu retten. Du musst aber wissen, ich bin kein ausgebildeter Schwertkämpfer, nur weil ich ein Schwert mit mir herumschleppe. Meine Talente liegen eher auf anderen Gebieten. Aber wenn du jemanden brauchen kannst, der die Mechanismen von Türschlössern besser als seine Manteltaschen kennt, dann bin ich der Mann dafür.“ Zudem war er auch noch zu angeschlagen, um direkt in einer Auseinandersetzung bestehen zu können. Der Schlaf war erholsam gewesen, doch über Nacht heilte kein angebrochener Knochen.
Er war schon immer stolz auf sein Talent im Schlösserknacken gewesen. Es war eine angeborene Gabe. Beizeiten hatte er schon Türen eher geöffnet, als man 'Haltet den Dieb' rufen konnte und eben so schnell war er dann auch wieder verschwunden gewesen.

Der nachfolgende Satz jedoch, ließ Asgars Mimik etwas verfinstern. „Du sagtest, du suchst eine Nachtelfe? Ist sie denn ebenfalls Gefangene dieser Schurken?" Asgar fühlte einen Stich, tief in seiner Brust. Seelenschmerz. Und Sehnsucht. Der Nachtelf nickte darauf grimmig. „Ja, einer dieser elendigen Drecksäcke hat sie verschleppt, kurz nachdem er mich auch noch vergiftet hatte. Wie durch ein Wunder hab ich es aber überlebt. Sie steht mir übrigens sehr nahe.“
Was das jedoch hieß, ließ er zum Ende hin offen, denn es tat nicht wirklich etwas zur Sache. Zumindest wusste nun jeder, dass es sich um eine Frau handelte. „Ich würde mit großer Freude sofort aufbrechen, aber“, sein Blick wanderte zu dem Fuchshybriden, „er dort ist einfach noch zu sehr geschwächt und ich will und werde ihn nicht hier zurücklassen. Nicht bei den ganzen Dunkelelfen, die hier herumlungern. Er hat sich überanstrengt. Ich hatte gehofft, er würde sich über die Nacht hinweg erholen, aber jetzt mache ich mir doch Sorgen.“ Er klang nun doch etwas verloren.

Windfuchs hatte ein schreckliches Schicksal. Er war seiner Seele beraubt worden, um Tod zu verbreiten und wurde dann zum Wegwerfprodukt, sobald ihm die Puste ausging. Nun hieß es alles daran zu setzen, dass er wieder ein normales Leben führen konnte.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Celest » Samstag 30. April 2011, 15:32

Celests Mimik wurde ernst, während sie dem Gespräch lauschte und sich wieder einmal einwickelte, um einen gemütlichen Sitzplatz zu haben. Die Worte Firalúrs schluckte sie ohne weiteres runter, da sie es als selbstverständlich empfand den Wald zu ehren. Schließlich ist sie vor langer Zeit ein Teil dieser Wildnis geworden, welche die Waldelfen so ehrten. Um in ihr zu überleben, musste sie einfach behutsam aber auch vorsichtig mit ihr umgehen. Der Wald ernährte sie und gab ihr ein Blätterdach unter dem sie sich vor den Menschen verstecken konnte. Er war ihr neues zu Hause, auch wenn sie es sich nicht wirklich ausgesucht hatte. Viel lieber wäre sie bei ihrer Mutter geblieben und hätte weiterhin ihrer Herrin Anastasia gedient. Denn dort konnte sie ein Mensch sein, der mit anderen Menschen zusammen leiden, lachen und auch lieben konnte. Hier in der Wildnis war sie stets allein und ihren eigenen Gedanken ausgeliefert.
Aber dennoch: sie würde ihr neues Zuhause ehren.

Schon bald wurde das Gespräch interessanter, denn das Thema Kosral schien heikler zu sein, als sie es sich vorgestellt hatte. Zugegeben, bis Azard den Namen dieser Stadt in den Mund genommen hatte, kannte sie diese noch nicht einmal. Seine Geschichte war ihr unbekannt und damit auch die unheimliche Wiedergeburt die mit dieser einher ging.
Der Waldelf hingegen kannte diese Stadt nicht nur, er war sogar auf dem Weg nach Kosral um seine Lieben zu retten. Da kam ihm diese kleine Reisegruppe wohl gerade recht. Er lachte aus vollem Herzen.
Celest blickte ein wenig verwirrt, schwieg aber über die Ausgelassenheit des Fremden. Sie lächelte sogar ein wenig, denn sein Lachen war durchaus ansteckend. Aber sofort verging ihr das Lächeln, als sie hörte, dass auch er auf der Suche nach seinen Freunden war. Erst jetzt wurde Celest klar, in welcher Gefahr sie sich befunden hatte, als sie beinahe diesen dunklen Rittern geglaubt hatte. Sie war doch tatsächlich auf deren schleimigen Komplimente hereingefallen! Und wie wäre sie geendet... viele schienen großes Ungemach durch dieses Volk erfahren zu haben, der Waldelf und Azard waren da nur zwei kleine Beispiele. Wenn die junge ehemalige Dienerin gewusst hätte, welche Gräueltaten noch dem dunklen Volk zuzuschreiben waren, wäre sie wahrscheinlich vor Schreck in Ohnmacht gefallen.
Aber nicht nur Dunkelelfen befanden sich in Kosral, laut den Ausführungen Firalúrs würden sie auch auf Orks und Goblins treffen, die mit Maschinen ausgestattet waren und mordlüstern auf sie warten würden, wenn sie Kosral erreichten. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Celests Magengegend aus, denn nun bekam sie es doch ein wenig mit der Angst zu tun. Natürlich war sie eine große Halbschlange mit einer immensen Körperkraft, aber sie war zu Hälfte eben noch eine einfache Frau, die nie mit kriegerischen Auseinandersetzungen, sei es theoretisch oder praktisch, zu tun hatte.Sie kannte das Hauptproblem Celcias nicht einmal, da man es ihr immer nur verschwiegen hatte. Vielleicht war es auch besser gewesen in einer Scheinwelt zu leben, in der man nur Putzen, Kochen , Beschweren und Schlafen im Sinn hatte.

Ihr Blick wanderte zu der kleinen schwarzen Schlange, die sich immer noch nicht von der Gruppe getrennt hatte. Zu Celests Ärger machte sie es sich auf Azards und ihrer Seite gemütlich und signalisierte deutlich, dass sie bei ihnen bleiben würde. Das Zischen, welche sie diesmal von sich gab, konnte Celest glücklicherweise nicht verstehen. Sie wollte es nicht. Genauso wenig wie sie die Schlange in ihrer Nähe behalten wollte. Diese erinnerte die junge Hybriden nur an ihr eigenes verdammtes Schicksal und das konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen. Da hieß es wohl nur: Ignorieren.

Das Problem Dunkelelfen und Kosral konnte man hingegen nicht so leicht ignorieren. Celest hatte sehr wohl Mitleid mit den gefangen genommenen Waldelfen und der Freundin Azards. Aber andererseits machte sie der Gedanke, einen Rettungsversuch zu starten, ungemein nervös. Es war schon schwer genug gewesen mit einem kleinen Trupp dieser Sorte fertig zu werden, aber eine ganze Stadt voll von üblen Schurken? Das war doch viel zu viel für eine kleine Gruppe wie sie es waren. Die Schlangenfrau konnte nicht anders als dieses Unternehmen im vornherein als 'gescheitert' zu erklären. Es war ihr ohnehin ein Rätsel, wie Firalúr auf die Idee kam, alleine nach Kosral aufzubrechen.
Ebenso schleierhaft war ihr, dass der Waldelf ihren schuppigen Leib als 'wundervolle Nebenwirkung' bezeichnete. So schön wie eine Bernsteinkette? Die junge Frau fühlte sich zwar geschmeichelt, andererseits aber auch ein wenig missverstanden.
Sie lächelte leicht, um ihrer Verwirrung auf seine Bemerkung zu überspielen, und blickte gleichzeitig zu Boden, während sie ein sanftes 'Danke' murmelte, aber innerlich hätte sie weinen und wütend zugleich sein können. Gut, dass sie all dies verbergen konnte.
Wunderschöne Nebenwirkung? Pah! Gestraft fürs Leben bin ich! Ein Leben unter Menschen? Ausgeschlossen! Die Große Liebe finden? Ausgeschlossen! Eine eigene Familie? AUSGRSCHLOSSEN! ICH BIN EIN MONSTER, VERDAMMT!!
Wie bereits gesagt, war es wirklich gut, dass ihre Gedanken hinter ihrer eisernen Maske verborgen blieben.
Aber trotz allem befand sie sich nun in einem ziemlichen Dilemma: Azard willigte sofort bei der gemeinsamen Aktion ein, die Gefangenen zu retten, schließlich war wahrscheinlich auch seine Partnerin darunter, aber warum sollte sie ihr Leben riskieren, um wildfremden Menschen und Elfen das Leben zu retten? Sie hatte Angst und besonders geschickt mit ihrem Schweif war sie auch nicht. Beinahe hätte sie also ihre Hilfe bei dieser Aktion verwehrt, wäre da nicht der andere Punkt gewesen, der noch viel gewichtiger war als ihr jämmerlich verpfuschtes Leben: Ihre Schuld Windfuchs und Azard gegenüber. Nicht nur, dass sie ihren Ruf deutlich verbessern konnte durch eine erfolgreiche Rettungsaktion, auch konnte sie so ihre Schulden ein wenig zurückzahlen, denn diese Partnerin schien Azard mehr als nur wichtig zu sein. Celest ahnte bereits, dass da Liebe im Spiel sein musste. Ob es ihre weibliche Intuition war, die ihr das sagte oder etwas völlig anderes: Tief in ihrem inneren hatte sie diese Ahnung.

Ihr Blick wanderte zu Windfuchs, als Azard erklärte, dass sich dieser möglicherweise in einer kritischen Lage befand. Der Blick der Hybridin wurde mitleidig, als sie ihren Leidensgenossen dort liegen sah, der nur seine Rute bewegen konnte. Es wurde wirklich höchste Zeit, dass ihm geholfen wurde.
Endlich erhob sie wieder ihre Stimme, die ruhig und sanft, aber dennoch mit einer gewissen Stärke, sprach.
„Die Lage ist ernst, aber Azard hat Recht. Wenn wir nicht wieder auf den Beinen sind, wird kein einziger Rettungsversuch den wir wagen, erfolgreich sein. Auch ich will versuchen zu helfen, auch wenn ich keine große Hilfe bin. Aber zuerst müssen eure Wunden heilen.“ Die letzten Worte galten Azard aber vor allem Windfuchs, der sich scheinbar nicht bewegen konnte.
„Azard, diese Kräuter die Windfuchs uns gegeben hat, meinst du, dass sie auch bei ihm helfen könnten? Ich weiß ungefähr wie sie aussehen, aber ich bin mir nicht sicher ob ich sie finden könnte. Außer natürlich Firalúr hat eine bessere Idee?“ Waldelfen kannten sich sicher auch mit Heilkräutern aus, allerdings waren sicher auch nur einzelne Waldelfen mit der Heilkunst durch Kräuter bewandert.
Noch ehe sie eine Antwort bekam, entschloss sie sich Windfuchs zu wärmen. Sie wusste zwar nicht ob seine Glieder verkrampft waren oder einfach noch zu erschöpft waren, um sich zu regen, aber Wärme war schon immer ein guter Anfang für Heilung gewesen. Also schlängelte sie sich vorsichtig an ihren Leidensgenossen heran und umwickelte ihn vorsichtig mit ihrem Schlangenleib. Ihre Umklammerung war aber alles andere als fest. Er würde sich mit Leichtigkeit aus dieser befreien können, wenn er wollte. Vielmehr war ihr Leib weich und warm, und ermöglichte damit eine sehr gemütliche Liegeposition. Celest hoffte nur, dass ihre kleine Bemühung etwas, zumindest eine Kleinigkeit, ausrichten konnte.
„Aber ich möchte noch eine Sache wissen: Wie stellt ihr es euch vor, eure Lieben aus der Gefangenschaft zu befreien? Wie du bereits sagtest Firalúr, haben sie Kosral besiedelt. Wir hingegen sind nur eine kleine Gruppe von zufällig zusammengestoßenen Individuen. Ich will euch die Hoffnung nicht zunichte machen, aber man sollte realistisch bleiben, wenn man solch einem überlegenen Gegner gegenüber steht.“ In ihren Worten klang ernsthafte Sorge mit, denn es waren schließlich nicht nur die Leben der Gefangenen von ihrem Vorhaben abhängig. Auch sie selbst würden die Konsequenzen tragen müssen, wenn sie scheitern würden und diese wären sicher alles andere als angenehm. Näheres wollte sie sich dabei lieber nicht ausmalen.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. Mai 2011, 20:53

Wenn man bedachte, das Asgar bis jetzt ziemliche Schwierigkeiten hatte, wenn er ein Geschäft machte, so wollte er auch diesmal nicht warten. Immerhin ging es hier um seine geliebte Rin, welche unter Umständen sich in Kosral ebenso in Gefangenschaft befand, wie die Familie des Waldelfen.
Nur Celest schien es übereilig zu finden. Ihre weiblichen Instinkte, sorgten dafür, dass sie auf ihr inneres Gefühl hörte und nicht vorschnell handelte. Die Vorsicht konnte gleichfalls noch aus ihrem vorigen Leben stammen, als sie solche Aktionen nicht betrafen. Sie war nur eine Dienstmagd, keine Kriegerin oder Abenteuerin.
Firalúr strahlte über das ganze Gesicht und ergriff mit beiden Händen eine Hand Asgars. Energisch und dankbar schüttelte er diese mehrmals, dass der Nachtelf durchgeschüttelt wurde. Man hätte es den Waldelfen nicht angesehen, doch er war kräftiger als er auf den ersten Blick wirkte.
„Danke…Phaun und Florencia sind mir hold. …Warum trägst du jedoch ein Schwert, wenn du es nicht richtig führen kannst?“.. Er ließ die Hand von Asgar los und trat wieder etwas zurück. Was er bei den Nachtelfen sah, sprach wirklich nicht für einen Kämpfer, eher ein Bote. Und als Asgar die Sache mit den Schlössern erwähnte, zog er nur fragend eine Augenbraue hoch. In seinem Dorf hatte man so gut wie keine Schlösser, so war die Berufung der Waldelfen auch nicht als Diebe und Einbrecher ausgelegt. Sie lebten im Einklang mit der Natur und Habgier war nicht bei ihnen geläufig.
Als der Waldelf den schmerzlichen Ausdruck in den Augen von Asgar sah, da legte er ihn kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter.
Sagen brauchte er dazu nichts mehr. Sie saßen im gleichen Boot. Jeder der beiden hoffte seine Liebsten wohlbehalten zu finden. Beide wollten sofort aufbrechen. Doch da gab es ja noch ein oder zwei Probleme. Erstens mussten sie einen Plan haben und Zweitens musste Windfuchs wieder zu Kräften kommen. Seine Hilfe war auf jedenfalls auch von Nöten.
Asgar zeigte auf Windfuchs, der sich noch immer nicht viel regen konnte. Seine Muskeln schienen alle Kraft verloren zu haben.
Der Wald elf trat näher an den Fuchshybriden heran. Wieder zuckten nur die Ohren, während er mit halb geschlossenen Augen den Waldelfen ansah. Tatsächlich hatte Firalúr
angenommen, dass es sich wohl um keine lebende Person mehr handelte. So wenig Regung war bis jetzt von ihm gekommen. Die Bewegung der Rute konnte durch den Wind sich bewegt haben. Mit einer vorsichtigen Geste trat er näher ran. Berühren konnte er den Hybriden jedoch nicht, weil sich Celest gewaltiger Leib um den Fuchs gelegt hatte. Und aus Respekt einer Frau gegenüber würde er ihr nicht zu nahe kommen, obwohl er ihre Abneigung gegen ihren Schuppen nicht verstehen konnte. Wie konnte so was Schönes, denn schlecht sein.
Sie bettete den Hybriden, so dass er es weich und bequem hatte. Wie oft hatte sie so was getan?
Sie war Asgar und Windfuchs so viel schuldig. Und auch wenn ihre Geste geringen Nutzen haben sollte, so fühlte sich Celest besser. Windfuchs versuchte sich wieder zu regen,. Eine Hand berührte sanft ihre Schuppen, als wollte er etwas sagen. Sie verweilte dort. Eine Träne glitzerte auf und floss träge von seinen Auge herab um in seinen Fell zu trocknen.
Asgar konnte dabei deutlich spüren, wie sich eine Mischung aus Zuneigung und Dankbarkeit aus der Kugel strahlte. Selbst wenn Windfuchs nicht sprechen konnte, teilte er sich mit.
Firalúr bewunderte wieder die schönen Schuppen, die so schön im ersten Licht der Sonnenstrahlen glänzten. Die beiden Hybriden gaben ein friedliches und geborgenes Bild ab, wenn beider Schicksale wegließ.
„Was die Dunkelelfen betrifft, da habt ihr recht…ich habe in der Nähe der alten Brücke, erst heute Morgen welche gesehen. Sie wandern ihr überall durch und zerstörten den Wald. Sie schienen nach etwas zu suchen.“ Schatten legten sich über sein Gesicht. Nur zu gerne hätte er sie getötet, doch die Zeit würde noch kommen.
„Man sollte nicht zu lange an einem Ort verweilen und regelmäßig wache halten. Die Bäume sind die besten Schlafplätze.“ Fügte er dabei noch zu.
„wenn ihr verletzt seid,“ er sah zu Asgar. „Dann sollten wir es schnell versorgen. Die natur sortiert schnell aus, wen sie nicht für stark genug hält. Das ihr ein Gift überstanden habt, kann der Beweis sein, dass noch höheres von euch erwartet wird. Mein Bruder sagte mir eins, jedes Wesen hat seine Aufgabe, selbst wenn sie klein wirkt“ Er schüttelte lächelnd seinen Kopf, als er sich an die letzten Worte seines Bruders erinnerte, kurz bevor dieser zu den Göttern einkehrte. Er war einen guten Tod gestorben. Auch wenn es viele Jahre schon her war, so musste er an diese Worte oft denken. Das Jagdmesser war seit dieser Zeit sein Begleiter. Ein Andenken an das Leben seines Bruders als Jäger. Und Firalúr wusste, irgendwann würde er ihn wieder sehen und gemeinsam mit ihn jagen können.
Als Celest die Kräuter ansprach blickte er die beiden fragend an.
„ Kräuter?...ja natürlich kenne ich Mittel. Doch was genau hat er. Ist er nur erschöpft, so können ihn Kräuter helfen. Sie würden stärken….Verzeiht, aber“ Er sah wieder celest an.
„ ..ist dieser Windfuchs dein Gefährte?...Ihr gebt ein schönes Bild ab….ach, wie ist dein Name eigentlich?“
Jetzt wurde sie mal gefragt.
Asgar war mit ihr gereist ohne ihren Namen zu kennen oder sich selber vorzustellen. Dabei kam er aus keinen schlechten Haus und sollte sich dem bewusst sein. Celest selber hatte sich auch nicht vorgestellt. Man reiste zusammen, doch sich vorzustellen, war beiden nicht eingefallen. Die Ereignisse hatten beide überrannt.
„ Das es nicht ungefährlich ist, weiß ich. Erst mal die Stadt sondieren, dann überlegen wie man da reinkommt. Wenige können oft mehr ausrichten, als wenn wir eine Armee wären. So sollten wir ungesehen bleiben….und du“ er deutete auf Celest. „ du bist aus der ferne und selbst aus der Nähe kaum zu erblicken. Die Götter haben dich bestens getarnt. Ich habe Geschichten von sogar Wesen gehört, die ganz nah bei den Elfen oder Menschen lebten, obwohl sie eigentlich zu groß waren. Sie sind nicht aufgefallen, weil man nicht damit rechnet. …Und ich bin mir sicher, dass und die Waldgötter hold sind, weil wir für den Wald kämpfen…Des Weiteren sollten wir jedoch woanders bereden. Ich habe hier in der Nähe ein kleines Lager, da sind auch Kräuter und Heilerutensilien. Auch habe ich dort noch Vorräte, die wir bestimmt gebrauchen könnten. Es ist eine geschützte Höhle. Nur müssten wir ihn dorthin bringen. Soll ich ihn tragen, oder wollte ihr?“
Fast schon zeitgleich hatte sich die kleine Schlange in das Blickfeld von Celest begeben. Sie hatte eine ähnliche Haltung wie die Schlangenhybridin angenommen und entwirrte sich gerade. Dabei drückte sie sich unter einen Zweig, den sie dann über sich liegend mitschleppte. Ihren Kopf hob sie zu Celest als wollte sie zeigen, was die Hybriden machen konnte.
„Es ist nicht weit von hier..“ Er würde den beiden den Weg zeigen. Und dies könnte er eindeutig besser, wenn er nicht Windfuchs schleppen würde.
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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Asgar » Samstag 7. Mai 2011, 20:20

Zwar jubelte er innerlich, dass nun eine große Chance bestand, die Personen, die man am meisten liebte, zu retten, wenn nicht die Frau einige wirklich große Bedenken darlegte. Sie hatte Recht. Es war nicht alltäglich, sowie unmöglich, dass man einfach so in eine feindliche Stadt marschierte, die Liebsten befreite und einfach so wieder heraus spazierte. Das funktionierte nicht. Niemals. Es mit dieser Methode zu versuchen, war wie in ein offenes Messer zu rennen. Das konnte nicht funktionieren.
Doch der Waldelf tat trotzdem seine Freude kund, indem er Asgars Hand mit beiden Händen packte und ihn ordentlich durchschüttelte. Man traute diesem Jäger oder Waldläufer gar nicht zu, dass er so kräftig war. Aber das Schütteln ließ die Wunde erneut schmerzen und unangenehm pochen. „Langsam, langsam! Nicht so heftig bitte!“ Kurz darauf ließ der Elf ihn wieder los, nicht ohne ihm einen neugierigen Blick zuzuwerfen. „Danke…Phaun und Florencia sind mir hold. …Warum trägst du jedoch ein Schwert, wenn du es nicht richtig führen kannst?“ Warum er diese Waffe führte? Weil er sie einem Dunkelelfen abgenommen hatte, der keine Zeit mehr bekam, sie gegen den Nachtelfen einzusetzen. Das hatte Asgar ja mit einem gezielten Faustschlag verhindert. Auch wenn er Gewalt gerne verhindert hätte. Aber in dem Moment ging es nicht anders.
„Ich konnte einen der Dunkelelfen überraschen und ihm die Waffe abnehmen. Er dürfte noch auf der anderen Flussseite liegen, sofern er nicht befreit oder von Wölfen oder derartigem gefressen wurde. Außerdem fühle ich mich damit sicherer, als nur mit einem Dolch bewaffnet zu sein.“ EINEN Dolch? Nein. Die Anzahl seiner Waffen dieser Art war ja mittlerweile auf drei angestiegen. Einer davon war Windfuchs' Verdienst. Er hatte die Waffe gefangen, die der Frau Schaden zufügen wollte. Zählte man das Schwert noch hinzu, wären es vier Waffen, die er nun besaß. Eben jenes zog er nun vorsichtig aus der Halterung und betrachtete es nun genauestens. Man konnte nur allzu deutlich erkennen, dass es aus den Schmieden der Dunkelelfen gekommen war. Die Form war ihr Erkennungsmerkmal. Es war zudem recht leicht, aus schwarzem Stahl gefertigt und absolut tödlich, wenn man nur wusste, wie man es effektiv zu führen hatte. Leider war es in Asgars Händen eher plump, denn elegant. Ein Umstand, den es wohl oder übel zu ändern galt. „Ich verstehe nicht wirklich viel von Kampf und dergleichen. Bisher habe ich mich aus solchen Sachen immer herausgehalten.“ Sein Gesichtsausdruck wurde nun ernst. „Doch jetzt, da die Dunkelheit näher rückt, ist es an der Zeit, alte Prinzipien erst einmal in den Hintergrund zu drücken und dementsprechend zu handeln.“ Nicht das er gegen etwas mehr Dunkelheit einzuwenden hätte. Im Gegenteil, er würde sie mit offenen Armen begrüßen. Doch eine Dunkelheit, die vom dunklen Volk bestimmt und beherrscht wurde? Nein, darauf würde er mit ebenso großer Freude verzichten.

Der Jäger trat auf ihn zu und legte ihm kameradschaftlich die Hand auf die Schulter. Für diese Geste brauchte es keine Worte. Diese besagte, dass sie alle im selben Boot saßen, wenn man von der Frau einmal absah. Sie hatte wohl keinen Verwandten, der in der Gewalt von schwarzhäutigen Sadisten war. Oder doch? Auf jeden Fall musste er sich etwas überlegen, womit sie in diese sogenannte Stadt gelangen konnten. „Hm. Ich denke, dass sie am Haupttor Wachen abgestellt haben. Gibt es vielleicht eine Nebentüre oder etwas derartiges? Die dürfte dann zwar verschlossen sein, aber ich denke für mich ist das ein Kinderspiel.“ Falls es wirklich so etwas gab, könnte er ihnen Zugang verschaffen. Auch wenn es wieder als illegal angesehen werden konnte. Doch eine andere Wahl würden sie wohl nicht haben. Für einen alteingesessenen Dieb mit Spezialisierung auf Schlösser war das die Ideale Aufgabe, welche er bislang immer mit Bravour gemeistert hatte.

Dann trat der Waldelf auf den Hybriden zu, doch die Frau schien sich um ihn gewickelt zu haben, vielleicht um ihn etwas zu wärmen. Verdient hat er es. Windfuchs hatte so viel für sie beide getan. Allein was der Nachtelf ihm schuldete und das war nicht gering. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre der Dieb überhaupt nicht hier. Denn dann wäre er von dem wilden Tiger im Dschungel in Stücke gerissen worden. Und Rin ebenfalls. Dann hätte er niemals von ihren wahren Gefühlen, die sie für ihn hegte, erfahren.

„Was die Dunkelelfen betrifft, da habt ihr recht…ich habe in der Nähe der alten Brücke, erst heute Morgen welche gesehen. Sie wandern ihr überall durch und zerstörten den Wald. Sie schienen nach etwas zu suchen.“ Asgar fröstelte etwas. Sie suchen nach uns. Mit Sicherheit. Der Anführer hat es also doch zu dieser Stadt geschafft und nun durchkämmen sie die ganze Gegend. Für einen Dieb wie ihn war es mehr als normal, dass er gesucht wurde. Aber die anderen kämen damit wohl weniger gut klar. Sie wissen nicht wie das ist, auf einer Fahndungsliste zu stehen... Auch er selbst war ein Gejagter. Schon immer. In Andunie wurde er bestimmt immer noch gesucht, sowie von einzelnen Justiziaren des Reiches. Mit denen war er schon sehr oft negativ zusammengeraten, das war vor seiner Ausbildung gewesen. Auch führten diverse Tätigkeiten in anderen Städten auch nicht gerade dazu, dass er dort warmherzig empfangen wurde.

„Man sollte nicht zu lange an einem Ort verweilen und regelmäßig wache halten. Die Bäume sind die besten Schlafplätze.“ Asgar nickte, warf dann aber einen ärgerlichen Seitenblick zu der Frau hinüber. SIE wollte ja unbedingt Wache halten, war aber dann wohl eingeschlafen. Wenn sie nun Pech gehabt hätten, was zumindest bei Asgar in letzter Zeit gehäuft vorgekommen war, und nicht der Waldelf, sondern Dunkelelfen hätten sie gefunden, dann wären sie jetzt auch als Gefangene in dieser Stadt inhaftiert oder tot. Eine schöne Wache bist du, Fräulein!

„Wenn ihr verletzt seid, sann sollten wir es schnell versorgen. Die Natur sortiert schnell aus, wen sie nicht für stark genug hält. Das ihr ein Gift überstanden habt, kann der Beweis sein, dass noch höheres von euch erwartet wird. Mein Bruder sagte mir eins, jedes Wesen hat seine Aufgabe, selbst wenn sie klein wirkt.“ Das die Natur hart, aber gerecht war, hatte er Zeit seines Lebens mitbekommen. Auch für ihn war es alles andere als leicht gewesen, doch die vielen Jahre, die er in den Slums des Reiches unterwegs gewesen war, hatten ihn auch auf so etwas vorbereitet. „Kennt ihr einen sicheren Platz?“, fragte der Dieb neugierig.

Doch der Jäger hatte seine Aufmerksamkeit schon auf den entkräfteten Hybriden und die Frau gerichtet. Ersterer verweilte immer noch in einem seltsamen Delirium. „Kräuter?...ja natürlich kenne ich Mittel. Doch was genau hat er. Ist er nur erschöpft, so können ihn Kräuter helfen. Sie würden stärken….Verzeiht, aber ist dieser Windfuchs dein Gefährte?...Ihr gebt ein schönes Bild ab….ach, wie ist dein Name eigentlich?“ Asgar riss verblüfft die Augen auf. Hatte der Mann keine Augen im Kopf? Fuchs und Schlange? Das funktionierte niemals! "Ich weiß nicht, was ihm jetzt genau fehlt, aber ich tippe mal auf Überanstrengung. Sein Körper hat die andauernden Kraftaufwände nicht mehr ertragen. Das dürfte auch seine anschließende Kollabierung erklären.
Doch die zweite Frage ließ seinen Blick nun auch zu der Frau schweifen. Richtig, er hatte keine Ahnung, wie sie überhaupt hieß oder wie sie sich nannte. Jetzt war wieder eine Spur von Neugierde bei dem Nachtelfen zu erkennen. Dann redete der Elf darüber, dass wenige oft mehr bewirken konnten, als es eine Legion bestens ausgebildeter Soldaten vermochte. Theoretisch. Und wie sieht das in der Praxis aus?

„Des Weiteren sollten wir jedoch woanders bereden. Ich habe hier in der Nähe ein kleines Lager, da sind auch Kräuter und Heilerdutensilien. Auch habe ich dort noch Vorräte, die wir bestimmt gebrauchen könnten. Es ist eine geschützte Höhle. Nur müssten wir ihn dorthin bringen. Soll ich ihn tragen, oder wollte ihr?“ Lager klang gut, Höhle sogar noch besser. Da konnte er endlich mal ohne Mantel herumlaufen, ohne dass die Sonne ihn schädigen konnte. Und vielleicht noch etwas essen und wieder zu Kräften kommen. Und vielleicht könnte er da eben jenen Mantel wieder etwas zusammenflicken. Seit der Tiger ihn im Urwald angefallen hatte, war der fast nur noch ein Stofffetzen. Was Windfuchs betraf, musste Asgar sich eingestehen, dass er ihn nicht alleine stemmen konnte. Selbst wenn er in Top-Verfassung gewesen wäre, ließ sein Körperbau das überhaupt gar nicht zu. Er war nicht auf das Schleppen von schweren Sachen ausgelegt. „Ich kann leider nicht allzu viel tragen. Meine Verletzung verheilt zwar und schmerzt nicht mehr ganz so stark, aber ich werde nichts törichtes Riskieren.“ Sein Blick glitt abermals zu der Frau. Sie würde wohl oder übel den Packesel spielen müssen, sofern der Elf ihn nicht trug. Er könnte ihm vielleicht unterstützend unter die Arme greifen, aber ihn allein tragen? Nein, das würde nicht gehen.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Celest » Mittwoch 11. Mai 2011, 17:05

Ruhig und ohne einen Muskel zu regen, beobachtete Celest, die Konversation der beiden. Sie hatten nun ein Ziel für das sie beide kämpfen würden, und dieser Zusammenhalt rührte die Schlangenhybridin sehr. Schließlich war es in gewisser Weise ein Bild der Harmonie, wenn man den Grund wegließ, warum sie zusammen arbeiten wollten. Sie lächelte also ein wenig, als der Waldelf und Azard sich die Hände schüttelten.
Beide waren sie so unterschiedlich. Der Waldelf schien mutig und ein wenig naiv zu sein. Seine Liebe dem Wald gegenüber sollte man dabei auch nicht vergessen. Azard hingegen, verhüllte sich und sein Leben, musste die Sonne meiden und schien einem kriminellen Gewerbe nachzugehen, wenn man bedachte, dass er sich gut mit Türschlössern auskannte. Dass er womöglich ein Verbrecher war, störte Celest aber nicht länger. Er hatte ihr bereits bewiesen, dass man ihm eher trauen konnte als einem Dunkelelfen und da war es egal, welchen Beruf er jenseits des Waldes ausübte. Hier mussten sie zusammenarbeiten um zu bestehen und ihre Ziele zu erreichen. Und außerdem war sie ihm noch so einiges schuldig.

Vollkommen unvermittelt spürte die ehemalige Kammerfrau eine Hand auf ihrem schuppigen Leib. Diese fühlte sich weich und warm an, und musste von Windfuchs stammen. Sie sah seine Träne nicht, die er dabei vergoss, doch spürte sie, wie dankbar diese Geste gemeint sein sollte. Sie lächelte leicht und freute sich innerlich sehr darüber. Doch dann kam plötzlich der Waldelf zu ihr und das Lächeln verschwand.
Ihre eher neutrale Miene regte sich nicht, als er weiterhin von den Dunkelelfen erzählte, die den Wald durchstreiften und auf der Suche nach etwas waren. Ob sie ihre kleine Gruppe suchten?
Die Schlangenfrau konnte sich nicht vorstellen, dass sie für dieses skrupellose Volk so wichtig sein sollten. Hatten solch böse Mächte nicht meist Höheres im Sinn? Weltherrschaft oder so etwas in der Art?

Auf jeden Fall schien es Firalúr sehr zu schmerzen, dass sie den Wald so dermaßen zerstörten. Natürlich, schließlich war er ein Waldelf, die in Harmonie und Eintracht mit der Natur lebten. Aber auch Celest störte es irgendwo in ihrem Herzen, dass man ihren Lebensraum kaputt machte. Selbst wenn sie erst seit kurzer Zeit in ihr überleben musste.

Aber nun galt es wirklich zu handeln, denn nicht nur den Lagerplatz musste man ständig ändern, wie Firalúr erklärte. Auch war es an der Zeit sich auf Kämpfe vorzubereiten, was Azards Standpunkt war,. Sie hatten beide Recht, das wusste sie, aber sie wusste auch, wie sehr sie am gestrigen Tag versagt hatte und wie schwierig es noch für sie war zu kämpfen. Der kurze Blick Azards war vernichtend. Celest schämte sich ziemlich und versuchte seinem Blick zu entgehen indem sie wieder zu Firalúr blickte, aber das Gefühl bittere Verärgerung auf sich gezogen zu haben, dadurch, dass sie versagt hatte, loderte in ihr auf.
Aber das kennt man doch, Celest. Also einfach wegschauen und irgendwann wird er aufhören so zu gucken.
Sein Ärger würde aber sicher noch bleiben. Dafür hatte sie wirklich gründlich gesorgt.
Aber plötzlich wurde ihre Aufmerksamkeit von Firalúr in Anspruch genommen, der sie erstmals wieder ansprach: „ Kräuter?...ja natürlich kenne ich Mittel. Doch was genau hat er. Ist er nur erschöpft, so können ihn Kräuter helfen. Sie würden stärken….Verzeiht, aber“
Celest hielt ihre ahnungslose Antwort zurück, „ ..ist dieser Windfuchs dein Gefährte?...Ihr gebt ein schönes Bild ab….ach, wie ist dein Name eigentlich?“
Nun wurde sie schon ein wenig rot. Nicht nur, weil sie mit Windfuchs zusammen ein harmonisches Bild abgeben sollte, sondern auch, weil sie vollkommen vergessen hatte sich vorzustellen.
Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, den eigenen Namen zu nennen, wenn man auf Fremde Leute trifft. Aber in der letzten Zeit... kam ihr das einfach nicht in den Sinn. 'Du' hatte gereicht, und sie dachte zunächst, dass ihre Begegnung nur von kurzer Dauer sein würde, aber nun hatte sich die Situation ein wenig verändert.
„Oh natürlich, das tut mir aufrichtig Leid, Firalúr. Und danke Kompliment aber wir sind eigentlich keine Weggefährten. Er gehört zu Azard.“
Sie blickte weg, und ließ sich von der schwarzen Schlange ablenken, die plötzlich auf sie zu kam. Sprach dann aber weiter: „ Mein Name ist Celest. Früher noch Celest Miller, aber das ist nicht mehr wichtig. Ich war Dienerin in Grandessa, im Hause Von Daventrie.“
Ob er mit diesen Informationen etwas anfangen konnte, wusste sie nicht. Wahrscheinlich nicht, schließlich war er doch ein Waldelf und blieb daher lieber im Wald als in einer Stadt wie Grandessa. Irgendwo in ihrem Inneren, fand sie es auch sehr befreiend diesen Ort verlassen zu dürfen. Es war wirklich furchtbar wie die armen Menschen dort litten, während die Adligen in Saus und Braus ihr Dasein fristen und irgendwelche Tierparks anlegten!
Wenn ihre Mutter doch auch nur von dort fortkommen könnte, vielleicht sollte Celest versuchen sie irgendwie zu erreichen? Nein, lieber nicht … und schon war der Gedanke wieder aus ihrem Kopf verschwunden.

Das weitere Gespräch verfolgte sie nur noch halbwegs. Dass Azard ein Gift überstanden hatte verwunderte sie etwas, weswegen sie ebenso wie Firalúr auf eine göttliche Fügung des Schicksals tippte. Ob da Lysanthor seine Finger im Spiel hatte? Oder doch eher Phaun und Florencia?
Nun aber zurück zur Schlange, die versuchte der Hybridin etwas mitzuteilen.
Gerade als das Gespräch zu dem Punkt kam, wie man Windfuchs denn transportieren sollte, verstand sie, was die Schlange mit ihrem kleinen Ast meinte. Sie lächelte leicht und murmelte: „Du bist ja klüger als es den Anschein hat, Kleiner...“
Obwohl sie sich gesagt hatte ihn erst einmal zu ignorieren, hatte er sie nun mit seinem Tipp beeindruckt. Wenn auch nur etwas. Die Schlange zischte daraufhin: „Na, Dankeschön...“, was ziemlich ironisch klang, und beobachtete fortan ihr weiteres Handeln.
Celest schluckte, als sie ihn verstehen konnte und schüttelte dann aber den Kopf. Vielleicht war es wirklich besser in so schwierigen Zeiten die eigenen Neigungen erst einmal beiseite zu schieben, um sich auf das Ziel zu konzentrieren. Schließlich war es wirklich nützlich jemanden dabei zu haben, der sich besser im Schlangendasein auskannte als sie selbst.
Daher fügte sie leise und ein wenig widerwillig hinzu: „Das sollte nicht böse gemeint sein...“

Dann wandte sie sich an Azard und Firalúr die sich gerade darüber unterhielten wer ihn denn nun tragen sollte.
„Ich werde ihn tragen, während du Firalúr uns den Weg weist. Azard hat nicht die Kraft ihn zu tragen, daher übernehme ich das.“ Vorsichtig löste sie ihre sanfte Umklammerung und breitete sich aus. „Allerdings werde ich am Anfang noch eure Hilfe brauchen. Könntet ihr ihn mir auf den Rücken legen? Mein tierischer Körperteil ist viel stärker als all meine menschlichen Gliedmaßen zusammen, daher wird es dann einfacher sein, ihn zu transportieren.“
Auf diese Idee wäre sie ohne die kleine Schlange nie gekommen. Nun konnte sie also doch hilfreich sein, und das Dank eines Wesen, welches sie lieber wieder in den Wald geschickt hätte.

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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. Mai 2011, 12:57

Man brauchte kein Studium an einer zyranischen Akademie abgeschlossen zu haben, um zu wissen, dass es töricht wäre, zu dritt eine Festungstadt wie Kosral zu stürmen. Anstatt die Gefangenen zu retten, würde man vermutlich nur sein Leben aushauchen, vor allem, wenn die Stadt von einem Volk wie dem dunklen besetzt war. Zu viele Krieger, zu viele Meuchler. Ein Pfuhl von Gewalt und der Möglichkeit eines schnellen, aber schmerzhaften Todes. Trotz allem zeigte sich Firalúr glücklich. Er war nicht mehr allein, die Chancen wuchsen also. Drei Männer - Menschen - Elfen - eine Schlangenfrau - nun, wie auch immer. Zu dritt könnten sie schon einmal wesentlich mehr erreichen. Und wenn es gelang, den Fuchsmann zu versorgen, wären sie um einen Streiter mehr gesegnet.
Firalúr ließ sich berichten, wie sein Gegenüber zu dem Schwert gekommen war. Er betrachtete sich die Klinge sorgfältig. Dunkelelfische Schmiedekunst. Er selbst zählte zu den eldorischen Elfen und wenn diese nicht auszogen, um einer kriegerischen Karriere nachzugehen, besaßen sie selten eine bessere Nahkampfwaffe als ein Jagdmesser. Sie waren ohnehin keine Kämpfer, eher Jäger und Waldläufer, wenn man schon etwas Vergleichbares suchte. Ihre Kunst lag in anderen Dingen. Deshalb hatte man Neryan vermutlich auch so leicht überrennen können. Der Elf dachte mit Wehmut daran, denn er war auf der Jagd gewesen, als es passierte. Er hatte nicht helfen oder das Schicksal seiner Freunde und Verwandten teilen können. Es oblag nun ihm, sie zu retten. Das hatte er in der Stunde der Not und Verzweiflung geschworen und so wieder neuen Mut fassen können. Jetzt sandten Florencia und Phaun ihm weitere Streiter. Firalúr sah darin ein gutes Omen.
Über den Kampf würden sie sich aber noch unterhalten müssen. Er betrachtete erneut das dunkelelfische Schwert. "Die Klinge wird dir nichts nützen, Freund, wenn du nicht mit ihr umgehen kannst. Dann wirf sie lieber weg. Unnötiger Ballast." Ja, das war die Denkweise eines Jägers. Da Firalúr ebenfalls nie gelernt hatte, ein Schwert zu führen, bot er sich gar nicht als Träger dieses Schmiedestücks an. Sollte sich die Natur darum kümmern. Sie würde es überwuchern und tief in der Erde über die Ewigkeiten der Zeit hinweg wieder zu dem formen, was es einst gewesen war. Kein Dunkelelf würde diese Klinge erneut gegen jemanden erheben. Dann zuckte er mit den Schultern. "Es sei denn natürlich, du siehst darin eine Trophäe. Dann nimm es mit."

Das Gespräch wechselte zum Thema der Befreiung ihrer Lieben aus Kosral. Dass sie nicht blind das Haupttor stürmen konnten, war ihnen allen klar. Nicht einmal mit einer gigantischen Schlange wie Celest eine war, würde es ihnen gelingen. Die Dunkelelfen wären vielleicht nur für einen kurzen Moment überrascht - falls noch keiner Bericht über den "Schlangendämon" erstattet hatte. Aber sie waren ein kämpferisches Volk, das durchaus Disziplin beherrschte. Sie würden sich zusammenraufen und mit Armbrüsten auf Celest zielen, noch ehe diese mit ihren kräftigen Leib hätte versuchen können, das Tor zum Einsturz zu bringen. Nein, das wäre keine Lösung. Asgar sprach Nebeneingänge an. Daraufhin zuckte Firalúr nur mit den Schultern. "Ich habe bisher keine entdecken können, aber ich habe noch nicht die komplette Mauer untersucht. Es ist sehr schwierig, selbst für jemanden, der sich im Wald tarnen kann wie ich. Es sind zu viele vom dunklen Volk auf den Wehrgängen. Als Gruppe gelingt es uns vielleicht. Doch vorher ist es wirklich wichtig, dass ihr euch ausruht. Vor allem euer pelziger Gefährte." Er warf einen Blick zu Windfuchs. Der Hybrid war wach, seine Augen fixierten den Elfen. Aber er rührte keinen Finger. Offenbar hatte er eingesehen, dass sein Körper ohne die bisherige Hilfe von Asgar und Celest vermutlich sogar komplett aufgegeben hätte. Was schufen die Dunkelelfen da nur? Meisterhafte Kriegseinheiten, die man wegwerfen konnte, sobald sie ihren Zweck erfüllt hatten. Ja, so ließ es sich wohl auch vereinbaren, Nicht-Dunkelelfen in die eigenen Reihen aufzunehmen. Sie waren seelenlos, an vorderster Front einsetzbar und entbehrlich, denn man hatte nie vor, sie über eine Schlacht hinaus weiter bei sich zu behalten.

Die Gruppe musste wirklich einiges durchgemacht haben. Ein viel zu erschöpfter Fuchsmensch, eine wunderschöne Schlangenfrau mit Schuppen wie geschmolzenes Harz und ein offensichtlich nicht ganz so leicht Verletzter. Es wurde Zeit, zur Höhle aufzubrechen. Celest, die ehemalige Kammerdienerin, bot sich an, den bewegungsunfähigen Windfuchs zu tragen. Er mochte nicht ihr Gefährte sein. Sie waren kein Paar, wie sie bestätigt hatte, aber Firalúrs Meinung darüber änderte sich nicht. Sie kümmerte sich mit großer Aufmerksamkeit um den Fuchs. Es ließ ihn kurzzeitig schmunzeln. Vielleicht würde da noch etwas draus. Vielleicht würde er sich bedanken, sobald er neue Kräfte gesammelt hatte. Ein Waldelf schwieg darüber. Florencia und Phaun würden die natürlichen Triebe schon wecken. Dass beide unterschiedlichen Spezies angehörten, interessierte den Waldelf hierbei wenig. Sie waren Geschöpfe Celcias, das vereinte sie. Und nur das zählte. Er fand keine Widernatürlichkeit darin.
"Ich werde euch helfen", bot Firalúr an. Er trat direkt vor Windfuchs, sprach ihm ruhig zu, dass er ihn nun anheben würde und schob dann seine Hände unter die Achseln des Liegenden. Der Elf war kräftig genug, Windfuchs auf den Schlangenkörper zu hieven, auch wenn dieser mehrmals ächzte. Doch er biss die Zähne zusammen und schließlich lag er auf den kühlen Schuppen. "Einen Moment. Ich werde ihn festbinden." Geschwind eilte Firalúr zwischen einigen Bäumen hindurch, nur um auf einen anderen in der Nähe zu klettern. Er zückte sein Jagdmesser, schnitt und schon fielen dicke Rankenstränge zu Boden. Die würden als Seile ausreichen und helfen, Windfuchs am Körper Celests zu fixieren. Dann musste sie nicht allzu vorsichtig sein, wenn sie sich vorwärts bewegte. Es dauerte nicht lange und bald war der Plan umgesetzt. Nun aber zur Höhle!
Firalúr wies den Weg. Er drückte Asgar einen mit Blättern behangenen Ast in die Hände. "Es wäre hilfreich, wenn du hinter uns gehst und die Spuren mit diesem Zweig verwischst. Dann finden uns die Verfolger nicht so leicht." So gingen sie etwa eine halbe Stunde, bis man etwas erreichte, was auf den ersten Blick wie ein moosbewachsener großer Steinhaufen wirkte. Aber hinter einem Vorhang aus dichtem Efeu tat sich ein Höhleneingang auf. Er war gut verborgen, ein vorerst sicheres Versteck. Die Höhle bot genug Platz, dass sogar Celest vollkommen darin verschwinden konnte. Es gab hier ein Lager aus Fellen und gegerbten Häuten, Blättern und Zweigen. In einer Nische fanden sich Werkzeuge, um Tiere auszuweiden und zu Proviant weiter zu verarbeiten. Durch ein kleines Loch in der Höhlendecke fiel etwas Sonnenlicht genau auf den Flecken Boden, wo Firalúr eine Feuerstelle hergerichtet hatte. Das Loch diente also weniger als Lichtquelle als vielmehr als Abzug für entstehenden Rauch, sobald ein Feuer brannte. Auf einem flaschen, ovalen Stein in einer anderen Nische lagen mehrere Pflanzenteile. Außerdem standen dort noch Mörser und Stößel. Nicht gerade etwas, das man im Gepäck eines Jägers erwartete, bei Elfen aber durchaus möglich. Offenbar "jagte" Firalúr nicht nur Tiere, sondern erweiterte auch die Kräutervorräte seines Volkes.
"Legt euren Freund auf mein Lager. Dann werde ich euch der Reihe nach untersuchen und die richtige Mischung an heilenden Kräuterextrakten zusammenstellen. Bis dahin solltet ihr ausruhen. Erzählt mir dich mehr von euch oder wir sprechen über weitere Planung bezüglich Kosral."
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Re: Im tiefen Dickicht

Beitrag von Asgar » Mittwoch 18. Mai 2011, 01:54

Sie waren wirklich eine ziemlich seltsam anmutende Gruppe: zwei Elfen verschiedener Herkunft und zwei Hybriden, Fuchs und Schlange. Asgar war zwar schon einiges in Celcia herumgekommen und hatte allerlei seltsames Zeug gesehen und erlebt, aber noch kein einziges Mal eine Konstellation dieser Sorte.

Seine Augenbrauen hoben sich kaum merklich an, als die Frau ihren Namen preis gab: Celest. Gedanklich wiederholte er den Namen einige Male, damit er ihm besser im Gedächtnis blieb. Jetzt wussten sie ja, wie sie alle hießen, wobei man bei dem Nachtelfen gar nicht so sicher sein konnte. Azard war nur einer seiner zahlreichen Tarnname, den er ab und an angenommen hatte, um seine wahre Identität zu verschleiern. Aber was war, das war. Für die Gruppe war er Azard, schlichtweg und ergreifend Azard. Sollten sie ihn mit dem Namen ruhig ansprechen.

Der Waldelf namens Firalúr hatte ja schon vorgeschlagen, zunächst seinen Unterschlupf aufzusuchen, um sich auszuruhen und um Pläne zur Befreiung der gefangenen Liebsten zu schmieden. Dieses Unterfangen würde alles andere als leicht werden. Zwar hatte Asgar gewisse Erfahrungen in Sachen Einbruch, jedoch hatte er noch nie mit dem Gedanken gespielt, geschweige denn versucht, in eine voll befestigte Bastion des Bösen einzubrechen. Noch dazu mit einem Heer von Dunkelelfen, welche die Stadt in ihren gierigen Händen hielten. Das war glatter Selbstmord! Sie wären schneller tot, bevor sie auch nur in die Nähe der Mauer gelangen konnten.

Firalúr besah sich ebenfalls das Schwert und merkte an, dass wenn man keine Kenntnisse von solchen Waffen besaß, es nur unnützer Ballast wäre. Er hatte recht! Asgar wusste, dass er diese Waffe überhaupt nicht führen konnte. Gegen einen geübten Gegner hätte er nicht den Hauch einer Chance. Also nahm er den Waffengurt, welchen er sich schräg über die Schultern gelegt hatte, ab. „Du hast recht, dieses Schwert ist für mich nur Ballast. Ich kann damit nicht umgehen.“ Mit aller Kraft schleuderte er das kunstvoll gefertigte Tötungsinstrument von sich. Man konnte es kurz im Sonnenlicht aufblitzen sehen, bevor es im Dunkel des Waldes verschwand. Ein dumpfes Geräusch signalisierte, dass es auf dem Boden aufgeschlagen war. Den Waffengurt warf er hinterher. Ohne Schwert hatte er seine Funktion verloren und der Nachtelf wollte sich dadurch nicht belasten. Die Dolche würde er aber behalten. Drei Dolche sind immer gut! Mehr wären sogar noch besser! Zusätzlich merkte der Waldläufer noch an, dass er die Mauer noch nicht vollkommen in Augenschein nehmen konnte und demnach nichts über Seitentüren wusste. Dazu zuckte Asgar ratlos mit den Schultern. "Schade. Hätte ja sein können."

Inzwischen hatte der Elf Windfuchs' reglosen Körper hoch gewuchtet und ihn anschließend auf Celests Schlangenleib mit festen Stricken fixiert. „Er will dir nur helfen, Windfuchs“, murmelte er ihm ein paar Mal zu. Bestimmt würde der Hybrid ihn verstehen. Er würde begreifen, dass der Waldläufer ihm nur helfen wollte. Ab und zu trat er unruhig von einem Bein auf das andere. Auch sah er sich oftmals gehetzt um, wohl aus Angst, dass sofort eine Horde dunkler Gestalten aus dem Unterholz hervorbrechen und sie abschlachten könnten. Man konnte es als Paranoia deuten, jedoch war es sein gesunder Diebesverstand, der ihn unentwegt warnte. Er wusste aus Erfahrung, dass man, wenn man zu lange an einem Fleck verweilte, geschnappt werden würde. Deshalb war das oberste Gebot: in Bewegung bleiben!

Dann endlich waren sie zum Aufbruch bereit. Der Elf drückte dem Dieb einen Ast in die Hand. Zuerst sah der Nachtelf etwas perplex drein, bis Firalúr ihm seine Absichten erläuterte: Er sollte die Spuren verwischen, um etwaige Verfolger abschütteln zu können. Diese Absicht teilte er mit dem Waldläufer voll und ganz. Wie in meinem Geschäft. Ein Dieb, der leicht aufzuspüren ist, hat seinen Beruf verfehlt. Aber darin war er auch schon einmal besser gewesen. Wenn sie sich bei der Flucht aus dem Urwald genau so verhalten hätten, wäre er wohl nie hier gelandet, Dorcha hätte sie nicht aufgespürt und alles wäre paletti. Da es aber eben so nicht war, musste Asgar zumindest versuchen, das Beste aus der ganzen momentanen Sache zu machen, auch wenn ihm das durch melancholische Gefühle nicht gerade sehr leicht gemacht wurde. Er vermisste Rin. Vermisste ihr Lachen, ihre schlagfertigen Argumente, einfach alles. Und vorallem: ihre Nähe. Liebe veränderte alles mit einem Mal. Auch bei Asgar war eben dieses eingetreten.

„Geht klar“, sagte Asgar und dann gingen sie auch schon los. Den ganzen Marsch über sorgte der Nachtelf gründlichst dafür, dass die Spuren möglichst komplett verwischt wurden, welche hauptsächlich Celest hinterließ. Er und der Elf konnten es gut vermeiden, verräterische Spuren zu hinterlassen, wohl aufgrund ihres Geschicks und ihrer körperlichen Leichtigkeit, doch die Schleifspuren des Schlangenleibes waren deutlich auf dem weichen Boden sichtbar. Mehr als einmal musste Asgar kurz pausieren und zurückfallen, da er der Frau sonst auf die Schwanzspitze getreten wäre. Doch sie kamen ohne weitere Verletzungen oder Verzögerungen bei dem Unterschlupf an.

Zuerst sah es so aus, als wäre da nur ein riesiger Haufen Steine, doch beim Näherkommen konnte der Nachtelf einen Durchgang erkennen, welcher mit dichtem Efeu bewachsen war. Schon das allein konnte ein ungeübtes Auge täuschen, war das Ganze doch wirklich der Umgebung angepasst. Im Innern der Höhle war genug Platz, sodass sie alle hinein konnten. Hier war es fast schon häuslich eingerichtet. Feuerstelle, Wohn- und Kochbereich, sogar für Dinge zum Verarbeiten von Tiermaterialien war genug Platz. Daraus schlussfolgerte der Nachtelf, dass sich Firalúr hier wohl öfters aushielt. War wohl seine eigene und ganz private Rückzugsbasis und vielleicht auch Beobachtungsposten.
Er wartete kurz, bis alle hinein gegangen waren und entfernte dann die letzten verräterischen Hinweise, welche auf Lebensformen schließen könnten und stellte den Ast in eine Ecke der Höhle ab. Den brauchten sie im Moment nicht mehr. „Sieht ganz nett aus hier.“ Er ließ seinen Blick schweifen, entdeckte einen Stein und setzte sich auf eben jenen. Er war müde. Außerdem hatte das 'fegen' mit dem Ast eine enorme Kraft verbraucht. Man konnte es auch an seinem keuchenden Atem erkennen. Dieser Nachtelf würde, wie sein hybridischer Freund, erst einmal Ruhe brauchen. Seine Begleiter hatten Windfuchs bereits auf das Lager gebettet, sodass er es weich und gemütlich hatte. Firalúr erklärte, er würde nach den einzelnen Wunden schauen und dass er bei Celest anfangen wollte. Nur zu. Tu dir keinen Zwang an. Sein Blick glitt sogleich zu Windfuchs. Der arme Kerl tut mir wirklich leid. Dieses Schicksal hat er nicht verdient. Er empfand großes Mitleid für dieses arme Wesen und zugleich eine Stinkwut auf die Dunkelelfen. Warum taten sie so etwas und quälten jemanden, welcher überhaupt nichts mit ihren Händel zu tun hatte? Er verstand es einfach nicht! Blieb nur zu hoffen, dass sie den armen Gefangenen in Kosral nicht ein ähnliches Schicksal zugedacht hatten, denn dann würde er Rin wirklich verlieren.

Er schüttelte einmal kaum merklich den Kopf. Dann, wie aus einer Laune heraus, stimmte er ein Lied an, was nicht so ganz zu seinem Erscheinungsbild passen wollte. Auch wenn er eigentlich ruhen wollte, aber ihm kam es gerade in den Sinn und die Situation dafür war gerade passend. Das Lied, sowie die Textzeilen im Allgemeinen waren komplett in Herendia gesungen, doch das schien ihn im Moment nicht wirklich zu stören. Ein schönes Lied, wenn man es genau nahm, doch es klang auch leicht melancholisch und traurig. Seine Mutter hatte in ihm in seiner Jugend eben dieses Lied mindestens ein Dutzend mal vorgesungen, bis er sich es endlich hatte merken können. Und oft hatte es genug Gründe dafür gegeben.

Dann nach einer Weile verstummte das Lied. Asgar saß schweigend auf dem Stein und starrte tumb auf den Boden. Äußerlich sah er ruhig und gelassen aus, innerlich jedoch brodelte ein Feuer, welches wohl nicht so leicht zu löschen werden würde. Das Feuer der Rache. Er wollte es diesem Kerl, Dorcha, zeigen. Er würde für seine Schandtaten schon noch bezahlen!

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