Durch die Gassen

Die Stadt der Zwerge. Hier werden die besten Waffen und Rüstungen Celcias geschmiedet. Sie liegt tief versteckt in Höhlen des Drachengebirges und ist nur durch das versiegelte Tor im Norden zu erreichen, welches nur Zwerge öffnen können.
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Durch die Gassen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Mai 2021, 12:42

Azura kommt von Wohnviertel Nogrots -> Grimbardts Schenke

Was im Schankraum von Grimbardts Schenke noch besprochen wurde, bekamen weder Corax noch Azura mit. Obgleich sie in ihrer Position einen Ausblick zurück durch die Pforte der Taverne hatte, konnte sie nur noch den fremden Zwerg sehen, welcher sich Méllyns Tisch näherte, um das Küchenmesser entgegen zu nehmen. Dann verschwand auch dieses Bild, als ihr Träger um eine Ecke bog. Er ging geraume Zeit durch die Straßen der Zwergenstadt, steuerte dabei aber nicht den Hafen an. Auch wenn Azura sich nicht wirklich an den Weg erinnerte, so war sie sich sicher, bisher nicht in die schmalen Gassen gelangt zu sein, denen Corax nun folgte. Oder nahm er Seitenwege? Er schien bestrebt, so wenig Zwergen wie möglich zu begegnen. Außerdem ging er zügig. Azura dabei zu tragen, bereitete ihm keine Probleme. Demnach musste stimmen, was sie von Méllyn über die Schelmenmagie erfahren hatte. Sie wirkte Illusionen, aber solange der Verzauberte fest genug daran glaubte, wurde aus Magie die Wahrheit. Doch würde dieser Glauben einen Riss bekommen, verflöge der Zauber in Schall und Rauch. Die Frage war, wie lange Corax davon überzeugt blieb, unverletzt zu sein. Bisher bereiteten ihm die Bewegungen keine Schwierigkeiten. Er schwitzte nicht einmal. Das Bild seines angestrengten Gesichts unter Fieberschüben und der Last ihres eigenen Körpers schien für Azura nur noch eine weit entfernte Erinnerung zu sein.
Sie wollte es vorerst dabei belassen. Corax besaß mehr Möglichkeiten und sie beide weniger Einschränkungen, wenn er sich - erfolgreich! - einbildete, vollkommen gesund zu sein. Trotzdem zog er Blicke auf sich. Natürlich! Immerhin schleppte er Azura auch wie einen Sack Mehl über der Schulter durch die Gassen Nogrots. Hier gab es nicht mehr so viele Zwerge wie auf den Hauptwegen, doch jene wenigen blickten sich dennoch nach ihnen um.
Azura wies darauf hin und das führte endlich dazu, dass Corax stehen blieb. Er setzte sie allerdings noch immer nicht ab. Vielmehr schien er nachzudenken. Dann brummte er nur und setzte seinen Weg fort. Er bog erneut um eine Häuserecke und suchte dann noch schmalere Gassen auf. Hierher drang nicht einmal mehr das Licht der Stadt. Grau und unheimlich wirkten diese engen Gassen. Außerdem wurden sie wohl vordergründig für die Müllentsorgung genutzt. Es roch nicht sehr angenehm. Kisten, schmuddelige Fässer und ranzige Säcke reihten sich an den Hauswänden auf. Corax verlangsamte seinen Schritt, um teilweise über die Hindernisse hinwegtreten zu können, ohne zu fallen. Nach wie vor wollte er Azura aber nicht absetzen.
So ging es eine Weile weiter. Die Geräuschkulisse veränderte sich wie die Optik der Gassen, welche die beiden hinter sich ließen. Nur noch entfernt drangen klassische Stadtgeräusche an Azuras Ohr. In diesen schmalen Nischen zwischen Gebäuden und Lagerhäusern wirkte alles gleich viel gruseliger und spätestens als Corax versehentlich eine kleine Holzkiste umstieß und daraufhin zwei Fledermäuse erschreckt davon flatterten, hatte sich die Atmosphäre gewandelt. Es wurde zunehmend unheimlicher, weshalb Azura nun doch das Ziel ihrer Entführung wissen wollte.
Erneut hielt Corax an. Sie befanden sich inmitten einer schmalen Gasse von vielen. Über ihren Köpfen waren diverse Leinen mit Wäsche und Lappen zwischen zwei Hausfassaden aufgespannt worden. Über eine der Leine huschte eine Ratte entlang, um auf der anderen Seite in einer Mauerlücke zu verschwinden. Endlich setzte Corax seine Begleiterin ab. Er ging behutsam vor, stellt sie auf ihre Füße, so dass sie einander anschauen konnten. Seine Züge hatten die Wut verloren, die seine Aktion mit dem Messer bereits gezeigt hatte. Er schaute neutral auf sie herab oder gar ... nachdenklich? Dann neigte er sich vor, beute sich zu ihren Lippen, um sie flüchtig zu versiegeln. Allen Göttern sie Dank wollte er hier wohl keine Verführung einleiten, um zwischen Unrat und alten Kisten noch einmal über Azura herzufallen. Der Kuss war anders als sonst. Fast so, als wollte er sie beruhigen, aber natürlich blieb Corax ihr wie immer die Antwort schuldig. Stattdessen fragte er: "Deine Eltern befanden sich zum Zeitpunkt der Eroberung auch in Andunie? Dann sollten wir dorthin zurück ... oder eben da hin, wo du sie vermutest."
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Azura » Dienstag 11. Mai 2021, 13:17

Es war vermutlich ganz gut, dass die junge Frau nicht mehr mitbekam, wie es hinter der Maske der freundlichen Elfe in Wahrheit aussah. Denn diese war im Prinzip ihrem Begleiter nicht unähnlich, nur, dass sie es unter dem Deckmäntelchen der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu verbergen wusste. Da war ihr der Dunkelelf wahrlich lieber, dem sie oft schon an der Nasenspitze ansehen konnte, dass er gleich wieder eine Gemeinheit aushecken würde.
Doch ausgenutzt hatte er sie noch nicht... nun ja, so, mehr oder weniger. Er hatte sie vielmehr verführt und herausgefordert, aber im Endeffekt hatte er ihr auch viel gegeben.
Trotzdem war sie unzufrieden mit dem Verlauf, den das Gespräch genommen hatte. Gut, sie hatte herausgefunden, dass es durch den magischen Schein ihrem Liebsten körperlich gut ging und er tatsächlich jene Kraft besaß, die er ihr vorgaukelte. Das ließe sich ja womöglich bei der nächsten ungestörten Zweisamkeit anderweitig verwenden...
Jedoch war sie nicht gerade positiv überrascht über das Verhalten der Elfe, die weitaus mehr zu sticheln und ihre Zunge zu wetzen gewusst hatte, als sie bei ihrem sonstigen Schauspiel gezeigt hatte. Was, wenn sie einfach nur auf ihre Art mit Azura gespielt hatte? Sollte sie im Endeffekt dann nicht dankbar für ihr erstaunlich treues Herz sein, das er ihr längst gestohlen hatte, wenngleich sie dadurch weitaus angreifbarer war?
Lautlos seufzend schob sie diese Überlegungen beiseite und wollte sich lieber auf die Gegenwart konzentrieren, in der sie wie ein Sack behandelt wurde. An sich eine nicht unbequeme Fortbewegungsmethode, obwohl sie lieber auf den Armen als auf der Schulter getragen wurde. Dennoch wollte sie nicht mehr Aufsehen als nötig hier erregen und so klappte das definitiv nicht.
Sie wies ihn darauf hin, ohne große Gegenwehr oder kleinen Sticheleien, weil sie, ausnahmsweise, seine Reaktion verstehen konnte. War es ihr auch recht gewesen? Ja, irgendwie schon. Zwar hätte sie noch viele andere Fragen gehabt, allerdings kamen ihr Zweifel, ob sie tatsächlich auch wahre Antworten darauf bekommen hätte. Außerdem hatte sie keinen Streit provozieren wollen, nicht auf diesem Niveau, bei dem sie unkontrolliert zwischen die Fronten geraten wäre.
Er blieb plötzlich stehen und holte sie aus ihren Gedanken. Doch anstatt sie endlich abzusetzen, drehte er sich ein wenig und bog noch mehr ins dichte Häusergewirr. Sie schnaubte leise und nun trotz aller guten Vorsätze etwas beleidigt, als sie in das dunkle, übelriechende Gässchen einbogen. "Igitt!", entkam es ihr und sie hielt sich rasch ihr feines Näschen zu, denn die Umgebung erinnerte sie an die Nische.
Keine sonderlich schöne Szene, die sie da erlebt hatte! Im Gegensatz zu diesem Ort hier war sie dennoch nicht derart unheimlich gewesen. Je tiefer sie gingen, desto unnatürlich ruhiger wurde es um sie herum, allmählich auch düster und alles in allem dazu angetan, dass sie erschauerte. Was hatte er vor? Wo brachte er sie hin?!
Eisige Finger schienen sich um ihr Herz zu legen und ein flaues Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Und als er auch noch gegen etwas trat, sodass zwei Fledermäuse plötzlich davon flatterten, eine sie sogar streifte, konnte sie den kleinen Schrei nicht unterdrücken.
Wie lange er danach noch weiter ging, bis er endlich anhielt, wusste sie nicht zu sagen. Aber ihr Herz schlug schneller und ihre Knie fühlten sich weich an, als er sie absetzte. Unsicher sah sie sich um, zog die Schultern hoch und schlang die eigenen Arme um sich selbst.
Gerade öffnete sie ihren Mund und holte Luft, um ihm die nächste Frage zu stellen, als seine Lippen sich auf die ihren legten. Perplex weiteten sich ihre Augen und noch ehe sie weit genug begreifen konnte, um zu reagieren, löste er sich bereits wieder von ihr.
Instinktiv überbrückte sie daraufhin die Distanz zwischen ihnen beiden und suchte offensichtlich Schutz in seinen Armen vor diesem Ort. Als ob er mit all seinen Messern nicht gefährlich genug für Leib und Leben wäre! Nur... obwohl sie es besser wissen sollte, vertraute sie ihm, ganz egal, ob er sie hierher geführt hatte und warum. Er würde sie verteidigen vor irgendwelchen Unholden und Gespenstern! Oder...?
Bewegte sich dieser Schatten hinter der Kiste oder war das eine optische Täuschung? Ja, und dort, dort war doch auch etwas! Ganz bestimmt war da was!
Die Angst kroch immer weiter in ihr hoch und dieses Mal gab sie ihm keine Antwort darauf. Es hätte eine Retourkutsche sein können, wenn sie seine Worte tatsächlich vernommen hätte. Die Furcht jedoch war größer und bei dem kleinsten Piepsen quiekte sie selbst bereits, um sich noch dichter an ihn zu schmiegen. Sie suchte bei ihm nach Halt, nach Wärme, nach etwas Vertrautem, das nicht nach dem stank, das hier alles lagerte.
"Wo sind wir hier? Warum hast du mich hergebracht?", wisperte sie erstickt und konnte nicht verhindern, dass nicht allein ihre Stimme zu zittern begann.
War das jetzt seine Rache, weil sie ihn allein gelassen und danach zu seinem Gegenpart geschleppt hatte? Oder wollte er sie einfach schon wieder quälen, eben weil er ein Grauschelm war? Oder... oder was ging hinter seiner glatten Stirn jetzt wieder vor?!
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Mai 2021, 10:28

Ob grau oder bunt, alle Schelme hatten das Spielerische gemein. Wie sie dieses Verhalten auslebten und ihre Handlungen interpretierten, blieb ihnen selbst überlassen. Doch welches Spiel trieb Corax nun schon wieder mit Azura, als er sie wie einen Sack Mehl durch immer düster werdende Gassen Nogrot schleppte? Als er dann doch endlich anhielt und sie absetzte, konnte Azura nicht sagen, ob es wirklich die bessere Option war. Die enge Gasse gruselte sie, vor allem nach dem Schreckerlebnis mit den Fledermäusen. Gestank hatte sie erwartet, aber nicht diese Atmosphäre. Hier drang kaum noch Licht der Feuerschalen hin, was die vielen Schatten nur noch unheimlicher wirken ließ. Selbst ihre eigenen Bewegungen sorgten dafür, dass sich schaurige Gebilde verschiedener Grautöne auf die umliegenden Mauern legten. Sie tanzten und sie beobachteten die beiden Gefährten, dass es ihr eiskalt den Rücken herunter lief.
Einzig ein Faktor hielt sie ruhig und dieser legte ihr soeben seine Lippen auf ihre eigenen. Der Kuss war flüchtig, aber sanft, ganz so als wollte er ihr wirklich ausnahmweise Frieden spenden. Es fühlte sich noch immer neu an, dass er nicht jede Gelegenheit nutzte, um sie zu triezen, aber vielleicht hatte sein Fieber ihm ein wenig Zeit gegeben, nachzudenken. Oder es war wirklich ihr LIebesgeständnis, das noch in seinen Worten, vor allem aber seinen Taten nachhallte.
Was hatte er gerade gesagt? Azura rückte dichter an ihn heran, den Kuss noch auf ihren Lippen schmeckend. Corax schaute auf sie herab und legte plötzlich sogar noch den Arm um sie. Er hielt sie, dicht und beschützerisch. Wäre die Umgebung nur eine andere! Befände sie sich nur auf einem weiten, offenen Balkon ihres Anwesens mit Blick auf den nächtlich erleuchteten Garten, die Springbrunnen und die Sterne über ihnen. Und wäre Corax doch nur einer von vielen Galanen, die ihr den Hof machen wollten. Sie würde ein bisschen mit ihm spielen und ihm vielleicht sogar den Kuss gewähren, wenn sie ihn anziehend genug fand. Letztendlich aber würde sie ihn zappeln lassen und ablehnen, um sich dem nächsten Jüngling zuzuwenden. Oder? Würde sie das immer noch?
Unwichtig, denn er war weder ein galanter Prinz, noch adlig. Er war nicht einmal ein Mensch, sondern vom dunklen Volk. Sie wusste nicht, ob ihre Eltern das billigten. Vor allem jetzt, da Andunie an die Dunkelelfen gegangen war. Nein, das hier war kein romantischer Traum aus einem dieser billigen Büchlein. Das war die Wirklichkeit und sie stand hier auch nicht im weiten Ballkleid vor ihm. Sie konnte keine Gewänder raffen, Rüschen zupfen oder mit Perlen an ihrem Halsschmuck spielen, um das Zwischenspiel mit ihrem LIebsten auf bittersüße Art noch etwas hinauszuzögern. Sie stand in einer vor Unrat stinkenden Gasse, umgeben nur von Schatten und all diesem schmucklosen Stein der Zwerge. Kein Prunk, keine Lieblichkeit. Das einzig Schöne neben ihrer Anwesenheit waren die beiden Rubine, welche auf sie herab schauten, dass sie sich in ihnen spiegeln konnte.
"Wo sind wir hier? Warum hast du mich hergebracht?"
Altbekanntes trat in seine Züge, als er plötzlich breit grinste. Azura entdeckte diese überhebliche Arroganz, welche als Triumph in seinen Augen glitzerte. Er grinste immer breiter auf, dass er sich perfekt in das sie umgebende Bild der Schaurigkeit einfügte. So musste Corax aussehen, bevor er anderen etwas antat. Nur warum? Warum hier und jetzt?
"Angst?", fragte er, dehnte das Wort in vollkommener Zufriedenheit und neigte sich wieder ihren Lippen entgegen. Nur küsste er sie dieses Mal nicht, sondern blieb an der hauchdünnen Grenze von einem Atemzug zwischen ihnen stehen. Er genoss es, in ihr die Furcht zu schüren und er lebte diesen Genuss gerade vollends aus. Natürlich! Er war nicht nur Grauschelm, sondern auch noch Dunkelelf. Die perfekte Mischung für Blutdurst und Leid. Méllyn hatte Recht behalten. Corax brachte Leid und er labte sich daran. Vielleicht hätte sie doch auf die Elfe hören sollen. Vielleicht...
Sein widerliches Grinsen schwand. Seine Züge wurden erneut weicher und seine Lippen streichelten noch einmal die ihren, um sie zu beruhigen. Dann rieb er mit der Nasenspitze an ihrer Wange entlang. "Das hab ich nicht gezielt getan. Hab mich verlaufen", murmelte er und zog sich etwas zurück. "Aber wir gehen gleich weiter. Ich musste nur mal kurz ... verschnaufen." Dabei schaute er von Azura fort, über ihren Kopf hinweg zu den Wäscheleinen. Der Blick wanderte weiter zur Höhlendecke, nur um im nächsten Moment hastig über den von Unrat verschmutzten Boden zu huschen. Er nickte. "Wir können weiter, aber ich gehe nicht zum Hafen. Es ist besser, nicht auf dem Wasser gefangen zu sein. Wir nehmen die Vordertür."
Mit diesen Worten löste er sich langsam von Azura, griff nur noch nach ihrer Hand. Immerhin hatte er nicht vor, sie erneut zu schultern. "Kurz vor den Toren bleiben wir nochmal stehen. Ich muss dann einige Vorkehrungen treffen. Sobald wir aus der drückenden Zwergenstadt mit ihren bescheuerten Einwohnern entkommen sind, gehen wir nach Andunie ... und suchen deine Eltern." Er legte eine Pause ein, in die aufrichtiger Ernst sowohl in seinen Blick, als auch danach in seine Stimme Einzug hielt. "Ich finde sie."
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Azura » Freitag 14. Mai 2021, 15:39

Sie hatte langsam genug von all den Spielchen! Ob es ihren Bekannten und vermeintlichen Freundinnen ebenfalls so ergangen war mit ihr? Ihr wurde einen Moment lang heiß und kalt zugleich, als sich ihr Gewissen regte. Und rasch wieder schwieg, weil er sie in eine derart unheimliche Gegend führte, die all ihre Sinne auf eine äußerst unangenehme Art beanspruchte.
Wo waren sie hier? Und... warum waren sie hier? Er hatte sie diesen Weg entlang getragen und musste einen Grund haben. Nur... welchen?! Endlich setzte er sie ab und sie suchte instinktiv Schutz vor dem Grauen dieser Gasse in seinen Armen. Zumindest anfangs...
Es war tröstlich, von ihm gehalten zu werden, seine Wärme zu spüren und seinen Duft wieder wahrnehmen zu können, ohne den kalten Schweiß auf seiner Haut oder einem unnatürlich schnell pochenden Herzen. Sie verbarg ihr Gesicht an seinem Oberkörper, um nichts von dem Unheimlichen um sie herum mehr sehen zu müssen.
Ihre Worte, so verständlich sie auch sein mochten, durchbrachen die Wirkung, die er ihr gerade geschaffen hatte, in der sie sich geborgen und geschützt gefühlt hatte. Nicht, weil sie es ausgesprochen hatte, sondern wegen seiner Reaktion. Es war nur ein einzelnes Wort, das ihm über die Lippen kam, und doch erklang es in einem Tonfall, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Gleichzeitig schien ihr eigener Herzschlag zu stocken, sie riss die Augen auf und sah langsam, wie in Zeitlupe, zu ihm hoch, obwohl sie sich zugleich vor seinem Anblick fürchtete.
Während dieser Spanne malte sie sich unbewusst schon viele Gräueltaten aus, als die er sich entpuppen mochte, als Monster, als Geist, als sonstiges Schattenwesen, das nur kurzfristig seine Gestalt angenommen hatte. Die Realität hingegen war noch viel schlimmer. Es war dieses Grinsen, das ihr die Kehle zuschnürten und ihr Übelkeit verursachte. Er schien hochgradig zufrieden mit der Wirkung dieses Ortes auf sie, wirkte, als würde er sich darüber freuen, dass sie sich fürchtete und in seine Arme flüchtete. Doch nicht, um sie davor zu bewahren, sondern... um sie umso tiefer hinein zu stoßen.
Sie war starr vor Schreck, in sämtlicher Hinsicht, sodass auch keine Tränen der Enttäuschung in ihre Augen treten konnten. Ja, sie zuckte nicht einmal zurück, als sein Gesicht sich dem ihren näherte und sich eiskalte Finger um ihr Herz zu schließen schienen. Und auch, als seine Mimik wieder weicher und vertrauenerweckender wurde, konnte sie sich nicht entspannen. Dieses Bild von gerade eben hatte sich regelrecht in ihr Gedächtnis gebrannt und ließ Zweifel in ihr aufkommen, ob sie sich richtig entschieden hatte.
Leicht zuckte sie zusammen bei seiner Berührung und begann zu blinzeln bei seinem Gemurmel. Es dauerte, bis sie begriff, was er ihr sagte und was er vorhatte. Mehrmals musste sie schlucken und merkte, wie ihr nun doch die Augen verräterisch zu brennen begannen und ihre Knie weich zu werden drohten. Aber auch ihr Widerstandswillen erwachte und so war sie es, die stehen blieb und ihm ruppig ihre Hand entzog. So sehr sie seine Hilfe auch zu schätzen wissen würde, wenn er denn Erfolg hätte und ihren Eltern nichts tun würde, so nicht. So wollte und durfte sie sich nicht behandeln lassen!
"Nein.", wisperte sie. Nicht, weil ihr die Kraft dafür fehlen würde, sondern weil sie es nicht wagte, an diesem Ort lauter zu werden. Sobald er sie ansehen würde, würde sie entschieden den Kopf schütteln und einen kleinen Schritt zurück weichen. "Nein, ich werde nicht zu Fuß diesen Ort verlassen."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und Entschlossenheit trat in ihren Blick. "Meinetwegen kannst du deine Wanderung bestreiten und dich bis zur Erschöpfung verausgaben, dir die Füße wundlaufen, anstatt den klugen Weg zu nehmen, bei dem du dich erholen kannst. Aber ich werde mit dem Schiff reisen! Ich will zum Wasser und ich werde auch dorthin gehen, ob es dir passt oder nicht!" Damit hatte sie ihren Standpunkt klar gemacht und ein Blick in ihre Augen würde deutlich zeigen, dass sie auch fest entschlossen war, das umzusetzen.
Wie sie eine Schiffspassage zu bezahlen gedachte, wusste sie noch nicht. Zur Not würde ihr schon etwas einfallen, sie war schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Irgendwie würde sie schon Geld auftreiben oder mit Kontakten zu bekannten Namen prahlen, zu denen sie Verbindungen herstellen könnte, dass sie durchaus handelseinig werden würden. Davon musste sie überzeugt bleiben, um nicht mutlos den Kopf sinken zu lassen.
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. Mai 2021, 20:39

Dieser Anblick war zu viel für sie. Perplex von seinem schaurigen Grinsen und dem überaus gehässigen Funkeln in den Augen war Azura nicht einmal in der Lage, eine Reaktion zu zeigen, die über den ersten Schock hinaus ging. Vollkommen regungslos starrte sie zu Corax empor, dabei wäre genau das der perfekte Momente gewesen, um sich zu retten, wenn sie nur rasch den Blickkontakt abgebrochen hätte. Zu spät. Dieses Bild seiner vor Triumpf verzerrten Fratze raubte ihr allen Atem.
Sie erinnerte sich an eine ähnliche Mimik. Damals, als er sie frisch gefangen genommen hatte und zu seiner Herrin brachte. Als er noch kälter ihr gegenüber gewesen war und sie hatte fürchten müssen, von ihm vielleicht sogar umgebracht zu werden. Damals hatte er nicht gegrinst, sondern nur skrupellose Aggression gezeigt. Dieses Mal fühlte es sich schlimmer an, einfach weil er sich in ihr Herz geschlichen hatte. Sein Grinsen nun schien den Muskel in ihrer Brust zerquetschen zu wollen. Warum ergötzte er sich so sehr an ihrem Leid?!
Weil alles, was Méllyn Kicherklang zu Grauschelmen hatte sagen können, der Wahrheit entsprach? Aber Azura hatte ihn verteidigt! Sie war so überzeugt davon gewesen, dass er sich ihr gegenüber aufrichtig anders gezeigt und wirklich auch ... Gefühle für sie besessen hatte. Angesichts der Fratze, derer sie sich nun stellen musste, schien ihre Überzeugung nicht nur einen Riss erhalten zu haben, sondern gänzlich in sich zusammen zu brechen. Warum musste er das tun? Warum musste er ihr das antun?
Plötzlich schwand das Lächeln zusammen mit diesem überheblich und vor Sadismus triefenden Blick. Im ersten Moment kam es Azura so vor, als versuchte Corax, mit Gewalt und einer enormen Menge an Willenskraft, die Mimik zu ändern. Fast so, als gehörte sie nicht ihm. Dann gelang es aber so leicht, dass es befremdlich schien. Er sah sie wieder wie vorher an. So wie in letzter Zeit, mit dieser unterschwelligen Spur Ergebenheit, die kein Dunkelelf ihr jemals entgegenbringen würde. Er schätzte sie. Er mochte sie doch! Das hatte er schon damals aus dem Schiff gestanden. Und in seinem Fieberwahn war ihm glatt das Flehen unter Tränen entkommen. Dieses Flehen, sie mochte ihn belügen, nur damit er aus ihrem Mund einen Liebesschwur und seinen Namen hörte. All das Erlebte, alles, was sie mit ihm geteilt hatte, wirkte so fern wie ein verblassender Traum. Wieviel davon war echt? Oder war das hier jetzt nur ein Spiel? Selbst wenn, sein Gesicht würde ihr noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben, wenn es sie nicht gar in ihren Träumen heimsuchte. Allein bei der Vorstellung daran lief es ihr eiskalt den Rücken herunter.
Diese Spielchen waren zu viel für sie. Sie konnte es nicht vergessen, jetzt noch nicht. Zu frisch war der Schreck, so dass sie selbst unter der kleinsten seiner Berührungen zusammenzuckte. Corax bemerkte es und erneut veränderte sich seine Miene. Das Weiche schwand. Er blickte ernster drein, aber zum Glück nicht mehr so bösartig. Nein, tatsächlich überhaupt nicht. Er schaute irgendwie ... verärgert oder verbissen. Etwas gefiel ihm nicht. War ihre Reaktion auf seinen unlustigen Spaß nicht ausreichend, um seine grauschelmischen Leidgelüste zu befriedigen? Würde er sich mehr herausnehmen?
Zumindest legte er das weitere Vorgehen für beide fest. Dass er dabei plante, Azuras Eltern nicht nur zu suchen, sondern auch wirklich finden wollte, drang nur sehr langsam durch den Mantels des Schreckens zu ihr durch. Es war anstrengend. Sie litt unter seinen Schwankungen aus gehässiger Denunzierung und fast schon liebevoller Fürsorge. Wenn er doch nur diesen boshaften Teil wegließ, sie nicht ständig triezte ... dann wäre es langweilig. Auch das hatte sie sich bereits eingestehen müssen. Dann wäre er nur einer von vielen, nicht besser als die Galane, die sie reihenweise abgelehnt hatte. Mit Corax erlebte sie etwas, leider oftmals zum Schlechten. Und erneut wollte er etwas Gutes auf seine Weise erreichen. Seine Weisen bedeuteten meist mehr Leid für alle. Wie Méllyn gesagt hatte. Er war ein Leidbringer, Wegbereiter von Unglück und Traurigkeit. Dennoch konnte sie sich ihm nicht vollends entziehen. Dafür war er noch nicht weit genug gegangen, aber so langsam musste sie die Zügel fester umfassen und ihn wieder an sich heranziehen. Er wagte zu viel, ohne Rücksicht auf sie zu nehmen, vor allem, was ihre Reise betraf. Vielleicht war Azura auch einfach nur zu stur, weil sie es asl Adlige nicht gewohnt war, dass man nicht ihre Entscheidungen in die Tat umsetzte. Sie hatte doch nur eine davon bisher getroffen, nämlich per Schiff zu reisen. Alles andere nahm Corax in die Hand, sogar von sich aus. Nach Andunie gehen, ihre Eltern suchen und nicht eher ruhen, bis sie mit ihnen vereint wäre ... er war derjenige, der es ins Rollen brachte und Azura klammerte sich lediglich an ihn, folgte seinem Windschatten. Kein Wunder, dass er auch Pläne vorbereitete, wie er diese Ziele erreichen wollte. Er konnte nichts dafür, dass sie mit Azuras Vorlieben in Konflikt standen, aber er musste darauf aufmerksam gemacht werden. Es sollte hier wenigstens bei der Art ihrer Abreise nach ihrem Kopf gehen. Das machte sie ihm noch einmal sehr deutlich. Sie würden mit dem Schiff abreisen, ob es ihm passte oder nicht.
"Passt mir nicht", antwortete er kühl. Dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich ab. "Gut, dann reise per Schiff. Leb wohl." Er ging. Er ging wirklich los, ließ sie in der Gasse stehen, um aus ihrem Leben zu verschwinden! Schritt umd Schritt wuchs die Distanz zwischen ihnen. Er drehte sich nicht einmal mehr um, bis er das andere Ende der Gasse erreichte. Dann ... blieb er stehen.
Corax hob die Hand etwas an, blickte darauf herab. Genauer gesagt, schaute er auf eben jenes Handgelenk, das einst durch die goldene Kette mit Azura verbunden war. Er ballte die Faust. Er fluchte. Letzteres geschah nicht vollkommen laut, aber Azura konnte es immer noch hören. Was sie vor allem wahrnahm, war der Fakt, dass er ihre garmischen Fluchworte imitierte - nicht sehr gut, er beherrschte die Sprache eindeutig nicht, aber er nutzte sie. Und dann wirbelte er herum, kam mit ausladenden schnellen Schritten zur ihr zurück. Keine Armeslänge vor ihr, glitt seine Bewegung fließend in ein Knien über. Er ... kniete sich vor sie, den Kopf gesenkt, die Faust noch immer geballt. Nein, beide Fäuste! Seine Schultern bebten.
"Nimm mich mit ... bitte."
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Azura » Dienstag 25. Mai 2021, 09:41

Obwohl sie es nicht wollte, schauderte es sie bei seinem Anblick und Zweifel krochen in ihr hoch, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die Elfe hatte wohl recht gehabt, er würde sie verletzen und ihr Leid zufügen, wieder und wieder, solange, bis ihr Herz endgültig gebrochen wäre. Und dennoch... gerade dieses Herz hatte dafür gesorgt, dass sie ihm gegenüber loyal geblieben war und ihn an ihrer Seite hatte haben wollen.
Im Moment allerdings gruselte es sie nicht zu schwach und das nährte ihre innere Unsicherheit, ob es nicht besser gewesen wäre, ihn zurück zu lassen. Er hatte in diesem Augenblick, an diesem Ort nichts mehr mit dem verschwitzten, leidenden Mann gemein, der sie um etwas Zuneigung und ein paar Worten angebettelt hatte, dem sie geglaubt hatte, dass er das auch tatsächlich für sein Seelenheil benötigte. Dem sie unter allen Umständen hatte helfen wollen...
Wo war diese Person geblieben? Er hatte es ihr nicht vorgegaukelt, dazu war er viel zu verletzt gewesen, und sie wollte es auch gar nicht erst vermuten. Aber wenn sie ihn so sah, wie er sich über ihre Angst freute, da krampfte sich in ihr alles mögliche zusammen. Wie sollte sie unter diesen Umständen je wirkliches Vertrauen zu ihm fassen können? Oder legte er es seinerseits darauf an, dass sich ihre Wege bald trennen würden?
Azura wusste es nicht, ihr war lediglich klar, dass sie von hier weg wollte und eine Pause brauchte, um sich von diesem Anblick erholen zu können. Denn, auch wenn sich seine Mimik wieder änderte, vor ihrem geistigen Auge blieb die vorherige bestehen und würde sie nicht aufpassen, würde sie demnächst mit den Tränen zu kämpfen haben. Nein, das konnte und wollte sie sich nicht leisten, nicht jetzt, nicht hier... nicht vor ihm!
Da war es wichtiger, dass sie tatsächlich endlich diesen Ort verließ, mit dem Schiff, da sie anderweitig nicht reisen wollte. Nur die Sache mit der Bezahlung, da fehlte es ihr noch an einer entsprechenden Idee. Doch diese würde... nein, musste ihr kommen, bis sie wieder am Hafen wäre. Mit diesem Gedanken bemühte sie sich, sich aufrecht zu halten. Aber auch, ihren Willen durchzusetzen.
Er hingegen wollte zu Fuß reisen. Das könnte er gerne tun, wenngleich er dann definitiv alleine wäre. Einerseits, weil sie sich auf dem Wasser viel wohler fühlte und nicht im Traum daran dachte, auf den Luxus zu verzichten, nicht selbst marschieren zu müssen. Da hätte er ihr wenigstens ein Reittier besorgen müssen, dass sie es sich vielleicht hätte überlegen können. Andererseits jedoch, und das wog bei ihr trotz allem schwerer, wollte sie nicht miterleben, wie er sich verausgabte und deswegen der Zauber von ihm abfiel, der ihn so erfolgreich auf den Beinen hielt. Nein, sie wollte ihn nicht noch einmal halb tot sehen müssen und dabei selbst hilflos sein, weil sie nichts mit der Pflege eines Kranken zu schaffen hatte und bar eines natürlichen Talents im Umgang damit zu sein schien.
Gleichfalls war sie sich nicht sicher, unter dem Eindruck seiner Bösartigkeit stehend, ob sie wirklich wollte, dass ausgerechnet er ihre Eltern finden würde. Ja, sie brauchte Hilfe und ja, sie wäre auch dankbar dafür, nur... was, wenn er ihnen dann etwas antat? Oder alles so drehte, dass sie sich von der jungen Frau mit Abscheu abwenden würden, damit er sie wieder für sich allein hätte?
Schwer schluckte sie bei diesem Gedanken, denn er jagte ihr ebenfalls Angst ein. Schließlich hing sie an ihren Eltern, sogar an ihrem Stiefvater, obwohl sie diese durchaus schamlos ausgenutzt hatte. Allerdings lernte man meistens erst dann zu schätzen, was man hatte, sobald es verloren war. So erging es auch ihr mit ihren Gefühlen zu ihrer Mutter und dem Mann, der sie an Kindesstatt aufgezogen hatte. Sie würde also vorsichtig sein und sich etwas einfallen lassen müssen, um sie vor dieser dunklen, verletzenden Seite zu schützen... und am Ende auch sich selbst.
Doch erst einmal musste sie die Art der Weiterreise durchsetzen. Seine Antwort kam fast wie erwartet, zumindest zu anfangs. Als er dann aber noch einen Schritt weiter ging und sie kurzerhand stehen ließ, sah sie ihm einen unendlich langen Atemzug sprachlos hinterher, wie er sich langsam und entschlossen entfernte. Das war es jetzt? Nach allem, was sie für ihn getan, was sie wegen ihm durchgemacht hatte?!
Ihre Augen begannen verräterisch zu brennen und das holte sie aus ihrer Verblüffung heraus. Entschlossen wischte sie sich die noch trockenen Augen und nickte sich selbst zu, während sie die Hände zu Fäusten ballte. Gut, wenn er es so haben wollte, bitte schön! Sie würde ihren Weg schon finden! Fest kniff sie die Augen zusammen, dass sie ein paar Sterne sah und zwang sich, sich umzudrehen. Er verließ sie... einfach so! Was erlaubte er sich eigentlich?!
Wut stieg in ihr hoch und verhinderte, dass sie ihm nachlief und sich ihrerseits ihm zu Füßen warf. Nein, soweit würde sie sich gewiss nicht erniedrigen, das hatte er nicht verdient! Mochte ihr Herz auch bluten, ihre Tränen später fließen, sie würde ihre Haltung wahren und ihren letzten Rest an Stolz nicht herschenken für jemanden, der sie so behandelte!
Entschlossen, endlich diese finstere Gasse zu verlassen, öffnete sie ihre Augen wieder und wollte losgehen. Sie kam keine zwei Schritte weit, als in ihrem Rücken etwas erklang, dass im Entferntesten Ähnlichkeiten mit ihren bevorzugten garmischen Flüchen aufwies. Irritiert blieb sie stehen und sah über ihre Schulter zurück. Trog sie ihr Blick oder kam er gerade auf sie zu? War das möglich?! Ja, anscheinend, und es kam noch mehr!
Obwohl sie es eigentlich nicht wollte, drehte sie sich langsam zu ihm und konnte ihn so wieder problemlos von vorne sehen, als er vor ihr auf die Knie ging. Die junge Frau blinzelte überrascht und wusste nicht, was sie davon halten sollte, erst recht, als er seine Bitte vortrug. Es fiel ihm nicht leicht, seine Fäuste und seine bebenden Schultern waren ein deutlich erkennbares Zeichen dafür. Und trotzdem tat er es...
Ihre Wut verrauchte ein wenig und beinahe wäre sie geneigt gewesen, ihm ein gnädiges Lächeln zu schenken, um ihn wieder in ihrer Huld aufzunehmen. Wenn... ja, wenn ihr nicht ein Gedanke durch den Kopf geschossen wäre, der sie auch nicht mehr los ließ.
Also verschloss sie ihre Mimik bewusst und verschränkte die Arme vor der Brust, die Haltung absolut aufrecht, als könne sie nichts und niemand umwerfen. "Unter einer Bedingung.", beschied sie ihn kühl und wartete, bis er zu ihr hochsah.
Wie eine gestrenge Herrin blickte sie auf ihn herab und dehnte mit Absicht die Sekunden, bis sie ihn von seiner Unwissenheit ob ihrer Pläne erlöste. "Hör mit deinen Spielchen auf!", begann sie schließlich. "Ich erwarte Ehrlichkeit von dir und fordere sie auch ein. Wenn du mir nur wehtun willst und dich daran aufgeilst, dann sag es jetzt gleich und ich werde gehen. Wenn..." Obwohl sie standhaft zu bleiben versuchte, wurde ihre Miene etwas weicher, ebenso wie ihre Stimmfarbe. "... wenn dir aber etwas an mir liegt, du mich wirklich magst, dann..."
Dann was? Dann sollte er sie küssen? In den Arm nehmen? Noch ganz anderes mit ihr tun, an einem passenderen Ort? Ihre Wangen röteten sich leicht und sie musste den Blick abwenden, weil sie befürchtete, er könne sonst darin ablesen, dass sie trotz allem noch immer empfänglich für seine Nähe wäre und sie dabei so einiges zu tun bereit wäre.
"Dann hör einfach auf, mir Angst einzujagen und mir das Herz brechen zu wollen.", fuhr sie nach einer kurzen Pause mit leicht gepresster Stimme fort.
Flüchtig schloss sie die Augen und versuchte tief durchzuatmen, sofern die stickige Luft um sie herum das überhaupt zuließ. Daraufhin öffnete sie ihre Lider wieder und sah in seine Richtung.
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. Mai 2021, 21:12

Verletzt hatte er sie niemals, jedenfalls nicht physisch, aber Azuras Herz litt. Jenes Herz, das der widerliche Schuft von einem Dunkelelfen regelmäßig auf die Probe stellte und das doch irgendwie an ihm hing. Aber auch Corax schien einen Narren an der Adligen gefressen zu haben. Denn anstatt sie wie zunächst angenommen einfach in den Wind zu schießen, blieb er nicht nur plötzlich stehen, sondern kehrte zu ihr zurück. Er ging sogar noch einen Schritt weiter, kniete sich vor sie und bat sie regelrecht darum, weiterhin ihr Begleiter sein zu dürfen. Hätte Azura sich nicht umgedreht, wäre ihr sein Gang ... nun ... entgangen. Sie hatte gesehen, dass er bei jedem Schritt auf sie zu schneller geworden war, fast als zöge Azura ihn auf magische Weise an. Gleichzeitig erkannte sie nun aber auch seine bebenden Schultern und die zu Fäusten geballten Hände auf seinen Oberschenkeln. Er wich ihrem Blick mit dem gesenkten Kopf aus, dennoch ließen sich manche Dinge nicht leugnen. Die Entscheidung, über seinen Schatten zu springen, fiel ihm nicht leicht. Umso schwerer wog sie, weil er sie getroffen hatte.
Selbst Azura musste das anerkennen. Trotzdem fühlte sie sich gekränkt. Er behandelte sie nicht nur schlecht, sondern hätte sie auch stehen lassen, nach allem, was er ihr angetan hatte. Vor allem, wie er sie verzaubert hatte, dass sie ihn auch jetzt nicht einfach dort in seiner Sehnsucht sitzen lassen und ohne ihn weiterziehen konnte. Darauf bedacht, ihre Zuneigung nicht nach außen zu tragen, um ihm eine Lektion zu erteilen, bemühte sie sich um eine strenge Erscheinung und wartete darauf, dass er den Blick hob. Das dauerte tatsächlich etwas länger. Zunächst kniete Corax nur, auf dieser nicht unbedingt schmutzigen, aber auch nicht gerade einladenden Straße. Das Pflaster war brüchig, alt und besaß nicht den zwergischen Charme des übrigen Nogrot. Beinahe glaubte Azura, auch dort die Schatten tanzen zu sehen, die sich sonst nur an den hauswänden zeigten. Bewegten sie sich? Nun, wenn irgendein Nagetier sein Versteck verließ und unter die nächste Schachtel huschte, huschten auch die verschiedenen Nuancen von Grau an dem gebauten Stein entlang. Es hinterließ ein unganenehmes Gefühl in der Brust, das die weniger Mutigen an ihren Fluchtinstinkt erinnerte.
Auch Azura wollte sich nicht mehr länger hier aufhalten. Die Ungeduld wuchs. Trotzdem hob Corax noch immer nicht den Kopf. Er blickte starr vor sich auf das Gestein, zumindest glaubte sie das. Der Dunkelelf spähte tatsächlich nämlich bereits zum zweiten Mal aus dem Augenwinkel auf den Unrat am Rand der Häuserwände hinüber. Hatte sich dort etwas bewegt? Endlich sah er den Kopf einer Ratte zwischen einem Paar ausgelatschter Stiefel und einem verbeulten Kessel hervor lugen. Das Tierchen war gewitzt genug, den Hals zu strecken, um mit seinen kleinen, schwarzen Augen mehr sehen zu können. Wäre sie nicht so zerrupft gewesen, hätte man die Ratte sogar für niedlich befunden. Corax hingegen jagte sie einen Schauer über den Rücken. Dieser holte ihn wenigstens aus seiner Starre heraus und er schaute endlich zu Azura empor, weil sie die ganze Zeit überhaupt nicht auf seine Aktion reagiert hatte. Unter einer gerunzelten Stirn traf sie Corax' rubinfarbener Blick.
Endlich hatte sie seine Aufmerksamkeit. Also holte sie aus und erlaubte ihm, sie weiterhin zu begleiten. Sie sprach aber ebenso die Bedingungen an. Sie forderte Ehrlichkeit mit ihr und ein Ende seiner Spielchen. Wenn er nichts für sie empfand, musste er sich nicht daran halten, aber dann könnte er sein Glück in einer Zukunft ohne sie suchen gehen.
Corax presste die Lippen aufeinander. Für den Bruchteil einer Sekunde brach auch der Blickkontakt zu Azura ab. Er schaute erneut zu dem Paar Stiefel und dem Kessel herüber, konnte allerdings keinen pelzigen Kopf mehr ausmachen. Er atmete aus und schaute wieder zu Azura hoch. Plötzlich kam mehr Bewegung in ihn. Corax kroch auf den Knien nach vorn. Er breitete die Arme aus, um sie um Azuras Beine zu legen, während er seine Stirn dagegen presste, so dass er sein Gesicht ganz nah an ihrem Schoß an den Schenkel drückte. Eine Hand wanderte empor, um sich an ihren Hintern zu legen. Man hätte seiner Tat einen lüsternen Ton verleihen können, wären seine Worte andere gewesen.
"Ich will dir überhaupt nicht wehtun", sagte er. Dem folgte zunächst nichts. Azura konnte ihn nur atmen hören, als müsste er jedes Wort mit einem Kraftakt von Tausend Kriegern aus sich heraus pressen. "Ich ... mag ... dich..." Schon einmal hatte er das gesagt. Damals, auf dem Schiff und auch dort war hatte er zuvor schwer herum gedruckst, bis es ihm wie ein Schwall Galle aus dem Mund geschwappt war. Es musste eine Tortur für einen Grauschelm darstellen, auch einmal etwas Freundliches zu sagen, das ein Herz vielleicht zum Hüpfen brachte. Bei seinen Zärtlichkeiten hatte er niemals Probleme gehabt.
Und auch nachdem die Beteuerung seiner Zuneigung wenigstens ansatzweise über seine Lippen gedrungen war, fiel ihm das weitere Sprechen wieder leichter. Azura spürte es an der Lockerung seines Griffs um ihren Körper, dass er sich entspannen konnte. "Ich versuch's ... mit der Ehrlichkeit ... soviel ich dir sagen k..." Dann brach er ab. Als hätte er einen Feind entdeckt, ruckte sein Kopf empor. Doch hier in den Gassen war nichts. Sie waren allein, von Ungeziefer und schaurigen Schatten einmal abgesehen. Und Gerüchen...
Corax neigte seine Nase gegen Azuras Schritt. Er schnupperte und gab dann einen betörten Laut von sich. "Du riechst gut", säuselte er, strich mit der Nasenspitze an ihrem Schoß entlang. Wäre die Gegen und die Situation eine andere gewesen, hätte er sie nun wohl entweder entblößt oder sich unter ihre Kleidung verirrt, um auch zu probieren, wie sie schmeckte. So aber blieb es dabei. Er löste sich sogar von ihr, um aufzustehen. "Hast du eine Idee, wie wir auf dein Schiff kommen wollen, mit dem du unbedingt reisen willst? Ich meine, ohne dass man uns über eine Planke wandern lässt, sobald man uns entdeckt." Für ihn war die Sache nun wohl klar, dass er weiter an Azuras Seite reisen würde. Er schien auch zu akzeptieren, den Seeweg zu nutzen - vorausgesetzt, sie hätte einen Plan, wie sie erfolgreich auf das Deck eines Schiffes gelangten, so ganz ohne Geld oder Druckmittel.
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Azura » Mittwoch 2. Juni 2021, 12:47

Was war es eigentlich, das sie so an ihm faszinierte? War es die Tatsache, dass sie so lange miteinander zusammen waren, aneinander gekettet, dass er schließlich der Mann gewesen war, der sie zu einer richtigen Frau gemacht hatte? Noch dazu mit einem Können, das in ihr den Wunsch nach Wiederholung zu wecken verstand.
Nein, derart oberflächlich war sie nicht, da musste einfach mehr dahinter stecken,... oder etwa nicht? Azura wusste es nicht und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wollte sie es auch nicht genauer hinterfragen. Die Antworten könnten ihr nicht gefallen, ganz gleich, in welche Richtung sie ausschlagen würden, sodass sie es lieber bleiben ließ. Zumindest solange, wie sie nicht zu einem anderen Verhalten gezwungen wurde.
Trotzdem schmerzte es, dass er sie, vorläufig, stehen zu lassen gedachte, weil sie nicht nachgab. Aber das hielt nicht lange an, plötzlich kehrte er zurück und kniete sich sogar vor sie hin, um mitgenommen zu werden. Sie schluckte und unterdrückte den Impuls, ihm sanft, beruhigend, tröstend übers Haar zu streichen, als Zeichen dafür, dass sie noch immer Gefühle für ihn hegte. Nein, sie durfte und wollte nicht zu nachgiebig sein, nachdem er sie gerade ein weiteres Mal gekränkt hatte.
Stattdessen kam ihr etwas anderes in den Sinn, das womöglich das Beisammensein einfach gestalten könnte. So streng sie konnte, ragte sie über ihm auf und wartete erstaunlich geduldig darauf, dass er von allein seinen Blick zu ihr anhob. Endlich einmal war sie die Größere von ihnen, obwohl es sie sonst nicht sonderlich störte, immerhin war dadurch seine starke Schulter leichter zum Anlehnen zu erreichen. Aber in diesem Moment war es durchaus passend.
Beinahe hätte sie ihr Vorhaben geändert, weil ihr die Umgebung noch immer ungute Schauer über den Rücken jagte, sobald sie sich dieser wieder bewusster wurde. Jedoch hatte sie sich inzwischen auch soweit daran gewöhnt, dass sie nicht sofort weglaufen wollte, um an einen belebteren Ort, am besten sogar zum Hafen, gehen zu können.
Trotzdem war sie kurz davor, ihren Plan abzubrechen, als er endlich reagierte und etwas zweifelnd zu ihr hoch sah. Innerlich versuchte sie durchzuatmen, um ihre Haltung zu wahren, und stellte ihre Bedingungen dafür, dass sie ihn nicht einfach stehen ließ. Sofern er das überhaupt zugelassen hätte, jetzt, wo er bei ihr bleiben wollte.
Danach wartete sie auf seine Reaktion, hoffte darauf, dass er darauf eingehen würde und hatte zugleich Angst vor seinen Worten. Das Herz pochte wie wild in ihrer Brust und ihre Knie fühlten sich etwas weicher an. Da sie ihn direkt ansah, bemerkte sie, wie er den Blick abwandte.
Sie folgte diesem nicht, denn sie nahm an, das lag daran, dass er für sich eine Entscheidung treffen musste und nicht, dass er mögliche Verfolger witterte. Wenn er ihr nur mehr darüber erzählt hätte! Wahrscheinlich hätte sie ihn dann schlichtweg geschnappt und wäre mit ihm, ganz gleich wie, geflohen, bis sie wirklich unter sich gewesen wären. So jedoch blieb sie, wo sie war, und wartete.
Dennoch war sie nicht auf das vorbereitet, was kam. Als er auf den Knien näher kam, blinzelte sie fragend, während ein sanfter Ausdruck sich in ihre Mimik schlich, als er seine Arme um ihre Beine legte und die Stirn gegen sie drückte. Schon wollte sie, einem Impuls folgend, ihre Hand nun doch auf seinen Schopf legen, als er nach ihrem Hintern griff. Unwillkürlich quiekte sie leise auf und Gefühle ganz anderer Art durchrieselten sie, ließen sie flüchtig sogar ihre Umgebung vergessen.
Dann allerdings besann sie sich wieder und öffnete den Mund, um ihn zurecht zu weisen, sie jetzt nicht abzulenken, nur, weil ihm ihre Worte vermutlich nicht gefielen. Doch da sprach er und seine Erwiderung ließ sie innehalten. Leise seufzte sie und nun senkte sich endlich ihre Hand auf sein Haar. Am liebsten hätte sie sofort nachgehakt, ihn nach dem Warum gefragt, aber sie hoffte darauf, dass er alleine fortfahren würde.
Tatsächlich folgte etwas, das ihr Herz zum noch schnelleren Schlagen brachte und zärtlich strich sie ihm über sein Haupt. Sie lauschte seiner Stimme und merkte ebenfalls, dass er seinen Satz nicht zu Ende brachte. Irritiert blinzelte sie, denn sein Kopf ruckte hoch und er wirkte irgendwie... wachsam?
Ein ungutes Gefühl kroch ihr Rückgrat hoch und auch sie sah sich wieder etwas unsicherer um. "Was ist? Was hast du?", wisperte sie erstickt und wollte nach ihm greifen, um ihn in die Höhe zu ziehen. Sollte er sie in irgendeine Gefahr brachten, wissentlich oder auch nicht, sollte er sie gefälligst auch verteidigen!
Doch sie kam nicht mehr dazu, denn plötzlich spürte sie eine weiche Berührung in ihrer Mitte, die ihr ein mehr überraschtes, denn lustvolles Keuchen entlockte. Sie schauderte sogar und konnte sich einen Atemzug lang nicht entscheiden, wie sie nun reagieren sollte. Was sollte das schon wieder? Zuerst wirkte er ehrlich, dann wachsam und jetzt... Wieso musste er sie ständig so verwirren?!
Immerhin nahm er ihr die Entscheidung ein wenig ab, indem er sich von ihr löste und lediglich ein leises Pochen in ihrem Schoß zurück ließ, das sich nach mehr Beachtung sehnte. Azura beschloss, nicht zu sehr darauf zu achten, und strich sich stattdessen eine Strähne hinter ihr Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. "Auf jeden Fall weiß ich, was du tust, wenn wir mal auf dem Schiff sind.", murmelte sie in sich hinein und kniff sich in die Nasenwurzel, um die soeben geweckten Gefühle wieder in den Griff zu bekommen, ehe sie überhand nehmen könnten.
Daraufhin seufzte sie erneut, ließ ihre Hand sinken und zuckte leicht mit den Schultern. "Ich könnte sagen, ich hätte eine wichtige Botschaft von meinem Stiefvater für einen Handelspartner... oder umgekehrt... oder hätte mich verirrt und müsste unbedingt auf dem Seeweg nach Hause.", schlug sie gleich mehrere Varianten vor, in denen sie die hilflose, junge Frau wäre, die mitleidig Hilfe bekommen würde.
Das Problem dabei war allerdings ihr Begleiter. Welchen Grund gäbe es, dass er an ihrer Seite bleiben könnte? Schließlich sah man ihm deutlich an, zu welchem Volk er gehörte. Nur... etwas anderes fiel ihr im Moment auch nicht ein.
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Erzähler » Freitag 4. Juni 2021, 13:34

Was auch immer Azura an ihrem widerlichen Schuft so anziehend fand, er schaffte es immer wieder, sie damit zu locken. So auch jetzt, als er ihre Beine umklammert hielt, den Kopf gegen ihren Schenkel gepresst und wahrlich sein Bestes geben wollte, sie nicht zu enttäuschen. Er begann bereits damit, als er mit seiner Nasenspitze so verführerisch zart über ihr Zentrum strich. Nur der Stoff ihrer Kleidung lag noch dazwischen und jener bestand lediglich aus den Dingen, die Méllyn ihr überlassen hatte, das Höschen ausgeschlossen. Entsprechend drang auch ihr Duft zu Corax durch. Er wäre diesem beinahe erlegen. Beinahe! Im letzten Moment und bevor Azura die Umgebung noch vergessen und sich ihm doch bereitwillig hingeben könnte, erhob er sich. Es half nichts, wenn sie weiter in der Gasse herum standen. Der Elf blickte sich um, wobei er eher den Boden abzusuchen schien. Ihm wäre es ja am liebsten gewesen, einfach zum Stadttor des Zwergenreichs und hindurch in die Freiheit zu stolzieren. Er wusste, dass Azura dies nicht mitmachte. Sie hatte sich in ihren Kopf gesetzt, den Seeweg zu nehmen. Ihr Plan, auf ein Schiff zu gelangen, war jedoch nicht sehr ausgeklügelt.
Corax lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und schaute Azura mit einer hochgezogenen Braue an. "Ernsthaft?! Das ist dein Plan?" Er rollte mit den Augen, so gar nicht mehr der devote Kerl, welcher eben noch fast gefleht hatte, mitkommen zu dürfen. "Würde jemand, der dir eine wichtige Botschaft anvertraut, nicht wünschen, dass sie auch ankommt? Dann gibt er dir neben der Nachricht auch genug Geld mit auf den Weg, um selbigen bestreiten zu können. Du müsstest weiter lügen und zwar glaubhaft, warum dir die Münzen ausgegangen sind." Er schnaubte. "Adlig, aber bei dir hab ich bisweilen überhaupt kein Geld gesehen. Wir sollten zu Fuß reisen und unterwegs Geld beschaffen." Wie er sich das vorstellte, verriet er nicht. Stattdessen warf Corax die Hände in die Höhe. "Deine Planung ist eine absolute Katastrophe!" Er seufzte, senkte den Kopf. Dass er sie nicht sofort packte, um nun doch seinen mutmaßlich besseren Plan in die Tat umzusetzen, grenze fast an ein Wunder. Doch plötzlich tat er genau dies. Er griff nach Azuras Handgelenk. Nicht grob, aber zielstrebig. "Komm!", befahl er und zog sie bereits hinter sich her. Auch hier ging er überraschender vor. Sollte sie rebellieren wollen, könnte sie es nämlich sofort und Corax bliebe stehen. Er konnte alte Gewohnheiten eines dunkelelfischen Lebens nicht sofort ablegen, aber sie sah sein Bemühen. Er versuchte es. "Sei's drum. Ich habe eine Möglichkeit, uns auf ein Schiff zu befördern. Aber bei Faldor, du musst dann auf mich hören! Und wir werden uns die Reise über versteckt halten müssen. Keine Kabine mit Bett für uns beide, aber eine Schiffsreise für dich. Na lo-" Corax brach ab. Er drehte sich halb zu Azura herum, an der er hatte vorbeiziehen und sie mit sich reißen wollen. Er bemerkte, dass er so auch auf keinen grünen Zweig käme. So schaute er zunächst über die Schulter zurück, ehe er sich ihr ganz zudrehte. Endlich ließ er auch wieder ihr Handgelenk los.
Dann griff er an seinen Gürtel. Zog er eine Waffe? Gift? Seine Finger glitten in eine schmale Gürteltasche hinein. Sie war nicht breit genug, um eine Klinge zu verstecken, aber für einige Fläschchen Gift reichte es sicherlich aus. Umso überraschender war es, als er ein gefaltetes Stück Stoff hervor holte. Er schüttelte es aus und da zeigte sich erst, wie gewaltig es war. Eine Decke aus feinster Seide, die in allen Regenbogenfarben schimmerte. Das konnte unmöglich das Eigentum eines Grauschelms sein, wenn er etwas auf seinen Titel hielt.
Azura hatte das Stück Stoff schon einmal gesehen, jedoch nur so flüchtig, dass sie ihm damals genauso wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte wie der im Fieber liegende Corax. Erst als man sie des Zimmer verwiesen und er sich etwas besser gefühlt hatte, war ihm nicht nur das Tuch aufgefallen, sondern vor allem dessen Wert für ihre weitere Reise.
Corax breitete den Stoff aus, warf ihn halb hoch, dass er aufbauschte und legte ihn sich dann wie einen Umhang um die Schultern. Übrig blieb nur sein Kopf. Dieser schwebte. Der Rest von ihm blieb noch einen Moment bestehen, wobei seine Gestalt sich langsam in Nichts auflöste. Alles, vom Hals abwärts war verschwunden.
"Solang ich mich nicht bewege, bleibe ich unsichtbar", klärte er Azura auf. Dann präsentierte er ihr, was andernfalls passierte. Er hob offenbar eine Hand, denn seine Finger zeigten sich plötzlich wieder. Azura konnte aber im Flirren und Flattern des Stoffes Teile seines Armes erneut erkennen. Wie unter einem Schleier bei starkem Wind sah sie die Konturen dünn hindurch schimmern, ehe sie sich wieder verflüchtigten und erneut aufkamen. Erst als das Zaubertuch seine Falten neu gelegt hatte, war die Oberfläche in der Lage, ihre Umgebung vollends nachzuahmen und Corax' Arm erneut unsichtbar werden zu lassen.
"Das Tuch ist groß genug, dass wir beide drunter passen. Wir müssen uns auf eines der Schiffe schleichen und eine Ecke finden, an der wir Ruhe haben. Dann entdeckt uns auch niemand, sollten wir uns im Schlaf bewegen." Dass sie dann erneut für alles dicht an dicht würden sein müssen, brauchte er nicht zu erwähnen. Auch dieser Plan besaß somit Ecken und Kanten, die es abzuwägen galt.
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Azura » Dienstag 8. Juni 2021, 13:17

Sie versuchte, sich einzureden, dass es lediglich an ihrem Mangel an Erfahrung lag, dass er sie so leicht um den Finger wickeln konnte. Wie auch sonst war zu erklären, dass eine einzelne, federleichte Berührung ihr schon die Knie weich werden lassen konnte?! Sicherlich nicht, weil sie derart große Gefühle für ihn hegte!
Nun ja, ein bisschen schon, aber das war wieder eine vollkommen andere Baustelle, um die sie sich erst recht nicht kümmern wollte, solange sie dazu nicht gezwungen war. Geständnis hin oder her!
Außerdem galt es im Moment weitaus anderes zu klären und nicht, sich mit ihm im Dreck und Gestank zu wälzen. Dazu wollte sie wenigstens eine saubere Umgebung, wenn sie schon auf ein großes, ausladendes und weiches Bett verzichten musste!
Er war mal wieder sprunghaft und obwohl er es ihr schwer machte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, bemühte sie sich darum. Nein, ihr Plan war noch nicht sonderlich durchdacht und sowieso nur auf die Schnelle ausgesprochen.
Seine Reaktion, vor allem das Verdrehen seiner Augen, sorgte dafür, dass sie die Arme vor der Brust verschränkte und einen Schmollmund machte. Um im Anschluss daran die Augen weit aufzureißen und die zartbesaitete Adelige zu mimen. "Was? Geld? Oh nein, wie furchtbar, ich bin beraubt worden!", seufzte sie theatralisch und machte Anstalten, gekonnt in Ohnmacht zu fallen.
Dass sie es nicht tat, lag daran, dass er fortfuhr und ihr damit ein beleidigtes Schnauben entlockte. "Ich war nicht auf eine Reise vorbereitet. Sei lieber froh, sonst hättest du mein gesamtes Gepäck zu tragen gehabt und ich müsste dich ausschimpfen dafür, dass du es verloren hast.", hielt sie angriffslustig dagegen.
Nun war es an ihr, die Augen zu verdrehen. "Ja, natürlich, zu Fuß, damit du dich ja überanstrengst und mir mitten im Nirgendwo krepierst!", schoss sie dagegen und einen Moment lang flackerte echte Sorge in ihrem Blick auf, weil sie befürchtete, seinen Glauben an seinen Zauber damit anzukratzen.
Doch dem schien nicht so zu sein, denn sein plötzlicher Griff um ihr Handgelenk war fest und entschlossen, seine Finger warm und trocken. Nichts erinnerte mehr an seinen verschwitzten Zustand auf dem Krankenlager! Was sie wiederum an etwas erinnerte, bei der seine Magie ebenfalls noch gefragt sein würde. Und wehe, er würde da nicht mitspielen!
Zu erstaunt darüber, was er tat, wehrte sie sich nicht, sondern ließ sich tatsächlich einige Schritt weit mitziehen, bis er von selbst wieder stehen blieb. Seine Erklärung sorgte bei ihr für ein tiefes Stirnrunzeln. "Ich will mich aber nicht verstecken! Ich will an Deck stehen und die Gischt im Gesicht spüren können, ohne, dass mich dauernd jemand anrempelt!", begehrte sie nun doch auf, wenngleich im Tonfall eines Kindes, das die sündhaft teure, absolut angesagte Puppe nicht bekommen sollte, obwohl sie schon direkt davor stand.
Er hingegen griff in seine Hosentasche, was ihre Falten noch vertiefte, und als er das Tuch hervor zog, weiteten sich ihre Augen vor Staunen. Dieses Schimmern, diese kräftigen Farben, diese scheinbare Leichtigkeit... alles wirkte so ungemein kostbar und edel, dass sie gar nicht anders konnte, als es ehrfürchtig berühren zu wollen. Ein Ballkleid daraus... und sie wäre für Monaten die am meisten beneidete Person in ganz Andunie!
Bevor ihre Fingerspitzen jedoch ihr Ziel erreichten, hatte er den Stoff ausgeschüttelt und warf ihn sich wie einen Mantel über. Hatte sie zuvor schon gestaunt, nun öffnete sich sogar ihr Mund, als mit einem Mal nur noch sein Kopf zu sehen war. Wie abstrus! Und dennoch irgendwie faszinierend dieser Anblick. Ob sie ihn deswegen in dem Zimmerchen der Heilerin nicht mehr hatte sehen können? Dabei hatte sie gedacht, es hätte allein an seiner Magie gelegen und nicht an einem... Hilfsmittel. Oh, was man damit in trauter Zweisamkeit alles für Spielchen anstellen könnte!
Unwillkürlich biss sie sich auf die Unterlippe und ihre Wangen röteten sich leicht, ehe sie sich wieder fasste und ihre Gedanken in geordnetere Bahnen zu lenken versuchte. Die Sache war ernst und auch irgendwie dringlich, da musste sie sich konzentrieren. Blöde Nase, die sich vorhin in verbotenen Gefilden befunden hatte!
Sie hatte Mühe, seinen Worten zu lauschen und ohne es bewusst zu tun, musste sie sich an eine andere Szenerie erinnern. "Es sei denn, ich entkleide mich, dann willst du sichtbar sein.", murmelte sie mit einem nur halb unterdrückten Kichern und trat etwas näher.
Sie wollte fühlen, wie es wäre, wenn sie den Stoff berührte, obwohl dieser gerade seinen Zauber entfaltete. Dabei sah sie auch, was geschah, wenn er sich rührte. Fasziniert beobachtete sie diese Nuancen, bis er innehielt und sein Körper wieder verborgen war.
"Mhm...", machte sie nachdenklich zu seinen weiteren Erklärungen und suchte konzentriert nach dem Spalt, durch den sie hinein schlüpfen könnte. Als sie ihn gefunden hatte, versuchte sie, sich ebenfalls unter das Tuch zu begeben, und ließ dabei ihre Finger seine Taille entlang hin zu seinem Rücken zu streichen.
"Du meinst, wenn wir so nahe beisammen sind, bewegst du dich nur im Schlaf?", raunte sie mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen und konnte nicht widerstehen, mit den Fingernägeln sein Rückgrat hinauf und hinab zu streichen. Das musste endlich aufhören! Sie vergaß schon wieder, wo sie sich befanden, mit wem sie hier gerade zusammen war und was sie eigentlich zu besprechen versuchten!
Nur... es war einfach so verlockend, vor allem, weil sie ihn damit auch ein wenig necken und an seiner Beherrschung kratzen wollte. Er sollte ruhig wieder zu ihren Füßen liegen und sie so begehren, wie er es in den heißen Becken getan hatte. Wenngleich sie vorhatte, ihn erst einmal hinzuhalten, bis sie auf dem Schiff und ungestört wären. Nun ja... zumindest theoretisch... wenn er den Spieß nicht umdrehte.
Aber das sollte er besser nicht wagen! Denn dann würde sie... was? Was würde sie dann tun? Sie schmolz allein jetzt schon dahin, ohne, dass er wirklich angefangen hatte, sie zu verführen! Das musste aufhören! Jetzt, sofort... oder lieber irgendwann.
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 13. Juni 2021, 12:26

Endlich gab er nach! Endlich war auch Corax bereit, lieber den Seeweg zu nehmen, dabei hatte er sich bis eben noch sehr störrisch gezeigt. Dann aber war es unter verdrehten Augen aus Azura herausgeplatzt. Sie vertraute der Schelmenmagie - so wie Méllyn sie ihr erklärt hatte - nicht genug. Sobald Corax den Glauben an seine Illusion verlöre, würde er doch wieder verletzt sein, vielleicht sogar fiebrig. Dann könnte sie niemanden zu Hilfe rufen, wenn sie beide irgendwo durch Wald und Feld stiefelten. Und sie selbst könnte nichts tun. Auf einem Schiff sähe das anders aus. Es gab immer jemanden, der für das Wohl der gesamten Mannschaft zuständig war und genug Erfahrung dafür besaß. Azura mochte sich auch vom Wasser angezogen fühlen, doch in ihrem Gedankengang vergaß sie ihren Begleiter nicht. Sie hatte sich entwickelt, steckte immer noch in diesem Prozess, aber sie veränderte sich. Schrittchenweise und mit mehr Empathie für ihre Mitmenschen oder -elfen. Selbst wenn sie es nicht bemerkte, ihr lag etwas daran, dass es auch Corax gut ging.
Ihm fiel es auf. Denn auch er entwickelte sich weiter. Mit einem Mal legte er seine Störrigkeit nämlich ab, starrte Azura nur an. Seine Züge erweichten eine Nuance. Zu viel für ihn, so dass er Azuras Blick auswich und den Kopf zur Seite drehte. "Ich krepiere schon nicht. Ich hab einiges bereits überlebt", murrte er, setzte aber deutlich versöhnlicher nach: "Auf ein Schiff also... hrm... mit deinem schauspielerischen Talent kommen wir da aber nicht weit." Die Neckereien blieben nicht ganz aus. Sie beide würden weitere Schritte in ein besseres Miteinander machen müssen. Das hieß nicht, alles abzulegen und sich so zu verändern, dass man das Interesse am jeweils anderen verlor. Aber es bedeutete aufeinander zu achten und so zu handeln, dass sie beide möglichst zufrieden wären. Es hieß auch, Kompromisse einzugehen. Corax war dazu bereit, als er sich endlich geschlagen gab und den Seeweg akzeptierte. Azuras Pläne hingegen überzeugten ihn nicht und so hielt er es für angebracht, sein Geheimniss preiszugeben. Er zeigte ihr den regenbogenbunt schimmernden Stoff, der ihn fast gänzlich unsichtbar werden ließ. Wer keinen gezielt suchenden Blick in seine Richtung warf, würde das sanfte Flimmern der Umgebung übersehen.
Schon lud er Azura ein, ebenfalls unter den Stoff zu kriechen. Ihr anfängliche Ablehnung löste sich angesichts der schönen Verarbeitung sofort auf. Fasziniert von dem Zaubergewand und dem Wunsch, sich eine Neckerei auch auf seine Kosten nicht entgehen zu lassen, zog es die Adlige in die Arme ihres Schuftes. Unter dem Tuch fühlte es sich warm und geborgen an, aber sie beide darunter blieben sichtbar. Nur Außenstehende mochten sie so nicht sehen, von ihren Gesichtern abgesehen, welche am Rand des Schimmertuchs noch heraus lugten. Corax legte den Stoff nun auch um Azuras Schultern. Außerdem rückte er ganz dicht. Azura roch ihn. Ihn! Nicht den Schweiß und diesen unangenehm süßlichen Dunst von Krankheit, der ihn im Haus von Agnes Moospelz noch befallen hatte. Er duftete auf seine eigene Weise ... anziehend. Männlich.
Es weckte Erinnerungen und eine Sehnsucht nach ihm, die sie selbst nicht ganz fassen konnte. Aber ihn konnte sie fassen, schlang ihre Arme locker um seine Taille und strich mit den Fingernägeln an seinem Rückgrat entlang. Es zeigte Wirkung. Corax bekam eine Gänsehaut auf den Unterarmen. Außerdem konnte sie hören, wie er einmal tief Luft holte, es aber nicht wagte, sie sofort wieder zu entlassen. Sie spürte seine Bauchmuskulatur direkt vor sich, die trainierte Brust und seine Körperwärme.
"Du meinst, wenn wir so nahe beisammen sind, bewegst du dich nur im Schlaf?", deutete sie die Anzüglichkeiten an, die man unter dem Tuch verborgen so treiben könnte. Jetzt hörte sie Corax ausatmen. Er suchte ihren Blick und obgleich seine Wangen vor Verlegenheit tatsächlich ein wenig Farbe gewonnen hatten, sprach er es mit loyalem Ernst aus: "Ich werde mich auf, unter und in dir bewegen, wann immer du es wünschst." Dann blitzten seine Augen auf, dass sie im schattigen Zwielicht unter dem Tuch wie geisterhafte Juwelen im Dunkel auf den bürigen Schatz hinwiesen. "Du scheinst ja Gefallen an meinen Fähigkeiten zu haben." Er grinste schief und dann geschah es. Corax ließ seine Hand an ihrem Körper hinabgleiten, um sich zwischen ihre Beine zu drängen und sie dort sofort mit einigen Streicheleinheiten zu verwöhnen. Er reizte sie, jedoch ging er nicht weiter - dieser Schuft!
Aber auch Azura wollte keine lüsternen Spiele mit ihm in einer stinkenden Gasse begehen. Sie bevorzugte das Schiff und hoffte wohl insgeheim noch darauf, erneut eine Kabine für sich beanspruchen zu können. Andererseits verstand er sein Handwerk und die Finger suchten gerade einen Zugang zu ihrer nackten Haut. Sobald sie diesen fanden, streichelte Corax sie ein-, zweimal und ... ließ das von ihr ab. Dieser widerliche Schuft!
"Ein Vorgeschmack", raunte er ihr zu. "Mehr erhältst du auf dem Schiff, deshalb sollten wir langsam los. Versuch dein Spiel als Adlige auf Mission, die überfallen wurde. Ich bleibe unter dem Stoff verborgen." Er blieb also doch störrisch. "Du bekommst deinen Willen. Ich begleite dich auf's Schiff. Aber ich halte mich im Hintergrund. Mir ist lieber, wenn nicht einer der Besatzung weiß, dass ich da bin. Außerdem macht es deine Geschichte glaubwürdiger, wenn du das einsame, adlige, hilflose Püppchen in Not spielst, das nicht einmal einen Leibwächter an ihrer Seite hat." Er zögerte keine Sekunde. "Was nicht heißt, dass ich nicht auf dich achten werde ... Herrin."
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Azura » Donnerstag 17. Juni 2021, 21:58

Einerseits sehnte sie sich nach dem Meer, der offenen Weite der See und schlicht und ergreifend nach Wasser, weswegen sie eine relativ bequeme Schiffs- der mühseligeren Landreise vorzog. Andererseits aber war da auch ihre Sorge um seinen Gesundheitszustand, der ihr weitaus fragiler erschien, als er ihr weißmachen wollte.
Nicht, dass sie ihm nicht glauben wollte, nichts wäre ihr lieber als das gewesen. Jedoch hatte sie ihn vorhin noch vollkommen ausgelaugt erlebt, als dass sie das noch einmal sehen wollte! Somit bestand sie auf ihren Wunsch... und atmete innerlich auf, als er tatsächlich nachgab und den Sinn dahinter einsah. Zumindest glaubte sie das.
Das Problem bestand jetzt allerdings in ihrem nichtvorhandenen Plan, wie sie ohne Geld und Ansehen auf ein Schiff gelangen wollte. Als heimlicher Passagier, nein, das war nicht ihre Welt. Wenigstens eine eigene Kabine wollte sie haben, wenn sie schon auf den sonstigen, gewohnten Luxus verzichten musste. Nur wie dorthin gelangen, das war die große Frage!
Dass seine Miene weicher wurde, merkte sie hauptsächlich daran, dass er den Blick von ihr abwandte. Es juckte sie beinahe in den Fingern, ihm eine Hand auf die Wange zu legen und ihn sanft zu ihr zurück zu lotsen, als er schon das Wort ergriff.
Leise schnaubte sie und grinste schief. "Das will ich dir auch geraten haben, sonst hol ich dich zurück und versohl dir eigenhändig deinen Hintern.", drohte sie wenig damenhaft und machte daraufhin eine empörte Miene. "Was soll das nun wieder heißen?", gab sie sofort in äußerst pikiertem Tonfall zurück. Sie war eine exzellente Schauspielerin, wie sie fand, schließlcih hatte sie ihren Stiefvater immer und in jeder Situation um den Finger wickeln können!
Ihre Gefühle wurden jedoch nebensächlich, als er das Tuch herausholte und ihr dessen Zauber zeigte. Azura war nicht nur begeistert von dieser Machart, sondern auch gefesselt von der Magie, mit der er sich plötzlich verbergen konnte. Da verwunderte es wohl kaum, dass sie sich nicht lange bitten ließ, in seine Arme zu kommen und sich auch davon einhüllen zu lassen.
Es war angenehm warm unter dem Stoff, so wie bei fast jedem, und dennoch war da noch mehr, was hauptsächlich an ihm lag. An seiner Nähe, seinem Körper, seinem Duft... schlichtweg, an der Erinnerung, was bei all dem auf sie gewartet hatte. Aber sie war sich sicher, nicht nur ihr erging es so, schließlich hatte auch er sich ihr immer wieder genähert und dafür gesorgt, dass sie ihm und seinem Werben schlussendlich erlag.
Sie wollte ihn berühren und sie tat es auch. Die Reaktion sorgte dafür, dass ihr eigener Puls in die Höhe schoss, obwohl sie eigentlich nur ihn hatte reizen wollen.
Mit einem feinen, verschmitzten Schmunzeln sah sie dabei zu ihm auf und ihr wurde heiß und kalt zugleich, als er ihren Blick erwiderte. Nur... seine Antwort fiel nicht ganz so aus, wie sie es sich erhofft hatte. Die junge Frau machte einen kleinen Schmollmund und ließ erneut ihre Nägel sein Rückgrat entlang streichen.
"Du tust geradezu so, als ob du keinen Spaß daran gehabt hattest.", maulte sie, als hätte er ihr etwas, das ihr gerade gut gefiel, weggenommen. Ein Spielzeug, ein schönes Kleid oder eine Vorstellung.
Dann war da jedoch seine Hand, die ihren Weg viel zu zielsicher zwischen ihre Beine fand und sie scharf die Luft einsaugen ließ. Obwohl er außerhalb der Hose blieb, konnte sie deutlich seine Wärme und seine Berührungen fühlen, denn das Material war recht dünn und durchlässig.
Ein leiser, wohliger Seufzer entkam ihr, während sich ihre Fingernägel fester in seinen Rücken bohrten, um dort Halt zu finden. Sie verdrehte die Augen vor Genuss, als er auch noch hinein gelangte und sie direkt berührte. Doch es war viel zu schnell wieder vorbei! Einer Katze gleich maunzte sie beleidigt und schmiegte sich enger an ihn, in der Hoffnung, dadurch mehr davon zu bekommen. Wo sie sich befanden, hatte sie in diesem Moment vergessen.
Bis er wieder sachlicher wurde. Sie brauchte ein paar Atemzüge, bei denen sie sich allmählich auch des unangenehmen Geruchs von außen wieder bewusst wurde, bis sich ihr aufwallendes Blut etwas beruhigt hatte. "Oh, ich brauche definitiv noch ein heißes Bad!", jammerte sie gequält und konnte es trotz allem nicht lassen, mit ihrer Hand gezielt über seinen Schritt zu streichen.
Ihre Art der Rache, ehe sie sich aus dem Tuch heraus wand und in ihr Haar griff, um es etwas zu zerzausen. Das würde besser zu ihrer Geschichte passen, als ein sorgfältig geflochtener Zopf.
Zugleich half es ihr, sich wirklich wieder zu fassen und ihn mit plötzlich Tränen in den Augen anzusehen. "Hilfe, bitte, ich brauche unbedingt Hilfe!", bettelte sie in ihrer besten Schauspielkunst und griff nach dem Tuch, um es wie Halt suchend zu umklammern und einen Mitleid erregenden Anblick zu erzeugen. Wenn ihm das nicht gefiel und davon überzeugte, dass sie sich diesen Weg auf ein Schiff und in eine Kabine erschwindeln könnte, dann wusste sie auch nicht weiter.
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Erzähler » Montag 21. Juni 2021, 14:06

Schon bei der kleinen Anmerkung seitens Corax, sie würde mit ihrem schauspielerischen Talent auf keinen grünen Zweig kommen und sich deshalb einen neuen Plan ausdenken müssen, fühlte Azura sich herausgefordert. Zwar glomm dieser Trotz vorerst als kleiner Funke in ihrem Herzen, doch er war vorhanden. Würde der Dunkelelf die Glut weiter schüren, könnte er sich nicht nur an der Helligkeit der Flammen erfreuen, sondern auch an deren Hitze.
Vorerst aber blieb es bei einem Funken, denn mit dem Vorzeigen des magischen Regenbogentuchs lenkte er sehr gut davon ab. Schon huschte Azura zu Corax unter und drückte sich eng an ihn. Sie genoss die Nähe, stellte erneut ihren heftigen Herzschlag fest und auch die Tatsache, dass die Nähe erwidert wurde. Immerhin schlang Corax seine Arme um ihren Leib. Seine Worte hingegen klangen in ihren Ohren mit wenig Begehren nach. Vielmehr kam es einer loyal beteuerten Dienstleisung gleich, die er erbringen wollte, wann immer es ihren Schoß danach verlangte. Sogleich stellte Azura ihn zur Rede. Er ging auf ihr Zetern nicht mit derselben Methode ein. Ja, er wirkte fast ein bisschen überrascht, dass sie einen ganz wichtigen Faktor vergessen zu haben schien.
"Erinnerst du dich nicht?", fragte er deshalb nach, anstelle direkt zu antworten - wie üblich. "Ich hab mich selbst entmannt. Natürlich verspüre ich nicht ansatzweise die Freuden, die ich dir bereite." Nach wie vor eine schreckliche Erkenntnis, die er mit versteinerter Miene und Emotionslosigkeit überspielte, als beträfe es ihn überhaupt nicht. Sanfter setzte er nach: "Aber es bereitet mir Freude, dich in Ekstasen zu treiben." Außerdem liebte er es offensichtlich, sie zu reizen, indem er ihr eben nicht sofort gab, was ihr Körper mit forderndem Pochen ihrer Mitte so sehr erwartete.
Einen Vorgeschmack dessen bescherte Corax ihr nämlich wiederholt und verschob Weiteres auf eine bessere Umgebung. Auch er wollte nur davon sprechen, schmutzig geworden zu sein, indem er sich süß sündigen Erotikspielen hingab und nicht etwa, indem er sich mit Azura im Unrat Nogrot wälzte. Ihm schien also doch mehr daran zu liegen als er behauptete. Azura versuchte glatt, ihm das zu verdeutlichen, indem sie auch ihre Finger einsetzte. Mit Geschick strich sie über seinen Schritt, musste jedoch feststellen, dass er dieses Mal nicht so intensiv angetan war wie im Haus der Nase - als sie sich für ihn ausgezogen hatte, um ihn aus dem Tuch zu locken. Das Tuch, welches sie beide noch fast gänzlich verbarg.
Corax wollte darunter bleiben, auch auf dem Schiff. Er hatte einfach keine Lust mehr, sich mit den Zwergen abzugeben. Aber es würde auch Azuras Chancen erhöhen, wenn sie nur eine Fahrt für sich würde erreichen müssen. Nach wie vor glaubte der Elf nicht daran, dass sie sich diese mit etwas Mitleid erbetteln könnte. Und jetzt schürte er damit die Glut. Der Funke brach durch, fraß sich durch das Brennmaterial udn entfachte ein loderndes Feuer. Herausgefordert löste Azura sich aus den Armen ihres Begleiters, sowie dessen Tarnumhang.
Mit wenigen Handgriffen gelang es ihr, die Locken zu zerzausen. Es hätte noch mehr Wirkung gehabt, hätte sie in Agnes' Haus nicht mit der Elfe den Zuber benutzt. Aber die Gasse würde ihr auch ein leichtes Aroma der Verzweiflung bescheren. Wenn sie nun noch ihre Kleidung etwas zerriss, könnte man ihr beinahe abkaufen, überfallen worden zu sein. Beinahe. Es fehlten...
"W.... weinst du etwa?!" Corax starrte aus dem Nichts heraus, in das er sich mit Hilfe des Umhangs hüllte. Seine Augen leuchteten zwei schwebenden Rubinen gleich direkt aus der Umgebung, umrahmt von seinem dunklen Gesicht und ein paar einzelnen Strähnen, die unter dem Stoff hervorlugten. Mehr kam zum Vorschein, als Azura in den unsichtbaren Stoff griff. Ein Regenbogen schimmerte um ihre Hände auf und sie zog die Umgebung, dass sie Falten warf. Nein, es handelte sich nur um das Tuch. Es gelgang ihr, dieses fast vollständig von ihrem Begleiter zu ziehen. Corax stand nämlich gänzlich erstarrt vor ihr, beide Hände angehoben, als wollte er sie beschwichtigen. In seinen Augen stand ... aufrichtige Sorge.
Dann machte er einen Schritt nach vorn und noch ehe Azura eine Möglichkeit zum reagieren fand, lagen seine Hände an ihren Wangen. Mit den Daumen verwischte Corax die Tränenspuren. Er suchte Blickkontakt und klang irgendwie verärgert und alarmiert zugleich. "Nein, nein, nein! Nicht weinen, hörst du? Ich bin doch für dich da, Herrin. Sag mir, was ich tun soll, damit du aufhörst."
Er küsste sie - flüchtig, dafür gleich mehrere Male, als wollte er ihre Trauer hinfort küssen. Ohne es zu bemerken, lobte er somit Azuras Schauspielerei in höchsten Tönen, denn er kaufte ihr jede einzelne Träne voll ab. Blieb zu hoffen, dass auch die Zwerge oder zu wem auch immer sie auf ein Schiff wollte, sich ebenso um den kleinen Finger wickeln ließe.
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Azura » Mittwoch 23. Juni 2021, 13:17

Er hatte sie schon mehrmals herausgefordert und tat es beständig noch immer, so wie sie es auch umgekehrt bei ihm versuchte. Es gab ihrer Beziehung im Moment die richtige Würze, denn zumindest sie spornte es an, diese Provokationen anzunehmen und ihm zu zeigen, dass er nicht Recht hatte. So schwelte es auch in ihr, dass er ihre Schauspielkünste anzweifelte.
Das würde sie ihm schon noch zeigen, dass sie sehr wohl in der Lage war, ihren Willen zu bekommen! Gut, bei ihm gelang es ihr nicht derart häufig, wie sie es gerne hätte, aber... nun ja, manchmal war auch besseres danach herausgekommen.
Doch vorerst huschte sie zu ihm unter das Tuch und genoss seine Nähe, hatte den sadistischen, angsteinflößenden Ausdruck in seinem Gesicht erfolgreich verdrängt, der ihr das Herz vorhin noch zusammen gekrampft hatte. Hier, unter dem Stoff und in seinen Armen war es leicht, das Vergessen zu finden und sich ganz wohligen Gefühlen widmen zu können.
Wäre da nicht die Tatsache, dass sie danach gierte, auch sein Begehren nach ihr zu wecken. Sie wollte, dass er von sich aus auf sie zukam und darauf drängte, dass sie sich wieder vereinigten, und es nicht allein deswegen tat, weil sie es wünschte. Das mochte ab und zu Spaß machen, allerdings kränkte es sie auch in ihrem weiblichen Stolz und zeigte ihr viel zu deutlich auf, dass ihr die Erfahrung in diesem Bereich fehlte.
Dabei wollte sie, dass die Männer ihr scharenweise zu Füßen lagen und sie ins Bett bekommen wollten allein für einen wohlwollenden Blick! Nicht, dass sie es auch bekämen, jedoch sollten sie sich nach ihr verzehren. Und auch dieser störrische Esel von Dunkelelf sollte ihr gegenüber so fühlen, anstatt dauernd dafür zu sorgen, dass sie ihn anschmachtete!
Bei seiner Erwiderung machte sie einen Schmollmund. "Na und? Das heißt noch lange nicht, dass es dir nicht trotzdem gefallen könnte!", murrte sie beleidigt, ließ sich aber durch seinen Nachsatz ein wenig besänftigen. Ebenso wie durch seine Finger, die viel zu viel versprachen, ohne es sofort einzuhalten.
Oh, wenn sie nur schon in ihrer Kabine auf dem Schiff wären! Dieses Mal bräuchte sie ihm nichts an sündigen Spielen unterstellen, denn bei dieser Fahrt wollte sie gar nichts anderes haben! Und um ihm das auch zu verdeutlichen, wollte sie es ihm gleich tun, indem sie über seine empfindlichste Stelle strich. Fast schon kränkte es sie, dass er nicht sofort darauf ansprang, während es zwischen ihren Schenkeln noch immer fordernd pochte.
Doch er schaffte es, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Er zweifelte noch immer an ihren Fähigkeiten, andere um den Finger zu wickeln? Nun, dann sollte er mal eine richtige Kostprobe erhalten!
Azura löste sich von ihm, trat hervor und bearbeitete flüchtig ihre Frisur, um etwas zerzaust zu wirken. Lediglich auf das Beschmieren mit Undefinierbarem aus ihrem direkten Umfeld verzichtete sie, ebenso wie darauf, die neue Kleidung zu ruinieren. Schließlich hatte sie keinen Ersatz dabei und müsste noch längere Zeit damit auskommen. Nein, die wirkliche, gewinnbringende Wirkung wollte sie anderweitig erzielen und dazu gehörte ein Mittel, des jedes adelige Mädchen in Andunie beherrschen sollte: plötzliche, dick hervorquellende Krokodilstränen!
Die junge Frau war eine Meisterin darin und so klammerte sie sich schlagartig an das Tuch, während sie ihn mit feuchten Augen anstarrte. Seine Reaktion stellte sie, gelinde gesagt, äußerst zufrieden. Sie musste sich zusammen reißen, um bei seinem erschrockenen Starren und der Frage nicht zu grinsen und sich somit zu enttarnen. Stattdessen setzte sie noch einige herzzerreißende Klagelaute hinzu, unterdrückte Schluchzer, in dem verzweifelten Versuch, sich zu beherrschen.
Bis er plötzlich nach ihrem Gesicht griff. Wärme legte sich auf ihre Wangen und ließ ihr Herz sogleich schneller schlagen. Schon spürte sie seine Lippen und senkte instinktiv ihre Lider etwas, weil sie seine Zärtlichkeiten zu genießen wusste. Solange, bis sie davon ausgehen konnte, ihn endlich überzeugt zu haben.
Sie sah ihn wieder direkt an und keine Spur war mehr in ihrem Blick von all dem Leid und Schrecken zu erkennen, die soeben noch ihre Tränen hatten fließen lassen. Ja, sogar ihre Lippen kräuselten sich zu einem feinen, zufriedenen Lächeln, während sie eine Hand in seinen Nacken legte und ihm nun ihrerseits einen Kuss stehlen wollte. "Zuerst kannst du mich gebührend bewundern und in den höchsten Tönen loben.", neckte sie ihn herausfordernd, als sie zurück sank und ihren Griff zu lösen begann.
"Und dann... dann solltest du dir klar darüber werden, wie du das bei der Heilerin hinbekommen hast, dass du wieder gesund bist. Wenn das einmal klappt, dann sollte es doch auch an anderer Stelle funktionieren!", säuselte sie und fasste ihm erneut in den Schritt, um ihm vor Augen zu führen, worauf ihre Schlussfolgerung abzielte.
Denn sie konnte sich nicht denken, dass eine derart aufwendige Illusion wie von den Halbtoten aufzuerstehen schwieriger sein sollte, als einem entmannten Kerl wieder mehr Eigenvergnügen bescheren zu können. Und sie wollte auch einmal erleben, wie es mit einem körperlich vollständigen Liebhaber wäre! Wobei sie sich dafür nicht jemand anderes suchen wollte, sondern ihn als diesen einen haben wollte.
"Und jetzt sollten wir langsam gehen, sonst legt heute vielleicht kein Kapitän mehr ab.", murmelte sie, mehr zu sich selbst, denn zu ihm, da es ihr schwer fiel, ihre Hand von ihm zu lösen, deren Finger wie von selbst damit begonnen hatten, seine Form durch den Stoff hindurch abzutasten.
Viel zu sehr lockte sie die Herausforderung, ihn ebenfalls so zu reizen und zum Vergehen vor Sehnsucht zu bringen, wie es ihm so spielerisch bei ihr stets gelang. Wenn sie nur mehr Wissen hätte, um einem Mann in diesem Metier den Verstand zu rauben!
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Re: Durch die Gassen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. Juni 2021, 19:14

"Du ... du hast mich hereingelegt." Der Überraschung folgte, dass Corax einen halben Schritt zurücksetzte, sich wieder gerade aufrichtete, dass sein Kopf aus dem Umhang offen herausragte und somit stolz in der Luft schwebte. Einzig der Ausdruck auf seinem Gesicht zeugte davon, dass er kein bisschen stolz darauf war, in ihre schauspielerische Falle getappt zu sein. Vielmehr erinnerte er nun wieder an ein großes Kind. Die Unterlippe war zu einem Schmollmund vorgezogen, der Blick trotzig. Fehlte nur noch, dass er hörbar den Inhalt seiner Nase hochzog und eine Zahnlücke zeigte! Das Bild wäre perfekt. Und obwohl Azura seine Arme nun nicht mehr sehen konnte, passte es zu gut, dass er sie wohl verschränkt hielt. Vielleicht tippte er sogar mit der Fußspitze, weil er die bittere Pille schlucken musste, von ihr hereingelegt worden zu sein. Grauschelme im Allgemeinen oder Corax im Speziellen vertrugen ihre eigene Medizin nicht sehr gut.
"Das zahl ich dir zurück", brummelte er griesgrämig. Überraschenderweise blieb es vorerst dabei. Trotz seiner Mimik kam es zu keiner aufbrausenden Trotzreaktion, keinem Geschrei und er packte sich auch nicht Azura, um sie erneut wie einen Sack über der Schulter umher zu tragen. Er fügte lediglich an: "Na, wenigstens werden die Zwerge und Seefahrer im Hafen dann auch auf dein Geheul hereinfallen. Die sind ja noch eine ganze Schippe leichter zu beeindrucken als ... als ..." Er brummte, warf die Hände über den Kopf, dass zeitweise sein Körper wieder zum Vorschein kam. "Die sind strohdumm!", quäkte er. Seine Stimme überschlug sich sogar dabei. Oh, es ärgerte ihn, auf Azura hereingefallen zu sein. Vielleicht könnte sie es in der Schiffskabine wieder gut machen, die sie nach wie vor als gegeben sah. Sie würde diese schon erlangen. Mit weniger gäbe sich eine Frau ihres Standes nicht zufrieden.
Nach allem, was sie erlebt hatte, musste sie immer noch lernen, dass sich die Welt nicht immer ihrem Willen beugte. Wahrscheinlicher schien es jedoch wirklich, einen Platz auf einem Schiff zu erhalten als dass Corax noch einmal in seinem Leben das Begehren und die ekstatische Freude erleben sollte, die ihr bereits wieder durch sangtes Pochen in ihrem Schoß schmackhaft gemacht worden war. Er hatte erneut auf seinen Zustand hingewiesen. Da gab es nichts zu rütteln, wenn es nach ihm ging. Doch auch hier gab Azura nicht auf. Vielmehr, sie als Adlige gab sich mit vorgelegten Fakten nicht zufrieden. Alles sollte nach ihrem Willen geschehen!
Sogleich machte sie ihn darauf aufmerksam, dass auch seine schnelle Heilung unglaubwürdig war und dennoch funktioniert hatte. Mit Méllyns Informationen im Hinterkopf schlussfolgerte Azura, dass es seine Schelmenmagie war, die ihm die Illusion einer vollständigen Genesung vorgaukelte. Solange er dran glaubte, wäre es die Wahrheit. Das hatte die Elfe ihr gesagt. Warum dies nicht erweitern auf ein Umfeld, das sowohl ihm als auch ihr zum Vorteil gereichen würde? Sie streckte die Finger erneut nach seinem Schritt aus, packte sanft zu, dass sich seines Manneskraft unter dem Hosenstoff etwas abhob. Es tat sich jedoch nichts. Ihr Griff bewirkte nichts bei ihm wie seiner in ihrem Schoß. Nicht, solange er keine Illusion heraufbeschwor.
Corax jedoch seufzte. "Ich fühl mich fast geschmeichelt, weil du mich für so mächtig hältst. Aber..." Er verstummte, nickte ihr nur zu. Auch er wollte sich endlich auf den Weg machen. So drückte er ihre Hand von seinem Schritt fort und verbarg sich wieder unter dem Umhang. Dieses Mal vollständig, so dass Azura nicht einmal mehr seine Augen sehen konnte. Nur seine Stimme vernahm sie.
"Geh voraus, ich folge dir", raunte er ihr zu. Er blieb in der Nähe.

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