Im Schankraum

Lautes Gelächter, tiefer Gesang und Ohren betäubendes Grölen ertönen aus dieser Schenke. Die Zwerge wissen es zu feiern. Deftige Speisen und das beste Bier aus dem Hause Grimbardts wird hier serviert.
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Miriel Lefay
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Im Schankraum

Beitrag von Miriel Lefay » Donnerstag 24. Mai 2007, 16:48

[Komme vom Tempel Brocknars]

Als der Trauerzug vorbei gezogen war, machte sich Miriel auf den Weg in das Straßengewirr der unterirdischen Stadt. Je näher sie dem Zentrum mit dem Marktplatz kam, desto dichter wurde das Getümmel auf den Straßen. Es verwunderte sie jedoch sehr, dass vorwiegend nur Männer unterwegs waren und sie fragte sich, was die Zwergenfrauen um diese Zeit wohl machten. Sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, zumal sie von Pelgar und Andunie anderes gewohnt war. Den Zwergen schien es jedoch ebenso zu ergehen, denn jedes Mal, wenn sie einem dieser kleinen Männer begegnete, wurden ihr scheele Blicke zugeworfen, so als würde sie etwas tun, was sich einfach nicht schickte.
Irgendwann hatte sie genug von der Stadt gesehen und sprach den nächstbesten Zwerg, der ihr über den Weg lief, nach dem Weg zu einer guten Herberge an.
Der Zwerg schaute sie entgeistert an, brummelte etwas von Dreistigkeit und an den Herd gehören, sagte ihr dann aber mürrisch, in welche Richtung sie sich wenden sollte.

Miriel schüttelte ob der Unhöflichkeit des Zwerges missbilligend den Kopf, bedankte sich aber trotzdem höflich und wandte sich in die ihr gewiesene Richtung. Nur wenige Augenblicke später erreichte sie eine kleine Herberge am Rande des Marktplatzes von Nogrot. Das Gebäude war kunstvoll in den Felsen eingepasst und nur die Vorderfront mit den kleinen Butzenscheiben und dem einladenden Schild über der Tür wies darauf hin, dass es sich um ein Gebäude handelte und nicht um eine kunstvoll bemalte Felswand.
Durch die Scheiben fiel gedämpftes Licht und von drinnen konnte Miriel lautes Gejohle, Gesang, Gelächter und verschiedentlich auch Anfeuerungsrufe vernehmen.
Unentschlossen stand sie vor der Tür und zögerte die Schenke zu betreten. Zu sehr hatte sie noch das Bild der Kaschemme in Pelgar vor Augen. Doch dann gab sie sich einen Ruck und griff nach der Türklinke, als urplötzlich die Tür mit Gewalt aufgerissen wurde und ein Zwerg unter Johlen, Pfeifen und Gelächter heraus und in Miriels Arme stolperte. Dabei hörte man von drinnen eine tiefe Stimme: „Lass dich hier bloß nicht wieder blicken du elender Falschspieler. Das nächste Mal sind wir nicht so gnädig mit dir.
Schimpfend befreite sich der Zwerg aus Miriels Armen und keifte lautstark in den Schankraum hinein. Er benutzte dabei ein ausgesprochen umfangreiches Repartoire an Schimpfworten, die Miriel die Schamesröte ins Gesicht trieben und ihr einen Vorgeschmack davon gaben, was sie in der Herberge erwartete. Der Zwerg hatte sich mittlerweile richtig in Rage geredet, vor allem auch deswegen, weil man ihn von drinnen unter lautem Gelächter einen Pantoffelhelden nannte, der sich in die Arme eines Weibes flüchtete und ihm anschließend die Tür vor der Nase zuknallte. So drehte er sich wütend zu Miriel um und begann damit, sie lauthals zu beschimpfen.

„Was erlaubt ihr euch eigentlich euren Fuß vor eine Herberge zu setzen Weib! Schert euch gefälligst dahin wo ihr hingehört und zwar nach Hause an den Herd und zu euren Kindern. Weiber haben nichts in Herbergen zu suchen. Dies ist allein uns Männern vorbehalten. Und nun macht Platz Weib, bevor ich mich vergesse und euch zeige wo euer angestammter Platz ist.“

Verblüfft und schockiert wich Miriel zur Seite und der Zwerg schritt hoch erhobenen Hauptes und ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen an ihr vorbei.
<b>Na, das kann ja noch lustig werden …</b>, dachte sie sich und griff erneut zögernd nach der Türklinke. <b>…, wenn die Kerle sich hier alle für den Nabel der Welt halten. Die scheinen hier recht verschrobene Ansichten, was den Wert und den Status einer Frau angeht, zu haben. Wenn das mal gut geht.</b>
Mit einem Stoßseufzer öffnete sie die Tür und trat in den Schankraum ein. Mit einem gemurmelten „Bei Florencias Güte, ich habe es geahnt.“ quittierte sie die Eindrücke, die sich ihr boten. An bunt im Raum verstreuten Tischen saßen überall Zwerge, männliche Zwerge. Die Einen amüsierten sich beim Würfel- oder Kartenspiel, andere veranstalteten Wetttrinken und wurden dabei lautstark von denen, die auf sie gewettet hatten, unterstützt. Wieder andere unterhielten sich bei einem Bier oder noch wesentlich hochprozentigeren Getränken über ihre Arbeit, schlossen Geschäfte ab oder genossen ganz einfach ihren Feierabend. Allen war jedoch gemein, dass sie ein gemütlich vor sich hin qualmendes Pfeifchen im Mund hatten und damit die Luft im Schankraum aufs grausamste verpesteten. Der dichte und beißende Qualm trieb Miriel sofort Tränen in die Augen und verursachte einen üblen Hustenreiz, den sie nun mit lautem und krächzendem Husten vertrieb.
Hatte man dem Neuankömmling vorher keinerlei besondere Beachtung geschenkt, so erstarben auf einmal alle Gespräche und Geräusche und jeder schaute zu Miriel auf, die noch immer mit dem beißenden Pfeifenqualm zu kämpfen hatte.
Die Folge davon war, dass sich die Stille in eine Kulisse dröhnenden Gelächters wandelte, dass selbst die Wände leicht zu vibrieren begannen.

Mühsam unterdrückte Miriel den Hustenreiz, richtete sich majestätisch auf und warf zornblitzende Blicke in die Runde. Hier kam man nur mit Kaltschnäuzigkeit und einem gerüttelt Maß an Selbstvertrauen weiter. Das Gelächter hatte sich mittlerweile gelegt, nur hie und da hörte man noch vereinzelt einen Zwerg, der sich über das törichte Weib amüsierte, welches so dreist war, eine Zwergenschenke zu betreten. Doch das interessierte sie schon nicht mehr und so schritt sie würdevoll an den Tresen, wo sie noch einen freien Platz entdeckt hatte. Gerade als sie sich setzen wollte, schwang sich jedoch ein vorwitziger Zwerg auf den Platz und grinste sie hämisch an. Auch die Zwerge, die daneben saßen, lachten nun höhnisch und begannen damit Miriel zu verspotten. Wie es aussah, hatten sich die Zwerge abgesprochen und es darauf angelegt, dass ihrer Meinung nach so vorwitzige Weib zu ärgern und an den ihr gebührenden Platz zu verweisen.
Miriel ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Mit einer aufwärts führenden Handbewegung und ein paar dazu gemurmelten Worten ließ sie eine kleine Säule aus dem Steinboden wachsen, wobei die rechts und links neben der entstehenden Säule stehenden Hocker samt den darauf sitzenden Zwergen umgeworfen und durch den Schankraum purzelten. Die fluchenden Zwerge ignorierend ließ sich Miriel mit übereinander geschlagenen Beinen auf der selbst geschaffenen Sitzgelegenheit nieder, lächelte den grimmig dreinschauenden Wirt maliziös an und sagte leise, aber doch gut vernehmlich:
„Was schaut ihr so grantig, Herr Zwerg? Ist euch etwa einer eurer eigenen Schnäpse nicht bekommen? Nun denn, so es euch angelegentlich wieder besser gehen sollte, bringt mir doch bitte eine saftige Hammelkeule mit Bohnen und ein Glas Milch. Und seht zu, dass dies noch heute geschieht, ich verspüre nämlich einen gewaltigen Appetit und wenn mein Magen knurrt, dann werde ich sehr schnell knurrig.“

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Re: Im Schankraum

Beitrag von Zwergenwirt » Samstag 2. Juni 2007, 13:28

Doch der Zwergenwirt ignorierte sie einfach und brachte einen anderen zwergischen Gast sein Bier. So lies er die schöne Menschenfrau einfach zurück.

Während er das Bier zu seinem Gast brachte, schüttelte er den Kopf und grummelte vor sich hin.

<b>Eine Frau in meiner Schenke, wie kann das nur sein. Und sie bäumt sich gegen unsere starken Zwergenmänner auf. Nein sowas kann ich nicht dulden. Doch halt, sie ist eine Menschenfrau, was hat ein Mensch in unserem Reich zu suchen, wie ist sie nur da her gekommen.</b>

Grummelnd kam er wieder hinter den Thresen und starrte Miriel an. <b>Eine Menschenfrau</b> Er schüttelte den Kopf und verschwand in der Küche, Miriel hatte keine Chance auch nur ein Wort zu dieser Unfreundlichkeit zu sagen.

Nach kurzer Zeit kam der Wirt wieder, seltsamer weise mit dem Essen welches die Frau bestellt hatte. Grimmig drein schauend, stellte er es ihr vor die Nase.

"Hier" grummelte er " Macht sechs Goldmünzen, doch esst schnell und verschwindet dann auf die Feier vor der Schenke, dort fallt ihr nicht so auf. Hier sind Frauen unerwünscht und dann noch welche von anderer Rasse, doch ich weis ihr kennt unseren verstorbenen Freund, doch bildet euch nichts darauf ein!" zischte er sie direkt an und wartete auf sein Geld.

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Miriel Lefay
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Miriel Lefay » Montag 4. Juni 2007, 23:58

Wenn Miriel gedacht hatte, dass der Wirt nun umgänglicher war, so sah sie sich erneut getäuscht. Sie wartete bereits eine geraume Weile auf ihr Essen und wollte schon aufbrausend den Wirt anfahren, als dieser völlig unerwartet den Braten und die Milch vor ihr abstellte und unfreundlich etwas von sechs Goldmünzen grummelte. Miriel zückte ihren Geldbeutel, nahm die geforderten Münzen heraus und warf sie achtlos vor den Wirt auf den Tresen. Nachdem sie den Geldbeutel wieder weggesteckt hatte, wollte sie sich ihrer Mahlzeit zuwenden, als der Wirt noch etwas lauter hinzufügte, dass Frauen in seiner Wirtschaft unerwünscht wären, zumal auch noch von anderer Rasse. Deswegen sollte sie sich mit dem essen beeilen und dann zur Feier vor der Schenke verschwinden.
Miriel sah ihn daraufhin nur ungnädig an und widmete sich ihrer Mahlzeit. Was der Wirt gesagt hatte, war ganz in ihrem Interesse, denn die herrschende Ungastlichkeit Frauen gegenüber wollte sie auch nicht länger al unbedingt nötig genießen.
Also beeilte sie sich mit dem Essen und meinte, nachdem sie fertig war: „Eine Frage noch Herr Wirt, bevor ich eure ungastliche Herberge wieder verlasse. Habt ihr eventuell noch Zimmer für vier Gäste frei? Es sollte euer Schade nicht sein. Ach ja, und wisst ihr zufällig etwas über einen braunen Kristall, der hier in Nogrot zu finden sein soll? Es heißt, er würde den Knaufeines Stabes zieren.“

Sie machte sich keine großen Hoffnungen, aber es konnte sicher nichts schaden, wenn sie sich frühzeitig nach dem Kristall umhörte.

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Re: Im Schankraum

Beitrag von Zwergenwirt » Mittwoch 6. Juni 2007, 23:20

Der Wirt blickte sie grimmig an, im nervte es das dieses Weib noch immer nicht aus seiner Schenke verschwunden war und noch dazu war sie so dreist und fragte nach einem Zimmer für vier Personen.

<b>DAs darf doch wohl nicht war sein, als würde es nicht reichen das ich sie bedienen würde, nein jetz will sie noch ein Zimmer für VIER Personen, was bildet sie sich ein, das sind sicherlich alles Menschen und zu meinem Pech auch noch Frauen.</b>

Der Zwerg grummte vor sich hin und gab erst keine Antwort und doch sah er nachdenklich aus. Die Schenke war zwar gut gefüllt, doch schien er nicht genug einzunehmen um seinen Luxus zu finanzzieren.

<b>Ich könnte jedoch Geld gebrauchen wieso nicht</b>

"EIn Zimmer für vier Personen" murmelte er vor sich hin. " Nun ich habe eines doch es kostet euch 35 Goldmünzen!" grinste er und zwinkerte ihr unverschämt zu, einerseits hoffte er das sie ablehen würde, und doch würde er es Vorziehen sie nehme an, er könnte das Geld gebrauchen, doch da viel ihm auf das diese Frau neugirig nach einem Kristall und einem STab redete.

<b>Soso ist dies wohl eine Diebesbande ...</b>

"Den Stab gibt es schon lange nicht mehr!" sprach er kühl und wischte den Thresen, wobei er vorher das Geld einsammelte. "Nun nehmt ihr das Zimmer oder nicht? Wenn nein dann verlasst endlich meine Schenke!"

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Miriel Lefay
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Miriel Lefay » Donnerstag 7. Juni 2007, 17:03

„35 Goldmünzen!“, spie Miriel die Worte aus, wobei sie sich fast verschluckte. „Kerl, wollt ihr meinen Zorn heraufbeschwören? Seit ich von meinem Elternhaus fort ging, habe ich ja schon einige Exemplare nichtsnutziger Männer getroffen, aber ihr steht mit Abstand an der Spitze. Nicht genug, dass ihr uns Frauen, die wir weit über euch Unmagischen stehen, wie Dreck behandelt, nein, ihr erdreistet euch auch noch mich, die ich immerhin euch unmagischem Gesindel überlegen bin, übervorteilen zu wollen. Doch sei’s drum, ihr sollt die Goldstücke haben, doch rate ich euch gut, nicht noch einmal etwas Derartiges mit mir zu versuchen. Anderenfalls werde ich euch zeigen, was eure schöne, so kunstvoll in den Fels getriebene Schenke wert ist.“ Unwillig zog sie ihren Geldbeutel hervor und knallte dem Wirt das Geld auf den Tresen. „Den Schlüssel hole ich dann später ab.“

Dass er auch nur ein Wort zu dem Kristall verlieren würde, hatte sie sowieso nicht angenommen. Umso verwunderter war sie, als er dann noch meinte, dass es den Stab schon lange nicht mehr geben würde. Miriel überlegte kurz, lächelte dann aber spitzbübisch in sich hinein. Die Absicht des Wirtes war klar gewesen, er wollte sie von dem Kristall abbringen. Unabsichtlich hatte er ihr aber trotzdem einen Hinweis gegeben. Nämlich den, dass der Kristall aus dem Stab entfernt worden war. Schließlich hatte er nur gesagt, dass es den Stab nicht mehr geben würde, nicht aber den Kristall.

Zufrieden erhob sie sich von ihrem Felsensitz und ließ ihn just in dem Augenblick mit einer Handbewegung und ein paar gemurmelten Worten wieder im Boden versinken, als ein vorwitziger Zwerg sich darauf nieder lassen wollte, so dass dieser sich unbeabsichtigt auf den Hosenboden setzte und schauerlich fluchte.

Vergnügt verließ sie die Schenke und gesellte sich zu den Zwergen davor, die lautstark Pecew betrauerten. Miriel war sich sicher, dass diese Art Trauerfeier ganz in seinem Sinne war.
Irgendwo in dem Getümmel entdeckte sie auch Yann, Earane und Wolf, sowie Lyrien. Wie es schien, hatten sie sich von der Ausgelassenheit der Zwerge anstecken lassen. Schmunzelnd ging sie zu ihnen und erklärte, dass sie für sie alle gemeinsam ein Zimmer besorgt hätte.

„Ich hoffe es stört euch nicht, dass wir alle in einem Zimmer untergebracht sind. Nebenbei hat mir der Zwergenwirt ungewollt verraten, dass der Erdkristall nicht mehr Teil des Stabes, wie es in Cassandras Aufzeichnungen stand, ist. Die Zwerge müssen ihn irgendwann entfernt und an einen anderen Ort gebracht haben.“

[weiter bei Die Trauerfeier Pecews - @Yann, Lyrien und Earane Ihr könnt eure Antwort hierauf dort posten]]

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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Freitag 19. März 2021, 11:27

Azura kommt von Handwerker- und Schmiedeviertel -> Die Zwergenschmiede

Es ging zügig voran. Obwohl der seltsame, haarige Zwerg Wörner kurze Beine besaß, wusste er, sie einzusetzen. Azura konnte gut neben ihm hergehen, ohne auf den Zwerg warten zu müssen. Sie hielt dennoch etwas Abstand, denn Wörner besaß nicht nur verfilzte Haare, die auch auf Brust und Oberarmen wuchsen, sondern auch den Gestank der Schmiede. Das hieß, er roch gewaltig nach Kohlequalm, Erzstaub und Schweiß. Letzteres biss unangenehm süßlich in der Nase und hatte nichts mit dem männlichen Aroma gemein, das Azura an Corax zu schätzen gelernt hatte. Es war wirklich besser, bei Wörner etwas Distanz zu wahren.
Wenigstens verfolgte er seinen Auftrag gewissenhaft. Er blieb unterwegs nicht stehen, um mit anderen Zwergen zu plaudern. Er grüßte sie lediglich knapp in seiner Muttersprache und marschierte dann weiter. Die beiden verließen rasch das Handwerkerviertel mit all seinen Schmieden und bald konnte man den gewaltigen Tempel Brocknars nur noch aus der Ferne als das von riesigen Feuerschalen und brennenden Schmelzöfen erleuchtete Gebäude erkennen, welches mit seinem Dach einen Teil des gigantischen Höhlenkomplexes stützte.
Heraus aus dem Viertel ging es aber nicht zurück zu Agnes' Haus, sondern an hohen Steinsäulen vorbei, an denen die Bauten der Zwerge direkt angebracht waren, so dass die Säule an einen löchrigen Termitenhügel ohne Öffnung erinnerte. Aber auch vornehmere Häuser, die den Anwesen andunischer Adliger ähnlich waren, säumten ihren Weg. Fast wirkte es wie ein weniger grünes, steiniges Andunie, in dem mehr Zwerge als Menschen lebten. Ob ihre Heimat noch immer so aussah, wie Azura sie kannte? Vermutlich nicht, denn die Dunkelelfen hatten die Stadt erobert. Doch darum konnte sie sich nun nicht kümmern. Sie hatte andere Pläne. Azura wollte die Elfe Méllyn sprechen und nur sie allein kannte die Fragen, die sie ihr stellen wollte.
Zunächst hieß es aber, Grimbardts Schenke aufzusuchen. Das musste sie allein tun. Wörner begleitete sie lediglich bis vor das Gebäude. Und was für ein Haus es war. Fundament und Ergeschoss waren aus Stein gehauen. Jede Ecke zierte eine bis unter's Dach reichende Säule und jede davon stellte einen stolzen Steinzwerg dar, der mit Waffe und Schild posierte. Auf ihren Schultern stand ein weiterer Zwerg und immer so weiter, bis das Dach erreicht war, welches von dem letzten Steinmännlein getragen und von steinernen Händen umfasst wurde. Grimbardts Schenke besaß mehrere Etagen und war höher als die meisten bürgerlichen Häuser Andunies, obgleich sich die Taverne in ähnlichem Stil zeigte. Alle Stockwerke ab der ersten Etage waren aus Holz gerfertigt, was in Nogrot durchaus etwas Besonderes war. Unter der Erdoberfläche wuchsen keine Bäume. Die Zwerge mussten entweder in den nahe gelegenen Eldoras ziehen oder die Nadelbäume des Drachengebirges fällen, um an die Ressource heran zu kommen. Dementsprechend zahlte man in Nogrot mehr für Holz als für Stein und deshalb konnte jeder Zwerg damit prahlen, wenn ein Großteil seines Heimes aus Holz bestand. Die Schenke bot somit ein Bild des zwergischen Prunks und wo der erste Stock noch aus reinen Holzwänden gefertigt war, hatte man sich für die weiteren Etagen an Fachwerk gehalten. Rundherum hingen Schilde an den Holzwänden , dass es aussah, als trüge Grimbardts Schenke eine Halskette aus eisernen Zwergenschilden, welche im Schein mehrerer Feuersäulen blitzte und blinkte.
Steinerne Stufen führten zu einem doppelflügeligen Portal, das jedoch weit offen stand. So konnte Azura direkt die lärmenden Gäste vernehmen, aber auch den lieblichen Klang einer Harfe. Außerdem erkannte sie Méllyns Stimme. Sie brauchte Wörner nicht weiter, der sich mit einem stummen Winken verabschiedete. Alles, was sie nun tun musste, war die gut besuchte Taverne zu betreten, aus der ihr bereits Gelächter, sowie der Duft von Alkohol und deftigen Speisen entgegen strömte.
Der Schankraum war rappelvoll. Nahezu alle Tische schienen besetzt und am langen u-förmigen Tresen schunkelten die Nogroter munter von einer Seite zur anderen. Überall schwenkte man wild seinen Humpen, dass deren Schaumkronen ordentlich ins Wackeln gerieten. Oder man hob reich verzierte, metallene Trinkgefäße, sowie kunstvoll gebogene Trinkhörner. Gemeinsam lobte man die Darstellung auf einer runden Bühne inmitten des Schankraumes und prostete der Schaustellerin darauf kräftig zu. Einige Zwerge warfen ihr sogar Münzen vor die Füße oder tanzten zu ihrem heiteren Harfenspiel, welches einen schnelleren Rhythmus vorgab. Méllyn trat gerade auf. Sie trug dieses Mal ein grüngelbes Harlekinskostüm und die passende Gugel dazu, an deren drei langen Zipfeln goldene Glöckchen ihr Muskstück untermalten. Es klimperte aber auch an ihren Füßen, wo sie seltsam geschwungene Schuhe trug, deren Spitzen ebenfalls mit Glöckchen versehen waren. Sie kam aktuell mehr einem Narren gleich als einer Bardin, aber ihre Musik strafte die Erwartungen Lügen. Ihr Harfenspiel war perfekt und ihre Stimme so zauberhaft, dass nicht nur Azura glaubte, Méllyn sei von Magie umwoben. Nicht nur sie sah die vielen, kunterbunten Lichter um sie herum hüpfen und schweben, die allesamt kleine Flügelchen besaßen, so dass sie wie ein Schwarm tanzender Feen aussah. Auch die Zwergengäste der Schenke klatschten Beifall, als Méllyn ein Rad auf der Bühne schlug, bei dem sie hinter ihren Beinen einen schimmernden Regenbogen in der Luft hinterließ, welcher sich unter Glitzern auflöste. Das große Finale und somit Ende ihrer Darbietung bestückte die Elfe mit einem Knall, indem sie wild in die Luft sprang und beim Aufkommen auf den Boden beide Arme seitlich ausstreckte. Buntes Laub und farbenfrohe Blütenblätter wirbelten umher, trafen hier und da einen Zwerg, dass er wie ein leckeres Gebäck mit farbenreichen Zuckerstreuseln aussah. Dann verbeugte sich die Elfe und lehnte ihre Handharfe neben der Bühne an einen Holzpfeiler an. Noch hatte sie Azura nicht bemerkt, denn nach wie vor ließ sie sich von ihrem Publikum feiern.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Samstag 20. März 2021, 20:48

Seit jenem denkwürdigen Tag des Überfalls auf ihre Heimatstadt war so viel geschehen und hatte ihr zugleich derart wenig Zeit gegeben, das Ganze auch nur im Ansatz zu verarbeiten. Erst die letzten beiden Tage hatten ihr einen Hauch Ruhe geschenkt und diese hatte sie kaum dazu nutzen können, denn ihre Gedanken waren hauptsächlich um die Sache in den heißen Quellen gekreist. Außerdem war es viel zu kurz gewesen, um sich tatsächlich mit dem Erlebten auseinandersetzen zu können.
Und als wäre das nicht schon genug, führte ihr dieser vermaledeite, unverschämte Zwerg vor Augen, wie wenig sie allein und ohne Geld zu erreichen imstande war! Niemals würde sie ihm ihr Entsetzen über diese Erkenntnis und die dadurch aufsteigende Verzweiflung offenbaren. Es blieb ihr somit nichts weiter zu tun, als auf eine Begleitung zu bestehen und zumindest einen würdevollen Abgang hinzulegen.
Da half ihr auch sein gönnerhaftes Angebot nichts, das dafür sorgte, dass sie die Zähne knirschend zusammen biss vor Wut. Sie war nicht auf Almosen angewiesen! Nun ja, eigentlich schon, und trotzdem! Es war schlicht und ergreifend unter ihrer Würde!
Immerhin, er machte kein großes Gewese darum, dass sie jemanden brauchte, der ihr den Weg wies. "Nein, wie großzügig!", grummelte sie sarkastisch wenig damenhaft in sich hinein und verdrehte die Augen, da er es in ihrem Rücken nicht sehen konnte.
Umso mehr zuckte sie leicht zusammen, als er plötzlich in seinem unverständlichen Kauderwelsch brüllte. Über die Schulter hinweg sah sie zu dem Schmied skeptisch hin, bis sich jemand aus dem allgemeinen Rauch und Gewühl löste, dem diese Ansprache wohl gegolten hatte.
Azura musste an sich halten, um ihre Abneigung gegen dieses haarige Ungetüm nicht zu zeigen. Doch wirklich erfreut wirkte sie auch nicht, erst recht, weil sie die Arme vor der Brust verschränkte, während die Beiden sich unterhielten.
Als sie wohl damit fertig waren, war der Schmied so gnädig, sich wieder klarer auszudrücken. Die junge Frau runzelte leicht die Stirn und deutete ein Nicken an, mehr nicht. Sie hatte schließlich nicht vor, sich mit diesem Kerl zu unterhalten. Worüber schließlich auch?! Er sah derart unappetitlich aus, dass sie nicht mal recht in seine Nähe wollte.
Also ließ sie instinktiv einen gewissen Abstand, als er voran ging und sie aus diesem stinkenden, dampfenden Loch heraus führte. Wenigstens war er nicht so gemächlich unterwegs wie die wandelnde Nase, sondern schritt kräftig aus, sodass auch Azura ein angenehmes Tempo wählen konnte. Immer natürlich mit einem gewissen Abstand und das Tuch der Heilerin weiterhin an ihr Gesicht gepresst, um halbwegs atmen zu können. Bedauerlicherweise verlor es in dieser Umgebung sehr rasch seinen Duft, wodurch es vielmehr die Erinnerung daran war, als dass sie diesen noch tatsächlich wahrnahm.
Dennoch huschten ihre Augen unruhig oberhalb des Tuches hin und her, versuchte sie, sich zu orientieren und gleichzeitig irgendwie ein System in diesen Bauten erkennen zu können. Irgendwie wirkten sie ähnlich zu den reicheren Häusern in Andunie, deren Fassaden sie gut kannte, und doch waren sie anders. Vor allem fehlte ihnen die Eleganz und die Farben, die ihr stets so selbstverständlich erschienen waren.
Lautlos seufzte sie und verspürte einen Stich von Heimweg in ihrem Herzen, was sie rasch wieder tief in sich verschloss. Schlussendlich erreichten sie ein imposantes Gebäude, das selbst ihr ein leises Staunen entlockten, als sie daran entang sah. Der Zwerg, der sie hierher begleitet hatte, nickte ihr zu und verschwand dann wieder. Nun, das musste wohl bedeuten, dass sie am Ziel war.
Soweit es ihr möglich war, atmete sie tief durch und straffte ihre Haltung, um einzutreten. Von draußen war schon gehöriger Lärm und eine Ahnung der unzähligen Gerüche wahrzunehmen. Dennoch erschlug es sie regelrecht, als sie durch die Tür trat und einen Schwall davon direkt abbekam. Die junge Frau musste nicht nur husten, sondern auch mehrmals blinzeln, um überhaupt irgendetwas erkennen zu können.
Ihre Ohren waren da schneller, denn unter all dem Lärm vernahmen sie ein bekanntes Schellen von zahlreichen Glöckchen. Zumindest das zeigte ihr, dass sie richtig war. Und als sich allmählich auch ihre Augen soweit an das Licht und den Dampf gewöhnt hatten, konnte sie immer mehr erkennen.
Die Elfe schien ihr Publikum im Griff zu haben und auch gehörig zu unterhalten. Sie hingegen konnte dieser Darbietung recht wenig abgewinnen, da dieses Ambiente so viel von einem möglichen Zauber wegnahm. Deswegen wartete sie auch eher ungeduldig, bis es vorbei war und kam erst dann auf die Idee, sich durch die Menge durchkämpfen zu müssen, um zu der anderen gelangen zu können.
Azura versuchte es, fuhr auch wirklich ihre Ellbogen aus, wie sie es damals auf der Straße gelernt hatte, nur... sonderlich viel Erfolg hatte sie damit nicht. Frustriert stellte sie ihre Bemühungen ein und schnaubte, während es in ihrem Kopf zu arbeiten begann. Was sollte sie jetzt tun? Rufen und winken würde wohl nicht viel bringen in diesem Durcheinander und Stimmengewirr. Aber durch kam sie eben auch nicht!
Ihre Augen glitten in die Runde und wie durch Zufall fielen sie auf das Metall in ihrer Hand. Kurz zögerte sie, ehe sie mit den Schultern zuckte. Nun gut, eine andere Alternative fiel ihr gerade nicht ein, also konnte es wenigstens einen Zweck erfüllen, wenn sie es schon nicht umarbeiten lassen konnte.
Einen Moment lang maß sie die Entfernung, dann holte sie, soweit es ihr in diesem Gewühl möglich war, aus und warf den Rest ihrer Kette in Richtung Bühne, in der Hoffnung, dadurch Aufmerksamkeit zu erringen.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. März 2021, 18:48

Obwohl es sich bei Grimbardts Schenke um ein recht großes Gebäude handelte, platzte die Taverne aus allen Nieten und Nägeln. Sie war nicht nur groß, sondern auch beliebt und das machte sie zum Anlaufpunkt Nummer eins für viele Zwerge. Diese tummelten sich nun am Tresen, an Tischen und dazwischen, um einen Blick auf die schöne Elfe in ihrem bunten Harlekinskostüm zu werfen. Ihrer Musik lauschen konnten nur jene, die wirklich nahe an sie heran kamen. Alles andere wurde einfach vom allgemeinen Lärm übertönt.
Soeben brüllte auch ein Zwerg dicht bei Azura auf. Er verlangte nach etwas, denn seine Stummelfinger zeigten eine Bestellung an. Drei von was auch immer. Die meisten hier im Raum sprachen natürlich Nogret, aber so langsam konnte Azura sich zumindest auf ein Wort einen Reim machen: Bier war entweder die beliebteste Tagesmahlzeit überhaupt oder ein alkoholisches Getränk. Sie konnte auf Letzteres tippen, denn genug Zwerge riefen es den Bedienungen oder dem Wirt persönlich zu, wobei sie ihre leeren Krüge schwenkten.
Die Adlige hingegen versuchte, sich einen Weg durch die Massen zu bahnen. Ellenbogeneinsatz kam ihr dabei wenig zu Hilfe, denn sie war größer als die Nogroter und schob höchsten einmal einen Helm etwas schief. Dadurch kam sie nicht wirklich voran, sodass ihr nur noch übrig blieb, sich in einen natürlich gebildeten Strom aus eintretenden Bergbewohnern einzureihen und mit zu "schwimmen". So erreichte sie wenigstens einen Flecken nahe der runden Bühne. Sie konnte sich an einem nahen Pfosten festhalten, um nicht weiter mitgerissen zu werden und hatte Ausblick auf die Rückseite der Elfe. Jene lehnte soeben ihre Handharfe gegen einen Hocker und verbeugte sich ausladend vor ihrem Publikum. Einige Zwerge klatschten, noch mehr johlten und von irgendwo war jemand eine fragwürdig große, eckige Unterhose der Marke Liebestöter auf die Bühne. Das brachte Azura wenigstens den Geistesblitz, selbst etwas zu werfen. In Ermangelung anderer Gegenstände griff sie zu der Eisenfessel, welche sie die ganze Zeit mit herum getragen hatte. Diese flog, noch ehe sich die Andunierin Gedanken über mögliche Konsequenzen machte. So ein Stück Eisen wog immerhin etwas und die Zwerge waren nicht sonderlich groß. Wenn es jemand ins Gesicht bekam - vielleicht sogar Méllyn! Nun, es war zu spät, aber just in dem Moment, da der Gedanke doch noch durch ihren Kopf schoss, geschah selbiges auch mit der metallenen Fessel.
KLONG!
Inmitten der Zwergenmenge ging taumelte jemand und ging zu Boden. Knapp vor derBühne und somit in der Nähe der nicht ganz präzise geworfenen Flugbahn der Eisenfessel hatte sich eine Gruppe feierfreudiger Zwerge versammelt. Sie grölten, schwangen ihre Humpen und jubelten der elfischen Darbietung auf der Bühne zu. Sie waren allesamt sehr heiter und lustig, bis einer von ihnen von mehr getroffen wurde als den lieblichen Klängen einer gut aussehenden Elfe. Die Eisenfessel kam aus dem Nichts, flog ob ihres Gewichts leider nicht hoch genug, aber dafür mit ausreichend Schwung, um unter lautem Scheppern den Kopf des Zwergs zu treffen. Aus dem Konzept gebracht schwankte der noch gegen seinen Nebenmann, versuchte sich am Kragen einer drallen Zwergin festzuhalten, rutschte aber zu seinem Unglück auf einer Bierpfütze aus und fiel zu Boden. Die Zwergin folgte und landete plump auf ihm. Sofort nahm die Heiterkeit um die kleine Runde ab. Einige drückten gegen andere Zwerge, um etwas Platz zu machen, während die Freunde des Wurf-Attentats ihrem Kameraden zu Hilfe kamen.
Der Tumult zog natürlich Aufmerksamkeit auf sich. Die Zwerge riefen mit fragendem oder überraschtem Unterton in ihren Stimmen und natürlich in ihrer Landessprache. Panisch klang glücklicherweise niemand von ihnen. Das unterschied sie von der allgemein menschlichen Gesellschaft. Erst einmal wollte man schauen, ob das Opfer noch am Leben war. Auch Méllyn unterbrach ihren künstlerischen Abschied und wandte sich mit neugierigem Blick um.
"Was'n da los?!"
"Graubartbert ist gestürzt!"
"Jau und die wilde Ortwella auf ihn drauf!"
"Muss die ihm all's nachmachen, ey?!"
"Der hat bestimmt zu viel gesoffen! Nehmt ihm das Bier weg, harharhar!"
"HEY, IHM GEHT'S GUT!"

Erste Zwergenfäuste wurfen gereckt, um die Neugier der Schaulustigen zu senken. Der Zwerg kam mit Hilfe seiner Freunde bereits wieder auf die Beine. Die Zwergin wurde gar hochgehoben und einem anderen auf die Schultern gesetzt, wo sie in einer weitreichenden Handbewegung über die Gruppe hinweg winkte und "Eine Runde für meine Retter!" rief.
Tatsächlich nahmen alle Zwerge es sehr gelassen. Der Freiraum in ihrer Mitte verengte sich wieder. Niemand nahm von dem Wurfgeschoss Notiz. Azura hatte es somit wohl für immer verloren. Vielleicht aber auch nicht, denn Méllyn schob sich von der Bühne in die Menge und bückte sich plötzlich nach etwas. Ja, sie hatte die Fessel entdeckt, bekam sie zu fassen und hob sie an. Ein neugieriger Blick wechselte schnell in einen wissenden über. Anschließend sondierte sie die Umgebung, brauchte dabei nicht lange, um Azura auszumachen. Immerhin ragte die Schöne aus dem niedrigen Meer aus Zwergen heraus wie ein Fels. Méllyn winkte ihr mitsamt der Eisenschelle zu. Dann drängte sie sich zu ihr herüber und rief schon auf halbem Weg: "Azura! Wie schön, dass du hier bist! Ich dachte schon, wie sehen uns vor meiner Abreise nicht mehr wieder." Sie schon noch zwei, drei Zwerge beiseite und erreichte die andere mit einem federleichten Sprung nach vorn, dass sämtliche Glöckchen ihres Kostüms klimperten. Ohne Vorwarnung, dafür umso herzlicher umarmte sie Azura und drückte sie eng an ihre Brust. "Du siehst gut aus. Ach, ich hab dich sogar ein bisschen vermisst. Dein hübsches Gesicht!" Sie lehnte sich zurück, um Azura mit einem breiten Grinsen zu betrachten. Dann hielt sie ihr die Eisenfessel hin. "Das gehört doch dir, oder? Genauer ... deinem furchtbaren Grauschelmfreund. Ist er wieder aufgetaucht oder benötigst du etwas Trost von jemandem, der es wirklich gut mit dir meint? Aber wollen wir uns nicht erst einmal etwas zurückziehen? Ich hab ein Zimmer hier, da ist es ruhiger. Dann erzählst du mir alles, ja?" Sie neigte sich dicht an Azuras Ohr und säuselte, dass die Worte allein eine Gänsehaut bescheren konnten: "Und ich tröste dich - davor, danach, währenddessen. Du genießt es bestimmt mehr als die Gesellschaft anderer Spitzohren."
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Donnerstag 25. März 2021, 11:11

Als junge Frau war eine Taverne kein Ort, an dem man ohne entsprechende Begleitung gehen sollte, da das Publikum nicht unbedingt für seine zartfühlende, rücksichtnehmende Seite bekannt war. Als noch dazu adelige junge Frau war es erst recht ratsam, nicht auf jene Weise unterwegs zu sein und nicht an solch einem Ort, wie sie es gerade tat.
Doch sie hatte keine andere Wahl und war sich obendrein trotz allem relativ sicher, dass ihr nichts passieren würde. Hier handelte es sich schließlich nur um Zwerge, die meistens ein großes Mundwerk besaßen, sie jedoch bislang körperlich nicht betatscht hatten. Sie würde das schon schaffen... irgendwie!
Also gab sie sich einen inneren Ruck und betrat den übervollen, lauten, zu warmen und müffelnden Schankraum, aus dem sie nur zu gerne rasch wieder geflohen wäre. Wenngleich nicht, ehe sie ihr Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt hatte.
Wenigstens musste sie nicht großartig suchen, denn die Elfe zog gerade sämtliche Blicke auf sich. Was wiederum das Ganze dennoch erschwerte, da sie keine reele Möglichkeit hatte, sich durch diese dichte Menge zu drängen. Es war zum Haareraufen! Selbst rufen würde nichts bringen, viel zu laut war ihre Umgebung.
In ihrem Kopf arbeitete es beinahe schon verzweifelt und am Ende fiel ihr das Einzige ein, das irgendwie... nun ja, auf der Hand lag. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob sie jemanden treffen und welche Folgen das haben könnte, warf sie den Rest ihrer Fesselung in die Richtung der Bühne.
Dass sie sich dieser durch den allgemeinen Strom genähert hatte, bekam sie nicht einmal wirklich mit in dem diffusen Licht und der trüben Sicht aufgrund allerlei Dämpfe von Speisen und manchem Gesöff. Außerdem setzte ihr diese stickige Luft zu, die ihr einen leichten Schwindel verursachte. Trotzdem wollte sie darüber jetzt nicht nachdenken oder sich dadurch behindern lassen, sondern nahm Augenmaß, soweit es ihr möglich war, und warf in vollster Überzeugung, dass sie damit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde.
Im ersten Moment schaffte sie zumindest die Richtung und auch die Bahn schien zu stimmen, dann allerdings... traf sie einen der Zwerge, der dadurch prompt zu schwanken begann. Scharf sog sie die Luft ein und überlegte fieberhaft, wie sie aus dieser Verantwortung wieder herauskommen würde. Denn sie hatte keine Lust, sich mit dieser Meute hier anzulegen!
Schon suchten ihre Augen hektisch nach einem Ausweg aus diesem Gedränge. Wieso nur war der Eingang auf einmal so weit weg?! Hatte man sie so tief hinein in den Raum geschoben, ohne, dass sie es bemerkt hatte?! Sollte sie eine Ohnmacht vortäuschen, um sich aus der Affäre ziehen zu können? Würde das in diesem Umfeld überhaupt Sinn machen?
Während sie diese Gedanken wälzte, war bislang noch niemand von den Kleinen auf sie aufmerksam geworden oder hätte erkannt, dass sie die Schuldige an dem Sturz gewesen war. Was natürlich ihr Vorteil war und sie wäre äußerst dumm, wenn sie in ihrer aufsteigenden Sorge dafür sorgen würde, dass sich an diesem Umstand etwas änderte.
Mit einem erleichterten Seufzen ließ sie die Luft aus ihren Lungen entweichen, als sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf anderes zu richten schien, und wähnte sich ihn trügerischer Sicherheit. Was ihren eigenes Augenmerk zurück zu der Elfe lenkte, wegen derer sie überhaupt hier war. Einen Moment lang durchfuhr sie der Schreck, weil sie die andere nicht sofort entdeckte, gefolgt von erneuter Erleichterung, als diese wieder auftauchte aus der Menge.
Ach, sie hatte sich nur gebückt und etwas... aufgehoben? Azuras Stirn runzelte sich leicht, ehe sie blinzelte und erkannte, was das zu bedeuten hatte. Ihr Metall! Damit nicht genug, hatte sie nun deren Aufmerksamkeit, denn das laufende Geklingel winkte ihr und bahnte sich ihren Weg zu ihr. Dabei rief sie ihr etwas zu, das die junge Frau in dem ganzen Gejohle nicht verstehen konnte, aber zumindest wirkte die andere erfreut, sie zu sehen.
Und dann hatten sie sich tatsächlich gefunden. Noch bevor sie Luft holen konnte, um etwas zu sagen, wurde sie schon umarmt. Etwas überrumpelt blinzelte sie flüchtig, konnte durch die Nähe allerdings zumindest verstehen, was ihr gesagt wurde.
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem feinen, spöttischen Lächeln. "Natürlich hast du das. Ich bin schließlich unvergesslich!", neckte sie die Elfe, als diese sie wieder los ließ und schon weiter sprudelte.
Sie indes lächelte weiterhin und nahm die Eisenfessel an sich, um sie nicht zu verlieren. Während ihr Arm, mit der fest geschlossenen Hand, sank, beugte sich die andere zu ihr und säuselte in einem Tonfall, der sie wohlig erschauern ließ. Zugleich musste sie mädchenhaft kichern.
"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist eifersüchtig auf ihn.", erwiderte sie in einem leichten Tonfall und schnippte gegen eine der Glöckchen, damit dieses hell klingelte. Daraufhin würde sie der Gesuchten auf deren Zimmer folgen.
Nicht, weil es sie nach Zärtlichkeiten sehnte, obwohl ihre Neugier durchaus vorhanden wäre. Nein, sie hatte nichts dagegen, ihr Erlebtes zu erzählen, mit beinahe allen Details, und dann auch ihre Fragen stellen zu können. Da war es ihr nur recht, wenn es nicht in diesem Schankraum stattfinden müsste und genug Ohren gäbe, die sich womöglich dafür interessieren könnten.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Freitag 26. März 2021, 12:58

Méllyn erwiderte das Kichern, antwortete auf die Neckereien zunächst jedoch nicht. Azura hätte es ohnehin nicht mehr verstanden, denn die Zwerge stimmten nun einige Lieder in ihrer Muttersprache an. Auch hier konnte die junge Frau sich glücklich schätzen, keines der Worte für sich übersetzen zu können. Die derb obszönen Texte hätten am Ende doch noch zu einer Ohnmacht geführt. Méllyn aber machte ihrem Namen alle Ehre und kicherte vergnügt, nachdem sie Azura an der Hand genommen hatte und sie so im eigenen Windschatten durch das Meer aus kleinem Volk führte. Einige bogenförmige Durchgänge aus mächtigem und schön verarbeitetem Holz führten beide Frauen aus dem Schankraum in den hinteren Bereich von Grimbardts Schenke. Dort gab es einen breiten Korridor, der einem Tunnelgewölbe fast schon nahe kam. Tatsächlich war hier nebst einem Auffrischungsraum auch eine Wendeltreppe direkt in das innere der Steinsäule gehauen worden, vor der das Gasthaus stand.
"Mein Zimmer befindet sich im dritten Stock", sagte die Elfe. Es war etwas ruhiger hier, so dass Azura sie verstehen konnte. Dennoch blieb ihr nichts Anderes übrig als ihr zu folgen. Méllyn gab die Richtung vor und zog eifrig an der Hand ihrer Begleiterin. Den schweren Steinstufen folgten einige aus Holz und schließlich erreichten beide das dritte Stockwerk. Der Gang wirkte urig rustikal und war mit reichlich aufgehängten Schilden, Trinkhörnern und sogar dem Kopf irgendeines Untergrundbewohners behangen. Von der Decke baumelten in regelmäßigen Abständen gusseiserne Laternen, um die Räumlichkeiten zu erhellen. Méllyn durchschritt den Korridor bis zur hintersten Tür. Dort ließ sie Azura endlich los, zückte einen kleinen Schlüssel und öffnete.
Beide Frauen betraten einen Raum, der wie für die Elfe gemacht schien. Hatte sie ihn während ihres Aufenthalts eingerichtet und zugleich noch einen Haufen Magie dafür aufgebracht? Es war kaum zu glauben, dass ein solches Zimmer in einer Zwergentaverne vorzufinden war. Achteckig präsentierte es sich als Erkerkammer, wenngleich der Begriff fehl am Platz war, denn der Raum bot reichlich Platz für allerlei kunstvoll gezimmerte Schränke, Truhen und sogar ein Regal, das reichlich mit Büchern befüllt worden war. Außerdem befand sich ein Schreibtisch in einer der acht Nischen, neben dem gleich ein ganzer metallischer Rollwagen mit allerlei Weinflaschen und einem Tablett mit Gläsern geparkt worden war. Im Zentrum der Kammer stand das, was man grundsätzlich wohl ein Bett nennen konnte. Es besaß nur nicht den gewohnten Rahmen, ja nicht einmal Pfosten. Vielmehr wirkte es wie eine große, ebenfalls achteckige Spielwiese aus Matratzen, Laken und reichlich Kissen, umhangen von einem halb transparenten Seidenvorhang, der wohl nachts Motten und anderes Kleintier fernhalten sollte. Davor lagen reichliche Haufen verschiedenster Kleidungsstücke. Méllyn schien nicht allzu ordentlich zu sein, doch die bunten Stoffgewänder gingen ohnehin in der farbenfrohen Vielfalt des Zimmers unter. Denn überall, wohin man auch blickte, standen Pflanzentöpfe. Sie waren allesamt kunterbund bemalte Keramik, beinhalteten sowohl Blumen, als auch Kräuter und sogar eine kleine Palme erhob sich in den Raum. Es erinnerte an einen zauberhaften Urwald. Außerdem hingen überall kleine rundliche Schmuckstücke in den Ästen von Efeuranken und Sträuchern. Sie sahen wie Kugeln aus Wurzeln, Blüten und Zweigen aus. In manchen glomm eine winzige Kerze, aus anderen hingen ellenlange Perlenketten oder anderes Klimbim. Man erwartete beinahe, dass auch mal eine Fee ihren Kopf hervor streckte und kicherte. Das Kichern kam jedoch erneut von Méllyn, als sie den Bettvorhang beiseite schob und sich auf der breiten Matratze niederließ. Sie zog ihre Harlekinshaube unter erneutem Klimpern der Glückchen aus und präsentierte Azura sofort ihre wundervolle Mähne, die sich flüssigen Goldes gleich über ihre Schultern ergoss.
"Ich und eifersüchtig? Auf deinen Grauschelm? Achwas! Er hätte gegen mich doch überhaupt keine Chance." Mit einem Grinsen sah sie zu Azura auf, ehe ihre Miene einen Ausdruck verführerischer Verlockung annahm. Sie klopfte neben sich auf das Bett. Danach begann sie damit, sich aus ihrem Kostüm zu schälen. "Ich mache mir Sorgen um dich. Du verfällst diesem gefährlichen Wesen viel zu sehr. Da hätte ich dich lieber in meiner Obhut. Nicht nur, um dich zu schützen. Du bist auch noch richtig hübsch. Wer würde sich nicht mit dir schmücken wollen?" Sie kicherte wiederholt. "Bitte, sag mir, dass du mich besuchst, um deinen Schelm hinter dir zu lassen und mit mir durch die Lange zu ziehen. Wir könnten sicher eine Menge Spaß auf gemeinsamen Abenteuern erleben ... sogar, ohne den Raum zu verlassen", setzte sie in gedämpftem Tonfall nach.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Freitag 2. April 2021, 11:39

Die junge Frau ließ sich nur zu gerne aus diesem überfüllten Schankraum führen, den sie freiwillig nie betreten hätte. Auch so schon hatte sie seit ihrer frühesten Kindheit keine Nähe mehr zu Tavernen gehabt, aber wäre sie auf einer Reise einmal auf eine angewiesen gewesen, wenn sie ihre Heimatstadt je verlassen hätte vor ihrer Flucht, hätte sie lieber eine weitere Strecke zurück gelegt, als hier hinein zu gehen.
Es war ihr zu laut, zu überladen und zu unangenehm in all seinen Gerüchen, von dem Publikum ganz zu schweigen! Wie die Elfe das nur aushielt? Wahrscheinlich war sie es gewohnt, während der Dunkelelf bestimmt für mehr Ruhe gesorgt hätte, allein schon durch seine Anwesenheit. Aber er lag gefesselt bei der Heilerin und das war vermutlich auch besser so, denn dadurch musste sie nicht auf seinen kindlichen Trotz achten, solange sie sich mit der anderen unterhielt. Die Zwei würden schon früh genug wieder aufeinander treffen, sollte diese nicht ablehnen, was sie ihr wiederum nicht verdenken könnte.
Indes wurde sie in den hinteren Bereich des Gasthauses geführt und wie schon bei dem Schmied fühlte sie sich nicht ganz so wohl in dieser Umgebung. Allerdings wirkte es noch mehr wie ein Gebäude, denn wie eine Höhle, sodass sich diese Beklemmung einstweilen in Grenzen hielt. Immerhin, hier war es ruhiger und roch... nicht ganz so penetrant nach einem Gemisch aus Essen und Alkohol, sodass sie das Gefühl hatte, besser atmen zu können.
Wenngleich die Menge an Stufen dafür zu sorgen wollen schien, dass ihr die Luft wieder ausging. Sie schnaufte ganz schön, fand sie, als sie endlich oben ankamen, denn die Elfe zog sie unerbittlich mit und legte dabei ein Tempo vor, das sie nicht gerade als gemütlich bezeichnen würde. "Du... willst... mich fertig... machen...!", keuchte sie mit einem schiefen Grinsen in einem Tonfall, der bewusst ein wenig zweideutig ausfiel.
Aber dann hatten sie ihr Ziel endlich erreicht und vor der Tür konnte sie ein paar Mal durchatmen, sodass sie nicht mehr ganz so erschöpft wirkte, als sie eintrat und sich umsah. Der Raum war... eigenartig und irgendwie auch besonders, wenngleich bei weitem nicht so, wie ihn Azura gerne für sich hätte. Sie bevorzugte große, helle Zimmer mit viel Tageslicht und am besten mindestens einem Fenster zum Meer hin.
Ihre Stirn runzelte sich leicht und sie musste schmunzeln. "Reist du mit deiner gesamten Einrichtung?", spöttelte sie gutmütig und warf einen bezeichnenden Blick auf das, was wohl die Lagerstatt darstellte. Gemütlich sah es immerhin aus und ordentlich Platz hätte man auch, sich darin zu... wälzen.
Wobei sie bezweifelte, dass es ihrem Begleiter hier gefallen würde. Nicht, weil er solcherart Vorzüge nicht zu schätzen wissen würde, sondern allein schon aus Prinzip, weil sie es darin bequem haben könnten. Er bevorzugte schließlich andere... Orte zum Vergnügen. Vielleicht sollte sie ihn hierher locken und es ihm schmackhaft machen? Nun ja, ob sie das wirklich riskieren wollte...? Irgendeiner der zwei Schelme wäre dann höchstwahrscheinlich beleidigt und würde wieder schmollen, wenn nicht sogar beide.
Gekicher und Geklimper holten sie aus ihrer Betrachtung und lenkten ihre Gedanken wieder zu der Person, wegen der sie hier war. Diese erwiderte auch endlich etwas auf ihren Köder von vorhin. Die junge Frau schmunzelte hintergründig. "So? Mir scheint, du willst ihn in den Schatten stellen.", neckte sie zurück und folgte tatsächlich der Einladung, sich zu setzen. Wenngleich sie nicht jenes Vergnügen vorhatte, über das sie gerade spöttelten, sondern anderes.
Sie lehnte sich zurück auf ihre Ellbogen, sich ihrer Wirkung, die sie damit erzielen konnte, wenn jemand dafür empfänglich war, bewusst und beobachtete die andere mit einem feinen Grinsen. "Tatsächlich bin ich hier, um mit dir einen gemeinsamen Weg zu gehen. Allerdings..." Sie legte eine kurze Pause ein und schüttelte den Kopf, als wolle sie ihre Mähne betonen, obwohl diese in einem Zopf gebändigt war. "... wäre ich nicht alleine zu haben."
Die junge Frau neigte ihr Haupt ein wenig zur Seite und in ihren Augen blitzte es amüsiert sowie herausfordernd. "Die Frage wäre, ob er das überleben würde.", fügte sie mit einem Kichern in der Stimme hinzu.
Dann wurde sie ernst und seufzte leise. "Er ist übrigens wieder da und hätte ich keinen Weg gefunden, ihn herauszulocken, wäre er wahrscheinlich lieber verreckt, als sich zu zeigen." Sie zuckte mit den Schulter, richtete sich auf und betrachtete mit einem Mal interessiert ihre Fingernägel. "Jetzt jedenfalls hat er den Genuss, sich gesund pflegen zu lassen... Es sei denn, jemand schneidet seine Fesseln durch." Es zuckte wieder amüsiert bei dieser Vorstellung um ihre Mundwinkel. Soweit hätte sie also einmal ihre Erlebnisse zusammen gefasst, um die andere ins Bild zu setzen.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. April 2021, 02:31

Méllyn gab Azura Zeit, sich die privaten Räumlichkeiten der Elfe ausgiebig anzuschauen. Sie selbst nahm inzwischen die Halrekinsmütze ab, so dass ihre Haare wie flüssiges Gold wieder über ihre Schultern fallen konnten. Anschließend widmete sie sich den Schuhen, die sie übereifrig durch den Raum warf. "Fort mit euch!", lachte sie auf und wackelte danach unter einem erleichterten Seufzen mit den Zehen. "Gegen eine Fußmassage hätte ich nun wirklich nichts einzuwenden", murmelte sie daraufhin. Dann aber beobachtete sie unter offener Neugier ihren Gast. Sie konnte nicht verhindern, aufzugrinsen. "Ich reise mit Magie", erklärte sie und deutete ein Fingerschnippen an. Mit einem Mal verlor der Raum seinen Zauber. Zurück blieb ein rustikales, holzgetäfeltes Zimmer mit klobiger Einrichtung. Das Bett war keine runde Spielwiese mehr, sondern stand einfach nur noch als eckiger Klotz in der Mitte der Kammer. Die ungeschmückten Wände, Holzboden und -decke wirkten einengend und schwer und abgesehen von den an Deckenbalken aufgehangenen seltsamen Koben zeugte nichts mehr von einem farbenfrohen Elfenreich. Die hölzernen Kugeln besaßen immer noch eine Spur von glitzerndem Staub.
Méllyn ließ den Raum nicht lange auf Azura wirken. Offenbar wollte sie ihr dieses Bild zwergischer Gastfreundschaft nicht zu lange zumuten. Sie scnippte zum zweiten Mal und der Zauber kehrte zurück. Dann schlug die Elfe die Beine übereinander und streckte eine Hand nach Azura aus, um spielerisch eine ihrer Locken lang zu ziehen. Sie kicherte, als das Haar in seine ursprüngliche Position zurücksprang. "Zum Glück kostet mich der Zauber nicht zu viel Kraft. Ich habe ein paar nützliche Helferlein gefunden." Wer das war, verriet sie jedoch nicht und auf eine Frage in die Richtung legte sie auch nur den schlanken Finger an ihre Lippen.
"Aber so gefällt es mir wirklich besser. Vor allem diese ... Spielweise." Sie ließ sich ähnlich wie Azura auf das Laken zurücksinken, stützte sich dabei aber nur auf einem Ellenbogen ab, so dass sie von der Seite zur anderen herüber schauen konnte. "Ich wälze mich gern in Wonne und Freude", säuselte sie. Azura dachte ähnlich, ihr kam jedoch ein anderer dabei in den Sinn. Jener andere hatte im Moment allerdings seine eigenen Sorgen...

~ Zur gleichen Zeit in Agnes' Haus für Arzneien und Allerlei ~
Mancherorts in Celcia heißt es, dass man einen Schluckauf bekommt, wenn eine liebende Person an ihren Schwarm denkt. Andernorts erzählt man sich, der oder die Angebetete würde von einem Frösteln befallen und dann existierten noch Geschichten davon, dass man aus heiterem Himmel plötzlich niesen musste.
Corax nieste und blinzelte sofort. Ihm war doch weder Staub in die Nase gekommen, noch hatte er sich verkühlt. Aber sein Versuch, die Stirn zu berühren, um seine Temperatur zu fühlen, scheiterte. "Was zum...?" Er ruckte mit Armen und Beinen. Er musste feststellen, dass er festsaß, respektive festlag. Alle Viere von sich gestreckt lag er unter der Decke noch immer im Bett, die Gelenke seiner Extremitäten mit gefütterten Lederriemen an das Bettgestell gebunden. Selbst ein breiterter Riemen lag um seinen Bauch, so dass ein Aufbäumen ebenfalls unmöglich war. Auf diese Weise war er gezwungen, liegen zu bleiben und sich zu schonen. Nur den Kopf konnte er noch etwas anheben.
"Gesundheit, hehehe."
Corax erstarrte.
"Oh, hast du dich erkältet? Achte gefälligst auf deine Gesundheit."
"Genau, wir wollen doch nicht, dass dir etwas passiert, kleiner Rabe."

Der Dunkelelf rüttelte an seinen Fesseln. Es nützte nichts. Er hob den Kopf an und spähte mit weit aufgerissenen Augen über den Rand der Decke hinweg das Bett entlang. Da saßen sie: vier fette, graue und braune Ratten. Jede war größer als gewöhnlich, das Fell wirkte borstiger und die Gelenke der sonst so winzigen Tippelfüße besaßen etwas Knorriges. Die Ohren waren lang und spitz wie bei Elfen, aber abgewetzt, als hätte eine Katze ihre Krallen daran geschärft. Außerdem leuchteten die Augen jeder der vier Ratten blutrot.
Corax riss den Blick los, wandte ihn gen Tür und öffnete den Mund, um nach Hilfe zu rufen. Die Ratten waren schneller. Unter einem garstigen Quieken huschten sie mit blitzschnellen Sprüngen über seinen Körper hinweg. Zwei von ihnen bissen dem Elfen in die Ohren. Die Dritte hielt ihm die Nase zu und die vierte Ratte hob ihren Hintern an, um ihm direkt in den aufgerissenen Mund zu kötteln. Corax verschluckte sich, rang dann nach Luft und konnte plötzlich nur noch mit heiserer Stimme krächzen: "Nich ihr ... geht weg ... lasst mich in Ruhe."
"Endlich haben wir dich gefunden, kleiner Rabe."
"Jaja, du hast so schön geschrien, da sind wir sofort aufmerksam geworden, hehehe."
"Ein Glück, waren wir ganz in der Nähe."
"Was kommst du auch unter die Erde, wenn du uns gar nicht sehen willst?"
"Wir haben dich sooo vermisst, Rabenherz. Und wir waren viel zu lang weg, jajaja."
"Viel zu lang, viel zu lang"
, bestätigte eine der Ratten. Sie reihten sich auf Corax' Brust nebeneinander auf und glotzten ihn listig an. Dann hopste eine nach vorn, um mit ihrer Pfote an der Wange des Elfen entlang zu fahren. "Du hast lange nicht mehr mit uns gespielt, weißt du das?"
"Verschwindet", knurrte der Elf, aber es klang schwach und mickrig mit seiner reduzierten Stimme. Die Ratten quiekten vergnügt.
"Eigentlich beobachten wir dich schon seit deinem großen Schrei."
"Jaja, wir haben uns nur zurückgehalten, weil du uns so schön unterhalten hast!"
"Doch dann wurde es langweilig. Jaja, dir muss auch langweilig sein, oder? All die Liebelei und dann heult er auch noch, der kleine Rabe. Bittet um Lieeeeebe, ghakakakaka!"
Die Ratten gaben ein spöttisches Quieken von sich, während Corax' Blick sich verfinsterte.
"Och, schau nicht so miesepetrig. Du weißt, wir spielen nicht, wenn du uns unterhältst."
"Und wir sind sogar großzügig, das weißt du auch."
"Jajaja! Dein Schmerz gegen den anderer - was sagst du?"

"Verpisst euch!"
Die Ratten sprangen umher, rannten im Kreis und stoben wieder zusammen. Eine von ihnen biss Corax strafend in die Nasenspitze. "Weich ist er geworden. Gefällt uns nicht, nein nein nein!"
"Ich glaube, es wird Zeit, dass wir doch wieder etwas mit ihm spielen..."

Dann stürzten sich die bezahnten Biester auf den Elfen, der stumm schrie und in seinen Fesseln zu zappeln begann...


"In den Schatten stellen?", wiederholte Méllyn die Frage. Mittlerweile hatte sie sich aus ihrem Kostüm befreit und war ungeniert vor Azura in ein knappes Seidenhemdchen geschlüpft, indem sie wohl zu schlafen pflegte. Es betonte ihre Figur unbarmherzig wohlwollend. "Der steht auch ohne mich weit genug in den Schatten", sagte sie und formte einen Schmollmund. Dass sie es trotz ihrer Mimik aber sehr ernst meinte, erkannte Azura am Klang ihrer Stimme. Eine Warnung schlich sich dort hinein. Sie hatte ja bereits ihre Sorgen bezüglich Corax ausgesprochen und das nicht zum ersten Mal. Sie schien es wirklich ernst zu meinen. Dementsprechend zog sie sehr entgeistert die Brauen zusammen, als Azura ihren Vorschlag offenlegte. Méllyn musste auch nicht lange grübeln. Sie richtete sich zurück in eine sitzende Position auf und verschränkte die Arme. "Nein", antwortete sie nur. "Ich finde dich ja wirklich mehr als attraktiv, du schönes Menschenkind. Und sicherlich würde ich mir sehr lange und ausgiebig die Zeit mit dir vertreiben wollen ... bis wir beide nicht mehr sitzen könnten." Méllyn konnte nicht verhindern aufzukichern. Sie versuchte aber, besonders ernst zu bleiben. Angesichts der Bedindung gelang es dann sogar. Ihre Miene wandelte sich sogar in ein leidliches Gesicht.
"Ich fürchte, du hast nicht verstanden wie sehr wir Schelme verschiedener Ausrichtungen unserer Magie uns ... abstoßen. Xaon hat mir eine Nachricht geschickt mit der Bitte, zu prüfen, ob es sich bei deinem Begleiter um einen Schelm handelt. Ich reiste an mit dem Wissen, dass es auch ein Grauschelm hätte sein können, aber ich wollte - und will noch immer! - helfen. Das ist meine Art. Aber ich kann mich nicht zu lange mit diesem Gegensatz meiner Magie beschäftigen. Es ... bereitet mir seelische Schmerzen. Und ich ziehe noch das beste Los dabei. Azura..."
Méllyn griff nach der anderen, versuchte sie an der Schulter zu packen. Grob ging sie dabei nicht vor, nur sehr eindringlich und so war auch ihr ansonsten nach wie vor lieblicher Blick. "ich meine es wirklich nur gut mit dir. Wenn du bei ihm bleibst, wird er dein Untergang sein. Grauschelme meidet man. Sie bedeuten Unheil und Verderben. Er wird dich nicht glücklich machen. Halte dich fern von diesem Unglücksboten. Bleib bei mir ... ich habe im Gegensatz zu ihm das Glück auf meiner Seite. Ich könnte dich eine ganze Weile glücklich machen. Lass ihn seiner Wege ziehen. Das ist das Beste, was man mit einem Grauschelm anstellen kann, wenn man ihn nicht gleich von seinem eigenen Leid erlösen will. Aber ... ich töte niemanden. Nicht einmal so einen!"
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Dienstag 6. April 2021, 09:54

Dieser Raum war seltsam mit seiner Einrichtung und zugleich absolut passend für eine Bewohnerin wie diese Elfe. Trotzdem wunderte sie sich darüber, dass ein Wirtshaus sich derartige Sonderwünsche leistete.
Oder gehörte das Ensemble dem Gast? Reiste sie damit herum und wenn ja, wie? Oder war sie hier oft genug, dass sie dieses Zimmer mehr oder weniger dauerhaft mietete und darum auch nach ihrem Geschmack gestalten konnte? Diese und ähnliche Gedanken hegte sie bei der Betrachtung ihrer neuen Umgebung und ließ sich ungeniert auf der Lagerstatt nieder.
Indes entkleidete sich ihre Begleiterin und sorgte mit ihrem Wunsch nach einer Massage für ein kleines, ehrlich amüsiertes Lachen. "Du solltest dir eine Dienerin zulegen. Nach ein bisschen Eingewöhnungszeit könnte sie Wunder wirken.", bemerkte sie und spürte zugleich einen Stich der Wehmut.
Obwohl die junge Frau ihre Leibdienerin immer für selbstverständlich genommen und im Prinzip nur bemerkt hatte, wenn sie es selbst gewollt hatte, fehlte sie ihr inzwischen. Vor allem, weil dadurch ihre Wünsch stets im Voraus erkannt und umgesetzt worden waren. Ob sie eigentlich noch lebte und was aus ihr geworden war?
Mit einem stummen Seufzen verdrängte sie diese unwillkommenen Überlegungen und konzentrierte sich lieber auf die Gegenwart. Das war besser, als sich mit Dingen beschäftigen zu müssen, die sie bedrücken würden. Außerdem erhielt sie Antwort und war nicht wenig erstaunt über diese magische Fähigkeit.
Ohne dem Zauber wirkte der Raum vollkommen gewöhnlich und... nun ja, bequem für ihre Begriffe definitiv nicht. Auch das Bett war mit einem Mal nicht mehr so einladend wie noch zuvor. Doch ehe sie diese Wandlung verarbeitet und sich erhoben hatte, um nicht länger als nötig eine Berührung damit zu haben, wirkte die Magie schon wieder.
Trotzdem benötigte sie ein paar Herzschläge, um sich erneut entspannen und der Illusion hingeben zu können. Hinzu kam, dass die Elfe schon wieder mit ihr zu spielen begann, dieses Mal, indem sie die Haltbarkeit einer ihrer Haarsträhnen testete. Ein kleines, empörtes "Tz!" kam ihr dabei über die Lippen, aber sie schlug die Hand nicht weg. Es tat auch nicht weh oder hätte sie etwas von ihrer Pracht gekostet, deswegen beließ sie es vorerst auch dabei.
Ohnehin konnte sie zuhören und leicht nicken, bis von Helferlein die Rede war. Ihre Stirn runzelte sich ein wenig. "So...?", begann sie und wollte ernsthaft nachhaken, denn so etwas könnte durchaus auch für sie nützlich sein. Doch die andere legte nur ihren Finger an die Lippen und schien nicht gewillt zu sein, mehr Auskunft darüber zu geben.
Azura schob ihre Unterlippe schmollend vor, während ihre Begleitung weiter plapperte, sodass sie ihre Haltung nicht lange beibehalten konnte. "Oh, und ich dachte schon, du hättest gerne Schlamm und viel Dreck zum Wälzen.", meinte sie neckend und mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen. "Auch Wasser wäre natürlich eine Möglichkeit, hm...?", fuhr sie mit betont nachdenklichem Unterton fort und begann zu grinsen bei der Erinnerung an die Wasserspiele, die so rüde unterbrochen worden waren wegen einem anderen Elf.
Zu dem ihre Gedanken bedauerlicherweise immer wieder zurück kehrten, so auch jetzt. Was er wohl gerade tat? Ob er noch schlief oder war er schon erwacht? War er noch gefesselt? Hatte er sich bereits befreit und wieder nur unnötige Schmerzen zugefügt, anstatt einfach liegen zu bleiben?
Die Freude an Neckereien verging ihr ein wenig und für einen Moment hatte sie sogar das Gefühl, als wäre mit ihm etwas nicht in Ordnung und als täte sie gut daran, schleunigst wieder an seiner Seite zu sein. Dieses Gespür verging schnell wieder, hinterließ allerdings einen schalen Nachgeschmack, den sie nicht so leicht ignorieren konnte. Dennoch... sie wollte hier noch etwas erreichen und das benötigte eben Zeit sowie Konzentration.
Erneut versuchte sie es mit leichten Worten und einem Hauch Herausforderung, um aus der anderen das ein oder andere an Information herauszukitzeln, ehe sie zu ihrem eigentlichen Anliegen kommen wollte. Anfangs reagierte die Elfe noch so, wie sie es sich gedacht hatte. Dann jedoch...
Bildete sie sich das ein oder schwang echte Sorge in der Stimme mit? Ja, sie machte sich auch Sorgen, nur... weniger um sich selbst als um ihn.
Bedauerlicherweise bewegten sich die Worte ihrer Begleiterin immer weiter in eine Richtung, die ihr nicht gefiel, weil sie nicht ihrem Willen entsprachen. Dass die andere unter der Nähe zu dem Dunkelelfen leiden könnte... nun ja, das tat sie schließlich auch und das nicht zu knapp! Trotzdem konnte sie sich nicht von ihm lösen... Auch wenn sie natürlich ihre Beweggründe nicht an einer zweiten Person sehen wollte. Nein, teilen wollte sie ihn definitiv nicht!
Ohne auszuweichen, ließ sie es zu, dass ihr Gegenüber sie an der Schulter angriff. Sie sah zu ihr hoch, aufmerksam und ernst zugleich, aber auch nicht sonderlich beeindruckt von der Warnung, die sie ja nicht zum ersten Mal zu hören bekam. Erst am Schluss der Ausführung wurde sie blass, denn diese Option stand einen Moment lang im Raum und hatte sie unvorbereitet getroffen. Entschlossen schüttelte sie den Kopf, einerseits, um einen schnellen Tod von ihm abzulehnen, und andererseits als Ausdruck dafür, dass sie ihre Meinung nicht geändert hatte.
Dafür kam ihr etwas anderes in den Sinn. "Es liegt also in seiner Natur, anderen und sich selbst Leid zu bringen. Weil er diese Magie in sich trägt...", fasste sie langsam und bedächtig zusammen, ohne den Blick der anderen loslassen zu wollen. Zumindest, sollte diese nicht woanders hinsehen.
"Magie jedoch lässt sich kontrollieren, nicht wahr? Du hast es gelernt und sagst selbst, nicht alles kostet viel Kraft. Ich habe ab und zu damit gespielt und kann sie ein bisschen lenken." Sie legte einen Atemzug lang eine Pause ein und der Ausdruck ihrer Augen wurde fester, eindringlicher.
"Warum also nicht auch er?", stellte sie in den Raum und atmete tief durch. "Du kennst dich damit aus, du hast ihn erkennt als das, was er ist. Und du willst mir helfen, vielleicht sogar ihm ein wenig, weil er dir leid tut.", fuhr sie weiter fort und griff nun ihrerseits nach der Hand der Elfe, um diese mit sanftem Druck festzuhalten.
Die junge Frau war es nicht gewohnt, die Rolle einer Bittstellerin einnehmen zu müssen. Es fiel ihr schwer, die Forderung aus ihrem Ton soweit wie möglich herauszuhalten. Stattdessen bemühte sie sich darum, die andere zu umgarnen, ihr die Logik hinter ihren Worten aufzuzeigen und sie ein bisschen um den Finger zu wickeln damit. Dazu gehörten auch ihre Fingerspitzen, die sich bei ihrem Griff nicht ganz zufällig sacht im Handteller der anderen bewegten, mal stärker, mal schwächer drückten und auch das ein oder andere Streicheln versuchten.
"Wenn er lernt, wenn er mehr Kontrolle erhält... Warum sollte dann nicht auch er es schaffen, mehr zu verbreiten als nur Leid und Qual?" Nun war es heraus, was sie sich dachte, woran sie glauben wollte, um nicht hoffnungslos in sich zusammen zu sinken.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Freitag 9. April 2021, 01:00

Méllyn machte ihrem Beinamen alle Ehre, als sie auf Azuras Bemerkung hin kicherte. Dabei nahm sie nicht einmal eine Hand vor den Mund wie es die Andunierin bei feierlichen Gesellschaften gewohnt war. Die Elfe strahlte dennoch nichts Unsittsames aus. Trotz allem besaß sie einen Charme, der betörend wirkte. Man wollte ihre Sympathie gewinnen, denn man wollte ihr gefallen! Oder aber man hegte einen giftgrünen Neid gegen sie wie es Azura zeitweise getan hatte. Jetzt stand sie Méllyn jedoch irgendwie anders gegenüber. Es konnte nicht nur daran liegen, dass sie sich von ihr Informationen erhoffte, ihren unliebsamen - ihren geliebten! - Grauschelm bändigen zu können! Aber selbst wenn dies der einzige Hintergedanke für Azuras Besuch in der illusionären Kammer der Elfe war, so wurde sie abermals enttäuscht. Erst bei Xaon Ambossbart, der ihren Juwelierwunsch nicht für einen Apfel und ein Ei erfüllen wollte - unabhängig davon, dass sie nicht einmal das als Bezahlung besaß -, jetzt weigerte sich die fröhlich bunte Schelmin auch noch! War Azura beim Aufstehen in ein Fettnäpfchen getreten? Möglicherweise hatte die Elfe aber auch vollkommen Recht! Corax brachte Unglück und es schien bereits auf sie abzufärben. Vielleicht hätte sie sich doch noch einmal gründlich die Hände und den Schritt waschen sollen. Sie musste nach wie vor aufpassen, wie lasziv sie sich auf der Spielwiese niederließ. Nach wie vor trug sie keine Unterwäsche. Glücklicherweise saß ihr kein lustgetriebener Widerling gegenüber, wobei auch Méllyn immer wieder zweideutige Anspielungen machte. Ihr Interesse reichte allerdings nicht aus, ihre Abscheu gegenüber Corax abzulegen. Sie konnte sich nicht überwinden.
Wenigstens blieb sie geduldig genug, Azura noch einmal die Bedeutung des Schelmseins zu erklären. Méllyn nickte nämlich. "Es liegt genauso in seiner Natur wie es in meiner als Buntschelmin liegt, Freude und Leichtigkeit in die Herzen anderer zu bringen. Es ist wie Nahrung für meine Seele. Ich selbst kann nicht glücklich sein, wenn rings um mich herum Trauer und Bedrückung herrschen. Es ghet sogar soweit, dass ich Migräne oder Magenkrämpfe bekomme ... und mich selbst aus diesen Situationen zu holen ist wahrlich schwerer als ein Handstand, während man brennende Fackeln mit den Füßen jongliert."
Sie atmete tief durch. Nach wie vor blieb sie überaus geduldig mit Azura, die zwar selbst Magie beherrschte, aber offenbar nicht vertraut genug mit der befremdlichen Schelmenmagie war, um die Tragweite eines Grauschelms zu begreifen. "Du musst verstehen, dass er niemals anders sein wird, meine Liebe", sagte sie und suchte dabei nach Azuras Hand. Weniger, um sie zu trösten, als vielmehr, um sich selbst daran festzuhalten. Das Thema sorgte wohl schon für kleine Stiche hinter ihrer Stirn. "Es geht nicht nur darum, seine Kräfte zu kontrollieren. Im Gegenteil. Ich kann nicht sagen, ob es nicht sogar gefährlicher wäre, wenn er bewusst auf all das Zugriff hat, womit er aktuell schon unbewusst spielt. Sein Denken und Handeln wird sich nicht ändern, nur weil er plötzlich die Magie lenken könnte. Vielmehr würde er sie nur dazu einsetzen, ihrem Willen zu folgen." Méllyn streckte ein Bein aus. Zu schade! Sie hatte die Hose mit den Glöckchen bereits abgelegt. Trotzdem klingelte es wie durch Zauberhand kurz im Raum. Das Klimpern war heiter und freundlich. Es brachte die Elfe kurz zum Lächeln.
"Ja, wie ein Klingeln ... Schelmenmagie, die bunte jedenfalls, ist mir wie ein leises Klingeln im Ohr. Nicht unangenehm, aber sie erinnert mich an meine tiefsten Bedürfnisse. Azura, ich möchte andere zum lächeln bringen. Ich möchte ihnen ein gutes Gefühl geben. Ich möchte ihre Seelen ein wenig tanzen lassen, bevor sie in die Schwere des Alltags zurückkehren müssen. Für deinen Freund von einem Grauschelm wird es ähnlich sein. Ganz gleich, wie stark und kontrolliert er seine arkanen Kräfte beherrscht, sie werden immer ein Klingeln hinterlassen. Irgendetwas! Ich weiß nicht, ob auch er Glöckchen hört, aber er wird es tief in sich spüren. Unsere Magie leitet uns, vermutlich stärker als bei anderen Richtungen." Sie neigte den Kopf. "Zieht es dich zum Wasser hin, Azura? Schaust du gern auf's Meer oder genießt Regentage? Bist du impulsiver in der Nähe eines reißenden Flusses?" Sie schmunzelte wissend. "So wird es auch ihm gehen. Er kann nicht anders. Er wird niemals anders können und deshalb ist es so gefährlich, ihm nahe zu sein. Für dich noch mehr als für mich, die ich mich gar nicht auf ihn einlassen will. Und das ist wohl das Beste, was du und ich für ihn tun können."
Méllyn war zwar eine Schelmin, geleitet von Freude, aber was sie nun aussprach, konnte eiskalte Schauer verursachen. Sie war sich dessen offenbar bewusst, denn es färbte auch auf ihre magische Raumillusion ab. Mit einem Mal schienen die Farben nicht mehr so satt zu sein. Das Licht wirkte fahler, selbst die Laken der Spielwiese wirkten plötzlic kratziger. Grund dafür war der bittere Rat, den sie Azura zu vermitteln versuchte: "Ein Grauschelm ist eine bedauernswerte Seele, der ein düsteres Schicksal beschieden ist. Das Bedauernste daran ist, dass solchen Wesen nicht anders zu helfen ist, als sie nicht in Versuchung zu führen. Um ihnen und einem selbst größeres Leid zu ersparen, sollte man sie meiden. Denn wenn ein Grauschelm allein ist und kein anderes Opfer finden kann als sich selbst, wird er darauf zurückgreifen ... und sich schließlich erlösen. Das wäre das Beste, was deinem Freund passieren könnte. Du solltest es ihm nicht zu schwer machen, indem du ihm dich als Angriffsfläche bietest."
Sie ließ diese Information sacken. Dabei streichelte sie weiterhin Azuras Hand, sofern jene noch in ihrer eigenen lag. Andernfalls streichelte Méllyn wohl sich selbst, ohne es wirklich zu bemerken. Man sah ihr an, dass sie sich ob der ausgesprochenen Wahrheit selbst beruhigen musste. Außerdem legte sie die andere Hand an ihren Bauch. Mit den Magenkrämpfen hatte sie offensichtlich nicht gelogen.
"Ich habe Mitleid mit ihm, das musst du mir glauben. Nichts tut mir mehr leid als das Wissen, dass meine Freude bringende Magie bei einem Grauschelm absolut nichts bewirkt. Abgesehen von der Tatsache, dass ich seine sadistische Ader nähre, würde er mein eigenes Leiden ob seines Schicksal miterleben. Es ist ein Faldorskreis und er kann ihm nicht entkommen. Lass ab von ihm, wenn du nicht auch in den Strudel geraten willst. Und mir täte es am meisten leid, wenn das passiert. Ich finde dich doch schon ziemlich süß und es wär so schade um dich!"
Méllyn versuchte zu lächeln wie so oft. Es wollte ihr aber nicht ganz gelingen. Sie hielt sich nun den Bauch und dicke, regenbogenfarbene Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln. Ob von den Schmerzen oder aus Mitleid zu Azura war nicht zu erschließen. "Am Ende musst du es entscheiden. Selbst dieses Wissen ... bereitet mir Unbehagen."
Sie schniefte. Aus den hinteren Ecken ihres Zimmers klingelten wieder diese Klimperglöckchen. Méllyn wandte den Kopf um, schüttelte ihn leicht. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf Azura, wobei sie die Tränen mit dem Handrücken weg wischte. "Vielleicht ist es besser, du gehst nun. Oder du bleibst, aber dann lasse ich dich nicht mehr zu ihm zurück."
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Samstag 10. April 2021, 08:52

Wieso lief auf jedes ihrer Vorhaben schief? Wie konnte das sein, nachdem bisher in ihren Leben das meiste erfüllt wurde, noch bevor sie daran gedacht hatte? Azura verstand die Welt nicht mehr. Doch anstatt die Hintergründe zu überdenken und die Schuld vielleicht bei ihren Plänen zu suchen, verschloss sie sich und machte die anderen dafür verantwortlich.
Auch ihre Miene wurde ernst, vorbei jegliche noch so geringe angedeutete Fröhlichkeit oder Freundlichkeit, mit der sie um Hilfe hätte bitten wollen können. Obendrein richtete sie sich auf und saß mit geradem Rücken auf der Bettstatt, die ihr nun überhaupt nicht mehr einladend und amüsant erschien. Ihr Blick ging gerade aus und traf stur das Türblatt vor ihr.
"Verstehe...", meinte sie leise und mit einem bitteren Unterton in der Stimme, der ihrem Alter eigentlich noch nicht zustand. Dennoch verspürte sie diese Enttäuschung und hatte definitiv genug von dieser Situation, aus der sie nur noch heraus wollte. Sie hätte bei ihrem Begleiter bleiben und ihn selbst fesseln sollen, das wäre viel unterhaltsamer gewesen als ihre beiden Pläne, die im Sande verlaufen waren!
Die junge Frau entzog der anderen ihre Hand und stand auf, schloss jedoch die Augen, weil ein leichter Schwindel sie erfasste und ihr die Balance schwer zu machen drohte. Tief atmete sie durch und hatte ihre Entscheidung getroffen. Traurigkeit wollte sich in ihr ausbreiten, weil sie davon ausging, dass dies nun ein schnellerer Abschied war, als sie es gewollt hatte. Obwohl sie weiterhin äußerst neidisch auf die Elfe mit ihrem Aussehen und ihrer Eleganz war, sie hatte sie auch zum Lachen gebracht und ihr ein paar nette Momente in all ihrer Düsternis beschert.
Außerdem hätte sie wahrscheinlich noch einiges an Wissen mit ihr teilen können. Und in ihrem Inneren wusste sie auch, dass die andere zu einem Gutteil recht hatte, sie besser daran täte, an dem Dunkelelfen nicht länger festzuhalten. Aber ihr Herz... es war nun einmal anderer Meinung und diesem folgte sie auch, wenigstens solange, bis er sie endgültig vertreiben würde. Das hätte ihr vermutlich kaum jemand zugetraut, dass sie wahrhaftig zu Treue fähig wäre und zu ihrem Wort stehen würde.
Dennoch, ehe sie etwas sagen konnte, fuhr die Elfe fort und sorgte dafür, dass sie den Kopf ein wenig hängen ließ. Ja, es stimmte, das Wasser zog sie an und wenn sie morgens nicht aufs Meer hinaus sehen konnte, war ihr, als fehlte ihr etwas. Bei Flut hatte sie oftmals impulsiver reagiert, während sie sich bei Ebbe ruhiger fühlte, und nichts zu vergleichen mit ihrer provokanten Art, während auf dem Meer ein Gewitter in der Nähe von Andunie niedergegangen war und die Wellen aufgetürmt hatte! Oder ein Regentag war für sie kein Anlass dazu, sich missmutig zu verkriechen, sondern oftmals hatte sie genau solche Wetter genutzt, um hinaus zu gehen und sich einfach berieseln zu lassen.
Ein feiner, unguter Schauer rieselte ihr das Rückgrat hinunter, doch sie schluckte das aufsteigende, unwohle Gefühl entschlossen hinunter. Es gab für sie auch ein Leben ohne täglichem Wasserkontakt! Es war schwer und griff ihre Laune an, aber es war möglich!
Azura atmete noch einmal tief durch und straffte ihre Schultern, klammerte sich wieder an ihre Entscheidung. Sie drehte den Kopf und sah zu der Elfe hin, nachdem diese geendet hatte. Ihre Stirn runzelte sich leicht, als sie die ungewöhnlich bunten, glitzernden Tränen erkannte, aber darauf konnte und wollte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Es zog sie zurück zu ihrem personifizierten Unglück, daran konnte sie nichts ändern.
"Du irrst dich, er kann auch anders. Selten, aber doch. Du wärst überrascht, zu was er fähig ist, auch jemanden..." Sie stockte kurz und biss sich auf die Unterlippe, weil sie spürte, wie ihre Wangen erröteten, als sie an die Momente in der heißen Quelle zurück dachte. Trotzdem zog sie es durch und beendete ihren Satz:"... glücklich zu machen."
Damit wandte sie sich ab und schloss noch einmal die Augen, atmete ein weiteres Mal durch, um sich wieder zu beruhigen und nicht an die Vergangenheit und die Lust zwischen ihnen zu denken. Dann fiel ihr allerdings noch etwas ein. Erneut sah sie zu der Elfe. "Sobald er dazu fähig ist, werde ich meine Eltern suchen. Sie haben Geld und werden für das zahlen, was du mir geliehen hast. Überleg, wo ein Bote dich dann wird finden können und schick mir Nachricht.", verabschiedete sich und ein Hauch von Bedauern glitt über ihr Gesicht.
Trotzdem wandte sie sich ab und ging langsam zur Tür, den Kopf leicht gesenkt und mit ihren Gedanken wanderte sie schon weiter. "Ich störe dich nicht länger,..." Selbsterkenntnis, dass sie nicht der Mittelpunkt allen Lebens war? Nein, was auch immer sie so demütig klingen ließ, wusste sie selbst nicht zu sagen. Oder wollte sie lediglich Mitleid erregen? Ja, vielleicht, nur... es fühlte sich nicht nach einem ihrer Spiele an, wie sie es sonst getrieben hatte, um ihren Willen zu bekommen. Sie konnte die Worte einfach nicht zurückhalten, das war alles.
"... den Weg zurück finde ich schon... irgendwie...", schloss sie und griff nach der Klinke, um ihr Vorhaben gleich in die Tat umzusetzen.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 14. April 2021, 11:04

Etwas veränderte sich, das nicht einmal die Illusionen einen Schelms überdecken konnten. Méllyn spürte es in der Luft. Sie erkannte es in der Haltung, die Azura einnahm und auch am Klang ihrer Stimme. Außerdem wirkten ihre Worte kein bisschen mehr verspielt oder darauf aus, sich mit der Elfe doch noch in ein Abenteuer zu stürzen. Die erneute Offenbarung, dass sie sich mit offenen Armen in ihr Unglück stürzte, missfiel ihr so sehr, dass sie unsichtbare Barrieren empor zog. Méllyn seufzte, während ihr regenbogenbunte Tränen die Wangen herab rannen und dort Bahnen eines reinsten Farbenspiels hinterließen. Jeder Maler hätte ihr sofort unterstellt, ihr Gesicht auf seine Farbpalette gelegt zu haben. Anschließend aber hätte er den Pinsel geschwungen, um sie in ein Meisterwerk zu verwandeln.
Méllyn achtete gerade nicht auf ihr Äußeres. Sie schaute Azura voller Mitleid nach. Nicht dafür, dass sie sich weiterhin an den Hals des Grauschelms werfen wollte. Sie bemitleidete, dass die andere trotz ihrer Worte keine Einsicht fand, aber vielleicht würde sie eines Tages verstehen. Méllyn legte Hoffnungen hinein, dass Azura noch erkannte, worauf sie sich einließ. Ebenso hoffte sie, dass es für das durchaus schöne Mädchen nicht zu spät sein würde. Méllyn wollte gelegentlich an sie denken. Das nahm sie sich fest vor! So wie sie an all die anderen Persönlichkeiten hin und wieder dachte, die ihr Interesse geweckt hatten. Wie hießen sie all noch gleich, ihre wunderbaren Abenteuer? Ach, Namen waren bedeutungslos! Sie würde sich an das Gefühl erinnern, das sie in gemeinsamen Nächten der Leidenschaft geteilt hätten. Nächte, die sie mit Azura nicht mehr erleben würde. Die Adelstochter war nämlich drauf und dran, ihre Kammer der Illusionen zu verlassen.
Bevor sie die Zimmertür und damit Méllyn Kicherklang allerdings hinter sich ließ, wandte sie sich ihr ein letztes Mal zu. Méllyns Augen weiteren sich in Überraschung. Eine neue Hoffnung keimte in ihr auf. Hatte Azura einfach nur ein wenig gebraucht, um die Tragweite ihrer Entscheidung zu erkennen? War sie noch rechtzeitig überzeugt worden und kehrte nun doch zu ihr zurück? Die Elfe wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Das machte es nicht besser. Sowohl ihre Wangen als auch ihr Handrücken erinnerten nun mehr noch an einen bunten Farbtopf. Außerdem flirrten kleine Glitzerpartikel vor ihrem Gesicht durch die Luft, wie funkelnder Staub oder der Nachhall eines Feen-Niesens. Leider wurde ihre Hoffnung binnen weniger Wimpernschläge zerstört. Nun war sie es, die den Kopf hängen ließ.
"Nichts davon wird er tun, ohne Hintergedanken. Keine seiner Taten zielt auf etwas Anderes hinaus als seinen eigenen Vorteil am Ende. Warum verstehst du es nur nicht?", murmelte sie voll Bedauern. Dann hob sie den Blick an. Ihr Gesicht sah selbst so farbenfroh verheult immer noch wunderschön aus. Vielleicht lag es daran, dass sie lächelte und es vollkommen aufrichtig wirkte. Diese Frau besaß Charme von der Spitze ihrer Zehen bis hinauf in den Scheitel. "Ich wünsche dir Erkenntnis ... und bis dahin bete ich zu Feylin und Florencia, dass sie kommt, bevor die Illusion von Glück bei dir endet. Das tue ich wirklich." Sie stützte den Kopf in eine Hand und winkte mit der anderen ab. "Behalte dein Geld. Meine Kleidung soll dir ein Geschenk sein. Damit du dich an mich erinnerst, wenn der Grauschelm sein Unglück endgültig über dich ergießt. Unter all dem schwarzen Pech werden meine frohen Farben dich beschützen. Und dann sehen wir uns vielleicht wieder - wenn du es willst." Sie schickte Azura einen Luftkuss zu und kicherte wieder auf. Es klang jedoch nicht so arglos und hell wie üblich. Irgendetwas hatte sich verändert. "Lebwohl, meine Liebe", verabschiedete sie Azura. Nein, diese musste den Weg wohl wirklich allein finden. Und sobald sie aus der Tür heraus war, ließ Méllyn sich mit einem wehklagenden Seufzen zurück auf ihre Spielwiese sinken.
"Wieder keinen Sex heute..."
Weder für sie, noch für Azura. Wobei auf jene ja noch der gefesselte Dunkelelf wartete. Sie ahnte ja nicht, was in ihrer Abwesenheit alles geschah.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Mittwoch 14. April 2021, 13:07

Die junge Frau bedauerte, wie das Gespräch zwischen ihnen gelaufen war, vielmehr als bei dem Schmied. Denn neben der Eifersucht und dem Neid, den sie ihr gegenüber verspürt hatte, war die Elfe ihr irgendwie schon sympathisch gewesen. Aber vor allem wusste sie mehr über diese Form der Magie, die den beiden innewohnte, sodass sie darauf hatte aufbauen wollen.
Die andere schien ihr indes nicht helfen zu wollen, wobei Azura das Ausmaß an Qual zwischen den Schelmen nicht nachvollziehen oder sich gar vorstellen konnte. Sie fühlte sich lediglich enttäuscht und hatte keine Lust, sich das noch weiter anhören zu müssen. Nichts hatte sie erreicht, also wollte sie zurück zu ihrem Begleiter und nachsehen, ob sie wenigstens dort von Nutzen sein könnte.
Im Moment fühlte sie sich nämlich überhaupt nicht danach, als könne sie auch nur irgendetwas von ihren Plänen erfolgreich in die Realität umsetzen. Etwas, das sie so nicht kannte und daran hatte sie ordentlich zu knabbern. Da wäre zwar seine Gegenwart auch alles andere als hilfreich, wie sie bisher gelernt hatte, und trotzdem zog es sie zu ihm zurück. In seinen Armen, sofern er dazu schon in der Lage wäre, würde sie wenigstens kurzfristig vergessen können, hoffte sie.
Also stand sie auf und ging zur Tür, wenngleich nicht ohne einem letzten Versuch, die Elfe noch einmal davon zu überzeugen, dass es mit ihm nicht aussichtlos wäre. Bedauernd seufzte sie leise und deutete ein Kopfschütteln an, wandte den Blick jedoch dem Türblatt zu, als würde sie mit diesem ab jetzt sprechen. "Wer will mit seinem Tun nichts zu seinem Vorteil erreichen?", murmelte sie zu sich selbst und dachte nicht daran, dass Elfenohren spitzer und empfindlicher waren als diejenigen der Menschen.
Traurigkeit drohte in ihr aufzusteigen und sie merkte, wie sie ein wenig schwach wurde und gerne zurück gegangen wäre, um sich trösten zu lassen. Aber dort, in ihrem Rücken, saß eben nicht er, der ihr Herz für sich erobert hatte, obwohl er es gar nicht verdiente.
Dann gab es jedoch noch ein Thema, das sie geklärt haben musste. Nicht, weil sie unbedingt rechtschaffen sein und ihre Schulden begleichen wollte, um nicht davon auszugehen, ein Geschenk erhalten zu haben, sondern weil sie das Gefühl hatte, nur so damit abschließen zu können, ohne ständig zurück zu denken. Sie war in einer fremden Stadt, mit einem selbst ihr noch äußerst fremden Mann, mittellos und ziellos, sodass sie gar keine andere Wahl hatte, als voraus zu schauen und weiter zu gehen.
Etwas oder jemand, der sie an die vergangene Zeit erinnerte, war ihr da wohl nur hinderlich. Erst recht in Verbindung mit einem ständigen Was wäre wenn... im Hinterkopf. Nein, es musste ein Ende haben, auch wenn sie es gerne noch nicht jetzt gehabt hätte.
Umso mehr überraschte sie die Antwort der Elfe, die sie noch einmal über die Schulter hinweg ansah. Sie nickte leicht. "Nun, dann hab Dank.", meinte sie langsam und schluckte schwer, als die andere ihr die Abschiedsworte sagte. Ihre Lider senkten sich und sie zögerte, ganz so, als hätte sie wehmütige Schmerzen im Herzen und könne sich nicht davon lösen, um es nicht endgültig abzuschließen.
Sekunden verstrichen, bis sie die Kraft fand, ihre Schultern zu straffen und sich endlich abzuwenden. "Leb wohl.", gab sie leise und mit leicht zitternde Stimme zurück, ehe sie nach der Türklinke griff.
War das alles? War das wirklich schon alles gewesen, was sie hier hätte erreichen können? Doch womöglich war es auch besser so, er war eifersüchtig genug auf die Elfe gewesen und zwischen die Stühle wollte sie auf jeden Fall nicht kommen. An diesen Gedanken klammerte sie sich, als sie sich einen inneren Ruck gab und hinaus ging.
Kaum war die Tür hinter ihr geschlossen, begann sie zu zittern und musste sich an der Wand anlehnen, um den Halt nicht zu verlieren. Die Augen schloss sie und versuchte, mehrmals tief durchzuatmen. Zweifel stiegen in ihr hoch, ob sie richtig gehandelt hatte, und tatsächlich verspürte sie mehrmals das Bedürfnis, ihre Entscheidung rückgängig zu machen und den Raum wieder zu betreten. Sie wollte nicht aufgeben und trotzdem...
Nein, auch wenn ihre Hand sich wie allein auf die Klinke gelegt hatte, sie drückte diese nicht herunter und ging zurück. Stattdessen zwang sie sich dazu, einzusehen, dass sie versagt hatte, und zu gehen.
Der Weg bis hinaus aus der Schenke wäre nicht schwer, und draußen? Hatte sie sich gemerkt, woher sie gekommen war? Ach, das würde sie schon irgendwie schaffen, bestimmt! Wie schwer mochte das sein in einem Kaff wie dem hier? Gewiss hatte es bei weitem nicht die Ausmaße von Andunie und irgendwie würde sie schon an ihr Ziel gelangen.
Davon bemühte sie sich, sich selbst zu überzeugen und merkte nicht, wie sie in den Straßen, keine zwei Ecken von der Schenke entfernt, immer mehr in ihren Gedanken versank und für ihre Umgebung allmählich blind wurde. Sie konnte es auch nicht ändern, denn wieder und wieder wälzte sie die Frage in ihrem Kopf, was sie wie hätte anders machen müssen, um einen Erfolg zu erzielen.


Azura lenkt ihre Schritte nach Der Zwergenhafen
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 21. April 2021, 13:44

Azura kommt von Der Zwergenhafen

Was für ein Hin und Her. Dabei behagte es Azura nicht einmal, sich schon wieder dem vollen Schankraum von Grimbardts Schenke zu zu nähern. Wie voll wäre es jetzt? Zu ihrer Überraschung zeigte sich die Taverne nicht einmal ansatzweise so ausgefüllt wie bei ihrem ersten Besuch. Natürlich gab es immer noch volle Tische, an denen gelacht, gespielt und vor allem gesoffen wurde, als bestünde jeder einzelne Zwerg aus einem bodenlosen Loch, aber es herrschte kein Gedränge mehr. Man konnte sogar den von Alkohol - hoffentlich war es nur Bier! - besudelten Holzboden erkennen. Der Grund war simpel: Méllyn Kicherklang spielte nicht auf. Selbst ein Zwerg wie Grimbardt, der durchaus Grund hatte auf seine Herberge stolz zu sein, musste sich eingestehen, dass ordentlich gezimmertes Holz, Betten und Bier nicht immer ausreichten, um die Bude voll zu bekommen. Da brauchte es noch liebliche Musik und vor allem einen Blick auf den betörenden Körper einer schönen Elfe. Jene befand sich wieder im Schankraum, doch spielte sie nicht auf der Harfe.
Dieses Mal saß Méllyn wie ein einfacher Gast an einem der Tische. Sie war allein, genoss ein Getränk aus einem der Humpen und widmete sich dem Trübsalblasen, wie es schien. Ihre Miene deutete nicht auf Fröhlichkeit hin, eher auf Langeweile. Die Beinde übereinander geschlagen, wippte sie nichtsnutzig mit dem Fuß umher, während sie mit ihrem Finger am Rand des Humpens entlang kreiste. Die Stimmung in der Kneipe teilte sie nicht und tatsächlich erlebte Azura sie das erste Mal wohl nicht vollkommen aufgeweckt und munter. Sie ahnte ja nicht, dass sie der Grund dafür war ... oder besser gesagt: ihre Abwesenheit und damit die Chance auf körperlichen Spaß. Mit Zwergen gab Méllyn sich offenbar nicht ab.
Azura hatte die Elfe schon beim Eintreten bemerkt. Sie musste wirklich eine Affinität zu Schelmen besitzen, dass ihr Blick sofort auf ihr landete. Denn Méllyn hatte das Harlekinskostüm endlich gegen einfache Garderobe getauscht. Sie trug ein Kleid, das ihren grasgrünen Augen mit passender Farbe schmeichelte, besetzt mit kleinen Holzperlen zwischen einem goldenen Garnfaden, der die Musterung von Ärmel- und Rocksaum komplettierte. Um den Hals trug sie eine rosa gefärbte Holzblüte an einem Lederband und dazu passende Ohrringe, sowie einen großen rosa Blütenring, der wie das dickste Klunkerjuwel Celcias an ihrem Finger prangte. Wie konnte man sie nur übersehen?!
Die Antwort war einfach: Wie Corax, wenn man den Blick auf den Boden gerichtet hielt. Er war Azura schweigend bis zur Taverne gefolgt. Aber er war ihr gefolgt, artig und ohne weiteres Sträuben. Seine Haltung drückte jedoch die Abneigung ihres Vorhabens aus. Er hatte nun oft genug betont, dass er Nogrot verlassen wollte. Jeder Schritt zeugte seither von Ungeduld und drängte stumm zur Eile. Was würde er erst davon halten, wenn Azura sich Méllyn zuwandte. Falls sie es tat. Noch standen sie und ihr Dunkelelf im Türrahmen, während vereinzelt kleine Zwergengruppen an ihnen vorbei zogen.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Freitag 23. April 2021, 09:16

In den letzten Wochen war so viel passiert, dass sie sich nicht mehr an alles erinnern konnte... oder wollte, je nachdem, wie man es sehen wollte. Erst recht nicht, wenn sie nicht die Ruhe zum Nachdenken hatte, so wie gerade eben allein im Hafen. Was hingegen blieb, war das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte, dass schon wieder Magie am Werken war und dass sie das unterbinden musste. Sie wollte das Risiko böser Überraschungen minimieren, bevor sie diesen Ort verließ und wieder allein mit ihrem Begleiter war.
Wobei ihr der Seeweg definitiv lieber wäre als derjenige über Land, vor allem, solange sie kein geeignetes Reittier dafür besaß. Ganz zu schweigen von dem dafür notwendigen Geld. Aber darüber wollte sie jetzt nicht diskutieren, um ihn nicht zu vergraulen, damit er ihr auf jeden Fall folgen würde.
Dazu gehörte es auch, dass sie ihn ihre Gedanken nicht merken ließ, sondern sie sich um ein ihr übliches Verhalten ihm gegenüber bemühte. "Sicher? Du wirkst im Moment etwas grün im Gesicht und dabei sind wir noch nicht einmal auf den Planken.", stichelte sie weiter und zuckte dann mit den Schultern. "Ich bin überzeugt davon, es fällt dir wieder ein, wenn du mir etwas davon unter die Nase reiben willst.", stellte sie fest und wollte ebenfalls nicht näher darauf eingehen.
Sie besaß noch ein paar Erinnerungen, vor allem, an ihren ersten Kuss in der Kabine, ehe er sich so benommen hatte, als wolle er sich mit Gewalt holen, was sie ihm damals noch nicht hatte geben wollen. Auch wusste sie, dass sie einen furchtbaren Traum gehabt hatte, aber dann... dann fehlte so einiges dazwischen, bis sie erwacht war und er sich das erste Mal so seltsam unterwürfig benommen hatte. Ein leichter Schauer rieselte ihr das Rückgrat hinab bei der Erinnerung an die sanfte Berührung ihres Beines, als er ihr beim Anziehen geholfen hatte. Nein, nicht daran denken und wieder schwach werden!
Durch ihre eigenen Gedanken entging ihr sein Blick, dem sie sonst sicherlich mit dem ihren gefolgt wäre und wegen dem sie womöglich auch nachgehakt hätte. Stattdessen rückte er wieder dicht auf und es fiel ihr schwer, sich nicht zu vertrauensselig an ihn zu lehnen, um seine Nähe und seinen Halt zu suchen. Noch war sie sich nicht vollkommen sicher, was er hier ein weiteres Mal spielte.
"Oh doch, du bist wankelmütig!", bekräftigte sie mit einem feinen, spöttischen Grinsen auf den Lippen.
Das rasch verblasste, als er nach einer kurzen Pause fortfuhr. Einen Moment lang stutzte sie und sah ihn ehrlich verblüfft an. War das ernst gemeint oder wollte er sie nur in Sicherheit wiegen? Diese Worte klangen viel zu... schön, um wahr zu sein! Nicht allein deswegen, was ihr die Elfe erzählt hatte, sondern weil es auch so absolut nicht zu ihm zu passen schien.
Ihr wurde viel zu warm ums Herz und ihre Miene wurde weich. Azura konnte nicht widerstehen und lehnte sich leicht an ihn. Dann aber siegte die Vernunft und das Misstrauen gegenüber dieser Rührung, sodass sie sich zusammen riss und sich wieder löste. "Warte nur, bis wir unterwegs sind, da werde ich dir zeigen, was es heißt, dass dich jemand nervt.", drohte sie ihm mit einem herausfordernden Blitzen in den Augen und hob sogar ihren Zeigefinger an, um den Charakter ihrer Aussage zu unterstreichen.
Nicht, dass sie es ehrlich vorhatte, zumindest nicht mehr als sonst. Dazu war er ihr viel zu gefährlich, das durfte sie niemals vergessen. Sie hatte keine Lust, irgendetwas zugenäht oder sonstwie verstümmelt zu bekommen...
Lautlos seufzte sie und schüttelte diesen Gedanken rasch ab, um vorauszugehen und ihm den Weg zu weisen. Wenngleich es sie überraschte, dass sie ihn tatsächlich wiederfand, schließlich war sie zuvor ziemlich von ihren Überlegungen abgelenkt gewesen. Die Götter allerdings schienen ihr diesmal wohlgesonnener zu sein, denn nicht lange dauerte es, bis sie die Schenke erkennen konnte.
Entschlossen schritt sie darauf zu und baute darauf, dass ihr Begleiter sie nicht sofort schnappen und verschleppen würde, sobald er sein Gegenstück erkennen würde. Sie rechnete damit, wieder in diesen warmen Mief gesogen zu werden, kaum, dass sie in der offenen Tür stände, jedoch schien sich die Masse ein wenig zerstreut zu haben. Es war noch immer voll, aber nicht mehr derart überfüllt, dass sie keine Luft zu bekommen glaubte.
Trotzdem blieb sie stehen und suchte nach der Elfe, für den Fall, dass sie ihr Zimmer wieder verlassen hätte. Und tatsächlich, ihr Blick fand die andere Frau, die irgendwie... bedrückt und gelangweilt wirkte. Ein Hauch von schlechtem Gewissen durchzuckte sie, doch im Endeffekt konnte sie wohl nicht wirklich etwas daran ändern, sondern musste sich damit abfinden.
Flüchtig musterte sie die Elfe und stellte fest, dass sie dieses Mal, wenn man die junge Frau fragte, definitiv schmeichelnder gekleidet war als mit all diesen Glöckchen und Geglitzer. Noch einmal atmete sie durch, dann drehte sie sich halb zu ihrem Begleiter. "Warte hier. Es wird nicht lange dauern. Und..." Ein kleines, freches Grinsen zuckte über ihre Lippen und fand seinen Nachhall auch in ihrer Stimme. "... versuch, dich nicht wieder zu prügeln, ja? Die hier sind im Moment auch für dich zu viele.", neckte sie ihn und tippte mit Absicht gegen seinen Brustkorb.
Würde er zusammen zucken oder war seine Rippe durch Magie im Moment ganz? Sie wusste es nicht und wartete auch nicht auf seine Reaktion, um sich so schnell wie möglich zu der Elfe zu begeben. Nur für den Fall, falls er ihr doch folgte, damit sie mit ihrem Anliegen schon fertig wäre und er es nicht würde hören können.
Ungefragt und entschlossen, ihre Umgebung und deren Zustand so gut wie möglich zu ignorieren, setzte sie sich dicht zu der anderen und hielt sich auch nicht mit Höflichkeiten auf. Viel eher beugte sie sich dicht zu deren Ohr und wisperte hastig, dass sie es selbst kaum hören konnte:"Er ist hier und er sieht aus, als wäre er nie verletzt gewesen. Da stimmt etwas nicht und du bist die einzige, die mir helfen kann. Bitte, sieh ein letztes Mal nach und brich seinen Zauber... oder finde heraus, wie er das gemacht hat. Ich mach mir Sorgen... um ihn und um die Heilerin. Bitte, ein letztes Mal, dann bist du uns los!"
Ihre Worte hatte sie nicht zuvor stundenlang überlegt und sich zurecht gebogen, dafür hatte ihr die Zeit gefehlt. Auch ihre übliche adelige Herablassung fehlte und sie war sich nicht zu schade, ihr einen flehenden Blick dabei zu schenken. Denn sie hoffte, dass gerade die Dringlichkeit in ihrer Stimme dafür sorgen würde, dass die andere sie nicht sofort von sich stoßen würde.
Danach schluckte sie und musste ihren Mut zusammenkratzen, um zurück zu sehen zu ihm. Hatte er gewartet oder war er ihr gefolgt? Hatte er etwas gehört und wenn ja, wie viel? Und... was hielt er von dieser Begegnung? Schließlich hatte sie ihm schon bei ihrem Abschied gesagt, dass sie noch mit der Elfe reden würde. Gefallen hatte es ihm naturgemäß nicht...
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Sonntag 25. April 2021, 11:57

Der Wankelmütige und seine Herrin erreichten die Taverne. Wie Azura es geschafft hatte, den Weg sicher zurück zu finden, erschloss sich ihr nicht. Letztendlich konnte sie aber froh sein, nicht erneut aufgehalten worden zu sein, sei es durch Zwerge oder Ereignisse. So ganz wollte sie an den Zustand ihres Begleiters nicht glauben. Er konnte unmöglich wieder so putzmunter sein, obwohl sie zugeben musste, dass selbst ihr leichtes Anlehnen gegen seinen Körper vermittelte, wie kräftig er war. Jeder Muskel strotzte vor Tatendrang und Corax lenkte seine Schritte an ihrer Seite zügig neben ihr her. Man brauchte ihn nicht darauf anzusprechen, um zu wissen, dass er keine Sekunde länger als nötig noch in Nogrot verbringen wollte. Gehörte es vielleicht zum Kanon der Dunkelelfen, nicht unterirdisch hausen zu wollen oder hegte er nur als Grauschelm eine Abneigung gegen ein Leben in weiten Höhlen? Vielleicht hatte er auch Angst in beengten Räumen? Wobei er dann eher auf dem Zwergenschiff hätte Panik schieben müssen, als sie in der Kabine eingeschlossen gewesen waren. Nogrot mochte in sich geschlossen sein, aber das Höhlen- und Gewölbesystem der Zwerge beinhaltete eine gigantische Höhle, in der ihre gesamte Stadt Platz fand. Hier geriet niemand in Panik. Man vermisste höchstens Sonnenlicht, den Duft von Gräsern, das Grün der Wälder oder einen sanften Regen auf der Haut. Letzterer könnte selbst bei Azura Sehnsucht wecken, die Stadt der Zwerge bald zu verlassen. Im Moment war ihre Sorge um den widerlichen Schuft an ihrer Seite jedoch größer, weshalb sie dringend noch einmal Méllyn aufsuchen musste.
Nachdem sie Corax mit einem Befehl zu warten am Eingang der Taverne zurückließ wie einen unangeleinten Schoßhund, fand sie die Elfe im Inneren an einem der Tische vor. Gelangweilt oder gar frustriert ließ sie den Finger am Rand ihres Humpens entlang kreisen und starrte vor sich ins Nichts. Da sie weder Glöckchen noch Harlekinskostüm trug, schien sie auch keinen Auftritt mehr zu haben, der die Räumlichkeiten der Taverne bis an ihre Grenzen ausfüllen würde. Es war die perfekte Gelegenheit für Azura, nun einzuschreiten. So fackelte sie nicht lange, sondern näherte sich der Elfe. Obgleich Corax bei ihrer Berührung seiner Rippen nicht einmal gezuckt hatte, verspürte sie nun fast schon einen gehetzten Drang, ihre Bitte an Méllyn auszusprechen. Es musste daran liegen, dass sie den schelmischen Gegenpart bildete. Sie würde wissen, wie mit Corax zu handhaben wäre. Sie würde illusionen auflösen und vielleicht sogar seine Magie entzaubern, so dass Azura erfuhr, ob er sich nach wie vor nur so kräftig gab und besser wieder ins Bett gehörte. Noch einmal wollte sie nicht mit pochendem Schoß und lüsternen Blick in sein fiebriges Gesicht sehen müssen, dessen gerötete Wangen und vor Schweiß perlende Stirn nicht von ihrer gemeinsamen Leidenschaft spräche.
Azura senkte sich wie die von schweren Früchten gebogenen Zweige eines jungen Baumes zu Méllyns Ohr herunter und hauchte ihr sanft, dennoch eilig die Informationen zu, mit der sie um die Hilfe der Elfe bat. Jene hob nicht einmal den Kopf ein. Sie neigte ihn lediglich, um Azura zu zeigen, dass sie zuhörte. Denn ihre Elfenohren hatten die vertrauten Schritte der Adligen längst aus dem Alltagslärm der Taverne gefiltert. Méllyn wusste um ihre Anwesenheit, kaum dass sie Grimbardts Schenke betreten hatte.
"Vielleicht möchte ich dich gar nicht loswerden", säuselte sie und lehnte sich endlich zurück. In ihren Augen lag ein Funkeln, als schwirrten winzige Glühwürmchen über eine sonnenbeschienene Wiese, als sie den Blick von schräg unten auf Azura richtete. Sie lächelte kurz auf, erfreut über ihren Anblick. Dann wandte sie den Kopf, um nach Corax zu suchen. Sie verharrte, als sie dessen Silhouette im Türrahmen gewahr wurde.
Der Dunkelelf stand dort, die Hände in Hosentasche und auf den Knauf des Dolchs ams Gürtel gelegt. Er kickte nach einem Steinchen, verfolgte dessen Flugbahn und spähte dann, den Rücken dem Eingang zum Schankraum zugewandt, auf die Stadt herunter. Fast schon ein bisschen zu geduldig mit Azura, zu loyal, wartete er. Oder hatte er sich deshalb abgewandt, weil er den Anblick der Elfe nicht ausstehen konnte?
"Was zahlst du mir dafür, dass ich mich schon wieder mit diesem Wicht beschäftige? Du sagtest doch, du hast kein Geld", raunte Méllyn. Sie streckte sich von ihrem Platz ein wenig empor, stützte dabei beide Hände auf den Tisch. Sie neigte sich zu Azura hinüber, kam ihrem Hals mit der Nasenspitze immer näher. Sie blies ihren warmen Atem dagegen und streckte sich noch etwas mehr. "Oh, ich habe eine Idee."
Ihre Lippen fanden jene der Adligen gerade in dem Moment, da Corax sich doch einmal umdrehte, um mit wachsender Ungeduld in den Schankraum zu spähen. Er erstarrte, genau so wie das Grinsen der Buntschelmin, als sie Azuras Lippen versiegelte. Ihre Zunge jedoch begehrte Einzug und sie presste die eigenen Lippen gegen jene der anderen Frau. Sie selbst schmeckte ein bisschen nach dem Met, den sie getrunken hatte, aber zugleich noch süßlich, wie reife Erdbeeren.
Als sie dann noch eine Hand hob, um sie wie schützend an Azuras Wange zu legen, brannte bei Corax offensichtlich eine Sicherung durch. Er löste sich von seinem Platz, brach die Forderung seiner Begleiterin. Er wartete nicht, sondern stampfte in den Schankraum, als wolle er dort gleich ein Blutbad anrichten. Méllyn zuckte nicht einmal zusammen. Sie löste den Kuss jedoch auf, als der Dunkelelf ihren Tisch erreichte.
"Das wolltest du?!", schnarrte er die beiden an, die Worte waren jedoch an Azura gerichtet. Wenigstens wurde er nicht allzu laut. Oh, er hielt sich zurück! "Dich von der bunten Schlampe verabschieden? Vielleicht noch mit einem letzten Fick für euch zwei, hä?!"
"Oh, ich hätte nichts dagegen", erwiderte Méllyn. Sie blieb vollkommen ruhig. Tatsächlich wurde sie sogar etwas ernster, lehnte sich zurück und nahm diese perfekte Position einer Frau ein, die kein Wässerchen trüben konnte. "Wir sind quitt, Liebes", richtete sie die Worte zunächst an Azura. Dann betrachtete sie Corax. In dessen Inneren musste ein Sturm toben. Seine Brust hob und senkte sich, als hätte er einen Dauerlauf hinter sich gebracht und auch seine Wangen waren gerötet, wohingegen Feuer aus seinen Rubinaugen zu lodern schien. Dass alles nur in unterdrückter Wut begründet war, zeigte sich ebenso wie die Selbstbeherrschung, die er gerade an den Tag legte. Er wollte mit aller Macht nicht die Aufmerksamkeit der Zwerge auf sich ziehen. Die Erinnerung an seine letzte Prügelei lag wohl doch noch tiefer in ihm als er zugeben mochte.
Derweil beäugte Méllyn den anderen Schelm ausgiebig. Dann nickte sie. "Eine Illusion, ein Schelmenzauber ... oder Feenmagie. So sicher bin ich mir nicht", gestand sie sich ein. Sie deutete auf Corax' Brust. "Solang er davon überzeugt ist, dass es ein Heilzauber war, der ihm seine Kraft zurückgab, ist die Illusion Wahrheit. Solang er glaubt, bleibt jeglicher Schelmenzauber wahr. Ich kann den, der auf ihm liegt, vielleicht zurücknehmen ... wenn du das willst."
Méllyn, aber auch Corax sahen Azura an. "Was geht hier vor?", verlangte der Dunkelelf zu wissen.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Sonntag 25. April 2021, 13:07

Die Sorge war es, die sie antrieb. Die Sorge darum, dass er bei weitem nicht so unverletzt war, wie er sich gab, als auch, dass er womöglich schon wieder irgendeinen Zauber ausführte, um sie zu täuschen. Beides nichts, das sie in Kauf nehmen wollte, sobald sie völlig alleine mit ihm wäre.
Und das würde bald der Fall sein, das war schließlich auch in ihrem Sinne, nachdem die Elfe ihr verdeutlicht hatte, dass diese sie nicht begleiten würde. Nur die Art zu reisen, darüber würden sie noch zu reden haben.
Jetzt hingegen hatte sie die Schenke wieder gefunden, was sie innerlich erleichterte, und wollte allein mit der anderen reden. Um ihn nicht zu verärgern und in der Hoffnung, dadurch auch tatsächlich etwas zu erreichen, zumindest dieses eine Mal! Dennoch war sie überrascht, dass er ihr nicht sofort folgte, sondern bei der Tür blieb, wie sie es gewollt hatte. Während sie sich beeilte, um möglichst viel von ihrem Wunsch unbemerkt in das hellere Elfenohr wispern zu können.
Ob sie sich, aufgrund des Lärms, leise genug verhielt, um sich anschleichen zu können oder schon bemerkt wurde, war ihr relativ gleichgültig. Wichtig war, dass die andere sie herankommen ließ und ihr zuhörte. Diese schien es auch zu tun, zumindest gab sie ihr eine Antwort, die Azura leise seufzen ließ.
Tatsächlich fühlte auch sie etwas Bedauern darüber, aber ändern konnte sie es nicht, das hatte das Gespräch zuvor ihr gezeigt. "Aber ihn.", wisperte sie zurück und warf hastig einen Blick in seine Richtung. Er hatte ihnen den Rücken zugewandt und das ließ sie innerlich aufatmen. Leicht zuckte sie mit den Schultern. "Nur im Moment gibt es mich ohne ihn nicht.", fügte sie hinzu, während die Elfe ebenfalls zu ihm hinsah.
Waren ihre Worte ausreichend gewesen? Oder würde sie ein weiteres Mal eine Abfuhr bekommen? Unruhig öffnete und schloss sie ihre Hände, während ihr Herz schneller schlug, in einer Mischung aus Hoffnung und Furcht. Konnte sie noch etwas sagen? Ja, sollte sie vielleicht noch etwas sagen, um ihr Anliegen zu bekräftigen?!
Während die junge Frau sich ihr Hirn zermartete, musste sie darauf warten, dass die andere endlich eine Antwort gab. Diese kam auch, wenngleich anders, als sie erwartet hatte. Bezahlen? Gab es also doch Hoffnung auf Hilfe, jetzt endlich? Azura suchte den Blick der Elfe, fragend und erfreut zugleich, nicht sofort wieder abgewiesen worden zu sein, als diese sich zu strecken begann.
Der warme Atem auf ihrer empfindlichen Haut am Hals ließ sie erschauern, ohne es unterdrücken zu können. Und im nächsten Moment, ehe sie es kommen sehen konnte, legten sich schon weiche, warme Lippen auf die ihren.
Ihr entrang sich ein leises, wohliges Seufzen, als die fremde Zunge sich in ihren Mund schlängelte und die ihre zu einem Tanz aufforderte. Es war anders als mit ihrem Begleiter, sanfter und dennoch dazu angetan, ihr die Knie weich werden zu lassen. Einen Atemzug lang vergaß sie auch ihr Anliegen, bis dieses selbst auf sich aufmerksam machte.
Seine Stimme durchschnitt den Zauber, der sich gerade um sie herum gelegt zu haben schien und riss sie in die unangenehme Wirklichkeit zurück. Leicht keuchend und mit ein wenig geröteten Wangen löste sie sich zeitgleich mit der Elfe und brauchte, trotz allem, einen Hauch an Zeit, um sich wieder fassen zu können.
Das gab ihm zu weiteren Vorwürfen die Gelegenheit und die andere reagierte nicht gerade hilfreich. War das etwa Absicht gewesen? Zweifel stiegen in ihr auf, ob die Elfe tatsächlich so unschuldig daran war, dass er sie gesehen hatte. Schließlich hatte sie gewusst, wo er sich befand und dass es die Möglichkeit gab, dass er sich jederzeit umdrehen würde. Und er dann diesen Kuss sehen würde...
Die junge Frau räusperte sich, während in ihrem die erwachte Lust mit ihrem aufkeimenden Ärger rang. Dabei sah sie ihn bewusst noch nicht an, obwohl er sich in ihrem Rücken befand... mit Waffen an seinem Gürtel, damit ihre Wut nicht ebenfalls überschäumte, so, wie er es so leichtfertig bei ihr zustande bringen konnte.
Allein schon seine Wortwahl! Für wen hielt er sie eigentlich? Oder... schloss er von sich schlichtweg auf andere?! Die Möglichkeit, er könnte es mit der Treue nicht ganz so genau handhaben, wie er es ihr gerade unterstellte...
Schwer schluckte sie und musste nun ihrerseits um Fassung ringen. In der Zwischenzeit hatte die Elfe Gelegenheit zu einer Feststellung. "Feenmagie? Wie kommt man an diesem Ort an Feenmagie?", entschlüpfte es ihr ehrlich verblüfft.
Dann allerdings mischte sich die Sorge wieder in ihr Gefühlschaos und fachte es sogar noch an. Also doch, er hatte sie getäuscht! Aber er täuschte sich auch selbst, anstatt sich einfach einmal zu schonen und seinen Körper seine Arbeit machen zu lassen.
Erneut war es seine Stimme, die sie in die Wirklichkeit zurück holte. Und damit auch ihrer Wut neue Nahrung gab. Plötzlich ruckte ihr Kopf herum und sie funkelte ihn an. "Was hier vorgeht? Was glaubst du denn?! Ich versuch hier gerade herauszufinden, warum du hier einfach so stehen kannst, obwohl du noch vor kurzem beinahe verreckt wärst! Also setz dich hin und halt die Klappe, bis ich fertig bin!", schimpfte sie mit ihm, seufzte und strich sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, hinter ihr Ohr.
Daraufhin kniff sie die Augen zusammen und griff sich an die Nasenwurzel, um sich zu beruhigen und nachzudenken. Ein weiteres Mal seufzte sie, deutete ein Kopfschütteln an und sah wieder zu der Elfe hin. "Hilft ihm dieser Zauber eigentlich bei der Heilung? Oder blockiert er sie, um die Täuschung aufrechterhalten zu können?", fragte sie erstaunlich vernünftig, ehe sie zu ihm hin schaute.
"Und bevor du dich jetzt wieder aufplustert mit deinem Gefieder, nein, ich will nicht, dass du Schmerzen hast! Aber ich habe keine Lust, dass du gleich wieder zusammen brichst, wenn ich dich beanspruche. Ich will kein Geschnaufe, weil du keine Luft wegen deinen Verletzungen kriegst!", schalt sie ihn und wollte damit deutlich machen, dass es ihr ernst damit wäre.
Würde die andere ihr erklären, dass der Zauber alles aufhalten würde, würde sie ihn sofort zur Heilerin zurück schaffen und ihn von ihm nehmen lassen. Sollte es hingegen funktionieren... Es wäre allerdings ein Risiko, diese Reise anzutreten, denn er wusste viel zu gut, wie er mit ihr umzugehen hätte, um sie schwach werden zu lassen. Und damit wollte sie ihn nicht ein zweites Mal überfordern. Dieser eine schreckliche Anblick hatte ihr gereicht! Selbst, wenn sie ihn auf ein Schiff bekommen würde, wäre ihre Sorge da.
Wie lange dauerte es eigentlich wirklich bei ausreichend Ruhe, bis er wieder vollständig genesen wäre? Sie hätte die Heilerin fragen sollen! Apropos... Ihr Blick richtete sich erneut auf den Dunkelelfen und ein ungutes Gefühl kroch ihr den Nacken hinauf. "Wie konntest du dich eigentlich von deinen Fesseln befreien?", fragte sie leise und Sorge um die wandelnde Nase krampfte sich in ihrem Bauch zusammen.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Dienstag 27. April 2021, 02:58

So langsam beschlich Azura das Gefühl, dass Corax nicht der einzige Schelm war, der seine Spiele trieb. Die Waldelfe mochte nicht ihr Leid als Motivation in den Vordergrund stellen, verfolgte offenbar aber ganz eigene Ziele. Auch sie fand Gefallen an der andunischen Schönheit. Fast schien es so, als versuchte sie, Azura gegen Corax auszuspielen. Hatte sie sie deshalb geküsst, weil sie ahnte, dass er hinsehen würde? In ihrer Tat versteckte sich schalkhafte Provokation und angesichts von Corax' Heranschreiten konnte man Schlüsse ziehen, dass Méllyn sich ganz bewusst dazu entschieden hatte. Wieviel lag ihr letztendlich an Azura? War sie einfach nur ein angenehmer Zeitvertreib? Ein Spielchen, das nur deshalb interessant für die Elfe war, weil sie auf diese Weise einen Schelmenkonkurrenten ausstechen könnte? Andererseits hatte sie der Adligen gestanden, wie unwohl sie sich in der Anwesenheit ihres magischen Gegenparts fühlte. Da provozierte man doch nicht, dass er ständig auf sie losgehen wollte ... oder lag genau darin das Spiel?
Was auch immer Méllyn bewegte, Corax schnappte nach dem Köder. Mit eiligen Schritten und reichlich Vorwürfen im Gepäck erreichte er den Tisch der Elfe. Azura hingegen ließ nicht zu, dass beide um ihre Gunst buhlten, sie aber gänzlich außen vor ließen. Nicht zuletzt träfe sie die Entscheidung, zu wem der beiden sie sich mehr hingezogen fühlte und noch besetzte Corax da das Haus ihres Herzens. Méllyn stand ledilgich mit einem Fuß in der Schwelle. Ein erfahrener Fuß, der ihr mehr über Corax, seine Magie und die Tatsache würde berichten können, warum er überhaupt kerngesund hinter ihr stand. Sie brachte gar Feenmagie mit ins Spiel, winkte auf Azuras Nachfrage hin jedoch sacht ab.
"Es ist nur eine Vermutung. Alles, was und Dinge vorgaukelt, ist entweder schelmischen oder feenhaften Ursprungs." Dann sah sie mit keck blitzenden Augen zu dem Dunkelelfen auf. "Allerdings bezweifle ich stark, dass auch nur eine gewitzte, kleine Fee dein Freund sein will."
"Oh, du...", knurrte Corax auf, doch Azura reichte es. Sie unterbrach ihn, kaum dass sie davon erfuhr, dass sein körperlicher Zustand sich hinter magischem Schall und Rauch verbarg. Mit harschen Worten und der Forderung, sich zu setzen und still zu sein, trat sie seinen Vorwürfen entgegen. Und es zeigte Wirkung. Zwar knurrte Corax ein weiteres Mal, es blieb aber bei diesem kargen Widerstand. Er zog sich einen Stuhl vom Nachbartisch heran und ließ sich darauf nieder, die Arme vor sich auf der Tischplatte verschränkt, während er den Kopf darauf bettete und düster zu Méllyn herüber starrte.
"So ein braves Schoßhündchen", kommentierte die Elfe mit zuckersüßem Lächeln. Dann wandte sie sich an Azura. "Deine Sorge ist glücklicherweise unberechtigt. Schelmenmagie wird Wahrheit, wenn man nur davon überzeugt ist. Der Glaube daran kann vieles bewirken, sogar eine völlige körperliche Genesung." Sie schaute noch einmal flüchtig zu Corax herüber, der aber schnaubte nur. "Natürlich", setzte sie fort, "bleibt es Illusion. Der Körper braucht seine Zeit, um unter dem Schutz der Magie zu genesen und sollte dein Freund hier vorab vom Glauben seiner magischen Heilung abfallen, wird er das zu spüren bekommen. Allerdings nicht mehr, wenn genug Zeit vergangen ist, dass er auch hätte normal heilen können. Ich schlage daher vor, dass du ihn seine Lüge leben lässt. Es würde zumindest dir nutzen, denn dann wäre er nicht so ein Klotz am Bein."
Corax richtete sich wieder in eine gerade Sitzposition auf. Er ballte die Fäuste, aber kein Wort drang ihm über die Lippen. Méllyn amüsierte das zutiefst. Sie musste immer wieder zu ihm herüber sehen. "Du könntest dich aber auch ganz von ihm lösen. Wohin sollen dich deine nächsten Schritte führen? Verlässt du Nogrot und wenn ja, welche Richtung schlägst du ein? Hast du denn irgendwelche Pläne?"
"Sie kommt mit mir", mischte Corax sich nun erstmal ein, wenngleich er überraschend ruhig sprach. Doch auch er wusste nicht, wohin es Azura letztendlich zog. Dass sie nach wie vor per Schiff reisen wollte, musste Méllyn seiner Meinung nach nicht wissen. Wichtig war nur, dass er ihr zeigte, zu wem die holde Andunierin gehörte. Corax verteidigte seinen Platz an ihrer Seite wie ein Hund den Knochen mit dem letzten Fetzen Fleisch daran. Doch als der Knochen sprach, richtete er die Aufmerksamkeit auf ihn statt auf den anderen Straßenköter.
"Was? Meine Fesseln?" Er hob eine Hand an und betrachtete das Gelenk. Es handelte sich um jenes, das einst über das goldene Kettchen mit Azura verbunden war. Dass sie diese Fessel nicht meinte, darauf kam er erst einen Wimpernschlag später. Er umfasste das Gelenk mit der anderen Hand und rieb es leicht. Azura fielen vielleicht die leichten Druckstellen auf, die die Fixierung verursacht haben musste - vorausgesetzt, jemand zerrte und zog intensiv und lang genug daran.
"Die Nase von einer Zwergin hat mich losgebunden - und gehen lassen!", merkte er sogleich an, um jegliche Zweifel zu verwischen. "Nachdem sie sah, wie kräftig ich an den Fesseln riss, hat sie mich untersucht und bestätigt, dass es mir wieder gut geht. Deshalb konnte ich gehen." Plötzlich wirkte er nachdenklich. Sein Blck schweifte ab, richtete sich aber auf keinen fixen Punkt in der Taverne. Er sprach nun auch mehr zu sich selbst, als dass er Azura Rede und Antwort stand: "Wie konnte ich dich so schnell finden und warum bin ich zum Hafen gegangen? Es war, als ... spürte ich immer noch den Zug von..." Er schaute erneut auf sein Handgelenk herab, rieb es zwischen den Fingern.
"Ist doch klar: Ein Schoßhündchen findet immer den Duft seiner Besitzerin", neckte Méllyn und schaffte es, Corax erneut zum Knurren zu bringen. "Was wirst du jetzt tun? Ihn doch noch von seiner Illusion befreien? Wenn du willst, kann ich versuchen, sie aufzuheben", fragte sie Azura. Sie überließ ganz allein ihr die Entscheidung. Jemand wie Corax hatte in den Augen der Elfe nichts zu melden. Sie mied gar jeden direkten Blickkontant zu ihm, aber nicht nur er zeigte sich angespannt. Die beiden würden nicht lange so friedlich einander gegenüber sitzen können.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Freitag 30. April 2021, 18:33

Die junge Frau wusste nicht so recht, was sie von diesem Kuss halten sollte. Bei der Heilerin selbst war das noch etwas anderes gewesen, diesmal allerdings... Nun ja, wie auch immer, sie hatte es nicht darauf angelegt und auch nicht wirklich Interesse daran im Moment, es fortzuführen. Hätte sie auch nicht gehabt, wenn ihr Begleiter nicht herbei gestürmt wäre wie ein schnaubender Stier.
Immerhin hörte er noch weit genug auf sie, dass es kein Blutbad gab. Dieses Aufsehen wollte sie definitiv nicht erreichen! Noch dazu, wo er selbst eigentlich gar nicht so gesund sein konnte, wie er sich gerade benahm... oder etwa doch? Nein, ihr Instinkt war richtig gewesen, auch die Elfe sprach von Magie, die hier gewoben worden zu sein schien.
Als er schon wieder getriezt wurde, verdrehte Azura mit einem leicht genervten Seufzen die Augen und wies ihn an, sich einfach zu setzen und sie machen zu lassen. Wenn er nicht darauf einging, so hoffte sie, würde die andere auch rasch damit aufhören.
Aber anscheinend irrte sie sich, denn kaum hatte er gehorcht, kam die nächste Bemerkung. Da half auch das zuckersüße Lächeln nichts, sie schenkte der Elfe einen tadelnden Blick und diese setzte wenigstens daraufhin ihre Erklärung fort.
Langsam nickte sie und erstarrte mitten in der Bewegung. Ihr kam ein Gedanke. Unwillkürlich sah sie zu ihm hin und einen Moment lang senkte sich ihr Blick in Richtung seiner Männlichkeit. Wenn er also fest daran glauben würde, dass er auch dort wieder unversehrt wäre und seinen Spaß haben könnte, dann...
Die junge Frau schluckte ein paar Mal und biss sich dann kurz auf die Unterlippe, um ein mädchenhaftes, nur noch scheinbar unschuldiges Kichern zu unterdrücken. Daraufhin wandte sie sich wieder der Elfe zu und nickte erneut, ehe sie leise schnaubte und die Arme vor der Brust verschränkte. Wie gut, dass sie zwischen den Beiden saß... hoffte sie zumindest!
"Dafür, dass du nur Freude bereiten willst, verschießt du ganz schöne Spitzen.", bemerkte sie wie nebenbei und fand ihre unsauberen, abgerissenen Fingernägel plötzlich recht interessant.
Bis die Fragen kamen, bei denen sie lediglich ein wenig mit den Schultern zucken konnte. Dieses Mal mischte er sich ein und sie widersprach nicht. Stattdessen ergänzte sie, obwohl sie zuvor diesbezüglich eine Abfuhr bekommen hatte:"Und du könntest uns begleiten. Dann könntet ihr eure Zungen aneinander wetzen und du uns mit Wissen füttern, während er uns mit Nahrung versorgt."
Nein, sie sah lieber nicht zu ihm hin, aber wie zufällig befand sich plötzlich ihr Fuß auf dem seinen, bereit, jederzeit etwas mehr Druck auszuüben... oder mit der Spitze an seiner Wade entlang zu streichen. Jetzt, wo sie davon ausgehen konnte, dass wirklich er es war und er auch wahrhaftig auf den eigenen Beinen stand, konnte sie ruhig... Nein, lieber nicht dran denken, schon begann es in ihrem Schoß leise und höchst verdächtig zu pochen. Es gab sowieso im Moment wichtigere Themen.
"Ja, deine Fesseln.", wiederholte sie und sah auf sein Gelenk, das mit dem ihren so lange durch die Kette verbunden gewesen war. Es war irgendwie immer noch ein wenig... merkwürdig, körperlich wieder frei zu sein. Ihre Hand griff zu dem Taillengürtel, mit dem sie die Tunika halbwegs an ihrem Platz und in Form halten konnte, und bekam den Rest Metall zu spüren.
Wann hatte sie dieses da hinein gesteckt? Vielleicht auf ihrem Weg zum Hafen hin, vielleicht auch, wie sie dort gesessen hatte. Es war nicht wichtig, Hauptsache, es war noch da! Wenngleich nicht in einer Form, wie sie sich das vorgestellt hatte...
Seine Stimme holte sie aus ihren Gedanken und nun war es tatsächlich ihre Fußspitze, die seine Wade leicht in die Höhe strich, ohne, dass sie sich dessen wirklich bewusst war. "Zu schade, ich hätte dich gerne so vorgefunden, wenn ich wieder gekommen wäre.", murmelte sie und meinte das ernst. Nicht nur im anzüglichen Sinne, wie er es ihr sicher noch unter die Nase reiben würde. Jedoch war sie zugleich erleichtert, dass er der Heilerin nichts getan hatte.
In der Zwischenzeit sprach er weiter und ließ sie ebenfalls leicht fragend blinzeln, weil sie sich darüber noch keine Gedanken gemacht hatte. Nein, sein Zustand war ihr viel wichtiger gewesen als die Tatsache, dass er sie aufgespürt hatte, wie... wie... ein Schoßhündchen! Nein, nein, so wollte sie nicht von ihm denken... na ja... nicht immer zumindest! Auch wenn sein Knurren sie leicht wohlig schaudern ließ.
Die Elfe allerdings lenkte sie ab. Entschieden schüttelte Azura den Kopf. "Nein, er bleibt, wie er ist. Ich will nicht, dass er leidet.", stellte sie klar und meinte das auch vollkommen so.
Mit einem leisen Seufzen lehnte sie sich zurück und strich sich imaginäre Haare aus dem Gesicht, obwohl sich keine Strähne aus ihrem Zopf gelöst hatte. "Ich weiß noch nicht, wohin es geht... Vielleicht..." Sie zuckte mit den Schultern und sah hinauf zur Decke, als könne die ihr eine Antwort geben. "Vielleicht kann ich meine Eltern finden, aber..."
Die junge Frau schloss die Augen und ihre Stimme wurde leiser. "... aber ich weiß nicht, ob sie noch leben..." Das letzte Wort kam ihr überhaupt nur noch wie ein Hauch über die Lippen und war vermutlich nicht länger hörbar. Mit einem Mal wurde ihr die Kehle eng und sie hatte Mühe, die aufsteigende Angst hinunter zu schlucken.
Sie wusste ja nicht einmal, wo sie ansetzen sollte, wo die Reise der Eheleute hingeführt haben sollte, wenn sie nicht unterbrochen oder verändert worden war! Warum nur war sie so arrogant und egoistisch gewesen, anstatt sich einmal dafür zu interessieren, was jemand anderes tat?! Das hatte sie nun davon... Selbstmitleid drohte in ihr aufzusteigen und mit ihm auch die Tränen.
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Erzähler » Sonntag 2. Mai 2021, 23:23

Corax hielt sich zurück. Es fühlte sich an, als hätte Azura ihn bereits zurechtgewiesen, sich zusammenzureißen, aber das hatte sie nicht. Ihre einzige Aufforderung an ihn war gewesen, sich zu setzen. Endlich handelte er einmal vernünftig, provozierte nicht und fing den Streit auch nicht an. Tatsächlich war es Méllyn im lieblichen Kostüm einer Unschuldigen, die ihn immer wieder stichelte. Sie zeigte sich geschickt dabei, sprach den Dunkelelfen nicht einmal direkt an, aber denunzierte ihn, wann immer sie die Chance dazu erhielt. Dieses Verhalten war auch für Azura neu, selbst wenn sie es im Ansatz schon ein paar Mal bei der schönen Schelmin hatte feststellen müssen. Wenn es um ihren magisch begabten Gegenpart ging, konnte sie offensichtlich auch anders. Dann verwandelte Méllyn sich in einen Wolf im Schafspelz.
Die Situation nahm an Spannung zu. Lange würden die beiden sich nicht mehr so zügeln können. Azura fiel auf, dass Corax bereits nicht zum ersten Mal knurrte. Außerdem wanderten seine Finger gefährlich nahe am Knauf seiner Klinge entlang. Méllyn hingegen war schwieriger zu lesen. Sie vermochte es, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ihr sah man die Anspannung nur anhand des wachsamen Blickes an, mit dem sie immer wieder in Corax' Richtung huschte, ohne ihn direkt in den Fokus zu nehmen. Außerdem bewegte sie ihre Finger wie beiläufig, doch selbst eine Ungeübte wie Azura könnte daraus lesen, dass sie einen Zauber vorbereitete. Corax würde mit Waffengewalt die Kontrolle an sich reißen. Méllyn würde sie auf magischem Wege versuchen zu erlangen. Azura musste die Lage lockern oder das Gespräch beenden. Lange blieb keiner der beiden Schelme mehr ruhig.
Da sie "ihren" Dunkelelfen deutlich besser kann, schien sie ganz unbewusst zu versuchen, ihn zu beschwichtigen. Oder war es ein stummer Hilferuf an ihn, als sie ihre Zehen an seiner Wade entlang strich. Corax reagierte nicht einmal darauf. Er zog lediglich die Hand von seinem Gürtel fort und faltete sie mit der anderen vor sich auf dem Tisch. Dabei starrte er einen Fleck in der Maserung an, um Méllyn nicht entgegenblicken zu müssen. Unglücklicherweise lud Azura die Schelmin erneut ein, sie auf ihrer Weiterreise zu begleiten. Corax rührte sich nicht. Die Wade aber spannte sich an, die Muskeln verhärteten sich unter ihrem Fuß, als wolle der Elf mit seinem stählernen Körper prahlen. Er rieb die Finger aneinander. Zum Glück hielt er kein Glas. Es wäre in seinen Händen zersprungen.
Dass gerade Méllyns Antwort Erleichterung brachte, hätte wohl nicht einmal Azura geahnt. "Ich habe dir bereits mitgeteilt, was es für mich bedeuten würde, wenn ich dich begleitete, Azura." Endlich sah sie Corax einmal an. Ihre Stimme nahm einen kühlen Unterton auf. "Leid. Der, der leid bringt, richtet es nicht auf nur eine Zielperson. Er sucht das Opfer, dem er am meisten schaden kann. Einen Gegenpart."
"So wie du?", knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Méllyn legte eine Hand vor den Mund und kicherte lieblich. "Ich werde euch nicht begleiten", wiederholte sie, erneut an Azura gewandt. Aus ihrer Sicht hatte es keinen Sinn, auf den Grauschelm einzugehen. Azura aber erwiderte den Blick nicht. Sie widmete sich Corax, der sie an die Fesselung erinnert hatte und an die Tatsache, dass sie um einen gefesselten Dunkelelfen im Bett betrogen worden war. Er schnaufte nur auf ihre Bemerkung hin, sah aber aus dem Augenwinkel zu ihr. Etwas Vewegenes lag im Blick. Seine Rubine blitzten, als forderte er Azura schweigend heraus, es bei nächster Gelegenheit eben noch einmal mit Fesselspielchen zu versuchen. Doch über seine Lippen kam nicht ein Wort. Wie auch, wenn er die Zähne so fest aufeinander presste? Das Funkeln schwand jedoch. Dafür weitere Corax die Augen. Endlich lockerte sich auch seine Haltung. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schaute Azura nahezu ungläubig an. Dieser Ausdruck besaß etwas Kindliches, so unschuldig, dass man von ihm kaum als der Grauschelm sprechen konnte, der doch so viel Leid über sie alle bringen würde.
Der Blickkontakt brach leider ab. Azura legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen. Es fiel ihr schwer, über ihre Eltern zu sprechen. Die Sehnsucht, sie wiederzusehen und vielleicht sogar in die Arme zu schließen, wuchs. Man wünschte sich immer das, was einem genommen worden war. Und sie ahnte nicht einmal, ob beide noch lebten. Vielleicht hätte sie ihren Ziehvater und ihre Mutter für immer verloren. Die Ungewissheit nagte an ihr, schürte Ängste und sie kämpfte mit den Tränen.
"Du findest in meinen Armen immer sicheren Halt. Vielleicht richtest du deine Reisepläne nach mir aus und ... lässt deine Vergangenheit zurück, ebenso wie deine aktuellen Begleiter. Ein Schlussstrich könnte dich wieder glücklich machen." Méllyn streckte eine Hand über den Tisch nach Azura aus. Sie lächelte und betrachtete die Adlige mitfühlend. Doch deren Arm sollte sie nie erreichen. Ihr entkam ein quietschender Schrei, als das Sirren einer Klinge und das dumpfe Knarren von Metall, welches sich durch einen Widerstand fraß an die Ohren des Trios drangen. Es drehten sich sogar einige Zwerge um, sahen von ihren Humpen auf und suchten nach dem Grund des Aufschreis.
Der Blick fiel zuerst auf Corax, welcher sich schlagartig von seinem Platz erhoben hatte. Dann wanderten mehrere Augenpaare weiter zu dem Messer, das im Tisch steckte. Glücklicherweise nur dort, tief ins Holz gerammt. Méllyns Handrücken hatte es verfehlt, allerdings war nicht klar, ob das Zufall oder Absicht gewesen war.
"Elfenschlampe", zischte Corax der Buntschelming entgegen. "Hör endlich auf, immer nur an dich zu denken. Du widerst mich an!" Die Worte drangen leise, aber messerscharf an die Luft. Und noch ehe sie ganz verklangen, handelte der Dunkelelf. Er wandte sich Azura zu. Seine Magie musste ihm wirklich eine erfolgreiche Illusion der vollkommenen Selbstheilung vorgaukeln. Ansonsten hätte er es niemals geschafft, sie an der Hüfte zu packen und sich wie einen schlanken, schönen Sack über die Schulter zu werfen, so dass die junge Frau einen Blick auf seinen Rücken und den Hintern erhielt. Schon stapfte er mit seiner Beute gen Ausgang.
Méllyn blieb mit geweiteten Augen und ungläubigem Ausdruck im Gesicht zurück. Niemand sonst rührte sich, als Corax Grimbardts Schenke verließ und die Straße hinunter stapfte. Er schlug einen anderen Weg ein als jenen, den Azura mit ihm genommen hate. Er ging zügig und ließ sie nicht herunter, selbst dann nicht, wenn sie zetern oder sich wehren sollte. Nur was war sein Ziel?
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Re: Im Schankraum

Beitrag von Azura » Dienstag 4. Mai 2021, 09:31

Die junge Frau wollte es nicht wahrhaben, dass die Zwei sich um ihretwillen nicht für einige Zeit vertragen könnten. Hatte sie nicht auch unter ihren sogenannten Freundinnen welche gehabt, die sich eigentlich spinnefeind gewesen waren, aber, um in ihrem Dunstkreis bleiben zu können, gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatten? Manchmal hatte sie solche Personen gegeneinander ausgespielt, das tat man nun einmal innerhalb des Adels so, sie hatte sich lediglich an die Regeln angepasst.
Hier hingegen war es etwas anderes und so ganz ernst konnte sie die Abneigung aufgrund der gegenseitigen Magie nun einmal nicht nehmen. Oder besser gesagt, wollte es nicht, weil sie sich nicht vollständig für oder gegen einen der beiden Schelme entscheiden wollte. Jeder hatte seine Vorzüge und vor allem das Wissen der Elfe glaubte sie, positiv für ihren Begleiter einsetzen zu können.
Trotzdem war Azura nicht vollkommen blind und wollte auch nicht so ganz tatenlos dabei zusehen, wie an ihm ständig diese spitze Zunge gewetzt wurde. Das war schließlich ihre Aufgabe!
Und da sie ihn schon ein paar Mal wütend erlebt hatte, versuchte sie ihn instinktiv abzulenken und ihm zu helfen, ruhig zu bleiben, wenn sie ihn schon in diese Lage gebracht hatte. Meldete sich bei ihr das schlechte Gewissen? Nein, immerhin war es auch zu seinem Vorteil, dass sie sich gerade zu dritt unterhielten.
Nur diese ständigen Fingerbewegungen der Elfe, die bescherten ihr ein leises, ungutes Gefühl in der Magengegend. Was sollte sie deswegen unternehmen? Die Hand darauf legen? Oder... die Flüssigkeit in dem Krug vor ihr nutzen, um sie abzukühlen? Hm... das wäre vielleicht nützlich, könnte jedoch auch nach hinten losgehen. Also blieb ihr vorläufig nur die Ablenkung durch Worte übrig.
Dennoch spielte sie mit dem Feuer, weil sie schlichtweg nicht so leicht aufgeben wollte. Die Antwort ließ sie leise seufzen, gab ihr allerdings denselben Gedanken ein wie ihm, obwohl sie seine Worte nicht verstehen konnte. "Du meinst also, er würde ständig auf dich losgehen.", brachte sie es auf den Punkt und horchte in sich hinein.
Nein, das wollte sie nicht. Natürlich, es würde ein bisschen eine Erleichterung für sie werden, denn auch sie hatte er schon oft genug verletzt. Doch sie war nicht mehr ausschließlich die rücksichtslose Adelige, die alles nur für ihren eigenen Vorteil machen wollte. Und sie hatte noch dazu kein geeignetes Druckmittel in der Hand, um ihren Willen durchsetzen zu können.
Ohnehin wurde sie abgelenkt von ihrem Begleiter und das Blitzen in seinen Augen, auch wenn er sie nicht direkt ansah, ließ sie leicht wohlig erschaudern. Sie mochte diesen Blick und es sorgte bei ihr für Herzklopfen, dass sie ihn hatte auslösen können.
Um im nächsten Moment wieder an anderes zu denken und ehrlich zu antworten. Seine Reaktion dabei entging ihr, weil ihre Überlegungen schon weiter wanderten und sie dabei aufwühlten, sodass sie kurz Zeit für sich brauchte.
Dann allerdings beging die Elfe einen Fehler. Nicht so sehr wegen der Reaktion ihres Begleiters, die auf dem Fuße folgte, sondern vielmehr wegen der Kränkung, die für die junge Frau darin lag. Abgesehen davon, dass sie egoistisch war und sich nicht einfach so nach jemand anderes zu richten gedachte, erst recht nicht, wenn es von ihr gefordert wurde.
Doch sie sollte ihre Vergangenheit hinter sich lassen, ihre Eltern, ihren... Geliebten? Einfach so, jetzt und hier, ohne wenigstens versucht zu haben, Antworten auf ihre Fragen zu bekommen? Ausgerechnet dann sollte sie glücklich sein können, mit der Ungewissheit, was mit denen passiert war, die ihr, trotz allem, am Herzen lagen?
Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum, in ihrem Magen bildete sich ein Klumpen und dennoch kam sie zu keiner Reaktion mehr. Er war schneller... und entschlossener. Der Schrei ließ sie blinzelnd aufsehen und verständnislos auf die Waffe starren, die plötzlich in der Tischplatte steckte.
Auch Worte drangen an ihr Ohr, allerdings geschah danach noch mehr, als dass sie diesen hätte einen Sinn geben... oder dem Griff rechtzeitig hätte ausweichen können. Stattdessen musste sie sich gefallen lassen, dass er sie sich über die Schulter warf, während sie lediglich einen überraschten Laut von sich gab, und hinaus stapfte.
Hatten sie diese Position nicht schon einmal? Nur wehrte sie sich vorerst nicht, sondern ließ sich hängen und seufzte sogar leise, da es hinter ihrer Stirn kräftig arbeitete.
Irgendwie... war dieses Gespräch gerade gewaltig aus dem Ruder gelaufen. Warum? Wo war sie falsch abgebogen und hatte die Kontrolle verloren? Sie wusste es nicht zu sagen. Eigentlich aber hätte sie auf ihn wütend sein sollen, schließlich hatte er genauso wenig über sie zu bestimmen wie die Elfe. Und trotzdem war sie es nicht. Aus welchem Grund? Das war ihr nicht klar. Sie verspürte lediglich deutlich das Bedauern, dass es so gekommen war. Nun ja, wenigstens hatte es ein kein Blutvergießen gegeben, das war schon mal etwas, oder?
Nach einigen Metern endlich reagierte sie und ließ sich nicht länger wie ein lebloser Sack hängen, der bei seinen Bewegungen durchgeschüttelt wurde. Sie legte ihm die Hände auf den Rücken und drückte sich etwas hoch, um mehr zu sehen zu bekommen als seine knackiger Kehrseite. Dabei hob sie auch den Kopf und bemerkte die Blicke einiger verdutzter Zwerge, an denen sie vorbei rasten. "Hm... wenn du weniger Aufsehen erregen willst, solltest du mich selbst gehen lassen.", stellte sie trocken und erstaunlich ruhig fest, obwohl es in ihrem Kopf noch immer zu zugehen schien wie in einem Bienenstock.
Kurz wartete sie auf seine Reaktion, um dann zu fragen:"Und wo gehen wir hin?"
Nein, sie hatte nicht vor, ihn noch einmal mit zu der Elfe zu ziehen. Diese hatte sich, selbst für Azuras Verständnis, daneben benommen und offensichtlich gezeigt, dass sie nicht gewillt war, ihm mit ihrem Wissen wirklich zu helfen, damit er mehr Kontrolle über seine Magie gewinnen könnte.
Jedoch würde sie noch immer den Hafen und ein Schiff bevorzugen, um von diesem Ort wegkommen zu können. Noch dazu wäre es kräfteschonender, denn trotz aller Überzeugung machte sie sich Sorgen um ihn. Wie die andere schon gesagt hatte, solange er daran glaubte, wäre er in Ordnung. Allerdings... was, wenn ihn dieser Glaube viel zu früh verließ?
Ein Schiff würde ihn wenigstens zur Ruhe zwingen... oder immerhin ins Bett. Würde er das denn zulassen, dass sie noch einmal den Weg bestimmte? Oder hätte er nach dieser Begegnung genug und würde ihr ihren Wunsch verwehren?
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