Der Schankraum

Diese Schenke verdankt ihrem Namen der Hitze im Innern. Die Wüste Sar ist nichts dagegen. Manch einer fragt sich, wie es die Gäste überhaupt aushalten. Mit viel Wein und Wasser lautet die Antwort.
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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Freitag 14. März 2008, 20:57

Sein Lachen war verstummt, als der Wirt erschien. Er stellte das Essen auf dem Tisch und verlangte auch sofort das Geld. Erstaunlicherweise wollte Ronar den Preis wissen, den Chandas Essen ausmachte. <i>Also doch keine Einladung... nun denn, da muss ich also noch bis heute Abend auf meinen Rucksack warten.</i>
Sie griff in ihre Rockfalte und holte ihren eigenen Geldbeutel heraus. Schließlich fanden sich 5 Goldmünzen auf dem Tisch wieder. <i>Das war aber genug Ehrlichkeit für einen Tag; Stiefel und Essen. Beides Dinge, die man sich auch anders hätte beschaffen können. Aber gut, heute ist mein ehrlicher Tag. Und ab jetzt ist er beendet.</i>
Ihre Augen wanderten hoch zu dem Wirt und mit zuckersüßer Stimme meinte sie: "Es gibt auch selbstständige Frauen, mein Herr."
Kurz darauf kam ihr ein Gedanke; Dieser Mann kannte sicherlich nur ein Gewerbe, wo die Frauen arbeiten gingen: Prostitution. Sicherlich gab es auch die in Sarma, überall konnte man Frauen kaufen. Wobei hier sicherlich alle Einnahmen in die Hände der Zuhälter fiel und die Frauen, wahrscheinlich auch Sklaven, von der Gnade ihrer Herren lebten.
Gut, dann war sie eben Edelhure.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Sonntag 16. März 2008, 18:07

Der Wirt blickte einen Augenblick verdutzt zu seinen beiden Kunden. Dann zuckte er nur mit den Schultern; seine Kundschaft ging ihn nicht an, wenn sie nur zahlte. Und da sie es in diesem Fall getan hatte, konnte es ihm egal sein, was unter ihnen vorging.
"Also, solltet ihr noch etwas brauchen, sagt es mir."

Schnell drehte er sich um und wandte sich seinem nächsten Kunden zu. Ronar sah Chanda einen Moment an und zog eine Augenbraue hoch.

"Ihr habt den armen Mann ganz verwirrt. Das war nicht besonders nett von euch... er hat sicherlich noch nicht viele Frauen kennen gelernt, die so etwas zu ihm sagen."

Er machte sie daran, seinen Braten mit einem Messer zu zerkleinern und steckte sie dann ein Stück in den Mund, um es genüßlich zu kauen.

"Übrigens muss ich euch nachher für kurze Zeit alleine lassen; ihr wollt doch euren Rucksack wieder? Es dauert nicht weiter lange, aber ich weigere mich euch mitzunehmen... ihr könntet sonst meinen, ich hätte euch dazu überredet. Meint ihr, ihr schafft es, nicht von irgendeinem Sklavenhändler aufgegriffen zu werden?"

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Sonntag 16. März 2008, 22:12

"Ja, armer verwirrter Mann, sicherlich hat er jetzt einen seelischen Umsturz erlebt dank meiner Worte," sagte sie im sarkastischem Tone und blickte dann auf ihre Suppe. Ein Stück von dem Brot wurde abgerissen und in die Flüssigkeit getungt. Kurz darauf landete es im Munde.
So begann sie nun die Suppe mit dem Löffel zu essen, langsam aber anscheinend völlg damit beschäftigt.
Kurz darauf hob sie wieder den Blick, als Ronar das Wort erhob. Mit ausdruckloser Miene und den Löffel in der Luft schwebend, ruhte ihr Blick auf den Manne ihr gegenüber.
"Ausreden.... wahrscheinlich führt Ihr selbst ein Freudenhaus oder Sklavenverkauf."
Sie nahm noch einen Löffel, verbrannte sich dabei aber beinahe den Gaumen und verzog die Miene. <i>Elender Fraß.</i> Schnell schluckte sie die Kartoffelstücke und was sich sonst noch so in der Suppe befand, hinunter und trank einen Schluck Wasser.
"Aber gut, ich bin nicht scharf darauf Eure Herberge oder dergleichen zu sehen. Geht ruhig. Ich warte hier."
Ihr linker Mundwinkel zuckte leicht und beraubte ihren Worten wieder die Ernsthaftigkeit. <i>Ich könnte auf mein Zimmer zurück gehen, noch ist kein ganzer Tag vergangenen, seit ich es bezogen und dafür bezahlt hatte -beziehungsweise Elena. Ich könne mich ausruhen oder... mh... was bot sich denn sonst noch so an?</i>
Sie ging einige Möglichkeiten durch, fand aber noch keine Beschäftigung, der sie nachgehen konnte. Ihr würde sicherlich etwas einfallen.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Montag 17. März 2008, 20:15

Einen Moment blickte Ronar sie empört an. Ihre letzten Worte hatten ihn verletzt, doch war er nicht erpicht darauf das zuzugeben.

"Also wirklich, was ihr mir zutraut... ich führe doch kein Freudenhaus!"

Das letzte Wort schien er beinahe auszuspucken und sah sie nur kopfschüttelnd an, während er schnell aufaß und sein Dunkelbier mit einem Zug ausleerte.

"Aber ich kann euch auch nicht mitnehmen, um euch zu beweisen, dass das stimmt. Das ärgert mich jetzt aber..."

Verdrießlich klopfte er mit seinem Fuß auf dem Boden und stand dann schnell auf, wobei er mit einer raschen Bewegung seine Robe glatt strich.

"Ich mache mich jetzt auf den Weg. Ach, falls ihr euch langweilt könntet ihr Lysanthors Tempel aufsuchen. Er ist einen Besuch sicherlich wert. Solltet ihr zwischendurch woanders hingehen, sagt es mir bitte jetzt. Sonst seht ihr euren Rucksack nicht mehr wieder"

Er lachte fröhlich und wartete noch einen Moment ab, was Chanda sagen würde.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Montag 17. März 2008, 21:44

<i>Aha, also doch ein Sklavenhändler. Hab ichs doch gewusst!</i>
Während er recht schnell aß, ließ Chanda sich Zeit und schlürfte ihre Suppe genüsslich. Als Ronar das Bier geleert hatte, hatte sie ihre Suppe noch nicht ganz fertig. Hastig stand er auf und gab ihr noch einen Ratschlag, was sie mit ihrer 'freien' Zeit anfangen könnte.
Als wenn sie sich nicht alleine beschäftigen könnte...
Dennoch lächelte sie, als könne sie kein Wässerchen trüben. "Danke für den Tipp. Aber ich glaube ich ruhe mich aus."
Wie um ihre Worte zu bestätigen, unterdrückte sie nur mühsam ein Gähnen. "Macht Euch keine Sorgen für mich... ihr werdet mich auf meinem Zimmer finden. Auf meinem Bett, um genau zu sein."
Ein vielsagendes Grinsen huschte über ihre Lippen, fand sie es doch amüsant so laut über solch indiskrete Dinge zu sprechen. Sollte jemand der Anwesenden ihre Worte vernommen haben, wäre dieser sich nun ganz sicher, dass sie eine Hure wäre. Sie hatte ihren Oberkörper ein wenig zur Seite, in seine Richtung nachdem er aufgestanden war, gedreht, lehnte den rechten Arm über die Stuhllehne und wickelte eine ihrer blonden Locken um den Finger.
Ihre Haltung wirkte in diesem Augenblick für jeden Männerblick einladend, beinahe anzüglich.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 19. März 2008, 20:54

"In Ordnung, wenn ihr meint... Wenn ihr das hier so laut heraus posaunt könnte es allerdings passieren, dass ihr ungewünschten Besuch bekommt. Oder ist er sogar erwünscht? Zum verprügeln oder als Bettgenosse? Ich werde jedenfalls für keines von beiden einspringen. Amüsiert euch gut."

Ronar nickte kurz und drehte sich dann mit wehender Robe um, um die Schenke mit schnellen Schritten zu verlassen.

Nun war Chanda also alleine. Der Wirt schenkte ihr keinerlei Beachtung mehr, sondern bediente Seelenruhig seine Gäste. Auch sie sollte bald fertig sein, sonst würde er sie vielleicht rausschmeißen, um den Tisch wieder frei zu haben. In Sarma konnte es ohne männlichen Begleiter manchmal höchst unpraktisch werden. Wenn man allerdings auf Prügeleien wartete, war diese Stadt der geeignete Ort um auf solche zu stoßen.

Am Nebentisch machte man gerade einige Witze über Chandas Verhalten. Er war nur von Männern besetzt, die es anscheinend lustig fanden, dass eine Frau sich derartig benahm.
Zuletzt geändert von Erzähler am Mittwoch 19. März 2008, 20:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Donnerstag 20. März 2008, 21:08

Diese Abfuhr glich einem Eimer eiskalten Wassers. Ihre Miene wandelte sich so schnell, dass man meinen konnte, sie wechsle ihre Maske. Wie konnte dieser Kerl so derartig bescheuert sein? <i>Verklemmt sind sie hier auch noch, wenn man Dinge direkt heraus sagt. Ganz tolles Völkchen! Es wird Zeit, dass ich hier verschwinde.</i>
Die Suppe war nun uninteressant geworden und ruckartig stand Chanda auf. Die Männer am Nachbartisch tuschelten ganz eindeutig über sie. "Wie alte Waschweiber," sagte sie laut und drehte sich dann ab, durchschritt den Schankraum und ging die Treppe hoch in ihr Zimmer. Dort knallte sie die Tür zu und drehte den Schlüssel um, waren ihr Ronars Worte doch noch im Gedächtnis geblieben. Die Nacht zuvor hatte sie auch ungewollten Besuch bekommen, so etwas würde ihr nicht noch einmal passieren. Die Luft in dem kleinen Raum war warm und stickig, also zog sie die dünnen Gardinen zu um die einfallenden Sonnenstrahlen zu mindern.
Die Waschschüssel, die neben dem Bett auf einer kleinen Komode stand, war noch gefüllt, also tauchte Chanda beide Hände hinein und wusch sich das Gesicht. Die letzten Tage waren so verwirrend gewesen... die Piraten, die sie getötet hatte. Blut... ihr kam es so vor, als sehnte sich etwas danach, diese Tat vom Schiff zu wiederholen. Den elenden Kerlen in der Schenke einfach die Kehle durchzuschneiden, sodass sie gurgelnd zu Boden fielen und nicht mehr reden konnten.
Beinahe erschreckte sie vor ihren eigenen Gedanken, konnte aber nicht verhindern, diese Vorstellung zu genießen.

Die Schwüle in dem Zimmer machte ihr ein wenig zu schaffen, trotzdem legte sie sich auf das Bett, faltete die Hände unter dem Hinterkopf und starrte die dreckige Decke an.
Sie beschloss diesen Ronar weg zu schicken, nachdem sie ihren Rucksack wieder haben würde. Seine klugscheißerische Art ging ihr auf den Geist, vor allem jetzt, nachdem er sie so derart kalt abgewiesen hatte. Sie hatte nicht wirklich vorgehabt ihr Angebot wahr zu machen, auch wenn sie ihn neben sich nicht verschmäht hätte. Er hatte seinen Reiz - gehabt. Nun sollte er doch in die Wüste gehen, sich mit den Sandkörnern anfreunden und eine Frau nehmen, die ihm die Füße küssen würde. <i>Mädchen, du klingst ja beinahe verbittert! Hör auf zu flennen, denk lieber darüber nach, was du auf dem Festland machen wirst.</i>
Mit einem Seufzen legte sie sich auf die Seite, zog die Knie an und versuchte ihren Kopf frei zu kriegen.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 20. März 2008, 21:32

Während Chanda so auf ihrem Bett lag und nachdachte verstrich einige Zeit. Die brütende Hitze kühlte langsam etwas ab und wurde sogar erträglicher. So viel ging ihr durch den Kopf. Viele ihrer Gedanken hingen mit Ronar zusammen; wieso hatte er sie so abgewiesen?

Auf einmal wurde die Tür aufgestoßen. Doch anstelle eines Mannes, der ihrer Aufforderung nachgekommen war, stand ein junges Mädchen auf der Schwelle. Langes, braunes Haar, das ihr bis zur Hüfte reichte, umwallte sie und ihre mandelförmigen Augen blickten frech drein. Dennoch sah sie an sich nett aus... vielleicht ein wenig zu nett für einige Menschen.
Als sie Chanda erblickte lief sie freudestrahlend zu ihr und ließ sich neben ihr aufs Bett plumpsen.

"Hallo, ihr seid die Frau, wegen der Ronar heute schon den ganzen Tag meine Anwesenheit verschmäht? Chanda, oder? Ihr seht nett aus, ich glaube, ich mag euch. Nicht so, wie all die anderen Frauen in Sarma, euer Blick ist anders. Eigenwilliger."

Sie betrachtete Chanda prüfend und lachte breit.

"Kein Wunder, dass mein Bruder euch mir vorzieht. Aber jetzt ist er verschwunden... dabei habe ich mich so darauf gefreut, ihn hier zu überraschen."

Etwas beleidigt starrte sie auf den Boden, doch als sie Chanda ansah wurde ihre Miene gleich etwas fröhlicher.

"Ich bin übrigens seine Schwester Allihallaria. Ein schrecklicher Name, aber ihr dürft mich Allira nennen. Das kling viel schöner."

Sie streckte Chanda die Hand hin und ergriff ihre, um sie zu schütteln.

"Findet ihr es nicht auch grässlich, dass er immer bei seinen Freunden rumhängt? Ich finde es gar nicht toll das er Mitglied bei den Wüstendieben ist, obwohl ich ja eigentlich auch dazugehöre... aber ich vernachlässige meine Pflicht zu häufig, sagen sie, deshalb mögen sie mich nicht."

Sie lachte leise in sich hinein, dann schlug sie sich plötzlich mit der flachen Hand auf den Mund.

"Ups, Ronar mag es ja gar nicht, wenn ich fremden Leuten von ihm erzähle. Aber ihr wusstet doch, dass er ein Wüstendieb ist, oder?"

Flehend sah sie Chanda an, doch an sich wirkte es nicht so, als wäre es ihr wichtig, dass sie es wusste. Vermutlich hätte sie sowieso die Geheimnisse über ihren Bruder ausgeplaudert.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Donnerstag 20. März 2008, 21:57

Es vergingen sicherlich einige Stunden, da brach die Tür auf einmal auf. Hatte sie diese nicht abgeschlossen? Erschrocken fuhr sie auf, hatte sie doch beinahe geschlafen und blinzelte nun benommen. Anscheinend konnte man diese Tür nicht abschließen und es ließ sich nur der Schlüssel wirkungslos herumdrehen. Schon mit dem Schlimmsten rechnend, schwang sie die Beine über die Bettkante, aber bevor sie gänzlich aufsprang erkannte sie die weiblichen Formen. Etwas erleichtert aber dennoch in Alarmbereitschaft, sah Chanda verdutzt dabei zu, wie sich ein ein junges Mädchen einfach neben sie auf das Bett fallen ließ, als habe sie nie etwas anderes getan.
Kurz darauf plapperte sie auch schon los.
So schnell konnte Chanda gar nicht begreifen was man ihr da an den Kopf warf. <i>"Kein Wunder, dass mein Bruder euch mir vorzieht."</i>
Der Kerl hatte eine Schwester? Was würde noch alles kommen? Aber die folgenden Worte waren ebenso überraschend, nachdem das Mädchen namens Allira Chandas Hand gegriffen hatte und sich vorstellte.
<i>"Ich finde es gar nicht toll das er Mitglied bei den Wüstendieben ist...."</i> Wüstendieben? Hatte Ronar diese nicht schon einmal beim Kauf der Stiefel erwähnt? Ach deswegen konnte er damit drohen... er gehörte einer kriminellen Organisation an. Kein Freudenhaus, kein Sklavenmarkt. Aber ob diese Variante Erleichterung verschaffen sollte?
Fraglich.
Noch etwas in Gedanken erkannte sie schließlich Alliras flehenden Blick. Schnell meinte sie: "Ich weiß davon."
Was hätte sie auch sonst sagen sollen? Jetzt hatte sie mal die Möglichkeit etwas mehr über Ronar zu erfahren. Also kein ehrlicher Bursche, wusste sie es doch! Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. Wurde auch mal Zeit, dass sich das Blatt wendete.
"Ronar müsste übrigens bald wieder kommen, also vielleicht wirst du ihn heute doch noch zu Gesicht bekommen."
Chandas misstrauische Miene war schnell gewichen, da sie erkannt hatte, dass sie von diesem Mädchen vielleicht etwas mehr erfahren konnte.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremde Frau » Samstag 22. März 2008, 20:05

Leicht seufzte Allira auf. Dann stutzte sie und blickte Chanda überrascht an.

"Ronar hat euch erzählt, dass er Mitglied bei den... das kann ich nicht glauben! Er erzählt es NIE jemandem von sich aus. Er ist so furchtbar verschwiegen und er traut niemanden. Die meisten Leute sind zuerst erschrocken, wenn sie hören, was er ist, dann lassen sie ihn Ruhe. Er ist einsam und er glaubt, dass dies der Grund ist. Er hasst die Wüstendiebe, doch sie nahmen ihn auf als er ganz klein war und sie sind ihm eine Familie geworden."

Sie machte eine kurze Pause und starrte gegen die Wand. Dann sah sie wieder Chanda in die Augen.

"Das ist der Grund, warum er sie nicht alleine und im Stich lassen kann. Denn in seinem Inneren ist er ein guter Mensch; auch wenn er manchmal nicht so wirkt. Wenn er euch das erzählt hat... dann muss er euch wirklich vertrauen."

Die letzten Worte waren leise ausgesprochen; kaum ein Flüstern. Allira konnte es nicht glauben; ihr Bruder hatte tatsächlich jemanden gefunden, dem er vertraute? Das Chanda vielleicht log kam ihr gar nicht erst in den Sinn.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Samstag 22. März 2008, 21:17

Und sie plauderte unbekümmert weiter, auch wenn die gelogene 'Tatsache', das Ronar Chanda erzählt hätte, das er Mitglied bei dieser Wüstenbande sei, dieses Mädchen doch ziemlich erstaunte. Um ihr Erstaunen ein wenig abzumildern, fügte Chanda beschwichtigend hinzu: "Direkt hat er es nicht gesagt, sondern eher angedeutet. Den Rest konnte ich mir selbst zusammen reimen."
Sie lächelte knapp. "Ich glaube, so sehr vertraut er mir nicht."
<i>Und das wäre auch schön dumm, wenn er dies täte,</i> fügte sie in Gedanken hinzu. Aber dann dachte sie über die anderen Worte des Mädchens nach. Ein Mann mit Herzen, nur tief versteckt. Wie süß. Gerade solche Leute fand Chanda beängstigend, da man nicht so recht wissen konnte, ob sie ehrlich waren oder nicht. Bei den unehrlichen konnte man sich sicher sein, dass sie es waren, nur die Ehrlichen, die waren irgendwie mal ehrlich, dann wieder nicht. Kompliziert so etwas. Sie selbst gehörte ja eher zur ersten Kategorie, log sie doch besser als die meisten Halunken, selbst wenn es manchmal gar nicht nötig war. Aber es trainierte sie, denn lügen war auch eine Kunst und wenn man sie gut beherrschte, standen einem schon gleich viel mehr Türen offen. Wahrheit und Ehrlichkeit, zwei Dinge, auf die man sich nicht verlassen konnte; Ersteres war meist eine Sache der Interpretation, Zweiteres etwas so Seltenes, dass man es in seinem Leben wohl kaum finden würde.
"Schon schwierig so zwischen den Fronten zu stehen. Wenn man sich mit dem Herzen nicht entscheiden kann, wohin man gehört..."
<i>Du bist so fies, Chanda, das kenne ich ja gar nicht von dir. Trittst du neuerdings immer auf den Gefühlen anderer herum? Dafür machst du deine Sache aber ausgesprochen gut, muss ich ja schon sagen.</i> Die hochgewachsene Frau begann einige geflochtene Strähnen aus den langen blonden Haare zu lösen, bis schließlich alles verschwunden war; Die etlichen kleinen Spangen, Bänder und Zöpfe. Wirkten ihre Haare vorher schon füllig, so waren sie es nun wirklich, außerdem erkannte man nun, wir lang sie eigentlich waren.
"Das Ronar sehr verschwiegen ist, ist mir auch schon aufgefallen. Er hatte seine Freude daran alles mögliche aus mir herauszuquetschen, aber über seine Wenigkeit ausgesprochen wenig preiszugeben."
Sie stand auf und trat zum Fenster. Immer noch saß in ihrem Halse ein widerlicher Kloß, wenn sie daran dachte, wie Ronar sie eiskalt abserviert hatte. Gerne würde sie Allira fragen, ob er Frauen immer so abgeneigt war, aber dafür musste sie zugeben, dass er sie verschmäht hatte und dazu war sie sich zu eitel.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von fremde Frau » Samstag 22. März 2008, 21:31

Allira stellte sich neben Chanda ans Fenster und betrachtete die Straße. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen, einerseits munter, andererseits wirkte es unendlich traurig.

"Er hat es also doch nicht gesagt. Was das andere angeht; ja, er erfährt gerne viel über andere Menschen. Er nutzt sie aus, auch wenn ich nicht glaube, dass er das mit euch vorhatte. Es ist eine Gewohnheit seinerseits und er will sie nicht ablegen auch wenn das manchmal vielleicht besser wäre."

Sie betrachtete Chanda lange und strich ihr sanft durch die nun offenen Haare.

"So schönes Haar... Ihr wirkt irgendwie verletzt. Ich kann nicht beschreiben in welcher Hinsicht, aber es wirkt auf mich, als würde euch etwas bedrücken. Bitte sagt mir was, vielleicht kann ich eure Schmerzen lindern. Sollte es mit Ronar zusammen hängen; sollte er euch irgendwie angefasst oder verletzt haben, sagt es mir. Der wird von mir ordentlich durchgewaschen, dass er nicht mehr weiß, wo hinten und wo vorne ist!"

Verärgert sah sie nach draußen und es sah aus, als würde sie gerne die Wand eintreten. Anscheinend neigte sie zu heftigen Gefühlsschwankungen.

"Dieser unsensible Grobian tut anderen Menschen manchmal furchtbar weh... er meint es nicht böse, aber er soll verdammt sein, sollte er der Grund für eure Traurigkeit sein! Ich könnte es nicht ertragen, wenn er meine Freundin verletzt haben sollte."

Einen Moment besagte ihr Blick, dass sie am liebsten den Wirt umbringen würde, um sich abzureagieren, dann besann sie sich und schüttelte entschuldigend den Kopf.

"Verzeiht, ich steiger mich oft in eine Sache hinein. Aber ihr solltet wissen, dass ihr mir alles erzählen könnt, auch wenn es nicht mit meinem Bruder zusammen hängt."

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Samstag 22. März 2008, 22:39

Das hatte Chanda auch nie behauptet; Sie hatte nicht gesagt, dass Ronar ihr erzählt hätte, dass er Wüstendieb war. Chanda hatt nur gesagt, sie wüsste davon, ein anderer Wortlaut und nicht gleichbedeutend. Darin lag der Unterschied, man musste wissen wie man sich ausdrückte, damit man den Sinn dieser im Notfall auch noch umdrehen konnte.
Gerade noch sah es so aus, als würde Allira mehr über Ronar ausplappern, da schnitt sie aber etwas an, was Chanda gar nicht gefiel. Hatte man ihr etwa diese privaten Gedanken angesehen? Gar nicht gut. Aber Alliras heftiger Gefühlsausbruch, unverkennbar in ihrer Gestik und Mimik, gab ihr Zeit ihre eigene Miene zu verändern und sich etwas auszudenken. Schnell hatte sie eine Lösung gefunden.
Ein Lachen.
"Nein, er hat mir nicht weh getan. Er hat sich mir gegenüber lammfromm verhalten, Ihr müsst ihn nicht durchlöchern. Wirklich, ich bin nicht traurig oder dergleichen."
Sie schenkte der Jüngeren ein Lächeln. "Außerdem solltet Ihr aufpassen, dass Ihr in Euren Gefühlen mehr Ordnung bringt, das könnte Euch irgendwann sonst zum Verhängnis werden. Körper und Geist sollten möglichst im Einklang sein und wenn deine Gedanken in Aufruhr sind, wird das mit den Gefühlen auch nichts."
So viele Ratschläge auf einmal? Aber gut, dann gab sie sich jetzt mal freundlich und hilfsbereit, etwas ganze Seltenes, aber nichts Ungewöhnliches.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Sonntag 23. März 2008, 11:01

Erleichtert seufzte Allira auf und erwiderte Chandas Lächeln.

"Dann bin ich beruhigt. Das mit meinen Gefühlen... vermutlich stimmt, was ihr gesagt habt. Seid ihr eine Magierin? Es hat sich so angehört, als wäre es ein Ratschlag um Magie freizusetzen..."

Neugierig betrachtete sie Chandas Gesicht, als könne sie irgendetwas Magisches darin entdecken.

"Ihr müsst es mir nicht sagen. Ich weiß gerne genauso viel über andere Leute wie mein Bruder. Das ist eine Eigenschaft die wir uns angeeignet haben um zu überleben. Mein Anlauf war vermutlich nicht besonders geschickt... aber ich will euch nicht ausnützen!"

Sie machte eine kurze Pause und als sie gerade noch etwas sagen wollte wurde die Tür wieder aufgestoßen. Ronar stand darin, den Rucksack von Chanda in der linken Hand. Entgeistert sah er Allira an.

"Was höre ich da? Der Wirt hat erzählt du seist hier heraufgekommen... Ich habe dir gesagt, dass du dich nicht in meine Angelegenheiten einmischen sollst! Was hast du ihr erzählt? Sprich, närrisches Weib!"

Die letzten Worte hatte er beinahe geschrien. Sein Gesicht war Zornverzerrt und seine Haare standen wüst in alle Richtungen ab. Als sein Blick zu Chanda wanderte seufzte er leicht auf und warf ihr den Rucksack zu. Müde ließ er sich auf das Bett sinken.

"Sie hat euch erzählt, wer ich bin, nicht wahr? Ihr dürft machen was ihr wollt, meine Vereinbarung gilt nicht mehr. Lena hatte versprochen IHR nichts zu erzählen. Sie plaudert meine Geheimnisse immer munter aus. Meine Vereinbarung gilt nicht mehr und ihr dürft machen, was ihr wollt. Der Tag mir euch hat mir spaß gemacht, aber ich kann euch nun zu nichts mehr zwingen, da ihr wisst, wer ich bin."

Deprimiert stützte er den Kopf in beide Hände. Allira stand nur ruhig da und betrachtete gelassen die Situation.

"Ihr seid ein Narr, Bruder!"
Ihre Worte waren verächtlich gesprochen.
"Lass sie doch zuerst sagen, was sie dazu meint. Außerdem hat sie gesagt, dass sie es sich sowieso schon gedacht hatte. Du bist immer so furchtbar voreilig!"

Von Ronar kam nur ein leichtes Stöhnen.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Sonntag 23. März 2008, 14:49

Chanda warf Allira auf ihre neugierige Frage hin einen vielsagenden Seitenblick zu. "Man muss keine Magierin sein um das zu wissen. Und danach zu leben schadet auch nicht. Aber meine Fähigkeiten sind... rudimentär, belanglos." Sie schenkte dem Mädchen ein schelmisches Grinsen, dann wurde auf einmal die Tür aufgestoßen und eine bekannte Gestalt erschien im Türrahmen. Chanda war dabei herumgewirbelt, wobei ihr die nun offenen Haare etwas die Sicht versperrten. Sofort spürte sie die Wut, die von Ronar ausging und es geschah beinahe von selbst, dass sie zwischen ihren Händen ein Energieband bündelte um es zur Not auf den aufgebrachten großen Bruder zu werfen.
Aber sie beherrschte sich.
"Hör auf das Mädchen so anzuschreien, du Esel." Prompt landete ihr geliebter Rucksack in ihren Händen. Diesen schenkte sie aber vorerst keine Beachtung, sondern stellte ihn zu ihren Füßen. Soso, die Abmachung war also geplatzt. Und das nur, weil sie nun wusste, dass er einer Diebesbande angehörte? Also wenn sie die Möglichkeit hätte und es keine Einschränkung der Freiheit bedeutete, würde sie sich auch einer Bande abschließen, aber dazu war sie doch viel zu eigenwillig.
Sie ging einige Schritte auf Ronar zu, der nun ziemlich betrübt auf dem Bett saß, anscheinend war seine Wut in Verzweiflung umgeschlagen. Die geladene Spannung im Zimmer nahm Chanda wahr und entschied sich dafür, sie zu vertreiben. Erst erschien ein Grinsen auf ihre Lippen, was man durchaus als listig bezeichnen könnte, aber anstatt das irgendwelche Worte der Erpressung oder Beleidigungen ihre Lippen verließen, seufzte sie nur gespielt.
"Tz tz tz. Ihr beide seid ganz schön aufbracht, also beruhigt euch erst einmal."
Die Rolle als angebliche Friedensstifterin gefiel ihr für den Moment, dann sprach sie im lockeren, unbekümmerten Tonfall weiter.
"Ronar, dachtest du wirklich ich sei so naiv zu denken, dass du der liebe nette Nachbar von nebenan wärst? Du hast dir zwar ziemlich viel Mühe gegeben diesen Schein zu wahren, aber da bist du leider bei der Falschen geraten. Das kannst du vielleicht bei den Scharen dummer Gänse hier auf der Insel versuchen, aber nicht bei mir."
Sie wickelte eine blonde Strähne um ihren Finger und fuhr fort. "Wärst du von Anfang an ehrlich gewesen, hätte ich dich sogar sympathisch gefunden. So aber... naja." Wie sie da vor ihm stand und auf ihn herab blickte, glich sie eher einer Richterin, die das Urteil sprach.
Und ihr gefiel diese Position.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Montag 31. März 2008, 21:46

Ein verbittertes Lächeln glitt auf Ronars Züge und verharrte dort. Seine Stimme klang mürrisch als er sprach, von dem freundlichen Tonfall, den er sonst immer benutzte war nichts mehr zu hören.

"So, nun sind wir also schon beim vertraulichen `du`? Nun, mir soll es recht sein, Chanda. Und ich war ehrlich. Jedenfalls habe ich dich nie angelogen; ich habe nur nicht alles über mich erzählt. Du mir doch sicherlich auch nicht... dazu vertraust du mir zu wenig."

Er ließ seinen Blick kurz zu Allira wandern und sah dann wieder zu Chanda.

"Ich habe dich sympathisch gefunden, obwohl du mir nicht viel sagtest. Wenn ich dich jetzt sehr verbittert habe, dann tut es mir Leid. Jedenfalls kannst du jetzt gehen, wohin du willst. Du hast mir gegenüber keinerlei Verpflichtungen, ebenso wie ich dir keine mehr habe."

Allira sah ihren Bruder, der sich langsam vom Bett erhob, nur kurz an und schüttelte dann den Kopf, wobei sie Chanda am Ärmel packte und die andere Frau schief angrinste.

"Mag sein, dass mein Bruder dich so schnell aufgibt. Aber ich lasse dich nicht so einfach gehen. Immerhin sind wir doch Freundinnen."

Sie hatte ebenfalls das vertrauliche "du" übernommen und ging nun anscheinend auch noch der Annahme, Chanda wäre damit einverstanden, wenn sie sie als Freundin bezeichnete.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Dienstag 1. April 2008, 00:13

Sein fremder Tonfall brachte sie ein wenig aus dem Konzept. Hatte er wirklich alles nur vorgespielt? Wahrscheinlich auch so ein verlogener Drecksack, der mit Frauen handelte. Pah! Sowas konnte sie nicht gebrauchen, auch wenn etwas in ihrer Brust leicht zwirbelte, pieckte und zuckte.
"Natürlich habe ich dir nicht alles erzählt. Man kann nicht erwarten auf den Seiten, die man in einem Buch wahllos und unbestimmt aufschlägt, alle Antworten zu finden. Manchmal muss man genauer hinsehen oder weiterblättern."
Ein resigniertes Seufzen konnte sie gerade noch verhindern, stattdessen fuhr sie sich nur mit der Hand durch die Haare. Was machte sie nun mit diesen Mann? Ihn gehen und vergessen lassen, so wie er es ihr soeben unterbreitete? <i>"Ich habe dich sympathisch gefunden, obwohl du mir nicht viel sagtest..."</i> Waren wenigstens diese Worte ernst gemeint? Andererseits, wieso sollte er jetzt noch lügen? Als Ronar aufstand befand sie sich in einer Zwickmühle ihrer Gefühle: Gehen lassen oder noch etwas sagen? Und wenn ja - was?
"Bevor du gehst und ich morgen das Schiff nach Andunie nehme und wir uns wohl nie wieder sehen werden..." Langsam ging sie auf ihn zu, viel näher als sie es zuvor je getan hatte. Das Allira sie am Ärmel gegriffen und sie als Freundin tituliert hatte, war ihr gleichgültig. Es war für sie sowieso unverständlich, was dieses Mädchen von ihr wollte.
Sie sah nun zu Ronar auf, auch wenn es nur wenige Zentmeter waren, die er größer war als sie, und fixierte ihre grünen Augen in den seinen. Und ganz unerwartet beugte sie sich zu ihm vor bis sich ihre Lippen berührten. Es war kein liebloser, kalter Kuss, wie man es vielleicht von ihr erwartet hätte. Auch wenn er nur kurz andauerte, hatte sie doch eine gewisse Zärtlichkeit darin hinein gelegt. Nachdem sich ihre Lippen wieder voneiander trennten, blickte Chanda ihn weiterhin unverwandt an. "Davor solltest du wissen, dass wir Frauen vom Festland sicherlich keine kalten, großmauligen Felsbrocken sind."
Ein Grinsen huschte über ihre zart rosanen Lippen.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Samstag 5. April 2008, 15:36

Ronar stutzte einen Moment, als Chandas Lippen die seinen berührten, dann erwiderte er ihren kurzen Kuss leidenschaftlich. Als sie sich wieder von ihm löste sah es für einen kurzen Moment so aus, als würde er sie an sich reißen, dann schüttelte er den Kopf. War es Enttäuschung, die sich da in seinen Augen widerspiegelte?

"Chanda, du solltest einen Mann nicht so verführen. Ich wäre viel stärker als du und wenn ich mich nicht mehr beherrschen kann, könnte das unschön für dich ausgehen. Selbst eine Frau vom Festland kann sich in gewissen Situationen nicht wehren."

Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen, dann blickten seine Augen wieder ernst. Seine Hand zuckte zu Chandas Gesicht, bevor er sie wieder senkte.

"Ich würde trotzdem gerne mit dir nach Andunie. Ich war fast noch nie auf dem Festland, immer nur auf dieser verfluchten Insel! Aber sie ist meine Heimat und in gewisser Weise liebe ich sie auch. Wenn du es also erlaubst... ich komme gerne mit."

Erwartungsvoll sah er sie an. Auf einmal wirkte er wie ein kleiner Junge, der seine Mutter um Süßes anbettelt.
Allira sagte nichts, was schon an sich ungewöhnlich schien, sondern stand nur am Fenster und blickte nach draußen. Es schien fast, als würde sie auf irgendetwas oder irgendjemanden warten.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Samstag 5. April 2008, 19:29

Die Überraschung war ihm gelungen, wie sie an seiner Miene erkennen konnte, auch wenn er merkwürdigerweise den Kopf schüttelte. Hatte er etwa Hemmungen? Wovor? Dass seine Schwester noch anwesend war und er sich vor ihr nicht bloßstellen wollte? Seine Worte brachten sie zum Schmunzeln.
"Ach, da zeigt man dir ein wenig Zuneigung und bekommt als Dank eine Drohung. Wenn du Angst um deine Selbstkontrolle hast, dann sollte man dich vielleicht in Ketten legen. Ich würde diesen Part nur liebend gerne übernehmen."
Die Augen funkelten vielsagend und beobachteten, wie er seine hand andeutungsweise angehoben hatte, sie dann aber sinken ließ. Was hielt ihn davon ab, sie anzufassen? War er in Wirklichkeit ein brutaler Mann, der nicht mit Frauen umgehen konnte? Oder hatte er gar sadistische Züge?

Seine nächsten Worten unterbrachen ihre ausschweifenden Gedanken. Ihre Gesichtszüge entglitten ihr und sie sah wirklich etwas überrumpelt aus. <i>Ich hätte das mit dem Kuss lassen sollen, jetzt werde ich ihn bestimmt nicht mehr los!</i> Und ein Anhängsel war das Letzte, was sie gebrauchen konnte.
Sie riss sich aber zusammen und meinte möglichst gelassen: "Die Stadt ist nicht viel anders als Sarmas Hafen, nur ein wenig größer. Fisch und Schiffe und viele Schänken."
Schnell dachte sie nach. Sie sollte ihm klar sagen, wozu sie bereit war und wozu nicht. "Pass auf, ich bin kein guter Fremdenführer und auch nicht besonders geduldig. Außerdem... weiß ich selbst nicht, wie lange es mich in Andunie halten soll. Ich- suche schon seit Längerem nach etwas Bestimmten, was sich bisher aber noch nicht finden ließ."
Sie räusperte sich und sah Ronar ernst entgegen. Nun machte es keinen Sinn ihm etwas vorzumachen. Sollte er doch wissen, dass sie auf einer dauerhaften Reise ohne festem Ziel war.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Montag 7. April 2008, 23:02

"So, nach was suchst du denn? Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht. Etwas gefährliches, geheimes, oder etwas, dass nur für euch wert hat? Kann man damit jemanden töten?"

Ein lüsternes Grinsen erschien in seinem Gesicht, dann verwischte es wieder, als wäre es nie da gewesen, statt dessen lachte Ronar wieder fröhlich, wie er es schon so oft getan hatte.

"Ihr müsst es mir schon sagen; sonst verfolge ich euch und bereite euch unangenehme Tage und Nächte, versprochen. Dann werdet ihr mich nie wieder los, bis ihr mir diese Frage beantwortet habt."

Er wollte gerade noch etwas hinzusetzten, als Allira erschrocken Luft einsog. Alarmiert sprang Ronar neben sie ans Fenster, während er Chanda bedeutete leise zu sein. Seine Miene verfinsterte sich als er nach draußen sah und er blickte seine Schwester besorgt an. Diese nickte nur und sah dann zu der anderen jungen Frau. Ronar begann mit leiser Stimme zu reden.

"Chanda, du musst uns jetzt zuhören und überleg erstmal, bevor du antwortest, aber lass dir nicht zulange Zeit, denn die haben wir nicht mehr. Uns ist etwas blödes passiert und jetzt müssen wir es ausbaden. Es kann gut sein, dass wir die ganze Diebesgilde Sarmas am Hals haben und wir wollen dich nicht in unsere Angelegenheiten reinziehen, wenn du es nicht willst."

Allira nickte stumm und er fuhr fort.

"Wir hatten eigentlich vor, mit dir nach Andunie zu reisen um uns dort aus dem Staub zu machen, aber es scheint, als hätte man unseren... tja, vielleicht sollte ich es als 'Verrat' bezeichnen, entdeckt. Es war dumm von mir, Lenas Bitte nicht abzuschlagen. Man hat uns zusammen gesehen und vermutet nun, dass du uns geholfen hast. Vielleicht könntest du noch entkommen, wenn du uns verlässt, aber mit uns könnte es sicherer sein, wobei ich mir da keineswegs sicher bin. Also, kommst du mit uns?"

Fragend blickten die beiden Wüstendiebe sie an und erwarteten schweigend ihre Antwort. Lag in ihren Augen tatsächlich Angst? Angst vor was? Dem Bund der Wüstendiebe oder um sie, um Chanda?

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Dienstag 8. April 2008, 16:21

Der kurz auftretende Ausdruck auf Ronars Zügen hatte ihr einmal mehr gesagt, dass sie diesen Mann nicht vertrauen konnte - egal wie fröhlich er danach wieder dreinblickte. Sie öffnete kurz den Mund um etwas zu sagen, da entfuhr Allira ein erschrockener Laut. Ohne ein Wort über ihre Lippen zu bringen, schloss Chanda den Mund wieder und sah den beiden die Aufregung an, was an sich auch nicht weiter schwer war. Sie bekamen also Besuch. Leider keinen erfreulichen.
Mit nunmehr ernster Miene lauschte Chanda ihren Worten.
Das furchtsame Aufflackern in den Augen der beiden Banditen -denn anscheinend waren sie nichts anderes- ermahnte Chanda, jetzt aufmerksam zu sein. Daher wollte Ronar so schnell auf das Festland! Jetzt wurde ihr auch so einiges klar. Innerlich hatte sie sich schon gefragt, wieso er so besessen darauf war, sich an ihre Fersen nach Andunie zu heften. Es hatte nichts mit ihr zu tun... natürlich nicht.
Ihre Miene bekam nun einen harten Ausdruck und die grünen Augen wirkten kalt. Sie griff sich in die vollen Haare, fasste sie zusammen und band sie zusammen. Dann ging sie zum Fenster und griff nach ihren Seesack, in welchen sie noch ihre alten Schuhe tat.
"Dann sollten wir uns beeilen."
Kühl, aber gedämpft, drang ihre Stimme in das Gehör und ließ nichts mehr von der Frau übrig, welche zuvor beinahe verführerisch geklungen hatte. Chanda verstand es sich zu wandeln, wenn es die Situation erforderte.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. April 2008, 21:49

Erleichtert seufzte Ronar auf und öffnete die Tür, die leise knarzte, ebenso wie die Bretter, aus denen der Boden bestand. Allira sprang schon die Treppe hinunter und man hörte sie gedämpft mit dem Wirt reden. Ihr Bruder erklärte kurz. Anscheinend hatten er unddie Wüstendiebin schon zuvor einiges abgesprochen.

"Sie fragt ihn nach einen Hinterausgang. Der Wirt dürfte davon nicht besonders begeistert sein; aber wir sind gute Kunden gewesen, außerdem weiß er nicht, dass wir die Diebe nicht mehr hinter uns haben; jedenfalls die meisten Diebe."

Die letzten Worte ließ er einfach so in der Luft stehen, während er Chanda vor sich her schob und ihr folgte. Seine Schwester nickte unten nur einmal Kurz; der Wirt ging wieder seinen Geschäften nach und schien sich anscheinend nicht um die Leute zu kümmern, die soeben einen Hinterausgang verlangt hatten. Allira flüsterte leise zu den anderen Beiden:

"Er wollte mir zuerst nicht sagen, wo wir noch hinauskönnen... aber ich weiß jetzt, wo wir lang müssen. Dort hinten; die Küche hat noch einen zweiten Ausgang. Eigentlich nicht ungewöhnlich und sicherlich auch nicht unbedingt unauffällig, aber auf jeden Fall ganz nützlich."

Bei ihrem letzten Wort drehte sie sich auf dem Absatz um und ging schnellen Schrittes zur Theke, hinter der sich ein Eingang zur Küche befand. Kurz blickte sie nach hinten und bedeute ihrem Bruder und ihrer neu gewonnenen Freundin, ihr zu folgen.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Mittwoch 9. April 2008, 16:20

Schweigend folgte sie den beiden Halunken nach unten in den Schankraum. Allira sprach derweil mit dem Wirt und fragte nach einem Hinterausgang, wie Ronar sie aufklärte. Ihren Seesack hatte sie nun geschultert und wartete geduldig ab. In solchen Situationen fiel es ihr leichter ruhig zu bleiben, dahingegen war sie in Momenten, wo sie Gefühle eingestehen musste oder dergleichen, unglaublich unruhig. Jetzt ruhten ihre Augen nur auf dem Eingang des Wirtshauses, falls sie schneller Besuch bekämen, als es ihnen lieb war.
Da kam Allira schon wieder und sagte, sie könnten durch die Küche verschwinden. Chanda nickte nur und folgte ihr. Kurz versuchte sie sich Revue zu machen, was geschehen war: Eigentlich wäre sie niemals in so viele unangenehme Situationen geraten, wenn sie alleine geblieben wäre und sich nur auf sich verlassen hätte. Aber sobald sie sich jemanden anschloss, sei es nur um sich durch eine Stadt führen zu lassen, begannen die Probleme schon. <i>Ein Überleben ist besser möglich, wenn man alleine reist. Freunde oder Reisegefährten machen nur Probleme.</i> Sobald sie in Andunie sein würde -mit oder ohne Ronar und Schwester- würde sie versuchen ihren Weg nur noch verdeckt zu finden. Vielleicht sollte sie abends unterwegs sein? Nein, nicht immer, aber häufiger.
Sie blickte auf, als sie in die Küche traten und sah sich um.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Erzähler » Montag 14. April 2008, 19:59

Gerade als die kleine Gruppe durch die Tür nach draußen gehen wollte hielt eine junge Frau, wohl eine Magd Allira am Ärmel fest. Sie hatte ihre braunen Haare zu einem Knoten hochgesteckt. Ihre dunklen Augen sahen hart zu der Wüstendiebin, die ein ganzes Stück größer als die Küchenmagd war, auf und in ihnen stand keinerlei Wohlwollen.

"Ihr dürft hier nicht lang. Die Küche dürfen nur die Angestellten, der Wirt und seine Frau betreten! Ihr seid hier nicht erwünscht. Solltet ihr nicht sofort von hier verschwinden, dann muss ich leider Schreien."

Allira befreite ihren Arm und wollte Ronar folgen, der mit zwei großen Schritten zu der Hintertür angelangt war, doch die Magd rief beinnahe hysterisch.

"Nein, nicht diesen Ausgang! Der ist nur für das Personal! Ihr dürft dort nicht hinaus... geht da lang, wo jeder vernünftige Mensch langgehen würde; durch den Vordereingang. Hört ihr..."

Ronar hielt ihr energisch den Mund zu, als sie immer lauter wurde. Einige erstickende Laute drangen aus ihrer Kehle, und ihre Augen strahlten tiefe Verzweiflung aus. der Wüstendieb verpasste ihr einen harten Schlag an die linke Schläfe und die Magd sank zu Boden. Ronar nickte in Richtung Ausgang und warf Chanda einen entschuldigenden Blich zu.

"Ich wollte sie nicht töten, aber wir können uns nicht leisten, dass sie etwas über uns ausplaudert. Besser sie als wir. Wer sich uns in den Weg stellt muss leider die Konsequenzen tragen. So ist das Leben nun mal... Hart und gemein."

Gleichgültig zuckte er mit den Achseln.

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Re: Der Schankraum

Beitrag von Chanda » Montag 14. April 2008, 20:55

Chanda sah an der Miene der Küchenmagd sofort, dass sie ihnen nicht den Weg frei machen würde. Törichtes Weib! Wegen solchen dummen Menschen geriet man also immerzu in Bedrängnis, dabei hätte die Frau noch nicht einmal etwas davon, wenn sie die kleine Gruppe aufhielt. Was hatte sie zu verbergen? Etwa die Tatsache, dass man in der Küche Ratten und Menschenfleisch verarbeitete? Chandas Magen machte sogleich einen Hüpfer nach oben Richtung Hals, als ihr einfiel, dass sie ja selbst hier gespeist hatte.
Kein guter Einfall über so etwas nachzudenken.
Genervt rollte sie mit den Augen, als die Stimme der Magd lauter wurde. Aber ehe Chanda reagieren konnte, war Ronar schon zur Stelle und hielt ihr den Mund zu. Er hatte ausgesprochen schnell reagiert und mit beinahe beruflicher Perfektion schickte er die Magd ins Jenseits. Chanda wollte sich ihre Entgeisterung nicht ansehen lassen, aber sie konnte nicht anders. Verwundert starrte sie den Wüstendieb mit der Narbe im Gesicht an und runzelte die Stirn. <i>Pass auf, sonst endest du nicht besser als diese Frau.</i>
Eine Warnung an sich selbst würde Chanda sich zu Herzen nehmen.
Da richteten auch seine entschuldigenden Worte nichts mehr aus. Aber sie hütete sich davor etwas zu sagen, sich dazu zu äußern. Schnell kaschierte sie ihre entgleiste Miene mit der gewohnten kühlen Arroganz. Erst als Ronar sich umgewandt hatte, warf sie noch einen letzten Blick auf die Magd. <i>So schnell konnte ein Leben enden.</i> Sein Schulterzucken verriet ihr, dass er sich nicht viel aus dem verschenkten Leben machte.
<i>Wenn wir es nicht schaffen sollten, werde ich mir eine kluge Geschichte ausdenken müssen, damit man mir keinen Mord anheftet. Ich werde sie verraten, wenn es sein muss. Ich war nur eine Gefangene, man hatte mich als Deckung benutzt. Ja, so etwas in der Art werd ich schwören. Aber erst einmal gilt es von dieser verfluchten Insel zu kommen!</i>

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